WM- Sonderausgabe. "MU poZlnina plaLsns v xotovini. Nr. 17 Erscheint jeden 1., 10. und 20. 10. (25.) Jahrgang. Organ der Gottscheer Deutschen. Bezugspreise: Jugoslawien: ganzjährig 30 Din, halbjährig 15-— Din. D.-Oefterreick: ganzjährig 6 Schill., halbjährig 3 Schill. Amerika: 2 Dollar. — Einzelne Nummern 1 50 Dinar Kočevje, Mittwoch, den 6. Inni 1928. Briese ohne Unterschrift werben N'.cht berücksichtigt. — Zuschriften werden nicht zurückgestellt. — Berichte find an die Schriftlettung zu senden. — Anzeigen-Aufnahme und -Berechnung bei Herrn Carl Erker in Kočevje Lur Sanierung der städtischen Spar¬ kasse in Soiischee. Versammlung der üottscbeer Zteuerrabler rwecks kereinigung dieser frage Wie es bereits allgemein bekannt ist, befindet sich die städtische Sparkasse infolge des Konkurses der Firma Anton Kajsez in einer verzweifelten Lage, die bereits dazu geführt hat, daß den Ein¬ legern trotz rechtzeitiger Kündigung die gekün¬ digten Beträge nicht mehr ausbezahlt werden können, was erklärlicherweise zu einem Massen¬ sturme auf das Institut führte. Diese Lage ist nun nicht länger haltbar und hat daher Herr Alois Kresse als Beisitzer der Gemeindegerent- schaft und Obmann der Ortsvermögensverwal- tung für Samstag den 2. d. M. in Grubers Gasthaus eine allgemeine Versammlung der Gott¬ scheer Steuerzahler einberufen, um im Wege der Volksbefragung die Meinung der Hanptinteressenten einzuholen und deren Beschlüsse zur Durchführung zu bringen. Es ist nun erklärlich, daß für diese Versammlung allerorts großes Interesse herrschte und war infolgedessen das Gastzimmer im Wirts¬ hause Gruber bei Eröffnung der Versammlung durch den Einberufer auch buchstäblich vollge¬ pfropft. Zur Einberufung dieser Versammlung fühlte sich Herr Kresse umso dringender verpflichtet, weil aus der Tagesordnung dieser kombinierten Sitzung die Aufnahme eines Darlehens von drei Millionen Dinar stand. Zur Flottmachung der städtischen Sparkasse erachtete man die Aufnahme dieses Betrages des¬ halb für nötig, weil man der Meinung ist, daß durch dieses Darlehen der städtischen Sparkasse die Wege für eine gedeihliche Flottmachung erfor¬ derlich und durch Akkreditierung von Seite der Stadtgemeinde Gottschee erreichbar wäre; Herr Kresse ist bekanntlich im Gerentschaftsrate der Ge¬ meinde, gleichzeitig gegenwärtiger Obmann der Vermögensverwaltung und so hing begreiflicher¬ weise von seiner Unterschrift in der Hauptsache die ganze Angelegenheit ab. Durch Leistung dieser Unterschrift wäre natürlicherweise unsere Gemeinde sodann verpflichtet gewesen, auch für die Haftung dieses aufgenommenen Betrages auszukommen; diese große Verantwortung konnte er jedoch aus eigenem Risiko nicht auf sich und auf die Stadt¬ bevölkerung nehmen, weshalb er auf die Entschei¬ dung der interessierten Steuerzahler appellierte. Herr Alois Kresse begrüßte vorerst die Ver¬ sammlung sowie Herrn Bezirkshauptmann Dr. Tina ämH als Regierungskommissär und Gerenten der Stadtgemeinde Gottschee, verwies in seinen einleitenden Worten auf die Wichtigkeit der Ver¬ sammlung und bat die Anwesenden, den einzelnen Ausführungen aufmerksam zu folgen und die Sparkassafrage nach ihrer Wichtigkeit zu behan¬ deln. Zum Verhandlungsleiter wurde sodann Herr Alois Kresse, zum Schriftführer Herr Gustav Verderber gewählt. Herr Alois Kresse dankte zunächst für die auf ihn entfallende Wahl und erstattete sodann seinen Bericht als Beisitzer