^s^ ^F^ >< ^! Bibliothek der neueste » nd interessantest e n Reisebeschreibungen. Fünf und zwanzigster Band, enthalt: John Turnbull's Reise vm die Well. Wien, is" 6. In Kommission bep Anton Voll. M a g a z i n der neuesten und interessantesten Reiscbcschreibungen. Erster B a n d^ e n « h a l l: John Turnbull's Reise um die Welt. Wien, i s o 6. 3n Kvmmissiyn bey Antyn Doll. > John Turnbull's Reift um die Welt i n den Jahren 1800 bis 1804. Nebst einer genauen Schilderung der Englischen Verbrecher-Kolonien in Neu-Hotland, und d « r Societäts - und Sandwich - Inseln i n ihrem gegenwärtigen Zustands Aus dem Englische». Mit 2 Kupfern und , Karte. Wien, l8oü. In Kylnmission bep Unlyn VsU. Vorrede des Verfassers. <^)er Verfasser hält es für seine Schuldigkeit, das Publikum zu benachrichtigen, daß er, als die folgenden Materialien gesammelt wurden, nicht auf die entfernteste Weise die Absicht hatte, sie öffentlich bekannt zu machen. Sie wurden blos zum Vergnügen und zur Belehrung seiner Freun, de aufgezeichnet. Weil die Scene der Handlung so entfernt und jeder einzelne Gegenstand so neu ist: so glaubte cr hoffen zu dürfen, daß sie einiges Interesse er-gegen würden. Da die Kenntniß von dem gegenwärtigen Zustande der meisten von jenen wandern noch so unvollkommen ist: so ließ ßch der Verfasser von sei, TlMlbMs Reist- A u nen Freunden überreden, diese Nachrichten dem Publikum vorzulegen. In Betreff Brasiliens hat er seine Ge, smnungen freymi'tthig und ohne Rückhalt geäußert. Das Vorgebirge der guten Hoff, nung ist ein Gegenstand, über welchen bereits so viel gesagt ist, daß der Verfasser kaum etwas mehr, als es bloö berührt hat. Die in Neu,Süd,Wallis errichtete Kolonie wird für England mit jedem Tage wich, tiger. Da von derselben die Rede war, suchte er sich auf solche Gegenstände zu beschränken, die ihm das meiste Interesse zu haben schienen, und die gleichwohl bey andern Schriftstellern noch we-nig zur Sprache gekommen sind. Der vornehmste Theil seiner Bemerkungen ist innerhalb der Wendekreise, vornehmlich auf den Societäts- und Sandwich-Inseln gemacht worden, und dem leser wird der erstaunliche Kontrast, der zwischen dem Genius und den Ill Neigungen der zwey Völker, die jene Eilande be, wohnen, Statt findet, nicht entgehen. Während die Sandwich-Insulaner in der Verfeinerung und der Kenntnisse mechanischer Künste rei, ßende Fortschritte machen, haben die Eingebornen der Societa'tS ?Insel n, von denen man sa, gen kann , daß die Natur alles fur s,e gethan habe, was „ur in ihren Kräften stand, in ihren sonderbaren, widersinnigen Gesetzen den Zwecken derselben absichtlich das größte Hinderniß in den Weg gelegt. ^WMM Diese Blatter sind voll von einzelnen Angaben , welche die gegenwärtige l!age der Missionarien betreffen, indem der Verfasser keine Mühe gespart hat, von dem Zustande und dem Charakter der Insulaner, deren Veredlung der Zweck ihrer wohlthätigen Bestrebungen ist, ein vollständiges Gemählde zu liefern. ' Noch ein Paar Worte über den Styl und die Sprache in diesem Werke! Weder in Mck- l'v V sicht des einen noch der andern macht der Ver, fasser einige Prätensionen, indem er als See, mann den größten Theil seines lebens auf seinen Beruf verwendet hat. Wenn er mit Leichtigkeit verstanden wird/und seine Schreibart nur nicht ganz barbarisch gefun, den wird: so ist er zufrieden, und empfiehlt sich Übrigens der großmüthigen Nachsicht des Publikums. Vorbericht des Uebersetzcrs. » der Brasilischen Küste. v^s giebt wenig Gefahren, und noch weniger Schwierigkeiten, welche unternehmende Menschen von einem Vorhaben, daS sie als cin Mittel zu einem unabhängigen Leben betrachten, abzuschrecken vermöchten. Wenn der kältere Moralist in seinen Abstraktionen dicscs Streben mit dem Nahmen einer verderblichen Habgier brandmarkt: so betrachtet es der praktische Philosoph, dessen Vernunflschlnsse von der Lebensweise der Menschen selbst ausgehen, aus einem günstigern Gesichtspunkte, und begrüßt es als das große Triebrad des Handels, und als das kräftigste Mittel, sein ganzes Leben genußreicher zu machen. Als ich noch auf dem Varwell, wahrend seiner letzten Reise nach China im Jahre ,/yy, Unterbefehlshabe» war: so fand ich und der Oberkommandant die, scs Schiffs in den Beobachtungen, die wir selbst an« zustellen Gelegenheit hatten , die stätkstcn G»ünde,daß die Amerikaner einen sehr bereichernden Handel mit dem Nordwcsten dieses ungeheuren Kontinents treiben mußten. *) Auf's innigste davon überzeugt, beschlossen n>ir nach unserer Rückkehr in das Vaterland, dic Sache einigen Personen vorzustellen, deren merkantilischer Unternehmungsgeist bereits auf's vortheilhafteste bekannt war. Unsere Spekulation wurde von ihnen ge« billiget, und sie verloren keine Zeit, die zu ihrer Ausführung nöthigen Anstalten zu treffen. Es dauerte lange, ehe wir ein Fahrzeug finden konnten, das zu einer langen und gefährlichen Reise geeignet war. Man kaufte endlich ein ganz neues, durchaus von Brittischen Eichen, erbautes Schiff, und gab das Kommando dem bcrcito erwähnten Officier, während der Kargo und die Handclsangclegenheiten dem Schiffsschrcibcr anvertraut wurden. Da ein jeder von uns als Rhedcr cine beträchtliche Summe dazu hergcgrbcn halte: so mußte uns allen an dem glücklichen Erfolge der Reise gleich viel gelegen ftyn. Nachdem wir von der verehrlichen Ostindischen Kompagnie die nöthige Erlaubniß erhallen hallen, und mit den Anstalten zur Reist zu Sl.uldc gekommen wa-»en: so begaben wir uns zu Ende des Map »lioo nach Portsmouth. Wir vereinigten uns hier mit unserer Konvop und der Ostindischcn Flotte, und verließen endlich England am ersten Julius, um unser Glück in Gegenden zu versuchen, die von Europäern nur ') Nur seit ewcm Iahrzehcnd ist der Handel dcr Amerikaner mit dcr Nordwestküsie dicsc< Welttheils so be« deutend geworden. '79^z betrog die Ausfuhr aus de«» vcrewiglc» Staaten nach jcüe« menig bekamue» Gr, grnden imr ,Z«6 Dollars. Dagcgc», wurden die kost» baren Sceotlerfelle, in welchen die Retourladungen bestehen, in China sehr theuer verkauft. d. Uebers. 9 wenig bereist werden. Ich will hier ein für allemahl erinnern, daß ich im Verfolg unserer Rcisc durch technische Auszüge aus unserm Logbuchc die Geduld dc6 Lesers nicht ermüden werde, da ich gewiß bin, daß Dinge dieser Art dem Layen eben so wenig Abwechselung, als Nußcn gewahren. Mit gutem Winde und sanguinischen Hoffnungen erreichten wir bald die Insel Madeira. Hier trenn-lc> sich unsere Konvoy zum Theil von uns. Ich hatte so viele «nd so mahlerische Schilderungen von diesem Garten der Welt vernommen, daß ich begierig war, ihn zu sehen; und da sich mir eine günstige Gelegen-hrit darboth : so bediente ich mich derselben, und gicng ans Land. Es war des Morgens um zehn Uhr an dem heitersten Tage, den die Pracht einer wärmern ylcknzen-dern Sonne, um das Herz des Menschen zu erfreuen, je am Himmel herausführte. 3ln dem Laube der Mein-siöckc glänzten noch Thautropsen; an vielen Glellen war dieInsel mit tropischen Gewächsen bekleidet; Orangen , Melonen, Zuckerrohr und Bananas schmeichelten den Sinnen durch ihre Farben, durch ihre Düfte. Wahrend ich am Lande war, wurde ich von unzähligen Betlelmönchen geplagt, die meine christliche Liebe im Nahmen der heiligen Jungfrau und aller Heiligen in ihrem Kalender in Anspruch nahmen. Ihrer Zudringlichkeit müde, und um mir Ruhe zu schaffen , warf ich ihnen einige Portugiesische Scheidemünze zu, aber ich hatte meine Rechnung ohne Wirth gemacht. Meine Freygebigkeit hatte keinen Weilern Erfolg, als daß mich neue Haufen bestürmten, von denen beynahe ohne Aüfhör sich einer an den andern schloß. Warum wird diese unverschämte Betleley durch «c» die Gesetze des Landes nicht blos geduldet, sonder« sogar geheiligt? Welche Wirkungen m„ß sie auf den Geist deS Volks hervorbringen? In den verschiedenen Stadtvierteln bemerkte ich eine Menge kleiner Laden, die von einem Westindischen Negc.ülnarkte einen ziemlich richtigen Begriff geben konnten, indem sie mit allem, was jeder andere Markt mit Ekel wegwerfen würde, z. B. mit faulen Fischen, verschimmeltem Käse und ranziger Butter, im Ucber> fiuß versehen waren. Alles trug einen Charakter an sich, welcher die Spanier und Portugiesen auszeichnet. Schmutz uno Unreinlichkcit, eine unüberwindliche In« lolenmz und cin Stolz, der um so lächerlicher war, da er m°t allem, was cntgcgeilgeschtc Gefühle erregen mußte, so gewaltig kontrastirce. Die Insel Madeira liegt bekanntlich ucnnzehn Grad südlich von England, und hat in ihrem Umfange i2o bis ,Ho Meilen. Das Klima ist herrlich; selbst dte Trägheit und Indolenz der Eingcbohrnen vermag es nicht, die Milde der Nlttur ganz unwirk, sam zu machen. Ungeachtet meiner nur flüchtige» Ansicht des Landes, konnte ich mich doch des Wunsches nicht erwehren, daß im Falle eines Krieges zwischen den beyden Landern, die brittischen Waffen von die« sem und dem benachbarten Eiland Porto Santo, Besitz nehmen möchten. Bedarf England noch einer Kolonie: so ist es eine, in welcher der Fleiß unserer Landslcutr s,ch auf die Kultur der Traube legen könnte. In der That, unsern stolzen Nachbarn ist es nicht ent« gangen, daß wir, ungeachlet unserer großen auswar, ligcn Niederlassungen doch noch keinr bcstßen , in wel« cher mil Erfolg Weinbau getrieben wcrdm kann. ! l Wir verließen Madeirades Abends , und steuerten bis zu 27 Grad N. Br., etwas südlich von dm Kanarischen Inseln fort. Hier verließen uns die königlichen Schiffe, und wir erhielten von dem ältesten Befehlshaber der Ostindicnfahrer „cue Instruktionen. Dieser Herr war um so qencigter, uns bey sich zu behalten, da uns das schnellere Segelt, unsers Fahrzeugs sür seine schwerer bcladcnc.-t Cchiffe, durch, aus nicht hilldcriich machte. So begleiteten wir denn die Ostindicnfahrer bis in l, Grad N. Br. Da man in dieser Breite vor feindlichen Kreuzern ganz außer aller Gefahr war, und wir wegen der verhällmßmaßigi-n Langsamkeit unserer Begleiter viel Zeit verlohren: so steckten wir unsere Flagge auf, und gaben, aus Erkenntlichkeit gegen die G«te unsers Kommodore eine Salvc von neun Kanonenschüssen, und nachdem unsere Höflichkeit erwiedert worden war, trennten w,r uns, beyde mit einander zufrieden. Der Abundance, ein Prooiant-schiff, das nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung gesendet wurde, nahmvvn der Flotte zugleich Abschied, und da uns unsere Bestimmung in den nähmlichen Hafen führte: so nahmen wir uns vor, ihm Gesellschaft zu leisten. Diesem Vorsätze ergieng es jedoch, wie so viele» andern Vorsätzen der nähmlichen Art, die ohne das hülfreiche Mitwirken der Umstände nicht wohl ausführ« bar sind. Der Abundance war ein so schwerfälliger Segler, daß wir in kurzem nothgedrungcn waren, uns von ihm gu trennen. Am zwcpttn Tage nach die, ftr Trennung begegneten wir der Kindischen Retour-fiolte, die aus zwey und zwanzig Segeln bcstand, und von dem königlichen fünfzig Kanonen schisse Mad- 12 ras konvoyirt wurde. Sie sendeten ein Boot zu uns an Bord, und erkundigten sich ängstlich nach der Lage der Dinge in Europa; wir befriedigten sie, so weit unsere eigne politische Kenntniß dieses erlaubte. Hier. zu fügten wir noch ein Geschenk von einem kleinen Packet Zeitungen, dessen Werth nur die allein begreifen können, die in einer ähnlichen Lage, und ebenfalls zwey Jahre von ihrem Valerlande entfernt gewesen sind. Auf unserer wcilcrn Reise wurden wir von den Südwinden so sehr von unserm Wege abgetrieben, daß wir uns der Huste Brasiliens um drillhalb Grad genähert hatten. Unsere Fahrt durch den heißen Erd« gürtet war in der That äußerst langweilig, und da «nser Fahrzeug ganz neu, folglich an eine solche HiHe noch nicht gewöhnt war: so war es sehr leck geworden. Diese Umstände bewogen uns, nach St. Sal. vador zu steuern, damit das Schiff die Ausbesserung erhalten konnte, ohne welche wir unS unmöglich itt höhere Breitengrade wagen durften. Als wir in diesem Hafen anlangten: so waren die Vermuthungen der Einwohner sowohl in Rücksicht auf unser Schiff, als auf den Zweck unserer Reift sehr verschieden, eine Sache, die zum Theil von der großen Aehnlichkeit unsers Fahrzeugs mit einem Kuller herrührte. Einige sahen uns für französische Spione an. die in die Hafen und an der Küste eine Re-kognoscirungsrcise machen wollten, und niemand war geschäftiger, dieses Gerücht zu verbreiten, als ein Irländischer Mulatte, der in «portugiesischen Diensten ei» Pakctdoot kommandirte. Die allgemeinste Meinung war die, daß unser Fahrzeug sich zwar für einen Kaus-fahrcr ausgebe, im Grunde aber ein Vritt sibes Kriegsschiff, und in, keiner andern Absicht in den Haftn ein- "Z gelaufen sey, als die Anzahl und Stärke der darin vor Anker liegenden spanischen Schiffe zu erforschen. Dieß Histörchen wurde von den spanischen Schiffskapi« tainen, deren Zahl sich auf sieben belief, ebenso leicht geglaubt, als es erfunden worden war. In ihrem Schrecken fiel es ihnen nicht bey, an dcr Wahrscheinlichkeit im geringsten zu zweifeln; sie bildeten sich ein, daß eine Equipage von nicht weniger als 70 oder 8» Mann unter unserm Verdeck verborgen wäre, und hüteten sich, unö zu nahe zu kommen. Wunderbare Revolution in der Geschichte dcr Nationen! Die Feigheit dieses Volks ist ^ßt eben so zum Sprichwort geworden, als ehemahls seine Tapferkeit. Aber dieß wird mit allen Völkern stets der Fall seyn, welche zufällige Ereignisse in ihrer politischen Lage zu einer langen Un, thäligkcit verdammen, indem der Nationalcharakter eben so gewiß, als der individuelle durch Trägheit sei-l,e Energie verliert. Laßt aber Muth und militairische Tapferkeit unter einem Volke verschwinden, und es wird in kurzem um seine Existenz gethan seyn. Diese Meinungen erreichten bald das Ohr des Vicckölligs, und veranlaßten ihn, uns durch einen Abgeordneten, welchen er uns sendete, den folgende« Morgen in seinen Pallast zu bescheiden. Bis dahin wurde ein Offizier mit einer zahlreichen Mache an die Küste, und, als ob das unzureichend gewesen wäre, cin Wachboot zu jeder Seile unseres Schiffs postill. Auf diese Weise ward es uns unmöglich, uns von unserer Station nur einen Schritt weit zu entfernen. « Als cinen sehr großen Beweis von Nachsicht, erhielten wir die Erlaubniß, den Besuch eines von den Offizieren des Ostindienfahrcrs, die Königinn, anzunehmen, und so von dem unglücklichen Schicksale die. 14 sis Schiffs Nachrichten einzuziehen, welches in Sranh gerathen, und, so weit es über dem Wasser gieng, w Flammen aufgegangen war, so, daß die ganze Ladung und viele Mensch?« hatten zu Grunde gehen müssen. Dieser Offizier war zu St. Salvador zurückgelassen worden, um die Güter an sich zuziehen, die man in den Mcllen vielleicht wieder auffinden möchte; da er aber bemerkt hatte, daß dieses unmöglich war: so hatte er schon wegen seiner Rückfahrt abgeschlossen, die in einem Priscnschiffe vor sich gehen sollte, welches einem Wallfifchfanger zugchörtc. Nnr die Furcht des Priscnmcisters, die Spanischen Kapitaine möchten, wenn cr den Hafen verließe, ihre Drohungen , es wieder zu erobern, in's Merk setzen, hatte ihn bisher noch zurückgehalten. Unftre Ankunft war demnach ein für beyde Herren sehr günstiges Ereigniß ; wir waren jetzt den Spaniern überlegen, und sie sahen es nur zu gut ein, daß sie ihre Drohungen nicht erneuern dursten. Da wir uns nach den nähern Umständen dieses Fanges erkundigten: so antwortete der Priscmneistcr, er sry dem Schiffe an der Brasilischen Küste begegnet, und man hätte sogleich Jagd auf dasselbe gemacht; die Spanier aber halten ihr Fahrzeug verlassen, ihre» Sckah von s/o«» Dollars in das Boot gebracht, und in der größten Eile an die Küste zu gelangen gesucht. Mit einer Klugheit, die der Erfolg rechtfertigte, halle der Kapitain deS Wallfischfangcrs *) das Schiff noch *) Da das Englische Schiff an den Küste» vo« Brasilien war: so ist dieß e<» Beweis, daß es den Spermaco tiwallfisch verfolgte, der sich in diesen Gewässern auf. halt, den bekannt»-« Wattraih liefert, ,md seildcmdie '.5 unberührt gelassen, und das Boot verfolgt. Er halle es glücklich eingeholt, dasselbe ohne Widerstand, sich zu ergeben genöchigct, seine Beute in Sicherheit ge« bracht, und das Schiff wieder aufgesucht. Von diesem hatte man ruhig Besitz genommen, und es von nicht unbeträchtlichem Werth gesunden, indem es mit Kupfer und Häutt'n beladen gewesen war. Man hatte es nach Sz. Helena gesendet, aber wegen einer Beschädigung , zeiche es am Steuerruder erhallen hatte, und anderer eingetretener Umstände, war man'genöthic get gewesen, in St. Salvador b.p ulegen. Die Spanischen Sctisskapitaine in dem Hafen waren, wie man leicht denken kann , .bep diesem Vorfall alle gleich stark intcressirt gewesen ; sie hatten daher gedroht, und, wie ich glaube, jetzt wirklich den Entschluß gefaßt, sich »lit einander zu vereinigen, und den Wallsischsangcr seine Prise wieder abzujagen. Der Prisenmcistcr bath uns dringend mn Schutz. Er setzte hinzu - was wir auch schon von dem Offizier des Ostindienfahrers erfahren hatten — daß ein sehr genaucS Eiiwerstävdniß und ein Kooperiren, das sich für eine neutrale Macht wohl nicht zieme, zwischen den Portugiesen und Spaniern Statt finde, und daß Englische Schiffe sich sehr betrügen würden, wenn st« in einem der Portugiesischen Häfcn an der Brasilische!, Küste auf eine gute und billige Behandlung rechneten. Der Prifenmeistcr durste jetzt den Hafen ungehindert vcrlaffen. Da unsere Booie hin-und herruderten: so grüßten uns die Spanier mit einer Höflichkeit, die Wallfische um Grönland so selten geworden sind, von Amerikanern und Engländern in Mrnge erlegt wird, d. Urbrrs. i6 wenigstens darum sehr auffassen mußte, weil sie mit der Erbitterung, welche bn' wechselseitigen Beleidigungen veranlaßt hatten, so seltsam kontrastirte. Zweytes Kapitel. Besuch bey dem Viceköniqe. — Karsorischo Beschreibung von St. Salvador. — Abreise. n ihnen gab als allcs andere, was wir bisher unter ihnen bemerkt hallen. Nicht ohne große Mühe erhielten wir inder Haupt-kirche einen Sip. Unsere Blicke schweiften zuweilen von dem Prediger zur heiligen Jungfrau hin, die, mit Gold und Juwelen geschmückt, und d.en Prinzen von Brasilien in zierlichem Kostüm, an ihrer Rechten haltend — vielleicht wollte man dadurch zu verstehen geben, daß er einer chrcr erklärten Vertheidiger unb 21 Beschützer sey — an cmcm solchen Orte stand, wo sie in der ganzen Kirche am meisten in die Augen fatten Nlußte. Der Bischof in der Provinz, dem Range nach die zweyte Pcison in diesem Thrile Brasiliens, hielt die Predigt. Sein Vortrag, so wcit uns dieser von unsern, Dollmetscher verständlich gemacht wurde, war beredt, und vielleicht grschab es in« Gcsübl seiner hohen Mnrde und seiner heiligen Pflicht, daß er ihn vor-uchmlich an die Großen richtete, und die Laster unb die Ruchlosigkeit derselben mit einer Kraft und Frey-müthißkeit züchtigte, die sich ein geringerer Prediger wohl schwerlich erlaubt haben wurde. Nach Beendigung des Gottesdienstes wurde das Bild der heiligen Jungfrau und ihres Begleiters, des Prinzen, in Prozession durch die Straßen der Stadt getragen , und dic Damen begrüßten sie aus den Fenstern und von den Balkons herab ,nit Guirlanden und Kränzen, dic sie auf ihr Haupt hcrabwarftn. Ein theatralisches Schauspiel, das aber keineswegs mißfiel , wenn der Eiftr einer mißverstandene» Religion für eine Entschuldigung ihrer Irrthümer gelten darf. Als die heilige Jungfrau in jeder Richtung durch die Stadt paradirt halte: so wurde sie mit allem, was zu ihrem Aufzug gehörte, in Aer nächsten ansehnliche» ren Kirche niedergesetzt, um darin, bis man sie wieder brauchte, zu bleiben, und vor Regenschauern geschützt zu sepu. Wegen ftincr unverkennbaren Gleichgültig, kcit gegen diese heilige Mummcrey mußte sich sder Ka-pitain manchen unfreundlichen Blick gefallen lassen, und stine Gottlosigkeit zog ihm einen nachdrücklichen Verweis zu. E^ war ^keine Straße, durch die wir gicngen, wo nicht in irgend einer Gegend, in welcher er am dclirn gesehen werden lonitte, ein Schut/Heilf. 22 ger aufgestellt gewestn wäre; zu diesem strömte des Abends der Pöbc'l in Menge, und lcperte seine Gebete lind Danksagungen in der denChorsangein der Römisch-katholischen Kirch? eigenen Monotonie her. Alles, was wir salien, überzeugte uus von dem Werthe, den dieie Niederlassung im Fall eines Bruchs zwischen den beyden Ländern sür das Britlische Reich haben muß. Es liegt am Tage, daß mit der Zeit die Franzosen oder wir im Bcsiß Brasiliens sepn müs-ftn, *) denn einer ft schwachen, in der Achtung des ganzen Europa so lief gesunkenen Nation, wie die Portugiesische, wird man cS nicht lange gestatten, in einem Lande von ungeheurer Ausdehnung, welches sie rben so wenig zn nuhen, als zu vertheidigen versieht, ein so bereicherndes Monopol auszuüben. Sollte Frank-» reich uns zuvorkommen, was es ohne Zweifel im Sinne hat, da Eroberung der vornehmste Zweck einer nulilärischen Regierung ist: so wird es eine Beute davon tragen, die ihm drn Verlust von Malta und Ae-gyplen mehr als erseht. Eine Akquifition, wie diese, würde uns. als einer handelnden Nation, dauerhaftere Vortheile gewähren, als Frankreich aus allen sei-licn Eroblsungen zu ziehen im Stande ist; in jedem Falle würde sie, dafern sie in unsere Hände fiele, ein ') Weder für Frankreich, noch für England dürfte Bra« siliei' in der Krisis, in welcher diese Mächte sich ge-grinvarlig befinden, ein wimschlülsmerlher Brsiy seyn. Wohl aber dürfte der Lissaboner Hof, weu« er seiner Besitz>l»gl>!» in,E»ropa verlustig geht < wozu der An» schein nie so groß war, als jetzt,) das alle Projett lvirder hervorzusnchen, «nd nach Brasilien auswall? deru, um es zu seinem Siue zu machen. her Ueber s, -Z Mittel werden, das uns einen sehr ehrenvollen Frieden sichern könnte. Den Tag vorher, ehe wir den Hafen verließen, lief wieder ein Spanisches Schiff, das beynahe hundert tausend Dollars daar, und eine kostbare Ladung an Bord hatte, in drmscldcn ein. Man wird es leicht glauben, daß wir es schr bedauerten/ nicht einen Tag früher auskaufen zu ftyn, da wir dann ganz gewiß auf diesem reichen Fahrzeug unsere Aufwartung gc. macht, und den Spaniern die Mühe erspart haben würden, ihr Geld auf Portugiesischen Schiffen nach Hause zu schaffen, cine List, die ich beyden Nationen aus mehr als einem Grunde zutraue. In der That, es bestand damals ohne Widerrede zwischen den beiden Mächten eine sehr enge politische Verbindung. Ob diese von ihrer qcoaraphischen La« ge, da sie sowohl hier, alöauch in Ansehung dcs Mutterlandes, Nachbarn sind, oder von dem Umstände, daß sic beydc ein par nobils lralruln ausmachen, veranlaßt wurde, das mag ich nicht entscheiden. Daß sie aber damals faktisch war, davon bin ich fest überzeugt, und vielleicht behaupte ich nicht zu viel, wenn ich sage, daß sie noch in dem gegenwärtigen Augenblicke fortdauert. Der vierte Tag ging zu Ende, mit ihm auch dle Gefälligkeit der Portugiesen, oder vklmchr ihre Enthaltung von Feindseligkeiten. Der Hafenmeister kam zu uns an Vord, mit der Weisung des Viceköuigs, sich nicht eher zu entfernen, als bis wir außerhalb des Hafens waren. Ich sann eben nicht sagen, dasi es uns Vergnügen machte, diesem peremtorischen Bcfchl zu folgen. Uedrigens ist es unllöthig, zu erwähnen, 24 daß wir nickt schlimmer behandelt wurden, als jcdeS andere Englische Schiff, welches ihre Hafen besucht hat. Du ich mir von eil-cm Betragen, das einer ge« bildeten Nation so wenig Ehre machte, gegen ein Volk, dem sie in der gegenwärtigen Lage Europa's die Erhaltung ihres Reichs verdankt, keinen Grund anzugeben wnßtc: so war ick bemüht, hicrin zu einiger' Gewißheit zu gelangen. Von cinem Major in Por, tugiesischen Diensten, einem Veteran , der mehr Kenntnisse besaß, als seine MitoffiZicre, und bey dem ich eingeführt wurde, erfuhr ich endlich, daß die politische Verbindung zwischen England und Portugall das Lcßtcre nicht selten in Handel mit seinen Nachbarn verwickelt habe, und daß es demnach ein politischer Grundsatz geworden sei), diese Eifersucht dadurch zu vermindern, daß man sich in dem Verkehr mit uns einigen Schein von Harte erlaube, der freylich wohl zuweilen in Wirklichkeit übergehen möge. Drittes Kapitel. Ankunft und Aufenthalt äuf dcm Vorgebirge der gute» Hoffnung. — Reise nach Botany Bap qnd Ankunft daselbst. ^)a die Südwinde noch herrschten: so verqicngen mehrere Tage, bcvor wir uns von der Küste entfernen konnten. In dieser Zeit hatten wir die Befriedigung, unö für unsere ungefällige Aufnahme dadurch zu rächen, daß wir auf alle Portugiesische Schiffe,die uns begegneten, Jagd machten. Ha unser Fahrzeug besser segelte: so «5 ward es uns nicht schwer, allc die, welche wir zu Gesicht bekamen, so sehr sie sich auch uns zu entwischen anstrengen mochten, einzuholen. In einiger Entfcr-""»g hielten sie uns für ein feindliches Schiff, und nichts war lustiger, als ihre Blicke voll Schrecken, so lange sie sich noch ergeben zu müssen glaubten; sobald sie von demselben bcfteyt waren: so machten sie tauend Verbeugungen, unt> riefen ihr: „5tadun au- Als wir endlich in gehöriger Entfernung von der Küste waren : so setzten wir unsern Lauf nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung fort. Unsere Reise von Brasilien in diesen wohlbekannten Hafen geschah unter keinen andern, als den auf allen diesen Reisen ge. wohnlichen Umständen, und da diese schon zu oft wiederholt worden sind: so halle ich es für unnöthig, lhrer hier zu gedenken. Es mag also hinreichend seyn, zu bemerken, daß wir ohne mit Unfällen gckämpft zu haben, und nach ciner angenehmen Reise, die uns fast nicht im geringen ermüdete, das Kap erreichten. Nachdem wir an's Land gestiegen waren : so'wurden wir von dem Hafcnkapitain bey dem Admiral Roger Curtis, diesem lavfern Offiziere, welcher damals das hier stationiern, de Geschwader als Oberbefehlshaber kommandirte, eingeführt. Der Admiral cmvficng uns mit dem herzlichen Wesen und der Artigkeit, die Blittische See« -Offiziere so seftr auszeichnen; er verlangte das Neueste aus England und Brasilien zu wissen, und dankte uns selbst für die unbedeutenden Nachrichten, die wir ihm mittheilen konnten. Er sagte, er habe mehrere Kreuzer gegrn die Spanier ansgesendet, und hoffe, daß sie zum Theil glücklich seyn würden. Er forschte e<5 nach den nahern Umstanden des vorgefallenen Gefechts mit großer Begierde, aber wir tappten in Ansehung desselben in einem rben so grossen Dunkel, als er selbst. Zunächst führte man unS nun zum Gouverneur, von welchen, wir mit gleicher Höflichkeit aufgenommen wurden. Mcm Herz war zu sehr mit der Erfül» lung seiner Pssickt beschäftigt, als daß ich auf die Gegenstände, welche mich umgaben, eine große Auf, mevksamkeit hätte richten können. Allein einen sehr angenehmen Eindruck machte auf mich die romantische Lage der Stadt, 'die im Schooße cines Thals liegt , dessen Seiten sich allmählich erheben, bis sie den Fuß der Gebirge erreichen, die es, wie Mauern, von allen Veiten einschließen. Die Häuser sind fast alle von Stein, und ems so reinlich wie das andere; sie sind weiß oder gelb übertüncht, und haben alle, eben we. gcn ihrer Reinlichkeit und wegen des milden Klima, daS Ansehen, als wären sie erst kürzlich gebaut. Im Innern derselben besteht dcr Fußboden gewöhn, lich aus Fließen, die zu diesem Zweck aus Indien ge« bracht werden, und in einem so heißen Klima ist ihre Kühle kein geringer Vortheil. Die Bewohner bestehen aus Abenlheurern aus jedem Theile der nördlichen Well, und aus jedem Kreise des heiligen Römischen Reichs. Schon waren wir vierzehn Tage auf dem Kap gewesen, und da daS Proviantschiss, der Abundance, noch immer nicht erschien, auch keine Nachrichten von ihm eintrafen: so fing der Gedanke, was auS ihm geworden seyn möge. an, uns zu beunruhigen. Endlich aber wurde uns gemeldet, daß es aus Mangel pnWasser genöthigt gewesen sep, in der Saldanha« »7 Bay einzulaufen. Es war anfänglich unsere Absicht gewesen, dieses Schiff bis zum Vorgebirge dcr guten Hoffnung zu begleiten; mic viel Zeit hatten wir dadurch, daß wir dieseS Vorhaben änderten, erspart! Diesen Wink beyläufig für Rheder, welche, ohne auf den Unterschied im Segeln und andern Umstanden zu sehen, die ihren Schiffen ertheilte Instruktion, beysammen zu bleiben, streng befolge wissen wollen, und dadurch die Kosten einer Ncisc nicht selten verdoppeln, so daß sie, wenn sie auf Spekulation unternommen wurde, fast immer mißlingt. In solchen Fallen kann die Eigenmacht des Kapitains nie zu nnbeschränkt seyn. Unsere Zeit verstoß auf eine so angenehme Meise auf dem Kap, daß wir uns selbst, wenn unser Aufenthalt noch länger hätte dauern müssen, nicht schr beklagt haben würden. Der Umgang mit den Stadtbewohnern gewährte beyden Theilen Zufrkdcn« heit. Wir wunden mit der Höflichkeit, die man Fremden schuldig ist, aber auch zugleich mit dem Vertrauen welches in der Regel nur zwischen Landsleuten Statt findet, aufgenommen. Die sonderbare Vermischung drr Einwohner hat doch eine Wirkung hervorgebracht, der man seinen Beyfall nicht versaqen kann. Die charakteristischen Eigenheiten, die ein jeder Einwanderer aus seinem Vaterlande mitbrachte, sind entweder durch das Reiben an einander, oder durch unvcr-merkliche, von allen Seiten Statt gefundene Nachahmung weggetilgt worden, und so findet sich keine derselben heutiges Tages in einem solchen Grade vor, in welchem sie widerlich werden könnte. Zwar bringt in Wahrheit der Holländer, er mag sich m öffentlicher oder Privatgesellschaft bcsindm, seinen Hulh 28 noch immer nicht vom Kopfe, und das Welter mag seyn, wie eö will, der Franzose auf dem Kap wird stets seinen Regenschirm tragen; allein der Hollander auf dem Kap ist doch ein ganz anderes Wesen, als sein LanKsmann in dem Haag, und der hier ansässige Franzose ist um einige Grade weniger windig. Der allgemeine Charakter des Volks wird — wenigstens kam es uns so vor — durch Zufriedenheit, Unabhängigkeit, und alle jene glücklichen Eigenschaften , wrlche aus einer so sastreichcn Wurzel unausbleiblich hervorkeimen müssen, bestimmt. Fleiß ist hier das sichere Mittel, zu Vermögen zu kommen. Eine jede Art von Kapital, sie brlirhe in Talenten oder Metall, kann einen ihr angemessenen Handel treidcn, und alle Produkte, und selbst die kleinsten Manufakturarbeiten, finden einen eben so gewissen, als gcwinnvollen Absah. Daher jene Unabhängigkeit, und daher — ist es wohl noch nöthig, ein so sicheres Resultat anzugeben? — Frohsinn, Sclbstschühung, Geselligkeit. Am meisten thun sich die Einwohner auf den Kompagniegartcn zu Gute, der diesen Nahmen führt, weil er der Hollandisch-Ostindischcn Kompagnie zu« gehörte, so langc sie noch im Besitz dicscr Niederlassung war. Er ist mit viel Geschmack angelegt, und weil Boden und Klima sie begünstigen: so enthält er eine größere Mcnge Asiatischer und tropischer Gewächse, die zugleich in einer üppiger» Pracht dastehen , alS dieses vielleicht in jedem andern Garten in der Welt der Fall ist. In dieser köstlichen Anlaqe ist zwischen Aruchtbäumen und einem aromatischen Gebüsch, des-fln Schönheit und Dufte mehrern Sinnen schmeicheln. 2 c) die Wohnung deö Gouverneurs; in den andern Theilen des Gartens, welche einer Menge Privatpersonen gehören, bringen die Stadtbewohner ihre Erholungs. stunden zu. Was ihre Vergnügungen betrifft: so darf ich nur bemerken, daß es mir, wegen ihrer Heimlichkeit mit den unsrigen, Mühe kostete, mich zu Überzeugen, daß ich nicht in England war. Unser Aufenthalt auf dem Kap hatte beynahe einen Monat gedauert, und es war hohe Zeit, wieder an unser Geschäft ;u gchen, und unscre Reise fortzusetzen. Wir sagten unsern Freunden also das Lcbewokl, lichteten die Anker, und steuerten mit einen, günstigen Winde nach Botany-Bay, unserm nächsten Bestimmungsorte. Es ficl auf dieser Reift nichts weiter vor, außer, daß unser kleines Schiff von nicht mchr als hundert und zwanzig Tonnen Last so vortrefflich segelt?, daß es unsere besten Erwartungen übertraf. Es ging buchstäblich den ganzen Weg halb unter Wasser, aber es schlüpfte unter demselben hin, wie ein Pfeil, und erhob sich wieder zur Oberfläche, ohne daß man einen T«g anzuziehen brauchte. Es war unsere Absicht, die Slraße zu vassircn, welche van Die me nslandvonNeu-Holland trennt, einen Kanal, der einige Zeit vorher von ei' nem Herrn Baß, Wundarzte auf dem königlichen Schiffe Relimice, cnldcckt, und ihm zu Ehren die Baß-Slraße *) genannt worbcn war. Wir landeten seit unserer Abreise vom Kap im ZZsien *) In dieser Baßstraße ist ga„l kürzlich von den Enss. ländern eine nrue Verbrecherkoloni« augrlegt »vordc>> der U«b «rs> Breitengrade zum erstenmale wieder. Der Wind kam gerade von Osten; wir ankerten nahe an der Küste , und entdeckten nuhrere Rauchwolken von Feuern, die »reit umher im Lande zerstreut waren. Wegen der Fortdauer der Ostwinde konnten wir erst nach fünf Tagen zur Einfahrt gelangen, und noch einige Tage länger waren wir genöthigt, uns nach dem Winde zu zu wenden. Der l.tztere änderte sich endlich auf einmal, und da es n,m schwer wurde, nördlich zwischen den Inseln durchzustcuern: so liefen wir in die Ba n ks st raß e ein, und langten drey Tage später in Port-Jackson an, so, daß wir das dritte Schiff waren, welches je die Reise dahin auf diesem Wege gemacht halte. Bey unserer Ankunft fanden wir, daß wir mehr Gesellschaft hatten, als wir erwarteten, indem folgende Schiffe im Hasen lagen: das königliche Schiff, der Delphin , daS Wachtschiff, die Lady Nelson, und der königliche Admiral aus Europa, der Trimmer aus Bengalen, und der Harbinger vom Kap. Die drey letzten hatten, wenigstens in Ansehung dieses Hafens, die nämliche Spekulation, welche wir hatten. Ihr Anblick verursachte uns eben kein sonderliches Vergnügen, da wir alle Ursache hatten, zu glau? ben, daß ein Markt, dcr nie von großer Bedeutung gewesen ist, jetzt mit Waaren zu sehr angefüllt wer. den würde. Unsere Besorgnisse waren in der That nur zu sehr gegründet, und wir mußten noch über« dieß zu unserm großen Verdruß erfahren, daß die Kolonie an dem, was die große Nachfrage aller Aben-theurcr ist, — an Geld, völligen Mangel lilt. Es herrschte wirklich die größte Armuth; da wir aber fanden, daß doch noch etwas Metall unter den Kolo- Z» nisten übrig war: st ließen wir unsern Mulh nicht .ganz slukcl?. Der Grundsatz, daß man ein nicht schr günstiges Glück auf's Beste benutzen, und, wo nicht alleö zu gewinnen möglich ist, was man hoffte, keine Mühe scheuen müsse, das zu gewinnen, waS man kann, ist im Handel so nützlich, wie in der theoretischen Philo, sophic. Da selten ein Gut so vollkommen ist, daß 'hm nicht irgend ein Uebel bepgesellt seyn sollte: so isi auf der andern Seile auch ein Unfall selten so zerstörend, daß er nicht irgend einen Schimmer von Hoffnung übrig ließe. Es ist eine Wahrheit, die ich durch Erfahrung kennen gelernt habe, daß, wenn die Zeit und die muntere Kraft, die man gewöhnlich in Klagen über sein Mißgeschick verschwendet, auf eine weisere Art zur Aufsuchung eines Gegenmittels benußt werden, wenige UnglücksMe von der Art sind, daß man, sich dieselben zu erleichtern, verzweifeln müßte. Diese Betrachlungen brachten uns zu einem Ent. schluffe, in welchem uns andere Umstände bestärkten. Die zu unserer Nordwestspekulation günstige Jahreszeit rückte mit eiligen Schritten herbey'. Der Kapitain und ich vereinigten uns, weil dieß die einzige Alternative war, die in dieser Lage der Hinge übrig blieb, dahin, daß ich zu Port Jackson bleiben, und die Ladung, so gut es sich thun ließ, absetzen, er hingegen mit dem Schiffe in Angelegenheiten unserer Nord« westspekulation ohnc Verzug abreisen sollte. Z2 Viertes Kapitel. Aufenthalt z» Sidney. — Bevölkerung birsrr Stal>l. — Allgemcmcr Cbarakter der Ansiedler. — Bürgerliche Regiermigsvcrfassung. — Barrington. - Partheyen. ^-Taxen. ^>u der gefaßte Entschluß mich eme Zollang biet zu wohnen nöthigte.- so hatte ich eine gnustisse Gele» gcnheit, die Natur und die politische L.igc dieser viel» faltig erwähnten, aber wenig gekannten Niederlassung zu beobachten. Es ist freylich wahr, daß ich der Sorge, wie ich meine Ladung unterbringen wollte, die doch immer die Hauptsache blieb, den größern Theil meiner Zeit widmen moßte; demungcachtet war mir noch Muße genug übrig, um mich zu blicken; und wäre auch wirklich mein Beobachten noch weit oberfiächlicher gewesen? so würden sich doch Gcgen. stände, die täglich, ja sinndlich wiederkehrten, meiner Seele aus cine scstc und unvertilgbare Weise haben einprägen müssen. Es nahm mich höchlich Wunder, und ich betrachtete es als eins der charakteristischen Abzeichen die» ser Kolonie, daß sie fast die einzige Niederlassung in der Welt ist, in welcher dcr Anfcilthalt von Cuw« päcrn auch nicht die geringste Verällderung in den Sitten de" Eingcborneu hrrooracbracht, s,r mit keiner einzigen nützlichen Kenntniß bereichert hat. Die Be^ »vohner von Otaheite haben, wie wir späterhin erwähnen werden, unstre Angelhaken angenommen, «nd die Vorzüge unserer Werkzeuge anerkennend, fast all- allgemein ihre knöchernen Gcläthsch<,sten bey Sells geworfen. Dic Sandwich-Insulaner sind in dieler Rücksicht in der Kcnnlniß und dem Gebrauch Europäischer Handelsartikel noch weiter gekommen. Nicht so ist es mit den Eingebornen von Neuholland; sie haben, seit sie entdeckt worden sind, in der Bildung keine Fortschritte qemacht. Sie sind noch die nähmlichen Wilden, die Phillip fand, als er dcn ersten Grund zur Kolonie legte. *) Die Stadt Sydney,*') der Hauplort der Ko« lonie und der Sih der Regierung, wird durch einen Fluß, der sich in eine, na<5 der Stadt benannte Bucht ergießt, in zwey Theile getheilt, Sydney-Cove hat auf diese Weise den doppelten Vortheil, ") Cook sagt schon von den gteuhollanocen, daß sie noch weniaer Geist zeigen, die in aller Rücklicht elenden Bewohner des Fcuerlandcs. Keine Spur von mechanischer Geschicklichkeil ist unter ihnen, ihre Fi, schrrneye, wle sie Phillip sand, allein ausgenommen, die in der Thac bcwundernswnrdia sind. Sie sind ge, gen den Frost ihrrS eben nicht frcnndlichen Landes sehr empfindlich, und dennoch lehrte sie nicht einmahl die Noth, sich zu bedecken, sich ein Obdach zubauen. Sie gehen nackt, und wohnen in hohlen Bäumen. Ein Grund, warum Europäische Kultur sich «och nicht unter sie verbreitet hat, ist.unstreitig auch der, daß sie durch nichts zn einer Annäherung an die Eu» ropaischen Pfianzrr z»i bewegen sind, die ihnen bau-sis 'hre Netze stehlen. Der Gouverneur Phillip »p^r daher, da Güte »ichlS bewickle, eittschlosscn, Gewalt zu brauchen, und sie zu einem Anfange i„ der Kultur zu zwingen. der Ucbers. ") Zu Ehren orsLordS Spdnep vom Gouverneur Phillip so genannt, der Ueb«ls. turnhlllls Arise. C 54 mit trefflichem Wasser im Ueberfiuße versehen zu seyn, und zugleich einen Hafen zu besitzen , welcher die gan, ze Großbritannische Kriegsflotte fassen könnte. ") Dieser zwiefache Vortheil machte, daß man ihm den Vorzug vor Bot any-Bay gab, welches anfänglich zu dem Punkte auscrsehen war, aufwelchem die Kolonie angelegt werden sollte. **) Die besondern Verhältnisse, unter welchen diese Anlegung vor sich gieng , machten es nach der Ankunft der ersten Pflanzer nothwendig, Speicher, in welchen der Proviant aufbewahrt werden konnte, Häuser für die Verbrecher und Barrakcn für daF Militär zu er, richten. Diese Gebäude, die man in verschiedenen Theilen des äußerst kullurfähigcn Landes anlegte, ga« bcn den gegenwartigen Städten, von denen Syd» ilcy, Paramatta und Hawkcsburp die vor« znglichsten sind, ihre Umrisse. Das umliegende Land wurde unter diejenigen Pflanzer vertheilt, welche Ackerbau zu treiben wünschten, die andern, dic mehr Lust zur Betreibung eines Handwerks und zu einer sitzenden Lebensart halten, wohnten ihn den Dörfern "> Eigentlich hat dle Stadt den Nahmen von derBnche erhalten, die den ihrige» zuerst bekam. Der Hafen ist so geräumig, daß er «ach Phillip tausend Linienschiffe fassen kann. oer Ueberf. **) Man fculd die vortheilhafte Beschreibung, welch« Cook von Botany-Bay gemacht hatte, nicht il» alle» Stilen gegründet. Besonders war der Hafen den Dstwinden sehr ausgesetzt. Phillip legte also die Ko« lon die mizwepdcu-jigsten Beweise von Widc'.sp^il^lcit. Ich habe nichtö barauf zu erwiedern, wcni, man n.ir einwendet, daß dic Unkuilft der crsic» -w.c) odcr drr? Echiffc sie zu ihrer Pflicht zurückführen würde. Ihre Rebellion würde doch vorher einen ungehinderten Fortgang gehubt haben, und von so verzweifelten und verworfenen Gemüthern stünde, wenn sie den Zaum der Gesetze ab-seschüttell hatten, zu erwarten, daß die durch sie an» gerichteten Verheerungen kcinc andern Grenzen, als die der Kolonie selbst huben würden. Weisheit und Menschlichkeit halten es für ei» würdigeres Geschäft, Verbrechen zu hindern, als sie zu bestrafen. Die Kolonialrcgicrung besteht, so wie sie durch cine Parlamentsakte eingerichtet ist, aus einem bü» «erlichen, einem Kriminal- und einem Vice-Admira-litäts-Gerichtshofe. Der bürgerliche Gerichtshof entspricht dem der Common Pleas und dcr King's Bench «n England, und ist nach dem Patent der Kolonie auS dcn, Judge Advokatc und zwcy angesehenen Einwohner, die vom Gouverneur gewählt werden, zusam. mengeseßt. Auf diese Weise konstituirt, hat er dic Macht, Citationen, Vcrhaftbcfehle, und Verordnungen von jeder andern Art ergehen zi: lassen, so wie auch Urtheile zu fallen, die von dem Judge Advokate unterschrieben und uütcrsiegclt, und hernach von dem, General-Profoß vollzogen werden. Jedoch findet vo,l »hm eine Appellation an den Gouverneur Statt, dcr bey solchen Gelegenheiten persönlich zu Gcricht siht, und dessen Allsspruch, wenn der Gegenstand des Pro> zesscs untcr drcyhundert Pfund ist, entscheidet. Ueber-steigt er diese Summe: so erkennt der> königlich? Slaatsrath in lehter und höchster Instanz. Der Kriminal - Ge-richtshof llilll'lslicht alle Verun-«reuungen. Verrathereycn und Verbrechen, und besteht nach dem nähmlichen Patent aus dem Judge Adookate und sechs königliche« Land« odcr Sec. Offizieren. 4o welche ebenfalls von dem Gouverneur zu Beysitzern gr« wählt werden. Man fängt mit einer Anklage des Gefangenen an und die Beweise seiner Schuld werde« auf die Art geführt, wie in England,, nur mit dem Unterschiede, daß sich dcr Beklagte in eigener Person vertheidigen muß, da noch keinAnwald oder Attorney angesetzt ist. Der Gerichtshoferkennt über die Schuld oder Unschuld des Beklagten ; in Fallen, ausweiche das Gesetz nicht ausdrücklich eine Strafe geseht hat, ist das Urtheil seiner rigenen Willkühr überlassen, und die Mehrheit der Mitglieder entscheidet alsdann. Betrifft aber die Sache Leben und Tod: so bleibt, dafern die Richter nicht völlig einstimmig sind , das Urtheil noch ausgesetzt, und wird dem königliche» Staatsrathe überlassen. Von dem Urtheile des Kri« minal - Gerichtshofs findet demnach, diesen einzigen Fall ausgenommen, keine weitere Appellation Statt;*) jedoch ist es dem Gefangenen erlaubt, sich noch an die Gnade des Gouverneurs zu wenden, in dessen Willkühr es steht, dieses Urtheil entweder vollstrecken zu lassen, oder es zu suspcndiren oder zu mildern, oder auch wohl dem, Verbrecher völlig zu verzeihe». Der Vice-Admiralitäts-Gerichtshof sott nach dem Patent aus dem Richter, und zwölf mit den nöthigen Requisiten versehenen Personen, nähmlich aus Pflanzern, Kaufleuten „nd Scefahrern bestehen; soll» len aber Umstände diese Zahl nicht erlauben : so wef. *) Die Anlage einer Holonle von Verbrechern macht unstreitig eine strenge Iustij m'thig. Aber wird man lvohl, wen,, sie Bestand haben sollte, leine Milde« lung Statt finden lassen? dcstlehers. 4» den vier und der Richter für kompetent gehalten. Vor diesen Gerichtshof gehören alle Veruntreuungen, Sec« raubcreycn und Verbrechen, die auf der hohen See oder in drn Hustn innerhalb Nru - Süd - Wa ! li s begangen werden. Die Polizcy in der Kolonie ist den obrigkeitlichen Personen übertragen, welche vom Gouverneur in jedem Hauptbezirk einc oder mehrere angesetzt werden. Unter ihnen steht in jedmi Distrikt ein Ober-und Unter-Konstabler , und zur bessern Erhaltung der Ordnung, da, wo die Umstände es zu erfordern scheid nm, eine gewisse Anzahl von Polizcywachtern. Der bekannte Georg Barrington verwaltete das Amt eines Ober-Konstabiers viele Jahre lang zu Paramatta, und durch eine treue und standhafte Erfüllung seiner Pflicht hatte er sich die Zufriedenheit der Regierung erworben. Wahrend meines Hierseyns hatte cr den Gebrauch scincr Verstandrökräftc völlig verlohren, und sich mit einer kleinen Pension für sei. ne vorigen Dienste zurückgezogen. Er war ganz ab. gezehrt, und dem Anscheine nach konnte sein Leben nicht mehr von langer Dauer sepn — ein Grausen erregendes Beyspiel von dem Jammer, zu welchem der Mißbrauch des Talents führt, und von den Ver« hecrungen , die ein von Schuld bestecktes Gewissen »n einer Seele, die zu etwas Besserem bestimmt war, anrichten kann. So sonderbar es auch scheinen mag: so sieht doch die Menge von Prozessen und StreiliMlen in dieser Kolonie mit ihrer Bevölkerung in gar keinem Verbältnisse Bey dcr nächsten Sitzung des bürgerlichen Gerichtshofes sollte „icht weniger, als drey hundert Verhaftungen, VvrladuuM und UrcheilsooMeckun? 42 gen erfolgen, und man sagte mir, daß sich die Amts« sportcln des General-Profoßcs auf beynahe dreyhun« dcrt Pfund belaufen sollten. In der That, die Rechts« gelehrten und Zollbeamten stehen sich am besten in der ganzen Kolonie. Einer von diesen Federhelden war so mäßig in seinen Forderungen, daß er mir für einen halben Boaen Papier, den er voll geschrieben hatte, nicht weniger, als vier Pfund ftchs Schilling anrechnete. Da ich ihm Vorstellungen machte: so erwiederte er mir blos. daß er durch mich Geld verlohrcn habe. Dieser Pursche war ein Verbrecher. Ein Anderer, der jedoch in Ansehung des Gewerbes von jenem ganz verschieden, und ebenfalls ein Verbrecher war, forderte fünf Schillinge für einige sehr unbedeutende Reparaturen an einem Schlvjjc', und da ich von einem in der Nähe befindlichen Kolonisten erfuhr, daß er ihm nie mchr, als die Hälfte angerechnet habe : so antwortete der Kerl, daß das Schloß auf ein Schiff gehöre, und daß es cmc seiner Handwerks-regeln sey, einem Schiffe das Doppelte anzurechnen. Es könnten noch sehr viele Beyspiele der nähmlichen Art angeführt werden, allein die bisherigen werde« schon hinreichen, den Charakter dieser Menschen in ein helles Licht zu stßen. In vielen Verbrechern haben die Transportation, und der anhaltende Fleiß, zu welchem sie die Anord« nungen in der Kolonie mit solcher Weisheit antreiben, so wenig eine sittliche Besserung bewirkt, daß sie eine tegelmaßige Korrespondenz mit ihren alten Svießge. fetten in England unterhalten, und in der Kolon»e entweder noch gar nicht zu rauben aufhörten, oder doch bald wieder, je nachdem die Umstände ihncn dabey mehr Mr weniger Glück versprechen, zu ihrer 4I vorigen schimpflichen Lebensweise zurückkehren. Soll-le daher jemand es sich einfallen lassen, Neu-Süd. 28 all is zu besuchen: so mag er ja nie vergessen, baß er sich in einem Lande voll Verbrecher befindet. Dic ganzeZekt über, da ich in der Kolonie war, das ist, fünf bis sechs Monate lang, herrschte cine sehr weit gediehene Spannung zwischen dem Gouver« ncur und den Offizieren, von welchen verschiedene nach England zurückgeschickt wurden, wo ihnen dcr Prozeß gemacht werden sollte. Die Kolonie litt damals großen Mangel an Schlachtvieh und an allen andern Arten von Lebens» Mitteln. B«r Delphin wurde nach Otaheite geschickt, um Schweine zu holen, und da in der Zeit zwisben seiner Abreise und Ritckkchr einige amcrika-«ische Schiffe auf dcm Wege nach China in Port Jackson anlegten, und cincn Vorrath von Rind-ficisch und Mehl an Vord hatten: so verkauften sie denselben mit großem Vortheil an die Regierung. Einige wohlunterrichtete Manner in der Kolonie behaupteten, daß die schlechte Oekonomic der Regierung einigermaßen an diesem Mangel Schuld sey. indem die Flrischprcise, welche der Gouverneur fest-s'ße, in keinem Verhältnisse zu der Arbeit siünden. Wenn man in dieser Angelegenheit einen andern Weg einschlüge, und z. B. den Preis des Schweinefleisches "0" sechs auf acht Pence *) erhöhte: so würde das Lokale so wenig, alS die Natur den Aufspeichern gU" 'j Ein Desgleichen Holz zu fallen . — ,« — Desgleichen Wasser einzunehmen — 20 — Für die Zollbcscheinigung . — H — Pilotcngcld...... 7 — — Für jedes Kolly, das oom Schif, fe ans Land gebracht wird — -«6 Für jedes Boot u. f. w. zum Küstenhaudel .... — 5 — Diese Zölle werden von dem Schiffbeamlen sna. va! olficer) b^ygeirieben, der str d«s Einsammlm zehn Procent erhalt. Der ganze Ertrag dieser Auflagen wird, nach Abzug der Hebungskosicn, zu dem Fond der Waiscnanstalt in der Kolomb gcfchlageu, zu deren Besten auch alle Geldstrafe, alle konsiscirte Güter, unl> einc slbgabe von fünf Pfund, die jeder Spcisewirth, so wie jeder Brantwcmschenkcr, die sich auf ungefähr zwanzig belaufen mögcn, für ihr Gast-und Schenkrecht erlegen müssen, verwendet werden. Außerdem entrichten auch alle gebrannte Wasser, die Gallone einen Schilling, und eingeführte Weine, die 45 Gallone 6 Pence. Der Ertrag dieser letztem Taxen ist zu öffentlichen Unternehmungen, zur Erbauung von Gefangnissrtl, zur Anlegung neuer Heerstraßen, und zur Ausbesserung der bereits vorhandenen bestimmt. Fünftes Kapitel. Allgemeiner Charakter der Cincleb°r«en von Ne,»- S « d» Wall is. — Ihr wunderbares Talent, andere »ach« zuaff«,,. — Ihre persönliche« Eigenschaften und Nah' rungsmiltcl. — Bestrafung eines Verbrechers. — Bl'nnelong, ein Neu» Holländisches Oberhaupt. — Sonderbare Gebräuche. — Familien. — Heurathen-' Kuradschi'S. <^Venn dieses der allgemeine Charakter der Verbrecher, und zum Theil auch der Pfianzcr ist: so verspricht auf der andern Seile der der Eingcbornen ebenfalls sehr wenig, und wenn unsere Niederlassung in Neu- Süd-Wallis je vom Schicksal bestimmt seyn sollte, als ein kultivirteS Land ausgezeichnet zu werden: so müßte sie s,ch diesen Ruhm auf ganz an« dcrn Wegen, als durch die Bildung der Eingebor-nen, oder durch das Beyspiel, das ihnen von unsern Landslcllten, den Verbrechern, gegeben wird, zu er« werben befiisici» ftyn. Dir Urbewohucr dieser entfernten Gegenden smd in der That ohne allen Vergleich die rohesten auf der yanzen Oberfläche der Erde. Der Aufenthalt von Europäern in ihrem Lande ist ganz unwirksam geblic« ben z sie befinden sich noch in 0cm nämlichen Zustande, 46 «n welchem sie damals waren, als wir uns bry ihttr« niederließen. Es vergeht kein Tag, an welchem wan nicht Manner und Weiber in derselben Naktheit, in welcher sie auf die Welt kamen, in den Straße» von Sydney und ParaMatta herumlaufen fthcn sollte. Vergebens habeu sich die menschlichern Beam-as Original nicht wieder zu erkenne Sie machen/ 47 auch über die.4 in der Sprach?, besonders in den san-bcrn Kunstausdsslcken der Verbrecher, sehr große Fort. schritte, und wenn es zwischen ihnen zu einem Zanke kömmt: so bleiben sie ihnen, was das Schimpfen art' belangt, durchaus nichts schuldig. Das ist aber auch alles, was sie aus dem Um-aansse mit Europäern gewonnen haben. In jeder andern Rücksicht scheinen sie für Veredelung, oder nur für Veränderung, gar nicht empfänglich zu seyn. Sie haben sich gegen die Eindrücke der Witterung, und gcgcn den Wechsel zwischen Ueberfiuß und volli-«em Hunger, der eine eben j> natürliche, als trau, "gc Folge des Lebens der Wilden ist, noch so wenig, als je geschützt. Was ihr Aeußercs betrifft: so ist ihre Hagerkeit ,um Sprichwort geworden; ihre Haut ist überall mit Hülst scharfer Muschelschaalen tätowirt, und ihr Gesicht mit Muschelkalk und rothem Gummi *> beschmiert. Ihr Haar haben sie mit Moos und — was sie für einen Putz halten - mit Hayfischzähne« bedeckt, und durch ihren Nasenfnorpel ist ein Stück Holz gezogen. ") Mit einem Worte, sie sind die ekel- ') Man kennt in Nenholland einen rothen GummlVaum n»d eine gelbe Gmtnnipsianze, die dem Schilf gleicht. Eigentlich führen dcpde di>stn Nahmen mi» Unrecht/ denn da das vermeintliche Gummi sich im Wasser auflöst» läßt: so ist es ein bloßes Harz. Das rothe wird aus dem Baume ftlbft arzapft, das gelbe hinge, s«n wird am Fuße der Pflanze aus der Erde gegraben. der Uebers. ") Nach Phillip sind es Knochen, die sie im Nasenknvr^ 1"l Horizont«, tragen. der Ueberf. 43 Hasteste und widrigste Mcnschenrace, die es auf dee weiten Erde giebt. Ihre vornehmsten Nahrungsmittel liefern ihnen die See und die Flüsse, diese großen Vorralhshäuser der Natur in allen Ländern und Inseln des stille« Oceans, und hätten die Bewohner jener Länder diese von Ueberfiuß strsßenden Magazine nicht: so ware es schon langst um ihre Existenz geschehen. Hieraus kann man ohne mein Erinnern schließen, daß die Küste besser bewohnt seyn müsse, als das Binnenland. Wenn ein todter Wallfisch an's Land geworfen wird; so aiebt das ein köstlichrS Leben; sic strömen in großer Anzahl herbey, und gehen nicht eher von ihm weg, als bis der letzte Knochen abgenagt ist. Anstatt des Brodes bedienen sie sich einer Art Wurzel, die dcm Farren, kraute einigermaaßen ähnlich ist. Sie w>>d geröstet, zwischen zwey Steinen zermalmt, dann » t Fisch und andern Dingen vermengt, und macht s>) den vorzüg« lichsten Theil ihrer Nahrung aus. Austern haben sie von außerordentlicher Größe, so, daß drey ',lnd wieder etwas ganz anderes, ihn zu bilden. Umsonst verschwendete der Gouverneur an ihn jede Auf» werksam^eit, jede Gunstbrieugltng, indem er ihm taglich Kleider und Essen gab; alle seine Sorgfalt war vergeblich, und sein Gefangener machte sogar verschiedene Versuche, sich wieder in Freyheit zu setzen, wiewohl uhne Erfolg. Dieser Mensch begleitete nachher den Gouverneur nach England, wo er als ein Specimen von der Menschenrace in N e u «Ho lla «d zu sehen war, und mit jener Güte und Auszeichnung be, handelt wurdc, welche das gute Herz, vielleicht die Thorheit der höhern Volksklassen ohne Unterschied an qlles, was neu ist, verschwendet. Ich hörte eine andere lacherliche Anekdote, für deren Wahrheit ich jedoch nicht stehen will,yb sie gleich die Unwissenheit der Eingobornen nicht unglaublich macht. Als einige Fische, welche den Matrosen'eines Schiffs im Haftn geHärten, an der Küste in eincm Feldkcssel über dem Frurr gekocht wurden: so bemcrk-len sie einige Eingeborne mit lüsternen Blicken, sahen sich die Gelegenheit ab, und steckten verstohlens ihre Händr hinein, um einen herauszunehmen. Da sie nun auf diese Weise gleichsam in einer Falle gefan, gen waren: so fiengen sie an, vor Schrecken und Stau, nen außer sich, «nd wie verwundete Stiere brüllt, die Flucht zu ergreifen. Ich bin um so genrigtcr, die- 54 ses zu glauben, da ich aus eigner Erfahrung weiß, daß sie, ausgenommen in ihrem possenhaften Nachas, sen, nicht sähig sind, zwey Ideen an einander zu knüpfen. Wahrend Vcnnclong , das Oberhauvt der Milden in der B o tan y - Ba y in England war: so wurde er vielen vom höchsten Adel und aus den ersten Familien des Königreichs vorgestellt, und erhielt von ihnen Kleider u„d mancherley andere Dinge zum Geschenk, denen ein Milder aus jedem andern Lande einen bey» nahe unschätzbaren Werth beygelegt haben würde. Dieß war der Fall nicht mit Bennelong. Kaum war er in sein Vaterland zurückgekehrt, als er allen Schmuck und selbst die nützlichsten Singe, zu welchen er auf seinen Reist» gekomme» war, vergaß, oder wenig« stens unc.ngctastt liegrn lilß, und seine vorigen eckel-hasten und wilden Sitten, als ware sein Geschmack an denselben nur erhöht worden, wieder annahm. Seine Kleider warf er als lastende Fesseln, mit welchen Man ihm nur die Freyheit seiner Glieder habe rauben wollen, von sich, und er wurde wieder cin so voll-kommner Neu Hollander, als wenn er aus seinen vaterländischen Wildnissen nie herausgekommen ware. Die nähmliche Beml'lkuizg gilt auch von seinen übrigen Lalldöleuten, denn ob sie glcich unaufhörlich um Kleider bitten: so ist es doch seilen, höchst selten, daß man ste dieselben zum ziepten Mahle tragen sieht. Indessen darf man doch nicht läugncn, daß Ben« nelonss stilie Landsleutc an Europäischer Killlur cini. gllmaßcn übertrifft, de«m er spricht bey vorkommen-detl Fallen mil Ruhe, und weih selbst Interesse zu er« regen. ^)ic MlMcu dcr Lady Sponcp und der Ladp H5 Johanna Dundas sind oft in seinem Munde, und er Icheint, die Beweise von Wohlwollen, welche cr von seinen zwey schönen Gönncrinnen erhielt, mit Dank anzuerkennen. Es grwährt ein besonderes Vergnügen, wenn man ihn von den Wundern sprechen hört, die er wahrend seines Aufenthalts in England gesehen hat. Einen Vorfall erzählt er vorzüglich mit allem dem Interesse wieder, das man an einer Lieblings« anckdote nimmt. Er war nähmlich in dem Hause eines sehr achtungswllrdigcn Mannes, und von einer zahllosen Menge Neugieriger, die ihn betrachteten, umgeben. Ein alter Mann hingegen, den das allgemeine Hinzudrängen nicht aus seiner kalten Ruhe bringen konnte, nahm von ihm keine weitere Notiz, als o^ß er einen flüchtigen Blick auf ihn warf. Er schnupfte hierauf eine Prise, und forderte die Gesellschaft auf, wieder an die Flasche zu gehen, die man eine Zeillang ganz vergessen hatte. Diese Apathie und unüberwindliche Kälte scheint auf Bennelongs Seele mehr Eindruck gemacht zu haben, als alle die Wunder, als der schimmernde Hutz, welchen er diesen Abend gesehen hatte, nnd das Vergnüge!,, mit w^l« chcm cr diese Begebenheit erzählt, macht es wahrscheinlich, daß er den Alten für eincll der w'iscstell Männer m der Gesellschaft, oder vielleicht in ganz England hi.