Quis nefcit, priinam eiTc hiftoria: legenr* ne quic? falG dicere audeat ? deinde, ne quid veri non audcat ? ne qua fufpicio gratix fit io fcribendo: ne qua liani lt a- tis. Citer o Lib. II. dc Oratort Cap, Ig, % '%. lOKOl&tf 81^^ F,Z. -«n^s!bibNo»kq- '' ^k) 8u5xx^ 1.0 D. Kaspars Rovko Prof, der Kirchengeschichte auf der uralten Universitär Prag Geschichte der grossen allgemeinen Kirchenversammlung K v st n «z. Prag gedruckt, in Kommission d»r Fersilifcken TnchhaMtmg r u Gras , 17X4- ^,purinor-lcio«Mr 8210 8urs«« Vorrede. §^un kömmt der dritte Theil einmal in Vorschein! es ist wahr; er hatte um et¬ was früher das Taglicht erblicken können. — Ich selbste hatte gedacht, ihn zu Anfang die¬ ses laufenden Jahres zu liefern, so wie der zweyte im verflossenen herauskam. Allein ver¬ schiedene Umstände — doch diese zu wissen börs¬ te es meine Leser nicht intereßiren ? es ist genug, wenn ich sage: daß es mir manchmal an guter Laune gemangelt, — und dieser Mangel die Arbeit in etwas zurück gehalten habe. Je nu —! um einige wenigen Monate früher, oder )(2 spä- IV spater —; wird nicht vieles bedeuten. Meine Leser werden mich hiewegen um so mehr für entschuldigt halten, als zuversichtlicher ich be- theuern mag: daß das Werk hiebet) nichts ver¬ loren, sondern vielmehr, wenn es mir zu sagen erlaubt ist, gewonnen habe. Die reichern Hülfsmittel, die mir aus der wohlgewahlten Büchersammlung der hiesigen k. k. Universitätsbibliothek zu meinem Gebrau¬ che gegeben wurden , waren Ursache, daß ge¬ genwärtiger Theil etwas weitlauftiger ausge¬ fallen seye — ; wenn man doch Merkwürdigen Erzählungen den Vorwurf einer Weitlaüftig- keit zu machen berechtiget ist — ? Ich habe mir alle Mühe gegeben, von der Kirchenver- sammlung zu Kostniz nur jene Dinge zu berüh¬ ren , die in die christliche Religion einen Ein¬ fluß haben, und auf unsere Zeiten passen mö¬ gen. Freylich muste ich, um diesen Endzweck zu erreichen, dort und da einige Anmerkungen, von von denen der Band in etwas anwuchs / hin¬ zufügen : doch—ich schmeichle mir: daß solche einsichtigen, und ungeblendeten Lesern um so weniger mißfallen werden, als mehr ich mich bestießen habe sie schicklich anzubringen. Der Hauptinhalt dieses dritten Theils ist der in der Sache des Hieronymus von Prag bcy der Kirchenversammlung zu Kostniz geführ¬ te Prozeß, so wie der zweyte die Geschichte des Huß vorzüglich enthielt. Die Materie war so reichhaltig, daß ich nebst ihr auch die nachfol¬ genden Handlungen des Synodes in einem Bande unmöglich ausführen konnte. Sie sol¬ len in dem vierten und letzten Theile dieser Ge¬ schichte nach Ordnung erzählet werden. Was diesen Th«l anbelangt, so bin ich in selbem wiederum, so wie kn den zween vori¬ gen , den angetrettenen Weg der Wahrheit unbekümmert fortgegangen—. Wenn das Licht )( 3 em- VI einmal brennt, darf man es nicht auslöschen, noch auslöschen lassen. Ich bin gewohnt die Wahrheit, ob sie schon in den Ohren mancher Halbgelehrten unlieb tönt, zu sagen. Der weise Ausspruch des Cicero*, den ich mir zum Motto gewahlet habe, und nach welchem ein Geschichtschreiber die Wahrheit ohne aller Par- theylichkeit suchen, und, wenn er sie gefunden, Mit Fceymüthigkeit bekennen und ausbreiten solle, rechtfertigt mich wider alle Einwürfe der Gegner—. Meinetwegen mäg ein p. Selig ** noch so viele Anmerkungen wider meine Ge- schich- * H II. äe Orstore csp. iS, ** Ich muß es meinen Lesern doch sagen ( denn viele aus ihnen werden den rüstigen Helden nicht kennen daß unter dem Blaudius Selig, welcher wider die zween Theile dieser Geschichte Anmerkungen in 9 Bögen zu Graz herausgab, der ?. Uacsnus a 8. Llis ein dor¬ tiger unbeschuhter Karmelitermönch stecke. — Man kann seine weitwendige Wissenschaft schon aus dems entnehmen: da er den griechischen in den teur- VN schichte zusammen schmieren—; er mag lärmen, und mich verketzern, wie es ihme immer beliebt. — Ein Geschichtschreiber in Religionssachen muß sich durch das Geräusch der Ketzermachee in den Zirkeln der Wahrheit nicht stören lassen, wie sich der grosse Geschichtkundige Mos¬ heim ausdrückt. *** Was den P. Selig be- trift, so ist es ohnehin bekannt: daß das Ta¬ deln Leuten von seinem Metier angebohrenseye, — und daß sie es sich zur heiligen Ordenspflicht rechnen auf alle diejenigen zu schimpfen, die ihr Skapulier nicht täglich mit Andacht küs¬ sen. Seine Gallfüchtige Lunge mag dahero noch so sehr keuchen—; ich werde mich dennoch in dem angetrettenen Wege nicht irre machen lassen. Oder — sollte mich etwa das hastige Ge- temfchkn Selig zu verdollmetschen wüste. Und — den Herren im AuSlande wird es genug seyn zu wissen: daß der Schnarcher ein Bettelmönch seye. *** S. Mosheims Kirchengeschichte des N.T. Erst. Th. Vorbereitung S.z, vm Geschrey dieses Tadlers von der Bahne der Wahrheit ableiten — ? Uen' movsat eimex k»ntiliu8 ? l. 8sk. X, Ich dachte, um so weniger; als mehr die gelehrten Rezensenten mit ihrem vorteilhaf¬ ten, obschon unverdienten, Beyfalle mich zur weitern Fortsetzung der Geschichte aufmuntern müssen. Um nicht mein eigner Lobredner zu heissen, will ich keine einzige Stelle aus ihnen hichersetzen.-- Es wird genug seyn die Rezensio¬ nen, auf die ich mich beruffe, anzuzeigen. Man lese unter andern des Herrn Hofraths, und Professors Meüstl in Erlang beliebte histo¬ rische Litteratur II^ Stück vom Jahre 178Z — des Herrn Kirchenraths und Prof. Seiler gem. Betr. d. neust. Schr.III^ St. 1783. §» Z8. S. 225. bis 2Z9 zu Erlang—die Danziger Nachrichten — den Airchenb-ten 178z VI. Stück unter dem Artikel Büchersachen Dessau und rx und Leipzig - Des Herrn Fried. Nikolai aklg. deutsche Bibliothek 5'4 Band 1?" St. von S. 17. bis S. ZZ. zu Berlin Item - des H. Hofraths Joh. Heinrich Groß Realzeitung vom Jahre 1783 Nurn. 27 rc. * Nu - da diese Manner von geprüfter Gelehrtheit, undgeprie- senster Einsicht meine Geschichte anzurühmen beliebten, so wüste in der Thai nicht: warum ich mich auf das Flattern der kleinen, und nur Halbscheinenden Irrlichter kehren sollte - ? Oum klotius, 2c Vsrm», Ugecenss, VirAiliusyue, Vrlgins, 8c probet kLc OÄLvius optimus. Uo^r. loc. cit. We- * Es scheint: daß klr. I' 4ncirö vorgenannte Herren Rezensenten nicht gelesen habe! denn wofern dieses geschehen wäre, dörste er gewiß nicht so dreist gewe¬ sen seyn meine Geschichte für elend anzugeben! seine Worte sind : uns pito^sdls Moire sttemanäe äw Weder der P. Selig, noch andre Klopf¬ fechters mit ihme darfen sich embilden, daß ich mich mit ihnen in einen Streit einlassen werde-! Es gereichete einem Manne doch nie¬ mals zur Ehre/ wenn er sich mit Zwergen schlagen wollte. Wenn Kenner mir einen und den andern Fehler, in den ich. Zwar nicht aus Boßheit—sondern nur aus Schwache des Gei¬ stes, gefallen seyn mag, angezeigt - , und mich hiewegen mit Gründen des falschen und irrigen überwiesen hatten -, so würde ich auch die Aus- Lnncile äe Oonstance S. kliM cle Lobeme 1.! kl ekace. x». XV. krsgue 1 78 g. Doch — ich verge¬ be diese Beleidigung dem franzöäschen K4r. l« i^bbs um so lieber, als gefälliger ich muthmassen will: daß er meine Geschichte nicht gelesen —, oder - wenn dieses doch geschehen ist, dieselbe nicht verstanden ha¬ be —. Es mag mir der teurschen Sprach? dieses Herrn vielleicht eben so stehen, als schief es mit seinen äro- statischen Maschinen ausgesehen hat, von denen ganz Prag z ugm muß - daß ihr Flug recht erbärmlich- xitechM, ausgefallen seye —. n Aussprüche solcher Kunstrichter, die ihr Amt mit Billigkeit und Menschenliebe verwalten, gern hören,und nach Möglichkeit nützen-. Ich würde es mir zur heiligen Pflicht nehmen, ihnen entweder öffentlich beyzustimmm —, oder, wem ich annoch mit andern Augen sähe, als sie, meine Gegeneinwendungen vorzustellen, und mei¬ ne Replik einzureichen — Allein- daß ich mich mit dem P. Selig, und mit annoch zween an¬ dern langermligten Augustinermönchen, die unter erdichteten Namen, so viel ich hörte, in 4. gedruckten Bögen zu Prag und zu Graz kru¬ de Grobheiten wider mich geschrieben haben sollten, in einen Streit Massen sollte-, wer¬ den einsichtige und kluge Manner von mir nicht fordern. Mir wäre es theils um die kostbare Zeit, die ich auch nur mit Durchlesung solcher Schmierereym versplittern müßte, über¬ ausleid —; zum Theile aber, da diese Brüder doch nur mit Skapulieren, Monika-Gürteln, Rosenkränzen, Lukaszetteln, «. d, gl. zum Zwey- XU Zweykampfe auftretten, fände ich es in der That zu gefährlich mit fs rüstig bewafneten Helden zu streiten-. Inzwischen solle doch der P. Selig (von der zween andern ihren Skartecken hatte ich nur von weiten etwas gehört; ich weiß nicht ein¬ mal die Inschriften ihrer hocherleuchteten Wer¬ ke ) um der persönlichen Kenntschaftwegen ein Recipe bekommen l ich dächte auch: daß für sei¬ nen Magen, der die Wahrheit nicht verdauen kann, ein und andre Dost von Rhebarbara recht sehr gedeihlich seyn dörfte —! er wird sie gelegenheitlich in diesem dritten Theile finden. Vor itzo habe nur annoch so vieles zu erin¬ nern: daß ich um allen Verdacht abzuwalzen, der mir im Bezug auf die Glaubwürdigkeit meiner historischen Erzählungen von mißgün¬ stigen Lesern angcworfcn werden konnte, die Quellen, aus denen ich geschöpftt, bey einer jed- xiir jedweden einzelnen Thatsache angezeigt habe. Wie viele Mühe mich aber dieses Aufsuchen, und Nachschlagen gekostet-/ mögen nur die¬ jenigen schliessen / die aus eigner Erfahrung zu reden wissen. Dessen ich meine Leser versichern mag / ist: daß es mich dieser angewandten Mühe nicht reue, aus Ursache, weil hieraus doch jedermann sehen muß: daß ich bey Ver¬ fassung dieser Geschichte die Akten des Conci- liums beständig in Händen gehabt und auf keinen andern Gegenstand, als auf die Wahrheit mein Augenmerk gerichtet habe.— Freylich bestiess ich mich nicht der geistlichen Versammlung zu schmeicheln, noch ihre Hand¬ lungen mit einem glänzenden Fürmsse zu über¬ tünchen-; allein auch eben diese Befliessenheit wäre mir als einem Wahrheitliebenden Manne nicht zugestanden. Mir ist die Regel bewust, kraft welcher die Wahrheit, sie seye bitter oder angenehm, die beständige Leiterin eines Historikers seyn solle. Und diese Rege!-ich ha- XIV be sie zu beobachten mich äusserst bestiessen, weil ich sie als eine unverletzliche Wicht ansehe -, und auch ansehen muß. Prag am i8° Aprilmonaths 1784» Laspar Rsyko. Geschichte Der grossen allgemeinen Kirchenver- sammlung zu Kostniz. Dritter Theil. §- r. A /er dritte Theil dieser Geschichte solle Domim,c vorzüglich die Verbesserung der ^it'dcs Kirche am Haupte, und Gliedern , welche dritte» dasCvnciliumzu Kostniz imLorschlag hat- rhcilr. te, enthalten,-wie viele meiner Leser' aus der in drey Abschnitte unterabgetheilten Ein?: leitung schliessen werden ? Der Schluß wäre eben nicht allerdings unrichtig —; und ich bin mit meinen Lesern in soweit vollkommen einstimmig: das; ich in diesem ganzen Bande recht gern von der in da« A ma- / 2 Geschichte der grossen allgemeinen maligen Zeiten so sehr gewünschten Ver¬ besserung reden würde, wenn nur auch die abzuhandelnden Geschäfte der Kirchen¬ versammlung zu Kostniz mir durchaus den dießfälligen Stof gäben—. Meine Einleitung zur gegenwärtigen Geschichte ward nur in soweit in drey Ab¬ schnitte eingetheilt, als ein dreyfacher Be- weggrund obwaltete »vermög welchem mau das Concilium zu Kostniz zusamenderies— Die SpaLtung der Barche war zwar der hauptsächliche Gegenstand des l. Theils— sowie ich in dem II. dasjenige, so die Lehre, oder nach damals üblichem Gebrauche zu reden, dieKetzerey des chrß angieng, mit allen dazu gehörigen Umständen erzählet hatte—; nun übrigte also alleinig zu sehen: was die Kicchenversammlung zu Kostniz im Bezug aufdie Reformation am Haup¬ te, und Gliedern geleistet hatte —! Und diese Verbesserung sollte, wie einige dafür halten mögen, der Inhalt des Ul. Theils seyn — —. Ich wäre dieser Muth- massung nicht entgegen, so wie ich auch alles was nnmer auf den letztem aber- eben nicht so sehr reichhaltigen Punkt einen Bezug haben mag, getreu anfüh¬ ren werde. Nur sollte um Erlaub- niß gebeten haben eine kurze Frage auf¬ zuwerfen ? Sie besteht hierinnen! ob jemand sich erinnere, in dem l, und il. Theüe Kirchenvers. zu Kostmz 11I.Lhell. z Theile dieser Geschichte gelesen zu haben, daß die Kirchenversammlung zu Kostmz ihren Endzweck von den ersteren zwoen Seiten auch wirklich erreichet habe-? Hussens Lehre ward zwar verdammt; al« lein seme Ketzerey ward dadurch keineswegs ausgerottet. Huß erhielt nach seinem To- de mehrere Anhänger, als er in seinem Leben zahlen konntet) Der Scheiterhaufen zu Kostmz, auf welchem man ihn verbrann¬ te , zündete unter den Böhmen seinen Landsleuten,welche das an ihremMitbürger ausgeübte alttustrenge Todesurtheü rachen wollten, ein so gewaltiges Feuer an. das es kaum nach 16 Jahren ausgelöscht wer¬ den konnte. Zudeme ist annoch sehr vieles und zugleich merkwürdiges vom Hierony¬ mus vouprag, dem getreuen Anhänger des Huß zu erzählen übrig. Seine Ge¬ schichte solle auch einer der Hauptgegenstan¬ de dieses dritten Theiles seyn. Was die Spaltung der Kirche be¬ langt — ward selbe, obschon Johann XXlll. durch den Machtspruch des Conciliums ab- gesetzt worden war — und obschon Gre¬ gor XIl. freywillig seinem Pontifikate ent- jsagte,^) dessen freywillige Abtrettung die kostnizischen Vater nur aus Liebe zum Kir- A 2 chen- *) S.ll-Tl)eil§.6z. S- 2yy. **.) S. i.TH. §. S H-Th. § 5o vicriehiu tcTeß. 4 Geschichte der grossen allgemeinen chenfrieden annaßmen — doch nicht ganz aufgehoben. Der hartnäckige Peter von Luna, oder Benedikt XI ll. stöhrteannoch immer mit seinem Anhänge die Ruhe. Das Concilium mußte also auch dieses Hindere niß aus dem Wege raumen, um die Spal¬ tung vollkommen zu hemmen. Es ward auch diese Bemühung dem Synode durch einige Zeit zu einem Hauptgeschäfte. Wir wollen nach Ordnung der Seßionen die dleßfälligey Unternehmungen des Conci- liumö durchsetzen, bis wir Gelegenheit fin¬ den von dem versuche derLirchcnvcrbesse- rung am Haupte, und Gliedern zu reden- 8- r. - , Das Concilium zu Kostniz hatte schon Äechü. m Privatversammlungen beschlossen: daß zch-ite es unumgänglich nothwendig wäre eine Geßion. Gesandtschaft zu demwiederspcnftlgen Be- / nedikr nach Arragonien abzuschrcken, weil selber auf wiederholte freundschaftlichste Einladungen weder sechste in eigner Per- son, noch durch seine Gewaltsträger zu Ko- stniz erscheinen wollte. Um diesen Vor¬ schlag in Erfüllung zu bringen, und dem Schluffe mehr Feyerlichkett, und Ansehen zu verschaffen, ward dw ,6te allgemeine Seßion den i ttenIuly 1415 gehalten. Es wird die Gesandt. Nach vollendeten Zerimonien, die An'Igonim ledweder Seßion gewöhnlich waren , bestimmet. tMd Klrcheuverfi ZuKsftmz. III. Therl. 5 und wovon ich das nähere schon in dem I. Theile dieser Geschichte angeführet hatte, ward die einstimmige Verordnung des Concrlinms kund gemacht :* **) ) daß, weil der römische Kaiser Sigismund sich entschlossen hatte selbste die Reise nach Arragonicn anzutretten, um durch seine persönliche Gegenwart die Spaltung, welche in den spanischen Provinzen annoch obwaltete, desto wirksamer zu rügen, nach Verordnung des Conciliums einige aus den Prälaten gewählt werden sollten, die den Kaiser in der vorhabenden Reise bes gleiten —- und mit allen möglichen Kräf¬ ten sich bestreben mögten, damit der so sehr gewünschte Friede der Kirche wieder¬ um vollkommen hergestellet würde. Die Wahl fiel ans 14 Männer aus der ehr¬ würdigen Gesellschaft. Sie waren theils Bischöfe, theils aber auch Doktoren! von den Kardinalen wollte man eignes FleisseS keinen nehmen, weil man in billiger Furcht stand: die gepurpurten Männer von ver¬ schiedenen Obedienzen, wenn sie zusammen kamen, würden statt die Vereinigung zu ' erwirken, vielmehr die Spaltung beför¬ dern. Die Namen der Gesandten, wel¬ che das Concilium nach Arragonien be¬ stimmt hatte findet man in den Akren Az auft *) r,«bdenm Lons. 1. XVI, 266. Vsn der Hardt. Lotic. Ontt.'r, **) Lr v. ll.ii'-lf. loclr -"ir. 6 Geschichte der grossen allgemeinen ausgezeichnet; Jakob der Erzbischof von Tours stand an ihrer Spitze. Die Vor¬ schrift ihres Verhaltens wird eben allda angemerkt. Der summarische Inhalt des ihnen gemachten Auftrags zielet haupt¬ sächlich dahin: daß sie sich ave Mühe ge¬ ben sollten, um den unbeugsamen Benes dikt mit der schmeichelnden Art zu bereden, Damit er von fernerer Anmassung der päbst- liehen Würde freywivig abstehen mögte. Nebst deme wurden annoch andere Verordnungen des Synodes abgelegen, die rch aber von keiner Erheblichkeit finde, als z.B.*)daß alle Prälaten, welche ohne vom Concilio erhaltener Erlaubniß sich von Kostniz entfernt hatten, auch unter Androhung des Verlusts ihrer Pfrün¬ den zurückberuffen werden sollten —. rcio. Daß, wenn doch einige Bischöfe, und Prälaten eine hinlängliche Ursache hätten sich auf eine Zeit zu entfernen, die Prä¬ sidenten der 4- Nationen ihnen, nach vor¬ hin gepflogener wohlbedächtlichen Untersu¬ chung , die Erlaubniß abzureisen erthetlen konnten —. ;t>o- ward den Offizianten, als Zahlmeistern, Controleurs rc.des päbst- UchenKameralamts aufzetragen jenen Kar- dlnälen, Prälaten, und andern Perso- neu, welche an dem zur standesmässigen Unterhaltung nöthigen Gelde Mangel lit¬ ten, aus den päbstlichen Renten vorzu¬ schiessen, *) I.sdd.p.268.v.ULrät. p.458' Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. 7 schiessen —. In eben dieser Seßion wurde auch 4to beschloßen: daß alle gerichtlichen Schriften, welche ansonsten von derpäbst- lichen Kanzicy ausgegrben wurden, itzv von den bereits unterabgetheilten Rächen, und Richtern abgefaßt, und unter dem Name und Siegel des Gynodes durch den Kardinalbischof von Ostia, als Vicekanz- ler ausgefertigt werden sollten-. Schließ, lichen hat das Concilium verordnet: daß sowohl die Bestätigung des über Johann 2; gesprochenen Absetzungsurtheils, als auch die Ceßionsbullen Gregors rr, wor-- innen dieser freywillig seinem Pontifikate entsaget, von den ordentlichen Notarien des Conciliums zusammengetragen, und zur unaufhörlich geltenden Kraft im Name des Conciliums als schriftliche, nach aller Rechtensform abgefaßte Urkunden ratifi- cirt, und bekräftigt werden sollten—. L» Z- Nachdem angeführte Schlüsse öffent- Dar C-mci lich abgelesen, und von den Vorstehern des Uum b-, Conciliums mit dem gewöhnlichen klscet*) beqnehmigt worden waren, trat Heinrich wieder ei-a von Piro der ordentliche Prokurator des Elm die Conciliums auf, und trug einen Streit. Ah a„ dm handel vor, der eine genauere Beschreib bung verdienet, als die vorhergehenden vergriffen. A 4 Schlüs- *) 1. I^VI. p-g. 26s- v. Harär. -r. IV. - 1>>459« 8 Geschichte der grossen allgemeinen Schlüsse. Ich will den Fall ins kurze zu- sammenziehen; und die ganze Thatsache war folgende. Es wurden auf Befehl des Conciliums, und des Kaisers die zween Bischöfe von Carcassone, und Ev- reux, samt dreyen Doktoren, worunter Benedikt Gentiani der bekannteste war, als außerordentliche Gesandte vor einiger Zeit nach Frankreich abgeschickt. Das Ge- Mast ihres Auftrags bestand in deine: daß sie durch rhrepersönlicheVermittelung etwel¬ che Zwistigkeiten, welche vorzüglich die Krone Frankreichs betrafen, auszugleichen sich Mühe geben sollten. Hie reiferen ohngesa'umt ab, um so geschwinder nach Paris, dem Orte ihrer Bestimmung zu kommen; als sie in dem Gebiete von Baar ««kamen , wurden sie von zween adelichen Räubern , namentlich von Rarln von Duell., und Heinrich von Thurn auf der Strasse angefallen. Eine vollständige Plünderung, zu welcher annoch etwelche Todtsckläge der Diener aus dem Gefolge der Gesandten zu rechnen sind, war die Wirkung des gewaltigen Anfalls. Auf die Plünderung folgte annoch eine schwere Gefangenschaft; denn die Herren Abge¬ ordneten wurden von ihren Räubern mein nahe gelegenes Schloß geschleppet — und in cm finsters Loch geworfen, aus welchem sie nur nach längerer Zelt, und zwar auf das dringende Ansuchen der Herzoge von Lothringen, und Baar erlöset worden sind. Die- Kirchenvers ZnKostmz. III. Theil. 9 Diese mißliebige Nachricht kam vor weni¬ gen Tagen nach Kostniz, und bey gegen- wa'. ttger > eiten Seßion brachte der genann¬ te Prokurator die dreßfallige Anklage vor. Sein Ansuchen war: daß die Kirchenver¬ sammlung wieder gemeldle zween edlen Räuber, und alle ihrigen Anhänger, dre an der Plünderung einen Antheit hatten, nach Rechtenswrm verfahren mögte. Es ward auch von der Versammlung geschlos¬ sen: daß nicht nur vorgemeldte Räuber ezkommunicirt — sondern auch die Oerter sechste, in welchen sie sich aufhalten wür- den, mit dem Interdikte belegt—und bey- de unter der Strafe des Bannes in so lang bleiben sollten, bis die Zurückstellung des Geraubten, und eine hinlängliche Genug- Lhuung für die angethanen Unbilden er- folgte. *) Berthold von lVildungen las die dießfallige Bulle des Conciliumö oft fentlich ab! Sie ward an die Buchöfe von Paris, Metz,Toul w gerichtet, und der darinnen enthaltene Auftrag bestand inde- me: daß sie den gesprochenen Bannfluch in ihren Kirchensprengeln unter gewöhnli¬ chen Feyerlichkeiten, und zwar besonders bey angczündeten Kerzen, und unter Lau¬ tung der Glocken dem an Festtagen ver- sammelten Volke kund machen sollten. Der Endzweck dieses Befehles konnte kein an- drer seyn, als die vorgemeldten Edlen kraft *) I.abbsum l'.XVI.xaA. 272, v. ttsrär. IV. Pag- 460. IO Geschichte der grossen allgemeinen kraft angezeigter Kirchenstrafen zur abge. forderten Genugthuung anzustrengen. Und wofern, lautete die weitere Verordnung, die geistlichen Zwangsmittel nichts verfan¬ gen sollten, würde es unvermeidlich seyrs: daß die Herren Bischöfe zur weltlichen Macht ihre Zuflucht nahmen — und son- derheitlich von den zwcenHerzogen zuBaar, und Lothringen, denen das Concilium für die bereits in dem Falle geleisteten Dienste ungemein vieles Lob spricht, den kräftigen Beystand, und eine wirksame Unterstü¬ tzung sich erbaten-. Dieses war alles, was in der Sa¬ che vorgemeldter Räuber bey der Si¬ tzung vorgetragen — und von dem Conci¬ lium hierüber angeordnet worden war. Ich wüste keine andre Handlung von einer Erheblichkeit anzuführen, die bey der Kir¬ chenversammlung zu Kostniz bis zur iMr allgemeinen Seßion vorgekommen wäre. Es ist dahero nöthig die Verrichtungen, und Schlüsse derselben vorzutragen. 4- B-cbcn- Ich habe im obigen s. '§. erzählet - Zehnte daß der eifrige Kaiser Sigismund sich ent- Scßion. schlossen habe, sechste um des Friedensge- schafts wegen nach Arragonien zu reisen! Nun — um dieser frommen Absicht des Kaisers, und ferner vorhabenden Reise zu ft- Kirchenvers. zuKostniz.HI.THeil. 11 segnen, versammelten sich die Väter kurz nach vorgemerkter Seßion auf ein neues am iZ Iulri in der Kathedralkirche zu Kost-Das Lonci- niz ^)Bey dieser i7ten allgemeinen Sitzung luuuFsncr war Sigismund selbst gegenwärtig; doch^'"^"'^' erschien er ohne aller königlichen Pracht — und vieles, soviel es sich vermuthen läßt, aus Ursache: damit er die Demuch, mit welcher er Den Segen von den versammel- ten Vätern empfangen wollte, auch mit seiner Kleidung bezeigte. Nach abgesungener Messe, und ver¬ richteten übrigen Zerimonien trat der Kai¬ ser von zween Kardinalbrschöfen, von Or¬ sini , und von Lodi an beyden Seiten be¬ gleitet zum Altäre; allda stand der Vor¬ steher des ehrwürdigen Synodes, Johann, der Kardinalbischof von Ostia in seinem Pontifikalschmucke. Man sang die Litaney von allen heiligen, I-itänias mJjores, und da es in dem Gesänge zu den Worten kam; m ecclslirun tusm , Lcc. sprach der Bischof von Ostra mit lauter Stimme: Zerr — daß du deine Lurche, und unfern allhi r anwesenden L»önig, erwählten römi-- sehen Laiser, der sich jetzt vornimmt die Reise anzutretten, und deiner alsogleich gedachten allgemeinen Kirche den lange ge¬ wünschten Frieden zu verschaffen, regieren — schützen—und bewahren wollest—. Um *) -Xp. IoL> cik. p. 27». v. tiaät. loc. sir. N.476. i2 Geschichte der grossen allgemeinen Um dieses, antwortete der Chor, bitten wir dich, erhöre uns —. Der Prasi- dtnt des Lonciliums sprach zum zweyten- male: Herr —daß du deine Durchs und unfern Röntg von alten sichtbaren Fein¬ den behüten, und schirmen wollest — und zum drittenmaledaß du unfern vorgemeldten Kaiser auch wiederum gesund zurückführen wollest — und der Chor antwortete auf beyde letztem Verse, wie auf den ersten: Herr — wir bitten dich, erhöre uns. Nach geendigten Lita- neyen gieng der Kaiser vom Altäre nach seinem Sitze zurück. 5. Ein für Als dieser sich niedergesetzet—, und 'enEaft Wn übrigen anwesenden Prälaten den Wink Dekret, gegeben hatte ein gleiches zu thun, stieg der Bischof von Concordia auf die Kanzel, und las eine Bulle, welche das Versorg- niß Gregors Xll. betraf, öffentlich ab.*) Sie ist zulang um sie vollständig allhicr anzuführen ; man kann sie in den Akten finden; ihr summarischer Inhalt besteht hieriunen: daß Angelus Corraro, vorhin Gregor 12, well er freywillig, und aus Liebe zur Vereinigung der Kirche seine Pon- tifikalwürde abgetretten hatte, auch in Zu¬ kunft mrt der ansehnlichsten Ehrenstelle be¬ gabt, *) äp. I-abbeum !oc. cit. p. 276. v. lisräk. p. 474. Kirchenvers, zu Kostmz.III.THeil. 13 gabt, und mit den reichlichsten Einkünf¬ ten , die ihme alle Bequemlichkeit zu ver¬ schaffen im Stande waren, versehen wer¬ den sollte —. Es wird verordnet: daß er in dem Kardinalcollegrum den ersten Sitz haben , und nach demPabstedie grössesten Vorrechte geniessen sollte—; nur in dem einzigen Falle, wenn auch Peter von Lu¬ na , oder wie ihn seine Anhänger nannten Benedikt - zte auf gleiche Art freywillig von dem Padstthume abstünde, wollte sich der heilige Synodus das Recht vorbehal- ten haben zu entscheiden, welchem aus Hey¬ den der Vorrang gebührte—. Ferners wurde dem Gregor die einträgliche Stelle eines Legaten in der Mark Ankona ange¬ wiesen , *) wie ich es schon in dem zweyten Theile bemerkte, und das Concilium hat¬ te die Bestätigung aller obigen dem Gre¬ gor zugetheilten Würden, und Einkünf¬ te auch von künftigem Pabste kraft gegen¬ wärtiger Verordnung in voraus anbe- gehrt. Die übrigen Dekrete, und ihre Förmlichkeiten übergehe ich mit" Still¬ schweigen, weil sie von keiner Erheblich¬ keit sind. §. 6. ' Hingegen verdient eine genauere Auf- DEon^ merksamkcit folgende Verordnung, welches der Synodus in der i?ten allgemeinen ch„heird«k Seßion wieder alle diejenigen, welche dem KMrs. Kaiser *) S. u. Th. 5" S.r5v. i4 Geschichte der großen allgemeinen Kaiser Sigismund in seiner vorhabenden Reise ein Hinderniß zu machen —oder ihn auf was immer für eme Art zu belästigen sich unterstehen würden > abgeschlossen hat. Ach will die Verordnung von Worte zu Worte hieher setzen.*) Weil es höchst billig ist, daß al¬ le , die sich mit dem Geschäfte des Kir- chenfriedens abgeben, einer vollkom- mnen Sicherheit, und ungehinderten Freiheit geniessen sollen — als will dieser heil, zu Kostniz versammelte Synodus anmit festgeftellet, angeordnet, und beschlossen haben: dass einjedweder, seye er vom niedrigen, oder Hoden Stande, und sollte er auch die Wür¬ de eines Königs, Kardinals, Erzbi¬ schofs , Bischofs, Herzogs, Fürstens, Markgrafens, Grafens rc. oder was immer für eine Ehrenstelle sowohl im geist-als weltlichen Stande inne ha¬ ben , der sich unterstehen würde dem durchlauchtigsten Fürsten Kaiser Si¬ gismunden , römischen, und hungari- schen König — oder auch jemanden an¬ dern aus seinen Reisegefehrten, die ihn auf Anordnung des Conciliums um das *) Uskbüum loc, cit. p. 279. v. 1°. IV-p-480. Kirchenverf. zuKostniz.III.THerl. 15 das Vereinigungsgefchaft zu erwirken begleiten, ein Hinderniß in Weg zu legen — oder dieselben sowohl auf der Hinreise, als auch Rückkehr auf was immer für eine Art zu belästigen — derselbige solle durchRrafe, undAnse- sehen diests heil.Concilmms alfogleich ipso si5ko, mit dem Bannflüche be¬ legt seyn-. Nicht genug! der hei¬ lige Synodus will auch einen jedwe¬ den, was immer für eines Standes aus den angeführten er auch seye, im obberührten Betrettungsfalle aller sei* ner Würde — Ehrenstelle—Ansehens — und Amts — seye es geistlich, oder weltlich — kraft gegenwärtigerVcr- ordnung beraubt, und entsetzet haben. Ob- -») Ich dächte: daß über dieses Dekret eine An» mcrkung höchst nothwendig wäre. Die heili¬ ge 'L ivcheno ersa mm lu n g masst sich die Gewalt «n nicbk nur Biichöfe, und andere geistliche Vorstehers, sondern auch sogar Dönige, Her¬ zoge , Graft», und übrige», was sie demnach für einen Name haben mögen, weltliche Lau- desfürste» ihrer Würde zu encseyen, und ihres Rechts, welches sie dennoch nach dem Zeug« niffc des Apostels *) unmittelbar von Gott ha- *) kom, XIII. l.Lr leg. i6 Gesch'chte der großen allgemeinen Obschon diese Verordnung des Con- ciliums zu Kostni; dem Geiste unserer hei¬ ligen Religion nicht durchaus angemessen zu seyn scheinet, denn Christus der göttli¬ che Stifter derselben, von deme die Krrche ursprünglich ihre Gewalt überkommen hat, sagt baden, zu berauben, wie es aus den im Dekrete angeführten Worten deutlich er, hellet! Und dennoch weiß es jedermann —; auch den Schülern des geistlichen Rechts in unftrm Teutschlande ist es nicht unbewußt: daß eine solche Lehre inr Grunde falsch seye — und daß sie die beleidigendsten Eingriffe in die Gerechtsamen der Monarchen mache— , —. Meine Befremdung , die ich hierüber äus¬ sere , ist diese einzige: baß es zwischen uns an- noch itzo Männer, und zwar solche, die gelehrt wenigstens scheinen wollen, gebe, welche alle Verordnungen einer allgemeinen Kirchenvers., im ganzen Durchschnitte genommen, als st) viele untrügliche Schlüffe vor Leib, und Leben behauptet wissen wolle» —. Und was hie¬ bei) mir gar zu arg vorkömmt, ist : daß diese Halbgelchrten einen andern ehrlichen Mann, der die Verordnungen eines Synodcs unter¬ sucht— und wen» er einige irrig, und falsch befindet, dieselben verwirft, als eine» förm¬ lichen Ketzer nicht nur bey sich im Geheime ausscheltcn, welches annvch zu vertragen wä¬ re , sondern ihn auch unter dem scheinheili¬ gen Kirchenverst zuKostniz. III.LHeil. 17 sagt doch selbst?.- *) daß sem Rerch nicht von dieser Welt wäre —! Er hat sogar B das *) ^ygn. XV'III. ;6, gcn Vorwande des Religionseifers öffentlich zu verschreien suchen . Rach meiner geringen Einsichr dient das ange, führte Dekret de? Conciliums zu Kvstniz, wel- chcs in mehreren andern Sessionen z. B. tu der 20. rs. und vorzüglich in der ;y fast mit nchnstichen Worten vorkömmt, zur rinleuchtendcn Prode : dass nicht alle Schlüsse der allgemeinen Concilien untrüglich — son¬ dern einige derselben vielmehr falsch, und ir¬ rig seyen. Ich weiß zwar: daß Bassuec *)— Dstpin — und hauptsächlich Naralis Ale, pander***) sich alle Mühe geben das Con- cilium zu Kostni; von dem Anwurfe gedachter irrigen hehre zu entschuldigen. Sie sagen imo. die Kirchenvcrs. hätte keine Eingriffe in die Gerechtsamen gekrönter Monarchen ge- macht, weil sic nur Privatpersonen im un¬ berührten Bekrertungssalle ihrer Güter ver¬ lustig erklärt haben wollte — 2kens waren die Dekrete von Entsetzungen politischer Eh¬ renstetten, und von Beraubung zeitlicher Gü- . ter *) Oeclsrsr. Lleri 6sllic. krop. I. sä odj. srt. 6. Oe snlig. ecclestko äiiö'ipl. Oilk. Vil. O. z. ^-5- UM. Loci. Leo. X V- Oilss z. i8 Geschichte der grossen allgemeinen das SchiedsrichteramL, welches von ihme zween über das Erbe streitende Brüder un¬ verlangten, ausgeschlagen—.*) Mit wel¬ chem Rechte also konnten die Pabste, und übrigen Bischöfe, oder wohl auch ganze Concilren sich der Gewalt über zeitliche Gü¬ ter, Provinzen, und Königreiche anmas¬ sen——? Dem ohngeachtet, das oban- geregtes Dekret (um mich des glimpflich¬ sten *) Luc. XII. 14- ter nur meistens dem Kaiser Sigismund zu zuschrcibcn — so wie auch;riu dasConcilium geschloffen hätte die Landesfürsten, welche vorgenanntem Kaiser Hindernisse in den Weg legen würden, nur jener Güter, die sic von der römischen Kirche zu Lehen hätten, zu be, rauben—, dessen Billigkeit aber wohl Nie. «and LwAbredc stellen dürfte, weil es bekannt Ware: daß die Kirche vermög ihrer weltlichen Oberherrschaft, die sie in mehreren Landern befasse, solches zu thm, das vollkommne Recht hatte —- Ich würde scibste aus besondrer Hochachtung für die ehrwürdige Versammlung zu Kostnij recht gern vorgemerkte Entschuldigungspunkte an¬ nehmen , wenn sie nur nicht offenbar wieder die historische Wahrheiten stritten —? denn heißt cs nicht in dem angeführten Dekrete: daß cinjedweder,was immer für eines Grandes, und soilce er auch die würde eines 'Lönigs re. — seiner würde encseyr seyn solle? und diese Kirchenvers! zu KostmZ.III.THeil. 19 sten Ausdrucks zu gebrauchen) nicht allzu wohlanständig lautete, hat das Concilium dennoch von einer andern Seite in der nchmllchen Seßion eine löbliche Veranstal¬ tung getroffen» Br Es diese Entsetzung wird nicht vem Kaiser Sigis¬ mund angedrohet—; nein! das Loncilium, der heilige;u Lostni; verstrnimelce Synodus ist , wie cs ausdrücklich indcmDekrete lautet, der es anbefiehlc ,r»erordnec, und beschliessetGleich¬ wie sich die erstem zween Erklärungspunkte mit dem Inhalte des Dekrets sclbste nicht vertragen— eben so gedrängt, und gezwun¬ gen ist auch die dritte Antwort, mit welcher man das Concilium zu entschuldigen suchet. Denn die Worte, welche am Ende der Ver- ordnung stehen: daß einjcdweder— im Be, rrccrungsfalle aller seiner würde, Ehrenstelle, Ansehens , Amrs — stye es geistlich oderwelrlich — encsetzr se--n solle— sind zu allgemein, als daß sic auf die einzigen Lehnsgüter der römi¬ schen Kirche eingeschränkt werden konnten—. Man weiß es aus der Geschichte; und ich konn¬ te über hundert Bepspiel« zum Beweise an« führen: daß die Lehre von der allzcmeinen, und folglich auch über die zeitlichen Güter der Könige rc. ausgedehnten Gewalt derKir- chc anuoch zur Feit des Coneiliums zu Kostniz. im Schwange gewesen seve —. Pecer v. MK ein 2v Gcschichre ver grossen allgemeinen Es ward beschlossen: daß in so lang als der Kaiser abwesend wäre, alle Sonnta ge für denselben gebetet—in der Kathedral- kirche eine Messe gesungen — so wie auch eine feyerliche Prozeßton abgehalten wer- den sollte, um hiedurch nut vereinigte! Stimme *) dsdd. toc.cir.x. rZo. v. blsrät.p. 480. ein ansonsten lvbenswürdigcr Eiferer für dir Verbesserung der Kirche unterwirft derselbe» dennoch Kronen, und Zepter, wie ich es schon anderswo bemerkte —. *) Und wofern man in damaligen Zeiten nicht Belieben getragen hätte den Pabst zu eine,» unumschränkten Monarchen über alle Könige reiche anzugeben, hätte gewiß Gerson der ge' lehrte Kanzler von Paris nicht Ursache gehabt wieder die herrschende Meinung von der zeitli' chen Gewalt der Kirche über Königreiche ro zu eifern, wie er es doch in seinem während des Conciliums zu Kostniz geschriebenen vok- treflichcn Traktate cis poreüsre ecclelisss cs**) gethan hat. Man lese nur von dieser gründ' liehen Schrift die rrte Betrachtung, und iä versichere: daß über meine Aussage nicht d^ geringste Zweifel übrig bleiben werde. A *) S-l Th §.l8-Anm. n.n. ^pu6 V. llsrclr. Loncil. Lvnss. 1» vi' psx. 78. Lr 5eg. i Kirchenvers. zuKoftniz. III.THcü. sr Stimme ein glückliches End seiner Reise- geschafte von Gott zu erbitten — ? Und damit die Leute zuKostniz um so mehr zu einem vereinigten allgemeinen Gebete an» 6" geeifert würden, hat man allen, welche den Kirchenfeyerlichkeiten und dem Gebete bey. wohnen würden,häu^qeAblässe versprochen. B Cs ist also unwiederstrcitlich: daß die Kirchenv. cldc« zu Kostni; die Gewalt weltlichen Fürsten ihre Güter zu benehmen, und dieselben sogar von ihrer Würde abzuletzen, sich zugceignet ha¬ be—. Freylich ist dieser ei» irriger Lehr¬ satz , und eine sich wiederrcchtlich angemaßte Gewalt, wie ich schon oben angemerkt hat¬ te ? Allein soll man von darumen die That- sachc langnen — oder dieselbe mit Dcrklrißte- rungen, und armseligen Ausflüchten zu be¬ schönigen suchen--? Ein Historiker muß die Wahrheit frisch von der Leber weg sagen. Man wird mir hier Orts doch nicht die Un- trüglichkeit der Concilten einwenden —? Di« Sache belrift ja weder einen Glaubenssatz noch eine Sittenlebre, in welchen zwecn einzigen Fällen doch nur die römischen Theologen selb« ste die Unfehlbarkeit der entweder versammel¬ ten , oder zerstreuten allgemeinen Kirche be« Haupte» -—. Cs dürfte dahero kein so greu¬ liches Verbrechen seyn, offenherzig zu sagen: 1-, Hb daß die allgemeine Kirchenvecsummlung zu Kostni; in einem Dtsciplinarstückc, oder in einer andern Thatsache gcirret habe —; nn» dur¬ ch Und nicb< eine!» 'öniss er gt" >ebabi zeitst che rc> ibreiü a vok' cr**) gründ' end iä 22 Geschichte der grossen allgemeinen 8. 7- Wwirdei- Zufolge angeführter Verordnung, ne s'enerli- welche die letzte aus den Schlüssen der 17. M gch«7rcn allgemeinen Scßion war, hatte man auch am nächstfolgenden Sonntage, am rrsten Zulu mit dem feyerlichen Bittgänge den Anfang gemacht; und so wurde die Vou schuft durch alle Sonntage beobachtet. Ich w'll nur etwas weniges von der Prachl dieser Prozcßionen »welche Eberhard Da cher emAugenzeuge ausführlich beschreibt anführen. Man sah bey diesen Umgan¬ gen die Herren Bischöfe, und übrige Kil- chenprakaten alle in ihren Ponilfikalklen dern, und die hohen Inseln blendeten ei nem schon von weiten das 2tug. Die Kl< risey erschien in ihrem Kirchenschmuckc und die mancherlei) Mönchsorden in ihrs geistlichen Uniformen mußten eine auffal¬ lende Schatirung machen. Sie giengs alle von einer Kirche der Stadt Kostni zur andern, wobey zugleich die Ordnuril des Ranges genauest beobachtet wurde. Diel S-Ord Beschreib, der gross. Pracht des Kostnizil7 Seßion erweisen liesse — Kirchenvcrs. zuKostniz. III.THeil. rz Diese feyerlichen Prozeßionen beglei¬ tete auch eine Menge vomVolke, welches vielleicht nicht so viel um ru beten, als die Pracht solcher kirchlichen^Aufzüge mitan- zusehen herben aelocket wurde, b) Ver- muthlich dürften auch die versprochenen Ablasse den Ausammrnlauf des Pöbels be- B 4 för- b) Ich will es gelten lassen: daß die Christen zu Kostniz bei) solchen Bittgängen mit wahrer Andacht, und mit dem zu Gott erhobenen Herzen für den Kaiser gebetet haben mögen! nur wird mir erlaubt seyn anzumerken: daß derlei) öffentliche Prozcßionen, besonders wenn sie chean-alisch sind, eben nicht allezeit die wahre Andacht, »nd das innerliche Gebet befördern. Man weiß cs aus Erfahrung r daßbcy derlcy feyerlichen Prozcßionen sehr viele Menschen erscheinen, nicht so viel um zu bethen — als andere Leute zu sehen, und die Pracht, welche sich allda in vollem Schimmer zeiget, zu bewundern—? dieses mag vermuth- kich unfern glorwürdigftcn Kaiser Joseph, welcher sich nicht mit dem blendenden Aus" senwerke abgicbt, sondern nach ächter Vor¬ schrift der heiligen Religion auf das Wesent, liche der Andacht , mit rühmlichstem Eifer dringet, bewogen haben, alle Prozcßionen, nur jene, die in dem Alterthume sich gründen, ausgenommen, laut allerhöchstem in Wien schon publicirtenBefehleabzuschaffen —.Und gc- 24 Geschichte der grossen allgemeinen fördert haben, denn der ehrwürdige Gy- nodus ertbeilte allen, welche der Prozes¬ sion, und der Messe beywohnen würden, einen Ablaß vok» loo Tagen—; jene aber, die einmal des Tags das Gebet des Herrn samt dem englsschenGruße mit wahrer An¬ dacht für das Wohl des Kaisers *) deren wär- *) gp.I.sbh loo. cit. , gewiß— was sotten wohl alle so vielfältigen, besonders bey den Ordcnsgeistlichen gebrauchli rhen kostbaren Prozeßionen geuützethabcu —? Man schwatzte, wenn die obschon reichlich gemachten Stiftungen nicht hinreichtcn, auch dem ärmsten Bürger den letzten, zum Brod- kaufe höchst nöthigcn Heller aus dem Säckel, um den kostbarn Aufwand zu bestreiten — und manchmal wohl auch nach vollendetem Bittgänge herrlich schmauien zu können-. Ein lautes, oder auch ein stilles Gebet, wenn es nur aus einem reinen Herzen entspringt, ist die wirksamste Salbung des Geistes. Christus lehretc uns auch nirgends in langen Prozeßio, nen von einer Kwche zur andern herum zie¬ hen —; seine Ermahnung zielet auf ein stilles, ruhiges, von dem Getümmel der Menschen qanzabgesondtrtes Gebet — *)Und — darf ich an noch hinzufügcn : daß die bis itzt in den römisch-katholischen Ländern üblich gewetzten Prozeßionen einen heidnischen Ur, sprung *) biLtrb. VI. 6. Kirchmvers zuKostniz.NI.THeil. 25 würden, sollen einen Ablaß von 40 Ta¬ gen erhalten. Ich dächte, es wäre hiezu eben kein Versprechen von Ablässen nöthig gewesen. — Man hätte den damaligen Christen nur den Gebrauch der Gläubigen der erstem Kirche, welche nach dem Zeug¬ nisse Tcrtullians bey allen ihren gottes¬ dienstlichen Verrichtungen die Gebet? m erst für die Kaiser ob sie schon heidnisch waren, zu Gott entrichteten *) verstellen können um sie zur gleichen Schuldigkeit, für! ihre christlichen Monarchen zu beten, anzufeuern-. Allein die Ablasse mach¬ ten in damaligen, so wie annoch m unfern Zeiten vermög verschiedener und manchmal willkührlicher Auslegungen einen starkem Eindruck, als die noch so heiligen, und Nachahmunqswürdigsten Beysissele der er¬ stem Christen. In Voraussetzung dessen hat- *) lhlos oramu« pro imper-itoribu!, conlulibui — xrc> Uaru imperii, LccccleÜT. /tpol. c. 2. sprung haben —. Man lese nur des Lucius Apuiejus Beschreibung *) von einer zur Ehre der Diana gehaltenen Prozcßion, und mau wird darinnen ohne weiterer Bemerkung un¬ sre Prozeßionen, ben welchen man hohe, sei, dcne Fähnc — silberne, oder vergoldete Sta¬ tuen der Heiligen-und manchmal auch Re, quienkastchen hcrumtrug, mit den lebhaftesten Farben abgcschildcrterblicken-, *) ^tetamorxboe; 6e ssino dib. 11. 26 Geschichte der großen allgemeinen hatte auch der Synodus zu Kostniz dm Gläubigen alle Sonntage, den Ablaß, je¬ doch unter angeführten Bedingnissen, verr heissen, 8. G-rsonLRe- d-. Am nehmlichen Sonntage, d. i. anr Li.Iulii, an welchem man zu erst die für den Kaiser bestimmten Gebete verrichtete, und den verrichtenden die verheissenen Ab¬ lasse ertheilts, hielt Gerson der berühmte Kanzler von der Sorbonne an die bey dem Gottesdienste versammelten Vater eine Rede, die sowohl auf die Abreise des Kai¬ sers passete-—, als auch dem Synodus die unnachsichtliche Richtschnur, nach welcher er sich bey künftigen Beratschlagungen zu verhalten hätte, andeuten sollte. Die ganze Rede, zu welcher sich Ger¬ son den 2Q V. aus dem 67 Psalm nach der Vulgata, Jehova unser Gchuygorr wird unsre Wege beglücken, gewählt hat, findet der Leser bey den Sammlern der Concilienakten. *) Lenfanr macht in seiner so zierlich, als gründlich geschriebe¬ nen luüoire 6u Ooncils äs Lonliancc lüv. IV. Z.6. einen zwar saftigen, aber etwas länger» Auszug. Meine Leser werden sich begnügen, wenn ich ihnen sage: daß Ger¬ son *) ^p. Uüddeum Onncil. 1.XVI. in appenö.. Lonc, Oontt. p, IZ27. lcc,. v. ttsrär.-VÄ. Lvnc. Lontt. 1. N. x. 47 z - A 5-ij. Mchenverf. zuKostmz. III.LHcil. 27 son in dieser Rede von der Gewalt; und von dem Rechte, dessen sich das Conci- lium zu Kostniz in allen wichtigen Unter¬ nehmungen, und folglich auch m jenen, welche die Hemmung der verderblichen Kir¬ chenspaltung betreffen, gebrauchen sollte, gehandelt habe Sem Hauptendzweck war, zu zeigen: daß eine allgemeine Kir- chenversamnüung, in Voraussetzung wich¬ tiger Ursachen, die vollständige Macht habe einen Pabst entweder zu zwin¬ gen , daß er sechste seiner Würde entsage — oder im Verweigerungsfalle ihn^wohl auch förmlich abjetzen zu können. Zwey- tens wollte Gerson den Kaiser, und dre übrigen Abgeordneten des Conciliums mit¬ telst angebrachter neuesten Beyspiele auf¬ gemuntert haben, daß sie um so eifriger in dem vorhabenden Geschäfte mit petern v. Luna die Rechte der Kirche wieder selben vertheidigen mögten. Er sagte: Johann XXIH, wäre bereits vom Concüium ab¬ gesetzt worden — und wenn Gregor Xiss nicht freywillig seine Pontisikalmütze abge¬ legt hätte, dürfte vielleicht ihme auch das nehmliche wiederfahren feyn —! Nun fol¬ gerte Gerson: was solle es hindern Bene¬ dikt XIII oder mit dem eigentlichen Na¬ me, den Peter von Luna , wenn dieser sich nicht gutwillig fügen wollte, mittelst eines rechtlichen Machtspruchs abzule¬ tzen—? der Kanzler machte auf den Lu¬ nn öfters mit dem 7- V. des 71 Psi nach der Vul- 28 Geschichte der grossen allgemeinen Vulgata die sinnreiche Anspielung: daß in der Kirche der Friede nicht aufgehen wür¬ de , bis nicht der Mond, Luna, ftinen Schein verlöre — Angeführte Punkte wurden nach Schicklichkeit der Zeit, und Umstände ge- wahlet. Gerson Lhat es, theils um dem Anhänge Gregors, welcher bey den Dekre- Len der IV, und V. Seßion nicht gegen¬ wärtig war, über die oberste Gewalt der Concilien einen förmlichen Ausweiß zu ge¬ ben— rheils aber auch, um zu zeigen: daß alle Vorkehrungen, sowohl jene, die der Kaiser mdemVereinigungsgeschäftein Ar- ragonien treffen, als auch diese, welche die Kirchenversammlung zu Kostniz wieder den unbeugsamen Benedikt machen würde, in voraus bestätigt seyn sollten Endlich aber hielt es auch Gerson für höchst nöthig von gemeldter Gewalt des Concrliums zu handeln, damit nicht etwa in Abrv-scnheiL des Kaisers einige Kardinäle auf das An¬ sehen des Conciliums Eingriffe zu machen sich unterstünden —* §- 9» Drs^aiftrs Abreift, u. Der Kaiser, welchem die kostnizischm GeldesAttf ZMx»- laut §. 4. gesegnet, und etwelche "ahme. (?)eßrndre zugetheilet hatten , trat seine Reise nach Arragonien an. Sein Abzug von Kostniz geschah am 2 r Julii, *)als an dem e) v. ttarät. ex K4.8. L. Vinctok. 1°. IV. p. 482. Kirchenvers. zu Kostniz. IIl.Lheil.Ly dem Sonntage, an welchem Gerson vor- gemerkte Rede hielt, und für ihn die er- stern Gebete angestrmmt wurden. Diet¬ rich von Riem erzählet: *) daß der Kai¬ ser 4-ooO Rerrers zur Bedeckung mit sich genommen habe. Ehevor aber Sigismund eme so weitentfernte, und folglich auch kostbare Reise antrat, mußte er nothwen- diger Weise auf die Kosten derselben emen Bedacht nehmen. Seine kaiserl. Kammer war bcynahe ganz ausgeleert. Dre einzige Miliz, der er um die Ordnung in dem Synode beyzubehalten täglich den Sold reichen mußte, machte schon für sich einen merklichen Aufwand —. Man rechne hie- zu die vielen Notariell, und Offizianten, welche gleichfalls vom Kaiser bezahlet wur¬ den — und man wirb leicht begriffen-daß ferne Kammer bey so häufig ausstressenden Bächen habe erschöpft werden müssen. Sigismund sah sich also genöthigt anderswo Geld aufzunehmen. Der Bür¬ gerschaft zu Kostniz verpfändete er nm eine Summe Gelds die »om Herzoge Friedrich eroberte Grafschaft Toggenburg (Thur¬ gau) am Bodensee— eine itzo dem schwel- zerischen Bunde unterwürfige Landvogtey, mit dem Landgerichte — Wildbanne--und allen dazu gehörigen Freyheiten. Man kann den dießfalls vom Kaiser ausgefer- rig- *) O-vire , Lr fskir Lonst. ,Io-mni,2Z.Ud. HI. c.z ZO Geschichte der grossen allgemeinen tigten Pfandbrief bey Johann Gtuurp- fcn lesens) welcher auch den andern, dem Canrone Zürich gegebenen anführt. Denn ich muß erinnern : das Sigismund zu Ba¬ sel, allwo er sich einige Tuge aufhielt, auch von den Schweizern des Cantons Zürich, und Bern frisches Geld, weil er sah: daß vorhergemeldteSumme nicht erklecklich seyn dürfte, geborgethabe, wofür er dieVer- Pfändung der Städte Baden (itzo Stein am Rhein ) Mellingen , Bremgarten , Surfte rc. ausstellte. Nun —da der Kai¬ ser aufangedeuteteArt sich das nöthigeGeld ausgenommen hatte, beförderte er über Genf seine Reise nach Narbonne —. Wir wollen ihn in dem Name Gottes dahin ziehen — und seine Geschäfte betreiben lass sen, bis sich wiederum die fügliche Zeit äußert von ihme zu reden. Inzwischen aber wollen wir uns umsehen, was der Synodus zu Kostniz während der Abwe¬ senheit des Kaisers unternommen—, und mit welchen Handlungen er sich beschäftiget habe. §. io. D-Eonci- MH wenigen Tagen seit der Abrei- s'^E^se des Kaisers schickte das Concilium zu »ach Kostniz einen weitläufigen Brief nach Wymer. Böheim, worinnen es Lonradcn dem Erz¬ bischöfe zu Prag, und seinen untergebenen Geistlft *) Beschreib. dcö Conc. zu K. Fol. n;. und Fol. H7- Kirchenvers zuKostniz» III.THeil. zr Geistlichen nicht so viel die am Hussen voll¬ zogene Todesstrafe einberichttt, als es sich vielmehr eine besondere Mühe gibt dieselben zu bereden: daß sie sich aller mög- lichen Kunstgriffe bedienen mögten, um dre Anhänger des zu Kostniz verbrannten Huß aus dem ganzen Königreiche zu verban¬ nen Der Mann, welchem das Conciiium die Vollziehung dieses Geschäfts anvcr- trauet hatte, soll nach dem Berichte H Dietrichs von Niem, Johann der Bi¬ schof von Leutomischel gewesen seyn. Der Sendbrief des Synodes, so wie er indem von mir in den zween vorhergehendmTher- len öfters angeführten großen Foliobande stehet, **) ist an die edlen Herren aus der Markgrafschaft Mähren gerichtet; in der Handschrift aber, welche die Concilien- sammler an führen, wird selber dem Erz¬ bischöfe , dem Kapitel, und der Klerisey von Prag zugeschrieben "**). In beydcn stimmt der Inhalt vollkommen überein! ich will davon nur einen kurzen Auszug machen; die ganze weitschwriftige Schrift kann man in den angeführten Werken le¬ sen. Nach *) ^p. V. tküi'ör l'. II. p. 42;. I-Iulz, A Nisron. N. I. KU, Fo. Lc tequ. ***) Ztp. l.M>. !oc. cir.psz 2Z0. v, tiarör. 485.Lt U-q. Z2 Geschichte der grossen allgemeinen Nach einer langen, und breiten Ein¬ leitung, in der sich das Concrlium vor¬ züglich der göttlichen Vorsicht rühmet, kraft welcher es den achten christlichen Glauben, den häufig entstandene, und höchstgefährliche Ketzereyen ganz verunstal¬ tet hätten, in den vorigen Glanz der rei¬ nen Wahrheit zu bringen sich bemühet ha¬ ben sollte — macht es endlich den Ulber- gang zur Lehre wiklifs, Arß, und des Hieronymus von Prag. Aller dreyen Lehrsätze werden mit den häßlichsten Farben abgeschildert; und — foUte man den blossen Worten der kostnizischen Väter zutrauen, müßte man auch glauben: daß seit Ani ans ge der christlichen Religion bis auf jene Zeiten kerne so verderbliche, und verab- scheuensivücdige Ketzerey in der Kirche ent¬ standen wäre, als genannter Dreyen ihre gewesen war —. Das Concilium erklä¬ ret die Art, mit welcher es des erstem Lehre verdammt, und seine Gebeine zu verbrennen befohlen hätte —; und da Wik- lrfs Jrrthümer auch auswärtige Länder, und besonders das Königreich Vöheim an¬ gesteckt hätten, so wäre der Herl. Gvnodus äußerst bestiessen gewesen, solch'schädliches Unkraut auszureutcn, und vorgemeldtes Königreich von der immer werter um sich greiffenden Geuche zu reinigen—. DasCon- cilium sagt: daß solche Unternehmungen demselben sehr viele Mühe gekostet harren, werl derrey Erzketzer unter dem verführen- schen Kirchenvers. zu Kostniz, NI. Theil.ZZ scheu Anstriche der Reinigkeit des katholi¬ schen Glaubens mcht nur unwissende und einfältige Menschen sondern manchmal wohl auch gelehrte Männer zu hintergehen pflögen—* " "Weiters, heißt cs in dem Schreiben, hätten die Väter sorgfältig die Bücher des Huss durchsucht, und nicht nur in selben gefunden, sondern sie hatten es auch aus dem Munde verschiedener Zeugen gehöret: daß Huss die Grundveste der christlichen Religion zu untergraben — und das gan¬ ze Volk mir semer verdammlichcn Lehre zu verführen willens gewesen wäre--. Sie sagen: daß, wenn die verderbliche Lehre des Huß den Böhmen so bekannt gewesen wäre, als klar sie (die Vater) selbe einge¬ sehen hatten, sie auch gewiß mit der ge? hörigenBeftrafung desIrrlehrers demCon- cilium vorgekommen seyn würden —. An¬ bei) hätte man dem Huss, ob er schon von mehreren irrigen Sätzen überführt worden war, dennoch sowohl öffentliche, als Privat¬ verhöre in Gegenwart des Kaisers, und des ganzen Synodes verstattet—,und die Kirchenversammlung wäre nur allererst nach allen übrigen fruchtloß versuchten Be- mühungen zu der Strenge des Endnrrheils geschritten —. *) Mail wäre nicht rm Stande? heißt es in dem Briese, auedie C Lw- *) ^p.IHieum loc.eir. p, 28». v. ttsnir/l', IV. p. 488. Z4 Geschichte der grossen allgemeinen LicbcvollerrBemührmgcu auszudrückcn, die wir allerdings Angewandt hatten um ihn zu besseren, und zum Wege der Wahrheit zurückzuführeu —. e) Allein als er hiedurch nur eigensinni¬ ger, und in Behauptung seiner Lehre halsstarriger wurde, fanden wir uns endlich gcnöthigt ihn, als einen offen¬ baren Aetzer zu verdammen — seiner Priesterweihe zu entwürdigen — und der weltlichen Macht zur Ausübung der anerkannten Todesstrafe zu über¬ geben. ""Im folgenden ermahnet das Coricr- lium die Böhmen, baß sie auf gleiche Art wieder die Anhänger des Hust c:fern,und selbe vollends ausrotten sollten —. Der Synodus wünschete recht sehr: daß sie sich alle Mühe geben mogtcn den durchlauch¬ tigsten König Wenzel auf ihre Seite zu bringen, um durch seine Macht unter- stützt c) Wie Liebe-vsU das Verfahren des Syuodes zuKoftnij mit Hussen gewesen seye — habe ick in mehrere» Orten des ll. Thetls dieser Geschichte bemerket; wohin ich auch meine Leser will angewiesen haben, um ihnen Ge¬ legenheit ;u geben über die angeführten Worte der kostnizischen Vater, worinncn sie sagen mit dem Huß Liebevoll umgegangen zu sey».; ihre selbst eignen Anmerkungen machen zu können-< Kirchenvers ZuKoftniz. Ill.Theil. Z5 stützt desto leichter ihren Zweck zu errei¬ chen. Die Vater Hoffeten es auch, und zwar um so mehr, als weniger sie an der mbietigen Hülfleistung des Königs zwei¬ feln konnten, weil sowohl ocr Bischof zu Leutomischel, als auch andre Doktoren aus Böhmen öfters bezeuget hätten wie heft tig der König die baldige Ausrottung sol¬ cher pestilenzischen Irrthümerwünschete—. Schließlichen ermahnet das Concttium nochmals die ganze böhmische Klmsey,um mtt vereinigten Kräften daran zu seyn: baß die hußttische Lehre vollends unterdrücket würde. Und damit der ehrwürdige Syno- dus nicht das mindste an einem wtrkja- men Vorschübe ermangeln ließ, füget er, in dem Falle einer Lauigkeit, annoch die schärfste Androhung der Bannflüche, und übrigen geistlichen Strafen hinzu. Der Brief ist sowohl in der Ausgabe der Wer¬ ke des Huß—, als auch in der Helmstäb¬ tischen Handschrift am 26sten Iuly datirt, und mit den Siegeln der Präsidenten der 4 Nationen gezeichnet. §. n. Beynahe um die vorgemeldte Zeit, Das Conel, gegen das Ende des Julius geschah es,^u/an daß die Gesandten aus Schweden bey dem qcfuchre.^. Concilium um eine neue Heiligsprechung ^sprech»«- etwelcher selig vorgegebenen Personen aus ihrem Königreiche angesucht haben. Es C 2 war Z6 Geschichte der grossen allgemeinen war schon Brigitta ihrer Bitte zu folge durch den Pabst Johann XXlll in dieZahl der Heiligen versetzt worden, wie ich es im I.THeile bemerkte/) 6) Nun lüstete es sie nach mehreren deriey neuen Heiligen. Die Kan- *) S. §. ri. Amn° ss, D Die Zeit, seit welcher sich die römischen Päb- sie das Lanonisacioiisrechc ausschiiessungswei-- ft zugeeignet haben, fallt in das XII. Jabr« hundert. Denn — obschon Johann XV. in, Jahre 99 z. mit Udalrichen Bischöfe zu Angs» bürg die erste feyerliche Canonisation (we¬ nigstens tsi keine ältere bewußt) vorgenom¬ men hat, so findet man in der Geschichte dennoch Beyspiele, aus welchen erwiesen wird: daß Bischöfe vom ersten Range, und Proviiizialkirchcnvecsaniinlnngcn sich' annoch länger ihres Rechts gebrauchet — und meh¬ rere in die Zahl der Heiligen, ohne einmal den Pabst um Rath zu fragen, bis in bas 12 Jahrhundert ausgenommen haben —. Ale¬ xander lll. schäfte das Recht der Kirchenver- sammlungen, und Bischöfe ab, und zog die so¬ genannte Canonisation zu den wichtigeren, d. j. für den Pabst allein gehörigen Angelegen¬ heiten*) Man liefe Dan. Papebrochs cls . lolemn. Lanoniiattonum iirims, Li pro^reßu in kropflsensll 88. mens» Xlchi. M^/7/a- in pi-Ls. sä8«o.V. zVnnasllouLll. *7 ^.ci e»uss,5 msjorcr---, Kirchcnvers. zuKoftmZ.M.THeil. Z7 Kandidaten, derer Dmnomsimon man er¬ wirkt wissen wollte, waren Niklas Bischof zu Linkoping, welcher in dem Rufe, oder wie man damals zu reden pflegte, in dem Gerüche der Heiligkeit im Jahre rzyl ge¬ storben war, Beynolph Bischof zu Scara, der schon im Jahre iz 17 dasAmliche verlas- sen harre, und Nigris eine Nonne aus dem Augustinerorden. Diesen Rechts¬ handel mußten die Herren aus Schweden, weil damals kein Pabst in der Kirche war, dem Concilium übergeben; dieses hatte auch ohngesaumt eine Kommißion niederge- fetzet, welche die Sache der angeblichen Heiligen — und zwar besonders ihre vor- gewandten Erscheinungen, und Wunder¬ werke genau untersuchen -- und zugleich bestimmen sollte: ob es dem Wohle der Kir¬ che ersprießlicher wäre dieAnzahl der Heili¬ gen zu vermehren —oder aber wie es viele be¬ haupteten, zu vermindern —- Ich lese in den Akten des Conciliums zu Kostniz, *) daß der erste ZusanimentM vorgemeldter Kommißion am sten August gehalten wor¬ den seye. C z Un- * v-tt-rär.?. IV. p. Hy». ^-r^nMrinNrcv. k? KK.I.U. AM Man schlar ge auch nach, was selbst derPabstDenevikc XI V. vorhcro Prosper Lamberrini äs 8ervorum Del l>e«rik. A I>e«rorum L-niom^cione?. l. c, 7. 1'. I. Opp. eäik. hierüber mit der siröffe- sten Bcschetdeuheil geschrieben hat! z 8 Geschichte der grossen allgemeinen Unter den dießfalls angeordneten Kommrffarien war Gerson der gelehr¬ te Kanzler von der Sorbonne, welcher bey dieser Gelegenheit seine zur Sache vor- trefl'ch vassende Abhandlung von der Prü¬ fung der Geister, *) d. i. von der genauen Untersuchung zwischen den wahren, und falschen Erscheinungen herausgegeben hat. Um solche unterscheiden zu können bestimmt Gerson etwelche Regeln, aus denen mir jene sehr gründlich zu seyn scheint, welche er im Bezug auf die Person, die sich gött¬ licher Erstyeinungen, und Offenbarungen rühmt, genommen wissen will. Erdrückt die erforderlichen Merkmaale in folgendem Verse aus: **) I'u^uis, cjuiä, guare , cui;, «gualiter, unöe, reguire! Gerson verlangt, daß man genau untersuche: ob die Person , welche Erscheinungen vorgiebt, bey gesun¬ der, und vollständiger Vernunft— ob sie nicht wahnwitzig— von einer überspann¬ ten Einbildungskraft — oder von einem melancholischen Temperament seye — ? Item — ob bey selber nicht eine heftige Lei« denschaft, alsz.B. Zorn, Eifersucht, Haß, Liebe rc. obwalte —Denn in Voraus¬ setzung solcher Fälle konnte man leicht er- rathen, woher die vorgeblichen Offenba¬ rungen entstünden. Gerson will: man soll' *) Oe proksrione 8xirituurn ax. v. 6. ttarclt-1. Ul. p- 28-Ll 5ci/«mni» 6nZnnk. Mchenvers. zuKestmz. III.THeil. Z9 soll' auch auf den Endzweck der Erschein nungen, derer sich derley erleuchtete Pers sonen rühmen, ein vorzügliches 2lugen- merk nehmen —. O Man werß es, sagt er wetters, welch häufige Lügen vonder- ley Grillenfängern, Ouäckern rc. ausgeheck worben seyen — und wie viele Mißbrau¬ che der Fanatismus in der christlichen Kir¬ che angezetrelt habe—Sehr viele Men¬ schen, sind Gersons eigne Worte, hat der heilige Fürwltz, mit welchem sie verhüllte Wahrheiten mittelst ihrer Offenbarungen entdecken — künftige Dinge voraussehen — und auch Wunderwerke üben wollten, geblendet, und von der wahren, heiligen Religion abgeleitet —. Denn hieraus entstanden, vorzüglich unter dem Volke so häufige abergläubische Meynungen, daß von selben die erstere Einfalt der christli¬ chen Religion ganz angefüllt, und übers schüttet worden seye —. Man begnügt sich mit der evangelischen Lehre nicht; man will Offenbarungen; man läuft nach Wunder¬ werken , fast eben so, wie vormals die Iü- den nur Zeichen verlangten—. Man be- tet die Bilder an —; man faßt mehr Zu¬ trauen zu erdichteten, oder annoch nlcht kanvnisirten Heiligen, als zu den wahren —,und beynahe gewinnt eine jedwede Schrift eines Heiligen mehr Ansehen, als das göttliche Wort des Evangeliums selb- C 4 Bey v. ttaräk. loc. cit. p. 4-v Geschichte der grossen allgemeinen ""Beyder Prüfung der Erscheinungen wäre auch auf den Charakter, Lebenszu- ftand, ans das Geschlecht, und Alter sol- chcr Meirichen nothMndigerweise eine Rück¬ sicht ui nehmen —; sonderlMlich aber wollte Gerson: daß, wenn dre begeisterte Per- son eirr Weibsbild wäre, man genau be- merken sollte: *) ob sie nicht vielfältige, und lange Unterredungen mit ihrem Beicht¬ vater vorhatte — ! Derley Weibsbilder pflögen gemeiniglich das Gehirn ihrer Beichtvater, vorzüglich wenn diese ihnen gern zuhören, nut ihren Erscheinungen warm zu machen. Gerson will ferners — daß man Acht habe, woher solche Offen¬ barungen entstünden, und zu was für ei¬ nem Endzwecke sie abzieleten —. Er be¬ hauptet: daß sehr vrele, nach Vorgeben, göttliche Erscheinungen, nur blosse natür¬ liche Traume wären —. e) Ger- *) ^p. V. ä. ttaräc loc. cit. p. e) Bermuthlich waren auch die meisten Erschei¬ nungen , derer sich die frommen Ordeusstif, ter —vorzüglich von Maria der Mutter Got- tcs, unter vielfältiger Gestalt der mancher- leyMilnchskleidung so häufig erhalten zu sta¬ ben rühmekcn, nichts anders, als die natür¬ lichsten Traume, die ihnen zur Nachiszeit je¬ ne Bilder vor Augen stckleten, welche bn;m Tage ihre erhitzte Phantasie rege gemacht stat¬ te. Es gehört keine grosse Philosophie dazu, um Kirchenvers zuKostniz.HI.THeil. 4r Gersons Schrift erreichte auch wirk¬ lich im Bezug auf die drcye, derer Heilig¬ sprechung die Schweden gleichfalls aus dem Grunde der ihnen gemachten Offenbarun¬ gen verlangten, den vorgestellten Endzweck! denn das Concilium hatte um die ganze Canonifationssache zu unterdrücken durch eine eignes Fleiffes ausgefertigte Bulle das Geschäft verschoben *) — und die Schweden erhielten den Auftrag die vor¬ geblichen Wunderwerke, Erscheinungen rc. ihrer dreyen Canomsationskandidatm gründlicher darzuthun — und den hierüber zu machenden Vortrag mit hinlänglichen Beweisen zu belegen. Von diesen Privat¬ geschäften des Conciliums wollen wir uns zuden allgemeinen Beratschlagungen wen¬ den. *) lV.708 Le leg. um selbe natürlich ;n erklären ; und in solan¬ ge man natürliche Gründe anzugebcn weiß,, wird sich doch kein Thcolog getrauen auf Of¬ fenbarungen , Erscheinungen, und mehrere dcrley Wunderdinge den Uibersprung zu ma¬ chen — ? So vieles ich allhier gelegenheir- lich versichern mag, ist: daß, wenn Johann XXlll . und die übrigen zu Koftniz versam¬ melten Bischöfe bei) der Canonisation der hei¬ ligen Brigitta die angcführtc>^H8ründe des Kanzlers vvnParis sich vorgestelkt, und die¬ selben genau abgewogen hätten, ich wette- -M h-e 42 Geschichte der grossen allgemeinen §. 12. 'ickrrcbn Es folget der Ordnung nach die achc- - e Scssl- lohnte allgemeine Sitzung. Sie war nach der Abreise des Kaisers die erste, und wurde am 17km August 1415 in derBoms kirche zu Kostniz gehalten. *) Von Seite der Geistlichkeit hatte, wie vorhin, der Kardinal von Visiers , und Btschof zu Ostia den Vorsitz. Des Kaisersstelle hin¬ gegen vertrat Ludwig der Pfalzgraf am Rhein und Beschirmer des Conciliumö,tvie ich es schon anderswo bemerkte. **) Si¬ gismund hatte schon vor einiger Ait be¬ schlossen - daß in seiner Abwesenheit der Churfürst von der Pfalz seinen Platz bey der Versammlung besetzen sollte. Allein da sich die Kardinale von der Obedienz Jo¬ hann 2g dieser Anordnung immer wieder- setzten , aus Ursache: weil dieser Prinz ein Anhänger Gregors 12,-und folglich, nach ihrer Meinung em Schismatiker wäre, ist auch Ludwig niemals bis zur gegenwär¬ tigen Versammlung zum Vorsitz gekom¬ men—! Denn itzo, da sich dieser Anstand durch *) äp. I.gbk. XVI. paß' 28Z. v. c>- tt-rör 1. IV. p.4yi. S. l. Thcil §. z. S- 42- die oDkbarungen der Brigitta'wären gewiß das Haupttriebwcrk zu ihrer Heiligsprechung nicht geworden —- Kirchenvers zuKostniz. III. Theil. 4A durch die freywillige Abtrettung Gregors gehoben hatte, und die Vereinigung be¬ reits in der i4ten allgemeinen Seßion ge¬ schehen mar, wurde dem Churfürsten auch der Vorsitz mit allgemeiner Stimme he- willigt. In dieser achtzehnten Seßion ward Z-Llben nichts erhebliches geschlossen, oder kund- ' bar gemacht. Aus den Verordnungen, welche der Bischof von Concordia von dem Pulte laut abgelesen bat, und die man im ganzen Umfange in den Akten des Con- ciliums theils bey Labbe, *) theils bey von der Hardt findet, mache ich fol¬ genden kurzen Auszug. Erstens bestä¬ tigte das Concilium die bereits gemachte Benennung der 4 allgemeinen Richters, denen es auch anmit die vollständige Macht ertheilet, mit Zuziehung der 4De- putirten, alle dem Concilium zur Ent¬ scheidung übergebenen Prozeßsachen zu un¬ tersuchen , und zu behandeln. Nur wollte sich der Synodus alleinig Las Endurtheil vorbehalten haben — Fweytens ward geschlossen: daß man gegen die Bullen, und Schriften, welche die Kirchenversammlung zu Kostni; unter ihrem Sigill, auf welchem an der Seite St. *) p. 2.84. Lcleq. **) k^L« 4yr. leg. §-4 Geschichte der grossen allgemeinen Gt. Peters, und SL. Pauls Köpfe, in der Mttte aber zween Schlüssel gestochen wa¬ rm mit der Umschrift *) äigillmn 5scro- äsnSki OoncNir OonKantienlis civitLtis, therls schon wirklich ausgefertigt hätte, the-ls aber annoch ausfertigen würde, die nehmliche Achtung bezeigen sollte, die man allen übrigen apostolischen Schriften schul¬ dig wäre—. Und wofern sich jemand er- kecken dürfte solche Bullen zu verfälschen, oder mit selben auf was immer für eine Art Betrügereyen zu spielen, ein solcher würde unausbleiblich jene Strafen zu ge¬ märten haben, die^ für die Fälscher der Briefe des apostolischen Stuhls die Kir¬ chensatzungen bestimmet hatten. LVelters — wurden laut abgeschlos¬ sener Verordnung alle vom Pabste Johann 2?! bis zum Tage seiner Absetzung verlie. henen Gnadenanwartungen auf Benesizjen rc. von demConcilium begnehmigt— und damit solchen Gnadenvrrsprechungen mehr Wirksamkeit zuwachsen mögte, ward an¬ bei) verordnet. daß solche neu geschrieben, und unter des Conciliumssiegel von dem Kardinakbischofe zu Ostia, und von den Präsidenten der vier Nationen ausgefer- rigt werden sollten —. Schließlichen er¬ nannte *) -4p. V. 6. 7°. V. pok pgtz. 5O. ) 4 p. I-sdbeum Ivc,«ir. p. 2Ks. v. 6. ttrrclr. !V.p ^z. Kirchenvers. zu Kostniz. III.THcil-45 nannte das Concilium etwelche Abgesand¬ te, die den Auftrag erhielten nach Ita¬ lien zu gehen, und mit dem Angelus Cor- raro, vorhin Gregor i L, und seinen Karr . dinälen die annvch obwaltenden Zwistig¬ keiten auszugleichen , und durch eine voll¬ ständige Beruhigung des Zwiespalts das Friedensgeschäft vollkommen herzuftellen- An- der Spitze dieser Synodalbotschaft standen die zween Erzbischöfe von Mayr land, und von Ragusa. Nach abgelese¬ nen Dekreten folgte der gewöhnliche laute Zuruf der Väter : es gefällt uns, xlecet: und mit diesem warb die r8te allgemeine Sitzung geendigt. §. !Z. . . DesConc,; Annoch ehe als dreie Seßron abger pums Be, halten ward , solle zu Kostniz, wenn es fEnguns dem Dietrich von Niem zu glauben rst,§^^„, die Nachricht von des Kaisers glücklichen rmiguny m Ankunft zu Narbonne in Langvedok einge- Arrasomcn lauf!» s-yn. ») d" L«- der Türkei! Sigismund hatte sich eignes Fleis- inHvusam fts dahin begeben, um von dortaus desto geschwinder nach Perpignan übersegeln zu können, als wohin er von dem Könige in Arraqonien ungeladen ward, weil Peter von Luna sich nicht bereden ließ nach Niza? ob- ') däemR? m vüa /ob, I, lil, c ? 46 Geschichte der grossen allgemeinen obschon diese in der Provence gelegene Stadt Anfangs der Bestimmungsort der Zusammenkunft wäre, zu kommen Be¬ nedikt entschuldigte sich mit seinem hohen Mer, welches rhme eine so weite, und beschwerliche Reise zu unternehmen verbot. Sigismund hatte anbey annoch eine andre Absicht, welche ihme anrieth sich in Frank¬ reich durch längere Zeit zu verweilen. Es lag jhme daran, zwilchen der Krone Frank- reich, und England, welche damals im Kriege verwickelt waren, den Frieden zu stiften; denn er Hoffete bey solcher Aus¬ gleichung ansehnliche Hülsötruppen wieder die Türken, welche ohne Unterlasse in sei¬ ne Staaten, und besonders m das König- reich Hungarn einfielen, von beyden Mach¬ ten zu erhalten. Diese Absicht gleichwie sie den kostni- zischen Vatern nicht unbekannt blieb, so wollte sie ihnen auch nicht gefallen! Denn sie befürchtetendaß, wenn der Kaiser sich mit Ausgleichung der zwischen Karln VI., diesem unglücklichen König in Frank- reich, und Heinrichen V. Könige in Eng¬ land obwaltenden Streitigkeiten abgeben würde, das Geschäft der Kirchenvereini- gunq verzögert werden müßte — Sie schickten dahero am rzsten Augusti *) den Erzbischof von Riga, Johann von Wal- len- V. ttzrät. IV. p. 494- Kirchenvers. zuKostmZ. Hi.Thech 47 lenrod, von deme sie wohl wußten , daß er bey dem Kaiser in Gnaden stünde, nach Narbonne ab, und gaben ihme den gemes¬ sensten Auftrag den Kaiser dahin zu bere¬ den , daß er sich vorzüglich den Kirchenfrie¬ den angelegen seyn lassen — und um sol¬ chen destogeschwinder zu erwirken, mit dem Könige von Arragonien, und seinem Pab- sie ohngesaumt die fo sehr gewünschte Unter¬ redung vorkehren mögtc. Inzwischen als dasConcilium von dieser Seite den Kaiser so heftig angieng, um den wiederspenstigm Luna zu paren zu treiben, und jener sich auch mit dem ruhmwürdigsten Eifer des Kirchensriedens annahm —woll¬ te der Synodus auch von der andern Sei¬ te nichts ermangeln lassen, wodurch den in die grösseste Gefahr versetzten Staaten Sigismunds die nöthige Hülfe geleistet würde —. Denn als der Kaiser imTeutsch- lande, und itzo sogar in Frankreich sich mit den Kirchenangelegenheiten beschäftigte, und fern von seinem Königreiche Hungarn abwesend war, wollten seine angränzenden Feinde, die Türken, diese Gelegenheit be¬ nutzen—. Sie fielen schon um die Oster- zeit des l^ten Jahres in Hungarn ein. Dietrich von Hliem behauptet: ") daß sie von dem verräterischen* Gouverneur in Bosnien, den die auf Sigismunds Ge-- walt eifersüchtigen Venetianrr mit Gelbe be- V, ci. ltsräc. 1 48 Geschichte der grossen allgemeinen bestochen haben sollten , herben gerussen worden waren. Sie streiften durch Dal- matien, und Slavonien, und kamen bis an die warmen Bäder von Vesprim. Al¬ ler Orten, wo sie hinkamen, hinterliessen sie die traurigsten Spuren ihrer aNes durch Feuer und Schwerk verheerenden Wutl> Spater, und um die Zeit, da Si¬ gismund schon in Frankreich war, drang eine Horde von ihnen bis an die Lander des Grafen von Cilley in Steyermark, der Schwiegervater des Kaisers war—. Nahe an dem Drau, und Sanfluste zogen sie in getheilten Haufen bis an die Gränzen der Kirchensprengel von Salzburg, und Aqui- leja, wie sich Dietrich von Naem aus¬ drückt. *) Es warb keinem Orte geschoner? dre Kirchen, und Gotteshäuser die Klö¬ ster — und Stifter wurden rein ausge¬ plündert viele Häuser eingeäschert — und was annoch mehr zu bedauren war, verloren viele tausend Christen ihr Leben, und ihre Freyhcit! denn ohne denjenigen, welche die unmenschliche Grausamkeit dieser Barbaren tödttte, wurden auf goovo ge¬ zählt, welche die Türken mit sich in die Sklaverei) führten. Mir diesen armen Gefangenen triumphirend, und mit der mchesten Mute beladen kehrten sie rm Herbst- H Inc. cik, p. 417. '*) P. 41s, Kirchcrwers. Zu KostmZ» !II.LHeil.49 Herbstmonathe zurück; und cs ward nach dem Zeugnisse vorgenannten Dietrichs von diesen stolzen Siegern, oder besser zu sagen, von jenen mächtigen Räubern durchaus an¬ gekündigt , daß sie in Kürze mit einer an- noch grösser« , und unzählbaren Menge in das Königreich Hungarn einfaUen, und selbes ihrer Bottmä-ßigkeit unterwerfen würden—- t) D Diese k) GdorichRaynald macht in seinen *) baromanir scheu Jahrbüchern annoch von einem andern Einsalle der Tücken in die Wallacbey, und der entsetzlichen Niederlage der Christen eine ' Meldung: Raynalds vorzügliche Absicht war, bey dieser Gelegenheit ein Wundcrmährchen an Mann zu bringen. Er erzählt aus des Bonfinius Geschichte : **) daß nach ohnge- sähr zweyen, oder dreyen Jahren — es ist Loch auffallend: daß man von einem so gros¬ sen Wunderdinge nicht einmal das bestimmte Jahr anzugeben wisse — seit der Zeit ober¬ wähnter blutigen Niederlage der Christen meh¬ rere Personen nach dem Orte des Schlacht¬ feldes gegangen, und als sie über de« grossen Haufen der cingescharrten Körper siaunctcn, durch ein Wunderwerk in ein annoch viel grösseres Erstaunen versetzt worden wären —. Sie *) Urinal. Occlcst 1. XVII. aä snn.iZi^, 54- **) stcr.Itunzar.vec.III.Iih z. Zv Geschichte der grossen allgemeinen Diese Vorgänge waren zu wichtig, , als daß sie das Concilmm zu Kostniz hat- te 'außer Acht lassen sollen! Es war um die Staaten Sigismunds, und Hauptfach« ff lich um sein Königreich Hungarn, welches g er Sie hörcten aus dec Gtube, in welcher ei- ne ungeheure Anzahl von Todtengcb,einen lag, öfters eine Stimme erschallen, welche die Na¬ men Jesus, und Maria verständlich aus¬ sprach. Die Begierde nach Wunderdingen trieb sie zur weitern Untersuchung gn; und sie fanden unter den vielfältigen Gerippen ei« nen Menschenkopf, der so wunderlich sprach. Als der kahle Schede! die vor Verwunderung, und Furcht ganz erstarrten Menschen vor sich stehen sah, erklärte er ihnen von sich sclvste das Wunder. Er sagte.- daß er der Kopf ei» G ncs Christen, und besonder» Verehrers von Marien der jungfräulichen Mutter wäre —! er wäre in dem blutigen Treffen, ohne voc- hcro seine Sünden gebeichtet — und die er¬ forderliche Lossprechung von dem Priester empfangen zu haben, umgekommen —. Sei¬ ne vcrdienteStrafe wäre zwar die.'cwigeHöllen-- pein; doch wäre er durch den Beystand Ma¬ riens , den er sich durch andächtige Vereh¬ rung ihrer sieben jährlichen Festtage verdient zu haben vorgab, davon bewahret worden—. Durch ihre Macht hatte er die Zunge beybe- halten, um mit selber dem Priester seine Sun, Kiechenvers. zuKostniZ.il I.THeil. 51 von seiner ersten Gemahlin Maria als ei- Morgenqabe erhaltenhat, zu lhun. Der aiser arbeitete mit einem unermüdeten lftr, der Kirche den Frieden zu verschaff ' — so ward es auch Psticht für die Klr- ' "wersammlmig zu Kostniz, die gehört- D- gen Sünden beichten zu können, und durch die sa- krameutaiiiche Nachlasiung von den ewigen Höllenstrafcn befrepet zu werden —. Er " bäte sie also ihmc einen Priester zu zuschickcn, damit er sich von der Bürde seiner Sünden loßmachen könnte. Seinem dießfälligen Be- gehren ward auch ohne Versäumniß willfahr t- ren. Der Priester kam —der Schedel deich' ch Me —und sobald er von jenem die Losspre- ie ' ch ung erhielt, hat er auf immer erstnmmet. n» Gewiß— ein recht aufcrbaulichcs Histörchen—! wenn man en von einem der allen Pflegemütter« chenchie mehr derlei) hübsches Gezeig ihren nach >r- Wunderdingen lechzenden Kindern vorranncn, :r- erzählen hörete, dürfte man sich nicht zör- tcr «cn l aber-wenn Historiker, wie Ran¬ ti- nald, dessen Jahrbücher annoch ttziger Zelt :n- bey den meisten römischen Christen in dem !a- grvsscsten Ansehen stehen, solche Fabeln lin eh, ihre Geschichten rinstreuen-; dieß ist un« ent verzeihlich. Ich will mich mit Wiederlegung —. sbangeführten Mährchens nicht abgeben; es ,de- wär mir um die Zeit, und um das Papier ine lud. Einjedweder kann von sich festste die ür" Falschs 52 Geschichte der grossen allgemein^ gen Maaßregeln zu treffen, nach die Staaten Sigismunds mStcherhe^. stellt werden korrnten. Hungarn sich ftlbfte mächtig genug, um alle^. fälle der Türken zu hmttrtreiben l nst^r. zu befürchten: daß, weil viele Gross<^ s sc Falschheit der Erzählung einsehcn, d« nur auf die ersteren Grundregeln schichtskunde erinnern will. Aus dieses man: daß es bey alle» Lharsachen, so mehr bey übernatürlichen Dinges, glaubwürdige Zeugen, undachte komme—. DemRaynald, und dem nius mangelte es in obberührtcr Lcz<>sy^ an bcyden. mdk Was mir bey dieftm Histörchen die G^chx meisten rege macht, ist: daß Räyna^hxxs erzähltes Mährchcn als einen Bewciß^ch f Glaubenssätze, von der Ghrendelchr, Änderung der- Heiligen anführe — steht sich zu sagen : daß vorgemeldtc» derwcrkes sich die göttliche Vorsicht chet hätte, um die Ketzer, welche in^ gen Zeiten die Ohrenbcicht, und die^ fung der Heiligen nicht nur bestritten, auch als unnütze, und abergläubig bräach« verwarfen,;» beschämen, und d"'- gläubigen in ihrer frommen Meinung ken — Was diese doch für starke — ') Rs^nalä. loc. cir- lud stnsm dtri 54« ^ii^rchcrWers! zu Kostmz.III.THeil. 53 in der Treue zu Sigismunden wank- rk/' bcy solcher Gelegenheit bas ganze /nd nicht verloren greng. Es forderte le die Politik: daß man die Wankel- , /ithlgen zur standhaften Treue, und zum Ä^vrsame des Kaisers mit einer angem.es- Art anfmunterre. Das Loncüium irckte aus diesem Beweggründe *) den schvf von Asti nach Hungarn mit dem Auftrage ab, daß er im Namen der all- ,^/meinen zu Kostniz versammelten Kirche / Magnaten des Reichs zur Treue ge- ' Sigismunden ermahnen —, und alle .čl?? den Kaiser zu gewinnen sich auf alle /^gliche Art befleißigen mögte. Der ab- ' ^sandte Bischof gieng am2ksten August- ^ionaths von Kostniz ab; und wer diebe- Mere Anhänglichkeit, und außerordent- 'Me Hochachtung der Hungarn gegen die Obersten Vorsteher der Kirche kennet, mag M leicht die vortheilhafteste Wirkung die- ^r Botschaft versprechen. Dz §14. g' v» ^P.V.tt-ii-ar.T.IV. r>, 494. ,, leuchtende Argumente sind—? Wenn unsre Theologen über die Materie von derGhrew ,1 beichr und von Anrufung der Heiligen keine haltbareren Beweggründe aniuführcn wüß» len. als dcrley vorgebliche Wunderwerke — ! würde es mit den zwcen Glaubenssätzen sehr . finster aussehen. 54 Geschichte der großen allgemeine« !4. Der Kaiser Inzwischen als die kostnizischen« köminl nach YON dreser Gerte für dre m Gefahr nnd"0sE rathenen Staaten des Kaisers auf mir Pcccrn wähnte Art besorgt waren, arbertete v. Lima zu gisnrund unausgesetzt mr die VereittiA dein der Kirche. Ich habe es gleich zu Ml ge des vorhergehenden Paragraphs erz let, daß Sigismund sich entschlossen be, durch längere Zeit zu Narbonnf verweilen. Nebst den schon bemerkter fachen seines dortigen Aufenthalts l auch folgende nicht die unerheblichste ? dinand der König von Arragonien w«! krankt; und diese war die Ursache, dal zur bestimmten Zeit nicht nach Perpigk kommen konnte um sich mit dem Ks über die vorhabende Angelegenheit mv« lich zu besprechen —. Weil er abec^ Unterredung sehnlich wünschte, ließet Kaiser ersuchen: daß dieser sich bis zu! ner Wiedergenesung zu Narbonne au! halten belieben mögte —. Und diese § die eigentliche Ursache, daß Sigisruv nicht ehe, als am !8tendesHerbstmonal nach Perpignan gekommen seye, wo^ aber Benedikt schon früher abgezogen Es mag seyn, daß Peter von Luna dem zwischen beyden Monarchen getf^ nen Verschube der Zusammenkunft n>E gewußt habe—, oder, welches mir scheinlicher vorkömmt, daß cr eignesZ^ Kirchenvcrs. zuKostmz. IH.Thcrl.55 sls vorgemerkte Unterredung zu hintertrei¬ ben gesuchet habe — so vieles ist gewiß: daß er am letzten Tage des Junius zur Mitternächtlichen Zeit sich von Perpignan nach Valenza zurück gezogen habe. Spon- dan erzählt*): daß Luna vor seinem eil¬ fertigen Abzüge den Kaiser Sigismund zur Mirternachtsstunde durch die Stadt vorla¬ den— und da niemand erschien, denselben als einen Ungehorsamen, und Eidbrüchigen, der seine Zusage nicht hielt, auörüffen ge- lassen habe—. Als der Kaiser am vorgemeldten Ta¬ ge zu Perpignan anlangte, ließ er auch ohn- gesäumt seine Ankunft dem Benedikt mel¬ den, mit angefügter Ermahnung: daß auch dieser in Kürze dahin kommen mögte. Doch Luna, deme es niemals Ernst war seinem Pontifikate zu entsagen, wre es deut¬ lich aus der Fortsetzung dieser Geschichte zu entnehmen seyn solle,machte verschiedeneEin- streuungen, und suchte mit der schlauesten Art Ausflüchte vorzubringen. §) Er ver- D4 langte In ^nnsI.aN ÜNNUM I4IZ. L) Wer die schlauen Ranke dieses hartnäckigen Greises, und seine unbeugsame Neigung ;um Pontifikate überdenkt, muß sich über folgende Erzählung wundern. Lerreranus sagt: *) daß vinzcnkillsZeeocnns, aus dem Dominikaner« vrdcn, *) v.ä.llarär.l'. IV. psz 494. 56 Geschichte der grossen allgemeinen langte erstens von Kaiser einen sichern Gelertsbrief; zudeme forderte er auch das Recht, sowohl in dem Pontifikal- schmucke, als auch mit der vollkommnen Macht eines unumschränkten Pabsts er¬ scheinen zu können. Diese von Benedikt geforderten Bedingnisse waren so gestaltig beschaffen: daß der Kaiser sie weder eingehen konnte — noch auch bewilligen wollte. Den ersten Punkt belangend, sprach Sigismund zu den Abgeordneten des Luna, stünde es nicht in seiner Macht jemanden in einem fremden Königreiche ein sichcrS Geleit aus-- zustellen —! was aber den zweyten beträf¬ st , würde er niemals den Peter von Luna als einen Pabst, wohl aber als einen Kar¬ dinal anerkennen. Si- orden, ein eifriger Anhänger des Benedikts, sowohl in Gegenwart des Kaisers, als auch der Gesandten des Conciliums, und des Kö-' mgs in Frankreich öffentlich gesagt habe: daß Perer von Luna alsobald, als die Könige zu« sammentrettcn würden, der Kirche den Frie, den geben, und sich mit selber vereinigen woll¬ te — Ich kann nichts anders glauben, als dal; Äinccir; dec fromme Mann nicht einsich¬ tig genug gewesen seye die Scbalkdcit seines vermeinten Oberhaupts auszuforschen —? we¬ nigstens zeugen es die unverdächtigsten. Ur¬ kunden der Geschichte: daß Luna lieber auch nur den Schatten seiner Pontisikalwürdc be- ' > haup- Kirchmverß znKostniz. III. Theil.57 Sigismund hatte indessen, um das Vereimgungsgeschäft mit allem möglichen Eifer zu betreiben, von dem König in Ar- ragvnien die Vollmacht erwirkt; kraft wel¬ cher er dem Benedikt das angesuchte siche¬ re Geleit ertherlen konnte. L)er Kaiser überschickte es uuverweüt; allein es war ohne Wirkung. Luna machte über selbes Schwierigkeiten, und weil er sich beleidigt zu seyn glaubte, baß er in dem Geleits- briefe nur geradehin Kardinal genannt würde, wollte er durchaus nicht zur Un¬ terredung nach Perpignan kommen. Er überschickte dahero nur etwelche schriftliche Aufsätze, und Forderungen. Sie waren aber alle, um mich nur glimpflich auszu- drücken, unbescheiden, und aus solcher Ursache konnten sie auch unmöglich begneh- nuget werden. Unter andern verlangte Benedikt - daß er eigenmächtig ein allge¬ meines Concilium (denn daß Kostnizische wollte er nicht anerkennen) zusammeube- ruffen—, und solches entweder nach Lion, Avignon, Montpellier, Toulouse, Marseil¬ le, oder Nismes ausschreiben konnte—. Er versprach : daß er in solchem Synode, wenn er zuvor von der ganzen Kirchenver¬ sammlung neuerdings als rechtmäßiger Pabst anerkannt, und bestätigt worden wä« hauptcn, als sich mit der Kirche vereinigen gewollt habe —. Wovon in der Fortsetzung das mehrere folgen solle. 58 Geschichte der grossen allgemeinen wäre, dem Pontifikate freywillig entsa- gea wollte. Doch auch diese Entsagung wollte er nur uurer folgendem Bedingmsse versprochen haben: daß er beständiger Kar- dinallcgat L Estere blieb — und daß er die ganze sowohl geist - als auch weltliche Gewalt, wie er sie bis nnnzu in seinem Gehorsame b säße, mit allen Vorzügen, dem einzigen Name des Pabsts ausgenom¬ men , auch in Zukunft beybehalten konn¬ te. *) Wie übertrieben, und unrechtmäßig diese Forderungen waren, so billig wur¬ den sie auch vom Kaiser verworfen. Die¬ ser beharrete standhaft darauf: daß Luna persönlich zu Perpignan erscheinen sollte. Er kam auch nach kurzer Zeit dahin; doch scheinet sein Endzweck nicht gewesen zu seyn, um alldort durch förmliche Unterhandlun¬ gen das Friedensgeschäft zu Stande zu bringen, wre wir es sehen werden, sobald sich die Gelegenheit äußern solle die wei¬ teren Vorkehrungen des Kaisers zu Per¬ pignan , und Narbonne zu erzählen. Jtzo fordert es die chronologische Ordnung die¬ ser Geschichte, daß wir uns umsehen: was für Geschäfte inzwischen bey der Kir¬ chenversammlung zu Kostniz unternommen worden seyen. §. *) S. die dicßfälligen Urkunden sxuä v.ö.Hsrär 1. U Le lcq. Kircheuvers ZuKostniz. HI.Theil.59 Ich habe es in dieser Geschichte schon Es wcr^n öfters angemerkt: daß das Concilium zu eimgeRed.n Kostni; nicht nur um die Kirchenspaltung ;u hemmen, und die Ketzereyen ;u unter- nimtgehan drücken, sondern auch um die so nöthige, als reu. gewünschte Nrrchenverbessernng zuStan- de zu bringen, zusammenberuffen worden seye In beyden erstern Gegenständen hat es die Kirchenversammlung schon ziem¬ lich wett gebracht,- aber mit dem dritten war es annoch zu keinem Ernst gekommen. Die Herren Bischöfe, und Kirchenprala- ten wollten eignes Fitisses dieses Geschäft unberührt lassen! es war ihnen barange¬ legen die Reformation hinterstellig zu ma¬ chen , weil in dem Falle der Verbesserung ihr zeitlicher Vortheil Schaben leiden dürfte.* Ohngeachtet dessen konnte die Verfang lung es dennoch nicht hindern, wominder dort und da manche Wünsche, und nach¬ drückliche Vorstellungen zur Verbesserung ans Tagelicht kamen. Den Tag nach der irrten Seßion, als am i rten Sonntage nach Trintt. hat ein Karmelitermönch, der Professor der Theologie zu Montpellier war, und Berrrand Vacher genanrit wur¬ de , in Gegenwart vieler zu Kostniz ver¬ sammelten Väter eine Predigt gehalten, worinnen er die Nothwendigkeit der Kir- chw- 6O Geschichte der großen allgemeinen chenverbesserung mit den einleuchtendsten Beweisen darthut. Er bittet das Conci- lium in dem nachdrücklichsten Tone, daß es sich der von sechste äußernden Gelegen¬ heit bedienen mögte, um die in die Kir¬ che ein geschlichenen Mißbrauche auszurot¬ ten. Seine Rede Zielete vorzüglich dahin, damit dem unersättlichen Geize—dem auf¬ geblasenen Hochmuthe — der sträflichen Lüsternheit — dem Leichtsinne der Bischö¬ fe, und Weltpriester —, und er hätte an- nvch hinzusetzen sollen, der zügellosen Un¬ verschämtheit der Mönche Einhalt gemacht würde —> Uiber den Artikel von den Bi¬ schöfen macht er folgenden, nicht allzuge- linden Ausdruck—; er sagt: Man sähe itzo in der Barche Christi solche Vor¬ steher, die nicht durch Verdienste — sondern mittelst des Geldes zur bischö¬ flichen würde gelangten. *) Eine mit unzähligen Beyspielen von mehreren Jahr¬ hunderten erprobte historische Wahrheit. Von einem gleichen Schlage finde«ch auch die Rede, welche man am 8- Herbst- rnonaths in einer öffentlichen Versamm¬ lung zu Kostniz gehöret Has Der Predi¬ ger wählte sich zum Vorspruche aus des Jeremias ZiVIl. Kap. «sten Vers, wo ist denn des Herrn wort^ Der Prediger macht v. 6. IZsrör Loncii. Long« 1. V. in?rolr- xom, p. 24. Kirchmvers. zu Kostrüz III. Lheil.öi macht mittelst etwelcher rednerischen An¬ spielungen zwischen dem Zustand der Kir¬ che in gegenwärtigem, und in verstossenen Jahrhunderten seine Vergleichung. Ihn jamert es, daß er die Kirche Christi auch m der ganzen Welt nicht mehr finden möge. Starr deme, sind des kühnenRedners eige¬ ne Worte, daß die Lirche in vorigenZei- ten eine vollsiandigeGberhcrrschaft über alle Menschen, und sogar über die Mächtigen dieser Erde, über die Lan- desfürften hatte, die sie auch manchmal von ihren Thronen Meß — muß sie igo in denverachtlichenGtand einerDienft- magd, wie vormals Agar, sich herab¬ gesetzt sehen— ?b) Er sagt - daß, gleich¬ wie h) Mich deucht: daß der Prediger keine hinlang- iiche Ursache gehabt habe über diesen Punkt in so traurige Kkaglieder auszubrcchen —, Man weiß es doch : daß die Form der Kir¬ che nicht nach dem von Gregor VN., und seinen Nachfolgern eingeführten Kirchenregi- mente, nach dessen Lehrbegriffcn ein Pabst auch Monarchen absetzen, und ihre Unter- lhanrn von der Treue lossprechen konnte, die sie doch ihren Prinzen nach allen, auch natürlichen , Rechten schuldig sind, zu bilde» seye—. Einem Christen darf es doch nicht unbekannt seyn : daß jenes Kirchensystem daß beste seye, welches Christus der Stifter unse, rer heiligen Religion, und seine ersten Boten des 62 Geschichte der grossen allgemeinen wie die Kirche vormals sich über die brü¬ derliche Einigkeit ihrer Kinder zu erfreuen vielfältige Ursache gehabt hätte, sie itzo über die unruhige Zwietracht ihrer Glieder Len nagendsten Schmerzen leiden mußte. Statt deine, daß die Sakramente vorhin heilig, und mit grössester Auferbauung ausge- spendet worden, müßte sie mit dem trau¬ rigsten Anblicke sehen, daß sie itzo zur Ver¬ achtung, und zu einer gotttöräuberischen Entheiligung herabgesunken wären—. Wei¬ ters— sucht der Prediger (doch vergeblich) diese seine sich vorgemahlte Kirche in allen Orten der Welt! endlich stellt er sich die¬ selbe in dem Bilde einer grossen, und schö¬ nen , aber sehr Lraurcndeu Königin vor; bey- des Evangeliums bestimmt hatten — ? nach diesem Muster aber dürfte diese Kirche, welche eine Braut Christi genannt wird, sich un¬ möglich einer weltlichen Gewalt über die Kö¬ nige, und ihre Provinzen anmaffen—! denn Christus bat cs ja sechste gesagt: daß sein Reich nicht von dieser Welt wäre — Und Lie Apostel lehrten uns, daß einjedwcder sei¬ nem Könige, und den übrigen weltlichen Obrigkeiten unterthänig seyn müßte —**) Die Klagrede des Predigers also war von dieser Seite betrachtet, ohne Zweifel übertrieben, für die nachfolgenden Punkte mag er stärkere Gründe gehabt haben. *) ^ormn.XVlll. z6. I.dekr. ll. iz, ör s-g.Lä lchm.XHI.i.6rc--q. Kirchenvers. zuKostrnz.III.THeil. 