Re i s e n a ch der Insel Kreta im griechischen Archipelagus im Jahre I8l? von F. W. Sieber der Regensburger botan. Gesellschaft, der köuigl. Akademie zu München, der uttturforscheudeu Gesellschaft zu Paris corre- spondirendem und der russisch kais. Akad- zu Mosc.m vldelttllchem Mitgliede. Zweyter Band. Mtt Kupfern nnd Karten. teipzig und Sorau bey F r i e d r i 6) Fleischer» 18 2 3. - , . Uebersicht des Inhalts des zweyten Theils. Seite Beschreibung der Insel Kreta...... z Beschreibung der Gebirge Ävcta'S..... 7 Verbreitung der weißen Verge ..... » Ida........... i Kastanieubaum.....» . . . yu Mauldeerbaum......... 82 Garteufrüchte oder Gemüse ...... ß2 Waldblume . . . . ^..... 84 Der Cypressenba»m........ «.'i Cederdaun,......... 87 Platanenbaum. kl»t«nu» ...... b? — IV. — Seite Orientalischer Crdbeerbaum, ^ncllücbne! . . . . g» Pinie. Italienische Kiefcr...... 88 Die Kiefer von Alcppo....... y9 Die Eiche ......... ^^ Die Wallone«'oder Kelch-Eiche..... zy Wiesenbau ......... g^ Hausthlere ......... ^z Wilde Thiere........ . «8 Bienenzucht......... zyo Der Seidenbau ...».».. 405 Schulen.......... ii)3 Religionszusiand........ zy7 Künste und Wissenschaften ...... »34» Krankheiten in Kreta. Die Pest . . - . . 445 Die I.?i»ru, der Aussatz.......455 Semiotischc' Anfragen darüber an künftige Beobachter . zzy Einwohner......... 477 Griechen .......... 203 Geschichte von Kreta....... 2N Negieruugiiform, öffentliche Angelegenheiten, Sitten und Gebrauche der alten Kreter..... 247 Sklaven.......... 2^ Alte Geographie von Kreta -..»., 257 Snidte mid kleinere Ortschaften (alphabetisch) . . . 2«k Das Labyrinth......» » . 293 Gebirge Kretas (alphabetisch) .»«».. 397 Flüsse (alphabetisch)........ ^^ Vorgebirge, liowonw»», an der Südseite der Insel . ßoZ nach lvr Insel Kreta lm griechischen Archipel. Zweiter Theil. Beschreibung der Insel Kreta. Die Insel Kreta, von den Venctiancrn Candia oder, nach Morosini, Oandilla, unttr den Saracenen die Insel des Curupes, von ihren jetzigen Bewohnern, den Neugricchcn, Icritt genannt/hieß bei den Alten, außer dem bis jetzt üblichen Namen Krc< ta, noch die glückselige Insel „Macaroncsos,-" man nannte sie auch ^cri«, wegen der angenehmen Luft und des herrlichen Klima, dann auch Chthonia unt» Doliche ihrer langgestreckten Figur wegen; Stephan nannte sie auch 'l'olcjii'ni«. Ihr ältester Name soll indeß Icla«a geheißen haben, " ist auch der passendste und klingt dichterisch. Homer """diese Insel jedoch immer Kreta, nie Ispltze von Spanien und die Insel Malta; zugleich isi es abcr auch dcr östlichste im Süden, denn ihr östliches Ende reicht weit unter Kleinasien über die Scheidelinie dcr europäischen und asiatischen Inseln dcs Archipelagus hin. Sie ist die allergrößte und zugleich die mittäglichste derselben, schließt dcn grio chischen A r ch i p e l vom mittelländischen Meere ab, und erstreckt sich von dcr Südspitze Morca's bis Rho-bus. Ihr^ Nordfüste wird daher vom ägäischcn, die Eüdküsteaber vom lybischcn Meere bespült. Sie liegt gerade an dem Orte, wo die drei Wclttheile Europa, Asien und.Afrika zusammentreffen. Ihre Figur ist lang Und schmal, sie, ist die längste im mittelländischen Meere, ül! der Nordküsic ausgezackt und mit viclcn vorspringenden Vorgebirgen versehen; an der Südseite aber gegen die Mitte der Insel, in das Cap. Matala, den südlichsten Punkt von gan; Europa, mit cincm Winkel übergehend, daher mit mehreren Inseln versehen. Ihr westliches Ende liegt nördlicher und näher an Europa, ihr östliches ist schmäler, reicht südlicher, und entfernt sich von Asien, indem sie westlich am Cap Spa da unter der Oberfläche der See in die Insel Ccrigotto (./^ o ^ ^ 1 a) — C c-rigo (<^tl,eru) und das Cap Malca dcs Peloponnesus übergeht; ihr östliches Endt qeht nördlich nu't dem Cap Si der o untec dem Sccspiegcl in die In« sel Casus, (Casho oder Cascho), Scarpathus, itzt Scarpantho, und Rhodus auf das fesic Land Kleinasiens zu. Die Insel Kreta liegt zwischen dem 34—35 Grade nördlicher Breite und zwischen dem 2i° —2'^ östlicher Länge von Fcrro. Ihre Langenachse, welche fast genau durch die Gipfel ihrer drei hlchsicn GcbirgsspiiM in gerader Linic fortsireicht, weicht vom Parallelkrcise um 7 —ß Grade mit dem östlichen Ende südlich ab. Durch ihre statistisch merkwürdige Lage zwischen drei Welttheilm eignet sie sich zu großen Sceimtcrnchmungcn, was dic Regierung dcs M inos und dic neuere venctiani sch c bewies. Sie besitzt alle klimatischen Vorzüge derselben, ohne cincr ihrer Unannehmlichkeiten unterworfen ;n scyn. 2br Umfang ist uurcgclmäsiig. Die Nerdküsic voller Vorgebirge, Zacken, Landspitzen, abgerissener Fclsblöckc und größerer Inseln. Sie besitzt viele Buchten, schroffe A 2 — 4 — Zels^stadc, und ist mannigfaltig ausgeschweift; bieAbenh. sei'e gerade; bi: Südseite hat in ihrcr Mitte ein einziges bedeutendes Vorgebirge, das Cap. Mata la, die titf-sie Landspitze von Enropa, deren beide ziemlich geraden Seiten daselbst einen stumpfen Winkel bilden. Die Alten, bessndcrs Strabo, haben ihre Gestalt mit cincm Widder verglichen. Die Gestade sind da, wo Berge anstoßen, steil, klip» pig, zerrissen und eingestürzt, ringsherum mit einer Menge Inseln von verschiedener Größe und Entfernung umgeben. Ihre Lange ist nicht genau bestimmt: die Alten weichen iu der Angabc ihrer Lange ab. Der Tagreistn hat sie 6 — 7, allein diese sind wegen der üblen Wege zur Messung nicht anwendbar; 36 deutsche Meilen wird sie nicht überschreiten; ihre größte Breite aber kann 4H, die kleinste i^ Meile betragen. Dic besten Haftn der Insel sind an der Nordscite, und der hc.lschcndcn Norbstürme wegen daselbst am nothwendigsten; der natürliche Haftn von Sud a bei Canea, fast die einzige Zuftucht aller Schiffe, ist vielmehr ein . Mcc.-buscn, in welchem das Meer fast nie unruhig wird. Dann ist die letzte Bucht an der Südseite der kleinen Insel Dia oder Standia der vorzüglichste Schutzort der Schisse; inSpinalonga ist bei Gewitternächtcn schwer eiuzulauftn, außerdem gibts noch mehrere, sehr sichere, aber unbenutzte Ankerplatze und natürliche Haftn. Die Insel Kreta ist durchaus gebirgig. Die einzige ausgezeichnete cbcnc Flache, zugleich auch die größte, ist jene vonGortyna, oder das jetzige Thal von Mes« sa r a h. Die Ebene von Lassiti ist dagegen ein ausge« trocknctcr See zu nennen. Außer diesem besitzt der Ida eine, jedoch unfruchtbare Ebene, welche Is-tin-Id a heißt; die Levcaori, das ausgedehnteste Gebirge, — g — besitzen auch einen solchen Höchste, welcher gleichfalls wegen des Höhlcnkalksieins stin Schneewasser bald verli««; er heißt Omalo. Blos der Grund des Gebirges von Lassi t i ist fruchtbares Ackerland. Die Insel theilt fich auf eine natürliche Art in vier Theile, von welchen j^er ein elgcncs Gebirge besitzt, und welches auch die politi« scht Eintheilung in die vicr Sandschaks begründete; die weißen Bcrge oder die sphakiottischcn Gebirge, liegen im Paschalik Canea, der Ida in Gouvernement von Rettimo, Lassiti in Candia, der prasische Dikte im Gcbictc von Stia oder Setia. Dicst Gebirge haben den schrcckbarstcn Naturereig« Nissen, welche den jetzigen Archipel durch ArsiK. rung und Einstnkung eines dcr schönsten Länder bildeten, Trotz geboten; nur wurden sie vom festen Lande getrennt, ihr Fuß stnkte sich aber nicht, sonst hatten sich vicr Haupt» instln gebildet, und Kreta bestünde jetzt, wie die übri« gen Inscln dcs Archipelagus vom Cap Male a des Peloponnesus bis nach Kleinasien aus Felsen-blocken, deren fruchtbare Ebenen, unter die Sccsiäch? getaucht, vom Meer überspült würden. Es widerstand aber diese, vom vulcanischcn Schauplätze sich entfernende Insel, durch die Masse ihrer Gebirge den zerstörenden Na-turcingriffcn eines noch bis jetzt so häufigen Erdbeben ausgesetzten Erdstriches. Die Inseln von Kreta, zahllose Klippen, «coZIi, ungerechnet, sind an dcrNorbseite, die Insel Gradufa, St.Theodoro, die 2Inscln der Festung Su« da; die Insel Dia, Standia, der Stadt Candia gegenüber, die 2 Dionysad es; Elassa; au der Südseite die Cu ffonisi; die 2 Gaudur onisi l>ei Gi-^üpetro; Paximadcs, und die größten aus allen, die beiden G 0 zzi oder Gavd 0 s. Unter den Vorgebirgen sind: das Cap Spada le. lüiniarul!, das Cap Maleca (1'r. (^^amum). welches in dcr Landessprache gewöhnlich Acrotiri genannt wird; dann Cap Drcpannm spitzig zulaufend, Cap sassoso, das eingestürzte, oder fcl sichte Cap; Cap S. Juan (?r. Lopd^rinm); ferner Ca po S l d er o, (? i.' u m. 8 a ni ni o uI uin,) das aller« längste aus allen, von bcnBcwohnern Capo Drap a« no, wegen stinev Sichclgesiall, oder auch Acrotiri (und still Klosicr Acroiriani) genannt; endlich an der Südseite CapoXacro (l^r. sitnnuni), Cap Ma-tala, (I'l-. ^l«tüI1utu) Capo Crio (^-. d-in ^lotopon) die vorzüglichsten. Die Gebirge dcr Insil .Kreta nchmcn an Masse gegen Ostcn beträchtlich ab, dcr I d a ist zwar um ctn'a 120/ Hohcr, all-in scine M^ssc erreicht jme d^'r Lcvcao< r i nicht, dcr Dikta gibt jenem nicht viel nach, doch ist sein Umsiing nicht mehr so beträchtlich; das Gebirge von Stia ist aber am kleinsten. Dicst Gebirge, welche die Inftl d?r Länge nach durchsetzen, und nach allen Sci< ten, besonders 5'egcn die Vorgebirge, Ncbcnjochc abscn-den, bilden Zwar keinen Wasserthciler, sondern isolirte Stückgcbirge, rösche jedoch mit niedrigen Bergm und Bergrücken zusammenhangen, und daher eine '^si nn« unterbrochene durch die Inscl fortlaufende Kette bilden, welche dieselbe sehr auffallend in Rücksicht des Klima, der Jahreszeiten, der Reifezeit, und dcr Produkt sclbst in eine mittägige und mitternächtliche Scitc abtheilt. Die Südseite ist steiler, die Nordscitc hat mehrere Flächen, die aber vom Meere Zwischen dcn Bergen, welche Vorgebirge aufmachen, seit Jahrtausenden abgewaschen, jetzt Mecrdustn bilden. Die Ebenen von Gortyn a und G i« l apctr o liegen zwischen Gcdirgcn an dcr Südseite, und 7 sind von geringen Geblrgsru'hm vor bey Wellen der See geschützt worden. Beschreibung de, Gebirge Krela'e. Die weißen Berge, sonst Levca orl, (monte» a1!)i,) Gebirge zvon Canea, neu-griechisch Aspro-wuna, höchst wahrscheinlich vor Alters unter der Benennung ^1. violiliN'Ou» und Oaäl ncu«, sphakiot-tische Gebirge, aber nur an ihrcr Südseite der daselbst wohnenden Sphakiotttn wegen bekannt, haben ihre Lage genau unter dcn beiden Vorgebirgen Capo Drapano und Malcca, über welche sie sich bloß mit ihrem nie. drigcn Abfalle erstrecken. Sie sind ein Massen-Gebirge von 2; Meilen Lange und ^ Meilen Breite. Ihre Hö. hcn, diclit an einander gedrängt, bilden ein c.n den Kanten abgestumpftes Viereck; und sind von ungemciner Elevation, welche sie in die Reihe der Alpcngcbirge versetzt. Einer dcr höchstcn ihrcr K^'gcl.', der Cigrcstosoro ge. nannt, mißt bei einem FaÜ dcs Quecksilbers von 2!^" Pariser Maß ii34 Toistn senkrechter Höhe über dem Scchorizont von Canca. Gelangt man auf die Spitze der Gebirge, so erblickt man eine Menge von Kcgelbergcn, welche von ungleicher Höhe und Durchmesser, mit ihrer Basis abcr gleiche Höhe halten, und gleichsam wie auf einer ebenen Flache von 7 —«00 Toisen ElevakM^uf^sicllt zu seyn scheinen; einc Folge der Erschütterungen, indem sie einer Trümmcrwclt ähnlich sehen. Sie sind voller Spalten und Risse, so daß kein Bach durch ihre Thäler fließen kann, sondern allcs Echmcwasscr sich durch ihre Klüfte zieht, und weit unten an ihrem Fuße in mächtigen Strömen aus dcr Erde hervordringt, manche davon sogar unter dcr Secfiäche c>„por,pru- dw bis 250 senkrechter Höhe ihre prallen Seitcnwandc kaum 10, oft nur 5 Klafter breit sind. Sie sttzcn sich bis an den äußer« sicn Fuß dcs Gebirges fort und scheinen eher Folgen der Erdrevolution, als dcr allmähligen Auswaschung der Flußbetten zu scyn. Dicscr Schluchten, Bar an cos auf den Kanaricn, auf Kreta Farangi gcnaunt, gibt ':s mehrere und sehr wichtige; sic sind wcgcn dcs Ncichthums ihrer Ge< wachse, die sie beherbergen, interessant; die vorzüglichsten sind: Die Schlucht von Therisso, welche 1 Stunde von C a n e a. bci Pcriv 0 glia anfangt, sich bald zcr-theilt, und deren Hauptarm am Dorft Therisso sich endigt. Die zweite ist bci Stilo und Prowarma im Apic 0 r 0 n 0; sie kommt von Ccramia herab. Die dritte ist.an dcr Südseite von Nibro bis Co» mitades in den Sphak iotten, und hört an dcr See, bci dem altcn Hascn Phönix auf; sie ist 3 Stunde» — 9 — lang/ sehr schwer zu passiren, und der einzige Paß, um von der Nordscite nach dem Gebiete von Sphakia zu gelangen. An seltenen Pflanzen ist sie sehr reich. Die vierte und allcrwichtigsie Schlucht ist jene, tvel« che sich von Omalo, dieser hohen Ebene eines vertrock« ncten See's, südlich durch Zypressen-Walder nach Samaria herabzieht, und durch ihr groteskes, roman» tisches Ansehen höchst interessant, sich bei Hagia - Ru< melia in die See erstreckt. Sie ist sehr beschwerlich, durchaus blos nur für Fußgänger gangbar, und zieht sich mitten durch das schroffste Gebirge sechs volle Stun« den lang hindurch. ^ Sie ist die zweite, an der Westseite dieses Gebietes befindliche Schlucht, welche einen noch weit beschwert chern Zugang nach Sphakia gestattet, als jene von Nibro, nicht minder bcmerkcnswcrth durch den Reich, thum ihrer Vegetation, als ihrer malerischen Par, tien und Bilder. Außer diesen gibt es noch mehrere Schluchten oder Baraucos an der Süd- und Ostscitc, wie jene von Sterni und Aradcna, Hagio-Paw« lia (S. Paul), Petro -scala ic. Ucberdicß ist in der Nahe der Eisgrube am Mavri die Tnrucfortsche Waud merkwürdig, von mir selbst so benannt, weil ganz zuverlässig Tourncfort daselbst gewesen war, indem das prachtvolle Fingerkraut, ?o-tontilla «pc-closa ^., blos allein dort vorkommt. Verbreitung der weißen Berge. Die Lcvcaori geben an der Südseite der Insel gegen Westen einen Gcbirgsarm ab, welcher sich allmahlig zutheilt, vcrfiächt, sich einerseits am Capo Crip in daS — 50 — Vorgebirge endigt, dann mit dem Kalkmcrgel überdeckt in das Cap Spa da und Grabusa verlauft. Ein anderer Arm zieht sich gegen Canca, bildet den Berg Malaga, und eine Erniedrigung desselben geht in das Cap Ma lcca über, welches an seinem äußersten Ende mit einem qucrlaufcnden Gebirge das fruchtbare Ackerland schützt. Hinter dem Apicorono geht bei Nio - chorio (Ncudorf) eine Fortsetzung des Fußes derselben in daS Cap Drepan n m übcr. Am A r miro licgr ein gro» ßcs Gebirge, das sich au die Sphakiotte n anschllcstt, zwischen welchem ein Paß nach Schtifo, dem ersten sphakiottischen Dorfe, führt. Ein Rücken läuft nun gegen dcn Berg Ccdros (Kcntros) in der Nähe! des Ida und berührt, sich in eine Hochebene verflachend, den Berg V r i ssi n a bei Ncttim o. Die Höhen und Gipfel der Lcvcaori sind fast ganz kahl, 8 Monate hindurch im Jahre mit Schnee bedeckt, welcher aus Mangel an Vegetation anch langer liegen bleibt. Bei 8oa Toiscn nehmen allc Sträucher und Baume ein Ende; kümmerlich kriecht noch die Coccos - Eiche heran, am höchsten steigt noch die nicdcrlicgende Pflaume, (I'i'unu« p,'05trata I^,!i.), am allerhöchsten (^noZI<>85uui m^08. und 8I«0N alpilium. Eine erstaunliche Menge von verkrüppelten wohl Kmnjahrigen Zy< pressen stammen findet man auf dem höchsten Gebirge, wo jetzt um 300—400 Toisen tiefer, kaum mehr Zypressen fortkommen, ein deutlicher Beweis, daß sich das Klima von Kreta schr erkaltet haben müsse? denn TheopHrast und Plinius sagen, daß solche untcr dem Schnee fortwüchsen. — 11 — I d a. Der Ida, jetzt Psiloriti, der hohe Berg ge< nannt, berühmt in der Mythologie der Griechen und Römer, ist ein fast gänzlich freistehender Massen-berg von ausgebreitetem Fuß, steil an seiner Süd- und Westseite, sich gegen Osten mit einem fortlaufenden Kamme von 4z Meile bcrabstnkcnd. Sein Fuß verflacht sich gegen Westen und Norden äußerst langsam, und stößt an den Berg Kentros (Ccdros), den Vrissina bei Rettim 0 und dcn Pan 0 r m n s bei Mclid 0 n i. Seine Höhe über Arcadi beträgt etwa 1000 Toisen, über dem Meere aber, 1200. Ganz kahl und ohne alle Zypressen, ist er einem trocknen Steinhaufen ähnlicher» große Klüfte, besonders gegen dcn Gipfel, enthalten unvergängliches Eis. Er hat nur sack-und muldenförmige Vertiefungen und an seinem Fusie Barantos wie dic Leuca 0 ri, seinen Fuß bcgranzcn Wälder von der langsam wachsenden Coccos-Eiche. Er besitzt nicht die Hälfte der Gcwachsartcn, welche die sphaki 0 tti sch c n Alpen zieren, doch sind ihm viele eigenthümlich. Sein Gipfcl liegt westlich, von seinem gegen Osten abgedachten Gcdirgskamme Madara gen.'m:tt, isi doppelt, der westliche kleiner, scheinbar höher. Dcn Name« erhielt cr vor Alters vom gr. Zeitworte ida „ich habc gesehen" um die Pracht dcr Aussicht von seinem Gipfel oder seinen eigenen pittoresken Anblick zu vcrsinulichcn. Jetzt heißt er zwar Psiloriti, dcr hohe Bcrg, allein sein ganzer nördlicher Abhang besonders ist ein steförmigcs Thal Is - tin - Ida d. i. in tie Gegend am Ida. Die-scs Thal ist unfruchtbar, kiesig, bis März und April vom Schnee überdeckt und wird von dcn Griechen deßhalb vernachlässigt. Man überblickt vom Taygctus "" die. — 12 — Küste Lacedamons, den ganzen Archipel bis an die Küsten Kleinasiens (Caramanicn's), die Insel Ccrigo, Cerigotto, Milo, S^phno, Poli-candro, Sichino, Santorini, Anapho s, Asti-palca, Cos, Casho, Scarpantho und Rhodi mit allen den zahllosen kleinen Inselklippen bis an das entfernte Naros hin; südlich liegt die niedrige Küste Afrika's, zu entfernt um wahrgenommen zu werden. Gegen Westen schweift man bis Grabusa, gegen Osten bis an S t i a. Gortyna und Gnossus scheinen zu den Husten zu liegen. Unbeschreiblich entzückend ist sein Anblick, und die Uebersicht der ganzen Insel. Er ruht auf andern Bergen, welche ihm zu Schemeln dienen. Die Hirten weiden ihre Hccrdcn in den Sommermonaten auf seinen Gipfeln, im Winter, der Regenzeit, aber im Thale; zur Winterszeit, wo derselbe ganz mit Schnee bedeckt ist, wird er von Niemandem, selbst von Jägern nicht besucht. Wild gibt es nicht auf demselben, denn der ara< bische Stcinbock (Napra I!,ox) ist daselbst ausgerottet: daß es der echte Stcinbock, 0. Ollpricoruus gewesen sty, unterliegt großm Zweifeln. Rehe und H i r-sch c, weshalb Cydonicns Gebiet einst so berühmt ge« Wesen, ilU-'m sie der D ia ua geheiligt waren, gibt es hier nicht. Allein merkwürdig ist es, daß der Ida viele wilde Rosse hat; man gibt die Anzahl derselben auf ou bis 80 Stücke au, sie wcrdcn durch Trcibjagcn in die Schluchten getrieben, welche an dem einen Ende verrammelt sind, dann die besten mit Schlingen abgefangen. Sie sind um cm uübcdclltcnbcs grosser als die Korsikaner, wild, mit funkelnden Augcn ^:nd in, höchsten Grade unbändig. Wenn cs auch seit Monaten gefangen worden, so muß man immer noch von Ferne hcr ihm das Futter hinschieben. In der Folge sollen sie sthr zahm werden, daucr- — 45 — haft seyn, sich jur Maulthicrzucht vorzüglich eignen, aber die Füllen von kleinem Schlage bleiben. Ich sah deren wenige auf der Insel. Sonst umschwärmen eine zahllost Menge von Raben, Geyern und Goldadlcrn dieses Gebirge und werden, statt dcr Wölfe, den Schaf« hcerdcn gefährlich. Anoja ist der nächste Ort zu seiner Besteigung, dann Hagio Iani — am bequemsten aber das Kloster Arkadi, weil man bis übcr die Mitte hinauf rcittn kann. Er ist bei weitem nicht so wasserreich, als die Leucaor i, bringt abcr zur See weit mehr Effekt hervor, weil er einzeln sieht, jene hingegen eine Masse mehrerer angereihten Kegel ausmachen, und dahcr nicht so hoch scheinen, abcr dennoch nur um 100^ niedriger sind. Die Coccos-Eiche, i'rinoZ, wachst darauf; aber Zypressen hat derselbe nicht. Dcr schöne An d rächn e-Vaum zicrt die Thaler seines Fußes. Der Julius Illaeus, die nach ihm benannte Himbeere, fand ich auf demselben nicht; und Vucciniuni viti» Icluea noch weniger. ?5^p!l6c!i1<3, eine schöne Päonie mit weißen Blumen, schmückt mit so vielen andern seine Fluren: von dem ()i issanuiu Oictaluuu«, dem kretischen Diptam, wird noch bis jetzt viel gefabelt. — Im Sommer sicht er dürre, begrünt im Frühling und Herbst aus. Sein Umkreis beträgt 60 Stadien und sein Gipfel wird bei Sonnenanfgang zucrsi erleuchtet. Seine Abfälle. 1) Ein scharfer Kamm, dcr sich von seinem kleinen Gipfel gegen Arkadi hcrabscnkt, geht, öfter unterbrochen, in den Berg Vri ssina bei Rettimo übcr, welcher »och einen Fclsenblock abschickt, auf welchem das Kastell von Rc ttimo siehet. Der Vrissina, Quellenberg, wegen seiner vielen Styraxbaume s^« — 44 — raoium ehemals genannt, ist ein beträchtlich hoher Berg von etwa 4—6N0 Toisen über dcr See, halbmondförmig mit gegen Norden eingebogene zwei scharfen hcrablauftnden Kanten, rückwärts halbrund, bildet gegen Nettimo einen großen See, welcher in dem querlau-den Bergrücken, dcr ihn bildctc und schlosi, eine Schlucht durchbrochen, und nun 3 Dörfer aufgenommen hat. 2) Südwestlich lehnt sich an den Berg Ida dcr sogenannte Berg Kentros (^ odr «»); er hat weder Ccdern um so zu hcisien, noch ist er bewachsen, seine Form ist im Allgemeinen, so wie seine Längcnrichtung, dem Ida ahn« lich; er könnte daher auch dcr kleine Ida genannt wer«, den. Die Güte seincr Wasser wird scyr gerühmt, so wie alle Schiffe dem Wasser auf Kreta vor allen andern Inseln und Gegenden dcn Vorzug gcbcu; stine Höhe mag S5n bis lion Toiscn betragen. An seiner Südseite bildet er steile Gestade und Klippen. 3) Nördlich senkc sich gleichfalls gegen Hagio Iani (S. Johann) ein scharfer Nucken hcrab, wel' cher sich verflachend, in das kleine Gebirge Panorma übcrqcht, das sich von Wcsien gegen Osten fortsetzt, mit einem zweiten Bergrücken als dem östlichen Abfalle des gesenkten Ida sich am spitzigen Ctromboli oder Stru» bula verbindet, und am Capo Sassoso odcr dem ?5oni. l>i u n, sich endigt. Die Insel Dia kann als eine losgerissene FortsctzunK dcs Panorma angcsi'lM. werden. 4) An dcr Suhlte, vom Dorfe Kuretes fallt der Ida steil herab, ftine Abhänge sind da malerisch, aber dießfalls nicht ausgezeichnet; unter dem letzten Hügel sei. ncs Fusics liegt Gortyna. 5) An dcr Ostftitc ist er abgestumpft; dicsi scheint eine Fluth, welche mitten zwischen ihm und dcm Lassiti — 15 — durchbrach, bewirkt su haben; dahin reicht an 230 Tob» sen und noch höher der aufgcschlcmmtc, dazwischen gelagerte Kalkmergel, südlich steil herabstürzend, ein Beweis seiner Bildung von Norden her. Dieses letzte Glied der erschöpften Kalkbildung bedeckt an seiner Hintcrscite dcn Berg Iuchta oder Iukta — den gnossischcn Dikta-^ so daß man seinen ursprünglichen Zusammen» hang mit dem Ida nicht wahrnehmen kann. 6) Iukta in der Nahe von Candia, nah seinem Meridian gelegen, ein langer scharfer Nucken, beiderseits ost- und westlich mit steilen Felsenwändcn versehen; da-selbst wird das Grab des Jupiter an dem rückwärtigen Theile stines Gipfels gezeigt; er erhebt sicht steil aus sei-ncr Ebene empor. Seine Höhe ist undedcuictld, etwa iüo — 160 über der See. lassitischeS Gebirge. (Etheokreti« scher Dikta.) Dieser Berg scheint fast gänzlich außer Acht gelassm zu seyn. Tourncfort erwähnt dcs Lassiti, hat dieses Gebirge auch bestiegen, beschreibt aber seine Eigenthümlichkeiten nicht. Reisende haben es wenig besucht, und es ist doch in physikalischer Hinsicht wichtiger als seine westlichen Nachbarn. Der Ethe 0 krcti sch c Dikta ist L a ssit i, seltener Last hi genannt; der Name scheint von Lyctos oder LyttuS herzurühren, liegt schon in der östlichen Hälfte der Insel, deren Mitte er genau einnimmt; denn bic weißen Berge und der sämtliche Ida gehören in ihre west, liche Hälfte. Er ist ein aus mchrern einzelnen ellyptisch aneinander gereihten, an ihrem Fuße zusamnienfliesicilben, in das Flachland der Inftl sanft übergehenden Bcrogip- — 4ft — few zusammengesetztes ovales Stückgebirge, welches in Form eines Kranzes in seiner Mitte ein meilenlanges und fast eben so breites Bassin einschließt, welches ehedem ein Gebirgssee, jetzt aber durch natürliche große Abzugslöcher des Höhlcnkalkstcins seiner Wasser und jährlichen Winter-fluchen entledigt, der fruchtbarste Theil der Insel geworben ist. Die höchsten Gipfel liegen an der Südseite des Thales, senken sich in das ly bische Meer allmählich herab, und bilden klippigc schroffe Gestade mit dem alten Vorgebirge ?i'om. Ui«^ntii genannt. Der höchste derselben blickt ins Thal, hat daher wie die Alpen Kalkgebirge, eine senkrechte Wand von mehreren hundert Toiscn, und seine Höhe gibt jener der weißen Berge wenig nach, wenn gleich die Masse beträchtlich geringer ist. Er ist ein Kalkgebirge von eben derselben Bildung wie die ädrigen dieser Insel. Vollkommen horizontale Flötze mit abwechselnder Mächtigkeit setzen sich, so weit das Auge reichen kann, überall parallel durch alle einzelnen Gcbirgsthcile durch, welches auf die ruhige Ablagerung bei sanften Erschütte« rungcn, welche so kleine Lagen absetzten, hindeutet. Voll Höhlen, Sprünge und Risse, auf seiner Spitze mit Schnee und ewigem Eis gefüllt, scheinen sich die Schluchten durch plötzliche Durchbrüche gebildet zu haben, von den atmos< phärilischen Wassern aber nicht herzurühren. Der See konnte nirgends der starken Gebirge wegen durchbrechen und blieb. Seine zwei Abzugslöcher liegen östlich und bil» den im Thale mit dem aufgenommenen Wasser den Fluß Aposclcmi. Kleine Bassins dieser Art findet man in diesem Gebirge mehrere. An der Norbstite liegt ein anderer hoher Berg Archioros, welchen die Thal - und Ge« birgsbewohncr verschieden benennen; stin Rücken laust bis nach Mirabcllo herab und fallt bei Cavus an -7 1? — der Grsnze von Stia ins Meer; er gibt bei Laciba einen andern Zweig ab, dcr sich ausbreitend im Cap S. Juan endigt und von ^pmÄ lan^ bis Kritza ein zerrissenes und tlipviges Gestade besitzt; dcr südlichere Theil des östlichen Abhangs lauft gegen Girapctro herab, so daß zwischen beiden ein langes unzugängliches, mit einem vortrefflichen Kieferwalde, xlnus olial^)onsi«> geziertes Thal, in welchem Calamatta, das alte Lyctos, gelegen, gebildet wird, wohin auch die an Transportmitteln so arme türtische Zerstörungssucht noch nicht gedrungen ist; der nördliche Theil senkt sich an das Gestade allmählig herab. Westlich gehen die Abhänge ohne ausgezeichnete Arme ins Flachland über, und verbinden sich auf die bereits angegebene Weise durch das Sandsieingebirgc, den Muschelkalk, und die Glieder dcr zur Kreidcnformation gehörigen Uedcrgängc des Mergels, welche bis an seinen Fuß reichen, mit dem wcstlichgclegencn Ida. Eine einzige kleine Berg-Kette lauft an der Südt'üsie bis ans Cap Mata la, in sei-ncr Mitte der Berg Asierusia, und hat die große Cbc-ne von Gortyna vor dcr Auswaschung durch das Ly-bische Meer geschützt. Auf drcy Wegen gelaugt man nach L a ssi t l. Dcr Weg von Caudia ist westlich, dcr betrttcnstc und be« qucmsie; er isi wenigstens 150 Toiscu höher als das Thal, breit und allmählig sich hcrabwiudend, mau geht aus Candia üder Aitonia (Oiawnimn) und Xi' bila dahin. Der zweite geht über den nördlichen Kamm von I 0 rmiade nach Lacida in Mirabell 0. Der dritte liegt östlich, und man kommt aus Girapetro Über Calamatta nach langem und beschwerlichem Marsche hichcr. Eine Tagreise langt von da bis ins Thal von Lassiti kaum zu. Zweiter Theil. - B - — 53 -" DaS Gcbil-g Lassiti ist nicht so qucllenrcich, den Osiwinden ausgesetzt, hat weder Zypressen noch Prinos«Eichcn, sondern besitzt mit Stia den P e v-cos oder die aleppische Kiefer kgcmcin. Im Gcbirgs-thalc kommen wcder der Johannisbrot noch weniger der Oelbaum fort. Die Bewohner sind die einzigen, welche in manchen Wintern längere Zeit von den Thalbewohncrn abgeschlossen bleiben. Das sitiensische Gebirge, Stia, Setia, vo» Alters Dicte, prasischcr Dikta, ist gänzlich von allen übrigen abgesondert und durch die nicdriglicgcnde Ebene her Erdcnge zwischen Cuvesi und Girapetro von den westlichen Hauptthcilen der Insel entfernt. Der höchste Punkt bald Trifti, bald Archioros genannt, hat mchrere Abfälle, bildet von Girapctro über Clive sl bis zur Stelle des zerstörten Setia einen halben Kreis, geht nördlich in das längste und spitzigste Cap Drepanum, oder Cap Sidero über und endigt am Cap. Salomon, Cap Tacro, mit steilen abwärts ge. stürzten Steinwandcn, die Südseite ist'gleichfalls steil und unwegsam. Die Insel (asho, Scarpatho und Rhodus sind Fortsetzungen der ehedem vou Cap Side ro bis an die asiatische Küste fortlaufenden, nun zerstörten und zu Inseln abgetrennten Bergkette. Die sämmtlichen größern oder kleinern Inseln, wcl« che Kreta umgeben, sind als abgerissene Theile ihrer Vorgebirge und Gestade zu betrafen, die in der Erore. volution, welche damals den Archipel betroffen hat, abgesondert wurden, sie smd meist unfruchtbar, un-bebaut und unbewohnt. Zur Winttrjcit werden Hccrden dahin übergeschM, welche im Sommer auf den Gebirgen weiden. Die Inseln von Girapctro smd flach und - 49 - sandig, alle übrigen steil und felsig. Die größere Gaudos, italiänisch (^0220 genannt, bey Sphakia an der Südseite, besitzt bleibende Wohnungen und Dörfer, und hatte sogar vor Alters einen Bischoff. Die Gebirge von Kreta sind beträchtliche, schwer zu ersteigende Gebirge, der Mangel an Straßen und We» gen, da der Tritt Maulthieren überlassen wird, macht . sie unzugänglich. Sie sind von der Seeseite imposant, besonders wenn daS Gewölk sich zertheilt, oder unter ihren Gipfel herabstnkt, so daß dieselben hervorragen. Sie sind jedoch tahl und haben keine sichtbare, die uörd« lichen Gebirge Europas so auszeichnende Waloregio», an welcher das Auge allmählig gegen dcn Gipfel hinauf-gleiten und die wahrc Höhe fassen tonnte. Der Mangel dieser Wälder macht bey aller ihrer Pracht diese Gebirge ,'m Sommer niedriger, als sic von dcr See aus wirk« lich sind. Im Winter, wenn sic bcr Schnee dcct't, welcher kaum tiefer als bis 450 Toism, bleibend sich herabzieht, und die Schneelinie der kalten Iahrszeit bildet, gewinnen diese Gebirge an malerischer Schönheit und optischer Wirkung, indem sie bcy dem begrünten, belaubten und sogar blüthcureichcn Flachlaude das Anschcu dcr Tropcugegeu. dcn erhalten. Dieses macht auch, daß sie schwerer zu ersteigen sind, als mau beim ersten Anblicke vermuthet, und dcr Ida besonders schemt von seinem Fuße an, wenn man gegen seinen Gipfel steigt und emporblickt, nie abnehmen zu wollen, was dagegen bei den deutschen Alpcn nicht der Fall ist; allein das wahre Kriterium alles wahrhaft Großen ,st, immer noch größer zu werden, je näher man ihm kommt. B2 -" 20 -". Flächen. Unter bcn Flächen ober Ebenen zeichnen sich die von den Fluthcn verschonten hügeligen Ebenen von Gorty-na, Canbia, Canea und Girapctro aus. Man kann, die erstere ausgenommen, keine einzige cinc wahre Ebene, sondern alle blos Flachland nennen. Jene von Gortyna, sonst auch Mcssarah genannt, zeichnet sich durch die große Fruchtbarkeit aus, so wie jene von Candia ist sie fast baumlos, die Ebene von Canea hingegen dicht mit Oclbaumen besetzt. Unter den Gebirgscbcnen ist die Lassitische die größte, jene am Omalo auf den weißen Bergen aber fast ganzlich unbebaut, die Fläche unter dem Berg Ida aber gar nicht kultivirt. Einzelne, zwischen Hügeln oder Bergen gelegene Thalcbcncn verdienen keine Rücksicht. Für jeden Fall ist das felsige und klippigc Kreta, welches durch die qrosic Masse seiner Gebirge den vulca-Nischen Revolutionen entrann, als Insel ohnehin jener schönen Ebenen beraubt, welche das Eigenthum der größeren Landsiröme sind. Flüsse. Die Flüsse sind m Kreta zweierlei: Küsten, flüssc oder Gebirgsflüsse. Erstcrc entspringen hart an der See und treten mit einer großen Wassmucuge plötzlich aus dem felsigen Erdboden hervor, nach einem kurzen Lauft von kaum 300 Schritten fallen sie schon ins Meer. Zuweilen treiben sie Mühlen, entspringen höher oder ticftr im Lande, manche sogar unter der Mccrcsftächc; fast alle sind gesalzen, —. 21 «- daher ihr Collcctivnamo Armiro, welches Almyron ,'st, und eincn gesalzenen Fluß bedeutet. Sie sind im Frühling, wenn der Schnee in den Gebirgen schmilzt, am stärksten, und am schwächsten in den Eommermona« ten; durch Regen gewinnen sie an Stärke. Im Gebirge entspringen sie aus der Erbe und verlieren sich wieder. An der Küste sind es unter andern der Almyron, go mcinhin Armiro, am Cap Drcpanum. Der Fluß, Cassi bei Candia, der Armiro bei Kritza u. a. m. Jene, welche höher entspringen, geben süßes Wasser, der Bach von Niochorio, Therisso, Anoja, Tur« tnli. Unter den Quellen zeichnet sich in Sphakia eine süßc bei Hagio Pavli fthr vorthcilhaft ans; wäh« rend der Ebbe, vom Meere entblößt, liefert sie ein treffliches Wasser, von der Fluth wird sie aber ganz« lich bedeckt. E i n t h e i l u n g. Die Insel Kreta oder Candia, war ehedem in ihre Stadtgebiete eingetheilt, welche sich nach,dem Aus-gange der Streitigkeiten verschiedentlich vergrößerten. Die grösitcn waren damals: Gortyna, Gnossus, Cydonia, Hicrapytna und andere. Unter den V e, nctiancrn theilte man diese Insel in Schloß gebiete, Kasicllancicn, (^».cM ein; so gab es ein Castcl Amari, Sphakia, Casiel Milopotamo, Tcmenos, Mirabcllo tt. s. w. Die Türken theilten sie in 4 Paschaliks oder PaschaZcbicte ein, jenes von Candia als das erste, dann Canca, Rcttimo und Sctia, als aber die Insel verarmte, gingen die zwei lctzteru cin, und itzt nimmt man zwar l Gebiete an, wo aber dcr Sevaskicr, Heerführer der zu Candia seinen Sitz hat, — 22 -- den ssilichen größern Theil der Insel, den westlichen aber der Pascha von Canea beherrscht. Abgetrennt von. diesen ist das Gebiet der Sphakiotten im Gebirge, unabhängig von den beiden Paschas der Insel, es gehört der Sultanin Mutter, und zahlt an den Defterdar, unmittelbar seine Steuer nach Candia. Der Ober-capita in hält die Capitains eines jeden dieser dreizehn Dörfer in Einigkeit. Die Türken leiten die Wahl eines neuen durch die gewöhnlichen Intriguen. Beschaffenheit, Boden, Fruchtbarkeit und Vorzüge. Der Boden von Candia, heißt es allgemein, ist fruchtbar, dieses muß aber von seinen Erzeugnissen, ihrer Qualität und Mmge, aber nicht von dem Boden selbst, als ob derselbe aus eincr vorzüglich gurcn Dammcrde bestünde, verstanden werden. An einigen Orten ist er lehmig, eisenhaltig und schwer, wie bei Canea; bei Rc.t-timo und Candia talkartig weiß, an der Südseite sandig, kiesig. Auf den Höhen, Hügeln, Abhängen müssen die Steine aufgelesen und zu Steinhaufen oder zu Futter« und Ringmauern geschichtet werden. Mit vielem Fleiße räumt man überall die Etciuc ab, um ein paar Quadratklafttru dem Boden abzugewinnen. Mau liebt alle kleinen Felder auf Anhöhen, welche mit der Haue bearbeitet werden, weil der Ncgcn die zwischen dcn Steinen lieqcndc fruchtbare Dammcrde hcrabschwcmmt und dort liegen läßt. Auf Edcncn geschieht dies nicht, daher sie auch nicht fruchtbar sind, weil nur selten und schr mühsam der Bodcn gedüngt wird, auS Mangel an Streu vcr. trocknet auch der Mist, verschwindet und giht für den — 22 — Feldbau verloren. Blos um Candia wird der Kehricht mit Eseln auf Körben hinaus geschafft, und besonders die ausgelaugte Asche der Scifensiedereyen in Häufchen auf die Fcldcr gestürzt. Mangel an Wagen ist in Kreta ein großes Hinderniß der Verbesserung des Bodens. Die Intensität der Sonne ersetzt in dem magern Boden alle Dammcrde. Im Herbste wird er durch die Acquinokk'al« Regen weich, dann beackert, verliert seine Risse und Spalten, und alles keimt auf demselben. Durch die Wintermonatc wachst dic Saat, und Ende May pflegt die Ernte einzutreten. Seine Ruhezeit ist der Sommer, wo er durch 5 Monate pfianzcnleer und abgestorben ist. Ungefähr ber'5te Theil der Insel ist bebaut; bis auf ein Drittel ihres Flächeninhalts ließe sich bey besserer Einrichtung die Kultur bringen, weiter aber wohl kaum, der vielen Felsen uub Steine wegen, in deren Spalten wohl alles wild wachst, die sich aber zum Anbau nicht eignen. Viele jüngst gepfiügte Felder liegen brach. Vor Alters war die Insel weit besser bestellt. Ein jeder Theil der Insel und ihr Boden ist bald diesem, bald jcnem günstig; selbst die Gebirge zeigen einen Unterschied. Bey Canea sind Orangen und Zitronen in größter Menge. Die Trauben von Candia werden für die'besten gehalten. Die Wassermelonen von Rcttimo sollen die besten scyn. Canea licftrt am meisten Oel; (^uninü I.aäa«uiu Rcttimo; dic ausschließliche Quantität an trocknen Weinbeeren zum Handel, Candia. Die mcistm Gebirge haben fast allein den Zypressen« bäum, der Ida die Prinos eiche und den prachtvollen Audrachnc, Baum, Lassiti aber dic K«e« fc r von Aleppo u. s< w. ^- 24 — Die Fruchtbarkeit ist groß. Die Lobeserhebungen der Altcn sind m'cht übertrieben. Plinius sagte: „Alles, was aus Kreta wächst, ist unendliche „Male besser, als was von eben derselben „Art in andern Ländern vorkommt." Das Getreide wirft 12 bis 2omalige Frucht. Der Lein ge-räth auf eine ausgezeichnete Weise und wird wegen der Milde sehr geschätzt. Der Mais, der Hirse steht rohrartig, und der Ertrag übertrifft jenen der nördli^ chcn Gegenden bei weitem. Die Baumwolle, der Wein, gcrath jedes Jahr und letzterer ist hier im größten Uebcrftusse zu haben. Nichts zeichnet die Insel jedoch mehr aus, als der Oclbaum, dessen wahres Vaterland die Insel Kreta ist. Der Granatapfel, die Feige, der Iohannisbrotbaum wachsen gleichfalls überall wild und an alle dcmjcmgcn, was fast ohne alle Mühe, Kunst und Anstrengung gcfächscrt wird, sieht man, was im Fall einer besseren Bewirth-» schaftung von andern Produkten erzielt werden könnte. Dic Sicherheit cmcr ergiebigen Ernte ist größer, als in nördlichen Gegenden, denn die Witterung ist dort bestimmte» Perioden mit weit weniger Veränderlichkeit un« tcrworfcn. Klima. Das Klima von der Insel Candia ist beynahe dem aller übrigen des Archipel und selbst den meisten andern Gegenden Europe us weit vorzuziehen. Sie wurd^ von den a!tm Griechen die glückselige Insel ^Iacai0nc805), auch die luftige (^oriu) wegen dcr angenehm herrschenden Winde genannt. Hippo-cra tcs sandte seine Kranken hichcr, um sich herzustellen. — 95 — Keine Jahreszeit ist hier vorherrschend, der Winter wird zur Regenzeit, und der Sommer ist der hohcn Schncc-gcbirgc so wic der kühlen Seeluft wegen ein immerwährender Frühling! Schon im December findet man Hyacinthen, Narzisscn und Iasmi n. Die Orangen blühen das ganze Jahr. Lcvcojen, Nelken und andere Blumen scheinen nie aufzuhören. Wenn bey uns durch 5 Monate der rauhe Winter herrscht, grünt und bläht alles mit erneuertem Leben. Die ersten Herbstrcgen locken cinc Menge Blumen aus der Erde hervor. Nie fallt das Thermometer tiefer als -j" 5° R. und zwar im kältesten Monat; dagegen ist im heißesten Sommer die Hitze gc-wöhulich -^ 22; seltener -s-25° Reaumur. Den Eis« punkt erreicht die Kälte nie. Die Schnccrcgion sinkt nie tiefer als höchstens auf 400 Toistn überm Meer; fällt der Schnee auch etwas tiefer, so schmilzt er im Winter bis zu dieser Höhe in ein odcr zwcy Tagen ab. Der Schncc fallt auf den größten Höhcn erst Mitte Novembers und zieht sich bis in den Februar, den kältesten Monat, so ticf hcrab. Die schwarzen Höhcn werden plötzlich weiß, und die Schneedecke erstreckt sich bis an die nächsten Dör« ftr. Ende März zicht sich die Schncclinie höher, bis im May die Schärfen dcr Gebirge abschmelzen, schwarze Flecken sich bilden, welche einzeln später zusammcnfiic« sien, und endlich einzelne Massen von Sckncc in den tic, fern Mulden zurückbleiben. Im Monat Iun y schmilzt am meisten der Gcbirgsschnce ab. Er würde, schneller hcrabgehcn, wenn unter bemsclbm eine üppige Vegetation verborgen läge, welche den Erdboden erhitzte; so aber ruht dcr Schnee auf trockucm Gcsiciu, fodert daher mehr So,mc,r.oärmc, als selbst unsere Alpcn. Die Er, warmung dcr ubcrn Luftschichten uimmt nicht so i«, wic ^ 25 — aufdem ausgebreiteten festen Lande, da sich eine größere Fläche erwärmt. Hier ist die Insel schmal und wird an, Fuße ihrer Gebirge verhaltnißmaßig von der See zu sehr abgekühlt. Bey uns in Deutschland tritt bey gleicher Elevation die Schmelzung des Schnees in den Alpen vor der Erntezeit cm, in Kreta beginnt sie schon im März, und im Iuny, wenn die Ernte längst vorüber ist, sind die Alpen noch immer mit Schnee bedeckt. Durch ü Sommermonate sind die Gipfel stets wolkcnlccr. Der Mangel einer feuchten Atmosphäre dcr höhcrn Region verhindert cinc thätige Vegetation auf den Höhen. Die Alpcn Kreta's ziert keine Waldrcgion. Ihre Gipfel und Lehnen prangen von keinem Moose. Der Schnee entblößt nur nach und nach die Berge, daher dauert die Irühliugsflor auf den Alpen bis in den Win« ter, wo die Thaler durch die Hcrbsiregen benetzt, neue Blüthen entfalten, indeß dafür die Gipfel neuer Schnee überdeckt. Dcr kälteste Mouat ist b«r Februar. Der hcisicsie an der Südseite dcr Iuny wegen dcr Cham-sins winde Lybicns, an der Nordseite dcr August. Der Januar ist warm und heiter, wahres Früh-lingswtttcr. Dcr Februar mit vielen Nordsiürmcnl dcr März ganz in dcr Rolle des Aprils veränderlich, kalt und stürmisch; dcr April nimmt an Wärme ficht« lich zu, ist regnerisch; dcr May rcist die Saaten; dcr Iuny trocknet aus. Der July «no A ugusi bringen die Pflanzen dcr hcißcn Zone zur Ausbildung, und todten jcde der kältern, welche dagegen bcr laue Winter begünstigt. Im September fallen die ersten Regen, im Oktober kommen die crsicn Blüthen wieder zum Vor. schein, d:r November begrünt sich und dcr December setzt dic günstige Vegetation fort. Die Ruhezeit dcr Pflanzen ist in Kreta doppelt: die Sommergc« — 27 «-> wächse ruhen lm Winter, und gehören der heißern Zone zu, die krautartigcn einjährigen und andere naroeuro« päischc Gewächst vcgctircn und blühen in den sogcnan». ten Wintermonatcn, reifen im May ab, und ruhen im Juni, Juli und August, bis die Hcrbstrcgcn die Samen und Wurzeln wieder befeuchten und zum Keimen bringen. Daher ist kein Monat im Jahre, wo nicht grüne, blühende und samcntragendc Gewächse zugleich vorkamen. Die Blüthcnzei't aller vorhandenen Gewächse ist für jeden Monat im Jahre gleich vertheilt, daher cm immerwährender Garten auf Kreta, den kein Noro-siurm und kein Scirocco seiner Zierden zu berauben vermag — Den zweyten Gegensatz bilden die Alpen mit dem fiachcn Lande. Der Alpcnschncc beginnt zu schmclzcn, und es entwickelt sich jn demselben Monat die Alpcnftor, Wahrend welcher die Blüthenjcit dcr gleichartigen Thal-gcwachse sich so eben beendigt hat. Jetzt, rückt dcr Schnee allmahlig gegen die Gipfel zurück und veranlaßt selbst in der Alpcnregion eigene Perioden; denn man findet auf Kauten und sonnigen tiefen Lehnen des Gebirgs im I u-ny, was man in den Gruben und Kesselvevticfungen, Mulden u. dcrgl. noch im Oktober und November finden kann. Treten aber dagegen die Herbsircgen ein, so locken sie die crstorbenen Keime dcr krautartigcn Gewachst, welche den Winter hiudurch bis in den Iuny ge< blüht hatten, wieder hervor. Die gelbe Amaryllis, Mccr-Scilla, Hyacinthen, Ranunkeln, Sa fr an «Arten und so mehrere andre blühen, sich stets m der Anzahl vermehrend und fortschreitend durch den Winter hindurch, wahrend auf den Alpen in eben bcm Verhältniß die Vegetation zu erlöschen beginnt. Cs gibt keinen Winter auf Kreta; eine Iahrsjsie, wie wir uns solche vorzustellen gewohnt sind, findet — 28 «" sich dort im Thale nicht. Scheimonos, üble, schlim» mc, unfreundliche Iahrszeit, ist die Bezeichnung für die Zeit dcr Sonncnwicderlchr, vom Steinbocks-krcisc bis zum Gleicher. Dic Insel Kreta hat daher im strengsten Sinne in jedem Monat des Jahres alle vi'cr Jahreszeiten auszuweisen, und es gibt keinen Tag im Jahre, wo man nicht, auf welchem Theile der Insel es auch sey, Fnchlingspfianzcn antreffen könnte. Hier geht dcr Winter in den Frühling, dcr Herbst in den Winter, dann dcr Winter in den Sommer und der Herbst in den Frühling über. Es hassen sich die Jahreszeiten und stehen einander nicht so feindlich gegenüber als im Norden. Alles wirkt gemeinschaftlich. Auffallend ist es, Herbst-pfianzen, welche man bey uns als traurige Vorboten des Winters ansieht, die derselbe durch fünfmonatliche Dauer zerstörend von den Frühlin^skindcrn trennt, hier bcydc im fröhlichen Vereine beisaumun zu erblicken. Die Strahlen- und Scheibe n blmuen dcs Herbstes, he-» ben sich im Hcrbsiregcn noch einmal, blühen-und schießen noch, während zwischen ihnen die Frühlmgsftor mit Narzissen, Ranunkeln und Hyacinthen beginnt. Es gibt sehr wenige Vaumc in Kreta, denen die Blatter auch nur auf kurze Zeit entfallen. Die Orange, Limonie, dcr Iohannisbrotbaum, die Pistazie, der Oelbaum, die Palme, dcr Lorbeer, die Zypresse, der Andrachnc-Baum, die Kokkos- und die Ilex». j Ja«. Mär, «pri, Ma< ! Juni I4,ß1 Canea ivi? 13,88 11,16 14,06 17,50 1817 Wicn <«iy Pra« 5815. Etpt. lOttol)r. Nov. D«cl>r. 18181 Canea ^No^.iji'I^Uft^iU.I^j-i-lü^^Il'I^.O^.l.lN/Sz. 1317 20,?2j 1',,,<1N I4,^l2 - - 1817 Wien 1815 181< Vrag Untcr den Winden, welche in C and ia wchcn, sind die Nordwinde die herrschendsten, sie dauern mit abwechselnder Et^kc vom Januar und Februar bis Ende Juni mit untermischten Westwinden; alsdann folgen die Wind, — 32 — stillen des Sommers, Calma oder Bonazza in der Echiffssprachc, zuweilen von Nordwinden unterbrochen. Im September und Oktober kommen Westwinde, im November, December und Januar haben die Schiro-kali oder Südwinde vor den nördlichen die Oberhand. Die Osiseitc der Insel hat häufigere Morgenwinde, die Westseite sehr wenige. Die Lage der Bäume, die Rich-tung ihrer einseitigen Acsic nach Süden, und der Abgang derselben gegen die Nord-Westseite geben für Kre-t a diese Winde als die herrschenden an. Die Stürme, welche die nördliche Küste so gefährlich machen, sind auch nur Nordstürme, daher Lucanus -— jßorcaque \irgente, cariiias Creta fugit —> schon damals auf die bckauntc Gefahr der von Europa bis Asien sich erstreckenden quer hcrabcrliegcubcu Nord-küsie von Kreta anspielte, indem die Schisse nicht so leicht an ihre entfernten Enden ausweichen, oder sich in ihre Haftn retten können. Man darf also die Jahreszeiten auf Kreta weder so regelmäßig, oder in gleichen Zeiträumen absondern, noch denselben etwa unsere Nachtgleichen und So!stiti?n zn Gränzpunktcn unterlegen. Man kann diese Jahreszeiten daselbst in 3 Abtheilungen bringen, mmlich in die Feuchte, welche im Januar, Februar, März und April herrscht, während welcher sich alles entfaltet, begrünt, und die krautartigcn Gewachst vcgctircn und blühen; der Lein, das Getreide, die Hülsen fruchte und Garten-Blumen gedeihen; in die trockene, welche etwa den Mai, Juni, Juli und August anhält, und in die angenehme Herdstzcit, welche die letzten Monate im Jahre einnimmt. Man — 33 — sieht aus obiger Tabelle, daß die Wintcrmonate eine äu-ßcrst gelinde Temperatur besitzen^ und dic Tagcswärme von dcr Nachtwärmc eben so wenig verschieden styn müsse, als jene dcr Winter - und Sommermonate. Auch war ferner dcr Jahrgang isl? in Kreta nicht minder kälter als dcr nachfolgende, so wie es in dem übrigen Europa der Fall gewesen ist. Es wäre hier nun interessant zu wissen, wo das mildeste Klima herrsche und angenommen werden dürfe, und ob die Insel Kreta unter jene Zone gehöre, welche diesen noch unentschiedenen Begriffen ent« spricht. Die Gewachst erleichtern uns die Aufsuchung. In dicftm Klima müßten zuerst cdcn so gut Nordgcwachst, als jene heißerer Zonen zu finden styn, die erstem aus Mangel einer bedeutenden Hitze fortkommen, die letzter« aus Abgang einer beträchtlichen Kälte zugegen styn. Im Norden ist die Ruhezeit dcr Gewachst dcr Schnec-bcdcckmdc Winter, in dcr hcißcrn Zone für einjährige und krautartige Gewachst der dürre Sommer. Beide Zonen sind daher zur Aufnahme des gemäßigten und gleichförmigsten Klima untauglich, indem eine jede Zeit im Jahre eine gleiche Anzahl von Gewächsen begünstigen soll. Eine Gegend zwischen dem Polar - und Wendekreise nmß daher diesen Forderungen entsprechen, deren kalte und warme Jahreszeit so beschaffen ist, daß bei beiden die Ruhe uud Vegttationszcit der entsprechenden gleichförmig vertheilten Gewachst sich wechselweise die Hände bieten. Dieses Klima ist nun offenbar, vermöge des Angeführten, auf Kreta zu finden. Die Distanz des Polarkreises muß ausgeschlossen > und das mildeste Klima zwischen dem isien und c;Q ^^. NUN höchst wahrscheinlich jene überaus dicken und alten Zyprcssenstämme sind, welche jetzt mehrere ion Toi« sen tiefer, dagegen nur sehr schwach vegctirm. Kreta hat überhaupt jetzt einen großen Mangel an Wäldern und Bäumen; höchstens Gruppenweise stehen die Bäume verwahrloset da, und ein Nachwuchs von selbstangc-pflanztcn kann nicht so leicht Statt haben, indem die zahllosen Hcerdcn von'Schaftn und Ziege» alle Spitzen der Bäumchcn abnagen. Der Türke holzt alles aus, doppelt so viel, als er nöthig hat, und baut nicht an. Die Insel war gewiß ehedem sthr bewachsen. In den Wäldern von Cydonia zog man Hirsche, die Flotten der alten Könige von Kreta nahmen hier ihren Bedarf. Strabo und Plinius rühmen ihre Wälder, und um Gnossns waren viele Zypressen, sogar Wälder davon, deren Diodor und Plato crwähncu; dagegen jetzt ein beträchtlicher Mangel an Holze eingetreten ist. Dafür ersetzt sich das Strauchwerk um so schneller, indem die Bcrgsteppcn mit Lavendel, Salbcy, Thymian, Baumheide, dem Arbutusstrauchc, Cistusro-scn und mchrern andern besetzt, nach einigen Jahren immer abgetrieben werden; das Schiffsbauholz aber aus dem schwarzen Meere und aus Rußland herab« kommt. So wie indessen diese Waldungen alle verschwunden sind, so hat ihre Entfernung auch auf das Klima bedeutend eingewirkt, die Feuchtigkeit wurde daselbst er-halfcn, die Dünsie stiegen häufiger empor und fielen als Negcn wieder herab. Die Dünsic und Wolken des Meers wurden angezogen, und die Alpen selbst in größter Feuchtigkeit erhalten, als sie jetzt sind. Candia mag daher trockncr geworden seyn, und auch viele seltene Gewachst dadurch eingebüßt haben: Erdrevolu-tioncn waren die Veranlassung dazu. 39 Bei der Bereifung eines Landes drangt sich ein el-genes Bild von dem sogenannten Charakter, Wuchs und Aussehen der Bäume, Sträucher, Kräuter und Pflanzen auf. Dieß ist der malerische Charakter ciner Flora, welcher nach den vorherrschenden Gcwachsfamilicn seine Richtung erhalt, und ins Mannigfaltigste sich abändert. Der consiantc oder wissenschaftlich erhobene Charakter eben derselben Flora entspringt, indem man alle vorhandenen Gewächse in natürliche Ordnungen und Familien zusammcnrciht, und ihr Verhältniß in Rücksicht der vorhandenen Gruppen, nebst der Zahl der Attcn, und den wechselseitigen Relationen zusam-mensieilt. Unter andern zeichnet sich die Flora von Kreta durch die große Anzahl von stachligen Pflanzen aus, von dcncu dic übrigen Arten gar nicht als dornig oder bewaffnet bekannt sind, z. B. Vorkaun»», Hinnux, rea ?<>lcrium (spmosum.) Viele andere Arten, wcl. che schlank und hoch emporwachsen, wcrdcn hicr ver-krüppclt angetroffen, so daß sie wie stachlig erscheinen. Der Kreter hat auch seine Fußbekleidung, die bis an die Knöchel hcrabreichcnden Kapvensticfeln, darnach eingc« richtet. Allein kaum gibt es ein Land, welches eine so große Menge der mannigfaltigsten wohlriechenden Krauter auszuweisen hätte, als Kreta. Zur Blüthcnzeit derselben wird die Luft balsamisch duftend; dringt man zwischen dem Gebüsche durch und bricht die Zweige durch seine Tritte entzwei, so verbreitet das zertretene Holz einen der an< genehmsten Gerüche; selbst bei dem Aushauen dieser Eträuchcr wird durch das Zerbrechen und Aufreißen des Holzes das Gewächs zugleich erschüttert, und vcr- 40 breitet Wohlgerüche weit umher. Jeder Strauch, den man berührt und ergreift, hat einen andern Geruch, durch den cr sich auszeichnet. Sogar dcr unleidliche Harz, und Brandgeruch unserer Hölzer, und vollends dcr erstickende Dampf dcr Steinkohlen, wird wegen allgemei« nen Gebrauches dicstr Hölzer in Fabriken, Scifcnsicdc« reien, bei Backöfen und in Küchen, hicr zum balsamischen Dufte eines entzündeten Wacholder- oder Zimmt- und Sandelholzes umgeändert. Wasserpflanzen gibt es in Kreta, wegen Mangels an bleibenden Sccen und Teichen, und wegen Vcrtrocknung dcr Flüsse zur Sommerszeit nur wenige; die meisten sind zugleich Scesirands-gewachst, dcren cS in großer Anzahl gibt. Die vorzüglichsten aller Gewächse sind jedoch dic Fclstnpflanzen. Es scheint, als ob sich die vorzüglichsten an die Wände der Schluchten uud Abgründe geflüchtet hätten, um dcr Verstümmlung durch die zahllosen Hccrdcn zu entgehen. Wünscht dcr Botaniker seltene Gewächst, so isi er genöthigt, sic von jenen Stellen zu holen, wo die Ziege und die Gemse nicht hingelangen kann. Unter den Gewächsen der i9tcn Klasse zeichnen sich die 3 Stähe linen (8t. ai-ixn,-«-5c«n«, i'»,'u!,Ic()5a und Olianiaopouce) aus, welche baumartig die Felstnblöckc zieren. Die Baum - und Strauchnelke, dcr baumartige Lein oder Flachs, die wohlriechenden Davhncn - odcr Sei-belbasiarten, vortreffliche Glockenblumen und so mehrere andere sind der Bereisung dcr Gebirge werth. Die rachcnblüthigen, dann dic mit Schirm» und Schmetterlinsblüthen, sind auf Kreta die ausgezeichnetsten Familien. Von Doldengewächsen sinoen sich hicr sehr intcrcssautc Arten. Farrenkrän'« tern und den übrigen Kryptogamen ist diese Insel, dcr Trockne wegen, nicht sonderlich hold. — 41 — Die Flora der-Insel Kreta ist cine sehr ausgezeich-nete, und von jeher eine sehr beliebte Flora gewesen. Thcophrast und Plinius lobten sie. Honorius Bell us machte sie durch Clusius wieder bekannt, Tourncfort brachte sie zu neuem Ansehen und Si b-thorp bereiste sie in der neuesten Zeit. Sie stimmt mit jener von Cypern und Palästina ungcmcin übcrcin, besitzt auch mehrere kaukasische Pflanzen, z. B. Irakis caucazion, I'usc^^inia sdlioiclcs, sa^onaria. vlLoosis-«im«. Mit der atlantischen Flora hat sie nichts besonderes gemein als jenes, womit etwa Italien in beiden übereinkommt. Sie ist außer dem Parnassus, Pindus, sodann dem thessatischen und bythi-n i sch e n Olymp, mit ihren I Gebirgen Ida, Dicta, und Leucaori, die größte Zierde der griechischen Flor. Die Gcbirgsflüsse schwellen nur zur Regenzeit an, ihre Flußbetten sind die furchtbarsten Schluchten, welche sie sich seit Jahrtausenden ausgewählt haben, meistens sind es im Jahre trockene Flußbetten. In den zahllosen, durch die Erdbeben und in den Gcblrgsartcn selbst vor-handcncn Klüften verliert sich, schon vom Schnee angefangen, jedes einzelne Bachchm; selten erblickt man einen Wasscrfall. Treten die Flüsse auf das siachc thonigte Land, so bleiben sie ln ihren Flußbetten bis zu ihrer Mündung sichtbar; daher dic Flüßchcn dcr Mittelgebirge auch im Sommer immerfort Wasser führen. Im Frühling ist die Passage durch die Betten sthr unangenehm, wcil fast nirgends in Kreta Brücken vorhanden sind, und die Nossc und Maulthicre alle durchwaten müssen. Die Nordscitc ist immcr wasserreicher als die südliche. V^rde 42 es die Sommermonate daselbst regnen, so gäbe es immerfort fließendes Wasser, welches dann zum siehenden würde, und Seeen bilden hülfe. S « e e n. Kreta hat weder Seeen noch Teiche. Thal-Vertiefungen, welche ringsum eingeschlossen, mit Wasser gefüllt gewesen, sehr viele und von verschiedener Größe, sind fast immer an einer Seite mit cincr Schlucht versehen, durch welche der Durchbruch geschah. Fischteiche sind nicht vorhanden. Einzelne unbedeutende Vertiefungen vertrocknen im Sommer. Auf allen Karten ist dcr Omalo als ein wasserhaltcnder See abgebildet, er ist es aber eben so wenig, wie das Thal von La ssi-t i; denn der Höhlenkalkstein, durch die frühern Erdrc-volutioncn geborsten, hält auf dcr Oberfläche nirgends Wasser, H ö h l e n< Die große Anzahl von Höhlen, die sich auf Kreta finden, geht fast ins Unendliche. Sie dienen den Hirten noch jetzt zur Wohnung, und den Schafhccrdcnzum Unterstand. Im crsicn Frühlinge, im Januar und Fe. bruar, ehe noch alles in die thätige Vegetation übergegangen ist, sieht man sie überall sehr deutlich; nachher verschwinden sic bei dem hellen Grün des Laubes, der Kräuter und dcr rankenden Gewachst. Zur Wohnung sind sie bequem, und auf dcn Alpen bedient man sich ihrer zum Sommerauftnthalt ohne viele Umstände. Die Ureinwohner Kreta's waren daher aus natürlicher Begun« stigung Troglodytcn, Höhlenbewohner. -"- 43 — Produkte. Unter den Produkten sind die des Pflanzenreichs die vorzüglichsten und bemerkcnswcrthcstcn, welche den wahrrn Reichthum der Insel ausmachen, und sie zu einer der wichtigsten Bcsitzuugcn des griechischen Reiches erheben. Hier kommt zuvörderst der Oelbaum als dcr ausschließlich allererste Handelsgegensiand zu betrachten. Der Oelbaum und seine Benutzung. So wie, dcr Erzählung nach, dic als Göttin verehrte Ceres den Kretern den Getreidebau gelehrt hatte 5 so holte Mine,rva, nach Diodor, den Ocl-bäum aus dem Walde und lehrte seine. Anpflanzung und Benutzung. Die At he nie user, denen Minerva die Schutzgöttin ihrcr Stadt war, und in ihrem Gebiete gclcbt haben sollte, stritten über das Bürgerrecht derselben schr heftig'mit den Kretern, so wie Soli« nus bezeugt, 'und mußten, um Nccht zu behalten, die« selben für „Lügner" erklären, welches ihnen, in Grie-chcnland glauben zu macheu, leichter wurde— als den Kretern, solches zu widerlegen. Es ist indeß schr wahrscheinlich, das; wo mau die Gesetze holte, auch dahcr Einrichtungen, Gebräuche, Lcbcnsbcquemlichkci-tcn cntlchntt. Dic Feinheit der Athenienstr ging sogar so weit zu behaupten, jcde mch Kreta gebrachte Eule müsse sterben, um damit anzudeuten, daß, wo Miner« vens Licblingsvogcl nicht fortzuleben im Staude sey, dcr Geburtsort seiner Beschützerin nicht scyn könne. Dcr Oclbaum (Olc-a «uro^a !..) macht den eigentlichen Reichthum der Insel aus. Er findet sich in — 44 — den Schluchten der hohen Berge, mitten in Fclscnklüften nebst der Weinrcbe und dem Feigenbaum msprüng, lich wild, nicht aber verwildert, vor. Er ist jetzt auf dcr ganzen Insel angebauet. Zahllos sind die Oliven« wäldcr; alle Hügel, Verge, Ebenen, Anhöhen, kurz jeder Ort, dcr nur einen Oclbamn aufnehmen kann, ist damit in Ncbcrfluß versehen. Die Starke dcr alte» sicn Bäume übcrtrisst jene dcr Oclbaume anderer Lander bei weitem; je weiter gegen Norden, um so seltener findet man alte Stämme, weil nach einem kleinern oder größcrn Cyclus von Jahren, südlicher hcrabdrin-gendc Fröste seine Dauer abkürzen. Kreta ist daher das Vaterland des Oelbaums, indem es Stämme davon gibt, welche ohne allen Zweifel die Beweise eines il)00jährigen Alters an sich tragen, und deren älteste 20 bis 25 Fuß im Umkreise und sieben Fuß und darüber im Durchmesser besitzen. Es gibt kein Beispiel, daß cm Oclbaum vom Winde wäre je entwurzelt worden, seine Wurzeln bilden einen knolligen Wurzclstock, aus welchem sich der Stamm erhebt, die Wurzclarme senken sich wie Strebepfeiler m den Boden, und halten den Stami.l unbeweglich fest. Je älter dcr Oclbaum wird, um so mehr entfernt sich dcr Wurzclstock vom Boden, die Wurzeln heben den Baum, so daß man zwischen denselben hindurch kriechen kann. Alle bekannten Obst- und Kroncnbäume lassen sich, wenn man sie an den Acsicn ergreift, schütteln, indem dcr Stamm an der Wurzel nachgibt, allein dcr heftigste Sturm bricht nichts weiter, als Acsic ab, welche zugeschnitten, in die Erde gesenkt, so wie ein Wcidcnsiock Wurzel fassen, und noch zu Vermehrung seiner Art dienen. Die Küsten-winde, welche alle übrigen Bäume an dcr Nordscitc der Krone ihrer Acstc berauben und den Baum verstümmeln, — 45 -. äußern auf den daneben stehenden Oelbaum keinen Ein« fiuß, welcher scinc Aestenkrone aus der Mittelaxe des Stammes symmetrisch nach allen ^Seiten gleichförmig ausbreitet. ' ' Die Natur hatte dcmOc lba um zu seinem ursprünglichen Standorte die kahlen rissigen, mit Spalten versehenen Felsen «Wände angewiesen. Er ist also genö-thigt, seine Wurzeln nach allen Richtungen abzusenden, zu verstärken, und nach gehöriger Bestockung und Befestigung erst stincn Stamm aufwärts zu treiben, wa> rend welcher Zeit alle eingekeilten Wurzeln anzuschwellen und sich nach allen Punkten einzukeilen sich be° sireben. Diese angcborne Eigenschaft verliert der Oelbaum selbst im stachen Boden nicht: der eingesetzte Pfahl treibt zwar Wurzeln und wachst fort, allein über der Erde schwillt dennoch der Theil allmahlig an, treibt neue schiefe Wurzeln. Bricht auch der Wind Theile seiner Krone ab, so treibt cr an der beschädigten Stelle mit verdoppelter Kraft neue Acsic. Inwendig wird er allmahlig höhlend die Scitenwäude eckig, knollig, und sehr dünn, allein wenn auch die Krone ringsum abgebrochen wird, so treibt sein Wurzclstock neuerdings die stärksten und kräftigsten Acsic. Sein Holz ist ungcmcin hart, seine Zweige cla-stisch. Das Laub silberfarbig fahl, fällt nie ab, und die Blüthen sind in kleinen Träubchcn im Mai zu sehen, gelblich von Farbe und wohlriechend. Will man Oclbäume pflanzen, so sucht man armdicke Acsie von 7 bis ß Fuß Länge, und gräbt sie ohne Umstände cw, auch sncht man Wildlinge im Gebirge, setzt sie an Ort und Stelle und, pfropft sie. Die Oclbaume von C a-nca sind wilden Ursprungs, haben kleine, aber viele Oliven, gcbcn sichere Ernte, die von Nettimo sind — 4« — dlc größten in Früchten, woselbst auch der Oelbaum'am besten gedeiht. Die Arten der Oliven sind verschieden, aber auf ihre Abarten wird nicht sonderlich gesehen, wenn sie nur recht viel Oel liefern. Die Frucht ist eine grüne, längliche Kirsche, mlt grünem, fetten Fleische und sehr hartem, runzlichcn Kern. Diese Früchte, welche man Oliven nennt, werden durch das Hcrbsiwcttcr im Oktober herabgeworfcn und abgeschüttelt, die mit Mühe aufgelesenen Oliven auf cincn flachen, runden Stein von 8 — 9 Fuß im Durchmesser gelegt, auf welchem ein schmaler Mühlstein herum gedreht wird, der alle Oliven jusammenquetscht und die Kerne selbst zermalmt. Ein Pferd oder Maultbicr bewegt ihn im Kreise, ^bis alles zu einem Brey zerrieben ist; nun wird es unter die Presse gebracht und ausgedrückt. Weder auf die Qualität, noch auf die sorgfältige Gewinnung eines reinen Ocls, ausgenommen was den Hausbedarf anbelangt, verwendet man eine besondere Aufmerksamkeit. Je mehr gepreßt wird, um so vorthcilhafttr ist es für den Besitzer, weil dieses Ocl vorzüglich z;:r Seife verwendet, oder zu eben demselben Gebrauche nach Marse ille von den Schissen verladen wird. Das meiste Oel liefert Canea, dann Rettlmo. Candia hat durch die iwjahrigc Belagerung alle Ocl« bäume verloren. In Rcttimo wird noch am meisten ein brauchbares Ocl zum Genusse bereitet. Fast alles Otl von Candia, Mirabello und Stia, verwendet man zur Seift, zu welcher man das Natron aus Aleran« dricn, und besonders aus Sicilien dahinschasst. Biese Ceift geht fast durchaus nach Konstantinovcl. In die Christenheit solches zu verführen, ist streng verboteni des O^lankaufs wegen kommen auch wenig Schisse nach Candia. Mit Ocl zu handeln, um Seife zu sieden, — 47 — ist in Kreta, besonders in Canbia nur einer kleinen Anzahl von Leuten durch Privilegien erlaubt. Die Seifensieder erhalten dieses Recht mit dem Beding und der Verbindlichkeit, den Armen das Oel um 10 bis 15 Pro« cent unter dem laufenden Preise in kleinen Quantitäten abzulassen. Man findet auch in Fallen, wo der Preis steigt, daß das arme Volk eine solche Oclhüttc be« lagert, und mit i entsetzlichem Lärmen und Drangen Oel fordert. Mehr als H Pfund verabfolgen zu müssen, ist nicht geboten. Was jeder andere an Ocl bedarf, kann er genug vom Landmann am Markte (Üasaro) in beliebigen Quantitäten kaufen, jedoch selbst für seinen Bedarf zu Haust keine Seift sieden, noch mit Ocl handeln. Die Seifensieder dürfen aber auch im Großen nicht mit Ocl handeln, sondern nur zum Bcstcn dcr Armen im Kleinen verkaufen, dafür habm sie das Recht, ihre Seift ausschließlich zu bereiten, und damit zu handeln. Sie werden mit großer Pünktlichkeit kontrolirt, um zu wissen, wie viel jeder Oel im Monat an sich gebracht habe, um darnach die Quantität Ocl zu bestimmen, welche er in, herabgesetzten Preist zur hinreichenden Abhülfe des Vcdürfniss.'s der Armen abzugeben habe. Die Personen, welche dieses Ocl vcrkau« fen, müssen diese vrivilcgirtcn Seifensieder aus Eigenem bezahlen. Für das Bedürfniß der Schiffe erlaubt dcr Pascha jedesmal einc bestimmte Quantität Seift von cim« gen Pfunden auf das Schiff zu bringen. Was dcr östliche Theil dcr Insel an Ocl gewinnt Mio nicht verzehrt, wird "llcs zur Seift vcrsottcn. Dic größcre Quantität von Ocl im Sandschak von Rettimo und Canea wird an europäische Kaufleute überlassen, welche es im crstern Orte auf Barke« labcn, nach Cama odcr Euda bringcn und an Bord schaffen. Von^ allem, was verkauft wird, >nuß.der — 48 — Pascha wissen, da cr überall Spötteln bezicht. Seift in größcrn Quantitäten auszuführen, erlaubt er gegen gute Remuneration, stellt aber das Bujurtn oder Erlaubnißschein anf Konstantinopcl, Salonichi oder Smyrna aus. In günstigen Jahren kann man rechnen, daß Rcttimo und Candia etwa 110 Schisse verschiedener Größe mit Del beladen können, die großen Schisse zu 3000, die kleinsten zu 1000 Ocstrcichischcn Ccntncrn gerechnet. 25 Pfund Wiener Gewicht machen ein türkisches Pfund oder eine Oka aus. Wegen des Verlusts bey dem Ucbcrgießcn vom Oclc pflegt man einer Oka etwas zuzugeben, wcßhalb Manche statt 2^ Pfund 2^ Pfund rechnen. Ein Mi-siazzio in Canca halt 8^ Oka, in Rcttimo etwas mehr als 10 Oka, das Gewicht von Canca ist aber besser. Rechnet man daher auf einen Centner W. G. 44 Okas, so hat ein Mistazzio Ocl beynahe cinen halben Centner an Gewicht: rechnet man nun ferner, daß 33 Schisse ä 3000, eben so viel 2000 und 4000 Centner laden, so gibt dies eine Summe von 195,000 Centner oder 400,000 Mistatos, welches zum allergeringsten zu 15 Piaster odcr Franken angeschlagen, die Summe von 2,000,000 Piaster, hio mit fünf Piaster für zwey Gulden gerechnet, ein jährliches Einkommen von 800,000 Fl. Conv. Mz. ausmacht. 54 Misiato von Canca machen eine Luriiia v) Gaidurates mavro. Curainato mavro. Zardani, dauerhaft, übrigens mchr für bic Tafel, als Traube zum Genuß bestimmt. 