EINIGE ANGABEN DES UNGARISCHEN SZELETIENS L. VÉRTES Magyar Nemzeti Muzeum, Budapest In der Feingliederung der mitteleuropäischen Altsteinzeit, um deren Ausbildung wir bemüht sind, wird das Szeletien in jüngster Zeit als ein Abkömmling des Moustériens aufgefaßt und somit vom jungpaläolithischen Solutréen Westeuropas abgesondert.1 Diese Absonderung der mitteleuropäi­ schen frühen »Blattspitzenkulturen« ging nicht ohne Diskussion vor sich,1 2 was die Frage des Szeletiens für eine gewisse Zeit in den Brennpunkt der mitteleuropäischen Altsteinzeit-Problematik gehoben hat. Doch sind über die eponymen ungarischen Funde außer den ersten — heute bereits be­ trächtlich veralteten und als unzulänglich erwiesenen — Publikationen3 4 keine neueren Arbeiten erschienen. Infolgedessen haben wir selbst auch den Fehler begangen, ohne eingehende typologische Studien uns über das Szele­ tien zu äußern und Schlüsse zu ziehen. Diesen Mangel wollen wir beheben, wenn wir die zwei gut absonderbaren Niveaus der fundreichen und als Ausgangspunkt dienenden Szeleta-Höhle: das Früh- und das Hochszeletien in Hinsicht sowohl der typologischen, als auch der technologischen Eigen­ heiten einer mathematisch-statistischen Analyse unterwerfen und versuchen, ihre Abstammung aus dem Moustérien nun mit exakter Methode nachzu­ weisen,1 wie wir es bereits früher für das typalugisch und quantitativ nicht 1 Červinka I. I... Pravëk zemi eeskych, Brno 1927; Prošek F.. Szeletien na Slo­ vensku, Slov. Arch. 1 (1953), 135—164; Vértes L., Problemkreis des Szeletien, Slov. Arch. 4 (1956), 1328— 340. 2 Freund G., Die Blattspitzen des Paläolithikums in Europa, Quartär Bibi. 1 , Bonn 1952; Zotz L. F., Kosten, ein Werkplatz des Praesolutréen in Oberfranken, Quartär Bibi. 3, Bonn 1959; Yértes L., Das Verhältnis des Aurignacien zum Szele­ tien in der Istallosköer Höhle, Germania 39 (1961), 295—298. 3 Kadić O.. Ergebnisse der Erforschung der Szeletaliöhle, Jahrb. d. Kgl. ung. Geol. Anst. 23 (1915), 151—278; Kadić O., Der Mensch zur Eiszeit in Ungarn, Jahrb. d. Kgl. ung. Geol. Anst. 30 (1934), 1—147; Hillebrand J., Die Ältere Steinzeit in Ungarn, Arch. Hung. 17 (1935): Mottl M„ Faunen, Flora und Kultur des ungari­ sche Solutréen, Quartär 1 (1938), 56—54, etc. 4 Vértes L., L’examen des civilisations paléolithiques par la méthode de la statistique mathémathique, (im Druck). ganz ausreichende Material der Kecskésgalyaer Höhle und der Ballavölgyer Höhlung, hauptsächlich auf die Stratigraphie gestützt, getan haben.5 An­ derenorts haben wir uns mit dem Material der Jankovich-Höhle eingehender beschäftigt.6 Diesmal möchten wir das Material von vier (im Fundreichtum auf die Szeleta-Höhle folgenden) Bükker Szeletien-Fundorten darlegen, um der mitteleuropäischen Altsteinzeitforscliung die Szeletien-Problematik auch hinsichtlich dieser Frage beleuchten zu helfen: was kann man noch und was darf man nicht mehr dem Begriff dieser Kultur zuordnen. Damit möchten wir zugleich einen Ausgangspunkt für die Gliederung der weit­ läufig gedeuteten »Blattspitzen-Gruppe« zu tatsächlichen Kulturen geben. I. B alla-H öhle.7 Sie wurde unmittelbar nach Beginn der Ausgrabung der Szeleta-Höhle angegraben und ist somit einer der ältestbekannten unga­ rischen Paläolithfundorte.8 Der große Hohlraum lieferte verhältnismäßig wenig archäologische Funde, wahrscheinlich infolge der unzulänglichen Ausgrabungsmethode, was auch von den statistischen Berechnungen unter­ stützt wird. »Matrikel«9 des Werkzeuginventars: 1 . L än ge: I. (20 mm) = 4 St.: 5,3 % II. (20—30 m im ) = 11 St.: 19,3% III. (30—40 mm) = 13 St.: IV. (40—50 mm) = 13 St.: V. (50—60 mm) = 8 St. VI. (60—70 mm) = 4 St. VII. (70—80 mm) = 1 St. VIII. (80—90 mm) = 4 St. IX. (90 mm) = 0 St. 22,8 % 22,8 % 29,8 % 2. L än gen -B reiten -V erh ältn is: I. (1 : 1,5) = 2 9 St.: 49,1 % II. (1:2) = 2 0 St.: 35,1% III. (1:3) = 9 St.: 15,8% IV. (1:4) = 0 S t. V. (1:5) = 0 S t. M = 59,74 s2 = 260,91 M (Mittelwert) = 42,90 mm s2 (Varianz) =526,57 5 Vertes L.. Beiträge zur Abstammung des ungarischen Szeletien, Folia Ardi. 10 (1958), 5—15. 6 Vertes L. et al., Monographie der Tataer Funde, Arch. Hung, (im Druck). 7 Die eingehenderen Ausgrabungs- und stratigraphischen Angaben der Balla- und der übrigen Höhlen s. Vértes L., Untersuchungen an Höhlensedimenten, Rég. Füz. Ser. II., 7. Budapest 1959. 8 Hillebrand J., Resultate der im Jahre 1911 in der Balla Höhle vorgenom­ menen Grabungen, Földt. Közl. 42 (1912), 876—885. 9 Die Angaben bezüglich der technologisch-mathematischen Beaerbeitung s. in Anm. 4. Bei den verschiedenen Beobachtungen ändert sich die Stückzahl (N) je nach dem, an wie vielen Stücken der besprochene Charakterzug zu beobachten bezw. zu messen ist. 3 . Retuschierungsart — Retuschminkel Retuschierungsart R e t u s c h w i n k e l Ins- 40° 50° 60° 70° 80° 90» unmeß- bar gesamt Oberflächenret. . . . 0 1 0 0 0 0 0 1 Perlenret..................... 0 0 0 0 0 0 1 i Faustkeilret................ 0 0 0 0 i i 0 2 Steil-Faustk.- Oberfiächenret. . . 0 0 0 3 10 6 0 19 Oberfl.-Stufenret. . . 1 0 0 9 2 1 1 14 Faustk.-Oberfl.- Stufenret.................. 0 0 1 4 14 3 1 23 Kratzer- (Kanellier-) Ret............................ 0 0 0 0 0 2 1 3 Insgesamt . . . 1 1 1 16 27 13 4 63 M = 77,97° s2 = 88,04 4. Rohmaterial (der Technologie entsprechend gruppiert): Kiesel: 2 St.; kennzeichnender, aschgrauer »Szeleta-Kalzedon« mit leicht blättiger Struk­ tur: 4? St.; aus sonstigen Silexblöcken verfertigt: 16 St. (Anteil des »Szeleta- Kalzedons«: 72,3 % ..) 5. Schlagfläche — 6. Wer zeugt y pen: Schlagminkel: glatt = 2 St.: 110° fazettiert=l St.: 110° »Atypische Blattspitze«1 0 1 1 (Blattschaber)...........................................................29 St.: 45,3 % Mittelmäßig entwickelte Blattspitze oder Blatt-Schaber....................................................8 St.: 12,5 % M oustérien-Schaber........................................................ 4 St.: 6,3 % »Raclette szeletienne«11.................................................. 10 St.: 15,9% B o h re r............................................................................... 2 St.: 3,1 % S tic h e l............................................................................... 1 St.: 1,6% K lin g e .......................................................................... 1 St.: 1,6% 1 0 Eine beim »Nomenklatur-Symposium« zu Köln (Herbst 1961) angenommene Bezeichnung für jene »Blatt«-Werkzeuge, die in ihrer Funktion — da sie keine Spitzen, sondern Schaber waren, wie anzunehmen ist. 1 1 So nennen wir eine Gruppe der steil retuschierten (80—90°) Werkzeuge mit Nasen, Kerben und Spitzen, die nur teilweise an die westeuropäischen »raclettes« und »racloirs à retouche abrupte« erinnern. Klinge mit Eiidretusche1 2 ......................................... 