übergeben dem National Garde Comit« in Laibach. s Unterzeichnete haben dem löbl. Ober-Commando der National-Garde ihren Austritt aus derselben angezeigt. In Folge eines Befehls vom 31. März d. I. wurde ein Comitt beim Magistrate ge¬ bildet, an welches die schriftlichen Enthebungsgefuche zu stellen wären, daher auch wir dahin an¬ gewiesen wurden. Als wir unsere Austritte anzeigten, bestand noch kein Comits, wir erkennen daher dieses erst nachträglich Entstandene nicht an; daher auch von einem allenfalls gefällten Ur- theile wie immer es ausfallen möge, wir keine Notiz nehmen. Damit aber das ganze Corps genau die Beweggründe kennen lerne, welche uns zum angeregten Schritte bestimmten, wollen wir uns aus freiem Antriebe herbeilassen, diesel¬ ben bekannt zu geben. Die National-Garde ist nach unseren Begriffen in jeder Beziehung ein Ehrenstand, in welchem alle Mitglieder ohne Unterschied des Standes und Ranges, ganz gleiche Rechte genießen. Jeder Lebenszeichen von sich gebende Körper muß einen Kopf haben, daher ist cs noth- wendig, daß die National-Garde, welche in mehrere Körper getheilt fein muß, auch verschie¬ dene Chargen als ihre Köpfe haben müsse. Se. Majestät der Kaiser haben ausdrücklich zu befehlen geruhet, daß alle Officiere und Chargen von den betreffenden National-Garden selbst und frei gewählt werden mögen. Es ist der ganzen ersten Compagnie hier zur Genüge bekannt, daß bei der im Schul¬ gebäude zuerst vorgenommcnen Wahl Ungebührlichkeiten vorkamen, welche freilich auf Rech¬ nung der Freude, der Neuheit, der Uebereilung zu stellen waren; indem unter Ausrufen ein¬ zelner Namen, — wenn auch später auf Einsprache des Gustav Heimann, diese Art der Wahl nicht gebilligt, und sodann nach Möglichkeit die Namen auf Zettel ausgeschrieben wurden, wo¬ von viele jedoch ganz unleserlich, andere wieder statt wie beschlossen, die Namen für vier Ofsiciere, nur einzelne Chargen bezeichneten, — die Wahl gleichsam beschlossen war. Das Resultat war: Herr Terpinz, Hauptmann; „ Hummel, Oberlieutenant; „ Zeschko, Lieutenant; „ Galle, ,, Bei der Aufstellung der Compagnie vor dem Magistrate zeigte sich der Mangel eines Ofsiciers, welchem der Herr Hauptmann dadurch begegnete, daß er Herrn Pauker ganz ohne Wahl zum Lieutenant bestimmte. Eine später dem Herrn Hauptmann darüber gemachte Bemerkung von Seite des Gustav Heimann, zog diesem dessen Unwillen dermassen zu, daß er ihm feine Charge überlassen wollte. Daß aber auch andere Stimmen über diese nicht geord¬ net vorgenommenen Wahlen sich mißbilligend vernehmen ließen, beweist das unterm 21. März bekannt gemachte Circulare, welches Hei mann im Original besitzt und wörtlich lautet: „Zur Einsichrsnahme für die k». Herren Herren National-Gardisten der ersten Compagnie." „ Eintracht macht stark und froh, „Zwietracht facht lichterloh „Leidenschaft an." „Die Stimmung über unpassende Wahlarten und schneckenartige Lebensgestaltung „wird immer lauter; hiedurch aber droht dem jungen Leben unserer Garde viel verderblicher „Keim für die Zukunft; soll dieser Keim nicht wucherisch aufschießen, so muß ihm gleich von „vorn herein offen und ernstlich begegnet werden; daher mache ich den Vorschlag:" „1) Neuerdings zusammenzutreten, und in aller Förmlichkeit die Wahlen zu „treffen." „2) Alsobald einen Epercier-Meister aufzunehmen, damit bevor noch die Lust erkaltet, „die Hauptsachen eingelernt werden können; und der Zopf der fehle hinten." „Laibach am 21. März 1848." „Gesehen:" „Karl Hummel, Oberlieutenant." „Fidelis Terpinz, Hauptmann." Dieses Circulare ward bekannt gemacht, und die somit vorzunehmenden neuen Wahlen am Tage unserer gehabten Kirchenparade am Magistrate vollzogen. Ob der Herr Ober-Commandant von diesem Vorgänge in Kenntniß gesetzt wurde, hat uns nicht zu kümmern, es ist Sache des gewählten Hauptmanns. Das Resultat dieser Wahl gab: Zum Hauptmanne Herrn Terpinz; „ ersten Oberlieutenant Herrn v. Fichtenau; „ zweiten „ „ Hummel; „ Lieutenant „ Aeschko; „ „ „ Pauker. Diesemnach waren diese Herren als unsere Officiere zu betrachten. Des anderen Tages glaubte Herr Hummel sich verletzt, angeblich: man