2) VIliiano. Mit weißem länglichen Korn, wild siets niedrig gezogen, bic Traube lang ausgebreitet, reift später, weißer Wein. S) Noscaw. Die bekannte Muskatcllcrtraubc, hier aber von der ausgezeichnetsten Güte, Lieblichkeit und Geruch. 4) ^5pra ^.«indie6. Weiße, griechische Traube, eine der anglnchmsicn unter den weißen Traubcnartcn. 5) Nnvi-0 Tloluclco. Schwarzer, griechischer Wein, eine der schönsten Sorten, sowohl am Stamme als auf der Tafel. — Klumpige, grosic Traube, große aneinander gepreßte Körner, dicke, schwarze, ins Graublaue schillernde Schale, ctwas festes Fleisch, reich am Ertrage, gibt guten, dauerhaften Wein. Die Traube wird gewöhnlich zwey bis drey Pfund schwer, es gibt aber auch Trauben zu zwölf bis fuufzchn Pfund, welche ich selbst gesehen habe, sie sollen aber auch bis 20 Pfund werden. e) Hupwl^Ian, (Sicbcnbauch) siebenmal gebärender, cr-zcugcudcr; ungleich hochrothc Traube, ranlt sehr hoch, Arm- und Lcibdickc Stämme, jährliche Schossen oft fünf bis sechs Klafter lang, dauert i»o bis i5u Jahre, gewiß aber noch langer"), einc schöne Abart, sie wird in vornehmen Hausern zur Bedeckung der Vorhöft gezogen, erhalt die Blätter am spätesten, und vcr- ') Die ältesten, mir bekannten Wrinsirckc sind jcnc nm Ti-voli bcy Nom, vorzüglich unter dem Tempcl dcr Sibilla daselbst. Der Octononi kann gar uicht fthkn, wl'nu cr ihr gcMcs Alter auf 2«,u Jahre setzt. — 63 — liert sis auch zu allerletzt. Er ist der Riese unter den Wcinsiöcken. 7) Sarracino. Hochroth, cm sehr hartes, großes Korn, wird am spatesten, erst im November reif und eßbar. Die Trauben sind lang, er reift kornweist, und dauert bis im Februar. Außer diesen gibt es noch mehrere wichtige Sorten, welche genau beschrieben zu werden verdienten. Der gekelterte Wein wird nur an die Schiffsleute sehr häufig verkauft, welche, für ihre Schiffsmannschaft beträchtlicher Vorrathe des wohlfeilsten und zuträglichsten Getränkes bcnüthi'gct: in der Gegend von Candia dagegen, wo wenig europäische Schisse landen, werden die Trauben zur Verfertigung der l^va pa^La oder Weinbeeren benutzt. Mau trocknet die Trauben auf Matten oder Horden an der Sonne. Vorzüglich nimmt ma« jene dazu, welche wegen ihrer niedrigen Lage am Wem« stock beschmuzt sind, und angeblich keinen schmackhaften Wein liefern, inzwischen ist der Schnitt absichtlich so kurz, und der Wcinstock sieht in dcr vertieften Grube wie ein Kohlstrunk aus, wenn er im Frühjahr beschnitten worden. Auf dem Gebirge ist es nothwendig, weil alsdann die kalten Nachte und die Winde die Blüthen und Sprossen nicht so leicht versengen, und man erhält daselbst, besonders im hochgelegenen Arcabi, dennoch einen guten, vortrefflichen Wein. Blos dcr Gewinn, daß sie mit Crde beschmuzt mehr wiegen, macht, daß man dic Trau< bcn niedriger Stöcke zu Weinbmvn verwendet, und be« hauptct, daß sie mit Erde sich besser constrvircn und uicht in Essig übergehen; gewöhnliche Markttntschltldi-gungen. Dcr Erdgeschmack ist inzwischen so übel nicht, als man vorgibt, besonders wenn man sich daran gc« wohnt. Viele Trauben trocknet man an dcr bloßen Er, de, der kleberige Saft fängt den Staub auf, und die trock< ne Erde klcbt daran. Diese I/va pa^a sporca, mit Stielen, welche in Schilfsackc Ccntncrwcise eingefüllt und eingenäht wird, gcht nach Konsiantinoprl und Alcrandricn jahrlich mit 20 bis 25 Schiffsladungen, drey bi.s vier solche Ladungen aber nach Tunis. Diese Ilva «porca ßra«5Ä wird am crsicrn Orte zur Chalva, einer zähen, gelben, aus Mehl, Honig, Sesam-Ocl und Weinbcersyrup angemachten Confitur, gebraucht. In« deß werden auch Weinbeeren zum Hausbedarf von aus« gewählten, reifen Trauben und Traubensorten, auf reinen weißen Tüchern im Halbschatten getrocknet und bereitet, welche wohl schwerlich in Europa von dieser Güte und Vortrcfflichkeit zu haben sind. Besonders eignet sich dazu die berühmte, hier sehr geschätzte Muskateller-trau d e. Eine der drey ökonomischen Paradoxen von Kreta ist, daß die Weinberge alle so viel als möglich in die -Ebenen, die Getreidefelder aber auf Anhöhen verlegt wer« den. Dieses für unsere Gegenden so sonderbar Schei» nenbe hat .seine wichtigen Gründe, und zwar: Braucht der Weiusiock der Düngung weniger als das Getreide, der Regen schwemmt aber, wie bereits erwähnt, zwischen den Spalten und Fugen leichter in diese grubcnattigen Beete den Humus herab und setzt ihn dort ab. Dann sucht der Kreter für die Regenzeit sonnige Platze, welche zugleich nicht so feucht sind, damit bey schnell eintretender Mittelung und plötzlichen, Wechsel aus Kühl in Warm, der Halm schon so vorgerückt sty, um mit seiner Achrc ,'« der Trockenheit nicht zu leiden; unter dem Schatten der Vämm bleibt er im feuchten Bodeu schr zurück. Der Wein hingegen leibet an den steilen, trocknen Anhöhen im Sommer allzusehr, da es nicht regnet, woselbst früher schon — 65 — längst daS Getreide gecrntet ist. Endlich braucht das Getreide nur wenige Finger hoch Erde, um darauf zu haften, indeß der Wcinstock sich tief in die Erde versenkt, cm mächtiges Erdreich verlangt, und durch öfteres Umgraben im stcinlosm Bodcn nicht so vicl kostbares Werkzeug vcr, dorbcu wird. Dcr Schnitt des Wcinsiocks ist verschieden, allein aus ManZcl an Holz gebraucht man keine Weinsta-bc, schneidet daher den Wcinsiock klumpig nnd kanm fnnfzchn Zoll über dcr Erde. Zwischen Bäumen ihn emporranken zu lassen, findet man nirgends, außcr hin und wieder bey Ca« nea, wo cs europäische Kaufleute vcrsuchttn, die in Italien und Frankreich allgemeine Einrichtung des Hochrebcn-bancs zu zeigen. An Bäumen sieht man hier nur dcn wil. dcn Wcinsiock emporranken. Ursprünglich wild findet cr sich aber nur in dcn Schluchten, wo cr an dcn Fclscn wie Ephcu festhält. Dcr Geruch dcs blühenden Wemstocks ist wohl dcr angenehmste aller Düfte, indem er lange erquickt, ohne beschwerlich zu fallen. — Gerüste und Lattenwerk ist nur für die Lanbcnrcbc, dcn H^pl.2c/wn und U^iro I^omoic» bestimmt. Die übrigen Arbeiten dcr Wcinkultur sind dcn unftigen mchr oder weniger ähnlich, und ihre genaue Darstellung erfordert rben so wohl cin einzelnes Wcrtchen, als einen längeren Aufenthalt und cine ungetheiltc Aufmerksamkeit auf diesen ausschlicsili-chen Gegenstand. Gummi Ladanum. Dieses Gumini . Harz, welches jctzt weniger im Gebrauch ist, wird von dcm OjLl.u., crclicus 1^, dem ^"banumstrauch, gewonnen. Er kommtauf den Hügcin durch die ganze Inscl an beiden Seiten dcrsclbcn, hausig vor, Zweiter Theil. E — 66 — und die Gewinnung seines Produktes fällt in die heißeste Jahreszeit, in den Monat July und Allgnst. Schon dic alten Griechen setzten einen großen Werth auf dieses Harz, und jetzt noch gebraucht man es zu Näuchcr, werk, knetet cs in den Händen und verwendet cs zn verschiedenen Nebengebrauchen. Ehedem überliest man cs den Barten der Böcke und Ziegen, das Harz zu sammeln, inde:» sie, beym Abnagen der La dan um-Sträucher, ihre Barthaarc an den Blattern, und das aus den Drüsen derselben herausschwitzcndc Harz abwischten, welches sich zu kleinen Kügclchcn sammelte, «die. nun sorgfältig abgenommen wurden. Dicfts gab die Veranlassung, das (^umm! I>adüliulu künstlich zu sammeln; man bedient sich dazu eines Instruments, welches dic Gestalt eines breiten Rechens mit einen: kurzen Stiele hat; da, wo die Spitzen sind, hangen lange Nicmchcn herab, deren es oft mehrere hundert neben einander gibt. Um die Mittagszeit, etwa nach 10 Uhr des Morgens, zieht man nach dcn Platzen hin, wo dieser 2 bis 3 Fuß hohe Strauch in Menge vorkommt, und bleibt bis 2 Uhr, in dcr gröAcn Sonnenhitze beschäftigt. Dic Tagcs-hitze verursacht eine vermehrte Absonderung dieses Stoffes in dm Drüscn der Oberfläche dcr Blätter, diese schwitzen dcn Saft aus, welchen dic am Strauch nach allen Richtungen hin und her gepeitschten Nicmcn an ihrer Länge auffassen, und nach einiger Zeit mit einem stumpfen Mcsscr Stück für Elück abgeschabt werden. Diese gesammelten schmierigen Kugeln werden zusammengedrückt, nnd das LadaiNlM sodann in länglichen Klößen in Lorbeer-oder Iohalinisbrotblatttr gewickelt, Pfund' oder Cent« nerwcist verkauft. Die gewöhnliche Klage übcr Versal« sclMg des Gummi und Zumischung mit Sand, ist bis zum Ekcl von andern abgeschrieben und wicdcr erzählt — 67 — worden. Dicst Zumischung geschaht von schlechten Arbei-lcrn, oder aus Zufall. Isi nämlich das Wttttr ruhig, hei. tcr und still, liegt kein Staub auf den Blättern, oder er-hebt sich während der Einsammlung kein Stand und Wirbelwind, sind es ferner hohe Sträucher an freiem Boden und nicht zwischen Felsen, so gewinnt man cm reines La-danum. Wachst der blutrothc Ovlinu» ^I^poci«t.i5 L. häufig auf seinen Wurzeln, so wird der Strauch leicht gelb, und das Gummi wird schlecht. Man sieht das Kränkeln des O,«tu5 durch die Schmarozcrpfianze sehr leicht; ein solcher Strauch mag noch so hausig blühen, so trägt er dennoch keinen brauchbaren Samen, um so weniger ein reines Harz. ,Dann gcdcn niedrige Sträuche, wenn das Instrument mit den Ricmchcu ocn erdigen Boden über« all streift, zwar auch gutes Ladanum, allein cs wird ver-unrciuigl, und doppelt so viel Sand, Croe und Staub klcbt sich mit an, wclchüs nun das Produkt verschlechtern muß. Hicr kann blos allein dcr Fall eintreten, daß man Während dcr Manipulation sorglos oder unvorsichtig, oder die Witterung ungünstig ist. Sonnini übereilt sich daher, wenn er sagt, daß die gutmüthigen Griechen cs mit Sand vermischten, wenn ja welcher darin vorkommt/ indem cr auf die Ursachen seiner schlechter» Qualität nicht zurücksieht. Die Gegend von N cttimo, besonders um Melidoni, woes Tourucfort ftühcr gleichfalls beobachtete, scheint die vorzüglichste und passend-ste zur Gewiunung des Ladannms zu seyn. Der Gewinn von diesem Harze isi nicht sehr bcdcuttnd. Kaum fthc ich em, wie man cs in Europa so wohlfeil geben kann, denn ldas Pfund kostet dort cbcn so viel. Außer dem Thale M»iopotamo wird übrigens auf dcr ganzen I«' sel keines gcwonm-n, dcr jährliche Ettrag mag höchsicus 50 Ccutucr betragen, dcun selbst in Konsiantinopcl, E 2 63 dem einzigen Orte, woes abgesetzt werden kann, hat sich der Gebrauch desselben schr vermindert. T r a g a n t h. Unter den verschiedenen Gewachsen, welche aus dcr Familie der Schmetterlingsblüthen diese Insel zieren, zeichnet sich auch dcr Trag anthsir auch (^.glia-ßalu« crolicu« 1^.), welcher nach Tourncfort das echte Oummi I'rassarantka liefern soll, vorzüglich aus. Seine spharische Gestalt, die schwarze Farbe seiner geschuppten Rinde, silberfarbige, seidenartige Blättchcn, dorniger, persistenter Blattstiel, und seine gefälligen rostnro« then Blüthen, von einem wolligen Kelche umhüllt, bieten einen interessanten Gegenstand fär längere Betrachtungen dar. Tourncfort erzählt nun schr umständlich, daß von demselben und auf was für eine Weise, das Traga nt h» Gumm i erhalten werde. Gegen das Ende des Iuny, wo die Hitze zunimmt, bricht die Rinde auf, die Fasern drängen dcn durch die Warne zubereiteten Saft heraus, der sich in feinen Fäden herauszöge, die dann an dcr Luft verhärteten und von den Bewohnern aufgesammelt würden. Er bricht gleich im Anfang gegen den Vclon los, wie er mit so vieler Anmaßung habe behaupten können, es fände sich auf Kreta kein Tragauthstrauch, er habe, setzt er hiuzu, wahrscheinlich das erste Kapitel des neun« tcn Buches vom Thcophrast über die Geschichte dcr Pflanzen nicht gclcscu. Um nun den Leser vom Gegentheil noch sichtbarer zu überzeugen, fügt er eine Zeichnung seinem Buche bey, welches cin Stück Stamm mit dcm daran hcrabfli'e. siclldcn Gummi vorstellt. Solchergestalt widerlegt, dichte ich gar nicht daran, daß Tournefort Unrecht — 69 — haben könnte, da ich an seiner Wahrheitsliebe zu zweifeln kcinc Ursache gehabt hatte. Allein Tourncfort scheint selbst im Theophra st nicht recht gelesen, und den Belon nicht recht verstanden zu haben, indem er zuletzt noch obendrein Unrecht hat, und selbst weit größer» Zwei' fcl über sich erregt, als er über seinen Landsmann, den vortrefflichen Bclon, Beschuldigungen zu wälzen im Stande ist. Theophrast sagt blos czuam piimum tuntum in Oreta provoniio oxistimakanl, allein er Wußte selbst schon, daß dieser kretische Traganthsirauch kcin Gummi liefert, denn er sagt vorher: ^uin Iac-1,Finnin kadsal, etiam i'rnZaoanlka 6icla. Diese Lacw^in» kann sich wohl nur auf das Gummi beziehen, dessen reinste Sorte in kleinen Körnchen besieht; Theophrast war also schon damals ganz zuverlässig überzeugt, daß das Tragcmthgummi aus Kreta nicht herstamme, obwohl^ eine Pflanze daselbst zu finden sey, welche zu dieser Gattung gehöre. Del on längntt auch nicht diePsianze, denn er führt ihren Namen richtig an, mcint es aber nicht von der Pflanze, sondern vom Traganthgummi, das hier nicht gewonnen werde. Mir war dieser Strauch, noch mehr aber die Art der Einsammlung dieses interessanten Produktes wichtig ge-wordeu. Ein jedes Buch, welches über Technologie, Pharmacologic, Matcria mcdica handelt, führt an, der ^«tt-»ßalu8 c-i'Llicu5 liefere dieses Produkt, es konnte daher tcin Zweifel Wurzel fassen, daß das Gummi Traganth in Kreta nicht zu finden seyn würde. Ich fragte daher früher nur obenhin alle unterrichtete Männer, ftaN« zöfischc Kaufleute, Griechen, zuletzt den Abt von Ar-cadi, allcin Niemand wollte etwas davon wissen, daß dcr T,raganth, den in Europa ein jeder Zuckerbäcker in Menge verbraucht, je hier vorkommen könne, oder ir. — 70 — gendwo auf der Insel gesammelt worden sty. Da dieser ^5<.raFali!8 auf den Gebirgen von Canea nicht vorkommt, sondern blos am Ida und Dikta und ticftr nicht als 4oa bis 500 Toistn hcrabrcicht, so mußte ich dcn Sommer erwarten, eine eigene Untersuchung damit anzustellen. In Rettimo und Candia wurde wieder gefragt und vorgc« ftl)ützt, daß ich eine große Partie zu kaufen verlange, aber keinem war etwas davon bewußt. I.nci,nium, sagte man allgemein, haben wir, aber Kumnii 'I'raFani.Ii ist hier nicht, aber in Smyrna zu haben. Dic ältesten Bauern und Hirten wurden in Contribution gesetzt, und Georgi sireng angewiesen, darüber Nachforschungen anzustellen, allein umsonst. Im Kloster Arcadi waren Caloyeri von 80 Jahren, welche daselbst auftrzogcn, und kurz nach der Anwesenheit des Tourncfort auf dic Welt kamen; auch diese kannten cs dem Namen nach nicht einmal. Im Gebirge Lassiti herrschte dieselbe völlige Unwissenheit über die sonst gut bekannte Tchedukla. Um nun allem dicstm ans die richtigste Spur zu kommen, und mich vollkommen zu überzeugen, habe ich selbst, sowohl unten bey Araranes, wo es namentlich To nrn e-fort bey Besteigung des Ida anfährt und untersucht zn haben behauptet, als auch ganz zu höchst, und nicht nur am Ida, sondern, auch am ganzen Dicta aufs eifrigste zu verschiedenen Zeiten erforscht, cinc Mcnge Traganthsirau-cher gehoben, umgewendet, eingeschnitttn, und das Innere des Holzes untersucht; allein auch nicht einen Tropfen, Faden, Feuchtigkeit over sonst etwas Traganth-oder Gummi-ähnliches gefunden. Das Holz wai fastrig, trocken, zäh; und auch nicht die geringste Wahrscheinliche kcit spricht für die Gegenwart eines Strauches, welcher dieses Gummi liefern soll, der anf Kreta zu finden wäre. Theophrasi widerspricht, Velon hat es nicht gesehen, — 71 — ich habe eifrigst schon des Zweifels wegcn nachgeforscht, und nichts wahrgenommen, Bauern, Hirten, Kaufleute und Caloyeri haben auf der ganzen Inftl davon keine Kunde, seit hundert Jahren ist dagegen die Einsamm« lungsart dcs Ladanum sich vollkommen gleich nnd un« verändert geblieben; warum sollte sogar die Sage von der ehemaligen Gegenwart dieses Produktes, welches drey Stunden von Melidoni gesammelt werden soll, so gänzlich verschwunden styn? Zu Arcadi, Hagio-Iani, Anoja, Assomatos, wo ich überall persönlich war, müßte doch wenigstens eine Probe davon zu finden, und ein solches Wichtiges Handclsprodukt, was mau überall in Europa hat, Kaufleuten hier gar nicht frcmd seyn. Eine gänzliche Umänderung der Natur des Strauches oder des Klima kann manbey so bewandten Umständen binnen hundert Jahren, den Worten cincs einzelnen Reisenden zu Licbc, nicht voraussetzen. D!cse beyspiellose Ver-geßlichl'cit dcr Eunrohncr, Hirten und Landleutc ließ mich glauben, daß cs dem Tournefort bcy cincr echtenAl-penpftanzc, wie der^5l.va^Iu3 c^tlcnZ ist, eben so wie mit dem Labyrinth und mit dcm ^.ruui ottloo^nl«, wclchcs Hollan^iu« tudöix>5u,l; ist, ergangen seyn könne, allein seine bestimmte Aeußerung-und die beygefügte Abbildung lassen keinen Zweifel über seine Meinung aufkommen. Die Ramification dcs Stammes in dcr Abbildung kommt indeß g^r nicht mit dcr ZerasillMg des ^Vstr-aZalus cr^tlcu.«; übercin. Dort, wo er ihn gesehen haben will, ist er nicht. Ich bin also gezwungen, mit meinem Urtheile zurückzuhalten, und gegen die Wahrheitsliebe dicsts berühmten Reisenden leinen Argwohn aufsteigen zu lassen; diesen Irrthum aber sowohl dcm Zufalle, als auch seiner Abneigung gegen Belon zuzuschreiben, cinc Vcrwcchswng in der Zeichnung, wclchc anderswo verfertigt wurde, zn folgern, — 72 — und dlc Bekräftigung oder Widerlegung meiner Aussage andern nachfolgenden Schiedsrichtern anheim zu stellen. In Kreta wächst daher nach meiner Ueberzeugung wohl eine Pflanze, welche unter die Traganthsiräucher ge» hört, das Gummi selbst kommt aber aus Kleinasien über Smyrna und durchaus nicht aus Kreta, man muß daher überall bey Erwähnung des Traganths, den Namen ^8tra1a^u8 croUcu» wegstreichen, und über die echte Pflanze nähere Erkundigung einholen, denn Olivier stimmt ohnehin mir bey, daß aus Kreta, ja sogar vom Libanon kein Traganth-Gummi in den Handel komme, obwohl Labillardierc angibt, vom ^n-a^aiu« ^uni-mit'Li- werde ein Traganthgummi, jedoch von minderer Güte gewonnen. Olivier meint dagegen, welcher An« gäbe ich auch beypflichte, daß der echte Traganth von einem noch unbekannten Strauche dieser Gattung aus Nordpersien, Armenien und Kleinasien herrühre. Al-pins Meinung, der auf Kreta wachsende ^. oc1nnn<« 1'in^l), welche sich jedoch nicht m der Anzahl hier vorfindet, a!s es des Holzbcdarfs wegen zu wünschen wäre. Die Indianische Fcigc bietet hier eine vortreffliche, ganz wie Bananen (^I^a paradisiac) oder Pi-sang schmeckende Frucht. Die Stacheln, welche am Umfange in sehr feinen Büscheln auf Warzen stehen, machen ihren Genuß für ungeübte schr empfindlich, indem man sich derselben kaum erwehren taun. Ich hörte von einer fthr gefährlichen Halsentzündung, welche auf den unvorsichtigen Genusi der sonst vortrefflichen Indianischen Feige entstand. Sie sind überall wild vor den Städten, jeder kann sie sammeln, dttn: das Verdienst des Verkaufers besieht in der geschickten Schalung des iuncru Fleisches; i»i Stücke erhalt man um einen Para. Man kann übrigens davon leicht 50 Stücke vertragen. -^'Kui.u3 lIn« oder der Erdbccrbaum, hat sehr schmackhafte Früchtc, sie sind aber nicht vom B.n,nlc zu pflücken, soudern müssen abliege»; dcr Geruch und Zweyter Theil. F der Nachgeschmack sind angenehm, allein die Warzen rings hcrnm au der Oberfläche der Frucht sind scharf und greifen leicht die wunde Zunge an. Seine Früchte reifen im September und October. Die Lazarole ist hier selten. M a u l b e e r b a u m. Der Maulbeerbaum wird hier hanfig gezogen: man sieht Plantagen davon. Sie sind als Ucbcrblcibscl venetianischcr Industrie zu betrachten, und dienen für die Scidcnkultnr,' doch nicht so schr als man wünschte, dcnn zur Zeit der Raupen sieht man wenige Bäume blätter« reich. 1l,n diese Zeit hört man die meisten Klagen über Un« glücksf ' , indem während des Blattcrabnchmcus die armen Landleute durch Herabfallen oft unheilbaren Scha« den nchlncn. Die meisicn Krüppel sind es durch eine unvorsichtige Besteigung dcr Maulbecrbaumc geworden. Leitern hat man nicht immer auf den Fcldcrn oder entfernt von Wohnungen bcy der Hand; das'weiße Maulbecrblatt wird jenem des rothen Mauldcerbanms vorgezogen. Seide isi übrigens cm nicht ganz undcdcutcnder Artikel, reicht aber für, den Bedarf dieses Laubes uicht hin. Weniges gcht davo« nach Tunis. Gartenfrüchte oder Gemüse. Das Gemüse ist hier im Winter am häufigsten, im Eommcr hclfcu die Bewässerungen dem Bedürfnisse ab. Alles was man in Europa davo» benntzt, siudtt sich auch hier mehr odcr minder g;,t, je nachdem dio N.ttur oder die K'lnst es übcr sich hat, für seine Qualität zu sorgen. Außerdem liebt man hier dieBa rnjcn (K,'!,i»5U5 esou-lonlu« ^.), dessen längliche und viclkautigc Früchte mit Lammfleische eines der trefflichsten Gerichte dicscr Insel gaben. Die Mclinzani (8ol2,,utu ^lulo,,ss«na 1^.), sind hier, mit weit weniger Grund, beliebt. Gurken und Melonen zeichnen sich aus, die besten Früchte sind jedoch die Wassermelonen, Arbuscn genannt (Oueui-Kita Olll-ullu» 1^.). Ihr röthlichcs, zartes und äußerst-schmackhaftes Fleisch kann man ohne allen Zucker essen. Sie sind ein wahres Labsal für Erschöpfte und Ermattete. Man kann eine Melone dcr größten 5!tt des Tages ohne allen Nachtheil verzehren. Am besten gedeihen sie im sandigen Boden. Am allcrschmackhaftcsien sind sie des Morgens, weil sie sehr kalt sind. An dcr Eonnc warm geworden verlieren sie ihre Güte, welche sie am Abend in dcr Kühle wieder erhalten. Die besten Wassermelonen soll Canca, die trefflichsten Gartenmeloncn aber die Gegend von Candia hervorbringen. Außerdem gibt es cinc Menge wichtiger und genußreicher Gewächse, deren Aufzahlung ich beschränken muß. II! Betreff der Medizinalpfianzen liefert Kreta einen beträchtlichen Verrath. Die alten Aerzte holten wohl das meiste von daher. Den größten Ruhm erwarb sich der kretische Diptam mit runden filzigen Blattern (O'Zanum DictainnuZ), von welchem man Fabeln ersinnen mußte, um seinen Ruhm zu erhalten. An ge-würzhaften Pflanzen ist sie besonders reich. Nichts übertrifft die Luft an Wohlgcrüchcn, als die ihrige nach einem aelindcn Regen. Alle Hügel strotzen von wohlriechenden aromatischen Sträuchern und Kräutern, welche zugleich am ansgcbrcilttstm jm'o, so daß man bey jedem dritten Gewächse, auf ein wohlriechendes ganz ohne Zweifel rechnen kann. Die Aufzählung derselben wäre in der That überflüssig, da ihre vorzüglichsten Arten, wie bekannt, in Majoran«, Lavendel-, Salbcy«, Saturey«, F 2 — 84 — Thymian - Srsuchern bcsichcn, die man zum Theil in unseren Gärten stit längerer Zeit aufgenommen hat. W a l d b ä u m e. Die Waldkultur liegt in Kreta sehr danieder. Niemand sorgt für Bau- odcr Brennholz, zum Schiffbau kommt das Holz über das schwarze Meer ans Rusi. land oder über Trieft aus Deutschland. Brauchen die Türken einen Vamn, so fällen diese Zerstörer gleich zehn. Die schönsten Platanusbäume sah ich muthwillig nieder-» hauen, liegen bleiben und verfaulen, weil man mehr fällte, als der Bedarf betrug. Bauern gehen frey in das Gebirge und hauen die Baume ab, spalten sie, und bringen sie thcilweise auf ihren Maulthicren nach der Stadt. Kohlen wcrdcu fast Nirgends mehr gebrannt, als in Lassiti. Ehedem baute man Flotten auf Kreta, und Stra-b o lobt die vielen ausgezeichneten Waldungen, mit denen Kreta.bedeckt war; diese sind nicht mehr. Seit ihrer Ausholzung musi sich auch ihr Klima geändert haben, denn auf den größten Höhen sieht man die ältesten ersterbe-ncn Zypresscnstammc, welche neuere Reisende noch grün gesehen haben wollen und sie für Fichten ausgeben, die zugleich cinc.unermcßlichc Menge von Schiffslhecr liefern sollen! Ich habe weder das eine noch das andere gesehen. — Diest alten Zypressensianmie sind alle in der Schnecregion b?y 7<)t) bis 800 Toistn, auch wohl noch höher, haben zwischen, übcr und unter sich keinen einzigen Nachwuchs ihrer Art, erst mehrere hundert Klafter tiefer,- si^ si„d von einem unberechenbaren Alter, und scheinen als Beweist da ;u stehen, daß man das Mittelgebirge nicht zn sehr cntblösicn dürfe, wcnn die bedeutenderen Höhen zum Holzanbau nicht mit der fortgesetzten Exstirpation unbrauchbar werden sollen. — ft.', — Ic steiler, nnzugangliHcr die Schlucht, um so schö. neres Holz ist hier noch gerettet «nd aufgespart. Die Süoscitc der Lcucaori und die Ostseitc dcs Dikta sind die einzigen waldreichen Orte. Inzwischen liefern die Frucht« bäume viel Holz, da das Klima mild ist, und kein Oftn oder Kamine mehr nothwendig sind. Da die Backöfen, Seifensiedcrcycn, Fabriken, Küchen tc. mit dem Sträu-chcrwcrk der Hügel versehen werden, so ist das Bauholz der einzige Bedarf, welchen dic Stämme der alten Obstbäume, sie mögen gerade oder krumm seyn, dem armen Landmaunc gewähren, dcr aus dem Gebirge wohl die Schcicc, aber aus Mangel an Wagen einen schönen Stamm nur mit Mühe mit stinen elenden Maulthic-ren fortschleppen kann. Die vier Mauern seines Wohnhauses werden nach der Breite mit ungczimmcrtcn Stammen überdeckt, Gesträuch und darüber Erdreich geworfen, geebnet und eine Lage Letten darauf gebracht. Für die wenigcn Regentage ist diese Terrasse hinlänglich. Reiche habcn gezimmerte und gerade Balken. Ell>zclnc schöne und großgewachsene Baume aller Art von hohem Alter gibt es wohl in Menge, allein Wälder sind es nicht. Die geringe Volkszahl macht zum Glück das Bedürfniß und auch die Verwüstung dcs Holzes geringer. Unter den Walddäumcn, welche sich auf Kreta besonders auszeichnen, sind: Der Zyprcssmbaum (Cn^re58U5 sompervirens 1^). Sein wahres Vaterland scheint, ober ist vielmehr, Kreta zu nennen, dcn:: alles 'holz und eine jede Pflanze, welche im Gebirge sieht, ist als einheimisch und ursprünglich anzusehen, ihre Verbreitung im flachen Lande, möge sic noch so bedeutend seyn, gibt keinen Vorzug; auch sicht man in ganz Italien und Griechenland nur einzelne — sift — Stämme, und cndlich geht die Zypresse besonders ans Ebenen ganz verloren. Acgyptcn ist kein Land mehr für diesen majestätischen Baum. Die Zypresse wachst hier sehr schlank; auf der Ebene und in der Stadt Candia hingegen neigt sie sthr bald ihre Spitzen, sie wird struppig, sparrig und verliert ihr schlankes dichtes Aussehen. Bey cincr Höhe von 450« Fuß über dem Meer sieht sie am schönsten. Nach Theo-phrast gab es Zypressen am Ida, jetzt sind aber keine mehr vorhanden; höchstens einige an Dörfern oder Gräbern. Nach Diodor gab es bey Gnossus Zyprcs-scnwälber, es scheint also das Klima von Kreta damals noch weit gleichförmiger gewesen zu seyn, und die Niederungen mit den Höhen besser übereingestimmt zn haben. Der Ida hat keine Zypressen, auch Lassiti nicht. Die schönsten sind in der Schlucht von Samaria unter dem Omalo bey einer alten Kapelle (Monastiri), ungefähr 2<» an der Zahl, und schon viele Jahrhunderte alt. Die Südseite der wcisicn Berge ist mit diesem herrlichen Baume geschmückt; nur werden jetzt von den Svhakiotcn diese Baume fast ausgerottet, indcm sie zu dcn ungeheuren, oft 3° im Durchmesser haltenden Oelbottigen und Oclfassern die schlanken jungen Zypressen auswählen, um sie zu spalten, und Reife daraus zu verfertigen, wozu sich leider kaum irgend cin Baum so vortrefflich schickt, als die elastische Zypresse, von wclchcr scchs bis sieben Klafter lange Reife gemacht werden könncn. Soli uns erzählt, baß die abgetriebenen Zypressen in einem Theile t>cr Insel Kreta wicdfr cmporsproß, ten. Daß es bey Tarrha gewesen sey, f^ Theo. phrasi an. Dieses kann wohl keine andere Gegend als das Land der Ephakioten seyn, wohin Tarrha ohnehin nach Ptolcmäus fällt, welches jdemnach höchst wahr< — 87 — schcinlich das paradiesisch-romantische Thal vonHagia Rumelia styn wird, das sich zum Dienste dcs Apoll fast ausschlicsilich eignet, da cs das wildeste, schauerlichste und das imposanteste Thal von ganz Krtta ist. Das Holz diests Baumes ist sehr wohlriechend, von lichter Farbe, schönen: Gcwcbc und dauerhaft, wird von Würmern verschont, und gibt die schlankestcn Stämme. Sollte einst Kreta in menschliche Hände gerathen, so müßte diesem Baume der Trnucr eine fröhliche Wiedergeburt auf dcn Alpen der Lcucaori geschenkt und die Bewohner durch neu angepflanzte Wälder desselben beglückt werden. — Cederbaum (?5nu5 Oeäiu8 I,.) Plinius führt ihn als einheimisch in Kreta an, indem er unter jenen Landern, lvo der echte Cedcrbaum wirklich vorkommt, auch unsere Iuscl ncunt. Höchst wahr« schcinlich wird hicr die 1'mus rjuea oder die italiänische Fichte, und die 1'i'ni,5 Iialei?en5,'5 oder die Kiefer von Aleppo darunter verstanden. D:r Berg Cedros mag vielleicht dazu Anlaß gegeben haben, welcher in der Nähe des Ida liegt. Auch wird nicht selten Zypresse mit Ceder verwechselt, und so genannt. ri.-NanuL- Platancnbaum. (riii^nus orlen- Cine der größten Zierden des Orients ist der Pla< tanenbaum. Er isi eigentlich der größte unter allen Bäumen von Kreta. Er findet sich einzeln und an feuchten Stellen, gcht nicht weit insGebirge und breitet sich ungcmcin aus, erreicht ein hohes Alter und tine erstaunliche D»ckc. Ucbcrall, wo auf Kreta am Wege Fontamen zu singst sind, werben sie von dcn ältesten Platanen überschattet. Sein Aussehen ist wahrhaft majestätisch und der Nutzen, semes' vortrefflichen Holzes wegen, nicht klein. Cr ist bey weitem nicht so häufig, als er durch Anban es werden könnte, indem es scheint, als ob man nicht wüßte, daß der Same von Menschenhand gcsact, ebcn so wic der hcr-abgcfallcnc keimt. Andraclme (Arbutus Andraclme) Dricntdifcfyer Erdbeerbaum. Das äußere Ansehen macht ihn dem vorhergehenden gleich. Die glatte, schalige Rinde ist jedoch röther, »md das Blatt lebhaft grün. Sem Hol; wird schr geschätzt. Er erreicht die Höhe und Etärkc des vorigen nicht; er . übertrifft ihn aber in jedem seiner einzelnen Theile, dem Holze, dcn Blüthen, Blättern und Früchten. Er ist fast ausschließlich am Fuß des Ida, sowohl an der Nord-als der Südseite zu fiudcn, Pinie. Italiänische Kiefer, (rinug?inea I,.) Ist nach der Ccdcr wohl unstreitig der schönste Nadelbaum. Die schirmartigc Gestalt seines Wuchses und dic oben abgerundete Fläche seiner Zweige stehen im geraden Gegensatze mit dcn zugespitzten Nadclbäumcn de>s Nor« bens. Seine Früchte sind eßbar, und m dem Kloster Ar-cadi iff es dec gewöhnliche Zeitvertreib der jungen C.aluye-?i, Piniolc:! aufzuknacken. In dcv Gegend von Cancan sichen einige, wenige um Ncttimo, die meisten in der Höhe des Klosters Arcadi. Dieser treffliche Baum ist noch vicl zu wenig beachtet, um ihn, wcnn auch nur ,'inzcln, anznwucn. S^'n Wuchs ist schnell, sein Stamm gcradc, und das Holz ungcmcin brauchbar. Der — 851 ^- größte Nutzen wäre für Kreta bcy allem ihrem Holz«' mangel die Anlegung cincr Bretsäge, welche ich dort gar nicht aufgefunden habc, und wclchc obnchin bcy dem schlechten Mühlenbaue der Wind - und Wassermühlen und der Rohhcit der dortigen ^unst auch wohl nicht so leicht möglich ist, da sie cinc wcit größere Richtigkeit in dcr Con-sirncticn erfordert. Die Pinie scheinen indeß die Ve-netiancr angepflanzt zu haben, deren Licblingsbaum sic ist. Die Kiefer von Aleppo. (I'INUZ ^lli0p6N8i3. 1^.) Findet sich ausschließlich, so wie die Zypresse im westlichen, in dem östlichen Theile dcr Insel an der Ost-' feite des Dicta oder Lassiti, bcy Calamatta findet sich noch dcr ausschließlich einzige Wald in Kreta, dcr diesen Nanlm verdient. Er ist eine Stunde »lang und eine halbe, Stunde breit. Daß er noch nicht ansgehaucu, mag wohl die Ursache seyn, daß alle Hauptstädte allzu entfernt, er selbst aber mitten im Gebirge liegt. Da man von ihm übrigens nicht allgemein unterrichtet ist, und derselbe wegen seines harzig brandigen Geruches, den an das wohlriechende Holz der Sträucher gewohnten Kretern, cdcn so beschwerlich fallen mag, wie unftrn Gcgcndcn,-wclchc an das Holz gewöhnt sind, der Gcrnch von Steinkohlen, so wird er verschont. Die Stämme sind alt, ziemlich dicht siehend, und dieser enge Raum zeigt, was diese Insel ur-sprünglich war und was sie seyn könnte. Eiche. (l)nercn5 I>0l)ni I,.) Sie findet sich hansi^ an verschiedenen Orten dcr In-scl, dic Höbe^und Grösie erreicht sie jedoch nicht so w"' in unstrn nördlichen Gegenden; das Klima isi zu wa"» und dcr Boden zu fclsich. Sie schlägt cbm so spät aus, — 90 — wie bey uns, welches in dcr That gegen die blühenden, Triften sonderbar absticht, da die ^kloinia iriNico^a, Ol»tu5l or«lic'U5, ^nt!i)!lis l-l^lic-a und IIev,na>nnn6 in die Blüthe treten und stets belaubt sind. Sie stchen im Mittelgebirge oder am Fuße der Alpen. Ihr Nutzen ist nicht groß, denn man weiß sie nicht zu verwenden. Wallonen - oder Kelch « Eiche. (Huercns H.6- Diese ist, eben so wie die vorhergehende, in den Win-termonatcn blattlos, ihr Laub isi fahl, die Blatter länglich, etwas buchtig und gezähnt. Vor allen andern zeich« net sie sich durch ihre großen Kelche aus, welche gesammelt und unter den Namen Vnllone« mit den Knoppern verkauft werden. Er sieht am Lande einzeln oder in Gruppen, hoch geht derselbe nicht ins Gebirge, stin übriger Nutzen isi beschränl't, da man aus Mangel an Bedürfnis' sen ihn nicht kennen lernt. — Die beyden immergrünen Eichen, und zwar die Stechpalmen-Eiche <()vl<^-cu» Ilox 1^.), sodann die überaus niedliche Kokkos - Eiche (OuLiclil? ecjcc.'issor^ I^), von welcher die Scharlachbeeren gesammelt werden, sind auf Kreta vorzüglich zu Hause. Dic letztere bildet am Fnsie des Ida „n't dem ^cci- 5ret,!cum, dem kretischen Ahorn, ganze Wäldchen , die aber immer lichter werden. Ihr Blatt isi klein und ungezähnt, ihr Aussehen überaus schön. Unten im Thale bleibt sie ein Strauch, da sie langsam wä'chsi und oft abgeholzt wird, jedesmal aber wieder von dcr Wurzel treibt; im Gebirge wird sie erst zum Bamnc. Die Eiu< wohner n-nnen sie PriU 0 s. Die 8ai!x iV-!cg"! gcgcn ein Schaf. Es ist abcr anch kein Land für dieselben so geeignet als Krcta. Ein langer, aus zerrissenen Tnimmcm angehäufter Sccftls kann auch nur von der klimmenden Ziege bewohnt werden, welche sich jeden Bissen mit gefährlichem Klettern erringen muß. Die Mace ist jedoch klein nnd ausgeartet, das Fleisch dagegen von simgcn Ziegen ist gut. Sie verwildert nnd flieht iu die Gebirge. Man hat noch eine andere Art mit langen herabhängenden Ohren und fast ohne Hörner: die ägyptische Ziege (('upl-u maliM-ica), welche ihr des Milchuutzens wegen vorgezogen wird. Schweine werden von dem Mohammedaner sehr verachtet, seine Schimpfnamen sind Hund mid Schwein. Er darf es nic berühren, ohne unrein zu seyn, und «miß sich erst durch vicle abergläubische Gebrauche davon rcini' gen. Ihn durch Betrug znm Fleischcsscn verleiten zu wol. lcn, wird, was bereits geschah, mit dem Tode gerochen. — 97 — Ein Knabe, welcher es zu Markte brachte und ans Furcht nicht augenblicklich sagte, daß Schwcinficisch im Korbe sty, wurde von dem Türken am Thore, der es hastig aufdeckte und berührte, zu Boden geschlagen und unglücklicherweise gctödttt. Man sieht daher, daß ihre Zucht sehr viclcn Hin. dcrnissen ausgesetzt ist. Man hat ihrer aber dennoch in Mcngc, besonders auf Gebirgen, in Lassiti und Ephakia. Ihr Fleisch ist schmackhaft, allein im Sommer entbehrlich. Vom Gcfiügel gibt es treffliche Haushühncr, und was da« selbst unter allen am besten gcrath, sind die kalekutlschen Hühner, welche man, von ungemeiner Größe, billig kauft. Hunde sind in Kreta in großer Menge vorhanden, werden aber wenig zur Jagd gebraucht. Vor Alters waren sie sehr bclicbt und berühmt, und nach O p pian, ihres Bisses uud ihres zottigen Aussehens wegen gefürchtet. Cölius Aurclianus versichert, die Wuth untcr den Hunden wäre in Kreta und an Caricns Küsten äußerst häufig gewesen. Nachdem mm .Herkules diese Inscl, nach Diodor, von allem Ungeziefer gereinigt, und Vä« rcn und Wölfe, die vorher da waren, vertilgt hatte, wnrbc die Insel mit Nccht die Glückselig genannt. Noch mchr vcrdieut sie aber jetzt den alttn Ruhm, da auf derselben noch überdseß das sonst so furchtbare Wuthgifc der Hunde, ein Schrecken der ehemaligen Bewohner, sich jetzt nicht mehr entwickelt, seitdem die ncuen Hcraklidcn anwesend sind. Von jetzt aber, da cs zu vermuthen ist, daß sich Griechenland von diesen Böoticrn bcfrcyen werde, dauert es kaum drey Jahre, so wird die Wuth unter denselben sich an jcdem zehnten Hundc ohne allen Zweifel "ußern, und etwa nach cincm Dcccnnium darauf allmah-llg abnehmen, bis sie übrigens ungefähr so, wie jetzt in Europa beschränkt, seyn wird. Zweiter Theil. G — 98 — Wilde Thiere. Auf einer Inscl, dcrcn Bewohner als die berüh»,te-stcn Schützen uno Jäger im Alterthume bekannt w^rcn, konnte es nicht lange anstehen, daß auch die letzte Spur von Wölfen und andern wilden Thieren vertilgt wurde. Die Mythe rechnete cs dcm Hnlr.ics zu. Noch jetzt findet sich kein Wolf hier, und dic Heerdm können die Nachte überall frey gelassen werden. Hirsche, der Diana ehedem geheiligt, waren in dcr Nahe von Cy-donia, jetzt findet man sie hier gar nicht mehr. Stcin-böc^e (^ (.^»^ri^orilu';) si:,d nicht auf den wcisien Bcr» gen, wohl aber waren ehedem die arabischen Steinböcke ((.','^ra lliex) vorhanden. Seitdem die Spha< kioten die Pfeile abgelegt und Feuergcwehrc sich angeeignet haben, sind aber auch diese verschwunden. Die Ziegen, welche entspringen und verwildern, werden mit Unrecht dahin gezahlt. Dachse fiudct man auf den weißen Bergen häufig, man stellt ihnen aber nicht nach, und nennt sie hier Art a-los. — So eben schoß ein Adler herab, und als ich hin-zutrat, erhob er sich; er hatte einen Dachs getödtet, den ich genau untersuchen konnte, und'ihn mit den unsrigen völlig übercmstimmettd fand. Es gibt hier weder Fuchst noch Schakals; Marder und Ilti sse sind jedoch >or< Handen. Plinius spricht von Ebern, welche um Cydonia vorkamen, allein man hatte sie damals nur gehegt. Hin-gcgcn sind Ig cl noch häusig da, werden von den Einwohnern gegessen und heißen: Cazoschiro. Wilde Kaninchen gibt es auf dcn kleinen Inseln in M^ge. Umcr dcn Vögeln zeichnen sich hier die Adler und Geyer aus. So zahm und angewöhnt sie in Acgyptcn sind, so scheu sind sie in Kreta. Ihrc Fclscnncsicr sind — W — nicht zu ersteigen. Wo man Hinblick!, ficht man welche, sic^ schwingen in weiten Kreisen, dann inimcr llcincrcn, bis sie herabstürzen. Dcr Ida ist voll von Adlern, letzterer mag daher dem Jupiter geheiligt worden seyn. Da es kein Wild gibt, so nähren sie sich vom Aase, und rauben den Hirten dic Lämmer. Es scheiV.t, daß viele derselben noch ganz neu sind. So sah ich unter andern weiße Falten von dcr Größe eines Lcrchenfalkcn, welche schwarzgc-sirciftc Flügeln hatten. Dcr kleine t ü r kischc Fasan (I'oti-ao I'ianooliilu» I^.) ist hier ziemlich häufig, häufiger aber noch in Cypcrn und Syrien, er isi sehr schmackhaft, und hat in den Steppen an den Gestaden einen ungehinderten Auftnthalt, das t ü r, k i sch cRcbhuhn ('I'^ti-ao i-ulüs Q.) ist aber hier in solcher Menge, daß man damit Jagden im Großcn halten könnte. Sie sitzen zuweilen auf Bäumen, sind größer und schöner als die deutschen Rebhühner; ihr Fleisch ist aber weiß und zart, jedoch ohne den angenehmen Wildgeschmack, muß daher Jenem an Güte weichen. Haselhühner soll es in dem Gebirgen geben. Die Beschrei« bung, die man mir von einem Vogel gab, scheint auf den Au er Hahn zu passen. Der Vogelfang wäre zur Hcrbsi-zcit schr ergiebig, allein es scheint nicht, daß der Zug über den Archipel hiehcr gerichtet ware. Nachtigalcn sind hier das ganze Jahr. Schlangen gibt es, trotz dcr Versicherung dcr alten Schriftsteller, dennoch hier; Skorpione sind in den Feldern häusig; ich selbst sah beyderley Thiele. Schildkröten im Frühling in allen Bächen; sie treten aus dcm Meere heraus, begeben sich aufwärts am Wasser, und werden mit der leichtesten Mühe gefangen, indem sie sich am Nfcr verkriechen, ihrer großen Schale wegen nirgends fortkommen, und sogleich betastet werden. Da G 2 — 100----- fie von Türken und Griechen für unrein (!) gehalten wer« den, so konnte ich mir täglich welche holen lassen. An den Küsten von Morea werden sie gefangen und mit Schisssladungen in den Handel gebracht. Bienenzucht. Die Bienen waren in den ältesten Zeiten im größten Ansehen, denn Jupiter wurde bey Milch und Honig erzogen, der Nektar konnte nur Honig von Kreta seyn, den Jupiter in seiner Jugend sich angewöhnt hatte. Den Honig vom Berge Hymcttus bey Athen, — denn die Athcnicnftr mußten, wie die Pariser, jedesmal das Beste haben, — jenen vom Hybla in Sicilicn, zogen sie, aus Abneigung gegen die Krctenscr, dem aus Acramammorium vor, welchen sie als den dritten setzten. Es ist aber der Kretische unstreitig der beste, und wir wollen uns lieber an den Ausspruch des Plinius halten, sonsi hätte Jupiter, ihr höchster Gott, der den kretischen Honig vorzog, Unrecht, habcn müssen. Hicr versucht Mcursius eine Sttllc zu verbessern, indem er statt Acramammorium Acra-Sammom'um liest; allein noch jttzt halt man auf der ganzen Insel den Honig von Acro-tiriani, dem Cap Maleca bey Canca, für den besten, der es mit Recht bis jctzt geblieben ist. Vom Cap Samonium kann man dicscs uicht voraussetzen, weil dort keine Bienenzucht getrieben wird, die Nahrung dazu fehlt, und gan; vorzüglich jene vor Nordwinden geschützte Lage mit '", Freyen ohnc Mc Bedeckung, und man geht mit den Bienen ziemlich handwerksmäßig um. Auch kennt man die zahllosen Kunstgriffe nicht. Stöcke'zu erhalten, zu schützen nnd zu vermehren, zcidclt den Honig — 5 02 — und das Wachs wenn cs Zeit ist, und läßt sie nach Gefallen wirthschaften. Ich wünschte genauere Berichte geben zu können, wenn bcy so vielen einzelnen Gegenständen ein genaues Detail möglich wäre. Der Seidenbau. Das Klima begünstigt ungemein diesen einträglichen Zweig der Oekonomie in diesen Ländern, doch da der eigene Fleiß seine Früchte nicht selbst genießt, bleibt die« ses wichtige Produkt auf Kreta nur Nebensache des" Zeitvertreibs. Was die Insel an Seide bedarf, erbaut sic nicht; die schönste wird aus Syrien dahin gebracht. Inzwischen gibt es viclc Gegenden, wo die Kultur der' Scidenwürmer die augcnchmsic Beschäftigung dcr fleisii-gcn Griechinnen zu ft«n scheiut. In den Handel kommt wcnigst'ns die Seide als Ausfuhrartikel nicht. — Der weiße Manlbeerbamn wird dem harten i^ube des schwär-. - zcn weit vorgezogen. Aengsilich bitten die Einwohner jeden Tabakranchmden, sich von ihren Stuben, wo Seidenwürmer auf Horden liegen, zu entfernen. Die Kokon's werden dagegen nut einem Teppich gut verdeckt an die Sonne gebracht und sind in wenigen Stunden durch die Hitze erstickt. S ch u l e li. An öffentlichen Schulen, die türkischen ausgcnom-men, in denen Lesen und ctwas Schreiben, dann der Ko-r" u gcleftn wird, gibt cs auf C a n d i a imr drey. Eine ul Candia, Rettimo und die dritte in CaNc a. Diese sind blos für dic gi'icchischc Jugend bestimmt, sonst w"'b dieselbe im alterllchcn Haust durch Privatlchrcr untcn'ich. let. Die Einrichtung derselben nähert sich unsern Gymna-stalschulen. Die älteste dcrstlbcn in Canea ist crst seit fünfzig Jahren errichtet. Dic französischen Kaufleute waren dazu die Veranlassung, dann entstand eine auch in der Hauptstadt Candia, endlich in Rcttimo. Eine jede griechische Familie gab zur Formirung des Kapitals nach Beschaffenheit ihrer Einkünfte 3, 40 bis ino Piaster zum Fond. Dic Interessen von diesem Kapital, welches auf acht pr. Ct. verzinset wurde, reichen hin, den Lehrer zu bezahlen und die nöthigen Auslagen zu besireitcu. Die Einrichtung der Schulen ist ciufach. Neben dem Wohnzimmer des Lehrers befindet sich der Lehrsaal, eine Stube mit mehreren niedrigen Sesseln , diest siud der einzige Hausrath, denn dic Knaben, welche auf dicstn Schemeln sitzen, halten dic Bücher auf dem Schooße, und sind ringsherum an die WaNd mit dem Nucken gelehnt. Das Dintenfasi, das einen mit Diütc befeuchteten Schwamm enthätt, steckt au der Fcdcrbüchsc augc-macht im Gürtel an der Seite, das Papier wird iu der linken Hand frey gehalten, und höchstens auf einem Tä< ftlchcn geschrieben. Der Lehrer gibt jedem Schüler einzelne Aufgaben, nimmt ciuen nach dcm andern vor, oder erklärt sti.ncm kleinen Auditorium. Austcrdcm, wahrend die Schüler beschäftigt sind, liest er selbst und beschaff tigt sich mit andml Arbeiten. Die Schulzeit ist unbestimmt, bald sicht man zwey, bald sechs oder zwölf Schüler vorhanden. Sie kommen und gehen nach Gefallen wieder ab. In Candi'a ist der Lehrer Greg 0 ri 0 s Megal 0 -krissan 0 s, gemeinhin von den Schülern Papa su genannt, ein Caloyer aus dem Orden des h. Ba-si l iu s. Er hat im Altgriechischcn die meiste Belcsenheit. Man sicht in seinem Umgänge, daß die Wissenschaften ^ tos — dem Menschen eine clgcne vorthcilhastc Außenseite vcr-schaffen. Er nimmt die Knaben in Unterricht, wenn sie von den Papas Schreiben und Lesen gelernt haben. We< nige Schüler gibt es in der großen Stadt Candia. Die Geistlichkeit haßt alles Schulwesen, und die Acltcrn be« Häupten, auch ohne Kcntttnissc reich und wohlhabend ge« worden zu seyn; inzwischen kommen die Schulen doch in Aufnahme. Dcr Lehrer bezicht is>W Piaster oder ungefähr 380 Fl. Cvtmze. Bey einer Volksmenge von «ouo Griechen hater dennoch nur 20 — 25 Schüler. In Canea heißt dermalen der Lehrer Iacobo Ca-loycro. Er tragt dasselbe was in Candia vor. Lesen, Schreiben, Rechnen, Alt-und Neugrie-ch i seh, Ncl igi 0 nslchre und manche andere Lehrge, gcnstande dcr Normalschulcn unserer Länder, er hat ungc< fahr 40 Schüler, bezieht 1300 Piaster oder eben so viele Franken. ' In Rettimo, dcr kleinsten Stadt aus allen drey Hauptottcn dcr Iuftl, ist dic Einrichtung die vorzüglichste und übertrifft die beyden vorhergehenden ungemcin. Sie besitzt einen jungen eifrigen Mann als Lehrer, welcher dcr Neffe des rühmlichst angeführten Bischofs von Milopotamo ist. Er nennt sich Joannes Mc-taxa und wird Didascalos, Lehrer, gcnannti Er ist gleichfalls vo:u Cö l iba t - Orden dcr griechischen Geistlichkeit. Ein Freund dcr Philosophie, dcr Natur, , von ungcmcin wohlgestalteter Physiognomie besitzt er eine seltene Güte des Herzens, und ein wohlwollendes Gemüth. Er wird sehr geachtet, und ich darf gestehen, daß " nur der achtungswcrthcsic auf dcr ganzen Insel war. Er machte verschiedene dcmokritischc Reisen nach allen Gegenden Griechenlands. Er besuchte Corcyra, Ithaca und Zacinthus, den Peloponnesus und den — 106 — Archipelagus. Mit Empfehlungen versehen, bereiste cr Sparta, Korinth, Athen und Byzanz, und bereicherte seine Kenntnisse ungemein, welche er seinen Schülern sehr anziehend mitzutheilen weiß. Er trägt folgende Lehrgegcnsiandc in drey Klassen vor. Cie heißen i. Chrysolura oder Chrystoiti a. 2. Plutarcha. 3. Geometric,. Beym Eintritt braucht der Schüler blos etwas Lesen und Schreiben zu kennen, unter sieben Jahren wird keiner angenommen, die meisten sind zwölf bis fünfzehn Jahre alt. Er lehrt A ltg r icch i sch und den verbesserten Styl der heutigen neugriechischen Sprache. DicSchü« ler lernen den A c so p, Plant u s, H 0 m c r, zur Uebung in den verschiedensten Materien der Alten auswendig richtig aussprechen und declamiren. Die Lchrgegcuständc sind nebsidcm Arithmetik, Algebra, G c 0 mctr i c, Stereometrie, Trigonometrie, sodann die Lehre von dcn Kegelschnitten ohne höhern Kalkül, Physik und populäre Astronomie. Dann Logik, Metaphysik, Ethik, Moral mid Aesihe-t i k. Geschichte der Griechen: — Er tragt nach Benjamin vor; besitzt nur vierzehn Schüler, die er einzeln mit beispielloser Geduld und z'var nach M.isi^bc ihrer einzelnen Fähigkeiten und Richtungen unterricht^. Er bezicht ^0" Piaster jährlichen Gehalt, rbut am meisten, und wirkt am thätigsten, weil man ihm der unbedeutenden Anzahl seiner Schüler wegcn von Seiten des Kle-ruS die,wenigsten Hindernisse in den Weg lcgt. Er besitzt cinc Bibliothek von einigen hundert der auserlesensten Werke, Erd- und Hmnnelökugcln, allc stcrcomttrischcn Figuren sehr künstlich in Draht geflochten, wodM'ch ich dicsc Lehre ungemcin vcrsinnlicht sinde; — 107 — dann mehrere Maschinen und physikalische Instrumente. Die Schwierigkeit, alles dieses zu erhalten, die Kostbarkeit jedes einzelne: Gegenstandes erhöhen stin Verdienst, je drückender der allgemeine Mangel an wissenschaftlicher Tendenz, je fühlbarer der Abgang an aller Aufmunterung die Hindernisse vermehrt. Mit Vergnügen betrachtete ich cinen seiner Schüler von dreizehn Jahren, welcher mit einer ungcmcin richtigen und überdachten Darstellung vor den Barometer hintrat, und ohne Fragen abjuwar« ten, in einem naiven für sein Mer sthr komischen Tone, auch sthr unbedeutende Umstände bey Messungen mit dcm-stldcn anzuführen wußte. Den Schulfond besitzen einige griechische Kaufleute unter sich.getheilt, welchen er anvertraut ist und ans wcl-, chcm bicscr Lehrer allc drey Monate seinen Gehalt bezicht. Religion slchrc wird in dcn Schulen incht abgehandelt, man vertraut diesen würdigen Gegenstand dcn aufgeklärteren Maimern nicht au, als ob dic Achtung gegen Rcligionswahrhcitcn irgend etwas durch Nachdenken verlieren konnte! Die griechische Geistlichkeit würde ihm dieses übel nehmen, wenn er es aus eigenem Antriebe vornähme. R e l i g i o n s z u si a n d. Die Abweichungen der griechischen Kirche von der römischen in Glaubenssachcu sind unbedeutend und absichtlich aufgesucht worden, r.:u die Tr:nnu:!g beider Kirchen zu veranlassen. Der größte Unterschied bestehet in dem Ritus, in der alten Zeitrechnung — welche man aus Hasi grgcn die G rcgoriaui sch c, von einem Papste h"'rnhrcndc, beybehielt — upd cudlich in der überans strengen Fasten, welche eigene Gründe ihrer Emsti' zm,g hat. — 503 — Ehedem war die griechische Kirche mit der lateini« schcn vereinigt, trennte sich, verband sich wieder, und ist schon durch viele Jahrhunderte wieder von ihr getrennt. Die Ursache der Absonderung beyder Kirchen war vorzüg. lich die Theilung in das abend - und morgcnlandi' sche Kaiscrthum. Die Byzantinischen Herrscher wollten nicht in Kirchcnsachcn von R o m abhängen, und die Spaltung ward nun durch verschiedene Umstände begünstigt. Der Haß der Griechen gegen die Lateiner ist weit größer, als man glauben sollte. Wer zum gric« chischcn Glauben übertritt, muß neu getauft werden. Keinem Griechen und keiner Griechin wird unter Straft der Excommunikation erlaubt, sich mit r ü m isch» kathol i» schcn oder wohl gar mit Protestanten, zu verehelichen, welche beyde als Ketzer betrachtet werden. Dcr fremde Theil muß öffentlich zur gricchischeu Kirche über« treten, die Folge ciucs Hasses, welcher sich auf Furcht gründct. Die griechische Geistlichkeit wäre nicht so streng in dcr Absonderung, wenn sie gebildeter wäre, und nicht politische Ursachen zum Grunde lagcu, die Religiosität unter dcn Griechen auf das eifrigste zu befördern. Um nicht ungerecht zu seyn, daß dcr Vorwurf ocs Fanatismus ihnen mehr, als sie es verdienen, zur Last gelegt werde, ist dcr Klerus gezwungen, auf alle nur mögliche Weist dcn Griechen, welcher in diesem schrcckbarcn Drucke seufzt, von dcr Abschworung des Glaubens bey so an< lockenden Vortheilen abzuhalten. Dicsi's wird durch nichts lciclM als durch strenge und äußerst genaue Bc. obachtung äu^'rlichcr Gebräuche erzwcckt, wozu sich die dem moslemitischcu Wohlleben so ganz entgegengesetzte Fasten an, allerbesten schickt, indem cinc Uebertrttung dcr Fastttl weit härterer Strafe uud Kirchenbußc, als selbst ein Verbrechen unterliegt. Dadurch ist cine Scheidewand zwischen dem Griechen und dem Türken gezogen, welche selbst den fast durchaus ununterrichtctcn Christen von al, lcr Gemciuschaft mit den letztern ausschließt. Eben so eifert die griechische Geistlichkeit gegen die freye Den-kungsart über Rcligionsgegeu stände, welche zum Nachtheil der Völker des gebildeten Europa übcrhand go nommen hab', und sucht die Gemeinschaft mit denselben so viel als möglich zu verhindern und die engere Verbindung unmöglich zu machen. Ein jeder Bischof droht mit dem Aphorismos oder dem Kirchenbann, welcher dcr Schrecken des Griechen ist, uud die Macht des Klerus befördert. Es findet indeß in manchen Fallen eine ungcmcinc Nachgiebigkeit Statt, welche man sich beym ersten Anblick nicht zu erklären weisi. So sind die Ehescheidungen so selten nicht, wo a«l!en beyden Theilen zugleich die Erlaubniß, sich nach Gefallen wieder verehelichen zu können, ertheilt wird. Dcr eine Theil, durch seine Leidenschaft angetrieben, braucht nur zn drohen, gleich Mch Verweigerung zur moha m mcda tn sch c n Religion übertreten zu wollen, so macht er den griechischen Bischof sogleich nachgiebig, ihm zu willfahren, denn cs können blos Uebcrrcduugcn uud Vorstellungen von Seiten der Freunde gemacht werden. Reizt mau die eine Partey, so geschieht cs, wiewohl seltener, daß sie öffentlich ausruft: „Es ist uur ein Gott, uud Mahomet ist sein Prophet." Nach diesen Worten wird diese Person sogleich von den Türken ergrissen, im grösitcn Triumphe in ein vornehmes Haus gebracht, dessen Besitzer seinen Pathen vorstellt, ihn auf das prächtigste kleidet, beschenkt, und ihm in allen semen fernern Unternehmungen bchülfiich ist. Im Pompe geht dcr Zug lärmend durch die ganze Stadt, der neue Moslemin, wird getragen, dem Volke gezeigt, m dic Mo- — 110 — schcc eingeführt, und die Bcschncioung öffentlich an ihm vorgenommen, welches ihn zum Freunde aller seiner ncucn Glaubensgenossen macht. Um nun diesen Uebcrtritt und'das so gefährliche Bei« spiel zu vermeiden, sucht die griechische Geistlichkeit alle Masircgellf auf, um die Achtung der Religion, und die nothwendigen Zügel für das leidenschaftliche und freyen-süchtige Volk in Ansehen zu erhalten, das Lockende des Mohammedanismus in seiner verächtlichen Blosse darzustellen, und den durch die harten Prüfungen gedrückten Dulder von jedem Schritte gegen sein wahres Wohl abzuhalten. Wie schwer es ist, diesem gefährlichen Beispiele Einhalt zu thun, leuchtet jedem ein, dcsihalb wird auch nichts schrecklicher, als der leiseste Mmsch eines Unmündigen, Türke werden zu wollen, von der Familie, allen Umgebungen, und der Klcriscy geahndet und bestraft. Da ein aufgeklarter Unterricht aus Mangel an Schulen, selbst für Geistliche, um so weniger für Layen uud Kinder überaß möglich ist, so, ist die Achtung für die christliche Religion — welche Duldung und Selbstverleugnung vorschreibt — nicht anders als durch strenge Befolgung ihrer Satzungen uud Fasten möglich. Legt man aber dcr griechischen Geistlichkeit etwas zur Last, so must man auch gewissenhaft die wahren Ve-weggrnude dieser Maßregeln anführen. Leicht wäre es, durch Erregung eines fortwährend unterhaltenen Hasses den Griechen vom Türken entfernt zu halten, allein zweck« mäßiger, und mit dem Geiste dcr christlichen Religion verträglicher, geschieht es, durch SclbstucrlauglNmg, Opfer und Abbruch, ein solcher Zügel lst dem rohen Griechen nothwendig, indem man keine Schulen einführen kann, um es durch Unterricht zu thun. Um nun auch andern TheilS dcr griechischen Geistlich. — Ill — keit ihren Unterhalt zu sichern, indem der Türke stine'm unterjochten Rajnh alles nimmt was cr bedarf, für ihn aber nur so vicl übrig läßt, als cr unumgänglich nöthig hat, nicht Hungers zu sicrbcn, um das andere Jahr eben so viel für dcn faulen Türken erarbeiten zu können; so wird der Grieche gezwungen, sich Abbruch zu thuu, um dcn neu erzeugten Ucberschuß abgcbeu zu können. — Dieß geschieht durch die zwcyhundcrttägigcn Fasten im Jahr.— Diesis Fasten, Nistia oder strenge Fasten genannt, wobey man sich von Fleisch und andern thierischen Nahrungsmitteln enthält, ist von der Argia, oder den Tagen, wo nicht gearbeitet wird, verschieden. Man zählt fünf grosic Fasten des Jahrs: i) Die grosic Fasten, klc^äil'8»i-aco5li, fängt mit dem Aschermittwoch an,'und dauert 48 Tage mit Einschluß dcrCharwochcbis zumCharsonnabcnd. In dieser Zeit darf der Grieche kein Fleisch von warmblütigen Thieren, keine Eyer, keine Vutttr, Käst, Milch ic. gcniesicn, sondern ißt blos^ebrühtc Feldkräuter mit Ocl zubereitet, Haberkuchen, Saubohnen, getrocknete oder eingelegte Oliven, und gedörrte Zische, Sira genannt: die Reichen kaufen den Kaviar, Heringe, gepökelte und gedörrte Flschc, welche in den Handel kommen. Die zweyte ist, 8.li l»oc>5li lon IiaZinn ^P05l.0ioll, die Fasten znr Ehre dcr heiligen Apostel Petri und Pauli. Diese Fasten ist von verschiedener Dauer. Die Regel dazu ist folgende. Man rechnet vom Osiertagc bis zum zweyten May. Die Zahl dieser sich ergo , bendeu Tage setzt man vor dcn Tag Pttri und Pauli, und fä"gt nun von diesem Tage an, streng zu fasten, bis dieser Festtag erscheint. Die dritte Fasten 8ar,icu8l/ tl» I'aiw^a», die Fasten zur Ehre dcr h. Jungfrau Mari., dieser harte Abbruch bey so angestrengten Feldarbeiten macht ihn sanfter, gemäßigter. Unglück und Noth zähmt die Menschen. Thierische Nahrungsmittel machen die Volker wild und muthig. Inzwischen isi die Mäßigkeit ') Auf elner Ercursion hatte ich die schönsten VlnthenriSpen von ril^ll-unli» ziinunuil«, der gefiederten Napwurzel gesammelt; man wußte nun nichts baß sie imr gehötttn, fiel über das Bündel her, und als ich wicd^ m die Wirthsstube trar, hatte» sich zwey Griechen und drey Wai^r dessen be-'nächtigt, und es, da es iiu Geschmack den gn'i::?!, (i'rb< srn gk'ichr, bereits anfgezchrt, bevor ich es vechlndm» kon,uc; sie bedauerten es, n'eil sic mein Schnupftuch verkannte,,, mid glaubte», daß l'ö oynchin auf Salat gesammelt worden sey, und bk-ses Gewächs leicht wieder z« «"' kommen lv^>. Zweiter Theil. H cine Tugend, welche den Griechen auszeichnet, da sie ihm zur Gewohnheit werden mußte. Doch sieht man ihm zu jcdcr dieser Zeiten an seinem abgezehrten, blassen Go sichte an 5 daß er fastet. — Der feiste Türke lächelt darüber, daß sich der Grieche selbst den Kappzaum anlegt, und laßt ihn ruhig dabey, inzwischen sind die Griechen nicht überall so gedrückt wie in Candia, welche man, an andern Orten, Sklaven nennt. Man findet indessen bey ihnen viclc Krankheiten nicht, welche das Wohlleben erzeugt. Im übrigen hangt der Grieche sehr an seinem Ritus, selten hat aber einer der Profanen die Bibel oder das Evangelium gelesen, man kennt die Religionsgcbränchc besser als ihre Ursache, d,> Lehre. In der Kapelle besieht das Bettn in beständigen Vcrncigungen und Krcuzschla« gen, wobey man mit den Fingerspitzen die Erde berührt und weit ausholt, eine Anstrengung, welche nach meinen eigenen Versuchen sehr ermüden muß. Es wird viel Almosen gegeben, aber nnr ^ Xr., indem man vier Stücke von Blech aus der Armenschüssel, welche herum« getragen wird, herausnimmt, bevor man einen Para hin-einlegt. Der Patriarch, gewählt von einer Versammlung der Bischöfe, wird vom Großhcrrn bestätigt. Wer sich Anhang verschasst, mehr bietet, erhalt die Stelle, läßt sich wählen, wird vom Großhcrrn bestätigt, und sein Vor. ganger abgesetzt. Als Moha m m e d II. Konstantmopel im fünfzehnten Jahrhundert eroberte, wurde der Pa-triarch zum Stellvertreter der Nation ernannt. Er ver-einigt also seitdem die geistliche Obergewalt mit der politischen als Repräsentant der griechischen Nation. Im Range geht ihm der Patriarch von Alcrandricn und Jerusalem vor, allein nicht an Macht, Ansehe« und.Einfluß, da er in dcr Hauptstadt des osmanischen Reiches sich be« findet. Eciuc Macht ist groß. Er schreibt den Patriar-chen jcncr Orte, allen seinen Bischöfen, diese dcn Acbtcn und Klöstern, solche dagegen dcn Papas und andern Ca-loycrcn Steuern aus. Die Besetzung aller Stellen ist 'äufiich und wird vom Patriarchen selbst taxirt; die Verbindlichkeit, jahrlich eine bestimmte Summe zu zahlen, wird zur Be. dingnisi der Verleihung. Je mehr nun eine? bietet, um desto eher bekommt er diese Stelle: daß er dann sorgen muß, das Geld dafür wieder einzutreiben, versteht sich von selbst. Der Patriarch genießt noch vicle andere Vor. theile. Da außer vom ihm nichts von Wichtigkeit der Pforte vorgelegt werden darf, was scinc Nation betrifft, so wird er zum ausschließenden Organ derselben und vereinigt die weltliche und geistliche Obergewalt. Ehedem erhielt er von dcn türkischen Kaisern bey seiner Ernennung cbenoas. selbe, wie früher unter den byzantinischen Herrschern, näm« lich 1N00 Thaler im Baaren, einen Hittcnstab von Sil-ber, cm Ehrenkleid und ein weißes Pferd. Allein schon unter Mohammed II., dem Eroberer von Konsiantinopcl, boten ihm Bischöfe große Summen au, um zu dieser Würde zu gelangen. Anfänglich kostete ü!)s die Ausfertigung des Patents eine kleine Summe. Zu Tourne > forts Zeiten 60,000 spanische Thaler, jetzt aber eine Million Piaster. Wer die Summe zahlt, wird vom Groß« vezier ernannt und durch Türken der Syuode vorgestellt, der vorige Patriarch aber ins Exil geschickt. Sein Titel ist gewöhnlich „Eure Heiligkeit" oder „Euer Allcrhcilig-ktl't" obwohl dieser Titel von unwissenden Landleuten gar "lcht ungewöhnlich dcn bloßen Papas mit „ll^iatltii-su" beygelegt wird. Seine vorzügliche Beschäftigung besieht bar-rm, die Einkünfte aller Patriarchen, Bischöfe und Prä'la. ten zu taxiren und ihre an ihn unmittelbar zu entrichtenden Abgaben zu bestimmen, um dem Glänze seines Standes gemäß zu leben, aber auch zugleich, um alles, was der Vortheil seines Postens, seines Amtes und die Erhaltung der bestehenden Ordnung erheischt, bey den türkischen Behörden durch Geld zu erzwingen. Sogar die entfernte« sten Anstalteu befinden sich unter seiner Verwaltung. Die zwölf griechischen Klöster in Jerusalem, worin Pilger be-herbergt werden, welche man auf verschiedene Weise dahin zu wallfahrten zwingt, und welche ihre Bedürfnisse alle ungemcin hoch bezahlen müssen, werden an die mcistbietcn-den von ihm verpachtet, und selbst die Patriarchen von Jerusalem, Damascus und Alcxandricn, welcher Letztere in Cairo rcsidirt, hängen von ihm und seiner Gnade gänzlich ab, indem sie sich an der Pforte keinen eignen Agenten für ihre Angelegenheiten halten dürfen, sondern alle diese durch den Patriarchen selbst betrieben werden müssen. Nach dem Patriarchen folgen dic Erzbischöfc oder Metropoliten, dann Bischöfe, Prälaten, Aebtc, Vorsteher bedeutender Kloster, Erzpricster oder Protopapas, dann Papas und endlich gemeine Caloycrs. Dic grie-chischc Geistlichkeit trennt sich in die Kloster- und in die Mltgcistlichen oder Caloycrs und Papas. Blos aus der Classe der Erstcrn, welche nur eine» Orden, den des h. Basilius ancrkcnncil, werden Kirchenvorsteher, bis zum Patriarchen gewählt; diese leben im strengen Coelidat. Die Papas sind Wcltgcistliche, die vor ihrer Weihe hcira-then dürfen, und höchstens Protopapas werden, welcher Würde sich auch die Caloycrs zu bemächtigen pflegen. Sie sind meistens nur auf dem Lande, in der Stadt sind dagegen fast durchaus Caloycrs odcr Klosicrgcistlichc. Vor dcr Weihe suchen sie sich das gebildetste und schönste Madchen des Dorfes aus, welche zugleich die längste Le- — 11? — bensdaucr verspricht, wcil sie als Witwer nach der Weihe nicht mehr hcirathcu bürstn. Ein jcdcs Mädchen geizt dahcr nach dcr Ehre einen Papa zu besitzen, und Pa< padia zu heisicn,. indem sie dadurch den ersten Rang unter allen übrigen Wcibcrn erhalt. Stirbt ihr Mann, so wird cr aufrechtsitzcnd zu Grabe getragen, wenn sie dagca.cn verspricht — nicht mehr zu hcirathcn. Da nun die Tod-ten gewöhnlich schnell begraben werden, so traf es sich, daß ein Papa zu Pera in Constantinopcl, der eine schöne Frau hatte, vom Schlagftuß befallen sogleich hinausgetragen wurde. Man fragte dic Trostlose, ob sie Witwe bleiben wolle, damit ihr Mann die Ehre hätte, im Sarge zu sitzen; sie bezeugte aber keine Lust dazu. Untcrwegcs kommt dcr Verstorbene wieder zu sich, erfährt es, cllt nach Haust und überzeugt seine erstaunte Frau mit einer Tracht Schlage von stincr erfolgten Wicderaufcrsichung. Dic Papas unterscheiden sich von den Caloycrs durch ein weißes Band, welches um ihr Barett, das sämmtlich voll Filz, sich nach obcnzn erweitert und beynahe in jedem Dorfe verfertigt wird, gewunden ist. Bücher besitzt abcr Niemand unter ihnen, ausier den gewöhnlichen Kirchenbüchern und Ritualen; ihre Anschaffung von Venedig oder Wien ist zu kostbar und die Verbindung gehemmt. Manche derselben können nur ihre alten Bücher lesin, neuen Druck aber uicht. Dic Papas sind indessen weit fröhlicher, gemüthlicher u»d im Allgemeinen herzlicher, haben wohl-gcbildctc Kinder und gcniesicn Vorzüge, ohnc wie dic finstern Caloyers der Welt cnt^gcn zu müssen. Zwischen beyden herrscht wechselseitige 'Abneigung. Acußcrst wcnigc griechische Geistlich: in Kreta wissen ""ch nur oberflächlich, woriu sie sich von d:u Lateiner» "lUrrscheio^ sie habcu nusier dem Berge Athos und ">'f Pathmos, wo cmigerniasien die Theologie systematisch gc« <— 118 — lehrt werben soll, fast gar keine öffentliche Unterrichtsan» sialt. Dic Türken gewohnt, im Koran alles nach dem Buchstaben zu finden, erlauben eine solche Schule nicht, und verweisen auf die bloße Lesung der h. Schrift. Obwohl unter andern bereits die Türken 1669 Candia erobert hatten, so wurde im Kloster Arcadi die Bibliothek dennoch bis t?IN vermehrt; man findet daselbst viele seltene lateinische und klassische Werke allerley Art aus diesen Jahren, ein Beweis, daß es doch immerfort unterrichtete Geistliche daselbst gegeben haben muß, ob« wohl jetzt keine Spur irgend einer Kenntniß mehr zu finden ist. Dieß mag aber auch nur vorzugsweise in Kreta der Fall seyn, indem die Wissenschaften im freyen Archipel durch so viele aus europäischen Universitäten zurückkehrende Studircndc neue Aufnahme und Verbreitung gewinnen. Dic Aufnahme in den Klöstern zu Priestern ist verschieden. Entweder tritt der zwölfjährige Knabe als Dio ner oder als Chorknabe ein. Ersterer arbeitet mit am Felde, dann geht er zu Gebet, erlernt mit der Zeit vollkommen, was die Alten können, und lM er Talent, Klugheit oder Intrigue, so bleibt er nicht blos Caloyer (Bruder), sondern wird Priester (ralera). Der Chorknabe bemittelter Acltcrn vcr. richtet den Dienst, liest aus dcn Kirchenbüchern öffentlich vor, woräbcr die Aeltcrn Freude zu bezeugen pflegen, und dic Gemeinde betet nach, welches aber, da er rft kanm neun Jahre zählt, komisch anzusehen ist: wird bann Sänger, Untcrdiakon, Diakon und endlich Priester. Cs hängt von Umstanden a5s was für Dienste, oft auch die niedrigsten, cr verrichtet. Das Leben