6z beynahe auf die Art, als Boethius mit der Philosophie sein Gespräche halt- Er laßt die Krrche reden, und diese gibt ihme die Ursachen ihrer Erniedrigung, und ihres Verfalls zu verstehen ! Sie liegen in dem Geize, und in derHaabsucht der Geistlichen — m dem Pracht, und Hochmuthe der Klerisey--, und drittens in dem Götzen¬ dienste, und eingerissenen Ketzereyen. Der Abriß, den uns der Prediger nach einer langen, aufvorgemeldte Lasterzielenden, Strafrede von dem damaligen Zustande derGeistlichteit macht, ist folgender! er sagt : die Kirche hatte heut zu Tage keine gefähr- lichern Feinde, als die Geistlichen —-s Denn sie, und nicht die Weltlichen, wa¬ ren es, die sich der so sehr nothwendigen Reformation wiedersetzten—. DieLayen, Und vorzüglich die Landesfürsten wünsche- ten nicht nur, sondern sie betrieben auch thatig mit einem heiligen Eifer die Kirchen- Verbesserung —; allein die Geistlichen sträu- beten sich dawieder, und gaben sich alle Mühe die Reform hinterstellig zu machen?) Sie wären diejenigen, die das Kleid Chri¬ sti Jesu zerrissen — und damit er die An¬ spielung annoch werter triebe, sagte er: die Geistlichen waren jene unter dem Schafs¬ pelze versteckten reissenden Wölfe, welche unter dem Vorwande des Hirtenamts sich in *) S denfgm IMoire äu Ooncils äe Loi^-mea I-lv.lV.tz.r6. 64 Geschichte der großen allgemeinen in die Heerde Jesu Christi einschlichen — und mit ihrem schändllchen Leben und aus¬ gelassenen Sitten den übrigen Gläubigen zum Aergermsie dieneten»^" Mit dem übri¬ gen Rest seiner Rede dringt der Prediger auf die Besserung der Geistlichen, und ermah¬ net alle zur exemplarischen Busse. Ich will allhier nicht untersuchen, ob diese zu Kostniz vor mehr, denn vierte- halbhundert Jahren gehaltene Rede, we¬ nigstens in einigen Punkten, auf unsere Zeiten anwendbar seye, oder nicht —? Vernünftige, und einsichtige Leser mögen sechste hierüber ihre Glossen machen. So vieles ich aber anmerken muß, ist: daß so¬ wohl diese, als auch die vorangeführte über die Kirchenverbesserung gehalreneRe- de bey der Versammlung zu Kostniz keinen starken Eindruck gemacht haben dürste, weil nach selber gar keine ernstlichen Vorkehrun¬ gen zur Reformation gemacht worden wa- ren. Heilsame Vorschläge kommen immer zu letzt in Erfüllung-Es mag seyn: baß der heil- Synodus dieses, zwar eben nicht unbedeutende Geschäft von darumen verschoben wissen wollte, weil er wichtigere Gegenstände zu behandeln hatte —. Das jenige, so ich im folgenden erzählen werde, war auch eine für die kostnizrschen Väter sehr beträchtliche Angelegenheit, die sie von allen andern Geschäften abrrß. Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. 65 16. Man wird sich erinnern: daß ich oben Böh» §. io. («zählet habe, welchcrgestalt das mc» werde,- Concilium M Kostniz einen Sendbriefnach b.e Böhmen abgeschicket habe, worinnen cs nicht nur die .Verdammung der Lehre des Tode iM,.; Arß, und das an ihme vollzogene Todes. urtheil den Böhmen embenchtet, sondern sich hauptsächliche Mühe gibt die Sacheda- hin zu leiten: daß auch Hussensanhänger in Böheim unterdrückt, und mittelst so¬ wohl geist- als weltlicher Strafen ausge¬ rottet werden mögten —» Dreser Anschlag, so vorsichtig immer der Synodus selben unternommen zu haben glaubte, hatte doch nichts weniger, als die von den kostnizi- schen Vätern angehofte Wirkung. Er verur-achte vielmehr: daß die bereits glim¬ mende Empörung m offene Flammen aus- brach. Die Edlen aus Böhmen, derer Gemüther schon durch die Gefangenneh- Mung des Huß aufgebracht worden wa¬ ren , wre es ihre an den Kaiser, und an das Concilium überreichtenBittschriften be¬ zeugen, *) wurden durch die Nachricht von dem kläglichen Tode des Huß, ihres geliebten Mitbürgers, äußerst entrüstet—. Die Asche des zu Kostniz verbrannten Huß brach in ein Feuer aus, weiches beynahe das ganze Königreich Böhmen verzehrte; E oder *) S. u.Thcil 2 z,«. 66 Geschichte der grosser: allgemeinen oder wie sicbLcnfanr ganz schön ,und zier- lich ausdrückt: die Asche des zu Kostniz verbrannten Huß wäre in Böheim zu einem Oele geworden, welches man auf einen Haufen glühender Kohlen goß—.*) Kaum als obige Nachricht von dem Tode des Huß nach Prag gekommen war versamelten sich auch schon seine eifrigen Aw Hänger in der Kapelle Bethlehem i), um die *) Iliü:. stu Ooncile ste Lonst. I.iv. I V.fs. 27. Oerre exscurion für en stöberns coimne äe I' Iiuit jecree äanr un brniier srclenr. i) Die Kapelle Bethlehem, welche sich annoch bloß des Hüffes wegen in dem Angedenken der Menschen zu erhalten scheint; denn ich ha¬ be weder an dem äußerlichen Gebäude, noch in dem innerlichen Zieralhc etwas gefunden, so unsere Aufmerksamkeit vcrdienctc? sic ist ein altes — zusammengestoffcnes— und dem Stur¬ ze schon nahes Gebäude — ward nach dem Zeugnisse Baldins, des bekannten böhmischen Geschichtschreibers von einem' Bürger der k. Altstadt Prag im Jahre iz 92. erbauet*) Im Jahre 1400. dotiere sie Herr von Müllheim mit Einkünften, die zur Unterhaltung eines Predigers hinreichcn konnten. Huß ward von *) istpitcme bist, rerum styliem. Ud. IV. L. ». x, 412. Lr 414. in not». Kirchenvers. zuKostmz. IIi.Theü. 67 die gehöriges Veranstaltungen zu treffen, damit ihrem geliebten Lehrmeister, dem Huß der Name eines Märtyrers zuge- theilt —und zu seiner ewigen Verherrli¬ chung eine jährliche Feyerlichkeit bestimmet würde» Dietrich Urie erzählt es selbste: daß die Böhmen dem Huß öffentliche Lob¬ gesänge angestimmet haben, in welchen sie ihn als einen Märtyrer, der für den christ¬ lichen Glauben sein Leben dargegeben hätte, ohne Umschweife anpriesen : Kie ett Unr- tyr, c^ui pro OüriÜi nomine sanAuinem ÜIUM kuält. Viäe von der 6ardt Lone. Lonli. 'L. I. p. 18. Es ward auch nach der E r Zeit von dem Stifter des Benefiz!,ims im Jahre 1405. zum Prediger vorgcschlagen. Die Ka¬ pelle war Anfangs den zween Aposteln Ma¬ theus, und Mathias gewiedmet, nach der Zeit aber ist sie zuEbren der unschuldigenKinder ein- geweihet worden. Vorgenannter Balbinus schreibt *) er schrieb aber seine Geschichte um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts) daß in seinen jugendlichen Jahren annoch dieKan- zcl, auf welcher Huß gepredigt, gestanden scyn solle — und daß viele Menschen aus besonderer Hochachtung, die sie für Hussens Angedenken trugen, dieselbe mirauszcichucn- der Andacht gelüßl haben sollen — Was *) l.von cn. in noür- 68 Geschichte der grossen allgemeinen Zeit der 6te des Heumondes, als der Tag des gewaltsamen Todes des Huß zu fer¬ nem jährlichen Gedächtnißfesie gewählet.*) Man beklagte durchaus deu Lob des Huß! Sowohl die vom nsedrrgcn Stande, als auch jene, welche vom Adel waren, wein¬ ten über das klägliche End dieses gottts- fürchtigen Mannes, dessen unsträfliche Sit¬ ten jedermann zur Auferbauung bienten. Man entbrannte wieder die Verfügung des ConcrliumS, die man als grausam, und un¬ verzeihlich ausschalt—; man murrete nicht nur rn ver Stille — , sondern man schimpf¬ te auch öffentlich auf die kostnizischen Väter, als auf Unmenschen, Barbaren, und Rackersknechte. Es war etwas all¬ gemeines, zu hören: daß der Synvbus zu Koftniz nicht von dem Geiste Gottes — sondern von dem Geiste der Verfolgung, Wuth, und dec Boßheit regieret würde. Dec *) vitl'. Kist. sta Joanne blust y 1 Was ich von gcmeldter Kapelle Bechlchcm anzu- rrinncrn habe, ist, daß sie kraft allerhöchster Verordnung wiederum zur akademischen Kir, che des altstadter Gymnasiums, und dcr phi, los phischcn Fakultät bestimmt worden seye—. Ein Umstand, der von darumen bemerkt zu werden verdienet, weil gcmeldte Kapelle auch jur Zeit des Huß die nehmliche Bestimmung batle, wie ich es in einigen uralten Hand« lcbrifteu ausgezeichnet fand--. Kircherwers zuKostniz.lH.THeil. 69 Der König Wenzel selbste, und die Gros¬ si n des Reichs betrachteten das am Hus¬ sen ausgeübte Todesurtheil als eine Ver- läumdung, die das Concilium dem gan¬ zen Königreiche angethan hatte. Doch hat sich aus allen Edelleuten,-Mn rem welche wieder das Concilium eiferten, kei- Kra¬ ner so heftig gezeigt, als Johann von Trocznow, ein Kammerer des Königs, der nach derZeit unterdem Namen Zischka, welches Wort so viel als einäugig bedeu¬ tet, so fürchterlich , als berühmt gewor¬ den war. Zischka nährte schon seit länge¬ rer Zeit die bitterste Abneigung zu denKir- chenvorstchern, und zu dem ganzen geistli¬ chen Stande. Es mag seyn: daß die un¬ regelmäßige Lebensart der Weltgeistlichen, und die ärgerlichen Schandthaten einiger Mönche solchen Haß in dem Gemüthe des Zischka angefachet haben; nur muß man emgestchcn; daß auch Privatumstande den Edelmann zur Rache verleitet haben dürf¬ ten ? Balbinus *) führt über diesen Punkt aus dem Theobald, und Dubravius eine eben nicht unwichtige Ursache an; ich will sie aber mit Stillschweigen übergehen, um allen Anwurf einer nicht hinlänglichen Ehrfurcht für den geistlichen Stand von mir abzulehnm —. Was ich ohnbedenk- Er lich *) bpiiome IM. rerum Nolieni, M>, IV. c. 4. p> ' 424. ' : 7O Geschichte der grossen allgemeinen lich sagen mag, ist: daß die Nachricht von der grausamen Hinrichtung des Huß, wel¬ chen Zischka d:r böhmische Edelmann als einen vortreflichen Lehrer des ganzen Kö¬ nigreichs ansah, dessen ohnehin zur Wstd- heit geneigtes Gemürh äußerst erbittert habe—.Zalansky ein gleichzeitiger Schrift¬ steller erzählt: * **) ) daß Wenzeslaus der König dem Zischka, als er diesen eines Tags in einem tiefen Nachsinnen erblickte, nach verstandener Ursache die Erlaubnis ertheilet habe, die von demConciirumsei- nen Landsleuten angethane Unbild zu rä¬ chen —. Seye esdaß Wenzel solche Voll¬ macht dem Zischka auch nur aus Scherze gegeben habe, west er dessen Unvermögen leicht einsah — so bezeuget dennoch Theo¬ bald^) daß solche Vollmacht schriftlich, und unter Bestätigung des königlichen Siegels ausgefertigt worden seye—.Von dieser Zeit an sinnete Zischka unausgesetzt auf die verderblichsten Anschläge, mittelst welcher er den Tod des Huß, und mit sel¬ bem das dem ganzen Königreiche angetha¬ ne Unrecht wieder das Loncilium, und die ganze Geistlichkeit rächen könnte. Und diese Anschläge wurden auch in kurzer Zc.t ausgeführt, da dieser barbarische Feldherr, unter dem Vorwande sein Vaterland zu rä- *) Nawiiium loc. cik. **) I» seiner Geschichte des Hussiten kriegs Lsp. XXVIU. S.H;. Kirchcnvers zu Kostniz.IH.Theil.7r rächen, dasselbe mit Feuer, und Schwert verheeret hatte. Seine Wuth griff vor¬ züglich die Geistlichen, und Mönche an—. Doch—diese Sache gehört zur Geschich- te des Hußitenkriegs! man kann sie bey Aeneas Gylvius —Theobald —Toch- laus — und aus den neuern bey Len- fant lesen. Ich will nur dasjenige er¬ zählen, was die Geschichte der Kirchenver- sammlung zu Kostniz betrift- Das Con- cilium hatte, wie ich bereits oben ange- merkt, ein Sendschreiben nach Böhmen ge¬ schickt , worinnen es die Verdammung der Lehre des Huß, und die an ihme vollzoge¬ ne Todesstrafe einberichtet! nun müssen E4 wir *) Nistorw Nahem. 0. z6.Lr5eq. Gkschichtedes Hußitenkriegs. historisl-lussrtgrum lUüoirsäe I» Auei-re äez INuNItes. Ir) Wie sehr Zischka wieder die Ordensgeistlicherr entrüstet mag gewesen seyn — zeuget nebst dec Historie, die seine ausgeübten Gewalt- lhakigkeite» beschreibet, auch lein gewähltes Bildnist , welches in einem Thurme zu Tabor- aufbcwahrk worden war. Nach dem Zeug, nisse des Balbinns, soll Zischka in jenem Gc- mahlde mit der linken Hand einen geschornen Mönch —, mit der rechten aber eine Keule gehalten haben, um mit dieser jenen todtzuschla- gen. *) S. ^ilccllrne» hissorica re^nr NohcmiT iib. III. c-Z'§. 5.P.2». 72 Geschichte der grossen allgemeinen wir auch sehen, was die Edlen aus Bö- Heim hierüber geantwortet Haven. §- i7- Der Bök« mmSchrci. Das Sendschreiben, welches die Edlen CvliMum^ üus Böhmen, und Mahren bey einer all- ' gemeinen Versammlung der Stande zu Prag abgeschlossen hatten, waramzwey- ten Herbstmonarhs iw Jahre 14-5. da- tirt—, und es muß nach Kostniz annoch vor der ryten allgemeinen Seßion des . Conciliums überbracht worden seyn. Es ist an alle zu Kostniz versammelten Kardi¬ nale, Erz - und Bischöfe, wie auch übrige Kirchenprälaten, undDoktorn; mit einem Worte, an den ganzen ehrwürdigen Gy-- nodus gerichtet. Die Namm der unter¬ schriebenen Edlen, und Freyherren aus beyden Ländern sind an der Zah! §4. Die erstem, und vornehmsten sind Fenkovon Wessely, oder von Württemberg, obri- ster Burggraf zu Prag, LazkovonCra- warrz, Landeshauptmann der Markgraf, fchast Mähren; Vozko von Cunstadt, oder von Podiebrad, Haniss vonLeypa, obrister Marschall des Königreichs Böh¬ men , Johann von pseuhaus, Heinrich von Württemberg, Burggraf zu Königin- gratz rc. die übrigen kann man bey Labbe, und bey von der Hardt finden, allwo auch der ganze Vrref in lateinischer Spra- Kirchenvers. ZuKostniz. III.THeil. 73 che zu lesen ist *) Er scheint mir wichtig genug zu seyn, um ihn vollständig in teutscher Uibersetzung zu liefern. Ehrwürdige Väter re. rc. Die wohlgebohrnen Herren des christlichen Königreichs, und der Markgrafschaft Mahren wünschen euch die Gnade Gottes, und die getreue Beobachtung der Gebote des Herrn Jesu Christi in vors aus — " ^Da es einem jedweden sowohl nach dem göttlichen, als auch natür¬ lichen Rechte obliegt einem andern das¬ jenige zu thun , was er will, daß ihme geschehe — und im Gegentheile alles zu unterlassen, so er an sich selbste un¬ terlassen zu styn wünschet, so wie es un¬ ser göttlicher Lehrmeister ausdrücklich befiehlt: alles, so ihr wollet, daß euch die Leute tkun sollen, thuet auch ih¬ nen; denn dieses ist das Gesetz, und diese sind die Propheten. **) Und Paulus, das auserwahlte Gefäß des Herrn /.p. I.Ldd. Loncil. 1. XVI. p. 289. Lc Lequ. 2p. v. ö, 1. IV. P. 49^. VII. 12. 74 Geschichte der grossen allgemeinen Herrn schreibt: die Liebe ist des Ge¬ setzes Erfüllung! denn das ganze Gesetz wird in diesen ^Vdrten ent¬ halten : du sollst deinen Nächsten lie¬ ben , wie dich selbste. *) Als sollten wir uns zu Folge dieses göttlichen Ge¬ setzes bestießen haben die airbefohlene Nächstenliebe gegen unsern, wayland seliger Gedächtniß, allerliebsten Ma¬ gister JohannHuß zu erfüllen -.Die¬ sen gelehrten Doktor, und vortrefli- chcn Prediger des Evangeliums habt ihr, wir wißen es stlbste nicht, von was für einem Geiste geleitet, unver¬ hört, und unüberwiesen, bloß auf die hitzige Anklage seiner ärgsten) Feinde, die zugleich unsere Verleumder sind, der größten Jrrthümer beschuldigt — durch übereilte Schlüsse als einen hals¬ starrigen Ketzer verdammt — und, welches für das ganze Königreich Böh¬ men, und Markgrafschaft Mahren ei¬ ne nicht geringe Beleidigung, Schan¬ de , und unverzeihliche Unbrlde ist, mit der grausamsten, und schändlichsten Todesstrafe hingerichtet-. Wir haben schon vorhin in dcrSa- che des Huß all Sigismunden römi¬ schen *) ^ä kom XIII. 9. lv. Kirchenvers zuKostniz. III.THcil. 75 schen Kaiser nach Kostniz geschrieben, unh ihn , als künftigen Erbherrn die¬ ses Königreichs Böhetm gebetten,stch unsers Mitbürgers anzunehmen. *) Solche Schrift konnte auch euch nicht unbekannt seyn, weil wir es als etwas Hetzers vernommen haben: daß sie in euerer öffentlichen Versammlung abge- lesen — und, welches wir zwar nicht glauben wollen, ob es schon die allge¬ meine Sage bestätigt, auf euernBe- W verbrannt worden ftyn solle —« Dieses ehrwürdige Vater — wäre in That eine offenbare Beleidigung unserer Ehre, und unsers Ansehens. . Dieses Schreiben wird an euch ge¬ achtet; und nichts anders, als die reineste Nächstenliebe befahl uns kraft gegenwärtiger öffentlichen Urkunde My zu bekennen: daß Magister Jo¬ hann Aust ein frommer — gottesfürch¬ tiger — und rechtgläubiger Mann ge¬ wesen seye —. Daß er seit mehreren Jahren in unserm Königreiche vollkom¬ men christlich gelebt — und jederzeit in dem allgemeinen Rufe eines untadel- haften Wandels gestanden habe —. Wir bezeugen mit Mund, und Her¬ zen: *) S. n.Theil §.4. S'Z2. 76 Geschichte der grosser; allgemeinen zen: daß dieser fromme Priester das göttliche Wort sowohl des neuen, als auch alten Bundes jederzeit nach der Erblehre der Vater und Vorschrift der Kirche, rein und unverfälscht ausge¬ legt — uns, und unsre Uutcrthanen sowohl mündlich, als schriftlich den reinen katholischen Glauben gelchret— und daß er alle Jrrthümer, und Keye- reyen sowohl stlbste mit einer unerschüt-' terten Standhaftigkeit verfolgt, als auch uns stlbe zu unterdrücken eifrigst ermahnet habe-. I) Dem ohnge- achtet I) Mbier dachte ich den schicklichsten Platz gefun¬ den zu haben , an diejenigen eine Frage zu stel¬ len, die sich an meinen Ausdrücken , mit welchen ich imll Th.denHuß einen tugendhafte" -rechtschaffenen Mann —und frommen Prie¬ ster nannte, geärgert, und dawiedcr heftige" Lärm geblasen haben —! Meine Herren oder wollen sic lieber -Vater, ?srrez, ge¬ nannt werden? die meisten aus Ihnen wäre" doch Mönche — Je nu —Herren, oder?->creü — was sagen sic zu den erhabenen Lobspr"- chcn, mir welchen zwo ganze Nationen, we nlgstens dieDornehmsten aus beichcn den beehret haben — ? getrauen sie sich wohl w>e- der die Glaubwürdigkeit dieser unveriverst^ chen Zeugen Ausnahme zu machen —? Edlen aus Böhmen hatten mit Hussen öftt^ näher" Kirchenvers. zu Kostniz. II1.Theil.77 achtet habt ihr diesen frommen, recht¬ gläubigen, und tugendhaften Mann verketzert, verdammt, und verbrannt 7-. Mit deme nicht zufrieden, wollet ihr die uns angethane Unbild mit "euer Beleidigung vermehren. Euere Galle ergriff auch den Magister Hie¬ ronymus von Prag, einen Mann, des¬ sen Philosophie, erweitertes Kenntniß, gründliche Gelehrtheit, und besonders seine fliessende Wohlredenheit beynahe . ganz nähern Umgang gepflogen — Sie haben seine Lehre öfters aus dem mündlichen Vortrage angehört, und auch aus seinen schriftlichen Urkunden verstanden —Sie waren Augen-und Ohrenzeugen von dem Leben, und von der Leh¬ re des Huß —und diese Zeugen nennen de» Huß nicht nur «inen frommen Priester, son¬ dern auch einen christlichen, und evangeli¬ schen Lehrer. Was sagen sie dazu k. Selig, iVIccxL^o-T' —Ihnen waren doch meine Ausdrücke, mit welchen ich den Huß einen frommen, und rechtschaffenen, und tugend¬ haften Mann nannte, höchst anstößig—? werden sie wohl das offenbare Zeugniß so vie¬ ler Cdlc» aus Böhmen und Mähren auch ver¬ werfen—? Willman nach kritischen Regeln, und nur nach den Anfaugsgründen der EeschichtSkunde schlief- 78 Geschichte der grossen allgemeinen ganz Evropa bewundert —. Nu die¬ sen vortreflichen Mann habt ihr über die blosse, und seichte Anklage seiner Feinde, und unserer Verräther gefan¬ gen nehmen—in einen unleidlichenKer- ker werfen — und vielleicht- schon auf die nehmliche grausame Art, als den M. Johann Huß hinrichten lassen—? Wir höreten, und wir haben es aus euerer eigenen Schrift entnommen: daß emige Verleumder, und niederträch¬ tige Ohrenblaftr unser ganzes König¬ reich , und die Markgrafschaft als Lan¬ der, die durchaus mit der verderblichen Seuche der Ketzerey angesteckt waren bey euch zu verschreien gesuchet haben Ihre Unverschämtheit gicng so weit, daß sie vorgaben: unsere Länder wür¬ den in Kürze, wofern man nicht schleu¬ nig zu Hülfe käme, und gcwaltigeMit- tel ergriffe, von dem christlichen Glau¬ ben schliessen, so muß man auch den Edlen aus Böhmen , und Mahren, welche Zeugen voll nnmittelbarer Glaubwürdigkeit sid, Nvthwel" dlger Weise mehr Glauben beymcffen, als den kostnizischcn Latern, die den Huß bloß nach der unrichtigen Anklage seiner Feinde beurtheilr— verlelM — und verdammt ha< bcn—. Kirchenvers. zuKostniz. IH.THeil. 79 den vollends abfallen —. Derlen Ge¬ rüchte , und Anklagen sind unserm gu¬ ten Name nachteilig—; wir sind auch nicht schuldig solche anzügliche, und verunbildende Reden zu dulden, und zwar um so weniger, als sicherer sich unser Königreich, und unsre Mark¬ grafschaft einer ununterbrochenen, und in dem katholischen Glauben immer beharrenden Standhaftigkeit rüh¬ men könne —. Zur Zeit, da andre Königreiche und Provinzen sich mit dem römischen Stuhle zerschlagen, und die verderblichsten Spaltungen genah- ret hatten, blieben unsere beyden Lan¬ der allezeit dem Pabste unterwürfig. Unsere Anhänglichkeit zur römischen Kirche ist weltbekannt, so wie es auch jedermann weiß: daß unsereFürsten,und Edlen jederzeit den Vorstehern derKir- che nicht nur mit der ausnehmendsten Hochachtung begegnet, sondern ihnen auch die reichlichsten Geschenke zuge- theilt haben —. Ihr selbfte, ehrwür¬ dige Vater — müßet davon, wofern ihr anderst die Wahrheit reven wollet, Zeugenschaft geben. Es erfordert also die Liebe, die wir uns selbste, und unstrm Nächsten schuldig sind, daß wir derley falsche, und 8o Geschichte der grossen allgemeinen und obangeregte Ausstreuungen, wo¬ durch man unserer Ehre zu nahe tritt, abzulehnen uns ernstliche Mühe geben. Wir sind in unserm Gewissen überzeugt, so wie wir zugleich die stärkste Hofnung auf Christus Jesus haben, daß unser Glauben, den wir jederzeit bekannt haben, und auch gegenwärtig beken¬ nen , ächt — unverfälscht — und katholisch seye—? Wir wollten dahe- ro mit unser aller einstimmigen Ent¬ schliessung kraft gegenwärtigen Aus- schreibens öffentlich , vor der, ganzen Welt bezeuget haben: daß alle diejeni¬ gen , so unser Königreich Böhmen, und Markgrafschaft Mähren einer Ketzerey beschuldigten,oder vorgäbemdaß falsche Lehrsätze, und Irrthümer darinnen ausgestreuet würden, ohne Ausnah¬ me desStandes, der Religion, und des Charakters (nur Sigismunden allei¬ nig den Kaiser, und unfern künftigen König sollten wir davon ausgenomen haben aus Ursache, weil wir wissen, daß er an den Unbilden, die uns zuge- . fügt worden sind, keinen Antheil habe) offenbare Lügner—boßhafte Verleum¬ der beyder Reiche —Ehrlose Buben-^ und Kinder des Teufels, der ein M- . ter Kirchenvers zuKostniz.III.THeil. lli ter der Lügen ist , wären Wir sind keineswegs gesinnt uns über solche an- gethanen Beleidigungen zu rachen-; dieses überlassen wir Gott dem Herrn, deme die Rache zu kömmt —, und er wird es vergelten. Nur so vieles woll- ten wir invoraus versichert haben: daß wir unsre Beschwerden bey dem künf¬ tigen Pabste, den Gott seiner Kirche zu geben nach seinen unerforschlichen Ratschlüssen bestimmet hat, anbrin¬ gen — und um die billigen Abhelfungs- mittel ansuchen werden. Wir hof¬ fen sie auch von ihme zu erhalten, wenn er anderst dem Gesetze Gottes gehorsam styn solle. Dieses Gesetz, ehrwürdige Vater—welches uns Christus Jesus, der Stifter unsrer heil. Religion gege¬ ben hat, solle immer das Hauptau¬ genmerk unserer Handlungen styn—. Wir werden es niemals außer Acht lassen, und sollte man es durch wie- drige Menschensatzungen zu untergra¬ ben suchen — so werden wir es mit un¬ erschrockener Standhaftigkeit und wohl auch mit unserm Blute zu handhaben uns befleißigen." " Gegeben zu Prag im Jahre 1415, am 2ten des Hcrbstmondes bey allgem. Versammlung der Landstande. § .. 82 Geschichte der grossen allgemeinen 8. l8- Von dcrVer Ich will auch die Punkte anführen, sammlun^ welche bey emer andern kurz darauf ge- d"?n haltenen Versammlung zu Prag abgeschlos- wcrdcn cim sen worden waren. Die Fertigung ist am Tage des heil. Viktorinus, d. i. am Zten stn.^ Herbstmonaths unterzeichnet, und < die Punkte, über welche man einstimmig über¬ einkam, sind folgende *) Der erste zie¬ let dahm: daß einige Abgesandte nach Kost¬ ni; geschickt werden sollen um obiges Schrei¬ ben dahrn zu überbringen, und im Namm des ganzen böhmischen. und mährischen Adels die Sache des Königreichs, und der Mckrkgrafschafc bey dem Synode mannhaft zu vertheidigen. 2-/o. Wollten die Edlen aus Böhmen, und Mähren Vie Vorsicht getroffen haben: daß in dem ganzen weit, und breiten Umfange ihrer Güter, und Herrschaften bey allen Kirchspielen geschick¬ te Seelensorger, welche ohngehindert das Wort Gottes predigten, ««gestellt wür¬ ben—. zr/o. Daß ein Priester, der et,-" welcher Zrrthümer angeschuldigt worden, zu dem Gericht seines Bischofs zwar vor- geforderr — doch nicht ehe, als man ihn der unter das Volk ausgestrcuten Lehrsätze gründlich überwiese , gestraft und von seinem Amte (doch allezeit mit ihrem, der Edlen, *) G.Oper,, 6c ^ton. go»n. ttulN, Lc tlieron, I. NN. 77. Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. 8Z ^dlen, Vorwissen) abgesetzt werden sollte. Dürfte es sich aber fügen, daß ein Bischof Entweder aus Mißkanntniß der wahren evangelischen Lehre, oder aus persönlichen Hasse einen Priester heimlich bestrafte, oh- ue ihn der angegebenen Irrthümer rechtlich ^erzeugt zu haben — als sollte kraft ge- ^nwclttigen Schlusses das Gerichtetes selchen Bischofs aufgehoben — und zu sel¬ bem kein Priester mehr vorgefordert wer¬ ben. In solchem Falle müßte die Klags- mche an die hohe Schule zu Prag, und vorzüglich an die theologische Fakultät, Reiche die Wahrheit nach Vorschrift des Amtlichen Worts untersuchen sollte, über- Aeben werden, m) 4w. Ward von den Fr Cdlen m) Cs liessen sich bey dieser Gelegenheit mehrere Wichtige Anmerkungen über die bischöflichen Ronslstorien machen. Man hätte itzo vielleicht eben so viele Gründe auf eine Veränderung die, ser geistlichen Gerichtsstellen etnzuralben,al6 die Edlen aus Böhmen zu ihrer Zeit vorschü- tzcn konnten. Doch-da ich nur eine Ge¬ schichte schreibe, darf ich auch die Granzen derselben nicht überschreiten; ich muß mich mit Tatsachen begnügen. Und eben diese zeugen: daß manchmal auch die rechtgläu¬ bigsten Manner aus keiner andern Ursache, als weil ste die reine evangelische Lehre in ih5 ren Kirchspielen auszubretten, und das Ein¬ fache der Religion von dem häufigen Zuwach. 84 Geschichte der grossen allgemeinen Edlen verordnet, daß der gemessenste Aus' u trag allen Priestern ihrer Ortschaften er- d lheilet würbe von n emauden andern, alt § von den Bischöfen ihrer Länder Kirchen- d strafen, als Bannflüche rc. anzunehmen--' n und n ft der Mißbräuche abzusondcrn sich angelegt» ftyn liessen, von den Consistorien nicht M» verketzert, sondern auch ihrer Acmter vollen^ entsetzt worden scyen —! Es ist doch bedal» rcnswürdig, wenn ganze Gerichlsstellen, der gleichen die bischvsiichcn Konsistorien sind, d Uibrigens wä¬ ren sie urbietig. so wie sie es anrck auch feyerlich versprächen, sich allen rech" mäßigen, und heilsamen Kirchenstrasck y» hoffen: daß die in einer jedweden Hauptst^ der österreichischen Monarchie angestelltt»^' serlichen Dommißionen in geistlichen Angelegt Heiken, die ohnehin nur eine Abtheilung Landesstclle sind, vielleicht in Kürze die a"»^ übrige Gerichtsbarkeit dec bischöflichen Kock storicn vollends überkommen werden —. Äck d dik Evangelischen, und Reformieren habe» re Konsistorien — ; aber sie stehen unter unmittcibarenGerichtsbarkeit ihres betreffe»^ Landcsfürstcn — Und konnte dieses auch in römisch-katboltschcn Staaten geck^, den -? ich dächte, die allerhöchste Oberes sicht der Monarchen forderte eine derlei)^' anstaltung. Erchmvers zuKostniz. III. Theil. 87 die ihnen ihre eignen Bischöfe auflegen würden, mit geziemender Ehrsurcht zu un¬ terwerfen. Der Schluß dieser Reichstagskatzung der Edlen aus Böhmen, und Mähren en¬ digte sich nut dem heissesten Wunsche, und ei rigflen zu Gott abgelassenen Gebete, daß dieser n Balde einen bescheidenen, klugen, und seines Amtö-befliessenen Pabst nach sei. ner unendlichen Güte verleihen mögte. Solchem Pabste würden sie ihre billigen Klagbeschwerden ohngefaumt übergeben, und mit schuldigster Ehrfurcht sein schlüs¬ siges Urtherl annehmen —! Denn sie ge- lobtten es zu Gott: daß sie alles, was immer seine Heiligkeit befehlen würde , wenn es anderst dem göttlichen Worte Kleichfönnig wäre, genau vollziehen woll¬ ten. Ein neuer Beweiß: daß die Böhmen nicht gesinnt gewesen seyen mit der römi¬ schen Kirche das Band der Einigkeit;u brechen —. Was die angeführten Punkte betrift, so wurden sie gemeinschaftlich ab¬ geschlossen; und um ihnen mehr Verbind¬ lichkeit zu verschaffen ward auf jenen, der sich weigern würde selbe zu befolgen, die Strafe des Verlusts seiner Ehre, und Güter festgesetzt. F4 Von 88 Geschichte der grossen allgemeinen Von dem Hieronymus v- Prüg, von seinem Verhöre, — und Wiederrufe. §. iy. Co^ciUun/ So ernstlich diese Entschliessung der in der Sa- Edlen aus Böhmen / und so wichtig obi- war, den sie nach Kostni; ab- Pragvoige geschickt hatten; so sehr Netz sich auch die noinmcnha Kirchenversammlung das Geschäft ange- legen seyn. Man wollte der drohenden Spaltung vorbauen, und um den bereits angefangenen Lauf der Gährung zu hem¬ men ward für nöthig erachtet, sich gelin¬ derer Mittel gegen die Böhmen zu gebrau¬ chen. Die kostnizischen Väter entschlossen sich alle ihre verschiedenen Kunstgriffe auf- zubieten, und das Aeußerste zu unterneh¬ men , wodurch sie den Hieronymus von Prag, der nach ihrer Meinung ein eben so gefährlicher Ketzer war, als Huß, zum Wiederrufe bewegen konnten—. Sie sa- hen es wohl ein ! wie gefährlich es seyn dürfte die den Böhmen durch das klägliche End des Huß frisch geschlagene Wunde nut einer neuen Todesstrafe aufzuritzen—? Um den ausgesteckten Endzweck zu errei¬ chen wurden mit dem Hieronymus etwel¬ che Conferenzen gehalten. Ich habe von diesem vortrestichen Manne in dem U. Lheste dieser Geschichte nur etwas wem« Kircheuvers. zu Kostniz» III.THeil. 89 ges bey Gelegenheit zwocr Epistel des Huß ber ührt Dre merkwürdigen Dinge sei¬ nes Lehrmeisters, des Huß, die ich allda zu erzählen hatte, liessen es nicht zu, et¬ was mehreres von seinem Freunde anzu¬ führen. Allhier dächte ich den schicklichen Ort gefunden zu haben, dasjenige zu er¬ zählen, so mit diesem gelehrten, und tu-« gendhaften Hieronymus bey der Kirchen¬ versammlung zu Kostniz vorgegangen war. Wir hatten ihn in seinem fürchterli¬ chen Gefängnisse verlassen. S. l. Th §. r6. Es ist doch nrcht zu viel gesagt: wenn ich ssm Gefängniß fürchterlich nenne —! Denn Hieronymus wqrd, mit Ketten, und Fes¬ sln gebunden; in ein finsters Loch des St. Paulthurmes gesperrt —; seine Hän- de, und Füsse wurden kreuzweise geschlos¬ sen—und er an einen hohmPfahl geschmie¬ det, so, daß sein Haupt abwärts hrena, und er zu fitzen außer Stande war- **) r?n dieser peinigenden Lage, wovon die blosse Beschreibung auch den standhafte- sten zittern macht, schmachtete Hierony¬ mus durch mehrere Tage. Hiezu kam an- noch der Hunger, mit dem man ihn plag¬ te; und wie konnte es anderst seyn, als daß er bey vorgemeldten Umständen er¬ kranken mußte —. Freylich ward nach ein- ge- *) S- U. Th §. zy. 46. **) G> Oper» tlulli A ttieron. k. U. fol, z 50. 90 Geschichte der grosser: allgemeinen geholtem Berichte von den sich verschlim¬ mernden Gesundheitsumstanden dessel¬ ben sem ElendM etwas erleichtert —; doch mußte er in semrm schröckbaren Kerker, in welchen er am rsften May 1418 auf Be¬ fehl des Conciliums geschleppt worden war, nachdem lhn dieses ehevor mit einer tumaltuarischen Ausscheltung bcwillkommt hatte, durch mehrere Monarhe bleiben, ohne einmal öffentlich verhört zu werden. Ich lese zwar bey von dcrHardt der sich auf eine zu Leipzig aufbewahrte Handschrift beruft, daß Hieronymus am ryten Julius von einigen Deputieren, die ihn zu sich in die St. Pauluskirche vorla¬ den liessen, über die ihme angeworfenen Jrrthümer befragt worden seyn solle — Doch da man in gemeldter Urkunde nichts anders findet, als daß Hieronymus ge¬ antwortet habe: er glaubte: das in dem Abendmahle die sonderheirliche^ Sub¬ stanz des gesegneten Brods in den Leib Christi Jesu verhandelt werde —, und da man auch in den Akten des Conciliums hievon nichts ausgezeichnetes lieft —, däch¬ te ich, solche von einem, oder andern Kommissarms gemachte Anfrage für kein ordentliches Verhör anzugeben. Solches ward bis am i ttcn des Herbstmonaths verschoben. §. »c>' *) 1. IV. j)»x. 4 go. Kircheuvers. zu Kostniz III. Lheil.yi §. 20. Hieronymus, durch einen so langen D„hör Zwischenraum, in welchem er alles Unge-Hicwnn- mach eines so schröckbaren Kerkers ertra- mus »Prag gen mußte, weich gemacht — und durch die heftigsten Drohungen, mit welchen die kostnizrschen Väter nach dem schaudervol- len Beispiele des verbrannten Huß ihme ein gleiches Schicksal ankündigten, ms Schröcken gejagt — ließ sich zum Wie- derruft bereden. Am i iten desHerbstmo- naths, Dietrich von Niem gibt den irten Tag an, welches aber eben keinen grossen Abstand machet, übergab Hiero¬ nymus in die Hände der Kommissarien ei¬ ne Wiederrumngschrmel, in welcher er sich vollends dem Synodus unterwirft, und angelobet alles das jeniqe zu alauben, so immer die heilige römische Kirche zu glau¬ ben anbefähle —. Theodorich Urie, ein Augustinermönch, welcher bey derKrrchm- Versammlung zu Kostniz gegenwärtig war, und dessen biüorism OonLllilOonüsntien- üs, oder besser zu sagen, dessen Gespräch zwischen Christus, und seiner Kirche von der Hardt in seiner mühsamen Sammlung ans Licht gegeben hat *"), führt eine weit- läuftige Wicderruftmgssormel an, die Hie- ") dtiemus in vik» ^osn. gx. v. 1 II 1>. 4'5. **) S, v. 6. I4srät. d, I. x, ^72. 92 Geschichte der grossen allgemeinen Hieronymus an gemeldtem Tage dem Sy- noduö überreicht haben solle. Nach dem! Inhalt derselben nahm Hieronymus die Verdammung der beyder- fettigen Artikel, des Wiklefs, und des Huß ganz willig an; nur entschuldigte er¬ sieh über seine vormalige Weigerung die letztem zu verdammen, weil er chevor nicht geelaubt hatte, daß sie wirklich vom Huß gelehrt worden waren —. Diese Entschuld digung so unaufrichtig sie mir scheinet zu seyn, so edcldenkend sind einige andre Aus¬ drücke, und Bedmgnisse,diser seiner Wie- derrufungsformel eingeschaltet hat. Sie dürften zwar nach dem Geschmacke des Synodes nicht gelautet haben. Hierony¬ mus sagt: daß, ob er schon wiklefs, und Hussens Artikel wirklich verdamm¬ te , er solches dennoch ohne Nachtheile jener heiligen Wahrheiten, die diese zwccn Manner gelehret, und gepredigt hatten, gethan haben wollte *). Und da er sich in der Folge über die Lehre des Huß etwas umständlicher erkläret, wie¬ derholt er nochmals: daß seine Gutheis¬ sung der vom Concilio verdammten Lehr¬ sätze nicht den miudsten Bezug auf Hussens Person — auf seine unsträflichen Sitten- oder auf mehrere Wahrheiten, die er aus seinem Munde öfters gehöret hätte, neh¬ men dürfte —. Diese sollten durch jem keii» *) dlris loc, cir. xaZ. 17z. Kirchenvers. zu Kostniz. 1H.Theil.yZ keinen Abbruch leiden. Hieronymus bekann¬ te weiters: daß er ein wahrer, und ver¬ trauter Freund des Huß gewesen wäre — und daß er an der Urbietigkeit, ihn wie¬ der alle Feinde zu vertheidigen, niemals et- was ermangeln gelassen hätte — ? Doch wollte er itzo, da er desselben Zrrthümer einsähe, offenherzig eingeftehen: daß, em so grosser Verehrer er von der Person des Huß, und von seinem auferbaulichen Le¬ benswandel vorhin gewesen wäre, und an- noch seye — er dennoch kein Freund von seinen falschen Lehrsätzen bleiben wollte —. Er sagt: obschon Sokrates, und Hlato einander liebten, müßte ihme diewahr- heit dennoch lieber ftyn —.*) Hieronymus erklärte sich sogar: daß, da er die Zrrthümer des Huß verdammte, er dennoch keinen Wiederruf seiner eigenen Lehre machete, weil er die verdammten Lehr¬ sätze, ob er schon sie öfters gelesen, den¬ noch niemals als Glaubenssätze angenom¬ men— noch seine Meinung dem Ansehen der Kirche vorgezogen hätte. Die kostnizischen Väter schienen mit dieser zweydeutrgen, und unbestimmten Wiederrusungsschrist deöHieronymus nicht zu- *) TKn c^uoä gilt nmic-i Lr Lr 5ncraken gxl mazis amic» veiürs; milu eg , A der. t/rie loc, cir. 94 Geschichte der grossen allgemeinen zufrieden gewesen zu seyn ! Sie benutzten vahero die Zwischenzeit, welche von die- sem Verhöre bis zur allgemeinen Sitzung abgelaufen war, um ihn dahrn zu bere¬ den-. daß er auf eine deutlichere, und ganz unbedingteArt öffentlich adschwören mögte. Solches geschah auch in der igtenSeßron, die bis auf den agten des Herbstmonaths aus angemerkter Ursache verschoben ward. Ich will die vorzüglichen Handlungen der¬ selben in folgenden Paragraphen erzählen. Neun- Gleich zu Anfänge muß ich bemerken: zchnrc daß die Hauptbeschäftigung dieser allge- Sepron, meinen Sitzung, welche am vvrgemeldten 2 zffen des Septembers zu Kostniz gehal¬ ten ward, der bereits veranstaltete Wieder¬ ruf des Hieronymus gewesen seye.*)Nach vollendeten Kirchenzerrmonien, diebey jed¬ weder cseßion gebräuchlich waren, stand Peter von Ailly Kardinal, und Erzbischof von Cambrai, einer aus den verordneten Kommissarien in Religionssachen von sei¬ nem Sitze auf, und sprach: daß Hiero¬ nymus von Prag, welcher wegen decKe- tzerey, und feiner Anhänglichkeit zurWik- lifs, und Hussenslehre angeklagt, und seit längerer Zeit auf Befehl des Conciliums in ) Usbkcum l'. XVI p. 2-2. v. ä. itri-ät. r, iv. 4KA- Kirchenvers zuKostniz. III. Lheil.95 in einem Kerker zu Kostniz verwahrt wor¬ den wäre, zwar schon vor einigen Tagen in seiner, und mehrerer Vater Gegenwart alle seine Irrthümer, derer er sich schuldig gemacht, wiederruftn hätte, so wie es lei¬ ne eigenhändig niedergeschriebene Wieder- rufungsformel bestätigte, unddiederKar- dinal bey dieser Gelegenheit öffentlich ab¬ las —? Allein da sich das heilige Conci- lium mit solcher nicht begnügen wollte, aus Ursache, weil sic zweydeutig abgefaßt, und nicht bey einer allgemeinen Sitzung abge- lestn ward, als wäre vorgemeldterHiero. nymus auch zu gegenwärtiger allgemeinen Seßion erschienen — und wäre urbretigin Anwesenheit der ganzen Kirchenversamm- lung ftme Irrthümer abzuschwören, und die neue, ihme vorgeschriebene Wiederru- fungsformel öffentlich abzulesen. Kaum als der Kardinal seinen Vor- DesHiero trag endrgte, stieg Hieronymus auf das nymus Re- Pult, von welchem man die Dekrete, und a>> die Verordnungen des Conciliums kund zu ma- chen pflog; und aufwelchem auch itzo Hie¬ ronymus seinen Wiederruf ablas. Doch ehe es zum Wiederrufe kam, hielt Hierony- mus eine zwar kurze, aber sehr schmeichel¬ hafte Lobrede an die versammelten Vaier. Den Eingang entlehnte er von jenen, die nach dem Befehle des Moses dem Herrn verschiedene Hebopfer williglich bringen sollten, als z. B. G-ld, Silber, Erz, 6ya- 96 Geschichte der großen allgemeinen Hyacinth, Scharlach, Sammet,Beide, uns Ziegenhaare — röttlrchre Wrdder, und Dachsfelle, und Förnholz — Vel zur Lampe, und Spezerey zur Salbe, und zum wohlriechenden Rauchwerk — Gnyr, und andre kostbar eingefaßten Steine zum Leibrock, und zum Schild¬ chen —*). Hieronymus vergleicht so¬ dann mit schmeichelnder Anspielung die kost» nizischen Väter mit den kostbaren Hebop¬ fern, und sagt: daß sie mrt ihrer Weis¬ heit, und andern glanzenden Tugenden schon vorlangst in den Tempel des Herrn, d.i. in die christliche Kirche Gold, Silber, Scharlach rc. geopfert hatten —; ihme aber blieb nichts anders übrig, als einige unbedeutenden Ziegenhaare, die er für ein Hebopfer dahin legen wollte. Hierony¬ mus bat anbey die Väter demüthigst: daß sie diese seine, obschon geringhältige, Ga¬ be nicht verwerfen — und ihn wegen Ge¬ ringschätzigkeit derselben aus der Kirche nicht auöschliessen mögten —. Weiters erklärt er die Anspielung auf das geringe Opfer — löst das Rathsel seiner Ziegen¬ haare auf—und sagt, daß er darunter sei- nenWiederruf verstanden haben wollte—n) Der Wiederrufaber ist folgenden Inhalts: §-22. *) Lxoä.XXXV. 5 6.7. 8.9. n) Diese ganze Lobrede findet man bcy von der H.rrdr rseum msANi LoneilU Lontl. IV. ?-Z2z. Lochiänv lüK. t^iuNic-irum iib. IN. und er- Kirchenverst zuKostmz. IH.Theil.97 §. 22. Ich Hieronymus von Prag, Ma- gister der freyerr Künste und Hähern v°u Prag Wlssenschaften/ o) durch den wahren G karho- einen Tbcil davon bei, Raynald in snnaiibus Lrron. T.XVII. sä snnum 14,5. ü-b 45 — Tie ist auch bei) Labbe ("oneilivrmn 1. XVl. in sppenclios Lvnc Eonlk. psz;. nnbi 94z. ,u lesen. Was ich hierorts auz'mer¬ ken uöthig erachte, istr daß Hrcronymus ge¬ wiß keinen andern Beweggrund gehabt ha¬ ben dürfte die Obren der kostnizischen Vater zu kitzeln — als um sie mit cin. m so schmei- cheluben Tone vorzubereiten, daß sic sich mit fernem Wiederrufe befriedigen lassen , und ibme nach selbem die Freiheit erlheilen nwg- ten —, Allein wie sehr sich Hieronymus mit dieser süßen Hofnuug betrogen habe, wird die Fortsetzung dieser Geschichte jeigen. v) Wir haben in dem l, und II. Theile dieser Ge¬ schichte gesehen, daß Johann Huß in keiner Schrift sich einen andern Ehrenname voraus- gcsetzr habe, als den Titel eines Magisters—? Dieses that auch Hieronymus vonPiag, wie es aus angeführten erhellet. Es darf auch solches iemanden um so weniger befremden als gewisser es ist: daß der Triel eines Ma¬ gisters, der soviel, ms Doktor bchxiwer, und welcher in unser» spätem Zcitcu so gering g» 98 Geschichte der grossen allgemeinen katholischen, und apostolischen Glau¬ ben anerkenne, verfluche ich zugleich alle Ketzereyen, und Irrthümer, vor¬ züglich aber jene, vermög welcher ich bis nunzu verschreiet worden war, und die vor kurzer Zeit Johann Wiklif, und Johann Hußgelehret haben*), und aus welcher Ursache auch diess h. Concilium beyde als Ketzer mit dem Banne belegt, und alle ihre Lehrsätze, meistens aber gewisse Artikel, die in dem Endurtheile deutlich angemerkt worden sind , feyerlich verdam¬ met "hat —. Ich bin auch mit der römischen Kirche, und mit diesem hell. Concilium vollkommen einstimnng/Und bekenne anmit öffentlich mit Mund, und mit Herzen: daß ich alles dasje¬ nige wahrhaft glaube, so immer der apostolische Stuhl zu Rom, und die¬ ses heil. Concilium sowohl im allgemei¬ nen , als auch im besondern, z. B. von der Schlüsselgewalt, von den heiligen Sa- *) I.2bb. 1. XVI. p. 2yr. V. ö. Harät.1'. IV.p.^o4. geachtet wird, damals annoch In grossem An¬ sehen gestanden habe — ! denn selbst Bischö¬ fe, undKardmäle führten denselben. Ma" lese ks^ebroebium 1.XIV. x. zi. KirchenverfzuKostmZ.lII.Theil.99 Sakramenten, von der Priesterweihe, von den geistlichen Aemtern, und Kir¬ chenstrafen — von den Abläßen, und Reliquien der Heiligen, von der Im¬ munität, von den Zerimonien, und allen übrigen Dingen, welche zur christ¬ lichen Religion gehören, zu glauben befiehlt — ?). Anbcy bekenne ich auch: daß meh¬ rere aus den Artikeln Wiklifs, und des Huß (allhier hatte Hieronymus die von dem Concüium verdammten Lehrsätze vorgenannter beyden Manner abgelrsen! es wäre aber überfiüßig se.be hieher zu se¬ tzen, weil sie schon in den vorhergehenden G r zween k) Wcnn man doch nur nicht Nebendinge, als Immunität, Reliquiendienst re. mit den we- senrlichen Stücken unsrer bciNgcn Religion — und willkührlich cingefübrte Zerimonien nut den von Christus Jesus gelehrten Glau¬ benssätzen vermenget hatte — ? In dem Fal» le, wo man alles untereinander wirft, muß die wahre Gestalt der Religion unkennbar werden. Das Conciiium zu Kostni; hätte gewiß besser gcrhan , wcnn es in der dem Hieronymus zum Wieberruf gegebenen Vor, schuft dasjenige, so er glauben sollte, von diesem, so willkührlich ist, gehörig abgelhei- lct Halle—, roü Geschichte der grossen allgemeinen zween Theilen angeführt worden waren *).) offenbar ketzerisch, und schon vorlangst durch dse heiligen Vater verworfen — einige Gotteslästerlich — und andre irrig, anstößig, und für fromme Oh¬ ren beleidigend — die übrigen aber frevelhaft, kühn, verwegen, und Auf¬ ruhr zu erwecken vermögend waren —, so wie sie, als solche das Concilium selbste verdammt hatte, welches zugleich allen katholischen Christen unter der Strafe des Bannes verbot solche Artikel entweder zu lehren , oder auf was immer für eine Art zu verthei- digen, Allhier muß ich den langschleppenden Wiederruf, welchen Hieronymus v. Prag ablesen mußte, und der bey den Akten- sammlern der Concilien zu Huden rsr"*> um der geliebten Kürze wegen abbrechen« Es wird genug seyn anzumerken: daß Hie¬ ronymus nach obigen sich über seine Lehe? von den Universalien q) naher erkläret, u»v S-l-?h.§.Zi. iz; !l.TK.§.l s. **) Vräe rsl'ksum, Lr v, ä. läsriir loeis cir, Hieronymus war so, wte Huß, ein Real^' Man sehe von Verschiedenheit der ücvre Reaiisten, undNominalistrn,, und den Kirchenvers zuKostniz.III.THeis. ioi und freymüthig einbekannt habe: er wäre auf selbe nicht so eigensinnig versessen, daß er seine dießfällige Meinung dem Systeme aller übrigen vorgezogcnwiffen wollte. Und da man ihme vorhero angeworfcn, als ob er den Glauben nur der triumphirenden Kirche zuschrieb, jagte er itzo: daßler bey solcher Gelegenheit durch den Glauben nichts anders, als das Anschauen Gottes, dessen die Seligen alleinig genössen, ver¬ standen hätte. Uiber den Punkt seiner mit Hussen gepflogenen Freundschaft bezeugete kr, so wie er es schon ehevor am n. Sep¬ tember that; welcher Gestalt er cs nicht ge¬ glaubt hätte, daß die dem Huß angewor. fenen Jrrthümcr wirklich von ihme geleh- ter worden wären! nun aber da er hierü¬ ber einen bessern Unterricht erhalten, woll¬ te er auch anmit öffentlich bekannt haben : baß Huß, und seine Lehre von diesem heil, ^oncilium billig verdammt, und verke¬ tzert worden wäre. Schließlichen —doch allhier sind seine selbst eigenen Worte: Uiber alles obige schwöre ich Hiero¬ nymus von Prag bey dem Geheimnisse der hochheiligen Dreyfaltigkeit, und bey diesen H.Evanqelien: daß ich indem G Z wah- H loe. cir. p. 294. v. ä. Nlsrät. pz», S07. ans entstandenen Streitigkeiten den N. Tbeii dieser Geschichte §.9. Anm ». iQ2 Geschichte der grossen allgemeinen wahren Glauben der katholischen Kir¬ che, ohne daran auch nur in mindestem zu zweifeln, beständig verbleiben wol¬ le ; so me ich auch anmit öffentlich be¬ kenne , daß alle, die diesen Glauben anstreiten, oder dawieder lehren wür¬ den , sich des ewigen Bannfluchs schul¬ dig macheten. Und wenn auch ich mit der Zeit (welches doch fern von mir seye) wieder diesen Glauben etwas leh¬ ren , oder predigen würde, sollte mich schon in voraus allen, auch scharfesten Kwchen strafen unterzogen, und des ewigen Verdammnißes schuldig aner- kannt haben. Dieses Glaubensbe¬ kenntnis/ und dieseAngelobungsschrift/ die ich eigenhändig unterschrieben, soll¬ te anmit auch diesem heil, allgemeinen Concilium übergeben haben. Also lautete der Wiederruf des Hie¬ ronymus, den er in der u-ten allgemeine" Seßion machte. Er war ziemlich unbe" di gt, und schien vollkommen nach dem Verlangen der kostnizischen Vater abgo faßt zu seyn. Ohnzwchclhaft lies; sich Hie¬ ronymus aus Furcht zu den grausame" Schmerzen, die er im Verweigerungssalle auezuftehen hatte, zu dem Wiederrufe vek' leten —; und es ist unleugbar-, daß die Hofnuug, aus dm verfolgendeo Hände" Oirchenver s zuKostniz. III. Theil.ivZ der Väter befreytt zu werden, ihme die strenge Wiederrufungöformes auf den Mund gelegt habe—. Mit dieser, so un¬ bedingt sie auch immer war, wollten sich die Väter dennoch nicht befriedigen lassen. Sie argwohnten, und ihr Argwohn war im gegenwärtigen Falle eben nicht unrich- tig, daß Hieronymus nicht so viel aus Überzeugung, als aus Angst, Furcht, und Schröcken wiederrufen hätte — ? Er ward dahero auf ihren Befehl von der Geßion hinweggeführt, und in sein voriges elendes Gefängniß geworfen —. r) Wir G 4 wollen r) Vermuthlich werden einige, bey Durchlesung der Geschichte des Huß im II. TbeUe, sich über diesen guten Mann erzürnt haben, aus Ursache: daß er nicht nach dem Verlangen der kostnizischen Vater geradehin wiederrufen hätte—? Vielleicht dürfte ihn auch mancher beschuldigt haben, als ob er mit seiner Unbe¬ weglichkeit das Recht der Natur verletzet hät¬ te, welches einem jedweden befähle sein Le¬ ben zu retten —. Doch — mit Erlaubnisse, meine strengen Richters r betrachten sie ein Bischen, was dem Hieronymus von Prag sein Wiederruf gcnützet habe — , und sodann, wenn sie sich gerrauen, mögen sie den Huß einer Hartnäckigkeit beschuldigen —. De« zu Kostni; versammelten Vatern war es nie¬ mals Ernst gewesen, den Huß auf freyrn Fuß zu stellen- Huß wäre immer, und wenn er auch io4 Geschichte der grossen allgemeinen wollen ihn in dieser seiner traurigen Woh¬ nung seufzen, und schmachten lassen, bis sich wiederum die Gelegenheit äußern soll¬ te von ihme zu reden." Vor itzo muß ich das jenige anführen, was invorgemeldter Seßion annoch geschlossen worden war. §- 2Z. DEttder Nach dem Abtritte des Hieronymus ry. assgem stieg Bercbtold von Wlldungen, Auditor S-tz'N!«;. hey her päbstlrchen Kanzley, aufdas nehm- liehe Pult, und las einen langen Zettel mopedi, ab, welcher die Franziskanermönche be¬ traf auch hundertmal wiederrufen batte —, ein Gesang ncr des Conciliums geblieben. Man beliebe nur die Worte desKaiscrsSigismund, die ich im ll. Theile F z6. S- 171 172. an« geführt habe, wohlbedächtlich zu überlesen, und es wird sich zeigen : daß Huß auch in dem Falle seines Wiederrufs die Frcyheit nie¬ mals ei halten haben würde. Die Sacke be¬ darf auch keiner weitern Probe! Hieronymus wicderrlcs — und ward dennoch nicht frey gc- lassen; Man verwabrete ihn aufdie nehmli- che Art, wie vorhero, in seinem Gefängnisse Key dem St. Paulusthurm« —. Nu - was auch mit Hussen im gleichen Falle geschehen feyn würde, läßt sich von sechste folgern. B.ni der Wirklichkeit darf mandoch sicherauf die Möglichkeit schliessen. Kirchenvers. Zu Koftniz. III.Theil.105 traf—. Etwelche Klöster von dieser Fa¬ milie , die in Burgund zu Tours, und in andern Orten Frankreichs waren, woll¬ ten sich von den Eonventualen wegen dem Verfall der klösterlichen Zucht abwndern, und sich zu jenen von der strengern Obser- vanz begeben—. Nu das Conciliumbe- gnehmigle ihre Bitte, gab ihnen einen Generalvikar, und-das übrige kann ich sicher auölassen, zum Theile; weil es memen Lesern wenig daran liegen wird die Entscheidung klösterlicher Zwistigkeiten zu entnehmen. Es dürfte doch Niemand seyn, der es nicht wüßte: wie seltsam zu allen Zeiten der Friede, und die? brüderli¬ che Eintracht in den Klöstern gewesen wä¬ re. Unter andern bezeugen solches die verschiedenen von ihrem Stamme nach der Zeit abgesprossenen Zweige der reformir- tm Franziskaner, Karmeliter, und ande¬ rer Bettelmönche —. Zum Theile aber will ich auch davon schweigen, um die an¬ dächtigen , religiösen Väter in ehren Be¬ trachtungen nicht zu stöhrcn —! denn ich fürchte: daß eine, auch nur kurze Beruh- rung vom Mönchsftande diese der Welt ganz abgestorbenen Männer auf ein neues wwberum in unsere (nach ihrer Meinung) itzo so boßhafte Welt zurück rief—. Lasse man sie nur schlaffen — ; es ist de ch immer besser, als wenn 'sie rvacheten. Um ihrer Ruhe wegen also will ich auch nichts von dem Verfalle der klösterlichen Zucht mel¬ den, io6 Geschichte der grossen allgemeinen den, obschon die Franziskanermönche selb- sie solchen bey dem Concilium angaben - und dessentwegen um ihre Absonderung ba¬ ten, wie man es in den Akten der Kirchen- Versammlung zu Kostniz lesen mag, allwo zugleich die ganze lange Bulle pro fratri-- dus lVlelläicsMibus vorfindig ist. *) Von dem den Ketzern gegebenen sichern Geleite. Dekrereüber So unbedeutend aber vorgemeldte tigkek des Bulle ist, um so interessanter scheinen die den Ketzern zwo folgendenVerordnungen, welche das so- «es-benen allen Ketzern insgemein, als auchin- icics!" sonderheit dem Huß gegebene sichere Ge¬ leit betreffen, aus vielen und wichtigen Gründen zu seyn. Ich will beyde Dekre¬ te so wie ich sie in den Akten des Conci- liums bey von der Sarde, und bei) Lab- he finde, von Wort zu Wort hieherse- tzen **). Dieser heilige gegenwärtig ver¬ sammelte Synodus will anmit verord¬ net V. Z. I0sr6r. 1. IV. p, ;I5. 1. XVI. p. 2-7 Lr 5ecj. v.ä. Hzrök l. IV. x. 5»». Lsbbeum 1^ ?r6. p. zvi. Kirchenvcrs. zu Kostniz. III. Theil-iv/ net haben, daß keineinziges sichres Geleit / welches vom Kaiser / von Kö¬ nigen / oder von welch immer andern weltlichen Landesfürsten den Ketzern, oder auch nur der Ketzerey Verdächti¬ gen erthcilet würde, aus Ursache, um sie dadurch leichter von ihren Irrthü- mern abzuführen, dem katholischen Glauben, oder der geistlichen Gerichts¬ barkeit nachtheilig seyn könne, noch darfe —. Ein derley Geleitsbrief, von wem er auch immer wäre, konnte, noch dörfte es hindern: wominder Ke¬ tzer, oder auch nur der Ketzerey wegen angeklagte Personen von den Vorste¬ hern der Kirche, und ordentlichen Richtern über die Anklagspunkte be¬ fragt — beurtheilt —, und, wofern sie sich weigerten nach Vorschrift der geistlichen Obrigkeit ihre Irrthümer abzuschwören, nach Rechtensform ge¬ straft werden konnten, oder sollten — ? Das sichere Geleit solle sie, und wenn sie auch nicht anderst, als unter dem Be¬ dingnisse deß selbten an den bestimm¬ ten Ort gekommen wären, von der gerichtlichen Prozedur der Kirche, d. n der geistlichen Obern nicht ausneh- mm-. Anbey ward auch beschlos- I O8 Geschichte der grossen allgemeinen scn, daß derjenige, der Ketzern, oder der Ketzerey Verdächtigen einige Si¬ cherheit versprochen, in solchem Falle von aller weitern Verbindlichkeit los¬ gezahlt würde, weil er ohnehin dasje¬ nige gethan, jo zu thun in seiner Macht gestanden hatte—. G Diesem Dekrete füge ich also fort das andre bey, welches den sonderhettlichen Geleitsbrief des angeht. Es lautet also *) - Nachdem es dieser heil, zu Ksstniz versammelte allgemeine Synodus in Erfahrung gebracht, daß es mehrere theils übelgesinnte, theils aber auch unverständige, und meistens solche, die mehr wissen wollen, als es zu wis¬ sen in ihren Kräften steht, gebe, wel¬ che nicht nur seine Majestät den Kai¬ ser , sondern auch sogar dieses; heil. Concilium selbste zu verleumden suchen; da sie nicht nur in geheimen Unterhand¬ lungen behaupten, sondern sich auch freventlich erkühnen unter das Volk öffentlich auszustreuen, als ob das dem Erzketzer Huß (verdammlicher Erinnerung) vom Kaiser Sigismund er, *) I.skl)eum /or. c/t. ^,291. Kirchenvers zuKoftniz.lH.THeil. 109 ertheilte sichre Geleit meineidig gebro¬ chen — und wieder alle Billigkeits- grundsatze verletzt worden wäre —? Diese Boßhafte -—- sie wissen es nicht, obschon sie es wissen sollten: daß vor- gemeldter Johann Huß, der mit sträf¬ lichstem Frevel den katholischen Glau¬ ben angefochten, und seine Jrrthümer halsstarrig behauptet hat, sich aller ' Gnadenvorrechte, und Freiheiten ver¬ lustig gemacht habe — und daß man ihme nach allen sowohl natürlichen,uls auch göttlich, und menschlichen Rech¬ ten Treu, und Glauben weder habe halten können, noch weniger sollen, ohne dadurch dem katholischen Glau¬ ben einen Abbruch zu thun —. Zu Folge dessen will dieses heil. Concilium Kraft gegenwärtiger Ver¬ ordnung bezeuget haben: daß Sigis¬ mund, der Kaiser, im Bezug auf sein dem Johann Huß gegebene sichere Ge- Mt alles Dasjenige gethan habe, so zu thun in stmer Macht gestanden hätte. Weiters verbotet dieser heil. Synodus allen Gläubigen, sie mögen was immer für eines Standes, Ansehens, Wür¬ de, Alters, oder Geschlechts seyn, weder i iO Geschichte der grossen allgemeinen weder vom Kaiser, noch von Conci- lium in Anbetracht desjenigen, so mit Hussen zu Kostniz vorgcgangen war, etwas wiedriges zu reden —. Dieses hätten alle um so genauer Zu beobach¬ ten, als sicherer sie ansonsten sich die Strafe zu ziehen würden, welche für die Gönner, und Anhänger der Ke¬ tzeret)— und jene des Majcftätsverbre- chens schuldige bestimmet ist. 25. ü E-vör Uiber angeführte zwey Dekrete liessen grmadim- sich viele und wichtige Anmerkungen mar Dckrere. chen. Man konnte sie nicht nur von Sei¬ te der historischen Kritik untersuchen —; sondern es gäbe auch die bürgerliche, und geistliche Jurisprudenz, und selbste das Na¬ turrecht einen hinlänglichen Stof manche Zweifel über die Billigkeit derselben aufzu- werfen —. Doch — es ist allhier der Ort nicht eine förmliche Untersuchung nachdem weiten Umfange aller Grundregeln anzur stellen—? Meine Leser werden die Gefäl¬ ligkeit haben sich zu begnügen, wenn ich ihnen eine, und die andere Anmerkung, aber nur solche, die vorzüglich die Thatsa- chen berührt, vor Auaen le§e — / die wei¬ tere Ausarbeitung überlass ich ihrer eiqnen Willkübr. Vermutlich werden mir schon manchrZewten bey-Ourchlesung dieserMor- KLrchenvers. zuKostniz.M.THeil. r i r Le die feurigsten Flüche aus ihren gallsüch- Ligen Busen zu schicken —. Ich barinrcht zweifeln, daß ein, und andrer Mönch Mit dem Propheten Elias «) wünschen wer. de: daß ein Feuerregen vom Himmel fal¬ len —, und mich gleich den zwem Haupt- leu- <,) Es ist M merken: daß die Karmelttermönche jederzeit hitzig für das Atterthum ihres Ordens gestritten > und mit gcössestem Eifer behauptet haben, das Ettas, der Prophet im alten Bun¬ de, der Vater, und Stifter ihrer Brüder, schäft gewesen sehe—. Sie sagen auch, das ihr Mantel nach dem Muster dcsjenigui dec dem Propheten bep seiner feurigen Himmel, farth entfallen war *), zugeschnitten seyn fol- le —. Ich kenne zwar selbst aus ihrem Orden einige Männer,die das Lächerliche der Fabel einsehcn—! allein die religiöse Familiezählk auch ihr« Zeloten —, und unter dic Verfech. ter vvrqemeldter Meinung gehört auch, wie ich es verläßlich weiß, der Selig, oder ihn »ach seinem eigentlichen Name zu tauffen, k- btsesriu;» 8. Lli» —. Ein offenbarer Be. weis, wie sehr per Mann in der Geschichte be¬ wandert seim muffe —. Oder vielleicht thut ec es aus besondrer Neigung zu seinem Prädi¬ kate — ? Cs ist allhier der Ort nicht Vas Lächerliche vor- gcmeldrer Erzählung aufzudecken. Solches dar H Lid. IV. Kex. L. II. v. n. iz. ii2 Geschichte der grossen allgemeinen leuten, und hundert Männern, die Ahaft ja der König m Israel zu dem Propheten schickte, verzehren mögre—*) Der Grund dieses ihres recht amerduulichen Wunsches dürfte ohnzweifelhaft dieser seyn; daß ich mich schon wiederum unterfange über die Billigkeit einiger Dekrete des allgemeinen Conciliums zuKostniz Untersuchungen an- zustellem Mein Glück ist es: daß Kott die Wünsche dieser sogenannten Eliaösöh- ne *) S-Das U-Buch von den Königen, nach der Vul¬ gata aber IV. keZ. Lsp. I. io. ,2. hat schon zu Ende des vcrflpsscnen Jahrhun¬ derts Papebroch mit einem glücklichen Erfol¬ ge gethan. Ma» lese desselben Zeugnisse, und Argumente äLt. 88. mente /rpril. 1'. Ul. p. 774' Lc 5eg. Nur muß ich anuoch hinzusü- gen : daß dieser gelehrte Jesuit von den Kar' melikern, weil ec ihre Schoosmeinung von dem Alter des Ordens bestritten, zu Rcm vor den Gerichrsstuhl des Pabsts Jnnocenz XII. vorgcfordert — und t» Spanien bcy dem Jnquisitivnegcrichte der Ketzeren ange- klagt worden scye-. Ma» kann hier¬ aus entnehmen: in wie weit sich die Derke- tzcrungsfucht dieser Mönche ausqcdehnct ha¬ be—. Die Geschickte des langen, und hef¬ tigen Streits, w lcker zwischen dem P Pa¬ pebroch, und den Karmelitern obwaltete, kl? zahlet Hvpp.Heiyor ausführlich"), l^ili. äc; Orelres l. I. p. Ee lcgu. Kirchmvers. zuKostmz. III.THeil. uz ne itziger Zeit nicht erhöre, als er dech vormals die Bitte des Propheten gewah¬ ret hat —. Zudeme finde ich auch nrcht den mindsten Anstand, der mich zurückhal¬ ten sollte obige Verordnungen einer kriti¬ schen Prüfung zu unterziehen. Die hoch- erleuchteten Theologen werden doch nicht sagen: daß die zwey Dekrete einen Glau- benssatz, oder eine zur Seligkeit notwen¬ dige Gtttenlehre betrafen — ? mir ist es Zwar bewußt, und die zusammen gestoppel- ten Anmerkungen des P. Selig zeigen es von neuem ganz deutlich , daß Manner von seinem Mecker (denn die Mönche wol¬ len sich das Kenntniß der Theologie ausschUessungsweise zueignen) alles unter¬ einander werfen, und dogmatische Satze mit Disciplmarverordnungen zu vermengen pflegen—; und dieses vorzüglich aus fol- gender Absicht: damit sie einen andern Wahrheit liebenden Mann, der sich nur mit Untersuchung der Dlsclpttnardekrete ab- gibt, unter dem vorqemahlren Anstriche, als ob er alle Verordnungen einer allge- meinenKirchenversammlung umstossen woll¬ te , um so leichter bcy der Welt verschrei¬ en können—. O — ich kenne die heiligen Anschläge dieser frommen Brüder! ein Mann, der das Unglück hat sich ihren Haß zugezogen zu haben, aus Ursache: weil er etwa nicht glauben kann: daß sic ihrSka- pulier aus den Händen Mariens der Him¬ melskönigin sechste empfangen hätten — H müßte n4 Geschichte der grossen allgemeinen müßte in Kürze, wenn alle ihre Wünsche ich Erfüllung kamen, ein Raub der Flam« men werden —. Insoweit erstreckt sich ih¬ re Nächstenliebe. So vieles von den Ei¬ ferern ! nun zur Sache. Es wird doch Niemand seyn, der das Wesentliche obiger Dekrete nicht eingesehen hat! der Hauptinhalt besteht in deme: daß man Legern, oder auch nur der Leyerey verdächtigen , zum Nachthei- le der geistlichen Gerichtsbarkeit, Treu und Glauben zu halten nicht verbun¬ den seye. Natalis Alexander, der sich alle Mühe gibt um das Concilium zu Kost¬ nih von der schwarzen Mackel zu reinigen (cs ist doch eine Mackel, wenn man lehrt: daß man Ketzern Treu, und Glauben nicht einmal halten dürfe : Natalie theilt obi¬ ges Dekret in zween Artikel ab. *) Der erste besteht hierinnen, daß die weltliche Macht keineswegs die geistliche hindern kön5 ne, wominder diese ibreGerichtsbarkeit aus¬ zuüben im Stande sine — und daß, wenn auch ein weltlicher Landesfürst einem Ke¬ tzer alle Sicherheit verspräche, die geistli¬ che Obrigkeit dennoch, ohngeachtct des Geleits, mit einem Ketzer nach ihren Rech¬ ten verfahren d. i. daß sie ihn zum Verhör fordern — über die Punkte der angeklag¬ ten Ketzeren befragen — und , wenn er durch H L. 8-cuI. XV. vlit. VIH Kirchenvers. zuKoftuiz- HI.LHeil. 115 durch gültige Zeugnisse, und Urkunden sei¬ ner Jrrthümer überwiesen wäre, nach Vor« fchrift der Kirchcnsatzlrngen verurtheilen konnte-- Ganz gut; ich will dem Natalis über diese seine angenommenen Äiechtssprüche nichts einwenden —; nur sollte gefragt haben, wo jene Kirchensa- Hungen geschrieben stünden , kraft welcher die geistlichen Kirchenvorstehere das Recht haben sollten einen der Ketzerey angeklag¬ ten , aber niemals verhörten, noch weni¬ ger der Jrrthümer überwiesenen Mann, vhngeachret seines sichern Geleits, in Ver¬ haft zu nehmen — und in Kerker zu wer« ftn — Natalis sagt zwar: *) daß die geistliche Gewalt so, wie die weltliche nach ihrer Art dre obriste, und unabhän- g,g wäre—. Gut — ich wiederftrcite die¬ ses nicht; aber gehörtes denn zu den Rech- ten dieser obristen Gewalt der Kirche, je¬ manden eigenmächtig gefangen zu nehmen ihn schliessen — und in einen elenden Kerker werfen zu lassen-ich dachte Ketten, und Bande wären nur ein Werk¬ zeug derjenigen Obrigkeit, welche das Schwert tragt —- dre Gottes Diene¬ rin — und eine Rächerin zur Strafe über den ist, der böses thut. **) Nu— welcher war wohl der Fall des Huß—? er kam, mit des KaisersGeleitsbriefe ver¬ sehen, nach Kostniz— und wenige Tage H2 nach *) cil. **) -ul kom. XIII. 4. n6 Geschichte der grosser: allgemeinen nach seiner Ankunft ward er auch schon auf Befehl des Pabsts, und der Kardinale, und zwar, welches nicht vorüber zu lassen ist, in Abwesenheit des Kaisers, in Ver¬ haft genommen, wie es mein Gewährs¬ mann bezeuget, *) und wie ich es bereits in dem I. Theile dieser Geschichte §. 6. er? zahlet hatte t). Allhier ward das sichre Ge- IM. 2t monum. ^osim. Huü 1 I. fol XI. ») Man sage doch nicht mit Reichenthal, und Lo- chläus, der dem vorigen nachgeschrieben hat, daß Huß allererst nach versuchter Flucht zur sicherem Verwahrung insGefängniß geworfen worden seye—? Denn vorgemeldter Kanoni- hat sich in seiner Beschreibung desCon- «iliums zu Kostniz nur hauptsächlich angelc- gen seyn lassen die grosse Pracht der vorneh¬ men Gäste, die zur Kirchenversammlung ge¬ kommen waren, zu beschreiben—. Man le¬ se seine eignen Worte, die am Ende der er¬ sten Ausgabe zuAugsburg im Jahre i4Sz ste¬ hen: Hier endcr sich das Lonciliumbuch gesche¬ hen ;u Konstanz. Darinn man findet, wie dir Herren Geistlich und weltlich eingeritten sryn, und mir wie viel Personen. Auch ibr Wappen gemähter, und wie sie abgeschieden sty"- Nach den kritischen Regeln der Historie nn>§ also meinem Ungenannten, seye dieser her' nach Johann von LHIum, oder Lrispinus, tv^ Kirchenvers. zu Kostniz. III.THeil.l 17 Geleit gebrochen —, und welchen Bruch nach der Zeit Sigismund auf dringliches Zureden der Kardina'le, und römischen Hoftheologen nicht ahnden wollte—.Mei- ner dießfalligen Meinung scheint auch der von seiner gründlichen Geschichte der Deut- Hz scheu andre mnthmassen*), in vorgemrldter Erzäh¬ lung über Hussens Gefangennehmung urehr Glauben beygcmcffcn werben, als dem Rei¬ chenthal , weil jener eignes Fleifses, ex pro. kello , alle, auf Hussen einen Bezug nehmen¬ de Thalsachcn untersuchet, und ausgezeichnet hat, da doch dieser nur im Vorbeygehen,in- eiäenter, wie er es sechste einzubekennen schei¬ nt , davon etwas anmerken wollte —. Was tvird wohl der P. Selig, der mit Reichenthal, und seiner in Händen habenden Beschreibung des Conciliums zu Kostniz so viel Rühmens macht, zu dieser Anmerkung sagen — ? Die, ser Grundgelehrte Mönch verwirft meinen un¬ genannten Augenzeugen, aus Ursache, well er rin Freund des Huß gewesen wäre—! aber wie — wenn jemand das Zeugniß deS Reichenthals von daxuruen in Verdacht ziehen wollte, weil er ein Feind des selben war-k ich dächte: die Folgerung ließ sich von einer Sei- Rcchenbergs akademische Abhandlung 6r Joanne Nule LI. Historie- stelcript« -» häufiger Anzahl den Huß in seinem Lerker b^ suche — und ihme nüc der heiligen Schrift berrie¬ ten haben sollcen, daß er übel glaubre —. Huß solle, wie Reichcmhal wlll., in der Pfalz vck^ wahret werden ftpu—, und die gelehrt M«-" / Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. 119 darüber an das Loncilium hat abgehen lassen. Als er aber selbst dort angc- langt: wrrßte man ihm bald seine Be¬ denklichkeiten zu heben, indem man ihm erklärte, daß ein solches Geleit dem ka¬ tholischen Glauben nicht zum Nach- theil gereichen dürfte rc. Und, wie sich der gleichzeitige Reichenthal ausdrückt, da Sigismund das höret, und vernahm, da ließ er es gut seyn*) §4 Ach *) S. I. Th. dieser Gefch. Amn l>b. Männer, die za Kostni; waren, sollen ihn dennoch täglich in seinem Kerker besucht — und seines Jrrthums aus göttlicher Schrift über¬ wiesen haben->- Umstände, die ich nicht zusammen reimen tyag! Zu deine — wenn Huß wirklich allererst nach ver luchter Flucht in Verhaft genommen worden wäre — , würden die kostnizischen Väter ohne Zweifel (soviel« Einsicht muß man ihnen doch jutraucn), diesen Umstand benutzet haben, mittelst welchem sie sich am leichtesten auS dem Gedränge loßmachcn — und die laute, und fast allgemeine Anklage des verletzten si¬ chern Geleits von sich hatten abwälzcn kön¬ nen —? Man vergleiche dieses mit dem,eisi¬ gen , was ich von der Sache schon im l, und ll. Theile dieffr Geschichte angeführct habe, und ich hoffe: daß kein gründlicher Zweifel wieder die Wahrheit meiner Erzählung, daß Huß l2o Geschichte der grossen allgemeinen Ich weiß es, daß in jenen finstern Zeiten allgemeine, und selbst von Kaisern, und Landesfürsten bestätigte Gesetze inUi- bung waren, kraft welcher ein Ketzer, der seiner Jrrthümer überwiesen worden ist, die Feuerstrafe leiden mußte—*) Allein man dürfte doch nicht im Stande seyn mir eine Verordnung aufzuweisen, welche befäh¬ le: daß ein geistlicher Richter einen der Ketzerey nur angeklagten Mann, ohne vor¬ hergehendem Verhöre, und ohngeachtet seines sichern Geleits, welches er von dem Monarchen hat, in Verhaft nehmen kön¬ ne — ? Und allhier ist der Fall, wo Si¬ gismund sich teuschen ließ sein kaiserliches Wort zu brechen, und wo diekostnizischen Väter ihre, nicht aArdings evangelischen Kunstgriffe anwand'icn den Kaiser zu bere, den, baß er das dem Huß gegebene sichere Geleit zu halten nicht verbünden wäre, aus Ursache: weil ein solches Geleit dem ka¬ tholischen Glauben nicht zum Nachtheil ge. reichen dürfte — und einer, der den Glau¬ ben hartnäckig anstritt, machete sich von selbste alles Geleits, und aller Privilegien verlustig. Mey — wie konnten die kostm- Zi- *) 8-Il.Th. §. z;. Anm. uv, Huß etwelche Tage nach feiner Ankunft zu Kostniz, zur Zeit, da er die Flucht nicht ein» mal im Ginne batte, auf Befebl des Pabsts, und der Kardinale iu Lcrbaft genommen wor¬ den seye, übrig bleiben werde—. Kirchenvers zuKostniz.Ill.Theil, irr zischen Väter den Huß einer Hartnäckigkeit beschuldigen, oder mit Wahrheit sagen: daß er den katholischen Glauben ansöchtß —da sie ihn doch nicht einmal angehört, oder seine Meinung vernommen hatten—, wel¬ ches sie doch sclbste im obigen Falle vor¬ aussetzen. Man kann alle, noch so künst¬ lichen , Wendungen machen, und sie wer- dey dennoch nicht vermögend seyn das Be¬ tragen des Kaisers, und des Conciliums in Hussenssache zu beschönigen —. Der Flecken ist zu offenbar, als daß er unbe¬ merkt hinweggewischt werden konnte. Ich dachte auch, der geheiligten Majestät Si¬ gismunds nicht zu nahe zutretten, noch seinen Verdiensten etwas zu entziehen, wie es doch P. Selig seiner Anmerkungen 4. aus einer gar mcht frommen Absicht an- zugeben scheint, wenn ich offenherzig ein- gestunde: daß Sigismund der Kaiser, ohn- geachtet seiner vielen edlen Eigenschaften, dennoch etwelche Schwachheiten geäußert hatte-—. Ex war Mensch—und ein Mensch wrrd selten von allen Gebrechlichkeiten frey seyn. Was ich an Sigismunden nicht loben mag, ist - daß er sein dem Huß gege¬ benes sicheres Geleit nicht gehalten habe—. Und-wenn der dem Huß gegebene sichre Geleitsbrief nicht gebrochen worden wäre, warum hätten sich die Edlen aus Böhmen in ihren öffentlichen, an den Kai¬ ser, und an das Concilium abgegebenen Schrif- rL2 Geschichte der grossen allgemeinen Schriften hiewegen beschwert—? * **) ) Zu- deme— welche war wohl die Ursache des blutigen Hußitenkriegs; davon man die traurigsten Spuren in der Geschichte findet —Durchlese man nur die Historie des Hußitenkriegs bey Aeneas Sylvins), Theobald, Tochlausund auchBalbinus und mar: wird es bey einem jedweden alsogleich gemeldter Historicker deutlich auf- gezeichnet finden, daß die eigentliche Ursa¬ che des gewaltigen Aufstands der Böh¬ men, wodurch sie dem Sigismund den Weg zum Pragerthrone sperreten, die all¬ gemeine Anklage seiner an Hussen verletzten Treue gewesen seye-. §. 26. Foktfttzuns Ich komme wiederum zu dem Inhalt obigen Dekrets, und srage: was wohl das Concilium zu Kostniz mit folgenden Wor¬ ten verstanden haben wollte — ? Man konnte, heißt es in dem Dekrete Ze islvo conäuÄu Uullom8, ***) zum Nachtheil der katholischen Religion weder nach den natürlichen — noch göttlich, oder menschlichen Rechten dem Huß die ihme obschon feyerlich versprochene Treue, und Glauben halten. Ausdrücke—mit wel- *) l.Lh. §. 9. II. Th. §. 2. 4. **) NalK. Lpir. rcrum Lohem. ***) l.skt»vuln loc. cir. x.29l. Kirchenverfl zu KostnLz.III.THeil. 12z welchen die kostnizischen Väter sich zwar auf die heiligsten Rechte beruffen, aber aus welchen sie zur Vertheidigung ihres Satzes kerne Gründe anführcn mögen—. Wo laßt sich wohl in dem göttlichen, so- wohl natürlich, als auch positiven Rechte nur eine Spur-sinden, die Bewiese, daß man die den Ketzern versprochene Treue nicht halten dürfte — Wenn auch Huß, oder alle übrigen Ketzer von was immer für ei¬ ner Gattung, anderst, als die Katholiken dachte, und glaubte, so war er vondar- umen dennoch nicht aus der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen — gleichwie auch die übrigen Heterodoxen nicht ausge¬ schlossen werden können-. Nun aber da nach dem unwiedcrstreitlichen Ausspru¬ che des Quintiliairs *) die Treue das all- gemeine Band der menschlichen Gesellschaft ist, müßte ich nothwendig schliessen: daß man auch Ketzern vermög dieses allgemei¬ nen Bandes die Treue zu halten verbun¬ den wäre—. Wenn ich die Sache mit den Rechts- gelchrten untersuchen wollte, konnte ich auch vieles anmerken, welches die Billig- kett obigen Satzes wenigstens, um mich des glimpflichsten Ausdrucks zu gebrau¬ chen, schwankend machte—. Ich weiß in un- *) Vecl.1mac.l4z. kiäer luxrxmum r»rum lruiNL- narum vinsului» eü» 124 Geschichte der grossen allgemeinen unsrem Temschlande keine Akademie, auf welcher kluge, und einsichtige Männer je¬ mals derley Lehrsätze in dem Naturrech¬ te vorgetragen hätten—. Es wird genug seyn den allgemeinen Satz anzuführen, daß die Verträge, worunter man hof¬ fentlich auch das von einer Seite verspro¬ chene, und von verändern angenommene sichere Geleit verstanden haben sollte) ei¬ ne nothwendige Verbindlichkeit aufle¬ gen, wie es der über mein Lob erhabeneFrey- Herr von Martini vormaliger Professor, und itzo wirklicher k. k. Staatsrath kurz, und bündig beweiset.*)Eheich weiter gehe, muß ich annoch die Worte anführen, welche Raynald **) in seinen baronianischenIahr- büchern über obiges Dekret danieder ge¬ schrieben hat. Er sagt: vorgemeldtes Dekret, welches die Ketzer zwar heftig bestritten, wäre von den kostnizischen Vätern dennoch nach reifer Überle¬ gung , und billigsten Beweggründen fest gestellet worden. Ob dieser will- kührliche Ausspruch des Raynalds Stich halte, überlasse ich einsichtigem Lesern zur Beurtheilung—. In *) S. dsrol. 1. 8. äs ^ssrlin» kvükionel äs le^e nsrorsIiLsp-XV. äe psÄir. **) iVim-ä. Lccl. 1» XVH. »ä »n. 14 Ig. tui» ^'ro. 46. Kirchenverf.zuKostniz. III.THei!. 125 Zn soMit mir, als Historiker über obige zwey Dekrete Anmerkungen zu ma¬ chen erlaubt ist, will ich über die bereits ar,gebrachten nur folgende Anekdote aunoch hiehersetzen- Sie paßt zur Sache. Als man zur Zeit des ConciliuMs zu Trienr auch die Theologen von derakgs- burgischen Konfeßion vor dasiges Gericht vorlud, schrieb der Herzog, und Chur¬ fürst von Gachftn an den Kaiser Karl V, daß er mit seinem, des Kaisers, für die Protestantischen Theologen ausgestellten st- chern Geleite vollkommen zufrieden wäre—; nur müßte er einberichten: daß seine Theo¬ logen nicht ehe nach Trient kommen konn¬ ten , als bis sie auch von dem Conciliunr selbfte einen förmlichen Sicherheitsbrief erhielten. Diese Vorsicht schien ihme Her- roge , um so nothwendiger zu seyn, als deut- sicher, und offenbarer das Dekret deEon- ciliums zu Kostniz wäre, in welchem ge- jchlossen worden, daß man mit Ketzern, oder auch nur der Ketzerey verdächtigen ^erwnen, wenn sie auf Anbegehren bey ernem Loncilium sich stellen, ohngeachtet daß sie auch vom Kaiser, oder Könige ein sichers Geleit aufzuweisen hatten, dennoch gerichtlich verfahren — und dieselben auch verdammen konnte-—? gleichwie gemeld- tes Concilium zu Kostniz dasjenige, so es mit Worten gelehret, auch in der That be- werkstelliget hatte, da auf desselben Be¬ fehl 126 Geschichte der grossen allgemeinen fehl Johann Huß, welcher auf des Kai« sers Sigismund Geleitsbrief vertrauend nach Kostniz gekommen war, auf die grau¬ samste Art verbrannt worden wäre—. So vieles erzählt uns Johann GleLdan.*) Was ich aus dieser Erzählung fol¬ gere, lst.- daß es annoch im XVI. Jahr¬ hunderte eine allgemein angenommeneMei- nung gewesen seye.-das Concilium zu Kost¬ niz hatte gelehret, daß man die Ketzer ohngeachtet des ihnen von weltlicher Obrig- kett crtheitten sichern Geleits verdammen — und, wenn es füglich wäre, auch ver¬ brennen konnte. Was mich bey der Sa¬ che wundert, ist: daß in spatem Zeiten wieder eine so offenbare Tharfache dennoch Zweifel aufgeworfen worden seyen —» Johann Eochlaus selbste, der in diesem Stücke gewiß unverdächtig ist, zeugetvon angeführter Wahrheit, da er in seiner Hußitengefchfchte wortdeutlich sagt **), daß die. kostnizischen Väter dem Kaiser , als dieser den Huß wegen dem ihme ge¬ gebenen sichern Geleit loßlasffw wollte, ge¬ antwortet hätten: man wäre nicht ver¬ bunden den Ketzern Treue, und Glauben zu halten. Man lese auch, was ick hievon schon in dem h und ll.Theile dieserGeschrü)' te Vi-le8leiä.in> cle llara relig. Areip. Larolo V« (üsessre Lommenc-r. lid. 22. **) NM. Nulkc.Iid.il. Kirchenvers. zuKostmz. IIl.Theil. 127 te bemerket hatte. Daß ich aber von der Sache allhier etwas weltläuftiger gehan¬ delt, war aus folgender Ursache geschehen. Ich wollte gewissen Menschen, die bey den allgemeinen Concilten nichts als heiligeLeh- ren, und tugendhafte Handlungen zu fin¬ den sich festiglich einbilden, die Binde, wo¬ mit sie sich die Augen eignes Fleisses ver¬ schliessen , mit Gewalt abreissen um sie zu zwingen, daß sie auch die schwarze Farbe, mit weicher manche Sentenzen, und Hand¬ lungen angestrichen sind, mit geöffneten Augen sahen-. Und wollen sie dem ohngeachtet behaupten: daß ein Neger weiß, wie der Europeär wäre — so muß ich ihnen mit dem Psalmisten sagen: daß sie Zwar Augen hatten, aber dennoch nicht sehen konnten. *) Nun ist es Zeit die Geschichte wiederum alldort, wo wir sie abgebrochen hatten, fortzusetzen. 27. ^?ezug auf Hussen, von dessen _übri- GLlertsbnefe ich in obigen Paragraphen „de^/rcn gelegenhertlich geredet hatte, und seine Leh-allg.Sissim re, die man die hußitische Ketzerey nannte, ward in der i c-ten allgemeinen Sitzung auf weitern Befehl des Hynvdes ein Dekret abgelefen , kraft welchem der Titularpa- triarch von Constantinopel, und der Bi¬ schof *) Pf. uz, nach der Balg, uz v. 5. 128 Geschichte der grossen allgemeinen schof von Senlis 8)llvanectenl!8, den Auf, trag, und mit selbem die richterliche Gewalt erhielten in der Sache der Anhänger des Huß nach eignem Gutbefinden vorzuschrer- ten *) Das Concilium ertheilte ihnen, ob¬ schon ehe eine eigene Kommißion in Ketze- reysachen niedergesetzt war, ausschliessungs - weisedle Gewalt alle, die immer in Böh¬ men, und Mahren der hußitischen Lehre ver dächtig waren, auszuspahen, vor das Ge¬ richt zu fordern — und mit ihnen ohnge- hindert nach Rechtensformzu handeln; nur daß sich der Synodus das einzige Enduc- therl Vorbehalten haben wollte —. Za Folge dieser Verordnung , und ertheilten Vollmacht liessen auch vorgemeldte zwren Richter sowohl in dem Königreiche, als auch in der Markgrafschaft an verschiede¬ nen Orten Citationsbriefe ausstreuen, und auch öffentlich anschlagen — ? allein Hus¬ sens Anhänger ließen es auch bey der blossen Vorladung bewenden, und cs fand sich kei¬ ner, der sich vor das Gericht obgenannrer Kommissariengestellet hätte—. »uüischm' Nach vorerwähntem Dekrete las der Buue. Notarius auch die Synodatbestätiaung der karolinischen Bulle über die Krrchew freyheit ab, und der Vicekanzler der rö¬ mischen Kirche, der Kardinalbischof^von *^S,l.sl)I>euLn 1°.XVI" p« Zvi. zo2, v. ü. . 5Z2. Kirchenverß zuKostniz. III. Theil. Kirchenprälat sagt in selber kein Wort von dem verstorbenen Kardinale; seine Rede hatte keinen andern Endzweck, als die Ausschweifungen der Geistlichen zu schil¬ dern — und nach diesem Vorspiele die Notwendigkeit der Reformation vorzu- stellen. Es wußte die Vater äußerst be¬ fremden, da sie eine so unerwartete, als unliebe Sprache, und zwar, welches vor¬ züglich in Erwägung zu nehmen ist, von ei- nem Mitgliede aus ihrer ehrwürdigen Ge¬ sellschaft seibste hörten, und ihre Ausschwei¬ fungen in einer so zahlreichen Verstimme lung mit den häßlichsten Farben abge- Mahlt sahen —. Der Bischof wählte sich zum Vorspruch die Worte des Propheten Jesaia: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben, und nicht lebendig blei¬ ben *) Mit diesen Worten will der ehr¬ würdige Prediger hauptsächlich dahin ge- jielet haben: daß sich die Kirchenpräla¬ ten, und Geistlichen, denn an diese war die ganze Rede gerichtet, die Anordnung ihrer Seele, dieses geistlichen Hauses, an¬ gelegen seyn lassen sollten—. Aus den verschiedenen Stellen, wel¬ che der Kirchenprälat mit Salbung des Geistes anwcndet um die Wunden, wel- che die vielfältigen Ausartungen geschla¬ gen haben, zu heilen, will ich nur eine, I4 und ILir XXXVIII. l. IV. Re§. XX. I. . r Z6 Geschichte der grossen allgemeinen und die andre anführen—Dahin gehört Z. da er sagt: die Geistlichen sollten dm Layrn zu einem Muster dienen, an welchem diese sich auferbauen, und rhren Lebens¬ wandel auf die nehmliche Art einrichten konnten — ! allein itzo dürfte es im Gegen- theilenothwendig seyn, daß wir von ihnen Die Lebensregeln erlerneten; denn es ist of¬ fenbar : daß man bey ihnen mehr Wohl¬ stand» Sittsamkeit, ein ernsthafters Be¬ tragen in Sitten, und im Umgänge mehr Andacht, und Frömmigkeit finde, als bey Ms—? Es sollte dahero Niemanden fremd Vorkommen, wenn die weltlichen Fürsten, und Herren uns unsere Güter abzwacken, uns zum Gespötte machen und verachten —- ! denn alles dieses geschieht durch daS gerechteste Verhangniß Gottes, der auch solche Verfolgung von uns nicht ehe ab¬ nehmen wird, als bis wir die Ursache der" selben aus dem Wege zu raumen — d. i., die Uippigkeit, und Laster zu meiden, und rrn tugendhaftes Leben zu führen uns m her That befleißigen werden--^ Weiters stellt der Bischof in seiner freymüthigen Rede die Ausschweifungen, Wd Laster de? Geistlichen in ihrer ^nzen k) Die ganze Rede siebt bey von der Hardt V-p. H,. cle boneli» eceleti-iaicoram vira- ^ey Labbe Ib. XVI. in szixcuäiLt: Oonc, Lonsi Kacheuvers, zuKostmz. m.Lheil. 137 Blösse vor. Er sagt daß sie in ihren Handlungen nichts weniger, als die gesun¬ de Vernunft zur Führerin hatten, sondern daß sie nach abgeworfenem Zaume derlei» ben blindlings den Sinnlichkeiten des Flei¬ sches gleich den wilden, und unvernünftigen Thieren folgten—. Erwacht fernersdie Anspielung auf den Cyniker Diogenes, und sagt; daß, wenn dieser itzo unter der Klerisey, wie vormals unter denAtheni- enftrn Menschen aufsuchete, er darunter kaum einen, der den Namen eines wah¬ ren Menschen verdienete, wohl aber eine Menge wilder Bestien finden würde —. Der Bischof ermahnet seine Mitbrüder, daß sie von dem Wege des Fleisches, denn Wollüstige würden nach dem Ausspruche des Apostels in das Reich Gottes nicht ein- gehen, abweichen— und dafür die Bahne der Tugend, und Keuschheit antretten soll¬ ten —. *) Schließlichen dringt der Redner mtt einem lobenswürdigen Eifer auf die die alle ohngesäumt, besonders weil keiner wüßte, wie lange er in seinem Hause, d. ist. unter dieser sterblichen Hül¬ se zu verbleiben hätte, ergreiffen sollten-> §- 30. So heftig immer Jakob der Bischof M-nd»«« voy Lodi wieder die Geistlichen, und ihre Aus-chen Gesm -and. *) I, Lor. VI, A. is. rz8 Geschichte der grossen allgemeinen Ausartungen eiferte, so wenig ward ihrer auch in einer andern Rede geschonet, die am folgenden Sonntage, am ^sten Okt. Hottrich Abendon, ein englandischer Doktor, und Professor der Theologie zu Oxford über nehmlichen Gegenstand hielt *). Zum Texte wählte er sich die Worte des Apostels sä kdilipp,I. ii. ftyedmit den Früchten der Gerechtigkeit erfüll ler — und seine Rede enthalt zween Haupttheile, die er von den zwoen Gat¬ tungen dc,r Geistlichen, von den Obern, und Untergebenen, ableitet. Von diesen, unter welchen er vorzüglich dieMönche einbe¬ griffen haben wollte, fordert er die Früch¬ te eines kindlichen Gehorsams — und je¬ ne , d.i. die Kirchenprälaten, und Vorste¬ her sollten nach dem Inhalte des zweyten Theils mittelst reiner Lehre, und wobl ungeordneten Disciplin die von ihnen er¬ warteten Früchte hervorbringen. In dem ersten Theile eifert er mit einer edlen Frey- müthigkeit wieder die unternGeistlichen, und vorzüglich wieder die Mönche, welche statt den gebührenden Gehorsam ihren Vorste¬ hern , den Bischöfen zu leisten, sich Frey- heitsbriefe von den Päbsten erkauft hat¬ ten um das süsse Joch der apostolischen Hirten abzuwerfen, und desto ungestraft ter ihren Muthwillen, ausüben zu können« Un- ') G. äp.v.ä-ttgrät.1-, V.xgx.24. Kirchenvers zu Kostniz III. Theil.izy Unter den verschiedenen Argumenten, Von d-,, mit welchen -der Doktor die Exemtio-Exemrisnen neu, eine erhebliche Grundursache der ver¬ fallenen Kirchenzucht bestreitet, finde ich die aus dem Bernhard gezogene Stel- le am gründlichsten. Es wird meinen 8e- firn hoffentlich nicht mißfallen, wenn ich bey dieser Gelegenheit die ganze, obschon etwas längere Passage Bernhards hieher fetze. Ich habe sie aus dem HI. Buche von der Betrachtung genommen*), all- dieser würdige Lbt von Clairvaux sich über die Exemtionen mit folgenden an den Pabst Eugenius IH. geschriebenen Worten ausdrückt. ""Es ist eine allge¬ meine Klage der Kirchen, daß sie aus Ge¬ legenheit der päbstlichen Privilegien unter¬ einander getheilet, und zerrissen sind. Man entziehet die Aebte den Bischöfen — die Mchöfe den Crzbischöffen —und die Erz¬ bischöfe den Primaten. Ihr beweiset da- ourch zwar eine unumschränkte Macht! geschieht aber solches nicht auf Unkösten der Gerechtigkeit—? Ist es nicht unan¬ ständig euern Willen zur einzigen Richt¬ schnur euers Verhaltens zu machen—, und dabey die Vernunft gänzlich aus den Nu¬ tzen zu setzen, um nur euere Macht auszu- uben —? Blos seiner Phantasie felgen, derräth Niederträchtigkeit, und Stolz—- hud heißt, als ein unvernünftiges Thier le- ) dernarä. äs Lovliäer. lib, HI, I4D Geschichte der grossen allgemeinen leben. Saget mir nur nicht von dem Nu¬ tzen dieser Freyheiten oder Exemtionen —! Die Bischöfe werden dadurch dreißttk, vnd unverschämter — die Mönche aber unordentlicher, und sogar ärmer -- DieMönche sündigen mit mehrerer Freyhcit, weil sie Niemand bestraffen kann — und man plündert sie desto ungescheuchter, va niemand ihre Bertheidigung übernimmt- Zu wem sollen sie ihre Zuflucht nehmen-^ Vielleicht zu den Bischöfen, die über das ih" nest Diesen Satz des heil. Bernhard beweist» Hit häufigen Geldsummen, welche für die xemcionen von den Acbten, und KlöstervE sichern zum nicht geringen Nachkheil sowohl der Stifter, als auch der Länder selbstenaä Rom geschickt wurden. Weich beträchtlich^ Nutzen wächst nicht in itzigen Zeiten auchk^ cholischen Provinzen zu, da durch die wcii^ sie Veranstaltung uufcrs Monarchen nicht diese Quelle, sondern auch viele andre che verstopft worden sind, aus welchen li"' jählige Geldsummen zum unersetzlichen Sch^ de» ganzer Völker nach Rom zugeflossen ren —. Von dem Schaden, den die tionen sowohl im bürgerlichen, alsauchg^ sichen Stande verursachten, da sie jenen dv^ häufige Ausfahrten der Gelder, dieser stä^ Ken Nerven , geschwachct —-, dteses durch die gekrankten Rechte der Bischöst unruhigt hatten, mögen die Rechtsgrl ehrst" Vachgelestn werden. Nrchenverfl zuKostniz. III.THeil. 14^ nm durch die Exemtionen angethaneUnrecht billig erzürnt sind —- ? drese belachen viel¬ mehr das Unglück, so die elenden Mönche Mtweder selbste anrichten, oder von an¬ dern erdulden müssen. Heiligster Vater-* -- ihr werdet euch alles dieses Uibelö, des daraus entspringenden Aergermsses, der» Feindschaften, und der in der Kirche be¬ ständig fort dauernden Unordnungen schul¬ dig machen —. Ich zweifle annoch sehr, daß ihr die Macht habet in das jenige zu willigen, was zu so vielem Bösen Anlaß gibt. Glaubet thr etwa, daß ihr berech¬ net seyd die Ordnung zu zerstöhren, und dte von euer» Vätern gesetzten Gränzen uiederzureissen — ? Ihr irret euch, wenn M meinet, daß euere Macht die einzige nye, die von Gott eingesetzt worden wäre Ihr machet ein Ungeheuer, wenn ihr mnen Finger von der Hand ablöset und chn an den Kopf setzet —di., wenn ihr an dem Körper Jesu Christi die Glieder in eme andre Ordnung bringet, als er sieselb- ste gesetzer hat --. Die Ordnung der Hierarchie hat Gott zum Urheber, und folglich ihren Ursprung vom Himmel. Al- lein —wenn ein Bischof sagt: ich will ei¬ nem Erzbischöfe nicht unterworfen seyn—, oder ein Abluch will meinem Bischte nicht gehorchen —; so kömmt dieses Awiß nicht vom Himmel! denn man hatte doch nie¬ mals einen Engel sagen gehört, er wollte nicht 142 Geschichte der grossen allgemeinen nicht unter dem Erzengel Michael, oder einem andern von höherer Stufe stehen- Was der h. Bernhard in Frankreich wieder die damals in Schwang gerathenen Exemtionen schrieb, hat in England in nehmlichem Jahrhundert Peter v. Blois/ Johann von Salisbury, ein gelehrter Bischof zu Chartres, und andere auf die lobenswürdigste Art unternommen. Pk' ter schrieb im Namen Richards, Erzbi- schoss zu Kanterburyan den Pabst AleM- Der Ul. bey Gelegenheit des Abts von Malmesburi, welcher sich der Gerichtsbar¬ keit seines Erzbischofs entziehen wollte, ei¬ nen Brief, worinncn er so heftig, als gründlich wieder die Eremtionen loßzieht —. Doch-ich schreibe allhier kei¬ nen Traktat wieder den eingeschlicheneN Mißbrauch der Eremtionen; man kann davon das gehörige bey den Canonisten, und unter- andern bey dem gründlichen Van Espen finden*) Mir ist es genUt! anzumerken: daß Abendon der Profess^' von Orford hinlängliche Ursache gehabt habe in seiner zu Kostniz abgehaltenen M de wieder die Eremtionen zu eifern, wen diese durch die ununterbrochene Reihe von Jahrhunderten, sich immer erhalten, E an, *) ^uris Tccl. univers. k« lil. lik. XII. 6e üons s jurizäiÄions oräiusrioruin Lsp. 4» Kirchenverst zuKostmz. III. Theil.iM annoch zu seiner Zeit die kläglichsten Un¬ ruhen in der engländischen Kirche verur¬ sachet halten. Gleichwie aber (istdieFortsetzungdes Predigers) die Mönche, und andre Geist¬ liche von zwoter Gattung, den ihren Qs bern schuldigen Gehorsam außer Acht lies¬ sen, und folglich zeigeten: daß sie mit der» Früchten der Gerechtigkeit nicht er¬ füllet wären — so mangelte es auch dm Bischöfen, und Kirchenvorstehern an einer gründlichen Lehre, und sittsamen Lebens¬ wandel, wodurch sie jene gehörig unter¬ weisen, mit ihrem Beyspiele zur Tugend Inletten, und würdige Früchte der Ge¬ rechtigkeit hervorbringen konnten —. Und dieser war der Inhalt des zweyten TheilS angemerkter Rede. Der Hr. Professor er¬ wähnt die Bischöfe, und Prälaten, daß sie, statt einige ihrerHaabsucht schmeicheln¬ de Satze aus der zänkischen Gelehrtheit der kanonischen Rechte zu erlernen, sich vielmehr ernstlich auf das gründliche Studium der heiligen Schrift—der Glaubens, und SiL- tenlehre verlegen sollten—.