1 St.: 1,6 % Mikrolithklingen (jungpaläolithisch; wurden bei den Szeletienwerkzeugen nicht Betracht ge­ nommen)1 3 .................................................................2 St.: — Kratzer (auf K linge)........................................................3 St.: 4,7 % Kombiniertes Werkzeug (Schaber-Bohrer-Stichel) . 2 St.: 3,1 % Kerbstück.................................................................... 1 St.: 1,6% S o n stig e s..........................................................................2 St.: 3,1 % Insgesamt . . . 64 St. 7. Bifazialität: 76,56 % der Werkzeuge ist beidflächig bearbeitet. Auf Grund der sehr kennzeichnenden »Blattschaber«, der »Raclettes szeletiennes« und besonders des Verhältnisses der Werkzeugtypen zuein­ ander entspricht das Material aus der unteren Schicht der Balla-Höhle der Frühindustrie der Szeleta-Höhle. Ein Vergleich mit unserem bereits früher erprobten »Szeletien-Modell«1 4 scheint fast überflüssig zu sein: W e r k z e u g t y p e n - G r u p p e n Fundort Kratzer Blatt­ spitze Schaber Stichel Klinge Kerb­ stück Ins­ gesamt Szeletien-Modell . 41 St. 0,0712 207 St. 0.3594 1 3 1 St. 0,2274 42 St. 0,0729 97 St. 0,1684 53 St. 0,1007 576 St. 1,00 T Ö Ö 3 St. 37 St. 14 St. 1 St. 4 St. 1 St. 60 St. Balla-Höhle . . . (4,27) (21,56) (13,64) (4,37) (10,10) (6,04) 0,39 11,0 0,01 2,64 3,60 4,17 X2[5 ] = 21,81 ; P ~ 0,1 %, das Material gehört also auch statistisch zum Szeletien, obwohl der Anteil der »Blattspitzen« größer als der Erwartungs­ 1 2 Die Klingen des Frühszeletiens haben einen dreieckigen Querschnitt, sie sind roh, abschlagartig. Ihre Basis wurde mit der Schlagfläche und dem Bulbus zusammen meistens entfernt, und oft wurde eine grobe Querendretusche an ihrer Stelle angebracht. 1 3 In der oberen Schicht der Balla-Höhle wurde eine jungpaläolithische Kultur mit Mikrolithklingen gefunden. Hierher gehört auch ein Kinderschädel. Infolge der mangelhaften Ausgrabung wurden die zwei Klingen der unteren Szeletienscliicht zugeschrieben, aber infolge ihres Charakters und ihrer Patina gehören sie nicht hierher. 1 4 S. Vértes L., Tata-Monographie (Anm. 6). Das »Szeletien-Modell« wurde so zusammengestellt, daß wir die kennzeichnenden Werkzeugtypen der Stückzahl nach summierten aus den frühesten (Szeleta-Höhle, untere Schicht), aus der ent­ wickeltsten (Szeleta-Höhle, obere Schicht) und aus der geographisch am entfernte­ sten liegenden ( Janko vich-Höhle) ungarischen Funden. Den Prozentsatz der einzel­ nen Typen haben nur in Dezimalbrüchen ausgedrückt. Multipliziert man mit diesen Brüchen die Summe der entsprechenden Typen der zu vergleichenden Industrie, erhält man die »Erwartungswerte«:. Das Quadrat der Differenz des Erwartungs- wertes (x( ) ) und der tatsächlich gefunden Stückzahl (x), dividiert durch den Erwar­ tungswert: ( x ° - x ) 2 x° wert ist. Der Grund für diese Tatsache ist ebenfalls in der unzulänglichen Ausgrabung zu suchen: die auffallenden und verhältnismäßig großen Blatt­ schaber wurden gesammelt, ein Teil der übrigen Werkzeuge wurde aber zusammen mit den amorphen oder minder bearbeiteten Abschlägen — einfach weggeworfen. Zwecks Kontrolle kann man einige Untersuchungen vornehmen, um zu sehen, ob die besprochene Industrie tatsächlich dem Frühniveau der Szeleta- Höhle entspricht. Wir wählen zu diesem Zweck den t-Test, zur Unter­ suchung der vielleicht kennzeichnendsten Angabengruppe, des Mittelwertes und der Streuung der Länge. Die Formel lautet: Mx — M2 S i 2 , j s / Nx N2 wo M der Mittelwert, s2 das Streuungsquadrat (Varianz) und N die unter­ suchte Stückzahl sind. Mx = Szeleta-Höhle, M2 = Balla-Höhle. Für das Frühniveau ergibt sich 44.89 — 42,90 t = -----------------= 0,764 ; V 286 362,57 389+ 57 n (Freiheitsgrad = Summe der Stückzahl beider Gruppen — 2) =444; 50%>P>40%; im Unterschied des Mittelwertes der Länge und ihrer Varianz spielt zwischen den zwei Gruppen der Zufall eine Rolle von 50 bis 40 % . Im Falle von Mx = Szeleta-Höhle, Hochniveau, M „ = Balla-Höhle er­ halten wir ergibt den Chiquadrat-Wert. Wenn man die Summe der Chiquadrat-Werte bei entsprechendem Freiheitsgrad (= Kolumnenzahl — l x Reihenzalil — i) aus der statistischen Tabelle abliest, erhält man unmittelbar den Wert von P (= Probabili- tät = die Rolle des Zufalls in %). Auf ähnliche Weise verfahren wir auch bei der Chiquadrat-Untersuchung auf Kontingenztabellen, aber in diesem Falle geben wir alle zu vergleichenden Angaben in Stückzahl an. Die waagerechten Reihen geben die verschiedenen zu vergleichenden Einheiten (z. B. Fundorte); die senkrechten Kolumnen enthalten die einander entsprechenden Angaben (z. B. Werkzeugtypen) aus den verschiedenen Einheiten. Die Angaben werden sowohl in den waagerechten Reihen, wie auch in den senkrechten Kolumnen summiert und auch die Teilsum­ men der einzelnen Kolumnen bezw. Reihen müssen addiert werden. Den Erwar­ tungswert eines Feldes berechnet man, indem man die Summe der entsprechenden Reihe mit der Summe der entsprechenden Kolumne multipliziert, und das Resultat durch die Endsumme dividiert. Bei einem Vergleich mit dem »Szeletien-Modell« dürfen wir eine solche Indu­ strie als Szeletien bezeichnen, bei der P i> 0.1 % oder mindestens nicht bedeutend kleiner ist. I 49,88 — 42,90 / 459,21 362,57 = 2,633 (n = 576); P ~ 0 ,1 % 320 57 wo die Probabilità! nur der für die Signifikanz festgelegten unteren Grenze der Toleranz gleichkommt. Rechnet man aber mit dem minder konstanten (und bei feineren Sam­ melmethoden auch wirklich realen) Längen-Breiten-Verhältnis, ist das Er­ gebnis nicht so eindeutig; bei beiden Vergleichen ist P < 0,1% — zwar mit verschiedenen Vorzeichen. Das bedeutet, daß das Hoch-Niveau der Szeleta- Höhle tatsächlich mehr schlanke Werkzeuge enthält, während in der unteren Schicht jene, zu Größengruppen IV. und V. gehörenden Werkzeuge vorhanden sind, die in der Balla-Höhle, da sie unbedeutend erschienen, ab­ handen gekommen sind. Das Szeletien der Balla-Höhle gehört also zum Früh-Niveau, oder es ist — sofern die oben angeführten Abweichungen nicht Folgen der unzulänglichen Ausgrabung wären — ein noch älteres Niveau des Szeletiens als dessen Erscheinungsform in der Szeleta-Höhle. II. Puskaporoser Felsnische,1 5 Kadić, Hillebrand und Mottl haben das Material als »Spätsolutreen« bestimmt. Wir selbst waren, mit Prošek zu­ sammen, der Meinung, daß das Material eine zur Szeleta-Höhle gehörende Artefaktwerkstätte darstellt. Wir möchten bemerken, daß, obwohl die Stück­ zahl der fertigen Werkzeuge nicht groß ist (53 St., gegenüber den 389 un­ bearbeiteten Abschlägen), diese infolge des richtigen Sammelns dennoch für statistische Auswertung geeignet sind. Das ganze Material befand sich näm­ lich in einer — zwischen die Schichten eingekeilten — »Lehm-Linse«, aus der man jedes Stück, selbst das kleinste, mit Leichtigkeit sammeln konnte. Matrikel des Werkzeuginventars: 1 . Lange: 1 . = 0 St.: 0% II. = 1 0 St.: 20,83 % III. = 1 4 St.: 29,16 % IV. = 7 St.: 14,58 % V. = 1 1 St.: VI. = 3 St. VII. = 1 St. VIII. = 1 St. IX. = 1 St. 22,91 % 12,49 % 2. Längen-Breiten-Verhältnis: I. = 1 7 St.: 35,41 % II. = 1 9 St.: 39,58 % III. = 1 2 St.: 25,00% IV. = 0 St. V. = 0 St. M = 54,68 s2 =269,18 M = 45,96 s2 = 260,83 1 5 Kadić O.. Kormos T., Die Felsnische Puskaporos bei Hämor.... Jalirb. d. kgl. ung. Geol. Reichanst. 