dcr Caloyers ist im Durchschnitt sehr hart, und wie Tourne'fort sehr richtig bemerkt, ist cs eben nicht viel besser als jenes des Ordens d« 1« ^a^p«. Dic Zahl dcr Anachorctcn oder Einsiedler ist seltener geworden, doch gibt cs noch mehrere derselben; nur einen habe — tl9 — ich auf Krcta gefunden. Die Menge von Gebeten, welche die Caloycrs übrigens zu verrichten haben, und die zahl< losen Gebrauche und' Ceremonien zu allen Festtagen im Jahre, sind beynahe für das Gedächtniß nicht zu fassen möglich. Der Gottesdienst währt äußerst lange, und in den Kapellen, wo die Menschen kaum stehen können, hat man Krücken, die an der Wand anlehnen, welche man, da für Sitze und Bänke kein Raum ist, unter die Achseln nimmt, um die Zeit stehend aushalten zu können. Dieß ist aber nur deßhalb der Fall, weil der Türke ein gewisses Maß in der Größe und Geräumigkeit der Kirchen zu überschreiten, unabwendbar verbietet. Zu bedauern ist es aber in der That, baß durchaus in Griechenland kein Wort gepredigt, keine Schriftsicllc erklärt, sondern nur das Evangelium abgelesen wirb. Die Redekunst, welche in Griechenland so meisterhaft ausgeübt wurde und blühte, ist sogar in der nothwendigsten Untcrrichtsanstalt erloschen. Kate-chi siren versieht Niemand, auch ist dicst Unterrichtsart weder gebräuchlich, noch bekannt. Predigten sind aber in Kirchen öffentlich deßhalb nicht eingeführt, weil der aller höhcrn Bildung entblößte, mit Nahrungssorgen ringende Klerus leicht in der Hitze — oder im Eifer der Darsiel« lung etwas äußern dürfte, welches in despotischen Staaten sehr schwer geahndet wird. In Griechenland gibt cs auch Nonnenklöster, doch die zwey letzten auf Krcta sind wegen Zügcllosigkcit der türkischen Rotttn feit To urncfort abgeschasst worden. In Ansehung der Heiligen haben sie deren, außer Aposteln, besonders jene, welche im Oriente lebten, und dascl'bst bekannter wurden. Unter allen wird aber der h. ^corg ausnehmend verehrt. Fast Jedermann heißt Georg und jcdc Kapelle isi ihm geweiht. Die Taufe verrichtet man bcy Kindern und Erwachsenen, welche übertreten, ""' — »20 — ganzen Körper. Die Noth' und Bluttauft kennen sie nicht. Die Beicht,.' wird im Zimmer des Priesters zl« allen Feiten verrichtet, und für Gebete, welche er für den Beichtenden hersagt, bezahlt. Die gottesdirnstlichen Handlnn-gcn bestehen fast ganz ans Gefangen, haben cinc besondere Würde, und sind nicht ohne Eindruck, inzwischen ist der Nasengesang unleidlich, und wird von Personen, wenn sie auch cinc reine Aussprache besitzen, sogleich bey dcr Funktion unwillkührlich angenommen. Das heilige Abendmahl geben sie auch nengc-borncn Kindern, und wählen dazu das gesäuerte Brod. Die Familie, gewöhnlich cinc dcr reichsten, weiche es zum Kirchcngebrauche bereitet, findet sich dadurch sehr geehrt. Die letzte Oelung wird ohne dringende Ursache nach dcm Wunsche des Kraulen, selbst auch nur dcs Unpäßlichen, verrichtet; mancher der Umstehenden kann sich's bey dcr Gelegenheit ausbitten. So sah ich einen griechischen Arzt, am Lager eines Kranken, welchem der Geistliche, aus Achtung gcgcn ihn, glcichsalls auf dcr Handfläche uiw an den Schlafen salbte, um ihn dadurch auszuzeichnen. Die Tranung nennen sie hochzcitlichc Krö n ung, welche durch Aussetzung zweier ungeheurer Flitterkronen mit einer Menge oft sehr kindischer Ceremonien verrichtet wird. Fcycrli'chc Umgänge werden nicht gehalten, und da die Kirchen sehr tlein sind, auch nicht einmal darin versucht. Die grössten Kirchen finden sich immer in abgc. sonderten Landtlöstmi, nie in Städten, weil die daselbst be-sindlichcu Moschccn jene weit an Grösie übertretn müssen. Die Kirche hat zwci Abtheilungen. Die vordere für das Volk, dic hintere für das Heiligthnm, dcn Altar nnd die Pricsicr. Der Iconosias, odcr dic Bildcnvand, mit cincr Mittel, und zwei Scittlithüren, trennt beyde — 12t — Abtheilungen, reicht bis an bie Deckc, und ist mit Bildern behängen. Alle Gemälde sind steif, manierirt, mit Goldfarben überladen, und ganz in dem Charakter der G>'mäldc aus dcm vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Der italienische Geschmack ist verpönt. Statt der Glocken bedient man sich allgemein breiter und gebogener eiserner Rad sch icnen, welche an Schnüren gewöhnlich von einem Baume hängen und mit Hämmern geschlagen, einen hellen Ton, so wie grosie vvm Schmiede gehämmerte Reife, von sich geben. Die Glocke« sind seit der Eroberung der Türken abg/schaft und im ganzen türkischen Reiche keine geduldet. Viele wurden, aus Hoffnung baldiger Wicdercrobcrung, vergraben, und der Ort, wo sie sind, wird vom Vater dcm Sohnc mitgetheilt. Eine falsche boshafte Anklage, daß irgend ein Dorf Glocken besitze, bringt sogleich Geldstrafen dcm Beschuldigten ohne den geringsten Grund zu Wege. Wird Griechenland frey, so werden die Glockengießer viele Arbeit erhalten, denn der Grieche liebt die Glocke außerordentlich. Durch die Bemühungen der Jesuiten und anderer Missionare sind viclc'Gric-chen im türkischen Reiche zur römischen Kirche übergetreten. Vorzüglich haben die Genueser und Venetian er, welche bedeutende Besitzungen in Morca, im Archipelagus und Cypcrn innc hatten, dazu wesentlich beygetragen. Ihren Ritus haben sie jedoch unveran« dcrt behalten. Dicst werden unjrte Griechen, zum Un -terschicd von den unter dcm Patriarchen stehenden dis-^ oocr :i i chti: nirtelt, gcnanllt. Sie werden von den -lctztcrn ausicrsi heftig verfolgt und als Abtrünnige vcrach-l". iftin vcrsch.iftc sich der Patriarch von Konsiauti-"opel einen Fcrman von der Pforte, kraft welches a!lc unlrtcn Gricchcu zurücttchrcn sollten. Dieß vcraulasitc «m ganzcu türtischcn Ncichc blutige Auftritte, so dasi ""- ter andern elf vornehme Kaufleute derselben in Aleppo ein Opfer dieser Kabale wurden. Kreta hat einen Crzbischof oder Metropolis ten und elf Bisch öfc. Ersterer wird vom Patriarchen in Konstantinopcl eingesetzt, und der Metropolit setzt die Bischöfe, diese aber ihre Priester ein. Der Metropolit hat semen Sprengel und Sitz zu Gortyna, da sie gbcr zerstört ist, rcsidirt cr, der politischen Einrich« lung wegen, in der Hauptstadt Candia. Er wird auch vorzugsweise Kritis genannt. Sein Stolz gründet sich auf den Umstand, daß der h. Paulus einen gewissen Ti« tu s M, Bischof von Gortyna einsetzte, dessen Nachfolger cr ist i er nennt sich auch deßhalb Primas von Europa. Er bezieht seine Einkünfte aus dem Sprengel und von den Diöccscn scincr Bischöfe, deren noch elf unter ihm sind; davon zahlt 'n der Christenheit Spitäler, Armenhäuser und Kirchen gebaut oder fundirt werden, eben so wird hier der Erbauer cmer Fontaine ober Wasserleitung innerhalb der Stadt oder am Lande verehrt, und sein Vcrmächtnist wird pünktM, vollzogen. I« jcdcr Behausung isi ein Ziehbrunnen, Zi-Zweyter Theil. I — 120 — sierne, wo sich das Negcnwasser sammelt, oder ein Bassin mit einer Röhrcnleitung. Keller gibt cs wenige. Böden, wegen Mangel eines Daches, gar keine. Hunde wer, den im Hallst nicht gednldet. Pferde haben dagegen schöne Stalle. Abtritte sind sehr abgelegen angebracht, und hier herrscht viel Reinlichkeit, obwohl die Straßen dagegen höchst unflätig sind. Nie sindAbtrittsitzc, sondern cinc große Platte von Stein ist i Zoll über dem Boden erhöhet, angebracht, welche einen dreyeckigen Spalt hat, dessen Spitze gewöhnlich nach vorne geht. Die Gassen sind in Candia und den übrigen Städten, znr Hälfte mit guten Steinen gepflastert, nnd nur die Nebengassen chans-sccartig. Die Moscheen sind einfach gebant, innerhalb ohne alle Verzierungen, die glatten Wanden mit Täfclchen mit Sprüchen ans dem Moran behängen. Dic Minarets sind Saulenthürmc, welche meistens nur die nöthige Dicke haben, um eine Schncckcnsiiegc aufzunehmen. Sie sind zilindrisch, oben mit einer Galleric versehen, auf welcher der Mue;in zum Gebete ruft, und sich nach allen vier Wcltgcgeudcn richtet. Gricehi sch c Kirchen sind klein, ohne allc Thürme, weil die Glocken nicht geduldet werden, selbst Schiffs, glocken europäischer Fahrzeuge dürfen nicht in der Tür-key, Smyrna und Alexandrien ausgenommen und da wo keine Türken sind, ertönen. Man wartet bis das Gc« bände dem Eiusiur; nahe ist, es mag Kirche oder Kloster sey», denn dcr Ferman zum Wiederaufbau kostet viel. Auch nicht einmal eine ganz gemeine Reparatur darf vor-genommen werden, ohne früher mit weit mehr, als sie selbst betragt, erkauft zu scyn. Schon ein Verdacht oder cine falsche Autla.qe, ohne Bewilligung cinc Reparatur vorgenommen zu haben, zieht die schärfsten Vcrantwor. tungcu und Geldstrafen nach sich. ^» 131 — Die Wohnungen bcr Landlcute sind im Gebirge oft an Felsen und Höhlen angebaut, bestehen aus vier ein. fachen Mauern, welche mit alten Baumstämmen und mit Lehm überdeckt sind. Gemeiniglich sind sie unangewor, fen, weil der Regen überall hcrabrinnt, und der Anwurf abfiele? meistens sieht man aber an der abhängigen Seite, cincn weißen Streifen von oben hcrablaufcn, welcher vom besten und festesten Kitt aufgestrichen und mit zwei Leisten von Kitt eingefaßt ist, wo sodann längs demselben, ohne das Gemäuer anzufeuchten, sich der Regen herabzieht. Zu Terrassen gebraucht man den fettesten Thon oder Lehm, und bestreut ihn dicht mit kleinen runden Kiestln, weil die Platzregen oft jahling herabstürzen, die dünne Schicht auswaschcn, und dann sogleich in die Gemächer gelangen würden, welches nicht selten geschieht, da fast jedes Haus an der Decke Spuren davon auszuweisen hat; deßhalb sind hier auch keine Rohrdeckcn eingeführt, in dcn bessern Häusern abcr dic Decken getäfelt. Die alten Venetian! sch c n Gebäude zeichnen sich gleich beym ersten Anblick als solche aus. Prachtvoll ist ihr Aussehen uud sie stehen unter dcn Kiosi's, Altanen und andern Laternenhaustrn da, so wie die antiken Gebäu-dc Roms zwischen dem Zlickwcrk der Wohngcbäudc ucnc< rer Ait. Antike Reste sieht man auf Kreta weniger, aber die Festigkeit dieser wenigen Trümmer übersteigt noch jene des Mittclalters in Deutschland. Die Wissenschaften sind in Kreta und auch in Grie. chcnlaud der Besitz von Einzelnen. Entweder sind cs «'«gewanderte Griechen, welche auf hohen Schulen in Europa siudirtcn, oder sie haben sich in der Türkey durch Lesung dcr alten Griechen oder andere UebcrscßlMgen neuerer Werke, welche jetzt in dcn Seestädten häufig auf« Ä2 — 532 — gelegt werden, m literärlschcr Hinsicht gebildet. In Kreta ist jedoch bcr Druck ungcmcln groß, so baß blos die drei Lehrer der Städte Candia, Canca und Retti-mo, nebst einigen wenigen die Kenntniß der altgricchi' schen Sprache besitzen. Der Theologie wegen reisen sehr bemittelte junge Griechen nach dem Berge Athos, deren sind aber hier äußerst wenige. Für den griechischen Klc. rns von Candia ist gar nicht gesorgt, der Kirchcnknabc wachst heran, lernt von Kindheit auf alle Handlungen, Gi> brauche und Gebete auswendig; so wie er größer isi, wird er Diakon, dann Priester und hat er Gcld auch Bischof, welches übrigens nicht viel bedeutet, denn das Eyland Kreta hat höchstens ,^00,000 Einwohner und dennoch zwölf Bischöfe nebst einem Metropoliten. Von der Auslegungskunde, orientalischen Sprachen, der Sittcnlchre, den Pflichten eines Seelsorgers haben die sämtlichen Papas und Caloycrs keine Begriffe, und wissen auch nicht, daß es solche Lchrgegensiänoc gebe, dcrcn sich angehende Priester zu befleißigen hätten. Die Bibel kennen sie zur Verwunderung sehr wenig, und sclbst die Evangelien sind ihnen nicht ganz geläufig. Zum Beweise dessen e» wähne ich eines freundschaftlichen Wortwechsels über die Taufe, welche bekanntlich im griechischen Ritus auf den sämmtlichen Körper sich erstreckt. Ich vertheidigte die partielle Taufe, indem ich auf den Ursprung derselben hindeutete. Johannes am Jordan konme, da er sireng fastete, und Heuschrecken und Honig aß, nicht die Kräfte besitzen, seine Jünger, meistens erwachsene und auch beleibte Personen, zu fassen und in den Fluß zu tau« chcn, zumal da es mehrere Hunderte gab, welche sich die-scr unterzogen. Daher taufte er im Jordan, und über. goß den Scheitel. Auf den Einwurf, daß der ganze Körper von Sünden gereinigt werden müßte, erwiederte. ich, daß man, um consequent zu handeln, und die letzte Oe< lung vollgültig zu ertheilen, die Kranken und Sterbenden ganz in Ocl baden müßte; darauf wußte Niemand, auch im Scherze nicht, zu antworten. Endlich führte ich zu Gc. müthe, daß es Falle gäbe, wo die Mutter nicht gebären könne, und das Kind früher sterbe, bevor man seiner habhaft geworden und es zur Vollgültigkcit der Taufe in Wasser hat eintauchen können: das Kind stürbe daher bey ihrer Ansicht ohne diese heilige Handlung, ungctauft, welches bey uns für den vorgestreckten Theil, die Hand z. B., vollkommen gcltc. Der Spruch der Schrift „wer nicht glaubt und nicht getauft ist, kann nicht selig werden," wäre auch von ihnen, den Griechen angenommen, hicmit ladeten sie sich die Verantwortung der Verdamm« niß so vieler unschuldigen Geschöpfe auf. Diese flüchtige Darstellung machte selbst im freundschaftlichen Scherze meine Gegner ganz verwirrt, so dasi sie sich nicht zu ver. theidigcn wußten: der gewöhnliche Erfolg, wenn man nicht nachdenkt, was man glaubt. Diese Unwissenheit ist jedoch nicht ohne rühmliche Ausnahme, allein leider ist sie doch noch allgemein. Jurisprudenz. — In einem Lande, wo Gewalt für Recht geht, wo der Sieger und der Besiegte als Beklagte und Kläger einander gegenüberstehen 5 wo man Aussprüchc haben kann, welche den Kadi allein bereichern, gedeihet keine, weil der Koran alles ist, und die Ulcmas, Muftis, Kadis und ein jeder einzelne Moslcmim, schon dadurch, Rechtsgclchrtcr geworden sind. Sitten, Gebräuche, Meinungen, ein-zelne Vorrechte haben daher ln der Ausübung — dem Ansehen des Korans unbeschadet — unterstützt von Geld und Willkühr, Sitz und Stimme. Der Gricchc verliert immer, und der Türke hat immer Recht. Scho- — !34 — nend wird dagegen die Geistlichkeit behandelt, und um so schonender, jc mehr das Bewußtseyn der Schwache der Osmancn in diesen oder andern Fallen hervortritt. Der Dragoman des Pascha ist stets ein Eingeborncr, wechselt nicht wie der erstere, und jc größer seine Kenntniß des Lokale und jc vollkommner sie ist, um so angenehmer ist cr dcm Pascha; denn er allein taxirt die Geldstrafen, sonst würde oft der Pascha den reichsten Griechen am wenigsten plündern. Auf diese Art wird begreiflich, was diese Menschen für einen Wirkungskreis besitzen und wie gefürchtet sie seyn mögcn. Die Exekutionen sind schnell, und ein Wink ist oft dazu hinlänglich; wer sich auf kurze Zeit retten kann, kommt öftcr davon. Mit dem Geld bewirkt man in der Turkey alles, was man nur immer cr. zweckt. Geben, einmal geben, ist gefährlich, denn zum zweytcnmal wird es beym Türken zum Gesetz. Die Rechtsgckhrtcn sind jedoch die Effendi's — ein Ehrentitel, welchen man den im Koran und seinen Commcn-taren Unterrichteten zu ertheilen pflegt. Daher die Nechtsgclchr samkcit von der Gottesgclahrt-heit bey den Türken unzertrennlich ist. Da nun aber der Koran aus den heterogensten und oft widersprechendsten Dingen zusammengesetzt ist, so wird er zmn willkommenen Feld von allerhand SpilMndigkciten, welche man als Vorwand bey ungerechten Urthcilssprüchen anzuführen pflegt. Arzney künde. Bey diesem Artikel könnte man in Verlegenheit gerathen, wie m Kürze alle Nachtheile, welche durch den gänzlichen Mangel an Untcrrichtsschulcn, und der mcdicmisch- politischen Aufsicht entstehen, aufgeführt werden könnten. In der Medicin und Heilkunde geht es dort wie mit der Theologie, Niemand lehrt und lernt sie, und »cdcr — 135 — übt sie doch aus. Die Aerzte sind Besitzer einer Quantität Medikamente, welche sie ohne Unterschied dem, der sie zu begehren weiß, feilbieten. Der Arsenik, unter andern, kommt in Körbchen bey den Kaufleuten am Basar als eine gewöhnlich verkäufliche Waare offen vor. So vergiftete sich ein Junge, der sein Brod derer wegen, welche kaufen wollten, seitwärts, ohne es zuwisscn, auf den Arsenik legte und dann aß. — Ein jcdor dieser Aerzte führt einen offenen Laden, wo er nun ordim'rt, und zugleich die Medikamente mischt und zurichtet. Jeder der hinkommt, geht, ohne erst vom Doktor zum Apotheker zu laufen, mit der Medicin nach Hause. Eine Flasche pflegt er sich oft aus Vorsorge mitzunehmen, weil er im Voraus nicht Miß, ob das, was er bekommt, dick oder dünn ist. Die Jungen, Famuli, bleiben bei ihrem Lehr-Herrn und lernen alles mit eincm, bis'sie groß geworden sind! Eine Schule wird nicht gehalten, sondern jeder Arzt prägt auch seinem Schüler die nöthigen Einsich-t.u ein. Die Schriften der alten Aerzte jedoch werden von ihnen sehr fleißig studirt, und manche kennen ihren Hippok rates auswendig. Manche überraschen durch die Richtigkeit ihrer praktischen Urtheile, und entsetzen durch die widersinnigsten Ideen. Ihrc Behandlungen sind schr gewissenhaft, denn wenn sie sich nicht gewachsen fühlen, halten sie schr zurück. In ganz gewöhnlichen Fallen wissen sie sich dagegen oft gar nicht zu helfen, denn m einem Lande, wo die Anatomie verrufen, und einen todten Menschen zn untersuchen der «bschculichsic Grauel ^, kaun von Aerzten wenig gefordert werden. Die schlimmsten sind jedoch die herumziehenden italienischen Acrzte sMst, welche mit ihren Zeugnissen 5l, parl«« inli-^ln.tn, Dinge unternehmen, daß es den Unbefangenen schauert. I,« Typhus geben sie beym Flockcnttscn z^ci — »3t — nend wird dagegen die Geistlichkeit behandelt, und um so schonender, jc mehr das Bewußtseyn der Schwache der Osmancn in diesen oder andern Fallen hervortritt. Der Dragoman des Pascha ist stets ein Eingcborncr, wechselt nicht wie der erstere, und je größer seine Kenntniß dcs Lokale und je vollkomnmcr sie ist, um so angenehmer ist er dcm Pascha; denn er allein taxirt die Geldstrafen, sonst würde oft der Pascha dcn reichsten Griechen am wenigsten plündern. Auf diese Art wird begreiflich, was dicsc Menschen für einen Wirkungskreis besitzen und wie gefürchtet sie seyn mögcn. Die Erccutionen sind schnell, und ein Wink ist oft dazu hinlänglich; wer sich auf kurze Zeit retten kann, kommt öfter davon. Mit dem Geld bewirkt man in der Turkey alles, was man nur immer cr-zwcckt. Geben, einmal geben, ist gefährlich, denn zum zwcytenmal wird es beym Türken zum Gesetz. Die Rechtsgclchrtcn sind jedoch die Effenoi's — ein Ehrentitel, welchen man dcn im Koran und seinen Commcn' tarcn Unterrichteten zu ertheilen pficgt. Daher oic Nechtsgclchrsamkcit von dcr Gottcsgclahrt-heit bey den Türken unzertrennlich ist. Da nun aber dcr Koran aus dcn heterogensten und oft widersprechendsten Dingen zusammengesetzt ist, so wirb er zum willkommenen Feld von allerhand Epiizfündigkeiten, welche man als Vorwand bey ungerechten Nrihcilssprüchen anzuführen pfiegt. Arzney künde. Bey diesem Artikel könnte man in Verlegenheit gerathen, wie iu Kürze alle Nachtheile, welche durch dcn gäuzlichcnMaugcl an Untcrrichtsschulcn, und der mcdicinisch. politischen Aufsicht ciustehcn, aufgeführt werden könnten. In dcr Medicin und Heilkunde geht es dort wie mit der Theologie, Niemand lehrt nnd lernt sie, und »cdcr — 135 — übt sie doch aus. Die Aerzte sind Besitzer einer Quantität Medikamente, welche sie ohne Unterschied dem, der sie zu begehren weiß, feilbieten. Der Arsenik, unter andern, kommt in Körbchen bey den Kaufleuten am Basar als eine gewöhnlich verkäufliche Waare offen vor. So vergiftete sich ein Junge, der sein Brod derer wegen, welche kaufen wollten, seitwärts, ohne eszuwisscn, auf dcu Arsenik legte und dann aß. — Ein jeder dieser Aerzte führt einen offenen Laden, wo er nun ordmirt, und zugleich dic Medikamente mischt und zurichtet. Icdcr der hinkommt, geht, ohne erst vom Doktor zum Apotheker zu lauftn, mit der Medicin nach Haust. Eiuc Flasche pflegt er sich oft aus Vorsorge mitzunehmen, weil er im Voraus nicht.weiß, ob das, was er bekommt, dick oder dünn ist. Die Jungen, Famuli, bleiben bei ihrem Lehrherrn und lernen alles mit einem, bis'sie groß geworden siud! Eine Schule wird nicht gehalten, sondern jeder Arzt prägt auch seinem Schüler die nöthigen Einsicht t.u ein. Dic Schriften dcr alten Acrztc jedoch werden von ihnen sehr fleißig studirt, und manche kennen ihren Hippvk rates auswendig. Manche überraschen durch die Richtigkeit ihrer praktischen Urtheile, und entsetzen durch die widersinnigsten Ideen. Ihre Behandlungen sind sehr gewissenhaft, denn wenn sie sich nicht gewachsen fühlen, halten sie sehr zurück. In ganz gewöhnlichen Fallen wissen sie sich dagegen oft gar nicht zu helfen, denn in einem Lande, wo die Anatomie verrufen, und einen todten Menschen zu untersuchen dcr abscheulichste Gräuel l^ci — 136 — Unzen Nolus ^rmenu8 auf gmal, in einer Synocha' dic Rinde, lassen bcy Lungensüchtigcn znr Ader, und unternehmen bcy Schwängern Operationen am Untcrlcibe und dgl. Bcy eincm Scirrhus geben sie zum Brechen, in der Rnhr Tormcntilla, und in dcr Wassersucht Vesika« toricn. Es wäre zu wünschen, daß wenigstens überall da, wo Consuln europäischer Mächte vorhanden sind, keinem Apotheker, keinem Feldscher nnd dgl. Franken oder Türken in Behandlung zu nehmen erlaubt wäre, wenn cr keine ausdrückliche Erlaubniß von Fakultäten dazu ausweisen könnte, oder unwldersprcchlichc Beweise seiner Kenntnisse hatte. Dieß Gesetz dürfte nicht schaden, wenn es auch nicht immer anwendbar wäre; weil dcr Grundsatz in<^!u5, renitllliuln ancez>8, yuam nullum sehr oft eintreten müßte, wenn nicht bey jedem Consulat ein eigner von der Regierung abgesendeter und besoldeter Arzt angestellt würde. Es ist nichts schrecklicher als in einem Krankheitsfälle ganz ohne Hülfe zu seyn, oder sich in Schcrgcuhände begeben zu müssen. Einc ehrenvolle Ausnahme machen jedoch die europäischen Aerzte zu Konsian-tinopel und Smyrna, und jeder, welcher geheilt seyn will, reiset dahin. Die deutschen Aerzte haben in dcr ganzen Levante den ersten Hang und Nuf; dazu hat dcr berühmte Peter Frank, welchen sogar dcr Mehmet-Ali-Pascha von Ac gyp ten mittelst einer eigenen Gesandtschaft ;n Rathe zog, nicht wcni'g beygetragen. In dcr Turkey wird jedesmal, wenn ein Arzt zum Kranken gerufen wird, schriftlich oder blos mündlich ein Kontrakt gemacht, vermöge welches dcr Arzt sich verbindet, den Patienten in einer bestimmten Fl'ist z« heilen. Die Summe.wird bestimmt und gewöhnlich die Hälfte derselben für Medikamente und dgl. vorausbezahlt. Der Kranke sieht der Kontraktzeit sehnlichst entgegen, und — 137 — kann die letzte Woche nicht erwarten. Da es sich nun, wie gewöhnlich? nicht bessert, so wird der Arzt verabschiedet, und ihm nicht selten die vorausbezahlte Summe wieder abgefordert. Inzwischen rechnet der Arzt in solchen Fallen die verwendeten Medikamente — denn Besuche haben in den Augen des Osmanen keinen Werth— so an, daß die Summe mit allen seinen Auslagen genau diese Hälfte ausmacht. Wird der Kranke hergestellt, so hat es oft die größte Mühc die andere Hälfte ausgezahlt zu sehen. In solchen Fällen weiß sich der Italiener gut zu hclftn, er fordert früher das Doppelte von dem, was er für hinlänglich für seine Mühc halt, um die zweyte Hälfte scheinbar für verloren zu geben, wor« über sich der Mohammedaner, wenn cr auch geheilt wird, unendlich freut, ihn nämlich übcrvorthcilt zu haben. An manchen Orten wird die Zahl der Medikamente, so wie das Vier im Wirthshausc zur Hälft? aufnotirt, und' vorzüglich darauf gesehen, daß der Arzt recht viele und grosie Flaschen bringt, sonsi hcißt es immer, dcr Kranke hatte keine Medicin bekommen. Dcr kranke Osman macht mit seinen Mcoicinflaschen gern bcy Besuchen, die er an« nimmt, einen eigenen Staat. Es freut ihn, wenn cr auf einem eigenen Tische ein Heer von Glasern überblicken kann, er wird dabey gesund. Der Kranke verlangt im< mcr, di: Medicin soll wirken; je öfter die Stühle waren, um so vortrefflicher ist dieselbe. ^)er Arzt ist genöthigt, soviel als möglich, wenn cs nur cinigcrmaßcn geschehen taun, für die eine oder die andere Entleerung zu sorgen. Der Mißbrauch, der mit Arzneyen jeder Art getrieben wird, ist groß, und manche Krankheiten entstehen blos "Nein dadurch, oder werdm dnrch ldie Folgen des Miß« brauchs derselben gefährlich. Oft soll man diesen Men« schcn ihre« Willen thmi, dcr ihncn zum Verderben gc- — 156 — reicht. Keiner der Osmanen hält irgend eine Diät. Der Türke halt seinen Leib für hohl, — welches aber nicht für alle, sondern nur für einige Höhlungen gilt — und kann nicht begreifen, daß Geduld nothwendig seyn müsse! Stirbt der Kranke, so setzt sich oft der Arzt den größte» Gefahren aus, daher Angst und Furcht und Mangel an Besonnenheit, welcher in dem so imgemein von den Os« mancn bedrückten Krcta bey den einheimischen Aerzten herrscht. Sie wissen oft, daß sie hätten retten, allein der Ausgang hätte auch nachthcilig seyn können. Man sieht daher überall und allgemein nur chronische Uebel, und lernt vorzüglich dabey, was durch Vernachlässigung in den kurzen Momenten der Hülse für unbeschreibliche Nachtheile erwachsen. Das Frauenzimmer zu behandeln, ist sehr lästig, man überdeckt sie mit einem Tuche, sie streckt darunter die Hand hervor, oder es wird ein kleines Loch in die Brctcrwand gemacht, so wie es mir selbst einmal geschah; die Hand wird zum Pulsfühlcn heraus-gestreckt, und vom Arzt gefordert, oic Krankheit auzuge-bcn, wobei man nun genöthigt ist, früher schon den Diener des Hauses auszufragen, um sich durch cm paar leichte Fragen wieder vom Neuen so zu orientircn, um eine passende Antwort auf cinc so ungeschickte Frage zu gc, bcn. Alles dieses ist nichts als die Folge der zahllosen Bctrügercyen und Grosisprechcreyen der Charlataue, welche jeden Arzt zwingen, auf seiner Hut zu seyn, um nicht als ein Unwissender verlacht zu werden, wcnu man aus dem Pulst die Krankheit zu erkennen nicht vermögend seyn sollte. Ein sehr vornehmer Türke hatte mich ersuchen las. sen, seine so cbcn niedergekommen«: Frau zu behandeln. Der Stadtarzt meinte, es wäre unmöglich sie zu scbcn und viel über ihren Zustand noch obendrein zu fragen, ginge — dcr Etiquette und des Islamismus wegen — — »33 — nicht an. Einen Kranken nicht zu sehen und zu sprechen, und sich nicht einmal mit einem Fremden darüber besprechen zu dürfen, dem Patienten aber dennoch eine rationelle Hülfe zu bringen, überstieg allc Forderungen dcr Vernunft! Indeß Noth bricht Eisen, und ich brachte mit wenigen Fragen, indem ich zuvor hartnackig schweigend den Türken allcs erzählen ließ, die Diagnose zur Gewißheit. Ein gefährliches Fieber war nicht da, sondern ein erschöpfender Blutverlust seit vier Tagen. Dieser blieb zum Glück nach dem Medikament, welches aus sehr klei-»' neu Dofw von IpllOacuanIia und I)!^Il.al>8 bestand, nebst andern entsprechenden Vorkehrungen aus, und ich gewann dadurch ein Ansehen, dessen ich mich billigcrwcise zu schä« men hatte. Dahin wird man durch elende herumschwei-ftndc Charlatans gebracht, daß man sich aus seinen Vcr« lcgcnhciten durch solche Zumuthungcn kaum mit Anstand befrcycn kann. Dcr Stadtarzt erzählte mir eine große Menge solcher elenden Proceduren, mit welchen ich Niemanden dcr Wis-scnschaftliebcndcn übcrlastig fallen will. Griechen nehmen vernünftige Vorstellungen an, indem es leicht ist, ihre Gewohnheiten lächerlich zu machen, und sie dadurch von ihren Ansichten abzubringen, welches bey Menschen, die doch Gefühl haben, in jeder Hinsicht Erleichterung verschafft, wenn man den vorliegenden Krankheitsfall durch Geschäfte nicht ablehnen kaun. Wo Ncll'gl'ousvorurthcilc bey Türken il's Spiel treten, wird «ine kluge Zurückziehung das beste seyn, überhaupt ist cm jeder z« bcdaueru, welcher außerhalb der größcrn Städte sich mit dcr Hcilklmdc beschäftigen muß, und ein jeder davor zu warncn, denn bey allci-Unabhängigkeit, werden manchen Rclscndcn die abscheulichste,» Vorschlage gethan. Bey ei- " H40 — nem reichen Türken, einem Pascha und dergl. in Dienste zutreten, ist einem gewissenhaften Arzte so leicht nicht anzurathen, er müßte denn im Kontrakte den Punkt festsetzen , auch Kuren ablehnen zu dürfen, und andere damit zu bemühen.------------ Vergiftungensind in der Türkey etwas Gewöhn-lichcs; obige erzählte Beyspiele geben davon eine kleine Uebersicht, Wenn ein Großer einen andern aus der Welt senden will, so wird der Feind durch die ausgezeichnetsten Freundschaftsbeweise zuerst so eingeschläfert, daß er mehr. uials daselbst speist, bis er das Gift im Kaffee oder sonst auf eine Art erhalt. Zwey Dragomans, so erzählte mir ein Augenzeuge, ein Deutscher, welche den Willen des Despoten nicht erfüllt hatten, wurden beordert zukommen, und mußten allein im Vorzimmer warten. Augenblicklich holte man den Leibarzt, und deutete ihm an, diese beyden Personen zu unterhalten, sich jedoch zu hüten, den ^Kaffee zu trinken und Kopfweh vorzuschützen. Der Dicncr trat ein, prasentirtc dem Leibarzt zuerst den Kaffee, welcher die Besinnung verlor, und sich setzen mußte. Die beyden tranken. Er erholt sich von diesem schauderhaften Ercig. nisse so eben, als der cme zu klagen anfangt, und will nach Hause eilen, um diese zu retten, au der Thür wirftihn jedoch die Wache zurück, und die beyden sterben vor seinen Augen. Dcr Arzt wird krank. Man entschuldigt den Todes« fall damit, daß es heißt: sie sind augenblicklich gestorben und der Arzt war gerade dabey und konnte ihnen nicht helfen, sie müssen anderswo sich vergiftet haben, denn er hat den Kaffee mit getrunken, und ihm ist gar nichts geschehen, der traurige Anblick hat ihn erschüttert, deswegen ist er jetzt unpäßlich. Oder, wenn es ein gewissenloser Schurke ist, so theilet ihm till reicher seine Meinung lyit. Er überredet seinen kraukgewordeneu Feind, dem er Jahre lang auflauert, seinen Arzt zu nehmen, her lhn ge« wiß heilen werde. Der Arzt übernimmt ihn, behandelt ihn mit dem größten Fleiße, stellt ihn her, und von allen Seiten freut man sich über die Genesung. Der Rcconva-lescent wird zufallig durch einen unschuldigen Dritten zu einer Landpartie überredet, der Arzt empfiehlt ihm nun im Beyseyn mehrerer die größte Vorsicht, verordnet ihm die Pulver des ersten Pakets sogleich, die des zweyten nach der Zurückkunft einzunehmen, und sich gleich zur Ruhe zu begeben, und entfernt sich. Unter den letztem befindet sich ein verfälschtes. Der Kranke wird mm durch einen Unterrichteten zu einigen kleinen Unordnungen verleitet, kommt zurück — und stirbt. Cs heißt: „Ja mein Gott, der Arzt kann kein Wunder wirken, wenn man nicht folgt. Er hat ihn hergestellt. Das unabwendbare Schicksal hat ihn — wegen seiner Unvorsichtigkeit — dahin gerafft." Bey der Pforte in Konsiantiuopcl geschehen alle diese Gräuclthatcn und noch andere. Daher geschieht cs, daß Neuangekommene Aerzte sehr eifrig gesucht werden, und schnell verlieren, wenn sich ihre Bekanntschaft erweitert, weil reiche Personen um ihr Le, ben zittern. Der Pascha bedient sich vieler derselben, um eine Anzahl der crsicrn, denen er auf keine Weise bcytommcn kann, aus der Welt zu schassen, besonders Griechen, deren Vermögen er sodann konfiscirt. Aerzte, welche gerade aus Europa kommen, genießen das größte Zutrauen und wcrdcn von den Türken überall ge< nau beobachtet und nach dem Befinden ihrer Patienten ge» "au gefragt. Besonders drängten sich an mich Personen, welche etwas zu fürchten hatten, ich mcrkte nun die Ursa-^ und mußte ihnen die Arzneyen verschaffen, cigenhan-dlg untersuchen und holen, so sthr baten sie mich darum; wer wollte nun einem armcn Kranken nicht gutwillig alles thun, UM ihm Trost zu bringen, ich war auch genöthigt mit meinem Petschaft alles zu siegeln, sonst nahmen sie nichts, ausgenommen aus meiner eigenen Hand. Soll. tcn etwa Arzneyen aufs Land geschickt werden, so nahm man einen Abdruck von meinem Siegel, und bat mich, ja mit demselben zu siegeln, weil man es sonst nicht aurüh. rcn würde. Medikamente anderer Aerzte wurden mir vor» gelegt, und ich dringend gebeten zu erklären, ob sie etwas schädliches in sich enthielten. Bruce selbst erzählt in seinen Reisen, dem regierenden Bey in Cairo ci.l Brechmittel gegeben zu haben, welches dieser einem seiner Untergebenen zu nehmen befahl, um zu sehen, wie man sich dabey benehmen müsse — indessen war dicsts blos eine, dem Bruce selbst entgangcnc Politik desselben, durch die. sen Schritt dahinter zu kommen, ob es nicht etwa giftig sty und ihm schaden könne, denn das Mißtranen ist gren< zcnlos. Oft reisen plötzlich Kraute ab, überraschen einen weit entfernten Arzt, und lassen sich von ihm Medikamente auf längere Zeit geben, auch zwiugct» sie den Arzt nicht seltcu von der Medizin zu kosteu. Der Anverwandte eines auf Befehl der Pforte Erdrosselten reichen Privaten, in Furcht über sein Schicksal, ließ mich dringend holcu und bat mich mit Thränen, die Medizin vom Arzte, welche ich verschrieben hatte, zu untersuchcn und zu kosteu, ob sie nicht vergiftet wäre; ich konnte diesem armen Be, daucrnswürdigeu stinc Bitte nicht abschlagen, mischte sie sorgfältig, und trank deu halben Bccher aus. Jetzt war er beruhigt und nahm die Arzney zu sich. In der Levante must jcbcr Arzt ftine Medikamente selbst bereiten und solche verabreichen lassen: gewöhnlich hat er einen Famulus bcy sich, welcher das Dispensiren über sich hat. Diese Subjecte würden in Europa oft kriminell behandelt. Ein solcher hatte eincm Matrosen auf Befehl — 143 — des Arztes, statt acht Drachmen (eine Unze) Weinstein-salz, acht Drachmen, — wie man dort zu sprechen pflegt — an weißem fcingcpülvctten Arsenik eingegeben, der es im Haust des Herrn Domenico austrank. Augenblicklich stürzte der Matrose zusammen und schrie: „Vsiono" Gift! Jetzt wurde man den Irrthum aMahr, Alles verlor die Besinnung, bis ein ragusaischcr Arzt, welcher in Padua promovirt, und als Leibarzt eines Ca. pitschi-Baschi aus Konstantinopcl hier angekommen war, diesen armen Matrosen glücklich rettete! Meine Angst kann man sich vorstellen, als ein junger rüstiger Mann, der,einzige Sohn eines Kapitains, der eine offenbare Lungen- und zugleich eine Lcbcrcntzünoung hatte, dessen Gesicht und Augen glühten, und dessen Mattigkeit mit dem harten unter« drückten Pulse über den Charakter der Krankheit gar keinen Zweifel aufkommen ließen — vor cincr Anzahl Fremden obenhin betrachtet, ein Brechmittel erhielt, wofür stin Vater rührend dankte. Ich rief den Arzt angstlich bey Seite und bat ihn, seine Anordnungen zurückzurufen, weil cs mir unmöglich war, ihn zu beschämen oder hinter seinem Nucken die Verordnungen zu verwerfen; allein cr sagte zu mir, daß diest Leute etwas schon vertragen könn« ten! und er Acht gcbcn werde, wenn cs nicht gut thäte — dann werde cr ihm schon zur Ader lassen. Ich lief ins Freye, denn die Thränen standen mir über diese Gefühllosigkeit um den guttu Burschen in l ,t Augen. Als ich den Menschen wieder sah, fuhr's mir wie ein Dolchstich durch die Brust, und ich kann mich bis jetzt nicht ohne Schmerz daran crimieru, so einen blühenden jungen Mann voll Kraft und Fülle zu Grunde gerichtet zu wlsscn. Die Medikamente sind oft entsetzlich theuer. Eine .orachmc Ialapc kostet 2 Fl. Conv.-Mze. Ein elendes -^ 444 — Brechmittel 2 Fl. 30 Hr. Ein Skrupel Magnesia mit Zucker 2Fl. 10 3r. Z)ie Menschen wissen dort nicht waS sie begehren sollen, besonders die italiänischen Landstreicher, die, ohne die geringsten Kenntnisse, so gewissenlos sind, mit aufgerafften Medikamenten ins Innere von Asien zu reisen, und dort nach Pandorens Büchse Leben oder Tod auszutheilen. Sie kommen mit großen Reich-thümcrn zurück, und verleiten dadurch um so mehrere zu ähnlichen Versuchen. Indessen wäre man in einer großen Irrung, wenn man vermuthete, der Orientale wäl-c undankbar, schamlos und wisse echte Hülfe nicht zu schätzen. Im Gegentheil ist das Benehmen der meisten aus der höhcrn Klasse so artig, zuvorkommend und überraschend, daß man, wenn man auch kein Geld begehrt, durch so viele, cincm Reisenden sehr wichtige, oft mit gar keinem Gelde zu erschwingende Gefälligkeiten entschädigt wird. Ohne ein solches Betragen ware es nicht möglich gewesen, cmf der Insel fortzukommen. Keiuem schlug ich meinen Rath ab, ich lernte ihre Begriffe über Krankheit und Heilart, dann die Namen der dort brauchbaren mcdizini« schcn Gewächst kennen, und licß Niemanden, ohne ihn nach Kräften zufrieden gestellt zu haben, von mir. Es ist so leicht, Menschen einen fröhlichen Augenblick zu machen! Uebel, welche verwickelt und langwierig waren-, übergab ich Aerzten des La > >es, wurde von ihnen schr oft um Rath gefragt, und versagte ihnen nie etwas, wodurch ich ibr Zutrauen gewann. Immer unstet, übernahm ich nie einen Kranken, sondern zog mich nach einigen Besuchen zu« rü6. Da ich ihre Börse nicht ansprach, und oft muth. masilich geringe oder auch beträchtliche Ancrbictungcn ab. lehnte,, oder nicht annahm, so machte ich mir alle verbindlich, welche mich loben zu müssen glaubten — um mir — 145 — nichts schuldig zu bleiben! Durch Aufnahme 5 Förderung her Reist und andere Gefälligkeiten, welche den Betreffenden nichts kosteten, wurde ich, durch Ersparniß, mchr als hinlänglich entschädigt. Mcinc kleine unbedeutende Apotheke hatte vielen ihr Schicksal erleichtert, und am Ende, als ich krank wurde, hatte ich selbst nicht einmal dasjenige für mich, was ich zur Erleichterung meines Zustandes bedürfte. Diese Achtsamkeit auf ärztliche Gc-gcnsiandc war uuch die Ursache wichtiger Beobachtungen^ die ich dort zu machen das Glück hatte. Krankheiten Kretas. Die Pest. In was immer für einem Theile des osmanischen Reiches mit einer andern Krankheit, als mit der Pest, die Aufzählung derselben zu beginnen, hieße, am Nile von d?r Eidechse sprcchcll, wcnn man das furchtbare Krokodil erblickt. Die Pest verschlingt alle Krankheiten, reißt sie mit sich fort, amalgamirt sich mit ihnen, und scheint das ganze Menschengeschlecht aufreiben zu wollen, indcm sie selbst vor dcm Hauche eines Windes zerstiebt. Ihre Dar- , stcllungcn sind mannigfaltig, die Meinungen verschieden, und die Schriften darüber von ungeheurer Anzahl. Mit der Pest ist cs indeß bis auf unstrc Zcitcn ebcn so geblieben wie mit der Hydrophobie, cinc ärmliche Prophylaxis ist alles was uns bisher die. Wisscnschaft recht stiefmütterlich gegeben hat. Der Pest haben sich die Europäer durch die vortrefflichen LaM'tthanstalten cntzy' öm. Dic Wasserscheu hölM sie noch. Die Pest führt, um n^ch den gewöhnlichen Ansick-tcn zu sprrchim, einen eigenen Ausdünsiungsstoss, welcher Zwekcr Theil. K — 146 — sich vorzüglich zu Ende des Verlaufs der Krankheit ent-wickelt und ansteckend wirkt. Das Eiter der Pestbeulen hat dieselbe Eigenschaft, so wie alle übrigen Auswurfs-, sioffe des Verpesteten. Seine erste Entstehung ist unbekannt. Thucydidcs im zweyten Buche gibt eine der vortrefflichsten Beschreibungen derselben und sagt, so wie alles Gute und Schlimme jener Zeiten, ware die Pest aus dem Innern von Acthiopicn nach Griechenland gc» kommen. Bey den Osiuanen und Mohammedanern wer« den durch Sorglosigkeit die Bcdingnijsc ihrer Entstehung um so leichter herbeygeführt, als man auf die Vertilgung der Kleidungsstücke der Verpesteten keine Rücksicht nimmt und eine gewisse und bestimmte Jahreszeit ihren Ausbruch ganz vorzüglich begünstigt. In südlichen Gegenden der Levante entsteht sie früher, in den nördlichen spater, doch finden sich viele Ausnahmen. In Aegyptcn zeigt sie sich schon fünfzig Tage vor Ostern, welche Zeit die Chamsins-Ze it ge. nannt wird, vom arabischen Worte „(Ül^tul^ln" welches „fünfzig" bedeutet, während dem der nubischc Wüstenwind daselbst weht. In Kreta entwickelt sie sich spater, in Kon. siantinopcl oft noch spater. So zeigte sie sich in Canea 1817 an einem isolirten, von allen andern abgetrennten Individuum erst den 23stcn April und lam fast vierzehn Tage nach Ostern, den ersten May, zum befürchteten allgc. meinen Ausbruch. In Damiattc regencrirte sie sich, aus Alexandria hinübcrgebracht, i»i5 den 6tcn Julius und dauerte vierzig Tage bis Mitte August. I« Kon-siantinopel tritt sie Owr, oft auch früher cin. Witte-rungs-Jahrgänge habcu einen entscheidenden Einfluß auf dieselbe. Zur Entwickelung fordert sie eine eigene Be-schassenhcit der Atmosphäre, und ihre Entstehung wird laugc noch cm Räthsel bleiben. — 147 Sie kann bis. zum 55sien, auch bis zum 60° nördli« chcr Breite, vielleicht auch noch höher übertragen werden, kalte Nachte aber todten sic, wo nicht geheizt wird. — Südlich reiche sic nicht bis zum zwanzigsten Grade. In Mecca soll man die Kleider der Pestkranken ohne Nach' theil anziehen dürfen, über Lohcia isi die orientalische, Pest unbekannt, und nach Ostindien gelangt sie nic. Be< tra6)tet man Acgypten, so kann man amlehmen, daß sic jedes Jahr in Alexandrien, alle drey Jahre in Cairo, alle acht Jahre zu Schiut, und trotz Karawanen und Pilgern, in Kenn? nur alle zidölf Jahre einmal rcgcl-mäsiig herrsche, in Assuan ader in achtzig Jahren kaum cim'lml beobachtet worden sey. Man spricht inocß bon der Pcsi zu Darsur, Scunaar und Dongolah. Ihre Mit^hcilliua ist schwierig r.nd räthftlh'.rft. Von Enn)r:'.a scheint sie sich am leichtesten südlich und uörd» lich, nach Konstantinopel sowohl als nach Alcxandrien, fortpflanzen zu l.-lssen. Nur unter seltenern günstigen Um-siäildcn steckt dic Pest von Konstantiuopel südlichere Ge< gcndcn an. wahrer Pcsisioff uno Pestkranke von Alexandrian nach Konsiantinopcl gebracht, stecken dagegen oft gar nicht an. Die Pest von Damascus der Stadt Jerusalem mitgetheilt, ist weit furchtbarer, als wenn sie d:;rch W>'ern um Ostern zu Jerusalem. P>.sttrankc, die aus NttaNdrien nach Alep-pv kommen, stcrbcu daftlbsi ohne nn^ecken. Oft wer-dcu bc^ ^. ,^^^ Städten gar keiue Vorsichten gv brauch^; j,^ der einen sterben dic Menschen zu T.,:--"»!"", einer lauft hinüber, der nn.-cr^ zurück, uiid di.- dcuac,> — 148 — batte Stadt bleibt dennoch völlig davon verschont. Rosette ist breyzchn Stunden von Alexandricn. Es trifft sich oft, so auch ißlß, daß sic in Alexandria wüthete, und aller Connlumikation ungeachtet niemand in Rosette daran starb, wer sich nicht nnmittclbar in Alexandria bey seiner Anwesenheit daselbst angesteckt hatte. In Ca-nca wüthete die Pest ifti? durch vier volle Monate. Rettimo liegt zwölf Stunden davon entfernt, keine Vor. sicht wurde beobachtet, die Verbindung war gar nicht bc< eiutrachtigt, und doch starb in Rettimo niemand daran. Einerley Lust, Lage, Vodcn, Klima, Speisen, kurz nichts war vermögend, die in Canea herrschende Pest nach Nctti-.no zu verpflanzen. Das vorzüglichste und mcrkwür. digstc Beyspiel gab Cairo i«i6. Die am Nil gelegene Vorstadt und der Landungsplatz.Bulak hatten mehrere tausend Pestkranke und nahe an dreytauscnd starben in kurzer Zeit. Die Verbindung zwischen Bulak und Cairo ist unaufhörlich, kann gar nicht gehindert oder wohl gar aufgehoben werden, und doch gelaugte die Pest nicht nach Cairo uud jedermann bli'cb daselbst davon verschont, obwohl nur drey Stcinwürfe dicft ganze wechselseitige Ent-ftruung beträgt! Die Pest nimmt durch Uedertragung an fremde Orte ab, manchmal aber auch schrcckbar zu. So war vor einigen Jahren in Cairo nur eine geringe Pcstcpidcmie, sie kam zufällig nach Schiut in Oberagyptcn, fand Zunder, und tödtcte ein ganzes Dritttheil der Einwohner. Sie kann an einem Orte bestandig fortwähren, d. h. durch einzelne isolirte PMälle bleibt das Gerücht ,'lt dem Orte, daß das Pcstübel noch vorhanden sey, ,'n einem fort; dann kann man aber die Pest stationär und sporadisch nen< nen, denn oft sterben mehrere Individuen, welche gar keine Gemeinschaft unter einander gehabt hatten, an der — 149 — Pest. Sie kann wegen unvollkommener Krisen sogar mch< rcre Jahre in dcm Körper des Patienten verborgen liegen, bis sie durchmustere Umstände und Begünstigung zum Ausbruch gelangt. — Beweist dafür sind genug vorhan. den. Ein Land, wo sie öfter erscheint, hat weniger davon zu fürchten, als cms, wo sic seltener sich zeigt. Je langer ein Land verschont blieb, um so schrecklicher ist ihre Wiederkehr. Diese Wiederkehr scheint an eigene Zeiträume gebunden zu seyn, letztere von dem öfter erscheinenden Zusammenfluß begünstigender Umstände bestimmt zu wer« den. In gcbilgigtcn Gegenden werden bald die höher bald die niedriger liegenden OMer und Strecken vorzugsweise und ausschließlich heimgesucht; über 350Toiscn Elevation über dcm Meer scheint dic Pest nie zu steigen, wic z. B. am Libanon. Epizootic», Seuchen unter den Hausthiercu — so ist die ägyptische Bauernregel — schützen vor der Pest. Herrschen Ecuchcn, so erscheint das nachfolgende Jahr keine Pest; mangeln un< oder mehrere Jahre Seuchen und Pest, so ist ihr^ Wiederkehr um so schrecklicher. Treten schon statt im November im Februar, wo sie anfangen soll, was immer für Epidemien: Masern, Scharlach, Blattern, Braune, Typhus leichterer Art und dcrgl. cin, so ist es unter den arabischen Aerzten ganz ausgemacht, dah die Pest in diesem Jahre entweder ganz ausicnbleiben, oder nur sehr unvollkommen seyn werde. Thiere leiden nie an der Pest. Selbst Thucydides sagt blos, daß Thiere: Hunde, Adler und dergl., welche von den Leichnamen der Pestkranken frasicn, daran starben, welches nicht aufdic Pest, sondern auf das Mige Nahrungsmittel sich bezicht. Au« sicr cmcr Mengc anderer Thatsachen ähnlicher Art, wäre cs jedoch sehr gewagt, das Pestgift selbst als eine»' blos untcr epidemischen Einflüssen ausschließlich erzeugten Kranlheitssiossanzuschcn: wäre dieß der Fall, so nützten feine Quarantaine-Anstalten, und wenn sich auch Er.ro-päer mitten im verpesietel: Lande, ciustbl^sdn, so ware dieß von keinem wesentlichen Nlchen, welches dcr Erfahrung widerspricht! Die Pesi bedarf also wohl eincr cigc< ncn klimatischen und atmosphärischen Bcgünst-'gnng, wo sic sich dann in epidemischer Zorm zciat, sic cr;^lqt sich aber nicht durch epiden-isch?, altcin von dcr Luft ::uo Jahreszeit abhängige Einstufst; ihre Entstehung gehört daher.noch immer unter die Rubrik der von Menschen selbst unmittelbar vci ni-^ttn Krankheiten, und bietet ein eigenes Fc!d dem forscher dar l Wcr cincn Pestkranken nicht u:^:iltt!bar berührt, oder dasjenige, was er früher betastet hatt: — wenn cs unter die allsnahmssähi-gen Gegenstände gebort — ivird m'^t a.^^esicckt. Dicstr Fall findet bcy Blattern, der Braune, Scharlach nnd derg!. nicht Ctatt, welche sich crsi aus allgemei-« ncn Einsiüsscn blld.-n. Die Sorglosigkeit dcr Moham-medaner vermehrt die Berührung in kurzer Zeit ins Unendliche,, daher die schnelle Verbreitung, welcher die Europäer fast ganzlich entgehen. Man beklagt sich allgemein in dcr Levante, dasi d>> Pest nicht mehr ihre Perioden halte. Ehedem kam sie regelmäßig binnen etlichen Iahrcn, trat zur bestimmten Zci't ein, wüthete und erlosch, in Cairo z. B. schon Endt Iuny, vollkommen, Ictzt dagegen tritt sie zu allen Zeiten cin, hält t'cinc Dauer, bricht ab, kommt wicdcr, oder schleicht den ganzen Winter fort, und erlischt wo sie sich entwickeln sollte. Dicfts ist ftic einem und mehreren Jahr-zchendcn dcr klimatiftbcn Veränderlichkeit zuzuschreiben, welche nicht unr iü Nord-Europa, son^r:'. auch im Eü-dcn Statt fand. Schnelle und ulworhcrgcsebcne Hitze, N^ gen, Kälte, zerstören sic und dic Pcsi hon cbcn so plöl?. 151 lich auf. Hohe Gebirge sind die sicherst.' Zuflucht: wer in Syrien wohnr, entferne sich beym Ausbruche schnell nach den Höhen des Libanon, bevor die Einwohner ihr Gebiet schließen. Pricht die Pest in Cairo aus, so ist man in Obcrägyptm völlig sicher. In den stltenen Fallen, wo sie durch Caravanen aus Nubien gebracht werden soll, woselbst sic in den Wintcrmonatcn herrscht, ist die Flucht gegen Norden zuträglicher. Beduinen und hcrnmstrei-sende Araber kennen dieses Ucdcl nicht, wenn sie alS Nomaden bey ihrer Lebensweise und in ihren Zelten blei« bcn. Im ptträischcn Arabien am Sinai,'st sie unbekannt. Die Pcsi ist so rathsclkaft, so veränderlich, so arglistig, das; man bey so vielen Schriften verzweifeln sollte, sie na< her kenne« zu lernen. Sie ist cinc wahre Doppclgesialt von Hydra und Chamäleon. Nie zeigt sie sich in ihrer wahren Gestalt im Abfange? die individuelle Affection des Patience tritt an, ersten vor. Hat er Anlage oder Anfalle, oder Ucb:rblcibftl uon irgend emcm Uebel, so wird das betreffende Organ vorherrschend afsizirt, cs tritt die Pcst mit Leber°, Llmgm-, Husten., Krampst Gicht-, und andern Affcttioncn und Schmerzen cin; nähme man auf die Zeit d^r Pest »md ibren vorhergesthncn Ausbruch tcine Nücksicht, so würde man cine Menge Krankheiten zu behandeln glauben, die plötzlich als Pcst furchtbar dasie-hcn. Das Pcsigift wlrft sich daher zuerst auf den vorher geschwächten Theil. Die größte Pradisposition zur An» stcckung ist Ncrvenschwachung und die Consumtion der Nervcnkraft. Angestrengte Arbeit, Erschöpfung durch Nachtwachen, Reisen, Sorgen und Nachdenken, überma. ß'ger Gebrauch des Wems und narkotischer Sudstanzen, ^^'bc, ^-,5, u„:cr allen aber Furcht, sind die vorjüg« llchsien Ursachen ihrer Ergreifung und Verbreitung- W«r die Pcst auch überstanden hat. vcr fühlc vor Wiederkehr derselben, oder alle Frühjahre Schmerzen an dem Orte stincr geheilten Pestbeulen. Daraus pflegen empfindliche Personen, besonders wenn die Schmerzen vorhanden sind und heftig beginnen, eine Pcstepidcmie richtig vorauszusagen; andcrc wittern dadurch in kurzer Zeit einen vorhandenen odcr in der Nahe befindlichen Pestkranken. Die Pest beginnt verschieden, mit Mattigkeit, Kopfweh, Erbrechen, kalten Schweißen, Irrcrc. ' den und andern Zufällen, bald crschcmcn aber Pestbeulen und andcrc bösartige Karbunkeln. Die Pestbeulen kommen unter den Achseln und besonders in den Leisten-gcgcuden vor, auch tiefer odcr höher. Treten mehrere zugleich auf, so ist Rettung zu hosscu, wenn sie nicht wahrend der Eiterung den Kranken erschöpfen, odcr eine übclattigc Beschaffenheit annehmen; je inniger, um so unvollkommener ist die Krise des Pcsigiftö; treten sie zurück, so folgt unvermeidlicher Tod. So wie die Pestbeule erscheint, ist es das Zweckmäßigste sie glatt an der Haut wegzuschneiden und dic Wunde mit Kantharidcn-pstaster in Eiterung zu erhalten. Flucht ist indessen die sicherste Rettung, doch nicht immer vor ocr Ansteckung ausführbar. Sich mit allem Nothwendigen auf mehrere Monate im Voraus zu verschen und sich sogleich einzuschließen, wenn der erste Pesifall ausbricht, ist am leichtesten möglich. Heilung bcruht bisher auf keinem empirisch wirksam befundenen Arzneymittcl; einzig und allein die strengste Diät bey ungesalzenem Haber - oder Reilwass^' ist heilsam befunden worden. Medikamente nützen wenig, und nährende Speisen, Fleischbrühen, Eyer, Fleisch, sind Gift. Erfahrne arabische Aerzte behaupten, eine eigene Verdrehung d-^s Augnpftls zcichne den Angesteckten vor allen übrigen aus, wenn er selbst auch noch nichrs wahrnehme. — Die Pest tödtct schnell; — 153 — oft spricht mancher dem Anscheine nach ganz gesund auf der Straße, plötzlich überfällt ihn ein Schwindel und er fällt todt zur Erde nieder. Schleunigst werden alle Pcsttodtcn begraben. Die Türken ringen nach dcr Ehre einen solchen zu Grabe zu tragen, welcher als ciu Sch c ch oder Heiliger verehrt wird. Die Ursache, daß man für die Pest noch nie hat cin Mittel finden wollen, um sie zn heilen, kommt daher, weil man immer sicts nur Mittel verlangt. — Dcr Jude Roscnfcld, welcher im Spi-tale zu Konsiantinopel vor einigen Jahren starb, scheint irgend eine brauchbare Erfahrung gemacht zu haben, indem er sich so entschlossen zur Probe bequemte. Schade daß das Geheimniß seines Vertrauens mit ihm verloren ging, obwohl er von dcr wisscuschaftlicdenden östreichischen Regierung ^«,s)0s> Fl. Couv. - Mze. Belohnung zugesichert erhielt. Es wäre zu wünschen, man machte sein Geheimniß öffentlich bekannt, denn vor seiner Abreist aus Wien nach Konstantinopcl wird man es ihm wohl abgefordert haben, oder geht es mit seinem Geheimniß wie mit dem Mciuigcn? Aus Kargheit verliert die Menschheit cincs nach dem andern; ey was, cin paar Menschen mehr oder weniger, daraufkommt es eben nicht an. — Zum Unglück kommen aber doch die Geheimnisse immer nur an die Juden.--------- Sollte indeß europäische Einrichtung daselbst Statt sindcn, so würde sie ohnehin leicht vertilgt werden, Handel uud Schiffahrt wären nicht so kostbar, drückend und m>t so viel Zeitverlust verknüpft. Obiges isi ungefähr dasjenige, was man von jedem Europäer, welcher sich nur ^"ige Z,'it m der Levante aufgehalten hat, nach wenigen ^nachten Iragen und oft noch mehr zu stiner nothwendigen Gehrung erfährt. Mchrcrcs andere habe ich bereits bcy Beschreibung dcr Rcisc an mchrcm Orte» erwähnt. 154 Die Sterblichkeit in dcr Pcsi ist schr dedcmcnd, wel-chcs die nachfolgende Tafel vcrsinnlicht: /ohne Bübchen 160 — u. s. w., als ob cs Artcn waren, dic in der Wirklichkeit Statt hätten. Es sind dies abcr nur die Quadratur-Einthcilungcn dcs Mittclalters, wo alles in die heilige Vierzahl hinein passen mußte, cs mochte wollen oder nicht — nnd diese Eintheilung haben wir gewissenhaft bis jetzt beybehalten. Von der andern Seite fallt die Ver< kchrtheit, die cxanthcmatischc Form zum Einthcilungs« gründe zu machen, noch mehr in die Augen, weil die ausgesprochenste Lepra eine unendliche Zahl von Mißbildungen auszuweisen hat, die schlechterdings kein Eranthem an sich haben, und noch übcrdieß der zersiörcndste Grad der ausgcbildetsien Lepra, der sogenannte knollige Aussatz, gleichfalls kcinen Ausschlag an sich tragt, denn einzelne zu Knoten ,gcdildcte Verhärtungen dcs Zellgewebes, welche die ausgedehnte cul.i« umschließt, können wohl nicht als Eran-thcm angesehen werden. Weil die alten Aerzte gar nichts anders scheu wollten als Vormalcr und Er^nthcme, blieben sie an der Oberfläche der wissenschaftlichen Ansicht, und verwirrten, durch den damaligen Systcmgcisi befangen, die gründlichere Forschung. Dcr Aussatz, dcr noch eine weit größere Anzahl von Mißbildungen auszuweisen, hat, die ix der luos gar nicht vorhanden sind, laßt noch weniger den cranthematischcn Einthcilungsgrund zu, und daher wäre cs sehr widersinnig, jemanden in die Abtheilung cmcs Krankenhauses zu führeu, wo lauter cxan-thcmatischc Formen dcr Siphilis vorhanden sind; und nachdem sie der Laie durchgesehen, zu ihm zu jagen, Sehen Sie, das isiSiphylis! Die Lepra muß dahcr gänzlich von den chronischen Exanthcmcn getrennt und bey Siphylis, Rachitis undScorbut, so wie cs Culten that, als gänzlich abgcsondcrte Krankheit für sich aufgestellt werden. Diese Krankheit ist in Europa so selten, daß Hens- ler die drei oder vier hon ihm beobachteten Fälle alle nn» führt und sogar äußert: daß, wenn er sie nicht gesehen, er die Schriften der altern Autoren über den Aussatz nicht hätte verstehen können. Mir wurde das überaus seltene Glück zu Theil, wohl mehr als 600 Aussätzige in Kreta, Acgypten, Palästina und Cypcrn zu sehen, eine Menge Uebel als solche mit Bestimmtheit zu erkennen, die es nicht schienen, und die zahllosen Ucbergangc aus einem Grad in den. andern, aus einer Form in die nachstvcr« wandte, mit Sicherheit angeben und unterscheiden zu lernen. Nnn erklärt man die Lepra für eine höchst chronische Krankheit, wo sind also die Ucbcrgänge von einer Ver. schlimmcrnng zur andern j wie ist der Kranke zu diesem schrecklichen Aussehen gelangt? plötzlich?— Die Krank« heit ist ja höchst chronisch! Es ist daher gar keinem Zwei« fcl unterworfen, daß alles dasjenige, was uns alte Schriftsteller hinterlassen haben, niclits anders als eine regellose Aufzählung der Symptome im ausgebildeten Zu« stände der Krankheit sey, deren Reihenfolge gar nicht beachtet, und die nothwcndigcrwcisc vorhandenen Stadien ganzlich außer Acht gelassen wurden, weil man nichts als Vormälcr und Exanthcme im Kopfe herum trug, und nur immer von dem vollendeten Aussatz reden wollte, ohne zu wissen, was durch Vernachlässigung der nie erkannten Anfange einer Krankheit bereits für Zerstörungen vor sich gegangen sind, welche keine Heilung mehr zulas» stn. Einige wenige Schriftsteller, Aretäus und Arch «genes sprechen allein von einem dunkeln Anfang in dem Körper sclbsi, bevor die Krankheit sich zeigt. Chau-liac aber allein hat von den Knochen ausdrücklich gesprochen, welche man bisher gänzlich vergaß. Als ich nach Kreta kam, eilte ich diese Unglücklichen zu sehen, jch fand ihren Zustand schrecklich, endlich aber ßwciter Theil. . L gewkhnkt ich mich daran. Nun begann ich aber die Symptome ;u trennen nnb sic in Klassen und Ordnungen zu bringen, ihrcn nothwendigen Zusammenhang zu cnt« wickeln, das Zufällige vom Nothwendigen zu untcrschci« den, und mich in die Reihenfolge aller Zufalle cinzuarbei« ten. Ich wurde bey dieser Arbeit, die blos noch in der Idee lag, durch den Anblick so vieler Leprösen auf der Insel unterstützt, indem ich ihrer cinc große Menge an< sichtig wurde, deren keiner dem andern völlig gleich sah. Dicsi war der größte Vortheil für mich. Einer besaß eine gewisse Gruppe von Kennzeichen, welche dem andern thcilwcisc fehlte, dafür er aber andere besaß; so lernte ich ihre nothwendige oder zufällige Gegenwart kennen. Noch mehr erleichterten mir die wissenschaftliche Ansicht der successiven Symptome der Lepra dic eben so mannigfalti-gen Grade der Krankheit. Sah ich bcy einem vollendeten Leprösen die Summe aller Destruktionen, so nahm die Zahl dcr Symptome bcy cinc:n zwcytcn Aussätzigen ab, «och mehr bcy einem dritten und vierten, so sah ich all' mählig di« Krankheit sich verringern und verschwinden, bis mir das letzte Symptom übrig blieb, wo di'c Krankheit sich in den normalen Zustand verlor. Gab ich ein Symptom zum andern, so sah ich die Reihenfolge dcrsel. ben bis zum letzten Vildc, und dcr vollendete Aussatzige stand vor mir. Ich fand aber auch, daß cs eine» IIu1ii< tu» Ic^i-0>U5 gebe, so wie cs einen apoplektischcn und plithisischcn gibt, der ln manchen Fällen schon beynahe selbst als Krankheit gelten könne. Es gibt daher cin Kraukheitvschema des Aussatzes, nach welchem, einer unendlichen Menge von Modifika» tioncn und Verlause dcr bald da bald dort ergriffenen Ge. bilde ungeachtet, diese Krankheit regelmäßig verlauft. Dic crgrissencll Gebilde bcgränzcn die ineinander greifen- den Stadien, und die zuerst befangenen gcbcn ihre Ord« nung an. Alle Schriftsteller kommen nun von Abrahams Zeiten bis auf die uusrigc übcrcin, daß sie im Gesichte ihren Anfang nehme, keiner gebaut sich aber mehr zuju« sehen, alle wiederholen sich, und jeder bestätigt seinen Vorgänger, ohne diese Wahrheit aus einander zu setzen. In der That ist das erste Stadium der j>i)l-a genuin», ciucr Arts welche ich nur in einem eigenen Werke naher abhandeln kaun, daß die Kopfknocheu zuerst leiden, an» schwellen, von einander weichen, wodurch die Idoles I», Knorpclgebildc Ergrisscnscyn; jctzt nimmt die Krankheit ;u. Die Knorpel der Artikulationcn erweitern sich noch mehr, die Rippenworpcl und die Rippen schwel« lcn, heben den Brustkasten, der wic ein Kürasi genau wie bey den rhachitischcn aussieht mid dcr Kopf fällt zwi. schcn dic Schultern hincin, das LIthmcn geschieht höchst beschwerlich und wird mit d«n Bn.chmnskcln verrichtet lc/ die Haare, die Nagel, die Sehnen, die Gelenkbänder, Avoncvroscn, dic Vcnen, Arterien, die Bronchien, wer« den angegriffen; der Kehlkopf (daher die eigene Stimme des Leprösen, bevor man ihn oft noch sieht)! die Lungen-zcllcn (daher der Stickftuß, Alpdrücken wegcn gehinderten Blutdurchgangs); die Knorpel des Rückgrats (daher der gekrümmte Rücken); die Sclcrotica (daher das Löwenauge, indem sie anschwellt und das Auge hervortritt); die Augcnlieder fallen herab, werden dick, wcgcn ihre af-ficirtc» Knorpelstücke, der Aussätzige hebt den Kopf um aufzublicken, oder blinzelt oft und dergs. die Ohrknorpel (daher die Vertrocknung, Vereiterung und Verdrehung der Ohrlappcn) — das Becken wird unförmlich, die Ge. lenkstnorrcn treten aus der Pfanne sdahcrdcr watschelnde Gang und zugleich das Stampfen und der roßartigc Tritt; man kann daher einen Aussätzigen schon in beträchtlicher Entfernung erkennen, das beschwerliche Schlingen (durch Schwellung des Kehlkopfs) und das Hcrabwürgen kleiner Bissen, das Unvermögen viel zu sick) zu nehmen, leichtes Erbrechen (der Cardia, des Pylorus und des Schwert-knorpels wcgcn, die sich verharten), beschwerliches Herz. klopfen (Vcrdickuttg der Klappcn der Herzkammer), Vcr. dickung der Hirnhäute (stu^li^ 1^!>«5.i, und Lang. samkcit in den Antworten bey dem Leprösen, so wie im Typhus); verkrümmte Finger und Zehen, wegen ango grissener, gcsch'.volleucr oder verkürzter Sehnen; — end-lich zahllose Affektionen der Haut als Vor. und Nach« mäler. Diese flüchtig gegebnen Symptome zeichnen sich in der c,,onär°°ra«e aus, welche so ziemlich alle diese Kennzeichen, bald mchr, bald minder hervortretend, besitzt. Dcr Raum verbietet es, genauer anzugeben, wie es kam, daß man bisher alles untereinander nungtt, so viel gesehen hat, und nichts in Ordnung auffaßte. Endlich kommt das vierte Stadium, die ^pimlan. eia«l5, Verlust und Abfall der Finger und 3 e. hen. Da dieser Finger, und Zchcnabfall gewöhnlich eintritt und am sichtbarsten ist, habe ich diesen Namtn gewählt, sonst wäre es besser ihn Lymphvcrderbniß in nennen. Jetzt begibt sich das Aussatzgift schon in die weichern Gebilde, Organe und Systeme. Die Synovialkapscln, ohnehin dcgcncrlrt, sondern auch einen aussätzigen Stoff aus, welcher ätzend ist und alles zerstört; die Fingcrstücke, Phalangen, fallen also Glied für Glied, dann die Handwurzclknochcn, endlich sogar die Arme ab, letzteres aus Ursachen, welche später folgen, alle Sc-und Excrctionsorganc sondern krankhafte Flüssigkeiten ätzender Beschaffenheit ab: als Speichel, Magensaft (stinkender Athem und Ausstößen, Heißhunger, Gefräßigkeit gan; unverdaulicher Substanzen). Alle Arten von Augcncntzündungen, Fisteln, Verhärtungen, Ectropicn, Verdunkelungen:c. Vereiterungen der Nase, Na« scnschlcinchaut, Abfrcssung des Gaumens und Zäpfchens, aufgeschwollene, aufgesprungne, mit Knoten besetzte Junge, Geschmacklosigkeit ic. :c. Stinkende bocksartige, uncr. traglichc Schweiße; Absonderung von einer häufigen fett« artigen Materie in den Fett. und Schmicrdnischcn, widerlicher Glanz der ganzen Haut. .Glanz der Haare. Ein ekelhafter Schaum und Geifer beym Sprechen, stinkende Stühle, aufgetriebcncr Bauch. Große Leber (deren mannigfaltige Verschiedenheit E bn Sicka, den H c n s. ler einen Schwätzer ncmtt, trotz seiner Emthcilung nach der schwarzen, gelben, grünen und rothen Galle selbst ""gast); stinkender, trüber, dicker Stuten-Urin u. 5 w. Endlich tzonmtt hier daS oft besprochene, aber nie recht —. 469 — überdachte Symptom bcr Geilheit zu bemerke», welches gleichfalls in einer regelwidrigen Absonderung der Sa-mcnfcuchtigkeit besieht, welche wegen ihrer Schärfe diese Theile allzusehr reizt, und die Geilheit erzeugen musi. Erwagt man, wie chronische Krankheiten, Ausschlagc, Geschwüre, Wunden lc. :c. durch Bcywohmmg, um so mehr bey Uebermaß derselben, lridcn, bey strenger Eut< haltsamkcit dagegen schneller heilen — so wird dadurch erklärlich, warnm man behaupten darf, daß der Aussatz durch Kastration geheilt worden sey, und wie es komme, daß er (jedoch in seltnen Fallen) geheilt werden könne. Die Naturthatigkcit wird, wenn sie Hülfe zu bringen im Stande ist, nicht erschöpft, statt daß im Gegentheile das Uebel furchtbar zunimmt und der geile Aussätzige darin nicht selten stirbt; denn, dasi cinc bl^sie Operation cine durch den ganzen Körper verbreitete Krankheit an sich heilen könne, hier die bloße Kastration ein so eingewurzeltes Uebel, ist bisher selbst von Hensler wörtlich so verstanden worden, uuo daher umvisscnschaftlich. Diese Symptome, und cine Menge anderer hiehcr go höriger, welche wegen abnormer Verrichtungen sämmtlicher Absondcrungsorgane cntsiclM, finden sich zwar schon in den vorhergehenden Stadien, allein sie bilden sich erst spater bis zu ihrer Vollkommenheit aus, indem sie das vierte Stadium, die Aphalangiasis ausmachen. Das fänftc und letzte Stadium ist die vollkommene Ausbildung der Krankheit, und die Erscheinung des Exan-thems auf dcr Hautobcrftache. Schon in den vorhergc. hcnden Zeiträumen trat dicsc Hautaffektioil verschiedentlich vor, zuerst als Spannuug, Glatte, Falte, Klcyc, Schärft, Gänsehaut u. dgl., dann nimmt sie allmalig zu, ist örtlich (Vormal) oder allgemein verbreitet. Sie nimmt zu und cs isi caum cine cxmtthcmatischc Form aufjutrei. ben, welche von dcr Klcye bis zur Schuppe, vom Körn^ chcn bis zur Knolle, — von Pusicl bis zur Blast nicht an diesen Unglücklichen bemerkt worden wäre. Hat demnach der Aussatzstoss im Innern genugsam gcwü. thct, so begibt er sich auf die Haut nnd bildet das fünfte und lctzte Stadium, die I^i-alilllii!. Oft tritt dieses Stadium schneller und früher ein, und crlcich» tcrt die vorhergehenden Affcktioncn, durch Absatz auf die Haut. In dem Fall aber, wenn stinc Erscheinung, die als kritisch odcr erleichternd angesehen werden kann, zu< rückgchaltcn wird, verschlimmern sich alle Symptome, daher bey dem sogenannten knolligen Aussttzc, wo kein Eranthcm vorhanden isi', die Zerstörungen heftiger wcr. den. Dcr wcißc Aussah, dcr jetzt so scltcn geworden isi, beschränkt sich blos auf das Hautgcbild?; nur allein dic< scr isi kritisch, und entscheidet sich stlbsi, weil dcr gcsamm« te Organismus nicht unmittelbar daran Theil nimmt, und leichter die entsprechende Naturthatigkcit eintreten kann; Moses kanntc dahcr nur dcn wcisicn Aussatz. Dcr Aussatz verläuft ga::; anders, wenn cr angccrbt »st, im Kiudcsaltcr odcr Erwachstncn mitgetheilt wird. Mannigfaltig sind die, Abweichungen, welche das Klima hervorzubringen vermag l darin beruht die Verschieden-» heit des sogenannten griechischen, arabischen Aussatzes, der schwarzen krimmischcn Krankheit, dcr Radcsyge, dcr Marschkrankhcit, der Krankheit von Barbados und Surinam, dcs Wcichstlzopfts, und anderer mehr. Oft bc< folgt dic Lepra in ihrem Beginn und Verbreitung kcine Drduuug, sie verlauft oft vcrkchtt, kurz jeder Krankheits« s"ll »st cine cigcnc Krankheit; dasselbe ist bey dcr da« gegcn nur unbedeutenden EiphyliS genau dcrsclbc Fall. Merkwürdig sind dic Stillstände dcS Zinssatzes, scme ""' türlichcn Bcgränzungcn, u„d scme kritischen Mstrcblln- gen, die jedoch selten einen günstigen Erfolg haben, und nur vergebliche Versuche der heilenden Natur sind. Das Nervensystem leidet früher durch Mitleidenschaft, später wird cS aber gleichfalls davon unmittelbar ergriffen, und die Ncrvengcbilde unterliegen eben so gut der Zerstörung ihrer Organisation. Im Knollbcin (Elephantiasis) kann man bey der Section weder Muskeln von Sehne, noch Nerven vom Knochen unterscheiden, alles ist zur brcyar-tigen Masse geworden. Der Malplatz magert ab, ist völlig unschmerzhaft, und daS pathognosiische Kennzeichen des Aussatzes ist überhaupt — Uncmpfindlichkeit. Nichts gleicht aber der Verkehrtheit iu den Bcgrif» sen von der Elephantiasis. Galen hat schon langst das Oedem der Füße sehr richtig mit der Elephantiasis verglichen , und die Achnlichkcit des Hydrops mit derselben aufgestellt. Der ganze Unterschied besieht darin, daß im ersicrn die Lymphe flüssig, im zweyten hingegen durch den AussalM'ff gerinnbar ist. Die Elephantiasis oder daS Knollbein ist daher in gar nichts, als in der Harte, vom Ocdcm der Füße verschieden, und so wie sich aus dem letzter« die Anasarca bildet, so wird durch die Elephantiasis der knollige Aussatz hcrbcygcführt. Schon Hcnslcr ist davon überzeugt. „Dem allgemeinen Aussatze, spricht derselbe, hatte das Knollbein bis dahin ge-wehret. Das hört nun auf und es kommt am Ende doch noch zum allgemeinen knolligen Aussatzc" (a. a. O. S. 33 l). Diese metasiatische Ablagerung des Aussich-siosses, welche bey der Krankheit auf Barbados so charakteristisch ist, hilft am Ende durch diese unvollkommene Krise dennoch nichts, denn, obgleich in das Zellengcwcbc unter der Haut abgesetzt, wird der Ausjatzsioss in der Folge wieder aufgesogen, theilt sich dann allen Gebilden und Organen mit, und verursacht die wahre Lepra in Verbindung mit der Elephantiasis, welche nun sthr mannigfaltig seyn kann, so wie der Organismus individuell oder aus klimatischen Ursachen daran Antheil nchm'm will, und obige Symptome treten vor;c. !c. So wie es aber eine allgemeine Wassersucht, eine Sack- und Banchwasscr« -sucht, einen Hyorothorax, Hydroccphalus, eine Herz« bcutel., eine Hodensackwassersucht (i^ck-ocoi« «le.) und so mehrere andere Erweiterungen und Anfüllun' gen der Concavitaten mit Lymphe, Scrnm und Was. str gibt, eben so kann das im ganzen Körper so häu< fig verbreitete Zcllengewcbe die durch den Anssatzstoff gerinnbar gemachte Lymphe aufnehmen. Es gibt daher auch: eine Elephantiasis der weiblichen Brüste, eine Elephantiasis des Hodcnfacks; das oft zentnerschwere Sarcoccle in Aegypten ist als Absatz des Ausfttzsioffcs anzusehen. Die großen Schmccrbauche dcr Leprösen, die man gesehen und nicht bemerkt hat, sind Verhärtungen des Gekröses dcr Gedärme des Unterleibes, die Knollen kann man mit einem Stäbchen fühlen. Die Hände schwellen gleichfalls an, und es entsteht Elephantiasis dcr Hände.