48845 •/■■ir' -i fr -)f -Vf Leipziger rechtswissenschaftliche Studien herausgegeben von der Leipziger Juristen-Fakultat — Heft 60 — Hethitische Staatsvertrage Ein Beitrag zu ihrer juristischen Wertung Von Dr. Viktor Korošec a. o. Universitatsprofessor (Ljubljana) Verlag von Theodor Weicher II Leipzig 1931 Leipziger rechtswissenschaftliclie Studien herausgegeben von der Leipziger JuristeivFakultat. Bisher gelangten folgende Hefte zur Ausgabe: Heft 1 : Die Rechtslage der evangel. Stifter MeiBen und Wurzen. Zu- gleich ein Beitrag zur Reformationsgeschichte von Dr. Alfred Schultze, Professor in Leipzig. 1922. Vili und 100 Seiten. gr. 8° Mk. 2.— Heft 2 : Erpressung und Betrug. Ein Versuch der Abgrenzung beider Delikte gegenemmder \onDr. mr. Richard Busch. 1922. 84 S. gr. 8° Mk.2.50 Heft 3: Die richterliche Entscheidung und die Streitbeendigung im altbabylonischen ProzeBrechte. Von Dr. \ux. Julius Georg Lautner. 1922. IV und 88 Seiten. gr. 8°.Mk. 5.— Heft 4 : Die Freiheitsstrafe in den italienischen Stadtrechten des 12. bis 16. Jahrhunderts. Teil 1 : Das Aufkommen der Freiheitsstrafe. Von Dr. iur. Gotthold Bohne, Privatdozent an der Universitat Leipzig. 1922. XXVIII und 280 Seiten. gr. 8°.Mk. 10 — Heft 5: Rlagrecht und rechtliches Interesse. Eine Abhandlung von Land- gerichtsrat Dr. iur . Erich Bley, Privatdozent an der Universitat Leipzig. 1923. VIII und 114 Seiten. gr. 8°.Mk. 5.— Heft 6: Die Zeitcharter. Der normale Zeitchartervertrag und die Rechts- stellung des Zeitcharterers gegenuber Dritten nach deutschem Recht von Dr. iur. Hermann Janssen. 1923. VIII und 160 Seiten. gr. 8° Mk. 8.— Heft 7 : Das Verschulden beim Vertragsabschlufi im klassischen romi- schen Recht und in der spateren Rechtsentvvicklung. Von Dr. iur. Karl Heidrich, Privatdozent an der Universitat Leipzig. 1924. IV und 58 Seiten. gr. 8°. ..Mk. 3.— Heft 8: Das Problem der rechtlichen Liquidation des VVeltkriegs fiir Deutschland. Ein Beitrag zur Grundlehre vom Recht und zur Volker- rechtstheorie von Amtsgerichtsrat Dr. iur. Hermann JahrreiB, Privat¬ dozent an der Universitat Leipzig. 1924. VIII u. 128 Seiten. gr. 8°. Mk. 7.— Heft 9: Die Freiheitsstrafe in den italienischen Stadtrechten des 12.—16. Jahrh. Teil 2. Der Vo/lzug der Freiheitsstrafe. Von Dr. iur. Gotthold Bohne, o. 6. Prof. an der Universitat Koln. 1925. XVI und 376 Seiten. gr. 8° . ..Mk. 20.— Heft 10: Der Erwerb eigener Geschaftsanteile durch die Gesellschaft mit beschrankter Haftung von Dr. iur. Friedrich Wolfgang Unger. 1925. VIII und 68 Seiten. gr. 8°.Mk. 3.50 Heft 11 : Gedenkschrift fiir Ludvvig Mitteis. Verfafit von Mitgliedern der Leipziger Juristen-Fakultat. 1926. 223 Seiten. gr. 8° Mk. 12.— Inhalt: Siber, Naturalis obligatio. Bohne, Zur Stellung der Frau im Prozefi- und Strafrecht der italienischen Statuten. Apelt, Das Rechtsinstitut der offentlichen Last und die Industriebelastung. Schmidt, Ver- fassungsausbau und Weltreichsbildung. Betrachtungen zu den helle- nistischen Dogmen vom Kreislauf der Staatsformen und von der Ubertragung der Weltherrschaft im Lichte der modernen Staatslehre. Heft 12 : Das Notstandsproblem u. seine Losung in den deutschen Straf- gesetzentvviirfen von 1919 u.1925. Von Dr. iur. Hellmuth von Weber, Privatdoz. a. d. Univ. Leipzig. 1925. VIII u. 140 S. gr. 8° Mk. 7.— Heft 13: Die privatrechtlichen Wirkungen des Prozefibeginns. Von Dr. iur. Viktor ftussi. 1925. VIII und 113 Seiten. gr. 8° Mk. 6.— Fortsetzung am SchluB. Leipziger reclitswissenschaftliche Studien herausgegeben von der Leipziger Juristen-Fakultftt — Heft 60 — Hethitische Staatsvertrage Ein Beitrag zu ihrer juristischen Wertung Yon Dr. Viktor Korošec a. o. Universitatsprofessor (Ljubljana) Verlag toii Tlieodor Weicher in Leipzig 1931 // 48845 Vonvort. Die vorliegende Abhandlung ist aus einem Vortrag, den ich im Februar 1929 in der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft in Leipzig gehalten habe, erwachsen. Bei ihrem Erscheinen empfinde icb das herzlicbe Bediirfnis, allen denen, die mich dabei irgendwie gefordert haben, meinen innigsten Dank abzustatten. Zunachst gilt dieser dem Laura Spel- man Rockefeller Memorial (New York), das mir durcb die gro£- zugige Verleihung eines Studienstipendiums ein einjahriges Studium der altorientalischen Rechtsgescbichte ermoglichte, sowie dem koniglichen jugoslawiscben Unterrichtsministerium, welches mir zn diesem Zweck bereitwilligst den notigen IJrlaub bewilligt bat. Durcb mancbe sebr wertvolle sacblicbe Hinweise und Anregungen baben mich die Herren Professoren Dr. Gregor Krek (Ljubljana) und Geheimrat Dr. Leopold W e n g e r (Milnchen) zum berzlichsten Dank ver- pflichtet. Jede Untersucbung auf altorientaliscbem Recbtsgebiet setzt eine ent- sprechende pbilologische und kulturgeschiehtliche Vorbildung des Juristen voraus, ohne dafi er jedoch der tatigen Mitbilfe von Pbilologen vollig entbehren konnte. In dieser Hinsicbt babe icb meinen warmsten Dank auszusprechen den Herren Professoren Dr. Benu o Landsberger, Ge¬ heimrat Dr. Heinrich Z i m m e r n und Dr. Friedrich H. W e i £ b a c b (Leipzig), die mich alle in entgegenkommendster Weise in das Studium der akkadiscben und sumeriscben Rechtsquellen einfuhrten und mir aucb bei dieser Arbeit die notigen Auskiinfte — soweit die akkadischen und sumerischen Q,uellen in Frage kamen — immer bereitwilligst erteilt baben. Bei der Benutzung von hethitischen Quellen erfreute ich mich weit- gehend der iiberaus freundlicben TJnterstiitzung dreier Hethitologen, denen ich mich dadurch zum besonderen Dank verpflichtet fiihle. An erster Stelle gilt mein Dank dem Herrn Prof. Dr. Johannes Friedrich (Leipzig). Mein hocbverehrter Lehrer des Hethitischen hat diese Arbeit in verschiedenen Richtungen gefordert. Einerseits tat er dies durcb die Auswahl der Quellenlektiire in den Vorlesungen; so lernte icb unter seiner giitigen Leitung verscbiedene von den in der Abhandlung herangezogenen Urkunden verstehen, namentlich gilt dies von K Bo IV, 10 und Bo 2048. Andererseits gestattete er mir die Benutzung des Manu- skripts des zweiten Teiles seiner „Staatsvertrage“ vor deren Erscheinen IV stand mir ferner bei BeschafFung von sonstigem Quellenmaterial hilfreich zur Seite und las die Arbeit im Entvrarf sowie vor der Drucklegung durch. Seinen Anregungen babe ich manches zu verdanken, das icb nicht besonders im Text uberall als solches bezeichnen konnte. — Herr Prof. Dr. Hans E h e 1 o 1 f (Berlin) erteilte mir jederzeit bereitwilligst Auskiinfte iiber das unveroffentlichte Quellenmaterial; er hat mir aueh freundlicbst die Ur- knnde Bo 2048 iibermittelt. — Herr Prof. Dr. Albrecht G d t z e (Marburg) ermoglichte mir durch Uberlassung seiner Abschriften die Benutzung des Ištarmuwaš-Vertrags vor dem Erscheinen von KUB XXIII. Wahrend der Korrektur, die er freundlichst mitlas, teilte er mir verschiedene wert- volle Erganzungen und Hinweise giitigst mit, die im Text meistens als solche angemerkt sind. Mein allerherzlichster Dank gebiihrt jedoch meinem hochverehrten Lehrer und Eiihrer, Herrn Prof. Dr. Paul Koschaker (Leipzig). Seinem tatkraftigen Bemiihen habe ich das Erlangen des Stipendiums zu verdanken. Die Erweiterung der Untersuchung geht auf seine Anregung zuriick. Als empfangender Teil durfte ich oft sowohl die Entwiirfe als auch die ein- zelnen Teile meiner Arbeit mit ihm und mit Herrn Prof. Eriedrich besprechen. In seinem vaterlich liebevollen Bestreben, die Arbeit auf jede mogliche Art zu fordern, scheute Prof. Koschaker selbst die zeitraubende Muhe nicht, die Korrektur mitzulesen. Mein warmster Dank gilt der hohen LeipzigerJuristenfakultat, die mir bereits zum zweiten Male die grobe Ehre zuteil werden lieB, meine Abhandlung in die „Leipziger rechtswissenschaftliehen Studien“ aufzu- nehmen und die mir hierdurch ihre Drucklegung ermoglichte. Ljubljana, den 8. Dezember 1980. Viktor Korošec. Inlialtsverzeiclmis - Seite § 1. Quellen. 1— H I. Quelleniibersicht. 1 II. Einteilung der Vertrage. 4 III. Sonstiges Quellenmaterial. 11 § 2. Aufbau der Vertrage. — Schriftlichkeit und Sprache.11— 18 I. Vasallenvertrage. 12 II. Paritatische Vertrage. 14 III. Schriftlichkeit. 15 IV. Sprache. 17 § 3. Juristische Natur der Staatsvertrage.18— 36 I. Vertragscharakter. 18 II. Hethitische Auffassung der Staatsvertrage. 27 III. Volkerrecht oder Staatsrecht. 35 § 4. Vertragssubjekte.36— 58 I. Unabhangige Herrscher. — Der Grofikonig. 36 II. Die Vasallen. 51 III. Das Volk. 57 § 5. Beatimmungen des Vertrages mit Agypten.58— 65 I. Vorgeschichte. 58 II. Beatimmungen. 61 § 6. Beatimmungen der Vasallenvertrage.65— 92 I. Pflichten des Vasallen:. 66 A. Unterlassungspflichten. 67 B. Positive Vasallenpflichten. 72 II. Rechte des Vasallen. 89 § 7. Sanktionen und Dauer der Vertrage.92—107 I. Sanktionen. 92 II. Niederlegung im Tempel. 100 III. Das offentliche Vorlesen. 101 IV. Kollektivhaftung in den Sanktionen. 102 V. Dauer der Vertrage. 106 Sach- und Wortregister. 108 Quellenregister. 111 N Abkiirzuiigen ak. = akkadisch. AKF = Archiv fur Keilschriftforschung. AO = Der alte Orient. Gemeinverstandliche Darstellungen, herausgegeben von der Vorderasiatisch-agyptischen Gesellschaft, Leipzig. BoSt — Boghazkoi-Studien, lierausgeg. von O. Weber, Leipzig. BoTU = E. Forrer, Die Boghazkoi - Teste in Umschrift, 2 Bande, Leipzig 1922, 1926. (= 41. und 42. Wiss. Veroffentl. der Deutschen Orient-Gesellschaft). CT = Cuneiform Texts from Babylonian tablets in the British Museum, London. Delitsch, HWB = Delitsch, Assyrisches Handw5rterbuch, Leipzig 1896. EA = Knudtzon-Weber-Ebeling, Die El-Amarna-Tafeln, Leipzig 1915 (== VAB II). Friedrich, Vertrage I, II = J. Friedrich, Staatsvertrage des Hatti-Reiches in hethi- tischer Sprache, I. Teil, Leipzig 1926 (= MVAeG 31, 1); II. Teil, Leipzig 1930 (= MVAeG 34, 1). Gotze, Hethiterreich = A. Gotze, Das Hethiter-Reich. Seine Stellung zwischen Ost und West, Leipzig 1928 (= AO 27, 2). Gotze, Hattušiliš = A. Gotze, Hattušiliš. Der Berioht iiber seine Thronbesteigung nebst den Paralleltexten, Leipzig 1925 (= MVAeG 29, 3). Gotze, tlattušiliš II. = A. Gotze, Neue Bruchstiicke zum groBen Text des Hattušiliš und den Paralleltexten, Leipzig 1930 (= MVAeG 34, 2). Gotze, Madduwattaš = A. Gotze, Madduwattaš, Leipzig 1928 (= MVAeG 32, 1). h. = hethitisch. HT = Hittite Texts in the Cuneiform Charakter from Tablets in the British Museum, London 1920. KAFI = Kleinasiatische Forschungen, herausgegeben von F. Sommer und H. Ehelolf, I. Weimar 1927—1930. KBo = Keilschrifttexte aus Boghazkoi, I.— IV. Heft (= 30. Wiss. Veroffentlichung der Deutschen Orient-Gesellschaft), V. — VI. Heft (= 36. Wiss. Veroff. d. D. O.-Ges.), Leipzig 1916—1923. KPI = K*odex Hammurabi. KUB = Keilschrifturkunden aus Boghazkoi, herausgegeben von den Staatlichen Museen zu Berlin. MDOG = Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft. MVAeG = Mitteilungen der Vorderasiatisch(-Aegyptisch)en Gesellschaft, Leipzig. RLA = Reallexikon der Assyriologie, herausgegeben von E. Ebeling und B. MeiBnei^ Berlin-Leipzig. sum. = sumerisch. SZ = Zeitschrift der Savigny-Stiftung fur Rechtsgescbichte, romanistische Abteilung. VAB = Vorderasiatische Bibliothek, Leipzig. ZA, N. F = Zeitschrift fur Assyriologie, Neue Folge, Berlin-Leipzig. ZDMG = Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft, Leipzig. ^ ^ ^ ^ ^ 3 33 VIII Die behandelten Vertrage verden in folgender Weise zitiert: 1 = Šuppiluliumaš-Mattiwaza-Vertrag, bei Weidner, BoSt 8, S. 2 f£. 2 = Mattiwaza-Šuppiluliumaš-Vertrag, bei AVeidner, BoSt 8, S. 36 ff. 3 = Šuppiluliumaš-Tette-Vertrag, bei Weidner, BoSt 8, S. 58 ff. 4 == Šuppiluliumaš-Aziru-Vertrag, bei Weidner, BoSt 8, 70 ff. 5 = Muršiliš II.-Duppi-Tešup-Vertrag (akkadisch), bei Weidner, BoSt 8, S. 76 ff. 6 = Muršiliš II.-Rimišarm a-Vertrag, bei AVeidner, BoSt 8, S. 80 ff. 7 = Šuppiluliumaš$$-Šunaššura-Vertrag, bei Weidner, BoSt 8, S. 88 ff. W 8 = Hattušiliš III.-Ramses Il.-Vertrag, bei Weidner, BoSt 9, S. 112 ff. W9 = IJattušiliš III.-Bentešina-Vertrag, bei Weidner, BoSt 9, S. 124ff'. W 10 = Der Yertrag mit Lab’u und den Bewohnern von Tunip, bei Weidner, BoSt 9, S. 136 ff. F 1 = Muršiliš II.-Duppi-Tešup-Yertrag (akkadisch und hethitisch), bei Friedrich, Vertrage I, S. 4 ff. F 2 = Muršiliš II.-Targašnalliš-Vertrag, bei Friedrich, Vertrage I, S. 52 ff. F 3 = Muršiliš Il.-Rupanta-KAL-Vertrag, bei Friedrich, Vertrage I, S. 106 ff. F 4 = Muršiliš IL-Manapa-Dattaš-Vertrag, bei Friedrich, Vertrage II, S. 4ff. F 5 = Muwatalliš-Alakšanduš-Vertrag, bei Friedrich, Vertrage II, S. 50 ff. F 6 = Šuppiluliumaš-IJuqqanaš-Vertrag bei Friedrich, Vertrage II, S. 106 ff. KUB XXIII, 1 = Tuthalijaš IV.-Ištarmuwaš-Vertrag. NB. In sprachlich gemischten Zitaten werden sumerische Ausdriicke mit Majuskeln, akkadische mit kursiven Majuskeln, hethitische mit kursiven Minuskeln wiedergegeben. In einsprachigen Zitaten werden kursive Minuskeln verwendet; die Sprache wird notigen- falls durch ,sum.“, „ak.“ oder ,h.“ bezeichnet. Quellen. I. Quelleniibersicht. Der Tontafelfund von Boghazkoi 1 ), dem wir die Kenntnis des Konigs- archivs der einstigen hethitischen GroBmacht zu verdanken haben, stellt ancb den Rechtshistoriker vor eine neue Aufgabe: die Erforschung des hethitischen Rechts und seiner eventuellen Vermittlerrolle zwischen Osten und Westen. Auf Grand der bei der Erforschung des babylonisch- assyrisehen und des sumerischen Rechts gemachten Erfahrungen erscheint es offensichtlich, daB man anch fiir die hethitische Rechtsforschung solide Ergebnisse nur von der Durchfiihrung des von Koschaker 5 ) auf- gestellten Grundsatzes erwarten kann. Danach muh der Jurist, ohne ‘) Zum leichteren Verstandnis der weiteren Ausfuhrungen sei fiir die hethitisch nioht geschulten Leser hier Einigea kurz erwahnt. In der Nahe des Dorfes Boghazkoi (145 km ostlich von Angora) entdeckte der Berliner Assyriologe Hugo Wi n c k 1 e r in den Jahren 1906/07 in den Ruinen der ehemaligen Hauptstadt Hattušaš das Konigsarchiv des Hethiterreiches, das etwa vom XVIII. bis zum XII. vorchristlichen Jahrhundert be- standen und lange zu den GroBmachten der damaligen Welt gehort hat. — Uber die Gesehichte zuletzt G 61 z e, AO 27, 2, Leipzig 1928. Die in Boghazkoi gefundenen Tontafelurkunden sind zum groBten Teil in bethitischer Sprache verfaBfc. Das Hethitische ist „eine Sprache mit indogermanischem Bau und vor- nehmlich nichtindogermanischem Wortschatz‘ (W. Christian, in RLA, I, 83, s. v. Altkleinasiatische Volker). Von den sonstigen Urkunden sind an erster Stelle die in akkadischer (babylonisch-assyrischer) Sprache geschriebenen zu nennen. Genaueres iiber die Sprachenfrage zuletzt bei F o r r e r, Die Inschriften und Sprachen des Ifatti-Reiches, in ZDMG, N. F. 1, S. 174ff.; Hrozny, Ober die Volker und Sprachen des alten Chatti- Landes, in BoSt 5, Leipzig 1920; Friedrich, Artikel .Altkleinasiatische Sprachen', in Eberts Reallesikon der Vorgesch., I, Berlin 1924, S. 126 ff. Wie das Sumerische und Akkadische verwendet auch das Hethitische die Keil- 8chrift. Zugleich mit der Schrift ubernahmen die Hethiter eine bedeutende Anzahl von sumerischen Ideogrammen (= Wortzeichen) und akkadischen Wortern. Im folgenden w er den in Testen, wo neben den hethitischen auch akkadische bzw. sumerische Aus- driicke vorkommen, die sumerischen Ideogramme mit groBen Buchstaben, die akkadischen Worter aber mit kursiven groBen Buchstaben wiedergegeben werden. *) Babylonisch-assyrisches Burgschaftsrecht, Leipzig-Berlin 1911, S. IX f.; Neue keilschriftliche Rechtsurkunden aus der El-Amarna-Zeit, Leipzig 1928, S. VII f.; SZ 49, S. 189 f. Ueipz. rechtflw. Studien. Heft 60. 1 2 auf die wertvolle Hilfe des Philologen verzichten zu wollen, selbst im- stande sein, die Quellen in der Originalsprache zu benutzen. Aucb die folgende Untersucbung ist, soweit es mir moglicb war, auf diesem Grund- satz aufgebaut. Unter dem in Hattušaš gefundenen Rechtsmaterial ist an erster Stelle die bethitische Recbtssammlung*) zu nennen, mag sie nun ein Gesetz- oder ein Rechtsbuch gewesen sein. Bei ibrer Bearbeitung empfindet man scbmerzlicb den Mangel von privaten Gescbaftsurkunden, die erst einen sicberen Einblick in das Recbtsleben gewabren und so die einzelnen, uns oft wenig verstandlicben Recbtssatze in ihrer praktischen Anwendung zeigen wurden. Um so sorgfaltiger muB darum das vorhandene Quellen- material durcbforscht werden,|damit man auf diese Weise den wirtscbaft- licben und kulturellen Hintergrund rekonstruiert, aus welcbem beraus die einzelnen Privatrecbtsnormen entstanden waren, und in den sie sicb gut einfiigen lassen. Der Fund von Bogbazkoi verspriebt eine besonders reicbe Ausbeute fiir das offentlicbe Recht. An erster Stelle miissen bierfiir die sog. bethiti- schen Staatsvertrage genannt werden — ein in seiner Art in der ge- samten antiken Recbtsgescbichte einzig dastehendes Material. Darunter verstehen wir im folgenden die Vereinbarungen, die der hethitiscbe Herrscber in seiner Eigenscbaft als Staatsoberbaupt entweder mit einem anderen unabbangigen Herrscher oder mit einem seiner Vasallen, den er zum Herrn iiber ein Land macbte, abgeschlossen bat. Hierher geboren 16 Staatsvertrage, die nunmebr bereits in Umschrift und Ubersetzung von Weidner * 2 ) bzw. Friedrich 3 ) vorliegen, sodann der unter KBo IV, 10 veroffentlicbte Vertrag iiber Dattašša, sowie der nunmebr in KUB XXIII, 1 veroffentlicbte Vertrag Tuthalijaš’ IV. mit Ištarmuwaš von Amurru 4 ). ‘) Zimmern -Friedrich, Hethitische Gesetze aus dem Staatsarchiv von Boghazkoi, AO 23, 2 (mit Nachtragen von Friedrich, o. c. und AO 24, 3, S. 27 ff.); Hrozny, Code Hittite, I, Pariš 1922; Witzel, Hethitische Keilschrifturkunden, Fulda 1924, S. 132ff. (die ersten 100 §§). — Ober ihr Wesen San Nicolo, in SZ 48, S. 37, der darin ein Rechtsbuch erblickt. Die erste systematische Behandlung bei C u q, Lois hittites, in Revue Historique, 4. ser., III, S. 373 ff., bzw. in Etudes sur le droit Babylonien, Pariš 1929, S. 457 ff.; ein Beitrag zur Systematik der ersten Halfte (100 §§): Korošec, Sistematika prve hetitske pravne zbirke (KBo VI, 3) [slovenisch] im Zbornik zn. razpr. jur. fak., Ljubljana 1930. 2 ) E. F. Weidn er, Politische Dokumente aus Kleinasien, BoSt, H. 8u.9, Leipzig 1923. s ) J. Friedrich, Staatsvertrage des Hattireiches in hethitischer Sprache, I. Teil in MVAeG 31, 1, Leipzig 1926; den zweiten Teil, der inzvvischen in MVAeG 34, 1, (1930), erschienen ist, konnte ich dank dem iiberaus freundlichen Entgegenkommen des Herrn Verfassers im Manuskript benutzen, wofiir ihm auch hier herzlichst gedankt sei. *) Wahrscheinliche Bruchstiicke von Vertragen bei Weidner, BoSt 9, S. 146H., sowie KUB XIV, 26—28; KUB XXI, 13 und 37 sind zu liickenhaft, als daB man sie naher bestimmen und heranziehen konnte. 3 Ihrem AbschluB nach gehoren die Vertrage dem neaen Jlattireich an und fallen in die Regierungszeit der GroBkonige*): Suppiluliumaš’ (1395—1355 v. Chr.), Muršiliš’ II. (1353—1325), Muwatalliš’ (1325—1305), Hattušiliš’ III. (1298—1260) nnd Tuthalijaš’ IV. (1260—1230). JDagegen werden im folgenden die sog. „Vertragedie die hethiti- schen Herrscher mit den ihnen untertanigen Stadten abschlossen 1 2 ), die sich einer Verleihnng des Stadtrechts nahern durften, auBer Betracht bleiben. Dies um so mehr, da die Mehrzahl der betreffenden Texte, die eine eigene Untersucbung erfordern, bisber philologiscb noch nicht er- schlossen ist. Die bebandelten Urkunden sind snbjektiv stilisiert 3 ); ihrem Wesen nach sind sie Dispositivurkunden, wie dies unten noch naher auszufiihren sein wird 4 ). Die Tontafeln, anf denen diese Vertrage iiberliefert sind, sind leider fast alle beschadigt und daher unvollstandig. Doch lassen sich die dadurch bedingten Lucken zum Teil ausfullen, da manchmal die Vertrage in mehrfacher Ausfertigung erhalten sind. In den vorhandenen Tontafeltexten haben wir — wohl offizielle 5 ) — fur das konigliche Archiv bestimmte Abschriften der Originalausfertigungen zn erblicken. Die Originale waren entsprechend der politischen Bedeutung des betreffenden Vertrages auf kostbarerem Material (Silber 6 ), Eisen) 7 ) niedergeschrieben. 1 ) Datierungen nach G 61 z e , Hethiterreich (= AO 27, 2). — Die Datierungen bei E. M e y e r, Geschichte des Altertums, II, 1, 2. Aufl., Stuttgart-Berlin 1928 weichen davon unerheblich ab: Suppiluliumaš ca. 1380—1346, Muršiliš II. ca 1344—1320, Muwatalli.š ca. 1320—1288, Hattušiliš III. 1281 bis ca. 1260, Tuthalijaš IV. und seine zwei Nachfolger ca. 1260—1200. *) KUB XXI, 29; KUB XXIII, 68, 72, 77a. 3 ) tlber die Ausnahme in der Mattiwazafassung des Mitannivertrages vgl. S. 81, S. 12. *) Vgl. unten S. 15 f. 5 ) Schachermeyr (unten S. 4, A. 1), S. 183, A. 5, halt die erhaltenen Urkunden fur inoffizielle Abschriften. Dagegen glaube ich an dem offiziellen Charakter der Ab¬ schriften nicht zweifeln zu konnen, da sie fur das Konigsarchiv bestimmt waren. Von dort wurden sie hervorgeholt, -wenn es hieB, eine Vertragsbestimmung festzustellen (vgl. KBo III 3, IV 2 ff., iibersetzt von Friedrich, AO 24, 3, S. 20 1); ahnlieh zitiert Muršiliš II. in KBo III 3, III, 12 ff. eine Bestimmung aus dem Aziruvertrage: 12)... a-pi-el-ma ŠA NAM. RA. MEŠ 13) me-mi-ia-aš A. NA PA. NI A. BI D UTUŠ/ ki-iš-ša-an e-es-la 14) ŠA lA-zi-ra is-hi-u-ul A. NA r /'UP. Pi ki-iš-ša-an 15) kat-ta-an GAR-ri = 12) „Das Rechtsverhaltnis dieser Gefangenen (leibeigenen, au die Scholle gebundenen Bauern — so nach freundl. Mitteilung von Gotze) 13) war zur Vorzeit des Vaters der Sonne (d. i. Šuppi¬ luliumaš’) folgendermafien : 14) die Verpflichtung des Aziru war auf der Urkunde folgender- raaBen 15) niedergelegt (aufgesetzt)“. — Das paBt doch eher zu offiziellen Abschriften, die freilich ungesiegelt sein konnten. e ) So die Vertragsurkunden im Vertrag zvvischen Ramses II. und Hattušiliš III., vgl. W 8, Vs. 14 und AO 20, S. 36, § 3 („Abschrift der silbernen Tafel, die . . . Ghat- tuschil zum Pharao . . . bringen lieB . . .“); eod. S. 38, § 4; S. 43, § 22; S. 44, § 25 und § 26; S. 43, § 29. ’) KBo IV 10, Rs. 211: 21) nu »UTU^ ku-it A.NA i Ul-mi-VU-up LUGAL KUR ubu v[]-ta-aš-ša AD. DINZA.G. HI. A -uš-ši ku-i-e-eš te-eh-hu-un EGIR-an-cfa [...] 22) pi-ih- 1* 4 Der schlechte Erhaltungszustand der Vertragstexte hat notwendig zur Folge, daB die dargelegten Ergebnisse, iusbesondere in ihrer Ver- allgemeinerung, durch weitere Forschungen, hauptsachlich. aber durch neues Q,uellenmaterial, in mancber Hinsicbt nocb richtiggestellt werden diirften. Dennoch halte icb es fiir angebracht, das znr Zeit mir Erreich- bare vorzulegen, um so den Weg zu weiteren Untersachungen zn er- leicbtern. Dankend soli auch an dieser Stelle der verdienstvollen Unter- suchung S e h a c h e r m e y r s !) gedacbt werden, die sicb allerdings nur auf die damals veroffentliehten und iibersetzten Vertrage von Weidner nnd Friedrich beschrankt. II. Einteilung der Vertrage. Zum Teil abweichend von der von S e h a c h e r m e y r 2 ) gemachten Einteilnng glaube ich unter den erhaltenen Vertragen folgende Gruppen nntersebeiden zu konnen: -hu-un na-at-kan AN. BAR-a/ TUP. Pl ha-az-zi-ia-nu-un ... = 21) ,Was ich, die Sonne, dem Ulmi-Tešup, dem Konig von Dattašša, gegeben habe und welche Grenzen ich ihm festgesetzt habe, hinterher [aber, was] 22) ich [ihm noch?] gegeben habe, das habe ich auf einer eisernen Tafel aufgezeichnet (?)“. — Vielleieht war das Original vom KUB XIX, 27 (vgl. Rd. Z. 6) auf einer goldenen Tafel niedergeschrieben; dazu F o rr e r, Forschungen II, 1, S. 48. l ) Schachermejr, Zur staatsrechtlichen Wertung der hethitischen Vertrage, in MeiBners Festschrift II, S. 180—186, Leipzig 1929. *) S c h a c h e r m e y r, o. c., S. 180 f. faBt fiir die „Beziehungen der hethitischen Regierung zu anderen Staaten' folgende sechs M6glichkeiten ins Auge: 1) Das Verhaltnis des betreffenden Staates zum Hattireich war iiberhaupt nicht urkundlich geregelt. An diese Moglichkeit denkt Schachermeyr dann, wenn der andere Staat mit dem Hatti¬ reich keine gemeinsamen Grenzen hatte (Elam) oder noch rein barbarisch war oder sich im Kriegszustand mit den Hethitern befand. — 2) Urkundliche Regelung lag nahe bei den Staaten, die sich zum Hattireich in friedlichen Verhaltnissen hefanden oder mit ihm Frieden schlossen. — Fiir diese heiden Falle liegen keine Vertrage vor. „UnerlaBlich war die urkundliche Regelung aber erst in den folgenden Fallen”: 3) „bei Schliefiung eines Defensivbundnisses mit einem im iibrigen selbstandigen Staate (Ramses- und Šunaš- šura-Vertrag)“; — 4) „gegenuber den Prinzen der hethitischen Sekundogenituren' (Rimi- šarma); — 5) „gegenuber jenen Vasallen, welche durch verwandtschaftliche Bande mit der hethitischen Dynastie verknupft vvaren (Mattiwaza, Bentešina) — 6) „gegeniiber den mit der Hethiter-Dynastie nicht verwandten Vasallenfiirsten des Hethiterreiches (Aziru, Dubhi-Tešup, Targašnalliš u. a.)“. Diese Einteilung heriicksichtigt nur die damals bekannten Vertrage und laBt so die Vertrage mit Manapa-Dattaš, Alakšanduš, 35uqqanaš und Ištarmuwaš sowie den iiber Dattašša auBer acht. Vollkommen stimme ich mit dem Verfasser in der Gruppierung des Rimišarma-Vertrages iiberein. Interessant ist die Tatsache, daB Schachermejr den Kupanta-KAL-Vertrag nirgends unterbringt, es sei denn, daB er ihn der letzten Gruppe (vgl. „u. a.“) zugeteilt vvissen vrollte. Andrerseits war Kupanta-KAL ein Vervvandter des Muršiliš II. und darnach vrare sein Vertrag trotz der Verwandtheit mit dem Targaš¬ nalliš-Vertrag (vgl. z. B. F 2, § 10, 9 und F 3, § 27, 21) etwa der Mattiwaza-Bentešina- Gruppe zuzuteilen. Weiter werden durch die Schachermeyrsche Einteilung inhaltlich zusammenhangende Vertrage (Amurru- und Arzawa-Vertrage) auseinandergerissen und o A. Der volkerrechtlicbe Vertrag, den um 1292/1 v. Chr. der GroB- konig Hattušiliš III. mit dem agyptiscben Pharao Ramses II. geschlossen kat, reprasentiert die Gruppe der paritatiscben Vertrage. In Hattušaš ist in keilschriftlicher Aufzeichnung sein Text in akkadischer, als der damaligen Diplomatensprache, erhalten ‘Z, und zwar in fiinf stark be- schadigten Exemplaren * 2 ), wahrend er nns bedeutend vollstandiger in dgyptiscber Spracbe und Hieroglyphenscbrift auf Inschriften in den Tempeln von Karnak und im Ramesseum vorliegt 3 ) 4 ). Aus der TJberlieferung erfahren wir, daB das Hattireieh noch mebrere andere vdlkerrecbtliche Vertrage abgescblossen bat, so mit Agypten zur Zeit des Šuppiluliumaš und Muwatalliš 5 ), mit Babylon zur Zeit des Hattušiliš III. 6 ) und mit Harri zur Zeit des Šuppiluliumaš 7 ). B. In den iibrigen Vertragen (Vasallenvertragen) begegnen uns nicbt mebr zwei gleicbberecbtigte Parteien. Dem bethitisohen GroBkonig, in mit weniger vervvaudten zusammengefiigt. Audi die dritte Gruppe erscheint mir in- sofern unannehmbar, als der Šunaššura-Vertrag zu den Vasallenvertragen gehort (vgl. unten S. 61). 9 Weidner, BoSt 9, S. 112 ff.; zitiert W 8. s ) Weidner, BoSt 9, S. 152; ein Zusatzfragment zu KUB III, 11 in der Slg. Lichatschew (veroff. von Schileiko in Zapiski Vostočn. Otdel. Bussk. Archeol. Obstčestva, 25, Moskau 1918, demnachst vviederholt von Gotze, Verstreute Bogh. Texte, Nr. 6 (freundl. Mitt. von Gotze). 3 ) Bilabel, Gescbichte Vorderasiens und Agyptens, Heidelberg 1927, S. 317. *) Die Obersetzung des akkadischen und agyptischen Textes bei Meifiner, »Zur Gesohichte des Chattireicbes nach neuerschlossenen Urkunden des chattisohen Staatsarchivs', im Jabresbericht der Sobles. Gesellsehaft fur vaterl. Cultur, 1917, Sonder- abdruck S. 20 ff.; alsdann in den Sitzungsber. der PreuBischen Akademie der Wissen- schaften, 1917, XX, S. 282 ff. (Der Staatsvertrag Ramses’II. von Agypten und Hattušils von IJatti in akkadischer Fassung); zuletzt in ZDMG 72, S. 46 ff. (Die Beziehungen Agyptens zum Hattireieh.) — Der agyptische Text allein ist iibersetzt von Muli er, Der Biindnisvertrag Ramses’ H. und des Chetiterkonigs, in MVAG 7, (1902), S. 193 ff. (altere Pbersetzungen daselbst angefiihrt, S. 198). — Beide Texte bei Roeder, Agypter und Hethiter, im AO 20 (1919), S. 36ff. und bei Langdon-Gardiner, The treaty of alliance between Hattušili, King of tbe Hittites and the pharaoh Ramesses II. of in Journal of Egyptian Archeology, VI (1920), S. 179—205. 5 ) Der in Agypten erhaltene Vertragstext (Roeder, o. c., S. 40, § 12) erwahnt einen Vertrag aus der Zeit des Šuppiluliumaš und einen weiteren aus der Zeit des Muwa- talliš. Der akkadische, in Agypten verfaBte Vertragstext will, wohl aus diplomatischem Feingefiihl heraus bloB die jetzige Verbriiderung iiber die friiheren hinausgehoben wissen. Von einem Vertrag der Hethiter mit Agypten handelt auch das zvveite Pestgebet (KAF I, 2, S. 208ff.); der Vertrag wurde von den Hethitern gebrochen. •) KBo I, 10, I, 7ff.; iibersetzt bei Friedrich, im AO 24, 3, S. 24f. — In In seinem Briefe, den Hattušiliš III. an den babylonischen Konig Kadašman-Enlil richtete, spricht er von dem AbschluB der Verbriiderung mit dessen Vater Kadašman-Turgu (I, 7 f.), wobei er auch eine Klausel uber "die Verpflichtungen gegen gemeinsame Feinde (I, 57 ff.) und die Thronfolgegarantie (I, 9 ff.) zitiert. Die Existenz eines solehen Vertrages nimmt auch Schachermeyr, o. c., S. 180, A. 2, an. ’) W 1, Vs. 1 ff. 6 dessen Interesse es in erster Linie zum VertragsabscbluB kommt, steht vielmehr ein abbangiger Vasall gegeniiber, dem bald der Titel eines Konigs (sum. lugal, ak. šarm ) 1 ), baid der eines Herrn (sum. en, ak. belu, h. išhaš ) 2 ) zuerkannt wird; ausnakmsweise werden in geringem Umfang auek die Untertanen (bzw. LandesgroBen) des Vasallen zum Vertrags¬ abschluB berangezogen 3 ). Die einzelnen Vasallen vertrage weisen jedoeh sowohl in ihrem Inhalt als auch in der Form, in der einzelne Be- stimmuDgen zum Ausdruck gebracbt werden, grofie Verschiedenheiten auf. Diese werden uns verstandlich, wenn wir sie als Niederschlag der macbt- politischen Verbaltnisse im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses betrachten. Einzelne von den Vertragen geboren offenbar engeren Untergruppen an. So deckt sich der Vertrag mit Nuhašši in seinen Bestimmungen mit dem Vertrag mit Aziru von Amurru 4 ). Gregen die beiden nordsyriseben Furstentiimer trat man somit in Hattušaš mit gleichartigen An- fordernngen auf, wabrend man andererseits die vier Arzawafursten durch wesentlich gleicblautende Vertrage 5 ) zur Treue an das Hattireich ver- pflichtete. Enter dem Gesicbtspunkt, wie man in Hattušaš bestrebt war, die vorbandenen politiscben Realitaten in Recbnung zu stellen, glaube icb die Vasallenvertrage am zweckmaBigsten folgendermaBen gruppieren zu konnen: 1. Der Vertrag des Suppiluliumaš 6 ) mit dem Kizwatnaherrscher Šunaššura 7 ) stebt sowohl dureb seine Fassung als aucb durcb seine Be- ‘) Ausdriicklich vvird der Konigstitel zuerkannt: dem Matthvaza, W 1, Vs. 59; Bentešina, W 9, Vs. 25, 291, 37; Šunaššura, W 7,1, 39; Alakšanduš, F 5, § 8, 16, § 17, 31; desgleichen im Dattašša-Vertrag, KBo IV, 10, Vs. 34, 35, 37 und passim; Ištarmuwaš, KUB XXIII, 1, II, 3: 1-NA KUR A-mur-ri LUGAL-mh KAK-nu-un. Indirekt diirfte der Konigstitel dem Duppi-Tešup zuerkannt worden sein, indem ihm Muršiliš II., um ihn zur Treue anzuspornen, in Aussiclit stellt, da6 sein Sohn im Lande Amurru spiiter Konig werden soli (F 1, § 8, 26: LUGAL-u/ e-eš-du). *) Targašnalliš, F 2, § 8, Rs. 1; Kupanta-KAL, E’ 3, § 4, 27, § 7, 22, § 11, 31, § 21, 14, § 22, 18; ebenso wie ffir die Mašljuiluwaš, F 3, § 3, 21 (vgl. auch 2 Bo TU 51 B, g 53, Z. 11 u. 18). a ) So im Mattiwaza- (W 1, Rs. 59 ff., 70 ff.; W 2, Rs. 25 it., 35 ff., 44 ft, 53 ft); Manapa-Dattaš- (F 4, § 19, 29) und Huqqanaš-Vertrag (F 6, IV). *) Vgl. W 3 und W 4. 5 ) Dies spriclit bereita Muršiliš II. klar aus, indem er behauptet, daB er den Ar- zawa-Vasallen „einen Eid gab“: F 2, § 10, 9; F 3, § 27, 21. e ) Der Name des hethitiechen GroBkonigs ist in der Urkunde nieht erhalten. Forrer und Weidner (BoSt 8, S. 88, A. 6) schreiben den Vertrag Muwatalliš zu, wo£iir auch die von Muwatalliš bevorzugte Titulatur [tej- b[a]- a{r-na c i\ sprechen diirfte. B i 1 a b e 1, Geschichte Vorderasiens, S. 294 ff., tritt jedoeh, m. E. tiberzeugend, fiir Šuppi- luliumaš an. Fiir diese Behauptung spricht auch der Umstand, daB hier die Pflicht des Š., am Hofe des TJattikonigs zu erscheinen (W 7, I, 45 ff.), im Zusammenhang mit der Tribut- leistung geregelt erscheint, was sonst nur noch im Tette- und Aziru-Vertrag — beide von Suppiluliumaš abgesehlossen — nachzuweisen ist. ’) Weidner, BoSt 8, S. 88 ff.; zitiert ff 7. — Der Vertrag vvurde bereits vvieder- holt iibersetzt, so von M e i B n e r, Zur Geschichte des Chattireiches nach neuerschlossenen 7 — stimmungeu den paritatischen Vertragen sehr nahe. Den Verpflichtungen des Vasallen entsprechen in der Regel gleiehe Gegen verpflichtungen des GroBkonigs *). F o r r e r * 2 ) und Schachermeyr 3 ) zahlen den Vertrag geradezu zu den paritatischen — m. E. doch mit Unrecht. Denn unter den Vertragsbestimmungen gibt es auch einseitige, die sich, obwohl mit bewundernswerter Gewandtheit in den Text verarbeitet, doch nur als AusfluB des Abhangigkeitsverhaltnisses des Kizwatnakonigs erklaren lassen (Erscheinungspflicht in Hattušaš 4 ), Steuerbefreiung 5 ), Bestimmung des Truppenkontingentes) 6 * ). — Da das Ende des Vertrages nicht er- halten ist, muB auoh die Frage unbeantwortet bleiben, ob dieser Vertrag etwa wie die paritatischen, und derjenige mit Mattiwaza auf eine Doppel- ausfertigung, die eine von Hatti, die andere von Kizwatna, zuriickgeht. — In KUB YIII, 81 stellte Weidner T ) einen bedeutenden Rest einer hethitischen Ausfertigung des Vertrages fest, den alsdann Gotze 8 ) iibersetzt hat. Allerdings diirfte das Bruchstiick m. E. nicht unbedingt die Fortsetzung des akkadischen Haupttextes, sondern wahrscheinlich eine zweite Redaktion oder eine spatere Uberarbeitung des Vertragstextes darstellen 9 ). 2. Der Vertrag des Suppiluliumaš mit Mattiwaza erinnert durch seine Doppelansfertigung, von denen die eine Suppiluliumaš 10 ), die andere Urkunden des chattischen Staatsarchivs, im Jahresbericht der Schlesischen Gesellscliaft fiir vaterlandische Cultur, Breslau 1917, S. 13 ff.; G o11 a, Der Vertrag des UattikSnigs Muršil mit dem Ktinige šunaššura von Ki?wadna, Breslau 1920. — Die iibrige Literatur bei W e i d n e r, BoSt 8, S. VII. >) Vgl. z. B. I, 49-54 mit I, 55—59; I, 60—D, 1 mit II, 2—15 usw. *) KAF I, 2, S. 267, A. 2. 3 ) L. c., S. 180; vgl. S. 183 f. und S. 184, A. 1 („moralische Abhangigkeit Kiz- ■wadnas“). *) W 7, I, 45—47; nur einseitig. — Die Erscheinungspflicht in Hattušaš entspricht dermittelalterlichen Hoffahrt des Lehensmannes; vgl. dazu Homejer, Sachsenspiegel II, 2, Berlin 1844, S. 382; Schrodor-KiinBberg, Deutsche Kechtsgeschichte; 6. Aufl., Berlin-Leipzig 1922, S. 440, 669. 6 ) Wenn Šunaššura in W 7, I, 48 von allen Tributleistungen ausdriicklich befreit vvird, so zeigt das einerseits eine bessere Stellung als die der regularen Vasallen an, wie anderseits die Moglichkeit, daB solche Tribute an sich verlangt vverden konnten, Šunaš¬ šura wieder einem Vasallen annahert. ®) W 7, IV, 19—24; ebenfalls nur zugunsten Hattis. ’) BoSt 8, S. 110, A. 2. s ) Das hethitische Fragment des Šunaššura-Vertrags in ZA, N. F. II, S. 11 ff. 9 ) Die Gegenverpflichtungen des GroBkonigs zugunsten Šunaššuras vzerden nicht niit gleicher Ausfiihrlichkeit angefuhrt — was im akkadischen Vertragstext (W 7) immer folgerichtig geschieht — sondern nur lapidar: [AWA Z'?j IŠunaššura apinissan bzw. 0.AIAMMA — ,[die Bestimmung?] (fur) Šunaššura (ist) ebenso“, G 61 z e , ZA, N. F. II, S. 12 f.: „[Was] Šunaššura [betrifft,] (soli es) ebenso (gehalten werden)“, abgetan. — Diese Kiirze ware fur eine Uberarbeitung.oder fur eine Zusatzbestimmung leicht verstandlich. 10 ) We i d n e r , BoSt 8, S. 2ff.; zitiert W 1. 8 Mattiwaza *) zum Verfasser hat, aufierlich an die paritatischen Vertrage. In der sonstigen Fassnng sowie in den einzelnen Bestimmnngen tritt jedoch die Ubermacht Hattis deutlich hervor, selbst die Einsetznng Mattiwazas zum Konig von Mitanni ist aufs engste mit seiner Stellung als Šuppiluliumaš’ Schwiegersohn verknupft * 2 ). Die Doppelausfertigung, die anf einen paritatischen Anstausch von Vertragstexten leise hinweisen durfte, war wohl eine rein aufierliche Formkonzession, zn der man sich ans Riicksicht anf die Empfindlichkeit des einst maehtigen Mitannivolkes entschlossen haben wird. — Kleine Reste einer hethitischen Ubersetzung der Mattiwaza-Fassung des Yertrages erkannte Friedrich 3 ) in dem Bruchstiick HT 21 + KUB VIII, 80, 2. 3. Der Vertrag des Muršiliš II. mit seinem NefFen Rimišarma 4 ), dem Konig von Halab, reprasentiert, wie dies auch Schachermeyr 5 ) annimmt, einen besonderen Vertragstypus. Hierher gehorten Staats- vertrage, die mit Prinzen der hethitischen Sekundogenituren abgeschlossen wurden nnd das Verhaltnis der gegenseitigen Helferschaft (ak. resutu) 6 ) schufen. Die Originalurknnde ist spater Rimišarma entwendet (ak. it-ta- -ah-ba-at — geraubt) worden; anf seine Bitte hin stellte ihm Mnwatalliš ein Duplikat (ak. tuppu šanu) aus 7 ), dessen Abschrift uns nunmehr vor- liegt. Der Rimišarma-Vertrag wird wohl nicht der einzige seiner Art gewesen sein; KBo I, 28 lafit einen ahnlichen Vertrag anch fur Kargamiš zngnnsten des Pijaššiliš 8 ), eines Sohnes Šuppiluliumaš’, vermuten. 4. Eine eigene Gruppe bilden die mit den nordsyrischen Fursten von Nuhašši nnd Amurru geschlossenen Vertrage. Aus der Zeit Suppi- luliumaš’ sind erhalten 9 ) die Vertrage mit Tette von Nuhašši 10 ) und mit *) We i d n e r, BoSt 8, S. 36 fi.; zitiert W 2. *) Vgl. W 1, Ys. 59 ff.: Zugleich mit Mattiwaza wird auch seine Gattin, Šuppilu¬ liumaš’ Tochter, zur Konigin von Mitanni eingesetzt. Sie allein soli die Hauptfrau von Mattivraza bleiben. Die Thronfolge im Mitannireich wird vertraglicb der Nachkommen- schaft aus dieser Ehe zugesichert. *) Ein Bruchstuck des Vertrages Mattiwaza-Šuppiluliuma in hethitiscber Sprache?, im AKF, H (1924), S. 119 f. 4 ) Weidner, BoSt 8, S. 80ff.; zitiert W 6. — Vgl. dazu neuestens Gotze, Die historische Einleitung des Aleppo-Vertrages (KBo I, 6) in MeiBner-Festschrift 1, S. 59 ff. — Vgl. auch 2 BoTU 58 B, § 96, 14 f. *) O. c., S. 181; vgl. oben S. 4, A. 2. •) Vgl. Rs. 5 ff.: (ak.) ri-zu-su = sein Helfer (soli er sein). ’) W 6, Vs. 3ff. •) Als Kontrabent kommt entweder Arnuwandaš oderMuršiliš 11. in Frage; vgl.Vs. 7. Fur Kargamiš vgl. auch 2 BoTD 58 B, § 96, 12 f. — S. auch F o r r e r, Forschungen, I, 101. *) Vielleicbt bat Šuppiluliumaš nocb andere, uns nicht erbaltene Vertrage mit — den Fursten von Nuhašši — geschlossen. Daran konnte man denken, da Muršiliš II. in seinen Annalen von mehreren untreu gewordenen Nuhašžiherrschern spricht: 2 BoTD 58 B, § 89, Z. 40, 45; LUGAL. MEŠ uku Nu-has-U. ,0 ) Weidner, BoSt 8, S. 58 ff.; zitiert W 3. 9 Aziru von Amurru 1 ). Beide Vertrage liegen nur in akkadischer Fassung vor. Akkadisch und hethitisch, beides freilich unvollstandig, ist der Ver- trag Muršiliš’ II. mit Duppi-Tešup 2 ), dem Enkel des Aziru, iiberliefert; nur akkadisch der Vertrag Hattušiliš’ III. mit Bentešina 3 * 5 ), dem Sohne Dnppi-Tešups *); nur hethitisch dagegen der Vertrag Tuthalijaš’ IV. mit Ištarmuwaš s ), dem Sohne Bentešinas 6 ). 5. Einer noch enger zusammenhangenden Giruppe gehoren die vier er- haltenen Arzawavertrage an. Nach Niederwerfung des Groharzawa- landes 7 ) setzte Muršiliš II. daselbst drei „adelige Manner" (Ltl. MEŠ ELLTJTIM ) 8 * ), und zwar Targašnalliš, Mašhuiluwaš und Manapa-Dattaš zu „Herren“ (EN, BELE, išhaš) ’■') ein und wies ihnen bestimmte Landereien (Uapalla, Mira und Kuwalija, Šehaflufiland) 10 ) zu. Auf den treubruchigen Mašhuiluwaš folgte sein Adoptivsohn und zugleich Neffe des Muršiliš II., Kupanta-KAL. Erhalten sind uns die Vertrage mit Targašnalliš 11 ), Manapa-Dattaš 12 ) und Kupanta-KAL 13 * ); vom Vertrag mit Mašhuiluwaš erfahren wir dagegen Einiges aus den historischen Inschriften (Annalen des Muršiliš II.) u ). In der Folgezeit schlofi Muwatalliš einen vierten, gleichfalls erhaltenen Vertrag mit Alakšanduš von Wiluša 15 ). Alakšanduš wird darin zum Konig von Wiluša eingesetzt 16 ), auch die iibrigen drei *) Weidner, BoSt 8, S. 70ff.; zitiert W 4. *) Der akkadische Text bei Weidner, BoSt 8, S. 76ff.; zitiert W 5. — Der hetbitische bei Friedrich, Vertrage I, S. 1 ff.; zitiert F 1. *) Weidner, BoSt 9, S. 124ff.; zitiert W 9. *) Vgl. dazu W 9, Vs. 17, 23. 5 ) Die Kenntnis des Vertragstextes habe ich dem iiberaus freundlichen Entgegen- kommen des Herrn Prof. A. G 61 z e zu verdanken, der mir vor Erscheinen von KUB XXIII in liebensvviirdigster Weise seine Abschriften von VAT 7421 zur Verfugung gestellt hat. Auch an dieser Stelle sei ihm hierfur der herzlichste Dank ausgesprochen. — Der Vertrag wird im folgenden als KUB XXIII, 1 zitiert; ein unvvesentl. Duplikat dazu ist KUB VIII, 82 (mitgeteilt von G o t z e). •) KUB XXIII, 1, 42 ff.: IHa-at-lu-ši-li-iš ... 44) IBi-en-te-ši-na-an ABU. KA I. NA KUR A-mur-ri 45) LUGAL-un KAK-at. . . = .Hattušiliš . . . machte Bentešina, deinen Vater, im Lande Amurru zum Konig“ (im Vertrag redet Tuthalijaš IV. zu Ištarmuvvaš). ’) Gotze, Hethiterreich, S. 32ff.; zur Lage von Arzawa vgl. zuletzt Forrer, im RLA s. v. Arzawa. ») F 2, § 9, Z. 2; F 3, § 27, Z. 20. 8 ) F 2, § 8, Rs. 1; F 3, § 3, 21; § 4, 27; § 7, 22; § 11, 31; § 21, E 14. 10 ) Zur Lage vgl. Friedrich, Vertrage I, S. 51, 96f., II, S. 1, 42f. bzw. die Karte bei Forrer, Forschungen I, 1. o) Friedrich, Vertrage I, S. 49ff.; zitiert F 2. «) Friedrich, Vertrage II, S. lff.; zitiert F 4. s*) Friedrich, Vertrage I, S. 95ff.; zitiert F 3; jetzt iibersetzt auch von G. A. Bar ton, Hittite studies, No. 1, part II, Pariš 1928, S. 25 ff. ») 2 BoTU, 51 B, §§ 53—54. 1S ) Friedrich, Vertrage II, S. 42 ff.; zitiert F 5. 18 ) F 5, § 8, 16: LUGAL-un DU-at= „(die Sonne) hat zum K8nig gemacht'; F 5, § 17, 31: nam-ma-za-kdn šu-me-es-sa lcu-i[-e-es] 4 LUGAL. MEŠ ŠAG KUR. KUR. MEŠ VRV Ar-za-u-wa = .Ferner seid ihr zu vieren Konige innerhalb der Arzawalander‘. 10 Arzawafiirsten werden nunmehr als Konige bezeichnet 3 ), woraus man vielleicht eine inzwischen vorgenommene Kangerhohung erschlieBen kann. Anch auf einen Vertrag des Muwatalliš mit dem spater nntreu ge- wordenen Mašturiš tiber das ŠehafluBland nimmt der Vertrag mit Ištar- muwaš Bezug 2 ); der Vertrag selbst ist nicht erhalten. Die Arzawavertrage stimmen sehr weitgehend iiberein 3 ), obwohl es auch bei ihnen einige Abweichungen in Bestimmungen und Formulierung gibt. DaB es sich um wesensgleiche Vertrage bandelt, bringt Muršiliš II. selbst zum Ausdrnck. Unter Hinweis, daB die Arzawavasallen alle durch einen inbaltlicb gleichen Vertrag an den GrroBkonig gebunden sind ( n Weil icb euch einen Eid gab“, „wie eucb ein Eid ist“), ermabnt er sie znr Einigkeit und gegenseitiger Loyalitat 4 ). 6. TIberaus originell in seinem Anfbau 5 ) als anch in der Formulierung der einzelnen Bestimmungen ist der von Suppiluliumaš mit Huqqanaš, dem Hauptling von Hajaša, geschlossene Vertrag 6 ). Nach Grotzes An- sicbt ist dies der alteste betbitiscbe Vasallenvertrag 7 ). Die drastisch anschauliche Form, in der einige sonst nirgends vorkommende Vorschriften (Verbot der Endogamie 8 ), die Warnung vor den Palastfrauen) 9 ) auf- gestellt erscheinen, sowie die Heranziebung des Volkes von Hajaša als des zweiten Gegenkontrahenten 10 ), weist auf eigenartige Zustande im Hajašalande hin. Der Vertrag ist nur hethitisch iiberliefert. 7. Die akkadiscben Fragmente des Vertrages eines hethitischen GroBkonigs, dessen Name nicbt erhalten ist, mit einem gewissen Lab’u >) Vgl. S. 9, A. 16. a ) KUB XXIII, 1, II, 15 fi.; auch. er fiihrt den Tite! eines Konigs: 16) [ ! M\a-aš-tu- -ri-is ku-iš LUGAL KUR ^Še-e-ha e-es-ta 17) .... I NIR-IG-i/ ... 