-st. Die Ncugicrde, welche der Charakter eines neuen Volks erregt, wird es entschuldigen, ftuß ich mich bey Bennclonq verweile, da man in diesem Obcrhaurte sein ganzes V^ im Kleinen wiederfindet. DenTr^nk liebt cr in einem solche» Grade, daß er, könnte cr sich;u ^'der Zeit Branntwein verschaffen, schwerlich iema.)lu ».UHtcrn wcrocu würi'e, und wenn cr öelrun« -6 km ist: so wird er, weil vor seinen Beleidigungen niemand in Ruhe bleibt, unausstehlich., Ist er wieder nüchtern geworden, so bezeugt er wohl iedesmahl Meue, aber kaum hat man ihm um derselben willen verziehen: so laßt er seine Beleidigungen vom neuen angehen, die zuletzt auch die längste Geduld ermüden. Er ist in Wahrheit ein Wilder, von dem, welchen Weg man auch, ihn zu bilden, einschlagen mag, schlechterdings keine Besserung zu hoffen ist, und man ließ ihn daher, zur Zeit meiner Abreist, als einen Menschen, der ganz unheilbar war, und aller Mü« he, die man sich mit ihm gab, spottete, seiner Wege gehen. Ein Mann, der als Menschenfreund besannt isk, wachte den Versuch, einen Knaben und ein Mädchen aus Ncu-Holland zu kultwiren, und hiermit in ihrer Kindheit den Anfang zu machen, indem er mit Vlecht glaubte, daß so frühzeitig auf sie gewendete Bemühungen nicht ohne den gewünschten Erfolg bleiben würden. Diesem Vorsahe gemäß wachte man mit ängstlicher, unausgesetzter Sorgfalt ühcr sie, und versah sie mit Nahrung, Kleidung und allem, was ihnen das Leben angenehm machen, und sie an Europäische Sit« ten gewöhnen konnte. Kaum hatten sie jedoch jenes »eifere Alter erreicht, in welchem sie ihrer eigenen freyen Wahl folgen durften, und Herren ihrer Handlungen wurden, als sie alle ihre Europäischen Habse-, listkeiten, so wohl sie sich auch in ihrem Besitze zu be« finden geschienen hatten, von sich warfen, allen Vor« «heilen der Kultur entsagten, zu ihren Landslcuten zurückkehrten, und den Hunger, zu welchem dieß rvil.de Leben sie verdammte, dem Ueberfiusse und dem 57 «erhältnißmäßigcn Luzus, den sie in einer gebildeten Gesellschaft gefunden haben würden, vorzogen. Man könnte noch unzahlige Beyspiele der nähmlichen Art anführen, welche fast zu dem Schlüsse herschtigttil, baß ein Neu.Holländer von Natur für alle Bildung unempfänglich ist. *) Ihr Hang zur Wildheit und zum ') Ncin, zn diesem Schlüsse berechtiget jener Wider, wille gegen Europaische Sitten noch lange nicht. A»ch von den Indianern in Amerika, a«ch von den Negern hat man geglaubt, daß sie keiner Kultur fähig wa» rcn, fund die Erstcrn hat man wohl gar mit dem unsinnigen Nahme» Waldmrnschen belegt). Tausend Ereignisse, und unter andern die neulich von Rainessort geschilderte Versass»«« drr Neger auf Hayti, leh» ren das Gegentheil. Aber freylich ist jede Parlikular-bildung mißlich und «»sicher; denn man muß bede». le», daß das Individuum, das sich ail Europaische Sitten gewöhnen soll, etwas in seiner Seele hat, das ein ewiges Hinderniß der Dauer seiner Kultur ist. Dieß ist die Vaterlandsliebe, die Liebe zu den Men. schen, von denen es seme erste Nahrung empfieng, untrr denen es aufwuchs, und seine Iugendjahre, in denen jeder Eindruck auf das Herz tirfer, bleibender ist, verlebte. Wenn es den Englandern Ernst ist, die Neu.Holländer zu bilbeu: so müssen sie nicht bey Individuen, bey der ganzen Nation selbst müssen sie anfangen, und die Melhode zeichne» ihnen Philosophie und Menschlichkeit vor. Was die lebende Generation von ihnen erhalten wird, das wird die künftige, weil es ihr keine Fremdlinge, sondern ihre Geliebte« mit» theilen, gern annehme», und auf dem Wege, de« die Vorfahren einschlugen, einige Schritte weiter ge. hen. Wrr zweifelt, daß die Kullioirung eine« VolkF, auf diese Weift mit Erbarmen unternommen, immer wcilere «progresses» machcn ,n>',ssr? lkr Uebers. FS Herumschweifen erlaubt es ihnen nicht, sich an irgend etwas zu hängen, oder sich einen festen Wohnsitz an« zxlegcn; Jagd und Fischfang, wobey sie nach Belie» bcn, oder wie es der Mangel oder der Uebevfiuß an Nahrung? mlttln mit sich bringt, von einem Ort zum andern ziehen lömicn, smd das einzige, was ihrer ungeregelten Hebe zul Veränderung schmeichelt. Diese nahmlicye Ungeselligkeit, die leider jedes Fortschlem'n in der Kultur unmöglich macht, wird, sie mag m,li entweder durch eine lange, aus den frühesten Lebensjahren zurückgebliebene Gewohnheit so fest gewurzelt seyn, oder es mag als Ehrensache und als ein Be.ui'iS von Math angesehen werden, denva» terlandischen Vodeu nicht zu verlasse», an allen Bc-, wohnern der Südsttlander bemerkt. Aber doch scheinen die Eingrdornen oon Neu - Süd - Walli s ftlbst den roheren Vöikern in jenen Landern deswegen nach" zustehen, weil man auch nicht den geringsten Grad natürlichen Schaamarfühls ,n ihncn entdeckt. Man giebt ihnnl fast taglich Kleider, bald dem einen, bald dem andern, u>ld doch kann man sie sich alle 2age nackt in den Straßen von Sydney und P a« ramatta herumtreiben sehen. Ich läu^nc es nicht, mir schienen sie die ftudideste und sichlloscste Race von Menschen zu seyn, die ich in meinem Leben gesehen habe. Man findet bey ihnm keine Spur einer Regie-rungsversaffung, e>1 gü'bt kcine Familie, der sic Vorzüge einräumten, kein Illdiyiduum, das sie als ihrm Konig, als ihr Oberhaupt anerkennten. Persönliche Tapferkeit und Mmh können allein zu einigem Ansehen gelangen, und dennoch besteht die einzige Auszeichnung, mit der man ihren Bescher becprl, auch nur darin, daß er häufiger aufgefordert wird, die wahren oder eingebildeten Beleidigungen seiner Freunde und Nachbarn zu rächen. Als Volk betrachtet, theilen sie sich blos in Familien; eine jede hat ihren beson« dcrn Platze an welchem man die, welche zu ihr gehören , am haustgsien sindet, und nach dcssen Nah, Men sic benannt werden. So heißen die Familien, welche in der Botany-Bay leben, mit einer gemeinschaftlichen Benennung Wid- Gal, die in der Ro-sen-Bay, Karda-Gal, die in der Broken. Bay, Kam er a-Gal/und nahe um Paramatta, Wan. Gal. Kolbe, einer ihrer berühmtesten Helden, war ein Wan-Gal, und Bennelong ist einWan-Gal. Zuweilen hiirathcn sie in andere Familien; al< lcin sie scheinen cine Che als ungültig zu betrachten, welche zwischen Personen geschlossen wird, die in einem nähern Grade dcr Verwandtschaft, als dem der ersten Geschwister-Kinder, mit einander stchcn. Besondere Hcirathsgebrauchc haocn sie eben nicht, obgleich die Art, um die Liebe des Madchens zu werben, ziemlich wunderlich scheinen dürste. Wenn ein junger Mann en Mät'chen sieht, das ihm gefällt: so erklärt er ihm okne Umstände, daF eö ihn nach Hause begleiten müsse. Das Mädchen weigert sich, aber er weiß sich Gehorsam zu erzwingen, nicht durch Drohungen, sondern durch — Schläge. Auf diese Weist trägt der Liebhabender Sitte gcmäß, fast je? desmahl den Sieg davon, und schleppt die Schöno die seinen Wünschen nicht abhold ist, und sich nur zum Scheine sträubt, mit sich fort. Hie Kolonisten standen eine Zeillang in dem Wahne, daß die Frauenzimmer wider ihre Neigung zur Ehe gezwungen und 6o gedrungen würden, allem die jungen Damen unterrichteten sie, daß dieß bcy ihnen die gewöhnliche Alt zu freyen wäre, und daß ihre Neigungen ganz und gar nichts dagegen einzuwenden hätten. Die Frauen scheinen den Männern, zu denen sie auf solche Weise kommen, sthr treu zu seyn, aber sie find auch unglaublich eifersüchtig auf sie, und man muß gestehen, daß sie Ursache dazu ha» ben. Aus dieser Quelle stießt in der That der größte Theil ihrer Zänkereyen, welche sich gewöhnlich zwischen zwey oder drey Individuen erheben, an de» ncn aber nachher die ganzeil Familien, und die benachbarten Stämme Theil nehmen. In solchen Fallen sind, wie ich bereits bemerkt habe, ihrc Kampfe über alle Beschreibung wüthend, und endigen sich selten anders, als mit dem Tode cincr großen Anzahl Strei, tender. Ihre Svecre schleudern sic mit eben so bewundernswürdiger Gcschicklichkcit, als sie ihnen ausznvariren wissen, und wenn sie nahe zusammen« «reffen: so schwingen sie ihre schweren Streitkolben mit dem gelassensten Muthe. Da sie kein anderes Ei' genthum besitzen: so sind die Weiber zugleich die Ursache des Kriegs und die Beute dcr Sieg.r. Von den Kränkungen < wclchc man sich gegen dieselben erlaubt, ^ ist die letzte gewöhnlich die, daß man sie mit Gewalt zur Befriedigung dcr Wollust ihrer neuen Herren zwingt, doch ist mit Necht zu zweifeln, ob eine solche Brutalität »on einem Weibe in der Botany-Bap für ein sehr großes Uebel angesehen rvcrde. Mit dem Gebaren Hit eS hier seine ganz eigene Bewandtniß. Selten haben die hiesigclt Weiber in den Augenblicken desselben einen andern Beystand, als den ihrer Männer, die ihnen ein wenig Masser bc- 6» reit halten, und wenn nun die Natur das Kind zur Welt ssebracht hat — ein Geschäft, welche st«' ohne große Schwierigkeiten, und ohne der Gebührenden viel Schmerzen zu verursachen, verrichtet: — so keh-lkn sie wenige Stunden nach ihrer Entbindung z»l 'hren häuslichen Beschäftigungen zurück. Das Kind wird in einen Korb auf ein Lager, das ans der Rin-bc des Theestrauchs b^reiftt ist, gelegt, und M't einer ängstlichen L''ebe, die di^stn Wilden wahrhaft zur Chre gereicht, erzogen. ?locr wegen ihrer harten, oft bem drückendsten Mangel unterworfenen Lebensweise lkchnet man, l>aß selten mebr, als eins von vier Kin-bi'm, daS drille Iaftr erreicht, ein Umstand, welckcr als Grund dienen kann, warum die Bevölkerung dieser Länber so gering ist. Kaum fängt der Knabe an, seine Glieder zu bewegen: so lehrt man ihn auch schon den Spccr werfen, und «,iebl ihm zu diesem Zwecke ein Rohr oder eine Ruthe in die Hand> Dem Madchen, wenn cs noch in ihrer Kindheit ist, nchmcn ste dlc ersten zwey Gelenke des kleinen Fingers an der reckten Hand. Diese Operation wird dadurch bcwcrk-sieNigt, daß sie, indem sie jene zwey Gelenke fest unterbinden, die Cirkulation des Bluts hemmen, und die abgelösten Glider werden in die See geworfen, damit da6 Kind Glück im Fischen haben soll. ') Auch *) Nach Phillip ist es dle linke Hand, an wclcher der kleinr F,„ger auf öiese Weis? vrssiümmelt wird. Er fand Mäbchr» von fünf tls srch? ^5rrn , drnrn diese zwcy Fingergelrnke schon ftblttn, dl)ch gab es a,»ch Frauen u,,d Mädchen qenug, an denen wan eiue solche Verstümmelung nicht vorgenommen hatte. Nach orr Aussage Phillip's werd«. ir.,e Gei«tte mil rmc, 62 herrscht bey ihncn die Sitte, den Knaben, so bald sie mannbar werden, cinen von den Vorderzahnes, auszunehmcn. Dieses acschk'ht durch ihre Kur ad« schi's oder Zauberer *) aus eine höchst einfache Weise; sie brechen ihncn nähmlich denselben mit einem Steine aus. Diese Ceremonie wird immer jedes dritte oder vielle Jahr vorgenommen. Die Jünglinge aus den umliegenden Gegenden kommen mit ihren Freunden zusammen, und schmausen und tanzen bey dieser Gelegenheit. Man betrachtet es als cinen Beweis von dem Muthe des Iimalings, wenn er diese schmerzliche Probe mit unerschütlcrtcr Standhastigkeit besteht, und da er durch dieselbe unter die Manner ausgenommen wird: so darf er von dieser Zeit an gegen die Feinde kämpfen und daS Känguruh jagen. Ich habe ein Dutzend solcher Jünglinge die Strafe, die einen von ihnen aufstelegt war, vollziehen sehen. Sie brannten ebett so sehr. wie die tapfersten Krieger des Landes, ihren Heroismus zu zeigen; auf der andern Seite, vertheidigte sich der, gegen welchen ihre Speere gerichtet waren, mit der kaltblütigsten Entschlossenheit, und zahlte seinen Gegnern mit Zmstn wieder, denn er war einer der besten Streiter. scharfen Muschelschaale abgeschnitten. Uebrigens fand Partersl)!» auch am Orange»Flussc in Afrika einen HoltrntotMistamm, welchem das erste Gelenk des «einen Fingers fchltr. der Ueber s, «) Jedes rohe Bulk hat seine Zauberer, d. i. Männer von Kopf und Erfahr,»»!,, dir durch List zu A"sel)cit zu gelangt,» wissen. Selbst di« Grönländer haben ihre d e r U e h e'r s. 6s Mein ihres natürlichen Muths ungeachtet, furch« ten sie sich hych außerordentlich vor unserm Feuergc-wehr, eine Sache, die für die Pflanzer außerhalb der Städte von großer Wichtigkeit ist. Denn diese Furcht hindert die Einfalle, welche sic ohne sie in die Pflan. zungen gewiß machen würden, und die es in einem Lande, wie die Bot any-Bay, und bey der noch sehr isolirlen Lage der Pflanzungen große Mühe kosten dürfte, abzuwehren. Die Kuradschi's sind alte Männer, die unter diesem Volke in großem Ansehen stehen. Sie heilen bic Krankheilen ihrer Landsleute, ertheilen ihnen i« wichtigen Dingen ihren Rath, und werden in den Streitigkeiten derselben zu Schiedsrichtern genommen. Sie geben vor, künftige Dingc vorhersagen zu tön« nen, und mil den Geistern ihrer verstorbenen Freunde Gemeinschaft zu haben. ES giebt Familien, die sich eines solchen Wahrsagertalents ebenfalls rühmen, al. lein klauben und Vertrauen findet keiner, der dieses bcyaupiet, eher, als bis er hoch in die Jahre ist. Wenn ,uun sich in England eine Hexe nicht anders, nlo em alles Weib denken kann: so muß nothwendig auch in der Botanp-Bay ein Kuradschi em aller Mann seyn. 64 Sechstes Kapitel. Abreise von «Port-Jackson. — Norfo lk Is lan d, Schönheil und Fruchtbarkeit des Landes. — Ermunterung der Industrie von Seiten drs Gouverneurs- — Preise der Bedürfnisse. <^urch neue Zufuhr wurden die Märkte alle Tage mehr mit Waaren angefüllt, und unter andern nn« günstigen Ereignissen brachte der Beschluß der Regierung gewisse Verrathe, die sich auf l ,,oo« bi? i^ou» Pfund bclicfen, mit 25 Procent unter dem Einkaufs, preise loszuschlagen, einen völligen Stillstand hervor, denn war d^- Absah vorher nur schwach gewesen: so war nun vollends gar nichts mchr unterzubringen. Es cirkulirle durchaus kein Geld, und die Regierung selbst hatte die Bezahlung für das, waS sie den Pflanzer» abließ, in Getraide nehmen müssen. Unter diesen Umständen beschloß ich, besonders da ich vorher schon eine kleine Ladung nach Norfolk Island gesendet, und erfahren hatte, daß in dieser Niederlassung einiges Geld in Umlauf sey, mein Heil daselbst in eigener Pl'rlou zu versuchen, und die Zahlung für meine frühere Lieferung einzutreiben. Ich wurde auf eine höfliche, gastfreundschaftliche Weise aufgenommen, fand abcr, daß mir die Regie-rung auch hier zuvorgekommen war, indem sie bereits einen Theil ihrer großen Vorräthe dieser Insel über^ lassen, 'und ihn mit demselben Verlust von 25 Procent losgeschlagen hatte. 65 Bey meiner Ankunft machte mir der herrliche An« blick, welchen dieß Stückchen Land gewährte, unbeschreiblich viel Vergnügen. Es war auf seiner ganzen ^berstäche mit einem dunkeln Grün bekleidet, und zeigte auf jedem Punkte die üppigste Fruchtbarkeit. Der Umfang dieser Insel beträgt nicht viel über fünf, zrhn Meilen; ungeachtet ihrer geringen Ausdehnung aber verdient sie doch den schönsten Landern, die ich ie sah, an die Seite gesetzt zu werden. Ich möchte sogar behaupten, daß eS nur wenige, sehr wenige stiebt, die eine Vergleichung mit ihr aushalten würden. Es ist keine Uebertreibung, wenn ich sage, daß der größere Theil dieses LandeS ein einziges, ununterbrochenes Mistbeet ist, denn bloß ewige Gebirgsrü. ckcn abgerechnet, welche übcr die See hangen, dürfte man sch.verlich ein Plaßchcu darin finden, das vott der geslchmlcn allgemeinen Fruchtbarkeit eine Ausnahme machte. Dcr Gouverneur Pillip legte auf diesem Eilan. de kurze Zeit nach der Niederlassung in Port-Jack. son cine Kolonie an. Dn die Anzahl der Verbre-chcr. welche man unter seine Aufsicht gestellt hatte, s'l ssroß war, als daß er sie hatte übersehen können: so lyeillc er den ganzen Hausen derselben in zwe»Thei. lc, und schickte den kleinern, der aus dent verworfen» strn Gesindrl bestand, nach Norfolk-Island. Seit dieser Zeit ist es die M^rime der Regierung gc« worden, die Verbrecher, die am tiefsten gesunken pellen Aerndten, in Armuth, uud zwar ohnc daß sie auf das Mitleid anderer einige Ansprüche machen dürften , da diese Armuth nur Folge ihrer eigenen Thorheit und Lasterhaftigkeit ist. Freylich ist diese Bemerkung nicht so allgemein gültig ,daß nicht nehm ihr Aus« Nahmen bestehen könnten; es giebt allerdings Bey» spiele vom Gegentheil, aber ihrer sind so »renige ^ daß dic Regel nur noch mehr bestätigt wird. Es ist die anhaltendste und unvcrdrosscndsie Arbeit nöthig , wenn das Land mit Erfolg angebauet werden soll, denn wenn diese nur eine kurze Zeit unterlassen wird: so wuchert das Unkraut mit einer so äußerer-dentlichen Ueppigkeit, daß es die Acrndlen. ganz zu ersticken droht. Wahrend meiucS Aufenthalts auf dieser Insel gab der Geuverneur derselben in seine.r eigenen Person das rühmlichste Beyspiel von Fleiß unk von un-ermüdeter Aufmerksamkeit auf die Verbesserung des Ackerbaues. Und damit auch der Fleiß der andern Pflanzer geweckt würde: so wußte seinc Politik es zu veranstalte», daß man ihn als das einzige Mittel, GunstbezeuWngen zu erhalten, betrachtete, und die Belohnungen der Regierung ( denn auch in diesen Gegenden fehlt es der Regierung nicht an Prämien und der Macht micht an Einfluß) wurden nur lolchen zugetheilt, de»en Güter Beweise von ihrer Arbeitsamkeit lieferten, so wie man auf der andern Seite oiejeni« gen mit Geringschätzung behandelte, und ihnen sein Mißfallen f'Hlen ließ, derer» Besitzungen aufden erstcu 69 Blick verriethen, daß sie träges,, sorglosen Wirthen angehörten. Die meiste Zeit seiner Administration hindnrch hat es sich der Gouverneur eifrig angelegen seyn lassen, große Strecken Landes, die noch keinem Besitzer zugetheilt waren, urbar zu machen, so wie auch verschiedene Niederungen, die wc^gen der Ströme, welche sie durchwässcrn, einen ganz vorzüglichen Graswuchs haben, einzuhaken. Diese Niederungen werden als eine Art offener Hürden für die Schweine der Ko? lonie benuftl. Ba man diesen Thieren taglich etwas Maw giebi: so werden sie in kurzer Zeit sehr fett, und auf diese Weise ist der Gouverneur von der No r-folk » Inse lim Stande gewesen , Port-Ia ckson mit animalischer Kost zu versorgen, zu einer Zeit, da das Lchtere im Betreff dicscs Artikcls stch fa,t ganz «Mein auf das erstere verlassen nulßle. Der gewöhnliche Preis des Schweinefleisches ist 6PenccfürdasPfund, wcnn es vom Schlächter gekauft wird, und4Pence, wenn das Thier noch lebt. Zahlt man aber in Branntwein: so kann man es für die Hälfte dieses Geldes bekommen, weil die Pflanzer, da die Regierung das Branntweinbrennen aus sehr weisen Ursachen uulcrsagt hat, starke Getränke beynahe zu jeoem Preise kaufen. Den Büschel Wa-Hen bezahle Man mit acht,Ma:s mit vier, und wenn cr gemahlen isi lIndianischcv Mchl) mit snnf Schilling, Kartoffeln mit mlgefahr fechö Schilling und sechs Pence, hundert Pfund Zwiebeln mit acht bis zehn Schilling, ein Huhn mit achzrhn Pence, und eine Gans mit fünf bis ftchs Schilling. Die Landportionen, welche die Krone bis. her den Pflanzern verwilligt hat, sind folgende gewesen: «5 Acres erhall ein Verbrecher, der srmc Z^ völlig 7» anschalten hat, lind Erlaubniß bekömmt, sich anzusiedeln; Zo Acres ein Soldat, den der Staat nicht braucht, und Hn ein Officicr , der seinen Dienst nicht verrichtet. Indessen wird eine solche Verwilligung nicht einem jeden ohne Unterschied zn Theil. Nur dicje-gen dürfen darauf rechnen, die sich durch Nüchternheit und ein anstandiges Betragen' überhaupt dersel, ben würdig gemacht haben, und selten erfolgt sie ohne die Fürsprache und die Empfehlung derjenigen Beamten, auf deren Zeugniß es dabey ankömmt. Unter die achtunMvürdigen Pflanzer gehören einige von dem Schiffsvolk des Sirius, die, als s,e an dieser Insel Schiffbruch gelitten, und nachher ihre Fruchtbarkeit kennen zu lernen Gelegenheit betten, sich lieber hier anpflanzen, als in ihr Valterland und zu ihren vorigen Beschäftigungen zurückkehren wollten. Einige See-soldalen, die gleich bey der ersten Anlage der Kolonie hiehcr gesendet wurden, machten es ebenfalls so; die übrigen Pflanzer bestehen aus solchen Verbrechern, die sich durch Flciß und ein gutes Betragen auSn/zekch-net hatten. .Die Anpflanze wachst häufig von freyen Stil. ckcn in vielen Gegenden der Insel, und manche klei« nerc Ampstanzungen sind mit Zuckerrohr eingehägt. Die Politik der Regiernng geht auch wirklich dahin, den Anbau d.cscr lchtcrn Pflanze zu befördern, und Prämien und' Gunstbezeugunacn von Seiten der Beamten sollen dabey dcn Pflanzern zur Ermunterung dirnen. Demjenigen Pflanzer, der zuerst fünfhundert Pfund Zucker von inländischem Rohr gcwiilnt. ist cine Küh , deren Werth in diesem Tbeilc der Writ zn nicht weniger, als dreißig Pfund angeschlagen wird, M-Belohnung versprochen. Ucbcrdics bringt dic Insel 7t „och einen Artikel hervor, von welchem wir oben sagten, daß es in Port-Jackson sehr an dcmsel-hcn fehlte, — Kalksteine von dcr besten Art. Die Schiffe, die von Port-Jackson Hieher kommen, nehmen sie oft auf ihrer Rückreist als Ballast ein. Man findet viele Arten von Bäumen auf der Insel, unter allen aber ist die Fichte im größten Ue« bcrstusse vorhanden. Einige von diesen Bäumen sind von außerordentlicher Größc, und käme ihre innere Güte ihrem üppigen Wachsthumc gleich: so würden sie für unsere Schiffswcrfle von unschätzbarem Werchc seyn. Allein die Fichte in den Landern der Südsee, und überhaupt unter allen warmetn Himmels-sirichen isl von der Europäischen durchaus verschieden. Auf dcr Norfolk - Insel ist sie sehr zerbrechlich, und sie dient daher nur zu Geräthschaften in der Haus-hallung und zu allerhand andern Zwecken, zu welchen sie auch von den Psünlzem liemcht wird. Die See tragt hier, so wie um jede andere Insel ill der hiesigen Weltgegend, zn einem frohen Lebensgenüsse der Einwohner viel brp, denn wenn heiteres stilles Wetter den Booten, sich über die Sandbänke hinaus zu waaen gestattetes» ist der Fall schr selten, daS die Mühe derer, die sich darin befinden, nicht durch einen reichlichen Fischfang belohnt würde. Wenn d der in dieser Kolonie den Rang eines Oberstlieutenants hatte, und eine Mzahl von Offizieren , welche zur Konstituirung eines Kriegsgerichts hinreichend war. Das Korps, das ihren Befehlen gehorchte, belief sich auf beynahe hundert Mann. Der Dienst ist sehr leicht, denn man verlangt von dcu Soloatcn nichts weiter, als daß sie gelegentlich der Polizcy beystehen, deren Thätigkeit hier fast überall gegenwärtig ist. Wenn man bedenkt, mit was für Gemüthern sie zu thun hat, da von dreyen gewöhnlich zwey die verworfensten und schlechtesten Menschen sind: so kann man ihre Wachsamkeit und Entschlossenheit nicht genug rühmen, und e>5 ist gewiß, daß es, wenn sie je in ihren Bemühungen nachlässiger werden könnte, um die Regierung der Kolonie sehr bald geschehen seyn wurde. Die Zahl der Einwohner auf dieser Insel ist vcr« schieden angegeben worden ; nach der Berechnung, die ich machte, und die der ahnlich war, die ich zu Port« Jackson angestellt halle, bin ich geneigt, die Be« oölkerung zu ungefähr tausend Seelen anzuschlagea. In dieser Zahl sind jedoch auch alle begriffen, Man--ner, Weiber und Kinder, Verbrecher, freye Pflanzer, und die Personen vom Civil, und Militair-Etats Nahe bey der No r fol k-I n se l li^en noch zwey kleinere Eilande, die unter den Namcn der In, scln P 5 illip und Ncuean bekannt sind. Die erstere ist ungefähr halb so groß, als die Norfolk-Insel, und liegt gegcn sechs bis sieben Meilen süd» lich von derselben; sie ist ganz unbebaut, hat aber ungemein reiche Grasungen. Um sie zum Besten der Regierung soviel als möglich, zu benutzen, sehte man eine Anzahl von Schweinen auf dieselbe, und ließ sie frey herumirren, in der Erwartung, daß sie sich n,it der Zeit so sehr vermehren würden, daß man ei» nc hinlängliche Zahl dicser Thiere inumr vorrathig hattc. Der Erfolg dcs ersten Versuchs scheint jedoch diese Erwartung nicht gerechtfertigt zu haben. Selbst wckhrcnd meines Aufenthalts auf der Norfolk-Insc/l war der Geil^insiuil drr Rl'gieru!^ noch nicht erschöpft; denn ilt der Absicht, Port-Jackson, dessen Nachfrage nach diesem Artikel fortwährend groß ist, zu versorgen, brachte sie eine neue Anzahl trächtiger Sauen auf diese Insel, zugleich mit einigen Aufsehern , d/c den Jungen die nöthige Pfiege geben soll-len, und Mit einem Votrath von Indianischem A^n (Mais), wodurch man sie geschwinder zu Kräften zu bringen und fett zu machen gedachte. Indessen sehte sich doch der Spekulation, einigen Vorcheil auS diesen Inseln zu ziehen, cin sehr bedeutendes Hinderniß entgegen. Die Fahrt von der einen zur andern, und von der N orfolk-I nsel zu beyden, ist den großern Theil des Jahres hindurch von so anhaltenden Gefahren, von so wenig zu beseitigenden Schwierigkeiten begleitet, daß viele schon ihr Grab auf derselben Lesimdcn haben. So mußte wahrend meines Hierseun's, so kurz dieses auch war, der Wund, arzt der Insel, als cr von einem Besuche, den er auf einem in der Bay liegenden Schiffe gemacht hat. tc, zurückkehrte, in den Wellen umkommen; ein anderer Beamter »vnrdc zu eben dieser Zeit fast leblos an die Küste gezogen, scin Fahrzeug wurde in Stücke zertrümmert, und der größere Theil der Mannschaft auf cinr schreckliche Meise zugerichtet. Ein anderes Boot, das mil einer Ladung pon Schweinen von ei. licr Insel zur andern segelte, wurde von den Fluchen ganz verschlungen, und die acht Personen, welche die Bemannung desselben ausmachten, famcn dabey, mit Ausnahme einer einzigen. um's Leben. Die Insel Nepcan hat in der Vorzeit offenbar mit der Norfolt-Insel, von welcher sic gegenwärtig kaum eine Viertclmeile entfernt ist, zusammengehangen. AlleS, was ich sah, führte mich zu dem 5? Schlüsse, daß sie durch irgend eine heftige Nalurer. schütterung von einander gerissen worden seyn mö-gcn, ein Ereigmß, welches, wenn wir denen, die über die Naturgeschichte dcr Erde Untersuchungen an« gestellt haben, Glauben beyincssen dürfen, sowohl in den Europaischltt, als in den entserntern Meeren eiiur Menge Inseln ihr isolirtcs Daseyn gegeben Hut. Hierher werden diejenigen Verbrecher gesendet, die in das Böse so tics versunken sind, daß man, wenn sie sich denselben nähern dürften, eine Ansteckung ihrer weniger lasterhaften Brüder besorgen müßte. Ihre Arbeit besteht darin, daß sie Salz sieden müssen, und nur, wenn sich Gelegenheit darbietet, erhalten sie von den Fahrzeugen einen Besuch. Die Kommunikation zwischen den Inseln ist, wie ich schon erwähnt habe, zu aUen Zeiten Schwierig» keilen unterworfen, aber bey schlechter Witterung wird sie ganz unmöglich, u-,d würde Sydney nicht durch eine Barre, die cine von Natur unüberwindliche Schutzwehr bildet, gedeckt: so wäre die ganze Stadt und das niedrige Land, in welchem sie erbauet ist, schon längst unwiderbringlich von den Meercsstulhen bedeckt werden. An dcr Barre schwellen die Wellen oft zu einer Höhe, die sich beträchtlich über die Giebel der Hauser erhebt, an, da sich aber ihrem Weilern Fortwälzen dieses natürliche Bollwerk entgegenseht: so sehn die Einwohner ihre Wuth ohne Zittern. Dlese Reihe von Unannehmlichkeiten, denen der Verkehr den verschiedenen Eilanden unterworfen ist, bestimmten den Gouverneur, alle die Schweine, die wieder eingefangen werden konnten, zurückkommen zu lassen, und die Phillipinsel ganz auszugeben. 73 Aus den vorausgeschickten Angaben wird der Le > str nun leicht schließen, daß die Norfol k-Insel bey allen den Vortheilen, die sie darbietet, doch auch mancherley Uebeln ausgesetzt ist, die ihren Werth unendlich verringern. Das größte unter denselben ist wohl dieses, daß, stildcm das Land abgetrieben, und der Zug der Lust in demselben befördert worden ist, heftige Ostwinde häufig einen Mchlthau herbeyführen, der nicht selten die ganze Aerndtc zerstö.t. Was ferner für ihr Bestreben, als eine entfernte Kolonie zu einiger Wichtigkeit zu gelangen, cin ewiges Hindernis bleiern mnß, ist der Umstand, daß cs so sehr schwer isi, an ihrer Küste zu landen, indem diese fast dem der' Ornnd mit spiyigen Trümmern scharfer Korallenriffe bedeckt ist, in wclchm lein Anker festhält.- ,79 Der Gemein sinn der Regierung hat diesen unglücklichen Umstand nicht übersehen, aber aNe Versuche, ein Mittel dagegen zu finden, sind bisher vergeblich gewesen. Bis jcyt hat man sich alle Mühc gegeben, eine Barre, die zwischen der See u:,d einer Bucht, die auf der andern Seite der Insel liegt, und in welche Schiffe von hundert Tonncn einlaufen können, zum Theil aus dem Wege zu schassen. Allein, ob man gleich dieses Unternehmen mit unelmüdelem Eifer be< trieben, und die Barre durch Pulver in die Luft zu sprengen versucht hat: so hat es doch bisher nicht gelingen wollen. Man hat dieses Hinderniß für so unüberwindlich, und seine Folgen für so wichtig gehalten, daß, da alle Versuche, es weg zu räumen, fehlgeschlagen sind, die Kolonisten ehestens von dcr Insel qanz weggerufen, und entweder nach Neu, Seeland oder auf irgend einen Punkt des fesicn Landes von Ncu> Holland verftyt zu werden cnvartetcn. Da der Kapitain, seinem vorhin angegebenen Entschlüsse gemäß, seine Leute in dcrBaßsiraße an's Land gcsept hatte, und nach den Socictäts. inseln abzugehen im Begriff stand: so rief er mich von der N orso lk-Insc l ab. Ich folgte seinem Rufe und gicnss wieder an Bvrd der Margarethe. Ich kann jedoch die No rfolk- I n scl nicht verlassen , ohne ein merkwürdiges Beyspiel von einsamer Lebensart z,i erzählen, das sich auf diesem Eilande vor ungefähr acht Jahren ereignete. Es wurde ein gefangen siMder Soldat an cinem Sonnabend von den Außeilpolien in's Lager geschickt, um hier den Mundvorrath zu holen, der ibm zu ül, nem Unterhalt für die ganze Woche ausgesetzt wner Anzahl Verbrecher zusammlN, die um die ihnen bewilligten Nah« lungsmillel in der Karte suielten, eine Sache, die sehr häusig unter ihnen vorfällt. Da er nicht mehr Festigkeit besaß, als seine Vorgesetzten in ähnlichen Fällen: so ließ er sich, nachdem er eine Zeitlang blos. str Zuschauer geblieben war, am Ende verleiten, am Hpirle Theil zu nehmen, und verlohr zuletzt nicht bloß seinen Einsah, sondern alle seine Alimente. Von Natur schon furchtsam, verlohr er durch dieses Unglück seine ganze Geistesgegenwart, und weil er seinen Zustand unter seinen Kammcraden für unerträglich hielt: so faßte er den unsinnigen Entschluß. sich in die Vergschlünde zu verbergen, den er auch auf der Strllc ausführte. Alle erfilltiliche Nachforschungen wurden nun nach ihm angestellt. M), ein wildes Schwein zu erlegen, daß er aber aus Mangel an dem zum Einpöckcln nöthigen Salze, das Fleisch nur zwey Tage habe erhalten können. Nachdem sie sich noch eine Zeitlang unterhalten hatten: so begleiteten ihn elnige von der Mannschaft in das, was er sein Haus nannte. Dieses hatte eine gan; besondere Gestalt. Es waren drey Pfosten in die Erde gesenkt, welche nach oben sich einander näherten, so, daß sie vollkommen die Hälfte eines in zwey Tbei-le zerschnittenen Kegels bildeten. Das Dach war doppelt und dreyfach mit den Blättern und kleinen Zweigen der Kokospalme gedeckt; das Haus aber selbst im Ganten glich mehr einem Hundestalle, als daß man es für den Aufenthalt eines menschlichen Wesens hätte ansehen sollen. Das Hausgerath war in aller Mücksicht der Wohnung würdig. Es bestand in einen« Dinge, was wohl ehemahls ein Koffer gewesen seyn mochte, einem mit Schcerwolle gestopften Bette, so schmutzig, als wenn es in allen Niederlagen eines Lmnpctlmarktes herumgeworfen worden wäre, einem Beile, einem Taschen- und einem Schlachtmrsser und vier Feuergcwchren. Gleichwohl schien dieser Elende, dcr von Menschen durch einen Raum von vierhundert Meilen> uno von seinem Valerlalloe durch cine fa? 57 unermeßliche Entfernung gelrennt war, Mt seinem Zustande so zufrieden zu seon, daß er kein Verlangen verrieth, von demselben befreyt zu werden, und daß unsere Leute ihm den Vorschlag, sie auf das Schiff zu begleiten, zuerst gemacht zu haben scheinen. Da ihm dieses vorgeschlagen wurde: so besann er sich cinige Zeit, und seine Antwort bestand darin, daß er sich -- einen Sold zu bedingen wagte. Da dieß ein Zeichen war, daß ihm an der Bcfreyung von dieser Insel nicht viel gelegen sey: so würde man ohne Zweifel unsern Leuten keine Vorwürfe haben machen können, wenn sie ihn seinem Schicksale überlassen hätten. Am Ende ließ er sich doch überreden, aber immer schien er noch zu glauben, daß beyde Theile durch seine Abreise gewannen, oder daß wir ihm wohl gar dafür Dank schuldig waren. Was die Ursache sclner Zurücklassung auf dieser Insel betrifft: so war von ihm nie eine Genüge leistende Auskunft darüber zu erhalten, aber nie zweifelte man auch nur im geringsten daran, daß das Verbrechen, welches seinen Kapitain und seine Kam« meraden zu einer so eremplarischen Strafe reihen konnte, groß und wichtig gewesen seyn müsse. In der That, sein nachhcriges Betragen war von einer solchen Art, daß diese Vermuthung gerechtfertigt wurdr. Denn anstatt gegen seine Retter dankbar zu seyn, machte er sich bald als ein Aufwiegler unter dem Schiffsvolke so sehr mißfällig, daß man es zur Erhaltung der guten Ordnung auf dem Schiffe für das beste hielt, ihn zu Port-Jackson zurückzulassen. Die erwähnte Insel war, wie der Kapitain bemerkte, ein sehr guter Erftischungspl^), da sie einen Ucbcrstuß an Kokosnüssen und Kohlpalmen hatte, die für unsere Schiffer damahls ein Fund von unschätzbarem Werthe waren, weil sie seit länger als vier Monden keine vegetabilische Kost zu sich genommen hatten. Ueberdicß lieferte ihnen die See Fische in so reichlicher Menge, daß sie nicht nur damahls genug sür das SchissSvolk fingen, sondern auck einen beträchtlichen Vorr^lh für ihre weitere Reist einsalzen konnten. Achtes Kapitel. Ankunft ans Otaheite. — Vefuch von den Oberhäup« ter» und de» Missionarien. — Gule Aufnahme. — Pomärri. —Aufenthalt und Vorfalle aus ^> ta helle, <^!3ir verließen die Insel Norfolk mit einem gu« ten Winde, und mit den frohen Empfindungen, die ein solcher bey Seemännern gewöhnlich hervorbringt, und steuerten nach der kleinen Insel Maitia zu, die ungefähr einen Grad östlich von Otahaite liegt, dessen Oberherrschaft sie anerkennt. Bey Son-nenutttergang wurden wir von drey Eingebornen in einem Kanot besucht, die uns mit ihren Gesängen und Tänzen belustigten. Diese Menschen sind um cin Beträchtliches grüßer, als der gewöhnliche Menschenschlag in Europa. Ihr höfliches und, wie es schien, ssunz kunstloses Betragen gab uns elnen vortbcilhaftcn Begriff von den Insulanern von Maitia. Sie brachten uns Brotfrüchte, Kokosnüsse und BananaS zum Geschenk, und bemühten stch, uns dahin zu bewegen. daß wir bis zum andern Morgen bey ihnen blieben, indem sie uns versprachen, daß sich alsdann noch andere von ihren Landslcuten einfinden, und daß wir Schweine und alle andere Erfrischungen, die ihre Insel hervorbrachte, von demselben erhallen sollten. Ohne Zweifel glaubten sie, daß wir solchen Lockungen nicht lange widerstehen, und geneigt seyn würden, unsern Aufenthalt bey ihnen zu verlängern, allein mit Einbruch dcr Nackt sehten wir unsern Lauf fort. Dieß mochte freylich wohl fnr die Eingebornen etwas sehr Verdrüßliches seyn, da sie von dcm so schnell abge, brochencn Verkehr mit uns, bedeutende Vortheile zu ziehen geglaubt hatten. Die Produkte dieser Inscl kann man viel wohlfeiler erhalten, als dieselben Artikel auf Otahaite zu bekommen si»d, weil die Eingeborncn von Maitia sich bcgnngcn, andcrc von vcchällnißmäßig geringerm Werthe dafür anzunehmen. Diese Insel hat nur ungefähr vier Mcilcn im Umfange, aber das Land ist so hoch, daß man es vierzehn oder fünfzehn Meilenweit sehln kann. Die Einwohner werden aus hundert und zwanzig Seelen geschäht. Mir fehlen ln,sre Fahrt die Nach» hindurch mit rmem nichl fthr starkrn Winde, nähmlich dem Passal-winde der S ü d se c fort, und befanden uns, als der Tag aligrb ochen w^r, an der Insel Olahaite. Die Eingeborncn, die unser Schiff schon eindeckt hat. ten, versammelten sich in großer Menge an den Barren, die sich längst dcr Küste hinstrecken, und scchln nut der yl-spamlttstcn Aufmerksamkeit dem Schisse zn, wie es durch die Flnthen segelte. Die Inscl gewahrte uns einen eben so sch nen, als mahlerische Ntü'lick. Halb eilf Uhr des Vormittags ankerten wir ill der 90 Matavai-Bay, wo wir das königliche Schiff, den Delphin, unter dcn Befehlen des Lieutenants Scot antrafen , welches hier eine Ladung von Schweinen für die Kolonie Port-Jackson inNcu-ho lland zusammenzubringen suchte. Auf dem Etran-de bemerkten wir das Wrack von der königlichen Ko-loinc-Brig No rfolk, die acht Monate vor unserer Ankunft in einer ähnlichm Angelegenheit hierher gesendet, von einem heftigen Sturme aber unglücklicher Weift' auf das Land getrieben worden i, ar. Sobald unser Schiff die Anker ausgeworfen hat» le: so erhielten »vir vom Befehlshaber des Delphins ein«'« Besuch. Er benachrichtigte uns, daß schon seit «il^r geraumen Zeit ein sthr verderblicher Krug auf der Insel geführt n>erdc, der durch die unterdrückungs-süchtige u,,d tyrannische Regierung dcr Familie des Pomärri angesackt wordcn sey. Wahrend unserer Unterredung kamen eilige von den Missionaries *) die sich auf Olayrite niedcrgelaffln haben, zugleich mit dem Capilain Ho u se, dem voimahligcn Kommandanten auf dem verunglückten Norfolk, und cim'M Land-schaflsmahlcr, der vonB o t a n y - Bli p hieher geschickt worden war, um Gegenden auf der Insel aufzunehmen, und Zeichnungen von allerhand Gegenständen zu machen, zu uns an Brod , um mis zu unserer Ankunft Glück zu wünschen. Diese Herren l'l' Das Awögelran? wird aus einer Pflanze bereitet, deren Wurzel und Blätter man röstet und zerstößt, oder auch kä»t, ehe man Wasser daraus gießt. <3s ist in den meistcn Landery der Südsee gewöhnlich, ,„lt> berauscht sehr stark. Aber dir Wirkung dieseS ««mäßigen Genusses sind ei,» weißlicher Grind, der sich t'iber den gauzen Körper verbreite« (und mit welchem 'Vir in der Folge dicsi'S Werks den König von Atto-wai bedeckt slndcn warden), rothe Augen, ein gichtliches Zucken der Glieder, eine immer mehr zunch-lln'üdr Schwäche derselben, »nd ein gänzliches Zu« faimpcllschrum's'cn und Eindorren des ganzen Körpers d er lleber 5 9F den wir in ihm einen muntern Gesellschafter, und die Fragen, welche cr an uns that, betrafen solche Dinge, die nur für einen wißbegierigen, und folglich auch verständigen Wilden von Interesse seyn konnten. Dahin gehörten zum Beyspiel, nach welcher Gcgend hin Pritäni (so nennen sie England), in welcher Botanp-Bay lieae ? wo das Land der Spanie r, wo Amerika, wo Owheihi zu suchen scy ? (Dics schienen die vornehmsten fremden Länder zu ftpn, vott denen cr einige Kenntniß hattc). Ob es in Eng-» land viele hübsche Frauenzimmer , viele Tata pu, puin oder Männer mit Musketen gebe, und obunscr Land mit Gewehren und Schirßpuloer reichlich versehen sey. Den Punkt der Religion berührte er gar nicht, und keine einzige seiner Fragen hatte dieselbe zum Gegenstand«-. Wegen ihres beschränken IdeenkreiscS war es unmöglich, ihnen von den Künsten, dcn Manufakturen, dem Reichthum, den Vergnügungen und Genüssen der Europäer einen Begriff zu geben. Uebcrdieß lassen s«e sich auch dic Ueberzeugung nicht rauben, daß ihr Land das erste auf der ganzen weiten Erde sey, ob sie dieß gleich nicht hindert, vielen europäischen Geräth, schaften, Werkzeugen und andern nützlichen Artikeln einen so hohen Werth beyzulegen, daß sie derselben nicht selten mit Gefahr ihres LebenS habhaft zu werden suchen, ES haben sich sehr mannichfaltige Ereignisse vereinigt, diesem Volkr ldessen Kenntnisse man für schr beschränkt z» halten hat), die,hohe Meinung beyzubringen , daß ihr Land jedes andere übertreffe. Da« hin gehört die neuerlich gefolgte Niederlassung brittt-scher Mlsiionarien aufOlaheite, die Reise des Ka-pitain Bligh auf diese Insel, um den Brodfrucht« 94 baum zn holen, und die häufigen Besuche, die sie vo» Schissen der verschiedensten Nationen erhalten. Da der König ein großes Verlangen bezeugte, daß wir ihm etwas von unserem Awatranke, das heißt, ron unsern gebrannten Wassern verehren möchten: so gaben wir ihm eine kleine Quantität, die ihm in ei. ncr Kok^nußschale in scin Kanot gereicht wurde. Da rr das Geschenk in Empfang nahm, so sagte er laut: Mei tci ti läta, mei tei ti pahei; d. i, gute Manner, gute^ Schiff! und mit diesem Komplimente nahm er auch nachher von uns Abschied, um auf dem Delphin einen ahnlichen Besuch in einer gleichen Absicht abzustatten. Wir erfuhren nachher, daß seine Majestät den Genuß starker Getränke etwas zu sehr liebte, und daß sie, wenn cs daraus ankam, sich denselben zu verschaffen, keine Mühe für zu beschwerlich hielt. O l u' s Vater, Pomärri, war von einem Zuge gegen seine Feinde in einem andern Theile drr Insel noch nicht zurückgekehrt. Es muß hicr bemerkt wer« den, daß nach den Otahcitischen Gesehen der Sohn bleich nach seiner Geburt dem Vater in seiner Würde nachfolgt, und daß der Letztere nur noch der Verwe. sel und Stellvertreter seines Kindes ist. Otu war demnach König, Pomarri, sein Vatcr, war nur der Aegent. Die Nachrichten der Missionarien von der Theu-lung, die auf der Insel herrschte, fanden wir nur zu sehr gegründet; dcnn wir waren, wenn ich cin Ferkel ausnehme, das uns von eben diesen Misstonarien zugesendet wurde, noch nicht im Stande gewesen, uns llnigcn frischen Mundvorralh;« verschaffen. Obgleich das Schiff von Kanols rings umgeben wurde, und unser Verdeck mil Eingebonien, hie von ullMl Ma- 95 lrosen, ungeachtet es diesen ausdrücklich untersagt war, heimlich auf dasselbe gelockt wurden, angefüllt war: so wurde uns doch kcin einziges Schwein, und von andrrn Produkten der Insel nnr eine geringe Ouan» litat zum Verkauf angeboten, und dies rührte allein vordem Kriege her, der im Lande große Verhcerun» gen angerichtet hatte. Um diese Zeit erschien die Mutter des Königs IdeaHin einem Kanot an unserm Schisse, und ihr Günstling, ein Oberhaupt von der Insel Huaheine, cin Mann, dessen Ansehen und Sitten im höchsten Grade wild warm, begleitete sie. Diese Fran hatte seit einigen Jahren von ihrem Gatten Pomarri ge« trennt gelebt, dadurch aber'waren ihre Macht und ihr Ansehen im Lande nicht im geringsten vermindert wor, dcn. Vcpde Personen kamen mit ihrer charaktcristi' schcn Unbefangenheit ;u uns an Bord, und wurden von uns mit dcr größten Aufmerksamkeit behandelt, indem wir von dcn Missionaries« erfahren halten, daß Ideah im Staate noch einen so wichtigen Einfluß behauptete, daß ihre Gunst für uns von dem höchsten Nutzen seyn mußte/ während wir auf dcr andern Seile von ihrer Rache alles zu furchtcn hatten. Man sparte also keine Mühe, ihre Zuneigung zu gewinnen, sie und ihr Günstling wurden in die Kajüte geführt, und hier mit Branntwein, Taback und andern Din-ßen bewirthet. Es wurden ihr verschiedene Geschenke angeboten , ausdie sie aber wenig Werth zu legen schien: hingegen bezeugte sie die größte Begierde ein Pu vui oder eine Flinte zu besitzen. (Welch ein Kontrast in dem Charakter dieser Frau und unserer schönen Lands-lnänninnen !) Diese glaubten wir ihr jedoch vor dcr Hand noch verweigern zu miissen, da wir bis ießl wede, mit unserer Gesellschaft, noch mit der Lage der Dinge auf der Küste hinlänglich bekannt waren. Die Königin Mutter und ihr Gelichter fuhren indessen fort zu trins len und Taback dabey zu rauchen, bis es ihnen ihr Zustand beynahe unmöglich machte. da5 Schiff zu verlassen, und beyde schienen über die Aufnahme, Hie sie bey uns gesunden hatten, sehr vergnügt ,^u seyn. Ihr Begleiter vorzüglich war so guten Muthes, daß er bep'.u Abschiede in dem Verfasser dieses Reisebe« herichts drang, ihn als seinen Tayo oder innigsten Freund anzunehmen, eine Ehre, dir dieser jcdoch auf eine Weise, die am wenigsten Verdachi zu erregen fähig war, von stch abzullen suchte. Gegen Abend kam eine Anzahl junger Frauen« zimlner aus das Schiff, deren Anzug ihrer Absibl, sich Anbeter zn verschaffen aus',.' Vollkommenste entsprach. Ihre Farbe war olioenbraun, an verschiedenen Stellen des Körpers aber waren ste dunkler schat-tirt< Ihr Kopfputz bestand aus einer niedlichen klei» nen Müße, die aus den, in klein? Stücke zerspaltene« Blattern der Kokosoalmc, von denen einige eine grüne, andere eine strohgelbe Farbe hatten, verfertiget war« Ihr Haar war mit weißen Blumen, die mit unsern Lilien Aehnlichkeit hatten, geschmückt, und mit San« delholz und Kokosnußöl)! parsümirt. Ihre Kleidung bestand vornehmlich aus zwey Stücken im Lande selbst gefertigten Zeugs, von denen das eine um den Körper geschlagen, das andere aber aufeine gefällige Art über die Schultern geworfen war, und bis auf die Mitte des Beins herabhieng. Ihre Füße ware» der allgemeinen Landessitte, gemäß ohne a!le Bedeckung. Die Farbe und der Zuschnitt ihrer Kleider waeen, uer« muthlich wie sie der Geschmack einer icoen Vest/^erm am 97 am meisten liebte, sehr verschieden; aber keine von ihnen trug die Tiäbutä oder Tibuiä. Manche von diesen Frauenzimmern kamen in ihren eigenen Kanols herbey, und in der Geschicklichkeit im Rudern standen sie den Männern nicht nach. Diese letztem trugen zwar gsößtenlheils die Tibutä undMärrä, allein diese Kleidungsstücke waren bey ihnen von einem gröbcrn Zeuge, als bey den vornehmer« Personen, die wir vorher grsrhen halten. In ihren Miene» waren eine große Gutmülhlgkeit und ein heiterer Sinn zu lesen, und was ihr Betragen betrifft: so waren sie gesprächig und voller Artigkeit. Einige von den Mannspersonen ließen ihr schlichtes, schwarzes Haar frey um die Schultern flattern, andere hatten es ans der Scheitel in einen Knoten gebunden, und hierdurch eben unter-swcidcn sie sich von den Frauenzimmern, die es größ-tcnthcils hinten kurz abgeschnitten trugen. Ihr ganzes Aeußcres war reinlich m:d angenehm. Da Pom arri jetzt von unserer Ankunft unter« richtet worden war: so eilte er, uns in seinem Lande zu bewillkommen, unstreitig in der Hoffnung, auch l'ur seine Person Geschenke zu erhalten, besonders da MM ihm hintcrbracht hatte, daß unsere Ladung von aujserordenllichem Werthe sey. Seine Ankunft in zwey Kanols war von vielen Formalitäten begleitet. Er ließ uns dieselbe, als er sich nayertc, aus oic gewöhnlich»: Weise melden, und weigette sich ehe an Bord zukommen, als bis er unS alle berett sa!), ihn mit den gebührende« Beweiscll von Ehrfurcht zu empfangen. Als er m's Schlff getreten war: so rc und wahrend der ganzen Zeit, die er bei) uns zubrach« Humdulls Reism. ^ te, zeigte er einen hohen Grad von Herablassung, mit welcher sich ein gewisses Gefühl seiner vorigen Würde vermischte. Es ist schon oben bemerkt worden, daß nach der besondern Sitte, die aufOt ahe ite herrscht, P omar-r i, einst König, jcht als bloßer Regent betrachtet wurde, indem die königliche Würde auf seinen SohnO tu übergegangen war, ob er gleich im Grunde die höchste Gewalt, wie groß s,e auch seyn mag, noch immer ausübte. Diese Eimichtung, nach welcher der Sohn seinen Vater enterbt, ist eins von l>cn sonderbarsten Grundgesetzen in der Otaheitischen Regierungsvcrfas-sung. In einem gebildeteren Lande würde sine solche getheilte Regierung als eine unversiegbare Quelle bürgerlicher Kriege und aller Verbreche,,, die aus dem Kampfe des Chrgeißes mit der Psticht entstehen müssen , nicht wohl Statt finden können, aber Otaheite 1st noch das Land der Natur. Wir können uns unmöglich von dieser Sitte entfernen, ohne künftige Seefahrer aufzufordern, ihr Alter und die wahrscheinliche Ursache ihrcs Entstehens ausfindig zn machen. Nach unserer Meinung, die auch, wie wir glauben, schon vorher die Meinung' anderer gewesen ist, ist sie ein offenbarer Beweis,daß die ehemalige Verfassung derOtah eil er von ihrer gegenwärtigen sehr verschieden gewesen seyn müsse-Unter den Sitten der Völker giebt es einige, die von der Natur selbst herrühren, und die daher auch bey allen Nationen vorkommen, so, daß sie zwar in Ne-benumstanden von einander abweichen, ihrem Wesen nach aber sich überall gleich bleiben. Hingegen giebt eS wieder andere, die einen verwickelten Ursprung haben, und unter diese gehört die, v?n welcher hier die 93 Rede ist. Muß der Grund ihres Entstehens in der Religion oder in der Geschichte dieses Volks gesucht werden? Wir kannten die V-rtheilc zu gut, die der Einfluß und das Wohlwollen Pomarri's für uns ha« ben konnten, als daß wir uns hätten weigern sollen, seine Wünsche, so weit u',s dieses Klugheit und andere Umstände erlaubten, zu befriedigen. Vorzüglich wurde der Verfasser von Pomarri ausgezeichnet. Er umarmte ihn nach der Landessiltc,^ die es mit sich dringt, daß die Nasen einander berühren müssen; hierauf drückte cr ihn sanft am ganzen Körper und wickelte ihn in ein ungchem'cs Stück Zeug ein, so daß er 'nur mit Mühe seine Glieder bewegen konnte, und daß cr im ganz buchstäblichen Sinne, lMtcr dieser Bedeckung, wenn Gefahr gedroht hätte, ganz kugelfest gewesen wäre. Pomarri erklärte ihm, daß dlcs dcr Brauch stineS Landes sty, wenn man einen zum Tayo oder Freunde mache, und zugleich wechselte er mit seinem neucrwähilrn Tayo die Namen, so daß cr den des Lchtern, dieser aber den Namen Pomalri' s amiakm. 3a man mit diesen Ceremonien zu Ende gekommen war, so musterte P o-märri jeden Gegenstand, der ihn umgab, und bezeugte stine Bewunderung oft laut, indem cr in die nachdrücklichen Worte: mei tei! mei tei! (d. i. sehr gut, sehr gut!) c.usbrach. Er bat uns, ihm zu Eh, ren einige Geirchre abzufeuern, damit die Einqebor-ncn sich von dcr Ehrerbiethung «beizeugen möchten, ^ie wir gegen ihren Regenten und vr.maligen Köniss hegten. Da wir 5icse6 Ve!langen beteiligten: so gab er uns neue Beweise seiner Zufriedenheit, und that «uS den Vorschlag, daß wir es einia/n seiner tapfer-" G 2 120 ____^ sicn Krieger erlauben möchten, die Gewehre selbst los-zubrenncn, damit sie unS zeigten, daß sie so furcht, bare Werkzeuge der Vernichtung nicht in Schrecken setzen könnten. Pomarri war nicht weniger als sichs Fuß vier Zoll hoch, und von ausgezeichnet festem und wohl proportionirten Gliederbau; sein Sohn Otu ist über sechs Fuß, zwey Zoll hoch, und ebenfalls wohl gebil' dtt. Unter seinem Gefolge befand sich ein Zwerg, der nur neun und dreißig Zoll hoch und völlig ausgewachsen war, und dessen Glieder in aller Rücksicht das gehörige Evenmaaß hallen, i^l-ill Aller war zwischen drey und vier ,md zwanzic, Jahren. Damahls schien Pomärri an einer allgemeinen Enssraftlmq zu leiden, die durch die Beschwerden des nun glücklich ge-endigten Kriegs veranlaßt worden war. Wegen dieses frohen Ereignisses hatten die englischen Missionarien a»f der Insel au diesem Toge ein öffentliches Dankfest aefeyert, und am Abend kam einer von ihnen an Bord misercs Schiffs, um dry dieser Gelegen-heit an seine Landsleutc eine Ermahnung zu halten. 3lm folgenden Tage erhielten wir einen neuen Besuch von dem größern Theile der Königlichen Familie, so daß es jcht nothwendig wurde, ui>scrc Geschenke zu vertheilen, um das gute Vernehmen, das zwischen uns obwaltete, bestens zn erhalten. Nichts war unsern Freunden so angenehm als Fcurrgcwchre, und jede andere Sache betrachteten sie als eine geringfügige Kleinigkeit. Wir schenkten also Pomärri einen Dl'ppclhuken, über den er eine große Freude zu haben schien, und seinem Sohne, dem regierenden Könige Oln, der nut seinem Kanot in einer kleinen Entfernung von unseicm Schiffe hielt, gaben wir ciue Flin« I0l lc. Diese Vertheilung war jedoch nicht nach den Wünschen Ot u's geschehen. Da er jetzt einen hö-hcrn Rang als stin Vater behauplele: so machte ersei-ne Rechte auf den Doppelhaken geltend und Pomar-t i war gcnöthiget sich mit der Flinte zu begnügen! Alles dieses war bl?s die Folge von der in Ota heile bestehenden Einrichtung. Da auf diese Weise die Sache zwischen den beyde» Oberhäuptern beygelegt war; so entstand eine neue Schwierigkeit. Was für ein Geschenk sollten wir der Königin Muttes IdeaH machen? Alles, was ihr angeboten wurde, Zeuge, Spiegel, Schceren, selbst Beile, mies sie mit Vcrach» lung zurück, und aab uns zu verstehen, daß sie so gut als irgend eine Mannsperson im Lande ein Feuergc-wehr zu handhaben wisse. In der That hatten wir vo« den Missionaries, erfahren, daß sie cbcn so kriegerisch, als siaatsklug sey, und daß man sich vor der Rache ihres vormahligen Gatt.n Pomarri unglelch weni' ger zu fürchten habe, als vor der ihrigen. Wir machten ihr daher begreiflich, daß die Artikel, mit denen lvir ihr hätten ein Geschenk machen wollen, von der Art waren, daß sie von unsern schönen Landsmännin« nen jröcm andern Anerbieten würden vorgezogen worden seyn, und gaben ihr zuleht eine Flinte. Mit dieser war sie vollkommen zufrieden gestellt, und sie ver« ließ das Schiff in der besten Laune; denn man muß gestehen, daß, wenn es auch wahr ist, daß dieses Volk sehr leicht zum Zorn und zur Rache entflammt werden kann, diese Empfindungen vep ihm doch nur von kurzer Dauer sind. W^ waren herzlich froh, daß wir „ut dieser Otahcitischen SemiramiS so im Guten auseinander kamen, die auf ihre Rechte eben so eifersüchtig war/ als xs nur dic und sehr kriegerische Neigungen. Er fragte zu wiederholten Mahle!,, Hb einer »on uns die Kunst, Schießvuwer zu machen, verstünde ? und da er von den Empörern n>f der Bounty erfahrenhat-t?, daß es eine Mischung von verschiedenen Substanzen, und keineswegs, wie andcrc Wilde alaub^», ''in Pssanzenstaub sep: so verlangte er zu wissen, was für I OF Ingredienzien dazu genommen würden, und ob diesel« bcn wohl auf Olaheite zu finden waren? Desgleichen forschte er, ob mein König ein längerer Mann wäre, als er, pH ^ gut aussähe, ob er zierliche Kleider trüge, und so erkundigte er sich noch nach mancherley an, dern Umständen, die unsern König und die Äamcn von Rang in unserm Lande betrafen. Desgleichen mußte ich ihm sagen, ob unser Schiffsschmied Flinten machen könne, und wie es mir auf O ta heit e gefalle? Die Neugierde Pomärri's und seiner Begleiterin war so groß . daß sie den ganzen Nachmittag zubrachten, cisses, wovon sie sich umgeben sahen, bis auf die geringste Kleinigkeit zu untersuchen. Vorzüglich fielen ihnen zwey amerikanische Neger auf, die sie unter unserm Schiffsvolk erblickten, und die von ungemcm schwär» zer Farbe waren, und kurzes wolliges Haar halten. Dic Otaheiter schienen zu glauben, daß die dunk» Ic Farbe ihrer Haut bloS gemahlt sty , denn sie be-mühlcn sich mehrere Male sie abzureiben. Diese Insulaner lieben, wie fast alle andere Wilden, die Musik leidenschaftlich; jeder ihrer GcsichtSzü» ge, jedes Glied an ihrem Körper zeigt uon dem Andruck, welchen dieselbe auf sie macht, und dieß ist keiner der schwächsten Beweise für ihre Empfindsamkeit und ihre geselligen Neigungen. Die Musik hier zu Lande ist aber um nichts vollkommener, als die der übrigen Inselbewohner in der Sü d see ; sie besteht blos aus vier Tönen und dies? sind eben nicht oic har« monischtcn in der Tonleiter. Ihr Verkehr mit E u-ropäern hat zwar ihren natürlichen Geschmack ver« bessert, indessen ziehen sie dock vor allen unsern musikalischen Instrumenten dasjenige vor, welches mit der Htaheitischcn Flöte oio meiste Achnlichkeit hat. Die iti4 schottische Sackpfc-fe ist es, die sie zum Entzücken hinreißt, und sie werden nie müde ihren Äissonanzcn zuzuhören. Diese Musik bat uns jeßt Pomarri zu veranstalten . indcm cr stinen Wulisch verständlich genuc; dadurch ausdrückte, daß er seine Ellbogen bewegte, und den Athem durch die Nasenlöcher von sich blies: Tap-tan Tuht (d. i. Kapitain Cook) sagte cr, habc ihl, mit diesem Instrumente oft belustiget. Etl stand nicht in unserm Vermögen.. Pomär-ri zu willfahren. Aber einer von unfern Schwarzen sing eilt Stück auf der Violine zu spielen an, wah» l'knd der andere, der in Brasilien geboren war, mit einem Spanier, den wir an Bord hatten, den Fandango tanzte. Dieser nebst den Gesängen und den sich in einander windenden Contratanzen, zu denen sich sehr bald anderc aus der Gesellschaft bequemten, gab unsern Gasten den ganzen Abend eine Unterhaltung, die ihnen sehr wohl zu gefallen schien, und am andern Morgen sagte uns Pomärri ein herzliches Lebewohl und kehrte an's Land zurück. Einige Zeit darMf schickte cr uns ein Geschenk, das aus zwey Schweinen, aus Brotfrüchten, Kokosnüssen, Bana-nav u. d. gl. besiand, und diese Frcygewgkeit wiederholte «r mehrere Mahle; wegen der Gcaengeschrnke, mil denen wir sie erwiederten, verlor cr jedoch dabey aus keine Weise. Ohne diesen Verkehr mit ißm, würden wir zuweilen wegen Lebcnsmitteln in großer Verlegenheit gewesen seyn, denn von wir vielen Kanots unser schiff auch fortwährend umringt war, so wurden doch :mr wenige Schweine zu uns gebracht. Da der glückliche Erfolg uns.-rcr Reise in eumn hohcn Grade davon abhing, daß unser S hisssschmicd. sobald als möglich, in Thätigkeit gescßt wurde: so halten nicht sobald der rrste Wirrwarr von Geschaffn, in welche wir nacl' unserer Ankunft verwickelt wurden, und das geräuschvolle Zudrängen der Einwohner nachgelassen, als eine Schmiede errichtet wur-de, und unser Meister ohne Verzug seine Arbeit anfing. Nun war der Beiml-fnisse der Eingcbornrn kein Ende, und hatten wir alle ihre Werkzeuge ausbessern, an lhre Beile neue Helme, und an ihre Helme neue Beile machen wollen: so würden wir, wcnn wir unsern Aufenthalt auch noch einmahl so lange hatten dauern lassen, als er dauern sollte, Beschäftigung genug gefunden haben. Allein wir mußten fast die ganze Zeit auf unsere eigene Arbeit verwenden und ob wir unS gleich nicht weigerten, ihre Taios zu werden: so hatten wir doch so gut in Europa, wie unsere Tayos auf Otaheite gelernt, daß dic Dienstfertigkcit zu« erst in ihrem eigenen Hause anfängt. Es ist in der That nicht leicht, den Eingebornm bey ihrem geschmeidigen, einschmeichelnden Wesen etwas abzuschlagen, besonders wenn man bedenkt, daß es das höchste Interesse der Fremden mit sich bringt, im Allgemeinen ein gutes Vernehmen zu erhalten, und daß dieses nur durch »'ine fortgesetzte Rei» he von allerhand kleinen Gefälligkeiten und Liebesdiensten bewirkt werden kann. Dieses Verfahren ist schon von den Seefahrern, dl> vor uns hier gewesen waren, beobachtet worden, und da es einmahl angefangen ist, so müsse« auch alle die, welche späterhin diese Inseln besuchen, darin fortfahren. Indessen mag i icß wohl angehen, wenn Schiffe astronomische oder Entdeckungsreisen machen, nllrin mit unsn-n Handelszwcckcn ließ ^?s sich cms krinc Weist vereinbaren, und wir sahe» io6 unS daher genöthiaet, Maßregeln zu ergreifen, durch die wir diesen ununterbrochenen Störungen für die Folge vorbeuge konnten. In dieser Absicht machten wir aus, daß dic Eingcbornen, wenn sie ihre Zudringlichkeit aus'S ncuc anfingen, stets an den Schmied aNein verwiesen werden sollten. Dieser Mann hatte scin Handwerk zu Stockton erlernt, hatte nachher in einigen Feldzügen bey der Armee als Fahnenschmied gedient, und besaß die Eigenschaften, die zu dem Umgänge mit diesen Eingcdornen erfordert werden, in einem ziemlichen Grade von VoNkomme,,hcit. Sie bestürmten ihn nun mit allen den kunstlosen Liebkosungen uud Bclheurungcn, die für wohlwollende Seelen die unwiderstehlichste Art vou Schmcicheley sind. Viele von uns erstaunten nicht wenig, daß der Cyklop slch so standhaft gegen sie hallen konnte. Er halle für alle nur einen einzigen Bescheid, und das war der, daß sein Fcuergewehr — so nannten su' seinen Blasebalg — nicht vher etwas mit sich anfangen ließe, als bis »hm gewisse Gebühren entrichtet worden wären, und da diese Gebühren etwas zu hoch angesetzt wurden: so blieben seine Kunden nach und nach weg. Es half ih» nen zu nichts, daß sie ihn zu ihrem Tayo machten, ihn in Icug einwickelten, und sich eifersüchtig anstl-ll, ten, wenn er einen mehr zu begünstigen schien, als den andern: er blieb unerbittlich, und c,' war taub, wie scin Feuergewehr. Da sie sahen, daß alle ihre Bemühungen umsonst waren: so änderten sie ihre Sprache, und nainitcn ihn ähau tatä, ähau tatä, einen bösen Maini, cincn bösen Mann, Ausdrücke, die sie, von den Engländern, von denen sie früher besucht worden waren, aufgefaßt und bchaltcn hatten. 