für Vaterland, KnnlT, Wissenschaft und geselliges Leben. Aedigirt von W^ Johann HlKdnik. «H/f ^O. Samfiag den i. September. ^OHO. Die Vendetta. Geschichte cincs Dolches. (Fortsetzung.) ^—'s wa^- achr Tage nach der Scene, die ich Ihnen so eben beschrieben habe. Die Sonne neigte sich bereits zum Untergänge, als ein junger Mann mit vieler Mühe sich eine» Weg durch das dichte Gestrüpp bahnte und den Ab-hang eines der höchsten Beige der Cagna herab klüterte. Obgleich er sein Gewehr stolz über die Schulter geworfen harte und seine entschlossene Miene ahnen ließ, daß er wenn es nöthig weiden sollte, dasselbe auch zu gebrauchen wüßce, so verrieth doch sein sonst verstörtes Aeußere und die Unordnung seiner Kleider eine grosie Müdigkeit und Abspannung, — Die Gebirgskette theilte sich hier in zwei Ausläufer und bildete einen ziemlich engen Kessel, in dem ein schäumendel Gebirgsbach dahinrauschte. Der Boden war mit Moos u»d wildem Thymian überwachsen, und bildece einen eigenthümlichen (5onrrast,zu den hohen Bergesgipfeln, die >hn einschlössen. Ein romantischer Dichter, ein enthusiastischer Maler wäre bewundernd vor diesen Felsen stehen geblieben, die nur Adlern und Antilopen einen Zugang lassen, "" diesen majestätischen Bergkämmen, die unter dichten Kastanienwäidern verschwinden und dem Auge das Bild ^"^ ewigen Schattens bieten, wahrend wieder andere, zer-^" >" drohende Felsenriffe, ihre kahlen Seiten von Mu-lchelerde, ^l)^ und Tufstein zeigen, auf denen kaum ein düm'es Sträuchlein Myrthen oder Wachholder sprießt. Hie und da erhebe» sich, wie Grab-Denkmaler, hohe fossile Stein-blocke, ungestaltete Säulen von Maimor oder Granit, "l'chenbäume beschatten sie mit ihren melancholischen Zweigen und das blassc Laub der Birke, vom Sturme hei abgerissen, lagere auf ihnen, wie eine Seele, die dem Grabe entstiegen. Der Mann mit dem Gewehre war gewiß weder Dichter noch Maler, denn unbekümmert um das große Schau-sp'el vor seinen Blicken, warf er sich, sobald er am Fuße ^ö Berges angekommen war, eutmuchigr unter einem hohen Korkbaume nieder, trank einige Tropfen aus seiner Feldflasche und versank dann in düsteres, gedankenoolles Träumen. Unterdessen sank die Sonne immer tiefer hinter die Berge hinab, die Alpenrose öffnete leise ihren Kelch, um den Nachcchau einzusaugen. Die schwirrenden Insecten verbargen sich unter dem Grase, und die Gazelle, ermuthigt durch die wachsende Dunkelheit, reckte neugierig ihren Kopf über den Felsenabgrund herübcr. Alles lag in tiefer. Stille; die Natur schien sich in Ehrfurcht zu neigen in dieser feierlichen Stunde, wo die Königin der Eide, gekleidet in Purpur und Gold, dahinzog, auch anderen Gestaden ihre glühenden Küsse zu spenden. Keines Hirten Gesang widerhallte von den Felsen-wanden und kein Schalmeienton rief die zerstreute Hecrde zusammen; nur manchmal hörte man das Rollen eines Kiesels in den Gebirgsbach, oder den raschen Flügelschlag des Geiers, der seine Beute verfolgte. Nicht bloß heftiger lauter Lärm kann den Menschen aus seinen Traumen wecken, auch liefe Stille veimag dieß zu bewirken, wenn sie sich tief um einen lagerr. Der Gedanke, müde von seinem ziellosen Herumschweifen, kehrt mit , Gewalt zur Seele zurück und führt den Traumer unwillkür- , lich wieder zu den Wirklichkeiten des Lebens. Eine dieser unfreiwilligen Reactionen