— Oft finden sich einzelne Verdickungcn des Zcllengcwebcs, welche die Knoten und Knollen im Gesichte bilden, und daher, aller dcr dadurch entstanden seyn sollenden Schreck' lichkcit ungeachtet, dennoch nichts anders, als uube-deutende partielle Vcrdickungcn des Zcllcngewcbes unter dcr Cutis im Gesichte sind. Das Löwcnaussc entsteht auch von der Vcrdickung des die Selcrotica umkleidenden Zcllcnsioffs, außerdem anch nicht nur durch die Verenge-rung der Augenhöhle bey Schwellung der Augenhöhlenwände, sondern auch bey der Chondrocrast der Eclero-tica stlbst. Die übrigen Verhärtungen des aufgcschwellten Zcllcngcwcbcs durch den Aussatzsioff werden durch künftig zu hoffende Sektionen der Aussätzigen naher inS — t70 — Licht treten. Es isi gar nicht anzunehmen, dasi cs irgend eine Krankheit geben könne, deren Opfer eine in allen Theilen so wichtige und durch alle Gebiete sich erstreckende höchst merkwürdige Section darbieten könnten, als die an dem vollendeten Aussatze verstorbener. Der Name Elephantiasis ist daher nur auf die Bedeutung „Knoll« bcin" einzuschränken, für die dicsifälligen manngifaltigen Assectioncn des Zellstoffes ein anderer Namc nothwendig. Elephantiasis in der gewöhnlichen Ansicht von Lepra trcn« ncn zu wollen, oder sie gar für verschieden zu erklären, und besonders abzuhandeln, wii im ^>l<.l. ^o» öclunc. lnlillicü!«» geschehen, zeigt Verwirrung der Begriffe mid Unkcnntniß der pathologischen Grundsätze an. Dasi man aber die Natnr dcr Lcpra n i c gekannt habe, beweist nichts deutlich^', als dasi cs bis auf die« sen Augenblick, so vieler zahllosen Schriften ungeachtet,— unbekannt geblieben ist, daß Rhachitis, odcr die englische Krankheit, von der Lepra oder dem Aussatzc, historisch und pathogcnctisch erwiesen abstamme. AlS Glissonlus dlcst Krankheit zuerst beschrieb, siel allcs über ihn her, daß cs keine neue Krankheit gc. beukönnc, und sie in den alten Schriftstellern ganz gewiß zu finden seyn werde. Allein es dauerte nicht lange, so si^te zwar die Wahrheit, denn sic wurde handgreiflich, allein deßhalb findet sich nichts über den Ursprung dcr so plötzlich erschienenen Rhachitis angemerkt. Hier ist nicht der Ott weitläufig darüber zu werden. Co viel ist aber gcwiß, hätte man jc die Lepra wissenschaftlich bearbeitet, vernünftig und gcuau untersucht, und nicht obcrftachlich behandelt, hiemit eine nur halb richtige Vorstellung davon besessen , so hätte man b?n dem ersten Anblicke cincs Rha-chitischcn sogleich die beginnende L:pra erkannt, welche 17t sich nach gebrochener Lepra durch Siphylis im t6ten Jahrhunderte in einer Metamorphose isolirtt nnd selbst-standig als Nhachitis auftrat. Die Abbildungen des alten Gcrsdorf cnlheben mich einstweilen der Beweist. Vereinigt man die drey ersten Stadien der Lepra, welche ich oben aufgestellt habe, I^i-o^öl,«,, Lü^^oi^oi-^io und (^Qnclrori/tlzlg, so findet man die englische, Krankheit in diesem Bilde vollkommen wieder. Der monströse Kopf, die Bildung des Thorax, vollkommen wie bey den Aussätzigen, der angeschwollene Unterleib, die aufgelaufene Leber, die veränderte Stimme, die Aufschwclkmg des Rückgrats, das große Auge, cm schr wichtiges, in der Rhachitis vernachlässigtes Zei< chcn dieser Krankheit, die Evolution odcr auch Unter-drückung der Geisteskräfte, die Schwellung der Artiku« lationcn, die Affcttion der übrigen kartilagiuöscn Gebilde, Mangel an Vcrdauungskräftcn, verdorbener Magensaft, siinkcndc Stuhlgänge, ein eigenes Exanthcm u. s. w. sind das unverkennbare Bild einer beginnenden Nhachitis und Lepra zur Zeit der ersten Stadien. Merkwürdig ist es, daß die Lepra in den Jahren der Mannbarwcrdnng bc< ginnt, wenn die Rhachitis um diese Zeit gewöhnlich abnimmt odcr endet. Es gibt indeß auch eine unbestreitbare NKacklUs Iopi-082, indem sich der Aussatz im Knochen-system isolirt; auch wird jetzt deutlich, auf was für eine Art es möglich sey, daß siphylitischc Acltem vorzugsweise wehr rhachitischc Kindce zur Welt bringen. Durch diese, äußerst mangelhafte Darstellung dürfte ich wanchcrlcy Zweifel über meine ncuc Ansicht die. scr merkwürdigen Krankheit erregt habcn, allein der gegenwärtige Zweck erlaubt nicht darauf Rücksicht zu »e^ . mcn, und ich habe mich blos beeilt, al,zuzcigcll, daß es — 172 — ' Krankheiten geben könne, deren bisherige Darstellung mit den strengen wissenschaftlichen Grundsätzen nicht übcrcin« kommt*), daher für die richtige Kenntniß und Heilung mancher Uebel, ganz andere Wege einzuschlagen, noth-wendig sind. Die Sucht nach Literatur lahmt den freyen Untcrsuchungsgeist, bcr sich mit so vielen unnützen Dingen bepackt. Die Arbeiten der Vorgänger sind stets mit gro. ßcr Vorsicht zu benutzen, so auch meine gegenwärtigen. Die meinem künftigen Werke über den Aussatz beyzugebende synoptische Tafel der Lepra mit Rücksicht auf die geographische Verbreitung derselben wird eine Uebersicht des im Werke enthaltenen geben. Aus diesem kann man leicht folgern, daß Hcnsler vermöge seines zwölften Paragraphs auf keine Weise von dcr alten Einthcilung, Darstellung und Bearbeitung eine günstige Meinung hatte; er sagt selbst in vielen Stellen: daß er mit der Unwissenheit seiner Zeugen zu kämpfen habe, daß dieß dcr Gang der Natur nirgends sty, und wo er endlich nur immer kann, setzt er vom Art a us bis zum Ebn Sina jeden Schriftsteller zurccht. Natürlich daß er selbst das Widersinnige seiner Compilationen ein« sah, indem er sie nicht in der Uebersicht, sondern stückweise verfertigte. Endlich gesteht Hcnslcr auch: daß er schwerlich bey allen Studien dcr Sprache die Sache so deutlich verstanden haben würde, wenn ihm das Schicksal nicht die Gelegenheit verschafft hätte, die drcy Hauptar-tcn des Aussatzes kennen zu lernen. Treue Beobachter waren die Alten, aber ihren Darstellungen fehlte wissen- «) Diese Bemerkung wünschte ich auch auf die Wasserscheu ausgedehnt zu wisscu. ^- 173 — schaftlichc Bildung, vorzüglich die Ordnung, daher ihre Einseitigkeit und ihre gemeinschaftlichen Mangel; der Sy-sicmgcist gab sodann allen eine falsche Richtung, welche bis jctzt bey dem Aussatz verblieben ist. , Nur Frank allein spricht: llo arakum ^rrulilat« tubi1iu5a, ^ra^ >>l8t2rum I,«« caeca iiclv LXsscrikonl^ consull^udlno; l.^nta lerunl contusions ox Volerum intelici 60 yua- i^uur 1'Ulnc»t^)u.<3 Uiooria i,'il,ul,o «Äluran» conlompiai'i. — Int ermi'ttl rende Fieber gibt es in Candia wenige; die Luft ist rein, das Klima mild, die Gegend im Sommer trocken, im Winter von Winden gercinigct, die Gestade felsicht und an allen Punkten der Ablauf der Gewässer begünstigt. An einigen Orten, z. B. in Girapctra bey Suda, Sclino, Dibaci bey Ma-glia, wo der Eccsirand flach, der Boden salzig ist, bleiben hin und wieder die Laken stehen und verdunsten zum Nachtheil der Bewohner, welche von kalten, oft sehr bösartigen Fiebern geplagt werden. Gebirgsbewohner sind wenige denselben ausgesetzt, allein wenn sie von ihren Höhm in die Thaler hcrabkommen, werden sie, da sie an den weit reinern Acther gewöhnt sind, schon binnen einer N<,cht <,„ d^ Seeluft vom Fieber befallen, besonders, da die Gewohnheit allgemein ist, unter freyem Him- — !74 — mcl aufTcrrassen zu schlafen. Früh'ingS« und Herbstfie, berbcy schnellem Wechsel derIahreszeitcn finden sich nicht-selten. Man gebraucht dagegen die China inPnlvcr, welche aus der Stadt geholt wird. Die schlechten Nahrungsmit-tcl dcr Griechen sind begünstigende Ursachen, Häufig findet sich cin Magcnschmerz rheumatischen Ursprungs unter den Landlcutcn, dessen Ursache in dcr schlechten Fußbedcckung, den ersten vier regnerischen Monaten im Jahr, und dem bekannten Consensus zwischen den Füßen und dem Magen, nicht in dem Gypshaltigen Wasser, Unmaßigkcit, Uebermaß an Bcywohnung zu suchen ist. Die Veranlassung dazu geben indeß die sirengen Fasten, der Caviar, die Psira — stinkende, trockene Fi« schc — und die ranzigen Oliven, mit unausgcbackcncm schmierigen Kleycnbrod. Das Lcdcr zu den Schuhen 1st schlecht gegerbt, um im Sommer nicht zu brechen, laße aber sogleich wie Schwamm jede Nasse durch. Heilmittel sind vergeblich, wenn das Ucbcl veraltet ist. Jedes Alter beschwert sich darüber. Nahcrc Aufschlüsse erhielt ich nicht. Die häutige Bräune unter den Kindern wcch. sclt mit den Blattcrcpidcm ien ab. Erst 18U9 kam die Vaccine nach Candia, jetzt wird sie allgemein an» genommen, um sie aber entscheidend zn beschleunigen — fehlt eine Epidemie, welche ftit dicscr Zeit noch nicht er. schienen ist — dc,:n den dortigen Müttern ist dic ganz. liche Unwissenheit nicht zu verargen, welche sich allem Guten entgegensetzt. Die ^n^ma in^mln-anncea erscheint dagcgcn öfter und rasst die Kinder in Menge hin-weg; 1816 war sie im Archipel von Insel zu Insel allgemein. Masern Md Scharlach sind seltener-letzterer scheinet m d-r Turkey die Städte vorzuziehen. ^ Typhöse Fieber herrschen auch zur heißen Som» merzeit, doä) einzeln, zuweilen haben sie elnen phreni« tische n Charakter. Der eigentliche T y P h u s unserer Gegenden scheint hier nicht zu herrschen, sondern wenn die Bcdingm'ssc seiner Entstehung zusammentreffen, so er. scheint statt seiner — die Pest. Auszehrende Fieber sind nicht selten, besonders bey dem weiblichen Geschlechte, schlechte Nahrungsmittel, häufige Geburten, strenge Fasten, wahrend des Stillens des Kindes, machen beyde siech und krank. Lmlgcusuchtcn sind wegen der schlechten Bchand-lung der Entzündungskrankhciten in der Regel. Entzündungen sind gar nicht selten, Insolationen zuweilen, Lun. gcncntzündung oft von bösartigem Charakter, welcher die meisten,tödtctl fast allgemein läßt man aber zur Ader und zapft das bischen Blut noch ab, was dic armliche Lymphe bereitet, die, aus dcu noch ärmlichern Nahrungs-Mitteln entspringt. Dieses vermindert die Empfanglich-keit dafür in etwas, allein die Etrapatzcn, schlechte Wohnungen sind dennoch öftere Ursachen dieses Ereignis« fcs. Augcncntjündungcn sind seltener. Amaurosen wenige. Staare desgleichen. Die Hysterie scheint dagegen ihren bleibenden Wohnsitz im Orient aufgeschlagen zu haben. Die Le-bcnsart des dortigen eingeschlossenen Frauenzimmers dis. ponirt ganz dazu, die Plagen sind für den Arzt cmpsinbli« chcr als für den Kranken. Die Hypochondrie ist bey den Türken auch nicht selten, ihre unthätige Lebensart prädlsponirt sie im,Alter ungcn'.cin dazu, und schafft sie luv Marter der Griechen um, welche weit weniger daran leiden, dcnu ihr Unglück ist nicht cln^biloct. Gicht und Nheumati s m n s sind nicht ungewöhnlich, den letzter», in acuter Form habe ich öfter.bcob.icktet. Man sollte bey der Lcbcnsarl dcr Türken, ihrem uw< . aussprechlichen Hasse gegen alle feile Dirnen glauben, haß die Siphylis daselbst nicht herrsche, allein man findet sie eben deshalb schr häufig, weil dic Furcht vor der Ent« deckung schr groß, die Heilung ohne Aerzte schwierig ist, deßhalb die Ansteckung sehr schnell um sich greift und mitgetheilt wird. Inzwischen ist das Uebel nicht so häufig als man vermuthen sollte, und nur vornehme Türken, welche dann und wann nach Smyrna und Konstantinopel reisen, sind diesem ausgesetzt. Ruhr ist hier selten, sie hat den Übeln Charakter nicht an sich, wie jene der heißern Gegenden; epidemisch greift sic nicht um sich. Der Scorbut ist hier der treff« lichen Atmosphäre wegen, und weil die Kreter nicht Schifffahrend sind, langdaucrndc Seereisen nicht vorkommen, wenig gekannt; einzelne Secgcgendcn daselbst sollen ihm ausgesetzt seyn, scorbutische Uebel sah ich einige; er scheint der schlechten Nahrungsmittel und vielen ungenießbaren Fastcnspeisen wegen sich zu entwickeln. Geburten gehen hier in dem paradiesischen Klima leicht vor sich, Hebammen gibt es auf den Dörfern nicht. Die Weiber behelfen sich untereinander. Fchlge-burtcn sind nicht selten, unglückliche Niederkunft zufällig. An Blutungen leiden sie — und daher an Kindbcttficbcm im Sommer mehr — als im Winter. Nervenkrankheiten sind bey den Weibern in der Regel, bey Kindern nicht selten. Der Veitstanz, die Epilepsie, das Asthma, dic Manie, sind einzeln auch vorhanden, vom Tetanus, der in Acgyptcn häufig ist, weiß ich tcin Beyspiel. Die Hyorophohic kennt man hier nicht. Das saure Sodbrennen, ?^ro«i» n^a ist cinc Erbkrankheit der dortigen Griechen, wegen der öligen Speisen im heißen Klima und der ranzigm Fi- — 17? — schc. An Scropheln leiden Kinder armer Eltern zu« weilen in bcr Stadt. Die Nh ach it is sah ich abzch. rcnd und tödlich zweymal. Die Lepra ist dagegen dort zu Haust! Tausend Menschen für diese Insel anzu-nehmen ist nicht übertrieben, da die Formen mannigfaltig sind, und der gemeine Mann sie selbst nicht kannte. Wassersüchten sind nicht so häufig, doch sterben die alten fetten türkischen Frauen wegen Unthätigkcit gewöhnlich daran. Brüche und Vorfalle sind auf bcr Insel, besonders bey den Mönchen gemein; ihre Nahrung lind angestrengte Handarbeiten sind die vorzüglichsten Ursachen. Die Nothwendigkeit, jcdc Last unmittelbar auf das Maulthicr zu Heden und sie festzuhalten, bis anderseits das Gegenge-wicht am Sattel festgemacht ist, verursacht, daß selbst Landlcutc oicscn unterworfen sint'. Die Vorrichtungen, um diesem Schaden zuvorzukommen, sind sehr sinnreich «nd zweckmäßig. Ucbrigens gibt es ungeachtet der geringen Population , vcrhältnißmäßl'g weit weniger Krankhci« ten als man glauben sollte. Der Orientale ist ma-ßig, sowohl Grieche als Türke; jener ist durch die ein» fache Kost, dieser durch die Enthaltung von spirituösen Getränken, von vielen' Uebeln bcfrcyt. Mit Opiu m wird dort wenig Mißbrauch getrieben, einzeln in der Hauptstadt Candia ausgenommen. Die Pcst beendigt alle Krankheiten zuletzt selbst und bcfrcyt ocn kleinen Rest Menschen von allerhand gewöhnlichen Uebeln. — Einwohner. Ihrer Abstammung nach waren die crsicu Bewohner dieser Insel, wo nicht Aborigines, cin noch schr schwan. Zweyter Theil. M kender Begriff— nach Herobot wahrscheinlich Phö« nijier, welche sich bort ansiedelten. Europa, welche Jupiter entführte, war aus dicstm Lande, er selbst als der uralttsic Beherrscher dcs bewohnten Theils dieser Insel anzusehen. Nachher kamen Aegyptier, welche sich am Berge Ida festsetzten und Knrctcn hießen. Inseln sind überhaupt für Flüchtlinge eine weit bessere Zuflucht als das ftsie Land. Es kamen ferner Aeolier, Pelas-gcr, Doricr nach Kreta und erbauten Städte, Die Grieche», besonders Spartaner, hatten Kolonien aufKrcta z. B. Lyctos. Die vertriebenen Samicr nach Po-lykrates bauten die Stadt Cydonia von neuem. Mi» nos zog viele der Besiegten dahin, und die He. loten und Sklaven halft» diese Insel als Ackcrslcute eben so gut bevölkern. Endlich kamen Römer, und Gnos» sus selbst wurde zu einer römischen Kolonie. Nachher be. herrschten es Byzantiner, welchen es im nennten Jahrhundert wieder die Saracenen abnahmen, die znerst den Islam hichcr verpflanzten. Darauf fiel sie an By-zanz zurück, zuletzt sogar an die Vcnctiancr, von denen, vinm'!. vier Jahrhunderten eines ungestörten Besitzes, viele einwanderten. Im siebenzehntcn Jahrhundert eroberten nach blutiger Gegenwehr die Osmanen diese Insel, bo setzten sie, und machen jetzt dcn vierten Theil der Einwohner derselben aus. Nach so vielen Umwalzuugen sind die Bewohner dieser Insel sehr gemischten Ursprungs. Die einzigen Sp ha« Noten haben dessen weniger erlitten,- ich schließe dieses nicht nur aus ihrer geschützten utld abgesonderten Lage zwischen Felscnschluchtcn, sondern wegen der großen Aehn« lichkcit der Physiognomie aller einzelnen Individuen un< ter sich. Dcr sogenannte „Schlag" findet sich hauptsachlich nur in den Gebirgsgegenden unverändert, im stachen Lande ^st cr häufigen Veränderungen unterworfen. Die Population hat auf der Insel ungcmcin abgcnom-mcn. Die Städte, besonders Canbia liegen zum Theil m Schutt und sind menschenleer. Eine halbe Million Ein-wohner wäre bey kluger Verwaltung eine nicht übermäßige Bevölkerung, weil es der Mittel, cme bedeutende Volksmenge zu erhalten, mehrere gibt, inzwischen kann man kaum mehr als 250,000 Menschen für dicsts Eyland rechnen. Die Zahl der Dörfer mag nahe an 700 bctra« gen, jcdcs derselben nach einer Mittclzahl zu 300 Pcrso« ne:i auf das höchste angeschlagen, gibt 210,000, obwohl es Dörfer gibt, welche 1000 Personen zählen. Die Stadt Canca mag 9000, Rcttimo 1000, Candia 1000a, zusammen also 29000 betragen, welches genau Lüoooo Einwohner ausweiset. Noch weit dürftiger fallt die Rechnung Nach des Bi« schofs von Mcliboni Angabc ans. Sein Kirchsprcngcl hat genau 1000 Häuser, für welche zu 5 Menschen — 5000 Menschen griechischer Abkunft sich ergeben, dies gibt Z000 Seelen, da es nun zwölf Kirchcnsprengcl gibt, so fallt die Gcsammtzahl auf ('.0,000. Man muß nun, weil größere Kirchsprcngcl vorhanden sind, ferner ein Dritl-theil Türken gerechnet werden, zu dem die Städte hinzu-kommen, das Doppelte, hicmit 120,000 Menschen als die gcsammtc Bevölkerung der Inscl aunchmcn. Bey diesen Angaben wird man gut thun, das Mittel zu wählen, und 200,000 Bewohner für die Voltszahl selten zu lassen. Unter den Vcnctiancrn, wo eine genaue Zählung der Einwohner vor sich ging, fanden sich I6la 270,yoy Mmschm in lou» Dörfern und 4 Städten vor; von wclchcn letzter» Candia jetzt halb, und Stia dagegen M 2 — 180 — ganz im Schütte liegt. Ucbcrtricben ist es doch, für Can-dia 25,0on, für Rcttimo 9000 und für Canea 18,000 Seelen anzunehmen, welches zuweilen in den Angaben der Reisenden geschieht. Franken gab cs hier chcdcm weit mehrere, besonders in Candia. Jetzt befindet sich daselbst kaum eine einzige ausäsiigc europäische Familie; dcr französische Consul, ein paar Agenten sind blos dcr zufälligen Schiff-fahrt wegcu da. Zu Rettimo halten sich nur wenig zur Hcrbstzcit des Oelankaufs wegen auf. In Canea gibt es deren acht bis zehn Familien, welche meisien-thcils Franzosen sind und ans Marseille hierher kommen. Andere Nationen gelangen blos zufallig dahin nnd reisen nach beendigten Geschäften wieder ab. Armenier, Araber, Tunesincr fehlen hicrganz, obwohl die Raubsiaaten einen Consul besitzen, welcher ihre Geschäfte leitet und besorgt. Von Juden gibt es mehrere Familien, die meisten zn Canea, in Allem deren etwa zehn. Sie bewohnen einige wenige Häuser ln einer cigcncn Straße. Sie sprechen eine eigene Sprache unter sich, die dcr spanischen am nächsten kommt. Die meisten Juden sind Abkömmlinge der unter Ferdinand und Isabella aus Spanien vertriebenen Indcn, welche sich „ach der Türkey flüchteten, und nun allgemein das Spanische zu ihrer Convcrsationsspra-chc eingeführt haben. Unter allen Iudengcmeindcn habe ich diese Lcvantiner« jnden als die ehrbarsten gefunden. Sie sind nicht so fchmnzig, ekelhaft, nicht so tcck, arglistig, gemein nnd zudringlich. Auch die ärmsten sind nicht unflätig, sondern rein. Ihre Physio-gnomiecn sind gebildeter, ruhiger; ich habe in ihrem Ve-nehmcn und Handeln wohl Sucht nach Gewinn, aber nicht diese Tückc und Falschheit, Kriechcrey und auch — ißt ^ keinen so schmuzigen Geiz wahrgenommen. Ihr Sprach' organ ist gar nicht auffallend, und mit manchem Iudcn mnsi man längere Zeit in Berührung stehen, um auf diese Vermuthung zu kommen. Wenn sie mit einem Vorgesetzten sprechen, so habe ich stets eine größere Unterwürfigkeit als von Griechen, nie aber eine niedere und fletschende Kricchcrcy wie bcy andern Juden bemerkt, sie gehen nicht mit gekrümmtem Rücken, und sehen dem Sprechenden ruhig ohne Keck-heit und Uebcrmuth ins Auge. Sie genießen mit den übrigen türkischen Unterthanen gleiche Rechte, allein sie sind dennoch in der Türkey sehr verachtet. Dn Hund, du Schelm, du Marras, (Kuppler) sind die gc< wohnlichen Anreden ciucs Türken. Inzwischen sind sie auf alle Fälle weit klüger als dic Griechen, welche durch ihre Händelsucht den Türken selbst die Waffen gegen sich m die Hände spielen. Verträglich, lassen sie nicht so leicht Prozesse entstehen, und führen eine eigene Gerichtsbarkeit unter sich. Zwey Streitende h^bcn die ganze Iu-bcngemeindc zum Fcindc. Da sie eingezogen leben, ziehen sie das Auge des habsüchtigen Türken nicht so sehr auf sich. Man weiß ine, ob ciner oder der andere reich ist, weil im Falle einer Geldbuße sie dcustlbcn für Zahlungsunfähig erklären, und bcy der türkischen Behörde vorgeben, die Gemeinde wäre genöthigt, für ihn zusammenzuschießen, um ihn zu bcfrcym;c. Diese Eintracht findet man leider bcy den Griechen nicht. Es hat den Anschein, daß sie dem Talmud entweder gar nicht oder uur wenig anhängen, welcher das größte Hinderniß ih' "r Civilisation ist, und dessen Grundsätze jedem Stc.att gefährlich sind; dcnn in den Büchern Moses sind diese elenden Grundsätze dcr Juden nicht enthalten. Die Indcn in der Levante sind nicht so klcin, mian- — l62 — sehnlich und voller Gebrechen und Leibesschadcn, wie ihre nördlichern Glaubcnsvcmandten, wahrscheinlich weil sic vom Soldatcnsicmd frey sind. Eic sind auch bci weitem nicht so kindisch furchtsam, sondern habcn während der Pcsizcit dic Mühe und Gefahr übernommen, den Fran-ken Lebcnsmittcl zuzutragen, und die Todten derselben zu beerdigen, ohne dazu genöthigt zu seyn. Sie sind meistens arbeitsam und wohlhabend. Unter den Türken, welche ungefähr den vierten Theil der Bevölkerung ausmachen, wohnen die ärmsten alle in Städten; auf dcm Lande findet man nur Güter-besitzcr und ihre Verwalter. Türkische Bauern gibt' es wenige, und ausschließlich türkische Dörfer kcinc auf Kreta, überall lebt der Osman vom Griechen. Die meisten Türken, welche hier sind, stammen von Rencga, ten her, und sind die schlimmsten Peiniger. Acchtc Türken trifft man nur in der Hauptstadt an, wo sie Aemter bekleiden und von Stambul hierher gesendet werden. Die Türken in Ncttimo sind dic ruhigsten; sonderbar genug auch ihrc Physiognomien nicht so abschrek-kcnd, wie jene der übrigen. Die kleinern Agas in Rcttimo sind brav, minder gut die reichern. In Can-dia sind hingegen dic Vornehmen braver, der ärmere Pöbel und gemeine Handwerker roh, tückisch, böse und aufrührerisch. In Canca sind sowohl dic geringeren als vor« nehmen Türken boshaft und rebellisch. In Candia isi alles ruhig, erheben sich auch die Ortas plötzlich bey einem Vorfalle zum Tumult und Aufruhr, so kehren sie sogleich wieder zur vollkommenen Ruhc zurück. In Canca da« gcgcn hört die Streit. und Zanksucht, die glimmende Widerspenstigkeit gegen den Pascha als Befehlenden und die GricclM als dcn untergeordneten Theil nic auf. Aeußcrlich find die Cancer Türken zeremoniöser, höflicher, von Innen aber feindselig und falsch, eben so die Griechen. In Candia sind die Türken stolz und trocken, rauh, aber offen und nicht so arglistig. Weniger höflich, doch mehr gemäßigt und freundlich ist der Rctti« motischc Türke. Ein wildes Volk sind die mcssaraitischcn Türken. Icdcs Wohnzimmer hat sogar Schießscharten nach allen Seiten, um, sobald Feindseligkeiten cingetrekn sind, die Vorübergehenden niederzuschießen. Jedes Wohnhaus ssi Fesiungsartig gebaut; kann sich halten und vertheidiget,. Selbst in den Städten überwiegt die Zahl der Griechen jene der Türken, welche durch ihre Grausamkeit und Nohhcit berüchtigt sind. Kaubia, als die Hauptstadt, hat fünf Ortas, oder Regimenter Ianitscharen: Canca drey: Ncttimo eine einzige. Eine jede Orta sucht sich durch Mltth und Vravour von den übrigen auszuzeichnen, die Eifersucht dieser Regimenter ist daher dort am größ-ten, Aufruhr und Unruhen da am häufigsten, je mehr ih« rcr beysammen sind. Die meiste Nuhc herrscht in Ret-timo, wo nur eins vorhanden ist. Kein ^and und keine Provinz des Osmanischen Rci« chcs ist so schlecht verwaltet, als die Insel Candia. Dic Türken daselbst, groß und klein, thuen nur das, was sie wollen. Sie vertheidigen sich selbst und leiden kein stem« dcs Militär; auch sendet der Großhcrr kcins dahin. Die nenn Regimenter sind unumschränkte Herren, und nehmen den Pascha, der von Konstantinopcl gesendet wird, nur der Form wegen auf. An ihnn darf er sich nicht so leicht vergreifen, sondern man läsit ihn die Griechen ansplüll« dcru, nub nchmcn, was der Türke ihm übrig gelassen hat. Da der Pascha keine Soldaten, sondern blos Satelliten oder Ehrengardcn im Solde hat, so kann cr gegen eine Otta scln Ansehen und seine Rechte gar nicht geltend machen. Drohungen sind alles was cr sich erlaubt. Da sich die Pforte immer nur mit dem Schein der Unterwerfung begnügt, so bleiben sie in ihren frevelhaften Unruhen ungestört, und lassen Pascha's, Kiaja's, Defter-bar's, Ianitscharen-Agas, und andere Beamten von By-zanz kommen, die Griechen plündern, und wieder abge, 'hen, so wie sic wollen, wenn man sic selbst nur nicht beeinträchtigt. Merkwürdig ist cs, daß wenn sie sich zusammcnrot' ten, durch Drohungen oder Unruhen etwas ertrotzen, im Augenblicke die größten Umwälzungen herbeiführen, wenn man sich ihnen widersetzt, doch gleich wie der Wildvach in ihre Ufer zurücktreten, und nach abgetrotztem Begehren eben so schnell wieder ganz ruhig an ihre Geschäfte gehen. Dieses ist von der Handlungsweise des zügellosen Pöbels in andern Staaten ganz verschieden, welcher ohne Maß und Ziel, wenn man Allem und dem Unbedeutendsten nicht gleich Anfangs kräftig begegnet, kcme Schranken kennt, und zur Ordnung nie ftcywillig zurückkehrt. Die Türken sind daher als rohe Menschen betrachtet, ruheliebend und blos eifersüchtig auf ihre Rechte, keines-wcgcs aber Freunde von Anarchie und Verwirrungen. Selbst wenn der Großhcrr von hunderttausend Empö-rcm getödtet worden, so ist im Augenblick sein Nachfolger gewählt und alles in Ruhe. Der von Konsiantinopcl gesendete Türke kann daher al^ Beamter seine Funttionen verrichten, es wird ihm Folge gclcistcr und man nimmt sich des Inquisitcu und Klägers nicht an, wenn der Weg des Ncchres genau beobachtet wird. Der Kadi wird selten in scincn gerechte»! Aussprüchcn gchitldctt. Will man d?n natürlichen — »85 — Verstand der Türken bewundern, so müssen bcyde Parteyen einerley Glaubens seyn, im Gcgcnthcil gibt cs nur Parteylichkeiten und Bestechungen. Am besten ist cs, wenn Türken gegen Türken stehen. Die Untersuchung ist kurz, das Urtheil richtig und scharf, auf allzu kleinliche Umstände achtet er nie, denn der natürliche Verstand um-« faßt und blickt durch, und dringt zur Hauptsache. Je weniger Geld im Epiclc ist, um so zufriedener wird der unpartcyische Beobachter. Mischen sich keine Griechen in den Rcchtshandcl, so bleibt cr einfach, denn der Os-man ist nicht iutrigant. Dic Türken waren besser, wen« unter ihnen keine Griechen waren, und dcr Grieche, dcr nach Beschäftigung ringt, welche seinem unruhigen, aber thätigen Geiste hinlänglichen Stoff gibt, stünde auf cincm höheren Grad von Lichtung, wenn sein Trieb nicht gehemmt, auf Gelderwerb durch Unterdrückung geleitet, und durch Willkühr und Rechtlosigkeit auf Intrigue gewendet würde. Derselbe Gegensatz von Türken und Griechen findet auch zwischen dem aus Konstantmopcl gesendeten, in Kabalen, Intriguen und Schelmsiückcn vollkommen eingeweihten Aga, welcher, was immer für eine Stelle er in der Provinz erhalt, dahin abreist, und zwischen dem natürlichen rohen, ungebildeten, an seinem platten Islamismus hangenden Türken Statt? cr haßt jenen vom ganzen Herzen, sieht ihn für einen privilcgirten Räuber an, und würde ihn noch mehr hassen, wenn cr gegen ihu selbst gerichtet wärt, und nicht fast allemal die Griechen betrafe. Bey der elenden türkischen Verfassung, wo die Orta's jede kräftige Masircgcl hemmen, sich stets wi' d.','si'tzcu, bleibt den Paschas nichts anders übrig, als einzelne wichtige Häupter durch List an sich zu locken, uud sn' durch UebcrmalMttnc, erdrosseln zu lassen. Ist es' geschehen, so wird kcin Wort darüber verlöre,», und dcr — tSH — Pascha hat deßhalb von den Ortas nichts zu bcfürä)ttn, denn alsdann b"6l «s: Mn^IIab,! von Gott', oder ^1l:,^ Kl-rim! Gott isi groß, hat es gewollt! oder: nach Gottes Willen. Mißlingt abcr der An. schlag, oder wird er vor dcr Zeit verrathen, so steht es mit dem Pascha schlecht. Allcs Ucble kommt von den Ortas, da sie sich durch noch größere Unordnung wechselseitig beeinträchtigen. Ein jeder junge Türke, sogleich wie er geboren, oder nach dcr Veschncidung, die er im zehnten oder zwölften Jahre ftycrlich Übersicht, wird in eines dcr Regimenter eingeschrieben, zahlt jährlich einen Beytrag in die Kasse, um am Vairamfeste aus dem heiligen Kessel einen angebrannten Pillaw nli^t seinen Gcftllcn in einem Gebäude, Odda, zu verzehren. Der Rckrute schwört bey dem Kcs, scl, welcher eben so heilig ist, als die Fahnen unserer Soldaten. Dcr Oberste jeder Otta heißt T sch crbaschi oder Ober - Snppcnmacher, nnd bereitet an Festtagen und bey fcycrlichen Zusammenkünften den Pillaw oder halbgckochten Rcisi, alsdann tragt ein jcder Ianitschar seinen Eßlöffel auf dcr Mütze, dcr Oberste dcr Orta oder Obcr.Suppcnmachcr dagegen, dm großcn Schöpflöf-ftl, mit welchem er den Pillaw vorlegt, feyerlich ein. her. Das Flicken der Kessel soll mit besondern Ayer-lichkcitcn verrichtet werden, und ein neuer mit den lächerlichsten Ceremonien seineWeihmig erhalten. Dcr größte Schimpf ist, wcmi das Regiment seinen Kessel vor dem ßcindc verliert, welcher als ein heiliger Opferaltar bc. trachtet wird, den man oft mir zu berühren braucht, um Schutz und Gnadc zu finden. Einige der Gcfangc« nen, welche nicdcrgcsädclt werden sollten, verschonte man, da sie sich zu dcu Otta-Kcsscln gefluchtet hatten und sic bmihrttn. — 487 — Ein jcder junge Türke, er mag von was immer für einer Beschäftigung oder Handwerk seyn, muß in irgend einer Orta eingeschrieben werden, um zu wissen, welche Partey er bey Handeln und Unruhen zu ergreifen hat. — Man kann die Ianitscharm auf Kreta als die einzige und zwar ihrer Einrichtung nach, als eine Bür< gcrnlili'z betrachten. Ein jeder Schuster, Töpfer, Zim-mermann, zieht seinen Bcnisch. an, setzt cm spitziges Hüt. chcn auf und schliesst sich als Ianitschar an seine Orta an: lärmt und tobt, und weiß oft stundenlang nicht, was die Ursache und der Gegenstand seiner Tollheit ist. Auf dem Lande ist völlige Nuhc; ein einziger Aga gebietet Hunderten von Griechen, nur in der Stadt gibt cs fortwährend Lärm und Handel. Jeder unbedeutende Gegenstand ist Veranlassung für unruhige Köpfe genug, allgemeine Theilnahme zu bewirken. Sie kleben wörtlich an ihren Gesetzen und kontrolircn jeden Urthcilsspruch. Der Pascha von Canca wollte einen Ianitschar, weil cr im Streite seinen Kamccadcn mit dem Handschar nic-dergcstnchcn hatte, am Abend erdrosseln lassen. Die Orta versammelte sich. „Er ist noch nicht todt", sprach der Ober-Cuppenmacher, forderte den Thäter vom Pa-' scha, und mau begleitete ihn nach der Festung Grabusa zur fernern Entscheidung. Der Schwcrvcrwundctc ge-uaß, nun holte die Orta den Thäter triumphirenb wie-dcr zurück, und der Pascha mußte ihn begnadigen; wäre jener gestorben, so hatte dcr Pascha erst sein Amt ge< übt, obwohl er schon an sich des Todes schuldig war. Der Charakter des Türken, besonders älterer Leute, ist jedoch meistens edel und achtungswcrch. Dcr Versicherung cincs alten Türken kann mau sicher trauen, er betrugt nicht im Handel und Verkauf, und seltc» h"t ^ t68 — man Beyspiele vom Gegentheil. Wo er nicht gedrückt ist ist sein Charakter besser; der Grieche verliert denselben, weil cr sich nirgends vor Avam'cn zu sichern im Stande ist. Das Betragen im Umgänge ist bey dem nur etwas bemittelten Osman ungcmcin abgemessen ohne lastig zu seyn: er ist oft sehr ccremoniös, nnd kennt die Gesetze der Höflichkeit besser als mancher Europäer. Er vermeidet nach seiner Ansicht alles, von welchem cr seinen Begriffen zu Folge vermuthet, beleidigend werden zu können. Er weiß mit eben der Zartheit, Delikatesse zu geben, abzulehnen oder zu verweigern. Undankbar ist er nicht, weiß sich bey Beleidigungen zu beherrschen und auch großmüthig zu verzeihen, wcuu sein Gegncr ihm übrigens nicht untergeordnet ist. Das Gefühl für Recht und Unrecht bedarf man bey ihm selten zu erwecken. Er ist mitleidig gegen Thiere und Menschen. Sein Stolz ist der sicherste Bürge, daß cr weit weniger zu niedrigen Thaten sich vergißt, als ein jcdcr andcrcr, dem cr weniger eigen ist. Seine Religion, die or, ohnc sic umerftzchen zu wollen, hochachtet, hat ihn bey allen ihrcn Mängeln nicht so verdorben, als es ihre Theorie zu beweisen scheint. Sein Frauenzimmer betrachtet cr als einen Mar, dem cr einmal in der Woche ein Opfer zu brinZen hat. so wie cs Mohammed befahl, um seiner Leidenschaft das Gepräge von Ncligionspfiicht aufzudrücken. „Wer sein Weib be« rührt, schändet scine Religion!" Nicht Eiftrsticht ist es also, sondern die Empörung gegen ciucn Verächter stines Glaubens und seiner Persou ist cs, die ihn zur schrecklichsten Rache verleitet; dal^r auch seine Bcsintftiguua, wenn der Glaubeusfrcmdc Beleidiger zur mohammedanischen Religion übertritt i dann ist alles verziehen. — Es ist ganz falsch, wenn man sich von ihm vorstellt, daß cr dcc christlickM Religion gehässig sey. Er pftcgt »5 189 -^ sich zuweilen zu äußern: er halte alles für wahr, was die Christen glauben, nur Mohammed wollten sie nicht erkennen, und dieß ware Blindheit. Er hasit den Christ nicht als Christ, sondern blos darum, weil er weiß, daß man den Mohammed cinm Betrüger ncnnt. Die Türken glauben an die Göttlichkeit unseres Heilands, an die unbefleckte Empfangniß Maria, an seine wahrhafte Sendung, die Göttlichkeit seiner Lehre und Erhabenheit seines übermenschlichen Charakters. Ihre Erbitte« rung gegen die Juden ist grosi, denn sie sprechen, das muß ein schlechtes, gottloses Volk seyn, welches alle seine Propheten mißhandeln und sogar wnbringm konnte, (denn sie bezeugen gegen die Person und dieEmdnng eines Propheten die allergrößte Verehrung), als sie aber zuletzt den Heiland umgebracht hätten, so habe Gott im Zorne dem Mohammed befohlen, keine Wunder mehr zu wirken, sondern n^t dem Schwerte in der Faust jeden Gegner zu vertilgen. Den Christen achten sie/ weil er den Tod des Heilandes nicht billigt, den sie dcn Nazaracr, dic Christen aber Nusscrani oder gleichfalls Nazaracr heißen. Un, Mohammedaner zu seyn, braucht der Christ blos den Propheten zn erkennen, und zu dem Bekenntniß „Es ist nur ciu Gott — und Mohammed ist sein Prophet," hinzuzusetzen. Merkwürdig ist es daher, aber erklärlich, warum der Jude nicht Mohammedaner werden kann, als bis er sich früher hat taufen und ein gültiges Zeugniß darüber ausfertigen lassen. Dann erst wird er zu dem Ausruf und Bekenntniß als Mohammedaner zugelassen und aufgenommen. 3nm Gebete brauchen sie Wasser; ohne gewaschen Zu seyn, ist kein Gebet gültig; klebt an dem Kleide Blut, so kann cr darin sein Gcbct nicht verrichten, soüocru muß es ablegen; Orthodoxe pflegen noch andcrc Ncim'gungs- — 199 ^ .gcsctze zu befolgen. Wcr an ciucn Hunb streift, vcnmrci« nigt sich gleichfalls, die Berührung cincs Schweins setzt ihn aber in die größte Erbitterung. Fleischhauer müssen sich dreymal ganzlich badcu, bevor sie beten dürfen. Wer cm offenes Geschwür, einen Lcidschadcn, eiuc Fistel, blutige und eiternde Wunde hat, wird durch Schechs und Imams, die er kommen laßt, vom Gebete frcygesprochcn, bis er geheilt ist. Nach der ehelichen Pflicht ist jeder gezwungen sich zu baden. Dieß geschieht jedoch mehr jn Arabien als im Norden. Durch, im Traume erfolgte wollüstige Entleerungen halt er sich für verunreinigt, und muß sich sogleich durch dreymaliges Ein» tauchen auf eine ahnliche Weise neuerdings reinigen. Mangelt Wasser, so laßt er siebenmal glatte Kieselsteine unter eignen Formeln über scinc Hände rollen. Ohne die geheimen Theile gewaschen zu haben, kann kein echter Muselman ein gültiges Gcbct verrichten; indeß behilft sich der Araber in der Wüste mit diesen sieben glatten klei» nen Kicsclu. Die Stellungen im Gebete sind bekannt; bald kniet er auf seinen Mantel oder Bcttcppich nieder, verbeugt sich, streckt die Hände, legt sie ans Ohr u. s.w.; das Ende des Gebets ist, wenn er einmal rechts und links blickt, und die beyden Todcscngcl Munkir und Nc. kir begrüßt. Weiber beten nicht. Knaben bis nach der Bcschncidung, welches ein Fest für die Familie ist. Der Beschnittene, verlaßt seine Gespielen, halt sich an Man-ncr, denn nur dann, wenn cr beweibt ist, gilt er erst für einen wahren Muselman. Die Bcschncidung kann bey ihnen gewissermaßen für die Taufe angcschcn werden, wodurch mau iu den Schoß der Glaubcnsvcrwandtm eintritt. Dcr Mohammedaner beobachtet ein tiefes Schweigen über Ncligionsgcgcnstandc, nie ist man vermögend ihn in einen Streit zu verwickeln. Mohammed bcfcchl cs: Wcr über bicsclbc spricht, zweifelt: — und jcncr der zweifelt, ist des Todes schuldig. -. Wcr einmal übergetreten ist, kann nur entfliehen und sich wieder in die Christenheit be. geben, sollte er cs wagen, christliche Kirchen zu besuchen; hätte man den geringsten Verdacht, daß cs ihn reue, so würde er augenblicklich getödtet werden. Ihr Glaube an ein vorausbesiimmtcs unabwendbares Schicksal macht sie zu den entschlossensten Soldaten, wenn man ihren Religionssiolz gut zn fassen versieht: allein schnell werfen sie sich auch über den Abgott ihrcr blinden Verehrung, wenn sein Despotismus die Schranken übertritt. Nie hat aber ein Vczicr nach dem Throne gestrebt, nur das heilige Blut des regierenden Stammes ist des Sultan» Thrones würdig. Die Buße für begangene Verbrechen, ^- denn was Sünde scy, schciucn sie nicht zu fühlen — wascht das bloße Wasser ad. Einen Mord tilgt man mit Handcwa. schen, wenn die Gegenpartei) keine Rachc üben kann. Der eingewurzelte Begriff des Despotismus macht sie glauben, daß die Strafe Willkühr des Vczicrs oder des Pascha sey. Achtung gcgcn das Gesetz cutspringt nur aus der blinden Ncligionsucrchrung, weil der Koran zugleich ihr Gcschbuch ist. Inzwischen scheint cs dem rohen Hau-fen, daß das Geschriebene wohl verehrt, aber nicht ange« wendet werden solle, die Straft also Willkühr des Mäch« t'gen sey. Religiöse Türken treiben jedoch ihre Vcrch. rung so weit, daß sie cs für eine Guabe halten, wcnn der Sultan ihnen die Schnur sendet, und sterben «bcn so devot als freudig. Ja, cs traf sich sogar, daß reiche und sehr angesehene Türken äußerten, daß sie all lhr Hab und Gut willig hergeben wollten, W5»n der Großhcrr ihnen die Gnade erweisen wolltc, sic mit sei» — 4M — ncm cigcncn Säbel niederzuhauen. Familien, denen es nnt cincm ihrer Glieder so erging, sprcchcn mit einer Art von Stolz davon — der Grosiherr habe diesen und jcnen der ihrigen mit eigner Hand in die Pfanne gehauen. In. dessen sind die Meinungen getheilt: der Kapudscbi, wel« chcr die Schnur überbringt, mag sich gefaßt machen, wenn er keinen solchen devoten Muselman findet, sie selbst statt seiner zn küssen. Die Pforte nimmt dann davon keine Notiz, es heißt: „es ist ihm recht geschehen, war« um hat er unsern Befehl so schlecht ausgeführt, wäre er unverrichteter Sache zurückgekehrt, so hatten wir ihn selbst dazu verurtheilt, — und es wäre ihm ohnehin dasselbe widerfahren." Ein jeder Muselman, welcher entfernt von allen Hof« und Ctaatsverhaltnisscn auf dcm Lande lebt, isi mcistcn-thcils brav, und besitzt einen Charakter, welcher alle Ach« tung verdient i dagegen ist der Stadter an Unruhen und Auftritte jeder Art eben so, wie an unerhörte Bosheiten und die übertriebensten Intriguen gewöhnt und wird zum rohen Barbar. Leider ist man gewohnt, den Mohammedaner nach den Vorfallen des Tages zu bcur. theilen, nur jenes, was in Städten geschieht, zu erzählen, ihn in, Sturme seiner zügellosen Leidenschaft handeln zu sehen, und sieht ihn im hauslichen Kreise nicht wirken, weil dem Fremden sein Haus und Harem verschlossen ist. Die Religion halt ihn vom Europäer zurück, daher auch das Mangelhafte in der Vcnrtheiluug seines wahren Charakters. Was endlich der rohe Haufe der Ianitscharcn vcr< übt, kommt gewöhnlich auf Rechnung des ruhigen Bür« gcrö. In bcn Künsten und Wissenschaften waren die alten Araber, denen wir so vieles zu verdanken haben, sehr unterrichtet. Die Turkomancn, ein roher Nomaden« — 193 — stamm, welcher dlc Chalifatc zertrümmerte, rissen ihre Macht an sich, ohne ihre Bildungsstufe zu erreichen. Die Tür-kcn haben äusicrsi wenige eigenthümliche Dichter, bic persischen und arabischen Musier haben sie nie erreichen können. Bildhauer besitzen sie nicht, noch weniger Maler, wclchcn der Koran entgegen ist; kaum dulden sie Blumen und Fcuchtstücke. Figuren durchaus keine, denn dicsi ist ^ nach ihrm Begriffen abgöttisch. Ihre Vildhaucrcy be, schränkt sich auf Grabmäler und Inschriften in Stein, und ist mehr Steinmchardcit zu nennen. Ihre Wohnungen bcsiz-zen nur den gcschricbcncnNamen des regierenden Sultans auf Tafeln, aber nicht stin Bildniß. Ihre Licblingswissen, schaft ist Astronomie; man kann ihnen darin alle Fabeln auf« bürden, welche man i n ta u se n d und einer N acht, in der blaucu Bibliothek oder im h u u d crt) ähri -gen Kalender gelesen hat. Neiftbcschrciber behaupten, die Türken hingen dem Ptolemaischcn System an, allein ich habe einen gelehrten, allgemein geachteten Türken in Candia kennen gelernt, welcher Atlasse, Welt - und Himmclskugeln, Elcktrisir-Maschinen und andere physikalische Instrumente besaß, und das kopcrnikanische' vorzog. Wo ich mich sehen ließ, war immer das erste Wort, ob ich den gelehrten !>s. K. Effcndi kenne; vor Ekel, seinen Namen so oft hören zu müssen, habe ich ihn wirklich vergessen. — Ihr Jahr ist ein Mondenjahr von 354 Tagen; daher 11 Tage kürzer als das Comnnjahr. Der Mond ist ihr Favorit, als Vollmond sowohl, Mit stinem aufgelaufenen Gc, sichte, so wic auch im letzten Viertel. — Ein jeder vor« nehme Hcrr hat ftiuell Hoftisirologc»; wird cr krank, so frägt er ihn früher, als seinen Leibarzt. Sie besitzen einige Geschichtschreiber und cmc G<-'< schichte ihres Reiches, Wörterbücher ihrer Sprache und Zweiter Theil. N — 194 — eine Menge anderer Werke, welche, wenn es nicht Nebe» sctzungcn aus andern Sprachen sind, unter die ärmlichsten Nationalproduttc gehören. Die Druckerey wurde vergebens eingeführt, -— denn deßhalb lesen die Türken nicht mehr als früher. Es wäre eine Entweihung des Korans, ihn durch eine Erfindung dcr Ungläubigen, bcn Druck, vermehren zu wollen, er darf nur geschrieben werden. Wo in den Werken Kupferstiche vorkommen, werben dieselben herausgerissen, ober wenigstens die Gesichter und Portraits sorgfältig herausgctratzt. Ein gedrucktes Buch nckmcn sie nicht gcrn in die Hand, sie sagen, das ist Ghaur^ Arbeit. Bergbau wird in der Turkey nicht getrieben, denn sic wünschten, den Gewinst früher schon zu besitzen; sie lieben keine Verauslagen, und da der Bergbau große Kosten und sehr geschickte Individuen crsodert, so kann aus Mangel an Einrichtung im Staate kein Bergwerk er-öffntt wcrdcn. Wo sie nicht sch warz auf weiß haben, da lassen sie sich nicht ein. Es würde sogar der Vorgc« sehte sehr leicht in Lebensgefahr kommen, wenn die Aus-beute unbedeutend wäre; Privatbesitzer von Bergwerken ständen in der Volksmcinung, als ob sie Millionen mit dem Schutt und Sand ausgrübcn: kaum baß man einen Sttin ausheben »nid ihn besichtigen darf. Ein jeder Stein, den der Reisende aufhebt, ist in ihren Augen Gold: warum würde er cs sonsi thun, denn der Franke ist ge. scheut. — Da Wagen nicht gebräuchlich sind, so kümmert man sich um Straßen nicht. Wcr sollte cs außerhalb der Hauptstadt thun? Der Pascha bleibt an Ort und Stelle zwey Jahre, um tüchtig Geld zusammenzuscharren, und jeder Einzelne sorgt unmittelbar für sich. Die Maulesel sind diejenigen, welchen die Türken die Straßen zur Vcr- bcsscrung übergeben habenz ihr Fuß mag sich einen Ort suchen, wo er Platz hat. Den Handel haben die Griechen und Europäer an sich gerissen; türkische Matrosen , gibt cs wenige, selbst die türkische Flotte umsi mit griechischen Matrosen besetzt werden; eine sinnlose Einrichtung, welches auch die größte Schwäche der türkischen Marine ausmacht. Einzelne Kunstprodukte, deren vortreffliche Bereitung und besondere Qualität von begünstigenden Local-umständen abhangt, trifft man in der Turkey, z. V. türtisch Garn, Saffian, die Teppiche, damascene r S t a h l w a r c n lc. an, für bas Gesammtc der Ge-werbe ist aber nichts gethan. Die Wohlftilheit der Erhaltung arbeitender Individuen wäre für Europaer die lockendste Begünstigung, Fabriken anzulegen, wenn die Herbeyschaffung aller Bedürfnisse nicht zu kostbar ware. Dabey Ware der Unternehmer jedoch vielen Plackcrcyen ausgesetzt. In Candien hat man indeß nicht genug Hän< be zum Ackerbau, viclwemgcr zu Handwerken. Zünfte scheint cs nicht zu gcbcn, jeder pfuscht so gut, als er cs trifft, sonst hätte man dort auch reisende Handwcrksbur-schc, welche fehlen; ein Beweis, daß cs für den Handwerker nicht anlockend seyn mag, mehr zu lernen, als er schon zu kennen glaubt. Unter dem Wusic der Unwissenheit bleibt das einzelne Gute verborgen, welches hin und wieder vorhanden styn w"g: alles scheint jedoch in der Wiege zu schlummern, denn nur zum Keime gelangt das Bessere, wo Zcrstörungs-sucht sich mit Ruinen brüstet. Daß die Verachtung der Künste und Wisscnschaftt« nicht in dcr mohamiucdanischcn Religion gründet st>), beweisen die gelehrten Araber, und dic den schönen Kü»- N 2 sicn ergebenen Perser. Die Türken sind daher Barbaren, denn selbst ihr Glaube nimmt sie nicht in Schutz. Zu siolz, um von Europäern Unterricht anzunehmen, nnd zu roh, um ihn zu fassen, sehen sie keine Möglichkeit cm, denselben nützlich anzuwenden, da die Staatscinrichtung ihn nie begünstigen wird, und alle Wissenschaft durch die Bc« gicrdc nach einem bequemen, unthätigen Leben erstickt wird. Es ist daher nicht zu läugucn, daß die unmittelbare Berührung des Europäers mit dem gclchrtcrn Araber zur Zeit sciner Challfeu oder mit dem Perser, ihn weit mehr befriedigen'würde, als ihn der leere abgcborg« te Pomp orientalischer Schwerfälligkeit bey der Vereisung des osmauischcn Gebiets anziehen kann. Um die gereizte Ncugierdc mit Mahrchcn zu unterhat« ten, hat man von den Harems übertriebene Vorsicllun« gen verbreitet. Dasi der reiche Privatmann einerseits sein religiöses Eigenthum sichern, zum andern Theile aber dem der Freyheit beraubten Geschöpfe Ersatz bieten, sich endlich selbst cincn Zufluchtsort für Vergnügungen cinzu-richten wissen werde, sieht von,einem mißtrauischen, sila, visch gesinnten Despoten, und eincm wollüstig erschlaff, ten Barbaren zu erwarten. Das Weib hat nichts zu thun, als sich nach ihrer Weise in ihren vier Mauern zu entschädigen, um sich glücklich fühlen zu können. Der orientalische Geschmack begünstigt verschiedene Einrichtungen, die dcn Europäer anziehen, und die Vorstellung davon cMircn, da er die Neugicrde nicht so leicht befriedigen kann. Nach Bcschassmhcit der Vermögensum. stände ist cs entweder ein abseitiges Zimmer bey dcn Aer-mern, wo der weibliche Klubb oft schr ^laut ^rd, oder es ist eine ganze abgesonderte Abtheilung des Hau« scs, sogar ein weitläufiges Gebäude für sich, das oft eine Anzahl anderer Nebeuhäuscr besitzt. " 197 — Die Schönheit der türkischen Frauen ist eben nicht die anziehendste. Ein allzufettcr Körper wird allen andern Eigenschaften vorgezogen; je dicker, unförmlicher das Weib ist, um so reizender erscheint es dem türkischen Klotz. Die Physiognomie des Weibes ist meistens nichtssagend, aufgedunsen; eine kleine Nase scheint das Centrum ciner Mondscheibe zu seyn. Das Frauenzimmer thnt auch alles Mögliche um recht feist zn werden; je mehr alles an ihr schwappt, um so stolzer gcbehrdet sie sich. Durch die sitzende Lebensart geht auch alle Haltung dcr türkischen Weiber (ich spreche ausschlicsilich von den kan-diotischm) und dcr edle Anstand, die gebietende Haltung, welche dasWcib achtungswerth macht, verloren. Sie sind schlapp ohne Lebhaftigkeit und Energie. Eignen Willen habcn sie nicht, daher auch von ihrem ungebildeten Ver-siande wenig zu crwartcn sieht. Nichts unwissenderes, als ein türkisches Weib; üöcr die alltäglichsten Dinge urtheilt sie. äußerst beschränkt. Gebildete Unterhaltung, von welcher der Osmane ohnchin kcin Freund ist, darf man von ihr nicht «rwartcn, und dcr sinnliche Genuß ist das Einz,ge, was sie bietet. An Lektüre ist nicht zu denken, und weiblicher Unterricht ist, außer dcr Art, ausschliesilich Männern zu gefallen, unbekannt.' Die Weiber sind sogar vom Gcbctc frey; sie werden nämlich blos als das Mittel angesehen, wodnrch bcr mohammedanische Stamm nicht ausstirbt. Auf der Straße kommen sie dem Europäer wogen ihres steifen Aussehens, langsamen kurzen Ganges, wie wandclndc Lei. chcn vor. Gcspensicrartig vermummt, lasscn sie den Europäer mit Seitenblicken nicht aus dem Gesichte, dessen knapper Anzug ihnen cin eigenthümliches Wohlgefallen erregen mag. Auf dcn Strasicn gchcn alle dicht vcrm",nmt und verhüllt, so daß sich die Frauen mn- «lach der Gestalt erkennen, nnd bey neuen Kleidern oft sich unter einander verwechseln. Cs ware jedoch überspannt, dieses allgemein gelten zn lassen: denn es gibt auch sehr schöne Physiognomien, Frauen von äußerst anziehendem Benehmen, und achtlmgswcrthe Damen von ungcmeiuem natürlichen Verstände. Nur dcr Arzt indeß, nicht der Reisende, lernt sic näher kennen. Wer vollends nicht absichtlich den 'Arzt in der Levante macht, sondern, den man bey Hintansez-zung seiner Geschäfte erst bitten musi, dicsi^odcr jenes in Augenschein zu nehmen, dieser hat Gelegenheit, manches zu fordern, welches ihm, da er dazu bewogen werden mußte, nicht abgeschlagen werden kaun. — Eo geschieht es, daß er manches genauer zu beobachten Gelegenheit hat und fremden Aussagen nicht zu trauen braucht. Her indessen häusliches Glück suchen will, der trifft es bey dem Mittelstände ganz zuvcrlaßig. Diese Lebensart ist ganz dazu geeignet, das Weib von der Welt ab' zugehen und sie ausschlicsilich für die Familie zu behalten. Der Mann findet zu jeder Zeit seine Angehörigen beysammen, und ihn foltert nicht die Unruhe, wo seine Gemahlin so lange geblieben sey und mit wem sie etwa Unterhaltung pftcge. Eifersucht, diese Folter liebender Manner, trifft sich nicht in der .Turkey, und Uncinigkei' ten, selbst bey mehreren Weibern, sind selten. Sie hat nur Sinn für ihre Kinder, und schweift mit ihren Gedanken und Wünschen nicht außer dem Hause. Gevatterschaften finden zwar dorc nicht Statt, allein alle Weiber sind dennoch in der engsten Coalition, und jeder Klubb hat eine republikanische Form. Die Despotie, unter wel. chcr sie stehen, verursacht bey den höhern Ständen eine Absonderung eigener Art von ihren Männern und ohne widerspenstig zu seyn, bilden sie untereinander eine sehr cnggcknüpfte Schwesterschaft. Dem Manne haben sie viele Vorrechte abgcdrungcn, welche ihm oft selbst zum Schaden gereichen, da er mit seiner häuslichen Einrich. tung und den von ihm hcrbcygcfühttcn Gewohnheiten sich selbst diese Fesseln aufgelegt hat. Wenn ein Weib Besuche von ihren Freundinnen erhalt, so ist der Mann verpflichtet, sich sogleich aus dem Harem zu entfernen, sonst bleibt die Besuchende am Eingänge stehen, bewegt sich nicht von der Stelle, und cnt» hüllt sich auf keinen Fall. Dieß wäre mm eine Bclcidi. gung des Frauenzimmers, welche ans den Gemahl der Besuchenden znrücl'siele. Der Mann darf also nicht ge-gcnwartig seyn, und erfährt demnach von dem Gesprochenen gar nichts. Dicse Freyheit ist in großen Städten, wie Smyrna, Konsiantinopcl, Cairo und andern Orten den Ehemännern sehr gefährlich, weil sie alle Zusammenkünfte begünstigt. Darum das Weib durchaus gehindert, sichStoft ft, Putz, Flitter und dgl. Waare selbst am öffentlichen Markte zu kaufen, ist deßhalb das Hausiren «i^cr zahllosen Mcnge vonPutz-, Band«, Spitzen., Gold. und Scidm« siosshandlcrimun in dcr Turkey ganz in der Ncgcl, und da die Türkin weder in der Kirche (Moschee) noch auf dcr Gasse, bey öffentlichen Feierlichkeiten, selbst auf Spazier« gangen und in Gärten nie sich und ihren Reichthum zeigen darf und kann, ihrer natürlichen Eitelkeit zu Folge aber den Freundinnen und Bekannten ihre Schätze doch zeigen muß, so bleibt ihr nichts, als die Einladung cincr Menge derselben übrig, mit denen nun Stück für Stuck angcschcu, durchgemustert, anprobirt, ausgezogen, be« urtheilt, gelobt, und in ciucr förmlichen Sitzung stimmen-mäßig geschätzt und gepriesen wird. Dadurch sindct sie sicl, für die Entbehrung öffentlich bewundert »« wcryei,, voll. — 2<)<) — vollkommen entschädige, besonders wenn sic beym Ab< schicdnehmcn den Neid ihrer mit Kaffee und Sherbet traktir-ten Bcsuchgäsic in ihrem bleichen Gesichte wahrnimmt. Die Handclsweibcr, welche von Haus zn Haus mit ihrer Waare schleichen, sind auch die gewöhnlichsten Gelegenheitsmachcrinncn, welche Zusammenkünfte herbey führen und begünstigen. Oft ergreift diese eine solche Gc, legcnheit mit aller Verschlagenheit und List — um ihren Putz vorthcilhaft verkaufen zu können — der Liebhaber verkleidet sich als Packträgerin, ' ahmt den trippelnden Gang nach, und begleitet die Verkäuferin von Haus zu Haus bis an den bestimmten Platz ; man passirt alle Gemacher, und er findet sich dauu mit ihr allein. Der Türke hat selten im Hanse eine Partey für sich bey dem Gesinde, das weibliche Volk hängt der Frau desselben an. Er will nun sein Weib den Blicken aller Menschen cittzie« hen, und führt durch die Vermummung selbst die Gclo genheit, betrogen zu werden, Herbey. Bey vornehmen Frauen ist jedoch die Zusammenkunft mit ihrem Vertrauten unendlich erschwert, eine zahlreiche Dienerschaft durchschwarint das Haus, und unzähligemal wird die Eiutrcttude gemustert und betrachtet. Die Er. laubniß, Besuche anzunehmen, nützt ihr zur Ausführung ihres Vorhabens nicht, und die strengste Etiquette halt sic ab, öftere Besuche anderswo zumachen, und ohne einen zahlreichen Dicnertroß sich auf eine kurze, ihr sireug zugemessene Zeit, außer Haus begeben zn dürfen. Allein der unerschöpfliche Ersindungögcist dcs verliebten 'türli-schcu Frauenzimmers findet bey alleu diesil: unerhörten Schwierigkeiten gerade die grösitc Begünstigung. Dazu ist nun gleichfalls cinc Unterhandlerin und eine Freundin in dcr Nähe dcr Wohnung dcs Liebhabers noth- — 20t — wendig. Die erstere macht dic Verabredung auf ciucn bestimmten Tag, an welchem dic Türkin von ihtem Manne, nach vielen Bedenklichkeitcn, bey cincm Gefolge von einer Menge ihrer Diener nnd Aufseher, der Freundin einen Besuch abstatten zu dürfen, sich ertrotzt. Das Gefolge bleibt am Eingänge odcr im Vorzimmer stehen, indeß die mit Stoffen bald darauf ankommende Unterhändlern! ihrc Be- ^ glciterin, welche ihr Stoffe tragen half, geheim zurücklaßt, mit deren Kleidungsstücken die eingetretene Türkin nun bekleidet mitten durch ihr Gefolge, ohne erkannt zu werden, durchgeführt, und ans des Liebhabers Wohnung neuerdings in die Wohnung ihrer Freundin zurückgcleitct wird. Die versteckt gewesene Dienerin zieht ihre vorher abgelegten gemeinen Kleider wieder an, und gcht mit der Unterhäudlcrin ab. So dient das Gefolge blos allein als blinder Zuschauer der Intrigue, welche dem reichen Manne, ihrem Gebieter, gespielt wird. Die Frau, kehrt nuu von dem Besuche nach Hause und Niemand kommt, w,cgcn der allgemeinen Vcrmum'.'.inugcn, besonders in einer bedeutenden Stadt, diesen Besuchen auf die Spur. Nie werden Mohammedaner untereinander solchergestalt begünstigt, sondern blos allein Griechen und Europäer, odcr andere, welche nicht mohammedanischen Glaubens sind. Den Türken trauen die Weiber ihrer Noh« hcit wegen nicht. Doch nur Europäer, welche der Sprache vollkommen machtig sind und alle Gebräuche kennen, dürftn so etwas wagcn; thun es abcv wohl nur einmal. Die griechischen Frauen, besonders jene auf dem Lande, dic sich nicht an die vornehmen türkischen Frauen anschmiegen und ilMn Ton, Lebensart, Sitten und Gebrauche annehmen und nachäffen, sind heiter, fröhlich, und außerordentlich sittsam und züchtig. Die Frauen dcrLanb-lcute auf Candia kann und darf man in jeder Hmsicht mit — 202 — vollem Rechte ihrer Treue und ihrer strengen Sittsamkcit wegen loben. Auch nicht ein Blick verräth oder bcrech. tigt einen Fremden, etwas Nachthciligcs zn vermuthen. Die Ursache davon ist aber die zu befürchtende Ahndung des gemeinen Türken, welcher den Verdacht schon entsetzlich und nach Willkühr zu bestrafen pflegt. In den Städten dagegen findet leichter irgend ein Untcrschleif Statt; vorzüglich sind die Weiber aus dem Archipelagus, der In, scl Casho, welche als Dienerinnen nach Candia gelangen, deßhalb berüchtigt, und in keinem besondern Kredit. Ihr Betragen läßt^ dieser Sage Gerechtigkeit wicdcrfahren. Die Griechinnen in der Stadt haben ein widerliches, oft jüdisches Benehmen an sich. Schlapp und geistlos wandeln sie langsamen Schritts über die Gassen einher, sie haben nicht das lebhafte Betragen dcr auf dem Lande wohnenden, und bey aller ihrer nothwendigen Zurückgc« zogcnhcit ist ihr Busen blos in einen leichten Kreppftor oder Musselin gehüllt, dcr in zwei Beutel genaht ist, in welchen sich die beiden Brüste hincinsenkcn, und das ekel« haste Aussehen eines hangenden Euters an sich haben. Ihr rutschender Gang mit gesenktem Knie macht sie um so widerlicher, und ihr nichtssagendes Süßthun, welches für Artigkeit gilt, unleidlich. Das Verhätscheln der Kinder ist an dcr Tagesordnung. Staunt man über die zahllosen Vorurtheilc des gemeinen Mannes, so muß man sich hier uor dem Aber-. glauben entsetzen. Mit den Thorheiten, wozu Schwangerschaft, Geburt und Wochcuzcit Anlaß geben, könnte eine Hebamme unserer Lander, die sich einige Zeit dort auf« hicltt, die Gevatterschaften hey unsern Kindtaufschmaufen auf das angenehmste unterhalten. Spaßhaft ist es, ein Dutzend griechisch«: Weiber beysammen zu sehen, wenn -^ 203 — Kaffee herumgereicht wird; ware der Kaffee dann auch noch so bitter, so würde man gewiß keine Miene bey diesen Gesprächen verziehen können. — Die vor Alters so sehr gerühmte Schönheit des griechischen Frauenzimmers lebt noch immer in ihren Töchtern fort; allein die verschiedenen abgeschmackten Sitten, die ZicrcrcyeNs die entstellenden Trachten benehmen ihnen ungcmein viel von dem Interesse, bas die fast durchgchcnds herrliche Bildung und vortreffliche Schönheit dieser reizenden Geschöpfe dcm Unbefangenen abnöthigt. Griechen. Die Griechen dieser Inscl hatten unter den Vene« tiancrn ein besseres Loos. Das Land war in Kastel» lancycn eingetheilt, und menschlich verwaltet. Die Landleute waren zwar dm Gutsbesitzern untcrthanig, ihr bes. seres Loos hing aber von ihrem eigenen Fleisic ab. Die Städte warm mitcr dicftr thätigen Nation blühend und voll Bewohner in Verbindung mit dem Muttcrlandc; dieß förderte die Handlung und Ockonomi'e. Die Türken, welche nach unglaublichem Widersian-de diese Insel nahmen, kannten in ihrer Grausamkeit keine Grenzen, da es bey ihnen zwischen Sklaven und Herren keinen Mittelstand gibt. Als blinde Werkzeuge und Eigenthum eiues rohen Barbaren, fielen sie zugleich in den dreyfachen Druck der Eklaverey, des Aberglaubens und der Unwissenheit, und sicllm unter allen Provinzen des osmanischm Reichs die bcklagcnswerehcstcn Unterthanen vor. Man darf mm untcr solchen Umständen an ein Volk, welches keme politische Existenz besitzt, auch keine Forderungen wagen und berücksichtigen, inwiefern sie selbst, ihrer Hcrabwüo — 204 — dl'gung dieses drückenden Zustandes ungeachtet, entgegen-gearbeitet haben. Der Zufall hat hier in dem Verlauft der Wcltbege-bcnhcitcn zwey Nationen zusammengeführt, welche einander gerade entgegengesetzt sind, und durchaus nicht zusammen gehören, nämlich die Griechen und die Türken, von denen die unterjochte den rohen Gebieter beherrschen sollte. Der Grieche, seit Jahrtausenden in seinem Volscharakter der lebhafte, thätige, ehrgeizige, aber auch der unruhige, händelsüchtige und kampflustige, ist es bis auf den jetzigen Augenblick geblieben; Umstände, Verhältnisse, gaben ihm die Richtung, wodurch er in der gegenwärtigen Lage nicht das scheint, was er ehedem war*). Rcistndc habcn im Anstaunen dcr alt«: Denkmäler voll Begeisterung über die Vorttcfflichkeit der alten Hellenen ihren Nachkommen allzu-sehr Unrecht gethan; dcrVcrglcichfalltnachtheiligaus, das ist zum Theil richtig, allein der Herr ist noch weit schlechter als scin Dicncr; dieß ist nun Entschuldigung genug, weil dieser von jenem abhängt. Was könnte auch Gutes unter der türkischen Verfassung cMiren, was nicht schon längst das Gegentheil geworden ware? Man hat den Griechen Muthlostgkcit, sklavischen Sinn, Gemeinheit des Charakters vorgeworfen: alles mit Unrecht, sobald man die Schuld ihnen aufbürden will; sie können unter diesen Umstanden nicht anders seyn, und keine Nation Ew'opa's würde in ihrer Lage sich dicscn Vorwürfen zu entziehen im Stande seyn. Zehn Jahr als Unterthan dcr Psottc, und ich Will mich nicht vertheidigen, wenn man mich schändet! Die Geistlichkeit dcr Griechen kann ihre Retterin ge- ») Diese N'morkungeu winden vor Alisbwch des grlc'chischm VcfrcyimMicgcs eittn'orfc-n, jM vor dcm Dluck aber m,r weulgl.' V?M habnlde Zusätze eingeschaltet. — 2l)Z — nannt wcrdcn, sic hielt sic hon den Versuchen ab, ihr Joch abzuschütteln und sich selbst zu verderben. Nur durch ausierc Begünstigung kann es geschehen. Mo sich die Völker selbst befrcyen, da kann bic Wohlfahrt nicht gedeihen"; cine Wahrheit, welche man überall bestätigt sieht. Sic war stets von der Partey ihres Gebieters, Sic hielt die Griechen durch die Religion der Duldung und Sclbsivcrlmlgmmg im Zaume, und da sie solche nicht zu bilden im Stande ist, so zähmtc sic durch zwcyhun-dert Fasttage im Jahre, bey Abbruch au nahrhaften Speisen, ihren zügellosen Muth, und richtete sie durch körperliche Entbehrung zu geistiger ad. — Zwar könnte man ihr zur Last legen, daß ihre Vorsteher im Bc« sitze geistlicher und politischer Obergewalt bey einer Rc-gicnmgsveranderung an Einfluß zu verlieren befürchten müßten; allein der Gewinn von einer andern Seite würde sie für den unbedeutenden Verlust ihres politischen Ue« bergcwichts, der sie in Anfallen dcs Ncdcrmuths selbst vor schmählichen Toocsarttn ohnc alles Verschulden nicht zu schützen vermag, vollkommen entschädigen *). Dic Nothwendigkeit der Vorsteher, im Glänze zu erscheinen, hat veranlaßt, auf alle nur mögliche Weist die griechische Religion und ihre Diener im Ansehen zu erhalten. Ohne ihre Bcystimmung kann nichts geschehen, doch sie sind überhaupt nicht von der miltiadischcn sondern von dcrhysicischcn Partey. Dulden haben die Griechen gelernt, mehr kann mau von ihnen nicht fordern. Ihr thä. *) Als ich blesrs schrieb, war mir dle Theilnahme der grle« ll'ischcn Geistlichkeit, m,t> der schimpfliche Tod d.°s Mriar» chcn «?ch nicht bc>k.