19) na-an I. NA KUR i^Še-e-ha LUGAL-un i-[ia-at?] = 16) ,Mašturiš, welcher Konig des ŠehafluBlandes war, 17) Muwatalliš 19) machte ihn zum Konig vom ŠehafluBland". — Nunmehr iiber- setzt von G o t z e , tiber die hethitische Konigsfamilie, im Archiv Orientalni, II., S. 15, f. *) Der schlechte Erhaltungszustand der Urkunden macht es unmoglich, die tlber- einstimmung fiir alle Bestimmungen festzustellen. Man kann jedoch beobachten, wie im allgemeinen sich die Vorschriften, z. B.: F 2, § 6, F 3, § 21, F 5, § 15 oder F 2, § 9, F 3, § 27, F 5, § 17 entsprechen und wie sich auch die einzelnen Bestimmungen in- haltlich decken. Dabei sind jedoch Spezialbestimmungen fiir einzelne Vasallen durchaus moglich; so wird z. B. Alakšanduš eine besondere Schutzpflicht dem Kupanta-KAL gegen- uber zur Pflicht gemacht: F 5, § 17, 33—44. ‘) F 2, § 10, 9; F 3, § 27, 21 f. °) S. unten S. 14. •) Friedrich, Vertrage II, S. 103fE.; zitiert F 6. ’) Hethiterreich, S. 26. •) F 6, §§ 29—30, § 33. ®) F 6, §§ 31—32; um die Wamung besonders nachdriicklich zu gestalten, fuhrt Šuppiluliumaš die strenge Bestrafung eines Marijaš, der sich gegen die Vorschrift ver- gangen hatte, als ein abschreckendes Beispiel an. 10 ) F 6, Kol. IV. 11 und den Leuten von Tunip *) sind so luckenhaft, daB es unmoglich ist, den Charakter des Vertrages naher zu bestimmen. Ebensowenig laBt sich Naheres iiber die sparlichen Reste einiger anderen, von Weidner 2 ) iibersetzten Vertrage bestimmen. 8. Eine eigene, von den bisherigen bedeutend abweichende Stellung nimmt ein der in KBo IV, 10 iiberlieferte Vertrag des GrroBkonigs Hattušiliš III. oder Tuthalijaš IV. 3 ) mit Ulmi-Tešup iiber Dattašša. In nnserem Texte handelt es sich um die Abanderung eines alteren, bereits von Muwatalliš geschlossenen Vertrags, wobei dem Vasallen einige Er- leichterungen gewahrt wurden. Der alte Vertrag wurde in den nenen einfach ubernommen 4 ), insofern die abgeschafften Vorschriften nicht in Wegfall kamen. III. Sonstiges Quellenmaterial. Von dem sonstigen Quellenmaterial ist fiir die Kenntnis des Lehens- wesens, namentlich in seinen Ausartungen gegen Ende des jiingeren Hatti- reiches von groBter Bedeutung n die erste Tafel der Verbrechen des Madduwattaš“. Sie liegt nunmehr in Gotzes ausfiibrlicher philologischer ■ und geschichtlicher Bearbeitung vor *). Wertvolle Erganzungen zu den Staatsvertragen bietet neben den Annalentexten auch die diplomatische Korrespondenz der damaligen Zeit: einerseits die der Hethiterkonige, gefunden in HattušaŠ, andererseits die El-Amarna-Korrespondenz des agyptischen Reiches aus der Zeit der Pharaonen Amenophis’ III. (ca. 1405—1370) und Amenophis’ IV. 6 ) (1370 » bis 1352) 7 ). Unter der hethitischen diplom atischen Korrespondenz ver- dient der Brief Hattušiliš’ III. an Kadašman-Enlil von Babylon eine be- sondere Beachtung 8 ). § 2 . Aufbau der Vertrage. — Schriftlichkeit und Spraehe. Bereits beim fluchtigen Durchlesen gewinnt man den Eindruck, daB die Staatsvertrage nach einem wobldurchdachten Schema aufgebaut sind. In den Vasallenvertragen kommt die auBerliche Einteilung in Abschnitte, namentlich mit Riicksicht auf die einzelnen Vertragsbestimmungen, durch wagrechte Linien deutlich zum Ausdruck. *) Weidner, BoSt 9, S. 136 ff.; zitiert W 10. *) Weidner, BoSt 9, S. 146ff.; vgl. oben S. 2, A. 4. 5 ) Fiir Tuthalijaš IV. tritt Bil a bel, Geschichte Vorderasiens, S. 320, fiir Ijattu- žiliš III. aber G 8 t z e , Kleinasien zur Hethiterzeit, S. 17 f., ein. ‘) Vgl. Vb. 38—42. 6 ) G8tze, Madduwattaš, in MVAeG 32, 1, Leipzig 1928. •) Knudtzon-Weber-Ebeling, Die El-Amarna-Tafeln, VAB II, Leipzig 1915, ’) Datierungen nach E. Meyer, Geschichte des Altertums, II, 1, 2. Aufl., S. 608. 8 ) KBo I, 10, im Zusammenhang mit KUB IV, 50a. 12 I. Vasallenvertrage. Da die Vasallenvertrage den zeitlich alteren Typns darstellen*), empfiehlt es sicli bei der Bestimmung der Vertragsstruktur von diesen auszugehen. Den Vasallenvertragen liegt folgendes Schema * 2 ) zugrnnde: 1. Die Praambel des Vertrags enthalt den Namen und Titel des Hattiherrschers, der die betreffende Urknnde ansgestellt hat, alsdann den Namen nnd Titel seines Vaters, mitunter auch diejenigen von entfernteren Vorfahren, endlich den Beinamen Held (sum. ur-sag, ak. qan’adu ): UMMA A LUG AL GAL LUGAL KUR URD Hatti . . . DUMU ŠA B LUGAL GAL . . NUMUN ŠA C LUGAL GAL . . . URSAG = Folgendermafien spricht A, der GroBkonig, der Konig des Landes Hatti . . Sobn des B, des GroBkonigs . . Nachkomme des C des GroBkonigs . . der Held. Wesentliche Abweichungen konnen wir nur in den beiden Aus- fertigungen des Mitannivertrags feststellen. So feblt die Praambel mit dem Namen und Titel des Ausstellers im Suppiluliuma§-Mattiwaza-Ver- trag 3 ). Anderseits hat der Mattiwaza-Suppiluliumaš-Vertrag den Vasallen, und nicht den GroBkonig zum Aussteller, weshalb die Praambel mit: (ak.) \ummd\ I Mat-ti-tir-a-za ... = [FolgendermaBen] (spricht) Mattiwaza ... anfangt. In der Fluchformel wird jedoch zuerst der GroBkonig als redend eingefiihrt 4 ), woranf erst die Selbstverflnchnng des Mattivvaza und der Mitannileute folgt 5 ). Auch die Praambel im Šunaššuravertrag 6 ) diirfte einige Besonder- heiten aufweisen, die Beschadigung des Textes macht weitere Fest- stellungen unmoglich. 2. Die Vorgeschichte. Soweit der Erhaltnngszustand der Ver- trage es gestattet 7 ), konnen wir feststellen, daB in jedem Vasallenvertrag unmittelbar nach der Praambel ein eigener Abschnitt der Darstellung ‘) Die altesten Vasallenvertrage sind aus der Zeit Šuppiluliumaš’, wahrend den volkerrechtlichen Vertrag mit Ramses II. Hattušiliš III. geschlossen hat. s ) S c h a c h e r m ey r, o. c., S. 181 unterscheidet: a) Praskript. — b) Historische Einleitung. — c) Vertragsbestimmungen. — d) Deponierungsklausel. — e) GOtterzeugen. — f) Fluchformel. — g) Segensformel. — h) Eideshelfer. — Die Annahme des letzten Ab- Batzes erscheint mir kaum berechtigt, v?ahrend ich die Fluch- und Segensformel einheit- lich als die Sanktionsbestimmung auffasse. *) Vgl. den Anfang von W 1. ‘) W 2, Rs. 25 ff., 35 ff. ‘) W 2, Rs. 44 ff. «) W 7, I, 1—4; vgl. S. 34, A. 3. 7 ) Der Anfang ist zerstort in den Vertragen mit Aziru (W 4, BoSt 8, S. 70), Targaš- nalliš (F 2, Friedrich, Vertrage I, S. 52) und im Dattašša-Vertrag (KBo IV, 10). Sehr liickenhaft sind die einschlagigen Bestimmungen im Rimišarma- und im Alakšanduš- Vertrag erhalten. 13 von bisherigen Beziehungen des Hattiherrschers oder des Hattireiches zum betreffenden Vasallen, bzw. zu dem ihm zugewiesenen Land gewidmet ist. Die Schilderung lanft immer darauf hinaus, daB der betreffende Vasall wegen der Wohltaten, Auszeicbnungen und Gunstbezeugungen, die er vom Grofikonig bereits erbalten hatte, diesem zur ewigen Dankbarkeit verpflichtet sei 1 ). Unmittelbar darauf wird als eine logische Folgerung die Treuepflicht des Vasallen zum GroBkonig sowie zum Hattireicb aus- gesproehen 2 ). Das standige Wiederkehren von solchen Ausfiibrungen zeigt, daB man sie in Hattušaš als einen wesentlicben Bestandteil jedes Vasallen- vertrags ansab; ihre juristische Bedeutung wollen wir im folgenden Paragrapben naher untersuchen. Fiir die sorgfaltige Abfassung der em- zelnen Darstellungen spricht die Tatsache, daB die vorgescbichtlichen Dar- legungen keineswegs mecbanisch aus einem Vertrag in den andern iiber- nommen wurden, selbst dort nicht, wo dies zum Teil moglich gewesen ware, l ) W 1, Vs. 54 ff.; W 2, Vs. 17 ff.: Šuppiluliumaš nahm den fluchtigen Mitanniprinzen Mattiwaza freundlich auf, machte ihn zum Schwiegersohn und verhalf ihm mit hethitischer Streitmacht zur Herrschaft von Mitanni. — W 3, I, 2ff.: Tette gegenuber heht Šuppilu¬ liumaš die Unterstiitzung hervor, die er Tettes Vater (?, vgl. dazu We i d n e r , BoSt 8, S. 13, A. 4) hatte zuteil werden lassen. — ff 5, Ve. 2 ff. = F 1, §§ 1—8. Muršiliš II. stellt dem Duppi-Tešup einerseits die Treue seines GroBvaters Aziru und seines Vaters als Vorbild hin. Andereeits erinnert er ihn daran, daB er ihm, obwohl er krank war, die Herrschaft iiber Amurru verliehen hatte. — W 9, Vs. 11 ff.: Den von Muwatalliš verfolgten Bentešina (vielleicht wegen der Anhangerschaft an Hattušiliš HI.) nahm Hattu- šiliš III. in seinen Schutz, versorgte ihn mit allem Notigen und nach seiner Thron- besteigung gab er ihm seine Tochter zur Frau und setzte ihn zum Konig von Amurru ein. — F 3, §§ 71, § 11, § 21: Muršiliš II. halt Kupanta-KAL, dem Adoptivsohn des untreuen Mašhuiluwaš, dreimal vor, daB er ihn wegen des Treubruchs seines Adoptiv- vaters von Bechts wegen hatte verstoBeD konnen, daB er ihm aber dennoch das vater- liche Vermogen und selbst die Herrschaft belassen habe. — F 4, §§ 1 ff.: Manapa-Dattaš v?ar nur durch hethitische Unterstiitzung zur Herrschaft im ŠehafluBland gelangt. Noch nach seinem Abfall lieB sich Muršiliš II. doch zur Gnade bewegen und setzte ihn neuer- dings zum Herrscher iiber das ŠehafluBland ein. — F 6, §§ 1—2: Auch Huqqanaš hatte nach der Darlegung Šuppiluliumaš’ seinen groBen Aufstieg vom einfachen Manne zum Fiirsten von Haja.ša nur dem hethitischen Herrscher zu verdanken. — KUB XXIII, 1, I—II: Tuthalijaš IV. hebt Ištarmuwaš gegenuber die traditionelle Forderung der Amurru- fiirsten durch die GroBkonige von Hatti hervor und beweist die Fortsetzung dieser Politik durch die Verheiratung des Amurrukonigs Ištarmuwaš mit seiner Schvvester. — Auch den Mašhuiluwaš erinnert Muršiliš II. bei der Einsetzung in die Herrschaft iiber das Miraland an die Wohltaten, die jener sowohl von Šuppiluliumaš als auch von Muršiliš II. selbst empfangen hatte (2 BoTU 51 B, § 53, 12ff.; vgl. dazu F 3, §§ 2—3). a ) Besonders scharf wird diese Beziehung in W 9, Vs. 37ff.; bei Madduwattaš, § 4, 14ff.: „Ich . . . habe [dich], den Madduwattaš [vor dem Schwerte] des Attarš[š]ijaš gerettet. 15) So gehore dem Vater der Sonne und dem Lande Hatti!', und im Duppi- Tešup-Vertrag (F 1, § 8) ausgesprochen: ,19) Nachdem ich . . . mich um dich 20) ge- kiimmert und dich in die Stellung deines Vaters eingesetzt hatte, 21-22) habe ich dich . . . vereidigt. 23) Nun schiitze die Eide des Konigs und die Macht des Konigs . . .!“ 14 wie in den Amurruvertragen. Vielmehr weisen die der Vorgeschichte gewidmeten Abschnitte im Duppi-Tešup-, Bentešina- nnd Ištarmuwaš-Ver- trag selbstandige Fassungen anf, die den besonderen politisehen Verhalt- nissen zur Zeit des betreffenden Vertragsabschlnsses Rechnung zu tragen bestrebt sind 1 ). B. Die eigentlichen Vertragsbestimmungen, von denen spater 2 ) die Rede sein wird. 4. Die Bestimmnngen liber die Niederlegung der Vertrags- urkunde im Tempel sowie iiber das Vorlesen derselben. Von den beiden Bestimmungen, die nur in einigen Vertragen iiberliefert sind, wird bei den Vertragssanktionen 3 ) zn handeln sein. 5. Die Anrufung der Grotter zur Zengenscbaft, anschlieBend die Gotterliste. 6. Die F1 n c h - und Segensformel. Sie fehlt im Rimišarma- Vertrag, wahrend die Anrufung der Gotter daselbst ohne die ausfiihr- liche Gotterliste erfolgt 4 ). Von dieser Reihenfolge weicht der Huqqanašvertrag insofern ab, als darin die Gotteranrufung samt der Gotterliste bald nacb den ersten Vertragsbestimmungen eingereibt erscheint 5 ); auBerdem werden in der letzten Kolumne auch die Hajašaleute als Mitkontrabenten zum Vertrags- abschluB herangezogen 6 ). II. Paritatische Vertriige. Der auBere Aufbau des paritatischen Vertrags weist gegeniiber den Vasallenvertragen nur unwesentliche Unterschiede auf. Wahrend man die auflerliche Einteilung des Textes durck Linien in einzelne Abschnitte in allen erhaltenen Bruchstiicken des Vertrags mit Agypten vermiBt, kann die innere Einteilung infolge der systematischen Behandlung der einzelnen Vertragsbestimmungen doch deutlich wahrgenommen werden. Wegen der Verstummelung des Keilschrifttestes konnen wir den Aufbau des Vertrags vollstandig nur unter Zuhilfenahme des agyptischen Textes verfolgen. In der Praambel wird zuerst der Aussteller der Urkunde, im akkadisehen Text Ramses II. 7 ), im agyptischen Hattušiliš III. 8 ) genannt ; >) Vgl. W 5, Vs. 2 ff. (= F 1, §§ 2—5) mit W 9, Ys. 4-27 und mit KUB XXIII, 1, I, 13 (?) — II, 3. a ) Unten § 6. ’) Siehe unten § 7, S. lOOff. 4 ) W 6, Rs. 9 f. s ) Vgl. dazu Friedrich, Vertrage II, S. 103. •) F 6, Kol. IV, §§ 35 ff. ’) W 8, Vs. 1. 8 ) R o e d e r, AO 20, S. 36, § 4, Z. 5. 15 jedoch nicht mehr allein, sondern neben (vgl. ak. gadu — mit) ibm sofort der andere vertragschlieBende Herrscher. Nach der Praambel wird die Verbruderung mit dem andern Vertragspartner als der Hanptzweck des Vertrags bezeichnet; ein freund- schaftliches Verhaltnis zwischen beiden Reichen solite eine Folge der unter den Herrschern geschlossenen Verbruderung sein: (ak.) IRiamašeša- -mai-DAmana . . . ana IHattusili . . . amur anuma attadin akuta damigta Salama damqa ina berinni adi daviti ana nadani salama damqa akuta damigta ina temi mdt Misvi gadu mat Hatti adi daviti . . A) = „(Ich) Ramses . . . dem Hattušiliš . . . siehe, nun babe ich (meinerseits) gegeben schone Verbriiderung (und) schonen Frieden zwischen uns auf ewig, um zu geben schonen Frieden (und) scbone Verbruderung im Verhaltnis des Landes Agypten mit dem Land Hatti auf ewig . . Bei den einzelnen Vertragsbestimmungen kommt man immer wieder auf die Verbruderung zuriick a ) und gestaltet sie so zu ihrer causa efficiens. Die Vorgeschichte fallt imVergleich zu den Vasallenvertragen hier aufierordentlich kurz aus und ist in sehr versohnlichem Ton gebalten. Man will olfenbar die wenig freundschaftliche Vergangenheit mit kurzen Worten abtun, um sich um so ausfuhrlicher der durch die flerrscher- verbriiderung bestimmten Zukunft zuwenden zu konnen. Daher auch der Wunsch, der nunmebr geschlossene Freundschaftsbund moge besser werden, als das bisherige Verhaltnis zwischen den beiden Staaten es war * 2 3 ). Hieran reihen sich die einzelnen Vertragsbestimmungen, denen wir uns gleichfalls noch eingehender 4 5 ) zuwenden wollen, an. Endlich folgt die Glotteranrufung samt der Grotterliste; neben tausend hethitischen werden tausend agjptische Gotter angerufen und zum Teil aufgezahlt 6 ). III. Schriftlichkeit. Der allgemeinen Auffassung des alten Orients entspricht es, daB fur den VertragsabschluB die schriftliche Ausfertigung wesentlich ist 6 ). Die Vertragsurkunde ist nicht bloB ein Beweismittel fur den etwa durch W 8, Vs. 4ff.; Roeder, 1. c., S. 38, § 5. 2 ) Vgl. W 8, Vs. 2f., 15 ff. (ewige Vertragsdauer, Verbruderung der Konigssohne und Lander), 27 (Defensivklausel). *) W 8, Ve. 17ff.; Roeder, 1. c., S. 38, §§ 6—9. *) Unten § 5, S. 61 ff. 5 ) Roeder, 1, c., S. 43 f., §§ 23 f.; der entspreehende keilschriftlicbe Test ist nicbt erhalten. ®) Vgl. Kodex JJammurabi: §§ 7, 105, 122, 123, 128; ygl. ferner K o s c h a k e r, Rechtsvergleichende Studien zur Ge?etzgebung Hammurapie, Leipzig 1917, S. 10; Cuq, Ktudes eur le droit Babylonien, Pariš 1929, S. 16; Schorr, Urkunden des altbabjlonischen Živil- und ProzeBrechts (== VAB V, S. XIIIf.); Meifiner, Aus dem altbabylonischen Recht, AO 7, 1, S. 4; MeiBner, Babylonien und Assyrien, I, Heidelberg 1920, S. 154. 16 Ubereinstimmung beider Parteien zustande gekommenen Vertrag, sondern der Vertrag entsteht erst durch die Errichtung der Urkunde (ak. tuppa šataru *) = die Urkunde schreiben, epe.su * 2 ) = machen; = h. ijauoar 3 ) = machen). Die Vertragsurkunde gehort somit zu den Dispositivurkunden. Darum bringt Bentešina seine Bitte um die Verleihung der Konigs- herrscha.ft von Amurru in der Form einer Bitte um Ausstellung einer entsprechenden Urkunde vor 4 ). Ahnlich wird die Fortdauer bzw. die Erneuerung des Vertrags als (ak.) kotlu 5 ) (= tragen, aufrecbthalten, bei- behalten) der Vertragsurkunde bezeichnet. Diese Wendung ist um so interessanter, da sie auch von Duppi-Tešup, dessen Vertrag uns erhalten ist 6 ), gebraucht wird 7 8 ). Nach hetbitischer Auffassung tritt die Er¬ neuerung des Vertrages hinter dem Beibehalten der einmal in der Ur¬ kunde festgelegten Bestimmung zuriick. Ahnlich bezeichnet man die Aufhebung des Vertrages, durch den Sunaššura an das Hurrireich ge- bunden war, als das „Ausloschen“, (ak.) pasatu*) der Vertragsurkunde. Daher ist auch der Besitz der Vertragsurkunde von groBter Wichtig- keit. So verstehen wir die Bemiihungen Rimišarmas um die Erlangung eines Duplikata fiir das entwendete Original, darum ist es auch begreiflich, daB Muwatalliš jede kiinftige Beschadigung mit der Todesstrafe bedroht 9 ). Das Siegeln (ak.) kanaku der Urkunde wird im Rimišarma-Vertrag, allerdings nur fiir das Duplikat erwahnt 10 ). In demselben Vertrag wird vom Siegeln von Vertragsurkunden, die der Mitanniherrscher fiir Halap und Nuhašši ausgestellt hatte, berichtet 11 ). Als eine Abschrift enthalt der uns vorliegende Text des Rimišarma-Vertrages selbst kein Siegel. Jedenfalls war die silberne Vertragstafel, die Hattušiliš III. an Ramses II. geschickt hatte, gesiegelt; der agyptische Text hat uns eine ausfiihrliche Beschreibung dieses Siegels iiberliefert 12 * ). Der Bericht des Muwatalliš iiber die Ausstellung eines Duplikats fiir Rimišarma ist auch deshalb von groBer Wichtigkeit, da er die Er- fordernisse fiir die Ausstellung einer Urkunde erwahnt: der GroBkonig schreibt die Vertragsurkunde, siegelt sie und iibergibt sie dem Vasallen 1S ). 1) W 6, Ys. 4; W 9, Vs. 6, 9, 25, 30. 2 ) W 6, Vs. 4, 8. 3 ) KBo IV, 10, Vs. 50; F 5, § 7, A 9: DU-nu-un = ijanun (GOtze, Hattušiliš, S. 132). 4 ) W 9, Vs. 24 f. 5 ) W 9, Vs. 10. «) W 5 = F 1. ’) W 9, Vs. 8fE. 8 ) W 7, IV, 25 f. ») W 6, Vs. 5 ff. 10 ) W 6, Vs. 5. “) W 6, Ve. 25f., vgl. Weidner, BoSt 8, S. 84, A. 1. “) Roeder, AO 20, S. 45, §§ 29 f. ls ) W 6, Vs. 4 f. 17 Dagegen spricht Hattušiliš III. nur von zwei Akten: der GroBkonig schreibt die Urkunde und iibergibt sie dem Vasallen 1 ). Das Siegeln wird nicht mebr ausdriicklich erwahnt. Es ist leicht moglicb, daB es als ein selbstverstiindli cher Bestandteil der Niederscbrift angesehen wurde. Der Vertrag mit Agypten ist der beste Beweis dafiir, daB zur Zeit IJattušiliš’ III. das Siegeln von solchen Urkunden tiblich nnd wohl anch wesentlicb war. Im Zusammenhang mit der Auffassnng, daB die Urknnde den Ver¬ trag verkorpert, verstand man die politiscbe Bedeutung des einzelnen Vertrags dureh die Wabl des zur Niederschrift verwendeten Materials zum Ausdruck zu bringen. Der Vertrag mit Agypten war auf einer silbernen, der mit Ulmi-Tešup von Dattašša auf einer eisernen 2 ) Tafel niedergescbrieben. Uns sind freilicb nur Abscbriften auf Tontafeln er- halten geblieben. IV. S p r a c h e 3 ). Eine interessante Entwicklung konnen wir aucb in der Sprachen- frage beobacbten. Die Diplomatenspracbe ist in dieser Zeit das Akkadische, wie uns die El-Amarna-Tafeln deutlich zeigen. So ist auch der volker- rechtlicbe Vertrag zwischen llamses II. und Hattušiliš III. in akkadischer Spracbe abgefaBt worden. Davon ist die Abschrift der agyptischen Ausfertigung in Hattušaš gefunden worden, wahrend die in Agypten gefundene tibersetzung der Tafel Hattušiliš’ III. nacb dem Zeugnis der Agyptologen 4 ) olfenbare Anzeichen bietet, daB es sich bei ihr um eine tibersetzung aus dem akkadischen Originaltext handelt. Weniger einfach ist die Spracbenfrage in den Vasallenvertragen. Die Vertrage des Suppiluliumaš mit Mattiwaza, Šunaššura, Tette und Aziru sind akkadisch abgefaBt worden. Bruchstiicksweise laBt sich eine hetbitiscbe Ausfertigung fiir den Mattiwaza- und vŠunaššura-Vertrag nach- weisen 5 ). Dagegen liegt der Vertrag Suppiluliumaš' mit Huqqanaš nur betbitiscb vor. Unter Muršiliš II. werden der Vertrag mit Rimišarma nur akkadisch, der mit Duppi-Tešup, dem Enkel Azirus, akkadisch und hethitisch, die drei Arzawavertrage aber, ebenso wie der vierte des Muwatalliš (mit Alakšanduš), nur hethitisch abgefaBt. Aus der Zeit Hattušiliš’ III. ist uns der Bentešina-Vertrag nur akkadisch, der Dattašša- Vertrag jedoch nur hethitisch erhalten. Der von Tuthalijaš IV. mit i) W 9, Ys. 6, 29 f. *) KBo IV, 10, Rs. 21 f.; vgl. oben S. 3, AA. 6—7. *) Zur Spracbenfrage s. jetzt Friedrich, KAF I, 3, S. 374, A. 1. *) So Gardiner, The treaty 6f alliance between flattušili, King of the Hittites and the pharaoh Ramesses II. of Egypt, in Journal of Egyptian Archeology VI (1920), S. 180, 185, 200. 5 ) Vgl. dazu oben § 1, S. 7, AA. 7—8, S. 8, A. 3. Leipz. rechtsw. Studien. Heft 60. 2 18 Ištarmuwaš von Amnrru geschlossene Vertrag ist wiederum nur hethitisch iiberliefert. Wenn man bei Wiirdigung dieser Tatsachen aucb den Zu- fall der Uberlieferung wird in Rechnung stellen miissen, so wird man vielleicht doch ein gewisses Streben der Hattikonige erkennen, im Innern des Reiches das Akkadische als Urkundensprache durch das Hethitische zuriickzudrangen. Dies lieB sicb namentlicb gegeniiber denjenigen klein- asiatischen Vasallen erfolgreicb durchfuhren, denen die hethitische Kultur als die hohere erschien, so in Arzawa, Hajaša und Dattašša. In den Grebieten jedoch, die dem babylonischen KultureinfluB ausgesetzt waren, wie Mitanni, Kizwatna und Nordsyrien (Nuhašši, Amnrru, Halap und Tunip) kann man ein Scbwanken zwischen den beiden Sprachen wahrnehmen. Am besten laBt sich die Entwicklung der Sprachenfrage in den Amurru- vertragen verfolgen. Wahrend der von Suppiluliumaš mit Aziru ab- geschlossene Vertrag — ebenso wie der mit Tette von Nuhašši — nur akkadisch vorliegt, ist der Vertrag Muršiliš II.-Duppi-Tešup in beiden Sprachen erhalten, der Ištarmuwaš-Vertrag aber nur hethitisch. Soli man daraus schlieBen, daB man in spaterer Zeit von der akkadiscben Ausfertigung iiberhaupt absah? § 3 . Jnristische A at ur der „Staatsvertrage i4 . I. Vertragscharakter. AuBerordentlich schwierig ist die Frage nach dem Wesen der be- handelten Rechtsgeschafte. Kann man in ihnen Vertrage erblicken, die der Hattikerrscher mit fremden Herrschern sowie mit seinen Vasallen abschloB, oder sind sie etwa als einseitige Verfiigungen des GrroBkonigs von Hatti zu bewerten? Schachermejr 1 ) unterscheidet einerseits Vertrage mit selb- standigen Staaten, die „allein ein rechtsgiiltiges Ubereinkommen aus freiem Entschlusse beider Kontrabenten darstellen“, wahrend andererseits fl die an die Kleinfiirsten des Hethiterreicbes gerichteten Urkunden eher als »Erlasse« aufgefaBt werden, da sie im wesentlichen doch einseitige Willensakte der Hattikonige sind, welche die Teilfiirsten hinzunebmen hatten, ohne auf ibre Fassung autoritativen EinfluB nehmen zu konnen“. Nach dieser Auffassung gehoren zu den „Vertragen“ nur die Vertrage mit Ramses II. und mit Šunaššura 2 ). *) Schachermeyr, Zur staatsrechtlichen Wertung der hethitiachen Staats- rertrage, S. 182. s ) Schachermeyr rechnet den Vertrag mit Šunaššura zu den Vertragen mit selbstandigen Staaten; 1. c., S. 180. Vgl. dazu oben § 1, S. 6f. — [Korrekturzusatz: Gegen die Auffassungen Schach ermejrs wendet sich nunmehr San Nicolo in seiner lehrreichen Besprechung von Friedrich, Vertrage II, in der Deutschen Lit.-Ztg., 1930, 42. H., S. 2009.] 19 An dem Vertragscharakter der mit Ramses II. geschlossenen Ab- machung kann natiirlich kein begriindeter Zweifel besteben. Die peinliche Wahrung der Paritat, sei es im Inhalt, sei es in der Form 1 ), beweist znr Geniige, daB sich beide Parteien bewuBt waren, am AbscbluB eines paritatischen, volkerrechtlichen Vertrags zwischen zwei unabhangigen Staaten mitzuwirken. Yiel zu wenig sind wir iiber die aufieren Umstande des Sunaššura- Vertrags unterrichtet, als daB wir ans dem Grunde, den Schacher- meyr als entscheidend ansieht 2 ), seine Vertragsnatur fur gesichert halten konnten. Uberdies handelt es sich beim Kizwatnavertrag keineswegs um einen Vertrag mit einem unabhangigen Staat, sondern um einen solchen mit einem Vasallenland, dessen Abhangigkeit allerdings in geschicktester Weise maskiert wird. Schwierig wird die Beurteilung bei den iibrigen Rechtsgeschaften, die wir der Einfachheit halber auch weiterhin Vasallenvertrage nennen wollen. Schachermeyr 3 ) stellt ihren Vertragscharakter in Abrede mit der Begriindung, daB die Teilfursten auf ihre Fassung keinen autoritativen EinfluB nehmen konnten. In der Tat mufi man zugeben, daB in den Vasallenvertragen gar manches darauf hinweist, daB die Aufstellung der einzelnen Vorschriften iibervviegend, wenn nicht ausschlieBlich, das Werk des Grofikonigs war. In der Praambel steht nur sein Name und nicht auch der des Vasallen. Von ihm allein heifit es, daB er einzelne Vorschriften verbindlich aufstellt 4 ), i) Vgl. S. 15, 24 ff., 60 ff. s ) Siehe Seite 18, Note 2. ») Siehe Seite 18, Note 1. 4 ) Vgl. P 4, § 4, 60 ff.: 60). .. [nu-ut-ta\ zi-la-ti-ia ki-i 61) iš-f}i-u-ul e-eš-du [na-at-za pa-ah-si n]e-it-ta li-in-ga-i 62) kat-ta-an ki-it-ta-ru — ,Und folgendes, siehe, soli kunftig dein išhiul sein, dieses bewahre, und es soli dir unter Eid gelegt sein“. — P 5, § 7, A II, 8 ff. 8) nu ki-nu-un ma-ak-f/.a-an DtJTU^ \!ci-i . . .] iš-hi-u-la-aš 9) TU P. PA DU -nu-un nu zi-ik-ka IA-la-ak-ša-an-du-uš 10)... iš-hi-u-la-aš TUP. PA kiš-an i-ia = „Nachdem ich, die Sonne, nun —■ diese išhiul -Urkunde jetzt gemacht habe, iibe du, Alak- žanduš . . . die i/^ial-Urkunde in dieser Weise aus“. — KBo IV, 10 (Dattašša-Vertrag), Vs. 39: nu-uš-ši ,ŠA KI. KAL. BAD iš-hi-u-ul-la-aš TUP. PU D UTUŠ/ EGIR-an-d« ki-ša-an i-ia-at — »Und ihm hat Meine Sonne eine Tafel des išhml betreffs der Truppen(stellung) hinterher folgendermaBen gemacht'; KBo IV, 10, Vs. 42:... nu-ut-ta LU6AL SAL. LUGAL- -ia ki-i iš-}}i-u-ul i-e-ir = „Nun haben dir der Konig und die Konigin folgendes išhiul ge- macht*; KBo IV, 10, Vs. 50: nu-ut-ta ki-i ku-it J’UP. PU iš-hi-u-la-aš i-ia-u-un = „Nun diese Urkunde des išhiul, die ich gemacht habe, . . .“ — Noch scharfer formuliert Mur- šiliš II. seine Rolle in der Erwahnung des nicht erhaltenen Vasallenvertrages mit Abi- rattaš iiber die Stadt Ijaruwata: KBo III, 3,1, 18 (iibersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 19): nu-uš-ši DUTU&r iš-hi-u-ul ki-is-ša-an iš-hi-ia-nu-un — „Nun legte ich, Meine Sonne, ihm folgendes išhiul auf“. — Im Bentešina-Vertrag wird wiederholt ausgesprochen, daB der GroBkonig die rikiltu -Urkunde verfaBt und so den Vasallen in die Herrschaft ein- gesetzt habe. (W 9, Vs. 6, 9, 24, 28; vgl. W 6, Vs. 3f., 71). 2 * 20 da6 er sie unter Eid stellt x ); ausdriicklich erwahnt er, daB die Be- stimmungen des Vasallenvertrages keineswegs „ einerseits — andererseits“, durch gemeinsames Zusammenwirken zustandegekommen sind, sondern daB sie in ihrer Entstehung auf Hatti zuriickgehen 2 ). Noch mehr tritt in inhaltlicher Hinsicht das Ubergewicht der hethitischen Interessen iiber die des Vasallen hervor; daher muB auch der Vertrag nur vomVasallen, nicht aber auch vom G-roBkonig beschworen werden. Dies alles zugegeben, darf man doch nicht iibersehen, daB dadurch die Vertragsnatur solcher Rechtsgeschafte noch keineswegs ausgeschlossen wird. Denn das Wesen des Vertrags besteht nicht etwa darin, daB beide Teile an der Festsetzung seiner Bestimmungen in gleichem MaBe mit- gewirkt hatten, noch weniger kann man verlangen, daB durch den Ver- tragsinhalt die Interessen beider Parteien gleichmaBig wahrgenommen worden waren. In solchem Falle konnten wir ja vom paritatischen Vertrag sprechen. Fiir einen Vertrag dagegen ist nur erforderlich, daB die Beteiligten freiwillig ihre Zustimmung zum Rechtsgeschaft erteilt haben 3 ). Um das Ergebnis der folgenden Ausfiihrungen sogleich vorwegzu- nehmen, so stellen die Vasallen vertrage in der Tat „ Vertrage* im heutigen Sinn dar, wenngleich das Moment des Konsenses weder auBerlich noch terminologisch scharf zum Ausdruck kommt. Sie schopfen ihre Ver- bindlichkeit einerseits aus dem Willensakt des Hattiherrschers, der die Vertragsbestimmungen festsetzt, andererseits aus dem Willensakte des Vasallen, der sich dem Vertragsangebot durch dessen Beschworung recht- lich freiwillig unterwirft und dadurch seine Zustimmung zum Ausdruck bringt, selbst wenn er auf den Vertragsinhalt keinerlei EinfluB hatte nehmen konnen. Die Vasallen vertrage sind keine paritatischen Vertrage, obwohl es unter ihnen weitgehende Unterschiede gibt, so daB z. B. der Sunaššura- Vertrag an den paritatischen Vertrag sehr nahe herankommt. *) F 4, § 4, 60fi. (Zitat oben S. 19, in A. 4); F 6, § 6, 38f., § 45, 50 f.: ud-da-a-ar ŠA. .PAL NI. i.sDINGIR 1 '-™ te-eh-hu-un — „die Sache (= Bestimmung) habe icb unter Gottereid gelegt'; vgl. noch F 5, § 18, 61 {ŠA. PAL NI. EŠ DINGIR^rJf ]cis-an i-ia-nu-un); sowie die stereotype Wendung ŠAP AL (bzw. GAM-era, kattan ) NIŠ DINGIR^-O? GAR -ru {—kittaru, DU-r«) = „es soli [namlich fur den Vasallen] unter Gottereid gelegt sein“, z. B.: F 2, § 7, 35, § 10, 15; F 3, § 23, 34; F 4, § 9, 14; F 5, § 17, 59; F 6, § 28, 24. *) F 5, § 19,761: ki-i-ma A. WA. Z!£Meš fj-JJL ku-it-ki 1-e-da-az 1-e-da-az 77) IŠ.TU KUR uku Ha-at-ti-at = „Diese Bestimmungen sind nicht etwas (, das) einerseits — ander- seits (zustande kommt, sondern) sie sind vom Lande gatti“. — In W 2, Rs. 53 f. bezeichnet Mattiwaza den Vertrag als Vertrag des Šuppiluliumaš: (ak.) ri-ik-sa ii ma-mi-la an-na- -a-arn sa D ŠamsP‘ Išu-up-pi-lu-li-u-ma. 3 ) Vgl. damit die modernen Kollektivvertrage, wie die Tarifvertrage, wo der Einzelne beim AbschluB eines Arbeitsvertrags vor die Wahl gestellt ist, den testen Vertrags¬ inhalt, auf dessen Bestimmung er keinerlei EinfluB ausiiben konnte, entweder unverandert anzunehmen oder aber abzulehnen und dadurch auf den VertragsabschluB zu verzichten. Dennoch wird der Vertragscharakter dieses Vorgangs nicht angezvveifelt. 21 II. Hethitische Auffassung der Staatsvertrage. Vor allem interessiert uns die Frage, wie man in Hattušaš die Staatsvertrage aufgefafit nnd juristisch konstruiert hat. Zunachst mussen wir feststellen, dafi den Hethitern ein einheitlicher Ansdrnck zur Bezeichnung des Vertrags fehlt. Diese Tatsaclie wird nns kanm iiberrasciien, wenn wir bedenken, dafi wir ihn sogar bei den Bomern, dem juristisch begabtesten Volk der Weltgeschichte, vermissen mussen. Dabei ist aber der Vertragsbegriff selbst den Hethitern keines- wegs unbekannt geblieben, nur dafi sie ihn verschiedentlich bezeichnen. Grerade diese Bezeichnungen geben uns einen wertvollen Fingerzeig, in die hethitische Vertragsauffassung einzudringen. Die hethitischen Bezeichnungen fiir die Vasallenvertrage lernen wir am leichtesten aus den Unterschriften kennen, die am Schlufi der einzelnen Vertragstexte angebracht sind und etwa unseren Aufschriften entsprechen; im paritatischen Vertrag mit Agypten ist die Unterschrift nicht erhalten. Solche Unterschriften finden wir im Vertrag Mattiwaza-Šuppiluliumaš, ferner in den Vertragen mit Tette, Duppi-Tešup, Manapa-Dattaš, Alak- šanduš und Huipjanaš. Davon sind die Unterschriften im Tette- *) und im Duppi-Tešup-Vertrag * 2 * ) derart beschadigt, dafi sie fiir unsere Unter- suchung aufier Betracht bleiben mussen. Im Mattiwaza-Suppiluliumaš-Vertrag a ) lautet die Unterschrift: (ak.) pappu ikam qa-ti la IKi-li-V U-pa ša ri-ik-si-šu u ša ma-mi-ti-šu — j,Erste Tafel. Vollstandig. (Gehorig) dem Kili-Tešup 4 ), (handelnd) von seinem riksu und seiner mamitii. “ Der Manapa-Dattaš-Vertrag 5 ) hat folgende Unterschrift: DUB. 1. KAM ŠA. l[Ma-na-pa-dIJ\ iš-hi-u-la-aš [. . .] — = B Erste Tafel des išhiul des Manapa-Dattaš." Fiir den Alakšandušvertrag sind in den drei Abschriften, in denen er iiberliefert ist, auch drei Unterschriften erhalten: ■) W 3, IV, 58. *) F 1, § 21, C 11. a ) W 2, Rs. 63. 4 ) Weidner (BoSt 8, S. 57, A. 7) bezieht das (ak.)-/M auf (ak.) luppu (= die Tafel). Ganz abgesehen von der grammatikaliscben Ungenanigkeit — es mfifite heiBen -si — , die aber bei den Hethitern in einer akkadisch gescbriebenen Urkunde nicht allzusebr iiberraschen wiirde, muB man bedenken, daB diese Deutung keinen rechten Sinn ergibt. Da in den iibrigen oben zitierten Unterschriften der Yasall genannt erscheint, so ware vielleioht zu erwagen, ob Kili-Tešup nicht die subaraische Bezeichnung fiir Mattiwaza ist. In diesem Fali bezbge sich -šu auf Mattivvaza und die Unterschrift ge- Vanne die oben im Test gegebene Bedeutung. *) F 4, § 20, 51 f. 22 DUB [. 1. KAM] A [M I A-la-aJc]-ša-an-du x ) TUP-PU RI-KI-EL-T[I Š}A lA-la-ak-ša-an-du a ) DUB. 2. KA[M ŠA] RI-K[I-EL-TI] ŠA lA-[la-ak-ša-an-du } * * * * * * * 8 ) = „ Er st e Tafel des Alakšanduš. Tafel (handelnd von) der rikiltu des Alakšanduš. Zweite Tafel (handelnd von) der rikiltu des Alakšanduš. “ Endlieh enthalt der Huqqanaš vertrag 4 ) folgende Unterschrift: DUB. 2. KAM ŠA. I [Hu-uq-qa-n\ a-a li-in-ki-ia-aš = „Zweite Tafel des (bzw. handelnd vom) lingaiš des Huqqanaš.“ AuBerhalb der Unterschriften wird im Text die Vertragsurkunde als (ak.) tuppu (ša) rikilti 6 ) oder (ak.) tuppu ša rikilti ii ša mamiti e ), der Vertrag selbst aber als (ak.) rikiltu 7 ) (oder riksu ) u mamitu 8 ) bezeichnet. Hieraus geht hervor, daB den Hethitern folgende Ausdrucke zur Bezeichnung des Vertrags dienten: (ak.) rikiltu u mamitu, riksu u mamitu, rikiltu; (h.) išhiul, lingaiš. Mitunter werden die Ausdrucke, die an sich die einzelnen Vertrags- bestimmungen bezeichnen: (sum.) ka. meš, inim. meš, (ak.) awate, (h.) memijaš, uttar (= Wort, Sache), auch fiir deren Gesamtheit, den Vertrag, ge- braucht 9 ). Eur unsere weiteren Ausfiihrungen konnen sie auBer Betracht bleiben. Wie erklart sich die Entstehung der obigen Vertragsbezeichnungen; in welchem Verhaltnis stehen sie zueinander? DaB (h.) lingaiš sich in seiner Bedeutung mit (ak.) mamitu 10 ) bzw. dem gelegentlich vorkommenden NIŠ DINGrlRiA^ 11 ) deckt und somit die hethitische Bezeichnung fiir den Eid ist, hat bereits vor Jahren Friedrich festgestellt 12 ). ') KUB XXI, 1, IV, 47. ») KUB XXI, 5, IV, 51. ’) KUB XXI, 4, IV, 18—20. *) KUB XIX, 24, linker Rand. ») W 6, Vs. 3, 7; W 9, Vs. 6, 28. *) W 9, Vs. 24, vgl. unten S. 26, A. 2. ’) W 8, Vs. 14; W 9, Vs. 9. 8) z. B. W 1, Rs. 70; W 2, Rs. 35, 44, 52, 53 f., 63 (vgl. unten S. 26, A. 2); W 3, IV, 45, 46; W 4, Rs. 13, 17; F 1, § 19, 19 f., § 20, 21, 23, § 21, 28 und passim. 9 ) Vgl. z. B. F 5, § 19, 80 und F 6, § 6, 38 f. mit den Parallelstellen F 1, § 19, 191, § 20, 211, § 21, 281 u. a. Vgl. dazu unten S. 771 10 ) Delitsch, HWB, 415: Bann, Schwur, Eid. “) F 2, § 10, 9; F 3, § 27 [21]. '*) J. Friedrich, Sprachliches zu den hethitischen Gesetzen, in ZA, N.F. II, S. 53. 23 Bedeutend schwieriger gestaltet sich die Bestimmung von (ak.) rikiltu, riksu und (h.) išhiul. Angesichts der Tatsache, da8 das hethitische Wort lingaiš der akkadisclien mamitu entspricht, drangt sich unwillkiirlich der Gedanke an die Gleichsetzung von (ak.) rikiltu, riksu mit (h.) išhiul auf. In der Tat werden wir im folgenden die Richtigkeit dieser Gleichnng bestatigt finden. Rikiltu *) und riksu * 2 ) sind Ableitungen von (ak.) rakasu (— binden) 3 * ) nnd bedenten ursprunglich das „Festgefugte“. Einen rechtlichen Unter- sehied zwischen rikiltu nnd riksu vermag ich aus nnseren Vertragen nicht zu ersehen; es hat nur den Anscbein, daB man rikiltu in politisch vor- nehmeren Vertragen anwendet + ). Darum wird im folgenden zwischen den beiden Ausdriicken nicht weiter unterschieden werden. Bereits im Gesetzbuch Hammurabis wird das Wort (ak.) riksati in dieser Bedeutung fdr die Ehepakten als die rechtliche Bestimmung der Ehe verwendet 5 ). Auch in nnseren Vertragen wird somit riksu eine Bindung, einen Inbegriff von Bestimmungen und Vorschriften bedenten, die irgend jemand einem anderen anferlegt. Dadurch allein entsteht freilich noch kein Vertrag. Wer die Verpflichtungen iibernehmen soli, auBert in irgendeiner Form seine Zustimmung; dies erfolgt dnrch die (ak.) mamitu , die Beeidignng des riksu. Auf diese Weise gelangen wir zur Bezeichnung des Vertrags durch den Doppelausdruck riksu u mamitu. Die akkadische Terminologie fuhrt uns unwillkiirlich auf den Gedanken, dafi auch der ideologische Ilrsprung fiir derartige Vorstellungen in Meso- potamien zu suchen sei. Diese Vermutung fin det ihre volle Bestatigung durch einen Bericht aus der babylonischen synchronistischen Geschichte. Es handelt sich darin um den Freundschaftsvertrag, den um das Jahr 1430 v. Chr. 6 ) — somit gut drei Jahrzehnte vor dem Regierungsantritt Suppiluliumaš’, weniger als ein halbes Jahrhundert vor dem Mitanni- vertrag — der babylonische Konig Karaindaš und der assyrische Konig Aššurbelnišešu geschlossen haben. Dariiber wird berichtet 7 ): *) Delitsch, HWB, 621: rikistu = Gefiige (ausgesagt von festgefugten Bauten; von dem Gefuge eines Staates und von den staatlichen Ordnungen; von Verein- barungen). s ) Delitsch, HWB, 621: Binde, Bund, Bann, Band, Summa. *) Delitsch, HWB, 620: binden, (fest)fiigen. *) (ak.) rikiltu kommt im Ramses-, Rimišarma- und Bentešina-Vertrag aowie in zwei TJnterschriften zum Alakšandušvertrag (oben S. 22) vor. 5 ) Vgl. Koschaker, Neue keilschriftliche Rechtsurkunden aus der El-Amama- Zeit, Leipzig 1928, S. 85 f. *) E. Meyer(, Geschichte des Altertums, II, 1*, S. 610) datiert Karaindaš I. ca. 1450—1415, und Aššurbelnišešu um 1430, wahrend der letztere Herrscher von Weidner (RLA I, 208) auf etwa 1472—1444 v. Chr. angesetzt wird. 7 ) CT XXXIV, pl. 38, col. I, Z. 1-4. 24 (ak.) 1) Ka-ra-in- [ d\a-aš š\ar i mat K\a[r-du-ni-aš] 2) u lAššur-bel-niše pl-šu šar 4 mdtAššur rik-sa-a [ ] 3) ina bi-rit-šu-nu a-na a-ha-meš u-ra-ki-su 4) u ma-mi-tu ina eli mi-is-ri an-na-ma a-na a-ha-meš id-di-nu = 1) „Karaindaš, Konig von Babylon, 2) und Aššurbelnišešu, Konig von Assyrien, haben das riksu 3) untereinander gegenseitig fest- gemacht 4) und den Schwur so x ) betreffs der Grenzen gegenseitig gegeben." Ans diesem Bericht geht dentlicb bervor die Zergliederung des Ver- trags in zwei Elemente: (ak.) nksu nnd mamitu. Gegenseitig legen sich die vertragschliefienden Herrseber Bindungen auf' und unterwerfen sicb ihnen durch den Eid. Durch das riksu des babylonischen und die ent- sprechende mamitu des assyriscben Konigs wird der letztere an den Vertrag gebunden; die Gebundenheit des babylonischen Konigs wird durch seine Beeidigung ( mamitu ) des assyrischen riksu herbeigefuhrt. Beide Parteien sind somit formell in gleicher Weise berechtigt und ver- pflichtet. Beiderseitiges riksu und beiderseitige mamitu sind somit die rechtlichen Merkmale eines paritatischen Vertrags. Nocb anschaulicher labt sich der AbschluJB des paritatischen Vertrags beim Kamses-Hattušiliš-Vertrag feststellen * 2 ). Jeder der Vertragstexte, die sich die beiden Herrscher gegenseitig zugehen lassen, ist die rikiltu, wie er auch ausdriicklich so bezeichnet wird 3 ). Durch das Hinzutreten der mamitu, der Beschworung der hethitischen rikiltu seitens des Pharao, der agyptischen seitens Hattušiliš’ III. wurde ein beide Partner paritatisch verptlichtender Vertrag geschafFen. Die mamitu ist fiir den Ramses- Hattušiliš-Vertrag sowohl durch die agyptische Textiiberlieferung 4 ) als auch durch einen Brief Ramses’ II. an den Konig von Mira gesichert 5 ). Dabei miissen wir eine iiberaus schwierige Prage beriihren. Wieso kann ein Herrscher einem anderen, von ibm anabhangigen Herrscher eine Bindung, ein riksu auferlegen? Denn gegen seinen Willen kann einem unabhangigen Herrscher keine Verpflichtung auferzwungen werden, die letztere kann vielmehr nur in Form einer Selbstverpflichtung geschaffen werden. Eine wertvolle Analogie dafiir bieten die Geschenke, die unter unabhangigen Herrschern ausgetauscht werden. Der Empfanger eines Geschenkes ist verpflichtet, dasselbe durch ein Gegengeschenk zu er- *) (ak.) an-na-ma = ,so‘— naeh freundlicher Mitteilung des Herrn Prof. L ands- berger. a) Vgl. S. 59 f. ») W 8, Vs. [1], [11], H. *) Roeder, AO 20, S. 43, §§ 23—26. 5 ) Der Brief Ramses’ II. an den Konig von MirS ist in KBo I, 24 und in KUB III, 84 iiberliefert. Den Test siehe unten S. 104, A. 1. — Mamitu wird erwahnt in KBo I, 24, Rs. (?), Z. 5, 8. 25 widern 1 ). Das Besondere besteht bei den Vertragen darin, daB den Gegenstand von Leistungen bloB Versprechen, Ubernahme einer Vertrags- pflicbt bilden. Die von der einen Seite als Selbstverpflichtung des einen Vertragsteils bewirkte Leistung verpflichtet den anderen Vertragsteil zur Gegenleistung, zur entsprechenden Selbstverpflichtung. Im Vertrag mit Agypten aufiert sicb diese Gegenseitigkeit bereits im Austausch von silbernen Tafeln mit den Vertragstexten, die sich beide Herrscher gegenseitig zukommen lassen 2 .) Primar eine Selbstverpflichtungs- erklarung, beginnt jede von den Vertragsausfertigungen mit dem Namen ihres Ausstellers. Noch klarer laBt sich dies bei den einzelnen Vertrags- bestimmungen verfolgen. Der Anssteller der Urkunde (Ramses II., bzw. Ilattušiliš III.) erklart immer zuerst die betreffende Vertragspflicht (Kriegsverzicht, Biindnishilfe, usw.) als fiir sich verhindlich (Selbst¬ verpflichtung) ; dadurch halt er sich fiir berechtigt, hieran unmittelbar die gleiche Gegenverpflichtung des anderen Vertragsteiles anzureihen ('riJciltu ) 3 ). In der voransgehenden Selbstverpflichtung ist somit eine Vorausleistung zu erblicken, die den Empfiinger zur Gegenleistung be- wegen soli. Allerdings kann man nicht von einem Real vertrag sprechen, da die Selbstverpflichtung noch keinen Anspruch auf die Gegenleistung rechtlich begriindet; dies geschieht nicht durch die riJciltu, sondern erst durch die nachfolgende mamltu des anderen Vertragsteiles. Dennoch steckt darin ein reales Moment. Auch hier begegnen wir somit am Anfang der Entwicklung der Idee des Realvertrages als des altesten Vertrags- typus *). Auf diesen Aufbau sind auch die hauptsachlichsten Unterschiede zwischen dem hethitischen bzw. akkadischen und dem agyptischen Text zuriickzufiihren 5 ). Der in Hattušaš gefundene Text ist eine Abschrift des von Ramses II. an Hattušiliš III. geschickten Originals. Folgerichtig beginnt er mit dem Namen Ramses’ II. und fiihrt bei den einzelnen Ver- tragsbestimmungen an erster Stelle die betreffende Verpflichtung des Pharao an und erst anschliefiend an diese die gleiche Gegenverpflichtung Ilattušiliš’ III. Umgekehrt beginnt der agyptische Text, der eine Uber- setzung des akkadisch geschriebenen hethitischen Originals ist, mit dem Namen Hattušiliš’ III. Hier steht bei den einzelnen Vertragsvorschriften ‘) Dariiber ausfiihrlicher unten S. 49. a ) Boeder, AO 20, S. 36, §§ 2 f.; W 8, Vs. 14; vgl. We i d n e r, BoSt 9, S. 114, A. 8; vgl. auch unten S. 59 f. ») Vgl. z. B. W 8, Vs. 22 f., 23 f., 27—33, 33—39. 4 ) Thurnwald, Art. ,Vertrag 4 in Bberts Reallexikon der Vorgesohiehte, XIV, Berlin 1929, S. 135 ff.: „. . . eine gewisse Stufenfolge . . . Diese geht vom Bealkontrakt iiber den Verbalkontrakt zum Konsensualkontrakt. 4 ®) Schachermejr, Zur staatsrecbtlichen Wertung der hethitischen Staats- vertrkge, S. 183, A. 4, scheint diese Differenzen aus der Fluchtigkeit der Ubersetzung ms Agyptische erklaren zu wollen. 26 immer an erster Stelle die Selbstverpflichtnng Hattnšiliš’ III., an die sich erst die Gegenverpflichtnng des Pharao anreiht 1 ). Der paritatische Vertrag zwischen zwei nnabhangigen Herrscbern ist somit im Grande genommen ein Doppelvertrag: jede Partei erscheint bald als Urheber des riksu (rikiltu ), bald als der die mamitu Leistende. Die beiden riksu miissen untereinander inbaltlich iibereinstimmen, keines- wegs ist es jedoch erforderlich, daB aach die materiellen Interessen beider Parteien in gleicber Weise gewabrt erscheinen. Anders verhalt es sicb mit den Vasallenvertragen. Hier haben wir es nicht mebr mit einem Doppelvertrag zn tan, sondern es liegt ein ein- facber Vertrag vor, der dnrch ein riksu and eine mamitu zastande kommt. Der Hattiherrscher stellt das riksu, die Vertragsbestimmangen, aaf, wiihrend der Vasall dnrch deren Beschwornng, die mamitu seinen Konsens zam VertragsabschluB aasdriickt. Dadarch erlangt der Vasallenvertrag seine Verbindlichkeit. Dem Vasallen bleibt die Moglichkeit offen, die mamitu zn verweigern and anter Umstanden dadarch aaf den GroBkonig einen politischen Drnck anszniiben. Folgerichtig nennt der Hattiherrscher die Vertragsurknnde (ak.) tuppu (ša) rikilti — s Urkunde der rikiltu u , vvahrend sie dem Vasallen bereits (ak.) tuppu ša rikilti u ša mamiti = „Urkunde der rikiltu und der mamitu a ist 2 ). Freilich wird gelegentlich nur einer von den beiden Aus- driicken als par s pro toto zar JBezeichnnng des Vertrags verwendet. In diesem Sinn finden wir rikiltu in der Unterschrift zam Alakšandašvertrag 3 ), ahnlich wird das mit der mamitu synonyme NIŠ DINGIRAfAf in den Arzawavertragen 4 ) gebraacht. Damit vollig im Einklang sind aach die von den Hethitern vervvendeten Bezeichnnngen fiir den Vasallen. Dieser heiBt namlich entweder (ak.) ša mamiti u ša rikši 5 ) = „der (Mann) des Eides and der Bindung“, oder ša mamiti 6 ) = n der (Mann) des Eides der dnrch >) Boeder, AO 20, S. 40, § 11, §§ 13 f. und §§ 151, S. 42, § 17, § 181 und § 201 a ) Vom Standpunkt des GroBkonigs ist die Vertragsurkunde eine Sammlung von festgesetzten Bestimmungen, (ak.) tuppu rikilti, vvahrend sie dem Vasallen die Gesamtheit der beschworenen Vorschriften, daher (ak.) tuppu ša rikilti u ša mamiti, bedeutet. Diese Unterscbeidung wird mit besonderer Genauigkeit im Bentešinavertrag durchgefiibrt, wo (W 9, Vs. 6, 28) der GroBkonig von tuppu rikilti, der Vasall dagegen (eod. Z. 24) von tuppu ša rikilti ii ša mamiti sprieht. — Vgl. auch W 6, Vs. 3, 7. — Beachtensvvert ist auch W 1, Rs. 38, 58, wo man vor der Fluchformel fiir den Fali der Vertragsverletzung (somit vor der Beschworung des Vertrags) nur vom (ak.) riksu, unmittelbar darauf (Rs. 70) jedoch vom riksu it mamitu sprieht. Ebenso W 2, Rs. 10 (riksu) im Gegensatz zu Rs. 35 (riksu u mamitu). — Anderwarts, so z. B. W 3, IV, 45; W 4, Rs. 101; F 1, § 19, 19 f. wird diese feine Unterscheidung nicht mehr gemacht. 