5t.c)VüttLK-°< r I) 547 Zur Siegesfeier der SchLcccht bei Sissek Verfasst von e 1 e v o. W cr ö i c s. Laibach IttiM. Druck »ud verleg vou ^g. v. Aleinina^r §c ,sed. Lainl'erg. I. '6t^as Programm für die in unserer Stadt am 22. d. M. stattfindende Schulfeier des 300. Jahrestages der Schlacht bei Sissek, das, anschließend an die Erinnerung für den 22. Juni des Jahres 1593, in passender Zusammenstellung auch der Tage von Wien (1683), Belgrad (1717 und 1789) und Sarajevo (1878) gedenkt, gestaltet unsere Festes-Rückschau, welche die in der «Tonhalle- zum Vortrage gelangenden Feierklänge als weiterausführender Text begleiten soll, zu einer Art geschichtlicher Wandelbilder, in denen gleichfalls außer auf den großen Tag von Sissek auch auf Vorangegangenes und Nachgefolgtes an hervorragenden entscheidenden Schlachten von Oesterreichs ruhmvollen Heeren gegen die Türken hingewiesen, beziehungsweise erinnert werden will. Dass auch hiebei auf die Antheilnahme von Krains Söhnen an diesen Kämpfen und Siegen auf den blutigen Walstätten außerhalb der Marken Krains vornehmlich Rücksicht genommen werden soll, liegt zugleich auch im Rahmen des feierlichen Anlasses. Nachdem der «Erbfeind der Christenheit» schon wenige Jahre nach der Schlacht von Nikopolis (1396) seinen ersten Einfall in unsere Heimat, in den Möttlinger und Tschernembler Boden, unternommen (1408), zählte man in den weiteren Decennien des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1472 noch acht «Visiten» dieser «Würger und Brenner» bei uns in Krain. Hatten die Hauptleute von Cilli 1471 an den Reichstag von Regensburg berichten müssen: -Das schöne Sittich liegt in Asche, Plettriach ist verwüstet, Gairau zerstört, im Sannthal zwei Klöster (Oberburg und Nazareth) und in den Vorstädten Laibachs ebenfalls zwei eingeäschert, Michelstätten und Münkendorf sind ausgeplündert, in Krain im ganzen 40 Kirchen zerstört u. s. w., alles ist versengt und in Wüsten verwandelt, was ihr Schwert erreichen konnte,» so erschienen im Lenze deS Jahres 1472 die Moslim abermals vor Laibach. Es war dies die «Fortsetzung des Elends und Unglückes des vergangenen Jahres». Die «bösen Besucher» kamen diesmal mit Wucht vor den Thoren Laibachs an und schlugen vor der Stadt drei Lager. Der eine «Haufen» lagerte in der Polanavorstadt und brannte die St. Peterskirche nieder, wie noch heute eine in der gegenwärtigen Pfarrkirche zu St. Peter befindliche lateinische Inschrift besagt; das zweite Lager befand sich in der Schischka, und die dritte feindliche Schar lagerte in der großen Schottergrube hinter St. Christoph, bis sie durch ein wohlgezieltes Feuern vom Schlossberge vertrieben und zur Flucht gezwungen wurde. Die befestigte Stadt selbst erwehrte sich also des Feindes, doch umso empfindlicher hatten die »»bewehrten Vorstädte und die Umgebung der Hauptstadt durch diesen Türkenanfall zu leiden. Das Andenken daran ward (vom Jahre 1584) alljährlich am Ostersonntag nachmittags durch einen festlichen Umzug aus der Pfarre St. Peter nach der St. Christophkirche gefeiert und im Anschlüsse daran in der Türkengrnbe ein Volksfest abgehalten, wobei die in der Grube versammelte Stadtjugend von den älteren Leuten außerhalb der Grube mit Aepfeln, Johannisbrot, Feigen und Pomeranzen beworfen wurde. Der feierliche Umzug hörte mit 1788 aus, und anlässlich der Erweiterung des Friedhofes von St. Christoph im Jahre 1872 wurde auch die Türkengrube verschüttet, so dass das ebenso lustige als charakteristische Volksfest von da an nicht mehr stattfinden konnte.* Im nächstfolgenden 16. Jahrhunderte mehrten sich die Einfälle des «Erbfeindes» in unsern von ihnen immer schwerer geprüften Heimatboden und trafen fast von Jahr zu Jahr ein, bald von Unterkrain durch die Gottschee, bald von der Poik und über den Karst her, und dann wieder aus der Gurkfelder Gegend und bis weit nach Oberkrain, nach Kärnten hin; denn immer auf weiteren Umwegen suchte der Türke auch von dieser Seite, aus Krain nämlich, seinen Weg nach dem Herzen Oesterreichs, und immer ward ihm von unseren wackeren heimatlichen Streitern mit Anspannung aller Kräfte, mit dem Aufgebote aller Mittel, mit der Aufopferung von Gut und Blut nach Menschenmöglichkeit abwehrend begegnet und der Weiterzug gehindert oder zu hindern gesucht. Bekanntlich machte sich aber der Türke mit immer größeren Scharen aus seinen Landen gegen die christlichen Lande auf, und schon glich bald ein Zug des Türken nach Krain, von auswärts besehen und im Hinblicke auf die Erschütterung der östlichen Hälfte unseres heutigen Gesammtreiches unter ihren Gewaltschritten nur mehr einem Wetterleuchten. Das fürchterliche Schlachtgewitter bei Mohacs am 29. August 1526, das, wie so vielen Größen des Ungarreiches und dem größten Theile des Heeres, auch dem letzten selbständigen Könige Ungarns, Ludwig II., dem Gemahl der geistvollen Schwester Kaiser Karls V., den Tod gebracht, nahm das Interesse von ganz Europa in Anspruch, denn dieser Tod, so tief betrauert er worden von der den Heldenmuth ihres «allerliebsten Herrn» in meisterhaftem Liede beklagenden Königin Maria, er brachte das herrliche Ungarland an Ludwigs Schwager, den Gemahl seiner Schwester Anna, an König Ferdinand I. von Oesterreich zu ununterbrochener Vereinigung mit dem erlauchten Hause Habsburg. Für «König» Ferdinand zog dann gar bald auch Laibachs helden-müthiger Bischof, Christoph Räuber, der den Hirtenstab und das Kriegsschwert gleich sicher führte, und ein treuer Berather wie ein unerschrockener Heerführer in den Türken- und Venetianerhändeln schon an der Seite des «letzten Ritters» Kaiser Maximilians I. gewesen, gegen Agram, um «König- Ferdinands Rechte gegen Zapolja's Ansprüche zu vertheidigen. Und ein Jahr später, als jene Maria von Ungarn (1527) von einem neuen verheerenden Türkeneinbruch in Krain vernommen, da richtet sie an den bei ihr in hohem Ansehen gestandenen Bischof Christoph von Laibach ein Schreiben voll selbstverleugnender Demuth, worin sie die Türkeneinfälle als eine Geißel und gnädige Ruthen Gottes bezeichnet.** In der That, an Selbstverleugnung, Demuth und Unterwürfigkeit unter den göttlichen Willen musste man nebst Opfersinn und Opferfreudigkeit in diesen Tagen der härtesten Prüfungen in Oesterreich durchwegs, von höchst zu niedrigst, in reicher, unversieglicher Fülle üben. Hatte doch Oesterreichs schöne, vielgepriesene Hauptstadt, die Residenz seines Regenten Ferdinand I., hatte die Wiener Stadt 1529 das volle Maß der Bedrängnis durch den Erbfeind durch mehr denn drei Wochen zu tragen in ihrer ersten Belagerung, da der Sultan Solyman selbst vor dessen Thore gerückt. An der ruhmvollen Vertheidigung der ungenügend gerüsteten Stadt durch Niklas Grafen Salm, die Bürger und die Besatzung Wiens, hatte das Land Krain unter * Levee: «Die Einfälle der Türken in Krain und Istrien» (bis 1491), Jahresbericht der k. k. Staats - Oberrealschule in Laibach 1899/91, >>. 21 1. ** Schönleben: «Predigt zu Ehre» des heil. Joseph», nach dem Original des Briefes der Königin im Archive zu Oberburg. Salzburg 1675. (Stiftsbiblivthek in St. Paul in Kärnten.) den Räthen und Officieren des Regenten sowie unter den Besatzungstruppen seine Vertreter an mehr als einem halben hundert aus seinem kriegstüchtigen und kriegsgeübten Adel: Auersperg, von denen der eine, der wackere Hans von Auersperg, bei diesem Hilfszug das Leben eingebüßt, Apfaltrern, Gall, Katzianer, Lamberg, Thurn und viele andere, und Ferdinands Lob: «Krain ist ein kleines aber liebes Landl, daraus man eine ziemliche Anzal Obriste, vill geschweige» Hauptleut haben kann», bezieht sich zuvorerst auf diese Antheilnahme von Krams stets bereit gehaltenem «gerüsteten Zuzug» an der gelungenen Zurückweisung des Türken vom letzten wichtigsten Bollwerke der Christenheit. «Ein Porten und Schlüssel des ganzen Teutschen Landes jetztgemelter Christenheit», wenn dieselbe von den Türken erobert worden wäre, nennt die also vor der Vernichtnngswuth des Erbfeindes gerettete Residenzstadt Peter Stern von Laibach, der an der Seite des königlichen Rathes der niederösterreichischen Regierung, des Herrn Trojan I. von Auersperg (Vaters des Helden Herbard Vill. von Auersperg), als «lateinischer Kriegssecretarins» diese erste Belagerung Wiens mitgemacht und dieselbe in einer noch heute erhaltenen Schrift «kürzlich» (inkürze) «angetzaigt» (beschrieben) hat. Diese mehrfach interessante Schrift unseres Landsmannes erschien, betitelt: «Belagerung der Statt Wien» ... und datiert Wien, 19. November 1529, in Wien (bei Hieronymus Viktor) in Druck (16 Bl., 4°), und es sagt der Verfasser, dass er dieselbe «vornehmlich um des gemeinen Mannes willen unternommen habe, der solche Kriegshandlung zu beiden Seiten geübet und gern ein wenig Wissen davon hett». Er meint damit auch die Bewohner der durch die Belagerung Wiens sowie durch den An- und Abzug der Türken hart mitgenommenen Umgebung der Residenz sowie die Theilnehmer an jenen christlichen Streifcorps, die zur Begegnung des Feindes aufgeboten waren und deren eines auch ein Krainer, Siegmund von Weixelburg, mitbefehligte, gleichwie kurz vor der Annäherung der Türken an Wien der Bischof Christoph von Laibach und sein «Legat» Stefan Piller dem Feldherrn Ferdinands in Kroatien, Grafen Thurn, etliche starke Schwadronen Kürassiere zu Land und etliche Tausend «teutsche Knechte» zu Wasser die Save hinab zuhilfe geschickt hatten. In dem reizenden Sannthale jenseits der Steiner Alpen, an dem Dome zu Oberburg, da findet man unter anderen Grabdenkmälern auch einen Grabstein mit der allegorischen Darstellung nach Aesops Fabel, wie der Fuchs den Storch zu Gaste lädt und dann auffrisst. Es ist das der Grabstein des in der Geschichte der Türkenkämpfe vielgenannten Feldhauptmannes Katzianer, dessen Glücksstern durch schwer aufzuklärende Vorgänge in der Unglücksnacht von Esseg (1537) nntergieng und der dann, aus dem Gefängnisse flüchtig, in Kroatien, wo er gegen Ferdinand konspiriert, vom Grafen Zriny während eines Gastmahles erdolcht und von dessen Diener vollends erschlagen worden (27. October 1538). Unter der von den Türken 1537 bei Esseg gemachten reichlichen Beute hatte sich aber auch ein ganz besonders großes Geschütz befunden, die sogenannte «Katzianerin», welche noch durch ein halbes Jahrhundert ihren Namen zu Ehren brachte. Auf diesem ehernen Rohre ward 1566 dem in Wort und Bild durch Jahrhunderte fort vielgefeierten Helden von Sigeth, dem so oft vorher vom Glücke begünstigten Türkenbesieger, dem gewiss noch lange hin in der Meisterdichtung Theodor Körners über die weltbedeutenden Bretter schreitenden Nikolaus Zriny, nachdem er todverachtend mit seiner ihm an Heldenmuth ebenbürtigen Schar aus der mit Aufgebot aller Macht glänzend vertheidigten Veste sich in die Feinde geworfen und den gesuchten Tod gefunden, das Haupt noch vom todten Rumpfe getrennt. Von ihm singt das dalmatinische Volkslied. Hin zur schwarzen Erde sinkt der Banus, Hin zur schwarzen Erde todt ein Leichnam. Edler Zriny! Frieden deiner Seele, Wer wird jetzt der Türken itopse mähen? Fünf Jahre auf den Tag von Sigeth folgte aber bekanntlich die berühmte Seeschlacht von Lepanto (7. October) 1571, in welcher die christliche Flotte unter Don Juan d'Austria, Marc Antonio Colonna und Prinz Alexander Farnese mit 15 Galeeren und 10- bis 12.000 Streitern die 130 Kriegsschiffe zählende Flotte der Osmanen besiegte, die in dieser Schlacht 30000 Mann an Todten und Gefangenen verloren hatten; ein großer, ein herrlicher ... Sieg dem Christenvolke, Jubelts durch die Pulverwolke. Stille wird's, der Dampf verraucht. Spanier, Deutsche, Johanniter, Wer belvies den höchsten Muth? Jeder Kämpfer war ein Ritter, Jeder Harnisch troff von Blut. Don Colonna, Don Farnese, Gross im Heldenbuche lese Jede fernste Nachwelt euch; Doch der höchste Stern der Ehren Glänzt euch, spanische Galeeren, Don Juan von Oesterreich ! * II. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an hatte man von Seite der christlichen Grenzvertheidigung immer zahlreicher Unternehmungen auf das türkische Gebiet ins Werk gesetzt, um den verheerenden Einfällen des «Erbfeindes» zuvorzukommen, und ist es namentlich der krainische Held und Staatsmann Herbard VIII. von Auersperg,** damals noch Hauptmann in Zengg, gewesen, der in umsichtiger und glücklicher Weise solche Einfälle auf feindliches Gebiet leitete. Es waren diese Einfälle unsererseits zugleich eine tüchtige Schule für den jungen heimatlichen Adel, der sich hiebei die ersten Sporen im Felde verdiente und zu späteren höheren Posten in« Heere der Grenzvertheidigung praktisch heranbildete. Und auch später noch, als Herbard bereits den Rang eines «Obristen Leutenampts» an der kroatischen Grenze und eines Landeshauptmannes von Krain bekleidete, unternahm er ab und zu solche «Parteigänge» wider den Türken, bis er auf dem letzten derselben den Heldentod fand. Um nicht die Moslim in seine krainische Heimat herüberznlassen, gieng Herbard Freiherr von Auersperg 1575 ihnen mit einem «kleinen Häuflein seiner Diener und anderem wenigen Volk, so er in der Eile aufbringen mochte», bis zur Beste BuduSki entgegen, mit dem festen Entschlüsse, sich dem Vaterlande zu opfern und dadurch das weitere Vordringen des Feindes aufzuhalten. Der ungleiche Kampf am 22sten September endete mit der Vernichtung der christlichen Streiter. Herbard von Auersperg ward nach rühmlichem Streite und Tödtung vieler Feinde erschlagen und seine Kopfhaut als Siegeszeichen nach Constantinopel gesendet, später aber von der Familie gegen bedeutendes Lösegeld zurückerhalten, um fürderhin auf Stammschloss Auersperg sammt der seines Waffengenossen Weixelberg für die kommenden Geschlechter bewahrt zu werden. * Hermann Lingg. ** Vergleiche mein: «Herbard VIII. von Auersperg, ein krainischer Held »iid Staatsmann-(1528 bis 1575). Wien, W. Braumüller, 1862. Das Hinscheiden des wackersten Helden betrauerte das zeitgenössische Volk von Krain durch eine allgemeine tiefe Trauer, die sich durch das lauteste Weheklagen bei der zu Laibach veranstalteten großartigen Leichenfeier äußerte, an welcher Leichenfeier die ganze Stadt und Abgeordnete aus allen Landestheilen Antheil nahmen. Erzherzog Ferdinand von Tirol erbat sich von der Familie für seine historischen Sammlungen aus Schloss Ambras — später k. k. Ambraser Sammlung in Wien — das Porträt des Helden, das sich heute im k. k. Hofmusenm zu Wien befindet, und in unseren Tagen geruhte Se. Majestät Kaiser Franz Joseph I. zum Andenken an Herbards VIII. von Auersperg ruhmvolle Thaten sein Standbild aus Marmor im k. k. Arsenal zu Wien aufstellen zu lassen. Dem Tage von Budaski, der über das Land Krain durch den Verlust eines seiner trefflichsten Söhne so großes Leid gebracht, folgte bald die von den schrecklichsten Greueln begleitete Einnahme von Schloss Möttling in Unterkrain (1578), von welcher eine alsbald nach dem Ereignisse in Druck ausgegangene Neue Zeitung der Welt Kunde gegeben: »Eine warhafftige vnd erschröckliche Newe Zeitung, Wie der Türk ist den 28. Marth für die Stadt Medlinge gezogen vnd eingenommen hat, wie er allda 2000 Menschen vmbracht und weggeführt hat . . . (Laibach) Lnno Mb>XXVIII.» Es wird darin unter Anführung anderer vom Erbfeinde in gewohnter Weise geübten Schandthaten auch erzählt, wie der Türke, als er am 12. April die Stadt endlich eingenommen, sich von den Rathsherren zuerst den Schatz weisen, dann den Bürgermeister an den Pranger stellen und mit Pfeilen durchbohren, schließlich den geköpften Leichnam desselben sowie die in gleicher Art misshandelten Leichname der Rathsherren in den Rathssaal setzen ließ mit der höhnenden Aufforderung, die also hier versammelten Rümpfe sollten nun «einen guten Rath halten!» Im Hinblicke auf die Fülle solcher Schmach und Unbill, wie sie das Land Krain nun schon durch nahezu zwei Jahrhunderte durch den Erbfeind der Christenheit erfahren, findet man es wohl begreiflich, dass genug Rachegesühl angesammelt war, um dem Türken es bei guter Gelegenheit einmal ausgiebig heimzuzahlen. Dieser Tag der Rache kam im Jahre 1593 mit dem Festtage des heil. Achatius (22. Juni), wo angesichts der vom Erbfeind belagerten Veste Sissek das kleine christliche, aus Krainern, Kärtnern, Steirern, Kroaten, Schlesiern und anderem «teutschen Kriegsvolk» von nicht ganz 4000 Mann unter Führung von Andreas von Auersperg, der im vorhergegangenen Kriegsrath durch sein entschiedenes Auftreten das Vorgehen gegen den Feind durchgesetzt, Ruprecht von Eggenberg, Ban Erdödy, Adam Räuber und Melchior von Rödern die vierfach überlegenen Scharen der Türken unter Hassan Pascha von Bosnien — einem abtrünnigen Christen — derart vernichtete, dass der Pascha selbst mit sechs Begen und vielen anderen vornehmen Türken — darunter auch zwei Enkeln von Sultaninnen — und bei 8000 Mann niedergesäbelt und in die hier zusammentreffenden Flüsse Kulpa und