*) Man trift darinnen mehrere Passagen an, in welchen der Prediger die Unwissenheit, Sinnlich¬ keit, und das lüsterne Leben der Herren Bischöfe, und Prälaten mit satyrischer Laune durchläßt. Er bestraft sie mit ei- nee *) -Vp. v, ä. ttarär '1°. V, krolex. x-i§. Lch. i44 Geschichte det grossen allgemeine!! ner edeln Freymüthigkeit, da sie, statt in ihren Kirchensprengeln zu residiren, sich mei¬ stens nach grossen, unvioolkreichen Städ¬ ten begäben, um allda allerhand Kurz* weiss, und der manichfaltigen Ergötzungen gemessen zu können —. Die Anspielung, die er auf den Spruch des Salomo macht, zeuget von dem Witze des Redners. Sa¬ lomo legt dem Weibe folgenden Spruch in den Mund : Mein Mann ist nicht da¬ heim ; er ist einen fernen weg gegan¬ gen. Er hat den Geldsack mit sich ge¬ nommen, und wird nicht ehe zu AaM se kommen, als am Tage des Voll-^ monds.*) Und — der Prediger läßt die geistliche Braut, die Kirche, klagen: -der Bischof, mein Bräutigam ist nicht da¬ heim ; er ist nach der Hauptstadt abgerei- o vielen Greul, undVcrwü- vr-i d-r. ftung in der Kirche Gottes verursachte, und '"°""' zurZeit des kostnizifthenConciliums fast all¬ gemein geworden war, hat kurz nach an. geführter Rede auch Gerson mit lobens- würdigstem Eifer geschrieben. Dreser ge¬ lehrte Kanzler von der Sorbonne sah es wohl ein, welch' Unheil durch den schver- verblichen , als damals gewöhnlichen Schleichhandel mit den geistlichen Benefi- Zien entsprungen seye ? ec erkannte cs: baß die sowohl offene, als verdeckte, p»l- liara, Simonie allen Eifer zur Tugend, Wissenschaft, Rechtschaffenheit, und übri¬ gen zu einem Hirtenamte erforderlichen Eigenschaften wo nicht ganz ersticket, doch merklich geschwachet habe—. Die Getstli- Aen, da sie sahen: daß es bey Verlei¬ hung der Benefizien nicht auf den Werth der Tugend und Wissenschaft, sondern bloß auf das Gewicht des Geldes ankame — bewarben sich auch um jene so wenig, als äußerst sie sich bestrebten mittelst dieses ih. ren Zweck zu erreichen. Die meisten, nicht nur aus der untern Klerisey, sondern auch aus den Altardienern vom erstem Range bemüheten sich mehr, um die Gunst der K Mäch^ 146 Geschichte der grossen allgemeinen Mächtigen, besonders der jenigen, die ein Patronatsrecht hatten, manchmal auch durch die niederträchtigste Art zu erhaschen —, als ihren Beruf, und die damit ver¬ bundene Fähigkeit zu prüfen —. Dieser allgemein um sich greiffendenSeuche wünsch¬ te Gerson Einhalt zu verschaffen. Aus diesem löblichen Endzwecke übergab er den kostnizischen Vätern seine gründliche Ab. Handlung von der Simonie um selbe an- zueifern, daß sie dieses schädliche Unkraut auszureuten die baldigen, und wirksamsten Verfügungen treffen mögten. Der Hauptinhalt dieser Abhandlung ist folgender, w) Gerson zeiget: daß des Verbrechens der Simonie sich nicht nur je¬ ne schuldig macheten, die geistliche Bme- fizien kaufcten, oder verkaufen, sondern auch jene, die durch Künste, und unerlaubt te Handlungen sich in em Amt, oder Dienst, zu welchem sie doch keinen Beruf, keme Fä¬ higkeit , und kein Recht besitzen, einzu- drmgen pflögen —. Er wirst so gar jenen das v) Die ganze wichtige Abhandlung findet mau außer den Mersonianis. welche Du Pin her* ausaegeben hat, bey von d-r Hardt, der sie aus einer zu Nürnberg aufbcwabcten Hand¬ schrift ans Tagelicht gebracht bat. *) *) v. a. biri-cik. 1. l. MÄANI Cone. Lonti. k. lV- P'L- l- Li lsg. usgue »U p. 2Z. Kirchenvers. zu Kostniz.HI.THcil. ^47 das Laster der Simonie an, die, ob sie schon die erforderlichen Fähigkeiten befassen, sich dennoch vielmehr um der zeitllchenVor- theile willen, als wegen des geistlichen Amts um Benefizien bestrebten. Er laßt es zu - daß derjenige, der des Altars pflege, auch von dem Altäre gemessen möge, aus Ur¬ sache: weil ein jedweder Arbeiter fernes Lohns würdig wäre! *) nur verlangt er: daß man das Hauptaugenmerk nicht auf die jährlichen Einkünfte, sondern auf die geistlichen Obliegenheiten richten, und iene nur als Zusähe von diesen betrachten sollte, Weiters — ist eine seiner ersten Ab¬ sichten, um zu zeigen: daß die Simonre, von was immer für einer Gattung sie auch wäre, nicht nur durch Menschensatzungen, sondern auch durch göttliche Rechte verbo¬ ten wäre. Aus diesem Grundsätze folger¬ te Gerson: daß auch Päbste, wenn sie ent- weder die Verträge, so man mit Benefi- zren macht, billigten — oder bey Verleihung Der geistlichen Pfründen Geld, und Ein¬ künfte des ersten Jahrs, die man An- naten nennt, abforderten, sich der Simo¬ nie schuldig macheten, weil doch auch sie den göttlichen Rechten unterworfen seyn müßten —. Gerson führt zugleich alle Einwürfe der römischen Casuisten an, wel¬ che behaupten: daß der Pabst in Ansehung Kr der *) I.cor.IX. IZ. 7 Geschichte der grossen allgemeinen der Benefizien keine Simonie jemals be¬ gierige , weil er eine so unumschränkte Macht über alle Kirchengüter befasse, daß er sie nach seinem Gefallen vereinigen, thei- len, und aut was immer für eine Art verwenden konnte —. Allein alle diese Emwürse löst der Kanzler nut leichter Mü¬ he auf, und schlägt am Ende dre Mittel vor, derer sich das Concilmm zu Koftniz gebrauchen konnte um die tief geschlagene Wunde zu Hellen, und das Laster der Si¬ monie aus der Wurzel zu reissen. Hoffentlich wird es Niemand in Ab¬ red stellen : daß die dießfallige Absicht des Kanzlers heilig — und seine vorgeschlage¬ nen Mittel kräftig gewesen wären um das Laster der Simonie, welches so vieles Aer- gerniß von Seite der Geistlichkeit verur¬ sachte , auözurotten — ? Doch was für Wirkung schäfte wohl die Schrift des Ger> sons — ? Wer in Erwägung nimmt: daß viele aus den Richtern dey der Klrchenver- sammlung zu Kostniz durch unerlaubteWe- ge sich zu ihren Hrrtenamtern emporge^ schwunqen, und einträgliche Präbenden durch Geld sich erkaufet hatten, wird leicht begreiffen, warum es bey dem blossen Wunsche des Kanzlers, und aller übrige" rechtschaffenen Manner geblieben stye — §', x) Der Simonie, und allein übrigen daraus entspringenden Unhcile. dessen Abschaffung sich Kirchenverfl zuKostniz.il I.THeil. 14Y §. Zr. So lobenswürdig Gerson von dieser DerWieder Seite wieder dre Simonie, und die dar r""csHie, aus geflossenen Uroel merke, so hitzig be-E'^ck strit er auch von der andern alles, nmsdächlig z» auch nur den Scharren eurer Ketzerey von""d-n sich warf. Ehe annoch, als obrge Ab¬ handlung von der Simonie den Vätern übergeben ward, hat er eine den alsoglerch Kz be- sich die kostnizischcn Väter nicht so sehr ange- legen ftyn liessen, hat in unfern Tagen Jv« seph H< wenigstens in seinen beglückten Staaten, ich darf doch fene Staate» glück¬ lich nennen, die unter dem Zepter eines wei¬ sen Regenten stehen—? einen starken Damm entgegen gesetzt, da er allerwessest verordnete: daß in Zukunft alle geistlichen Bcnefizien, als Pfarreycn, Dechanteyen rc, durch Konkurse verliehen werde» sollten —. Dadurch werden manchs Schleichwege, auf welchen viele un¬ würdige, und unfähige Geistliche zu den rei- chesten Prabenden hinaufkrochen, gesperret. Aus den weisen Anordnungen unsers, Allü- berschendcn Kaisers darf man sicher schlies¬ sen'- daß in Kürze auch an derbeiligen Stat¬ te keine andern Manner sitzen —, und den Hirtenstab keine andern Geistlichen führen werden, als jene, die wahre Lichcer der Lirche genmun zu werden verdiene». 15O Geschichte der grossen allgemeinen berührten Fall der Ketzerey betreffende Schrift, unter dem Titel vondenwie-- derruffenden in Glaubcnsfachen abge- fasset, und am 2Ksten Oktober kund gemacht *)- Die Hauptabsicht des Gersons war, den Wrederruf des Hieronymus v. Prag, von weichem oben Meldung geschehen war, bey den kostnizischm Varern in Verdacht zu bringen. Ich finde zwar in der ganzen, m l2 Betrachtungen abgethestten Schrift, welche nut unverständlichen Distinktionen, und verworrenen Anspielungen angesüllt ist, nicht das mindeste, dessen sich das Concilium zuKostniz wieder den Hierony¬ mus hätte gebrauchen können. Gerson gibt zwar in der rrten Consideration folgende Regel: es konnte weder eine allgemeine Erklärung der Lehre, noch ein bedingter Wiederruf der vorgetragenen Jrrthümer hinderlich seyn, wominder jemand, der sich allgemein erkläret, oder wiedcrruft, annoch der Ketzerey wegen verdächtig bliebe.,,,, „ Allein — was für einen Bezug diese Regel auf den Hieronymus von Prag, und sei¬ nen Wrederruf haben möge, könnte ich auch mit dem schärfsten Nachsinnen nicht errathen. Inzwischen ist es doch richtig: daß man die Äumchtigkeit seines Wieder' rms zu Kostmz m Zweifel zu ziehen ange¬ fangen habe. Es *) I)e recankanriNur in reknis üäci. v. lN riarär. 1, m, p. z«,. ÜI. l'eiz. Kirchenvers. zu Kostniz. III. Lheil. i Z r Es mag seyn: daß Hieronymus selb- ste entweder durch ungevuldige Worte, die ibme sein hartes Gesängniß, wovon er keine Erlösung sah, herausgepresset hat, oder durch klägliche Seufzer, die seinem gedruckten Busen entschlüpften, zu einem derley Verdachte Gelegenheit gegeben ha¬ be-; so vieles ist dennoch gewiß: daß man allererst nach Ankunft einiger Karme- litermönche dreie Sache genauer zu unter¬ suchen angefangen habe. 7) Diese böhmi- K4 Heu ' 7) Es ist in der Tbat wunderlich: daß die Böh- men sclbste den Tod des Huß, und des Hie¬ ronymus von Prag am meisten befördert ya> den *), da es doch eine der Natur fast an- gebohrne Eigenschaft ist für unsre Landsleute eine besondere Neigung zu hegen Ich wie§ verstreite es nicht: daß wir verbunden scyen alle Menschen ohne Unterscheide zu lieben — und daß wir keinen, er möge von ei¬ ner Nation seyn, von was immer für ei¬ ner er wolle, verfolgen, oder wohl gar ver¬ derben sollten —. Ich bin mit jenen voll¬ kommen einstimmig, welche die ganze Welt für ihr Vaterland anfehen —; nur wird es mir erlaubt seyn hierüber, daß die Böhmen wie- H S. Die Epistel des Huß im ll. Tb. 59. G. 187. i Z2 Geschichte der großen allgemeinen schon Mönche, die auf Anstiften des Ste- phanus Paletz, und Mlch iel T rusts dre¬ ier zween unversöhnlichen Feinde des Hust, und seiner Anhänger, gegen oas End des WeinmonathS von Prag nach Kpstnjz ge- kommen waren *), verlangten mrt einer un- *) G biisi. Lcmonum. gosnn. blusii äz, tNeron. kra^. 1?, Il ful, verto ;; l. wieder Böhmen sich zu Kostm'z am rachgie« rigstcn gezeiget haben, meine B ewunderung zu äußern, da ich doch nicht nur aus den äl^ tern Geschichte», sondern auch aus cigenek Erfahrung weiß: wie sehr der Nationalgeift in viele» Landern, und unter diesen auch in Boh'' men, herrsche —. Bermuthlich bin ich nicht übel daran, wenn ich sage: daß beydenFein- den des Hieronymus dec Religionseifer den Nationalgeist ersticket habe-- Die Böh¬ men, und unter diesen vorzüglich Vie Geistli¬ che», undMönche hatten den Huß,und Hie¬ ronymus von Prag für Lügenprediger, und Jrrlehrer gehalten. Der theologische Haß, welcher aus keiner andern Quelle, als auS der Intoleranz entspringt , verdoppelte ihre Rache, mit welcher sie nicht nur die Jrrlhü-- wer bestreiten, sonder« auch die Verfechter derselben bis zum Tode verfolgen wollten —- Die Geistlichen, und Mönche hatten in dec Streilsache des Huß, und des Hieronymus von Prag fene vortrcjuchc Regel des heiligen Au- Kirchenvers zu Kostniz. III.Theil.15Z ungesiümmen TrohigkeiL, die man sich nur zwischen vier Mauern, aus welchen die Leutseligkeit verbannet ist , angewöhnen kann, baß man den Hieronymus vorfor- dern, und seine Lehre auf ein neues unter¬ suchen sollte, weil sie frische, und bishero unbekannte Anschuldigungen wieder ihn an¬ zubringen hätten—. Es haben zwar die in der Sache des Hieronymus von dem Concilium angeord¬ neten Augustinus ganz außer Acht gelassen, die er lErstcits mit felgenden Worten irgendwo gibt: die ^roi-ez.äi- Irrkhümer müßce mau zwar bestreiten, doch psr- wäre den Lehrern Derselben, deu Reyeru, mirlbnas. christlicher Liebe zu begegnen. Allein dir pra¬ gischen Karmeliter, welche zu Kostniz ange- kommcn waren, befolgten in der Sache des Hieronymus geradehin das Gegentheil. Ich habe es nirgends finden können: daß sie sich Mühe gegeben hätten den Hieronymus, sei¬ ner ihme zugemutheten Jrrthümer mit christ¬ licher Ganftmuth zu überweisen —, doch sagt es mein ungenannter Augenzeuge: daß sic ei¬ ne ganze Liste von neuen Anklagen angebracht, und mittelst derselben dem schon beynahe freygcsprochenen Hieronymus neuerdings den Jnquisitionsprozeß zu machen sich äußerst be, fliessen hatten Dieser ihr verkehrter Reli- Lions- G blonum.btulstl'.H. si>t. ver5, z;r- I Z4 Geschichte der grossen allgemeinen neten Richter, und Komissarien,als derKar- dinal v.Cambray, von Orsini, von Aquile- ja, und von Florenz eingewendet: daß mit dem Hieronymus schon bereits die er¬ forderliche Untersuchung nach Rechtens- form vorgenommen worden wäre —; und da dieser nach Vorschrift, und Verlan¬ gen des Conciliums seine, ihme angewor- fenrn, Irrthümer feyerlich wiederrufen, würde es höchst unbillig seyn ihn weiter zu belangen —. Sie waren der einstimmigen Meinung , daß man ihn, weil er dem Be¬ fehle des Concrliums durch seinen Wieder¬ ruf vollkommen Genüge geleistet hatte, ohngehindert auf freyen Fuß stellen sollte -. So billig aber dieser Vorschlag den Kardinalen schien, so übel ward er von ! denFeinden desHierönymus ausgenommen. Diese bösartigen Ankläger spien itzt ihr Gift nicht nur wider denHieronymus aus—,son¬ dern sie spitzten ihre stachlichte Zunge auch wieder die Richter desselben. Nach ih¬ rem Argwöhne mußte nicht nur der Wie¬ derruf des Hieronymus verdächtig lauten, sondern ihre verleumderischen Beschuldi¬ gungen giengen itzo so weit, daß sie obge¬ nannten Kardinälen, weil diese für die Befreyung des Hieronymus ihre Geneigt¬ heit äußerten, die Schuld des Eigennm ßes glonseifer unterdrückte bey ihnen vollends Vie Liebe, welche sie doch ihren Landesleuten, denk Huß, und dem Hieronymus von Prag hatte» erweisen sollen. Kirchenvers zuKostniz. III.Theil.L55 tzes anwarfen. Diese Verwegenen erfrech, ten sich bey öffentlicher Versammlung zu sagen- es schiene, als ob die Kardinale von den Ketzern in Böheim, oder wohl gar von dem Könige Wenzel selbste sich hätten bestechen lassen, um die Sache des Hiero¬ nymus zu begünstigen. Diese Anschuldi¬ gung mußte die Kardinäle äußerst kran¬ ken ! um sich von allem, obschon un- gegründeten Verdachte zu reinigen baten ste bas Concilium, daß dieses sie von dem Richteramte m dem Geschäfte des Hiero- uymus in Gnaden entlassen mögte—. Es gelang hiebey den Feinden und Anklägern des Hieronymus, daß statt gemeldrer Karr dinäle die Kommißion dem Titular Pa¬ triarchen vonEonstantinopcl, demp22' KirchenversizuKostttiz.III.THeil. 157 verlor durch die Gewaltthätigkeit des Her¬ zogs von Oesterreich nicht nur seine bischö- stiche Stadt Trient, und die übrigen in gemeldtem Kirchensprengel liegenden, und zum Bißthum gehörigen Städte, Dörfer, Flecken, und Domainen, sondern auch sei¬ ne Freyheit. Er besckwerete sich bey dem Concilium über gemeldten Herzog! Seine Anklagspunkte waren: daß dieser alle sei¬ ne, ihme zugehörigen Güter bereits in das M Jahr im Besitz hätte, und allen Frucht- gmnß aus selben zöge —, obschon er, derBi- schosichevor durch 16 volleIahre im ruhigen, und ungestörtenBesitz gewesen wäre—.Was die Sache annoch erheblicher machte, wäre: daß er von demHerzoge,nachdem seineGüter bereits ein Raub geworben, gewaltthätiger- weise m ein Gefängniß geworfen, und ge¬ swungen worden wäre, mehrere wieder- rechtliche Zusagen, die straks wieder die Kirchen, reyherten stritten, von sich zu ge¬ ben. Anbey wäre es auch bekannt, wel¬ cher Gestalt der Kaiser sechste sich zu den Nach der Flucht des Pabsts Johannes zu¬ sammenberufenen Reichsstanden wortbeut- li.ch erkläret hätte: baß der Herzog Friede, rich wegen seiner, des Bischofs, Angele¬ genheit vor das Conciltum vorgefordert Morden wäre, um allda über den an ihme nusgeübten Frevel Rechenschaft abzule¬ gen i58 Geschichte der großen allgemeinen gen *) und daß der Herzog zugleich bey dem Friedcnsvertrage, der jüngst zwischen ihme, und dem Kaiser geschlossen morden war, feyerllch, und unter Erdespflrcht ver-prochen hatte alleGenugthuungzuver- verschaffen—. Dem ohngeachtet aber, obschon es der Kaiser befohlen , und der Herzog verheissen hätte alle abgenommenen Güter einzuraumen, und den Bischof m Freyheit zu setzen, wäre keines aus beyden in Erfüllung gekommen? die Kirchengüter wären annoch immer in fernen , des Herr zogs, Händen, und der Prälat ein Ge- fangener desselben —. Es sollte dahero obgemeldten Hrn Georgs, Bischofs von Trient unterthänigste an den Synodusge^ stellte, Bitte dahin gerichtet seyn, daß die heilige Kirchenversammlung die Sache nach Rechtensform, und nach dem Inhal- te der Privilegien, welche wayland seligen Gedächtnisses Karl I V. der Kirche verliehen hat , abschliessen — und an den Herzog Friedrich sowohl, als auch alle Uibrigen, die unrechtmäßigerweise die bischöflichen Güter besäßen, ein ernstliches Ermah¬ nungöschreiben ergehen lassen mögte, Kraft welchem alle dem Bißthum anhaftenden Güter dem Bischof, als rechtmäßigen Be¬ sitzer binnen auszuschreibenden Termine zm rückgestellet würden —. Seine fernere Bitte wäre: daß der Synodus ihn von allen. *) S.I. Th. F. 14- S. 77. Kirchenverst zu Kostniz. III. Theil.159 allen, mit Gewalt erpreßten Verheissun¬ gen , und Zusagen loßzahlen mögtc —. Al¬ so lautete die Klagschrift, welche die Hach« Walters des Bischofs von Trient dem Sy- l'vdus einreichten, und die in der 2vten allge¬ meinen Sitzung am 2 l sten Nov. 14:5 öf¬ fentlich abgelesen ward *). Die Gewaltstrager des Herzogs mach- ich zwar über die angesührten Klagen ei- "ige Einstreuungen, und protestirten in voraus über das etwa zum Nachtheil ih- gefürsteten Prinzipals abzufassende Ur- Mil.' Mein der Synodus kehrte sich nicht daran; vermuthlich, weil er geheime In- '"uktionen vom Kaiser haben dürfte. Es ward nach gepflogener Untersuchung, und Afundener Berichtigung der Thatsache zu Gunsten des Bischofsgeschlossen, und der ^lschof von Concordia las auf Befehl des ^.onciliums das abgefaßte Ermahnungs- chreiben an den Herzog Friedrich öffent¬ lich ab. Es ist zu lang, um es hieher zu letzen; man findet es in den Akten*')! das wesentliche, so ich bemerken will, ist: daß der Synodus dem Herzog Friedrich, und allen übrigen, die an der gewaltigen Usur- pation der Güter des Bischofs einen An- theil ^P. v.ö.tt-räc l-.IV. p. zz6. I.-bbeum 1°. XVI. p. zo^, *) loe. cir. pax. ;o6. v, g. ttsrät 54 l. i6o Geschichte der großen allgemeinen theil haben konnten, unter Androhung des Bannes, und Verlusts aller Güter, wel¬ che dieselben von der Kirche zu Lehn hätten, die schleunige Zurückstellung der Güter, und ohnverweigerliche Befreyung des Bischofs ! einstimmig anbefohlen habe —. Kauin als dieses Dekret abgcle-en ward, so wur¬ den auch auf Verlangen der zween Beför¬ derer des Synodes öffentliche Urkunden registrirt, wohin man auch die Einwendung des Ardecinus, Prokurators des Herzogs, und seine über das Monitorium gemach' te Appellation setzte. §» 34« Smstsacbi Man hat gesehen, wie sich das Con- «/n Ar?L,cllium zu Kostniz Mit Entscheidung der zrvt' burq mit fti schcn dem Herzog von Oesterreich, und Ei' ncmKapirel schof von Trient obgewalteken Streittgketl abgegeben habe! Wenige Tage nach aM haltener roten Seßion ward eine ähnlich^ Streitsache vorgenommen. Der BiÄ^' von Straßburg Wilhelm von Dyeff, den das Domkapitel, und der Magistrat von gemeldter Stadt am 7. December zuMolS' heim in Verhaft nehmen ließ*), einige Sachwalter nach Kostniz, die st!", Beschwerden bey der Versammlung anbi»'' gen, und ihme bey selbe? wieder die anw thane Gewaltthätigkeit Recht verschalst, ") v. a, »,rär. IV. ;;r. Kirchenvers zuKostnrz.HI.THeil. 161 mögten —. Au gleicher Zeit waren auch die Deputirtm des Kapitels, und des Ma- gistrats von Straßburg allda an gekommen in der Absicht, um ihr Unternehmen zu rechtfertigen. Ludwig Churfürst von der Pfalz, alsordeutlicher Schirmer desCon- ciliums, unixdeme mAbwesenheit des Kai¬ sers das Recht gebührte dergleichen Strei¬ tigkeiten zu entscheiden, berief am l, ten De- cemb einige Kardinale, und die Deputa¬ ten der 4 Nationen zusammen, um von ih- uen Rath eiuzuhohlen, was in der Sache M schliessen wäre. Der Bischof von Ver¬ den*) trug die Klage vor, und verlang, te, daß der arretirte Blschof von Stra߬ burg um so geschwinder seines Verhafts Atlassen werden sollte, als unrechtmäßi¬ ger sirne Gefangennehmung gewesen wä- te, und je offenbarer sie wieder dieKir- chenfreyheiten stritte. Hingegen machten tue Advokaten des Kapitels, und des Ma¬ gistrats ihre gegenseitige Vorstellung, und sagten: daß man bemüßigt gewesen wäre Nch der Person des erwählten Bischofs zu versichern! weil bey einenv längern Ver- Wube die Kirche zu Straßburg wabrschem- Ucherweise Gefahr gelaufen hätte ihrer be- sten Güter verlustig zu werden. Man hät- .e gewisse, und unbezweifelbare Nachrich- daß der Herr Bischof gesinnt ge- L we- l.sl,l,eum 'N. XVI. p. ZI 2- i Nsbkeum loc. cir. t62 Geschichte der grosser! allgemeinen wesen wäre das Schloß Born, und die Stadt Zabern zu verkaufen, und das hier- ausgelößte Geld seiner Braut als eine Mitgift zu geben — 2) Sie setzten hinzu: daß dieser Verdacht um so glaubwürdiger wäre, als unleugbarer es seye, das ge- meldter FreyherrvonDyest, und erwähl¬ ter Bischof bereits über zwanzig Schlösser, und 2) Dieses wird jenen nicht fremd Vorkommen, die in Erwägung zu nehmen beliebt», daß gemeldter Bischof, ob er schon über >8 Iah' re die Kirche zu Straßburg verwalket hat, wie es Diecrich von Niem bezeuget *), dennoch nie¬ mals geistliche Orden, oder Weihen empfan' gen habe —. Cs war auch in damaligen Zeiten, in welchen ohnehin die Mißbräuche von verschiedener Gattung im allgemeinen Schwange waren, nichts außerordentliche^ Bißthümer weltlichenFürstcn zu verleihen, wtl" che dieselben mehr aus kricgerischeArt zu verheb ren, als mit bischöflicher Sorgfalt zu weide" sich Mühe gaben. Man strir mit gewaf«^ Hand um die bischöfliche Würde. Aus mehreren Beyspielen, die uns die Gestb^ te aufbewahret hat, und die ich wohl anr>" führen wüßte, will ich nur dasjenige setzen, welcheSich bcpvorgemcldten Niew" Alt' >Hemu5 äe vir» ^oinnir LZ- Le kc>e bb. III. c. 14. Kirchenvers. zuKostniz. III.THerl. i6z und andre der Kirche zu Straßburg gehö¬ rigen Güter veräußert, und mit solchem Gelde sich andre Allodialherrschasten er¬ kaufet hätte-- Sie schlossen dahero: daß das Kapitel, und der Magistrat zu Straßburg die billigste Ursach gehabt hät¬ te den Hrn. Bischof handfest zu machen, um dadurch zu verhüten. daß nicht alle, annoch übrigen Güter der Kirche zu Straß- L 2 bürg angezei'gtcn Orte finde *) Wilhelm von Bergen, rin Bruder des Herzogs von gleichem Name, ob er schon kein Geistlicher, zudcme auch so unwissend war, daß er nicht einmal zwo Syl- ben in seiner teutschen Muttersprache lese» konnte, hatte dennoch dem Bißkhume Pader- boe-n durch io Jahre vorgcstanden —, oder um mich eigentlich auSzudrücken, er bcnutzke die Einkünfte des Bißtbums- Nach Verlauf vorgemcrkter Feit gcrieth cr mit dem Kapitel, und mit der Bürgerschaft von Paderborn, fast aus nchmlicher Ursache, als der Bischof von Straßburg, in einen Streithandcl, aus wel¬ chem sich aber auch Wilhelm vom Bergen glück¬ licher herauswickelte, als cs dem Wilhelm v» Dyest niemals gelingen wollte. Der Bischof von Paderborn ließ sich vom Gregor XII. zum Erzbischof von Kölln wählen. Fccy- lich konnte er das ihme vom Angelus Cocraro iugrtheilke Erzbißthum in keinen «chtgen Be¬ sitz - v, 6.1-larör 1. ll. p 427, i64 Geschichte der grossen allgemeinen bürg verschleudert würden. Anbey wäre ihre, der Advokaten, an das Conciltum gestellte Bitte: baß dieses die Kirche zu Straßburg in ihren Freiheiten schützen, und die Sache dahin einleiten mögte, da¬ mit nicht nur dem künftigen Uibel vorge- bauet, sondern auch der bereits erlittene Verlust ersetzet würde. So vieles vonSei- te der Advokaten des Kapitels; hingegen verlangten von der andern die Sachwal. ter des Bischofs, die an ihrem Prinzipa¬ len nichts anders, als seine aocl-che Ge¬ burt anzurühmen wußten, und daß er von dem Kardinal Alenzon würdig befunden worden wäre das Bißthum zu erhalten, damit der Synodus sich seine Besreyung an- sitz nehmen, weil von der andern Seite Die¬ trich vsn Moers, der sich vom Pabste Johann XXIIl. ernennen ließ, starke 'Ansprüche aus die nehmliche Chucwürde machte —! doch ward die zwischen beyden Mitbuhlern obge- waltete Streitigkeit durch eine Heyrakh bey- gelegk. Wilhelm von Bergen heyrathetc dir Niere des Dietrichs von Moers, eine gebohlt «e Grasin von Doqqcnburg in Westphalen < und überließ die Verwaltung der Kirche Kölln seinen: Milwerber, weil dieser ihine eine andre Braut verschaste. Der Bise^' von Straßburg war lange nicht so glücküäi' Cr war in der Gewalt seiner Anklägerei^ Umstand, der seine Sache merklich verschiß merke. Krrchenvers.zuKostniz.III.Theil.i65 angelegen seyn lassen, und diejenigen, wel- che sich unrerstanden hatten ihn in Verhaft zu nehmen, mir dem Bannflüche bedrohen mögre—. Nach angehörtem beyderseitigen Vor- krage, und eingedolter Wohlmeinung der Richters ward geschlossen: daß ,ü. Kom- missarien, von jedweder Nation viere, ab- geordnet werben sollten, welche die ange¬ brachte Streitsache gehörig untersuchten— nur müßte in solcher Zwischenzeit, wie der Auftrag des Synodes klang, der Bischof loßgelassen werden. Das erste nahm der Prokurator des Domkapitels unbedingt an: wieder das zweyte hingegen protestirte er geradehin, und behauptete: baß man den Bischof nicht ehe fügllch in Freyheit setzen konnte, als biß das Kapitel eine hinrei- chende Bürgschaft für das Schloß Born, und die Stadt Zabern erhielt Die Sache ward auf eine andere Zeit verscho¬ ben , und der Gtreithandel, obschon öfte¬ re Kommißionen, und Sitzungen gehalten wurden, dauerte dennoch über zwey Iah- re. Ich null nur in Kürze erzählen, waS für einen Fortgang, und End angeregte Streitsache genommen habe. Die verschie¬ denen Kommißionen, und weitläuftigen Ur- theile findet man in den Akten bey Labbe, und von der Hardt. i66 Geschichte der grossen allgemeinen Z5- ^srtst?un- Die Kommissarien, an derer Spitze dc§ Streit- der Patriarch von Constantinopel war, handel--, und unter welche Dietrich von Niem den Erzbischof vonMaynz, und den Markgra¬ fen vonBaaden namentlich zahlet*) gieri¬ gen zwar zu Anfang des lebten Jahrs alle nach Straßburg um die Freyheit des gefangenen Bischofs zu bewirken,- allein sie mußten unverrichteter Dingen zurückkeh¬ ren, weil das Kapitel annoch mehrere, und wichtigere Beschwerden wieder dm be¬ reits angeklagten Bischof vorbrachte. Es ward bey verschiedenen Kommißionen, als am izten Jänner, am roten des Hor¬ nungs, die Sache untersucht, und da die Parthey des Bischofs die Oberhand er- hielt, wurde ein Ermahnungsschreiben, momtorium, am liöten März ausgefer¬ tigt, kraft welchem das Kapitel, und der Magistrat zu Straßburg unter der Strafe des Bannes den arretirten Bischof, und seine Mitqesellen frey lassen sollte—. Al¬ lein die Anwälde des Kapitels überreich¬ ten bey öffentlicher Versammlung am r r. April eine förmliche Protestation wieder angeregte Bedrohung —; und als man den Bann, welchen das Kapitel, und die Bürgerschaft zu Straßburg bey nicht be¬ folg- *) >Ncm«r in vir» ^mnni; v. 1. U. l>- 4L8. Hirchenvers. zuKostniz. 167 folgten Bedingnissen, die zu erfüllen das Concrlium vorschrieb, sich bereits zugezo- Zen haben sollte, kundzumachen willens war, appellirten die Sachwalter des Ka. pitels von dem Urtheilsspruche der Kom- wissarien an eme HSHereInst«nz,und behaup- leten daß das abgefaßte Ermahnungs- schreiben, in welchem die Strafe des Ban¬ nes angedrohet wurde, vermög Unbilligkeit des Spruchs wicderrufen werden sollte —. Doch ward auch diese Appellation bcyder nächstgefolgten Versammlung am zosten April von den angeordneten Kommiss«-- Aen verworfen.^) Dieser wechselseitige Streit ward ver- lnuthlrch dem Kaiser Sigismund einberich- let , weil dieser den Befehl gab mit dem- Bannflüche durch sv Lage innenzuhalten; w welcher Zwischenzeit aber auch kraft sei¬ ner Anordnung der Bischofsamt demSän- ger des Domkapitels, und übrigen Ange¬ hörigen frevgelassen werden sollte, um sich bey dem Concilium zu Kostniz persönlich Lustellen, und über die angebrachten Vor¬ würfe zu verantworten. Zu Folge dieses kaiserlichen Befehls, und einer andern Sy- nvdalverordnung wurden einige Kirchen- L 4 Prä- Die ganze langschlcppcnde Appevakionsschrift kann man in den Akten lesen -puö l.,dl,euin "P.XVI p ?75. bis z8Z> v klaick 1'. IV. k> 690. Le 5egu. l 6 8 Geschichte der grossen allgemeinen pralaten, und Edlen nach Straßburg ab- geschickt, mit dem Auftrage: daß sie den Bischof samt den übrigen Mitgefangenen in Freyheit setzen — dem Domkapitel aber imNamen des Kaisers, und des Conciliums die Schadloßhaltung der veräußerten Gu¬ ter versprechen sollten. Unter den abge, ordneten Kommissarien zeigte sich Heinrich von Latzenbock ein böhmischer Edelmann- und Vertrauter des Kaisers am geschah rigsten — l sa) Er brachte auch den Bl- schof von Straßburg mit sich nach Kost- uiz; und das Concilium bestellte eine neu- Kom- -») Eberhard Dächer ein Augenzeuge, von dcNtt auf Bcfebl seines Herrn, des CburfürstM ans Sachsen die Liste aller zu Kostniz iväb^ rend des Conciliums anwesenden Magnaten aufaezeichnet worden war, erzählet*): ba§ gemcldter! Heinrich von Laqenboek, als in den Verdacht der bußitischen Ketzeren kann am r ten Julius des i4lSten Jahres öffentlich die Lehre des Huß verdammt —, und das an ibme vollzogene Todcsurtbcil gebilligt ha^" solle. ÄorgM.'Idter Dächer bemerkt ab^ zugleich: daß er sehr zweifle, ob der bölM- sche Edelmann nicht vielmehr aus Furcht der Macht des Kaisers ; als ans Uiberz^ gung, und Aufrichtigkeit den Huß, und ne Lehre verdammt harre—. *) v.el. blrrflk. I". IV. f>. 796. Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. 169 Kommißion, die sich mit der Streitsache des Domkapitels, und des Bischofs von Straßburg abgeben sollte. Die Unter? Handlungen dauerten ziemlich lang; denn rch lese in den Akten des Conciliums an verschiedenen Orten, daß vom 27ten deS Junius 1416, an welchem Tage der Bi¬ schof nach Kostni; gekommen war, bis auf reu 6ten November 1417, von welchem Tage der von den Kommissarien erstattete Bericht datirt ist, öfftere Kommißionen in vorgemeldter Streitsache abgehalten wor¬ den siyen —. Was aber nach der Zeit im anberührten Falle vorgekehret worden, ha¬ be ich in den Akten nirgends finden können. Vermuthlich dörfteder Bischof freygespro- chen —, die Kapitularherren, und Raths¬ verwandten der Stadt Straßburg aber mit dem Bannflüche, und zwar mit jenem, welchen die Canonisten den grösser» nen? nen, belegt — und zum Ersatz der Unkö- sten verurtheilt worden seyn. Ich gründe meine dießfaUige Muthmassung auf den Bericht der Kommissarien, welche gemeld- tes Urtheil in ihrer Schrift anriethen. Es ist auch wahrscheinlich: daß der Kaiser auf solchen strengen Sentenz gedrungen habe, weil uns Gpondanus versichert: daß das Domkapitel, und der Magistrat zu Straßburg, um sich von der schwerenStra- fe der Reichsacht, und des Kirchenbanns loß- *) ^nnsl. Hccl. aä annvm !417, iyo Geschichte der grossen allgemeinen loßzukaufen, gezwungen worden seye eine grosse Summe Geldes an den Kaiser, und an die päbstliche Kammer zu bezahlen. Dieser war der Vorfal des Streit- Handels , welcher mit dem Bischof von Straßburg obgewaltet hatte. Ich habe den ganzen Verlauf, welcher in den Akten des Conciliums dort, und da angeführct wird, im Zusammenhänge, und unter ei¬ nem Paragraphe erzählen wollen, weil es doch, soviel ich glauben mag, meinen Le¬ sern unlieb gewesen wäre die Erzählung der nehmlichen Hache so oft unterbrochen an¬ zuhören. Nun genug von diesem —! ich will itzo den Faden, nach welchem ich mir vorgenommen hatte die Handlungen des Conciliums nach der Zeirordnung zu er>- zahlen, wiederum hervorziehen. §. Z6. »cEiÄÜs den Akten des Conciliums lese Csrräro. ich: daß die Deputaten der 4 Nationen - samt einigen Kardinalen sich am 7ten des Christmonaths versammelt haben um einen Brief öffentlich sbzulesen, den Angelus Corraro, vormals Gregor XII. an das Concilrum geschrieben hatte *). Ich habe es schon in dem H. Theile dieser Geschichte er- *) 1°. XVI. xax. Kirchcnvers. zuKostniz. III.THeil. 171 ^zählet, welchergestalt Gregor in der iqterr allgemeinen Geßion durch semen Bevoll¬ mächtigten Hrn. Karl von Malatesta dem Pontifikate feyerlich entsaget habe—l al¬ lein obschon solche freywillige Eeßion vor Mm halben Jahre geschehen war, und Gregor zugleich selbe gutgeheissen, so hat- te das Concilium dennoch von ihme keine Mnhändige Schrift bis hieher erhalten. Der von ihme geschriebene Brief ist am 7. Moher zu Rachaneti datirt, und die Auf- 'lhnft ist folgendeDem hochheiligen, Mmeinen Concilium zu Lostniz beschuldige Ehrerbietung/ und Untere ^urfigkert-. Corraro erhebt in diesem Schreiben Vortheile des Friedens, und der Ei- MZkeit. Und damit er einen Kontrast ma- Me, so stellte er die häufigen Wiedersprü- M und Empörungen vor, die fich nicht M zwischen verschiedenen Gesellschaften, andern öfters auch in dem einen, und ^hmlichen Menschen äußerten . Er be- '"tigt seine Abtrettung vom Pabstthume; M welcher er, als von einem Opfer, so aus Liebe zum Kirchenfrieden gemacht Mte, redet. Er dankt auch dem Gyno- ,us vor die seinen Staat, und Aufwand ^reffende, gnädige Vorsorge — und em- Alt die Vollendung des Friedensge- Mrs—. Die Ursache, daß er so lan- ° an das Concilium nicht geschrieben hät¬ te, 172 Geschichte der grossen allgemeinen Le, leitet Corraro ausdeme: weil er be¬ ständig, obschon fruchtloß aut eine Ge¬ sandtschaft gewartet hatte —. Der Ex* **) pabst unterschreibt sich auf eine ganz ve- nrüthige Art! er nennt sich geradehin einen unterrhanigen,und ergebenen Bischst/ und Cardinal der römischen Lirche. 5 Z7* Bortrage, So freudig dieser Brief des Angeld und Rede» Eorraro, weil er von se-ncm friedfertig^ ^n offenbares Zeugniß gab' ekuttg. dem Concrllum seyn mußte, so wenig schien der Vortrag des Johann Naso nes aus den Deputaten der teutschen Des , welchen er bey öffentlicher Versaws lung am lzten December machte, den kon' nizischen Vätern zu gefallen. Ich folg^ re meinen Schluß ausdeme, weil das Ge¬ schäft, welches er doch so nachdrücklich^ empfahl, durch längere Zeit unberiM blieb Naso beschwerte sich im Namesi^ ner ganzen herrlichen Nation über d>e Saumseligkeit, die das Concilium in^ so nothwendigen ReformationsgeschE bezeigte. Der Synodus, sind seine gnen Worte*), ward aus dreyenHaNp^ gründen zusammcnberufen, imo um v *) l^adkeum loc. cit. p. j 12. **) Isbdeum ziz. v- el. «t. x. gz6. Kirchenvers zuKostniz. III.THeil. 173 Spaltung zu hemmen; 260 um die Ketzer reyen zu verdammen; und zno um die Kir¬ che an ihrem Haupte, und Gliedern zu ver¬ bessern—. Dre erstern zwo Bewegursa- chen wären schon ziemlich in Erfüllung ge- kommen, weil Johann Huß als Ketzer ver> dämmt—Kd), und Johann rz. ganz bil¬ lig von seinem Pabstthume abgesetzt wor¬ den wäre —, nur an die Verbesserung Wollte man mit keinem wahren Ernste Hand anleg^n —. Man scheuere sich nicht sechste diejenigen verdammungswerrhen Verbre¬ chen , wegen welchen Johannes stmer Wür¬ de entsetzt ward, und vorzüglich das La- lter der Simonie zu begehen —. Dre teut- 'che Nation hätte zwar schon zu wiederhol- kenmalen im vorgemerkten Falle diedrinq- Ahsten Vorstellungen gemacht, allem alle Erträge wären bis hieher immer frucht- lvß geblieben Man hätte um die Ab, chaffung der Simonie, und anderer ärger¬ lichen Mißbräuche gebeten — so wie auch die Anschläge dahin gerichtet gewesen wä¬ ren , damit alle diejenigen, die sichderSi- rnonie, und mehrerer dergleichen Laster schul- t>b) Daß Naso cin deftiger Gegner dcß Hußg«, rvescn seye, mögen meine Leser schon auS «e, nein ganz leicht verstanden Kaden, waS ich im ll. Thcile d chichte n. S. 60. angeführt habe; allwo zugleich die Ursachen, welche diesen reurschen Theologen verleitet da« Kell 174 Geschichte der grossen allgemeinen schuldig gemacht hatten, andern zmn Bey- spiele empfindlich gestraft werden mögten — ? allein so heilig auch die dießfälligen Wünsche und Vorstellungen der reutscheu Nation gewesen waren, so wenig hatte man sie zu erfüllen getrachtet—. Der Syno- dus, und dieses gereichete zu einer nicht geringen Schande desselben —, bezeigte in diesem Stücke eine höchst sträfliche Nach- giebigkeit, und eine verdammliche Nach' M-,,,, , Da Naso diese seine wehmüthige Kla- ge vorbrachte, bat er zugleich die Depu¬ taten , damit sie mit vereinigten Kräften an dem Reformationsgeschäfte arbeiten mögten — ; so wie er auch wünschete: daß die Sache mit dem Hieronymus von Prag, der in dem Verdachte der Ketzerey stünde, in Bälde geendigt würde—. Dieser letzte¬ re Wunsch des Nass blieb auch nicht lan¬ ge unerfüllt. Man wird sehen: wie sehr sich die kostnizischen Vater haben angele¬ gen seyn lassen, den Hieronymus als Ke- zer zu verdammen, und zu verbrennen— Allein mit der Reform gieng es bey wer¬ tem nicht so eifrig zu. Sie ward immer verschoben, obschon öftere Reden, die am die Verbesserung drangen, auch bey öffent¬ lichen Versammlungen gehöret wurd^u bei, mögen den Huß zu verfolgen , angej"^ worden waren. Kirchmvers. zu Kostmz. IH.Theil.175 bo hatte die Rede, welche ein Augustiner- mönch aus dem maynztschen Kirchenipren- gel am rüsten December hielt, die Refor¬ mation zum vorzüglichen Endzweck. Nachdem der Prediger, der Johan- de- §«4«, nes Zacharia hieß, und Lektor der Theo-««. lvgie zu Erfurt war, einige Anspielun¬ gen über den Tert: gebenedeyrfeye der¬ jenige, der da kömmt im Plamen des seren, und über den Pabst Benedikt, den er nach seinem Wortspiele vielmehr Ma-ükerdieR«, ledikt genannt wissen wollte, gemacht hat- te, kömmt er zu semem Hauptgegenstande der Nirchenvcrbesserung. Er erzählet die Pflichten , und Schuldigkeiten der Geistlichen in einer verhältnissmaßigen Reihe, die den gehörigen Bezug auf die verschiedenen Würden, und Aemter dersel- den nahm—.Von der Schuldigkeit kömmt Er zur Thatsache — und beweint es: daß bey der ganzen Klerisey statt der sich em¬ pfehlenden Demuth, mir welcher die Ge- lenhirten ihren zur Weide anvertrauten Schaafen vorleuchten sollten, Hochmuth, Und Ehrgeiz eingerissen hatte —. Er sagt, Und beweint es : daß man unter den Kir- chenvorstehern statt der Liebe, undWohl- thatigkeit Eigennutz, und Peldgierde — statt Mäßigkeit, und Remiakeit in Gitten, Ungezogenheit, cm wollüstiges Leben, Trul^ *) S.v.a.ttrrcli l V, p.LZ. 176 Geschichte der grossen allgemeinen Trunkenheit, Reid, und was dergleichen hübsche Dinge mehr sind, anträffe —. Er spürt nach der Ursache, die bey den Drenern des Altars ein so allgemeines Ursel hervor¬ gebracht haben mögte, und sagt: daß dre Quelle, aus welcher alles Unheil, und Verderben entsprungen , der unordentliche, und wiederrechtltche Weg wäre, auf wel¬ chem die meisten zu ihren Kirchenämtern kämen—. Er sagt: daß dre Pforten zu den Bemfizien öfters durch goldene Schlüssel, als durch die wirksamen Gaben des gött¬ lichen Geistes eröfnet würden —?) Was das ärgste bey der Sache wäre, bestünde rndeme: daß aus den erster» Benesizien fast alle durch Simonie, und durch ver¬ botene Schleichwege verliehen würden —; wo sodann sich um so weniger zu wundern wäre, wenn man auch die niedriger» Pfründen käuflich machen wollte —. Es wäre, sind des Predigers fernem Worte, eine lächerliche Sache, wenn Bischöfe und Kirchenprälaten, die doch sechste auf dem Wege der Simonie nach ihren erhabenen Posten gestiegen waren, andre Priester von der untern Klasse strafen, oder wohl gar übsetzen wollten. weil diese nicht allerdings nach kanonischer Vorschrift zu ihren Aenr- tcrn erwählt porden wären. Das Gleich- niß, so der Prediger zwischen dm grossen Die- Nluriiius kcnekci» speruir riietäui-itriu!, 8j>iric«k 8. ONirriur, v. iisräc Io:, eit- , Kirchenvers. zuKostmz.III.THeil. 177 Dieben, und ansehnlichen Kirchenvorste¬ hern macht, will ich mit seinen eigenen Worten anführen Man erzählet: *)daß Sokrates eines Tages, als er kleine Diebe von grossen Zaubern zum Gal¬ gen geführt werden sah, hell auf ge¬ lacht haben sollte—wie müßte dieser atheniensische Philosoph auch heut zu Tage lachen, wenn er bey dem Tonci- lium zu Rostniz gegenwärtig wäre, und , mit Augen sähe: daß die größten Die¬ be die kleinen suspendiren liessen—. Der ganze Witz des Predigers bezieht sich auf das Wort Suspension, welches sowohl das Aufhangen am Galgen, als auch je- ne Kirchenstrafe bedeutet, vermög welcher ein Priester seine Kirchendienste , biß er sich nicht von seinem Bischöfe loßzählen Wt, zu verrichten zurückgehalten wird. Was ich aus des Predigers Rede an . noch anführen will, ist : daß er nicht nur.^. vor die Kirchenverbesserung, sondern auch für die Ausrottung der Ketzereyen hitzig gefochten habe. Sein Eifer, mit welchem er wieder die Ketzereyen entbrannte, schien sogar in das Uiberkriebene ausgeartet zu haben. Es ist doch nichts , so auferbau¬ liches, zu lesen: da er den Markgrafen von Meissen, und den Grafen Günther von Schwarzburg mit den schwülstigsten Aus- H.P. V. g. tlurcU loc. clr. p. 26. 178 Geschichte der großen allgemeinen drücken von darumen belobt, weil sie bey^ rov. Keßer, worunter ohne Zweifel die Flagellanten verstanden wurden, cc) in ihren Herrschaftsbezirken harren verbren¬ nen lassen —- Mit diesem nach seiner Meinung rühmlichen, Myspiele trachtet der «c) Die Geisselbrüder, oder sogenannten Flagek lancen waren eine Gattung Fanatiker, die alleHofnung zur Seligkeit auf den Glauben, und auf die Geißelung setzten. Kie durchliefen sckaarenweise die Länder mit Geisseln in den Händen, und zerfleischten mit jenen den ent¬ blößten Körper jämmerlich, in der Hoffnung, durch diese freywilligen Strafen, durch eine gräßliche Gestalt, und durch ein unsinniges Geschrei) Gott zur Barmherzigkeit für sich, und andere zu bewegen. Ihr Ursprung ge¬ hört in das XIII, Jahrhundert; und cS scheint; daß diese Geißler alles, was sie tbaten, von den Bettelmönchen erlernet haben. Es ha¬ ben zwar die Kaiser, und die Päbste sich äußerst bemühet diesen religiösen Unsinn zn unterdrücken! doch — ohngeachtet aller ihrer, noch so lcharfcn Gesetze konnten sie cs dennoch nicht Hintern, wominder auch nach der Zeit dort, und da einige Sprossen des gemeldten Fanatismus hcrvorkamen. In dcr zwoten Hälfte des XV. Jahrhunderts hat man sie in Teutschlande, und besonders in Thüringen, und Niedersachsen in bekracb - sicher Anzahl bemerkt. Eie wurden anldas streng* Kirchenvers. zu KostmZ. III.Theil.179 der Prediger die in Ketzereysachen zu Kost¬ nih angeordneten Richter, und Kommiss sarien zur mehrer» Thätigkcit, und zu ei¬ ner ähnlichen Strafnehmung, die sich durch keine Gegenvorstellung hindern ließ, anzu¬ feuern —Die Kirchcnprälaten, sind sei- ne Worte, thäten um vieles besser, wenn M2 sie, strengste verfolgt; und man konnte aus den historischen Urkunden jener Zeiten ein grosses Veczcichniß von Geißlern verfertigen, die von den Ketzecrichkern in Teukschland zum Schei¬ terhaufen verurtheilt worden waren. Zum Beweise dessen dienen uns die zween von dem Prediger zu Koftniz belobten Fürsten, dec Markgraf von Meissen , und Günther von Schwarzburg, welche bey roo derselben zum Feuer verdammen liessen. Von dem Ursprünge, und Ausbreitung der Geis- selbrüdrr, Io wie auch von ihrer andächtigen Raserey hat, soviel ich weiß, der Abt Boi, le«u am ausführlichsten geschrieben Man kann auch des Hrn. Anc. Muracorius ^nri- czuir.. IraU-ie ineäii sevi 1'. VI., MabiUons krsestn. s6 8ec. VI. kgro zz. nachfchlagen ; so wie auch der Hr. Abt Fleury manches sowohl von den ältern, als auch neuern Flagcllan, len erzählet. Man lese desselben Kirchcng«, schichte, der teutschen Ausgabe IX. G. 71« XH.G.Z26. und XUI.THeil S. 500. HiKoire ste; klLAellantü. z 80 Geschichte der grossen allgemeinen sie, statt die Klöster, und Kirchen ihrer Freyheiten zu berauben, sich ernstlrcheMü- he gäben das Unkraut der Aetzerey aus dem Acker des Herrn auszureuren —» Denn, wie er sagt, die Erndtezeit wäre schon vorhanden, wo man die Leger in die Büscheln zusammenbinden, und in dasFeuer zum Verbrennen werfen mü߬ te-„„ Es ist doch kläglich, daß es zu ast len Zeiten Prediger gegeben habe — sowie es dergleichen annochltzo gibt, die das ge- offenbarte Wort Gottes wieder allen buch¬ stäblichen Verstand, und ächten Srnn des Tepts auslegten, und nach ihrer eigenen Phantasie angewandt haben wollten! Ich z ? d-» öfter wünschte recht sehr: daß die predigtenkri- SrÄm"zu tiken den rühmlichst angefangenen Weg un- Wie», und unterbrochen forrsetzen mögten— Sie sind P"g. ein kräftiges Mittel, die Lehrer des göttt lichen Worts mit der Bibel näher bekannt zu machen —! denn wenn einer einmal et¬ welche tüchtige Kopfstücke, es versteht M von sechste, solche, die man mit der Feder, und nicht mit dem Stocke versetzt, empfan¬ gen hat, so wird er sich gewiß, wenn er aN' derft annoch eine Scham, und Ehrlichkeit besitzt, auf alle mögliche Weite in Zukunft hüten, um derlei) Meisselstreichen auszN" weichen—. Wie verkehrt, und wiedtt , sinnlich des Predigers zu Kostniz AuM' lung, dre er von dem Gleichnisse des un" kraute- ! - Kirchenvers zuKostnrz. III. Therl.i 8 r krauts auf die Keßer machte, gewesen seye, laßt sich aus der Erklärung, die Jesus sechste seinen Jüngern hierüber gab, offen¬ bar entnehmen — *) Dem ohngeachtet wögen die angeführten Worte des Augu- Anermönchs bey den kostmzischen Vätern, einigen Eindruck gemacht haben, well man weiß, daß sie den Hieronymus von Prag w Rücksicht auf obige Lehre, als ein Un¬ kraut zum Feuer verdammt haben. Und -- wenn es in ihrer Macht gestanden hat- ke , ist nicht zu zweifeln, daß sie auch alle nbriqen, von ihnen genannten Ketzer aus r>nem heiligen Eifer verbrannt haben wür¬ den— l doch hievon in Folgenden. §> 38. Vor jtzo muß ich erzählen, welch' Außerordentliche Freude das Eoncrlium aus .u,s Arrags- Ar Botschaft empfangen habe, die vom nie». Gaffer, unv von den Abgeordneten desSy- "odes am rasten December aus Narbonne zu Kostnrz ankam. Dre Nachricht laute¬ re: daß der König von Arragonien, und vte übrigen spanischen Fürsten, die bis da- mu dem Gegenpabft Peter von Luna an- gehangen, in Kürze von seinem Gehorsa¬ me vollends abkretten würden —. Man die Briefe, wovon zween an das Eon- ^ium, einer aber an den Pfalzgrafen ge- M; rich» XIII. z7> Sc 5ei«. t 8 2 Geschichte der großen allgemeinen richtet waren, annoch am nehmlichen Tage bey gehaltener Versammlung öffentlich ab. Bas Frohlocken, welches herüber entstand, war allgemein: viele weineten für Freude, wie es Dietrich von Attcm bezeuget *) ! Zum Zeichen des Jubels wurden die Glo¬ cken in allen Lhürmen der Stadt Kostniz geläutet. Am folgenden Tage, welchen der Churfürst, und Pfalzgraf am Rhein zu feyern befahl, ward em herrliches Dank, lied, und bey ahgesungener Messe eine prächtige Musik angestmunt. Man hielt unter häufigem Zulaufe des Volks eine Prozeßion, welche die Herren Kardinale, und Krrchenprälaten begleiteten. Es wur¬ den vergoldete, und silberne Statuen der Heiligen, und die Reliquren in ihren kostba- ren Behältnissen zur Schau herumgetragen« Die Zünfte der Handwerksleute erschienen mit ihren hohen Fahnen, und mehrere Chö¬ re der Trompeter, die gewaltig bliesen, wollten leoermann zur Freude aufgemun- tert haben. Doch-so freudig auch immer von dieser Seite der Trompeten- Gall tönte, konnten die Gemüther der kostnizischen Väter dennoch nicht vollkom¬ men ruhig bleiben, weil von einer andern ein fürchterliches Ungewitter sich zeigte. *) V. 2 Komplimenten, als mit innerlichen, auf VMM Ira, die Besserung der Sitten abzweckenden, lic»-. Geschälten abgeben. Von darinnen ward auch die Botschaft, welche Johanna ll. Kömgin von Neapel, und ihr Gemahl Jakob von Bourbon, so wie annoch meh¬ rere andere kleine Fürsten aus Italien an- die Kirchenversammlung abschickten,von ih¬ nen um viel lieber ausgenommen. Die Königin von Neapolis, welche nach dem Tode ihres Bruders des Ladislav, der mit Johann rž. manche Zwistigkeiten hat¬ te, in der Regierung ^nno 1414. folgte, hatte Ursache sich vor der Kirchenversamm¬ lung zu fürchten, theils: weil ihr Vorfahr dem päpstlichen Stuhle manche Erdstriche entzog, die sie ebenfalls im Besitz hattet zum Theile aber auch: weil Ludwig von Anjou, der mit dem Ladisiav ein starker Mitweröer um die Krone von Neapolis war, Ansprüche zu machen nicht unterließ *). Sie erachtete also, aus politische" Gründen , ihren Staaten vortheilhaft stl seyn, wenn sie sich dem Synodus , der ih- re Sache bey ohne hin obwaltender Ver^ wirrung verschlimmern konnte, uMer- S. kr^nalg. in ^nnal. Naron, »ä an. Nro.4,6r 5. Kirchenvers zuKostniz. III.THeil. werfen, und den Schutz desselben sich aus- bitten würde. Die Königin verfehlte auch nicht ihre politische Absicht. Die Gesand¬ ten , weil sie sich im Name ihrer Herrsche, rin dem Concilium unterwarfen, und dm Gehorsam von ihrer Seite jenem Pabsie, den das Concilium wählen würde, ver¬ sprachen, wurden auf das höflichste be- willkommt, und man sagte ihnen alleHül- fe, und Verteidigung zu.") Am nämlichen Tage, als am yten des Jänners wurden auch die übrigen Abge- wndten, welche die zwischen Larln von ^klalatesta Herrn zu Rimini von einer— denn Rudolphen von Kamerino, und Lud¬ wig von Melwrati, Gouverneur der Stadt oermo in der ankonitanischen Mark ande¬ rer Seite obgewaltete Streitsache vortru¬ gen , angehöret. Der Bescheid, den die Aeputirten des Conciliums über diese Sa- M gaben , bestund indeme: daß sich dir Kirchenversammlung aste Mühe geben wür¬ de, um die Streitsache entweder durch gü¬ tige Vergleiche bey;ulegen,overnachRech- tensform zu entscheiden. Man versprach rigne Kommissarien anzuordnen, welche die Auseinandersetzung des Handels sich angelegen seyn lassen sollten. So viel es ^gemerkten Gegenstand betritt, so ward bey *) ^p. t-abbeum 1°. XV!. P. ZI4- r.ö. U-irä» 'r.lV-p.55,. 192 Geschichte der grossen allgemeinen bey der Versammlung hierüber keine Fra¬ ge mehr ausgewor-enl wenigstens kömmt davon in den Akten des Conciliums nichts mehr vor Es ist wahrscheinlich: daß die Streitigkeit in Güte ausgeglichen worden seye. Hingegen war der Streit, welcher im Betreff des Jean Petit, und seiner Lehre bey dem Concilium zu Kostniz ge¬ trieben iward, um viel beträchtlicher, so wlt er auch durch längere Zeit dauerte. Zeh wül dasjenige, so zu verschiedenen Zeiten davon abgehandelt worden war, und wel¬ ches die Akten des Conciliums hie, und da zerstreuet liefern, in etwas zusammenzic- Yen. Bon der Streitigkeit über die Lehrsätze des Johann Parot. §. 42. LL7 Man hat im II. Theile dieser Ge- tchrsttze. schichte §. r8. Anmerkung nnn gelesen, daß Petlts Lehre von der Zuläßigkeit der mordung der Tyrannen durch den allg^ meinen SatzEinjedweder Tyrann kan^ und soll:c, von dem Synoduö feyerüm verdammt worden seye—. Allein es schst^ als ob Gerson, und die übrigen DeM^ ter der Krone Frankreichs nut dieser unv^ stimmten Verdammung sich nicht begnuss'" wollten. Sre drangen in die Kardinals Kr'rchenvers ZuKostmZ.III.THeil, 19-Z wtlche die Versammlung zu Bevollmäch¬ tigten verordnet hatte, daß Petits Lehrsä¬ tze namentlich, samt seinem Buche, nach dem Muster des Urtheils, welches der Bi¬ schof zu Paris gefället hat, verdammt wer¬ den sollten— 66) Petits Lehrsätze wa- N ren stä) Das Urtheil des Bischofs zu Paris bestand yierinnen: Man har 9 Sätze aus des Petits Schmähschrift , die Rechtfertigung des Herzog» von Burgund betitelt, gezogen. Nach wieder« holten mehreren, an der Zahl 2S, Beratschla¬ gungen hatte der Bischof mit Einstimmung der Sorbonne berührte 9 Satze am rzsten desHornungs imJahre i4i4Mit eincm feyer-- lichen Spruche als irrig verdammt, so wie er auch das Buch sechste zum Feuer vcrurthcil« te. Die Vollstreckung dessen erfolgte auch nach zwcen Tagen auf einem zu diesem Ende aufgerichteten Gerüste, vor einer grossen Menge Zuschauer Weil dieses Urtheil des Bischofs zu Parts dcnr Herzoge von Burgund ungemein schimpflich fiel, dessen Rechtferti¬ gung man in des Petitsbuche mit einer ewi¬ gen Schande seines Namens verbrannte, so beriefen sich seine Anwälde von dem Macht- spruchc des Bischofs an den pabstlichen Stuhl. Der Herzog, um sich den damali¬ gen Pabst Johann 2;. günstig zu machen, unternahm ihn zu beschützen, nnd feine weite¬ re *) v.cl.blarät 1.lli. pa^. y. L 94 Geschichte der grojstn allgemeinen ren folgende neun.' Sie stehen auch in dw Akten des Conciliums.*) I. Es ist einem jeden Vasallen, auch oh¬ ne Vorwissen, und Einwilligung seines Oberherrn, bloß nach den moralischen Ge¬ setzen, so wie sie in dem natürlich, und göttlichen Rechte gegründet sind, erlaubt einen Tyrann zu tödten, der durch Bctrü- gereyen, Arglist, und verbotene Künste, oder wie man sie im allgemeinen nennt, durch Löslereyen wieder das Wohl seines Lan- *) ^p.Libbeum 1. XVI. Z92. v.H-uch'I'. IV. p 728. re Flucht durch Burgund zu befördern. *) Da ec aber erfuhr, daß man ihn zu Frey¬ burg in Verhaft genommen, ehe er annvch in seine Staaten hat kommen können, so schrieb er an die Kirchenversammlung, und ließ seine Sache derselben durch die Abgesandten aus bas nachdrücklichste anempfehlen. Diese wußten es auch bcy dem Concilium dahin zu bringen: daß Peliks Lehre nur in dem allge¬ meinen Satze, einjedweder Tyrann kann, und sollte, verdammt worden seye —. Doch — da dieser Sentenz dem Gerson, und übrigen französischen Deputieren nicht befriedigend schien, ward der Streit bcy dec Versamm¬ lung auf ein neues rege gemacht. *) S. i.Theil. § ai. S- 97. ^irchcnvcrsi zu Kostmz. iH. TheÜ.195 Landesfürsten, des Königs, heimliche An. Mge macht, um ihn auf solche Art der verherrlichen Gewalt zu berauben—. Ein sicher Todtschlag wäre nicht nur erlaubt, sondern auch löblich^, und verdienstlich, besonders in dem Falle, wo jener in so gossen, Ansehen stünde, und so viele Macht Me, daß der Monarch an lhme nicht 0 leicht die Gerechtigkeitsstrafe ausüben mol iNu<,cr konnte—. rnuiripiic.- ter lou- II. Die Moralgesetze sowohl Positi¬ on, als auch natürlichen, berechtigen ci- "^n jedweden Unterthan, daß er einen- . ^ley Tyrann entweder durch sich sechste, <, durch andre tödten könne —. i- i»ikuz Ill- Ein jedweder Unterthan ist befugt^' genannten Tyrann, der an seinem Kö. untreu, und ein Verrather geworden durch xjft, und heimliche Nächste!- ^gen zu ermorden. Ein Unterthan mag ohne Anstande feine dreßfälligen An¬ lage verbergen, verstellen, und sogar ^lä,rra seine Seele tödten —. 6) -no»«-. N§ IX che» , VieNsrä blont 6Luer5e, a Kotter- ösm 1777. x. und XI. geäußert hat, ist nicht allgemein. Ohnzwcifelbaft wollte Petit mit angeführte» Worten, die II. Cor. III. 6. stehen, den eigen, mächtigen Privatmord, welcher durch das Gesetz , du sollst Nlchc rödrcn, allgemein ver- boten ist, entschuldigen—. Denn nach sei" ner Meinung waren die göttlichen Wortes' nicht im buchstäblichen Verstände zu nehmen, weil der Buchstab tödtete—- Wie verwe¬ gen doch Petit die Worte deS göttlichen Gei¬ stes " ^ath, V.21. Txoci. XX. IZ. r98 Geschichte der grossen allgemeinen IX. Die zwischen Edelleuten, und streitbaren Rittern gemachten Vertrage/ Bündnisse, Versprechungen sind, wenn sie auch mit einem Eide bekräftigt wären, von keiner allgemeinen Verbindlichkeit —; A dem Falle, wo derley Verträge einer aus den contrahirenden Partheyen zum Nach' theile gereicheten, sollte jener, der entrve^ der an sich selbste, oder an seiner FanM dadurch Schaden litte, nicht verbunden nw 7, n seyn solche Kontrakte zu halten, weil es Gesetz der ordnungsmäßigen Liebel fähle, sich selbste, seine Frau, und der mehr, als einen Fremden zu liebem ) §- 43» Nktlürkitet v-r^uUm die namentliche Verdammung dieser angeführten Sätze bey dem Coucu lium zu erwirken übergab Gerson, d" Kanzler von Paris, am 2osten 2luM i4 is an die Kommissarien eine EriiMs rungsschrift*H, wormnen er im Namens nes Königs, und der Sorbonne auf bestimmte Verdammung derselben so tig drang. Allein die Abgesandten d Herzogs von Burgund, die sich durch S. I-atibeum loc. cik. x-'Z. Z9Z O'er5vni2n. 1- V. zgo. 4tes gemißbrauchcthat-und man amioch itzv bey Tbco^ezcn' bcrlcy / uagcrcimte Ansptcluiigeu — ? Kirchenverf. zuKostmz. III.THeil.ryy re Ranke bey der Versammlung schon ei- ne mächtige Parthey gemacht, und zu ih¬ rem Haupte, und Anführer den Martin Porreus, Bischof von Arras, und Dok- tor der Gottesgelehrtheit gewahlet hatten, behaupteten ganz kühn: daß die angeführ- ten 9 Satze, welche der Bischof von Pa¬ ris als des Petits seine verdammt hatte, sich nicht in dem Buche dieses Doktors befänden —; sondern sie wären vom Ger, ion, der auf den Ruhm des Barfüßigen Doktors neidisch gewesen, nach leiner Phantasie geschmiedet worden, um sie nach rinem verkehrten, und ketzerischen Sinne zu drehen-AZ). Was sie aus diesem fol- N 4 ger- §8) Es war auch für die Verfechter des pems kein andrer Ausweg zu nehmen gewesen', denn — wenn man nicht aller Scham guteNacht hat ge¬ ben gewollt, so hat man nicht leugnen können: daß die Verurtheilung angeführter neun Satze rechtmäßig gewesen wäre. Man hat also lhun müssen, was die Jansenistcn lange Zeither- nach, und zwar mit einem weit stärker» Grun¬ de, gcthan batten; nchmlich : man hat sich hinter die Unterscheidung der Tbatsache — , und des Rechts verschanzen, und behaupten müssen.- daß die neun Gaye sich nicht in Jo¬ hann Petitsduche fänden *). So lcidentlich die- *) S- Guvens! ü» tlrstn; Vie ste Obarle» Vi, cie dlonssi-eick Olirnn. Vol, t, Ohrz?, ^6- A le^n. Le 6er5sn, Oj,er, V- V. 2Oo Geschichte der grossen allgemeinen gerten, war: daß man des Petitsbuch so wenig, als angemerkte Sätze nament» tich verdammen dürfte —; man müßte sich mit der bereits geschlossenen Verdamm mung des allgemeinen Satzes, emjedwe- der Tyrann kann, und soll rr. begnü¬ gen. Andern Therls aber betheuerten Doktor Johann Gerson, und Johann Morin, zu,denen sich auch der Kardinal von Ailly gesellte, daß nichts fä.schers wäre, als was sich die burgundischen Ab¬ gesandten vorzugeben —. Man dürfte nur Augen haben, lesen können, und französisch verstehen, so müßte man auch deutlich sehen, daß die von dem Bi¬ schof zu Paris verdammten Sätze nicht nur wirklich von Johann Parvi gelehret worden wären — , sondern daß sie auch die ganze Materie, und den Inhalt seines Buchs ausmacheten. Es scheint: daß bey diesem Streite, wohey es auf eine Thatsache ankam, die Burgundier das Kürzere gezogen haben, weil sie nach der Zeit von einer andern Seite aufgetrettcn kamen, und die bestii^ diese Ausflucht des Bischofs von Arras war; so vermessen handelte in der Eache der füssermönch Rocha, der sich sogar erkühl hat PetttSsatze in der Form des Rechts si' verteidigen, wie es aus dec Fortsetzung^ scs Paragraphs erhellen wird. Kirchenvers zuKostniz. III. Theil.-vr te Verdammung des Pctits, die zugleich ihrem Herzoge zum ewigen Schimpfe ge¬ reichen würde, zu verhindern suchten —. O Sie sagten: Petits Lehrsätze gehöre- ten nicht zur Glaubenssache; mithin wäre es auch unschicklich, daß sie von der Kirche namentlich verdammet würben. Die Par- they der Burgunbier erhielt neue Kräfte, da sich die Bettelmönche zu selber schlugen. Sie behaupteten mit einer ihnen eignen Ungestümmigkeit: daß man die Lehrsätze ihres Mitbruders des Petits, ohne mind- ster Verletzung des Gewissens, vertheidi- gen konnte —. Was diese Brüder bewo¬ gen haben börste zur Parthey' der Bur¬ undier zu übertretten, will ich eigentlich nicht bestimmen. Wer ihren Eigennutz— ihre Rachsucht — und die ihnen angebohr- ne Neigung, sich in alle Händel zu mischen, kennet, wird auch die Ursache leicht erra- then "* **) ). So vieles ich aus Gersons Schriften weiß, so ward diese neue auf¬ geworfene Frage von den Deputaten des Honigs, und der Sorbonne heftig ange¬ fochten. Nachdem der Streit von beyden Sei¬ ten durch einige Zeit schriftlich getrieben worden, hatten die letztem den Kardinal von Orsini, als Groß-Pönitentiariuch un? ter *) 6er5onl«n, 1. V. p. Z85. ör tequ. **) 6srli>MLN. 1. V-p» öltc^u. 202 Geschichte der grossen allgemeinen ter dessen Gerichtsbarkeit die Streitfrage gehörete, gedettm, die Sache bey einer ordentlichen Versammlung zu entscheiden. Diesem Ansuchen zu folge versammelten sich auch die in Glaubenssachen von dem Synode angeordneten Kommissarien am 4ten Jänner 1416. in dem Pallaste des Bischofs zuKostniz, wohin sie zugleich die Doktorn von beyden Partheyen einberie¬ fen. Der Kardinal von Arily, und Erz¬ bischof zu Cambray führte das Wort, und behauptete erstens: daß die aus des Pe¬ titsbuche gezogenen Lehrsätze zum Glauben gehöreten, weil sie gerade wieder die gött¬ liche Schrift stritten —, Zweyrens, wenn man es auch zulassen wollte, daß sie unter die Glaubenssätze nicht eigentlich ge¬ rechnet würden, so konnte man es dennoch unmöglich verneinen, wominder sie ein Ge¬ genstand der Sittenlehre wären —, und folglich zurGerichtsbarkeit des Conciliums gehöreten, welches schon mehrere derglei¬ chen Sätze, die doch lange nicht so ver¬ derbt, und anstößig, als des Petits sei- m waren, verdammet hatte. Drittens müßten alle 9 Sätze insonderheit verdammt werden, weil sie aus jenem allgemeinen, und von der Kirchenversammlung bereits verdammten Satze; ein jedweder Tyrann kann, und soll rc. als offenbare Korolla- rien flössen —. Also lautete der Vortrag, und das rechtliche Ansuchen des Erzbischofs von Cambray. Allein—Johann Rocha Kirchenvers. ZuKostniz.HI.THeil. 2vz ein Barfüssermönch, und eifriger Verfech¬ ter seines Mitbruders, des Petits, behar- rete hartnäckig in seiner vorgefaßten Mei¬ nung , und wollte im Namen aller Bettel- mönche, die mit ihme gemeinschaftliche Sache machten, behauptet haben: daß obige Lehrsätze nicht verdammt werden dürf¬ ten , weil sie weder zur Glaubens —noch Sittenlehre gehöreten —. Seine Un? Verschämtheit gieng so weit, daß er sich öffentlich zu sagen erfrechete: die Lehrsätze des Petits von der Mäßigkeit des Mords der Tyrannen wären in der gött¬ lichen Schrift gegründet —, und Gott hätte sie in seinen Geboten der zwoen Ta? fern anbefohlen — *) Man kann die Un¬ verschämtheit unmöglich weiter treiben, als wvhm dieser Franziskancrmönch damit ge¬ kommen ist. Der Kardinal, und Bischofs. Cam- bray verlangte bey Endigung des Zusam- mentritts nochmals: daß die neun Lehrsä¬ tze des Petits samt dem Buche des Ver¬ fassers von dem Concilium namentlich ver¬ dammt werben sollten. Nur wäre hiebey zu beobachten: daß von dem Herzoge zu Burgund keine Meldung geschähe, gleich¬ wie auch in dem Verdammungsurtheile des Bischofs von Paris von ihme nichts be¬ rührt worden wäre —. Gerson verlang¬ te 6ci lonisn. loc. cit. LS4 Geschichte der grossen allgemeinen te gleichfalls nach etwelchen Tagen, am 8ten I.änner, von den Konnmssarien eben Dasjenige, so der Kardinal von Ailly an¬ begehrt hatte. Er drang auf die Beschleu¬ nigung des Urtheils sonderheitlichdarumen, weil Briefe aus Frankreich vom Könige angekommen wären, in denen der Monarch seinen Gesandten zu Kostniz ernstlich auf¬ trüge die Beendigung der Streitsache über Petitslchrfatze zu betreiben. 8. 44' Schluß der Allein — weder Gerson, oder von Cvnciliumr Ailly , noch die ganze Parthky, die auf befehl ihres Königs Karls VI. für die !ugs m gute Sache stand, konnte den gewünschten Frankreich Zweck erreichen. Der Schluß war viel- A» fenu mxhr wiedrig ausgefallen. Die drey in der Sache bevollmächtigten Kardinäle,als von Albano, von Aquileja, und von Flo¬ renz, da sie eines Theils so böse Sätze, als Des Petits seine waren, nicht billigen konn- ren—, und andern Theils die Handlung des Herzogs von Burgund, von dessen Gesandten sie gewonnen waren, nicht aus» drücklich verdammen wollten, fo geriethen sie auf einen besondern Einfall. Sie sag¬ ten : vorgemeldte Sache gehörete für das Gericht des päbstlichen Stuhls —der Bi¬ schof von Paris wäre nicht berechtigt gewe¬ sen einen Richter abzugcben —, und somit würde sein dießfällig abgefaßtes Urtheil Kirchettverf. zuKostniz.III.THerl. 225 kaßirt, oder vernichtet. Dieser Sentenz der dreyen Bevollmächtigten ward am es« Jänner 1416, kundgemachü Nothwendi- gerweise ward hiedurch die Gegenparthey auf das äußerste gekränket. Gerson be¬ rief sich zwar von dem Urtheile der dreyen Kardinäle auf die Kirchenversammlung er brachte seine Gründe, und Beschwerden öfters vor; erhielt aber niemals die Ge- nugthuung, die er doch rechtmäßigerweise zu fordern schien Ich finde es nirgends in den Akten, daß das Concrliumzu Kost- niz in Petitssache etwas weiter unternom¬ men hätte —.Auch sogar derPabstMartm, zu dessen Gerichtsbarkeit die drey Kardina¬ le das Geschäft gefiiessentlich wälzten, und beydeme Gerson die Streitsache neuerdings rege machte, wollte den Handel unberührt lassen. Hingegen beobachtete der König von Frankreich in vorgemeldter Streitsache kei¬ ne solche Mündigkeit, als das Concrlium zu Koftniz. Lari VI. ließ das Buch des petits mit der äußersten Schärfe verbie¬ ten, und jagte verschiedene Doktorn aus Paris, die sich dem guten Vorsatze wie? Verfitzten, den dre andern hatten, die Uni- versität an des Bischofssache Theil neh¬ men zu lassen. Am r sten des Herbstmo- naths im Jahre 1416* ließ der König auf Am *) 1*. XVI. zyx. 206 Geschichte der grossen allgemeine»! Ansuchen der Universität einen neuen, und strengen Befehl ergehen, kraft welchem alle die sich unterstehen würden die Lehre des verfluchten Lasterbuchs von der Recht¬ fertigung rc. zu behaupten, allein jenen Strafen unterworfen seyn sollten, derer sich d»e Verbrecher der beleidigten Maje¬ stät schuldig machten *). Ich habe dieses angeführt, KK) um zu zeigen - daß nicht alle Unternehmungen der Concilien durch¬ gängig gebillrqet worden seyen —. Der Synodüs zu Kostniz hat das Buch des Pe- Lits von der Verdammung freygefprochen —; der König von Frankreich aber hat cs, als eine verfluchte Lästerfchrilt verboten— und dieses vielleicht mit Rechte. Run — däch- *) (A. Maimburgs billoire llu Zrsnä lcliilsms ä' Oceiä. k. U. p. 242. üe lsgu. sth) Wer eine ausführlichere Erklärung des über Petitslehre zu Kostniz geführten Gtreitban- bels verlangt, mag des H. Lenfanr kistoir.« clu Lvncile steLonllsnce lesen, allwo er Pe¬ titssache mit allen einschlagcnden Materien, tn verschiedenen zerstreutenParagrapheistentwi- ckclt finden wird Mir scheinet es genug zu seyn, das Erzählte in einem Zusammenhän¬ ge angeführt zu baden. Weiter unten F. 64 sollen die zwecn Briefe folgen, welche die Sor¬ bonne in Pctiks, und seiner Lcbre Angele¬ genheit ast das Concilium zu Kostniz sehr srep- mürhig geschrieben hak. , Kirchenvers zu Koftmz. III.Theil.2O7 dächte ich, konnte der Schluß auch a cor> trgrio gelten : obschon die Kirchenversamm- ^ung zu Kostniz HussensLehre,undSchrif- ten verdammt hatte, dürfte es einem Man- der mittelst hinlänglicher Gründe sich bemühete diesen von der Ketzcrey loßzuspre- Am, zu keinem Verbrechen gerechnet wer¬ den — ? Koch-von diesem Kontra¬ ste nur im Vorbeygehen. Itzt fordert es d>e Zuordnung die arragonischen Geschäf- ^e hervorzusuchen, und zu erzählen, was Sigismund der Kaiser, und seine Mit- Lehrten im Betreff der Friedensunter- Mndlung, und Kirchenvereinigung in Ar- Agonien erwirket haben—? Von den Friedensnnterhandlun- gen in Arragonien. 4S- Benedikt Die Aöge'andten des Cvnciliums, ^"nnr sich Welche am Lasten Jänner wiederum nach Vcrcini. Kostniz zurückgekommen waren, brachten gunz. M sichere Nachricht über die dießfälligen Unterhandlungen mit sich. Doch — ehe ihr öffentliches Verhör, und den ab- Matteten Rapport erzähle, müssen wir "welche Schritte zurücktretten — und se- ?n, wav müdem Pabste Benedikt m die- Zwischenzeit vorgegangen scye. 2O8 Geschichte der grossen allgemeinen i Wir haben oben zu Ende des 14^ Paragraphs gesehen; welchergestalt der Kaiser Sigismund unveränderlich daraus bestanden, daß Luna persönlich nach Per^ pignan kommen mögte. Er kam auch nach ! einem ziemlich langen Verweile im Weiw monathe des rasten Jahres dahin--,- allein seine Gegenwart trug zum Verein^ gungögeschäste weniges bey z sie erschwer¬ te vielmehr die Unterhandlung. Benedike wiederholte allhier die Forderungen, d^ er durch seine Abgeordneten von Valens nach Perpignan überschickt hatte, und von denen oben §. 14. die Rede war: Er dE te, seine Ansprüche auf die pabstliche ALü^ de itzo um so mehr geltend zu machen, we" er alleinig aus den dreyen übrigte— Hann wäre abgesetzt; Gregor hätte ftev^ willig entsagt; nun hatte die Kirchenver' sammlung zu Kostniz nichts anders zu thu^ als daß sie ihn, als den wahren, E rechtmäßigen Pabst feyerlich anerkannte *). Folgllch, wenn selbe zu einer neuen Pabstwahl vorschreiten wollte, wie es^ Anscheinung wäre, würde die Schuld^ fortdauernden Kirchenspaltung nicht ihn, sondern auf das Concilium fa^ weil er seine pabstlichen Rechte bis aui^ letzten Hauch zu handhaben nicht nur strgllch entschlossen wäre, sondern n' Würde, ohne sein Gewissen zu verleg Kirchenvers zu Kostmz.sII.Theil.209 auch nicht einmal entsagen dürfte —! Denn Gott hätte selbste ihme das Ruder seines Schifö, der Kirche, anvertrauet. Fer¬ ners behauptete Luna: daß, wofern es doch um den Frieden zu erhalten nöthig wäre, eine» andern Pabst zu erwählen, ihme ganz alleinig das Wahlrecht zustünde, weil er der einzige aus den Kardinalen wäre, die vor Anfang der Kirchenspaltung, und un¬ ter einem. unbezweifelten Pabste, Gregor die Kardinalswürde, und das damit verknüpfte Recht, einen Pabst ausschlief-- sungsweise zu wählen, erhalten hätten. 3ch lese in Marmburgs Geschichte: ) daß Benedikt über obige Punkte eines ^ags durch 7 Stunde m vollem Eifer de- namirt Härte, ohne daß ihme hicbey die stimme gebrochen wäre—. EinUmstand, der vorzüglich von darumen bemerkt zu wer- ven verdienet, weil er einen Greiß von 73 Jahren betrjst. .der Kaiser diese unbeugsameHart-- Nacklgkeit des Greises sah, und deutlich Wahrnahm, daß keine Hofnung vorhan¬ den wäre, der Kirche den Frieden , und die Einigkeit zu verschaffen, wer! Benedikt seinem Pabftthume durchaus nicht entsagen "7 die spanischen Könige aber von Arrago- '"en, Kastilien, und Navarra nur im be- O merk- Du graucl 8clii5me cd Occiä- ?. U P. 2ZZ. 2io Geschichte der grossen allgemeinen merkten Falle sich mit derKrrchenversamm- ilung zuKostniz vereinigen wollten, gieng er mit seinen Reisegefehrten von Perpig¬ nan nach Narbonne zurück, mit dem festen Entschlüsse, von dortaus sich ohngesäumt nach Deutschland zu verfügen. Dieser un¬ erwartete Rückzug beschleunigte das Ge¬ schäft zu Perpignan. Die meisten Abge¬ ordneten der spanischen Städte waren für den Kaiser eingenommen, und billigten sei-, ne Absichten. Das Bolk hegte für Si¬ gismunds Person eine so grosse Ehrfurcht, daß es nur seine Kleidersaumen zu berüh¬ ren sich vor das größte Glück schätzte Diese Umstände bewogen erwähnte Könige, daß sie eilfertig dem Kaiser einige Bot¬ schafters nachschickten, und ihn bitten lies¬ sen , seine Rückreise zu verschieben. Sie versicherten ihn: daß Peter von Luna ent¬ weder sechste von dem Pontifikate abstehe" —, oder im Verwcigerungsfalle von seiner ganzen Obedienz verlassen werden sollte. Sigismund , über solche Nachricht ga"» erfreuet, schickte nach Anverlangen der sp«' Nischen Könige ohnverweilt einige Besold mächtigte nach Perpignan, nach derer A"' kunft die Unterhandlungen mit dem nedikt auf ein neues angefangen, und ernste lich betrieben worden waren. Ls *) in vita ^vbaNn.2Z. Nb. 'Kirchenvers. zu KsMZ. III.THeü.r i t Es wäre zu weitläuftig, alle Vor¬ schläge, Drohungen, Bitten, Versprechun¬ gen rc. anzuführen, welche Ferdinand der König voll Arragomen, und sein ältester Sohn Alphons, die Gesandten der Köni¬ ge von Lajtilien, und Navarra , und die zween mächtigen Grafen von Foix, und von Armagnac zu wiederhohltenma- len gemacht hatten, um den Benedikt zu ei¬ ner unbedingten Abtretung zu bewegen—; So wie es mir auch nicht nöthig zu feyn scheinet, alle spitzfindigen Ausflüchte, und Verkleisterungen, mit denen Luga seine an- äernaßten Rechte hartnäckig behauptete, weher zu setzen. Wer sie durchlesen will, nndet sie in der fleißigen Sammlung der Akten beh von der Hardt *). Es ist ge¬ nug, anzumerken, daß alle Versuche, die Man machte, um den Benedikt zu einer Neywilligen Abtrettung zu bewegen, frucht- wß abgelausen seyen. §. Benedikt, als er sich in einem so star-.,AA^ ken Gedränge sah, und in Gefahr stand,,«ch von seiner ganzen Obedienz verlassen zu wer-»" --- den, verließ heimlich Perpignan, undflvh^M'' wir seinen Kardinälen, und einigen andern Anhängern, die er durch Geschenke - und Versprechungen an sich gelockethatte.nach Or Nas- *) 'N. ll, ksrt. iZ. 212 Geschichte der grossen allgemeinen Rallürre, einem am Meere gelegenen Schlosse—. Niem erzählet *): daß der König von Arragonien, welcher im Gehei¬ me mit Beuedckten einverstanden war, dem¬ selben zur Flucht eingerathcn hätte, weil er einen Aufruhr unter dem Volke, wel¬ ches den Luna durchaus abgesetzt wissen wollte, befürchtete u). Nach vorerwähn- *) In loc. cir. i^^bechard Windeck *) wirst die Schuld des heimlichen Verständnisses mit Pctcrn von Lu¬ na vielmehr den Gesandten des französische» Hofs an. Will man die Aussagen gemeldter zween gleichzeitigen Historiker nach kritisch!^ storischen Regeln untersuchen, so verdient E- bcrhard Windeck im angemcrkten Punkte oh»- streitig mehr Glauben, weil er sclbste mit de>» Kaiser zu Perpignan war; dahingegen vr-en' zu Kostniz nur aus dem, öfters trüglich"' Rufe den belondcrn Umstand bemerkte. deckS Zcugniß muß auch um so richtiger sev"' weil cs mit des Kaisers selbst eigener Ausss' ge bestätigt wird—? Sigismund sagt in Mit England abgeschlossenen Bündnisse, am iztcn August 1416. unterschriebenen trage; so wie er cs aus Erfahrung erpco zu seyu vorgibt: daß zur Zeit, da er zn P" pigna» Lebensbeschreibung des Kaisers Sigis>nn>^ Kap. z7. Kirchenverfl ZuKostmz. III.THeil. 21Z ten Niems Aussage sind dem flüchtigen Pabste die Bevollmächtigten von Bar^ Pilona, Sarragossa, Valencia, und an¬ dern Seestädten ohne Verweile nachgefolgt, und haben ihn zu Kalliure eingetchlossen. Ähre dleßjällige Vorsicht zielete dahin, um zu verhindern: daß Benedikt nicht weiter kn fliehen mögte —; denn sie waren alle isierinnen einstimmig: daß sie nicht länger unter dem Gehorsame des Luna bleiben wollten. Dahero als Ferdinand, König von Aragonien fass: daß der meiste Lheiliei- ' kr Staaten, und der übrigen spanischen rvvlnzm sich y»n der Obedienz des Be- E"s abzuwerfen ernstlich entschlossen—, no er nrcht mehr im Stande wäre, ihn iE er die überwägende Macht zu unter- E,kU/ schickte er er Abgeordnete nach ^^"ure / und ließ ihn durch selbige bit^ .°'.- » Er entweder persönlich wiederum ach Perpignan'zurückkommen— oder we- "igftenö einige Bevollmächtigte ohne Ver- schu- pignan mlt den Spaniern in ^riedensunter-' Handlungen stand, die Kirchenvcreinigung durch die heimlichen Ranke der französischen Gesandten hintertrieben worden wäre—. Man Use die Urkunde selbst; sie steht bey pra> *). ) §8. 6eoij». ?ra^ ^nnal. re^ni UlunA»rise?L17, U' p- 26z. 214 Geschichte der grossen allgemeinen schuhe dahin abfchicken mögte, hie in fei¬ nem Name dem Pontifikate entsagens die Kirchenversammlung zu Kvstniz anerken¬ nen—, und alles begnehmigen sollten, was Man immer zur Kkrchenverernigung nöthi* ges schliessen würde —. Die Abgeordne^ ten hatten hrebey den Auftrag, so wices indem ää. iZNovember 1415 abgelasse^ yen Schreiben zu lesen ist, dem Luna anzA deutens : daß man im Weigerungsfälle die Rechte der allgemeinen Kirche zu Hand? haben —, und jene Drittel zu ergreiffen wss sen werde, durch welche der Spaltung ein baldrqes End gemacht werden sollte Allein Luna ließ sich weder durch das Bit¬ ten, noch Drohen bewegen! ergab am^ Nov. eine ganz kurze Antwort, worinn^ er sich auf seine zu Perpignan gemacht^ Forderungen bezog, und zugleich versieh^ te: daß er von ftlben niemals abstelM würde. Seine unternommene Flucht fchänigte er durch das Vorgeben: daß ihme zu Pn'pignan an der nothwendig^ FreyhelL gemangelt hätte —. lrlc) *) V. a.Norch 1, II. x. kk) Wie nngegründet dieses Vorleben des Benedikt gewesen seye, erhellet zur aus der gründlichen Gchutzschrtft, kob damaliger Erzbischof von Toure, und aus den nach Arragonicn abgcocdnetc" Kircheuversizu Kostniz. III.THeil. 215 Benedikt erachtete, sich auch zu Kal- liure nicht sicher genug zu seyn ; er sann dahero auf Mittel, und fand sie auch, um weiter zu entfliehen. Er kam nach penift cola , einer festen Citadelle, an dem Ufer des Meeres, ohruveit Lortosa, gelegen. Ei- O 4 m- sandten des Coneiliunis für dm Kaiser, König von Arragonicn, und für die Bothschaftec des Synodes im Wintermsnathr zuNarbnn, ne wieder gcmcldtcn Benedikt herausgegebcn hat. Unter andern Vorwürfen, welche der würdige Kirchenprälat dem wicderspenstigen Luna in vorgemeldter Apologie macht; ist auch dieser nicht unbedeutend; daß Benedikt durch die ganze Zeit, in der er sich wegen dem Uil> terhandlungsgeschäfte zu Perpignan aufhiclt , beständig mit bewafneken Männern umgebe», und niemals anders, als in Mitte dec Helle« barden, Lanzen « und Schwerdter bey der Versammlung erschienen wäre —. Er hätte alle Thöre mit seinxr Leibwache beseht —, und der ganze' Pallast, in welchem er wohnte,, wäre mit seinen Reutern also angefüllt gewe¬ sen , daß man bcynahe hätte glauben müssen: Benedikt wäre nicht, um dm Kirchenfriedm zu Stande;u bringen, sondern um Schlachten zu liefern, nach Perpignan gekommen —. Der Gedanke, welchen der Erzbischof im fol¬ genden anbringt, gefallt mir sehr wohl! Er sagtman hätte sich nicht gewagt mit dem, ' von 216 Geschichte der grossen allgemeinen rüge Geschichtschreiber jagen 7 daß Penis- co!a ein dem adelichen Haust von Luna ge¬ höriges Ergenthunr gewesen seye—Go vieles ist gewiß: daß Benedikt allda der ganzen Christenheit, dle sich von seinem Gehorsame vollends entzog, Trotz bieten gewollt habe. 47- Die sxani- scheiiÄviiias . ford-rn di- Dre zu Perpignan aneioch immer we- Mcrcunng; gen dem K'tt'chensrreden versammeltenStan- ncmr de schickten auch nach Peniscola an den hatt--,äckig.-Bencdrkt ein freundschaftliches Schrei¬ ben *) Die Könige von Arragonien, Ka- fti- *) ^p. V. ä. blaröt l.lss p. Zlo. von allen Seiten verschanzten, Benedikt sich in einen Rechtsstreit einzulassen, aus Furcht daß man in einem so sehr verschanzten Lager nicht etwa, statt einer gründlichen Antwort, den Rücken voll tüchtiger Schlage davon trü¬ ge—. *) Oie ganze Apologie des Erzbi¬ schofs findet man auch bcy Labbe 1'. XVl.ir» »ppenllieeLoncilii Lonst. p. 1018 Lr legu. Nun — da Benedikt durch seine bewafnctt Leibgarde sich sechste allen zu Perpignan an¬ wesenden Gesandten so fürchterlich gemacht batte wer wird wohl das jcnige, so er um seme Flucht zu beschönigen von dem Man¬ gel der Freiheit vorbrachte, für wahrschein¬ lich ballen-? *) die pr<> rep ic» in sastro muniro retpouüersl bsculus. G.r, 6. klarst 'I. KLrchettvers. zuKoftniz. III.Theil.217 stilien, und Navarra, so wie auch die übrigen Herren von seiner Obedienz baten ihn in dieser dritten Requisition zu wieder¬ holtem, aber zugleich letztenmale, seiner angemaßten Würde freywillig zu entsa- gm; wobey sie aber auch in eben genannter Schrift hrnzufttzten: daß sie in dem Fal¬ le, wo ihre freundschaftliche Ermahnung vichts fruchten sollte, ganz gewiß, und oh¬ ne auf seine zu machende Protestation eine Rücksicht zu nehmen, den Weg der Rech¬ te antrettcn —, und mit dem Kaiser, und Gesandten des ConciliumödieKirchenver- einigung abschliessen würden —; Luna, der immer hartnäckig blieb, ließ sich weder durch die freundschaftlichen Ermahnungen, noch durch gemachte Drohungen in seinem ^orhaben irremachen. Er wollte lieber sterben, als der pabstlichen Würde entsa¬ gen. Er gab über die dritte, zu Penistola erhaltene, Schrift mne weitlauftige Ant? wort, in welches er die von den Standen vorgeschlagenen Punkte mit angebohrner spanischen Hoheit abzulehnen sucht. Das Antwortschreiben des Benedikts bezieht sich auf drey Hauptpunkte *) Der erste war: daß er das Eoncilium zu Kostniz nicht anerkennen wollte, noch konnte, weil bry selbem keine Freyheit der Stimmen ob- waltete—, und dieses aus Ursache: daß Sigismund als Herr von der Stadt alles nach ) V. a. ilarät, 1. II. ZlZ.örlcyu. 218 Geschichte der grossen allgemeinen nach seiner Willkühr anordneke—; und an¬ der) ziclete des Kaisers Absicht dahin; da¬ mit ein ihme ergebener Pabst erwählet würde, mit dessen Beystande, und An¬ hänglichkeit er in Italien den Meister spie-: len— und dre Kirchengüter mit der Zeit an sich bringen, und seiner Monarchie ein- verleiben konnte. Zudeme wäre das Con- cilrum zu Kostniz aus den Kardinalen von der Parthey Gregors, und des Johanne- zusammengesetzt! nu—- wenn er sich diesen heygeicUete, würde es eben so viel seyn, als wenn sich Katholiken mit den Gchiß- matikern vereinbaren, und die wahre, recht¬ gläubige Kirche vorstellen wollten. Eben diese Ursache: daß bloß in seinem Anhän¬ ge die wahre Kirche bestünde, hinderte ihn auch, wominder er zweytens dem Pabsts Lhume entsagen konnte, weil es doch ein strafbares Aergerniß wäre, den Körper ohne Haupte zu lassen —. Uiber den drit¬ ten Punkt, daß die Kirchenversammlung zu Kostniz, ohngeachtet seiner fortdaurcn- den Renitenz, zu einer neuen Pabstwahl dennoch schreiten würde, berief er sich auf ftine schon vorhin gemachte Protestation / mit dem Anhänge: daß das Wahlrecht auf keine Weise dem Synode, sondernden Kardinälen, aus welchen er alleinig der rechtmäßige wäre, zustünde—. Was aber jenes Gerücht belangte, laut welchem der König von Hrragem^ Kirchenvers zu Kosimz.III.THeil. 2iH durch übereilte Aneiferung einiger Wiedrig^ gesinnten sich verleiten lassen sollte, von sei¬ nem Gehorsame abzutretten, mit dem Kai¬ ser, und Synode gemeinschaftliche Sa¬ che zu machen —, so wäre seine an dm durchlauchtigsten König gerichtete Bitte - daß dieser sich ja auf keine Weise zu einem so niederträchtig, als unbilligen Abfalle bereden lassen mögte° Luna sagt weiter r Ferdinand würde dadurch nichts weniger, als die Spaltung hemmen —! er würde sie vielmehr befördern —, und sein glor- würdiger Name, würde durch einen derley treulosen Uibergang an dem Ruhme, den er sich als sein bisheriger Beschützer erwor¬ ben , offene Gefahr laufen —. Benedikt stellt ferner dem König von Arragonim vor, um ihn bey dem Gehorsame zu erhal¬ ten , daß er seine Staaten, die er befasse, nur ihme zu verdanken hätte—, so wie er auch von ihme die Belehnung genommen und dazu annoch die Treue mit einem Erde zugeschworen hatte—. Wiederum em Merkmaal. welches von der angemaßten Oberherrschaft der Pabste über Königrei¬ che, und Lander zeuget— Benedikt, der bis hieher meistens aus Gnaden des Königs von Arragonien lebte, wollte nun auf ein¬ mal , da dieser ihme seinen weitern Bey- stand zu entziehen drohete, dessen Lehn¬ herr werden-. 22O Geschichte der grossen allgemeinen Um sich zu rechtfertigen schrieb der schlaue Spanier, daß er sechste dieKirs chenvereimgung äußerst wünschete —; nur konnte er zu sicher unmöglich andere We- ge erntretten, als jene wären, die er be¬ reits zu Perpignan vorgeschiagen hätte. Schließlichen eifert Benedikt wieder eange Aemde, die sich -Kühe gäben, sowie cres verläßlich vernommen hätte, ihn der Ketze¬ rei) zu verschreien —; Um sich über diesen Punkt vollständig zu rechtfertigen, sagte Luna: daß er jederzeit dem Glauben der katholischen Kirche fest angehangen—-und ihrem Urrheile sich durchaus unterworfen Härte — , so wie er annoch itzs bereuet wä¬ re sich dem Spruche derselben zu unterziehen -/,,/. Ich will es gern zu lassen -- daß Luna niemals geflicssentlich eineKetze- rey gelehret habe. Lre meisten derjenigen Sätze, welche Gerson in seiner wieder lhn zu Kostniz herausgegebenen'Schnft ange- führet hat*) verratben nur das Mark ei¬ ner sträflichen Vermessenheit-; und selbst » ... der Kanzler von Paris, der doch einige ven Sätze, Z.B. von der ausschliessenden Ge- »unqu->m walt der Päbste in Zusammenberufung der xowltcM Concilien —von der Gleichförmigkeit des Pabsts mit Christus über die Kirchenver- irem Lkn- waltung rc. als ketzerisch bezeichnet, hat zu Ende seiner Schrift eingestanden, daßLu- inrir, capur eLeleti»«:. -r rosten würde/verdiente Belohnung-^, sequenr Wie sehr doch fromme / Und heilige Men- sur imer6- sthxn manchmal IN ihremEifer ausarten —? n' übrigens hat Vincenz mit seinen Predig' xr-rmiL» tcn, in denen er wieder den Peter von Lu¬ na donnerte, es dahm gebracht: daß der meiste Haufen des Volks, nach dem Bcy- spiele seines Predigers vom Benedikt ab- gefallen seye —. Wir haben von Gerson eine an Vincenz geschriebene Epistel, in wel¬ cher der Kanzler von Paris diesem Predi- , ger, unter andern, vieles Glück wünscht: daß durch seine Vermittelung das König¬ reich Arragonien die Parthey des wieder- spenstigen Luna verlassen—, und sich mit der Kirchenverfammlung zu Kostniz vereini¬ get habe. *) / Bey solcher Vorbereitung. wo das Volk von der Parthey des Benedikts abge¬ leitet ward, konnten auch die spanischen Fürsten, und Könige desto sicherer das Joch des unerbittlichen Greises abwerfen. Sie schickten auch alsvbald, als sie bey der Hück kehr der Abgeordneten, von der Unbeug" samkeit des Luna verständigt worden wa¬ ren, von Perpignan nach Narbonne an den Kaiser, und an die Gesandten des Concr- liums *) ^.v.^ ttträr 1'. Ul. ?. yz. KirchenversizuKostniz. III. Theil.225 liums folgende Sätze, die als eine vor¬ läufige Einleitung Zur baldigen Vereini¬ gung drenen möqten *) Sie schlossen imo: daß alle drey Obebienzen, auch ohne von Benedikt erhaltener Erlaubnis, sich ver¬ sammeln , und ein ordentliches Concilium formiren konnten-; wobey es auch nicht nöthig wäre, sich mehr beydemvEuna Zu beantragen, räo. Daß die aus allen dreyen Partheyen versammelten Väter wie. der vorgenannten Benedikt ohngehindert verfahren — , und alles dasjenige unter¬ nehmen konnten, was sie dem Kirchensrie- den nützlich zu feyn erachten würden, Ztio Daß in dem Synode dennoch wieder den Benedikt kein Gerichtshandel vorgenom¬ men — oder eineKirchenstrafe feftgestel- let werden dvrfte, ohne vorläufiger Ein¬ stimmung aller derjenigen, oder doch we¬ nigstens des meisten Theils derselben, die sich aus dem Gehorsame vorgemeldten Pabsts dabey einfinden würden—,,,, Die¬ le waren die drey vorläufigen Punkte, die annoch mehrere, und wichtigere Artikel nach sich zogen. Bsn *) äx.v.N.Nsrät-x.II,p,52-, 226 Geschichte der grossen allgemeinen Von der Kapitulation zu Nar- bonne. §* 49» Z'^Arti. Als die drey Könige, und übrige nilariM v. Fürsten, welche bis dahin dem Benedikt Narbvnne. angehangen, sich fest entschlossen hatten seinem Gehorsame zu entsagen, schickten sie zu Anfang des Christmonaths ihre Ge¬ sandten nach l^larbonne, mit dem Auf¬ trage, um allda mit dem Kaiser, und übri¬ gen Abgeordneten desLonciliums das Ver- einigungsgeschäft mittelst abzuschliessender Artikel vollends zu endigen. Es wurden auch mit beyderseitiger Einstimmung die l2. berüchtigten Artikel, die unter dem Name der Kapitulation von Narbonne bekannt sind, abgeschlossen. Die Urkunde ward am i;ten December 1415 ausge- fertigt, und die Sammler der Conciliem akten haben sie in der vollen Ausdehnung angeführt» Man findet sie bey Labbe/ von der Hardt, und andern *). Der Erzbischof von Tours, welcher mit den übrigen Abgeordneten des Conci- liums am Esteri Jänner -416. nach Kost" niz Zurückgekommm war, hat sie am goten des" *) 1. XVI. Z17. Lr ieiu. 1. U- p» 54^ leq«. Kirchenvers zuKostniz. III. Theil. 227 desselben bey allgemeiner Versammlung öffentlich abgelesen. Ihr summarischer Inhalt ist folgender. G Erster Artikel: DieKardinale, Erz- und Bischöfe, so wie auch übrigen Kirchen- Prälaten, welche zu Kostniz versammlet sind, sollen an die Könige, Fürsten, Her¬ ren, Kardinale »Bischöfe rc. von der Ober dienz Benedikts Xlll. öffentliche Einla¬ dungsbriefe ergehen lassen, in denen diese vorgeladen würden, binnen drey Mona« then nach Kostniz zu kommen, und allda ein allgemeines Eoncilium zuformiren. Es wird sogar das Formular, nach wel¬ chem die Emladungsbriefe abgefaßt wer¬ den sollten, vorgeschrieben, so wie man auch die Zahl derselben bestimmt hat. Sie ward auf 60 festgesetzt. Man wäre nicht recht daran, wenn Man mit Schelstraten schliessen wollte,*) daß das Concilium zuKostniz bis zur An¬ kunft der spanischen Bischöfe keine allge¬ meine Kirchenversammlung gewesen wäre, weil es sich nach dem Inhalte obigen Ver¬ trags keine allgemeine, sondern nur ge¬ radehin, eine Versammlung in dem Aus¬ schreiben genannt—und in selbem noch da- M die spanischen Kirchenprälaten vorgela- den hätte, um allda ein allgemeines Lon- P2 cj- *) Oiss. Lonc. Oonk. ^nlverpiL lSZz. Lsp. z. ^28 Geschichte der großen allgemeinen cilium zu formiren O ? Um meinen Lesern über diesen Artikel den ächten Begriff bey- zubringen, darf ich nicht außer Acht lassen, anzumerken: daß in den narbonnischen Ver> trägen beyde Partheyen sich nachgiebig be¬ zeiget haben —. Alhustrenge Rechtsfor¬ derungen hindern manchmal auch die hei¬ ligsten Absichten. Der beyderseitige End¬ zweck war der Kirchenfriede —; und um diesen zu erreichen hat der Kaiser, und die übrigen Abgeordneten den Spaniern ein¬ gestanden , baß sich die kostnizische Ver¬ sammlung kein allgemeines Concilium nen¬ nen sollte, biß nicht die Kapitulation zu Stande gebracht werden würde—; sowie auch die spanischen Fürsten, und Kirchen- Vorsteher von ihrer Seite über die Orts Auöwählung der Stadt Kostniz ihre Ein¬ stimmung gaben, mm) Man drang also nicht *) Die Aufschrift ist: kailei-alion- airma Lpl- tcopi, Urerb^teri, Aviscom, Osr^insles, k«' kriarcliL, ^.rckiepilcopi Leo. in Lonüanri« con^reZLti. v. blsrdc. 