3 ) Vgl. oben S. 22, AA. 2—3. *) F 2, § 10, 9; F 3, § 27, 21. ') W 3, H, 26; W 4, Vs. 15; W 9 [Rs. 8]. 8 ) F 4, § 4, 53. 27 ie den Eid Gebundene, bzw. hetbitiscb linkijas antuhšaš 1 ) — „der Mann des Eides“, linganumanza *) = n der in Eid Genommene“, „der Vereidigte“. n Niemals wird jedoeh der Vasall etwa als „der Mann des rik$u u (ša rikši, it rikilti) genannt — eine Bezeicbnnng, die ja nur auf den GroBkonig s. als den Urheber der Vertragsbestimmungen passen wiirde. Im Gegensatz zn den paritatischen Vertragen kennen die Vasall en- r vertrage nur eine rikiltu, namlich die des Hattiherrschers, und nur eine mamitu, namlich die des Vasallen. Daher liegt mit der bereits erwahnten r Ausnahme des Mitannivertrags von den Vasallenvertragen nur je eine Fassung vor, die immer den GroBkonig zum Urheber hat. Dies kommt gleich in der Praambel, die mit dem charakteristischen (ak.) umma = „folgender- mafien (spricht)“, anfangt, deutlich zum Ausdruck. Dabei enthalt sie s ’Wohl den Namen, den Titel und die Vorfahren des betreffenden * Hattiherschers, nicht aber auch des Vasallen. Aber selbst die Matti- 3 Waza-Fassung des Mitannivertrags kann man nicht als eine rikiltu des ; Mattiwaza bezeichnen. Die Beschadigung des Textes, in dem die Be- stimmungen abgebrochen sind, macht den vollen Beweis allerdings un- ) mogli eh. Uberaus charakteristiscli ist aber die Tatsache, daB in der i Flueh- und Segensformel plotzlich wiederum Suppiluliumaš als redend, ■ Mattiwaza aber als verpflichtet eingefuhrt wird 3 ). Ferner erinnert durch die Formulierung der einzelnen Bestimmungen der Sunaššuravertrag stark an einen paritatischen Vertrag. Bis auf geringe, uberaus geschickt maskierte Ausnakmen 4 ) iibernehmen beide Vertragspartner gleiche Ver- pfiichtungen und erwerben gleiche Rechte 5 ). Um so bedauerlicher ist es daher, dafi sich die zweite Vertragstafel mit der Gotteranrufung sowie mit der Flueh- und Segensformel nicht erhalten hat. Nirgends findet sich eine Andeutung, daB es eine zweite Ausfertigung (rikiltu), die etwa Sunaššura zum Verfasser gehabt hatte, gegeben hatte. Dieses Schweigen hat nur eine geringe Beweiskraft, denn auch die beiden Fassungen des Mitannivertrags nehmen keinerlei Bezug aufeinander. Daher ist die Moglichkeit, daB sich die etwaige Sunaššura-Fassung des Kizwatna-Ver- trags nur zufallig nicht erhalten hatte, doch nicht vollig ausgeschlossen. Nachdem wir nunmehr festgestellt haben, daB ein Vasallenvertrag durch die rikiltu des GroBkonigs und die mamitu des Vasallen zustande kam, haben wir noch die Bedeutung des hethitischen Terminus išhiul naher zu bestimmen. Wir haben schon oben 6 ) auf Grund des Parallelismus der ‘) P l, 8 » [«]; F 3, § 6, 46. ») F 6, § 15, 36. s ) W 2, Ra. 25 ff., 35 ff.; dagegen von Rs. 44 ff., bzw. 53 ff. redet wiederum Matti- waza; vgl. oben S. 7 f. und 12. *) Vgl. oben § 1, S. 7 und AA. 4—6. ») S. oben S. 7, A. 1. a ) Siebe oben S. 23. 28 Ausdriicke die Vermutung geauBert, daB išhiul dem akkadiscben riksu (rikiltu) entsprechen diirfte. Bei naherem Zusehen erweist sich die An- nahme als richtig. Etymologisch hangt išhiul J ) mit (h.) išhijawar = auferlegen, binden, zusammen. Danach wiirde išhiul „das Auferlegte“, „die Bindung“, „die Verpflichtnng“, bedeuten. Vielleicht darf man sich hierbei des hetbitiscben Wortes fiir „Herr“ = išhaš erinnern. Nicht einmal als Hypothese, sondern als bloBe Moglichkeit mochte ich darauf hinweisen, daB išhaš denjenigen bedeuten konnte, der berechtigt ist, Verpflicbtungen aufzuerlegen. Somit wiirde etymologisch išhiul in seiner Bedeutung dem akkadischen riksu entsprechen. Eine weitere Bestatigung dafiir bietet uns eine Vokabularstelle 2 ), die leider z. T. verstiimmelt erhalten ist, KBo I, 38, Rs. 1, 3, 5: 1) (ak.) ri-ik-su. . . . — (h.) iš-hi-[u-ul?] 3) ni-uk-ku-šu . = iš-hi-ia-u-wa-\ar ?] 5) [ruš] uk-lm-šu — iš-hi-ia-u-wa-a [r] Da (ak.) riksu mit (ak.) rukkusu (fur rukkusu), das eine II, 1-Eorm von (ak.) rakasu ist, zusammenhangt, anderseits aber išhiul mit išhijaicar, so erscheint die fiir die erste Zeile vorgescblagene Erganzung von išhiul und infolgedessen aucb die Grleichnng (ak.) riksu — (h.) išhiul trotz der Liieken der Tafel gesicbert. In unserer Auffassung von išhiul werden wir nocb mehr bestarkt, wenn wir die einzelnen Belege priifen 3 ). In den Staatsvertragen wird išhiul gerne fiir die Regelnng von Truppenstellung seitens des Vasallen (£'A KI-KAL-BAD išhiul ) gebraucht 4 ). Ahnlicb verwendet Mnršiliš II. in seinen Annalen das Zeitwort (h.) išhijaicar (= auferlegen), wenn er berichtet, daB er den unterjochten Volkerscbaften Stellung von Soldaten auferlegt hat 5 ). Alsdann bezeicbnet išhiul die Gesamtbeit der vom Hattiherrscher ’) Hrozny, Die Sprache der Hethiter, Leipzig 1917 (=BoSt 1), S. 55. s ) In den iibrigen Vokabularstellen KBo I, 35, 4 und KBo I, 36, Vs. 6, sind die Aquivalente abgebrochen. ’) Herrn Prof. Dr. E b e 1 o 1 f (Berlin), der mir in liebenswiirdigster Weise die in den bisher veroffentlicbten Texten vorkommenden išhiul- Stellen mitgeteilt hat, sei auch an dieser Stelle mein herzlichster Dank ausgesprochen. Herr Prof. Dr. J. Friedrich hat auf meine Bitte hin in entgegenkommendster Art die Stellen KUB V, 3, I, 9, 34; KUB V, 4, I, 51, II, 14, 27; KUB V, 11, IV, 23, 55; KUB XVI, 54, Rs. 4, untersucht und hat betreffs des darin vorkommenden Ausdrucks (h.) išhiulahhuivar (= zum išhiul machen) festgestellt, daB der Zusammenhang zwar noch unklar ist, jedoch nicht gegen die oben im Text angenommene Bedeutung spricht. *) F 5, § 14, 3; KBo IV, 10, Vs. 38, 39. ®) 2 BoTU 48, § 28, 26 (= KBo III, 4, III, 26): nu-us-ma-as-kan ZAB. MEŠ iš-hi-ih- AM-M» = „ihnen legte ich nun (Stellung von) Soldaten auf“; ebenso 2 BoTU 48, lil, 31; 2 BoTU 61 A, § 150, 3 (=KBo V, 8, II, 3); nam-ma-as-ma-as-kdn ZAB. MEŠ iš-fci-ih-hu-un — ,alsdann legte ich ihnen (Stellung von) Soldaten auf“. 29 tu aufgestellten Vorschriften, mogen diese fiir die einzelnen Stadte*) oder fiir l- die obersten StaatsfuDktionare 2 ) erlassen worden sein. Ebenso wie (ak.) nkiltu 3 ) und (h.) lingaiš 4 ) dient auch išhiul als pars pro toto gelegentlich zur Bezeichnung des Gesamtvertrags, wie dies in der Unterschrift zum e Manapa-Dattašvertrag geschieht 5 ). Mitunter kommt išhiul auch in der n Bedeutung von einzelnen Vertragsbestimmungen vor 6 ). n Die Grundbedeutung von išhiul ist somit mit riksu identisch. Išhiul n ls t der vom Grofikonig aufgestellte Vertragsinhalt, der durch die nach- folgende Beeidigung (h. lingaiš) seitens des Vasallen zum rechtsverbind- a lichen Vertrag wird. Am klarsten wird diese Beziehung zwischen (h.) e išhiul und (h.) lingaiš in einer Stelle des Manapa-Dattašvertrags aus- I gesprochen. Daselbst spricht Muršiliš II. zum Vasallen 7 ): 60) . . . (h.) [nu-ut-ta] zi-la-ti-ia ki-i 61) iš-hi-u-ul e-eš-d[u na-at-za pa-ah-ši n]e-it-ta li-in-ga-i 62) kat-ta-an ki-it-ta-ru = 60) „Und dies soli kiinftig [deinj 61) išhiul sein [, dieses bewahre, l und] es soli dir unter E id 62) gelegt sein“. > Mit welcher Sorgfalt man in Hattušaš bestrebt war, den Vertrags- l charakter selbst fiir die Leistungen, die man den im Krieg unterworfenen 1 Volkern auferlegte, zu betonen, beweisen uns Berichte in den Muršiliš- Annalen. Zu wiederholten Malen 8 ) erwahnt hier der Hattiherrscher, da6 , er unterworfenen Volkerschaften verschiedene Abgaben, namentlich die [ Stellung von Soldaten auferlegt hat. Seine standige Redewendung lautet: t (h.) nušmaš . . . (Gegenstand der Abgabe) . . . išhihhun — „iknen legte l ich . . . (Gegenstand) . . . auf.“ Daran schlieBt sich unmittelbar der Satz , an: (h.) nu . . . (das Auferlegte) . . . piškircan dair, was man wohl am ; richtigsten iibersetzt, indem man das (h.) dair von (h.) da- — „nehmen“ ■ ableitet 9 ): n sie nahmen (an, hin), es zu geben“. Durch diesen Zusatz wollte man in Hattušaš die Zustimmung der Unterworfenen zur Uber- ‘) KUB XXI, 29, IV, 18. ») KUB XIII, 4, IV, 80; KUB XIII, 20, IV, 7; Bo 2002, Rs. II, 53; ŠA ME-ŠE-DI iš-hi-u-la-aš (Zitat bei Hrozny, Sprache der Hethiter, S. 55). *) Siehe oben S. 26, A. 3. *) P 6, § 45, Rd. ‘) F 4, § 20, 51 f.; ebenso auch KBo IV, 10, Vs. 41; ahnlich auch als TUPPtJ iš/jiulaš, z. B. F 5, § 7, II 8; KBo IV, 10, Vs. 50. *) F 3, § 22, 23; KBo III, 3, III, 14: Hier zitiert Muršiliš II. aus dem Aziruvertrag die Bestimmung liber die Auslieferung von Fliichtlingen; 14) ŠA IA-zi-ra iš-ffi-u-ul A-NA TUP-PI ki-is-sa-an 15) kat-ta-an GAR-ri = „das išhiul des Aziru ist auf der Tafel folgendermaBen niedergelegt“; (iibersetzt von H r o z n y , BoSt 3, S. 148 f.). ’) F 4, § 4, 60 ff.; vgl. auch F 6," § 6, 38. 8 ) So z. B.: 2 BoTU 48, § 28, 26, 31 f.; 2 BoTU 61 A, § 150, 3f. 9 ) Vgl. dazu G6tze, IJattušiliš (MVAeG 29, 3), S. 66 fi., bes. S. 68, Gotze, Madduwattaš, S. 129 (abweichend), S. 170 unter dai. 30 nahme der neuen Abgabepflicht zum Ausdrnck bringen; praktisch wird diese Ubernahme kaum anders als durch die Vereidigung des unter- worfenen Volkes, bzw. seiner Groben erfolgt sein. Somit finden wir ancb in solchen Fallen die Zergliederung des Vertrags genau gewabrt. Endlich wollen wir nnsere Untersnchnng liber den ivAraZ-Begriff mit der negativen Eeststellnng abschlieBen, dafi der Vasall nie als (h.) išhiulas antufišaš — „der Mann des išhiul 11 bezeichnet wird, ebensowenig wie er etwa (ak.) ša rikši 1 ) genannt wird. Aucb diese negative Tatsache stekt im Einklang mit unserer Deutung von išhiul. Eine iiberraschende Parallele zn dem soeben erorterten riksu-, bzw. išhiul- Begriff bildet die romische lex. Aucb dieser Ausdrnck bedeutet, wie heute sowobl Philologen wie Juristen annehmen, eine „dauernde Bindung" a ). „Lex . . . bezeicbnet die Bindung eines Rechtssubjekts gegeniiber einem andern, und zwar immer in dem Sinne, daB der eine Teil die Bedingungen der Bindung formuliert und die Initiative bat, der andere Teil in diese Be¬ dingungen eintritt" 3 ). Ebenso wie in den Vasallenvertragen die Aufstellung des (ak.) riksu, bzw. (h.) išhiul vom GroBkonig als dem politisch Starkeren erfolgt, enthalt aucb der Zer-Begriff „eine ungleicbe Zweiseitigkeit“ 4 ). Im offentlicben Recht ist die Formulierung des Gesetzentwurfs Sacbe des Magistrats, das Volk bat nur die Wabl zwiscben der Annabme und Ablebnung der Vorlage, ebenso wie der Vasall gegeniiber dem riksu (išhiul) des GroBkonigs. Aber nicbt nur auf dem Gebiet des Staatsrecbts sondern aucb in den Rechtsgeschaften, die der romische Staat mit dem Einzelnen, sowie einzelne Burger nntereinander abscblieBen, wird der Ausdrnck lex sowobl fiir den ganzen Vertrag als auch fiir die einzelnen Vertragsbestimmungen verwendet. JDie lex contradus im letzteren Sinne ist demnacb „die durch Privatwillen fiir ein Rechtsgeschaft festgesetzte Norm", „welcher sicb der Empfanger durcb Annahme unterwirft“ 6 ). ») Vgl. oben S. 27. *) Ygl. W e i 6, a. v. lex in Pauly-Wissowa, Eealenzyklopadie der klass. Altertums- wissenschaft, XII, Sp. 2315, sowie die dort angefuhrte weitere Literatur, namentlich: J. Rubin o, Untersuchungen iiber romische Verfassung und Geschichte, I. Teil, Cassel 1839, S. 254, 258, 353; Wlassak, Romische ProzeBgesetze, II, Leipzig 1891, S. 94; Mommsen, Romisches Staatsrecht, III, Leipzig 1887, S. 308f.; Wenger und Meringer, Worter und Sachen, I, Heidelberg 1909, S. 84, 204; Mitteis, Romisches Privatrecht, I, Leipzig 1908, S. 149 ff.; Bechmann, Der Kauf nach gemeinem Recht, I: Geschichte des Kaufes im romischen Recht, Erlangen 1876, S. 269; Rot ondi, Leges publicae populi Romani, Milano 1912, S. 4ff.; Mayr, Romische Rechtsgeschichte, I, 1, S. 90; II, 2, II, S. 23; Heyrovsky, tlber die rechtliche Grundlage der Leges contractus, Leipzig 1881, S. 1 ff.; De Francisci, Storia del diritto romano, I, Roma 1926, S. 344. *) Mommsen, Rom. Staatsrecht, III, S. 308f. *) M a y r, R6m. Rechtsgeschichte, I, 1, S. 90. ‘) Heumann-Seckel, Handlezikon zu den Quellen des romischen Rechts, 9. Aufl., Jena 1914, S. 312. 31 Solche leges kommen in Kauf- nnd Mietvertragen, sowie in Dedikationen vor. Ihr Urheber (Kaufer, Vermieter, der Weihende) nimmt eine materiell vorberrscliende Stellung ein, die ihn in die Lage versetzt, dem Gegner die Bedingungen zu diktieren. Dort, wo diese materielle Ubermacht begriff- lich fehlt, wie bei der societas, der Stipulation, kann von der lex keine Rede sein 1 ). Bisher haben wir festgestellt, daB ein Vasallenvertrag dureb die rikiltu (bzw. das išhiul ) des Hattiherrschers und die ihr entsprechende mamltu (bzw. lingais) des Vasallen zustande kommt. Nunmehr stehen wir vor der Frage, wieso sich der GroBkonig fur berechtigt h alt, dem Vasallen derartige Bindungen anfzuerlegen. Bei dem paritatischen Ver- trag 2 ) der auf b e i d e r seitiger rikiltu nnd mamitu beruht, berechtigt den jeweiligen ro&iZčM-Verfasser seine eigene in der voransgehenden Verpflichtung steckende Leistnng dazu, daB er dem anderen Vertrags- partner im unmittelbaren AnschlnB daran die Verpflichtung zur gleichen Leistnng anferlegt. Das reale Moment, welches in der Vorausleistung steckt, bildet auch das rechtliche Riickgrat des Vasallenvertrages. Der Unterschied gegeniiber dem paritatischen Vertrag besteht nnr darin, daB die Gegenleistung des Hattiherrschers an den Vasallen nicht in der gegen- w;irtigen Ubernahme einer entsprechenden Gegenverpflichtnng, sondern in den bereits der Vergangenheit angehorenden Leistnngen (Gunsterweisungen, Anszeichnungen, Unterstiitzungen nnd Wohltaten aller Art) des GroB- konigs, bzw. seiner Vorfahren an den Vasallen, bzw. seine Vorfahren oder sein Land, liegt. Die Aufgabe, dies darzulegen, hat der der Vor- geschichte 3 ) gewidmete Abschnitt, welcher in allen Vertragen sehr ans- fiihrlich gehalten ist. Die Darstellung gelangt immer znm Ergebnis, daB derVasall durch die vom GroBkonig ihm erwiesenen Wohltaten dem Ilattiherrscher nnd dem Hattireich ewigen Dank schuldet. Wie sehr die Vorausleistung des GroBkonigs als reales Moment unterstrichen wird, mogen einige Quellenstellen zeigen. Den Duppi-Tešup verstieB Muršiliš II. trotz seiner Krankheit nicht, sondern setzte ihn zunachst in die Stellung seines Vaters ein, vereidigte auf ihn seine Briider (Geschwister ?) 4 * ) nnd das Land Amurrn. Erst nachdem dies geschehen war, will Muršiliš II. die Gegenleistung an- genommen, namlich die Vereidigung Duppi-Tešups n auf den Konig des Landes Hatti, auf das Land Hatti“, sowie auf seine Sohne und Enkel vorgenommen haben 6 ). ’) Mitteis, Romisches Privatrecht, I, S. 150. a ) Siehe oben S. 24 ff. 3 ) Siehe oben § 2, S. 12 ff. 4 ) Vgl. Friedrich, Vertriige, I, S. 10, Z. 18 und A. 3. >) P 1, § 7, 16—§ 8, 22. 32 In den Annalen Muršiliš’ II. wird zweimal *) erzahlt, wie Šuppilu- liumaš den fliichtigen Mašhuiluwaš aufgenommen habe. Der GroBkonig nabm den Fluchtling auf, macbte ihn zu seinem Schwiegersohn. Dann erst ist Mašhuiluwaš auf den GroBkonig sowie auf' dessen Sobne ver- eidigt und so zum betbitiscben Lebensmann ( lingajaš IR V UM) geworden * 2 ). Obwohl beide Scbilderungen sonst voneinander abweichen, stimmen sie jedoeh darin uberein, daB sie beide die Vereidigung, somit die Gegen- leistung des Vasallen, als das zeitlicb spatere Ereignis nacb der Voraus- leistung des GroBkonigs erwahnen. Die hetbitische Tendenz gelangt da- durcb deutlicb zur Geltung. Ebenso galt bei Mattiwaza 3 * 5 ) die Sorge des GroBkonigs Suppiluliumaš in erster Linie dem Wohlergehen und Scbutz des Eliicbtlings. Erst nacbdem die hetbitische Streitmacbt dem Mitanniprinzen den Thron in seiner Heimat gesicbert batte, wurde er durch einen Vertrag an das Hattireich gebunden. Ahnlich rettete der GroBkonig den Madduwattaš samt seiner Eamilie zuerst vor dem Schwert des feindlichen Attaršijaš, bierauf nocb vor dem Tode. Alsdann erst — der betbitiscben Darstellung zufolge — nahm er die Dienste des Madduwattaš an und vereidigte ihn zu diesem Zweck + ). Dabei darf man allerdings nicht iibersehen, daB die in Vergangen- beit liegenden Vorausleistungen des GroBkonigs nocb keinen Real vertrag begriinden. Selbst die Tatsache, daB mitunter (wie z. B. bei Duppi- Tešup) 6 ) der Vereidigung des Vasallen seine Einsetzung vorangebt, deutet nur auf ein Element des Realvertrags bin. Die Einsetzung setzt m. E. die Unterwerfung des Vasallen unter den Lehensberrn (Kommendation) voraus. Aber scbon aus dieser — jedenfalls in Verbindung mit der folgenden Leistung des Lehensberrn — folgt die Verpflichtung des Vasallen zur Treue. Ob man dieselbe nur als ethische bezeicbnen will, ist Ge- schmacksacbe, solange man nicht weiB, welche Folgen in diesem Stadium der Treubruch bat. Jedenfalls ist er nocb nicht Eidbrucb, da erst die Eidesleistung das Lehensverbaltnis zum AbschluB bringt. Wohl bildet aber die der Vorzeit angehorende Vorausleistung des GroBkonigs ein nicht zu unterschatzendes reales Moment, auf das der Hattiherrscher seine rikiltu am besten stiitzen konnte und auf deren Darlegung er da- her besondere Sorgfalt verwendet. Daber kommt diesen standig an die Dankbarkeit des Vasallen appellierenden Wendungen nicht nur ethische, sondern aucb juristische Bedeutung zu. Sie haben neben der moralischen ■) KBo IV, 4, IV, 56—60 und eod. 66—69; iibersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 12; vgl. auch F 3, §§ 2f. ») KBo IV, 4, IV, 60, 68. ») W 1, Vs. 54fi.; W 2, Vs. 21 ff., 31 ff. *) G 61 z e, Madduwattaš, §§ 1—4. 5 ) F 1, § 7, 16 f. — § 8, 22. 33 &uch die rechtliche Bindung des Vasallen im Auge, wobei es freilich derzeit unsicher bleiben muB, worin diese bestebt. Ohne daB man von einem Realvertrag sprechen konnte, liegt in der Vorausleistung des GroBkonigs, namentlich wenn der Beeidigung des Vasallen seine Ein- setzung vorausgeht, ein reales Moment. Auch kultnrgescbichtlich ist das standige Appellieren der bethitischen GroBkonige an die Dankbarkeit des Vasallen, das oft geradezu ermiidend wirkt (z. B. bei Kupanta-KAL) 1 ), interessant. Ohne die Kulturwerte des Hethitertums iibersehatzen zn wollen, muB man zugeben, daB sie durch das Hervorbeben und Bewerten von derartigen etbiscben Bindnngen unter den Volkern ibrer Zeit eine Sonderstellung einnebmen. Selbst wenn man ihren Darstellungen in den betreffenden Abscbnitten keinen Glauben schenken solite, verdient docb die Tatsache, daB sie in der Verpflichtung zur Dankbarkeit einen wirksamen Beweggrund erblicken zu konnen glaubten, eine groBe Beachtung, namentlich wenn man damit die mit Ab- schreckung operierenden AuBerungen der assyriscben Konige vergleicbt. DaB sich die Hethiter selbst des Unterschiedes zwischen den pari- tatischen und den Vasallen vertragen bewuBt waren, diirfte als sicher gelten. Zunachst spricht dafiir der Unterschied im Aufbau der Vertrage: beim paritatischen Vertrag stellt jede Vertragspartei den Vertragstext ( rikiltu) auf und nimmt den von der Gegenpartei durch Beeidigung ( mamitu) an; es steben sich somit zwei rikiltu und zwei mamitu gegeniiber. In den Vasallen vertragen ist jedoch die Aufstellung des Vertragsentwurfs (ak. rikiltu , b. išhiul) Sache des Konigs, seine Annahme durch Beeidigung (ak. mamitu, b. lingaiš) Sache des Vasallen. Der rikiltu bzw. dem išhiul des Konigs entspricbt die mamitu bzw. das lingaiš des Vasallen. Sehr klar bringt Muwatalliš diesen Unterschied dem Alakšanduš 2 ) gegeniiber zum Ausdruck, indem er sagt: 76) ki-i-ma A. WA. TJEJMEš JJ. UL kur-it-k[i\ 1-e-da-az 1-e-da-az 77) IŠ. TU KUR URU Ha-at-ti-at — „Diese Bestimmungen [wortl. „Worte“, Friedrich: „Ab- machungen“] (sind) nicbt etwas (was) einerseits, anderseits (erfolgt, zustande gekommen, festgelegt worden ist), (sondern) sie (sind) vom Land Hatti“. Darin spricht der GroBkonig den Gedanken aus, daB die Bestimmungen des Vasallenvertrages vom Hatti aus festgesetzt und nicht — wie beim paritatischen Vertrag — von beiden Partnern (einerseits — anderseits, Friedrich 3 ): vom einen — vom anderen) bestimmt werden. DaB die ‘) F 3, §§ 7 f., § 11, § 21, 24 ff. — § 22, 27. ’) F 5, § 19, 76; die gleiche AuBerung enthielt wohl der Kupanta-KAL-Vertrag (F 3, § 30, 4 f.), hochstwahrscheinlich auch die iibrigen Arzawa-Vertrage. ") Vertrage II, S. 77, A. 3; am nachsten liegt die Vorstellung von der gegenseitig auszutauschenden rikiltu. Leipz. rochtsvr. Studien. Heft 60. 3 34 (ak.) atcdte — „Bestimmungen u mit der rikiltu gleichbedeutend sind, bedarf keiner weiteren Begriindung. Beachtenswert ist endlicb die Feinheit, die sicb in der Anwendung der in Betracbt kommenden Prapositionen zeigt. In den Vasallenvertragen, wo es nar einen Vertragsentwurf gibt, nnd zwar denjenigen des GroB- konigs fiir den Vasallen, ist von der (ak.) rikiltu ana X (= die rikiltu dem X [zugedacbtj, fiir den X, die Rede *). Dagegen verwendet man fiir den streng paritatischen Vertrag mit Ramses II. die Praposition (ak.) q(g)adu (= nebst) und man versteht aucb sonst der Gegenseitigkeit Nachdruck za geben (ak. ina berišunu = untereinander, ina berinni = nnter uns * 2 ). In den Vertragen, in denen wenigstens der Anschein der Paritat gewabrt werden soli, finden wir die Praposition (ak.) itti (= mit) sowie die Wendnng (ak.) ina berisunu (= untereinander 3 ). Wie wir bisber gesehen baben, setzt sicb jeder Staatsvertrag aus zwei Elementen zusammen: einerseits der Aufstellung von Vertrags- bestimmungen ( riksu, išhiul) durcb den einen Vertragsteil, anderseits durcb deren Bescbworung ( mamitu , lingaiš) seitens des anderen; im paritatischen Vertrag bat jede Partei beide Funktionen zn erfiillen, wie wir bereits ausgefiihrt baben. DaB die Hetbiter diese Vertragskonstruktion dem mesopotamiscben Recbtskreis entnommen baben diirtten, ist m. E. sehr wabrsebeinlicb. Vor allem weist daranf die Terminologie (ak). riksu u mamitu hin. Es ist bemerkenswert, daB die Hetbiter wobl fiir jeden der beiden Begriffe eigene Ausdriicke (ak. riksu = b. išhiul, ak. mamitu = h. lingaiš ) gekannt, dagegen fiir den Doppelausdruck riksu u mamitu keinen hetbitiscben Gegenwert geschalfen haben, so daB sie selbst in hethitisch abgefaflten Vertragen mitunter den akkadiscben Doppelausdruck beibebielten 4 ). Alsdann spricbt dafiir auch das Vorkommen derartiger Staatsvertrage in Mesopotamien, wie wir dies bereits bei dem nur einige Jahrzehnte alteren Karaindaš -Aššurbelnišešu - Vertrag gesehen haben 5 ). DaB die von Mesopotamien iibernommene Vertragskonstruktion 6 ) gerade im Hetbiterreicb eine derart giinstige Aufnabme gefunden bat, wird wahr- scbeinlicb in der lehensrechtlichen Struktur des Staates den letzten Grund gebabt haben. Die Idee der Zerlegung des Vertrags in zwei korrespondierende Handlungen: die Aufstellung von Vertragsbestimmungen durch die eine >) W 6, Vs. 3; W 9, Vs. 9, 28, 29 (bis). s ) W 8, Vs. 2, 9, 12, 15, 18 ( qadu) n. a.; Vs. 3, 8, 10, 13, 16 ( ina berinni, ina beri¬ sunu) u. a. *) W 1, Vs. lf. ; W 7, 1, 2—4. *) P 1, § 19, 191, § 20, 21, 23, § 21, 28. 5 ) Vgl. oben S. 231 e ) Wie weit die Parallelitat geht, zeigt das hethitische iihiul išfrijawar (KBo III, 3, I, 18; KUB XXI, 29, I, 10), was genau dem akkadischen rikša rakdsu = ,eine Bindung (Auferlegung) binden (auferlegen)* entspricht. 35 und ihre Beeidignng durch die andere Partei, ist iibrigens uralt. Wir finden sie, worauf mich Herr Professor Landsberger hinweist, bereits in dem zwischen Eannatum, dem PA.TE.SI von Lagaš, mit den Leuten der Stadt Umma (um 3100 v. Chr.) 1 ) geschlossenen Vertrag durchgefiibrt. Dieser ist uns durcb die Geierstele 2 ) iiberliefert. Der siegreicbe Eannatum setzt als Vertragsbestimmungen die Unverletzlichkeit des Grenzgrabens nnd des Grenzsteines fest und lafit sie durch die Ummaleute beschworen. Zu diesem Zweck spricht er ihnen den Eid bei den sechs (oder sieben) 3 ) angesehensten Gottheiten von Sumer vor, die Ummaleute sprechen ihm (sum. E-an-na-tum - r a) 4 ) die Eidesworte nach. Damit verbindet sich die Vorstellung, dafi Eannatum durcb seine feierlicbe Handlung liber die Ummaleute „das grobe Netz“ der betreffenden sumerischen Gottheiten geworfen babe; „das grobe Netz“ wiirde jedermann erschlagen, der den beschworenen Vertrag verletzen solite 5 ). Uberhaupt lafit sicb die Ent- stebung eines derartigen Vertragsaufbaues am leicbtesten mit einem Friedensschlufi verkniipfen, in dem der Sieger dem Besiegten nocb einige Selbstandigkeit belafit und ihn zugleicb die auferlegten Eriedensbedingungen beschworen lafit. Aucb in den Vertragen der griechiscben Staaten finden wir eine ahnliche Zergliederung der Staatsvertrage vor. Dem riksu entsprecben die aw&rjxai, der mamltu die oqxoi. Inwieweit dabei originelle Parallel- erscbeinungen vorliegen oder ob es sicb etwa um Entlebnungen aus der orientaliscben Gedankenwelt bandelt, kann bier nicbt untersucbt werden. III. Volkerrecbt oder Staatsrecbt? Die letzte Frage, die wir in diesem Zusammenhang zu streifen baben, betrifft den Charakter der behandelten Vertrage: handelt es sich bei ihnen um volkerrechtliche oder um staatsrecbtlicbe Vertrage? Die Frage lafit sicb uberhaupt nur vom Standpunkt der modernen Einteilung beantworten, da in jener Zeit eine derartige Unterscheidung noch nicht bekannt war. Die paritatiscben Vertrage, die zwischen zwei unabhangigen Herrschern geschlossen vmrden, konnen ohne weiteres als volkerrechtlicb bezeicbnet werden. Um so scbwieriger ist jedoch die Bestimmung der Vasallen- vertrage. Bei ihrer Beurteilung darf man aucb die erbeblichen Unter- *) MeiBner, Babylonien und Aasyrien, 1, S. 24. a ) Heuzey-Thureau-Dangin, Restitution materielle de la Btele deB vau- tours, Pariš 1909. *) Vgl. dazu H e u z e y - T h u r e a u - D a n g i n , o. c., S. 41, A. 2. ‘) -ra ist Dativsuffix; Thureau-D angin, Die sumerischen und akkadiBchen KOnigsinschriften, VAB I, S. 14, 16, Z. 17 S. s ) Vgl. Heuzey-Thureau-Dangin, o. c., S. 41. ®) Busolt-Swoboda, GriecbiBche Staatskunde, 3.Aufl., Miinchen 1926, S. 1252. 3* * 36 schiede, die zwischen den einzelnen Vertragen in machtpolitischer Hinsicht bestehen, nicht unbeachtet lassen. Bald wird der Vertrag mit einem bereits existierenden volkerrechtliehen Subjekt (Kizwatna, Mitanni, wohl auch nach seiner LoBreiBung von Agypten Amurru) geschlossen, bald wird aber von Hattušaš aus ein Land fiir den betreffenden Vasallen erobert und ihm iiberlassen. Den Sunaššura- und wohl auch den Mitanni- Vertrag konnten wir nach den modernen Begriffen am ehesten als Be- griindung des hethitischen Protektorats iiber Kizwatna, bzw. Mitanni bezeichnen. Obwohl die Machtstellung der iibrigen Vasallen bedeutend kleiner war, kann man m. E. an ihrer halbsouveranen Stellung doch nicht zweifeln. Ihr Verhaltnis zum Hattireich kommt der modernen Suzeranitat am nachsten. So werden wir die Vasallenvertrage vielleicht noch am zu- treffendsten als halb-volkerrechtlich bezeichnen. § 4 . V ertragssubjekte. In den behandelten Staatsvertragen kommen als Vertragssubjekte in Betracht: der Hattiherrscher, neben ihm in den paritatischen Ver¬ tragen andere unabhangige Herrscher, in den Vasallen vertragen die Vasallen und das Volk. I. Unabhangige Herrscher. — Der GroBkonig. Das eine gemeinsame Subjekt in allen Staatsvertragen ist der Grofi- konig von Hatti. Uns interessiert hier in erster Linie seine volkerrecht- liche Stellung. Sie hangt jedoch so sehr mit seiner staatsrecht- lichen Stellung zusammen, daB wir uns zunachst dieser zuwenden wollen, sovveit dies fiir unsere Untersuchung unbedingt notig sein wird. Bereits im alteren Hattireich lautet der offizielle T i t e 1 des Hatti- herrschers „der GroBkonig, der Konig des Landes (der Stadt) Hatti“ = (sum.) lugal gal lugal kur uruHatti 1 ). Als GroBkonig unterscheidet er sich namentlich von seinen Vasallen, denen hochstens der Konigstitel zu- erkannt werden kann. Wie die El-Amarna-Korrespondenz zeigt, wird in dieser Zeit der GroBkonigstitel auch fiir andere unabhangige Staaten, so fiir Agypten, Babylonien, Assyrien und Mitanni, obwohl nicht streng konsetjuent, gebraucht 2 ). Die Herrscher des jiingeren Hattireiches pflegen auBerdem als Majestatsbezeichnung vor ihrem Namen den Vornamen DUTU-^ = „die ‘) Bereita Anitaš nennt sich in KBo III, 22, 41 ,GroBkonig'. Sonat vgl. far den Konigstitel z. B. KBo III, 1, I, 1 (Telipinuš; ubersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 6, § 1). *) EA, No. 1, Z. 2; No. 7, Z. 1 u. a.; No. 5, Z. 3; No. 16, Z. 4; No. 19, Z. 1, 3 u. a.; KBo I, 10, Vs. 1, 2. 37 Sonnengottheit“ = „Meine Sonne“, zu fiihren. Dieser Titel diirfte auf Agypten als seinen Ursprung Mnweisen 1 ) und scheint den alten hetbiti- schen Vornamen tabamas 2 ) ersetzen zu sollen. Nur Muwatalliš verwendet mit Vorliebe wiederum den tabamaš-Y omamen, sei es allein, sei es zu- gleich mit der Sonnentitulatur, aber ancb er gebraucht gelegentlicb nur die letztere 3 ). Noch mehr als die Sonnentitulatnr klingt die Bezeichnung fiir das Hinscbeiden der hethitiscben Herrscber an ihre Vergottlichung an. Hierfiir wird in den hetbitischen Texten in der Regel die Wendung gebraucbt: BINGIR LIM-jg kišat 4 * ) = „er ist Gott geworden“. Im Gegensatz dazu steben allerdings die entsprecbenden Umschreibungen der akkadischen Vertrage: (ak.) SadaSu emedu 6 ) = „sich in seinen letzten Schlupfwinkel verkriecben" 6 ), und (ak.) arki gimtigu alaku 7 ) = „nach seinem Schicksal gehen“. Uberaus niicbtern begriindet aucb Hattušiliš III. in seinem Brief an Kadašman-Enlil das Zustandekommen des bethitiscb-babylonischen Freundschaftsvertrags, namentlich die Bestimmung liber die gegenseitige Thronfolgegarantie, mit den Worten: „Wir (d. h. die Herrscher von Hatti und von Babylon: Hattušiliš III. und Kadašman -Turgu) sind nur Menscben. Wenn nun einer nach seinem Geschick gekt, so soli der Uberlebende dessen Sohne schiitzen 8 ). “ Diese Ausdrucksweise verdient eine um so groBere Beachtung, da sie in einem diplomatischen Schriftstiick vorkommt, in dem der Hattiberrscher offiziell als Verfeckter des Legitimitats- gedankens auftritt. Fiir die Beurteilung der staatsrechtlichen Stellung des Hatti- herrscbers ist die V e r f a s s u n g des GroBkonigs Telipinuš (um 1650 i) Vgl. auch Ed. M e y e r, Geschichte des Altertums, II, l a , S. 512. In Agypten lassen sich die Konige der 18. Dynastie (1580—1350) von ihren Vasallenfiirsten als „Meine Sonne” anreden. Vgl. Erman-Ranke, Agypten und agyptisclies Leben im Altertumi Tiibingen 1922, S. 60 ff., bes. S. 63. s ) Der Titel geht auf den Namen des Ahnherrn der Hattiberrscher zuriick; vgl. die Parallelen: Caesar — Kaiser — (slav.) cesar — car; Karl (der GroBe) — (slav.) kralj (=Konig). *) Nur tabamas: W 6, Vs. 1, 6 (vgl. dagegen eod. Vs. 9); nur D UTU^; F 5, § 1, 1; beides: F 5, § 19, 80, § 21, 38 f. 4 ) Die Wendung kommt schon im Telipinuštest vor: KBo III, 1, II, 4, vgl. KBo III, 1, I, 63. Aus den Testen des jiingeren IJattireiches mogen einige vvenige Beispiele ge- niigen: F 1, § 3, 11 (der entsprechende akkadische Text hat in W 5, Vs. 12: „nach seinem Geschicke gegangen“), F 3, § 3, 11; Gotze, Hattušiliš (MVAeG 29, 3), § 4, 22; KBo IV, 4, IV, 65; KBo IV, 12, Vs. Z. 20 u. a. s ) W 9, Vs. 7. •) SoLandsberger, MeiBner-Festschrift, S. 320, anders Z i m m e r n („am Berge anlegen“), Ber. uber die Verh. d. Sachsischen Gesellscbaft der Wissensch., 70, 5 (1918), S. 3 f., A. 2. ’) W 5, Vs. 12; W 9, Vs. 16. 8 ) KBo I, 10, I, 9 f. (iibersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 24). 38 v. Chr.) von grundlegender Bedentung 1 ). Positiv konnen wir derzeit allerdings nicht beweisen, daB sie noeh im jungeren Reich in G-eltung war la ). Doch konnen wir dies mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ver- mnten, da die nns erhaltene Abschrift zur Zeit des jungeren Reiches, wie dies die Schrift zeigt, fur das konigliche Archiv angefertigt worden ist. In seiner Verfassung regelt Telipinuš an erster Stelle die Thronfolge. Alsdann wird dem Herrscher strenges Vorgehen gegen die Feindeslander zur Pflicht gemacht. Einen Angehorigen der Konigsfamilie darf er jedocli nicht hinrichten lassen. Wenn er diese Vorschrift verletzt, darf eine nicht naher bekannte Korperschaft, (h.) pankus, „Gesamtheit“, dem Konig ent- gegentreten und ihn im auBersten Fali der Gerichtsversammlun g aus- liefern, die liber ihn auch die Todesstrafe verhangen kann. — Die Ent- scheidung in einer Blutssache (h. ešhanaš uttar) steht dem sonst nicht naher bekannten Blutsherrn zu. Seine Entscheidung ist endgiiltig; selbst dem Konig steht dabei nichts, d. h. wohl kein Einmischungsrecht, zu 2 ) — ein Rechtssatz, der die Unabhangigkeit der Gerichtsbarkeit vom Herrscher normieren diirfte. Leider fehlt es bisher an Tezten, die uns die Handhabung der Vor- schriften der Telipinuš-Verfassung zeigen wiirden. Eine kleine Erganzung bietet der Anfang des Hucpjanaš-Vertrages insofern, als er ausfiihrlicher besagt, wie der hethitische Thronfolger vom Grofikonig bestimmt wurde. Dies erfolgte in der Weise, daB der Hattikerrscher einen seiner Sohne „inmitten“ (h. ištama = wohl in einer Versammlung der ReichsgroBen) vor- stellte und mit den Worten bezeichnete: (h.) ku-un-wa-za hu-u-ma-an-za ša-a-ak-du = „diesen soli jeder anerkennen." (F 6 § 2, 9f.). Auch der Sunaššura-Vertrag beweist durch seine Bestimmung iiber die Thronfolge- garantie, daB fiir die designatio personae des hethitischen Thronfolgers der GrroBkonig zustandig war 3 ). *) KBo ni, 1, II, 34ff.; iibers. bei Friedrich, AO 24, 3, S. 21 f.; ihre Be- deutung wurde zuerst erkannt von Gbtze, in N. Heidelb. Jahrb., 1925, S. 19. »») Fur ihre Geltung auch Gotze (briefl. Mitt.); vgl. Archiv Orientalni, II, 157 ff. *) 2 BoTU 23 B (= KUB XI, 1), IV, § 49: Derjenige, der eine Bluttat begangen hat, wird vom ,Blutsherrn' (h. eJhanaš išhaš) entweder zur Todesstrafe oder zu einer BuBe ver- urteilt. Die Bestimmung endet mit den Worten: LUGAL-i-ma-|>a li-e ku-it-ki = „Dem Konig (soli) aber (dabei) nichts (zustehen?)!' — Die letztere Vorschrift konnte auch den Sinn haben, daB dem K6nig keinerlei Gerichtsgefalle zustehen sollten; im Zusammenhang mit dem in der Rechtssammlung (vgl. §§ 9, 25) ofters ausgesprochenen Verzicht auf den Ent- schadigungsanteil, der dem Hofe zukommen solite, wiire eine solche Bestimmung durchaus verstandlich. Dennoch halte ich diese Deutung nicht fiir die vvahrscheinlichere, da im ganzen Text auch beim Blutsherrn von Gerichtsgefallen keine Rede ist. — Weit eher glaube ich die Vorschrift in dem Sinn auffassen zu sollen, daB der Blutsherr in seiner Rechtsprechung vom Konig vollkommen unabhangig ist. Damit laBt sich auch die Deutung von Friedrich (AO 24, 3, S. 22, A. 4) vereinbaren, wonach gegen die Ent- scheidungen des Blutsherrn die Appellation an den Konig ausgeschlossen sein solite. *) W 7, I, 57 ff. 39 Auch die Tatsache, daB der GroBkonig es den Vasallen oft zur Pflicht macht, wenigstens in letzter Instanz seine Entscheidung in ihren Streitigkeiten anznrufen 1 ), erganzt die Vorschrift iiber die vom Grofi- konig unabhangige Gerichtsbarkeit des Blutsherrn, indem diese somit nur als Strafgerichtsbarkeit aufzufassen ist, wenn sie sicb nicht iiberbaupt nur auf die Mitglieder des hethitischen Konigshauses beschrankte. An- sonsten zeigen die Dienstinstrnktionen, dafi die hethitischen Herrscher eifrig bemiiht waren, den Rechtsschutz jedermann, selbst den Sklaven und Sklavinnen, zu sichern 2 ). Sonstige verfassungsreohtliche Einschrankungen der koniglichen Macht sind uns nicht bekannt. Aus den historischen Texten ersehen wir jedoch, daB im offentlichen Leben des Hattireiches das Beratungs- prinzip eine wichtige Rolle spielte. Dies wird sich z. T. ans dem militarischen Charakter des Staates erklaren lassen. Ebenso wie sich der Herrscher als oberster Feldherr in militarischen Angelegenheiten mit dem Offizierkorps beriet, zog er in wichtigen Reichsangelegenheiten gleich- falls seine Groben, die in der Mehrzahl auch militarische Wiirdentrager waren, zu Rate. So begriindete Hattušiliš I. ausfiihrlich vor dem Adel und den Offizieren die Einsetzung Muršiliš’ I. zum Thronfolger sowie die Beseitigung des bisherigen Thronfolgers s ). Als sich dem Suppiluliumaš die Moglichkeit eroffnete, durch einen seiner Sohne den Thron der Pharaonen zu besetzen, war seine erste MaBnahme, „die Manner von Hatti 4 ) zur Besprechung tf zu entbieten. — Auch den Huqqanaš adelte Suppiluliumaš, indem er ihn in Hattušaš inmitten der Hajašaleute „freund- lich vorstellen“ lieB. Die Feststellung, daB dadurch die Lander Hatti und Hajaša nebst den auswartigen und inlandischen Landern von Huqqanaš vernommen hatten 5 ), berechtigt zum SchluB, daB sich dieser Vorgang in ‘) P 2, § 11; KBo III, 3, III, 27 ff.: in den Streitigkeiten unter Vasallen kat zuerst der Priester zu entscheiden; ist aber der Recbtsstreit zu grofi (h. sal-li-es-zi), so soli man ibn vor den Konig bringen (iibers. bei Friedrich, AO 24, 3, S. 20); s. unten S. 87. s ) So weist der GroBkonig den (ak.) bel madgalti, einen hoben Venvaltungsbeamten, der vielleicht dem Markgrafen der karolingischen Zeit entspricht, in KUB XIII, 2, III, 29 ff. folgendermaBen an: 29) ku-e-da-ni-ma-aš-ša-an URU-ri EGIR-pa a-ar-ti nu Hipi 30) hu-u-ma-an-da-uš pa-ra-a hal-za-a-i nu ku-e-da-ni DI. NAM e-eš-zi 31) na-at-ši ha-an-ni na-an-kdn aš-nu-ut iR LU GEME LU wa-an-nu-mi4a-aš 32) SAL-ni ma-a-an DI.ŠU.NU e-eš-zi nu-uš-ma-ša-at ha-an-ni na-aš-kan aš-nu-ut— „In welche Stadt aber du zuruckgelangst (auf der lnspektionsreise? ?), da entbiete alle Leute der Stadt. Wer einen ProzeB bat, dem entscbeide ihn und befriedige ihn. Wenn der Sklave eines Mannes, die Sklavin eines Mannes, eine wannumijaš-F rau einen ProzeB baben, so ent¬ scbeide ihn ihnen und befriedige sie“. a ) G o t z e , Hetbiterreicb (AO 27,' 2), S. 17. *) KBo V, 6, III, 17; iibersetzt bei Friedrich, im AO 24, 3, S. 13. — Die Leaung ist allerdings unsicher, es konnte auch heiBen „die GroBen von Hatti 1 o. a. *) F 6, § 1, 4ff. — § 2, 7. 40 einer Versammlung abgespielt haben diirfte, an der sowohI hetbitiscbe als auch auslandische Vertreter (Gesandte ?) teilgenommen hatten. In einer solchen Versammlung diirfte aucb die Designierung des kiinftigen Thronfolgers vor sich gegangen sein 1 ). In diesen Zusammenhang gehort sodann anch die Bestimmung liber das Ehrenprivileg des Kizwatnakonigs Šunaššura 2 ). Sobald er zur Huldignng vor dem GroBkiinig erscheint, miissen sich alle hethitischen GroBen von ihren Sitzen erheben. Der Hatti- herrscher iibte somit die staatspolitisch bedeutendsten Handlungen in einer Versammlung, nmgeben von seinen GroBen, bei denen er jederzeit Bat bolen konnte, ans. "Wer zu den obersten GroBen des Beiches gehorte, konnen wir nur vermuten. Am SchluB von einigen Urkunden, darnnter des Rimišarma- und des Dattašša-Vertrages 3 ), wird eine Anzahl von Funk- tionaren aufgezahlt, in deren Anwesenheit die Urkunde geschrieben worden ist. Darunter finden wir den Thronfolger, mehrere Prinzen, den Konig von Kargamiš und eine bedeutende Zahl von Hofbeamten, so die Obersten der Schreiber, Priester, Mundschenken, Backer, Koche und anch einen Weinobersten. Die Zusammensetzung und die Zahl der Beteiligten ist nicht uberall die gleiche. Leider laBt sich nicht feststellen, wie weit die Mitwirkung dieses Kolleginms ging und von welcher Bedeutung sie fiir das Zustandekommen des Vertrags war. Angesichts der Beteiligung von so hohen Wiirdentragern ist kaum anzunehmen, daB es sich dabei etwa bloB um die technische Ausfertigung der Urkunde gehandelt hatte. DaB sich aber der ganze VertragsabschluB vor diesem Kollegium ab¬ gespielt hatte, ist auch wenig wahrscheinlich, da der GroBkonig darin nicht genannt wird; es sei denn, daB seine Beteiligung bereits durch die Praambel geniigend zum Ausdruck gekommen sein solite. Wir wollen die Hypothese wagen, daB sich auf dieses Organ die Mitteilung im Dattašša-Vertrag beziehen diirfte, wonach B ganz Hattušaš“, die MaBregeln, die Muwatalliš betreffs der Stadt Dattašša getrofien hatte, „bestatigt habe“ * *). Sehr naheliegend ist es auch, in diesem Kollegium das (h.) pankuš 5 ) der Telipinuš-Verfassung zu vermuten. Wie uns die Geschichte zeigt, trug das Reich der Hethiter alle Merkmale eines kriegerischen Staates an sich. Die Erweiterung seiner Grenzen hatte es der Kriegstiichtigkeit seiner Konige zu verdanken; war ») F 6, § 2, 9 f. vgl. S. 38. >) W 7, I, 40-43. *) W 6, Rs. 17 ff.; KBo IV, 10, Rs. 28 ff.; iiberdies enthalten einen solchen Ab- schnitt auch KBo V, 7, Rs. 51 ff. und Bo 2048, Rs. 28—33 (noch unveroffentlicht, seine Kenntnis habe ich Herrn Prof. Dr. Ehelolf zu verdanken). *) KBo IV, 10, Vs. 40 f.: . . . 41). . . mv Ha-at-tu-sa-as hu-u-ma-an-za ha-an-ti-ia-it. 6 ) Uber (h.) pankus vgl. oben S. 38. I 41 diese nicht vorhanden, so war der Bestand des Staates in seinem Wesen anf das gefahrlichste bedrolit. Solange ein machtiger Herrscher regierte, war der Bestand des Reiches gesichert; nach seinem Tode schien alles zusammenzubrechen, bis es einem der Nachfolger gelang, durcb die eigene Tiichtigkeit den Fortbestand des Reiches sowohl gegeniiber dem Ausland als aucb gegen innere Wirren zn sichern. So sehen wir, wie die be- deutendsten Herrscher des jiingeren Reicbes nacb ihrer Tbronbesteigung in solche Ezistenzkampfe verwickelt waren (Suppiluliumaš, Muršiliš II., Mnwatalliš)*). Darum kann es nns nicbt iiberraschen, wenn besonders in nnseren Vertragen neben den Interessen des Hattireiches aucb der Scbutz des GroBkonigs als selbstandiges Recbtsgut bervorgeboben wird. So wird von verstorbenen Vasallen riihmend erwahnt, daB sie die Treue sowohl gegen den GroBkonig als aucb gegen das Reich gewahrt und daB sie sicb keineswegs gegen das Hattireich vergangen („gesiindigt“) batten 2 ). Die abstrakte Idee des Staates kann nocb nicht binreicbend erfaBt werden, darum tritt das Vertragsverhaltnis zugleich aucb mit der Person des GroBkonigs sowie mit seinen Nachkommen in Kraft. Ja, dies fiihrt so weit, daB man den Interessen des Herrschers ausdriicklich den Vorrang vor denen des Reiches anerkennt, was sich in der Vereidigung zeigt, die in erster Linie dem GroBkonig, in zweiter dem Hattiland gilt 3 ). Bei der Aufstellung von Vorschriften, die den anderen Vertragspartner zur Schutz- pflicht Hatti gegeniiber verpflichten, stebt der GroBkonig an erster Stelle, somit vor dem Reiche 4 ). Ebenso wird in der Aufzahlung von Verdiensten gewesener Vasallen die Treue zum GroBkonig vor derjenigen zum Hatti- reicb genannt 5 ). Der Sunaššura-Vertrag 6 ) bringt endlicb fiir diese Auf- fassung zwei geradezu klassische Stellen, die aber gleicbzeitig aussprechen, daB fiir den Vasallen die Interessen seines Landes vor seinen personlicben den Vorrang baben miissen : >) Vgl. dazu G 6 t z e, Hethiterreich, S. 25, 26, 81, 35. J ) z. B.: KUB XXIII, 1 (Ištarmuwaš-Yertrag), I, 22 f.: ^Šu-up-pi\-lu-li-u-ma-an AŠ. ŠUM EN. UT. TA P[AP]-as-[ž]a 23) [KUR ur vHa-a]t-ti-ia pa-ak-ka-aš-ta = ,[den Šuppi]- luliumaš schutzte er in der Herrschaft und das Hattiland schiitzte er“; ebenso I, 24 f., I, 45f.; damit wird der Zusatz verbunden: nu IT. Tl KUR URU Ha-at-ii U. UL Jcu-it-ki wa-as-ta-as (Z. 26 f., 47) = „und gegen das Hattiland versundigte er sicb keineswegs“. ’) F 1, § 8, 21 f.: nu-ut-ta ka-a-aš-ma A-NA LUGAL KUR V;W Ha-at-ti KUR vw Ha- a[t)-ti 22) U A-NA DUMU DUMU-DUMU meš./^ /e . ir U-in-ga-nu-nu-un^ „ich habe dicb, siehe, auf den Konig des Landes Hatti, auf das Land Hatti 22) und auf meine Sobne und Enkel vereidigt*. — Šuppiluliumaš vereidigt seinen Schwiegersohn Mašbuiluwaš nur auf sich und seine Nachkommenschaft (KBo IV, 4, IV, 59 f., iibersetzt bei Fried- ricb, AO 24, 3, S. 12). ‘) Vgl. unten S. 66 f. °) Vgl. oben A. 2. '•) W 7, I, 50 S., 56 f. 42 (ak.) Vs. I. 50) ki-me-e^>Samšisi qaqqad-sii mdt-su 51) i-na-as-sa-ar-šu Sa iSu-na-aS-Su-ra mdt-su qaqqad-su 52) qa-tam-ma i-na-as-sa-ar 56) ISu-na-as-šu-ra ki-me-e mdt-su qaqqad-stc i-na-as-sa-ar 57) Sa D Šamsiši qaqqad-su mdt-su qa-tam-ma i-na-as-sa-ar — „50—52)... Wie die Sonne ihr Haupt (und) ihr L and schiitzt, so soli sie auch Sunaššuras L and (and) Haupt in gleicher Weise schiitzen. 