der Gemeinde und als Ob¬ mann der Ortsvermögensverwaltung. Herr Kresse führte aus, daß am 31. Mai l. I. eine gemein¬ same Sitzung der Gemeinde, der Ortsvermögens¬ verwaltung und der Sparkassevertretung stattge¬ funden hat, bei welcher die einstweilige Lösung der Sparkaffefrage hätte erledigt werden sollen. Diesbezüglich war der Antrag auf der Tages¬ ordnung, bei der Gebietssparkasse in Laibach ein Darlehen von 3 Millionen Dinar aufzunehmen, um den derzeitigen Anforderungen der Einleger nachkommen zu können, sowie die Haftungsfrage für diesen Betrag und schließlich die Herausgabe einer beruhigenden Erklärung für die Bevölkerung, damit der Ansturm auf die Sparkassa eingestellt werde. Für diese Lösung hätten sich besonders die Gerenten der Gemeinde und der Sparkasse eingesetzt mit der Begründung, daß die Stadt¬ gemeinde für die Einlagen haftet und daß die Bevölkerung beruhigt wird. Redner betonte nun, daß er vorerst mit aller Entschiedenheit die Haf¬ tungspflicht der Gemeinde bestritten hat, da doch diese eine so große Last (von 8 bis 10 Millionen Dinar) nicht auf sich nehmen kann und dazu auch nicht verpflichtet ist, da die Regierung durch Außer- achtlassung ihrer Aufsichtspflicht die Hauptschuld an der heutigen Lage trägt. Er habe sich auch gesträubt, wegen der aufzunehmenden 3 Millionen Dinar eine Haftungserklärung zu unterschreiben, habe aber den Herren mitgeteilt, daß er zwecks Bereinigung dieser Frage eine allgemeine Ver¬ sammlung einberufen und ihr die Angelegenheit zur Beschlußfassung vorlegen wird, damit dann die für Montag den 3. d. M. angesagte gemein- same Sitzung endgiltige Beschlüsse fassen kann. Redner gibt sodann seiner eigenen Meinung über die ganze Sache Ausdruck dahingehend, daß für den Fall, als tatsächlich die Gemeinde die Zahlung der Sparkasseschuld übernehmen müßte, die heu¬ tige Generation in ihrer Erwerbstätigkeit voll¬ kommen ruiniert und zur Auswanderung gezwun¬ gen wäre, da sie die hohe Zinsenlast durch Steuer¬ zahlung auf gar keinen Fall ertragen könnte. Was aber die Haftung der Ortsvermögensver¬ waltung anbelangt, so sei die Verpfändung des städtischen Vermögens für einen solchen Ausfall überhaupt gesetzwidrig, da hiezu keine Verpflichtung bestanden habe und die Haftung durch einen Ge¬ renten durchgeführt worden ist, der als Zwangs- «eite 2. non,-Leer Zeirun" — Str. 17 ^aur^.ng vermalter eines Privatvermögens hiezu nicht be¬ rechtigt war; schließlich sei für die Bevölkerung dies nur irreführend, da das ganze städtische Vermögen den garantierten Wert von 15 Mil- lionen Dinar nicht erreicht, sondern heute höch¬ stens 6 bis 7 Millionen Dinar wert ist. Zum Schluß ersucht Herr Kresse die Versammlung, über die zur Befriedigung der Einleger aufzunehmenden 3 Millionen Dinar einen Beschluß zu erbringen. Der nächste Redner Herr Robert Ganslmayer als Beisitzer der Sparkassegerentschaft erklärte am Anfang seiner Rede, daß er sich zuerst nur schwer entschlossen habe, in den Gerentschaftsrat der Spar- kasse einzutreten, daß er sich jedoch mit Rücksicht auf die Interessen der Allgemeinheit dennoch be¬ wegen ließ, diese Stelle anzunehmen, um even¬ tuell dort helfend einzugreifen, wo es notwendig ist. Leider hatten sich bei seinem Eintritte die Verhältnisse bereits derart zugespitzt, daß heute nur mehr eine alle Teile befriedigende Sanierung in Betracht kommt. Redner erwähnt weiters, daß ihm der vor kurzer Zeit in Gottschee