10/ In Ansehung der andern Schiffsgescllschaft halten die Eingebornen ungleich mchr Glück, indem ein jeder in derselben seinen Freund oder Tayo besaß, bey welchem er sich so ost cinfand, und sich so sehr lltizuschlneicheln wußte, daß unsere armen Matrosen Zuletzt kaum noch einen Lumpen auf dem Leibe behalten hatten. Auf diese Weise mußte, da wir wieder in See stachen, fast unfer ganzes Schiffsvolk vom Kopf bis zum Fuße neu gekleidet werden; ein Theil vessel« bcn mu^lc sich mit Olaheitischem Zeuge begnügen. Hdglcich der Schmied, wie wir verabredet hatten, selten mit den Eingebornen einig werden konnte: so verwendete jch mich doch gelegentlich für sie, und dadurch blieb ich bis auf den letzten Augenblick im Besitz ihrer Gunst und Zuneigung. Da sie unsern Schleifstein bemerkt hatten: so legten sie sogleich Beschlag auf denselben und drehten ihn unaufhörlich, um ihre ei» sernen Gerälhschaftcn zu schleifen. Es würde in Wahrheit, da er sowohl oben als an den Seiten fortwährend beseyt war, zuletzt gar nicht<5 von ihm übrig ge. blieben seyn, wäre nicht ocr bestimmte Befehl gege, ben worden, daß niemand ohne besondere Erlaubniß ihn anrühren sollte. Da wir durch diese und ahnliche Mittel in unsern Verkehr mit den Eingebornen eine Art von System gebracht hatten: so gingen die Sachen viel besser. Die Vornehmen schickten uns Brot, fruchte, Kokosnüsse, Fische, und wir erwiederten diese Geschenke nach unserm besten Vermögen dadurch, daß wir sie ficißig an Bord unserrs Schiffs mit uns speisen ließen. Damahls war gerade das Schiff unier meine Befehle gestellt worden, weil der Kapitain auf dem Lande über das Einsalzen dcr Lebellsmtttcl und an- lag derc nothwendig? Geschäfte die Aufsicht führte. So k.am es denn, daß, wenn er ein Schwein auftrieb, ich dagegen an Bord fünf solche Thiere, und zwar zu wohlfeiler« Preisen verschaffen konnte. Die Eingebor-" nen wurden nähmlich von ihrer eigenen Gewinnsucht getäuscht, weil sie es fur ganz gewiß hielten, daß sic weit besser oerklwfen würoen, wenn sic ihre Produkte auf das Schiff selbst brächten. Eines Tages speiste Ideah mit ihrem Geliebten 5ey uns an Bord; nicht als wenn sie so begierig nach unserm Essen, das wir ans unsere Weise zubereitet halten, gewesen wären, sondern weil sie wußten, daß sie sich, wenn sie nicht mit uns aßen, auf unsern A w a und unftrn Tabak, nach denen sie beyde ungemein lüstern waren, keine Rechnung machen durften. Um nun in ihren Augen nlcht pcrre, perre, das ist, karg und gclhig, — Eigenschaften, vor denen sie listig genu«; einen Abscheu zu haben vorgeben — zu erscheinen, gaben wir ihnen von beyden so viel, als sie nur wünschten. Kaum war einige Zeit verflossen: so verlangten sie noch mehr, «nd dieß wurde ihnen auch ohne Verzug gebracht; aber da von dem Theilen die Rede war: so wäre es bcild zu sehr ernsthaften Auftritten zwischen 5er Dame und ihrem Geliebten gekommen. Denn dieser sprang vom Tische auf, und war so wüthend, daß er in der Landessprache ihrem Leben ein Ende zu »n.ichcn schwur, weil sie, wie er sagte, etwas mehr genommen hatte, als aus ihren Antheil gekommen n>ar. Der Branntwein brachte auf die beyden Gaste eine sehr verschiedene Wnkung hervor; denn während dieser Mann vor Wuth außer sich gerielh und raste, war die arme Kömginn Mutter mäuschenstill und 1Y<> zahm, wie ein Kind. Sie brach in Thränen aus und zitterte vor Furcht/ je beleidigender und Hitziger ihr Gl'Iellschastcr wurdc. Gerade um diese Zeit kam'P o-märri an Bord, um clwas in unserer Schmiede "ebeilen zu lassen. Da er nun den Lärm unter dem Verdecke hörte: so glng ihm der Znstand seiner vorigen Gattinn, derIdeah, zu Herzen. Aber nicht geneigt, s'ch selber in den Streit zu mischen, bath er mich, hinunter zu gehen und Friedensstifter zu werden, jedoch so, dasi sie eS nicht erführen, daß er um den Vorfall wisse. Dieß geschah; indessen konnte der Mil. de durch nichts, als das Versprechen, daß er, wenn « Ruhe hielte, noch etwas Branntwein erhalten solle, dahin gebracht werden, seine blinde Wuth zu mäßigen. -Die armc Ideah behauptete freylich, daß sie bey der ersten besten künftigen Gelegenheit seine Vorwürfe wrssen oer vermeinten Beleidigung noch einmahl werde hören müssen. Das Glas ging nun zur größten Zufriedenheit unserer Gesellschaft noch einmahl in dcr Runde herum, m,d es gelang uns endlich, die Dame mit ihrem Freunde auS dem Schiffe los zu werde». Pomarri bezeugte uns nachher für unsere Bemü. hungen zu wiederholten Mahlen seinen Dank. Wir waren noch aus einem andern Grunde froh, daß wir von dieser Gesellschaft befreyt waren; denn bey Besuchen dieser Art wurde das Schiff mit Eingebornen, im allcreigentlichsirn Sinne, bedeckt, die das Gefolge ausmachten, jeden Winkel durchstöberten, und durch die Fenster und Lücken zusahen, und sich oft mit einer sehr lästigen Neugierde ftlbst in die Kajüte drängten. Holte nun Idcah das, was sick bey dieser Gelegenheit zugetragen, enlwcdcr vergessen, oder schämte l 10 s,e sich des Vorfalls, genug, sie erwähnte ihn in der Folge nicht ein einziges Mahl. Alle Glieder dieser Familie waren in der That nach Branntwein äußerst begierig, und, wenn sie betrunken w,,ren, den einzigen Pomärri ausgenommen, auf gleiche Weise beleidigend mid brutal. P o-märri hatte einen Bruder, der viel jünger war, als er stlbst; dieser pflegte sein Weib selbst in unserer Gegenwart mit der äußersten Geringschätzung zu behandeln ; doch nbtc er, stlbst wenn er betrunken war, nie Thätlichkeiten gegen sie aus. Diese zwey Fälle ausgenommen, schienen die Wcibcr hiev mit eben so viel .l!tt't. Von vicser Wurzcl, die fast die einzige ist, welche mit Fleiß gcbauct wird, sahen wir Stücke von mehr als vierzig Pfund. Ungeachtet des eckelhaftcn Verfahrens bey der Zurichtung, tranken doch einig!» unserer Matrosen das Getränk mit demselbln Appetit, den die Eiugebornen der Insel darnach zeigrn. Einen solchen Luxusartikel konnten sie sich jedoch nur in kleinen Quantitäten verschaffen, welche ihnc'n die gaben, die sie als ihre ganz besondern Freunde brtrachlctcn. Wegen ikrcr außerordentlich großen Begierde nach starken Getränken und andern berauschenden Dingen, und wegen der schrecklichen Wirkungen, die diese auf sie hervorbringen, wurden Europäer, welche Liköre zu ihnen brachten, oder sie mit der Kunst, dieselben zu destilliren, bekannt machten, unfehlbar dic größten Verheerungen im Lande anrichten. Ja, diejenigen , die diese verderbliche Handelswaare einführten und vertheilten, würden, wenn sir nicht durch cine bewaffnete Macht geschützt waren, sehr bald ftlbst die Opfer ihrer Unvorsichtigkeit und der Begierde dieser Insulaner nach Britlischer Zlva — mit diesem allgemeinen Nahmen bezeichnen sie alle Arten starker Oc-lrankc aus Europa — werden. Als einen Beweis dieser zerstörenden Leidenschaft will ich hier nur noch erwähnen, daß, nachdc« daS Wohlwollen einiger 112 Europäer, die sie besucht hatten, so wcit gegangen war, daß sie dcn Wcinssock auf Ota he i te angepflanzt und den Einwohnern seinen künftigen Nutzes vorausgesetzt, daß cr in seinem Gedeihen nicht gestört würde, gezeigt haben, die Begierde dieser Menschen keine Fesseln kannte, und daß dic Trauben noch vor ihrer Reife von denselben abgerissen wurden. Da sie aber fanden, daß die Früchte den Geschmack ihrerAoa nicht halten, so suchten sie die geistigeren Theile in der Wurzel, und wollten ste durch ein ähnliches Zerkauen derselben herausziehen, ^lls sie endlich sahen, daß alle ihre Bemühungen vergeblich waren: so rächten s,r sich für ihre. getauschten Hoffnungen dadurch, daß s,c sie mit Füßen traten. In der That war ihre Trunkenheit in ihren Folgen schrecklich. Otu, der junge König, war, wenn er vctrulü'm war, so wüthend, daß ich überzeugt bin, cr würde sich in diesem viehischen Zustande kein Gewissen darausgemacht haben, seine Unterthanen zu ermorden. Dic Unpäßlichkeit, «n welche Pomärri wahrend seines Feldzugs gefallen war, schien laglich zuzunehmen, so, daß sie ihn zuletzt besorgt für sein Leben machte. Sein leyteS Mittel dagegen war, daß cr oie Missionarien bat, sie mochten bey uns auszuwirken suchen, daß ihm zu Gunsten zwey Kanone«» aus unserm Schifte üdgefcuclt wurden. Dadurch wollte cr, wie cr sich ausornctlich erklärte, den Zorn seines Gottes bcsanfligen, der ohne Zweifel dicse Krankhctt zur strafe für irgend ein Vergehei, über ihn gesendet hattr. Dieses sonderbare Verlangen erfüllten wir mit der größten Bereitwilligkeit (ob wir gleich die Folgen, die sich unser Freund von dieser Willfährigkeit versprach, sehr bezweifelten^, nicht allen» um «I um Po Marri einen Gefallen zu erweisen, sonder« auch lim die Missionaries« zu verbinden, damit es nicht scheinen sollte, ais wären sie in ihrer Verwendung nachlässig, oder als bewiesen wir selbst ihnen die Ach« tung nicht, welche nöthig war, um den Eingeborne« eine günstige Meinung von ihnen beyzubringen. Die« ses war nicht der einzige Fall, in welchem die Insulaner die Rücksichten, die wir gegc« die Missionarien hallen, benutzten, um Dienstleistungen zu erhalten, die s,c, menu sie sich unmittelbar an uns gewendet hätten, nicht hatten erwarten dürfen. Es ocrgiengen wenig Tage, in denen nicht daS cine odor das andere Gesuch durch diesen Kanal an uns gelangte, bis endlich dieser Verkehr für die Missionarien und für uns auf gleiche Weist lastig wurde. Wir tonnen bey dieser Gelegenheit nicht umhin, dem liebeiSwürdigen, wahrhaft christlichen Betragen dieser Manner Gerechtigkeit widerfahren zu lasstn, welche gleich den alten Aposteln, allen Bequemlichkeiten der Kultur und einem zum wenigsten ruhigen Leben entsagend, eine Reist machten, die nicht and/rs, als eine Umschiffung der Erde genannt werden kann, und wie die Taube aus Roah's Schisse, über eine Welt, von Wasser bedeckt, den christlichen Oelzwcig trugen. Ihr Lcbm ist eine .fortlaufende Reihe von Streitigkeiten, Ungemach und fehlgoschlagenen Hoffnungen; ihrem erhabenen Mri« - sicr ähnlich, predigen stc Tauben, und verrichten ihre Werke vor Blinden. Während unseres Auftnthalts auf dieser Insel bemühte ich lnich eifrig, mit der Landessprache bekannt zu werden, und in diesen Vemühungen wurde ich von einigen Emgeborncn, die ich, weil unsere Gesellschaft keineswegs zahlreich war, an Brod genommen halte, TurnbuflS Reise. H "4 unterstützt. Die Insulaner verstanden vom Englischen nichts weiter, als die zwey Worte: ^e5 und 1,0 (Ja und Nein), l)ic sie aber so häufig ganz falsch gebrauch-ten, daß wir, um mit ihnen Handel treiben zu können, genöthigt waren, keine Anstrengung zu scheuen, durch welche wir einige Kenntnisse von der Otahcili-schcn Sprache zu erlangen hoffen durften. Die Ein-gebornen, die wir an Bord hallen, sechs an der Zahl, halten die S andwichinseln von einigen Seefahrern, die sie besucht hatten, auf eine so hin« reichende Weise beschreiben hören, daß sie Lust bezeugten, dieselben zu sehen, und m,s daher auf unserer weitern Reise begleiteten. Dieses gab mir unaufhörlich Gelegenheit, mich in ihrer Sprache zu vervollkommnen. Es ist schon erwähnt worden, daß ganz neuerlich ein verderblicher Krieg aufOtaheitc gewüthet haltr. Dieser war, wie wir von den Europäern, die s,ch hier niedergelassen hallen, etfuhren, durch die beyspiellose Unlcrdrückungssucht einiger Glieder der königlichen Familie , und vornehmlich durch den Eohn des Pomarri,dcn jungen König Otu*) vcran» ') L?iu ist eigentlich nur der Titrl der Könige von Ota. heile, drn sir ublrgen, sobald sie nach der oben von dem Verfasser erwähnten Einrichtung die Regierung an ihrln Sohn vererben. Auch Pomarri, und der Vater dessclbe« Otu, der, als sich die Missionarien hier ilicderlu'ße», »och lebte, und siebzig Jahr alt war, halttu ihn ehemals geführt. Crst wenn sie die Re-giermlg auf ihren Sohn, der gleich nach seiner Ge« burt dcn Nomen Oln erhall, vererbt haben, nehme» sie einen andern Namen a«. Der Uebrrf. "5 laßt worden. Denn der Ucbermuth und die Herrsch« sucht dieses Letztern kannte, wie man sagte, keine Gränzen. Von jeher hatten die Bewohner des Distrikts Aettähurudie Regierung mil Verdruß in.sei-nen Handen gesehen / sie betrachteten ihn blos als ei« nen Usurpator, und verriethen zu jeder Zeit eine durch nichts zu besiegende Neigung, sich seinen Maaßregeln zu widersetzen und sein Joch abzuschütteln. Ihr Land war für alle Mißvergnügte aus den übrigen Theilen der Insel ein gewisser und sicherer Zufluchtsort. Ue-berdies hatten die Aettähurier noch einen beson-dern Grund zur Unzufriedenheit, dcr, wie man mich berichtete, aus dcr Ermordung ihres Oberpricsters abzuleiten war. Da sie sehr abergläubisch sind, und die Verehrung ihrer Oötler ihnen über allcs geht: so haben sie gegen ihre Priester, die sie als Mittclsperso» nen zwischen den Göttern und ihren Verehrern be« trachten, ganz natürlich die größte Hochachtung und Ehrerbietung. Es ist bekannt, daß die Morai's*), die zu dcm doppelten Zwecke als Oerter, an denen man die Götter anbetet, und als Bcgrabuißplätze für *) Die Moral's si»b als Tempel und Begräbnißplatze aus Cooks Reisen bekannt, dcorn auch eine Abbildunz von denselben beygefügt ist. Außer den öffeutliche» habe» die meisten Familie» auch ihre HauSmorai'«, die «inige Aehnlichkeit mit dem aä/tum der Alten ha« be«. Urberhaupt wird alleS, was in seiner Art feper-lich ftyn soll, ill den Morai's vorgeuommen. Unter andern werde» auch die Werkzeuge, mil dene» sie ihre Hinder tättowirt haben, in denselben zerbrochen. dorUehers. die Todten dienen, von, den Olahcilern für heilig, angesehen werden. Unter allen stehen die Moral's zu A e t t a h u r u im höchsten Rufe der Heilig, kett, und Verbrecher allcr Zlrt finden in denselben ei, mn sichern Zufluchtsort. In einem von denselben wurde das große Bild desOro, der unter ihre Gott, heilen des ersten Rangrs gehört'), aufbewahrt. Desgleichen wnrden darilln die großen Slaat^vcrsamm-lungen gehalten, gelegentlich Menschenopfer dargebracht, und andere gottcsdicnstliche und ftyerliche Ge- ') Unter die Goithelirn des ersten Ranges gehört zwar nach den Berichten der Missionarien, Dro oderDroha, nicht. Vielmehr sind dir drey aus ber Nacht gebornen Personen, aus denen ihr höchster Gott (Fhanau Po geuanttt) besteht, Tanl, Oromatau und Taroa. Indessen ist er doch ei» Gott, der vorzüglich, und in« Grunde noch mehr, als die drey genannten, au die ina» sich nnr in der höchsten Noth wendet, verehrt wird. Ihm sind noch einige andere an Range gleich. Außer diese» hat auch noch jede Familie ihren Thi oder Schutzgeist, der immer einer ihrer verstorbenen Vcr° wandten ist, welchen seinv 1,7 Vlällche verrichtet. Die Sitte dcö Landes erforderte, daß der neue König Otuan diesem heiligen Orte gewisse Operationen, die Beschncidung u. d. gl. mit stch vornehmen lassen mußte, bevor er vom Staate als König anerkannt werden konnte. Bis dies erfolgt war, konnte er nur einige Vorrechte genießen, z. B. an gewisse Orte, die ihm zur alleinigen Benutzung an-lN'wiescn waren, gehen, u.d gl. ;seinc Einweihung zu Dp cirri'') wurde nur als partielle, und als ein? *) Dpälri ist ei» Distrikt auf der uordwestlichcn Küste der Insel. In demselben ist der große, berühmte, bem Fhanai» Po oder höchste,» Glitt gewidmete Mo-eai, iu welchem dir Investitur der Könige erfolgt. Ei» Augenzeuge sah diese Ceremonie mit dem jeyt re« gierende» Ol», der nu flachen Landes ist mit Kokospalmen «nd Brodfrucht« bänmen bedeckt. Weite Thäler laofen betrachtlich weit in das Land hinein, »,ld die Seiten der sie bildenden Hügel si»d mit Fruchllmumrn bedeckt, nnd bis an den Gipfel mit Gras bekleidet. Die Himmclan strebenden Berae in der hühernNcgion sind gleichfalls mitBän-wen bedeckt, nnd in schauderhafte Klüfte aufgerissen. Ihre mannigfaltigen Gestalte» und Entfernungen, und die den ganzen Tag über ihnen schwebenden Wolken „9 günstige Gelegenheit, das Ziel seiner Wünsche zu er« langen, gefunden zu haben. Ganz unerwartet befahl " daher einer Anzahl seiner Begleiter, sich deS Gottes zu bemächtigen. Dieser Befehl wurde auf der Stelle vollzogen, und der Gott im Triumphe fortgeschleppt. Da jedoch die Aett ähuricr nicht geneigt waren, sich auf eine so zahme Weise von dem Gegen, stände ihrer Verehrung zu trennen: so griffen sie schleunig zu den Waffen und es kam zu einem Gefechte, welchem mehrere von Otu's Parthey fielen, und das kostbare Palladium wieder erobert wurde. Wenn Wilde in den Krieg ziehen: so entscheidet der Aussall eines einzigen Treffens gewöhnlich, ja fast ohne Ausnahme, alles; sie haben keine Städte, keine Reservearmeen, um die weitern Fortschritte des Siegers aufzuhalten; das einzige, was sie thun können, besteht darin, daß sie ihren Kanols zueilen, und sich, um der Wuth ihrer Feinde zu entrinnen, an einen andern Ort zu begeben. Ihre gewöhnliche Vorsicht verlaßt sie in diesem Falle; sie wagen sich in die hohe See, und werden auf derselben nicht selten von Stürme«, übersatten, die sie an Länder treiben, welche ohne ein solches Ereigniß wohl schwerlich jemahls Bewohner «halten haben würde. Auf diese mittelbare Art er-, »eicht eine allwcise Fürsehung ihre Zwecke, nnd man verbinden die reißende Scene unten mit erhabener Größe. Die Zahl der Bewohner schayc» die Missj-«arien übrr ,6o«»<,. Der große Morai steht an de>? Nordseite des Thals, einrVngl. Meile vom Strande. Er ist auf ebenem Boden errichtet, und mit einem viereckigen hölzernen Zaone eingeschlossen, von welchem jede Seile Zo bis 4« Klafter messen mag. der Ueberf. 120 sieht, daß nickts umsonst geschaffen isi, indem durch solcke Veranlassungen selbst die cntleaendstcn Inseln von Menschen i«i Besih genommen worden sind. Die» se Vemerkuna wird durch den Entschluß, welchen die Panhcy des Otu nach dieses Niederlage faßte, auf das stärkste bestätiget; denn nur mit der größten Mü» hc tonnte sie dahin gebracht werden, daß sie auf der Insel zurllckblicb. Ein jeder glaubte, daß alleö unwiederbringlich vcrlohrcn sey, und daß die einzige Rettung in der Flucht bestehe. Endlich fanden doch dil Vorstellungen der Missionaren Eingang, und O tu und Pomärri willigten ein, ihr Vaterland nicht zu verlassen. Allein anstatt Pomärri'S Parthey zu verfolgen, begnügten sich die siegreichen Zk'lü'.hlmcr mit dl'M Siege selbst, und, da sie nur einmahl jene, Wilden so natürliche Leidenschaft, die Rachsucht, bcfrie. diqet hatten: so dachten ssc nicht daran, ihr Glück noch weiter zu treiben. Die Grausamkeiten, welche s,c sich gcgcn alle, die ihnen in dcn Weg kamen, erlaubten, waren entsetzlich; sie machten unverzüglich einen Einfall in das Gebiet ihrer Feinde, und richteten überall dir größten Verwüstungen an. Aber hier Warcil sie auch klug genug, ihrcr Wuth ein Ziel zu sehen. Sie wußten, daß sie sich, wenn sie einen Angriff aufMattawai ') machten, eincn Feind aus *) Maltawal ist von den -c, Distrikten, m dic die Küste von Dtabaitc stetheilt isi, der nordlichste. I» dl'ms>'lbrn ist dir berl'il'MteMattawaifBtty, in welcher die meiste» l'uropaischrn S^fahrer landete». Sir hat sechs bis achizchl, Fade» Tiefe, guten Ankergr»nl> während dr5 größten Theils des, Iahcis, und nur '2l brn Hals zogen, der ihnen bey weitem überlegen war, einen Feind, der nicht länger neutral bleiben würde, wenn sie ihn nöthigten um seiner Sclbstverthcidigung willen zu handeln. Die Missionarien hatten wirklich ihr Wohnhaus an dicsrm Orte in eine Art Festung verwandelt. Sie hatten das Geschütz des Norfolk, der, wie ich oben bemerkte, an der Küste Schiffbruch litt, an sich gebracht, und dieses im obern Stockwerk des HauscS «usgcpfianzt; desgleichen hallen sie einen großen Vor-ralh von Brodfrnchttn, Kokosnüssen und andcm Be. dürfnissen darin zusammengchauft, so, daß fie im Stande gewesen wären, bey einer ungleich lebhaften Belagerung, als sie je von dem Aettähuricrn erwarten durften, mit dem besten Erfolg Widerstand zu leisten. Zum Glück für Pomärri schlugen sich daS Schiffsvolk des Norfolk und andere Europäer, die sich auf d^s Insel niedergelassen hatten, L^ute, die sämmtlich mit dem Aucrgcwchr umzugehen wußten, da die Verlegenheit am größten war, auf scine Seite. Bey dieser, so wic bey mancher vorhergehenden Gelegenheit, war er und seine Familie seinen Europäischen Bundesgenossen die größten Verbindlichkeiten schuldig. Mit dieser Verstärkung von Europäern rächte er sich nun an den Aettahuriern für ihre Grausamkeiten, und nachdem eine lange Zeit mit Unterhandlungen verstrichen war: so kam es endlich zum Abschlüsse eines Friedens zwischen den krieg- vom December bis j« den März ist sie wegen ber ßcf' iigeit und veränderlichen Winde für dir Schiffe gefährlich. derllebers. 7?5? führenden Partheyen. Indessen gelangen doch die Aettähurier wieder zum Besitz ihres Götzenbildes, welches der Zankapfel gewesen wa?, und blieben so unabhängig wie zuoor. Die Europäer haben sich ihrerseits über Po, Märri beklagt, daß cr wortbrüchig gegen sie gc. worden sey. Vielleicht hatte dieses Oberhaupt, wie andere Menschen in gleichen Lagen, Dinge versprochen, die rs weder in seiner Macht stand, noch je seine Absicht war zu erfüllen. Da dieser Friede, oder vielmehr dlestr Waffenstillstand — denn mehr war es nicht — geschlossen war: so unterdrückten, weil ihn nur die Noth erzwungen hatte, die Anhanger des Otu einstweilen ihren Groll gegen die Aettahu-licr, indcr Hoffnung, daß sich in Zukunft eine Gelegenheit finden wurde, ihre Rachsucht zu befriedigen, und das Ziel ihrer Wünsche zu erreichen. Eine solche Gelegenheit zeigte sich auch wirklich einige Monathe spater, wie am gehörigen Orte erzahlt werden soll. 2 2Z Neuntes Kapitel. Wir verlassen Otaheite. —Wir legen bey Hua Heine an. Einer unserer Landöleutc besucht uns, «nd giebt uns den Rath, „ach Ulietca zu gehen. — Einfahrt in den Hafen von H/uaheine. — Besuche von den Oberhäupter». — Freundschaftliche Aufnap« me. — Abreise nach Ulietea. «Ü3ir hatten uns nun ungefähr einen Monath in Otaheite aufgehalten, und Schweine zusammen zu bringen gesucht, allein im Verhältniß zu unsern Be-dürfnissen und Erwartungen hatten wir uns nur einen geringen Vorralh verschaffen können, und daher be» schloffen wir nach Hu a Heine abzugehen, und uns zu erkundigen , in wie fern wir auf diesem Eilande unsere Vorräthe zu vermehren hoffen dürften, wenn bey unserer Rückkehr von den Sand wich in scln auf Otaheite die Theurung noch anhalten sollte. Wir verließen die letztere Insel gleich den folgenden Tag, und langten, nachdem wir beynahe dreyßig Meilen westwärts gestgelt waren, zu Huaheine an. Wah-rend wir am Eingänge des Hafens lagen, wurden wir durch die Annäherung eines großen Doppelkanots, auf welchem eine rothe Flagge flatterte, angenehm überrascht. Wir vermutheten, daß der König *), der *) Als Cook aus seiner ersten Reise ,769 Huaheine besuchte, war die höchste Gewalt in den Händen des alten liebenswürdige« Ori, der sie im Nahmen eines Knaben, Tcirclaria genannt, führte. Diesem hatte er sie schon ,777 abtreten müssen, ob er a/rich nue '?4 Admiral, oder ein anderes großes Oberhaupt am Bord wmc, aber als das Kanot an das Schiff herall kam: so fanden wir, daß der Fremde nichts mehr, und nichts weniger als ein ehemaliger englischer Seemann, cin einfältiger, unruhiger Kops war, der sich scit einiger Zeit auf der Insel niedergelassen halte. In Wahrheit, die größte Schwierigkeit, mit welcher Europäische Schiffe in der Süd see zu kämpfen haben, ist die, ihre Schiffsmannschaft beysammen zu erhalten — einen so großen Reiz hat das indolente sorglose Leben für sie, welches ihr die Inseln, die darin liegen, versprechen. Die Schönheit des Lan- erst zehn Jahre alt war. Dakcr herrschte auch auf 5er Insel wenig Ordi-.uilg. Die neuesten Berichte schweigen von den, ici)iglll Zustande der Regierung. Doch scheinen die Oberhäupter im Jahre »791 Otu's Oberherrschaft anerkannt zn haben. Hat'dieses sclnc Nichtigkeit— was nicht verbürgt »vrrden kann: so würde der König von Hual)ei»e, von welchcm der Verfasser redet, als ein bloßerVasall des Königs von ^taheile zu betrachten rch eine bey hohem Wasser über-scbwrmmlc Erdende i>, zwey Halbinseln grthcilt. Es finde» sich nahe am Meere Salzseen; von der Küsle h«r ist ein schmaler Streifen flache» LcmdeS, und die Hngrl, die viel Spuren vulfanischen Fencrs enthal, ten, sind gut migrbaut. Es hat dieselben Produkte, die Otaheitc hat, aber auf Huahcme tommcn alle Früchte zeitiger zur Reife. Die Manner find auf dieser Insel siarler, als auf Otahcilc, und beyde Ge-schlrchlcr siud surchlloser. her Uc^eps.. des, vorzüglich wenn vonOtaheite die Rede ist, und noch mehr die Leichtigkeit, mit welcher man s'H die nothwendigsten Bedürfnisse des Lebens verschaffe kann, sind^für Seemänner, die von den Beschwerden einer so langen Secrelse erschöpft smd, zu mächtige Versuchungen, als daß sie ihnen allemahl zu wider« stehen vermöchten. Hierzu denke man sich noch die Lockungen der Weiber, uud man wird sich nicht länger wundern, warum es so schwer ist, das Schiffsvolk, dencn mau nichts als jcd?n Tag neue Arbeite« und Mühseligkeiten versprechen kann, bey sich zurück zu behalten. Dem Anzüge und dem ganzen Aeussern nach war unser vormaliger Seckammerad von den Eingebornen schwer zu unterscheiden. Unsere Matrosen hörten nicht auf, über ihn zu lachen und ihren Spott mit ihm zlt treiben; allein gegen diesen schien er ganz unempfindlich, und mit seiner Lage vollkommen zufrieden zu seyn. Da er freylich auf der Insel kein Eigenthum besaß: so war er auch nicht in Gefahr, von den Einwohnern übel behandelt zu werden. Ohne Zweifel halte der Pursche, da man vom Strande aus unser Schiff ansichtig geworden war, eine wichtige Miene angenommen, und die, Oberhaupter dadurch bewogen, ihn auf eine so glanzende Weise an uns abzusenden, daß er ihnen vorstellte, die Geschenke, die er von uns zu erhalten hoffte (und die hcrnach unter sic vertheilt werden sollten), würden ganz dem hohen Range gemäß ausfallen, von welchem er uns glauben machen wollte, daß er ihn im Lande behaupte. Die Behandlung aber, die ihm von ftineu alten Schiffskamm?-laden widerfuhr, war nicht dazu geeignet, die Ach«, lung der Eingcborncn im Kanot gegen ihn sondcrlitz zu vermehren. Indessen gaben wir ihm doch, um ihn nicht ganz leer zurückkehren zu lassen, einige unbedeutende Dinge zum Geschenk. Unsere Matrosen tonnten in der That nur wenig entbehren, so schr hatten es sich ihre Tapo's zu Otahcite angblegcn seyn lassen, sie von allem, was sie besaßen, zu entblößen. Dieser Mensch ricth uns, uns nicht auf der Insel aufzuhalten, sondern nach Ulietea zu gehen. Da wir aber dem Hafen einmahl so nahe waren: so beschlossen wir, unS auch in demselben umzusehen, besonders da wir uns von der Wahrheitsliebe dessen, der unS den Rath gegeben hatte, eben keinen sekr ho, hcn Begriff machten. Von den Oberhäuptern wurden wir mit Gütc und Ehrerbietung aufgenommen, und sie beciferten sich mit Freuden, allen unsern Bedürfnissen abzuhelfen — cine Gefälligkeit, die wir reichlich genug belohnten. Einer von den Vornehmsten trug einen alten Hut, und eine gestäpple Bett, decke von brittifcher Fabrik, war anstatt einer Marrä um seinen Körper gewunden. Ein anderer hatte einen alten blauen Rock mit großen, gelben Knöpfen, den er um seinen Körper mit einem Stricke von der Art, wie sie im Lande selbst verfertiget werden, befestiget hatte. Der Rock war für ihn so klein, daß er mn einige Zolle hätte weiter seyn müssen, wenn cr ihm auf der,Brust hätte zusammen gehen sollen, und di>: Drmel waren so kurz, daß sie kaum seine Ellbogm bedeckten. Dieses waren zwey von den vornehmsten Mannern aus der Insel nach dem Könige, und sie hat» . lehnen sich an ihre Köpfe an, voll denen sie sich oft belustigen, das Ungeziefer abzulrse». Nur wenn sie au Plätze kommen, die ihne» selbst angehören, sieigen sie ab, und gehen cine Strecke z» Filßli. Uebrigen« gehen die Fürsten in jeuen Gcgende» auch darum »lcht gern auf Europäische Schiffe, weil es Anlaß zuSlrei. ligkeiten geben konnte. Denn alles, was sie betrete», istraa, d.i. heilig, m»d „jemand hat weiter Ansprü« che darauf. derllebrrs. Und ihre Diener kamen in fcyerlichem Ansauge herbey, in einem großen Dopuelkanot, auf dessen Vordcrthcilc eine Plarsorm oder ein Gerüst errichtet war, aufwel, chem die Tänzerinnen und die Spiclleute saßen. Die-fts Fahrzeug begleitete eine große Menge kleiner Ka« not»), die mit Eingcbornen angefüllt waren, welche Zuschauer des Schauspiels seyn wollten, das man für die Fremdlinge veranstaltet hatte. Die Frauenzimmer trugen einen Reifrock, der das Ansehen einer Glocke hatte, und mit einer purpurrothen Kante eingefaßt war. Anstatt der Reifen diente eigentlich' ein Paar ausgestopfte Kiffen, die um den Unterleib gebunden waren, und den Rock nicht nur trugen, sondern auch ausspannten. Um den Körper war eine große Menge Zeug gewickelt und ylit Bandern befestigt, an jeder Brust hingegen war ein schwarzer Fcdcrbusch angebracht. Auch trugen sie auf dem Kopfe eine Art von Turban, der mit einer Menge der verschiedensten Blu. men geschmückt war. *) Ein Crrcmonicnmeister sühne ') Die Abbildung einer Otaheilische» Tänzerin«, die sich in Couks Arisewerke befinde«, weicht von der Be» schreibung unsers Verfassers etwas ab. Die letztere stimmt genau mit der übecein, welche die Missions» rien davon gebe». Der Tanz selbst hrißi Heiwa und geschieht ganz nach dem Takte der Musik. Gl> wohnlich tan^t man ihn unter einem Hause, doch , wenn rö nicht regnet > auch im Frcprn. Der Nork der Franenzimmcr ist von feinem »veißl'»« Zeuge mit rinem bunlc» Elrrism. Sie «ragen etn Leibchen, das dicht un«er die Arme gehl. Außer d>,n Fedcrbü-schen a» den Brüsten haben sie auch ,^ch andern ' Federschmuck an sich. Ihr Turban besteht aus einem Erstecht von Menschenhüaren, das mit wvhlriechrn- TurnblM Rcisen. I drn Vorsiß beym Tanze, und leitete alle Vewegungen, die nicht immer die sittsamsten wareil. Die Musik bestand aus zwey Trommeln, die aus einem Stück Holz gemacht waren, welches man in der Gestalt eines Cylinders ausgehöhlt, und auf dessen Ende man ein an der Seite straff angezogenes Stück Scchunds-ftll gespannt hatte. Die Spiclleule brauchen keine Trommelklöpfel, sondern sie bedienen sich blos ihrer Finger, und zuweilen ihrer Hände, so, daß sie in einer betlächllichen Entscrnung gehört werden können. Zuerst schlagen sie die Trommel ganz langlam, um auf diese Weise auf den Tanz vorzubereiten; so wie hernach das Tempo dcr Musik geschwinder wird, sind auch die Tänzer genöthigt, ihre Bewegungen mit größerer Geschwindigkeit zu machen. Auch Flölen wur« den bey dieser Gelegenheit gebraucht, die aber nur drep Löcher hatten, von denen eins so groß war, daß dcr Spieler seine Nasc bis an die Wand hineinstecke» Und es so ausfüllen konnt».'. Dcr Tanz kostete den Frauenzimmern sehr viel Anstrengung, denn sie mußten nach dem Takte dcr Muflk aus«und cinathmcn, ihren Mund verziehe» und >h,r Arme und Finger an einer gewissen Ordnung und Negelmaßigkctt im Kreise herumdrehen. Die, welche sich in diesen Verzerrungen und Gcbehrdcn am den Blumen, Glaskorallen und Hayfischzähnen durch» wcbl ist- Aüf Otahrit!:, tragen sic uoch üoerdirß zwi, schen den Schulter» und den Hüften zwey große, wie Fächer gefallet,.- Stücke Zrug mit rothem Saum. Oft ist ihr Tanz cme Arl salynschcr Plmlomiu.e, durch »vcl» che sie andere, frlbst ihre Oberhäupter nicht auSge,-nomnle», verspotten. d e r U e b r r s. meisten auszeichneten, arndttlen auch den größten Beyfall ein. Bie Tänzerinnen ««waren so begierig nach dein Beyfall der Zuschauer, und ihre Kraftaußcrungen waren so angreifend, daß, da sie mit Kleidern überladen und mit Bändern fest geschnürt waren, viele zulcßt vor Erschöpfung sich kaum noch auf den Füßen zu halten vermochten. Der, welcher den Tanz angab, bemühte sich, sie zu einer weilcrn Fortsetzung dieser harten Arbeit zu ermuntern; dieß schien uns aber grausam, und bewog uns, ein Fürwort für die armen Geschöpfe einzulegen, welches ihnen nicht unangenehm zu seyn schien. Unser Schiffsvolk halle an diesem Schauspiele ein so großes Vergnügen gefunden, daß es mich um einige Dinge bat, die es den Frauenzimmern schenken wollte, welche es sich um seiner Belustigung willen so sauer hallen werden lassen. Es wurden demnach Dinge von allerhand Art, die drey Pfund am Werthe betrugen, hergegeben, und sogleich unter die Tänzerinnen vertheilt. Auf diese Weise wurden Bekanntschaften geschlossen, von denen einige den Charakter der höchsten Vertraulichkeit annahmen. Wahrend die Frauenzimmer uns ihre Kunst seheti ließe«, belustigten sich die Manner mit einem andern Spiele. Drey von Denselben sprangen in ein Gefäß, daS wie eine hölzerne Schüssel gestaltet war> und des. sen matt sich bey großen Schmauftrepen bedient. Durch ihre Last sank dasselbe so lief in's Wasser, daß sei« Rand nur noch einen lZoll über dasselbe rmporragle. In diesem Zustande drehten sie es mit Hülse ihrcr Ruder mit der größten Grschwilldigteil ien Eilanden beynahe dieselben za seyn: allein Ms wenigstens kam es vor, als wenn auf Hu ah eine die Manner von stärkerem Gliederbau, die Weiber aber schöner wären, u«d bessere Gesichtsjüge hätten, alS aus Otahcite. Jene erstere Insel war es, auf welcher Kapitam Cook den Omai, der vom Kapital» FurncauF ,774 mit nach England genom« Men worden war, zurückließ. *) Man hoffte nämlich, daß er hier seine Gchähe in größerer Sicherheit werde genießen können, als auf Ota heile, dessen listige Bewohner ihm seine Beschlhümer in kurzer Zeil abgeschwatzt, wenn nicht vu'lll'icht gar geraubt haben würden. ') Ma» sehe Cooks dritte Entdeckungsreise, übersetzt von Grorg Forftlr, Th. 2. Kap. 25. Späterhinwur-de Omai, bep einem Einfalle, den die Einwohner 1'N Zehntes Kapitel. Ankunft aufUlie tea. — Besuche von den Oberhäupter»». — Pulpit bittet unS um Schuß. — Die Oberhäupter und Verbrecher entwerfen einen Plan, das Schiff zu vernichten. — Feindseligkeiten. <^a ich mich nach dem vornehmsten Gegenstände unserer Reise erkundiget und gefunden hatte, daß ein längerer Aufenthalt aufHuaheinc für dieselbe von keinem großen Nutzen seyn würde: so nahmen wir von den freundlichen Oberhäuptern Abschied und steuerten nach Ulielea. einer ungleich größern Insel, die acht Meilen westlicher licgt. Das Ankern an derselben fan, dcn wir an vielen Stellen sehr gefährlich, indem der Grund ein Korallcnfelsenist, an dessen scharfen Kanten auch das stärkste Kabellau keine hinlängliche Sicher, heit gewährt. Seefahrer werden wohl thun, wenn sie nie vergessen, daß das Ankern in der Südsce fast überall von Gefahren dieser Art begleitet ist. Sobald das Schrff vor Anker gegangen war. so erhielten wir einen Besuch vom Könige, der oon einigen seiner vornehmen Vasallen begleitet war, die alle mit der größten Unbefangenheit zu uns an Bord kamen. Der König sah sich hier ungleich weniger ge. fesselt als H t u auf Otaheite, und durste sich, um der Insel Bolabola auf Hualiei«e machten, aller sel< ner Güter beraubt und zur Flucht genöthigt. derUeberf. '34 seine Würde in vollem Maaße zugemessen, bey wei« tem nicht so vielen lästigen Ceremonien unterwerfen. Da die schöne Gestalt, durch welche lich P omar r i auf Otaheite empfahl, meine Bewunderung erregt h überhaupt schien mir in seinem Äeußern nicht so viel .Würde zugegen, als ich bey jenem gefunden hatte, Sein Nahme war Tomaqua; seine Gemahlinn hieß Tirimonei. Diese Frau halte angenehme Gesichtszüge; sie war schlau und scharfsichtig und schien einen großen Einfluß auf ihren Geiuahl zu besitzen. Obgleich Königinn, sah man sie doch bald sehr geschäftig, unter der Schiffsmannschaft Tap o's oder Freunde zu machen. ein Gebrauch, Kessln sich selbst Personen des ersten Ranges nicht schämen, wenn sie ihren Vortheil dabey zu finden glmben. Diese Vertraulichkeit mit Fremdlingen, sie möge» vornehm oder gering seyn, ist in ihrem Verkehr mit denselben mit der genauesten Behauptung ihres Standes und ihrer Würde nach ihren Begriffen vollkommen vcr inbar. Auf Ulietea wurden wir durch die Erscheinung eines andern von unsern Landsleuton überrascht. Er hieß Pulpit, befand sich in dem Gefolge des Königs, und seine Frau — wie er sie nannte, — ein Otahcitisches Mädchen von vierzehn bis fünfzehn Iah» ren, begleitete ihn. Sie war in ein Stück Englisches schwarzes Tuch gekleidet, das in der Gestalt einer Marra um ihren Leib gewunden war. Nach einige» Brdcnklichkeitl'n erhielt das iunge Frauenzimmer Er» laubniß, mit ihrem Gatten an Vord zu kommen. Kaum war der arme Teufel auf dem Verdeck, als er nüt einer Wildheit im Blick und in den Gebährdcn, die von der Aufrichtigkeit seiner Gefühl? zeugte, sich zum Himmel wendete, und mit vollem Herzen in eine Danksagung ausbrach, „daß er den Handen dieser wilden Mörder entronnen ware." Als wir in ihn drangen, sich deutlicher zu erklären: so benachrichtigte er uns, daß man ihn und sein Weib nur erst vor kurzem genöthigt, hätte, ihr Leben durch die Flucht zu rcltcn, daß sie nur mit genauer Noth von Huahei« n e nach Ulietea entronnen waren ; daß sie die Vrig Venus auf der ersten Inscl gelandet, und daß er zvr Belohnung für seine frsywilligen Banste auf die« scm Schisse solckc Artikel bekommen hatte, die ihm nach seinem Urtheil auf diesem Eilande hätten nützlich seyn können. Unter diesen wäre» eine Muskett und 'Z6 fine gezogene Doppelflinte gewesen, nach welchen die Eingebornen so sehr begierig gewesen waren, daß, da sie all? andern Mittel und Ränke, sie in ihre Gewalt zu bekommen, unwirksam gefunden / sie endlich den Entschluß gefaßt hatten, ihn zu ermorden und auf diese Weise sein ganzes kleines Eigenthum an sich zu reißen. Dieses schreckliche Vorhaben derselben sey ihm von dem Otahettischen Madchen entdeckt worden, das der Sprache kundig wäre und ihren Berathschlagn«« gen zugehört hatte. Durch diese Nachricht zur Verzweiflung gebracht, hatte er beschlossen, lieber umzu-, kommen, als sich alles dessen berauben zu lassen, wodurch er noch allein in einer so schrecklichen Lage scin Leben halte erträglich machen können. Deßwegen ware er fortwährend auf dcr Hmh gegen seine Feinde gewesen, und die junge O tah eil er inn, die das Schicksal, das sie erwartete, im Fall ihr Gclicbtey ermordet würde, wohl vorausgesehen hatte, hatteihln hierin treulich beygestanden. Diese Lebensart hatte er eilige Tage fortgesetzt, bis er endlich von immerwährender Angst, Wachsamkeit und Beschwerde entkräftet, von einer Parley Eingcborncr. überfallen worden wäre, die sein Eigenthum plündert, sich seiner Person bemächtigt und ihn, um ihn einer ihrer Gottheiten zu, opfern, fortgeschleppt hatten. Er wäre ungefähr eine halbe Meile weit geführt »vorden ulid habe iedcn Augenblick den Tod erwartet. Die Eingcbonicll waren dann über die Frage, was, sie mit ihrem Ocsangenen anfangen sollten, in Strei< gerathen, als ihnen von einer alllichen Frau, die unter ihnen großes Ansehen besessen, und sich allen blutgierige» Anschlägen widersetzt hätte, gedroht worden, wäre, sie werde sogleich die Insel verlassen, wenn sie '37 bey ihrem Vorhaben beharrtcn. Ihre Vorstellungen .hätten einen starken Eindruck auf die Wilden gemacht; sie hatten daher ihr Vorhaben aufgegeben und ihn an seinen porigen Wohnplah zurückgeführt, der nun rein ausgeplündert worden wäre. Da er einige Geschicklich, keit bcsihe: so hätten sie ihm das Versprechen abgedrungen, einige Flinten, die ihnen zustandig gewesen wären, auszubessern, und nachdem sie ihm und dem Otaheitischen Madchen als ein Zeichen des Friedens, einigen Mundvorrath zurückgelassen: so hätten sie sich entfernt. Von jetzt an hätte er auf nichts weiter gedacht, als auf die Flucht, und da sich bald eine Ge-legenheit dazu gefunden: so hätte er sich in einer dunkeln Nacht eines ihrer Kanots bemächtigt', und, von seinem heldenmnthigcn Weibe begleitet, den Weg nach Ulictea genommen. Da auch hier seine Verhältnisse zu den Insulanern nichl die angenehmsten gewesen waren : so hätte cr die gegenwärtige Gelegenheit benutzt und seine Zuflucht auf unser Schiff genommen. Die Geschichte des armen Mannes, die an sich schon sonderbar genug war, mußte für uns ganz unbegreiflich seyn, da wir auf Hu aHeine, wie es uns schien, mit so viel Herzlichkeit aufgenommen wurden. Da aber seine Lage auf dieser Insel von der unstigen ganz verschieden war, da er weder durch Macht imponirte, noch sich am Bord eines Schiffs befand: so konnten wir das, waS er uns erzahlt hatte, nicht ganz glauben, aber auch nicht ganz verwerfen. Den Nachrichten zu Folge, die uns Pulpit von den Bewohnern von ulietea gab, schienen sie in ihrem Charakter und in ihren Sitten von den Insu« lqnern von Huahcine nicht sehr verschieden zu sepn; -IF er war daher auch ,u einer Rückkehr an'^ Land durch nichts in der Welt zu bewegen. „Nehmt mich mit euch auf die Sandwich.Inseln, sagte er im Tone äußerster Bckümmerniß, ,,oder an jeden andern beliebigen Ort, nur laßt diefe. Grausamen mich nicht ermorden!" Man gestattete ihm also mit seinem Ota« heitischen Mädchen an Bord zu bleiben. Es dauerte auck nicht lange, so fanden wir Gründe genug, uns zu überzeugen, daß die ungünstige Schilderung, die er uns von den Eingebornen gemacht halte, weder aus Bosheit, noch auS einer ungeregelten Einbildungskraft hcrgestossen war, rb wir gleich anfänglich geargwöhnt halten, daß die ci„e wie die andere einigen Zlnlhcil an seiner Erzählung haben möchte. Da diese Sache zu unserer Zufriedenheit vermittelt war: so begaben sich einigc von uns an die Kü-sic, und wurden vom Könige und von den andern Oberhäuptern mit eben derselben Gastsreyheit aufgenommen, die wir auf den andern Inseln gefunden hatten. Uebcrdirß brachten der König und seine Ge« lnahliim ihre mrisic Zeit bey uns zu, und drangen be« sonders in uns, daß wir sie in einem Bette auf dem Schiffe schlafen lassen möchlcn. Da es vornahmlich von seiner Gunst abhing, ob unsere Geschäfte mifder Insel einen guten Fortgang tabcn sollten: so begegne» len wir einem jeden sriuer Wünsche. Es ergiengen unaufhörlich Einladungen an ihn, an unserm Tische mit-zusveisen; er wurde von einem seiner nächsten Anverwandten gefüttert und in allen übrigen Dingen mit aller Aufmerksamkeit und Ehrerbiethung behandelt. Das ganze Schiff war ihm offen, uud seine Neu, gicrdc, so zudringlich und lastig sie auch für uns war, sand doch in ihrer Befriedigung nie das geringste Hinderniß. ! Indessen blieben doch leider! all? unsere V?mü-hungen, uns zum baldigen Aufbringen des nöthigen Mundvorraths der Beyhülfe dieses Mannes z>« versichern, obne dcn gewünschten Erfolg. Mäh/end seiner Besuche auf dem Schiffe machte er Bekanntschaft mit einigen Verbrechern, die wir, weil auf dieser Reise so viele von unserm Schisssvolk heimlich entwichen wa» len, unter der Bedingung, daß ,rir sie dahin, no wan sic uns überließ, wieder zurückbringen wollten, zu Botany-Bay an Bord zu nehmen uns genöthigt gesehen ^ttcn. Diese Verzweifelten giengcn ledcch mit andern Planen um; sie halten insgeheim beschlossen, sich der ersten besten Gelegenheit, die sich ihnen z,,r Flucht darbiethen würde, zu bedienen, und slch auf einer dicscr Inseln einen Wohnvlah zu suchen, der ihren Wünschen angemessener ware. Die durch keine Sorge gestörte Indolenz, die mit dem Aufenthalte auf denselben verbunden ist/ die Fruchtbarkeit deö Erdbodens, der Ueberftuß an Weibern, und die Leichtigkeit, zum Bcsch derselben zu gelangen, hatten fnr diese Elenden einen unwiderstehlichen Reiz. Diesen Kerln, seit langer Zeit in der Schnrkerey geübt, wurdc es eben nicht schwer, den Beherrscher von Uliet ea zu ihren Absichten zu mißbrauchen. Er lieh ihren glanzenden Verhcißllngen ein williges Ohr, und hoffte ohne Zweifel, daß er, wenn er sich ihrer als General und Minister bediente, der Eroberer aller benachbarten Inseln werden würde. Ehrgeih ist eine von den Eigenschaften, in welchen die Bewohner dcr Süd sec lander mit den gebildetesten Rationen in Europa wetteifern tonne». Vie Verbrecher waren listig genug, »4a sich dieser Schwache dcs Königs zu ihrem Vortheil zu bedienen. Die Verführung Europäischer Seemänner ist «n-glücklicher Weise seit einiger Zeit ein Gegenstand der Politik dieser kleinen Fürsten geworden. Sie haben von den ausgezeichneten Diensten gehört, welche die Europäer dem Pomärri aufOtaheile erwiesen haben, und daher bedienen sie sich icder List, um Seeleute zu bereden, daß sie ihr Schiff verlassen und ihren Aufenthalt unlcr ihnen nehmen. Ein Theil deS Plans, der zwischen den Verbrechern und den Oberhäuptern verabredet worden war, bestand darin, daß die Anker unsers Schiffs gekappt, die Mannschaft, wenn es an's Land getrieben worden wäre, ermordet, und das Fahrzeug selbst die Beute der Vcrschworncn werden sollte. Unsere Kanonen, unser kleineres Gewehr und unsere Munition würden für Menschen in ihrer Lage ein ganz vorzüglich kostbarer Fund gewesen seyn. In der Nacht vor unserer Abreise von Ulietea, die auf den nächsten Tag festgesetzt war, bemerkte» wir, daß folgende Personen vom Schiffe entwichen waren: David Clark, ein Lehrpursche, Thomas Smith, von Profession ein Faßbinder, Timo-theils Gaumley und Wilhelm Andrews, Matrosen. Die l^tern drey waren Verbrecher aus der Bo tan»)-Bay, und hatten zwey Ota heiter, die wir von dieser Insel mitgenommen hatten, zu überreden gesucht, mit ihnen gemeinschaftliche Sa, che zu machen. Ohne Zweifel war dieser Anschlag mit einigen von den Oberhäuptern der Insel gemacht worden, die hie Tayo'S des einen oder des andern von den Cnt- <4» laustntll gewesen waren. Sobald wir jene Entdeckung machten, welches gegen zwey Uhr des Morgens gr» schah, gjeng ich ganz allein an's Laud, um den König zu bitten, uns mit seinem ganzen Ansehen zur Wiedererlangung unserer Leute brhülflich zu seyn. Da ich auf seine Dankbarkeit für dic unzähligen Gcschen» ke, die wir ihm gemacht hatten, und auf seine mir geheuchelte Freundschaft rechnete: so zweifelte ich keinen Augenblick an dem glücklichen Erfolge meiner Sendung. Ich überzeugte mich jedoch sehr bald, daß ich mich im Charakter der Bewohner von Ulietea schrecklich geirrt hatte, in welchem unter allen sittlichen Vollkommenheiten die der Dankbarkeit am aller« wenigsten anzutreffen ist. Das ist die so gerühmte Tugend der Wilden! Warum ermüdet sich doch die Theo» »ie mil der Aufstellung von Systemen, die die Erfah» lung eines einzigen Augenblicks niederreißt? *) Alö ich dcm Könige und den Oberhäuptern das was sich ereignet halle, vortrug: so bezeugte er mir mit einer Verstellung, die eines Hofmanns würdig war, sein Erstaunen, und erklärte, daß die Manner ganz gewiß nicht in seinem Gebiet gelandet, und voll *) DerVerfasser vergißt, daß wenn man die Tugend der Wilden rühmt, ma» weiter nichts unter derselben or» steht, als gutes Herz, natürliche Gulmülh'gkeit, die man freylich nicht ga»; paffend Tugend nennt, basic Folge der Empfindung und nicht das Werk der Grün!)» sätz- ist. Da sie blos in einem leichte« Aufwallen be« steht: so muß sie «ochwelidig vlin den Trieb«« der Selbsterhaltung ,md Selhsibeglückung häufig ausge« wogen werden. , DerUebers. ^2 keinem seiner Lcule gesehen worden waren. Und doch hatten wir späterhin Ursachen grnug, ;u glauben, daß die Ausreißer ungefähr eine halbe Stunde früher, als ich an'S Land kam , vor seinem Hause vorbeygegangrn waren, und daß sie in dem Äugenblicke selbst, da ich mit ihm redete, sich ganz in der Nahe befanden. Ich für meine Person war jrßt in einer ziemlich kritischen Lage, denn ich fand mich in vieser mifreundlichen Elun-de der Mitternacht vcn vielleicht hundcrt Insulanern, die in diesem einzigen Hause versammelt waren, umgeben , wahrend ein anderrs in der Nachbarschaft von dem General vonOtaha*) und seinen Kriegcrtt bewohnt war. Ich kann bey dieser Gelegenheit allen denen, die eine Reise in die S üdsee unternehmen, das fleißige Leftn und die t^midige Aufmerksamkeit auf die geschickten Seefahrer, die vor ihnen diese Meltgegenden besuchten, nicht dringend ^cnug empfehlen. Die zahllosen Reisewelle und die Charten, welche London überschwemmen, und alle auf Originalität Anspruch machen, haben größtenteils keinen andern Werth, ") Otaha ist eine Insel, die von der nördliche,, Spitze von Ulietea nur zwey Meilen entfernt ist. Beyde Inseln verbindet ci« Riss, durch welches biSiVytnoch keine Durchfahrt enldrckl ist. Lie ist halb so groß als Ulietea, und vrrhaltinßmäßig wrniger fruchtbar u»t> vottrrich. Cook besuchte sir »769. Da sie Ulirlea fi, „ahe lirgt: so braucht »><,» „icht bey ihr z» ankern, sondern die Einwohner bringen de» Fremden Lebens« mitte! der Unwissenheit, oder wohl gar der noch weniger verzeihliche Auswuchs des Buchmachens sind : so haben sie so unselige Wirkungen hervorgebracht, daß sie nur die, die bekannter mit ihnen geworden sind, glauben können. Nicht so ist es mit denen, welche Reisen in, die Süd see unternommen haben; viele von ihnen waren Männer von Geist, und alle Männer, welche sorgfaltig beobachteten. Ihre lange Erfahrung ist ein chen so sicheres Unterpfand für ihre Kenntniß des B^ lufs, dem sie sich gewidmet hatten, als ihr öffentlicher Charakter und ihr Rang ihre Wahrheitsliebe verbürgen. Auf sie kann man sich unbedenklich verlassen, und ihre Charten und Zeichnungen sowohl, als ihre Berichte von den Sitten und Gebräuchen der Insulaner, welche sie besuchten, verdienen das unein« geschrankteste Vertrauen. Halte ich mich in unftnn Falle auf dic List und die Vcrläthcrep dieser Insulaner, so wie si? vom Ka-pitain Cook erzählt wird, und auf die strengen Maaßregeln besonnen, die dieser große Mann, um sie in Schranken zu halten, »md sie zu verhindern, seinen Leuten zur Entwrichung Vorschub zu leisten, zu ergreifen gezwungen wur, ') — ich würde mich wahr- *) Es deserlirten nicht nur von den Schiffen Discovery und Äcsolulion mchrcre Person»,',,, die von den Ein» geborncit wieder ausgelicfcn werden mußlcn, sonder«! die ltytcrn giengcn auch damit mn, di^ Kapilains Cook und Clrrkc gefangen zu nehmen. Doch wurde dieses Projekt vereitelt. S. Cooks dritte Enloeckungo« reise, übrrs. v, G. Förster. Th. 2. Kap. ?H. der Ueberf. <44 scheinlich nicht zu einer solchen Zeit, ohne hinreichende Bedeckung, unter diese Eingebornen an's Land gewagt haben. Aber meine Begierde, die Ausreißer wieder zu bekommen, war so groß, daß die Gefah-»e„, mit welchen dieß Unternehmen verknüpft war, mir gar nicht m den Sinn kamen. Wahrend ich mit dem Könige in, Gesprach be-griffen war, trat der Generalissimus oder Ober« Kriegs-Befehlshaber beyder Inseln aus dem andern Hause herein, und bemerkte mit jedem Zeichen des Erstaunens und der Theilnahme an unserer Verlegenheit, daß dic Manner, die wir suchten, ihre Flucht wahrscheinlich nach Hu aHeine oder Bol^abo« l abgenommen hatten, und daß, da diese Inseln von Ulie- ') Die Insel Bolabola oder gewöhnlicher Borabora liegt vier Seemeilen nordwestlich von Dlaha , dem sir an Grüße nicht gleich kömmt. I» der Mitte derselbe« «rhrbl sich, wie auf alle» diese« Inseln, ein hoher Berg. Das platte Land zwischen diesen, und dem Meere ist mit Kokospalmen „nd Brodbäumrn bedeckt. Die östliche Seite des doppelspiyigrn Bergs hat eilt dürres Ansehen. Die Insel hat nur einen Hafen, Otiwanua, auf der Westseite, den aber Cook für ei« nen der geräumigsten halt. Das Riff nm sie her ist Voll kleiner Eilande, die mit Pflanzen bewachsen sind. "lhre ersten Bewohner sollen von den übrigen Inseln verbannte Missethäter gewesen seyn. Ictzl sind die BolaZolaner eine der allerkriegerischsten Nation«'« in der Südsee, und durch ihre Eroberung der ungleich volkreicheru Inseln Ulietea und Olaha, (die jedoch, wie eine der folgenden Bemerkungen zeigen wird, jetzt nicht mehr von ihnen abhängig sind), ist ihr Name l45 Ulie tea ganz unabhängig waren, weder der König noch er selbst die geringste Gewalt besäßen, die Aus« lieferung derselben zu erzwingen. Doch gaben sie mir die Versicherung, daß die Flüchtlinge, wenn sie noch ausUlietea zu finden wären, unverzüglich wieder zu uns zurückgebracht werden sollten, und dafür ver, langten sie von uns nichts weiter, als eine, derMü» he ihres Nachsuchens angemessene Belohnung. Diese sollle, wie sie ausdrücklich verlangten, in einer Flinte bestehen, denn dieß war nun einmahl die höchste gang» bare Münze in unserm wechselseitigen Verkehr, und daher wurde sie auch allemal. wenn sie uns einen außerordentlichen Dienst leisteten, von ihnen verlangt. Vergebens stellte ich ihnen vor, daß, wenn sich welche von den Unterthanen des Königs in unserm Schiffe versteckt hielten, sie ohne eine solche Forderung an ihm zu thun, ausgeliefert werden würden, und daß ich, da wir vorher auf einem so frcund« schastlichen Fuße miteinander gelebt hatten, ein sol. ches Betragen mif ganz unerwartet wäre. Jetzt er°> hob sich die ganze Versammlung, wie von einer einzigen Bewegung ergriffen, und ich fand mich auf allen Seilen umringt, eine Sache, die rbcn nicht sehr tröstlich für mich war. Ich hielt es also für das klug« sie, mich in ihre Bedingung zu fügen und die verlang. ie wirksamsten Mittel, sich denselben zu verschaffe«. auf jener Inselgruppe furchtbar geworden, und selbst auf Otaheite zittert man vor ihnen. Unser Verfasser legte bey dieser Insel nicht an. l beru«bers. HnrnhM Reisen. H 146 Icht wurde eine neue Bedenklichkcit auf's Tapet gebracht. Die Oberhäupter erklärten, daß sis, da sie sich auf unser Versprechen nicht verlassen könnten, die Flinte in ihre« Händen haben müßten, ehe sie sich auf die ganze Sache einließen. Ich gab ihnen also eine, da ich seht wohl einsah, daß sie aus unserer beyderseitigcn Lage den besten Vortheil zu ziehen verstanden. Aber noch immer waren ihre Intriguen nicht zu Ende; sie wußten sich sogleich auf eine neue Arg. list zu besinnen. Es war ihnen unmöglich, sich der Ausreißer, die wahrscheinlich mit Messern und andern Waffen versehen waren, zu versichern, wenn sie nicht noch mehr Feuergewehre u. d. gl. erhielten. Als sie dieses äußerten, hatte ich schon in Erfahrung gebracht, daß die Entwichenen in diesem Augenblicke in einem Hause, das ein wenig mchr landeinwärts lag, verborgen gehalten würden. Da ich dieses epwahnle: so gaben sich die Eingeborncn nicht die geringste Mühe, cs zu laugnen, sondern bemerkten nur, daß, da sie jcht ihre Belohnung erhalten hätten, die Ausreißer unfehlbar an uns ausgeliefert werden sollten. Nur würde es wohl, um altem Unheil vorzubeugen, am besten seyn, wenn man sie in der nächsten Nacht im Schlaf überfiele. Da ich fand, daß ich nichts weiter ausrichten konnte: so kehrte ich auf's Schiff zurück. Hier erwartete mich eine neue Verlegenheit. Da ich nämlich an Bord kam: so fand ich, daß einer von meinen Leuten, der beste Matrose auf dem ganzen Schiffe, seine übrigen Kamerade?« in einer Rede ermunterte, nicht eher wieder ihren Dienst zu verrichten, als bis die an der Mannschaft fehlenden Personen auf dasselbe zurück gebracht worden wären Da ich aber gleich strenge Maaßregeln ergriff, da ich ihm nämlich ein '47 «paar geladene Pistolen yor den Kopf hielt, und ihm jn cinem starken Tone erklärte daß ich ihn den Augenblick niederschießen würde, so wurde diese Meuterer) in ihrem Entstehen unterdrückt, und nachdem dcr Redner und der, welcher ihn aufgewiegelt hatte, auf der Stelle bestraft worden waren: so wurde die gute Ordnung wieder hergestellt. Ein ganzer Tag verstrich mit fruchtlosen Unterhandlungen. Ungefähr halb eilf Uhr in der Nacht wurde ich durch die Stimme des Kapitains, an welchem gerade die Wache war, aus dem Schlafe geweckt. „TurnbuIl, rief er^ unser Schiff strandet, unser Schiff strandet!" Ich sprang sogleich aus dcm Bette, eilte im Hemde auf das Verdeck, und fand, daß das Schiff von keinem Winde getrieben wurde. Da es nulx zu dunkel war, die Küste zu erkennen: 'so warf ich das Sl'nkdley aus, und fand über zwölf Faden Tieft ; auch war die Bewegung des Schiffs oder des Wassers nicht ' sehr merklich. Ich stand also in dem Gedanken, der Kapitain habe sich geirrt, seine Angst habe seiner Wachsamkeit einen Streich gespielt, und ihn ein Ge-bild seiner Phantasie für ctwas Wirkliches ballen lassen. Ich untersuchte die Allkertaue, zmd fand, daß sie ganz schlaff auf dem Verdeck lagen, welches mich in der Meinung, daß der Kapitain sich geirrt habe, noch mehr bestärkte. Da ich aber den Matrosen befahl, die ilnkenauc heraufzmvindcn: so kamen gleich bey dem ersten Zuge die Enden derselben an Bord, Es ist unmöglich das allgemeine Entsetzen zu beschreib ben, welches die Entdeckung, daß unsere Anker gekappt lvaren, und aß wir argen die Küste trieben, verur. fachte. Wir gaben unverzüglich Befehl, einen andern Anker, der ein eisernes Kreuz hatte, zurcchl Zu ma- K 2 !48 chen, aber unsere Unruhe u«d Verwirrung waren so groß, daß es uns nur nack wiederholten Versuchen gelang, eine Handhabe an ihm zu befestigen. Bas alte Sprichwort, daß man, jemehr man eilt, desto wenig« vom Flecke komme, bewahrte sich hier vollkommen. Es war ein Glück, das wir der Fürsehung zu danken hatten, daß sich kein Lüstchen regte; hätte sich der Wind erhoben, das Schiff würde sehr bald zertrümmert worden seyn, denn es lag mit der einen Seite an einem Korallenriffe, dessen Ecken so scharf wie Feuersteine waren , und hatte aufder andern zwölf Klafter tief Wasser. Zu diesen Uebeln kam noch, daß wir von den Entwürfen und Ranken unseres Schiffs-volk , dem so wenig zu trauen war, als den Wilden auf dcr Küste, alles Mögliche zu fürchten hatten. Wir hatten daher unsere ganze Kunst nöthig, die Gemüther desselben in der rechten Stimmung zu erhalten, und in einer so kritischen Lage über Menschen, denen wir Feuergewehre anvertrauen mußten, das nöthige An-sehen zu behaupten. Die Gerechtigkeit macht «Z mir zur Pflicht, zn bemerken, daß es den Anschein hatte, alS wenn unsere Vorstellungen und Vorsichtsmaaßregeln den glücklichsten Erfolg haben würden. ES war für uns in diesem trostlosen Zustande em großes Glück, daß die Eingeborncn einigen Iudividu» en, wenn sie von denselben nur im geringsten beleidiget worden waren, gedroht hatten, sie, sobald sie Gelegenheit dazu finden würden, zu ermorden. Die Be« forgnisse dieser Lchtern waren daher in diesem Augen« blicke ungcmein groß, und indem sie ihre Furcht der übrigen Mannschaft mittheilten, und ihr versicherten, daß sie alle ohne Unterschied dasselbe gemeinschaftliche Loos treffen würde, so legten alle Hand lf den letzten Zoll ausgeworfen war: so lassen sich dic Gefühle, welche sich aller, die an Bord waren, bemächtigten, am besten mit denen eines verurtheilten Nebelthätcrs vergleichen, der noch am Zlbcnd vor seiner Hinrichtung Pardon erhält. Die Wuth und die Drohungen der Wilden auf der Küste schienen zuzunehmen, und sie fuhren unMaßig fort, uns mit Steinen und Feucrgcwchr zu besiürmeu, indem noch obendrein jchl ihre Zahl beträchtlich vermehrt worden war. Da der Tag nunmchro anbrach: so hofften wir nn Stande zu seyn, sie aus ihren Schlupfwinkeln zu vertreiben, und drohten ihnen unsererseits mit einer ernstlichen Rache. Diese schienen sie jedoch im Vertrauen auf die Sicherheit ihrer Posten durchaus nicht zu fürchten. Unsere Drohungen hatten vielmehr nur frische Angriffe, nur nrue HerausftrdctUngen unserer Macht zur Folge. Wir libcszeuglen uuv icht von d^r Wahrheit dessen, was wir oft von andern gehört hat-ten, daß nähmlich die Wuth der Wilden in Gefechten unglaublich groß, und mit der eines gebildeten Menschen unter denselben Umständen nicht zu vergleichen ist. «3ie erinnern nur allzusehr an die Fabeln der heidnischen Mythologie; sie gleichen Besessenen; eine Wuth, wie man sie in Menschen zu finden nicht gewohnt ist, scheint aus ihren Augen zu stammen, nnd ihre Seelen zu durchzucken. Doch — ich will nicht versuchen zu beschreiben, was sich durch Worte nicht ausdrücken läßt. Blos bemerken will ich, daß sie, wenn ihr Muth und ihr Talent, dem Feinde Schaden zuzufü« gen, ihrer Wuth gleich kämen, unüberwindlich seyn würden. Da wir sahen, daß mit diesen blutdürstigen Wilden — denn zu solchen brandmarkten sie ihre Verrä-lherey und ihre rasenden Drohungen nur zu sehr -— kein Vergleich zu treffen war: so blieb uns nur ein Mitttcl übrig, dem Untergange, der uns erwartete, zu entgehen. Wir mußteu die Windstille, die gerade eingetreten war, benutzen und in See siechen, oder wenigstens das Schiff so weit von der Küste entfernen, daß wir von dem Musketenfeuer und allen übrigen Angriffen der Eingcborncn nichts zu befürchten hatten. Auf diese Weise bekamen wir Zeit zu überlegen, und uns zu entschließen, was writer zu thun war. Nachdem wir also vorher den kleinen Vorrath von Branntwein, der uns noch übrig war, an unsere Schiffsmannschaft vertheilt hatten: so bemühten wir uns, ihr die Ocsahren, welche über uns schwcb-!cn, vor die A»gen zu stellen. Diese Mühe, die wir ,'s uns kosten ließen, um ihren Muth anzufeuern, hät« tcy wir aber ersparen tonnen, denn die schreckliche 'F3 Aussicht, gebraten oder geschunden zu werden, hatte einen weit tiefern Eindruck auf sie gemacht, als die kraftvollste Beredsamkeit hervorbringen konnte. Um diesem Schicksal zu entgehen, würde sich cin jeder, wenn es hatte seyn müssen, selbst zum Sturmlauftn bereitwillig gefunden haben. Ihre Vertheidigung wat demnach aanz ernstlich gemeint, und wäre unser Schiff an der Küste gescheitert, so bin ich überzeugt, daß den Wilden ihr Sieg nicht wohlfeil zu stehen gekommen slyn würde. Glücklicher Weist war das Wetter noch immer »uhig, allein der schwache Wind, welcher sich erhoben halte, kam von der See her, und wir hatten alle Ursache zu befürchten, daß er in demselben Verhältnisse, , in welchem der Tag zunähme, starker werden würde. Da daS Schiff mit dem Steuerruder nach der Küste zlchckchrt war: so war es nöthig, nichts zu verabsäumen, um diesen so leicht zu beschädigenden Theil in den besten Vertheidigungsstand zu setzen. Da nun die Drchbassen auf dem Hinlertheile gleich im ersten Feuer dl'montirt worden waren: so brachten wir zwey Stück unseres groben Geschützes auf dasselbe, hatten aber, als eö Tag wurde, die Kränkung zu bemerken, daß die Eingebornen sich vor dem, was wir gegen sie un« lernehmen konnten, nur wenig fürchteten. Sie waren mit der Behandlung des Geschützes bekannt genug, um auf unsere Bewegungen am Bord ein wachsames Auge zu haben, und wenn wir im Begriff waren, abzufeuern: so verbargen sie sich geschwind hinler die Felsen oder die Bäume, die in großer Menge an der Küste waren. Wir sahen daher wohl ein, daß unser Feuer nur dazu diente, unsere Munition zu vcrrin» «e»n, und daß es unsere Feinde^ anstatt sic aus ein- »54 ander zu sprengen, nur zu neuen Angrissen ermunterte. Sie benutzten die Baume und Felsenritzcn auch noch zu einem andern Zwecke, und dieses würde, wenn wir es mil geüblcrn Kriegern zu thun gehabt hatten, in seinen Folgen höchst verderblich für uns gewesen seyn. Sie legten nämlich ihre Flinten auf dieselben auf, und zielten auf diese Weise mit der größten Genauigkeit , so, daß sie uns eitlen nach dem andern nie« dergeschossen haben würden, hatten sie vom Gebrauch ihrer Gewehre auch nur die allergcmcinsien Kenntnisse gehabt. Zum Glück wurden durch die höchst linkische Bennyung derselben die übrigen Vortheile ihrer Lage hinlänglich ausgewogen. Indessen war ihr Feuer doch nicht ohne Wirkung; vielmehr wurden unser Takclwcrk, unsere Planken, unsere Voote außerordentlich dadurch beschädigt, und viele ihrer Kugeln drangen in den Körper unseres Schiffs. Sie waren so sthr auf unsere gänzliche Ver^ nichtung erpicht, daß diejenigen von den Eingebor-ncn, die keine Feucrgewrhrc hallen -— die Zahl der Lehtern belief sich , wie wir erfahren hatten, ehc die, ser Angriff auf uns erfolgte, auf ungefähr vierzehn — s,ch auf die Gebirge begaben, die über das Schiff hcrabhil'ngcn, und von denselben einen Hagel von Steinen, »on denen einige von unglaublicher Größe waren, auf uns schleuderten- Da ihr Feuer und ihre Angriff.' gi'M zehn Uhr des Vormittags etwas schwächet wurden: so hielten wir dieses für einen günstigen Augenblick, die Anker zu lichten, und uns weiter in die See zu begeben, und demnach bemannten wir das Boot nut Lcuten, die sich dieser Arbeit srepwillig un-lcrzogeu. Allein sobald die Eingclwrnen das, was wir vornahmen, bemerkten: so siengcn sie ihr Feuer '55 Von neuem an, und richteten cS vornehmlich auf das Boot, und zwar mit so augenscheinlicher Gefahr für die Leute, daß sie gezwungen waren, das Unternehmen aufzugeben, und um ihrer Sicherheit willen in das Schiff zurückzukehren. Mir konnten jetzt zwey von unsern vorigen Sckissskammeraden stben , die bey diesem Angriff eine eben so große Thätigkeit bewiesen, als diewltthrndsten Wilden, und — so verhaßt macht sich Vcrratherey! — dieses erbitterte uns noch mehr, als alle Drohungen der Insulaner. Ich glaube, wenn unsere Waffen glücklich genug gewesen wären, diese Kerle wieder in unsere Gewalt zu bringen, unser An» sehen würde nicht vermögend gewesen seyn, das Schisssvolk abzuhalten, sich auf dem kürzesten Wege Gerechtigkeit zu verschaffen. Da daS Boot wieder zum Schiffe zurückgekehrt war: so erneuerten wir unser Feuer aus dem großen und kleinen Gewehr, aber mit wenig Erfolg, da sie nicht ans ihrem Hintechalt hervor kamen, und von demselben aus uns in allen Operationen beunruhigten. Eine Stundc später hörte auf beyden Se-ten, als hatte man sich dieses durch einen Vertrag zugestanden, alles Feuern auf, und unsere Leute, die seit fast vierzig Slundeil auf den Beinen gewesen waren, erhielten Erlaubniß, einige Erfrischungen zu sich zu nehmen. Auch durste sich die eine Halste derselben zur Ruhe begeben, um, wenn sie sich elmas erholt balte, die andere Halste abzulösen. Mir batten gute Gründe zn smchien, daß dcr Angriff balv erneuert werde, und daß er dann desto ledhafter seyn würde, da der Donnn- dcs OeschüheF unterdessen dcn größten Theil dcr Insulaner anf diesen Llah vcrsamnM haben Mußte. Daß diese neuen Streiter in dcr Stimmung IF6 ihrer Landslcute eine Veränderung hervorbringen wür» de bevorstand, übertrifft an Schrccklichkeit alles, was einem Menschen, der in einer gebildeten Gesellschaft l»bt, von diesrr Art nur immer begegnen kann, denn der Rache dieser Wilden gleicht nur ihre Wuth. D?m Mördcr H rinri chs des 4ten von Franksc ich kön- '57 nen unmöglich grössere Qualen angethan worden seyn, als die Wilden uns bereitet haben würden, wenn der Sill, sich auf ihre Seite geneigt hätte. Dies letztere hofften sie, und diese Hoffnung war keineswegs ohne Grund. Denn die Wahrheit zu bekennen, wir sahen kein Mittel zn unserer Rettung vor uns, so verzwei» felt war unsere Lage. Um diese Zeit wurden wir ein großes Doppclkanot gewahr, das um eine Landzunge von dcr Seite der Insel, die über dem Winde lag, herkam und von Eingeborncn wimmelte. Der Anblick desselben machte das ganze Schiffsvolk beben, welches natürlicher Weise, und vielleicht mit Recht ur» theilte, daß dieses Kanot das erste wäre, und daß ihm noch viele andere folgen würden, die alle nur den Zweck, uns 5.u verderben hatten. Da sich uns das Kanot bis auf eine Meile genähert hatte: so schössen wir einen Dreypfünder über den Bug desselben ab, wodurch eine solche Unordnung unter den Einge» dornen entstand, daß vicle von ihnen in's Wasser sprangen, und an's Land zu schwimmen bemüht waren, während ihre im Kanot zurückbleibenden Grfähr« ten dasselbe umlcniten, und so schnell sie nur konnten, an den nächsten Theil der Küste zurückruderten. Eine nochmahlige Salve aus dem nähmlichen Stücke, dcm wir eine doppelte Ladung gegeben hatten, schlug «h« ten Mull) völlig zu Boden; sie gaben auf die unzwey« deutigstc Art Furcht und Erstaunen zn erkennen, stürzten sich über Bord, schwammen an die Küste, und überließen das Kanot einigen Greisen, die sich aus allcn Kräften anstrengten, das Land zu erreichen. Durch die Unbesonnenheit einiger Euro p äcr, die von den Schiffen entsprungen sind, welche zu oer° chhiedenen Zeiten diese Inseln brsucht haben, ist cs dahin gekommctt, daß die heilsamen Wirkungen unse« res Feul,r^clvcl)ls auf dic Gemüther der Eingebornen sehr geschwächt worden sind, und ihr Ucbermulh und ihre Grausamkeit lasscn sich nicht mehr dadurch bändigen, daß man — wie es der menschenfreundliche Cook machte —- ihnen blos ein Gewehr zeigt, oder es über ihren Köpfen abfeuert. Nur dadurch, daß man ihnen in dem Tode eines oder einiger ihrer Rädelsführer, cincn auffallenden Beweis von der Gewalt desselben g«ebt, kann man es dahin bringen, daß sie sich ihrer wilden Feindseligkeiten enthalten, eine Wahr-hrit, die man durchaus wissen muß, wenn ein Verhalten ßcrechtfertigft werden soll, daS außerdem grausam und unüberlegt scheinen könnte. Buses war die einzige gute Gelegenheit, die sich uns darbot, den Wildcn die Wirkung unserer Kano> nen fühlen zu lassen, da sie auf dem Kanot keinen Schutz hatten, und es war zu hoffen, daß dieser Erfolg sie von einem neuen Versuche wenigstens zu Was-, scr abschrecken würde. Denn weder unsere Lage, noch unsere Rcigung erlaubten uns, die Feindseligkeiten fortzusein. Es war bey uns Grundsatz, nach welchem wir in unserm kurzen Verkehr mit diesen Insulanern unser Betragen unabänderlich einrichteten, daß selbst Wilde von Natur gewisse Rechte besäßen, und auf Gerechtigkeit Anspruch zu machen hätten, und dass der Umstand, daß wir jeht vom Arm des Gescors nicht erreicht werden könnten, uns unserer moralischen Verbindlichkeit nicht überhöbe. Hätten andere Europäer, die sie besuchten, nach demselben Princip gc-Handelt: so würden die Insulaner eine größere Ach, lung, und vielleicht auch cinc in ihren Folgen heilsamere Furcht vor ihnen behalten haben, als sie gegen- ^9 wärtig an den Tag legen'. Aher bey vielen Menschen ist Ungcstraflhcit cine sehr ergiebige Quelle von Ver° brechrn. So groß auch immer der Unwille war, den ihre Verralherey in uns erregt hatte: so glaubten wir doch, daß er uns nur in so f«n ein Recht, sie zu züchtigen, geben könnte, als imsere Vertheidigung davon abhienge. Was wir gethan hatten, war jedoch entscheidend; alles Feuern hörte ans, und von der Küste her wurde nur wenig Gerausch gehört. Es war jeht vier Uhr des Nachmittags, und wir alle hatten vollauf zu lhun, um nichts zu versäumen, wodurch der große Angriff, den wir in der Nacht er« warteten, abgewehrt werden konnte. Ein jeder erhielt Zwölf scharfe Patronen und vier und zwanzig Pisiolen-kugcln. Unsere Flinten, vier und dreyßig an derZahl, wurden gereinigt, und mit ncucn Steinen versehen; das grobe Geschütz und die Drchbassen wurden doppelt geladen, und mit allem Eisen angefüllt, und Flinlen und Gabel wurden auf dcm Verdeck vertheilt, damit alles in einem Augenblick fertig senn sollte. Um soviel als möglich zu verhindern, daß wir durch die Steine, welche die Eingebornen auf uns warfen , Beschädigungen erlitten, wurden Wetterschirmc ('«'-ninZ8 *) über das Verdeck ausgespannt, und jede an» vere Maaßregel ergriffen, durch die wir lwffrn du>s» ten, ihnen unser Leben auss theuerste zu verkaufen, und vas Schiff bis auf den letzten Mann zu verchri, digen. Wahrend aller dieser Veranstaltungen litt uu- ') Sie bestehen aus gepichter Leinwand, m,d werde!« bey schlechtem Wellrr und großer Hitze nbrr das Vcr» deck gespannt der Uebrrs. i6o ser würdiger Kapitaill die heftigsten Schmerzet, weil er gleich im Anfange des Streites, da die Drehbassen demontirt worden waren, einen überladenen Doppelhaken abgefeuert hatte. Ungefähr Abends halb sechs Uhr sprang der Wind, der bis jetzt von deO' See gekommen war, nach unt> nach in einen Landwind um, der uns die günstigste Gelegenheit gab, in der Nacht unbemerkt zu entkommen. Damit man unsere Operationen nicht bemerken sollte, so verdeckten wir unsere Winde, nnd fiengen an, nur einen Anker auf einmal herauszuziehen;'wenn dieses geschehen war: so brachten wir das lange Boot weiter vorwärts, hoben den zweyten Anker empor, und ließen dm ersten wieder bis aus den letzten Zoll der Kabeltaulange in See fallen; wit zogen dann den zweyten Anker heraus, und warfen ihn gleichfalls wieder in die See*). Jetzt fiengen unsere Hossnun-» gen an wieder auszuleben, da wir die Aussicht hatten, glücklich von der Küste wegzukommen, oder uns wohl gar schon in See zu befinden, ehe noch das Tageslicht zeigte, was wir auf dem Schiffe vornahmen. Die Gemüther aller, die an Bord waren,, kannten das Gefahrliche ihrer Lage so genau, daß mau die ganze Ieit über keinen auch nur heimlich reden hörte. Ja, wir fürchteten sogar ^ daß der ungewöhnliche Glanz der Gestirne das Hin-und Hergehen unseres Boots verrathen möchte, da dieses, um die Anker zu lichten und ') Durch diese Operation wurde das Schiff nur eine Ka-bellaulange (die hier nicht sehr groß sey» konnte) anf einmahl fortgetrieben u,,d entfernte sich also fast un» merklich von der Küste. derUebeps. und wieder auszuwerfen, in einem fort, vor und hinter zn ruocrn qi'nöthiget war. Bcy allen diesen Vorgängen leistete uns der arme Pulpit, dm wir an Vord genommen hatten, ausgezeichnete Dienste. Er war ein tresticher Schuhe, und sao sehr wohl voraus, was sein Schicksal sepn würde, wenn er wieder in die Hände der Bewohner oon Ulie-t e a fallen sollte. Dies war.der Grund, warum er, wie ein Löwe focht, unt» sich bis zu seinem letzten Athemzuge zu wehren entschlossen schien. Sein junges Otahcitisches Weib benahm sich ebenfalls wie eine wahre Heldin. Sie brachte den Männern Schießpul-ver, und bemühte sich aus allen Kräften, uns nützlich zu seyn, ob sie es gleich zu bedauern schien > daß Dj viele Munition verschwendet wurde, die sie wenn sie sie hatte bcsihen dürfen, zum reichsten Frauenzimmer in ihrem Vaterlands gemacht haben würde. Aller Hindernisse ungeachtet segnete doch die Für-sehung unsere Anstrengungen mit cinrm glücklichen Erfolg, und es gelang uns, einige Segel aufzuspannen, bevor unsere Bewegungen von den Eingeborncn auf der Küste bemerkt werden konnten. Da die Elenden das Schiff in segelscrtigem Zustande sahen: so erhoben sie ein widerliches abscheuliches Geheul, und brachen in die heftigsten Vorwürfe gegen einander aus, daß sie ihre Oclegenhett nicht besser wahrgenommen hatten> und daß das Schift für sie nun für immer „erlohrcn war. Um diese Zeit — es war gegen zwey Uhr des Morqens — hatten wir uns schon so weit von der Küste entfernt, daß uns ihre Kugeln nicht mehr erreichen konnten. Da aber der Himmel trübe und finster wurde: so warfen wir beyde Anker au^, und blieben aus Vorsicht, bis der Tag andrclch, «uf der Stelle^ Tnrnbucls Reisen. L If 2 an welcher wir „ns befanden. Mir glaubten, daß es jetzt mösslsch wars, die oerlohrnen Anker wieder zu erhalln, als der Ilnterbesehlsbaber auf das Hinter-verdeck kam, und, als Abgeordneter der Schiffsmann? schaft, uns in ihrem Namen bat daß wir ihr erlauben möchten, die Anker zu lichtn und unter Segel zu gehen, weil sich lonst der Seewmd einstellen, und uns diesem verracherischl-n und wilden Volke wieder in die Hände fühn'N möchte. Diesen Vorschlag nahmen wir an, da es, so sehr es auch zu wünschen gewesen wan», doch viele Schwieriakeitsn qehabt haben würde, unsere Anker wieder aus der Tiefe herauszu» ziehen. Als wir jetzt glücklich aus dem Haftn herausgekommen waren, und im Brgriss standen, das Boot wieder einzunehmen: so beme» kle einer von den Leu-len, dcr es nnter dem Buq hervorziehen wollte, am Hintertheile des Schiffsein lanaes, starkes Tau, welches fünf bis seäis Fuß tief unter dem Waffer am Steuerruder befestiget, und wahrscheinlich dasselbe Tau war, mit wclchen» die <^ inn