1°. II. p. Z44. mm) Meine Absicht ist nicht mich in ein förmli¬ ches Schulgefechk, ob ich schon mich mit ei¬ nigen hundert Sillogismen zu vcrpallisadire» wüßte, einzulasscn —! ich bin kein Freund von einem zänkischen Wettstreite - - Die kieblingswörtcr scholastischer Theologe», L», conceäo, diliinAuo, mawrialircr, form«' Kirchcrwers ZuKostuiz. Ill.Theil. 229 nicht so sehr auf die Rechte, als man sich vielmehr Mühe gab mittelst der Nachgie¬ bigkeit das ausgesteckte Ziel zu erreichen, und die Kirchenvereinigung zu erwirken. II. Die?usammenberufungsschrift sol¬ le in allgemeinen Ausdrücken abgefaßt — Pz gleich¬ er — vkjicio Lcc-. mögen nur jenen als schmackhafte Bissen verkommen, die sich mit rohen Speisen genähret haben—. Die Wahr« heit mag, ohngeachtct daß sie auch mit kei» mm ergo geschlossen werden solle, dennoch einleuchtend scheinen. Und ich dächte: die von mir angeführte Ursache, daß man in den nardonnischen Artikeln nur aus Nachgiebigkeit, und Liebe zum Kirchenfricdcn dasjenige zuqe« lassen habe, was man mit einein strengen, aber in dem Falle schädlichen, Rechte hätte fordern können , sollte den Schelstrar, und alle übrigen römischen Hofschmeichler vollkommen befrie¬ digen, womindcr sie aus dem ersten Artikel der Kapitulation zu Narbonne einen positiven Grund hcrlcitcn konnten, um die Allgemein¬ heit des Conciliums zu Kostniz zu bezweifeln, und somit die Dekrete derben und ;ten Si¬ tzung von der Obergewalt der Concilien über die Päbstc umzustosscn-. Wer die dießfälligen Einwürfe des Schelstrats weitläuftigcr aufgelvßt zu lesen wünscht, mag des Naralis Alexanders, welcher von dem De^ trete LZ« Geschichte der grossen allgemeinen gleichwie auch die Gültigkeit aller derjeni¬ gen Schlüsse anerkannt werden, welche ob- erwähntes Concilium zu Kostmz um d:e Kirchenspaltung zu hemmen, die Ketzereyen zu unterdrücken, die Kirche zu verermaen, so wie auch selbe am Haupte, und Glie¬ dern zu verbessern, und einen neuen Pabst zu erwählen entweder bereits schon unter¬ nommen hat—, oder etwas mehreres in besagtem, und andern Fällen, derer Ent¬ scheidung einer allgemeinen Kirchenver¬ sammlung zusteht, annoch zu unternehmen, und abzuschltessen willens ist* III. Sobald als die Könige, Fürsten, Kirchenprälaten w. von der Obedienz Be¬ nedikts entweder persönlich, oder durch ihreStellenvertretterzu Kostniz angelangt seyn werden, sollen sie auch ohnverzöge» lich mit dem dortigen Synode vereinigt werden—, und sodann solle es ein allge¬ meines Concilium heissen. Zudeme,weil vorgemeldte Könige, Fürsten, Herren,und Prälaten keinen neuen Pabst rechtlich an- krkennm mögen, in so lang der päbstliche Stuhl trete der 4ten und zten Schien über die obriste Gewalt der Concilien so gründlich geschrie¬ ben, als deutlich die verworrenen Materien auseinander gcsetzet hat, ».L.8eo. XV. vier¬ te Abhandlung, und zwar im Bezug auf den zu Nardonne geschloffenen Artikel Oilt. IV, lesen. Kircherwerf zu Kostniz. III.THeil. 251 Stuhl entweder durch den Todfall, frey- wrllige Abtrettung, oder aber gerichtliche Absetzung des vorigen nicht in Erledigung gebracht ist —, als wäre von beyden zuNar- bonne versammelten Partheyen sestgesetztt worden : daß in dem allgemeinen Con- cilium, ehe man zur Wahl eines neuen Pabsts schritte, wieder Benedikt XIll. nach göttlich - und menschlichen Rechten m soweit prozedirt werden sollte, bis dieser von seiner Würde nach allen Legalitäten abgesetzt wäre —. Auch solle der gerichtli¬ che Prozeß von neuem angefangen, und auf dasjenige, so das Concilium zu Pisa über obigen Fall geschlossen hat, keine Rück- sicht genommen werden —. Ferners sol- len die Kardinale Benedikts , oder ihre Abgeordneten, sobald sie nach Kostniz kom- men, mit den übrigen Kardinalen verei¬ nigt, und zu allen Gerichtshändeln, und Schlüssen zugelassen werden —, so wie auch bey der neuen Pabstwahl der nehm- lichen Rechte, als die übrigen von der O- bedrenz Johannes, und Gregors, genies¬ sen—. IV. Das Concilium zu Kostniz solle, alsogleich nach der Bereinigung, alle Pro¬ zeßakten, Sentenzen, Schlüsse, Verord¬ nungen, Urtheile, und Strafen, welche entweder von Gregor XU-, Johann XXlU. von dem Concilium zu Pisa , oder von je¬ mand andern wieder Benedikt XIll., und P 4 - sti- rž- Geschichte der großen allgemeinen seine ihme anhängigen Fürsten , Könige, und Kjrchenprälaten niedergeschrieben,kund gemacht, und angeordnet worden waren, vollends kaßiren, aufheben, und ungültig erklären —. Go wie auch im Gegentheile alles, was Benedikt immer wieder die an¬ dern zwo Obedienzen, und wieder das Concilium ru Kostni; jemals unternom¬ men hat, anmit rechtsprüchig null, und nich¬ tig erkläret seyn solle-. V. Sollen von dem Concilium zu Kostni; alle Gnadenbezeigungen, Privile¬ gien , Loszählungen, oder Dispensationen, die Benedikt seit dem Anfänge seines Pon¬ tifikats bis zum Tage der von ihme erstens geforderten Abtrettung, d.i. bis zumgten November 1415 semen Angehörigen, sie mögen hernach geist - oder weltlichen -- yoh -- oder nredern Standes seyn, verlie- hen hat, begnehmigt, gutgeheiffen, und bestätigt werden. Vl. Benedikts Kardinäle, die ent¬ weder ielbste nach Kostni; kommen, oder ihre Bevollmächtigten dahin abschicken wer¬ den , sollen von dem Concilium als wahre Kardinale anerkannt — und in alle Frey- Heiken Vorzüge, und Gerechtsamen, wel¬ che dieser Würde zustehen, eingesetzt wer- 'Gt —Nur käme anzumerken: daß.dic- ,er Artikel jene Verfügungen, die dasCon- cillum erwa im Betreff der neuen Pabsts wah« Kirchenvers. zuKostmz.III.THeil. 2gz wähl feststeilen dürste, keineswegs bcein- trächtigen sollte. VII Den Offizianten des Pabsts Be- nedikt solle man, sobald dieser entweder selbste seiner Würde entsagt haben, oder von selber nach Rechtensform abgesetzt seyn sollte, und rene diesem nicht mehr anhan- gen würden, eine anderweitige Bedien-- stung, und einen hinreichenden Unterhalt verschaffen-. Vlll. Wenn sich der Fall ereignete, daß Benedikt annoch vor seiner freyrvilll- gen Abtretung, ober aber gerichtlichen Ab¬ lesung stürbe, so sollten die Könige, und pursten, welche bisnunzu von seinem Ge¬ horsame waren, auf keine Weise zulassen, vndern es vielmehr mittelst ihrer oberherr- Uchen Gewalt verhindern, daß weder die «ardinäle, noch andere Prälaten in ihren Zandern, und Staaten zu einer neuen Pabst- Wahl vorschreiten dürften — ! und wenn vhngeachtet ihres Verbots von den wieder- spenstigen Prälaten dennoch ein Pabst erwählet würde, sollten oft erwähnte Für- sten demselben nicht nur nicht gehorchen, sondern ihn nicht einmal in ihren Ländern dulden. Die beyderseitige Hauptsorge sol- le dcchin abzwecken, damit in dem Synode ZU Kostniz ein würdiger Pabst erwählet werde, deme sie als ihrem rechtmäßigen ^berhirten vollen Gehorsam zu leisten ver- bun- 2Z4 Geschichte der grossen allgemeinen Kunden waren —; und um ihre dießfa'lli- > ge Verbindlichkeit zu bezeugen, sollten bey- de Partheyen angemerkten Artikel unter Eidespflicht verheissen. IX. Wenn zween, oder auch drey Kardinale von den drey verschiedenen Obe- dienzen den nehmlrchen Titel befassen. wie es sich ganz leicht ereignen konnte—,wa^ re dre Verabredung dahin ergangen, daß einjedweder derselben im gleichen Range von dem Concilium geachtet werden —, und seineWürde in so lang beybehalten solle/ bis das Concilium, und der künftigePabst andre, aber zugleich keiner Parthey nachthei- ' ltge,Maaßregeln zu treffen wissen werbe. X. Der Kaiser, und die übrigen Ge¬ sandten des Conciliums sollen sowohl in ihrem eigenen, als auch des Concrliums Name angeloben, daß sie von dem Köni¬ ge in Frankreich, von dem Dauphin, Lud¬ wigen Könige beyder Sicilien, und Gra¬ fen von Savoyen für den Benedikt, wo¬ fern dieser sechste nach Kostniz zudemCon- crlium reisen wollte, und für die Prälaten seiner Obedienz ein frey sichers Geleit er¬ wirken wollten—, und dieses aus Ursa^ che: damit dem Benedikt, und seinen Ass' hängern aller Vorwand sich von der Dahinreise zu entschuldigen, benonlwea würde. Diese Sicherheit solle sich auf alle, und jedwede, wessen Standes, und Würde sie immer seyen — und zwar nicht nur am Kirchenvers. zuKostmz. IH.Lheil. 2Z5 lhre Personen, sondern auch aufihre Haab- Aasten erstrecken —, so wle auch aller Men, durch welche zu reisen, zu verwei¬ len, und zurückzukehren es sich ereignen Mite, geltend ftyn. Item— solle ihnen Ach vom Kaiser, und von dem Synode A vollständige Sicherheit, ohne aller Ausnahme, oder Zurückhaltung, während Aufenthalts zuKostniz verheissen wer- An—. Und solle man vorgemeldte Geleits- Aiefe, durch die vorläufigen Eide des Kai- lbA , und des Synodes bestätigt, mit den ^erwähnten Einladungsschriften an den ^omg von Armgonien abschicken, damit m dreser an die betreffenden Personen expe- Men könne. , XI. Um diesen Verträgen mehr Kraft, Ad Verbindlichkeit zu verschaffen, solle der Kaiser, und die Abgeordneten des Conci- Alns sowohl insgemein, als auch einjed- Ader insonderheit versprechen, alle ihre Mste dahin zu verwenden: daß obange- whrte Artikel von dem ganzen Conrilium A Kostniz, annoch vor Ausfertigung der Anladungsbriefe, ohne List, und heimliche Restriktion genehmigt, gut geheissen, und M dem Eide beschworen würden—. Die- Eidschwur sollte sich auch dahin bezw- Mdaß die Kirchenversammlung zu Kost- A sobald, als die spanische Nation sich Ai derselben vereinigt haben werde, ge- Mldte Artikel ohnverzögerlich zu bemerk- stel- 2Z6 Geschichte der grossen allgemeinen stelligen bestiessen seyn wolle —. Gleich" wie auch solch' beeidigtes Versprechen über die Erfüllung angeführter Verbindlichkeit ten von Seite der Könige, Fürsten, Hel' ren, und Prälaten, die bisnunzu dem Be¬ nedikt angehangen, zu machen wäre—- XII. Und letztens sollen über alle obi¬ gen Artikel schriftliche Urkunden, an der Zahl so viele, als es die NothwendiM erheischet, nach gewöhnlicher Kanzleyorb' nung ausgefertigt — und einer jedwed^ der zwoen im Vertrage begriffenen theyen unter wechselseitiger Unterschrift ei^ gehändigt werden. Diese waren die 12. bekannten E kel, welche zu Narbonne in dem bischo^ chen Pallaste am izten des ChristmoinE 1415 abgeschlossen — und am zoten ner zu Kostni; vom Jakob Erzbischöfe ss Tours im Name aller übrigen zurüE kehrten Abgeordneten, als des Bischoss von Genf, des Edlen von Opitz rc. offenti^ abgelesen worden waren.*) §. ko. Da- Nikt Es wurden aber bey der Versag des Königs lung zu Kostniz nicht nur vorgemeldte nie., "An^kel/ derer Inhalt ich hieher zu setzest Brief an dm Kaiser. *) v. 6. riarät.1'. IV. p. 584. Kirchenvers. zu Koftniz. III.Theil.2Z7 thig erachtete, von dem Erzbischöfe am vorhin angedeuteten Tage abgeleseiO—; der Kirchenprälat hatte annoch zwo andre Schriften mit sich gebracht, die er gleich¬ falls vor den versammelten Vatern ablas Die erste war das Edikt des Königs von Arragonien, Kraft welchem dieser Monarch nicht nur sich sclbste von dem Ge- borsame Benedikts feyerlich loßsagte, son^ dern auch seinen Unterthanen ein gleiches ju thun ernstlich befahl, nn) Daskönig- Me Mandat, welches von Alphons dem Astgebohrnen, und Thronfolger unter- ichrieben, und mit dem Reichssigl bekräf- W war, wurde am 6ten Jänner 1416 zu Perpignan kund gemacht. Vincenz Fcr- kerius ein damals berühmter Prediger, von deme oben §. 48. Meldung geschehen war, hielt am gemeldten Tage, als am Fe- *) in>. -r.xvi. p. zis. Nr») Diese königliche Verordnung, welche mit den Worten: d>Io5k'erclinsn4u8 liex num —. ker kcri snum reznuin trpe coelelis prnstcir Lrc. anfangt, ist beydcn Samnuern der Conetlienakten in dec ganzen wetten Aus ¬ dehnung zu finden Man liest sie sowohl bey von der Hardt, als auch bey Ladde. *l ) steruin Oonc- 6c>nst. 1. H. p. 554>2r5eg '. koncil. 1. XVI. x>. z zl. Le 5-gu. 2Z8 Geschichte der grossen allgemeinen Feste der Erscheinung des Herrn, oder nach allgemeiner Benennung, am Feste der heil. 3 Könige eme Rede, die durchaus eine zwischen den dreyen spanischen Königen, von Arra' gonien, Kastilien, und Navarra, und dm Vorgeblichen dreyen Morgenlandischen M lende Vergleichung war —! eine unter dm Predigern damaliger Zeiten sehr üblW Mode. Der bloste Text, O den er D zum Vorspruche wählte, gibt uns deutlich zu verstehen, wohin seine Rede gezrcicr habe? Vincenz macht eine Parallele schen den kostbaren Geschenken der Morgch' länder, und den Opfergaben, welche dn drey spanischen Könige der Kirche bracht^ da sie sich mit selber vereinigten. Nach geendigter Rede las der Prediger angede^ tete Verordnung sowohl in lateinischer ä" der sie abgefaßt war, als auch in span' scher Sprache, die vom Volke verstände" wurde, in Gegenwart Ferdinands des^' uigs, seines Sohns Alphons, und eNP übergroßen Menge Volks öffentlich "7 Graf Johann, der persönlich zugegen wa^ will in seinem von Narbonne an Peter hiam geschriebenen Briefe bey 10000 zählet haben. **) So vieles von diesen^ Was die zworc von dem ErzbiDE am vorgemeldten Tage zuKostnizabgcl^ *) Sie schenkten thme Gold, Weihrauch? "" ! Myrrhen. lelsrck. II. n. S. v. d. Hardt?. II. x. 565- M'chenvers zu Koftniz III. Lheil.rZy ne Schrift betrift, war selbe ein von Fer¬ dinanden an Sigismunden geschriebener Brief, in welchem der König von Arrago- nien obangeregte Verordnung im Betreff seiner dem Gehorsame Benedikts entzoge¬ nen Staaten dem Kaiser einberichtet. Fer¬ dinand versichert auch den Kaiser: daß ohn- zweifelhaft am nehmlichen Tage auch die Könige von Kastilien, und Navarra, sv wie die zween Grafen von Foix, und Ar¬ magnac sich samt allen ihren unterwürfig gen Landern der Parthcy des Luna ent- Magen haben dürften *) Auch Diesen Zrief unterschrieb Alphons, weilseinVa- wr der König, von einer zugestossencn Un- paßlichkeit gehindert, ihme die Ausferti-- Lung anvertraute. Nachdem angeführte Schriften abge- 'ften, und die darinnen enthaltenen freu- Uen Nachrichten der ganzen ehrwürdigen Versammlung kund gemacht worden, hat meje auch ohngesaumt öffentliche Dank» «eyerlichkeiten angeordnet, bey welchen dem MigstenGott sowohl für seine in demglück- nchen Geschäfte des Kirchenfriedens bereits krtheilten Gnaden der wärmste Dank ab- Astattet—als auch die innigsten Bitt- fiufzer zu ihme, um seinen fernern Segen M erstehen, auS reinen Herzen abgeschickt werden sollten. Am folgenden Tage, am Zisten V. n-u-ät- 1-. II. j,, Lrkb. 1-. 240 Geschichte der grosse!! allgemeinen z*sten Jänner, ward die Freude der gan¬ zen Stadt unter dem muntern Trompe- tenschall angekündigt; alte, Glocken wur¬ den geläutet; und am dritten Tage, d. i. am isten Hornungs hielt man eine öffentli¬ che Prozeßion mit gewöhnlicher Pracht. *) ' §. si. Ich will Mich mit Beschreibung die- Nari'snne ses Kreuzganges nicht aufhalten, weil lw wird v.dcm von derley Zerunonien schon oben §.7. er- mlr'eincm wähnet habe —. Dle Zeitordnung fordert Eide bcsta es zu erzählen: welcher Gestalt obige !2. ast. Artikel, so wie mau es zu Narbonne ver¬ tragsmäßig abgeschlossen hatte, von deut Concrlium zu Kostniz beschworen worden seyen. H Man versammelte sich am 4 des He^ nungs in der Kathedralkirche, rn welche dre ordentlichen Seßionen abgehalten wws den, doch blieben vor diesmal alle 2^ rimonien aus, die man ansonsten zu be^ buchten pflog—. Ich dächte, die Ursa») besten errathen zu haben, wenn ich daß man den Spaniern, welche die Ac sammlung zu Kostniz annoch für kein a , gcmemes Concilrum anerkannt Hattens I.slilieum 1. XVI, p. zr». v. ö 1^^ 1. IV. 0. 587. Kirchenvers. zuKostmz. IH.Lheil.24L strenger Behauptung derselben nicht vor den Kopf stoffen gewollt habe —. Eine Nachgiebigkeit, die Zeit, und Umstände ernrathen, ist allezeit vorteilhafter, als eine ungestümme Rechtsfordcrung. Der Erzbischof v. Tours als der vornehmste aus der von Loncilium nach Arragomen abgeschickten Gesandtschaft machte den Vor¬ trag, und begehrte- daß alle zu Kostniz anwesende Kirchenprälaten, und Botschaf. ters sowohl im eignen/als auch ihrer Prin- zipalen Name die vorgcmerkten 12 Artikel unterschreiben, und mit dem förmlichen Eide bestättigen mögten —. Worauf auch alle das Anbegehren des Erzbischofs mit dem einstimmigen ?Iacet ohne Wiederrede bewilligten: und es folgte von Seite der¬ selben ohngesäumt die eidbündige Bestäti- Mng nach Ordnung des Ranges —. Zu¬ erst kam die Reihe an die Geistlichen, und Zwar an die Kardinälc, Patriarchen, Erz¬ dischöfe, Bischöfe, und übrige Kirchenvor¬ steher. Nachdem diese geschworen , so folg¬ ten die Gesandten, und Gewaltsträger der Könige, und Fürsten, die Abgeordneten der Städte, der Domkapitel, und verschie¬ dener anderer Gemeinden. Es nähme zu vielen Raum ein, wenu ich aller ihre Na- Uien hieher setzen wollte. Man kann sie in den Akten des Conciliumö lesen*) Mir Ä ist Io;?, cir p-iA. ;rr. bis v. mr;u ragonien gememschaftliche Sache zu ma-"?°^Ba»^ chen, und mit vereinigten Kräften den voll- ständigen Klrchenfrieden herzustellen —, so heftig eiferte wieder beyde Benedikt zu Penistola. Seine Vermessenhert war un¬ glaublich ! er wollte, ob er schon von allen verlassen, und von Niemanden mehr unterstüzt wurde, dennoch der ganzen Chri¬ stenheit Trotz bieten —. Er blitzte Bann¬ flüche wieder das Concilium zu Kostniz, und wieder den König von Arragonien. Seine Galle ergoß sich hauptsächlich wie¬ der diesen Fürsten, deme er stine königli¬ che Krone zu nehmen drohte, weil er zu be¬ haupten suchte: Ferdinand hätte sie aus seinen Gnaden empfangen —. Mehrere Geschichtschrriber erzählen: *) daß Benedikt, dieser obschon ohnmäch- tige, aber doch rachgierige Greiß täglich eme förmliche Excommunikatron wieder vorgemeldten König gesprochen habe —> Allein diese Donnerschläqe des Pabsts Be¬ nedikt machten keine Erschütterung —; sie Qr wa- *) , 8ttrittii. Ls>. kn)'na!<1. -Vmia!. Nrrsii. scl 1416. I^rn>4> 244 Geschichte der grossen allgemeinen waren wie unzündbare Wetterstrahle — oo). Ferdinand ließ sich durch selbe von seinem angefangenen Veremigungsgeschäf- te oo) Es ist sich nicht zu wundern: daß die päbstli" chen Bannflüche mit der Zeitsast durchauHun- wirksam geworden ftyen —! Die Pfeile, wenn man sie zu oft, und besonders auf stählerne Schilde abschicßt, müssen nach und nach stumpf werden. Seit den Zeilen Gregors VII, welcher angefangen hatte gekrönte Für« sten in den Bann zu thun, und ihrer Güter verlustig zu erklären , wurden diese Vatikans schcn Donnerkeule nur gar zu oft, und manch¬ mal wohl auch höchst unbillig auf gekrönte Häupter, die ihreMajcstatsrechkeverthcidig, tcn, geschleudert —. Die Geschichte zeiget es mit mehrere», dann hundert, Beyspielen: wie schröckbar in jenen finstern Zeiten die päbstlichen Bannflüche auch Kaisern, und Kö¬ nigen gewesen stycn —. Die Heinriche, Fried» riche, Ludwige rc. find Zeugen, was die päbst" liche Rache, wenn sie mit der Gewalt be- wafnct ist, vermöge—? Es waren beynahe 10 Jahrhunderte dec christli- chen Zeitrechnung verflossen, durch welche man einstimmig geglaubt halte: daß der Landes" fürst, auch sogar in dem Falle der Ketzerei), nicht unter dem Aussprache der Excommnni" kaliou stehe —. IH will, um dieses zu be¬ weisen, nicht allererst die ältern Zeugnisse ei- Kirchmvers Zu Kostmz. III. Theil.245 te nichtsweniger als abschröcken! er ward vielmehr gereizt, das Geschäft mit einem um so nachdrücklicher» Eifer zu betreiben. Bz G Sei¬ nes heil. Augustinus, in seinen verschiedenen an die Donakisten geschriebenen Briefen, Am¬ brosius — Gregorius im 65 Briese des Hl. Buchs Lpp- auführen —; die fast einstimige Lehre der französischen Bischöfe im IX. Jahr¬ hundert dient mir zu einer hinreichenden Pro¬ be. Wir wissen es aus Hinkmars Schrif¬ ten*); daß die Bischöfe in dem Falle, wo es um die ärgerliche Ehescheidung des fränki¬ sche» Königs Locharius zu thun war, sich kei, neswegs in den Handel haben mischen wollen >—! Sie sagten: Der Ronig Hienge einzig von Gore ab; und er konnte, was er auch immer für Fehler begehen mögre, weder von den Bi¬ lchösen seines Lönlgreichs, noch viel weniger aber von einem andern answärrigen, in den Bann gechan werden —. Lothar stünde einzig^ und allein unrer dem Urcheil« Gortes, als «el, eher ihn zum 'Lönig gemacht harre —. Zrvepkens weiß man es ; daß in den erstem Jahr¬ hunderten der christlichen Kirche die Exkom, munikacion nichts anders gewesen seye —, s, wie sie auch nichts anders seyn darf, als eine Ausschliessung von dec Gemeinschaft der Kir, che, und vom heiligen Abeudmahle —. Wec hier« *) ttincmsrn, äe äivort. I-vsiisrii , Sc 1chi«r- ber§r. Geschichte der grossen allgemeinen Seine dießfallige Sorge schränkte sich nicht allein in die Gränzen seines Königreichs ein, welches er bereits dem Gehorsame des Luna hierüber Beweise verlan-t, mag unter andern des P. A.C "* aus dem TbealmerordenBe- t-rachnmgen über die Nachcmablsbulle den i gen Paragraph von dem Kirchenbann lesen. Allein, gleichwie nach der Zeit, da die Gc- walt der Klcriscy immer anwuchs, der Kir¬ chenbann weltliche Folgen , z B. Verlust der zeitlichen Güter, Landesverweisungen rc. nach sich rog, so wurden auch alle, ohne Ausnah¬ me, sogar Kaiser, und Könige von den Bi¬ schöfen , und Pabsten, meistens um zeitli¬ cher Vorthcile willen, mit dem Bannflüche belegt —. Man weiß es aus der Geschichte: Laß scitHildebrauds Zeiten, dessen Beyspiel seine Nachfolger durch drei, Jahrhundert benutzten, heynahc alle tcutschcn Kaiser, fast alle Könige von Frankreich, und England wo nicht wirk¬ lich excommunicirt, doch wenigstens mit dec Epeommunikation bedrohet worden seycn—. Das Schlimste, was bcy der Sache obwaltete, war: daß Niemand der, obschon unrechtmäs¬ sigen Gewalt dcc Pabstc Einhalt zu thun ver¬ mögend gewesen ftye. Unwissenheit, undA- berglauben, diese zwo stärksten Stützen jener Hoheit, die Bonifaz VUI. in seiner beschrie- ncn *) ItiNelßcmi Iz UnIIs rn Lcons Oomin>- Kirchenvers znKostniz.lll.Theil, 247 Luna entzogen hatte— ! er suchte auch die Könige von Navarra, und Kastilien zu bereden: daß sie die verabredete Veremi- Q4 gung ncn Bulle blnam stmAam zu behaupten sich getrauet hat, überschwemmten , so zu sagen , gleich einem Strome die christlichen Lander; und dahertam es.- daß man sich von dec un- wicdcrstchlichen Gewalt des excommuniciren- den Pabsts die fürchterlichsten Begriffe mach¬ te —. Dieser, den Thronen so nachlhciligen, Maxime zufolge brauchte man dieEpcommu- »Nation, um boßhafke Absichten zu errei- chcn, und manchmal wohl auch die aus¬ schweifendsten Thorbeitcn zu unterstützen —. Man nöthjgte die Könige, sogar ihre Staa¬ ten im Stiche zu lassen, und nach Asien zu ihrem gewissen Untergang zu ziehen—*)Man zwang sie Krieg anjufangen—! ganze Armeen mußten um der Excommunikation willen müs¬ sig stehen—. Man nöthigte sie sich verra« iberischen Händen zu überlassen, und unschul¬ dige Leute zu verfolgen—. Man cxcommu- nicirke nicht nur die Fürsten selbst«, sondern auch ihre Nachkommenschaft bis ins zwey- te, und dritte Geschlecht —. Die Familie Friedrichs ll gibt unS hievon Beweise. Die Fürsten schrien zwar mit Gründen gegen die¬ se entsetzlichen Gewaltthätigkcitcn, und woll¬ ten *) Die Geschichte der Kreuzzüge liefert viele der¬ gleichen auferbguliche Lxcommukikatiogen. 248 Geschichte der grossen allgemeinen gung mit dem Concilium zu Koftniz ohn- verzögerlich abschliessen, und kund macken mögten —. Es war auch nöthig der Sa¬ che len ihr verachtetes Ansehen wiederum Her¬ stellen ! allein sie stritten vergeblich —; dec Despotismus, den die rvmsichen Pabste unter dem Schutze dec Excommunikation an sich ge¬ rissen halten, herrschte über ;on Jahre bis zu dem Concilium zu Kostni; —. Und was ibn stürzte, war die innerliche Bcrsasiung'des' selben! gleichwie auch der politische durch de» wesentlichen Fehler seiner Natur zertrümmert werden muß, wie sich Montesquieu, der weist Verfasser des Geists der Gesetze anSdrückt Der Ehrgeiz, über die ganze Christenheit j" herrschen, mußte nothwendig viele anreize" Pabst zu werden — ; denn wer kennt nicht die Leidenschaften der Menschen — ? Em std- weder aus den Mitwerbern um die pabstst^ Hoheitsuchte, sich Parlheyen zu machen-"/ und, um sich zu verstärken, Fürsten auf st" ne Seite zu bringen - ! und diese Fürste" selbste schlugen sich, aus verschiedenen In¬ teressen, zu verschiedenen Pabsten. Vab" entstanden die Trennungen in der Kirche, welchen jene die langwierigste war, die L""N mir seinen Bannflüchen zu Pcnifcola ulü^ *) ve I' Lhrik flcr Lvix Istv. VIII. ck-p- dlouvkllc cultion s^msterst-im 176z- Kirchenvcrs Zu KostniZ.M.THeil. 249 che einen Vorschub zn geben, weil in jenen Landern dre zween Erzbischöfe von Tole¬ do, und Sevilla, welche annoch dem Lu¬ na stützen wollte. Mit den Spaltungen verlo¬ ren die Exkommunikationen allgemach ihr so ungeheueres Ansehen —: Denn, da die Pab- ste sich wechselseitig selbste in den Bann tha-> tcn, und die Kardinale, die unmittelbaren Ministers derselben jedesmal, wenn es nicht nach ihrem Kopfe gieng, die päbstliche All¬ macht vergaffen , fieng auch das Schröcken« bild an zu verschwinden —. Selbst der ge¬ meine Haufen, dieser fast allezeit getreue An¬ hänger des Aberglaubens, und der Unwissen¬ heit, da ec sah: daß die von ihren Oberhaup- tcrn gegenseitig geblitzten Bannstrahle die ein¬ gebildete Wirkung nicht thaten, verlor auch nach und nach die allzuängstliche Schüchtern¬ heit für denselben —. Man fieng an die Gewalt, und Rechtmäßigkeit des Banns zu untersuchen—; man kam auf die ursprüngli¬ ch- Bedeutung-; man belehrte die Unter- thancn, daß der Bann nur eine geistliche Strafescye —,und daß ec keine bürgerlichen folgen nach sich ziehen könne — ; man sagte ihnen, daß sie ihren Fürsten, wenn diese auch mit dem Bannflüche belegt waren, dennoch gehorchen müßten—. Und-diese Auf¬ klärung des Volks trug gewiß zum Wohl der Fürsten unendlich vieles bei). Man findet nach den Zeiten des Conciltums zuKostniz in - den 250 Geschichte der grossen allgemeinen na anhrenqcu, die Vereinigunq durch ver¬ schiedene Ränke, und krumme Wege hinter- stelirg zu machen suchten. *) *) loc. cir. den christlichen Ländern wenige Spuren in¬ nerlicher Aufwieglungen, Meutcreyen, Em¬ pörungen der Untertbanen gegen ihre Fürsten —; und dieses , so viel mir scheint, aus Ur¬ sache: weil icne, ob sie schon mehrere Pabste in ihren Butten von dem Eide der Treue loßF gesprochen, dennoch die Verbindlichkeit, ihren Landesfürstcn zu gehorchen, welche ihnen das Gesetz dec Natur auflegt, einsahen, und er¬ kannten—. Auch die Landesfürsten selbfie haben andre Maaß- regeln ergriffen. Ich zweifle sehr, ob auf dem ganzen christlichen Erdboden ein Mo¬ narch zu finden scye, der sein Schwert wie- der einen andern von darumen aus dec Schell de ziehen wollte, weil dieser vom Pabste ex- kommunicirt worden wäre—. Sie vcrthei- digen ihre Rechte gemeinschaftlich ; und in so lang diese gemeinschaftliche Wachsamkeit fori- dauern soll, haben sie niemals mehr die Do», «erschlage des Vatikans zu förchten. Wen» eS auch je einem Pabste cinfallen sollte die- scn, oder jenen Gcsaldren des Herrn;» kommuniciren—, dürfte der Bannstrahi olM aller Wirkung in der Luft verschwinden- Der Versuch des Pabsts Llemenr XIH, der de» Her- Kirchmvcrs. zuKostniz.IH.Theil.25r §. 53- Da von Seite des Königs von Ar- Sig-smuds r/goltten das Friedensgeschaft so eifrig be-^ Mieden ward, nnv ganz Spanien dem Be- Mdikt in Kürze den Gehorsam aufzurundt- reich, »nd «' sch.r», qmu; Sigismuttd dkrKmser,L«M>d. >»-r d-n alückli-ben Erfolg, stmer Rnst ^ach Arragonien höchst vcrgnügt^von Nar? nach Frankreich über. Sigismund bolite zwischen dem König von Frank¬ reich , und England, die im Kriege ver^ Wickelt waren, einen Frieden stiften , oder doch wenigstens einen Waffenstillstand er¬ wirken *). Er hoste in der Unterneh¬ mung des politischen Friedens eben so glück¬ lich zu seyn, «is er in dem Geschäfte des schlichen gewesen war —. Ich. Meiste -licht, wominder die natürliche Neigtheit, welche der Kaiser zum Frieden hatte, ihn E Reise nach Frankreich, und England Gleitet habe —! nur wird mir erlaubt seyn >liemus in Viks^ornniz lib. lil.csp. 19. Herzog von Parum nach dem Inhalt der Nackt, mahlsbulle Mlt dem Daune belegte.durfte in dieser Gattung der letzte gewesen seyn-. Es geschieht gemeiniglich, daß eine Handgrana¬ te, Bombe, oder auch andre Feuerkugel, ehe Üe ganz zerplatzt, sich annoch einmal in die Hö¬ he schwinge- krache und,da sie ihre letztcnKräf, tesammelt, machtloß, und in kleine Stücke ge- iheilt, zu Boden falle — —. 2 Z2 Geschichte der grossen allgemeinen seyn zu glaubens: das Sigismunds eignes Staatsinteresse an selber einen nicht ringen Antheil gehabt haben möge; Kaiser hoste von beyden Königen, wo fern der Friede'zu standen käme, ansehm' che Hilfe zu erhalten, wodurch er den km, welche sein Königreich Hungarnw beständigen Einfällen beunruhigten, s" Wasser auf den Nacken kommen konnte* Sigismund trat also aus angefn^' ten Ursachen die Reise nach Frankreichs über Avrgnon, allwo er sich durch Z chen aufhielt, kam er nach Lion. M ward er von den Gesandten des Kon'd mit gebührender Pracht bewillkommt^ und im Name ihres Monarchen nach Paris zu kommen. Dietrich Niem erzählet: *) man hätte zu KoN'' Nachricht erhalten, daß der Königs Frankreich eine nicht geringe Summe des dem Kaiser zu Lion durch seine Go 'M ten habe überreichen lassen. Ich nB . sem Gerüchte, welches am sten Feb^. Kostniz erscholl , nicht wiedersprechen nur muß ich auch als etwas verlatz»^ anmerken: daß der Kaiser von der schäft der Stabt Genf durch seinen trauten Minister Eberhard den er von Avignon aus dahin abgom^ hatte, eme beträchtliche Summe Ge> V. ä risräk 1. II. p, 4ZY. Kirchmvers. znKostniz.III.THeil. 2 -I die zu einer so kostbarn Reise nöthig war, ' entlehnet habe Siglsmund war also Kt dem nöthigen Gelbe versehen ; unter Begleitung von .000 Reitern kam er zu Paris an, allwo ihn der König Karl VI, ' aller vorzüglichen Pracht empfieng. l Mch gezogenen Empfanzskomplimenten, und übrigen Hofsetiquetten fieng man an Zusammen zu tretten, und über die Beding- Ilsedes abzuschliessenden Friedens Berath« Tagungen zu machen. Wir wollen den ! Kaiser zu Paris unterhandeln — , und Mero , über die Flüchtigkeit des ftan- Mchen Ministeriums mißvergnügt, unter Begleitung von 1400 hungarischen Rei- , a nach England absegeln lassen-, U"d uns wiederum zu dem Loncilmm zu ' ^vstniz wenden. / V- 54. a,^Jch habe oben §. 5-2 erzählet, welch' Der Kardi- °^lle Freude zu Kostniz über die Vereint- nalv°»F°ix Mng der sparu'chen Reiche entstanden seyx kömmt ;u ?-! dieser Jubel der kostmzischen Vater ^ar UM so gegründeter, als deutlicher sie lchon die gewünschten Früchte der Kapitu¬ lation zu Narbonne sahen —. Der Kar¬ tal Peter von Foix, welcher dem Se¬ ltsame Benedikts unterwürfig war,ver- ^"ach gemelbter Kapitulation seine Par, ^y-Niem har ihn zwar unter dieKardin ale Io^ T. kra^. k. U- P. LöA, SZ4 Geschichte der grossen allgemeinen Johannes des r; gerechnet *); allein sehr er sich zugleich hierinnen geirret lM beweiset Lcnfant mit gründlicher Km? Um den Schnrtzer des DictricP darzuthun, ist es genug, wenn ich beM' ke: daß gedachter Kardinal, als Bevou' mächrigter fernes Bruders, des regierende!' Grafen Johann von Foix, samt dem E zen gräflichen Hause sich in der Lasten gemeinen Seßion mitdemConcilium ftv" Uch vereiniget habe. Peter, der in Jugend in den Franziökanerorden gettss ten, nach der Zeit aber wegen seinen siesfähigkeiten zu verschiedenen BiW mern, als Leskar, Commges in GasM ue, Lombez, sodann zum Erzbißthum^' les, und zur Kardinalswürde erhoben ^ den war, entschloß sich nach Kostniz ? kommen, und der dasigen KirchenversaE lung sich beyzugesellen. Er kam dem Zeugnisse NiemS am eten Febr.au^ an, und ward von den zu Kostniz aniv' senden Kardina'len und übrigen KiiE Prälaten höflichst empfangen >"*). gleich gemeldter Historiker bemerkt siE' daß er von ihnen bis zu seinem Quarts, welches ein Zeichen einer besondern Eh^ bezeugung war, begleitet worden stiss Was mit diesem Kardinale weiters vo^, *) v.ä. Ilarclk UV II.P. 4ZY. ,, liiNoire du Loncile gc LoiiN. l^iv. IV- **') v. g. Ilsrcic loc, clr. Kirchenvers. zuKostmz. III. Theil.255 gangen — und welchergestalt er unter dem Pabsic Martin V. Kardinallegat an ver¬ schiedenen Orten geworden seye —, lregt wenrg daran, cs zu wissen Folgender Strerthandel, welcher zwischen den Polen, und teutschen Kreuzrittern obgewaltet hat, und dessen Entscheidung dem Concilium zu Kostniz übergeben ward, mag für unser Kenntmß viel interessanter seyn. Von der Streitsache zwischen den Polen, und dem teutschen Ritterorden. §. 55- _ Um diese Sache gehörig zu entwickeln DesIagck» wW rch anerinnern : baß seit deme die Bemühung, christliche Religion in Lithanen ,und Ga-» der Kreur mogiticn Lheils durch die Macht des in der ^elchjchre bekannten Iagello, oder Ula- kchrnng der dtsiav, Königs der Polen, theils aber auch SEem' durch die Waffen der teutschen Ritter, und Kreuztrckger eingeführet worden war, beständige Streitigkeiten zwischen gemeld- ten König, und dem mächtigen Ritteror¬ den im Betreff der weltlichessGcrichtsbar- keit vorgefallen seyen —. Einjedweder Theil wollte sich die Oberherrschaft zuei¬ gnen. Die Gamogeten, Völker, welche zwischen Liestand, und Lithanen gegen Preußen wohnten, wurden vor kurzer Zeit (ihre 256 Geschichte der grossen allgemeinen (ihre Bekehrung fallt in das Jahr 14'8*) mittelst bejonderer Sorgfalt/ und Mühe des Iagello, welcher eben bey nahe zo- Jahre ehe, als die Kirchenversammlung zu Kostniz gehalten ward, die christliche Religion samt der Krone Polen annahm, der christlichen Gemeinde emvcrlewt. ??) Ja- *) S. lls^nalä. in snnal. klccl. 1°. XVH. aä »n- num 141z. bub bl. 24. Es dürfte nicht überflüssig seyn, etwas von der alten Religion jener barbarischen Völker, der Lithaner, und Samogeten allhier anzo^ führen! dass Kcmttniß der Gebrauche in Nclb gionosachen ist so angenehm, als nützlich. Alle Geschichtschreiber kommen indeme übereilt *): dass die erste Gottheit der Samogeten, und Lithauer das Feuer, welches sie als ein heiliges Ding nach chcer Sprache Znicz nann' len, gewesen scye —. Beyde benachbarten Völker beteten ein Feuer an, welches sieft^ immer - während hielten, und welches ovcb wirklich wegen der Sorgfalt war, die ih^ Priester trugen Tag, und Nacht Holz a»;"' legen. Die Litbauer unterhielten solch' merwahrendes Feuer zu wun«, der Hauptst^ *) S. Ilichov, lib. IV. eap. 4;. (lrnnmsr- ln>k' kol. lib >8. VIuZossus lib.X.Lr Xl.llsy"^- in annal. kicel V. XVII. acj an. 1)86. öe 141z lub d>Iro. 24. Kirchenvers. zuKostniz. 1II.THeks. 257 Iagello gab sich alle Mühe das Hei- denthum auszurotten —; und er war auch in deme, das in Gamogitten der christliche R Glau- des Landes. Die Samogcten aber hatten cs auf einem hoben Berge nahe an dem Flus¬ se Nieuyasza. Sie beteten auch Wälder au, die sie für heilig hielten *). Unter andern aber war vorzüglich ein gewisser Wald, den sie als den Wohnsitz ihrer Götter verehrten. Es wäre nach ihrer Meinung die grösseste Gottlosigkeit gewesen, ein Gehölze darinnen umzubauen, oder die in selbem angettoffencn Thicre zu tödten —. Sie glaubten: einer, der was dergleichen thäte, würde sich die Rache der Götter zuziehen —, und seine ge¬ ringste Strafe, mit der er davon loßkäme, würde ftp»! daß er sich augenblicklich anHän- dcn, und Füssen gelähmt sähe—. Iagello, der König von Polen unternahm die Bekehrung beyderVölker. Die Lithauer brach¬ te er zur Annahme des christlichen Glaubens im Jahre i z8z,nachdem er ihr vermeintes ewi- ges Feuer ausgclöscht — ihren Tempel zu Wilna niedergeriffen —, und ihre Altäre, auf welchen sie den Göttern opferten, zerstöret hat. Aus gleicher Absicht gicng er im Jah¬ re igrz. zu den Samogcten, um sowohl die¬ se Barbarn zu bekehren, als auch ihr Land, so wie Lithauen der Krone Polen einzuver'ei- bcn. ^uxca i?oetam: Iiabttarunt vH guogue stlvas. 2Z8 Geschichte der grossen allgemeinen Glauben in kurzer Zeit gepflanzet worden, sehr glücklich. Doch — darf man nicht glauben, als ob die Bekehrung im dorti¬ gen Lande so allgemein gewesen wa're, daß man den. Ladislav , von etwelchen polnischen Geistlichen, und einigen Soldaten aus sei¬ ner Leibwache begleitet, stieg auf ihren ho¬ hen Berg, auf welchem ihr immerwährendes Feuer unterhalten ward; er löschte es mit darauf gegossenem vielen Wasser ohne Anstalt de aus —; er gab seinen Soldaten Befehl, Gehölze in dem geheiligten Walde der Sa- mogetcn umzuhauen, und alle Tbicre, die sie amreffcn würden, zu tödten —. ES geschah auch ohnverzögcrlich, was der König be¬ fahl -. Als die Barbarn auf solche Art ihre Religion zerstören sahen, so weinten, und weheklag- ten sic Anfangs —l Alle Religionen, wenn sie auch noch so albern, und ungereimt sind, machen sich durch eine lang daurcnde Ge¬ wohnheit , und von Jugend auf cingesogene Vorurthcile Achkungswürdig-. V>e Samogelen bildeten sich ein, und glaubten st' stlglich t daß man ohne scharsestcr Strafe der¬ gleichen Gottlosigkeiten, als in ihren Aueoderiich und Eventius — , und aanoch anderer Orte» mehrere Pfarrkirchen gestiftet bade —. stg) Unter andern dießfalligen Beweisen, wovon ich mehrere anzuführcn wüste, will ich «ur die Schrift berühren, welche Paul Voladimw, Kanonikus, und Rektor der Akademie zuCra- kau am 6ten Julius 141;. an die kostnfti' schc" Kirchenvers. zuKostmz. III.THeil. 261 die Samogtten mit Gewalt die Taufe an- Mehmen zwangen, glaubten sie berechtigt Zu seyn, sich auch der weltlichen Oberherr¬ schaft über selbe anzumassen —. Rz §>Z6. scheu Väter übergeben hat. Ihr Titel ist .*) ksuli Volsäimiri Ltc vemonstr-uio, cruei- teris äc?rulsia, leu orüini teuronico ozipost^ l» ; inlläele; srmis Lt bello non esis sä cbri- stisnsm stllem converrenclos, neceorum bona invgsienäa, auc illo nomine occu^anäa. Matt kann es schon aus der blossen Aufschrift ab¬ nehmen , auf was für eine, der evangelischen Lehre stracks entgegengesetzte, Art die tcut- scheu Kreuzritter ihr Prcdigramt, und Vekeh- ruugsgeschäft betrieben haben mögen—Auch Dicrrich von Niem zeuget : daß die ganze Lebensart der teutschen Kreuzherren, zu seiner Zen, höchst nnanständig gewesen sepe—. Ec führt zween, m sich ftlbste zwar überaus boßhafte, dem Ritterorden aber ganz eigene Grundsätze an. Der erstere davon bestand in deine daß die Kreuzritter alles, so ihnen beliebig Ware, auch sich erlaubt zu seyn er¬ achteten—, nnd der zwcyte: daß sic alles, nach ) V. ä, lkarclt 1*. III. psr;. y. 2t leg l-abbcum - XVl. in az>z>en. Loncil. Lonst. ss. 2i. paA. . EtZZ« - l>ie,nu5 ss>. v. blsrüt U. 441. 262 Geschichte der grossen allgemeinen 56» Gesandt, Nun — um der Herrschsucht dieser fi aft der Kreuzritter Einhalt zu verschaffen, glaubte der König von Polen, mit Einstimmung eii'nm zu seines Bruders Alexander Witholds, Gross Krstili;. Herzogs von Lithauen, es am füglichften zu seyn: wenn von gemeldter Nation/die sich der Oberherrschaft des Großherzogs unterworfen hatte, eine Gesandtschaft zu dein Concilium nach Kostniz abgeschickt würde —. Es kamen auch wirklich bey 60 Gesandte aus den Samogeten, alle von einer nicht allgemeinen Leibsgrösse am 28' November 1415 zu Kostniz an. ") Der Endzweck ihrer Gesandtschaft war von der Versammlung, bey welcher nicht nur schösse, und Kirchenprälaten, sondern auä) v-e!e mächtige Fürsten zugegen waren, wohl emcn thatigen Bcystand wieder dle Gewalt vorgemeidtcr Kreuzritter zu crbit^ ren, als auch geschickte Prediger zu erhal¬ ten, die sich das Bekehrungsgeschäft b-U den Ungläubigen auf eine anständige 2G angelegen seyn liessen. MU ) in vit» ^ol>»nn, sz>. v. 6. i^üeät U. 422. nach welchem ihr unersättlicher Gei; sich erstreckte, mit Gewalt an sich ;u bringt ten—. Kirchenvers zu Kostniz.I1I,Thell. 26z Man kann nicht sagen: daß ihr An¬ suchen allerdings fruchtloß abgelausenftye 7^! Freylich erhielten sie nicht alles das¬ jenige, so sie sich versprachen, und welches die Kirchenversammlung zu Koftniz ihnen nach dem Wege der Rechten hätte bewilli¬ gen sollen — ? Unterdessen konnte die Ge¬ sandtschaft der Samogeten dennoch zwo sehr gute Wirkungen hervorbringen; denn erstens mußte das Concilium aus der gros¬ sen Anzahl der Deputaten erkennen: daß das Bekehrungögeschäft in Samogitien nicht so sehr vernachläßigt seyn könne, als es die Kreuzritter, um die Polen bey der Versammlung in den Verdacht der Saum¬ seligkeit zu bringen, glaublich zu machen juchten—, Zwcytens würde den teutschen Kreuzherren, wofern das Concilium nach Anverlangen der Gesandten aus Samogr- Uen Mißionarien dahin abschickete, aller Vorwand benommen, unter welchem sie vorgemeldtes Land plündern konnten—. Was diesen letztem Punkt betrift, ward auch von Seite des Conciliums den Samogeten ihr Ansuchen vollkommen be¬ willigt. Man beschloß in einer am sten Febr. »416 gehaltenen öffentlichen Ver¬ sammlung ihnen etwelche taugliche Männer, die das Bekehrungsgeschäft der Samoge¬ ten vollends zu Stande bringen sollten, zu uberschicken Johann der Kardinal von R4 Ra- *) ^p.v.ci.ttaör l'.lV. p 606. 264 Geschichte der grossen allgemeinen Ragusa übernahm dieses fromme, und hei¬ lige Werk; es wurden ihme zween Weih¬ bischöfe, und drey Dokwrn.ausden Bet- telorden beygesellet. Sie reiferen am r sten des März nach ihrem Bestimmungsorte vonKostniz ab.* **) ) VondenWirkungeadiefek Mißion weiß ich so vieles verläßlich anzu- merken, daß sie nicht nach Wuniche ausge¬ fallen feyen —! denn die Kreuzritter mach¬ ten auch diesen Mißionarien solche Hinder¬ nisse, daß diese m dem Weinberge des Herrn die würdigen Früchte nicht sammeln konnten, wie solches eine kurz darauf von den Samogeten nach Kostniz überbrachte Anklage bestätigt. Nach dem Berichte des Dächer*) hat das Concllium zu Kostniz über diese neuangebrachte Klage in einer Versamm¬ lung der 4 Nationen am Utendes Jumus < 4 - denKreuzrittcrn unter schärfestcr Ahn¬ dung befehlen lassen, die Samogeten nicht mehr zu beunruhigen, oder ihrer Bekeh¬ rung etwas rn Weg zu legen — aus Ursa¬ che: weil diese die Oberherrschaft des Kai¬ sers in bürgerlichen Dingen anerkanntes in geistlichen Sachen aber ohnehin iss reu Bischöfen unterworfen wären—. Aölis die vorgegebene Oberherrschaft des Kaisers über die Samogeten bmist, scheint mm *) I^iemin sp. v-ä.ttgrär l'. II s>. 422- **) r-, c/. Itzrclr l'. IV. p. Kirchenvers.zu Kostniz. III.THeil. 265 solche indem, an die Kreuzritter ertheilten, Befehle nur von darumen vorgeschutztwor- den znseyn, damit man diesen haabfüchti- gen Orden desto leichter von den gewaltigen Eingriffen habeabschröcken können—>Denn von einer wirklichen Obergewalt konnte all- hier die.Rede Unmöglich jeyn, weil weder der Kaiser im dortigen Lande auch nur die nnnbste Oberherrschaft je ausgeübt—, noch die Samogeten sich jemals ihme unterwor¬ fen hatten—? Sie waren mit dem Groß- herzogthum Lithauen vereinbart—; und da die teutschen Kreuzritter sich mit Ge¬ walt zu Herren von gemeldtem Lande ma¬ chen wollten, jo ward die dießfallige Kla¬ ge auch von dem König in Polen, und sei- l^m Bruder dem Großherzog wieder den Großmeister und seinen ganzen Orden bey dem Eonctlium angebracht. §. L7- Der Erzbischof von Gneftn, die Bi- Kveder jchofe von pofen—von ploczko, und die Polm wie- ubrigen Gesandten, welche schon ehe ihre d-r den ma Beglaubigungsschreiben samt den Briefen des Königs von Polen, und seines Bru¬ ders des Großherzogs an das Concilium übergeben hatten, brachten in einer am ,z des Hornungs 141« öffentlichen Versamm¬ lung im Namen ihrer Prinzipalen die Be¬ schwerden wieder die Kreuzritter neuerdings vor H äp'l^db.l-.XVl. p. Z40. **) ^p. v. cl. l-lsrät 1^. II. p-442» ***) ^p.l.sbl). loc.cir.p. ;4g. 266 Geschichte der grossen allgemeinen vor *). Niem erzählt : daß von den polnischen Gesandten viele Artikel, und zwar meistens solche, die greuliche Dinge enthielten, wieder den Großmeister, und seine Mtlbrüder vorgetragen worden wä¬ ren—; anbey sagt aber gcmeldter Histo¬ riker zugleich: daß man in der Sache nichts entschieden hätte—. Die Kreuzritter baten um Erlaub- niß, sich über die angeworfenen Klagarti¬ kel vertheidigen zu können; und selbe ward ihnen auch ohne Anstande bewilligt. AM rz,und24sten Febr. liessen sie sich bey den versammelten Nationen durch ihre bestell:: ten Sachwalters entschuldigen ***). So vieles ich bey Niem am angeführten Or¬ te gefunden (in den Akten des Conciliums wird davon nichts ausgezeichnet) so liefi'h' re ganze Entschuldigung dahin ab: daß sie von dem König in Polen, und seinen Bru¬ der , dem Großherzog, empfindlich beleidigt worden wären — und dahero auch billiae Ursache gehabt hätten, sich wieder selbe mit den Waffen in der Hand zu vertheidigen —, und nach dem Kriegsrcchte, w-e sie sagten, in ihre Länder einzufallen. Ob die¬ ser Schluß der teutschen Kreuzritter gültig -, und ein geistlicher Orden berechtigt ge- Kirchenvers zu Kosiniz.III.THeil. 267 gewesen seye ein fremdes Land mit Feuer, und Schwert zu verheeren —, wird ein jed¬ weder aus meinen Leftrn von sechste leicht einsehen. Ich muß nur chistorisch anmer¬ ken : daß es bey den zu Kostniz über vor- gemeldten Gegenstand abgehaltenen Ver¬ sammlungen von beyden Seiten zu hefti¬ gem Wortstreite gekommen seye—und daß, nachdem man recht stark geschrien hatte, die versammelten Vater jedesmal, ohne et¬ was entschieden zu haben, auseinander ge¬ treuen seyen —- So vieles schreibt von der Sache oberwähnter Dietrich von Niem. Welch' aber eigentlich das End dieser Streitigkeit gewesen seye —, habe ich we¬ der bey alsogleich genannten Niem, noch N'gendswo anders finden können. Alles, was man aus den Akten erheben mag, lst- daß von dem Concillum zu Kostnizin der ganzen Streitsache nichts entschieden worden seye —. Die Kreuzritter waren bey der Versammlung in grosser Hochach¬ tung—; ihre Reichthümer verschalten ih¬ nen viele, und mächtige Freundeund diese wußten es immer dahin einzuleiten: daß über die vorgebrachte Anklage der Po- len kein Machtspruch von dem Synode er¬ folgte. Der Kaiser sechste schien den Kreuz¬ rittern gewogen zu seyn! welches ansde- mc erhellet, weil er während seines Auf- enthalts zu Paris durch Vermittelung des 268 Geschichte der grossen allgemeinen Königs in Frankreich die zwischen denPo- len , und teutschcn Rtttern obgewaltete Streitigkeit also beyzuleqen bestiessen war, daß ein zweyjähriger WaffenftlUstand zwl- schen beyden Machten, dem König in Po¬ len und preußischen Ritterorden, und zwar — zu einem nicht geringen Vortheile des letztem geschlossen worden seye. §-Z8. Von der nehmlichen Stadt Paris suchen über schickte Sigismund auch Briefe nach dasjuspri Kostniz, in welchen er das Cormlrum er- nrecum suchet über das kaiserliche Vorschla- ' gungsrecht zu Bencstzien im römischen Reiche in seiner Abwesenheit nichts zu ent¬ scheiden —. Die römischen Kaiser waren schon leit langer Zeit in dem Besitze des Rechts, die im römischen Reiche erledig¬ ten Benefizien zu verleihen, d. i. zu selben geschickte, und taugliche Manner vorzu¬ schlagen. In der geistlichen Rechtsgelehrt- heit wird dieses Recht das Recht der er¬ ster« Bitten, jus primgrum precum, ge¬ nannt —; und dieses, so viel mir scheint, aus Ursache: weil die Reichskapitel, oder Bischöfe, denen das Einsetzungsrechrzu geistlichen Bencstzien, ju8 collationis, zu- . steht, verbunden waren dem ersten, der vom Kaiser zu einer derley erledigten Pfründe vorgeschlagen ward, selbe auch zn verleihen—. Dieses kaiserliche Recht ward bey Kirchenvers. zu Kostuiz. IH.Theil.269 bey mancher Gelegenheit, wo nicht ganz, verletzt —, doch unter gewissen Beding- Nissen zu sehr eingeschränkt. Es war also dem Kaiser Sigismund selbste darangele- M: daß in seiner Abwesenheit darüber nichts bey der Kirchenversammlung ent¬ schieden würde —. rr) Die Sache ward bey einer öffentli¬ chen Versammlung am iZtenFebr.vorge- tra- rr) Nach meiner Meinung konnte weder dasCon- cilium zu Kostniz in dieser Sache ein UrtheU Men, weil eö doch undisputirlich ist: daß k-iue Macht sich in fremde Rechte zu mischen bade —. Da6 Recht den ersten zur erledigten Pfründe vorzuschlagen zahlen diePnblicistcn un¬ ter die kaiserlichen Majestacsrechce in Rirebcn, Angelegenheiten, relervnta im>ieiarvri8 sccle- L-istica*) —; und dieses, soviel mir scheint. Mit einleuchtendem Grunde. Ich laugne eS nicht, wominder die Pabste seit geraumer Zeit in ihren Bullen sich solcher Ausdrucke be¬ dient haben, als ob gemcldtes Recht prima- rum precum einzig von ihrer Willküdrab. Hienge — ; wie solches unter andern die Bulle Pauls V. vom Jahre 1620, und von Inno- een; X. beweisen, worinnen bcyde Pabste an die zween Ferduiande II, und Ul, obangemerk- les *) S. Vitriarii Institut, jurirxudl. stom- Kcrm. lih. UI. tir. 2.dlro L. 270 Geschichte der grosftn allgemeinen tragen *) Die Deputaten der 4 Natio¬ nen pflichteten demAnbegehren des Kaisers einstimmig bey—, unversuchten den Kar- dl- *) ^p.I-ahbeuinl'. XVI. ^40. v. 6, I^aräc« 1'. IV p. 606. les Recht aus apostolischer Vollmacht, wie sie sich auszudrücken beliebten , ertbeilen —. Al¬ lein aus deme kounte jemand, iiach meinte wenigen Einsicht, die Abhängigkeit vorge- meldlcn Rechts vom päbstlichen Studie so we^ nig folgern, als unzulästig es wäre, aus den vielfältigen Bullen der Gregoriusc,Juiiocc"^ zinse , Bonifazinsc, und andrer Päbste, vie in ihren apostolischen Aufsätzen Kaiserthüme, und Königreiche einigen machksprüchig ectheil' ren, und andern abnahmen, das Recht dec Päbste über Königreiche, Provinzen, und La»' der zu schliessen-. Jene sind nicht übel daran, die den Ursprung vorgemeldten Rechts primariarum precum a"6 einer uralten Gewohnheit herletten, wcl^ bey Gelegenheit dec feycrlichen Krönung eines Kaisers entstanden seyu mogle — S>c weisen ihre diestfallige Mulkmaffuug -> pnri,u»d sagen: das Recht der ersten Bnten schien vl>u jener Gattung der laiierüchen Matestätsrecö' te zu seyn, von welcher auch 10'gende si'^ als, dast er kraft seiner Krönung dec Kollegiarkirchc zu Aachen — der kwche zu Kölln —, und zu Rom Kanonu^ Kakbcdra^ der Kölle' Kirchenvers. zuKostmz. III.THeis. 27h dinal von Viviers, als Vicekanzler des pa'bstlichen Stuhls, dm Auditor« der apo¬ stolischen Kammer aufzutragen: daß sie im giatkirche;um heil. Peter werde — Doch scheint mir die Meinung derjenigen die gründ¬ lichste zu scyn, die mit Paul Joseph von Rieg¬ see, weiland k. k Hofrath und Professor des Kirchcnrcchts an der hohen Schule zu Wien, dafür halten: daß das kaiserliche Reche pri- marum krccnm in jenen Zeiten entstanden seye, in welchen die Pabsie mittelst Reskripte, Be- sehle, und verschiedener anderer Vorwande das Einseyungerechr an sich zu ziehen ange- tangen haben. Riegger sagt ich mag diesen, M'r so theucrn, Namen unmöglich aussprc- chkn, ohne zugleich anmit öffentlich der Asche dieses vortreflichen Mannes z» segnen —, und ihme für seine sowohl mündliche Lehren, als auch hinterlassene Schriften mit dem wärm¬ sten Gefühle des Herzens zu danken-. Und — ich dachte: alle gutgesinnten Bürger der österreichischen Monarchie wären diesen Dank ihme schuldig —. Ricggcr war der er¬ ste Reformator des verbesserten Kirchcnrechts —; und von darumcn soll° auch sein Name in asten österreichischen Staaten unvergeßlich blei« *) S. Virriarii Institut. operaprancileiLpeneri loe. cir. ^09. Le LonrinL-iNsnimsär. ssthullim lvnoeentii X, 272 Geschichte der grossen allgemeinen im berührten Falle nichts unternehmen/ sondern bis zur Ankunft des Kaisers alles unentschieden, und unbesetzt lassen sollten —. Der Kardinalbischof von Ostia wil¬ ligte bleiben. Nu-er sagt: *) daß, gleich" wie die Päbste anfangs durch Bieren —, her" nach durch Ermahnungen — , und endlich durch Befehle ihre Günstlinge in die geistliche" Benefizien einsetzten, also auch die Kaiser seit Heinrichs V, Jenen wohlverdienten Mannern mittelst ihres Fürspruchv zu geistlichen Pfrüm den geholfen —, im izten Jahrhunderteabck schon als einRechr behauptet hatten, diesem» gen in die Benefizien cinzusetzen, die sieam ersten Vorschlägen würden — ; wie solches aus des Kaisers Rudolphs I. Briefe vom Jahre 127z erweislich ist. Rudolph sagt allda: „das Kraft einer alten, und bey seinen Vorfahren schon langst eingeführten Gewobm hcit eine jedwede Kirche, odpr Kapitel tinrö" mischen Reiche, deine das Cinsetzungsrecht in die geistlichen Benefizien zustünde, st'"* erstem Vorschläge, Bitten, anzunehmen ver: Hunden wäre**),, Aus dieser, und mehreren andern Urkunden ec» hellet ganz deutlich: wie cs auch vocgemcld' ter *) S- Instic. ^urizpruä. Ueclcst. start. l- Lap.IIl. §. 58l. **) S- Lorpur^urirpubi, Lihlcel.Oernian, st« Kirchenverst zuKoftuiz. III.THeil, 27 z ligte auch ohne Anstande in das Begehren der Nationen - und es warb auch bey der Versammlung zu Kostniz über das kais. Vorschlagungsrecht zu erledigten Benefi- Mn im römischen Reiche nichts mehr un¬ ternommen. §- Die Materie, welche öfters in ö schlag kam, und dero richterliche Entscheid R°de über düng man in wiederholten Vortragen zwar die Rcfor- ernstlich, — doch ohne gewünschte Wir-'^wn. kung betrieb, war die Reformationssa- che —. Ich habe schon in vorhergehenden Paragraphen mehrere Reden angeführt, - die über angemerktes Reformationsgeschäft bey der Versammlung zu Kostniz abgehal- ten worden waren. Im gegenwärtigen muß ich etwas von der Rede berühren, welche Dietrich von Münster, Professor der Theologie an der hohen Schule zu Kölln und derselben Deputirter zu Kostniz am i6 Febr. OommieaäLptugbes. wieder die Un¬ ordnungen der Klerisey gehalten hat S Er V. 6,ttaräc 1. V. ?ro1e^k,ln. x. 2Z. ter weiland Prof, von Riegger gründlich dar- lhuk: daß dasRechc primarum precum anfangs nur durch die Gewohnheit eingeführt worden wäre —nachmals aber durch die Grundgese¬ tze des römischen Reichs volle Kraft crhalttn hatte*). S- Nie^Acril Inüirut. loo, cit, 274 Geschichte der großen allgemeinen Er wählte sich zum Vorspruche die Worte, gehet auch ihr in meinenweingarten* **) )» Sre gaben ihme die füglichste Gelegenheit, Den Müßiggang der Geistlichen, und ihre Unordnungen, welche daraus entspringen, durchzulaflen —. Seine Abtheilung war eine figürliche Vergleichung mit dem Wein- garten! der Prediger sprach: Gott hätte den Bischöfen, und übrigen Kirchcnprälaten, so wie auch allen Seelensorgern seinen Wein¬ garten zur Bearbeitung anvertrauet, weil er ihnen von einer Seite die göttliche Schrift zu studiren —, von der ander« aber seine Kirche zu dirigiren anempfohlen hätte. Uiber die Kirchenverwaltung findet man in der Rede sehr viele Ausdrücke, mit denen der Prediger wider die Saumselig¬ keit, Faullenzerey, Bequemlichkeit, und eitles Betragen der Kirchcnprälaten manch' mal auch mit beissender Satyre eifert—* Er scheuet sich nicht, offenherzig zu sagen: daß die Hirten ihre Schaafe verliessen, uM in den Lüftender Welt ,und in der Weich' lichkeit sorglos einzuschlafen. „ „ Es wä¬ re annoch erträglich, sind seine eigenen Worte"), wofern die Geistlichen, wenn sie auch zu faul wären um in dem Wein¬ berge zu arbeiten, nur wenigstens bey sel¬ ben zu Schröckmannchen dienten, die man *) xx. 7. **) v. sit. Kirchenvers. zu Kostmz. HI.Theil.275 in den Weinbergen aufstellt um die Vögel davon zu verscheuchen-- — ? Allein da sie nichts, als Übeln Geruch von ihrer Lü¬ sternheit ausstreueten, konnte man sie für nichts anders ansehen, als für ein stinken¬ des Aaaß, welches die Mäßigen Threre von allen Seiten herbey lockere um den Weinberg des Herrn zu verwüsten —. Der- ley Kirchenprälateu, fährt der Prediger weiters fort, sollte man nicht nur als unnü¬ tze Knechte abdanken—,sondern alsogleich, ehe sie annoch mit der epidemischen Krank¬ test der Laster ihre Heerde anstecken konn¬ ten, von ihren Kirchspielen jagen—,,//. Sein dießfälliger Rath zielt nicht nur auf ore untern Geistlichen; er dringt anchdar- daß man in angeregten Fällen Bi- »chose, und sogarPäbste absehen sollte. Zum beweise führe ich die Worte an, mit denen er den ersten Theil seiner Strafrede schließt. „„ Er jagt: es wäre ein grober Jrrthum, wenn man glaubte, daß ein Pabst in kei¬ nem andern, als in dem Falle der Ketzerey abgesetzt werden konnte —. Man wäre auch solches zu thrrn allerdings berechtigt, wenn ein Pabst durch seine Laster, und Schandthaten das gläubige Volk ärger¬ te — und so halsstarrig, und unverschämt wäre, daß er sein Leben nicht bessern woll¬ te.,,,,*) S- Im *) V. ä. Uisrät.wc. eit.p, 24. 276 Geschichte der grossen allgemeinen Im zweyten Theile bestraft der theo¬ logische Redner die NachlaßigkeitderGetst- llchen in Verwendung auf das Kenutniß der göttlichen Schrift. Er nimmt es übel auf: daß sie einzig, und allein indem ka¬ nonischen Rechte, und in den päbftli- chen Dekretaldriefcn studirten —, und zwar aus keinem andern Triebe, als weit sie Vie Kunst Geld zu gewinnen erlernen wollten—. Es war auch den geistlichen Prokuratorn, denn meistens hatten diese die Prozeßsachen unter ihren Händen, lhr Amt so einträglich, als unentbehrlich die Wissenschaft der Kanonen in dem Dekrete Gratians — der.Dekretalbücher Gregors — der Clementine, und andrer pabstln chen Verordnungen, weil nach Vorschrift derselben alle Fragen entschieden werde" mußten 88). Des Predigers Absicht nicht 5?) Wohl cine recht gute, und löbliche Sache ist rS: daß man itziger Zeit daS Rirchenreckr nicht mehr nach der Richtschnur der 5 Dek^ talbüchcr Gregors — der Klementine- Extravaganten studire-. Es war ei'" kedaurenswürdige Sachedaß man vorlfl" ohne Systeme, und Zusammenhänge Mischmasch von aufgeworfenen Fragen, Entscheidungen derPäbste habe erlernen wustss' Die in den finstern Jahrhunderten elngesu/ ttn,und durch eine langcGewohnheii len Vorurlheiie haben es zur unumstöst" Pflicht gemach», das geWcbc Rccbc in Kirchenvers. zuKojlmz.HI.THeil. 277 nicht, das Studium des positiven Hechts, und der damit verknüpften Verordnun¬ gen der Pabste gänzlich zu verwerfen—? er wußte es ganz wohl: daß auch dieses seine gute Sache hätte —! nur behauptete er: daß die vorzügliche Beschäftigung der Kirchenprälaten, und Seelensorger das Studium der göttlichen Schrift, und der Religionsgeschichte seyn sollte —. Nach dem gründlichen Ausspruche des köllnischen S z Theo- wvrrenheit', in welcher es Raymund von Pen- nasorr gesammelt hat, auf allen auch prote¬ stantischen, Akademien vorzutragen.- Auch diese mußten den Weg der sDekretalbücher ein¬ schlagen*). Die letzter» Jahre Theresens unsrer besten Lau- desmmrcr, und weisen Verbesserin der Wissen¬ schaften waren so glücklich : daß Manner von tiefer Einsicht es gewagt haben die dicke Bin¬ de von unfern Augen Hinwegzureissen — ,und die, obschon tief eingewurzelten, Vorurthcile auszurottcn. Man ficng an das Kirchenrecht ordentlich, d. i. systematisch zu studiren- Die von der hochstieligen Theresia in allen österrei¬ chischen Staaten vorgeschricbene.nndvondcm würdigen Hrn Abt-, und k. k. wirkt. Hofrath Rauccnstrauch systemnisirte Lynupstz juri; cle> ) S. sioebmeri ILri lnssit ,snrl5 Canonici,' krr- ksr, sie r«kic>»e merhoeli o. legu. 278 Geschichte der großen allgemeinen Theologen wäre die Hauptpflicht der Geist¬ lichen die Erklärung des göttlichen Worts, und der Vortrag der christlichen Religion — ? Wie konnte man aber die Schrift andern nach Gebühr auslegen— »der die Religion in ihrer ersten Einfalt, und ur¬ sprünglichen Reinigkeit vortragen, wenn man sich sechste weder vom exegetischen, noch historischen Fache ein Kenntniß gesammelt hätte-? Anbey wäre ja auch die gött¬ liche Schrift die Richtschnur, und das Mu¬ ster, nach welchem man alle menschlichen Gesetze prüfen müßte, weil diese in sich sechste doch mangelhaft seyn konnten und wenn man nicht in dem geschriebenen Worte Gottes Rath einholete, würden viele Rechtsfragen unbillig entschieden we^ den, und die heiligsten Absichten unaus¬ geführt bleiben—. Ich will das Beyspiel, welches der Redner zumBehufeseinesSa- tzes anführete, hiehersetzen. „ „ Wie wäre es möglich gewesen, sind seine Worte, das Concilium zu Kostniz zusammen zu berufen -7 oder einen aus den Mitwerbern um die päbstliche Hoheit abzusetzen, wenn man be' müßigt gewesen wäre die Regeln des neuem d. i. päbstlich - kanonischen Rechts zu befolg gen — ? Dieses gäbe ja niemand andA cleii-rNiei, pubÜci, A priv«« empfiehlt Mvg schöner Ordnung, Bündigkeit. ZusaM»^" bange, und bestens gewühlter Abteilung sclbste. Kirchenvers zuKostniz. III. Theil.279 die Gewalt allgemeine Concilien zusam¬ men zuberuffen, als den Päbften —; und es würde als ein Hauptgrundsatz darinnen festgestellet, daß man niemals berechtigt wäre einen Pabst, außer in dem Falle der Kctzerey zu richten-. „ „ Man findet in der Rede oben genannten Predigers mehrere andre, über den gewählten Ge¬ genstand wohl angebrachte Wahrheiten, von denen mich aber nichts so viel, als die Freymüthigkcit des Redners wundert, mit der er selbe den versammelten Bischöfen von der Katheder sagte. Dietrich von Münster redete eifrig — ; er ward gehört —allein mit dem Gehöre ward auch alles, so er über die Reformationssache vortrug, ge¬ endigt. §. 60. Es gieng bey der Kirchenversamm- DieReform lung zu Kostnrz mit keiner Sache so lang-derBciiedik- sam her, als mit der Reformation. Wir LL haben hievon, um uns auch in derley be¬ sondere Falle einzulassen, an der verzöger¬ ten Reform des Benediktinerordens ein offenbares Beyspiel. Vermuthlich mu߬ ten in diesen, seinem Ursprünge nach, hei¬ ligen Orden mit der Zeit mehrere Mi߬ bräuche , und Unordnungen emgeschliechen nyn , weil man auf eine Verbesserung so veftig drang — ? Und diese war nicht nur bey gemeldtem, sondern auch allen übrigen S 4 Orden 2go Geschichte der grossen allgemeinen Orden der Religiösen höchst nöthig. Der Verfall der klösterlichen Zucht war allge¬ mein —; nur d»e Quellen, aus denen dasUn- heil entsprang, waren verschieden. Bey den Benediktinern sollen nach den Zeugnis¬ sen der Geschichtschreiber des Mittlern Zeit¬ alters die Reichthümc, welche meistens stolz, und üppig machen , das Verderb¬ nis nach sich gezogen haben — Bey den Bettelmönchen aber waren Müßiggang, Gchwelgerey, Wollust, Neid, Zorn, Ra¬ che , und was dergleichen hübsche Dingchen mehr sind, die eigentliche Ursache: daß die Ordensbrüder von dem Wege der Tugend ganz abgewichen — , und die Klöster aus Pflanzschulen der Frömmigkeit in Sam¬ melplätze der sündhaftesten Ausschweifun¬ gen umgeandert worden seyen —. Damit man mir nicht anwerfc, als ob ich dieses aus einem zu den Mönchsorden hegenden Hasse schriebe, will ich die Worte eines ganz ohnverdachtigen Zeugen anführen tt> tt) Dieser war immer der Schild, mit welch"? die guten Mönche ihre aufgedeckten Feb lcr vor dem Pöbel zu verbergen suchten! Sobald!" / mand gclegcnheitlich einige Wahrheiten b" rührte, Vie ihnen nicht lieb waren, mußteer alsogleich als ein Feind der Geistliche»?"" unter diesem Vorwande als ein in dem den verdächtiger Mann paßiren— Auch^ P> Selig, ivtsoLrims 5. klir hatte diese» " Kirch envers zuKostmz. III.THeil, 281 Johann Nider selbste ein Mönch aus dem Pr edigerorden, welcher von dem Con- kilium zu Kostniz an, allwo er persönlich gegenwärtig war, bis zur Baslischen Krr- chenversammlung einen nicht germgenRubm sich S. Hambergers zuveclaßige Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern lV. Lhrilß^yz. G.7OI. giösen Einfall, und sagte: daß ich mich in meinen Vorlesungen niemals so sehr, als wenn es auf die Pabste, und Mönche ankam, ereifert hatte —. Will dann dieser Ordens-- kruder Haden: daß man derjenigen ihre Aus¬ schweifungen , und dieser ihre Betrügercyen Sanz gleichgültig nehmen — und nur mit dem langsamen— pausirten Choraltone der Kar¬ meliter hermurmcln sollte—? oder ist es Hi¬ tze—-; wenn man sagt: daß die Päbste des X, Jahrhunderts den gläubigen Christen ein sehr grosses Acrgerniß gegeben—, und daß die Bet- tclmönche von ihren erster» Instituten sehr weit abgcrvichen — und zu heftigen, der Kir¬ che höchst schädlichen, Streitigkeiten gcdienet hatten — ? Die Aufgabe : ob die Mönchs¬ orden der Kirche mehr genützct —, oder ge¬ schadet haben — bedarf itziger Feit keiner spe¬ kulativen Auflösung mehr. Die praktische Aufhebung der Klöster gibt dem Gewichte des Problems den Uiberschlag—, Der P. 282 Geschichte der grossen allgemeinen sich erwarb , solle daö Wort führen Nider, der die meisten zu ferner Zeit unter¬ nommenen Reformationen sowohl der Be§ nedtktincrkongregation zu Kostniz, Maynz, Lüttich, Paderborn rc.als auch der übri¬ gen Orden in seinen dreyen Büchern sormstione lleliZloiorum bemerkt hat/ be¬ schrieb den Verfall der klösterlichen Disciplin in einem ganz kläglichen Tone/ da er mit folgenden Worten sagt: *) Es waren sehr viele Klöster, die außer dem Na¬ me gar nichts klösterliches in sich hat¬ ten —Sie waren ganz verunstaltet; und man müßtesie viel mehr Schlupf¬ winkel ausgelassener Nfenfthen / als wohnplaye der Tugend — / vielmehr Hütten der Ungezogenheit / als Tempel der achten Gottesfurcht/und weiden der Frömmigkeit nennen. Nach diesem, ob'chon schwarzen, doch wahrhaften Ge^ mählde führt Nider die Kongregation der reformirten Benediktiner zu Lüttich als ein vortrefliches Muster an, dessen man sich in Reformirung aller übrigen Stifter, unv Klöster gebrauchen sollte. Das *) I. Osp. pzZ. 49. Llscsrms wird doch nicht sagen r daß Gewalt für Recht gebe—! wenigstens wird er nicht so »ermessen sepn, es öffentlich zu behaupte" - Was er aber hiezu innerlich denken mag-"' weiß derjenige, der Herzen und Nieren prüfet» Kirchenvers. zuKostniz III. Theil.28z Das Concilium zu Kostni; selbste hat- te die Verbesserung des Benediktineror- denö bestimmt. Was aber den kostnizrschm Gynodus eigentlich bewogen haben möge, vor allen andern auf die Reform derBe- nediktiner zu dringen—, will ich nicht ent¬ scheiden I nur wird es mir erlaubt seyn, meine dießfällige Muthmassung zu äußern. Der Benediktinerorden war aus allen übri¬ gen, die jemals epistirren, der Kirche am nützlichsten gewesen. Ich will hierüber keine Beweise anführen; die in der Kirchenge¬ schichte bewandert sind, mögen es ohnehin wissen, und mit Unerfahrnen mag ich mich nicht Herumbalgen —. Nun — in Rück¬ sicht dessen wünschte man: daß dieser so¬ wohl mächtige, als berühmte Orden wie« zu seinem vorigen Glanz, und An¬ sehen käme —. Es ward also von dem Con« cmum zuKostniz schon im Jahre 1415be- Wossn*): daß die Benediktiner, oder die schwarzen Mönche, wie sie in dama- ligen Zeiten hiessen, zum Unterscheide der Zisterzienser, welche die weissen genannt wurden, em Generalkapitel halten sollten, um das Reformationsgeschäft gehörig zu betreiben —. Allein dre Sache blreb lan¬ ge unberührt! es mangelte an einem wah¬ ren Ernste. Nan brachte allerhand Ein¬ wendungen aufs Tapet um die anbefoh¬ lene Reformation hinterstellig zu machen. Un- v. ä I-isrär 1. IV. p. 607. LZ4 Geschichte der großen allgemeinen Unter den verschiedenen Ursachen, welche dieHaltung des Generalkapitels hinderten, war auch folgendedaß hiezu annoch keine Vorsitzer, oder Präsidenten, nach der Sprache derOrdensqeistlichen heissen sieDe- sinltorn, kstres äeknitores, bestimmt wor- den wären —. Um dieses Hinderniß zu hemmen gab das Concllium zu Kostniz mit¬ telst eines am izten Febr. 1416 erlassenen Dekrets *) den teutschen Benediktinern dre Erlaubniß nach Vorschrift einer päbst- lichen Konstitution vom Benedikt Xll., einige Aebte zu ordentlichen Vorsitzern zu erwählen, und ohne Versäumniß das Ge¬ neralkapitel anzufangen. Dem ohngeach-» tet verzögerte sich die Sache ziemlich lang! das Kapitel ward allererst nach Verlauf eines ganzen Jahrs gehalten. Die dieß,< fälligen Verordnungen sind am 18 März ,417 datirt. Davon solle bey Gelegenheit die Rede geschehen. K. 6i. Dersckicde- Gegen das Ende des Hornungmo- ne Auord.naths I4lk;. hielt manzuKostniz fasttäP irch Kongregationen, in denen manchfalti- ' ' ge Gegenstände behandelt wurden, In ei¬ nem dcrley Zusammentritte vom 20. Febr. ward *) Das Dekret, welches anfangt: Kuper oröinir ^tonseliorum niZrorum §rc. ist deyvvndtk Hardt I'.I. k.2ü.ful. 109; zu finden. Kirchenvers zuKostmz. III. Theil. 28Z ward fesigestelltt: daß die Offizianten des vormaligen Pabsts Gregors XU. in die nämlichen Rechte, Zlemter, und Würden eingesetzt werden sollten, in welchen die Be¬ amten Johanns r; stünden. *) Ferners hatte man beschlossen: daß die Arßiten, diesen Name gab man damals allen, die den Huß als einen frommen, und tugend¬ haften Mann angaben, undanbey behaup¬ teten: daß er unschuldiger Wetse, und bloß aus Rache der Geistlichen, derer üppiges Leben er bestrafte, verbrannt worden wäre 7-, nach Kostniz zu demConciliumvorge? fordert werden sollten-. Ein ander- Wal am 24ten Febr. wurden die in der Sa« ehe des Hieronymus vonHrag bereits er¬ nannten Kommissarien von dem Synode bestätigt, und ihnen aufgetragen, denwie- vorgemelbten Magister angefangenen Rechtshandel mit genauer Beobachtung der inKetzereysachen vorgeschriebenenRegeln ju betreiben Was aber in der Streit¬ sache des Königs in Polen, und des teut- sehen Ritterordens bey mehreren zu ver¬ schiedener Zeit abgehaltenen Versammlun¬ gen vorgegangen seye—, hatte schon oben 6c 57. gemeldet. Annoch che ward von mir auch erzählet: baß der Synodus die laut narbonnischen Vertrage anverlangten Emladungöbriefe bereits ausqefertiger ha¬ be V. , 286 Geschichte der grossen allgemeinen be—! nur muß ich itzo anmerken: daß mit selbigen Johann von Opitz , Audttor von der Rote, allererst am Lasten Febr. von Kostni; abgererset seoe, um sie nach Arra- gonicn zu überbringen *). Ankunft . Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. 287 Der Gegenstand , welchen er vorzüglich be ^ handelte, war die Sorgfalt fernes Königs, die dieser in dem Friedensgeschafte ausneh¬ mend bezeigte, und jener mit vielem Lobe anrühmte —. Der Gesandte gab anbey die sicherste Hofnung: daß in Kürze auch das Königreich Kastilien, Navarra, und der ganze annoch rückständige Anhang des Benedikts seinem Gehorsame vollends ent¬ sagen, und mit der Ktrchenversammlung zu Kostniz sich vereinigen würde. Er sprach auch von einer baldigen Ankunft der spani¬ schen Kirchenprälaten, und Botschafters Semeldter Königreiche. . Vermuthlich gab diese freudige Nach- ncht die naheste Gelegenheit zu den öffent- s^. lrchen Festms, aus denen ich nur das präch¬ tige Turnierspiel, oder Besteche melde, wel- ches Ludwig der Churfürst, und Pfalzgraf am Rhein durch zween Tage zu Kostmz halten ließ. Dächer beschreibt die Pracht des RittergefechtS, und den kostbarn -Aufwand der Mahlzeiten, die vorgcmeld- ttt Churfürst gab, ausführlich.*) Gleichwie man sich aber von dieser Prosim. Beite über die fröhliche Botschaft belustig¬ te, so wollte man auch von der andern «Ms vernachläßigen, ym Gottes kraftt- Ten Beystand zu erbitten —Äm 6 Marz ^p. V. ä. u»rär. 1. IV. p. 621- 288 Geschichte der grossen allgemeinen ward eine öffentliche Prozession gehalten. Es erschien dabey die ganze Klerisey der Stadt Kostn-z mit ihrem Kirchenornatt; und die zahlreichen Ordensgeisilichen in ih' ren mamchsaltigcn Uniformen machten schon für sich einen langen Zug —, ohne die Layen zu berechnen , die sich auch in Menge emfanden —. Der Endzweck die¬ ser äußerlichen Andachtsübung war, Gon mit vereinbartem Gebete anzuflehen: daß er den spanischen Königen, Fürsten/ und Herren, die annoch von dem Gehorsame Benedikts wären , seine Gnade verliehe, wodurch sie gestärkt, in ihrem heiligen Vorhaben, sich mit der Kirche zu vereid gen, standhaft beharren mögten—. Predigt des So löblich diese Absicht des Bittgang Tram, ges war, so verwerflich scheint mir decSto' zu seyn, den sich Leonhard Statius, neral des Dominikanerordens , in sein" am 8ten März gehaltenen Predigt gE' let har. Er redete für die unumschränkte Oberherrschaft des Pabsts. Seine ß-"' dlgt ist zwar weder in den Akten, noch einem andern Historiker vorfindig! weis man aus dem Zeugnisse des tanus *) daß vorgemeldter Ordensg^ ral sehr vieles von der obersten Gewalt Pabsts, die sich auch über die allgesss' Kirche erstrecken sollte, geschwätzet § v, ii.NLl -U I.I V. I».6r l. Kirchenvers. zuKostuiz.III.THeü. 289 Was mich hiebey wundert, ist: daß man es diesem Deklamator zngelassen habe, ei¬ nen Lehrsatz, welcher von dem Conciiium M Kostni; bereits festgestellet war, nicht Nur zu bezweifeln,sondern auch geradehin an- zustmten. Man wird sich dessen annoch erin¬ nern, was dre Kirchenversammlung zu Kost- niz in der 4ten und ;ten Sitzung über die oberste Gewalt der allgemeinen Concilien worrdeutlich beschlossen —und wie sie diesen Schluß m der i rten Seßron auch w Ausübung gebracht habe —*). Und cho wagte es em BettelMönch bey dem uehmlichen Synode zu behaupten: daß des Pabsts Gewalt unumschränkt —, und so¬ gar über allgemeine Concilien erhoben wä- weiß nicht, ob ich die Geduld der kostnrzlschen Vater in Anhörung an¬ geregter Predigt nicht mehr bewundern—, As die Unverschämtheit des Redners im -betreff des gemeldten Gegenstandes ver¬ abscheuen solle — ? Was vorgenannter General in dieser Sache verdorben, hat nach der Zeit nebst andern fatales Alexander, aus dem nehmllchen Orden, verbessert. Man lest Nur dresen Historiker, >"*), so wie auch L deK *) S. I. Tb.§. ro und 22. *') l. Tbeil 8. ;S. «. L. S-c. XV. vilt. lV. ,rr. I. L l!. V ' 290 Geschichte-er grossen Mgememm den berühmten Bossuet *) und andre ge¬ lehrte Katholikenund man wird sich vollkommen überzeugt finden: wie vermes¬ sen der Satz seye, von welchem Leonhard Statu, und nach ihme viele andre römt»' sche Hoftheologen gehandelt haben --- Vermutlich hat auch die Rede des Do¬ minikanergenerals bey den kostnizischenVa- tern keinen Eindruck gemacht, weil sie die obrifte Gewalt einer allgemeinen Kirchen- Versammlung auch in der Folge thatig be5 wiesen hatten, da sie das Absetzungsur- theil wider Benedikt XIII. sprachen. Doch -von diesem Urtheile wird bey einer andern füglichen Gelegenheit die Reve seyn! Ztzo erheischt es die Zeitordnung - Friedrichs des Herzogs von Oesterreich abermalige Entfernung von Kostniz zu er¬ zählen- §r. Mir wissen es aus vorhergehend^ Oesterreich 5- ZZ, daß die Kirchenversammlung b"M'Kostniz in der rosten Seßion mittelst eines viz ab. Ermahnungsschreibens dem Herzog Fried¬ rich den ernstlichen Auftrag gemacht hatA den Bischof von Trient ohnverzögerM in seine Rechte, und Dominien, die e ihme gewaltthätiger Wesse entzogen Han cinzusetzcn —. Der Ermahnung ward^ *) De^l-zr. Lleri krox. N. Kirchenvers zu KostmZ. III. Theil,29r r gleich die schärfste Androhung der Stra¬ fe beygefügt! dem ohngeachtet blieb der Auftrag unerfüllt. Friedrich war viel- lercht nicht im Stande, dem Bischof von Trient die anbefohlene Zurückstellung der Güter, und seine Freyheit zu verschaffen ! denn sein Bruder der Herzog Ernst be¬ mächtigte sich in seiner Abwesenheit veyna- he der ganzen Provinz Tirol, wie es der österreichische Geschichtschreiber Gerhard von Roo bemerkt. *) Andre sagen: der Herzog Ernst hatte die Städte, und Fle¬ cken Tirols nicht von darumm besetzt, um sich zum Herrn derselben aufzuwerfen—, Ms vielmehr durch solchen blendenden Vor¬ fall die Sache seines Bruders, von deme er ganz wohl wußte, daß er in einer ver¬ worrenen Lage war, zu unterstützen. So¬ wohl in einem, als andern Falle, wovon rch den erstem wahrscheinlicher zu seyn er¬ achte , harre der Herzog Friedrich einen gründlich anscheinenden Vorwand sich von der Verbindlichkeit, Vie man ihme auf¬ trug, loszuzählen —. Doch — da die Sachwalter des Bischofs vonTrient sowohl auf die Befreyung ihres Prinzipals, als auch auf die Zurückstellung seiner Güter heftig drangen, konnte sich der Herzog ohn- möglich aus der Verwicklung losmachen. Zudeme schlugen sich alle Väter zur Par- they des Bischofs, dessen Sache sie als die T 2 ihm ") rskuy Vt.p, 142- 292 Geschichte der grossen allgemeinen ihrige betrachteten, und von darumen auch so eifrig zu verfechten sich befleißigten —- Der Herzog ward von allen Seiten ange¬ gangen, beunruhigt, und um mich eigentlich auszudrücken, verfolgt * **) ) Es versuchten nicht nur allein die Geistlichen, die ihre Freyheitsrechte durch die Gefangenneh- mung des Bischofs verletzt zu ftyn glaub¬ ten , sich an ihme zu wetzen — sondern auch die meisten weltlichen Fürsten wur^ den seine Feinde, weil sie wußten : daß ihme auch der Kaiser unhold wäre Und — da man sicher glaubte: baß er in den Bann verfallen wäre, ficng man ihn nicht nur allgemein zu hassen an—, sondern es wollte auch Niemand, nach dem Vor- urtherle damaliger Zeiten, mit ihme Ge¬ meinschaft pflegen —. Nach Stumpfens Berichte sollte man ihme nicht einmal etwas von Speise, Tranke rc. zum Kauft gegeben haben. Umstände, die das noch so standhafte Gemüth Friedrichs erschüt' tern mußten! Was ihn aber am meisten gekränkt haben dürfte, war: daß er auf die Zurückstellung der Länder, die während des mit Sigismunden geführten Kriegs verloren giengen, und derer Wiedergabe ihme der Kaiser bey getroffenem Vergleft che ausdrücklich verhieß, beynahe durch eitt *) v.ä.»s^r1'.lV.p.626. **) S. Des grossen gemeinen Cvncilium zuKostlät rc. Beschreibung kol. i-s. Kirchenvcrs. zuKostniz. III.Theil.29z ganzes Jahr fruchtlos gewartet babe-. Friedrich sah es ein: daß man ihn zu hin- ergehen suchte, uiid zu Kostniz als einen Geisel behandeln wollte. Alle diese Umstande, zusammengenom- , bey welchen nicht zu vergessen kömmt - daß von seines Bruders sich immer weiter ausdehnenden Besitznehmungen in Tirol ast täglich neue Nachrichten zu Kosini; an- angten, waren Ursache: daß Friederich, aar sich aus der Schlinge zu winden, einen . Außerordentlichen Weg angetretten habe—. har es zwar dem Kaiser versprochen, oh- ae seiner Erlaubnis sich von Kostniz nicht entfernen-! allein die mißliche Lage hat- lln n- bw genöthigt, und seine itzigen mstande riechen ihme die abgezwungene W.ßk nicht zu halten. Er verließ also s.j"Ullcherweise ohne jemanden etwas von ryUer Abreise zu melden, Kostniz am zosten ß.arz^). Vermuthlich wird es nur ein schreib, oder Druckfehler seyn, wennDLct- M) von Niem die heimliche Abreise des ^rzogs auf den vorletzten Tag des May- "°°athS sttzt .. UrLe erzählt *") daß der Herzog üblich bey seinem Abzüge von Kostniz ei. Tz ne V. nPttitss°> müßte ich itzo den Streithandel, welchen^^' die verdammlichen Lehrsätze des Jean Pe- tit erregt hatten, erzählen denn das Hauptgeschäft, mit welchem sich die kost- nizischen Väter durch zwey ganze Mona¬ rhe, März, und April, bey verschiedenen Versammlungen fast alleinig abgaben, war die Frage: ob die c). aus Hetits Buche gezogenen Sätze sonderheitllch verdammt werden sollten —, oder obes bey dem all¬ gemeinen Sentenz der ixSeßion seinVer- bleiben hätte — ? Wenn die Kirchcnver- mmmlung nicht in zwoPartheyen gerheilt gewesen wäre, hätte die Frage ganz ohn- schwer aufgelößt, und die Streitsache in Kürze entschieden werden können — ! al¬ lein da em Haufen, bey welchem derKar- dmal von Ailly, und der Kanzler Gerson b/e Hauptrolle spielten, auf die sonderli¬ che Verdammung, wie billig, so heftig drang-- , Verändere hingegen, weiter von des Herzogs in Burgund Gesandten durch Bestechungen gewonnen war, eine weite¬ re Untersuchung nicht zulassen wollte, aus Furcht; den mächtigen Gönner zu beleidi¬ gen, ward der Streit je länger, desto hitziger geführet. Es wäre von den bey- derseits vvrgebrachten Gründen, Einwen« dun- Zoo Geschichte der grossen allgemeinen düngen, Antworten, Vortragen, Rechts¬ betreibungen rc. recht vieles zu erzählen! Doch — da ich hievon das nöthige bereits vben§.§ 42.4r-44. angeführet habe, und mein Lille nicht ist, mich in solche, für unser Deutschland minder wichtige, Weit- läuftigkeiten einzulassen — als sollte mei¬ ne Leser. die den dreßfälligen Prozeß mit allen damit verbundenen Kleinigkeiten zu wissen verlangen, nochmals auf den fran¬ zösischen Geschichtschreiber Lenfant ange¬ wiesen haben*). Nur mag ich nicht umhin, ohne bey dieser Gelegenheit die zween Briefe zu be¬ rühren, welche die Universität zu Paris über vorgemeldten Gegenstand an bas Concilium zu Kostniz geschrieben hat. Sie zeugen von der Herzhaftigkeit, mit welcher die Sorbonne, in der zuversichtlichen Meinung für die gute Sache zu streiten, sich dem Concilium entgegensetzte —. Der erste Brief ward den Vatern am 6ten Fe¬ bruar «416 überreichet. Ich will aus dem¬ selben nur folgende Stelle hieher setzen.**) Die Universität zu Paris wäre der zu¬ versichtlichen Hoffnung gewesen, daß das Concilium zu Kostniz, nachdem es das Ver- *) läiüoire äu Loncilc äs Lontisnce. läv. IV.KV. **) S. 6erloni»n. welche DüPin herausgegehen hat. 1. v. p. 50z. Kirchenvers Zu Kostniz, III.Theil.ZOl Vereinigungsgeschäft schon beynahe glück¬ lich vollendet hat, sich itzo ohnaussetzlich mit Ausrottung gewisser Irrthümer, die be- reits vieles Aergerniß verursachet hatten, beschäftigen würde —. Sie hätte auch sol? ches an;uhoffen um so mehr Grund gehabt, als bekannter es wäre: daß der Synodus schon ehe andre Jrrthümer, und dieVer* theidiger derselben verdammt hätte, ohne daß auch ein Fürst auf ihre Verdammung gedrungen — , sondern vielmehr sich aus? drücklrch dawider gesetzt haben sollte — ? uu) Anbey gäbe das Verdammungsur- theil selbste, mit welchem das Concilium den allgemeinen Satz: einjedweder Ty¬ rann kann, und soll rc. in der r§ten Si¬ tzung belegt hatte, hinlänglichen Grund, "UH die neun Sätze, welche aus Petits- Bu- uu) Obnzweifelhafr zielte die Sorbonne mit am- geführten Worten auf «Aussen, und seine Leh¬ re, die, ob sie schon lange nicht so ärger¬ lich, und anstößig war, als des Perirs neun Satze, dennoch sondcrheitlich verdammt wor¬ den wäre Und — was dem Gleichnisse der Ilnioersttät mehr Nachdruck gab, Ivar : baß Hussens Verdammung nicht nur kein Landeöfürst betrieben , sondern Wenzel der König in Böhmen, jelbe so gar hintcrstellig zu machen nicht ohnmerksnm gesuchct hätte? Da doch im Gegcntheile Rml VI., Frank- ZO2 Geschichte der grossen allgemeinen Buche gezogen worden sind, zu verdam¬ men , weil drese doch nichts anders, als nvthwendige Folgen des erstem waren—« Die Universität wüßte es ganz wohl: daß die Kirchenversammlung schon wirklich im Begriffe gestanden die y. Sätze auch son- derheitlich zu verdammen —, und daß die dießfällige heilige Absicht nur durch In- triguen verschiedener Menschen, die sich all¬ da befänden, und zwar meistens derBet- telmönche vereitelt worden wäre —. Da- hero sollte sie dem Synode ihren unver¬ änderlichen Entschluß zu erkennen gegeben haben, welcher darinnen bestünde: daß sie dem Verdammungsurtheile desBischofs von Paris immer anhangen, und dassel^ be, als rechtmäßig zu vertheidigen sich nach allen Kräften bestreben werde —. Ihre, der Universität, Bitte wäre nur dahin ge¬ richtet, daß eine so heilige Kirchenversamni" lung, für welche sie das Loncstium zu Kost' niz anerkannte, ihre Ehre, und Ansh^. nicht in offene Gefahr setzen mögte. Verschub, oder wohl gar eine UnterM'" ckung der so wichtig, als höchst brlE Sache würde derselben einen unauslöW chen Schandfleck zuziehen.,/,/ Frankreichs König, ftlbste auf dke na"'^ liche Verdammung Der Petitslehre Mil königlichen Ansehendränge —! Kirchmverst zuKostniz.III.THeil. Zoz Der zweyte Brief, den die Universi¬ tät nach Kostniz abgeschickt, und die Va¬ ter gegen die Mitte des Aprilmonaths empfangen hatten, war in einem annoch pathetischern Tone abgefaßt! es mangel¬ te in selbem auch nicht an beissenden Aus¬ drücken. Folgende Worte sollen zur Pro¬ be dienen. „ „ Unter den Irrthümern, welche eine schleunige Hilfe fordern,und die mitGe- walt auögerottet werden sollen, wäre ei- "er vvrfindig, der die vorzügliche Aufmerk- samkeit, und scharfe Beobachtung desSyr nodes verdiente — *). Ihr Väter — wogt es leicht einsehen: daß die Universi¬ tät dadurch dre höchst schädliche Lehre des Jean Petit verstehe, die ohnehin schon in Frankreich, weil sie beynahe das ganzeKö- wgrejch an den Rand des Abgrundes getrieben hat, als eine ansteckende Seu¬ che gebrandmarkt worden war —. Wo¬ fern ihr diesem laufenden Strome des Pe^ tits Lehrsystcms, welches nothwendigerwei- se Aufruhr, Meutereyen, Blutveraressung rc. nach sich zieht, mittelst euerer Gewalt nicht in Balde Einhalt machet, wird Frank¬ reich bemüßigt seyn, dieses Ungeheuer ei¬ genmächtig , milden Waffen in der Hand, anzufallen-. Welch' eine unvergeß- liche Schande für die Kirchenverjanrmlung dürf. *) Lerluniüii. 1, V.x. 54;. ZO4 Geschichte der großen allgcnieknen dürfte es seyn, wenn die Nachkommen¬ schaft lesen sollte: daß derselben anselm- ftchste Mitglieder derley höchstschädliche Maximen, wo nicht offenbar vertherdigt, doch wenigstens entschuldigt—, und daß sie bloß aus menschlicher Hochachtung sich so weit von dem katholischen Glauben, und selbste von dem Gesetze Gottes entfernt hätten —. Es heißt weiters, „ „ Zn Pe- tits Lehrsätzen wären nicht etwa geheime, und verborgene Irrthümer, die man allen erst durch eine lange Reihe scholastischer Schlußreden entdecken müßte —, oder, gleich unsern Glaubensgeheimnissen, dunk¬ le Sentenzen enthalten, die man mit dem kurzsichtigen Verstände nicht begreifen konnte — ? Nichts von beyden; sondern es wäre um die erstem, und einleuchtend¬ sten Wahrheiten zu thun. Das in die zwo Tafeln geschriebene göttliche Gesetz gäbe zur Verdammung angemerkter Pttitslehre hinlänglichen Grund —. Doch—es schie¬ ne daß gemeldte zwo Tafeln bey dem Lon- cilium zu Kostni; zum zweytenmale gebro¬ chen worden waren, weil vrele alldort ver¬ sammelte Väter das goldene Kalb angcbet- tet hätten—wv) Dl- vv) Es wird einjedweder bey erster Ablesung""'- geführter Worte begreiffen : wohin Vie stacb- lichten Ausdrücke der Sorbonne gczielet b"' den, und auf wen sie gemünjt gewest" sei/" Mchenvers. zuKostmZ. III.THeil. 305 Die Universität beklagte sich ferners wider den Furgang der Kardinale, wel¬ che, als in der Sache augestcllte Kom- missarien, den Urtheilsspruch des Bi¬ schofs zu Paris vernichtet haben wollten! Sie betrachtet diese Vernichtung als einen höchst beleidigenden Eingriff in die bischöfli¬ chen Rechte—, und endigt ihr Schreiben mit angefügter Bitte: daß die Kirchenver¬ sammlung zu Kvstniz den Sentenz derKar- dinalkommissaricn wiederruffen —, und sich vollends nach dem parisischen Urtheile fü¬ ll gen seyen — ? Der Herzog von Burgund lieg durch seine Gesandte, unter die kostnizische» Väter reichliche Geschenkt austheilcn, um sel¬ be fich verbindlich zu machen, und zu verhin¬ dern: daß pccit, welcher seinen schändlichen Meuchelmord vertheidigte, nicht namentlich verdammt würde —. Und viele aus denKic- chenprälaten, worunter nach Gersons Zeug¬ nisse*) dieKardinäle von Orsini, Aquile- ja, Floren; , und dec Bischof von Arras hauptsächlich gezählet werden müssen, wa¬ ren so niederträchtig, daß sie vor dem blen¬ denden Golde ihre Knie zu beugen sich nicht geschämct haben-- Ein offenbarer Be, weiß: daß die kostnizischen Vacer, ob sie schon im göttlichen Geiste versammelt waren, dennoch manchmal bloß nach menschlichem Triebe gehandelt haben—l ) K-ulsn. la«, «r, Zo6 Geschichte der grossen allgemeinen gen mögt? „ xx) So vieles, parenthe¬ senmäßig, von den Gesinnungen der ho¬ hen Schule zu Paris in PetitssacheItzt äußert sich ein wichtigerer Gegenstand, den ich ausführlicher zu behandeln, und auseinander zu setzen nöthig zu seyn er¬ achte. Von XX) So pathetisch die Sprache war, mit wel- chcr die Universität zu Paris in ihren an das Concilium zu Kostnkz abgelassenen Briefen redete, eben so nachdrücklich scheint mir dec Dortrag zu seyn, den nach der Zeit im Wein- monathe 1416., der Sachwalter des Königs in Frankreich Johann Deschampe , an das kostnizische Reformattonskollegium über Pc- Itts Lehrsätze machte *) Er verlangte, daS die Kirchenversammlung zu Kostniz geradehin ohne alle Umschweife, entscheiden sollte: ob die bekannten Lehrsätze des Petits wahrhaft, oder falsch — und ob sie zu rechtfertigen, oder zu verdammen wären — ? Er drang auf eine unbedingte, kathegorische Antwort, und aufein entscheidendes Unheil, aus lft- fache.- weil man, wofern das Concilium der Sache nichts entschiede, befugt seyn wur- de, demselben die Beschuldigung anzuwcrftu- daß es in dem Falle, ob ein Satz die Glau¬ benslehre angche, oder nicht, zu urthcilcu ' ,!lt- ) Orrlbniz» 1. V. p. 67 l,. Le legu. Kirchenvers zu Kostnrz.III.THeu. 507 Von des Hieronymus von Prag Anklage, und seiner Verantwortung. §. 