weilende Revisor der Gebietssparkasse in Laibach, der die städtische Sparkasse revidierte, erklärt habe, daß er bereits 35 Jahre Sparkassebeamter sei, daß er schon viele Sparkassen revidiert, bei keiner aber eine solche Wirtschaft gefunden hätte, als gerade bei der Gottscheer städtischen Sparkasse. Diese Er¬ klärung sei unbedingt kennzeichnend für die Spar¬ kasseverhältnisse und er als Beisitzer könne diese Anschauung aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Daß es so weit kommen konnte, liege seiner Meinung nach nur in dem Verschulden der Re¬ gierung, die es trotz des bei jeder Sitzung an¬ wesenden Regierungskommissärs soweit kommen ließ, daß der heutige Zusammenbruch der alten Sparkasse ein totaler ist. In keinem Sitzungs¬ protokolle stehe vermerkt, daß der Regierungs¬ kommissär bei wichtigen Beschlüssen, besonders aber bei Geldanlegungen, seine Stimme erhoben hätte und nur aus der protokollierten Anfrage in einer Sitzung aus dem Jahre 1924 von Seite des damaligen Direklionsmitgliedes, des Herrn Kaufmannes Matthias Rom, erfährt man, daß die an die Merkantilbank verausgabten Gelder bereits eine Höhe von drei Millionen Dinar er¬ reicht haben, für welche Anlage jedoch kein Sit¬ zungsbeschluß da war, so daß erst bei der nächsten Sitzung gegen die Stimme des Herrn Rom obiger Betrag als jene Summe festgesetzt worden ist, die bei der Merkantilbank anzulegen ist. Da hätte nun die Regierung sofort cingreifen müssen, um Remedur zu schaffen, da es sich um Volksver¬ mögen gehandelt hat, das durch solche Beschlüsse und Handlungen, wie die oben angeführten, auf das ärgste gefährdet worden ist. Weiters führte er aus, daß die städtische Sparkasse derzeit mit einem jährlichen Defizit von 4 bis 505.000 Din arbeitet und daß sich dieses, wenn nicht die Spar¬ kasse in kürzester Zeit saniert werde, von Jahr zu Jahr empfindlich erhöhen wird. Daß das De¬ fizit der Sparkasse nicht ein größeres ist, ist nur dem Umstande zuzuschreiben, daß im Jahre 1926 die neue Sparkasse gegründet wurde, wodurch wenigstens die bei dieser Sparkasse festgelegten Einlagen von 12 Millionen Dinar dem Volks¬ vermögen erhalten geblieben sind. Da nun die Sache soweit gediehen ist, müsse an die Regie- rung herangetreten, werden, damit sie die Sanie- rungsaktion in die Hand nimmt und die alte Sparkasse rettet, an deren Weiterbestände alle Kreise ein Interesse, haben. Gleichzeitig müsse aber aus die Einleger unter Darlegung des wahren Sachverhaltes beruhigend eingewirkt werden, da- mit die jetzt einsetzende Sanierungsaktion nicht gestört wird. Redner fühle sich veranlaßt zu wünschen, daß die Behörde bei Verfolgung der hier Schuldigen mit derselben Raschheit vorgehe, wie dies bei Behandlung des vor einiger Zeit abgesungenen Mottos unseres Gesangvereines der Fall war. Als Vertreter der Einleger verlangt Herr Josef Kraker aus Zwischlern, daß der Gemeinde Seele, die ein Haus angekauft hat, der volle Be¬ trag ihrer Einlage ausbezahlt wird, da es sich ja um einen Ausnahmsfall handelt. Der Vor¬ sitzende erklärt, diese Ansicht nicht teilen zu können, da auf alle Einleger gleich Rücksicht genommen werden muß und die einseitige Auszahlung eine Schädigung der übrigen Einleger bedeuten könnte, was in keinem Falle auf die ruhige Abwicklung der Sanierung einwirkcn würde, zumal man hofft, daß die Sanierung in kurzer Zeit beendet sein wird, worauf alle Einleger ihr Geld ausbezahlt