machte sich wohl auch bei unserem jungen Reisenden geltend, denn er erhob plötzlich sein Ha>.:pt, fuhr mehrere Male mit der Hand über die Stirne, horchte gespannt nach der ganzen Gegend und spahce mit fieberhaftem, zornsprühendem Blicke umher. — Aber Alles schien wie rodr an diesem öden Orte. Der unbekannte machte eine Bewegung der Ungeduld. »Also wieder ein Tag rerloren!" murmelte er. In diesem Augenbücke breitete die Nacht ihren tiefsten Schleier über die Erde aus, die Dämmerung wurde zur Finsterniß, die Gegenstände verschwammen in einander und nur das gigantische Haupt des Beiges, um das der Himmel eine goldene Sternenkrone gelegr, war noch zu unterscheiden. Müdigkeit und das Bedürfniß nach Ruhe siegten über den Fremden. »So will ich denn ein wein'g schlafen; möchte doch die morgige Sonne nicht für Alle untergehen.'" - 278 __ Eine Nacht im Freien zuzubringen, ist bei Gebirgsbewohnern beinahe eine Sache der Gewohnheit; unser Mann hatte darum auch gar schnell seine Vorbereitungen getroffen: ausgestreckt unrer dem Baume, dessen Wurzeln ihm zum Polster dienten, sein Gewehr neben sich, wahrte es nicht lange, und der Schlaf hatte ihn alle seine Leiden vergessen gemachr. Gegen Mitternacht begann die Dunkelheit im Thale sich zu lichten; der Mond stieg langsam hinter dem Kasta-nienwalde herauf und warf über die ganze Landschaft jenen melancholischen Schimmer, deu noch kein Pinsel so zart wiederzugeben im Stande war. Bei diesem neuen Lichte schien die Natur für einen Augenblick zu erwachen; die Pflanzen, mit Perlen und Diamanten des Thaues bedeckt, richteten sich auf, und von den Höhen der Berge rissen sich weiße Nebel los und tanzten in der Luft wie eine zerstreute Heerde. Plötzlich, inmitten dieser geheimnißvollen Stille, erschien auf einer Felsenspitze, wohin vielleicht selbst die Gemse nicht einmal ihren Fus; zu setzen wagte, eine menschliche Gestalt. Auf welchem Wege war dieser Mensch hieher gekommen? Niemand hatte dies; beantworten können. Uebrigens, wenn man sah, mit welcher Leichtigkeit er herabstieg, mußte man erkenne», daß die wildesten Wege ihm genau bekannt seyen. Er stieß immer zueist mit dein Kolben seines Gewehres an jedes Felsstück und hob jede Wurzel vom Boden auf, dann setzte er den einen und dann den andcien Fuß mir einer Gewandtheit und Leichtigkeit auf die erprobte Stelle, die beinahe übernatürlich erschien. Das leise Pfeifen, das dann und wann zwischen den Zähnen des kühnen Wandlers hervordrang , zeigte übrigens die tiefe Verachtung, welche er gegen die unter seinen Füßen wachsenden Gefahren hegte. Es war dieß ein Mann, der bereits über die erste Jugend hinaus war, von mittlerer untersetzter Gestalt, mit breiten Schultern. Sein braunes sonnverbranntes Gesicht verlor sich unter einem dichten schwarzen Bart und langen wirren Augenbrauen; reiches Haar wogte um seinen Kopf, und eine hohe Mütze, deren Spitze vorn über die Stirne hing, bedeckte denselben. Das einzige, was man an dieser düsteren Gestalt von weitem nnterschied, waren die Augen; die Wildheit, der Hohn und die Schlauheit, die dieselben belebten, gaben ihnen einen Ausdruck, der nicht zu beschreiben ist. Dieser Mensch war gerade daran, den letzten Naum zu überschreiten, der ihn vom Thale trennte, als :r plötzlich einen Sprung nach rückwärts that, und mir seinem glühenden Blicke nach