Odra getrieben wurden, um darin den sicheren Tod des Ertrinkens zu finden, da die steilen Ufer ein Entrinnen unmöglich machten. Wir glauben aus der außergewöhnlichen Menge der über diesen unerwartet glänzenden Sieg bestehenden gedruckten und ungedruckten Berichte, Relationen, Briefen, Neuen Zeitungen u. s. w., die sich znmtheil mehrseitig, namentlich aber in dem einen Punkte, welchem der Führer die Ehre des Tages eigentlich zu gönnen sei, widersprechen, eine ebenso klar als einfach und bescheiden gehaltene zeitgenössische Darstellung wörtlich zum Abdrucke zu bringen, die darüber unter dem Titel: «Geschichts-, Erzähl- und Beschreibung» vorliegt. Sie lautet: «Nachdem Hassan Baßa anß Bvßnia nach laut sowol der eingelangten gewissen Nachricht vnd Khundtschafften als auch der Gefangenen selbst aigner Aussage eine Armee bei 30.000 starkh zu Roß vnd Fueß versamblet, khambe er mit Hellen Haussen sambt Neun Stükhen grobem Geschütz, darundter das sürneinbste die Khaziänerin* Ware, vnter Sissekh im Wündischlandt, belagerte, berennete vnd beschösse dasselbe ohn-auffhörlich und als er die Ankhunft unseres bey 4000 Mann zu Roß vnd Fueß bestehenden Christenvölkhleins vernambe, schlüge er über den Khulpfluß eine Prukhen, sezte mit 18.000 des besten Kherns seines Volkes maistens zu Roß dieserseits der Khulp der unsern Truzlich erwartende, so auch vnerschrockhenen, herzhafft und tapfern Gemüets in voller Hoffnung zu Gott erschienen; den Rest aber seines hauffens hintr ließe er jenseits im Lager vndter Commando des Kurt weeg (Beg) von Vuzhiton und Operti Beg von Hleuna, so da der Vöstung Sissek mit stetem Canonieren höfftig zusezten. Dessen ungeachtet wurde der Trotzige Feind in dem Namen Gottes von denen Khärner (Kärntner), Kramer und Carlstettischen 600 Archebusier reitern herzhaft angegriffen, repousiert, getrennt und vollends gar in die schändliche Flucht geschlagen, ja mit Zuesetzung des andern Christenvölkleins (den 500 schlesischen Reitern des Herrn von Rödern und den teutschen Knechten des Ruprecht von Eggenberg) sogestalten ritterlich überwunden, dass von denen herübergesetzten 18.000 Türken nur bey 2500 (?) Mann entkommen, der Rest wurde in die Kulp gesprengt, ersauffet, zertreten und niedergemacht, das Geschütz samt andern im Lager gefundenen reichen Beuten erobert, dahingegen von den Unsern sehr wenig verloren gegangen. Des Hassan Baßa Todter Körper wurde auß der Kulpa gezogen und an einem lustigen Ort begraben, so aber von den Türken zu Nachts ausgegraben und nach Baina-luka (Banjaluka) geführt, dessen, wie auch des Menü Beg (von Zwornik) Kopf samt sechs türkischen Hauptfahnen vnd sein des Baßa Hörpaukhen, darauf man nach Türkischer Art geschlagen, seind den 28. Juny lauffenden 1593. Jars dem Herrn Andrem von Aursperg, Obristen an Gränizen unter dem Einritt zu Carlstadt triumphando vorgeführt und getragen, er Obrister selbst unter Lösung des Geschützes mit grossem Jubel vnd Frolokhen jedermanns siegprangend ankhomen, vor (für) welchen so herrlichen vnd wnnderbahren Sieg vnd victoriosen Triumph sey Gott gedankht, auch Immer und ewig gelobt, geehrt und gepriesen. Amen.» In welcher großartigen und nachhaltigen Weise der Sieg von Sissek von der Mit- und Nachwelt gefeiert worden, dafür geben die auszeichnenden Schreiben und Anerkennungen für unseren Andreas von Auersperg durch Kaiser und Papst, dafür geben die im Laufe der Zeiten her mehrfach angefertigten Schlachtbilder — davon eines, das große Oelbild auf Kupfer, im hiesigen Landesmnseum und eine Freske im Schlosse Kreuz bei Stein des Otto Freiherrn von Apfaltrern noch heute erhalten —, davon geben das slovenische Volkslied vom Adam Räuber und alte deutsche Reime, davon geben eine Anzahl lateinischer Gedichte Zeugnis ab, in erster Reihe das «In Luraasmum ojuuüom (llugsan llosnonsis Oussuo) nostris «uoorclotikus illu-üontem», ein sarkastisches Epigramm auf des Renegaten Hassan Schmähung der Beichtformel «Non culpa» durch seine spöttische Anspielung, die Kulpa (der Kulpa-fluss) gehöre zu seiner Grenze, mit der treffenden (bei Valvasor u. a. also in deutsche Verse gebrachten) Pointe: Mein ist der Schuldfluss! Recht! den», Hassa», du musst zechen Dich in der Kulp zu Tod, und diese Schuld (eulps.) ist dein. Ganz Constantinopel gerieth in Aufruhr über die erlittene unerwartete und großartige Niederlage, und das Jahr der Schlacht bei Sissek ward im Buche der türkischen Geschichte als «das Jahr des Verderbens» eingezeichnet. * Die «Kazianerin» befand sich dann auch unter der den Türken abgenommenen großen Beute an Schützen aller Art, da das ganze türkische Lager in die Hände der christlichen Streiter siel. (Anm. d, Verf.) Im Anschlüsse an unsere Skizzierung der Borgänge am 22. Juni 1593 möge hier noch die «Specifikation» Platz finden, die über die Streitkräfte der Christen und Türken der oben wiedergegebenen «Gcschichts Erzehl- vnd Beschreibung» angefügt erscheint. -Specifikation Jener Christenheubter, so diesem Sieghafften Treffen mit und beigewesen. Herr Andree von Auersperg, Herr zu Schönberg, Obrister der Cro-batischen und Möhrgränzen mit 300 Carlstetterischen Archebusierpferden, Herr Ruprecht von Eggenberg auf Ehrenhausen Röm. Kays. Mas. geordneter Kriegscommissarius mit 3 Fähndl teutschen Fußknechten, Herr Christoph von Obritschan zu Altenburg Einer Löbl. Landsch. Kärnthen bestellter Rittmeister über 100 Archebusier-Reiter, Herr Adam Räuber zu Weinekh und Kreutberg Einer Löbl. Landschaft in Crain Rittmeister über 200 Archebusier-Reiter, Herr Melchior von Rödern Freiherr auf Friedland und Seidenberg Obrister über 500 Schlesingische Pferd, Herr Thomas Erdödy Ban im Windischland (Kroatien), mit seinem Landvolk zu Roß und Fuß, Herr Alban Großwein zum Weyer, Obristlieutenant an den Windischen Grenzen mit dem Grenzvolk zu Roß und Fuß, Herr Peter Erdödy, Freiherr, Uskoken-Hauptmann, mit seinen Üskoken und Hußaren, Herr Stephan Tachy Freiherr von Stattenberg mit seinen Hußaren, Herr Martin Pietschnik zu Altenhof und Steerhof, Hauptmann, mit seinen weiß- und grün Nöcklein unter Herrn Alphonso Grafen Montecucoli Obristen, Herr Georg und Siegmund Paradeiser zu Neuhaus, Hauptleut mit 160 Karnerischen und Carlstädterischen Musquetieren». Dann folgt die -Specifikation» -derjenigen Türkenhänbter, so diesem ihrerseits nnglückhafftem Treffen mit und beygewest: Haßan Baßa in Bosnia seines Geschlechts ein Chriseiovitsch. Seffer Beg von Zernik sein des Haßan Baßa Bruder, Meinem Beg von Suornik, der Beg von Orechouiz, Mechmet Beg von Herzegovina des Türkischen Kaysers Schwestersohn, Ramatan Vojvoda gewester Beg aus Chanderia. Alle diese sechs vornembste Heubter des Türkischen Höres feint theils im treffen geblieben, theils aber in der Kulp elendiglich ersoffen. Ibrahim Beg aus der Lyka, vnd der Beg aus der Poshega die seind aus der Aktion flüchtig worden vnd niit Leben davvon kommen. Kurt Beg zu Vushitan des Ferrat Baßa in Boßen Sokolovitsch Sohn vnd Operti Beg ans Hleuna hat Haßan Baßa jenseits der Kulp bei den Stucken gelassen und sich aber zeitlich mit der Flucht salviert vnd aus dem Staub gemacht haben.» III. Wieder, wie im Jahre 1529, ward der Türke bei seinem zweiten Erscheinen vor Wien im Jahre 1683 in heldenhafter Abwehr zurückgewiesen von der Residenz des römisch-deutschen Kaisers. Die Befreiung von der -zweiten Türkenbelagerung Wiens», über welche anlässlich der im Jahre 1883 in Wien begangenen 200jährigen Feier ihrer glücklichen Beendigung eine stattliche Zahl von Festschriften erschien, «ist — wie Albin Reichsfreiherr von Teuffenbach zu Tiefenbach und Maßweg, der rühmlichst bekannte Verfasser des ausgezeichneten -Vaterländischen Ehrenbuches-, ebenso schön als treffend bemerkt, «eine der denkwürdigsten Thaten der gesammten neuen Geschichte, ein glänzendes Zeugnis, was Bürgermuth und Unterthanentreue vermögen, wenn diese herrlichen Tugenden für das allgemeine Beste hervortreten und richtig verwertet werden». WaS das hartbedrängte Wien in der Zeit vom 14. Juli, dem Tage der Einschließung der Stadt durch den Erbfeind, bis zum endlich erfolgten Entsätze am 12. September an Noth und Angst, an Krankheiten und Mühsalen aller Art ausgestanden, darüber gibt das zeitgenössische Werk von Hoke über diese Belagerung Wiens genügende Auskunft, aber auch darüber, wie die christliche Charitas, allen voran der leuchtende Edelsinn der Gemahlin Kaiser Leopolds l., der ebenso frommen als starkgeistigen Kaiserin