„md; Tourncfort crwlchnr ciuer Hln-"chtung des griechischen Patriarchen im sicbcnzehnrcn Jahrhundert. ^ 2l)6 -^- tiger, nach Beschäftigung ringender Charakter, hat statt Kunst und Wissenschaft einen andern Ausweg suchen müs-sen, dem die zahllosen Bedrückungen und Avanicn eine Tendenz zum Gelderwerb gegeben haben. Der Handel mit Naturprodukten bereichert weit mehr, als mit Kunst-erzcugnissen, man kann den Kaufmann im Gewinn nicht so leicht kontrolircn, und er ist des Erworbenen sicher. Die Rcligionscinrichtung selbst muntert sie zur höchsten Sparsamkeit auf. Ucberall sehen sie sich bedrängt, wissen, daß sie in Fällen der Noth blos allein durch Geld ihre Existenz, ihre Familie vor Mißhandlungen, sich selbst vor dem Tode sichern können, daher suchen sie das Geld eifrigst zusammenzubringen. Wird es ihnen von bcn Türken entrissen, und ha< bcn sie oft ihr Leben dan.it crkanft, so sammeln sie es um desto angelegentlicher, um sich wieder im Nothfall helfen zu können. Der Handel befindet sich ganz in ihren Handen: der Archipel begünstigt sie. Am übelsten stehen die ackerbautreibenden Griechen, da man ihren Gewinn genau schätzen kann; diese sind im Charakter von den hau« dcltreibcnom auch wesentlich verschieden. Sie müssen sich durch alle Künste der Unterthanigkeit, Bereitwilligkeit Schmeichelet) und Kricchcrcy mit dem Leben durchbetteln^ sich zu allem wie blinde Werkzeuge gebrauchen lassen; bey schlechter Kost und durch Arbeit und Aufsicht zur Thätigkeit angehalten, gibt ihr Glaube an die Vor, sicht ihnen Hoffnung und Starke in ihrcm Leidcn, und im Gotttshause finden sie jeden Sonntag Erleichterung und Trost. Die Physiognomien der Ackerbautreibend«.'!» und Hirten sind milde, fröhlich und offen, besonders in Kreta, gutmüthig sind sie, aufrichtig und nicht selten durch ihre naiven Fragcll wie kindisch. Sie glauben, es muß so seyn, wie es ist, und dieß macht sie bey ihrer — 207 — Unwissenheit glücklich. Alte Leute zucken die Achseln und bcugcn ihrcn Rücken, Das Weib ist fröhlicher als der Mann, ihre Sparsamkeit erstreckt sich auf alles nut der größten Acngsilichkcit. Auf dem Lande fordert man nie dcn Franken den Preis ab, sondern spricht: gebt was ihr wollt, und zahlt gewöhnlich vor Freude das geschenkte Geld mchrnml durch. Wenn tin Thaler in die Haushaltung kommt, so freut sich die ganze Familie dar. über. Das Wcib fühlt weniger den Druck, erheitert dcn Mann, da sie selbst froh bleibt» zum Glück gebietet auch der Islam den Weibern Schonung. Wer das Lcbcn der Griechen und ihre Verhältnisse besser kennen lernen will, der darf nicht mit Ianitscharcn und Türken reisen, da sieht er nichts und erfährt nichts — alles scheut sich vor Türken den Mund zu öffnen. Mit einem Glast Wcin off. net man das Herz des Landmanus, wenn man mit ihm allein über Berg und Thal sireicht, o^un der Wildniss vertraut er lieber als stinen eignen vier Wanden an, was ihn schmerzt und drückt. Wer sich dcsscr zu seyn fühlen wag, werft den ersten Stein auf sie. — Wenn dereinst wieder Echulm und Universitäten blühen, und eine menschliche Regierung für das Glück ihrer Untergebenen sorgen wird, so wird der thätige Geist der Griechen auch veredelt werden, sie werden mit Wissenschaften, Künsten und Gewerben sich befassen, und nicht so ängstlich, in jeder Etun« dc ihres Lebens ungcwisi, um ihren Unterhalt besorgt seyn. Seitdem Nciscbcschrciblmgen gelesen werden, gibt cs wohl schwerlich eine derselben über Griechenland, wo man dcn unter dem härtesten Iochc seufzenden Gric-Hen nicht auf eine herabsetzende Weist unverschuldet gc-schlldcrt hätte. Man hat gemeiniglich die Vorzug der Griechen nicht kcuncu gelernt, weil der Sklave dcrcn nur verborgene haben kann, und die Fehler, welche cr von — 208 — sci'ncn Unterdrückern erlernte, ihm als seine eigenen zur Last gelegt. Der edle Charakter eines Volkes geht fthr leicht verloren, wenn man seine Rechte nicht schont, und wird cs vollends als Sklave und leibeigen behandelt, so sinkt cs immer tiefer — die Schuld davon kann ihm nicht aufgebürdet, sondern muß den Barbaren ange-rechnet werden. „Hierin haben fast alle Reisenden gefehlt, daß sie „früher allzusehr den Griechen herabsetzten, ihm, wie „dem Neapolitaner, Feigheit und Stlavcnsmn vorwar« „sen. Sie haben außerordentlich geirrt. Die jetzigen „Ereignisse beweisen cs. Cs ist mir unangenehm nicht „ein Jahr früher meine Reiscbcschrcibung zum Druck be-„fördcrt zn haben, wcil dann dasjenige, was ich als „Fußgänger nnd unbefangener Reisender über den Cha« ' „raktcr der Griechen geäußert hätte, gleich darauf durch „Ereignisse des erwachten griechischen Muthes, den ich „damals recht gut kannte, zur Widerlegung frühe« „rer und voreiliger Beschuldigungen, bestätigt worden „wäre *)." Die Sprache auf der Insel ist fast durchgchcnds dic neugriechisch e. Dic Griechen des Archipelagus werfen den Kretern vor: daß ihre Aussprache nicht rein sey, sie führen seit dcn Zeiten der Vcnetiancr verschiedene italiänische Wörter und Ausdrücke, als .^ral.n, Weg; < ei^urn, gewiß; llrLta, geradeaus; ^ßam«^, Kammer. Aus dem türkischen /^Moi, Unpäßlichkeit; ^-u-ai-i, Schaden; ^ia^l, Gewinn. Schlechter ist dic Sprache m Stia, am Bcrgc Ida, so wie im Gebirge; überall wird singend, die Endsylben schleppend uud in der Ton- ') Späterer Zusatz. Amn. d. V. — 20Y — leitcr gesprochen. Die Sprache in Lasslti ist die vcrdor-bensie — wie man mich versichern wollte. Die Sphakio-tcn sprechen ein reineres Griechisch, doch etwas rauh und bäurisch ans. Die griechische Sprache in Candia fordcrr viele Reinigung, weil dort am häufigsten Vcnctiancr, und jetzt Türken, auch die litcrärischc Despotie ausüben. Der Caucotc und Rettimotc spricht wenig und sehr schlecht türkisch, es mangelt die Uebung; alles wird grie, chisch verhandelt, der zehnte Türke weiß sich nicht mit Leichtigkeit in seiner eigenen Sprache auszudrücken, da fast alle griechischen Ursprungs sind. In Caudia hingegen, dem Mittelpunkte dcr Verwaltung, da alle Staats» bediente ans Konsiantinopcl dahin kommen, sprechen fast alle Griechen auch türkisch, uud die TürlVu weit fertiger, doch haben sie zu wenig Studium in ihrer Sprache — unv Zierlichkeit des Ausdrucks. Eine wohMin-gcnde Aussprache, welche das Türkische so ungenau ziert, darf man dort nicht suchen. Türkische Kinder gehen m türkische Schulen; griechische m die ihrigen. Die Mütter lehren ost ihre Kinder türkisch, sie scheinen cs besser zu verstehen, als,die Väter, ich sah n1chrm.1l die Mutter den Koran dem Kinde lehren, da ich nicht selten in die Harems eintrat. Die Divansprachc, cincn hiHcrn Styl, dessen sich dic Pforte bey ihren Befehlen.bedient, versie, h"! in gan; Caudia kaum vier bis fünf Personen, m Ret-tinio damals keiner — in Canca mehrere; von den ein« gebornen Türken auf der ganzen Iusel keiner. Das Türkische ist wohlklingend, lieblicher als das Italiänische, und ein Weib wird mau nicht müde, dicst Sprache reden zn hören. Reistbcschreiber loben sie ungcmein, und ich kanu nicht widersprechen. — N«r im gewöhnlichen Sprachgebrauchs fanu nunl der vielen arabischeu uud persisch"» Worte, dic sie besitzt, sich enthalten; in dcr hohcm Zweiter Thcil. O — ?49 — Schreibart sind diese unentbehrlich, denn das Türkische ist die Sprache roher Horden gewesen, und hat seine Ele-ganz dcm Raube an den Sprachen fremder gcbildcfer Nationen des Orients, der Araber und Perser, zu danken. Der Unterschied zwischen der neugriechischen, k<^ lnelou genannt, und der altgrlcchischcn, Ilell^nica, ist genau so grosi, wie jener zwischen der italiänischen und lateinischen Sprache, mit dem einzigen Unterschiede, daß die italiänische Sprache, schon allzusehr selbständig geworden, die Zurückführung zur lateinischen unmöglich macht> dagegen die neugriechische zur altgrichischen binnen einem Jahrhundert, wenn man es begünstigt — gewiß zurücktritt. Welches der alten Griechen Aussprache war, ist unge. wiß; jedoch scheint sic von der jetzigen nicht viel verschic» den gewesen zu seyn. Die Wahrscheinlichkeit beruht darin, daß das Lateinische dcm Altgrichischen nachgebildet ist, und in der Aussprache die italiänische mit der neugricchi« schcn die größte Uebereinstimmung besitzt. — Nicht min» der wäre es auffallend, daß die Altgricchen das einfachste Wort einer jeden Sprache, das „Und" («a»); ka i, nicht eben so gut wie jetzt die Ntugriechen, mit „Tscha" aus-gesprochen haben sollten. Der Ucbcrgang von Kai m Tscha ist kaum möglich nachzuweisen. Ferner wird offen« bar von dem geschriebenen Worte Kaisaros, das römische Wort Cäsar und das russische Zaar abgeleitet, allein die Schreibart der alten Latier, O(-«in'. kommt mit der Aussprache der Neugriechcn übcrein und Niemand spricht es anders, als Tschasaros aus. Die Römer mögen bahcr auch nicht Cäsar sondern „Tschäsar," ft w^, ^'e Ita-liäner hcut zu tage late in lesen, ausgesprochen haben. Bic Schreibart: Cäsar, ftößt schon den Argwohn ein, daß die Lateiner die Buchstaben nach dem Gehöre, ordneten und nicht Kaisar schrieben, indem es die alten Griechen -^ 21t — ganz so wie die neuern — Tschasae aussprachen. -^ Es ist also ncbcnbcy sehr wahrscheinlich, daß die alten Nö-nicr ihr Latein, so wie die Italiancr ihre jetzige Sprache und hicnil't auch das Lateinische aussprcchcn. Aehnliche Beweist, daß die Deutschen das Griechische blos nach ihrer Art und Gewohnheit anssprechcn, und weniger Gründe für ihre Prosodie besitzen, als die Italians im Lateinischen und die Ncugricchcn im Hellenischen, könnten durch mehrere andere Beyspiele noch deutlicher gegeben werden. Italiänisch wird jetzt nur von den anwesenden Kauf» lcuten und Schissfahrcndcn gesprochen; Französisch bey den Consulaten uud Kaufleuten aus Frankreich. Das sogenannte Lcvantineritalianisch, welches so verdorben seyn soll, kenne ich durchaus garnicht, denn unter den Italianern erkennt man den Florentiner und Mailänder, den Genueser und Neapolitaner sehr leicht. Man wird doch wohl nicht das Dutzend von Türken, Arabern und Tu< ncscrn radgcbrochcner italiänischer Wörtcrt 211621-, div^, pilgai-, pi-^öto, inirav (veclero), Aumrulli (statt co-niorcl), »I doräo (statt a casa) und dergleichen mehrere Verstümmelungen eines unbchülflichen Gedächtnisses, für eine cigcnc Sprache, von den Reisenden, lacherlich genug die lcvantmischc bcuantc -^ ausgeben wollen? — Iu« dcn sprechen spanisch. Dervischc und Imams sprechen arabische Gebete, ohne sie zn verstehen, und lernen sie auswendig wie der Lcscschülcr feine hochtrabenden Anreden und Glückwünsche. Arabisch hört man auf der Insel weiter nicht sprc. cl)cn, es sey dcnn von Tuneftrn in Canca, wenn sie die Butter in Thierfellci, .n,s der Barbarcy, dann Schafwolle und andere Produkte ihres Landes mitbringen. Ihr Arabisch ist übellautcnd, verdorben und roh. Die Malteser O 2 sprechen beynahe dieselbe Sprache. Gibt man Acht, so kann man einige Cätze sehr gut verstehen, weil sie fthr vielc italiänische Wörter mit eingemengt haben. Will man in Acgypten und Syrien reisen, so wähle man sich einen Malteser, welcher so wie alle Seeleute fertig ita-lianisch spricht, dcr sich einige Zeit in Cairo aufhielt, und sich ein reineres Arabisch angeeignet hat; er kann sodann die besten Dienste leisten. Englische Consul« können so Etwas am besten befriedigend einleiten. — Außerdem kommen nach Caudia ägyptische Kaufleute im Herbsie, welche gttrockuetc Weinbeeren undSüßholzwurzcl in Can-dia laden, nach Canca aber nie gelangen; dann hört man auch einige Worte arabisch im Hafcn, übrigens wird nur nach Oel, Orangen, Limonien, Mandeln gefragt, welche gcgen Datteln, Ncis, Salz, Soda und andere Artikel eingetauscht werden. Mit allen übrigen Nachbarn leben die kandiotischen Türken so zkmüch verträglich, sind aber als Insulaner auf ihre Unabhängigkeit fthr eifersüchtig. Dic Pforte hat nur zum Schein dic Obergewalt, dic Paschas können aber nie uuabhaugig werden, so wie die übrigen des ft-sicn Landes, weil sie zu oft gewechselt werden, und an sich schon den Besitzern widerwärtig sind, indem sie statt ihrer selbst, die Griechen plündern. — Seit den wieder« holten Demüthigungen dcr Pforte durch christliche Mach. te, haben die Pafchas gegen den Großherru auch alle Ach. tung verloren, sich wechselseitig für unabhängig erklärt, und sind selten gcdemüthigt worden. Deßhalb hat nun die Pforte die Veranstaltung getroffen, sicts mit den Paschas zu wechseln und einen jeden derselben, höchstens alle drei Jahre an einen andern Platz zu versehn, da< mit sic sich keinen Anhang verschaffen können. Dadurch gewinnt der Divan viel Geld, weil eine jede dieser Stcl- len zum Verkauf um so öfter wiederkehrt, allein dadurch ist auch der Druck und die Plünderung der Griechen, zahllost Ungerechtigkeiten um so mchr an der Tagcsord. nung; auch isi nicht zu vergessen, daß das Reisen dcS ganzen Hofsiates, Serails, und der Trabanten eines jcdcn Pascha sehr viel Geld tostet. So knüpft sich an die Despotie der Umsturz eines Reiches, und das sich ewigglcichc Naturgesetz stürzt die Willkühr, denn ein Mist. griff fuhrt den andern herbey! Nichts ist erhabener alS Gerechtigkeit, und nichts stgcnvoller als die Liebe eines Monarchen gegen stin Volk. Zu wünschen wäre es, wenn die Nachkommen der Ureinwohner dieses Landes, wcnn auch nicht unabhängig, dock) wenigstens der von der Natur anerkannten Menschen« rechte nicht verlustig würden, allcin cs scheint, daß der Islam bey Beherrschung nicht mohammedanischer Nationen zu keiner gelinden Maßregel je werde bewogen werden können. Indcß sind die Türkm die rohcstcn Bekennn- desselben, und werden von dcn Arabern und Pcrsmi aller Zcittn verdunkelt, bey denen dcr Fanatismus Kunst und Wissenschaft nie erstickte. Fromme Wünsche bleiben für den ungebildeten verwahrlosten, stin.-r Rechte als Mensch beraubten, deren aber sich genau bewußten Grie-chcn übrig. Mögc sie das Schicksal in seinen mächtigen Schutz anfnchmcn, und sie aus niedrigen verworfenen, dcs Mcn- und Vermögen« Eigenthums beraubten Stla-vcn, wieder zu Bürgern cincs geschlichen Staates nm-schasscn. Wcnn einst auch für die Erziehung wird gesorgt werden, und mit dem Maunc zugleich, auch das Mädchen der Ausbildung dci ausgezeichnete»: Naturgas», sich ä" ". — 214 — freuen haben wird, dann wird man auf die Mahrchcn der Reisenden, welche so mancherley Sonderbarkeiten, die sich dann nicht mehr finden, verbreiteten, mit spottendem Unglauben zurücksehen, ur.d ein Volk, welches von ihnen wenig gewürdigt, die berühmtesten Ahnen auszuweisen hat, wird bald darauf durch Künste, Wissenschaften, Geselligkeit und sanftere Sitten sich an den bedeutenden Kreis ge» bildttcr Völker des gesitteten Europa anschließen, welche ihren Ahnherrn den Besitz dieser Vorzüge verdanken, die sie nun mit Wucher, ihren vom Schicksal neuerdings angelächelten Nachkommen, in einer wcit größcrn Vollkommenheit wieder zurückstellen. Geschichte von Kreta. Die Periode des rohcnZusiandcs eines aus seiner Wildheit tretenden Volkes, bis zu seinem Uebergange in die Berührung mit benachbarten Staaten und der Entwickelung seiner Thatkraft, fallt in die mythische Geschichte desselben. Aus dem chaotischen Dunkel der Bewußtlosigkeit gcht der Naturmensch in dic Fabclwelt über, deren Gängelbande er sich durch Kultur, Kunst und Wissenschaft allmählich entwindet. So wie der Staat von Meroc als eine indische, durch Pncstcrhcrrschaft gegründete Kolonie zn betrachten ist, welcher Acg.)pten seinen vormaligen glänzenden Zu-siand verdankte, eben so mag Kreta dcu Impuls zu seiner ersten Bildung den auS Aegypten mit cingcwandertcn Priestern zu danken haben. Griechenlands später gestiftete Kolom'ccn waren phö- ' nizischm und ägyptischen Ursprungs; wahrscheinlich waren es auch die nahern Inseln Cypern und Kreta, welche wcit ftühcr von einzelnen Flüchtlingen oder Haufen — 255 — von Auswanderern bicscr Reiche besetzt wurden, und als die ersten Ansiedler eines kaum aus seinen Bildungsflu-then hcrvorgctauchtcn Landes anzusehen sind, welche sich, , selbst noch wenig gebildet, allenfalls mit dem Urstammc der rohen, in Höhlen wohnenden Eteokrctcr vermischten und aus dcm gesellschaftlichen Leben allmählig in die Rc-gicrungsform übertraten. Unter den Ureinwohnern dieser Insel und den in der allerältesicn Zeit dahin Gelangten, deren Ursprung oder allererste Einwanderung und Besetzung nicht mit der Wahrscheinlichkeit, wie die Verbreitung auf dem festen Lande, nachgewiesen werden kann, werden uon Diodor die Idä'iDactyli, welche am Fuße, oder vielmehr auf dcm Berge Ida selbst wohnten, indem sie erst späterhin in die Thäler sich herabzogen, vorzugsweise genannt; außer ihnen die Bewohner des Berecynthus im cydoni» schcn Gebiete, dann die Etcokrctcr, insbesondere jene, welche an der Südseite des östlichen Theils der Insel wohnten, die nun insgesammt als isolitte Etamme, den drey Hauptgebirgm Kretas entsprachen. Die Idai Dactyli, vorzugsweise unter den Urstam- men genannt, erfanden den Gebrauch des Feuers zur Schmelzung der Metalle, ihre Bearbeitung, und machen in der Tradition den Kuretcn, welche gleichfalls am Bcr- ge Ida wohnten, bald darauf Platz, welche sich nun durch den mannigfaltigen Gebrauch dieser Werkzeuge als Schützen, Jäger und Musiker auszeichneten; ihren rohe, rcn Mitbewohnern zugleich durch Aufnahme gebildeter Flüchtlinge, durch Einführung der Musik des Tanzes, Gottesdienstes und anderer in ihrer Rohhcit schlummern- den Künste und Wissenschaften als Volkslchrcr zn gebie- ten schienen, und hiermit als die ersten Priester derselben anzusehen sind. — 216 — Früher wohnten sic in Bcrgwaldcrn, Höhlen, Schluchten und natürlichen Grotten, indem damals die Kunst Gcbände zu errichten und auch die Hülfsmittel dazu noch nicht erfunden waren. Sie zähmten zuerst die Haus-thicrc, lernten die Bienen warten; sie errichteten Gesell schaften und gemeinschaftliche Mahle und waren die Urhc, bcr häuslicher Ordnung und Zucht. Schwert, Lanze und der Wassentan; sind ihre Erfindung. Die Kurctcn scheinen sich m Koribanten und Tclchinicr zu trennen, von denen die crsiern ägyptischen, die lctztcrn aber yhönizi-schcn Ursprungs zu seyn scheinen, indem ohnehin auch Hcrodot die Kreter für eine phönizischc Kolonie ausgibt, obwohl die Einwohner bis zu Mlnos Zeiten Barbaren verblieben. Dcr höchste, stets mit Schnee bedeckte Berg Ida wurde wegen seiner Sichtbarkeit von Griechenland bis an Karicns Küsten, Ida, gleichsam der Gesehene oder der Erblickte, genannt, die Insel selbst aber Ida'a *), sonst hieß sic auch Dolichc ihrcr Lange wcgcn nnd nach Stephan auch T, e l ch i n i a. An der Südseite des Berges Ida sikdet sich noch jetzt ein hochgelegenes Gcbirgsdorf, welches Kuretcs genannt wird, und dcr vorzüglichste Sitz dicser Kaste gewesen seyn mag. Die Kultur der Einwohner nahm zu, dic Höhlen der Berge, die Wälder wurden verlassen, und man zog. sich in die Ebenen herab. Dieß bewirkte eine wechselseitige Annäherung, indem man aus Mangel an Höhlen, WohnZel^ude crrichtttc und gesellschaftlich zu leben anfing.' Dcr wichtigste Schritt zur Steigerung dcr Kultur 5) 5o'.nrr mag sie unter di^'m N^n nicht Mnmt HM», sonii hätt,.' cr sia, Mv>.'ik'i, dicscs Ausdrucks bchic'ut, indem „Idäa" dich^erischcr klingt. war geschehen. Es wurden Gesetze und Oberhäupter nothwendig, der Gottesdienst wurde zur Religion, dic Musik, die Baukunst, der Gebrauch der Waffen, die Jagd, dcr Kampf, die Zähmung der Pferde, der Getreide - und Oclbau, die Honigzucht und dcr Weinbau wurden von einzelnen nachher göttlich verehrten Personen erfunden, vervollkommt und allgemein gelehrt. Man er« fand daselbst cinc Menge Instrumente, den Bohrer, den Meißcl, die Säge, die Drechselbank und viele andere damit gcnall in Verbindung stehende Hülfsmittel zum ökonomischen Gebrauche, und von da verbreitete sich auch jeder dieser einzelnen Zweige des gcwcck. ten Echnoungsgeistes dnrch ganz Griechenland und den Archipelagus; denn dcr Ursprungsort dcr Gesetze ist zugleich dcr Centralpuukt allcr Kultur. Die griechische Mythologie, welche ihre Entstehung dcr Inst! Kreta verdankt, hat auch einige Spure» ihrer ältesten Geschichte in ihrem Fabelgewandc erhalten. Zur Zeit dcr Knrctcn besaß die Gegend von Giwssus das Geschlecht dcr Titanen, deren vornehmster Saturn sie aus dem noch rohen Zustande allmählig zu einer gemilderten Lebensart anführte. Er soll mit dec größten Billigkeit m,d Mäßigung regiert, und unter ihm das goldene Zeitalter geherrscht haben. Sein ältester Bruder Titan hatte ihm das Reich unter der Bcdin-Mng abgetreten, daß er keine männlichen Erbcn aufcr-liehen und das Reich an die Scinigcn zurückfallen solle. Cin Orakel (dcr Kuretcn) hatte, ihm ohnehin gewcisfagt, daß ihn einer seiner Söhne vom Throne stoßen würde, deschalb verbarg sc,'„e Gemahlin Rhca dcn von ihr in cincr Höhlc dcs Dicta gcbomcu Sohn Jupiter, übergab ihn b,en Nymphen zur Pflege und den Kuretcu zur Er-jichung. Diese sollen durch das Getöse ihrer Zpmbelu und 24« Schalmeyen das Geschrey bcs Kindes, damit Saturn es nicht hörte, übertäubt, und Rhea demselben einen Stein gereicht haben, welchen er statt seines Sohnes verschlang. Jupiter bestieg den Thron, wurde machtig, und dehnte seine Herrschaft nach allen Gränzen aus. Er vcr< trieb dic Titanen aus dem Reiche, zeichnete sich durch G» rcchtigkcit und Güte vorzüglich ans, dem Volke wohlthätig ward cr ciu Schrecken der Bösen. An Körper« starke und andern rühmlichen Eigenschaften soll er alle andern weit übertroffen hadcn. Mit seinen Brüdern theilte cr die Regierung; Plnto übernahm den Gottesdienst, die fcycrlichc Beerdigung der Todten, dem Neptun übergab er die Besitzungen jenseit des Meeres und die Obermacht zur See. Zehn Knrctcn, die er mit seiner Gemahlin Ida erzeugt haben soll, sind ohne Zweifel seine aus dcm Kuretcnsianm'c zur Volksbildung undLcitung gewählten Staatsdicncr, die nachmaligen Kosmen, und seine Geschwister, die vor und während seiner Regierung durch Erfindung berühmt gewordenen Personen. So wird der Ceres dcr Getreidebau, der Vesta die Baukunst, dem Neptun die Zähmung der Pferde, dcr Minerva die Kultur dcs OMcluiucs, dem Vulkan die Bearbeitung dcs Eisens zu Waffen, bcm Mars die Kriegskunst, dcm Apoll und dm Musen die Wissenschaften und Künste zugeschrieben. Jupiter übergab ftr-ucr der Venus die "Jungfrauen, der Lucina die Schwangeren, dcr Diana die Säuglinge, und dcm Acskulap die Kranken. Er unternahm — so wie Herkules, cinc mehrern Völkern gemeinschaftliche mythische Person — Hcereszüge nach allcn Gegenden, selbst Lybicns ausgebreitete Fläche unterwarf cr sich und drang bis zur Stadt dcr hundert Thore vor. Nichts destowcnigcr blieben die Einwohner Kretas — 219 — noch immer Barbaren, roh und ungebildet, nnd nur all-mahlig nahm der Grad ihrer Bildung zu. Nach Jupiter, meldet uns die mit Zabeln verwebte Ueberlieferung, habe sie Crcs, ihr König, ein Erfinder und Beschützer der Kün-sic und dcr Wissenschaften, beherrscht. Ill diesem Zcitrmt-me machten sich gleichfalls verschiedene andere Personen, welche man nachmals als Götter verehrte, durcli man-chcrley nützliche Einrichtungen m,d mitgetheilte Erfahrungen berühmt. Nachher kam Ammon, König in einer Gegend Lybicns, ans seinem Reiche verjagt, und durch cine Hungersnoth gedrungen, nach der Insel, Heirathe-tc die Kreta, die Tochter cin-s aus der Famiilc der Ku. retcn, nnd erhielt die Regierung. Er benannte diese Insel, welche bisher Idaa geheißen hatte, nach dem Namen seiner Gemahlin Kreta. Die Kurctcn, deren Unterricht der nachmals so berühmte Epimeni des vonPhäsius genoß, von bcncn selbst Orpheus lernte,, der grosic Dichter nnd Sänger, welcher die Thrazier unterrichtete, und persönlich nach Kreta gekommen war, um den Gottesdienst, die Musik und andere von ihm nach Griechenland eingeführte Gebrauche zu erlernen —< scheinen ohne Zweifel der Priester-siamm, welcher den Rath der Könige bildete, und wahrend dem wahrscheinlichen Interregnum die Zügel der Regierung führte, gewesen zu seyn. Selbst Herkules soll, als er auf Befehl des Curysth eus, um dm Chry-sa o r, einen der reichsten Könige Ibcriens zu überwinden, auf Kreta landete, daselbst scm Kriegshcer vcrsammllt haben. Bevor cr absegelte, wurden ihm göttliche Ehren "wiesen. Zum Danke dafür reinigte cr diese Insel von aUcn Wölfen, Bären und Schlangen, so dasi nichts von dieser Art mehr auf der Inftl Übrig blieb; dieß that er der Insel zu'Ehrm, weil Jupiter darauf gebore,» war. — 220 — Cs zeichneten sich auch mehrere Jahrhunderte hindurch mancherley Herren auf dieser Insel durch ihre Thaten aus. Es verflossen 395 Jahre in der Geschichte, ohne daß uns dieselbe die Namen der Könige bis auf Tecta-mus nennt. Cecrops, dann Cydon, welcher seine Tochter Eulimcnc, die den Lycast us geliebt hatte, dem Aptcrus einem Vornehmem der Instl zum Weibe gab, der nach ihm das Reich erhielt, werden blos na< mcntlich angeführt. Aptcrus baute die Stadt Aptera nach seinem Namen, und cs folgte ihm Lapcs in ftinem Reiche nach. Hier scheint sich das Reich von Gnossus erweitert, nach Westen allmählich verbreitet, und in kleinere Gebiete, wie jenes von Cydon, Aptera und Ly-casius, getrennt zu haben. Kretas erste Bewohner waren zwar die Etcokrctcr und die sie bildenden Aegypter und Phönizier als Ku-rctcn und Tclchim'cr gewesen; allein noch waren sic mit keinen andern Völkern in Berührung getreten, um ihrer politischen Entwickelung cntgcgcn zu gchcn. Nach mchrern Jahrhunderten, und der darauf erfolgten allgemeinen Ausbreitung der Hellenen, nach den Kriegen derselben unter sich, und den durch Parteyen und Vermehrung der Volks-ahl veranlaßten Auswanderungen, kam cin Theil der Doricr mit Aeolicrn und Pclasgeru vermischt unter der Anführung des Königs Tettamus, eines Sohns dcs Dorus und Urenkels des Deukalion, nach Kreta. Sie faßten an dcn Meeresküsten ftstcn Fuß, um so mehr, da dic Eingcborncn meiftcus noch in den Bergen wohnten. Die Dorier besetzten dcn östlichsten Theil der Insel, Tettamus herrschte nun hier mit den Actolieril und Pelasgcrn, welche letztere zum Theil ^- 224 — schon früher hier angekommen warcn l diese Völker waren triegs - und händelsüchtig, schwärmten gern außerhalb ihrer Heimath, besetzten sogleich jeden Theil der Insel, wo sie landeten, vermischten sich nnt den Ureinwohnern, und scheinen vorzüglich an der Richtung des Charakters der Kreter Antheil gehabt zn haben. Jetzt erfuhr Kreta noch mehrere Einwanderungen. Ein viertes, aus allerhand einzelnen zujammcngerotttten Barbaren bestehendes Heer langte hier an und half es bevölkern. Endlich siedelten sich Argiver und Spartaner mit einigen Koloniecn in Kreta an, und erbauttn mehrere Städte. So wurde durch ausgewanderte Spartaner Lyctos und das Gebiet derselben begründet. Nach dem Tode des Kodrus schlössen sich einige Qorier an die von Althamcncs angeführte Kolonie nach Kreta an, woselbst er sogar zehn Städte erbaute. Auch nach dem trojanische Kriege brachte schon Thalthybius von Mycene eine Kolonie nach Kreta und die vertriebenen Samicr bauten Cydo-nia aufs ncue. Dicsc seit dcr Reihe der von Tectamus bis I dome nc us herrschenden Könige vor sich gegangenen Einwanderungen hatten auf oic einzelnen Gebiete dieser Insel einen entscheidenden Einfluss. Zwar nahmen alle cine gemeinschaftliche Sprache nn, hatttn gleiche Ncgicrungs-form, waren in Bündnissen, allein sic zerfielen nachher in eben so mannigfaltige gegeneinander eifersüchtige Frcysiaaten. Tcctamus, dcr mit seiner Schaar sich cincn Theil von Kreta unterwarf, erzeugte mit einer Tochter des Königs Kr etc us einen Sohn Asterius, welcher ihm m der Regierung folgte. Jupiter, dieses Namens der zweyte, König cims andern Antheils dieser Insel, nahm — 222 — die Europa, die Tochter des phönizifthen Königs Age. nor, welche stin Feldherr Taurus bcy Eroberung der zwischen Tyrus und Sidon gelegenen Stadt Scrapias ncbst andern erbeuteten Kostbarkeiten entführte, zum Weihe und zeugte mit ihr drey Söhne: den Minos, Sar. pcdon und Rha daman thus, woraus, späterhin die Fabel der durch einen Stier geraubten Europa entstand. Asierius nahm die Europa zum Weibe, und ihre drey Söhne, da er kinderlos blieb, an Kiudcssiatt an, welche ihm nun in der Regierung folgten. Minos hcirathctc die Tochter des Lyctus, Ithone, und zeugte mit ihr seinen Sohn und Nachfolger Lycast us. Er verheirathetc auch seine Tochter Acacallis an den Apollo, einen vornehmen, wegen seines Geschmacks an Künsicn nild Wissenschaften berühmten Mann. Seinen Bruder Sarpedon, welcher ihm die Thronfolge streitig, machen wollte, vertrieb er mit seiner Gemahlin Eidothca aus Kreta nach Kleinasien, woselbst er die Stadt Miletus in Ionicn erbaute. Dieser drang weiter in das Gebiet von Mylias vor, und uahm den durch gleiches Schicksal aus Athen von seinem Bruder Acgeus vertriebenen Ly« c u s, Sohn des damals herrschenden Königs Pand ion, als einen Flüchtling auf, nach welchem dann spater dieses Reich den Namen Lycicn erhielt, welches nun gemein« schaftlich theils nach kretischen, theils nach karischcn Gesetzen regiert wurde. Minos, durch cm günstiges Ereigniß in seiner Thronfolge bestätigt, lndcm auf sein Geheiß, zu dessen Bekräftigung, Neptun einen weißen Stier, den er ihm sogleich opferte, auS dem Grunde des Meeres hcvorsiei-gen licß — herrschte gemeinschaftlich mit seinem Bruder Rhad a man thus, welcher durch seine Gerechtigkeit berühmt, durch die Unerbittlichkeit in Vollstreckung seiner ">" 222 — Urthcilsftrüche, als untergeordneter Mitrcgent des Mi" no s, sich das größte Lob erwarb, so daß man ihn spä, tcr zum Höllcnrichter crhob. Er soll untcr Minos mch. rere Inseln erobert, und sie zur Verwaltung an andere übertragen haben. Minos befestigte und erweiterte sein Reich, erbaute seine Hauptstadt Gnossus auf das prachtvollste, dann Phästus, dann die Stadt ylpollonia, dem Gemahl seiner. Tochter Acacallis zu Ehren, welche sein Enkel Cy< don erweiterte und ihr den Namen Cydonia ertheilte. Dem Vater seiner Gemahlin Ichone, Lyctius, dem Gründer von Lyctos, erbaute cr die an bcr Nordkäste der östlichsten Landenge befindliche Stadt Minoa Lycria, eine andere gleiches Namens im Cydonischcn Gebiete. Er lebte 420 Jahre vor dem trojanischen Kriege und machte, sich durch sciue weise Regierung ln gau; Griechenland be» rühmt. Er lebte um das Jahr 253l) oder etwa 1400 Jahr v. C. G. Dcn größten Ruhm erwarb cr sich jedoch durch die vortrefflichen Gesetze, wobey ihm Rhaoamanthus zum Beyspiele gedient hatte. Um denselben desto mehr Ansehen zu verschaffen, stieg cr in cinc Höhle des Dikta herab, Woselbst Jupiter sollte geboren worden seyn, und gab. vor, solche unmittelbar von ihm, seinem Vater, erhalten zu haben, welche Höhle cr alle neun Jahre einmal besuchte, und von ihm in allen Einrichtungen unterwiesen wurde. MinoS war cm Zeitgenosse des israelitischen Gesetzgebers Moses, von welchem er mehrere seiner Einrichtungen entlehnt haben kann. Flavins Iosephus vergleicht ihn auch nur allein mit Moses. Minos mag also stiue Gcsehe zum Theil aus Phöm'zien und auch aus AcgYPtcn crhalrcn und sic nach Umstanden fur sein Rcich angepaßt haben; denn da Atv m u s, ein Bruder — 224 — der Europa, nach Solin später als ein Gott zu Gortyna verehrt, phöm'zischen Ursprungs war, und mit der Europa seiner Schwester, und Mutter des Minos, nebst vielen andern später cingcwaudcttcn Personen von Range, phönizischc Kultur und Gesetze mitgebracht und Mmossclbsi von ihnen erzogen wurde; um so mehr als Märn as der Gchcimschrcibcr des Minoö, nach Plato, aus Phönizicn kam, indem zum Beweist eine phöuizische Gottheit unter diesem Namen bekannt ist: so ist nicht zu zweifeln, daß Minos viclc seiner Gesetze von da und selbst aus der mosaischen Religion entlehnt haben könne. Derselbe mag auch den Dadalus nicht blos des zu cr-bauenden Labyrinthes wegen nach Aegyptcn gesendet ha« bcn, um es nach dcm Muster dcs ägyptischen aufzuführen, sondern auch mehrere andere wichtige Einrichtm:gcn und Gcsctze mögen auf diese Art durch andere ihm mitgetheilt worden seyn. Diese Muthmaßung bestätigt sich durch Solon, Lyonrgus und Pythagoras, welche Minos Gcsctze — indem sic deren bedurften — kciuun zu lernen suchten und nach Kreta reisten, von dcucn letzterer die Urquelle aufsuchte, nach Aegyptcn vordrang und sich in die Geheimnisse ihrer Priester einweihen ließ. Minos hob ftmc Seemacht, eroberte vicle Iuscln dcs Archipels, gründete dadurch die Oberherrschaft der Krctcnser auf dmi Mccre, wodurch sie zum Rufe der geschicktesten seefahrenden Nation gelangten. ' Freywillig unterwarfen sich manche Völkerschaften seiner weisen Regierung; so zahlten die Lclegcr, welche einige Inseln bewohnten, keimn Tribut, sondcm siclltcn auf Ver-lange» dic Flotte scheitert. Die Schissbrüchigcn retten sich, bauen in der Nähe von Tarcnt die Stadt Hiria, bis sie endlich durch das sich erbarmende Schicksal dennoch so glücklich sind, durch Hunger, Pest und Sturm aufgerieben, mit einem kleinen Uebcrrcsic nach Kreta zurückzukehren, das sie aber schon zum dritten Male mit cingewandcrten Stämmen besetzt finden. Diese ganze Erzählung tragt in allen ihren Theilen so sehr das Gepräge cincr boshaften Erdichtung, um nicht im mindesten für eine Begebenheit gelten zu können. Beförderte der auf Flügeln oder auf Segelschiffen enteilende Dädalus und Icarns die Flucht der A r i a d-nc, warum sicl die Rache des Miuos nicht auf Theseus, und warum büsitc nicht Theseus oder Athen neuerdings für dic Beleidigungen cmcs kurz vorher großmüthig verzeihenden Königs, welcher dic erste Gelegenheit, den Athcnicnscrn ihren Tribut für immer schcnkcn zu können ergriff? Was hatte Theseus mit stincm Kampfe wohl vermocht, wenn der grosimüthige Minos nicht durch eine blosse Demüthigung der Athcnicnser sich für den Mord seines Sohnes hatte besänftigen lassen. The. sens scheint sogar dic Hand der Ariadne erhalten, Mit ihr dem Ocnopion und Staphylus erzeugt und sie durch den Tod verloren zu haben; denn ohnc daß uns die Geschichte einen dadurch mlvmn eidlich gewordenen Kricg meldet, erhielt cr zum Ersatz dic zweite Tochter des Minos, Phädra, zum Wcidc, welche ihm den 23t Dcmophoon und At Hamas gebar. Endlich statt in Athen wieder Genugthuung zu fordern, lenken sie die Aufmerksamkeit des Hörers ab, und lassen dcn Minos, wie einen Thoren, einem armen Baumeister mit einer ganzen Flotte nach Sicilien nachrennen, dort 5 Jahre ein erbärmliches Echloß — als komisches Vorspiel der zehn-jährigen Belagerung Trojas — vergeblich bestürmen und diesen machtigen König vom Kokalus so schnöde überlisten, dem es übrigens an Beweggründen ganzlich fehlen musite, sich und sein ganzes Volk eines Flüchtlings wegen aufzuopfern. Nicht genug, das Kriegsherr cntftrnt sich ohne Rache nehmen zu wollen und begräbt die Leiche oh^ Nc Umstände in einem frcm>cn Lande, damit dcr Todte nicht einmal m seiner Vater Erde ruhen möge — läuft fort, wird durch Hunger und Pest hingerafft, leidct Sturm, wird an die Küstcn geschleudert, und kommt endlich nach tauseno Drangsalen elend nach seiner Heimath zurück. — Alles dieses muß sich Minos und scm Volk gefallen lassen, wcll es ihm einfiel, die Grausamkeit und das verletzte Gasirccht an eim'M Königssohn und mächtigen Throncrbcn Kretas au cimm treulosen Volke durch einen großmüthig geschenkten Sklavcntribnt zu rächen, und dcn Stolz eines so empfindlichen und citeln Volkes durch Grösie zu demüthigen. Daß Minos inzwischen mit seiner Flotte nach Si-cilicn gekommen, und alö Beherrscher des Meeres mit den Sicilianern in feindliche Berührung treten mußte, welche gleichfalls cine schifffahrcndc Nation gewesen seyn mochten, wird von Hcrodot angcslihrt. Diese Unter, nchmung mag auch dazu dicncn, ihr ;mn Beweggründe die Aufsuchung des armen Dädalus aufzubürden) und V 233 "»- hie Athcnkenstr benutzten schlau zu einem Ganzen alle einzelnen Umstände, zum Nachtheil des Minos', dem sie nie, eine so empfindliche Demüthigung vergeben konnten. Es herrscht indeß ein noch nicht völlig beygelegter Streit über die Existenz zweyer Minossc *). Von einer Seite soll der Grund gelten, daß Minos, der Gesetzgeber, 120 Jahre vor dem trojanische» Kriege gelebt habe, in welchen bekanntlich Idomcncus, König von Kreta, mit seinen Scharen zog. Diese Zeit würde nicht ausreichen, wenn der Genealogie zu Folge Minos der Eroberer nicht als sein Enkel angenommen würde. Endlich war Ithon c die Gemahlin Miuos des lsicn, welche ihm den Lycasius gebar; Minos der Iltc hingegen zeugte mit der Pasiphac, seiner Gemahlin — den Androgcus, Glaucus, Deucalion, Catraus und die Töchter Phadra, Ariadne, Nenodicc, Hecatc. Endlich trennt selbst die pansche Marmorchronik diese beyden Minosse; oder man müßte annehmen, daß die wahre geschichtliche Ueberlieferung schon damals bey ihrer Verfertigung erloschen gewesen sey. Indessen ist, mehrerer andern Gründe ungeachtet, zu «rwagcn, daß der Zeitraum von 120 Jahren nicht unumgänglich nothwendig durch den zweyten Miuos ergänzt werden müsse, daß ferner dieser zweifelhafte Minos außer der Pasiphac, welche ihm acht Kinder brachte,* mit andern Frauen noch mehrere erhielt. Es zeugte nämlich Minos (der Ute) nach Ap 0 ll 0 d 0 r mit der Nym« phcParia, den Eurymcdon, Ncvhalion, Chr,)« «) .Herr Neumann in smicin ^>oc. <^^ i,5 neuerdings dieser Mmuulg, ohne bc» seine» ,imfassenden Kemttnissm die Ursachen beyläufig angcftihtt zu haben. — 233 — scs nnd Philolaus, mit dcr Dc^ithea ben Enfant!) »us; cs findet sich daher, gar kcine Schwierigkeit, ihm noch cine vierte Frau odcr Geliebte beyzulegen, welche ihm d?n Lycastus gebar, der ohnehin in dcr Geschichte — seinen einmal genannten Namen ausgenommen — verschwindet. Nimmt man aber die Genealogie der gleichzeitig regierenden Köuigc zu Hülfe, so ergibt sich, dasi Pand ion, König von Achen, ein Zeitgenosse Minos des Gesetzgebers gewesen sey, indem des ersicrn vertriebener Sohn Lycus nach Kleinasien sich flüchtend, von dem bereits anwcscnden, und gleichfalls verjagten Sarpcdon, Bruder M inos des ersten, aufgenommen wurdc und das Reich Lycien stiften half. Pandion König von Athen hatte vier Söhne, den Acgäus (den vertriebenen), Lycus, Nisus und Pallas. Acgäns erhielt Athen, Nisus Mcgara; Lycus mußte daher bey Lebzeiten Minos des ersten vertrieben worden seyn, denn cr lebte längere Icit mit Sarpcdon in Kleinasien; Pallas Söhne suchten spater auf dcn Thron von Athen zu gelangen. Acgäus zeugte mit seiner «Gemahlin die Tochter Acthra, welche letztere ihm erst den Theseus gebar, der zur Zeit, als der Mord des Androgcus, des Sohnes Minos (des Uten), in Athen vorfiel, noch ein Knabe war. Wie gelangt man nun so plötzlich aus den Zeiten M inos des ersten, mit ungcgründctcr Hinweglassung zweyer Mcnschc.,altcr, des Lycast u s und Minos des Hm,, ln die mannbaren Jahre des Androgcus, welcher mit den Eöhmn des Pallas Freundschaft stiftet, und wah. reut, dc« Spielen, wclchc Acgäus zu Athcu veranstaltet, . daselbst von ihm crmordcc wird? Kann cs möglich sey", dasi Acgäus zu den Zeiten Minos dcs Ntcil, dcr — 234 — schon wieder mannbare Söhne hat, noch bey Lcbcn war? da doch offenbar Aethra und Androgeus fast von gleichem Alter scyn mußten? Läsit man hingegen nur einen Minos gelten, so fallt diese schwer zu lösende Aufgabe völlig weg. Die Flucht des Lycuszum Sarpcdon fällt in die Zeit der Geburt der Acthra, welche dem Acgäus schon wieder einen Sohn gebiert, den cr von den Göttern, aus Mangel eines Nachfolgers, erbeten hatte, als des Minos — des einzigen dieses Namens — Sohn, Anbrogcus, mannbar wird, und als rüstiger Kampfer (24 Jahre alt) zu Athen erscheint, da The sens (vor der dritten Abscn-dung der allc sieben Jahre nach Gnossus zu liefernden Opfer) jetzt nur etwa sieben Jahre zählt. Hier greift das Lcbcn des Theseus vollkommen in den Faden zusammenhangender Begebenheiten und der Zeitrechmmg, welches bereits erzählt ist. Theseus, so eben kampfrüstig geworden, hebt den Tribut zu Gnossus auf, da Androgeus, Sohn des Minos — welcher letztere auch noch nevstdem mit einer It hone den unbc, deutenden Lycasius gezeugt haben mag — bereits etwa vierzehn Jahre todt ist. Lycasius und Minos der Ute sind daher — nicht unwahrscheinlich — bloße Einschiebsel in der Geschichte Kretas. Die nachstehende Tafel vcrsmnlicht die gegebene Darstellung noch mehr. 235 1 Pandion der Ute....... 2. Acgäus, Nisus, Pallas, Lycus (Sarpedon) .^ in Lycicn. -I ^ ^ . .............Lychnis ^ Z. Acthra............Androgcus. 6. Thcscus................'.......... Wie cS abcr kam, ^ß »pan zwey Minosse an^u-nchwcu gcncigt war, läßt sich daraus erklären: daß — 226 — Minos cinmal als berühmter Gesetzgeber und oberster Höllcurichtcr in Ansehen stand mld itt der Göttcrlehrc ei« ncn ehrenvollen Platz erhielt; dagegen aber auch der Hasi der Athcnienser dieser Erdichtung mit Theseus, Ariadne, Dadalus und der Expedition nach Sicilicn freyen Lauf ließ, mn sich au Minos zu rächen; daher man es zur Schonung der Mythe und Religion übrigens geschehen licsi, die Minossc voneinander zu trennen, um beyde Theile zu befriedigen; deßhalb trennte auch die öffentlich aufgestellte Marmorchrom'k die beyden Mino sse. Zur Zeit Minos des zweyten kehrten auch die Iapygicr, von Kretern entsprossen, aus Grosigriechcnland wieder in ihrc Hcimath zurück, welche zur Widerlegung der fabelhaften Erzählung einer durch ihn geleiteten Kricgsun-tcrnchnumg nach Sicilicn, noch bey seinen eigenen Lebzeiten (Miuos des zweyten) anlangten. Minos des zweiten von der P a sip h ac gcborncr Sohn Glaucus starb eines eigenthümlichen Todes, indem cr eine Maus jagte und in ein Gefäß mit Honig stürzte, worin cr umkam. Minos erbaute ihm ein herrliches Grabmal von hundert Ellcn im Umfange. Deucalion, der dritte Sohn des M i n o s, nach dem Tode seiner Brüder Androg e u s und Glaucus, folgte ihm im Reiche nach. Er schloss nut dem Könige Theseus von Athen ein Freuudschaftsbündniß und gab ihm seine Schwester Phäora zur Gemahlin, darf aber mit dem Deucalion, einem Sohne des Prome. thcus und dem Grostoatcr des Tckta mus, nicht verwechselt werden. Er starb zu Gnossus, ,'ndcm cr vou Theseus selbst in dem Thore dcs Labyrinths nebst seinen Begleitern gctödtet wurde. Sein Grab soll zu Athen neben dcm Tempel dcs olympischen Jupiters noch lange zusehen und die Ursache bcs StreitcS mit Däbalus gcwesc»! scyn. Sein Sohn war Idomcncu s. Dcm Dencalion folgte sein Vrudcr Caträus, dcr vierte und jüngste Sohn dcs Minos. Er zeugte die Töchter Acropa, Clymcnc, Apcmosina und seinen Sohn Althämcnes. Caträus fragte nun, durch das unglückliche Schicksal aller seiner Bruder, dcs Androgeus, Glaucus und Deucalion, bewogen, das Orakel nach seinem Schicksale. Es antwortete ihm, cr würde einst von seinem eigenen Sohne getödtct werden. Sein Sohn entsetzte sich über diesen Ausspruch und entfloh nach Nhodus, um selbst dem Zufalle, Vatcr< niördcr werden zu müsscn — zu entgehen. Sein Vater Caträus, bejahrt uud trostlos über scinc Entfernung, beschloß ihn selbst aufzusuchen, und ihn zu bewegen, die Regierung zu übernehmen. Mein da cr zu Nachtzeit zu Nhodus anlangte, vermuthete man den Einfall von Räu« bcrn: das Volk rottete sich unter Anführung dcs A l. thamcncs vertheidigend zusammen, welcher nun unglücklicher Weise im Gefechte seinen Vater töotcte. Einer zurückgelassenen Verordnung dcs Caträus zufolge, erhielten Ioomcncus und Mcrioncs, ein Sohn des Molus, seine Neffen, das Reich, welches sie nun gemeinschaftlich regierten. Sie folgten kurz darauf den Griechen zum trojanischen Kriege und rüsteten dazu tzo Schiffe aus, nachdem Agamemnon dcn Idome, "cus, cincr an ihn abgesendeten Gesandtschaft zu Folge, ium Mitanführer aufgenommen hatte. Bey dcr Verthei-luug der Kriegsbeute zog cr sich die Unzufriedenheit seiner Waffengefährten zu, indem cr bas beste für sich und die Scinigen zur Scitc legte. Seiner vorzüglichen Schön» heit wegen berühmt, wählten ihn Thetis und Medea, welche UM dM Vorzug dcr Schönheit stritten, jl,M — 239 — Schiedsrichter. Cr erkannte der Thetis den Preis zu, und zog sich dadurch die Rache der Mcdca zu, welche über ihn aufgebracht, ihn einen Lügner schalt, wesihalb das Sprichwort: „alle Krctcnscr sind Lügner" auch auf seine Nation überging, und das Wort: «i""5"v, hieß so viel als „lügen." Bey dem heftigen Sturm auf fti-ncr Rückreise that er das übereilte Gelübde: wenn er glücklich nach Hause gelangte, so wolle cr die erste Person, welche ihm entgegen käme, dem Gotte Neptun opfern. Sein eiuzsgcr Sohn kam ihm entgegen und er opferte ihn wirklich. Seine Unterthanen waren über seine Grausamkeit so sehr aufgebracht, daß sie ihn von ihrer Insel vertrieben. Nach andern wird es auf folgende Art berichtet. Idomcneus brachte zwar alle Gefährten glücklich nach Kreta zurück, fand aber das Land in Empörung, zehn Städte desselben zerstört, Kreta cutvölkert und durch Pest und Hunger beynahe zu Grunde gerichtet. Bey ses, ner Abreise hatte cr den zum Sohne angenommenen Ly» cus zu seinem Stellvertreter ernannt und ihm seine Gemahlin Medca uud seine Tochter Clisithera anver. traut. Er mißhandelte sie jedoch, ließ beyde im Tempel erdrosseln und setzte das Rcich in Unordnung. Idome. ncus tödtetc dahcr dcn Lycus und wollte den ausge, brochenen Unruhen eines zügellos gewordenen Volkes Einhalt thun, cr musitc aber entweichen, ging nach Italien wo cr Salent erbaute und die Gesetze des Mmos ein» führte. Er soll iudcß zu Gnossus begraben und göttlich verehrt worden icyn. Nach dem Tode des Idomcneus und d?s ermorde« ten L y c u s erhielt Krcta eine rcpubl ikanische Form. Anfänglich mit dcn trefflichsten Gesetzen beschenkt, diente sie allen gricchischcn Staaten zum Muster, und Künste — 239 — und Wissenschaft, Gottesdienst, Gesetzgebung und Regie-rungsform entlehnten sie unr aus Kreta. Die spartanische des Lycurgus ist ihr nachgebildet und zeugt von dcr Vortresslichkeit ihrer Grundsätze, wenn sie uns gleich nur unvollkommen bekannt ist. Unter dcr glücklichen Rc» gicrung dcr Könige, welche alle Gebiete zu vereinigen suchten, gewann ihr Staat an Ansehen und Stärke. Mit dem fcsicn Lande in steter Berührung, gleich entfernt von Asien und Griechenland, dnrch ihre Lage, ausgebreitete Seemacht und mehrere auswattige Besitzungen furchtbar, blieb derselbe in die politischeu Verhältnisse der übrigen Lander vortheilhaft verflochten. Die Städte vcrgrößcr. ten sich einzeln, legten wahrend der Entfernung des I do-mcueus den Grund zu ihrer Unabhängigkeit/ uud bekriegten einander wechselweise. Von dcr Zeit an bildeten sie einen politisch abgeschiedenen Schauplatz, welcher sich dadurch von den Angelegenheiten des übrigen Griechenlands entfernte. Die Lage und Beschaffenheit der Insel überhob sie dcr Furcht, mit Erfolg angegriffen zu werden, indem sie, wenn gleich im Streite, sich schnell gegen einen gemeinschaftlichen Feind verbanden, und dann wieder in ihre vorigen Händel und Zwisiigkeiten zurückfielen. Um allen Spaltungen zuvorzukommen, verbannten sie alle Redner, welche znVcrirrungcn und innern Volksparteycn KlUast geben konnten, aus ihrem Staate. Ein Grund '"ehr zu dem Hasse, mit welchem sie Griechenland aus sei« ncm Bunde ausschloß, und daher auch dcr Mangel an geschichtlichen Nachrichten, indcm sie fast ganzlich außer Verbindung mit demselben blieben. Während des persische Einfalles unter Xerxes sand-ten sie Abgeordnete nach Dclphos, das Orakel zu befra. gen, ob sie an dem allgemeinen Kriege Griechenlands 2ln-,thcil nehmen sollten, so Wie die Sicilier, welche deu Aus- — 240 ^ gang des ersten Treffens mit ihrer Flotte 6m Pcloponne. sl,s erwarteten, um sich dann für den Sieger zu entscheiden. Pychia nannte die Kreter Thoren und schlosi sie vom Veytrittt zum Kriege gegen die Perser aus, indem sie ihnen das zwiefache Unglück durch Theilnahme an entfernten Kriegen, in welches sie sich bey dem trojanischen Kriege und ihrer Unternehmung nach Sicilicn gc« stürzt hatten, lebhaft vorhielt. Pythia kannte ihre Laul'gkcit, Mangel an Interesse für die,'allgemeinen An« gclegcnhcitcn Griechenlands, und die Frage an sich zeigte das Begehren der Lossprcchung von einem Beytritt, dessen Ablehnung den Muth der Griechen erhob. — Thcmisiokles mag auch der Pythia die richtigen An» sichten mitgetheilt haben. Im pcloponncsischcn Kriege ließen sie sich sogar gegen ihrer Verpflichtungen für Lacc, dämon verleiten, den Äthcuicnstrn Bogenschützen und Schlcudcrcr aus Gewinnsucht in Sold zu geben. So verlor sich der Geist der Kreter immer mehr, als sie unter sich stets uucins, in kleine Frcysiaatcn abgetrennt, sich wechselweise bekriegten. Jede dieser Städte bildete cine eigene Regierung nach gleichen Einrichtungen, jede suchte sich Anhang zu verschaffen und durch Bündnisse furchtbar zumachen. Einige derselben^ waren bedeutend und sclbstsiändi'g, andere Frcysiaatcn unbedeutend; fic schloffen sich daher an die mächtigern an. Die Macht/g, stcn, wicGortyna, Gnossus, wenn sie sich vereinigten, drohten alle übrigen zu uutcrjochcn, daher immerwährende Fchdcn, Uncmigtcittn und veränderliche Bündnisse die Bewohner abhielten, ali Griechenlands thatcnrcichcr Geschichte Antheil zu nehmen, woher auch der Mangel an geschichtlichen Nachrichten abzuleiten ist, da die Wissenschaften auf Krcta nic zu einigem Ansehen gelangtem Unter seinen Königen war Kreta am mächtigsten und furchtbarsten. Dic wenigen uns erhaltenen Nachrichten wahrend dcr Dauer dicscrFrcysiaatcn gibt uns Polybius bruch^ stückweise in seinen Lcgationcn. — Unter andern, als die Gnossicr die Oberhand hatten, verbanden sie sich mit den Gortynicrn auf das engste, Lyctos, welches ihnen widerstand, so lange zu bekriegen, bis sie es zerstört hatten. Dagegen bildctcu die Polyrrhcnicr, die Ccrcater, Lam-päer, Oricr und Arcadicr einen Verein zum Vortheil der Lycticr. In Gortyua selbst entstanden Parteyen. Die ältere, denGnossiern günstig, rief diese insgeheim her« bey, und durch Verstärkung mit tausend Actoliern ge< lang es ihnen, die jüngere, als eine für die Lyctier entschiedene Partey aus dcr Stadt zu vertreiben und sich selbst des Schlosses zu bemächtigen. Die Lycticr wur« den dagegen mit List hcrvorgclockt, und als sie auf den Kampfplatz traten, überfielen die Gnossicr von der andern Seite dcr Insel ihre Stadt, zerstörten sie, und schleppten Weiber und Kinder gefangen nach Gnossus fort. Die Lycticr zurückgekehrt, sahen dieses Unglück, fluchteten sich zu den Lampäern, und die Polyrrhenier erflehten vom König Philipp eine Unterstützung von 700 Mann, worauf die Ele:tthcricr, Cydonicr und jene von Aptera dicscm Bunde bcytratcn. Daher geschah es, daß mau die Gnossier haßte und die Gortym'er selbst gegen sic Par« lly ergriffen. Lyctos wurde wieder aufgebaut und die Gefangenen zurückgestellt, um so mehr, da sie eine spartanisch« Kolonie war. Als oie Gortym'cr nun unter ihrem Kosmus Cy< dates vie Obergewalt errungen hatten, suchten sie dle Gnossicr auf jede Weise zu unterdrücken, nahmen ihnen verschiedene Strecken Landes weg, gaben dcn Rau, Zweiter Theil. Q — 242 — ciern Lycasius, den Lycticrn aber das zu Gnossus ge< hörige Diatoniam. Appius, nach Kreta zur Schlichtung ihrer Handel aus Rom abgesendet, gab den Gnos, sicrn ihre Aeckcr zurück und legte alles in Ruhe bey. Die Cydonicr hingegen, aus Furcht vor den mächtigen Gortym'crn, hatten auf Ansuchen ihrer Gesandten am Hofe des Eumencs lwli Mann Hülfsttuppcn unter Anführung eines gewissen Lcon erhalten, dem sie die Regierung und Obergewalt durch Darreichung der Schlüssel ihrer Stadt übertrügen. Späterhin, da die Kreter mit den mächtigen Rho-dicrn in Kriege verwickelt wurden, schickten sie ihren Gesandten Antiphates zu den Acgäern um Hülfe gc-geli die Rhodicr, zum Beweise, daß sie schon damals sehr herabgekommen waren, und sich bey ihrem Syn-cretismus gegen das kleine Rhodus nicht mehr mit Erfolg zu vertheidigen getrauten. Callicratcs erinnerte aber, daß olmc Einwilligung der Römer ihnen nicht zukomme, irgend einem Staate Hülfsvölker zuzugestehen, denn man war den Kretern ohnehin abgeneigt. Es trat daher der römische Senat zur Vergrößerung seines Ansehens ins Mittel, indem cr durch seinen Abgeordneten Q u in-lius den Krieg zwischen den Kretern und Ryodicrn, die sich darüber zu Nom beschwert hatten, beylegen ließ. Da jedoch die römische Herrschaft sich in diesen Gegen-den gleichfalls allzuschr ausbreitete, so fodcl-tcn dicRhodier dic Kcettnser auf, gegen einen gemeinschaftlichen Fcind sich mit ihnen zu verbinden, um sich dcu reißenden Fortschritten cntgegcnzuschcl», denn Kreta wurde besonders bedroht. Mein zu Nom bcschlosi man, ohne alle gegebene Veranlassung, Krieg, blos ars Sucht, diese berühmte Insel zu crobcrn; sie anzugreifen übertrug man anfangs die Führung des Krieges dem Hortensius, dann aber denl — 243 — Metellus. Der Verdacht, dem König Mithrida- tcs Vorschub geleistet zu haben, wnrdc ihnen zum Verbrechen angerechnet, welches man mit den Waffen in der Hand zu rächen wünschte. M. Antonius, welchem vom Senat die Aufsicht über die Sicherheit der Küsten des mittelländischen Mce« res anvertraut worden, hielt es für leicht, die von den cilicischcn Seeräubern besetzte Insel, welche die festesten Schlösser an ihren Küsten aufgeführt hatten, und ihr Handwerk ungestört trieben, zu unterjochen. In seinem allzugrosicn Vertrauen eines glücklichen Ausgangcs nahm er auf seinen Schiffen mehr Ketten als Waffen mit; allein in den Hinterhalt gelockt, wurde er überfallen und gc< tödttt, und seine Flotte triumphircnd in d?n Haftn gebracht. Quintius Cäcilius Metcllus erschien nun mit einen, grosicn Kricgshccrc auf Kreta, und hoffte diese Insel schnell zu unterjochen. Allein 24,000 Jünglinge untcr der Anführung des Pan a res und La si hen es, in ihrem Patriotismus zu sterben bereit, durch ihre Ve-. hendigkcit den Römern gefährlich, abgehärtet durch Arbeiten und Kampfe aller Art, berühmt als Bogenschützen und Schlcudcrcr, ermüdeten mit unerhörtem Widerstände durch drey volle Jahre in einer unendlichen Anzahl von Gefechten das römische Kriegsherr. Metellus aufgebracht, verfolgte sie auf das grausamste und belagerte ihre Kastelle, wclchc sie auf das äußerste vertheidigten, indem sie daselbst vor Durst den Harn ihrer Pferde tranken. Er zerstörte ihre Städte, benahm ihncn die Freyheiten, unterwarf sie völlig, «nd erhielt dafür den Bcynamcn des „Kretischen." Das freye, noch nie eroberte Kreta, beraubt der Gc< setze des Minos, gehorchte nun römischen Prätorcn Q 2 -- 244 -" und wurde zur römischen Provinz. Sie war, vor dem mächtigen Rhodus, die letzte von allcn, welche in Griechenland den Wcltcrobcrer den heftigsten Widerstand geleistet hatte. So verfielen die Kreter m die Sklavcrcy. Gnossus und andere Städte erhiel' ten römische Koloniem, und man theilte sie nun dem Illyrikum zu. Nachher wurden sie nutCyrcne verbunden, deren Könige man unterjocht hatte. Antonius wollte den Kretern aus Achtung gegen den muthigcn Widerstand, welcher sie vor den übrigen Griechen auszeichnete, die Freyheit schenken, welches ihm aber Cicero in einer Rede öffentlich vorwarf. Unter Augustus hatten sie Prä» torcN s dann aber Prokonsuln. Konstantin trennte endlich Kreta von Cyrene und erhob es zu einer eigenen Provinz. Unter vergeblichen Versuchen, sich der Oberherrschaft der Römer zu entziehen, siel sie dem griechischen Reiche zu, bei welchem sie eine Reihe von Jahrhunderten verblieb. Unter Michael Valbus, im neunten Jahrhunderte, überfielen die Saracenen aus Spanien mit ihrer Flotte die cycladischcn Inseln, nahmen Kreta ohne allcn Widerstand und machten die sämmtlichen Einwohner zu Skla< vm; nur die beyden Städte Gnossus und Gortyna konnten widerstehen. Nach ciuem Jahre suchte Michael der Stammler vergebens sie wieder zu erobern, und wurde geschlagen. Eine zweite Flotte unter Kraterus war anfanglich glücklich, doch stolz auf scincn Sicg ver-nachlaßigtc er die nothwendigen Vorsichten, wurde überfallen, sein Heer geschlagen, Kraterus aber selbst gefangen und von den Saracenen gekreuzigt. Nach 4? Jahren, unter Vasilius dem Mace-dom'cr, machten sie das Meer aufs neue unsicher und wurden vergebens angegriffen. Einer seiner Anverwand- ten war jedoch so glücklich, besiegte und demüthigte sic, denn die Insel war einer Anzahl vornehmer griechischer Familien überlassen worden, welche sie erobern sollten. Durch diesen kräftigen Andrang in Furcht gesetzt, versprachen sie dem Kaiser Basilius Tribut zu zahlen, doch verweigerten sie ihn schon nach zehn Jahren, und beunruhigten aufs neue den Archipelagus. Sicbcnzig Jahre später wurde jedoch NicephorusPhocas, der nach. Malige Kaiser, mit einer ansehnlichen Flotte nach Kreta gesendet. Er schlug die Saracenen ohne Unterbrechung, so daß sie sich ,n ihre Kastelle werfen mußten, welche cr mit Kriegsmaschinen bestürmte uud selbst Chandace,', ihre Hauptstadt, einnahm, unter deren Mauern eine siegreiche Schlacht vorfiel. Ihren Fürst Curupes und seinen Stellvertreter An em as nahm cr gefangen. In sieben Monaten beendigte PH ocas die Wiedcrcrobcrung der Insel, nachdem sie 127 Jahre von den Saracenen be« hauptct worden war. Kreta blieb nun unter den griechischen Kaisern bis AlcxiusComncnus, unter welchem sie sich, sow« Cypcrn unter Anführung des Rhapsomatos, em» pötte, in kurzem aber wieder erobert wurde. Sie blieb nun untcr dieser Oberherrschaft bis zu Anfang der Kreuz-zügc, da Graf Balduin von Flandern Konsiantinopel eroberte und zum Kaiser von Byzanj ausgerufen ward. Die Genueser brachten sie in dieser Zeit untcr ihre Gewalt, indem sie mit wenigen Schissen als Kaufleute in Kreta landeten, und dieselbe ohne allen Widerstand eroberten. Untcr den Venetianern, denen sie im Jahre 1204 vom Bonifa ciusMarquis y^ Montscrrat verkauft wurde, wurde sie regelmäßig verwaltet, eingetheilt, verschiedene Plätze befestigt. Die Vcnetianer, ungeachtet der Ab. — 246 — gencigthcit dcr Einwohner, wusitmfich mehrere Jahrhunderte in ihrem Besitze zu erhalten. 1363 lehnten sich die Kr^er gegen die Vcnctiancr auf, wurden aber das Jahr nachher gcdcmüthigt, und ohne alles Blutvergießen wie» dcr zur Ordnung zurückgeführt. Da seit dieser Zeit das griechische Kaiserthum durch innere Unruhen immer mehr in Verfall gcricth, so blieben die Versuche von ihrer Seite, diese Insel den mächtigen Venctianern zu entreißen, gänzlich ohne allen Erfolg. Ungeachtet dcr furchtbar empor wachsenden Macht dcr hcrangcdruugelicn Osmanen, blieben sie dennoch im ungestörten Besitze Candicns, indem die berühmten Anführer Bajazet und Mohammed der Iltc mit dcr Eroberung des byzantinischen Reiches und durch den Widerstand der christlichen Machte in den nördlichen Provinzen beschäftigt wurden, uud ohne Flotten dieser zur See geübten Nation ohnehin nichts anhaben konnten. Erst nach Eroberung von Konsiantinopel t45Z legte Mohammed dcr Ute den Grund zur nachherigen Seemacht der Türken durch Ernennung des cr^cn Admirals, allein dic nur langsam zunehmende Seemacht derselben konnte den Ve-netiancrn nicht so schnell gefährlich werden, um ihre Be« sitzungcn zu bedrohen, besonders da Rhodus durch die tapfern Iohanniter den Osmanen wechselweise die empfindlichsten Verluste beybrachte. Nach der endlich dennoch erfolgten Eroberung von Rhodus durch Soli man den Uten im Jahre 1522, deren Entsatz sich die Machte wenig angelegen fcyn licsicn, hob sich zwar die Seemacht der Osmanen immer mchr, doch widerstanden noch dic Vcnetiancr ein volles Jahrhundert. Unter dcr Maftc, dic inzwischen auf Malta so furchtbar geworbenen Iohamutcr anzugreifen, überlistete — 247 — Sultan Ibrahim 4045 die sichern Vcnetiancr, übcr< fiel das Reich Candla plötzlich, nahm das Kastell auf S. Theodore, dann Canca, Rettimo und eroberte bis auf die Stadt Candia und drcy andere fcste Platze, Grabusa, Suda und Spinalonga, die Insel noch in demselben Jahre. Die Stadt Candia wurde nun durch volle 24 Jahre auf das kräftigste belagert und vertheidigt, alle Nationen Eurovens nahmen daran Antheil und es schien, als ob ihre sämmtliche Wohlfahrt vom Besitze dieser wichtigen Festung abhinge, so hartnäckig wurde sie behauptet. Endlich nach 2 4 Jahren des tapfersten Widerstandes von Seiten der Vcnctiancr und mehrmaliger vergeblichen Bc-lagcrmlg der Türken, gelangte sie, nur durch Ucbcrgabe, an die Osmancn, welche binnen dieser Zeit vor den Mauern derselben 11^,700 Soldaten, die Vcnctianer aber blos 3i,«00 Mann verloren. Dicft weltberühmte Belagerung dauerte zuletzt 2 Jahre, 3 Monate und 17 Tag unaus' gesetzt, und nur Schutthaufen, sichtbar noch bis auf den heutigen Tag, gcricthcn von dieser blühenden und reichen Stadt in die Hände der zerstörenden Türken. Nach abcrmal 30 Jahren kamen endlich, nach und nach, auch die übviacn d?ry Festungen Spinalonga, Suda und Grabusa in ihre Gewalt, und ihre Herrschaft über diese hartbedrückte Insel dauerte bis auf unsere Zeiten. Regierungsform, öffentliche Angelegen« heilen, Sitten und Gebrauche der alten Kreter. AlS die Kreter noch in ihrem rohen Zustande sich bc. fanden, war ihre Lebensart einfach und die Verwaltung patriarchalisch. Durch Priester, Kurctcn und on- -5,- 248 -^« here gelehrt, entwickelte sich die hierarchische Form, welche mitzunehmender Kultur, allmähligcr Einführung der Künste und Wissenschaften und der Nothwendigkeit der Sclbsioerthcidigung unter einem ybcrsicn Heerführer in die gesetzliche Anerkennung der königlichen Würde überging. Nach Idomeneus bildete sich die arisiokra' tisck-demokratischc Republik, das Muster fast aller übrigen, aus. Das Königreich zerfiel in kleine Frcysiaatcn, die sich unter einander bekriegten, Bündnisse errichteten, wieder auflösten, und sich bei diesen Parteyen und Unruhen gefielen. Ihre Republiken waren daher kriegerisch und die öffentliche Erziehung ihrer Jünglinge darauf eingerichtet. Lycurg gab, nach dem Muster der kretischen, Sparta dieselbe Einrichtung und Gesetze. Selbst Zaleucus zu Locri, Pythagoras, der die Insel bereiste, nahmen sich an denselben ein Muster. Die Kosmcn führten die Zügel der Regierung; sie waren die Feldherren im Kriege, und wurden nicht wie die Ephorcn zu Sparta aus dem Volke, sondern aus eigenen ansehnlichen, hiczu bestimmten Familien gewählt. Sie konnten vom Volke oder ihren Kollegen abgedankt werden, oder auch selbst abtreten. Einer unter ihnen wurde Protokosmus genannt, welches der Königswür, de von Sparta entspricht, die jedoch lebenslänglich blieb. Was man zu Sparta Ephoren nannte, hieß auf Kreta Kosmi. Der crstcrn gab es zu Sparta 5, auf Kreta aber 10 Kosmcn. Ihre Würde dauerte nur cm Jahr. Den Kosmcn wurde ein Rath der Acltesicn zur Seite gestellt, welcher Gcrontia hieß "), und welchen sie in wichtigen Angelegenheiten befragten. Dieser Rath be- ») Noch ietzt wird ei« alter ehrwürdiger Mann ln Kreta Gero« tas geheihey. — 249 — stand aus 2y Mitgliedern, welche vorzüglich aus jenen Personen gewählt wurden, die schon einmal mit Beyfall die Würde eines Kosmus verwaltet hatten, und diese be, , saßm ein ausschließendes Recht dazu. Dic Beschlüsse der Kosmen und des Rathes der Alten mußten den Volksvcr-« sammlungcn vorgelegt werden. Die größte Macht war daher bey wenigen Familien vereint, welche verbunden die drückendste Obergewalt, getrennt die schrecklichsten Empörungen veranlaßten. In Kreta gab es auch eine Ritterschaft. Die kretischen Gesetze erlaubten fremden Nationen den Eintritt in ihr Land, und in ihre Gemeinschaft; die Vermehrung jeder Habe war erlaubt. Lykurgs Ge< setze geboten von beyden das Gegentheil. Die Gesetze jedoch wurden in Kreta hochgeachtet, und göttlichen Ursprungs, vom Jupiter dcm Minos geschenkt, mit größter Ehrerbietung befolgt: auch war jungen Leuten durchaus nicht gestattet, über irgend eines derselben was immer für ein Urtheil zu fällen. Nur den Altcn kam es zu, nach langer Berathung irgend eine Abänderung in denselben zu treffen. Alle Bürger eines Frcysiaatcs waren in Zünfte, 8o< «lailUa, oder Gespanschaftcn eingetheilt, daher auch der 5upll^i- soäülitill« bey ihnen verehrt wurde. Diese trennten sich in jene der Männer, 8oclalltla ^nclroia, und in jene der Knaben, ^K<üa8. Sie hielten gemein-' schaftliche Mahlzeiten, wozu das Einkommen des Staates und die Familien selbst beytragen mußten; dieß war dic Stütze ihrer Verfassung, indem sie eine gemeinschaftliche Familie auszumachen schienen. Zu diesem Ende hatte eine jede Stadt zwey Häuser: in einem, welches Andrcia genannt wurde, speisten die «ollales oder Bürger; im andern wurden Fremde aufgenommen, welches Herberge, — 250 -^ Xeno6oclliuin, genannt wurde und ein Schlafgemach, Ciml'tcrion besaß. In dcr Andrcia befanden sich zwey Tische, lio^italos, an den erstcrn setzten sich die Fremden, denen dcr Vorsitz gebührte; am andern saßen die Bürger; einem jeden wnrdcn gleiche Antheile an Speisen verabreicht. Junge Leute erhielten die Hälfte. Jeder Tisch hatte einen Becher mit gewässertem Weine, aus welchem alle nach Belieben trän-ken *). Auch die Kranken erhielten einen gemcinschaftli' chen Becher. Die alten durften mehr trinken, keiner durfte sich aber berauschen. Ein anderer Becher ging wäh« rend dcr Mahlzeit im Kreise herum, cm anderer nach derselben. Die Kosmi erhielten den vierfachen Antheil. Eine angesehene Frau hatte bey diesen öffentlichen Mahlzeiten den Vorsitz und die Leitung derselben über sich. Ihr wurden vier Gehülfen beygegeben, jedem derselben aber wieder zwey andere Gehülfen, Kalophori gc, nannt, zugetheilt. Die Frau suchte die besten Bissen hervor, und steckte sie heimlich denen zu, welche sich im Kriege oder auf was immer für eine Art ausgezeichnet hatten **). Nach dem Essen wurde von politischen Gegenständen gesprochen, sodann über Kriegsbegebenheiten. Man lobte die Helden und munterte dic Jugend dabey auf. Die erwachsene Jugend, welche in Agclas, Hau. fen, vertheilt war, hatte ihren cigcncn Anführer. Sie *) Dieser Gebrauch hat sich noch bis auf unsere Zelten erhalten,.daher dcr Ausdruck o^«-/»«". zusammeuttinüm, so viel bedcnN't «ls: sich ulitcrhaltrn. ") Noch i^t sucht dcr Gastftcund auf Kreta t>en besten Vis-stn auf sl'incm eigenen Trllcr aus, bevor er selbst davon ißc, um ihn seinem werthen Gaste zuzureichen, oder hinzutragen. — 2Ü1 — wurde nach und nach zu den Männern zugelassen, in die Andrei as ausgehobcn, und erschien bcy dm Sodality n. Diese Jugend wurde an gewissen Tagen im Laufen, Fechten, Tanzen und in Kämpfen jeder Art unterrichtet und angeführt. Besonders wurden sie zum Schleudern und Bogenschießen angehalten. Knaben erhielten früher keine Speise, als bis sie ihr Ziel getroffen hatten. Die Furchtlosigkeit und Uncrschrockenhcit wurde ihnen zeitig eingeflößt. Durch Arbeiten, Anstrengungen auf Jagden, veranstaltete Gefechte, athletische Leibesübungen wurden sie gegen Hunger und Durst, gegen Hitze und Kalte ungcmcin abgehärtet. Sie aßen wenig und gemeine Speisen; saßen dabey am Boden umher, und trän« kcn keinen Wein. Barfüßig mußten sie Berg und Thal durchlaufen. Ihre Klciduug war Winter und Sommer dieselbe. In den Agclas blieben sie bis inS sicbenzchntc Jahr. In Wissenschaften wurden sic gleichfalls unterrich« tct. Lesen und Schreiben lernten sie von den Aeltern; dann die in Verse gebrachten Gesetze, welche sie mit dem Gesänge oder einer Leyer begleiteten; dieß darum, um sich nüt der Unwissenheit der Gesetze nicht zu entschuldigen. Ferner lernten sie Hymnen zum Lobe der Götter und Lobgedichte auf tapfere und berühmte Männer. Vor Müßiggang und Ueppigkeit hatten sie den größten Abscheu. Die Agela kämpfte mit der Age la: man nannte sie banHdie Waffcuttagcndcni'i'oxopliori. Leichte Waffen zogcn sie vor, da sie in Gebirgen wohnten und meistens lu Fuße gingen. Die Bogen wurden aus Zicgcnhörncrn, welche man im Feuer erweichte, verfertigt; die Eingeweide» der Thiere zu Darmsaiten verwendet, das schwache Rohr aber mit einem Lederbüschel und eincr ciscrncn — 252 — Spitze versehen. Die Schleudcrcr und Bogenschützen > von Krcta wurden für die geschicktesten von ganz Grie. land gehalten. Im Kämpft bedienten sie sich der Musik und des rhyt-mischm Gesanges, man begann ihn bey dem Tone der Leycr, so wie in Sparta bey dem Stoße dcr Tuba. Der Tanz war cine Erfindung der Kreter, auch Vornehme tanzten, selbst jene vom königlichen Gcblütc suchten eine Ehre darin. Ein Gesetz verordnete, jcncu, der sich aus dem Kampfe und vom Tanze entfernte, für gleich beschimpft zu halten. Dcr pyrrhichischc oder dcr Waffcntanz ist ihre Erfindung und hat sich bis auf unsere Zeiten erhalten. Die Weiber waren bey ihrcn Spielen gegenwärtig. Sie liebten die Lieder leidenschaftlich; beym Tanz hielten sie den Takt, und schlugen wild an ihre Waffen. Das angenehmste Geschenk, welches man ihnen machen konnte, bestand in Waffen, und fast immer waren sie mit kriegerischen Kleidern angethan. Ihre Kleider hießen: ^m^nwn, ^.näromeon, das Manncrkleidj ^mxkinotus, der Regenmantel; die Sommer- und Winterkleider waren dieselben. Nach Plinius färbten die alten Kreter ihre Kleider mit einem Seetang, lucus. roth; sie kannten also wahrscheinlich den Gebrauch der Or-«sills (kicksn Roccclta 1^.), welche an den Seeklip-pen auf Kreta häufig vorkommt. Jene, welche aus den Agclcn austraten, mußten heira-then, ohne jedoch deshalb die Braut sogleich nach Haust zuführen, sondern diese war gehalten, noch die Haus« wirthschaft vollkommen zu erlernen. Um die Insel nicht zu übervollem, war das Gesetz: wenn das Weib zu viele Kinder gcbar, sich von ihr scheiden zu dürfen. Aus glci- — 253 — chen Ursachen war in Kreta die Knabenliebe erlaubt; allein mehrere alte Schriftsteller bezeugen, daß sie edlerer Art gewesen sty; denn es war eben so schimpflich nicht zu lieben, als nicht geliebt zn seyn, als ob die Vorzüge des Jünglings und seine Eigenschaften nichts lobcnswerthes noch liebenswürdiges an sich trügen. So war es auch in Sparta. Sok rates vergoß sogar Thränen über die Härte desAlcibiadcs, drängte sich an ihn, putzte und salbte sich, bis er seine Zuneigung errang. Auch Plato wurde vom Sok rates geliebt. Die Mythologie und das Zeitalter schien diese Richtung zu begünstigen, ohne im Allgemeinen Unsittlichkeit zu befördern. Kle;inos wurde der Geliebte, der Liebende Philo-tor genannt. Ersterer wurde von ihm wissentlich geraubt, zwey Monate zurückbehalten und beschenkt verlassen. Dieser hatte den Vorsitz und wurde geachtet. Es schien der größte Beweis seiner Vorzüge, seines gesitteten Betragens und scincr Erziehung zu seyn, geliebt zu seyn, welches auch den Aeltern wohlgefiel. Der Ehebrecher wurde entehrt, als Sklave verkauft und auf öffentlichem Markte mit einer Krone von rothgefarbtcr Schafwolle verhöhnt, er war der verachtctste aller Sklaven. Sklaven. Cs gab Privat« und öffentliche Sklaven. Die Pri« vatstlaven unterschied man in Haus- oder Stabtsklavcn Chrysonetes, und in Acker- oder Landbautreibcnde Aphamiotcs. Pcriöcoi waren Unterthanen, welche auf dem LMde lebten. Ocssentliche Sklaven wurden Mnoji, oder Mnio-tä, Mnoitä genannt, weich« der Staat,zu verschie. 