  • Heine, doch minder volkreich „nd fruchtbar, gleicht im Aeußern Olahrite n»d hat verschiedene salzig»' Süm« pfe. Die Elnwohner sind im Allgemeinen kleiner und dunkler, als die auf den «briqr» Societals - Inseln. Ehemahls, zu des Kapitain Wallis Zeit, (m Otaha. Allein die B>'wol»ner von Bol-labolla überwanl?ell sie i» rixrm Krilge, der zwischen diesen Inseln entstand, und ein BolluboUaner, Nah, mens Opuni, wurde Küuig über Ulietea »nd Otaha. Nach dem Tode desselben fielen beyde Iilseln dem Manne Munne, Bruder der Königinn Mutter, auf Dtaheite, Ideah zu, und man Zluubte, daß sie nach dem Tode desselben an den König Om fallen würden, obgleich die Herrschaft des Manne Manne noch nicht hinlänglich befestigt war. Dieß ist, wie aus dem Be. richte des Verfassers erhellt, nicht geschehen, indem beyde Inftln ihren besondern Fürsten haben, der je« doch mit Olu allerdings verwandt seyn mag. derUeher 5 ,6g Zwölftes Kapitel. Wir verlasse» Ulie tea. — Wir searln bey Bolla« bolla oorbrn , ohne mil seine» B'wollnr« Verbindungen ,!,zukliüpfen. — Vcrkchr mit drn Bewohnern von Maura. ?> «3»^ie Unfälle, die uns rb>? aufUlietea betroffen halten, waren bey uns noch in ;u frisckcm Andenken, als daß wir, als wir bey der Insel Bolladolla vorbeystellerten, einen Versuch hätten machen sollen, mit den Bewohnern derselben, die ihrem Charakter nach mit kühnen Seeräubern zu vergleichen sind, eini» ges Verkehr zu eröffnen. Ursprünglich sollen s,e Menschen seyn, die ihrer Verbrechen wcqen von den bc« Nachbartrn Inseln geflohen oder verbannt worden stnd. Man betrachtet sie als sehr zahlreich und als die tapfersten Krieger in allen So «- ictat 6,1nseln. Für die Bewohner von Ulietea sind sie ein großes Schre. cken. Die Insel Bollabolla ist von Ulietca ungefähr sechs Meilen entfernt, und kann von den übrigen Inseln durch einen hohen Berg mit einem doppelten Gipfel, den man bey Heilcrm Wetter auf der See schon in einer Entf« rnunq von fünfzehn Meilen entdeckt, leicht unterschieden werden. Die Ostseite^ an welcher wir hm segelten, halle ein sehr unfruchtbares Anschcn, und überhaupt fleht die Insel nicht in dem Ruft dcr Fruchtbarkeit, welchen Ota heile und Ulietca behaupten. Da wir uns auf derselben nicht »6y aufhielten: so können wir auch aus unserer eigenen Erfahrung nichti) von ihr sagen Nach den Berichten ihrer Nachbarn ist der unterscheidende Charakter dieser Insulaner eine noch größere Wildheit und Grausam-keit eine Sache, die mit ihrem Ursprünge, so wie er erzahlt wird, daß sie nähmlich flüchtig gewordene Verbrecher aus den übrigen Inseln sind, sehr wohl zusammenstimmt. Zunächst landeten wir bey der Insel, die den Nabmcn Märra oder Mo bidei *) führt. Sie ist die kleinste von allen So c ietäts-In seln »md liegt am meisten unter dem Winde Ihr Umfang beträgt blos vierzehn oder fünfzehn Meilen, und sie ist von einem Korallenriss umgeben, welches das Landen sehr beschlverlich macht. Die Eingeborne» benachrichtigten uns jedoch, daß sich auf der Seile gegen den Wind eül guter Hafen befindet, eine Sache, die, wenn sie sich so verhält, unsern Seefahrern unbekannt geblieben ist/ denn in allen ihren Reiseberichten aus dn Südsee wird angenommen, daß dieses Eiland keinen Haftn darbiethe. Die gefährlichen Korallenriffe, die es umgeben, hat es mit allen benachbarten Inseln gemein; diese machen, daß die Hafen der Socie, ta ts-Inseln eine sehr unvollkommene Sicherheit gewahren, ja man muß auf die Ichtere ganz Veracht leistcn, so bald sich der Wind mit einiger Heftigkeit ") Die Insel heißt auch Maura oder Maurua. Sie liegt vier Seemeilen westlich von Bollabolla, dem sie unterworfen ist. Unser Verfasser beschreibt sie sehr ausführlich. Dic Otaheiter sollen, wie einige Br-sjchle lauten, Perlen von dieser Inftl hohle«. d. Urbefs. »70 von der See her erhebt. Alls der östlichen Seite bringt die Insel Kokospalmen in großem Uebersiusie hervor, und die Brotfrucht war hier größer und von höherer Gutes als wir sie auf den Inseln unter dem Winde noch je gesehen hatten. Ucberdieß waren auch die Schweine, von denen wir einige an nns brachten, viel wohlfeiler« Kaufs, als auf den übrigen Inscln. Die Einwohner schienen «„s von ihren Nachbarn im Acußcrn .nicht verschieden zu seyn, und nach dem zu urtheilen, was uns zu Port-Jackson von ihnen berichtet wurde, scheinen sie auch in Rücksicht aus den Ckaratter von denselben nicht abzuweichen. Als das königliche Schiff, der Delphin, bey dics.r Insel vor Anker lag: so faßten die Eingcbornen rincn Anschlag, das Boot desselben, in welchem j,ch der Kapi-tain, der Wundarzt, vicr Matrosen und zwey See« soldatcn befanden, die alle bewaffnet waren, abzu-> schneiden. Ihr Plan wurde jedoch glücklicher Weise noch zu rechter Zeit, nm jeden Versuch unwirksam zu machen, vom Wundarzt, der mit der Sprache der Insulaner bekannt war, entdeckt. Der Zweck der Eingebor» ncn, wcnn ihr Vorhaben ausgeführt worden wäre, war, sich der im Boote befindlichen Feuergewchre zu bemächtigen. Die Begierde, von welcher sie nach diesen ÄMiörungswerkzeuacn brennen, ist so groß, daß i ch. Inseln.— Handel. — Art ihn zu betreiben. -" Entweichung unseres Schissszimmeimanns. , und nahmen vor der Hand von den Socictats-Eilandc Abschied und stw-ertcn den San dw ich-Insc ln zu. Auf dicker Rci-st fiel nichts Außerordentliches vor. Die Matrosen vertrieben sich nach ihrer Art die Zeit damit, doß sie den Otahcitcrn, die wir an Bord halten, die Gefahren vorstellten, die sie erwarteten, wenn sie durch ei? nen gewissen Theil der See — sie meinten dcn Aequa, lor — segelten. Sie versicherten Ihnen, daß sie dort von höllischen Geistern, die aus dem Wasser emporstiegen, gequält werden würden. Diese Mahrchen machten auf die armen Fremdlinge, die ohncdieß schon seit einiger Zeit eine angstliche. ungeduldige Begierde, noch einmahl Land zu sehen, verrathen hatten, einen sehr starken Eindruck, und sie schienen es von Herzen zu bedauern, daß sie ft unvorsichtig gewesen waren, und sich zu cinn- Reist eingeschifft hatten, die ihnen «74 gar kein Ende zu nehmen schien. Ihr Schrecken war in diesem Augenblicke so groß, daß ich überzeugt bin: sie würden, hätten sie ein Land in der Nahe gesehen, sich sogleich aus dem Staube gemacht haben. Da aber ^ede Flucht unmöglich war: so waren sie genöthigct, sich in ihr Schicksal zu ergeben , und ihr Schrecken war so groß und anhaltend, daß er unseren leichtfertigen Matrosen unaufhörlich zu lachen gab. In ihrer Noth fiel es ihnen endlich ein, sich zu erkundigen, ob das, was ihnen von drn Matrosen gesagt worden war, auch gegründet sen, und da ihnen nun gezeigt wurde, daß man sie blos zum Besten gehabt hi?be: so aaben sie ihre Freude in den sonderbarsten Ausdrücken zu erkennen, indem sie unter lautem Gcfchrcy auf dem Verdeck hcrumsvrangen, als wenn ihr Herz von den schrecklichsten aller Besorgnisse auf einmal befreyt worden wäre. Es stand jedoch nicht in unserer Gewalt, es zu vermitteln, daß ihnen die Taufe, welche sich Personen, die zum erstenmale die Linie pasfirrn, gewöhnlich von den Matrosen gefallen lassen müssen, erlassen wurde, denn diese Vergünstigung, die die letzteren einmal für immer erhalten haben, wird von ihnen für zu wichtig angesehen, als daß Vorstellungen etwas bey ihnen ausrichten konnten"). Vir bemerkten, daß dieser stanze Vorgang auf dic Olaheitcr einen tiefen Eindruck gemacht hatte, unl> ') Bekanntlich besieht diese Taufe in einem Untertan» chen in die Scc, indem ma,» den Taufimg an etn Tau befestiget. Diesem Mairosenbranche mns sich zwar ein jeder Passagier unterwerfen, gewöhnlich aber kauft ,na» sich mil Gelde loS. DerUcberft 175 daß sie mit großem Vergnügen dem Augenblick entgc. gen sahen, wo sie nach ihrer Rückkehr ihren Landsleuten die bestandenen Abenteuer würden erzählen kön° nen. Unstreitig werden sie dann die Wahrheit noch reichlich verschönert haben, denn diese Insulaner lieben das Wunderbare, und erzählen die ungewöhnlichen Vorfalle, die ihnen begegneten, eben nicht mit einer sehr gewissenhaften Wahrheitsliebe. Da dcr Wind in den letzteren Tagen unserer Reise schwach war: so landeten wir zuerst aufMoabu, ei.-»icr Insel, die dem Tamaham a,dem großen Ober. Haupte der S a nd wi ch i nse l n unterwürfig ist. Hier fiengen wir an von den Einwohnern Salz *) einzuhandeln, welches irir aber in weit geringerer Menge vorfanden, und ungleich theurer bezahlen mußten, als wir erwartet hallen. Diese höheren Preise rührten ') Woahu ist nach Kina's Berichte unter allcn c?a»d. lvichinseln die angenehmste. Berge, anqebauleThälcr, Waldungen wechseln lieblich mit einander auf derselben ab. Ihre Bevölkerung schätzt er auf 6^,c.«a Seelen. Salzkote» fanden die ersten Engländer, wclchr unter Cook hierher kamen, i»i Menge; das Salz war fthr gut, uud zum Theil, besonders in der Karakuabay sehr weiß. Die irdenen Pfannen haben gewöhnlich 6 dis « Fuß in's Gevicrtl:, sind 8 Zoll lief, und werden auf einer Steinlaqe nahe am Stlmdpunklr der hoben Fluid rrriciittt' I» diese leitet mo» das Scc-wüsser, und überläßt dann der Sonne de» Vrrdml« siunflSprozcß. Nach Vancouver ist W^ahu vorzüglich Mit Cddo-oder Tarowurzeln (^,-um e^cu1e,num 1^.) auch Indianischer Hohl genannt, dcu die Bewohner der Südfee in Menge baurtt, hedrckl, aber nicht so frucht' hur, als Dtaheile. DerUebers. tlichl blos daher, daß es an diesem Artikel fehlt?, so«, dern der haustge Verkehr der Eingcbornen mit Euro« pacrn und swierikanern hatte ebenfalls Theil daran. Von diesen haben sie den Produkten ihres Landes den rechten Werth beylegen lernen, und s,e verrathen gegenwärtig, wcml man einen Handel mit ihnen abschließt, Sachkenntnisse und cinen Scharfsinn, die eine rühmliche Erwähnung verdienen. Vorzüglich treiben die Amerikaner mit diesen Inseln cincr sehr lebhaften Handel; sie verschen sie zu geringen Preisen mit Bequemlichkeiten des Lebens, gegen welche sie Nahrungsmittel eintauschen, und ich Nlüßte mich sehr irren, oder lie tragen mehr als alle andere Volkcr dazu bey, daß ihre Kultur in einem so außerordentlichen Steigen ist. Der Leser wird mir hicr eine Bemerkuuq übcr den amerikanischen Handel verzeihen. Er übersteigt alles, was die frühern Nationen in lieser Hinsicht Großes gethan haben, so >ehr, daß selbst die Hol land er keine Vergleichung mit deu Amerikanorll aushalten. Kaum dürft? man einen Punkt aus der Erde finden, kaum dürste es eine Bucht ln der See noch so wenig bekannter Meere geben, wohin diese Handelslxcncn, die nach allen Seucn hinschwarmeil, nicht gedrungen wären. Ostindien ist ihnen offen, und ihre Flaggen wehen in den Gewässern von Chi n a. Zu ihrer Ehre muß man bekennen , daß sie dc,s Glück, welches ihre Unternehmungen überall krönt, durch ihre Industrie gar wohlverdient haben. *) Um *) Aber ist denn das Volk a„ch wirklich auf dem Wege Hu seinem Glück, das eiue« ausgebreiteten Handel «rcibl, ohne noch seinen Bode» zu Kulturen geschickt gemacht zu Haben? ohne Fabriken zu beirrn? der Ueber s. >77 - Um die (3,'ngebornen in den Stand zu sctz?n > ihre Waaren zum Veikauf, oder vielmehr zum Umtausch hcrbcy zu bringen, näherten wir das Echiffder Küste ft sehr, als es uns nur immer möglich war. Allein kaum war dieses geschehen, als wir uns von einer solchen Menge Männer und Weiber umringt sa« hen, daß, hatten wir uns anders entschließen können, sie an Bord zu nehmen, unser Schiff nicht den vierten Theil derselben gefaßt haben würde. Um uns aus die» ser Verlegenheit zu ziehen, nnd den uns zugedachten Besuch abzulehnen, beschlossen wir, dem Fahrzeuge, so sehr es sich nur thun ließe, das Ansehen eines Kriegsschiffes zu geben. Daher mußten sechs Matrosen Soldateliuniformen anziehen, und mit dem Gewehr auf dem Verdeck herumgehen, wahrend wir dcn grö» Hern und die kleinern Wimpel unaufhörlich ftaggcn ließen. Wir hatten Ursache genug, ei„e solche Vorsicht nicht für unnüy anzusehen, denn wir befanden unS auf der Insel, auf welcher der Kapitain und der Astronom des königlichen Schiffs Dädalns in einem Handgemenge mit de» Wilden ihr Leben einbüßten. Die exemplarische Weise, auf selche der Kapilain Vancouver ihren Mord rächte, ist in ihren Folgen für alle Seefahrer, die auf dieser ^nscl angelegt ha» ben, sehr wohlthätig gewesen. ') Noch einige nndere ") Es war der Lieutenant Hergest, der den Dädalns kommandlrte, und der Astronom wooch, die, als beym Wasserschöpfe» zwischen den Engländern und den Ein-gebornen e<» Streit rnlsiandr» war, von den leytern ermordet wurde». Die dre» Mörder l«cß Nancouuer, als er kurz darauf »ach Woer da wir uns allen ihren Bemühungen entgegensetzten, und sie durck unsere neumodischen Sresoldaten nöthigten, in ihre Kanots zurückzukehren: so begnügten ste sich endlich in einer kleinen Entfernung liegen zu bleiben und sich mit unsern Otaheitern zu unterhalten. Nach einiger Zeit er, schien eins von den Hauptern de, Insel das von Ta-mahama an uns abgeordnet worden war. Die Annäherung dieses Mannes erregte nicht wcniy Aufsehen und Gerausch unter den übrigen Insulanern, die sich bemühten, ihm Plah zu machen, damit er zu uns gelangen konnte. Aber da viele ihrer Fahrzeuge eine zu große Menge Menschen enthielten, und nicht gut auseinander kommen konnten: so wurden sie in der Hast von dem Kanot dieses Großen umgeworfen, welcher von den Unfällen, deren ltrheber er war, nicht die geringste Notiz nahm, oder vielmehr nur darum einen solchen Uebermuth zeigte dasi wir von seinem Range unt» Anschrn in d'esem Lande eine hohe Meinung bekommen sollten. Die armen Eingebornen richteten ihre Kanvls wieder auf schöpften das Wasser, nut welchem sie angefüllt waren, heraus, und blieben bey dem Schiffe, ohne üb».r die tyrannische Behandlung ihres Oberhauptes die geringste Unzufriedenheit zu bezeugen, oder in Klagen auszubrechcn. Da wir den !79 Stolzen an Bord genommen hatten: so fing er sogleich an. alle Waaren, die man uns gebracht hatte, zu mustern, und zuletzt packte er einen Greis, welchem rr, ich weiß nicht, ob mit Recht oder mit Unrecht/ den Vorwurf machte, daß er uns Salz verkauft habe> welches dem König zugehöre. Der Alte war über diesen Vorwurf so bestürzt, daß er vor Schrecken beynahe des Todes war. Wir verwendeten uns daher für ihn, und um unsertwillen erhielt er auch wirtlich Pardon und wurde in Freyheit geseht. So lange er auf dem Schiffe blieb, bcfrepte er unS von der Piage des zahlreichen Zuspruchs, den wir von den Emge° dornen hatten, und es schien, als gicngc seine Al'sicht dahin, uns nur mit seiner eignen Zudringlichkeit lästig ;u werden. Er befahl den Kanots sich noch weiter zu entfernen, und gab seine Befrhle in einem Tone, den der Stolz eines Pascha nicht besser hätte wählen können^ Um das Unglück, welches durch ihn entstehen konnte schien er sich nicht im mindesten zu kümmern, denn. wenn welche von seinen Landslcuten in der Erfüllung seiner Befehle säumig waren: so warf er Steine nach ihnen, die er von unserm Ballast nahm, und von de>» nen mehrere Anwesende verwundet wurden^ Die Cingebornen hingegen machten nicht im geringsten Miene, ihm einigen Widerstand entgegen zu setzen, sondern fie unterwarfen >ich ihm ohne U/iurrcn oder Widerwillen, als einer anerkannten Autorität In der That, mau oersteht auf diesen Inseln das Gehorchen eben so gut, als das Hyrannisiren, und das despotische und launische Gebiethen der Häupter kaun nur Mit der Furcht und der Unterwürfigkeit, womit das Volk stch in ihre Befehle fügt, verglichen werden Vie Philosophen, welche Spstemc von natünichcr Frep- M 3 heit aufführen, befindest sich in einem großen Irrthume. Rousseau's Wilder, ein Wesen, das ganz nach seinen, eignen Willen die Wälder durchstreift, eMrt nirgends als in seinen Schriften. *) Ob gleich das despotische Verfahren dieses Großen unsern Abscheu erregte: so waren wir ihm doch vielen Dank dackr schuldig, daß er die Sckwarme von Eingeborncn. die daS Schiff umringten, und sich aus allen Seiten bemühten, an Bord zu kommen, ent« serilt halte. Er hatte jedocli'einige Freunde bey sich, welche er bey uns einzuführen um Erlaubniß balk», und dcm'n wir so viel Artigkeit bezeugten, als uns um seinetwillen nöthig zu seyn schien. Wir hielten uns nur wenige Tage auf dieser In« sel auf, da Salz in so geringer Menge vorhanden war, daß wir an verschiedenen andern Pläß^n landen mußten, um die kleinen Quantitäten, die noch aufzu-lrciben waren, an uns zu ziehen. Äls unsere Geschäfte geendiget waren : so brachten wir unsere Rechnung mit dem erwähnten Oberhaupte, welches der General-Einnehmer des Königs war, in's Reine. Er verließ darauf das Schiff und wurde zu unserm Erstaunen von allen Eingebornen begleitet, die zu ihren Rudern griffen , und so geschwind als möglich an das Land eilte». Blos ein Kanot, welches einen von Tamahama's Seeoffizieren gebracht hatte, blieb zurück. Wir fragten diesen Mann, was dieß plötzliche Vet schwinden seiner LandSleutc zu bedeuten habe, abcr er erklärte, daß *) Unser Reisender vergißt, daß Rousseau's Wilder ei>» Ideal ist, das so wenig, wie ander»: Ideale i» der wirklichen Welt existirt. der Uebrrs. ihm der Grund desselben ganz unbekannt sey, und konnle> oder wollte uns keine Auskunft geben. Da wir befürchteten, daß irgend cin verrätherischer Anschlag gegen uns, des entweder von den Insulanern, oder von ihren Oberhauptern geschmiedet wäre, auf dem Tapet seyn möchte: so war nnser erster Gedanke, uns der Person dieses Offiziers als eines Pfandes für un» sere Sicherheit zu bemächtigen; do wir aber nachher die Unannehmlichkeiten überlegten, die ein solcher Schritt nicht nur uns, sondern auch andern Europäi« schen Seefahrern, die in Zukunft hierher kommen möchten, zuziehen konnte, so hielten wir es für das Klug, sie, ihn seiner Wege gehen zu lassen. Sobald er uns verlassen halle: so ficng ich an die wahre Ursache, um deren willen unser Besuch sich so eilig entfernt hatte, zu argwöhnen, und stellte unter unsern Leuten eine Untersuchung an, ob die Insu» laner nicht Mittel gefunden hatten, einige Arli-kcl, die dm: Schiffe gehörten, zu entwenden. Aus ih, rer allgemeinen Flucht, und aus der Hast. mit der dieselbe vor sich gegangen war, schloß ich, daß der Diebstahl nicht unter die gewöhnlichen gehören müsse. Es ocrgieng einige Zeit, ehe ich eine befriedigende Antwort erhalten konnte, aber am Ende erfuhr ich/ daß sich unser Zimmermann heimlich in eines der Ka« nots begeben hatte, und so an die Huste gcbracht worden war. So schwer, ja so unmöglich ist es, auf Reist« dieser Art die Schiffsmannschaft so vollzählig, als cS die Nothwendigkeit erfordert, zu erhalttn, daß ich es fast einem jeden anempfehlen möchte, den Versuch nicht zu wagm, wcnu es nicht auf einem königlichen Schiffe geschehen kam», auf welchem es ihm möglich ist, jM! 132 Ansehen mit den Waffen in der Hand aufrecht zu erhalten. Den Verführungen und Kunstgriffen der Insulaner in der Südsee kann, wie ich schon oben bemerkt habe, niemand ft' leicht widerstehen, und die Weiber und das indolente Leben find zu mächtige Reize, als daß sie nicht das Pflichtgefühl in den Herzen unfercy Seeleute sehr bald ersticken sollten. Waren wir in unsern Bemühüligcn, cS zu verhindern, nur einen Augenblick lassig gewesen — unser ganzes Schiffsvolk würde uns verlassen haben. Der Vcfch eines solchen Mannes war für Tama-hama von unschätzbarem Werthe, und es war nicht zu zweifeln , daß die Insulaner von der Wichtigkeit ih« rer Eroberung überzeugt, alle Kräfte aufbiethen würden, sie zu vcriheidigen. Uebcrdicß waren wir auf kei» ne Weise so stark, daß wir sic zur Auslieferung hätten zwingen können, und wahrend wir es uns hätten angelegen seyn lassen, einen von unserer Mannschaft wic« dcr zu erhalten, hatten wir uns der Gefahr ausgesetzt, daß uns noch mehrere Leute auf ähnliche Art cntwci« chen möchten. Aus diesen und andern Gründen hielten wir es für das Klügste, die Beleidigung zu verschmerzen, ob wir gleich durch dieselbe um einen Mann gekommen ware«, den wir so wenig entbehren konnten^ 'k Vierzehntes Kapitel. Abreise von Woahu. — Ankunft zu Attowai. — Be» such vom Könige „nd dem General der Insel. — Tamahama 's Entschluß sie anzugreifrn. — Freundschaftliche Aufnahme. H>enn gleich die Insel Woahu eine der fruchtbarsten ist, die unter der Herrschaft des Tamahama stehen, und die Eingcbornen uns alle Bodülfi'isse im UcbcrflussV' brachten: so waren doch auch die Forderungen der Verkäufe viel größer, alS wir Ursache halten zu erwarten, oder als es uns möqlich war zu bewilligen. Die Eingcbornen haben in Wahrheit ihren Verkehr mit Seefahrern gut genug benutzt, um zu wissen, daß sie ihre Landesprodukte zu ungleich bessern Preisen absehen können, als die waren, zu welchen sie diesel« ben bisher verkauften. Einer von den Insulanern war doch so beschei» den, für vier Schweine, die cr an uns zu vertauschen kam, unser Schönfahrsegel zu verlangen. Bep jedem ^Handel den sie mit unö schlössen, wollten sie die Artikel, gegen die sie ihre Produkte umzusehen wünschten, selbst wählen , und von einer jeden Sache so viel Nehmen, als sie brauchten. Gaben wir dicscs nicht zu: so kam auch daS Geschäft nichl 5« Stande, und sie kehrten mit ihren Waaren lieber an die Küste zurück. Wir waren demnach aMothigt, unsern Einkauf blos auf Dinge zu beschränken, die sür das Schiff ,84 vder für die Leute anf demselben unumgänglich nothwendig waren. Hier benachrichtigte man uns, daß der König Tamahama, von der Mehrzahl seiner Großen be-glcilct, gegenwärtig zu Mani *) sty. Die weise Po-lilik diefts Fürsten verlangt, daß alle die, welche Ansehen und Einftuß im Lande besißen, ihn auf seinen Reisen durch sein Gebieth begleiten müffcn, damit er sie fortwährend unter Augei« behält und die Verführungen und Konspirationen seiner Rcdenbichler ihre Kraft an ihnen verlieren. Diese lchtern sinnen unaufhörlich auf Mittel, sein Joch abzuschütteln , und sich von ihm und jedem indein so unabhängig, als von ihrem vo« ligen Beherrscher zu machen. Diese Vorsicht mucht ihm übcrdisß auch noch seine eigue Erfahrung zum Gesetz. Denn da er einst einen Kriegszug gegen ein lienachdarles Eiland unter' nommen hatte: so brach in seiner Abwesenheit eine Em« pörung aus, und nicht ohne große Schwierigkeiten gclan,g eS ihm, sein Ansehen wieder herzustellen. Seil dieser Zeit hat cr den OdnHäupteln eine so günstige Gelegenheit, ihm ihren Haß fühien zu lassen, nie wieder verschafft. Die Großen sind es allein, die cr fürchtet, denn cr bemerkt, daß von den niedern VolkSklas-sen, wcnn sie von den Häuptern in der gehörige» Ent- *) Ma»i, Mamvi ist rbensallS eine der Sa«dwich-In-selu, acht S^'Mrilc» vols^gr>lppe ist. Sic ist u«l2 eben. doch fruchtbar u»d z'rlylich er s. fernnng gch-.lten werden, keine Gefahren zu besorgn find. Nack andern Na6)ten, die »vir hier eingezogen, scheint Tamahama in der Ausführung seiner Ver. ^rßßcrungsentwürfe reißende Fortschritte zu machen. Nachdem er den rechtmäßigen Bescher von Wo ah« «nd alle Könige der gegen Osten gelegenen Inseln geschlagen hat: so hat er ihn genöthigt, jel»cn Widerstand, als unwirksam aufzugeben und sich auf die In-fel Attowai zu finchtcn. So hatte er also die hoch' ste Gewalt über alle jene Inseln an seine Familie gebracht, und seine Macht und scinc Reichthümer vermehrten sich durch dcn Verkehr mit Schiffen stündlich. Damahls traf er eben große Anstalten den flüchtigen König selbst aus dem Schlupfwinkel, der ihm noch «brig geblieben war, zu vertreiben. Mit dieser Invasion war er so beschäftigt, daß das Oberhaupt, wcl? ches cr zu uns gesendet hatte, sich ängstlich erkundigle, wohin wir zunächst giengen, und ob wir WillcnS waten, auf Attowai zu landen? Er dra::g in »uls^ ihn und einen andern mit uns zu nehmen, damit sie das Land vorher auskundschaften könnten. Allein wir entschuldigten uns auf die bestmöglichste Art, indem wir bemerkten, daß ein Besuch, den wir anfAtto, wai abstatteten, noch sehr von Umstanden abhienge, und befreyten nns auf diese Weise von allen weiter« Zudringlichkeiten des Alexanders dcrSandwich-Inseln.*) ") Der König von Maui hieß Titri; als Vancouver das zweyte Mahl hier «var, stand er «och unter Vor» mundschaft. Durch eine» rilfjährigcn Krieg mit Ta« maliama, dem Konig von Oweibi, in dessen Charaf-i gewiß kein zweydeutiges Zeugniß oon den Tugenden desselben. Wenn man nun die Tugend dieses Königs nach diesem Maaßstabe mißt: so muß sie in der That groß scyn. Die Liebe, die man ihm bewies, gränzte an Anbetung, und sein Ansehen schiel» fast in dem nähmlichen Maaße zugenommen zu haben, ihren qegenwar. tig»« Besnrrscher. — Verzweifelter Entschluß des Letztere« i,u Fall eines Angriffs. — Abreise »ach Onlhau. (Onichiau). ^»^cr unsslncklicke Fürst, der nach aNcm, was wir sahen und hörten, wohl ein besseres Schicksal ver-diente, hatte von dcm <»h,fll'iß und der Macht des Tamahama schon so mel nelitlen, daß rr im Begriff stand, einem der gewagtesten Entwürfe, die von Menschen nur gemacht werden können, seine Znstim-munH zu geben. Hie Europaer rvelcke ihm in's Unglück gefolgt, llnd von deieil einige ZiMlncrlrllte, Orobschmiedc u. d. ssl. warcn machten jcht mil ihi-iA Kind^n eine b^trachlllchl' M^schcnzahl aus. Al« ihr lehtcs Ret-luligsmittel detlachleten diese ein Schiff, welches sie zimmerten, und zu einer langen Rrist ausrüsteten; auf diesem haltcn sie sich, wenn die geslirchlete Invasion wirklich erfolgen soille, vorgenommen, von der Insel entfliehen, und vor der Grausamkeit ihres Feindes auf eiue.n von den Eilanden welche, wir sie gehört haben, in diesem großen Oceane zerstreut liegen, einen Zufluchtsort zu suchen. Von der Methode, den Lauf eines Schiffs zu berechnen, verstehen sie rben so wenig, als von den übristen Zweigen der Schiffsahrtskundc. Einen Kompaß haben sic ja wohl. Ihre Absicht ist, ^93 für's erste westlich zu steuern, weil sie hoffen, irgend' einen Punkt von der Küste von Chinazu erreichen, oder auch sich nach Süden zu wenden, um so nach Otahcit e oder einer andern von den Societatsin-stll, zu gelangen. Eine schreckliche Alternative! Gleichwohl ist ihre Lage wirklich verzweifelt, denn sie sehen gar wohl voraus, daß, wenn sie einmal angegriffett weuden, aller Widerstand vergeblich ist. Vielleicht ist in dem ganzen Register menschlichen Elendes, nichts so herzangreifcnd, vielleicht vermag nichts das Mitleid eines edleren Gemüths in einem solchen Grade zu erregen, als wenn ein ganzes Volk Schlachtopfer des Ehrgeißes eines Einzelnen wird, und, damit nur seine Erobcrungs-Sucht befriedigt werde, sich aus seinem Vaterlande vertreiben lassen muß. Unter alle« Gedichten, in welcher Sprache sie auch geschrieben seyn mögen, sind die Klagen der Mauren über ihre Vertreibung aus Spanien gewiß dic rührendzten. (Die Liebe zum Vatcrlandc wird nie in einer solchen Stärke empfunden, als wenn wir es für uns verlohnen, oder von Gefahren umringt sehen. Ich kann von, diesem unglücklichen Volke nicht ohne stillen Kummer sprechen, der die Reihe meiner Ideen unwillkühr» lich unterbricht.) So gewagt auch dieser Auswanderungsplan bey einem Volke, das aller zu seiner Ausführung dienlichen Mittel so gänzlich beraubt ist, scheinen mag: so ist es doch nicht unwahrscheinlich, daß durch Unterneh, mungrn dieser Art 1n verschiedenen Zeiträumen i)ie entfernter« Inseln ihre Bewohner erhalten haben, und daß auf diese Weise gleiche Sprache und gle»che Le-5lnrlvei zugeben, daß wir ihn aus der Insel Woahu gelandet, und als Gefangenen in die Hände seines großen Feindes TamaHa m a geliefert hätten. Dieses Kanot, das dem König selbst zugehörte, war mit Mundvorrath für ihn beladen, bey welchem sich auch rin»ge junge Hunde befanden, die auf diesen Inseln für eine besonders leckere Speise gehalten, und daher nur auf die Tafelii der Großen gebracht- Die Hunde auf den Societats - und Sand-w ichin sein sind aber auch »irklich von diesenThie« rcn, sowie man f,^ in Europa sindet. gar sthr vcr, schieden. Sie werden mit der größten Sorgsal: ge-mästet, und alles, was ihr Fletsch hart und zäh ma. chcn könnte, wird von ihnen entfernt. Auf diese Meise sollen sie mehr jungen Ziegen gleichen, und sie werden daher auch nicht selten, wenn sie hungrig sind, von unsern Ratrostn geschmaust. 2U<5 Da die Insulaner ihren Gebieter nicht auf dem Verdeck sahen: so fragten sie mit gespannten Erwartungen, wie ?r sich befände, nnd wo er wäre. Da sie nun den Vcschcid erhielten, daß er auf W o a h u gefangen wäre: so vermutheten sie, daß es Scherz sey, und brachen in ein herrliches Gelachter aus. Aber als ihre sämmtlichen Landsleute ihnen alles Ernstes versicherten, daß nichls gewisser sey: so gcriethen s«e außer sich vor Entsetzen und Schmerz. Nie drückte sich Liebe nie der Schrecken unwandelbarer Ergebenheit stärker aus, als auf den Gesicht-ern dieser biedern Ulttcllhanen cines unglücklichen Königs. Für ein cd, lrö Gemüth war es Wonne, von diesen Beweisen von Treue der Untergebenen gegen einen Fürsten, der ihrer Liebe so würdig war, Zeuge zu seyn. Sie fiosscn nicht aus Schmeicheln her,- sie waren die schönen, rühmlichen Ergüsse eines gntcn Herzens. Nach einiger Zelt waren sie so weit wieder zu sich selbst gekommen , daß sie mit Blicken voller Schrecken ihre Nachfragen erneuern konnten. Sie waren sehr begierig zu erfahren, auf welche Art sich ein so trauriger Unfall ereignet hätte, und machten sich zugleich Vorwürfe, daß s,e den König an Bord gelassen, und ihn einem so grausamen Unglück ausgesetzt hatten. Da ihrc Verzweiflung auf'S Höchste gestiegen war: so blieb der arme König, der von dem ganzen Vorfalle Zuschauer gewesen, seiner Gefühle nicht länger Mei, ster, sondern er eilte auf's Verdeck, zeigte sich den Ein-geborncn, und tadelte sie freundlich, daß sie so leichtgläubig gewesen waren, lmd uns für Verräthcr hatten hallen können, die ihn in die Hände seiner Feinde geliefert hätten. Der plötzliche Uebcrgang vom Schmerz Zur Freude brachte in diesen treuen Seelen die 20! schnellste und rührendste Veränderung hervor. Jedoch erHollen sie sich nicht wieder so gänzlich von ihrem Schrecken , daß sie nicht den König batten bittensollen, das Schiff zu verlasse, um nicht wieder von der Insel weggetrieben zu werden und sich wirklichen Gefahren blos zu stellen. Hieru« verstand er sich auck' mit der größten Bereitwilligkeit, lind war cbe>» im Begriff, das Schiff zu verlassen, als ein großes Dop. pelkanot, in welchem sich ein Europäer befand, herbey kam. Er bracht? dem Kömg die Botschaft, daß unter den Bewohnern der Insel, weil sich anf derselben die Nachricht oerb>eitet habe, daß er in die Hclnde des T a m a h a m a gefallen sey, ein Austauf entstanden wäre, und daß nichts, als seine Erscheinung u,,ler denselben dic Ruhe wieder herstellen könnte. Der gute König schien jltzl viel heiterer als zuvor zu seyn, und man muß gestehen, daß cr Grund dazu halte. Es war, als wenn ihm diese Beweise von der Zuneigung seines Volks neue Hoffnung em, flößten, und als wenn er bey dem beseligenden Gedanken, daß er so sehr geliebt werde, alle seine Gc. fahren vergäße. Ich bin überzeugt, daß dieses liebenswürdige Volk, ware daS VerlMniß seiner Zahl zu der des Feindes nur etwas nünstigcr für dasselbe, bey einer so iunigcn Liebe zu seinem Beherrscher, dem kriegerischen Tamahama den Sieg genug erschwert haben würde. Aber die Kräfte sind zu ungleich, als daß der König durch Widerstand, wenn auch nur seine Person sicher zu stellen hoffen dürfte. Es ist ihm nur ein Rettungsmiltcl übrig — die Flucht in seinem neu erbauten Schisse, und, so verzweifelt dieses auch seyn, oder so chimärisch cs scheinen mag: so verspricht. 202 es doch einen bessern Erfolg, als wenn er sein Schick« sal auf den Ausfall des Kriegs ankommen lassen will. Da es jetzt nothwendiq war, daß er sich ohne Verzug entfernte: so fragte ich ihn, was wi^ thun sollten um ibm unsern Dank für die vielen Beweist seiner Güte gegen uns ^u bczcuqen? Hierauferwiebcr-le cr, daß wir, wenn wii wirtlich seine Freunde waren, ihm so viel E sen, Segelluch und andere Binge, die er zu seinem neuen Schisse bedürfte, als >rir schicklicher Weise entbehren könnten, zukommen lassen möchten. Da wir einen guten Vorrath von Eisen bey uns führten: so überließ ich ihm soviel, als er glaubte, daß zn seinem Zwrck hinreichen wurde, desgleichen auch einiges Hanowerkl^geratl), Veilc u. d. gl. Zu diesen Geschenken fügte ich noch emige Spiegel eine Quantität englisches Tuch, und einen kleinen Vorrach vo« Ochießpulver. Diese Artist nahm der gntc Fürst mit den rührendsten Beweisen einer aufrichtigen, herzlichen Bank« barkejt an. Dann stieg er in sein Kqllol, und bat uns, sein hartts Schicksal nach < nscrer Rückkehr un. sern Landsleuten zu berichten. Zuletzt überhäufte er »ms mit Glückwünschen, und nachdem er uns sein Lebewohl gesaql hatce, ruderte er endlich in der größten Eil an das Ufer zurück. Das traurige ^oos dieses Fürsten, der schreckliche Wechsel seines Glücks, und die trüben Aussichten, welche sich ihm i.i die Zukunft öffneten, hatten, ver« lmnden mit seinem Men Betragen, und seinem liebenswürdigen Charakter, uns ganz zu seinen Freunden gemacht, und wir tonnten nicht umyin, aufrichtig 20Z Zu'wlmschcn, daß er zuleßt überfeinen großen Gegner Tamahama trtumphircn möchte. Wir bedauerten es beynahe, daß Kapilain Vancouver je an der Insel des Tamakama gelandet war. Denn vorzuglich durch dieses Seefahrers Beyhülfe hatte der Lchtere die Macht, die er vorher schon besaß, in einem solchen Grade vermehrt, daß er, von seinen in der That seltenen Talenten unterstützt, im Stande gewesen war, sich zum Eroberer und Usurpa» tor auszuwerfen. Hätte Kapitain Vancouver die Folge seiner Hülssleistungen, die den Ehrgeih dieses Fürsten nur noch höher trieben, voraussehen können — ich bin überzeugt, cr würde sich gegen die steigende Nacht des T a maha ma ganz anders benommen haben. (Allein wir sind sämmtlich blinde Werkzeuge in den Händen einer alles regierenden Vorsehnng, und müssen uns dlnnit trösten, daß nichts geschieht, woraus nicht irgend etwas Glttcs erwachsen sollte, ob es gleich nicht immer in unsern Kröten steht, dasselbe zu begreifen). Wir hatten uns zwar jeht einen guten Vorrach von Salz verschafft, der aber doch zu unserm Zwecke nicht hinreichend war, und da wir nun einmahl soweit gekommen waren: so wollten wir doch auch nicht gern umkehren, ohne unsere Absicht völlig erreicht zu haben. Vs blieb uns demnach nichts übrig, als auf eine oder die andere von den Inseln, die unter der Herrschast des Tamahama stehen, zurückzukehren. Wir sahen freylich jetzt sehr wohl ein, daß cs schwer seyu würde, uns in den Instlli die diesem Fürstcl, gehören, Schiffs-bedürfniffe zu verschaffen, nicht aNein wegen des hoben Preises, den die Eingebornen dafür forderten, sondern auch, weil wir voraussahen, daß wir sie gc- ,04 gen keine andere Artikel würden eintauschen können, als genau gegen solche, die flch die Verkäufer selber aussuchen würden. Um diesen Hindernissen soviel als möglich zu begegnen, steuerte« wir nachOnihau *), der andern kleine» Insel, welche dem rechtmäßigen Könige von Atlowai noch treu geblieben ist. Da dieser Letztere vorher von unserm Vorhaben unterrichtet wurde: so machte er uns den Antrag, uns nach Onihau z,l begleiten; da es aber die Klugheit;« erfordern schien, d^ er vor der Hand liegen bliebe, wo er war: so schickte er vor unserer Alireisc einen Abgeordneten nach Onihau, der die Eiligeborncn von dem Besuch, den wir ihnen abzustatten gedachten, benachrichtigen,, und ihnen die Weisung überbringe?! sollte, uns mit der möglichen Allfimrk^mkeit zu behandeln, und uns mit allem, was wir brauchten, zu versorgen. Diese Ankündigung brachte ihre völlige Wirkung hervor. Denn da wir auf dem Eilande ankamen: so strömten uns die Eingcborncn entgegen, und brachten uns zu einem sehr mäßigen Preise Jams im höchsten Ueberfillssc; auch konnten mir durch ihre Hülfe unsern Salzvorralh etwas vermehren. Hier, »vie auf den »bri« gen Inseln brannten alle vor Begierde, an Bord gelassen zu weiden; allein die Meinung, dic wir ihnen beyzubringen wußten, daß unser Schiff cin Kriegsschiss ?) Onihau (Onihiall, Nimhau) ist eine kleinere Ins«!, die 5 Seemeile»! »erstlich von Oltowai liegt. IhrrOst-küste ist steil, altrs übrige ist niedrig und cben. Ihre in,«««, Bewohner damn die süße Ti?W,»rzcl und Jams in MenZr. d e r ll c b e r s. 2 OF sey, und der schreckende Aufzug unserer Secsoldalen hicll sie in Respekt. Wir ließen niemand in das Schiff, als einen von den Abgesandten des Königs, und auf die Fürsprache dieses Mannes noch zwey andere Oberhaupter. Aus den Reden, die diese Personen, so wie auch die andern Eingebornen sührten, erkannten wir, daß sie mit unerschütterlicher Treue an ihrem recht-mäßiqcn Könige hiengen, und n> dieser Ergebenheit zu beharren entschlossen waren, ob sie gleich nur wenige Hoffnung halte«, dem Angrisse ihres gemeinschaftlichen Feindes Tamahama widerstehen zu können. Sechzehntes Kapitel. Wir verlassen die Insel» unter dem Winde, und gehe» «ach den Insel» vor drm Winde ab. — Ankunft zu Oweihi. — Wir sangen Handel an. — Wir erhal, ten einen Besuch von Herrn A o u ng ^a wir im Verlause von vier Tagen ungefähr drcn Tonnen Jams — cincu Schaß, der für uns in solchen Umstanden von unschätzbarem Werthe war — zusam-mengebracht hatten: so segelten wir ostwärts nach Oweihi'), und erneuerten daselbst unsern Verkehr mit den Eingebornen, die sich, wie schon erwähnt ') Oweihi ist bekanntlich die größte der Sandwich.In« seln mN iZo/N"» Bewohnern. der Uebers 206 worden ist, auf ihren Vortheil vollkommen verstanden. Jeder Artikel, den wir brauchten, war wenigstens dreymahl, viele sogar sechsmahl so theuer, als sic auf der Insel, die wir eben verlassen hatten, von uns bezahlt worden waren. Bald nach unserer Ankunft erhielten wir einen Besuch von unserm Landsmann, Herrn U »ung, der seit vierzehn Jahren hier wohnt. Dieser bestätigte uns nicht nur alle die Nachrichten, die wir in Betreff Ta-m a h a m a' s auf W o a h u erhalten hatten, sondern er benachrichtigte uns auch, daß er sein königliches Rcsidenzschloß auf der Insel Maui erbaue, und vor» nähmlich, daß sein Entschluß, die Eroberung der beyden andern Inseln A l low ai und On i hau zu uer» suchen, unveränderlich sey. Sein PaNast ist nach europäischer Bauart von Backsteinen erbaut, und hat Glasfenster, denn er hat europaische und amerikanische Handwerker von jeder Art bey sich. Seine Unterthanen selbst haben sich durch ihren Umgang mit Europäern große Kcnntuisse in verschiedenen mechanischen Künsten verschafft, und sind auf diese Weise — was ihm sehr erwünscht seyn muß-te — im Stande gewesen, zur Vermehrung seiner Flotte beyzutragen. Es ist kein Zweifel, daß er im Verlauf weniger Jahre eine Macht gebildet haben wird, die nur lächerlicher Ucbermuch verächtlich findcn kann. In der Lage dieses unternehmenden Fürsten ist, seitdem ihn der Kapilain Vancouver besucht Hal, cine ungemcin große Veränderung vorgegangen. Die« ftm lehtern hatte cr, als einem -Diener uud Repräsentanten drs Königs von Großbritannien wit vielen Fonnalilalcn und Ccnnwnicn dic Overherrli^keit 207 über Oweihi übertragen, weis er sioffte, daß ,r durch diesen Ätt in seinem Ansehen noch besser geschützt werden, und tue nöthigen Mittel, seinen Feinden Troß biethen zu können, in die Hände bekommen würde.') Seine Herrschaft scheint gegenwärtig auf's festeste begründet zu seyn. Er ist nicht nur großer Krieger und Staatsmann, sondern besitzt auch viel kaufmännische Einsichten, und giebt in der Kunst einen Handel abzuschließen, einem Europäer nichts nach. Mit den verschiedenen Maa'^n nnd Gewichten, so wie mit dem Wcrche, den ein jcder Artikel im Tauschhandel *) Dirs',' Sache gieng am ?,5sten Februar '794 vor sich' Tamahama zeigte sich bep dirs» r Gl leaenkeit als einen sehr gewandten «poliliker. Er wlißte, daß die Engli» schr Flaagc viel zu sellen >l,l stille, Meere erschien, «Is daß lhnen diese Soüverainilätörechte ihre^ Königs sonderlich hätten zu stalten kommen könne». Ueber, dilß gedachte rr, durch sie selbst bald i,i einen solchen Znstatid zu kommlli, daß er ihnr« geben und )>crwei, g»sn fonütr, was er für ,^>l sand. Auch hat der Erfolg gelehrt, daß Großbritannien vo» diesem Sonve-raittitätsre6)tl noch keinen Gebrauch gemacht hae. Da der Akt zu wichtig war: so wnrden lvider Tamaha? wa'^ Gewohubrit nicht n>,r die Götter, oder, men'l es erlaubt ist, sich dieses Au^drncko hier zu bediene«, die Auspicien, sondern auch die Oberhäupter »m ihrr Meinung befragt, die es nicht wagen durften, dem strengen Machthaber zu widerspreche». Sezne Hauptabsicht war, durch allerhand Begünstigungen, dlr er vo» den Engländern erwartete und erhielt, sich die Mittel zu verschaffe«, dir er zn seinen damahls noch fe))r geHelm get>ull>!„en Eroherungsruiwürftn »lölhi., hattt. dcrUcbers. hat, ist er auf's genaueste bekannt, nnd aus der Verlegenheit dcrcr, die bey ihm oder seinem Volke Lebens-initlel suchen, wciß er die besten Vortheile zu ziehen. Seine Unterthanen haben in der Bildung schon dcträchtlichc Fortschritte ciemacht, weiden aber in der lirfsten Unterwürfigkeit unterhalten, da T amahama Mit unerbittlicher Strenge ein jedes Vl'rqeken be» straft, durch welches auf irgend eine Weise sein sürsi-jichcS slnsehen verletzt wird. *) Nicht früher als im Jahre ,792 legte Kapitain Vancouver dm Kiel zu Tam ah a ma's erstem Schiffe, wenn cö nicht vielmehr ein leichtes Fahrzeug zu nennen war4 aNein cr hat es sich so eifrig angele-» gen seyn lassen, seinen großen Liebling, entwurf — die Gründung einer Seemacht — auszuführen, daß cr zu der Zeit, da wir auf diescr Instl anlangten, über zwanzig Schiffe von verschiedener Größe und von fünf und zwanzig bis fünfzig Tonnen Last hatte, von denen sogar mehrere mit Kupfer beschlagen waren. ' Damahls fehlte es ihm jedoch fthr an allerhand Schissshednrflnssen, die cr, um nur seine Flotte so geschwind als möglich auf einen respektabel« Fuß zu sielten, gut bezahlen wollte. Auch halt er sich, noch außer der Zahl von Oberhäuptern, die ihm auf allen sei- *) Wie groß die U» sucht unter den neuen Ansiedlern nur zuzunehmen schienen, und ihr Uebermulh so weit gieny, daß sie meh. rere Eingcborne beleidigten und mißhandelten: so gab Tamahama den Fremden zu verstehen, daß er an ihrer nächsten Scklägcrcp selbst Antheil nehmen, und zusehen wolle, wer sich bey dieser Gelegenheit am besten halten würde. Dieser Wink wirkte. Den Ansiedlern aus der Bot any-Bay giengen übe? ihre Lage die Augen aus, und sie bezeugten von diesem Augenblicke an die vollkommenste Unterwürfigkeit. Diese einzelnen Nachrichten zogen wir von Herrn Young*) ein, einem Manne von der strengsten Wahrheitsliebe, der, da er sich lange im Lande ans» gehalten, auch die beste Gelegenheit gehabt hatte, die Gestalt der Dinge kmt>en zu lernen. Er ist seit langer Zeit der Vertraute des Tamahama, dessen treue« sier Anhänger er von jeher in jeder seiner Lagen geblieben ist, und der keinen Tag Vorbeygehen läßt, ohne ihm Proben seiner aufrichtigen königlichen Zuneigung zu gcbcn. Er fügte hinzu, Tamahama habe eS sich mehrere Jahre lang zur Regel gemacht gehabt, sich von allen Europäern, die in seinen Besitzungen angelegt hätten, ein Zertifikat oder Zeugniß seines Wohlverhaltens gegen sie ausstellen zu lassen, da er aber glaube, daß seine Redlichkeit, und seine Dienst-fertigkeit gegenwärtig allgemein anerkannt seyen: so lege er dergleichen Zertifikaten in Rücksicht auf ihren Nutzen keine große Wichtigkeit me^r bey. ') Dieser Joung ist ein briltischer Seemann, der hier zurückgrblicbcu ist, u«d der schon 179», als Vancou« ver auf Hwrihi war, das Verträum des Königs besaß. der Uebrrs 2»z Das brennende Verlangen des Tamahama, vom Kapttain Vancouver ein Schiff zu erhalten, war höchst wahrscheinlich zuerst durch die Eingebungen Vounq's und ,eines LandsmannZ DaoiS erregt worden. ANein daS Unternehmen fesselte seine Auf» werksamkeit nachher in einem solchen Grade, daß seine Besuche an Bord der Discovery sogleich spar« samcr wurden, well cr seine Zeit vornahmlich damit hinbrachte, daß er auf die Zimmerleute Acht gab, die zur Ausrüstung dieses neuen Kriegsschiffes, welches nach seiner Vollendung den Nahmen Brittannia erhielt, in Thätigkeit gcsrßt wurden. Dieß war der Anfang zu Tamahama's Marine, und seine eignen Beobachtungen sind es gewesen, nach welchen er unter dem Beystände oeö Herrn Joung, Davis u. a. dieselbe zu verstärken unablHßig bemüht gewesen ist, bis er sie zn ihrer gegenwärtigen Vollkommenheit go bracht hat. Sie sichert ihm nicht nur ein entschiedenes Uebergewicht über die zerbrechlichen Kanots seiner Nachoarn, sondern auch die Mittel, seine Krieger in entferntere Länder überzusetzen. Einige seiner Schiff« dienen zu Tranövortfahrzeugrn, welche zum Unterhalt seiner Krieger Lebensmittel von einer Insel zur andern schaffen, wahrend cr von den größern einen kriegerischen Gebrauch macht, und sie gelegentlich mit einigen leichten Kanonen bewehrt. Keiner versteht sein Interesse besser, als dieser ehrgeihige Fürst, keiner ist geschick» d zu verschiedenen Zeilen Sandwich in sulaner nach O t a-heite gegangen, wo sie, wenn sie sich daselbst niederlassen wollen, von dem jungen König Otu alle mögliche Ermunterung finden, der sic gewöhnlich wegen ihrer höhern Geschicklichkcit und ihrer kriegerischen Neigungen am liebsten um seine Person hat. Während unseres Aufenthalts aufSlttowai, einer von den Sandwichin sein, bemerkten wir, daß der König und sein oberster Kriegsbefchlshaber sich einer Art von Svuckkästchen bedienten, die mit den Zahnen ihrer im Treffen erschlagenen Feinde ausgelegt waren. Dieser Gebrauch läßt nebst manchen andern Umstand^,, dic zudcrZcit, da Kapitain Co o k sie entdeckte, bemerkt wurden, vermuthen, daß Menschen nicht selten von ihnen gefressen werden. Daß ße zur Zeit ihrer Entdeckung Kanibalcn waren, leidet keinen Zweifel"). ?) Die Meinung , daß die Sandwichinsulaner Menschen, fresser scli» sollr«, hatte freylich scho» ehemals Anderson aufgestellt, allein seine Beweise si„d, wie auch King und Glorg Forster zeigen, äusserst unzulänglich. Was der Verfasser anführt, beweist wohl, daß sie gewisse Glieder ihrer Feinde, (wir etwa dieIndianrr 2'4 Hie Sandwichin seln sind im Verhältniß zu ihrer Größe und Fruchtbarkeit außerordentlich wohl bevölkert, und die Wkiber sollen nach dem Bericht des Herrn Aoung zahlreicher, als die Mannsperson seyn, während man aufOtaheite rechnet, daß die Weiber sich nicht höher, als aus ein Zehntel der gan< zcn Bevölkerung belaufen. Dieser auffallende Unterschied in der Bevölkerung jener beyden Erdstriche kann wohl größtentheils dem Umstände bepgemeffen werden, daß man aufO wc, hi drn schrecklichen Gebtauch, die Kinder zu ermorden, nicht findet Diese stärkere Volksmenge auf den S an d-wichinselnist nicht ohne eine wohlthätige Folge geblieben; sie hat die Eingebornen genöthiget, durch ejnr sorgfältigere Kultur des Bodens, und durch andere Zweige der Industrie, der Natur besser zu Hülfe zu kommen. Tarowurzeln, Jams und süße Patatcn sind Produkte, die alle diese Inseln mit einander gemein haben; im größten Ueberfiusse aber finden sie sich in denen, welche unter dem Winde liegen. Am wohl« feilsten sind sie auf At t owai und O nih au, wo wir drey Tonnen Jams und zwanzig Schweine am Bord nahmen, Artikcl, die uns auf den Inseln, welche dem Tamahama unterworfen sind, eine beträchtli» che Summe gekostet haben würden. Diese Inseln bringen auch viel tropische Früchte hervor; Melonen, Pompclmusen , Pftben, Plantanen und Bananas find hier in großem Ueberfiusse. Auch liesern sic Indian!» die Skalps der Erschlagenen) als Siegeszeichen aufheben, keineswegs aber, daß sie ihre Leichname ver« zehren, der Uebers. 2»5 sches Korn, aber nicht in großer Menge. Das Zu, lkerrohr ist hier von einer seltenen Güte. Der Pisang ist für die Eingebornen vender größten Wichtigkeit, denn aus Pisangs, Kokosnußsaft und ein wenig Mähni (einem sauren Teige, der aus der Brodsrucht, »venn sie reif ist. gemacht wird )/-bereiten sic, wenn aNes wohl durch einander geknetet ist, ein Gericht, das sie Pop Poye nennen, und das bey allen Ständen, vom König an bis auf den geringsten stiner Unterthanen, beliebt ist. Auch aufOtaheitc ist cS ein allgemeines Mahrungsmittel.') Siebzehntes Kapitel. Unternehmungsgeist der Sandwi chin suIa ner. — Ihre Bekallnlschaft mit unserer Sprache. — Ihre Ge-fchickllchkeit im Untertauchen. — Entweichung un, serer T> ta ß ei ter. — T am ah am a's Vorhaben, einen Handel mit China zu eröffnen. <"w^ie Sandwichin sulaner im Gebiet des T a-mahama machen häufige Reisen an die Nordwestküste vonAmerika, und erwerben auf denselben Reich-thun, genlfg, um sich ein ruhiges und behagliches Le- *) Die hiesigen Aron - ober Tarowxrzeln hält King für die besten im ganzen Südmeere. Brodbaume sind hier nicht so häufig, aber sie tragen noch einmal so reichlich , als auf d«n Olaheitischen Ebenen. DaS Zuckerlohr wächst auf diesen Inseln außerordentlich hoch ?i6 ben zu sichern, und sich untcr ihren Landsleutcn Ansehen zu verschaffen/ welchen sie nack ihrel' Rückkehr ihre Reiseabenthcuer auf eiul sehr emphatisch? Weise und, mit haufia.cn Uebertreibungen erzablen. Einige von ihnen haben in der englischen Sprache beträchtliche Forl'chrittc gemacht, indem ihnen ihr Verkchr Mit Am er i kanl's» von enqlischcr Abkunft und mit baltischen Seefahrer!» eine Gelegenheit, sie zu erlernen, verschast hat, die sie mit der größten Begierde ergriffen haben. H)ir Hanois der Sandwichinsulaner übertreffen alle, die wir in andc n Wcltgcgendes, fzeschen hadc.-> be>> weitem nicht allein in ö.ücksichl uuf Festig, keil und Dauerl) ftilikrit, sondern auch an netler und geschickter Bau,,rt. Hiese K«molt> sind so yut für Ge-schw:»^!gkelt bcrrchliet, daß w>r die Einnebornen oft mil Hülfe lhrcr kurzen Ruder in einer Stlindc cilf bis zwöli (cngl) 3)l.!len zurücklegen, unl> üder hohc Mcl-len ittcht dahm ^Icn sahcn. Ob sic glcich cinen Uel^erfiuß an solchen trestichen Kanots ^lbcn: lo ulncrlassln eS doch osi nicht our Mälincr, sondern auch Weiber, sich derselben zu be« diciicn, und schlvimmen geraoezu an dir Schiffe, wcl-, che sich der In cl nähern, lnoem sie von nichts, als einöln sch»vaa)cn, an den Seiten ganz dünn zugehen» Ausserdem gewinnt «na» auch auf denselben rine noch nicht klilsslllco lr W«>rzcl, drr Iamivurzel ähnlich, oo« brauner ^arbr, und oft b»s zchn Pfund schwer. Ihr snßrr Safl drr alö Znckcr glbrü»chl werdrn ka'lli, wird pon den Einwohurril täglich qcnosse», u»d srlhst di« Ellglstndrr fandvn ih«» fthr schmackhaft. d. Ueh e rs. 217 den Bretlchen getragen werden. Sie machen dabey allerhand tolle Streiche, stoßen und tauchen einander in's Wasser, kommen dann wieder zum Vorschein, und tauchen wieder unter, und das alles mit einer Lcich-liykeit, die man nur bey Fischen zn finden gewohnt ist. Ihre Liebe zum Wasser geht in Wahrheit in's Weite. Man sieht sic bisweilen ganze Tage lang auf dem Meere ausgestreckt liegen, und sich in trager Ge-schästlosigkeit, und eben so gemachlich, als wenn es ihr natürliches Element wäre, auf demselben pflegen. Ich glaube, daß Beyspiele von Sandwichinsu-lancrn, die in den Welle» ihren Tod gefunden haben, unter die seltenste:» gehören, denn ihre Kühnheit und Geschicklichk^it im Untertauchen bat vielleicht in der ganzen Welt ihres Gleichen nicht. Einige von ihnen, die uns bey gewissen Operationen im Schiffe an die .Hand giengen; tauchten bis zu einer Tieft von fünfzehn Faden unter, und machten das Kabeltau los, das sich an den Felscnzackcn auf dem Meeresgrunde verwickelt hatte. Ich habe von Herrn Aonng gehört, daß T a-mahama in den frühern Zeiten seiner Regierung, eines Tages an Bord eines Schiffs kam , und den Kapitain um einen Ambos bat, den er eben sehr nothwendig brauchte, um nun von dem Geiste und der Geschicklichkeit der Emgebornen eine Probe zn sehen, erwiederte man Tamahama, daß er,',war einen haben solle, jedoch unter de« Bedingung/daß seine Taucher ihn ans einer Tiefe von zehn Faden Wasser herausholen sollten. Die>cs gieug er sogleich ein, uilt> der Ambos wurde in dir See geworfen. Tamahama befahl sogleich einigen von seumi Leuten mttcr» zutauchcn> und cnvartcte, daß sie ihn ohne Mühe in dic ,«3 Höhe bringen würden; allein diese fanden ihn doch etwas zu schwer. Indessen waren sie doch nicht geneigt, einen so großen Schaß im Gtiche zu lassen; sie setzten iyre Bemühungen fort, und nach langen, wiederholten Anstrengungen gelang es jenen endlich, indem einer den andern bey dieser Arbeit ablös'te, den Am« bos auf dem Boden des Meeres, fast eine halbe Meile weil fortzuwälzen, bis sie den Strand erreicht hatten, und hier von dem lautesten Beysallsgeschrep ihrer Landsleute empfangen wurden. Ob sich gleich die Taucher diesen und ähnlichen Kraftaußerungen nicht entziehen: so sind sie doch oft von gefährlichen Folgen für ihre Gesundheit begleitet. Wenn sie wieder auf der Oberstäche deS WasserS erschienen - so bemerkten wir, daß ihr Gesicht sehr angeschwollen, daß ihre Augen roth und entzündet waren, und daß ihnen das Blut in Menge aus Nase und Ohren strömte. Indessen erholen sie sich doch sehr bald wieder, «nd dann halt sie nichts ab, ihre angreifende Kunst auf's neue zu zeigen, und sich den nämlichen, oder wohl noch größern Gefahren auszusetzen. Die einzige Vorsicht, deren sie sich bey diesen Gelegenheiten bedienen, besteht darinn, daß sie, um das Eindringen des Wassers zu verhindern, alle Oessnungcn am Körper fest verstopfen. Um uns ihre bewundernswürdige Geschicklichkcit im Untertauchen zu zeigen: traten sie zuweilen auf die Raa unseres obersten Segels, stürzten sich in's Wasser, schwammen Ulltcr dem Kiel desselben hinweg, und kamen auf der andern Seite plätschernd und ihr Spiel treibend, wie Wasservögel, wieder zum Vorschein/ Mir versuchten es einmahl, aus ihre, Gewandtheit sür 2IY uns Vortheil zu ziehen, indem wir ihnen auftrugen, einige von den Kupferplatten, mit denen das Schiff am Kiele beschlagen war, festzunageln. Sie blieben: nicht weniger als drey bis vier Minuten unter dem Wasser*), kamen dann einmahl, um Athem zu schöp, fen, auf die Oberfläche und kehrten wieder zu ihrer Arbeit zurück. Hätten wir dieses nicht mit eigener» Augen gesehen, wir würden uns schwerlich davon ha° ben überzeugen können. Beyde Geschlechter sind stark, hart gewöhnt, und fähig, grüße Beschwerden zu erlraqrn. Wahrend unseres Auftnthalts unter ihnen machten sich die O t a« heiter, die wir an Bord hatten, wahrscheinlich über die Munterkeit dieses Volks und über den Herr« lichen Anblick deS Landes entzückt, eine dimkle Nacht zu Nutze, um am Schisse hinunter zu schlüpfen, und unbemerkt an die Küste zu schwimmen. Sie machteil jedoch sehr bald die Bemerkung, daß hier kein O t a-h ei te sey; denn auf den S an dwichinseln darf keiner müßig gehen: alle müssen arbeiten, um ihren Unterhalt zu gewinnen. Z)iese Lebensart wollte den Htaheitern nicht behagen. Sie ergriffen die erste Gelegenheit, in ihr Vaterland zurückzureisen, und ka« men nicht lange nach unserer Rückkchr auf diese Insel daselbst an. Mit ihnen kehrte auch unser Zimmer« mann zurück, der wie oben gemeldet worden ist, bald nach unserer Ankunft aus den Sandwichin sel« vom Schiffe entwichen war. *) Sie tonnen doch also nicht so lange unter dem Was« ser aushalle», als die Perlenfischer in Ostindien, die, wenn die Berichte wahr sind, 'H bis 20 Minmen un» «er demselben bleiben. der Neb «rs. Z2t» Ein Verkehr zwischen diesen Inseln und Oia- heitc würdc für das Letztere nicht wenig wohlthätig seyn , indem die Eingebornen dcr erstcrn nicht nur ihre Felder auf eine fthr verständig!.' Weise bauen, sondern auch mit manchen andern nnhlichen und sinnreichen Künsten, die den Otaheitcrn fast noch ganz fremd sind, eine ziemlich vertraute Bekanntschaft geschloffen habrn. Seit der Entdeckung der Sandwichinseln durch den Kapitaill Cook, der so unglücklich war, auf einer von ihnen sOwcihi) sein Lehen zu verliere«, haben die Eingeborneu, die den nur zu frühen Verlust dicscs Mannes unablässig bell gen, in mechanischen Künsten reißende Fortschritte gemacht, und in einigen Jahren hoffen sie mit dem festesten Vertrauen in einer solchen Lage zu seyn, daß sie in Schissen, die sie selbst gezimmert haben, und die mit ihren eignen Leuten bemannt sind, einen Handel mit C hi na eröffnen können. Mit dem Handel, wie er auf der Nord Westküste von Amerika betrieben wird, sind sie schon ziem« lich genau bekannt, und sie nehmen daselbst viele Waaren ein, dic sie entweder in ihr Vaterland, oder auf hie benachbarten, weiter nach Westen hin gelegenen Inseln bringen. Es ist ganz natürlich, daß man hier die Frage auswirft, was für Handels - oder Tauschartikcl wohl ein Volk, das nur eben erst aus den Handen der Natur kömmt, wie die Sa ndw i ch i nsulan er, besitzen könne °? — Die Antwort ist leicht. Sie sind im Stande, Feuergcwehr, Schießpulocr, Eisenwaaren, Zcuge von allerhand Art zu liefern. Von allen diesen Din? gen hat T a m a hama größere Vorrathe aufgehäuft, alö sic zu> ihrer eignen Konsmnlion bedürfen. 