19 (1911); Kadić O., Der Mensch zur Eiszeit, S. 51. 3. Retuschierungsart — Retaseliroinkel: Retuschierungsart R e t u s c h w i n k e 1 40° 50° 60° 70° 80» 90° unmeß* bar gesam t Oberflächenret. . . . i _ _ _ _ _ 4 7 Perlenretusche . . . — — — — — — 9 9 Stufenret..................... 1 — 2 3 — — 1 7 Oberfl.-Stufenret. . . — s 7 3 1 — 2 21 Oberfl.-Steil- Stufenret .... _ i 1 — 2 2 i 7 Stufen-Faustkeilret. . — — 1 2 — — i 4 Insgesamt . . . 2 n 1 1 8 3 2 18 55 M = 61,35; s2 = 148,21 (N = 37) 4. Rohmaterial: »Szeleta-Kalzedon« = 424 St., aus sonstigem Silex­ block = 7 St., Quarzit = 2 St., Obsidian = 9 St. (N = 422). 5. Schlagfläche — Schlagroinkel: Schlagflächc Schlagwinkel 1 0 0 ° 1 1 0 ° 1 2 0 ° Insgesamt G latt........................... 2 2 i 5 Fazettiert.................. — 1 — i Insgesamt . . . 2 3 i 6 Wegen der geringen Zahl der Fälle lohnt es sich nicht M und s2 zu be­ rechnen. 6. Werkzeugtypen: + entwickelte Blattspitze (Blatt-Schaber)........................... 8 St. Mittelmäßig entwickelte Blattspitze (Blatt-Schaber) . . . 1 St. Einflächig bearbeitete Blattspitze (Blatt-Schaber) .... 4 St. Verdorbene (halbfertige) Blattspitze (Blatt-Schaber) . . . 3 St. Schaber : geradkantdge............................................................ 1 St. bogenförmige............................................................2 St. doppelkantige............................................................ 1 St. alternierende . . . b ifaziale.................. »raclettes szeletien nes Bohrer ........................... S tic h e l........................... K lin g e ........................... Klingenartiger Abschlag Kombiniertes Werkzeug . Kerbstück....................... Gezähntes Werkzeug . . K ratzer........................... S o n stig e s....................... 2 St. 2 St. 3 St. Insgesamt . . . 11 St. ........................... 1 St. ........................... 3 St. ........................... 3 St. ........................... 3 St. ........................... 2 St. ........................... t St. ........................... 2 St. ........................... 1 St. ........................... 8 St. 7. Bif'azialität: 52,85 %. Die Blattspitzen bezw. Blattschaber weichen allgemein von denen aus der Szeleta-Höhle ab. Selbst die mehr oder minder entwickelt erscheinenden sind gröber bearbeitet, kleiner und alle scheinen unvollkommen, oder ver­ dorben zu sein. Das bezieht sich auch auf die »à face plane«-Formen. Die übrigen Typen sind ebenfalls nicht typisch ausgearbeitet und im Verhältnis zu den wenig Werkzeugen scheinen viele — besonders viele kleine — Absplisse vorhanden zu sein. In Bezug auf diese Industrie kann man zwei Fragen stellen: 1. gehört sie tatsächlich zum Szeletien, und 2. falls ja, gehört sie zum Früh- oder zum Hoch-Niveau? Die 1 . Frage versuchen wir mit Hilfe des Chiquadrat-Tests zu beant­ worten. Vor allen vergleichen wir das Material mit dem »Szeletien-Modell«: Fundort Blattsp. I 1 Schaber j Stichel ! Klinge Kerbst. Kratzer. Insges. Szeletien-Modell . Puskaporoser Felsn................... 0,3594 16 St. (14,38) 0,18 0.2274 1 1 St. (9,10) 0,03 0,0729 3 St. (2,9) 0,03 0,1684 8 St. (6,7) 0,003 0,1007 1 St. (4,0) 2,25 0,0712 1 St. (2,8) 1,15 % 100 40 St. X2]5] —4,003; 70>P>50%, die Industrie entspricht also weitgehend dem »Szeletien-Modell«:1 6 die Puskaporoser Felsnische ist zweifellos ein Fundort des Szeletien«. Die 2. Frage soll mit Hilfe des Abweichungsdiagramms beantwortet werden, dessen Formel, im Falle eines Vergleiches von kontinuierlichen quantitativen Angaben M -M t s 1 6 Jene Felder, deren Wert 1 ist. vermindern die Korrektheit des Chiquadrat- Tests: aber sie verschieben das Ergebnis höchstens in Richtung der Signifikanz. ist, wo M der Mittelwert jener Gruppe ist, auf die die Abweichung bezogen wird; ist der Mittelwert der entsprechenden Parameter der verglichenen Grupe, und - V s 12 + V s 22 + . . . V s^ s = ------------------------ K Im Falle diskontinuierlicher qualitativer Parameter (z. B. der Bifazia- lität), lautet die Formel p - A sp wo sp : Pi (100—pa) p2 (100 — p2 ) p; (100 — Pi) N, N, N; in diesem Falle sind P, Pt usw. die Prozentzahlen der qualitativen Para­ meter der zu vergleichenden Gruppen und Nls N2 , usw. die Stückzahlen der untersuchten Parameter innerhalb der zu vergleichenden Gruppen. Die untersuchten Angaben sind: Fundort Länge Länge/Breite Retuschwinkel I Bifazia­ lität M s * M j s2 M s s Puskaporo- 43,96 54,68 61,35 52,83 ser Felsn. 3 I I G O 260,83 (N = 48) 269,18 (N = 37) 148,21 (N = 53) Szeleta, 53,04 Früh. . . 44,85 286,0 50,04 293,05 79,08 67,80 (N = 395) Szeleta, 33,23 Hoch. . . 49,88 459,21 46,49 318,30 65,65 204,17 (N = 319) Gemeinsame Streuung (s) 18,3 17,13 11,85 4.55 Die Werte sind (die Detailberechnungen beiseite lassend): Puskap./F rühszeletien Puskap./Hochszeleiien 1 . L ä n g e ..............................................+ 0,05 + 0,32 2. L än ge/B reite................................ — 0,27 — 0,48 3. Retuschwinkel................................ +1,49 + 0,36 4. Bifazialität.....................................+ 0,04 — 4.30 Wir führen auch beide Chiquadrat-Tests aus, einmal für das Friih- szeletien und dann für das Hochszeletien: Fundort ßlattsp. Schaber Stichel Klinge Kerbst. Kratzer. Insges. 16 n 3 8 i i L Puskap................... (15,8) (9,37) (2,7) (6,24) (2,9) (3,24) 40 0,0 0,28 0,03 0,50 1,25 1,55 , 116 67 17 44 23 26 Szeleta, Früh. . . (116,2) (68,63) (17,3) (45,76) (21,10) (23,76) 293 0,0 — 0,04 0,0 0,07 0,17 — 0,21 Insgesamt . . . 152 78 20 52 24 27 333 yf[5 ] = 3,78; 70 > P > 50 %, und Fundort Blattsp. Schaber Stichel Klinge Kerbst. Kratzer. Insges. 16 n 3 8 i i Puskap................... (11,76) (8,81) (4,08) (8,81) (4,40) (2,16) 40 1,12 0,54 0,25 0,07 2,63 0,62 56 43 22 46 26 12 Szeleta, Hoch. . . (60,24) (45,19) (20,92) (45,19) (22,6) (10,84) 205 0,30 0,10 0,05 0,0 0,51 0,12 Insgesamt . . . 