hätte ihn vom ersten Oberlieutenaut zum zweiten Oberlieutenant degradirt, und legte schriftlich seine Stelle nieder, gleichzeitig seinen Austritt aus der Garde anzeigend. Herr Hummel stand bei uns in besonderer Hochachtung, und wir freuten uns unter feiner Leitung zu stehen. Eben deshalb war uns fein Schritt besonders befremdend, und Heimann war der erste, welcher vor Voreiligkeit warnte, und dabei den Antrag stellte, daß entweder von dieser Anzeige vorläufig gar keine Notiz genommen werde, oder doch wenigstens die nun hervorgerufene neue Wahl nur proviso¬ risch gelten möge, bis wir des nächsten Tages mit Herrn Hummel um Rücknahme seines übereilten Schrittes, Rücksprache gepflogen haben werden. Des Herrn Lieutenants Pauker gegebene Versicherungen, daß er vergebliche Versuche dießfalls schon gemacht habe, anderseitig, das mehrseitig sich erhobene, zwar nicht verständliche Geschrei, gaben sonach Veranlassung zur sogleichen neuen Wahl, unter Leitung des Herrn Hauptmanns Terpinz, und nachdem sich in der Nähe des Ofens ein Ruf „Galle" vernehmen ließ, war die neue Wahl schnell fertig, und die Mehrzahl der Zettel bestimmte Herrn Galle zum Oberlieutenant. Den Ausspruch des vorerwähnten Circulares „und der Zopf der fehle hinten" wollte Herr Hummel, obschon von ihm selbst ausgegangen, nicht beherzigen, im Gegentheile, was wir von ihm niemals geglaubt hatten, scheint er den Zopf vor- und rückwärts zu tragen. Zu un- serm nicht geringen Erstaunen, mußten wir nächster Tage erfahren, daß unser Herr Ober- Commandant weder diese noch die vorhergehende Wahl anerkenne, und eigenmächtig den Herrn Hummel, trotz seines freiwilligen Austrittes, als ersten Oberlieutenant, Herrn v. Fich¬ tenau als zweiten, Herrn Pauker und Galle als Lieutenants, und Herrn Ze sch ko als su- pernumerären Lieutenant zähle; während wir Herrn Galle nunmehr in Folge der erwähnten Vorgänge als uusern Oberlieutenaut betrachten mußten. Diese Eingriffe in die heiligsten Rechte unserer, Gott sey Dank endlich, wenn zwar nicht durch uns, aber doch errungenen freien In¬ stitutionen, diese Eingriffe in der vom Kaiser besonders bewilligten Rechte der freien Wahl, müssen jeden, der tief ergriffen von konstitutionellen Rechten ist, von der ungeheueren Wichtigkeit unserer Selbstständigkeit, empören. Diese Eingriffe scheinen noch Ueberbleibsel des veralteten Systems, wonach jeder den Haselstock fürchtend, auch stillschweigend erdulden mußte. Nun aber, sollen auch wir unsern Werth fühlen und erkennen, und soll der gebückte Mensch gerade gehen lernen, so darf er die Stützen dazu so lange nicht weglegen, bis die Gewohnheit des Gerade- gehcus sich fest bewährt, und nicht fürchten darf, wieder in seinen früheren gebückten Gang zu verfallen. Ebenso verhält cs sich mit den kaum errungenen Freiheiten, wovon auch nicht ein Haar gekrümmt werden darf, wenn der constitutionelle Geist sich in uns allen befestigen soll. Das Recht der Wahl bedingt auch das Recht der Absetzung, wenn überhaupt von einer Ab¬ setzung, die Garde betreffend, je die Rede seyn könnte; da als Gardist, ob Officier oder Charge, oder gemeiner Gardist, wir alle gleichen Ranges seyn sollen, und nur in Reihe und Glied, oder in dienstlicher Beziehung, dem selbst gewählten Officier rc. ein Vorzug gegeben werden muß, weil wir uns sodann seinen Anordnungen fügen sollen. Aus diesem Grunde ist das Austreten des Herrn Hummel mit Bezug auf die angegebenen Ursachen für das ganze Corps höchst beleidigend, weil derselbe klar und deutlich zu erkennen gibt, wie sehr es ihm um den Titel zu thun ist, welcher seiner Ansicht nach auch eine höhere Stellung im gewöhnlichen Leben be¬ dingt. Auf diese Art würde man dem Ehrgeize und der Rangsucht ein breites Feld öffnen, wo¬ durch nothwcndig Streitigkeiten entstehen müssen, während der Beruf der Garde gewiß ein hei¬ ligerer, ein wichtigerer ist. Professor Endlicher in Wien war, wie bekannt, Commandant eines Studenten-Corps, und in Folge einer neuen Wahl steht er nun unter den gemeinen Gardi¬ sten. Minister Pillersdorf stand vor noch nicht langer Zeit als Gardist Schildwache bei der National-Bank in