dem Feinde suchte, dessen Nahe ihn sein Instinct errathen ließ. Der Mond stand eben über dem Gipfel der Baume, einer seiner Strahlen fiel auf den grosien Korkbaum, der Hahn des Gewehres, das am Boden lag, warf den Strahl zurück. Das war genug; der Bar wußte wo der Jäger sey. Ein spöttisches Lächeln umzog die Lippen des Gebirgs--mannes. Schnell wie ein Pfeil, still wie der Schatten, war er mit zwei Sprüngen in der Nähe des Schläfers. (Schluß folgt,) Ansprache des Patriarchen ^aFaeiö ^ an die Serben vor seiner Abreise nach Wien. (Fortsetzung,) „Aber glaube nicht, meine theure Nation, daß ich je die policische und die Kriegsverwalcung an mich zu reißen, und auf meine Schultern zu laden strebte. Du weißt, daß in Wien ein Aufruhr auf den andern folgte, und daß K o s-suth diese Aufstände so lange anschürte, bis man unseren gütigen Kaiser aus seinem Hofe, , aus seiner Residenzstadt verdrängte; daß in Wien eine revolutionäre Regierung herrschte, als Hrabowsky, welcher so viele Ehrendezeugungen, so viele Gnade und Auszeichnung vom Vater und Sohne, von Franz und Ferdinand genossen, ein Bündnis; mit Kos-surh einging, und auf seinen Befehl Karlowitz überfiel. Du weißt es, daß Du Dich damals in einer kritischen Lage befandest. — Das magyarische Ministerium nicht aner-kennend; in Wien, von wo Du die Weisnngen zn erhalten gewohnt warst, eine revolutionäre Regieinng sehend; in Hiabowsky nicht einen k. k. commandiienden General, sondern den größten Feind erblickend, der sich nicht entblödete, auszusprechen, daß dießseits der Save keine Serben eristiren, daß Dein Kaiser aus Furcht vor deu Magyaren von Dir nichts wissen dürfe, — waist Du im strengsten Sinne Dir selbst überlassen, und es war natürlich, daß Du bei der Nichceristenz Deines erwählten Wojwodeu eine Arr provisorischer Verwaltung aufstellen mußtest. U»d so bekamst Du Dein Centralcomic«, welches Du aus jenen Männern zusaminenseßtest, die Du am 3.— l 5. Mai, wenn gleich zu einem andern Zwecke, erwähltest. Unter jenen Verhält-nissen koi-ncest Du keine bessere Verwaltung wählen." »Das hast Du, glaube ich, nach Deinem Völkerrechte, welches jedem Volke angeboren ist, gethan, und thuu können. Als der magyarische Vertraute Hra bow sky am zweiten Pfingstfeiertage Karlowitz angriff, und die ersten Comi-tßmicglieder auseinander jagte, da schlichen sich in das Haupccomit« einige redselige, und ihre Ansichten für unfehlbar haltende junge und alte Leute, die über einen und denselben Gegenstand mehrere Stunden lang debattirten, so daß sie selten über denselben in ei »er Sitzung entscheiden konnten. Die Ereignisse mehrten sich, und folglich häuften sich auch die Geschäfte außerordentlich an. Die Selbstsucht ließ lange nicht zu, eine andere Amtshandlung einzuführen, und einzusehen, daß man in Kriegszeiten mit collegialischell Berathungen nichts ausrichten und zu Stande bringen könne, und daß die Verwalcungsmaschine, gleich einem überfüllten Mühlsteine, sich zu bewegen aufhören müsse, wie es auch wirklich geschah." „Die gemäßigten und einsichtsvollen Mitglieder des Central-Comitvs, die zum Glück die Mehrzahl bildeten, sahen das Unglück ein, welches aus solchem Verfahren für die nationale Sache folgen würde. Sie stimmten darin überein , und brachten auch Andere zn dem Bewußtseyn, daß man die Verwaltung Einer Person bis zur