72 54 25 54 27 13 245 \ 2[ä] = 6,31; P > 50 %. E s ist zu ersehen, daß bei einem V ergleich m it den zw ei Szeletien n iveau s die kennzeichnenden W erkzeugtypen v o n diesen n u r zu fallsm äß ig abw eich en, doch ist d ie Ü b erein stim m un g m it dem Früh- szeletien größer. D en A n gab en d es obigen A b w eich u n gsd iagram m s fügen w ir in sy n ­ o ptisch er D a rste llu n g die W erte d e s C h iq u ad ra t-T e sts hinzu (A bb. 1). A ls E n d re su ltat d a r f m an die au s d er P u sk ap o ro ser F elsn isch e stam ­ m enden W erkzeuge a ls F u n d e aus einer m ittelm äß ig entw ickelten (Ü b er­ gan gs-) W erkstätte oder — m it klein erer W ah rscheinlich keif — a ls das W erkzeugin ven tar eines n ur zeitw eilig ben utzten R astp latz es betrach ten . III. D ie zuletzt an gegrab en e, reiche F u n d stä tte des un garisch en Szele- tien s ist die von A . S a a d so rg fä ltig au sgeg rab en e Diosgyör-Tapolcaer- Höhle.1 7 D en B eob ach tu n gen von S a a d zu fo lg e kam en au s der unteren, dun k elbrau n en Sch ich t der H öhle Szeletien w erkzeuge zum V orschein, und z w ar aus dem unteren N iv eau der Sch ich t fü r d as Frü h -, aus dem oberen fü r d as H ochszeletien kennzeichnende Stü ck e. D ie d arü b er g elagerte grau e Sch ich t enthielt bloß 10 M ikrolith lam ellen . Im H erm an-O ttó-M useum zu M iskolc w urde d as M ate ria l ohne Sch ich ten bezeich n un g in v en tarisiert. 1 7 Saad A.-Gaal I., Oberdiluviale Steingeräte und Säugerreste aus der Höhle von Diosgyör bei Miskolc, Dolg. il (1935), 70—75; Saad A., Ujabb kutatâsok a Diosgyöri barlangban, Sonderdruck aus »Barlangviläg« 4 (1934), ohne Pagina. Länge Abb. 1 . Abweichungsdiagramm: Puskaporoser Felsnische — Szeleta-Höhle Sl. 1 . Diagram odklona: Puskaporoška skalna vdolbina — jama Szeleta Matrikel: 1. L än g e (Abb. 2): I. = 0 St. IL = 9 St.: 12.5 % 2. Länge/Breite (Abb. 2) I. = 4 1 St.: 56,95% II. = 1 9 St.: 26,40% III. — 18 St.: 25,0% IV. = 1 4 St.: V. = 1 4 St.: VI. = 6 St. V II. = 5 St. V III. = 2 St. IX . = 4 St. 19.5 % 19.5 % 25.6 % III. = 1 0 St.: 13,90 % IV . = 2 St.: 2,80% V. = 0 St. M = 62,62% s2 = 226,21 M = 50,48 m m s2 = 545,92 3. Retuschierungsart — Retuschminkel: Retuschwinkel Ins­ gesamt j 50° 60° 70° 80° 90° unmeß­ bar Stiifenret.............................. 3 3 3 _ 5 14 1 Perlenret.............................. 1 — — — — 6 7 Faustkeilret......................... — — — — - 2 2 Stuf.-Oberfl......................... 2 5 1 1 — 2 11 Steil-Oberfl.......................... — — 1 1 2 — 4 Faustk.-Oberfl.................... 1 1 — 3 — 1 6 Faustk.-Stnfen................... — — — 1 - — 1 Kanellierret.......................... 1 — 1 2 — 1 5 Insgesamt . . . » 9 6 8 2 1 17 50 M = 66,06° (N = 33) s2 = 154,98 4. Rohmaterial: Kiesel = 3 St., Silexblock (verschieden) = 33 St., »Sze- leta-Kalzedon« = 48 St., Sonstiges (Obsidian) = 6 St., Knochen = 3 St. 5. Schlagfläche — Schlagminkel: Schlagfläche Schlagwinkel Ins- 90° 1 U 0 ° ; 110» 120» unmeß­ bar gesamt | I G l a t t ........................... _ — 3 5 — 8 Fazettiert....................... i 2 _ — — 3 Jungpaläol..................... — j — 3 5 j Insgesamt . . . 1 2 : 3 5 3 14 6. Werkzeugtypen: Entwickelte Blattspitze (Blatt-Schaber)......................................2 St. Mittelmäßige Blattspitze (Blatt-Schaber)................................. 2 St. »Atypische« Blattspitze (Blatt-Schaber)......................................0 St. Halbfertige (?) Blattspitze (Blatt-Schaber)................................. 5 St. Schaber: gerade..........................................................................2 St. bogenförm ige.......................................................... 11 St. winkel..........................................................................1 St. d o p p e lt..................................................................... 1 St. b i f a z i a l ..................................................................... 1 St. alternierend.................................................................1 St. konvex-konkav....................................................... 1 St. »raclette-szel.«............................................................6 St. Insgesamt . . . 24 St. B o h r e r ............................................................................................. 1 St. S tic h e l............................................................................................. 2 St. K lin g e .............................................. 19 St. »Szeletien K linge«...........................................................................5 St. Gravette-Spitzc................................................................................1 St. M ikrolithlam elle...........................................................................2 St. Kombiniertes Werkzeug............................................................ 1 St. K erbstück.........................................................................................3 St. K ratzer.............................................................................................4 St. S o n stig e s.......................................................................................17 St. Knochenwerkzeug (1 durchbohrtes Rentiermetapodium und eine aus einer kleinen Ulna geschliffene Ahle) .... 2 S t . 7. Bifazialität: 28.20 % Es stellen sich dabei folgende Fragen: 1. darf man den auffallend wenige Blattspitzen enthaltenden Fund wirklich dem Szeletien zurechnen, oder gehört er zu einer anderen Kultur? 2. Sofern Szeletien, zu welchem Entwicklungsgrad gehört er? 3. Kann man im Material neben dem ange­ nommenen Szeletien das Vorhandensein einer weiteren Kultur nachweisen? Die Frage 1. möchten wir mit der üblichen Anpassungsprobe beant­ worten: Fundort Blattsp. Schaber Stichel Klinge Kerbst. Kratzer Insg. Szeletien Modell . 0,5594 0,2274 0,0729 0.1684 0,1007 0,0712 X 100 Diosgyör- 7 St. 24 St. 2 St. 24 St. 3 St. 4 St. Tapolcaer (23,0) (14,55) (4,66) (10,77) (6,44) (4,56) 64 Höhle .... 11,13 6,18 1,50 16,15 1,90 0,05 f [5 ] = 36,91; P < 0,1 %. Das Fundmaterial weicht also in signifikanter Weise vom Szeletien-Modell ab. Die umrahmten Quadrate sollen die Aufmerksamkeit auf jene Werkzeugtypen lenken, bei denen die die Signifi­ kanz verursachenden Differenzen zwischen erwartetem und beobachtetem Wert erscheinen: diese sind die Blattspitzen, wo der beobachtete Wert kleiner als der Erwartungswert, und die Kbngen, wo der beobachtete Wert doppelt so groß als der Erwartungswert ist. War die Beobachtung von A. Saad richtig, gehören diese Werkzeuge zu einer vom Szeletien abweichen­ den Kultur. Versuchen wir nun eine solche Kontingenztabelle zusammen­ zustellen, in die wir nur die 5 St., für das Szeletien sehr kennzeichnenden, groben Klingen mit dreieckigen Querschnitt aufgenommen haben, und lassen wir die jungpaläolithisclien Klingen aus. Somit ergibt sich: Fundort Blattsp. Schaber Stichel Klinge Kerbst. Kratzer Insg. Szeletien Modell . 