65. . Generalver. Es ist Zett—; und d,e kronolsgt- sammi»^ sche Ordnung selbste, nach der ich die Ge- m schichte der Kirchenversammlung zu Kost- Prag"' niz schreibe, fordert es auch : daß ich wie¬ derum einmal vom Hieronymus v. Prag, und seinem zu Kostniz abgeführten Pro¬ zesse rede — ! Hiezu gibt mir die am 27ten A- M 141k. j» ver Kathedralkirche gehaltene Generalversammlung die füglichste Gele¬ genheit. Der Churfürst, und Pfalzgraf am Rhein führte bey selber in Abwesen, heil: des Kaisers die Direktion. Alle Kar¬ dinale, an der Zahl ,9, viele andere Kir¬ chenprälaten, und Doktorn, nebst den Ge¬ sandten der Könige von Frankreich, Eng¬ land, Arragonien,Portugal!, Neapel,Po¬ len rc., und einer zahlreichen Menge vom Adel waren hiebey zugegen.*) U2 Es 1°. XVl. p. Z4Z. v. ö.k-tzrär l'. IV; p. 6ry. entweder nicht wüßte —, oder, wenigstens zu entscheiden sich nicht getränkte-? Wel¬ ches zo8 Geschichte der grossen allgemeinen Es wurden zwar bey dieser Sitzung, welche, ohngeachtet der grossen Anzahl von anwesenden Mannern beyder Stande, den¬ noch nur unter die privatseßionen des Conciliums gerechnet wird, mehrere, das geistliche Fach belangende Geschäfte zur Entscheidung vorgetragen — .' Doch scheint der Hauptendzweck dieser Versammlung die Prozeßsache des Hieronymus von Prag, und seine, ihm angeworfcnen, Irrthnmcr gewesen zu seyn. Zur alleinigen Ablesung der wider den Hieronymus angebrachten Artikel mußten schon mehrere Stunden an¬ gewandt werden. Doch — ehe ich von die¬ sen rede, dürfte es nicht überflüssig seyn, die übrigen bey gegenwärtiger Versamm¬ lung vorgekommenen Rechtshändel anzu- führcn. Vorträge, Sätze, Fragen, Ent¬ scheidungen, die in das geistliche Recht ein¬ schlagen, zu berühren ist, nach memer Mei¬ nung , immer nützlich. Es hatte das Kapitel der Käthe- dralkirche zu Rimini sich einen gewissen Hieronymus mittelst der Postulation zum Bischof qewählet. Der Postulirte ließ bey gegenwärtiger Versammlung durch seinen bestellten Advokaten das Concilium um die, nach kanonischen Rechten vorgeschnebene, Se¬ ches aber, von was immer für einer Seite betrachtet, vcm hell. Synode zur Scha"^ Speichen mügke, „„ Kircherrvers. zu Kostniz.IlI.THeil. Z09 Genehmhaltung seiner rechtmäßig gepflo¬ genen Wahl ersuchen. *) Ich habe es nir¬ gends ausfindig machen können, und die Akten des Conciliums enthalten keine Syl- be davon; was für einen Bescheid das Concilium zu Kostniz über vorgemerktes Ansuchen ertheilet habe — ? Go vieles ich aus anderweitigen Verordnungen des Synodes Messen mag, dürfte die Be¬ stätigung des postulirten Bischofs zu Ri¬ mini dem künftigen Pabst vorenthalten worden seyn —. Meine dießfällige Muth- massung will ich unter andern bloß auf den fünften aus den »8. Reformations- Punkten gründen, welche in der 4osten all¬ gemeinen Geßion des Conciliums zu Kost- rüz dem künftigen Pabst zur Bestimmung überlassen worden sind. Angeregter fünf¬ ter Punkt ist conürm2tlonidu8 eloAio- "UM betitelt.**) Nach alsogleich angeführtemAnsuchen übergab der Prokurator Ardecin im Na- ure seines Prinzipals, des erwählten Erz- vlfchofs von Bens, an das Concilium ei- ne Vtttschrist des nehmlichen Inhalts. Er bat um die Bestätigung der Wahl, Dero Rechtmäßigkeit er mittelst urkundli- cher Akten bewiest. Doch — da von Verändern Seite Amadeus Tallur im Na» Uz me 1«c. cit, p. ^49. ") S. I sbl). c»ncil. 1'. XVI. x. 706. Z is Geschichte der grossen allgemeinen me des Kapitels von Lion behauptete: daß dre Kirche von Sens dieser von Lion un¬ terwürfig wäre-—*), und daß die Bestä¬ tigung eines Erzbischofs von Sens unter die primatsrcchtc des Erzbischofs von Lron gehörete, ward in der Sache nichts entschieden. Man liest in den Akten **) daß auf Anbegehren der zween Prokura¬ toren des Conciliums, des Johann Skri- banis,und Heinrichs vonPiro sowohl das Ansuchen, als auch die über dieses gemachte Protestation registrirt worden wären —. Ferners kam in gegenwärtiger Versamm¬ lung die Streitsache des Bischofs von Straßburg aufs Tapet! von dieser aber, weil das wesentliche schon oben § Z4>und ZS., und zwar im Zusammenhänge, gemel¬ det worden war, will ich hierorts nichts mehr erinnern—. Was aber mit Still¬ schweigen nicht übergangen werden darf, und dessen Erzählung itzo die kronslogi- sche Ordnung fordert, ist die Prozcßsache des Hieronymus von Prag. Es wird aus vorhergehendem §. ;2. bewußt seyn : daß über das ungestümme Ansuchen dec feindseligen Ankläger des Hieronymus neue Kommissarien, die sich dre V-r- *) S. Da klare» Diss, äe primatu l-ug^. Naris. 1644- r.abkeum 1°. XVI. P. Z49. 'V. Daröt r. rv. p. K rchenvers. zuKostmz. III.THejl. zu Verdammung gemeldtm Magisters ange¬ legen seyn lassen mögten, von demConci- lrum angeordnet worden waren—. Zu Folge dieses Auftrags wollten auch die -wem Kommissarien, als der Titularpa- triarch von Konstantinopel, und Niklas von Dünkelspühel über die bereits mit dem Hieronymus gepflogene Untersuchung ih¬ ren Bericht bey gegenwärtiger Seßion an die Kirchenversammlung zu Kostniz abftat- ten. Es waren sehr viele, dem Hierony¬ mus angeworsene, Klagartikel zusammen- getragen worben I Doch — gestehen es die jween Kommissarien selbste ein: daß die meisten derselben nur aus einem allge¬ meinen Rufe erwiesen würden ^v);und ^er Prokurator des Conciliums verlangte w gar: daß man sie ohne weitere Hrobe .) annehmen mögte. Johann Rocha nn Mönch aus dem Minoritenorden soll fle öffentlich abgelesen haben. U4 §66. *) eZui prok«renturperf»insi» publicsm 2p. loc. cit. p. Z48. ksbb, psA. Z50. 7^) Wie oft aber deckt) allgemein« Sagen, und Gerüchte irrig seye» —, und wie wenig sie zur Erörterung der Wahrheit, besonders in Prozeßsachcn, zureichcn sollten —, werden, ohne meiner Bemerkung alle, auch dicjenh gen wissen, diebeyEerichtsstubcn keinen Sitz , und Stimme haben—! z 12 Geschichte der grossen allgemeinen - §.66. Aus den Anklagsartikeln werden an Li?, dem der Zahl 45m den Akten bey Labbe, und von der Hardt loc. citötis angegeben. Ei¬ ne« Artikel, lugen derselben wird auch die Antwort des n. seüieVer. Hieronymus beygesügt. Es scheint: daß dkrüb?^6wronymus, ob er schon, nach dem Zeug¬ nisse des gleichzeitigen Verfassers seines Le¬ bens, die neuen, ihme aufgedrungenen Richter verworfen, und selben in seinem Gefängnisse keine Antwort ertheilt haben solle — *) dennoch, ohnbeschadet des öffent¬ lichen Verhörs, auf welches er sich vor¬ züglich berief, die kurzen, in den Akten enthaltenen, Antworten schriftlich abge- fasset habe-. Ich will zu erst die An¬ schuldigungen, und sodann des Hierony¬ mus Verantwortungen hiehersetzen. Die verschiedenen 45 Artikel aber, die man in ihrer vollen Weitlauftigkeit bey vorgenann¬ ten Aktensammlern lesen mag , ziehe ich in zehn Anklagspunkte zusammen, aus Ur¬ sache: weil sie sich füglich in zehn Gegen? stände eintheilen lassen. Der erste Hauptpunkt, denmandeM Hieronymus von Prag zur Last legte, war wicklif. Man beschuldigte ihn - daß er von diesem nicht nur wie von einem orthodoxen Lehrer gesprochen, sondern ihn auch so gar für einen Heiligen, und Mcw- H E. ^oliinn. tluk, Lr klieron, Xlonuin. Nar. II. kni. zg2. **) äp 1.XVI. k-L-ZSv Sr ke^sKro.l' nNzue sci 17. Kircheuvers. zuKostmz. IIs.TheiI.Ziz tyrer ausgegeben haben sollte. Man brach¬ te vor: daß Hieronymus Wickliss Zrr- thümer bey verschiedenen Gelegenheiten, und in verschiedenen Oertern, sowohl m Böhmen, seinem Vaterlande, als auch in auswärtigen Provinzen. als Polen, Hun- garn, Oesterreich rc. vertheidiget hätte! und dieses wollte man aus deme erweisen: weil er wegenWiklifs Lehre aus Polen und Hun- garn verjagt worden—, von Wien in Oe- stcrreich aber, allwo ihn auf Anklage des passauischen Konsistoriums (.ganz Wien ge¬ hörte damals annoch zu dem Kirchenspren- Ml von Passau) der Inquisitor, oder Ke- tzerrichter in Verhaft nehmen ließ, aus dem Gefängnisse heimlich, wider seine gegebe- ue Zusage, entstohen wäre —. Anb'y yatte er auch zu Prag im Jahre 1404. in emer öffentlichen Disputation, zu welcher vrele vom Adel, und zwar unter andern v>e Gesandten der Herzoge von Burgund, und Brabant von ihme eingeladen wor¬ den, Wicklifs Lehrsätze vertheidigt—, und derselben Vertheidigung auch, nachdem sie bererts durch den Erzbischof von Prag, und Johann XXIll. in der zu Rom im Jahre »4IZ gehaltenen Versammlung verdam¬ met worden, hartnäckig behauptet—So wie von ihme, annoch zum Uiberfiusse, untergeschobene Schriften, und zwar na¬ mentlich die Briefe der Universitär zu Or¬ ford,um Wicklils Lehre zu begünstigen aus- Sestreuet worden wären—. *) Die- I»e,«l,dNs zS. > _ Z i4 Geschichte der grossen allgemeinen Diese waren die Anklagsartikel im Bezug auf dre Lehre WErfs ! Allhier folgen ln Kürze die Antworten, welche hierüber Hieronymus danieder geschrieben hatte. *) Seine Hauptentschuldigung/ auf die er sich auch öfters berief, war : daß er niemals weder Wicklifs, noch ei¬ nes andern irrige Lehrsätze wissentlich ver- theidigt hatte—. Er läugnete es nicht: daß er zur Zeit, da er in England war / gemeldten Doktors Schriften, als da sind der Diülo^us, IHküoAus Lcc. abge-chriebew und mit sich nach Böheim gebracht hat¬ te—; so wie er es auch gar nicht in Ab¬ rede stellen wollte, daß er öfters gesagt harte: in Wicklissbüchern waren viele gm te Sachen, und reine Lehrsätze enthalten —! allein er müßte auch anmerken: daß es ihme niemals beygefallen wäre, zu sa^ gen: daß man in Wicklifs Schriften nichts als Wahrheit fände — , weil er doch nicht alles, so darinnen anzutreffen wäre, gele¬ sen hätte-. Uibriqens wäre er aniwch immer der unveränderlichen Meinung-daß man dem Wickllf über jenes, so er gut ge¬ schrieben , und gelehret hat, den gebüh¬ renden Ruhm, und die Ehre nicht abss'^ Len dürfte—; gleichwie er es aber auch von der andern Seite gern zulicß: Loickiif vermög den falschen, und rrrM^ *) S. 5uk numerir cirrtir. Kirchenvers. zu Kostniz. IH.Theil.Zl5 Sätzen, welche er wohl gelehret haben konn- te, den Fluch, und den Tadel verdiente Was den Anwurf seinerVertreibung M Hungarn, und Polen beträffe—, so ^are eines so falsch, als das andre. In ^Ungarn , wohin er auf Befehl seinesKö-- M, um das erbitterte Gemüth des Erz- Mvfs von Prag zu besänftigen, sich ver- nM hat, wäre er von dem Erzbischöfe Gran sehr wohl ausgenommen—, und M die ganze Zeit seines Aufenthalts, < v ihrne sein König Wenzel die vvllstän- ge Erlaubniß zur Rückkehr ettheilct hät- 2/ freundschaftlich bewirthet worden —. Wien in Oesterreich hätte man ihn arrctirt! doch —, da seine Gefan- ^"Afnung widerrechtlich gewesen, weil ein- ^^al des Konsistoriums in ihn, als k-n? pragischen Diözesan keine Gewalt dächte er auch nichts strafwürdiges Zangen zu haben, daß er sich zu seiner füglichen Gelegenheit gebrau¬ st hatte—. Uiber die Anklage seiner zu Nag gehaltenen Disputation bestand die Ntfertigung des Hieronymus in deme: A er in selber, wozu auch viele Adelrche Mnhalher eingeladen wurden, verschie¬ be Sätze vorgetragen —, aber nie- ?'s im Sinne gehabt hätte Wicklifs, oder andern Irrthümer weder selbste zu be- "ptcn, noch Jemanden aufzuvringen. Zudeme hatte er g i6 Geschichte der grosse« allgemeinen Anbey wäre ihme zu damaliger Zeit die Verdammung der Lehre Wicklifs so we¬ nig bekannt gewesen, als er nicht einmal von dem Concilium, so unter Johann XXIII. m berührter Sache zu Rom gem ten worden seyn sollte, etwas gehöret Hao te— und, als die 48 Artikel WicklijW Prag von dem Erzbischöfe Gbinko ve^ dämmt, und alle seine Schriften aufB^ fehl genannten Kirchenvorftehers verbräm worben, wäre er, Hieronymus, zu salem gewesen —. Zudeme hatte er ftiglich geglaubt, so wie er auf seiner,^ unvorgreiflichen, Meinung annochitzo^ stünde: daß nicht alle, dem WicklifM mutheten, Jrrthümer von ihme wirkU gelehret worden waren, aus Ursache: in selben viele Ungereimtheiten vorfinr" wären , die sich doch gewiß mit der an!^/< sten bündigen Lehre Wicklifs nicht vertrügen —. Endlich — auf das Sendschreibens Akademie zu Oxford, dessen Versa'lD^ man dem Hieronymus zulegte, antwm dreser: daß er es annoch ißo nicht wnp^, ob es acht, oder untergeschoben wäre—? Er hatte es zwar in der le öffentlich abgelestn ! doch dürfte solches um so weniger zu einem Verm ... >1-'" *) ?.s>. taki Numerik citstis, 2Y-- -x. v. ä. »aräc IV. x. 6z;. 6z8« 64^' Kirchenvers. zuKostrriz. III.THeil. zi 7 «usgelegt werden, als williger ersichhät- «bezeigen müssen die Schrift einer so be- ^'hmten Universität auf Anverlangcn ei- nes aus England gekommenen Studenten, ver sie jhme zu diesem Endzwecke überreich- kund zu machen — Die zwoee Anschuldigung lief dahin M; daß man vorgab - V^^us tedieBchUlffelgewattder^lrche vnach tet-. Um dieses zu beweisen, ward ihm vvrgeworfen: daß er »hngeacht deöBan xs, mit welchem er sowohl zu W en n Oesterreich, als auch in Polen / und zu Prag lelbste von seinem Erzbischöfe belegt, rwch .davon losgesprochen worden wäre, dennoch im Jahre i4io, im Aprilmonaihe die Kommunion aus den Händen des LZor- stchers der Pfarrkirche zum heil. Michel m ber Altstadt Prag empfangen hatte- ) Dieses aber, gleich wie es em allge- *) ^p. I-nbd. lud k^ro. ZA. **) Ibiil. loc. dr. s d^ro i^> sä LZ. rr) Es ist nicht nur höchst wahrscheinlich , son¬ dern auch fast ohnzweifelhaft: daß d.r Prie¬ ster , von deme allhier die Rede ist, Jakob von Meß gewesen seye—, Ich habe es schon in dem Il.Tbcile dieser Geschichte bemerkt*): daß Jaksb, den man, muthmaßlich, wegen srk- S. n.rh.L. *) Lues; IM. Nuli. Lap. z 5. Zi8 Geschichte dcrgroMallgenmM meines Aergerniß bey der ganzen Klerisef in dem Königreiche verursachet hätte / re auch eme hinlängliche Probe Mo Muthwillens, mit dem er die Kirchens walt verachtet hatte —. Die vom Hieronymus hierüber gestellte, und in den Akten des ConciliiE vorfindige Antwort lautete: daß er E maiö ein Verächter der kirchlichen SäM selgelvalt gewesen wäre. —Dieses brechen dürfte ihme um so weniger M muthet werden , als zuversichtlicher er kv betheuerte: daß ihme die EMmmurw» üon, mit welcher er in Böheim belegt den sepn sollte, nicht einmal ordnE mäßig bekannt gewesen wäre feiner kleinen Statur Iakobellus nannte,^ diger an derMichaelskiccheindec k. Ali^^ Prag gewesen seye—. Dieses ist auch weniger zu bezweifeln, als einstimmiger Zeugnis? der böhmischen, auch älteste» ' / schichtschreiber in angeführter Thatsa^ Es wird genug seyn aus den fast g>ä^ gen Historikern den Aeneas Salvino, nach»' Pius II. R. P.; aus den spätem aber Hageck anzuführen. Ersterer schreibt' ) Iarobeilus aus Meissen zur Zeirpredigee a" Michaelskirche gewesen seye —, Des K'irchenverszu Kostniz. III.THei!. ^19 dem Bannflüche, den der Offizial zu Wien über ihn gesprochen, hatte er zwar gehö¬ ret-; aber anbey auch geglaubt: daß er nicht verbunden wäre sich demselben zu un¬ terwerfen Ohnzweifelhaft wußte Hieronymus die Kirchensatzungen sehr vie¬ ler, auch ältester, Conctlien, kraft wel¬ cher ein Bischof einen Gläubigen von frem¬ der Kirche weder in dm Bann thun—, noch ihn davon loszählen konnte —. Daß dießMige Recht der Bischöfe bleibt immer nur auf ihre Diözesanen eingeschränkt. Was man aber von dem Bannflüche fernes Erzbischofs angab, sagte Hierony¬ mus: daß er, wie ich es schon oben be¬ merk- aber eignen Worte sind.' *) Es war beyder Tapelle Sr. Michel in der Alrstadc Prag der oberste Daplan, oder Vorsteher dieser Kir¬ che ein Priester, mir Namen, M. Jakob au» Meissen! Cs ward von dem Geburtsorte dieses Iakobettus häufig gestritten —. Einige geben ihn als ei« ncn gehobenen Böhmen an r sie sagen: er hätte den Zunamen Mieß, dchst,, von der k!ci, ncn Stadt Mieß im Pilsnerkrcisesden Bödmen hecht sie Gerribro) bekommen. **) Umcr diese müsi *) Lbron. stob, -ist srm. I plg. ) stalbin, bist, rsrnm stob, pgo.» 222. Z2O Geschichte der großen allgemeinen merkte, davon kein verläßliches Kenntniß gehabt hatte —. Er wäre vom gemeldten Krrchcnprälatey Abyneck weder jemals per¬ sönlich vorgefordert — noch über Jrrthü- wer anaeschuldigt, oder bestraffet worden. Er versicherte weiters: daß, wenn ihme von der vorgefallen seyn sollenden Kirchenstra¬ fe etwas bewußt gewesen wäre, er auch ohnverzögerlich umMe Loszählung in tie* fester Demuth , un'^, Ehrerbietigkeit gebettet haben würde —, so wie er um selbe, wenn die Excomnmnikätioir doch wirklich ergangen seyn sollte, gegenwärtig bäte-. In An¬ betracht der bereitzSvorgetragenen Entsch"^ digungßi, sprach'Hieronymus, konnte m«n es.ihme auch unmöglich übel deuten' daß er das heilige Abendmahl aus den - , Han- l-shheum tub nnmsrir cir. . Missen Theobald in seiner Historie des tenkriegs Lsp 6. und von der Hardc ^ e^ona.inlOl'om. Hi, k'roieAom. 17. .. niehrccn gerechnet werden. Andre wollen behaustlcn, daß er ein Deutscher, -war aus Meissen gebürtig gewesen wärc^' und dieser Ursache wegen den Beynamen nenll?, erhalten hatte —; wie «s A"'' Silvius loc cir, Lochläus Hill Hageck loc. cir, Balbinas Lpic. Hill- iN' Oap c;. pzA. 4^1. Byziniui visr. bcN' I'" ' Dlaffev pragm. Hist, der Chcon. heh^' Kirchenverf zuKostmz. III. Theil. 321 Handcn des Vorstehers der Kirche zum heil. Michael genommen hakte —, und die- se> um so weniger, als er, annoch zum Uiber- flusse, von qemeldtem Priester lvögefprochm rvorden wäre. X Was 20, Georg Fabricins annsl. t/rbi» ^kilniL. IN'. 2. angcbrn. Ich will mich in diesen Streit nicht tiefer eiulas, sen'. Die Aufiösuug der aufgeworfenen Frage dürfte zu unsrer Aufklärung nicht vieles bei), tragen —. Wenn Lochlaus *) Glauben ver¬ dient- so war Jakobellus unstreitig ein Weiß, > ner! Denn nach seinem Berichte war itzeuicld-, ter Iakodellus ein Landsmann des perers von Dresden im Meißnischen Kreise—. Was von diesem M- Jakob schicklicher angemerkt Zu werden verdiente, waren seine Gemüthsga- den,, und Geistesfahigkeiten. Aeneas Silviu» drückt seinen Charakter vollständig aus- da ec sagt: **) daß Jakobellus sowohl wegen seiner Wissenschaft und gründlichen Lehre, als auch wegen Reinigtest der Sitten sich sehr vielen Ruhm erworben hätte —. Der vorzügliche Punkt, welcher auch Vas meiste Aufsehen ge¬ macht hakte, war seine Lehre von dem Ge¬ nosse des heil. Abendmahls inner bcydcrley Ge¬ stalt. Jakobellus hat diese Lehre nicht nur münd' *) bkist. ikullft. ^loßrmt. an Isgy. in'lob p. 4? **) b-irerslum stnftring, Le moruin zwastanriz ju.-eiL olarus. hist, kinli. c«p. g s, Z22 Geschichte der grossen allgemeinen Was man ihme drittens vorwarf, war die Verunbildung, welcher er sich schuldig gemacht haben sollte! man sagte: Hieronymus hatte wider den Pabst, wider weltliche Fürsten, und namentlich wider den mündlich von den Kanzeln vorgetragen, son der» auch thatig in Erfüllung gebracht! da er erstens bey der Kapelle St. Michael, und so¬ dann, als ihme alldort das Predigen untersagt worden war, beyder Pfarrkirche St. Martin, allwo ec das ordentliche Predigtamt erhalten, den Laycn das Abendmahl unter beydcrley Ge¬ stalt gereichet hak, wie es Aeneas Sylvins be¬ zeuget. Es scheint also: daß jene wohl dar¬ an scycn, die den Iakobellus für den Urheber der vom Huß bestätigten, und von seinen An¬ hängern durchaus angenommenen Lehre, vc>» der Lommnnion unter bcyderley Gestalt, ange- ben. Unter andern hiehec gehörigen Schriften, wovon ich mehrere anzuführen wüßte, wird es genug seyn die akademische Abhandlung des Hrn« Lhristopl) Martini anzudeuten. *) habe diese Abhandlung um so lieber bemerkt, als gewünschter mir die Gelegenheit kam, de»' Verfasser derselben, itzt würdigen Ev. Plar- ') Oilb. bl. bi. äe ^.icobello ptimo eusr Lobem, vinäieo, ^leäorüu *75Z. Kirchenverß zuKostmz.m.Theil. Z2Z den Herzog Ernst von Oesterreich, und glei¬ chen Namens Herzogen von Bayern belci- digende Schmähschriften herausgegcbcn —. Die über diesen Punkt angebrachte Haupt- anklaqe bestund in deme: daß er seinen Erzbischof Sbinko, oder besser, Zbynek *) X 2 mit *) Er heißt l.bz'Zneu? AP' Nrlbin. Izpitom, kiü. lid. IV. cap. 4. paz. 420. rer in der Grafschaft Wolfstein, für seine an mich erlassene gütige Zuschrift vcrbindlichst zu danken—i Der Lobspruch, den mir dieser Mann über die jween ersten Tbeile meiner Geschichte gad, ist zwar unverdient —; doch war er mir um so schätzbarer, als bekannter Martinis Werke bey Gelehrten sind. Aus den häufigen und vorkrcflichcn Schriften, welche dieser gelehrte Pfarrer theils selbste verfaßt, theils aber umgcarbeitet hat, nenne ich allei- ntg die von ihme herausgegcbcn« Tüeßlinsche Kirchen- und Kctzcrhiftorie; ein Werk, wel¬ ches zur gründlichen Erlernung der Kirchcnge- schichte sowohl den Protestanten, als auch Ka¬ tholiken gleich nützlich—, ja unentbehrlich ist. Zu gcmcldtem Hrn. Pfarrer muß ich anncch ei¬ nen andern, in dem litterarischen Fache eben so berühmten Mann, Hrn. Georg Ernst Wal¬ dau Hospitalpfarrer zu Nürnberg htnzusctzen. DZxsr hochwürdige Mann hatte mir unter andern Broschüren auch angcdeutctc Marrmis Abhandlung verehret, für welches, mir angc-- ned- Z24 Geschichte der großer: allgemeinen Mit beissenden Pasquillen, und ehrcnrüh- rerischen, unter das Volk ausgestreuten, Gesängen zu verschreien gesuchet hätte Seine Vermessenhert wäre so weit gestie¬ gen, daß er gemeldten Erzbischof in Gegen-" wart des häufigen Volks, welches sich zue Predigt des Huß in der Kapelle Be-tM hem versammelt hätte, öffentlich geschändet haben sollte. Die Antwort des Hieronymus ül'tt diese Anschuldigung wird in den Akten gn^ kurz anaegeben. Was den Artikel veu Pabsts betrtst, wird davon nichts genm' vel- nchmc Geschenk ich ihme anmit vffenUl« danke. Seine freundschaftliche Zuschrift mir um so freudiger, als größer schon vor!)'" meincHochachtung war,die seine gemeinnütz^'" Werke verdienen —. Dieser zwccn, und rercr andrer auch katholischen Pfarrherren pciesmc Wecke zeugen, wie vertraglich Shrdium mit der Seelensorge seye—- . wünschte ich: daß meine Mitdrüder das ' terarischc Feld mehr, als das materiell bauen mögteu —. Ich konnte ihnen, cs um die Namen zu thun wäre, einiget- fte, Dechante, Pfarrderren, und andre re Seclensorger, die sich bei) der , Welt bekannt gemacht hatten, zu vocstcllen l Doch — sie mögen sH in ihren Gegenden siudeln Und dcrlU) treflichc Beyspicle-sollen sie uns > i»r Nachahmung ancifern — ? Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. Z25 btt. Im Bezug auf die weltlichen Für¬ sten aber hat Hieronymus den Anwurf schlechterdings geläugnet — *); so wie er es von der andern Seite offenherzig einge¬ stand : daß er sich über das Betragen des Erzbischofs zu Prag zwar öffentlich be¬ schweret hätte—! Doch wäre er zugleich der festen Zuversicht gewesen, sich wider sel- ben mit Rechte zu beklagen, weil Zbynek ihn, ohne vorhero jemals angehört zu ha¬ ben, als einen Bösewicht abgeschildert — und als einen solchen in seinem nach Hun- garn abgcschickten Schreiben angegeben hatte-. §. 67. Der vierte Anklagsartikel warrdaß Fortfttzun- Man dem Hieronymus die Entheiligung d-r An- gottesdienstlicher Sachen, und cine wi- " oerrechtliche an geistlichen Personen Verant- ausgeübtc Gewalt Schuld gab —. Zur wortung Probe dessen warf man ihme vor — **) .desHm-rr. welchergestalt auf seine Veranstaltung im Jahre 141,. im Herbstmonathe, und zwar am Festtage des heil. Wenzels die m ei¬ nem Karmeliterkloster ausgesetzten, und von rinem Mönche bewachten Reliquien von ei- X z nigen t.gbbeum 5ub k0ro. 2Z. p. Z54. v. ö. tlsi-cit It. IV, p. 641. **) t,abk. Ivc, cir. iub bäumen« 24.25. r6. 6. blsrär x. 641. 642. Z26 Geschichte der grossen allgemeinen mgen Layen sportlich behandelt—, und dort und da auf der Erde zerstreuet worden wa¬ ren —; und daß Hieronymus sechste, als die Ordensbrüder sich dawider setzen woll¬ ten, selbe nicht nur mit schimpflichen Wor¬ ten, sondern auch mit Stockschlägen ver- unbildet hätte —, und daß er nach we»m gen Tagen darauf wieder in das nämliche Kloster mit mehrern bewaffneten Gespielen gedrungen einige Mönche verwundet, und unter andern einen Prediger, der sich wider den Wiklif, und seine Anhänger er- ei erte, hätte gefangen nehmen lassen — Von nämlichem Schlage war auch der Am wurf, den man ihme machte,daß er zu Bunz- Lau dem Bcneß von Innem, einem Pre¬ diger aus dem Franziskanerorden, auf öf- fentlicher Strasse, im Beyseyn vieler Men¬ schen, eine derbe Ohrfeige versetzt hätte—-/ und daß er genannten Mönch mit dein Messer, welches er schon wirklich aus der Tasche zog, und entblößte, tief verwun-' det —, wo nicht gar getödtet haben rvür^ de, wenn er nicht von einem Magister, nm Namen Fdislas von Fwyezeziz daran verhindert worden wäre-. Dessen man ihn von dieser Seite schließlichen be¬ schuldigte, war, daß er einen jungen Mönch rn dem Dominikanerkloster zu St. Kl^ mens in Prag verleitet haben sollte, den Orden zu verlassen — ? man setzte annoch hinzu: Hieronymus hätte ihn gezwungen/ Kirchenvers zuKostniz. III. Theil.Z27 fen, und ein weltliches Kleid anzuziehen—. Und, weil dieser ausgesprungene Mönch sich nach der Zeit aus Verzweiflung ersau¬ fet hatte/ so würde der Tod dieses Unglück- lichen ihme btUig zur Last gelegt-. Gleichwie die bemerkten Klagpunkte dem Hieronymus in verschiedenen Artikeln angeworfen worden, so hat auch dieser auf einen jedweden derselben geantwortet, wie es in den Akten des Conciliums zu lesen ist *). Uiber die ihme zur Schuld gelegte Entheiligung der Reliquien in der Kar- mclrterkirche läugnete er die That gerade¬ hin, und sagte: daß der ganze angebrachte Furganq eine Lüge wäre-. Von der vorgegebenen an den Geistlichen ausgc- ubten Gewaltchätigkeit wäre folgendes Verhaltniß der Sache: Hieronymus sag¬ te: daß, als er eines Tags, von ohngesähr rn das Karmeliterkloster getretten wäre, er Mehrere Mönche angetroffen hätte, die mit zween Bürgern, derer Knecht jene eingekcr- kett hielten, und nicht ausliefern wollten, sich heftig zankten—. Er hätte sich be- fliessen den vvrgefallenen Streit beyzule- gen; allein während seines friedfertigen Vortrags, wäre er von mehrern, die mit entblößten Degen auf ihn zuliefen, ange- fallen worden —. In dieser Verlegenheit, da er kein Seitengewehr bey sich hatte, hät¬ te er einem aus den zween Bürgern seinen 3- 4 De- ) I.oeis, sc numcris citsris. Z28 Geschichte der grossen allgemeinen Degkn aus der Scheide mit Gewalt gmsi jen, und sich soviel als er vermogte, wider die anareifenve Parthey vertheidigt—. Daß er aber auch über selchen Vorfall zween Mönche dem Stadmchter zur gehörigen Bestrafunq übergeben —, den dritten aber bey sich zur Verwahrung behalten habe, wollte er ganz frey eingestehen — «as). Was nzs) Wenn der böhmische Jesuit, und Geschicht¬ schreiber Lohuelas Balbmus die alsogleich an¬ geführte, und In den Akten des Conciliunts zu Koftniz vorfindigc Antwort des Hierony¬ mus gelesen hatte, dürfte er gewiß nicht so unbedingt, und ohne allem Anstande geschrie¬ ben haben: *) daß, als Hieronymus v Prag im Jahre 14" in die Kirche zu Marien Echnee gekommen war (vermuthlich werden die Verwaltung dieser Kirche, wovon dicAusst^ ttzo, weiß eben nicht, wie lauge die Franziska¬ ner haben, in damaligen Zeiten die Karn"^ tcrmönche besorgt haben) er alsogleich "«cS seinem Eintritte die Reliquien der heilige» Leiber, die auf dem Altäre ausgesetzt wäre»- aus ihrem heiligen BchaltiDse gerisseni»'' Erde geworfen —, und mit Füssen getreue» hätte, mit hinzugefügtem Gcschrcie.- daß Verehrung abergläubisch Ware —. Hiel»»^ mus solle anbcy, nach dem unbedingten T. Lssik. Hill, rerum 80h, hib. IV. csx. 4' 42Z. Kirchenvers. zu Ksstniz.III.THeil. Z29 Was die dem Mmorrtenbruder ge^: gebene Ohrfeige anbelangte —- (daß Len-> fant einen Dominikaner vorqibt, ist Mar ein richtiger, doch ganz leicht vergeb¬ licher Irrthum, in welchen der ansonst ge- naue *) lär. IV. §. 6S. spräche des Balbins, den Rikkas Karmeliter, mönck, und Prediger, samt zween andern Mit- brüderns Theobald schreibt in seiner Geschichte des Huffitenkriegs: daß nur einer «in Karme- lit, der andere aber ein Dominikaner gewesen wäre) gefangen genommen hgbcn. Aus die¬ sen härte er die zween letzter» dem Stadtvogt in der k. Neustadt Prag zur Verwahrung über¬ geben, der sie auch unter die andern Diebe, Schelme, und Bösewichte «insperren ließ —. Den dritten aber, den Niklas, hatte Hiero¬ nymus in die Moldau gestürzt, allwo er ge¬ wiß ersäufet wäre, wenn ihn nicht ein adeli- cher Herr, der zu seinem Glücke eben vorbei), schiffcte, gerettet hatte — „ Lochläris, *) au- Lessen Zeuqniß sich Balbinus in erzählter That- sache beruft, hat nur die dem Hieronymus ge- machte Anschuldigung bemerkt; seine dießfäl¬ lige Verantwortung aber, weiche die Falsch, heit des Anwurfs offenbar beweiset, mag der xarkhcyische Cvchlaus, welcher alles, so dem Huß, und seinen Anhängern übel ausgenom¬ men werden kann, mit Zusätzen vergröfferk; Äist Našim. läd, 2, L« z. ZZo Geschichte der grossen allgemeinen naue Geschichtschreiber dadurch gefallen seyn mag: daß er statt den in Akten ent¬ haltenen Worten: guo6 üieronymug Zs- nsllium in Noleslsvia prrr^icgtorem oröi- ni8 iratrum minorum Lce. in flüchtiger Eile *) /tp I>abb. p. ZZ4- lud >lro 26. dasjenige hingegen, so ihre Sache zu rechtste tigen im Stande wäre, entweder ganz aus> läßt, oder nur einseitig berühret, eignes Fleis- ses ausgelassen haben —. Hieronymus läuss nete die Entheiligung der Reliquien gerade¬ hin—; und über die Gewalrrhärigkeic, die er alt den mönchischen Priestern ausgeübt haben soll¬ te, brachte er die gründliche Entschuldigung vor, ohne daß seine Verantwortung von den Vätern des Conciliums weiters angefochten worden wäre— ? welches aber zugleich einen »»^ widerstrcitlichcn Beweiß gibt: daß Hiero»^ mus in angeführter Tharsache die Wahrb^ geredet —, Balbinus aber, und die übriges weiche sich auf das verdächtige Zcugniß d^ Cochiaus verliessen, nichts, als eine Lüge da¬ nieder geschrieben haben —. In die ?ab> dieser letztem gehört auch der p. Selig, ohne allem Gcwiffensslrupel dem Hieeo^ mus vorgcmeldte Ausschweifungen zuschtei *) und noch dazu an seinen Gitte», die' untadclhaft nannte, sieb lustig machen will""" Es scheint: daß de: P. Makarius bloß auf de» demHieronymus gemachtenAnwurf gesehen Anmerk, zum I. Theil dieser Ges. §. r». Kirchenvers. Zu Kostniz. HI.THeil.Z^i Eile Lenellmm, preeZicntorum oräinis ge¬ lesen habe —) bekannte Hieronymus: daß er ihn zwar aufs Maul geschlagen, aber al¬ lererst alsdann, nachdem jener zuvor so¬ wohl wider ihn selbste, als auch wider an¬ dere adeliche Manner höchst beleidigende Worte ausgestossen, und mit seiner unge- schliefenen Zunge beleidiget hatte —. Was Hieronymus über den weitern Anwurf des wider gemeldten Strickmönch gezuck¬ ten Messers geantwortet habe, wird in dem Berichte der Kommifiarien nichts bemer¬ ket —! doch finde ich seine dießfallige Ver¬ antwortung anderswo in den Akten des Conciliums ausgezeichnet. In dem 'per¬ sönlichen Verhöre, welches Hieronymus am Däv erhielt, sagte er über angemerk¬ ten Artikel so vieles: daß er nach Ver¬ laufe etwelcher Lage von angeregtemWort- strei« *) 1°. XVI. p. 40;. V. <1. Harät l', IV. p. 751. all arr r-. Le — ! aber weiß denn der, Loch alles wissen wollende Münch nicht die in allen Gerichts- stuben, und Ley allen Prvzeßsachen gewöhn¬ liche Regel : HulliarurLr aller» pars —. Merk' er sichs diese Regel, mein lieber Pater— und glaub' er nicht, daß man in unfern wohl- eingerichteten Staaten jemanden bloß auf seine Anklage, ohne den Angeklagten darüber zu vernehmen, verketzern — oder ans dem Lande jagen werde, wie es doch dieser wohl¬ tätige Ordensbruder wünschet —. ZZ2 Geschichte der grossen allgemeinen streite, in dem Kloster, in welches er von ohngefähr kam, vom nehmlichen Mönche, rind semen Mltgehrllfen angefallen worden wäre —! bey welchem Angriffe er von ei¬ nem in der Nähe stehenden Bauer ein Messer entlehnet, und sich mit selbem so ge« schickt vertheidiget hätte: daß der drolligte Mönch das kürzere gezogen hätte, und von rhme sogar gefangen genommen worden wäre-. Dieses Gefecht wäre auch nicht um der Religion wegen entstanden! sondern er, Hieronymus, wäre dazu ge- zwangen worden, weil er, sich doch verbun¬ den zu seyn, erachtet hätte, sein Leben zu retMl. An denr Uiber die letzte Anschuldigung vor- gemerkten Artikels: daß ein Dominikaner auf sein Anrathen entsprungen —, und nach der Zeit aus Verzweiflung sich er¬ säuft haben sollte —, antwortete Hiero¬ nymus : daß der junge Mönch keineswegs von ihme zur Desertion verleitet worden wäre; *) sondern daß er aus selbst eigenes Antriebe, besonders, weil ihn das Klost^ mit dem Gehörigen nicht versehen wolln> die Kaputze samt dem Skapulier dem Pr^ zu Füssn geleget hätte-. An de Unglücke aber, welches sich mit ihme der Zeit ereignete, hätte die Verzweifln'y nicht den mindsten Antheil gehabt, der junge Mensch nur von ohngefähr, da sich eben badete, ertrunken wäre *) I^bb. lox. cic. x. Z54. Kirchenvers. zuKostuiz. III.THeil. ZZZ Die fünfte Beschuldigung nimmt ganz füglich auf die Verachtung der geist¬ lichen Strafen ihren Bezug! Um diese Anklage zu beweisen, berief man sich auf folgende Thatsache. Man sagte: *) daß Hieronymus den Peter von Valenza, ohngeachttt daß dieser vom Erzbischöfe Aby- nek mit dem Bannflüche, weil er die Bü¬ cher Wicklifs zum Verbrennen nicht aus¬ liefern wollte, belegt worden wäre, durch mehrere, und zwar durch 6, oder 7 Jahre nicht nur in seinen Diensten beybehalten, sondern ihn auch mit ausnehmenden Gut- tharen begnadigt hätte —. Welches aber eben eine unzulässige Gleichgiltigkeit zu geist¬ lichen Strafen —; wonicht gar eine offen- bare Verachtung derselben verrieth -7- ? dbb) Die *) ^P- ,1-abb. loo. eil. UN) d7rc> r§, v. ü, blarclr Inc. cic. p. 642. l>bb) Mit dem 2^iochenbu dem Ital, des P. A. C- Anm. 57« Kirchenvers. Zu Kostuiz III. Theil.ZZZ bekannter die Verdienste gedachten Peters von Valenzawären, demeerauch nicht von darinnen, daß er exkommunicirt —, son- dern weil er mit vielen Lobeswürdigen Ei- llknschaften begabt gewesen wäre, nach Kräften beygeftanden hätte —. Ich däch¬ te auch: daß Hieronymus in diesem Stü¬ cke nicht gesehlet haben dürfte, weil doch vach dem Inhalte des grossen Gebots *) kein Mensch, wessen Standes, Geschlechts, Religion rc» er auch immer wäre, von der Nächstenliebe ausgeschlossen würde —. Die sechste Anklage war: daß Hie¬ ronymus in verschiedenen auswärtigen , andern, und zwar namentlich in Rußland und Lithauen die jüngst aus dem Heyden- thume zur christlichen Religion bekehrten Anwohner m die vorigen Irrwege zurück- rufuhren, und von dem katholischen Glau¬ ben *) klakh. XXII. zy. Auf angeführte, und dcrley mehrere Missgeburten des Kirchenbannes, die man noch dazu mit den übel verstandenen Stellen des Apostels I. Lor.V. n. kom.XVI. 17. II 'Ihessal. III. H. II. io. n. ;u rechtfertigen suchte, mag auch sicher die dem Hieronymus von Prag von seinen Kemnüssarien am angeführten Or¬ te zugeschriebcnc Anklage, dass er den verbann¬ ten Pecer von Valenza bewirthele, gezlelkt ha¬ ben -. ZZ6 Geschichte der grossen allgemeinen ben abzuleiten sich Mühe gegeben haben soll, te —. * **) ) Hieronymus antwortete: er hatte über die vom Alexander Withold Herzog ge in Lithauen, und von dem Bischöfe des Landes an ihn gemachte Anfrage: ob die neubekehrten Lithauer zu wiedertaufen ren — ? folgenden Rath ertheiltt: die thauer waren, ob sie schon den Tauf naE dem Gebrauche der griechischen Kirche, ui^ den damit verbundenen Zerimonien pfangen, dennoch nicht zu wiedertaust"' sondern bloß in den Glaubensftücken römischen Kirche zu unterweisen —. se Meinung aber, gleichwie sie unbestreitbar ist, fo zeigt sie auch offenbar von der heir des dem Hieronymus im berührt Falle gemachten Anwurfs —. Zu dem siebenten Artikel zahle des Hieronymus mit Johann Hussen pflogene Freundschaft, und geäusscrte . thiilnehmung an Wickliffen, und jE, Lehre —. In Anbetracht des er!'"- legte man ihme zur Last: daß er einer den eifrigsten Anhängern des Johann gewesen wäre, so wie er sich für einen chen annoch itzv bezeigte —. Uiber^^, zweyre warf man ihme vor: daß er *) loc. cir. zg. **) loc. eil. lut» numrr!^ 0. ttargk ^42, 644. Kirchenvers zu Kostniz. III. Lheil.ZZ7 telst verstellter Kleidung, Scheinheiligkeit, und aufwieglerischer, unter das Volk ge¬ streuten Reden den König Wenzel, welcher schon im Begriffe stand, Wicklifs Lehre verdammen—, und alle Partheygänger durch seinen Ma'chtspruch straffen zu lassen, an Vollführung dieser frommen Ablicht ge¬ hindert hätte —. Man sagte: Hierony¬ mus sollte barfüßig —, mit einem langge¬ wachsenen Barte —, und auf einem Esel sitzend, zum König gekommen seyn, um ihn mit diesem ehrwürdigen, vielleicht wäre es besser gesagt, schmutzigen Aufzuge zu Gun¬ sten der Wickliffiten zu verleiten —. Uiber diesen zweentheiligen Artikel laugnere Hieronymus den letzten gerade- hm, und sagte: daß alles eine bloß erdich¬ tete Luge wäre, von der es ihme weder je¬ mals getraumet hätte —. Von dem er¬ ster» aber bekannte er offenherzig: daß zivi¬ len ihme, und dem Zuß eine vertraute Freundschaft obgewaltet hätte —. Wo- bey er zugleich bemerkte: daß man ihme die- ses um soweniger Übeldeuten konnte, weit Huß ein rechtschaffener Mann — ein eif- riger Diener des Altars — von untadel- haften Sitten gewesen wäre; ein Mann — deme niemand einen verdächtigen Umgang mit dem weiblichen Geschlechte, dessen doch die meisten aus seinem Stande verschrien waren, zumuthcte —, und von deine er nie. Wals einen irrigen, noch weniger ketzeri- D ..scheu ZZ8 Geschichte der grossen allgemeinen schen Satz — wohl aber die reinste Sit- tenlehre, und achten Grundsätze des Chri- sienthums gehöret hätte. *) Was die ih- me angeworfenen Irrthümer beträfe —, so wäre er überzeugt: daß Huß an jenen nie¬ mals einen Antheil gehabt hätte. Diese war die ganze vomHieronymus über angeführten Artikel ertheilte Antwort, welche von den Kommissarien in ihrem Berichte übergeben ward. Von der weitläuftigen Rede, die Hieronymus zu Hussens Vertheidiguna hielt, und in welcher er die Unschuld seines Freundes einleuchtend zu beweisen sich äus¬ serst angelegen seyn ließ, wird unten §- 77- die nöthige Anzeige folgen. Itzo muß ich das jenige, dessen Hie-' ronymus achtens beschuldiget ward, al^ führen. Man warf ihme vor: **) daß er das pabstliche Edikt, laut welchem er nach Rom vorgefordert worden, um alwort si^ ne Irrthümer abzuschwören, oder sich über die angeschuldigte Ketzere» zu verteidige" aus sträsiichem Eigensinne verachtet und in seinem angetrettenen Irrwege hals'' starrig beharret hätte—. Item — daß die zwo Kirchen Gr. Michel und BctlM hem, beyde in der k. Altstadt Prag gene Kapellen, ob sie schon mit dem Irn, dikte belegt gewesen wären, nicht nur lei sie besucht—, sondern auch viele andrer.^ *) tut) Xro. zz. tul- Z4- Zs. Kirchenvers. zu Kostniz. III. Theil.ZZy en zur Besuchung derselben angeeifert hät¬ te —. Gleichwie aber dieses schon hin- länglich bewiese- daß er ein Verächter der kirchlichen Gewalt wäre, so veroffenbarte es sich annoch, zum Uibcrflusse, aus der all- gemeinen Sage: daß er ein Mann vom Übeln Rufe —, em Au rührer—,wo nicht sechste ein Ketzer, doch ein Freund dersel¬ ben, und Irrlehrer wäre. *) Des Hieronymus über obige Punk¬ te ausgestellte Antwort war folgende-. von seiner Crtation nach Rom hatte er niemals einen ordnungsmäßigen Auftrag erhal¬ ten —; mithin konnte ihme auch unmög¬ lich lem Austenbleiben zu einer Verachtung der Kirchengewalt ausqeleqt werden —. Ler Artikel von dem Besuche der mit dem Banne b> legren Kirchen wäre falsch —; so wte er auch glaubte: daß derjenige, der die unter dem Anklaasartikel letztens bemerk¬ ten ehrenrührerrschenAusdrücke daniederge- schrieben, die Pflichten der christlichen Lie¬ be merklich verletzet hätte Neuntens ward Hieronymus be¬ schuldigt : daß er den Adel wider den geist- liehen Stand aufgehetzt —, und mehrer; aus selbem, namentlich aber den woxani, Rarzkoni/ und (sodila dahin verleitet ha¬ ben sollte, daß sie viele Kirchengüter an sich gerissen —, und die geistlichen Vorsteher V 2 der- -Xs>. lui> ^i. v. 6, st 6^,- Z4O Geschichte der großen allgemeinen derselben ihres Unterhalts beraubet hät¬ ten. *) Unter dem nehmlichen Artikel ward ihme auch der Frevel, und die muthwilli- ge Verachtung, mit welcher viele vom Adel dem Reliquiendienste begegnet und die Ablässe spöttisch behandelt hätten, zur Schuld gelegt; so wie man es ihme auch anwarf: daß er öfters in voller Rüstung, von mehrern bewaffneten Männern beglei¬ tet, deren Anzahl sich manchmal auf roo belief, in den öffentlichen Strassen erschie¬ nen wäre, um das Volk wider die Kleri- sey aufzuwiegeln — ,und die Geistlichen, weil sie sich Wicklifs Anhängern widersetz¬ ten, zu verfolgen —. Hieronymus läugnete alle diese, ihme angeworfenen Thatsachen, und sagte: daß er mit genannten dreyen Edlen, da sie m den Diensten des Königs waren, nur um seiner Geschäfte wegen öitere Unterredung gepflogen hätte -, so wie er auch niemals zu Pferde gepanzert erschienen wäre, äusser wenn er sich in dem Rtttergefolge des Kö¬ nigs, seines Standes wegen, in Waffc" hatte zeigen müssen Der zehnte Artikel betraf einige vcr^ dachtigen Lehrsätze, die Hieronymus ZU Paris, Kölln, Heidelberg öffentlich gell», M —, und hartnäckig behauptet hab^ *) iub e^um, ;6. zy, 42» V. r- 645. Kirchenvers zuKostniz.III.THeil. Z4- sollte —. In den Akten werden folgende angegeben: ^)„„In Gort waren nicht nur drey verschiedene Personen, sondern auch vier, fünf, und mehrere Eigenschaften; von denen zwar eine jedwede göttlich aber nichtsdestoweniger eine von der andern un- terschieden und am Grade der Vollkom¬ menheit selbste ungleich wäre-Und da sich in der menschlichen Seele drey ver¬ schiedene Dinge, als das Gedächtniß, der Verstand, und der Wille vorfanden, die doch ein Wesen, d. i. die Seele ausmach» ten, so ließ sich auch von sechste schliessen: daß die menschliche Seele ein richtiges Ebenbild der göttlichen Dreyeinigkeit ge¬ nannt werden könnte. Nur käme zu be¬ merken : daß diese ewig, und unendlich —, -ene hingegen in der Zeit erschaffen, und mir vollkommen wäre. Gott dem Vater wä¬ re es nicht schlechterdings unmöglich gewe¬ sen, den Sohn nicht zu gebähren -;in sei¬ ner Macht stünde es aber nicht etwas wirk¬ liches zu vernichten; alle zufälligen Dinge kämen aus einer bedingten Nothwendig- keit her —. Die Wesenheit der Dinge wäre Unveränderlich und somit würde die Substanz des Brods, auch bey der Einsegnung, nicht in den Leib Christi ver¬ wandelt , und Wicklif, von deme man weiß: daß er den letztens bemerkten Satz V 3 ge- * I.rbb. dlmn. 42. Lc LLL. "">bq> er zugleich E »ebEe u . daß Hieronymus Uber einen std- Kuqartikel Weden senderheitlich befragt werden soll- ^gcicstu. Le - Die meisten (ihre Anzahl wird irr den Akten auf 102 angegeben!") der gleiche zeili- Kes. §. zi-S ) Ugkb. loc. cik. Z75- 0?' lwli-, Lr tticron. ?->r. /I. /0/. z;r. Ktrchenvers. zuKostniz. HI.THeil. Z4Z zeitige Verfasser seines Prozesses sagt: daß ihrer 107 abgelescn worden wären) hatten den Bezug auf wicklif und Huss sen—, und kamen mit den vorhergehenden überein, worüber wir auch bereits die Ver¬ antwortung des Hieronymus entnommen hatten. Es würde dahero überflüßig seyn, mit ihrer vollzähligen Anführung mehrere Blatter anzufüllen —. Warum aber die Kommissarien die rühmlichen Sätze wieder¬ holt, und in Vorschlag gebracht haben, börste ich vielleicht die Ursache errathen, wenn ich sagte: daß sie mit Vermehrung der Klagartikel, auch den wider den Hie? ronymus bereits vorgefaßten Haß zu ver- grossern, die fromme Absicht gehabt haben wogten. Lcnfants dießfällige Anmer¬ kung ist sinnreich. Er sagt: *) daß die Kom¬ missarien des Huß und des Hieronymus v- Prag beynahe eben so gehandelt hätten, als nach der Zeit die gemeinen Controver- usten zu thun gepflogen haben Diese, weil sie die Ketzereyen zu vervielfältigen sich Mühe gaben, mußten, um ihr Hand¬ werk aufrecht zu halten, aus einem Artikel / zehn Sätze machen —. Es werden in den Akten beynahe z6 uiberWick- Artikel vorgemerkt, die einzig und allein ms Lehre dahin abzielen: daß Hieronymus einFrcund überhaupt, des Wicklifs und Verehrer von seiner Leh- V 4 re *) Higoire 6u Lonci!. kobellus —. Man warf ihme auch, als ein weiß nicht, wie abscheuliches Verbre¬ chen vor: daß er Wicklifs Portrait, und zwar, welches man ihme am übelsten aust nahm, mit Strahlen um das Haupt, d- l» mit dem Heiligenscheine bemahlt, in seinem Quartiere aufbewabrt haben sollte. b , ward auch der Gewaltthätigkeit beschul- digt, die er an jenen, die sich der Parthed des Pabsts und des Erzbischofs arnE men, und Wicklifs Lehre verdammten, aus^ geübt hätte -. Und was man ihme n» voraemerkten Falle sonderheitlich zunnüh^ le, war: daß er einen gewissen *) äp. I.skb. 1. XVI. p»x. Z57« Sc seg- num. .1. ul(z zg 27. **) I.sc. eir. nvm. 28» Kirchenverszu Kostniz. HI.THerl. Z45 schmied zu Prag, weil er wider Wicklifs, und Hussens Lehre, als eine offenbare Ke- tzerey geschmähet, im Jahre 1411 im Au¬ gustmonate gefangennchmcnin einen finstern Kerker einsperren —, und nach ei¬ nigen Tagen öffentlich auf dem Nachhau¬ se der k. Altstadt Prag, so stark habe peit¬ schen lassen, daß dieser armselige Mann nach einigen Tagen um der Schlage wegen ge¬ storben wäre—. *) Ein eben so unglückli¬ ches End hatte auch gewiß der Karmeliter- Mönch Niklas in der Moldau, wohin ihn Hieronymus stürzte, nehmen müssen, wenn er nicht durch einige Freunde, die sich des armen Predigers erbarmten, von dem Un¬ tergänge gerettet worden wäre —. Uiber den Gegenstand vom heiligen uib-r die Abendmahle sind zwar mehrere Artikel,in vom denen Hieronymus, nach Angabe seiner Kommissarien, mit dem Wicklif übereinge- kommen seyn sollte —! doch mögen sie ganz füglich auf folgende Anklagspunkte einge¬ schränkt werden. Die zwo Hauptanfchuldigungen wa¬ ren : daß er die wirkliche Gegenwart des Leids und Bluts Christi im Abend- Mahle geläugnet —,und daß er den Glau¬ benssatz von der Verwandlung des ma¬ teriellen Brods in den wirklichen Leib Chri- ^p.'Urdd. lud num. Z2, ZZ. V, ä. ttaräc 1. IV, p. 666. 846 Geschichte der grossen allgemeinen Christi angestritten haben sollte — *) ES werden in den Akten sogar einige Ar¬ gumente beygebracht, derer sich Ht'erony- mu6 zum Beweise gleich angeregter zween Jrrthümer gebraucht hätte, wie es seine Ankläger angaben. Das erste streitet wi¬ der die wirkliche Gegenwart, und ist in fol¬ gender Schlußrede abgefaßt: Christus hätte an dem Lreuzesholze gelitten — Von der Hostie im Altarssakramente aber kann man nicht sagen : daß sie we¬ der jemals gelitten hatte, noch gegen¬ wärtig litte — ; mithin müßte man schliessen: daß selbe, auch nach der Ein¬ segnung, nicht Christus wäre —. Mit diesem, und derley mehrern, blendenden Ar¬ gumenten sollte Hieronymus, laut der wi" der ihn vorgebrachten Anklage, nicht we- nige Menschen beredet haben, den Sentenz, daß Christus im heil. Abendmahle nicht in seiner Wesenheit, sondern nur figürlich/ und im Sinnbilde gegenwärtig wäre, an- zunehmen —. Dielen nehmlichen Saß hatte vorhero Wicklif behauptet;und nach der Zeit ist er zu einem Hauptartikel der Reformirtcn geworden, welcher sie von den Protestanten unterscheidet. Dieleß- kern, ob sie schon die reelle Gegenwart Leibs Christi im Abendmahle unter dem wirklichen Genüsse der gesegneten Hostie zu- la!" *) I. c. tub. num. z6. V, ö. b c. p. 668- 4*) S. l. LH. dies. Ges. §. Z l. Anui. -r. Klrchenvers. zu Kostniz. III.Thcil.Z47 lassen, läugnen doch auch die Verwandlung des BrodS in den Leib Christi — Das Argument, welches, als ein vom Hierony¬ mus über gemeldten Punkt angewandter Beweis in den Akten vorgegeben wird, be- steht in folgenden. *) Die Hostie mag, Wenn sie auch schon wirklich einge- weihet, konsekriret ist, von Mausen gefressen werden —. wenn aber nach der Emstgnung das materielle Brod in den Leib Christi wesentlich verwan¬ delt würde, und vom Brode nichts, als blosse Eigenschaften,Apparenzcn zurück- bliebcn —; so müßte man folgern: daß die Mäuse den Leib Christi frassen. Die¬ ses aber zu sagen, wäre höchst ungc- ^5smt! mithin folgete der nothwendige Schluß: daß in dem Abendmahle keine Verwandlung vorgehe —, sondern daß auch nach der Einsegnung die Substanz des Brods in dem Sakramente bleibe. Nicht genug, daß man über ange¬ merkte zween sonderheitlichen Jrrthümer dem Hieronymus Schuld gab — ; sondern Man warf ihme auch an : daß er über den Gegenstand vom heil. Abendmahle durch¬ aus die verdammten Lehrsätze Wicklifs be¬ hauptet haben sollte. **) Man legte es auch höchst sträflich aus: daß er von der Kommunion, und von der heil. Messe ver- schie. *) ^p. dsdb. Li v- ct loc. cik. **) dsbt). l. c. 5ul> 5>«m. Z7. z8. 348 Geschichte der grossen allgemeinen schiedene Gesänge, in welchen sogar die Worte des vornehmsten Thcrls der Messe, Verba csnonis ŽVlillN, enthalten gewesen waren, in böhmischer Sprache abgefasset, und unter das Volk ausgetheilet hätte; mit angefügter Erinnerung: daß auch die Layen, wenn sie die erforderlichen Gebete sängen, und die Einsetzungsworte förmlich aussprächen, so gut, als die Priester, die heiligen Sakramente ausspenden, und das Wort Gottes predigen könnten—; gleich' wie er das Letztere sechste, ob er schon ein Lay wäre, gethan hätte. *) §. 6y. , So bedenklich die Anwürfe waren, dst di-E dem Hieronymus über die Lehre vM Kirchen, heil. Abendmahle machte, so auffallend sewalt, scheinen auch folgende Anschuldigungen "Oer die verachtete Lirchengewalt —, M E-n rc. zuläßigkeit der Ablasse — Reliquien - Bilder rc. zu seyn. Man sagte: Hiesst nymus hätte gelehret: daß niemand dre Exkommunikation weder des Pabsts, nocy Bischofs, oder eines andern Kirchendieners von niedrigerer Klasse fürchten dürfte, nie" ein jedweder, von Menschen geblitzter Ban^ fiuch unwirksam wäre —. Nur in den» Falle, wo jemand wüßte, daß er von GA sechste der himmlischen Gnaden herauf und von der Freundschaft mit ihme ) Kp, Lsbb. I, cit, tub nuin- 48- Kirchenverfl ZuKostmz.lll-Theil. z49 geschlossen wäre, konnte die durch einen Altardiener anzukündigende Exkommuni¬ kation eine Wirkung hervorbringen. Sol¬ cher Lehre, ob sie schon von sich selbste ver¬ werflich wäre, hatten dennoch nach der Zeit mehrere Menschen angehangen, und sie hätte dergestalt überhand genommen, daß Wan nicht nur exkommunicirte Priester ge¬ zwungen habe, gottesdienstliche Verrich¬ tungen zu unternehmen sondern auch in Oertern, welche der Erzbischof von Prag Wit dem Interdikte belegt hatte, die heili¬ gen Sakramente auszuspenden. *) Em offenbares Zeichen! daß nicht nur Hiero¬ nymus selbste ein muthwilliger Verächter der Kirchenstrafen gewesen seye, sondern , or auch dazu annoch viele andre ver¬ leitet habe. Dessen man ihn weiters beschuldigte, war die Verwerfung der Indulgenzen. j?cach Yem Inhalte eines Anklagartikels wlle Hieronymus gelehret haben: daß we¬ der ein Pabst, noch Bischof die Macht be¬ säße Ablaß zu ertheilen —. Zum diesfal- ugen Beweise ward eine Thatsache arme» führt Man sagte: **) Hieronymus solle im Jahre 1412 zu Neuhaus, einem da¬ mals unter dem Kirchensprengel von Leu- thomischel — itzo KönigZrätz gelegenen Fle¬ cken ^') dilbb, lom- XVI, paA. 564. wk num, 4Z. I. c, puln- 45« M Geschichte der grossen allgemeinen cken, in die Pfarrkirche an einem Tage, wo man eben die vom Pabste Johann 2Z er- theilten Zndulgenzen kund zu machen iw Begriffe war, mit den Waffen in der Hand getretten seyn—, und mittelst seiner Ger sehrten, die alle Gefahr androhten, die Aw kündigung des Ablasses verhindert haben- Die Worte, in welche Hieronymus, in str^ ner Hitze, ausgebrochen haben solle, als er die zrveen Ablaßprediger aus dem Tempel jagte, werden in den Akten folgendcrmap sen anaegeben : *) Fort — packt euch ans der Barche Gottes ihr Lügner, samt euerer Lügenwaare —! Euer Herrchcc Pabst, ist ein Erzlügner— ein — und ein Wucherer, der keine Mache hat Ablaß zu ertheilcn, sondern nur ans Gewinnsucht mit verbomer waared^ Leute betrügen will. Was man ihme annoch, den der Ablässe betreffend, als den sträfl-E Muthwillen zuschrieb, war: *")daß auf^" stiften des Hieronymus im Jahre am Pfingstdiensttage zwo verschreite A., ren, von derer Hälsen die päbstlichen laßbriefe herabhiengen, zu Prag von Kleinseite nach der Altstadt, und von ser nach der Neustadt auf einem erhoh^y Wagen aefübrt worden wären „ rvobey seme Anhänger, welche den *) taNN, uri V. ö. II»rZk I c. I *') suk num. ' Kirchenvers ZuKostniz.III.THeil. 351 umrungen, zum Gespötte der Indulgenzen, und des Pabsts, der sie ertheilte, lautge¬ schrien haben sollten: daß man die Bullen eines Ketzers und Hurenjagers zum Ver¬ brennen führcte —. ccc) Es waren auch sol- «cc) Zalansky schreibt in der Lebensgeschichte des Huß: *) daß bei) angeführtem Vorfälle nur ein Knab von einem schon etwas reifern Al¬ ter, unter verstellter Kleidung einer Hure, wel¬ che die römische Kirche hätte verstellen sollen, gewesen wäre -! von deine er aber zugleich bemerkt: daß der Bursche überall, wo er durch die Stadt fuhr, über das sich häufig andrau- gende Volk, mit in die Höhe gehobener Hand, wiederholte Kreuze gemacht hatte — , so wie wir wissen : daß die Pabste es im Gebrauche haben, wenn sie dem Volke segnen. Das Gespöc über den Kreuzesscgen, welches dem Hieronymus so falsch, als vorgegebene Ver¬ achtung mit de» an die Brüste der zwocnHu- T rcn gcbangenenAblaßbriefcn angeworfen ward, wie cs sich unten 74. aus seiner Verant¬ wortung zeigen solle, ward nach der Zeit übli¬ cher geworden. Wegen untcrgclaufcncn häu¬ figen Mißbrauchen ist sechste der Verehrungs» würdige Segen eines Pabsts, oder Bischofs, welchem Sohne sollte wohl der fromme Se¬ gen des Vaters nicht willkommen seyn—?) in Hp. Lalbinuui krstom, bist, rrrum Loh I-ib, iV. cs;-. 420. z52 Geschichte der großen allgemeinen solche Bullen am nehmlichen Tage ohnweit des Neustadter Rathhauses öffentlich ver¬ brannt worden —. Die dem Hieronymus über den Bil¬ derdienst, und Verehrung der Reliquien gemachten Anschuldigungen bestunden hier- innen —. Man jagte erstens: daß er öf¬ fentlich gelehret haben sollte: die Ausse¬ tzung der Bilder in den Kirchen wäre un¬ erlaubt und die religiöse Verehrung der¬ selben stritte wider das ausdrückliche Ge¬ bot- daß man Gott alleinig anbeten soll* te. Nicht zufrieden mit der blossen L-Hr^ wäre er zugleich, nach dem Beyspiele der altern, von der Kirche verdammten, Bil¬ derstürmer auch zu gewaltthätigm Angrif¬ fen vorgerückt—, und hätte im Jahre r4^ in eine fast allgemeine Verachtung geratl)^' Die Italiener machen sich am meisten den pabstlichen Gegen lustig! Es babeL"^ mehrere Augenzeugen erzählet.'daß bcy^ letzten Reise des heil. Vaters nach Wie» Bedienter des Pabsts, der voran an derp^f lichcn Kutsche saß, als er das Volk in l)ä^ ger Menge herzulaufcn sch, über selbes verholte Kreure gemacht haben sollte — ' welchem stch eben veroffcnbarte: daß römische Gpasvogel aus dem Ge^lae - Pabsts P us VI keine sonderbeitliche . rung für den Segen seines Pnncipals Haden mögke. Kirchenvers zu Kostniz. III.Theil.ZZZ das in der Minoritenkirche zu Gr. Jakob ausgestellte, und vom Volke sonderhertlich verehrte Krucifirbild nüt Koth angewor¬ fen, und abgerissen —. Der nehmliche Unfug wäre auf sein Ar stiften im vorge- Meldten Jahre durch einen Wrckliffiten in der Klosterkirche zu Marien Schnee ge¬ schehen —. *) Hieronymus ward ferners beschul¬ digt : daß er alle, den Reliquien schuldige, Ehrerbietung, als unzuläßig verworfen hätte —. Unter andern besonder» Vor¬ würfen, die man ihme im berührten Falle wachte, finde ich folgenden ausgezeichnet: ^r hätte sich zu Prag öfters, sowohl in ge- h"wen, als öffentlichen Gesprächen erklä¬ ret, daß der Schleyer U. L. F., welchen man ur der Metropolitankirche zu Prag an- dachtlg verehrte, keine grössere religröfe Ver¬ ehrung verdienete, als die Haut des Esels, auf welchem Jesus zur Zeit feiner Flucht in Egypten gesessen wäre —. ") Man pus- sirtedie diesfällige Anklage, und sagte: daß Hieronymus, ob er schon den Reliquien- dienst gänzlich abqeschafft wissen wollte, dennoch das Volk zur Verehrung der Ge¬ beine von jenen dreyen Männern, die um der Lehre Wicklifs wegen in einem Auflau¬ fe getödtet worden waren, verleitet haben Z soll- *) Izlili. I. c. lud num. 55. 56. v. g. tttrgk I- c. p. 674. ) I. c. inim. ^8. v. ttsicir P- 6"^. z54 Geschichte der grossen allgemeinen sollte. Man hat gesehen: daß alsogleich gedachter Vorwurf auch dem Huß gemacht worden seye! S. II. Theil zz S. -L8- Der Beförderer des Conciliums er¬ neuerte in einem weitläuftigen Artikel die bereits von den Kommiffarien gemachte Anklage: daß Hieronymus in Rußland, und Lrthauen die Christen von der grie¬ chischen Kirche in der Spaltung zu näh¬ ren, und in ihren Jrrthümern zu unterstü¬ tzen sich äusserst habe angelegen seyn las¬ sen. *) ** ***) ) Allein — wir haben auch schon gelesen: welchergestalt Hieronymus diese angeworfene Thatfache schlechterdings ge- läugnet habe —; So wie auch schon von deme, daß Hieronymus wegen Wicklifs Lehre sich von Paris, Heidelberg, Krackaw Wien habe flüchten müssen, Meldung schehen war! welche Anklage der Proku¬ rator dennoch wiederholte. Schließlichen folgte eine lange, und breite Erzählung von allem deme, was sich mit dem Hieronymus seit seiner Ankumt zn Kostni; zugetragen haben sollte. Beförderer des Gnnodes erzählet: Hieronymus aus keinem andern Tri'be, als den ibme der Meist des Hochmuths e>n/ geflösst hätte, nach Kostniz gekommen w"' *) I.adk. tnd num. ^o. 6l. **) r.-lkd. I. c. num. 64. uch. ***) iub «um. 80. ulcz. yr. Kirchenvers zu Kostniz.HI.THeil. Z55 re. um sich allda, wie er angab, zu rechtfer¬ tigen—, daß er nach den an die Krrchenrhü- re zu Kostniz angeschlagenen, für den Sy- nodus höchst beleidigenden, Briefen von dannen entflohen —, im Sulzbachischen angehalten—, zurückgeführt — ,und in die Gewalt des Conciliums übergeben wor¬ den wäre —. *) Er berührt semen Wie- / Verruf; wobey er vorzüglich anmerkt: daß Hieronymus nur aus Verstellung, weil er seine Befreyung anhoffte, wiederrufen hat¬ te —. Und am Ende wird sein Rückfallmit schwärzesten Farben geschildert. Der Sach¬ walter will behauptet haben: daßHrerony- mus annoch itzv standhaft, oder wie er sich ausdrückt, hartnäckig auf allen ihme an¬ geworfenen Jrrthümeru beharrete —. Ein jedweder Umstand ward von dem Anklä¬ ger in einen besondern förmlichen Artikel emgetheilet! Dieses dürfte vermuthlich aus der oben §. 68. angebrachten Ursache ge¬ schehen seyn. §- 70. Der Beförderer des Conciliums, wel- si¬ cher, wenn Raynald die Wahrheit redet, d^CMcn **) Heinrich von Piro gewesen seyn solle, des Z 2 hat- "mus. ^p. IHi. I. cit. p. Lc tec;. tub num. y, r>5c;. io2. v. ä. dlsrät 1. IV. x, 68) ulcj, 690. S- I^col. riä gn, 1416 num, 19. 556 Geschichte der grossen allgemeinen hatte zu den Hundert und zween Artikeln, welche dem Hieronymus im Bezug auf ferne Lehre angeworfen worden waren, auch einen hinzugesetzt, welcher seine Gitten anschwar¬ zen, und verdächtig machen hätte sollen —. Ersagte:daßAeronymus in seinemGefängr Nisse dre ganze Zeit mit Schwclgerey zu- brächte —, dem Trunke vollends ergeben wäre —»; und sich täglich besaufete *). Ich finde in den Akten des Conciliumö keine vom Hieronymus über diesen Anwurf er- theilte Antwort aufgezeichnet. Vermuth- lich wird es dem Hieronymus überfiüßig geschienen haben, sich über eine Anschuldi¬ gung zu vertheidigen, dero Falschheit das allgemeine Zeugniß von seiner philosophi¬ schen Strenge, und untadelhaften Lebens wandel offenbar bewiese —. Zudeme wis¬ sen wir aus vorhergehender Erzählung: daß Hieronymus vermög Mangel am Speis und Tranke beynahe ganz entkräfter wor¬ den seye —. **) Und wer wird es wohl glauben, daß seine Wächter, die von dem Synode den schärfsten Auftrag hatten sei¬ ne Huaalen zu verdoppeln, ihme den Ge¬ nuß niedlicher Speisen, und ermuntern¬ der Säfte, sogar bis zum Uiberflusse, Me¬ lassen haben sollen — ? Nur eine kleine Es' mnerung an die Art, mit welcher Justin seinem Gefängnisie zu Kostniz behändes worden war —! und man wirb leicht schlrsr ' ) I, c. p. Z74. S. oben i>). Kirchcnvers. zuKostmz.M.LHeil. Z57 sen können, wie es dem Hieronymus, wix der welchen man im nehmlichcn Falle den Jnqmsttionsprozeß machte, ergangen ftyn dürste —. Ohngeachtet dessen begehrte doch der Beförderer des Conciliums: daß dre Vä¬ ter den Hieronymus durch das Fasten, welches die ordentliche Strafe der Geist¬ lichen, und vorzüglich der Ketzer wäre, züch¬ tigen mögten. *) So unwahrscheinlich vvrgemerkte Anschuldigung war, eben so paradox tönt auch in dem Munde des An¬ klägers die Ursache, kraft welcher dieser den Hrexonymus zum strengsten Fasten ver¬ dammt wissen wollte! Er sagt: Christus hatte vor seinem Leiden 40 Tage gefastet; A wie auch Moses, eye als er auf dem -^erge Sinai die zwo Gesetztafeln erhielt, ^lrch das Fasten sich zum Gespräche mit Gotte vorbereitet hatte — ; und Elias harte gleichfals nur durch die Enthaltsam¬ keit vom Speis und Tranke verdient in Hrmmel erhoben zu werden —; und die Starke, nut welcher Daniel die Löwen be-,o- »r zwungen, wäre ihme nur durch das Fasten ' ' zu Thcil geworden — ! es wäre also noth- wendig: daß auch Hieronymus zum Fa¬ sten verhalten würde —. Diese war die Schlußrede, welche der Ankläger machte! und die Folgerung, die ich hierausziehen konnte, würde seyn : daß Hieronymus von Z Z Prag, *) Urbb. tvc.. tujira cik. z 58 Geschichte der grossen allgemeinen Prag, weil er, nach Einrathen des Beför¬ derers der Kirchenv. z r Kvstniz, sich nach dem Beyspiele des Erlösers, des Elias re. durch das Fasten zum Tode vorberetten soll¬ te—, auch mrt dem Elias, Moses, und so¬ gar mit Christus im Bezug auf den glück¬ lichen Hintritt im gleichen Verhältnisse stünde —. Da der Hr Ankläger das Glerchniß in dem Vordersätze machte, muß er es auch, obschon wlder seinen Willen, in dem Hintersatze zulassen. Es dürfte aber der Hr. Beförderer auf diese, obschon von sich sechste folgenden, Schlüsse keine Acht genommen haben! Sern Eifer, von welchem er ganz dahingerissen auf die Verdammung des Hieronymus drang, liess' es ihme nicht zu auf bündige Schlüsse zu denken. Er stellte unmittelbar nach obigem Anwurfe den Vätern vor:") das; sie den Hieronymus über alle ange¬ führten Artikel verhören —, und zum Ein¬ geständnisse derselben auch mittelst der Tortur zwingen mögten. äää) Und soll- I. c. p. Z7g. ^äcl) Die Torem- — was für ein ohnkraftiges -Mittel sie scyc, die Wahrheit zu erforschen, beweiset ihre in allen wohlgeordneten 'Staa¬ ten schon seit einigen Jahren heilsamst eiagr- führte Abschaffung! Wie viele, auf - n' ' terdank gespannte Menschen manchmal die')- M'N Kirchenvers. zuKostM. III.Theil.Z59 te er einige aus vorgemeldten Artikeln, die doch aus der allgemeinen Gage erwiesen würden, laugnen—. oder in seinen ange- Z 4 nomr „en angcworfenen Thaten eingesianden Ha¬ den, die sie zu begehen auch weder jemals im Sillne hatten —, und die sie nur von däm¬ men cinbekanuttn, weil sie den unausstehli¬ chen Schmerzen der Folter ausweichen woll¬ ten, bedarf keines Beweises. Die Abschaf¬ fung der Tortur ist eines der sichersten Denk- mäalcr (welche auch barbarische Zeiten nicht zerstören können —) wodurch weise Fürsten in den Herzen ihrer getreuen Unterthancn ewig unvergeßlich werden —. Und gleichwie soft chm Regenten die Unsterblichkeit für ihre edle Handlungen zum Lohne wird; so verdienen auch alle jene, die durch ihre Klagen, Rath¬ schlage, und gründliche Schriften etwas dazu beygetragen haben, unfern wärmsten Dank Unter andern, die sich in unfern Ocsterrcichi- schen Staaten im berührten Falle durch UN" Widerlegbare Schriften besonders ausgezeich¬ net haben, steht an der Spitze Hr. Hofrath ro» Sanneufels —. Ihme sind im Auslän¬ de der berühmte von Halle»-, und andre vor- gegangen, die sowohl einstimmig, als auch gründlich wider die Tortur geschrieben haben. Ihre Argumente-doch von vieler Ma¬ terie mögen die Rechtsgclehrten handeln, be¬ sonders jene, die von der peinlichen Gerichts¬ ordnung schreiben- Z6o Geschichte der grossen allgemeinen nommenen Irrthümern hartnäckig behar¬ ren, mußte man ihn, ohne Verweile, beson¬ ders weil er kein Geistlicher wäre, als ei¬ nen unverbesserlichen Ketzer dem weltlichen Ge- WaS ich hier Orts anmcrken will, ist : daß die Tortur, welche bey dem Inquisttionsgerichc» im Gebrauche war, und zu welcher Hierony¬ mus von Prag, nach Einrathen seines Anklä¬ gers, hätte gezogen werden sollen, die allergrau zamste gewesen scye —. Eine kurze Beschrei¬ bung derselben dürfte allhier nicht am' unrech¬ ten One sieben. Ich finde drey, bey der In¬ quisition übliche Arten der Folter, die, ob sie schon von einander unterschieden, doch alle zu¬ gleich sehr grausam waren. Die erste ist dir Tortur mit dem Stricke; die zwoce mit deiU Wasser; und Vie dritte mit dem Feuer. Die mit dem Stricke besteht darinnen. Man zieht einen Strick unter den auf dem Rücken ge¬ bundenen Armen des Inquisiien durch. ^t diesem wird er durch einen Kloben in die Do¬ be gezogen, bleibt eine Zeitlang schweben, u»d dann laßt man ihn plötzlich bis auf einen bal' den Fuß von der Erde herabfatten: welches C'schntterungen verursacht, wodurch alle Glie¬ der ausgerenkt werde». Diese Fester dauert eine Stunde lang, und länger, wenn cs die Kräfte des Angeklagten aushaltcn können- Bringt ihn diese Foster nicht zum Gesta" ' niste, so folgt die wasserrorcur. Nachdem Kircherwers zuKostniz. III.THeil. 561 Gerichte übergeben, damit dieses an ihme, nach Vorschrift der Kirchensatzungen die Strafe auöüben konnte —. Alst eine grosse Menge Wasser trinken müssen, wird er auf eine ausgehöhlte Bayk gelegt, die sich nach Gefallen verengern und erweitern laßt! quer durch die Bank geht rin Stock, der den Leib des Delinquenten im Schweben erhalt, und ihme unaussprechlicheSchmerzen im Rück« grade verursacht. Die grausamste ist die Feu- ermarcer. Man zündet ein grosses Feuer an—, streckt den Angeklagten auf die Erde aus, so daß die Füsse gegen das Feuer gerichtet wer¬ de» —, reibt sie mit Speck, und andern zünd¬ baren Materien —, und laßt die Fußsohlen solange brennen, bis er bekennt. Beyde Mar¬ tern --, doch es entfallt einem die Feder aus der Hand, wenn er alle Grausamkeiten beschreiben soll, mit welchen Menschen gegen ihre Mitbrüder verfahren sind —, und zwar, welches vorzüglich in Anbetracht zu nehmen kömmt, unter dem scheinheiligen Vorwande der Religion —. Es paßt hichcr, was schon vorläugst Lupre;, der römische Dichter, hier¬ über gesungen hat : ramum religio poruir kuLÜcrc mslorum —. *) Ich will also lieber schweigen, als alle jene unmenschlichen Grau¬ samkeiten, welche das heil. Ingmstcionsgenchr ausgeübet hat, weikläuftigcr beschreibe» Die ^it. I-uorct. äs reruin natura lab. n. v. i or. §62 Geschichte der grossen allgemeinen Also lautete die Anklage, welche der Prokurator des Concilmmö an die den 27 April versammelten Väter machte. Wir haben die Artikel gelesen, welche dem Ae-' Die von der Tortur angeführten Stücke mö¬ gen hinreichend scyn den billige» Abscheu ge¬ gen das Ketzergericht, welches durch so lange Zeit mit Feuer und Schwerdt getobec hat, i« unfern menschlichen Herzen rege zu mache»' Wer hievon eine richtige, und umständlichere Nachricht zu wissen verlangt, lese die bereits im N. Theile dieser Geschichte *)im berührte» Falle angerühmte Historie des phil. Limborchs* Was ich aus dieses Geschichtschreibers M- üolrells 1'Inquisition, annoch hmjufügen will, ist: daß die Inquisition zu Rom, die eine aus i r Kardinalen, und mehrer» andern Offizi¬ anten bestehende Kongregation ist, in welcher der Pabst den Vorsitz hat, für das höchst Gericht daselvst gehalten werde —. Selbst die Fahne der Inquisition zeigt schon den End- zweck ihrer Bestimmung au; sic besteht aus rotbem Damaste, auf weichem ei» Kreuz nebst cincm Oclzwcigc auf der einen Seite «ufdcc andern ein Schwerdt gestickt ist; ring um das Schwerdt stehen die Worte des 7? **) Psalms v. rr Gocc — stehe auf, deine Sache aus. H ;; Anmerk. uu. **) Nach dem Hebräischen Tert ist eS der 7 4 ' LxurAe Lear, Le juäica LLullänr türm. Kirchenvers zu KostniZ.III.THeil. z6z ronymus angeworfen worden waren; nun dürften meine Leser die Antwort erwarten. Welche der angeklagte Magister hierüber er- theüte — ? Ich würde sie auch ohnverzöger- lich anführen, wenn nicht andre, gleichfals wichtige, Ereignisse zu erzählen waren, die sich in der Zwischenzeit dis zum 23 May, als am welchen Tage dem Hieronymus von Prag zum erstcnmale erlaubt ward sich mündlich zu verantworten, bey der Kir- Henv. zu Kostniz zugetragen hatten. §. 71- Um den Faden der historischen Zeit- . Ebnung, „ach welcher ich die Geschichtet^ ^oncuiums zu Kostniz schreibe, nicht dcs Königs muß ich vor allen andern den»"".^«' "v. zu Kostniz unterzögen hatten, wollte er 564 Geschichte der grossen allgemeinen § er auch den König von Kastilien zur bal¬ digen -Bereinigung mit selber bereden- Er wußte es: daß eine zwischen Monarchen mündlich gepflogene Unterredung von weit geschwinderer Wirksamkeit wäre, als ein, auch lange dauernder Briefwechsel! zu Vie¬ lem Ende trat Ferdinand auch die Reise »ach Kastilien an. Es mag seyn: daß den dießfälligen Entschluß des Königs auch die Hoffnung, seine Gesundheit wiederum vollkommen hergestellt zu sehen, befördert habe, wie ei¬ nige behaupten. *) Wir wissen es: vast der König seit dem Heumonate verfloss^ nen Jahrs immer kränklicht gewesen seye^ - und da eine Veränderung der Luft Zm Wiedergenesung manchmal sehr vieles beN' trägt, will ich gern glauben: daß nebst gemerkter Ursache auch die Hoffnung Gesundheit seine Reise beschleuniget ha^' Allein — Ferdinand erwirkte weder erstere, noch erhielt er das zweyte — starb auf dem Wege zu Jnguallava Anfänge des Aprilmonaths. Die dcwy richt von seinem allgemein betrauerten 2 de kam gegen das Ende alsogleich geim ten Monaths nach Kostniz! Johann Opitz, der ^von dem Concilium im 4 nungSmonathe mit den Einladungsvrrn nach Arragonien abgeschickt worven m *) Nrovinm ri? sn»sl, Laron. a» p- 512. Äirchmvers. zuKostmz. HI. Theil. Z65 hat sie überschrieben. Kaum als diese be¬ trübte Neuigkeit dem Synode kund gemacht ward, hat man eine Versammlung der Na¬ tionen auf den zo Aprilmonaths bestimmt, um sowohl die Kirchenfeyerlichkeit, die man dem für den Kirchenfrieden äusserst besorg¬ ten Prinzen schuldig war, anzuordnen, als auch um sich über die Maaßregeln zu be- rathschlagen, die man bey dieser soviel be- deutenden Veränderung vorkehren mußte. Jakob, der Bischof von Lodi, aus dem Predigerorden, eröfnete die Versamm¬ lung ; welche am ««gezeigten Tage in der Kathedralkirche zu Kostniz gehalten ward, wlt einer Trauerrede über den kläglichen Antritt des Königs. O Diese Rede des iDlchofs muß nicht aufbewahrt worden Wyn, weil sie weder in den Akten des Con- tUlums, noch anderswo vorfindig ist. Was Am von seiber weiß, ist so vieles: daß der Redner vorzüglich jene Thaten an dem verstorbenen König angerühmt habe, wel- a>e dieser in den letzten Jahren seines Le- dens für dre Vereinigung der Kirche löb- lchst unternahm- Nach geendigter Rede las ein Sekretär des Synodes den Brief V Johann von Opitz von dem Lesepulte Uentljch ab. Der Inhalt desselben der '/und in deine: daß Opitz alles bemerket, 'v sich im Bettes der Kircheuvercimgung vor *- IV XVI. p. r ä. IIsrär-L. 'V- ?. 7isi Z66 Geschichte der grossen allgemeinen vor dem Tode des Königs, und kurz dar¬ auf in Arragouien ereignet hatte. Nach dem Zeugnisse Dietrichs von Niem ward darinnen auch gemeldet- daß Fer¬ dinand in seinem letzten Willen an den Thronerben, seinen Sohn, den nachdrück¬ lichsten Auftrag gemacht habe, das Ver- eiriigungsgeschaft nach Vorschrift der mit dem Kaiser zu Narbonne geschlossenen Ka¬ pitulation ohngesäumt zu betreiben—; und daß Alphons, diefes Namens V. wirklich eine solche Gesinnung äussere, aus der man sich die schmeichelhafteste Hoffnung maches könne, daß der Sohn den dießfalllgen Mu¬ len des Vaters getreu erfüllen werde Diese Versicherung war vermögend den kostnizischen Vätern, die über den Vertun des Königs Ferdinand zu trauren UrsaM hatten, einigen Trost zu verschaffen' vermehrte sich, da man zugleich entnahm- daß auch der König von Kastilien, und m zween Grafen von Foix, und Armagnac m Kürze ihre Gesandten nach Kostniz 'M cken —, und sich mit dem Conciliurn einigen würden —; wie solches ihre xK fe anhoffen liessen, die nach obigem richte dey vorgemeldter Versammlung gelesen wurden. **) ZNM *) In Vlta xosn. 2Z xib. III, cr?« l'. II. I.»I>b. Li v, cl^ I^üröc loci« atr« Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. 567 Zum Schluffe ward annoch eine auf den verstorbenen König paffende Lob-und Trau¬ errede gehalten. Anton, der General des Ordens von Erlösung der Gefangenen, und Gesandter des Königs, war ihr Ver¬ fasser. Der Redner wählte sich zum Vor¬ spruche den ir Vers aus dem 6z Psalm: Der Lönig wird sich in Gott erfreuen. Nach vorläufiger Bemerkung, daß der Tod für den Gerechten mehr erfreulich, als schröckbar seye, wre es unter andern zwo gründliche Stellen des rednerischen Philo¬ sophen beweisen: Das ganze Leben der Philosophen empfiehlt den Tod in un¬ ausgesetzter Erinnerung desselben,*) Und wiederum: der weise fürchtet den niemals—, kömmt der Prediger auf vre Abheilung,und sagt - daßFerdinand sich sowohl im Leben, als auch im Tode em- p.whlen Hütte —; in dem erstcrn; weil er em Fürst gewesen wäre/den nicht soviel sein erhabner Thron, als die erlauchten Tugen¬ den glänzend gemacht hätten — ; in dem Zweyten aber; weil er als ein frommer Ehrrst, und mächtiger Eiferer für das Wohl der Kirche gestorben wäre, und folglich itzo sich ohnzweifelhaft in Gott erfreuen würde. **) Unter den Tugenden, welche der *) XI. lull. Licerc» II. cie Inkc. **) Dlcsc Henmrin des /Vmonü cis kterccäesicht dcy XVI. in a^isnäics Loucil, e.vng. p. IZ44- Lr leg. Z68 Geschichte der grossen allgemeinen der Redner in bündiger Kmze anführet, zeichnen sich besonders die Klugheit—Gü¬ te — Leutseligkeit —, und sein, alles um¬ fassender, Geist aus —. Aus allen Fi- güren, welche in gemeldter Rede Vorkom¬ men, gefällt mir folgende am besten, wo Ferdinand an der Güte dem Titus und an der Gerechtigkeit dem Trajan an die Seite gesetzet wird. Der Ausdruck ist zwar kurz aber viel bedeutend—. Mo¬ narchen verdienen nur damals bey der Nachwelt Lob, wenn sie sich im Leben als Väter ihrer Unterthanen gezeiget haben? nur weise, und bloß zum Wohl ihrer Staa¬ ten abzielende Gesetze machen, daß gekrönte Fürsten unsterblich werden —. Die schichte, jene unzuvermeidende Richterin" der Fürsten, gibt Ferdinanden dem nige von Arragonien hierüber das verdien' te Lob. Mas die Historiker an ihmeror^ züglich anrühmen, ist: daß er ohngeaclM seiner Tapferkeit, und erprobter Kriegs Wissenschaft dennoch den Frieden geliebt^ und seine Unterthanen mit Leutselig^ und Güte beherrschet habe —. Und was konnte man wohl zum Lobe eines Könlg? Ruhmwürdigers sagen — ? Was aber die Herzen der kostest' schen Väter am meisten von Dankbar^ aufschlveUen machte, war der rastlose fer, mit welchem Ferdinand annock m v ' lehren Tagen seines Lebens für den Kirchenvers. zu Kostniz. HI.Theil.Z69 chenfrreden unausgesetzt arbeitete. 2tt- phons sein Gohn erbte nicht nur die Kro¬ ne, sondern auch den dießfälligen Eifer sei¬ nes Vaters, wie wir anderswo deutlicher sehen werden, eee) A a Ge- vee) Ich muß bei) dieser Gelegenheit anmerken: welchergestalt Alphsns, der neue König von Arragonien, wirklich den Weg derKirchenver« «inigung eingetretten —, und den letzten Wil¬ len seines Vaters genau erfüllet habe —. Ec bestätigte die berichtigte Kapitulation von Narbonne, und verpflichtete sich sechste eid- mäßig, alle darinn enthaltenen Artikel zu be¬ folgen , wie solches sein unter dem 9 April an die kostnizischen Väter abgelassenes Schrei« den einleuchtend beweiset. Ich lese in den Akten drtz Conciliums, *) daß Anton, der Ge« nererl des Ordens von Erlösung der Gefange¬ nen, und ausserordentlicher Gesandter vorge, meldten Königreichs solche Nachricht bey öf¬ fentlicher Versammlung am 15 May kund gemacht habe. Die kostnijischcn Väter em¬ pfanden hiebey ungemein vielen Trost; und auf Bnverlangen der zwccn Prokurators ward der königliche Entschluß des Alphons förmlich in die Akten des Conciliums eingetragen. Es ist dahero eine offenbare Lüge, wenn Ra^-ald, der Fortsetzersder Baronianischen Jahrbücher schreibt *) v.ä. ttarär V. I V. x. 74 Z. Z70 Geschichte der grossen allgemeinen Gegenwärtig hab ich nichts anders hinzuzusetzen: als daß auf Befehl des Concrliums zu Kostniz am 8ten Tag des May- schreibt: *)daßan Alphonsen nichts weniger, als der Eifer zur väterlichen Frömmigkeit hervorgeleuchtet hatte —; und wiederum —: Laß Alphons aus Eigennütze die Spaltung genahret, und den Peter von Luna zu Penis kola unterstützet haben sollte „ Die lin? Wahrheit dessen beweiset die Vereinigung des Königs mit dem Synode zu Kostniz, von wcl- cher lm folgenden Thetle die Rede geschehen wird. Hi-r Orts gilt weder dle Einwendung: daß Alphons nach dem Tode Benedikts XlU. eine neue Gegenxabstwabl veranstaltet habe, welche den Kanonikus von Barzcllona Aegi¬ dius Mugnos traf, der sich den Namen Kle¬ mens VIII. gab —! Venn solches ist allererst einige Jahre nach geendigter Kirchenv. zu Krst- „iz geschehen; und die Ursache angeregten U»- ternehmens war nicht, daß Alphons im»'^ dem Luna angehangen, und die Kirchenspal¬ tung genahret hatte —; sondern folgende- 3" dem Erbfolgskriege, wo Alphons der K^i§ von Arraaonicn, und Ludwig, Herzog von An¬ jou um das Königreich Neapolis stritten, sthl"O sich der Pabst Martin V. zur Eegenparki -p des Königs von Acragonicn; und dieses^-' prob' *) Zmual. kccl. I*. XVII. »ä an. 14'6. »mr>. A nuin. r2» Kircheuverst zuKostmz. III, Lhei!.Z71 Maymonaths für den verstorbenen König die feyerliche Seelenmesse abgesungen, und die übrigen, bey derley gottesdienstlichen Verrichtungen üblichen Kirchenzerimonim entrichtet worden seyen —. Dächer ") beschreibt die ganze Pracht des dießfalls aufgerichteten Lcichengerüsts, und kostba¬ ren Aufwands. Wir wollen aber von diesem unbedeutenden Gepränge schweigen, und dafür eine andre Neuigkeit erzählen, wovon um die Mitte Des Aprilmonaths ein öffentliches Gerücht zu Kostniz erscholl. §. 72. Wir wissen: daß Balthasar Costa, Johann vorhin Johannes XXHI. röm. Pabst, nach- dem er förmlich seines Pabstthums entsetzt G-fängnI worden war, wie ich solches im l. Theile zu Heida-, dieser Geschichte §. ;8 erzählet habe, auf^E'"^ Befehl des Conciliums dem Chursürsten, und Pfalzgrafen am Rhein zur Verwah¬ rung übergeben worden seye. Dieser hielt ihn m einem Thurme gefangen. Baltha¬ sar, der sich vorhin zu Master und Lande tapfer herumgeschlagen, war itzo ohnmäch- Aa » «g *) Hp. v. ä. Harüt 'd. IV. p. 7^2. droß Alphonse» so sehr: daß er Martin dcn fünften mit dem neuenSchatken von einemPab- sie zu erbittern die Absicht gehabt habe ') IÜIH7 's. n, «Zs 8, r-ugsirc 6ez äeux LisNsr. Z72 Geschichte der grossen allgemeinen tig—, und Johann rz, der mittelst fett ner Schlüsselgewalt fast der ganzen Chri¬ stenheit Gesetze gab, mußte nach seiner Ab¬ setzung schon beynahe durch ein ganzes Jahr in einem finstern Gefängnisse schmachten. s5k) Eme so weit abstammende Metamor¬ phose mußte freylich dem Johann höchst schmerzlich fallen l dahero ist es auch wahr¬ scheinlich : daß er auf seine Befreyung um unterlassen nachgesonnen habe. Dietrich von Niem erzählet in sei¬ nem am Feste des heil. Markus, d. i. am 2F April 1416 zu Kostniz geschriebenen Berichte: "ch daß man auf den Erzbischof von Maynz, einen gebohrnen Grafen von Nassau den allgemeinen Verdacht gewor¬ fen habe, als ob dieser Churfürst, von dem Expabste gewonnen, zu seiner Befreyung heimliche Anschläge gemacht hätte! Es war nach *) Eismas in vita goannis I-ih. III. cex. v. ttaräc 1'. II. 5ol. 446. M) Der hierüber gemachte Sinnspcuch, de« «cb bei) v. d. ^ardr *- lese, gefällt mir wohl, ich' zeigt so vieles an: daß jener, der die SckM'i- sei zum Kerker verwirft, selbste eingesperrt zu werden verdiene. Das dem, im Lhurme ge¬ fangen sitzenden Pabste angefügke lalciniirbe Motto heißt: ahuri cisvibus: kerclicieear clsver Igersr, Heine «arcere eisa5ni. *) N?, li, ?. XlV. x. 296 Kirchenvers. zu Kostniz III, Lheil.Z7Z nach dem Zeugnisse gleich genannten Histo¬ rikers der allgemeine Ruf: daß gemeldter Kirchenprälat den Schloßhauptmann, wel¬ cher den abgesetzten Pabst zu bewachen hat¬ te, mit Gelde bestochen haben sollte, um sei¬ nen Gefangenen entwischen zu lassen. Ich weiß zwar auch aus des nehmlichen Die¬ trichs Nachricht, *) daß der Erzbischof in einem an dasConcilium eignes Fleißes ab- geschickten, und am Zten des Junius öfs fentlich abgelcsenen Schreiben sich über den angeworfenen Verdacht zu rechtfertigen be¬ stiessen habe—! doch dächte ich: daß an der Sache wirklich etwas gewesen wäre, weil Ludwig der Pfalzgraf, und Chur- fürst sich eilends, nach einverstandener Ab-- Mt, von Kostniz nach Heidelberg begeben vatte, um die zur Flucht angesponnenen An- 'ch'ssge zu Hintertreiben —. Man redete auch öffentlich zu Kostniz: daß der Pfalz- - graf nach gepflogener Untersuchung, und erörterter Wahrheit, den Schloßhaupt¬ mann als schuldig befunden, und ihn des¬ sentwegen zur Strafe in dem Rheinstrome zu ersäufen befohlen hätte —. §« 73- Gleichwie der Pfalzgraf den Haupt- Emi-e Mann, der im Schlosse die Wache hielt, aus Räuber um vorangcmerkter Ursache gestraft haben soll Kosim; te, so wurden auch zu Kostniz einige fast sc- A Z .. um ) I.0L. e. csp. r, ci. p. !vc. Z74 Geschichte der großen allgemeinen um dre nehmliche Zeit, obschon aus einem andern Beweggründe zur Strafe gezogen. Etwelche Räuber hatten die Strassen um Kostniz, die von den Reisenden durch die Zeit der Kirchenversammlung beynahe wim¬ melten, durch verübte Plünderungen unsi¬ cher gemacht. Ihr Anführer solle ein ge¬ wisser Freyherr Georg von Enndt gewe¬ sen seyn. Lieser kleine Baron, aber gros¬ se Tyrann, wie ihn Dietrich von Niem nennt, *) hatte in der Gegend von Kost¬ niz zwey feste, und überaus stark verschanz¬ te Schlösser, in denen er mehrere Räuber unterhielt, die allda sowohl ihren Raub verwahren, als auch für ihre Personen, von den Nachstellungen der Gerichtsdiener, einen sichern Zufluchtsort finden konnten. Sie trieben ihr Handwerk durch eiue ge¬ raume Zeit, und zwar um so unangefoch¬ tener , als weniger man ihren Aufenthalt errathen konnte. Die Sache ward folgen¬ dermassen entdeckt. Als einer aus dem Gefolge v. Enndt am 11 April sehr früh mit einem Weibs¬ bilde von gleichem Gelifter sich in ein Schis setzte, um von Kostniz nach Schaf¬ hausen zu übersegeln , ward er von den Stadtwächtern, welche sein Anzug, derrn er war vom Kopfe an bis zum Fusse be¬ mass- *) in vika ^oanni; 2Z lüb. III. cu?' »p. v. N. U. p. 444« Kirchenvers. zuKostniz. III.THeil. Z75 waffnet, befremdete, in Verdacht gezogen. Sie erstatteten ihren Bericht ohne Ver¬ weile an den Magistrat, und dieser gabal- sogleich den Haschern Befehl, dem angege¬ benen Räuber nachzueilen, und ihn zu er- greiffen. Er warb auch eingeholt —, er¬ griffen—, und nachdem er alles, über was Man ihn in Verdacht hatte, einqeftanden, ohne weiterm Prozesse in den Rheinfluß gestürzt, allwo er nothwendiqer Weise er» saufen mußte, Niem bemerkt annoch den Umstand: *) daß die Hascher ihn, bey den Haaren haltend, so lang unter das Was¬ ser getauchet haben sollten, bis ihme das Athemholen vollends vergangen wäre, ^a der Räuber einbekannte: daß er ein -vrener des Georgs von Enndt, und dieser ^er ordentliche Anführer der ganzen Räu¬ berbande wäre, lief man auch vhngesäumt m das angezeigte Quartier um den Hrn. -oaron handfest zu machen. Er schliefan- Uoch ruhig in seinem Bette, aus welchem Man ihn gebundner in das Gefängniß führ¬ te. Es soll der Anschlag gewesen seyn, thn zum Tode zu verurtheilen! und viel¬ leicht wäre gemeldte Strafe an ihme auch vollzogen worden, wenn sich nicht feine Ver- wandten und Freunde ins Mittel gelegt, und sein Leben erbetten hätten —. Was Wan von ihme, und seiner Familie forder¬ te, war die Uibergabe des Schlosses Grim- wenstem; denn mit Gewalt konnte cs nicht A a 4 ein- v. ci. ri 4sr. V. ä, kläräc 1°. IV. p. -^49. Lr /.öürms- rivc vel nc§srive. Z78 Geschichte der grossen allgemeinen gesucht hatte! nun wollte man ihme dieses, um sein Verlangen zu befriedigen, bey ge¬ genwärtiger Versammlung angewiesen ha¬ ben. Er sollte über die ihme angeworfe- um Artikel in Gegenwart der zahlreichen Kongregation frey, und ohngehindert ant¬ worten doch lese ich in den Akten: daß man ihme nur die Erlaubniß gegeben, über die Anklagsartikel mit ja, und nein zu antworten —. Man darf also nicht sagen: daß ihme bey gegenwärtiger Versammlung vollständige Freyheit, sich zu vertherdigen, ertheilet worden seye? Und eben darinnen, weil Hierony¬ mus diese nicht erhielt, wollte er auch die ihme zur Beantwortung vorgelegten Artir kel nicht beschwören. Daher», weil Hie- ronymus sich aus angemerkter Ursache wei¬ gerte den Eidschwur abzulegen —^/Lnd das Concilmm ihme die vollkommene Erlaub niß zu reden nicht ertheilen wollte, ward ihme gestattet dre Anklagspunkte, über die er sich gegen seine Kommissarien annoä) nicht geäußert hatte, geradehin zu beant¬ worten. Solches that auch Hieronymus mit folgenden. Uiber den Artikel von wicklifsleh- re überhaupt bekannte er: *) daß er dre Bücher Wicklifs zwar gelcsen; aber seme Irrthümer niemals gutgeheissen hätte. D>e SchE loc cit. p. 40z. Kirchcnvers. zuKo-rmz.lH.THeil. 379 Schriften gemeldten engländischen Doktors enthielten viele Wahrheiten, ob er es schon nicht bestreiten wollte, wominder auch ei¬ nige falschen Lehrsätze vorkämen! nur däch¬ te er, baß man ihme die Lesung der Bü- Her Wicklus nicht verargen dürfte, weiler doch nur das Gute aus selben herausge- ivgen; bas Uible aber darinn gelassen hät- te —. Was sein ihme ertheiltes Lob be- teäfe. so hätte er ihn nicht als einen Ke¬ tzer, sondern als einen Philosophen ange- tühmet. Aus der nehmlichen Ursache hät¬ te er auch geglaubt Wicklifs Portrait, wel¬ ches mit keinem Heiligenscheine, wie man *n der Anklage fälschlich vorgab, bemahlt Mesen wäre, unter andern Philosophen m icrnem Zimmer sicher aufstellen zu kön- 7",-*) Len Anwurf, daß er die Leh- '^cklrfs mit Gewalt durchgesetzt, und ie Gerächter derselben sogar bis zum To- e verfolgt haben sollte, wie man um sol- Ms zu beweisen die zween einzelnerr Fälle von pem Messerschmiede, und Karmeliter- Mönche anführte; läugnete Hieronymus geradehin, und sagtedaß eines so falsch, W das andere wäre. Er liess es zu: baß tt sich zur Zeit, da er angegriffen worden, ^ch Kräften vertheidigt hätte. S. oben 67.; doch konnte man ihme dieses um A weniger übel deuten, als mehr ihn das ''taturrecht dazu verbunden hätte —. Die ) I-oe. eit, in ress. Lit num. r;. Geschichte der grossen allgemeinen Die Punkte, derer man ihn über die Lehre vom heil. Abcndmahle anschulbig- te, läugnete Hieronymus gleichfalls. Sr sagte: *) daß es ihme niemals beygefallen wäre, weder den Glaubenssatz von verwirk lichen Gegenwart, noch von der Trans- substantiation, oder Verwandlung anzlp ftreitm —; so wie es auch falsch und er¬ logen wäre: daß er über das heilige Meß" opfer, Kommunion rc Lieder in böhmisches Sprache abgefasset hätte. Und wenn auch Hieronymus dieses wirklich gethan habe" sollte, würde man ihn wohl mrt Rech^ hierüber tadeln können — ? Durch mehret Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung ward der Gottesdienst aller Orten in dce Muttersprache gehalten! und ich rvrW nicht: ob cs für das gläubige Volk annoch itzo nicht erbaulicher wäre, wenn cs Viehes ltgen, und kräftigen, bey dem Gottesdien¬ ste üblichen, Gebftein verständlicher Spa¬ che von seinem Pfarrer herablefen hörte, am daß es einige halbgebrochne lateinische Sor- te, derer Inhalt es nicht begreift, und de» mancher Meßpriester selbste kaum ßE Lessx-vu anzuhören verbunden seyn muß. SE 8 . das Tonrilinm zu Trient, ob es schd aus einer, will nicht sagen, unzureichend^ Ursache beschlossen hat, daß das Meßopl^ in der üblichen Landessprache nicht gew ten werben dürfte, hat doch besohlen:^ Vre Seclenstrger öfters! dasjenige, *) .^i>. I, c. sN z6 Lr Z7 neZst, Kirchenvers zu Koftniz. IH. Lheil. 