25»» Alle diese Vorrathe sind enlweder als Lshn für mancherley Dienstleistungen, oder auch im Umsah ge» gen Erfrischungen, die man hierher gekommenen Schis-sen gclieftrt hat, gewonnen worden; vorzüglich haben sle solche Fahrzeuge hier zurückgelassen, die mit der Nordwestl'üste von Amerika in Handelsverbindungen stehen. We^n näh.nlich diese lltztcm ihre volle Ladung huben: so schlagen sie lieber die Artikel, die sit noch übrig behalten, zu einem sehr niedrigen Preise los, als daß sie sich währen» ihrer übrigen Reist mik denselben besassen sollten. Äußer den so eben genann« len fremden Einfuhrartikeln besitzen aber auch die Sandwichinsulaner Sandelholz, Pcrlmulttr lind einige Perlen — alles Dinge, die auf den Chinesischen Aarklen in hohen Preisen stehen. Nur citr Hinderniß steht noch der Ausführung ihres Plans ent« gegru; es fthlt ihnen nähmlich an Handen, denen ste auf so langen und gefährlichen Reisen das Stcuer an-vcrttaucn tonnten. Zum Glück für diese unternehmenden Insulaner wohnen ieht unter ihnen mehrer« Europäer und Amerikaner von englischer Abkunft, die Männer von Kenntnissen und von Geschick-lichkeit sind. Dahin gehören die Herren Z)oung> Davis, Kapilam Stewart«, a. Schon zwölfbiS vierzehn Jahre vor unserm Hierseyn hatten sich diese Männer mit Erfolg bemüht, die Eingcbornen, und Ore« König ausscrordentlicher Art, Tamahama, fo wie in vielen andern nützlichen Künsten, auch ganH vorzüglich in der Kunst von einer Insel zur andern zu schiffen, zu unterrichten, so daß aus diese Weise viele von den Eingeöornen brave/ muthigc und nicht uncr» fahrn«! Seemänner geworden sind. A 22 Im Anfange ihrer Handelselpeditionen würden He unstreitig Europäern das Kommando auf den Schissen anvertrauen, allein ihre Lernbrg'erde und O'clrhrigkeii würden sie sehr bald in den Slandsehen, das Schiff und die Ladung unier ihre eigne Aufsicht zu nehmen. Man möchte vielleicht glauben, der König werde nicht a/nciqt seyn, diese Schiffr mit sammt, lichcr Mannschaft und Ladung Europäern oder Amerikaner,, anzuvertrauen, aus Furcht, daß sie sie in ein fernes Land führen. uno sie dann entweder ganz verlassen , oder sich doch den Handelsgewinn zu« eignen möchten. Allein Besorgnisse dieser Art darf er gewiß nicht hegen, denn das gute Betragen zu ge, schweigen, durch welches sich diese Fremdlinge bisher ailbgczeichnet, und sich eine allgemeine Achtung auf der Insel erworben haben, haben sie sich beynahe alle im Lande verheutathct, und besitzen zahlreiche Fauuli» cn, an welche sie durch die stärksten Bande gefesselt es gebildeten Europa bald Eingang in dieselben finden. 22Z Achtzehntes Kapitel. Wink für die Vtissionsgesellschaft. — Abreise von den Sa«, dwi ch Inseln. — Fahrt nach Süden. — 25er< dächlige^ Betragen der Eingrborne«. ^s dürfte vielleicht den Zwecken der Missionsgeselti schaft angemessen seyn, wenn sie auf diese Gegend ihre Aufmerksamkeit richten wollte, in welcher sie nach meiner, mit aller Bescheidenheit aeäusscrlcn Meinung, ihren menschenfreundlichen Bemühungen wahrscheinlich einen glücklichern Erfolg versprechen dürften, als auf Otahcite. Wenn man auf das Aellssere sieht: so haben die O tahi i le r zwar allerdings sanftere Sitten, als die nördlichen Insulaner, aber in Rücksicht auf die Grschicklichkcit in den Künsten des Lebens, und auf die Empfänglichkeit für jede Art von Unterricht ste° hen sie diesen letztern bey weitem nach. Freylich haben gewisse Begebenheiten, die zu der Zeit, da sie entdeckt wurden, vorfielen, und namentlich das traurige Ende des großen Coot, veranlaßt, daß die Sandwichins ulaner ziemlich allgemein als eine wilde Barbarenhorde betrachtet worden sind. Die Wahrheit aber ist, daß, wie man auch schon bemerkt hat, mehrere schreckliche Gebräuche der gefälligern Otaheiter, z.B. Kindermord u. d. gl. unter ihnen ganz unbekannt sind, und daß das Unglück, welches Cook hier betraf, allgemein und tilf betrauert wird. 424 Ihre heftige und unersättliche Begierde, alles, waS die Europäer vornahmen, zu beobachten und zu verstehen, die durch keine jener Rücksichten auf Ei« genthumsrcchlc, dutch welche gebildete Nationen sich leiten lassen, gehindert wird, hat ihnen den R^f roher «lld ungesitteter Mensckcn zugezogen. M,in bcdenke aber, daß diese Nengierde, diesrr Eifer nicht etwa die Wirkungen einer kindischen Unwissenheit sind, sondern von einem entschiedenen Streben , a^s, was sic thun. sehen, zulernen, veranlaßt werden, und man wird sich hoffentlich ihncn dies scheinbar rohe Benehmen zu pcrgebcn, geneigt Men. Sollten die Missionarieu diesen Wink zn befolgen und den Versuch zumache Luji haben : so zwciffe ich nicht, daß ihnen Ländereyen werden vcrwilliget, oder käuflich überlassen werden. Tamaha,na kennt das Wesen eincö Handels in dem Sinne, in welchem die Europaer dieses Wort nehmen, auf's vollkommenste, würde die Bedingungen des Vertrags gewiß streng erfüllen , und sich auch in dieser, n^'e in so vielen andern Rücksichten von gewissen Oberhauptern auf Htahcite unterscheiden. Diele letztem gehen immer nur darauf aus, sich neue Bezahlungen für ihren Schutz von den daftlbst befindlichen Missionarien zu erpressen, und diese gcltcn ihlicn nur als Fremdling»,', die sie nicht langer, uls es ihnen beliebt, unter sich zu dulden brauchen. Auf den Sandwichinseln würdcu die Missionarien noch übcrdielj von Seiten der dort wohnen-den Europäer auf alle möglichen HiMeistungett rechnen dmfen. Das würde ein V^tpeil seyn, den ihnen 22F ihnen ihre Landsleute auf Otah cite und Tongatabu*) nicht gewahren. Von dem ersten Augenblicke ihrer Ankunft an, warett KieOtaheitischen Missionarien von Seiten ihrer eignen Landsleutc den größten Verfolgungen und Gefahren ausgesetzt. Einige europäische Wagehälse hatten gerade damahls unter den Eingcbor-nen ihren Aufenthalt genommen, und anstatt daß nun. diese jenen würdigen Männern in ihrer Verlassenheit einigen Beystand hatten leisten sollen, fanden sie eilt boshaftes Vergnügen darin, ihnen bey jeder Gelegenheit entgegen Zu wirken, ihre Absichten zu Mißdeuten, und die Insulaner zu Beleidigungen und Gewallthäc ligkeiten aufzuwiegeln. Dagegen würden Joung, Davis und Stewart auf den Sandwichin° sein ihre Zwecke ungemein befördern. Sie würden zwischen den Missionarien und dcn Eingebornea die Unterhändler machen, und da fie redliche Männer sind, die allgemein geachtet werden, und das Vertrauen des Tamahama im höchsten Grade besitzen: so würde ihre Verwendung nicht ohne den gewünschten Er^ folg bleiben. Ich bin überzeugt, daß man sich nur vn sie wenden dürfte, um sich ihrer eifrigsten Dienst» bcflissenheit für immer zu versichern. Als einen Beweis von der TreM^ mtt welchct Tamahama seine eingegangenen Verbindlichkeiten «rfüllt, will ich nur sein Verhalten in Absicht der Hauss lhiere, die von Vancou oer auf die Sandwich^ *) AufTongatabu,der vornehmsten unter den freunbschüfl» lichen Insel» > war, so wie auf Olahrile, rine Mis« sion errichtet worden, b«5üeb«ts> Tnrnhusss «eisen; . H 226 inseln gebracht wurden, anführen. Die Vcdittgung, unter welcher diese den Insulanern überlassen wurden, war, daß sic binnen einer bestimmten Reihe von Jahren an keines derselben Hand legen sollten. Diese Bedingung isi, bis diese Zeit zu Ende gieng, auf'^ gewissenhafteste erfüllt worden, und diese Thiere sind demnach !c> verwildert, daß es keiner von den Eilige-bornenwagt, sich ihnen zu nähern. Sie streifen in ungetajieier Freyheit herum, haben die Umz'aunungclt der Felder niedergerissen, die Gewächse zcrtrctcn, »n,d vielen andern Schade» gethan. Ob abcr gleich die Ein-gcbvrnen auf dirst Weise durch ihre Vrrhcerungen großen Verlust erlitten haben: so haben sie doch dic Bedingung, luiter welcher sie ihnen ursprül,sslich gegeben wurden, mit unverbrüchlicher Treue beobachtet. Oweihi kann bcy schönem Wetter vierzig Meilen weit in die See gesehen werden, wegen der zwey hohen Berge Mauna Roa und Mauna K a a*), die es enthält, und deren Gipfel gewöhnlich in Wolken und Düt'ste eingehüllt sind. Einige Tage vocher, ehe wir die Karakakua, bay verließen, zogen flkl'en Spermaceti-Wallsifchc in eincr Entfernung von einer halben Meile vor dem Schiffe vorbey, und bewegten sich ganz langsam nach F)sten. Ware gerade einer von unsern Südsee - Wall' sischfangern in der Nähe gewesen: so würde er eine ") Beyde Berge sind mit Schnee bedeckt. King schätzt den Mauna Kaa oder öloa '8,4",» und den Mauua Äoa i6,<^u Fuß hoch. Der letztere wäre demnach »ech immer I,6ljo Fuß höher als «achHrherdenH MüinuilK d«r ^)»lo auf Teneriffa ist. Der Uebers. 227 vorlreffliche Jagd und Gewinn genug gefunden haben, denn an diesem einzigen Tage würden wahrscheinlich nicht weniger, als zweptauscnd Pfund zu verdienen gewesen seyn. Da wir nun den Zweck, um dessen willen wir die Sand w i ch inscln besuchten, nämlich uns mit Salz zu versorgen, erreicht hatten: so nahmen wir noch einen hinlänglichen Vorrath von Wasser ein. Dieser kam uns ungeheuer hoch zu stehen, indem wir genöthiget waren, mis zl,m Herbeischaffen desselben der Eingebornen zu bedienen, weil unsere eignen Leute, wenn wir sie dazu gebraucht hätten, diese Gelegenheit wahrscheinlich benutzt, und uns verlassen haben würden. Am Abend des 22sten Januars 1803 lichteten wir die Anker, und schifften längs der Küste nach Osten hin. Auf dieser Fahrt konnien wir einige Ausbrüche der Vulkane, welche im Innern der Inseln H^weihi liegen, sehr genau sehen. Da der Wind günstig, und das Wcttcr heiter war: so gieng unsere Rückreisenach Otaheite sehr geschwind von statten. Am "ten Februar langten wir bey einem kleinen Eilande an, welche M Barbaren zu halten. Da wir diesen Inseln nahe waren : so bestieg der Kapilain aus Ncugierd? das Boot, um das Land in Augenschein zu nehmen; allein da er die Küste erreichte: so gaben ihm die Emgebornen so deutliche Beweise von List und Falschheit, daß er es nicht für gut fand, zu landen. Sie waren alle mit Speeren und andern Angriffswaffen versehen. Als daS Boot sich der Küste näherte, so zogen sich die Weiber zurück, und eilten landcmwarts, ein Gebrauch, der bey wilden Nationen selten vorkümlnt, wenn nicht Feindseligkeiten zu erwarten sind. Der Kapitain warf jedoch einige Nägel und andere Kleinigkeiten aus die Küste, und die Eingebornen warfeu dafür einige Fe. der» des Tropikvogels, die an ein Bambusrohr befe« stigct waren, in daS Boot. Diese Insulaner waren von etwas dunklerer Far» be, alsdie O tahe ite r; auch waren sie schlanker und in ihrem Aeussern minder reinlich. Ihr langes, zot» «29 tigeö Haar war wie eine Matte zusammengeflochten. Her Kavilain schloß, daß sie mit frischem Wasser sehr übel versorgt seyn müßten, weil der höchste Theil ihrer Insel nur sechs Fuß über dem Wasser erschien. Ihre vornehmste Nahrung mußte, wie er glaubte, aus Fi< schen und Wurzeln bestehen, indem nirgends auf der Insel Brodfrucht-und Kok^snußbaume zu sehen waren. N3ir kamen nachher an eine andere Insel, in de» ren Mitte sich eine große Lagune befand, die wir vom Mastkorbe aus bemerken konnten. Da meine Neu-gicrdc mich trieb. Dieses sonderbare Land naher zu untersuchen: so gieng ich an die Küste, fand aber das Land sehr schwierig, weil ein Felsenriff M Insel auf allen Seiten zn umgeben schien, blos das Ende aus, genommen, das am meisten unter dem Winde liegt, wo ein enger, nicht mchr als zwanzig Yards breiter Kanal war, durch welchen die Lagune ihre,! Abfluß ins Meer hatte. Als wir an diese Stelle kamen: so strömte die Fluth mit cincr solchen Heftigkeit heraus, daß daS Boot geaen diese Strömung nicht zu fahren vermochte. Wir landeten aljo so nahe an diesem Kanal, als es sich thun ließ, uud sendeten zwey von unsern Leuten, von deiien der eine ein San d >v ichin sula. n cr war, ab, um zu schen, ob die Insel bewohnt sey. Ich bliel) Mit der übrigen Mannschaft, die aus dem Boote war, an der Küste, um ihre Rückkehr zu erwarten; aber da sie viel langer ausblieben, alö ich gerechnet hatte: so ßeng ich an zu fürchten, daß ihnen ein Unfall begegnet seyn möchte. Da das Schiff nicht weil vom Lan, dc war: so war ich schon im Begriff, zu demselben abzustoßen, und einiges Feuergcwehr zu holen, mir welchem wir uns zu versorgen unterlassen hatten, als ?3" unsere zwey Leute erschienen, und bis an den Hals durch's Wasser an das Boot heranwadeten. Ich fragte sie, ob sie sich in einigem Verkehr mit den Eingebornen eingelassen, oder nur welche gesehen hatten, denn uns selbst war keiner vorgekommen' Sie erwiederten, daß sie Insulaner gesehen und sogar mit welchen gesprochen hatten, und daß sie von den« selben mit Bitten bestürmt worden waren, sie in das Innere des Landes zu begleiten. Da unsere Leute beyde ohne die Speere zurückkehrten, die sie vom Boote umgenommen hatten: so sragte ich sie: wo sie dieselben gelassen hätten, und erfuhr, daß die Eingeborncn ihnen durch Zeichen zu verstehen gegeben hätten, sie wünschten diese Waffen unlrrsuchcn zu dürfen, daß ihnen aber, nachdem sie sie ihren Handen anvertraut, die Rückgabe derselben verweigert worden wäre. Auf diese Nachricht beschloß ich die Eröffnung cines Verkehrs milden Insulanern zu versuchen, allein aus nöthiger Vorsicht kehrte ich erst auf das Schiff' zurück, um Feuergewehr zu holen , und da ich mir die« ses verschafft, zugleich auch die Zahl meiner Begleiter noch um einige vermehrt halte: so bcgab ich mich wie« der auf die Küste. Uuscre zwey Kundschafter statteten mir von den Eingeborncn einen sehr günstigen Aericht ab, und sagten, daß sie gutmüthige und freundliche Leute zu seyn schienen. Ich behielt also dcu Slind-wichittsulaner bey mir, um, wo möglich, zwi. scheu mir und den Nugebornen zum Dollmctscher zn dienen. Da wir am Eingänge deS Kanals, der z»,r Lagune führte, anlangten: so fanden wir daß die Flmh in einem solchen Orade abgenommen hatte, daß wir im Stande waren, das Boot ihr entgegen zu rudern; dadurch 2Zl kamen wir auf eine bequemere Weise vorwärts als es zu Lande möglich gewesen seyn würde, da der Boden mit dichtem Unterholz bewachsen war, durch welches wir einen langweiligen und beschwerlichen Weg gehabt haben würden. Auf dem Wasser befanden wir uns auch nicht unmittelbar in der Gewalt der Eingrborncn, die uns weder überfallen, noch uns irre führen konnten, wenn dies anders ihre Absicht gewesen wäre. Als wir bis zum innern Ende des Kanals gekommen waren: so sanoenwir, daß er Strom seine Richtung nicht mehr nach aussen hin nahm, sondern sich mildem reissenden Ungestüm der Themse unter der Londoner Brücke in die Lagune selbst ergoß. Die schmale Einfahrt hatte einen Wasserzug, so stark, wie man ihn bey emer Mühle findet, und wir waren nun schon so weit in dieselbe hinein, daß uns nichts anderes üb< rig blieb, alS dieselbe entweder zu passiren, oder uns der Gefahr auszusetzen, unser Fahrzeug an den Korallenfelsen, die sie an der Seite begränzten, zertrümmert zu sehen. Auf dem Wege durch diese Einfahrt tauchte das Boot zwey-oder dreymahl tief untce, und wurde dadurch über die Halste mit Wasser angefüllt. Das Steuer hatte alle seine Kraft vcrlohrcü, und der Wirbel drehte uns mit reißender Geschwindigkeit im Kreise herum. Diese angsterrcger.de uud gefahrvolle Lage dauerte ungefähr zwey Minuten; zuletzt aber liefen wir, ohne eine Beschädigung erhalten zu haben, in die Lagune ein, und ruderten dann weiter um die Eingebornen aufzusuchen, Wir erwarteten, daß sie schon vorher znm Vorschein gekommen seyn würden, da sie doch oon allcn unsern Bewegungen Zeugen gewesen scpn mußten. SH5 Da wir ein wenig weiter gekommen waren. so bemerkten wir fünf bis sechs Insulaner, die jene», Theil der Kulte, an welchem wir zuerst gelandet waren, verlassen halten, und nun mit der größten Geschwin« digkeit landeinwärts eilten. Kaum wurde ich sie ge, wahr, als ich das Boot nach der Küste zu wendete, nm, wo möglich, vor ihnen voraus zu seyn, und sie zu einer Unterredung zu bringen. Allein da dic Ein-gcbornen unstre Absicht merkten: heilten sie nur desto mehr, als ob sie entweder den Umgang mit uns furch, ttten, oder keinen Werth auf denselben legten, und sie waren nicht weniger, als eine Viertclmeile vor uns voraus, ehe wir das Ufer dcr Lagune erreichen konnten,. Damit sie nicht über unsere Zahl oder un? sere Waffen in Schrecken gerathen möchten: so landete ich blos die zwey Männer, die sie vorher gesehen hallen, und die sie, um sie zum Stehen zu bringen, in der Sprache und nach der Sifle vonOtabeite begrüßten. Dies brachte endlich die gewünschte Wirkung her« vor, und unsere zwey Leute giengen aus s,c zu; die Übrigen zwey blieben mit mir im Boote, und so folgte»? wir in einiger Entfernung. Als die zwey auf der Küste den Eingcborncn naher kamen: so fingcn diee wieder an fortzugehen, doch geschah dieses so langsam, daß s,e zuletzt eingeholt wurden. Es schien nun, als wenn sie sich mit unft'rn zwey Dolmetschern, von denen dcr eine, wic schon bemerkt worden, ein Eingeborner von den S and w i chin» scln, der andere aber ein Matrose war, d^r dicOta-Heitische Sprache verstand, und sehr faltig sprach, m cine Unterredung einließen. Diese Art von Verkehr Machte mir viel Vergnügen, da die Eingeboruen durch dieselbe erfuhren, da? wir in frcmid.chaftlichn'Absicht suf ihre Insel gekommen waren, und unser Vusuch zu ihrem Vortheil seyn konnte. Wir hielten uns immer noch in der Entfernung und erwarteten das Zeichen, näher zu kommen; aber da un schwind, als möglich, hinzu; allein da wir bey ihnen angelangt waren: so giengen unsere zwey Leute zwar ganz sanstmüthjg, jedoch ohne ein Wort weiter z« hen Insulanern zu reden, nach dem Ufer zu. Der Matrose kam auf mich zu und schüttelte den Kopf sehr bedeutungsvoll, und der Sandwich-Insulaner sagte, er glaube, die Eingebornen seyen Kanibalcu, indem er dabey,den Arm an den Mund hielt, und sich gellte, als wcnn er sich in's Fleisch bisse. Es i>t bereits erwähnt worden, daß die Ein« gcborncn diesen Männern schon bey ihrem ersten Be, suche ihre Speere abgcschw.iht hattm, und joyt hatten sie ihnrn auch ihre Halsbänder und Ohrgehänge (denn der Matrose war ganz wie cm Otaheitcr Meidet) abgcnomm'll. Vie Eingcborncn, acht an 2Z4 »^llM»« der Zahl, standen die gonze Zeit über am Ufer der Lagune, und waren vermuthlich noch ungewiß, obste cö wagen sollten, sich uns zu nahern. Um sie hicnu aufzumuntern, hielt ich, daß sie sie sehen konnten, einige Spiegel, Messer, Schecrcn und verschiedene andere Dinge in die Höhe; dicse betrachteten sie mit großer Aufmerksamkeit, rührten sich aber noch immer nicht von der Stelle. Endlich wagte sich einer von ihnen an den Hinlerlhcil des Boots, der jctzt dem Lande zngekchrt war, so, daß wir im Nothsall bereit waren, in einem Augenblicke vom Uftr abzustoßen. Dieser Mann, der der Herzhastesie aus der ganzen Parthey zu seyn schien, verrieth eine höchst sonderbare Mischung von Furcht nnd Velschlagc„hcit, indem er die eine Hand anssirrcktt, um cincn Spiegel in Empfang zu nehmen, den ich gegen ein Halsband von Perlen, das er in der andern hielt, an ihn umfthte. Scin Benehmen machte mich so mißtrauisch gegen seine Gesinnungen, daß es mir die Klugheit zu erfordern schk'u, mich mit der cincn Hand an's Boot anzuhalten, damit er mich nicht in dem Augenblicke, da dieser Tausch vor sich ginge, aus demselben herausziehen möcht?. Dieses wagte er jedoch nicht, sondern lies mit ftincm Spiegel, der wohl noch der einzige auf d5r ganzen Insel war, auf's eiligste zu seinen Landslenten. Ungeachtet sich dieftr Mann so vlöplich enlfernt hatte, fuhr ich doch sort, so wie vorher, mancherley Dinge empor zu hallen, um vielleicht i.och einige dahin zu bewegen, daß sie sich uns näherten. Keiner zeigte jedoch einige Neigung zu einem solchen Verkehr, soi»-dml sie blieben, in wildes, starres Erstaunen orrsnn« kl'n, durch w«'lchrs lüir aber noch immer Arglist durch« yuschimtncrn schien, in dcr Entfernung stehen. 2 55 Ware ich geneigt gewesen, diese arnn'n Wilden für die BoSheit, mit welcher sie meine Dolmetscher geplündert hatten, zu züchtigen: so würde es u::6 ein Leichtes gewesen seyn, sie zu todten, oder sie wenigstens heftig zu verwunden, so, daß sie und ihreNach-kl nunen „nscru Besuch in vielen Jahren nicht vergessen hoben würden. Aber aus Nitleid mit ihrer Unwissenheit »nd Rohheit, lind weil ich wußlc, daß sie nicht schlimmer waren, als alle Insulaner im stillen Meere , ließ ich es ihnen ungeahndet hingchen. Nichtjeder Dicbstahl Ml'ß damit bestraft werden, daß man den Dieb vor den Kopf schießt, und die größern Stücke muß man nicht um jeder geringfügigen Beleidigung nullen unter die gemischte Menge abfeuern. Dies ist ssnviß mit eben so Ml Recht eine schlechte Politik, als Ullmcnschlichkcit zn nennen, und wenn jene Völker wissen, was cin Mord zu sagen hat, so können wir, »renn wir in dieser Rüäsicht so leichtsinnig sind, in ihscr Achtung wahrhaftig nicht steigen. Um ihnen jedoch zu zeigen, daß ihr Leben in unsern Handen war, feuert? ich, während sie noch immer in der Entfernung blieben, in welcher sic sich natürlich für röliia sicher hielten, ein Pistol in die Luft. Der Knall erschreckte die armen Menschen so sehr, daß jie in'p Gras niederfielen, als wcnn sie wirklich verwnn» del waren, und nicht eher wieder aufzustehen wagten, als dis sich das Boot vom Ufer cntferul hatte. 2Z6 Neunzehntes Kapitel. Kritische Lage. — Glückliche Rettung. -Alle diese mancherley Verrichtungen hatten uns fo viel Zeit gekostet, daß ich fürchtete, es würde »wö Mühe kosten, uns aus der Lagune herauszufinden. Wir eilten also in der größten Geschwindigkeit zu der Einfahrt zurück, aber lange vorher, ehe wir zu derselben ae> lange» konnten, wurde es dunM, und wir drsandcil uns auf einmahl in cincm Wirbel, der uns in eine Art von Kanal tried, der von dem, durch welchen wir in die Lagune gekommen waren, etwas weites seitwärts lag. Wir wurden unsere Lage nicht eh^-gewahr, als da wir die Hälfte dieses Kanals schon jm Rücken hatten , und das Boot auf den GlmH siie^ Unsere Leute sprangen sogleich aus dem Boote und liessen cs sich angelegen seyn, dasselbe in den eigentlichen Kanal zu bringen, allein cs war kein Weg zu finden, denn das Vorderlhcil des Boots blieb, wohin man es auch richtete, siels über dem Wasser. Wir hatten also keine andere Wahl, als an den Ort, an welchem wir den Tag nber gewesen waren, zurückzurudern, und unsere Abreise von vorn anzufangen. Allein plötzlich wurden wir in die Lagune fortgerissen, und wie vorher, mit reißender Gcschwi.idigkeil im Kreise her« «mgetricben. Es schien, daß die Fluth in demselben Augenblicte, in welchem wir einen ander« öt auch eine andere Richtung genommen hätte. Jetzt wußten wir uns durchaus nicht mehr zurecht zu sin« den, denn die Fluch strömte uns mit solcher Heftigkeit entgegen, daß es uns unmöglich wurde, ihr cnt« gegen zu rudern. Unsere Lage war gefahrlich und kritisch geworden, und es war folglich die größte Vor^ sicht nöthig. Die Leute Mußten noch einmahl aussieigen, mlb das Boot am Rande des Riffs hinziehen , bis wir an den äußersten Theil desselben kamen, der in eine scharst Spihe zulief, um welche sie das Fahrzeug herumbrin, gen mußten. Durch dieses Mittel hofften wir uns gegen ähnliche Unfälle zu verwahren. Die Leute, die in eben so großer Angst waren, als ich selbst, strengten ihre äußersten Kräfte an; aber das Felsenriff, auf dem sie giengen, bestand aus Theilen, die so scharf waren, wie Feuersteine, die ihre Füße heftig verwundeten, und bey jedem zweyten Schrille standen sie bis an dett Gürtel, oft bis an den Hals im Waffer. ES war jetzt erstaunlich finster, aber zum Glück kottntcn wir über den schmalen Streifen Landes hin« weg, det zwischen dcr Lagune und der Sec lag, Vie Lichter in unserm Schiffe erkennen, pnd dieser Anblick irug Nicht nur vk?l dazu bey, in dieser Verlegenheit Unsern Muth aufrecht zu erhalten, sonder« er war auch unser Leiter, da wir den rechten Ausgang aus dcr Lagune suchten. Die Mannschaft, die! ich bey mir hatte, fuhr, allep Hindernisse ungeachtet, fort, das Boot am Riffe hinzuziehen, bis sie die Beschwerde und den Schmerz, der mit dieser erschöpfenden Arbeit verbunden war, nicht langer aushalten konnte. Iie Fluch strömte jetzt eben mit der größten Heftigkeit in die La-sune, daher hielt ich es für daS sicherste, das Bovl neben dün; Riffe vor Anker zu bringen, und uns übr? ein Zeichen zu verständigen, nachdem wir uns, wenn der Mond ausgehen sollte, welches nach unserer Rechnung um halb cilsUhr geschehen mußte, richten konnten. Es war jetzt zwischen sieben und acht Uhr, und die lange Zeit, die wir noch zu warten hatten, schlug uns ungemcin nieder. Unsere Lage war über alte Beschreibung gefährlich, da wir von Wilden umgeben waren, die wir für Kanibalen hielten. Die Einbildung unserer Leute hielt ihnrn die schrecklichsten Dinge por, und einige verzweifelten geradezu, daß sie je wieder aus das Schiff zurückkehren würden. Es schien in der That unmöglich, daß das Boot, ohne zu sinken oder zertrümmert zu werden, aus der Lagune würde kommen können, und wenn die Mannschaft ein solches Unglück überlebte, so mußte sie ohne Gnade in die Hände der Einwohner fallen und unwiderbriuglich verloren seyn. Auf diese Weise waren wohl die Meinungen in Betreff des Schicksals, das uns erwartete, verschieden, aber es ist nicht ein einziger, dessen Hoff» nung, demselben zu entgehen, sehr groß gewesen ware. > Endlich erschien der längst erwünschte Mond, obgleich eine halbe Stunde spater, als wir gerechnet hat-lw, und nun machten wir die Entdeckung, daß wir von dem Ausfluß der Lagune nur ungefähr zwcphundert Vards entscrnt waren. Da wir in dieser Gegend ankamen, strömte die Fluch sehr sanft. Wir waren kaum um die schärft Ecke des Riffs herumgekommen, als wir uns auch schon in dem rechten Kanal befanden, — cine Rettung, für welche wir dem Himmel nicht genug danken konnten. Wären die Eingedornen mit unserer Luge bekannt und geneigt gewesen, sie zu benu- hen: so hätte uns die Rückkehr leicht können abye-schliiltcn werden, indem die größte Breite des Kanals, dessen wir uns zu derselben bedienten, nicht mehr, als zwanzig Jards betrug. Aber entweder bildeten sie sich ein, daß wir uns vor dem Einbrüche der Nacht vom Lande entfernt hätten, oder das Losbrennen unsers Pistols hatte sie zu sehr in Schrecken gejagt. Eine Fol-qe dieses Abenteuers war, daß es meinen Eifer für Unternehmungen dieser Art, bey welchen man vorher nicht alle Umstände gehörig untersuchthat, beträchtlich abkühlte. Glücklich gelangten wir durch die Einfahrt in die See, und in eitler halben Stunde befanden wir uns au Bold unter unsern Schiffkameraden, die wegen uns in gro^,'r Sorge gewesen waren. Unsere zwey Dolmetscher erzählten uns, daß die Eingcbornen di.ser Insel'die Sprache von Otaheile nur sehr unvollkommen verstünden, daß sie aber von der EMenz einer Inftl, die diestu Nahmen führte, Kenntniß hatten, ob sie sich gleich dieselbe zehnmahl größer vorstellten, als sie wirklich wäre. Sie halten auch einige verworrene Begriffe von Pomarri und seinem Ansehen aufOtaheite, und glaubten, daß er ein Mann von ungeheurer Körperlange wäre, w.rin sie nicht ganz Unrecht hatten. Wie die Bewohner dieser einsam liegenden Insel zu jenen Kenntnisien gekommen waren, das ist freylich nicht leicht zu begreifen; sie mögen sie aber wohl von den Bewohnern anderer Inseln, die durch Stürme hierher verschlaget wurden, erhalten haben. Diese Laguneninseln sind die sprechendsten Beweise von der unendlichen Macht «no Weisheit deS gro^i, Baumeisters dcr Mlt, der seine Malmte» so ae- 24« rrdnrt hat, daß die See aus ihrem eigenen Belle ge^ drangt werden mußlc, damit zur Errichtung enget Schranke, die diese Theile der Tiefe einschließen sollten, Raum vorbanden war. Die Ansicht dieser höchst merkwürdigen Gegeud machte einen so starken Eindruck quf mich, daß ick), während ich auf meine Leute war« tcle, die ins Land gegangen waren, unwillkürlich^ voll innern Dranges, in die Worte ausbrach: „oHcrr> wie wunderbar sind alle deine Werke, und wle uner-sorschlich deine Wege!'' Dieser Theil oeS stillen Me cres ist von ScVi sahrcrn das Labyrinth genannt worden, und ich glaube, mit Recht, denn die Schiffsahrt ist hier iltt höchsten Grade gefährliche Ich kantt mich hiet dee B^-tncrkung nicht enthalten, daß, wenn eS dem großcit Urheber der Natur, als er den Plan seiner Schöpfnng entwarf, gefallen hatte, diesen Theil der Welt nüv um einige hundert Faden höher zu stellen, cks es ge^-slenwärtig dcr Fall ist, daß wir dann wahrscheinlich in dicftn Gegenden Lander von unermeßlichem Ultt» fang und zahllose Inseln haben würden, die jetzt nut in einer geringen Tiefe unter der Oberfläche des Was-> stts verborgen liegen.' Der schmale Streifen Lanöcs, der t>ke Lagune dieftr Insel umgiebt, schien, so viel ich bemerken könn-! le, in slincr größten Breite nur ungefähr zwephundet't Yards zu haben; an vielen Stellen war er viel schmäler, und nirgends erhob er sich mehr, als acht Fuß über die See. Wir fanden keine Spur, daft hier Brotftuchlbaume wüchsen, wohl aber waren hier und da cin Süßend Kokospalme» zu sehen; allein diö Hälfte derselben war ohne Krone, die vermuthlich »om Winde abgebrochen worden waren. Hieraus schloß 26 l schloß ich, daß es in dieser Gegend zu manchen Zeilen sehr heftig stürmen müsse, denn eine solche Erscheinung hatte ich auf keiner einzigen von den Socie« tclts-Inseln. Die Lagune schien in der Mitte sechs bis siebett Meilen breit, und nicht weniger, als zwölf bis vier« zehn lanq zu seyn ; ihr Inneres war ein ununterbrochener Wasserspiegel, und wahrscheinlich sehr tief. Da nilr von der See aus in dieselbe einliefen: so sahett wir etwa zwey Meilen vor uns ein Kanot in dcrsel, ben, welches in der größten Eile an die Küste ruderte. Unstreitig geschah dieses, um Nicht mlt uns zusammen zutreffen, denn die Menschen, die darauf befindlich waren, verUeßen cs in demselben Augenblicke, da sie das Land erreicht hatten. An der Stelle, wo wir das erste Mahl an's Land giengeN, fanden wir einige gedörrte Fische, Hayfisch, köpfe und zwey Schildkrötenschaaleu, die als eine Spende für den Gott der Eingebornen in einer Art von Morai aufgehangen waren. Auch sahen wir hier einige elende Hütten, die aus einer Art Matten aus dem Gewebe der Kokosnuß bestanden; allein von den Einwohnern bekamen wir keinen zu Gesicht, und sie hatten sich, da sie uns lan, den sahen, bis in eine ziemliche Entfernung zurück» gezogen. An einigen Stellen war der Boden von ges wissen Thieren unterwühlt, und zum Theil schien dieß erst diesen Morgen geschehen zu seyn. So viel wirtius dem kurzen Umgänge, den wir mit ihnen pflogen, urtheilen konnten, schienen die Einaebornen zu der nahm« lichen Race zu gehören, und eben so wild und barbarisch zu seyn , als die Bewohner der mehr gegen Osteft gelegenen Eilande, die dcr KapitM besucht halte! ihre Hurnhnlls Rnsc» Q Farbe war etwas dunkler, als die derOtaheitc r. Ihr Aeußeres war eckelhaft und zurückstoßend, und außer der Nahrung, welche ihnen die See und die Lagune liefern, und einigen Kokosnüssen und Wurzeln , scheint ihnen die Natur alle andern Nahrungsmitteln versagt zu haben. Auf welche Art sie sich frisches Wasser veischaffcn, das konnten wir nicht entdecken. Die Insel muß nothwendig sehr dünn bevölkert seyn. Wir sahen die ganze Zeit über, die wir auf der Insel zubrachten, nur acht Eingeborne. So viel wir wissen, waren wir die ersten Europäer, die diesen unwillhbaren Erdwinkcl betraten. Bey einer andern Insel, die auf unserem Wege lazi, und von jener weit im Westen entfernt war, wurden wir von etwa einem Duhend Kanots besucht, in deren jedem sich ein Eingeborncr befand. Sie hatten .keine Tauschanikel bey sich, sondern schienen blos von der Neugierde, das Schiff und die Mannschaft zu sehen, waS freylich in diesen Weltgegenden kein aMäg« licheS Schauspiel ist, herbeygcloctt worden zu seyn. Sie blieben eine Zeit lang bey uns, und gafften mit wildem Erstaunen alles, was vor ihnen war, an; allein jede Bemühung, sie zu uns an Bord zu locken, war vergeblich. Mir fanden jedoch auch, daß ihre Sprache für alle »nserc Leute ganz unverständlich war. Sie nahmen zwar einige Kleinigkeiten, die wir ihneil gaben , an , schienen aber wenig Werth darauf zu legen. Sie giengcn völlig nackt, wenn man einen Gras« duschet ausnimmt, der vor ihrer Schaam herabhieng. In ihren Mienen und Sitten halten sie etwas überaus WildeS ; ihre Farbe war die dunkelste, die wir noch je bey Menschen von derselben Race gesehen hat-ten; ihr Horvet war schlank u»d zollig, und sie schic- «43 n?ll mit Schmuß ganz bedeckt zu sevn, so daß ihr An, sehen abschreckend war. Die Insel selbst war, wie so viele anderein dieser Weltgegcnd eine niedrige, siache, Endige Erdscholle, die wohl einige Kokospalmen her, vorbrachte, auf der aber von anderer Vegetation wenig Spuren anzutreffen warrn. Die Nahrungsmittel der Eingebornen mochten wahrscheinlichen Fischen, einem indem stillen O ce an nie ausgehenden Arti, ??l, und vielleicht iu einigen blenden Wurzeln und andem Produkten des Pflanzenreiches bestehen. Es kam uns vor, als wenn diese Insulaner vor uns noch keinen Europäer gesehen hätten, denn sonst würden iie sich wohl mehr um unsere Bekanntschaft beworben haben, vorzüglich wcnn sie von dem Nußen und Werthe eiserner Geräthschastcn unterrichtet gewesen wären , die sie von uns zu erhallen hoffen konnten. Immer habe ich gefunden, daß die Eingebornen solcher Länder, die mit Europaern noch keinen Umgang gehabt haben, furchtsam, zurückhallend und argwöhnisch sind. Ich muß hier noch bemerken, daß selbst die größte Kunst des Seefahrers nicht hinreichend ist, die Fahrt in diesen Gewässern nur einigermaßen leicht und sicher zu wachen. Der Meeresgrund ist gewöhnlich so ungleich und unregelmäßig, und die Unebenheiten in der Tiefe folgen so häufig und in so kurzen Zwischenräumen aus einander, daß eS unmöglich ist, sich durch daS Senk, blcy eine solche Gewißheit zu verschaffen, die von gro, ßem praktischen Nuyen sepn konnte. ft? 244 Zwanzigstes Kapitel. Wir besuchen die kleine Insel Matia. — Verkehr mit den Cingebornen. — Ein Abgeordneter des Po mär» r i übt hier die höchste Gewalt aus. - Verwunderung der Insulaner, da sie uns das Wasser aus dem Schiffe pumpen scheu. — Wir kommen zum zweyten Mahl»? nach Otaheite. ^)a wir sahen, daß mlt den armen Insulanern nicht leicht ein Verkehr zu Stande zu bringen war: so segelten wir weiter, und langten auf der kleinen Insel Matia an, die gegen fünfzig Seemeilen nördlich von Maitca liegt, welches von Otaheite ungefähr zwanzig Meilen nach Osten entfernt ist. Mali, a schien so eben zu seyn, wie ein Kegelplatz auf einer Anhöhe, und könnt? mit vielem Rechte Tafelland genannt werden. Wir fanden, daß es von einem Abgeordneten, den Pomärri von Otaheite in diesen entferntesten Theil der seiner Herrschaft untcrwor« ftnen Länder gesendet hatte, regiert wurde. Auf dieser Insel lag ein großes Doppclkanot, welcheS Otaheite vor sechs Monathen verlassen halle, um Tribut einzutreiben. Die Eingebornen brachten zu uns an Bord eine reichliche Menge von Brotfrüchten und Kokosnüssen, die zu Handelsartikeln dienen soll« ten, und gegen die sie Spiegel, Nägel u. d. gl. eintauschten. Schweine bekamen wir aber nicht zu Ge« slcht/ denn die Insel bringt wenig hervor, nnd die 24H Meisten Nahrungsmittel der Eingebornm liefert die See. In ihren Sitten und in ihrem Aeußern hatten sie eine große Achnlichkcit mil denOtahe itern; an Bildung standen sie jedoch denselben nach, und unsere Ankunft erregte unter ihnen eine weit größere Ncu-gierdc als bey den Bewohnern der andern Inseln, die wir so eben besucht hatten, bemerkt worden war. Halsbander von einer Art Perlmutter, die ihnen die Au-siermu chel liefert, verfertigt, wurden allgemein getragen; aber ihr Zeug, von welchem sie uns einige Pro-'ben vorzeigten, schien viel schlechter zu seyn, als der Otaheitische. Viele Eingebornc waren in eine Tibulä gekleidet, die aus langem zusammengeflochtenem Gras bestand, nachlässig über ihre Schultern geworfen war, und bis auf die Kniee herabhing. 'Auf der andern Seite waren ihre Boote von schönerer Bauart, als die der Olahciter, und mit einer verschwenderischen Menge Schnitzwerk verziert *). ') Die Otaheller haben zweyerlep, nähmlich Kriegs^ und Fischer - "der Reisekanots. Die Kriegskanots ha« ben ein hohes Vordercheil, das mit Schnitzwerk verziert, und ein kegelförmiges Hintertheil, das oft «4 Fuß hoch ist. Der Bodeu ist scharf, die Seiten sind in der Mitte gerundet. Vie Fahrzeuge sind aus im-gefahr 6 Fuß langen Stücken zusam,nengeseyt; die Planken sind mit Stricken auS den Fasern derHokos« nuß an einander befestigt; mit diesen Fasern sind auch die Fugen ausgestopft, und mit dem Gummi, das die Brotfruchtbäume liefern, verpicht. Eine schwere See iffnel dtese ssngeu hald, uud macht dic KanolS le«e Hintertheile der Fahrzeuge sind brrit, und im Verhältniß zu dem Range der Eigner erhaben und verziert Einige raqcn bis >4 Fuß hervor, uud sind Mit Schniywerkau.^geschnlückt, welchesMcufchen vorstellt, die einander auf dc» Händen tragen, in mehrern Reihen üb>r emauder stehen, und sich in eine runde, hohle, einem Gothische« Thurm ähuliche Ver» zicrung endigen Auch dirse Fahrzeuge köuurn doppelt gemacht werden. Die zum Segeln bestimmten haben einen oder zwly Masten, die mit Wände» und St«n« gen festgehaltn lverdr». Die langen schmalen Segel 247 das sie umgab, und sich bis zu den Anhöhen hin er, streckte, war reich an Brodfruchtbaumen und Kokoso palmen, und auf dem Strande, der aus feinem Sand bestand, hatten sich die Eingebornen in großer Menge eingefunden, um alle unsere Bewegungen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zu beobachten. Wir ließen einige von den Oberhäuptern mit ihren Freunden und Dienern auf daS Schiff, welche alles, was sich ihren Blicken darbot, mit der größten Verwunderung untersuchten. Da wir um diese Zeit gerade das Schiff auspumpten; so setzte sie das herausftießende Wasser in Erstaunen; sie eilten sogleich vom Hinteroerdeck zur Pumpe, und forschten mit einer stltenen Wißbegierde, woher dieses Wasser kam, und wie es in die Höhe sieigen konnte. Unscr Kompaß zog zunächst ihre Aufmerksamkeit auf sich, und sie schienen vor Erstaunen außer sich zu styn, als ihnen das Otaheitische Oberhaupt, das noch au Bord war, dcnNutzen desselben er- werben von Matten verfertiget. Man segelt auf die. ft« Kanots bis z» den Otaheitc zunächst liegenden Inseln. Betrachtet man die Größe derselben, und die Schönheit in der Ausführung : so muß man erstaunen» wte diese Insulaner, ohne Kenntniß des Eisens, ohne Cirkcl und Richtschnur, blos mit einem steinerne« Beil, ulld mit dem zugeschärftcn Arm» oder Beinkno-chen eines Menschen, so zierliches Schiutzwerk mache«, »>nd dem Ganzen eine solche Vollendung geben können. Mit diesen unzulänglichen Werkzeugen zu schneiden, a»S dem härtesten Holz Planken zu formen, deren nur zwey aus einem Stamme geschnitten werden, und Kanots zu bauen, die bis ^z^u Menschen fassen, muß unsägliche Arbeit erfordern. derUrbers. H43 klärte. Man hörte seinen Aufklärungen mit einem Eifer zu, als wenn er rin Orakel wäre, und er moch-ze ihnen wohl manches erzählen, was an daS Wunderbare wenigstens gränzte. Er that ihnen fund, daß wir Waffen besaßen, mit denen blos auf sie gezielt werden dürfte, um sie alle augenblicklich zu todten; ohne Zweifel meinte er unser geladenes Feuergewchr. Nach den Erkundigungen, die wir einzuziehen im Stan, de waren, hatten die Eingebornen vor dem unserigcn nur ein Schiff gesehen, welches vermuthlich eine Brig gewesen war / denn sie sagten, daß es nur zwey Mäste gehabt habe. Nach unserem Abschiede von Mali a sahen wir vns bald unsern alten Freunden aufOtahe^itc wiedergegeben, und Poinärri, Ideah und Otu be« lvillkommten uns auf dic herzlichste Weise. Va diese HöflichkeilsheMgungen zu Ende waren : so wurden wir mit Nachfragen nach Zeugen von den Sandwichs» inseln und nach andern nützlichen oder doch sehens-^ würdigen Artikeln bestürmt, und sahen uns ganz un-^ fähig, alle die Wünsche derer, die sich aus diesem Gru«l, de an uns wendeten, zu befriedigen, denn sie kennen in denselben weder Maaß noch Ziel. Sie wollten die Geschichte unserer Reise erzählt, und die Wunder, die wir zu Pop ah ei — so nennen sie Owheihi — gesehen halten, beschrieben haben. Wir beantworte-jen ihnen alle die Fragen, die sie in dieser Rücksicht an uns thaten, so gut es uns möglich war, und stellten ihneu dann ein Frauenzimmer aus den Sand« wichinsel», das wir aus folgendem Grunde an Bord genommen hatten, vor. In diesen feryen Gegenden der Erde sahen wir uns oft genöthiget, unsern Leuten Dinge zu verwilli» 249 gen, die wir ihnen unter andern Umständen nichl nach. gelassen haben würden, und die sie nie hätten crwar» len dürfen. Unser Unterschiffer, cin sowohl zur Er« Haltung des Regiments über das SchWvols, als auch in andern Rücksichten sehr brauchbarer Mann, drang, als wir uns auf den Sandwichinseln aufhielten, sehr heftig in uns, es ihm zu erlauben, daß er l'ii,e Eingebornc nach Port - Jackson in N e u-Süd-Wallis mit sich nehmen dürfe. Eine solche Zumutkung würden wir gewiß rund abgeschlagen ha« ben, allein sich auf die Wichtigkeit seiner Dienste stü-Kend, gab uns der N'Uerschiffer zu verstehen, daß er uns, wenn sein Verlangen nicht erfüllt würde, bcp der ersten schicklichen Gelegenheit »erlassen werde. Da wir ohnedies schon Mißvergnügte genug auf dem Schiffe hatten, ohne daß es erst nöthig war, ihre Anzahl noch mit einem Manne ^u vermehren, der als einer der Befehlshaber einen so großen Einfluß auf die Leute hatte: so erforderte es die Kluchcil, ihm zu erlauben, daß er dieses Frauenzimmer an Bord brin-gen durste, und wirklich erhielten wir uns auf diese Weise seine Ergebenheit. Wenn n»ir ihn durch eine Verweigerung seines Gesuchs erbittert hätten: so würde man insgeheim im Schiffe über den verderblichstell Anschlägen gebrütet haben. Dieser Mann hing an seiner neuen Gelleblen mit aller Warme der Leidenschaft und sparte weder Kosten noch Mühe, sie auf das Schönste, auszustaffiren. Sie war freylich in sehr erbärmlichen Umstanden, da cr sie oon ihren Verwandten erhielt; denn sie wurde ohne alle Garderobe und Aussteuer, blos wie sie ging und stand, in ihrer Landestracht zu ihm geführt. Eö war also nöthig, das arme Wefen ganz neu zu kle> -Ha den, und das war auf unserm Schiffe, auf welchem cs weder einen Frauenzimmerschneider, noch eine»» Ausschnitlhändlergab, keine leichte Sache. Ihr Mann kaufte also sieben Shawls mit rothen Kanten, an de« ncn er jeden Augenblick, da cs ihm seine Geschäfte erlaubten, so gut er konnte, arbeitete, bis er zuletzt etwas, das einem langen Frauenzimmerklcide ähnlich sah, und mehr zusammengestochen, als genäht war, zu Stande gebracht hatte. Als die Dame dasselbe anhatte: so glich cs, wegen der bunten, sich in alle Richtungen durchkreuzenden Kanten, einem Ticgerfelle. Damit es ihrem Puhe an nichts fehlte, und sie ganz nach englischer Mode gekleidet auftreten möchte, war cs nothwendig/ daß sie auch enge Damcnschuh erhielt. Das Kleid stand ihr nicht nur ganz gut, sondern es machte auch dem armen Mädchen wahres Vergnügen, aber mit den Schuhen wäre ste gern verschont geblieben. Es war jedoch der Wille ihres Eheherrn, daß sie /ie lraacn sollte; sie unterwarf sich also, wenn gleich mit Widerwillen. Dieß war von ihrer Seile kein geringes Opfer, das sie ihm darbrachte, dl'nn wenn sie die Schuhe am Fuße befestigt halte: so waren ihre Bewegungen eben so schwerfällig, als wenn jene von Eisen gewesen wä» ren. Die ganze Operation war für sie überhaupt zu peinlich, als daß sie sie lange hätte aushalten sollen; sie bath daher ihren Mann, daß er ihr erlauben möchte, frey von den Fesseln zu bleiben: er willigte ein, und ihr Putz wurde daher so lange auf die Seite ge« legt, bi:j sie auf Otaheite ankam. Auf der Reise selbst war ein Hemde ihres Mannes, in das sie sich hüllte, ihre gewöhnliche Bedeckung.. "3l Oobuld das Sckiiff auf der Insel'angelangt war: so wnrde sic von den Frauenzimmern mit ungewöhnli. cher Aufmerksamkeit empfangen. Sie versammelten sich Uln sie in Menge, betracl'teten sic vom Kopf bis zum Fuße, und bckomplimcntirten sie aufs Höflichste. Geschah es nun, weil sie in Rücksicht auf Farbe mit ihnen ciile so große Aehnlichkeit hatte, oder weil ihr Anzug an Pracht alles, was sie bisher «eschen hatten, übertraf, genug sie waren über ihr Erscheinen ganz entzückt, und ei>,e jede drängte sich herbey, um sich ihr zu empfehlen. Nachdem sie die Weiber aus diese Mcise eine Zeit lang angestaunt hattcn: so zogen sie sich mit ihr in den untersten Schiffsraum zurück. Ich kenne l>ie Ursache dieser geheimen Unterredung nicht. Entweder vermutheten sie, daß sie ein in der Absicht, sie zU täuschen, verkleideter Mann wäre, oder eS Müßte elwä vor ihrer Mfnahme unter denselben irgeud eine Art geheimer BMmgull.q vor sich gehen; so viel ist gewiß, daß sic sic sehr genau untersuchten. Niemand zrigle sich bey dieser Gelegenheit geschäftiger, als ei. nige Damen von der königlichen Familie. Eine jede beeiftrtc sich, ihr Tayo zu werden, vielleicl't weil sie sich, da sie die Frau eines Europäers war, mit der Hoffnung schmeichelten, daß sie ausdicse Weise einige Geschenke erhalten würden. Sie wissen in dieser Rücksicht alles aufs Beste zu berechnen, irren sich aber doch bisweilen, wie dieß der Fall mit unserm Schmied war. Sie erhielt vi^e dringende Einladungen, sic auf dem Lande zu besuch »-n. und nahm sie größten Theils an, indem sie sich a»ft stattlichste herauspußte. An dem Gange, den sie i.i ihrm nenen Schuhen hattv, komtte man indl'sse» freylich ,rohl 2F2 sehen, daß sie zu keinem Tanzmeister in die Stunde gegangen war. Ein und zwanzigstes Kapitel. Tod des Vaters des Pomarri.— Charakter desselben.— Abreise des KttpilaiuS. — Aufenthalt in der Otaheite-Faktorey. ,«Vir erfuhren, daß während unserer Abwesenheit das Schiff: der Nautilus, hicr gewesen war, und alle Schweine aufgekauft halte, die es nur hatte bekommen können. Dieß wur für unS eben keine angk-nehme Nachricht. In der Zeit, da mir nicht auf der Insel gewesen waren, war auch der Vater des Pomärri ge« siorbcn, und zwar an Altersschwäche, denn er »»ar um die Zeit seines Todes ganz blind gewesen. Was seinen Charakter im Allgemeinen betrifft: so scheint er cm Mann von außerordentlicher Verschlagenheit und großem Inlriguenqciste gewesen zu seyn. Wie so mancher andere Ehrgeizige, sah er mehr auf den Zweck, als auf die Mittel, und durch mancherley sehr wohl angelegte Plane wußte er die Unei, mykeiten auf der Insel so trefflich zum Vortheil seiner Familie zu nützen, daß er seinem Sohn P o-märri die kömgliche Würde verschaffte. Tämärri, der Sohn der berühmten Operca, die zu den Zei« isi, des KapilainS Mall is Königinn der Insel war, 2FZ wurde auf diese Weise seines Rechts beraubt, und die Familie des Pomärri bekleidet in Ruhe die höchste Gewalt.*) M Wir fanden jetzt ^ daß es nicht wahrscheinlich war, daß wir uns auf Otaheite noch mit mchr Schweinen würden versehen können, und daf> c>ie Mühe, die wir uns zu diesem Zwecke «jabcn, uns wehr Zeit wegnahm, als wir schicklicher Weist e i t c r muß nun einmahl alles sehen. Da ich ihnen hierin willfahrte: so wurde ich der allgemeine Liebling, nicht nur des Volks, son« dcrn auch der ganzen königlichen Familie. Ein jeder war mir auf die gefälligste Weise zu Diensten, und der König und ich wechselten fast laglich Geschenk? und Lcbcnsmittcl. Auf diese Weise erlitt unser Einsalzungs-a/schäst nicht die geringste Unterbrechung. Wahrcnd dieses Aufenthalts untes ihnen-halle ich nur zu oft Gelegenheit, ihre Unmäßi^keit im Genuße des Awagetränks zu beobachten. Kaum waren frische Vorralhe von demselben aus Eimeo oder aus einem entferntem Theile ihrer eignen Insel angelangt: so überließen sie sich dem Trunke und blieben ganze Tage im Taumel beysammen. Dieß bestärkte mich aufs neue iltzmeiner Meinung, daß die Einfuhr hißiger Getrau« ke die allgemeine Vertilgung des ganzen Volks zur Folge haben wurde. Hg ich an's Land kam: so bath ich Pomärri 2FF UM die Erlaubniß, auf der ganzen Insel Schweine «inHandeln zu dürfen. Diese wurde mir auch, da dieser Artikel wegen der großen Menge derer, die die Insel seit kurzem besucht hatten, im Distrikt Mala« vai ganz ausgegangen war, ohne Bedenken ertheilt. Da mein Einsalzen npch mehr Gehülfen nöthig mach« te: so war ich genöthigt, einige entsprungene Seeleute anzunehmen, eine Menschenart, mit der ich un» ler andern Umständen aus Unwillen allen Umgang ver» Mieden haben würdl' Im Anfange suchte ich mein Vorhaben durch Eittgehorne „ntcr der A'ifsicht von Europäern allsznfuhrrn. i>nd ließ dohcr dieselben, mn Schweine h rrbeygcsch asten, lt gut! Viele stellten sich zwar zu einer zweyten Reist wieder bey mir ein, entflohen aber an der ersim Stelle, an welcher das Boot landete. Bey einer Ar« bcit von dieser Art würden wir haben bis an das Cnde der Welt warten können, und doch keine Schwel-» ne bekommen haben. Unsere Beile waren gar herrliche Sachen, und unsere Flinten waren noch besser; aber wenn ein Otaheiter arbeiten soll, da heißt es allezeit: Owhau, Owhau. Das Haus von gewöhnlicher Art, in welchem ich Meinen slusenthalt nahm, verwandelte ich in einc Wohnung, die mehr Abtheilungen und Unter,adthei-l"ngcn enthielt, als alle andern Häuser auf O t a, heite zusammen genommen "). Gleich nachdem ich mich an's Land begeben hatte, theilte ich die eine Hälfte für mich durch einen. Verschlag ab, in dessen Mitte sich cine Thür von Eisenbarren befand. Vieß war cine Zeillang für die Otaheiter eine Schranke, die sie fthr ungern sahen. Nachher ließ ich mich überreden, einige hereinzulassen, um ihnen aus diese Art eine besondere Gunst zu beweisen. Von nun a« hatte alll'S Draußenstehcnlasscn cin Ende; sie machten sich nicht erst lange die Mühe, zu fragen, ob matt auch ihre Gesellschaft haben wolle, und drängten sich ohne Unterschied und ohne Umstände herein. Das einzige, womit sie diese Zudringlichkeit gut zu machen glaubten, waren Komplimente, mit denen sie bis zur Verschwendung freygebig waren. Mir gegenüber war ein großer Kasten gebaut worden, in der Absicht, unser Schwemftcisch in demselben zu verwahren. Dieses gab ihnen Stoss zu mancherley Betrachtungen. Wie reich mußte ihr Land seyn, da es unsern halb von Hunger aufgeriebenen Landsleuten so überfiüßigc Nahrung liefern konnte! Wie gut war es für Prittäni, daß ein solcheS Land, wie Otaheite, und ein solcher, wie Pomärri, in der Welt war. Die andere Hälfte des Hauses hatte ich meinen Leuten, vier an der Zahl, eingeräumt, die sich sogleich beschäftigten, einige große, vierpsostige Bettstellen *) Ihre Wohnungen sind an beyden Seiten lanstlicht zugerundet und hallen im Dackstohl ungefähr »8 3«ß. Im Innern findet man keine Verschlage oder Abthei-iungru^ d. Uebcr s., UH7 sielten zu errichtn, deren Behänge sämmtlich aus Ola« heitischcm Zeug bestanden. Es gab keinen Winkel, keine Oeffnung im Hause, die nicht mit Eingeborncn angefüllt waren, und Aiei tci, Mei tei, d. i., sehr M, seht gut, erschallte von allen Seiten her. Djefe Schmeichelet) war in Absicht auf unsere Matrosen sehr wohl berechn«, deren Ziel es eben war,Bewunde. rung einzuernten; und da sie reich waren, das heißt, da sie alles von mir, als wie von ihrem Banquier zogen: so glaubte man, daß es wohl der Müh? lohne, ihnen zu schmeicheln- Diesem zu Folge machten sie ih» nen wogen der Zierlichkeit ihrer Buden - so konnte Man ihre Gemacher nennen — große Lobeserhebungen, Und wenn sie entscheiden sollten, welches die beste wä» re: so hüthcten sie sich wohl, eine Partey zu beleidigen, sondern sagten, daß sie alle unübertrefflich schön eingerichtet waren. Da ich von den Missionaries, erfuhr, daß ich auf dem Theile der Insel, der vor dem Winde liegt, eine ziemlich ansehnliche Menge Schweine würde auftreiben können: so brauchte ich, da dieser Theil von dem Markte zu Matawai zu weit entfernt war, einige von den Ausreißern, deren ich vorhin gedacht habc, zu diesem Geschäft. Die Lage dieser Menschen war keineswegs beuci-denswerth: sie beklagten sich sehr heftig und mit Recht über die königliche Familie, die sie erst, um ihre Habe an sich zu reißen, beschwatzt hatte, von ihren Schiffen zu entweichen, und sie hernach, da sie arm geworden waren, sich selbst überlassen halle. Si? waren jetzt in dem elendesten Zustande und «nlerschieden sich nur wenig von den Eingrbornen, indem sie größtencheils in nichts, a!s die hier zu Lande gewöhnliche Märrs Turnhulls Rei^ll, K «H3 gekleidet waren. Der Umgang mit diesen Menschen machte einige Kunst nöthig; t»a ich sie aber so behandelte, wic sie behandelt werden mußten: so ging die Sache endlich nach Wunsch. Ucberdieß zog ich von ihnen noch mancherley Nachrichten ein, durch welche die Ausführung meines Vorhabens um vieles erleichtert wurde. Ihr Ansehen wuchs mit ihrem Reichthum, (Reichthum in O tah ei tc!) den sie sich durch ihre Arbeit verschafften, und wegen ihres Einflusses auf die Ein» geborncn leisteten sie mir sehr wichtige Dienste. Ich erhielt nie bessere und wohlfeilere Schweine, als durch diese Leute. Da andere Europaer, die unter dieselbe Klaffe gehörten, den blühenden Zustand ihrer Landsleule sahen: so boten auch sie mir mit der größten Begierde ihre Dienste an, und so wenig ich auch im Ucbrigeu ihr Freund war: so ließ ich mich doch, da beyde Theile Nutzen davon hatten, bewegen, sie anzunehmen. Von diesen Europäern wurde mir auch manches sich auf dic Sitten und Gebräuche der Otaheitcr Beziehende erzählt, was mir ohne sie nicht bekannt ge> worden ftpn winde. Ich werde Gelegricheit haben, dieses am schicklichen Orte beyzubringen. Den vornehmsten Theil dieses Geschäfts vertraute ich Peter dem Schweden an, da er die meiste Erfahrung auf der ganzen Insel besaß. Ich überließ cS stinrm eignen Gutbcsinden, das Boot an einem Orte auhalten, oder es von demselben abgehen zu lassen, und wenn sie nicht Schweine genug in dem einen Theile der Insel fanden: so hatten sle dcn Auftrag, nach einem andern zu schiffen. 2F9 Unter den Eingebornen, die ich in Diensten hatte, befand sich cin Mann, dcr mir von dm Missionaricn empfohlen war. Dieser wnrde mit einigen seiner Landsleute auf einen andern Theil der Insel abgesendet, unt Schweine aus eben die Art wie er zu Hause sah, einzukaufen. Die, von welchen sie gekauft wurden, waren stolz, Otaheiter auf dieser Gendung Europäern völlig gleich gestellt zu sehen. Ich ermangelte nicht, diesem Stolz auf alle Wcisc Vorschub zu lci» sicn, und die Folge war, daß ;ch cine fthr reichliche Menge von Schweinen an mich zog. Unsere Fakto^ey halle sich in eine völlige Börsc verwandelt. Die Mis« sionarisn ausgenommen, war sonst ein jeder auf der Insel befindliche Europäerin meinen Diensien, und ich hatte alsts bessere Gelegenheit, mit dcn auf derselben herrschenden Sittt'n m»d Gebräuchen bekannt zu werden, als vielleicht vor mir je cin Europäer gc« habt hat. Da ich mich sowohl an die Missionarien, als an die Europäischen Ausreißer wenden konnte: so war es mir möglich, jeden Gegenstand, ron welchem die Rede war, von allen Seiten beurtheilen zu hören. Als der Schwede auf der Reise war: so wurde das ganze Eigenthum seines Untcrbcfehlshabers gc« Plündert; da abcr Peter eine so genaue Kenntniß von der Insel halle, als beynahe nur von einem ge» dornen Otaheiler zu erwarten war: so wurde es ihm leicht, den Dicoen ein solches Schlecken einzujagen, daß sie das Gestohlene wieder herausgaben. Na 260 Zwey und zwanzigstes Kapitel. Unfälle eines Otaheiltschen Agenten. Charakteristischer Verkehr mit der königliche« Familie. <"^er lEingeborne, welchen ich mit einem Gefolge von Schweintreibcrn in den andern Theil der Insel geschickt hatte, betrieb sein Geschäft eine Zeitlang ganz ruhig; alleil, das Glück hat wohl schon manchen grö. ßern Mann verlassen— wie sollte ein Ota heiter gegen seinen Wankelmuth gesichert seyn? Da er einen von meinen alten Röcken trug: so fing er an, eine wichtige Miene anzunehmen, und, trunken von seinem Glück, wagte er es sogar zu heiralhen. Vorher hatte ihn seine Geliebte keines Blickes gewürdiget, aber jetzt war er reich geworden, und folglich war er in der Otaheitischcn Sprache so gut, wie in der Sprache aller andern Lander Täla mei lei, d.' i. ein sehr guter Mann. Um nun seinen häuslichen Frieden vor jeder Störung zu sichern, und zugleich sein Geschäft ununterbrochen forttreiben zu können, brachte er sein Weib in die Faktorey, und ersuchte mich, cs nicht zu gestatten, daß in seiner Abwesenheit seine Ehre gekränkt würde, denn er schien von ihrer Treue nicht die beste Meinung zu haben. Uliterdeß blieb er auf seiner Station zurück, und sein Pflichteifer machte mir viel Vergnügen. DieS war der Fall nicht mit den andern Otaheitern, die durch 2l6k seinen Stolz un1> sein gebieterisches Wesen höchlich beleidiget waren. Sein Uebermuth wurde dadurch noch vermehrt, daß er sich von einer so zahlreichen Menge umgeben sah, die seinen Befehlen gehorchen wußten. Der Narr erhielt endlich für seine Thorheit die verdiente Strafe. Seine Habe war ein zu mächtiger Reiz, als daß Otah citer ihm hätten widerstehen können. Er wurde demnach plötzlich überfallen, und alles dessen, was er besaß, beraubt. Durch dieses Unglück war seyn Muth so tief gesunken, daß er es zwey Tage lang nicht wagte, mir unter die Augen gu treten. Endlich aber schlich er sich zur Faktoren, und unterrichtete mich von seinem Unfälle. Sein eifrigster Wunsch war, ich möchte die ihm zugefügte Beleidigung durch einen Einfall rächen, den ich in jenen Distrikt unternehmen sollte. Mit großem Unwillen sagteer einmahl über das andere: owhau, owhau talä Otaheile, d. i. schlimme Leute, sehr schlimme Leute sind die Ot ah ei ter. Das war zwar meine Meinung auch, den Einfall glaubte ich aber doch ablehnen zu müssen. Ich verzieh ihm, und machte ihm cin Geschenk mit zwey Betten. Er wünschte sehr von mir wieder in seine vorige Lage versetzt zu werden, "Nein da man mit ihm den Ansang gcmackt hatte: so dachte ich, der erste Verlust ist besser, als der letzte, und beschloß das Lager, das der Gränze zu nahe war, abzubrechen. Kavitain Mai n —dies war der Nahm?, den er sich selbst beygelegt hatte, weil cr der Tapo pon einem der Missionaricn war — sah sich von diesem Au. genblicke an in einem zwar unrühmlichen / aber sichern Privatzustand zurück versetzt. s<52 Dieser Mann besuchte mich nachher öfters. Härä niay bi llngilny, d. i. sey nicht mehr auf mich böse, wa^en die Worte, mit denen er mich alsdann immer begrüßte. Er war der gewöhnliche Dolmetscher ver Landessprache, und zwar einer der besten, die man haben konnte. Seiner Frau wollte dieser Wechsel seines Glucks eben nicht behagen, und da sie glaubte, nicht ihn selbst, sondern nur seinen Reichthum gcheirathet zu haben: so hielt sie sich anch bey dieser veränderten Gestalt der Dinge ibrcs Versprechens sür entlediget, und entlief ohne Umstände. Ich hatte ihm eine gedruckte Bettdecke geliehen, die ihm zu einer königlichen Marra dienen sollte; seine Frau fand cs für nöthig, sie mitzunehmen. Dieses Unglück kränkle den armen Teufel tiefer, als alle seine vorigen Unfälle. Seine Klagen und der Undank des Weibes hatten einen so starken Eindruck auf wich gemacht, daß ich Pomarri ersuchte, sich für ihn ^u verwenden; allein er wich mir mit feiner gewöhnlichen List aus, indem er mir Erlaubniß ertheilte, mein Boot zu bewaffnen, und das Land zu überfallen. Von nun an wurden unsere Geschäfte lediglich von Europäern betrieben. Nicht ohne große Mühe konnte ich das erforderliche Ansehen über diese Elenden behaupten, da sie größtentheils aus der Bot an y-Ba y waren, und eine eben so strenge Aufsicht nöthig machten, als die Eingcbornen stlbst. Hieraus kanlt man leicht abnehmen, daß meine Lage nicht die be« Vcidenswürdigstc war. Um mich noch mehr gegen alle Versuche, die etwa gewagt werden könnten, sicher zu stellen, gab ich meine Habe unter den Schutz der Misionaricn, deren Haus«. went» man es auch mit den besten auf OtahcilL 26Z Verglich, für ein vollkommenes Kastell Men konnte. V3enn nitn ein Handel zu Stande gekommen war: so begleiteten mich die Eiugebornen in Prozession zu den Missionaricn. Wenn der von ihnen e ngehandclte Artikel eine Flinte war: so war es lustig , den Lärm und das Aufsehen, die davon gemacht wurden, zu beybach, ten. Die Flinte giena, aus einer Hand in die andere, und wurde von allen auf's genaueste untersucht. Ein jeder, der einen Fehler entdeckte, welcher den andern entgangen war, rirth seinen Landslcuten, sich nicht betrügen zu lassen, und auf eine gute Flinte zu be» stehen. Sie waren überzeugt, daß die eine nicht gerade, die andere ganz und gar nicht schießen wurde, und auf diese Weise verwarfen sie einige meiner besten Stücke, Und begnügten sich gewöhnlich mit den schlechtesten- In dicscm Dränge von Geschäften, so ssioß er auch war, unterließ ich doch aus Klugheit nicht der königlichen Familie die nöthige Aufmerksamkeit zu beweisen. Die Glieder derselben hatten viel zum glücklichen Fortgang meiucr Angelegenheil beygetragen, indem sie meiner Bedienung erlaubten, die ganze Infel zu durch-sirciftn, und Schweine aufzukaufen ; ich vernachlässigte also nichts, was ihnen meinen Dank für ihre Güle beweisen konnte. Jeden Tag sendete ich ihnen', was sie sowohl für sich als für ibr ziemlich gefrasngeS Gefolge, welches, außer bey öffentlichen Mahlzeiten, selten Gelegenheit hatte, sich gütlich zu thun, zu ihrem Unterhalte brauchten. Meine Freygebigkeit verschaffte nur Schmeichclcprn und Komplimente im Ueberfiuß. Ich habe schou bemerkt, daß sie mit dieser Münze me sparsam sind, wrnn sie sich damit irgend einen Vor, theil erkaufen können. 