Eleonore — die hohe Frau namentlich durch Einführung einer Volksküche für die ärmsten der armen und hilflosen Bewohner Wiens — in diesen Tagen grenzenloser Trübsal vorsorglichst waltete. Wie das stets hochflatternde Banner in der Vertheidigung Wiens durch seine braven Besatzungstruppen: 14,000 Mann kaiserliche Soldaten, 8 Compagnien Bürgerwehr mit 1800 Mann und eine ebenso große Anzahl an Studenten und Zünften — unter ersteren auch eine Anzahl Krainer Studenten — der unvergleichliche Commandant von Wien, General Graf Rüdiger Starhemberg, in fester Hand gehalten, wie ihm die Generale Graf Daun, Colalto, Scherfenberg, Touches, Oberst Siegbert Graf Heister, als Freiwillige Trautmannsdorf, Fünfkirchen und Salaburg, wie Kielmannsegge, der Bischof Kollonits — der schon als Maltheser tapfere Dienste gegen die Türken geleistet — der thatkräftige Bürgermeister Liebenberg, General-Kriegscommissär Capliers, Artillerie-General Börner und andere, jeder in seiner Art wacker und unentwegt an der Seite gestanden, wie anderseits vor den Mauern der eingeschlossenen Stadt die endlich vom Kahlenberge her anrückende Armee von 27.000 Oesterreichern, 26.000 Polen, 11.400 Sachsen, 11,300 Baiern und 8400 Mann aus dem fränkischen und schwäbischen Kreise unter ihren obersten Befehlshabern, dem Polenkönig Sobieski, Herzog Karl V. von Lothringen, dem Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen und Max Emanuel von Baiern, und der stattlichen Anzahl von anderen Befehlshabern, darunter Markgraf Ludwig von Baden, Prinz Eugen, der nachherige FM. Lord Franz Taaffe und die Blüte des österreichischen, deutschen und polnischen Adels, das unter dem Großvezier Kara Mnstapha vor Wien lagernde, 200.000 Mann starke Türkenheer zum schmählichen Abzüge zwang und damit den «löwenkühnen Vertheidigern Wiens» die lang- und heißersehnte Errettung brachten, das steht in dem Buche der Weltgeschichte mit unauslöschlichen Lettern geschrieben. Die Wiener aber sagten, als das siegreiche Entsatzheer in die blut-übertünchten Mauern der Residenz einzog: «Der Herzog von Lothringen und Graf Starhemberg haben durch das Eisen, Fürst Ferdinand Schwarzenberg (der eine halbe Million an klingender Münze zu Kriegszwecken beigesteuert) durch Geld, Bischof Kollonits (der nebst anderen Gaben auch 500 im türkischen Lager gefundene Christenkinder in Pflege und Erziehung genommen) durch seine Liebe die Wiener Stadt gerettet!» Des geschlagenen und in Belgrad Hingerichteten Kara Mnstapha Schädel und Todtenhemd befinden sich noch heute im Museum der Stadt Wien. Zahlreiche ältere und neuere Denkmäler aus Stein und Erz in und außer Wien — darunter in erster Reihe die neue St. Josef-Votivkirche an der Türkenschanze zu Weinhaus bei Wien, die Kirche mit der Gedenktafel auf dem Kahlenberge bei Wien, das schöne Grabdenkmal Rüdigers von Starhemberg in der Schottenkirche zu Wien — wo der heldenmüthige Vertheidiger Wiens nach seinem 1701 erfolgten Tode die ewige Ruhestätte gefunden — das neue Liebenberg-Denkmal auf der Mölkerbastei (Bürgermeister Liebenberg hatte bekanntlich mit eigener Hand Schiebkarren Erde zu den Vertheidigungsarbeiten an den Basteien zugeführt), die Marmorstatuen des Grafen Starhemberg und Cardinal Kollonits auf der Elisabethbrücke in Wien, sowie das zur Ausführung vorbereitete, für den St. Stefansdom in Wien, von dessen später sein Wappen schmückendem, weithin schauendem Thurme auf dem historisch gewordenen «Bankel» Starhemberg die Recognoscierung des Feindes vorgenommen und ein gut Theil der Vertheidigung geleitet, bestimmte herrliche Denkmal, von dem Se. Majestät Kaiser Franz Josef I. bei der Besichtigung dessen Modells zu äußern geruhten: «Wenn das Denkmal auch nur schon im Stefansdome stünde,»* * Dr. Hans Maria Truxa in seiner äusserst anziehenden Schrift: -Erinnerungsdenkmäler der Befreiung Wiens aus der Türkennoth des Jahres 1688.» Wien 18V1, Seite 16. all diese und so viele andere Beweise pietätvoller Erinnerung an die unvergänglichen Thaten jener «Befreier Wiens» sind ebenso viele glänzende Belege für die dankerfüllte Erkenntnis der Zeitgenossen und der Nachwelt von der gewaltigen welthistorischen Bedeutung der Befreiung Wiens von den Türken im Jahre 1683. Unzählig schier waren aber die Verse, in denen in allen Zungen die Heldenthaten der christlichen Streiter in und uin Wien von 1683 gepriesen worden von Mit- und Nachwelt. Wie das alte slovenische Volkslied als «?686m oä Ourmja», welches unser Anastasius Grün — Anton Alexander Graf Auersperg — schon 1839 in Hormayrs Taschenbuche in deutschen Reimen nachgedichtet, den Entsatz Wiens zur Zeit schon gefeiert, so hat ein noch lebender heimatlicher Dichter, Dr. Constant von Wurzbach, in seinem bekannten Meistersänge: Aus der «verschollenen Königsstadt», worin er die glänzende Antheilnahme der Polen an der Befreiung Wiens gefeiert, auch dem an dem Rettungswerke so hervorragend betheiligt gewesenen, im hohen Ansehen bei Kaiser und Volk gestandenen Kapuzinerpater Marcus d'Aviano ein würdig poetisch Denkmal errichtet, dein unser Sänger, als dem vom Hinabzuge aus der Leopoldsburg (bei Wien) das Entsatzheer der Polen segnenden Prediger, die herrlichen Worte in den Mund legt: Zieht dahin ihr Heldenscharen, Lasset euer Schwert gewittern, Dass davor die Heiden zittern, Kämpft, um dieses Kreuz zu wahren! Seid ihr auch von fremdem Stamme, Euch Ein Glaubensreis uniblühet Und in euren Herzen gliiher Eines Gottes heil'ge Flamme! IV. Dem siegreichen, glänzenden Entsätze Wiens 1683 folgte nicht lange darauf die vom «edlen Ritter», dem Prinzen Eugenio von Savoy, den Türken gelieferte entscheidende Feldschlacht bei Zenta am 1l. September 1697. Den die Zeiten her in Hunderten von Büchern gepriesenen großen Erfolg und die materielle Bedeutung dieses letzteren denkwürdigen Sieges hat Anastasius Grün, Anton Alexander Graf Auersperg, in seiner poetischen Verherrlichung der Heldenthaten des «kleinen Abbö-* in die Verse gefasst: Türk'sche Beute Rosse tragen Sieben Tausende sie kaum, Aus des Sultans tausend Wagen Hat die ganze noch nicht Raum. Sechzigtanscnd von Kameelen Sollen mühsam schleppen dran, WaS die Todten nicht erzählen Dreisngtausend aus dem Plan. Aus zehn Tonnen von Ducaten Spricht es laut init gold'nem Mund, Was vielhundertfäch ihm** thaten Fahnen schon und Rossschweif kund. * Prinz Eugenius, «In der Veranda , p. l!ll—215. ** Dem Kaiser Leopold die an ihn gleich nach der Schlacht eingesandten erbeuteten Feldzeichen des Feindes. Und besiegelt sei das Ganze Mit dem Sultanssiegel hier, Das vom Hals ich in der Schanze Nahm dem sterbenden Vezier, Doch der langgerathnen Worte Kurzgefasster Sinn ist der, Hingcschmettcrt ist die Pforte, Schlafe ruhig, hoher Herr. Zur Verfolgung dieses so ausnehmend gelungenen Sieges machte aber Eugen — der große Staatsmann — einen Einfall in Bosnien am 13. Oktober 1697, «um — wie das vom k. und k. Generalstabe herausgegebene Prachtwerk über die Feldzüge des Prinzen Eugen (,Die Züge gegen die Türken 1697-1698° von Major von Angeli) bemerkt — den Schrecken vor den kaiserlichen Waffen bis in das Innere einer türkischen Provinz zu verbreiten, dem Feinde einen Beweis von der Spannkraft des kaiserlichen Heeres zu geben und, die Vernichtung des türkischen Heeres konstatierend, die Widerstandsfähigkeit des Gegners für den nächsten Feldzug abzuschwächen». Eugen, der seinen Einfall bis Sarajevo ausdehnte, hätte, nach seiner Anmerkung, dafür nur ein kleinwenig mehr vorbereitende Anstalten hiezu gewünscht, -dann hätte — nach seinen Worten — das ganze Königreich eingenommen und behauptet werden können». Mit diesem Einfall Eugens in Bosnien war, wie Eugens Biograph Alfred von Arneth so bündig wie treffend sich ausdrückt, ein Unternehmen ruhmvoll beendet, welches, ein völlig unerwartetes, die Freunde in Erstaunen, die Feinde in Bestürzung versetzte. Die bedeutendste und zugleich populärste Heldenthat des edlen Fürsten, den die Weltgeschichte den größten Männern zuzählt und den den Seinen zu nennen Oesterreich sich glücklich schützt, folgte 1717 (16. August) mit der Schlacht bei Belgrad, durch welche die Macht der Türken gebrochen erschien. Ganz Europa und Asien wiederhallte — wie Freiherr von Teuffenbach, die Bedeutung dieses Sieges der Christen über den Erbfeind präcis zusammenfassend, sagt — von diesem wunderbaren Siege des Geistes und der Disciplin über einen an Zahl übergroßen rohen Gegner. Prinz Eugen hatte den Sieg mit