381 dem Meßopfer vorkömmt, dem zum Got¬ tesdienste versammelten Volke in verstände lichcr Sprache vorzutragen, auszulegen, Und faßlich zu machen sich befleißigen soll¬ ten. In Voraussetzung dessen wüßte also N'-cht, mit welchem Grunde das Concilium rn Kostniz den Hieronymus von Prag ha- be beschuldigen können, daß dieser Meßge- lange in böhmischer Sprache abgefasset, und unter das Volk ausgetheilet hatte. Al¬ lem auch dieses that Hieronymus nicht, Uüe es aus seiner gerichtlichen Aussage er¬ hellet. uiber den nehmlichen Gegen¬ stand, von der Lehre Wicklifs, verneinte Hieronymus auch: daß er das Recht, die Sakramente auszuspenden, weder jemals Layen zugeschrieben hatte. Was er aver öfters, auch in Gegenwart seines Kö- mgö, behauptet zu haben einbekannte, war: . ) daß die Layen in dem Falle, wenn sie Mlangliche Wissenschaft, und Kenntniß fassen, ohngehir.dert das Wort Gottes ^klciren, und die heilige Schrift auslegen Flinten —. Eine Meinung, die eben kei- "e Verketzerung zu verdienen schien. Uiber den Anklagspunkt von der ver¬ jeten Rirchcngewalt antwortete Hie- jymus: daß er niemals die geistlichen Grafen, insoweit sie erne geistliche Seelen- arz- ) I. c. ^5- i. L. 4.24. v. a. iti-räc I.c. p. 75Z. .. Z 82 Geschichte der grossen allgemeinen arzney wären, zu verachten auch nur im Sinne gehabt hatte. Seine dießfällige Lehre wäre nur gewesen: daß eine widere rechtliche Exkommunikation ohne Wirkung wäre; gleichwie auch ein Pabft, Bischou oder Priester, wenn er ein Wucherer NM' re, und den fleischlichen Lüsten anhienqe, ov er schon die Sakramente giltig verwaltttt, dennoch allezeit unerlaubt, gottesräuberisiv/ und zu seinem ewigen Nachtheile handel¬ te —. *) Ich glaube: daß auch dieser AusA ge des Hieronymus so wenig etwas AnM siges, oder Widersinniges anklebe, als sik' ner Meinung, die er über die Indulgent oder Ablasse geäußert hat. Er sagte: dm> Die Indulgenzen, wofern sie von Pabsts Kardinälen, und Bischöfen aus heilig^ und frommen Absichten ertheilet würd^j anzunehmen, und auch zu billigen wE' nur behauptete er: **) daß jene Abum , mit denen gemeiniglich die Pabste zu kv^ chern pflögen, und die sie durch ihre iE" schiedene Länder ausgeschickten Kommm^ rien, und Ablaßprediger, um Geld dem Säckel des einfältigen Volks zu pressen, käuflich gäben, keine wahren Dulgenzien, sondern höchst sträfliche brauche des Ablasses waren—. §88^,^- lUocir cilrri«. **) pgA. 40Z.V. cl. I^arät I-?' LKÄ Es ist vhnstreitig daß um die Zeit d Kirchenvers. zuKostmz. III.THeil. Z8§ ronymus sagte weiter: daß er niemals ein Verächter der Ablässe gewesen —, und daß jener beleidigende Anwurf, als ob er die päbst- ciliums zu Kostniz die Ablaßkrämerey mit al¬ len häufigen, daraus entstandenen, Mißbrau¬ chen beynabe auf den äussersten Grab der Un¬ verschämtheit gestiegen seyc. Die mit den In dulgenzien am stärksten wucherten, waren die römischen Päbste- Nach ihren Grundsätzen sollte der Ablaß niemals anders, als durch die Austhuung einer milden Land gewonnen werden. Welch' eine fruchtbare Quelle von Reichthümern der Ablaß seit dem Anfänge der Kreuzzüge dem römischen Hofe gewesen seye, kann man dci) verschiedenen Historikern ausgezeichnet le. fin *) Go viel ist sicher r daß die Are»;, sahnen, und die mit selben verbundenen Ablässe, deren Urheber Urban U. gegen das End des Xl- Jahrhunderts war, und welche nach dec Feit seine Nachfolger auch auf die Ketzer aus- dehncten, **) die päbstliche Kammer ungemein bereichert haben Wer sich von dem lästigen Kreuzzuge frei, machen wollte, mußte eine be¬ trächtliche Summe Geldes au die pabstlichen Ablaßprcdiger bezahlen. Doch — da auch die- S Lramere Fortsetzung der Dossuct. Geschich¬ te V. Th. sw Ablheilunq S. 404 Le leg. S- Onnstü kieurii Liss. in bl. L äe Lrueiiirss Z84 Geschichte der grossen allgemeinen pabstlichen Ablaßbriefe zum Zeichen einer Beschimpfung von verschreiten Huren durch die Stadt Prag herumtragen, und öffent¬ lich verbrennen gelassen hätte, im Grunde falsch, und erlogen wäre. Mit Lieser schändliche Gewinnst die Unkosten der Kriege, welche die Pabste mit Kaisern, und Königen führten, nicht bestreiten konnte, erfand Bonifaz VIH. den Jubelablaß. Die Einkünf¬ te desselben waren durch lange Zeit eine rei¬ che Aerndte für die Pabste. So viele hundert tausend Pilgrime, welche zu den Jubelfesten nach Rom kamen, um den vollkommenen Ab¬ laß aus dem römischen Kirchenschatze zu er¬ halten, liessen dafür unsägliche Schatze zu¬ rück, deren sich die obersten Vorsteher derKic- che, um ihre Monarchie zu bestätigen, wohl zu gebrauchen wußten. Wegen den häufigen Ausflüssen, welche der mehr als königliche Auf¬ wand der Pabste verursachte, wollte auch die¬ se Quelle nicht zureichcn l Es kam also die Rei¬ he an die Dpferablässe, welche Leo X. verkün¬ digen ließ. Ich schreibe allhier keine ordentliche Gesch"^ des Ablaßhandels; nur muß ich erinnern, dut die Pabste, deren Gei; unersättlich war, mit de" Indulgenzen allerhand Proben gemacht bu¬ ben , wodurch sie die Schatze der Natisu an sich ziehen konnten. Eie bekümmerten si^ wenig um die ächte Bekehrung der S«"^'' Kirchenvers. zuKoftniz. III.THeis. z 8s Mit Ablesung obiq^r 2lnklcrqspunkte, und der vom Hieronymus erfolgten Ant¬ wort war die Jert verfingen, welche die Väter zur Sitzung bestimmet hatten. Sre B b ka- was ihnen sonderheitlich am Herzen lag, war, ihre Schatzkammer zu bereichern Zum Be¬ weise dessen dient jene Gceueivolle römische Bußcare, zu vero Erfindung die Indulgenzien Gelegenheit gaben. Es wird darinnen der Preis tbcils für die Vergebung einzelner, und zwar der größten und schändlichsten Verbre¬ chen—, theils für die verschiedenen Arten von Ablassen festgesetzt: Um dix Ohren meiner Le¬ ser nicht zu beleidigen, will ich die Greuel alle nicht nennen, die über die erste Gattung da» innen vorkommen.' cs wird genug scyn einige "amhaft zu machen, so wie sic in dem Taxe»- buche stehen: ^blolucio pro es, qui vir^incia stellorsvir, groll' 6. ^blolutio pro eo, gui msrrem, lororein, nur sliam constmAuiriesm Lrc. §eoss. g. das heißt, er soll 5 Groschen be¬ zahlen. *) Die Tare des Ablasses ist folgen, de: Ein Ablaß aufzwcy Jahre kostet ro ; auf drey rg; auf vier Jahre zo Groschen. Ei» Ablaß für de» dritten Thcil seiner Sünden hundert; ein Ablaß auf ein Jahr für dieje¬ nigen, *) 1üXL Oancell. ^postolic« Le WXL ptLnirenriz. rise spost. egjc. t^rss. an. IZ2o. S. Peter Bapleuo lliÄionn.iieo !,ist. cririgus unter dem Artikel Dank remsry. st. 586 Geschichte der grosse« allgemeinen kamen ohnehin spat zusammen! in den Ak? ten lese ich: daß die Sitzung allererst UM die Mittagsstunde kor.-', iepti'mg, ve! <^uaä snts lNLriäism angefangen habe; mithin ist es leicht zu begreiffen: daß dem Hie- *) ^p. I.sbb. I. c- p. 402. nigen, welche ein Ave Maria sagen, i r Gro¬ schen rc. Weich' ein schändlicher Mißbrauch Les Ablasses—,und welchem greulicher Wu¬ cher der Pabstc mit selbem-? daß cs aber Ley der Ablaßcaxc auf nichts, als auf die al- , lersüirdlichste Bereicherung der Pabste abge- sehen war, erhellet aus einer bcsondcrn An¬ merkung in dem Laxenbuche, worinnen cs heißt: wohl zu merken ; daß die Sünde«»"'- gedungen, Ablässe, und derley Vergünstigungen den Zirmen nichc bewiliigr werden! diejenige^/ welche kein Geld haben, haben auch kei»ev Anrheil an diesem Troste —. Es würde über- flüßig seyn über solche Abscheulichk. iten zn glc^ siren. Llaudius von Espense, ki» Gotlesge- lchrter der römischen Kirche hat schon in> v"' gangcncn Jahrhunderte ausgcrufen lAoM müßte zu Schanden werden, weil solche Ab schculichkciten, die sie gclchret hat, vor Oe um Rache schrien —. , Johann XXII. röm. Pabst solle der Erfinder st' cher Greuelvollen Dußlare gewesen seh"' daste auch im Anfänge des XV. Iahrhunbcr^ *) S. Drrliucourc Reyliguo s üe LeUev. Nrchenvers zuKostniz. HI. Theil. Z87 Hieronymus nicht viele Zeit zu seiner Ver- Mwortung übrig bleiben konnte! diese ^ard jhme auf nachfolgenden Diensttag ^gesagt. Die Vater versprachen es, ihn I "der die annoch rückständigen Artikel am Bb 2 26. im Schwange war, darf man sicher muth- massen: daß Hieronymus von plag auf selbe gezielct haben möatc da er sprach: daß es un¬ erlaubt wäre Ablässe zu verkaufen, und Sün¬ den nach dec ausgelchriebenen Taxe zu verge¬ ben. Halte das Coneilium zu Kostnlz die dießfallige Meinung des Hieronymus, und al¬ ler übrigen, die mit ihme im anberührken Glücke gründlich dachten, angenommen, und die greuliche» Mißbrauche der Ablaßkrame- rcy durch ein ernstliches Verbot abgeschafft; ich werke—: daß cs zur Kirchentrennung im Jahrhunderte niemals gekommen wäre. Allein — da weder das Conciiium zu Kost- " dse verächtlich würden; wovon im lVten dieser Geschichte das weitere folgen soll Und da die nachfolgenden Pabste sich mehr, als weniger es die Kirchcnversa"""' lung verboten hat, berechtigt zu seyn " ten, aus den Ablässen einen ordentlichen-^ del zu machen, wie es der auf Befehl Pabsts Leo X. verkündigte Opferablaß sct- In Voraussetzung dessen wird es manden befremden: daß man die römische^ che, insoweit sie eine partikulare Kir^ ' weil sie einen solchen Greuel der Verw"^, nicht nur duldete, sondern auch sogar mit walt durchsetzen wollte, anzustreiten sich waget habe —. Es ist aus der snsgeschlchre bekannt twelchergcstalt der brauch des Ablasses die nächste Verand zur Kirchenverbcfferung, oder will Trennung nennen, gilt mir einerlei), v»rch , Marrin Lucyers standhaften Widerspruch geben habe. Wären die Päbstc bei) sprünglichen, und achten Verstände dc-^ lasses geblieben, und batten sie nicht' Eigennutz zu befriedigen , daraus Gchleichbandcl gemacht, so würde der christlichen Kirche niemals so heil, als uns, leider, die Geschichte aul xst > ^irchenvers zu Kostniz. HI.Theil.Z89 > Akten waren eingetragen worden. Man > "''terzcjchnete die Akten; und somit gieng t dießmal die Versammlung auSeinan- . d-k. Bb z §.75. 0 k, I e' j !>' ß' ü> »r' ft" ! ft" ! i" ' ^1' ret hat, entstanden seyn. Oder ist es nicht Unheil-, Unverschämtheit —, Gottlosigkeit, wenn man lehret, wie Tezcl behauptet hat:S. Johan» daß die Seelen im Fegseuer sobald als das Geld ClndanS^ für einen Ablaßbrief in dem Beutel oder sten klänge, aus ihrem Marcersrre sprängen, Handel in und ge,, Fimmel stiegen — ? baß durch den Ab-staubens- fachen ben >aß der Mensch mir Gocc versöhnet würde — ; Regierung und daß d?,, pabst mittelst seines Ablasses nicht Kaisers uur die begangene», sondern auch die Zukunft kigen Sünden, die man annoch thun wolle, cil- Darf wohl, ein , auch rvmischkatholi- Fvl. scher, Thcolog dcrley Wirkungen dem päbst- lichen Ablasse zuschreiben — ? cr Ablaß, in seinem ächten Verstände genom¬ men, ist; und darfauch nichts anders seyn, als eine Nachlaß der kanonischen Busse, Wir wis¬ sen es aus der Geschichte der altern Zeiten, kste streng die Kirchenstrafen gewesen seyen, denen sich die Sünder besonders zur Zeit, w» mnwch die öffentliche Buffe in Uib ing war, "'"erziehen mußten, und die ihnen bey ver¬ schiedenen Gemeinden von den Vorstehern der¬ selben aufgelegt wurden. Diese strenge Busse, ""lchc von den Kirchcnsatzungen, Oanonee, ^"Namen der kanonische» erhielt, ward nach der t Olis. V L. i» bili. Ilce!. Z90 Geschichte der großen allgemeinen 8. 7s- r«»»» Am v°kg-nanntm Tage kam LesDc!l)°rö wiederum M d m nehmlichen Orte, d. l. Mil dem hxx Domkirche zu Kostniz , aber um au I E-sMÜy frühere Stunde zusammen! es war um d>b der Zeit, da sich Umstande änderten, g^ , dert —, in leichtere Bnßübungcn verweb oder wohl gar nachgelassen, wie es die schösse, oder Vorsteher der Gemeinden ' Scelenheile ihrer Schafe ersprießlich erachteten. Fleury schreib : daß es r" Zeiten in die Wtllkübr der Biichoffe worden wäre einen Tdeil der ka"""' Busse nach dem Eifer des Bußfertiges^ andern Umstanden zu erlassen. N"" sich die Bischöffc gegen ihre Gläubige" trcf der strengen Buffe nachgieoig ward diese Nachgiebigkeit Indulgeuz, »et las; genannt. Ich zweifle nicht, die Kirche, wenn sie Gewalt hatte die Kirchenbuffc aufzulegen, auch berechtiget sen fcye selbe nach der Zeit zu vcrwecho^^ch nachzulaffen —. Und dieses es auf nichts anders, als auf die kanonischen Buffe zielt, und keinen den Zustand des künftigen Lebens Len hoffentlich auch die Herren mit mir sowohl dec allgemeinen r"- auch einer jedwede» bcsondccn t- theilen. Da ich eben etwas von l>» Kirchenverstzu Kostni;. M.THeil. zyr neunte Stunde Vormittags nach unserm reurschen Schlage. Der Patriarch von Konstantinopel als erster Kommissare in des Hieronymus Sache führte wiederum das Wort. *) Das erste, was er von dem Bb 4 An- t *) I.sbb. I. c. p. 404. v. 6. klarste P.7Z4. de des künftigen Lebens berührte, muß ich anfügen: daß es mit den sogenannten Tod-, remrblässcn, denen von den Pabstess die Kraft zugeeignet ward die Seelen der Verstorbenen aus dem Fegfeucr zu erretten, annoch keine ausgemachte Wahrheit seyc! Selbste das Lonr ciluim zu Trieur, welches sich doch in Glou- benssachcn so sehr geschäftig bezeigte, hat hier¬ über in dein Dekrete ste instulgemiis nichts bestimme» wollen Cs ist also kein Glau- Decembr*' bensiatz der römischkatholischen Kirche: daß ein Pabst, Bischof, oder wohl auch die ganze Kir¬ che Todkenablässe ertheilcn wolle, oder könne, Zerret. ea- wie sich der achtkatholische Doktor k'ranciicu5 rum, guL Veroni»! wortdcutlich ausdrückt. ^nr Es wäre zu wünschen: daß die Herren Vorsteher, undLehrerausdcrrömischkaiholischenKirchcöf- non 'lbm. kers ihrem glaubigenDolke den «»gezeigten wah- xen Begrif von den Ablagen vortragen mögleii! dadurch würde manchem, annoch herrschenden " Aberglauben abgeholfen. Allein — wenn die Lehrer sechste theils, wie es die Erfahrung zeigt, unwissend sind, und in irrigem Mahne stecken; theils aber auch, wie eS manchmal , " 8-r- M Geschichte der grossen allgemeinen Angeklagten anverlangte, war die Able¬ gung des Eides! doch da Hieronymus auch dießmal denselben verbat, mn Ursa- cher weil ihme keine voUftändtge Erlaub- mß zu reden ertherlet würde—, las über den von Karomälm (es waren ihrer an der Zahl 15 zugegen) gegebenen Wink der Abt geschieht, aus Eigennütze den Ablässen eine gökljlche Kraft, d i die Vergebung der Sün¬ den zuschrcibcu, ist es wohl anzuhoffen, daß . die Religion von den Mißbrauchen gereinigt, und statt der Unwissenheit die Aufklärung ein¬ geführt werden sollte — ? Um diesen heilsamen Endzweck zu erreichen, ist es vor allem nölhig die Reform bey den Kirchenlehrern von erster Klasse anzufangen. Nur gelehrte, einsichtige, und uneigennützige Bischöffe—, Manner, die vorzüglich das Reich Christi, nicht aber ein¬ trägliche, und wohl gar doppelte Pfründen suchen, werden sich mit einem apostolischen Eifer befleißigen die, sowohl über die Mate¬ rie des Ablasses, als auch andre Gegenstände «nnoch obwaltenden häufigen Mißbräuche»^ zuschaffen. Wären die Kirchcupralaten dec Versammlung zu Kostniz einsichtig, klug, und uneigennützig zu Werke gegangen, so würde» sie gewiß die Meinung des Hieronymus vo" Prag gebilligt —, den ächten Verstand v»» den Iudulgeuzen bestimmt—, und die Abla - krämcrey, welche so vieles Unheil angesponuc» hatte, schärfest verboten haben. Kirchenvers. zuKostmz. III.THeil. Z9Z Abt vonPerusa, was annoch von den An- klagsartikein übrigte, ab« Uiber den Anwurf vom Reliquien-- und Bilderdienste, von deme ich oben 6y , gemeldet, antwortete Hieronymus von Prag: daß solche Anschuldigung, sowohl Me, die sich auf die Verachtung der Reli¬ quien und Unzuläßigkeit des Bilderdiensts im Allgemeinen bezöge, als auch diese, die Man in sonderheitlichen Fällen vergäbe, falsch, und erdichtet wäre —. Der Abt rrwiederte zwar, so wie ich in den Akten lese-.*) daß angeregter Artikel durch drey Zeugen bewiesen worden wäre. Doch da Hieronymus den Anwurf immer verneinte, muß man seiner gerichtlichen Aussage auch um jo mehr Glauben beymessen, als weni¬ ger er Ursache gehabt hätte, solches zu läng- nem Es ist aus der Geschichte damali¬ ger Zeiten bekannt: wie sehr der Reliquien, und Bilderdienst in eine auch abergläubi; sche Verehrung der Gemahlde, und Uiber- vlewsil der Heiligen ausgeartet habe —, so wie er annoch zu unfern Zeiten in man- chen katholischen Orten der wahren und rei¬ nen Religion nachtheilig ist. llkb) Hje- rony- U«kl>. I. o. p. 4->s. KIrlr) Eine Bedauernswürdige Sache .-daß cs an¬ noch in unfern aufgeklärten Zeiten Männer gebe, die von dem Schwalle des dicßfälligcn ' Fana- Fanatismus dahin gerissen den Uibcrbleibseln,, und Kleidungsstücken sowohl der Heiligem als auch jüngst verstorbener, und annoch nicht kanonisirter Menschen eine Wunderkraft zu- schreiben — ! Zn G* einer römiscbkathvlischcn Stadt hatte, nach Meinung eines solchen Fanatikers, der Hut des seligen Pabsts Ganganelli bcy schwängern Weibern, jedoch nur unter dem Bedingnisst' Laß die Applikation mit selbem auf den Bauch geschähe,die Geburtsschmerzcn lindern-,u»b seine Pantoffel die Geschwulst dec Füsse vec^ treiben sollen! Zu welch' sträflichen Ausschuß fungen nicht Manner, die doch gelehrt, lveni^ stcns, scheinen wollen , und denen man dazu öffentliche Lehrämter anvcrtranet,ausac' ten können-? Es ist recht wohl gescheht daß solcher Charlatan nicht zu vergesst"' daß ec ein Ordensbruder scye —, von sei>"^ einsichtigen Fürstbischoffe den verdienten stb^ festen Verweis, so wie man mir schrieb, 'M dem gemessensten Auftrage erhalten habe,>ui seinem Huw, und Pantoffeln eine derlcy u" erlaubte Handthierung in Zukunft nicht zu treiben. - . Z94 Geschichte der großen allgemeinen ronymus würde also, wenn der Anwurf richtig gewesen wäre, sich über selben ganz leicht mit deme habe entschuldigen können: daß er nur den Mißbrauch angeregter Ze, nmomen bestritten hätte; so wie wir wis¬ sen: Kirchenvers zuKostniz. III.THerl. 395 sen : daß er sich auf gleiche Weise über die Materie von den Indulgenzim geaussert hat. Anbcy würde es ihme ebenfalls ncht am Grunde gemangelt haben die Aechchert mancher in verschiedenen Landern, auch in seinem Vaterlande in Böhmen zu Prag, zur Ich lass' cs gern zu, und es ist eine unumstößliche Wahrheit, daß Dl-mene XIV. ein rechtschaffo, ucr, frommer, einsichtiger, und für die Reki« gion bestens besorgter Pabst gewesen fege —, ^-so wie ich seinen, für uns nur allzufrühzeiti- " gen, Tod oft beweine. Aber — daß es die, scm vormals erleuchteten, und itzo hoffentlich von Gott verherrlichten Pabste zu seiner Glo¬ rie etwas bcytragcn sollte, wenn man seinen hinterlassenen Kleidungsstücken aus Bigote, rie eine ausserordentliche Hcilungskraft zu» schriebe — — dessen wird mich niemand bereden können. So wenig mag eS auch Chri¬ stus unscrm Erlöser, und seinen Heiligen wohl¬ gefällig scyn, wenn Christen mit ihren Uiber- bleibseln abergläubisch umgehen, und öfters aus eigennützigen Absichten Wunderkurcn er¬ dichten, und unter das Volk ausstreuen —. Ich laugnc cs nicht, und mit mir kein gläu¬ biger Christ.- daß Gott Wunder thun könne! aber — zu cincm Wunder wird auch etwas mchcers erfordert, als daß es von einem P. Schatzmeister, Guardian, Sakrisian, oder an¬ dern, Ordensbruder dafür ausgcgcbcn wer« de —. Geschichte der großen allgemeinen zur Verehrung öffentlich ausgestellter Re¬ liquien in Zweifel zu ziehen! Und dieses, dächte ich, hätte man ihme so wenig übel deuten können, als jener zu verdenken wäre, der auch itzo z. B- von der Richtigkeit der Windeln Christi — des' Schleyers Ma¬ riä — des rechten Daumes St. Annä im Karlshofe, einer Kirche der regulnten Chor- Herren auf der Neustadt Prag — des Stücks vom Tischtuche bey dem letzten Abendmahle Christi in der Hauptkirche bey St. Vftt ob dem k. Prager Schlöffe u.d. gl. item zu Chur - Trier der Schüssel vom nehmlicken Abendmahle — des Leibrocks von unserm Heilande — des Kamms rc. zu Kölln der Köple von heiligen Z. Königen, und so fort, sich ehe einen gründlichen Aus¬ weis erbäte, als er genannte Heiligthümer für ächt und wahrhaft anerkennen woll¬ te—. Doch Hieronymus von Prag wollte sich über vorgemeldten Punkt in keine weit- läuftige Abhandlung einlassen! vermuth- lich ward es ihme auch nicht gestattet; weil wir wissen: daß er von der Versammlung den Auftrag erhalten habe die Anklagsar- tikel nur mit ja und nein zu beantworten. Aus nehmlicher Ursache war auch die Ant¬ wort des Hieronymus über den Artikel von der Lobeserhebung der dreycn, wegen Wicklifs Lehre zu Prag enthaupteten, Män¬ ner ganz kurz! er sagte nichts anders, als Kirchenvers. zuKostniz. III,Lheil.Z97 daß der Anwurf/die drey enthaupteten Männer als Heilige angepriesen zu haben, falsch wäre. *) Also waren auch die wei¬ tern Antworten des Hieronymus über dir annoch rückständigen Artikel beschaffen l er bejahrte entweder, oder verneinete die An¬ schuldigungen, so wie es die Wahrheit von jhme erheischte. Uiber die Materie von der Exkommunikation, oder Bannflüche — von der in Polen, Rußland w. ausgebreiteten Ketzerey — von den irrigen Sätzen, die er in verschiedenen Universitäten gelehret ha¬ ben sollte — rc. bezog sich Hieronymus auf die Antwort, die er schon ehe schriftlich an die Kommissarien ausgestellt hätte. Nach¬ dem Hieronymus von Prag auf obige Art über die ihme angeworfenenArtikel in Kür¬ ze geantwortet, und die Anklagspunkte in ihren Hauptabtheilunqen nochmals durch den Notarius abgelesen worden waren; sprach Johann der Titularpatriarch von Konstantinopel zu dem Jnquisiten, wel- chergeftalr er aus vierfachem Grunde der Ketzerey auch überwiesen wäre. **) Unbefangene Leser werden aus Vorherge¬ henden ganz leicht entnehmen: ob die dich- fällige unbedingte Aussage des Hrn.Kont- mrstairs richtig ieyc l so vrel ist sicher: daß in den Akten von Len viererley Gründen, kraft welcher Hieronymus der Ketzerey hätte über- *) Daß bcy IH,e I c. cla 4 interksLIi, steht, muß ein Druckfehler seyn. **) v- <1. Ilsräc 1'. IV. p. 7^6, Z98 Geschichte der grossen allgemeinen überwiesen werden sollen, kein Wörtchen stehe —. Doch der in Sachen angestellte Richter sagte es; und der Beklagte mußte cs gelten lassen. Die einzige Gnade, die man dem Hieronymus annoch erwies, war: daß er die Erlaubnis vor der Ver¬ sammlung frey zu reden erhielt. *) Vor- gemeldter Titularpatriarch deutete sie ihm nn Name des Synodes an. Dre Erlaub- niß erstreckte sich insoweit: daß Hierony¬ mus, wofern er etwas zu seiner Verchei- digung anzubringen wüßte, solches auch un¬ verhohlen vortragen könnte. Der Kom- missair rieth ihme anbey den Wiederruf sei¬ ner Irrlehre an, und versprach: daß in sol¬ chem Falle das Concilmm aus Milde, und Barmherzigkeit, ihn in den Schooß der Mutter der Kirche annehmen würde —! Doch darf ich auch die Drohung nicht vor- überlafftn, welche der Patriarch anfügtc: daß Hieronymus, wenn er seine Jrrthü- mer nicht wiederrmssen, und abschwören würde, nichts anders zu erwarten hatte, als daß des heil. Synodus mit ihmenach aller Strenge d. i. nach Vorschrift der peinlichen Rechtsgefetze verfahren würde.— **) §. 76. S> sckrö '"bar d»ele Drohwsrte im- mer waren, so wemg konnten sie das des e>ieron. haf^ VVII Prag. . , 7 , !. a. p. 407. **) v. ä. »arc>r 1. IV. p. 757- Kirchenvers. zu Kostniz.III.THeil. Z99 haste Gemüth des Hieronymus erschüt¬ tern. Er schlug einen ganz andern Weg ein, als den ihme sein vorgenannter Kom- missarius angerathen hatte. Nachdem er die Erlaubnis zu reden erhalten, nahm er zuerst seme Zustucht zu dem Gebete! er betete zu Gott —, und daß die versammel¬ ten Vater mit ihme ein gleiches thäten, bat er sie im rührenden Tone. Der End¬ zweck seines Gebets war, von oben das Licht zu erbitten, durch welches sein Ver¬ stand erleuchtet, und seine Zunge also ge¬ leitet würde, damit ihme bey seiner Ver- theidigungsrede kein einziges Wort ent¬ schlüpfen mögte, welches seinem Seelenhci- le nachrheilig wäre. *) Wohin aber Hieronymus mit seiner ^iede hauptsächlich gezielet habe, gibt er gleich anfangs zu verstehen, allwo er sagt: dast die Wahrheit zu allen Feiten ver- haht gewesen — und daß die Verfech¬ ter derselben in allen Orten von den Machtrgern unterdrückt, und manch¬ mal sogar bis zum Tode verfolgt wor¬ den waren. Diesen seinen Satz bewahr¬ te Hieronymus mit den vortresiichsten Bey. spielen, die er aus der Historie heidnischer Philosophen — aus den Schriften der Propheten, und Apostel, wie auch aus der Geschichte der Märtyrer zog. Aus reuen führ: *) -t, XVI, p. 425. v. g. 1, IV. p. 7,7. 400 Geschichte der grosse» allgemeinen führte er den Sokrates, Plato, Seneka, Bocthms an; von diesen nannte er den Herl. Hieronymus, die zween Propheten Elias, und Daniel, wie auch Susanna die keusche Matrone, und den Erzmarryrer Stephanus, von deme er ausdrücklich hinzrrsetzte: daß er durch falsche Zeugen an-- geklagt, und auf ihre Aussage von den Ju¬ den wegen der Wahrheit, daß er Icsum den gekreuzigten predigte, gesteinigt worr den wäre. Von diesen herrlichen Mustern machte Hieronymus von Prag den Uiber- gang auf sich selbste, und sagte: daß eS ihn gar nicht befremdete, wenn auch er mit obi¬ gen Helden des Heiden- und Christen- thums das nämliche Schicksal ertragen/ und durch die falschen Zeugnisse seiner Fein¬ de verdammt die Feuersstrafe ausftehcn müßte —. Nur Hoffete er zu Gott, ans den er auch immer sein Vertrauen gesetzt wm -en«. Mte: daß dieser, zu dessen Richterstuhl er n vorauögienge, und zu welchem er alle bi reüion-Anwesende vorlüde — gewiß an einem §a- ä-r-, ür ge seine Ankläger und Femde zur strengen Rechenschaft ziehen, und ihre boshafte" r-twnem. Anschläge offenbaren würde! *) Hieronymus beschwerte sich weiters über die, ihme neuerdings zugetheilten Konr^ missarien, von denen er sagte: daß sie tch' me widerrechtlich aufgedrungen worden wa^ ren,weil er überzeugende Proben hatte, da > l-abb. j?. 426. v. ger rtzrc!: 75^' Krrchenversi zuKostmZ. IH.THcil. 401 sie seine offenbaren Feinde wär^n. Es dürfte dahers das heil. Concilium ihme unmöglich Übelnehmen: daß er weder solche neuen Richter, besonders, weil ihn die vo¬ rigen als unschuldig anerkannt, und von al¬ lem Verdachte einer Ketzerey freyqespro- chen hätten, förmlich protesttrt hätte —. Er wollte sich weder itzo ihrem Urtheile unterziehen; weil er wohl wüßte: daß sie nicht nach der Vorschrift des Rechts, son« dern nach der falschen Aussage seiner An¬ kläger sprechen würden! Was diese beträ¬ fe; so dürfte man ihren Beschuldigungs¬ punkten um so weniger Glauben beymcssen, nls bekannter es wäre: daß sie nur aus vor« gefaßter Rache und Gehäßigkeit wider ihn Matten. Hieronymus kömmt bey dieser ^^genheit auf den zwischen den Teutschen un^Böhmen an der hohen Schule zu Prag entstandenen Streit, den er auch weitläuf¬ ig erzählet. Ich habe davon schon im H. «Lyttle dieser Geschichte n. S. 58 die Nöthige Meldung gemacht; vor itzo wird es genug seyn anzumtrken: daß Hieronymus von Prag hinlängliche Ursache gehabt ha¬ be vorgemerkten Streithandel zu entwi¬ ckeln. Seine Richter waren meistens Leut- sche —; und diese, weil sie sich, von ihme beleidigt worden zu seyn, einbildeten, wer¬ ben gewiß mit ihme nicht glimpflich ver¬ fahren haben. Es wird meinen Lesern erin« Mich seyn: welchergestalt derHaß derTeut- 'chen, dje zu Prag die di ey Stimmen, und C c mit 4O2 Geschichte der grossen allgemeinen Mit diesen die akademischen Würden ver¬ loren, zur Hussens Verdammung nicht we¬ niges beygetragm habe! und da Hierony¬ mus wohl einsah: daß man sich auch an ihme, der an der Vertreibung der Deut¬ schen mit Hussen gleichen Anthei! hatte, zu rachen nicht entlassen werde, so vertheidig- te er sich über voraemerkten Gegenstand auch etwas wettläuftiger. Er geht auf den Ursprung des Christenthums in Bö- Heim zurück, und sagt (welches ich aus ge¬ wissen Ursachen anmerken will) daß die Böhmen ihre Kirchengebrauche von den Griechen empfangen hatten —" ) und daß sie nach der Zeit mit den Deutschen, welche dm Zerimonien der Lateinischen Kirche att- hiengen, im beständigen Streite gewesen wären. Hieronymus führt so dann die Er¬ richtung der Universität zu Prag durch Karlu IV. an ; und nachdeme er die riach^ malige Ausschliessung der Böhmen von den Ehrenstellen berührt, kömmt er auf das zn Gunsten seiner Landsleute vom KöE Wenzel ausgestellte Dekret. **) Er be¬ kannte es frey: daß er sich mit Hussen em tzuoct Noliemi äelt-suiNL-m s 6r-rci,. S. d-b' 1. c 406. r. ci, kkr-k p. 757. , Das djeßfäsligc Dekret des Königs habe bei) fen Reiche zinsbar, und unterwmsig ge¬ wacht worden waren, wie es bre Beschich¬ ter Sächsischen Chronik bewiese —. ) strich nimmt es also dem Hieronymus M übel auf; daß vieler mit oen muigen C c L Böh^ H t^ieinnz in vir» ^snE'.is. s? r. -i. 1° U> p. 45,. A leči. 404 Geschichte der grossen allgemeinen Böhmen sich wider die Teutschen aufge- lehnt, und sie von dem Besitze der Ehren- stellen vertrieben habe — ! Ich bin zwar kein Böhm! doch scheint mir: daß Hiers- nymus von Prag im vorgemerkren Stü¬ cke, da er sich seiner Landsleute eifrig nn- nahm, so wenig, als Huß *) zu verdenken wäre —. Man weiß es: welch' einen ken Einfluß bey vielen die Vaterlandslie¬ be habe! nur wünschte ich: daß man bey Verleihung sowohl politischer Ehrenste^ als auch geistlicher Pfründen einen nä,h§ Bedacht auf die Fähigkeit der SubM als ihre Landsmannschaft nähme — -5 .' nes fordert die Billigkeit; dieses aber nur die Liebe anempfehlen. §- 77- dec Vom obigen Punkte kam Hie^E ! AÄ,m.d Mus in scnm Rebe gelegenheitiich Rciüiakeir Hann Hussen, deme er bas vortheilW ^c sciiler Lchke-Zeugniß, und die herrlichsten Lobp-"^, gab. Er sagte - daß er den Huß vo" gend auf sehr wohl gekannt, und nnt w gemeinschaftlichen Umgang gepflog^ te! er wäre dahero über die Lebensart Lehre des Huß ein ohnverdächtiger L der öffentlich einbekennen müßte: sich m seinem ganzen Leben, und u seinen Handlungen der Ehrbarrm/ Mäßigkeit bestiessen —, und daß rn yer *) A U ?h. Zsniucrt c. Kirchenvers zu Kostniz.III.THeil. ^5 der einen Schatten von einer Unlauterkeit, vder Trunkenheit an ihme je verspüret hat¬ te —. Und gleichwie dieser fromme Prie¬ ster für sich selbfte die Tugend, und Wahr¬ heit immer lieb hatte, so hätte er sie auch andern m der Remigkeit gepredigt, und jel- be emzuflössen sich äusserst bemühet. Sei¬ ne Lehre wäre durchaus dem Evangelium gleichförmig gewesen, und er hätte bey sei¬ nen Predigten niemals einen andern End- Zweck vorgehabt/ als die Sitten zu bessern. Hieronymus gestand es ein: daß Hussens Predigten, in welchen dieser die Laster der Zerstltchm, z. B. ihre Hoffarth, Arglist, Geiz, Hurerey, u. d gl. derer viele aus leiben verschrien waren, heftig angriff, und Mit evangelischer Freymüthigkeit bcstraffte, chme überaus wohlgefallen hätten — so w!e er auch die ganze Lehre desselben billig¬ te; und in keinem einzigen Stücke, auch wäre^ breit, abzuweichen Willens Er wüßte zwar: daß er Hussens Leh¬ re wiederrufen, und seine Verdammung ^billiget hätte — ! Allein er müßte cs auch, obschon zu seiner eigenen Beschä¬ mung, einbekennen 1 daß er solches nicht aus Uiberzeugung des Verstandes, oder Aufrichtigkeit des Willens , sondern bloß aus Furcht und Schrecken vor der schmerzlichen Todesstrafe des Feuers ge- C c z than 4v6 Geschichte der großen allgemeinen than hatte. *) Er erklärte sich amnit öf¬ fentlich oor der ganzen Versammlung, wel- chergestalt er seinen Wiederruf als das gröbste Verbrechen, mit welchem er wider Gott, und sein eigenes Gewißen sich je versündiget hatte, verabscheuete—, und da ihme durch Gottes unendliche Güte wie¬ derum gestattet würde auf der nehmlichett Katheder, die er vor kurzer Zeit mit sil-' uem Wiederrufe geschändet hatte, zu hen, als müßte er, um seine schrockli^ Sünde gehörig abzubüssen, an dem riehw- liehen Orte, und vor der nehmlichen sammlung seinen vorigen Wiederruf Verrussen Den Brief, den er na^ Böhmen geschrieben, und worinnen er Lehre des Huß verdammet hatte; sollte^ anmit öffentlich kaffirt, und als einen chen erkläret haben, den nicht die Liebe M Wahrheit, sondern die ängstliche FlE vor der Todesstrafe aus chme gepresst le Sein wohlbedächtlicher Wille wa" re,so wie er sich fest entschlossen hätte,rV-cc riss und Arffens Lehre, weil diese so reu' und unverfälscht, als heilig, und uttMl haft ihr Leben gewesen wäre, bis zum ten Odemhaucke zu bekennen, und als seinige zu vertheibigeu. Nur mach^ -) Siehe die Akten des Conciliums bcy,-- 1. l6. p. 40S. v, k>. , item ^!em. ' ° I-Irrät 1. II. p. 4Z0. Kirchenvers. zuKostM. III.Theil.4o9 Es ward also auf Befehl der Versamm¬ lung dem Hieronymus angedeutet: daß er am nächstkünftigen Sonnabende bey allge¬ meiner Seßion seinen Sentenz, und das Endurtheil hören sollte. Inzwischen wäre er aber in seinem Gefängnisse zu verwah¬ ren , wohin er auch auf gegebenen Wink ohnverweilt von den Bütteln geschleppet worden war. Wir wollen ihn allda, an Händen und Füssen gebunden, und logar mit einer eisernen Kette um die Lenden ge¬ gürtet, in seinem Elende lassen, bis der wer» rere Auftritt seines kläglichen Leidens be¬ schrieben werden solle. Vor itzo ist es nö- thig : daß wir den Mann, dessen trauriges Schicksal, so wie des Huß seines , unsre Herzen, wenn sie anderst fühlbar sind,rüh- ren solle, in der Nähe kennen lernen, und semen Charakter genauer ausforschen — §. 78. Wir können zwar theils aus der in vorhergehenden zween §§. angeführten Re- de, thens aber auch aus andern vom Hie-nym. vor- ronymus schon weitlauftig erzählten Din tbnlhafte gen seinen Charakter, d. i. seine Unerschro-Ausu^ ckenheit, tiefe Einsicht, weitwendige Bele- g^. senheit — seine gründliche Philosophie, und vorzüglich seine fliessende Wohlredenheit eingesehen, und verstanden haben —! doch wird es meinen Lesern nicht überflüßig scheinen, noch weniger aber unlieb fallen, wenn 4IO Geschichte der grossen allgemeinen wenn ich ihnen über die vorgemerkten Ei¬ genschaften des Hieronymus von Prag annoch ein anders Zeugniß, w lches ge- meldten Magister in ein viel grössere Licht setzet, vor Augen stelle —. Es ist das Zeugniß des berühmten poggius von Florenz —, und ich dachte: daß es von einem so stärker» Gewichte wäre, als uns verdächtiger es allen, auch römischen Hof- schmkichlern, seyn müßte, ui) Pog- Üi) Es wird nicht undienlich seyn vom poggnu, Lessen für den Hieronymus von Prag vortheil- haftesZeugniß angeführt werden solle,meine» Lesern in Voraus einen kleinen Abriß zu den Psggius war einer aus den aufgeklärt ten.und siiuireicben Köpfen des XV. Jahr" Hunderts- *) Er war Sekretär der päbstli" chen Breven, und stand bey dem römisch"' Hofe durch 50 Jahre im grossen Anseb"*' Bey der Kirchenversammlung zuKostniz, wen" «r auch während derselben die Sekretariat^ stelle annoch nicht bekleidete, wie Paul Jov^ us dafür hält, muß ec doch schon ein Man» von Wichtigkeit gewesen seyn, weil wir ei»^ nicht unerheblichen Berichte von ihme hab"'' Unter diese gehört sein Brief, den er Hieronymus Sache an seinen Freund b"' Leonhard Arecin von Kostnij aus gcschrit e har. Was vom Poggius annoch angea^' zu werden verdient ist: daß er m währen *) S. Paul Jovius in Lloxior. c->p. X. Kirchmvers ZuKoftniz.HI.THeil. 41 r Poggius, der ein Augen, und Oh¬ renzeuge von der unerschütterten Stand¬ haftigkeit, und ausnehmenden Wohlreden, heit des Hieronymus von Prag war, schrieb an Leonhard Aretrn, und nicht, wie Aeneas Syl- Kicchenv. zu Kostni; ^uinrilians Institutionen vrrtori-,, und seine ersten neunzehn Reden zu finden das Glück gehabt habe. Es lodnet sich dec Müde, die Art, wie Poggius das Ma¬ nuskript davon gefunden bat, zu erzählen. Paul Jovius loc, cit. und Varillas ^nccäo- res cle blorence xaZ. l6; betrügen sich sehr, da sie schreiben daß Poggius QuinttlianS Werke gefunden hatte, da er in dec Bude ei¬ nes teutschen Würzkramcrs hecumstankerte,dee sie, um Tüten daraus zu machen, zerreissen wollte —. Dec glückliche Fund, oder die Entdeckung geschah in der ohnwcit von Kostnij gelegenen Abte» zu St. Gallen, wie cs Pog¬ gius selbste in seinem an Leonhard Arctmen geschriebene» Briefe bekannt gemacht hatte. Aus diesem Briefe, welchen Mabillon anfüh¬ ret, *) zeiget es sich: daß Poggius in vorge- meldter Abtey, wohin er sich mit einigen an, dern theils, um das Gemüth aufzumuntern, thcils aber auch, um die alldort aufbcwahr- te zahlreiche Bücherfammlung zu übersehen, begeben hat, unter dem Schutte der über ein¬ ander geworfenen Bücher auch das Manu¬ skript vom Quinkilians Wecke ganz, und mi¬ be- *) S. UabMonü Kluleum kcal. 1.1. k. I. x, rIs 412 Geschichte der grossen allgemeinen Gylvius Hilk. Lok, geglaubt hat, an Ni¬ klas Nikolai einen Brief, den man mit Rechte als eine unverdächtige Lobrede für unfern Hieronymus von Prag angeben mag. Der Brief ist folgenden Inhalts. *) Pog- *) V. Hsrclt (7cxic. (7onll. 1°. m. p. 64 2c te^. ^lonnm. ^osn. blulr 2r blieron. k. ll. fol. z,8ör ZZ9. beschädigt, obschon durchaus mit fingerdickem G'aude belegt, gefunden habe. Anbey merkt PoggiuS an: daß Quintilians Werk nicht m dem öffentlichen prächtigen Büchersaale, wie es sichs dennoch geziemet hätte, sondern in dem finstern Loche eines Thurmes, wohin man nicht einmal zum Tode verurtheilte Delinquen¬ ten sperren sollte, Mit andern vortreflichcn Bü¬ chern gelegen wäre. Bis gegenwärtige Zeiten hatten auch, besonders in den Bibliotheken der Klöster , und Stifter, so wie auch ,wie man mir erzählte, einiger Domkapitel, die ob¬ schon gelehrtesten Werke sowohl der heidni¬ schen Philos'phen, und Redner, als auch die meisten nützbarsten Bücher der Protestanten, und Reformieren kein anders Bestimmungs¬ ort, als eine etwa nahe an dem prächtigen Büchersaale gelegene feuchte und finstere Kam«« mer, worinn man diese ketzerischen, und (nach der Klostersprache) das gefährlichste Gift 'N sich enthallendeu Schriften mit eisernen Git¬ ter» verschloß, und sie /um ewigen Arreste Verdammte. Aus Kirchenverszu Koftniz. III. Theil. 4iz poggius wünschet feinem Freunde dem Leonhard Aretin Heil und Segen m voraus. „„Vom Bade aus, allwo ich mich durch etliche Tage aufhielt um meiner Ge¬ sundheit zu pflegen, schrieb ich an unfern gemeinschaftlichen Freund, den Niklas, ei¬ nen Brief, welchen auch du hoffentlich wirst gelesen haben. Kurz darauf, als ich nach Kostniz zurückgekommen war, ward mit Hieronymus von Prag, den man als ei¬ nen Ketzer öffentlich ausschrie, der Prozeß angefangen. Der Handel scheint mir wich, tig genug zu seyn, um ihn vir einzuberichr ten, und zwar vorzüglich wegen der Wohl- redenheit, und Gelehrsamkeit dieses Man¬ nes ! denn ich muß es frey eingeftehen: daß tch mein Lebenlang weder einen gehört, noch gesehen habe, der in Vertheidigung seiner Sache, die Leib und Leben betraf, den al¬ ten Rednern, die nm doch so sehr bewun¬ dern, im Bezug auf die Beredsamkeit na? her gekommen wäre, als Hieronymus von Prag Aus diesem Kerker also — ward Quintilianus durch den Poggius erlöset; und die gelehrte Well muß dein Florentiner für diese Entdeckung ewig verbunden bleiben. Wir sind ihme auch für die andre Urkunde, welche uns den Cha» rakler des Hieronymus von Prag deutlich zu erkennen gibt, im Bezug auf dessen Geschichte nicht wenigen Dank schuldig. 4^4 Geschichte der grossen allgemeinen Prag —? Es ist nicht auszusprechen: mit welch' nachdrücklichen Worten, zierlicher Rede, soliden Argumenten — mit welch' fröhlichem Angesichte, munterer Stirne — und mit was für einer ausserordentlichen Freymüthigkeit er zuerst seinen Gegnern geantwortet — hernach aber seine Sache vertheidiget habe. Was man hiebey be- dauren muß, ist: daß ein Mann von so er¬ leuchtetem Geiste, und hohem Verstände sich der Ketzerey schuldig gemacht haben solle zwofern es doch anderst wahr ist, was man ihme anwirft. Klik) Mir liegt es nicht ob eine so wichtige Sache zu untersuchen; ich überlasse sie denen, die weiser seyn wol¬ len als ich: Dessen ich aber dich mein Freund — in Voraus erinnern muß, ist: daß KKK) Die angeführten Worte des Pocius zeigen, daß der Florcnciner ohngcachtct des vom Com cilium bereits gefällten Scntenzes, kraft wcl- chem Hieronymus als ein Ketzer verdammt ward, dennoch an der Ketzerey desselben ge¬ zweifelt babe —! Ich finde auch nicht: daß er von darumen weder jemals angefochten worden wäre; Poggius blieb immer sowohl in Diensten, als auch in.Gunsten des römi¬ schen Hofs. Ein Zeichen, daß man es dem pabstlichcn Sekretär nicht so übel genommen, weil er die Gültigkeit der Dekrete des Concili- ums ,u Kostniz bezweifelt har. Und wie - ? warum will man es doch mir so arg neh¬ men — ? Kirchmvers. zu Kostniz III.Theil.415 daß ich vorgemeldten Handel dir nicht nach Art der Redner, d. 1 gekünstelt und ausführlich beschreiben wolle ! der Bericht würde zu lange werden, und ich müßte hier¬ zu mehrere Tage verwenden. Nur das Vorzüglichste, aus deme du die Gelehrt¬ heit des Mannes wirst abnehmen können, solle der Stof und der Inhalt meines Brie¬ fes seyn. Es hatten die Widersacher und Fein¬ de des Hieronymus mehrere Artikel ge¬ sammelt, und mit etwclchen Zeugnissen be¬ legt aus Ursache, damit sie ihn der Ketze- rey, weil sie ihn derselben einmal anklag- Len, auch überweisen mögten. Die Vater bey der Kirchmversamrnlung fanden es für gut: daß er sich wider die vorge¬ brachten Anklagsartikel öffentlich verant¬ worten sollte. Sie nahmen ihn also zum Verhöre, und gaben ihme den Auftrag, über die Anklagspunkte zu antworten. Mein Hieronymus weigerte sich dessen ei¬ ne Zeitlang, und sagte: es wäre der Ord¬ nung gemässer, und schicklicher: daß er zu¬ erst seine Sache an Tag legen, und gehö¬ rig vertherdigen mögte; hernach wollte er sich wider die Schmähreden seiner Gegner verantworten, und ihre Verleumdungen ablehnen. Er bat dahero die Väter: daß sie zuerst seine Vertheidigungsrede anzu- hören die Gnade hätten —! doch die Vä¬ ter wollten ibme hierüber dw Gnade nicht ge- 4i 6 Geschichte der grossen allgemeinen gewähren. Seine Bitte ward abgeschla¬ gen; und dieses verdroß ihn nicht wenig. Er verwies ihnen das unbillige Verfahren, und sagte: welch' sträflicher Unfug ist nicht dieser Ihr habt über 340 Tage, durch welche ich in meinem elenden Kerker schmachtete, und mit allem nur möglichen Ungemache gequälet ward, meine Ankläger und Feinde bereitwil¬ lig angehört! und itzo — wollet ihr mir zu meiner Verantwortung nicht einmal eine Stunde gönnen O — ich weiß es, woher es komme! meine Geg¬ ner haben euere Ohren ganz betäubt; sie haben euch vorgeschwäyt : ich wäre ein Leger, ein Feind des katholischen Glaubens, und ein Verfolger der Geist¬ lichen —. Ihr habt dem Gesäuse die¬ ser Ohrenbläser Gehör gegeben, und mich ehe annoch, als ihr wissen konn¬ tet, von welcherGesinnung ich wäre,als den sträflichsten Missethäter in eueren Herzen verdammet. Allein wisset: daß ihr keine allwissenden Götter, sonder" sterbliche, fehlbare Menschen styed, drt ihr eben so leicht, als andre irren, und hintergangen werden könnet. kila" sagt: daß allhier bey diesem LtoncilirN" Lichterder Welt, die gelehrtesten, u"0 weisesten Männer auf dem ganzen Erd¬ bälle versammelt wären! doch diese von euch vorgefaßte vortheilhas- te Meinung fordert cs: daß ihr nrw Kirchenvers. zuKostmz. III.THeil. 417 das geringste freventlich, oben hin, ohn- bedachtlich, oder wider die Billigkeit unternehmen sollet —. Ich bin zwar ein armseliger Mensch, von dessen To¬ de und Leben allhier gehandelt wird! ich rede gar nicht für mich, um von euch mein Leben zu erbetteln; denn dieses ist ohnehin von kurzer Dauer! dessen ich euch erinnert haben wollte, ist eue¬ re selbst eigene Ehre. Es müßte doch euch allen zur unvergeßlichen Schan¬ de gereichen, wenn cs heissen sollte: daß so viele gelehrte Manner erwas unbil¬ liges wider mich, und meine Person abgeschlossen hatten. Solcher Ab¬ schluß dürfte auch, nicht so viel für sich selbste, als wegen dem üblen und schäd¬ lichen Verspiele, welches sich andre Leute daran nahmen, höchst nachthei¬ lig werden. Nachdem Hieronymus auf angemerk- le nachdrückliche Art, ob er schon durch das Geschrey der umstehenden Geistlichen in seinem Vortrage öfters unterbrochen ward, zu den Vätern gesprochen hatte, so wurde von diesen doch endlich beschlossen: daß eS ihme erlaubt seyn sollte frey zu reden, und alles, so immer beliebte, zu sagen. Nur ward ihme zugleich angedeutet: daß er sich ehe über die Irrthümer deren man ihn be. schuldigte, verantworten mögte. Deme zu folge wurden auch alsobald die wider ihn D d vor- 4i8 Geschichte der grossen allgemeinen vorgebrachten Anklagsartikel samt dm Zeugnissen, welche seine Gegner ausfcrtig- tcn, abgelesen, und man fragte ihn: ob er hierüber nichts zu erwiedern hätte —? Ich bin es nicht im Stande auszudrücken, wie bescheiden, klug, und vernünftig hieraus vor- gemeldter Hieronymus geantwortet —, und mit welch' soliden Gründen er leine Sache vertheidiget habe. Er redete nicht ein ein« Ziges Wort, welches sich für einen from¬ men, und redlichen Mann nicht geziemet hatte. Ich dächte - daß man an ihme,wenn anderst sein Herz mit dem Munde übereil stimmte, nicht nur keine hinlängliche Ursa¬ che zur Todesstrafe, sondern auch nicht ein^ mal einen gegründeten Vorwand zum An¬ wurfe der allergeringsten Beleidigung hat> te ausweisen können — ; denn er sagte oft fentlich: daß alle, ihme angeworfenen Irr« thümer erlogen, und die Miffethatcn, derer man ihn anschuldigte, durchaus von seinen Feinden erdichtet worden wären. Unter andern Artikeln als man auch folgenden ablas: daß er vom römischen Stuhle verleumderisch geredet — wider den Pabst geschmähet — gegen die Kardinale, Kirchenprälaten, und alle übrigen Geist"" chen sich feindselig bezeiget — und die ganz christlrcheReligron umzustossen sich besselst haben sollte—, stand Hieronymus, vo seinem Eifer beseelt, in Mitte der verlaus melten Vater auf -- Hub seine Ha"de^ ^irchenvers. zuKostmz. IH.Theil.4ly hiinmel —und sprach mit kläglicher Stim- O ihr Vater — wohin soll ich mrch Mrvcnden—zu wem meine Zuflucht ehnien — wen solle ich bitten —, ^llenBeystand anstehend mag ich mir von euch eine 6ülfe versprechen /kann es nimmermehr glauben; denn /le meine Ankläger, u«ld Feinde ha- euere Kerzen wider mich ganz und /e aufgebracht, und von meiner /Mfahrt vollends abgeleitet. Ihr /0 Meine Richter, und voll euerer .Muhr hangt mein Urtheil ab! wie .gaber dieses für mich wohlvortheib- t ausfallen, da ihr mich, nach An- ^ve meiner Feinde, als euern boshaf¬ ten Verleumder ansehet —Vater wenn ihr der lügenhaften Aussage Fer meiner Widersacher—, die /Ms anders, als n,ein Verderben su- d/l./ glaubet, so mag ich Armseliger »e Mert scyn: daß für mich und mei- ^ii/^losilng nicht die geringste Hos- 'T übrig seye —. Anbey wußte Hieronymus das mit dem Launigten zu vermengen. i^Lwie er manchem die Wahrheit unter Stirne sagte, so hat er auch einen und h/rn Anwurf seiner Gegner scherzweis, >t>Makisch abgewiesen. Als ihme ci- ^^''wars er hätte gelehret: daß in dem ' . ^sakramente bas Brod auch nach der ! D d 2 Kon- Fortsetzung des Briefs vom Pog» gins. ungen so viele, daß man damit spry! !?n- ^n- che 'iltz te also eine neue, nach dreyen §E zuhaltende Versammlung, bcy wel^„ hl ronymus die weitern Änklagspua^ antworten sollte. ! ^lt 420 Geschichte der großen allgemein .bie,', Konsekration bliebe—; antwortete n»mus: Beym Baker konnte man es!^ te „ den. Einem Mönche aus dem PredE ist orden, der wider ihn gewaltig loszog/^eii wertete dieser: Der Gleisner schweigen. Und ein andrer aus den NL, füssern, der wider ihn bey scirikin Geb'^ schwur, mußte vom Hieronymus hen daß dieser der allersicherfte N)eö ' Leute zu betrügen wäre. Es wat noch ein andrer, der heftiger als alle l gen auf ihn stürmte! diesen nannte er M ne Zagen, weil er nichts als giftiges/ Äin dummes Gezeigt vorbrachte, einen «kH und einen Esel —. Es waren , ihme angeworfenen Artikel, und d/r seinen Feinden ihme gemachten M ungen so viele, daß man damit Tage, wo er zum erstenmal verhöret4ch nicht fertig werden konnte. Man beb' 4 Mkl §. 79. die r"? Am bestimmten Tage, als ständigen Artikel abgelesen, und aa aM' chen beygebrachten Zeugnissen v d wurden, stand Hieronymus in Versammlung abermal auf, ua Ehrwürdige Vater — weil »0 Fier oer, Es, bau tvrr Eirchenvers zuKosiniz. IH. Theil.42i U)iderßrchern ein sc» geneigtes s ^ehör gegeben, und ihreIlnklagspunk- ^unverdrossen ausgenommen habt, so F 5^ ja billig-.daß ihr auch mich, und , Mo Verantwortung gutwilliglich Mk' ^ren möget! Einige aus der Ver- Ä I^mlung sträubten sich zwar dawider, und iB ?/^on ihme die dießfällige Erlaubniß nicht dk Mnen; doch Hieronymus erhielt sie nach B ^-gelegtem Wortgezänke der Väter. ? okEr machte den Anfang seiner Rede Gott, den er mbrünstiglrch bat seine ä" leiten, und ihme im Reden so vie- ' aft M verleihen, daß er nichts anders, was zum Trost, und Heile seiner See- k geeichte, vortragen mögte. Nach die- scß M zu Gott entrichteten Gebete wandt er G zu den versammelten Kirchenprälaten. F M weiß es ganz wohl, und auch euch, af ?uren leine zu den Ehrwürdigen Vätern ge- Hf !?^chenen Worte, wird es nicht unbe- hl su>nr seyn: wclchergestalt schon vor- ^Ugst viele ansehnliche und vortresii- Ulänner aus keiner andern Ursache, 2 um ihrer Tugend wegen von rach- merjgE Feinden verfolgt, durch falsche -,p ^uguisse unterdrückt, und sogar zum st'k!, ^de aus die rrngerechteste Art ver- Dl worden ftyen —. . Zum Beweise dessen bezog sich Hie- ,c>li ^"ymus auf die vortreflichen Beyspiele, D d die 422 Geschichte der grossen allgemeines die uns die ältere Historie liefert! er sich zuerst zur Geschichte der Heiden, m fieng vom Sokrates an. Dieser klug Philosoph ward von seinen undankbar Mitbürgern zum Tode verurtheilt —v "n ob er schon zu entwischen Gelegenheit wollte er dennoch nicht fliehen. Er m. auch in seinen letzten Tagen des Leve der weise, der vortrefliche Lehrer, indem.. den Griechen durch seine Unerschrockene, die Furcht vor dem Gefängnisse, und de, dieser zweyen, in den Augen der M . sehen gräßlichsten, Uibel benahm, führte er die langwierige Gefangenlm des Plato, die gezwungene Fluchs Anapagoras, und die standhaft a^j, standenen Martern des Zenon an- ! ters berief sich Hieronymus auf des lius Landesverweisung, auf den schrockenen Tod des Boethius, und andrer, welche letztgenannter in seines Tch che vom Philosophischen Tröste «eu und die höchst unbillig hingerichtet den waren. Von den Heiden kam er die Hebräer und Jüden, und am sten auf den Moses, von deme er zen^.^ > daß dieser Israelitische Heerführer, Gott durch ihn sein Volk aus der barkeit Egyptens befreyet, und se^ auf zwoen Tafeln geschrieben, geoste»-^ hat, dennoch von den aufrührisaM Mter sehr oft als ein Verführer, und des Volks geschändet, und ausge, Kirchenvers. zu Kostmz. IH.THeil. 423 worden wäre. Man wüßte es, redete Hie¬ ronymus weiter : daß den unschuldigen Joseph erstens der Neid, und Haß seiner Brüder an die Ismaeliten verkauft , und nachmals die Rache des Ehebrecherrchen Weibes vom Potiphar ins Gekängniß ge¬ worfen hatte — so wie es auch die altte- stamentische Geschichte bewiese: daß Iesa- ras,Jeremias,Daniel,und fast alle übrigen Propheten als Aufrührer, und Verächter des allmächtigen Gottes mit den unbillig¬ sten Urtheilen belegt worden waren. Das Beyspiel der keuschen Gufanna, und vieler andrer gottesfürchtigen Männer zeugete: daß Personen vom unsträflichen Lebens¬ wandel, und einleuchtender Tugend unbil¬ liger Weise verdammt, und öfters auch gerödtet worden wären. Nun kam Hieronymus in seiner Per- orativn auf den Vorläufer Christi, und auf Christus unfern göttlichen Lehrmeister leidste, von denen daß beyde durch falsche Zeugnisse angi'klag^und auf die allerunge- rechteste Art zum Tode verurtheilt worden wären, doch niemand seyn dörfte, der es nicht wüßte. Weiters — wäre Stepha¬ nus der Erzmartyrer auf Befehl der jüdi- schen Priesterschaft gesteinigt, so wie auch fast alle Apostel getödtet worden; und die¬ ses nicht von darumen, als ob sie fromme, und tugendhafte Leute gewesen waren! der Vorwand des über sie gefällten unbilligen 424 Geschichte der grossen allgemeinen Todesurtheils war immer: daß man sie als Verführer des Volks, als Verächter der Götter, und als solche, die bloß Un¬ heil und Uibel in der Welt ausftreucten, angab —. All obiges, so ich dir mein lieber Leott- Hard überschrieben, trug Hieronymus nicht nur mit der angenehmen Mischung der zier¬ lichsten Redensart, sondern auch mit sol¬ chem Anstande vor, daß er sich bey seinen Zuhörern eine besondere Aufmerksamkeit, und sogar die allgemeine Bewunderung erwarb. Weil aber die Hauptsache des Prozesses auf den Zeugen bestand, so hat¬ te Hieronymus weitläuftig, und mit bey- gebrachten soliden Gründen dargethan' daß man solchen Zeugen keinen Glau¬ ben beymessen sollte, äus Ursache - wen sie nicht aus dem Triebe zur Wahrheit/ sondern vielmehr aus Mißgunst, und Hasse wider ihn gezeuger hätten. Er bewies auch diesen seinen Satz, und zeigte die Quellen an, aus welchen bey seinen gA nerischen Zeugen der Neid, und die Rachr wider seine Person entstanden wären beygebrachten Gründe waren so einleE tend: daß sogar die Richter, welche dow wider den Hieronymus gewaltig eingenoru- men waren, dieselben wahrscheinlich la den —. Hieronymus hatte beynahe au Anwesenden Herzen gerührt, und Z"w leiden bewogen, indem er scrn ganzes ? Kircherwers. ZuKostniz. IH.THeil. 425 ben erklärte, und deutlich bewiese: daßsel- bes allezeit zum Dienste seines Nebenmen¬ schen bestimmt gewesen wäre, und keine sei¬ ner Handlungen auch jemals eine andre Absicht gehabt hätte, als jene seyn sollte, welche die Wahrheit, und Tugend erhei¬ schet. Er setzte auch hinzu: daß er um kei¬ ner andern Ursache willen zu dem Concili- um nach Kostniz gekommen wäre, als um sich allda der ilM angeworfenen Jrrthü- mer wegen zu rechtfertigen, und über die angcmurheren Schmähungen zu verant¬ worten —Was er annoch. zu seiner Sa- che recht passendes vorbrachte , war die Zwistigkeit, welche schon unter den ältern, und heiligen Kirchenlehrern obwaltete» Hieronymus von Prag sagte: welcherge- stalt es bey den gelehrtesten Männern von jeher gebräuchlich gewesen wäre in Glau¬ benssachen zu streiten, und manchmal wohl auch entgegengesetzte Meinungen zu verfech¬ ten. Solcher Streit, und solche von bey- den Theilen auch widrig behaupteten Sätze hätten dem christlichen Glauben nicht nur nicht geschadet, sondern demselben vielmehr den größtenNutzen gebracht,weil dadurch die Wahrheit um so klärer, und verständli¬ cher geworden wäre. Zum Beweise des- sen führte er im Besondern das Beyspiel des heil. Augustinus, und Hieronymus an. die, ob sie schon in verschiedenen Din¬ gen ungleich gelehret—, ja sogar widrige, d. i. entgegengesetzte Meinungen vertheidi- " gtt 426 Geschichte der grossen allgemeinen get batten, dennoch niemals hiewegen von der Kirche auch nur in den Verdacht eurer Ketzerey gezogen worden waren. Es erwartete, oder wünschte vielm-hr jedermann: daß Hieronymus von Prag wegen den ihme angeworlenen Artikeln doch einigermassen sich entschuldigen, oder rrm Gnade, und Vergebung das Concsti- um bitten würde — ! altern er blreb in sei¬ nem Vorhaben unbeweglich, und sagte: daß er sich weder einiger Irrthümer noch der von seinen Feinden angeworfenen Lar ster und Schmähungen schuldig wüßte — und anmit auch weder jene wiederruffew noch um dieser wegen eine Abbitte thun konnte. Er kam sodann aufIohann Hus¬ sen zu sprechen, deine er auch ein ausneh¬ mendes Lob, und das vortheilhasttste Zeug- niß ertheilte. Er nannte ihn euren from¬ men, gottesfürchtigen, und heiligen Mann, so wre er auch ganz unverhohlen einber kannte: daß Huß auf eine höchst unbillige Art zum Tode verurteilt, und verbrannt Se quoque worden wäre, Hieronymus setzte hinzrM xrrsmm dass auch er, durch das heroische ^uoävir spiel feines Freundes aufgemuntert/ mit um cüdire unerschüttertcm Gemüthe alle ersinM torki ani- lichen Marter ausftehen wollte. mo, tequesahe es ganz wohl ein: daß er itz0/ vo in»».-!, seinen Feinden verfolgt, und durch -dre falschen Zeugnisse gerichtet, unreell- lir csm im.gen müßte —. Allein diese Zeugen s^ Kirchmverf. zuKoftmz. III.THeil. 427 ten es auch wissen: daß sie dermalein-puZentsr stens vor dem göttlichen Richter, dessen Angesichte eine jedwede Lüges^^ gleich dem Rauche plotzüch verschwin-^^äo det, und der sich von niemanden teu-cor,m schen läßt, über ihr boshaftes Beera-Oeo.^-m gen, die strengste Rechenschaft werden^7° ru- geben müssen-. Es entstand hleruberermt,el- unter den Anwesenden ein so allgemeines, lem »no- als wchmüthiges Schluchzen; und eswa-^°°- ren wenige zugegen, die nicht den Hiero nymus von Prag, den sie als den vortref-reäcklun. iichsten Mann gehört, und bewundert hat¬ ten , beym Leben zu erhalten wünschten. Doch — er alleinig blieb unerschrocken —- beharrete standhaft auf seiner vorgefaßten Meinung — und gab es auch nicht im ge¬ ringsten zu merken, als ob er einen Ab¬ scheu vor dem drohenden Tode hegte —. Er schien vielmehr diesen anzuverlangen, weil er nochmals den Huß wider den aus¬ drücklichen Verbot des Synodes lobte. Er sagte ganz freymüthig: daß Huß nichts wider die christliche Bürche gclehret, noch etwas wider die geistliche Rang¬ ordnung geschrieben, oder geprediget hatte. Sein Eifer hatte nur die Mi߬ brauche derselben, und vorzüglich den Stolz, und Hochmuth, so wie auch den übertriebenen Pracht der Bürchenpra- laten angegriffen. Huß wußte es: daß die Darchengüter nur von darumen ge¬ stiftet worden waren, damit man mit sel- 428 Geschichte der grossen allgemeinen selbe»/ nebst den Altardienern, auch den Armen, und warfen die gehörige Wahrung verschaffen, und die Gebäu¬ de der Äarchen, der Hospitäler, und Schulen unterhalten konnte; nun aber — da er zugleich fäh, daß solche Güter nur mit Huren, und unzüchtigen Wei¬ bern M) mit Fressen, und Saufen, mit Spie- UI) Derlei) bittere Vorwürfe wurde» schon seit mehrern Jahrhunderten, und zwar besonders seit der Zeit, wo der Lelibar in der römischen Kirche als ein Gesetz beobachtet werden muß« te, den Geistlichen von jedweder Klaffe ge« macht —; und sie wurden nur gar zuoft mit dem billigsten Grunde gemacht, wie es diedieß, fälligen,bey den meisten, auch acht katholischen Historikern aufbewahcten, Anklagsurkunden bezeugen. Ich schreibe allhiec keine Abhand« lung über den ehelosen Stand der Geistlichkeit! was hievon zu halten seye, kann man in vec« schtedenen, besonders aber in unfern Tagen auch von römischkatholischen Verfassern ans Licht gegebenen Schriften gründlich, und im Zusammenhänge erörtert lesen- *) Nur soll¬ te *) Aus so vielen wird es genug seyn folgende anzu¬ merken : Dringende Vorstellung an die Mensch, lichk-ic, und Vernunft um Aufhebung des Ehelo- seu Standes der kathol. Geistlichkeit 178?- Eine Schrift, in welcher die Materie von demCe- libate so zu sagen, erschöPfet wird« Kirch envers. zuKostmz. III.THeil. 429 Spielen, und Jagen, mit kostbarem Aufwande der angekauften p^rde, und prächtiger Aleiduirg, und mit Meh¬ rern dertey dem Evangelium höchst nu¬ te eine kurze Frage, und diese nur im Dorü- bergehen, angebracht haben : ob cs, um so vieles Unheil zu verhüten, und ein so grosses Aergcrniß, welches Huß, und Hieronymus v. Prag bey dem Concilium zu Kostniz, und nach der Zeit viele hundert andre den Geistlichen anwarfen, zu vermeiden nicht täglicher, und ersprießlicher wäre den Cellbat vollends auf- zuhcben —, als immerfort den Geistlichen die V Ehe die doch in sich sechste für alle eine er¬ laubte und heilige Handlung ist, zu verbie¬ ten -? Man wird sich doch nicht aufhal¬ ten: daß ich die Ehe als eine für jedermann erlaubte, und heilige Handlung augebc —! Pau¬ lus sagt es ja selbste sä bkebr XIII. V- 4 bo- nm-Lkile counubium in omnibus; und dem Apostel zu widersprechen wirb man sich doch nicht erkühnen? Nu — ich frage: ob es nicht nützlicher wäre, den Priestern die Ehe als eine ohnehin für sich heilige Handlung zu erlauben — , als mit dem strengen Cclibate zu Ausartungen, Unfiäkhe- rcyen,und den verschiedenen Unzüchngkeilssün, den der Geistlichen, welche so vieles Aergerniß unter dem gläubigen Volke verursachen, eine», meinetwegen auch nur entfernten Anlaß zu ge- 4zo Geschichte der grossen allgemeinen unanständigen Dingen von den Lürchen-- vorstehern verschleudert, und ver¬ schwendet würden, so hatte es dem frommen Manne auch höchst billig ge¬ schienen solche Gchandvolle Thaten freymüthig zu bestraffen —. Alles geben-? Man ist nach Vorschrift der christlichen Mcral doch verbunden, alle Ge¬ legenheit zur Tünde zu meiden, und jene Hülfsmittel, wenn sie anderst von sich sechste erlaubt sind, zu crgreiffcn, durch welche dec Tünde vorgcbauk werden könne! nun aber wäre ia die Ehe, die nach dem Zeugnisse des Apostels eine für alle ehrbare Handlmm ist, ein sowohl erlaubtes, als auch wirksames Mittel, wodurch dec fleischlichen Tünde unter den Mannern vom ehrwürdigen Staude Ein¬ halt gemacht werden könnte —; warum, ist meine Frage, sollte man sie also, die Priestcr- ehe, welche nicht nur in sich sechste heilig ist, sondern auch in der ersten Kirche gebräuchlich war, nicht erlauben — ? Man sage mir doch nicht: daß, um die fleischlichen Lüste zu dam¬ pfen , annoch andre Mittel vorfindig wären, als z. B- die Gnade Gottes! gut — sie ist uns allen nokhwcndig, und wir müssen darum ohne Unterlaß bitten. Allein ist sic diese gött¬ liche Gnade wohl in unsrer Macht, und Gc- walt — ? oder ist der Herr etwa verbunden uns selbe zu geben — ? Anbep dächte auch nicht, daß jemand so glbern wäre, der glaub¬ te Kirchenvers. zu Kostniz. III.Lheil.43r Alles dieses hat aber Hierorwmus mit vollkommener Gegenwart des Geistes, und mit einem unerschrockenen Gemürhe vorgetragen; denn, obschon seine Rede öf¬ ters durch das Geschrey unterbrochen -, und te: daß Gott die Priester zu Engeln um. schuf — ? Tin Geistlicher, wenn er auch mit noch so vielen Weihen gepanzert ist, schleppt doch immer das Sinnliche des Menschen mit stch — und da es Christus selbste,der es doch besser einsah, als alle Päbste zusammen, rin- bekannte: daß das worr, von deme die Jün¬ ger v. io sprachen, mehr jedermann fassen könnre, so wüßte ich in der That nicht, wa¬ rum man jenen, auch Priestern, die es bemer¬ ken, daß es ihnen nicht gegeben seye das Ware zu fassen, nicht erlauben sollte ehelich zu wer¬ den. Frcylich darf sich dieses Rechls keiner anmaffen, weil es das Concilium von Trjem unter der Strafe des Bannes verbot; **) allein es ward doch nirgends beschlossen, wominder die ganze Kirche mit Zuziehung der poiilischen Macht obiges Recht de» Prie¬ stern wiederum cinraumcn konnte. Und nu — sollte ich gefragt haben r ob es nicht besser, und der Kirche gedeihlicher wäre ein so erlaubtes Mittel zu zulasten, als mir der stren¬ gen Anfoderung der Enthaltsamkeit zu so vie¬ len Ausschweifungen, und den daraus emste- henden bittersten Vorwürfen eine, wenn schon auch *) kl-urb. XIX. v. n. **- Less XXIV. L»n. 9, 4Z2 Geschichte der grossen allgemeinen und seine Sätze von den Mißgünstigen auf¬ gefangen, und dnrch falsche Verdrehungen auch auch nur entlegene, Gelegenheit zu geben — ? Ich dächte nicht nötbig zu haben,die Auflö¬ sung der Frage danieder zu schreiben Wel¬ che Gesinnung die meinige seye — werden die Leser ohnehin leicht errathen. Uibcigens wö¬ gen auch wohl einsichrigere, als ich — w'h Männer — denen es obliegt das Ruder dec Kirche zu führen, und ihren Wohlstand a»f alle nur mögliche, und erlaubte Art zu be fördern, der entgegengesetzten Meinung sevn- Ich bin nicht dawider; nur glaubte; daß in- -em Falle, wo das Gesetz vom ehrlosen Sta"' de der Priester aufgehoben würde, man auch nicht mehr wider das unzüchtige Leben dcc Geistlichen in der römischen Kirche so häufle Klagen, und bittere Vorwürfe anhören dörsic? als sie zur Zeit des Conciliums zu Huß, und Hieronymus von Prag, und nach' malS viele andre mit dem Grunde der WalU'' heil vorgebracht hatten. Ober — wurde" wohl wider die Priester von der griechisch«-'" und später wider die Prediger und Geists chcn von dec Evangelische», und Refornwc«" Kirche so bittere, obberührten Punkt der u" lauterkeit betreffende Vorwürfe jemals,^ macht - ? Weiche ist wohl die Ursache dich Unterscheidrs — ? Es wird doch keiner Spekulation bcdarsen um die Frage sen. Kirchenvers, Zu Koftniz.m,Lherl.4ZZ auch wahrender Rede übel ausgelegt wur¬ den , hat er sich dennoch weder durch das eine, noch andere in seinem Vortrage irre machen lassen. Er beantwortete alle Ein¬ würfe der Gegner, und wußte ihnen soge- staltig zu begegnen: daß sie alle entweder schamrot!) gemacht, oder wohl gar zu schwei¬ gen genöthiget wurden. Sobald ein Tu¬ mult, und ein Larck entstand, schwieg er stille — bestrafte nach einer kurzen Pause den unbändigen Pöbel — und setzte seine Rede wiederum fort. Er bat die Herum¬ stehenden mit nachdrücklichem Tone: daß sie ihme doch für dießmal gönnen mögten seine Rede zu endigen, weil sie ihn doch in Zukunft mmMermehr hören würden — Wenn auch einige aus dem Volke sich un- gestumnng betrugen, und ihme mit ihrem Zettergeschreie Gewalt, und Tod androh¬ ten, blieb er dennoch ganz unerschrocken, und redete herzhaft. Was ich aber an dem Hieronymus am meisten bewundre, und welches mit mir jedermann als eine sichere Anzeige seines vortreflichen Gedächtnisses anrühmen muß, ist: daß er, ob er schon durch eine lang dauernde Zeit von Z40 Tagen in dem stin¬ kenden, und stnstern Thurme gesessen, allwo ihme weder so viel Licht Melassen ward, daß er etwas sehen, noch viel weni- 8er aber lesen, oder schreiben konnte; und wo annoch die Gemüthöbeklemmung seinen E e Geist 484 Geschichte der grossen allgemeinen Geist hätte abmatten müssen — dennoch zur Rechtfertigung seinesBetragens so vrele vortreflicheBeyspieleder gelehrtesten Man- ner anzusühren, und zum Beweise seiner Lehrsätze so stattliche Urkunden aus den Vätern, und Kirchenlehrern beyzubringen, im Stande gewesen seye—! Ich dächte: daß es, wmn er auch die ganze Zeit, wo er in dem Thurme gefangen saß, nichts an¬ ders zu thun gehabt hätte, als in stiller Ruhe, und größter Bequemlichkeit sich auf seine Vertheibigung vorzubereiten, nicht zu viel gewesen seyn würde eine so bündige Rede abzufassenAeronymus hatte, um dir auch von den übrigen Gaben die- ses vortreflichen Mannes einen Abriß zü machen, eine angenehme, helle, und woh^ klingende Stimme —; sein Vortrag wat ungezwungen, und hatte etwas Erusthaß tes, und Erhabenes in sich --; er hatte die Affekten vollkommen in seiner Macht--, und wußte der Rede solchen Nachdruck Z" geben, daß es in seiner Willkühr stand die Zuhörer entweder zum Unwillen zu reizen, oder von ihnen ein Mitlerden herauszulo¬ cken —. Um dieses hat er zwar niemals angesucht; er stand immer unerschrocken -- redete frey, und muthig — und schien den Tod nicht nur nicht zu fürchten, sonden vielmehr zu verachten. Gewiß — rnh- Freund! wenn du den Hieronymus ge>^ hen, und gehört haben würdest — es ! nicht zu viel, wenn ich sage: daß du au / Kirchenvers. zu Kostniz. HI. LheL!.4^ an ihme den zweiten Lato bewundert hät- test-. Seine bündige Gelehrsamkeit, und tiefe Einsicht verdienet es : daß sein Name unsterblich werde — und von je¬ dermann, insolang die Welt stehet, geprie¬ sen, und angcrühmet werde. Ich will Zwar keineswegs dasjenige loben, so Hre- ronymus wider die Verordnung der chrrst- llchen Kirche gelchret haben dörrte, wenn er doch etwas Widriges wirklich gelehret hat — ! Was ich an ihme mit Grunde be¬ wundere, ist seine wcitwendige Belesenheit, Schürfe des Verstandes, Gegenwart des Geistes, und ferne ausnehmende Bered¬ samkeit. Allhier muß ich den Brief des pog. grus abbrechen, um die Geschichte von dem Prozesse des Hieronymus im ordentlichen Zirsammenham.e fortzusetzen. Der Schluß des wichtigen Briefs, welchen der Floren¬ tiner geschrieben hat, wird unten §. 85. fol¬ gen; vor itzo muß ich erzählen: was mit dem Hieronymus von Prag, den man nach geendigtem Verhöre wiederum in sein Ge» fängniß geschleppet hat, weiters vorgegan- gen seye. Ich hatte es schon oben gegen das End des 77. §. bemerkt: daß marr dem Hieronymus von Prag bey der Ver- sammlung am 26 May an gedeutet habe, welchergrsstalt er am nächst künftigen Sam¬ stage seinen Sentenz bey abzuhaltender ör- fmrlrchen Seßion hören würde. Solche E e 2 ward 4Z6 Geschichte der grossen allgemeinen ward auch am vorbestimmten Tage, amz--- des Maymonaths »4^6 gehalten. Von der Verdammung des Hie- ronymus von Prag. §. 82. d- E.n nnr> Wir haben gesehen: daß seit dem 2 l. Nov. ,4>i. ') bis zum zo. May 14.-, 'rttire mithin über ein halbes Jahr keine allge- meine Seßion zu Kostniz abgehalten wor- " den seye —! alle Geschäfte wurden in Privatversammlungen geschlichtet. Win man nach der Ursache des dießMigen Be< tragens der kostnizischen Väter fragen, dächte ich nicht unrecht daran zu seyn, wenn ich sagte: daß solches um der Spa* Nischen Bischöffe, und Klrchenprälaten we¬ gen, derer Ankunft man immer Hofnungs- voll erwartete um die Artikel der Kapitn- lalion von Narbonne in Erfüllung zu brin^ gen, geschehen wäre. Sie waren zwar an^ noch nicht angekommen; dem ohngeachs" glaubten die zu Kostniz versammelten La¬ ter berechtigt zu seyn eine allgemeine fron zu halten, und dieses um so mehr, aw das in selber abzuhandelnde Geschält eme gemeinschaftliche Sache, die Ketzerey Hieronymus von Prag beträie. ward dahero am vorgemeldten Tage in ve Domkirche zu Kostniz die ein und ) S. vbrn §. zz. Kirchenvers. zu Kostniz. IIi.Lheil.4Z7 Zigste allg. Geßion gehalten. ") Der Endzweck derselben mar kein anderer, als dre Verdammung des Hieronymus, und seiner Lehre. Ich lese in den Akten - daß nebst den^^, Kardinalen, und Bischöfen, aus denen i>, Hann der Bischof von Ostia den Vorsitz Abwcscm abermal hatte, auch verschiedene, und zwar hrit dcsKm, an der Zahl häufige Gesandten der Ze, Fürsten, Herzoge, Grasen rc. dieser Sefi graM g» fivn beyqewohnet haben —! nur muß ich hatten, auch anmerken: daß weder der Kaiser Si¬ gismund, von deme ich oben §. ferzähl¬ te, daß er sich um des zwischen der Krone Frankreich, und England zu stiftenden Frie¬ dens wegen nach Paris, und von dort aus nach Londen begeben habe—noch seinStell- vertretter Ludwig der Churfürst undPfalz- Zrafam Rhein, den auch eine wichtige Ur¬ sache von Kostniz nach Heidelberg abrief, G. oben §. 72,und der nach dem Zeugnisse Dietrichs von Niem nicht ehe, als am zten des Junius nach Kostniz zurückkam, bey der ein und zwanzigsten Seßion, und folg, lich auch bey der Verdammung des Hie¬ ronymus von Prag gegenwärtig gewesen seye—! EinUmstand, der in Erwägung genommen zu werden verdiente, mmm) E e z Hin- *) S. I.»bbcum Loncil. 1. l6. p- 409. A v. ttarör 1. IV. p. 76z. ör scq. mmm) Ich will allhier nicht untersuchen: ob Su gis 458 Geschichte der grossen allgemeinen Hingegen ist es nichts besonders, wenn ich sage: daß auch bey dieser Seßion die Mes" ft gismund der Kaiser, der weder persönlich, noch durch seinen Bevollmächtigten, den Pfalzgr»" fen am Rhein, bey dec Verdammung Hieronymus von Prag zugegen war, doch seinen Lod beschlossen, oder begnehmigct h"" be —! wenn jene tvahrreden, welche behaus ten: *) das; der kais. Kanzler Lassav G^s von Schlick, als er deutlich wahrgenomtlie"' daß alles zur Verurtheituiig des Hicronyni^ al ziclete, und nicht wie von Einem will, beit, als Huß verdammt wurde, S. ll. Tb- dieser Gelch S. rgo A ryi. bey dem al^' öffentlichen Konscsse aufgestanden —, und i>» N.'ine seines Prinzipals wider die Verda»'" mung desselben deutlich protesti« habe — ' wie er auch hernach, als seine Protesta«'»» nichts fruchtete, aus der Versammlung dem größten Unwillen abgetretten sty" le-würde es von selbste folgen-daß «m Hieronymus vollzogene Todcsucthcil,"^ es nicht von dem Landesfürsten untersth«'s den, oder bestätiget ward, welches doch Rechte fordern, höchst unbillig gewest" re —. Was bey der Sache nicht gclaUS»» werden kann,ist:daß die Schuld des 'M» samcn Todes, den Hieronymus von Prall den mußte, und an deine der Kaiser keine Antheil haben konnte, vollends auf das 6»»" cilium falle —. *) S- v, d- Hardt 1. lV. p. 76/. Kirchenvers. zuKostniz.HI. Lhcil. 439 ft vom heil. Geiste abgesungen, die Lita- neyen, Gebete, und übrigen Kirchenzerimo- nten, so wie bey andern Zusammentrettun- gen des Synoves, nach derVoftchriftent. richtet worben styen. Nach geendigten Kirchengebrauchen ward auch Hieronymus von Prag aus seinem Gefängnisse zur Versammlung geführet. Man verlangte von ihme, mit einem gebieterischen Tone: daß er bey seinem erstem Wiederrufe, den er in der i-ten Session machte, S. oben §. 22. beharren — und wicklifs, und Hussens Lehre nochmals in Gegenwart der versammelten Väter abschwören, und ver¬ dammen sollte —. Allein Hieronymus blieb bey seiner vorgefaßten Meinung stand, haft; und ganz unerschrocken sagte er zu den geistlichen Richtern manches, welches in ihr inneres Gefühl hätte dringen müs¬ sen. Unter andern, sind folgende Worte, die er über obige Ermahnung zu den Vä. tern sprach, einer Aufmerksamkeit würdig. *) wisset es, ihr Daten — ich nehme Gott, meinen Herrn zum Zeugen, so wie ich cs vor euch allen bekenne: daß ich weder itzo eine ketzerische Meinung he¬ ge, noch je vercheidiget habe. Ich glaube, und halte mich an alle Artikel des christlichen Glaubens, so wie die Lurche selbste an solche glaubt, und zu glauben bestehlt. Die Ursache also, aus E e 4 wel- *) G. Mil. ör slanam. lZulll, K llieroo. 1. II. ivl, vers ZZ2. 44o Geschichte der grossen allgemeinen welcher ihr mich zu vexurtheilen ent¬ schlossen seyed, iss nicht eine falsche, oder ketzerische Lehre, sondern weil ich euerm Machtspruche, mit deme ihr, von einem eitlen Gchwindelgeisse an¬ getrieben, die frommen, und heiligen Manner, weil sie euer gottloses, und schändliches Leben angriffen, verdam¬ met habt, nicht beyssimmen mag l nein — nimmermehr kann, und will ich je¬ ne Verdammung billigen. Es iss doch besser: daß ich sserbe, als daß ich so freventlich wider mein Gewissen sündi¬ gen solle. Hieronymus wollte annoch etwas mehrers reden, allem er ward dar¬ an gehindert. Die Versammlung wollte ihr geneigtes Gehör einem andern Redner zutheilen. Dieser war Äakob der Bischof von Lodi I^suüenlls. fckws-v.Lo- w..Wik haben in dem II. Theile dieser 5«-.S^sm,daß vorgkm-w- «'M., 4 die Verdammung des Prag. ' betreiben eine eifrige Rede in der -rte" Seßton gehalten habe. Das nehmliche -MUlsrtronsgeschaft wollte er als ein Man» aus jenem Orden, der die brennende Fa¬ ckel mr Wappen führt, sich auch bey dreser Gelegenheit nicht nehmen lassen. Er streg gss'bre Kanzel, und recitirte sirne Rede, welche die Verdammung des Aeron. von Prag/ Kirchenvers. zu Koftmz. HI.THeil. 441 Prag, und das wider ihn zu sprechende Todesmtheil zum eigentlichen Endzweck hatte. *) Der Text, den er sich zum Vor¬ spruche wählte, ward aus des hell. Mar¬ kus Evangelium Kap. XVI. v. 14- .6^ nommm, allwo vom Christus gesagt wird: Und er strafte scharf ihren Unglauben, und ihres Herzens Hartigkeit. Diesen Text walzte der Prediger auf den Unglauben, und auf die Hartnäckig¬ keit des Hieronymus. Er sagte gleich zu Anfänge seiner Rede:**)daß dasConcir lium, gleichwie es die zween schändlichen Ketzer, den wicklif, und Huß, derer re sowohl mit Zrrthümern ganx-snMllt, als auch der römischen Kirche höchst schäd¬ lich gewesen wäre, bereits verdammet hat¬ te, anmit auch derselben Anhänger, den Hieronymus von Prag, als einy, auf¬ geblasenen, halsstarrigen, und verstockten x Ketzer, andern zum Beyspiele, damit sie nicht etwa ein gleiches zu thun sich unter¬ stünden, straffen sollte —. Er will an dem Hieronymus nicht nur den Unglauben, sondern auch die Herzens Hartigkeit ber merket haben, von welcher er sagt: daß sie eigentlich jemanden zum Ketzer mache. Er -un»; s-L sagt ex cortli, *) S. d.bbe 1-. XVI. p. 409. v. ä. tt-räk IV. p. 765. convii^j. **) Diese ganze Rede ist bey dsbbe 1. XVI. lnrur. ^pp. Lonc. Lonü. p. l Z5». bey v. ä.Hsrilk Conril. L«nü. 1. III. x. 55, Hi 5eg. zu lesen. krimo xrojicio Üercu» non slie, rium tu lu»m, 5eä ruuin pro- prium. *) S. »i'L -tu c-mcile äe-Contt. l-iv. IV- § ksroles, e Worte, derer sich der Redner statt einem Argumente am ersten bediente, waren m einem solchen Tone abgefaßt: daß sie na^ dem so rviHiq, als richtigen Ausdrucke ve Hrn. Lenfant füglicher am Rande Schrift, als in dem Texte der Rede stun- xsr freiem , ku--" Nach- Kirchenvers. zu Kostmz.III.THeil. 44z Nachdem der Prediger so fein, wie es aus seinen eigenen, im Rande angeführten Worten erhellet, den Hieronymus Des Frevels überwiesen hatte, wandt er sich zu den versammelten Vatern, die er nach sei¬ ner Grammatik catllolicos Dominos nennt, und machte ihnen eine lange Beschreibung von den Unruhen, und Verwüstungen wel¬ che die Lehre des Huß, und des Hierony¬ mus, dieser zween, nach dem ganz sanft- müthigen Ausdrucke des Hrn. Bischofs, bäuerischen Menschen, llorum äuoruin ru- tticorum, in dem Königreiche Böheimver- msacht haben sollte. Er kehrt sodann wiederum zu dem Gegenstände seiner Rede zurück, und sagt zum Hieronymus: daß er doch die Güte, und Sanftmuth, mit welcher er von dem Concilium behandelt worden wäre, in Er¬ wägung ziehen mögte —. Er wüßte es ja: wie scharf man mit den Ketzern zu ver¬ fahren berechtiget wäre! Man wärfe sre^„°ti- ohnverhörc in die Gefängnisse —, man »ml. 6»r nähme alle wider sie vorgebrachten inksmes, Anklagspunkte an —, und ließ sogar, um sie zu überweisen, auch Ehrlose Menschen, Gchandbuben, und feile Dir- mer-nic« ne wider sie zeugen —. Man konnte sie auch auf der Folter zum Bekanntnisse zwingen; und, wenn sie keinen Wiedcrruf thäten, müßten sie alle ohne Gnade hin- gerichtet werden. Nach dieser Vorausse» tzung 444 Geschichte der grossen allgemeinen tzung sagte der Prediger zu dem Hierony¬ mus : daß die Krrchenversammlung mit ih- me, ob er schon ein verschmier, und um vieles gefährlicherer Ketzer, als Arms, Sabellius,Fe XVI. p. m. V. ä. ttsi-ät-r. IV. p. 76ö, Opsrs ttM ür ttisron, k.il, ti/t, 3^7- 446 Geschichte der grossen allgemeinen mn—; und er dachte,daß er hiezu um so berechtigter gewesen wäre, als tiefer es jhmezu Herzen gegangen, da er sehen muss te: daß jener ihr Leben mit dem Ehrwür¬ digen Amte, welches sie bekleideten- im Nich¬ ten udereinstimmte —^sondern daß sie viel¬ mehr ihre heiligen Dienste mißbrauchten- Er sollte es anmit auch gegenwärtig mit offenem Munde, und aufrichtigem H rzen bekannt haben : daß er alles dasjenige glaubte, was die wahre, heilige, katholi¬ sche Lärche zu glauben befähle —! Und sollten dem ohngeachtet, die Väter sein Be- kenntniß verwerfen, und auf die, wider thn vorgebrachten, falschen Zeugnisse das Au¬ genmerk nehmen, so müßte er es vor Gott, und den Menschen bekennen - daß sie Ms gerechte, und solche Richter wären, die sich von ihren Leidenschaften, als vom Neid und Hasse dahinreissen liessen —. Als Hieronymus auf angeführte wider seine Richter, und Kommissarien ftrte, tratten etwelche aus leinen Widerla¬ chern zu ihme, und pichten ihme ins Ohl¬ er sollte wiederruffen, und dieses ohne bestem Verfchube, wofern er wellte, daß ev mit ihme, und seinem Leben nicht aelsM wäre —. Doch Hieronymus blieb uv alles Zureden seiner Gegner, und auchd jrnigeu, die nach dem Zeugnisse des gius ihn bey dem Leben zuerbolten winn ten, S. oben 79. uncrschüttert, und l Kirchenvers. ZuKostniz. III.LHeil. 447 sich auf keine Weise von seinem Vorhaben abwendig machen. Ich lese bey einem zwar ungenannten, aber gleichzeitigen Bior graphen von des Hieronymus Thaten: *) daß dreser, als er deutlich wahrnahm, daß man bereitet wäre sein Verdammungsur- theil zu fällen, mit unerschrockenem Herzen zu den versammelten Vatern folgende Wor¬ te gesprochen haben solle: Ihr Väter — sich Willens, so viel ich sehe, mich zu verdammen, ob ihr schon mich keines Irrrhums, oder falschen Lehre über¬ wiesen habt, wie es sich dennoch gezie¬ met hatte. Gut-mein Leben sieht itzo in euerer Gewalt! aber wis¬ set : daß rch nach meinem Tode, vor dem ich nicht zittere, in euern Gemä¬ chern so viele, und heftige Gewissens¬ bisse zurucklassen werde, die euch ohne Unterlasse nagen, und angsiigen sollen. Bor dem Richtersiuhle des allwissen¬ den Gottes, auf dessen untrügliches Ur- theil ich mich berufe, sollet ihr mir Nach Verlaufe von »ov Jahren Re¬ chenschaft geben nnn) Allein so crnst- *) Op. riult. los. ichra cir, nnn) Unter den Anhängern des Hieronymus von Prag und seines Freundes, des Huß, wurden obige Worte als eine Weissagung, welche dir nach ino Jahren durch D. Marrin Lucher er¬ folgte Reform hätte vorankündigen sollen, nach *5^' der Zeit au-fgenommen. Man hat soggr sol¬ che 448 Geschichte der grossen allgemeinen ernsthaft dieser Vortrag des Hieronymus lautete, so wenig kehrten sich seine Richter daran. Sie belachten ihn hierüber viel¬ mehr auf eine höhnische Art; und als man sah ehe vorgegebene Prophczeibnng dem Huß, weil * dieser als Priester, und Prediger im grössten Ansehen stand, ob er schon nicht so viele Tae lente besaß, zugeschrieben — und es wurde an» noch im XV. Jahrhunderte, wie Männer von dicßfälligcm Kenntnisse dafür halten, eine sil¬ berne Münze, die man die Hußmsche nannte, geschlagen. Ich selbste habe eine solche Mn>" ze in Händen gehabt; sie ward mir aus den' Münzkabinett des k. Stifts Strahow ob den' Berge Sion zu Prag zur Besichtigung nritg^ »heilet. Auf der einen Seite des Gep'^ grs, welches von Nürnberg zu seyn schcuiel- ist das Brustbild, mit einem Barere dem Kopfe, des Johann. Huß. Ru»v um das Portrait stehen die Worte: 0'-^ unam esse excleüsm lsiEam Lstholierw- der andern Seite aber des silbernen r. G»l denstücks ist Huß, nackt an dem Pfahle g" bunden, abgebildet, mit der Umschrift: ^emnacio biuss anno a Lhristo risto l4'v Die Worte aber, welche an dem Rande dck Münze stehen, und von denen allbicr die R^ de ist, sind folgende: Onmm revolutis Oeo responäebirir öe Xlihi. Auf dieser ei"^ mal angenommenen Meinung ward auch ve'" mulhltch Aussens Weissagung von dein sch^ Kirchenvers. zuKostniz. III. Theil. 449 sahr daß Hieronymus standhaft auf sei- nem Vorsatze behurrete, ward auf Anbe¬ gehren des Prokurators Heinrichs von Piro der Auftrag an den Tnuiarpatriar- chen von Konstantinopel gemacht, das End- F f urtheil ne gegründet. Ich habe es schon in dem II. Theile dieser Geschichte §. 6z. angemcrkt r daß die Anspielung zwischen der Ganse, und dem Schwane Merkmääle von späterer Erfin¬ dung enthalte — ! itzo sollte nur so vieles er¬ innern daß obige Worte, die man dem Hie¬ ronymus beylegte, Anlaß gegeben haben mög- tcn denHuß als einen Propheten anzurübmen. Ich weiß zwardaß man die Zuverläßiqkcit der Worte, die ich oben dem Hieronymus aus sei¬ nem alten Biographen zugeschricbcn, in Zwei¬ fel ziehen könne, aus Ursache: weil davon in den Akten keine Meldung geschieht —! Allein -es börste doch das blosse Stillschwet, gen der Aktcnsammler das positive Zcugniß andrer Historiker nicht ungcltcnd machen —; und dieses, wie ich glaubte, um so weniger: weil der gleichzeitige, und unverdächtige Pog, gius sechste die Aussage der übrigen, obschon nicht durchaus, doch in etwas zu bestätigen scheint. *) Ich bin gar nicht gesinnt den Hieronymus, wenn ich auch seine, an die Kom- Missarien, und Richter gesprochenen Worte als richtig annehmc, für einen Propheten an- i»ge- S. oben §. 79- koWi verba in mar§. citata. Auch in den Akten stehen einige nicht undcut' lichen Werre. S- oben§. 76. S. 400. 4ZO Geschichte der grossen allgemeinen uttheil wider den Hieronymus öffentlich abzulesen. Dieser, als erster aus den wi¬ der vorgemeldten Magister angestellten Kommiffarien that auch ohngesclumt,waS man zugeben —! ich bin weder so leichtgläubig, daß ich was immer für einer Erzählung einen blinden Bcyfall ertheilte — noch darf man mich auch für so unwissend halten: daß ich die zu einer prophetischen Vorhersagung er¬ forderlichen, und zugleich überaus seltnen Ei¬ genschaften nicht wüßte —. Was ich hier Orts angemerkt haben wollte, wäre: daß man die Worte des Hieronymus, ohne sie auf eine Weissagung zu deuten, im natürlichen Vcr-- stande nähme —. Ec sagte-Alle bey der Versammlung zu Loftin; anwesenden Värer, Richcer, Zeugen, und Ankläger würden ihn>e Dermaleinst, oder wie sich andre ausdrücken, nach Verlauf voll Ivo Iahren, d i. nach iän- gerer Zeit, vor dein Richcerstuhle des allwcift» Gorces Rechenschaft gebe». Man darf aber kein Prophet seyn um vorherzusagen: daß alle, Mit denen man über wichtige Materien spricht «ach dem Laufe von hundert Jahren sterbens sodann gewiß vor dein Richterstuyle Gattes sich stellen — und über alle ihre Handlungen die strengste Rechenschaft werden ablegcn nws sen. Nu-wenn ich sagte - daß dieser der nehmliche Fall mit dem Hieronymus o. Prag, und seinen angezogenen Worten gewesen n.a. re-! ich dachte/ daß eine solche Er § rung keine schiefe Linie machte. ihme befahl, und las den Sentenz der Lammung mit Kelter Srmnm ab. Mr folgt das Verdammunasurthetl ^den Worten, mit welchen ich es m den abgefaßt lese. §. 8z. »>, )n dem Name des ^errn; ?"stus ^esus unser Gott und Lrlo-mthn! v-s '5w-lch« d-r r!ch« w-!nst«k M,M^ ^d-r d„ ftgc: daß st-n h-mm^Hcr ,^er der N)eingartner wäre, lehret >A jünger, und in ihnen alle Glau- An: daß einjedwcder, der in ihme M bleibt, gleichwie eine Rebe abge- Mittcn — hinweggeworfen werden—, ^verdorren solle. *^) Zufolge dieser von dem göttlichen Kleister vorgetragenm Lehre hat der heil, zu Kostniz versamnrclte Ff 2 Sy- ^pp. l.sdb. 1-. XVI. p. 409. V. a. »-rar 1°. IV. p. 769. Oper. Lr ^lon. »ulN A »ieroir r. II. fol. Z5Z. Der Tert ist aus des Johann. Evangel. XV. Kap Was mich wundert, ist: daß die kostnijp sckea Väter nicht auch den zwcytcn Tbcil des v. aus welchen doch die Anspielung mildem Hieronym- gemacht worden zu scyn scheinet, 'n das Verdammuugöurrheil cingerückt ha¬ be« — ? 452 Geschichte der grossen allgemeB Eil Synodus sich äusserst bestiessen M reyen auszuforschen, und mit denA dies lehrern nach Vorschrift obigen N daß spruchs zu verfahren. Die nehE ba Sache hat der heil. Synodus aEj voxj fonderheitlich wider den HieroE., ivor von Prag, einen Magister der A Künste, und Layen zum Theile chxj allgemeinem Rufe, zum Theile^ Re! auch aus den wider ihn fürgebE,' luh Klagartikeln vorgcnommen. ooo) H A van flhv ooo) Es heißt : fama publica referente h. morosä inliuuarione miniüranre, H». blosses Gerücht — und das wider entstandene auch allgemeine Gesche ' 3 von heimlichen Feinden verursa^ scyn konnte, einen hinlänglichen mit einem Manne, der das Zeug»^ "tEl guten Charakters für sich hat, und alles, was man ihme Schuld gibt, läugnet, kriminalisch zu pcozediren F der ihn sogar das Verdammung^ zuschliessen — — lasse ich dem der Rcchrsgelebrtcn über zeugt bin, ist: daß in keiner polit" richtsstube je ein Unheil nach bc' sehr oft trüglichen, Rufe, und Ge Menschen gefallet werde. unwidersprcchlichen Zeugnissen KB» die Anklagspunkte nach RechtshultiS xB' Nrchenvers. zuKostniz III.Thcil.458 diesen Anzeigen veroffenbarte es sich: vstß vorgemeldter Hieronymus einige bätze, die ketzerisch , irrig, und schon klängst durch die heiligen Väter ver- Torfen worden wären —, andre, die gotteslästerlich, übellautend, und für Mißliche Ohren höchst anstößig —, Wiederum einige, die frevelhaft, auf- Wrisch, und derley Sätze wären, wel- M die zween verfluchten Ketzer Jo¬ hann WjckUf, und Johann Huß Ichon lange zuvor theilö in ihren Pre- Wten öffentlich vorgetragen, zum dle netM h-ldnimL liche Beschimpfung, die man rm verflosst chig-r rod. nen Jahre seinem Freunde, dem Huß, an- that, in der Kathedralkrrche erdulden! Man brachte eine paprerne Mütze herbey, gerade von zencr Form, von welcher die andre war, so vorhero dem Huß von den Bi¬ schöfen auf den Kopf gesetzt worden wa^ S. H. Th. §. 60. S. 28;. Als Hiero^ nymus solche, mit Teufeln bemaW Schmahkappe erblickte — warf er M Barret unter die Füsse der anwesenden K>^ chenpralaten, und setzte sie seibste gutwil 'S auf. Dre Worte, welche Hieronymus bey gesprochen haben solle, scheinen in o Evangelischen Lehre gegründet zu sey"- 7. sagte: *) Christus Jesus hätte zur da er auf die Schedelstätt zur gung geführet ward, für ihn , elen , Sünder, eine dornene B^ron aus^ x. *) A. »ulN, ör »!eron)-m» Iiiü. Lc woo»'^' H. iol. vcrlo zzz. Kirchenvers. zuKostmz. IH.THeil. 459 nem Haupte getragen —; nun wollte er auch gern diesem seinen Erlöser zu Liebe mit solcher schimpflichen Mütze ins Feuer gchen. Kaum als er diele, in der That rüh¬ renden Worte gesprochen, ward er auch schon von den Bütteln umrungen, die ihn, aus der Domkirche hinweg, zum Gerichts- platze schleppten. Im Herausgehen bete- te Hieronymus mit fröhlicher Stimme, und mit einer solchen Miene, die nur ein gutes Gewissen äussern kann, das Glau-- bensbekenntmß der Kirche — sah oft gen Himmel — und wiederholte das Oreäo. Nebst diesem sang er auch die Litaneyen, und andre geistliche trostreiche Lieder. *) Als man zur Gerichtsstätte, zu dem nehm- lrchen Orte, auf welchem vorhero Huß ver¬ brannt worden war, kam,.und als Hiero¬ nymus des Pfahls ansichtig ward, an welchem gebunden er ein Brandopfer wer¬ den sollte, fiel er auch auf seine Knie nie¬ der — und betete nach dem Beyspiele sei¬ nes Freundes durch längere Zeit in der Stille zu Gott —. Nach diesem hoben ihn die Henkersknechte von feinem Gebet- plätzchen auf; nahmen ihme bis aufs Hemd alle seine Kleider ab — und warfen einen Lumpen auf seine Schultern. Cr ward mit Stricken, und Ketten an den Pfahl ge- bün. *) S. sp. v. ä. ttsrät 1°, H. p, 4-4, A v, ä. llrrät 1, IV. p. 771. 460 Geschichte der grossen allgemeinen gebunden, und das Holz mit untermischtem Strohe wurde rund um ihn von Füssen bis an den Kopf dicht angelegt. Während deme als sich dle Bütteln mit solcher Ar¬ beit bescha.tlgten, sang Hieronymus mit Heller Stimme das Osterlied: 5alve kellr ßies, toto venersbilis LVO, Lt.uo Deus wiernum vicit, L allra tenet 5co. Nach diesem Lobgesange sprach er wiede¬ rum mit Heller Stimme alle Artikel des christlichen Glaubens, und sagte in Kut¬ scher Sprache zu dem herumstehenden Vol¬ ke : Ihr meine Lieben — sollet wissen, daß ich keinen andern Glauben beken¬ ne, als den ich itzo gesungen — und daß ich alles dasjenige, so ein jedweder Christ zu glauben verbunden ist, aus aufrichtigem Herzen bekenne —. Die Ursache meines schmerzlichen Todes, den ich in Mitte der Flammen leiden muß, ist keine andre, als weil ich des Conciliums Urtheil, mit welchem die¬ ses den M. Johann Huß, einen recht¬ schaffenen Mann, und Evangelischen Prediger verdammt hat, nicht billigen wollte —. *) Inzwischen als Hieronymus diese kurze, aber aufrichtige Reve zu dem Volke hielt, zündeten die Henkersknechte mit bren¬ nenden Fackeln den Scheiterhaufen an Und — als Hieronymus das Rastender *) V, 6. tt-rät 1°. IV. p. 772. Kirchenvers znKostniz. III. Theil. 