erhalten können. Herr Matthias Rom protestiert mit entschie¬ denen Worten dagegen, daß nach der heutigen Sachlage ein neues Darlehen von drei Millionen Dinar aufgenommen werden soll, da eine solche Anleihe den derzeitigen Stand der Sparkasse nur verschlechtern, nie aber bessern würde. Auch sei es Pflicht aller maßgebenden Faktoren, darüber Klarheit zu schaffen, wohin der Betrag von acht Millionen Dinar, der heute das Passivum der Sparkasse ausmacht, hingekommen ist. Als nächster Redner beleuchtet Herr Dr. Arko den ganzen strittigen Fragenkomplex und gibt ein übersichtliches Bild über die Entstehungsursachen der heutigen Lage der Sparkasse und kommt oa- bei zur Schlußfolgerung, daß die Verantwortung hiefür in erster Linie die Regierungsstellen trifft, da sie die Änderung der alten Statuten genehmigt, die Einsetzung der gewählten Ortsvermögensver- waltung so lange hinausgeschoben, die Hinaus¬ gabe von Geldern gegen die Bestimmungen der Statuten geduldet und auch statutenwidrig die Anstellung des Herrn Joses Kajfez vorgeschrieben hat, in zweiter Linie die Mitglieder der früheren Direktion, besonders den früheren Bürgermeister Herrn Dr. Ivan Sajovic, da während der Amts¬ führung dieses Herrn aus der Anstalt Gelder ab- geflossen sind, die gegen die klaren Vorschriften statutenwidrig angelegt worden sind. Übergehend aus die Haflungsfrage meint der Redner, daß in erster Linie an die maßgebenden Regierungsstellen herangetreten werden muß, um eine Aussicht ha- bende Sanierung überhaupt durchführen zu können. Es sei auch noch sehr strittig, ob die Gemeinde für einen Fehlbetrag aufzukommen hat und muß diese Frage mit aller Sorgfalt studiert werden. Nie und nimmer kann aber zur Zahlung das Stadtvermögen herangezogen werden, da diese Haftung wider den Willen aller Stadtkreise vor¬ genommen wurde und weder in den Statuten, noch im Gesetze begründet ist. Da jedoch jeder Tag mit großen Verlusten für die Beteiligten verbunden ist, muß an die Regelung der Spar¬ kassefrage mit aller Tatkraft geschritten werden. Herr Bezirkshauptmann Dr. Cus als Ge- meindegerent gibt sodann die Erklärung ab, daß er von der schlechten Lage der Sparkasse erst Kenntnis erlangt habe, als ihm bekannt gegeben worden ist, daß die Sparkasse keine Gelder mehr ausbezahlt. Als derzeitiger Vertreter der Gemeinde habe er sofort eine Sitzung der drei in Betracht kommenden Körperschaften einberufen, damit auf dem Beratungswege dje notwendige Abhilfe ge¬ schaffen wird. Er sei auch noch heute dafür, daß für die erste Zeit eine Anleihe von 3 Millionen Dinar ausgenommen werde. Herr Bercieri als derzeitiger Gerent der Spar¬ kasse ergriff die Gelegenheit, der Zuhörerschaft einige Daten über die Lage der Sparkasse mit¬ zuteilen. Er erwähnte zunächst, daß man mit Rücksicht auf den Ansturm der Einleger beruhigend auf diese einwirken solle, da sonst die Lage nur zu Ungunsten der einzusetzenden Sanierung be¬ einflußt werden könnte. Wenn Herr Alois Kresse die Haftpflicht der Gemeinde bestreitet, so könne er ihm diesbezüglich nur Recht geben, da er der Meinung ist, daß dort, wo das Gesetz auf der einen Seite umgangen wird, auch die andere Seite das Recht habe, die Anerkennung zu ver- weigern, nur fürchte er, daß nach dem Wortlaute des Gesetzes die Gemeinde die Haftpflicht nicht werde ablehnen können. Von Seite der Regie- rungsstellen sei seines Erachtens nach nichts zu erwarten und müsse man somit