Ankunft des 279 Wojwoden anvertrauen müsse, und baten mich, die Verwaltung unter dem Namen eines provisorischen Verwesers zu übernehmen, so daß die Gegenstände, wie auch das Haupt-comitö in Sectionen getheilt, daß jede Section — die politische, juridische, polizeiliche und finanziell oconomische — für sich mit meinem Einverständnisse das Amt zu leiten habe, m,d mir in sehr wichtigen Angelegenheiten die Berathungen in der Sitzung des Hauptcomit^s gehalten weiden sollen; das Kriegs- und das diplomatische Departement, als Gegenstande, die ein strenges Stillschweigen erheischen, ausschließlich mir überlassen werde." »AIs ich auf diese Weise an die Spitze der Nation und ihrer Angelegenheiten gestellt wurde, und beinahe drei Monate lang alle Notionalangelegenheiten leitete, erfuhr ich viele Unannehmlichkeiten und Widerwärtigkeiten, welche mir der Hochmuth uud die Willkür einzelner Heeresanführer einerseits, der confessionelle und nationale Neid andererseits, die Magyaronen und unsere überspannten Liberalen und Communisten verursachten, welche die gesetzliche Ordnung umzustoßen linermüdet beflissen waren. — Erinnere Dich, meine Nation! wie die Pseudopropheten zu Dir kamen, wie !>e Dir predigten und lehrten, wie sie unser kleines Heer entsittlichte!, und verführcen. Einige wollten Wojwoden, Andere Generale, Oberste, Majore, Hauptleute werden. Einige waren bemüht den Einen, einige den Zweiten oder Dritten zur Wojwodenwürde zu erheben, um seine Minister, Räthe oder Beamte zu norden. Glaube, meine theuere Nation! Viele haben auf Deine Rechnung ihren Säckel gefüllt. Sie dienten weder Dir, noch dem Kaiser und Gott, sondern dem Mammon: ihrem Beutel und ihrem Bauche. Im Banate verleitete Temesvar die Deutschen, Romanen und Magyaren , !n Syrmien Hrabowsky, Zsitvai und ihre Gespane die Croaten, Clementiner und Slovaken; in oer Bacska die nämlichen mit Zacco, Szen cki rüly, Beö-thy und den Neusatzer Magistratualen, die Deutschen und Israeliten. Du weißt es, meine Nation, recht wohl, daß diese inneren Feinde uns mehr Schaden zufügten, als die Magyaren selbst, und mir mehr zu schaffen gaben, als alle unsere Bedürfnisse und Widerwärtigkeiten.---------------Wer Ohren hat zu hören, der höre!---------" »Während ich mit dem inneren und äußeren Feinde ^"Pfte, Dich meine theuere Nation! vor Anarchie und Gesetzlosigkeit wahrte, und es für meine heiligste Pflicht hielt, Dich auf dem gesetzliche» Wege dem Kaiser und der österreichisch^ Regierung zu erhalten, erschien der unvergeßliche Wojwode in unserer Mitte; und mir ihm ging mir das Sonnenlicht auf: denn ich hoffte, er werde meine ganze Bürde auf seine Schulter nehmen, und ich der überschweren Geschäfte enthoben werden. Aber jch wurde in dieser Hoffnung sehl- getäuscht. Das damalige Wiener-Ministctium, den verruchten Kossuth noch respectirend, getraute sich nicht, unseren Wr,woden zu bestätigen, und ihn mit Machtvollkommenheit aus Italien zu uns herunter zu senden. Unser Wojwode war ihm nur der General-Mazor Suplicaz, der mit Urlaub zu uns geschickt wurde. Er übernahm also in der im Herbste v. I. abgehaltenen Generalversammlung nur die Leitung des Kriegswesens, und alle übrigen Geschäfte blieben mir überlassen, welchen Beschluß auch die Versammlung bestätigte. Ich erhielt nur in so weit Erleichterung, als das Kriegswesen in