2iS4 Diese Freygebigkeit kostete Mich indessen nicht ss biel, als s,e glaubun, dcnn ich schickte ihnen nur iM» mer die unbrauchbarsten Theile von meinen Schweinen, die sich nicht einsalzen, und folglich auch wegen der Hiße des Klima nicht aufbewahren ließen. Glücklicher Weist war gerade der Theil, den die Otaheitcr am liebsten schmausen mögen, nähmlich der Kopf, füe mich der unnützeste, und ich mar also im Stande, sie mir auf eine sehr wenig kostbare Weise zu verbinden. Otu ließ, bald unter diesem, bald unter jenem Vorwande häufige Einladungen an mich ergehen, ihm in seinem Hause aufzuwarten. Ich fand ihn gewöhnlich in demselben in aller Indolenz eines Morgcnlän, ders, und seine Gemahlinn so träge und müßig, wie ihn selbst. Bey diesen Besuchen zeigte er auf das Gras, daß ich nähmlich auf demselben Platz nehmen möchte; er warf sich sodann an meiner Seite nieder, und ließ sich in eine freundschaftliche Unterhaltung ein. Ihre Majestät, die Königinn, war nicht minder herablassend. Sie ermangelte bcy dtesen Gelegenheiten nie meine Taschen zu durchstöbern, und alles, was sie etwa in denselben fand, in Beschlag zu nehmen. Die Königinn vonTeiaräbu wurde mir nicht weniger beschwerlich, und durchsuchte mich mit gleicher Sorgfalt. Da ich inne geworden war, daß sie dies aNcmahl so machen würden: so steckte ich gewöhnlich irgend eine Kleinigkeit zu mir, um den königlichen Schwestern das Vergnügen zu lassen, mir dieselbe weg-zustipihcn. '^?Hi?H 26« Drey und zwanzigstes Kapitel. Umrisse der königlichen Familie ^ch will hier einige Bemessungen, welch? dic köilkg-liche Familie und die Meimmq, die die Einqeborne« von ihr haben, betreffen, neben einander stellen. Pomarri wird wegen seiner Offenheit und seiner Gesprächigkeit im Mgemcinen von seinen Unterthanen geliebt. Ob diese Eigenschaften natürlich oder erkünstelt waren, wage ich nicht zu entscheiden. Sie brachten indessen die gewünschte Wirkung hervor, und machten, daß er als der Vaier stineS Volks betrach, let wurde, ob er gleich in seinem Herzen kein große« res Verlangen hegte, als dieses Volk biS auf das Fell scheeren zu können. Diese Habsucht schien in Wahrheit allen Zweigen der königlichen Familie eigen zu seyn. O t n übertraf an derselben vielleicht noch seinen Vater, die Wahrheit aber ist, daß beyde keine Gränzen kannten. Idcah halte das leichte, gefällige Wesen des P o-märri nicht. Sir empfing Eingeborne mit Stolz, und jede Gleichstellung haßte sie. Es war weit gesähr, lichcr, sie, als Pomärr i zu beleidigen. Otu ist von Charakter unbeständig und mient. schlössen und scheint von der Natur zu nich,1 weiter, als zum Spielzeug der Speichellecker, die l>)n umgr>- «66 bcn, bestimmt zu seyn. Mas unter solchen Umständen gewöhnlich der Fall ist, das findet auch bey ihm Statt; dieselben Schmeichler sind es, die ihn in seinen Fehlern immer noch mchr bestärken. Mit einem Worte, der allgemeinste Charakterzug der ganzen Fa-mlie ist Habgicrde. Man muß erstaunen, welche Höhe diese Leidenschaft unter ihnen er« reicht hat. Ihre Magazins enthalten Artikel, die ihnen von europäischen Schissen, seit diese angefangen haben, die Iüsel zn besuchen, geschenkt, und die, seit» dem sie in denselben verwahrt werden, selten wieder an das Tageslicht gebracht worden sind. Ihre Schäye werden nie angegriffen, denn ihr Verlangen ist, nur zu haben, und nicht genießen. Ich war einst Zeuge von eincr abscheulichen Handlung, die sich Pomärri selbst, getrieben von jener unnatürlichen— denn so muß ich sie nennen — Selbstsucht, cllaMe. Einer von den Missionaries ein sanfter, gutwilliger Mann, hatte sich nach und nach alles, was er in der Welt besaß, abschwatzen lassen, und außer drn Kleidern, die er am Leibe trug, war ihm nichls übrig geblieben, als eine wollene Bettdecke. Pomarri traf zufälliger Weise mit diesem barmherzigen Samariter in meinem Hause zusammen, und da er sah, daß er noch eine Bettdecke hatte: ft hielt er sich zu ihm, und bennchete sich, ihn auch noch um diese zu bringen. Wegen dieser unerhörten Selbstsucht machte ich Pomärri Vorstellungen, indem ich ihm zeigte, wie nöthig der Arme diese Reliquie seines vo, , rigcn Wohlstandes selber brauche. Aber alles war ver» gcbens. Pomärri dankte ihm fur die Bettdecke, und schickte sie, ohne ein Wort weiter zu sagen, in sein Magazin. 2f? Das einzige Beyspiel von Großmuth, das ich je in diesen Gewässern sah, oder selbst erfuhr, gab dcr König »on Attowai, der uns mit Kokosmlffcn, Salz und Vegetabilien, ohne dabey einen Preis oder Bedingungen abzumachen, versorgte, und, indem cr alles, was wir verlangten, an Bord schickte, die Bezahlung lediglich m,s selbst überließ. Ich hoffe, cs wird »licht nöthig seyn, hinzuzufügen, daß wir uns bemühten ihn durch diese Uneigcnnühigkeit nichtS veslic-ren zu lassen. Ich halte Pcimärri als eine Ausnahme von seinen Landsleuten betrachtet, abcr ich überzeugte mich, daß sie alle über einen Leisten waren, und daß sie alle. soviel ihrer zu dirstr Menschenrace gehörten, von wel« chem Range sie auch seyn mochten, auf ein Haar gleichen. Da mein Hqus in gewisser Rücksicht ganz offen. war: so hatte ich gegen ein Uebel von ganz besonderer Art zu kämpfen. Mein Vordergebaude wurde liämlich in der Nacht von Hunden angefallen, und die Verwü» siungen, dic diese unter unsern Schweinen anrichteten, waren nicht unbeträchtlich. Da ich die Liebe derO l a-heiter zu ihren Hunden kannte: so litt ich das eine Zeitlang, ohne mich zu beschweren; allein zuletzt bat 5ch Otu, er möchte den Eingebornen in der Nachbarschaft anbefehlen, daß sie ihre Hunde nicht aus dem Hause ließen, lim' Bitte, welche cr nicht nur erfüllte, sondern zu deren Bewilligung er auch noch die Erlauft-niß hinzufügte, einige oon den Hunden l'icderzilschtt'ßen, die ich in Zukunft gegen seinen Befehl in meinem Hause finden würde. Dieser Erlaubniß bcdielltc ich mich, und hatte das Unglück, den Leibhund der Schwester des Pomä r r i, und einen andern Hund, der der Frau eines von 5cn Oberhäuptern gehörte, ^ lodlcn. 26z Dieses erregte unter den Damen große Klagen, und machte, daß ich eine Zeitlang ihre Gunst völlig verlohr. Ideah, die sich für cinc Menge Fremde einzurichten hatte, welche vor kurzem von den Mottos*) angekommen waren, wurde für uns einige Zeit noch beschwerlicher, als die Hunde. Unsere Knechte waren junge Eingeborne, sie bediente sich also derselben, uns insgeheim unser Schweinefleisch entwenden zu lassen. Es verging einige Zeit, ehe ich entdecken konnte, woher es kam, daß sich unsere Vorrathe so sichtbar vermin« derten; da ich aber endlich einigen von den verdächtigen jungen Leuten den Abschied gegeben, und die andern durch Drohungen geschreckt hatte: so preßte ich ihnen das Gcsiandniß ab, daß sie sich von derI d eah zur Biebcrey hätten brauchen lassen. Sie zeigten mir noch überdies eine Oessnung, die dadurch entstand, daß man zwey Pfähle unter ihrem Bette wegnehmen konnte. Durch diese waren die gcsiohlncn Dinge, wie sie sagten, fortgeschafft worden, und da die Seite« fertig waren: so war kein Grund vorhanden, an ihrer Wahrscheinlichkeit zu zweifeln. Ich trage kein Bedenken zu behaupten, daß die ganze Insel ein Auftnthalt von Dieben ist. Diese Menschen wollen nun einmahl auf die eine oder die andere Weife Europäische Waaren besitzen, und durch Diebstahl verschaffen sie sich diese wohlfeiler als durch jede Art von Kauf. Sie würden sich kein Gewissen wachen, einem Reisenden auf dem Wege aufzulauren und ihn zu plündern; die eine Art von Dicbstahl em« *) Diese MottoS werden weiterhin genauer beschrieb«" werden. der Verf. 26y port sie so wenig als die andere. Pom ärri ist selbst so ein geschickter Dieb, als nur einer von ihnen seyn kann, wenn anders Borgen m»d nicht wieder bezahlen wollen den Nahmen eines Diebstahls verdient. Oft er« suchte er mich, ihm ein Schwein zu leihen , aber wenn er es nur einmahl halte: so wurde cs nicht wieder er« wähnt. Dies geschah blos aus Habsucht, denn er konnte, soviel Schweine er nur wollte, zu den nie, drigstcn Preisen haben. Allein der Dieb ernilrbt freylich, wie ich schon gesagt habe, auf eine wohlfeilere Weise, als der redliche Käufer. Was mag wohl die Ursache eines so allgemein verbreiteten Hanges seyn? Diebstahl, ein Laster an sich, ein Laster, das überall, wo man Begriffe von Plioateigenthum hat, als etn solches anerlannt werden MUß, seht. um vermieden zu werden, nicht elst B«l« dung voraus; der Milde sollte ihn eben so sehr veral> scheuen, als der Europäer. Er ist eine Vcrü'ßulig des Naturgesetzes, eines Oesehes, das vor scmen Au? gen geschrieben sieht, und das ffn ihn iu jeder Lage semes Lebens l^dar ist. Es findet hernach unter Wil. den so gut eine Redlichkeil und eine Unredlichkeit Statt, wie unter den Bürgern eines gebildeten Landes, und sie müssen als mehr oder weniger verdorben angesehen werden, je nachdem sie jenes Naturgesetz mehr oder weniger beobachten. Die Otahciter sind Siebe in jedem Sinne des Worts'), ') Und warum sollte nichl das Verstehen eines jeden moralischen Geseyrs einen vrrhältnißmäßigm Grad »on Bildung voraussetze«? Daß man sich ill Ansehung d« ImmoraMätdes Diebstahls leicht irre» kann, be« weist das Beyspiel d«r alten Lacedemonier. Freylich muß da, wo Privateigeulhum bereits stabilirl ist, Diebstahl unerlaubt scheinen besonders wenn die Exer- I^l, Vier und zwanzigstes Kapitel. Ankunft des Pallia und seiner Schwester. — Festlichkeit bey dieser Gelegenheit. V4-ngefähr drey Wochen nach der Abreise des Schiffs kehrle uuser Freund Paitia von den Mottos zu» tionen des Verstandes nicht, wie in Sparta, in Be-lracht gezogen werden. Auch si»d, wie alle Reiseberichte zu erkennen geben, die Beyspiele, daß ein Ota-heiler den ander» brstiehlt, seltner. Gewöhnlich sind es nur Fremde, denen man das Ihrige raubt. Die-seS muß aus tiefer liegenden Gründen herftirße«. Ma« tonnte dahin rechnen dic Meinung, die sie von Fremdlingen überhaupt Hesse» (die ja einige barbarische Völ« , ter der Vorzeit, weil sie «ichl gegen sich selbst wüthett wollten, einsingen und ihren Göttern opferte»), ihrer Armuth, a» welcher die Natur freylich keinen Theil hat, u. a< Als die vorzüglichsten möchte ich aber den Umstand annehmen, daß sie in der Spekulation der Praxis so weit oorangeeilt sind. Sir kennen die Mit« tel, die ihnen ein bequemeres und genußreicheres Leben verschaffen könnrn, und glelchwohl haben sie weder physische noch geistige Kräfte genug, sich dieselben zu erzeugen. Sie sindr» sie bey den Europäern, die sie deßhalb beneiden. Arm sind sie, eigennützig zugleich, wie jeder Naturmensch, und ihre Tugend, die sich nnr, wie ihre Laster auf das Temperament gründet, kan:» keine großen Probe» aushallen. Will man sich noch wundern, wenn sie häufige Dirbrreyen begehen? Der Indianer in Amerika stielt dem Enropäer nichts, abcr er beneidet ihn auch nicht; sei« Verstand ist zu leer, als daß er wüßte, was siehlrnSwerch ware. Wir »veit stehen die Olaheilischen Dieb,' über dir ehrliche» r»' lhlli Leutt in der 3lmerika»ischrn Indiana! Ber Uebers , 271 rück. Es ist oben erwähnt worden, daß wir ihn, als wir nach den Gandwi ch inseln abreisten, am Rande des Grabes verfließen. Seine Freunde hatten ihn, weil dieß noch die einzige Hoffnung war, überredet, auf die Mottos zu gehen, weil sie glaubten, daß er sich auf denselben seinen unseligen Hang zur Awa abgewöhnen würde. Von dieser Reise kehrte er jetzt zurück, und hatte sich in aller Rücksicht so sehr verändert, daß wir Mühe hatten, ihn wieder zu erkennen. Er war jeht stark, munter und wohlbeleibt; sei« ne Haut/ die vorher grindig gewesen war, hatte einen Fettglanz bekommen und war weich geworden, und seine ganze Körperkonstitulion schien erneuert zn seyn. Paitia war eincr von den Brüdern des Pomärri, und da rr also von königlichem Geblüt war - so balle er, wie man leicht denken kann, einc zahlreich? Dienerschaft in seinem Gefolge. Diese Mottos sind llemc, sandige Eilande, die mit dem Wasser von ziemlich gleicher Höhe sind, und ungefähr zwanzig Meilen nördlich von Otabeite liegen, Sie haben einen Ueberfiuß an Fischen aller Art. Auf dieselben machen die Otaheiter u^d die Bewohner der benachbarten Inseln im Sommer Exkursionen; sie sind ihre Tränken, und zu der erwähnten Zeit fin-dei man daselbst viel Geräusch und allgemeine Fest-» lichkciten. Alles war jeßt in Eile und Verwirrung, um Paitiaund seine Schwester Acwau auf eine würdige Weise zu empfangen. Auf dieser ganzen Seite der Insel schien man einen allgemeinen Festtag zu fey-"n. Kein Gespräch, dessen Gegenstand Paitia nicht tt^lvestn wäre. Spielen, Schmausen und Zechen waren 3/2 jetzt die einzigen Beschäftigungen aller, vom König bis aus den geringsten Unterthan. Vas große Schauspiel sollte auf einer Ebrne gegeben werden, welche zum allgemeinen Gebrauch des Königs geheiligt war, und es wurde eine Art Zelt für den König errichtet, in weichem er der Lustbarkeit beywohnen soNte. Auf Otaheitc war jeht eine lustige Zeit; loom Morgen bis zum Abend hörte man nichts, als singen und trommeln. Gewöhnlich kam der Mittag heran, ehe die Spiele ihren Anfang nahmen, denn ihre Kraft, so groß sie auch sepn mochte, würde doch die Anstren» gung kaum noch länger haben auShaltm können. Ihre Art zu ringen ist sehr sonderbar. Der Heraussor-dernde legt seine linke Hand an den obern Theil seiner rechten Brust, und mit seiner Rechten bringt er seinem Gegner einen heftigen Schlag in die Höhlung bey, die durch die Krümmung des linken Arms entsteht. Dieser lehtere antwortet ihm auf dieselbe Art, und der Kampf beginnt. Kopf und Kuße haben während desselben eben so viel zu thun, als die Hände, und er hört nur auf, wenn einer von beyden Grgncrn zur Erde fallt. Die, welche in der Nachbarschaft wohnten, traten gewöhnlich gegen Fremde auf; unsere Europäer aber blieben im Allgemeinen mit Herausforderungen verschont. In demselben Augenblicke, da einer oder der andere fiel, hörte nicht nur der Streit aus, sondern ihre drohenden Blicke und ihr Ungestüm verwandelten sich auch in ein Lachein und in laute Versicherungen deS Wohlwollens. Der Charakter dcr Ota heite r ist in dieser Rücksicht wirklich sehr liebenswürdig» Bosheit scheint gar nicht in demselben zu liegen, und wenn wir 2?F wir uns hi« eines »dichterischen Ausdrucks bedienen dürfen: so könnten wir die Insel wohl mit Fug und Recht ein Land volt sanfter Seelen nennen. Es war jedoch nicht sobald ein Kampf zu Ende, als auch schon wieder zwey neue Gegner auftraten, und das dauerte so über eine Woche. Diese Spiele beschränkten sich keincsweges blos auf die Manner, sondern die Weiber brannten eben» falls vor Begierde, sich auszuzeichnen, und ihre Faustkampfe waren für ihren Muth nicht minder ehrenvoll. Sie fochten mit gleicher Entschlossenheit und Geschick-tichltit. Eine hieng am Halse der andern, wie em Bullenbeißer; sie lauften einander beym Haare, stießen sich mit Kopf und Fußen an den Unterleib > mit einem Worte, sie ließen k>'in Mittel unversucht, Siegerinnen zu werden. Ihre Männer und Verwandten waren Zuschauer dieser Anstrengung«, und erMuntet-ten sie zur Fortsehnn«, derselben. Kaum aber that die tine oder die andere einen Fall: so war alles vorbey; sie brachten ihr Haar wieder in Ordnung, umarmte» einander auf's zärtlichste, und waren wieder so gutt Freundinnen, wie zuvor. Die Arreovs *) waren bey dieser Gelegenheit vorzüglich thätig, die Partheyen zusammenzubringen. ") Die Arreoys stno eine Zeschtosiene Gesellschaft, die selbst auf Otahcite und den benachbarten Insel,« Herr umzieht, und Failstkämpfe giebt. Wt,m sie an einem Drtc ankommen: so hören an demselben, so lang« sie dasind, Schmauseiepen und Trinkgelage nicht au5 Nur die Edlen im Volke werden ln diese Gesellschaft aufgenommen, in welcher, wie unter unsern Mautern , siebe« Grade Stillt finden. / Deruebersi^ T^rnbulls Reisen. S 274 Nachdem man den größten TH«M des Nachmittags stuf dicsc Weift zugebracht hatte, so.vnrden wir an, ?lb?nd durch einen He»a oder Tanz belustiget. Die Frauenzimmer, drrcn Zahl auf nennzi'n bis Hunde t lii^g, stlllken sich in zwry Krrise. von denen drr eine ga„z allein aus dene», die in dem Distliktl' zu Hanse waren, der andere aber aus den fremden brsianft, ,m<> leder seine eigne Truppe Musiker hatte. Unmöglich kann ich die Mannigfaltigkeit von Tö»en beschreiben, die sie blos dadurch ^ daß sie den Athem auf eine ^cw'sse Meise aus - und liilließ» n , helvorzubrimzrn wußten; denn sie sprachen nicht cliva Wone a s,wenül znan einige wenige ausnimntt, mit denen jeder neue Gesang sich ansieng, sondrrn beachten aus ihrer Kehle nur unartikuline Töne hervor, die aber sehr mamlich-fallig waren, und auf's vollkommenste zusammrn-slimmten. In Wahrheit, die genaue Verschmelzung und Takt, srtz- len mich in Erstaunen. Der Köniq, der n»,r in s Gesicht sah, fragle mich oft, wie mir diese U.ttcrhal. lung gefiele, und ob wir in P ritani etwas hätten, was ihr an die Seile zu stellen wa>e. Ich habe oben gesagt, daß man ihre Tän^e voll schmutziger Bewegung gefunden haben will, aber ich sah ihrer viel weniger, als ich erwartet hatte. Wenn nach der Meinung einiger der Tanz nichts weiter, als eine Nachahmung dessen war, was der Anstand anszusprcchen verwehrt-so sind doch dieOtaheiler in ihrer Bildung schon so weit fortgerückt, daß dicsc rohe Aehnlichkeit aus ihren Tanzen verschwunden ist. Auch die Männer trugen zu dieser Bel,,st'g"ng das Ihrige bep. Ungefähr zwephundctt und fünfzig '75 Jünglinge halten sich tso in zwey Reihen gesetzt, daß durch sie cine Art Zugang zu den Frauenzimmern entstand , der ungefähr sieben Fnß breit war; sie sangen darauf, und brachten durch das Ausbund Einathmcn eben solche Töne heroor, wie die Frauenzimmer, die jetzt geendiget hatten. Ihre Bewegungen trafen alle so gleichzeitig zusammen, als wenn sie nur von einem einzigen Menschen gemacht würden; nichts konnte genauer seyn. Der König wiederholte seine vorige Frage, und ich erfreute ihn gern durch dieselbe Antwort, die ich ihn, schon gegebrn hatte, daß alles, was ich sähe, Bewunderung verdiente, und daß wir in Brilan< nien nichts Aehnliches aufzuweisen hatten. Che die Versammlung aufbrach, traten einige siarke und stämmige junge Kerle aus, und bemühten sich, die Anwesenden durch schmutzige Stellungen zu belustigen. Sie konnten aber eben nicht sagen, daß sie viel Aufmunterung erhielten. Ich glaube, daß diese glückliche Veränderung, die in dem Geschmack der Nation vorgegangen ist, den Bemühungen Per Missionarien beygemcssen werden muß. Wollte der Himmel, sie könnien rö auch dahin bringen, daß diese Wilden sich des Kmdermords enthielten, und ihren Göttern keine Menschenopfer mehr darbrachten. Die Arreoys schienen mir über das Ganze die Aufsicht zn führen. So lange diese Schauspiele oau« ertcn, wurde die Musik selten einen Augenblick unterbrochen. Unser HauS und der Plaß, auf welchem sich unsere Vorräthe befanden, wurden die ganze Zeit über von Schnuren von Eingebornen übersH,yeuunt, die alles durchstöberten, und die Gastsrrpheit brachte-«s mit sich, der Ncugierpe dieser Fremdlinge nichts «vszuFNthallcn. -76 Da man endl'ch alle ihre Fragen: was dies, was das sey, und wozu das , was sie sahen , gebrauch! werde? mit Mühe beantwortet hatte: so liefen sie zu ihnm Fisckcrneß. Dieses ist aus den Blättein der Kokospalme gemacht, und kann eine ganze Viertclmeile weit ausgespannt werden. Es kann sich an einen Felsen reiben, ohne daß es darum zerreißt, un5 so groß auch der Fisch seyn mag, der sich in demselben verwickelt, es zieht ihn gewiß aus der Tiefe hervor, Emige königliche Bedienten stehen bel) solchen Gelegenheiten immer schon auf der Lauer, und nehme« selten weniger alö zwey DrittheUe der gefangenen Fische als einen Tribut für den Koniq in Beschlag. Wrnn der König das Seinige bekomme» hat.- so wird das, was übrig bleibt, der Menge Preis gegeben, und dies giebt wahrhaft lustige Auftritte. Manner Weider und Kinder reißen sich um die Fische; d^s Neh wird im Handgemenge gemeiniglich in Stücken zerrißcn, und ein jeder wandert mit seiner Vculc auf'S eiligste fort. Diese Vergnügen dauerten die ganze Woche nach der Ankunft der vornehmen Fremden fort, doch wohnte man ihnen zu Ende derselben nicht mehr in so zahlreicher Menge bey, indem die Fremdln in ihre Heimcuh zurückkehrten, um zur Wiederholung derselben Lustbarkeiten in ihren Distrikten die nöthigen Anstalten zu treffen. Wenn nähmlich eines von dc>i größcrn Oberhäuptern von diesen Mollos zurückkehrt: so ermangeln sie nie, eine Kreistour um die ganze Insel zu machen. Ihr Gefolge ist alsdann zahlreich, denn so einfach auch ihre Lebensweise ist: so lieben sic doch das Gepränge Ihre Begleiter bestehen aus allen den Fremden, dis 277 von den Mottos mitkommen, und wo sic sich aufhalten , da finden dieselben Vergnügen und Lustbarkeiten Statt. Ucberdieß werden sie an jedem Orte mit Geschenken überhäuft, so dass, wenn sie um die ganze Insel herumgekommen sind, eine Reise, welche ihnen gewöhnlich drey Monate Zcit kostet, ihre Kanots eben so reich beladen zurückkehren, wie die spanischen Gold-und Silber-Gallioneii. Die Verbindung, in der diese Fremdlinge mit der königlichen Familie stehen, macht das Volk freygebiger gegen sie, als es gewöhnlich ist; außerdem ist es auch Landcssitte, bey solche« Gelegenheiten die uneingeschränkteste Gutwilligkeit zu beweisen. Diese Exkursionen nach den Mottos oder königlichen Reisen haben ohne Zweifel keinen andern Zweck, als diese frcywill'gell Abgaben von dem Volke zu er» pressen; denn die Freygebigkeit des letzter« in solchen Fällen wird von nichts, als von der Habsucht seiner Oberhäupter Übertrossen. Das Ende dieses Mirbcls von Ausgelassenheit und Unordnung kam mir sehr erwünscht; denn so wc« nig dlese Festlichkeiten Interesse für mich hatten, oder so wenig ich auch zu denselben beytragen konnte, so siel doch ein nickt geringer Thcil der damit verbundenen Beschwerden aus mich. Unser Haus lag mitten in einer Pflanzung von Kokospalmen, und war mit einem S/aket umgeben, das ungcsähreinen halben Acre L.lndes einschloß, auf welchem eine Schmiede uno ein Stauer für das Boot errichtet waren. D r Plah um dicft Einhagnng diente allen zu eilum Versammlungsorte, auf welchem si sich herumtrieben, und so lange die Schmauscr.'M, dauerten, führte, die Emycborlicn unals.Much.ihlc Freunde, dic Frcmdc:« herein, mu 279 den Schmied arbeiten zu sehen. Sie bezeugten ihm ihre Verwunderung über seine Geschicklichkcit, aber er wnßtc schon, mit wem er zu thun hätte, und ohne sich an ihre Schmeichelepen zu kehren, hämmerte er aus Leibeskräften, daß die Funken in Menge kerumstobcn, und sic in einer bescheidenen Entfernung erhielten. Und ein solches Verfahren war auch wirklich aus mehr, als aus einem Grunde nothwendig, denn außer ihrer lästigen Zudringlichkeit und ^nabläßiqen Ilntclbre« chung, war auch von allen den Dingen, zu denen sie lommen konnten, nichts sicher. Wenn welche von unsern Schweinen entlaufen waren: so bekamen na, das «us politischen Ursachen an Pomarri abgesendet worden war, zu Otaheitc an, Der Vor-nebmstc von dieser slmbaffadc besuchte unsere Faktorcy häusig, und btstürnttc uys mit Bitten, daß wir, wenn wir zurückkehrten, bey seiner Insel anlegen mochten. Um diese Zeit erhielten wir auch häufige Besuche oon zwey Oberhäuptern von der Iüsel Vol l obo l l a, von denen sich das eine für einen Onkel des regierenden Königs ausgab, die aber beyde uns eben so beschwerlich n>urd,'n, als unsere übrigen Freunde. Feuerge-n'chr und Pulver waren dir Dinge, di? sie haben woll« ten; sie würden sic— so brennend war ihr Verlangen nach demselben — um jeden Preiß erkauft, und eine Flinte, die wir ihnen abgelassen hätten, mit Gold(?) ausgewogen haben. Die Zusammeulm-ft^ dic sie mit nlilj hatten» wurden äußerst geheim gehalten, damil D tu sie nicht d«c«en, daß er sooft von Pomärri getauscht n'orden lrärl', und daß dieser, ob er ftll'st gleich keinen Augenblick aufgehört hätte, für das Interesse dcs< selben thalig zu s.n' doch der «lnne M>.nn zuweilen in einer so schlimmen Lage, daß es ihm an dem Allerbesten fchlte. Die Ml',si!?nari>.'n komiten f eylich nichts dagegen aufbringen, a'.'er sie ba^'n ihn doch, es mit der Aus-sschiung stlncö Eütfchlllsscs Nl»ch so lange anstchm zu lassen, bis sie sich snr «hil bey Pomärri verwendet, und »hm einige SHadl^haltung zu bewirken veisucht 283 hätten. Nach einigen fcrnerwcitigen Unterhandlungen, wurde ich zum Vermittler zwischen beyden Partheyen gemacht. Unterdessen eilte Pomarri, den man benachrichtiget hatte, was für einen tapfern Krieger er zu verlieren, und seine Feinde zu gewinnen im Begriff waren, erschrocken nach Matawai. und seine Bitte war, daß ich mich ins Mittel schlagen, und eine Aussöhnung bewirken möchte. Der Schwede war unbiegsam und entschlossen. Er blieb taub gegen alles, was ihm Pomarri zu sagen hatte. Ich fing nun meine Rolle zu spielen an. Ich zog Pomärri bey Seite, und unterrichtete ihn, daß alle meinc Unterhandlungen mit dem Schweden ohne Erfolg geblieben wären, daß er große und gerechte Ursachen sich zu beklagen hätte, daß die Vernachläßi-gung, die ihm nach so vieljahrigcn Diensten widerfahren wäre, ihn nothwendig hatte erbittern müssen, und daß dieser Mann, da er so viel für ihn gethan hätte, gewiß cine bleibende Belohnung verdiente. P o-märri fragte, was er denn jetzt bedürfe? Ich erwiederte, ein hinlängliches Auskommen für sich und seine Familie. Pomärri suchte Zeit zu gewinnen, indem er vorwendctc, daß er die Sache nothwendig erst überlegen müsse, da nicht ein jeder Plat) den Wünschen des Schweden auf gleiche Weise entsprechen werde. Um diese Zeit kam Ideah an, und bediente sich ihrer gewöhnlichen Liebkosungen, indem sie den Schweden an die Verwandtschaft, die vormahls zwischen ihnen Statt gefunden habe, erinnerte. Seine erf.c Frau war wirklich mit dcr königlichen Familie verwandt gewesen, und dieses Umstandes wegen war ihm ein weil. läuftigcr Strich Landes ang.'lriescn worden. Allein der 284 Schwede war gegen sie ebcn so unerbittlich, als er gegen Pomärri gewesen war. Man wendete sich jeht auf's neue an mich. Ich erklärte, daß wenn nicht etwas, und zwar ohno allen weilern Verzug gethan würde, um ihn zilfrieden zu stl'llm, m^'ne Vcru'endung von kcincm Ruhen seyn könnte, da er entschlossen sey, sich dmch das Vertrauen auf ihre Verheißungen nicht länger täuschen zu lassen. Das königlich? Paar verlangte, ich möchte sein Ei-sscitthum vor dem morgenden Tag nicht fortschaffen lassen; sie würden wieder zu mir kommen, und eine Eimicktung lrcffcn. die ihn beruhigen sollte. Die Misswnarien thaten dieselbe Bitte an mich, denn ihnen war ausgliche Weist daran gelegen, daß cS zu einer Aussöhnung kommen möchte. Am Abend redete ich wieder mit ihm über die Sache, und ging weiter, als es niir vorher möglich gewesen war, indem ich ihm ricth, vorher wohl ,.u überlegen, bevor er han-dclcc, und nicht auf einem Entschluß zu beharren, der ihn mit der Zeit ganz von der I?,ftl entfernen würde. Er sollte bedelikeil, daß auf das Interesse der Missio-narkll zu viel ankäme, als daß man es einigen Gefahren aussehen dürft, und daß er folglich, wenn er seinen Entschluß ausführte, sich mit den Feinden des Pomärri vereinigte, und so die Sicherheit der Missionarien in Gefahr brachte, sich darauf verlassen könnte, daß er bcu der Ankunft des ersten besten Schiffs der Mssionaricn vun der Im'cl weggeschaft und mit Gcwalt nach <5url)pa zurückgebracht werden würde. Ich wußi>.', dap l'ttfl: VorMuugen nicht ohne die gewünschte Wirkung ailf ih:, bleiben würden, da er nichts so sehr fürchtete, als eil>cn Platz verlassen zu »imsscn , in welchem man weg^n des Lel'e!lsunnrl.atts nicht in «8F großer Sorge sepn darf. Ucberdieß machte es ihm set« ne Krankheit, die Elephantiasis ') unmöglich, durch seinen Fleiß in einem Europäischen Lande sein Auskommen zu finden; dies wußte er sehr wohl, und daher war ihm der Hedante, von der Instl fortgeschafft zu werden, schrecklich. Geschah es, weil er meine List durchschauet?, oder h lus Aeqinela nut Rccht ei» All^rschwür »enueit. Ihre erste« Anzi'ig«'!! stud Starrheit und Röche am gauze» Kocper, besouders im Gcsicht, schwere, rauhe Stimme, düuueö Haar, auch wohl völlige Kahlheit, ubelrlechcn« der Athem und Schweiß, und Nagrl^schwüre. Wenn die Farbe der Haut schwarz ist : so wird sie durch dieft Hrankhrit wciß. Dir ßa«t selbst schrumpft zusammen, und »vird runzlicht, wie die des Elephanten, daher auch der Nahme der Krankheit. Die Glieder werdrit kruftlos, das Ende ist, daß die Finder ««d Zchcn anzcsressell und durchlöchert werden, und daß sie an den Gelenken faule» und abfalle». Wegen des letztcrn. Umstände« haben sie die Engländer lepro5.v «s t^e jo!nt« genannt- Das Schlimmste ist/ daß man diese Krankheit nicht nur äußerst ansteckend findet, sondern daß sie auch auf dir folgrudcn Generationen forterbt. dlrUeders. 2Z6 seinen langen Auftnthalt unter diesen Insulaner!, halle cr in der That viel gewonnen, und seine natürliche Verschlagenheit war durch ihr Beyspiel noch sehr vermehrt worden. Pomärri hielt endlich einmahl sein Mort mit einer Pünktlichkeit, die man von ihm zn erwarten liicht gewohnt war. Er fand sich am folaen« dun Morgen in aller Frühe bey uns ein, überließ dem Schweden ein Stück Land, das ungefähr eine halbe Meile von unserer Wohnung entfernt war, und sagte, er sollte es in Besih nehmen, und gewärtigen, daß in kurzem noch etwas Besseres für ihn gethan werden solle. Diesem Stück Land gegenüber lag eine kleine Insel. Pomarri fügte hinzu, daß die Fisihe um diese Insel sein ausschließliches Eigenthum seyn.sollte, und daß er ihn am folgenden Tage selbst in jene Gegend begleiten wolle, um ihn mit diesem neuen Eigenthum förmlich zn belehnen *). Der Schwede war zwar cilugl'rma^'n zufrieden gestellt, murrte aber immer noch über d«.l, Undank, mit welchem er behandelt worden war. Am folgenden Tage besuchte Pomarri uns wieder, und die Partheyen begaben sich auf den Weg. Die Sache war ins Reine gebracht, und zwar—schien es »-> zur Zufriedenheit beyder Theile. Ich bin überzeugt, daß es hohe Zeit war, das ii, Vorhaben des Schweden zu hintertreiben; denn *) E^ findet auf Otahrite und auf mehrern Inseln der Südsee wirklich c,ne Art vo» Lrhnsocrfüssung Statt, und die Oberhäupter sind Vasallen, von dcnc» jeder ein Stück Landes vom Könige zu L»hn trägt. Sie bildn» den Adrl der Südsennsel». der Uebers» hätte er sich einmahl unter den Bewohnern oun ß i. d i e a h *) niedergelassen: so würd? dieses iowohl für die Größe des Pom ärri, als für die Sicherheit der Missionaries, sehr nachtheilige Folgen gehabt haben. Da der Schwede cbcn so listig, als muthig war: so würde er ein sehr gefährlicher Feind geworden seyn. Ucberdies würden sich alle von den Schiffen entlausene Seeleute und andere mißvergnügte Europäer auf der Insel an ihn angeschlossen haben. Auf jeden Fall war ergänz dazu gerigenschaftet, das Hauvl einer Parthey unter dem gemeinen Volk zu werden,, so daß, wenn er zu jener Nation übergetreten wäre, höchst wahrscheinlich eine Reihe unglücklicher Kriege dadurch veranlaßt worden seyn würde. **) ") ßidieah ist der Nahme der Dstkuste vo» Otaheilc, so wie Aetlähur,» der der Westküste ist. Auf beyden hat der gegenwärtige Konig non Otaheicc viele Feinde, die ihn — was er wirklich ist — als rillen Usurpator befrachten, der Ueber f. "') Was den Schweden damahls noch writ gefahrlicher machte, war der Umstand, daß ich gerc.de damahls die Ausreißer, die ich im Anfange meines AufenthaltZanf dem Lande in meinem Dienst nahm, verabschiedet hatte. Da diese Menschen jetzt nicht wußten, was sie anfan-gl-n sollten, so würden sie sehr gegeigt grwlsen ftyn, unter seiner Leitxng ebenfuUs zur Grgvl'parlhN) über» zutreten, eine Sache, dir diiser ei» überaus große« Uebergcwichl verlchafl haben würde. NichtS, als die Furcht vor diesen Folgen konnte Pomärri und Idrah bewogen haben, diesen Maone so vlrle Ver« günstigungen zu gewähnn, «lö er wirklich vo» ihnr» erhielt, d e r B e r f. 288 In dem letzten großen Feldzuqe gegen die §lele ahurier führte dieser Mann den Vortrad an, unv es ist gewiß, daß die Aetlähnlier weitmcbr durch dle unerschütterliche Anhänglichkeit desselben an die Sache des Pomärri, und durch den Beystand, welchen dieser Fürst von unsern Leuten erhielt, als durch etwas anderes in Schrecken gejagt wurden. Da er int vorigen Kriege von »802 Anführer gewesen war, hallen die Ae ttahurir durch ihn viele Leute eingebüßt. Denn wahrend sie das Land ihrer Feinde verheerten, mackte dieser Mann, der einen muthiaen, heftigett Charakter hatte, mit einem Theile von Pomarri's AnhäliMN einen unvermuthelcn Einfall in Attähu-ru, der vielen das Lcden kostete. Vorzüglich ließ et seine Rache an Greisen, Weibern Und Kindern aus. In jeder Noth sah man auf diesen Mann. als auf einen Erretter. Kurz nach seioer Niederlassung auf der Insel hatte er mit einer kleinen Anzahl von P 0-märri's Kriegern einen ganzen Distrikts, der sich von Otu losgerissen hatte, zur Unterwürfigkeit genö-thiget. Zu der Zeit, da sich die Missionaricn auf Htah eite festsetzten, hatte er zwischen ihnen und den Oberhäuptern den Dollmetscher abgegeben: und da das Schiff, der Duff, nach den freundschaftlichen und Marquesas.Inseln abreis'te: so hatte er es begleitet, und ihm allen möglichen Beystand gelci» stet, ein Beystand, der, wie man leicht denken kann, wegen seines langen Aufenthalts unter diesen Insulanern von nicht geringer Wichtigkeit seyn konnte. Fünf 239 Fünf und zwanzigstes Kapitel, Langes Ausienbleiben «mürs Schiffs. — Traurige Nacht richt von s.incm Schicksale. — Das Schissvolk rette« sich mit Mühe. ^ b ich gleich meine Gefühle nicht laut werden ließ; so halte mir doch sott einiger Zeit unser Schiff große Besorgnisse gemawt, da dasselbe anstatt drey Wochen, welche der langsteZeilraum wa>en, in welchem ich seine Rückkehr erwartet halte, nun schon zwey Monathe au-Jen geblieben war. Meine Leutr befanden sich in gleicher Unruhe, nur daß sie dieselbe weniger zurückhielten-Schon fingen fte an, gewisse Träume zu haben, und nicht ohne Mühe gelang eS mir, die Deutungen, die sie diesen gaben), lächerlich zu machen. Ich gab ihnen zwar sehr gern zu, daß das Schiff lange über die Zeit, binnen welcher wir seine Rückkehr erwartet hatten, außen geblieben sey, erklärte dieses aber aus der Heftigkeit der westlichen Winde, die das Schiff wahr« scheinlich weiter nach Osten getrieben hätten. Dem» ungeachtet blieben sie d^bey, daß etwas vorgefallen seyn müßte, welches diesen Verzug veranlaßt hätte. Und die Wahrheit zu gestehen, dieser Meinung hatte ich bereits selbst Rsinn gegeben. Endlich wurden die traurigen UeberbleibsrI der M arg a re the ungefähr drey Meilen nördlich von der Insel von den Eingebor-nen entdeckt. Bie Vermuthungen der königlichen Fa» tnilie, der Missionaren und der Eingebornen schienen allemahl dieselben z» seyn, und die bedeutenden Blicke, die sie aus mich warfen, ließen mich über das Unglück, Tnrnbulls Reise«- T 59" welches sie nmlhmaßlen, nicht lange in Ungewißheit-Die Erstickung dcS SegelS setzte das, was ich befürchtet halte, außer allen Zweifel; es war so groß, wie drey von unsern Bootsegcln, und konnte zu nichts andern», als zu einem Schiffe gehören. Der König und die MWonaricn wollten wissen, was ich davon dachte, aber ich war zu sehr bewegt, als daß ich meine Gefühle halte ausdrucken können. Ha jetzt einige Ka-nols von den Motto's herkamen: so giengen ich und Otu zu denselben und zogen neue Erkundigungen ein, allein sie wußten ebcn so wenig, als wir, indcu: einige behaupteten, daß das, was man in der Ferne erblickte, ein Boot, andere, daß es ein Schiff sey. Um diese Zeit erschallte der Donner einer Kanone. Da ich diesen hörte: so schickte ich sogleich zwey Kanots ab, die, wer auch die Unglücklichen seyn möchten, (ich hattc wieder einige Hoffnung gefaßt) ihnen zu Hülfe eilen sollten. Diese kehrten bald darauf mit der Nachricht zurück, daß das Gelrümmer wirklich das Wrack der Margarethe se», das man in eine Pinasse verwandelt habe. Seit den zwey lehten Tagen hatte sich die Mannschaft in Rücksicht ihres Getränks täglich überhaupt nur auf zwey Weingläser Wasser gesetzt gesehen. Die KanotS eilten nun, um meinen unglücklichen Kameraden beyzustchcn, zurück. Da aber die Pinasse von viereckiger Bauart war, weil sie die Bretter nicht hatten krümmen können: so konnte sie auch nur vor dem Winde segeln und anstatt Matlawaizu erreichen, hatten sie genug zu thun, um nur auf den 3hcil von Ota heile zu gelangen, der am meisten unter dem Winde liegt. Wale ihnen auch dieses mißlungen : so wären sie ohne V3i-dmede unwipcrdlinglich verloren gelvrsen, denn cine. Stunde spater entstand eln Sturm, der vom Donner und Blitz und von Regenstürmen begleitet war, und die folgende Nacht anhielt. Es gereichte unserm Freunde Pom arri sehr zur Ehre, daß er kaum von ihrer Ankunft unterrichtet worden war. als er ihnen auch schon zu Hülst eilte, damit die Femde sick nicht etwa ihre Schwäche zu N«he machen, und die wenige Habe> die ihnen noch übrig war, plündern möchten. Er ließ ein Schwein braten und Brodfrücht«' rösten, und spart? überhaupt nichts, was zur Erleichterung ihrer Le.oen brptra-genkonnle; ja, um Diebereyenzu verhüte«,schlii>s r» sogar die Nacht ober in dem Hause, in welchem sie sich befa ,. en. Ich hatte die Aussicht über die Faktmey d.-n Mis« sionarien übertraft,, und war jetzt zu meinen Käme» laden geeilt. Pomärri war vorzüglich besorgt wegen eines Angriffs, den die Atlähuricr aus uns thun möchten, da wir unmittelbar in ihrer Nachbarschaft waren. Wäre ein solcher Ueberfall wirklich geschehen: so würde er, da un'cr Schiffovolk so sehr erschöpft und entkräftet war. höchst wahrscheinlich nicht oHne einen glücklichen Erfolg geblieben seyn. Ueber--dies war auch das ^nge,tüme Weiler zu einem Unternehmen dieser Art sehr günstig. Zum Glück war jedoch die Furcht, in welcher so', wohl Pomärri als wir selber standen ganz grundlos. Wäre die Mannschaft genöthigt gewesen, sick nach einer andern Insel zu wenden: so bm ich überzeugt, daß sie der Plünderung nicht hrde, ihre Feinde zu de>io großern Anstrengungen zu ermuntern je schwacher der ihnen cntgegengeseyrc W erstand gewesen wäre. Wenn man es mit einem wilden Feinde 5" thun hat: so darf man sich auf Großmuth nicht met . T 2 2Z2 Rechnung machen; von dem, was eine gebildete Na-«ion Ehre nennt, wissen jene Menschen nichts. Ein Wehrloser erregt in ihnen keinen andern Gedanken, als den, daß er eine leichte Beule ist, und wenn ihnen ein Feind in die Hände gegeben wird, über welchen der Sieg gewiß ist: so kommen die Gefahren, die mit dem Kampfe verbunden sind, bey ihnen nicht in Betracht. Pötyärri unterließ einige Tage spater nicht, uns seine Geschenke abzufodern. Nicht so war es mit den Misswnarien, frey von aller Selbstsucht hatten diese ihr Betrage», gegen uns nur von christlicher Liebe leiten lassen , die ihren Arm gegen dcn Unglücklichen ausstreckt, und das zerbrochene Rohr wieder auszurichten bemüht ist. Da die Leute zu sehr ermüdet und erschöpft waren: so waren sie nickt im Stande dem Gottesdienste in der Kapelle der Missionaries, beyzuwohnen. Herr Ieffer-so n hielt demnach mit jener gewissenhaften Frömmigkeit, die ihnZauszeichnet, in dem Hause, in welchem wir uns befanden, selbst eine Anrede an sie, in welche er siezum Dankc gegeu dcn Himmel ermunterte. Sechs und zwanzigstes Kapitel. Nachrichten vom Schisse wahrend seiner Abwesenheit. «" Schlechtes Betragen der Matrosen. "V^an kann sich leicht denken, daß wir u„S, als das Gefühl unsers Unglücks, seine erste Heftigkeit ein«- 29Z germaße« verloren hatte, vor allen Dingen nach den nHhern Umständen desselben erkundigten. Diese gab Mir der Kapitain auf folgende Weise an. Von widrigen Winden und Meeresströmungen, die es von seinem Laufe entfernten, aufgehallen, war rs dem Schisse nur erst nach vierzehn Tagen gelungen, unter den Wind zn kommen, und nur erst einen Tag vor dem Unfälle, der es betreffen sollte, hatte es seinen Handel mit den Eingebornen angefangen. Am folgenden Morgen sollte dieser Handel zur Zufriedenheit beyder Theile weiter fortgesetzt werden, aber es ist ein alles, durch häufige Erfahrungen bewahrheitetes Sprichwort, daß der Mensch denkt und Gott lenkt. Da der Kapitain die Fortsetzung dcs Handels am folgenden Morgen zur Absicht hatte: so hatte er es sich angelegen seyn lassen, seine Station in der Nacht zu behaupten ; aber da er um deswillen eben im Begriff gewesen war, sich unter den Mind zu wenden: so war das Schiff unglücklicher Weise aufeinen niedrigen Riff von Felsen und Sandbanken sitzen geblieben. Da die» se nicht über das Wasser hervorragten, sondern von gleicher Höhe mit ihm waren: so hatte man sie vorher nie bemerkt. Der Kapitain und die Mannschaft gelangten ohne große Schwierigkeilen an's Land, unt» bemühten sich, alle Vorräthe, zu'denen sie kommen könn« ten, zu retten; allein in der nächstfolgenden Nacht wurde ihnen durch die Verratherep der Singebornrn von Otaheitc daS Boot gestohlen, und sie waren mcht im Stande, dasselbe wieder zu erhallen. Mit diesem Raube waren jene Elenden nicht zufrieden gewesen, sondern, zugleich mit dem Boote waren auch die Musketen und die Munition, mit denen man sie, u>n sich gegen die Angriffe der Insulaner vertheidigen 2§4 zu können, verOsien hatte, verschwunden. und es war ^lso den Unsl igen kaum noö) eine Hoffnung zur Rel-lung übrig gelassen. Vor allen Dingen war es nothwendig, von eini» gen Planke/, die sich am Bord des Schiffs branden, ein ncues Boot zubaue«. Diesen Bau singen sie denn auch ohne Zeitverlust an, und waren beynahe fertig damit geworden, als sick die Bewohner der benachbarten Eilande in großer Zahl versammelten, und sie über alle Vorstellungen beunruhigten. Jetzt war ihre Lage wirklich trostlos geworden. D'irch eine Anstrengung, die ihres Gleichen schwer« lich hat, und eine unermndete Wachsamkeit bemühten sie sich, dies' Angriff«' von sich abzuwehrrn. Das Boot war endlich vollendet, und allc Anstalten, diesen unglücklichen Ort zu verlassen, waren bereits getroffen. Ihre Leiden hallen jedoch ihr Ende noch nicht erreicht. Nach wiederholten Versuchen wurde es unmöglich ge« funden, das Boot über das Riff zu bringen. und es war also nothwendig, die Hoffnung, quf diese Weise der Gefahr zu entgehen, qanz aufzilqebey. Jetzt war ihr Zustand dopp lt elend. Ihr Muth,ihre Kräfte waren erschöpft; ihre Planke« und Nagel waren zum Baue des Booti< verbraucht worden. DieNolh ist die Mutter der Erfindung. Es wurde nicht i.ur linem jeden erlaubt, sondern er wurde sogar dazu aufgefordert, freymülhig zu erklären, was er für das belle Mittel zur Rettung hielte. Mit jedcr Stunde wurden die Eingeborncn beschwerlicher; es verging kein Tag, an welchem rs nicht zum Handgemenge mit diesen Wilden gekommen wäre. Indessen mußte doch etwas gethan werden. Ihr letztes. Hülfsmittel war also, daß sie das Verdeck des 29H Schiffs abbrachen und aus den Brettern und Nägeln desselben eine Art von Pinassc zimmerten. Da diese «inen sehr flachen Boden hatte, so ging sie auch uichl tief im Wasser, und sie wurde demnach ohne große Schwierigkeiten über das Riff gebracht. Ohne Verlust sollten sie jedoch nicht wegkommen. Da man mit den Zimmern der Pinasse beschäftigt war: yriffen die Wilden in der Nacht die zwey bey derselben ausgestellten Wachen an, und versetzten ihnen mit ihren Speeren solche Wunden, daß sic, halten diese Männer nicht zum Erstaunen viel-Kräfte zuzusetzen gehabt, ohne Widerrede ihren Tod nach sich gezogen haben wür-hcn. Bem cinen hiengen, da er d^in Herrn Elder, Wundarzt dcrMissionaricn ausOtaheit e, überreden wurde, die Gedärme aus dem Leibe. Lange zweifelte man an seinem Aufkommen , under würde wahrscheinlich dicscs Unglück nicht überlebt h,,ben, hätte man nicht so viele Güte und Aufmerksamkeit aufihn gewendet. In diestrlctztern Rücksicht muß ich hicr vornahm« licl>des Herrn I efser son auf's rühmlichste gedenken, um jedoch kurz zu seyn, will ich blos bemerken, daß er die Grundsätze thatig ausübte, die er in seinen geistlichen Reden mit so vieler Wärme empfahl. Mit ei« nem Worte, cs thut mir Leid , daß so würdige Arbei» ter ihre Kräfte ans einen so undankbaren Boden ver-> schwenden. Möge ihre künftige Aerndle von einer solchen Art seyn, daß sie sich für ihre Bemühungen wirklich belohnt sinden! Dieß war die Lage meiner Reisegefährten, als die Masse völlig fertig war. Von Beschwerden, noch mehr aber von ewiger Angst und Unruhe aufgerieben, wur« den sie ihres Lebens übcrdrüßig, und drangen in de» Hauptmann, was sie auch immer für ein Geschick er- 2y6 wartete, keinen Augenblick länger auf dem Felsen zu verweilen. Verqebens machte ihnen dieser Vorstellungen g'gcn einen so gewagten Entschluß; einnnttbig liefen sie, sie wollten lieber in ihrem gebrechlichen Fabrzeuge den Untergang finden, als langsam am die« sen F>'l graben, um nur einiges Wasser zu erhal. einige waren damit zufrieden, andere murrten. ?lm unaus- stel^^ickstcn waren die, welche von dem Wrack einiges En'/:,thum, wic aering auch der Werth desselben seyn wochtc, gerettet hatten. Diese wurden von den Einge» bornen als reiche Manner betrachtet, die in ihrest Augen nicht wcnig zu bedeuten hatten und daher waren aucl> he geneigt, sich für solche zu halten. Der S'olz dieser Pursche war von einer ^anz besonders lH« cherlichen Art. und nicht minder lächerlich war die Arglist, mit welcher die Eingcdornen sie'in dcr Meinung von ihrer eignen Wichtigkeit bestärkten. Das Endc der Farce war, wie man sich leicht denken kann, daß ihre Habe und mit ihr auch die ungewöhnliche Achtung, welche ihnen die Eingebornen bewiesen, nach und nach bis auf Nichts abnahm; und daß sie, da sie arm geworden waren, zu ihrer Pflicht und zur gesunden Vernunft zurückkehrten. Auf der Schaubühne des LcbenS ist nichts lustiger, als wenn ein Ma»n aus drm StaU" be zu plötzlicher und unerwarteter Ehre emporsteigt. Ich weiß nicht, wie es kam, aber wenn die Ein-geborncn die Blutige! »varen, die diese Thoren aus« saugten: so war die königliche Familie dcr große Behälter, welchem der Strom endlich zufloß. Aus eine vder die andere Weift wußten der König und Po» märri ihre ganze Habe zuletzt an sich zu bringen. Dadurch erhielten ihre königlichen Einkünfte eine Ver« Mehrung, die nicht unbeträchtlich war, und ich glaubte, daß man in der Otahcischen Schatzkammer die Zeit unsers Hierseyns noch lange als eine sehr glückliche Pe^ liode betrachten wird. Mit einiger Mühe brachte ich sie doch endlich alle zum Gehorsam zurück. Ich zweifle keinen Augenblick, daß es die ,Obrrhäl!pler gewesen find, die sie listiger ZO9 Meist, Gewehr und Pulver von uns zu fordern, beredet halten ; denn dicse wußten sehr wohl, daß sie jene Einfältigen als Schwämme zu betrachten hatten, die sie, so lange sie voll wären, drücken müßten, um das, was sie enthielten, sich selbst zuzueignen. Da ihre Reichthümer durchgebracht waren: so fiengen unsere durch Schaden klug gewordenen Kameraden an, einzusehen, daß es aufOtaheite mit neuen Freunden dieselbe Bewandtniß hat, wie in allen andern Theilen der Welt. Wer auf dieser Insel am meisten hat, der gilt auch am meisten, und da ich noch einiges Vermöge» gerettet hatte: so wurde mein Ansehen bald wieder hergestellt, während unser ungestümes Schiffsvolk das seinige mit seinen Reichthümern zu Ende gehen sah. Ich war wieder, wie zuvor, Po mä rri, ') das heißt, man hielt mich nicht für unwerth, der Tayo dcS Kö, nigs zu sepn. Sieben und zwanzigstes Kapitel. Reise nach Eimeo. — Vorfälle auf dieser Insel. ^)etzt hatten wir schon genug gesehen, um uns zu überzeugen, daß unser Aufenthalt in Otaheite nur ill *) Als der Tayo «pamarri's hatte nähmlich der Versass« de» Nahmen desselben annehmen müssen. der Uebers. I0» sofern angenehm seyn konnte, als wir im Stande seyn würden, dafür zu bezahlen. Die scheinbare Großmuth dieses Volks ist bloß eine neue Art von Politik, eine feine List, unter deren Deckmantel sie uns desto leichter hintergehen konnten. Ein Umstand, welcher uns über-dieß noch in Verlegenheit setzte, war, daß die O t a» heiter, welche man in den letzten Iahr«"N so reichlich n,it allen Europäischen Artikeln versehen hatte, sehr wählig geworden waren. Da unser Vorrath durch unsern Schissbruch sehr beschränkt worden war: so wa-rrn wir nicht selten in Verlegenheit, wie wie den Markt halten sollten. Diese vereinigten Umstände brachten uns zu dem Entschluß, eine von den benachbarten Inseln zu besu, chen, unter welchen wir denn simco wählten, weil hier noch wenige Schiffe gelandet waren, und wir da» her schlössen, daß auch unbedeutende Sachen hier einen gewissen Absatz finden würden. Schweine waren über-dieß hier, wie man sagte, in größerer Menge zu fin« den. Wir hallen eine sehr gefährliche Reise; dcnn da die See sehr hoch gicng, und der Wind heftig wehte, so liefen wir Oefahr, indem wir den Tallow Haftn «rreichten, zu scheitern. Wir hatten nichts mit uns genommen, und Erfrischungen waren daher für uns ein Bedürfniß; aNcin wir konnten nichts zu essen bekommen, indem der größte Theil derEingebornenun« gesähr eine Meile von dem Haftn sich aufhielt, und einen Haufen herumziehender Arreoys und Fremder von Olaheile da bewirtheten. Mir hörten auch ganz deutlich die Trommeln und den Lärm. Keine, oder doch nur wenige von den Eingebornen kamen des Abends zu uns, und wir fiengen es schon an zu bereuen, daß wir unsere Faktorep zu Matawai verlassen hatten. Des Morgens, bey Vonneiiaufgang suchten wi^ «ns, indem wir jenseits dee Riffs uns dem Lande mehr näherten, ein besseres Quartier. Do das Wasser seicht war, mußten unsere Leute oft das Boot verlassen ,»nd es Meilen weit buchsiren. <"a sie nichts zu essen hatten, und schon ziemlich ermüdet waren : lo bewiesen sie hierbey eben keine exemplarische Geduld Ich er-munterte sie zur Beharrlichkeit auf und versprach ihnen Lebcnsmittel, wenn sio nur um irgend emei, Preis zu bekommen waren; allein all^r unserer Bemühungen ungeachtet, war es beynahe cilf Mr, »k n iv an ein Haus oder doch an etwas, was die Gestalt eir.cs Hauses halte, kamen; und wenn man auch mn den Inseln Ota heile und Eimeo ein Haus antrifft, so findet man darum noch nicht immer Lcbcnsmi.tel. Einige Pisangs> etwas Vrodfrucht und ein kleines Ferkel, war alles, was wir auftreiben konnte^ Wir würden weit besser bewirthet worden seyn, wenn die Arreoys nicht da gewesen wären/ denn no diese Herren hinkommen, da lassen sie in der Regel nicht viel zu brocken übrig. Die Weiber im Hause beschäftigten sich emsia. mit Zeugwrbcn, die Manner schickten sich zu einem Besuch nach Ulietea an. Sie sprachen alio jetzt von nichts anderem, als von den Arreoys und der Reise nach Ulietea. Da schon ein großer Theil des Nachmittags verflossen war , und die Leute, so schr über Müdigkeit klagten: so wurde ausgemacht, bis den folgenden Morgen hier zu bleiben Ich suchte mich so gut wie möglich zu vergnügen, indem ich in der Nachbarschaft herum ein wenig spaßicren ging, uno des Abends wurde ich, so gut, als es nur die Hütte rrltwdtc, das' heißt, auf den Rastn odcr die taltc Ett'c gebttltt. ZoZ Wir reisten den andern Morgen, wie die Sonne aufging, weiter. Hier mußten wir wieder mit demsel« ben Hindernisse kämpfen, welches uns am vorigen Tage auf unsrer Reise ausgehalten hatte, wir mußten nähmlich das Boot wieder über di? Korallenfelsen ziehen, deren Ecken so scharf, als Feuersteine waren< Bcs Mittalls erreichten wir mit bllllite befanden, wo wir alles» was auf der Insel zu bekommen wäre, erhalten könnten, und so viele Schweine, wie wir nöthig hätten. Diese Nachricht war für uns ein Trosi, der zu keiner gelegenem Zeit hatte kommen könmn, und ein jeder stren«te seine äußersten Kräfte an, um dieß gelobte Land zu erreichen. Endlich kanten wir eyn konnten und das Volk uns mit solcher Herzlichkeit aufnahm, indem es sogleich ein Schwein und Brotfrucht für uns briet: so beschlossen wir die Nacht da zu bleiben, und am folgenden Morgen unsere Reise weiter fortzusetzen. Wir haben bereits erwähnt, daß die zudringliche Neugicrde der Eingebornen unter unsern geringern Beschwerden nicht die geringste war. Wir mußten ihnen jede Sache zeigen, und da es ihnen nicht an List fehlt, wenn es die Gelegenheit erforocrt, so erfanden sie leicht einen annehmlichen Grund. Wenn sie unsre Handelsartikel nicht jähen, sagten sie, so könnten sie auch nicht bestimmen, ob sie ihnen anstehen würden,' und Z0F Und da ihre Schweine in einer ziemlichen Entfernung !ttdem Gebirge sich aufhielten, wiewir denn erwarten kHllnttlt>daß ste solche so aufsGeradewohl herholen sollten? P omärri's Freund hatte ihnen noch dazu gesagt, daß ich sehr reich wäre, daher bestanden sie darauf alles zu sehen, und es war nothwendig, ihnen darin zu willfahren. Der Anblick eines solchen Reichthums machte ihnen viel Vergnügen , und sic versprachen mir, baß am andern Morgen alles für uns in Bereitschaft seyn sollte.' Acht und Zwanzigstes Kapitel; Fernere Vorfälle zu Eimep. ^Hch legte mich schlafen und stellte, wie gewöhnlich; Meinen Schatzkasten neben mich. Wie sehr erschrack ich also, als ich um zwey Uhr des Morgens auswachte, Und einen Kerl von ungewöhnlicher Länge mit dem Ka« sten kaltblütig weggehen sah. Der Kerl mußte mich ohne Z'beisel angerührt haben, denn ich wachte gerade in dem Augenblicke auf, als er ganz gemächlich mir ftiner Beule auszog. Ich war über diese Frechheit so imfgebracht, daß ich den Dieb Mit einem Stück Holz in der Hand verfolgte, und ihn erreichte, wie er im Begriff war seine Beute in einem Hause voller Ein-grborncn niederzusetzen. Dhne an die Folqen zu denken, g, mich nach dem Ort zu bcglei» ten, und die Wiedererlangung meines Kastens auszuf wirken. Wie ich fand, daß Bitten nichtS half: so nahm ichmcine Zuflucht zu andern Mitteln, ergriff die eiserne Ruderpinne des Boots, und droht^, daß ich den Kerl auf dcr Ettllc ermorden, oder selbst umkommen wollte, wenn ich meinen Kasten nicht wieder bekäme. Nun willigte er ein mir zu folgen. Das ganze Dorf war damals in Aufruhr; der Kerl selbst, der Urheber dieses Tumults, saß triumphirend auf den Kasten, und schien mit dem Heroismus seines Dicbstahls zu prahlen. Ein Glück war es, daß der Kerl mit dem Kasten zugleich auch mein»: beyden Pistole», mit denen ich ge« wohnlich lcifete und alle Munition mitgenommen halte, sonst ist es sehr wahrscheinlich, daß ich in dcr ersten Hitze auf ihn geschossen hätte, welches die ernsthaftesten Folgen hätte nach sich ziehen tonnen; weil alsdann ein allgemeines Handgemenge unvermeidlich gewcstn wäre. Es wäre ohnedies beynahe zu demselben gekommen, denn die beyden Leute, die bey mir geblieben wa-> ren, hatten wieder Muth bekommen, schwangen ihre Messer und wollten sich rächen, bis einige von den Cingcbornen davon sprachen s,c zu züchtigen, und unerschrocken sich ihnen entgegen stellten.' Wie ich sand, daß sie entschlossen waren. Widerstand zu leiste»: so befahl ich meinen Leuten, sie nicht wciler zu reihen, s"7 Wesch^ denn auch gleich gute Wirkung that, denn ihr Zorn legte sich allmahlig. Jetzt legte ich ein großes Gewicht ailf das Anschein welchem ich bey P om äv« ^i und Ideah stand, indem ich begreiflich «nachte, daß !lc gewiß sehr unwillig seyn würden, wenn s>e erführen, baß ich in irgend einem Theile ihres Reiches so behandelt worden. Ich stellte ihnen vor, dass ich hauptsächlich in ihren Angelegenheiten die Inseln besucht hätte; >lnd dies war anch einigermaßen wal>r, da ich den Auftrag hatte, ihnen so vicl Äwa, als möglich , zu brin, gnl- Nie war das Leben irgend eines Abcntheurcrs Mehr in der Gewalt der Wilden, als cs damahls daS Unsrige war, denn unser Boot, welches eine ziemliche Strecke ins Land gezogen war, konnte nicht so geschwind wieder ins Mässer gelassen werden. Jetzt sah ich deutlich, daß das Oanze ein verabrede« ter Plan war, und da ich keine Freunde halle .-so hielt ich cs fürs Beste, mich aller gewaltsamen Maaßregeln zu enthalten. Ich wendete mich also wieder an dett Dich, und da dies ohne Erfolg war: so bat ich wieber Um die Vermittlung des Oberhaupts. Nachdem ich nun solange genug von dem einen zum andern ge« trieben worden war: so thatdcr Kerlendlich den Vorschlag , den Kasten gegen eine Belohnung wieder heraus" zugeben. Ich war genöthigt zu capituliren; und dieser Umstand in Verbindung mit andern, überzeugte mich, daß sämmtliche Bewohner der Insel, vom Größten bis zum Kleinsten, wohl nicht viel Besseres, als eilt loses Dirbsyeslndel waren. Dieser gcm^ Anschlag konnte nur allein von dem Kerl herrühren, den ich auf Ansuchen des Pomärri mitgenommen, und der uns so listig in dicse Falle ge^ lrckl hatte. Allein ich licß meinen Verdacht gar nicht U 3 Zc»3 blicken. sondern machte ihm, damit er sie nicht noch zu neuen Beleidigungen allreihte, be» Anttag, daß ich ihn auf meinem Fahrzeuge wieder »nil zurück nehme« wollte, und da cr glaubte, daß andere Leute nicht so listig waren, »vie er, so ließ cr sich zur Rückreise auf unserem Boote überreden. Nachdem cr ungefähr^ Meile gefahren war, so beschlossen wir ih» für seine Treulosigkeit schwimmen zn lassen, und zwangen ihn also, sich ins Wasser zu werfen, während er selbst uns seine Unschuld betheuerte, und augenscheinlich bange war, daß er sterbe,» müßte. Wir strengten uns aus allen Kräften an', Ota« h cite zu erreichen, aNein, da uns der Wind entgegen war, und die See schr hoch ging: so waren wir in Gefahr in's Wasser geworfen zu wcrdcn, und mußten also wieder umgekehren. Wir suchten Schuh in einer Bucht nahe an dem Theile der Insel, wo wir vor dem Winde geiichcrt waren, und quartierten uns in ein alles Kanot ein,. Das Volk na5m m>s hiermit vielerHöslich-keit auf, ob es gleich mit Lebensmut. In sehr dürftig versehen war. Hi^r konnte man sthrn, daß auf der ganzen Insel ein. großer Mangel herrschte. In dcr ersten Zeit nach unserer Ankunft, war das Metttr sehr ungestüm gewesen , allein die beyden li ylen Tage herrschte völli, gcr ^turm mit Regen, Bonner und Bliß. Wir hat" len unser Leben ohne Zweifel dadurch gcrelti l, daß wir wieder zurückgekehrt waren; die zwepvon Po mar« li's KanvntS, welche sich nicht halten abhalten lassen, die Reise hinüber zu machen, waren verunglückt, nnd die ganze Manschaft halle ihren Tod in den Wellen gesunden. Für Schicßpulver und Flinten hatte ich wohl das, was ich brauchte, Schweine bekommen können, aber gegeu andere Artikel wollten sie solche nicht verhandeln. I0j> Da das Wetter endlich anfieng beständig zu wer-^en, ft kehrten wir nack einer Abwesenheit von neun ^geit nach Otahcitc zurück.. Neun und zwanzigstes Kapitels Bemerkungen scher Eimeo — Dlese Insel lsi nlcht so gut wie Olaheite — Zurüstungenzu einem Feldzug gege» Aettähurä' "^er Kapilain und unsre Matrosen hatten unterdessen für unser Leben gefürchtet. Wir beklagten uns heftig bey Pomärri und Ideah über die Treu« losigkeit dieser Inselbewohner, und sie schienen diese Verlegung der Gastfreundschaft sehr zu beklagen, allein ötrs war alles Verstellung. Sie riechen mir, alles wit Foucr und Schwert zu verwüsten, die gewöhnliche Art der Wiedervergeltung unter diesen Wilden. Ich glaubte aber doch einen solchen Kriegszug ablch, nen zu müssen. Allfdiese Reise, um die Insel Eimeo, bemerkte 'ch, daß diese Inselbewohner nur sehr wenig von de« Dtahcitern verschieden sind. Der Tallow-Hasen liegt ausder Nordwestscitc, und wegen eines Riffs, das ihn, sowie alle Soc iet ätö i nscln umgicbt, ist die Einfahrt etwas beschwerlich. Diese Einfahrt ist am leichle.Ien, wenn Passat. winde brav wehen. Hier und da ist ein Einschnitt, Ascher groß genug ist, cin Schiff anfjullchmen; dic5 ist z. B. der Fall dem T a ll o w - Haftn gerade gegen ilber, wo eine hinlänglich große Oeffnung und Tiefs genug ist, fürcin Kriegsschiff vom ersten Range. WonN man einmal eingelaufen ist: so ist keine Gefahr weiter zu besorgen, da sie völlig mit Land umgeben und ge< rciunng genllg ist, die halbe Großritanmschc Marine zu fassen. Man kann aber „ichl genug gegen die diebischen Neigungen der Eingebornen auf seiner Huth seyn. Kurz, die Insel stcht in jeder Hinsicht Otahcite weit nach. Sie ist bey weitem nickt so fruchtbar, und man nimmt die Fremden daselbst lange nicht mit der Gastfreundschaft ans, die sie auf der lctztern finden. Ich gebe freylich zu, daß das Letztere zum Thcil davon herrühren kann, weil auf dcr Insel Cimco in Vergleichung mit Otaheite mehr Mangel herrscht, und wir bemerkten nur hin und wieder den Brodbaum und die Kokospalme, und zu der Zcit schienen sie hauptsachlich von Pisang und Fischen zu leden. Verschiedene von ihnen lagen sehr gefährlich an dcr Ruhr darnieder, welches vielleicht von ihrer Diät herrührte. Wo wir uns aufhielten, bemerkten wir, daß sie ih< len Hauptuntcrhalt von den Bergen und auS dcr See hatten. Im Ganzen smd die Schweine zu Eimco großer als zu Otaheitc; ihre Hauer sind sehr lang, wodurch sie, bey ihrer Wildheit, sehr gefährlich werden, wenn man sich ihnen nähert. Die Insel wird von einem Verwandten dcr Idcah beherrscht. DieWei« ber auf Eiweo sind dem Anschein nach arbcitsanu r als yus Otaheite, viele beschäftigten sich mit Zeugwe-h?n, und ganze Familien schickten sich zu einer bevor, sichenden Reise nach UIi c te a an. Mir kam es vor, ZI» als wenn es nicht stark bevölkert wäre, und das aus bem nähmlichen Grunde, aus welchem Otahejl? minder bewohnt ist, als es seyn könnte, nähmlich Wegen dcs Kindermordes. Wie diese Insel zuerst entdeckt wurde, so stahlen ße eine von den Ziegen, welche Cook bep sich hatte. Dieser vortressiche Mann, der es sich zum unocrbruch« lichen Gesetz gemacht halte, keinen zu beleidigen, aber auch keine Beleidigung ungeahndet zu lassen, wollte den Dieb und das Gestohlne von dem Hehler, das heißt, von dem ersten Oberhaupte dieser Insel aus« grlicscrt haben. Man entschuldigte sich wie gewöhnlich. Mit ganzlicher Unwissenheit in der Sache, und wahrend man unterhandelte, wurde ans eine noch unver» schämterc Weise eine zweyte Ziege gestohlen. Ueber diese Verwegenheit sehr aufgebracht, drohte der Kapital», daß er, wenn er nicht sogleich sein Eigenthum wieder erhielte, und der Dieb der verdienten Strafe überlist würde, alle Kanots auf der ganzen Insel zerstören werde; und er mußte zum Theil diese Dro« hung in Erfüllung bringen, ehe erstine Ziegen wieder erhalten konnte. Mau hätte denken sollen, daß dieses Beyspiel einen wohlthätigen Einfluß auf ihren National-Charakter gehabt habe, und daß künftige Seefahrer ähnlichen Beraubungen nicht serner ausgesetzt seyn würden; allein unglücklicher Wcise ist die Schurkerei) dieses Volks so tief eingewurzelt, daß sie durch keine Slrafmittel yanzlich ausgerottet werden kann, und sie werden so lange Diebe bleiben, als sie Wilde sind *> "1 Eimeo wird von selneii Bewohner» selbst More a ge„a«»lt. Es lieg« 4 Svemeilcn westlich v?llÖlah».'ile, Fl2 Gerade um diese Zeit ereignete sich cine politische Begebenheit, die auf unsere Angelegenheiten den besten/ Oinstuß hatte, indem sie darauf abzielte, unsere gegen-wartige Ruhe zu befestigen. Pomarri und das Volk von Aettahura, wie bereits oben erwähnt worden, hatten im Jahre ign2 Frieden gemacht. Pomärri hatte dennoch stin Vorhaben, es z>l besiegen, nicht ganz aufgegeben, er halte mehr aus augenblicklicher Convenicnz, und in dcr ?ibsicht^ neue Kräfte zu sammeln, in den Frieden gewilligct, als w,il er des Krieges müde gewesen wäre und niahre friedliche Neigungen gehabt hätte. Kaum war also dcr Fliede geschlossen, als er sich eifrig bcmühetc, sich zu einem neuen Kriege in Stand zu sehen, und damahls, als, unsere Leute nach dem Schiffbruche hierher zmückkehrlen, war er beynahe ganz gerüstet, um dcn Krjcg wieder anzufangen. Nur eins war noch zu thun übrig. Was konnt« er nicht ausrichten, wenn unsere Matrosen seine Alliir-len wurden? Er sparte also keine Mühe, sie zu gewinnen. Er erörterte ihnen seme Plane und die Gerechtigkeit seines Krieges; allein da er sehr richtig schloß, daß ihnen das Eine so wenig als ^ daö Ander? kümmerte: so fugte er das ungleich wirtsauure Versprechen hinzu, daß die Schweine, die Weiber und die Zeuge, welche sie erbeuten würden, ihnen gehölen sollten. Biesen Versuchungen konnten unsere Leute nicht wider- und mag vo« Norden nach Süden 10 Meilen lang, und halb so brcit seyn. Es Hut eine Menge sicherer Häfen, ,,»d großer, nach emigen Berichten sthr frucht« bare Thäler, besondcrs a'lsder Nordseite. Dex Uebers. ZtZ stehen, sie willigten daher ein, ihm zu folgen, und, wenn es nöthig wäre, für ihn zu fechten. Hierauf wandte er sich an den Kapitain und an mich, und bat uns dringend ,daß wir ihn in einem so gerechten und nothwendigen Kriege unterfiiihen möchten. Da ihre Mivatzankereyen uns ganz und gar nichts angicngen, so lehnten wir diese Einladung unter dem Vorgeben ab, daß wir zu Matawai unser Eigenthum schuhen mußten. Wir sagten ihm aber, daß ihm unser Boot, und was es enthielte, zu Dienste« stünde, und wie er sah, daß er über uns weitet nichts vermochte, so nahm er dankbar unser Anerbiete« an. Doch fügten wir das Versprechen hinzu, daß wenn seine Feinde ihn zu Matawai oder Ovarri scinem Erblande, angreifen sollten, wir ihn aufs Acu-ßersie vertheidigen würden. Mit diesen Versichnungen zufrieden, maschirtcn zu dieser wichtigen Expedition im Anfange des Monats August »tloZ der König Otu, scin Bruder Terinavuroa König von T i ä-rabu, Pomärri, Ideah und ihre Krieger , Paitia, der Bruder des Pomärri, und A e wa u, seine Schwester zugleich mit zehn Europaer«, und allen ihren Anhängern ab, indem sie nur einige alle Weiber und Fischer zurückließen, um für die Armee zu fomagircn. Man glaubte, daß bey dieser Gelegenheit, um vorher den Beystand der Götter zu cr-fichen, denselben nicht weniger als zehn bis zwölf Menschenopfer dargebracht werden müßten. Ihr Vor« rücken geschah sehr langsam und vorsichtig, indem sie gleichsam jrdcn Fußtritt abmaßen. Es ist bereits oben erwähnt, daß ihr großer Gott Oro im Morai zu AettähurH aufbewahrt wurde, und dft dieser von de« Otah eitern am meisten oer- Z'4 chrt wird: so finden allc öffentlichen Fcyerlichkeilett in demselben Statt. Hier werden aNe ihre größer^ Zusammenkünfte gehalten, und ihre Könige gekrönt; bey welcher Gelegenheit Menschen geopfert werden. Sie Krönung des Otn war eher nicht vollkommen, als bis sie hier gcftyert war; aber die Aett aHuri er hatten ihm dieses verweigert, well sie ihu alS einett Usurpator betrachteten. Tcrinavuroa, König von Tiaräbu, starb auf dem Marsch, und hinterließ sein Vermögen und seine Regierung seinem Rathgeber; seine Frau war sehr kärglich versorgt; allein, da sie die Cousine des O tuund cme Schwester der Königinn war, so behielt sie im« . mer noch in der Familie ihren Sih. Der größte Theil seiner Unterthanen, kam, der Sitte deS Landes ge, mäß, nach dem Tupaow, oder nach dem Grabmal zu Oparri, um ihm bey seinem Leichenbegängnisse die letzten Beweise ihrer Achtung zu geben.