46 i- Flammen hörte, schrie er ganz laut: Mein Gott, und mein Zerr — in deine Zande empfehle ich meine Seele —. Nach¬ dem die aufstcigende Flamme seinen Kör¬ per umschlug, sprach er annoch auf böh¬ misch : O Zerr — allmächtiger Gott — erbarme dich meiner, und vergib mir meine Sünden. Jehova — du weißt es: daß ich jederzeit deine Wahrheit, und das Wort deines göttlichen Gen- stes gelicbet habe—.*) Diese waren seine letzten Worte, die man verstehen konnte! Man sah eö zwar annoch durch die Mitte des Rauches: wie er seinen Mund, und die Lippen in Eile bewegte —; und ich mag nicht zweifeln: daß er bis zu dem Augen¬ blicke, da er verschied, die inbrünstigsten Seufzer zu Gott abgeschickt habe —. Ich will allhier keinen Kommentar über den Tod des Hieronymus schreiben; noch verlange ich: daß jemand von dessel¬ ben Umständen gerührt, über den verbrann¬ ten Magister eine mitleidige Thräne ver- giesse —! Leser, die ein Menschengefühl ha- ben, werden gewiß bey Durchlesung dieses Auftritts nicht lachen. Nur kann ich meinen Unwillen nicht bergen, wenn ich lese, und höre: baß Katholiken, und zwar besonders Priester, denen doch die Sanft- muth, und Liebe vorzüglich eigen seyn soll. te, *) G. V ä. lZaräc loc. ric. Lc Opers ttuK, A Nlieron. 1. II. ioj. z^z. verü» Üc ivl. z-7. 462 Geschichte der großen allgemeinen te, mit einem P. Selig, und andern, die- jenigen Männer, die nut ihnen nicht durch¬ aus gleiche Gesinnungen hegen, geradehin verfluchen — verdammen —, und wohl gar ihre tugendhaften Handlungen, und Helligen Gebete arg auslegen, und für ei¬ ne boshafte Scheinfrömmigkeit angeben. Ich dächte: daß wir mir den Verdammun¬ gen nicht so freygebig, oder besser zu sagen, verschwenderisch scyn sollten: L-iejenigen, welche nichts als richten, und verdammen wollen, handeln gewiß nicht nach der Vor¬ schrift unscrs göttlichen Lehrmeisters. Man lese nur desselben Lehrpunkte Luc. VI. v. Z7. Lc PI LL; und ich wette: daß in Rück¬ sicht auf diese Lehrsätze niemand dem Nsa- ralis Alexander, *) und andern Histori- kern, welche die vorerwähnten Gebete des Hieronymus von Prag, so wie des Huß seine, für Gleisnereyen, und Zeichen einer heuchlerischen Frömmigkeit ohne mindestem Skrupel angeben, beystimmen werde. So viel man aus den äusserlichen Umständen schliessen mag; und — in das Innere zu Dringen dürften sich diese Väter, oder Her¬ ren das Gott alleinig vorbehaltene Recht doch nicht anmaffen —l so ist nicht zu zwei¬ feln.- daß Hieronymus aus aufrichtigem Herzen in der Stunde seines Todes gebe¬ tet habe. §. 85- L. 8ec. XV. C-x. ll. ärr. 1. h. Z. »6- Kirchenversi zuKostniz. IIl.Theil. 463 Wenn aber jemanden die Quellen, Des Pog- aus denen ich obige Erzählung von dessms, und Hieronymus Tode gefchöpfet, verdächtig scheinen sollten (es giebt unter uns so eu- über vm rige römische Christen, die eine jedwede nicht r°d des nur historische, sondern öfters wohl auch physischeWahrheit von darumen,weil sie aus dem Munde eines Evangelischen, oder Re- formirten kömmt, in Zweifel ziehen). Nu — wenn einige Paters Makariuse, Selige^ oder wie sie hernach immer heissen mögen, auch eine ängstliche Furcht über die Glaub¬ würdigkeit der Dinge, die ich von dem Hel- denmüthigen Tode des Hieronymus er¬ zählet habe, anwandeln sollte, aus Ursa¬ che: well das angezogene grosse Folioband ein Hußitisches Werk — des von der Hardt Sammlung aber eine protestan¬ tische Schrift wäre — so werden sie sich doch mit dem Zeugnisse des poggius, und des Acneas Sylvins begnügen. Des erstem Aussage über des Hieronymus Lob¬ gesänge, und vorzüglich über seine Bewun¬ dernswürdige Unerschrockenheit kann man aus dessen an Leonhard Aretin geschriebe¬ nem Briefe entnehmen. Der Schluß des Briefs, den ich oben gegen das Ende des 7s. 8- abgebrochen, lautet also: „„Nach seinem, des Hieronymus, letzten Verhöre wurden ihme zween Tage .. zur 464 Geschichte der grossen allgemeinen zur Bedenkzeit bestimmet, binnen welcher er sich bessern, und von seinen Jrrthümern abstehen sollte. Mehrere aus den Gelehr¬ ten, und unter diesen auch der Kardinal von Florenz, giengen zu ihme, in der Ab¬ sicht, um rhn von seiner vorgefaßten Mei¬ nung abwendig zu machen. Allein es glück¬ te in der Sache keinem aus ihnen! Hie¬ ronymus beharrete unveränderlich in sei¬ nem Vorhaben, nicht mehr zu wiederruf- fen. Als dieses das Concilium sah, ward er auch von selbem als Leger verdam¬ met, und man hatte ihn zum Feuer ver¬ urteilt. Nach gesprochenem Urtheile gieng er getrost, und mit fröhlichem An- gesichte zur Stätte, auf welcher er sterben mußte. Weder die Flamme des zuberei¬ teren Feuers — noch die fürchterliche Gat¬ tung der Marter hat ihn erschüttert-; er erschrack mcht einmal vor dem, in sich ste doch schröckbarn Tode —. Man darf es sicher glauben: daß kaum einer aus den Philosophen, selbste aus jenen, die nur Stoiker nennen, den Tod mit einem jo festen, und standhaften Gemüthe erlitten habe, als dieser ihn anzuverlangen schien- Als er zum Gerichtsplatze kam, M er seine Kleider selbste aus, und fiel am seine Knie vor dem Pfahle nieder, an den er gebunden werden sollte! er ward aum an selben mit nassen Stricken, hernach ave auch mit einer eisernen Kette um seinen uau^ Kirchenvers. ZuKostmz. IH.THeil. 465 ten Leib gebunden. Nach diesem wurden rund um «hu dre Schcitter ven der Fuß. sohle an dis an seine Br ust dicht angelegt, und man mengte häufiges Stroh unter die Reiser, oder Bündeln des Holzes. Als das Feuer angezündet ward, ficng auch Hieronymus an einen Lobgesang zu singen, den er, obschon die Flamme ober ihn zusammcnschlug, nut Heller Stimme en¬ digte. Was ich aber für die grösste An¬ zeige seines Helvrnmuths, und sei' es un¬ erschrockenen Gemuthes halte, ist: daß er zum Henker, als dieser das Feuer vom Rücken anzünden wollte, muthig gespro¬ chen habe! Geh — tritt hervor —, und zünde das Feuer in meinem Angesichte, und vor meinen Augen an! wisse, daß ich mich hierüber gar nicht erschrecke; denn, wenn ich das Feuer gefürchtet hatte, würde ich niemals krach Rostniz, als nach einem Orce, den ich ganz leicht hatte fliehen mögen, gekommen scyn —. Auf solche Art war Hieronymus, die¬ ser, ich will seinen Glauben unberührt las¬ sen, vortrefliche Mann gestorben. Ich selbste habe den ganzen Ausgang mitange¬ sehen, und alle Handlungen, wie man mit ihme verfahren hat, als ein Augenzeuge bemerkt. Ich will cs an seinem Orte ge¬ stellt seyn lassen, ob ihme Recht —, oder Unrecht geschehen! So vieles ich zuver¬ sichtlich glaube, ist: daß, wenn du den hel- G g , den- 466 Geschichte der grossen allgemeinen denmüthigen Tod dieses Mannes gesehen haben würdest, du auch ohne Zweifel ein¬ bekannt hattest: daß Hieronymus aus der Schule der weisen, d. i. ein Philosoph gewesen wäre —. Um aufrichtig zu re¬ den, so habe ich annoch kein so heldenmü- thiges Beyspiel in den auch ältesten Histo¬ rikern gelesen ! und diese war die Ursache: Daß ich dir diese Geschichte nach der Län¬ ge geschrieben habe. Ich hatte eben Mus¬ se — und wollte dir etwas erzählen, so mit den Geschichten der Alten übereinkäme, ober dieselben wohl gar überträfe—! Denn weder Mutlus Sccvola hat mit so gros¬ ser Standhaftigkeit seine Hand in dem Feuer gehalten, als Hieronymus v. Prag seinen ganzen Körper verbrennen ließ; noch hat Sokrates den Giftbecher so gelassen ausgetrunken, als freudig dieser zum Scheiterhaufen eilte. Nu — es seye von diesem genug ! ich habe zwar einen langen Brief geschrieben; doch hoffe ich von dir über die Weitläufigkeit desselben eine gü¬ tige Nachsicht , weil die Wichtigkeit des Gegenstandes eine ausführlichere Beschret' bung forderte. Lebe wohl mein bester Le¬ onhard—; ich schrieb diesen Brief ZU Kostniz am zo. May, d. i. an dem Ta¬ ge, an welchem vorgenannter Hierony¬ mus gelitten hat. Und — was ich noch hinzusetze, ist: daß ich dir die Ge¬ sundheit, und das Wohlseyn annoch emmm Kirchenvers Zu Kostmz. III.LHeil. 467 anwünsche, müthe seye und ML unverfälschtem Ge- dem wahrer Freund poggius. ^ch dächte: daß man zu des Kers- Ruhme nichts Vortheilhafters sa¬ gen könne, als Poggio der Florentiner im angeführten Briese mit ferner saftigen Feder g schrieben hat. Seine Vergleichung des Sokrates mit dem Hieronymus lst eben so richtig, als sinnreich, und zierlich; und es ist eine historische Wahrheit, wenn ich mit Hrn. von Voltaire sage: daß Kersnymus^von Prag, und annoch ehe sem Freund Johann >äuß aus der nehm- lichen Ursache zu Kostni; verbrannt worden seye, als vorlangst Sokrates zu Athen den Schicrlingssaft austrinken mußte. So¬ krates ward von den Atheniensern zum Tode verdammet, weil er sich die Feind, schäft der Sophisten, und Priester seiner Zeit zugezogen hatte —; und was die Kir- chenv. zu Kostmz eigentlich bewogen habe, beyde vorgenannten Manner durch den schmerzlichsten Tod hinzurichten, haben die Leser aus dem II. und Hl, Theile dieser Geschichte leicht entnehmen können. Wir haben die Unerschrockenheit des Hieronymus von Prag aus der Urkunde G g 2 des - *) Mai inr I' lüüaiic univerkrlls Lkap Li, ver<> la 468 Geschichte der grossen allgemem.fr Des poggius deutlich entnommen! auch Aeneas Sylvius, ein beinahe gleich¬ zeitiger Schriftsteller, beschreibt in seiner böhmischen Geschichte den heldcnmüthrgm Charakter der beyden Magisters, des Jo¬ hann Huß, und des Hieronymus von Prag fast auf die nehmliche Art. Seine Worte sind: Das Toncilium zu Rost- niz sprach wider den Huß, und Hiero¬ nymus von Prag das Endurtheil, wel¬ ches in demc bestand: daß beyde, weil sie die Lehre der Lurche anstritten, ver¬ brannt werden sollten. Diesem Befeh¬ le zufolge ward Johann am ersten ver¬ brannt; und als Hieronymus, den man durch längere Zeit im Rerker aufbe- wahren ließ, sich nach dem willen des Synodes nicht fügen wollte, ward er auch mit nehmlicher Fcuerstrafe ge¬ züchtigt. Beyde erlitten den Tod mit einer Bewunderungswürdigen Stand¬ haftigkeit, und eilten zum Scheiterhau¬ fen, nicht anderst: als wenn sie zu ei¬ nem prächtigen Gastmahle geladen worden waren —. Reiner aus ihnen ließ auch weder eine Sylbe aus seinem Munde hören, die auch nur das ge¬ ringste Rennzeichen e-ner Gemüthsum ruh, oder Gewifsensangstigkcic geaus- serr hatte. Beyde Haden, als sie brannk zu werden ansiengen, die am mürhigstcn Lobgesange mit tliK, Lok, 6,p. z5. KirchmversizuKostmz. IH. Therl. 4^9 Stimme gesungen, daß sie auch weder das Rasseln der Flammen unterdrücken konnte Sw litten den schmerzlichen Tod des Feuers mit einer solchen Herz¬ haftigkeit/ dergleichen man bey keinem aus den Philosophen finden wird. So vieles schreibt Sylvins von dem Helden¬ mütigen Tode des Huß, und seines Freun¬ des des Hieronymus von Prag. Ange- zvgene Worte bedürfen keiner Auslegung; nur muß ich anmerken: daß der gelehrte, und achtkatholische Gylvius von dem zeit¬ lichen Brandopfer dieser zween Männer auf das ewige Feuer auch nicht von fern eme Anspielung gemacht habe, wie sie doch ^r p-Selig, dieser: mitleidige Mönch, zu Ende ferner Anmerkungen über meine Ge¬ schichte S. yi. im Bezug auf Hussen nur gar zu nahe gemacht zu haben scheinet. Was den weitern Fürgang der Sa- Des Him« che bey dem Scheiterhaufen zu Kostniz be-nym.Rui-m trift, so wurden, nachdem Hieronymus von dem aufsteigcnden Rauche erstickt in Mitte der heftigen Flammen seinen Geist aufgab, alle seine Gerathschaften, als da waren, seine Kleider, die Mütze, das Beiz- werk, die Stiefeln, sein Bett, und einige andre Kleinigkeiten, die man aus seinem Gefängnisse herbeytrug, in das . Feuer ge¬ worfen, und zugleich nut ihme verbrannt. *) G g ; Muth- Hp. V. ö. Uisrär 1. IV. 77,. 47o Geschichte der großen allgemeinen Muthmaßlich war solches geschehen, aus Ursache: weil man die Ketzer, unter welche auch Hieronymus von Prag gezähletward, als Menschen ansah, die mit der Pestilenz behaftet waren. Da es aber nach Vor¬ schrift der Leibarzte erforderlich ist: daß man alle Überbleibseln der in einer an¬ steckenden Seuche verstorbenen Menschen verbrenne — , als wird es nicht un¬ schwer zu begreiffen seyn: warum die Klei¬ dungsstücke des Hieronymus samt seinem übrigen Reste in das Feuer geworfen wor¬ den seyen —. Ich will die dumme Anspie¬ lung von der körperlichen Seuche auf die ketzerische Pestilenz zu keiner kritischen Un¬ tersuchung ziehen. Die Unschicklichkeit der¬ selben, welche sich nur m den finstern Jahr¬ hunderten m die Gemüther der Christen ein- gedrungen hat, dürfte bey unfern aufge¬ klärten Zeiten eincmjedweden in die Augen leuchten. Nachdem alles zu Asche verbrannt war, wurde dieftlbe auf gegebenen Befehl in den Rheinstuß geworfen. Die Ursache davon habe ich schon bey dem gleichen Vor¬ fälle mit Hussen berühret. *) Nur muß ich anmerken: daß die Kirchenverfamm- lung zu Kostni, ; auch im Bezug auf den Hieronymus von Prag ihren Endzweck, um sein Angedenken aus der Welt zu ta¬ gen, eben so sehr verfehlet habe, als es ihr S. u Th. Z 6z. S. 29S.K299- K'irchenvers zu Kostmz.lll.Theil. 471 mit Hussen nicht gelingen wollte. Ich ha¬ be es in dem 1l. Theile am alsoglerch an- gedeuteten Orte bemerkt: daß die Böhmen nach dem Zeugnisse des Aeneas Sylvius mcht nur die von der Brandstätte des Huß zusammm gekratzte Erde als ein Heilig¬ tum mit sich genommen — sondern auch ihn sechste, um sein Angedenken zu verherr- sichen, in die Zahl der Märtyrer gesetzet haben. Der nehmliche Fall ereignete sich auch mit dem Hieronymus von Prag, wie es vorgemeldter Sylvius bezeuget. Sei¬ ne Worte sind:*) Johann Huß,und6ie- ronymuo von Prag haben sich unter ^cn Böhmen den kNarryrername, und ^re -Ehrenbezeigung verdienet. Sie wurden rn Boheim mit einer nicht ge- rrngern Hochachtung verherrlicht, als > die Lwnrcr das Andenken der zween ! Aposicl des Petrus und Paulus feyer- ten. Sobald als die Nachricht von dem widrigen Schicksale, welches Io- > Hann, und Hieronymus zu B>ostniz lei > den nrußten, nach Böhmen kam, ver¬ sammelten sich auch ohngesäumt ihre eifriger: Anhänger, und Freunde, um 1 derselbe-: Angedenken zu fcyern, so wie sie auch wirklich zu ihrer Verherrli¬ chung ein jährliches Gcdächtnißfejt an- Leordnct hatten. Es ward also der End- zweck, den sich die Kirchcnv. zu Koftniz ausgesteckt hatte, um mit der in den Rhein- , G g 4 stuß laok. Orw- ^6' 472 Geschichte der grosser: allgemeinen fluß geworfenen Asche bcyder verbrannten Männer ihr Angedenken auszulöschen, nicht erreichet! denn hatten die Böhmen den H^ß, und seinen Freund Hieronymus von Prag in ihrem Leben hochgeschätzet, so wur¬ den sie nach ihrem Lode, von einem hefti¬ gen Enthusiasmus beseelt, schwärmerische Verehrer derselben. §. 87' ppp) Weil ich im H. Th. dies. Gesch. Anm. rrr die zur Verewigung des Huß, und seines Ä-" gedenkens von den Böhmen gemachten Verl* angeführt hatte, so börste cs meinen Leser" vielleicht eben nicht unlieb sepn, wenn ich auch die über d n vcrl rannten Hieronymus vs" Prag gemachte lateinische Grabschrift, die s^ nen Heldenmut!) in standhafter Duldung Todes, und feine Starke in DcrlheidigU^ der Lehre mehr undeutlich ausdrückt, dielst^ setzte. Ich finde sie in dem grossen oftberü^s ten Foliobande; *) und hier sind die ' .VIsrkVlio locinmstuni vn!k blieron^inu!-!'!"^^ In prupnZnaiista KcliDone tcgui, Iwpia vesgni vexal steliria Lleri, Injnsia<;ne stnssiim rnortc pcrissc probst I^inc siiliiz in euin 8^nostnn ?apali« sb "" (.'oncira parke, astnibet vincnln cinrs p. *) klonom. ^orin. fkuls, öi klieron. kraß!« kok. vcrsto. Kirchenverst M Koftniz.III,Theil. 47Z §. 87- Das Schlimmste, was bey der Sache Rurige sich äusserte, war: daß nach dem gewaltr Folgen, samen Tode beyder vorgenannten Männer d,° langwierige, und blutige Kriege m Bo- ^fen zv heim entstanden seyen—. Die Böhmen Kvstmr glaubten durch falsche Vorspieglungen am »"w getrieben: *)daß ihre ganze Nation durch die grausame Hinrichtung ihrer zween Mit¬ bürger beleidigt worden wäre; von daru- men kam es auch in Kürze zu einer fast all- gemeinen Empörung. Ich schreibe allhier keine Geschichte der unglücklichen Kriege, die man die Hußrtischen nennt. Wer dar von etwas ausführliches zu lesen verlangt, mag die oben §. 16. S. 71. angeführten Schriftsteller nachschlagen. Wem es aber an der Musse mangelt solche weitläuftigen Werke zu übersehen, mag Schmidts Ge- schich- *) Oiar. Iielli Hulllt. gp. l.uäevig. 1°, VI. p, »z6. (Zux gni» nil illi nocnere,nec mclvra gnogue lormcuto pietsz 5s äomujlke cleclit. 1'ortiker cloguio pnZusntiz, 6c srte üupenZg, Lorpn« in scLenso vix clomucre ro^'o. cii ^n5onii pis c^üi'ZAtio pstris, Orclini« Iioe proprium s^irittisli« opur. lirnlon, 6c inani» noininri, guisguis Komsnuc üegnciis tsliri c«ürs 5er«, 474 Geschichte der grossen allgemeinen schichte der Teutschen lesen, allwo er im I V. LH. Kap. von dem Hußitenkriege das Nöthige tn saftiger Kürze ausgezeichnet fin¬ den wird. So vieles ich hier Orts mit Hrn Ducreux anmerken darf, ist: daß die Scheiterhaufen zu Kostnrz, welche den Johann Huß, und Hieronymus von Prag verzehret hatten, das Zeichen zu jenem lang- mengen, und grausamen Kriege, welcher nicht ehe nachließ, als bis Böhmen, Mah¬ ren, und ein Lheil von Polen durch Mor¬ den, und Würgen mit Blute erfüllt war, gegeben haben —. Es dürfte doch niemanden beyfallen, als ob ich das Verfahren der Hußlkcu, und besonders derjenigen, die man Tabo- riten nannte, und die mit unmenschlicher Grausamkeit wüteten, rechtfertigen wollte. Ich verwerfe dieser ihre Gchandthaten, als Morden, Rauben, und Brennen so richtig, als wenig ich das gegenseitige, fast eben so barbarische, Betragen der Katholiken billigen mag—. Bcyde,die Hußiten, und Katholiken, schreibt Hr. Ducreux nut Grunde, machten in obgemeldten Landern zwo feindliche Nationen aus, welche sich zu allem dem verleiten liessen, was Schwär« merey, und Barbarey nur immer grausa¬ mes emstössen können. Was aber -ene vor diesen strafwürdiger machte, war.-dafi fie sich dem Kaiser Sigismund als rech^ *) S. christl. IahKmdette VU. Th. S. 154. I Kirchenvers. zu Koftniz. III.Theil.475 Mäßigem Thronfolger aufrührerischer Wei¬ se widersetzt haben. Man weiß es aus der böhmtfchen Geschichte des berühmten Sylvius: daß weder dre zahlreichen Heere Sigismunds, noch des p. Martinus Bannstrahlen, und Kreuzpredlgten wider sie etwas ausqerichtet haben. Sechs Feld¬ züge liefen unglücklich ab; und die Hußr- tm hatten sich so furchtbar gemacht: daß des Kaisers Hülfsvölker, welche der Kar¬ dinal Windsor, Heinrich von Winche¬ ster anführte, ehe geflohen seyen, als sie den Feind gesehen hatten. *) Drese Auf¬ rührer irreten sehr, und sind in deme, daß sie wider ihren rechtmäßigen Monarchen sich empöret haben, auf keine Art zu ent¬ schuldigen—. Man weiß es doch, daß Un- rerthanen ihren Obrigkeiten gehorchen müs¬ sen, und daß diejenigen, welche widerstre¬ ben, sich das Verdammungsurtheil zuzie¬ hen werden. Es ist also unwiderleg¬ lich : daß die Hußiten, weil sie den schäd¬ lichsten Aufruhr in dem Königreiche Bö- Heim erregten, höchst sträflich gehandelt ha¬ ben ! Allein — sollte man dessentwegen den Frevel, welchen meistens die Taboriten nach der Zeit ausübten, dem Huß, und seinem freunde dem Hieronymus von Prag, ^der ihrer beydersertigen Lehre zuschrer- bm — ? Haben diese zween Manner wohl . st- *) S. Lorenz Byzynii v!-»-. l>el!i l-ulm. in ku. e'ewigs reliju. ^Ucrpk, loc. cie. liom. XIII, 2. 476 Geschichte der großen allgemeinen jemals gelehret, man wäre nicht verbuk den weltlichen Obrigkeiten , wenn diese mr < Stande der Ungnade sich befanden, den i Gehorsam zu leisten — ; wie man dennoV > weiß: daß solches von einigen Hußüm nach der Zeit behauptet worden seye — - Huß, und sein Freund Hieronymus A ren immer getreue Unterthanen ihres nigs, und ermahnten ihre Mitbürger wohl mündlich, als schriftlich für das 3M ihres Landesfürsten zu beten, und ihme A treu anzuhangen, wie solches aus mehr"" in dem H. und HI. Theile dieser Gesch. geführten Urkunden erhellet. Jene irce also gröblich, und sündigen offenbar wrt die historische Wahrheit, welche die N". der Zeit erfolgten Exzesse der Hußtten^' Huß, und seinem Freunde entweder Unwissenheit, oder aus sträflicher Bos^' zuschrciben —. Freylich wären alle jene blutig Kriege, und Schaudervollen VerwuN gen, welche das Königreich Böheim v» r6. Jahre verheeret hatten, außenge^, ben,wenn die Kirchenversammlung niz den Huß, und Hieronymus v- nicht zum Scheiterhaufen verdammst , sondern sich in dem Falle der vom gelium zur Belehrung der Irrenden geschriebenen Mittel bedienet hatte* -dießist vorbey; und es blerbt n anders als die traurige Erinnerung Kk'chmvers. zu Koftniz. III.THeN. 477 Wir leben andre, und glücklichere Zeiten. Die Mode, nach der man mit angezünde- tem Feuer die Leute bekehren wolüe, hat aufgehürt. Statt der brennenden Fackel müssen itzo die Lehrer der Gläubigen, und die Diener der Kirche die Bibel in die Hand nehmen, und nach Vorschrift der. selben die Irrenden mit Sanftmuth, und Liebe belehren—. Wie gut ist es : daß jener unsrer heiligen Religion so schädliche Ver- folgungsgeist, den intolerante Theologen angefachet, und ausgebreitet haben, durch Gottes mächtigen Bcystand meistens von aufgeklärten Monarchen unterdrückt wor¬ den sey<—. Diese ist eine Gabe des Him¬ mels, für die ich, und mit mir, so viel ich glaube, einjedweder rechtschaffen denkende Mann dem Herrn, und seinem Gesalbten niemals genug danken mag —. Mit diesem wärmsten Danke, und zugleich geäußerter Herzensfreude, daß jene Zeiten vorüber¬ gegangen seyen, in denen man tugendhaf¬ te Männer, wie Huß, und Hieronymus von Prag waren, aus eigennützigen Ab- sichten, und bloß aus dem Triebe der Rache auf den Scheiterhaufen verbrannte, will ich den dritten Thei! der Geschichte des Concniums zu Kostniz schliessen — , und nichts anders hinzufügen, als den eif¬ rigsten Wunsch: daß jene finstern , und grausamen Zetten doch niemals mehr wie- derum zurückkehren mögten — — , - Ende des dritten Theils. Imprimatur L. ir, kNKT ^LN. !?S4- D. Kaspars Royks, k. k. Prof, der Kirchengeschichte an der uralten Universi¬ tät Prägend der hochfürstl. anhalt-bernburgischen gelehrten Gesellschaft Mitglieds Geschichte dec grossen allgemeinen KirchmversanMlung ra , K o st n i z. Vierter und letzter Theü. Prag, 1785 lm Verlage des Verfassers. <2ui5 nescii, priin3!n eile iiiilorj« leZem, ns c^iiä 6icere nnäegt? 6eincie, ne ^ni^i veri non rmcieut' ne tjua 5n5pi'cio Zistisc ilr in icril^en6c>: ne 4^ liinnIt3N5. L/tk^s ^ib. H. ser Geschichte, daß die Kirchenversammlung zu Kostniz aus dreyen Bewegursachen zusar^ men berufen worden scye! Zufolge dieser weggründe will ich auch die im gegenwärtige" Bande behandelten Hauptgegenstände in ei¬ ner dreyfachen Abtheilung anzeigen —. ter den Gegenstand von der KirchenspaltuM erzähle ich zuerst die Neigtheitder spanisch^ Könige zum Kirchenfrieden; hernach f§^ die Vereinigung der spanischen Nation dem Konzilium. Ein Umstand, der um mehr bemerkt zu werden verdiente, als sch"^ v ler durch desselben Einfluß die Spaltung vol¬ lends gehemmt ward Weil aber bey Ver¬ einigung der Spanier mit dem Konzilium un¬ ter denNationen einigeRangsstreitigkeiten ent¬ sprangen, die die schlimmsten Folgen hatten nach sich ziehen können, als werden solche Zwi¬ stigkeiten, die sich zuerst unter den Spaniern, und Engländern, hernach aber annoch hefti¬ ger zwischen den Engländern und Franzosen äußerten, erzählet —. Man kann bey dieser Gelegenheit die verschiedenen Karaktere der Nationen kennen lernen. Nachdem die Nationen unter einander einig geworden waren, und nachdem sich auch nach langer Weigerung die Kastilianer mit dem Konzilium vereinigt hatten, gieng die Abstrzung s). Benedikt des XIII. dcme man nach allen Rechtsformalitaten den Prozeß ge¬ macht hatte, für sich —. Nun war die Kir¬ che von allen ihren Oberhäuptern entledigt—. Man VI Man wollte dahero zur Wahl eines neue«/ rechtmässigen, Papsts schreiten! Allein es er, eigneten sich über die Papstwahl und jüber die Reform wichtige Streitigkeiten, die mit gehöriger Kritik untersucht' werden. Sie Streitigkeiten wurden mittelst römischer Hof- mapnnen, zum Nachtheile der Reformation, beygelegt—; und sodann folgte die Papstwahl. — Unter diesem Artikel kommen manche, die Wißbegierde meiner Leser gewiß befriedigende, Dinge vor; als Z. B. von dem Lonklave — vo" den Rardinälen und ihrem Wahlrechte — von dcc päpstlichen Rrönung — Tiara — Inthronisiert u. s w. Endlich werden dieser Rubrike die Unternehmungen p. Martin des V. zu- getheilt; und da dieser Papst Zu Ende des kostnizischen Konziliums die Hauptrolle spi^ te, hielt ich es für nöthig seine Gemüthsg^ ben so, wie ich sie unter der Hülle fand, ans Licht zu stellen —. VI Was den zweyten Punkt von der Aus¬ rottung der KehkMM anlangt, sollen mei¬ ne Leser auch in diesem Theile manche, nicht unbedeutende, Gegenstände erblicken. Frey- lich ward die Geschichte des Huß, und seines Freundes, des Hieronymus von Prag, wider welche beyde so genannten Erzketzer das kost- nizische Konzilium in die Wette eiferte, schon im II. und III. Theile ausführlich beschrieben l Wir haben allda gelesen, daß beyde von dem Synode nicht nur verdammt, sondern auch ver¬ brannt worden waren! Sie endigten zu Kost- niz ihr Leben; allein mit ihrem Ende endigte sich ihre vermeinte Ketzerey nicht —. Die Böhmen, Hussens Anhänger, fanden annoch immer Gelegenheit und Gründe die Unschuld des Huß, und die Richtigkeit seiner Lehre zu behaupten; gleichwie sie auch selbe mit aller ihrer Gewalt unterstützten. Ich erzähle da- hero erstens, was für ein vortheilhaftes Zeug- niß die Böhmen, und unter diesen insbeson¬ dere Vlil dere die Prager Hoche Schule in Hussens und Hieronymus Sachen ausgestellt habe—- Hernach folgt die Geschichte vom Wenzel dem Nönig in Böhmen; doch nur in so weit, als sie aus den Hussitismus einen Bezug hat. — Gelegenheitlich bemerkte ich manches von diesem in der Geschichte berüchtigten König, dessen Handlungen fast durchaus mit schwar¬ zen Farben von den Historikern abgemahlt werden. Ob meine, in der Sache angewand¬ ten historisch-kritischen Untersuchungen gegrün¬ det — und ob die hiebey gemachten Reflexio¬ nen richtig seyen, mögen unpartheyische Leser nach durchgelesenen Paragraphen entscheiden- — Ich beschreibe drittens die Unternehmun¬ gen der Böhmen in Religionsjächen. Man wird lesen, wie sich die Prager Universität, für die Nommunion unter beyden Gestalten feyerlich erklärt hat — und weil die berühm¬ ten 4 Prager Artikel in der Geschichte des Hussitismus Epoche machen, wollte ich sie auÄ in IX in ihrem vollen Umfange anführen. Sie ver¬ dienen unsre ganze Aufmerksamkeit, denn ihr Inhalt ist wichtig. *) Da aber.die Böhmen auf solche Art die von dem Konzilium zu Kostniz verdammte Lehre des Huß begünstigten, gab sich von der andern Seite der heilige Synodus, und bey diesem vorzüglich P. Martin V. alle Mü¬ he, *) Zn Rücksicht dessen darf ich mir auch schmeicheln, m der hussitischen Sache einige Gegenstände ange¬ führt zu haben, die man in der, für sich selbste vor- trestichen, Geschichte des Hrn. Lenfanr umsonst auf¬ suchen würde Es giebt annoch andre, und zwar nicht wenigen Stücke, in denen sich meine teutsche Geschichte der Krrchenv. zu Kostni; von der fran¬ zösischen genannten Historikers merklich unterscheidet. Will man dem Hrn. David Gottlieb bliemcyer Predigerbiblioth. dritt. und letzt. Th. S. 40 glauben, solle die meinige pragmatischer abgefaßt seyn, als di iU. I.U, N. E. Opsl> xuli. 1". III. scUk. toi. l7> Geschichte der großen allgemeinen Kirchenver- sammlnng zu Kostnrz. Vierter Theil. §. !. ^I^achdem die Kirchenversammkung zuMzeigeder Kostni; , von welcher ich die prag- mansche Geschichte verfasse, eine ihrer T^ile. Hauptbeschäftigungen zu Ende gebracht, da sie die Aeyereycn, um derer Unter¬ drückung willen sie zusammenberufen ward, verdammte, als war es nun Pflicht füc sie, die Bcylegung der übrigen Angelegen- heiten zu berichtigen. Huß von Huffmecz und sein Freund Hieronymus von Prag, A diese 2 Geschichte der grossen allgemeinen diese zween vermeinten Ketzer wurden nicht nur verdammt, sondern man hatte sie auch auf Veranstaltung des Ehrwürdigen Sy- nodes auf den kostnizischen Scheiterhaufen zu Asche verbrannt, Wir haben diese kläg¬ lichen Austritte in den vorhergehenden Lheilen dieser Geschichte *) gelesen! nun sollen die übrigen Unterhandlungen des Konziliums folgen. Ich rechne mir es zur Pflicht meinen Lesern über den Inhalt dieses vierten und lezten Theils eine kurze Anzeige zu machen- Einer der Haupteudzwecke, warum der Synodus zusammen berufen worden, war die traurige Spaltung, welche das Frie- denskierd der Mutter der heiligen Kirche zerriß —! man hat gesehen: das um der Vereinigung willen die heilsamsten Veran¬ staltungen getrofen worden seyen; sogar Spanien, welches am längsten die kläg¬ liche Trennung nährte, hatte zur Ver¬ einigung der getrennten Kirchen bereits viele Schritte gemacht. Die Kapitulation von Narbonne bereitete die Bahne, wel¬ che qngetretten werden sollte um das Frie- densgeschätt zu vollenden. Man hat un¬ ter andern beschlossen: das mit derN Peter von Luna der Prozeß neu ange- satt- *) ii. und in- ?b. "*) S. dm l;kcii Artikel von der Aapltusatioll von Narbonne Ul. Thl. S. r;o. Lr Kirchmvers zuKostmz.IV.THeil. Z fangen, und Benedikt XIII. nach allen Legalitäten crbgesrtzr werden sollte.-— Die-: ser ist also einer der Hauptgegenstände, welcher im gegenwärtigen Theile über die Kirchenspaltung zu erzählen kömmt- Daß aus der langwierigen Trennung, bey welcher man das wahre Oberhaupt nicht einmal erkannte, noch weniger aber Gelegenheit fand scineyandlungen nach dem Musier der erstern Vorsteher der Kirche anzuvrdnen, nothwendiger Weise vieles Unheil habe entspringen müßen, und das beynahe ein allgemeines Verderbniß der Gitten—, so wre auch ein durchgängig ger Verfall der kirchcnzucht emgeris- sen ftye; werden einsichtige Leser ohne mei¬ ner beyzufügenden Anmerkung leicht be- greiffen. Die Klagen, welche über ange¬ führte zween Punkte fast alle gleichzeitigen Schriftsteller führten, sind gleichlautend. Was den Verfall der kirchenzucht an¬ geht, so geben uns unwiderlegliche Ur¬ kunden deutlich zu verstehen: das die über¬ triebene Gewalt der Päpste —, ihre An- naten — Vorbehaltungen der Benesizien, relervLtivnes, — Anwartschaften, gratis- exipectativse —, Freyheiten, exemptio- nes —, Zehenden, clecimm — Veräus¬ serungen—, und mehrere derley wider¬ rechtlich angemaßten Gnaden die traurig¬ sten Folgen in der christlichen Kirche nach sich gezogen haben. Die Papste nahmen, A 2 um 4 Geschichte der grossen allgemeinen um ihren Aufwand zu bestreiten, nicht nur zu vorgenannten unerlaubten Mitteln ihre Zufluchtsondern sie waren auch gegen ihre Anhänger, um ihre Parthey zu unterstü¬ tzen , auf eine höchststrafliche Art nachgie¬ big. Hieraus entstand jene verderbliche, und übermäßige Nachsicht, welcher sich die Ehrgeizigen Geistlichen, und in ihrer Auf¬ führung ausschweifendenKirchenprälaren ZU ihrem Vortheile sehr gut zu bedienen wuß- ren. Das Schlimmste, was bey der Sache hervor kam, war: das mit dem Verfalle der kirchlichen Zucht auch die Tugend — Wissenschaft —, und Reinigkeit der Sit¬ ten in dem geistlichen Stande beynahe ganz untergraben worden seye. — Unwissenheit, Geiz, Lüsternheit, Wohlleben, und was cs für derley Sittcnverdcrbmssc mehr giebt, waren bey ver Klerisey sowohl von erster als zwoter Klasse bis zum Höchsts Grade gestiegen. — s) Zudeme da sich das Volk jederzeit nach dem Lebenswan¬ del ihrer Priester, und Oberhirtcn richtet, so folgt es von sechsten: baß die ganze chrm- licht ») Um meine Leser zu überzeugen, das ich in dec Sache nicht ein Pünktchen zu viel an.iesi'lN habe, will ich sie sowohl auf jene ^christe steiler verweisen, welche kurz vor der Kirchs versammluua zu Kostnlz den Verfall der cheuzucht mit den lebhaftesten Farben aba^ schildert—, als auch auf diese, die zu Kostas 111 Kirchenvers. zu Kostniz. 1^. Thl. 5 liche Gesellschaft damaliger Zeiten einer Reform sowohl an ihren Oberhäuptern, als auch Gliedern höchst nöthig gehabt habe. — Las Konzilium zu Kostniz muste es sich dahero zur Pflicht rechnen, kräftige ' Hülss- wahreud des Konziliums selbste die Melder Kirche und besonders die bedaurenswurdige Unordnung dkc Sitten, welche unter der Geist¬ lichkeit herrschte, mit einer edeln Freymüthig- keu, über die wir annoch jetzo erstaunen müs¬ sen, aufgedeckt haben. — Man lese nur, um -Hnst-n« Werke, die aus dec übersetzenden Hand des biedern Zirre auch in unsrer Mut¬ tersprache erscheinen *), gar nicht zu berühren, des gründlichen Tottcsgelchrtea Niklas Lkrt mangis Werk von dem verderbten Zustande der Kirche, cis corrupto eccleiiL 8tLw, oder wie es be» von der Hardt **) heißt cke ruin» -ccieiiL — Gersons des berühmten Kanzlers von Paris nebst mehreren hieher einschlagen¬ den Werken Traktat äs moäl8 unienöi SS re- klirmangi eoclegaii, in cuneiiio nniversiii, in welcher Schrift Gerson, dieser Josua seines Zeitalters, um mich mit den Worten des von der Hardr auszudrücken, ***) das Verderb- niß der Kirche, und ihre traurige Lage unter dem *) Die Aufschrift ist: Vermischte Schriften des Hnß von Huisinecx. **) /VÄ. (lone. Lonst. Um. I. ?ar. z.. ***) lom. I, ?ar- 5. ?rrf 64. 6 Geschichte der grossen allgemeinen Hülfsmittel vorzuschlagen, und anwend¬ bare Regeln zu treffen, kraft welcher dem emgmsseuen Unheil gesteuret würbe! Und die- dem Schattendes goldenen Kalbs, Papsts Johann 2;, so wahrhaft als treuherzig be¬ schrieben hat. — Des peeerr; von Ailly gründ¬ liche Abhandlung cls necellir-ve l-iNorm-nionis sceleliL in rapite Lc in mcmdris *) welche vor¬ genannter Kardinal (andre geben den Diet¬ rich von Priem für den Verfasser derselben an) zu Anfang des Konziliums geschrieben hüben solle — item des Kardinals Zabarelli ca- pira AISnclorum in coneilio Acner. Lontt. cle ecelslür resormskione **) — des GtephüMlS und Mori; — zwcen Theologen von dec Prager Hohen Schn e orskiones, cle m-unran- cls seeleliL smencl^kione, und cle eecleliatlieo ÜAku msrure emencianöo ***) und mehrerer andrer Äohlredner, von denen ich e-inige Stücke schon im ui. Theile dieser Geschichte angeführt hatte, andre aber im gegenwärtig ge» einjnrücken gedenke. — Nu — wer diese anaezeigten Bücher durch zu blätter» Lust Hut, wird dasjenige in weitläustiger Ausdehnung fi-u *) von der Hardt. I. c. lom. I. kar. 7.' **) HardtI. k»r. y. *") /^p. v. d. Hardt l. p->r. iS.Sr iy- so wie auch 2s>ucl Uahhemn Loll. Loncil. in ü^gcncl. Lone. Lontt. milri igöO^r tenu. A Li (egu. Kirchenvers. zu Kostniz IV. Th!. 7 diese Regeln, welche das Reformations- geschaft angehen, sollen auch in diesem Thei^ le erörtert werden. §. 2. Muthmaßlich wird die Verbesserung Emberu- der Kirche eine unter den Bewegursachen ab gewesen seyn, welche das Konzilium zu K^curi-a- Kostniz verleitet haben alle abwesende Kir- laten, «ud chenpralatm vorzuladen, und einzuberuf- fen. Nur mag ich nicht unbemerkt lassen: «ndasKon- das die Hauptabsicht, warum auf Befehl zilium. des Synodes alle abwesende Kardinale, n Ma» Bischöffe, und andre Kirchenvorstehers " nach Verlauf von drcyen Monathen sich zu Kostniz persönlich einfinden sollten, fol¬ gende gewesen seye: man wollte mit den spanischen Gesandten, von denen man schon wüste, das sie in Kürze ankommen wür¬ den, in einer ganzen vollzähligen Versamm¬ lung das Friedensgeschaft unterhandeln. Die diesfalllge Zusammenberufungsbulle ward über vorläufige Einstimmung der vier Nationen am g r May ,41s, und an den dreyen darauf folgenden Tagen zur öffentlichen Kundmachung an die Kirch- thüren zu Kostniz aufgehangen. Das Aus¬ schreiben ist zu lang und zu unbedeutend um es finden, was ich vgn dem Verderbnisse der Sitten und von dem Verfalle der Kirchcnzucht in damaligen Zeiten nur rbeuhin berührt habe. 8 Geschichte der großen allgemeinen es hieherzusetzenwer es zu lesen verlangt, findet es m den Akten. Was nach meiner Meinung eine ge¬ nauere Aufmerksamkeit verdient, ist der Brief Sigismunds des Kaisers, den die- 2u«y s"' Paris aus unter dem 8. April 1416 an das Konzilium geschrieben bat, und welchen am Z. des Junius der Bischof von Trau ^rg^urienlls in Dalmatien bcy einer zu Kostniz abgehaltenen Generalver¬ sammlung ablas. Cerretanuo hat uns den Inhalt des kaiserlichen Briefs in folgen¬ den Punkten aufbewahrt. *) **) Erstens verlangte der Kaiser: daß die kostnizisthe» Väter in seiner Abwesenheit keine Sache von Wichtigkeit ablchliessen mögten; son- dern sie wäre bis zu seiner Zurükkunft z» verschieben. Und wenn Fweytens stink baldige Rückkehr erfordert würde, so niög' ten die Vater ihme hieweqen ohneVersäuM- niß die gehörige Nachricht ertheilen. In¬ zwischen sollen sie Drittens die Verbesse¬ rung der Geistlichkeit, und der ganzen übrigen christlichen Gesellschaft sich äusserst angelegen seyn laßen; und was er hiebe» wünschte, wäre: baß sie die Reform be» Partikülierkirchen, und vorzüglich M^er *) I.nI>Iieum LoN. LoiiciliorulN edik. Venc,^- ,7Z l. 1'om. XVI. p- 4lZ. ->si. v. ö. Uacäc Lone. Luiistgnr. 't. IV. p. 77g Lc **) ron der Hgrdt 't IV. P-A. 7S0. Krrchenvers. zu Kostniz. IV.THl. 9 Geistlichkeit im Teutschlande anfangen mögten. Er empfahl chnen, angemessene Verordnungen zu treffen, wodurch die Geistlichen zu einer anständigen Kleidung verhalten würben. Und da ver Monarch wohl einsah: bas der lange schwarze Rok einzig und allein den Geistlichen nicht bil¬ dete — drang er hauptsächlich darauf: daß man bey der vorzunehmenden Verbesserung der Geistlichen aui die Reinigkeir der Sit¬ ten — auf das gesellige, Menschenfreund, liche Betragen — und auf die unentbehr¬ liche Auferbaullchkeit im menschlichen Um¬ gänge sein Hauptaugenmerk richten sollte. Und da Schwerdter in den Händen der Priester, die doch Boten des Friedens seyn sollten, den übrigen Gläubigen un¬ möglich zur Auferbauung dienen könnten, so wäre der Gebrauch aller Waffen, von welch'immer Gattung sie seyen, jenen zu verbieten. Diese waren die in dem Falle recht gründlichen Vorschläge des Kaisers! Um sie in Erfüllung zu bringen, und zu¬ gleich die Zurückstellung der mit Gewalt abgenommenen Kirchengüter zu bewirken, rieth Sigismund dm kostnizischen Vätern an, die schärfesten Kirchenstrafen auf die Mbertretter zu bestimmen — so wie er selbste zur Handhabung der Reform sei¬ nen mächtigen Schutz, und zwar auf eig: ne Lösten, anbot.— Auf obige Grund, regl bezieht sich auch, was der Kaiser wei¬ ters befahl, den Erzbischof von Maynz und I tt Geschichte der grossen allgemeinen und alle übrigen Kirchenprälaten ernstlich -u ermahnen, wominder sie Kriege und Empörungen im Teuschlande anzuzetteln sich gelüsten lassen sollten. Was der Kaiser Viertens befahl, war die Befreyung und Wiedereinsetzung des in Verhaft genommenen Bischofs von Straßburg *), und der an das Konzilium ausgestellte Verbot, sich in seiner Abwe¬ senheit mit den Angelegenheiten des Kö* mgreichs Hungarn nicht im mindsten ab¬ zugeben. — Er bat Fünftens die Väter, keine einzige Wahl, sie mag entweder bep einer Kathedral, oder Regularkirche schehen seyn, vor seiner Ankunft zu besta- Ligen — keinem Prälaten oder Kirchen-' Vorsteher die Erlaubniß zu ertheilen u>n sich von dem Synode entfernen zu kön¬ nen — geschickte Männer auszuwahlcw und solche als Gesandte nach Polen abzU' schicken, die es sowohl bey dem König, als auch bey dem Großmeister des teutsch^ Ritterordens dahin brächten, damit btt auf zwey Jahre zu Paris geschlossene Waf¬ fenstillstand von beyden Mächten heE beobachtet würde.— **) Der Kaiser woll¬ te auch: das alle dem Karl von Malatesta gemachten Zusagen und Versprechnisse *) Von dem Ende dieses Mreithandels S- Th. z;. S. 169. S. M. TheU 8, 57, G. 2S7. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 11 Met, so wie auch Johann Contarin neu- erwählter Patriarch von Konstantinopel in seiner Würde geschützt, und seine Offi¬ zianten mit der gehörigen Besoldung ver¬ letzen würden. Der Sechste Punkt, wel- chen Kaiser Sigismund in seinem an daS Konzilium geschriebenen Briefe betreibt, verdient unsre Aufmerksamkeit um so mehr, als deutlicher er zeiget: daß unser Glor- würdigster Kaiser Joseph U bey Refor- rwrung der Ordensgeistlichen sich keiner neuen Rechte amnasse; sondern daß er hie- bey sich jener Gewalt gebrauche, welche sich schon vorlangst die Kaiser, und unter diesen auch Sigismund, mit aller Billig¬ keit zugeeignet haben, Sigismund ver¬ langte: daß die Untersuchung mit dm Bettelorden bis zu seiner Zurückkehr ver¬ schoben würde — daß man den panliner- monchen weder einige Kirchenwürden er- theilen, noch ihnen erlauben sollte aus ihrem Orden zu tretten.— b) Siebentens wären in der zwischen dem Erzbischof von Rheims d) Die Geschichte der nachfolgenden Zeiten tei¬ ger es: das der dicßfällige Befehl Sigis¬ munds des röm. Kaisers und Königs von Hungarn nicht allerdings befolgt worden seye. Um spatere Beispiele zu übergehen will ich nur ansühren, was sich i» unfern Tagen zu- getragen hat. In den le,tern Jahren Tbc- rcsens der hochstieligen Kaiserin ward der vor- r2 Geschichte der grossen allgemeinen Rheims und Kardinal von Saluzzo ob¬ waltenden Streitigkeit eigne Kommisiarieu und Richter anzuordnen —; so wie kk auch Achtens befahl: das von den GlG tern der römischen Kirche weder durch ein zu erklärendes Eigenthum, noch durch eine vormalige General des Paulinerordcns, del' ftn Vrdicnst vielleicht dieses das gröffeste wM raß er ein geborner Graf Llrolbassp aewt' len sei)c, zum Bischof von Fünskirchen in garn erwählt. — Was aber die anderweit VerordnungSigismundä im Bezug aus dieP->u' linermönche bctrift, so wissen wir auch - das kc^ ncm Professen je zugestanden wordeN seve »0^ gemeldten Orden eigenmächtig zu verlasse»' Der Orden war zwar schon im drcyzehnren Hunderte gestiftet — aber er wurde allerer» iiu Jahre iz28 vom Johann 22 römsscb^ Papste durch ein eigen ausgefertigtcs bestätigt. - Jetzo sind fast alle Klöster^ Ordens in Oesterreich, Mähren :c. ausgeb^ ben! Vielleicht kömmt die Reihe auch i»^"^ ze auf diejenigen, welche in Hungarn »» Polen stehen, und derer nicht nur viele, dern auch meistens sebr begüterte sind- ser bester Kaiser Joseph weiß derlei) Stiftungen zu einem viel bessern Lndzwrl zu verwenden, als jener war, wo man mals viele hundert Menschen mästete uM' rrn Müssiggang zu befördern. — *) S. Oäorici lta^nalcli ann»I. Uaron. i;rs. st>b. §z- Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. i Z rine zu bestimmende Nutzniessung etwas von dem Konzilium veraussert werden soll¬ te —-: und dieses um so weniger, als stärkere Gründe seine diesfalligen Verbote hatten, die er als oberster Schutzherr der römischen Kirche auszustellen allerdings berechtiget wäre. Diese waren die Punkte, welche Si¬ gismund von dem Konzilium in Erfüllung gebracht wissen wollte, und die uns Cer- retanus, wie ich es schon oben bemerkte, im Auszuge aufbewahret hat. Nachdem das kaiserliche Schreiben durch den Bischof von Trau abgelesen worden, verlangte der Prokurator des Kaisers,Simon vonTherm. daß es registrirt, oder in das Protokoll eingetragen werden sollte! welches auch vermuthlich ohne Anstande geschehen seyn wird. §- 3- In den Akten am angezeigten Orte Gcnemr- lese ich auch: daß bey nämlicher am Z.Juny/"^'""' zu Kostniz abgehaltenen Generalversamm- Kostnicam lung, zu welcher nebst »Z Kardinalen, und z Jun», vielen andern Kirchenprälaten auch meh¬ rere Fürsten, und die Botschafters ver¬ schiedener Könige erschienen, annoch viele andre *) OcincN. XVI. p, 416, qp. d, Hardt l'. IV. 782, i4 Geschichte der grossen allgemeinen andre Geschäfte in Vorschlag gekommen ftycn. Unter andern wurden die Edlen aus Böhmen, und Mähren, weil sie sich vor das Gericht der Klrchenversammlung nicht gestellet hatten, wie es dennoch der heilige Synodus ausdrüklich befahl, H für halsstarrige angeklagt, und man hat' te in der Sache der sogenannten Hussitl- tischen Ketzerey neue Kommissärien aus- gewähret, die sich die Unterdrückung dec Böhmen, Hussens Anhänger und Freuw de eifrigst angelegen seyn lassen sollten. Es ward von einer jedweden Nation einer be¬ stimmt. Der Vorschlag des Konsistorium prokurators, Kaspars von Peruggi, wel¬ cher vorgedachten vier Richtern annvch den fünften aus dem Kardinalkollegium bE gesellt wissen wollte, wurd für diesmal äusser Acht gelassen. Das bey vorgemerkter Versammlung am g Zuny auch das Entschuldigungs¬ schreiben des Erzbischofs von Maynz, wo' rinnen dieser Kirchenprälat den ihme ge¬ machten Anwurf von einer mit dem Er- papste Johann versuchten Flucht von sm) abzulehnen suchte, öffentlich abgelesen wo^ den seye, hatte ich schon in dem lll Tbem dieser Geschichte angedeutet *) **); es wäre also überflüssig die Sache allhwr zu wie- *) G. III. ?h. ;y. S. 184. **) §. 72. S. Z7Z. Kirchenverfl ZuKostniz.IV.THI. 15 verholen. Auö nämlichem Grunde über¬ gehe ich auch das Deklarationsschrechen des Konziliums, welches am vorgemerkten Tage unter Androhung häufiger Bann¬ flüche wider bas Domkapitel, und den Magistrat zu Straßburg ausgefertiget ward. Von dem mit Wilhelmen von Dyest gepflogenen Streithandel ist dienö- thige Anzeige bereits im vorhergehenden Theile und zwar im Zusammenhänge ge¬ schehen. *) Was ich hierorts nicht un¬ berührt lassen mag, rst der Rechtsspruch und die Strafe, mit welcher Johann Creit ebenfalls am vorgemeldten z. Iuny bele¬ get ward, wie es Dietrich von Niem be¬ zeuget. **) Den Grund zu solchem Straf- sentenze gab das Laster der Simonie, des- fcn sich vorgenannter Creit schuldig machte. Wir wissen es aus dem I ll Theile die- MSrae»»« M Geschichte: das mehrere Redner und^Eimom- Gotteögelehrte während des Consiliums ""' Zu Koftniz wider bas so verderbliche als all, gemeine Laster der Simonie in ihren Schriften und Vorträgen höchst löblich ge- eifert haben. — Gersons diesfällige Ab¬ handlung mag uns hierüber zur überzeu¬ genden Probe dienen. Doch — so rich- tig *) S. Hl. Th. ;5. **) S. ^Ürmum in vüa lobsnnir sp, V,d, Hardt l'.Il.p. 455. S.m.TH.§.z r. i6 Geschichte der grossen allgemeinen tiq es ist: das viele Doktorn sich äusserst bestiessen haben diesem reissenden Unheils Emhalr zu verschaffen, so unwiderleglich ist es auch aus den gültigsten Urkunden : daß man zur Ausrottung der Simonie kerne Hand angelegt habe. Es blieb im¬ mer bey den bloßen Wünschen kluger und frommer Manner stehen. Das erste Bey- spiel einer ernstlich und thätigen Unterneh¬ mung zeigt uns die Kirchenversammlung an Johann (treiren. Das Verbrechen dieses römischen Oss'" zianten (sein eigentliches Amt in der römi- schm Kanzeley war Auszüge aus den päpst- sichen Bullen zu machen, abbrevistor litte- rsrum gpollolicarum,) bestand in dklNe: daß er dem vormaligen Papste Johann 2r, der nicht nur die Benefizien, sondern auch dre Anwartschaften auf diese, und andre dem apostolischen Stuhle vorbehal¬ tene Freyheiten an die meistbietenden ver-' kaufte, als Unterhändler gedienetund sich mit solch' ernem verbotenen Schleich" handel bereichert habe. *) Dessen man «hn sonderheitlich anschuldigte, war: das er ZO Benefizien verkauft, und das hieraus- gelößre Geld sich zugeeignet — so wie er auch für sich sechste mehrere Pfründen, die doch nicht beysammen stehen konnten, sich Vorbehalten hätte. Creitwar einVer-- > falscher *) E- ^iemum Ivc. cic« NU. Ul. c->p. Kirchenvers. zu Kostniz. lV. Thl. 17 falscher der päpstlichen Breven, und ein Simoniaker —; und die Strafe, die ihme das Konzilium im Bezug auf obige Ver¬ brechen austegte, war: daß er in io lang, bis er srcl) über die ihme gemachten Anwürfe vollkommen rechtfertigen würde, aller ferner geistlichen Aemrer «nd Bcncfizien entsetzt seyn sollte. Al; so lautere der wider Creuen von dem Sy- node gesprochene Sentenz, wie ihn Diet¬ rich von Niem in dem vierzigsten Kapr- tel seines zu Kostniz adgcfaßten Traktats «»führet. ") §- 4. Da dieses Kapitel, und die in sei- TodOicl- bem enthaltene Nachricht von dem über vorgenannten Simoniaker am ;ten Juny gesprochenen Strafsentenze der letzte schrift¬ liche Rapport des Dietrichs von ZTliem ist, so ist es wahrscheinlich: daß dieser Historiker noch alsogleich bemerktem Tage erkranket — und kurz darauf gestorben seye. § Jun». Herr Doktor von der Hardt ist nickt übel daran, wenn er in seinem Tagebuch des Kon- ziliums zu Kostniz den Tod dieses aus vielen Ursachen berühmten Schriftstellers «uf gegenwärtige Zeit setzet. "*) B *) v- vira Li saris 6cm«. Ivlr-mms LZ. »P. V. d Hardt t. II. x>. 459. *) S. kalioiOoucil. I.M>eum1. )iVI- 1466. 18 Geschichte der grossen allgemeinen Ich habe dieses Mannes in meiner Geschichte zu oft erwähnet/ als daß ich ryn ganz unbemerkt vorüber lassen sollre. Strems Zeugnisse waren mir bey mancher Gelegenheit willkommen; es wäre dal) ro auch ein sträflicher Undank, wenn ich diesem für die kostnizischeGeschichte bewahr' ten Zeugen nicht wenigstens ein paar te anführen mögte. Dietrich, von Nie" oder Neheim seinem Geburtsorte, einew im Bißthume Paderborn westphälisw^ Kreises gelegenen Flecken, genannt durch eine lange Zeit von beynahe vierM Jahren päpstlicher Sekretair. c) Gleich wie er ein Augenzeuge war von den v" schl^ c) Einige Schriftsteller sagen: *) das -vierr'^ von pliem zuerst Bischof zu Verde», hernach zu Cambray gewesen seye —! dieser ihre Aussage, gleichwie sie schon langst dem Cave **) und andern gründl'^' Kritikern zweifclhastvorgekommcn war,sö>^" mir ganz falsch zu seyn. Einmal — nennt sich in allen seinen zu verschiedener herausgegebenen Schriften geradehin c''", römischen Kurialisien —! man lese die rede zu seinen dreh Büchern hist. r. eccles. hist. licrsr. 8«c. 8/noä. r>ö 1408- mihi 75. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 19 G schiedenen italiknischen Ränken, derer sich verschiedene Päpste während der tzwstenKrr. chenspaltung gebraucheten, und da er hie- B 2 bry herauskamcn, und worinnen es ihme anzumerken beliebte: daß er durck dre^ssig I^rhre bey der päpstlichen Ranxeky inDien- fkcn gestanden habe. — In dem vierten Buche, dessen Aufschrift dicmub unwnis lau¬ tet, sagt er aufrichtig: das er gar keine Ur¬ sache harre sich vor den Päpsten ;n fürch¬ ten, weil er keine geistliche Pfründe be¬ fasse —; und auch in seiner Schrift cie vir» lobannst 2;. *) zahlt er sich zur Zeit, da Johann vor dem Könige Ladislas von Rom nach Viterbo, und weiter nach Montcfias- kone floh d. i. mn daß Jahr 1412 nnrer die übrigen Rurialisten. — In dieser Charge begleitete Dietrich den Papst Mannes zu dem Konzilium nach Kostniz, wie er es sech¬ ste an mehrer» Orten seiner angemerkten Schrift eie vira lolumnis 2g bezeuget—! ich wüste also nicht: zu welcher Zeit rssiem Bl, schof zu Verden, oder zu Cambray gewesen seyn sollte —? Zudeme wird in der Liste der zu Kostniz anwesenden Bischöffe und Kirchen¬ prälaren, welche Dächer herausgab, Johann von Lidberken als Bischof von Cambray ge¬ nannt. —**) Die *) ^p.v. d. Hardtlom. Il.p^. z8'. **) ÜLbbemn in gppenst, Luneil, Loost, PAA. 2o Geschichte der grossen allgemeinen bey keinen müßigen Zuschauer abgab/ son¬ dern einen aufmerksamen Beobachter mach¬ te, mag ein jedweder leicht schliessen, wel¬ che Glaubwürdigkeit seine Geschichte von der grossen Kirchenspaltung *) verdiene. Er beschreibt hiermnen, und zwar mit ge¬ nauer Feder, sowohl die sorgfältigen Be¬ mühungen der christlichen Fürsten, die Spaltung in der Kirche zu heben — als auch die listigen Ränke der Päpste, die¬ selben fruchtlos zu machen. Was seine tiefe Einsicht in die geist, und weltlichen Rechte deutlich zu erkennen giebt, ist sein Traktat "*) in welchem er die kaiserlichen Maje- *) Istbri IV. äe stchirmars im remporis ^r.>vistimo. **)^ura imperii circa investimrsr exgsruum 6rsb- batiarum. Die Ursache, warum zuerst (iassar Lenichins, und 6-chl-jeI Lucelinus *) uud nach ihnen viele andre unfern Dietrich von V7ic»i für einen Bischof angegeben haben, dächte ich, wäre aus einem Namensvcrstoffe herzulcitcn. — Albert Rranniun ein keutschcr Geschicht» schreiber, der im Jahre 1517 starb, sagt: **) das gegen daß Ende des vierzehnten Jahr¬ hunderts ein gewißer Dietrich von ptim Bischof zu Verden, und hernach zu Cambray gewesen seyc —; und vorgenannte Herren mögen von Plicm gelesen haben —; welches auch ganz leicht geschehen konnte. *) 6erman. 8«cr. **) H. Ki-antLN Neiro^olilu , stre hist, ecch Kirchenversi zu Kostniz. IV. Thl. 21 Majestätsrechte im betref der Investituren mir der edelsten teutschen Freymüthigkeit behauptet. — Eine für damalige Zeiten überaus seltne Erscheinung, die wir um so mehr bewundern müssen, als näher uns bekannt ist: daß Dietrich ein Geist¬ licher von der römischenHofkanzeley, und ein Söldner der Päpste gewesen seye. — Seine Unpartheylichkeit, diesen so erhabenen, als unumgängig nothwendigen Karakter für einen Geschichtschreiber, können wir hier¬ aus entnehmen: daß er auch seines Gön¬ ners, Papsts Johann XXIll, mit deme er nach Kostniz als römischer Kurialist ge¬ kommen, nicht geschonet habe. Niem schrieb, sobald als Johann von Kostniz ent¬ flohen war *), eine Abhandlung, in wel¬ cher er die Laster, Schandthaten, und Aus¬ schweifungen dieses Papsts mit einer et¬ was hitzigen Schreibart aufdecket. — Sie ist unter der Aufschrift Btrafrcde wider den flüchtigen Papst Jsohann XXlll, bekannt, und von der Hardt hat sie zu erst ans Taglicht gebracht.**) Vomnekm- lichen Schlage, als vorgemerkte Abhand¬ lung, ist auch Niems, aus dreyen Büchern bestehender Traktat ***) worinnen er ver- schie- *) Von der Flucht dieses Papsts S. I.TH. § 14. I?. 21. Le 8equ. **) OnnN. 1. II. Nar. 14. Oe vir« loligiini; 2;. Le k«ri!: Oangziikienstdur !>?. v. d- Hardt Inc. cir. k, XV. 2 2 Geschichte der großen allgemeinen schiedene zu Kostniz vorgegangene Parti- külterercignissc anzeigt. Sem Styl ist rasch; und, ob er schon öfters in übertrie¬ bene Deklamationen ausgeartet hat, ver¬ dient er dennoch, was Thatsachen betritt, als Augenzeuge historischen Glauben. Die- s r war auch d>r Grund, warum ich mich bey so vielen Gelegenheiten auf sein letzthin ge¬ nanntes Werk berufen habe, welches Niem mit der Bestrafung des SimoniakersCrelt schliesset, wie ich es schon zu Anfänge die¬ ses Paragraphs angemerkt hatte. §. 5 Jetzo muß ich erzählen: auf was für rni?u iDor- E Art die Gesandtschaft des Königs von cuga^ ' ' Portugal! bey der Kirchens, zu Kostniz ausgenommen wordenseye—? Vorläufig ist es anzuerinnern: daß die Portugiesen, nachdem sie sich von der Sklaverey der Kastilianer losgerissen, und mittelst eines Juuy. bey Aljubarotta im Jahre iz8Z erfochte¬ nen merkwürdigen Siegs ein' eignes ftev unabhängiges Reich gestiftet hatten, fim mehr und mehr auszubreiten immer beflrs scn gewesen seyen. Ihre Herrschaft, wel¬ che während des Friedens zu blühen an- fieng, wurde auch schon zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts zu einem mach' Ligen Staate in Europa. Iw Kirchenverfl zu Kostmz V. Thl. 25 Im Jahre 14 r r that Johann I. ein natürlicher Brsider Ferdinands, und da. maliger König von Portuqall einen glück, licken Feldzug wider die Mohren nach Af¬ rika, um sein Reich wider ihre Einfalle durch einige Eroberungen in Sicherheit zu setzen. Die Unternehmung hatte den Er¬ folg, welchen die Klugheit verdiente, wo- mit sie veranstaltet, und ausgeführt wur¬ de. Der König eroberte den Hafen, und die Festung Ceuta; und diese Eroberung war die Triebfeder, welche den König be¬ wog , einige Abgeordnete nach Kostmz ab zu schicken. Sie hatten den Auftrag, der Kirchen- Versammlung im Namen ihres Monarchen, als eines getreuen Sohnes der Kirche den Bericht über vorgemeldten glücklichen Er¬ folg abzustatten. Sie thaten es, was ih¬ nen anbefohlen war, bey einer General¬ versammlung am Z IUNY l4i6; *) und ihre dieöfallige Nachricht verursachte dem heiligen Konzilium ungemein viele Freude. Die kostnizischen Vater gaben auch den portugiesischen Gesandten ihr Wohlqefal- len (denn es blieb immer für die christlichen Vorsteber die qröste Herzenslust die Sa¬ razenen nnd Mauren die sie als ein von Gott verfluchtes Volk, obschon nicht nach dem *) l^ddeum (^olleA. Lonci! 1. XVj. P. 418- v. d. Hardt 1. lV. x. 78S. 24 Geschichte der grossen allgemeinen dem Muster der evangelischen Lehre an- sahen, unterdrückt zu wissen) wortdeutlia) zu verstehen, da auf ihre Anordnung zu¬ erst der Bischof von Salisbury, und her; nach der Kardrnal von Florenz eine ans vorgemcrkren Gegenstand passende Reve abhrelt. Beydcr Lobredner Endzweck war einerley! Sie gaben sich wetteifernde Mühe den König von Portugal!, und seine gan¬ ze herrliche Nation mit den gekünstelte¬ sten Figuren der Wohlrcbenheit anzu- rühmen. §. 6- Rcde übcr Da ich eben von den zween Lobreden dicRcform, vorgenannter Äirchenpralaten emeErinne- ruug machte, ist cs ganz füglich auch die Kost-u;' Rede, welche am 7 Iuny zu Kostniz ab- gehaltcn ward, und die ihren Bezug auf die Reformation nahm, zu berühren. 7 JUIIY. Es war das feyerliche Pfingstfest/ und ein ungenannter Doktor hielt eine bündige, auf seinen gewählten Vorspruch alle wurden des heiligen Geistes vollss) passende Rebe. Ich will aus selber keine speziellen Bruchstücke liefern; das einzige, so ich anzuführen gesinnct bin, ist folgen¬ de Lotelle. Der Prediger sagte: er be¬ fürchtete recht sehr: daß statt des göttli¬ chen Psingstftsts, welches vormals die mr *) e. n. v. 4. K rchcnvers. zu Kostniz IV.THl. 25 heil.Geiste versammelten Apostel feyerten, jetzo nicht der Teufel in den Herzen der meisten 'Kirchenvorsteher sein hohes Fest hielte — und daß nicht die Geistlichen, statt Gott, dem Vacer bes Lichts, dre Erst¬ linge ihrer Gemürhsgaben zu opfern, sich ketzo dem Fürsten der Finsterniße ganz als ein Opfer dargäben.— Er müstc nut billi¬ gem Grunde furchten: daß statt der vor¬ mals über die Apostel ausgegossenen sieben Gaben des heiligen Geistes jetzo nicht im Gegenrheile dre sieben Hauptsimden vom Teufel in die Gemüther der Geistlichen eingeflößt würden. — Der Prediger nennt hierüber die sieben Todtsünden, und macht eine weitläuftige Entzifferung derselben. Da wir sie ohnehin wissen, finde ich es unnothig sie entweder im Auszuge oder in einer ausgedehnten Deklamation hieher- zusetzen. Es würde gleichfalls überflüssig, und 18 und ohne allem Nutzen seyn, wenn ich die zwo2»ny am i8, und 24 Zuny, als am Frohn- leichnarnsfcfte, und am Tage Johann des Täufers abgehaltenen Prozessionen Mit allem Vabey obgewalteten Prachte be¬ schriebe. —Was die erstere, d i. die Prozession am Frohnleichnamstage be¬ tritt, so war diese schon seit der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts in der gan- ren christlichen Kirche allgemein gewor¬ den 26 Geschichte der großen allgemeinen den.—6) Im Bezug auf die zwote hin- geaen wissen wir: daß das Fest Johann des Täufers von der italienischen Nanon, und ä) Ich muß anmerkcn: das in der Jnstitutions- bulle dieses Fcsts, weiches Papst Urban lV. in der ganzen Kirche zu seycrn befahl, von der proxeffion, oder Aussetzung, noch ireni- gcc aber yerumtragunq des heil. Sakraments mit keinem Worte Erwähnung geschehe. — Ein offenbarer Beweist.- das die Herumtca- gunq der geweihten Hostie bey öffentliche» Prozesslonen, und die damit verknüpfte äusser* liehe Anbetung derselben kein Gottesdienst seye, der in dem Ailerthume der Kirche sich gründet. Die Feyec ward auf ununterlaffcnes Andringell einer gewissen Juliana, Nonne zu Monitor- mllon von dem Papste ungeordnet. geistliche Jungfer rühmte sich einer göttlichen vfr wiederholten Erscheinung des vollen Monds unter einer kleinen Lücke, die den Mangel vorgenannten Fests hätte aiideukcn sollen- *) Ich lasse es zu: das diese nach ihrer Mef- uuug begeisterte Nonne, vorgcmcrkte Erichs nung für göil.i h angeschcn habe — ? aber das man sie auch nicht für e-heu natürlich^ Traum ganz schön erklären könne — »'ird hoffet S. Llenov astaemeine Kirchenacschichte des ist- T. Buch xii. Theil der wutschen Aus¬ gabe z-). S. zvi- Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 27 und vorzüglich von den Florentinern, viel¬ leicht dämmen, weil sie sich rühmen de» Finger des Vorläufers Christi zu besitzen, nut welchem dieser auf das Lamm Got¬ tes gezciget hat — *), mit einem unqlanb- lrchen Prachte gefeyert worden seye. Dächer em Augenzeuge, liefert uns eine genaue Beschreibung von dem ganzen bey diesem Feste *) Doch dieses Schatzes rühmt sich auch die Kir¬ che zu Lion, Toulouse re. G. 6eoi-A>um pcnragcc»cl. p. zgz Le M'ttcr-EÜrrttur DiNei-r. bitt. p. l6. Le leg. hoffentlich Niemand in Abrede stellen. — Urban dec IV. glaubte zwar der vorgegebenen göttliche« Offenbarung genannten Frauen, »Wmers, mit welchem er annoch als Archi, diakon zu Lüttich bekannt wurde, und bestimm¬ te aus angezeigter Veranlassung das Frohn, leichnamssest im Jahre 1264. *) doch wurde die Feyer des Fests über den im angeführten Jahre erfolgten Tod des Papsts Urban über vierzig Jahre unterbrochen. — Der Ursprung der Prozession aber am vorgedachten Frohn- leichnamstage wäre nach meiner Meinung vom Wilhelm Erzbischöfe zu Sens, der im Jahre 1 zrchcinProvinzialkonzilium zu Paris hielt, und in selbem sowohl das Fasten am Vorabende, als auch die Prozession am Tage sechste verordnete, herzuleiten. **) *) S. Fleury I. c. §. zr6. **) S< Lonrinuacor d>lanAii x, 670. 28 Geschichte der großen allgemeinen Feste gehaltenen Prunke! ich will davon nur bemerken: daß der feyerlichen abgesunge- nen Messe auch Ludwig Churfürst und Pfalzgraf am Rhein, der am z Iuny nach Kostniz wiederum zurückkam, nebst vielen andern Fürsten beygewohnet und daß an dem Altäre §40 Kerzen g^ brannt haben — *) Ob aber hiebey auch das Feuer der göttlichen Liebe in den Herzen der Florentiner gebrannt habe, kann ich nicht bestimmen. Es ist genug, wenn ich sage: daß ich dieses unzählig^ male mehr, als jenes gewunschen hätte. Von der NeLgtheit der spani¬ schen Könige zum Kirchenftie- den. 5- 7. Nascht Ich Mrhe wider die Pflicht eines Historikers, der keine der merkwürdigen Begebenheiten, und zweckmäßigen Hand¬ lungen übersehen darf, emen gröblichen und unverzeihlichen Fehler begehen, wenn ich nichts von den fernem Unternehmungen der spanischen Könige im Bezug auf den Kirchenfrieden erzählcte. Wie *) S. Stumpfens Beschreibung des Conz. t" Koustauc. S. iZ4> Kirchenversi Zu Kostniz. IV. Thl. 29 Wir wissen es: daß die Hemmung der Kirchempaltung eine der Hauptursa¬ chen, aus welchen das Konzilium zu Kost- niz zusammenberufcn ward, gewesen stye; und es darf uns auch nicht unbewust seyn: daß weder Benedikt Ull von dem Kon» Murn förmlich abqesetzt worden seye , noch vee spanische Natron sich mit der Krr- chenversammlung vercrniget habe —! Em Umstand der die wertere Ausführung «»berührten Gegenstands 'erheischet. In dem zwilchen Sigismunden, und den spa¬ nischen Königen abgeschlossenen Vertrage, der unter dem Name der Kapitulation von Narbonne bekannt ist, ward unter andern bestimmet: *) daß die Fürsten, Prälaten, Bischöfe rc, von der Obcdienj Benedikts alsoglerch nach erhaltenen Ein- ladungsbriefen sich zur Reise bereit ma¬ chen —nach Verlauf der dreyen Monathen nach Kostniz kommen — und mit der all- dortigen Kirchcnversammlung sich vereint- sollten. Der ausgeschriebene Termin war bereits verstrichen; denn Johann von ^pitz, der mit den Einladungsbriefen am Febr. von Kostniz abgereiset war, **) wtte sie alle, an der Zahl 6c>, zu Barzel- Iona am r-7 Marz >416 an die königliche Avfkanzeley übergeben, wie es ein eignes Misses von einem königlichen Notarius, Arnold von Millaris, ausgefertigte Ur- kun- S. !ld Thkil Z. 49. G 227. "'*) S. !!!. Theil. S 28S. 4 2uly za Geschichte der grossen allgemeinen künde beweiset * **) ). Und dennoch — weiß man es aus den Akten: daß weder dec König von Arragonien, noch die zrveen andern, von Kastilien und Navarra, bis- hero eine feyerliche Gesandtschaft nach Kost' niz abgeschickt haben, von welcher naV obangeregter Vorschrift der Kapitulation von Narbonne die Vereinigung mit dkl» Konzilium, und vollkommne Herstellung des Klrchenfriedens RechtslMtg gepst^ gen worden wckre. — Zu Anfang des Heumonats karn^ schon lang erwartete Nachricht^ welche o Ursach des Aussenbleibens von den stE scheu Gesandten deutlich anzeiqte. einer am 4 July abgehalteuen Generals sammlung ^), die Zabarelli der Kak^ nal von Florenz mit einer auf die chenversammlung passenden Rede eröw"' und wozu er sich den Text: heiliger^, ter — erhalte ft'e in deinem NameN' lobsnn. XVII. n, auöwählte, ward 0". Schreiben des Königs in Arragonien gelesen. So vieles, ich aus dem Inj^ des königlichen Briefs, der am zu Barzellona datirt ist, und in den ten an alsogleich angezeigten Orten *) ^puäl.adk. -r. XVI. p. 422 v. d. Hardt IV. x>. 80;. üc 5c<^. v, k **) S- Oonc. np. I.abb. I. c. P- 42/' Hardt I. c. p. 797. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Th!. Zi den ist, entnehmen mag ,so entschuldigte sich Alphons mir dem Laste sirner Geschäfte, dre rhn bey der neuangetrettenen Regle- rung überhäuften, und an der Erfüllung seines eignen, und seines höchstseiigen Va¬ ters in der Kapitulation von Narbonne zugesicherten Versprechens hinderten. So gegründet diese Entschuldigung des Königs war, so willig wurde sie azzch von den kostnizischen Vätern ausgenommen. Man hatte von Seite des Konziliums dem königlich arragonischen Abgeordneten, Auron Taxat General des Ordens von Erlösung der Gefangenen *), dessen Be« vollmächtigungöschreiben^zugleich abgele» sen ward, alle nur möglichen Komplimen¬ te gemacht, und die schriftliche Versiche¬ rung mheilet^ daß der heilige Synodus mit obangeführter Entschuldigung sich voll¬ kommen begnügte — so wie er anbey zu¬ versichtlich anhvffte; daß weder er, Be¬ vollmächtigter, noch sein Durchlauchtig¬ ster Prinzipal je etwas wider die narbo- Nischen Vertragsartikel unternehmen, son¬ dern im Gegentheile sich äusserst angelegen seyn lassen würden die Vereinigung in thunlichster Kürze zu standen zu bringen. Man kann die dießfällige Antwort des Synodcs, so wie auch die Bevollmäch- tigungsschrift, welche genannter General dem *) S. Ui. Theil ,s6- Z2 Geschichte der grossen allgemeinen dem Synode verwies, in den Akten * **) ) lesen. Was ich gegenwärtig hiehersetzen will, ist eine mit obiger fast gleichlauten¬ de Nachricht, die aus Kastilien nach Ver¬ laus weniger Tage nach Kostniz über" bracht wurde. §. 8. Brief- aus Kastilien war im Bezug auf die Kir- Kastiucu chenvereinigung in einer kritischen Lage! So sehr sich Ferdinand König von Arra- genien, und Regent von Kastilien angc- 14 Zulu, legen seyn liest dre Kapitulation von Nar- bvnne auch im lchiern Königreiche geltend zu machen, so wring ward das Geschäft nach seinem Tode betrieben. Der Erz¬ bischof von Toledo, ein Liebling des jungen Prinzen, Johann d»ö Zweyten, der nun aller» zu herrschen anfieng, glaub¬ te die beste Gelegenheit gefunden zu ha¬ ben, wo er der Parthey Benedikts oder P tersvon Luna, deine er immer anhän¬ gig blieb, neuen Vorschub geben konnte. Au dem Erzbischof von Toledo schlug sich auch der oberste Hirt von Sevrlien, ***) und also wurden diese zween Erzbischöfe, wel¬ che eme grosse Anzahl von andern Kir¬ chen *) I.abd. !. c. 427. 42S. V.d. Hardt!. c. 8l6> A 8ü<>. **) S. bitt. Inh N-. VI. S. III, Th. S. 24s- Kirchcnvers. zu Kostniz IV. Thl. ZZ chenpra'laten und Geistlichen auf ihre Sei¬ te zu ziehen wüsten, dre stärksten Ver¬ fechter Benedikts. Sic glaubten: daß Lu- «as Ansehen nur mittelst Unterdrückung Ferdinands, der die Regentschaft in Ka- stillen Hatte, gefallen wäre —; nun Höf¬ ten sie desjenigen seine Gewalt, weil die¬ ser gestorben, um so leichter empor zu bringen. Allein die guten Herren Misch¬ ten sich in ihrer Hofnung recht sehr. Al- phons der Thronfolger Ferdinands, war auch Erbe des väterlichen Eifers! von diesem angetrieben gab er sich alle Mühe die krummen Schleichwege der geistlichen Oberhirten auszuspühren. AM seine wei- se Vorkehrungen wurden die noch so ge¬ künstelten Ranke der bischöflichen Auf¬ wiegler vereitelt, und man sah in Kürze, wie sich die Kastiliancr gutwillig zur Bey-- pflrchtung der narbonischm Vertragsar- trkel geneigt haben. Hievon giebt uns ein überzeugendes Beyspiel der Brief, den der junge Kö¬ nig von Kastilien, und seine durchlauch¬ tigste Frau Gemahlin au die Deputieren der in Kostniz versammelten vier Natio¬ nen geschrieben haben. Der Inhalt die¬ ses Briefs ist fast der rühmliche, als je¬ ner war, den ich aus dem Schreiben des Königs von Arraaomen im obigen Pa- ragraphe angezeigt hatte. Nebst der Ent¬ schuldigung über die bishero untergeblie- L bene 84 Geschichte der grossen allgemeinen bene Erfüllung der narbomschen Vertra¬ ge, die man ebenfalls von dem Tode Fer¬ dinands , Regentens von Kastilien herlei¬ tete, gab das königliche Schreiben auch die schmeichelhafteste, mit deutlichen Worten ausgedrückte Anhoffung: daß in Balde eine mit erforderlichem Gepränge beglei¬ tete Gesandtschaft nach Kostniz kommen würde, die sodann von den besten, zum Kirchenfrieden zielenden Gesinnungen des Königs annoch deutlicher zeugen sollte.—") Die diesfallige Nachricht kamam r4Iuly nach Kostniz, und das königliche Schrei¬ ben ward am folgenden Tage bey einer Zusammenkunft der Deputieren öffentlich abgelesen. §. 9. rMunft u. Ich muß alsogleich anfügen: daß die der?« von Seite der spanischen Könige schriftlich Nische» Gc- gemachten Versprechungen kein blosses, in sandten zu Worten bestehendes Zerimoniel gewesen Kostmz. seyxri — ? Was sie in Briefen versprochen, ward auch obschon nach einem etwas latt" gern Termine von zweyen Monathen, tha- tig in Erfüllung gebracht. Zu- , *) S- aKa 6onc. apuä I. c. 429- d. Yacdt .1 IV. i-. Sro. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Lhl. 35 Zuerst erfüllte Alphons V. König 5 S-?t. von Arragonirn seine gegebene Zusage e) Am 5 September 1416 kam Vie laut obi¬ gen Schreiben in voraus versprochene neue Gesandtschaft zu Kostniz an. Sie bestund aus fünf, ihrer wichtigen Bestim¬ mung gewachsenen, Mannern. *) Ähre Namen stehen in den Akten. Zu diesen gesellete sich verschon vorhin als Botschaf¬ ter zu Kostniz anwesende Ordensgeneral, Anton Taxal. Sie wurden bey einer zahl¬ reichen Versammlung, die am io Sept, von Kardinalen, Bischöfen, und weltlichen Esten in der Kathedralkirche zu Kostniz gehalten ward, und welche äusser einigen wenigen Zerimonien jenen Sitzungen voll¬ kommen gleich kam, die wir allgemeine C 2 Sest *) Viä. v.d. Hardt "r.iv.p. S?L. Es ist nicht nöthig den unbedingten Ausspruch jener Historiker, die sich erfrechten ohne al¬ lem Grunde zu sagen: daß Alphons die Kit. chcnspaltunggenahret, und den widerspenstigen Luna mit seiner Macht unterstützt haben solle, mir neuen Argumenten einer Falschheit rn überführen, und als eine höchstbelcidigende Lüge zu verwerfen—? Ich habe den diest» fälligen, nicht unbedeutenden Schnitzer Ray- l nalds in snnal. Issron schon im III. Theile dieser Geschichte *) aufqedekt ; wohin ich auch meine Leser, um sic nicht mit Wiederhohlung der nehmlichen Sache zu plazen, verweise. - S. die Anmerkung macht genau zu erfüllen. ' ->^i. tnt-kcnm 1. XVI s». 444' Hardt. 1°. IV. 854- z6 Geschichte der grossen allgemeinen Sessionen nennen, mit aller Pracht, und nach Vorschrift des eingeführten Etiket» ausgenommen. Der erste Vortrag, den sie an die Ehrwürdige Versammlung mach' ten, war: daß sie von ihrem Durchlauch' tigsten Fürsten König Alphons aus nem andern Grunde nach Kostniz geschi^ worden waren, als um sich mit dem KA zilimn zu vereinigen, und gemeinschaftlich^ Sache zu machen: damit die Spaltes gehoben — die Leyereyen ausgero^ tet — die Barche Gottes vereinigt die nöthige Reform an dem Haupte u" Gliedern gctrosscn — und zuletzt neuer würdiger Papst rechtmäßig wählet würde. *) Nach dieser A gangsrede dankte Lardonna ein ReE gelehrter im Name seiner übrigen KE gen dem Konzilium auf das verbindlich' ste, theils: weil es mit so vieler LangE auf ihre Ankunft gewartet — theils auch: daß es sie mit so auszeichnender tung empfangen hatte, — Er verstE auch: daß sie alle ohne Ausnahme, ' bald sie mit dem Synode vereinigt i^s sollen, sich gefliessentliche Mühe gebens den die Vertragsartikcl der KapitirlaM, von Narbonne, und vorzüglich obanch regte Punkte kraft der von ihrem DE lauchtigsten Prinzipal empfangenen ' Kirchenvers.zuKoftmz.IV.Thl. Z7 Hierauf ward das königliche Proku- rationsschreiben, welches von Barzellona am iv Iuly datirt ist, durch Petem von Lamberg abgelesen. Es ist M lang um es allhier anzuführen. Doch fordert ks der Zusammenhang einer historischen Erzählung dasjenige zu berühren, so über vbtge Vortrage der Gesandten von dem Synode geantwortet worben war. Jo¬ hann der Kardinalbischof von Ostia, Bi¬ lanzier und ordentlicher Vorsitzer bey dem Synode, der in Mitte der Versammlung aufstand, hielt zuerst eine Rede, rvonm neu er im Name des ganzen heiligen Kon¬ ziliums sowohl den Gesandten, als auch lhrem Durchlauchtigsten Monarchen, wie gehörig, so verbindlich dankte. Ich will von dem langen Gespräche, welches in den Akten für zierlich angegeben wird, nur die drey Punkte bemerken, in die er seine Re¬ de abtheilte. ") In dem Ersten über¬ häuft er sowohl den ißtregierenden König Alphons, als auch seinen Glorwürdigsten Barer, Ferdinand höchstseligen Angeden¬ kens, mit den erhabensten Lobsprüchen, Weiche alle auf ihre beyderseitige Neigt- heit zum Kirchenfrieden abzwccken.— Der *) Man findet cs in den Akten Ley I^LL-1. c. 445. Le 8ec,u. v. d. Hardt. I. c. p. §57- Es fänqt an: ksresl univerl>8 Lee. I.zk!,, 1. c, p, 444' von der Hardt I ?.S55. --- pek SSL Z8 Geschichte der grossen allgemeinen Aweyte enthalt die strafwürdigsten schuldignngen, die er dem Peter von lu» na, w il dreser, obschon wider seines Avignon, Marseille, Genua rc. gegeben Zusagen von dem Papstthume nichts stehen wollte, anwarf, und ihn hier«- einer unverzeihlichen Halsstarrigkeit in" nachdrüklrchsten Tone bestrafte —« Dritte aber bezicht sich auf die Hen Gesandten, derer Befliejsenheit um,» Klrchensrwden, so wie auch ihre übrig persönlicyen Verdienste anzurühmen Kardinal nicht vergaß. — SchließlA,, bietet er des Konziliums wechselseitiges fe arr, wodurch mit vereinigten Kran das große Geschäft der schon länast warteten Kirchenvereinigung bemerkst" > werden sollte.—. Eben dahin zweckten» die Rede ab, welche der Kardinal Florenz, nachdem der Vizekanzler die» mge geendigt hatte, zu den arragonE, Gesandten abhielt. Diese zwo schmem)^ den Reden beantwortete Cardonna m neuen, der Versammlung zugetheilte Lobsprüchen; und auf solche Art,. "2 dem man sich wechselseitige Komplmm^ in der Menge gemacht, gieng die am September gehaltene Versammlung einander. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. Z9 Von den Böhmen, und vorzüg¬ lich von der Prager Höchen Schule in Hussens und Hieronymus Sachen. §' iv. Annoch ehe, als die Gesandten «usA-«^. Arragonien zu Kostniz von dem Konzilium ,-Mr empfangen worden waren, hlelt man amdieCit-mm 4 September eine Versammlung, in der die Sache der Hussiten in Böhmen und Mäh? rm gefliessentüch behandelt wurde. Ich habe es schon im m Theile ch angemerkt: daß in der Sache der vermein¬ ten hussitischen Ketzerey eigne Kommissa- Sepu tlen, und zwar der Titularpatriarch von Konstantinopel, und der Bischof von Sen- lrs angeordnet worden seyen, mit dem Auftrage: daß sie die Böhmen, Hussens Anhänger vor ihr Gericht fordern soll¬ ten. — Es ward hierüber von dem Kon¬ zilium selbste ein Citationsschreiben, zwar schon unter dem 20 Febr. ausgefertigt, aber vor dem 4 September niemals öffent¬ lich abgelesen. Die ganze lange Citations- schrift**) steht in den Akten, allwo auch alle .. Na- *) 27. S. 127. 128. **) Sie fängt an : 8i>cro 8-uE.i Aenerrlir 8yn»ljuz Lonli. 8iu§ulis, Lr pl'Lserlim N > Ls 4o Geschichte der grossen allgemeinen Namen der vorgeforderten Edlen aus Böh- men und Mahren ausgedrückt zu lesen sind. Es ist genug, wenn ich ihre Anzahl be¬ stimme ! sie belauft sich auf 424* Jene irren dahero, welche ihre Anzahl verqrös- sern, und auf 550 ausdehncn wollen,- denn aus der Bulle wird nur vorgehen¬ de Summe gezogen. Was den Inhalt betritt, so besteht die Hauptsache hierin¬ nen : daß alle, die der hussitischen Lehre beschuldigt wurden, nach Verlaufe von fünfzig Tagen seit dem Tage der Kund¬ machung vorgemeldtcr Citationsschristsich zu Kostniz vors Gericht stellen —und über die Anklagöpunkte verantworten sollten. Die Kommissarien liessen anbey auch die auf ihren Befehl in mehreren Städten Teutschlands öffentlich angeschlagene Voll- ziehungsinstrumente vorgemerkter Cita- tronsurkunde ablesen! Ich finde von diesen Exekutorialschriften sonderheitlich Viere in den Akten aufbewahret*), davon kraft angefügterRechtshaltigenZeugniffe der No¬ tarien eine zu Rostmz am 5 May — die andre zu Passau am z May — die dritte zu Wien am rovorgenannten Monats^ und rrarr'o»»»,()u!r gruKura mi!l" rami; eccleiiL Lrc. T. I-aKdeum U c. xi. 4?^' v.d. Hardt I, c, s>. Szs. Lr 8equ. ü) I, c. 44V, Lr ie^u. V. d. Hardt x. S44 Lr 5s^u. Kirchenvers.zu Köstniz.IV.THl. 41 und die vierte zu Regensburg am 24 Zuny, überall aber an die Thorflügel der Ka- thedralkirchen angeschlagen wurden. Was dre Kommissarien annoch hinzusetzten, war: daß vhngeachtet aller kundqemachten tationsbriefe dennoch kein einziger aus den ein berufenen Edlen von Böhmen und Mah¬ ren sich vor ihr Gericht Mellet hätte. — Sie begehrten hierüber die weitern Verhal¬ tungsbefehle von dem Konzilium; und die zween Prokurators der Kirchenversamm- lung Heinrich von Piro und Johann Skri- banis drangen darauf: daß die zu Gericht vorgeladeBen, und nicht erschienenen Edlen aus Böhmen und Mähren vermög ihrer offenbar» Halsstarrigkeit gestraft werden sollten. — *) Was für ein "Macht- spruch aber von Seite des Konziliums über dasAndringen vorgenannterHerren erfolget feye — wird in den Akten nirgends ange- zeigt. Theobald begeht dahero einen muth- willigen Schnitzer, wenn er in seiner Ge* schichte des Hussitenkriegs schreibt: daß das Konzilium zu Kostniz bey vorgemerk- ter Gelegenheit am 4 September das gan¬ ze Königreich Böheim mit dem Bannflüche belegt habe. §. ii. Inzwischen muffen die kostnizischen DtrvrMr Vater über obangeregte Renitenz der Böh misch von Huß n. l. c.p 4;!>V. d. H.I. c.x. §24- 42 Geschichte der großen allgemeinen Hicmi. IM misch und mährischen Edelleute nicht tve- nig aufgebracht worben seyn! Doch — so mißliebig auch immer vorgedachte Weige^ rung der Edlen dem Synode fiel, um so mehr muste sich die heilige Versammlung betroffen und gekränkt fühlen, da sie das, nach ihrer Meinung höchst kühne, Betra¬ gen der Prager Hochenschule vernahm» Die Universität hatte unter dem 23 May, vielleicht sollte es heissen Juny, 14-seine mit ihrem Siegel beurkundete Schrift her* **) ***) ausgegeben, worinnen sie der Unschuld des Huß und seines Freundes des Hiero¬ nymus von Prag, ihrer zwetti geschah testen Mitglieder, das so laute als gültige Zeugniß gicbr. — Die Schrift, welcl>e ohnzwerfelhaft annoch vor obiger Ver¬ sammlung am 4 September den kostnih schen Vätern in Die Hande fiel, enthalt so wichtige, und zu meiner Geschichte pal* sende Dinge: daß ich für nöthig erachte sie ganz, und von Wort zu Wort allM einzurücken. Ich habe sie m dem grossen lwbande *) — bey Stumpfen undbe») Christoph Walpurgcr aufgezeichnet gefunden; ihr Inhalt ist folgender: Der *) tokiünn. ttutr Li Kieron. IiiKLr monuio- k. I. fol. vcr5v zi Li 8egu, **) Beschreib.-es grossen gemein. Konzil, zu Kost/ Niz t-ol. verlo i§4. Litegu.^ ***) ttussus reäivivus ?. m. S.5S' Li l-qu. Kirchenvers. zu Kostniz I V. Thl. 4Z Der Rektor, und die ganze Ver¬ sammlung der Doktorn an der Pra¬ ger Hochenschule wünscht allen gläubigen Christen, und gehorsamen Kindern der hriligen Mutter, der katholischen Kirche Heil und Segen in voraus „Ob wir schon mit häufigen Sorgen „und Angelegenheiten, Die uns unaufhör« „kch drücken, beladen sind, so liegt den- „noch nichts so nahe an unfern Herzen als „das Bchrgniß für den guten Ru unsrer „Hrager ^ochenschule—? Unser aller „ununterbrochene Bemühung geht Dahm, „Damir unsrer Universität, Die von ihrem „Ursprünge an bis hieher nnmer wohlge- „ordnet war, und dre vortrefllchstenMtt« „glleder zählte, guter Name beständig, „auch wider die Lästerzungen unverletzt er- „halten werde. — Diele gemeinschaftli- „che Pflicht vergrößert sich um so mehr in „dem Falle, wenn uns nebst der Liebe, die „uns so fest an unsre Hochekchule bindet, „und nebst dem Nutzen derselben auch die „Frömmigkeit, Gottesfurcht, und Ehr¬ barkeit cmes aus uns verstorbenen Mit« „gliedö hiezu antreibt. „Aus diesem Beweggründe, und Endzweck „aus der gegen alle Mitglieder hegenden dieses Zeug» „Neigung wollen wir uns sonderheitliche „Mühe geben die Sache dahin zu leiten: »»damit unserö theuerstcn Mitglieds, und ,.uns- 44 Geschichte der grossen allgemeinen „unsrer Universität Sohns des Johann „Huß von Hussinecz (seligen Gedächtnis- „sts) guter Name nicht geschändet — son- „dern sein wohlverdientes Lob vielmehr „wider alle Verleumder, die selbes anzm „schwärzen sich beykommen liessen, stand- „haft vertheidigt — und der spätesten „Nachkommenschaft bekannt gemacht wer- „Lk. — In Rücksicht auf diese Dienst- „befliessmheit, und auf das unverfälschte „Gemüth, nnt deme wir dem allweisen „Gott zugethan bleiben, so wie auch durch „unser allerreinstes Gewissen unterstützt „sollen wir nachfolgendes Zeuqniß, wel¬ sches daß es zum gemeinschaftlichen Kennt¬ nisse aller gläubigen Christen gelange, wir „inbrünstig wünschen, ausgestellt haben. Icuqniß "Wir bekennen kraft dieser öffentlich fky- vonHusscns „erlichen Urkunde: daß vorgenannter der Lcbctt, und ,,heil. Schrift Bakalaureus, Johann Huß „immer ein ehrbares — Gott und den „Menschen wohlgefälliges Leben geführet „habe. — Seine Gitten waren unsträf¬ lich — und sein Lebenswandel, im gan¬ zen Durchschnitte also bestellt: daß we- „der einer aus uns ihme jemals auch nur „die mindeste Schuld eines Verbrechens ,,mLt dem Grunde der Wahrheit habe an- „werfen können. — Brests unser Zeug- „niß, so wir im Bezug am Hussens mo- „raiischen karakter ausstellen, muß um „so geltender styn, als bewuster uns sein „Lebenswandel war, den er in Mitte uns-' „rer Kirchenvers zu Kostniz. IV. Thl. 45 „rer Gesellschaft, und, so zu sagen, unter „unfern Augen von Jugend auf zugebracht „hatte. — Aus dem nämlichen Grunde „können wir auch von seinen Verstands- „kräften zeugen; so wie wir anmit die „schriftliche Versicherung geben: daß er ei- „nen helldenkenden Kopf, und einen mei- „sterhaften Verstand gehabt habe. — Wir „bewunderten seine Scharfsinnigkeit im „Nachdenken, und seine Hurtigkeit in Be¬ antwortung der verworrensten Fragen. — „Seine Schriften waren allezeit gründlich „ausgearbeitet — und an dem Eifer im „Predigtamte übertraf er alle feine Mit- „gesellen. — Wir haben nie von ihme „emen Jrrthum gehört; noch wemger „können wir sagen: daß er eines falschen „und irrigen Satzes jemals schuldig be- „funden worden wäre. —— Seine öehre „war allezeit rein und rechtgläubig —; „und nur boshafte Verlaumder konnten „ihn ausschreien, weil sie die Reinigkeit „und Billigkeit seiner Grundsätze nicht ver¬ tragen wollten. — „O — des vortreflichen Mannes, sobdcsHuß „der mit seiner Yeiligkelt so glänzend als L?" „ein Spiegel geleuchtet hat! O — welch' „ein demüLhiger — mit den Strahlen der „Gottseligkeit geschmückter Mann war „suß — ? Er verachtete die Reichthü- „mer — und nach allen Kräften jemes „Vermögens diente er den Armen. — „Er 46 Geschichte der grüßen allgeme in „Er sch euete sich nicht Preßhafte und „Kranke zu besuchen und beugte auch „seine Kme vor dm niedern Strohbettm, „auf denen Dürftige lagen, um ihnen, „ Trost einzusprcchen. — Die Hartherzigen „beflreß' er sich mit seinen wärmsten Thra- „ncn, die er zu ihrem Seelenheile vergoß, „weich zu machen — und das Mittel, mit „welchem er die rauhesten und ganz ver¬ bildeten Gemächer zurecht brachte, war „«eme unaussprechliche Sanftmuth. — „Gleichwie er die Laster im allgemeinen „angrief' und bestrafte, so gab er sich son- „derhertlicheMühe die Gebrechender Geist¬ lichen , und vorzüglich ihren Stolz, Geiz „und Haabsucht mittelst der aus göttlicher, „und damals von der Klerisey ganz ver¬ gessener Schrift hergeholten Arzneyen „gleich frischer und unbekannter Brand- „kohlen vom Grunde aus, und sammt der „Wurzel auszubrennen — Er trat in „die Fußstapscn der Apostel, und richtete „sein vorzügliches Augenmerk dahin, die „Sitten und die Kirchenzucht der erstem „christlichen Jahrhunderte wiederum bcy „der Geistlichkeit und dem Volke einzu- „führm. — In der Stärke des göttli-- „chen Vortrags, und in dem Erkenntnisse „himmlischer Wahrheiten übertraf er alle „übrigen —; alle seine Handlungen wa- „ren der wärmsten Liebe und des reinsten „Glaubens voll — so wie auch von der „nie äusser Acht zu lassenden Wahrheit be- „glet- Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Theil. 47 „gleitet- — Und — damit wir alles ins »kurze fassen, jo hat ihn die göttliche Gna- »de kraft ihrer reichlichen Gaben, mit der ->nen sie ihn erfüllte, uns zum Lehrmei- ,-ster des Lebens, und zwar ohne hierüber »Vergleiche zu machen, aufgestellet. -7 »In der Lhat — die Natur hat an Huss »sen so vieles gethan, was sie zu thun im- „mer vermögend war; — und aus der »gnadenreichen Freygebigkeit Gottes ist es »geschehen: baß er nicht nur tugendhaft, »sondern auch, um unfern Worten mehr »Nachdruck zu geben, die Tugend sechste »habe genannt werden können. »Allein — was bedarfes vieler Wor- U'ber fti-r "nis. LLN" das MW-Zcug. L'U? „mß verschaft f Muffens bitterer Lod,thisenr°d. »den er von fernen grausamen Feinden »so standhaft als geduldig erlitten hat, »ist der glaubwürdigste Zeuge, der dabe- "^kistt: daß er auf die Grundveste gött- "licher Starke gebauet worden seye. — »Er duldete alle Schmäh. und Schelt- »Worte der boßhaftesten Verläumder, die »von jeher ihre stachlichten Zungen wider »sromme und gottesfürchtige Männer ge- »spitzet haben, mit einer solchen Stark- »muth, die des Menschen natürliche Schwä- »che doch niemals ertheilen kann. — Für- »wahr! so viele gottlose Scheltworts, so '-häufige Martern, Hunger und Schande »für die göttliche Wahrheit immer.mit freu- ,>dv 48 Geschichte der grossen allgemeinen »digem und lachenden Gemüthe ausste- „hen — anbey in solcher Gottseligkeit auch „wider die heftigsten Anfälle der Tyran¬ nen unerschüttert und unbeweglich blei¬ ben— und endlich sein unsträfliches Le¬ rchen in dem allerschmerzlichsten Tode mit „einer unermüdeten Standhaftigkeit dahin „geben — O—hierinnen konnte Arß nicht „anderst, als durch die Kraft desallmäch* „Ligen Gottes gestartet werden. — 0 Wem das Zeugniß dxr Prager -Hockenftbule über den Karakter des/Hnsi, sowohl von sä* nein guten Willen als auch aufgeklärten Ver¬ stände, nicht überzeugend scheint, der ist»^ meiner Meinung keiner Uibcrzeugung fähig. — Die ganze Versammlung der lehrten in Prag bestätigte nicht nur die nigkcit seiner Sitten, sondern zeugte öffentlich von der Rechtglaubigkeit seiner re! und wie — man schreit anrioch den als einen Ketzer —als einen Erzkctzer aus oder will man wider die Gültigkeit dcs?^ nisses von der Prager Hochenfchule Au^"'- me machen — ? Mey — von welcher Ich habe es schon in der Vorrede zum U dieser Gesch. angemerkt: daß die digkcit eines Zeugen aus zween de» beruhe! einmal darauf: daß er die gebenbeit und den Umstand derselben, dc>^ erzählt, selbst« richtig gewußt habe — - stye nun, daß er ihn nicht nur allein habe Kirchenvers Zu Kostni;, l V. Thl. 49 „Nu —alle diese obangezcigtenStü. »>cke sollten wir kraft gegenwärtigen Zeug- „nisses aus keinem andern Beweggründe D „kund sen könne», sondern auch wissen müssen, wel¬ ches die höchste Stufe des historischen Kre¬ dits auümachl, oder daß ec ihn doch habe wissen können —! -Hernach: daß kein hin¬ reichender Grund einttctte, der seine Ehrlich¬ keit in Zweifel ziehen konnte. — Die Dok, torn der Prager Hochcnschiile waren Augen- und Ohrenzeugcn nicht nur von dem Lebens¬ wandel, sondern auch von der Lehre des -Huß —; mithin konnten und müßen sie auch wissen, was dieser gehandelt, und gelchcet habe. Wider die Ehrlichkeit liber vorge- merktcr Zeugen eine Einwendung zu machen, dorfke man um so weniger einen hinreichen¬ den Grund haben, als einleuchtender das da¬ malige Ansehen der Prager Hochenschule, dieser Mutter aller übrigen Universitäten Tculschlands, einem jedweden fallen muß.