guten Händen war, und ich wußte, daß es nicht mehr zu absurden revolutionären Absichten werde weiter gemißbraucht werden können, und daß die österreichische Regierung sich nun offener uns nähere und zuwende, und besonders, als es mir gelungen war, den ehrgeizigsten und für Dich gefahrlichsten Aufwiegler auf eine gute Art zu entfernen." (Fortsetzung folgt.) Das Concert der Liedertafel zu Neumarktl am 15. August 1849. Schon gelegenheitlich des Concertes, welches die Neu-marktler Liedertafel b>/i ihrer zum freundlichen Besuche der Stadt Krainburg unternommenen Sängerfahrt am 22. Oct. v. I. im Saale des löblichen Casiuo-Vereines daselbst gab, haben wir diese musikalische Gesellschaft vom doppelten Stand-puncte, nämlich von jenem des einheimischen nationellen und von dem Scandpuncte der Kunst betrachtet. Die Zulässigkeir einer solchen doppelten Anschauungsart ist allerdings unzweifelhaft, da wir eine deutsche, eine italienische und eine niederländische Malerschule; deutsche, italienische und französische Musik; deutsche und italienische Baukunst u. s. w. haben; hier trat noch der specielle Fall ein, daß die gedachte Liedertafel durch die in früheren Zeiten getroffene Wahl ihrer Gesänge zu dem Vorwurfe berechtigte, solche gerire sich, mit Hintansetzung der Belebung heimischer Gesänge, als bloße Nachahmerin ähnlicher deutscher Gesellschaften. — Als wir jene Beurtheilung behufs der Veröffentlichung schrieben (siehe ,>Illyrische Blätter" vom Nouembe? v. I,) vermeinten wir, daß eine möglichst milde und vermittelnde Beurtheilung des jungen Vereines um so mehr Noch thue, als derselbe mir jenem Concerte das erste Mal vor das Forum der Oeffentlichkeir trat, ihm aber eine gewisse, der Kunst geltende, edle Begeisterung eben so wenig aba/läugnet werden kom-.te, als es sich nach den damaligen Verhältnissen allerdings erwarten ließ, derselbe werde der fremden Richtung, die er gleich ursprünglich betrat, entsagen, und in nicht ferner Zeit dafür besorgt werden, daß er nicht bloß das Epho-rat der deutschen Kunst, sondern auch die Pflanz, und Bildungsschule heimischer Lieder, sonach nicht die letzte Liedertafel Deutschlands, sondern die erste in Krain werde. Man mißverstehe uns nicht. Bei Beurtheilung des Concertes vom 22. October v. I, haben wir es ausgespro-chen, daß wir es allerdings wissen, daß die Kunst nicht nach Sitte und Sprache frage, daß die Werke derselben — ihr Geistiges — nicht dieser oder jener Nationalität angehören, sondern, daß sie als rein solche das Eigenthum der ganzen Welt sind. Wir sagten schon dort und sagen es hier zum wiederholten Male, daß Schiller und Göthe für uns immer den Werth unsterblicher Poesie haben und bleibend haben werden, daß Canova's Werke, mögen sich die politischen Verhältnisse so oder anders gestalten, ewig schön bleiben, daß der Slave der italienischen, deutschen und niederländischen Malerschule seine Bewunderung nie entziehen werde, und endlich, daß Mozart, die beiden Hayden, C. M. Weber, Beethoven und wie alle die Heroen deutscher Musik Heisien mögen, weder für uns Slaven, noch für 280 welch' Immer andere gebildete Nationen aufhören können unsterblich zu seyn. Dadnich wollreu wir aber keineswegs den Panegynker und Vertheidiger jener einseitigen lind leidenschaftlichen 7lnschauulfg machen , welche mit wenig ehrender Verleugnung