kranken Soldaten erfochten, obwohl er gegen das ihm dreimal überlegene türkische Entsatzheer und die Besatzung von Belgrad gleichzeitig kämpfen musste. Der Kaiser lohnte den Prinzen Eugen für den Sieg mit einem kostbaren Degen, dessen Diamantenschmnck allein über 100.000 fl. wert war, und ernannte den Prinzen Alexander Württemberg, der an dem Erlolge großen Antheil hatte, zum Feldmarschall und Gouverneur von dem durch die Schlacht gewonnenen Belgrad. Und das -Volkslied» stimmte auf Jahrhunderte hin das große Lob des Helden an: ^ ^ ^ ^ Prinz Eugen, der edle Ritter, Wollt dem Kaiser wiederbringen Stadt nnd Festung Belgrad, Er ließ schlagen eine Brucken, Dass man knnnt darüber rucken Mit der Armee vor die Stadt u. s. w. Heute ziert in hervorragender Weise in der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien das von Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I. dem Andenken des Prinzen Eugen errichtete kolossale Reiterstandbild gegenüber dem vom Monarchen der Erinnerung an den großen Sieger von Aspern, FM. Erzherzog Karl, gewidmeten gleichartigen Denkmale den sogenannten äußern Burgplatz. Zweiundsiebzig Jahre nach der Einnahme Belgrads durch den Prinzen Eugen brachten cs die Kriegsverhültnisse mit sich, dass wieder ein hochgefeierter Feldherr Oesterreichs, Feldmarschall Laudon — dem einst König Friedrich II. von Preußen bei seiner Zusammenkunft mit Kaiser Josef II. in Mährisch-Neustadt an der Tafel die Worte zugerufen: «Zu mir! mein Herr General Laudon, zu mir! Ich sehe Sie viel lieber neben mir, als mir gegenüber!- —das tapfer vertheidigte Belgrad nach dreiwöchentlicher Einschließung und zweimal aufgenommenem heftigen Bombardement am 7. October 1789 eingenommen hat, wobei die heldenmüthige türkische Besatzung und große Kriegsvorräthe in die Hände der Sieger fielen. Der nachmalige Kaiser Franz war bei der Belagerung Belgrads gleichfalls anwesend und feuerte den ersten Kanonenschuss gegen die Festung ab. Laudon erhielt vom Kaiser Josef den ganz ans Brillanten bestehenden Stern des Maria-Theresien-Ordens, den sonst nur der regierende Kaiser als Großmeister des Ordens tragen durfte, und Wien feierte das große Ereignis der Wiedergewinnung Belgrads durch ein dreitägiges allgemeines Freudenfest. Während der Stadtbeleuchtung war der am sogenannten Heidenschuss angebrachte Türke zu Pferd mit einem Flor behängen und mit Fackeln beleuchtet. Eine in den verschiedenen Landestheilen von Krain stattgehabte Laudonfeier,* die namentlich in der Landeshauptstadt Laibach mit Tedeum, Stadtbeleuchtung, Milsikumzügen und Ball am 18., 19. und 20. October 1789 begangen wurde und bei welcher die glanzvollen Namen: Kaiser Josef II. als «Vater des Vaterlandes-, Held Laudon selbst und der Sieger am Rimnik, Friedrich Josias Herzog zu Sachsen-Kobnrg, in Flammenschrift erstrahlten und mit nicht endenwollenden Zurufen des hochbeglückten Volkes bejubelt wurden, diese Laudonfeier des Landes Krain, wie sie in erster Linie dem so vielfach ruhmgekrönten Heerführer unserer glorreichen k. und k. Armee galt, sie galt noch insbesondere dem durch Landmannsbrief vom 4. Mai desselben Jahres von den Herren Ständen des Herzogthums Krain in dankbarer Würdigung des von ihm kürzlich erst nach Bosnien unternommenen siegreichen Feldzuges zum Landesmitgliede aufgenommenen Mitstande Gideon Freiherrn von Laudon. Wie vorahnend die große That von Belgrad, sprach Laudon in seinem an die Herren Stände von Krain aus Karlstadt, 23. Mai 1789, gerichteten hochbescheidenen Dankschreiben für diese Aufnahme in den Verband der krainischen Landmannschaft, von der «vorlauffenden Güte der Stände, die ihn aufmuntern werde, eine so vorzügliche Aufmerksamkeit nur einigermaßen zu verdienen und alle möglichen Kräfte seines grauen Alters aufzubieten-, und nicht ein halbes Jahr hatte es währen sollen und Laibach konnte bei seiner Laudonfeier oberhalb des im Triumphe vom Rathhause zum Redoutengebäude eingeholten, in Brillantfeuer erglänzenden Porträts des gefeierten Helden die Worte setzen: Zur Dankbarkeit dein erhabenen Mitstande, Dein Schrecken der Osinanen, Dein Eroberer Belgrads. Und wie überall in Oesterreich und weit über dessen Marken hinaus, sang und singt man noch heute Volkslieder vom General Laudon. Auch Krains Söhne hatten auf den blutigen Walstätten des siegreichen Krieges gegen die Türken von 1788 und 1789 ruhmvollen Antheil genommen, denn die beiden Feldbataillone des damaligen vaterländischen Regimentes Graf Thurn waren bei der Eroberung von Schabatz, bei der Attaque gegen die Zvorniker Vorstadt und bei der Belagerung von Belgrad; die krainischen Cavaliere: Baron Räuber, Graf Lichtenberg und drei Auersperge gaben Beweise heldenhafter Hingebung und glänzendster Tapferkeit! * Vergleiche mein: «Laudon und das Land Krain- in Schumi's -Archiv für Heiniatskunde-. «Und wie's die Väter hielten, so wollen wir es fürder halten-, dies war und bleibt die Devise von Krains Söhnen zu allen Zeiten, wenn und wo es gilt, für Kaiser und Reich Gut und Blut zu wagen und zu opfern. Die Geschichte lehrt es ja, wie Krains Söhne Jahrhunderte her auf den Schlachtfeldern des In- und Auslandes in den Reihen unserer ruhmgekrönten k. und k Armee stets mit heldenhaftem Muthe gekämpft und gestritten und von ihren Monarchen, von ihren Führern beglückende Worte auszeichnender Anerkennung erhielten. Und wie auch in unserem Jahrhunderte Krains Söhne stets den Lorbeer an die Fahne des vaterländischen Regimentes geheftet, wie vornehmlich unter «Vater Radetzky > auf den blutgetränkten Gefilden Italiens und auf demselben Schlachtgefilde wieder unter dem erlauchten Sieger von Custozza des Jahres 1866, unter Sr. k. und k. Hoheit dem gefeierten durchlauchtigsten FM. Erzherzog Albrecht, so haben auch die Söhne Krains im k. und k. 17. Jnfanterie-Regimente FZM. Freiher von Kuhn 1878 an dem so trefflich gelungenen Occupationskriege in Bosnien und der Hercegovina unter der Heerführung des FZM. Freiherrn von Philipovic ruhmvollsten Äntheil genommen. Der herrliche Siegestag bei Jajce (7. August) unter Führung Seiner königlichen Hoheit des FZM. Herzog Wilhelm von Württemberg wird fortan als glänzendster Erinnerungstag in den Reihen des vaterländischen Regimentes besonders gefeiert. Und noch vor dem demnächst stattfindenden Scheiden aus der Heimat begrüßte unser vaterländisches Regiment den in der Geschichte der Occupation rühmlichst genannten damaligen Generalstabschef Sr. königl. Hoheit des Herrn Herzogs von Württemberg, Se. Excellenz Herrn FML. Freiherrn von Albori, als seinen Divisionär. Wie der allgefeierte Geburtstag unseres geliebten Kaisers und Herrn Sr. Majestät Franz Josef I., der 18. August des Jahres 1878 den bedeutungsvollsten Markstein in der Geschichte von Bosnien und der Hercegovina fürderhin bildet als Vortag der Einnahme von Sarajevo, so knüpft sich alljährlich an diesen Völkerfesttag Oesterreich-Ungarns eine stets neue Erinnerung an die schönsten und immer größeren Fortschritte zur glücklichsten Zukunft, deren sich das herrliche, von Jahrhunderte durch erlittenen Erschütterungen und nachgefolgter Stagnation erlöste Land in gedeihlichster geistiger und materieller Entwicklung ruhig und stetig zu erfreuen vermag unter dem huldvollen, erhabenen Schutze des ritterlichen Monarchen Kaiser Franz Josef I. Des Kaisers unvergleichlich schöner Wahlspruch «Viribus rmitis», der auch für die «goldene Bosna> so bedeutungsvoll geworden, weist uns wie rückangewandt auf den Tag von Sissek so auch bei unserer Siegesfeier am 22. Juni die altangestammte und stets gleichgeübte Hingebung, Liebe und Treue an Kaiser und Reich, welche patriotische Siegesfeier uns zugleich anstimmen lässt mit Hellem Sang und Klang das Lied der Lieder: Gott erhalte, Gott beschütze Unsern Kaiser, unser Land! Mächtig durch des Glaubens Stütze Führ' er uns mit weiser Hand! Lass't uns seiner Väter Krone Schirmen wider jeden Feind! Innig bleibt mit Habsbnrgs Throne Oesterreichs Geschick vereint! Anhccng. Gebot während der Schlacht. (Theodor Körner.) Vater, ich rufe dich! Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze, Sprühend umzucken mich rasselnde Blitze. Lenker der Schlachten, ich rufe dich! Vater, du führe mich! Vater, du führe mich! Führ' mich zum Siege, führ' mich zum Tode! Herr, ich erkenne deine Gebote. Herr, wie du willst, so sichre mich! Gott, dir ergeb' ich mich! III. Gott, dir ergeb' ich mich! Wenn mich die Donner des Todes begrüßen, Wenn meine Adern geöffnet fließen. Dir, o mein Gott, dir ergeb' ich mich! Vater, ich rufe dich! Lied von Wien (1681!). (Deutsch von Ant. Funtek.) Vor Wien, da lag ein mächtig Heer, Dass kaum es trug die Erde schwer. — Der böse Türke schrieb nach Wien, Sandt' einen Brief dem Kaiser hin: «Nun kämpf', wenn nicht, ergib dich gleich, Die Schlüssel Wiens mir überreich'!