56—57) Wie Sunaššura seinLand (und) sein Haupt schiitzt, so soli er auch der Sonne Haupt (und) Land in gleicher Weise schiitzen. “ Zum besseren allgemeinen Verstandnis wollen wir kurz auch die politischen Methoden der hethitisehen Herrscher beriihren. Grund- satzlich werden die Hethiter die gleichen Methoden angewandt haben, wie sie in der damaligen Kulturwelt iiblich waren; darauf werden wir noch bei den zwischendynastischen Heiraten hinweisen konnen. Im einzelnen zeichnen sich jedoch die politischen Methoden jedes Volkes durch Besonder- heiten aus. So fallt bei den Hethitern eine starke Betonung ethischer Werte auf, die sich in Milde und Humanitat auch praktisch auswirken. In den hethitisehen Hechtsvorschriften finden wir die Todesstrafe sehr selten angedroht. P u u k k o wirft der Kechtssammlung sogar moralische Laxheit vor*). Schon zur Zeit des Telipinuš finden wir den Grund- satz von der Verzeihung des erlittenen Hnrechts, ja, selbst von der Ver- geltung des Bosen durch Gutes, ausgesprochen 2 * ). In den behandelten Vertragen wird fiir den treubriichigen Vasallen weder die Todesstrafe noch eine andere weltlich-rechtliche Bestrafung, die auf ihn hatte ab- schreckend wirken konnen, angedroht. Wohl statuierte aber Muwatalliš die Todesstrafe fiir die Beschadigung der Vertragsurkunde, die er dem Himišarma anfertigen liefi 8 ). Selbst bei der Erwahnung der Bestrafung von untreuen Vasallen (Mašhuiluwaš) wird durch die Unterlassung von ausfiihrlicheren Angaben die Abschreckungstendenz vollig vernachlassigt 4 ), obwohl man aus anderem Anlafi auch ihr geniigenden Nachdruck zu geben versteht (Warnung des Huqqanaš vor den Palastdamen) 5 * * ). Mitunter wird sogar einem Treubriichigen gegeniiber Verzeihung geiibt und er ‘) P u u k k o , Die altasayrischen und hethitisehen Gesetze und das Alte Testament, in Studia Orientalia, Helsingforsiae 1925, S. 159. 4 ) tlber seine fiinf Schwager entscheidet Telipinuš: .... Und ich verkiinde: Jene haben mir Boses getan; ich will ihnen [nichts?] Boses [tun]“. Die Erganzung der Negation ist durch den Zusammenhang gesichert (KBo III, 1, II, 15); ebenso Friedrich, AO 24, 3, S. 8, § 23 und G o t z e, Ausgewahlte hethitische Texte, Bonn 1926, S. 6. *) W 6, Vs. 7. *) F 3, § 6, 11: ,ich schaffte (h. pi-e-hu-te-nu-un) nach IJattušaš*. “) Vgl. z. B. F 6, §§ 31 f., besonders § 32, 57 f. 43 wird neuerdings in die Herrschaft eingesetzt (Manapa-Dattaš) x ). Dabei diirfen wir freilich nicht iibersehen, daB wir nur auf hethitiscbe Quellen- berichte angewiesen sind, die moglicherweise aus der Not eine Tugend machten. Mancbmal erforderten es vielleicht machtpolitische Erwagungen, von der Bestrafung eines Trenbriichigen abznseben. Da in den offiziellen Darstellnngen der GroBkonig wohl als gnadig, nicbt aber als schwach erscheinen konnte, muBte der Bericht dementsprechend umgewandelt werden. Jedoch selbst wenn wir diese Moglichkeit zugeben, bleibt noch immer die Tatsacbe unerschiittert, daB man in Hattušaš bestrebt war, den eigenen Mafinahmen den Scbein der Milde und Giite, nicht aber den der abscbreckenden Grausamkeit und Strenge zu geben. Im hethitischen Vertragssystem spielt ferner ein anderer, im Grande genommen gleichfalls ethisch-sozialer Faktor eine wichtige Rolle: die Ankniipfung von Familienbanden. Bereits unter Suppiluliumaš kann man das Bestreben wahrnehmen, durch die Verheiratung einer hethitischen Prinzessin an einen Vasallen das gegenseitige Verhaltnis enger zu ge- stalten, zugleich aber auch der Nachkommenschaft aus dieser Ehe die Thronfolge in dem betreffenden Vasallenland zu sichern. So vermahlte Suppiluliumaš eine seiner Toehter mit Mattiwaza. Im Mitanni-Vertrag sicherte er ihr die Stellung der Konigin von Mitanni sowie die der Hauptfrau von Mattiwaza, aufierdem aber ihrer Nach¬ kommenschaft aus dieser Ehe die Thronfolge in Mitanni zu 2 ). Gleichzeitig wurde die Verbriiderung von Mattiwaza und seinen Nachkommen mit den Sohnen des Suppiluliumaš und deren Nachkommenschaft festgesetzt 3 ). Ahnlich vermahlte er seine Toehter Muwattiš mit dem Arzawafliichtling Mašhuiluwaš, dem spateren Vasallen von Mira und Kuwalija 4 ). Muršiliš II. verstand es spater, Kupanta-KAL, den Sohn der Muwattiš, zum Adoptiv- sohn des Mašhuiluwaš und dadurch zum prasumptiven Thronfolger von Mira und Kuwalija zu machen 5 ). Endlich zogerte Suppiluliumaš keines- wegs, selbst den Halbbarbaren Huqqanaš und das Hajašaland durch eine Versehwagerung an das Hattireich zu fesseln 6 * * * ). Diese Methoden wurden auch von seinen Nachfolgern fortgesetzt. So erfahren wir aus dem Ištarmuwaš-Vertrag, daB Muwatalliš dem Mašturiš, dem spater treubruchig gewordenen Vasallen des SehafLuBlandes, i) F 4, §§ 3 f.; vgl. 2 BoTU 48, §§ 27 f. *) W 1, Vs. 58 fi. ’) W 1, Vs. 65 fi. *) F 3, §§ 2 f.; vgl. KBo III, 1, II, Z. 60 und 68. 6 ) F 3, § 4; Muršiliš II. versteht den Sachverhalt so zu formen, daB sichMašhuiluwaš mit einer solehen Bitte unter Hinweis auf das „Murren der Bevolkerung 11 (§ 4, 24) an ihn wendet. *) F 6, § 1, Z 5 und passim. 44 seine Schwester zur Gattin gegeben hatte ‘). Hattušiliš III. wollte den Amnrruvasallen Bentešina sogar durch eine Doppelheirat fester an Hattušaš gebunden wissen. Einerseits heiratete sem Sohn Neriqqa-iliš eine Tochter Bentešinas, andererseits gab der Grofikdnig dem Bentešina seine Tochter zur Fran und sicberte gleichzeitig der Nachkommenschaft aus dieser Ebe die Thronfolge in Amurru zn * 2 ). Endlich gab auch Tuthalijaš IY. seine Schwester dem Ištarmuwaš von Amurru in die Ehe und sicberte ihrer Nachkommenschaft gleichfalls die Thronfolge zn 3 ). Daneben konnen wir aber auch das Bestreben feststellen, besonders wichtige Posten durch bethitische konigliche Prinzen zu besetzen. So wurde Pijaššiliš, ein Sohn des Suppiluliumaš Konig von Kargamiš 4 * ); Rimišarma von Halap ist ein Neffe des Muršiliš II. 8 ), darum schlagt der GroBkonig in diesem Vertrage wesentlich mildere Saiten an als in den sonstigen Fallen 6 ). Auch Kupanta-KAL ist weiblicherseits ein Neffe des Mur¬ šiliš II. 7 ); sowohl der Kupanta-KAL-Vertrag 8 ), als auch der Alakšanduš- Vertrag sind laute Zeugen von der Besorgtheit der GroBkonige um ihren Verwandten. In dem letzteren Vertrag macht Muwatalliš es dem Alak- šanduš geradezu vertraglicb zur Pflicbt, dem Konigsvetter den besonderen Schutz angedeihen zu lassen 9 ). Aber nicht nur das Verhaltnis zu den Vasallen, sondern auch zur damaligen bedeutendsten Grofimacht, Agypten, solite nach dem AbschluB des Freundschaftsvertrages durch einen EheschluB besiegelt werden: Ramses II. heiratete eine Tochter Hattušiliš’ III. nnd machte sie zur rechtmaBigen Konigin von Agvpten 10 * ). Den politischen Wert von solchen Familienbanden werden wir am besten zu wiirdigen vermogen, wenn wir sie kurz im Rahmen der damaligen politischen Methoden betrachten. Zum Gliick liefert uns dazu die El- Amarna-Korrespondenz reiches Vergleichsmaterial n ). Als Politikum spielt die Ankniipfung von Vervvandtschaftsbanden fiir die Beziehungen der Hofe von Agypten, Babylon und Mitanni eine sehr groBe Rolle 12 ). Die ‘) KUB XXIII, 1, II, 15 ff.; der Text ist neuestens ubersetzt worden von Gotze, Uber die bethitische Konigsfamilie, Archiv Orientalni, II, S. 157. ») W 9, Vs. 18 fi. ») KUB XXIII, 1, II, 3. ‘) W 1, Rs. 16fi., 24 u. a.; vgl. KBo I, 28; KBo IV, 4, III, 10g.; KUB XIX, 9,1, 19. s ) W 6, Rs. 8; vgl. auch We i d n e r, BoSt 8, S. 80 A. 2,1 sowie KBo IV 4, III, 15 f. *) resutu -Vertrag (s. o. § 1, S. 8, A. 6); keine Fluch- und Segensformel! ’) F 3, § 2, Z. 8; F 5, § 17, Z. 33—36. 6 ) Er wird trotzdem zum Herrscher eingesetzt, obwohl ihm sein (Adoptiv-)Vater Mašhuiluvvaš alles verwirkt hatte; F 3, §§ 7 f.; § 11; g 21, Z. 25 g. “ ») F 5, § 17. 10 ) E. Mejer, Geschichte des Altertums, II, l s , S. 484. n ) Knudtzon-Weber-Ebeling, Die El-Amarna-Tafeln, in VAB 2, 1. 1S ) E. Mey er, o. c., S. 151, 160, 484. 45 Regelung solcher Heiraten bildet das Hauptthema der diplomatischen Korrespondenz, falls man von dem unverhullten Betteln der babylonischen, mitannischen und assyrischen Konige um agyptiscbes Gold absieht x ). Babylonische und mitannische Prinzessinnen wandern in den Harem der Pharaonen, um den agyptiscben Goldstrom nach ihrer Heimat hinzuleiten. Interessant ist die Tatsache, daB die Pharaonen die um solchen Preis gewonnenen Gattinnen der Wiirde einer agyptischen Konigin nicht fiir wiirdig hielten 2 ). Ebenso schlug man in Agypten die Werbung des babylonischen Grofikbnigs Kadašman-Harbe um die Hand einer agyptischen Prinzessin glatt ab 3 ). Eine wesentlich andere Behandlung lieB man aber den Hethitern zuteil werden. Die Tochter Hattušiliš’ III. wurde als Gattin Ramses’ II. unter dem Namen Mat-Nofru-Re zur legitimen agypti- schen Konigin erhoben 4 j. Zieht man in diesem Zusammenhang auch die Moglichkeit heran, die sich dem Suppiluliumaš eroffnete, auf die seitens der Witwe Amenophiš’ IY. ergangene Aufforderung hin, den Pharaonen- thron durch einen seiner Sobne besetzen zu lassen 5 ), so kann man fest- stellen, daB man in Agypten zur Zeit des jiingeren Hattireiches wohl die Hethiter, keineswegs aber die kulturell hoher stehenden Babylonier und Assyrier als ebenbiirtig behandelte. Angesichts dieser Tatsache verdient eine um so groBere Beachtung die Weitherzigkeit, mit der man in Hattušaš selbst untergeordnete Vasallen durch Verschwagerungen an die Dynastie zu binden bestrebt war. Eine Erklarung zu dieser auf den ersten Blick sehr iiberraschenden GroBziigigkeit gibt uns der Umstand, daB wir in der Hetbitermonarchie einen Feudalstaat 6 ) und nicht etwa einen Beamtenstaat zu erblicken haben. Mit der Behandlung von zwischendynastischen Heiraten haben wir jedoch bereits das Gebiet der auBenpolitischen Beziehungen betreten. So >) Vgl. z. B. EA, No. 3, 13 ff.; No. 4, 36 ff.; No. 7, 64 ff.; No. 9, Ufi.; No. 16, 13 ff.; No. 19, 34 ff. usw. *) E. M e y e r, o. c., S. 160, 484. *) Knudtzon, EA, No. 4, Z. 6f.: Amenophiš IV. antwortete dem Kadašman- Harbe: „Von alters her (ak. ultum pana) ist eine Konigstochter von Agypten an niemanden gegeben worden“. ‘) Sie wird ,zur groBen konigliehen Gemahlin und Herrin beider Lander“, E. Meje r, Geschichte dea Altertums, II, 1* *, S. 484; Boeder, AO 20, S. 14. s ) KBo V, 6, III, I ff. (iibersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 12 ff.): um den in Syrien aiegreich vordringenden Suppiluliumaš von weiteren Eroberungen abzuhalten, sandte die Witwe des Pharao Piphurijaš (= Amenophiš IV. oder Tut-ench-Amun?; vgl. Friedrich, AO 24, 3, S. 13, A. 1) an ihn einen Gesandten mit der Bitte, er moge ihr einen seiner Sohne schicken, der in Agypten Pharao und zugleich ihr Gemahl werden solite. Das durch das MiBtrauen des Suppiluliumaš verursachte Zogem vereitelte die Verwirklichung des Projektes. — Vgl. dazu die Pestgebete des Muršiliš II., in KAF I, 2, S. 210, Z. 4ff. *) G8tze, Die Hethiter, ihr Reich und ihre Kultur, Neue Heidelberger Jahr- bucher, 1925, S. 20. — • 46 wollen wir im folgenden dievolkerrechtliche Stellung des Hatti- herrscbers sowie die Hauptformen des damaligen volkerrechtlichen Verkehrs naher zu bestimmen versuchen. Als der oberste Funktionar des Staates bat der GroBkonig das Recht und die Pflicht, den Staat naeh aufien hin zn vertreten. Seme Legitimation erscbeint so selbstverstandlich, daB sie nirgends ausdriiek- licb erwahnt wird. Sie ist in seiner Herrscherstellung verankert und ist in ihrem Wesen nur eine Auswirknng seiner Feldherrngewalt. Ebenso wie der Hattiherrscher als oberster Kriegsherr dariiber entscheidet, gegen welchen Nachbarstaat und auf welche Weise ein Krieg gefiihrt werden soli, verfiigt er aucb iiber die Modalitaten der friedlicben Regelung der Beziehungen zum betreffenden Staat, was namentlich durch den AbschluB eines volkerrechtlichen Vertrags gescbieht. Da nun einmal der GroB¬ konig berechtigt ist, Vertrage mit auslandischen Staaten abzuscblieBen, so ist es um so begreiflicber, daB er auch zum AbschluB von Vertragen mit Vasallen innerbalb der Reicbsgrenzen berechtigt ist. Der GroBkonig war aucb bestrebt, alle Faden der auswartigen Politik in seiner Hand zn vereinigen. Darum iibernimmt jeder Vasall die Verpflichtung, keinerlei selbstandige AuBenpolitik zu betreiben J ). Einerseits bedeutet dies den Verlust des aktiven und passiven Gesandt- schaftsrecbts, das nur unabbangigen Staaten zukommt.' So wurde selbst dem so bevorrecbteten Sunaššura die Verpflichtung auferlegt, keine Ge- sandten kiinftighin zu den Hurrileuten zu schicken, noch solche aus dem Hnrriland zu empfangen 2 ). Diese Auffassung konnen wir aucb in der El-Amarna-Korrespondenz feststellen. So veriibelte man in Agypten den agyptiscben Vasallen in Nordsyrien sebr die gastlicbe Aufnabme von hethitiscben Gesandten und erblickte darin ein scbweres Verbrecben 3 ) ( B Siinde“). Andererseits triflt den Vasallen eine weitgebende Meldepflicbt iiber alle Vorgange, die er aus dem Auslande oder von demselben erfiihrt 4 ). Hier diirfte es angebracbt sein, einiges zusammenfassend iiber den volkerrechtlichen Staatenverkebr dieser Zeit zu sagen. Im ostlichen Mittelmeerbecken gibt es in dieser Zeit mehrere GroBmachte: das durch seinen Goldreichtum bekannte Agypten, das von neuem er- stehende Assyrien, das die Erbschaft des immer mehr verfallenden Hurri- (= Mitanni-)Reiches antritt, das alte Babylonien, das Hattireich und das *) Namentlich auch keinen Tribut ans Ausland zu entrichten: F 1, § 8, 33 ff. >) W 7, IV, 28 ff. •) EA, No. 161, 47 ff. *) Dariiber auafuhrlicher unten S. 79. 47 ratselhafte Ahhijawa 1 ). Ihre Herrscher sind sich ebenbiirtig 2 ) (b. anteleš, ak. mihru). Das Verhaltnis zweier Reiche zueinander ist durch das Verhaltnis ibrer Herrscher bestimmt. Daher bildet den Ausgangspunkt im hethi- tischen Freundschaftsvertrag mit Agypten die Verbriiderung der beiden Herrscher 3 ), dasselbe konnen wir fiir den Vertrag Hattušiliš’ III. mit Kadašman-Turgu von Babylon feststellen 4 ). Der Inbegriff der Vorschriften, gleichsam einer hoheren Ordnung, wohl der Anfange des Volkerrechts nnd der comitas gentium (Volkerrechts- courtoisie) ist das (ak.) parsu Sa Sarrani 5 ). Dieser Begriff, der nach den Darlegungen Landsberge r s 6 ) urspriinglich die „gottliche Ordnung" bezeichnet, erscheint hier ohne den sakralen Charakter. Das parsu er- fordert, daB dem Konig bei seinem Regierungsantritt andere Herrscher Gesandte mit Geschenken schicken. Hattušiliš III. erhebt in seinem Briefe an Ramses II. lebhafte Vorstellungen daruber, daB der Pharao zn seiner Thronbesteigung keinerlei Gesandtschaft mit Geschenken ge- !) Vgl. dazu Forrer, Vorhomerische Griechen in den Keilschrifttesten von Boghazkoi (MDOG, No. 63, S. 1—22); Forrer, Die Griechen in den Boghazkoi-Texten (OLZ 1924, Sp. 113—118); Forrer, Forschungen, I, 2, Berlin 1929; J. Friedrich, Werden in den hethitischen Keilschrifttafeln die Griechen erwahnt? (KAF I, 1, S. 87 ff.); Forrer, Fur die Griechen in den BoghazkSi-Inschriften (KAF I, 2, S. 252 3.); Got z e, Madduwattaš, S. 50 ff. *) LDGALMKŠ an-te(7)-e-li-e-eš, in F 5, § 14, 10; LUG AL ku-i-e-es hvMI-IH-IRUIj-Tl, in KUB XXIII, 1, IV, 1; vgl. auch KBo I, 14, Rs. 7 (unten A. 5). — In den beiden Stellen werden die Lander aufgezahlt. Im Alakšanduš-Vertrag (F 5, § 14, 11 f.) werden genannt: Agypten, Šanhara (m. E. doch Babjlonien; anderer Ansicht Friedrich, Vertrage, II, S. 96 f.), Hanigalbat und Assyrien. Der Ištarmuwaš-Vertrag (KUB XXIII, 1, IV, 2f.) dagegen fuhrt an: Agypten, Babylonien, Assyrien und Ahhijawa. wobei aber das letztgenannte Land nachtraglich getilgt worden ist. — Vgl. auch noch W 3, II, 7 ff.; W 4, Vs. 6 f. s ) W 8, Vs. 7 ff., 15 ff.; vgl. S. 15, 61. *) Vgl. KBo I, 10, I, 7 ff. (= AO 24, 3, S. 24). “) KBo I, 14, Rs. 5 ff. (ubersetzt von Meifiner, ZDMG 72, 44 f.): Hattušiliš III. schreibt an Ramses II. u. a.: (ak.) 5) \a\-na-ku šarruta ut ~ ta as-sa-bat 6) [it a]l-ta mar šip-ra la-a taš-pu-ra ii par-su sa šarrani P 1 7) [ki s’arruia\ ut-ta as-sa-ab-ba-tu-ni u sar¬ rani P 1 mi-ih-ru-šu 8) [s'ul-ma-]na-ti damqati pl-ti lu-bu-ul-ta sa šarruti U t-M 9) [šamnd\ tdba sa na-ap-šu-ši u-še-bi-lu-ni-iš-s’u 10) u at-ia uma ma an-ni-ta-ma la-a te-pu-uš — 5) ,Ich habe das Konigtum (Meifiner: die Herrschaft) ergriffen, 6) [aber d]u hast einen Gesandten nicht geschickt, und wahrend es sonat Sitte unter Konigen ist, 7) [wenn man die Herrjschaft ergreift, dafi die Konige ihrem Kollegen 8) schone [Geschjenke, konig- liche Kleidung 9) und vohlriechendes [01] zum Salben schicken, 10) hast du diesen Tag das nicht getan". — In W 1, Rs. 11 begriindet Šuppiluliumaš sein Vorrecht, fremde (mitannische) Fliichtlinge nicht ausliefern zu mussen, mit dem Hinweis auf das parsu der Sonnengottin von Arinna. *) Landsberger, Sehwierige akkadische Worter, 1. parsu, im AOF, IT, S. 64 ff. 48 sehiekt habe 1 ). D as parsu regelt selbst den diplomatischen Briefstil 2 ). Bei Erkrankung eines Herrscbers sollten seine Nachbarn Kondolenz- gesandtschaften scbicken 3 ). Beim Tod von einem befreundeten Herrscher wurde Hoftrauer angeordnet 4 ). Befreundete Herrscher reden sicb gegenseitig als ,Bruder“ (ak. ahu) an 5 ). Diese Anrede wird von Hattušiliš III. dem assjrischen Konig Adadnirari znm Zeicben der scblecbten diplomatischen Beziehungen ver- weigert 6 ). Ebenso wird sie als ein Merkmal der Paritat zunachst nnr unter unabhangigen Herrschern verwendet. Wohl ist aber eine Ver- briiderung eines Vasallen mit einem koniglichen Prinzen moglicb, unter Umstanden politiscb sogar erwiinscbt. Eine solche verfiigt Suppiluliumaš, um seine Grenze gegen Mitanni zu sichern 7 ), fiir seinen Sobn Pijaššiliš, Konig von Kargamiš, sowie fiir alle seine Sobne mit Mattiwaza 8 ) und dessen Sohnen. Der diplomatiscbe Verkehr zwiscben den Staaten ist in seinem Wesen ein schriftlicher. Er wird durch G e s a n d t e (ak. mar Sipri ) ver- mittelt. Bei besonders feierlichen Anlassen, wie z. B. beim Uberbringen der silbernen Vertragstafel des Hattušiliš III. an Ramses II. wurden zwei Gesandte verwendet 9 ). Der Gesandte ist aber nicbt, so wie der moderne Diplomat zum selbstandigen Handeln im Rahmen seiner Vollmachten berechtigt 10 ), sondern *) Siehe Seite 47, Note 5. s ) Knudtzon, EA 42, Z. 16 ff.: Ein Ilattiherrscher beschwert sich in seinem Briefe an den Pharao dariiber, daB dieser in seinem letzten Briefe den eigenen Namen vor den des Hattiherrschers gesetzt habe. Der Hattiherrscher beruft sich dabei (Z. 18) auf das parsu-, leider ist die Stelle stark beschadigt. ’) Knudtzon, EA 7, Z. 8ff.: Der babylonische Konig Burnaburiaš erhebt in seinem Briefe an Amenopkis IV. lebbaft Beschwerde wegen Unterbleibens einer solchen. Der agyptische Gesandte fuhrt ihr Ausbleiben auf die groBe Entfernung der beiden Reiche zuriick, die die Verbreitung von Nachrichten verhindert hatte. *) Ifattušiliš III. erzahlt in seinem Briefe an Kadašman-Enlil in KBo 1,10, Vs.Z. 11—13 (iibersetzt boi Friedrich, AO 24, 3, S. 25), daB er nach dem Tode seines Verbiindeten, des babylonischen Konigs Kadašman-Turgu, zunachst „gemaB der Verbruderung geweint‘, hierauf „trocknete ich meine Tranen und schickte meinen Boten . . . und schrieb an die GroBen von Karduniaš (=Babylon)“. *) Vgl. dazu die El-Amarna-Korrespondenz, z. B.: EA 1, Z. 2, 3; EA 2, Z. 1, 6; E A 3, Z. 1, 3 u. a. — Diese Bezeichnung vervvendet man auch in Hattušaš, so z. B. in KBo I, 10, Vs. 2, gegeniiber dem babylonischen Konig Kadašman-Enlil. a ) G 61 z e, Hethiterreich, S. 40. ’) Vgl. W 1, Rs. 14 ff., 22 ff., 27ff.; durch diese Vertragsbestimmungen will Šuppi- luliumaš seine im Osten, auf Kosten des Mitannireiches gemachten Eroberungen durch Mattiwaza anerkannt vvissen, um so spatere mitannische Revindikationen von vornherein auszuschlieBen. 8 ) W 1, Vs. 63, 65 ff. 9 ) R o e d e r, AO 20, S. 36, §§ 2 und 3. ,0 ) Anzilotti, Lehrbuch des Volkerrechts, autoris. tlbers., Berlin-Leipzig 1929, S. 201: ,Tst die Eigenschaft einer Person als diplomatischer Agent auf diese Weise be- 49 seme Erklarungen sincl nur insoweit von Bedeutung, als sie durch urkund- liche Belege, die der Gesandte iiberbringt, gedeckt erscbeinen 1 ). Dadurch wird der Gesandte auf die Rolle eines Boten liinabgedriickt. Soweit es sicb feststellen laBt, haben wir es, wenigstens in der uberwiegenden Mebrzabl der Falle 2 ), nur mit speziellen, gelegentlicben Gesandten und nicbt etwa mit standigen, beim anderen Herrscber dauernd akkreditierten diplomatiscben Vertretern zu tun. Die Gesandten baben aber auBer dem Ubermitteln von Botscbaften noch eine andere wichtige Funktion zu erfullen. Sie iiberbringen dem Herrscher, an den sie geschickt werden, Geschenke ihres einheimischen Herrschers 3 ). Der Empfanger ist nunmehr verpdichtet, dem Schenker entsprecbende Gegengeschenke zu schicken. Dies muB geschehen, sobald man fremde Gesandte entlaBt. Daher halt man, falls man die Gegen- gaben nicht sofort zur Verfugung bat, die fremde Gesandtscbaft solange zuruck 4 ), bis dies gescbeben ist, oder man scbickt unter irgendeinem Entscbuldigungsgrund kleinere Gegengeschenke 5 ). Die Pflicht, fremde Ge¬ schenke zu erwidern, bzw. das Recbt, die eigenen erwidert zu erbalten, ist das Merkmal der Unabbangigkeit eines Herrschers. Abhangige Herrscber sind dagegen verpflichtet, ibrem Oberherrn von Zeit zu Zeit Geschenke zu schicken, ohne einen Ansprucb auf Gegengeschenke oder Entgelt zu haben 6 ). statigt, so rechnet das Volkerrecht dem Staat, der sie entsendet hat, alle von ihr bei der Ausiibung der Funktionen, fiir die sie beglaubigt oder legitimiert ist, vollzogenen Akte zu . . . Dagegen ist es unerbeblich, ob der Gesandte . . . nach den ibm erteilten Instruktionen gehandelt hat“. — Liszt-Fleischmann, Das Volkerrecht, 12. Aufl., S. 242, IVb. ‘) W 7, IV, 32 ff. *) Nur nach EA 7, Z. 8 ff., wo sich der beleidigte Burnaburiaš, Konig von Babylon, mit seiner Beschwerde an den agyptischen Gesandten wendet, konnte man vielleicht an eine standige agyptische Botschaft in Babylon denken. *) Vgl. z. B.: EA 1, Z. 65 ff.; EA 3, Z. 9 ff., 13 ff.; EA 4, Z. 36 ff. usw. *) EA 3, Z. 13ff.: Kadašman-ljarbe beschwert sich daruber, daB Amenophis III. seinen Boten durch sechs Jahre in Agypten zuriickgehalten und ,fur die sechs Jahre' nur 30 Minen Gold geschickt habe. — EA 35, Z. 35 ff. Der Konig von Alašia (Cypem) entschuldigt sich in seinem Brief an den Konig von Agypten, daB er dessen Boten drei Jahre lang zuriickgehalten hatte, damit, daB „die Hand Nergals' (des Pestgottes) in seinem Lande war. 5 ) KBo I, 14, Vs. 20 ff. (iibersetzt bei M e i B n e r, ZDMG 72, S. 61): Hattušiliš III. iibersendet dem Pharao statt des in groBerer Menge erbetenen Kizwatnaeisens nur eine eiserne Dolchklinge und vertrostet ihn mit dem Versprechen, spktor mehr schicken zu wollen. •) Die Verpflichtung zur Trihutzahlung gilt als Merkmal der Untertanigkeit: W 2, Vs. 6f.: die Assyrer wurden durch Šuttarnas Vater dem Mitannireich untertan (ak. arad abišu) geworden; als solche waren sie zur Tributleistung (ak. mandattum) ver¬ pflichtet. — AuBerordentlich lehrreich ist fur die Auffassung, daB nur ein Vasall zu Geschenken verpflichtet ist, ohne jedoch einen Anspruch auf Gegengeschenke zu haben, ein agyptischer Papyrus aus der Zeit um 1100 v. Chr. (Papyrus Golenischeff; zuletzt uber- Leipz. rechtavv. StudLen. Hoft 60. 4 50 Eiir die Stellung des GroBkonigs als Vertragssubjekt ist endlich Doppeltes bezeiehnend. Einerseits ist er der einzigeVollstrecker des Vertrags auf bethitiscber Seite. Er allein hat die getreue Vertrags- erfiillung, namentlich seitens der Vasallen zu iiberwacben. Verletzt der Letztere einzelne Vertragsbestimmungen, so ist nur der Grofikonig, nicbt aber auch die iibrigen Grofien des Hattireiches legitimiert, einzugreifen und die notigen MaBregeln zu treffen. Die Vorstellung, dali sich der Vasall durcb sein vertragswidriges Verhalten, das im Grande genommen einen Eidbruch bedeutet, auBerbalb der Rechtsordnung, gegeniiber der Gesamtheit in den Zustand der Vogelfreiheit versetzt hatte, ist nicht mehr vorbanden; sie ist bereits der Idee der obersten Richtergewalt des GroBkonigs gewichen. Ein Beispiel fiir diese Anffassung konnen wir aus der Zeit Muršiliš’ II. anfiibren. Duppi-Tešup, der Enkel und zweiter Nach- folger des Aziru, hatte entgegen der Vertragsvorschrift die hethitischen Flucbtlinge an Hatti nicbt ausgeliefert. Als die iibrigen ReichsgroBen ibm dieselben wegnabmen, erhielten sie von Muršiliš II. eine energiscbe Riige mit dem Hinweis, daB nur dem GroBkonig das Recht zustiinde, nacb seinem Ermessen in solchen Eallen Abbilfe zu schaffen 1 ). Dieser Aktiv- setzt bei Erman, Die Literatur der Agypter, Leipzig 1923, S. 225 ff.) Darin berichtet ein agyptischer Beamter, namena Un-Amun u. a. auch iiber seine Erlebnisse beim Fiirsten von Byblos (o. c., S. 228 ff.). Der agyptische Gesandte verlangt vom Fiirsten unentgelt- liche Lieferung von Zedernholz fur den Pharao und beruft sich darauf, daB die Vorganger des Fiirsten von Byblos gleichfalls Zedernholz geliefert haben. Der Fiirst gibt die fruheren Lieferungen zu, verweist aber auf die Tatsache, daB die Pharaonen seinen Vor- gangern Gegengeschenke machten (o. c., S. 231: „GewiB, die Meinen haben den Auftrag ausgefiihrt, aber der Pharao hat auch sechs Schiffe hierher geschickt, die mit agyptischen Waren beladen waren und man lud sie in ihre Speicher aus“ . . . „wenn der Herrscher von Agypten der Herr meines Eigentums ware und ich vare auch sein Diener, so hatte er nicht Silber und Gold geschickt* . . .). Da der Fiirst von Byhlos konsequent den Standpunkt seiner Unabhangigkeit von Agypten vertritt (o. c., S. 231: „ich aber, ich, ich bin nicht dein Diener und ich bin auch nicht der Diener dessen, der dich ausgeschickt hat“), erfolgt seine Lieferung vom Zedernholz erst, nachdem inzwischen die geforderten Gegengeschenke aus Agypten (o. c., S. 233f.) in Byblos eingetroffen sind. — Auch in den hethitischen Texten herrscht diese Auffassung vor. In einigen Vertragen (Tette, Aziru, Duppi-Tešup; dariiber ausfiihrlicher unten S. 82 ff.) regelt man ihre Hohe, hei Šunaššura halt man formell an seiner Tributpflicht fest, nur entscheidet man sich materiell zu ihrer Befreiung (W 7, I, 48). Auch Madduwattaš laBt sich von den Landern, die sich ihm anschlossen, Trihutleistungen versprechen (G 61 z e , Madduwattaš, Vs. 74, Rs. 32). Ja, die regelmaBige Entrichtung des Tributs wird oft als Merkmal der Treue angesehen (F 1, § 3, 9 f. — W 5, Vs. 9 ff., F 5, §§ 2 f.). *) KBo III, 3, III, 6—9: ,Hatte ich mich zu irgendeinem Zeitpunkt um die be- vraBten Gefangenen (vgl. S. 3, A. 5) bemuht, so wurde ich mich Allerhochstselbst („die Sonne*) darum bemuht haben, ich hatte sie Allerhochstselbst genommen undnach Hattušas ahtransportiert*, (iihersetzt von S o m m e r, BoSt 7, 52 und von Friedrich, KAF I, 2, S. 291). Alsdann nimmt Muršiliš II. die rechtliche Klarung des Prohlems vor, indem er an die Vasallen die Frage richtet (Z. 10 ff.): 10) šu-me-eš-ma-as-ma-as ku-e-iz me-mi- - ia-na-az EGIR-on 11) ša-an-fii-eš-kat-te-ni nu-us-ma-as šu-me-el Zl-az 12) ar-ha da-aš- 51 legitimation entspricht eine entsprechende Passivlegitimation. Der GroB- konig halt sich den Gottern gegeniiber fiir die Erfiillang des beschworenen Vertrags verantwortlich; darum kat er die Folgen einer Vertrags- verletzung wieder gutzamacken. So erklart Muršiliš II. im zweiten Pest- gebet, er sei bereit, wegen der Verletzung des Vertrags mit Agypten Entschadigung (h. šamikzil) zu leisten 1 ). Als Endergebnis konnen wir feststellen, daB der Hattiherrscher in seinem Reich der oberste Feldkerr, Gesetzgeber nnd Richter war. Durch positive Satznng (Verfassung), sowie durck Herkommen (Beratungsprinzip) war seine Mackt derart eingeschrankt, daB die traditionelle Auffassung von einer absoluten, aller Schranken baren orientaliscken Despotie fiir das Hethiterreick fallen gelassen werden muB 2 ). II. Die Vasallen. Als das zweite Vertragssubjekt ersckeinen in den Vasallen vertragen die Vasallen. Fiir die groBe Verbreitung des Vasallenwesens im Hethiter¬ reick sprickt vor allem die reiche Terminologie, die zur Bezeichnung von Vasallen dient: (sum.) ir — (ak.) ardu 3 ), (ak.) ša mamiti u ša rikši*), (ak.) ša mamiti 6 ), (h.) linkijaš antuhšaš 6 ), (h.) linganumanza 7 ); dabei wollen wir die unsicheren (k.) kuriicanaš 8 ) und (h.) hupati* 3 ) gar nickt beriick- sicktigen. Welch wichtige Stellung das Vasallentum in der inneren -kat-te-ni = „ihr aber, mit vvelchem Recht betreibt hinterher (dies), auf eigene Faust nehmet ihr sie weg“. — Alsdann zitiert er die Bestimmung aus dem Aziru-Vertrag und betont noch einmal (Z. 22 ff., ubersetzt bei Friedrich, KAF I, 2, 291 f.): „Hatte ich mich je um sie (sc. die Fliichtlinge) bemiiht, so wiirde ich mich selbst um sie bemuht (und) sie genommen haben”. Die Angelegenheit wird mit nochmaligem Verbot an die Vasallen beendet (Z. 24ff.): su-me-eš-ma-aš-za ZI -az ku-wa-at 25) da-aš-kat-te-ni ki-nu- -na-kan a-pu-u-uš NAM. RA. MEŠ 26) A. NA Wup-pi-°U ar-ha li-e da-aš-kat-te-ni — „ihr aber, warum nehmt sie immer; jetzt solit ihr diese Gefangenen dem Duppi-Tešup nicht (mehr) "wegnehmen“. ') G 61 z e, Pestgebete, in KAF I, 2, S. 216, § 10, Z. 7 ff. 2 ) So mit Recht Koschaker, Forschungen und Ergebnisse in den keilschrift- lichen Rechtsquellen, in SZ 49, S. 1991; ebenso Friedrich, Indogermanische Forschungen, 47. B. (1929), S. 3781; Gotze, N. Heidelb. Jahrb. 1925, S. 191 3 ) W 1, Vs. 39, 48; W 3, I, 7; W 7, I [8?], 38 (als Gegensatz dazu (ak.) kittum šarrum — rechtmaBiger Konig, eod. Z. 39); F 3, § 24, 12; Madduwattaš, Vs. 21, Rs. 89. *) W 3, II, 261; W 4, Vs. 15; W 9, Rs. 8. ') F 4, § 4, 53. •) F 1, 8 9. [6]; F 3, § 6, 46. !)F6, § 15, 36. 8 ) Auch (h.) kuirwanaš, kuraivanaš-, F 2, § 3, 16; F 3, § 18, 25; F 5, § 11, 77; im Madduwattaš-Text (Rs. 89) als Gegensatz zu (sum.) ir; weitere Belegstellen bei Fried¬ rich, Vertrage, I, S. 76. — Zur Bedeutung dieses Wortes vgl. Forrer, MDOG 63, S. 19; OLZ 1924, Sp. 117; KAF I, 2, S. 267, A. 2; Friedrich, Vertrage, I, S. 761 und KAF I, 1, S. 1061; Gotze, Madduwattaš, S. 1401 ®) Gatze, Madduwattaš, Vs. 20, 44, Rs. 19; zur Bedeutung vgl. S. 105. 4* 52 Organisation des Hattireiches eingenommen hat, ersehen wir auch aus der Tatsache, das sich das hethitische Heer zu einem groBen Teil aus Kontingenten der einzelnen Vasallen zusammensetzte; die agyptische Schilderung der Schlacht von Qadeš (1308 v. Chr.) gibt uns davon ein gutes Bild 1 * ). Die Grundlage der Vasallitat bildet die Eidesleistung des Vasallen, dadurch tritt dieser in das Verhaltnis der Treue zum GroBkonig. Er wird znm „Untertanen des Eides a =lingajaš IRTU M*). Die Bedeutung des Eides gelangt aucb in den Bezeichnungen des Vasallen: (h.) linkijas antuhšaš, linganuicanza, (ak.) ša mamiti (« ša rikši) deutlich zum Ausdruck. Auf die Vereidigung des Vasallen folgt als zweiter Akt seine Ein- setzung in die Herrschaft des ibm zugedachten Landes durch den Grofi- konig. Diese Zweiteilung erinnert entfernt an die beiden Elemente des mittelalterlichen Lebenswesens: die Vasallitat und das Benefizialwesen 3 * ). Die Vereidigung des Vasallen erfolgt auf die Person des regierenden GroBkonigs und auf seine mannlichen Nachkommen*). Die Belehnung des Vasallen umfaBt wiederum zwei Akte: die Aus- stellung der Belehnungsurkunde und die Einfiihrung des Vasallen in die Herrschaft. Von der Ausstellung der Urkunde wird in unseren Vertragen nur selten 5 ) gesprocken, da man dies wohl als selbstverstandlich voraus- setzt 6 * ). Zur Ausstellung der Belehnungsurkunde ist Dreifaches erforder- lich T ): sie muB vom GroBkonig bzw. auf dessen GeheiB verfaBt (ak. šataru — schreiben) werden, der GroBkonig muB sie siegeln (ak. kanaku) und dem Vasallen iibergeben (ak. nadanu = geben). Die Einfiihrung des Vasallen in die Herrschaft liber das ihm zu- gedachte Land (die Investitur) erfolgt, indem der GroBkonig „das L and auf den Vasallen vereidigt“ 8 ). Dieser Ausdruck wird in unseren Ver¬ tragen nirgends naher erklart, da er offenbar allgemein bekannt war. *) Roeder, AO 20, S. 28: Unter anderen werden die Truppenkontingente erwahnt: von Mitanni (=Naharin, vgl. dazu Erman-Ranke, Agypten und agyptisches Leben im Altertum, S. 88; Knudtzon, EA, S. 1040, 1065, 1072), Arzawa, Pitašša, Ma5a, Kizwatna, Qadeš. ’) So z. B. KBo IV, 4, IV, 60, 68 (iibers. bei Friedrich, AO 24, 3, S. 11). *) Vgl. SchrSder-KiinBberg, Handbuch der deutschen Rechtsgeschichte, 6. Aufl., Leipzig-Berlin 1922, S. 168ff.; Brunner-Sehwerin, Deutsche Rechts¬ geschichte, II. Band, 2. Aufl., Munchen-Leipzig 1928, S. 329. *) z. B. KBo IV, 4, IV, 59 f. (ubersetzt bei F r i e d r i c h , AO. 24, 3, S. 12); F 1, § 8, 21 f. «) W 6, Vs. 3 ff.; W 9, Vs. 5 f., 29 f. *) Die in A. 5 zitierten Belegstellen beziehen sich auf die Vertrage: Muršiliš II.- Rimišarma (W 6), Šuppiluliumaš-Aziru (W 9) und Hattušiliš III.-Bentešina (W 9). Dabei ist in den beiden erstgenannten Vertragen von der Ausstellung der Urkunde nirgends die Rede. ’) Vgl. oben § 2, S. 16 f. ») F 1, § 7, 17 f.; F 3, § 4, 29 f.; 2 BoTU 58 B, § 96, Z. 12 ff. (=KBo IV, 4, III, 13 ff.): 12) DUMU ILUGAL -»SIN-ah 1-NA KUR vmKar-ga-mu LUGAL>n i-id]-nu-un 13) nu- 53 Vielleicht gehen wir mit der Annahme nicht fehl, daB man darunter den Treueid der GroBen des betreffenden Landes dem neuen Vasallen gegeniiber verstanden hat. Im Einzelfall wird es wohl von der rechtlichen und gesell- schaftlichen Struktur des Landes abgehangen sein, welehe Schicht der Be- volkerung als Fiibrerschicbt galt. So erfahren wir z. B. aus dem Maddu- wattaš-Text, daB der abtriinnig gewordene Vasall im Land Pitašša „die Fiirsten und die Altesten des Landes Pitašša “ fiir sich in Eid genommen bat 1 ). Der GroBkonig kann die Vereidigung des Landes bereits zu Leb- zeiten des regierenden Vasallen auf dessen prasumptiven Nachfolger vor- nehmen lassen; dies geschiebt zugunsten von Kupanta-KAL nocb unter der Herrschaft seines Stiefvaters Mašhuiluwaš 2 ). Eine Besonderheit weist der Bericbt iiber die Investitur des Duppi- Tešup insofern auf, als dieser gemaB der im Vertrag bericbteten Vor- geschicbte zunachst in die Herrschaft von Amurru eingefiihrt und erst dann auf den Hattiherrscher und auf das Hattiland vereidigt worden ware 3 ). Eine Investitur ohne vorherige Kommendation ist allerdings schwer denkbar; die Darstellung paBt in den Rabmen des iiblichen Ver- tragsstils mit der bekannten Tendenz, die Vorausleistung des GroBkonigs vorzufiihren. Hochstwahrscheinlich wird es sich um zwei zeitlich mit- einander aufs engste verkniipften Vorgange gehandelt haben. Die (ak.) resutu -Vertrage, die mit den nachsten Verwandten des GroBkonigs abgeschlossen wurden, nehmen, — wenn wir uns auf den allerdings stark beschadigten Birni šarma-Vertrag 4 ) verlassen diirfen —, insoferne eine Ausnahmestellung ein, als man bei ihrem AbschluB von einer Vereidigung des Vasallen iiberhaupt abgesehen hat. Offenbar hat man in solchen Fallen die Bande des Blutes als eine hinreichende Vertrags- sanktion, die den Eid ersetzte, angesehen. In der Begel tritt der Vasall allein als Vertragssubjekt auf. Aus- nahmsweise wird jedoch auch das Volk des betreifenden Landes zumVer- tragsschluB herangezogen. Dariiber soli naheres im nachsten Abschnitt bei der Behandlung der Bolle des Volkes gesagt werden. Vorher wollen wir jedoch noch kurz auf die horizontale und vertikale Gliederung des Hattireickes eingehen. Was die territoriale Einteilung 6 ) -us-si KUR vnv Kar-ga-mis se-ir li-in-ga-nu-nu-un 14) IRi-nii-sar-ma-an-ma DUMU ITe-li- -pi-nu I-NA KUR oru Hal-pa 16) LUGAL-an i-ia-nu-un nu-uš-ši KUR dru Hal-pa se-ir li-in- -ga-nu-nu-un = „[Den X?], den Sohn des LUGAL-OjSAV-cA, machte icR im Land KargamiS zum K6nig, 13) auf ihn habe ich das Land Kargamiš vereidigt. 14) Den Rimišarma, den Sohn des Telipinuč, machte ich im Land Halpa 16) zum Konig und vereidigte auf ihn das Land Halpa/ J ) Madduwattaš Rs. 39, vgl. auch .Vs. 74. s ) F 3, § 4, 29 f. ») F 1, § 7, 17 f.—§ 8, 22. 4 ) W 6, vgl. hes. Rs. 1—16. 5 ) Vgl. dazu G o t z e, Die Hethiter, ihr Reich und ihre Kultur, S. 20 f. 54 betrifft, mussen wir zwisehen dem engeren Hattireich und den vertraglich angegliederten Vasallenlandern unterscheiden. Bei ihren kriegerischen Eroberungen berichten die Hethiterkonige, daB sie entweder das Land an Ort und Stelle (h. pi-e-di-iš-ši) *) u ) unterwarfen oder aber, daB sie es zu einem Land des engeren Hattireiches bzw. „der Sonne“ i) 2 ) machten. Im ersteren Fali wird dem betreffenden Land gegen Entrichtung von peri- odiscken Leistungen doch eine gewisse Selbstandigkeit belassen. DaB darin viele Abstufungen moglich sind, zeigen zur Geniige die behandelten Vertrage. Wahrend in den Landern der Arzawa-Vasallen bethitische Garnisonen stehen 3 ), werden sie in den iibrigen Vertragen nirgends er- wahnt; die Stellung Sunaššuras ist derart selbstandig geregelt, da6 sie selbst modernen Forschern als die eines unabhangigen Herrschers er- scheint 4 ). In der feinen Abwagung aller psychologisch - politiscben Momente erweisen sich die Hetkiter als grofie Meister, und man konnte sie darin geradezu als Vorlaufer der Romer bezeichnen. Nahezu unerforscht ist noch die standische Gliederung des Hatti- reicbes. Sie wurde durch den kriegerischen Charakter des Staates ent- scheidend beeinfiufit. Fiir die £ortwahrenden Kriege hatte namlich der GroBkonig Heereskontingente notig, anf die er jederzeit rechnen konnte. Wie ans den Dienstinstruktionen hervorgeht, waren die obersten Reichsstande „die Konigssohne“ (sum. dumu lugal) und „die Herren “ (sum. en). Auf ihre Treue solite sich der Konig immer verlassen konnen. Darum war ihnen untersagt, zu irgend jemandem sonst — wohl inner- halb des Hattireiches — in ein Vasallitatsverhaltnis zu treten 5 ). Die Bedeutung der „Herren “ zeigt sich namentlich darin, daB sie vom GroB- konig oder vom Vasallen im Fali, daB diese selbst verhindert sind, mit dem Oberbefehl betraut werden konnen 6 ). Sonst ziehen sie an der Seite i) z. B.: 2 BoTU 48, § 28, Z. 25, 30f.; vgl. auch P 3, § 3, 16f. *») Das „am Orte“ unterwerfen ist — nach freundlicher Mitteilung des Prof. 6 6 t z e — das Oppositum zum Umsiedeln der Bevolkerung. Eine solche Behandlung traf namentlicli diejenigen, die mit der Wafie in der Hand besiegt wurden. Die Volker- schaften, die sicli freiwillig unterwarfen, behielten infolgedessen meistens eine groBere oder kleinere Selbstandigkeit im Rahmen des Hattireiches. ! ) 2 BoTU 48, § 33, Z. 92: na-at EGIR-pa .SA KUR uru Ha-at-ti KUR-e i-ia-nu-un = ,und ich machte es wiederum zu einem Land des Hattireiches'; 2 BoTU 62, § 189, Z. 28. — .Lander der Sonne' bei Madduwattaš, Rs. 29, 56, 57. ') Vgl. S. 70, A. 4; S. 90, AA. 6-7. «) Vgl. oben § 1, S. 7, AA. 2—3. 5 ) KUB XXI, 42, III, 3—6: 3) na-aš-ma-za ku-i-e-es EN. MEŠ DUMU. MEŠ LUG AL-ia nu-za 4) ŠA MA. ME. TI li-e ku-is-ki ku-e-da-ni-ik-[ki\ 5) ki-ša-ri [k]u-iš-ma-za ŠA MA. ME. Tl ku-e-d[a-n\i 6) ki-ša-ri na-at GAM-an NI. EŠ DINGIR /j ™ GAR-ru = 3) „Oder welche Herren und Prinzen (sind), 4) (von denen) soli keiner zu irgend jemandem ein (Mann) des Eides 5) werden. Wer aber zu irgend jemandem ein (Mann) des Eides 6) vvird, so soli dies unter Gottereid gelegt werden“. — Vgl. auch die Aufzahlung in KAF I, 2, S. 166 ff.: § 2, 14, § 3, 17, § 4, 35. «) Vgl. W 3, II, 20, III, 5; W 4, Vs. 12, 29; W 7, III, 6 u. a. 55 des GroBkonigs in den Krieg und iiben dort ein selbstandiges Beuterecbt aus 1 ). Bis zu einem gewissen Grad bilden sie eine Parallele zu dem ursprunglichen arischen Adel der marjannu 2 )-Leute im Mitannireich. Mit- unter wird der Titel „Herr“ geradezu zur Bezeichnung der Stellung des einzelnen Vasallen verwendet, insofern diesem nicht etwa der Konigsrang eingeraumt wird 3 ). Daneben wird es wohl anch niedere Vasallen gegeben baben. Dazu diirften m. E. die „Waffenleute“ (LUGIŠKU) und die„Lebensleute(LU ILKI), die in der Rechtssammlung vorkommen 4 ), gebort haben. Fiir sie gilt der Grundsatz, daB zum Erwerb des erledigten Anteils eines Waffenmannes der Lehensmann ein Vorrecbt hat, falls er die damit verbundenen offent- lichen Lasten iibernehmen will; dasselbe Vorrecbt stebt dem Waffenmann betreffs des erledigten Anteils eines Lebensmannes zu. Entgegen der Ansicbt von Eabricius 5 ), der in sebr verdienstvoller Weise die ein- scblagigen Probleme untersucbt bat, glaube ich an der Auffassung fest- halten zu miissen, daB es sicb dabei um eine Arbeits- bzw. Funktionen- teilung gebandelt baben wird. Dem Waffenmann oblag die Teilnabme am Krieg, dem Lehensmann die Bestellung der Felder; den Ertrag wird man in irgend einer Form geteilt haben. Den Hauptgrund fiir diesen Standpunkt bietet mir die Tatsache, daB man neben dem Waffenmann nur von einem Lehensmann, sowie umgekebrt, spricht. Dies ist am leichtesten verstandlich, wenn der andere durcb die wirtschaftliche Ver- bundenbeit auf diese Weise bereits bestimmt erschien. Hatten wir es nicht mit solcben Verhaltnissen zu tun, so wiirde die Regelung, dafi den Anteil eines Waffenmannes ein Lehensmann, und umgekebrt, zu erwerben bevorrecbtigt sein soli, hochst eigentumlich sein. Ware es docb einfacher, dafi zum Erwerb des Anteiles eines Waffenmannes ein anderer Waffenmann, zum Erwerb des Anteiles eines Lebensmannes ein anderer Lehensmann das Vorrecbt hatte 6 ). — Ubrigens spielt diese Frage fiir die Erforscbung *) In den historischen Berichten wird neben der Beute des GroBkonigs auch eine eigene Beute der „Herren, Krieger (und) Wagenkampfer“ ervvahnt: z. B. 2 BoTU 48, § 28, 34 f.; 2 BoTU 48, § 30, 53 f.; 2 BoTU 48, § 41, 42. s ) Vgl. dazu E. Meyer, Geschichta des Altertums, II, 1*, S. 102f. und passim; Gustavs, Eigennamen von marjannu-Leuten, in ZA, N. F. II, S. 297 ff.; Hrozny, Die Lander Cburri und Mitanni und die altesten Inder, im Archiv Orientalnf, I (1929), S. 105, 107. *) F 3, § 3, 21 (Mašhuiluwaš), § 4, 27, § 7, 22, § 11, 31, § 21, E 14 (Kupanta-KAL) u. a. ‘) §§ 40-41. 6 ) Knud Fabricius, Tbe Hittite System of Land Tenure in the Second Mil- lennium B. C. (salihan and luzzi), in Acta Orientalia, VII, S. 275—292. *) Anderer Ansioht G o t z e, Neue Bruchstiicke zum groBen Text des Hattušiliš, in MVAeG 34, 2, S. 59, A. 1. — G 6 t z e verweist darauf, daB der Wortlaut der hethitischen Gesetze keinen Beweis fiir die Annahme von derartigen Wechselbeziebungen bietet. Dies zugegeben muB man anderseits feststellen, daB der Wortlaut auch keinen Beweis gegen eine solche Annahme bietet. 