trachten, die An- gelegenheit auf andere Weise in Ordnung zu bringen. Er würde daher Vorschlägen, daß die Anleihe von 3 Millionen doch durchgeführt werde, damit die Anstalt sogleich wieder auf die Füße gestellt und die gekündigten Einlagen ausgezahlt werden können, da dadurch der Sanierungsaktion am besten gedient sei. Um die Verhältnisse in der Sparkasse zu untersuchen, hätten vor kurzer Zeit zwei Revisoren die Sparkasse revidiert, die kon¬ statiert haben, daß man auf Grund der vor¬ handenen Bücher und sonstigen Belege überhaupt kein klares Bild von der Sparkasse bekommen könne. Was die von der Sparkasse zu verlierende Summe anbelangt, sei er in der Lage, nachste¬ hende Aufzeichnungen zu geben: Die Passiva der Firma Anton Kajfez betragen 23 Millionen Dinar, denen ein Aktivum von 11 Millionen gegenüber¬ steht. Von diesen 11 Millionen fälll der auf den Besitzungen des Schuldners intabulierte Betrag von 4 Vs Millionen zugunsten der städtischen Spar¬ kasse in Laibach weg, so daß ein Betrag von 6V2 Millionen verbleibt, mit welchem Betrage die Gläubiger der Firma Kajfez zu 30°/o gedeckt erscheinen. Da die Merkantilbank von der Firma Kajfez 16 Millionen zu fordern hat, würde die auf sie entfallende Quote 4,800.000 Dinar aus¬ machen. Aus diesem Verhältnisse heraus würde sich sodann bei der Merkantilbank ein Passivum von 21 Millionen Dinar einem Aktivum von 11 Millionen Dinar gegenüber ergeben. Bei dem Abgänge von 10 Millionen Dinar müßten vor¬ erst die Konsortialschulden im Betrage von 7 Mil¬ lionen 300.000 Dinar in Abzug gebracht werden, so daß bei der Merkantilbank für alle Gläubiger ein Betrag von 3,700.000 Dinar zur Verfügung stünde, was einer Deckung von 25°/o gleichkäme. Da die städtische Sparkasse von der Merkantil¬ bank 7,200.000 Dinar zu erhalten hat, bekäme sie nach obiger Ausstellung ein Viertel, somit 1,800.000 Dinar, was einen Verlust von 5 Mil¬ lionen 400.000 Dinar ausmachen würde. Die Forderung der Sparkasse an die Firma Kajfez direkt beträgt 500.000 Dinar. Da eine 3Oo/o ige Quote zu erwarten ist, würde die Sparkasse hiefür einen Betrag von 45 000 Dinar erhallen und einen Verlust von 455.000 Dinar erleiden. Betreffend die Buchhalterfrage gibt der Herr Gerent noch bekannt, daß Herr Kajfez am kom¬ menden Montage bis zu seiner endgiltigen Ent¬ lassung bis aus weiteres beurlaubt werden wird. Herr Dr. Arko hält die Verlustangaben des Herrn Vorredners zu optimistisch, da nach seinem Dafürhalten die mit dem Konkurse verbundenen Kosten in den Berechnungen des Herrn Gerenten nicht enthalten sind, und spricht die Überzeugung aus, daß sich die Verlustsumme von 6 Millionen nebst Zinsen und sonstigen Advokatenspesen höchst¬ wahrscheinlich noch um einige Millionen erhöhen wird. Herr Robert Ganslmayer dankt dem Herrn Bercieri für seine zielbewußte Tätigkeit zu Nutzen der Sparkasse, da er sogleich nach Antritt seines schweren Amtes keinen Weg und keine Mühe ge- Jahraang X. Mouicy :r Zeitung — Nr. 17. Sene 3. scheut hat, und noch einige Durchführungen ver¬ hindert hat, die von den Vorgängern eingeleitet worden sind. Ebenso bezeichnete es Herr Gattsl- mayer als selbstverständlich, daß die heutige Ver¬ sammlung speziell auch Herrn Kaufmann Kresse sehr zu Dank verpflichtet sei, nachdem Herr Kresse bei allen hiefür in Betracht kommenden Gelegen¬ heiten, insbesondere aber in der gemeinsamen Sitzung der Gemeinde- und Sparkasse-Gerentschaft sowie