254 denen Arbeiten unterhielt. Kllarotä wurden aber jene geheißen, welche durch Zufall, Gesetz oder durch Krieg und Verbrechen zu Sklaven wurden. Was die Heloten zu Sparta waren, dafür galten die Klarotcn auf Kreta. Erg at ones waren Todtcngrabcr. In Cydonia gab es Feste, wo kein Freyer in die Stadt eintreten durfte, ohne von den Sklaven mit der Geißel gehauen zu werden. Dieß geschah am Feste des Merkur, wo die Sklaven sogar von ihren Herren bedient wurden. Dieser Gebrauch wurde itt Griechenland eingeführt, und die Saturnalien waren eine Nachahmung desselben. Noch jetzt wird am Vortage des Vairam in Krcta jedem Griechen erlaubt, in türkischen prächtigen Kleidern ci'nhcrzugchen und sogar die Moscheen zu betreten! Die Krctenser waren den Wissenschaften nicht abhold; sie beehrten sogar den Homer mit tausend Goldstücken und zeichneten es auf den Säulen ihrer Tempel auf. Maxi-« mus Tyrius behauptet dagegen, die Spartaner hätten zuletzt, am spätesten aber die Kreter die Gcsangc Homers kennen gelernt. Sie liebten überhaupt fremde Gesänge nicht. In der Rede waren sie wie die Spartaner kurz und bündig. Die Redner von Profession aber waren nach Minos Ge-setz von der Insel ausgeschlossen. Ihr größter Schwur ivar: „mögest du in böser Gesellschaft leben". Um zu ver-hindern, dm Namen der Götter nicht jedesmal zugebrau-chcn, befahl schon Nhada m anthus, bey Namen der Thiere zu schwüren, sie schwuren daher bey den Name« der Gans, des Hundes und anderer Thiere. Alle Küliste und Wissenschaften, die Musik, dl'e Poesie, der Tanz, die Jagd, die Art Krieg zu führen, die Gesetzgebung, der Gottesdienst nahmen hier ihren Aufang. Metalle zu gewinnen, zu bereiten und zu schmieden, lehr-ten sie zuerst; Instrumente beym Bau und der Bildhaue- — 2Z5 — rcy erfanden sic. Die Kunst Hausthicre zu zähmen, Bie. ncn zu warten ist ihre Erfindung; sie schrieben auf Palm? blättern, ober auf phönizischcm Papier, welches auch aus Palmblättcrn zubereitet war. Ihr Gottesdienst wurde nicht, so wie bey andern Völkern, gchcimnißvoll verrichtet, sondern alle Mysterien wa. ren öffentlich: so wurden die Elcusmischcn Geheimnisse zu Athen früher zu Gnossus öffentlich begangen. Gymna. siische Spiele hatten sie weit früher, als die Laccdamo-nier. Religion und Mythe waren ihre Erfindung; doch opferten auch die Kurctcn den Göttem ehedem Kinder, welches auf phönizischcn Gottesdienst hindeutet. Sie erbauten ihren Göttern prächtige Tempel, vor. züglich wurde Diana unter dem Namen Vritomartis verehrt. Außerdem: Zen, Zeus oder Jupiter Arbius vom Berge Arbius, wo er verehrt wurde, so genannt. Dann ^upiloi.' dioniiius, tälaeus, llocutoiubnous, cUctaou8, der letztere hatte einen Tempel am Bcrgc Dicta, dessm Statue bartlos war; dann wurde die Minerva ^iiuoa, Oort^ia, auch der Apollo Our-«or verehrt. Sie verehrten auch die Europa, deren Fest sie Ilciiiotia nannten, eben so ihren Bruder Kad. mus, dcr zu Gortyua cincn Tempel besaß. Diana, Kretas vorzügliche Schutzgüttin unter dem Namen Vritomartis, hatte zu Olunt einen Tempel, dc-rc Statue Daoalus von Holz geschnitzt hatte, cincn Tem« pel zu Phalaftrua, Polynhcn, zuChcrronesus und in Gor-tyna. Nach Hesychius bedeutet Brito martis eine süße Jungfrau. Ihre Schatze zu Polyrrhen waren sehr grosi uud wurden von den reißendsten Hunden bewacht. Nach.Vertreibung von Antiochus legte Hannibal, seine falschen Schatze in dem Tempcl'der Diana zu Gor.f tyna wieder, und entfloh. — 256 — Nach Eroberung der Insel wurden viele Tempel zerstört, und die Schatze der Götter von den Römern geplündert. Paulus brachte das Christenthum zuerst nach Kreta, und hinterließ den Titus zu seinem Stellvertreter in Gor-tyna. Es wurden jedoch nicht nur Städte von fremden ein-gewanderten Koloniccn verschiedener Völker in Kreta erbaut, sondern auch die Kreter begaben sich nach vielen Gegenden, und gründeten Kolonieen und Städte. Hy-ria erbaute die aus Sicilicn abgehende Flotte der Kreter am Tarentinischcn Meerbusen; Brundusium die Gnossicr; Hydruntum, die Kreter, als sie einer anhaltenden Dürre wegen auszuwandern gezwungen wurden; Gela in Sicilien mit den Nhodicrn gemeinschaftlich. Dclphos in Phocis gründete eine Kolonie der Kreter unter Delphius ihrem Auführcr, woselbst der ^iolla Vo!p!ncu5 verehrt wurde; Crissa bauten sie gleichfalls aufgricchischcm Boden, Sminthiabey Troja, Darda« nia, Magnesia, und bevölkerten zuerst die Insel P a -ros, und die nahe Insel Casus. Das Schwein war den Kretern heilig; cs soll dem durstigen Jupiter als Kind die Eutcr dargeboten haben. Sie hatten die Gewohnheit jeden guten Tag, den sie erlebt hatten, mit emcm weißen, jeden unglücklichen oder widrigen mit einem schwarzen Stein zu bezeichnen, welchen sie in ihren hängenden Köcher warfen, und nach den ersicrn blos allein ihre Lebenslage zu zählen. Vom Gläubiger raubten sie das dargebotene Geld, um im Falle der Nichtzahlung als Räuber und nicht als Schuldner angeklagt werden zu tonnen. Ehebrecher wurden auf öffentlichem Markt um 50 Stateren verkauft; zu Gortyna erhielten sie eine Krone von rother Wolle und wurden aufs äußerste verachtet. — Nach Livius waren sie sehr geizig. Nach Troja zogen — 257 — sie des Raubes wegen, machten sicts die Seeräuber, und Hannibal kannte sie genau. Der Aposicl Paulus legt ihnen auch kein besonderes Lob bey. Zu jc-der schlechten That wären sie aufgelegt, wenn man sic be« zahlte, sagt Polybius. Sie waren treulos, aufrührerisch, und überlieferten nicht ftltcn als Bundesgenossen ihren Feldherrn dem Feinde. Vieles davon must man jedoch dem allgemeinen Hasse Griechenlands und bcn oft ungcgründctcn Sprichwörtern und aufgebrachten gehässigen Erzählungen zuschreiben. Eic selbst nannten sich vielmehr Richter, Vernünftige von ä'("^?, welches zugleich einem Kretcnscr bedeutet, dieses Wortspiel mag auch zu dem Sprichworte: die Krctcnscr sind Lügner, viel beygetragen habcn, gleichsam um die, andere Na< tioncu beschämende Deutung dieses Wortspiels zu entkräften. Kreta hatte viele berühmte Männer. Einer der sieben Weisen, My son, war aus Elca gebürtig. Ctc-siphon, ein Gnossicr, baute den berühmten Tempel dcr Diana zu Ephesus. Epimcnides aus Phäsius wurde in Griechenland sthr geehrt, man berief ihn selbst nach Athen, wo er viele nützliche Einrichtungen vornahm. Außerdem waren noch dcr bekannte Dädalus, Dik-tys aus Gnossus als Geschichtschreiber, Thales aus Gortyna, Gesetzgeber und Dichter, Ouomakritus desgleichen, Dipoenus und Scyllis Bildhauer, und so mehrere andere in verschiedenen Künsten und Wif. senschaftcn im Alterthum berühmt. Alte Geographie von Kreta. Als die Geschichte Kretas aus dem Mythos getreten war, blähte Griechenland auf, und vcl-d,a»gtc dcu Klcl-3'veiter Theil. R — 253 — ncgteicsgeist in den politischen Ereignissen dieser Insel, so» wohl aus Haß als ans Mangel an Berührung, aus seiner thatenrcichen Geschichte. Was sich zufallig in dieselbe verwebte, blieb als Spur zurück, welche durch den Verlust verschiedener alten Werke nur noch mehr verwischt ist. Die allzuklcincn Frey. siaatcn, in welche Kreta zerstückelt war, ihre fortwahren, den .Händel, die eben dadurch nicht einen Theil sondern alle Bürger beschäftigen musiten, erhielten eine eigene Richtung, welche sic vom Wissenschaftlichen, dem sie ohnehin, so wic die Laccdämonicr, nicht sehr gewogen waren, allzusehr entfernte. Die Geographie eines Landes gc< winnt nur durch die Vollständigkeit seiner Geschichte an Interesse, Bestimmtheit und Zuverlässigkeit der Angaben. Bcydcs mangelt Kreta, dcsscn sich das übrige Griechenland auf eine so ausgezeichnete Weist erfreut. Dem Strabo zunächst hat Ptolemäus das meiste Verdienst um KretaS Geographie. Diesem folgt Pliuius; alle würde jedoch Stephanus von By. zanz an Vollständigkeit übertreffen? wenn er nicht ein bloß trockncs Namcnvcrzeichnist ohne allc Ordnung gegeben, und die Lage so vieler Städte naher zu bcsiim. mc:l nicht unterlassen hätte. Leider besitzen wir sein gro. ßcs Werk nicht mchr. Strabo scheint den meisten. Vorzug zu verdienen, allein er hat zu mancher Verwirrung Anlaß gegeben, und seine Entfernungen halten nicht immer die Probe z. B. bey D i c t a, P r a so s, G o rt y n a :c. Ptolemäus hat cm bloßes Namenverzc/chniß der Städte, Vorgebirge, Flüsse und Inseln gcgcbcn die er zwar regelmäßig in einer Reihe hintereinander aufzufüh. rcn gesucht hat, dic Ordmmg aber aus Mangel an perstn-lichcr Gcgcnwart seltcncr, als man vermuthet, befolgt.' — 259 — scinen Ortsbestimmungen isi noch weniger zu trauen. Plinius theilt die Platze in Scc-Ottc und Ortschaften des Mittellandcs, hält sich aber, ausgenommen im Anfange bey den fünf ersten Städtcn, an kciuc verläßliche Ordnung. Er scheint blosi die Namen nennen zu wollen. Scylax in seinem Pcriplus ist kurz, aber lichtvoll und zuverlässig. Hcrodot, Polybius, nebst andern Autoren, deren einzelne Stellen gesammelt und vergliche« worden, bieten vereint manchen interessanten Aufschluß. Der vorzüglichste Weg zur Berichtigung der alten Geo-graphic dieser merkwürdigen Insel ist jedoch ihre person!,', chi Bercisnng, genaue Nachfrage nach allen vorhandenen oder veralteten, entstellten Namen, ihre strenge Begleichung mit allcn historischen Hülfsmitteln, wodurch man im Stande ist, durch Hülfe autoptisch^r Untersuchungen vieles Dunkle, und Unbekannte mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit aufzuklaren oder festzusetzen. Dic ohne Lokalkcnntniß nach einer fiüchtigcn Compilation obiger Schriftsteller oft willtührlich entworfenen Charten dieser Insel lassen noch viel zu wün« schcn übrig. Die alte schätzcnswctthc 'I'adula?un-im^vlana gibt die Insel Kreta jedoch unvollkommen :md mit beträchtlichen Fehlern. D'Anvillc konnte selbst nicht alle diese Widersprüche aufdecken. Als Altcrthnms-forscher hat cr sich, ohne alles Studium der alten Qncl» lcu darüber, die cr jedoch kennen nmsitc, begnügt, aus dem trocknen Namenver;cichniß des Ptolcmaus cine fehlerhafte Charte zu entwerfen, welche des Vcr-gleichs wcgen (s. Taf. XIV.) beygefügt ist. Soll für die "ußcrsi interessante Geographie dieser Insel etwas gethan wcrom, so ist cim-, unter Begünstigung der Regierung vorgenommene geometrische Auftlahmc mit genaue,, Orts-bcsiimmuilgcn, besonders dir Längen, unellästlich; der Vc 2 — 260 — bestehenden, noch wenig bemerkten Spuren alter Oertcr gibt es noch sehr viclc, und die Namen vieler haben sich durch Ueberlieferung oft wunderbar genug erhalten. Zu bedauern isi es, daß es memcrscits nicht möglich war, in allc Gegenden dieser Insel zu gelangen, um etwas Befriedigenderes liefern zu können, welches jedoch bey einem „Nichtbcgünsiigten", dem es ohnehin nur Ncbcn-gegcnsiand, keiner.Entschuldigungen bedarf., Städte und kleinere Ortschaften, ^olim'a. Nach Plinius in der Nähe Cydom'cns; muß ihrer Hirschzucht wcgcn, wcßhalb sie so berühmt war, in die waldreichste Gegend des Cydomschcn Gebietes versetzt werden. Aepca Stepli. /X^-Iuin oder ^Zria des Stcphanus, eine bischöfliche Stadt im Mittclaltcr; nach Po koke der Sitz des agricusischen Bisthums in der Nahe von Piscopi. Jetzt bildet es mit Eleutherna oder Aulon das Bisthum Aulopotamo; sie liegt am Fluß Stam'omcnc. Alba Stepli. Alloria Stcph. ^mtil8u«, Ort und Fluß gleiches Namens, bekannt als der älteste Hafen von Gnossus zu den Zeiten des Mi-nos. Seine Lage isi am Ausflüsse des Karatus, wo jetzt Amnios liegt. Als sich die Macht dcr Kreter zur See erhob, musitc ein tauglicher und geschützter Ha-fcn für großcrc Schisse gesucht werden, l'lldcm sich dcc Käratus als Regendach in den Haftn Anmisus zu sci' nem Nachtheil einmündet. Karatus mag daher gemeinhin Amnisus geheißen haben, welches ohnehin einen Fluß (amnem) bedeutet. Hier stand ein Tempel dcr — 261 — Ilithyia (I.ucin.'l amm'05). Höhlen gibt es in der Nahe noch jetzt an scincn ftebespültcn Gestaden. trcina des Ptolemäus stimmt für das jetzige Cap Salomon; siehe ?:'. 8ainoniuin. ^mxlnmnlla, eine Stadt mit einem berühmten Meerbu» sen gleiches Namens, auch sonst ^mi?1,Im»l« genannt. Von den meisten Schriftstellern, auch von Pukoke, wird die Rhcde von Armiro bis Nettimo darunter verstanden. Obwohl sich Pt 0 lemalis nicht 'überall sireng an die Reihenfolge der Gegenstände im UmfüN' gc der Insel richtet, so ist doch um so weniger zu vermuthen, er habe den einzigen und trefflichen Meer< buscn von Suda übergehen können, um eine gefährliche Rhcdc am Armiro damit zu bezeichnen. Der Meerbusen von Amphimclla wird daher von dem kolbcnförmi« gen Cap Malcca gebildet, und seinem Eingang gegenüber erhebt sich das Cap Drepanum. Die Stadt Amphimalla, wclche dem Haftn dcn Namen gab, muß in der Nähe der Mündung des Flusses Tschiliari, dcr ehedem Amphimala hieß, bey t^vnZ gesucht werden. ^,tn^I,2^^lla Strabo. Zwischen diesem Orte und dem Haftn Phönix an dcr Südküste dcr Insel soll sich nach Strabo dle schmalsic Erdenge der Insel befinden. Diesem entspricht die Lage von Armiro und seiner Nhc-de mit jener von Fcnici in Sphakia vollkommen, denn zwischen beyden befindet sich die bedeutendste Erdcnge auf Kreta, wie man sich aus dcr Charte überzeugen kann. Amvhimalla und Amphapalia sind so glcichlau« tend, daß sie leicht verwechselt werden konnten; daher sehte Ptolemäus Amphlmalla vor Drcpanum, indem ftm Vcrichtgeber es zu unterscheiden vergaß. Die Lage von Amphapalia unterliegt keinen, Zweifel, eS ist — 2C.2 — das jctzsge Anmro odcr Almcyron. Indeß scheinen diese beyden Orte ihre Namen desihalb erhalten zu haben, weil Schiffe statt nm das CapMaleca „lieber, inallun" hcrumzuschisscn, das Cap Drcpanum umfuhren, nach Ampha-pall'a kamen, von woher sie, ihren Irrthum einsehend — so wie cs in neuern Zeiten europäischen Schissen bey stürmischer Nacht geschieht — nach An,-phi-malla zurückkehren mußten, -^mplll laßt cincn Doppclsinn zu, nnd bezicht sich sowohl auf „herum" ampin als auf „beyde" amn^n. Dic Worte: m^lloii, welches „lieber" „chcr" bedeutet, bezeichnet den Schiffern dic wahre Zuflucht iu den großen Hafen von Suda: i'^Illl, <.'!n^nl!il, „zurück" dcntct abcr an, daß man, um in cincn sichern Haftn zu kommen, von Amphapalia zurückkehren müsse. ^nopolis. Von Stcphanus mit ^raäena zugleich aufgeführt, liegt in dem sphakiotischcn Gebiete, ungefähr 250 Toisen über dem Meere erhoben und gibt dem Distrikte Anopoli von sieben bis acht unbedeutenden Dörfern eines flachen Kessel-Thales seinen Namen. Oderhalb »^eigt eine der höchsten sphakiotischcn Alpen, der Theodori cmpor. Aradcna ist von Anopo-lis verschieden, und durch eine tieft Schlucht, welche sich von jener Alpe herabzieht, und von dicftm jetzt kleinen Dörfchen seinen Namen, die Schlucht von Ara-dcna erhalten hat, getrennt. ^.i3ia. Stadt und Berg dieses Namens an der Südseite der Insel im Gebiete von Gortyna, unweit dem Haftn Lcbcna. Dic Spitze dieser Vcrgreihc wird Goffina genannt. ^Zu3. Nach Plinius und Stephan cine Stadt von Kreta; mit Lasns, Lisia oder Lasea der Apostelgeschichte vielleicht ein und dieselbe Stadt. Nac-da, cinc Stadt im Gebiete von Gortyna. V2U0U9, eine Stadt im gortym'schcn Gebiete, ad auztruin voro (^oi't^uar Caucus. Nona (vielleicht I^oli«na), dic Vaterstadt des Dichters K.klauu3 LenaouL statt I^!i«naou5, den Gorty-niern unterworfen, daher in der Nahe ihrer Stadt gelegen. Lioniiu5, nach einem der Knieten so benannt, daher wahrscheinlich irgendwo an der Südseite des Ida gelegen. Dort wurde der I up itc r Bicnnius verehrt. Sie entspricht dem Namen des Gcbirgsdorfts Banasso an der Südseite dieses Gebirges. daono, woselbst die Nymphe Britoma rtis, mit dem Zunamen Dic tin na, geboren wurde; der Fabel nach dürfte dieser Ort in dcr Nähe von Gnossus gesucht werden, woselbst Minos regierte. Oa«i.'a1.us, (üural.ng siehe <^N08«U5. dulo- ^«l.!H 81.0^121,. Oam^ra, eUnm I^ata ^cl.a, 8leplian. Ein Dörfchen am Wcgc von Meiidoni nach Damasia, mit unvcr- — 26Z — kennbaren Spuren des Alterthums, nebst einem klei« nern Dörfchen Camariotti genannt. Oaniiiug, siehe Hierk^wu. Oanlanulu. Die "ladula ?6UtinForiana zeigt an der Westseite der Insel eine Stadt dieses Namens an. Bey Castcl Selino heißt noch jetzt das Thal VaUs 6i Oau-6ano, welches mit obiger Angabe übereinstimmt. Die nähere Lage ist nicht bekannt., Ptolemaus führt diese Stadt gar nicht an. (^2NU5 8c^1ax. ^äNatuiu^ort^na et Nanug. Diese Sradt entspricht dem jetzigen Canoia bey Gortyna. ^lll.r.10^, vom Caträus, dem vierten Sohne des M i-nos, erbaut. Die Lage ist völlig unbekannt. Oaunng. «e«^l. vlrdZ rrono5U8. Unter diesem Namen, (^«rroni«!, kommen jetzt viele Inseln vor, welches Wort überhaupt ein trockncs Eyland bedeutet. So mochten auch vor Alters mehrere diesen Namen geführt haben. Vorzugsweise wird damit der Haftn von Lyctos bezeichnet, dessen Lage der heutigen Festung und dem Hafen Spinatouga entspricht, und noch jetzt die bischöfliche Diöces Chcrronifi oder Chiromssa ausmacht. Es war der Chcrroucsus vor Alters ein Haftn, vou einer — 266 — Halbinsel gebildet, mit einem Flecken gleiches NamcnS. Strabo, indem er das spater von den Hicrapetri» ten zerstörte Prasos angibt, stellt es zwischen baS Cap Samonium und dem Chcrronesus» an einer andern Stelle sttzt cr letzteres in die Nahe des 1'i-om. ^^^^-rium. Pokokc halt aber die unbedeutende 1'unw cli I'issani in der Nähe von Candm für das Cap Zephy-rilim dcr Alten, welches nicht nur den Acusicrungen der Autoren, und selbst den Entfernungen und dcr Stelle von Lyctos widerspricht, sondern ein viel wichtigeres Vorgebirg ohnc allen Namen aus dem Alterthume stillschweigend übergehen hcisit. (H1uw5. Plinius gibt dicst Stadt unter den, gegen das Innere dcr Insel, liegenden an. ('Ii5l6i, cm Dörfchen nahe bey dem Kloster Assomatos unter dem Verge Ida; seine Lage uud einige alte Mauern scheinen es unter dic vielen kretischen Städte, deren Namen zum Theil verloren gingen, zu versetzen, indem die Achnlichkeit mit Clisithcra, dcr Tochter des Idomcncus, an die Gcaohnhcit dcr Kreter cr« innert, nach den Gliedern ihrer Familien Oertcr und Städte zu benennen. Ou0«8u«, häufiger (5no55n.<,, ehedem von ihrcu, Flusse (^el-ul.UÄ eben so benanitti Hcsychius ncnut sie auch ^'i-ittll. Nach Euscb i n s ward sie von den Kurcten, nach andern v?n Crcs, dem Könige aus dem Gc-schlechte dcr Kurctcn, erbaut. Minos wird gleichfalls für ihren Erbauer angegeben. Nach Strabo lag sie 25 Stadien oder eine halbc deutsche Mcilc vom Meere entfernt. Nach Po koke liegt das alte Gnossus in dcr Nähc von Enadich, eine Stunde von Candia siid« ostwärts, woselbst bic Türken bey dcr Belagerung dieser Stadt ihre Schanzen auswarfen, die noch jctzi den Namen Chandax führen. Wenige Ucbcrbleibscl alter Mauern nennt noch bis jetzt der Landmann „Gnos. su" — Gnossus lag anf einer weiten Ebene in der Nähe des Diktc, wo Jupiters Höhle nnd sein Grab-mal stand. Zyprcsscnhaine umgaben es nach mehreren Seiten. Die königliche Burg war dort auf das prachtvollste gebaut; sic hatte treffliche Ringmauern und mehrere Thore. Das Labyrinth, erbaut von Dädalus, zierte dieselbe; sie hatte 30 Stadien im Umkreis, und lag zwischen Lyctos nnd Gortyna. Sie war stets eine der ersten Städte Kretas, hatte den meisten Einfiuß und gab oft denAnsschlag; sie wurde ihres hcf. tigcn Widerstandes wegen von den Römern aller Freyheiten beraubt, fiel im Range wcit unter Lyctos und Gortyna, und musite ciuc römische Kolonie aufuchmcu. Endlich aber erholte sie sich wieder, behauptete ihr voriges Ansehen und widerstand mit Gortyna allein, den aücs erobernden Saracenen. Minerva wurde als Bürgerin verehrt, nnd Gnossus blieb deßhalb mic Athen immer im Streite. iil.l:^Ii. Dieß scheint bey dem jetzigen Coruo gelegen zu haben, wo sich ein in Kreta seltener Weiher findet. Dicses Corium mag die Hauptstadt der Ccräcr gewesen seyn. 6or)'c)u5, Stadt und Vorgebirge. Ptolemaus versetzt beyde an die westliche Küste der Insel. (^'i«5i,5, l o zu Ehren erbaut und Apollom'a genannt. Später 268 baute sie Cydon, sein Enkel, aufs neue und gab ihr den sci'nigcn. Flüchtige Samier stellten sie aufs neue wieder her und bauten einen Secdamm, eine Wasser, leitung und einen berühmten Tempel dcr Diana von ungeheurer Größe. Ob Cydonia auf einem Berge, fünf Meilen südwcsiwärts von Canca, so wie Po-koke will, gestanden habe, woselbst einige Ruinen die Gegenwart einer ehemaligen Stadt erkennen lassen, ist sehr zu bezweifeln, indem bey Cydonia, so wie bey Lyctos, Gnossus und Gortyna, von ihrem Seehafen die Rede seyn müßte; dcnn Cherroncsus, Amnisus, Heraclca, Lcbena und Matalia sind als solche bekannt. Wenn nun gleich bey Canea kcinc Spur mehr übrig ist, so darf man deßhalb historische Data nicht außer Acht lassen; auch deutet Pokokcs Plan und Beschreibung auf keine sonderlich bedeutende Stadt. Was den berühmten Tempel anbelangt, so opferte Agamemnon in jenem zu Polyrcn, welchen auch Strabo darunter versieht. Namen von Städten im cybonischcn Gebiete gibt cs genug, um Pokokes Ruinen mit eben dem Rechte für eine andere dcr vielen gclttn zu lassen, und Z Meilen ist eine Entfernung, wclchc 25 cratosthcm'sche Stadien übersteigt, und von Strabo und andern nicht Übergängen worden wäre. Auch waren die Samier Seeleute. — Canca lag daher höchst wahrscheinlich an dcr See, welches die kostbare und nothwendige Wasserleitung dcr Samicr um so gewisser macht, welche an jenem Orte landeinwärts überflüssig ware; nicht minder zcigt dcr kostbare Molo d,c Nothwendigkeit der unmittelbaren Gegenwart einer schifffahrendcn Nation 5^1ax im rcch'Io. <^<1o.ua euw poetu claiso,' na lwroum. Cydonia mit ihrem „geschlossenen" Haftn (liegt) gcgcn Norden. Dieses zeigt an, daß Cy< — 209 — dom'a einen Hafen bescsscn habe, der in ihren Mauern sich unmittelbar befand. Das Wort: clausu». bezeugt die Wahrheit obiger Angabe, daß sie einen kostbaren Damm gehabt habe, welcher den Hafen schloß. Die Bewohner des cydonischen Gebietes wurden Hnleer genannt. (^weum stopk. in bcr Nahe von Gnossus an der Sccküsic gelegen, cm anderes Cytaum lag am östlichen Theile der Insel, und war als Sitia, später ein bi-schöfiicher Sitz, nnter den Vcnctiancrn Sctia genannt, die Hauptstadt dieses Theils von Kreta. Daociaiü, cine angeblich von Dadalus gegründete Stadt; ihre Lage ist ganzlich unbekannt. Oiai.oul'ulu, mit ungemcincr Sicherheit das jetzige Aito-nia. Dcr aus Nom zur Schlichtung dcr Häudcl nach Kreta abgesendete Appius gab das von den Gorty-nicrn der Stadt Gnossus entrissene und den Lycticrn geschenkte Diatonium derselben wieder zurück. Die Lage von Aitonia entspricht dieser Theilung vollkom- , men, indem seine Abtretung das gnossische Gcbict unge-mcin schmälert. Ulctamnnm, cinc Stadt an dem Platze des jetzigen Magnia am Capo Dittamo, mit einem kleinen Haftn, unter dem Cap Spada. Hier mag in einem Tempel die Lriloinartis OictinnH, mit der Diana oft verwechselt, verehrt worden seyn. Diuin scheint unweit Damasta am Vorgebirge Dium, jetzt Cap Sassoso, gelegen zu haben und dürfte bey genauer Nachforschung noch zu entdecken seyn. Die malerische Lage von Nogdia dürfte dazu verleiten, wenn sie nicht untcr die landeinwärts gelegenen Städte gehörte; sie wird unter die größern Städte Kretas gerechnet. — 270 — Draucug slepd. dürfte Raucus, die Hauptstadt der Naucicr seyn; jetzt liegt in ihrem ehemaligen Gebiete ein Ort Namens Arcus, welcher der Benennung ent-spricht, Vulo?oll8 8l.ez)Ii. Ihre Lage bisher unbekannt. Hinatilus oder InaUiu»!'^. an der Südseite dcs ctc0' kretischen Dikta; diesem entsprich: das bey Calamasca liegende GebirgsdorfEinatos der homannischcn Karte. Daselbst war ein Tempel der Lucina Einatina. Niaea. Plinius nennt zwis6)cn Phalasarna und Ci-samum die Stadt Eläa. Weil er nun durch sieben bis acht der erster» Städte die wahre Reihenfolge derscl-bcn bcybehält, so kann man Eläa mit vielem Rechte in diese Gegend versetzen. NlLut>,oi-a siehe.^oius. ÜIoul.IiLi'ilH siehe ^^dlionlll. ^'1^-u5. mit ihrem Seehafen Syia. Diese Stadt lag in den Gebirgen Kretas. Thalctas, ein lyrischer Dich. tcr, war von dort gebürtig. Die Einwohner von Elyrus sandten dem Apollo cinc von Erz gegossene Ziege. Ein Grund mehr, sie für cm Hittcnvolk auszugeben, welches an die Südseite der Leukaori in die Gegend von Sphakia mit dem grösitcn Zechte versetzt werden darf. Sie sandten dieß Geschenk nach Tarrha, in dessen Nähe Elyrus gelegen ist. Di-^Uirnea. Fl 0 rns zahlt sie uutcr die Städte, P l i« nius unter die Vorgebirge. Höchst wahrscheinlich war sie in dcr Nähc des lctztcrn', an dcr Osiftitc der Insel. H«,ou wurde, so wie Lyctos, durä) eine Kolonie von La« ccdamom'crn gegründet. Sollte nicht Clea darmttcr verstanden werden s welches dem Peloponnesus gegenüber liegt, so fmdct sich dieser einfache Name am östlichsten — 274 — Theile der Insel bcy Itanum, und läßt seiner Lage und dcr vielen Landcrcyen wegen der Vermuthung, es , für das alte Etea halten zu dürfen, Raum. Etca war das Vaterland dcs Myson, eines dci' sieben Weisen Griechenlands. c^or^nll. Chcdcm Larissa, Cremnia genannt: ihre Be« wohncr hießen Oaitomniäos. Sie wurde von Gor-tyn, cincm Sohne des Rhadamanthus erbaut, nach andern gründete sie Taurus und benannte sie nach dem Namen seiner Mutter. Sie wurde die mächtigste aller übrigen Städte dieser Inscl. Die Ebene, auf welcher sich ihre Spuren befinden, ist auch die weit-schichtigste auf ganz Kreta, konnte daher auch cine größere Anzahl Menschen ernähren. Schon unter Ho» m c r hatte sie Ringmauern — Oinctam Ooninaauy: muro, ein Beweis, daß wohl die meisten der übrigen 99 Städte bloße Flecken gewesen seyn mochten. Ihr Umfang betrug nach Strabo 50 Stadien oder eine deutsche Meile; ihre Figur mag länglich gewesen seyn. Die durch die Zcit zerstörten' Mauern suchte dcr Senat vergebens herzustellen. Ptolemäus Philopator, König von Acgypten, begann eine neue Ringmauer, die aber nur bis auf acht Stadien sich erstreckte. Der Lethe kommt von dcr Südseite des Ida, durchströmt die Stadt von Norden gegen Süden, und wird von dem Thalflusse, welcher westlich strömt, südlich von Gortyna aufgenommen. Hier hatte IupiterHeca. tombaus cinen berühmten Tempel. In dcr Mitte dcr Stadt war das Pythium mit dem Tempel des Apollo; cm Tempel der Diana, woHannibal zum Schein seine Schätze niederlegte. Cadmus, der Bruder dcr Europa, Wurde hier göttlich verehrt. Wol, allen diesen Tempeln kann man mit Wahrscheinlichkeit keinen Platz mchr angeben. Die Beschreibung von der Pracht der Ruinen in vielen Rcistbcschreibungm ist übertrieben. Polybius spricht von einem Schlosse, welches die Gnossicr, mit 1000 Aetoliern verstärkt, be-setzten, man sieht seine Spuren noch auf der Anhöhe. Des Ptolcmäus Breiten-und Langcnangaben stim« men auch hier mit jenen der umliegenden Oerter nicht übercin. Er setzt unter andern die Mündung des Lethe fälschlich hinter den Fluß Catarractus, östlich von Le-bcna s und die Inseln Lctoa (I^lliuu) sind jene bey Mctallum an der Mündung der Flüsse des gortynischm Thals. In seiner Nähe liegt cm Steinbruch, welchen man für das Labyrinth von Gortyna ausgab. Die besten Pfeile und Bogen wurden in Gortyna verfertigt. (^'aiurnlum 8l.opli. Di-d« drotao. Unweit Rcttimo liegt Drammia auf einer fruchtbaren Ebene. Horacloa mag das jetzige Candia seyn. Nirgend sind am ganzen Strande vom Vorgebirge Dion und Stron-gylc an, die Gestade so vorspringend und zur Anlage von Hafen geeignet, als hier, wo der Wellenschlag der quer über liegenden Insel Dia wegen auch gemäßigter ist. Hichcr mußte der Landungsplatz vom Amnisus verlegt werden, keine bessere Stelle findet sich nicht vor, und wo die Saracenen landeten, dort bauten sie auch ihre Stadt Chan da cc, welche spater Candia hieß. Von Hcraclca sind gar keine Spuren vorhanden. ^Nierai'oiig, scheint cm Theil des wiederaufgebauten Gortyna zn seyn, und verdankt seine Entstehung dem christlichen Zeitalter, seine Benennung den vielen vorhandenen Kirchen. — 273 — Iliorap^tna, zuerst Cyrba, Pytna, bann Camirus und endlich Hicrapytna genannt. Ptolemaus nennt sie Hicrapetra, aus welchem Girapetro entstanden ist. Sie soll von den Corybantcn erbaut worden seyn. Allein da schon Strabo anführt, daß ein Hicrapytna am, Ida lag, wo die Corydanlcn und Kurcten ohnehin ihren Hauptsitz hatten, so gilt diese Bemerkung für letzteres. IIioronoi-03 ?töl., mit Hierapytna fast glcichbedeu' tend. Ptolcmaus scheint die Stadt Hicrapytna (den heiligen Hügel) deßhalb in Hierapetra (den geheiligten Fch'cn) verändert zu haben, nm Hicronoros anfuhren ,;n tonnen. Ob Hicronoros nun eine Ctadt oder cincn Vcrg zu bedeuten habe, welches jedoch an» ^ zunehmen kein Beyspiel berechtigt, bleibt ungewiß. II^ioc<'run!NlNi 8tiadl>, mit der Gegend des jetzigen Apicorono gleichlautend; am Meerbusen von Amphi-malla gelegen, bildet es cin eigenes Thal, welches eine mittelmäßige Stadt aufnehmen und ernähren kann; wo diese altt Ctadt inzwischen gelegen habe, diese Stelle laßt sich schwer ausmitteln. Ilolop^xo». Pliniuiz zählt diese Stadt bey Lasos auf, an einer andern Stelle findet sie sich zwischen Ly» casins und Phastus; cs ist daher wahrscheinlich, daß sie an der Südseite der Insel im gortyuifthcn Gcbict gelegen habe. II>cIrH,nl!» ^lo^>!i. in cbcn dieser Gegend, jetzt ein Ge» birgsdorf; eben so (^ui'amia. H>L^L, cm Ha feu, wo Cynosura, die Amme Jupiters, einc'vc'r idaischen Nymphen, lebte: dort baute Nico stratus, ein Eohn des Menc laus, cincn Haftn; wahrscheinlich dürfte daher Hystoc an dcr N»rd< tüstc gesucht werden. Zweyter Theil. -S — 274 — llallia Slepli., ul"1)s Crulac. Inuchorium l'tol. 5Qic suMicfjfte etabf cm ber «H5cff* scito bcv 3«fcf-Lstroua Arteiuid. 1st rus iSteph, I^niu,«,, von eincm Phönizier, Itanus, erbaut. Das hcntige Sitano, am ösilichcn Ende der Insel. He' robot erwähnt davon, dasi sie am äusicrsten Ende gelegen scy, indem cr sagt: I»«ul.,lu ^«^^ri-aulc», „uZ- quc" in iirhcm Ilauum poi'vcueruiil. lli'olll! hcisit noch jetzt ein an einem kleinen Meerbusen beyCritza liegendes, mit alten Mauern dcrsthcncsDorf. Qainpa oder I.up>il>. Vom A ss a nl cm n-.> n c^baut, nach andern von cincm Tarrhacr Namens L a m p n s. Im Polybius kommt dicst Etadt öfter vor. Die pcntin-gcrischc Tafel sctzt sie zwischen Cisamo und Eleutcrlia, dann folgt Ellbritum. Strabo bringt den an der Südseite, der wcsilichcu Meerenge befindlichen Hafen Phönix in das Gebiet von Lam^a. „llxilili« lütlilnai» est fere contain stadiorum, in fjuo, ad mare bo-rcalc, estAmpliimalla, ad ausLt-ale Phoenix Lam- pol. Das jetzige Bisthnm Lambis in dcr Nahe von Rcttimo ist offenbar darnach benannt, und begreift die Kastellane») Amarp in sich. Unstreitig nar sie in dcr Nahe von Subritilm, Elcuthcra und Arcadia, und zwar mehr südlich. Ein Dorf bey Amari heisit jetzt noch Mclambis. Die Stellung diestr Stadt a»f dcr Karte (Taf, XIV.) wird durch Gegenwärtiges gerechtfertigt. IhrGcbict reichte, von Her Nord-bis zurEüdküstc. denn 6 it>tar sagt: Delude Lanipea; et pertingit'haco uLramque partem, fluviusqu« Mesapus in ea esr. liorfssa Slrabo, Gortynae nomen. Lacea, Ctlie <£Ulbt, ivt'rb bt\) Calo-limen (€c&6n^ftn) — 275 — in der Apostelgeschichte angeführt. Die peutingerische Tafel gibt östlich vou Lebcna cine Ctadt Namens Lisia an. Strabo erwähnt einer Ctadt Namens Lissus, welche zum gortynischen Gebiet gehörte, zum Unter» schicd von Lissus des Ptolcmäus und Scyla^c, welche bey Inachorium lag. Plinius führt in der Reihe nach einander Myn'na, Asum, Pylorus, Rhy« tion, Elatos, Phara, Holopyros und Lasos an, unter welchen Myrina, Rhytion, wahrscheinlich auch Holopyxos im gottynischcn Gebiete sich befanden, daher auch Lasos des Plinius hiehcr gezogen werden kann; die Stelle von Lasca richtet sich daher nach der Berichtigung des Calolimcn, in dessen Nähe sie lag. Siehe 1'ilueljt.us. I^doua, der erste und nächste Haftn von Gortyna, mit einer Stadt, wo Acskulap einen Tempel auf Art jenes vo.n Cyrenc in Afrika besasi. Dieses beurkundet den Verkehr der Krcttr mit den Lybiern. Mit Cyrcne wurde späterhin Kreta ohncdicß verbunden. Philo. stratus sagt: „Cs habe dcr Tempel und die Stadt „diesen Namen erhalten, weil von demselben sich ein „Vorgcbirg herabzieht, welches die Gestalt eines Lö-„wcn an sich trage." Dieses Vorgcbirg Leon ist das jetzige Kap Lionda. Nach Strabo trifft übcrdicff, nach Miglicn gerechnet, die Entfernung von Gortyna bis dahin genau ein. Außer Matalia (^l.n1Iulu 1^'om.) gibt cs übcrdicß im gortynischen Gcbiete kei» nes; Lionda ,'st daher ohne allen Zweifel der östlich gelegene Haftn des alten Gortyna. l^^uz. Ptolemäus setzt sic östlich vott (?riu -M«!.o-l'"", desgleichen auch Scylax: 1^5»^ urli» «liu» 1'"i^l aci (^i iu-^<^l,l»^on, es gab unbestreitbar deren zwey auf Kreta. E 2 — 276 — . I^a«tu5 ,'st nach den Bruchstücken der Geschichte Kretas besonders ein Zankapfel der mächtigen Städte Lyctus, Gnossus und Gottyna gewesen, und daher für eine vorzüglich fruchtbare Gegend anzusehen. Das Thal Mirabelle, dessen Name die Vorzüge dieser Gegend in sich schließt, hat überdicsi eine solche Lage, daß es den Gnossicrn und noch mehr den Lycticrn gelegen seyn mußte, weil Lycastus und Militus durch eincVcrgrcihc getrennt sind. Lacida, als der Hauptsitz des Thales Mirabcllo, paßt ans das schimmernde „llidioans" I^l!U5l.us vollkommen. I,)'o«,,l8 oder I^!tu«, das Hochgelegene, nach H o me r; nach Plato und P olyb i u s cinc spartanische Kolonie und stets mit ihrem Muttcrlanoe in Verbindung. Den Namen erhielt sie nach Lyctus, dem Sohne Ly-caons. Dieser Frcysiaat war der gebildetere unter den übrigen, und doch sollen die Lyctier Menschen geopfert haben. Von Gnossus war sie 200 Stadien entfernt; Chcrronesus, ihr Haftn, gleichfalls nach Strabo, 00 Stadien vom Meere entlegen. Ihre Entfcrnnng vom lybischm Meere betrug jedoch 80 er.Uosihcnischc Stadien. In der Ebene komtte sie nicht licgcn, indem sie nach Stcphanlls ihrcr hohen Lage wegen auch Lytton gchciffen habe, daher auch Homer dm dichte« rischcn Namen Lyttos dem vielleicht achtern Lyctos vorgezogen zn haben scheint. Gnossus lag gerade zwischen Lyctos und Gortyna, ,dieß bestimmt die Richtung. Anhöhen gibt «s bis zum lassitischcn Gi,'dirgc nicht. Vonl.a cli '1'^ani, wohin Pokokc das BlsthllM Chcrronisi'versetzt, kann das K^p Aphyrium der 3ll^ ten uicht seyn, sondern das Kap S. Juan, und der Chcrroncsns ist die jetzige Festung Spinalonga. Mi-noa Lyctia und Girapetro ncnnt Strabo, um die ^- 277 — östliche Landenge dcr Insel damit zu bezeichnen, aus» drücklich. Biese Stadt konnte unmöglich so wcsc von Lyttus entfernt liegen, da sic Minos seinem Schwiegervater zu Ehren erbaute, in dessen Gebiet sie lag. Lyctos konnte daher nur an dcr Osiscite des eteokreti« schen Dikta, dem jetzigen Lassiti, gelegen haben, denn wenn nach Strabo Gortyna von Gnossus 120 Stadien, Gnossus dagegen von Lyttus 20N entfernt lag, so fallt dicsc Entfernung ohnehin über Lassiti hinaus, und gibt znr Lage von Lyctos eine eigene Gc< birgshöhe, wozu sich die Gegend bey Calamasca am zuvcrlasiigstcn eignet. Hier trisst die Entfernung vom lybischen Meere mit 80, jene vom Chersoncsus mit 00 Stadien ein. Plutarch erwähnt, Jupiter sey wit dcr zu Lyctns geraubten Nymphe Argen nach Acgyptcn auf den Berg Argillus cntstohn, indem Hie-rapytna dahin der nächste Ort zur Einschiffung ist, sonst hätte die Fabel Naxos gewählt. —' Die Eroberung dcr Stadt Lyttus durch'die Gnossier erklärt sich, indem die Lycticr an dcr Cüdseitc des Gebirges gcgen Gortyua zum Kampfplätze über Inathus eilten, i.ndcß dic,Gllossicr an der Nordseitt über Lycasius hereinbrachen, ihre Stadt zerstörten, und Zeit gewannen, alle ihre Kinder und Weiber gefangen fortzuführen. Sollte ferner Lyttus an dcr Nordscite des Lasstti gelegen haben, so erhalten die aus dcr Geschichte nicht zu vcr< drängenden Raucicr kein Gebiet. Lictus lag daher an dcr Oststite des Lassitischcn Gebirges, dessen genauere Lage durch absichtliche Vereisung sich leicht wird ins Klare sclM lassen; denn die Spuren sind nicht so ganz verwischt, und die Sagen, deren Rich« t'gkcit man prüfen kann, erhalten sich lange. Gäbe es Mcht so/manche gegrünbete Bedenklichreit, so wäre das hohe Gebirgsthal Lassiti selbst das alte hochgelegene Lytton oder Lyctos. K1arat1iu«u 1'lin. wird zwischen Thcravna und Cylyssos aufgeführt; beyder Lage ist unbekannt. — Am w sien dürfte cs eine Insel bedeuten, welche, am Kap Maleca gelegen, noch bis jetzt dicstn Namen bchal-tcn hat. klawlm. Mctallum des Strabo. Die zweyte Rhede oder Haftn von Gortyna, westlich unter ocm Ausflüsse des Lcthcus, an, jctzigcn Vorgebirge Matala gelegen. Nach Gortyna zahlt Strabo von hier I3o Stadien, nach Phäsius 4n, beydes ist übertrieben, sonst darf man von Gortyua nach Gnossus die gegebene Eutfer-nung doppelt Nl-'hmcn. Govlynas Lage ist unbezwcifclt, das Meer aber für diese Wciteii allznnahe. ^laU^m. Plinius fttzt es der Instl Dia gegenüber, also in die Nahe von Gnossus. Tonrncfort meint, Matium voare mit Hcraclea ein und dieselbe Stadt. Hcraclea, das wohl ohne allen Zweifel des Hafens wegen an der Stelle des jetzigen Candia liegt, befindet sich der Insel Dia nicht gerade gegenüber, sondern fallt über die westliche Spitze hinaus; befindet man sich aber in dem Thalc, wo das Dorf Macrodico liegt, so sieht man die Instl Dia die Breite des Thales ausfüllen und dieselbe gerade vor sich. Zwischen Enadich und Macrodico schwankt die Lage von Gnossus; für den erstem Fall fallt Macrodico der alten Stadt Ma-tinm zu. KIoI'>5«a. 8^1ux. soll mit Lyssus einerley scyn. Am Wcgc von Gnossus nach Gortyna findet sich noch jetzt ein Dörfchen dieses Namcns. ^m. Aufdcr d'Anvillcschcn Karte ist ihre Lage umvcit Gnossus vcr^ichntt l ,„ welcher aufKrctas — 27!) — Topotaxic sich beziehenden Stelle der Name dieser Stadt sich vorfindet, habe ich zufällig nicht auffinden können. M>I^!.U5. Sarpcdoi: führte Koloniccn aus dein von ihm erbauten Miletus, und gab der neu gegründeten Stadt in Ionicn denselben Namen; jene war am Meere gelegen, und alter als das asiatische Miletns Am nördlichen Secstrande gelegen, entspricht ihm dic Lage des auf den Ruinen dieser Stadt erbauten Dorfes Mi^ lata vollkommen. Miletus entrissen die Gnos^r den Raucirrn, ky. castns siel aber als Nau'o den L:?ttie."n ;n. Nachmals brachten die crstern auch noch ^ycasios an sich und zcr< störten sogar Lyctos. Später übcrn^l:d.-n jedoch die Gortyuicr Gnossus, und gaben,, da MiletuS wahrscheinlich schon zcrsiött worden war, Lycastus den Rauciern zurück, und entschädigten Lyctos mit Dia-tom'um, welches den Gnossicrn eigenthümlich zugehör« tc, fur das den Rauciern ertheilte Lrcasius. Die Ar-siörung von Milctus falk daher in dicst Epoche. Ni>lon. Dieses Namens unterscheidet man mehrere Städte. Ptolcmäus gibt eine in der Nahe G do-nicns an, wahrscheinlich an der Stelle des jetzigen noch wenig gekannten Minolo. Es scheint, daß diese, nebst Gnossus und Phasios, die von Minos erbaute dritte Stadt sey, welche man mit Apoüonia verwechselte, und die sich Apollo selbst erbaut haben mag. ^mo». Ptolcmäus führt an der Osiseitc der Insel eine andere Stadt dieses Namens an, so daß sic in der Reihenfolge vor Kap Eamonium fällt. Pokoke hält das Porto Schigma dafür. 51'n<>a.z^iil, cme zu Lyctos gehörige Seestadt, welch« Minos der erste dcm Vater seiner Gemahlin I tone, — 2«a — Lyctius zu Ehren, welcher Lyctos erbaute, grün. dete. Strabo gibt ihre Lagc genau an. Sie lag am nördlichen Gestade, Girapetro gegenüber, in der Gegend des jetzigen Cuvcsi. Das Gebiet von Lyctos erhält also hier gegen Prasotz und Hicrapytna eine fthr interessante Bcgranzung, und cs scheint auch, daß erst dcn Hicrapctritcn gelungen sey, Prasos zu zerstören, nachdem sie Lyctos früher durch dcn bekannten höchst interessanten Schwurocrtrag empfindlich gcdcmüthigt hatten. Nu5ouin, ^uxla ^^i.oi'nin iill in^ro. Hier giugtn die, Sirenen einen Wettstreit mit dcn Musen ein. Die Lagc bestimmt sich von selbst für die Gegend von Kissamo. KI)^u«. Eine nebst Tcgca und Pcrgamum vom hcrum- schwciftndcn Agamemnon angeblich erbaute Stadt. - Am Almyron unter dem Kap Drepamm findet sich ein auf dcn Ruinen einer alten Stadt gcbautcs DorsMasa, auch Macis genannt. Eine alte mit grosicu stachen Ctcincn gepflasterte Kunsisirasic führt von dcr cbcn so altcn Brücke, Paleo-Camara, dahin. Dic Spuren gehören einer allsgezeichnttm Stadt des Alterthums . zu. Unter den angeführten altcn Namen bleibt jener von Myccuc allein übrig. Sagte Plinius nicht ausdrücklich: Noul,,^ IVsatluni vlii, so entspräche allenfalls demselben Masa am passclidsicn. N^rina. Plinius führt nach dicscr Stadt Asum und Pylorus auf. Wärcn scinc mittcllandlstl)cn Städte (u^ic.5 moäilor^lnli^) nach eincr Rcihcnfolgc vcr- fas«, s» dürfte sich Myriuas Lagc ungefähr bestimmen lassen. Naxus. Cinc, Apollos, mit dcs Minos Tochter A < acallis erzeugtem Sohllc N ax u s zu Ehren cr- — 231 — baute Stadt. Dieser Umstand verhindert, Naxos mit Oarus zu vereinign,. Unweit Gortyna ist ein Ort mit Namen Nassus. Oaxris sl^e^i. cinc Stadt unweit Elcuthcrna. Hcro< dot meldet, cm gewisser Etcarchos wäre allda König gewesen. Oarus lag deßhalb gegen Norden. Auf dcr homaunischcn Karte findet sich ein Ort mit Na, mm Aro verzeichnet, welches cinc unbewohnte Ruine ist, die zwischen Hagio Jam und Piscopi auf cincr Anhöhe liegt. Die Einwohner ucmien diese Ucdcrblcib-sel bald Aro bald Naro. Im lctztcrn Falle müsi-tcn die besten Schleifsteine hier herum zu finden seyn, wcsthalb Naro im Alterthum bekannt war: Naxiug Ia-I>,Z cu» ei'ollua. 8l.ep!,. Ein nicht unbcdcutcndcr Um-stand zur Ortsbcrichtigung, da er der Veränderlichkeit nicht unterliegt. Oloru» ^l,o^)!i. Die Hauptstadt der Olcrier oder Oricr. Sie scheint so wie Cubritum, Elcuthcrna und Arcadia in der Nähc dis Bergcs Ida gckgcn zn habcn. Die Westseite des Berges Ccdros schien thrc Lagc zu bc< günstigen. Bey Ornca dürfte ihr Hauptort zu suchen scyu, berühmt durch einen Tempel der Minerva O l c r i a. <)W«, olnUg ^lol. Eine Ctadt an der Nordküste des östlichen Theiles der Insel, in der Gegend von Eamo-mum. Nach Pausanias hatte Britomartis cincn Tempel daselbst. NW» d^ Strabo, die zweyte dieses Namens, lag bey Uum ouin riiHLLto «.l, ()Iu8. Der N^me der vorher-gchcuden Etadte gi^ keinem Zweifel Raum, daß auch hier ein Olus müsse g^gm haben, welches dem heuti. gcn Epolus entspricht. — 282 — 0W» Sc^lax, Eine dritte Stadt dieses Namens auf Krcta. Kcvlnx lm Periplus, wo er von den im west« lichen Theile befindlichen Etädtcn handelt, führt an: rimu» <^t, in Lo ^ortu« OIuZ «^ ^i-I^. Ecinc zuver< lästigen Angaben bey den ubrigcn Städten, und die Ordnung, welche er unter allen am strengsten befolgt, lassen nicht daran zweifeln, dasi eine Stadt dieses Na< mcns auch bey Cydonia vorhanden gewesen ist. OI^»«a tjlv^ilaii. kann mit Grund nicht zn Olus gc;o< gen werden, stellt daher eine eigene Etadt vor, wclä)c im gortynischcn Gebiete verzeichuct worden. Oin^dnlu«, Oln^ialilim, On^iliÄlug ocimpnk!. Nach Diodor lag dieses Feld, wo dem neugcbornen In. piter der Nabel entfiel, an dem Flusse Triton? nach Kallimachus lag diestr Ott mit seinem Felde bey Thenna. Nach Stephan us lag es zwischen Gnos< sus und Thenna. Da nun der Fluß Triton der jetzige Gcossiro ist, so ist man im Stanoe diestn Ort bestimmter anzuzeigen. Ol'^num lag an der. See. In seinem Hafen brach cin Anker ab, als dic Amycläcr cinc Kolonie absendeten. ve^u« dorLam. Osmida ist daher im Thalc von Milopotamo zn suchen- OUni <ülllnz)i. Nach Servius soll daselbst das Grabmal des Giganten Otho gewesen seyn; da die Gi. ganten um Gnossus wohnten, so ist ihre Lage in der Nähe dieser Stadt zu suchen. 1'an. Olu» et ?au. sagt Scylax, mit der nachfolgenden Stadt vielleicht cmc und dieselbe. Gannon«. Ptolcmäus ncnitt sie zwischen Gortyna — 283 — und Gnossus. Es findet sich noch jctzt cin Ort unweit dem gnosflschcn Dikta, welcher Panon hcisit. I»a„ul,'mu« ?1in. Eine Stadt, deren Namen cine , Bcrgrcihe führt, in deren Nähe sie am Sccsirande gclc« gen haben mag. lautoinaU-Iuin dcs Ptol. und Plinius. Sie mag östlich von Rcttimo gelegen haben. Po koke halt da< . für, daß Arsani oder Primo ihr Ort sey. I'uxu.«; 8c^Iax. 'Mit Oaxu» oder I>laxu^ gleichbeoeu» tend — er sttzt cs zu Gnossus. I'vi'^amell. Acncas dlN'ch einen Sturm auf seiner Flucht in Krcta zu landen genöthigt, baute daselbst nach Scrvius cinc Stadt in der Nähe von Cydonia. Ihre L.i-ge isi in h^r Ausmittluug keinen besondern Schwierig« keilen ausgesetzt, denn Scylüx spricht: Dic^inliu«,,»» I_)lanci« ^inunisfll. v«i5v».°> !x>l,^c,in III ic^lOliu I'l)t^il-min, welches offenbar bey Cognes gesucht werden muß. I'orZl,,nu5. Eine vom flüchtigen Agamcmn on crbautc Stadt, nebst Tcgca und Mycmc. Das G^bmal dcs Lycurgus soll daselbst an dcr Straße gesehen worden seyn. — Diesem entspreche einstweilen Pcramo an dcr alten Brücke, welche nach Mcliooni führe. I'liuo8lu8, von Minos erbaut; die Vaterstadt dcs Epimenides mit einem kleinen'Hafen, im gorty-nischcn Gebiete, zwanzig Stadien vom Meere. Ihre Lage nach den vonStrabo angeführten Entfernungen gegen Mctallum, Gortyna und das Sccgcstade, ist sehr genau angegeben, allein die Entfcrungcn, wcnn man sic auf der Charte auftragt, obwohl diese Zlache cint vollkommene Ebene isi, schlicsicn dennoch nicht zusammen. Polybius spricht von einem I'orw« I'knogdius, dessen sich dic Illgcnd bemächtigte. Es isi nicht unwahrsch"'»' lich, daß cs bcy dcm jetzigen Paleo»nolo gelegen hadc, — 284 — welcher Name auf die Gegenwart eines alten Hafens hindeutet. Auch könnte das QlloIIinen der Apostclgc« schichte, wo Paulus lanvttc, dieser 1^1-l.us 1'iiac-8t,'u2 seyn, denn Lissus lag nach Strabo nicht weit davon und isi das Lasca dcr Apostelgeschichte. Mit meiner Ansicht stimmt auch Pokokc vollkom< men übercin und cr erinnerte sich nur nicht an Pha-sins. Als cr nämlich von Matala zwei französische Meilen gegen Lcbcna gegangen war, fand er einen klei« ncn Meerbusen, den die Griechen I^m«n»5 K^Ius— (mit dem italiänischen I'^iouiuulu völlig identisch) oder den schönen Haftn nannten. Er licgt drey Miglicn unter dem Kloster Panagia Egctcria, ohne übrigens Spuren und Trümmer aufzuwcistn zuhaben. Pokoke' vermengt inzwischen Lasca mit Prasos, welches nach Strabo's Angaben gar nicht denrbar ist. ?lmla!tim, in dcr Lamius'schcn Charte des Meursius, am ,Criu Mctopon. I'1,i,1u5c,rua. Ihre Lage ist sowohl durch Strabo als Ptolcmäus und Plinius sehr üdercinsiimmend gegeben; nur Scyla): vermengt Phalasarna mit Po. lyrrhen. Diese Etadt hatte einen Haftn. Ho mann setzt sie nach Pokokc nach S. Chirglani. llw^lnx, ein Haftn an der Südseite des westlichen Isth-mns, wahrscheinlich phönizischcn Ursprungs, woher sein Namc^ammcn mag. Fcnici spricht für den ihm zukommenden Platz. Dieser Haftn gchörtc den Lan,-pacrn. /Einige dcr Gcfähttcn Paul» wollten daselbst überwintern. Sie hatte einen bischöfti'chcn Sitz, dcr sich noch bis jetzt erhalten hat. Sphakia mag davon abgeleitet worden seyn. l»(>ec-UÄänmi. Ptol. an dcr Südseite dcr Insel östlich von Crin-Mctopon unrocit Tarrhä; wahrschcin. — 285 — lich lag es unweit Agio Rumclia am Flusse gleiches Namens, wie schon Po koke vermuthete. I>olvckna. Nach, Th ucydides lag sie im Cydonischen Gebiete: ein Ort Alichian, zwischen Aptcra und Cydo< nia, ist das wahrscheinliche Namensüberbleibscl dieser Stadt. loi^ren oder ?0i)'rr1i6nia. Die alten Bewohner waren Schafhirten und des Reichthums ihrer Hccrden wcgcn so benannt. Eingcwandcrte Achäer und Lacc< damonier befestigten diese Stadt. Die Cydonier ver-anlasitcn den B.ni eines Tempels innerhalb ihrer Stadtmauern, wclchcr^>cr Diana nach 5) erodot, und nach Polybius der Diktinna geheiligt war, und der größte aller bekannten gcwcstn sey, hi'cmit auch den von Olympia und Ephcsns üüertrosscn habe. Zcno» bius und Tarrhaus erzählen, Agamemnon habe'in diesem Tempel das angefangene Opfer eiligst unterbrechen und zum Seestrandc eilen müssm, weil scinc Gefangenen ihm die vor Anker liegende Flotte, angezündet, und bis auf eines verbrannt hatten. Dieser berühmte Tempel lag daher eigentlich nicht im cydo-Nischen Gebiete, sondern in der Stadt Polyrrhcn, und mag von eben dem Künstler, welcher andere Werke den Cydoniern errichtete, gelegentlich und mit Hülse derselben erbaut worden sey», daher er den Cydoniern unmittelbar zugeschrieben worden. 1'ra(!8U5 Zlupli. oder I'r.i05!nn. 8l.<.1»o, urds Gretas propL i^a^Lum. Ferner saZt er: stolaci, u^)« (^-ta« pi-a^« i»i,'^.^i,u <>l, z^ii^^nam^ Dicsi ist osscn< bar cm Beweis, es habe auch bey Rithyuma eine Stadt gegeben, welche Prasus odcr Präsus genannt wurde. 4rn«n« oder 1'ru5«5 des Straby. Nach stmer ersten Angabc liegt diese Stade am östlichen Ende der Insel, — 286 — zwischen dem Vorgebirge Eamonium und dem Chcrro« ncsus, an cinem Berge Namens Dikta, auf wclchcm ein dem Jupiter geheiligter Tempel lag, und welcher von Samonium hundert, vom Ida hingegen tauscnd Stadien entfernt war. An einer andern Stelle äußert Strabo dagegen, Prasos habe iso Stadien östlich von Gortyna, mithin in der Nähe von Lebena gelegen, in« dem er von den beyden Oxynthctus und Leucocomas spricht. Gprtyna liegt aber nach seiner eignen Angabc unterhalb dem Ida, und auf das Höchste hundert Sta, dien von seinem Gipfel. Vergleicht man diese beyden Angaben, so must man entweder annehmen, es gab zwey Städte, welche Pra« sos hießen, odcr Strabo hat sich bey iuno Stadien um 72U geirrt, denn lag Prasos am Berge Dikta, so war es vom Ida 1000, von Gortyna hi^mit nur 900 Stadien entfernt; war sie es wirklich, wie konnte die Wcitc derselben blos 180 betragen? War dagegen Gortyna von Gnossus 120; Gnossus von Lyctos 2i'IaL5U5 6lo^i., wird von lraezuZ unterschieden. Illx^o^l!« 1'oi^climl.anig I'i'ao5N5^u« sagt derselbe. ?s)'clnulli I'tol. Pokykc hält dafür, Psychium habe am Ausflüsse des Visari seine Lage gehabt, wo Ho-mann den Ort Galigni hinsetzt — dcr Reihenfolge nach fällt eS in jene Gegend. I^Iorus. Plinius setzt sie unter die mittelländischen Städte und nennt Rhytium sogleich darnach. Es laßt sich vermuthen, cs habe bey Gortyna gelegen, wohin — 289 — es auf der Charte von Kreta dcs Meursius nach der Ausgabe dcs I. Lamms gebracht ist: wahrscheinlich ist cs das jetzige Plora unweit Gortyna. (^orl^num; das jetzige Peri bey Ka^ius-cioca. Il.kamuu« - I?url.u8 des Ptolemäus, jetzt I^rto I^nino an der Spitze dcs Cap Grabusa; ein natür, lichcr Haftn. Ptol. sttzt ihn nach Corycus und Phalasarna gegen Cap Crio herab, cr findet sich daher oberhalb beyden: dcnn cs ist kein Zweifel, baß unter I^wltniius t'oi^uL, poi'w 1. Unbezwciftlt da gelegen, wo das Dörfchen Stilo liegt; in Apicorono kömmt auch cm Ort Stilo gc-nannt vor. 8l.ro»iU5 8>.«pk. urd? (^rütao. Die Charte der Lami-schcn Ausgabe dcs Mcursns sttzt diest Stadt auf das Cap Malcca, wahrscheinlich dcr Ursache wegen/ wcil cs mit Sterne übereinzukommen scheint. sudrituru I'ol^d. 8ldiila 8r^Iax. oder auch 8l!,^rtU8. Nach ihm lag sie gcgcn Süden und besaß cinen Haftn. Nach Lappa wird in dcr Pcutingcrischcn Taftl Elcuter« na, dann Subrita, darauf aber Gortyna genannt. Subritum muß daher zwischen Elcutcrna und Gortyna, und ohnehin an dcr Südseite licgcn. Die Lage ist zwar schwer auszumittcln, inzwischen kann man annch-men, daß es östlich von Psychim:« ftinci. Haftn gehabt, und die Stadt Visari einstweilen dafür gelten könne. 8?ia. Dcr Hafen von Elm'ns, siche diese Stadt. 'I'arilia. 'I^ri^a« oder auch T'arda. Diese Stadt besaß einen Tempel des Apollo Ta-.rl)äus, woselbst ein Orakel war. Ihm galt das Geschenk der Elyrccr mit dcr ehernen Zl.gc. Die Stadt lag an dcr Südseite dcr wrisicn Berge. Theo pH rast erwähnt, daß die dort befindlichen Zypressen, sic mögcn an dcr Wurzel oder auch anderswo abgehauen worden styn, immcr neue Schossen trieben. Nun sind an keinem Ort mehr Zy. — 231 — pressen anzutreffen, als in der Gegend von Ag!a Ru< «iclia, in cincr der wildesten und maleriMcn Schluchten von Kreta, welche zur Verehrung des Apollo und für das Orakel desselben einen der passendsten Orte abgeben mußte. Da aber Poecilasmm dcn Namen von Pcucos, Fichte, erhalten zu haben scheint, welche west-lich von Numclia häufiger vorkommen, so mag eine, Versetzung Statt gefunden haben, denn nach meinen Erfahrungen, die ich immer bestätigt fand, nahm die altc Mythe auf imposante und aüf dic Sinne einwirkende Gegenstände sehr viel Rücksicht. Um jedoch keine Neuerungen dcm bloßen Scheine zu Gefallen anzufangen , bleibe ich bey Pokokc' s Angabe. ^oxvn nach Step h. vom ThaIthybius erbaut, nach Vellejus aber von Agamemnon. 'I'Ilonnuo 8ll^)!i. "^15 «l. I5cinli5. Callimachns setzt es zu Gnossus. Daselbst wurde der berühmte Wein, li, der hohe Be r g genannte Soliuus bezeugt, man erblicke ftinc Spitze glänzend erleuchtet, ehe noch die Sonne im Thalc gesehen werden Um ihn lag^u die wichtigsten Städte: Gortyna, Guos^ sus, Aorus, Eleurherna, Arcadia, Richynlim^ Oaxus, Lappa und andere. N^ci) Di0 d 0 r warem sciue Höhen zuerst bcwoh.n, als sie kalter wurden 5°^ gcn sich, nach Theo pH rast, die Bcwoh,,cr in dit: ,- .zoo — Ebenen herab. Er besaß ehedem schöne Eichenwälder; wo er gelegen habe, und welcher cs sey, bedarf tcincr Erörterung. Iiyucaori, ^Iontc-5 aidi. Die wcisicn Berge liegen im cydomschcn Gebiete, jetzt heißen sie Asprowuna; sie sollen 300 Stadien lang seyn, welches inzwischen etwas zu viel ist, wenn man ihren ausgebreiteten Fuß nicht darunter versieht. Theophrasi und Plinius schreiben ihrem schneeigen Gipfel „wo der Schnee niemals fehlt" die herrliche Zypresse zu, von welcher we' gen Erkältung des Klima, wie bereits erwähnt, jedoch nnr die verdorrten Stamme übrig geblieben sind. Junge oder grünende Zypressen findet man dort .ucht mehr. I^«lPU8 8c)'1ax. ^1ti88u^)l)1i«, Dicaegrcliu». Dieser Fluß lag nach crsterm bey Lampa. Ptolcmaus nennt ihn jedoch Massalia, jetzt heißt derselbe Mcgla. Lampas Gebier lag zu beyden Seiten des Mcssapus und erstreckte sich nach Sey lax von einem Meere bis zum andern, nach der Breite der ganzen Inftl. Der Haftn Phönix, westlich vom Massalia, Fluß des Pto-lcmäus, befand sich im lampeischen Gebiete; alle die benannten sind daher verschiedene Namen eines und desselben Flusses. 0axL8 floß in der Nahe dieser Stadt. Man halt den von Cogncs und Staurochori lommcndcn Fluß gemeiniglich dafür, vielleicht weil cr in diesem Gebiete entsprang. Ocoanus nach Hcsychius, ein dicstr Insel angehöri-gcr Fluß. I>ol.ko!-cu«, nach Vltruvius, wo cr von der großen Leber der Schafe spricht, ein dem gortynischen sowohl als dcm gnosslschcn Gebiete angchörigcr Fluß. Nur der Catarractus allein scheint dieser Fodcnmg zu ent< sprechen, allein cr floß bcy Gnossus vorüber, und zu ^ dicscm cignct sich wicder nur dcr Triton odcr dcr jetzige Geosiro. — 303 — I»vonu». Vom Ptolcmaus wirb er vor Cydonia genannt; allein da Ptolcmäus sich ohnehin verschiedener Versetzungen schuldig macht, so kann er nur in die Ge« gend von Plataniah versetzt werden. Der Fluß Ciliari in Apikorono, der in den Meerbusen Suda oder Am-phimalla himmfallt, kann es deshalb nicht siyn, weil er nach Dicäarchns ohne allen Zweifel Amphimela hicsi. snuru«, son8 8auri, liegt 12 Stadien oberhalb der Höhle des Jupiter, daher am Wege nach Gortyüa unweit Banasso -^- da sie aber im Eommcr vertrockne« te, so lag sie nicht im Hochgebirge, welches durch Schmelzung des Schnees den Quellen günstig ist. Diese Quelle scheint in den Fluß Triton ihr Wasser geliefert zn haben. 'I'I^', <>n, 'l'!,«ronu.au0 heistt, gleichfalls „die ihr gegenüber-stehende Spitze" geheißen haben. Die Zlmphimallacr konnten sich nicht verpflichten, jeden Namen von den Cydonicrn zu entlehnen, und umgekehrt auch diese nicht. Icdcr nannte es, wie er wollte, besonders bey so vielen kleinen, eifersüchtigen und in Streit begriffenen Frcysiaatcn. Endlich hicsi es auch ^ei-amummo-rlum, schr bezeichnend, welchcs Menrsius in/^cra-»amonilun, jedoch vergebens umzuändern suchte. Jetzt heißt man es schlechtweg: ^ci-oUri, das Vorgebirge. Oi'tu ^lotapon, ki'on8 nrivtis, die Widdcrsiirne. Die alten Geographen beschreiben es zu deutlich , um zweifeln zu können, daß es das jetzige Oaxo c^rlo, das ' südwestlichste dcr Insel sty. Dlot^nnneuni, jetzt Naxo Oittamo; unter dem Cap Spada findet sich eine andere Spitze bey Magma, welche diesen Namcn führt, wahrscheinlich stand nach Pokokc ein Diancntcmpcl hier, oder einc Stadt die- — 302 — scs Namens, auf alle Falle endigt sich hier die Ge< birgsrcihc, welche man den Berg Dictinnus hieß. vium 1'l'oiu. oder OIon, ist am stcinichten Cap der Insel Dia zugekehrt. Dropanuin?r. des Ptolcmäu s. Dieser Geograph nennt gewöhnlich die Orte früher, als die zugehörigen Vorgebirge. Auch das (^lanium I>eom. kommt nach Cydonia, so wie Drcpanum nach Amphimalla. Wäre dieses nicht der Fall, so hättc das zwischen Cydon und Cissamo gelegene Cap Spada drey Namen: Ciammn nämlich, Dictamum und Psacunl, dafür ginge Cap Ma« leca und Grabusa ganz leer aus. Unter Oropunuin I>i-0in. versieht also Ptolcmaus ohne Zweifel eben dasselbe Cap. Vr^tkraoulu proin. PtolemHus nennt dicß Vorgebirge nach Hierapctra und vor Itanum, es kann dicß also nur der ?«ntn 6i Ltomaeri den Inseln Cufomsi gegenüber gelten. Hormoa setzt er nach ?oec:i!assium, cs ist die jetzige I»c»nw 6i 'I^i^iti, welche am weitesten in die See tritt. Itanum, in der Nahe der Stadt Itanum, jetzt Eitano, das jetzige l^pc» xacro, nach Ptolema'us auch ^wpclli!, IVoln, allein da derselbe den östlichen Theit der Nordküste bis I'r. ^opli^-iun^ zur östlichen macht, so zeigt dieses offenbar, daß die Zeichnung seiner Insel falsch gewesen scyn müsse. ^lnai-^ oder c^mai-u5, nach Strabo und Diktys. Vom crsicrn wird cs dem pcloponnesischen Kap Malea eutgcgcngcscht, welches allein auf das Kap Spada passcn kann. Als uiy^s von Troja zurückkehrte, sagt Dittys, landete er dort an t ^i,n«rut» ai^uls"« — 300 — M)'35c'5 tiualiul! ?Iioonicu>n navi1'U8 o^o. Oict. lid. Vl. Es hiesi also auch Amarus. I>m, (I'luniolllo! !>!!„). ('l,^l> I,i.nil!a. In der Nähe lag der zweyte Haftn dcr Gortynier, Lcbcna. Der Name kommt von der Gestalt des Vorgebirgs sclbst her, dessen Form jener cincs rlchcndcn Löwen entsprechen soll. k1«w1lX ^lallum. vom nahcgclcgcncnHafendcrGor-tynierso benannt; jetzt heisit es Cap Matala, cs ist die südlichste Spitze dcr Insel, so wie Cap Spada die nördlichste ist. I>i-Uiilc)ll«c)i ium 8a,naniun,, insgemein für Cap Salomon gehalten, die östlichste kleine Landspitze bis nach Norden hin. Es gibt ilidcfstn vielc wichtige Gründe zu bezweifeln, daß das heutige Cap Salomo das alte Samonium ist. Etrabo, da er von dcr hohen Insel Scarpa-thus redet, führt au: „^1'o»l. ^'ai-^tll,,«) auwm. Dicst Ctcllc laßt sich auf die tlciuc Landspitze Cap Sa-lomon nicht anwenden, welche nicht nach Scarpathus, sondern gegen Cypern, östlich, gerichtet ist; ferner weil das Cap Cidcro fthr weit in die Ecc reicht, und durch die von dcr Oberfläche des Meers bedeckte Bcrgrcihc mit Casus und Ecarpathus in Verbindung sieht, und auch gerade darauf zulauft. Uebcrdiesi hat dieses wichtige und höchst interessante Vorgebirge kcincn alten Namen, wird von den Seefahrern ^apa 8il!c.-l-o, v»lt dcn dortigen Griechen aber ('«ps> D^Ä^ano genannt, beydc Namen deuten auf Eistn und auf die Form einer Sichel hin, welche das Cap besitzt. Endlich seicht Strabo:.