Wien. Der hiesige Kaufmann Kraschowitz war Lieutenant, nun ver¬ sieht er Gardistendicnste. Sind etwa diese Herren ihrer bürgerlichen Stellung dadurch verlustig geworden, während es hier sogar supernumeräre Officiere geben soll? — Sind solche Titeln nicht höchst beleidigend für alle Gardisten? — Wir Unterschriebenen fühlen den Werth unserer Würde sowohl in unserer bürgerlichen Stellung, als wir ihn auch als Gardisten fühlten. Ebenso denkt wohl ein großer Theil des Corps, welcher aber noch befangen nicht den Muth hat Aeußerungen zu machen, wo es Noch thut. Lassen Sie, Verehrteste Cameraden! es nicht dahin kommen, bis auch dieser jetzt befangene Theil recht zu lodern anfängt, während der Unmnth nur noch glimmt; daher fort mit solchem Eintracht störenden Unsinn, und Ha¬ schen wir nicht nach dem Schaum, während die Wirklichkeit entschwindet. Bewegen wir uns frei und uugescheut in dem Kreise der gesetzlichen Ordnung, bleiben wir aber stets wachsam und eifersüchtig auf unsere constituttonellen Rechte, lassen wir sie uns nicht im geringsten schmä¬ lern. Aus diesem Grunde sollen wir nicht ablassen der Wahl der ersten Compagnie Geltung zu verschaffen, wonach Herr Terpmz, als Hauptmann; „ v. Fichtenau, als Oberlieutenant; „ Galle, „ „ „ Pauker, „ Lieutenant; „ Zeschko, „ als die rechtmäßigen Officiere anerkannt werden müssen. Leistet Herr Galle Verzicht auf feine Stelle, und die neue Wahl bestimmt Herrn Hummel als dazu berufen, dann wollen wir mit Freuden ihn als unsern Oberlieutenant be¬ grüßen. Bisdahin aber möge Herr Hummel sich mit der Gardistenstelle ebenfalls begnügen. Halten wir fest an den Grundsatz „Gleichheit'-, und nur in dienstlicher Beziehung haben wir Vorgesetzte. Gamaschen-Subordination vertragt unsere bürgerliche Stellung in keiner Be¬ ziehung — unser Wort genügt, daß wir in obberührtem Falle Folge leisten. Es bedarf keiner Bestätigung rücksichtlich unserer selbst gewählten Officiere von Seite des Ober-Commandos, eine einfache Anzeige muß genügen. Ueberhaupt wäre es zu wünschen, wenn in einigen Beziehungen, soweit wir schon Kenntniß von der Wiener Garde haben, auch wir aus unserem provisorischen Zustande kämen, und wir weisen ass besonders wichtig, auf die in der außerordentlichen Beilage zur Laibacher Zei¬ tung vom 1. April ausgesprochenen Ansichten eines National-Gardisten enthaltenen sechs Punkte hin. In Wien werden die Officiere alle sechs Monate gewählt, welchen Zeitraum wir aber zu kurz glauben. Wir haben Ihnen so gut als thunlich die Gründe unseres Austrittes aus der Natio- nal-Garde angezeigt. Ehe wir uns zu diesem Schritte entschlossen, hatten wir manche Rück¬ sprache gepflogen; statt unsere Ansichten ruhig dahinzunehmen, und sie nur auf den wich¬ tigen Gegenstand zu beziehen, ließ man der Leidenschaft, der Persönlichkeit, ihren freien Lauf. — Sonach einsehend, daß auf solche Weise Nichts zu nützen ist, während wir sogar überdieß von Mehreren ange feind et wurden, zogen wir endlich vor, allen diesen Herren aus den Weg zu gehen. Gerne, sehr gerne werden wir uns wieder bereit finden in ein Corps einzutreten, wel¬ ches die Wichtigkeit seines Berufes, Aufrechthaltung aller konstitutionellen Garantien, die Ruhe und Ordnung erkennend, aber auch alle jene Uebelstände, die uns zum Austritte veranlaßten, auf immer beseitiget haben wird. Bisdahin aber wollen wir uns jeder Berührung entfernt halten. Wenn wir aber wieder einzutreten das Glück haben, dann mögen Sie auch versichert seyn, daß unseren Begriffen nach, wir streng über alles wachen, und nicht das Geringste,— so weit es in unserer Macht liegt — von den uns zugestandenen Rechten, von wo immer der Versuch einer Reaktion gemacht werde, vergeben lassen werden. Daher Eintracht, Gleichheit! Wir dienen alle einer Sache, und handeln nur im In¬ teresse des begonnenen neuen Lebens. Fort mit allen leidenschaftlichen Persönlichkei¬ ten, sie bringen unnütze Erbitterung. Wir überlassen es nun Ihrem Gutdünken, ob wir in unseren Ansichten und unseren Handlungsweisen gefehlt haben. Laibach am 3. April 1848. Oustav Heimann. — sodann Haelnr^. Laibach 1848. — Eger'sche Buchdruckerei.