der eigenen Natiotialitär alles irdische Glück und Wohl ausschließlich und einzig allein bloß nur im Dculschthum findet lind von dem Wahne befangen lebt, daß, lins das sogenannte luftige Slovenenchuin in der Cultur und wahren Freiheit nicht vorwärts zu bringen vermag und ivir am Wege desselben um alle höhere Bildung kommen müßte,,. — Wir traten mit unserer ersten Beurtheilung lebhaft vermittelnd zwischen die beiden streitende» Parteien, enes Theiles eben so einschieden den A.nwurf: „als verfolge ganz Neumarktl eine anrinacionelle Tendenz" zurückweisend, als andererseits die Liedertafel auffoidernd, sie möge sich ermanne,,, und ohne in, mindesten der Kunst nahe zu trece», sich mit und durch dieselbe dem theueren Vaterlande zuwenden und so mitarbeiten und fördernd wirken au der Ausbildung heimischen Gesanges. Wcit entfernt, jener Partei anzugehören, die schon bei dem erste,, Tone eines deutschen Liedes den Veitstanz affcctirr, konnten wir doch ohne alle Leidenschaftlichkeit mir Bestimmtheit erwarten, es werde auch in dem Innern dieses Vereines ragen nnd auch dorr die natürliche Liebe zum Vaterlande erwachen und wir weiden bei dem nächsten Concerte Gelegenheit haben, wenn auch nicht solch' hoch musikalisch ausgebildete, aber darum nicht minder milde, heimische, slovenische Melodien zu hören, und mic Befriedigung den oicßfälligen Fortschritc zu begrüßen. Mir Schmerz müssen nur es aber mm sagen, daß wir uns in allen diesen unseren schöne» Erwartungen und Hoffnungen gerauscht haben und, daß die Neumarktler Liedertafel, obwohl wir soiches in, vorigen Jahre verneint haben, vorsätzlich eine deutsche Liedertafel war — vorsätzlich noch deutsch ist, deutscher als je, und auch für die Folge deutsch zu bleiben gesonnen ist. — Das Recht hiezu ist ihr unbc.> stritten und wir sind eben so wenig gesonnen, ihr dieses Recht anzutasten, als wir uns je anmaßen wollen, ihr vorzuschreiben, was sie zu thun und was sie zu lassen hat. — Aber unter zwölf der angekündigten Piecen, darunter zwei Solo's für Sopran, drei Solo's für Teuor, ein Solo-Quarret, ein Solo-Quinret und fünf Chöre, anch nicht ein einziges, wenn noch so kleines heimisches Liedchen einznflech-ten, dagegen aber vie> in fortwährenden Wiederholungen und ewig und immer „nr vom „deutschen Muth," vom „deutschen Mann," vom „deutschen Lied," vom „deutschen Wald," vom „deutschen Mund," von „deutscher Treue" und „deutschem Scherz" u. s. w. zu singen, zeigt eine gar zu auffallende Gesinnung , und sie thut ' dem Vacerlandsfreunde, der es . noch nicht einzusehen gelernt hat, warum er sich schämen sollte, Slave zu seyn, wehe! — Sind denn wir Slovenen wirklich so arm an heimischen Melodien, daß der Verein auch nicht ein kurzes Liedchen zu finden vermochte, welches seiner würdig wäre? So dachten die Veranstalter der »Lk8«ll2" in Wien nicht, sie suchten und fanden slovenische Lieder, und gerade diese waren es insbesondere, denen vor allen Uebrigen nicht bloß einfacher, sondern stürmischer Beifall wurde. Und dieß geschah ii, der Residenz, in Wien, in der ersten Stadt der Kunst! — Sollten unsere eigenen Lieder hier im eigenen Vaterlande weniger Anklang finden, als außerhalb unserer Gränzen? Wir sagen es mir Bestimmtheit, daß, wenn die Neumarktler Liedertafel nur mit lener halben Regsamkeit, mit >enem halben Fleiße und mit