ä«n6o„protenältur« — 307 -» nllng, setzt aber verbessernd hinzu: „in5ul»8quo" liko. «Uuruin (<ÜÄ8U3, 8calpat.1,u8 «t lNi«6ll«). El Nennt cs aontum, welchen Namen es mit Recht verdient, und das Wott ^io^n^ilu^, dehnt sich ans, lauft vorwärts, kann sich wohl anf die kleine Landspitze, der Schiffer Cap Salomon, keineswegs beziehen. Zuletzt sagt er bey den Vorgebirgen knrz vorher, /VicUcum VeroCimams (Cap Spadn), oricnlale slutcnj{Samo-nium est, in ovtuni plus quam -Suiiium (atlicum IV.) Hon multo vorgcns. Da er hier offenbar das <^ap spacla, I'soiu. <^mi,r,i5, das längste an der Westseite der Nordküste, mit einem eben so langen an dcr Osiscite, vergleichen will, so kann er darunter nur das Cap Siocro verstehen; um so mehr, als er das so auffallend ähnliche Vorgcbirg von Sum'um, in Attika, damit vergleicht, welches er nicht thun würde, wenn er das Cap Sidcro nicht ausdrücklich darunter verstünde. Falsch wäre daher die Meinung, daß Strabo unter Eu-nium Capo Sidero gemeint hatte, auch würde Pto-lemäus Eunium oder irgend einen andern Namen vom Cap Sidcro anführen, wenn cr die jetzige Land» spitze Cap Salomon darunter verstanden hatte. Po» koke halt das Cap Sidcro fälschlich für das I^-oin. ^Lpi^iuin der Alten. l^acum. Ptolcmäus setzt zwischen Cydon und Cissa« mo drey Vorgebirge, Ciamum, Dictynncum und Psa-cum. Letzteres kann auf kein anderes angewendet werden, als auf das jetzige Kap Grabusa, iudcm Pk^Cory-cus auf der Westseite semcn angewiesenen Platz besißt, denn es ist von der Stadt gleiches Namens unzcr« trcnnlich. U 2 '^' Aopli^lum I>r. Das jetzige (ÜÄP 8.5uan liegt oberhalb bcm Cherroncsus (splna longa) wieStrabo deutlich beschreibt, indem er, bey Gelegenheit eines Cap Zcphy-tium der Küste von Cyrene am Ende des siebzehnten Buches, des an der andern Seite der Insel Kreta gelegenen gleichnamigen Vorgcbirgs Erwähnung thut. Die kleinen Inseln sind mit möglichster Genauigkeit und vergleichender Kritik auf der Karte bezeichnet. Erklärung der Kupfer. Tafel I. Das Verdeck des Schiffes St. Giorgio, vor der Insel Kreta (ister Th. S. 18.). Hm in dic nöthigen Kupfer eine grösicrc Mannigfaltigkeit zu bringen, und dcm Lcscr zugleich den Eindruck eines im freyen Meere schwimmenden Fahrzeuges zu versinn» lichen, wurdc dcr Anblick des Verdeckes dcs Schisses gewählt, in welchem ich von Tricsi nach Candia fuhr. Der Körper dcs Schiffs ist von einem aus Pfosten zusammengefügten, in dcr Mitte ausgebauchten und daher beyderseits nach dcr Breite dcs Schiffes abhängigen Boden überdeckt, dcr ringsherum mit dcm Schiffsgc-länder eingefaßt ist, und auf welchem alle Arbeiten zur Lenkung und Bewegung dcs Schiffes vorgenommen werden. In der Mitte sieht man die beyden Mastbäumc cm< Porragen, von deren Mitte die zur Besteigung derselben, dcr Segclsiangcn und des Mastkorbcs, gespannte Strick' «eitern, an das Geländer befestigt, herabreichcn. Verschiedene Stricke zum Anziehen und zur Richtung der Sc-gel hängen theils an denselben, theils auch an den Mastbäumcn herab. Die untern Scgcltüchcr, an ihren Endspitzen angespannt, fangen einen schwachen schief einfallenden Nordwind, dcsscn Richtung die flatternde Fahne anzeigt, auf, und das Schiff steuert nach Osten. — 310 — Rechts unter dcr Fahne sitzt auf einer eisernen Kanone der Kapitän, Cajctano Bonnet, ein Malteser; seine Physiognomic soll den Charakter ausdrücken, der in dcr Reiscbcschrcibung angegeben ist; auf seinem Kopfe hat er eine Pelzmütze, und vor sich cinWasscrfasi, den Vor-rath zum Bedarf des Schisses. Noch naher an dem Vordergrund sieht man eine zwcitc Kanone, dcrcn Zündloch mit einer Vleiplattc bedeckt, und deren Lavcttenpfosie mit Stricken an das Geländer angezogen ist. Einige Scherben liegen zunächst auf dem Verdeck, bann ein Beil, ein Hammer und Stricke zu allerley Gebrauche, weiter hin ein Kübel an einem Stricke, mit welchem, über Bord Herabgclassen, man das Secwasscr zu schöpfen pftcgt. Links ist mein Begleiter mit einer Tabackspfcife beschäftigt, auf einer bereits ausgeschöpften Wassertonne ruhend, abgebildet. Das nächste Kästchen zeigt zwei viereckige Oessuungen, in welchen zwey bey der Morgenröthe noch brennend gebliebene Lampen hangen, welche zur Nachtzeit die unterhalb angebrachten Boussolcn oder Magnetnadeln zur Direction des Schisses beleuchten; oberhalb sind runde Bleche zum Abzüge des Lampcnrau-chcs. Die Stelle gleich außerhalb dem Bilde ist dcr Sitz dcs Steuermanns, welcher die beiden Boussolen im Auge behalt; unter dcm Verdecke bcsiudct sich die Kajüte dcs Kapitäns im Hilttetthcilc des Schisses. Eine gleich an dcn Boussolcnkasien anstoßende Vcrschraukung führt von dcr linken Seite mittelst einer Treppe von zwölf Stll-fen in den ersten Schiffsraum. Sic ist sthr fest an ^das Verdeck befestigt uud wird bey hoher See, wem, die Wellen auf das Verdeck schlagen, durch in den Falz eingc-schobcilc Vrctcr vollkommen geschlossn. Auf dcr einen Halftt dcs Deckbrclcs liegt für dcn Steuermann dcs Schiffes cm SpicgclMM zur Beobachtung dcr Son- 3l1 ncnhöhc. Ncben dem Masibaume ist cine Pumpc angc^ bracht, wclchc bis in dcn untersten Raum dcs Schiffes hinabrcicht, und nach Beschaffenheit des Schiffes alle Tage, Wochen oder Monate untersucht und probitt wird, ob sie schöpft, dann fiicsit das Wasser über das Verdeck unter dem Geländer aus dcn Oeffmmgcn heraus. An der andern Seite dcs Masibaums steht eine zweite niedrigere Pumpe, um mit desto größerer Gewalt durch die Schwere dcs darauf liegenden Körpers die Wassersäule zu heben. Auf den ersten oder Mittclmast folgt die Küche, eine aus Bretern zusammengeschlagene Kammer, in welcher ein erhöhtes Ziegelpflaster den Herd vorstellt, der Kamin ist eine viereckige brttcrnc Röhre, welche eben dcn Rauch entweichen läßt. Ein alter Anker von Eisen erscheint rückwärts, dann-folgt eine Echcmclbank, endlich die Pinassc, welche auf der littcx-a ziorta, oder der Verdccksöffnung, durch welche dic Waaren eingeladen werden, ruht; zuletzt folgt der Vordcrmast, welcher dcn schief an der Spitze vortretenden Bogsprict verdeckt hält. Zwey Matrosen mit dem Aufdrehen alter unbrauchbarer Seile beschäftigt, entsprechen der gegebenen Darstellung. Ueber dem Kopfe des sitzenden Matrosen befindet sich eine viereckige Ocss-nung für das, bey dem Ankern hcrabrollcndc schcnkcldickc Schiffs - und Ankcrtau. Außerhalb dcn, nach der Spitze zu laufenden Bord oberEchiffsgclandcr sieht man das offene Meer, und rechts ei« kleines Küsicnboot der Insel mit lateinischen Segeln von dcr Insel Mil» im Archipelagus nach Canca übersän; links sieht man dic Vorgebirge und die vorspr«"' gendcn Klippen dicstr Insel ins Meer treten. ^. ianhschaften. Tafel II. Das Kloster 2lrkadi mlt dem Berge Iba im Hintergründe ('m Viereck errichtetes Gebäude, ursprünglich zum Wohnort für Mönche citigerich-tet, mit verschiedenen Nebengebäuden und zwei kurzen Seitcnfiügcln; Gartenmauern umgeben cs. Vor dem Haupteingange sind ökonomische Gebäude. In der Mitte des Klosicrhofes erhebt sich die Kirche, welche aus zwei Hälften besteht, die eine Mittclwand trennt; die rechts gelegene war für den lateinischen Ritus der Venetian er, die linke für das griechische Landvolk bestimmt. Man sieht im Kupfer ihrcn Vordcrthcil hinter dcr Facade emporsteigen, in dessen Wölbung ehedem cine Glocke hing, welche, damals geschwungen, die weite mit Pinien geschmückte Ebene durchschallte, und das festlich gekleidete Landvolk zum Gottesdienste herbeirief. — Schlanke, Cyprcsscn umgeben, malerisch zerstreut, die von dcr untergehenden Sonne beleuchtete Vorderseite des Convents; mehrere derselben stehen auch auf dem die Kirche umschließenden innern Hofraum. Pinien, Platanen und andere Fruchtbaumc schließen den Hintergrund bcs Klosters. Dcr Berg Ida erhebt sich mit seinem doppelten Gip. fel langsam und allmählig, an seinem Fuße von häufigem Gebüsche bekränzt, zu einer imposanten Höhe; sein langgestreckter Rücken läuft in dcr Richtung seiner Ansichr fort: rechts sieht man eincn Berg, welcher in der Gegend von Anoja liegt. Die Gegend hat cinen ungemein gefälligen Charakter und emnlctt an die Bedeutung ,'hrcs Namens, welchen die gebildeten Vcnctianer mit Recht bcibchiclten. — 3t3 — Tafel III. Ansicht von Melldont und des Verges Ida lo. 2. ^parula ^ournelorll!. 8dr. (ister Th. S. 239.). Dieser artige kleine Strauch wächst auf steilen Fel-senwändcn gegen die Mitte der Insel, an der Osiscite des Berges Dicta bey Candia; dann an den Felsen des Tha, les Mirabello, bey Catalana und Itano und auch am CapMalcca. Cr blüht im May und Iuny. Sib< thorp fand ihn nicht, und Tournc fort's Citat trägt Smit h zur ^.^orulu luleu mit Unrecht über. Der gegliederte Stengel mit kurzen Absähen wachst korallenartig sich zcrästclnd empor. Die vorjährigen Stengel trocknen bis auf einige Fortsätze ab, und im Früy-linge sprosit wieder ein neuer dicht beblätterter frischer Stengel hervor. Die Pflanze ist mit einem gräulich weißen Mehlsiaub überzogen und hat lcocrartigc cyformigc zu sechs im Quirl stehende etwas concave Blätter; vertrocknet biegen sie sich zurück. Die blüthwreichc Rispe hat zu drey bcysammcnsichendc Blüthen von braungel" bcr Farbe, deren äußere Oberfläche haarig ist. — dlo. I. ^Uiuin clroinnüturn 5kr. Splralblättriger Lauch. Eine niedliche zwey Zoll hohe zarte Pflanze, mit seinen langen Haaren bcfranzt; ihr Schaft ist drcyblüthig, ihre Scheide zweyblättrig, die Blumenblätter spitzig, der Griff gerade und die Blätter auf eine sehr mannigfaltige Art zusammen- und aufgerollt. Sie kömmt am Cap Ma-lcca bey Perivolizza ic. vor, und blüht im März. ^«. 4. kli)slouni2 Facyniili 8kr. Iacqutnische Rapwurzel (tster Th. S. 437.). Diese Pflanze fand ich im September in der Blüthe. Sie beginnt erst bey 700 Toiscn Elevation über dem Meere uud ist ciuc wahre Alpenpflanze. Mitten in dem engsten Spalt dor nackten Felsen dieser Region sieht man eilicn gclbcn holzigen Wurzclsiock eingesenkt, welchn — 317 — mit Schuppen bedeckt ist und 5, ia bis 3N Stengel von verschiedener Vollkommenheit und Entwicklung besitzt. Der Stengel ist glatt, von den hcrablauftndcn Blattstie« len mit Linien gestreift. Die Blatter sind in der Mitte am breitesten und längsten und nehmen an Größe nach oben und unten zu ab. Die untern sind keil - die obersten lanzettförmig. Die mittlern sind cyförmig gezähnt, oder auch nur gekerbt, wie bey den Exemplaren von großem Höhen, spitzig oder auch stumpf, von Beschaffenheit dick, glatt und glänzend. Frisch gibt jeder brüchige Theil eine weiße Milch vou sich. Das Blüthcnköpfchcn ist eine blü-theureiche und gedrängte Afterdoldc. Die Kelchspitzen sind stumpf. Die Blüthen sind blau, mit einer cylinder-förmigen Blumenrohre und linicnförmigen, nur bis zur Mitte der Blume herabreichcndcn Segmenten. Die Griffel sind lang hervorstehend und violet. Die Pflanze blüht durch drey Monate, tragt Samen, Blüthen und Knospen zugleich; die spätern Knospen deckt der Schnee, fällt kei. ncr, so blüht sie oben am Gebirge bis Ende des Jahres. Zuerst fand ich sic am Ida, dann noch schöner auf den Lcucaori bey Canea; auf dem Lassiti abcr keine Spur. Ich nannte sic, zur Ehre des in diesem Jahre verblichenen Nicolaus Frcyherrn von Iacquin, mit diesem Namen. Tafel VII. Na. ü. 6i'«on ahinum 8dr. (ister Th. S. 472.). Diese Pflanze, welche wahrscheinlich eine neue Gattung ausmacht, und dahcr, besonders wenn sich mehrere dlcscr Art gefunden haben, dazu erhoben werden wird, ist iunachsi _ dcr Frucht nach — mit dem Haarsirang, I'ouco-2nuln, verwandt, wcßwcgcn sie auch Hr. Prof. C. Sprengel ?ouc«l,2N!i,n ^'«lioum, nannte. DicscPflanze kommt M unter einer Höhe von 7.)<>-8lw Toistn fort, ist im ^eroue der weißen Berge am Cignestoftro — den, Kegel oes Eplmcnidcs besvndcrs häufig zu finden, und schließt — 3t6 "» sich dem Aussehen, dem Habitus und der Struktur der übrigen Theile nach zunächst an ^a^cn-pUIuin oainioll-. cum, in^rgmawin und alpinum an. Die ganze Pflan« ze ist kaum drey Zoll hoch, besitzt ciucn kriechenden Stcn. gcl, und ist mit einem blaulichen Mchlstaube überzogen. Die Blätter kommen aus halbumftsscndcn Scheiden, sind gedritt, das mittlere Blättchcn jedoch gemeiniglich gestielt. Dic Blättchcn sind fast insgesammt in der Basis keil« förmig ausgebreitet, gelappt, cingeschnittcn, oder blosi gezähnt, fleischig und glatt. Die Blüthen sind roth« braun, mit eingerollten Blumenblättern, die Samen fein gerändert, mit drcy Rückensireifcn, oben etwas erweitert und dic anstoßenden Flächcn etwas eingebogen. Sie blüht vom September an bis in den December. No. 6. V<3i'!ia«cum ,«>^ins>«um L. Stachlige Königskerze. Diese äußerst merkwürdige Pflanze ist cm kleiner, fast prolifcrircndcr Strauch von höchstens ein Fuß Höhe. Er sieht zwischen den Cclsicn und den Königskerzen mitten inne, und man würde ihn beym ersten Blicke nicht unter die Gattung Vc^^lin stellen. Die größte Tiefe, zu welcher dicstr bloß in den weißen Bergen vorkom. mende Strauch hcrabsieigt, ist 200 Toisen, dic größte Höhe jedoch 7 — 300. Die nackte holzige Blüthcnrispe verhärtet sich, wird stachlig, bleibt stehen, und besitzt an ihrem Grunde Büschel von 3 — 4 ungleich großen rinnen-förmigcn, buchtigcn oder großgczähnten mit Wolle über-» zogcncn Blattchen. Die Blume ist vollkommen jene eines Vcrbascum mit fünf wolligen Staubfäden. Er blüht im July und August — höher im September. Er h^ uuscrc Behandlungsart recht gut aus. Merkwürdig ist jedoch von dieser Gebirgspflanze, daß sie nach Delille bey Alcxaudricn in dem trocknen und heißen Wüsicnsande wild vorkommt, da sie doch auf Kreta nie an dic Meeres-fläche sich begibt. 319 No. 7. Puschkinia scilloides. MB. Diese im I'lx>6>v,nu5 Nor-. Zl-aoc. von Smith wahrscheilllich unter dem Namcn 8^11« diloNa I., auf. genommene Pftauze, ist der glockenförmigen ha log c spalte, neu Blumcnkronc uud der an ihrer innern Seite aufsitzenden Staubfaden wegen eine Hyacinthcnart, welche ab« getrennt eine eigene Gattung ausmacht. In meinem Herbarium gab ich sie, ihre Eigenthümlichkeit ahnend, unter dcm gewöhnlichen Namen 5c-Ma!>11i-owni'0luu(lo o^c., citirt sein ^oruiluriuln und Linlw bey der Beschreibung der I'Iilo-wl« li-utiL«»^ und entlehnt hicvon obige Diagnose. Nun ist zwar in allen Floren und Systemen diese einfache Beschreibung geblieben, allein in allen Garten uud Herbaten befindet sich die unter dcm bekannten Namen 1'Ilio-'ms l>ulioc>«k allgemein verbreitete Pflanze. Icyt kommt es darauf au, ob man die Liuucischc Beschreibung und ^ourncforts Pflanze gelten — oder der verjährten Ver« wcchslung, das Bürger« und Namcnsrccht lmangctastct — 320 — lassen will. Ich habe sie cl'nsiweilen als I^Iomi« m»^ ci-opil^iw aufgestellt. Sic wachst als ein zarter Strauch von vier Fuß Höhe, ich habe abcr viele Ucbcrgangc in die gewöhnliche ^lomis trulied^a beobachtet; sie blühet im May, und tritt um scchs Wochen später als die letztere in die Blüthe. A«. 9. Viola lingrans 3br. Duftendes Veilchen. Dieses niedliche Pflanzchen mit schmalen keilförmigen gehäuften Blattchen, cinblüthigem mit Afterblattchen besetzten Schafte, fast gleichförmigen Blumenblättern und kriechender Wurzel, findet sich auf dem höchsten Punkte von Lassiti bey einer Höhe von 300 — 1000 Toisen und blüht im August. . Na. 10. lumai-ia nniliara 3br. Einblüthiger Erdrauch. Dieses schöne Pflanzchcn dürfte man leicht mit der unsrigen gemeinen Art verwechseln, allein der Schnitt der Blattchcn, der beständig einblüthigc Schaft auch bey fruchtbarem Boden und tieferer Lage, der Abgansi von Nebenblattern, die Bildung und Insertion der Blume und des Blumenstiels, gestatten nicht sic als blosic Varietät anzunehmen; sic kommt mit der vorigen Pflanze auf dem Berge Dicta und Lassiti vor. Tafel IX. Ns). 11. Lkc^u, «'click I>. 5m. ^Ii^iliz vv. Der kretische Ebenholzstrauch (ister Th. S. 453.). Anspruch auf den deutschen Namen, welcher derselben ihrer Schönheit wegen von dcm mit Recht erstaunten Alpin beygelegt wurde, kann diese Pflanze nicht machen. Sie zeichnet sich durch das silberglänzende Kleeblatt, ^ zuweilen auch gefiederte Blätter mit li-nicnlanzcttförmigcn Blattchm auf eine vortreffliche Wcisc aus. Die ahrcnförmigen Köpfchen sind mit rothen Blumen dicht besetzt, die mit braunen spitzigen — 22t. — Schuppen, welche die seidenartigen Kclchspihcn umstellen, abwechseln. Die Knospen sind mit diesen zugespitzten Schuppen dachziegclförmig überdeckt. Die abgeblühten Blumenstiele lassen ein Säulchcn mit feinen Ansatznarbcn zurück. Der Strauch ist fünf Fuß hoch, schr ästig, liebt abhängige, sonnige, geschützte Gegenden und ist in Stau« rochori bey Candia in der größten Ueppigkeit zu trcf« fen, Er blüht im May, seine Samen sind selten. Na. 12. I^Iioi'IilH ^i'lo» Ii. Knollenwurzltge Wolfsmilch. Diese zwar bekannte, aber schr interessante Pflanze hielt ich dcr Abbildung werth. Ihr zarter Ban, der c>e. schützte Standort unter und zwischen Steinen auf Hügeln, die Blüthczcit vom October durch den ganzen Winter bis in den März, macht sie dem Finder interessant: sie ist gewöhnlich rothbrau» von Farbe, ihre Wurzel wird aufgesucht, getrocknet, nnd von den Aerzten in Candia statt dcr theuern Ipecacuanha dem Landvolk gegeben. Sie wächst auf der ganzen Insel, aber besonders bey Mclidoni und imThalc Mirabello bey Lacida. No. 13. DiantLus leacopliaeua Sm. Diese echte Alpenpflanze kommt mit der ^nagMs (8c. 8ji!,a^Ioll^a. K. et 8.) häufig auf den weißen Bergen bey sioo — ftooToisen Höhe vor. Ihr niedlicher Bau macht sie bey dem ersten Anblick zur eigenen Art: der lange verengte Kelch, die fast ganzrandigcn abgerun< dttcn Blumenblätter, die auscinandcrstehcndcn spitzigen peißen Kclchschnppcn, und die sparrigcu, nach einer Sci< te hmgsbogcinn kurzen Vlättchcn geben diesem niedlichen psiä„zch,.„ ,„it einblüthigom Schäftchcn ein überraschen« pcs Ansehen, da mau in Deutschlands Gebirgen die grosi« blumigen DiantI) usartc n zu sthen gewohnt ist. Auf Zweyter Thril. X 7" 222 — angeschwemmtem Gerölle blüht dasselbe nach kaum gc< schmolzencm Schnee. Tafel X. Nl'. 1H. donv^n, Fi'^linloäe» 3br. (i sier Th. S' 352.). Diese Pftanze besitzt ganz den kapischen Charakter der Gnaphalicn und Cincraricu, schließt sich aber in ihrer Bildung an die Gattung ^ouvs» an; ich gab sie in dem Herbarium unttr dem Namcn eines ^rnOcio. Di'cst herrliche strauchartige Pflanze ist ganz wollig und silberweiß; die schn^en langen Vlämr sind an dcn Seiten eingerollt, die Rispe ausgebreitet und die Stiele einblüthig, mit v''^» Tcebenblätterschuppen besetzt. Diese Pflanze, welche ich ^aum in die Blüthe tretend am östlichen Ende der Inst: ben Magula fand, verdiente in nnscrc Garten aufgenommen zu werden. Sie blüht im July und August. Diese Pflanze scheint die lüon^2» pumila 8m. im I>i-o<1l,'. il. ^r. zu styn, ihr Standort ist auf den höchsten Al-pen; abgebildet ist sie hierin ihrer natürlichen Größe. Ihre halb aus dcn Fclseuspalten tretende Wurzel ist sehr holzig, und nach dem Wachsthumc der Pflanze zu urtheilen, ungeachtet ihrer geringen Große, wohl nicht weniger als 20 Jahre alt. Die Blattchcn sind keilförmig, ganzrandig und filzig, der Schaft tragt nur cine einzige, im Verhältniß sehr große Blnmc; sie verdient daher dcn Namen p)'gniac!H, da es bereits eine Ocm^a xunilla gibt. Dl'est Pflanze traf ich auf Felsen kriechend nächst dem Mccrc cm CapMalcca bcy Pcriv o lizza an. Sie ist strauchartig, holzig, die Blumenstiele sind cinblüthig mit Plattchcn eingehüllt, die Blumenblätter linicnförmig und die ganze Pflanze raftnartig ausgebreitet, mit viclcn Aus-labern. Ich hielt es anfanglich für ll^p. i-siitans, welches die Pflanze jedoch nicht ist; im Schönbrunner Garten fand sie sich unter dem Namen Il^per^uu, «-talcum vor, da aber der von mir ihr Zertheilte Name bereits im Her-bario eingeordnet war, so blicb der gewählte Name 15/. voricuiu lnarNliuuW. Tafel Xl. No. t7. H«lr2g»1u5 ci-«tiou» Q Kretisch« Traganth (2r Th. S. 72.). Allgemein war bisher die Meinung, diese Wanz« liefere das bekannte Tragant hgummil allein schon Theo pH rast war vom Gegentheil überzeugt. Belon, der aufmerksame Beobachter, laugnct es gleichfalls und Olivier stimmt mit beyden übcrein. Ich beziehe mich auf das Th. 2. S. 72. Gesagte, indem ich an dem hinreichenden Wärmegrade, den alle gummi geb enden Gewächse vonnöthcn haben, billig zweifele. Da nun der ^,5l.r«ssa< In,«, l-i-olion» nie unter. 5oo Toistn, selbst im Gerölle nicht, gefunden wird, daher eine wahre Alpenpflanze seyn musi, so kann sein Organismus nicht so beschaffen scyn, um eine bedeutende Hitze zu ertragen und Gummi liefern zu können. Die ^ttac^Iig gummik-i-g gibt nur an der See, m den heißesten Monaten, das bekannte Gummi; allein bey 500 — 000 Toisen Höhe, wenn sie wirklich auf Gebirgen wächst, kann man auf keinen Ueber-fiusi der von der Sonne zubereiteten ausschwi^enden Säfte hoffen. Die Pftanze selbst hat einen eigenthümlichen Wuchs: schon an der Wurzcl zertheilt sich dcr Stamm gleichförmig in Acsic, deren Enden stets eine Kugel bilden, als ob sie künstlich zugestutzt wären. Dic vorjahrigen Blattstiele verhärten sich, bilden eben so viele feste Stacheln und geben der Pflanze ein abschreckendes Aussehen. Die fein« haarigen, zum Theil wolligcn Blattchcn sind rinnenar. tig gefaltet, öffnen sich bcy feuchtem, schließen sich bey trocknen, Wttttr, ihre Epiye hat selbst einen tlcmcu St^chcl, und sic hangcu m,r lose am Blattstiel. Dn-Blüthen sind rein wciß mit purpurfarbnen Streifen und X 2 — 524 — von den feinen langen dichten Ecidenhaaren der Kelch-cmschm'tlc so umgeben, daß man sie kaum bis zu ihrer Mitte sthcn kann. Ich gab nur in gegenwärtiger Zeichnung die Mühe, den Charakter dicser Pflanze zu erreichen, ohne den Kunst-werth zn beabsichtigen, welchen die treffliche Abbildung, jedoch nach einem sehr ärmlichen Exemplare, in Decan-dolle's Asiragalo logic an sich tragt. Die Pflanze erreicht sogar die Spitze des Ida und schwingt sich zu einer Höhe von uno —1150 Toiscn empor. Sie ist übrigens nur dem Lassiti und dem Ida eigenthümlich, die weißen Berge besitzen sie nicht. Eie blüht im July und August. No. 18« Cucubalus cyclamineus Sbr. Diese höchst merkwürdige Pflanze befindet sich in lncincm herausgegebenen Heiliurium iloro« crLz.ieau unter dem Namen: ^ucud.-,Iu5 tadarlnn, indem die Boc-ton'schc Abbilbuug (ohne Blüthe) im übrigen am meisten damit überein kommt. In den ^nnnl. än iViu«. ist sie von Desfontaincs unter dem Namen I^clmis va< rie^aw, aus dem Tournefortsch cn Hcrbario aufgeführt, beschrieben und mittelmäßig abgebildet. Wie es eine Lychnis jedoch seyn könne, ist mir nicht klar, da jede Blume immer nm drey Griffel besitzt, und der gcnc-rische Charakter von Lychnis deren fünfe erfodcrt. Es waltet aber kein Zweifel ob, baß dieselbe Pflanze Tour-ne forts darunter gemeint ist. Ihre EigMhümlichkcittn sind ausgezeichnet? sie . kommt zwar bey dem crsicn Auülickc mit einem c:uc-nda-lus oder einer 3i1<,ilo übcrcin, allcm nach abgenom« mcncm Kelche findet man alle Blumenblätter bis oben an dic par-apota!« mittelst einer feinen Membrane zu-sa.nnlcngewachscu, ihre untern Spitzen sind dagegen frey. Nach abgcllommemr Vlumcmvalzc zcigcn sich eine Menge Faden, wclchc 10, 12 —ib all dcr Zahl ilN'Grmdc cu — 325 — einen Cylinder zusammengewachsen sind. Nicht alle haben Staubbeutel, und so wie ich bemerken konnte, nur fünf fruchtbare. Diese Faden und Staubfaden verdicken sich gegen dic Spitze wie kleine Kolben, treten hervor, verlängern sich um das Doppelte und krümmen sich cin. Mit der Nadel geritzt, krümmen sich di'csc Fäden; eben so bey trocknen, Wetter, als Vorzeichen eines hei« tern Tages. Die fleischigen, runden, weißgeftccktcn Blatter, wie bey dem Echwcinsbro t, 0)«.-larnei,, haben ihm diesen Namen begeben, da Bocconc's Stand, ort, bey unvollkommcner Figur, der Name Oicu?,ulu« l^i^-Ws, woruuter eine andere Pflanze gewöhnlich verstanden wird, und I^olinlI vnricl^-Ua, aus obigen Ur« fachen nicht entsprechen. Die Abbildung ist der Versuch nach einem getrockneten und anfgewcichtcn Excmplarc, dessen Theile in Weingeist schwimmend gezeichnet wurden. Die Pflanze kommt erst bey n —700 Toisen im Gerölle des Berges Dicta oder Lassiti, unterhalb der hohen Eteinwand des Effcndi oder des Berges St.auro vor. No. 10. Otionis ervoides Sbr. Eine nette, auf dcn höchsten Stellen des Ida im Gerölle befindliche Pflanze; sie sicllt ein Nrvum tauschend vor. Ihre Wurzel ist kriechend, der Stengel hin« und hergcbogen, die Blatter gefiedert, die Blättchcn keilförmig, an der Spitze gezähnt oder emgcschnittcn, bey jedem Emschw'tte gefaltet, mit drüsigen Haaren versehen; die Aftcrblattchcn gezähnt, die Spitzen dcr Zweige mit einem cinblumigcn Blüthenstielc versehen, dic ganze Pflanze endlich mit einem feinen Filz überzogen und graugrün. Sie blühe lm August und September und ist hier in natürlicher Große gegeben. Tafel xl,. Die Trachten. Die Landestrachten sind wc.sicncheils nach mttgo b'rachtcn KlcidllNgssiÜclVn cmworfcn m,v daher mtt viclcr Bestimmtheit gezeichnet, welches an Ort und Stelle der Zeit und der Einwohner wegen nicht anging. H. Der Türke. Stellt einen kretischen Türken in seiner Nationaltracht vor, wil die dortigen reichen Besitzer sich zu kleiden pflegen', dic Wcsie isi mit Gold gestickt, gewöhnlich von Tuch, so wie daS darunter befindliche Wamms; eine von Seide gewebte, mit Goldstrciftn durchwirkte rothe Schärpe ist drey bis viermal um dcn Leid gewickelt. Die Beinkleider sind so geschnitten, daß sich im Schritte viele Falten bilden, und an den Knien offen; gewöhnlich sind die Füsse von da an völlig nackt, besonders im Sommer, nnd der ausgeschnittene Schuh liegt am freyen Fuße. Im Winter ziehen sic dagegen, komisch genug, kurze wollene Ettümpse über das nackte Bein an, welche nicht über die Knöchel reichen, und sich umstülpen. Die nackten Füße find den orthodoxen Türken bequem, um fünfmal des Ta-geS mit leichter Mühe sie. zu waschen. Man kann sich an den Anblick kaum gewöhnen, wenn man den von rei< chen goldgewirkte,! Stoffen, Schärpen, weißen seidenen Mänteln und cincm prächtigen Turban strotzend übcrla-dmm Osman mit nackten Beinen cinhcrgchen sieht! — Zu Pferde zieht er die kretischen Stiefeln an, deren Kappen, über der Wade mit cincr Schnur gebunden, bis an die Knöchel hcrabrcichcn. — Nähme man dem Mohammedaner sein schönes Kleid, so hätte man shm alles geraubt, was ihn auszeichnen kann; scinc Roh-bcit nimmt dem Barbaren Niemand. — 2. Der Soldat. Dic Paschas habe« Leibtruppen oder Leibwachen; über anderes Militär haben sie nicht zu befehlen; die Ia-nitscharenortas sind Bürgcrmilizen, besiehe« für sich und nehmen nur die Befehle, die sic für gut finden, an. Die Kleidung dcr Leibwache ist entweder nach Att der Ar- — 227 — nantcn, Albancscr, ober nach Art der Mamclu« ten. Auf letztere A»t nut tief herabgehendcn Beinkleidern, cinem kurzen Wamms, weiten Ermeln und einem tunesischen Mantel sind sie yier vorgestellt. Auf gleiche Art sind auch die französischen Mameluken in Cairo gekleidet. 3. Der Schlffseapitän. Dieses ist ungefähr die Kleidung mehrerer Türken von geringem Stande, und znglelch die Tracht der nach Landia und Canea kommenden Schiffspatronc kleinerer F>:l>rzcuge aus dem Archipelagus oder von der syrischen Küste. 4. Der Grieche. Ei'nc veraltete Tracht ärmlicher Griechen aus der Stadt; die demüthige, Miene und das veraltete abge-grämtc Gesicht zeigt übrigens in der Turkey den Griechen eher als seine Tracht an. 5 und 6. Weibliches Kostüm. Seit Tourncforts Zeiten hat die einheimische, den Venetiancrn offenbar nachgebildete Tracht des Frauenzimmers in Kreta bedeutend abgenommen. Vergleicht man sie mit jener des Archipelagus, so sieht man, dasi sie sich an die Reihe der griechischen Trachten nicht anschliesit. Jetzt ist sie selten auf Kreta: ehrbare alte Matronen f und einige Bürgcrmädchen gehen so gekleidet. Die übrigen, der türkischen, jetzt gebietenden Art sich zu kleiden, beson-ders ben Moden in Konstantiuovcl, welches für das ^"chischc Reich ein zweytes Paris ist, nachgeformt, ^'ic können hier kein besonderes Interesse haben, da sie n>cl)t national sind und auch öfter sich verändern. 7 und 8. Zwey Bischöfe in ihrer Amtskleldung. 9 — 11. Die Vau«rtrachten auf Kreta sind wohl die niedlichsten, die ich gesehen habe; alles, auch das geringste, ist von festem selbstgemachten weißen Baumwollenstoff. Die Bäuerin mit dem Körbchen isi eine um so niedlichere Figur, wenn sic des Sonntags festlich angezogen, in dieser gewählten Tracht erscheint. Die Kleidung des Kreters isi hicr in doppelter Ansicht gcgcbcn, einmal stehend nnd von vorne, und das anderemal sitzend von hinten. Das Kopftuch rückwärts herabhangend, die Leibbinde, der nackte Hals, und das knappanlicgcndc Wamms sichcn ihnen gut. Tafel XIII. Das Labyrinth. Die Beschreibung desselben findet man ausführlich im ersten Theile von Seite 510—520. Tafel XIV, (^'otao okalta goo^rapliie» a nliljvi a vmLnclata. Diese Karte wird im zweyten Theile von S. 260 bis zum Ende alphabetisch, berichtigt und erklärt. z 1^ -^.5 ^/,//fv ^/^/-.^v/^i'. .^/. ^^ .//// ,// .! ..,/^,, ^<5 ^^^^^^i^ '^. ^5' . ^ ^/ /w^^'/^/>.> . ^^" H/6. <^6>/^2^, M, ^/ ^/ >lv// offii. \ttcr \c/aje4a y' ("tu yrn/zuf/ur ./sau/man» ttm/ Č&ur-aet* /s Stttč &% at reite />// a/t /t't'fcW/f» QsZnicetae ■?,,»ris //atts /w m#. -Entref mr>. J'jtitrte m/i .Kntrtr Dfss/rte ct/tstuur/jenr /'Aitrrur jyrirt'f'fiar J.Str/i,f V ^- .^ ««. ^ / C ii i*: T m. Charta ^//^" Ueber Aegyptische Mumien, ihre Entstehung, Zweck und Vercituugsatt; nebst dem beschreibenden Verzeichnisse meiner auf einer Reise durch Creta, Ägypten und Palästina gesammelten Alterthümer, Natur- und Kunst-Produkte. Von F. W. Silber. Wien 1820. An der Iräfftt'schcn Buchhandlung. Beschreibendes Verzcichntß der in den Jahren 1817 und 1818, auf einer Neise durch Crcra, Ägypten und Palästina gesammelten Alterthümer und anderen Kunst- und Natur- Produkte n«bst riner Abhandlung über ägyptische Mumien. Von F. W. Sieber. Wien, 1820. Zu haben am Aufstellungsorte dieser Gammlung, in ber Ttadt am Graben, Nr. 6^7 im ersten Stock. Für dle Provinzen und das AnSlaub, in dcr Grasser'schcn Buchhandlung. V o r b e r i ch t. Arcundc, welche meine Sammlung thcilwcise be^ sehen hatten, forderten mich auf, dieselbe öffentlich aufzustellen. Indem ich ihnen willfahrte wünschte der größte Theil derer, welche dieselbe besichtiget hatten, daß ich ihrer Erinnerung an das Gesehene durch ein gedrucktes Verzeichniß zu Hülfe kommen möchte. Andere begehrten ein solches Verzcichniß als eine Leitung beym Besehen. Auch das Ausland fordette mich auf, ihm das Einzelne des Gesammelten zu nennen, Dieses Vcrzeichmß i ist daher das Werk der Nothwendigkeit und nicht der Muße; doch, ittdem ich Wünschen zu entsprechen suche, werde ich Forderungen um so leichter befriedigen. Ich babc daher alles in Abtheilungen gebracht, das Antiquarische vom Technisch-wichtigen und Natur historischen getrennt, und mich soviel wie möglich in Knrze gefaßt. Da nM indeß die Erfahrung belehrte, daß Viele sich noch manche unrichtige Begriffe über Mumien und ihren Zweck machten, so ergab sich ßie Gelegenheit, die bey meinem Auftnthalte zu Theben, dießfallig gemachten einzelnen Bemerkungen mit anzuführen, und diesen Aufsah der Beschreibung meiner Mumien und Sarkophage voranzuschicken. Dieses Verzcichniß, ^welches einen Überblick Der das Mitgebrachte der materiellen Gegenstände meiner Unternehmung gebensoll, must dahin berücksichtiget werden, daß Reisende nur einen Hauptzweck verfolge« dürfen, wenn sie gleich die Verpflichtung fühlen, soviel als möglich auch für jedes andere Fach vorzuarbeiten. Erwägt man überdieß noch den wichtigen Umstand, daß ich diese Reise in Begleitung eines Einzigen, mit meinem Vermögen ganz allein bestritt, wo sonst Reisen nur von Regierungen oder den reichsten Privaten veranlaßt werden können, daß ich weit öfter mit der Herbeyschaffung der unumgäng-lich nothwendigen Lebensbedürfnisse zu kämpfen hatte, als sich selbst mit meinem Zwecke, der Ein-sammlung und Untersuchung der Gegenstände beschäftigen zu können; nicht nur durch die strengste Oeconomic jede Erweiterung meiner Unternehmung ins Einzelne beschränken mußte, um fürs Gefamm-te etwas leisten zu können, und vorzüglich das einmahl Begonnene auch ganz durchzuführen, mag von dem möglichen Vorwurfe abhalten, daß ich von Manchem weniger gebracht, als Einzelne wohl wünschen dürften. Meine ornithologischc, Skeletten- imd Iusccten - Sammlung ging übcr-dieß durch Zufall verloren; bloß dieß Wenige blieb, was im Weingeist aufbehalten war. Im Ucbrigen darf ich bemerken, daß dieses nicht das Einzige ist, womit mich das Geschick für meine Bemühungen entschädigt hält. Wien den lsten November i3iy. Der Verfasser. ' I. Ucbcr dic Mumicn der Ägypticr. ^^ic ursprüngliche und vlgcnthümliche Beschaffenheit eines jeden Landes hat auf dm Charakter, die Sitten und Gebrauche seiner Vcwohncr, besonders zur Zeit der ersten Einwanderung, und wahrend dem Ucbergauge der na« türlichen Roheit in einen gebildeteren Zustand den ent, schiedenstcn Einfluß. Gehen wir auf die allerältcsten Zeiten zurück, s» trennten sich die Menschen durch Selbsterhaltung ange« trieben, in Hirten- (Nomaden-) und Ackerbau, t reibende Stamme. Vey den ersteren konnte wegen Mangel an bleibenden Wohnungen, frühzeitige Bildung k^ine Wurzel fassen, sie mußten die Weideplätze für ihre Herden von Ort zu Ort aufsuchen, und sich ihre vorübergehend« Benützung erkämpfen; so unterlag der Schwächere dem Starkeren. Der Ackerbautreibende Stamm hingegen, von selbst an seine Hcimath gefesselt, erkannte sehr bald die Nothwendigkeit des Sigenthumsrechts, hiemit der Gesetze; der Gesetzgeber die Nothwendigkeil «iner gründ« lichen Gottesverehrung. Ägypten aus dem Ürbarfah'gen vom ?-tl jährlich überschwemmten fruchtbaren Nilthale, «nd d«n> 4 wüsten, no nur sparsame Weide sür die Heerdeu keimt, bestehend, begünstigte eine solche Trennung der Stämme um so auffallender. Durch Überfluß aller Lebensbedürfnisse bey dem Ackerbautreibenden Stamme, ergab sich der wohlhabendere THeil der Bewohner der wissenschaftlichen Betrachtung , gründete Geseyc und den Gottesdienst, und wurdc des übrigen Volkes oberster Richter und Lehrer zugleich. So entstanden die agyptis ch e n Priester, ihre Wissenschaften, Mythe und Staatsverfassung. Durch diese wiederhohltc Trennung der Ackerbautreibenden Stamme in Arbeitende und Leitende erwarben sich letztere, durch freyes Nachdenken über die gesammten Gegenstande der Natur geleitet, die ersten Kenntnisse übcr Physik und Astronomie; nun fühlte der Mensch sei^e mechanischen Kräfte, es entstand die Architektur, und Tempeln, Pyramiden, Obeliske thürmtcu sich empor. Aber auch im Geistigen fortschreitend widmeten sie sich der Betrachtung des höchsten Wesens, doch ihre un-geleitete Pyantasie im Nachdenken über den Zustand der Seele nach dcm Tode, brachte die eigenthümlichsten Meinungen darüber hervor. In dem ungemein trockenen Clima von ^>beragyp-teii, n oselbst es fast nie regnet, und das ackerbare' Land der ^ Ehrlich anstretcnde Nil fast ausschließlich be? feuchtet und befruchtet, insbesondere jenes von Theben, welche Stadt- füglich als eine der ersten bleibenden Niederlassungen betrachtet werden kann, mußten die. Ve-wohner, noch in ihrem rohestcn Zustande, die Erfahrung gemacht haben, daß Leichen verunglückter, und' vom glühenden Sande der Wüste, bey heftigen Wirbel? winden überschütteter Persomn, nicht in Faulniß über-Hiengen; im Gegentheile, durch die fortwährende Hitze « Msgcirocknct, iyre Form und ihr Aussehen vollkommen beybehielten. Hatten nun nachfolgende Wind»: den beweglichen zu Bergen aus'gcthürntten Sand wilder abgetragen, und denselben zu neuen Hügeln auf andere Plätze verweht, so entdeckte der Wanderer die ausgetrockneten, nun entblößten Leichen wicdcr: und da ieyt noch, nicht nur cln^'lnr Reisende, sonöern auch ganze Caraoanen sol-» chcrgestalt verunglücken, und von den späteren Reisenden aufgefunden, ja m.inchesmahl sogar erkannt werden, eben so trafen zuweilen die Bewohner Thebens ihre verunglückten Genossen wieder an, brachlcn sie nach Haust, und setzten sie in il're Bcgrabnißörter bep. Diesem eifrigen Wunsche, bcy dem unvermeidlichen Verluste «ines geliebten Freundes oder Anverwandte:, dessen Hülle wenigstens aufbehalten, und sich il)n nicht ganz entrissen zu sehen, gab diese Erfahrung Anlaß, die Kör« per der Verstorbenen durch eigenes .Vemlchcn künstlich zu behandeln, und denselben mit Vepbehaltung ihrer Ge-stalt und Aussehens, auf viele Jahre hindurch zu erhal. ten, worinn sic neuerdings das trockene und heiße Ctima ungcmein begünstigte. Hier bemächtigten sich die «Priester, als der unterrichtete Theil der Nation des Geschäftes, diesem .Bedürfnisse abzuhelfen, welches nun eincr eigenen Classe derselben zur ausschließlichen Beschäftigung übertrage^ wurde, und wofür ihnen das Volk die groptc Achtung bewies. Mittlerweile war bekannt geworden, daß die Wüste mancherley Salze enthalte, welche salilnis'widrige Eigenschaften besäßen, sie suchten daher, da blosse Aus-dorrung der Körper sich unzulänglich bewieß, sie in einer Salzlauge künstlich vorzubereiten, und sie dann an der Sonne oder im heißen Sande zu trocknen, wel« ches sie so lange wiederhohltcn, bis sie mit erreichtem Zwecke sich befriedigt glaubten. So schritten sie m der (') t Kenntniß vorwärts, bis die Erfahrung sie von der Nothwendigkeit , die Eingeweide aus den Höhlungen des Korpers herauszunehmen, unterrichtete, und der Zufall ihnen die Harze und Balsame, nebst der Methode solche anzuwenden, an die Hand gab, wodurch die Kunst Leichen einzubalsamiren auf das höchste gebracht wurde. Wie so gerne der Mensch dem Wunderbaren an-> hangt, so wurde bald der Glaube allgemein, daß wohl höchst wahrscheinlich die aus ihrem Korper entflohene Seele in seiner Nähe geblieben, die Erhaltung seiner Gestalt mitbewirkt, und selbst seine Aussindung, durch Abtragung des sie bedeckenden Sandes, veranlaßt habe, damit der Körper von den Lebenden aufgefunden, bestattet würde. Die Seele schien also die Bestattung und Confer-virung ihres Leichnams zu fordern, und dieß zu erfüllen , wurde ihnen zur Heiligsien Pflicht. Daraus bildete sich ihre Meinung, welche die Priester mit ihrem Ansehen unterstützten, daß, so wie die Seele wahrend dem Leben in dem Körper wohne, sie nach dem Tode außerhalb in seiner Nähe verbleibe, so lange der Körper Zusammenhang besitze; zerfiele er, so müsse sie entfliehen. Die natürliche Frage, wohin die Secle in diesem Falle sich hinbegäbe, beantworteten sie sich da durch, indem man annahm, daß wenn sie nicht durch einen musterhaften Lebenswandel unmittelbar zu den Göttern eingebe, sie einen so eben gebornm Thierkörper beleben muffe. Stürbe dieses Thiet, so wandere sie nach Umstanden in cin anders, und dieß so lange, bis nach Verlauf von 3o^o Iabren bey stetem Ucbergange in ncuc Thicrkörper die Seele wiedcr einen menschlichen Körper belebte, wo sie alsdann nach einem tugendhaft geführten Leben erst von den Göttern aufgenommen würde. Diesen Zustand, in welchem die verur-iheilte Seele nach Verdienst, mehr oder minder » dose und verachtete Thiere zu beleben habc, nannten die alten Ägyptier die Seelenwanderung (IVI«. «omp«)sc^u5«), oder Überwanderung in Körper (IVI«t«m»oM2to»e); stellten sich unter derselben nach schiedenn Gegenden Ägyptens vortrug, und so verändert sie nach mid nach wur^, so ging man doch, solange ägyptische Religion bestand, nie davon ab, die Sorge für Erhallung des Leibes nach dem Tode, als die wich« tigste im Leben anzusehen. Man lebt:, lind dann den Korper 7^ Tage lang in Salpeter legte. Diodor b«'s.lN'cibt nur die zu seiner Zeit übliche theuerste Art der Einbalsamirung ausführlich. Nach-dem sich die zu diesem Geschäfte bestimmten Priester in das Haus d,'s Verstorbenen begeben batten, rvurde der Leichnam auf die <3rdc gele.U, der unter i!'?:?n befinde liche Priester bestimmte auf der linken Seite die Stelle, wo ein Einschnitt gemacht werden sollte. Der sp a raschistcs machte den Schnitt, und entfioli so-s,lci^ in größter Cile. Er wurde, damit der Abscheu der Hgyptier wider jede gewaltthätige Verletzung ausge-lrnct: würde, obwobl sie in diesem Falle als nothwcn-- es Verstorbenen mit Steinwürfen und Schmähungen verfolgt. Sobald drr Korper ausgeschnitten war, fuhr einer, öer Einbalsamirn oder Taricheuten mit der Hand in die Bauchhöhle, und nahm alle Eingeweide mit Nie-icn, Herz, Lunge :c. heraus. Ein anderer reinigte sie, spülte sie in Palmwein ab, und bestreute sie mit, Spe-cereycn. Nun wurde dcr Körper 3c> Tage lang mit Ce-deröhl eingericben, und darauf mit Myrrhen, Aloe uud andern Gewürzen einbalsamirt. Indem er den Verwandten übergeben wurde, so war jedes Glied des Körpers unversehrt, und die ganze Gestalt so unverändert erhallen worden, daß selbst die Haare an den Augenliedern und Augenbraunen sihen geblieb.'n, und man noch dic völlige ehemahlige Bildung erkennen konnte. Viele der Ägyptier bewahrten nun die Körper in kostbaren Zimmern, und genossen forldauernd das Vergnügen, die längst Verstorbenen bey sich zu behalten, um die Gisichtszüg'^ ihren Nachkommen zeigen zu können. Es haben in der neuern Zeit mehrere Zweifel geäu. pert, ob eine der angeführten Angaben begründet gcwe sen, indem aus keiner ihnen zu Gesichte gekommenm Mumien auf eine solche Behandlung geschloffen werden könnte. Man vermuthete sogar, daß Di odor gemahlte Gesichter auf den Mumien für Mumien selber ange« sehen hatte, und Midoleton und Rouelle haben behauptet, daß wenn nach den Angaben des Herodot und des Diodor wirklich verfahren worden, es physisch unmöglich sey, daß die Form des Körpers, der Haare und Nagel an «hm hatten erhalten werden können. Ma« müßte sehr wenige Mumien zu Gesichts bekommen und untersucht haben, wenn man nicht einige gefunden,, welche die Angabc beyder okigeu > susfaden— wie z. B. die Brüste der Frauenzimmer, dic Augenhöhlen, Oberlippen:c. ausgefutterl, um den theilen ein natürliches Aussehen zu verschaffen, zum Theile mit Harz ausgegoss^n, wieder au-'gek cdt, und sic mit siüßigen Harze überzogen. Einige -schienen ganz unangetastet, nur mit flüssigen Balsam oft überstrichen, unb mit einer noch flüssigeren Masse durch die natürlichen Höhlungen ins Innere eingespritzt, und dann der Sönne zum Austrocknen ausgesetzt worden zu seyn. Einigen Mumien waren die betrachtlichen Eingc. weide Herz, Leber lc., dann die, Gefäße und Schenkel muskcln ausgeschnitten, die übrigen der Arme und der Unterschenkel hingegen mit Bepbehalmng der muskulösen Textur, der Sehnen, Aponeorosen :c.lc. ausgespritzt. Bey bloß ausgetrockneten, hatte man sie, um dic Masse, des Aussehens wegen, herzustellen, mit mehr ^in« den umwickelt; vollkommen mit Mumienharz ausgefüllte gehörig turgescircnde, hatten der Binden von Vyssus weit weniger. In der Brusthöhle war oft die Lunge gegenwärtig und aufgeblasen, eben so die Unterleibs - Eingeweide , zugleich auf das sorgfaltigste gereinigt. Dieß widerspricht der Behauptung des Porpb»)-rius> nach dessen Erzählung, unter gewissen Gebethen des Priesters die Eingeweide des Verstorbenen herausgenommen, und in einen Kasten in den Nil geworfen wur-den. Im Gegentheil fand ich noch überdies; ganz« Klumpen von zusammengedrückten Gedärmen welche mit Balsam»Masse bcstrichen, statt herausgeworfen zu wer* »H den in loscn Glücken m der Unlerlelbshöhle eingeschlossen lvaren, sclbst Idole waren in der Vrust? und Bauche höhle zu finden. Al'cr die, welche ich, als aliein durch Salpeter und Natron hallbar gemacht, annehmen n>ußie> waren meistens geöffnet, und ohne Eingeweide, der Leib war mit vcrmorscytm unk^nnbarcn Krämern ausgesiopsi. An ihnen n ar k^ine, Spur von Fleisch mehr zu finden, die morftl)^ Haut laa auf den blossen Knochen, nnd ne-'nigc Lappen dcr gröbj'cn Leinwand hüllten sie ciu. Das Harz, »rclchc^ s,ch in der Hirnhohle fand, war gewöhnlich siüffiqn- und weichcr, als jeneö vom Kör-per selbst, diescs ist zu eincr asphallartigen spröden Masse verhärtet. Die Mischung mag nach dem Vermögen d^j Verblicchencn, aus Myrrhe: , Aloe, Ccdcrnharz, dann Asphalt, Erdpecl), Baumharz lt. :c. nnt Öhlen ausgelost und geschmolzen, geschehen seyn, und ist auch sehr verschieden. Zum Vcsireichcn der äußeren Theile mag man sich der Hhle und einer sehr flüssigen Masse bedient haben. Oft finden sich offenbar bloß nur ausgetrocknete Leichen, bey denen das allmahlige Eindringen des von außen aufgestrichenen Vasam.Hhls zu sehen ist. Auch traf ich Mumien, welche gleichfalls nur ausgetrocknet, langst den Füssen, dann von dcr Achselgrube abwärts, und an verschobenen andern Ortcn, lang« flache Stücke vom geknetetem gelblich braunen ^cdcrnharz besaßen, welches nach dem Abwickeln der Pinden herausfiel, und sich von trockenen Körper ablößte. Es zog in Untcragypten schon Feuchtigkeit an sich, und wurde ganzlich imbrauchbar. Man sieht also deutlich, wie selbst bey schlechtem Material das Clima eigentlich die Erhal. tüng der Mumien bcqünstigc. Middletons und Rouelle's Behauptung entgc» gen / fand ich in allen entwickelten Mumien, die Haare noch vollkommen erhalten. Die Haupthaare sind wie alle Ton mir mitgebrachten Köpfe beweisen, nicht im minde- i5 sten zusammengeklebt, sie sind nicht morsch geworden, sondern elastisch, und auch ihre Farbe ist unverändert geblieben. Die Haare derer, welche in Salpeter gelegt werden sollten, scheinen früher dennoch^ wie es ihr Geruch verräth, mit ätherischen Hhlen getränkt zu scyn. Nur die Varthaare sind zopfartig geflochten, mit Harz steif gemacht, und an dcr Spiftc qckvümmt worden. Bey den Verstorbenen schnitt man abcr dcn Bart ab, auf welches die gestutzten Bärte auf Mumien - Gemählden schon hindeuten, da es gewiß ist, daß die Ägoptier ei^ nen solchen Vart trugen, welchcr aber bisher noch aii keiner Mumie aufgesunden wurde. Auch die Nagel sind an den Mumien ebenfalls unverletzt , als auch fest ansitzend, und es scheint nach einer genauen Untersuchung, daß sie sich ihre Finger ebcu so wie die neuern .Bewohner Ägyptens gefärbt haben mögen. Daß die Gesichtszügc durch das Einbalsanurcn nickt an Kenntlichkeit verloren, beurkunden meine sämmtlichen mitgebrachten Köpfe. Viele derselben sind mit einet so großen Sorgfalt vorgerichtet, daß man auf ihr ehemal)? lia.es Aussehen, so wie auf ihr Lebensalter mit Gewiß, hcit schließen kann. Man kann indeß füglich drey Arten von Mumien, mit Harz ausgegossene, ausgetrocknete, und mit Salz impregnirte unterscheiden. So verschieden man bey dem Einbalsamircn ver? fuhr, so mannigfaltig verfuhr man bey dem Einwickeln. Nachdem jedes einzelne Glied, sogar jeder Finger unl> jede Zehe genau umwickelt waren, wurden die Hände entweder dicht an die Seiten, oder kreuzweise übereinander gelegt, und der ganze Körper, das Gesicht selbst nicht ausgenommen, ganz wie in Windeln auf das pas« senste eingewickelt. Man bediente sich dabey, nachdem es erforderlich war, schmalerer und breiterer Bänder. Die Lage dcr äußern oder Zierbinden ist sehr verschieden, l7 bald gleichlaufend, bald "im Kreuze durchschneidend. Die meisten enthalten über 5«o Ellen, manche ub.r ,0«u. Die Bindung geschah aufs festeste, und bewei'et eine bewunderungswürdige Geschicklichkeit. Die ersten Lagen und Windungen scheinen mit in Harz getauchten Binden gemacht zu seyn, sie kleben am-h sehr fest an der Haut an, weiterhin und an der Oberfläche sind sie lco->cken, sie besinn noch bis jetzt eine hinlängliche oft bedeutende Festigkeit, unt» sind meistens ein Vyssus von Baumwolle gewebt; einige wenige sind mit Harz,Bul-sammaffe oder Gummi überstrichen. Auf die Brust wurden hicroglyphischeFigurc» gezeichnet, öderes sind die.Vin-den mit der hieratischen oder dcr Papyrus Schrift bes.hrie^ ben, man findet auf denselben künstlich geflochtene (^nlr< landen oder Kranze von Vaumblattern und Lotosblumen. Der einbalsamirte Korper wurde wie ein neugebor» nes Killd betrachtet, das ein neues Leben beginne, vabep gab man ihm zum Schutz und zur Beruhigung Amulette mit. Auch unter den Binden auf der blossen Brust findet man häufig Talismane aufgelegt. Den heiligen Kafcr (3cgl-nl?«!eu5 Ssoer. 1^.) vermißt man fast bey keiner der ausgezeichneten Mumien, Idole aus verschiedenen Material, Stein, Holz und Thon, spannenlang und dar-über> in Form einer Mumie, sind in den Catakomben 'zu? weilen vorhanden. Ausgezeichnete Mumien haben ,5 Wa-sen ringsherum stehen, dcr?n ^ Deckeln in Form eines Schakal- Affen- Vogcl- und Menschenkopfes gcbildet sind, deren erstere zwey böse, die letzteren aber gute Geni en oder Schutzgeister, Kanopen genannt, bezeichnen. Die Talismane bestehen zuweilen aus Silber, l öchst selten aus Gold, am häufigsten aber in sehr verschiede-, nen Figuren und Formen aus blauen vergoldeten Schmelz. Nur an einer einzigen Mumie fand ich ein Halsband von geschliffenen Carniolsteinen, und nur an einer sil« berne Ohrringe mit Schmaragden. Ringe scheinen «»st » I» in den spatesten Zeiten mitgegeben worden zu seyn. Oft erhielten die Mumien noch einen Uebcrzug oder Umschlag, welcher mit in Purpur gefärbt, so wie bep einer der mcinigen noch bis jcyt dic Farbe deutlich erhalten hat, die Binden hingegen sind meistens gelblich. Angesehenen und reichen Personen, wurden auch ein oder mehrere Papprusrollen mit beygegeben. Man fühlt sie meistens bep noch unberührten Mumien, und gewöhnlich kommcn sie zwischen dcn gerade herabgestreckten, und mit der inneren Flache zusammen geneigten Handen in der Schooßgegcnd vor; seltener sind 2 Papprusrollen, alsdann liegen sie aber in beyden Achselgruben, und mit den Binden fest mit eingewickelt. Zuweilen trifft man sie jedoch selten auch an den Füssen an. Mumien, deren Hände kreuzweise geschlagen sind, führen seltener eine. Die Rollen sind im Vysfus eingewickelt, der ge-n-ölinlich mit demselben Mumienharze übertheert ist, sie haben meistens 7 .— 9 Zoll Hohe, nnd 2 — 2^ Zoll im Durchmesser. Bricht man die Rolle auf, so zeichnet sich das aus den Wurzelscheidcn der Papierstaude durch kreuzweise Ucberkledung der Membranen verferligete, und mit den uns unbekannten Charaktern 'der hieratischen oder heiligen Schrift überschriebene Papier durch seine Elasticität und höchst vollkommene Erhaltung aus. Diese Rollen können nun mit weniger Mühe, bloß durch schwach« Wasserdampsc, indem man sie über kochendes Wasser hält, leicht zur Abwicklung gebracht werden"). ? Cs ist indeß äußerst selten, daß eine Mumie ein« Papyrusrolle besiyt, und sie sind daher, da sie anders *) ^i> unterliegen bey weiten nicht je»rn »mübcrsteiglicheil Schwierigkeiten im Aufwickeln, wic dir perkohllen R»l» '5> ine als an den vorzüglichsten Mumien gesunden werden, aus,:eymeni> theuer. Dic bey ausgerollten Papyrus an dem Obertheile befindlichen bildli^cn Vorstellungen, machen es gewiß , daß der Inhalt des Geschriebenen eine Biographie deo Verstorbenen scy. Arme hüllten ihre Angehörigen nur in wenig Lclp^ pen grober Lcinwand, und begruben sie gerade in oe.n trockenen, vom Nil nic . bci schwemmten Vodcii dcr Wusie. Ilur Vernwgiulde ,varcn im Stande, da Holz un-gcm.in selten und theuer »rar, und cs auch noch jetzt ist, auch fur ei lien Garsopag zu verwenden. Unter den Sarkophagen tritt eine grope Verschiedenheit ein. Die meisten sini> ftywerfallig, und sehr roh gezimmert. Bey den bessern und selteneren stellt derD^ ckel meistens eine erhaben gearbeitete Figur vor, deren Gesicht in Holz geschnitzt, und an den Füssen ein aufgerichtetes Brett, die Füsse vorstellend angcbraiyt ist. Ihre Form entspricht mehr oder weniger dem Umriß dcr menschlichen Gestalt; an dem Kopse runden sich die Sarkophage ab, erweitern sich bey den Schultern bis ait die Ellenbogen, und verschmälern sich allmahlig bis zu den Füssen, wo sie eckicht erscheinen. Die mm:rn sind ohne Anstrich, oder nur mit Wasserfarben weiß o^er schwarz gefärbt; ihr, nach dem Sarg geformter D,ck l ohne Zierrathen. Nur sehr Vermögende konnten die Kosten verwenden, ihn aus dem Sycomorus-Holze, mit Geschmak und Kunst arbeiten, und ihn mit Figuren bemahlen und sdgar überfirnißen zu lassen. Diese hieroglyphischen Vorstellungen aus der Mythe der Ägypticr sind dann äußerst dicht neben und übereinander aus einem Gppsgrunde mlt plastischen, dicken Wasserfarben mit dem «Pinsel aufgetragen, Und dann Mit einem sehr dauerhasten Firniß, welcher die Reinigung mit Wasser zuläßt, überzogen. Das Gattze bat das AnselM von gepreßter Arbeit, Und bildet eine AN »on 20 Relief. In solche äußerst selten bemahlte Sarkophag« wurden zwey Deckel aufgesetzt und eingelassen. Der innere Deckcl paßt mit seinem Umriß genau an die inneren Seitenwande des Sarkophags, ijt aus dem Spcomorus-Holze geschnitzt und stellt in erhabener Arbeit, die «Person in Lebensgröße mit allen möglichen Verzierungen übermahlt vor, die Hände liegen über die Brust gekreuzt, und jeder Play ist mit Hieroglyphen überdeckt. Ueber diesen inneren Deckel, kommt der zweyte oder äußere, welcher dasselbe aufdie nahm« lilyc Art aber vergrößert, und mit andern hieroglp, p fischen Mahlcreyei» verziert vorstellt; er paßt mit seinen Zapfen genau in die eingemeißelten Löcher am Randr des Sarkophags, und schließt ihn, dadurch vor dem Herabjallen geschützt, vollkommen. Der innere Deckel wurde auch öfter in Form einer die Mumie ganz umschließenden Maske von Pappe aus äiyssus verfertigt, den man durch einen dicken UeberstrilH von weißer Leimfarbe glättete, um ihn zur Austragung der Mahlerey geschickt zu machen. Gesicht, Kopsschmuck und Hände wurden durch Pressungen in die Maske erha> b>.n dargestellt. Die in Felder abgetheilte Mahlerey der Wände des Sarkophags sonohl, als der beyden Deckeln stellt vcr, schiedene Zustande der Seele, und das Drama der Un» terwelt in Bezug auf dieselbe vor. Die Erklärung und nahcie'Vczcichmmg dieser Bilder gaben die Ägyptier durch dic sie umgebenden tropischen und enigmatischen Hieroglyphen. Dieses ist die einzige hinterlassene Sprache, n elche uns die religiösen Begriffe d^r allen Ägpptier ent« wickeln hilft; und nebst der Cursiv- oder hieratischen Schrift auf den «papyrusrollen, deren Bedeutung nebst der Sprache der Ägypter völlig für uns verloren gegangen ist, sind es die drey Arten von Mitteln, vermöz welchen sie sich bep ihres Gleichen verstandlich machten. »l Aeußerst selten indeß ist es, baß auch die inneren Wände, und sogar der Boden des Sarkophags mit eben dem Fleiße und sinniger Auswahl an reichhaltigen Vorstellungen, wie einer der in meiner Sammlung be, findlichen bemahlt ist. Geschah es, so wurden die Figuren noch lebhafter und deutlicher als von außen gemahlt, jedoch mit keinem Firniß überzogen. Sehr Reiche verschlossen nun diesen gemahlttn Sar. kophag noch in einen zweyten, weit größeren, welcher beyderseits schwarz angestrichen, an seinem Deckel den Verstorbenen über Lebensgröße angedeutet— vorstellte. Das Gesicht am lehtern wurde weiß angestrichen. Noch ausgezeichnetere Personen wurden mit diesem Pracht- Sarkophag in ein sargartiges früher an Ort und Stelle in der Catakombe aufgerichtetes Gerüst eingesenkt, es stellt einen jeckigten groscn Schrank mit Ecksaulen vor, und ist mit einem ähnlichen Deckel ver-fchl'ssen, Endlich l»eßen sich Könige noch überdieß in große und kollo sal ische Sarkophage von orientalischem Granit— »derbem Syenit, und die mit eben so ungeheuern Deckeln aus gleichem Steine geschlossen wurden, in die bey Lebzeiten schon dazu verfertigten Catakom« den beysetzen. Dieses sieht man in der obersten Kammer der ersten und größten Pyramide von Gyzech, und in den königlichen Grüften ohnweit Gurnu bey Theben. In einer dieser neu erbrochenen Grüfte der Könige von Theben, entdeckte man sogar einen kollosatischen Sar» kophag aus einem einzigen Stücke achten Alabaster. So wurden nun die einbalsamirten, in Vyssus gewickelten Leichname in Sarkophage verschlossen, und nach den Ruhestätten getragen, woselbst sie für immer bleiben sollten. Könige ließen Pyramiden errichten, und Grüfte in den Felsen aushauen, andere sprengten füt sich in den »l Oandstcin- und Hreiden - Gebürgen , Gange mit Kammern aus. Diese unterirdischen Vegrabnißplaße sind dann ent« pcder bloß glatt verhauen, oder einfarbig angestrichen, die Reichsten, wie jene der Könige, sind ausgemahlt, und mit plastischen dicken Farben die bedeutungsvollsten und mannigfaltigsten Hieroglyphen au'getragen. Manche Far-dcn sind nach meiner Überzeugung wirkliche ^> hl färben, hjemii wie jene dor Firnipe—höchstwahrscheinlich ron Kopal — eine uralte Erfindung. Die Sarkophage wurden Theils an den Wanden aufrecht, theils am Aoden in Nischen, und hohlenartige Vertiefungen der Seit^nwandc des Felsen, yflcr auf Unterlagen in liegender Stellul'q niedergeseht. So san'en sich Mumiensärge, welche für dire auf^ rechte Lav' ! esiimmt zu seyn schienen, in einer horizontalen; Mumien l'l'z-l)e keine Sarkopbage hatten, stellte mast neben ei^nder an die Wände,, oder begrub sie Hvohl auch im ti.fen Sande. ^ Nie ist aber ein Sarkophag in der Krde begraben angetroffen werden, denn die ^gopticr scheinen bloß Kammern gch.lbc zu haben, welche sie Wohnunge n der Todten nannten. Das Bedecken der Körper mil (5rde, war ihren Religionsbcgrissen wahrs^cinsich zu^ wider, und die verscharrt Gefundenen, mögen vielleicht nur gus Zufall oder in spateren Zeilen es gen'm den ftyn. So, wie die Ägypticr ihlcn Lei^ien durch die^ sorgfältigste Behandlung beynahe ^vergängliche Dauer zusicherten, un' si' v«)m Moder, ^'äulniß und Vcrwcftlng schuhten, eben w »raren sie daraus bedachr, sie den Unbilden der Menschen auf das sorgfältigste zu entziehen , um bey Veranlassungen ihre Körper, nicht der Vernichtung auszusehen. Eben so ließen sich Menschen, Rache, Strafe oder Verfolgung befürchtend, um nichl durch Ontdeckung jihrcr Stalle die Zerstörung ibrer Leiche, »z und «ine HNoo iährige Scelenwanderung sich zuzuziehen, oft insgeheim und in der entlegenen Äcfc, in den unzu« ganglichsten Schlupfwinkeln begraben; auch scheinen die Könige in den alten Zeilen sich im Leben nicht nur dem Volke als göttlich zu verehrende Personen, sondern zur Verbreitung größerer Ehrfurcht auch in, Tode der Kenntniß derselben entzogen zn haben. Aus diesen Gründen licHcn sie sich, wie die Geschichte Beyspiele angiebt, oft insgeheim an unbekannte Ort?, ode»- an eincn verborgen nen Plah ihrrr Ruhestatte beerdigen,^ hingegen an dem fur sn' bestimmten Drt, besonders wenn sie das Todten< gericht oder eine spätere Rache des Volkes zu fürchten hattcn, eme fremde Leiche beysepen. Aey Eröffnung des Grabmahls von Mausolus fand man scine Leiche nicht, auch David wurde nicht gefunden, als man in seinem Grabe nnch Schahen suchte. Romu lu s Grab blieb su-r immer verborgen lc. ic. Aus ahnlichen Gründen blieb das Grab vieler merkwürdigen Personen der Geschichte unbekannt. Aber auch Thiere verehrte der Ägyvtier, theils indem sich einige dieselben nützlich und unentbehrlich ;ciqten, lhcils indem er einige fürchtete. Man balsamirte sie dalicr ein, um ihnen dieiclbc Gyre, wie den Menschen zu er-z<.'i^cn. Allein vcrmog der Idee der Seelcnwandcrung mußten sie auchüfür ^üllcn wandüri^d^r See^n gehal« ten werden, unb fand man eines derselben todt, so wurde es dieses Glaubens wegen einbalsamirt und beygesetzt. So wurde der verstorbene Apis von den Prie< ftevn behandelt, und heimlich begraben; in den verschiedenen Nomos Ägyptens, online man verschiedene Tb i ere.- zu Arsin oe das Krokodil; zu 3 y co p o-lis ^Schiuc) den Schakal; zu Mentis den Bock; zu Thebc n den Widder; zu M? mp h i s den Ibis; «4 einzeln gab es sogar Mumien von Hunden, Laßen, Fischen ?c. ic. Vorzüglich verehrte man den Vogel Ibis, besten Mumien in dm Grüften vonSaccarah zu finden sind, auf eine ausgczei.ynete Weise. Sey es, daß er zur Ver» tilgung der nach der Überschwemmung des Nils sich zeigenden Gewurmer :c. — wie man allgemein glaubt -^ so vorzüglich beytrug, so mußte er besonders deßhalb dem Ägypner so werth ersckeinen, indem sich nach der Erzählung der Mythe, M erkür, sT h a ut, Hermes) als die Götter, um den Giganten zu entgehen, nach Ägypten entfliehen mußten, in einen Ibis-Vogel vernan» delte. Merkur wurde als der oberste Priester und Lehrer der ganzen Pricsterkaste von ihnen selbst verehrt, die Fabel erbob ihn zum ersten Erfinder der Kunst, Leichen einzubalsamiren. Die «Priester, zugleich als ober, ste Richter, vermochten alles über das Volk, cs kann daher nicht auffalleud scheinen, daß man, wie bereits erinnert worden, die zufällige oder absichtliche Tödtung eines Ibis« Vogel an der Person augenblicklich bestrafte,' und alle Ibisse, die man habhaft werden konnte, emzu-balsamiren fortfuhr. ' Da aber nicht nur einerley, sondern schr verschick dene Arten von Vögeln einbalsamirt aufgefunden wcr-^ den, übcrdieß der angeblich wabrc Ibis-Vogel jeßt in. Ägypten, obwohl alle übrigen Thiere und Pflanzen seit L<>oc> Jahren dieselben geblieben find, gar nicht mehr, und nur auf dcn südlichen Inseln des rothen Meeres in Aeth iop ien und m Abyssinien angetroffen wird, so mag er entweder nie hier einheimisch gewesen, und durch den Handel, wie alles Auswärtige in Ansehen gekommen, und eingebracht worden, oder da es der Erfahrung und geschichtlichen Nachrichten, daß der Ibis« Vogel so häufig in Ägypten' gewesen sty, widerspricht, ein anderer Vogel als 'l^nlulu« It>'5. I<. der achte Ibis» »5 Vogel seyn, denn- wie kann er fetzt Ägypten gänzlich ver. lassen haben? Reisende, Savarp, Chateaubriand, nennen die zahmen, sich an die weidenden Heer» den stets anschließenden weißen Vöael, ( ^rclea ttilr-2k!ta, «l!i» und üsyuinoclialis) Ibisse, uud dieß wohl nicht mit Unrecht, denn die Ägpptier mögen vielleicht selbst nicht immer so genau d/e Art des Vogels unterschieden haben; dieß beweisen eben die 5 bis 6 Vögel-Arten, unter den gefundenen Ibis. Mumien von Sac-farah. ,. Daß man nun einen fremden in Ägypten, nicht vor« kommenden Vogel 1'»n«alu5 !l»,'5 L. nicht nur dort als einheimisch, sondern auch für den wahren Ibis-Vogel der alten Ägyptier ausgab, ist mit auch durch Hassel. quist s Meinung in den unvollständigen und nach seinem Tode an Linnee gekommenen Reise-Bemerkungen veranlaßt werden. Linnee beschreibt seinen U^nts-l,i» lbi,, mit schwarzen Flügeln, von der Größe eines Storchs, zieht aber als 8)nt>nym Hasselquists Beschreibung von einem ganz andern Vogel ^räsa Iki«, '«la al,l)g sc., welcher ganz weiß, klein und höchst wahrscheinlich die im Delta häufige Hräeu 6arxetli> ist, dazu, und vcrseyt somit seinen I^nt^I«« Il„'g falschlich nach Ägypten. Die Meinung indeß, daß I'amal»,« 1^1-,inellu5 ^. der wahre Ibis»Vogel sey, hat weit mehr Gründe siir sich. Fürs erste ist dieser Vogel mit seinen Varwaten sehr häufig, und fast zu allen Zeiten des Jahres in ganz Ägypten, besonders im Delta zu finden; dann kömmt derselbe durch seinen gebogenen Schnabel und seine ganze Gestalt genau kennbar, auf den hicroglyphischen Vorstellungen der vielen Tempeln Ober« ägyptens öfter, die Reiherten mit den geraden Ochua-beln fast nie auf denselben vor. Ferner bcfindet sich der 'l'antiiiu» s'gl«inellu« sogar mit Farben gemahlt in den königl. Grüften zu Theben und zwar schwarzgrün 26 mit grünen und gelben Lichtflachen, selbst auf meiner ersten Mumie ist sein unoerkennliches Vildmß zu sehen. Überdieß trifft man, da Linnee's '1'«nl»lu8 III« Storch-gr^ß ist, und also ein,: schr große Urne forderte , in den Catakomben zu Sacc a rah,! durchaus keine sv große, sondern nur sehr kleine Vasen an, und wenn. man auch einige grefere fände, so könnten diese gar nicht, sondern nur diejenigen, die am häufigsten gefun»' den werden, für die Wahrheit entscheiden. Die meisten der bisher in den Ibis-Vasen aufgefundenen Vogels haben gebogene Schnäbel. Würde ferner dcr so oft abgebildete und gemahlte Ibis, t»eö FlMtÄluz tki«. 1^ seyn, so würden die alten Ägypticr, welche die Natur sehr treu abbildeten, ihn gewiß weiß mit schwarzen Fli^. gen gemahlt haben. Unter den als Hieroglyphen abgebildeten Vögeln habe ich folgende zu erkennen Gelegen« heit gehabt: falco Nöli<.eto«. dcr große Fischreiher in Hoch. Acgyren; -*- Nisus (Nisser, arab.) bt% ©perbciv — n. Sp. Vulfur cinereus ? Vullur Percriopterus , die «pharaon shenne, vor- züglich am Tempel zu Tenlyra; Anas aegypliaca L. Aitf meinem 2tcn Mumie-Sarko? phag auf das richtigste gezeichnet und gemal'lt. Ana« Penelope L, Auf meinem «sten Mlimien-Sarko«, phage aufs unverkennbarste mit Farben gemahlt., 5t!',x sl<»mmki. I.. Auf ebendemselben. (Jorvu.H fruotilegus, L. ? MerguK Merganser. L. i'^Iecc5cio Jahre, wenn gleich die Ptolomaer griechische Sitten cinzusilsjn'n suchten, sicher wurden binnen dieser Zeit 10 Millionen Menschen in dieser berühmten, wenn gleich von Hero dot übertrieben bevölkert angegebenen Stadt Theben gegen Verwesung erhalten, nnd gewiß wurde die Zahl durch die nach Ägypten, wenn gleich später eingepuderten Fremden, vermehrt. Schon Joseph fügte sich in die Sitten derÄgpp-tier, er befahl (jVlc,«?» ,. 5c>. ,.) denselben, daß sie—> scincs verstorbenen Vaters — Körper »aldcten, welche ' Salbung (Cmbalsamirun«) ^, T^ge dauerte. Auch die in Ägypten und selbst zu Theben angesiedelten Griechen ahmten dieser Sitte nach; die Mumien in Dr es? den mögen, wenn nnltt griechische, doch gewiß keine, Leicher ursprünglicher Hgyptier seyn. ( Man vergleiche den rstcn .Band des Veckerschen Augusteums) ; ich selbst sal, zu Theben eine weibliche Mumie, welche höchst u-abrsch?inlich eine Römerin gewesen ist. Sie hatte s,uf d„r Vnist ein bölH.'rncs Täsclchcn, mit einer griechi- 2? schen Inschrift, welche als das geliebte Weib eines E. Plinius, bezeichnete. Ungeheuer muß darum die Menge der Graber sund noch ungeheurer die Zahl der Mumien selbst gewesen seyn. Doch sieht man jetzt alle Catakomben leer, und was noch immer brauchbar war, hat der jetzige Bewohner in seine Wohnung geschafft. Der seit Jahrhunderten in. Europa eingerissene Gebrauch des Mumienharzes in den Apotheken, welches in unbegreiflicher Menge ausgeführt, vollends die wenigen der besseren mit Harzen cinbalsa-mirten Mumien aufzehren mußte, ist Ursache, daß man alles so ausgeplündert und lccr antrifft, daß selbst die Franzosen obschon sie wahrend ihrem zweyjahrigen Aufenthalte in Ägypten, in allen Gegenden lange und eifrigst nach, in brauchbaren Tar cop Hagen eingeschlossenen Mumien suchten, dennoch keine entdeckten. Es ist daher begreiflich, warum wenige europäisch? Cabinctte nur zum Vesitz eines rohen odcr weiß angestrichenen Sarcophags gelangen konnten; und daß Herr Hofrath v. Hammer, (s. Fundgruben des Orients, Vano V. Heft lU. p"ss. 273.) das einzelne bemahlte Brett und den innern Deckel eines Sarcophags, welche das Wiener k. ?. Antiken-Kabinet vor einigen Jahren acqui-rirte, wegen seiner interessanten Mahlereyen, mit Recht Ällen vorher nach Europa gekommenen ganzen Sarkopha-gen vorsetzen konnte. Wurden Mumien selten, so wurden es natürlich nochmehr Sarkophage, da unter hundert Mumien kaum eine in Sarkophagen sich vorfindet, alle früher aufge^ fundenen aus Holzmangel von den jetzigen Einwohnern verbrannt wurden, und unter einer gleichen ZM der-selben ein rein gemahlter und überfirnißter selten anzutreffen ist. Sehr viel mußte ich darum dem Glücke Dank schuldig werden, daß es mein Bemühen mit einem sol< chen Funde begünstigte. 