- DicseS Tupaow ist blos eine Bühne, von sechs Pfählen, ungefähr 4 Fuß hoch, getragen, auf welcher der Lrich» nam in einer sihendrn Stellung im scharlachnen Anzug, zur Schau ausgestellt, und eine gewisse Zeitlang von seiner vorig/n Dienerschaft bedient wird. Der Wundarzt bey den Missionarien war der Tayo dieses Oberhauptes gewesen, u:,d »venn das Gesetz nicht einei» Unterschied zwischen Fremdlingen und Eingcborncu gemacht hätte: so würde er den größten Theil der Vrr« lassenschaft des Verstorbenen haben crbcn müssen. Auf der andern Seile wurde aber auch zu wenig>Rück« ficht auf ihn genommen; vielleicht erkannten sie ihn darum für kein rechtes Oberhaupt, weil er keine kriegerischen Talrntc hatte. Z!F Viele der Eingcbsrnen schrieben eben so cinfällig als gottlos, seinen Tod den Gebeten der Mssionarien zu; denn sie sind überzeugt, daß viele von ihnen durch dieselben gctödlet werdcn. Ideah war ilbcr seinen Tod sehr niedcrg.eschlagcn, da er ihr Liebling gnvc-sen, so wie O t u der des Pomarri war. Als nun t»'c königliche Armee im feindlichen Lande angekommen war; so stellten sich die Rebellen — wie man sie zu nennen für gut fand — «,ls wenn fte, ihre Absicht nicht wüßten, und fragten ohne Umschweift «ach der Ursache ihres Besuchs, woranf sie ebenfalls ohne Umschweife die Erklärung erhielten, daß man in freundschaftlicher Absicht komme. Die Aettahurier waren aber dennoch auf ihrer Huth. Man kann nicht genau wissen, wclch.n Ausgang vs genommen haben würde, wenn es zur Schlacht gekommen wckrc. Alle!« dir Parthey des Pomarri hatte sich so sehr verstärkt, daß die Aettähurier schon beym ersten Anblick ganz muthlos geworden waxen. Ein.Theil von ihnen unterwarfsich demnach gleich: und da durch diesen Abfall die noch übrigen zu schwach waren, um sich ferner zu widersetzen: so waren siege» nöthiget, ihrem Beyspiele zu folgen. So wurde das ganze Land unterjocht, mtd Pomarri nahm äugen, blicklich den vornehmsten Oberhäuptern ihre Landcrcyen, und vertheilte sie unter seine eignen Freunde. Ideah bekam einen großen Theil von diesen eingezogenen Do-mainen; und Innamotuä, die Wittwe des O r e 1-piah, Bruders dcs Pomarri, erhielt alMiche Br-wcisc d.'r kömglichen Milde. Sie verdiente es so sehr, dasl alle cmstimluig, nur die nicht, die dabey verloren, diese Handlung lobten. 3'.6 D r eyß ig ste s Kapitel, Anklmst eines Schiff/. — Tod des Pomärri. — Cha, raklcr. "w^a wir ft unglücklich geweftn waren, unser Schiff zu verlieren, waren unsere Aussichten iu Otadeils sehr trübe. Da wir wenig oder gar nichts aus dem Gchiffbruch gerettet hliltrn : so war es für urs eine, Sache, die die enistlichstc Ucberlegung verdiente, wovon wir leben sollten. D^-nn auf Otaheite finden die, welche kein Gcld haben, so wenig ihre Rechnung, als in Europa. Ueberdies war es noch ungewiß, wie lange wir noch gezwungen seyn würden, in dieser La« gc zu bleiben. Einen Schiffsbau zu unlernehmm, das ilbcrfiica unsere Kräfte: wir hatten unsern Schiffszim-mermann aufden Sandwich-Inseln verloren, und oergcbcns hatten wir Hnlse bey einem andern von un? si'rn Leuten gesucht. Seit dem Schissbruche halle un« srr Kommando und Ansehen aufgehört; jeder ging seine» Wog, und sie schienen ein solches Vergnügen an ihrer jetzigen unlhätiacn Lebensart zu finden, daß sie sich zu einer Trennung von derselben wohl schwerlich entschlossen hätten. Von der ganzen Mannschaft wa? len der Koch und sein Gchülsc, der Kapilain und ich die einzigen, die sich verbunden hatten, mit einander zu-rückzukthren. Unser Grobschmicd halle sich unter dclt Eingcdornctl niedergelassen und vcrhicnle selbst i» dcy Zl7 schlimmsten Zeiten sehr reichlich sein Brod. Unglücklicher Weise war dies mit uns der Fall nicht; wir wuß« len es, konnten uns aber nicht helfen. Die gütige Vorsehung legte sich aber auch hier wieder zu einer Zeit ins Mittel, da wir beynahe alle Hoffnung aufgegeben hatten. Denn nachdem wir ungefähr drey Monathe zwischen Fnrcht und Hoffnung gr«. schwebt hatten, so belebte eines Nachmittags ein Freu» dengcschrey von Ti Pähci^ li vähei, ein Schiff! ein Schiff! welches durch die ganze Insel erschallte, vom neuen unfere Hoffnung. Jetzt wechselten Furcht m>d Hoffnung. Wir befürchteten > daß der Kapitain eini-gr Einwendungen machen möchte; nähmlich, daß er nach China ginge, oder eine noch weitere Rcise vor« hätte. Aber auch hier ließ uns die Vorsehung nicht auf halbem Wege stehen: das Schiff wollte gerade nach !,, dem Orte hin, nach welchem wir vor allen andern gebracht zu norden wünschten, nach P o r t - Ja ckso n. Wir wurden mit dem Kapilain wegen der Uebcrfahrt eins; und in unsrer jetzigen Lage verschwand aller Unwille über das Betragen unserer Matrosen, wir theil, ten mit ihnen das, was unS noch übrig war. Es waren zu Aettähura so viele Ceremonien zu verrichten, daß man, als das Schiff ankam, noch immer nicht damit ftrtig war. Allein dieNachricht vo« diesemErcigniß hatteP am ärri dennoch nach Ovckrett gebracht, um seine Geschenke zurccht zu machen; rr halte seine Schweine iu's Boot bringen lassen, und war auf dcm halbcn Wege nach dem Schiffe, als ihn auf kinmahl eine Unväßl'cht'ctt anwandelte. Er stützte sich nüt den Händen auf die Seiten des Kanots und gab seinen Geist auf. Die armen A'ute im Kurwt ruder« as Land ist, wegen der unbilligen und unveranlr wörtlichen Art und Weise, mit welcher diese Familie das Eigenthum ihrer Unterthanen an sich reißt, und wegen des unerträglichen Mißbrauchs, den sie von ih- ler Gewalt macht, voll von Mißvergnügten, und bey dem geringsten Anschein von Erfolg, verfehlen sie nie ihre Ansprüche gellend zu machen. DieS ist dic Klip- pe, an welcher jene Familie früher oder spater scheitern wird. Der jetzige König Otu ist in dieser Hinsicht unerträglich; allein hier trist auch ihn das Loos des süpsten, und der größte Theil seiner Fehleu lkllß den Schwachheiten deter zugeschrieben werden 5 die ihn umgeben. Diese Falschen verlangen mit Stolz in, Nahmm ihres Herrn, was ihnen einfällt, und be« krachten alles, was sie so erpressen, als eine Art von Tribut. So werden die von Natur sanften Otahei-lcr zum Aufruhr qereitzt. Da es an Aufmunterung zur Betriebsamkeit völlig fehlt: versinken sie gleichsam in eine Art von Unlhäligkcit, und man kann dahek Mit Recht behaupten, dnß sie die Fruchtbarkeit ihres Bodens fast gar nicht benutzen. Ihr Hang zur Ge« sellschaft macht, daß sie außerordentlich gutmüthig sind; durch ein Lächeln, durch eine freundliche Anrede, durch rinen bcpfallgebenden Blick kann man alleS bey ihnen ausrichten; so wie auf der andern Seite der Anschein von Vernachläßigung und Gleichgültigkeit sie sehr he« teidigt. Auch sind diese Neigungen uicht blos belt Dtaheitern eigen - denn / nach dr,n Sprichwort, ist Verspottung unerträglicher, als Beleidigung, und Verachtung und Geringschätzung dcm edlen Mann schmerzlicher, als die härtesten Schlage des Schick-sals. O t u war noch zu siettahurä, wie sein Vatet starb, und wie wir absegelten, war noch keine Nachricht von ihm gekommen. Ich kann nicht sagen, wi^ lies er diesen Verlust empfunden hat; allein nach meinem Bedenken muß derselbe für die königliche Familie unersetzlich seyn; denn außer dcnPomärri und der Ideqh schien keiner aus derselben die ersorderli« «ben Eigenschaften zu besitzen, das Volk zu regieren oder den Feinden Schrecken einzustoßen. Es ist jetzt für die btaheiler eine begebctchcitschwangere Kr sis, und unmöglich der Ausgang davon zu sagen. 5 2 Einlge Zeit vor dem Tode des Pomärri hatle er den Befehl zu einem Menschenopfer au6 dem nach'' sten Distrikt gegeben, weshalb das Volt so erbittert gegen ihn wurde, daß es sich in einer Nacht plötzlich ^ widcr ihn empörte und er, nur mit Mühe nach M a-iawai entkam. Seine Flinten, Schicßpulver und andere Sachen von Werth, wurden ilM augenblicklich nachgeschickt. Man hat Ursache zu hoffen, daß dieser schreckliche Gedrauch . Menschen zu opfern, welcher von dem gemeinen Volke eben so sehr verabscheuet wird, als die Vornehmsten ihn zu erhalten streben, n«ch dem Tode des Pomärri einigermaßen aufhören wird ; den» Pomärri war selbst Ober - Priester, und glaubte daher, er könne nie für seinen Gott genug thun. Er war unablaßiq darauf bedacht, von mir und meinen Gefährten Geschenke für seine Gottheit zu erpressen: Er suchte ftin Volk beständig durch seine List, in Hin« sicht der Religion, am Leitscil zu führen, und viele aus demselben waren fest überzeugt, daß er mii Oro in solcher Verbindung siande, daß sein Zorn hinrei, chcnd wäre, Strafen über sic zu bringen. Ich zweifle gar nicht, daß er in dieser Hinsicht ganz Heuchler war, der im Grunde ebenso wenig an die Gottheit desOro glaubte, wie ich, und dennoch ist es unglaublich, welchen Einfluß er sich durch diese Heuchelet, aus die Ge, mülher des Volks verschafft hatte. Der Aberglaube, die Thorheiten, die religiöse» Ovscrvanzen dieses Volks sind über alle Beschreibung lächerlich; sie scheinen weder im Himmel noch auf der Erde mit irgend etwas eine Aehnlichkeit zu haben, und wachen dahrr jede Nachforschung über ihren Ursprung unwirksam. Z2.5 Den Freimdi'n der Missionarien mag es vielleicht angenehm stpn zu erfahren, daß die Betstunden und öffentlichen Gebrauche unausgesetzt jeden Tag deS Morgens und Nachmittags und am Sonntage dreymahl gehalten werden; allein die Eingebornen wohnten denselben nicht bey. Die Brüder besuchten abwechselnd alle Theile der Insel so weit sie an dem Tage kommen konnten. Das Predigen, oder vielmehr daS Beyspiel der Missionarien ist dennoch nicht ganz ohne Wirkung; der Sabbath wird von den Eingebornen, Mahanata Vlua, der Tag Gottes genannt; und obgleich sieln jeder andern Hinsicht wenig Achtung gegen die Religion beweisen, so betragen sie sich doch an diesem Tage in der unmittelbaren Nachbarschaft von Matawai weit stilkr und ordentlicher, als an irgend einem andern. Die Missionarien haben in diesem Punkt, einen kleinen Sieg über sie erhallen; so wie das auch in einem andern von größerer Wichtigkeit der Fall ist. Der größte Theil ihrer vorigen UnehrbarÜit, nähmlich bey den öf, fcntlichl'n Tanzen, hat.aufgehört, und in der Nachbarschaft von Matawai hat der Sonntag viel slchnli« ches mit einem christlichen Sabbath. Ich bin völlig überzeugt, daß sie dem Pom 6,c»I<, Personen. Außer de» Epidemien verringern die Bevölkerung auch die hänsi« gen Kindermordr. Denn da die Weiber sich Pier vie« je» Männern Preis gebr» : so verleugnen sie dicMüt« tergefühlc, um ihre Wollust forttreiben, zu können. Knaben werden «o ^ulentum 1^.), Mais und Indigo bepflanzt. Doch vergehen wohl noch einige Jahre, ehe sie eine» beträchtlichen Vortheil davon ziehen können. Bey mcinrr Abreise sehnten sich die Missionaren sehr nach Nachrichten von ihren Freunden in England, und erwarteten taglich, daß eines uon ihren Schiffen ankonlme» würde. Ideah machte die Bemerkung, deren Sinn ilicht schwer zu deuten war daß dies Schiff lange weMiebo. Vie Missionarien schienen mit ihrer Lage wohl zufrieden zu seyn; allem einige von ihnen äusserten doch den Wunsch, daß oie Societat einige artige junge Frauenzimmer von gulcm Charakter nach Olahcite schicke» möchte, welche sis heyrathcn könnten, und nach meiner Meinung halle ich es für sehr billig, daß bic Societät diesen Wunsch zu erfüllen sucht. Da ihre vorzügliche Nahrung, die Frucht deS Brodbaums zu Matawai, anfangt selten zu werden, so ist ihre Absicht, bey der Ankunft drs nächsten Missionsschiffs, sich nach dem Isthmus zurückzuzic- ') Ein Acre ist 4" Ruthen lan« «nd 4 breit, oder 434«, engl. Quadrat-Aards, der Jarft z» fünf Fuß. desUehers. , .3^4 hen, wenn sic von der Direktion nicht andere Befehl erhalten. Ihre Absicht war nicht etwa Matawai ganz zu verlassen, sondern zwey oder drey von ihren Missionarien sollten zurückbleiben, um die Missions^ gcschäfte zu besorgen und anlangenden Schiffen gele, gentlich zu Dollmclschcln zu dienen. Den Eingebor-nen wird diese Entfernung gar nicht gefallen, denn sie achten die Missionaries und betrachten sie gewis, sermaaßen mit Bewunderung. Ihre vergleichungsweise reinen Sitten, ihre Gleichgültigkeit gegen ihre Weiber, und ihr ruhiges und redliches Betragen fallen aNgemcitt auf; u,,d so wie ihre Gemüther für die Grundsätze der Moral empfänglicher werden , wird auch ihre Hoch-schähung und Achtung gegen diese Manner zunehmen. Die Mlssionarien sagten ihnen, daß der Gott Englands auch der Gott Otahei te's und der ganzen Erde ftp, und daß sie von diesem Wesen ihre Schweine, Brodfrucht und Kokosnüsse erhielten. Dies über läugnen die Otahciter schlechterdings; denn sie sagen, alle diese Dinge hätten sie schon längst besessen^ ehe sic von dem Gott Englands gehört hätten^ Die Unwissenheit dieses Volks in dieser Hinsicht ist bedaurenswürdig. Obgleich bey ihrer ersten Ankunft den Missionariett der Distrikt von Matawai eingeräumt wvrden ist: so sehen dennoch die Eingebornen sie immer noch als solche an, welche blos von ihnen geduldet werden^ Die Missionarien sind der Meinung, daß es für sie sehr vortheilhast seyn würde, wenn die Societät ihnen ein kleines Schiff erlauben wollte, welches zu Ola-hcite stationirt werden könnte. Die Kosten der Ausrüstung würden unbedeutend seyn, und die der 25er-proviantttyng gar nicht in Betracht kommen. ' Menu 535 es Schweinefleisch nach Port-Jack son brächte und Salz von den Sa ndwichin seln holte: so könnte man dadurch beynahe wieder auf die Kosten kommen. Dieses Mittel ließe sich wohl empfehlen. Zu Port-Jackson würden sie oft Gelegenheit haben, die Mandate der Direktoren zu erfahren, weßhalb sie jetzt oft, weil sie sie nicht kennen, verlegen sind. Durch daS nähmliche Mittel könnte eine Mis-fion nach den Sandwi ch inseln unternommen wer» ben; und wenn sie solche nicht ausführbar fanden: so würden sie sogleich Gelegenheit haben, mit diesem Schiffe zurückzukehren, und mit ihren Brüdern auf Ola heile wieder zusammen zu treffen. Drey und dreyßigstes Kapitel. Besondere Gewohnheiten unler den Ota heitern, -Absonderung der Weiber beym Essen von den Man« nern. — Reinlichkeit und Sorgfalt in der Kleidung. — Lustiges Beyspiel voll Einfalt unter den Cinge-bornen. ft ^s würde eine vergebliche Arbeit seyn, die in ein Labyrinth führen würde, in welchem weder Anfang Noch Ende wäre, wenn man es unternehmen wolttc eine ordentliche Geschichte der O t ahciter zu schrei-ben. Soviel ist gewiß, und diese Bemerkung mag hinreichen — daß man bey Vergleichung ihrer gegen- ^6 wattigen und vorigen Lage den sichern Schluß machen kann, daß sie durch den Umgang mit den Europäern noch keine großen Vortheile erlangt haben. Der größte Theil ihrer charakteristischen Einfalt ist zwar verschwunden, aber an ihre Stelle sind eigennützige Verschlagenheit und niedrige Ränke getreten. Ihre Verbindung nsit der Bota ny. Bay hat die verderblichsten Wirkungen auf sie gehabt. Ihre ursprünglichen Nalionalgewohnheiten sind unverändert geblieben; unter diesen sind diejenigen die auffallendsten, welche die Weiber und königliche Familie betreffen. Es ist für ein Otah eitischeS Frauenzimmer entehrend, mit einem Manne zu esscn, daher sie denn auch bey allen Gelegenheiten allein essen müssen. Nur die Damen der königlichen Familie und Frauenzimmer vom ersten Rauge machen eine Auenahme von dieser Regel. Hierdurch genöthigt, sich näher an einander zu schließen, lcbcn sie in der vollkommcnstcn Harmonie, welches sonst nicht der Fall seyn würde. Nie sah ich einen Htrcit unter ihnen; denn dasBoMi, dessen ich erwähnt habe, ist cine bloße Ceremonie und ein Ratio« nalvcrgnügru. Sollte es der Fall seyn, daß Mann und Frau sich nicht vertragen können: so hindert ihre Trennung nichts; und da dieß einmahl angenommener Gebrauch in diesem Lande ist: so wird dieses nichtalö eine Verletzung der Pflicht und des eingegangenen Vertrags angesehen. Vorzüglich zeichnen sich dicOtaheiter durch ihre Reinlichkeit aus; denn Männer und Weiber baden sich Mpmahl, zuweilen dreymahl des Tages, und sie zie. ZZ7 ziehen das Bad im Kluße dem Seebade vor. Sehr viele Sorgfalt verwenden sie auf die Anordnung und nett? Zurechllegung ihres Haars, welches sie mit Ko» kusnußöl und Parfum von Sandelholz einsalben. Sie bringen sehr viel Zeit vor dem Spiegel und mit der Scheere hin; und wenn ihnen ein Spiegel gegeben wird, der haßlich macht: so geben sie ihn mit einem unwilligen Owhow Owhow zurück, wobey ihre Grimassen lianz sonderbar sind. Die Mühen der Weiber sind sehr niedlich , und erhöhen, in Verbindung mit dcn angenehm duftendet» Blumen, welche mit unsren Lilien viele Aehnlichkeit haben, und ihnen zum Haarschmuck dienen, die Gchön« hrit ihrer Gcsichtszügc, in denen so viele natürliche Unschuld liegt. Diese Mühen, welche aus den Blät. tern der Kokosnuß, die in feine Fäden gespalten sind, gemacht werden , sind , nach dcm Geschmack ihrer Besitzerinnen, von verschiedenen Farben. Da die Verfertigung derstlbcn ihnen blos Mühe und Zeit kostet: so sieht man ste jeden zweyten oder dritten Tag in einer ucuen Muhe erscheinen, und jedes Frauenzimmer ist in dieser Hinsicht seine eigene Putzmacherinn. Man hat sthr viel von der zügellosen und ausschweifenden Aufführung der Weiber gesprochen; allein ich muß zur Steuer der Wahrheit gestehen, daß ich von dcm Allen nichts sah. Ihre Begriffe von Anstand sind freylich von dcn unsrigen sehr verschieden, und zu ihrer Beurtheilung muß man sich daher einer ganz andern Richtschnur bedienen. Sie sind von Natur außerordentlich sanft, und ilie sai) ich während meines Ausenthalts in Otahei- 3e einen Eingcbornen in Hitze gerathen. Hiervon sind ,t»n der Liebhaber der Ideal) und der Bruder T'.«r-,chultt?lt'stl,. V ZZ3 des Pomärri Ausnahmen. Doch s,nd vieNeicht ihre Sitten in der unmittelbaren Nachbarschaft der Missionarien sanfter, als in den enlserntern Gegenden. Ihr Land lieben und loben sie enthusiastisch und halten es für das schönste auf der ganzen bewohnbaren Erde. Einige von ihnen trasten krin Bedenken zu sagen, daß wir ihr Land blos der angenehmen Nahrungsmittel wegen besuchen. Der Otahciter leidet, ausgenommen an seinem Kopfe, kein Haar an sich; daher er auch eine« großen Theil des Tages beschäftigt ist, sie mit dem Rassiermesser, oder durch das »usreißen mit der Wurzel wegzuschaffen. Alle ihre Krankheiten schreiben sie dem Verkehr mit den Europäern zu. Ein Schiff, sagen sie, brachte die Ruhr hierher, ein anders Schzff das Fieber, und ein drittes den Buckel. Sie gehen so weit, daß sie behaupten, Schiffe, die nur vor ihrer Insel vorbcysegelten, hallen ihnen Krankheiten zugeführt. Sehr leicht können sie getäuscht werden, selbst in Dingen, welche mit ihren eigenen Ideen übereinstimmen. Zum Beweis mag folgender drollige Vor. gang dienen. Als der Kapitain nach de : unglücklichen Zufalle, wescher dem Schiffe begegnet war, nach Otah eile zurückkam, waren seine Kleider und seine Wäsche außerordentlich schmutzig geworden, und da er nicht reichlich mehr damit versehen war: so war es nothwendig , sich in einer schlimmen Lage so gut als mög» lich zu behelfen. Es fehlte uns gänzlich an dem noth» wendigsten Artikel zu persönlicher Reinlichkeit, all Seise ; allein die Roth macht erfinderisch, und wir entschlossen uns, aus dir Asche des Farrenkrauts Seifen» lauge zu machen. Nnsere Leute versicherten uns, daß ZZ3 sie es gelernt hatten, in Ermangelung der Holzasch5 sich der Asche von Farrenkraut dazu zu bedienen. Wir sammelten also eine ziemliche Menge davon, verbrannten es und schütteten Wasser auf die Asche. Die Ein-ücliornen versammelten sich um uns und waren voller Aufmerksamkeit u„d Ncugierde. Sie fingen an zu glauben, daß es endlich mit uns aufs Acußerste ge. kommen sey, und daß wir damit umgingen, Schieß-pulver zu machen. Die sandige Beschaffenheit der Asche, nachdem das Wasser darauf geschüttet war, be» stärkte sie in dieser Meinung. Einige von ihnen, wel° che sich bey unsern Leuten erkundigten, ob dies nicht der Fall wäre, erhielten zum Spaß die Antwort, daß es sich wirklich so verhielte. Die Nachricht verbreitete sich gleich überall, daß das große Arkanum, das Geheimniß aller Geheimnisse nun bald entdeckt werden würde, und un-str Haus war daher immer von Eingebornen in sol« cher Anzahl umgeben, daß wir uns kaum bewegen konnten. Unsere Leute ließen es an nichts fehlen, den Spaß vollkommen zu machen: die Mischung wurde sehr oft umgerührt; und den Eingebornen wurde befohlen, in der Entfernung zu bleiben, um dieß wichtige Geschäft nicht zu stöhren. Sie könnten sich, huß eS, darauf verlassen, daß ungeachtet ihrer Iteugicrde, lie unser Geheimniß nie erfahren würden; wir würdm «icht eher etwas vornehmen, als bis es auf der Kü» lie ganz leer geworden wäre. ES ist unmöglich, die angsilichr Begierde zu schildern , welche diese Manövres »n ilncn Gemüthern rege machten. Gern würden sie bas Hhcmen letztern war es, durch welchen der Norfolk an die Küste getrieben worden war. Der herrschende Wind ist der Südostwind, der von y Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags am heftigsten weht. Mein einige Monate im Anfange des Jahres, stürmet es sehr aus Westen, mit starken Regengüssen, Bonner und Blitz. Dennoch ist es diese Jahreszeit, in welcher die Inselbewohner von Ulietea, Huaheinecc. Otaheitezu besuchen vstegen. Die Kanots, worin sie diese Besuche machen, sind so kleine und elende Fahrzeuge, daß zuweilen ganze Familien umkommen, oder nach einer wüsten Insel verschlagen werden. Als Capitain Cook zu Watteo , vierhundert Meilen von Otaheitc anlegte: so fand er da drey Einge-borne von den Socirlätsinseln, welche noch von drey-ßigen. die Schiffbruch gelitten halten, übrig waren, indem siebe» und zwanzig im Meere den Tod gesun. Z48 dm hatten. In solchen KanotS, wie die der Ulie, teancrsind , eine Reise bey solchem Wetter nach O t a-heile zumachen, ist gefährliches, als bey uns eine Reise nach Ostindien. Nahe bey unserm Hause pfleg, ten die Fischer ihre Flotte von Kanots an den Strand zu ziehen, Ost waren zwanzig beysammen, welche mit Wimpeln von acht bis zehn Ellen geschmückt, aus Federn zusammengescht waren, und viele Aehnlichkeit mit dem Schwanz eines papiernen Drachen hatten. Sie hatten lmmer genug zu thun, ihre Netze nnd ihr übriges wcnig scftes Gerälh auszubessern. Sie waren eben so lastig als ihre Landsleutc, und drängten sich in unser Haus ohne viele Umstände. Mir erwiederten ihre Zudringlichkeit mit Artigkeit, und erhielten so von ihrer Seite Lobeserhebungen. Wir seh-ltnfleylich keinen großen Werth aufdiese Complimcnte; allein wenn wir genöth'gt gewesen waren, ihre Auf° richtigkeit genau zu prüfen, so bin ich überzeugt, daß nur sie von noch geringerm Werthe gesunden haben würden, als wir sie anschlugen. Fünf und dreyßigsies Kapitel. Nahrungsmittel und Are zu koche«. — Nützen des Brod« baums. — Ferschirdme Arten zu ftschrn. -b^lls allrn Inseln hab,'« die Einwohner unveränderlich dieselbe Methodr s'H Feu«r zu machen; ste neh^ Z49 men nähmlich zwep Stücke Holz, machen ein Loch in das eine, um das andere hineinzustecken, und reiben sie dann so lange an einander, bis sie anfangen zu rauchen, und endlich in Brand gerathen. Ein Bündel trocknes Gras brauchen sie dabey als Zuudcr. Ihre Schweine schlachten sie nicht anders, alSdaß sie sie erwürgen, indem sie das Seil so ost um den Hals des Tluercs drehen, bis es todt ist. Gewöhnlich befeuchten sie die Borsten mit Wasser, nnd sengen sie dann mit Feuer von Gras und trocknem Laube ab. Wahrend ich auf d- r ganzen Insel Schweine einhan, delte, waren verschiedene von denselben, indem sie auf einander gelegen hatten, im Boote erstickt. Ich machte den Oberhäupter» ein Geschenk damit, welche sie mi« vielem Dank annahmen. Die Art, wic sie ihre Sckweine und ihre Brod« frucht lc. kochen, ist folgende: Sie graben ein Loch in dic Erde, so groß, wic es das Stück erfordert: .hier» auf wird mit Holz ein Feuer darein gemacht und mit Steinen bedeckt; wenn diese Steine heiß sind, so bleibt die eine Hälfte unten liegen, und die andere wird auf das Thier oder die sonstige Sudstanz gelegt» das Ganze wird dann mit einer Lage von Blattern des Brodbaums zugedeckt, und mit Erde verschlossen. So lassen sie es solange bis es gahr ist, und sie wissen dieß aus häufiger Uebung so richtig zu beurtheilest, daß sie sich stltcn irren.*) Sie haben nur zwep Methoden zu kochen, z.« backen und zu braten. Sie machen einen vortrefflichen ') Bey Schweinen, dle sehr groß sind, legl man einige Heiße Stein« m den Körper >ss V»rf. Pudding aus einer Wurzel, die viel Aehnliches mit unsern Kartoffeln hat; sie wird zerstoßen mit dem Fleische dcr Kokosnuß, und hernach mit einem Reib-sieinc klar gerieben; sorgfällig in Platanen? Blatter eingewickelt, urld giebt, wenn sie gut gebacken ist, ein schmackhaftes Essen ab. Sie machen aus ihrem (kwiapfel*), der gemei« niglich sechs Monathe im Jahre zeitig ist, eine vor-lrefliche Aepfclsauce zu ihrem Schweinfleisch, die fast unsern Englischen Aepfelsaucen gleicht, nur etwas fa« scriger ist. Sie haben auch Bergyams, die im In-nern der Insel wachsen; da man diese aber nur dadurch, daß man ziemlich tief in den Boden gräbt, erhallen kann: so benutzt sie dcr O taheit er nicht. Bey dieser Gelegenheit muß ich bemerken, daß das Fleisch der Schweine, wenn sie nicht zu alt sind, wirklich sehr vortrefflich ist; aNein ihr Federvieh ist faserig und zäh, so daß unser härtestes Ochsenfieisch noch weit besser ist. Den Mangel an Salz ersehen sie durch Salzwasser. Es finden sich hier auch Tärrä-Wurzeln und süße Palaten; allein da diese Artikel nicht in reichlicher Menge vorhanden sind: so sind sie sehr theuer. Sie haben eine Wurzel, welche sie Ti nennen, und die ei» nigc Achnlichkeit mit der Jam »Wurzel Hal; wenn sie ') Der Ewi oder gelbe Apfel ist so groß, als einNom-parcil, und von einer hellen Golbfarbe. Allrm von nnser» Aepftln unterscheidet er sich oadnrch, daß cr «ine Steinfrucht ist, «nd im Grschmuck ist er eher einer Ananas zu uerglejchen. Er wächst auf eincm großen, sich prachtig ausbreitenden Baum zu drcpe« bis vieren in einem Büschel. D. Uebers. gebacken und ausgepreßt wird, so giebt sie einen Saft, der so süß ist wie Melassen, und ssekocht beynahe die» selbe Consistenz erhält. Dieser Saft und Mais pfleg* le mein Frühstück zu seyn; indem ich lchtern statt des Kaffees röstete. Ein unter diesem Volke gewöhnliches Gericht ist Povop, welchrS eine Zusammensetzung aus Brodfrucht und Mahey, die gut mit einander durch, gearbeitet, und mit Kokosnußsaft vermischt wcr^n; zuweilen werden noch Vergplantanen hinzugefügt. eS sieht beynahe unserer Hubergrütze ähnlich. Ich habe es nur gekostet, denn das eckelhafte Verfahren bey der Mischung, machte es mir unmöglich davon zu essen. Hie Eingebornen aber essen es so gern, daß dieses Ge« richt selten bey einer Mahlzeit fehlt. Bey dem geringsten Anschein, daß es ein karges Jahr witd, sammeln ste dic Brodflucht, wenn fle beynahe reifist, machen die äussere Schaale davou ab, legen sie in Haufen bis sie welch geworden, und graben dann eine Grube, welche sie auf dcn Voden und an den Geilc« mil Blätern vom Brodbaume belegen. Wenn die Grube so eingerichtet ist , füllen sie solche mit Frucht an , und decken sie sorgfältig mit Grav, Blattern und Steinen zu, öffnen sie dann nach eiiuger Zeit wieder, nehmen den -Kerbs aus der Frucht, packen sie oon neuttn ein , und bedecken sie mit frischen Blättern, bis sie solche gebrauchen. Man sagt, daß aufdicsc Weise dle Frucht sich bis zum folgenden Jahre halt. Einige von den Missionarien, die kl» mageres Iahl besülchlclcn, haben diese Mechobe im Allgemeinen von den Europäern angenommen ; allein n«ch meiner Meinung o'ebt eS nichls unschmackhaftl» des als diese so ausbewahrte Frucht. Doch , ovhnt sch vielleicht auch der Geschmack hieran, so daß rs für ZF2 die Missionarien Mit der Zeit ein erträgliches Cssen werden kann. Die Ot ah eit er haben einen großen Theil deF Jahres hindurch Bergplanlanen. Zlllein es ist ihnen sehr zuwider, um ihretwillen die Berge zu bcklettern, da sie sich vor den wilden Schweinen fürchten , die sehr wüthend sind. UeberdieS erfordert es eine Reist von zwey Tagen, und schon dieser Umstand schreckt die indolenten Otah ei er ab. Der Uru, oder die Brodfrucht, das Brod aller Societäts-Inseln, wächst auf einem Baume von der Größe einer mittelmäßigen Eiche; die Blätler-chen gleichen an Farbe und Substanz einem Fcigenblatte, allein sie sind weit größer und haben einen ausgekerbten Rand- Die Frucht wächst auf allen Zweigen , wie die Acpsl'l in Europa. Man sagt, daß, wenn man dil srn Baum auch bis auf die Wurzel abhauet; er doch von neuem wieder ausschlage, und in fünf bis 6 Iah-rcn wieder Früchte hervorbringe. Viele waren während der lohten Feindseligkeiten in der Nachbarschaft des Hauses der Missionarien niedergehauen worden um einen plötzlichen Uebcrfall des Feindes zu verhindern. Zum allgemeinen Gebrauch ist es das nützlichste Holz in diesem Lande, weil es unter allen hier wachsende» Holzarten am wenigsten vom Wurm gefressen wird. Ucberdies giebt es ein gutes Gummi, welches die Ein-geborncn Tap au nennen, zu ihren Kanots mit großem Nutzen gebrauchen , und die Stelle des Pechs ver-ttltt, wclchcs sie durch Anzapfen der Bäume sich verschaffen. Unser Boot hatte durch das Schleppen über die rauhen und felsigen Sandbänke an »hren Küste« und in ihren Flüssen schr gelitten, und alle Mtttel, es »iedcr auszubessern, verschaffe uns so lange wir zu O t a- heile heile waren, dieser Baum, denn er gab unS Plan« tc» und Pech. Die Frucht ist schon so oft beschrieben worden^ daß es hier deren nur blos einer Erwähnung bedarf; sie ist also mit einem paar Worten, von der Größe und der Gestalt einer Melone, und in allen Perioden! ihrer Entwicklung und Zcitigung grün von Färb,; das Innere gleicht, wenn sie gebacken ist, der Krume uom Weizenbrod, allein ganz reif schmeckt sie fast wie un'i ser Pfefferkuchen. Es ist in Rücksicht auf Farbe eben so weiß als unser Weihenbrod, aber nicht so mrhlig. Für die Einwohner dü'ses Erdthcils ist diese Frucht ei« ne unschätzbare Gabe, undbeweis't, daß diese Inselbe. wohnet, so barbarisch und wild sie auch ftyn mögen, von der allgemeinen Fürsorge der weisen Vorsehung nicht ausgeschlossen sind. Das Meer, wie schon oben erwähnt, ist ihr gewissestes und unerschöpflichstes Magazin. Sie haben Fische von allerlei Att und gemeiniglich im Ueberftuß, welche sie entweder mit dem Schlagnetz?, der Angel und der Harpune mit zwey bis drey Zacken faugen.In allen die« stn verschiedenen Artendes Fischfangs ist ihre Geschick, lichkeit gleich groß. Die Harpune werfen sie mit be« wundcrnswürdiger Genauigkeit, und zuweilen umgeben sörncr, Krebse, Krabben, Seeigel u!,o Miesmuscheln. Das Riff aber scheint vorzüglich für die Weiber bestimmt zu seyn, die selten in Kanols fischen. Hau. ftnweise gehen sie nach den Riffcn, und wenn die Fische nicht reichlich sind, bleibcn sie den größten Theil des Tages halb im Wasser, da. Wenn eine Euro« päerin nur die Halste der Zeit da stehrn sollte: ft würde sie erfrieren. Die Otaheiteriunen aber scheinen das gar nicht zu achten; sie waschen sich im Flußwasser, wenn sie von der See kommen und gehen dann in ihre Häuser, um die Früchte ihres Fleißes zu kochen. ES i» das ganze Gebäude geht oben an den Pfosten ein Reifen herum, an welchem die Sparren des Dachs befestigt sind, und das lehlcre ist mit Palmblattcrn niedlich gedeckt. In diesen Häusern gibt es keine Abtheilungen oder Unterabteilungen; kaum tritt man herein, und man Übersicht das Ganze. Das Haus derIdeah ist nahe k>ey der Stelle gebaut, auf welcher Cook sein Obstr« v^torium errichtet hatte, und die von dieser merkwürdigen Begebenheit die Vcnusspitze genannt worden ist.' Es ist am vollständigsten ausmeublirt unter allen Häusern im Lande, nnd eine Europäische Bcttsponde darin, welche sie von einem ihrer alten Bekannten er. halten h«t. Der Fußboden ist drey bis vier Zoll hoch mit Gras bcstrent; dieses ist aber so sorgfältig hingebrei-tct, daß man kaum einen Halm findet, der verkehrt liegt. Diese Häuser sind gewöhnlich mit einem Hof llmgeben, der von einem starken Gebäude, welches drey Fuß hoch ist, eingefaßt wird. In diesem Hofe, der gleichfalls mit Gras bestreuet ist, gibt es kleinere Hütten, welche für die Bediente und das übrige Gesinde bestimmt sind. Hier bringen sie ihre Zeit, auf der Erdc sitzend, oder der Lange nach hingestreckt, spielend, singend, trommelnd lc. miteinander hin. Wenn die königliche Familie zu Ma t awai sich'aufhält, so hört man vom Morgen bis zum Abend nichts als Trommel» und Pfeifen. Weim die königliche Familie oder die Oberhäupter eine Wasserrcise machen, so haben sie auf dem Volbcrthüil drs Kanots eine kleine Hütte oder ein bewegliches Zelt angebracht, welches sie vor drr Sonne und dem unangenehmen Wetter schuht. Die Weiber der Oberhäupter sind größtenlheils weit schöner als die übsigcn. Hie Hütten der Eingebornen sind nur wenig bes-str als bloße Scheuern, und zum Theil mit Gras, zum Hheil auch gar nicht gedl» erziehen, als einen Knaben. Die Arreoys sind eine äußerst sittenlose und lasterhafte Gesellschaft; der Hauptgrundsatz ihrer Vereinigung ist Gemeinschaft ihrer Weiber, und das Morden aNer ihrer Kinder beyderley Geschlechts, gleich nach der Geburt. Durch eine sonderbare und sehr bedaurcnö-würdige Verkehrtheit des Gemüths , werden diese Elenden als Wesen einer höhern Art vorehrt, und als solche allenthalben, wohin sie kommen, behandelt. Ich bin fest überzeugt, daß das Beyspiel dieser Mörder jenes schreckliche Verbrechen im ganzen Lande allgemein macht; denn daS gemeine Volk urtheilt gewöhnlich in allen Ländern und handelt daher auch mehr nach dem Beyspiele seiner Obern, als nach seiner cigrnen Vernunft. Die Ota heiter können aus diese Weise *) Da man dem Pom a rri Vorwürfe wegen dieser barbarische» und „»menschlichen Gewohnheit lnachle, so führte er als Eillschilldigung au, daß, wenn alle die Hinder, die man zeugte, das Leben behielten, kei»»e hinlänglich,.'!! Nahrungsmittel auf der Insel für sie s.'pn würde«. Ai, m. d. Verf. Z62 verlötet werden, das nachzuahmen, was sic von ihren Arreoys sehen. Ick glaube, daß es auf der gan-zen Insel der bloßen Willsühr überlassen ist, ob ein . Kind aufgezogen oder gemordet werden soll. Dieser Unfug ist unbegreiflich ; ihre lüderlichcn, kochst verdor« denen Grundsätze verbreiten sich wie die Pest / und was das Schlimmste ist, sie streifen von einer Insel zur andern herum und lassen allenthalben das nähmliche Gift zurück. Man kann wahrlich nicht ohne Schaudern von dieser Gesellschaft reden. Sollte es wohl Jemand glauben, we»n es nicht durch so viele Seefahrer bestätigt wäre, daß es ein Volk auf der Erde gäbe, welches tanb gegen den Instinkt der Natur, und gegen die lauten Vorwürfe des unvrrwahrios ten Mm» schenverstandes, so ein ganzes Geschlecht von Kindern molden und die kleinen Wesen wieder vernichten könnte, die eben erst das Leben erhallen hatten. Ich cewa.te kaum, daß irgend eine Mutter in Cu-lopa cs glaubt, und doch ist eö wahr, daß eine A»reoy > Mutter gleich nach der Entbindung ihr Kind gemeiniglich mordet. Vie Priester haben einen großen Einfluß auf die Gemi'lther des Volks; sie werden sehr von dem Volke geachtet, und verrichten den Gottesdienst bey allen religiösen Opfern in dcn Morais. Da sie als Diener der Gottheiten angesehen werden: so haben stc hinläng-» liche Gelegenheit., die unwissenden Eingebornen zu be« trugen, und sie verstehen >ich auf ihr Interesse nur zu gut, als daß sie diese Gelegenheit nicht benuhcn sollten. Auf diese Weise überreden sic sic, daß Leben und Tod in ihren Handen, und daß derjenige des Todes sey, der sic beleidige und ihren Fluch auf sich lade. Z)l0 großen Obechäuptcr sittd großenteils selbst Priester, Und diesen Vortheil benutzen sie sehr geschickt, den Gehorsam und die Achtung ihrer Unterthanen zu vcr. Mehren und zu befestigen. Sie machen sie glauben, daß ihr Zorn tödtlich sey, und daher fürchtet der Ota heiter nichts mehr, als cin großes Oberhaupt zu beleidigen. So werden die Gemüther des Volks von diesen listigen Schurken in stetem Schrecken erhalten. Pomärri verstand diesen Kunstgriff, und hat sich seiner mit beyspielloser Geschicklichkeit bedient. Unter dem Deckmantel der Religion war er der größte Betrüger; allein so klug war er, daß er seine Gewalt nicht bis auf uns ausdehnte. Ihre Morais smd für jeden Verbrecher ein Zu. fiuchtsort; hiehcr fiiehen sie, wenn ihnen eine Gefahr droht, und nach einer Sitte des Landes dürfen sie von da nicht weggehohlt werden. Kurz, man kann von diesem Volke sagen, daß es, in dcn tiefsten Nder« glauben versunken, unabänderlich den Gebräuchen sei, ner Vorfahren anhange. Sieben und dreyßigstes Kapitel. trauriger Zustand der Insel. — Krankheiten. — Ursache» der allmahliae»» Abnahme der Bevölkerung. -- El« Streich, welcher dem Kapilain gespielt wird—Allgemeiner Hang zum Diebstabl. '—inen jeden gefühlvollen Menschen muß es mit dem lebhaftesten Kummer erfüllen, wcan er seinen Bttck it ihrem Verkehr mit den Europäern vo>» der Lustsl'uche sind weggerafft worden. Als wir die Inseln verließen, lagen m'ele'oon i5-nen in einem wahrhaft bedaurnngswürdigen Zusi^.nte ' r Bekanntschaft mit de,l Emoparrn, sind-Sine »l^d^re gefährliche Krankheit bey ihnen ist daH eillheimische ^iebcr, welches schr her^^chrnd, und wegen Hrcr B^un^!un^Sl»rt oher vieln^r Ven'achlaßi- Z6Z Mlnq, fast immer tödllich ist. Wenn sie aber auch "och so krank sind,,so halt cs doch schwer, sie vom Mass r abzuhalten. Auch die Ruhr ist sehr gewöhnlich, «>;d nicht sellcn gefährlich für den, der damit befallen wirb. Wegen ihrer außerordentlichen Neigung zum Wasser sind hier Rheumatismen nnd lalle Fieber vorzüglich herrschend, wo^u überdies die oben erwähn-» le sorglose Art, des Nachts zu schlafen, und sich der Kälte und den Dünsten Preiß zu geben, auch sehr viel beytragt. DaS einzige Mittel, dessen sie sich bedienen, ihren Schmerz zu lindern, besteht in einem sanfte« Drücken und Reiben des leidendes Theils, eine Methode welche unter den Inselbewohnern allgemein ist. Außer diesen erwähnten Krankheiten giebt es noch andere, die ich nicht kenne, die aber unbczwcifelt auch mit zu der Abnahme der Bevölkerung beytragen. Allem die wirksamste Ursache der Vernichtung dieses Volks ist der schreckliche, vorher erwähnte Gebrauch, die Kinder zu morden, und Menschen zu opfern. Man rechnet, daß wenigstens zwey Drittheil von allen Geburten auf der Insel auf diese Weise erstickt werden. Vergebens erhebt die Natur ihre Stimme gegen das, was Herkommen und Sittenlosigkeit, durch Gewohnheit und Beyspiele bestärkt, anrathcn. Wenn die künftige Abnahme der Bevölkerung, mit der in den leßtern Jahren, und vorzüglich während meines Ausenthalts daselbst, gleichen Schritt hält, so> «nuß die Insel bald zur Wüste werden. Die Missi, onarien reiseten, so lange ich da war, zweymahl rund «»in die ganze Insel, unt» zählten jedesmahl das Volk, woraus eS sich ergab, daß bey der ersten Zahlung ?oal,, l,cy der letzten aber nicht viel über H0,)o Mi»-, schen vl.,rha,t»del! waren. Z6s Mit dem innersten Bedauren bemerkt man diese Sterblichkeit. Diese armen Unglücklichen sind noch so blind, daß sie unfähig, die wahre Ursache diese Uebels in ihren eigenen Gebräuchen zu suchen, dieselbe ohne Bedenken lediglich ihren Verkehr mit den Europä-ern, zuschreiben. Drey von der königlichen Familie starben während wir in O ta h ei te waren; so daß Otu der Letzte von seiner Famile ist. Die gegen alle ihre Kinder so gütige Mutter Natur, hat in O^hei te das Bittere mit dem Süßen so vermischt, daß das Loos dem Ota heiter, nicht beblicher gefallen ist, als den übrigen Bewoh-uern der Erde. Wmn ihr Land fruchtbar, ihr Klima heiter ist, so macht doch ihre angl borne Trägheit ihnen diese natürlichen Gaben wieder unnütz. Ihre Könige und Oberhäupter sind Tyrannen und m't Schmeichlern umgeben, und wo ist ein Geschenk der Natur, welches solche Unterdrückung überwiegen kann? Welch ein Kontrast zwischen diesem Volke und uns! Während alle ihre Kräfte, so wohl durch ihre natürliche Unwissenheit, als auch durch den verkümmernden Einfluß der Regierung gelähmt sind, lebei» wir unter dem Echuhe glücklicher Gesetze, und sind ßcher vor j?dem, der uns angreifen wollte/ sey er auch noch so mächtig. Im Allgemeinen genommen, hat das Vol? eine liebenswürdige Offenheit in seinem Betragen, welches unfehlbar bey den Fremden eine vorcheilhafte Meinung von demselben erwecken muß. Allein diese Fremden ksnnen ftst versichert seyn, daß dies Volk s»e gewiß, so viel es nur kann, betrügen wird. Uebcrdieß wird es keine Gelegenheit zu gehlen unbenutzt vorbey gehen Z<5/ lassen. Bey solchen Gelegenheiten kommen die Gestohl. ncn Artikel zulcht an die Oberhäupter, und sie sind daher fast immer verloren. Die Wahrheit dieser Behauptung erfuhr der Kapitain, mit dem wir nach Port, Jackson reisten. Da er einige Land-Schildkröten mitbrachte; so wünschten Hie Oberhäupter der Otaheiter sehr, einige damn zu beHallen. Sie erwarteten ohne Zweifel, daß der Kapitain ihnen ein Geschenk damit machen würde, so wie das in Ansehung noch nuHlicherer Thiere von andern Seefahrern geschehen ist; allein da er ihnen keine Verpflichtung schuldig war, und keine Ursache halte, sich ihnen gefallig zu beweisen: so war er eben nicht geneigt, ihren Wunsch zu erfüllen, schlug aber vor, cin Paar gegen Schweine auszutauschen. Dieß erwarteten die Ota heiter nicht; sie lauerten daher ihren Vortheil ab, und ersannen folgende List. Zwey von Po m är ris Bedienten brachten ein Kompliment von ihrem Herrn, baten um zwey Schildkröten, und schien hinzu, der Kapitain möchte nur durch die Ueber-bringer sagen lassen, wie viel Schweine er dafür ha« bcn wollte. Hierbey ist zu bemerken, daß Pomärri sich damahls gu Aettähurä aufhielt. Der Kapitain, der von diesem Handel nicht viel hielt, glaubte doch, dem Wort P om a rri's trauen zu dürfen, und die Schildkröten wurden demnach mit einem Europaer, der lange auf der Insel gewesen, und also mit der Sprache bekannt war, hingeschickt, mit dem ausdrücklichen Befehle, ohne die Schweine nicht zurückzukehren. Der Europaer und die beyden von Pomarri gesandten Leute machten fich auf den Weg; allein sie waren kaum zwey Meilen qegangcn, als sie den Europäer baten, er Mchtt nur wieder, umkehren, sei? Z68 nc Begleitung wäre unnöthig, sie wollte» die Schild^ krdten schon überliefern. Der Mann berufte sich auf die Schweine, die dafür sollten gegeben wcrden, und bestand darauf, sie zu begleiten ; bis s,e anfien-gen ihn auf eine unsanfte Weise anzufassen, und ihn nölhiglen, nachzugeben, da aller Widerstand hier Ulwernlmftig gewesen seyn würde. Der Bote, welcher etwas vorwitzig war, halte dieses Geschäft im Vertrauen auf seine Geschicklichkeit mit den Einge, bornen zu unterhandeln, unternommen und versprochen, daß sie ihn nicht betrügen sollten. Wie sehr beschämt kam er jetzt auf das Schiff zurück! Mir ist es sehr wahrscheinlich, daß die ganze Sache von den Oberhauptern ersonnen war, ohne daß Pomärri Theil daran hatte. Ich bin hierbei) absichtlich etw.ls um« stündlicher gewesen, um einen Beweis von den Ve-trügereyen dieses Volks zu geben. Oft haben sie eS versucht, unsere Leute durch schöne Versprechungen zum Ausreißen zu vermögen, und eben so oft sie gegen eine versprochene Belohnung wie-» der ausgeliefert. Sie gewinnen sehr an Ansehen bey den Oberhäuptern, wenn sie Geschäfte der Art mit solcher Geschick, lichkeit ausführen, daß f,e nicht cntocckt wcrden; allein werden sie entdeckt, so erhalten sie Vorwürfe. Obgleich sie in ihrem Verkehr mit uns solche Erz. Diebe waren, so glaube ich doch, daß sie im Umgänge mit einander selbst weil ehrlicher sind. Wenn man sie Diebe nennt, so erwiedern sie, daß sie teuie ärger«! Diebe seyen, als viele unserer Landsleute, indem sie auf die Verbrecher in der Botany. Bap anspielen. Es giebt keine große: e Diebe im Lande als oie Diener des O t u, Von der All sind die oornchmsiel» M ist es eben so wichtig nicht, aus welchem Material es gemacht ist, wenn cs nur seinem Endzweck entspricht. So ist z. B. ein Stück Papier bey uns eben so gut, als das feinste Gold; und man kann diesem, welches einen Augenblick vorher ein Blankett war, in wenigen Minuten den Werth von mehreren Tausenden geben. So war das Geräche, welches die Missionarien bey ihrer Ankunft unter ihnen einführten, dem Lande mehr werth, als eine ganze Schiffsladung von Gold gewesen seyn würde. Seit der Zeit haben sie ihre stein«, «en Beile und ihr knöchernes Fischttgeräth ganz bei? 5?4 Veite gelegt; nnb diese Artikel werden jctzt von ihne» blos als Si'llellheiten betrachtet, nicht aber als Ge« lälhe von fthr großem Nutzen. Während wir hier warm, erfuhr ich von einem glaubwürdigen Manne, daß Pomarri einen von seinen Leuten, der den Grobschmieden bey der Missionsanstalt etwas von ihrer Kunst abgelernt hatte, schon seit langer, als ^inem Jahr beschäftige, AeMlc. zu machen. Noch lange werden fie sich des Tages der Ankunft dieser Leute als eineS glücklichen erinnern. Es war, als wenn ftch eine Anzahl reicher Männer in einem Lande, das sich noch in völliger Kindheit befindet, niedergelassen hätte, und Politik halte es den Emgebornen anrathen sollen, sie auf alle Wcist anfzumuntern. Ganz nahe bep unserm Haust war eine schöne?ln? pfianzung von einigen hundert Kokosnußbaumen, wcl« cheIdeah und Pomärri damahls pflanzten, als Kapitain Bligh diese Insel des Brodbaums wc'gcn besuchte. Diese Bäume sind jeht schon so hoch, daß ihre Zweige, die oben zusammen gchcn, eine schr schöne Laube bilden. Sie sind schon dicht .qenug, um die Sonnenstrahlen abzuhalten, und bilden so einen der angenehmsten Spazicrgänge auf der Insel. Das Rci-sin im Innern des Landes ist sehr beschwerlich, sowohl wegen der Hihe und des hohen Grases, als auch wegen einer Art Klette, welche hier sehr häufig ist, und von den Eingeborncn Pe perre gcnant wird. Der dem Olu und seinem Bruder dem Könige pon T i arabu geheiligle Boden stößt an dicscn Lust« wald. Ideah, Pai ti a und A ch wau. die Schwester des Pailia und Mutter der be»)den Königinnen, woh-^,en alle ?7H «erung im Lande gibt, so würde es natürlich seyn, sie hier zu erwarten. Allein es war auch durchaus Lichts von der Art hier anzutreffen, auch nicht einmahl der geringste Schein davon. Sie waren von aller Bildung noch eben so weit entfcnt, als zur Zeil ihrer ersten Entdeckung. Neun und dreyßigsies Kapitel. Dummheit des T>tu. — Zahlen der O tah e it er. — Menschenopfer.— Schreckliche« Beyspiel v»n Verrä« therey. v^s wird noch eine geraume Zeit hingehen, ehe die Olaheilcr nur die erste Grundlage eines civilisirten Lebens, eine nach Regeln geordnete und mit Buchstaben geschriebene Sprache, die man grammatikalisch lernen und mittheilen kann, erhalten werden. Nur wenige von ihnen konnten djc Buchstaben des Alphabets mit einiger Achnlichkeit aussprechen. O t u konnte wirklich einige sehr genau bezeichnen; allein es gad viele Buchstaben, welche weder er, noch ein anderer Dtaheiter deutlich aussprechen konnte. Dahin gehören die Buchstaben C, K, S, Q, X, und G. Das V sprechen sie wie B aus, und E etwas weich wie rln T. So hnßt Kapitain Vancouver bey ihnen Taptain Bancouba, und Kapitain Cook, Taptain Tuti. Anstatt lo.val gömiial sagen ft 3t«MMi^ Z?6 rcll. Ein schr guter Mantt, ein sehr böser Mann, dieß konnte Otu am deutlichsten aussprcchen; h a< remithe Rum, bring hcr den Rum, und einige wenme andere Wörter. Zuweilen pstegte cr von den Missionarien, Feder, Papier und Dmte hohlen zu lasscn, allein er machte wie ein Kind nichts als Gekritzel und Geschmiere. Mehrere Mahle wurde ich gehöhlt, >,m Zenge von seinen Fortschritten zu seyn; allein ich fand immer, 'daß er mehr Aufmerksamkeit auf ein Bilderbuch bezeugte, als auf sein Lesen und Schreiben. Er kom,lc freylich einige Buchstaben deS Alphabets sehr unvollkommen nachschreiben, aber auch wirklich nur sthr unvollkommen, und nach meiner Meinung ist wenig Hoffnung da, die Cingebornen durch sein Bepspicl oder durch das oon irgend einem aus seiner Familie zu bilden. Wenn er einem Schiffe etwas mitzutheilen hatte: so wendete er sich gewöhnlich an Herrn Jefferson oder sonst einen von den Missionarien, mit der Bitte, es ihm in der Papier-Pärau (d. i. Sprache) aufzu» setzen. Gewöhnlich waren es Gesuche um biitanni, sche 3lwa oder Branntwein. Folgendes sind die Benennungen der Zahlen bey den Ot aheitern: Aeltatschei Eins. Aerraua Zw p. Aetora Drey. Ahä Vier. Aerima Fünf. Aevenju Sechs. Aehitä Sieben. Aevärrau Acht. ^7? Civa Neun. Achaurau Zehn. Bis zwanzig hängen sie hinter Eins bis Zehn die Sylben halla, hernach fügen sie ähaurau, welches Zehn bedeutet, hinzu, bis sie zu hundert kommen, über welches sie selten hinausgehen. Um sich dem Fremden verständlich zu machen, dee ihre Sprache nickt versteht, haben sie noch eine andere Methode angenommen; sie binden nähmlich Streifen vom KokoMall in ein Bündel und übergcben es dem Fremden, mit welchem sie handeln, um dadurch anzuzeigen, wie viel sie von jeder Sache verlangen, und welche Anzahl Schweine lc. sie für eine Flinte, Schieß-pulvkr lc. geben wollett. Die Menschenopfer Werden nicht von ihren Priestern gelödtet, wie viele geglaubt haben; sondern rS ist einer von den Elenden, die sich um die Person dcS Königs aufhallen, der dieses 3lmt verrichtet, und der mit diesem schrecklichen Mord grmeinig, lich noch Verräthercy verbindet. Er geht zu ihm unter dem Vorwande eines freundschaftlichen Besuchs, in» dem er die Gelegenheit wahrnimmt, wenn der Mann nicht auf seiner Hul ist, schlagt er ihn zu Boden und tödtet ihn auf der Stelle. Während unsers Aufenthalts ereignete sich eine solche Vcrrätherep uud tin solcher Mord. Als wir von den Sandwich. Inseln zurückkamen, war einer von den Vertrauten des Otu, der uns, vor unserer Abreise dahin, taglich besuchte, zum Commandanten eines SisiriktS in einiger Entfernung von Matawai befördert worden. Von diesem halte man oft ein Menschenopfer verlangt; er halte sich aber Immer damit entschuldiget, daß es schwierig sey, <« 575 srinem Distrikt cm passendes Subjekt dazu zu finden.. DieS gieng einige Zrit so hin; allei.l der König, oder vicllm-hr Pomärri, bestand endlich darauf, duß er ftin Verlangen erfüllen sollte. Da der Elende nun auf das äußerste gebracht war, das gnädige Lächeln ftineS Wohlthäters zu verscherzen befürchtete: glaubte er, es jetzt nicht länger aufschieben zu dürfen. Er schickte daher einen Boten zu einem nahcn Verwandten i!nd bat sich den Besuch desselben uiwelzüglich aus. Der arglose Mann gehorchte, und wurde mit der groß« ltn Freundschaft und Herzlichkeit von dem vcrrätheri» schen Oberhaupte empfangen, so, dnß er ganz eut« zückt über diese Aufnahme wieder abreiscle. Kaum halle cr aber dus Haus verlassen, als der Schurke einen s.'iner vertrauten Agenten den Befehl gab, ihm zu folgen . um die Gelegenheit wahrzunehmen, wenn er ihn todten könnte. Dies geschah denn auch an einem Tage, an w' lchem der Mann, nichts Böses ahnend, nach dem Strande glcng. Hierauf wurde der Körper in einen langen Korb gelegt, welcher von Kokoönußdlättern ge, macht war und por unsrer Thür vorbeygcbracht. Die Eingebornen in unserm Hofe sahen ihn mit der völligsten Apathie und Gleichgültigkeit an, und baten auch mich, ihn zu sehen; allein ich drückte meinen Abscheu nber eine solche Unmenschlichkeit aus, und wollte nicht cher vor die Thüre gehen, als bis ich nichts mehr da« von sehen konnte. Wenn die Opfer in Morais ankommen: so wird d^is Auge herausgeschlagen und auf einem Blatte vo»n Brodbaum dem König präsentirt. Der König hält den Mund offen, als ob er es verschlingen wollte, und sie glauben, daß er dadurch einen Zuwachs an 2ta> k< und Klugheit erhält. Z73 Die Oberhäupter einc/< jeden Distrikts bringn bey großen Feyerlichkeilen eines oder mehrere von die« sen Menschenopfern, und man glaubte, daß beyder Einweihung des Otu nicht wcnigcr als zwölf oder fünfzehn dargebracht werden würden! Die Körper werden nach der Ceremonie des Opfers in die Morals gebracht und da begraben Wenn man ihnen diesen schrecklichen Gebrauch vorwirst, fthltcs ihnen nie an Entschuldigungen. Sie führen an, daß diese Schlachtopfer schlechte Menschen waren, Menschen, die durch ihreVerbrechm das Leben, vcrwirkt hätten. ANein nach nu'iner Meinung ist dies bloß eine von den Entschuldigungen, welche diese Menschen, bep jeder Gelegenheit, wo sie deren bedürfen, jmmcr in Bereitschaft haben. Vielleicht giebt cs wenige Nationen in der Welt, die ihre Freygebigkeit gegen die Götter weiter treiben, als di'ses Volk. Nichts ist nach ihrem Wahne füx die Gottheiten zu gut. Jedes Unglück, welches einen Htaheiter trifft, sieht er als dic unmittelbare Wirkung der Rache dcr Götter an. Krankheil, Mangel, schlechter Erfolg im Kriege, oder auch nur der Zorn ihrer Könige und Oberhäupter, rühren blos von einer Be-icidigung odrl- Vernachlässigung der Götter hcr. Selbst Pomärri ist von diesem Aberglauben nicht frey, in» dem cr uns ernstlich bat, eine Kanone abzufeuern, den Zom seiner Götter zu besänftigen, welche er fürchte, gereizt zu haben. Es giebt in diesem Lande eine Rolle von Menschen, deren Lebensart so abchcnlich ist, daß wir ill unserer Sprache gar kcincn Nahmen dafür haben. Vie heißen bey den Emgcbornen M ah us; sie nehmen ganz pie Kleidung, die Haltung und Sitten dcr Weiber an. und ahmen alle fantastischen Koquelterien der eilelsil» unter denselben nach. Sie gesellen sich immer zu den Weibern, die ihre Bekanntschaft sehr suchen. Mit den Sitten der Weiber nehmen sic auch zugleich ihre besondern Beschäftigungen an, indem fie Zeug, Mützen und Malten verfertigen; und sie haben so völlig alles Mannliche abgelegt, daß, wenn man mich nicht aufmerksam auf sie gemacht hatte, ich sie für Weiber gehalten haben würde. Mit Vergnügen kann ich hinzusetzen, daß eS fast nur die Oberhäupter sind, die zu dieser Abscheu« lichkeit aufmuntern. Otu selbst ist ein Ungeheuer in allen AuSschwe'fullllcn. Ihre unnatürliche Wollust in dk'scr Hinsicht übertrifft alle Beschreibung; und ich kann nicht langer bey einer Sache verweilen, welche so viele Vilder des Ekels und des Abschcucs in mir re» ge macht. Während ich dort war, j>.h ich zwey von ihren Mahus; den einen im Gefolge des Pomarri, der andere wurde mir gezeigt, als er eben vor meinem Haust vorbey gicng. Da dieser bemerkte, daß ich meine Augen mit einem Blick > der Abscheu und Verachtung ausdrückte, auf ihn heftete: so schsich er davon ohne ein Wort zu sagen. Ruchlosigkeit ist hinreichend groß, ihnen dic Strafen des Himmels zuzuziehen; und Man halte mich nicht für zu vermessen, wenn ich behaupte, daß die Hand Gottes bereits auf einc sichtbare Weise schwcr auf ihnen ruht. Wenn ihre Sitten sich nicht älldern: so kündige ich es ihnen im Voraus an, daß sie nicht lange mehr in der Reihe der Nationen eMiren «vcrden. Das Rachschwerdt der Krankheit ist eben so velwüstend, als das Wasser der Sündstuth. In Hinsicht auf Gesundheit, Ruhe der Seele und Körperkraft zeichnen sich die Missionarien sehr ausz nnd es muß den Cingcbornen vorkommen, als wenn sie unler dem unmittelbaren Schuhe des Himmels ständen, während s,e Haufenweise wie kranke Schwache dahin sterben. Ehe wir aber Otah eile verlassen, können wir nicht umhin, noch eine Meinung in Betreff derselben zu äußern, daß nähmlich der langsame Fortgang, wel chen die Bemühungen der Misftonarien haben, hauptsächlich einem heimlichen Verständnisse zugeschrieben ftp, in welchem die königliche Familie, die Oberhäupter un^ Priester mit einander stehen. Sie müssen wahrscheinlich befürchten, daß sie ihren Einfluß auf die Gemüther der Eingebornen verlieren, wenn die Einführung des Christenthums mehr befördert wird, und deßhalb fetzen s,e sich derselben hartuäckig entgegen. Wenn dieß nicht der Fall gewesen wäre: so halte ich es fast sür unmöglich, daß nicht sollten einige de> kchrt worden seyn; denn die Tugend dieser Männer redet zu verständlich zu den Eingebornen. Wer es un, lernimmt, der allgemeinen Verdorbenheit des Charak- ') Die Meinungen ,',b« Htu sind sehr getheilt, doch wird er von den meisten f,'lr dumm und iußerst lräge gehalten. Dennoch beherrscht dtescrKdiiia eine Menge Inseln, die ihm sei» listiger Vater Pomärrl größten« iheilS «lntrrworfen hat. Unler ihm stehen nähmlich Qlahcile milder Halbinsel Teiarrab» , ferner die In« sein Techuroa, Tapuamanu (die unser Verfasser oben Kap. 2Z Hapeyomanna nannte.) Eimeo und die Mot^ »nd 1777- derlleherf. Z34 ließen sie sich unsere Bedingungen lieber gefalle««, als dass sie, so wie sie gekommen waren, hätten zurück gehen sollen. Sie brachten drey Weiber mit, ohne Zweifel in der Absicht, ihre Gunstbezcugungcn hier feil zubieten; alleill hierin hatten sie sich geirrt, denn sie konnten keinen Kaufer unter der Schiffsgesellschaft finden. Diese Weiber waren gar nicht schön: stark, männlich und von groben Gesichtszügen ; und dem Anschein nach schon den Meridian ihres Lebens passirt; dabey weit brauner und von weit gröberm Bau und dunklerer Gesichtsfarbe, als die Otahei te ri nnen; denn diese lehlcrn sind in der That weit hübscher, und von sanftern Gesichtszügen, als alle übrigen Vewoh« ncrinnen der Instln in diescn Gewässern. Die Ein-gebornen aber hielten shne Zweifel ihre Schönheit für eine Waare, die schr gesucht werden würde, und wun» dcrlen sich wahrscheinlich darüber, daß sie sie wieder mitnehmen mußlcn, da sie sich so viele Mühe gegeben hallen, sie so weit her zu bringen. Wir kauften ei.iige Keulen, Ruder und Lanzen, bezahlten aber dreymahl mehr / als sie uns ,,uf den andern Inseln gekostet haben würden. Wir baten sie recht sehr nach dem Ufer zurückzukehren, und unv einige Schweine, Aams ic. mitzubringen, weil sie sagten, oaß sie dic.e Alt kel im Ucberftuß hätten; allein als das Kanot zurück kam, welches diese Artikel hätte hohlen sollen: so hatten sie sv viele Entschuldigungen, daß es klar war, siehallen uns betrogen, und die Sachen waren nicht im Uebel« flussc da, als sie vorgaben, sie empfahlen es uns nachdrücklich, nach Tongatabu zu fahren, weiches wir schon sehen konnten, und das einen schönen Anblick gewahrte, da es dem Anschew nach so eben un> grün. 3sH gnm, als ein Kegelplatz war. Sie sagten uns, daß daselbst alles, was w'r nöthig hätten, im Ucbcrfluß wäre und wir cs wohlfeil bekommen könnten; wenigstens glaubten wir ihren Jargon so verstehen zu mils« sen. Allein sie hatten nnS daS von ih'" eigenen In» stl gesagt, und daher rechneten wir eben nicht sehr darauf. Glücklicherweise hatten wir uns bey unsrer Abreise von Olaheile sehr gut versorgt, sonst würden wir hier Ursache gehi^, haben, die Unvorsichtigkeit, daß wir mich dm Frcundschaftsinselu gesteuert waren, zu bercuel,. Mir Tam eS vor, daß gerade zu dieser Zeit e,!, großer Mangel zn Eoa herrschen mußte, sonst würden sie dem Reihc, den unsere Artikel für sie hatten, nicht h'ibc'n widerstehen können. Wir bekamen auf dieser Insel nur etwa zwey Duhend Brodfrüchlc; ein Umstand, aus den» ich schloß, daß sie hier nicht reichlich vorhanden styn müsse, da cs uns zu Otaheite nie die geringste Schwierigst machte, uns soviel da» von zu verschaffen, als wir bedurften: vielleicht war auch gerade damahls nicht die rechte Iahrszcit. Diese Brod« fruchte, nngefähr vier Dutzend Kokosnüsse, ein oder zwey Blllidcl Bananasfcigen, und ein Paar Zuckerrohre, war