- — ««Noch vierzehnTag'mirAusschub gib!»» — Der Kaiser seinen Freunden schrieb, Zuletzt er ohne Hilfe blieb. — Zum zweiten schrieb der Türk nach Wien, Sandt' einen Brief dem Kaiser hin: «Nun kämpf', wenn nicht, ergib dich gleich, Die Schlüssel Wiens mir überreich'!- — ««Drei Tage noch mir Aufschub gib!-» Der Kaiser seinen Freunden schrieb, Auch jetzt er ohne Hilfe blieb. — Zum dritten schrieb der Türk nach Wien, Sandt' einen Brief dem Kaiser hin: «Nun kämpf', wenn nicht, ergib dich gleich, Die Schlüssel Wiens mir überreich'!» — Zurück der Kaiser also schrieb: ««Drei Stunden noch mir Aufschub gib Bis alle Messen sind zu End'; Mich dauert nur mein Regiment: Schon vierzehn Tag' im ganzen Heer Schlief, trank und aß nicht einer mehr.»» — Nun in den hohen Stesansdom Bewegte sich der Wiener Strom; Sein Volk der Kaiser selber schaut: ««Nun läutet, musicieret laut, Da wird der Weiber, Kinder Schrei'n Darunter nicht zu hören sein.»» — Als man zur heil'gen Wandlung kam, Das Wort zum Volk der Priester nahm: «Sei unbesorgt, mein liebes Volk: Maria selbst steht in der Wolk', Droht mit der Hand den Türkenreih'n, Da kommt kein Türk nach Wien herein!» — Schon war der Polenkönig nah, Den Baiernfürsten man auch sah, Als dritte die Holländerin Erschien mit ihrem Heer vor Wien. Da gab's nun einen Kampf, so groß, Dass blutigroth die Donau floss. — Gepriesen Gott zu aller Zeit, Heil, Jungfrau, dir in Ewigkeit, Dass wir befreit aus Noth und Streit! Prinz Eugen, -er edle Ritter! (Ferdinand Frei lig rath.) t. Zelte, Posten, Werdaruser! Lust'ge Nacht am Donauuscr! Pferde steh'n im Kreis umher Angebunden an den Pflöcken; An den engen Sattelböcken Hangen Carabiner schwer. II. Um das Feuer auf der Erde, Vor den Husen seiner Pferde, Liegt das öftreich'sche Piquet. Auf dem Mantel liegt ein jeder, Von den Czakos weht die Feder, Lieutenant würfelt und Cornct III. Neben seinem müden Schecken Ruht auf einer woll'nen Decken Der Trompeter ganz allein: «Lass't die Knöchel, lasst die Karten! Kaiserliche Feldstandarten Wird ein Reiterlied erfreu'n! IV. Vor acht Tagen die Affaire Hab' ich zu Nutz dem ganzen Heere In gehör'gen Reim gebracht; Selber auch gesetzt die Noten, Drum, ihr Weißen und ihr Rothen, Merket auf und gebet acht!» V. Und er singt die neue Weise Einmal, zweimal, dreimal leise Denen Reitersleuten vor; Und wie er zum letztenmale Endet, bricht mit einemmale Los der volle, kräst'ge Chor: CDc-l'lrsl'rod.) «Prinz Eugen, der edle Ritter, Wollt' dem Kaiser wied'rum kriegen Stadt und Festung Belgerad. Er ließ schlagen eine Brucken, Dass man kunnt' Hinüberrucken Mit d'r Armee wohl für die Stadt. Als die Bruck' nun war geschlagen, Dass man kunnt' mit Stuck und Wagen Frei passier'n den Donaufluss, Bei Semlin schlug man das Lager, Alle Türken zu verjagen, Jhn'n zum Spott und zum Verdruss. Bei der Parol' thut er befehlen, Dass man sollt' die Zwölfe zählen Bei der Uhr um Mitternacht. Da sollt' all's zu Pferd aufsitzen, Mit dem Feinde zu scharmützen, Was zum Streit nur hatt' die Kraft. Alles saß auch gleich zu Pferde, Jeder griff nach seinem Schwerte, Ganz still rückt' man aus der Schanz. Musquetier' wie auch die Reiter Thäten' alle tapfer streiten, 's war fürwahr ein schöner Tanz. Ihr Constabler aus den Schanzen, Spielet aus zu diesem Tanzen Mit Karthaunen groß und klein, Mit den großen und den kleinen, Auf die Türken, auf die Heiden, Dass sie laufen all' davon.» 1. K'undon. (Deutsch von Ant. F nute k.) 4. Burg Belgrad war ein stolzes Schloss, Dahinter Blut in Strömen floss, Roth Blut, so mächtig anzuseh'n, Als könnt' cs drei Mühlsteine dreh'». 2. Vor Belgrads Thoren Laudon stand, Ein blutig Schwert in fester Hand; Er wollt' erzwingen Belgrads Fall Und niederhau'n die Türken all'. 3. Stolz lacht der Türk ihm ins Gesicht Und also er zu Laudon spricht: -Kommst du auf Hasenjagd hieher, Kommst du Wohl gar zu meiner Ehr'?» --Nicht komm' aus Hasenjagd ich her, Komm' einzig nur zu deiner Ehr': Mit Blei ich dich besprengen kam, Schwarz Pulver ich zum Weihrauch nahm. 5. Nun krachte Büchse und Karthaun', Da weinten laut die Türkensrau'n; Nun fielen Bomben hagelschwer, Da war's gescheh'n ums Türkenheer! 6. Sieh, also hat der Feinde Schwarm Bezwungen Laudons starker Arm, Und solang Belgrads Ruhm besteht, Held Laudons Ehre nicht vergeht. Vom Herrn Unubcr? Dies ist Türkenpaschas Streben, Der den Türken treu ergeben, Wie zu ordnen seine Heere, Wie zu mausen Sissek wäre? Auf und ab durchs Zimmer geht er, Der Gedanken viel beräth er, Einen hält der Wolfskopf feste, Also srommts aufs allerbeste: Dass er seine Truppen küre Und vor Sissek alle führe. Können nicht die Kulp durchwaten, Fragen ihn, wie jetzt zu rathen? An dem Strand der Pascha wallet, Eine Trommel umgeschnallet, Schlägt sie grimmig, dass sie stöhnte Und bis in den Himmel dröhnte. Pascha rüst im Zornesbeben. Der den Türken treu ergeben: «Spannet Seile straff hinüber, Und befestigt Häute drüber!» Und nachdem sie also thaten Konnten sie die Kulp durchwaten, Konnten sich vor Sissek sammeln Und in Gräben sich verrammeln. Was beginnt der Pascha eben, Der den Türken treu ergeben? Setzt ins Gras sich, schreibt ein Blättlein, Schickis dem Hauptmann in das Städtlein: «Adam, hör' von Allahs wegen, Sisseks Haupt, du Heldendegen! Willst du dich mir jetzt ergeben, Oder deinen Kops mir geben?» Adam schrieb ihm drauf entgegen, Sisseks Haupt, der Heldendegen: «Will mich willig nicht ergeben, Will auch meinen Kopf nicht geben! Will mich lieber etwas sträuben, Sisseks Commandant noch bleiben; Euch wird noch die Reue brennen, Lernt ihr meine Krainer kennen!» Adam, wie wird das sich legen, Sisseks Haupt, du Heldendegen? Thät Befehl' und Bries' ertheilen, Lässt sie in drei Länder eilen; Hin nach Kärnten, Krain und Steier, Zur Stadt Laibach, schön und theuer, Dass der Türkcnblitz entglommen, Und uns Sissek gern genommen. * Die nachfolgende Verdeutschung von vier slovenischen Volksliedern wurde mit Erlaubnis der G rothe'scheu Verlagsbuchhandlung abgedruckt aus -Volkslieder aus Krain, übersetzt von Anastasius Grün». Als den Steirern kam die Kunde, Saure Mienen gabs zur Stunde, Bebten sehr, davon sie schliche», Vor dem Türke» all' erblichen. Als den Kärntnern kam die Kunde, Sprachen sie mit Einem Munde: «Mit den Türken ist schlecht spaßen, Lass't uns heißen Brei nicht blasen; Hosen hat der Türk' so weite! Und Schnauzbärte, lange, breite! Wenn er unsre Hälse schaute, Gott weiß, was er uns vertraute?» Als nach Laibach kam die Kunde, Gieng ein Ruf nur durch die Runde: «Sucht den Retter ohne Weile Noth gebeut die größte Eile. Wenn der Türk uns Sissek nähme, Kreuz und quer uns alles käme, Laibach würde Grenzstadt werden, Krainerland zu Türkenerden! Lass't uns schnelle Hilf' auftreiben Und dem Herren Räuber schreiben, Er weiß gut im Feld zu streiten Und den Kriegern vorzuschreiten.» Ein weiß Brieflein sie vollenden, Das sie schnell nach Kreutberg senden, Wo der tapfre Räuber lieget, Haupt der Reiter unbesieget. Räuber, der schon früh erwachte, Einen Gang durchs Schloss schon machte, Seine Fenster öffnet jetzt er Und am goldnen Feld sich letzt er. Wie rings seine Augen kreisen, Sieht er aus den ebnen Gleisen Ein jung Bübchen eilig jagen Und ein weißes Brieflein trage». Räuber klatscht in seine Hände, Eilt entgegen ihm behende, Wie er durchgeschaut das Schreiben, Lacht er zu des Paschas Treiben. Geht zurück nach seinem Saale Zu Kathrinen, dem Gemahle: «Drei Sonntage sei gewärtig, Bis ich mit dem Pascha fertig.» Freilich, Frau Kathrinens Wange Hat verrathen, dass ihr bange Angst um ihren Herrn sich regte, Als sie ihm sein Schwert umlegte. Ans den Ruf des Herrn erschienen Achtzehn Tschitschen, die ihm dienen: «Holla, aus! Schon tagts der Erde, Rasch zur Tränke führt die Pferde. Sattelt sie, zäumt sie zum Ritte, Rüstet euch zu Kriegessitte, Fort nach Laibach lass't uns reiten, Nach dem festen, hohen, weiten! Schwingen sich zu Ross die Reiter, Sprengen, jagen lustig weiter, Halten nimmer an die Zügel Bis zum grünen Savespiegel. Räuber rüst die Ueberführer, Von Tschernutsch die Schiffsregierer: «Auf die Füße, nimmer träge! Steuert durch den Strom uns rege!» Schliefen noch die Schiffer alle, Bangend vor dem Wasserschwalle, Denn der Strom war angeschwollen, Hat die Ufer überquollen. Drauf der Ferg' Andrej gesprochen: -Hat der Strom sein Bett durchbrochen, Drum nicht können wir euch leiten, Und ihr nicht gen Laibach reiten!» Räuber ruft zum anderninale, Bietet Gold von Hellem Strahle; Thäten sich die Schiffer winken: -Ha, da gibts noch Eins zu trinken!» Stießen schnelle vom Gestade, Baten Gott, dass seine Gnade Glücklich ihre Reise lenke Und viel türk'sche Aspern schenke! Räuber ihnen Goldes spendet Draus durchs ebne Feld sich wendet, Eilends sie gen Laibach reiten, Nach dem feste», hohen, weiten. Weckt in Laibach aus die Leute: «Städtcrleute, faule Häute! Holla, aus den Federn schreitet, Und zum Kriegszug euch bereitet!» Doch die Städterinnen gehen Zu Herrn Räuber jetzt und flehe», Bietend Silber, Gold in Masse, Dass er ihre Liebsten lasse. «Mütter junge, Frauen seine, Bleibt ein Weilchen hübsch alleine, Nicht ist's Zeit sich loszukausen, Jetzt heißt's frisch im Felde raufen! Türkenblitz droht an der Grenze, Dass er uns um Sissek schwänze; Wenn der Türke Sissek nähme, Kreuz und quer uns alles käme, Laibach würde Grenzstadt werden, Unterkrain zu Türkenerden.» Jetzt erschallen Trommelschläge, Dass man nichts mehr hören möge. Räuber sich Genossen kürte, Sie hinab gen Sissek sührte, Wo von Türken solch Gedränge, Wie im Ameisnest die Menge! Räuber sprengt voran den Seinen, Spricht zum Großknecht: «Flink von Beinen, K'ainlierg Das weiße Wien vor euch dort steht, Vernehmt nun, wie's in Wien ergeht! Es liegt ein Marktplatz mitten drin, Draus sprosset eine Linde grün Und kühlt mit ihrem Schatten Wien. Ein gelber Tisch im Schattenplan, Von Stühlen ist der Tisch umsah'n, Viel große Herren sitzen da Der Majestät des Kaisers nah. Da trabt Herr Pegam stolz heran, Zum mächt'gen Kaiser hebt er an: «Hast du den Helden unter dir, Der sich im Kampfe misst mit mir?» Antwortet ihm der Kaiser dann: «Was fragst du? Traun, ich weiß de» Mann, Der dich vom Sattel werfen kann! Sein Nam' ist Christoph Lamberger, Nicht groß, wohl aber breit ist er, Auf grauer Felswand nistet er. Nur weit von hier ist er daheim, Im Krainerland am weißen Stein.» «Und ist er nah, so schickt um ihn, Und ist er fern, so schreibt um ihn! Ein Bursche wird zu finden sein, Dem kund der Weg zum weißen Stein?» Ein Bürschlein jung fand bald sich ein, Dem kund der Weg zum weißen Stein; Er nahm wohl unter'» Arm den Hut, Nahm in die Hand das Brieflein gut. Der Bursche durch die Felder geht, Herr Lambcrg dort am Fenster steht, Schleich auf jenes Baumes Höhe, Gut mir nach den Bannern spähe! Wirst du weiße Banner sehen, Gilt cs, harten Strauß bestehen, Siehst du rothe Banner schweben, Braucht das Herz uns nicht zu bebe»; Wollen dann die Türken fressen Gleich als ob wir Kirschen äßen, Und nicht eher ruh'n und rasten, Bis sie all' am Boden lasten!» Rothe Banner sieht er schweben, Recht ist das den Krainern eben, Auf die Türkenschar sie dringen, Alle fallen ihre» Klingen. und pegln». Und also spricht und redet er: «Ein Wiener Bürschlein kommt daher, Und bringt wohl neue Wiencrmär!» Dem Boten er entgegen wallt Und trifft ihn auf der Treppe bald, Mit einer Hand er ihn umsangt, Ums Brieflein mit der andern langt. Das Schreiben er gar schnell durchliest, Zum Mütterlein dann sprach er dies: «Alt Mütterlein, was sag ich dir, Der böse Pegam schickt nach mir!» Antwortet drauf alt Mütterlein: «Du hast ein Ross, wie'n Vögelein, Das kam noch nie ans Sonnenlicht Und sah den weißen Tag noch nicht, Steht an der Krippe sieben Jahr, Trank nie vom Quelle kalt und klar, Das trinkt nur süßen wälschen Wein Und kaut das goldne Weizkörnlein. Zwei Teusel stehn dem Pegam bei, Besiegen wirst du alle zwei! Du wirst ihn mit drei Häuptern sehn, Die beiden äußern lasse stehn, Doch soll dein Schwert das mittre mäh'n!» Er schwingt sich aus sein schnelles Ross, Das flink mit ihm von dannen schoss, Er saust euch wie ein Donnerkeil, Und hält euch nirgends Rast und Weil', Wie in der Lust das Vöglein schnell. Am nächsten Tag war er zur Stell'. Er sprengt die Wienerstadt entlang, Der Scheiben Glas in Splitter sprang, Der Löffel sank aus Pegams Hand, Der eben froh beim Mahl sich fand: «Herbei, herbei, du mein Lakai! Sprich, ob Erdbeben, Donner grollt? Ob Sturmwinds Wagen kommt gerollt?» «Nicht Donner, nicht Erdbeben grollt, Nicht Sturmwinds Wagen kommt gerollt, Der Herr Lamberger trabt herein.» Zum Imbiss lädt ihn Pegam ein, Doch also Herr Lamberger spricht: «Ich kam zu dir zu Gaste nicht, Doch kam ich dir zum Kampfe her, Dein graues Haupt zu treffen schwer, Und deine Feder weiß und rein, Ein goldner Rand umsäumt sie fein, Zu treten in den Koth hinein!» Drauf Pegam ihm erwidert so: «Mich macht ein einzig Ding unsroh, Mich dauert dein spinatfarb Henid, Jetzt wird es bald mit Blut verbrämt!» Und weiter frägt ihn Pegam fort: -Sprich, wo sür unsern Kampf der Ort, Ob in des Kaisers Hos wir gehn? Ob in den Straßen Wiens wir stehn?» Herr Lamberger entgegen spricht: -In Höfen man die Schweine sticht, In Gassen Weiberzunge ficht, Da schlagen sich die Helden nicht! Lass auf das ebne Feld uns gehn, Dass uns die Leute alle sehn, Und alle Herren von ganz Wien!» Da wallten sie zur Ebne hin. Jetzt rennen an zum Strauß die Zwei, Sie sausen Ohr an Ohr vorbei, Doch bleiben Bcid' an Schaden frei, Die Helme flogen auf den Grund. Und wieder sprach des Pegams Mund: «Noch siegte über mich kein Mann! Ficht, Christoph, dies dein Herz nicht an? Dein Rösslein doch wird trauern dann, Allein im Feld wird's irren fern, Und suchen wird es seinen Herrn.» Drauf Christoph ihm erwidernd spricht: «Was mir jetzt einzig von Gewicht, Dran denkst du wohl im mind'sten nicht! Dein schönes Weib im Seidenkleid, So jung bestimmt zu Witwenleid, Weiß Gott, sie wird von mir gefreit!» Pegam sprengt an zum zweiten Stoß, Nu» Christophs Blut vom Finger floss, Geschah ihm erst nicht Leides groß. Ansprengen sie zum dritten dann, Jetzt greife» sie sich wacker an! Auss Mittelhaupt zielt Christoph bloß, Die äußern zwei hält er nicht groß, Und haut vom Rumpf das mittre los. Drauf fängt er's auf dem Speere höh, Und trägt es vor den Kaiser froh. Des Kaisers Majestät begann: «Was willst zu Lohn du, tapfrer Man» ? Willst hundert weiße Burgen du?» Herr Lamberger doch sprach dazu: °O gebt mir nur neunzig und neun, Das wird noch mehr zu zählen sein!» Von, Bönig Der König Matjasch hat zur Braut Alenka jüngst sich angetraut, Das junge schöne Mägdelein, Die Königin Ungarns lieb und fein. Er lebt mit ihr nur kurze Zeit, Drei Tage nur, gar kurze Zeit! Am vierten Tag ein Vöglein sang: «Wohlauf zum Kampf, die Grenz' entlang! Hinab zur Flur des Donaustrands, Zum Grenzstein deines Ungarlands!» Doch Matjasch ihm entgegen spricht: «Zu Felde kann ich jetzt noch nicht, Mntjntch. Noch lendenlahm sind meine Knecht', Die Pferde nicht beschlagen recht, Die Säbel noch nicht scharsgewetzt, Noch nicht bereit die Flinten jctzt.» Am zweiten Tag das Vöglein singt, Matjasch dieselbe Antwort bringt; Doch tvie's am dritten Tag erscheint, Ist er gerüstet ganz dem Feind. Der König ruft Alenka sein, Die Königin so lieb und sein, Und so spricht er zn ihr und sagt: «Schnell muss ich fort, die Zeit entjagt, Hinab zur Flur des Donaustrands, Zum Grenzstein meines Ungarlands. Wird jetzt die Zeit dir etwa lang, Und macht das Herzeleid dir bang, Durchzähl' des gelben Goldes Schwall, Bewahr' der festen Burgen Wall; Nur wandle nicht im Gartenpla», Dass dich die Türken dort nicht fah'n.» Er schwingt sich auf sein schnelles Ross Und sprengt aus seinem weißen Schloss Hinab zur Flur des Donaustrands, Zum Grenzstein seines Ungarlands. Die Krieger bauen auf ein Zelt, Für Matjasch wird's zurecht gestellt, Sie jauchzten auf, so wie er kam, Dass jenseits es der Türk vernahm. Im Krieg herum saust er gewandt, Den nackten Säbel in der Hand, Und wenn er schwingt um sich den Stahl, Neun Häupter fallen jedesmal. Am Himmel fliegt das Vögelein, Schon wieder her, das Sängerlein, Und Matjasch sieht's verwundert an, Dreimal flicgt's um sein Zelt die Bahn, Setzt aus den goldnen Apfel sich Und singt und zwitschert trauriglich: »Fürst Matjasch auf, zu Pferd, zu Pferd! Ist dir ein fremd Geschäft so wert? Die fremden Gau'n bringst du in Ruh, Fürs eigne Land nicht sorgest du! Sieh, schütz- und schirmlos ist dein Land, Die Königin ist dir