0,359t 0,2274 0,0729 0,1684 0,1007 0,0712 % 100 Diosgyör 7 St. 24 St. 2 St. 5 St. 3 St. 4 St. Tapolcaer (16,17) (10,23) (3,28) (7,57) (T53) (3,20) 45 Höhle .... 5,23 18,61 0,51 0,89 0.49 0,20 X 2 [ 5) —25,93; P — 0,1 %. Das Material der Diosgyör-Tapolcaer Höhle steht — wenigstens für seinen bedeutenden Teil — mit dem Szeletien in Zusammenhang. Den niedrigen Wert der Probabilität schreiben wir Typen zu, die mit den nicht mitgerechneten Klingen gleichaltrig, aber von dem Szeletienmaterial nicht abzusondern sind. In Anbetracht dessen aber, daß man neben den aufgezählten 86 Werkzeugen cca 1200 unbearbeitete Absplisse in der Höhle fand, besteht die Möglichkeit, daß wir es auch hier mit einer Artefaktwerkstätte zu tun haben, deren Material selbstverständlich nicht die typischsten Formen enthält. Diese Annahme wird auch von der Tatsache unterstützt, daß die Höhle in einem Tal, in einem leicht erreich­ baren und schlecht verteidigbaren Punkt liegt. 2. Stammt unser Fund aus dem Szeletien, welchem Niveau gehörte er an? — Wir vergleichen das Material auf separaten Chiquadrat-Tabellen mit den zwei Niveaus der Szeleta-Höhle: Fundort Blattsp. Schaber Stichel Klinge Kerbst. Kratzer Insg. 116 67 17 44 23 26 Szeleta, Früh . . (106,7) (78,9) (16,5) (42.5) (22,6) (23,6) 293 0,8 1,8 0.0 0,15 0,0 0,2 Diosgyör- 7 24 2 5 3 4 Tapolcaer (16,3) (12.1) (2,5) (6,5) (3,4) (6,4) 45 Höhle .... 5.3 12,0 0.1 1,0 0,1 0 9 Insgesamt . . . 123 91 19 49 26 30 338 X*[gjfc= 21,55; P -0,1%; Fundort Blattsp. Schaber Stichel Klinge Kerbst. Kratzer Insg. 56 43 22 46 26 12 Szeleta, Hoch . . (51,7) (55,0) (19,7) (41,8) (23,8) (13,1) 205 0.5 2,6 0,26 0,4 0,2 0,1 Diosgyör- 7 24 2 5 3 4 Tapolcaer (11,5) (12,06) (4,3) (9,2) (5,2) (2,9) 45 Höhle .... 1,64 12,0 1,2 1,9 0,93 0,4 Insgesamt . . . 63 67 24 51 29 16 250 X 2[ 5] ~ 21,93; P ~ 0,1 %. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche, man muß die Untersuchung daher fortsetzen: es folgen der F-Test (der Quotient der zwei Varianzen) und der t-Test der Länge und Längen- Breiten-Verhältnisses. Der Vergleich der Länge mit dem Frühszeletien: 50 48_4 4 85 t = - — - — ......= 2 ,596 (n== 389 + 72 — 2 = 459): 5% > P > 1 % 1 /345.92 286.0 V 72 + 389 Für das Hochszeletien: 50,48 — 49,88 V 345.92 [ 43L2t 72 ' 3 0 3 = 0,240 (n = 439) ; P ~ 80 % auf Grund der Streuung der Länge darf man das Material der Diosgyör- Tapolcaer Höhle als mit dem Hochszeletien identisch betrachten. Nun zum Vergleich des Längen-Breiten-Verhältnisses mit dem des Frühszeletiens: t = 62.62 — 50.04 Ÿ - 6,45 (n = 459) ; P < 0,1 % 226,21 293,05 72 389 und mit dein Hochszeletien: 62,62 — 46.49 L Ÿ 7,87 (n = 375): P < 0,1 226,21 318.30 72 303 Vergleichen wir im folgendem den Mittelwert und die Streuung der Retuschwinkel mit dem Frühszeletien: no w o 90 so 70 60 50 A O 30 2 0 W Lange/ greife Lange IX Vili V H V I V IV I I I I I . 70 20 30 A O . 50 60 70 m m Abb. 2. Die LängenbreitenVerhältnisse in der Diosgyör-Tapolcaer-Höhle Sl. 2. Dolžinsko-širinska razmerja v jami Diosgyör-Tapolca — 5,83 (n = 265) ; P < 0,1 \% und mit dem Hochszeletien : 66,06 — 65,65 V 15498 204,17 35 ' 147 = 0,167 (n = 178) ; 90 % > P > 80 % man darf also' die Kultur als mit dem Hocliszeletien identisch betrachten. Für die Erscheinung, daß der Mittelwert des Längen-Breiten-Verhält- nisses von beiden Szeleta-Niveaus abweicht, haben wir vorderhand keine Erklärung. Stellen wir die Chiquadrat-Tabellen für die Verteilung des Roh­ materials auf (die einzelnen Kolumnen bedeuten: 1 = Kiesel; 2 a = Silex­ block; 2 b = »Szeleta-Kalzedon«; 3 = Quarzit; 4 = Knochen; 5 = sonstiges) : Fundort 1 2 a 2b 3 + 5 Insges. ; Szeleta, Früh . . 11 205 158 22 (11,41) (194,0) (167,9) (22,8) 396 j 0,0 0,5 0,58 0,03 Diosgyör- 3 33 48 6 Tapolcaer (2,59) (44,1) (38,1) (5,2) 90 Höhle .... 0,06 2,31 2,57 0,1 Insgesamt . . . 14 238 206 28 486 y^^—6,15, P ~ 10 %, in dieser Hinsicht ist das Material mit dem Frühszeletien in Übereinstimmung. Fundort 1 2 a 2 b 3 + 5 Insges. Szeleta, Hoch . . 4 281 106 27 (5,76) (258,4) (126,72) (27,2) 418 0,53 1,9 3,3 0,0 Diosgyör- 3 33 48 6 Tapolcaer (1,24) (55,6) (27,28) (5,8) 90 Höhle .... 2,5 9,2 15,8 0,0 1 Insgesamt . . . 7 314 154 33 508 X 2 [ 3] = 35,23; P < < 0,1% : die Verteilung des Rohmaterials weicht daher signifikant vom Hochszeletien ab. Da die bisherigen Untersuchungen zu widersprechenden Ergebnissen führten, und der Fund dem einen Parameter zufolge dem Früh-, dem an­ deren zufolge dem Hoch-Niveau der Szeleta-Höhle entspricht, erweitern wir unsere Untersuchung mit der Zusammenstellung eines Abmeichungs- diagrammes. Angaben : Fundort Länge Länge/Breite Retusch- winkel % des »Szeleta Kalz.€ Bifazia­ lität M s2 M S2 M S2 Diós.-Tap. 50,48 354,92 62,62 226,21 66,06 154,98 o ■ 03 I I z (N = 88) Höhle .... 53,3 28,2 Szeleta, Früh 44,85 286,00 50,04 293,05 79,08 67,80 (N = 369) (N = 395) 40,15 53,04 Szeleta, Hoch . 49,88 459,21 46,49 318,30 65,65 204,17 (N=418) (N =319) 25,3 35,23 Gemeinsame Streuung . . 19,07 16 7 1 11,93 3,36 3,48 Die errechneten Werte des Abweichungsdiagrammes sind: Diós-Tap./Szel. Früh Dios.-Tap./Szel. Hoch 1. Fänge . . . ........................... + 0.29 — 0,03 2. F/B-Yerh. . . ........................... — 0.75 -1,35 3. Retuschwinkel ........................... + 1.09 — 0.033 4. Bifazialität . ........................... +7,10 + F40 ' 5. Prozent des »Szleleta-Kalzedons« — 3,90 — 8,33 Die Angaben des Diagramms decken sich selbstverständlich mit denen der übrigen Untersuchungen, d. h., sie sind ebenfals widersprechend (Abb. 3.). Daraus, wie auch aus der hohen Prozentzahl des typischen grauen Kalzedons kommt man zum Schluß, daß der Fundort wirklich eine Arte- fa'ktwerkstätte der Szeleta-Höhle war: er enthält im allgemeinen nicht typische Werkzeuge, sondern Abfälle und halbfertige Artefakte. Die Höhle konnte von den Trägern beider Szeletienniveaus benutzt worden sein. Die Beobachtung von Saad war also richtig und es ist bedauernswert, daß das Material nicht den Niveaus nach ins Inventar aufgenommen ist. Das Ma­ terial entspricht hinsichtlich des Fängen-Breiten-Verhältnisses und des Ge­ brauches des grauen Kalzedons eher dem Frühszeletien; die Retuschwinkel- verteilung und die Bifazialität stehen eher dem Hochszeletien nahe. Diese zwei