56 der Staatsvertrage keine Rolle, da die beiden Arten der Lebensleute darin nicht vorkommen. Interessanter ist fiir uns die Herkunft der in den behandelten Ver- tragen vorkommen den Vasallen. Wir haben bereits darauf hingewiesen, daB man besonders wichtige Platze (Kargamiš, Halpa) in Hattušaš am liebsten den hethitischen koniglichen Prinzen anvertrante. In Nordsyrien bebielten die von Agypten zu Hatti iibergetretenen Fiirsten von Amurrn nnd Nuhašši (Aziru und seine Nacbkommen, Tette) ihre bisberige Herrscbaft bei. Die iibrigen Vasallen waren jedocb meistens Fluchtlinge, die dem betbitiscben GroBkonig die Durchsetzung ibrer sachlicb wobl nicbt immer begriindeten Anspriicbe gegen ibre Heimat zu verdanken batten. Bracbten die betbitiscbe Diplomatie und Heeresmacbt ibre Wiinsche zur Verwirklicbung, so gerieten sie selbst in Abbangigkeit von Hattušaš, wo man in diesen entwurzelten heimatlosen Existenzen, die besten Stiitzen tur die Beberrscbung von entlegenen Provinzen gefunden zu baben glaubte. Dies war der Fali bei Mattiwaza von Mitanni*), Mašhuiluwaš von Arzawa * 2 ), Manapa-Dattaš vom SehafluBland 3 ) und bei Madduwattaš 4 ). Bei diesen unrubigen Naturen kann uns auch die Erscbeinung nicbt iiber- rascben, daB bei einigen von ibnen spater die Bestrebungen zutage traten, sicb aucb von Hatti loszureiBen (Mašhuiluwaš 5 ), Manapa-Dattaš 6 ) und Madduwattaš 7 * ). In Anbetracbt dieser Tatsache wird die Bedeutung verstandlich, die man in allen Vertragen der Auslieferung von Fltichtlingen beimiBt s ). Dabei kann man die ausgesprocbene Tendenz der Hetbiter feststellen: heimische Fliichtlinge moglichst zuriickzubekommen, fremde dagegen — wobl zur Verstarkung der Heeresmacbt — ins Hattireicb zu locken und sie fiir den betbitiscben Dienst zu gewinnen. In diesem Zusammenbang gewinnt aucb die fiir den »Herrn des Kriegslagers" 9 ) erlassene Vorscbrift ihren guten Sinn. Der Befeblshaber hat namlicb fiir einen Fremden, der im Lande angesiedelt wird, zu sorgen. Er bat ihn mit Saatgut, Rindern und Scbafen, aber aucb mit Kaše, Lab und Wolle zu versorgen 10 ). Es ist die gleiche Taktik, die bei der Aufnabme des Madduwattaš, befolgt >) Vgl. W 1, Vs. 53 ff.; W 2, Vs. 17 ff. s ) Vgl. KBo IV, 4, IV, 56 ff. und F 3, § 2, 3 ff. *) Vgl. F 4, § 1 ff. 4 ) Madduwattaš, § 1. *) F 3, § 4, 32 ff. — § 6. «) F 4, § 3, 29 ff., vgl. 2 BoTU 48, § 27. 'l Madduwattaš, §§ 8 ff. *) Vgl. unten S. 64 f., 80 f. *) G 6 t z e (, Madduwattaš, S. 63) bezeichnet ihn als „ einen hohen Militar“. ,0 ) KUB XIII, 2, III, 36ff.; iibersetzt bei Gotze, Madduwattaš, S. 63. 57 wurde 1 ). In dieser Populationspolitik erinnert das Hethitertum leise an die Bestrebungen des nenzeitlichen Merkantilismus 2 ). III. Das Volk. In der Regel schliefit der Vasall allein mit dem GroBkonig den Vertrag ab, mitnnter werden jedoch aucb die (ak.) mar e oder LtJMBŠ des betreffenden Landes znm Vertragsabschlufi herangezogen. Wer nnter den (ak.) mare (= „Sobne“), bzw. LIJMEŠ (= „Leute“) des Landes zn verstehen ware, wird nirgends naher bestimmt; wir werden wohl kaum feblgeben, wenn wir an die Groben, „die Altesten* * des in Betracht kommenden Gebiets denken. Auch in der Art and Weise, wie man das Volk znm VertragsabschluB beranzieht, laBt sich eine feine Abwagung von realpolitiscben Tatsachen wahrnehmen. Im Vertrag mit Manapa-Dattaš beschrankt man sicb auf eine fiiichtige Erwahnung der „Sobne“ des SehafluBlandes und des Appawija- landes in der Fluchformel 3 ). Im Mitanni-Vertrag nehmen sie an der Be- schworung des Vertrags zugleicb mit dem Vasallen teil, fiir sie wird auch eine eigene Finch- und Segensformel aufgestellt *). Am weitesten geht jedoch die Mitwirkung des Volkes im Hajaša-Vertrag, wo es neben dem Vasallen als selbstandiges Vertragssubjekt auftritt 5 ). Wahrend im Manapa- Dattaš-Vertrag den Hethitern eine schwache Kontrolle durch das betreffende Volk geniigte, erscbienen ihnen anderwarts weiter gehende MaBregeln notig. In dem bisher unabhangigen Mitanni lag es im Interesse sowohl des Hattireich.es als auch des neuen Konigs Mattiwaza, der doch nur ein hethitischer Exponent war, das ganze Volk durch seine GroBen als die berufenen Reprasentanten durch die Eidesleistung an Hatti zu binden. Im halbbarbarischen 6 ) Hajašaland waren vielleicht besondere, uns nicht naher bekannte verfassungsrechtliche Zustande (Stammesorganisation) bestimmend gewesen, oder aber war dort die staatliche Organisation noch nicht so weit fortgeschritten, daB man sich mit dem Treueversprechen des Huqqanaš allein liatte zufrieden geben konnen. Moglicherweise vermochte der Hajašahauptling als Emporkommling das volle Vertrauen in seine Bestandigkeit in der Trene zu Hatti nicht zu erwecken. >) Vgl. Madduwattaš, §§ 1—3. *) Vgl. z. B. C o n r a d , GrundriB znm Studium der politiachen Okonomie, I. Teil, 10. Aufl., Jena 1921, S. 422. •) F 4, § 19, 29 f. (nur in der Fluch-, nicht aber auch in der Segensformel). *) W 1, Es. 59 S., 70fE.; W 2, Rs. 25ff., 35ff.. 44 3., 53fi.; vgl. auch W 1, Vs. 68 ff. ») F 6, IV, § 35 ff. # ) Šuppiluliumaš bezeichnet dem Huqqanaš gegeniiber das Hajašaland als (h.) dampupi — minderwertig, barbarisch (F 6, § 29, 32); vgl. zu diesem Ausdruck Friedrich, Vertrage, II, S. 153. 58 Ansonsten wird in den behandelten Vertragen dem Volke eine vollig untergeordnete Rolle zuteil. Man gedenkt seiner nur, wenn es gilt, irgend eine erwiinschte MaBregel mit seinem angeblichen Murren zn begrunden (so die Adoption des Kupanta-KAL durch Mašhuiluwaš '), die dem hethiti- scben Prinzen die Nacbfolge in Mira nnd Kuwalija sichern soli). Weiter erwahnt man das Volk, wenn man auf seine Kosten dem Vasallen ein Recht in Anssicht stellen will; so verspricbt Muršiliš II. dem Targašnalliš, daB er ihn gegen alle Umstnrzversuche des Volkes halten werde * 2 ). Ahnlich sichert Muwatalliš dem Alakšandnš zn, etwaigen Volkswiinschen, die sich gegen die im Vertrag vereinbarte Thronfolge rickten sollten, keine Be- acktung schenken zn wollen 3 ). Wohl wird aber die Treue des Volkes zum GroBkonig riihmend hervorgehoben, wenn sich der Vasall gegen den Hattiherrscher erhebt 4 ). Die Trene des Volkes zum Vasallen findet somit an der Treue zum GroB¬ konig ihre Grenze. Auffallig ist es, daB in unseren Vertragen dem Vasallen keine Ver- pflichtungen gegeniiber dem Volk und auch keinerlei Einschrankungen seiner Macht gegen das Volk auferlegt wurden. Diesem Umstand haben wir es in hohem MaBe zuzuschreiben, daB wir ttber die politische Organi- sation des Volkes so wenig ertahren. Als seine Organe treten in den Stadten entweder „die Altesten“ (sum. lu. meš šu. gi ) 5 ), oder aber die Fiirsten LU tapanjalleš 6 ) auf. Von ihren horen wir nur, wenn sie sich bei Kriegsziigen dem GroBkonig unterwerfen, oder wenn sie sich einem Em- porer anschlieBen 7 ). § 5. Bestimmungen des Vertrags mit Agypten. I. Vorgeschichte. Eine wahre Perle in der Geschichte der zwischenstaatlichen Be- ziehungen und des altesten Volkerrechts ist der 1292/1 v. Chr. 8 ) zwischen Hattušiliš III. und Ramses II. geschlossene Vertrag. 16 Jahre nach dem ‘) F 3, § 4, 24. ! ) F 2, § 8, 44 ff. 3 ) F 5, § 6, 62 ff. ‘) F 3, § 26, 14 ff. 6 ) Madduwattaš, Vs. 73, Rs. 39; (sum.) lu.mes su. gi werden oft in den Dienst- instruktionen erwahnt, z. B. KUB XIII, 2, II, 27, III, 10 (sie wirken bei der Reohtspflege mit). — Vgl. Art. „Alteste“ (Palastina-Sjrien) von Alt, in Eberta ReaIlexikon der Vor- geschicbte, I, S. 1171 s. v, e ) Madduwattaš, Rs. 39. ’) Bei Unterwerfung z. B. in KBo IV, 4, IV, 31 (ubersetzt von Friedrich in AO 24, 3, S. 11); beim Abfall z. B. Madduvvattaš, Rs. 39. 8 ) Datierung nach Bilabel, Geschichte Vorderasiens, I, S. 158, 294; Ro e d er, AO 20, S. 23, versetzt den AbschluB des Vertrages in das Jahr 1271, E. M e y e r, Ge¬ schichte des Altertums, II, 1, 2. Aufl., S. 479, in das Jahr 1278 v. Chr. 59 bewaffneten ZusammenstoB in der Schlacht bei Qadeš finden sich die an- gesehensten GroBmachte der damaligen Kulturwelt bereit, in den gegen- seitigen Beziehungen eine friedliche Ara einzuleiten. Kein Wnnder, daB dieses Ereignis iiberall Aufsehen erregte 1 ). Der babylonische Konig Kadašman-Enlil erkundigte sich bei Hattušiliš III. uber den Sinn des Vertrages 2 ), Ramses II. klarte den Konig von Mira liber den Vertrag auf 3 ), die Herrscherinnen Naptera von Agypten und Puduhepa von Hatti, wechselten gegenseitige BegriiBungsschreiben 4 ) ans, eine Reise des agypti- schen Herrscherpaares nach Hattušaš wurde erwogen 5 ), endlich, 13 Jahre nach dem VertragsabschluB, wurde die Vermahlung einer Tochter des Hattušiliš III. mit Ramses II. vollzogen 6 * ). In der Folgezeit schickte noch der Nachfolger Ramses’ II., Merneptah, anlaBlich einer Hungersnot Schiffe mit Getreide nach Hatti T ). liber die Verhandlungen, die dem AbschluB des Vertrags voraus- gegangen sind, sowie iiber die Redigierung des Textes liegen keinerlei Berichte vor. Die Finesse der Stilisierung, die gleiche Reihenfolge der Vertragsbestimmungen berechtigen uns zur Vermutung, daB in irgend einer Form eine Kommission von hethitischen und agyptischen Diplomaten die Vertragstexte vorbereitet habe. Der agyptische Text berichtet einiges iiber die Ubergabe der hethiti¬ schen silbernen Vertragstafel an Ramses II. 8 ). Am 21. Tage des ersten Wintermonats seines 21. Regiernngsjahres (= 1292 v. Chr.) begab sich der Pharao nach der Stadt von „Haus des Ramses, Geliebter des Amon“ und empfing daselbst zwei hethitische Gesandte, die ihm die silberne Tafel des Hattušiliš III. iiberbrachten. Der eine von den Gesandten hieB Tari-Tešup 9 ), wahrend der andere nach einer unsicheren Konjektur Roeders 10 ) in irgendeinem Verhaltnis zuKargamiš gestanden haben konnte. ‘) Vgl. dazu MeiBner, ZDMG 72, S. 58 ff.; Roeder, AO 20, S. 14. *) Vgl. KBo I, 10, I, 55 £F.; ubersetzt von MeiBner, ZDMG 72, S. 60 und Friedrich, AO 24, 3, S. 26 (die Erganzungen der beschadigten Stellen weiehen in den beiden Obersetzungen erheblich voneinander ab). 3 ) KBo I, 24, Rs. 5 ff.; iibers. bei MeiBner, ZDMG 72, S. 58; s. unten S. 100, A. 7. *) KBo I, 29; ubersetzt bei MeiBner, o. c., S. 59 und bei Friedrich, AO 24, 3, S. 23; vgl. S. 62. 5 ) KBo I, 21, Rs. 9 ff.; ubersetzt bei MeiBner, o. c., S. 61 f. •) E. Meyer, Geschichte des Altertums, II, 1, 2. Aufl., S. 483 f.; Roeder, o. c., S. 14. ’) E. Meyer, o. c., S. 530; Roeder, o. c., S. 14. 8 ) Roeder, o. c., S. 36, § 2. 9 ) So jetzt Gustavs, Zeitschrift fiir agyptische Sprache, 64 (1929), S. 56 (nach freundlicher Mitteilung von Prof. J. Friedrich). 10 ) Roeder, o. c., S. 36, § 2; zvveifelnd Langdon-Gardiner, The treaty of alliance between JJattušili . . . and the pharaoh Ramesses II., S. 186. 60 Hier durfte es am Platze sem, einige Bemerkungen zur agyptischen Abschrift des Vertragstextes einzuschalten. Vor allem verdient es hervor- gehoben zu werden, daB nacb agyptischer Darstellung der Vertrag auf eine Anregung Hattušiliš’ III., „um Pri eden zn erbitten“, zustande gekommen sein soli 1 ). DaB sicb diese Bekauptnng mit der im ganzen Vertrag peinlichst gewahrten Gleichberechtigung beider Herrscber, die auch in der Ubersendung der silbernen Platte mit dem Vertragstext seitens Ramses’ II. an Hattušiliš III. zum Ausdruck kam, nicht ver- einbaren laBt, liegt anf der Hand. Wahrend sicb diese Entstellung nur auf die gescbichtliche Einleitnng bezieht, die scbon auBerlich als ein agyptischer Znsatz zu erkennen ist, so kann man auch im jetzigen Text selbst einen unerlaubten Eingriff der agyptischen Beamtenschaft fest- stellen. Es handelt sich um die Differenzierung in den Titulaturen. Wahrend der Pharao als „der grofie Herrscher“ 2 ) bezeichnet wird, erkennt man Hattušiliš III. nur den Titel des „ groBen Fiirsten von Hatti“ 3 ) zu. Im Gegensatz dazu konnen wir fiir den akkadischen Text feststellen, daB beide Herrscher streng paritatisch als „G-roBkonige“ bezeichnet werden 4 * ). Ware diese TJnterscheidung im agyptischen Texte echt, so hieBe dies, dafi Hattušiliš III. in sein er Vertragsausfertigung fiir sich diese Herabsetzung durchgefiihrt hatte, wahrend ihm von Ramses II. in dessen Vertragsausfertigung der paritatische Rang zuerkannt worden ware. Eine solche Annahme ist schlechthin undenkbar. Dazu kommt noch die weitere Tatsache, daB Ramses II. in seinem Brief an den Konig von Mira den Hattiherrscher streng paritatisch „GroBkonig“ nennt 6 ). Somit konnen wir uns die Verschiedenheiten in der Titulatur nur als eine agyptische Falschung erklaren, die anlaBlich der Ubertragung ins Agyptische vorgenommen worden sein durfte. Eine solche MaBnahme war fiir agyptische Verhaltnisse keineswegs unbegreiflich. Einerseits ist namlich die geschichtliche Einleitnng zu unserem Vertrag in Rede- wendungen gehalten, die sich in den Servilismus der El-Amarna-Periode gut einfiigen e ). Andererseits darf' man auch den Umstand nicht iiber- ‘) Boeder, 1. c., S. 36, §§ 2f.; ahnlich der Brief des Pharao an den Konig von Mira, KBo I, 24, Z. 14 ff. (iibersetzt bei MeiBner, ZDMG 72, S. 44). *) Langdon-Gardiner, 1. c., S. 184 f. : the great ruler. 3 ) Langdon-Gardiner, 1. c., S. 184f.: the great chief. *) W 8, Vs. Z. 1 u. 2; 4 n. 6; 9 u. 10; 11; 14 u. 15 u. a. s ) KBo I, 24, Vs. 13: (ak.) a-na ia-si eli-ša i-te-pu-uš sarru rabu sar mat Ha-at-ti (iibersetzt bei MeiBner, ZDMG 72, S. 43 f.) = „an mich, hat der GroBkonig, der Konig des Hattilandes erledigt . . ebenso Rs. 6, 8, 14. 6 ) Vom Pharao heiBt es in der agjptischen Insehrift (R o e d e r , AO 20, S. 36): „der seine Grenze nach seinem Belieben festsetzt in jedem Lande“ (§ 2); „indem alle agyptischen undfremden Lander hingestreckt unter seinen Sohlen liegen ewiglieh“ (§3). — Vgl. damit die Redewendungen, die die syrischen Vasallen in ihren Briefen an den Pharao verwenden, z. B. EA, Nr. 60, Z. 3ff.; Nr. 61, Z. 2ff.; Nr 151, Z. 2ff. usw. 61 sehen, daB die Inschriften in den beiden Tempeln fur die agyptische Offentlichkeit bestimmt waren und daher ibrer politischen Reife ent- sprecbend zurecbtgemacht werden mnBten. Wir konnen nur froh sein, daB sich die „Korrekturen“ nicbt auch auf die Vertragsbestimmungen selbst erstreckt baben. Ein Vergleich beider Textiiberlieferungen zeigt, daB diese in allen wesentlichen Punkten davon verschont geblieben sind. II. Vertragsbestimmungen. Wie bereits ausgefiihrt, ist nnser Vertrag auf dem Grundsatz der Leistung nnd Gegenleistung (do — dabis) aufgebaut. In der Form der Selbstverpflicbtung iibernimmt der Aussteller der Urkunde znerst die einschlagige Vertragspflicbt und folgert daraus die Gegenverpfliebtung des anderen Vertragsteiles. Uber die rechtliche Bedeutung baben wir bereits 1 ) gesprocben. Im Einklang mit der damaligen Staatsauffassung, die in ihren Herrscbern die Verkorperung des Staates erblickt, bildet die Verbriiderung (ak. ahutu) der beiden Herrscher den Kernpunkt des Vertrages. Es wird ausdriicklicb erklart, daB die Verbriiderung und der Friede unter den Herrsehern zu dem Zweck gescblossen worden sind, damit Verbriiderung und Friede zwischen ihren Reichen eintreten werden 2 ). Der Vertrag ist auf ewig abgeschlossen 3 ), daher bleibt er auch fur die Nachfolger in Kraft. Um jeden Zweifel auszuschlieBen, werden auch die Sohne beider Herrscher 4 ), ja, selbst ihre Lander (nicht etwa Volker) 5 ) als untereinander fur verbriidert erklart. Da man die Gotter beider Reiche auf dieselbe Weise nicht fiir verbriidert zu erklaren wagt, findet man einen anderen Ausweg. Das durch den Vertrag geschaffene Ver- haltnis bezeichnet man als dasjenige, das von Ewigkeit her die obersten *) Vgl. oben § 3, S. 24 ff. *) In diesem Sinne fasse ich, abweichend von Weidner (BoSfc 9, S. 113), W 8, Vs. 4—9 (bis a-di da-a-ri-ti) als einen Satz auf: (ak.) 1 Riamasesa ... 6) . . a-na IHat- tusili ... 7) . . a-mur a-nu-ma at-ia-din 8). . ah-ut-la . .. sa-la-ma . . i-na be-ri-in-ni .. . a-na na-da-ni sa-la-ma ... ah-hu-ta ... 9) i-na te-mi (?) mat Misri qd-du mat Hatti. .. = 5) „Ramses ... 6) dem Uattušiliš ... 7) sieh, habe ich nun meinerseits (I, 2 von nadanu ) gegeben 8) Verbriiderung . . . Frieden . . . zwisehen uns, . . . damit geschaffen (her- gestellt) werden Friede . . . Verbriiderung ... 9) in dem Verhaltnis (?) des Landes Agypten mit dem Lande Hatti . . .* *) (ak.) a-di da-ri-ti W 8, Vs. 3, 8, 9, 11, 16, 17, 20, 21, 27; Roeder, AO 20, S. 38 ff., § 5, § 7, § 8, § 10, § 11. *) W 8, Vs. 19f.; Roeder, 1. c., S. 38, § 10. ‘) W 8, Vs. 21; Roeder, 1. c'.“, S. 40, § 10. — Vgl. dagegen W 1, Vs. 68 ff., wo die Herstellung eines guten Verh<nisses zwischen den beiden VOlkern statuiert wird. Dies wird wohl in einer besonderen Standeorganisation der Mitannileute (marjannu) den Grund haben. 62 Gotter vera Hatti und Agypten fiir beide Lander geschaffen hatten 1 ). Dadureh erhalt der Vertrag die hochste Sanktion. Wie sehr man be- strebt war, diese Verbriidernngsbette moglichst zu schlieBen, zeigt die Tatsache, daB sicb nach dem VertragsabschlnB — last not least — aueh Naptera, die Konigin von Agypten, mit Puduhepa, der GroBkonigin von Hatti, als „befreundet nnd verbrudert« (sic!) (ak.) sa-al-ma-a-ku u aff.-ha- -a-ku 2 ) erklart. Mit dem Friedens- und Verbriiderungsverhaltnis ist ein Krieg un- vereinbar; deshalb verpflichten sich beide Herrscher, keinen Krieg mehr gegeneinander zn fiihren 3 ). Auch diese Bestimmung wird ausdriicklich als von den obersten Gottern gewollt bezeichnet 4 * ). Dabei wird als Zweck des Krieges immer das (ak.) lequ — „wegnehmen“ (Boeder: „rauben“), bezeicbnet 6 ). Der Krieg gilt als Kaubkrieg, eine Auffassung, die wir noch Jahrbnnderte spater bei den assyrischen Konigen verfolgen konnen. Die Regelung der kiinftighin etwa entstekenden Streitigkeiten wird nirgends erwogen. Die iiberlieferte diplomatische Korrespondenz berech- tigt nns zur Annabme, daB man bei gutem Einvernebmen unter den Herrscbern derartige Streitfalle durch Briefwechsel zn erledigen suchte oder wenigstens darin die Modalitaten fiir ihre Erledignng festsetzte 6 ). Hingegen verpflichten sich beide Vertragsteile gegenseitig zur mili- tarischen Hilfeleistnng (ak. sabe pl, narkabatip 1 = Krieger, Wagen), nnd zwar sowohl gegen einen anfieren Feind, der den einen von den Bundes- genossen angreifen solite, als auch gegen einheimische Emporer 7 ). Die Erfiallung der Biindnispflicht setzt eine (schriftliche ?) Aufforderung seitens *) W 8, Ys. llff.; Roeder, 1. c., S. 38, § 7. — Vgl. dazu die interessante Parallele aus dem Streite zwisohen den sumerischen Stadtstaaten Umma und Lagaš (Geier- stele). Auch hier hatte bereits bei der Weltsch6pfung der Schopfer- und Herrechergott Enlil den Schutzgottern der beiden Stadte, dem Ningirsu (Lagaš) und dem Šara (Umma) und somit den beiden Stadtstaaten selbst ihre Herrschaftsgebiete zugewiesen und ab- gegrenzt. A. P o e b e 1, Der Konflikt zwischen Lagaš und Umma zur Zeit Enannatums I. und Entemenas, in Oriental studies (Festschrift fiir Paul Haupt, Baltimore-Leipzig, 1926), S. 221. 4 ) KBo I, 29, Z. 17 f. (ubersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 23 und M e i B n e r ZDMU 72, S. 59): (ak.) 17) u sa-al-ma-a-ku 18) u ah-ha-a-ku it-ti [šarrati rabiti ahati-ia\ 20) a-na-ku. *) W 8, Vs. 22 ff. ; Boeder, 1. c., S. 40, § 11. *) (ak.) parsu sa dariti: W 8, Vs. 24 f.; Roeder, 1. c., S. 38, § 7 (?). s ) (ak.) a-na la-qi-e mi-im-ma = „um etwas wegzunehmen (fortfiihren)": W 8, Vs. 22, 24. — Zu dieser Bedeutung des Wortes vgl. Streck, Assurbanipal, Leipzig 1916, III, s. v. S. 504 und Knudtzon, EA, z. B. Nr. 161, Z. 43 und 45. — In den Vasallen- vertragen steht daffir (ak.) habatu = rauben; vgl. dazu unten S. 72 u. A. 6. ®) Vgl. dazu unten die Regelung des Streitfalls von Bentešina (KBo I, 10, Rs. 26 ff.), S. 88 f. ’) W 8, Vs. 27 fi., 33 ff.; 31 ff., 36 ff.; R o e d e r , 1. c., S. 42, §§ 13—16. 63 des bedrangten Bundesgenossen voraus 3 ); in der Regel wird eine soleh e Anfforderung ehen durch einen Gesandten, der das Sehriftstiick iiber- brachte, erfolgt sein. Eine ahnliche Bestimmnng hatte wohl anch der mit Kadašman-Turgu abgeschlossene Vertrag enthalten 2 ). Aus dem Brief KBo I, 10 ersehen wir aber, daB sich Kadašman-Turgu nach der Auf- forderung seitens Hattušiliš’ III. selbst zu einem offensiven Feldzng gegen Agypten sofort bereit erklarte 3 ). Eine nur aus dem dynastischen Charakter des gesamten Vertrags- wesens unter den Staaten heraus verstandliche Bestimmnng ist die Rege- lung der Thronfolgegarantie 4 ). Leider ist sie weder im agyptischen noch im akkadischen Text vollstandig erhalten. Doch konnen wir den vorhandenen Resten entnehmen, daB jeder von den Vertragspartnern die Verpflichtung iibernahm, im Falle des Uberlebens dafiir Sorge zu tragen, daB im verbiindeten Reich der legitime Thronfolger zur Herrschaft ge- lange. Es handelt sich um eine auslandische Garantie im Interesse des Legitimismus. Der Vertragspartner ist berechtigt und verpflichtet, notigen- falls mit bewaffneter Macht gegen die etwaigen Ubergriffe des einheimi- schen Adels zugunsten des legitimen Thronerben einzuschreiten (Inter- vention). Eine sehr erwiinschte Erlauterung dazu bietet der Brief KBo I, 10. Daraus konnen wir entnehmen, daB auch der Vertrag zwischen Hattušiliš III. und Kadašman-Turgu eine ahnliche Bestimmung enthalten hat 5 ). Wir sehen daselbst auch die praktische Handhabung dieser Ver- tragsverpflichtung durch Hattušiliš III. Nach dem Tode seines Ver- biindeten wendet er sich in einem sehr energisch gehaltenen Brief an die Groben von Babylon (Karduniaš) und bemiiht sich, sie teils durch Drohungen, teils durch Versprechen zur Anerkennung des neuen Herrschers (in der Herrschaft schiitzen = [ak.] ana beluti nasaru) zu bewegen. Dieser Brief hat jedoch in Babylon boses Blut gemacht; man hat darin offenbar *) (ak.) šapam: W 8, Vs. 28, 32, 34, 39; Ro e d er, 1. c., S. 40, §§ 13, 15. — Mit Riicksicht auf das oben § 2, S. 15 ff., Ausgefiihrte sowie ilber die Vorschriften, die ent- sprecbend fiir die Vaeallen erlassen wurden (z. B. F 2, § 4,19; F 3, § 16, 30, 34, III, 4, 6, 11, § 17, 14; § 19, A III, 5 usw.; hier gebraucht der Hattiherrscher immer den Ausdruck [h.] katrami = icb schreibe) erscheint eine schriftliche Aufforderung gemeint zu sein. Diese Vermutung wird femer durch die Praxis bestatigt: Hattušiliš III. batte den Kadašman- Turgu schriftlich zu einem Feldzug gegen Agypten aufgefordert: KBo I, 10, Vs. 60 (iibersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 26): (ak.) a-na a-bi-ka Ka-daš-man-Tur-gu al-tap-ra= „an deinen Vater Kadašman-Turgu sebrieb ich“. *) Vgl. KBo I, 10, Vs. 58f. (Friedrich, AO 24, 3, S. 26). ») KBo I, 10, Vs. 59 ff. *) W 8, Vs. 40 ff.; Ro e d er, 1. c., S. 42, § 17. *) KBo I, 10, Vs. 9ff.: 9) ni-il-ta-k[a]-an um-ma-a a-mi-lu-tim ni-i-nu 10) [. ..? a-ri]a ši-ma-a-ti il-la-ku u bal-tu mdrel>l-šu te-i?-su-ur — „[Und?] wir haben miteinander damals folgendermaBen festgesetzt; Wir sind (nur) Menschen; 10) [wenn nun einer Ton uns na]ch seinem Gescbick geht, so soli der Uberlebende dessen Sohne schutzen“ (Erganzung z. T. KUB III 72); (iibersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 24). 64 eine Verletzung der staatlichen Selbstandigkeit erblickt. Darum wirft man in der Antwort dem Hattiherrscher vor, er habe nicbt im Geiste der Verbriiderung gehandelt, sondern sie wie Untertanen (ak. ardani — Sklaven) bedriicken wollen 1 ). Als die letzte Vertragsbestimmung folgen die Normen liber die gegen- seitige Auslieferung von Fliichtlingen 2 ). Der Staat ist keineswegs ver- pflichtet, fremde Fliichtlinge an ihren Heimatstaat auszuliefern. Fiir das Hattireich finden wir diese Norm in den Vasallenvertragen ausdriicklich ausgesprochen: IŠTU KUR URU Hatti LU MTJNABTUM EGIR -pa pijanna UL ara = „ aus dem Lande Hatti einen Fliichtling zuriickzugeben ist nicbt recht“ 3 ). Im Mattiwaza-Vertrag wird dieser bethitiscbe Standpunkt geradezu anf das (ak.) parsu des Samaš zuriickgefiihrt 4 ). Deshalb kann die Auslieferungspflicht fiir einen Staat nur anf Grund einer Vertragsbestimmung bestehen. Dies wird in unserem Vertrag gleich- falls streng paritatisch durchgefiihrt. Ramses II. und Hattušiliš III. verpflicbten sicb, die gegenseitigen Fliichtlinge, mogen sie adeliger („ein grofier Mann“ ans Agypten, aus dem Lande Hatti) oder geringer („ein Mann oder zwei Manner, die man nicht kennt“) 5 ) Herkunft sein, fest- zunehmen und an den Heimatstaat auszuliefern. Die Vertragsnorm schafft somit die Verpflichtung, den Fliichtlingen aus dem Reich des Verbiindeten das Asyl zu verweigern, sie festzunehmen und auszuliefern. AnBerordentlieh interessant ist die weitere Bestimmung, wonach in seiner Heimat dem Ausgelieferten fiir seine bisherigen Delikte die vollige Straflosigkeit zugesichert wird 6 ). Der Eigenart des Orients gehort es wohl an, wenn man sich mit der Vorschrift: „an dem soli sein Vergehen nicht geahndet werden“, noch nicht zufrieden geben wollte, sondern den AusschluB der Strafe auch fiir das Haus, die Frauen und Kinder, Augen, Ohren, Mund und FiiBe des Auszuliefernden eigens versichern zu miissen glaubte 7 ). Allerdings darf man nicht iibersehen, daB das Recht auf Nichtbestrafung nur der Staat, der ihn auslieferte, nicht aber der Aus- gelieferte selbst geltend machen konnte. "Was war der rechtspolitische Grund fiir diese Bestimmung? Die Quellen geben keine Antwort; am wahrscheinlichsten erscheint mir folgende *) KBo I, 10, Vs. 12ff.; (iibersetzt bei Friedrich, AO 24, 3, S. 25). 2 ) W 8, Rs. (soweit erhalten); Roeder, 1. c., S. 42 f., §§ 18—21, §§ 27—28. *) F 2, § 7, 38; F 3, § 23, 40 f.; F 5, § 18, 63 f. *) W 1, Rs. 11. s ) Vgl. dazu Friedrich, Vertrage I, S. 85. «) Roeder, 1. c., S. 45, §§ 27—28. ’) Auch im akkadischen Text erhalten: W 8, Rs. 24ff., 29ff. 65 Vermutung. Der Fliichtling hatte das groBte Interesse daran, daB die Beziehungen des Asylstaates zu seiner Heimat moglichst schlecht waren. Er sah sich darum gezwungen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um einer drohenden Auslieferung an die Heimat zu entgehen, falls er hier eine schwere Bestrafung zu gewartigen hatte. Die Festsetzung der Straf- losigkeit diirfte eine richtige und zugleich bewundernswerte Folgerung aus allen diesen Erwagungen gewesen sein. Man wird eingesehen haben, daB die Fliichtlinge am gefahrlichsten sind, solange sie sich auBerhalb des heimatlichen Bereiches befinden; durch eine groBzugig in Aussicht gestellte Amnestie wollte man ihren Widerstand gegen die Heimkehr brechen. Die Bestimmung von der allgemeinen Straflosigkeit der Ausgelieferten ist mit dem Spezialitatsgrundsatz J ) des modernen zwischenstaatlichen Auslieferungsrechts verwandt. Dieser bestimmt, daB der Ausgelieferte nur wegen derjenigen Delikte zur Verantwortung gezogen werden darf, derentwegen die Auslieferung angesucht und bewilligt worden ist; wegen der sonstigen Delikte darf er, solange er als ein Ausgelieferter gilt, zur Verantwortnng nicht gezogen werden. Wahrend es sich aber beim modernen Spezialitatsgrundsatz nur um eine beschrankte, auch in zeit- licher Hinsicht nicht vollkommene Straflosigkeit handelt, geht die Be¬ stimmung des Vertrages von 1292 v. Chr. dariiber weit hinaus, indem sie eine zeitlich und inhaltlich unbeschrankte Straflosigkeit statuiert. Der volkerrechtliche Vertrag zwischen Ramses II. und Hattušiliš III. wird uns am besten verstandlich, wenn wir ihn im Rahmen der damaligen Staatsauffassung betrachten: die Verkorperung des Staates durch den Herrscher bewirkte, daB man den Schutz der dynastischen Interessen als den Hauptzweck der gesamten Staatenpolitik ansah. § 6 . Bestimmungen der Vasallen vertrage. Wahrend im paritatischen Vertrag die Interessen beider Parteien gleichmafiig gewahrt wurden, gab in den Vasallenvertragen das Interesse des Hattiherrschers den Ausschlag. Trotzdem mufi man anerkennen, daB man in Hattušaš dem Vasallen gegeniiber keineswegs engherzig und iibermaBig miBtrauisch aufgetreten ist, sondern daB man notigenfalls sich sogar dazu entschlofi, die dem Vasallen auferlegten Lasten entsprechend herabzusetzen 2 ). ‘) Strupp, W8rterbuoh des Volkerrechts und der Diplomatie, II, Berlin-Leipzig 1925, S. 565 f.; vgl. auch I (Berlin-Leipzig 1924), S. 81 ff. *) So im Dattašša-Vertrag, KBo IV, 10, Vs. 40—47: 42: . . . nu-za ŠA DINGIRk/flf ša-ah-ha-na I.Š. TU KUR. TI. ŠU tj. UL tar-ah-ta — ,Nun brachte er (sc. der Dattašša- konig) das šahhan der Gottheit von seinem Lande nicht auf.“ Barum erliefi ihm ( ar-ha pi-es-si-ia-at) der GroBkonig verschiedene Leistungen (Z. 43, 45). Leipz. rechtsvr. Stadien. Heft 60. 5 66 I. Pflichten der Vasallen. Den Vasallen verbindet mit dem GroBkonig das gegenseitige Schutz- nnd Treueverhaltnis, in dem allerdings die Interessen des GroBkonigs stark im Vordergrund steben. Wabrend namlicb die Trenepflicht des Vasallen unbeschrankt ist 1 ), gehen die Gegenverpflichtungen der Hatti- herrscher nnr so weit, als es zur Sicberung der Stellnng des betreflenden Vasallen notig erscbeint. Dieses staatsrecbtlicbe Verbaltnis entspricht am ehesten der modernen Suzeranitat 2 ); namentlich laBt sich dies vom Mitanni- nnd Kizwatna-Vertrag bebaupten, die sicb bereits einem Pro¬ tektorat nahern. Die vornehmste Pflicht des Vasallen ist es, den GroBkonig und das Hattireich zn schiitzen. Der akkadische Ausdruck dafiir ist nas aru 3 ) oder aššum belutim nasaru 4 ) = (in der Herrscbaft schiitzen), dem in den bethitiscben Texten die Wendungen paMutcar 5 ), vorwiegend aber AŠŠUM EN. UT. TIM pakšuicar 6 ) entsprechen. Objekte der Vasallentrene sind der Hattiherrscher, seine Nachfolger und das Hattireich. Dies ist eine natiirliche Folge des Umstandes, daB der Vasall seinen Eid auf den GroBkonig, seine Nacbkommen und das ‘) F 6, § 13 (= KBo V, 3, II), 22: nu-mu-us-sa-an ku-u-ma-an-da-az pa-ah-st — „Nun schiitze mich in jeder Hinsicht.* * — Besonderen Wert erhalt diese AuBerung Šuppiluliumaš’ dadurch, daB sie im Vertrag mit Huqqanaš vorkommt, in dem die Rede- wendungen besonders anschaulich gehalten sind, um dem Halbbarbaren die einzelnen Bestimmungen verstandlicher zu machen. *) Liszt-Fleiscbmann, Das Volkerrecht, 12. Aufl., Berlin 1925, S. 991. *) (ak.) nasaru: in W 5, Vs. 6f. als Objekt: (sum.) s'u = (ak.) qatu\ W 6, Rs. 3, 13; W 7, I, 57. — Im Mattiwaz a -Vertrag ist vom Einhalten von Vertrags- (eigentlich riksu-) Bestimmungen die Rede: W 1, Rs. 59: ... a-ma-te p 1 ša ri-ik-si an-ni-i 60) la-a ta-na-a$-$a-ra ; Rs. 70: [ri-i\k-sa u ma-mi-ta an-ni-ta ta-na-atf-sa-ra, ahnlich W 2, Rs. [26], 35, 44, 52, 54. *) W 9, Vs. 39 (den GroBkonig, die GroBkonigin, ibren Sohn und ihren Enkel). ‘) F 1, § 8, Z. 23: NIŠI DINGIRi^ ŠA LUGAL U ŠU LUGAL; ibid. Z. 27: (IJattikonig, JJattiland, Sohne und Enkel des Konigs); F 2, § 8, 44 ( D UTtJŠi); F 5, § 6, 69f., § 7, B 11; F 6, § 3, Z. 16, 18, § 5, 31, § 6, 35, § 11, 10, § 13, 22 (h. humandaz => in jeder Hinsicbt); KUB XXIII, 1, I, 25, II, 27: siebe die folgende Anmerkung (nur bezuglich des Hattireiches). ') F 3, § 11, 35, § 15, 14; in KUB XXIII, 1 wird — mit Ausnahme von I, Z. 45 — unterschieden zwischen dem GroBkonig, der in der Herrschaft geschiitzt wird und dem IJattireich, das nur schlechthin geschutzt wird, z. B. I, 22f.: [ l Šu-up-pi-] lu-li-u-ma-an AŠ. ŠUM EN. UT. TA P[AP]-a/-[ž]a 23) [KUR uhd Ha-a]t-ti-ia pa-ah-ffa-aš-ta = ,den Šuppiluliumaš schlitzte er (namlich Aziru) in der Herrschaft und das gattiland schiitzto er.* — Ebenso betreffs Muršiliš’ II., Kol. I, Z. 241; dasselbe vvird dem Ištarmuvraš zugunsten des Tuthalijaš IV. und seiner Nachkommen in Kol. II, Z. 4, 91, 39 (?), 40 (?) auferlegt. — In F 1, § 4, 15 wird das AŠ. ŠUM EN. UT. TIM pahš — als das hethitische Aquivalent fiir das akkadische qdta nafaru = »die Macht (wortlich ,Hand‘, »den Arm“) schiitzen*, venvendet. — Vgl. KBo IV, 10, Rs. 5, 8. 67 Hattiland ablegt 1 ). Wie wir bereits dargetan haben, geht die Treue znm Hattiherrscher derjenigen znm Hattireich vor 2 ). Diese Bewertung fiihrt dazu, daB man oft nur die Schutzpflicht gegeniiber dem GroBkonig, nicht aber aucb gegeniiber dem Hattireich erwahnt 3 ). Um so interessanter ist es festznstelien, daB man im spatesten Vertrag, demjenigen mit Ištar- muwaš, wiederum beide Schutzpflichtobjekte, den Hattiherrscher und das Hattireich erwahnt findet 4 ). Diese Schutzverpflichtung des Vasallen solite letzten Endes die Stellung des GroBkonigs festigen; sie ist inhaltlich unbegrenzt 6 ). Sie richtet sich gegen alle Gegner und Feinde des GroBkonigs: sowohl gegen die auBeren im Falle eines Krieges, als auch gegen die inneren, mogen die letzteren seine nachsten Verwandten oder aber sonstige Emporer oder selbst Fliichtlinge sein, die sich aus dem engeren Hattireich in das be- treffende Vasallengebiet gefliichtet haben. Keinen Unterschied macht endlich die Frage aus, ob als Gegner des Hattiherrschers ein Einzelner oder aber ein ganzes Land 6 ) auftritt. Die Schutzpflicht wird dem Vasallen beim VertragsabschluB zu- gunsten des regierenden Herrschers, seines (wohl auf dem Throne ihm nachfolgenden) Sohnes und Enkels, und seit Hattušiliš III. auch zugunsten der GroBkonigin auferlegt 7 ). Den Inhalt der Schutzpflicht bilden sowohl gewisse Leistungen, die dem Vasallen ausdrucklich auferlegt werden, als auch bestimmte Unter- lassungen, die sich mit seinem engen Verhaltnis zum GroBkonig nicht mehr gut vereinigen lassen. Wir wenden uns zuerst der letzteren Gruppe zu. A. Unterlassungspflichten. Mit dem Vasallitats verhaltnis ist die Moglichkeit eines Krieges mit dem GroBkonig grundsatzlich ausgeschlossen. Bricht der Vasall den Ver¬ trag, so setzt er sich der in der Fluchformel ausgesprochenen Gotterrache >) Vgl. z. B. F 1, § 8, 21. *) Vgl. oben S. 41 f., bes. die Stelle aus dem Šunaššura-Vertrag W 7,1, 50 ff., 56 f. ») z. B. W 6, Es. 3ff., 12; W 9, Vs. 39; P 2, § 8, 44; F 3, §§ 13 ff.; F 5, § 6, 69 f., § 7, B 10ff.; F 6, § 3, 16, 17f., § 4, 31, § 6, 35 usw. *) Vgl. oben S. 66, AA. 5—6. *) Siehe oben S. 66, A. 1. *) So z. B. im Šunaššura-Vertrag (W 7) II, 16: (ak.) lu-u amelu lu-u aluki = „sei eB ein Mann (Einzelner), sei es eine Stadt‘, und eod. Z. 22: (ak.) mdtumki-tu™- ša-a-nu-u = „ein anderes Land* * u. a.; F 3, § 13 siebt die Bedrobung des IJattiherrschers durch einzelne Emporer im Innern, § 16 durch ein Land auBerhalb des (Jattireiches, vor, u. a. ’) So in W 9, Vs. 37 ff.; KBo IV, 10, Rs. 5: nu ma-a-an zi-ik iUl-mi- D U-up-as ki-e TVP. Pi-as' ut-ta-a-ar na-aš-ma DUTU^SAL. LUGAL QAT. TA. MA DUMU D UTU« AŠ. SUM EN. UT. [TI] 6) U. UL pa-ah-ha-ai-ti — ,wenn du, Ulmi-Tešup nun diese Worte (Be- stimmungen) der Tafel nicht schiitzest (bewahrst) oder wenn du Meine Sonne, die Konigin, entsprechend auch den (!) Sohn Meiner Sonne in der Herrschaft 6) nicht schiitzest.* — Ebenso KBo IV, 10, Rs. 8 (SegenBformel). 5 * 68 aus (,. die Eidgotter ergreifen ihn“) *), als deren berufener Vollstrecker der Hattiberrscher erscheint. Etwaige neue Anspriiche konnen wahrend der Vertragsdauer von jedem Vertragspartner nur in Form eines Wunsches geltend gemacht werden. Wahrend jedoch bei den "VVunschen des Vasallen letzten Endes das Gutdunken des GroBkonigs entscheidet, wird der An- spruch des Letzteren anf Erfiillung seiner Wunsche dem Vasallen gegen- iiber unzweideutig znm Ansdruck gebraeht 2 ). Wie wir bereits hervorgeboben haben, kann der Vasall nach dem Vertragsabschlufi keine selbstandige answartige Politik mehr betreiben. So ist ihm namentlich verwehrt, Gesandtschaften an fremde Herrscher zn schicken oder solche zn empfangen 3 ), desgleicben Tribut an das Ausland zu entricbten 4 ). Die Ricbtlinien fiir sein auBenpolitisches Ver- balten werden nunmehr in Hattušaš aufgestellt. Dies bringt die Vertrags- bestimmnng von gemeinsamen Freunden nnd Feinden klar zum Ans- >) Vgl. F 4, § 2, 14 f., § 4, 35 f.; Gotze, Pestgebete (KAF I, 2), S. 182. — Femer heiBt es in. den Muršilišannalen von den Nuhaššikonigen, 2 BoTU 58 B, § 89 (= KBo IY, 4, I) Z. 45 S.: x . 45) \nu-za-kd\n LUGAL. MEŠ urc Nu-Jjaš-ši ku-it SA A. [BI. I]A am-me-el-la l[i-in]-ga-nu-us 46) \šar-r\i-eš-kir nu-za li-in-[ki-ia-as DlNGIR ME š p\a-ra-\a ha-a\n-da-tar 47) [te-ik-ku-us-sa-nu-ut] — n Da nun die Nuhaššikonige die Eide (Vertrage) meine3 Vaters 46) wieder- liolt gebrochen haben, haben die Eidgotter ihr gottliches Walten [bewiesen]“; vgl. dazu Gotze, gattušiliš, 52 ff. — Noch deutlicher in 2 BoTU 62, § 186 (— KBo II, 5, III), Z. 31 ff.: ... nu-kan T-A-pdr-ru-us ku-it 32) NI. EŠ DINGIR£77tf sar-ri-it na-an ŠA MA. MI. TI DINGIR ME š 33) e-ip-pir— ,Da nun Aparruš die Gottereide iibertreten (gebrochen) hatte, haben ihn die Eidgotter ergriffen“, (vgl. Gotze, 1. c.). *) F 1, § 16, 26ff.; KBo IV, 10, Rs. 15—20: 15) ma-a-an D UTU&V A. NA * 1 Ul-7ni- D lj-up 1 XjK\jAUM na-aš-ma 1 As. ItU ku- -it-ki u-e-ik-zi na-al-si SILIM-K pa-a-i [?...] 16) na-at A. NA NI. EŠ DINGIRA^ kat-ta-an ar-ha GAR-ru na-aš-ma ma-a-an 1 Ut-mi-VTJ-up-aš ku-it-ki A. NA K UTUŠ7 u-e-ik-zi [ ] 17) na-at-ši d UT UŠ/ pa-a-i nu a-pa-a-la-ia A. NA NI. EŠ BINGIRA/AT kat-ta-an ar-ha GAR-rn — 15) „Wenn Meine Sonne von Ulmi-Teaup irgendeine Stadt oder einen Ort ver- langt, so wird er es Ihr (== der Sonne) freundlich geben (?) 16) und dies soli von den GSttereiden ausgenommen werden. Oder wenn Ulmi-Tešup irgend etvvas von Meiner Sonne verlangt, 17) so wird ihm dies Meine Sonne geben (kein SILIM-K == aššuli — freundlich, gerne!). Auoh dies soli von den Gottereiden ausgenommen werden.* Die folgenden Zeilen 18—20 verbieten Ulmi-Tešup unter Fluchandrohung die eigen- machtige Aneignung, falls seine Bitte beim GroBkonig kein Gehor gefunden haben solite; keinerlei ahnliche Vorschrift gibt es hingegen zugunsten des Vasallen. — Zur Redevvendung ,von den Gottereiden soli es ausgenommen werden“, vgl. S. 100. *) Vgl. oben S. 46. *) F 1, § 8, 33ff'.; vgl. oben S. 46, A. 1. 69 druck * 1 11 ). Die Feinde des GroBkonigs sin d von Rechts wegen auch Feinde des Vasallen; dasselbe gilt von den Freunden des GroBkonigs. Umgekehrt be- trachtet der GroBkonig einen Gegner des Vasallen nur dann ipso iure als seinen Feind, wenn sich dieser gegen ein vom GroBkonig ausdriicklicli mit einer solchen Sanktion geschiitztes Rechtsgut des Vasallen wendet 2 ). So sichert man in Hattušaš im voraus dem Vasallen die militarische Hilfe nur dann zu, wenn er iiberfallen worden ist, keineswegs aber fiir ein selb- standiges offensives Vorgehen 3 ). Das enge Verhaltnis, das durch den VertragsabsekluB zwischen dem Vasallen nnd dem GroBkonig geschaffen wird, schlieBt weiter die feindliche Haltung des Vasallen gegen Alles aus, das der Herrscbaft des GroBkonigs unterstellt ist: dies gilt namentlich fiir die Unverletzlichkeit der Grenzen des (engeren) Hattireiches 4 ) sowie fiir die Stellung der iibrigen Vasallen. Der einzelne Vasall darf sein Gebiet auf Kosten weder des GroBkonigs noch der iibrigen Vasallen vergroBern. Vielmehr wird ihm loyales Ver- *) (ab.) itti šalmija lu šalim itti nakrija lu nakir — „mit meinem Freunde sei er freund, mit meinem Feinde sei er feind“; W 3, II, 6 f.; W 4, Vs. [5]; ahnlich dem Sinne naeh in W 7, I, 63 f., II, 27, 42 f., III, 7f., IV, 11 f.; F 2, § 6, 33 f. (paritiitisch); F 3, § 10, 36f., § 18, D 62 ff.; F 5, § 12, 85; F 6, § 13, 22ff. — Besonders ausfiihrlich und konkret sind diese Bestimmungen im Vertrag mit Ištarmuwaš gekalten: KUB XXIII, 1, IV, 1 ff. (ubersetzt von F or r er, MDOG, Marž 1924, No. 63. S. 16): 1) LUGAL. MEŠ-ZA-m« ku-i-e-eš LU MI.IH.[RU]. T[I] 2) LUGAL URUj m-k-ri-i LUGAL KUR Ka-ra-ODu-ni-as 3) LUGAL KUR As-sur LUGAL KUR Ah-hi-ia-u-wa-ia naehtraglich radiert 4) ma-a-an LUGAL KUR Mi-is-ri-i A-NA D UTU^V tdk-šu-ul 5) tu-uk-kat-aš tdk-šu-ul e-e\s\-du 6) ma a-an-ma-aš A-NA D UT!JŠ^ ku-ru-ur 7) lu-uk-ka t -aš ku-ru-ur e-eš-du 8) ma-a-an-ma LUGAL KUR Ka-ra- D Du-ni-aš 9) A-NA DUTU&T tdk-šu-ul tu-uk-ka t -aš 10) tdk-šu-ul e-eš-du ma-a-an-rna-aš A. NA D UTUS/ 11) ku-ru-ur tu-uk-ka t -aš ku-ru-ur e-eš-du 12) LUGAL KUR Aš-šur A. NA DUTUŠ/ GIM-tm ku-ru-ur 13) tu-uk-ka t -aš QA. TAM. MA ku-ru-ur e-eš-du — 1) ,DieKonige,die mir gleichgestellt (sind): 2) der Konig von Mizri (— Agypten), der Konig von Karduniaš (= Babjlon), 3) der K6nig von Aššur, der K6nig von A)ihijawa: 4) wenn der Konig von Agypten Meiner Sonne freund (ist), 5) soli er auch dir freund sein; 6) wenn er aber Meiner Sonne feind (ist), 7) soli er auch dir feind sein. 8) Wenn der Konig von Babylon 9) Meiner Sonne freund (ist), soli er auch dir 10) freund sein; wenn er aber Meiner Sonne 11) feind (ist), soli er auch dir feind sein. 12) Wie der Konig von Aššur Meiner Sonne feind (ist), 13) soli er ebenso auch dir feind sein.“ — Ahnlich Madduwattaš, Vs. 28 f. ») Vgl. z. B. W 9, Vs. 32f., F 2, § 6, 33f., § 8, 42f., § 9, 7f.; F 3, § 24, 15, § 26, 9 f., § 27, 34. *) Vgl. unten S. 90, AA. 2—3. *) Vgl. W 1, Rs. 14 ff.; W 6, Rs. 11 f., F 3, § 10, 20 ff. 70 halten den Letzteren gegenuber durch besondere Vertragsbestimmungen ausdriicklich zur Pflicht gemacbt. Besonders wird dies den Arzawavasallen eingescharft 1 ). Einerseits soli keiner dem anderen etwas Schlechtes zu- fiigen (h. idalawešzi), namentlich darf er nicht nach seinem Leben tracbten oder seine Freiheit einzuschranken suchen. Andererseits soli auch das vom Hattiherrscher geschaffene Paritatsverhaltnis unter ihnen nicht ge- andert werden, indem sich entweder der Eine von ihnen dem Anderen als y,ardu (Untertan)“ verpflichten, somit in eine niedere Yasallenstellung treten, oder aber dah der Andere ihn als solchen anfnehmen mochte 2 ). Jede feindliche Handlung gegen einen Mitvasallen gilt ausdriicklich als eine solche gegen den flattiherrscher und ihr Urheber wird dadurch zum Eeind des GroBkonigs, der verspricht, sich des Bedrangten annehmen zn wollen 3 ). Ebenso ist der Vasall zu loyalem Verhalten gegeniiber den hethiti- schen Grarnisonen, falls solche in seinem Lande liegen 4 ), sowie zu ihrem Befehlshaber, dem Markgrafen 6 ), verpflichtet. Jede Unterlassung dieser Loyalitatspflicht des Vasallen bedentet einen Vertragsbrnch. Dabei kommen in einigen Vertragen Spezialbestimmnngen vor, die den besonderen Verhaltnissen des betreffenden Vertragspartners Rechnung zn tragen versuchen. So wird im Mattiwaza-Yertrag dem Mitanniherrscher der endgiiltige Verzicht auf die Grebiete, die das Hethiterreich vor Mattiwazas Regierungs- antritt dem Mitannireich abgenommen hatte, auferlegt. Er darf sie nicht mehr zuriickfordern, ohne vertragsbriichig zu werden 6 ). — Ehenso wird im Mattiwaza-Vertrag die Stellnng der Tochter des Suppiluliumaš als Hanptfrau von Mattiwaza gesichert 7 ). Mattiwaza darf sie als seine Haupt- fran nicht verstoBen, desgleichen hat die Nachkommenschaft aus dieser Ehe den Anspruch auf den Thron von Mitanni. Eine ahnliche Einschrankung in der Thronfolgefrage muBte sich auch Bentešina, der die Graššulijauie, die Tochter Hattušiliš’ III., heiratete, gefallen lassen 8 ). ‘) F 2, §§ 9-11; F 3, § 27; F 4, §§ 10(f£.?); F 5, § 17. *) Ygl. die Belegstellen in A. 1. — Von Mašhuiluwaš wird es als Vertrags- verletzung erwahnt, daB er sich dem E. GAL. KUR, dem Feind des GroBkonigs eidlich zur Treue verpflichtete und daB er zum gleichen Zwecke auch andere hethitische Unter- tanen (sum. ir. meš) verpflichtete: F 3, § 18, 52 f. — Ebenso rechnet man es dem Maddu- wattaž als Verbrechen an, daB er den Leuten von Dalawa und Pitašša auf seine Person den Eid abnahm und so ihren Abfall von IJatti in die Wege leitete: Vs. 74, Rs. 38 ff. ■) F 2, § 9, 6 ff., § 10, 14 f.; F 3, § 27, 31 ff. *) F 2, § 5; § 13, 33; F 3, § 20. ‘) F 2, § 12, 25, 28, § 13, 44ff.; F 5, § 17, 48. «) W 1, Rs. 14—21. ’) W 1, Vs. 59 ff. 8 ) W 9, Vs. 19 ff., 30 ff. 71 Philologisch lassen sich derzeit noch nicht einwandfrei die Be- stimmungen deuten, die gelegentlich iiber gewisse Stadte getroffen werden. Das ist der Fali im Kupanta-KAL-Vertrag, wo dem Vasallen verboten wird, zwischen den Fliissen Aštarpa und Sijanta eine Stadt B anzulegen“. LaBt sicb eine Stadt eigenmachtig nieder, so darf der Vasall dies keines- wegs dnlden, sondern muB dagegen energisch einscbreiten 1 ). Es fragt sich nur, welcherSinn den Ausdriicken „anlegen“, „sich selbst niederlassen" (h. ašaš-, eš-), beizumessen ware. Die Hethitologen geben als die Bedentung von ašaš- mit ortlichem Objekt „(einen Ort) besetzen", mit personlich- sachlichem Objekt aber, „jemanden, etwas setzen", wahrend das mediale eš- „sich setzen" bedeutet. Das Nachstliegende ist wohl, an ein Besiedlungs- verbot zu denken. In Anbetracbt der Tatsache, daB eine Strecke zwischen zwei Fliissen dieses Territorium bildete, mochte ich unter Vorbehalt ver- mnten, daB dadarch jede Befestigung dieses Gebietes verboten werden solite; zur Stadt gehorten eben die Stadtmauern, was den Hethitern an solchen Stellen militarisch wohl nicht erwiinscht erschienen haben diirfte. Eine verwandte Bestimmnng enthalt der Šunaššura -Yertrag. Darin ver- pflichtet sich der GroBkonig, die Stadte Lamija und Aruna nicht zu „bebauen“ 3 ). Der akkadische Ausdruck banu == B bauen“, M schaffen“, „machen“, kommt dem vermuteten Sinn von „befestigen“ noch naher als das hethitische ašaš-. Trifft diese mit allem Vorbehalt geauBerte Hypo- these zu, so hatten wir hierin die alteste Demilitarisierungsklausel + ) vor uns. Zur Loyalitatspfiicht gehort auch das sorgfaltige Bewahren von Staatsgeheimnissen, die der GroBkonig dem Vasallen anvertraut hatte. Diese Pflicht wird dem Dnppi-Tešup 6 ) und ausfiihrlich auch dem Hajaša- hauptling Huqqanaš 6 ) eingescharft; in den Dienstinstruktionen wird eine ahnliche Vorschrift auch fiir die Konigssohne, (sum. dumu lugal), Herren (sum. en. meš) und die (sum.) lu. meš sag aufgestellt 1 ). ‘) F 3, § 10. *) Zum Ausdruck: Sommer-Ehelolf, Papanikri (BoSt 10), S. 50; Friedrich, Vertrage I, S. 162; GStze, Madduwattaš, S. 102fi. ’) W 7, IV, 42, 45 (vgl. eod. Z. 48, 51). *) Strupp, Worterbuch des Volkerreehts, s. v. ») F 1, § 14, 49 ff. «) F 6, § 28. 