Vermögensverwaltung in äußerst tatkräftiger und zielbewußter Weise voll seinen Mann gestellt hat. Stürmischer Applaus überzeugte Herrn Kresse von der Dankbarkeit der Mitbürger. . Herr Dr. Arko stellt sodann den Antrag, für die Auszahlungen ein dreimonatliches Morato¬ rium einzuführen und in der Zwischenzeit den Ein¬ legern von den eingelaufenen Geldern nur soviel auszuzahlen, al» perzentuell auf jeden Einleger entfällt. Herr Ganslmayer beantragt ebenfalls die Ein¬ führung eines Moratoriums, jedoch in der Art und Weise, daß in dieser Zeit an die Einleger überhaupt kein Geld ausbezahlt werden darf, und begründet diesen Antrag damit, daß nach seiner Überzeugung die Einleger überhaupt nichts ver- lieren dürfen, daß diese auch ohne Schaden den Zahlungsaufschub ertragen werden und daß inner¬ halb der ermähnten Zeit die Sanierung durch¬ geführt sein muß. -Nach längerer Wechselrede wurde sodann der Antrag des Herrn Ganslmayer einstimmig angenommen. Mit Rücksicht auf diesen Beschluß, der auch die Ablehnung der Aufnahme eines Kredites von drei Millionen Dinar bedeutet, gab Herr Bercieri die Erklärung, daß ab 3. d. M. die Sparkasseschalter für Auszahlungen gesperrt werden. Um nun auch die Haftpflicht der Stadt¬ gemeinde für den Ausfall der Sparkasse zu er¬ gründen, wurde Herr Alois Kresse beauftragt, ein diesbezügliches juridisches Gutachten einzu¬ holen. Nachdem sich noch mehrere Redner zu Worte gemeldet hatten, wurde nachstehende Ent¬ schließung einstimmig angenommen: sittollltion: Die heute den 2. Juni 1928 im Gasthause der Frau Maria Hönigmann versammelten Steuer¬ träger der Stadt Kočevje haben in gründlicher Aussprache zu dem derzeitigen Stande der Spar¬ kasse der Stadt Kočevje Stellung genommen und hinsichtlich der zu unternehmenden Schritte nach¬ stehende Entschließung erbracht: Die Versammlung spricht zuerst in tiefster und gerechtfertigter Empörung ihr Bedauern darüber aus, daß die berufenen administrativen Be¬ hörden als Aufsichlsorgane der Sparkasse trotz mehrfacher ernster Vorstellungen und Ermah¬ nungen von Seiten der Vertreter der Bevölke¬ rung von Kočevje nicht rechtzeitig eingegriffen und überdies Handlungen vorgenommen haben, die schließlich zum Zusammenbruche des einst so sicheren Geldinstitutes führten, insbesondere haben sie die Hauptschuld an dem jetzigen Zustande da¬ durch herbeigeführt, daß sie 1. die im Jahre 1924 durchgeführte Statu¬ tenänderung, durch welche dem Parteiwesen in der Sparkasse Tor und Türe geöffnet worden sind, genehmigte, ohne daß zu dieser Satzungs¬ änderung die Gemeindevertretung Stellung nehmen konnte; 2. die strengste Einhaltung der Bestimmungen des 8 21, Punkt 14, lautend, daß das überschüs¬ sige Bargeld bei akkreditierten Banken oder Kre¬ ditinstituten, die der Aufsichtsbehörde bekannt zu geben sind, in laufender Rechnung und gegen Kassenurkunden, doch nur unter der Bedingung, daß die auf diese Art verwendeten Beträge ein Drittel aller Einlagen nicht überschreiten dürfen — vollkommen außer acht gelassen und die Hin¬ gabe von Geldern über sieben Millionen Dinar an die Merkantilbank allein gestattet hat; 3. die von den Vertretern der Bürgerschaft schon vor zwei Jahren beantragte Auflösung des Sparkasseausschusses und Einsetzung einer Gerentschaft — damals hätte man noch einige Millionen Dinar retten können — nicht berück¬ sichtigte und so die schon damals bekannte Mi߬ wirtschaft weiter duldete; 4. die