letzteren Parameter sind für die Entwicklung des Szeletiens kenn­ zeichnend, der Großteil des Materials wurde daher zur Zeit des Hochszele- tiens hergestellt. Zugleich lassen alle Untersuchungen das Yorhandensein einer jungpaläolithischen Klingenkultur erkennen, die sich mit dem höheren 7 6 5 ‘t 3 2 t O 1 2 -3 4 -5 6 ■ 7 ■Ô b. Abweichungsdiagramm: Diosgyör-Tapolcaer-Höhle — Szeleta-Höhle .3. Diagram odklona: Jama Diosgyör-Tapolea — jama Szeleta Niveau der Schicht vermischt hat. Zu dieser Kultur gehören auch die Knochenwerkzeuge. Die Mikro Ji th 1 amel 1er aus der oberen grauen Schicht — deren Material in die Untersuchungen nicht aufgenommen ist — ver­ treten bereits eine spätedszeitliche Kultur. Bei dem Vergleich unserer Werk­ zeuge mit denen der Szeleta-Höhle war der Erwartungswert der Schaber immer auffallend kleiner als der beobachtete Wert. Diese Erscheinung könnte vielleicht bedeuten, daß eventuell unter der Szeletien-Schicht ein Mousterien-Niveau von Subalyuk-Typus vorhanden war. IV. Biidöspest-Höhle.1 8 Die Höhle wäre laut Kadić ein »Spâtsolutréen«- Fundort; Hillebrand1 9 und demVerfasser zufolge ein Szeletien-Werkstätten­ fund. Eine eingekeilte sterile Schicht teilt die altsteinzeitlichen Kultur­ niveaus zu einer unteren und einer oberen Schicht. Außer den nahezu 160 Werkzeugen fand man in dieser Höhle rund 10.000 Absplisse. Die Zahl der »atypischen und degenerierten«, ferner »halbfertigen« Blattspitzen beträgt bloß 7. Diesen Stücken zufolge wird der Fund dem Szeletien zugerechnet. Der Großteil des Fundmaterials befindet sich in Budapest, im Ung. Natio­ nalmuseum, wo es nach »unterem« und »oberem« Niveau getrennt aufbe- wahrt wird; ein kleinerer Teil befindet, sich in Miskolc, wo das Material ohne Gliederung ins Inventar aufgenommen worden ist. Da nach Aussage der folgenden Untersuchungen keine Differenz im Material der unteren und oberen Schicht besteht, bringen wir einen Teil der Angaben bereits in der »Matrikel« gemeinsam. Matrikel: 1. Länge (nur am Budapester Material gemessen): Untere Schicht O bere Schicht I. = o St. II. = 4 St. III. = 4 St. IV. = 10 St. V. = 9 St. VI. = 4 St. VII. = 4 St. VIII. = 1 St. IX. = 5 St. 9.76 % 9.76 % ■ 24,39 % 21,95 < % 34,16 % M = 57,7 mm s'-=475,16 I. = 0 St. II. = 1 9 St.: 10,27 % III. = 5 5 St.: 29,73 % IV. = 6 3 St.: 34,05 % V. = 2 9 St.: 15,67 % VI. = 1 0 St.t VII. = 6 St. 10.22 % VIII. = 3 St.J M = 44,24 mm s~ = 155,28 Bei dem ganzen Material zusammen­ fassend: M = 45,45 mm s2 = 222,49 1 8 Kadić O., Die Ausgrabungen in der Höhle Büdöspest in Jahre 1916. Bar- langkutatas 4 (1916). 183—189. 1 9 Hillebrand J., Die Ältere Steinzeit Ungarns, S. 12. 2. Längen-Breiten-Verhältnis (nur am Budapester Material gemessen): U n t e r e S c h ic h t O b e r e S c h ic h t I. = 1 8 St.: 43,91 % II. = 1 4 St.: 34,14% III. = 6 St.: 14,63% IV. = 2 St.: 4,90 % V. = 1 St.: 2,44%. M = 56,6% s2 = 545,08 I. =106 St.: 57,29% II. = 60 St.: 32,43% III. = 19 St.: 10,27% M = 65,64% s2 = 270,25 Bei dem ganzen Material zusammen­ fassend: M = 62,9% s2 = 198,18 Bei den weiteren Angaben haben wir das ganze Budapester und Miskol- cer Material gemeinsam behandelt. 3. Retuscliierungsart — Retuschroinkel (gewisse gesetzmäßig mitein­ ander auftretende Retuschkombinationen werden gemeinsam behandelt): R e t u s c h ie r u n g s a r t Retusch winkel In s- 40° 50° 60° 70° 80° 90° u n m e ß ­ b a r g e s a m t Stufenretusche . . . i 6 30 24 5 i 21 8 8 Oberfl.-Perlen- Steil-Stufenret. . . 4 8 21 18 13 i 14 79 Perlenretusche . . . — — — — — — 1 2 12 Stufen-Oberfl.-Steil- Faustkeilret. . . . _ _ 5 8 8 2 21 44 Oberfl.-Stufen- Kanellierret. . . . — — — 4 1 1 1 y Insgesamt . . . 5 1 4 56 54 27 5 69 230 M = 66,15; s2= 105,58 (N = 161) 4. Rohmaterial: Kiesel = 9 St.; grauer Kalzedon2 “ = 156 St., sonstiger Blocksilex = 66 St.; Quarzit = 5 St.; sonstiges (Obsidian) = 12 St. Der An­ teil des grauen Kalzedons beträgt 62,90 %i (N = 248). 2 0 Vom Rohmaterial, das bei makroskopischer Untersuchung »Szeleta-Kalze- don« zu sein scheint, hat L. Tóth mit Röntgendiffraktionsuntersuchung nachgewie­ sen. daß es zum Großteil ein ähnliches, aber von einem anderen Fundort stam­ mendes Material ist. Hier möchten wir bemerken, daß der »Szeleta-Kalzeclon« tatsächlich kein Kalzedon sondern glasiger Quarzporphyr ist. 5. Schlagfläche — Schlagwinkel: S c h la g f l ä c h e Schlagwinkel I n s g e s a m t 90° 100° 110° 120' u n m e ß b a r G l a t t ........................... 2 6 14 8 — . 3 0 Fazettiert....................... 3 7 7 3 i 21 Kieseloberfl..................... — 1 — — — 1 Indet................................ i — — — — 1 Insgesamt . . . 6 14 21 11 i ■ 53 M — 107,60°; s- = 75,73 (N = 50). 6. Werkzeugtypen: O b e re S c h ic h t U n tere S c h ic h t In M isk o lc In sgesam t Blattspitzen .... . 0 i 0 i »halMertige« Blsp. . . i 0 i 2 Blsp.-artiger Abschlag Schaber : . i i 2 4 geradkantige . . . 12 5 1 18 Bogen- .... . 1 7 6 5 2 8 Konkav- .... . 3 0 0 3 Winkel- . . . . 5 0 1 6 Spitz-.................. . 4 1 0 5 Doppel- .... . 6 0 0 6 gezähnte . . . . 7 0 0 y Breit-.................. . 3 0 0 3 Bogen-Konkav- . mit verdünntem . 8 1 0 9 Rücken . . . 3 0 1 4 alternierende . . 6 2 1 9 Bifazial- .... 5 1 0 4 extreme Formen . »raclette . 6 1 0 y szeletienne« . . 17 3 1 21 Bohrer....................... 5 1 0 6 Zinken ....................... . i 2 0 3 Mittelstichel .... . 3 2 0 5 Eckstichel .... . 2 0 0 2 unretuschierte Klinge 6 2 0 8 retuschierte Klinge . . 3 1 0 4 Mikrolithlamelle . . . i 0 0 1 Schaber-Stichel . . . 5 0 0 5 Kerbstück.................. 7 1 0 8 gezähntes Werkzeug . 3 0 0 3 O b e r e S c h ic h t U n te r e S c h ic h t In M isk o le I n s g e s a m t Kratzer............................ 6 i i 8 D isk os............................ 9 i i 1 1 »lim ace «....................... 2 i 0 3 faustkeilartiges Werkzeug .... 5 i 2 8 atypisches Rückenmesser . . 2 i 0 3 atypische Handspitze . 7 0 0 7 Mousterienspitze . . . 2 0 1 3 gestreckte Moust.-spitze 4 0 0 4 retuschierter Abschlag . 8 4 1 13 Levallois-Abschlag . . 0 2 0 2 Schlagstein.................. 1 0 0 1 ungewisser Bestimmu n g 5 0 0 5 Insgesamt . . . 