7 ) KUB XXI, 42 (Instruktionen fiir ,Konigssohne”, ,Herren” und LU. MEŠ. SAG) IV, 3: m[a-a-a\n-kdn ŠA(G) E ŠA(G) ŠA LUGAL KAB-ara ul-tar Icu-it-ki 4) [a-ii\t-l\e\-ni su-me-es-sa pa-ra-a ku-e-da-ni-ik-ki me-ma-te-ni ... 10) na-ai-ma-za LUGAL-«/ Š'A ZI TI me-mi-an ku-e-da-ni-ik-ki 11) a-vja-an GAM me-ma-i . . . = 3—4) „Wenn ihr im Innenhause des Konigs irgend eihe widrige Sache sehet und ihr sagt sie irgend jemandem weiter . . . 10—11) oder wenn der Konig irgend jemandem ein Wort seines Herzens (als Geheimnis) anvertraut hat“. — Nach noch weiteren Tatbestanden folgt in der Z. 15 ibidem die Sanktion: (ak.) sa-pal ma-me-ti = „(es soli) unter Eid (gelegt sein)‘. 72 B. Positive Vasallenpflichten. Neben diesen Unterlassungsverpflichtungen treffen den Vasallen noch zablreicbe positive Leistnngspflichten, die sich aus seiner Schntzpflicht dem GroBkonig gegeniiber von selbst ergeben. In einem militarischen Staat, wie der bethitische es war, stehen die militarischen Obliegenbeiten des Vasallen im Vordergrund. Die in den Vertragen entbaltene Regelung der Heeresfolge weist eine weitgebende Differenzierung der betreffenden Vorscbriften auf. Die Textbeschadigungen maeben freilicb den hypothetischen Cbarakter der einzelnen, im folgenden dargelegten Verallgemeinerungen unvermeidbar. Vor allem wird ein genaner Unterscbied zwischen den Offensiv- und den Defensivkriegen des Hattiherrschers gemacbt. In den meisten Vertragen finden wir eine nahere Bestimmung dariiber, an welchen Offensivkriegen der Vasall teilznnebmen habe 1 ). Es sind dies solcbe gegen die damaligen GroBmachte, bzw. gegen die Herrscher, die dem GroBkonig gegeniiber ebenbiirtig sind (b. anteleš, ak. mihru) 2 ). Dazu gehoren — wie bereits er- wahnt — Agypten, Babylon, Hurri (= Mitanni), Aššnr und Ahhijawa 3 ). AuBerdem wird in der Hegel der Vasall auch verpflichtet, sich an den Kriegen zu beteiligen, die gegen die Nacbbarlander seines Gebietes ge- fiibrt werden 4 ). Als Ziel des Offensivkrieges wird das (ak.) kabatu 5 ), der im Hammurabigesetzbuch verwendete Facbansdrnck fiir „rauben“ ge- braneht 6 ). Die Schilderungen der betbitischen Feldziige in den Konigs- annalen bestatigen vollauf diese Auffassung 7 ). Bei einem Offensivkrieg, zu dessen Teilnahme der Vasall verpflichtet ist, bat sich der Vasall mit den beiden Waffengattungen, den Kriegern ') W 3, II, 7 ff.; W 4, Vs. 5 ff.; W 9, Rs. 1 ff.? (der Anfang abgebrochen; Rs. 1 ent- spricht W 3, II, 12); F 5, § 14; KBo IV, 10, Vs. 43 ff.: nu-us-si zi-la-du-wa ŠA vm> Hat-ti 44) la-ah-hi-ia-an-ni 2 ME i-ia-at-ia-ru ... 46).. . ma-a-an-na A. NA DUTUŠr LUGAL Jcu-is-ki ME. HI. IR. ŠU a-ra-a-i 47) nu LUGAL KUR URlJ ^E-ta-aš-ša a-pa-si-la wa-ri- -es-si-is-du KI. KAL. BAD -ma-aš-si ANŠU. KUR. RA. MEŠ li-e ku-it-ki sa-an-ha-an-zi — 43) ... „Und (von?) ihm sollen kiinftighin bei 44) einem Feldzug des Landes Hatti 200 marscbieren ... 46) . . . Und wenn gegen Meine Sonne sich irgend ein Konig, einer Ihresgleichen (= ebenbiirtiger) erhebt, 47) so soli der Konig von Dattašša, er selbst zu Hilfe eilen; an Truppen und Wagenkampfern soli man von ihm aber nichts begehren/ — KUB XXIII, 1, IV, 1 ff. (Zitat oben S. 69, A. 1). J ) (h.) anteleš : F 5, § 14, 10; (ak.) mihru : KUB XXIII, 1, IV, 1; KBo IV, 10, Vs. 46. ’) Ah)jijawa kommt nur im Ižtarmuvvaš-Vertrag (KUB XXIII, 1, IV, 3) vor, aber auch hier ist es nachtraglich durch Rasur beseitigt vvorden. *) W 3, II, 12; W 4, Vs. 7 f.; W 9, Rs. 1 f.; F 5, § 14, 4ff. *) W 3, II, 16, 22, vgl, II, 49; W 4, Vs. [10], [18], vgl. II, 22; W 9, Rs. 3, 6: a-na tja-ha-ti u-uz-za-a (von wasu = hinausgehen). — Ahnlich im paritatischen Vertrag lequ in W 8, Vs. 22, 24; vgl. oben S. 62. «) KH § 22, § 23. 7 ) Vgl. die Annalenberichte, die alle in der Aufzahlung der Beute ihren Hohepunkt erreichen, z. B. 2 BoTU 48, § 18 (=KBo III, 4, II), 41 ff.; § 28, 33 ff.; § 30, 52 ff usw. 73 und Wagenkampfern, zu beteiligen und durch entschlossenes Mitbampfen seinen Oberherrn zn unterstiitzen *); die gleicbe Pflicht trifft ihn, wenn er vom GroBkonig zngleicb mit einem Hattifiirsten zu einem Feldzug ausgesandt wird * 2 ). Passives Verhalten gilt als Vertragsbruch 3 ). Mitnnter werden die Heereskontingente der einzelnen Vasallen im voraus festgesetzt. So hat Sunaššura an einem hethitischen Feldzug gegen Arzawa oder gegen Hurri mit lOOGespannen und 1000 Mann FuBtruppen teilzunebmen 4 ). Ahnlich bat sich der Konig von Dattašša an einem hethitischen Feld¬ zug mit 200 Kriegern zu beteiligen 5 ). Andererseits ist der Vasall dem GroBkonig unbeschrankt zur Hilfe- leistung verpflichtet, falls dieser entweder von einem auswartigen Feinde angegriffen wird oder durch eine Emporung im Innern des Reiches be- drangt wird 6 ). Grundsatzlich, ,wenn alles bei der Sonne gut steht“ 7 ), soli der Vasall eine schriftliche Aufforderung des GroBkonigs abwarten. Denn es wird mit der Mdglichkeit gerechnet, daB der Hattiherrscher allein wird seinen Gegner meistern konnen. Auf eine ausdriickliche Auf¬ forderung hin ist jedoch der Vasall verpflichtet einzugreifen 8 ). Er mufi an der Spitze seiner Heeresmacht entweder selbst herbeieilen oder aber einen zuverlassigen Heerfiihrer damit betrauen 9 ). Gelegentlich wird aber dem Vasallen, namentlich ftir den Fali einer Emporung — dieser Fali gilt wohl als der gefahrlichere — auch spontanes Eingreifen im Interesse des GroBkonigs zur Pflicht gemacht 10 ). Endlich werden in unseren Vertragen Bestimmungen auch fiir den Fali getroffen, daB der GroBkonig dem angegriffenen Vasallen zu Hilfe gekommen ist. Fiir diesen Fali wird gleichfalls die eifrigste Teilnahme am Kriege dem Vasallen ausdriicklich zur Pflicht gemacht. Das neutrale, I) w 1, Vs. 70 ff.; W 3, II, 16 ff.; W 4, Vs. 10 ff.; W 9, Es. [Anfang]; F 1, § 9 (?); F 2, § 3, § 4, § 12, 29ff.; F 3, § 13, 7ff. ; F 5, § 9, 34f. ; F 6, § 12. *) W 3, II, 20ff.; W 4, Ys. 12ff.; W 9, Es. 5f.; F 1 [§ 9?]. J ) W 3, II, 23 ff.; W 4, Vs. 13 ff.; W 9, Es. 7ffi; F 1, § 9, 4ff.; F 2, § 12, 29ff.; F 6, § 15 f. 4 ) W 7, IV, 19f.; die VVegzehr fiir den Marsch zum hethitischen Heereslager hat der Hattiherrscher zu ersetzen (Z. 23 f.). 6 ) KBo IV, 10, Vs. 43 ff. (Zitat oben S. 72, A. 1). «) W 3, II, 48 ff.; W 4, Vs. 22 ff.; W 7, II, 16 ff. (paritatisch), 22 f. (par.), 26 ff. (par.); 42ff. (par.) (ak.) ti-il-la-tam i-ir-ri-iš = [der GroBkonig] „wird die gegenseitige [<] Hilfe erbitten"; (eresu = erbitten, auffordern); 63 ff. (par.); III, 7 ff. (par.), 14 f. (par.); F 1, § 10; F 2, § 3, § 4; F 3, § 16, § 17, § 19; F 5, § 10. 7 ) F 3, § 16, 28; F 5, § 10, [60]. 8) W 7, II, 44f. (paritatisch); F 2, § 4, 18ff; F 3, § 16; F 5, § 10; F 6, § 14, § 40, § 41. «) W 3, II, 52 ff; W 4, Vs. 24 ff; W 9, Es. 17 ff; F 1, § 10, 19 ff; F 2, § 3, 11 f., § 4, 21 ff. >«) W 3, II, 50 ff.; W 4, Vs. 23 f.; W 7, II, 17 f. (paritatisch), 23 (par.); W 9, Es. 15 ff., F 1, § 10, 17 f.; F 2, § 3, 101; F 3, § 17. 74 passive und abwartende Verhalten werden ebenso wie das direkte Kon- spirieren mit dem Feinde zum Vertragsbruch gestempelt 1 ). Selbst bei der Regelung dieser Grund verpflichtung des ganzen Vasallen- systems zogerte man in Hattušaš nicht, den gegebenen machtpolitischen Verhaltnissen in weitherzigster Weise Rechnung zu tragen. Zn diesem TJrteil berechtigen uns die dem Kizwatnakonig gemachten Konzessionen. Šunaššnra wird selbst im Fali einer groben Bedrangnis des Hattiherrschers nur dann zur Hilfeleistung verpflichtet, wenn sein eigenes Land vom feindlichen Einfall verschont, „frei“ (ak. zaku) geblieben ist. In diesem Fali soli er allerdings ohne ausdriickliche Aufforderung dem GroBkonig zu Hilfe kommen 2 ). Die gleiche Verpflichtung iibernimmt auch der Hatti- herrscher zugunsten Sunaššuras 3 ). Eroffnet ein Land Feindseligkeiten, sei es gegen den Hattiherrscher, sei es gegen den Kizwatnakonig, so ist der andere Bundesgenosse ver¬ pflichtet, sein Heer zur Unterstiitzung zu senden. Dabei wird ihm jedoch das Bestimmungsrecht dariiber gesichert, ob seine Soldaten gegen den Feind selbst oder nur im Innern des Landes zu dessen Schutz ver- wendet werden sollen 4 ). Beteiligen sich die Truppen des Bundesgenossen am Kampfe, so hat dieser den Anspruch auf die Beute, die sie machen 5 ). Uberaus vorsichtig ist auch die schlecht erhaltene Vorschrift iiber die Verpflichtung des Mitanniherrschers zur Heeresfolge formuliert 6 ). Es wird festgesetzt, daB zugleich mit dem Hattiherrscher auch der Mitanni- konig zum Kampf gegen den Feind ausriicken soli; oh der Vertrag auch eine entsprechende Gegenverpflichtung des Hattiherrschers enthalten hat, wissen wir nicht. Wohl ist aber die unmittelbar sich anschlieBende Klausel von gemeinsamen Freunden und Feinden durchaus paritatisch formuliert. An die soeben erwahnten Vorschriften des Šunaššura-Vertrages reihen sich die Vorschriften an, die die Beuteverteilung in einem gemeinsam unternommenen Feldzug regeln; sie werden ubrigens auch an anderen Stellen des Sunaššura- und des Tunip-Vertrags erwahnt. Die Tatsache, daB sie uns nur in zwei Vertragen hegegnen, zeigt, daB sie nur das ius singulare fiir die besonders privilegierten Vasallen darstellen und daB daher eine Verallgemeinerung nicht berechtigt wiire. Den in den beiden Vertragen erhaltenen Normen liegt das Apprehensionsprinzip zugrunde, wonach die Beute demjenigen verbleiben soli, der sie gemacht hat. Was 1) W 3, III, 1 ff.(?); W 4, Ys. 27 3.; W 9, Rs. 203.(9); F 1, § 11(9); F 2, § 11, 21 S., § 12. *) W 7, n, 63 3. *) W 7, HI, 2 3. *) W 7, n, 46 3., 56 3. 5 ) W 7, n, 49 3., 59 3. «) W 1, Vs. 70 3. 75 das hethitische Heer an Beutestiicken (ak. šallatu) erwirbt ( n ergreift“, ak. kašadu), das gehort ihm; derselbe G-rundsatz gilt zugunsten der Heere von Šunaššura und von Tunip 1 ). Anders wird jedoch die Zugehorigkeit der eroberten und ausgepliinderten Stadte selbst geregelt. Diese fallen einem der Bundesgenossen, dem GroBkonig oder Šunaššura zn, je nachdem sie im Macbt- und Interessenbereich des einen oder anderen liegen 2 ). Šunaššura wird ein weiteres Vorreeht durcb die Bestimmung eingeraumt, da6 die Stadte, die die Heere von Hatti und Kizwatna im Hurriland gemeinsam erobern sollten, dem Šunaššara zufallen sollen, denn in Hattu- šaš „will man sein Land wahrlich vergroBern" 3 j; fur die Verteilung der daselbst gemachten Beute bleiben aber die oben dargelegten Prinzipien in Geltung. Auch in dieser Bestimmung konnen wir einen iiberaus ge- schickten Zug der hethitischen Diplomatie feststellen. Dem machtigen Vasallen wurde einerseits eine weite Zone fiir seinen Imperialismus zu- gewiesen, andererseits aber sein gespanntes Verhaltnis zum Hurriland, dessen Vasall er friiher gewesen, noch verschlechtert; beides solite Šunaššura dazu fiihren, sich um so fester an Hatti anzuschlieBen. Durcb diese Normen iiber die Beuteverteilung werden uns auch die Annalenbericbte verstandlich, wonach die „Herren“ (sum. en. meš) neben dem GroBkonig ihre eigene Beute machen 4 ). Sie werden wobl mit ihren Kontingenten am Feldzug teilgenommen haben; nacb dem Apprehensions- prinzip werden sie die von ibrer Scbar ergriffenen Beutestiicke — oder zu- mindest einen betracbtlichen Teil davon — fiir sicb bebalten haben. Es ist die Periode, wo der Staat einen groBen Teil seiner Bediirfnisse durcb Raubzuge (Kriege) zu decken versucbt. Der Beuteanteil des verbundeten Heeres bzw. der „ Herren “ ist nur das Entgelt fiir die Teilnahme am Krieg. In diesen Zusammenhang gehort eine iiberaus interessante Vorschrift, die wir im Vertrag mit Ištarmuwaš finden. Sie beweist uns, daB sich in Hattušaš unter Tuthalijaš IV. (1260—1230) die Erkenntnis durchgerungen batte, daB man auf das Ausland auch durch handelspolitische Mafinahmen einwirken konne. Dem Amurruvasallen wird der Abbrucb aller Handels- beziehungen mit Aššur zur Pflicbt gemacht; wir haben somit die alteste Boykottvorschrift vor uns. Die Bestimmung, die bereits von Forrer 5 ) iibersetzt worden ist, lautet in Umschrift und Ubersetzung (KUB XXIII, 1, IV, 14 ff.): *) W 7, II, 29-33, 37-41, 49-51, 59-62; III, 40-44; W 10 (Tunip-Vertrag) B, 11 f., 121, 151, 161 ») W 7, II, 33 (vgl. Z. 26), II, 41 (vgl. Z. 34); unsicher in W 10, B 17. ») W 7, III, 431 *) Vgl. dazu oben S. 55, A. 1. 6 ) MDOG, 1924, No. 63, S. 17. 76 14) tu-el-kan BUDAM. QAR ŠA(G) KUR, Aš-šur li-e 15) pa-iz-zi a-pi-el-ma-Mn LUDAM. QAR 16) ŠA(G) KUR. KA li-e tar-na-at-ti 17) KUR. KA-aš-kan iš-tar-na ar-ha li-e pa-iz-zi 18) ma-a-an-ma-aš-tdk-kdn SA(G) KUR. KA-ma il-iz-zi na-an am Rd.: an-da e-ip na-an A.-NA DUTU-V ar-ha up-pi ka-a-aš-Sa KA- -aš GAM-[trn NIŠ DIKGIRLLU GAR-nt] = 14) „Dein Kaufmann soli in das Land Aššur nicht hinein- 15) gehen; seinen Kanfmann aber 16) solist du in dein Land nicht hereinlassen. 17) Durch dein Land soli er nicht ziehen; 18) wenn er aber doch in dein Land hereinkommt, Rd.: ergreife ihn und schicke ihn an Meine Sonne. Und dieses Wort (diese Angelegenheit) [soli] nnte[r Eid gelegt werden?].“ Durch diese Vorschrift solite der Handel zwischen Amurru und Assyrien ganz nnterbunden werden. Fiir die Gerichtsbarkeit ist vom Interesse die Bestimmung, dafi der fremde Kaufmann, der im Amurruland ergriffen werden solite, an den Grofikonig auszuliefern sei. Die bisherigen Vorschriften regelten das aufienpolitische Verhalten des Vasallen; nunmehr wenden wir uns seiner innerpolitischen Stellung zu. Auch hier bildet die Trene, die der Vasall auf Grand seiner Schutzpflicht dem Hattiherrscher schuldig ist, den Ansgangspunkt. Der Vasall soli dem Grofikonig immer ein trener Helfer und Bei- stand gegen die Gewalttat bleiben * *). Darum darf er sich keinem Emporer, mag auch dieser ein Prinz *) sein, anschliefien. Der Vasall soli dauernd ein unbegrenztes Vertrauen zum Grofikonig hewahren: ein neuer Beweis fiir die hethitischen Bestrebungen, das Vasallitatsverhaltnis auch ethisch zu verankern. So wird den Arzawa- vasallen aufs nachdriicklichste eingescharft, boswilligen Geriichten — „da die Menschheit verdorben ist“ 3 ) — iiber die angeblichen illoyalen Be¬ strebungen des Hattiherrschers gegen den Vasallen, keinen Glauben zu schenken. Die Pflicht des Vasallen ist vielmehr, dariiber getreu nach Hattušaš zu berichten und der hierauf ergangenen beruhigenden Antwort des Grofikonigs volles Vertrauen entgegenzubringen 4 ). ‘) Vgl. z. B. F 1, § 10, 18; F 2, § 3, 11; F 3, § 16, III, 2; F 5, § 9, 35, 37. J ) F 2, § 2, 6; F 3, § 13, 3. — Gegen die Umsturzversuche innerhalb der Dynaetie wendet sicb auch die Instruktion fiir Konigssohne, Herren und die lu. meš sag in KUB XXI, 42, I, 4 ff„ IV, 16 ff. ’} F 2, § 6, 28; F 3, § 21, 16; F 5, § 15, 16. *) F 2, § 6; F 3, § 21 -§ 22, 27; F 5, § 15. 77 Diese Bestimmung uber die Behandlung von verleumderischen Ge- riichten (ak. aivclte = Worte) fiikrt uns bereits zu einer groBeren Gruppe von Vorsehriften, die dem Ausbau des gegenseitigen Vertrauensverhalt- nisses gewidmet sind. Diesen, z. T. recht verschiedenen Vertragsnormen liegt die gemeinsame Bezeicbnung des „b o s en Wortes“ zugrunde. Die etwas eigenartige Benennnng diirfte anf die altorientalische Vorstellung zuriickgehen, daB das ausgesprochene Wort selbst Wirkungen hervor- bringt, wenn man ihm nicht gebiihrend (z. B. dnrch Beschworung)*) ent- gegentritt. Deshalb wird in den einzelnen Vorsehriften dem Vasallen eine entsprechende Tatigkeit (Benachrichtigung, Hilfeleistung) zur Pflicht gemacht, wahrend auch hierin passives, untatiges Verhalten als Vertrags- bruch bezeichnet wird * 2 ). Bevor wir auf die einzelnen Bestimmungen eingehen, ist es zweckmaBig, die Bedeutnng von (h.) memijaš, uttar — „Wort“, beziehungsweise ihrer akkadischen ( awatu ) und sumerischen ( inim, ka ) Aquivalente zn ermitteln. Die angefiihrten Ausdriicke werden mitunter noch in ihrer urspriing- lichen Bedeutung „Wort“, sei es fiir das gesprochene 3 ), sei es fiir das geschriebene 4 ) verwendet; in etwas weiterem Sinne bezeichnen sie auch „Geriichte“ 5 ). Eine besondere Stellung kommt dem Wort des GroBkonigs zu. Es ist ein Wort „des Nicht-Verwerfens und des Nicht - Zerbrechens“ 6 ); ihm gegeniiber ist ein Widerspruch unzulassig. Daher wird in den Vertragen das konigliche „Wort“ oft zur Bezeichnung seines Befehls, seiner Anord- nung, verwendet 7 ). Weil die Vertrage den GroBkonig zum Verfasser haben, ist nur noch ein kleiner Schritt zur Bedeutung „ Vertragsbestimmung“, sei es einer einzelnen 8 ), sei es ihrer Gesamtheit 9 ), zu machen. i) Vgl, dazu Landsberger, Das ,gute Wort“, in Meifiner-Festschrift, II., S. 294; MeiBner, Babylonien und Assyrien, II, S. 41, 45, 47, 124, 155, 158f. *) z. B.: F 1, § 10, 221 ; F 2 , § 3, 14-17, § 4, 221 ; F 3, § 17, 201, § 18; F 5, §§ 11-13, § 16 u. a. ») z. B. F 1, § 8, 19, § 15, 21; F 5, § 6, 72; F 6, § 28, 9, 13, 17-§ 31, 47; W 7, IV, 331, 36. *) z. B. W 7, IV, 33 1, 37. 5 ) z. B. F 2, § 6, 28; F 3, 21, 16; F 5, § 15, 16 (ak. awate); F 2, § 6, 30; F 3, § 21, 22; F 5, § 15, 21 (h. memijaš). •) (ak.) ša la-a na-di-e ša la-a še-bi-ri : W 6, Vs. 61; KBo VI, 28, Rs. 28 f. (ša la-a na-a-di-ia-am ša la-a še-[bi-]ri-im) — „des Eisens, des Nicht-Verwerfens, des Nicht-Zer- brechens"; KBo V, 7, Rs. 49 f.: ša parzilli ša la-a na-a-di-a-am ša la-a še-bi-ri-im z. T. erganzt nach Bo 2048, Rs. 15 f. (noch unveroffentlicht). — Vgl. W 2, Vs. 26. ■>) z. B.: F 1, § 14, III, 1; F 3, § 16, 29, III, 11, § 17, 17. 8 ) z. B.: F 2, § 10, 15 (memijaš). 9 ) z. B.: (ak.) aivate ša pi duppi: W 1, Rs. 38; ki tuppijaš AWATEv^-. F 5, § 21, 31; (ak.) awdte ša rikši: W 1, Rs. 58, 59; (ak.) aivate ša rikši u (ša) mamiti: W 2, Rs. 44; W 3, IV, 461, 481, 531; W 4, Rs. [12, 13, 17]; F 1, § 20, 21, 23, § 21, 27; (ak.) aivate P»: F 3, § 17, 20, § 30, 3; F 5, § 19, 76; (h.) uddar: F 6, § 6, 38, § 45, 50. 78 Die allgemeinste Bedeutung voa memijaš, uttar ist endlich „Sache“, „Tatsache“, B Angelegenheit“. Besonders aufffllig ist es, daB sich damit in der Regel J ) ein schlechter Beigeschmack 2 ) verbindet. Die miter der Bezeichnung des „bosen Wortes“ 3 ) zusammengefaBten Tatbestande zerfallen in zwei Gruppen 4 ). In erster Linie darf der Vasall keinerlei Beschimpfnngen des Hattiherrschers 5 ), seiner Sohne 6 ) und des Hattireiches 7 ) dulden, noch weniger sie selbst begeben 8 ). Dabei diirfen wir nicbt nur an die Majestatsbeleidigung denken, sondern in Hattušaš wollte man jegliche Fiihlung der Vasallen mit den Fremden, die zn Konspirationen nnd endlich zum Abfall fiihren konnte, vereiteln. Denn der Vasall ist verpflicbtet, iiber jeden derartigen Fali „des bosen Wortes“ an den GroBkonig zu berichten; eine Unterlassung wird als Vertrags- brnch angesehen 9 ). Die zweite Gruppe dieser Tatbestande regelt die Vasallenpflichten fiir den Fali einer Emporung oder eines feindlichen Einfalls. Es handelt sich nm zwei Tatbestande, die auch terminologisch genau auseinander- gehalten werden: idaluš (= HUL-Zm.<) memijaš (== KA) ŠA BAL 10 ) (= „boses Wort der Emporung") einerseits, AWAT LUKTJR u ) (= „feind- liches Wort“) andererseits. Die Entstehung dieser etwas eigenartigen Bezeichnung steht im Zusammenhang mit den Meldungen und Geruchten, die zum Vasallen gelangten, sei es iiber den feindlichen Einfall (LUKU.R, [kuiški\ ANA DUTIJivi arai 1S ) = [^irgendein] Feind erhebt sich gegen >) In gutem Sinne z. B. F 1, § 8, 19; F 5, § 5, [38?], § 6, 72; F 1, § 14, III, 4, 7; F 3, § 21, 24; W 9, Vs. 35. >) F 2, § 10, 14; F 3, § 5, 34, 36, 37; F 5, § 2, 6; F 6, § 10, S, 7, § 30, 39, 40, § 29, 30, § 32, 53, 57, 62, § 40, 32. — Die Synonyme werden geradezu im Sinne von „Verbrechen“, ,Delikt' gebraucht: F 3, §7, 14f.: AWAT BAL waštai; F 3, § 15, 17f., (h.) ivaggarijas uttar; F 1, § 12, 34 f.; (h.) amummas uttar-, vgl. F 6, § 10, 3. *) (h.) idaluš memijaš-. F 2, § 3, 10; F 3, § 16, 261., § 18, 22; § 22, 29; F 6, B § 22, 8, 11; (h.) idalu uttar: F 1, § 12, 34 (im Interesse des Vasallen!); IjUL-fei memijaš : F 3, § 18, 22; F 5, § 16, 27; idalu AWATU: F 1, § 14, 46f.; A WAT LOKUR: F 2, § 4, 18; F 3, § 19, 31; vgl. noch W 1, Rs. 30 f. (ak. aw&tu .. . zaburtu u limuttu). *) Die Unterscheidung wird besonders klar bei Madduwattaš, Vs. 37 f. aus- sprochen: „Und wer vor dir ein boses Wort spricht, sei es, daB einer ein Wort der Feind- schaft (h. kiirurašmemian —AWAT LU KUR) vor dir spricht, oder daB einer K6nige und Konigssohne beschimpft. . .“ (ubersetzt von G5tze, 1. c). ®) idalawa A WATEv' ANA LUGAL našma ANA KUR URUHatti: F 1, § 14, 46 f.; ŠA DUTUŠ7... idalun memijan: F 3, § 22, 28f.; F 5, § 16, 26f. (gUL-te); dUTUŠ/ idalu: F 6, § 4, 27; (ak.) avo&tam ša °Šamši ina pi nalcri: W 7, III, 25 f. *) Madduwattaš, Vs. 37. ’) F 1, § 14, 47. 8 ) F 1, § 15, 21 (wohl gegen das Hattireich). 9 ) Siehe oben S. 77, A. 2. •°) F 2, § 3, 10, 14; F 3, § 16, 27, § 18, 22; F 5, § 10, 58. “) F 2, § 4, 18; F 3, § 19; 31. ») F 2, § 4, 18; F 3, § 19, 32. 79 die Sonne“; daher AWAT LURUR), sei es iiber eine Emporung inner- halb des Hattireiches (NN. ITTI DUTU šl BAL ijazi ! ) = „NN. emport sich gegen die Sonne“; daber idaluš memijaš ŠA BAL). V er gleicbs weis e sei auf die Bezeichnungen in der Rechtssammlung bingewiesen, wo die beiden Tafeln gleichfalls nach den Anfangsworten: DUB ... tak-ku LU-aš, DUB . . . tak-ku GUšGEŠTIN-os benannt werden 2 ). Von den beiden Tatbestanden, der Emporung und des feindlichen Einfalls, wird der erstere als der wichtigere angeseben und immer aucb vor dem anderen bebandelt 3 ). In einigen Vertragen, namentlicb wenn die Teilnabme des Vasallen an bestimmten Feldziigen im voraus ge- regelt wird, fehlt eine selbstandige Vorscbrift iiber AWAT LUKER*). Hinsicbtlicb der Emporung werden gleichfalls zwei Moglichkeiten in Er- wagung gezogen: entweder ist ihr Urbeber ein GroBer, die Heeresmacbt oder ein Einzelner (b.) andurza (— im Innern) 6 ), also im engeren Hatti- reich, oder aber gebt die Emporung von einem Land (b.) arahza (= drauBen), somit von einem Vasallenlande 6 ) aus. In beiden Fallen ist der Vasall dem Hattiherrscher zur militari- scben Hilfeleistung verpflichtet. Als allgemeine Regel gilt der Grund- satz, daB der Vasall erst auf schriftlicbe Aufforderung des GroB- konigs hin zur Hilfeleistung verpflichtet ist 7 ); fiir den Emporungsfall wird jedocb mitunter dem Vasallen zur Pflicht gemacht 8 ) oder ihm wenigstens fiir den Notfall nahegelegt 9 ), spontan einzugreifen. Immer trifft aber den Vasallen die Pflicht, iiber die Vorbereitungen einer Emporung sofort nach Hattušaš zu berichten, sobald ihm irgend etwas davon zu Obren gekommen ist 10 ). Eine abnliche Benachrichtigungspflicht ist wahrscbeinlich aucb im Šunaššura-Vertrag fiir beide Vertragsteile festgesetzt, falls man unter (ak.) mašam (— „lassen“, „schicken“), nicbt geradezu die militarische Hilfeleistung verstehen soli n ). Ein allgemeines Verbeimlichungsverbot bzw. die entsprecbende Anzeigepflicht wird fiir den Vasallen im Huqqanaš-Vertrag normiert 12 ). ') F 3, § 16, 32 (ein Einzelner), vgl. eod. Z. 28 f. (ein Land). 2 ) KBo VI, 6, IV, 1 (Hrozny), Code Hittite, S. 2, A. 1), KBo VI, 13, IV, 1 (Hrozny, o. c., S. 150). >) F 2, § 3 (,ŠA BAL), § 4 (LugUR); F 3, §§ 16-18 (ŠA BAL), § 19 (ia>KOR). 4 ) So in F 5, vro sie nach §§ 10-13 zu erwarten ware; vgl. auch F 1, § 10, 16 (nur Emporung!). ») F 3, § 16, 30 ff. ; F 5, § 10, 62 f. «) F 3, § 16, 27f.; F 5, § 10, 59. ’) F 2, § 4, 19; F 3, § 16, 29 f., 32 ff.; F 5, § 10, 60 f., 64 ff. ') F 1, § 10, 17 ff.; F 2, § 3, 11 ff. ») F 3, § 16, 8ff., § 17; F 5, §10, 71 ff. “) F 2, § 3, 14ff.; F 3, § 18; F 5, §§ 11-13. »*) W 7, II, 16 ff., 19 ff., 22 f., 24 f. «) F 6, § 18. 80 Als interessante Spezialnormen konnen wir endlich anfiihren, daB der Sunaššura-Vertrag die Anzeigepflicht betreffs der Beschimpfungen der beiden Herrscher den beiderseitigen Untertanen auferlegt 1 ). Weiter finden wir im Luppi-Tešup-Vertrag die Bezeichnung „boses Wort“ (= h. idalu uttar) auf das recktswidrige Vorgehen der hethitischen Truppen gegen den Vasallen angewandt; darunter werden die Raubziige im Vasallenland sowie der Versuch, den Vasallen abzusetzen, verstanden 2 ). Die Klausel beziiglich der gemeinsamen Freunde nnd Feinde liegt weiter den Vorscbriften iiber die Fliiehtlinge zugrnnde. Die Normen, die dieses Problem regeln, zeigen die deutliche Tendenz, keine einheimischen Fliiehtlinge aus dem Hattireich hinausznlassen, fremde dagegen in mog- lichst grofier Zahl hereinzulocken. Der Vasall ist verpflichtet, fremden Fliichtlingen, mogen sie in Massen („ein Land“) oder vereinzelt anftreten, freundlich zn begegnen nnd ihnen auf ihrem Weg ins Hattiland behilflich zu sein 3 ). Fliiehtlinge, die aus dem (engeren) Hattireich in sein Gebiet ge- langen, mufi der Vasall an den GroBkonig ausliefem 4 ). Dabei wird in den Vertragen gewissen Kriegsgefangenen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So macht Muršiliš II. den Duppi-Tešup auf die Kriegs¬ gefangenen, die aus Nuhašši oder Qadeš gebiirtig sind — die sich deshalb voraussichtlich in das Amurrugebiet fliichten werden —, ebenso den Targašnalliš und Kupanta-KAL auf die Gefangenen aus Arzawa be- sonders aufmerksam 5 ). Der Vasall darf sich auch keine Fliiehtlinge zu eigen machen, die auf der Flucht vor dem vordringenden hethitischen Heere in sein Land gelangen sollten 6 ). Die nichtparitatische Behandlung des Vasallen kommt in der Rege- lung der Auslieferung von gegenseitigen Fliichtlingen besonders deutlich ») W 7, IH, 22 ff., 25 fi. s ) F 1, § 12. *) F 1, § 15; vgl. oben S. 56. *) F 1, § 17(7); F 2, § 7; F 3, § 15, 17 ff. (Emporer); F 5, § 9, 49 ff. s ) F 1, § 13; F 2, § 14; F 3, § 29. e ) F 1, § 16; aus dem Aziru-Vertrag wird die betreffende Bestimmung von Mur¬ šiliš II. in seiner Entscbeidung (KBo III, 3, III, 12 ff.) zitiert: 12) . . . a-pi-el-ma ŠA NAM. RA. MEŠ 13) me-mi-ia-as A. NA PA. NI A. BI D UTUS/ ki-is-sa-an e-es-ta 14) ŠA 1 A-zi-ra iš-hi-u-ul A. NA TUP. Pl ki-is-sa-an 15) kat-ta-an GAR-ri ma-a-an-wa-kan D UTUŠr KUR LUKUR 16) ku-it-ki an-da ha-at-ki-es'-nu-mi NAM. RA. MEŠ-ma-ma 17) a-pi-el ŠA KUR nu KUR sa-ra-a ti-ia-zi 18) nu-wa-ra-at-kan I. NA ŠA(G) KUR. KA u-ioa-an-zi 19) zi-ik- -ma-wa-ra-as an-da e-ip nu-wa-ra-as pa-ra-a 20)pa-a-i ... = 12-13) „Die Bestimmung iiber diese Gefangenen (Leibeigenen) war zur Vorzeit des Vaters Meiner Sonne (= Šuppiluliumaš’) folgendermaBen: 14) die Verpflicbtung des Aziru ist auf der Urkunde folgendermaBen 15-16) niedergelegt: wenn ieh, Meine Sonne irgendein feindliches Land bedrange, die Gefangenen 17) des betreffenden feindlichen Landes hinaufziehen 18) und sie in dein Land hineinkommen, 19-20) so ergreife sie darin und gib sie heraus/ 81 zum Ausdruck. Wahrend namlich der Vasall ausnahmslos verpflichtet wird, Fliichtlinge aus dem Hattireich an den GroBkonig zuriickzugeben, erklart es der letztere fiir sein gutes Recht, fremde Fliichtlinge, darunter auch solche aus dem Vasallenlande, bekalten zu konnen 1 ). Selbst dem Mattiwaza gegeniiber bestand man auf diesem Grundsatz und begriindete ihn, wie wir bereits erwahnt haben, mit dem (ak.) parsu ša D>Šamaš. 2 ). Trotz dieser grundsatzlichen Einstellung entschloB man sich in Hattušaš oft auch zu bedeutenden Konzessionen im Interesse des Vasallen. In den Arzawa-Vertragen halt der GroBkonig an der Nichtauslieferung nur betreffs der „Manner der langen Waffe“ fest, wahrend er die Aus- lieferung von Ackersleuten und Handwerkern (Webern, Zimmerleuten, Lederarbeitern und sonstigen Handwerkern), die sich durch die Flucht ins Hattiland ibren Arbeitspflichten entziehen wollten, dem Vasallen verspricbt 3 ). Im Hethiterreich, wo das militarische Interesse den Aus- scblag gibt, vergroBert man die Armee, sei es auch auf Kosten des Vasallen; dagegen will man keineswegs die produktiven wirtschaftlichen Krafte dem Vasallenlande entziehen. Darum stellt man ihre Riickgabe in Aussicht. AuBerordentlich interessant ist weiter eine Bestimmung, die nur im Targašnalliš-Vertrag erhalten geblieben ist. Wir konnen sie geradezu als Vorgangerin der belgischen Attentatsklausel 4 ) bezeichnen. Muršiliš II. verspricht dem Targašnalliš, er werde ihm denjenigen ausliefern, der den Vasallen oder dessen Sohn zu ermorden versucht und sich dann ins Hatti¬ reich gefliichtet haben solite 5 ). Eigenartig wurde endlich die Fliichtlingsfrage im Sunaššura-Vertrag geregelt, wie wir aus dem beschadigten hethitischen Fragment ersehen konnen. Danach waren Hatti und Kizwatna vollig gleichgestellt; Be- denken gegen die Auslieferung aus dem Hattireich scheinen hier zum Schweigen gebracht worden zu sein. Diese Vorschriften sind um so interessanter, da sie die Auslieferungspflicht den Untertanen beider Ver- tragsteile aufbiirden und — die Untertanen sind durch den Vertragseid nicht direkt gebunden — fiir den Fali der Verletzung juristische Sank- tionen aufstellen. Findet man im Hause eines Untertanen einen Flticht- ling, so zahlt der Hausherr als BuBe zwolf „Haupter“. Kann er die BuBe nicht aufbringen, so wird er selbst ausgeliefert. Fiir den schuldigen Sklaven kann sein Herr BuBe leisten; will er dies nicht, so geht er des Sklaven verlustig 6 ). i) Vgl. oben S. 64. «) W 1, Rs. 9 ff., bes. Z. XI. „ ‘) F 2, § 7; F 3, § 23; P 5, § 18. *) Strupp, W5rterbuch des Volkerrechts, I, S. 77 f. 6 ) F 2, § 8, 41—43. «) ZA, NP II, S. 11 ff. Leipz. rechtgw. Studien. Heft 60. 6 82 Endlich kennt das hethitische Vasallenrecht noch zwei Pflichten, die allgemein den Vasallen vertragsmaBig auferlegt wurden: die Tribut- leistungs- und die Erscheinungspflicht. Wie wir bereits gesehen haben, ist die Leistung von Abgaben ohne Anspruch auf entsprechende Gegengaben geradezu das Kriterium der politischen Abhangigkeit x ). Der hethitische Staat war gezwungen, sich fiir seine zablreichen Eeldziige entsprechende Finanzquellen zu sichern. Welch wichtige Rolle diese Frage schon in der damaligen Zeit spielte, laBt der agyptische Bericht liber die Schlacht bei Qadeš (1308) erkennen. Darin wird erzahlt, daB Muwatalliš zn diesem Feldzng nicht nnr „alle Fremd- lander versammelt hatte“, sondern „er lieB kein Silber und Gold in seinem Lande zuriick, sondern er beranbte es seiner ganzen Habe, und legte allen Landern auf, sie zum Kampfe mitzubringen" * 2 ). Wegen der zahlreiehen Textbeschadigungen ist es nicht moglich, eine erschopfende Darstellung der Abgabenverpflichtungen der einzelnen Vasallen zu geben. Wir miissen uns deshalb auf die wenigen erhaltenen Nachrichten beschranken. In den behandeiten Vertragen werden Abgaben ausdriicklich auferlegt: dem Tette von Nuhašši 3 ), Aziru 4 ), dessen Sohn DU-Tešup 5 ) und Enkel Duppi-Tešup 6 ) von Amurru, somit den Fiirsten in den nordsyrischen Vasallenlandern. Dies waren wohl die reichsten und wirtschaftlich fortgeschrittensten Grebiete des Hattireiches, weshalb man ihnen solche Leistungen auch am ehesten zumuten konnte. Fiir den Kizwatnakonig Sunaššura wurde aber, zweifellos aus politischen Griinden, die Abgabenfreiheit im Vertrag ausdriicklich normiert 7 ). Ubrigens ist es interessant festzustellen, daB bei den Nachfolgern von Duppi-Tešup, bei Bentešina und Ištarmuwaš die Regelung der Tribut- leistung nirgends angedeutet wird. Die einfachste Erklarung dieser Er- scheinung ist es, sie auf Textbeschadigungen zuriickzufiihren. Es ist aber auch moglich, daB sie in der damaligen staatsrechtlichen Auffassung ihren Grund hat. Man darf namlich nicht vergessen, dafi sowohl Bentešina wie Ištarmuwaš von Anfang an den Konigstitel fiihren 8 ). Erwagt man in diesem Zusammenhang die durch den Vertrag festgesetzte Tribut- *) Vgl. oben S. 49. «) R o e d e r, AO 20, S. 28. 3 ) W 3, II, 1-3. *) W 4, Vs. [l]-3; F 1, § 2, 9, § 8, 29 ff.; W 5, Ys. 9 ff. 5 ) F 1, § 8, 29 fif. im Zusammenhang mit F 1, § 4 und W 5, Vb. 15 ff. ')F1,§ 8, 32. ’) W 7, I, 48; vgl. oben S. 7, A. 5. *) W 9, Vs. 25, 29; KUB XXIII, 1, I, 44: m-en-te-si-na-an A.BU.EA I. NA KUR A-mur-ri 45) LUGAL-tm KAK-at— „den Bentešina, deinen Vater, maehte er (= tjattu- šiliš, Z. 42 ibid.) im Lande Amurru zum Konig“; KUB XXIII, 1, II, 3: .. . nu-ut-ta I. NA KUR v™A-mur-ri LUGAL-uw KAK -nu-un = ,nun maehte ich dich im Lande Amurru zum Konig. 4 83 freiheit des zum „rechtmafiigen Konig“ erhobenen Šunassura 1 ), so gelangt man zur Annahme, daB mit dem Konigs- (ak. šarru-) Rang die vertrag- liche Tributverpflichtung staatsrechtlicb unvereinbar sei. Darin bestarkt nns ein Vergleich der Darstellnngen der Vorgeschicbte in den Amurru- Vertragen. Im Duppi-Tešup-Vertrag bebt Muršiliš II. die regelmaBigen Tributleistungen des Azirn undDU-Tešup riihmend hervor 2 ), imBentešina- Vertrag sowie in der ansfiihrlicken Vorgescbichte des Ištarmuwaš-Ver- trags wird aber unter den Verdiensten Azirns seine Tributleistnng nicht mehr erwahnt 3 ). Trifft unsere Vermutung zu, so erklart sich dieses Unterbleiben ans der Riicksicht anf den nnnmehrigen Konig, den man an die ungiinstigere Stellung seiner Vorfahren nicht erinnern wollte. — Aber auch, wenn es zutrifft, daB sich mit dem Konigsrang eine vertragliche Regelung der Tributleistung nicht vereinbaren lieBe, sind wir noch keines- wegs zum Schlusse berechtigt, daB der Vasallenkonig nicht etwa durch Herkommen sich zu gewissen Leistungen an den GroBkonig verpflichtet gehalten hatte. Freilich verstand man in Hattušaš solche Leistungen in der Erwahnung in eine andere Form zu kleiden. So heiBt es im Alakšanduš-Vertrag 4 ) vom Wilušakonig, daB er „regelmaBig Boten“ an den GrroBkonig geschickt habe und so Hatti gegeniiber treu geblieben sei. DaB diese regelmaBig abgesandten Boten zum Uberbringen von Geschenken, somit Abgaben dienten, soli gleich unten dargelegt werden. Uber den Gegenstand der Tributleistung gibt nur der Duppi-Tešup- Vertrag einigen AufschluB. Danach betrug die jahrliche Abgabe, die Aziru, sein Sohn DU-Tešup sowie Duppi-Tešup selbst nach Hattušaš zu entrichten hatten, 300 Halbseckel „gelautertes, erstklassiges, vollwertiges Gold“ nebst Edelsteinen; die Menge und der Wert der letzteren wird nicht angegeben 6 ). Im Tette- 6 ) und im Aziru-Vertrag 7 ) sind die betreffen- den Stellen, die den geschuldeten Betrag genannt haben, nicht erhalten. In den beiden Vertragen begegnen wir aber der Bestimmung, daB die Tributleistungen „nach den Gewichtssteinen der Kaufleute des Landes Ilatti gewogen werden“ sollten 8 ). Weidner hat daraus auf' ein eigenes hethitisches Gewichtssystem geschlossen 9 ). Zur Bezeichnung des Tributs dient neben dem mehr allgemeinen Ausdruck (ak.) mandattu 10 ) namentlich der akkadische Ausdruck arga- 0 W 7, I, 39. >) P 1, § 3, 9 f. — W 5, Vs. 9fE. ; P 1, § 8, 29 fi. ») Vgl. KUB XXIII, 1, I, 21 ff. *) F 5, § 2, 11 f., § 3, 15, 20. *) F 1, § 3, 9, § 8, 29 ff. «) W 3, II, 1 ff- ’) W 4, Vs. 2 f. *) W 3, II, 2f.; W 4, Vs. 2f. ») BoSt 8, S. 60, A. 2. 10 ) W 5, Vs. 9. 6 ‘ 84 mannu 1 ), der als arkammaš 2 ) ins Hethitische iibergegangen ist. Das akkadische argamannu bedeutet urspriinglich roten Parpur, docb wird es in unseren Vertragen fur die Tributleistung schlecbthin gebraucht. Mit Sicher- heit ergibt sicb dies aus derBestimmung des Šunaššura-Vertrags, wo es heiBt: (ak.) u a-na D Šamšpi ar-ga-ma-an-na lu-u la i-na-an-cU-in — „und der Sonne wird er kein argamannu geben 3 * * )“. Diese Bestimmung solite eine Konzession des GrroBkonigs an Šunaššura darstellen. Daher konnte es sich darin nur um die Befreiung von Ab- gaben scblechthin, nicht aber blofi von Lieferungen vom roten Parpur handeln. Es ist anch nicht anzunehmen, dah man in solchem Ealle die Moglichkeit von anderen Leistungen gar nicht in Erwagung gezogen hatte. Das Anferlegen von Tributleistungen wird akkadisch als emedu (sc. mandatta) l ), hethitisch als is/iijawar 8 ) bezeichnet; in den Annalen- inschriften wird das hethitische arkammanaš ijavcar 6 ) im Sinne von „tribut- pflichtig machen“ gebraucht. Wie gut man in Hattušaš verstanden hat, sich den besonderen wirt- schaftlichen Verhaltnissen der einzelnen Lander anzupassen und die in ihnen vorhandenen wirtschaftlichen Giiter zu Abgaben heranzuziehen, zeigt ein Bericht in den Annalen Muršiliš’ II., wonach dieser drei Stadten Weinlieferungen als Tribut auferlegte 7 ). Merkwiirdigerweise horen wir weder in den Vertragen noch in den Muršilišannalen, die gleickfalls von diesen Eeldziigen berichten, etwas von den Tributleistungen der Arzawavasallen. Ans den Muršiliš-Annalen 8 ) i) W 3, II, 1; W 4, Vs. 2; W 7, I, 48. ! ) Vgl. zu die8em Ausdruok Got z e, MadduwattaS, S. 130 f. und Friedrich, Vertrage, I, S. 34 ff. ») W 7, I, 48. *) W 5, Ys. 9. «) F 1, § 3, 10, § 8, 30. •) 2 BoTU 60, § 140, Z. 46ff. = KUB XIX, 37, HI, 46 ff.: (drei Stadte) 47) ar-kam- -ma-na-aš i-ia-nu-un 48) nu UR C Ha-at-tu-si GEŠTIN-an ar-kam-ma-na-an-ni pi-e >}ar-kir = (drei Stadte) 47) , machte ich tributpflichtig (zu solchen der Tributpflichtigkeit; vgl. G 61 z e, Madduwattaš, S. 130), 48) nun lieferten sie der Stadt Hattušaš Wein als (wbrtlich ,zum“) Tribut.“ ’) 2 BoTU 60, § 140, 46 ff. = KUB XIX 37, III, 46 ff.; Text A. 6. 8 ) 2 BoTU 48, § 28, 23 ff. = KBo III, 4, III, 23 ff.: nam-ma I. NA KUR URU Mi-ra-a pa-a-un nu KUR uru Mi-ra-a A-NA 1 Maš-hu-i-lu-wa AD.DIN 24) KUR roŠe-e-ha-ma A. NA 1 Ma-na-pa- I> U AD. DIN KUR uru Ha-pal-la-ma A. NA l Tar-ga-aš-na-al-li 25) A D. .DIN nu-za-kan ki-e KUR. KUR. MEŠ pi-e-di-is-si IR-na-ah-hu-un 26) nu-uš-ma-aš-kan ZAB. MEŠ iš-hi-ih-hu-un nu-mu ZAB. MEŠ pi-is-ki-u-an da-a-ir — T Ferner zog ich in das Land Mira. Nun gab ich das Land Mira dem Mašhuiluwaš; 24) das ŠehafluBland gab ich dem Manapa-Dattaš, das Hapallaland aber gab ich dem Targašnalliš. 25) Nun machte ich diese Lander an Ort und Stelle untertan 26) und legte ihnen Soldaten auf und von nun an gaben sie mir Soldaten (wortlich: sie nahmen an [od. sie schickten sich an], mir Soldaten zu geben; Vertragskonsens?)‘ — Auch im weiteren Text dieses Abschnittes ist nur (Z. 31: ZAB. MEŠ is'-hi-ify-hu-un) von der Soldatenstellung die Rede. 85 erfahren wir allerdings, daB ihnen Stellung von Kriegern auferlegt wurde. Dies ist leicbt verstandlich, wenn wir bedenken, daB einerseits aus dem verwiisteten und ausgepliinderten Land bedeutende Abgaben kaum beraus- zuholen waren, andrerseits aber die Bediirfnisse des Heeres an erster Stelle standen. Uber die technische Durchfiihrung von Tributleistungen besagen unsere Vertrage nichts. Aus einigen Quellenstellen, z. T. auch auBerhalb von unseren Vertragen, konnte man scbliefien, daB man dazu Boten ver- wendete, die die periodischen Tributleistungen an den GroBkonig iiber- brachten. So erwahnt Muwatalliš im Alakšanduš-Vertrag, daB der Wiluša- Konig an den Hattiherrscher regelmaBig Boten gescbickt hatte (LU TE¬ MU-!'IM u-i-e-eš-ki-it) 1 ). Umgekehrt wird Madduwattaš beschuldigt, er babe mebrere Lander von Hatti losgerissen, indem er ibre Boten, ibre Truppen und ihre Tributleistungen nicbt mehr an den GroBkonig gelangen lieB 2 ). Aus demselben Text erseben wir aucb, wie die Tributleistungs- pflicht als eine Folge der Untertanigkeit angeseben wird: Madduwattaš gelang es, die Dalawa-Leute von Hatti loszureiBen, indem er sie fiir sicb in Eid nabm und ibnen zvigleicb Tribut auferlegte 3 ). Wurden bereits unter Muršiliš II. die jabrlicben Tributleistungen dnrcb Boten bewirkt, so bing ihre Erfullung noch unter Suppiluliumaš mit der Erledigung einer weiteren Vasallenpflicbt zusammen. Es handelt sich um ihre Verpflichtung, jahrlich vor dem GroBkonig zur Huldigung zu erscheinen (Hoffabrt). Diese Vorschrift ist uns in den Vertragen mit Tette 4 * ), Aziru 6 ) und Sunaššura 6 ) iiberliefert. Die Tatsacbe, daB diese Verpflichtung in den drei Vertragen im unmittelbaren AnscbluB an die Tributpflicht geregelt wird, berechtigt uns zur Vermutung, daB der Vasall beiden Obliegenbeiten gleicbzeitig nachzukommen pflegte: wenn er vor dem GroBkonig erscbien, ubergab er ihm seinen Tribut. Fiir die letztere Ansicbt spricbt ancb die zeitliche Ilegelung der Hoffabrtspflicbt 7 ). Die beiden tributpflichtigen Vasallen aus dem ent- fernten Nordsyrien, Tette und Aziru, trifft sie jedes Jahr, wabrend bei Sunaššura, der keinen Tribut zu leisten batte, die Periode nicbt naher bezeicbnet wird. Dabei konnen wir vermuten, daB sie anderwarts durch das Herkommen geregelt war oder aber etwa in gewissem Umfang dem Er- messen des Kizwatnakonigs iiberlassen blieb. Die Bevorzugung Sunaššuras i) F 5, § 2, 11 f, § 3, 15, 20. s ) Madduvattaš, Rs. 29 ff. J ) Madduwattaš, Ve. 73 f. 4 ) W 3, II, 3 £f. ») W 4, Vs. 3 f. «) W 7, I, 40 ff. ’) Vgl. AA. 4—6. 86 zeigt sich in der Einraumung von zwei weiteren Vorrechten. Bei seinem Erscheinen vor dem GroBkonig miissen sich alle hethitischen GroBen von ihren Sitzen erheben. AuBerdem kann sich Šunaššnra gelegentlich be- sonderer Aufforderungen des GroBkonigs, vor ihm zu erscheinen, durch einen seiner Sohne vertreten lassen. Allerdings scheint die Entscheidung, welcher von den Sohnen dazu befahigt sei, der GroBkonig getroffen zu haben 1 ). Der Umstand, daB Suppiluliumaš selbst bei Sunaššura, den er sonst so auBerordentlich bevorzugte, auf der Erscheinungspflicht bestand, be- weist uns, daB man damals in dieser Obliegenheit den sichtbarsten Aus- drnck der Untertanigke.it erblickte. Wie sehr sich unter seinen Nach- folgern die Anschauungen geandert haben, kann man am besten daraus ersehen, daB Muršiliš II. im Duppi-Tešup-Vertrag wohl die regelmaBigen Tributleistungen Azirus lobt, keine Anspielung jedoch auf sein Er¬ scheinen vor dem GroBkonig macht. Im gleichen Sinne ist auch die Tatsache zu verstehen, daB in den Vertragen, die von den Nachfolgern Suppiluliumaš’ abgeschlossen wurden, diese Verpflichtung nirgends er- wahnt wird. Neben den allgemeinen Bestimmungen iiber die Leistungen des Vasallen gab es auch spezielle Verpflichtungen des einzelnen Vasallen, die mit Riicksicht auf die besonderen Verhaltnisse des betreffenden Ealles an- geordnet wurden. Sie sollten zum Teil der Sicherung der dynastischen, zum Teil den staatlichen Interessen dienen. So wird im Mattiwaza-Vertrag die Verbruderung des neuen Mitanni- konigs, der zugleich ein Schwiegersohn Suppiluliumaš’ war, mit dessen Sohnen statuiert; dieses Verhaltnis wird auch auf die weitere Nach- kommenschaft ausgedehnt 2 ). Uberdies wird aber die Verbruderung Matti- wazas mit seinem nachsten Nachbarn Pijaššiliš, dem Sohn Suppiluliumaš’ und Konig von Kargamiš, noch besonders festgesetzt, um auf diese Weise fiir die Zukunft mitannische Revindikationen der an Hatti verlorenen Gebiete zu verhindern 3 ). In demselben Vertrag sichert man der Tochter des Suppiluliumaš, die Mattiwaza zur Frau nahm, die Stellung der Hauptfrau und Konigin, ihrer Nachkommenschaft aber die Thronfolge in Mitanni zu 4 ). Im Bentešina-Vertrag wird gleichfalls die Thronfolge ausdriick- lich der Nachkommenschaft aus der Ehe des Amurruvasallen mit der Gaššulijauie gesichert 8 ). l ) Siehe Seite 85, Note 6. >) W 1, Va. 65 ff. *) W 1, Ra. 27, vgl. Ra. 14 ff., 22 ff. *) W 1, Va. 59 ff. ») W 9, Va. 19 ff., 30 ff. 87 In dem besonders herzlich gehaltenen Rimišarma-Vertrag wird sebr nachdrucklich an das Znsammengehorigkeitsgefiihl der Nachkommen Suppiluliumaš’ appelliert 1 ). Ebenfalls aus dynastischen Interessen herans lassen sich die Be- stimmnngen des Wiluša-Vertrags versteben, wonacb dem Alakšanduš zur Pflicht gemacht wird, sicb in sebr weitgehender Weise des Kupanta-KAL, des Vetters von Muwatalliš, anznnebmen and ibn gegen seine Feinde zu scbiitzen 2 ). Aucb dem Huqqanaš gegeniiber findet es sein groBkoniglicher Schwager Šuppiluliumaš notig, ihm einige Vorschriften iiber den Verkebr mit den Scbwestern und Halbschwestern seiner Gattin, einer bethitiscben Prinzessin. zu macben. Damit eng verwa,ndt sind die Vorschriften, in denen der Hattiherrscher den Hajašahauptling aufs nachdriicklicbste vor allen Beziehungen zu den Palastdamen von Hatti warnt 3 ). Im Staatsinteresse wurden gleicbfalls verschiedene Bestimmungen in die Vasallen vertrage aufgenommen. Bereits oben haben wir die Verpflichtung des Vasallen erwahnt, die ibm vom GroBkonig anvertrauten Staatsgeheimnisse getreu zu be- wahren 4 ). Der Einschrankung von unberechtigter Selbstbilfe und Willkiir gelten die Bestimmungen iiber die Regelung von Streitigkeiten, die unter den hethitischen Vasallen selbst entsteben konnten. Solche Vorschriften sind uns ausfiihrlich im Targašnalliš-Vertrag erhalten 5 ), worin jedoch Einiges 6 ) nocb nicht gnt faBbar ist. Jedenfalls wird den Vasallen ausnakmslos zur Pflicht gemacht, ihre gegenseitigen Streitig¬ keiten nicht mit Waffen auszutragen, sondern die Entscheidung des GroB- konigs anzurufen. Ahnliche Ricbtlinien stellt Muršiliš II. auch in KBo III, 3, III, 27-32 7 ) auf. In dieser Urknnde, in der der Hattiherrscher verschiedene Angelegenheiten der ostlichen Reichsvasallen ordnet, bezeichnet er zwei Instanzen, denen die Entscheidung von Streitigkeiten unter den Vasallen zukommen soli. Die erste Instanz ist der Priester (sum. lusanga), die zweite — „wenn der Rechtsstreit zu hedeutend ist“ — der GroBkonig selbst. In beiden Eallen, sowohl hier wie in dem Arzawa-Vertrag, wird i) W 6, Rs. 8 f. *) F 5, § 17. ») F 6, §§ 29-33. «) Vgl. oben S. 71. 