Einsetzung der schon im Jahre 1924 rechtmäßig gewählten Ortsvermögensverwaltung bis auf den heutigen Tag verzögerte und da¬ durch verschuldete, daß die behördlich eingesetzte Gerentschaft im Jahre 1926, zu einer Zeit also, wo die Katastrophe bei der Sparkasse den ma߬ gebenden Faktoren bereits bekannt sein mußte, für die Einlagen die Garantie von 15 Millionen Dinar übernahm und auch grundbücherlich fest¬ stellen ließ; 5. in der Zuschrift vom 7. Oktober 1927 an den Sparkasseausschuß die Aufforderung richtete, Herrn Josef Kajfez an Stelle des Herrn Heinrich Bartelme als Buchhalter anzustellen, obwohl sie wissen mußte, daß diese Anstellung statutenwidrig und für die in so großem Maße erfolgten Ab¬ hebungen mitbestimmend war. Weiters wird in der Schuldfrage noch Nach- stehendes festgestellt: Mitschuldig an dem Zusammenbruche der Sparkasse ist in erster Linie der frühere Bürger¬ meister Herr Dr. Ivan Sajovic, weil er: s) die neuen Sparkassastatuten entworfen und zur Genehmigung vorlegen ließ, ohne vorher den Gemeindeausschuß befragt zu haben; b) bei Zusammenstellung des neuen Sparkasse¬ ausschusses unter Hintansetzung des Gegenvor- schlages der Vertreter der Bevölkerung, wonach Mitglieder des Verwaltungs- und Aufsichtsrates oder gar Angestellte der Merkantilbank auf keinen Fall Mitglieder des Sparkasseausschusses sein dürfen, dennoch eine solche Wahl durchführen ließ; c) als Direktor-Stellvertreter so horrende Summen in die Merkantilbank abfließen ließ, bezw. deren Hinausgabe nicht verhinderte, obwohl er wissen mußte, daß dies statutenwidrig ist und daß die Merkantilbank ein solches Vertrauen nicht genießt; cl) nach dem Zusammenbruche der Firma A. Kajfez im Namen der Sparkasse mit mehreren anderen Gläubigern einen Konsortialvertrag ab¬ geschlossen hat, wornach alle übrigen Gläubiger mit Ausnahme der Konsortialgläubiger voll und ganz auszuzahlen sind, während die Konsortial¬ gläubiger dafür zu haften haben dem von ihm vertretenen Institute nebst den früheren Schulden noch eine Last von ungefähr zwei Millionen Din aufgebürdet hat, obwohl er nach der Sachlage der Dinge wissen mußte, daß dieser Vertrag für die Sparkasse, als der größten ungedeckten Gläu¬ bigerin, schädlich ist. Mitschuldig sind aber auch die früheren Di- rektoren der Sparkasse, als die Herren Josef Seite 4. Gotischere Zeitung — Nr. 17. Jahrgang X Röthel, Dr. Vilko Maurer und Josef Jlc, weil sie in Übertretung der statutarischen Bestimmungen und in ihrer Eigenschaft als Mitglieder der Mer¬ kantilbank dieser Gelder in einem solchen Maße zufließen ließen, obwohl sie als pflichtbewußte Sparkassevertreter wissen mußten, daß hiedurch die Interessen der Sparkasse auf das schwerste geschädigt werden. Die heutige Versammlung beauftragt daher die berufenen Vertreter der Bevölkerung von Ko¬ čevje dafür Sorge zu tragen: 1. daß der Regierung über die Sparkassever- hältnisse ein Memorandum deputativ überreicht und sie in diesem mit Rücksicht auf die ihr in diesem Falle nachweisbaren Fehler ersucht wird, die Sanierung der Sparkasse in die Hand zu nehmen und das Defizit in größtmöglichstem Maße selbst zu tragen; 2. daß die übrigen Mitschuldigen nach jeder Richtung hin, besonders aber vermögensrechtlich zur Verantwortung gezogen werden; 3. daß die Eintragung über die grundbücherlich durchgesührte vermögensrechtliche Haftung der Ortsvermögensverwaltung als ungesetzlich aufge¬ hoben wird; 4. daß