entwandt, Ein Türkenschwarm geritten kam, Alenka dir gefangen nahm.» Fürst Matjasch ihm entgegnet drauf: «Was drängst du dich in meinen Laus! Nicht scherze, Vögelcin, mit mir, Ein Rohr, weittreffend, hab' ich hier!» «Und treib ich, Vöglein, Scherz mit dir, So nimm dann Kopf und Leben mir!» Der König springt aufs Pferd in Hast So wie ein Vöglein aus den Ast, Und heimwärts sprengt er unverweilr, Die Woll' am Himmel nicht so eilt, Zu seinem festen Schlosse heim, Zu seinem weißen Hause heim. Sein Hausgesind' drängt sich um ihn, Es wallt voraus die Nähterin, Sie seufzen, jammern, weinen all', Wehklagend mit gar lautem Schall. Der König redet so und spricht: «O fürchtet euch, ihr Leutchen, nicht! Bevor drei Tagesfristen aus, Bring ich die Fürstin euch nach Haus. — Ihr Knechte kleidet jetzt zur Fahrt Mich unterhalb nach Mönchesart, Mein Haar verschneidet mit der Scher', Wie's einem Türken passend wär.» Nimmt drüber noch nach Türkenschnitt Den Kaftan, der zur Ferse glitt, Umschnallt den Säbel blank und licht, Dran eine rothe Schnur er flicht, Ein heilig Kreuz ins Kleid er schmiegt, Wie Donner, Blitz und Wind er fliegt; Er sucht ein rasch, ein feurig Pferd, Besteigt den Schimmel lanfbewährt. Es dröhnt der Hufe Schlag, es stäubt, Dass Funken es und Feuer treibt, Dahin durch Ungarns Grenzestrand, Hinab ins tiefe Türkenland. Tief drinnen in dem Land Türkei Stehn grüner Lindenbäume drei. Am ersten ist der Pferde Stand, Da legt man an das Tanzgewand; Am zweiten wird verkauft der Tanz, Am dritten drehn sie sich im Kranz. Der König tritt zum grünen Tisch Und also redet, spricht er frisch: «Wollt mir die Frag', ihr Herrn, verzechn, Wie theuer ist bei euch der Reihn?» Der Türkenpascha ward ganz froh, Und freundlich redet, spricht er so: «Um gelbes Gold ist er zum Theil, Zum Theil um weißes Silber feil, Doch ist ein Held uns gleich und wert Dem wird er auch umsonst verehrt.» Hervor aus seidner Börse holt Der König schnell das rothe Gold, Und schüttet's vor ihn aus den Tisch, Dass drauf es springt wohl dreimal frisch; Vorm Türkenpascha liegt's zuletzt. Der Pascha spricht und redet jetzt: «Bekannt thät dies Gepräg mir sein, Vom König Matjasch ist's allein!» Drauf König Matjasch sagt und spricht: «Ich sag es dir, ich lüge nicht, Den König Matjasch ich erschlug, Und all sein Gold davon ihm trug.» Er sucht sich eine Tänzerin, Gebeut den Geigern den Beginn, Er wählte sich Alenka sein Die Königin so lieb und fein. Sie reichen sich die Hände weiß, Sie drehn sich schnell dahin im Kreis. Er fragt sie drauf: »Kennst du mich jetzt? Bin ich nicht wie Matjasch zuletzt?» Sie sieht gar scharf ihn an: »Das Haupt Des Matjasch hast du wohl geraubt.» Er senkt ins Glas den Ring von Gold, Sie flüstert: «O mein Gatte hold! Dein hofft' ich immer unverzagt; Die Tröpfe, die mich so geplagt, Zudringlich all' um mich geschart, Abwischen können sie den Bart!» Der König aber redet so: »Es ist mein Herz nun wieder froh! Merk auf, wenn ich zu Ross mich warf, Verbleibe mir zur Seite scharf, Dann will ich hurtig schwingen dich Aufs flinke Schimmelchen vor mich; Hau ich zur rechten Seite drein Dann ducke dich zur linken fein.» Und weiter fragt Matjasch: »Ihr Herrn, Wohl nähm' ich von ihr Abschied gern?» »Auch das mag immerhin geschehn, Da du ein heil'ger Mann zu sehn!» Er nimmt sie bei der weißen Hand, Schwingt sie vor sich aufs Ross gewandt. Fliegt übers Feld zum Saverain, Wie ein geflügelt Vögelein; König Ein grauer Fels, ein Weißes Schloss, Drin wuchs der junge Marko groß, Drin wohnt er und Alenka sein, Des Königs Marko Schwesterlein. Sie standen auf des Morgens früh, Zum hohen Gange wandeln sie, Die breiten Fenster öffnen sie. Alenka also zu ihm spricht: «Wie kommt es wohl, dass heut so dicht, Der Nebel dort das Feld umflicht?» Sein Arm den nackten Säbel schwingt, Am Griff sich eine Schlange ringt, Der Spitz' entlodert Feuers Glut, Matjasch weiß ihn zu führen gut. Die Türken sehn verblüfft sich an, Verfolgen sie in Scharen dann; Der Pascha streichelt seinen Bart Und lacht und redet dieser Art: «War sein Gefangner ich vor Zeit, So bringt mir seinen Schädel heut, Bringt auch Alenka mir heran, Die ich so herzenslieb gewann!» Matjasch haut beider Seiten drein, Sie duckt sich beider Seiten fein, Nach Blitzesart sein Säbel geht, Zu Schwaden wird das Korn gemäht, Das Heu sinkt hinterm Mähder ein, Und hinter ihm der Türk' in Reihn. Der Schimmel rennt, bis er sie führt Hin zu dem Schmiede rußbeschmicrt; Dem sagt Matjasch: Was willst du Lohn? Als Türkenschmied dich kenn' ich schon, Beschläge rasch aufs neu mein Pferd, Schlag' ihm die Eisen an verkehrt.» Der Türkenschmied beschlägts verkehrt, Des Königs Linke Gold beschert, Die Rechte ihm den Kops abschlägt. Das Ross sie fort zur Save trägt. Das Ross greift aus und wiehert laut, Gut kennt's die Last, die ihm vertraut, Weiß gut: es trägt der Theuren zwei, Matjasch den König hoch und frei, Und die befreite Königsbraut Alenka sein, so lieb und traut; Durchs breite Strombett schwimmt's gewandt Zum heimatlichen Ungarstrand. Marko. Antwortet so Jung Marko draus: »Das ist fürwahr kein Nebelrauch, Das ist nur türl'scher Rosse Hauch; Die reiten wohl zu Gast mir auch. Wenn sie am Schlosse reiten vor, Dann öffne ihnen selbst das Thor; Und fragen sie um Marko dich, Geberden sie echt türkisch sich, Dies ihnen dann als Antwort sprich: »»Es ist Jung Marko nicht zu Haus, Und kommt auch abends nicht nach Haus, Und bleibt wohl auch noch morgen aus.»» Mach' ihnen Platz am gelben Tisch, Gib vollauf Trank und Speisen frisch, Doch ihre Waffen insgeheim Verberge tief im Kämmerlein. Indes schleif' ich den Säbel bloß, Dass zittern soll das Weiße Schloss.» Am Schloss die Türken reiten vor, Alenka öffnet selbst das Thor, Empfängt sie mit der rechten Hand, Umfängt sie mit der linken Hand: »Ihr Türken, seid willkommen mir! Nicht trefft daheim Jung Marko ihr, Er kommt auch abends nicht nach Haus Und bleibt wohl auch noch morgen aus.» Sie setzt sie an den gelben Tisch, Bringt vollauf Trank und Speisen frisch, Doch ihre Waffen insgeheim Verbirgt sie tief im Kämmerlein. Vom Weine trinkt sic lynen zu, .yn ins Mieder aus im Nu, Säbel schleift Jung Marko bloß, s zittern muss das weiße Schloss, fragt der Türken einer sie: -Wie kommt denn dies, wie ist dies, wie, Dass eS so lärmt dort oben hoch? Wohl ist daheim Jung Marko noch, Der droben seinen Säbel wetzt ?» Alenka aber drauf versetzt: »Nicht ist daheim Jung Marko jetzt, Und kommt auch abends nicht nach Haus, Und bleibt wohl auch noch morgen aus. Nur unsre Hühner scharren so, Und bringen junge Eier froh.» Vom Weine trinkt sie ihnen zu, Gießt ihn ins Mieder aus im Nu, Sie macht die Türken Weines voll, Das- sie am Grund sich wälzen toll. Da springt Jung Marko rasch herein, Er schwingt herum sein Säbelein, Dass alle Türken sinken drein. Sich bergend unterm Tisch, entfloh Ein Türk' allein, der spricht jetzt so: »Jung Marko, dieses bitt' ich dich, O lasse du am Leben mich, Am Leben mich und unverletzt, Dass ich dann jedem sagen kann, Was Marko für ein Held und Mann!» Jung Marko drauf ihm dies versetzt: »Ich will dich lassen leben jetzt, Zwar leben, doch nicht unverletzt.» Zog unterm Tisch ihn vor hernach, Und seine Rippen ihm zerbrach, Und seine Augen ihm ausstach. Drauf setzt' er ihn aufs Pferd gewandt, Gab ihm die eigne Fahn' zur Hand, Dies Wort hat er zugleich entsandt: »So, bring dem Türkenkaiser dies Und also sag ihm ganz gewiss: Sollt' ihm um mich zu thun es sein, Komm' er zu mir als Gast allein, Dass wir versuchen uns, wir Zwei, Ein größrer Held wer von uns sei?» Der Türke reitet still davon Bis tief im Türkenlande fort; Der Kaiser steht am Fenster dort, Er ruft zu sich die Kaiserin: «Hieher, hieher, o Kaiserin, Das gibt uns endlich frohen Sinn, Die Türken reiten schon nach Haus, Sie tragen Marko's Fahn' voraus, Ihn selbst führt hinten wohl der Tross.» Und wie der Türke ritt ans Schloss, Der Türkenkaiser zu ihm spricht: »Warst du zu Gast bei Marko nicht?» Der Diener drauf dies Wort ersasst: »Wohl war bei Marko ich zu Gast, In Teufelsklau'n doch lieber fast! Die Rippen er mir dort zerbrach, Die Augen er mir dort ausstach; Draus setzt er mich zu Pferd gewandt, Gab seine Fahn' in meine Hand, Dies Wort auch hat er dir entsandt: Sollt' um ihn dir zu thun es sein, Geh selbst zu ihm als Gast allein, Dass ihr euch dort versucht, ihr Zwei, Ein größrer Held wer von euch sei?» scov^sxa xuoirmca couscoM« s II 0 547 SSS118S cos iss °