6 ) F 2, § 11; eine ahnliche Vorschrift wird auch im Kupanta-KAL-Vertrag, § 27, gestanden haben. 6 ) F 2, § 11, 17, 19; vgl. dazu Friedrich, Vertrage, I, S. 89. ’) Ubersetzt von Friedrich, im AO 24, 3, 20; s. oben S. 39, A. 1. 88 das Gerichtsverfahren durch das (h.) punušmoar 1 ) = „(be)fragen“, ein- geleitet. Durch diese Vorschriften, die in der mittelalterlichen Landfriedens- gesetzgebung 2 ) ihr Analogon finden, solite der Friede im Innern des Reiches gesichert werden. Der Rechtssatz, daB derVasall selbst der Gerichtshoheit des GroB- konigs untersteht, wird nirgends ausdriicklich ausgesprochen. Trotzdem kann aber die Gerichtsbarkeit des Hattiherrschers liber seine Vasallen keinem begriindeten Zweifel unterliegen. Einerseits sehen wir namlich, daB treubriichige Vasallen vom GroBkonig nach Hattušaš, wohl zur Ab- urteilung, geschafft werden, anderseits konnen wir auf Grund eines konkreten Falles den Bestand des Rechtssatzes sicher nachweisen. In dem bereits wiederholt erwahnten Brief an Kadašman-Enlil von Babylon fiihrt Hattušiliš III. unter anderem aus (KBo I, 10, Rs. 26-33, ak.) 3 ): 26) [um-m]a-a a-na ahi-ia-ma aš-šum IBa-an-ti-ši-in-ni ša ahu-u-a iš-pu-ra um-ma-a matiti it-ta-na-za-ar 27) [ lB]a-an-ti-\ši-]in-ni Jci-i aš-a’-lu a-ka-an-na iq-ta-ba-a um-ma-a 3 bilat kaspu a-na muhhi amelepl aluAk-ka-di-i i-šu-me 28) i-na-an-na a-nu-um-ma ardumdum ga IBa-an-ti^ši-in-ni il-la-ka ahu-u-a di-na li-di-in-zu 29) u aš-šum iz-zi-ri-ti ga mdttti ga ahi-ia IBa-an- ti^gi-in-ni a-na pa-ni 1 k)Adad-kar- ildnipl mdr sip-ri-ka 30) a-na ilanipl-ia it-ta-ma u šum-ma ahu-u-a u-ul i-qa-a-ap arad-ka ša IBa-an-tifši-ni 31) il-te-im-mu-u ki-i ma-a-ta ša ahi-ia it-ta-az-za-ru lil-li-ka-am-ma li-di-in-zu 32) u a-na IBa-\a]n-ti 4 -ši-ni a-sa-an-ni-iq IBa-an-ti^ši-in-ni ardidi šu-u šum-ma ahi-ia 33) it-ta-za-[a]r u-ul a-ia-ši iz-zu-ra-an-ni (Ubersetzung nach Landsberger und Koschaker): = 26) „FolgendermaBen (sprach ich) zu meinem Bruder: Was betreffs des Bantiššinni mein Bruder geschrieben hat, namlich: „mein Land pflegt er zu beschimpfen" *), ‘) F 2, § 11, 20; KBo III, 3, III, 29. — Vgl. -auch KBo IV, 10, Vs. 91, wo Hatfcu- šiliš III. zum Vasallen spricht: 9) ma-a-an DUMU. A.l DUMU. DU.M[ll. AVI . . .]. wa-as- la-i ku-is-ki na-an LUGAL KUR mw Hat-ti pu-nu-us-du nu-us-si-kan ma-a-an wa-as-tul a-as-zi 10) nu GIM-an A. NA LUGA[L KU]R URD Hat-li ZI -an-za na-an QA. TAM. MA i-ia-ad-du — „Wenn ein Sohn oder ein Enkel von dir sieh vergeht, so soli ihn der Konig des Hattilandes befragen (= verhoren). Und wenn ihm eine Siinde ist, 10) wie dem Konig des Hattilandes der Wille (ist), so mag er ihm tun . . .“ ! ) Vgl. Sclirod er, Lehrbuch der deutschen Rechtsgesebiebte 6 , S. 712fi. ») Ubersetzt von H. W i n c k 1 e r, in MDOG 1907, No. 35, S. 24. ‘) Winckler, 1. c., gibt das (ak.) maram durch „beunruhigen“ wieder; dagegen h alt Theo Bauer (ZA, NE IV, S. 149, D. 2) an der Bedeutung „beschimpfen‘ im Sinne 89 27) so babe ich Bantiššinni dariiber befragt. FolgendermaBen sprach er: „Drei Talente Silber habe icb von Leuten ans Akkad zu fordern.“ 28) Jetzt wird ein Diener des Bantiššinni kommen, mein Brnder moge ihm ProzeB gewahren (namlich wegen der 3 Talente). 29) Was aber die Beschimpfungen des Landes meines Bruders betrifft, so hat Bantiššinni in Gegentvart deines Gesandten Adad-šar-ilani 30) vor meinen Gottern geschworen (Reinigungseid!). W enn mein Bruder (ihm, B.) nicbt glaubt, so moge dein Diener, der von Bantiššinni 31) gehort hat, daB er das Land meines Bruders besebimpfte, kommen und mit ihm prozessieren. 32) Dann werde ich den Bantiššinni zur Verantwortung ziehen. Bantiššinni ist (mein) Vasall. Wenn er meinen Bruder 33) beschimpft, beschimpft er (dann) nicht mich (selbst)?“ Dieser interessante Abschnitt zeigt deutlich, daB der Vasall der Gerichtshoheit des Grofikonigs unterstellt ist. Volkerrechtlich ist die Auffassung von Bedeutung, daB der Hattiherrscher und der babylonische Herrscher zur Entscheidung von Prozessen ihrer Untertanen, gegen die die Anklage erhoben wird, zustandig erscheinen. Die Moglichkeit einer schiedsgerichtlichen Entscheidung durch ein von beiden Herrschern zu er- nennendes gemischtes Schiedsgericht wird gar nicht erwogen. Vielmehr gilt sowohl tur die Geltendmachung der Forderung des Bantiššinni als auch fiir die Beleidigungsklage gegen denselben der Grundsatz: actor seguitur forum rei. Das Entgegenkommen des Hattušiliš III. besteht lediglich in der Zusicherung der ProzeBgewakrung (actionem dare), wie er sie auch andrerseits fur Bantiššinni in Babylon verlangt. II. Rechte der Vasallen. tiberblicken wir dieses immerhin umfangreiche Register der Vasallen- pfiichten, so fallt es auf, daB darin keinerlei Einschrankungen des Vasallen im Interesse des von ihm beherrschten Volkes und Landes gemacht werden. In seinem Gebiet konnte er nach seinem Ermessen schalten und walten. Dies war wohl sein weitgehendstes Recht, denn ansonsten bliebe das MaB seiner Rechte hinter dem seiner Pflichten weit zuriick. Das Wesen der hethitischen Vasallitat macht das gegenseitige Schutzverhaltnis aus. Daher ist auch der GroBkonig verpflichtet, dem Vasallen nach auBen und nach innen hin seinen Schutz zu gewahren. von Verbalinjurien fest, m. E. mit Recht. Wir begegnen hier der Vorstellung des „bosen Wortes“ (vgl. h. idaluš memijas), das durch sich selbst vvirkt; vgl. dazu Landsberger, Das „gute Wort“, in MeiBner-Festschrift, II, S. 294. 90 G-egen die auBeren Feinde stellt der Hattiherrscher dem Vasallen semen Scbutz nur dann in Aussicht, wenn dieser viberfallen wird l ); in einem solchen Fali hat der Vasall die strenge Pflicht, den gemeinsamen Feind aufs eifrigste zn bekampfen 2 ). Nur dem Šunaššura werden Unter- stiitzung und Hilfe vollkommen paritatiscb zugesicbert 3 ). Der GroBkonig versprieht dem Vasallen seine Hilfe in gleicher Weise gegen seine inneren Feinde. So erklart er dem Targašnalliš 4 ), daB er die etwaigen Wiinsche des Hapallavolkes nach der Einsetzung eines anderen Herrschers unbeachtet lassen werde. Formell dienten dem Sehutze des Vasallen auch hethitische Heeres- kontingente, die der GroBkonig unter dem Vorwand des Schutzes des Vasallen, in der Tat aber zur Sicherung der eigenen Macbt in das Vasallenland legte. In diesem Sinne berichten die Muršiliš-Annalen von der Znteilung von 600 Soldaten an Mašhuiluwaš bei seiner Einsetzung zum Herrscher von Mira 5 ). In den Arzawa-Vertragen werden solche Zu- weisungen nirgends erwahnt; wohl aber ist dort die Rede von kethitischen Garnisonen 6 ), die in den einzelnen Vasallenlandern unter eigenen hethi- tischen Befeblshabern stehen 7 ). DaB solcbe Zuteilungen von Truppen, die letzten Endes docb der IJberwachung des Vasallen dienten, in den Vertragen nicbt ausdriicklich erwabnt wurden, diirfte darauf zuriick- zufiihren sein, daB — wie wir vermuten — die Vertrage zur offentlichen Verlesung 8 ) bestimmt waren; daher muBte alles, was eine Verstimmung gegen Hatti hervorrufen konnte, woblweislich aus dem Text ausgelassen werden. Die wichtigste Konzession, die einem Vasallen gemacht wurde, war die Zusicherung des Thronfolgerecbts ftir seine Nacbkommenscbaft. ») W 3, m, lff.; W 4, Ys. 27 ff.; W 7, II, 24 f.; 52 ff., III, 2 ff., llff.; W 9, Rs. 20 ff.; F 1, § 11; F 2, § 12; F 6, § 42; F 5, § 6, A 75 ff. ») W 3, II, 20ff.; F 2, § 11, 21 ff. ’) W 7, II, 16 ff., 19 ff„ 22 ff., 24 ff., 26 ff., 34 ff., 42 ff., 52 ff., 63 ff., III, 2ff.; 7 ff., llff., 14 f., 16 f. *) F 2, § 8, 43 ff.; wahrscheinlich auch in F 3, § 24, § 26; F 5, § 6, 78 ff. — § 7, B 10. 5 ) 2 BoTU 51 A, § 54, 34 ff. = KUB XIV, 15, IV, 46 ff., und (Dublette) KUB XIX, 16, IV, 18ff. (die Zeilenzahlung nach 2 BoTU): 34) [nu-us-si-kdn 6.]MA’ ZAB.MEŠ A. NA SAG. DU. ŠU us-ki-is-ki-(Va,r.-ga-at-)-tal-la-an-ni pi-ih-hu-un 35) [nu ki-iš-ša-]an me-ma-a/f-fru-un LU. MEŠ Mi-ra-a-wa ku-it mar-sa-an-te-es 36) [nu-wa-at-ta\ ka-a-aš 6. ME ZAB. MEŠ SAG. DU-i uš-ki-iš-ga-tal-la-aš e-eš-du . .. = (iibersetzt bereita von G8tze, Madduwattas S. 108); „[Und] ich gab [ihm] (6]00 Mann zum Schutz fiir seine Person [und] sprach [folgendermaBen]: »Weil die Leute von Mira schlecht sind, sollen [dir] diese 600 Mann Wachter deiner Person sein!« . . .“ — Ebenso vverden im Alakšanduš- Vertrag die Untertanen des Kupanta-KAL, der dem besonderen Schutz von Alakšanduš anvertraut wird, als „schlecht“ ( marsanteš ) bezeichnet: F 5, § 17, 36 f. •) F 2, § 5; F 3, § 20. ’) ŠAG KUR77 ku-is BE. LU: F 2, § 13, 44; F 5, § 17, 48. *) F 3, § 30, 2; F 5, § 19, 74; vgl. unten S. 101 f. 91 Die Tatsache, dafi die Frage ausdriicklich geregelt werden muBte, beweist uns, dafi die Nachkommen des Vasallen nicht a priori thronberechtigt waren. Vielmehr ist die Zusicherung der Thronfolge ein Privileg, das nur von Fali zu Fali vom GroBkonig dem Vasallen eingeraumt wird. In den Vertragen mit Vasallen, die eine hethitische Prinzessin ge- beiratet haben 1 ), sowie in solchen mit den Verwandten 2 ) des hethitischen Herrscherhauses, wird fiir die Nachkommenschaft des Vasallen das Thron- folgerecbt immer festgesetzt. Der allseitig bevorzugte Sunaššura wird auch in der Frage der Thronfolgeregelung vollig paritatisch bebandelt. Er selbst bestimmt (ak. qabu) seinen Nacbfolger, nnd der GroBkonig ver- pflichtet sich, diesen auf dem Thron zu sehiitzen (Thronfolgegarantie) 3 ). Die Thronfolge in Amurru wird dem Duppi-Tešup fiir seine Nach¬ kommenschaft ausdriicklich zugesichert 4 ), wahrend ihn selbst Muršiliš II. auf die Fiirbitte des DU-Tešup, des Vaters von Duppi-Tešup hin, ein- gesetzt haben will 5 ). Muwatalliš sichert dem Alakšanduš das Recht zu, einen seiner Sohne, mag dieser von einer Haupt- oder Nebenfrau abstammen, zum Thronerben zu ernennen 6 ). Auch dem Ulmi-Tešup, dem Vasallen von Dattašša, sichert Hattušiliš III. die Thronfolge fiir seine Nachkommenschaft, zu 7 ). In den iibrigen Vertragen haben sich die einschlagigen Bestimmungen nicht erhalten, insoweit sie iiberhaupt vor- handen gewesen sein mochten. ‘) Mattiwaza (W 1, Vs. 63, die Erganzung von W e i d n e r, BoSt 8, S. 18, Z. 63 erscheint mir zvveifelhaft); Bentešina (W9,Vs. 25f., 30ff.); Huqqanaš (P 6, § 5, 33f.— § 6, 37). l ) Rimišarma (W 6, Rs. 151); Kupanta-KAL (F 3, § 4, 27 ff.; § 14). ») W 7, I, 52 ff. *) F 1, § 8, 24 ff. >) F 1, § 7, 11 ff.; vgl. dazu Friedrich, Vertrage I, S. 30. o) F 5, § 6, 65 ff. ’) KBo IV, 10, Vs. 4ff., bes. Z. 8: ... [k]u-it AD.D1N na-at kat-ta DUMU. K A DUMU..DUMU. KA har-zi U-UL-at-si-ia-at-kan ar-ha da-an-zi= „Was ich gegeben habe, das soli entsprecbend deinSohn, dein Bnkel behalten; nichtwird man es ihm wegnebmen.“ — Rs. 21 ff.: rtu d UTI].« lcu-it A. NA IUl-mi-^V-up LUGAL KUR uku BU-ta-aU/a AD.DIN ZAGjn-A -uš-si ku-i-e-es te-eh-hu-un EGIR-an-da [-ma ku-it] 22) pi-ih-hu-un na-at-kdn AN. BAR -asTUP.PI ha-az-zi-ia-nu-un na-at-kdn zi-la-du-wa ŠA lUl-mi-^U-up wa-ar-\wa-la-ni\ (cfr. Z. 24) 23) ar-ha li-e ku-is-ki da-a-i ha-an-na-ri-ia-aš-si-kdn li-e ku-is-ki LUGrAh-us-za-at li-e da-a-i A. NA DUMU. ŠU-\pia-at e-es-du ] 24) da-me-e-da-ni-ia-at wa-ar-wa-la-ni li-e pi-ia-an-zi zi-la-du-wa LUGAL. UT. TA ŠA KUR uku DU-to-a/-/[a] 25) ŠA lUl-mi-vU-up- -pit wa-ar-wa-la-na-an-te-es fiar-du = 21) „Was ich, Meine Sonne, dem Ulmi-Tešup, dem KSnig von Dattašša, gegeben habe und vvelche Grenzen ich ihm festgesetzt habe, hinterher [(?) aber was] 22) ich [ihm noch (?)] gegeben habe, das habe ich auf einer eisernen Tafel aufgezeichnet (?) und dies soli in Zukunft der Nachkommenschaft des Ulmi-Tešup 23) niemand vvegnehmen; auch soli es ihm niemand streitig machen. Der Konig soli es nicht nehmen, seinem Sohne [aber soli es gehoren]. 24) Binem anderen Nachkommen (?) soli man es nicht geben. In Zukunft soli die Konigsherrschaft im Lande Dattašša 25) nur die Nachkommenschaft des Ulmi-Tešup innehaben.* 92 Das Redit des Vasallen, wenigstens einige Gruppen von Fliicht- lingert, die sich aus seinem Territorium in das unmittelbare Herrschafts- gebiet des GroBkonigs gefliichtet haben, zuriiek zu bekommen, haben wir bereits bei der Darlegung der Rechte des Hattiherrschers behandelt 1 ). § 7 . Sanktionen iiihI Daner der Vertrage. I. Sanktionen. Wollen wir die rechtliche Wirksamkeit der bebandelten Vertrage richtig beurteilen, so miissen wir endlich noch die Frage nacb ibren Sank¬ tionen beantworten. Welche Folgen hatte der einzelne Vertragspartner im Fali einer Vertragsverletzung zu gewartigen? Beim Vertragsabschlufi bat man die Wahl zwiscben den Sank¬ tionen iuris humani und solcben iuris divini. Unter den ersteren kommt die Androbung einer strengen Bestrafung fiir den Verletzer des Vertrags in Betracbt; sie solite im Sinne der Spezialpravention abscbreckend wirken und so zur getreuen Vertragserfiillung anbalten. AuBerdem kommt auch die Stellung von Geiseln 2 ) in Frage, die dem Berechtigten einen dauernden EinfluB auf den Erfiillungswillen des Verpflicbteten zusicbern solite. Die Sanktionen divini iuris bestehen in der Bescbworung des Vertrags, wodurcb dieser unter den Schutz und die Garantie von Gottern gestellt wird. Bei dieser Auswahl sind den Parteien durch die macht- politischen Tatsacben gewisse Grenzen gesetzt. Je mebr der Vertrag der Sphare des Staatsrecbts entriickt wird, um so weniger wirksam er- weisen sich in dieser Zeit die menscblicb-recbtlichen Sanktionen, und in groBerem oder geringerem MaBe bleiben die Vertragsparteien auf gottlicb- recbtliche Sanktionen angewiesen. Der balb volkerrecbtliche Cbarakter der Vasallenvertrage — vom rein volkerrecbtlichen Vertrag mit Agypten gar nicbt zu reden — macbt es begreiflicb, dafi man sicb in Hattušaš lediglicb fiir sakrale Sanktionen entschloB; die Religiositat und die auffallige Humanitat werden dabei mitentscbeidend gewesen sein, daB man sicb mit jenen allein begniigte und nicbt etwa die Stellung von Geiseln verlangte. Wie wir bereits er- wabnt baben, wird die Todesstrafe fiir den treubriicbigen Vasallen nirgends angedrobt 3 ). Ebensowenig wird eine Bestrafung durch ein Gericbt oder durch den GroBkonig irgendwo vorgeseben. Aucb nacb erfolgtem Vertrags- 1 ) Vgl. oben S. 81. 2 ) Die,se werden in einer Inschrift Tiglatpilesers I. erwahn.t: King, Annals of the kings of Assyria, I, London 1902, S. 69, col. Y., Z. 17 f. 3 ) Vgl. oben S. 42; KBo IV, 10, Vs. 9f. (S. 88, A. 1; S. 104, A. 1) sieht zwar eine Aburteilung des Vasallen durcb den GroBkonig vor, sie bezieht sicb jedoch nicht ausdriicklich auf den Vertragsbruch. 93 bruch wird von der Bestrafung and der verfiigten Strafe nicht berichtet 1 ). Die Beschworung des Vertrags, durch die die angerufenen Grottheiten zu G-aranten fiir die V ertragserfiillung und zu Rachern fiir die Vertrags- verletzung gemacbt wurden, bildet formell die einzige Vertragssanktion. Dadurch war allerdings nicbt ausgeschlossen, da6 der Eidbrucb auch welt- licbe Sanktionen naeh sich zog, indem es zu einem ricktigen Prozefi gegen den Vasallen kommen konnte (vgl. den Brief Hattušiliš’ III. oben S. 88, Z. 29 ff.), wobei freilicb immer das politische Moment eine Rolle spielte. Dabei mussen wir auch die Frage streifen, inwieweit es sich bei dieser Regelung um fremde Einfliisse handeln mag. In der Tat konnen wir feststellen, daB im alten Orient beim AbschluB von Vertragen der Eid von jeher eine uberaus wichtige Rolle spielte 2 ). Nur Vergleichs halber sei darauf hingewiesen, daB zur Zeit der ersten babylonischen Dynastie der Eid zur Bekraftigung von wichtigen Rechtsgeschaften des Privat- r e c h t s angewandt wurde 3 ). Ebenso leisteten die koniglichen Beamten in Assjrien bei Ubernahme von den ihnen zugewiesenen Amtern dem Konig einen Treueid 4 ). Um so willkommener erschien die Grottergarantie in den volkerrechtlichen und den Vasallen vertragen. Bereits in dem durch die Greierstele uberlieferten Vertrag zwischen den sumerischen Stadt- staaten Lagaš (unter Eannatum) und Umma tritt uns der Schwur als Sanktion fiir die Vertragserfiillung entgegen 5 ). In ahnlicher Weise wird der bereits erwahnte Vertrag zwischen den Konigen Karaindaš von Babylon und Aššurbelnišešu von Assyrien (um 1430 v. Chr.) beiderseits beschworen 6 ). Ahnlich werden auch die iibrigen Vertrage durch den Eid gesichert: so der sehr fragmentarisch erhaltene Vertrag des assyrischen Konigs Aššurnirari mit Mati’ilu 7 ), desgleichen der Vertrag Asarhaddons mit Ba’lu von Tyrus, weiter der Vertrag des besiegten Konigs von ») Vgl. F 3, § 6, C 11 (Mašhuiluwaš). *) Vgl. dazu: Pedersen, Der Eid bei den Semiten, in Studien zur Geschichte und Kultur des islamisohen Orients, 3. Heft, StraBburg 1914; Mercer, The oatb in cuneiform inscriptions: The oath in Babylonian inscriptions of the time of the Hammurabi Dynasty, in The A(merican) J(ournal of) S(emitic) L(anguages and Literatures), vol. 29, S. 65 ff.; III. The oatb in the inscriptions since the time of the Hammurabi Dynasty, AJSL 30, 196ff.; Mercer, The oath in Babylonian and Assyrian literature, Pariš 1912; Priče, The oath in Court Procedure in Early Babylonia and the Old Testament, in Journal of the American Oriental Soeiety, vol. 49, S. 22—29. 3 ) Die Belegstellen bei Mercer, The oath in Babylonian and Assyrian literature, S. 20 ff. 4 ) Vgl. MeiBner, Babylonien und Assyrien, I, S. 134; daselbst auch die Belegstellen. 5 ) Vgl. Thureau-Dangin, Die sumerischen und akkadischen Konigsinschriften, in VAB I, S. 14 ff.; H e u z e y-T h u r e a u - D a n g i n, Restitution materielle de la stele des vautours, Pariš 1909, S. 41; s. oben S. 35. •>) Vgl. oben 23 f. ’) Peiser, Studien zur orientalischen Altertumskunde, II, in MVAG 1898, 6, S. 228 ff. 94 Hanigalbat mit dem Assyrerkonig Adadnarari (1304—1267) *), endlicb der Vertrag Tiglatpilesers I. (1117—1080) mit den besiegten 23 Nairi- Konigen * 2 ). Um die Gotter fiir den Vertrag zu engagieren, muB man sie aus- driicklieh zur Zeugenscbaft (ak. šeiutu, h. kutrmoatar, k. kutrueš = Zeugen, kutrmoah = zn Zeugen machen) anffordern. Im paritatischen Vertrag nimmt — nach der agyptischen Textiiberlieferung zu schliefien — die Aufforderung nur der Aussteller der Urkunde vor 3 ). In den Vasallen- vertragen erfolgt sie dagegen entweder durch den GroBkonig und den Vasallen gemeinsam oder aber durcb den Grofikonig allein. Selbst in der Aufforderungsformel, die sich an die Gotter ricktet, spiegeln sich die maehtpolitischen Tatsachen getreu ab. In den beiden Fassungen des Mitanni-Vertrags geht die Aufforderung der Gotter von beiden Parteien gemeinsam aus: „die Gotter mogen beitreten, vernehmen und Zeugen sein“ 4 )! In den Vertragen mit Tette, Aziru und Duppi-Tešup werden die Gotter nur angerufen, beim Vertrag ( riksu u mamitu) Zeugen zu sein 5 ); die einleitende Anrufung ist nicht erhalten. Die kiirzeste Wendung kommt im Rimišarma-Vertrag vor: „Bei dieser Sache (ak. awatu = Angelegenheit) mogen die Gotter von Hatti und die Gotter von Halap Zeugen sein“ 6 ). Im Alakšanduš-Vertrag beruft der GroBkonig allein die tausend Gotter von Hatti zur Gerichtsversammlung, macht sie zu Zeugen und fordert sie auf, daB sie zuhoren mogen 7 ). In diesem Sinne diirfte wohl aueh der beschadigte Rest dieses Abschnitts im Targašnalliš- Vertrag zu erganzen sein 8 ). Im Huc[qanaš-Vertrag will Suppiluliumaš wiederum die tausend Gotter gemeinschaftlich angerufen wissen 9 ). Am ausfiihrlichsten gestaltet sich die altere Gotteraufforderung im Dattašša- Vertrag: die tausend Gotter werden zur Versammlung berufen, sie mogen zusehen, zuhoren und Zeugen sein 10 ); wesentlich kiirzer ist jedoch die *) Winckler, Altorientalische Forschungen, II, Leipzig 1898, S. 10 ff., 192; dazu P e i s e i , MVAG 1898, S. 238 ff. ‘‘) Budge-King, Anaals of the kings of Assyria, vol. I, S. 69, col. V, Z. 14ff. *) R o e d e r , AO 20, S. 43, § 23. *) W 1, Rs. 39, 59 f.; W 2, Rs. [11], [25], vgl. Rs. 55; die Anrufung erfolgt durch beide Parteien: (ak.) ni-il-ta-az-zi = ,wir wollen (die Gotter) herbeirufen”, W 1, Rs. 39. *) (ak.) lu-u se-bu-tum: W 3, IV, 45 f.; W 4, Rs. 10f.; F 1, § 19, 19 f. «) W 6, Rs. 9 f. ’) F 5, § 19, 80 ff., § 20, 30, § 21, 39 f. 8 ) F 2, § 15, 55 f.; abweichend Friedrich, Vertrage I, S. 68. ») F 6, § 6, 38ff.; § 18, 56f. ,0 ) KBo IV, 10, Vs. 501: .. . nu ka-a-ša a-pi-e-da-ni me-mi-ni Ll. IM DINGIR. MEŠ tu-li-ia hal-zi-ia-an-te-eš 51) nu uš-kan-du iš-ta-ma-aš-kan-du-ia no,-at ku-ut-ru-e-eš a-ša- -an-du — ,Siehe zu dieser Angelegenheit sind die tausend Gotter zur Versammlung ge- rufen; 51) sie mogen zusehen und zuhoren und Zeugen sein/ 95 jungere Aufforderung, die neben einigen lokalen Gottbeiten die tausend Gotter von Hatti zn Zengen anruft 1 ). Im Sunaššura-Vertrag sowie in den beiden letzten Amurru-Vertragen (Bentešina, Ištarmuwaš) ist die Anffordernngsklansel nicht erbalten. Deutlich lafit sich in diesem Uberblick die politische Bewertnng der einzelnen Vasallen wahrnehmen. In den beiden Ausfertignngen des Mitanni- Vertrags erfolgt die Gotteraufforderung durch beide Vertragsparteien, wahrend sie im Alakšanduš-Vertrag, wahrscheinlicb aber anch in allen Arzawa-Vertragen nur vom GroBkonig vorgenommen wurde. Im Tette-, Aziru- und Duppi-Tešup-Vertrag ist die trockene, auffallig kurze Fassung beacbtenswert. Im Hucppmaš-Vertrag wird die Gotteranrufung wiederum gemeinsam durcb beide Parteien vorgenommen — vielleicht um das Be- wuBtsein, sicb verpflicbtet zu baben, dem Halbbarbaren um so tiefer ein- zupragen. Bei Rimišarma, dem Neffen des GroBkonigs, begniigt man sicb mit der Feststellung der Gotterzeugenscbaft. Auch die Frage, welcbe Gotter angerufen werden sollen, ist von recbtlicber Bedeutung. Die damaligen Religionen sind streng staatlich- national orientiert. Der Einzelne fiiblt sicb nur dann verpflicbtet und der Gotterracbe ausgesetzt, wenn die Eidesleistung bei seinen Gottern erfolgte; der Herrscber kann aber als Racber einer Vertragsverletzung wiederum nur dann auftreten, wenn seine eigenen Gotter beleidigt worden sind. Darum muB die Eidesleistung aucb, vielleicbt sogar in erster Linie, bei seinen Gottern erfolgen. Soweit icb sebe, gilt namentlicb in Assyrien die Regel, daB die mit dem assyrischen Herrscher gescblossenen Vasallen- vertrage nur bei den assyrisehen Gottbeiten bescbworen wurden 2 ); eine Ausnabme bildet m. W. nur der Vertrag Asarhaddons mit Balu von Tyrus, der bei den Gottern beider Lander bescbworen wurde 3 ). Der assyriscbe Standpunkt ist eine Folge der Nicbtacbtung des Vasallen sowie der Unterschatzung der psycbologiscb-religiosen Bindnngen, die fiir ibn durcb die Eidesleistung aucb den beimiscben Gottern gegeniiber nur ver- starkt worden waren. ‘) KBo IV, 10, Vs. 48 f.: ki-e-da-ni-ma me-mi-ni. . . (einige Gotternamen).. LI. IM DINGIH. MEŠ 49) ŠA KUR VRll Ha-at-ti ku-ut-ru-e-es a-ša-an-du — „Bei dieser An- gelegenheit mogen ... die tausend Gotter 49) des Hattilandes Zeugen sein.“ *) Tiglatpileser I. laBt die besiegten 23 Nairikonige bei seinen groBen Gottern den Eid leisten (King, Annals of the kings of Assyria, I, S. 69, col. V, Z. 14fi.); ebenso Tukulti-Ninurta II (S c h e i 1 - G a a t i e r), Annales de Tukulti-Ninip II., Pariš 1909; S. 10, Z. 24f.; auch bei Assurbanipal werden nirgends fremde Gotter, zu denen man den Eid geleistet hatte, erwahnt; vgl. Streck, Assurbanipal, VAB 7, n, S. 12, Z. 118f., 132; S. 64, Z. 85 ff., 93; S. 68, Z. 45—51; S. 70, Z. 67; S. 78, Z. 72 ff.; unbestimmt auch in der Inschrift ■ des Adadnarari I (1310—1281), die die Vereidigung des besiegten Konigs von Jlanigalbat erwahnt: We i d n e r , AKF V, H. 2/3, S. 89 ff. 3 ) P e i s e r , Studien zur orientalischen Altertumskunde, II, S. 8 ff. 96 Dagegen ruft man in den behandelten hethitischen Vertragen die Gotter beider Yertragsteile an. Im Vertrag mit Agypten wird auch auf diesem Gebiet die Paritat streng dnrcbgefiihrt. Neben den tausend Gottern des Hattilandes werden zn Zeugen und Garanten des Vertrages aucb die tausend Gotter von Agypten angerufen. Die lange Gotter- listb enthalt neben den hethitiseben aucb die Namen von agyptiscben Gottern 1 ). In den iibrigen Vertragen werden zuerst die tausend Gotter von Hatti, bierauf einige von ihnen nocb namentlicb angerufen, darunter aucb „die Berge, Fliisse, Brunnen, das grobe Meer, Himmel und Erde, Winde und Wolken“ 2 ). Neben den Hattigottern werden aber immer aucb die Gotter des Vasallenlandes genannt. Die Gotteraufforderung bildet den Beginn der Sanktions- formel, an sie schliefit sicb die Gotter lis te an, die mit der noch- maligen Aufforderung der Gotter zur Zeugenscbaft endet. Alsdann folgt dieFluchformel fiir die Verletzung und endlicb dieSegensformel fiir die Erfiillung des Vertrages. Der Unterscbied zwiscben den paritatiscben und den Vasallen- vertragen kommt aucb in der Sanktionsformel deutlicb zum Vorscbein. In den Vasallenvertragen ricbtet sicb bereits die Gotteranrufung, besonders aber die Flucb- und Segensformel nur gegen den Vasallen. Der Grofi- konig wird bier als Vertragspartei, die aucb Verpflicbtungen nach- zukommen batte, nirgends erwahnt. Dagegen ricbtet sicb im paritatischen Vertrag die Flucb- und Segensformel gleichmafiig fiir und gegen beide Vertragsparteien 3 ). tiber die tecbnische Durcbfiibrung der Beschworung der Vertrage sind wir leider nicbt informiert. Am wahrscbeinlichsten ist die Annabme, dafi die Fluch- und Segensformel vom Grofikonig dem Vasallen vor- gesprocben wurde, damit sie dieser wiederbolte. Dafiir spricbt nicbt nur die Analogie mit dem Lagaš-Umma-Vertrag 4 ), aus dem wir vielleicbt eine gemein-orientaliscbe Recbtsvorscbrift kennen lernen diirften, sondern nocb viel mebr die betreffende Form el in der Mattiwazafassung des Mitanni-Vertrags 5 ). Obwobl diese Mattiwaza zum Aussteller bat, tritt im Text plotzlich ein Subjektwecbsel dadurcb ein, dafi die Gotteranrufung von beiden Vertragsteilen vorgenommen wird 6 ). Hieran scbliefit sicb eine Fluch- und Segensformel an, in der sicb der Grofikonig an Hattiwaza und die Hurrileute wendet 7 ). Nacb Hinzufiigungen von einigen mitanni- ‘) R o e d e r, AO 20, S. 43 f., §§ 23 ff. ») W 1, Rs. 58; W 2, Rs. 24, 43; W 3, IV, 44f.; W 4, Ra. 91; F 1, § 19, 181; F 4, § 17, 261; F 5, § 20, 25 ff.; F 6, § 8, 581; KBo IV, 10, Rs. 4. ») Ro e d e r , AO 20, S. 441, §§ 251 *) Vgl. oben S. 35 u. 93. o) W 2, Rs. «) W 2, Rs. 10. 7 ) W 2, Rs. 25 ff., 35 ff. 97 schen Gotternamen folgt alsdann eine zweite Eidesformel, die von Matti- waza nnd den Hurrileuten ausgesprochen wird 1 ). Bei der Selbstsegnung fiir die Erfiilkmg des Vertrags wird das Vorsprechen der Eidesformel aus- driicklich bezeugt: (ak.) um-ma IMat-ti-u-a-za mar šarri um-ma lu-u mar epi Hum 2 ) — „ Also (spricbt) Mattiwaza, der Konigssohn, also (sprechen) auch die Hurrileute." DaB der Vasall den Eid tatsachlich leisten mufite, zeigt uns die ent- sprechende Feststellnng im Madduwattaš-Text 3 ). Der Eid als Vertragssanktion bedentet somit eine bedingte Selbst- verwiinschung fiir den Fali einer Vertragsverletzung 4 ); fiir die getrene Vertragserfullung stellt man dagegen allseitigen Segen in Aussicht. Wahrend man in Babylonien nnd Assyrien meistens nur die Fluch-, iiberans selten aber auch die Segensformel ausspricht 5 ), fehlt die letztere, soweit ich sebe, nirgends in unseren Vertragen. Diese Tatsache diirfte weniger auf Zufall bernhen, als vielmehr der juristischen Einstellung der Hethiter entsprechen, die sich vielleicht in dieser Hinsicht der Denkart der spateren Perser 6 ) nahern. Dnrch die Hinzuziebnng zum VertragsabschluB werden die Gotter, „die Herren des Eides* 7 ), zu Garanten des Vertrags nnd Rachern des Vertragsbruchs gemacht. Die zn Eidgottern personiiizierten Eide packen 8 ) den Vertragsbriichigen, verfolgen nnd hetzen 9 ) ibn unablassig bis zu seiner volligen Vernichtung 10 ). Diese Auffassung tritt uns auch in den iibrigen Quellen entgegen 11 ). Durch die Verletznng des Vertrags versetzt sich die Partei, die ihn beschworen hatte, in den Zustand der Sazertat und ist nnnmehr der Gotterrache preisgegeben. DemVasallen gegeniiber vollzieht die letztere ‘) W 2, Rs. 40 fE., 44 ff., 53 ff. s ) W 2, Rs. 53. *) Madduwattaš, Ys. 27. *) J. M. Priče, The oath in Court Procedure in Early Babylonia and the Old Testament, S. 23: Indeed, mamitu was a conditional curse, wherein the oath-taker invoked upon himself the punishment of the goda if he failed to keep his promise. 5 ) Vgl. z. B. die Kudurrus. 6 ) Im altpersischen Recht sprachen die Gerichte gelegentlich auch Belohnungen aus: Justi, Geschichte des alten Persiens, Berlin 1879, S. 61 f.; H. Schneider, Die Kulturleistungen der Menschheit, I. Band, Leipzig 1927, S. 247. i) W 1, Rs. 61; W 2, Rs. 29, 53; KBo IV 10, Vs. 56(?). 8 ) F 4, § 2, 14 f., § 4, 35 f. 9 1 F 5, § 9, 57; § 13, III, 2; § 16, 30; § 17, 56, 60. ‘°) W 1, Rs. 61; W 2, Rs. 27; W 3, IV, 52; W 4, Rs. 16; F 1, § 20, 26; F 4, § 19, 39; F 5, § 21, 36 f.; F 6, § 10, 9, § 19, 69, § 40, 33. ll ) Vgl. dazu Gotze, Pestgebete, in EAF I, 2, S. 182, § 3, mit den dort an- gegebenen Belegstellen; sowie 2 BoTU 58 B, § 89, 45 f., oben S. 68, A. 1. Leipz. rechtstv. Studien. Heft 60. 7 98 der Hattiherrscher: so schafft er den treubriichigen Mašhuiluwaš nach Hattušaš 1 ). Die uns bereits bekannte AuBerung Muršiliš’ II. iiber die Vertragsverletzungen seitens Duppi-Tešups belebrt uns, daB der GroB- konig diese Aktivlegitimation fur sich ausschlieBlicb in Anspruch nahm und sicb dabei von seinem billigen Ermessen leiten lieB 2 ). Der vertrags- briicbige Vasall wurde somit dem Hattiherrscher gegeniiber friedlos; dieser war numnebr zu feindlichem Vorgehen gegen den Vasallen be- rechtigt, ohne den Vertrag zu verletzen (»Die Sonne mag, wenn sie will, mit dem Land Kizwatni Eeind sein“ 3 ). Ob in soleh en Fallen gegen den Vasallen vorber ein regelrechtes ProzeBverfahren durcbgefiihrt werden muBte, wissen wir nicht; der Madduwattaš-Text macht die Annabme sebr wahrscheinlich 4 ). In den paritatischen Vertragen konnte dagegen von einem ProzeB¬ verfahren, das iiber das Vorliegen und Bestrafen eines Vertragsbruchs entsebeiden konnte, keine Rede sein. Infolge der Gleichberechtigung war es Sache der Partei, die Vertragserfiillung seitens der andern zu iiber- wachen. Jeder Vertragspartner konnte gegebenenfalls erklaren, daB er sich wegen der durch den anderen begangenen Vertragsverletzung nicht mehr an den Vertrag gebunden hielte. Damit trat zwischen beiden Parteien ein vertragsloser Zustand, der in dieser Zeit mit dem Kriegs- zustand identisch ist, von selbst ein. Daneben blieben freilich als Hiiter der beschworenen Vertrage die Gotter. So ersebeint nach der Darstellung von Muršiliš II. die zwanzigjahrige Pest, die das Hattireich zu ent- volkern drohte, als Strafe der Gotter fur die Verletzung des unter Suppiluliumaš mit Agypten abgeschlossenen Vertrags 5 ). Auch in den Formulierungen von Vertragssanktionen verstanden die Hethiter feine IJnterschiede zu machen. Im paritatischen Vertrag mit Agypten sowie im Mitanni-Vertrag kommt die Sanktionsformel nur einmal, und zwar nach der Aufzahlung samtlicher Vertragsvorschriften, vor 6 ). Ebenso enthalten die einzelnen Bestimmungen des Sunaššura- Vertrags keine Sanktionsklauseln, wahrend die allgemeine Finch- und Segensformel mit den angerufenen Gottern auf der zweiten, uns nicht erhaltenen Tafel gestanden haben wird 7 ). Diese Form wurde somit an- gewandt, wenn man in Hattušaš dem Vertragspartner das aufierste Ent- gegenkommen zeigen wollte. >) F 3, § 6, C 11. *) Vgl. oben S. 50, A. 1. f) W 7, II, 15. 4 ) Vgl. G o t z e , Madduwattaš, S. 147, 154 ff. e ) G 61 z e , Pestgebete, in KAF I, 2, S. 208 ff., §§ 3 ff. •) Boeder, AO 20, S. 44, §§ 25 f.; W 1, Rs. 59 ff.; W 2, Rs. 25 ff. ’) Vgl. We i d n e r, BoSt 8, S. 110, A. 2. 99 In d en iibrigen Vertragen werden aber auBer der allgemeinen Sanktionsformel nocb kiirzere besondere Erwahnungen von Sanktionen am SchluB der einzelnen Bestimmungen gebrancht. In den nordsyrischen Vertragen mit Tette, Aziru, Duppi-Tešup und Bentešina dient dazu die feststellende Klausel: „(sc. durch sein Znwiderbandeln) bat (der Vasall) den Eid iibertreten" J ); der lštarmuwaš-Vertrag gebrancht jedoch bereits die sonst iibliche Wendung: _es soli unter Gottereid gelegt werden“ * 2 )! Fiir die Arzawa-Vertrage liiBt sich gleichfallseiDeEntwicklungbeobaehten. Im Targašnalliš- und in dem sehr beschadigten Manapa-Dattaš-Vertrag weehseln beide zuletzt erwahnte Eormeln miteinander ab 3 ). Im Kupanta- KAL-, Alakšanduš- und im Hutpjanaš-Vertrag wachsen sie jedoch meistens bereits zn langeren Fluchsanktionen aus 4 ). Im Einklang mit dem staatlich-nationalen Charakter ihrer Religion hielten sich die Hethiter selbst in paritatischen Vertragen, wo die Gotter beider Lander in gleicher Weise angerufen wurden, nur den heimischen Gottern gegeniiber fiir geburulen. JJies ging so weit, daB nach hethi- tischer Auffassung auch der andere Vertragsteil nur den hethitischen Gottern verpflichtet ware. So erwahnt Muršiliš II. in den Pestgebeten, dafi anlaBlich des von Šuppiluliumaš mit Agypten geschlossenen Vertrages die Hethiter und Agypter vom hethitischen Wettergott in Eid ge- nommen worden sind (h. linganuwanteš ešir ) 5 ). AuBerordentlich schwierig ist die Frage, inwiefern der Hattiherrscher an die Vasallenvertrage gebunden war. In den Vertragen selbst wird diese Frage nirgends beriihrt. Der Umstand, daB sich die Vertrags- sanktionen nur gegen den Vasallen richten — der Sunaššura-Vertrag konnte darin eine Ausnakme bilden —, und daB nur der Vasall den Vertrag beschwort, konnte leicht zur Ansicht fiihren, daB der GroBkonig an den Vertrag nicht gebunden war. Andrerseits weisen aber einige AuBe- rungen darauf hin, daB auch der Hattiherrscher den Vasallenvertrag als ius factum inter partes ansah. So hebt Šuppiluliumaš den halbbarbarischen Hajašaleuten gegeniiber hervor, daB er im Falle, daB sie gegen ihn bos- ») W 3, II, 32, 47, III, 32, 40, 52; W 4, Vs. 18, 21, 36; W 9, Rs. 4, 11; F 1, § 9, 12, § 10, 24, § 11, 29, § 12, 37, § 13, 45, § 14, 11, § 15, 22. *) KUB XXIII, 1, II, 7: ka-a-as-sa me-mi-aš s'A. PAL NI. Es DINGIRX/M ki-it- -ta-ru = »und diese Bestimmung (w. Sache) soli unter Gottereid gelegt werden“; II, 37, III, 18, IV, 18 Rd., 22. 3 ) F 2, § 2, 9, § 3, 13, 17, § 4, 23, § 5, 27, § 6, 33, § 11, 24, § 13, 42, 49, § 14, 54; F 4, § 5, 67: NI. IŠ DINGIR LIM šar-ra-at-ti = „du verletzest die Gottereide“; F 2, § 10, 15, § 12, 32; F 4, § 9, 14: ŠA. PAL. NI. EŠ DINGIRi/Jir kittaru (bzw. F 4, § 4, 61 f.: lingai kattan kittaru) — „es soli unter (Gotter-)Eid gelegt sein“. *) z. B. F 3, § 10, 25, § 15, 23 ff., § 17, 21, § 18, B 28ff., § 19, D 7f. usw.; F 5, § 9, 55 fi., § 13, III, 11, § 16, 291 usw.; F 6, § 10, 41, 7ff., § 17, 49 ff. 5 ) G 6 t z e, Pestgebete, in KAF I, 2, S. 208 ff., g 4, Z. 1, 2, § 5, Z. 3. 100 haft handeln sollten, „von diesem Eide bei den Gottern frei sein“ werde 1 ). Da fiir die Annahme einer Beschworung des Vasallenvertrags durch den GroBkonig jeglicher AnlaB fehlt, so kann der „Eid bei den Gottern “ (= Ungais ANA PANI DINGIRMEŠ) wohl nur den „Vertrag“ bedenten nnd als Bekenntnis des GroBkonigs zum Gebnndensein aufgefaBt werden. Weiter gehoren bierher die Yertragsbestimmungen, wonach gewisse Fragen einer spateren Yereinbarung iiberlassen werden, was mit den Worten gescbiebt, daB die betreffende Angelegenbeit „vom Eide ansgenommen werden soll“. Dazu kommt es namentlicb dann, wenn der GroBkonig in Form eines Wunsches irgend etwas vom Vasallen zn erlangen sicb vor- bebalt 2 ). Alle diese Bestimmungen hatten keinen Sinn, falls sich der GroBkonig dureb den Vertrag gar niebt gebunden bielte nnd wenn dessen Bestand vollig seiner Willkiir iiberlassen ware. II. Niederlegung im Tempe 1. Dureb den Eid wurden die Vertrage unter Schutz nnd Garantie der Gotter gestellt. Dieses innere sakrale Verbiiltnis fand seinen auBeren, sicbtbaren Ansdruck dnrcb die Niederlegung der Yertragsurkunde im Tempel vor der Hauptgottheit des betreffenden Landes. Darans diirfte sich auch die iibliche Redewendnng: SAP AL NIŠ DINGIRAO/ kittam — „es soli unter (zn den FiiBen der) Gottereid(e) gelegt sein“ 3 ) erklaren lassen. So wurde vom Mitanni-Vertrag je eine Ausfertigung vor der Sonnengottin von Arinna im Hethiterreicb and vor Tešup von Kahat im Mitannireich niedergelegt* *). Im Dattašša-Vertrag wird die Nieder¬ legung vor der Sonnengottin in Arinna angeordnet 5 ), wahrend eine zweite Niederlegung vor der Hauptgottheit von Dattašša dureb den Umstand gesicbert ersebeint, daB Hattušiliš III. nacb seiner Ankunft in Dattašša den Vertrag dort uberprufen konnte 6 ). Die Niederlegung von Vertrags- urkunden des paritatischen Vertrags mit Agypten wird dureb einen Brief Ramses’ II. an den Mirakonig bezeugt 7 ). In den iibrigeu Vertragen ist >) F 6, § 44, 47 ff. *) KBo IV, 10, Ks. 15ff.: Text und tibersetzung siehe oben S. 68, A. 2. ’) Vgl. oben S. 99, A. 2. ‘) W 1, Rs. 35 f.; W 2, Rs. 7. s ) KBo IV, 10, Vs. 38: ki-e-ma '[UP-PA B 1 - A iš-hi-u-ul-la-aš ka-ru-u a-ni-ia-an e-es-ta na-at 1-NA uku Tul-na A-NA D UTU umTul-na pi-ra-an GAR-ru = ,Diese Vertrags- tafeln waren schon friiher angefertigt und sie sollen in Arinna vor der Sonnengottin von Arinna niedergelegt werden“. «) KBo IV, 10, Vs. 40. ’) KBo I, 24, Rs. 5 ff. (iibersetzt von MeiBner, ZDMG 72, S. 58): (ak.) 5) a-mur si-te-ir-tii ša ma-mi-ti s'a a-na-k[u e-pu-su\ 6) a-na šarri rabi sar m ‘ lt fla-at-ti ahi-ia a-na su-pa-al sepapt [ D U?] 7) sa-ki-in a-na pa-ni ilanipl rabuti-pla su nu si-bu-tii |/a a-ma-te] 101 diese Bestimmung, soweit sie iiberhaupt vorhanden sein močite, ničit erialten geblieben. Wir vermogen sie aber fiir andere Urkunden nach- zuweisen 1 ). III. Das offentliche Vorlesen. Im unmittelbaren Zusammeniang mit der Niederlegung von Ver- tragsurkunden in den Tempeln wird in den beiden Ausfertigungen des Mitanni-Vertrags noči angeordnet, daB die Vertragstafel zu wieder- iolten Malen vor dem Konig nnd dem Volk von Mitanni vorgelesen werden soli 2 ). Eine dreimalige Vorlesung wird jairlich im Alakšanduš- nnd im Kupanta-KAL-Vertrag dem Vasallen zur Vorscirift gemacit 3 ). Endlici finden wir eine jairlicie zweimalige Vorlesung der Vertrags- urkunden in einem von F or r er veroffentliciten Rest eines Staatsvertrags verfiigt 4 ). Als Zweck dieser Bestimmung wird im Alakšanduš-Vertrag das (bessere) Kennen des Vertragstextes 6 ) im Kupanta-KAL-Vertrag aber sein Bewahren bezeichnet 6 ). — In der Tat kann man zunacbst daran denken — auf diese Moglicikeit macite mici Prof. Friedrich freundlicist aufmerksam —, daB das Vorlesen dazu diente, dem an- alpiabetiscien Vasallen die einzelnen Bestimmungen ins Gredachtnis zuriick- zurufen. Ich glaube jedoch, daB sici unter dieser Vorscirift noch ein (neuer Absatz) 8) ii a-mur ši-te-ir-tu ša ma-mi-ti ša sami ra[bu šar m,lt lla-at-ii\ 9) i-pu- -ša-an-ni i-na šu-pa-al šepaP l ša D Ria ša-\lc\i-in 10) a-na pa-ni ilaniP 1 rabutipla šu-nu ši- bu-tu ša a-ma-t\e\ = 5) „Sieh, das Schriftstiick des Schvvures, das ich [gemacht hahe], 6) fiir den GroBkonig, den Konig von Hatti, meinen Bruder, ist zu FiiBen [des Wetter- gottes?] 7) niedergelegt. Dafiir sind die groBen Gotter Zeugen [der Sache]. 8) Und sieh, das Schriftstiick des Schwures, das der GroBkonig, [der Konig von Hatti,] 9) fur mich gemacht hat, ist zu FiiBen des Gottes Ria niederfgelegt]. 10) Dafiir sind die groBen Gotter Zeugen der Sa[che]“. *) So in Bo 2048 (unveroffentlicht; seine Kenntnis habe ich dem freundlichen Bntgegenkommen des Herrn Dr. Ehelolf zu verdanken), Rs. 4: nu 1 -EN TUP-PU A-NA PA-NI DUTU cr VTul-na ti-i-e-ir 1 TUP-PU-ma A-NA DU URUKU-BABBAR-n' [ ] = ,eine Tafel hat man vor der SonnengOttin von Arinna aufgestellt, eine Tafel vor dem Wettergott von Hattušaš“ [ ]; eod. Rs. 35: ki-i TUP-PU PA-NI D U vm Ha-at-ti ki-it-ta-ru na-at pi-an ar-}}[a li-e ku-iš-ki da-a-i] = „ Diese Tafel soli vor dem Wettergott von Hatti aufgestellt vverden und [niemand soli] sie weg[nehmen]“; (die Erganzung sowie das Ver- standnis der Stelle habe ich Herrn Prof. J. Friedrich zu verdanken). ! ) W 1, Rs. 36 f.; W 2, Rs. 7 f.; das Vorlesen solite ,immer vvieder 1 * (? vgl. dazu W e i d n e r, BoSt 8, S. 29, A. 3) stattfinden. 3 ) F 5, § 19, 73f.; F 3, § 30, lf.; mit Riicksicht auf die zeitliche Regelung im Alakšanduš-Vertrag mochte ich die gleiche Erganzung auoh fiir den Kupanta-KAL-Vertrag annehmen. *) Bo 4536 Rs. 5, in KAF I, 2, S. 280. *) P 5, § 19, 75. *) F 3, § 30, 3. 102 weiterer, wolil durchdachter rechtspolitischer Grund verbarg. Der Vasall, der umgeben von seinen Groben den Vertrag anhoren solite, wurde von neuem an seine Vertragspflichten, zugleicb aber aucb an die bereits empfangenen und ibn nunmehr zur Dankbarkeit verpflicbtenden hethi- tiscben Gunstbezeugungen erinnert. Andrerseits waren aber die vor- gelesenen Urkunden aucb so abgefabt, dab sie das Anseben des Vasallen steigern mubten; er erscbien den Vornebmen seines Herrschaftsgebiets in einem neuen Glanze, der jedocb von der grobkoniglichen Sonne in Hattušaš gespendet wurde und so wiederum den Vasallen zur Treue an- spornte 1 ). Man kann sich docb vorstellen, dab ein Huqqanaš keineswegs abgeneigt war, die Urkunde offentlich vorlesen zu lassen, zu deren Beginn Šuppiluliumaš ausfubrt, er babe den tiicbtigen Huqqanaš geadelt, zum Schwager gemacht, „in Hattušaš inmitten der Leute von Hajaša freund- licb vorstellen lassen“, so dab „das ganze Land Hatti, das Land Hajaša, und die Lander allesamt, die auswartigen und inlandiscben weitbin von ibm vernommen a batten 2 ). Eine Anzabl von weiteren Bestimmungen, z. B. die scbarfe Betonung des rechtmabigen Konigtums Šunaššuras 3 ) u. A., durften unter dem Gesicbtspunkt dieser Vorlesung ibren Zweck erreicbt haben. Auffallig ist aucb die Vorschrift, dab bei den Mitanniern, wo wir das Volk auch an der Bescbvvorung des Vertrags teilnehmen sahen, die Vorlesung vor dem Konig und dem Volk 4 ) stattfinden soli — ein Um- stand, der auf Versammlungen des Volkes unter der Leitung des Konigs zwecks Erledigung von wicbtigen Staatsgeschaften schlieben labt. Babei bleibt aber noch ungeklart die Frage, wen wir uns unter den (alc.) mdre mdtat Mitanni (Hum) — „den Leuten von Mitanni (Hurri)“ vor* * zustellen haben: alle waffenfahigen Manner oder nur die Groben des Mitannireiches. IV. Die Kollektivbaftung in den Sanktionen. Mit den Vertragssanktionen hangt aufs engste eine weitere Frage zusammen: treffen die in der Fluchformel ausgesprochenen Folgen nur die Person des Verletzers oder erstrecken sie sich auch auf seine Familien- angehorigen und auf sein Vermogen? In allen Sanktionsformeln, und zwar sowohl in der Finch- wie aucb in der Segensformel werden die scblecbten und guten Folgen aucb uber ') Vgl. die Belobung der dem treubriichigen Mašhuiluwaš untreu gewordenen Untertanen, die am Hattireich festbielten, in F 3, § 26, 14 ff. s ) F 6, §§ lf. *) W 7, I, 38 f. *) W 1, Rs. 37, vgl. Rs. 59 ff., 70 ff.; W 2, Rs. 8, vgl. Rs. 25 ff., 35 ff, 44 ff., 53ff. 103 die Familie des Vasallen, sowie iiber sein Vermogen herabgerufen r ). Uberdies wird der Grundsatz von der Kollektivverantwortlichkeit auch tbeoretisch von Muršiliš II. im Kupanta-KAL-Yertrag formuliert. Dieser sagt namlich zum Vasallen, der ein Adoptivsohn des untreu gewordenen Mašhuiluwaš ist: „Weifit du, Kupanta-KAL, nicht, dafi wenn in Hattušaš (jemand?) irgendein Vergeken von Aufruhr begeht und wenn, wessen Vater sich vergeht, der Sohn niekt zugleich (?) sich auch vergeht, dafi man ihm (trotzdem) das Haus seines Vaters wegnimmt und es entweder irgendeinem anderen gibt oder in den Palast(besitz) einzieht 2 ) ?