189 St. 42 St. 19 St. 250 St. 7. Bifazialität: 28,51’ % (N = 250). Die »Blattspitzen« sind unsicher bearbeitet; sie verdanken es dem ge­ schichteten, dem kennzeichnenden grauen »Szeleta-Kalzedon« ähnlichen Rohmaterial, und dem + uniformen Aussehen der aus diesem oder ähnli­ chem Material hergestellten Werkzeuge, daß sie mit den Blattspitzen der Szeleta-Höhle identifiziert wurden. Ansonsten gibt es — aus anderem Ma­ terial, d. h. mit anderen Charakterzügen behaftet — ähnliche »Blattspitzen« auch in der Sübalyuk-Höhle. Die Schaber sind gut ausgearbeitet und mit den Subalyuker Spätmou- stérien-Schabern identisch. Auffallend sind aber die in der Subalyuk-Höhle noch nicht anzutreffenden, für die Szeletienfunde aber umso kennzeichnen­ deren »raclettes szeletiennes«. Die Klingen sollte man allerdings eher läng­ liche Abschläge nennen. Die aus den übrigen Bükker-Stationen fehlenden, oder nur minder kennzeichnenden »limaces« bilden einen interessanten Übergang zwischen den doppelten Bogenschabern und den Werkzeugen der »Blattspitzengruppe«. Unsere erste Aufgabe an diesem Material ist zu untersuchen, ob die obere und die untere Schicht besondere Kulturen oder Entwicklungsniveaus darstellen oder nicht. Da die Mittelwerte und die Varianzen für Länge und Längen-Breiten-Verhältnis bei diesen zwei Gruppen recht verschieden waren, muß man ihren t- und F-Test aufstellen. Für die Länge F = — = 4:>7’16 = 2,8152 K = 40; n, = 184); P < 0,1 % s2 2 155,28 d. h. der Unterschied zwischen den Streuungen der Länge der aus den zwei Schichten stammenden Werkzeuge ist signifikant. Das weist auf eine ge­ wisse technologische Differenz hin, doch ist der t-l est vielleicht für die L. Yértes Untersuchung einer umfassenderen Übereinstimmung geeigneter, da er auch die Mittelwerte in Betracht zieht: 57 7 0_AA . 2d, t = — = 3,802 (n = 224) ; P < 0,1 % /475,16 155,28 V 41 ' 185 d. h. nach einem Vergleich der Differenzen der Mittelwerte ergibt sich, daß diese signifikant ist. Für das Längen-Breiten-Verhältnis 545 08 F = --- -—=1,2769 (lij = 40; n2 = 184); P>5% 270,25 d. h. der Unterschied ist unsignifikant. Nun auch zum t-Test: t = 63,64 — 56,60 2,2423 (n /345,08 270,25 V 41 ' 185 224) : 5 > P > 2 % . Beide Versuche zeigen, daß für die Differenz des Längen-Breiten-Ver- hältnisses in den beiden Schichten der Zufall verantwortlich ist. Wegen des Widerspruches diesbezüglichen der Längenangaben ist eine Kontrolle an­ gebracht: wir haben die Längengruppen in einer Kontingenztabelle mitei­ nander verglichen: Schicht Längengruppen Insg. n. m . IV. V. VI. VII.—IX. 4 4 10 9 4 10 Untere . . . (2,4) (10,70) (13,24) (6,9) (2,54) (3.44) 41 1,06 4,2 0,79 0,70 0,84 12,51 19 55 63 29 10 9 Obere . . . (20,6) (48,3) (59,76) (31,2) (11,46) (15,56) 185 0,12 0,95 0,18 0,15 0,20 2,77 Insgesamt . . 23 59 73 38 14 19 226 ; X 2 [ 5j = 24,45; P < 0,1 %, d. h. im Falle des unsererseits für das Mousté- rieii und das Szeletien am wichtigsten erachteten Parameters: der Länge — besteht zwischen der unteren und der oberen Kulturschicht der Biidöspest- Höhle eine signifikante Differenz. Nimmt man noch hinzu, daß das cca. 10.000 Stücke umfassende Ab- splißmaterial auch bei makroskopischer — diesmal also nicht statistischer — Untersuchung überraschend große Differenzen in der Größe und in der Verteilung des Rohmaterials zeigt (unter den Absplissen der unteren Schicht sind viele an das Material der Subalyuk-Höhle erinnernde Hornsteinarten), darf man sagen, daß das Werkzeuginventar der zwei Kulturschichten von­ einander abweicht. Ob diese Abweichung vom Wert einer Kultur ist oder nur einem Entwicklungsgrad innerhalb einer gegebenen Kultur entspricht — diesbezüglich wollen wir einen der wichtigsten technologischen Para­ meter untersuchen: die Gestaltung des Retuschwinkels in den zwei Schich­ ten (nur das in Budapest aufbewahrte Material ist in Betracht genommen): Schicht Retuschwin kel Insgesamt 40—50° 60° 70° 80—90° unmeßbar 5 7 4 3 13 Untere...................... (2,10) (8,1) (7,9) (4,5) (9,3) 32 1 I o 0,15 1,92 0,5 1,47 9 47 49 27 49 O b e re...................... (ll,9 f (45,9) (45,1) (25,5) (52,7) 181 0,70 0,03 0,34 0,09 0,26 Insgesamt . . . 14 54 53 30 62 213 - £ [4 ] = 7,56; 30>P>10%, in der Verteilung der Retuschwinkel zeigt sich also keine signifikante Differenz zwischen den zwei Schichten. Nun bezüglich der Verteilung der Retuschierungsart untersucht: R e t u s chierungsarten S c h ic h t S tu te n P e r le n S tu f e n O b e r tl. P e r le n F a u s t k e il u. K o m b . K r a t z e r u . K o m b . I n s g e s a m t | 12 11 4 4 i Untere....................... (12,67) (10,67) (1,8) (5,7) (1,05) 32 0,02 0,01 2,7 0,50 0,00 73 60 8 34 6 O bere....................... (72,33) (60,33) (10,2) (32,3) (5,95) 181 0,00 0,00 0,47 0,09 0.00 Insgesamt . . . 85 71 12 38 7 213 y2 [4] =3,16; 50 > P > 30 %, die in der Verteilung des Retuschierungs- winkels erscheinende Abweichung ist also nur eine zufällige. Es ist unseres Erachtens überflüssig, die Detailuntersuchungen weiter fortzusetzen: die Werkzeuge der zwei Büdöspester Kulturschichten weichen in ihrer Länge signifikant voneinander ab; das Längen-Breiten-Verhältnis, die \ erteilung ihrer Retuschwinkel und Retuschierungsarten hingegen nicht. Die zwei Schichten vertreten daher zwei — zeitlich und technisch einander nahestehende — Grade einer Kultur. Wir halten das Material der unteren Kulturschicht für zu gering, um die feineren Distinktionen seines Verhältnisses zum Material der oberen Schicht statistisch werten zu können. Vielleicht werden einst eine neue Ausgrabung und die eingehende Untersuchung der Absplisse dazu die Möglichkeit liefern. Da aber das Material der zwei Schichten nur in der Länge voneinander abweicht, behandeln wir sie in unserer weiteren Arbeit gemeinsam und werden sie auf diese Weise mit den Werkzeuginventaren fremder Fundorte vergleichen. Die nächste Aufgabe ist festzustellen, zu welcher Kultur der Fund gehört. Da die bisherige Bestimmung »Artefaktwerkstätte des Szeletiens< war, soll er vor allem mit dem »Szeletien-Modell« verglichen werden: Fundort Blattsp. Schaber Stichel Klinge Kerbst. Kratzer Insg. Szeletien- Modell . . Biidöspest . . 0,3594 (63,25) 50,0 0,2274 150 (40,02) 202,5 0,0729 10 (12,85) 0,7 0,1684 13 (29,64) 96,0 0,1007 8 (17,72) 0,00 0,0712 8 (16,37) 4,0 0 / /0 100 176 von wo x2[ 5] = 353,2; P<<0,1%, das Werkzeugmaterial der Büdöspest- Höhle weicht also in signifikanter Weise von der bisher beobachteten Werkzeug Verteilung des Szeleiiens ab. Die Abweichung erscheint besonders im Anteil der Blattspitzen und der Schaber, d. h. jener zwei Eigentümlich­ keiten, die das Szeletien vor allem vom Bü'kker Spâtmoustérien absondern. Eben deshalb erwies sich die Notwendigkeit, einen Vergleich zwischen den auf ähnliche Weise hervorgehobenen Werkzeugen der Subalyukhöhle und der Büdöspest-Höhle aufzustellen: F u n d o r t B l a t t s p . S c h a b e r S tic h e l K lin g e K e r b s t . K r a t z e r In sg . Subalyuk. Spätmoust. . i (4,39) 2,61 183 (171.75) 0,74 6 (8,78) 0,89 1 2 (13,72) 0,21 4 (6,58) 1,0 1 8 (8,78) 0,07 214 Büdöspest . . 7 (3,61) 3,IS 130 (141,25) 0,82 1 0 (7.22) 1,07 13 (11,28) 0,26 8 (3,42) 1,23 8 (7,22) 0,08 176 Insgesamt . . 