2^ Die chronologische Bestimmung der Zeit, wann et-wa die ersten Mumien mochten verfertigt worden sepn, ist wegen der Dunkelheit der Geschichte dieses Volkes nicht möglich. Die meisten fallen vor der Zeit von Alex an» ders Tode, weil unter den Ptolomaern der Rcicherr sich an die griechischen Sitten des Hofes angeschlossen ha-bcn mochte, und i»e können aufs geringste 2000 volle Iayre alt gerechnet werden; besonders jene, d^n ächt ägyptischer Stpl unverkennbar ist. Mumien ohne Sarkophage haben wohl technischen, und einzelne Stücke für Anatomen, Sarkophage allein aber, wenn sie wohlerhalten und reich an Vorstellungen sind, einen antiquarischen und historischen Werth. Der Nahme M umic, scheint neuerer Entstehung zu sepn, er trifft sich in Schriften der letzteren Iahrhun« derte zuerst. Der gemeine Mann in Ägypten nennt sie gleichfalls Mumie, Mumi, oder auch Wumi; Mum soll in den neueren Sprachen des Orients — so viel als Harz bedeuten. Db alle Bewohner Ägyptens nach dem Tode ein« halsamirt wurden, auch die ärmsten, ist unentschieden. Vielleicht wurden diese, weil man selbst die Kosten der gemeinsten Erhaltungsart für manchen doch für kostspie, lig halten muß, bloß beerdigt, und sie dem unvermeidlichen Schicksale der Seelenwanderung «preiß gegeben. Häufige Sterbefalle selbst bey Bemittelten mochten der Unmöglichkeit, alle Leichen vorzurichten, manche Ausnahme herbepgesührt haben, so auch Schlachten und entferntere Kriege. Ob die Nomaden diesen Gebrauch hatten, ist ihrer veränderlichen Wohnungen wegen zu bezweifeln, sie mochten auch wegen dieser Hauptabwei-chung, bey den Ägpptiern verachtet gewesen seyn. Sclaven hatten wahrscheinlich dasselbe Schicksal; aus Man-gel an persönlicher Achtung, blieb man über ihren künftigen Zustand gleichgültig. Die in der Gefangenschaft so uud Sclaverep schmachtende Israelites waren in demselben. Falle; da sie sich außerdem durch Anhänglichkeit an ihre Religion auszeichneten, vermieden ,lc im Allgemeinen auch den Schein einer andern anzuhangen. "Ihre Kinder lvurdcn sogar zur Zeit des Moses zur Ausscyung und Ermordung von den Pharaonen verurtlicilt, nur Joseph ließ zur Schonung dcr Gebrauche seinen Vater einbalsamiren; dieß mag damahls etwas Unqcwöhn-luyes gewesen seyn, weil man es ausdrücklich ansührt, obwohl es späterhin auch in Canaan gebräuchlich wurde. Daß aber Kinder-Mumien der Ägppt^r selbst so ungemein selten sind, und daher höchst selten ein-balsamirt wurden, dürfte in der Volksmeinung derselben gegründet seyn. Betrachtete man die Seelenwanderung durch Thier-korper, als die gerechte Strafe für Vergebungen im Le-bcn, und suchte man ihr durch Cinbalsamirung der Todten zuvorzukommen, um nach Jahrtausenden sceliger Ruhe neuerdings einen menschlichen Körper zu beleben, und erst dann durch einen weil fchlerfreyeren Lebenswandel der höheren Glückseligkeit bey den Gestirnen werth zu seyn; so mußte ein Kind bis zu einem gewissen Alter als ein schuldloses Geschöpf betrachtet werden, welches , wenn es stürbe, keiner Ncinigungszcit, hiemit der Seelenwanderung und folglich der Ein balsami-rung nicht nöthig habe; ja sie mußlen zum Gegentheil gezwungen werden, und um die Seele des Kindes, welche zu einer langern Lebensdauer bestimmt war, vom unmit» telbar darauffolgenden Wieder-Gintritt in einen mensch« lichen Korper nicht abzuhalten, dursten sie es nicht ein-balsamiren, da nach ihren Begriffen die Seele des Kin^ des von der Belebung eines neuen menschlichen Körpers, jeßt an ihre Mumie gefesselt, auf die Wanderungszcit von 2aoo Jahren abgehalten worden ware." Hl So rcrloren sich nun allmahlig die eigenthümlichen Sitten und Gebräuche mir der Unterjochung des Volkes, von den Ptolomäern und Römern anzufangen, bis ins dritte Jahrhundert, no sodann das Christenthum unter den griechischen Kaisern die alte Mythe der Agpp« tier gänzlich verdrängte; die spätern Erobrer von Ägpp^ ten, die Araber, vertilgten nicht nur vollends alle Gebräuche dieses berühmten Volkes, sondern auch mit der Zerstörung der Vüchersammlung zu Alexandrien alle Spuren ihrer Wissenschaften, und die Möglichkeit sich von denselben einen tichtigen.Vegrtff zu machen. So geriet!) nun auch diese Kunst Leichen einzubalsa, miren ganzlich in Verfall, da sie der Volksglaube nicht mehr heiligte. Doch haben sich in Ägypten, besonders in Theben Spuren jener altcn Meinung über Seelenwanderung noch bis jetzt erhalten, welche uns eben so, wie die daselbst sparsam der Erde entlockten Reste an die Gegenwart, den ehemahligen Glanz und den hohen Grad der Bildung eines der ältesten Völker des Erdbodens errinnern. z. I. Alterthümer. ^. Mumien und Sarkophage Kr. i. o^it noch vollkommen eingewickelte Mnmie von 5 Schuh, 2 Zoll Lange, die Binden sind mit Nanking-farbigen Vpssuszeug umschlagen, welches durch darüber laufende Längen- und Ouerdinoen gehalten wivd. Die Arme sind abwärts gestreckt, und die Hände ruhen auf, dcr einen Seite der Schenkel. Cs ist darum wahrscheinlich, daß ihr ein Papyrus mitgegeben worden. Der Sarkophag besteht aus einem Untertheil und zwey Deckeln, der äußere größere, und der innere kleinere Deckel sind so wie der Sarg aus dem Holze des Sycomorus"). *) Der Oycomocus- oder Maulbecrfeigenbaum ' ist der größte, stärkste, und wej«n seine» auSgrbreite» ten Aesteil der schattrngrbl'ndstc Baum von ganz Aegyp-tc». Gein Holz ist s«hr dauerhaft, und widerstcbl dem Wurmfraße. Er »räql srbr kleine Früchte in Aüscbeli, beysllnnneil, welche mitten aus dem dicksten Aste in dich» ten Kruppen zu mehreren Huuberl^il hervorbrechen. Ihr Geschmact kommt drr Maulbeere gleich ; dnhcr ihr Nah-ine. Vteiue Saminlung macht durch getr»ck«rle Exemplare m>t der Vorm der Blätter und Früchte brlannt. HZ Der Sarkophag lst oben nach der Form des Kopfes abgerundet, crlrcitert sich bauchig von der Gegend der Schultern bis zu dem Ellenbogen, und lauft dann bis an das Fußbrett verengt zu. Seine einzelnen sest zusam» menhangenden Theile, die beyden dicken Seittnwande, der Boden, der aus einem Stück geschnitzte bogenförmi-ge Köpflhcil -c. sind mit hölzernen Nägeln verbunden. Die Lange desselben beträgt ^ a", seine Höhe z»;" scinc untere schmalere Breite ^—l", die größte aber Es scheint, daß der Sarg zwey Mahl benützt worden. Auf dem Rande seiner Seitenwand sind sechs glatt abgeschnittene Zapfen zu sch'in, deren Dberthcil in die .Löcher cincs anderen äußeren Deckels gtpaß» haben mag. Wahrscheinlich führte dic Theurung des Holzet zu seinem Raube. Man legte statt der herausgenomme. nen Mumie die jetzige in ihn, seßtc neue Iap^enbrettchcn ein, u^ld versah den Sarg mit einem neuen Deckel. Er mag darum von sehr hohem Alter seyn. Von außen ist seine Flache mit einer un emein hat» ten und srstanhangenden Oypsmasse geebnet, und dann mit einer weißen Farbe überzogen worden. Darauf sind nun die mannigfaltigsten ganz unbeschädigt erhaltenn h i e-ro g lyp h is ,l) e n Vorstellungen mit plastischer Leim« und Lackfarbe aufgetragen, und die ganze Mahlerey mit einem dunkelgelben Firniß— wahrscheinlich von Kopal*) ') Dieser Firlliß, wrlchrr nach seinem Aussüb^l uuftrin Ho. val - Firnisse gleich sichi, ist eb«^»l s» sichtbar, «icht in H)ehlr>, sondern im W>i<,ge<>tt> alifstülößt qewlsl',. Daß ubcr die altcn Aenyplier den Weingeist, dic D c st i l-lalious . Apparate, >>nd hi^.nit ailch die B,ding-nisse der Fermentation qcnau, und seit d«» alte-si»,'n Zeillll plannt hab^n mußie», dieß bewelfu ciü »>i,,-ziges Wort^on Hero dot, wo er von drr Einb^ls.nüiF rung dcr Leichen spricht, unk zwar: daß man sis >'?it Halm we in ousgewssche» habe. Da nun hier bloß 5 gedeckt, dieß hat auch die gute Erhaltung der Mahlerey veranlaß:, da die Mahlerey das nasse Abwischen vollkommen verträgt, ihre Farben sich sämmtlich auf das Beste erhalten. Das Innere des Sarkophags ist schwarz angestrichen. Dcr innere kleinere Deckel, paßt an die innere Flache der Scitenwände genau, und stellt eine weibliche Person in Lebensgroße vor. Der Kopsschmuck, Gesicht, Kruste uud die Hände sind übermahlte Bildhaucrarbeit. Er ist sämmtlich von oben bii herab in Felder abgetheilt, und mil hieroglyphischen Vorstellungen ganz bedeckt, welche auf dieselbe Art an beyden Seilenwänden des Sarges mit Lak-Farben aufgetragen, und mit dem Firniß überstri? chen sind. Da sein unterer nach aufwärts gebogener Un« tcrtheil wegen der unterhalb liegenden Mumie das An-scklicßen des äußern ,Deckels an den Sarg verhinderte, so schnitt man so viel als nothig ab. Dieser Schnitt er» scheint so frisch als ob er vor Wochen ware gemacht worden. Der äußere, genau m den Nand des Sarkophags eingreifende Deckel von demselben Umfange, bildet, was der innere Deckel in Vildhauerarbeit darstellt, auf gleiche Veise; jedoch in allen Dimensionen größer. Der Glanz des aufgetragenen Firnisses übertrifft jencn des innern Deckels und^ des Sarkophags an Frische und Dichtheit. von der Dattelpalme die Rede sey« sann, welche schlech. lerdinas »lichls spiritllöseS lirfcit, l'sstydl'n», daraus deu süße» Früchten derselben, durch lvrimglt Gäbrunq und »achbrrigr Destillation erhaltene wrimatc Product z ", und in der geringsten i,^, di« Dicke 2". Sein Umfang bat eine gefällige, mit dem Umriß einer Person völlig übereinstimmende Form. Er ist von außen,und innen aufs prachtvolleste bemahlt. Die Farben haben sich aufs beste erhalten. Die Außenseite ist mit Firniß überstrichen und gelb. Die innere hat einen weißen Grund. Auf jener befindet sich eine ringsumlau-fende Reihe kleinerjeooch sehr deutlichen Gcmalilde, wclche auf die Mythologie Bezug haben, und die mannigfaltig« sten Vorstellungen des Zustandes und der Schicksale der Seele nach dem Tode enthalten, alle übrigen Räume dazwischen sind mit einer unbeschreiblichen Menqe von Hieroglyphen ausgefüllt. Die inneren Figuren sind 26 größer, und scheinet von einem andern Meister gemahlt zu scpn. Um nicht, in das Detail der Erklärungen aller dieser Vorstellungen fich einzulassen, erwähne ich nur etwas von der inneren Flache desselben. In drm einen Gemählde biethet die Seele dem Osiris eine in den Händen haltende rothe Halbkugel dar, ihr Auge beschallet dagegen eine eben so große schwavzc Halbkugel. Die rothe Halbkugel bedeutet die Sonnen. Ha-misphare, den Tag, oder symbolisch das Leben; die scywarze die Nacht, die Unterwelt, oder den Tod. Nach der Erklärung biethet also die den Tod vor fich er? blickende Gestalt als sterbend, ihr Leben der Gottheit zum Opfer dar ^c. Auf einem anderen Gemählde halt eine der vorhergehenden ganz gleiche Gestalt in der Linken einen golde« ncn .Becher, in welchem rothe Klümpchen mit einer aufsteigenden Feuerfiamme zu sehen sind. In der Rechten hält sie eine Kanne, aus welcher sie Wasser aus die Flamme gießt. Rückwärts fließt das Wasser herab, und fällt auf «ine haldausgcblüthe blaue Lotusblume. Die wahrscheinliche Erklärung ist: den Feuerlöcher des Zorns mit den glühcndcn Kohlen und ihrer Flamme such! die bittende Seele durch das herabssießende Wasser ivrer Thränen und ihrer Reue zu besänftigen. Ist nun Osiris besänftig, — der Becher nach Löschung der Flan-mcn mit Wasser gefüllt, so fließt der Überrest her-» ab, und befeuchtet die Lotosblume, das Symbol der von der Gottheit nun erflehten Wiederbelebung ic. Aus einer andern Vorstellung sieht man die Seele mit ausgestreckten Ha„deu gegen den am Throne sitzenden Osiris gewendet, welcher die Geißel als Spm. bolder Straft, vnd den Krummstab, Hirtenstab, als Zeichen des Sch'ihes oder auch der Belohnung, in den Handen hält, um hiermit sein jetzt verwaltendes Rich» teramt, bestrafen oder belohnen zu können, anzudeuten. Auf seinem Kopse ruht die Weltkugel — Sonncnkugcl —. ' die Schlange, einen Ring, das Symbol der Cwigkeii, um sie bildend, mit vorgestrecktem Kopfe, bedeutet die ewige Allmacht und Weisheit, von welcher die flehende Gestalt mit einer Lotosknospe am Scheitel, dem Symbol der zu hoffenden Wiederbelebung, die zu erfolgende als aufgeblühte Lotosblume, unter ihren Handen befindlich, vorgestellt, sich zu erbitten hofft :c. Unter mehrerem andern zeigt sich noch am Dbertheil des Sarkophags, im Schei. tel, Pspchc die Seele des Verstorbenen mit ausgebreiteten Flügeln, und menschlichem Gesichte. Ober und unter ihrem rechten Flügel sind folgende Hieroglyphen gemahlt: Ein Kerker, ein Nachen, eine schwarze Halbkugel, zwey Füsse, eine enge Pforte, eine Schaale mit brennender Flüssigkeit, ein Vogel, ein Auge mit einem Hahnenkamm, einige Saamenkörner, eine Pflug jVi'aar— unterhalb —ein Ballen Erde, eine liegende Mumie, eine geöffnete Lotusblmu", den Ägppticrn für die Wiederkehr des Lebens geltend, und eine rothe Halbkugel. In Verbindung gesetzt, lassen sich diese heterogenen Zeichen auf folgenden Sinn befriedigend zu» rückführen: Die Seele entslohcn aus dem engen Kerker des Lebens; überfahren auf dem Kahne des Charon, in das Reich der Nacht (Unterwelt); eingegangen durch die enge Pforte zum Gericht; überstanden die Feu er rein i gun g ; leicht wie ein Vogel durch Ent- . sühnung geworden, hofft sie non der wachsamen Vorsicht, daß, gleichwie der Saamc durch den Pfluq unter die Crde gebracht, zu keimen liofft, auch ihr entseelter Korper einst auferstehen »verde, zu einem nmcn Leben. Den Körper der Mumie umschließt nun an allen Seiten vom Kopf bis zun Füssen eine aus mehrfach übereinander gelegten Vyssus verfertigte Maske, welche ober? halb mit einer weißen Grundfarbe überstrichen und sodann mit einer Menge von hieroglyphischen Vvr^ stellungen bemahlt ist. Das Gesicht der Maske, ist nie eine Larve erliaben ausgepreßt, und an der ganzen Fläche vergoldet. Die Züge sind am Goldgründe mit schwarzen Linien ausgedrückt. Die ganze Maske ist rückwärts durch Bander, welche durch die Affnungen ihrer beyden Rander gezogen sind, an die Mumie sesigeschnünt gewesen. Von der Vrust bis zn den Füssen herab, ist di« Wölbung in Felder eingetheilt, auf welcher folgende Gemählde zu sehen sind: In der Gegend der Brust, umfaßt der heilige Käser (5t-Hpa5»gt>,!5 «Ä^e»' 1^.) mit ausgespannten Flügeln, die über ihm durch die hieroglpvhische Cursivschrisl benannten und als haßliche Affen dargestellte Gebrechen des Menschen. In dem zweyten Fcldo abwärts kniet ein als Sachwalter oder Beschützer der Mumie dienender Genius. Von feinen Flügeln werden die Entschuldigungen jener Gebrechen, und Schilderungen der yuten T.hatcn des Versiorbcncn getragen, in seinen Handen befinden sich als Zeichen des Gebeths, Schwungfedern. Tiefer unt^'n liegt di»' Mumie aus der Lowenbabre, es ent schwcbt ihr die 'M)chc mit einem menschlichen Gesichte, der Geni u Z mit dem Schakals - Kopse, scheint sie vor das Gericht zu fordern, und die zu beyden Celten stehen, den Genien sie aufzunehmen. In den untersten Feldern ist Horus und A sir« s. Vorzüglich interessant ist an dieser Maffc das fast einzige Vorkommen, der auf dcn Aichsohlci? dersclbc'i c'/'gebenen Adhildung zweyer mit qrsV'il.tten Vävlcn erscheinenden Israelites. Sic kcl?, l'>n minder den Rücken zu, ihre Hände und Füsse sind ße'.-u'dcn. Di^ ihrcm Mur.. 94. I»IF. 678. angeführt, und Beweise dafür gegeben. Als ich mit Herrn Ricci, welcher die unter Salts Leitung von Velzoni neu entdeckte Königsgruft von Theben ?c. als ein geschickter Zeichner ausnahm, dieselbe besichtigte, und über rine zahllose Menge der eigenthümlichsten lmroglyphischcn Vorstellungen, welche ich weder zu Tentyra, noch zu Karnak und M e-dina-Tabu getroffen hattc, und die zugleich auf das crhaltcnste, und einige sogar mit Hhlfarben gemahlt waren, meine Bewunderung nicht zurückhalten konnte, erblickte ich plötzlich zu meiner ungemeinen Überraschung, ein horizontales Feld von ,0^ Länge und 1^ Höhe, an der Wand, welches in ,5 gleiche Theile abgetheilt war, und in derer jedem, vier gleichgestellete, von den übrigen aber sehr verschiedene Personen mit Farben gemahlt, und ungcmein kenntlich abgebildet waren. Ich unterschied nun mit Vergnügcn, die, dem alten ÄgypNer—sowie wir noch selbst vor Kurzem 4 Wclttheilc annahmen — da^ mahls bekannten vier Haupt-Nationen. Auf dem ersten Felde sah ich den unverkennbaren alten Ägyptier mit seiner sanften «PHnsionomie, einher-schreiten; im zweyten waren 4 Perser in ihrem kriegerischen Anzüge und ihren Fcucrflammen dargestellt; in, der dritten sollten mm vier Aethiopier, deren Aussehen, Gcsichtsblldung und Farbe über ihre Abstammung ?«,icm Zweifel Raum gal'^l, endlich /.Juden so charakterlich wie man sie noch h^ut zu Tage sieht, deutlich und wohlgetroffen abgemahlt. Die Ägyptier unterschieden demnach außer ihrer eigenen Nation noch drcy andere, nähmlich Perser, oder alle jenseits des rothen Meeres wohnenden Völker im All^ gemeinen; Aethiopier und Juden. Griechen mo^ gen ihnen damahls bey weiten nicht bekannt gewesen seyn., und sie gaben den nahe wohncndZn Juden den Vor^ zug. Da nun die an den Fußsohlen meiner Mumien-Maske befindlichen Figuren, diesen vier Mahl genau und charalV terijtii'ch abgclilo.'ten, wohl unbezweifelt für Hebräer geltenden Personen, auf bas vollkl>mmste gleich und ahn? lich sind, so kann ich um so mehr diese Meinung recht-fertigen, als mich ein im k. k. Antiken-Kabinet zu Wien befindlicher Untertheil, von ciner kleineren, Mumien^ maske dazu berechtiget, an deren Unterseite auf zwey gemahlten Sohlen, auch zwcy an Handen und Füssen gebundene Figuren deutlich mit Farben gemahlt sind, wo, von die elne unbczweiselt rinem Aerhiopier, und die andere nicht minder genau, den an meiner Mumien-Maske abgebildeten, und vorzüglich, dcn charakteristischen. ^Individuen der noch jetzt existirenden merkwürdigen, Na-, ion, gleich sieht. Da es nun überdieH keinem Zweifel unterliegt, daß das alt ägyptische Reich weit über Meroc hinaus sich erstreckte, und siiemit die Aethiopicr als cin dem Ägypcier zinsbares Volk im, Sstden, so wie die Juden als «ine im nördlichen T-Heile ihres Reiches gelegene, nnd östcr von ihnen linterjochle Nation, betracht let wr^dm, konntcn, so erlaubte er sich bey der Einbal-samirnng seiner Freund? l>».'n Trilimph, sie an die Füsse, d^s Verblicchencn als die von if?m bezwungenen V^lkcr, abzubilden, um zugleich, dadurch das Andenken seincx Obcryerrschast zn verewigen. 4« Z)«e in den Tempeln Oberägyptens, dcn"hoch, und hat in dcr größten Breite 20^" in der geringsten 1 1 '". Sein innerer sowohl als sein äußerer Deckel stellt die Mumie in Holz geschnitzt, imd mit mannigfaltigen von den vorhergehenden Sarkophag gen unqemcin verschiedenen Hieroglyphen bemahlt und überfirnißt mn übcr die Brust ablegten Handru vor. De. Bodcn dcs Sarkophags nimm: nach sciner Vange ein? einzelne charakierisch gewählte interessante Figur ein. Der innere Deckel ist von vorzüglichem Firnißglanzc. IXr. 1,5, tt, 7, 8,9, ,o. Sind die in der vorhergehende Abhandlung erwähnten sieben Köpfe zerlegter Mumien. All^' sind aufs beste erhaltet!, und dienen vor- züglich sich über die verschieden angewandten Methoden bepm Cinbalsamiren näher zu unterrichten. ^ Nr. l i. Ein Theil von einem Hirnschä'd^l, an dessen inneren Fläche die in demselben eingespritzte Masse zu sehen ist. ' l'2'- ' Nr. i2. Cin von Mumienharz d^urchdruldgener Theil eines Oberarms. Nr. l8. Ein mit dem G«lenkskovf versehenes Ve-kenstück einer männlichen Mumie. Nr. ,,;. Die Brust oiner weiblichen Mumie mit Bpssus ausgestopft. N^ i s. Ein paar, von Kreisbinden entblößte Füsse «nes Knaben von ungefähr zwölf Jahren. N>. , 6. Ein zugespitzter einbalsamirter Theil, aus d-en zusammengerollten dünnen Gedärmen bestehend. Nr. 17, Mehrere in den Bauchhöhlen gefundene einbalsamirte Theile, höchst wahrscheinlich getränkte un^ zusammengerollte Eingeweide. N>. , 8. Mehrere Stück« von Mumienharz mit drr daran klebenden Haut und getränktem Byssus. Nl-. iq. Eine Krokodil-Mumie von »^Fich Länge. Sie wurde in mit Harz und Balsam getränkten ByssuZ gewickelt, ferner mit trockenen Byssus umgeben, un> dann mit Binsenhalnn'n rings umwunden. Die äußere Bekleidung machen Schilfstäbe der Länge nach gelegt, und mehrmah! gebunden, unter welcher ein schwacher Dattelstccken die Mumie vor dem Zerbrechen schützt. N,'. 2s». Gin zwey Schuh langer Kindersarkophaq aus rincm einziacn Stücke gearbeitet, und mit einem D> ckel rerft'hen, aus dessen Oberfläche, das Bild cmes Pl;^-sterknabcn mit öcn stiner Kaste zukommenden Insignieu; derselbe ist w^ß angestrichen und b«nahlt, das Gesicht aber von grüner Farbe. Er trägt die Kalautika cine lpiyig zulaufende Haube, mit 2 Schwungfedern zur Seite. Scine Hände berühren sich an der Brust; die Re hte hält 43 den Krummstad , die Linke eine Geißel. Von der Hals -Verzierung lauft ein gelber breiter mit Cursiv - Hieroglyphen bemahlter Streifen bis an die Füsse herab. Da die Ämter und .Beschäftigungen erblich waren, so konnte auch cin Kind mit den priesterlichcn Ehrenzeichen bekleidet werden , deren Krummstab nnd Geißel, als Zeichen ihrer geistlichen, und als die ersten Näthe dcr Könige, ihrer politischen Obergewalt anzusehen sind. 2, — 22. Eine schwarze, ovn vielfach übereinander gelegtem Npssus künstlich verfertigte Larve einer Mumien? Maske, mit vergoldetem Grunde und eine goldene. 2s. Ein Stück noch unbenüßt gefundener in weißem Bpssus gehüllter Nalsammasse, von besonders star? kem eigenthümlichen Gerüche. 2 /l. Runde, mit gelbbraunen Wüstenkochsalz gefüllt ie Beutel von Vpssus, zu 6n — 8o Stücken in großen Urne» und deren mehrere in den Catakomben abgesetzt, von unbekannter Dcutung. 2 5 — 2l). Bemahlte Vpssus auf Tapetenart mit allerhand Figuren, zur Bedeckung der freystehenden Mumien. lt. Andere ägyptischem dcn Catakomdcn zu Theben aufgefundene Alterthümer. Nr. 27. Ein paar große aus Schilf geflochtene Schnabel-Schuhe, mit einer künstlichen Einfassung, zum Gebrauche für Priester in den Tempeln. 2«. Ein paar stäche große Schilf-Schuhe von eben derselben Arbeit. 29. Cin einzelner dem vorigen ähnlich. 3c>. Drey kleinere von Kindern nnd Frauen bep Tempelbesuchen gebraucht. 3i. Ein paar Frauenzimmer-Schuhe aus Leder, von sehr niedlicher Arbeit, ihr kunstvolles eigenthümliches Aussehen deutet auf ein hohcs Alter. <4 Xir. ?.2. Ein paar Ohrgehänge von Silber, nnl Goldperlen und Smaragden, mit der anklebenden Leinwand an enthüllten vornehmen Mumien kürzlich auf-. gefunden. 33. Ein Mumien Halsschmuck von goldenen Glas» und Earniol - Perlen an einer Schnur gereiht, unter der Hülle einer Mumie entdeckt. Z H. Ein aus blauen vergoldetem Schmelz bestehender Halsschmuck, aus röhrenförmigen und runden Theilen bestehend, gitterartig in ein Dreyeck auf Byssus faden aufgesteckt, von einer Mumie der Catakomben Thebens. 35 — ,55. Zehn Stück Begrabniß - Lampen von verschiedener Form und Größe. 46 — s^. Zwey flaschenartige unten zugespitzte. Kannen zur Aufbewahrung d^s Hhls. 43. Ein viereckigter von Holz und. Schelf geflochtener Fenstcrdeckel. ^l). Eine Sammlung größerer und kleinerer, von-mehreren entwickelten Rollen erhaltenen Pappruv - Blat. ter, mit Hieroglyphen beschrieben"). *<) Der von den Aeayptiern statt Pergament und tafeln zum Schreiben erfundexr Papyrns, kommt von dem Pappr. Cyperngras (l^pei-u, l'zpvlu,. l. ) einer ill dru Gräben drck Nils wachsend!'» Pflanze her. Es wurden a„S dem mittlere» Tlnile des Stengels der Lailge nach sehr feine Blältchen A'schnitte», anf eiltl'r Tafcl dicht ilcbl,'ln'ilui>l< dc« gelegt, mit Lcinnvasscr überstrichen, »nd von rilirr-zwl'l'ti» Laqe dcrselbl'», der Quere »ach übrrdccft, lixler die Prcss'»' g/bracht, dlum laüstsam getrocknet, und endlich für die «asse Schrift, noch mit Gll»,lniwaffcr übrtzo^ ge», geschlagen, oder mil einem Zal)n geglättet. Dic feinsten Sorten Papyrus mözrli iilt>eß auch von deu Wur^'lscheiden dieser Pflanz»'» verfertigt worden seyn. Dieses schilfartig« Gras sindct sich jetzt sehr seltril, und nnr l,..>y Damiatle in llnlerä^ypce» «il sehr gerillger Menge. Wegen dem große» Verbrauch des Papyrus z» d?s. 5o. Ein Schakalskopf von weißem Kreidenstein, welcher als Deckel zu ciuer großen Vase diente, deren vier zu eincr vornehmen Mumie hingestellt wurden. 5,. Ein aus Holz geschnitzter Sperber, von 2" Höbe, das Sinnbild des Lichts nnd Lebens, zuweilen der Stellvertreter des Osiris, und in Beziehung auf ihn, das Sinnbild der Sonne. 52. Ein Mumien - Idol aus Spcomorus-Holz mit einem Krummbarte, , 8" lang. 53 — 58. Sechs hölzerne übermahlte Mumien-Idole, 6-— lo" lang, mit Hieroglyphen. 69 — 72. Vierzehn hölzern^ von Sycomorus verfertigte und mit Mumienharz übergoffene Mumien-Idolen 6 — ,c>" lang. 73 — yc,. Siebzehn aus Thon halb gebrannte, und mit weißer Farbe überstnchcne Mumien ? Idole von verschiedener Figur, I — ^" l« der Meimiltg m«t zu dr>, Mumie» i» die Vaiakoinbell qcloqt worden zu fev»f u>n dirselb».'» ?l sie clwa der Meinung, a>» bi>,'se, d«' Mllmicoform nachgebildete» Idole, Hchuy«e,!tcr zum Dicllst^ der Vrr« storbenen zu fesseln, und übcrtrnarn so die Fi^irung der Seele an den Körprr, auf die Idolr und gc>vlss»: an ftlchc zu fessclnoen Geister. l26. EinGeper ^Vullue ?ercnopteru« I..) 2" hoch. - 7,.'^ »27. Ein Api^ auf weißem Steine mit Hieroglp--phen, 4" im Quadrat. ^ l36. Cine Zeichnung mit Röthel auf ei»er weißen Steinplatte den Eingang der Seele in das Reich der Todten vorstellend, «" im Quadrat,.. ^,. »39. Das Gericht der Seele «ach dem Tode, auf dem weißen Krcidcnstein von Theben, eingegraben und bemahlt, 6^ im Quadrat. ''/"c. Ägyptische, Alterthümer, minderer Größe. i^a —14'^. Fünf D siri s - Figuren von Thon, mit blauem Schmelz, 3" lang. l /.5 — 1/47. Drep O siris - Figuren von grbrann-ten Thon, 1 — i^" groß. ,/^?— 151. Vier sitzende Isis-Figuren mit dem Horus im Schooße, mit blauem Schmelz überzogen, ^ — I" hoch. l52. Ein Harpokrates, Gott dei Stillschwei» gens, mit dem Finger anf dcn» Munde, aus Carnio! geschnitten, ^." lang. i52. Cm aus Sycomorus-Holz geschnitzter Anu-bis mit Fäden, auf welchen er als Amulett getragen wurde, 2 ^"hoch. <5^. Sin Anubis von Porzellainartigcm Thon gebrannt, mit blaßblauen Schmelz-Überzug, 2" lang. t55—itt(j. Fünfzehn kleine Figuren der bösen Gottheit, des Thphon, gleichfalls aus dieser Masse von verschiedener Größe und Färbung. 170— »36. Siebzehn dem Anubis ahnliche Figu-ren vom blaßblaucn Schmelz, 2" groß. ,57. Cin slander weiblicher Sphinx ^" hoch. 1 8 8 — 1 k ^». Zwey sitzende Affen, H " hoch, mi9Y» Oin Krokodill von Schmelz ^" lang. «9». Ein hockender Frosch mit den sechs Füssen des heiligen Käfers an der Unterseite, ^" im Durchmesser',' von weißem Stein. «92 — 201. Zehn heilige Käfer (äc^rabgeu« sacer.) an der Unterseite mit allerhand Hieroglyphen, von verschiedener Materie, Farbe, Größe. 202—2O3. Zwey heilige Käfer mit' dazugehörigen Flügeln, von Thon mit blauen Schmelz, 3" lang. 204 — 2,8. fünfzehn Osiris - Augen , (Augen der Vorsehung) von derselben Materie, « — l', "läng, nebst zwölf andern von verschiedener Oroße und Farben'. 2lg. Ein aus Erz gegossener ägyptischer Priester 3" lang. 220. Fragmente von Thongeschirren mit blauer Glasur:c. 221. Einige Kleinigkeiten von unbekannten Ge« brauche. 222. Hundert sechzehn geschlissene und ungeschliffene Steine, Glaspasten ic^ v. Griechische und römische in Ägypten gefundene Alterthümer. 223. Castor und Pollux als Siegelring auf Carniol. 224. Der Voben eines römischen Trinkbechers von Basalt, mit den Brustbildern eines Römers zünd einer Römerin, aus Oberagypten. 226. Einige inÄgypten aufgefundenen Münzen (,5o St.) H. 9 lptolomäer von verschiedener Größe aU^ Erz. ^N. h, Antoninus Pius AH, 2. c. — — M. u <» Technische Arbeiten. 5lr. 227 ^ — 2 2(>. "^rcp aus weißen, roth und schwarz gefärb' ten cpalmblättcrn, sehr künstlich geflochtene runde «plat« ten 3<>" im Durchmesser; aus Assuan (Spene) an den Nilkatarraktcn. 230 — 23 l. Zroey runde und zwey langlichte bunte Kdrbchcn wit gespitzten Deckeln, aus Svene. Nubisch^! Arbeit"). 2 5? —227. Sechs sehr niedliche Körbchen, aus stachen rotben und weißen Palmblattern, mit Strickchen aus Bin^n. Von Damiatte. ?^st<—22^. Zwey aus rohen spalm blättern verfer-tiate Körbchen, in welchen man zu Cairo die Datteln feil biethet. *) Alle diese Flechtarbeiten d,r nenerr» As<,npticr sind de, ne», wclche mnn vo» d,n Al^n i« drn Caiakomben vo« 3 heben antrifft, vollkommen «Iritli und ähxlich. Man bcb"lt von jrner Zcit bis j^tzt alciche Materien »mb fllciche formen bey. Nock /eftt werden . Cin geschnitzter Haspcl von Zypressenholz aus Candia. 25, — 2sstt. Sechs Spinncnrocken mit künstlill) durchbrochenen Kugeln verziert > aus Creta. 2 «7 — 270. Vier kleine Körbchen aus starkem Weitzenstroh, sebr einfach und doch ungemein dauerhaft geflochten, aus Bethlehem. 27'. Ein Strohkbrbchm von niedlicher Arbeit, ebendaher. 272. Eine Robrpseise dcr arabischen Hirten, aus der Umgegend von Ale 5 andrien. 278. Eine langgestklte Sichel mit hölzernem ^riff, wie sie in Candia und Ägypten gebrauchlich »st. (2) 62 2? 4. Ein arabisches schwer zu offendes Vorhangschtoß, »on mit Messing ausgelegtem Eisen, von eigenthümlicher Struktur. 276— 277. Drep halbgebrannte Kühlgefasse von grauen Thon, Bardamen, Karasch in Ägypten; AlkarasaZ in Spanien genannt, in welchen das warme und trübe Wasser des Nils, in einigen Stunden sich «ben so schnell abkühlt als abklärt; indem durch Verdunstung des durch' sinternden Wassers an der äußern Oberfläche des Gcfa» Hcs, das innere in seiner Temperatur herabgesetzt wird, der Schlamm sich aber an den Boden und die Wände fest anhangt. Aus dcr Geschirrfabrik zu Kenne in Dberagypten zum Gebrauch für das ganze Land. 278 — 282. Zwey rothe und zwey schwarze halbgebrannte thonerne Striegeln, deren sich die Türken zum Reiben der Fußsohlen in den Badern bedienen, von Cairo. 233 — 322. Fünfzig thojicrne Tobakspseisen-Kopfe aus rothem Thon, jede von verschiedener Form und Zeich» nung, aus allen Gegenden Hgpptens. 33s — 33/,. Zwep gelbe Tobaksbcutcln von Sas fianleder, aus Cairo. 3 3 5. Ein durch Form und Stoff sich auszeichnender Tobccksbeutel mit Flitter, von einem Hadg'schis aus Mekka. 336. Ein Flaschenkürbis zu «Pulver von den Ve< duinen um Cair 0. 3Z7. Spielkränze aus den Früchten der Dompalmc (I^sllene crinnö), ganz weiße, rothgesärbte und braune. 3 3 8. Eine aus der Haut des Nilrosses ^'otamuln^po») geschnittene Reitpeitsche von Sennaar, aus Innerafrika. 33<). Ein Messer, dergleichen die Beduinen im Gür» tel tragen. 340. Ein buntgewirkter mit Lcder eingefaßter Gür« tel sür Bediente und Läufer in Eairo. s« Hit,. Ein lederner Gürtel, dergleichen die Bauern in Palastina tragen. 3^2. Eine Patrontasche der Mameluken, mit silber-nm Nadeln und Ketten. 3/.3. Ein paar gelbe, in Tunis verfertigte Ne-duinenschuhe von eigenthümlicher Arbeit. 3 4/,. Ein paar Doppelschuhe, die äußeren roch, die innern gelb. Beym Eintritt ins Vorzimmer wirst man die ersteren ab, indem man mit den Gelben daö Besuch« zimmer betritt. 345. Ein paar Bediente? oder Taglbhner-Schuhe aus Cairo. . s^h. Ein. paar cretische Stiefeln von gelben Saffian, halbgegerbten glatten Sohlen, und mit bis an den Fuß herabreichenden'Kappen , mit rother Einfassung und Goldschnürchen. 3 17. Ein paar gemeine Schuhe der Landleitte aus den Gebürgen Iuda a, Vethlehe 1, Emmaus ic. von besonderer Form und Arbeit. 5 4». Ein regendichter, überaus schwerer wollener Mantel der Hirten oder Bauern in Palastina, von eigenem Schnitte, aus abwechselnd weißen m'd schwarzen Streifen, und mit roch uni> gelbseidenen Schnüren umnäht. 3 ^9. Ein zu dieser Kleidung gehöriges Oberhemde mit weiten Ärmeln, von grober Leinwand. Ein Leintuch mit gesranztem Rande und rothseidene» Streifen zur Bildung eines Turbans, von eben daher. 3 5«. Ein rückwärts abgezogenes, als Reisesack für dieselben dienendes Gazellenfell. 351. Ein weißer wollener sehr milder Beduinen? mantel zu einem Stück gewebt, aus Tunis. 252 — 353. Zwey vollständige Mameluken ' Klei» düngen, aus Cairo. «4 3 5/.. Weiße seine Kappen zur ersten Unterlage für Turbane. 356. Sine rothe wollene Dberkappe, auf welche der Turban durch Umwickelung eines Tuches gebildet wird. 366 — 357. Zwey schwarze StirnftÜe, auf dencn die Frauen in Palastina als Putz, Goldmünzen tragen. ?53. Mehrere mit Figuren und Blumen ocrzic'.t^ Scheiben, einer mil wohlriechenden Krautern der judai^ " schen Gcbürge verfertigen Scisc, aus Ierusalem.j Sinige andere interessante Gegenstände. 369. Pas Evangelium des heilig.n Johannes in at hiopis,l> e r Sprache, äußerst rein auf Pergament geschrieben; Nein Dttav in Leder, mit doppeltem Futteral zum Um^äna/n. Mehrere auf meiner Reife aufgenommen? Zeichnungen und Plane. Z60. Ein geometrisch richtiger von mir selbst aufgenommener Plan von Jerusalem und seinen Umgebungen, mit N5lksi'')t auf seine alttn N^ste und verander» te Figur, klein Folio") (Copie). 3«l. Der Plan vom unterirdischen Labyrinth zu Gortyna aus Crcla, ausgenommen mit der Voussole, *) Da noch keio bevlöosigrr, geschweige d>nn ei» richliqer 'Vlaü, ss s> at c au b ri «i,d's fluchiistr Ieich?!»!^ ?'^!)t oukaeiwln»!^, < i'l'l'r die k^gc, Figur »üd Beschasseuhrit dl'!- bcritl'm,.'si»n ^i.idt des Erdbodens, rnie <'.»''!) »nr l!ulb5.'sl-!l>dlq!'„dc ?<»l', so wird dl«'ft'.- iftatrrhin !><> Ilupflr z!« st'chlüde Pl^n für d»' m,'!listoriklr sl'wohl,«!^ Nrchäoloav» «,ld jcde,'nc,5um. m.) geflochten. Hasselquist nahm falschlich an, daß sie aus dem brüchigen Nabq Vaume (M>«,lnnu6 spina Okriati L.) verfertigt worden sey. 271 — 2^4. Pilgermuscheln von Perlmutter 24 Stück mit verschiedenen eingcgrabenen Figuren. 295—3l2. Achtzehn Kreuze von Perlmutter von ,< —«"Höhe mit und ohne Unlersay, kunstvoll und zierlich gearbeitet. 3i3. Ein Kastchen von i^ Fuß im Quadrat, von Iohanm'sbrot!'olz, mit der Vorstellung des Calvaricnber-ges durch Perlmutter ausgelegt. «6 3 l ^. Eine Medaillon von «Perlmutter mit einge-fchnittenen Figuren. s 15. Rosenkränze von derselben Materie, vom Hhl' baumholz am Hhlberge und aus den Früchten der Dom« palme (llypkene crinit». O.) gearbeitet, von verschiedenen Farben. 3lN. Ein Rosenkranz von den Kernen der Oliven des Garten Gcthsemanj. 3,7. Olivenöhl von den Früchten vom Hhlberge bey Jerusalem. 318. Wachskerzen die am heiligen Grabe brannten. 3 19. Brod aus dem Kloster zu Jerusalem. Steine von heiligen Orten. 3 2 0. Stein aus dem heiligen Grabe. 32 ff. — vom Calvaricnbkrge, an der Ruckseite, ducull^3 aural«», der goldgrüne Kukuk. 332. IIpupÄ ei->llirolll)?nek0g, der rothschnäblichte Widhopf. ZZH. Nmberi^Ä seren», I.., der afrikanische Em-merling. ä» 3 2 4. Lmkerixa lonFicauda, der schwarze Em-merling. 32 5. Loxlöl Or^x I.. , der rothe afrikanische Sperling. 336. ^lcetio cristÄta» der azurblaue schopfigc Eisvogel. 337. (^ertkii, mgrattensls, der stahlfarbe marat-tische Baumläufer. 33H. I^rinßilla mylanlotel-g, der gelbschwarze Fink. 33g. Orinlus I'extol-, der Webervögel. Vögelbalge aus Ägypten. (Als Rcste liuer zu Gr>,«dgcgangenc,, Iammlu»g<) 340« Falco axillaris L, 341, Pelecanus pygmaeus. Pall. 342. Ardea aequinoctiali*. L, 343» Charadrius spinosuH. L. 344» Glureola dustnaoa, 345. GaUitmla Porphyrio L, 34Ü. Meropb viridts. 347» — nov. sp« 34$, Slerna nov. 8p. 340. Larus fuscus. 3&o. Turnus leucurus. .^51. T.ioxia purpurasceng m. 35 a. Alauula desertorum m», die lichtbraunc Mü- stenlerche, eine mu^ Art. 3d3. Ein skcletirter Kopf, Unterkiefer und dicke Kiele der Flugsedcrn von einem Pelikan oder Löffelgans, ?e-l«rgnl,s <)ll<,ol^»glu8 I>., arabisch , vescl^eml el !^l^l>l-, das Wafferkameel genannt. Amphibien. Nr. 35/.. Ein nach dem Urtheil mehrerer Ägyptier ,^ Zähre «ltes , 6^ 2" Zoll langes Krokodil. Sein geöffne-t-er Ra6)en zeigt 72 Zahne. Das Thier ist übrigens sehr furchtsam, sticht den Menschen schon bey 5c>c> Schritt Entfernung , selten tritt es weiter vom Rande als 10 Fuß, schlüpft daher schnell in den trüben Nil hinein. Nur wenn man es gahling überfallt, daß es nicht fliehen kann, so wehrt es sich; 5o bis 6n Meilen oberhalb Cairo fängt es sich erst an zu zeigen, bleibt in trüben Tagen im Wasser, an hellen sonnt es sich. Schüsse in etwas schiefer Richtung prellen ab, senkrecht auf scine ^Hautftache gerichtete dringen durch. Ist es getroffen, erzählen die Araber — so taucht es schnell unter, fühlt es abcr seine Verblutung, so kriecht es an den Strand, wo es stirbt. Das Krokodil verzehrt nichts todtetz. Im Fang der lebenden Thiere besonders der Vögel, ist es sehr arschickt und listig. Es ka:m, da seine Augen an dem Obcrtl?eil des Kopses siyen, ftimn ganzen Kör. per unter Wasser getaucht, mit denselben alles beobachten, ohne im Trüben erkannt zu werden, so nähert es sich dem schwimmenden Geflügel, und ziehet seine Beute herab. Ich sah selbst von dem hohen Ufer des Nils in Hbcragyplcn, daß ein ^I^nin^o mit genauer Noth seinen Nachstellungen entgieng. Hat es seine Veute erhäscht, so kommt es plohlich damit über dem Wasser so hoch als möglich ?mpc>r, und verzehrt es dann. Weiter und Kinder, welche an dem Fluß Wässer hoh< len, schludert es plötzlich durch den Schlag seines Schweifes ins Wasser, und zerreißt sie dann, so geschieht es zun eilen deu Matrosen auf Schissen. Durch ganz Än^pten glaubt man an die Volkssage, daß die Krokodil»' einen König besassen, ^cr zu Erment s Il">ln<.,l,lln8) oberbalb Theben seinen Siß habe. Dort ist ohngesaln- die größte Menge Krokodile zu finden. 356. I'usinam!»'« «Ikiculgris. Die gr"ße ägyptt'^ sche Wüsten » Eidechse, ganz der Nalur der Eidechsen entgegen , ist sie sehr trage, faul und unempfindlich, so daß sie leicht durch 2 Monathe hungern kann. Sie leb unter der Erde von Gewürmen. <" Z56 —357. Zwey Onameleons s^gcerla Okame-leun L.) , aus der Gegend von Ar imathe a in Palästina. 353 —362. l^acerta stsllio I.. Eine Eidechse an den Mauern von Alexandrienlc. Vom Feinde verfolgt , siieht sie eine Zeitlang, wendet sich schnell um und beobachtet ihn starr und forschend, dieß wiederhohlt sie mchrmahl, bleibt aber immer zuvor im Eingang zu ihrem Schlupfwinkel stehen. Ein fester Tritt in den weichen Erd» boden und sie ist gefangen. 3N3. Visiern gezypiilloa, die ägyptische Viper. 3 6 4. (^>laker i^lera, aus Alexandrien :c. lc. In sec ten. 366. Geotrupcs piceus F. Crcta (in fr.) — —- nast'corriis l\ Creta, Gopris Pyramid urn Ziegl. (rrv. et, f.) ( i o ft.) — (Scarab. Gigas. Oliv.?) Aleiiohus «acer. 1('+ (Vto fr.) -------ß, Tehbanus Sbr\(i ft.)? — —. pius.III^Sofv.) I — — semipunctat. Fab. (3 of.) } ■ l ^o r. ^ Aegypio. -------vanolosus (3o ir.) j ° l ------ßt minor, m. (3o fr.) y Gyinnopleuru!» Geoffroy« F. Cr, Sysiplms Schaffert V\ Erodius trilineatus. Oliv, Arimathea (3o fr.) ------gibbiis. Olivt Paiaest, (3c Fr.) —— bilinuatiis. 01. Pal. (3o fr.) Scanrus tri*tia, 01» Alex. (4 5 fr.) «I Scarites bispinosus» i?pr4 Alex» (£6 Jr.) Pimelia hispida. Oliv. Alex.(i ft.) —— sericca. Oliv, Pyriam.(i ft. 3o fr.) ------Hneata. Sbr. (40 ft.) j —^-— coronata, F. ( i fl.) [ ., , Akis alexandrina obr. Qr ft.J | — sylphoides Sl»r,^j ft.) y ßlaps matiitina. Sbr, Dainiatte (i fl* ao fr ) —- extensa. Sbr, (i fl.) -v — rylindrica. Sbr. (1 fl.) S Alexand. Tenebrio soci-alis. Shr,(i 6 fv,)-' Aranipes Veles» Sbr» Ae^. sup.(» fl,2ofrk) -----■- Triarius Sbr. Aeg, sub (t ft-) Tentyria laevjgata. OHv. Alex (5 5 fr.) Chrysomela regalis. Oliv, Alex, (2 fl. ) Percusagilis. Sbr. Alex. {20 fr.) Lophorus striatopunrt.itus. Sbr. AI4 (2o fr.) Cctonia crctica. Sbr. Creta (45 fr.) Curculio rhaphilineue Sbr. Alex. (3o fr.) ^——► corrugatus. Sbr. Creta (l fl-) 1 Btipre«tis cariusa F, Creta» — . ■ Pimelia rug»lo«a. M. Calabria (1 ft.) ^0,. Die graße ägyptische Spinne s ^Änea icla z»aäa l^. sc.), von eben daher. 6» 6. Pflanzenreich. Auf große« Bögen Papier befestigte, getrocknete, besonders wichtige Gewächse. 4«6. Der Dattelbaum, ^Koenix «^ct^lllei-Ä I,.), mit Blattern, mannlichen und weiblichen Blüthen, Scheiden:c. 407. Der Cassicnbaum, ((^ssia lizl«!» 1^.) liefert die Cassien-Früchte, um Cairo in den Garten, stammt aus Ostindien, ein hoher Baum, im Wuchs und Aussehen dem Wallnußbaume glrich. 408. Senna - Cafsie, ((>i,s8iö> 8enl,a L.), liefert die Sennesblatter bey Assuan an den Nilkataracten wild wachsend. 4l)g. Der Gummi ^Vaum ( »limuza nilolic«. L.), ein Baum, welcher dus arabische Gummi in dem heißern Arabien liefert, längst dem Nil überall wildwachsend. 4«f). Die ägyptische Indigopflanze, (Inäi^osel-^ Ärßenlea. 1^.), aus Ostindien stammend, wird auf Feldern in ganz Ägypten zur Gewinnung des Indig 0 gebaut. 4«i. Der Storaxbaum (8l?r«x officinuls I..) att Felsen und Anhöhen von Creia und Syri Von den harzausschwißenben .Blättern dieses Strauches, wird das Gummi Ladanum, durch Schlagen mit einem Instrumente von unzähligen seinen Riemchen, woran sich das Harz anhangt, welches nun davon abgekratzt wird, um die Mittagszeit der Sommermonathe gewonnen. 4«3. Die Baumwollen-Pflanze, ( kaceum. I<.), ihre reifen Kapseln enthalten die Baumwolle. ^l l 4. Der Henna»Vaum (I^aw8onia inepmi«. I.), wachst um C air 0. Aus dem gemahlenen Pulver der Vlat- S3 ter dieses Baumes, macht das ägyptische Frauenzimmer Äüt Wasser ^ngcknctet einen Teig, und färbt sich damit die Finger und Zehenspitzen, auch Kinn und Wange gelbbraun. Dieses nird allgemein in der Turkey für eine nothwendige Zierde gehalten. 4l6. Der ^eis, (0r>5« »»tivs. t.) 4»s. Der Masiifbaum, ^?i«li»^,Ä I^enti»«««. I<.) ^»7» Die misieltragende Cordie, (Col-äi» I>I>-xa. L.), au5 ibren kirschgroßen Früchten, welche genau das Ansehen und die Beschaffenheit der des weißen Mi-stels ^Vi»cum izN»um. 1^,.) besitzen, bereiten die Ägpp» tier ihren Vogellcim. 618. Äckter Diptam (Or,'^«n^m Oiclgmuz. 1^.) 419. Dreylappige Salvey, s^Ivi« lriloks. !<.), diese beyden werden in Creta als Gesundheits-Thee geschätzt. 4«v». Der Maulbecrfeigenbaum sf'iscus 5>comtt> rug. I.,) mil anaenehmen eßbcren Früchten. ^2i. Die weiße Lotosblume, (!»^ms»l,2«i> I^otu». l^/) lvar den alten Ägpptiern heilig , sie blüht wenn der Nil im September am höchsten stebt, und bezeichnet den Beginn der Frühlmgsjahrzeit daselbst. ') Wenn ,na» gleich aewiß ist, daß 5,e beiliqe Bl»mr der ^l'n<^uz — ^eiuwdluw »si^cit,«,,»«. ^. ist, s«> ist Müll ebüN so gtlviß, daß dir kotusblumr der?<>a„ptier, dl^mpll^c» ^olu». l<. U"d K. caei-uie^. N<1. l X ,!«>!.,'.!. ^. ) s»'v. Erstere existirt nicht in Asanptcn , ft, der» i« S der von Mnäus— abfiaminenh,' doch schon in den iisältesten 3^'^ len manches vn ihr entlehnt haben mnsi, zciacn die Rahmender b«»ds» Ochsten indisch,» Gotlheiten Eswa-ra ,,„d Ifi, wclchr die besam,!»-,, ägpplisckrn Ost» ris und Isi^ »nvrrfenllbar bedlülen, denn die Grieche«, welchc unS diese Nahme» aufbewahrte«, hallen 422. Die blaue Lotosblume (Nymp^es coerulea. Del.) Wohlriechend, blüht um dieselbe Zeit, vorzüglich im Delta. 4-3. Die ipapyruspflanze (Ovperu» ^p/> rus. 1^.), aus welchem das Papier der Ägpfttier bereitet wurde. 424. Rose von Jericho, C ^ns8,at!cÄ b>e-rocliunlica. 1^.), aus den Wüsten Ägyptens; die trock^- die Gewohnheit, Nahmen fremder Sprachen nach ihrer eigenen Prosodie nmzustaltcn: z. B. I5lnan, umschlossen, den u e u» tV wachten Geist, ^lydr, ^ie blaue und die weiße Lotnsblüme, blühe« vo>^ halben September bis October »vo 5cr Nil am höchsten ist, und da ocssen erfolgte Ueberschwcmmul'g ueuüs Leben in die r»stolbcne Vl'ye-laiioi, vinhaucht, sie alsdann bett wiederrrwachlrn Frühling bcdlUtcn. 66 nen Ästchen breiten sich in feuchter Lust auseinander, und schließen sich in tiockencr, dienen daher den Caravunen ln der Wüste zu sichern Hygrometern. /.2 5. Aufgesprengte Scheiden von der Dattelpalme, mit weiblichen und mannlichen Blüthen. ^2: überaus dauerhasten Dattelsincke. ,27. Ein Dattelstecken, (6Iieri6) , der Stiel für die sämmtlichen Blatter des Palmwedels. /,28. Stücke von .Dattelholz, wegen seiner eigen» 5hümlichen Bildung mcrkwür ig. 428^. Früchte vom Assenbroibaum ^6l,n»on^ tii. L'l^li«. 1.) g^ffuct und ganz. Alpin mnnt sie N.>ol^l'^ man kennt sie aber unter diesem Nahmen nicht, sondern sie heißt zu Darfur und Sennaar, ^elienc!,'. 429. Früchte vom Cassienbaume, ^assia lilttulä 1^.), 2< lang aus Damiatte. ^3o. Früchte der Morinss« 2e?lgn,>a, und die Kapseln derselben ; dieser susuarinen-artige Baum kömmt m den Wüsten Oberagyptens vor. 45,. Früchte der aleppischen Kiefer, (?inu» lia-ievensig. I.) aus «Palästina. 432. Fruchtrispen, Früchte und Blatter der Dom« palme, tl^siliaene «sinila, arabisch l)l>m, aus deren fteinh-artem innern Kern, Spielkranze verfertigt werden. /,33. (^ummi l^llanum, ein beliebtes Raucher, mittel det Türken, siehe «ro. /,12^ H «6 c. Steinreich 4). 4 53 — <^8. Cine Suite von Syeniten mit ihren einzelnen in Lagern und Gängen vorkommenden Bestandtheilen, vom blattrigen Fcldspach bis zum Horn« blendeschicser; von 5>enr (^«»uan) in Obcrägypten: a) Fleischrother blatlrigcr Feldspat!); b) —— M't poiphprartig eingeroachsenem Quarz; c)--------mit Quarz, Glimmerblattchen und Hornblende. ä) 5>en!t mit Quarz, und durchsehenden Gangen von dichtem Feldspath. c) Feinkörniger Syenit mit porphvrartig eingen'achse-nem Quarz. f) Ouarz und Hornblcnde, ^) Hornblende-Schiescr. ^i^ — .5« 4. Suite ägyptischer Kieseln: n) Menilitartiger ägyptischer Kiesel. I)) Concentrisch schaaligcr Kiesel. c) Hornsieinartiger Kiesel. 6) Ächter ägyptischer Kiesel. e) Kugellichter Kiesel. s) Plattgedrückter dünner Kiesel. Übergänge desselben — von spaterer Bildung, Kugeln mit Ningen umgeben, bis zur thonartigen Masse verwittert aus Theben. Ägyptische Kiesel findet man nicht im Nile selbst, sondern sie liegen nach Verwit- *) Die Küstl'nläx^er drr L'-vaiit»', besonders jene vo« Syrien u,ld Ärqnplrll, brjitzin wcniy lle-. Urbcraangs« nieistens abcr Grblirae spälfsis En»strl)»»g. D« ^ualeich in keiner G>'gc»d dl>r Tillf»,) Brrqbiu hrlri^b,'» wird, der Orilnlalr im Mln,rall'«l„ si,ts n,,r ^r» Ooldaräber iirht, so ist dir Betreib,,»« t'icfts Sluditims ungrln««-nen Schwierigkeiten dasvlbst uütrlworf'l'. S7 terung dcr Gcbürgs -- Masse deren Geschiebe sie sind, srep auf dcr Erde. Die vorzüglichsten trifft man bey i,cn Pyramiden und östlich von llene«uet'. ,4 65. Sandsteine von den Pyramiden 2 St. ^>tt. Carniole von Theben von verschiedener Gtöße und Farbenanderung ,5a St. 467. Chalcedone von Oberägppten, 25 St. 468. Ächtes Plasma, io kleine Stücke. 469. Smaragde von Berenice. /»7".--------aus Berenice im Glimmerschie scr eingewachsen. 471. Nother Porphyr (riorNdo ,c>^so ontico), mehrere Stücke. ^72. Grünsteinporphpr (pork^o veide anucu), 2 Stücke. .^7Z. Gemeiner Serpentin aus Oberägypten. 47/,. Edler Serpentin, ,Ophit von Theben. 475. Gelber Serpentin, Ruinen von Theben. 476. Ealpetersaurcr Amoniak - Kalk (?) aus D a r-fllr im Innern von Afrika. 477. Stinkstein vom todtcn Meere, 3 Stücke. 478. Gemeines erdiges Wüstenkochsalz, aus Ober-, ägppten. 479. Efflorescirtes mulmiges Natron in 10 ganzen Stücken von Esne in Oberagypten. 4 8r». Natürliches Auripigment, aus Persien, durch Caravanen. ^«. Eine Suite von 20 verschiedenen Gebürgs-arten der Gegend von Jerusalem :c. ic. siehe Ki-o. 320. als: dichter Kalkstein, kreidcnartigcr Hornstcin in öa-gcrn, regenerirter Trümmerhornstein lc. u., zugleich an historisch merkwürdigen Stellen gesammelt. 482. Nilschlamm aus dem abgeklärten Wasser der Eisternen zu Alexandrien, welche jährlich durch den aus- l-) s» tretenden Nil zum jahrlichen Wasserbedarf dieser Stadt gefüllt worden. 583. Soda, durch Verbrennung der salzigen See-sirandskrauttr gewonnen, aus Alexanbrien. 58/». Soda, dergleichen aus den Secstrandspflan-zen des todten Mee res, bep Ierich o. «s Verz eichniß der in den tterkarisn enthaltenen getrockneten^ seltenen Gewächse. I. Herbarium creticunt. XT hyllirea latifolfa. Olea europaea, Veronica cym-hafaria. Salvia triloba, pomifera, viridfs, Va-Ieriana caicilrapa, asartsolia , vesicaria„ Ixia Bulbo-rodium. Iris htinnilr.it, Sisirynchium, tuberosa , Monnierii« Schoenus mucronatus. Cyperus junci-formis, comosus, paltescens, virescens. Scirpu» littoraHs. Lygeum spartum. Milium coerulescens, arun Daphne oleoi«lcs, argenlea, sericea. Pas-serina Iiirsuia. Poly^onur» maritlmum equisetlforme Lanrus nol)ilis, IVIelia Azeclarach- Styrax officinale. Arlmtus imegrifolia. Anagyris foetida. Garidella Nigellastrnm. Saponaria glulfnosa« Cucuhalus fa-baritis, Trihulus terrestrls. Saxifraga repanda, he-deracea, Dianthus arhoteus , aciphyllus, Iripunc-tatus , Iencoplie'is. Gypsophila oretica, dianthoides. Silene cretici, lusitanica, «odoides, caesia, srulicu-Iosa. Arenaria mural is, liiria, (Cotyledon serrata, Iutea, pariflora. Sedum Hotyledon. Sempervivum tenuifolium. Lyl.lirum thymisolium. Glinus lotoides, Euphorbia Peplis , canescens > Apioa, Paraltas , spi-nosa, laeta, pruvincialis, Characias, ecliinocarpa, IVlyrius comunis. Punica Granatum. Amygdalus comuni?. Primus prostraM, Pyrus creiica. Roaa glutinosa. Rubus sanctus. Potentilla «peciosa. Cap-pari« aegyptiaca» rupeslris, Cistus crelicus, parvi-florus, inonapeliensis, ITelianthemum ledisolium, Iae-vipes, plantagineum, arabicum. Delphinium Staphy-«agrin, Glaucium luteum. Ranunculus creiicup, flabeltalus, asialicus, bullalus, tuberosa*, ophioglo«-soides, muricatus, Hypcricum hyrcitmm , mariti-mum, empetrifolium, persoUalum, crispum. Anemone hortensis, coronaria, Teucrium creiicum, Tva, ramosisaimum," snxatilc, scordioides, cuneifolium, divaricatum, massilicnse, Polium. Satureja Pilisor« mis» Juliana, capiiata, graeca, »pinosa4 Thymus Tragoriganutn , liirlus. Nepeta incana , lomenloaa. 7* ■ " SkWtms «yriaca. Lavandula Stoechas. Stachys eve-t»ca, spinoiaispinulosa, murronata. Marrtihium Pseu-ifo'dirtamnus. PMornis smticosa , microphylla, Men-tha ranescens. Origanum D»clamnii9 f cretinuro, smyrn-iinfi, [VI irn. Melissa allissima. Scuteliarta hirta, Soutpllnria dernmbens, I'rasium majus, Rhi-nanihus m »xiiri'is. Verbena nodlslora. Enphrasia visrösa t I^t'folia. Enphrasia srutesrens, AntirrKi-Titirn ElafJne. Scrophulari-i filieifolia , peregrinn, V»ipv Ap'ixia eastus. Cetsia Arrturus. Sesamun» oriental. Acanthus spinostssi tnns. Kjlvile mari-ttma». Honi'is rbfiplianisolb. Alyssum creticum , «axa-tllp« "Cochl^arJj coronopus. liJscutella aptila. Si-S'l'trilirMJm glauoum. I^epiHiiim spinosum. Clieiran-thus man's fmii.«, IririispT^atiiR. Rr,ij<<5ioa rrotic.i. Sina-pis orientalis, Erodium Rofryn. Althaea liirsuta. Go?syp?um hif^^fnni, Sida Abutilon. Mimosa Far-peftiana. FwmarJ.t unlflora. Poly gal a venuloaa, Spar-^ fium jtinoeum , vi-'osum, Iiorridum , Ononis ramo-ATSSi'iDa t dfacanthn , mitissitna , reclinata, pendula. An'hylHs Herm^nniae , crettra. IVTerlicago rircinnata, IjupinriR an^dsiifolius. VJcia polyphylla, peregrina. Coroniüa cjlobosa, OTy^irrhiza glabra« Ornithopus eompressus. I/eslysanim Caput (Iflllj, Astragalus ,iri«t,i!u», cretir«!^. Psor.ilea Jittuminosa. Trifolinm sfellainm , uniflornm , tomenlosnm , scabrum, sub-tfirranenm. Chondrylln junce^, Jotn" glaucu.s, iec-tiis. Arnopn«on pirrolrlcs, Sonrhus picroitles. Srorzoncra cretlc«. Prenanihes aranthisolia. Apar-z'yai mberosa , liyosero'des* Crepis auiJcufae-s vesirana, nemaucen^is , nu-<-]ira»»Iis- Tolpis r.retica, ITyoseris lurida, Serfola aeth-nensts. S.»nto!ina pygmaea. Hippoehoeris dimorphfi, Zac>nlhj vernicosa. Cychorium spinosum. Oarthamus luiiitus, Ioucoc.hj! is, rrcticis, ooerulcus. Carlina rorv n- 73 lu)sa,lanala4 Afraclylis gummisera, CnlcuRafer, Cardiws lencographus* Onoporclon graecum. Slaehelina sruli-rosa, arborescent, Chamaepeuce, Santolina mariti* ina, alpina» Gnaphalinm scandens , micropliyllum,, Oonyxa py^maoa, saxatiii», randicla, Umonifolia» Eri-gcron siculum, ^raveolßiis, vtsrosum. Senecio fruli-rnlosus, gnaphalorles. Chrysanthemum paludosiim. liellis annua. Inula culora, arabica , crithmifolia, AntUrmis p Ieana. Rbfiphanus recurvaius, Cleome pentapbylla, Sida mutich. Althaea Ludwigii« llibisrujt radiatue, Spartium munospermum, thebaicum. Ononis vagina-li§, mitisslma Lnpinus Termis, hirsutus. Dolichos TiiloticH , Memnonia. Cytisus Cajan, Sfif.})ania aegyp-tiaca. Hcdysarum Alhagi. Indigofera argenlea , pau-cifolia. Galega apolliriea. Astragalus triponus, pro-lixus. 1'soralea plicata» Lotus araliicus, difTusus« Son-chus divaricatus, Lactuca augusfana« Picris nilotica, Chondrilla capitata, nudicaulis« Crepis radicals* Atractylis ImmilJs, Aelhulia conyzoides. Santolina sragrantissima. Artemisia judaica, inculfa. Gnapha-lium muscoides, spathulatum , crispatulutn. Conyza DioscorJdis , aegyptJera, Erigercn chinense. Senecio aegyptius, Inula unduUta, crispa, ara]>ica. Cotula anthcmoides, cinerea, maderaspatana. Ecolipta erec-ia, Uuphthalmwtn graveolens, pratanse. Centaurea sooparia, rancellata» Sphaeranthus indicus. Najas muricata. Ceratophyllum demcrsnm, Croton plica-tum. Salix octamlra, Dioscorca sativa. Phoenix dacly» Jisera, Cocculus Leaeba. Mus a par.idisiaca, Mimosa Habbas. Acacia Lebbel^, nilotica, albida, Scyal, yicns Sycomorus. Margilea aegyptiara. 76 III. Herbarium palaestinense. Olea europaea. Salvia ceratophylla. Scirpua ro-itianus. Aristida coeruleacens» Boerhavia repens. Crucirmella maritima, Scabiosa transylvanica. Helio-tropium rotnndifoliurn. Anchusa strlgosa. Onosroa syrincum. Convolvulus Imperati, salvifolius. Analysis spiiiosmim.i, EryngJum peniechinum. Cachrys cr?8pra. Zy^ophyllum Fabago, Ruta villosa. Gypso-phila Rokejek«. Euphorbia Ianat.1 , aleppica, ca-nesrens, diversrfolia. Hypericum lanuginosum. Ileliintfiemum lavarvdulaefoliam. Teucrium rosma-rinifolitira, Psendohyssopus Stachys orientalts , pa-I«esiJna. Stderitia mucronata, Itallota saxatiliÄ. Mo« lurclla laevis. Origanum syriacum. Thymbra spicata. Thymns oapilatus, Anarrhinum fruticosum. iMimosa arvpnsis, Ononis campestris, viscosa. Astragalus plumosiiB. Prenanthes spinosa, Atractyliä comosa, »erratuloides. Artemisia glomerata. Gnaphalium «an-j^uineiim. Centaurea pracurrei\s» Viscuni cruciaturn. Oolon iplicatum. IV^ Collectio seminum. Salvia pomifera. Boerhavia repen«. Peplidium-humisusum. Lygeum spartum. Schoenus mucronalus, Cyperu» melanorephalu«, dives, auricomus. Milium ooernlescens, fnitesocn». Eleusine aegyptia, Poa cy-nos»rv»ides. Amm.innia aegyptiaca, auriculata. Er-. rv,>'lLM montana, Cr.ilium srulicosum. Plantago argen-tea. EcJiium di'Tugum. Korago cretica , afrieana« Convolvulus salvisoliuB. Verbascunn gpinoHiim, undula-tuin. Hyosoiamus aureus, muticus. Solanum coafju-ians. fiiysalfs somnifera» Rhamnus Spina Cbristi^ 17 Phyteuma pjnnatum, lllecebruni javanicum, Periploca angustifolia, Salsola baccata» Erynglum triphylium, maritimum. Smyrnium Glusatrum. Cuminum Cyitii-num. Sium graecum. Ferula thyrsiflora, glauca» Peucedanum nodosum, Cachrys crispa. Pimpinella tenuis, Linum arboreum, Pancratium maritimum. Aspbodelus Iuteus, creticus. Uerheris cretica. Cleo-»ne pentaphylla. Rumex dentatus. Erica mediterranea. Elatinae luxurian*. Anagyris foetida. Lawsonia iner-mis. ZypopKyllnm coccineum, Kula tuberculata. Sty-rax officinale. Moringa xeylanica. Cassia Sopliera, Senna , ALsus. Silene sedoides, aucculenta. Dfanthus arboreus* Cotyledon parviflora. (Jcluadenus baccatus. Euphorhia canesceu», Peplis. Capparis ae^yptidca# Cistus salvifoliu?, creticus, parviflorus, Heliuntljemum Lippii, Delphinium St.iphysagria, Hypericuin empe-trifolium, hircinum, crispurn. Teucrium alpestre, icordioides, maasilienseT Satureja Thymbra. INlelis-sa altissitna, Sideritis Syriaca, cretica. Starhys spJ-nosa. Origanum »myrneum, creticum, IViarut Thy-mus Tra^ori^anum. lVlarrubium acet;*l>ulusum. Phlomis micropbylla , frCiticu»«, CeLsia Arctmus* JSuchnera hermonthica. Scroj Imlaria peregrina , fi-litifolia. J'helipea Iutea. Ötutellaria biirLrfta. Alyssum creticum, «rientale, atlanticum. Cheiranlbus liicu-«pidatus , arboresccns, Lavatera cretica. Sida Abuti-lon» Malva cretica. Adansonia digitata. Mimosa Hah* bae. Acacia Farnesiana , Lebbck. Spartium villosum, Lupinus hirsutus. DolicKos Lubia. Galega apoHlnea. Sesbania aegyptiaca. Aslragalus trigonus, 1'tifoliuni alexandriimm, Lotus palustii« , canescens. Cbon-drilla nudicaulis« Lactuca sonchifolia. J'renantbes acanthisolia, Onopordon macracantbutp, Diolis can-didissima, Conyza Dioscoridis, Staebelina aibores* cen», Gnaphalium microphyllum, Colula cinerea, spt- 7* nosa.t Poterium spinosum. Quercus coccigra. Smi-Iax aspcra. Außer diesen 3 Herbarien Md einige Cxcmplarc voriger Lieferungen, seltener Alpen» und anderer Gewächse vorhanden: Der erste und zweple Faszikel ist be. reits vergriffen. Fasciculus HI. Plantae alpinae. Paederota coerulea, Veronica aphylla, urticau» folia. Valeriann supina, Cyperus longus, Crypsis ar.u-leata, Milium paradoxuro , i'esluc.i pulchelhi, Averu brevisolia, Glubularia cordifolia, (idlium rubrum , Myosotis s parsiflora, Androsace Chamaejas-me, Campanula linifolia , Phyteuma pauciflorum * Bliamnus alpinus, Swertia rarinlhiaoa, Gentiana frigida, nivalis, Selinum Chabraei, Laser-pitium marginatum» Aethusa Meum, I'impi-nella glauca, Siblialdia procumben», Juncus niveus, tJaxisraga rotundifolia, audroiacea, oppixiltsolia, mo-schata» sedoides, Dianlhus sylvestris. Silene acau-lis, Arenaria polygurioides, Cera stium cariri-thiacum, Potenlilla «alisburgensfs, Geum monta-num, Aconitum rernuum, Altragenc alpina , Anemone trifolia» narcisfliüora , Iianimciilus Thora f Teucnum «upinnrn, Melissa g rand i flora, Scrophularia Scupuliii Draba aizoides, A r a I) i s coerulea» Geraniiun ar^enteum, Cytisns ulpitius, 1'haca sripida, Astragalus campestris, '1'rifolium noricum, Hiera-ciutn jttaticefvilium, Crepis Adonis, Artemisia IVlutellina, Arnira glacialis , Acbillea moschata , Se-neoiu abi otaniiolius, Orchis nigra, Ophryg alpina* Carex brachysUchys. ?6 Fasciculus IV» Plantae agri romani et ncapolitani. Phyllirea media, Veronica cymbalariaefolia, Sal-riaViviani, Ixia minima, Iris tuberosa. Sesleria jun-cisolia , Arundo sestucoides, Cynosurus aureus, Plan« tago eriostachya, Bellardi, Lithospermum fruticosum. Lycopsis vesicaria, Echium prostratum, Cerinthe as-pera, Cyclamen hederaefolium, Convolvulus lineatus» althaeoides, Cneorum, Smyrnium Olusatrum, As-phodelus ramosus, Allium triquetrum, Rutnex lm-cephalophorus, Passerina hirsula , Daphne Gnidium, Tartonraira, collina, Arhuius Unedo , Reseda fruli-culosti, Euphorbia laeta, spinosy, neapolitana, Cha-ranas. Cistus »alvifolius, Anemone hortensi», appen-nina , Teucrium fruticans , Tbymus ir>oJorus, Lami-um flexuosum , hififlum , Euphrasia latifoli^ t Alys-sum maritimum, Arahis collina, Gheiranthus tricus-pidatus , firassica fruticulosa, Sinapis eruroides, Malope malacoides, Fumaria capreolata. Spartium villosum, Anlbyllis Barba Jovis, Latliyrus alatus, Vi-cia bithvnicaj Ononis reclinata t Cytisus bifloru«, triflorus, Corunilla Emerus , valentina , Ifyppocrepi« unisiliquusa , Trifolium subterraneum, Cherlftri, in, carnatum, Lotus nytisoides , Sonchus picroides , Se-riola aethnensis, Tussilago frafjran», hybrida-Senecio artthemisolius, Orchis papilionacca t Ophrys-myodes, tentredinifera , tabanifera, LVtiia m^m-br.inaeea , Thelyfronum Cynocrambe , Pislacia Lentiscus, Parielaria lusitanica, offirin,j]ifl, Ophyo-glossum lusilanicum , Ceterach officinaium. Gram So niitis leptophylla, Cheilanlhes odura, Targionia hyppophylla. Fasciculus V. Plantae aeapolitanäe et apuiae. Valeriana tuherosa, Iris sugax. Cypariis Monti. JVIiliuin vernale, Poa magastaohya, pilosu, Briza m.*-xima. Dactylis hispanica. Fesluca ciliata, phleoides, Lagurus ovaius. Secale villosum, Lupp.igo racemoü«! Aegylops ovataA Andropogon hirtua, distuoliyos, Ru-iJa Buccuni. Plantago Wulfenii , AucKuda tinctoria, CynoglosHUm appeninum. Onosma fiinereum, Campa. xiula Elatiries. Erynejium alpinum. Tordylium apulum. Laserpitlum thapsiuides, Huhun gargunicum. Sinyr-niuiti pei foliatum, Liiium dlrictum. Asphudelus luteus« Alliurn ciliatum , ruseum, pendulinum. Juncus acu-tus, Ruta divaricaia, Saxifraga bulbifera. Euphorbia liaselicis. Cistus origatiifolins. Ranunculus fchaero-pliyllus. Ttucrium Chainaepytltia. Marrubium Alys-ium. Siderflis romana, Lamiüm garganicum. Scro-phularia peregrina. RhinanthusTrixago» Allyssumcre» ticum, Draba Kesperidiflura. Thlaäpi äaxatile. Uiscu-fella apula, Cardamine Chelidonfa, Eryiirnum Bocconi, HesperJs triatia, verna« Sinapis puljeücetus, Ononi* ornithopüdioideü. Anthyllis tetrapliylla, Viciu triflora. Astragalus monspessulanus, Cytiöu» spinosus. Lupi-nus anpustifülius. Medicago arE>urea, glomerate, Scorpiurus murieata. Apargia saxatilis. Evax pygmaea, Carpe»iuin abrolanoides, cernuum. Artemisia cainpho-rata. Senecio arnclmoidcus. Buphthalinum .spinoHuin. Orchis Nicodemi, Cyrilli, corophora T lujtea. iSera-pias cordigera, Lingua. Arislolochia ratumlu. Carex gynumane» Urtica pilulifecd« Aspleaium Adiantntrjf uigrum. 8i Fasciculus VI. Plantae alpinae. Veronica dentata, saxatilis, Valeriana tripten's , Scirpus mucronatus , Holoschünu^ Cypeius australis, Syntherisma ciliare. Sacharurr. Ravennae. llolcus bo-tealis. Arundo Donax, Brom us madritehsjs, Festuca «erotina. Poa sadetica, supina, lax.<; Avena dlpestiis. .Aretia rubra^ Andros.ioe maxima, sepleutrionalfs, Gh?imae9 petraeum. Viola alpina, »uimmularifolia, Ruppii4 Ghirorna spicata, Gentiana lutea , verna- FryUgMim arnethystinum Echino-phora spinosa, Astrantia Epipactis. Bopleurui» carioisoTI'iWi, graminifolium , junceum^Peureda> »um palns«re. Cachrys maritlma Ierufa nodiflu-r<\, Selnitjm ral»lense. Myrrhis odorata JVucedanuiti Silaus. Swell plmpineilöides, Drypis spinosa, Lrrmm alpinum. Statice ^Iyina, A Ilium Viclon'aK» , siavüih. jV^Oiiragus acutifoliu». Juncus Ijiglumfs , maximus, SinVatus. Erica herbaceä, Tetrnlix. Daphnfe Cneorum, .«frlata. Buta pntnvina* Arbutus Uva ursi, Swfraga" rw'nor. SJIene rupestris , alpeslris. Arenarra biflora, I.'trfcffolia Cherleria orfn'ndra, Spdum hiöpanicum. Gerastium repens. Euphorbia saxatilis, dulcis. Fasciculus VII. Plantae alpinae. Fuphorbia rarniolica, epilliyrnoide«, angulata* bmv'jdiiloi^es, Purallas. 1'runus Laurocerasus, Rosa rpvf r.sa. Rubug Chrimaemorus, tomentosuS, Geum i-ivale, rep1ans4 Ranunculus pyrenaeu», Satureja pyg-inneq. Glerhoma hirsu»fl. Thyhius alpitius. Dracoce-j-.Mum austriaoimj, I'edicularis rosea , sudetioa, ccspitosa, Myagrum eaxatile, Iberis cepeaesolia, amara a Sa Miffri.is.j, Ofi'Itila iinglica, pisosa, Coroiulla minima. Hyppocr^pifi coiriosa, Asfri.g.ilus pilosus , cxscapus. Lotus rocius. Scorzonera austriaca , rosca, Apargia Taraxaci, incana. Hyoseri* soelida. Hieracium au-reurr, porrilo!i«irn, Cacfllia alpfiia» Carduus nsollis, Gnaphalium pusillu»n , alpmum» Frigeron vJscosum» Senecio incanus. Cineraria sibirica, cnapat Aster Tripolium, alpinus. Arnica moniana. Orchis albirJa, glohojja < su8ca. Cym]>iJlum Corrallorliica. Carex rigulii. QuercuB austrlaca. Ketula carpatliica, nana, ,ovata. Carpimis O^Jrya* Arum maculatum. Salix Hoppeana , silesiaia, fagisolia , Prenaria. Empetrum nigruni4 Myrica Gale, Polypotlium alpinum, I on» chitis. Aepidium aculeatum« Scolopendrium offici-narum. Gramina. (Decades. VIII.) Cladium germanicum, Cyperu» pannonicus, Icngus, fuscns, Scirpus caridnus, Ilcloschoenus, triqueter. Elyna «pwala JSardus »irirla. Digilari* stolonifera. Cry^is alopecwroide* , aculeata , Phleum alpinum, Miclielii, hulbosum. Milfum paradöxum. Trichodium alpinum, rupestrc , aur^tum. Anmdo varia, spesiosa, tenella. Phragmites, festucoides, Andropogon Gryllu«, arundinaceus. Aira flexuosa, «aryophyHea, suBspicata. Melica coerulea. Seeleria elongata i juncisolia , coerul«a , fenella , sphaeroce-phala* Poa mnritima, Cynosurus nureus, Festuca •vina, poaeformis, varia, pumila, spadicea» pul-clielia. Bromus I^uxLaumii. Avera semperviren», al-pestris , diRtichophylla , versicolor , depauperata* Triticum canlnum, rigidum, intprmedium, Flymui turopaeus* Juncus (rffidus, mortantlios, Jarqninf, Ibidus» niveus, sp^diceu* , maxlmus , spicalug» «5 Garex puHcaris , curvut-j, ahM*a, munronata , fn-gida, ferrugine.i, Scopoliau<*, paradoxa , semper-virens , brachyatachya , ttalhisii, capillaris , syl-vatica, saxatilis. Forstgewachs c. Erste Abtheilung. Norddeutsche Forstpfla nzen. Eleagnus anguätifolia. Ligustrum vulgäre.' Cor-nus Mascula , sanguinea. Ilex Aquisolium, Lonicera Capi'Uolium, Periclymenum, Xylosteum. Rhamnus catharticu», Frangula. Evonymus europaeus. Rihes Fuhrum, nlpinum, nigrum, Uva crispa. Hedera Helix, Ulmus oampestris, efTusa, Viliurnum Lanlana, Opii-lus. Samhucus ni^ra, racemosa. Stjphylea plnnata. Loranlhas enropaeus. Uerheris vulgaris. Ya.cciniuin Myrtiilust uliginosum, Vills fdea, Oxycocoos. Andromeda polifoli.3, Erira vulgaris, Telralix, herbacea« Da~ plmc lVlozeiMMim, Cneorum. Ledum palnslre» Arltutu:-) Uva ursi. Prtinus spinosa, Avium , Cerasiis, Padus. Sorb"« ancuparia, Oataegus A.n*a, lonninalis, Oxya-cantha. M>spil»is Ejermanira, Ootone.ister. Pyrns MVi-Iu8, communism Cydonia. Spiraea salioiiolia, Rosa lu-tea , cinnamornca , canina, molissima, vr'IIosa, t'w3>I-glnosa , spinosissim'i» pumila , alha. Rubus 16i'.,mu8 l'Iui-il« ssi^Ä«,^« bestimmten Arten, und kostet (die Centurie zu l^si.)^ fl C»nv. Münz. Das Hörbar der ägyptischen Flor sN«.-1>gsi„m li^vpllacum) zählt 2^0, nach F 0 rska 0 l und Delile möglichst genau bestimmten , von den Mündungen des Nils bis an die Katarrak- «e ten Nubiens gesammelten Arten, (die Centurie zu 2c, fl.) 46 fi. Cono. Münz« — Das Herbar der Palastiner Flor (Ilesdilrlum pHlÄeslinense) gesammelt im July i8i3 zu Jaffa, Arimathaa, Ieru salem :c., enthalt 48 , nach Ha sselqu ist und Labbillardierebe« stimmte/ und ganz neue Pflanzen-Arten, kostet 12 ss. Cono. Münz. Die Sammlungen von i36 meist sehr reich« haltigen Saamcn, der ausgesuchtesten pcrennirendcn und strauchartigen Pflanzen dieser Lander für Cultivateurs und Gartcnliebhaber 20 fi. Conv. Münze. Zur Empfehlung der Herbarien dient allein der Nahme der Lander, woselbst sie gesammelt wurden. In Rücksicht der Vollständigkeit, Mehrheit, Auswahl dex Exemplare und der Billigkeit der Preise ist alles gethan, was man voNzso mühsamen, gefahrlichen und kostspie^ ligen Reisen nur immer fordern kann. Die Pflanzen sind auf flachen .Vogen von starkem Fließpapier gelegt und fest verwahrt. Bey Bearbeitung der betreffenden Floren werde ich die Pflanzen der Herbarien als Veleg an-" führen. Von vorhergehenden Lieferungen sind noch die so, eben benannten um beygesetzte Preise zu habcn. k'Äsciculu» III. 6o spec,'»............ F st, -------IV. 8c, — ..........9 - -------V. 30 — .......... -9 - -------VI. 80 —............ 7 - -------VII. tto —............ 7 - Hraminnm vecöäe» Vlll. (go 5?.)........ ^' ' Deutsche Forstgcwachse auf groß Folio, weißem Schreibpapier, mit allen Theilen , Kncspcn, Vlürye, Frucht,'Rinde :c. versehen, in zwey Abtheilungen, zum Selbstunterricht. Erste Abtheilung enthalt 120, zweyte Abtheilung l 50 , zusammen »60 Forstgewächse^ bepde kosten so si. W. W. "<^,^L «i^o^^H ^^^.^ ,..<«. > ^ <6? xlH^>>^ ^. ^^.-s,,' ^