“ Danach stiinde sowohl das sakrale (Gotterrache!) wie auck das weltlicke Strafreckt auf dem Standpunkt der Kollektivverantwortlichkeit und der Vermogenskonfiskation des Verletzers. Die Pestgebete zeigen uns sogar, wie nack ketkitiscker Auffassung das ganze Reich und das gesamte Hetkitervolk fur die Verbrecken des Herrsckers zu biifien hatte 3 ). Geradezu fatalistisck sprickt kier Muršiliš II. die Feststellung aus: „Und es ist so: die Siinde des Vaters kommt iiber den Sokn. Und auck iiber mick kam die Siinde meines Vaters 4 )". Ebenso ricktet sich in den Reinkeitsvorsckriften fiir die Angestellten des koniglichen Palastes die strafrecktlicke Sanktion auck gegen die Familienangehorigen des Sckuldigen 5 ). Zu diesem Grundsatz von der Kollektiwerantwortlichkeit befindet sick die Praxis in einem eigenartigen Gegensatz. Man gewinnt den Ein- druck, als ob man immer, sobald es zur praktischen Anwendung oder selbst zur streng folgerichtigen theoretischen Durchfiihrung dieses Grund- satzes in den einzelnen Rechtssatzen kommen solite, sick unwillkiirlich zum Statuieren von Ausnahmefallen entschlossen hatte. Als ein ins singulare wird im Staatsgrundgesetz des Telipinuš (um 1650 v. Chr.) bestimmt, daB ein Prinz, der ein Verbrechen (Siinde) be- gangen hatte, seinen Fehltritt zwar mit seinem Haupte biiBen soli, daB man aber gegen seine Familie sowie gegen sein Vermogen nickts unter- nekmen diirfe 6 ). Aknlick wird im Dattašša-Vertrag sowie in dem unveroffentlichten Stiick Bo 2048 vom GroBltonig ausdriicklich festgesetzt, daB ein Verbrecken ‘) Vgl. w 1, Rs. 60 ff., 71 ff.; W 2, Rs. 26 ff., 36 £F., 45 ff., 55 ff. (bes. Z. 62); W 3, 50 ff., 55 ff.; W 4, Rs. 14fi., 18ff.; F 1, § 20, 24 ff., §21, 29 ff.; F 2, §16, X + 2f.; F 4, § 19, 35 ff., 45 f.; F 5, § 21, 33 ff., 42 ff.; F 6, § 45, 53 ff; KBo IY, 10, Rs. 6f., 9f. ») F 3, § 7, 13 ff ») G o t z e, Pestgebete, in KAF I, 2, S. 168, Z. 36 ff, S. 170, § 6, Z. 10 f. (auch fur das TJattiland ist ein Suhnopfer nStig). *) G o t z e, Pestgebete, S. 214, § 9, Z. 3f. e ) KUB XIII, 3, II, 19, III, 8, 19 f.; ubersetzt von Friedrich, Reinheitsvor- schriften fur den heth. Konig, in MeiBner-Festschrlft I, S. 46 ff •) KBo III, 1, II, 50ff.; ubersetzt von Friedrich, AO 24, 3, S. 21 f. 104 des Vasallen den Verlust des Lehens nur fiir ihn, keineswegs aber ftir seine Familie zur Folge haben soli 1 ). Zahlreich sind auch Beispiele, wo man in der Praxis die Kollektiv- haftung fallen lieB. Wenn Mnršiliš II. seinem Neffen Kupanta-KAL die Norm von der Familienbaftung ausfiibrlick darlegt, tnt er dies nur, um durch ihre Nichtanwendung seine Gunst um so sckoner erstrahlen zu lassen 2 ). — Aknlick verzichtet, unter ausdriicklicker Hervorbebung, Hattušiliš III. darauf, an den Sohnen seines Feindes ^SIN-^U-aš irgend- welche Backe zu iiben 3 ). — Im "Widerspruck mit der oben zitierten Be- stimmung aus den Beinkeitsvorschriften, wurde der Wassertrager Zulijaš wegen mangelkaften Versekens seines Dienstes allein kingericktet 4 ). — Wakrend Muršiliš II. in den Pestgebeten den Bestand der Vererblicbkeit der Sun de vom Vater auf den Sokn okne weiteres zugibt, setzt er dennock alle Hebel in Bewegung, um durck Siiknopfer die Gotter zum Aufgeben dieses Grundsatzes im konkreten Fali zu bestimmen 5 ). Diesen Gegensatz zwiscken der grundsatzlichen Vertretung der Kollektivhaftung und ikrer systematiscken Yerwerfung in den Einzel- fallen vermag ich derzeit nicht befriedigend zu erklaren. Darum muB ich mick darauf besckranken, auf zwei Deutungsmoglickkeiten kin- zuweisen. Die Tatsacke, daB wir die Kollektivkaftung bereits im alteren Beick, im Staatsgrundgesetz des Telipinuš 6 ), abgeleknt vorfinden, mackt es wakrsckeinlick, daB der Eigenart der Hetkiter die Individualverant- vvortung besser entsprach. Ist somit die Durchsetzung des Individual- prinzips keine Errungenschaft des jiingeren Hattireickes, so liegt die Annakme nahe, dafi die Hetkiter Vertreter der Individual-, die autock- thone, protohattiscke Bevolkerung aber die Vertreterin der Kollektiv¬ kaftung gewesen sein mockte. Die Hetkiter, konservativ in der Gesetz- i) KBo IV, 10, Vs. 9f.: Z. 9f., siehe oben S. 88, A. 1; Z. 10f. ... ma-a-na-aš har-kdn-na-as-ma na-as har-ak-du E TUM-ma-aš-ši-kan 11) KUR TUM-ia U.g j ] da-an-zi na-at da-me-e-el NUMUN-a/ li-e pi-ia-an-zi ŠA Wl-miDXJ-up-pit NUMUN-a/ da-ad-du. = , Wenn er aber (ein Mann) des Umkommens (= Sterbens) ist, mag er umkommen. Sein Haus aber 11) und sein Land soli man ihm nieht nehmen, und einem von anderer Abstammung soli man es nicht geben. Nur von Ulmi-Tešup ein Nachkomme soli es nehmen.” — Ahnlich Bo 2048, Vs. 64; jt-ir-ma-as-si-kan li-e da-an-zi na-at da-me-i-da-ni li-[e ] pi-i-ia-[an-zi] = ,Das Haus aber soli man ihm (dem Vasallen, der wegen eines Verbrechens verurteilt worden ist) nicht nehmen, einem Anderen soli man es nicht geb[en].“ 3 ) Vgl. oben S. 103, A. 2; uberdies F 3, § 7, 18ff.-§ 8, § 11, § 21, 25ff.-§ 22, 15 ff. 3 ) GStze, IJattušiliš, S. 24, § 10, 27 f. ‘) KBo XIII, 3, III, 24ff.; ubersetzt bei Friedrich, Reinheitsvorschriften, in Meifiner-Festschrift I, S. 50. 5 ) Vgl. z. B. Got z e, Pestgebete, S. 214, § 9, 5 ff., S. 172, § 8 u. passim. *) Vgl. oben S. 103, A. 6. 105 gebung 1 ), diirften die alte Rechtsvorschrift zwar in Geltung belassen, in der Praxis sich jedocb zu ihrem Anfgeben entschlossen haben. Wahrscheinlieher als diese, dnrcb keine Quellenbelege gestiitzte Hypotbese, ist eine andere, die diesen "Widerspruch auf den Gegensatz zwischen Živil- und Sakralrecht zuriickfuhrt. Fiir diese Ansicbt konnen wir eine Stelle aus den Dienstinstruktionen fiir Tempelleute (KUB XIII, 4, I, 21 ff.) anfiihren: 21) UN-os DINGIR.MEŠ-as-sa 7A-an-za da-ma-a-iš ku-iš-ki UL [k]i-i-pit = „Der Sinn (Wille) 2 ) des Menschen und der Gotter (ist) ein verschiedener; nicht ein und derselbe (ist) er.“ 28) . . . nu-kdn ma-a-an IR. ŠU ku-iva-pi EN. [S]U 29) TUKU. TUKU -nu-zi na-an-kdn na-aS-šu ku-na-an-zi na-aS-ma- -kan KA. KAK. ŠU IGI. HI. A. ŠU 30) Pl. HI. A . ŠU i-da-a-la-u-uh-ha-an-zi na-aS-ma-an-za-an-k[d]n DAM! ŠU DUMU. MEŠ. ŠU 31) ŠEŠ. ŠU NIN. ŠU LU ka-i-na-as MAŠ. ŠU na-aš-m IR. ŠU na-aš-rna GEME. ŠU-aS-[ \-pit . . . 33) ma-a-na-aš a-ki-ia ku-wa-pi na-aš UL 1-aš a-ki MAŠ. ŠU-ma- -aš-Si te-it-ti [ ] = 28) „. . . Wenn nun einmal der (eigene) Sklave seinen Herrn 29) erziirnt, so totet man ibn entweder oder man schandet seine Nase, seine Augen, 30) seine Ohren, oder ihn, sein Weib, seine Kinder, 31) seinen Bruder, seine Schwester, den Schwager, seine Eamilie, sei es seinen Sklaven, sei seine Sklavin [sucht man heim?]. 33) Und wenn er irgendwie stirbt, (so) stirbt er nicht allein, sondern seine Familie wird ihm beigesellt." Vollkommen im Einklang mit dem von Muršiliš II. dem Kupanta- KAL gegenuber betonten Rechtssatz 3 ), wird hierin die Kollektivverant- *) Ygl. die Bestimmung in den Dienstinstruktionen KUB XIII, 2, III, 11 ff.: ka-ru- -u-li-ia-az-ia [m]a-ah-ha-an KUR. KUR-Adrc an-da ku-ur-ki-la-aš 12) iš-hi-u-ul i-ia-an ku- -e-da-ni-aš-kan URU-ri ku-aš-ki-ir na-aš-kdn 13) ku-wa-aš-kdn-du ku-e-da-ni-ma-as-kan URU-ri ar-ha pdr-hi-iš-ki-ir 14) na-aš-kdn ar-ha pdr-hi-iš-kan-du = (die Obersetzung mit allem Vorbehalt): 11) „Wie von alters her in den Landern die Satzung tiber das Ver- brechen 12) gemacht war: in welcher Stadt man sie zu toten pflegte, da soli man sie 13) weiterhin toten; in vvelcher Stadt man sie aber (nur) zu verbannen (?) pflegte, soli man sie weiterhin verbannen.” (Der letzte Satz bei Friedrich, Vertrage, I, S. 164). — Darnach gilt der Grundsatz, da6 daš territoriale Recht nicht unifiziert wird, sondern in seiner Geltung bestatigt vvird. *) Vgl. dazu Friedrich, Vertrage, I, S. 46, § 16, D III, 26. a ) Vgl. oben S. 103, A. 2. 106 wortlichkeit der Familie fiir das weltliche Recht als geltend dargelegt. Einen anderen Standpunkt nimmt das Sakralrecht ein: 34) ma-a-an-ma-aš-ta ŽITU M DINGIR L[IM} [ ] TURU. TUKU- -ia-nu-zi-[ ] 35) na-at-Jcan DINGIR A® a-pi-e-da-ni-[pit 1 -e]-da-ni an-da ša- \-an-ah-z)i (erg. nach KUB XIII, 6, I, 31) 36) UL-at-kdn A. NA DAM. ŠU [DUMU. MEŠ. ŠU ŠE]Š. ŠU MAŠ. ŠU IR. MEŠ. Š[U GEME]. MEŠ. ŠU [?]. ŠU 37) . . . [S]a-an-ak-zi na-an-Jcdn k\u-u-m\a-an-da-az 38) [ka]r-ni-ik-zi = 34) jVenn er aber den AVillen der Gottheit erziirnt, 35) dann racht es die Gottheit nur an ihm allein; 36) an seiner Gattin, seinen Kindern, seinem Bruder, seiner Familie, seinen Sklaven, seinen Sklavinnen [. . .] 37) . , . racht sie es nicht. Ihn richtet sie vollstandig 38) zugrunde“. Darnach wiirde somit fiir das Gebiet des Sakralrechts die strenge Individualverantwortlichkeit gelten. Dies wurde aber keineswegs aus- schlieBen, da6 dieYerantwortlicbkeit der Familienmitglieder eines Vertrags- partners nicht ansdriicklich statuiert werden konnte. Das ansdriickliche A nsdehnen der Fluchformel auf die Familie und das Vermogen des Vasallen ware geradezu ein Beweis dafiir, dah solche sakralrechtliche Wirkungen ipso iure nur die Person des Vasallen erfafit hatten. Grofiere Schwierig- keiten bereitet jedoch die AuBerung Muršiliš’ II. in den Pestgebeten, die vom Ubergang der Siinde vom Vater auf den Sohn als von einem rechtmafiigen Vorgang spricht 1 ), obwohl gemafl der in den Dienstinstruktionen ge- machten Unterscheidung auf dem sakralrechtliehen Gebiet eine Vererbung der Schuld ausgeschlossen sein solite. Daher sind wir genotigt, die Untersuchung dieser Frage derzeit mit einem non liquet zu schlieBen. V. Dauer der Vertrage. Endlich haben wir noch die Frage nach der zeitlichen Dauer der Staatsvertrage zu beantworten. Die paritatischen Vertrage werden auf ewige Zeiten abgeschlossen, die Notwendigkeit einer Vertragserneuerung wird gar nicht erwogen. Im Vertrag mit Agypten wird dies wiederholt hervorgehoben a ), aufier- dem wird die zwischen den Herrschern vereinbarte Verbriiderung aus- driicklich auf ihre Sohne und Lander ausgedehnt 3 ). Ahnlich hebt ‘) Vgl. oben S. 103, A. 4. s ) W 8, Vs. 3, 8, 13, 16, 17, 20, 21 usw.; Roeder, AO 20, S. 38, § 5, § 7, § 8 usw. s .i W 8, Vs. 19f., 21 f.; Roeder, AO 20, S. 38ff., § 10. 107 Hattušiliš III. in seinem Brief an Kadašman-Enlil hervor, er habe die Verbriiderung mit Kadašman-Turgu „nicht fiir einen Tag“, sondern „fiir alle Zukunft“ gescblossen J ). Dies konnte aucb nicbt anders sein. Die Vertragsbestimmung iiber die Thronfolgegarantie konnte eben erst beim Tode des einen Vertragspartners verwirklicbt werden. Ibre energiscbe Handbabung seitens Hattušiliš’ HI. im Interesse des Kadašman-Enlil 2 ) zeigt klar, daB man in Hattušaš keineswegs an ein Erloscben des Ver- trags zufolge des Todes des anderen Kontrabenten dacbte. In den Vasallenvertragen bangt die Beantwortung dieser Frage mit der Regelung der Tbronfolge zusammen 3 ). Hat der Vasall vom G-roB- konig in dieser Hinsiobt keine Konzessionen in den Vertragsbestimmungen erhalten, so erlischt die Geltung des Vertrags mit dem Tode des Va- sallen, keineswegs aber mit dem des GroBkonigs. In Hattušaš erledigt sich somit das Lehen durch den Mannes-, nicbt aber durcb den Herrnfall 4 ). KBo I, 10, Ys. 8 (iibersetzt von Friedrich, AO 24, 3, S. 24). *) KBo I, 10, Vs. 10 ff. (Friedrich, AO 24, 3, S. 25); vgl. oben S. 63 f. *) Vgl. oben S. 90 f. *) Vgl. dazu Schroder, Deutsche Rechtsgeschichte, 6. Aufl. S. 174, 435. Sach- und Wortregister. (Abkiirzungen: Gkg. = GroBkonig; Vas. — Vasall.) Abschriften der Vertragsurkunden, offizielle S. 3, A. 5. Ackersleute S. 81. Agypten, hethitische Vertrage mit oo S. 5. agypt. Einflusse S. 37. agypt. Textfalschungen S. 60 f. ahu (ak.) S. 48. Altesten, die S. 53, 57, 58 u. A. 5. Amnestie fiir Fliichtlinge S. 64 f. ana (ak.) S. 34. anteleš (h.) S. 47, A. 2; S. 72. Anzeigepflicht des Vasall en S. 79. der Untertanen S. 80. Apprehensionsprinzip fiir die Beutever- teilung S. 75. argamannu (ak.), arkammaš (k.) S. 83 f. arkammanaš ijawar (h.) S. 84. ašaš (h.) S. 71. Assarhaddon-Baflu-Vertrag S. 93, 95. Aššurnirari-Mati’ilu-Vertrag S. 93. Attentatsklausel, belgische S. 81. AuBenpolitik S. 46 ff. dem Gkg. vorbebalten S. 46. den V as. en entzogen S. 46, 68, 78. Aussteller der Urkunde S. 12, 14, 25. avoatu (ak.) S. 22, 77 f. AWAT BAL S. 78f. A WA T lukuR S. 78 f. babylonisehe Beeinflussung S. 23, 34 f. BegriiBungsgeschenke beim Regierungsan- tritt S. 47 f. Belehnung des Vas.en S. 52. Bentešinas Streit mit Babylon S. 88 f. Beratungsprinzip S. 39 f., 51. Beschvorung des Vertrags S. 20, 96 f. Beute S. 72, A. 7; S. 74. c^-Recht der Herren S. 55 u. A. 1; S. 75. oo-Verteilung S. 74 f. Boykott gegen Assyrien S. 75 f. Bruder-Anrede unter den Herrscbern S. 48. Dankbarkeitsappell S. 12 ff. juristiscbe Bedeutung S. 31 ff. kulturgeschichtliche B. S. 33. Dauer der Staatsvertrage S. 61, 106 f. Demilitarisierung (?) S. 71. Dispositivnrkunde S. 3, 15 f., S. 16. dumu lugal (sum.) S. 54, 71. EheschlieBungen, zwischendynastische, S. 43 f. Ehrenvorrecbte Šunaššuras S. 40, 86. Eid, Wesen und Bedeutung S. 93, 97. im Privatreeht S. 93. vom oo ausnebmen S. 68, 100. Eidesleistung des Vas.en S. 52, 96 f. Einflusse, fremde: agyptische S. 37. babylonische S. 34, 93. sumeriscbe S. 35, 96. en (sum.) S. 6 u. A. 2; 9, 54 f., 71, 75. Endogamie S. 10, 87. es- (h.) S. 71. eškanaš tikaš (h.) S. 38 u. A. 2. cv> uttar (h.) S. 38. ethische Momente S. 33, 42 ff., 76, 92. Finanzen, Bedeutung der S. 82. Fluch- und Segensformel S. 14, 96. Fliicbtlinge S. 64, 80 f., 92. Aufnahme S. 56 f., 80. Auslieferung S. 64, 80 f. Bedeutung S. 56. 109 Garnisonen, hethitiscbe im Vas.en-Land S. 54, 70, 90. Geiseln S. 92. gemeinsame Freunde und Feinde S. 68 f. Gerichtsbarkeit, unabbangige (?) S. 88 u. A. 2. Gericbtshoheit des Gkg.s S. 39, 87 ff. Gericbtszustandigkeit, personliche S. 89. Gesandte S. 48 f. Tatigkeit S. 48 f. Untersehied vom mod. Diplomaten S.48f. Gesandtschaftsrecht, akt. u. pass. S. 46, 68. Geschenke S. 24, 47 f., 49, 82. unter unabh. Herrscbern S. 49. der Vasallen S. 49 u. A. 6. Kriterium der Unabhangigkeit S. 49 u. A. 6; S. 82. Gotteranrufung S. 14, 15, 94. Gotterliste S. 14, 96. GStterzeugenscbaft S. 94, 97 f. G6tterwille S. 61 f., 62, A. 1. griechische Staatsvertrage S. 35. GroBkonig, hethitischer S. 36 ff. Titel S. 36. Sonnentitulatur S. 36 f. volkerrecbtliche Stellung S. 46 ff. staatsrecbtliche Stellung S. 36 ff., 51. keine Despotie S. 51. Vorrang vor dem Reich S. 41 f. Gebundenheit durcb parit. Vertrage 50 f. co c-o Vas.en Vertrage S. 99 f. GroBmacbte im AltenOrient S. 46f., 47, A.2. IIandwerker S. 81. bjattireich: das engere — weitere S. 54 Gliederung, standische S. 54. Gliederung, territoriale S. 53 f. sein kriegeriscber Cbarakter S. 39, 40 f. Unverletzlicbkeit der Grenzen S. 69. Hattušiliš III. -Kadašman-Turgu -Vertrag S. 5, A. 6; S. 37, 63, 107. Hattušiliš III.-Ramses U.-Vertrag S. 5, 14f., 17, 19, 21, 24 ff., 58 ff. Abweichungen in den Textuberliefe- rungen S. 25. Herr, Titel S. 6 u. A. 2; 9. Herren S. 54 f., 75. Herrnfall S. 107. Hoffahrt S. 7, A. 4; 85 f. und Tributleistung S. 85. idaluš memijas' (h.) S. 77 ff., vgl. A WAT BAL. ina berinni, ina berisunu (ak.) S. 34. inim (sum.) S. 22, 77, 78. Investitur S. 52 f. is'kas (h.) S. 6, A. 2; 9, 28. išffiul (h.) S. 23, 27 ff. bes. 29. itti (ak.) S. 34. /ca (sum.) S. 22, 77, 78. Karaindaš-Aššurbelnišešu-VertragS.23f., 93. Kollektivliaftung beim Vertragsbrucb S. 102 ff. Konigsrang des Vas.en S. 6, A. 1; S. 10, A.2. unvereinbar mit der Tributpflicht S. 82 f. Konsens beim VertragsabschluB S. 19, 26, 29 f. Konservativismus, gesetzgeberischer S. 105. Krieg = Raubkrieg S. 62, 72. Kriegsverzicbt S. 62, 67 f. kutrueš, kutruviah-, kutruvoatar (h.) S. 94. Lagaš-Umma-Vertrag S.35; 62, A. 1; 93, 96. lex ( contraclus) S. 30 f. lingais (b.) S. 22, 29. linganuwanza (b.) S. 52. linkijas antuksas (h.) S. 52. LU ILKI S. 55. LU GiŠKU (sum.) S. 55. lu. mes sag (sum.) S. 71; 76, A. 2. lu. mes sil. gi (sum.) S. 58. Majestatsbeleidigung S. 78. mamltu (ak.) S. 22 ff. mandattu (ak.) S. 83 f. maru (ak.) S. 57. masdru (ak.) S. 79. Mannesfall S. 107. Material derUrkunden S. 3, AA. 6—7; S. 17. memijas' (b.) S. 22, 77 f. mihru (ak.) S. 72. Milde S. 42, 92. militariscbe Hilfeleistung S. 62, 72 ff. nasaru (ak.) S. 66. Neutralitat = Vertragsbruch S. 73. Niederlegung der Urkunde im Tempel S. 14, 61, 100. Nuhaššivertrage S. 8, A. 9. oqxo; S. 35. pahs- (h.) S. 66. pankus' (h.) S. 38, 40. 110 paritatisehe Vertrage S. 5 f., 26, 34. co oo*Vas.en-Vertrage S. 27, 31, 96. hethitische Unterscheidung S. 33 f. parsu (at.) S. 47 f., A. 5; 48, A. 2; 62, A. 4; 64; 81. pediši (h.) S. 54 u. AA. 1—la. politische Methoden S. 42 ff. Praambel S. 12, 14 f., 27. Priester S. 39, 88. Protektoratsverhaltnis S. 36, 66. ProzeBverfahren gegen Vas.en S. 93, 98. punus- (h.) S. 88. qadu (ak.) S. 15, 34. Quellenmaterial S. 1 ff., 11. Kealvertrag, Realmomente S. 25, 32 f. Rechtssehutz, Zusicherung des S. 39 u. A. 2. ReichsgroBen, hethitische S. 38 ff. Religionen, staatlich-national S. 95, 99. resutu (ak.) S. 8; 44, A. 6; 53. riJciltu — riksu (ak.) S. 23 ff. riksu u mamitu (ak.) S. 22, 23 ff., 34. ia mamiti ii ša rikši (ak.) S. 52. Sanktionen in den Staatsvertragen S. 92 ff. Schriftlichkeit S. 15 f., 63, A. 1. Schutzverhaltnis, gegenseitiges S. 66, 89. besonderea, S. 87. šebutu (ak.) S. 94. Siegeln S. 16 f., 52. „Sonne“, „Lander der oo* S. 54 u. A. 2. Sonnentitulatur S. 36 f. Spezialitatsgrundsatz S. 65. Sprachenfrage S. 17 f. Staatsgeheimnisse, Wahrung von S. 71, 87. Standeversammlungen, hethitische S. 39 f. Sterben, heth. Umschreibungen fiir S. 37. Streitigkeiten, zwisehen Staaten S. 62. unter Vas.en S. 39, 87 f. Sumerische Einflusse S. 35, 96. Šunaššura-Vertrag S. 4 f., A. 2; 61; 12, 19, 27, 36, 38, 41 1, 74 f. 81, 85 f. Suzeranitat S. 36, 66. tabamas (h.) S. 6, A. 6; 37. taparijalleš (h.) S. 58. Thronfolge im Jlattireich S. 38. Bestimmung des Thronfolgers S. 38, 40. Teilnahme des heth. Thronfolgers am VertragsabschluB S. 40. der Vas.en S. 70, 90 f. -Garantie S. 58, 63, 901 Todesstrafe S. 42, 92. Tribut S. 82 ff. Terminoiogie S. 83 f. Gegenstand S. 83, 84 f. u. A. 6. Merkmal derUntertanigkeit S. 49 u. A. 6. nnvereinbar mit dem Konigsrang S. 82 f. Verbot ans Ausland S. 46, 68. Befreiung von S. 7, A. 5; 84. Unterschriften S. 21 f. Untertanen: Teilnahme am VertragsabschluB S. 6, 10, 14, 57, 961 Verpflichtung S. 80, 81. Urkunde, Ausstellung, S. 16 f., 52. Bedeutung S. 15 f. = Vertrag S. 16. vgl. Dispositivurkunde. uttar (h.) 8. 22, 77, 78. DpjTUŠ/ S. 231 Vasallen S. 51 ff. Terminoiogie S. 51. AuBenpolitik, keine S. 46, 68. Belehnung S. 52 f. Herkunft der Vas.en S. 56. Herrschaft des Vas.en, unbeschrankte S. 89. Investitur S. 52 f. Pflichten S. 66 ff., 76 ff. Rechte S. 89 f. Streitigkeiten unter den Vas.en S. 39, 87 1 Verhaltnis zu den ubrigen Vas.en S. 691 Vereidigung S. 52. Vasallentum, seine Bedeutung, S. 51 f. Vasallen vertrage S. 191, 27, 31, 34. Verbruderung der Herrscher S. 15, A. 2; 47, 61, 107. der Vasallen S. 43, 48, 86. Vereidigung S. 30, 31, 32, 41, 52, 53. Verfassung des Telipinuš S. 37 f., 103. ihre Geltung im neuen Reich S. 38. Vergottlichung der Gkg.e, Anklange an die S. 37. Verkehr, zwischenstaatlicher S. 46 ff. Versammlungen der GroBen des Hattireiches S. 38 ff. des Vasallenlandes S. 53, 57, 102. volkerrechtlicber Charakter der Staatsver- trage S. 35 f. 111 Vertrage: Terminologie S. 21 ff. Aufzahlung S. 2 ff. Bestimmungen S. 14, 15 f., 61 ff., 100 ff. besondere S. 70 f. Dauer S. 106. Einteilung S. 4ff.; auBerliche S. 11, 14. paritatiscbe S. 5, AA. 5—7; 21, 96. Sanktionen S. 92 ff. Vasallenvertr. S. 19 f., 27, 31, 34, 96. Vertragscharakter S. 18 ff. zeitliche Bestimmung S. 3. Vertragsbruch S. 67 f. Vertragsurkunde s. Urkunde. Terminologie S. 22, 26 u. A. 2. Vertrauen zum Gkg. S. 76. Verwendung von Hilfstruppen, des Vas.en S. 74. Volk S. 53, 57 f.; vgl. Untertanen. Vollstreckung der Vertrage S. 50, A. 1,68, 98. Vorgeschichte S. 12 ff., 15, 58. ihre juristische Funktion S. 31 ff. Vorlesen der Vas. en-Vertrage S. 14, 101 f. Zweck S. 101 f. Wein als Tributgegenstand S. 84. Wort S. 77. „boses“ S. 77 ff. des Gkg.s S. 77 u. A. 6. IViinsche des Vas.en bzw. Gkg.s, gegenseitige S. 68 u. A. 2. Zergliederung des Vertrags 23 ff., 341 Quellenregister. (Nur die ausfiibrlicher berangezogenen Stellen.) Bo 2002. Rs. II, 53: S. 29, A. 2. Bo 2048. Vs. 64: S. 1031; S. 104, A. 1. Rs. 4: S. 101, A. 1. 151: S. 77, A. 6. 28ff.: S. 40, A. 3. 35: S. 101, A. 1. Bo 4536. Rs. 5: S. 101, A. 4. 2 BoTI) 7. (= KBo III, 22.) Vs. 41: S. 36, A. 1. 2 BoTU 23 B. (= KUB XI, 1.) IV, § 49: S. 38, A. 2. § 28, 26: S. 28, A. 5; S. 29, A. 8. 301: S. 54, A. 1. 31: S. 28, A. 5; S. 29, A. 8; S. 84, A. 8. 33ff.: S. 72, A. 7. 341: S. 55, A. 1. § 30, 52 ff.: S. 72, A. 7. 531: S. 55, A. 1. § 33, 92: S. 54, A. 2. § 41, 42: S. 55, A. 1. 2 BoTU 51 A. § 54, 34—36: S. 90, A. 5. 2 BoTU 51 B. § 53, Z. 11, 18: S. 6, A. 2. 12 ff.: S. 13, A. 1. §§ 531: S. 9, A. 14. 2 BoTU 58 B. 2 BoTU 48. (= KBo III, 4.) § 18, 41 ff.: S. 72, A. 7. §§ 271: S. 421 § 28, 23 ff.: S. 84, A. 8. 25: S. 54, A. 1. (= KBo IV, 4.) § 89, Z. 40, 45: S. 8, A. 9. 451: S. 68, A. 1. § 96, 12 f.: S. 8, A. 8. 12 ff.: S. 52, A. 8. 141: S. 8, A. 4. 112 2 BoTU 60. (= KUB XIX, 37.) § 140, 46 ff.: S. 84, A. 6. 2 BoTU 61 A. (= KBo V, 8.) § 150, 3 f.: S. 28, A. 5; S. 29, A. 8. 2 BoTU 62. (= KBo II, 5.) § 186, 31 ff.: S. 68, A. 1. § 189, 28: S. 54, A. 2. CT XXXIV. pl. 38, I, 1—4: S. 23 f. EA. allg.: S. 11. Nr. 3, Z. 13ff.: S. 49, A. 4. 4, 6 f.: S. 45, A. 3. 7, 8 ff.: S. 48, A. 3; S. 49, A. 2. 35, 35 ff.: S. 49, A. 4. 42, 16ff.: S. 48, A. 2. 161, 43, 45: S. 62, A. 5. 47 ff.: S. 46. P 1. allg.: S. 9, A. 2. §§ 1—8: S. 13, A. 1. § 3, 9: S. 82; S. 83. 9 f.: S. 49 f., A. 6. 11: S. 37, A. 4. § 4, 15: S. 66, A. 6. § 7, 11 f.: S. 91. 16 ff.: S. 31; S. 32. 17f.: S. 52, A. 8. 17 ff.: S. 53. § 8, 19 ff.: S. 13, A. 2. 21: S. 67, A. 1. 21 f.: S. 41, A. 3; S. 52, A. 4. 23: S. 66, A. 5. 24ff.: S. 91. 26: S. 6, A. 1. 27: S. 66, A. 5. 29: S. 83. 29 ff.: S. 82. 33 f.: S. 68, A. 4. 33 ff.: S. 46. § 12: S. 80. § 12, 34: S. 78, A. 3. 34 f.: S. 78, A. 2. § 13: S. 80. § 14, 46 f.: S. 78, AA. 3 u. 5. 49 ff.: S. 71. 111,1: S. 77, A. 7. § 15: S. 80. § 16: S. 80. § 16, 26 ff.: S. 68, A. 2. § 17: S. 80. § 17, 36 f.: S. 90, A. 5. § 19, 191: S. 26, A. 2; S. 94. § 20, 21, 23: S. 77, A. 9. § 21, 27: S. 77, A. 9. C 11: S. 21, A. 2. P 2. allg.: S. 9, A. 11; S. 12, A. 7. § 3: S. 78. § 3, 10: S. 78, A. 3. § 4: S. 78. § 4, 18: S. 78, A. 3. § 5: S. 90. § 7: S. 81. § 7, 38: S. 64, A. 3. § 8, 41 ff. S. 81. 44ff.: S. 58; S. 66, A. 5. Rs. 1: S. 6, A. 2. § 10, 9: S. 6, A. 5; S. 10, A. 4. 15: S. 77, A. 8. § 11: S. 39, A. 1; S. 87. § 13, 44: S. 90, A. 7. § 15, 551: S. 94. F 3. allg.: S. 4, A. 2; S. 9, A. 13. §§21: S. 43. § 2, 8: S. 44. § 3, 11: S. 37, A. 4. 161: S. 54, A. 1. 21: S. 6, A. 2; S. 55, A. 3. § 4: S. 43, A. 5. § 4, 24: S. 58. 27: S. 6, A. 2; S. 55, A. 3. 27 ff.: S. 91, A. 2. 291: S. 52, A. 8; S. 53. § 6, 11: S. 42, A. 4; S. 98. §§ 71: S. 13, A. 1; S. 44, A. 8. § 7, 13ff.: S. 103; S. 1051 141: S. 78, A. 2. 22: S. 6, A. 2; S. 55, A. 3. § 10: S. 71. § 10, 361: S. 69, A. 1. § 11: S. 13, A. 1; S. 44, A. 8. § 11, 31: S. 6, A. 2; S. 55, A. 3. § 13: S. 67, A. 6. I § 14: S. 91, A. 2. 113 § 15, 17 f.: S. 78, A. 2. § 16: S. 67, A. 6; S. 78 f. § 16, 26 f: S. 78, A. 3. 29: S. 77, A. 7. III, 11: S. 77, A. 7. § 17, 17: S. 77, A. 7. 20: S. 77, A. 9. § 18: S. 78 f. § 18, 22: S. 78, A. 3. 52 f.: S. 70, A. 2. 62 ff.: S. 69, A. 1. § 19: S. 78 f. § 19, 31: S. 78, A. 3. § 20: S. 90. § 21: S. 13, A. 1. § 21, 14: S. 6, A. 2; S. 55, A. 3. 25 ff.: S. 44, A. 8. § 22, 18: S. 6, A. 2. 23: S. 29, A. 6. 28f.: S. 78, A. 5. 29: S. 78, A. 3. § 23: S. 81. § 23, 40f.: S. 64, A. 3. § 26, 14 ff.: S. 58, A. 4; S. 102, A. 1. S 27, 20: S. 9, A. 8. 21: S. 6, A. 5; S. 10, A. 4. § 30, 1 ff: S. 101. 3: S. 77, A. 9. 4f.: S. 33, A. 2. F 4. allg.: S. 9, A. 12. §§ 1 ff: S. 13, A. 1. §§ 3 f.: S. 43, A. 1. § 4, 35f.: S. 68, A. 1. 60 ff: S. 19, A.4; S.20, A. 1; S. 29, A.7. § 19, 29: S. 6, A. 3. 29 f.: S. 57. § 20, 511: S. 29, A. 5. F 5. allg.: S. 9, A. 15; S. 79. § 1, 1: S. 37, A. 3. §§ 21: S. 491, A. 6. § 2, 111: S. 83; S. 85. § 3, 15: S. 83; S. 85. 20: S. 83; S. 85. §6, 62 ff: S. 58. 65 ff: S. 91. § 7, A II 8: S. 29, A. 5. A II 8 ff.: S. 19, A. 4. A 9: S. 16, A. 3. Leipz. rechtsw. Studien. Heft 60' § 8, 16: S. 6, A. 1; S. 9, A. 16. § 10, 58: S. 78. § 12, 85: S. 69, A. 1. § 14, 3: S. 28, A. 4. 10: S. 47, A. 2. 111: S. 47, A. 2. § 16, 261: S. 78, A. 5. 27: S. 78, A. 3. § 17: S. 44; S. 87. § 17, 31: S. 6, A. 1; S. 9, A. 16. 33 ff: S. 10, A. 3; S. 44. 48: S. 90, A. 7. § 18: S. 81. § 18, 61: S. 20, A. 1. 631: S. 64, A. 3. § 19, 73 ff: S. 101. 76: S. 33; S. 77, A. 9. 761: S. 20, A. 2. 80: S. 22, A. 9; S. 37, A. 3. 80ff.: S. 94. § 20, 30: S. 94. § 21, 31: S. 77, A. 9. 381: S. 37, A. 3. 391: S. 94. f e. allg.: S. 10, A. 6. §§ 11: S. 13, A. 1; S. 102. § 1, 4 ff: S. 39, A. 5. 5: S. 43. § 2, 91: S. 38; S. 40, A. 1. § 4, 27: S. 78, A. 5. § 5, 33 ff: S. 91, A. 1. § 6, 38: S. 29, A. 7; S. 77, A. 9. 381 (ff.): S. 20, A. 1; S. 22, A. 9; S. 94 § 13, 22: S. 66, A. 1. 22 ff: S. 69, A. 1. § 18: S. 79. § 18, 561: S. 94. § 22, 8: S. 78, A. 3. 11: S. 78, A. 3. § 28: S. 71. §§ 291 (ff): S. 10, A. 8; S. 87. § 29, 32: S. 57, A. 6. §§ 311: S. 10, A. 9; S. 42, A. 5. § 33: S. 10, A. 8. §§ 35 ff: S. 6, A. 3; S. 10, A. 10; S. 14, A. 6 S. 57. § 44: S. 991 114 § 45, 50: S. 77, A. 9. 50 f.: S. 20, A. 1. Rd.: S. 22, A. 4; S. 29, A. 4. Geierstele. S. 35; S. 62, A. 1; S. 93; S. 96. Hattošiliš. (Gotze, in MVAeG 29, 3.) § 4, 22: S. 37, A. 4. § 10, 27 f.: S. 104. HT 21 + KUB TIH, 80, 2. S. 8 u. A. 3. KBo I, 10. allg.: S. 11. Vs. 2: S. 48, A. 5. 7 ff.: S. 5, A. 6; S. 47. 8: S. 107. 9 ff.: S. 5, A. 6; S. 37, A. 8; S. 63, A. 5. 10 ff.: S. 107. 11 ff.: S. 48, A. 4. 12 ff.: S. 63 f. 55 ff.: S. 59, A. 2. 57 ff.: S. 5, A. 6. 58 f.: S. 63. 59 ff.: S. 63. 60: S. 63, A. 1. Rs. 26—33: S. 88 f. KBo I, 14. Vs. 20 ff.: S. 49, A. 5. Rs. 5—10: S. 47, A. 5. KBo I, 21. Rs. 9 ff.: S. 59, A. 5. KBo I, 24. allg.: S. 24, A. 5. Vs. 13: S. 60, A. 5. Rs. 5: S. 24, A. 5. 5 ff.: S. 59, A. 3. 5—10: S. 100, A. 7. 8: S. 24, A. 5. KBo I, 28. allg.: S. 8; S. 44, A. 4. Vs. 7: S. 8, A. 8. KBo I, 29. allg.: S. 59, A. 4. Z. 17 f.: S. 62, A. 2. KBo I, 35. Z. 2: S. 28, A. 2. KBo I, 36. Vs. 6: S. 28, A. 2. KBo I, 38. Rs. 1, 3, 5: S. 28. KBo III, 1. I, 63: S. 37, A. 4. II, 4: S. 37, A. 4. 15: S. 42, A. 2. 34 ff.: S. 38, A. 1. 50 ff.: S. 103. 60: S. 43. 68: S. 43. KBo III, 3. I, 18: S. 19, A. 4. III, 6 ff.: S. 50, A. 1; S. 98. 12ff.: S. 3, A. 5; S. 80, A. 6. 14: S. 29, A. 6. 27 ff.: S. 39, A. 1; S. 87 f. IV, 2 ff.: S. 3, A. 5. KBo IV, 4. (= 2 BoTU 58 B.) III, 15 f.: S. 44, A. 5. IV, 31: S. 58, A. 7. 56 ff.: S. 32. 59f.: S. 41, A. 3; S. 52, A. 4. 60: S. 52. 65: S. 37, A. 4. 66 ff.: S. 32. 68: S. 52. KBo IV, 10. allg.: S. 2; S. 11, A. 3; S. 12, A. 7. Vs. 8: S. 91, A. 7. 9 f.: S. 88, A. 1. 9 ff.: S. 88, A. 1; S. 92, A. 3; S. 104, A. 1. 10 f.: S. 104, A. 1. 34: S. 6, A. 1. 35: S. 6, A. 1. 37: S. 6, A. 1. 38: S. 28, A. 4; S. 100 u. A. 5. 38ff.: S. 11, A. 4. 39: S. 19, A. 4; S. 28, A. 4. 40: S. 100. 41: S. 29, A. 5; S. 40, A. 4. 42: S. 19, A. 4; S. 65, A. 2. 43: S. 65, A. 2. 43 ff.: S. 72, A. 1; S. 73, A. 5. 45: S. 65, A. 2. 48f.: S. 95, A. 1. 115 Vs. 50: S. 16, A. 3; S. 19, A. 4; S. 29, A. 5. 501: S. 94, A. 10. Rs. 51: S. 67, A. 7. 8: S. 67, A. 7. 15S.: S. 68, A. 2; S. 100, A. 2. 211: S. 3, A. 7; S. 17, A. 2. 21 ff.: S. 91, A. 7. 28 ff.: S. 40, A. 3. KBo IV, 12. Vs. 20: S. 37, A. 4. KBo V, 6. III, 1 ff.: S. 45, A. 5. III, 17: S. 39, A. 4. KBo V, 7. Rs. 491: S. 77, A. 6. 51 ff.: S. 40, A. 3. KBo VI, 6 . IV, 1: S. 79, A. 2. KBo VI, 13. IV, 1: S. 79, A. 2. KBo VI, 28. Rs. 281: S. 77, A. 6. KUB III, 84. S. 24, A. 5. KUB IV, 50 a. S. 11, A. 8. KUB V, 3. I, 9, 34: S. 28, A. 3. KUB V, 4. I, 51, II, 14, 27: S. 28, A. 3. KUB V, 11. IV, 23, 55: S. 28, A. 3. KUB VIII, 81. S. 7 u. AA. 7—9. KUB XIII, 2. II, 27: S. 58, A. 5. III, 10: S. 58, A. 5. 11—14: S. 105, A. 1. 29—32: S. 39, A. 2. 36 ff.: S. 56. KUB XIII, 3. II, 19: S. 103, A. 5. III, 8: S. 103, A. 5. 191: S. 103, A. 5. 2411: S. 104. KUB XIII, 4. I, 21, 28—31, 33: S. 1051 34—38: S. 106. IV, 80: S. 29, A. 2. KUB XIII, 20. IV, 7: S. 29, A. 2. KUB XIV, 26—28. S. 2, A. 4. KUB XVI, 54. Rs. 4: S. 28, A. 3. KUB XIX, 24. Rd. ; S. 22, A. 4. KUB XIX, 27. S. 31, A. 7. KUB XXI, 1. IV, 47: S. 22, A. 1. KUB XXI, 4. Rs. 18-20: S. 22, A. 3. KUB XXI, 5. IV, 51: S. 22, A. 2. KUB XXI, 13. S. 2, A. 4. KUB XXI, 29. allg.: S. 3, A. 2. I, 10: S. 34, A. 6. IV, 18: S. 29, A. 1. KUB XXI, 37. S. 2, A. 4. KUB XXI, 42. I, 4ff.: S. 76, A. 2. III, 3—6: S. 54, A. 5. IV, 31, 101, 15: S. 71, A. 7. 16ff.: S. 76, A. 2. KUB XXIII, 1. allg.: S. 2; S. 9, A. 5. II: S. 13, A. 1. I, 13-11, 3: S. 14, A. 1. 221: S. 41, A. 2; S. 66, A. 6. 241: S. 41, A. 2; S. 66, A. 6. 25: S. 66, A. 5. 42 ff.: S. 9, A. 6. 441: S. 82, A. 8. 45 ff.: S. 41, A. 2; S. 66, A. 6. II, 3: S. 6, A. 1; S. 44; S. 82, A. 8. 4: S. 66, A. 6. 8 * 116 II, 7: S. 99, A. 2. 9 f.: S. 66, A. 6. 15 ff.: S. 10, A. 2; S. 44, A. 1. 27: S. 66, A. 5. IV, 1: S. 47, A. 2; S. 72, A. 2. 1—13: S. 69, A. 1; S. 72, A. 1. 21: S. 47, A. 2. 3: S. 72, A. 3. 14 fi'.: S. 751 KUB XXIII, 68; 72; 77 a. S. 3, A. 2. Maddmvattaš. (Gotze, in MVAeG 32, 1.) allg.: S. 11, A. 5. Vs. 1-12: S. 561 141: S. 13, A. 2. 27: S. 97. 37 ff.: S. 78, A. 4. 73: S. 58, A. 5. 731: S. 85. 74: S. 491, A. 6; S. 53; S. 70, A. 2. Rs. 29: S. 54, A. 2. 29 ff.: S. 85. 32: S. 491, A. 6. 38ff.: S. 70, A. 2. 39: S. 53; S. 58, AA. 5—7. 561: S. 54, A. 2. Pestgebete. (Gotze, in KAF I, 161 ff.) S. 5, A. 5; S. 45, A. 5; S. 54, A. 5; S. 68, A. 1; S. 97, A. 11; S. 98; S. 99; S. 103; S. 104, A. 5; S. 106. Hetli. Rechtssaminlung. (Zahlung nach Hrozny, Code Hittite.) § 9, § 25: S. 38, A. 2. §§ 401: S. 55. W 1. allg.: S. 7, A. 10. Vs. 1 ff.: S. 5, A. 7; S. 12, A. 3. 54ff.: S. 13, A. 1; S. 32, A. 3. 58 ff.: S. 43. 59: S. 6, A. 1. 59 ff.: S. 8, A. 2; S. 86. 63: S. 48; S. 91, A. 1. 65 ff.: S. 43; S. 48; S. 86. 68 ff.: S. 57; S. 61, A. 5. 70ff.: S. 74. Rs. 9 ff.: S. 81. 11: S. 47, A. 5; S. 64; S. 81. Rs. 14 ff.: S. 48, A. 7. 16 ff.: S. 44. 24: S. 44. 27: S. 48; S. 86. 301: S. 78, A. 3. 35 1: S. 100. 361: S. 101, A. 2. 38: S. 26, A. 2; S. 77, A. 9. 39: S. 94, A. 4. 58: S. 26, A. 2; S. 77, A. 9. 59: S. 77, A. 9. 591: S. 66, A. 3. 59 ff: S. 6, A. 3; S. 57. 70: S. 26, A. 2; S. 66, A. 3. 70ff.: S. 6, A. 3; S. 57. W 2. allg.: S. 8, A. 1. Vs. 61: S. 49, A. 6. 17 ff.: S. 13, A. 1. 21 ff.: S. 32, A. 3. 26: S. 77, A. 6. 31 ff.: S. 32, A. 3. Rs. 7: S. 100; S. 101, A. 3. 71: S. 101, A. 2. 10: S. 26, A. 2. 35: S. 26, A. 2. 35ff.: S. 6, A. 3; S. 12, A. 4; S. 57. 44: S. 77, A. 9. 44 ff.: S. 6, A. 3; S. 12, A. 5; S. 57. 53: S. 97. 531: S. 20, A. 2. 53ff.: S. 6, A. 3; S. 57. 63: S. 21, AA. 3 u. 4. W 3. allg.: S. 6, A. 4; S. 8, A. 10. I, 2 ff.: S. 13, A. 1. II, 1-3: S. 82. 21: S. 83. 3 ff.: S. 85. 61: S. 69, A. 1. IV, 451: S. 26, A. 2; S. 94. 461: S. 77, A. 9. 481: S. 77, A. 9. 531: S. 77, A. 9. 58: S. 21, A. 1. W 4. allg.: S. 6, A. 4; S. 9, A. 1; S. 12, A. 7. Vs. 1-3: S. 82. 21: S. 83. 31: S. 85. [5]: S. 69, A. 1. 117 Rs. 10 f.: S. 26, A. 2; S. 94. 12: S. 77, A. 9. 13: S. 77, A. 9. 17: S. 77, A. 9. W 5. allg.: S. 9, A. 2. Vs. 2 ff.: S. 13, A. 1. 6 f.: S. 66, A. 3. 9 ff.: 49 f., A. 6; S. 82. 12: S. 37, AA. 4 u. 7. W 6. allg.: S. 4, A. 2; S. 8, A. 4. Vs. 1: S. 37, A. 3. 3: S. 22, A. 5; S. 26, A. 2. 3f.: S. 19, A. 4. 3 ff.: S. 8, A. 7; S. 52, A. 5. 4: S. 16, AA. 1 u. 2. 4 f.: S. 16, A. 13. 5: S. 16, A. 10. 5 ff.: S. 16, A. 9. 6: S. 37, A. 3. 6 f.: S. 77, A. 6. 7: S. 22, A. 5; S. 26, A. 2; S. 42, A. 3. 7 f.: S. 19, A. 4. 8: S. 16, A. 2. 9: S. 37, A. 3. Rs. 1-16: S. 53, A. 4. 3: S. 66, A. 3. 5 ff.: S. 8, A. 6. 8: S. 44. 8 f.: S. 87. 9 f.: S. 14, A. 4; S. 94. 13: S. 66, A. 3. 15f.: S. 91, A. 2. 17 ff.: S. 40, A. 3. allg.: S. 4, A. 2; S. 6, A. 7. 1. 1-4: S. 12, A. 6. 38: S. 51, A. 3. 38f.: S. 102. 39: S. 6, A. 1; S. 51, A. 3. 40—43: S. 40, A. 2. 40 ff.: S. 85 f. 45 ff.: S. 6, A. 6. 45—47: S. 7, A. 4. 48: S. 7, A. 5; S. 49f., A. 6; S. 82 f.; S. 84. 50 ff.: S. 67, A. 2. 50—52: S. 41 f. 52 ff.: S. 91, A. 3. I. 56 f.: S. 411; S. 67, A. 2. 57: S. 66, A. 3. 57 ff.: S. 38, A. 3. 631: S. 69, A. 1. II. 15: S. 98. 16: S. 67, A. 6. 16 ff.: S. 79. 19 ff.: S. 79. 22: S. 67, A. 6. 22f.: S. 79. 22 ff.: S. 80. 241: S. 79. 25 ff.: S. 80. 27: S. 69, A. 1. 29 ff.: S. 75. 37 ff.: S. 75. 41: S. 75. 42 ff.: S. 73, A. 6. 46 ff.: S. 74. 49 ff.: S. 74; S. 75. 56 ff.: S. 74. 59 ff.: S. 74; S. 75. 63 ff.: S. 74. III. 2 ff.: S. 74. 71: S. 69, A. 1. 251: S. 78, A. 5. 40 ff.: S. 75. 43 1: S. 75. IV. 111: S. 69, A. 1. 191: S. 73, A. 4. 19—24: S. 7, A. 6. 231: S. 73, A. 4. 251: S. 16, A. 8. 28 ff.: S. 46. 32 ff.: S. 49, A. 1. 42: S. 71. 45: S. 71. 48: S. 71. 51: S. 71. W 8. allg.: S. 5; S. 58ff. Vs. 1: S. 14, A. 7. 21: S. 15, A. 2. 4 ff.: S. 15; S. 61, A. 2. 11 ff.: S. 62, A. 1. 14: S. 3, A. 6; S. 22, A. 7; S. 24, A. 3 . 15 ff.: S. 15, A. 2. 17 ff.: S. 15, A. 3. 191: S. 61, A. 4. 21: S. 61, A. 5. 22: S. 62, A. 5. I — 118 Ve. 22 ff.: S. 62. 24: S. 62, A. 5. 24 f.: S. 62, A. 4. 27: S. 15, A. 2. 27ff.: S. 62. 28: S. 63, A. 1. 31 ff.: S. 62. 32: S. 63, A. 1. 33 ff.: S. 62. 34: S. 63, A. 1. 36 ff.: S. 62. 39: S. 63, A. 1. 40ff.: S. 63, A. 4. Rs. 24ff.: S. 64, A. 7. 29 ff.: S. 64, A. 7. W 9. allg.: S. 9, A. 3. Vs. 5 f.: S. 52, A. 5. 6: S. 16, A. 1; S. 17, A. 1; S. 19, A. 4; S. 22, A. 5. 7: S. 37, A. 5. 8ff.: S. 16, A. 7. 9: S. 16, A. 1; S. 19, A. 4; S. 22, A. 7. 10: S. 16, A. 5. 11 ff.: S. 13, A. 1. Vs. 16: S. 37, A. 7. 17: S. 9, A. 4. 18 ff.: S. 44. 19ff.: S. 86. 23: S. 9, A. 4. 24: S. 19, A. 4; S. 22, A. 6. 24f.: S. 16, A. 4. 25: S. 6, A. 1; S. 16, A. 1; S. 82. 25 £.: S. 91, A. 1. 28: S. 19, A. 4; S. 22, A. 5. 29: S. 82. 29 f.: S. 6, A. 1; S. 17, A. 1; S. 52, A. 5. 30: S. 16, A. 1. 30 ff.: S. 86; S. 91, A. 1. 37: S. 6, A. 1. 37 ff.: S. 67, A. 7. 39: S. 66, A. 4. Rs. 1 ff.: S. 72, A. 1. W 10. allg.: S. 11, A. 1. B 11 f.: S. 75. 12 f.: S. 75. 151: S. 75. 161: S. 75. 17: S. 75, A. 2. Leipziger rechtswissenschaftliche Stadion herausgegeben von der Leipziger Juristen-Fakultat. Bisher gelangten weiter folgende Hefte zur Ausgabe (Fortsetzung): Heftl4: Der NieBbrauch an Aktien. Von Dr. iur. Manfred Weider. 1925. IV und 82 Seiten. gr. 8°.Mk. 4.— Heft 15 : Der Rategedanke als Staatsgedanke. I. Teil: Demokratie undRate- gedanke in dergroBen englischen Revo/ut/on von Dr. iur. 147/A. Rottler. 1925. VIII und 96 Seiten. gr. 8°.Mk. 5.— Heft 16: Die polizeil. Aufgaben der Deutschen Wehrmacht. Von Dr. iur. Rud. Liepmann. 1926. VI und 86 Seiten. gr. 8° Mit 1 Karte Mk. 5.— Heft 17: Die Rechtsnatur des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes. Von Dr. iur. Rurt Werner. 1926. IV und 105 Seiten. gr. 8° Mk. 5. — Heft 18: Bankverwahrung und Ronkurs nach der neuesten Gestaltung des Depotgesetzes. Von Dr. iur., Dr. rer. pol. Georg Schumann. 1926. IV und 64 Seiten. gr. 8°.Mk. 3.— Heft 19: Vom Werden der Menschenrechte. Ein Beitrag zur modernen Ver- fassungsgeschichte unter Zugrundelegung der virginischen Erkliirung der Rechte vom 12. Juni 1776 von Dr. iur. Gust. Ad. Salander. 1926. VIII und 98 Seiten. gr. 8°.Mk. 5.— Heft 20: Das Verhaltnis der Gemeindeverordneten zum Gemeinderat nach der sachsischen Gemeindeordnung. Von Dr. iur. Rudolf Siegert. 1927. XVI und 133 Seiten. gr. 8° ... Mk. 7.— Heft 21 : Festschrift der Leipziger Juristen-Fakultat fur Dr. Victor Ehren- berg zum 30.Marž 1926. 1927. VIII und 396 Seiten. gr.8° Mk. 18.— Inhalt: Jacobi, Betrieb u. Unternehmen als Rechtsbegriffe. (Einzelpr. Mk. 2.—). Molitor, Die Bestellung z. Vorstandsmitglied einer Aktiengesellschaft, ihre Voraussetzungen u.Eolgen. (Einzelpr. Mk. 1.80). Richter, Die Ein- richtung der kassenarztlichen Selbstverwaltung. (Einzelpr. Mk. 4.50). Rehme, Stadtbucher des Mittelalters. Teil I. (Einzelpr. Mk. 10.—). Heft 22: Berechenbarkeit und Recht. Von Dr. iur. Hermann JahrreiR, a. o. Professor an der Universitat Leipzig, Amtsgerichtsrat. 1927. X und 110 Seiten. gr. 8°.Mk. 5.— Heft 23: Die Adoption im altbabylonischen Recht. Von Dr. iur. Martin David. 1927. XII u. 121 Seiten. gr. 8°.Mk. 8.— Heft 24: Die Deutsche Demokratische Partei in VViirttemberg und ihre Organisation. Von Dr. iur. Klaus Heger, Rechtsanwalt beim Land- gericht Chemnitz. 1927. VIII und 133 Seiten. gr. 8° Mk. 7.— Heft 25: Die Verpflichtung durch einseitiges Rechtsgeschaft im Vervval- tungsrecht v. Dr. iur. Otto Burger. 1927. IV u. 67 S. gr. 8° Mk. 3.— Heft 26: Fusion eingetragener Genossenschaften. Von Dr. iur. Hermann- Arnold Schultze. 1927. VIII und 92 Seiten. gr. 8° . Mk. 4.50 Heft 27: Das Wesen der unentgeltlichen Zuvvendungen unter Lebenden im biirgerlichen Recht und im Reichssteuerrecht. Von Gerichts- assessor Dr. iur. Arnold Liebisch, Privatdozent an der Universitat Leipzig. 1927. X und 166 Seiten. gr. 8° .... Mk. 9.— Heft 28: Rechtssubjektivitat der katholischen Kirche und ihrer Institute in Frankreich seit Inkrafttreten des Trennungsgesetzes vom 5. Dezember 1905. Von Dr. iur. Hans Penzel aus Freital. 1928. VIII und 99 Seiten. gr. 8°.Mk. 5. — Fortsetzung s. u. Leipziger rectaissenschaftliclie Studien herausgegeben von der Leipziger Juristen-Fakultat. Bisher gelangten weiter folgende Hefte zur Ausgabe (Fortsetzung): Heft 29: Die Erbenhaftung nach romischem Recht. Erster Teil: Das Živil - und Amtsrecht. Von Dr. Viktor Korošec, Dozenten fiir romi- sches Recht an der Universitat Ljubljana. 1927. VIII und 127 Seiten. gr. 8°.Mk. 7.— Heft 30: Gorres und die deutsche Parteibildung. Von Friedrich Borinski aus Berlin. 1927. VIII und 86 Seiten. gr. 8° . . . Mk. 4.50 Heft 31: Die Lebensversicherungsvertrage zugunsten Dritter. Von Dr. iur. Fari Wilhelm Kuhlmorgen, Dresden. 1927. XII u. 160S.gr. 8° Mk. 8.— Heft 32: Das Staatsleben unter d. Sachs. Verfassung v. 1. Novbr. 1920. Von Dr. iur. Erich Reichelt, Dresden. 1928. VIII u. 160 S. gr. 8 0 Mk. 8.— Heft 33: Das Referendum der Landschaft VVallis. Von Dr. iur. Wo/fgang A. Liebeskind, Leipzig. 1928. Vili und 96 Seiten. gr. 8°. Mit5Tafeln und 1 Karte.Mk. 7.— Heft 34 : Das Strafrecht der Stadte der Mark Meifien, der Oberlausitz, des PleiBner-, Oster- und Vogtlandes wahrend des Mittelalters. Von Dr. iur. Johannes Gottfried Ullmann, Plauen i. V. 1928. VIII und 100 Seiten. gr. 8°.Mk. 5.— Heft 35: Das Arbeitshaus n. d. Reichsstrafgesetzbuche, d. Strafgesetzent- vviirfen u. d. Entwurf eines Strafvollzugsgesetzes, mit bes. Be- rucksichtigung d. Verhaltnisse i. Sachs. Von Dr. iur. Rudolf Ploh, Referendar, Reichenbach i. V. 1928. VIII u. 100 S. gr. 8° Mk. 5.— Heft 36: Das Recht der Rreditversicherung. Von Dr. iur. Werner Schnedelbach, Leipzig. 1929. VIII und 104 Seiten. gr. 8° Mk. 5.— Heft 37: Die Rechtslehre Savignys, eine rechtsphilosophische und geistes- geschichtliche Untersuchung. Von Dr. iur. Franz Zwilgmeyer, Braun- schvveig. 1929. XII und 64 Seiten. gr. 8° . . . . Mk. 4.— Heft 38: Die Vollstreckungssperre nach der Vergleichsordnung. Von Dr. iur. Wolfgang Bernhardt, Leipzig. 1929. VIII und 80 Seiten. gr. 8°..Mk. 4.50 Heft 39: Formen des verfassungsgerichtlichen Rechtsschutzes im deut- schen Reichs- und Landesstaatsrecht. Von Dr. iur. Friedrich Riihn. 1929. XVI und 148 Seiten. gr. 8° . . . . Mk. 8.— Heft 40: Der Grundzins in der Stadt Braunschweig bis 1350. Von Refe¬ rendar Dr. iur. Hermann Rleinau, Stadtoldendorf. 1929. VI und 96 Seiten. gr. 8° . Mk. 5.— Heft 41 : Parlamentssouveranitat und Volkssouveranitat in der Staats- und Verfassungsrechtslehre Englands, vornehml. in der Staats- lehre Daniel Defoes. Ein Beitrag zur Ideengeschichte der englischen Reprasentativ-Verfassung. Von Dr. iur. Paul Ritterbusch, Privatdozent an der Universitat Leipzig. 1929. VI und 192 Seiten. gr. 8° Mk. 10.— Heft 42: Das rote Buch der Stadt Gorlitz (1305 — 1416). Von Dr. iur. Herbert Zander, Gorlitz. 1929. IV und 76 Seiten. gr. 8°. Mk. 4.— Heft 43 : Das Recht des Ersatzpflichtigen auf Abtretung der dem Ersatz- berechtigten gegen Dritte zustehenden Anspriiche nach § 255 des Biirgerlichen Gesetzbuchs. Von Referendar Rurt Hauk, Chemnitz. 1929. IV und 74 Seiten. gr. 8° . . . . Mk. 4.— Fortsetzung: 3. Umschlagseite. Leipziger rechtswissenschaftliche Studien herausgegeben von der Leipziger Juristen-Fakultat. . •-= = /' Bisher gelangten weiter foigende Hefte žur Ausgabe (Fortsetzung): Heft 44: Studien zur heredis institutio ex re certa im klassischen romischen und justinianischen Recht. Von Dr. iur. Martin David. 1930. Vi und 72 Seiten. gr. 8°.Mk. 4.— Heft 45: Das Deckungskapital in der Lebensversicherung insbesondere sein Rechtsverhaltnis zum Versicherungsnehmer. Von Dr. iur. Heilmut Nobel. 1930. X und 113 Seiten. gr. 8° . . Mk. 6 — Heft 46: Der Vollstreckungseid. Systematische Darstellung der dem Voli- streckungsverfahren dienenden Offenbarungseide der §§ 807, 883 ZPO., der §§ 298, 338 RAbgO., des § 125 KO., des § 61 VglO. und des Offenbarungseides des § 83 FGG. sowie der Bestrebungen zu ihrer Reform. Von Dr. iur. Georg Schwaim, Dresden. 1930. IV und 136 Seiten. gr. 8°..Mk. 7.— Heft 47: Der privatrechtsgestaltende Staatsakt. Von Dr. iur. Hermann Biirckner, Dresden. 1930. X und 118 Seiten. gr. 8°. Mk. 6.50 Heft 48: Die Rechtsstellung des Empfangers beim Seefrachtvertrag nach deutschem Recht. Von Dr. iur. Eduard Heyck, Referendar in Lubeck. 1930. XII und 116 Seiten. gr. 8 0 . . . Mk. 6.50 Heft 49: Begriff, Wesen und Formen des strafbaren Gliicksspiels. Von Dr. iur. Erich Weiser, Berlin. 1930. VI und 98 Seiten. gr. 8 0 Mk. 5.— Heft 50: Die gerichtliche Geltendmachung des Anspruchs als Grund der Verjahrungsunterbrechung. Von Dr. iur. Fritz Hefelmann, Refe¬ rendar aus Dresden. 1930. VIII und 70 Seiten. gr. 8°._ Mk. 4.— Heft 51 : Die sachenrechtl. Beziehungen in der rechtsgeschaftl. begriin« deten Treuhand nach engl.-amerikan. Rechte. Von Dr. iur. Heli- muth O. Zimmermann, Dresden. 1930. XII u. 70 Seit. gr. 8 0 Mk. 4.— Heft 52 : Vom Staatsrecht der Neu-England-Rolonien im 17. Jahrhundert. Von Dr. iur. Richard Naumann, Referendar in Chemnitz. 1930. VI und 94 Seiten. gr. 8 0 . . . ..Mk. 5.— Heft 53: Das kausale Element imTatbestand der klassischen Eigentums- tradition. Von Dr. iur. Heinrich Lange, Privatdoz. an der Universitat Leipzig, Landgerichtsrat. 1930. VI u. 101 Seiten. gr. 8° Mk. 5.— Heft 54: Stellung des Sicherungseigners gegenuber ZwangsvolI- streckungen der Glaubiger des Uebereigners und in dessen Konkurs. Von Dr. iur. Karl Rernert, Dresden. 1930. Vi und 58 Seiten. gr. 8 0 .Mk. 3.— Heft 55: Der Verzicht auf vermogensrechtliche Anspriiche im Verwal- tungsrecht. Von Assessor Dr. iur. IVerner Fischer, Berlin. 1930. VI und 72 Seiten. gr. 8 0 .Mk. 4.— Heft 56 : Revision und neues Strafrecht. Von Dr. iur. Rudolf Pohie, Gerichts- assessor in Leipzig. 1930. Vlil und 126 Seiten. gr. 8°. Mk. 7.— Heft 57: Regierung und Volksvertretung im Saargebiet. Von Dr. iur. Heilmut Ratsch, Referendar und Dipl.-VoIkswirt, Dresden. 1930. XVI und 173 Seiten. gr. 8°. . . .Mk. 9.50 Heft 58: Die Rechtsstellung des Burgermeisters im sachsischen Ge- meinderecht. Von Dr. jur., Dr. rer. pol. Curt Oettich, Leipzig. 1930. XII und 116 Seiten. gr. 8°.Mk. 6.50 Fortsetzung s. u. Leipziger rechtswissenschaftliche Studien herausgegeben von der Leipziger Juristen-Fakultat. Bisher gelangten weiter folgende Hefte zur Ausgabe (Fortsetzung): Heft 59: Die Rechtslage der romisch-katholischen Kirche in Polen nach dem Konkordat vom tO. Februar 1925. (Stand vom 1. Oktober 1930.) Von Dr. iur. Fritz Griibel, Leipzig. 1930. XII und 129 Seiten. gr. 8°.Mk. 7.50 Heft 60: HethitischeStaatsvertrage. EinBeitragzuihrerjuristischenWertung. Von Dr. Viktor Forošec, a. o. Universitatsprofessor (Ljubljana). 1931. VIII und 118 Seiten. gr. 8°.Mk. 6.— Heft 61: Der Deutsche Regierungsentwurf zu einer Volkerbundssatzung vom April 1919. Zugleich Betrachtungen zur Volkerbundsverfassung und zu ihrer Reform. Von Dr. iur. Gottfried fenoli, Reichenbach i. V. 1931. XVI und 98 Seiten. gr. 8°.Mk. 5.50 Druck von Oskar Bonde, Altcnburg, Thiir.