8 313 16 25 12 16 390 )[2[5 j = 12,1?; 5 > P > 2,5 % •, die Differenz zwischen den zwei vergliche­ nen Kulturen ist also nicht signifikant. Im Sinne dieser Untersuchung weicht das Material aus der Büdöspest-Höhle entschieden vom Szeletien ab, doch gilt das nicht für das Spâtmoustérien der Subalyuk-Höhle. Wir dürfen uns aber nicht mit einer einzigen Untersuchung begnügen: wir berechnen auch das A bro eich u n gsd iagram m , nehmen die Büdöspest- Höhle als Ausgangspunkt und vergleichen einerseits die frühe Kultur der Szeleta-Höhle, andererseits die Spät-Industrie der Subalyuk-Höhle mit dieser (das Hochmousiérien der Subalyuk-Höhle und das Hochszeletien sind derart entfernt von Büdöspest, daß es überflüssig ist, sie zu berechnen): F u n d o r t , L ä n g e L ä n g e / B r e it e R e t u s c h w in k e l S c h la g w in k e l B i f a z i a ­ li t ä t M S2 M S’ M s2 M s 2 Büdöspest . . 45,45 222,49 N = 226 62,9 198,18 N =226 66,15 105,38 N = 1 6 1 107,60 75,73 N = 50 28,51% N = 250 Szeleta, Früh . 44,85 286,00 50,04 295,05 79,08 67,80 109,11 66,67 (N = 395) 53,04 Subalyuk, Spät . . . 43,90 168,66 58,99 ■ 255,91 63,08 87,33 110,42 85,28 (N = 328) 27,67 Gemeinsame Streuung (s) 15,02 15,78 9,32 10,45 4,68 Die ausgerechneten Angaben: B ii d ö s p e s t / S u b a l y u k , s p ä t B ü d ö s p e s t / S z e le t a , fr ü h 1. L ä n g e .....................................—0,159 — 0,169 2. L'B-Verh.................................. 0,81 —0,25 3. Retuschwinkel.............................+1,38 —0,33 4. Schlagw inkel.............................+0,14 +0,26 5. B ifazialität..................................+5,24 — 1,27 Auf dem Diagramm (Abb. 4.) haben wir der Anschaulichkeit zuliebe als Punkt 6. auch den Wert des Chiquadrat-Tests hinzugefügt. Das Abwei- clmngsdiagramm beweist auf unmißverständliche Weise, daß die meisten uns zur Verfügung stehenden Parameter der Büdöspest-Höhle der Spütmousté- rien-Industrie der Subalyuk-Höhle viel näher stehen, als dem Friihszeletien. Genauer: die Büdöspest-Höhle steht zwischen den zwei Kulturen, aber bedeutend näher zum Moustérien. Nehmen wir aber in Betracht, daß in der Biidöspest-Höhle bereits Blattspitzenfornien vorhanden sind. In der Kontingenztabelle, in der wir das Material mit dem der Subalyuker Industrie verglichen haben, beträgt der beobachtete Wert der Blattspitzen fast das Doppelte des erwarteten Wertes, ferner erscheinen die »raclettes szeletiennes« als Vielfache der im Bükker Moustérien üblichen Menge; zugleich ist die Zahl aller Schaber insgesamt kleiner als der Erwartungswert, während die der Klingen, Krat­ zer und Stichel im Vergleich zum Moustérien gewachsen ist. All diese Tatsachen dürfen eindeutig dahin erklärt werden, daß die Büdöspest-Höhle jenen »missing linke darstellt, der die Subalyuker Fazies 13 Arheološki vestn ik 193 Sze/eto- Hohle, Fruhszeletien * ---------------------- Subo/y u k -Höhle, Spafm ous Ièri e n ------ Abb. 4. Abweicliungsdiagramm: Büdöspest-Höhle — Szeleta-Höhle — Subalyuk- Höhle S1.4. Diagram odklona: Jama Büdöspest — jama Szeleta — jama Subalyuk des Moustériens mit der Szeletien-Fazies verbindet. Diese Funde bieten dem Forscher besondere und glückliche Beobachtungsmöglichkeiten, was uns dazu anspornt, die in der Höhle poch bestehenden unberührten Schich­ ten den modernen Gesichtspunkten entsprechend auszugraben. Ebenso wol­ len wir auch in der Szeleta-Höhle graben. Die weiteren Untersuchungen werden wir auf die Ergebnisse der mikrostratigraphischen Sammelniethode aufbauend ausführen, wobei wir auch die geologischen Angaben im Auge behalten wollen. POVZETEK Nekaj podatkov o madžarskem szeletienu Avtor prikazuje s tehnološko-statistično metodo material nekaterih madžar­ skih szeletienskih najdb iz pogorja Bükk, ki so bile izkopane že pred daljšim časom, niso pa bile še objavljene v vseh podrobnostih. Poleg seznama orodij (kjer navaja tudi števila v odstotkih) podaja tabelarično tudi njihovo dolžino, dolžinsko- širinsko razmerje, kot in način retuširanja. Nadalje pa še razporeditev različnega surovinskega materiala, udarnih ploskev in udarnih kotov, kot najvažnejših para­ metrov starokamenodobnih industrij. Prikazana so naslednja najdišča: 1. Balla jama. Statistična primerjava z dvema kulturnima nivojema jame Szeleta (zgodnji in razviti szeletien) potrjuje, da vsebuje najdišče staro zgodnje- szeletiensko industrijo. 2. Puskaporoška skalna vdolbina. Raziskava industrije, ki je prej veljala za »pozni solutréen«, je pokazala, da je bil v skalni vdolbini za časa srednje razvitega szeletiena atelje, ki je po vsej verjetnosti pripadal jami Szeleta. 3. Diósgyor-T apolca jama. Jama je bila atelje jame Szeleta tako v zgodnjem kakor tudi v razvitem szeletienu. V zgornjih nivojih je szeletienu primešana neka rana mlajšepaleolitska kultura rezil. 4. Büdöspest jama. Prej kot »pozni solutréen« opredeljeni material sta v pre­ teklih letih Prošek in avtor imela za ateljejsko najdbo. Z izčrpno statistično analizo pa se je razjasnilo, da gre za moustérien (sensu stricto), ki se vriva med pozni moustérien jame Subalyuk in zgornji szeletien jame Szeleta. Najdba je toliko po­ membnejša, ker predstavlja eno najvažnejših prehodnih postaj med moustérienom in szeletienom. Ta prehod je v pogorju Bükk prav dobro zaznaven. 13* 195 1 a— b. Blattscliaber, Hornstein. ■ — 2. »à face plan«-Spitze, Quarzporphyr. — 5 a— b. Blattscliaber, Quarzporphyr. — 4. Bogenscliaber. patinierten Obsidian. — 5 a— b. Alternierender Schaber, Hornstein. — 6 a— b. Verdorbene Blattspitze, pati- nierter Obsidian. — I. Balla-Höhle. — 2.. 3.. 6. Puskaporoser Felsnische. — 4. Biidöspest-Hölile l a— b. Listasto strgalo, roženec. — - , 2. »à face plan« konica, kremenov porfir. — 4. Ločno strgalo, patiniran obsidian. — 5 a—b. Alternirano strgalo, roženec. — 6 a— b. Poškodovana listasta konica, patiniran obsidian. — i. Balla jania. — 2., 3.. 6. Pusfcaporòska skalna vdolbina. — 4.. 5. Jama Biidöspest Taf. II T, II 1 a—b. Beidfläcbig bearbeitete »limace«, Quarzporphyr. — 2 a— b. Asymetrischer Blattschâber, Quarzporphyr. — 3. Geradschaber, Quarzporphyr. — 4. Doppel- schaber — Bohrer, Quarzporphyr. — 6. Bogenschaber, Hornstein. — 7. »Raclette szeletienne«, Quarzporphyr. — 8. Gezahnter Schaber, Hornstein.— Büdöspest-Höhle l a— b. Obojestransko obdelan »limace«, kremenov porfir. • — 2 a— b. Asimetrično listasto strgalo, kremenov porfir. — 5. Ravno strgalo, kremenov porfir. — 4. Dvojno strgalo — sveder, kremenov porfir. — 5. Nazobčano strgalo, kremenov porfir. — 6. Ločno strgalo, roženec. — 7. »Raclette szeletienne«, kremenov porfir. — 8. Nazob­ čano strgalo, roženec. — Jama Biidöspest