alles, was wir auf diesen Inseln erhielten. So weit wir sehen konnten, war das ganze Land in lanter eingehägle Grundstücke oenheilt, welche alle angebaut zu seyn schienen. Äiesc Cultur ist, mcincr Meinung nach, hier weil nothwendiger als aufden Gesell sch aft sin sel n, da hier augenscheinlich ein Mangel an Vrodfruchl ist. Vom Schisse aus bemerk, lcn wir verschiedene Häuser, von welchen wir aber, wegen ihrer weiten Entfernung keine genaue Bcschrei. bung gcbcn können. Durch ein Fernglas betrachtet, Turnbulls Reisen. B b Z86 schienen sie länglich gebaut, einem langen Schauer ähnlich , und an den Seiten offen zu seyn. Der seit einigen Jahren auf diesen Instln geführte Krieg war der Bevölkerung sehr nachtheilig gewesen; denn man sagt, daß diese Völker keinen Pardon geben, und wirklich isi ihre Wildheit in ihren Gesichtszügen zu lesen. Ihre Sprache war dem Bewohner der Sand-, wichinseln und zwey Otaheitern, die wir am Bord hatten, beynahe ganz unverständlich, so daß wir hauptsächlich durch Zeichen miteinander handelten. Ihre Keulen waren mit weit größerer Kunst geschnitzt als die wir bisher gesehen hatten, und übertrafen noch sogar die, welche die Bewohner der Sa »»d w i ch - Inseln haben. Das Holz war schwarz, hart und schwer, und glich in clwaS dem Bockholz. Dieses Schnitzwerk muß außerordentliche Arbeit verursacht haben*), und wenn der Wcrlh nach der Zeit bestimmt werdensoll, der darauf verwendet worden ist: so hatten wir sie sehr wohlfeil. Ich kann nicht sagen, welcher Werk, zeuge sie sich bedient habcn mögen, um die Keulen so niedlich zu schnitzen; wenn cs mit einer Muschclschaale geschehen ist, dann muß es unendliche Zeit und Arbeit ackostet haben. Beharrlichkeit ist bey den Wilden das bewundernswürdigste Talent, das sie besitze,». Mit ei< nem Europäer verglichen, thun sie nur wenig zu einer Zeit; allein sie kehren immer wieder zu einer Licb-lingösache zurück, und hören damit nicht eher auf, als bis sie sie vollendet habe». «) Besonders da das Bockholz (lignum vilao,-auf O t a<« heiteToa) so hart ist, daß es die besten ArileO« gleich stumpf macht. der Uebels 3«7 Das Zeug auf den Freundschaftsinseln hüt so wohl in Farbe als Güte viel Achnliches mildem auf den Sandwich.Eilanden, ist aber weit schlechter, als das der O tahci ter, welches in diesen Gewässern das beste ist. Da es anfing, Abend zu werden, erhielten die, welche am Bord waren, Befehl, nach ihren Kanots zurück zu kehren. Sie stürzten sich dem Anschein nach, voller Schrecken ins Wasser, und ruderten eiligst nach dem Ufer< Wenen des kurzen Besuchs , den wir diesem Vol» kc machten, ist es unmöglich, etwas Bestimmtes von seinen Sitten und Gebräuchen zu sagen, da überdies ihre Sprache den südlichern Inselbewohnern fast ganz unverständlich war. Ihr ungemein wilder Blick muß nothwendig bey iedem, der sie zum erstenmahle sieht, eine unwillkührliche Furcht erregen. Vielleicht war uns dies noch auffallender, da wir eben erst die Otahei-t c r verlassen hatten, deren Blick so viel Zutrauen einflößte. Sie drangen sehr in,uns, ans ^str zn kom» men; allein da wir keine Bedürfnisse hatten, und ihre Miene eben nicht sehr einladend war: so hielten wir es für besser, eS abzulehnen. Man darf,der scheinba. ren Herzlichkeit dieses Volks, bey dem Empfange Fremder nie trauen; denn durch Verstellung isis, wodurch sie vorzüglich zu täuschen suchen ; allem Vorsicht ist bey ihncn vielleicht unnöchig, indem ihre Gesichtszüge schon hinreichen, dai« Innere ihrer Gemüther 5" enthüllen. Die Insel ist im Allgemeinen für Schiffe leicht zu« gänglich; üe erhebt sich vom Ufer allmählig bis zu der größten Höhe, die aber auch eben nicht außerordent, lich ist, und wird zehn Meilen weit in der See gese« Bb 2 Hs3 hen. Die in allen diesen Gewässern herrschende Mc lhode sich zu tältowiren, fanden wir auch hier. Zwep von den Leuten, welche hier Handel trieben, wollten sich bey uns für Oberhäupter ausgeben; allein da sie über die andern, welche an der Seite des Schiffs handelten, seine Herrschaft ausübten: so legten wir auf ihre Ansprüche eben kein großes Gewicht. Ich zweifelte gar nicht, daß das Ganze ein bloßer Pfiff war, um unsern Aufenthalten verlängern. Diejenigen würden sich gröblich irren, welche, wenn sie diese Gewässer, sey's aus Handels , oder sonstigen Grün-» den, besuchen, mit den Wilden so umgehen, als wenn eine ehrliche Einfalt charakteristischer Zug bey ihnen wäre. Sir sind alle mit einander gerade das Gegen« theil, und so erfahren im Betrübn, als wenn sie sich in einfm civllisirirn Lande ausgehalten hauen. Ich be« hauplt eö nochmahls, daß auf allen Inseln des stillen Meeres derselbe allgemeine Charakter herrscht; eine ganzliche Gleichgültigkeit gegen alles, was Recht oder Unrecht ist, in ihrem Verkehr mi, Fremden. Aus meiner Reise nack dcr N o r fo l k - I n sel, unterhielt ich mick mit einem Passagier, der am Bord war, über die Einwohner dieser Inseln, und bey dk'-ser Gelegenheit erwähnte er zufallig l-cs Schiffbruchs, d, als lie mit emer Ladung von China nack der No rfol tinsel ui Port-Jacks?!, segelte, erlitten hatte. Da ich den Kapitain und das Schiff gekannt, so inleressine es mich, mehr von diesem U»glück, und wie und wo es ihnen begegnet war. zu erfahren. Ich halte schon vorher immer geargwöhltt, daß ihnen ein Unfall begegnet seyn mußte, da sie schon wMyßcnS vor i2 Monaten hätten antommen sollen, l^ tMltc mir, dap der emzige uvch Kbcndc Mann Z89 »on dem qanzen Schisssoolke stch mit uns am Bord befind: und er ihn anfänglich ungern aufgenommen hatte, weil er gcmutlimaßt hatte, daß er ein Belrü. ger oder ein flüchtiger Matrose sey. Der arme Kerl habe ihn aber zuletzt von der Wahrheit seiner Geschichte überzeugt, welche ungefälir folgende war: Sie warcn mit einer Ladung von China unter Segcl gegangen, und durch widrige Winde gänzlich von ihrem Weg verschlagen worden Ich halte es für wahrscheinlich, daß der Kapitain, dcr schon so lange in See gewesen war, die Absicht hatte, an einer von diesen Inseln zu landen. Daß der Matrose die5 nicht wußte, beweiset nichts gegen meine Muthmaßung; denn die Befehlshaber sagen nicht immer ihren Leuten, was sie beabsichtigen. Der Matrose erzählte im Verfolg seiner Geschichte, daß das Schiff in einer Nacht nordwestlich von diesen Inseln auf ein Felsenriff gerathen, und in kurzem ein Wrack geworden sey. Nach diesem Unglück plünderten und zerstörten die Eingebornen alles, was sie nur bekommen ko::ntcn, und hörten nicht eher damit auf, als bis nichts mehr zu plündern da war. Der Kapitain und das Schiffs-volk landeten zu To n g at ab u, wo zu der Zeit einer von den Kriegen wüthete, wlche, wegen der Grausamkeit, mit der sie geführt werden, flüher oder spä« ler das Volk ausrotten müssen. Wenn man der Er, zählung dieses Mannes glauben darf: fielen der Kapitain und dcr größte Thril des Schiffsvolks als Opfer in diesem Streite. Dies aber ereignete sich nicht gleich nach der Landung; der Kapitain war noch einige Zeit unter ihnen, und irrte kurz vor seinem Tode nackt und bloß wie ein Eingeborner, auf dcr Insel herum. Sein letzter Verlust und dic gcgcmvärtige Lag?, hat- Zoo ten ifti 5el>i»o dcil Strapazen, die cS auf oem Schiffe ertragen,, halb todt, und buchstäblicher verstanden, als Haut und Knochen zu Oiahet tc anö Land grftyt. Einer von dcil Missionaricn kaufte es in diesem Zustande von dem Kapitain, dcr es um so lieber hinqab, da er alle Hoffnung aufgeben mußte, es lebendig nach Port-Jackson zu bringen. Von dem Augenblick an, da dieses Thier am Lande war und auf den Ebenen ungestört herumstreifen konnte, kam es ungemein schnell wieder zu Fleische; es ist jcht völlig ausgewachsen, und so fett, glatt und Z98 mutftwillig wie möglich geworden. So gut und »Ms schädlich es in selm'm frühern Z«stMde war, eben so sehr fürchten es jetzt die Eingeboruen. Wenn a ich dieß sah, gieng ich hin und streichelte ihm die Stirn, welches es ganz ruhig litt. Das »chlcn nun den Eingebornen sehrauf« fallend, von denen es viele mit ansahen, da sie innerhalb unserer Bemannung ganz sicher waren. Weil es damahls gerade einige Fliegen quälten, so fieng es an den Schwan; und den Kopf zu bewegen, und s,e warnten mich daper, als pecs hcmerkttt», ernstlich/ 399 bey Zeile» aufzuhören, weil eS anfieng böse zu wer. den. Schon vorher hatten mich die Eingeborncn oft ge« fragt ob ich dieß furchtbare Thier je gesehen hätte: aNein wegen ihrer unvollkommnen Art es zu beschreiben, war es nur nie möglich zu verstehen, was sie meinten. Sie gaben mir immer auf meine Erkundi« gunaen zur Antmort, es wäre: Bua ä tora novovo» hi: ein erschreckliches Schwein von Owheihi. Als wir eben von dort zurück gekommen waren : so wünschten ße ohne Zweifel zu wissen, ob es deren daselbst in Menge gebe, und ob wir welche gesehen hätten, und da ich ihnen noch immer erklärte, daß ich sie nicht verstünde; so wunderten sie sich sehr darüber, daß ich sie so schwer begriffe, da sie sich doch so viele Mühe gegeben hätten, mir die Sache deutlich zu machen. Sie spielten ohne Zweiftl auf diejenigen an, welche Cook vormahls da gelassen, von denen sie gehört hatten, daß sie auS unserm Lande kämen, und deren sie sich damahls nur noch dunkel erinnerten, da der größte Theil von den damahls lebenden Menschen schon todt war. Das lcßte Mittel, welches sie ergriffen, um es mir recht deutlich zu machen, war, daß sie an die Stirn ihres Kopfs zwey Stöcke steckten, welche die Hörner des Thiers vorstellen sollten, und zugleich ein Geräusch machten, indrm sie sagten: Wille di yi? verstehet ihr es nun? Wie ich zu Pvrt. I ackson war, hörte ich, daß man einen Stier nach Olah eite gesandt habe, welches für die dort befindliche MissionS-Anstalt eine sehr nützliche Acquisition seyn wird. Diesen Fremdling wird man gewiß bey seiner Ankunft ei-nen großen Platz einräumen. 40» Zwey und vierzigstes Kapitel. Zweyter Aufenthalt zn Po rt .I ack so ».— Verbesserung gen in der Colonie während unserer Abwesenheit- »^ Ankunft von Schiffen aus Europa. <^ls wir hier zum zweyten Mahl nach einer Abwesenheit von zwey Jahren ankann'«,, fanden wir, daß wir nicht die Einzigen waren, wrlche in diesem Thci-le der Welt Schiffbruch gelitten; sondern daß andere auch dies traurige Schicksal gehabt hatten. Wir erhielten, gleich nachdem wir vor Anker gegangen waren, die unangenehme Nachricht, daß das königliche schiff der Delphin, und das Bcyschiff an einem unbekannten Riffe, ungefähr 8"» Meilen nordlich ebenfalls Schiffbruch gelitten, und daß dieses traurige Er«, eigniß die ganze Kolonie in Kummer verseht habe. Ein) anderes Schiff, daS mit jenen gereist war, war der Gefahr nur mit Mühe entgangen. Kapitain Flinders von dcm Delphin war in einem offenen Boote nach Port-Jackson gekommen und hatte die Nachricht gebracht, weshalb ein auf dem Wegc nach China befindliches Vcpschiff von dem Gouvernement den Befehl erhielt, nach jener Gegend zu segeln, um die unglückliche Mannschaft an Bord zu nehmen Ka> pilaiu Flinders aber halte sich entschlossen, seine Reist nack Haust auf einem im Lande erbauten Kolonie, 4 de, wrnn es in einem fruchtbaren Jahre auf zwölf Monathe in den öffentlichen Kornmagazinen Vorrath ausschütten ließe, und so jeder Gefahr von Hungers-noch welche hier, wcqcn des hausigen Mißwgchscs und anorrer Zufalle so leicht entsteht, vorbeugten. Da das Schiff, mit welchem wir von O l ahe i-l e gekommen wann, gewisser Maßen seine Reist erst angefangen hatte, so mußten wir zum zweyten Mahl in dieser Kolonie vcrwcilcn. Unscrc erste Sorge also war, uns Wohnungen zu verschaffen, weil es wahrscheinlich ,var, daß unser Aufenthalt hler nicht ganz t'urz sepn wiude. Wir konnten nicht eher hoffen, voir hier abzureisen, bis die Ca lc ut t a ankam; diese wurde zwar täglich erwartet, allein wir waren zu gut mit den Seereisen bekannt, als daß wir uns aus eine Sa« che, dir noch vom Zufall abhmg, hatten verlassen sollen. Nach einigen Tagen halten wir unS so gut eingerichtet, als ,es in unscrer Lage möglich war. Tulttbultt Reise». C c 402 Die crsse Verbesserung, die ich bemerkte, war eine steinerne Brücke, welche damahls über den Fluß gebauet wurde; dies war ein haries Stück Arbeit für die weiblichen Gefangenen, von denen die verworfen« sien gebraucht wurden, in großen Körben Erde herbe»), zuschössen, cine Arbeit, die sie seftr geschmeidig machte. Indcni ich sie in dieser entehienden Lage bemerk« tc: konnte ich nicht umhin über die Verdorbenheit der menschlichen Natur und die Größe ihrer Verbrechen, welche ihnen eine so exemplarische Strafe »gezogen hatten, Betrachtungen anzustellen. Welch'einen Eindruck mußte dies auf die Grmülher der Eingeborncn machen ? Nie war das Tagwerk eines Negers ,nWcst, indicn beschwerliä^er, als es diese F,ohne für diesen Theil des gemeinen Wesens war. Dieses Zechen oft fentlicher Schande war nicht blos eine temporäre Slra« se von einigen Monatyen, sondern, wenn sie mit die-ser Arbeit fertig waren, so wurden sie n.'ck einem an> devn Theile des Landes geschickt, um dort eine a nli-che anzufangen. Man hat noch vei-'chiedene andere Slrascn fnr diesen unverbesserlichen Th.,l der neuen Ansiedler; indem ihnen die Köpfe geschoren, ein eisernes Halsband umgelegt und sie so ausgetromm lt werden. Wenn diese Stiafcn gleich ctwao strenge sind: so verdienen sic solche dennoch völli.q; denn viele von den Unordnungen und Ranbi'repen, die in dl-gclegt. Das Schiff, auf welchem wir von Otahci-te gekommen waren^. würde vom Gouvernement dazu gebraucht, s"r die neuen Kolonisten Lcbensmitlel und 4aZ andere Bedürfnisse, wie auch ein«? ksmie Anzahl Mili^ tair, unter dem Kommando eines Lieutenants hinzu« bringen. ' ' ^:o^^H K?7?ei^ : , Zwey Tagl' nachdc>ln dies S'W M^fegelt waf, wurde an der sudlick)ett S'piße'^eiM Eingänge in den Hafen geflagget, welches ^ in der Kolonie auf» hielt, wurde H a w k^e ö sVry,'welches man als die Kornkammer vou'H^l! - Sud - Wallis ansrhen kann, überschwemmt/'''Durch diesen Umstand grrictl) die Kolonie in größ^Aöth/'^Nd viele Kolonisten, die sich bloß von ihrem Gctrcid? ernährten, wurde.l dadurch zu Grunde gerichtet. Dahrr etttsta„drn dlimahls auch eine Menac Streitigkeiten. Viele Pflanzer hat. ten auch damahls außerordentlichen Schaden von dem Mchllhau, der im Lande gefallen war. Durd, solche Unfälle geiath die Kolonie ost in die äußcrste Noth, und dadurch, daßfte C c Ä 404 X so weil vom Multerlande und jeher andern Kolonie entfernt ist, noch schr vermehrt. Bald hernach wurde wieder die Flagge aufgezogen, als eilt Signal, daß man wieder ein Schiffer, blicke. Dies ist allemahl für die Kolonisten eine große Freude, im>cm dir Ankunft jedes Schiffs von allgemeiner Wichtigkeit ist. Diesmahl waren sie ungewöhnlich froh, weil sie glaubten, es sey kjn Schiff von England. Lange hatten sie schon nichts vo>l ihrem Vater» lande gehört/ und Botany «Bay ist nicht so weit, daß sie die öffentlichen Angelegenheiten vonCng land und Europa nicht inttressiren sollten. Durch ein Amerikanisches Schiff, welches auf der Norfolk-In sei Erfrischungen einnahm, war, wie tch vorher bemerkt habe, den Kolonien die erste Nachricht von den Friedenspräliminarien mitgetheilt worden. Jetzt erfuhren wir von einem Schiffe derselben Nation, daß die Feindseligkeiten wieder angefangen hätten. .Eine Brigg, die zu dem Mauritius gehörte, entkam noch zu? rechen Ieit; da sic viele Kolonisten als Passagiere an Bord halle: so würden diese unfehlbar zu Gefangenen gemacht worden seyn. Die Zeit wurde uns in ilnfen'r jepig?n Lage bey dem ewigen Einerley der Gegenstände gewaltig lang: so daß wir uns taglich recht schr nach der Ankunft derCalcutta sehnten. Es ist bereits in dm« früheren Theile unserer Erzählung des ParthelM'iste^j gedacht worden, drr zwi« schen dem Gouverneur und dem Militair herrschte, ^n meiner Abwesenheit von der Kolonie und in der Zwi< schenzcit meines Aufenthalts zuOtah eile, war dieser Parchcpgeist noch weit größer geworden: Karikaturen und anonyme Schriften, welche sich auf das Ve« tragen und die Hrr>on deS Gouverneurs bezogen, wa° 4"H len in verschiedenen Theile» der Stadt und des Landes ausgestreuet worden. Allein aller sorgfältig angestellten Nachforschungen ungeachtet, hatte man die Verfasser dieser Taille nicht entdecken können, und obgleich augenscheinlich mehrere hieran Theil hatten: „mr-de doch das Geheimniß treulich bewacht. Endlich kam der Ocean, ein Transportschiff, ganz unerwartet an, und brachte die Nachricht, daß es von der vaterländischen Regierung privilehirt sey , fül eine neue Kolonie, welche zu Port .Philipp in der Baß-Straße angelegt werden sollte, Lebensmittel mtd andere Bedürfnisse herfieyluschasse,,. D^>s hiesige Gouvernement schien dieses Vorhaben zwar nicht zu wissen, welkes wahrscheinlich einige Personen in England salbst veranlaßt hatten. Nachdem der Ocean mit dem Gouvernement in Richtigkeit war, fehle cs seinen Weg nach China fort, traf aber zu. fallig cin offenes Boot an. welches sich in großer Noth befand, und von demjenigen, den man MN Klüver« ncur der neuen Kolonie bestimmt hatte, abgeschickt war. Die Depeschen, welche dieses Boot brachte, enthielten-die Nachricht, daß Port- Philipp zur Anlegung einer Kolonie nicht tauglich sey. Aus Menschlickkeit hatte dcr Kapitain die Menschen a^ Bord genommen, und bloß deßhalb hatte er diesen Hafen besucht. Aus derselben Quelle erfuhren wir, daß die lang erwartete Calcutta, statt Gefangene nach Pyrt.Iackson zu bringen, wie man erwartete/'zu Port-Philipp gelandet kalte, und daselbst so lange verzog, bis man einen definitiven Entschlul« gefaßt baben würde. Nachdem man die LebcnSmittcl und andere Bedürf-nisse )c. ausgeladen und das anstoßende Land genau 4o6 untersucht hatte, wozu viel Zeit erforderlich' gewesen war, so wurde der Platz r «och kein Metall entdeckt. Der hohe Arbeitslohn macht, daß man fnr jeht dirlrs Metall noch nicht mit Vo; theil ge« winnen könn. Ein Stück Eisenerz, wclchcs zu H i d-ney durch Zufall gesunden wurde, gab, als es stc« fchmolzcn war, zwanzig Procent, und man kann an. nehmen . daß an vielen Orlen cs noch reichlichere ?il:s-beute gsben würde. Das Salz findet man hie'- „ur als Fossil, alwn info grrinqcr Menge, daß es kaum verdient bemerkt zu wc,dcn. Das Land hat «-wen Uebcrfluß an Pssa:,-zen, von denen viele dem Bosanifer qänzlick unbekannt sind; aNein bis jeht haben die Kolon sten keine Vege. tabilien gefunden, welche sie in der Küche gebrauchen könnten, sluch haben sic nicht bemerkt, daß die Ein-j,?bornrn irqend etwas von der Art kennen, auSge« nommen die Farrcnkrautwurzrl. Unter den einheimischen Thieren dieses Landes ist das gemeinste der Huud, welcher hier dem Wolfe sehr ähnelt und von den Eingebornen sehr häufig gegessen wird. Das Känguruh wird non ihnen ebenfalls für eine große Delikatesse gehalten, und wurde zur Zeit des Manuels auch von den.Europäischen Einwohnern sehr gesucht. Sie aßen es stall Ochsenfieisch, dem es auch sthr gleich kommt. Das Thier wiegt gewöhnlich von ^F bis ,40 Pfund. Unter den Vierfüßern Thieren kann mnn auch mit bemerken das fliegende Eichhorn und das Guana, welche den Eingeborncn auch zur Nahrung dienen. Von den Vögeln gibt es hier dcn Papagei), dcn Kakadu, die 4oz Taube und die Wachtel; auf den Bergen lrisst man allck wohl Adler an und eine Art von Paradiesvogel. Diese Vögel aber sind nicht häufig, und selten bekommt cln Cingeborner einen, wenn er ihn nicht zu überlisten versteht, da ihre Pfeile nicht viel taugen, mn Vögel damit zu todten. Unter den kriechenden Thieren gibt es verschiedene Arten van Schlangen, wovon riniac sehr giftig sind. Auf der See finden sich schwarze Schwäne, wilde Krikenlen und Pelikane ill Menge. Die Küsse und die Flüsse sind schr Fischreich; die Gingebornen erhal-tcn daher von denNben ihren vorzüglichsten Unterkalt und die Europäischen Kolonisten manches angenehme Gerickit. Man fängt hauptsächlich solche, die sich in tropischen Klimaten aufzuhalten vffeacn, als: die Meer-aschezc., einige aber sind blos diesem Lande eigen. Leß, lern haben die Kolonisten, wegen einiger eingebildeten Aehnlickkcit, zum Theil spasikafte Nahmen gegeben, als: der leichte Dragoner, weil der Kopf des Fisches mit einem leichten DranonerkaSket Achnlichkeit hat; einen andern nennen sie die lederne Jacke, weil die Haut des T'sches wie Leder aussieht. Die Baß-Straße beschäftigt seit ihrer Enl, deckuna viele Menschen, die von verschiedenen Perso« nen zu P or t - Ja ckso n in Dienste genommen und in kl, inen Koloniasschissen dahin aeftrachl werden. Man sielst sie dort in Haufen von 10 bis ,2 Mann an verschiedenen Orten an, um den Thran des See-Ele? phanten und die Felle der Robben zu hohlen, welche bey der ersten Entdeckung in dieser Straße in großer Menge gesunden wurden. Diese Mensche« haben einen gewissen Kontrakt gewacht, mit dcnm, dic sie zu dieser Atdrit gebrau-- 4oy chen, und haben gewöhnlich einen Antheil an dem Fange, welches das sicherste Mittel ist, sie zu vcrhin, dem, daß sie ihre Zeit nicht zum Nacktheit dessen, der sie in Dienste nimmt, unaenuht kinbrinaen. Die. Wenigen abcr, welche sie abschicken, haben sick ''Kremits wieder dem Gouvernement verpflichtet, die Einrichtungen zu beobachten, welche der Men Ardm'nq weacn, und um m verhindern, daß sie sich einander nicht in die Reviere gehen, gemacht worden sind. Wenn in einer Gegend di? See? Elephanten und Robben selten werden: so bringt sie das kleine Fahr« zeug, das ihnen hierzu, und um ihre Beute nach Port-Iackson zu bringen, mitgegeben wird, in eine an° dere. Als die ?l me ri saner dieses witterten: so drängten auch sie sich ein, und so hat die immer mehr zunehmende Anzahl von Nbcülheurern, die darauf spe.' kuliren, gemacht, daß dies Geschäft neuerlich sehr iu Abnahme gerathen ist. H)ie Kolonisten betrachten dieses kecke Eindrangen der Amerikaner als eine sehr große Beeinträch< tigung. Der Clephantenthran wisd nächst dem des Sper-macetiwallfisches fur den kostbarsten gehalten. Hen Campbell, ein Kaufmann in der Kolonie (der alle mög liche Aufmunterung verdient, wegen des Nutzens, d?>, er im Allgemeinen den Kolonisten verschafft) hatte ei. ne Ladung davon für diesen Plah gesammelt. Als wir die Kolonie verließen, hatte er über igo Tonnen zu« sammen gebracht. Robbenfelle werden gewöhnlich »o'^ Amerikanischen oder andern Stiffen, die nach Chlna gehen, geladen, «ur wenige werden hier gegarbt und im Lande verarbeitet. 4.O Drey und vierzigstes Kapitel Gegenwärtiger Zustand des Landes. — Landcrepverwilli-guilge«. — Arbeitslohn. <^«3ir werden hier noch einige Bemerfuna.cn über die Kolonie mittheilen. Dcr Ackerbau kann nicht mitZug-vich betrieben werden, weil die noch im Boden befindliche:! Bai'Mwurzeln (indem dieses Laud ursprünglich säst nur einen Wald ausmachte) dieses verhindern. Äer Boden wird blos von Menschen, die sich vorzüglich dcr Hacke bedienen, urbar gemacht, und dies ist die Ursache, warum alles, was man bauet, sekr theuer zu stehen kommt. Man findet daher daö Land nur Strichweise angebauet, wo irgend ein vortheilbaster Umstand, entweder guter Boden, ein schiffbarer Krihk oder Fluß Hc. eine Familie vermocht halte, sich niederzulassen. Zu ihren Ländereyen erhalten sic cine Ver-williguny aus ewige Zeiten, von dem Gouverneur unterschrieben und mit dem Kolomesiegcl bestätigt. Die einzige Bedingung ist blos ein jährlicher Grundzins von wey Schilling/) sechs Pence von jedem Hundert Acres, und die Reservirung, daß die Krone dasjenige Holz fällen darf, was ;um Schiffbau tauglich ist. Bisher gab die Krone einem Verbrecher, wenn seine. Strafe zu Ende war, und er die Erlaubniß erhalten hatte, sich anzusiedeln, 2F, einem gemeinen Soldaten ') Ei» Englischer Schilling betragt etwa /K» Kreuzer 4" Zy, einem nicht Dienst leibenden Offizier FO, einem Dicnstleifiendcn hingegen >oy, und einem freyen Man^ nc ans England 13» Acres. Doch ist dieses, seit kurzem anders eingerichtet worden, und das Gouver« nement ist in dcr Verwilligung der Ländereyen freygebiger gewesen. D.is Aeußerc dcr Meycrhöfe zeigt lion dem Fleiße des Eigen thümers, und jeder Pachter hall so viel Leute, als der Ertrag seines Landes er^ laubt. Die Saatzeit des Weizens ist vom Anfange' des Aprils bis in die Mitte des May, und er wird im December geärndtet. Mais wird in den Monathen Oklpbcr und November gepflanzt, und die Aerndte ist im April und May. Der Ertrag ist nach der Beschaffenheit des Bodens verschieden, von 12 bis 40 Bn> schel vom slcrv. Als zu Hawkesbur y das Land zuerst kultivn't winde, soll der Acre 60 Büschel a>'. lragen haben; allein bey einer genauen Berechnung war ungefähr das Verhältniß in gewöhnlichen Jahren nicht mehr, als 15 Scheffel vom Acre. Zur Besaung eines Actes mit Weizen wurden 15 bis 25 Büschel erfordert, und von Mais 2 Quant. Kartoffeln kann man hicr das yanze Jahr psianzcn und ausnehmen. Der Wcinstock kömmt hier gut fort,.wird aber wenig gepflanzt. ^ 1lf.A55 Arbeits' leute gingen um halb sechs Uhr des Morgens an ihre perschirdencn Geschäfte, frühstückten von 8 bis 9, und 4,2 arbeiteten alsdann bis halb 4 Uhr. Die übrigen Theile des Tages waren sie frey und jeder konnte seiner eignen Arbeit nachgehen, ft fern sich diese mit der Verfassung vertrug. Die Kolonisten und andere, welche Verbrecher auf cin Jahr a^s Knechte anzunehmen wünschten, schließen einen Vertrag mit der Regierung, durch welchen sie sich verpflichten, sie zu unterhalten und zu kleiden, und zwar ihnen die Kleidung und den Un« terbalt zu geben, als ihuen der König aus seinen Magazinen gibt. Damit nun derjenige, welcher einen solchen Gefangen?« in seine Dienste nimmt, wissen kann, was er für Arbeit von ibm zu fordern berechtigt ist, wie auch waS er einem freyen Manne für seine Arbeit bezahlen muß, wurde folgendes Regulativ festgesetzt: Wie niel rin Arbeiter n,z. Was V.Acre b^ahltcheittl von lewerden muß. dem Geschäft verricht muß. N'"r"bten . . — 8 — i Zo — zu dreschen, für d. Scheffel......— — 7 ,z Vuschel« Mais zu pflanzen, für den Acre ...<.. — 6 8 "/2 Ruth««. Mais z»> behäufeln, ebenfalls für de„ Acre . . — 6 g 11/2 — Mais eiüzuarndten u. aus« zuHülse,,, f. d- Scheffel — -» .5 2.5 Dl,sch»cs Jährlicher Loh» mit U». terhalt...... is> ^ ^. Wöchenttichcr Loh» „lit Kost — <> 4'3 <3chiN. Pe«t». Taglohn ,nit Essen . — i — <-» ohue — . . — 2 ' 6 . Die Tagesarbeit ist durchs ganze Jahr auf i» Stunden, und nur des Sonnabends auf 6 Stunden festgesetzt. Wenn der .', err einen Gefangenen zu der Zeit gebraucht, die für ihn ist. bezahlt er ihm dafür täglich nur einen Schilling. Die Verbrecher werden jährlich zweymahl gekleidet, nähmlich im December und Iu-nius. Im December erhält jeder einen Kittel, ein Hemd, ein Paar Ucberhosen, ein Paar Beinkleider, ein Paar Schuhe; im IuniuS, zwey Jacken, zwey Hemden, ein Paar .Beinkleider oder Ueberhosen, einen Hut und zwcy Paar Schuhe. Wenn die Herren keine Gelegenheit.haben die Gefangenen zu kleiden: so werden ihnen aus ihr Anfllchrn die obcn erwähnten Artikel um den, von« Gouvernement bestimmten Preis geliefert. Wenn der Herr mit dem Gouvernement ein besonderes Uebcreintommen getr.ffen hat: so kann er für einen solchen Knecht, den er aus seinen Pachlhof oder in stinrm Hause braucht, auch Wohnung erhalten; und der Gefangene darf sich ohne Erlaubniß des, selben, unter keinerlep Vorwand entfernen. Wenn sein Herr oder der Aufseher gerechte Klagen gegen einen solchen Knecht hat: so muß er cS dem Magistrat vortragen, und wenn der Delinquent überführt wird: so erhalt er eine, seinem Vergehen angemessene Strafe. Obgleich dies ein sehr billiger Preis für die Arbeit zu sey« scheint, so finden doch ftepe Leute, die arbeiten wollen, immer Arbeit genug für das doppelte, ja oft für das Dreyfache; denn ungeachtet der obenerwähnten Einschränkungen, suchen sie ihnen doch auf irgend eine Weise auszuweichen. Es ist auch leicht zu erachten daß in emem Kunde, wp so vlele Vefangmc 4^4 zu den öffentlichen Arbeiten gebraucht werden, nurwe-nige für Privatpersonen «brig sind. Während meines Aufenthalts in der Kolonie, machte der Gouverneur mit einer Gesellschaft eine kleine Lustrcise nach den Kuhweiden. Dies ist ein Theil des Landes, in welchem sich kurze Zeit nach der ersten An« fn'dcllmg einiges Vieh, das dem Gouvernem-nt gehörte, veriirt, und in dem es sich mehrere Jahre, weil es die herrlichsten und fettesten Tristen fcmd, aufgehalten halte, ohne daß man die geringste Spur davon entdecken konnte. Der Zufall fühlte endlich jcmalid an diese Stelle, wo man hc-nn fand, daß sie sich beträchtlich vermehrt hatten, "Z5a die Regierung fand, daß fie sich aufdicsc Weise vermehrten : so wurde ausdrücklich besohlen, daß niemand sie beunruhign solle, so daß ihre Zahl jetzt vnlc Hunderle beträgt. Ho der Zufall oder Instinkt sie nach diesem Ort hingeführt habe, will ich nicht entscheiden; allein wie man sagt, lft hiescr Theil des Landes zum Feldbau sehr tauglich, und hat überdies noch den Vortheil, daß er gut mit Wasser versehen ist. Man sagt auch daß es hier viele einheimische Thiere gebe, z. B. das Känguruh, Kassa' wahri u. a. Der höchste Stand des Thermometers im Monath December, der mit unserm Map übcrcin°> lommt., war vou 64 bis zu no Graden. 4'5 Vier und vierzigstes Kapitel. Neuester Zustand der Kolonie. V^ine der lobenswürdiasien Ansialten in der Kolonie, ist ein öffentliches Institut znr Ausnahme von Waisen oder solchen Kindern, deren Eltern unter die oerwor, ftnsten und unheilbarsten Verbrecher gehören. Schon oben ist erwähnt worden, daß ein beträchtlicher Theil von dem, was dieses In sinlil tostet, durch eine Abgabe von Wein und Branntwein und durch Subscriptions von dm angesehenett Einwohnern dieser Kolonie aufgebracht wird. Dlcsc Anstalt stcht unler der Aus, sicht der (yl'iitllchen und verschiedener an^csl liencr E'N« wohner, denen ter F-on^ anvertraut ist und die ihn vcrwallell. Es mu^ d^uerkt wer en, daß sie dics letztere aus cinc Weifc thun, die« ihnen V^B'lrn'bcschlänk-testen Klc^it vcsstl)affen muss. Di^MMlM, a« an der Z.'hl. lernen Nahen, Lesen"'M^G^))tzll«n^ und werden ebensogut »»tcrrichset, alsvs's^vins» ahnli«, chen Institu:cli dcs Mutterla<^e,^ strschichM Ev gibt außerdem noch zwey andere Institut»' für die Knaben, weiche vom Gouvernement einige Unterllüßnug erha^ ten. Der Golivertnur verdient we^ell der B'-gUllstj« gung und Aufmunterung dieser I„stilute die höchste Achtung. Bey dieser Gelegenheit dürfen wir auch nicht die Aufmunterung und den Schuh, welche diese Znsti» tule yon dcm WolM^Uen, der Damen, dieser Kolonie 4»6 erhallen, mit Stillschweigen übergehen. Man muß es z!»n Ruhm ihres Geschlechts gestchen, daß sic immer bey Ausübung wohlthätiger Handlungen die er« stcn sind, und daß solche Institute nur brauchen eröff< net zu werden, um von ihnen auf das eifrigste un» tersiüht zu wcrdcn. Has Gouvernement hat viele Mühc in dieser Ko. lonie, die Verbrecher zu hindern, daß sie nicht cnlwl-schcn, denn es verläßt kein Schiff den Haftn, daß nicht ein Versuch dieser Art gemacht würde. Gelingt er nicht das erste Mahl, so wiederhohlen sie ihn. Einige Zeit nach der Errichtung der Kolonie wa» ren einige Gefangene in einem offenen Boole entkommen, «ad halten Timor") erreicht. D eses Bey, spiel machte solchen Eindruck, daß jeder anfieng die» selbe Hoffnung zu hegen. Die Unwissendsten unter ih« nen schmeichelten sich, daß sie sich nur dem Winde und den Welle» zu überlassen brauchten, um gewiß ein ft« steo Land zu treffm. Bey diesen Versuche«», hat sich nach vtelen Hrangsalcn, und nachdem die mehrsten gestorben, der Rr>t gewöhnlich von selbst wieder eingo sunoen, und sich aus Gnade oder Ungnade dem Gouverneur übergeben. , Ihre Unllilssenheit ist wirklich unglaublich: viele von ihnen glauben, daß, wenn sic nur den Weg durch den Wald verfolgen, zu Fuße nach China kommen können. Sle sind leooch so oft von ihrem Irrthum geheilt worden, und haben so viel bcy diesen unbesonnenen Arr,uche,l gclltten, daß sie endlich klüger gewor" den sind. ») Eine von den Ladronen oder Diebsinseln. der Uederf. ' - Vie. 4»7 Viele von den unruhigen Aufrührern, welche man nach dieser Kolonie gesandt hat, sind durch ihre Stra» ft nicht klüger und weiser geworden; sie sind noch cben so unruhig, wie sie waren, und dadurch wird ost der Friede der Kolonie gestört. Die katholischen Priester, und eine gewisse Rotte von Aufrührern, die vom Wahrsagen leben, sparen kei. ne Bemühungen, diese Funken von Rebellion zu näh. ren. Kurz vorher, ehe ich die Insel verließ, halle« ,mgefahr zwey Hundert dieser Wagehälse wirklich ei. unl Aufstand in der Kolonie erregt, und es so weit getrieben, daß sie den Kolonisten Wasser und Muni« tion weggenommen halten. Sie waren schon im Be« griff, das Magazin des Gouvernements zu Hawk es« bury anzugreifen, als ein Detaschcment vom Militair zu Neu. Süd - Wallis, unter dem Kommando des Majors Ion son, eines alten, erfahrnen Offi-ciers, nach eincr Unterredung, sie zum Gehorsam zurückbrachte. Verschiedene von den Anführern, w,. man leicht denken kann, wurden öffentlich bestraft; allein ich befürchte doch, daß die Gemüther ihrer Kameraden zu verstockt sind, als d.ß dieses für sic cine heiislune Warnung seyn sollte. . Um doS Mllilair und die Gewalt des Gouverne« ments zur Zeit der Noth zu verstärken, errichtete der Gouverneur c.inc Kompagnie Freiwilliger von tjo Mann. Diese bekommen tcln^n Sold, sondern erhalten blos Provlantratiouen vom Gouveinemelu, wie auch die Waffen. Die Stadt Paramatta stell, auf demsel^ bcn Fuß F0 Mann; ^ic von Sydnep wurden von einem Manne beschligtt, her vorher AdMant «no Kapilain im Militair vsn Ne». Süd-Wall is gewesen war. Tlunblllls Reism D d t8 Die gewöhnliche Art zn bezahlen in dieser Koloni? ist. eine Sache gegen die andere umzutauschen. Star« ke Gelränke, Thee, Zucker und Taback werde» sehr gesucht; nächst diesen die Manufakturwaaren und natürlichen Erzeugnisse des Mutterlandes. Diese Artikel kann hier der Verkäufer mit großem Vortheil umtau« fchen. BaareS Gelb ist hier wenig im Umlauf, das gewöhnlichste Geld, wenn man es so nennen kam», s,nd die von einzelnen Personen ausgestellten Wechsel, »velche, so achtungswerth auch zuweilen der Trassent seyn mag, doch fur Reisende, die sich nur eine kurze Zeit hier aufhalten, und cs nicht abwarten können, daß stlbige außerhalb der Kolonie acceptirt werden, sehr unbequem sind. Es ist aber doch eine ziemliche Menge Kupfermünze im Umlauf, dercuOriginal-Wcrlh sich im Handel ^nd Wandel verdoppelt hat. Es gehört jetzt nicht zu meinen gegenwärtigen Zweck, die Polmk oder die Unbequemlichkeit, die in diesem Course liegen, zu untersuchen; allem so gut er auch dem Local - Endzweck entsprechen mag , so paßt es doch auf kcinc Weise für den auswärtigen H«ndcl. Die Kolonisten erfahren dies auch zu ihrem größten Schaden, wenn sie irgend einen großen Handel mit den Schiffen schließen. Jeder Kolonist freuete sich sehr, daß lurz vor unserer Abreise der Gouverneur cinigc 1000 Tha« lcr von dem Schiffskapitain erhalten hatte, mit denen er das Getreide, das in die Magazine geliefert werden sollte, zu brzahlcn Willens war. Die Besitzer dieses baarcn Geldes waren dadurch im Stande, manchen vorthcilhaftcn Handel mit den Amerikanern oder mit andern Schiffen, die nach China giengen, zuschließen. Zu der Zeit war der Preis von den animalischen Speisen folgendcr: 4>9 Schweinefleisch ,a Pence bis , Schilling das Pfund Hammelfleisch i Schill. .^ Pence bis t Schilling 4 Pence. Känguruhfieischs bis 9 Pence. Weißen 8 Schill. der Büschel. Mais 4 — —. __ Kartoffeln 8 — bis 1« Schill. — Zwiebeln 4 Pence das Pfund. Federvieh 2 bis F Schill. Gänse 6 — 7 — Kürbisse von » Schilling ^ Pence bis » Schilling 6 Pence. Es versteht sich, daß dieses alles nur für baares Geld ist; allein hier, so wie zu N 0 rfol k-Is la nd richtet eine verhältnißmäßige Quantität von starken Getränken noch weit mrhr m,s, als baares Geld. Zur Nachricht für Schiffe, die in den Hafen zu Port-Jackson einlaufen, und fnr unftre Leser im Mgemeinen sügcn wir folgende öffentliche Bckanntma« chung hinzu. Verordnung. Da der Gouverneur bcaustraqt ist, dcn unverant» wertlichen und ärgerlichen Monopolien Einhalt zu thun, lvelckc in dieser Kolonie Statt gesunde«,, und nichtal. lein zum Ruin der Kolonisten beygetragen haben, sondern auch dem öffentlichen Interesse u,,d dem Dienste Sr. Majestät nachthcilig smo. So dient zur Nachricht,, daß in Zukunft keiner sich am Bord eines Schiffeö begeben darf, bis durch Aufziehung der vereinigten Flagge am Bord des Schiffes das Signal zu dieser Erlaubniß ertheilt worden ist, H d » Z20 die einigen Personen ausgenommen, welche von dem Gouverneur besonders dazu autorifut sind. Nach der Ankunft eines Schiffes, werden die Einwohner, sobald als möglich erfahren, ob das Gouvernement das Ganze, oder irgend einen Theil von sol> «he» Privatladungen, die zum Verkauf gebracht werden, kauft, oder in Empfang nimmt, und zugleich wird man cine Note ausgeben, zu welchem Preise die Artikel den Einwohnern aus dem öffentlichen Magazine unter billigen Einschränkungen werden geliefert wer« den. Wenn dcr Gouverneur die Ladung nicht für öffentliche Rechnung küllftn oder annehmen sollte: so werd?» Maaßregeln getroffen werden, den Werth der zu ocr. kaufenden Artikel zu bestimmen, aber in keinem Falle ist es dem Privat - Verkäufer erlaubt, mehr als 20 Procent Gewinn von dem zu nehmen, was sie an Bord gekauft haben. Um nun dieser Verordnung Kraft zu geben, ist allen Civil. und Kriminal-Behörden aufgegeben, nie eine Klage, einen Proceß oder eine Forderung einer gerichtlichen Untersuchung zu u:l. zerwerfen, in denen der durch gerichtliche Hülse blpzu-treibende Preis, den weit übersteigt, der nach Ankunft eines jeden Schiffs festgeslht werden wird. Im Fall, daß einige Artikel hierin nicht erwähnt sind, so soll ihr der Werth bestimmt werden, nach der Ta/e von8a bis 100 Procent nach dem Englischen oder Indischen «preise, und 2a Procent zum Wiederverkauf. Da es bis jetzt die Gewohnheit der Verkäufer und ihrer Agcn, lrn in dieser Kolonie gewesen ist, um die großen Summen zu erhalten, welche sie von den Einzelnen zu fordern haben, sich Schuldscheine von ihnen zu verschaffen, ohne anzugeben, wie diese Schulden con-llahirel worden sind: st befiehlt delGouvcrnclll, ycr« 421 mög? seiner Instructioncn, und der Localv erhaltn isse dcr Kolonie und ihrer Einwohner hiermit, den Mitgliedern der Cioilgerichte, keinen Proceß, keine Klage oder Forderung anzunehmen, die man einreichen könnte/ um eine angegebene Schuld zu erhallen, wenn der Kläaer nicht eine — wenn es nöthig ist, eidlich zu be« wahrhcitende — Rechnung vorzeigt, welche den Betrag und den Preis specifizirt, die der Beklagte ihm schuldig ist. Diese Verordnung soll von heute an in Kraft treten und ausgeübt werden. Da wegen Unbedachtsamkeit, mit welcher oft die. se Scheine, welche in der Kolonie circuliren, ausgestellt sind, nicht nur mancherley Unbequemlichkeiten entstanden, sondern dadurch auch die vielen falschen Schei-ne, welche sich im Umlauf befinden, und um deren Willen einige bereits ihre Strafe erhallen haben, andere noch ihr Todesurteil erwarten, und viele von neuem transport!« wmdcn, veranlaßt worden sind; so fühlt sich dcr Gouverneur genöthigt, diesem verdcrb« lichcn Gebrauch Sckranken zu setzen. Keine geschriebenen Scheine sollen coursireu oder angenommen werden nach ocm Men d. M., und es wird den Obrigkeiten .ausgegebm, daß sie kciuen solchen Schein nachenvahn-tem Datum zur gerichtlichen Betreibung annehmen und den Werth anerkennen. Damit die Einwohner aber ihre Ansprüche an einander nicht verlieren: so werden vom 24tcn October an, in dem Secretariats. Bureall in Blanko, gedruckte Formulare für solche Forderungen ausgcgcbcn werden, welche der Gouver» neur billigt. Bey dieser Vorsicht steht zu erwarten daß keine Betrügcrcyen auSgcübt werden können und eine solche Circulation von Privat-Scheinen wird dem Publikum vpll großem Nutzen sepn. 4»2 Zufolge, des von dem Gouverneur entlassenen Befehls, ist es keinem erlaubt, starke Getränke zu kaufen und zu verkaufen, und wenn es sich jemand unterstehen sollte, ohn? vom Gouverneur die schriftliche El-laubnißdazuzu haben, Wein oder Branntwein von irgend einem Schiffe ans Land zu bringen, so wird er deshalb nach dem Gesetze bestraft werden. Außerdem wird man die Getränke zum Vortheil der Krone kon« sisciren. Es soll vom Braultlwcin, er mag einzeln oder in» Ganzen verkauft worden scyn, keine höhere Schuld, sorderung als 20 Schilling von der Gallone vor Ge. richt angenommen werden. Auf Befehl Sr. Excellenz N. Mackellar, Secretair. Gegeben im Gouoernem.« Hause, Sydney, den »ten October ,800. Zufolge der von der Britannia erhaltenen Instruc« tioncn, müssen alle Eigenthümer von Schissen, Einführer oder Faktoren, welche hier mit Waaren zum Verkauf ankommen, dem Secrctair dcS Ooxvernc-ments eine unterzeichnete Kopie von derOriginal.Fac-tura der Artikel geben, (bevor sie Erlaubniß zu handeln erhalten können), welche sie erforderlichen Falls auch heschtvbren müssen. Auf Befehl Sr. EfceDnz V5. N. Chapman, Secret air, Gegeben im Gouveruem.« Hause, Sydney, den I lcn ?lpr il >3oi. 42I Diese nühl'chcn Einrichtungen eMren aber dennoch bloß in der Verordnung: denn die Habsucht der Krämer mackt diese Maaßregeln unwirksam, und <5e suchen iklu'n auf irgend cineWeise aufzuweichen. Statt 20 Proecnt, üsiersetzen sie ihre eigenen Preise, welches "ft mehr denn »ac, Procent beträgt. Man hoffte, daß die, m Hinsicht der Schuldscheine getroffene «nordnunss die heilsamste Wirkung haben würde - da der Ueberftuß von diesen , wie schon vorher erwähnt ist, nickt allein den auswärtigen Handel sehr hinderte, sondern aus den in der Verordnung angeführten Gründen, das Nachmachen derselben sehr erleichterte, und dadurch den besten Zetteln der Credit beraubet wurde. Es giebt aber unter diesen Leuten viele, die in der Kunst, falsche Papiere zu verfertigen so geübt sind, daß einige von ihnen, oic in öffentlichen Bureau/ angestellt sind, und sv zu d^m Archwe der Kolonie Zutritt haben, gegen eine Erkenntlichkeit den Termin der Transportation mit einer solchen Ge-schicklichkeit verändert haben, daß dicsc Schurkerey, erst nachdem sie sie schon lange getrieben, entdeckt wurde. Sehr oft hat man die hcilsämen Warnungen in der oben erwähnten Verordnung, sich der starke:: Gelranke zu enlhallc»,, wicdcrhohlt; der übermäßige Genuß derselben ist das Verderben der Kolonie. Hihigk Getränke sind unbczweifest Leuten sehr nöthig, die sich schweren Arbeiten und mancherley Ungemach, die in der Kiudheil ein?r Kolonie unvermeidlich sind, unterziehen müssen, in der Botany.Bay abcr wrroen sie nicht um dicftli Zweckes willen gebraucht, sondern der größte Theil der Einwohner hat sich sch^ vo, früher Jugend daran gewöhul. Bey ihnen helfen auch gar keine Gri.nde; attc Ermahnungen und Vochellu!,- 4-4 gen sind umsonst. Sie beobachten durchaus kein Maaß hierin. Vielc von ihnen haben für ein Paar Gallonen von diesen starken Getränken alles verkauft, was sic gehabt haben, ihr Landgut, ihre Vorralhe, alles, waS sie besessen und was sie noch in Zukunft erwarteten Andere haben sich um denselben Zweck zu erreichen, Geld aufjedc Weise zu verschaffen gesucht, und sich durch Vcrschreibuna.cn und andere rechtmäßige Sichersiellungen ganz der Laune und der Raubgier der Kaufleute Preis gegeben. Diese sehte Klaffe von Menschen find im Allgemeinen ohne Mitleid und ohne Mäßigung, und ihre unglücklichen Schuldner, die vorher in guten Umständen waren, sind durch sie genöthigt, von neuem in der Well anzufangen. ES ist traurig, hier bemerken zu müssen, daß das Frauenzimmer, stall bey solchen Gelegenheiten abgu« rathen, die Männer weit öfterer dazu angetrieben ha« ben, ungeachtet der entehrenden Bestrafung^ welcher fie unterworfen sind. ES vergeht selten eine Woche^ in der sie nicht von irgend «iner schimpflichen Handlung als dic crsle Ursache angegeben würden. 4'H Fünf und vierzigstes Kapitel. Charakter der verschiedenen Arten von Kolonisten.»»Verordnungen. ^)ie Umstände, unter welchen sich die Kolonie hier niedergelassen hat, und der Zweck der Ansiedclung.selbsi, haben auf die allgemeinen Sitten, oder auf das, was man den Nationalcharakler von der B o t a n n-Bay nennen kann, einen auffallenden Aufschluß gehabt. Die freyen Kolonisten sind selbst von dieser Ansteckung nicht frey u„d besitzen nichts von jenem Bewußtseyn eigenen Werthes, von jenem Ehrgefühl, welches sonst freyen Leuten eigen ist. Es bedarf hiermit nicht erst bemerkt zu werden, daß dieses AuSnahme leidet, denn es gibt einige, obschon sehr wenige, die dieser Tadel nicht trifft, und deren Fleiß und rühmli. ches Betragen jedem Lande Ehre machen würde. In einem Lande, wie dieses, ist ein tugendhaftes» arbeitsames Landvolk durchaus nothwendig. Icht be« steht dieses aus zwey Arten von Menschen, aus den Verbrechern, welche, wenn der Termin ihrer Trans» portalion verflossen ist, Erlaubniß erhalten haben, sich anzusiedeln, und aus Lomen, die mit ihren Familien freywillig aus England hergekommen sind Die ersten waren diejenigen, welche sich zuerst hier ansiedelten, Leute von dem schlechtesten Charakter, de- 426 ren Betragen aber während ihrer Gefangenschaft so war, daß cs den Schein halte, als wenn sie sich gebessert hatten, allein es war blos durch die Furcht vor der Otrafe erzwungen ; denn kaum hatten sie die Rechte und Privilegien freyer Leute wieder erhallen, als sich ihre vorige lasterhafte Lebensart durch Unthätigkeit, Trunkenheit und alle Verbrechen, die daraus zu entspringen pflegen, vom neuen äußerte. Ich weiß im Ganzen nicht über acht bis zehn Bey« splclc von Menschen dieser Art anzuführen, die auch nur dic geringste Neigung zur Betriebsamkeit zeigten, unter denen der bekannte Barrington, sobald er seine Freyheit wieder erhalten hatle, sich vorzüglich auszeichnete. Eine andere Klasse freyer Leu«?, welche Kolonisten wurden, waren die Secsoldaten, welche sich bey der Expedition zuerst mit einschifften, zur Belohnung ihres Zienstes entlassen wurden, und Erlaubniß er« hielten, sick hier anzusiedeln. Diese Menschen, an ein unruhiges Leben gewöhnt, konnten dem stillen hauslichen Leben keinen Geschmack abgewinnen ; schwere Ar-bcitcn waren ihnen zuwider, und vom Militairzwang befreyet, ergaben sie sich der Trunkenheit und andern Lasiern, die schon zu herrschend in der Kolonie waren, und in einigen Jahren wurden ihre Landgüter für einige Galwnen Branntwein verkauft: sie selbst, elend »md unglücklich, waren froh, wieder angeworben zu werden. > Es gibt noch eine andere Klasse von Kolonisten, welche mit ihren Familien vom Gouvernement aus England mit schweren Kosten hergeschickt siud, in der eigentlichen Absicht, sich daselbst anzupflanzen. Man erwartete von diesen Leuten vieles, allein durch sie Hst das Gouvernement und hi? Kolonie sehr getäuscht worden. 48<" Nachricht. Unten angeführte Artikel smd vom GolN'ernemenl mit beygesetzten Preisen und einer Zurechnung von Zc, Procenl hergeschickt worden: um diesen Preis werden sie den Einwohnern zum häuslichen Gebrauch gegen daarcs Geld, gegen Getraide und animalische Speisen für Seiner Majestät Magazine geliefert. Seife, das Pfund 8? Pence bis 9 Pence*) Glas, 7Penceu.i Farlhing**)bis ,oi Pence der Fuß. Blcyweiß, das Pfund 7 Pence i Farthing. , Mennig, das Pfund 4 Pence. Lcinöhl, von 7 Schilling und 1 Farthing bis zu 7 Schilling und 7 Pencc die Gallone. Ovale Napfe, die Garnitur »7 Schilling und 4 Pence. Schüsseln von li Pcuce bis zu Z Pence. Andere irdene Artikel und Glaswaaren nach Verhältniß nach der Liste im Commissariats-Bureau. Elfenbeinerne Kamme, von 2 Schilling 2, Pence bis zu l6 Schilling und 6 Pence das Slück. Wachs-Lichter, Z Schilling il Pence, H Farthings das Pfund. ^ ') Ein Penny lst ungefähr 7 Pfennig. ") Ein FarthmK ist ,5/4 Pfennig. 4^" Bergoldl'lc Knöpft, von tl Schilling bis ^Schillinge das Gro^. Kinderschuhe, ><) Schilling bis zu » Pfund, das Dutzend, Mädchc.^schuhe, ' Pf- 17 Schilling bis z„ 2 Pf. 8 Schilling das Hnhend. Frauenschuhe von Zeug und Leder, u Pf ; Pence bis s Pence Z Fahrtings das Stück. Hemdeknöpfe, l Schilt. 4 Pence bis 2 Schill. ,<, Pence das Groß. Zwirnkanten, 1 Schilt, bis 2 Schilt. 7 Farthing die Elle. Nähnadeln, 7 Schill. und 2 Pence das Tausend. Stecknadeln, H Schill. und 8 Pence das Pfund. Man kann sich in.'meiner Expedition jeden Montag des Vormittags y>r ia Uhr melden, damit ein jeder die EinwiNigung des Gouverneurs erhalten kann. Kein Artikel wird verabfolgt, bis nicht Zahlung gelet-stel, vder Sicherheit gegeben ist. Auf Befehl Sr. Ezcrllenz I. Palmer, Commijsär, Sydney, den -Hsten Junis, »8<". Der gegenwärtige Plan war ganz dazu geeignet, dem beabsichtigten Entzweck zu entsprechen; denn «venn die Kolonisten bisher sowohl die nothwendigsten Be, HZ Bedlilfilissc, als auch die Artikel, welche zur Bequemlichkeit dienten, ausscrordenllich theuer bezablt hatten, fo konnten sie solche jeyl cben. so billig kaufen, nls im Mitttrlalidc. Der Znckrr wurde i?n4 das Pfund ;>l in Pence wieder verkauft, und Thee von 5—7 Schilling; und so jeder Artikel nach Verhält» niß eben so wohlfeil. Sechs und vierzigstes Kapitel. Beschluß. <qicf„l^. w ^inem so ausgedehn« lcn, vom Muttl'llculde so elllfcrlllr» Distrikte, nn^ die Kvwnic defindct flch jeht in eim'l s.hr guten Lage. Dic Zeit, welche alle Begehell^eilcn entwickelt, wird die Mulhmac<ßnngcn bestatigcll, u?,d zeigen, in wie weil die Kenntniß dieses zuleßt entdeckten Theils der Erdkugel zur Reformat»»?, dcr Gcscjischaft, und zur Ehre der gegenwärtigen Generation, für die diese Entdeckung aufbewahrt war, beytragen wird. Nach der gegenwärtigen Anficht kann man sicher sagen, daß bep einem gewissen Grad von Vorsicht^ und von Aufmunterung zum Ackerbau und vorzüglich zur Erhaltung der Thiere, alle animalische Speisen im Ueberfiuße vorhanden, und diese, so wie alle übn« sse Lebcnsmiltel weit wohlfeiler als im Matterlande seyn werden. Bis dieser Zustand der Dinge erfolgt dürste nicht mehr viel Zeil vergehen. In »veniM H«xnbu«s Reisen, E ? 4^4 Jahren kann man mit Recht diese Vcra'loerunflerwar> ten. Drr Versöffe»- ist auck der Meinung, daß, wenn die Kolonie ',otifähvt, so ruhig zu bleiben, welches man bey der AusmertMckeit uno Lldcrallläl des Gouvernements wohl erw.rtcn darf, stch auch die Manufakturen , aus ihrem qrgcl.wärtigcn Zustande mit schncl» lerm Fortschritte erheben werdtn, alS blshcr der Fall war. Das Gouvernement hat bereits rmc Manusak« lur angelegt, in welcher aus der Nolle des Landes grobe wollene Zeuge verfertigt werden; und obgleich jetzt nur noch wenige «rbeitcr sind, und daher wenige Zeuge sabrisilt werden: so verspricht sn- doch einc sehr schnelle Zunahme. Auch sind schon mehrere Stucke Leinwand und Segeltuch aus dem dort gebauten Flachs verfertigt worden. In Paramatta hat eine Pri« ioatperson schon einen Töpferofen angelegt, in welchem ordinäres Geschirre gebrannt wird. Eine Wasscrmüh« ie, die einzige in der Kolonie war ihrer Vollendung nahe. Es ist sehr schwer, das Glück einer Nation »ichlig zu würdigen; allein nach unserm Urtheil unft unseren Beobachtungen, während unsers Aufenthalts unter den Eulgrborlnn der velschiedcncn Länder, die wir besuchten, fanden wir, daß sie alle mit gleicher Hartnäckigkeit ihren eignen Gewohnheiten und Gebräu, chrn anhicnacn. Dieß ist so allgemein wahr, daß wir davon selbst nicht die Eingeborncn vonN euho llan d ausnehmen können, die an ihrer, wenn gleich bar» barischen Lebensart noch eben so schr hängen, als die Bewohner an den Usern desGangl s. Kein S rahl von Civilisirmlg ist biS jeßl durch dieft dicke Finsterniß gedrungen; und Jahre, ja Jahrhunderte müssen noch verstießen, ehe sie so in die ersten Elemente eines ci» vilisirten/Lebens eingeweiht werden, daß sie laugliche Mitglieder eines gesellschaftlichen Vereins und tüchtige 455 Gegenstände einer ordentlichen Regimmgsverfassung «erden. Beym Schluße dieser Erzählung sty's dem Ver. sasser klaubt die Bemerkung hinzuzufügen, daß »nan bey so verschiedenen Gegenständen nicht erwarten darf, da6 seine Meinung immer völlig mit den Meinungen anderer übereinkommen werde. Es giebt nur wenige Fälle. in welchen viele Menschen mit einander völlig übereinstimmen, indem jeder seine Lage und ftinc Le-benSart zur Richtschnur seines Privaturtheils mackt. Der Verifier ch^r hat sich durch dieß ganze Merk bemüht . lick bloß auf solche Gegenstande einzuschränken, w^cke "M geschicktesten waren allgemeines Interesse zu erlegcn. Sollle er sich in einigen Meinungen geirrt haben : sv fann er dem Leser versichern, daß es nicht absicht« lich geschehen ist; und er wiederholt es nochmahls, daß er bloß auf Zureden seiner Freunde diese Reisebeschrei. bung herausgegeben hat. - Da d-e Calcu tta ihre Ladung eingenommen hatte, so giena/n wir, der Kaftitain der Gefährte un< serer mühevollen Reise, und ich, an Bord dieses Schiffs, nachdem unsre Gesundheit durch die vielen Strapahen sehr glitten hatte. Am folgenden Tage segelten wir von der Kolonie ab, wo ein Fremder wegen der Uneinigkeit der Partheyen und der Sitten» losigkeit der Verbrecher einige Klugheit nöthig hat, um ohne Handel von derselben wegzukommen. Zu allen Zeiten hat diese Kolonie durch den Mangel an Eintracht und gemeinschaftlicher Mitwirkung von Seite» der Regierungsbeamten sehr gelitten; wäre dieß nicht, sie würde sich schon in einem weit größcrn Wohlstande befinden. Doch wir schmeicheln uns mit der Hoffnung, daß diese Disharmonie sich bald in völlige Harmonie S e » N6 «ustbsen werde, welches fur die Vattheyen selbst eben so wünschenslverlh,, c>ls vortheilhaft für die Kolonie seyn würde. Zweymahl auf meiner Reise bes^hte ich diese Kolonie, und beyde Mahle fand ich die nähmli» che unglückliche Spaltung unter ihren Bewohnern. Nachdem wir so vielen drohenden Gefahren ent« gangen waren: suhlten wir uns jeht glücklich durch den Gedanken, bald wieder in unserm Vaterlande zu seyn, und noch einmahl die Wohlthaten einer freyen, aufgeklärten Gesellschaft zu genießen, die wir so lange entbehrt hatten. Da die Reist der Calcutta dem Publikum bereits mitaclhcilt worden ist: so wollrn wir das Ende unserer Erzählung durch eine langweilige Wiederholung von Ereignissen, die das Publikum bereits kennt, nicht länger aufhallen. Es würde jedoch ungerecht und unedel seyn, wenn wlr die Güte und Aufmerksamkeit, welche man uns auf dem Schiffe erzeugt hat, öffentlich zu rühmen un, «erließen. Nach einer Abwesenheit von vier Jahren und zi Tagen erblickten wir endlich wieder die unserm Auge so lang entrückten Küsten Alb ions; ein Anblick, «elcher, wie der Leser sich leicht denken kann, die dankbarsten Empfindungen gegen die gütige Vorsehung ilu un S rege machte, welche sooft unsre Hülfe war, »venn wir schon alle Hoffnung aufgegeben hatten. Zwey tage spater giengen wir zu Spitheao vor Anker, mitten unter einer Flotte von Schiffen, welche der Gchuh und der gerechte Stolz ihres tandes sind. In dieser Buchhandlung ist auch zu s^nM« ^ haben. -Dnim^ M. A. PictetS Reisen durch England, Schottland und Irland, wahrend des Sommers l3ol. Mit Kupfer und Karte. 8. »8o4. i fi. ^f« ^"M ' Neue Reise durch Spanien und Portugal. Mit Kupfer und Karte. 3 ill"F. i fi. Reisein die vormahls Venezianischen Inseln der Lrvante, nähmlich: Corfu, Pa?o, Bucintro, Parga, Prevesa, Vonizza. St. Mauro, Thiaqui, Cephalonia, Zante, die Strophadcn, Cerigo und Cerigolte. Von Grasset Samt Sauveur, ftanzös. Consul. Aus dem Franz. frey übersetzt. Mit Kups. und Karte. 8. i3c6. » fi. Reise zweyer Franzosen H>u»ch Belgien, Holland, Deutschland, Italien, Si« Men, Maltha, Pohlen. Preußen, in den Jahren 179z.bis ,8«,2. 2 Theile mit der Ansicht von Maltha. 8- »8«4. 2 fi. Streifzüge 5urch Innerösterreich, Triest, Venedig, und einen Theil Her I'erlatsrwH. Mt Kupfer, ü. ^02. 43 kr. Ctreifzüge an Istriens Küsten. Vom Verf. der Streiszüge nach Vcneoig. Mit Kupfer 8 ' 5".?. 48 kr. durch dle interessantesten Gegenden um Wten. 2 Bändch. Mit,2Kupf. u.^Vig. AufSchreibpap,8. isc»6./fl. Wiens Umgebungen. Vier mahlerische Darstellungen nach der Ralur. Voy Fr. Fröhlich. Mit K^pf. «. ^0.5. Z6 kr.^,^ ^,. I. W.Fischers 5 ' "°^ Reisen durch Oesterreich, Unqavn, Steyermarf, Venedig, Böhmen und Mähren in den bahren »3«,» und 1302. Z Bande mit Kupfern g. ,g0Z. 4 fl. Fußreise vyn Wien nach dem Schneeberq. Mit Kupstrn. 8. »8«' ' st. Lebensgeschichte und Beschreibung der Reisen durch Asien, Afrika und Amerika d?s ZachanaS Tau« linius, eines gebohrnen Aessypti?rs. 2 Theile mit des Verfassers Portrait und ^ Kupfern gr. 8. 1804. 2 fl. >F kr. Bemerkungen auf einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel. Von A. v. Ko« hebue. Z Theile, mit Kuvf. 8. «305. Z fi. Zo kr. Erinnerungen aus Paris lm Jahre »z<,4. Von A. 0. Koßebue. 2 Abtheil. Mit Hupf. g. ,804. 2 st. Kleine Bibliothek neuer und vorzüglicher Lander-und Reiscbeschrtibuugen. Zwey Bande, enthalten: Labittardieres Rcise nach dcm Südmeer, zur Aufsuchung des Laperouse; und Coope» Wplliams Reise auf dem Mittclmeere im Gefolae des Admiralo 3^elson. Mit Kupfern und Karten. 8. »8«4. « fi. Die Natur und die Menschen Ein In''essnss vielrr Merkwürdigkeiten aus der Natur-» Länder - und Völkerkunde für Lrsrr aus allerley Ständen. Von I A. C. Löhr. Z Bände mit Kupf. 3. ^04. 4 fi. Naturwunder und Ländermerkwürdigkeiten. Oin Beytrag zur Verdrängung unnützer uud schädlicher Romane. Von S. C. Wagner. 5 Bände mit KupsMl. I. 130F. F fi. I. C. Vode's Anleitung zur allgemeinen Kenntniß der Erdkugel. Neue durch^ehcnds vclbesserte Auftage. Mit i Weit-» karte und 6 Kupfern, gr. 8. 1304. " fi F« kr. Allgemeine Betrachtungen über das Weltgcbäude. Von I. E. Bode. MitKupf. 2- lsoH. 45 kr. - ' Die Entdeckung von Amerika. Ein UnterhallungSbuch. Von I. H. Campe. Z Theil« mit Kupfern und Karlen. L, ^oZ. , st. 4g kr. Robinson der jüngere. Ein Lesebuch für Kinder. Von H. H. Campe. 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Nachricht. x^eiscbeschrciburlgen sind seit einigen Jahren eine Mo» delektüre geworden, und wirtlich ha: oas Publikum damit eine gute Wahl getroffen. ^ Dt>? Kenn^nß unserer Erde, ihre Lage, ihrer Gebirge uud Produkte ist nicht nur angenehm, sondern auch wichtig für dcn Staatsmann, den Gelehrten, den Kaufmann und deit Seefahrer. Selbst Frauenzimmer und Ungelchrle, wcl' chc gern etwas Unterhaltendes unft Lehrreiches lesen, und der öft so schädlichen als sillcnucrderblichen und faden Romanenleklürc überdrüssig sind, finden in 3ici-sebeschreibungen nicht nur reichen Stoff zur Unterhaltung, sondern auch angenehme Belehrung über Dinge, welche jedem nur etwas gebildeten Menschen interessant seyn muffen. — Nachrichten von der Verfassung, der Regierung, der Volksmenge, den Sitten, dem Gottesdienst«!, der Sprache, der grösseren oder gcrin^ gern Ausbildung bey verschiedenen Völkerschaften sind Materialien für den Denker, die auf die Spur von Wahrheilen leiten, welche für die Menschheit äusserst wichtig sind, und gehörig benützt, zum GU'cke drr Na« zionen beytragen. Rcisenachrichten, welche das Gc-präge der Wahrheit an sich haben, welche in einem edlen Slyl ohne Leidenschaft und Parteilichkeit gc-schrieben sind, wenn sie übcrdicß noch das Herz deck Hesers bey jeder Gelegenheit illt^rlsslrcn, und indem jie seinen Geist aufklären, unvermerkt zugleich an sei« ner moralischen Ausbildung arbeiten, werden zu einer Lektüre, welche für Verstand und Herz gleich wichtig ist. Besonders sind Reisen nach weit entfernten Län« dern, so wie auch neue Entdeckungen dieftr oder jener Völkerschaft in wenig bekannten Erdstrichen und Mce, ren allezeit merkwürdig. Ba nun im Auslande so viele interessante und in mancher Rücksicht wichtige Rcisebeschreibungen erschei. nen, die das Publikum mit Vergnügen kaufen uud lesen würde, wenn niche der hohe Preiß selbes davon abhielte, so hat sich eine Gesellschaft entschlossen, eine Nihliothek der neuesten und interessantesten Re» jebcschreiblmgen herauszugeben, Mr in selber nur jene neuen Reisen zu liesern, die durch daS Urtheil kompetenter Richter, als vorzüglich wichtig anerkannt worden sind. Diese Bibliothek soll sich durch strenge Auswahl, Correktheit, Schönheit des Druckes und . Papiers und die möglichste U)ohlfeilheit des Preises auszeichnen; da, wo Rupfer oder Rarten nö. thig sind, werden sie auch geliefert werden. Niemand' ist verbunden die ganze Bibliothek, wie sie nach und nach erscheinest wird, abzunehmen, sondern jede Rei° sebeschrciliung wird einzeln verkaust: man verlangt auch weder Subscription noch Pranumeration, da die Wlchtigkeii dcv Unternehmens ohnehin für eine zahlreiche Mnahme dingt. Die bis jezt erschienenen 24 Bände dieser Bibliothek enthalte» folgende Reise,,: i. Band. Parks Reise» ins In-nere vo« Asrtta; II i^i. La PerousenS Entdeckungsreise; IV .Weldö Reise nachNordamerika;/.SymcsGesandllchafts« »eise «ach Ava; VI. Brownes Rei,e nach Aegnpten, <^>prielt und Afrika; VII. Turners Rclse nach Bootan und Tlb«^ VIH. Dallawaps Re,se nach Constantlnopel und in d«e Le-vanie; IX. Barrows Reift i«s I»»er^ von Südafrika ; X. Bopos und Cl)arprnt»ers Reise nach Crplo«, China und Ben» galen z >i. Schmidts uud Sumarokoff!> Reise nach Lappland und der Krlmm; ^11. Mack^nziesA^lc« durch Nordlvesi« amerika »ach dem Eismeer; X1>1. plirnemanns Rlisr vo« Cairo «ach Fessan; Xi v. Alllings Reise nach Sibecien, Hamtschalta uud den asiat. amerik. Insel» ; XV. De Grand« pres Rrise nachIndie» und Arabic»; X^I. Beuon? Reisen «ach ^>ber° und ll'ner-Egpptcn ; xvil. Jacksons lind ^)e» arandpres Landreise aus Dttindie.l uud Reise i,,s westliche Afrika; XVIIl. Golberrys Reift durch« westl. Afrika; XIX. «percivalS Reise» aufocr Insel Ceylon; XX. Durands, La> iallles und Labartheö Relstn nach den S^negalländern z XXI. Rochons und Aorp St. Vincents Rrise nach Marok» ko, Indien^uud den Kanaricmnseln j XXII. Barrows zweyte Reise ins Innere vo» Südafrika; XXlil. XXIv^. AarrowS Reise durch China im Gefolge der Brit Ge-sandtschaft — Da es aber manchen besonders neu «lnlre» trnden Liebhaber« von Reise» zu lästig fallt, sich eine sol« chc Reihe von Vanden anzuschaffen, so ist die Veranstal-«ung getroffen wvrdln, daß ma« immer 12 Bände u«trr einem besondern allgemeinen Tue! bekommen kann; daher ist der>Ite bis 24te Aa«d dieser Bibliothek unter dem Titel: Archiv der „euestr,« Reist» 1—i^trr Band zu haben; u«d von dem gcglnwärttgen «zten Band a» bje dann zum Zoten wird der Ttttt: ^lagazm der nenesttn Aeistn sür neue Ad« „ehmrr gewählt. ^^., "^ "^^«zA^ / / / , / ^/^ / ^ / ^V^^ / / / / t^-/^ / X^"''<-"^ / / / /