die Sparkasfeeinlagen, ohne Rücksicht darauf, ob sie gekündigt wurden oder nicht, so¬ lange nicht ausbezahlt werden dürfen, bis nicht der Sanierungsplan feststeht und seine Geneh¬ migung von den maßgebenden Faktoren erhalten hat; 5. daß die statutenwidrige Anstellung des neuen Buchhalters Herrn Josef Kajsez rückgängig gemacht wird. Zum Schluffe beauftragt die heutige Versamm- lung alle jene Vertreter der Stadt, die eine recht¬ mäßige Verbindlichkeit zu unterzeichnen berechtigt sind, ihre Unterschriften in Sachen der städtischen Sparkasse unbedingt zu verweigern, bis nicht die vollständige Sanierung der Sparkasse für alle Teile verbindlich festgesetzt ist. Dies ist umso dringender nötig, weil die heu¬ tige wirtschaftliche Lage der Stadt auf keinen Fall irgendwelche weitere Belastung verträgt. Im Falle weiterer Aufbürdungen von Steuern würde jedes wirtschaftliche Funktionieren hier versagen und rettungslos untergehen. Es könnte weder ein Haus gebaut, noch auch sonstwie etwas für die Förderung der Wirtschaft unternommen werden; es sind die Wasserleitungs- netze neu anzuschaffen, die elektrischen Akkumula¬ toren bereits unbrauchbar, die Kanalisierung der Stadt ist größtenteils zu reparieren, die Pflaste¬ rung der Hauptstraße unaufschiebbar, die Kauf¬ mannschaft und Gewerbetreibenden wären gegen¬ über den Nachbargemeinden nicht mehr konkurrenz¬ fähig, eine Flucht des kapitalskräftigen Besitzes und der Geschäftsleute in die Umgebungsgemein¬ den wäre die unmittelbare Folge dieser Ma߬ nahmen und schließlich würde der wirtschaftliche Untergang der Stadt unaufhaltbar sein, was eine restlose oder teilweise Abzahlung dieser ungeheuren Schuld von Haus aus unmöglich macht. Gleichzeitig wurde beschlossen, den Versamm- lungsverlauf und die Resolution mittels Sonder¬ ausgabe der Bevölkerung bekanntzugeben. Nach mehrstündiger Beratung schloß sodann der Vorsitzende die so denkwürdig verlaufene Ver¬ sammlung und dankte der Zuhörerschaft für die große Anteilnahme, die sie der Aussprache über die Regelung der Sparkasfefrage entgegengebracht hat. — Der Stein ist nun ins Rollen gebracht und es wird Aufgabe der maßgebenden Vertreter sein, die von der Versammlung gefaßten Beschlüsse in die Tat umzusetzen und glücklich durchzuführen. Es soll kein Tag versäumt werden, vielmehr sollen die Sachwalter sofort an das Werk gehen und vorerst mit den Regierungsstellen unter Über¬ reichung eines Memorandums verhandeln. Auch die übrigen Fragen sollen gelöst werden, damit endlich Klarheit in der so unleidlichen Sparkasse¬ angelegenheit geschaffen wird. Wir müssen wissen, wie wir dran sind, und die Wahrheit über unsere Lage soll sobald als möglich festgestellt werden. Den Einlegern aber erteilen wir den gut gemeinten Rat, derzeit auf die Auszahlung der Einlagen nicht zu drängen, da dies einerseits nur eine Er¬ schwerung der Aufgaben unserer Vertreter bedeuten und anderseits für die Einleger nebst unnötigen Spesen und Zeitverlust vorderhand (während dieser drei Monate) ohnedies ohne Erfolg wäre. Die Bevölkerung kann üöerzeugt sein, daß wir alles aulöieten werden, um den derzeitigen unhattöaren Zuständen ein öaldiges Ende zu öereiten, und daß wir stieöei von dem Standpunkte ausgehen,, daß die Interessen aller geschützt werden müssen. Herausgeber und Eigentümer: Josef Eppich, Stara cerkev. — Schriftleiter: Alois Krauland, Kočevje. -- Buchdruckerei Josef Pavlicek, Kočevje.