der halben Emsigkeit, mit welcher sie am deutschen Boden cultivirt, sich die Auffindung nationcller Lieder angelegen seyn ließe, sie schon lange ihrem Vaterlande in dieser Beziehung hätte Ausgezeichnetes leisten kömien. Ferne sey es von unö in Gemeinheit ausarten zu wollen, vielmehr erklären wir uns offen gegen alle unzarten Angriffe, die unmännlich lind nicht vermittelnd, nur den Riß noch weiter spallen; aber mit ehrlicher Offenheit die Meimmg aufzusprechen, ist Pflicht und diese dn-ch keine persönlichen Beziehungen influenzüre Geradheit wird uns die Neumarktler' Liedertafel um so gewisser zu Guten halten, als sich die Verhältnisse derselben seit dem verflossenen Iahi'e wesentlich geändert haben. Dieselbe hat nämlich den Srand-punct einer bloß localen Gesellschaft aufgegeben und bewegt sich nun als ein eigenrlich öffentlicher Verein, der ein eige-neö Sigill führt, wirkliche mid Ehrenmitglieder aufnimmt, an dieselben Diplome vertheilt, Sängerfahrten unternimmt, Concerte zu Gunsten seines Fondes gibt und kur; Alles thut, was ihn aus der bescheidenen Stellung eines einfachen Local-Vercincs heraus und hinein in daö Beieich der allgemeine!, Oeffenclichkeit führt. Ein solcher offen clich er Verein muß es nun auch hinnehmen, daß über sein Thun und Lassen, sein Wirken und Streben das Urtheil, und sey es Lob oder Tadel, auch öffentlich sey. Anbelangend die Aufführung selbst, so muß man m Würdigung der Verhältnisse nur Lobenswerches sagen. Man weiß, daß die Aufführung von Chören, selbst in Städten, Schwierigkeiten unterliegt, um wie viel mehr in einem einfachen Markte, wo man nicht zu wählen hat, sondern die musikalischen Kräfte gerade so nehmen muß, wie sie der Zufall bietet. Uebrlgens waltete über dem Concerte vom 15. August ein eigenes Verhängnis;: Krankheit, Heiserkeit und andere Verhältnisse raubten der Gesellschaft vier oder fünf der besten Sänger, wodurch allerdings a>, dci- Rundung des Ganzen etwas verloren ging; nichts destowemger aber ,var die Aufführung ganz entsprechend. Mit jugendlicher Fülle und all' jener geforderten tiefen Poesie hatten wir des genialen Engländers „letzte Rose" aus Martha mit unendlichem Liebreiz singen gel)ört. Vortrag, Ondulation, Innigkeit , Tcndreß waren hier in Eines verschmolzen, und ein Sturm von Beifall forderte dessen Wiederholung. Das Tenor-Solo von Proh: „Ich habe sie im Tiaume gesehen" erhielt für den lieblichen Vertrag die verdiente Aufnahme. Schade, daß diese iede»»'alls gelungene Prrduction nicht jenen reichlichen Besuch faud, wie im verflossenen Jahre; wir suchten den Grund hievon in Etwas, was durch die in den Landesfarben geschehene Ausschmückung des Saales nicht behoben werden konnte; die Letztere lvar das Verdienst eines jungen Mannes, dem hiefür allerdings alles Lob gebührt. Nicht unberührt dürfen wir die stille Wahrnehmung lassen, daß sich Damen höheren Ranges nicht scheuten, wenn auch durch nicht auffallende, aber doch kennbare Zeichen es auszusprechen, daß sie — slavischen Ursprunges sind. slnvn n^'«m. H. Kronbcrg. Feuilleton. Die Vanknoteufälscher — beginnen witzia zu werden. Jemand erhielt kürzlich irgendwo das untere Viertel einer^Guldennote, auf welcher in der Rechtecke zu lesen war: „Wer dieses Viertel annimmt, ist ein — Esel." (Oest. Vlksb.) Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.