— Freylich gälte in unfern Tagen das Zcugniß der Prager Hochenschule lange nicht so viel, als gewichtig es in damaligen Zeiten war. Jetzo ist das Ansehen sowohl dieser, als auch al- ier übrigen Universitäten, wenigstens in un¬ fern Staaten, sehr tief herabgcsunken. — Vormals behauptete eine Hochcschule immer den ersten Rang nach der Landcesielle; jetzo muß sie sogar dem untersten Gerichte wci- 5o Geschichte der grossen allgemeinen „kund gemacht haben, als damit alle recht¬ gläubigen Christen reichtest einsahen - Arst „wäre, im eigentlichen Verstände genom- „men. weichen. — Allein zur Feit, von welche allhier die Rede ist, stand die Universität Prag annoch an dein Gipfel ihres Ansehens und die Ehrlichkeit einer so ansehnlichen Ver¬ sammlung in Zweifel zu riehen — dächte fch wäre nur jener im Stande, der selbst« kein« Ehrlichkeit besäße. — Wahr ist es: daß in spätem Feiten (so wie annoch in uusirn Tagen) nicht alle Mitglieder dieser Hoches schule ein so vortheilhastes Urkheil für -Hust'«" gefället haben — ? Die meisten verdammt«" ibn als den sträflichsten Ketzer; allein-—^ auch mit Grunde — ? ist eine andre Frag«' Go viel mir scheint, geschah' es aus keines andern Triebe, als weil es zur Mode g" worden war alle diejenigen, welche nach d«'" Tone der römischen Flöte nicht tanzen tv«^ ten, zu verketzern. — Doch — diese Keß«^ machersucht börste in Balde bey der bellsch«'^ «enden Tonne, welche nur meistens von d«" entgegen ansgebanqencn Kapntzen verfinsi«^ ward, gleich einem Rauche ve> schwinden-^ Ich laugne es nicht; und es ist eine aus dM Akten desKonziliumsdeutlich erprobte Tach« daß die Kirchenv. zu Kostniz den -Husi a!s «^ nen Erzketzec verdammt habe — ? Man kvM^ te dahero diese Aussage des heil. Kirchenvers. zu Kostniz I V. Thl, 5 l „men, ein Held der Gerechtigkeit gewesen — „und daß niemand weder ihn, noch ferne „Anhänger durch eine zweydemige und „nur Verlaumdern eigne Auslegung anzu. „schwarzen hinlänglichen Grund Hane. — „Sollt' aber etwa jemanden gelüsten die „Glaubwürdigkeit unsrer Aussage in Ver. „dacht zu ziehen, so müfte man doch ein- „gestehen: daß Hussens Sache im ange¬ legten Falle zweifelhaft wäre —; was „man aber in einer zweifelhaften Lage zu D r „thun wider die Glaubwürdigkeit angeführten Zeug¬ nisses von der Prager Hochenschule einwcr- fen — l Um sich allen Skrupel im Betref die» ses Einwurfs zu benehmen, schlage man nach, was ich hievon im Ul. Theile *) bey einem «an; ähnlichen Falle angemcrkt habe. Man durchlesr auch, aber mit gehöriger Aufmerk¬ samkeit, und ohne allem Dvrurtbeile, dasje¬ nige, so über die Rechtgläubigkcit der Lehr¬ sätze des -Hust im II. Theile sowohl auS seiner mündlichen Verantwortung, als auch hinterlassenen Schriften von mir wcitläuftig angeführt worden war. — Alles dieses zu- sammenqenonrmcn wird hoffentlich einen jed¬ weden Wahrheitliebendcn Mann überzeugen: daß die von der Prager -Hochenschule dem Hust ausgestellten Lobsprüche so richtig, als auSzeichnend gewesen seycn. S. Anmerkung l. im 17 S. 76. Lr le^u. *) S. §. i; bis zo 52 Geschichte der grossen allgemeinen „thun verbunden wäre —! Und das man „eine jedwede zweifelhafte Sache auf die „Keßere und glimpflichere Seite auslcgen „müste — wäre eine ohnehin bekannte Sa- „che. Unser aller einmüthiger Wunsch „zweckte einzig und allem dahin ab: daß „Huß, der uns zu einem verspiegelnden „Muster in allen Dingen diente, auch von „allen übrigen gläubigen Christen als e-n „Zeuge katholischer Wahrheit anerkannt „würde. — Aeu-Mß v. „Jetzo kömmt im unsern Zeugnisse die Aa°g°"' »Reihe auf den Mag. Hieronymus von „Prag. Was von diesem wackern Philoso¬ phen,tiefsinnigen Gelehrten, und beredtesten „Manne seines Zeitalters zu halten stye — „überlassen wir den Aussprüchen der Uni- „versität zu Paris, Kölln, und Hechel- „berg, in derer aller dreyen, so wie bey „unsrer Prager Hochenschule er gleichfalls „die Magifterswürde erkuelr. — In¬ zwischen wollen und sollen wir dennoch „mit Mund und Herzen kraft gegenwär¬ tigen Blatts öffentlich einbekennen: daß „vorgenannter Mag. Hieronymus, in so „lang er unter uns, und m unserm Kö¬ nigreiche lebte, jederzeit nicht nur einen „sittsamen und auferbaulichen Lebens- „wandel geführet — sondern auch als ein „rechtgläubiger Katholik für die Wahr.': „heit des Evanaelmms herzbaftig gestrit- „ten habe — so wie er sich auch em- Kirchenvers zuKostniz. IV. Thl. 5 z „srglich bestieß' die wider Böheim ausge- „streutrn Übeln Gerüchte zu tilgen. — Wir -.konnten zwischen ihme und dem M. Io- „Hann Gustavs verfchiedenenGesichtspunk° ,.ten einen Vergleich anstelle«; doch es wird „genug seyn anzumerken: daß Hieronymus „eben so freymüthig wie Huß wider die im »Schwange gehenden Laster der Geistlichen „als da sind Stolz, Hofarth, Geitz, Un- „lauterkeit, Simonie rc. geeifert — und „dafür auch den nehmlicheu Lohn, wie „dieser empfangen habe. — Hieronymus „erlitt zu Kostanz den Tod— und mittelst „dieses seines standhaften, heldenmüthi- „gen Todes hat er auch wider seine Feinde „eben so triumphiret, wie Huß — ? „Dieses ist das Zeugniß, welches wir „in votter Versammlung der Fakultäten „ausgestellt, — und zu mehrerer Bckraf-- „tkgung der Schrift auch das Siegel uns. »rer Hochenschule bcygedrückt haben. „So L) Das Wappen der Prager HockenschMe ist ein offenes Gtadtthor mit zween annoch hö- hern runden Lhürmen geschloffen. Ober dem Thore zeigt sich eine Hand, die ein Buch (die¬ ses allen Hochenschulen ciqnc Zeichen) fest hält. Man kann es unter andern Schriftstellern, welche von der Heraldik gefliessentlich han¬ deln, auch bei) V. d. Hardt 'N. i V, rerumLsmc, Lonst. unter der Aufschrift Inst^nia «cüäemi. -»rum gezeichnet finden, 54 Geschichte der großen allgemeinen „So geschehen zu Prag am 2 z May im »Jahre 1416. §. 12. «chlußsol- Aus dieser Schrift mögen wir ganz scr Schnfr l"cht entnehmen: daß die Prager Hoche- der Priiger schule damals nicht nur das Leben des Hschcufthu- Huß für unsträflich angegeben, sondern auch seine Lehre für rechtgläubig behaup- tet habe —! und dennoch muste es diese Hocheschule wissen: daß bas heilige allge- meine Konzilium zu Kostniz Hussens Leh* re als irrig, anstößig, übellautend/ verfänglich, verdächtig, und offenbar- ketzerisch verworfen habe — so wie es den Huß selbste als einen wahren offenbarn Hetzer verdammte. —-*) Wie aber, konn¬ te ich fragen, verträgt sich dieses mit js- nem — ? ober, welches einerley ist, wie läßt sich obige Meinung der katholische" Universität (man wird mir doch nicht sa* gen: daß die Prager Hocheschule je ketze¬ risch gewesen seye) von der Rechtgläubig' keit der Lehre des Huß mit der Unfehlba^ keit des allgemeinen Konziliums, welches sie als eine offenbare Ketzerey verdammte, ausgleichen — ? Ich dächte den Finger* zeig zu dieser Ausgleichung schon i^der ') G. des Aonzikiums Derdammungsurrhcil «btt vcir Hilß lind seine, kehre ll. Theil Geschichte §. 56. Kirchenvers.zuKostmz.IV.LHl. 55 Vorrede zum II. Theile gegeben zu haben. Der Umstand betraf keinen Glaubenssatz, sondern er bezog sich nur auf eine That- fache: ob Huß wirklich ketzmsch gelehret habe — oder nicht — ? der SynoduS gab die Bejahung vor; und die Hocheschule verneinte es, aus Ursache, weil sie be¬ rechtigt zu seyn glaubte den ächten Sinn und Verstand von der Lehre des Huß bes¬ ser einzusehen —! und allhier ist der Fall von der Frage: ob die Kirche oder ein all¬ gemeines Konzilium, in Bestimmung des ächten, von einem Autor im Smne gehab- ren, Verstandes untrüglich seye—? Ich habe cs schon in der alsogieich angezeigten Vorrede verneint. Meinetwegen mag hierüber Tournely, Lorenz Berti*) und andre Scholastiker denken was sie wollen; ich bleibe dennoch standhaft bey meinem Satze, von deme, wenn ich auch keine andern Gründe wüste, mich schon zur Gnüge die Geschichte des Jansenis¬ mus überzeugen müste. — Doch — auch die Prager Hocheschule schien laut ihres über den Huß, und Hieronymus von Prag ausgestellten Zeugnisses obige Mei¬ nung durchaus behauptet zu haben —; und sie konnte sie auch füglich und ohne allem Anstande behaupten. In bloß theo¬ logischen Materien läßt es sich ja ganz unbekümmert verschiedene Meinungen he¬ gen. . ... ' Oe Nieo!. Oileipl. !>!,. ,7. e»p. 56 Geschichte der grossen allgemeinen §. Von cini- Da ich alsogleich den Punkt von theo- logischen Materien berschte, bietet sich die Sttciug> Gelegenheit von sechste dcw, einige Satze keacn... anzuführen, die von den zu Koftniz an¬ wesenden Doktorn der GottesgelehrthciL theils neuerdmgS ausgeheckt, theils aber aufgewärmt, und vorzüglich behandelt worden waren. 8 S-pt. Unter diese Letztem gehört die Frage: ob die Völle der Rirchengewalt einzig und allein auf dem römischen Papste beruhe — ? Der Kardinal von Ailly Erz- bischof von Cambray legte die Frage aM 8 September vor; Moriz von Prag Doktor und Professor der Gottesgelehrt¬ heit allda beantwortete sie in seinen dreyen folgenden Schlüssen. *) Er sagte imo daß die Völle der Rirchengewalt unzer¬ trennlich aufdem römischen Papste be¬ rührte : 260. daß die Völle der Rie- chengewalt mit der katholischen Rie¬ che unzertrennlich verbunden wäre: und Ztio. daß die Völle der Rirchen- gewalt auch ein Gcneralkonzilium bs- sirße, tveil es die allgemeine Rieche vorstcllte. — Die zwcen erstern Sätze scher- 'ch Oeoloiiii 1'om. V. 6öl UlUtt der Aufschrift: cectulo potiro m vsNli eccls- iirrum ^is L. V. k!. Kirchenvers. zu KostniZ. IV. Thl. 57 scheinen sich schnurgrad zu widersprechen. Um diesen Widerspruch zu heben, und den Herrn Professor Moritz von dem Anwur¬ fe einer offenbaren Ungereimtheit zu be- freyen, muß ich anmerken: daß er in dem ersten Satze die Ausübung der Gewalt — und in dem zweyten die Gerichtsbarkeit selbste verstanden haben werde. — Ich gründe diese meine Muthmassung auf eine anderweitige Erklärung, die um die rühmliche Zeit, und über den nehm- lichen Gegenstand der General des Domi- mkanerordens, Leonhard Statius, b) machte! sie ist ganz deutlich aus seinen Lehr- b) Ich habe es schon im I«. Theike *) bemerkt: ' daß vorgenannter Ordensgeuerai, ein nieder¬ trächtiger Schmeichler der päpstlichen Hoheit gewesen scye - ? Der Synodus zu Kosim, hatte in der vier und fünften Sitzung, wie wir wissen, die oberste Gewalt der Konzilien bestimmt! — nun da kraft dieses Sentenzes das Ansthn des Papsts in etwas geschmälert zu sehen der rö¬ mische Hosschranz befürchtete, und von der an¬ dern Seite sich nicht gctrauete den ausdrück¬ lichen Dekreten der kostnizischen Versammlung geradehin zu widersprechen — nahm er, um die Schlüsse des Konziliums zu entkräften, zu unverständlichen, und schnörkelhaften Distink- " tio- 69 S. 288- 58 Geschichte der grossen allgemeinen Lehrsätzen zu entnehmen. Er sagte: *) Die höchste geistliche Gewalt haftete unzertrennlich in der streitenden all¬ gemeinen Lirche; aber nur in soweit, als ") G. 6er5onium loo cik. 66r. tionen seine Zuflucht. Oder — ist es nickt scholastischer Quark, — wenn mau sagt, die ob-rste geistliche Gewalt stünde zwar der all»' gemeinen Kirche, oder einem Generalkonzi- lium zu; allein nur der Papst konnte sie aus¬ üben. — Dies heißt nach meiner Einsicht, jemanden die Krone mit einer Hand aufsetzen, und mit der ander« herunter schlagen. — Weit anderst, als vorgemerkter Dominikaner» general Statius, dachte annoch im nehmlsi chen Jahrhunderte Toftacus Bischof von Avila, der um die Zeit des Konziliums Basel schrieb. Nach den Ausdrücken sein" Lehre *) erhielt die oberste Schlüsselgewalt nur die Rirche, obschon Christus dieselben dem Petrus in Vie Hände gegeben. — Ott Schlüsselgewalt gebrauchet«: sich zwar nur der Papst, und die übrigen Prälaten — dock übeten sie diese ihre Gerichtsbarkeit nur in sv weit aus, als sie ihnen von der Kirche an» vertraut ward —! es wäre daher» von der geistlichen Gewalt, auch in ihrer Ausübung genommen, der Grund immer in der Kirche, Der Bischof erklärt diese seine Lehre mit Gleich' niM **) In cgp. XIII. Xumrr. ljuLÜ, 48. öc 49. Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 59 als man durch jene die Gerichtsbar¬ keit selbste verstünde. — Denn — (der Ordensaenerai grebt hierüber den Grund seiner Klausel—)die Kirche konnte, nach sei- Nissen, aus denen mir jene von dem Ligen- rbüiner, und Lru-chrniester einer Sache die passendste zu seyn scheint. Die Kirche lft die Ligentkümerin der geistlichen obersten Ge¬ walt — und die Päpste sind Fruchtniesser derselben, in so weit es der Kirche gefällt sie ihnen zum Gebrauche ju überlassen. — S» vieles Lostarns; und ich dachte: daß seine diesfällige Lehre auch um vieles nicht nur ver' ständlicher, sondern auch gründlicher wäre, als des Statius seine. — Auch in unser« Ta¬ gen hat e>n würdiger Bischof die Lehre von der Gerichtsbarkeit der Rirche, und von der rechtmäßigen Gewalt eines römischen Papsis meisterlich auseinander gesetzt — Er heißt -Hontheim, und seinBuch ist unter dem Name des Febronius *) uns so bekannt, als schätzbar.—Ich weiß zwar: daß derBischof wie- dcrrufen habe —; sowie es eben kein un¬ durchdringliches Geheimmß mehr ist, durch was für italienische Räncke solcher Widerruf bewirkt worden seye. — Allein was macht dies zur Sache — ? Meinetwegen mag -Homheim hundertmal wiederrufen; die Gründe des Febronius bleiben dennoch unwiderlegbar. *) lust'ini kebronii äe statu ecelest-e, Lc legitim» porestawli. k. liber 8iut;uli>rishullioni 176s. 6o Geschichte der großen allgemeinen seiner Meinung, solche Gewalt niemals in Ausübung bringen, äusser in dem Falle, wo es keinen Papst gäbe, oder wo er ab¬ gesetzt worden wäre. — Seine weitern Schlüsse lauten: Die höchste geistliche Gewalt, was ihre Ausübung anlangt, beruhet auf dem römischen Papste — / doch ist sie mit ihme, weil er abgesetzt werden kann, nicht unzertrennlich ver¬ bunden. — wiederum: die höchste geistliche Gewalt, im BetrefihrerAus- übung, gehört vollständig einem recht¬ mäßigen Papste zu, und nicht einer, ob¬ schon allgemeinen, Lirchenversamm- jung. — Die Ursache grebt er die nehm- liche vor; er sagt: da die Kirche lelbste ihre Gewalt ohne dem Papste nicht in Aus¬ übung bringen konnte, so folgte es noth- wendiger Weise: daß die Ausübung der höchsten Gewalt nur dem Papste, und nicht einem allgemeinen Konzilium zustüu- de. — Auf die höchste Obergewalt des Papsts Zielt auch folgender Satz des möm chischm Generals: die höchste geistliche Gewalt beruhet in einem rechtmäßigen Papste so gestaltig: daß Niemand aust ser ihme, auch weder ein allgemei¬ nes Lonzilium, Rechtssprüche abfasten könne. Der Gynodus zu Kostniz hatte da- Hero um so mehr Ursache auf seine oberjtt Gewalt wachbar zu feyn, als gieriger sich mrh- Kirchenvers. zu Kostniz. IV, Thl. 61 mehrere römischen Hoftheologen bestreb¬ ten dieselbe mit ihren eitel verworrenen Distinktionen zu untergraben. §» 14. Ich wollte nicht: daß man in die Gerson« Klasse eines solchen Gewirres die Rede , welche Gerson am vorgemerkten Tage am 8 September als an dem Feste der Geburt Mariens, zu Kostniz hielt, setzen sollre. — Gleichwie man weiß: daß ge: «munter Kanzler unter den Gelehrten sei- r Sept, nes Zeitalters oben anstehe, so verdient auch seine alsogleich bemerkte Rede unter diejenigen Schriften gezählet zu werden, die unsrer Aufmerksamkeit allerdings wür¬ dig sind. Es gicbt in solcher Rede, die zum Lobe Mariens, und ihres Gespons des heil. Josephs gehalten ward, und wozu sich Gerson den Text Jakob erzeugte Jofeph den Mann Marrens *) wählte, Mehrere Stellen, die gan; schicklich ange¬ führt werden konnten —; **)doch will ich davon nur einige, und zwar Hauptfach- . sich diejenigen berühren, welche uns die herr- *) kl-rli. !. ,6. *') Oie aame Rete findet man bsrlonü Ope». omn. eäir. ^nrvrrp. 1706. lom. Ul. x-A, i;45 Se s<-gu. Uiber die iinbrflcckte Empfang- iiiß. 62 Geschichte der großen allgemeinen herrschende Lehre und Meinung des da¬ maligen Zeitalters über den Gegenstand von den Eigenschaften Mariens und and¬ rer Heiligen zu erkennen geben. —' Ein derleyErkenntniß aber, weil es einen nicht geringen Einfluß in unsre äusserliche Re¬ ligionsandacht hat, börste doch niemE den unnütz scheinen. — Zuerst bemerkt Gerson gleich in dem Eingänge seiner Rede eine allgemeine Re¬ gel, die sich auf die Eigenschaften und LH«' ten aller Heiligen ohne Unterscheide bezieht- Er sagt: seine Absicht wäre, der Meinung jener Väter und Kirchenlehrer zu folgen / die in ihren zum Lobe der Heiligen abge- haltenen Reden, um die Andacht einiges Frömmltnge mehr anzueifern und zu cB' tzen, eine Menge Sachen vorgebracht l)^ den, die sich doch aus historischen AuM len nicht herleiten liessen —und von darU' men auch keinen nothwendigen Glauben verdienten, weil sie sich bloß auf Mut^ massungen gründeten. — Er wollte auw in diesem seinen Gespräche Thaten von de . Heiligen Gottes anführen, zwar nicht am die Art, wie sie wirklich geschehen war, ' sondern wie sie sich hätten zutragen nen — und wie sie von frommen, andaa^ Ligen Personen geglaubt werden mögten- Auf diese allgemeinen Sätze, die GM vorausschicktc, bezog sichohnzwciselhatt^ nes, so er in der Folge seiner Rede Kircherwers. zu Kostniz. IV. Thl. 6 z derheitlich von der unbefleckten Empfang- niß Mariens anführte. Man weiß es: daß die Sorbonne seit längerer Zerr die unbefleckte Empfängmß der heil. Jungfrau fast einstimmig behauptet habe —; mit- hin kann man sich auch leicht einbilden, welche die Meinung des Kanzlers von ge¬ dachter Hochenschule über diesen Punkt gewesen seye—? Gerson erklärt sich über diesen Punkt etwas weitläuftiger! er sagt: daß die Lehre von der unbefleckten Emp- fangniß zwar nicht förmlich in der gött¬ lichen Schrift ausgedrükt würde —noch daß man jene aus dieser mit deutlichen Schlüssen folgern konnte —; *) doch wä¬ re er für die Meinung: daß Maria ohne aller Makel empfangen worden seye, ganz eingenommen — so wie er auch dafür hiel¬ te: daß das heil. Konsilium machtsprüchig entscheiden mögte, ob anberührte Frage von der unbefleckten Empfängniß einen Glaubenssatz angehe, oder nicht—?i) Was *) tlonstar Lucern , quofl boc in lcripknr- 8. qu« eN Lanon NibÜL , negus conkinerur expliciw, neczue in conreniiz in esöein cciucilur eviäen- rer. In lermons I. c pgA. i zgo. i) Obschon Gerson auf eine förmliche Tntschei- dunq gedachter Frage von der unbefleckten Empfängniß eingeratbcn, hat dennoch we¬ der die KirchendersÄNmlung zu Kostniz, noch ein anders Memcinrs KvWlium snr dicun« 64 Geschichte der grossen allgemeinen Was Gerson in seiner Rede weiters ver¬ langt, ist eben so etwas besonders! Er will: daß auch zu Ehren der unbefleckten Empfangniß des Herl. Josephs ein Fest von dem Synode eingesetzt würbe.—Wenn man unbefleckte Empfangniß Mariens als für ei¬ nen Glaubenssatz sich je erkläret. Die Kir- chenversammlung zu Basel hat sie zwar im Jahre 14z9 bestätigt, so wie sie auch die Feycr gedachten Festes in der z6 Session am ordnete—! Doch ward die Meinung vsn der unbefleckten Empfangniß, welche das Kon¬ zilium als eine fcommeLehre, r-ngu-nn pi->m floLtrmsm angtebt, zu keinem Glaubenssatze bestimmet, wie sich ttaralis Alexander *) hierüber weitlanftiger ausdrückt. Es hat auch weder das Konzilium;» Trient hierüber etwas entschieden. Die Verordnung des Papsts Sixtus I V. auf welche sich der SylM* dus gelegcnheitlich 8eck. V. ciecrst. äe pecc. ori§. circa flnem berief, und die mit den Worten 6>ave »iE anfangt, enthält nichts anders als den beydcn Theilen gegebenen Verbot, sich wechselseitig zu verketzern. — Und wie hatte man wohl, frage ich, über Ma¬ riens unbefleck'tEmpfangniß etwas inGla» bcnssachen abschliessen können — ? Die Sache ist weder, wie sich Gerson selbste in angezo¬ gener Rede ausdrückt, in dergöttlichenSchrist enthalten — noch laßt sich hievon eine SpM *)N L 8cc.X V.Oils. VI! l. srt. 5. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 65 man überdenkt: daß der Kanzler von der Universität zu Parts im nchmlichen Vor- trage die Meinung angenommen habe: daß Joseph so gut, als Maria ohne alle Sun- be empfangen worden seye — und hrezu E konn- Jch in dem Alterchume der Kirche finden. — Aller erst im i2 Jahrhunderte, nachdem der Liter der Christen für die heil. Jungfrau recht sehr anschwoll, ficng man an zu lehren: daß sie ohne alle Sünde empfangen werden wäre—; und die erste berühmte Kirche, welche das Fest der unbefleckten Empfängniß im Jahre H4i annabm, war die Kirche zu Lion. Meine Absicht ist nicht die Lehre von der unbefleck¬ ten Empfängniß anzustrcitcn, ich erkenne sie für eine fromme und andächtige Meinung; nur wird mir erlaubt seyn anzumerkcn: daß der heil- Bernhard, das Orakel feines Zeit, alters, den Chorherren ;n Lion in einem besondcrn Schreiben nicht nur einen derben Verweis wegen der Feyer des Fests gegeben— sondern auch solche Empfängniß selbste be, stritte» habe. — Seine Worte sind zu wich, tig, als daß ich sie meinen Lesern vorcnthal, ten sollte; ich will sie mittheilen. Vielleicht gelingt cs mir, dadurch manchen Katholiken die, annoch tief in ihre Borurtheile versenkt, die unbefleckte Empfängniß als einen (Slau- bensiatz ansehe», den irrigen Wahn zu be¬ nehmen. — 66 Geschichte der grossen allgemeinen konnten ja ihme ebendieselben Scheingrün- de dienen — so darf man ihme sein dich- fälliges Einrathen nicht verargen. Nur nnM „Ich kann mich nicht genug verwundern, schreibt „der heilige Abt von Clairvaur an die Cho» „Herren zu Lion *), wohin einige unter euch „denken, daß sie ein neues Fest einführen wo!' „len, welches doch der Kirche ganz unbekannt, „und weder durch die Vernunft, noch durch „die Tradition autorisirt ist. Sind rur klä' „gerader frömmer, als unsere Vater? Es „ist eine gefährliche Dreistigkeit, in den Sn-> „chen, die sie nach ihrer Klugheit unberührt „gelassen, etwas neues zu unternehmen; und „die gegenwärtige ist vou der Beschaffenheit, „daß sie solche gewiß nicht mit Stillschweigen „würden übergangen haben. Aber, werdet ihr „sagen, die Mutter Gortes verdient doch gr^ „se Ehre. — Ihr habt Recht; nur muß k>t' „se Ehre vernünftig scyn l Sie bedarf keiner „fauchen Ehre, da sie mit ehrwürdigen „teln schon genug überhäuft ist. — Ich gla" „be mit der Kirche fest und zuversichtlich, daß „Maria in dem Gchooße ihrer Mutter d>e „Gnade erhalten, unbefleckt gebodren zu wer „den — so wie Jeremias und Johann „der Täufer **) vor ihrer Geburt geheiligt „worden waren. — Es ist nicht erlaubt S" arg' *) ln ep. gcl tüancmieos l.u»flnn. ex Lernarcli ej)g' num. 174, ", lc^-n>. I. I uc. s. i;. Eirchenvers. zu Koftnrz. IV. Thl. 67 !^man sich wundern : daß der einsichti» Person, der zu andern Zeiten zur Ver- Mtigunq der Feste um so weniger ge- E 2 neigt »nrgwohacn, daß Gott der heil. Jungfrau »dasjenige verweigert habe, was er einigen »Sterblichen zugestanden. Sie hat ja den »besvndern Vorzug, ihr Leben ohne einige '.Sünde zugcbracht zu haben- Was wollen »wir also zu diesen manigfaltiqen grossen Cb, ! »ren noch für einen Zusatz machen — ? Man »ehre, sagt man, die Empsängniß, die vor »einer so ehrvvllen Geburt vorhergegangen, und »dir der Ursprung derselben ist. Warum denn »nicht auch das Fest des Vaters und der Mut¬ ter der Maria? — Was ist das für eine Folge? Die Empsängniß ist vor einer heiligen Geburt ' »vorbergegangen, folglich muß sie auch heilig »seyn. — Man schliesse vielmehr so: Maria war »bep ihrer Geburt heilig, weil sic nach ihrer Cm, »pfängniß geheiliget wurde; diese Heiligung »konnte aber auf das Vergangene keine Wirkung »haben. Woher rühret also die Heiligkeit ihrer »Empsängniß — ? Etwa daher, weil durch die »Heiligung solche geschehen? Maria konnte »aber vor ihrem Daseyn nicht heilig seyn, »Md sie war es vor ihrerEmpfängniß noch nicht. »Oder daher —, weil sie in dem Augenblicke »ihrer Empsängniß geheiliget worden? Die, »ses streitet wider die Vernunft , weil der heil. »Geist mit der Sünde, d. i. mit der non die? »ier Handlung unzertrennlichen bösen Begier¬ de- lick Icsir Christo, der selbst r>c>c ^ .Empfängnis heilig war. -- ^,jvlS 68 Geschichte der grossen allgemein^ neigt war, als gründlicher er in M übrigen Schriften auf die Vermint der alten drang, jetzo dennoch ein ff, „de nicht zu vereinigen ist. Oder — „gar so weit gehen, und behaupten - Maria vom heil. Geiste ohne Zulhnn . „Manns empfangen worden — - „etwas unerhörtes —, und man wür^' „durch Jesu Christo seinen nur ib^ „thümlichen Vorzug rauben, undfol«^-, „Ehre der Jungfrau verkleinern, a»^ „zu vergröffcrn. Da« Vorreckt ohne „de empfangen worden ;u seyn, bleibt „demfenigcn Vorbehalten, der alle „heilig und gereckt macken sollte, *) G. Petri Cellensis lib. VI. spiss. 2Z. r>sl *^) S. poelionis prunn'enli! ele statu Dow" üb. I!I cirea sinem. „Jungfrau kann unmöglich mit eitiek "I, „den Kikchengebrauch cingeführten „zufrieden scyn DieNeucrung isi die^"^„ „Verwegenheit, die Schwester des „bens,die Tochter der Leichtsinnigkeit Ohugeachtek dessen, daß sich Ser heil. mit mehreren andern gelehrten ter denen ich nur den Peter von und denporbo, einen mit Bernhards § zeitigen Mönch in dec Abtey Prü"' * ^i> B seilil '^^irchmvers. zu Kostniz. iV.THl. 69 Wahr- lü>!j5^6eftthrL wissen wollte. — ,j„B nnilchxx Weise muß man ihme nichtals Dok- 1 "'N will, dec neuanfgekommenen Lehre von ^uiibeflekkcnEmpfangniß Mariens sich ernst- "ch widersetzet habe — ward in folgenden Zei- ich Eifer für die heil. Jungfrau die att ganzen immer mehr und mehr überschritte, v'e Meinung, daß sie ohne alle Makel en»- p angen worden feye, dennoch fast allgemein. w Domtnlkaner blieben in diesem Stücke und^ ^bre der ältern Kirche getreu, seb< bei, ^wigken mit Hitze die Meinung des >» ° «.list chr Ha»»Il-b„r die p"a läugnete und bestritte e "yrc von dec unbefleckten Empfängniß *) landen sie hierinnen an den Fran;is- ne, „ die heftigsten Feinde und stärksten Wi- "facher- Der ganze Orden der mindern iridl er»"1 iec^ „e" ,V^ ^'üder harte sich seit den Zeiten des Johann ^ung Skotus, d, j. seit dem Anfang deS 'gten Jahrhunderts anheischig gemacht die ^!)re von der unbefleckten Empsängniß gemein- gastlich zu verfechten- Skotus, deine man !"'cn ausgedroschenen Kcheingrundäecuir. — pornič — er^o lscir —, dessen sich auch Ger- in seiner angezoqencn Rede Lonsi^erat. bediente, zuschreibt, hat die Meimm; derselben nur pcoblemattsch vorgetragen. Denn commentrria in IV> librns stnrentiarum ' l.omb,ti.ii. 70 Geschichte der grossen allgemeinen Doktor, sondern als Redner diesen zuschreiben. Der Stof einer Rcde, die Denn daß er die unbefleckte Lmp, einer feyerlichenzu Paris öffentlich geb« , Disputation mit Widerlegung jwev gegenseitiger Beweisgründe behaupt^ daß er ausdrücklich deßwegen von Paris berufen worden wäre, und von ° figen Universität dm Beynamen Do°^ tilir zur Belohnung erhalten hatte es der Ordensgeschichtschreiber anqiebt, der annoch weiters erzab^^ Skotus zu dem Schlüße der Sorbo»"^ wanden die akademischen Würden i" ^fi len, bis er sich zur Behauptung di^, ? durch einen Cid verpflichtet haben n»» näheste Veranlassung gegeben ha" sag' ich, beruhet aus keinen, weil erstens kein einziger aus de« ' schm Geschichtschreibern davon ei^ macht — zudeme sich auch keine A' i dem Archiv der Universität oder d gischen Fakultät findet und da Sorbonne den erwähnten Eid ' fest"" Aonzstium zu Basel im Iah« "4 halte **^ 'l'om. III. ^nnslivm?k-. dsmorum- **) S.d^tal, tci-iprorÜ-ur L-ip. V-srr. i, na>n. nes OunzL^arus, Kirchenvers. Zu Kostniz IV. Thl. 71 und der Ort sind manchmal Ursache, daß ein Rednerin Hitze gerathe, und von dem Enthu- Nach der Zeit wurden die Jesuiten die gewal¬ tigsten Verfechter von der unbefleckten Em¬ pfängnis. — Freylich wird sie nicht alle¬ zeit die innerliche Uiberzeugung zu solcher frommen und andächtigen Lehre verleitet ha¬ ben? Es mögen manchmal auch unerlaubte Privatabsichten die stärksten Federn von sol¬ chem Triebwerke gewesen scyn. Nebst deine daß diese listigen Gesellen mit ihren neuen- immer prächtig adgehaltenen Andachten, No- kennen, Kongregationen re. das Volk, wel- ches sich meistens durch sinnliche Dorstellun, g?" »nsiehxn läßt, an sich zu locken wüsten — war der Haß, den sie gegen die Domini, kaner hegten, eine der Hauptnrsachen, wa¬ rum sie so sehr für die unbefleckte Empsängniß eiferten. Diese ist keine leere Muthmaffung; Ich beweise meine Aussage mit der Urkunde emes unverwerflichen Zeugen; er ist der Kar¬ dinal von Lugo ein spanischer Jesuit. In einem scinigen Briefe, den er von Nom aus au eine» von diesen Vätern zu Madrit ge¬ schrieben hatte, lese ich folgendes: *) „Euere „Ehrwürten werden cs so einrichten, daß sich „die euerigen in ihren Bezirken sorgfältig be- „fleißigen, die Andacht gegen dir Empfäng¬ nis T. kitorsle ?r»Kiguo öe« Iciuuck l'om. I- p. 278. 72 Geschichte der grossen allgemeinen Enthusiasmus beseelt Dingerchen behaupt " "er ansonst bey kaltem Geblüte ve» Wie „niß aufzumuntern, zu welcher man in Spa« „nten sehr geneigt ist; um zu sehen, ob wie „die Dominikaner durch dieses Mittel auf „einem andern Weqestöhren können. Sie drän« „gen uns aklhier mit des heil. Augustins Der« „thcidigung sehr; und ich glaube, daß, wenn „man ihnen nicht wegen einer andern Materie ,;etwas zu schaffen giebt, sie uns in deninei- „sten Punkten cle auxilüs überlegen,, Jenu! die Jesuiten hatten ihre Meinung von derun« befleckten Empsängniß soweit getrieben, daß bey allen katholischen Universitäten, wo sie fast alleinig herrschten, weil sic die Gunst der Prinzen auf ihrer Seite hatten, auch der Eid über obigen Punkt einqrsührt wurden seye.- Niemand wurde zu einer akademischen Ehren¬ stelle erhoben, der nicht zuvor den Eid von der unbefleckten Empsängniß ablegte —; inan muste sogar darauf schwören, ehe man die Doktorswürde erhielt. — Und derlei) Eid« schwüre. — O unendlich vielen Dank dein weisen Raiser Joseph: daß er stein Zukunft abgeboken habe. Konnte man wohl mit Rechte über eine zweifelhafte Sache Gott, der un« trügliche Wahrheit ist, zum Zeugen anruf« fen — ? O er ist die unbefleckte Empsängniß dec heil. Jungfrau eine allerdings gewiße, gött- / V, wirft. Kirchenvers. zuKostmz. IV. Thl. 73 Wie hitzig immer Gerson von dieser Wer die Seite eiferte, mit so vieler Ulberlegung behandelte er andre Gegenstände in der rühmlichen Rede. — Die Bettelmönche streucten, um ihren öfters ungestümmen Betteleyen Freybriefe zu verschaffen, un¬ ter dem Volke öffentlich aus: daß Jesus Christus sechste gebettelt hätte — und daß ste in diesem Stücke getreue Nachfolger des göttlichen Lehrmeisters wären —? Dem Gerson war es eine ganz leichte Sache, derley von den Mönchen auf die Setteley des Erlösers gemachten Ansprüche »u widerlegen, weil davon gerade das Ge- gentheil aus der evangelischen Geschichte er- göttliche Wahrheit — ? Ich weiß es zwar: daß die Jesuiten alle diejenigen, welche die unbcflekte Empfänglich zu bezweifeln sich wag, ten, für Ketzer—oder die noch mit Gnaden davon kamen, für Ketzereyverdächtige aus- gcschrieu haben-t aber jetzo — giebt es ja keine Jesuiten mehr! Freylich sesiiinsut es annoch dort und da in manchem Ecke. Z. B. wer mahlte die Skize zu dem Wappen, Ivel, ches sich das neucrrichtete Domkapitel zu Linz in Oesterreich gewahlet halte — ? Ich will weder die Ursache dieses Sinnbilds von der unbestekten Empfängnis; — noch, ob ein der¬ lei) Schildchen aus das Wappen eines Dom¬ kapitels paffend seye —; untersuchen. Uiber beyde Fragen mögen die Domherren selbste antworten. 74 Geschichte der grossen allgemeinen erhellete. — Um viel verwickelter war die nachfolgende Frage, welche Gerson gelegenheitlich anbrachte. Er sagte*)daß es mehrere Doktorn, aus denen er den R'chard von Armach aus dem 14 Iahrhun- bette namentlich anführt, gegeben hat¬ te , welche die Frage aufwarfen: ob Je¬ sus der Sohn Marrens Rechtswegen den Thron Davids besteigen — und sich als weltlicher Monarch der Juden hatte auf" führen können — ? Auf diese Frage folg" te nothwendiger Weise die andre: ob ein Weib in dem Falle, wo kein männlicher Erbe vorhanden wäre, auch nach dem gött¬ lichen Rechte Thronfolgerin werden könn¬ te — ? Den Zusammenhang der zwoten Frage mit der erstem mögen wir uns de- me entnehmen, wenn wir aus erinnern wollen: daß Maria aus dem Stamme Davids gebohren, und Jesus ihr erstge" bohrner Sohn gewesen seye **) —. Was aber die Auflösung beyder angeht, so hak Gerson keine ausdrückliche Entscheidung hinterlassen. Er sagte nur: daß Jesus ein geistliches Reich gestiftet habe —> und daß er in Judäa so wenig, als anderswo ein weltlicher Monarch gewesen seye. Mit dieser richtigen Bemerkung des sons, und mit dem Zusatze, daß Jesus selbste ausdrücklich gesagt habe: ftinReiM warr *) S- 8ermonem loc. cir. psF. IZ4^° klsrk, I, 25. Kirchenvers zuKoftniz.1V.Thl.75 rvärc nicht irrdisch, oder, welches einer, ley ist, von dieser Welt, *) mögen wir seloste die zwo aufgeworfenen Fragmohne ale Schwierigkeit auflöftn Ich kann das wettere von der Rede des Gersons unr möglich berühren, aus Ursache: weil mich andere Thatsachen zur ordentlichen Erzah. lung abruffen. §. 15. Unter den Begebenheiten, die sich Audienzd. und v. d. Hardt I. c. P' t> 867 leczu. S- »Ka Lonc. locis cir. Kirchenvers. zu Kostm'z IV. Thl. 8i der Stiftung der Kreutzritter war , so hatte man das Kind sogleich in der Wie¬ ge eHrcken sollen. Und da ein solcher Endzweck wenigstens in unfern Zelten nicht m-hr begnehrmget wird; er galt auch m der ursprünglichen Kirche niemals! so wüste in der That nicht: warum man derlei) geistliche Ritterorden langer im Staate dulden sollte. Es ist wahrlich für unsre Tage etwas paradoxes, daß LarlTheo- dor den Maltheftrorden in Bayern einge- lührt, und begütert habe. — Dieses wollte nur csts euren kleinen, doch aber stklegenheillichen, Ulbersprung betrachtet wisse«. Jehv kömmt das Schreiben der Uni- vcrsttär zu Krakau, welches vom ir Au- stustmonaths 1416 datirt ist, zur Unter¬ suchung. Der Hauptzweck dieses Br-e- Us ist mit den zween vorigen eineriey; er hat das nämliche ausgesteckte Ziel von Ver¬ schaffung des Friedens in Polen. Doch finde ich einige Passagen darinnen, die nicht so geschwind übergangen werden dar- . . fen. Zuerst kömmt mir wunderlich vor:A^"ch daß die Hocheschule zu Krakau den Ver, „VEu-, Ordnungen des Konziliums zu Koftniz so ^Eioni vielen Glauben beymesse, als den vier her-"o» ligen Evangelien — und daß sie die Dek> Me destelben mit so vieler Achtung an-» F .. Neff ki-I> vvlummi- IH-.d. v, ü. Hardt ioc. cic. 82 Geschichte der grosstn allgemeinen du^.edcg-EMe, als sie die in den zwoen Gesetz-" bastln Moses enthaltenen Gebote Gottes n,!8 wo- zu befolgen verbunden ist. — l<) Eben so ruinöecrs- übertrieben scheint mir auch der Eifer zu ' styn, welchen die Krakauer Universität über die Ausrottung der Ketzer bezeiget. p^ce,,w. Nachdem sie die Strafnehmung des Kon- rum mucrozilinms vom Wicklif, Huß, und Hiero- nymus von Prag als höchstbiliig ange- regnrZec^ ruh» iorez, K) Ich weiß zwar: daß auch Gregorina I. R- P. ein gleiches Urtheil über das Ansehen der vier ersten morgenländischen Konzilien gefäl- let habe. — Beine Worte sind: wir neh¬ men die vier allgemeinen Ronrilien also an— wie wir die vier Evangelien hocbftbätzen. *) Allein — ich muß allhier zu¬ gleich anmerken: daß genannter Papst durch seinen angeführten Ausspruch nur jene Schlüsse der Konzilien verstanden habe, welche die von ihnen erklärten Glaubenssatze betraft»' Dieses erhellet, nach meiner Einsicht, jcho» aus deine zur Gnüge, weil Gregor hieve» nur in seinem Glaubensbekenntnisse redet Hingegen mag angczogener Spruch der Uni¬ versität zu Krakau unmogiich mit dem Gr»»" de der Wahrheit bestehen, weil er auf alle Verordnungen des Konziliums zu Kvstnft, »» ganzen Durchschnitte genommen, ausgedehnt werden kann. Ma» *) lad. I. 2z. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 8 5 rühmet, füget sie hinzu: daß, wenn eini¬ ge Ketzer, der vorgenannten Anhänger, nach Polen kommen würden, um allda den Weinberg des Herrn gleich den jungen F 2 Füch. Man wird mir doch nicht einwenden: daß die Anordnungen des Synodes, welche dieser in allgemeinen Sessionen bestimmte, so viele Glaubenssätze gewesen seyen —! Die Falsch¬ heit dieser Einstreuung mag ein jedweder aus dem alleinigen Dekrete der iz Sitzung *) leichtest einsebcn. Ich will nur anmecken: daß die Prager Hocheschule keine so unbe' dingte Anhänglichkeit zu dem Konzilium zu Kostniz bezeiget babe, wie cs aus jenem, so "'"en §. vorkömmt, sich annoch deutii, cher äusser,, solle. Und gewiß —! es was eine übertriebene Schmeichelet), da die Uni¬ versität zu Krakau geradehin sagte : daß alle, die des Konziliums Befehle nicht in Ausüb, "ng brächten, eine gleiche Strafe mit den Uibenrettcrn der zehn Gebote Gottes zu be¬ fürchten hatten. — Wer die vorhergehenden drey Theile dieser Geschichte mit Aufmerksam¬ keit durchgelesen hat, wird die Ungereimtheit obigen Ausspruchs von sechste bemerken. Mau lese nur des lll Theiis §. s.Amn. a. und eS wird keiuer weitern Uiderzcugnng bedarfcn, nm sich von der Unzuläßigkett einiger Dekrete des Konziliums zu Kostni; ächte Begriffe zu machen. **) G. li. Tb. 42 Anm. bbb. 84 Geschichttdergrsffm allgemeinen Füchsen zu verwüsten — sie ohngefaumt auf die nämliche Art gestraft werden soll¬ ten. — Sie würden in Polen eben so, wie ihre Anführer zu Kostniz mit bren¬ nenden Fakeln empfangen werden — und die Belohnung für ihr Lehramt solire eben¬ falls die znrükgebliebene Asche von ihre» verbrannten Körpern seyn. — Die Uni¬ versität eiferte wrder die Ketzer recht hitzig für die katholische Lehre l nur dachte: daß ihr diesfälliger Eifer den nämlichen Verv weiß verdiente, den Jesus seinen zween Jüngern gegeben hatte, die gleichfalls in voller Hitze die Samaritaner durch ein vom Himmel fallendes Feuer verzehrt wissen wollten. — *) Wie unzeitig aber der Eifer war, den die Universität zu Krakau in obde- rührten zweyen Stücken blicken ließ, ch pathetisch war die Sprache, mit der sie den Verfall der Kirchenzucht offenherzig zu erkennen gab, und das Konzilium, sinn die so nöthige Verbesserung der Kirche am Haupte und Gliedern zu beschleunigen, nachdrücklich ermahnte. — Die Schilde¬ rung, welche sie von einem wahren und rechtmäßigen Papste, der erwählt werden sollte, macht, ist schön, und entspricht voll¬ kommen dem Originale ernes würdigen Oberhaupts. — Mit einem eben -o wohl- -*) Uuc. 54 Sc kqu. **) iS- aLta L>-nc, sx, I.obb- r c, 455. Kirchenverf. ZuKostniz. IV. Thl. 85 wohlklingenden Tone bittet auch die Uni. verntät zu Krakau das Konzilium, nach al¬ len Kralten darob zu seyn: damit die Wis¬ senschaften wiederum hergestellt würden, — Das Mittel, welches sie hiezu vorschlägt, besteht in der Unterstützung der Hochen- schulen —; und die Wirkung , welche sie sich hieraus ganz zuversichtlich versprich^ ist d-e Aufnahme des Staates, und der Kirche. — Dieses, so die Universität zu Krakau, welche im Jahre »400 gesichtet ward, im gegenwärtigen Falle anmerkte, ^i. daß das Wohl des Staates und der Kirche iE der Vlüthe der Wissenschaften wntalich verbunden seye, ist auch eine -Wahrheit, an der nur ein hohler Kopf Zweifeln mag. — Die drey Schriften, von denen ich ktnen kurzen Auszug hieher setzte, wurden am 16 Sept, wie ich schon oben erwähnte, öffentlich abgelesen l Nach dreyen Taaen hielt man in der Kathedratkirche in Kostniz wiederum eine Generalversammlung. Der eigentliche Endzweck derselben war das Ge- schäft der Friedensunterhandlung mit Spa« nien. Es fordert dahero die kronologi-che Ordnung: daß ich alsogleich bemerkten Ge. genftandin folgenden Paragraphen erör¬ tere. Die Rebe ist Bon 86 Geschichte der grossen allgemeinen Von der Vereinigung der sMft schcn Nation mit dem Konzilium zu Kostniz. §- 17- Dtthör der Am 19 September gab man '^?Na^,'den Botschaftern, welche das Konzilium rare. in die Königreiche Kastilien, Navarra: und zu den zween Grafen von Foix und Armagnac abgcschickt hatte, und die vor ei¬ nigen Lagen nach Kostniz zurückgekommen waren, ein öffentliches Verhör. Sie er¬ statteten in Gegenwart der Kardinale, an der Zahl 19, und mehrerer andrer Kirchen- Prälaten ihre Rapporte. i-Sept. Die Hauptsache von der fröhlichen Nachricht, die sie überbrachten, bestand in deme: daß die Könige von Navarra und Kastilien, so wie auch vorgenannte zween Grafen schon wirklich dem Gehorsame Be- nedikrs X lll oder Peters von Luna ent¬ sagt hätten. Man las die hierüber aus¬ gefertigten Urkunden, kraft welcher sich die spanischen Fürsten von der Obedienz Be¬ nedikts feyerlich lossagtcn, und die schon ehe die beyden Gesandten, Lamprecht von Stok, und Peter von Lrillheim, an den Gynodns übergaben, bey vorgedachter Ver¬ sammlung öffentlich ab. Die Schriften sind zu lang und weitschweiftig, als daß sie hiehergeseht werden konnten—z sie ent¬ halt *) NsNdemn It. XVI. p. 460 L k 2Z7. Kirchenvers.zu Kostmz lV.THl. 87 halten auch weder derley Dinge, die im Auszuge eingeschaltet zu werden verdien¬ ten. — Man kann sie in der vollen wei¬ ten Ausdehnung in den Akten lesen. *) Was ich hievon berühren will, ist: daß nebst der schriftlichen Urkunde Aarls, Kö¬ nigs von Navarra, und des Johannes, Grafens von Foix, von denen jene am Iuly, diese aber am ; Auqustmonaths 14 lb datirt ist, auch das Edikt Ferdi¬ nands, des verstorbenen Königs von Ar- Agonien, abgelesen worden seye. Von ist im vorhergehenden Theile **) Meldung geschehen; und daß Alphons "^bnfvlger die von seinem Vater ge- A^ene Entziehung von dem Gehorsame ^knedlkts nicht nur neuerdings bekräf- ugt-- sondern sich schon auch wirklich durch Botschafters mit dem Konzilium zu "- ostniz vereiniget habe, ward eben von mir schon oben §. erzählet. Es wäre da- hero überflüßig die nämliche Sache allhier zu wiederholen. Hingegen verdient ein andrer Handel, Mrord« der gleichfalls in anqezeigter Versammlung abgethan wurde, im gegenwärtigen Pa.- bedmuGre ragraphe angeführt zu werden, und zwar s^ i-. Mn so mehr, als naher der Bezug ist, den er 8 8 Geschichte her grossen allgemeinen er auch auf die Hemmung der Kirchen- spalrung hatte. — Wir wissen es: *) daß. nachdem GregorXll seinem Ponti¬ fikate freyw llig enlMgle, beyde Obcdien- zen, d. i. Me des Johann 2 z und diese Gregors i mireinander förmlich ausge^ söhnt, und vereinigt worocn seyen. Solche Vereinigung geschah' am 4 Inst) in der vierzehnten allgemeinen Sitz¬ ung; und der Erfolg davon war: daß nicht nur Eorraro den ersten Rang in dem Kardinaltollegirim und dre emträglsi che Stelle eines Legaten in der Mark Äw kona erhalten habe — stmdern daß auch alle von dem reellen Gehors-me Gregors, die ehe Vie Parthey des Balthasar L'ossa für schismatisch hielt, in ihren Verhältnis mäßigen Aemtern, Offizien, Rechten rc. bestätigt worden seyen. — Diese, in al¬ len Rechten gegründete, Ausgleichung des Konziliums suchten nach der Zeit einige zu beunruhigen, da sie über den ächten Verstand von dem wesentliche»! Gehör¬ sinne Gregors, äs rsäli obscusnti'a aller¬ hand klüglcnde Fragen aufwarfen. Unter diese spitzfindigen Grübler, oder besser zu sagen , unter die Störer der Ru¬ he von anberührter Gattung gehören vor¬ züglich die drey Erzbischöffe von Maynz, Trier, und Kölln, wie es aus einer Erüme- rungs- *) S. u. Th. 50. Kachcnvers.ZuKostttiz.IV. Thl. 89 rungsschrift, m welcher em ungenannter Versaffer vre Frage von der reellen Ode- dienz gründlich auftöftr, und die in dm Mess") zu finden ist, deutlich erhellet. Aus dem nämlichen kro-Nemoria ent¬ nehme ich auch: daß aus denjenigen, wel- che die angezeigten drey Bischöffe, viel¬ leicht mehr auS Eigennutze als aus einem PattheyMste, unter dem Vorwande der streitigeffFrage von dem wesentlichen Ge- horsaw.e Gregors zu necken suchten, am Werften ihre gefürsteten Nachbarn, und zwar namentlich Ludwig der Pfalzgraf am RhM, uiid seine drey Brüder, die 5A?e>ge ans Bayern — Heinrich und ^ühelm Herzoge von Braunschweig und vuneourg und Hermann und Ludwig vle zween Landgrafen aus Hessen in ih¬ ren von dem Synode zugestandenen Rech¬ ten gekrankt worben seyen. Nu — um diesen muthwilligen Pla- ckereyen Einhalt zu verschaffen verordnete das Herl. Konzilium zu Kostniz in obange- regter Versammlung am 19 Sept: daß, um das schon in der vierzehnten Ses¬ sion getroffene gute Einverständniß beyder Obedienzen auch für die Zukunft zu be¬ helligen/alle Ktrchenstrafen, Bannflüche, Eeu- Uabb. !oc cir. 464 ör sugn. ' T sÄs -ip. Uribli. I- s. p. 46;. V» d. Hürdt- ioc. cik. x, 897, yv Geschichte der grossen allgemeinen Sentenzen, die entweder vom Papste Jo- Hann rž selbste, oder von einem aus sei¬ nem Anhänge wider die Parthey Gregors l2 gesprochen und abqeerdnct worden wa- reu, für null und nichtig erklärt seyn soll- ren.— Der Synodus beschloß zugleich: daß alle von dem Gehorsame Gregors/ die immer einige Benefizien von diesem Papste erhalten hätten, und besonders die- Mlgen, welche derley Kirchenämter in den Staaten vorgenannter Landesfürsten be¬ fassen, rn der ruhigen Besitzung ihrer Be- nefizien ungestört beygelassen werden soll" ten. — Anbey warb es auch verboten - über die aufgeworfene Frage, von der reellen Obedienz Gregors, neue Erklä¬ rungen zu machen. Bas Konzilmm be¬ fahl , obige zwey Dekrete geradehin zu be¬ folgen — und es wurden kraft einstimmi¬ ger Entscheidung alle Ausflüchte, mit de¬ nen man unter was immer für einem Vor¬ wande, obgedachte.n Verordnungen aus¬ zuweichen suchen mögte, in voraus kas sirt. — §. '8. Aiii^ Gleichwie sich das Konzilium von die- baudlunq ser Seite sorgfältigst bemühte alles aus von derKir- dem Wege zu räumen, was immer die her- cheugewalt. gestellte Ruhe im Teutschlande stören, und die gefährliche Spaltung wiederum um¬ lodern machen konnte — mit eben so «am- Kirchcnvers. zuKostmz.1V.Thl. 91 drücklichem Eifer arbeitete es auch von der andern um die Kirchenveremigung mit der spanischen Nation vollkommen zu stan- den zu bringen. — Das Geschäft kam auch wirklich nach mehreren, zwischen bey. den Partheyen im Herbstmonathe wieder¬ holten Zusammenkünften, hiebey entstan¬ denen Debaten, und zweckmäßig gepflo¬ gener Beylegung derselben in der 22ten allgemeinen Session zur gewünschten Er¬ füllung. Doch — ehe ich von den Hand¬ lungen dieser Sessonrede,muß ich desHe- rOktoß. tcrg von Ailly Schrift äs eccleligsiica , welche genannter Kardinal am ,„Stober i4lb in der St. Pauls Kirche ^-^ostniz kund machen ließ, und die mcyt wenig zur Vereinigung der spanischen Station mit dem Konzilium beytrug, in Kurze berühren. - l) * , Da ) v.d. Hardt M. IV. p. 909. I) Ich bin nicht gesinnt aus der Abhandlung des Kardinals von Cambray ganze Auszüge zu liefern! Sie würden ganze Blatter anfüllen; und dieses wäre schnurstracks wider meinen Zweck, mich wie möglich, so kurz zu fassen, und bei, Verabfaffung der Geschichte nur den Kern zu wählen. Cs wird dahers aus dem Trak¬ tate des Aillr ein bloß summarischer Inhalt folgen, und hoffentlich werden meine Leser sich mit diesem begnügen —? Eine simple Skizze gefällt manchmal besser, als das mit häusi-- gen Ziecrathen ansgekünstelte Gemghlde. 9- Geschichte der grossen allgemeinen Da es bey der zu treffenden Kirchen- Vereinigung vorzüglich auf die Absetzung Pecers von Luna, oder Benedikts XI l ankam, war es unumgänglich nothmendig die Gemüther der anwesenden Richter zu einem derley rechkshältiaen Schlüsse vorzm bereiten. Wrr wissen zwar: daß dieKrr-- chenversammlunc, zu Kostrnz schon in der 4 rrnd 5ten Session die oberste Gewalt der Konzilien, die sich auch über die PäM ausdehnte, feyerlich beschlossen habe — *) so wie sie auch diese Gewalt in der, - Sitz- ung mit Johann -g in die wirkliche Aus' Übung brachte — **). Allein — weil er- nigePartheygänger des päpstlichen Stuhls, unter denen ich den Dominikanergenercu Statius namentlich anzcigre, in ihreU herausgegebenen Schriften vorqedacbtt oberste *) S> l- Theil §. rc>. und 22. ") I- Th. § Z8. Jab'ob Lcnfant hatte den Zabeqrif von merktcr Schrift weiter ausgedehnt; ich weiß den Wissbegierigen auf seine vortresiicl)^ läiNoireäu Ooncils äs Lonck^nos l'. l §.97. Wer aber die Ähandiung deS im ganzen vollen Umfange durchwsen findet sie bey von ver ^ür0t l'om. V1rein>"' Lonsil. Lonli. a P-IL. Ig ulqu. aä 7Z. steht auch in Oper. omn. lom. U- L: 5c<>u- Zn meinem Zwecke ist do.sjcnig hinreichend, was angeführt werden solle. K'irchenverfi zu Kostmz. IV. Thl. 93 oberste Gewalt zu untergraben — und das Ansehen des Papsts über jenes der Konzi¬ llen unter verschiedenen Verkleisterungen Zu erheben sich Mühe gaben, wie sich der Kardinal sechste in seiner Schrift dessent¬ wegen beklagte — so war es in der That nützlich die Grundsätze, auf die sich die oberste Kirchengewalt stützte, in ein helle¬ res Licht zu bringen —! Und diese war die Absicht des Kardinals von Ailly, die er auch in vorgedachter Abhandlung von der Lirchcngcwalt glücklich erreichte. Gleich zu Anfänge seiner Schrift nimm der Kardinal folgende Grundregel ""6 der göttlichen Schrift, als 5." der reinsten AmUe alle Wahrheiten , gleitet werden wüsten, so wie sie auch . ss^on Zeiten hey verschiedenen Gele- ^nyeit-n hergeleitet worden wären. — folge dieser Grundlage hätte die Kirche rmmer rhre Glaubenssätze, Z. B.die Lch> re von der Menschwerdung Christi wider den a7lcstorrus, Eutyches behauptet —; Üe hatte beständig zwischen den entgegen-- gesetzten Jrrthümern beyder Keßer auf der Mlttclstrasse gewandelt—l Und diese näm« liche Bahn wüste man auch betrettemwenn Man über die Lehre von der Bärchcngc- walt nicht in Abwege aerathen wollte.— ?^ach diesen und mebrern vorläufigen Er- lnnerungspunkten kömmt Ast-Iy aufdieAb- theilung seines Traktats. Er thlilt ihn in drey und ob ein Papst .auch alle Bischöffe und Priester, inst^ wertste der vorigen Nachfolger wären, w- Gewalt unmittelbar von Christus euch „fangen Härten —Eine Wahrheit, ob sie schon in sich selbste ganz klar un deutlich ist, dennoch um so weniger gangen werden darf, als mehr sie annou- sttzo, besonders über den zweyten von den meisten, zwar nur oberflachiS^/, 94 Geschichte der grossen allgememru drey Abschnitte ab! In dem ersten handelt er von dem Ursprünge der kirchlichen Gewalt — ; in dem zweyten untersucht er die Rechte der Kirchendiener über die Lirchengüter —; und der dritte hat die Aufschrift von der Vollmacht der papst- lichen Gewalt —- und ob ein Papst dem Urthcile eines allgemeinen D^onzi^ liums unterliege —e " Was den ersten und weitlauftigsterr Theil betrift, so erläutert Ailly die Ma¬ terie von der Kirchengewalt aus dem Grün' de! Cr geht auf die Quelle zurük, nnd zeigt - daß Christus Jesus, der Stifter der Kirchs seinen Aposteln, und durch sie allen ihrm ouo-i 6cm Nachfolgern die Macht und Gewalt zu leb- ren — Sakramente auszuspenden — u.Äpuii. Sünder nach Vorschrift desEvangeliums ) zu bestrafen re. er-.heilet habe. — In dee ^.'E^Zten Schlußrede sagt Ailly: „daß, gleich¬ et., imms- „wie die Apostel und 70 Jünger vom Chrst 6i--n „stus selbste emgesetzt worden wären, alfa »arem ecc- - letislticgm '' iu5eeps- runc. *) Nakli. XVIII. 15 ür Kirchenverf.zuKostttizIV.Thl. 95 Theologen und Kanonisten bezweifelt wird. Ailly beschreibt hierauf die Borzüge des Papsts, und der Kardinale. Was er von diesen anmerkt, daß sie dem Senate der Apostel nach-olgten — und daß mithin die Einsetzung der Kardinale eines göttlichen Ursprungs ftyn sollte — scheint mir in der That unfaßlich zu seyn. — Uiber das Wahlrecht eines römischen Papsts redet er vieles; und ob er schon die Frage; wem das Recht einen Papst ZU wählen zustehe; Dm Vortheile der Kardinale entschied, hat kr dennoch im z und 4ten Kapitel weitläuf¬ ig behauptet: daß in dem Falle der nächst- runftigen Papstswahl bey dem Konzilium zu Kostni; auch die Deputaten der Natio- mn mr den Kardinalen das nämliche Wahl¬ recht haben sollten. — . In dem zweiten Theile, welcher von vem Rechre der Geistlichen über die Kir- Hengüter betitelt ist , beweiset der Kardi¬ nal, daß, weil die Kirchengüter nur ganz Zen Gemeinden durch Vermächtnisse von verschiedener Art zu theil geworden waren, die Geistlichen keine Eigenthümer dersel¬ ben seyn konnten. — Nach mehrern,selbst aus dem päpstlichen Rechte hergeleiteten, Gründen, und vorzüglich aus göttlicher Schrift *) hergcholten Beweisen zeiget er deutlich: daß sie nur Pflegers, Anwälde, Ver-- *) -d 6or. iV, j, 2. t. t'err. V. Z. 96 Geschichte der grossen allgcmcilrm Verwalters, und zugleich Nutzniesser der-- d"r"äom^ ^lben wären, — Aus diesem allgemei¬ nem k<>- nen und unumstößlichenGrundsatze folgert er n>8 weiters: daß weder derPapst ein vollkomm-- sttic>8 cle- ner Herr über die Kirchengüter seyn konN" ricoium, —l und, gleichwie er kein Eiqenthümer ^Iiiber von diesen wäre — um so weniger Hörste gominium man ihme eine Herrschaft über die zeitlichen m!>»ins Güter der Laycn einräumen — Ailly remi'orLii. untersucht hierüber das päpstliche Recht her rum?"'"' Zehnten — dre Gewalt der Austheilung der Indulgenzen — die Abforderung^^' Annaten— das Vorbehaltungsrecht über dre Verleihung einiger Benefizien :c- und ob er schon diese Rechte dem Papste emg^ stehet, so verlangt er doch die Abschaffung der hierinfalls eingeschlichenenMißbrarM gleichwie er durchaus eine bessere Regum rung des Kirchcnregiments wünschet. In dem dritten Theile unterss>^ der Kardinal die schon am 8 September / aufgeworfene Frage von der Vollmaäst der päpstlichen Gewalt. Nachdem er von dieser Sache weitläuftig, und mit nun)' rern, fast eben so unverständlichen Dist^s tionen, wie Moriz von Prag, geredetem, kömmt er zur schließlichen Entscheidung Frage: ob ein Papst dem Urtherle undm Gewalt eines allgemeinen Konziliums um terworfen seye — ? uiber diese *) S- obch iz. Kirchenvers zu Koftniz. l V. Thl. 97 gleichwie er über die vorige, von der Voll- wacht der päpstlichen Gewalt, allerhand Spitzfindigkeiten ausgedacht hatte, antwor¬ tete Ailly ohne allen Umschweifen, und sag¬ te ganz frey, so wie er es auch wider die Ein¬ wendungen des Patriarchen vonAntiochien, der in einer kurzen und seichten Schrift, die er nach der Flucht des Papstö Johannes den Vätern übergab, behaupten wollte, daß ein katholischer Papst dem allgemeinen Konzilium nicht unterwürfig wäre *) gründ¬ lich bewies: daß der Papst nicht nur in dsw Falle einer Ketzerey, sondern auch bey allen erheblichem Umstanden, Z. B. wenn Er der Halsstarrigkeit — eines ärgerlichen ^denswandels— derUnverbeßerlichkeit in re. nicht nur angeklagt, sondern m»?«- offenbar überzeugt würde, der Ge- und dem Urcheile eines allgemeinen AonZtttums unterworfen wäre. — ist, wenn nicht gewiß, doch höchst wahrscheinlich, daß Peter von Ailly mit dem angeführten Punkte von der Halsstar¬ rigkeit fein Hauptaugenmerk auf den Pe¬ ter von Luna gerichtet habe. — Man war bey dem Synode durchgängig entschlossen, den Benedikt rechtssprüchig abzusetzen! auch die Spanier waren über die Absetzung G des- *) S- Lrnvium in snnsl. eccles, sä snnum 1415. s. 464. K. v- ö. Hardk 'tom N Lonc, Lonü. k- l). Lsx. z. tot. ry6. y8 Geschichte der grossen allgemeinen desselben laut des narbonnischen Vertrags einstimmig. Nu — so hatte vorgenann¬ ter Kardinal ganz weislich gehandelt, daß er dem Konzilium einen Fingerzeig darge- boten, über den halsstarrigen Luna seine oberste Gewalt auszuüben — ? Der wei¬ tere Erfolg wird es zeigen, daß die dies- fälligeu Gründe des Ailly einen Liefen Ein- druk bey der Ktrchenvcrsammlung gemacht haben dürften. §. 19. Mreimq«, Ich bemerkte es schon oben §. 7' l7' ""Monier daß die Gesandten aus Arragonien sich mit dem wider die Vereinigung mit dem Konzilium Konzilium, zu Kostniz nicht so sehr gestemmt haben.— mmm^dcrEs wurden zwar von ihnen, weil siedle fünften sva,- Ankunft der Kastilianer abwarten wollten, Nischen Na» einige Schwierigkeiten vorgebracht; doch n»». man, sie beyzulegess, sich von bcyden Seiten Mühe gab, ward die Vereinigung der spanischen Nation mit dem Konzilium um die Mitte des Oktobers feyerlich be¬ schlossen. Man hatte nach dem Zeugnisse Dachers, und Dietrichs Urie *) schott aM ic>, und r4ten des Weinmonaths bey öf¬ fentlichen Zusammenkünften diesfällige ralhschlagungen gepflogen —doch wurde das Vereinigungsgeschäft nur am i5 Ok¬ tober vollzogen, und die 22 allgemeine lDlß" *) v. d. Hül'U IV- 9VS- Kirchenverß zu Kostmz. IV. Thl. 99 Sitzung war es, in der die spanische Na- das Vorrecht der fünften Nation dem Konzilium erhielt. —'*) All' folgt eine kurzgefaßte Erzählung von "n Dekreten und Unterhandlungen des ^vnziliums bey der zwey und zwanzig- Beßion. sg^, Weil die Spanier die Kirchem>er-z^«u. b^lung zu Kostniz nicht ehe: als sie sel- . «uch von ihrer Seite zusammen beru- sich mit ihr vereiniget hätten, Seßion se^kn ^"gemeines Konzilium weder an» von -?en, noch laut der Kapitulation 15 Ouob. bunden^?^^^^) dafür anzusehen verr nial alle^s"' io unterblieben für dies- ansonst einer allgemeinenSeßion bevbackt?^hn!ichen, Zerimonien. Man aber HN/ezwar auch bey dieser Sitzung; der M geschah' allererst nachgetroffe- ^vna^^"ugung der Arragonier mit dem Mrum. Annoch ehe als solche Verer- s^ung zu standen kam, wurden von den Ge- e-ren der Könige von Portugalk, von t^apel, und von Frankreich einige Pro- ^anvnen eingereicht. Sie stehen in ih- r ganzen langfchleppenden Weitläuftig- G 2 keit ^he war der heilige Syiwdus in vier Na- krönen abgctheilt. S. l. TheU dieser Ge- lchrchte z. M, 100 Geschichte der grossen allgemeinen keit in den Akten *); ich will davon nur den Endzweck anführen! er besteht in de- , me: den Botschaftern vorgemerkter nige lag es daran von den Rechten ihrer durchlauchtigsten Prinzipalen nichts zu ver geben; nun—da sie sahen: daß dieemp gen arragonifchen Gesandten aus Span die ganze Wahlstimme von der fünften N" tion bey dem Konzilium haben — und dap sowohl sie, als auch die Botschafters au Kastilien, die man in Kürze erwartete, den Stimmen und Sitzungen den Vorras vor den Kronen Neapel, Portugal halten sollten —, so hatten sie am D?, lichsten erachtet wider alle derley VsE/ te, die nach ihrer Meinung das Anjey^ ihrer Könige beeinträchtigten, schriftnM protestiren. — Die Protestationen lv» den emgereicht, öffentlich abgelesen, " , ob sie schon das Konzilium annahu^-» gieng man dennoch von dem einmal a"» rrettenen Wege nicht ab. Die Gesandten aus ArragontA Namen sind Johann Raymund Graf von Cardonna, Anton Taral densgeneral, Raymund Larmar en> ter, Traugott (kardonna ein Rean lehrter, Gundisalv Garst, und r>u ael von Ravers, beyde Doktor"^ *) rn,eum'r. 16. p. 477« bis 484' Hardt 't. lVp. 9! 2 Li a-hu- Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. ioi Rechtes, nahmen den ihnen angewiese¬ nen Platz ein. Sie setzten sich zwischen die Botschafters der Könige von Frank¬ reich und England. Diesen wurden sie vorgezogen, l und mit jenen untermischt; und zwar also: daß Gerson der erste — der zweyte aber Raymund Floch — der dritte ein französischer, der vierte wiede¬ rum ein arragonischer Botschafter, und so weiter, gesessen seye. — Vorgenann¬ te Herren bertefen kraft der ihnen vom uarbonnischen Vertrage eingestandenm ^vllmacht, und nn Name aller bis dahin u? Benedikt anhängig gewesten christ- "Mn Länder das allgemeine Konzilium zu ^'tniz zusammen, w) Diese Zusammen- be- In Ei> l.gdd. I. c. pgg. 471- hieraus keine gründliche Einwendung wi¬ der die Allgemeinheit des Konziliums bc» vor¬ hergehenden Gestionen hergeleitet werden kön¬ ne, habe ich schon anderswo erwiesen.*) Nur sollte annoch hinzufügen: daß, weil Gcbel- ftrae und alle übrigen römische» Hosschranzen die Dekrete der 8, iz, 15, und Listen Sitzung, in denen sowohl Willis, Huß- Md Hierpiiymus von Prag, als auch ihre vermeinten Ketzcrcyen verdammt wurden, als Dekrete einer allgemeinen Kirchen- vecsammlung anuehmen , ich i» der. khat nicht wüste: warum dir Verordnungen der ) E. in. xh. 49. S. rr? Lr 5cgn. ro2 Geschichte her grossen allgemeinen berufunasakte, welche Anton Capal im Name seiner Kollegen ablas: ward al^ sogleich von den anwesenden Kirchenpra> laten-als Kardinalen, Bischöffen rc. dura- den Vortrag des Erzbischofs von Mayland degnehmjgtt Und da dieser Kirchenprälat von den arragonischen Gesandten auch sok' bette: daß sie sich nach der Vorschrift des dritttn Kapitels von der Kapitulation M Narbonne mit dem heil. Konzilium verei¬ nigen sollten, ward solche VerelMgunS ohngefänmt unter wechselseitigem Zerimo- melle auf das feierlichste bejchlossen. Das einstimmige ?lscst der Deputirten vB den Nationen, und des Kardinalbischo^ vB *) I0oz orstores §re. convoesmu5 Lrc. zp. l-sbb' l. c. gag. 47z. der 4, 5, und irten Sitzung, welche bieobss' sic Gewalt der Konsilien theils wönlich be- ftimmtcn, theils aber auch in Ausübung brachten, nicht für Verordnungen eines alliss- meinen Konsiliums gelten sollten — ? weder müssen diese Herren Kurialisten Allgemeinheit aller Seßiouen biß zur voll¬ ständigen Vereinigung der spanischen Ratio" mit dem Konzilium anstreiten —; oder «bet' da ihnen dieses nicht gefällt; stud sie auch nicht berechtigt nur einige derselben in Zweifel i" ziehen—? Allhier ist kein Mittelweg, »no wenn sie noch so sehr spintistren, zur flucht, Vel qst stexeram — vel acl LinistrsM- Kirchenvers. zu Kostmz. IV. Thl. roz von Ostia beurkundete den diesfälligen Vorgang von der Vereinigung. Aufdie- se folgten die ansonst gewöhnlichen Zeri- wonien. Die Kardinäie, Bischöffe, und übrige Kirchenprälaten zogen ihre Ponti- sikalkleider an; unter diesen blieben die -Inseln nicht aus, welche sie alle auf ihrs Köpfe setzten. Nachdem die ehrwürdige Versammlung auf solche Art mit dem Pon- tWalschmucke ausqeziert war, und da Jo¬ hann der Kardinalbischof von Ostia seinen ordentlichen Vorsitz auch gegenwärtig an- Um, wurden die Gebethe angefangen. Moglejch genannter Vorsteher des Gyno d^ zuerst eine rührende Kollekte, in ^en göttlichen Geist um seinen un- .^M^chen Beyftand inständig anstehete. die «° des Bischoss beantworteten Zanger mit verschiedenen Antiphonen. wU sang Litaneyen, Hymnen, Versikeln, ^esponsorien rc. Und nachdem auch der Diakon sein Evangelium: dieses ist mein rLcbot, daß ihr euch untereinander lie¬ bet ), geenbrget hatte, stieg Bartkvlo- Waus der Erzbischof von Mayland auf das Pult, und las über vorläufige Anordnung des Synodes zwey Dekrete öffentlich ab. Das erste unter der Aufschrift coneelsto Vocuin ambgstlLtorum re^is ^rrgAo- num theilt den Arragoniern das Recht der *) Ioan. XV. 12. T. I.c. 474. V.d. Hardt de. p. 9Z9. io4 Geschichte'derjgroßen allgemeinen der Wahlstimmewzu, und erlaubt: daß sic von nun an eine abgesonderteNation, und zwar unter dem Name der fünften spani¬ schen Nation, formiren konnten. Die¬ sem Vorrechte der Arragonier ward den¬ noch folgendes Bedingniß beygesctzt - daß/ wenn die Könige von Kastilien, Portugalk und Navarra es anbegehren würden, auch der nehmlichen Rechte geniessen sollten. -- Daszweyte betraf die Befolgung aller >r Artlkel von der Kapitulation zu Narbone. Der Erzbischof las die Obliegenheiten sonderheit ab, und die ganze ehrwürdig Versammlung be'chwor sie. Sowohl diese zwey Dekrete, als auch alle übrigen Sta- tute dreser Sitzung wurden sodann auf An- verlangen beyder vereinigten Theile naK Ausweise der Kanzleyordnung von den NS' tarien beurkundet. Die zween Prokura^ tors des Konziliums Heinrich von Piro- undIohann Skribanis registrirten, und tru- gen sie in die öffentlichen Akten ein,und zwasi wie es heißt, inGegemvart aller zu Kostas anwesenden Kardinale, an der Zahl - 21, d^' zweenTitularpatriarchen, vieler Erzbischm^ mehrerer Bischöffe und andrerKirchenprala' tcn. Auch von Seite der weltlichen Fürsts waren nicht wenige bey dieser Seßion zug^ gen. Den ersten aus ihnen nenne ich Ludwi¬ gen, den Churfürsten und Pfalzgrafen am Rhein; von deme wir wissen: daß er Pr^ Lektor des Konziliums gewesen seye. Neml ihme wird in den Akten auch genannt Frreo- Kirchenvers. Zu Kostniz. IV. Thl. roz rich der Burggraf von Nürnberg, und Markgraf von Brandenburg, ohne die vie¬ len Gesandten verschiedener Reiche, und die grosse Anzahl andrer Hochadelichen in Anschlag zu bringen. Von allen dielen sowohl Geist, als Weltlichen wurde nach abgesungener Messe unter dem fröhlichen Trompeten und Paukenschallc das ambro- finnische Lobgesang angesiimmt. Man dankte Gott für das bereits zustanden ge¬ kommene Geschäft der Vereinigung; und mit diesem Danke gieng die Versammlung der L2ften Seßion auseinander. §- 20. Nicht lange darauf, am 5 Novem- Drey «. » a 416, ward in der Kathedralkirche zuzwan- Kostniz die drcy und zwanzigste Sitz-zigste ung gehalten *) Der Endzweck dieser Ver- Gestion lammlung, so wie auch der Gegenstand, der darinnen behandelt wurde, war der 5 Novem, nämliche wie bey der vorigen Seßion. Man Anfang de« war von Seite des Konziliums, mit wel- Prozesses chem sich die Spanier bereits vereiniget hat- ten, wie es aus vorhergehendem Paragra- phe erhellet, ernstlich bedacht die veraltete Spaltung vollends zu tilgen. — Bene¬ dikt Xlll, welcher aus seinem Kastelle zu Paniökola unaufhörlich wider den König / . von *) S. «Ka spucl. l.adb, I, c. pag. 486, p.d. Hardt 1°. IV. p. 95r. r 06 Geschichte der grossen allgemeinen von Arragonien, und wider das Konzi¬ lium zu Kostniz, Bannflüche donnerte, und sich auf keine Weise bewegen ließ die päpstliche Mütze freywillig abzulegen, nähr¬ te durch seine Hartnäckigkeit immer die Spaltung. Das Konzilium entschloß sich dahero wider ihn nach Rechtsform zu pro-- zediren l Solcher Prozeß ward auch wirk¬ lich in der rzsten Seßion angefangen. Nach abqesungener Messe, welche Johann der Titularpatriarch von Antio¬ chien las', und nach verrichteten übrigen Zerimonien las ein Diakon mit Heller Stim¬ me aus dem Evangelium folgende Stelle: wenn dein Bruder an dir sündiget, so gehe hin, und strafe ihn zwischen dir und ihme alleinig. Höret er dich aber nicht, so nimm rc. Höret er aber auch diese nicht, so sag' es der Gemeinde. Und wenn er auch diest nicht hört, st sty er dir wie ein Heid und Hublikan.*) Ich habe diese Stelle um so lieber ange^ führt, als schicklicher sie auf das wider den Luna abzuhandelnde Geschäft angebracht ward.—So passend scheint mir derSpruch Habt Mitleiden mit mir, wenigstens ihr Freunde! nicht gewählt worden zu seyn. Dem ohngeachtet hat einer aus den Konsistorialadvokaten über diesen eine Re¬ de gehalten, in der er das häufige Elmb- *) kUarK. XVIIl. 15. l6. 17. Kirchenverst zu Kostniz. IV. Thl. 107 welches die Kirche durch die Zeit der Spal- tung leiden muste, in voller Blösse dar- stellte. — Er mahlte dm Benedikt nicht nur als einen Gchissmatiker, sondern auch als einen Ketzer und Tyrann! Und nach¬ dem er mehrere derley hübsche Empfehlun¬ gen vorausgeschickt, fordert er zu Ende seiner Rede, daß man ihn förmlich absetzen sollte. — Der Prokurator wollte die Sa- che in den rechtlichen Prozeßgang einleiten; dahero ermahnte er auch das Konzilium: daß es eigne Kommissarien, denen es ob¬ läge ihre Rechtsklagen wider den Luna auznbringen, Zeugen zu verhören, ihn persönlich vor Gericht zu fordern rc- be- nlmnren und abordnen mögte. — WaS ver Prokurator Ardezin anrieth, ward M ohne Verschnbe vollzogen. Der Erz- olschof von Mayland las aus einem langen Zettel nicht nur die Namen der vom Sy¬ node gewählten Kommissarien; sondern auch die ausgemessenen Regeln, nach wel¬ chen sie den Gerichtshandel wider den Lu¬ na anfangen und betreiben sollten. *) Die Kommissarien, an der Zahl rr, waren theils Kardinäle und Bischöffe, Lheils aber auch Doktorn der Theologie und der Rech- te. Ihre Namen sind Wilhelm Kardi- nal von tit. des H. Markus, welchen Jak. Len- *) Hp. I. c. p. 487 Lc 5ec;u. V.d, Hardt I. c, p. 96i üi lek)u. iv8 Geschichte der grossen allgemeinen Lcnfant *) vermuthlich in den Men über« sehen haben mag — Franziskus der Kar¬ dinal von Florenz — Johannes Titular- Patriarch von Konstantinopel — Robert Bischof von Salisbury, Stephan Bischof zu Dol —Jakob Bischof von la Penna, ?eaenii8 in ^prutio—Anton Taral Or- densgeneral von Erlösung der Gefangenen, Wilhelm von Schönneffe, Moriz aion Prag zween Professorn der Theologe — und Michael von Navers, Niklas Ver¬ dis, und Johann Wels Doktorn des ka¬ nonischen und bürgerlichen Rechts. 21. Versamm»- Ru—-! diese Kommissrrien, an die Lun2chen v0" dem Synode der Auftrag über die angtstellmi Ausarbeitung des wider den Luna bereits Kommissa- angefangenen Prozesses gemacht wurde, rnn. versammelten sich annoch am nehmlichen Tage, d.i. am Z Nov. Ich lese in den Akten, daß sie auch in den nachfolgenden Lagen, als am 6.7tenNov. und so wei¬ ters fleißige Zusammenkünfte gehalten ha¬ ben —**) Der Ort, welchen sie sich zu ih' ren Zusammentrettungen auswahlten, war der Pallast des Bischofs von Konstanz-—' Und der erstere Gegenstand, den sie im Bezug auf das ihnen anvertraute Geschäft be- *) ttiKoire öw Lonc. cie Lonli. Iiv«4. §. isr» T. aüs sp. c- 49^' V. d, Hardt t. c. 967. Li le"N, Doktorn der Theologie und der hechte gezählet werden, ihre Eide abgelegt haben. — Nachdem die Anklagspunkte wider den Peter von Luna nicht soviel e» hoben, als/ um in der Sache gerichtlich zu prozediren, durch die Zeugen bekräftigt worden waren, musten die Kommissarien nach Vorschrift der Gerichtsordnung auf die persönliche Citation Benedikts einra- H then *) IHieum 1. XVI. v-d. Hardt 't. IV. x, 976 Lc iequ, i r 4 Geschichte der großen allgemeinen then. Diese ward auch bey der r4sten all¬ gemeinen Geßion ausgeschrieben. Doch ehe ich das diesfällige Dekret anführe, muß ich andre nicht unwichtige Begebenheiten, die sich bey dem Synode zu Kostnrz an- noch vor gemerkter Sitzung zugetragen hat¬ ten, erzählen. §. 2 2. Die Enq- Ich habe es schon oben §. 19. angt" lä^der vermerkt: daß bey der Vereinigung der Ar, theidmen ragonier mit dem Konzilium einige Rangs- streitigkeiten vorgefallen seyen. — Di« ncii Ncition Arragonier behaupteten für sich die Vor, bey dem rechte einer eignen abgesonderten Nation, ^vniilmm. ^d wollten sich zugleich den Vorsitz vor andern Püissanzen zueignen. Wider bey, des ^wurden zwar von den Gesandten aus Portugall, Neapel, Frankreich einige Pro- testationen eingereicht; allein es blieb auch bey den bloßen Protestationen, und dir Sache war von keiner Bedeutung. Hin' gegen auffallender muß uns der zwischen den Arragonier.n und Engländern entstand dene Streithandel scheinen; denn es kalN unter ihnen zur wirklichen Fehde. ; Nov. Wir wissen es aus den Akten: daß die Engländer sogleich vom Anfänge des Gynodes eine eigne, abgesonderte Nation formet haben — ! und dieses, so viel nur scheint, nut allem Rechte, werl die Kirchenvers. zu Kostuiz. IV. Thl. 115 zahl ihrer zu Kostni; anwesenden Gesand. ten eben so beträchtlich — ihre Einsicht so tief — und ihre Gewalt so mächtig, als der übrigen gewesen war. — Ich habe der cngländischen Botschafters, und ih¬ res zahlreichen Gefolgs schon anderswo gedacht! *) was ich gegenwärtig anerin¬ nern will, ist: daß zu den erstem Abge¬ ordneten aus England spater annoch meh- ^re nachgeschickt worden seyen. Am 24 September 1416 kamen die zween Bisch öf. k^von Lichfield, und Norwich mit einigen Aoklvrn an. Den Pracht, mit wel- sie von den Fürsten, Grafen, und auch Kirchenpralaten, die ihnen in grosser .7 Ae hingegen ritten, empfangen worden waren, beschreibt Dächer ausführlich Ich wul nur anmerken, daß ihre Ankunft um !wtchgrr gewesen seye die Parthey der aglandischen Nation zu verstärken als wehr man sich Mühe gab ihr Ansehen zu vermindern. — Der Engländer stärksten Mnde waren die Arraaonier. Diese such¬ ten, seit deme sie zu Kostniz angelangt, und sich mit dem Konzilium vereiniget hatten, allerlei) Wege um jene aus dem Possesse ihrer Rechte und Freyhejten zu bringen. Eurer aus ihren Gesandten, mit Namen Traugott Lardonna, protestiere sogar in der rasten allgemeinen Sitzung öffentlich H 2 wl, *)S. I.THcll §. i°. G. 6z. S. äLia ap. v.v. Harvt't iV. p.909. §, 2 Z' *) zp. I.p. 49-v.d.Hardt i.c.p«s6>' 116 Geschichte der großen allgemeinen wider die Ansprüche der Engländer aufA ne eigne Nation, *) Hingegen reichten von der andern Seite, wie es ebenfalls m den Akten zu lesen ist, die Bischöffe von Londen, Salisburi, Lichfield, Bath, mW Norwich, so wie auch die übrigen Abg^ ordneten des Königs von England wider der ArragonierProtestation eine gegründet Vorstellung dem Synode ein, in der sie lA auf ihre von dem Konzilium selbste dM'w so lange Zeit anerkannten Rechte und FrA Herten einer abgesonderten Nation st"^ ten. — Hiebey kam eS zuerst zu einem beyderseitigen Wortwechsel: aus diesig aber entstand in Kürze ein so heftiger mult, daß die stolzen Spanier aus dr Versammlung zu tretten gezwungen nw' den waren. Kaum als diese sich entftt' hatten, so trugen die Engländer, wM', von den Arragoniern nicht mehr unttE, chen.und zum Zorn gereiht wurden, derum in ihrer angebohrnen Kaltblütig^ dre Gründe vor, nut denen sie ihre RA, te zu behaupten suchten. — OhMvE. haft wird das Konzilium die AMMMw der Engländer für gültig anerkannt had^ ' weil diese auch in der Zukunft, und l ' gar bis zu Ende des Synodes, eine M ne Nation vorsteilten. *) S- Oertonü Oper. I'om. V. p. 69» src. unter der Aufschrift Neiponslones Laräinslis Lsme. rreenlis Kirchenversi zu Kostniz. IV. Thl. n? §. r;. Es waren zwar äusser den Arrago- 2-nk d» niern annoch einige, welche die vorgemerkten mitV/mP-- Rechtc der Engländer schwankend zu ma-terv.Miy. chen suchten. Äus den Franzosen hat sich in dieser Sache bekannt gemacht Peter von Ailly, oder, nach seiner allgemeinen Be¬ nennung, der Kardinal von Cambray. Er warf um die nämliche Zeit, als oban- geregte Streitigkeit von den Arragomern Arsgeheckt ward, die Frage auf- ob die Engländer für eine eigne Natron angese¬ hen werden konnten — und ob nicht viel- wehr die Verneinung dessen der Vortheil Königs erheischete— ?*) Obschon Ey drese Sache nur Fraqweiß unterfu- und seine Untersuchung dem Syno¬ de leidste zur Entscheidung übergeben woll¬ te, wurden die Engländer, derer Gemü- wer schon ohnehin die Proteftationen der v - der vorzubringen gewust. Mein —, wird untM ReforniationsS^ lick annocv Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 119 Dieser Versuch des Peters vonAilly hatte zu verschiedenen Verwirrungen, und sogar zu einer gefährlichen Spaltung An¬ laß geben können, wenn nicht der Chur¬ fürst und Pfalzgraf am Rhein, der or¬ dentlicher Schirmer des Synodes war, und in Abwesenheit des Kaisers die Aufsicht über das Konzilium hatte, der Burggraf von Nürnberg, der Erzbischof von Riga, und die Bischöffe von Passau Verden, und Gran *) sich ins Mittel ge- »gt hätten. Sie riechen den Kardinal Ä' die ganze Streitsache sogleich in ihrer Beburt zu ersticken, weil eine fernere Be¬ werbung derselben dem Synode doch nur grossesten Schaden zufügen würde! ^enn es wäre mit Grunde zu befürchten: daß *) S- Verton. I. c. psA. 694. Wem cs etwa beliebte nach der Ursache sol¬ cher wechselsei igen Anhänglichkeit zu fra¬ gen, der würde allerdings die Antwort erhal¬ ten, daß sie von den gleichen Gesinnungen her* rühretc —! Aber wenn jemand weiters nach der Urquelle spüren —, und fragen wollte, woher diese Gleichheit der Gesinnungen ka* me —? Ich meines Orts würde sie von dem Temperamente beydcr Nationen herleiten. — Mich deucht es: daß das tcutsche Phlegma mit der Kaltblütigkeit der Engländer sich leichter vertrage, als mit der Flüchtigkeit der Fran¬ zosen— mit dem Stelze der Spanier — und mit der Schlauigkeit der Italiener — ? i2o Geschichte der grossen allgemeinen daß dadurch das heilige Konzilium zer¬ trennt werden dürfte. — So nachdrück¬ lich und gegründet dieses Anrathen der teut- schen Landesfürsten und Kirchenprälaten war, so willig schien es auch von demKar- dwalküllegmm ausgenommen worden zu seyn, und zwar besonders darumen: weil mehrere aus den Franzosen selbste über alsogleich bemerkten Rathschlag mit den Teutschen einstimmig waren. Die Ursa¬ chen, warum sie auf eine so schleunige als unbedingte Unterdrückung der von dem Kardinal Ailly aufgeworfenen Frage dran¬ gen, werden in einer zur nämlichen Zeit am 7 Nov. 1416 von den Franzosen hrr- ausgegebenen Schrift angezeigt die erste Ursache ist: weil an die Kirchenpralaten aus Frankreich über den Vorschlag des Kardinals von Cambray nicht der mind- ste vorläufige Unterricht, wie es sich den¬ noch geziemet hatte, abgestattet worden wäre. — Zweytens weil wederder Kar¬ dinal von Cambray, noch die übrigen Ge¬ sandten der Krone Frankreichs einen Auf¬ trag von ihrem König aufzuweisen hätten, kraft dessen sie obberührten Handel wc/ der anfangen, noch viel weniger aber be¬ treiben sollten. — Drittens müste der¬ selbe nothwendiger Weise die Zertrennung des Konziliums nach sich ziehen. — Und da Viertens zwischen Frankreich und EnA. 696. §» rq. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 121 land ein Waffenstillstand zu standen qe- kommen, so wäre es höchst widersinnig Strettigkeiten anzufangen, welche das in beyden Reichen gedämpfte Feuer auf ein neues entzünden, und in gewaltigere Flam- Men losbrechen machen konnten. — Diese Gründe, so einleuchtend sie wa- ren, so sehr eiferten sie auch die meisten Franzosen an, um sich bey dem Kardinal- lollegium nachdrücklichst dahin zu verwen¬ den, damit die vom Ailly aufgeworfene srage , die Engländer bey dem Konzi. "um eine eigne Nation mit billigem Grun- ^Lrmiren konnten — vollends unter- würde. — Es geschah auch, was j-., sranzosen wünschten, und die teuft Nachdrucke forderten. Die Pro- Aatwnen der Arragonier, und die Vor- Uylage des Peters von Ailly musten bey vem Konzilium ganz unterschlagen worden seyn. Der Streit ward zwar nach der Zeit bey der 28 Seßion am z Marz 1417 von den Franzosen wiederum rege gemacht. Allein — da sichK. Sigismund ins Mittel legte, und wider solche aufgeworfenen Fra¬ gen seinen ernstlichen Unwillen bezeigte, ha¬ ben auch die Engländer bis zu Ende des Synodes ihre Rechte einer abgesonderten Nation behauptet. i22 Geschichte der großen allgemeinen §. 24. StteitlM. Wie glücklich immer angeführte bey cn Mittv-r^ dem Konzilium entstandene, Streitigcelt, ber um das meistens durch Vermittelung der Deutschen Erib'ß' beygelegt ward, sowenig waren diese ver- Du.« anderweitige Zänkereyenzu tilgen- Dietrich Graf von Moers, und Wilhelm Herzog von Bergen stritten annoch im¬ mer, obschon der freudigeHymen die streiten¬ den Partheyen hätte ausgleichen sollen, wie es Dietrich von Niem vorgab *) um das Erzbisthum und Churfürstcnthum Kölln, welches jener vom Johann r;, dieser aber vom Gregor 12 — ein jedweder durch eM päpstliches Breve erhielt. Das Schling ste, so bey dem Streite dieser zween AM- werber vorfiel, war: daß sich mächtige FE sten zu beyden Partheyen geschlagen haben. — Die Parthey des Wilhelm v»n Bergen unterstützte sein Bruder der re¬ gierende Herzog Adolph —des andern HE gegen nahmen sich mehrere teutsche Fürsten an, und dadurch kam es von beyden PE theyen zu heftigen Gefechten, und manE mal wohl auch blutigen Handgemengen-7^ Es wurden in jener Gegend vom Teutsw lande fast täglich Gewaltthätigkeiten ausM übt, die, wenn sie das Konzilium ersUM, demselben nicht wenige Sorge machten. Eine *) S. ui. Th. Z4. Anm. -- Kirchenvers. zu Ksstniz I V. Thl. r 2Z Eine derleyGewaltthatigkeit, welche *z auch rn den Akten des KonMums an¬ gemerkt wirb, ereignete sich am i8 Nov. 74 iS zu Philippsburg im Elsaß, damals Udenheim genannt, all wo ein Graf vonLip- pe durch einenOfftzier desHerzogs von Ber- gen gelangen genommen ward. Die Ur¬ sache der gewaltthätigen Aufhebung war, daß der Graf von der Parthey vorgenann¬ ten Dietrichs von Moers gewesen seye. Er muste bis zur Rückkehr des Kaisers in Verhaft blerben! bey dessen Zurückkunft über wurde er freygelassen, weil Sigis¬ mund zwischen den streitenden Partheyen, mzwischen dem Erzbischof und Herzog klnen Vergleich getroffen hat, In was aber meje Ausgleichung bestanden — und wel- che die eigentlichen Bedingnisse des wech- Wttigen Vertrags gewesen seyen, kann ich nicht bestimmen, weil ich hievon weder M den Akten, noch in einer andern Urkun« de etwas aufgezeichnetes fand. — Mas ich meinen Lesern aus den Akten des Kon- zilrums nach der einmal gewählten Zeit¬ ordnung vortragen will, sind die Hand¬ lungen und Dekrete der ,4 allgemeinen Session. 25. Sie ward am 23 Nov. 1416 unter Vier u. dem Vorsitze des Kardinalbischofs vonzwan- Ostia zigste v. v. Hard! 1. IV. p«». 979. Session *) .^s>. l-sl)!'. lom, XVI. s,, for ex colle^ion« Nrrbcrinigna, «p. v. d. Hardt lom, IV. ex 1^1.8. L. 8run5v.u3r 1^x5. 124 Geschichte der grossen'allgemeinen Ostia in der Domkirche zu Kostni; gebal- xiii wird ten* Der Titnlarpatriarch von Antiochien vorqcjor, -as die Messe von U. L. F; welches ver¬ dat. muthlich darumen geschah, weil es ein Samstag -- mithin ein der Verehrung Ma¬ riens seit zweyen Jahrhunderten sonder- heitlich gewiedmeter Tag war. — Nach Vollendung aller gebräuchlichen Kirchenze- rimonien, als Gebethen, Litaneyen rc. ward das Evangelium, Es erhub sich ein Zank unter ihnen, welcher aus ihnen, für den grossen gehalten werden sollte I^uc. XXll. 24. abgesungen. Man kann es zwar in den Akten lesen*): daß angeführter Text gefliessentlich um der Nationen willen, die häufige Rangöstreitigkciten unter sich hatten, gewählt worden seye —; demohn- geachtet laßt selber sich auch auf Benedikt Xlll anwendbar machen. Dieser wollte unter allen, die um das Papstthum zank¬ ten , der grösseste seyn — und jetzo, da seine Absetzung bereits im Anschläge wäre, würde er dennoch klein gemacht werden. In Rücksicht dessen hielt der Kardinal von Florenz eine auf die Kirchenspaltung pas¬ sende Rede, in der er den kläglichen Zu¬ stand der Kirche, in den sie vermög Aus-' gelassenheit, Stolz und Hochmuth ihrer Vorsteher verfiel, mit lebhaften Farben ab- schu- Kirchenvers. zu Kostniz. IV.THl. 125 schilderte. Der Gegenstand, aufwelchener fern Hauptaugenmerk nahm, war Benedikt; von deme er so wahr als freymüthig sagte, daß der Glanz der Kirche von niemanden mehr, als von Luna verfinstert würde. Man müste bahero diese Makel auslöschen — und, da an das Werk durch den wider Benedikt angefangenen Prozeß bereitsHand angelegt worden war — so forderte es die unauslä߬ liche Pflicht einer Gerichtsordnung vorge- weldten Benedikt ohne Versäumniß, beson» derswett durch die angestrllten Kommissa- rien das vorläufige Verhör mit den Zeugen schon gepflogen worden wäre, persönlich vor Gericht einzuberuffen. — . DieserAnerinnerung zufolge, und über vonden zween Generalprokuratorndes Konziliums hinzugefügte Anbegehren ward aflogleich von dem Synode einstimmig be¬ schlossen : daß Benedikt durch eine gericht« llche Urkunde vorgefordert werden sollte.— Stephan der Bischof von Dol las die dies¬ falls abgefaßte Crtationsschrift öffentlich ab. *) Ihr Inhalt ist: daß Benedikt nach Verlaufe von ioo Tagen seit Able- sung *) Die ganze lange wider den perer von Lun« ausgeschriebene Citation steht in den Akten sp. l.sbb. I. c. paß. 497 bis sor. bei) v. d. Hardt I.c. 986 bis 994. Sie sängt an: 8scro 8i>nÄs, Le Aenersli? 8vnoäu5 Lonstsn- ri-rnlis Leo. Llamsr stäoliuln msker cc- eleüs Lee. 126 Geschichte der grossen allgemeinen sung der Urkunde, oder nach 70 Tagen von der ihme bekannt gemachten Vorfor- verung sich persönlich bey dem Konzilium zu Kostniz vor Gericht stellen sollte. — Um in der Sache nichts vorüberzulassen, was die allgemeinen Rechte erheischen, be¬ fahl das Herl. Konzilium: daß vorgemeld- te Citationsurkunde nicht nur an die Kir- chenthüren zu Kostnrz, sondern auch za Pamskola —, oder wofern dieses nicht mög" lich wäre, zu Tortosa, in welchem Krr- chensprengel Paniskola lag, angeschlagen werden sollte. Die Ursache dieser Verfüg¬ ung ist nicht schwer zu errathen. Das Konzilium wollte sich aller Rechtsfor* meln und Legalitäten gebrauchen, die nur immer in ähnlichen Fällen, als bey Pub- lizirung einer Cltation, üblich seyn koun- ten. — Kaum als obige Schrift nach ihrer weiten Ausdehnung abgelesen ward, so folgte auch ohngesaümt das feierliche klacet der Deputaten von allen fünf Na* tionen. — Lieser war der erste Fall, wo ein Deputirter aus Arragonien im Na" me der spanischen Natron seine Bewillig* unq feyerlich gab. Er hieß Gondisalv Gar¬ st , wre ich in den Akten finde, allwo auch der übrigen ihre Namen ausgezeichnet zu lesen sind. *) Schließlichen bestätigte auch der Kardmalbischof von Ostia und Vize* kanzler im Name des gesamten Kardinal- .! c. sMA. HOL. r.HaelN I.c. 4?^' Kirchenvers. zuKostmz. IV. Thl. 127 kollegiums obige Dekrete. Nach dieser Bestätigung endigte sich die Srßion, und die Versammlung gieng auseinander. Nach geendigter Seßion vollzog man alsogleich den Befehl des Gynvdes, in- deme vorgemeldte Citationsschrift annoch am nämlichen Tage, den 28 Nov.. durch beeidigte Notarien an die Kirchthüren zu Kvstniz angeschlagen ward. — Inzwi¬ schen, als der diesfallige, wider Benedikt Dilausgeschriebene Termin ablief, muste der Synodus sich mit anderweitigen Ge¬ schäften abgeben. Das erste, was bey selbem vorfiel, war die Vereinigung derGe« sandten, welche der mächtigeGraf v. Foix zu vemKonzilium nachKostnizabgeschickt hatte. §. 26. le ^lr wissen aus vorhergehendem Thesi -i der Kardinal Peter von Foix, »°nF°ix ern Bruder des regierenden Gräfen Io- und sauer Hann von Foix schon am Z Febr. 1416 nach Kblkm; gekommen seye um sich nach Vor-L^m. schrrft^der Kapitulation von Narbonne mit dem Synode zu vereimqen. Diesem wur¬ den vom genannten Fürsten, ein Titel, den er sich selbst? in seinem ausgestellten Prokurationsschreiben zueignet, annoch rween Gesandte, und zwar namentlich Sank- , S. III. Th. §. 54. 128 Geschichte der grossen allgemeinen xpilcopi Sanktius Bischofvon (dleron, und Bern- Olttrcnüs hgxd Bischof von Aire in Gaffogne nach- A. ^^"'geschikt. Sie kamen am iz des Christ- monachs zu Kostniz an *), und wurden nach dem Zeugnisse Lachers unter dem Ge- läme aller Glocken aufdas prächtigste emp- fangen. Fünf u. Beyde übergaben am folgenden Tage zwan- d. i. den l 4 Dezember 14 re) ben der allae- zigste meinen fünf und zwanzigsten Session st" Session wohl ihre Beglaubigungsschrift, als auch i4Dczcm. die zwo Prokurationsurkunden, des re¬ gierenden Grafen und der dreyen Landes¬ stände, an die Kirchenversammlung. Die schriftlichen Instrumente stehen nach ihres ganzen Lange in den Akten; *) allwo auch der kurze von dem Grafen von Fost an die kostnizischen Väter im Bttref obgmann" ter zween Bevollmächtigten geschriebene Credenzbrief zu lesen ist. Nachdem diese Schriften auf Befehl des Synodes aM lesen worden waren, gieng die feyerliche Vereinigung der Gesandten mit dem Kon¬ zilium für sich. Man gebrauche sich d^ bey aller jener Formalitäten ober UmstgN" de, die bey Vereinigung der Arragonrec in acht genommen worden waren S.obcn §.1<> Die zween Abgeordneten des Grafe" von *) S. Ea ap. v. d. Hardt 1'. I V. p. 996. ^p. l.gl'1). I. P-A. ^O7 Lcc. v. d. Hardk I. c. 9^y Lc tec^u. Kirchenvers. zu Kostniz I V. Thl. 129 von Foix, aus denen Sanktius der Bischof von Oleron ehe eine kurze, und auf den Text. Gie brachten gute und böse zu¬ sammen IVIstK. XXll. io. sich brzlcheude Anrede hielt, beriefen laut des narbon- Nischen Vertrags im Name ihres hohen Prinzipals und seiner dreyen Stände das kostmzische Konzilium zusammen —*) Und als diese Zusammcnberufung der Erzbischof von Mayland nach dem Auftrage des Sy- nodes begnehmigte, wurden beyde Theile nach Vorschrift des zten Artikels von der Kapitulation zu Narbonne vereinigt. Nach der Vereinigung ward das feierliche Herr Go« dich loben wir angesiimmt; und dach geendigtem Lobliede wurden alle zu Anfang einer allgemeinen Seßion gewöhn- "chen Zerimonien abgehalten. Der Bischof Mersburg las die Messe vom Herl. Gerste. — Die Diakonen sangen die Li- raneyen—Gebete — w. Nachdem die ^?;ä- tkr in ordentlichen Reihen niedergesessen hatten, stiegen die zween Gesandten des Grafen von Foix auf das Pult, von wel¬ chem durch den Bischof von Oleron ein Zettel, der die nochmalige Bekräftig¬ ung der Kapitulation von Narbonne ent¬ hielt, öffentlich abgelesen ward. Die Prä- sidrnten der 5 Nationen gaben ihr klscot— die zween Generalprokurators des Konzft I liumS *) S. diidb, I- c. v. d. Hardt xax. . L Zv Geschichte der grossen allgemeinen liums liessen den ftyerlichen Vorgang durch die Notarien registriren — und somit en¬ digte sich das mit der Vereinigung der foftischen Gesandten gepflogene Zerimo- niel.. §, 27. Andre Ver» Es wurden aber bey nämlicher 25 vcdnunaen Seßion annvch mehrere Geschäfte abgcthan. dcr-;Ses, Unter andern, weil das Bisthum Oll-! Mr'lcihuns müz in Mähren durch den Todfall Wen- des Biß. zels des Patriarchen von Antiochien, der khums Lll- besonderer Vergünstigung des Papsts solche Pfründe genoß, in Erledigung kam, so übergab das Konzilium zu Kostniz die Verwaltung und Fruchtniessung obange¬ merkten Bißthums an Johann den Bi¬ schof von Leutomischl.— *) Der Erzbischof von Mayland las den diesfälligen Ent¬ schluß des Synodes bey der allgemei¬ nen Sitzung öffentlich ab, und der Vize-- kanzler, Kardinalbischof von Ostia erhielt den Auftrag an vorgenannten Bischof von Leutomischl ein eignes Dekret auszufertft gen, in welchem ihme nicht nur die Ver¬ waltung des Bißthums Ollmüz überge¬ ben, sondern zugleich feierlich verheissen ward: daß er von dem künftigen Papste, tve? *) Nach Stumpfens Aussage solle dieser Bischof ein Mönch gewesen seyn. ^.Beschreib- des Konz- zu Kssimz kol. vcelo IZ9. Kircherrvers zu Kostniz IV. Lhl. iZi wenigstens nach dreyen Monathen von sei¬ ner Erwählung, in seinem neuen Bißthu- we OUmüz bestätigt werden sollte"), wel¬ ches auch im Jahre 1418 durch Martin V wirklich geschah. — 0) I 2 *) S. »6s gp. I^sdbeum I.c. p. 505. °) Cs war für den Dischof von Lentomisäss Jo- Hann dieses Namens V. ein besonders Gluck, daß er die Verwaltung des Kirchensprcngels von Ollmüx erhalten babe; denn sein Biß- thuinLentoin-schl gieng bei; entstandenem Hust i"cnkncgx Eh wenigen Jahren vollends zu ärunde. — Die Hußiten hatten schon, da ^nnvch ihr, für die Rvmischkatholischcn so wrchterlicher Heerführer Frfbbka lebte, die Gü- ter des Bischofs und des Kapitels zu Leuto- ^"schl verwüstet. Nach dessen Tod aber, im Jahre 1425, ward von den Taboriren, die Unter Anführung Prokopius de» kleinern das Schloß und die Stadt Leutomischl ein- nahmen, der bischöfliche Sitz gänzlich ver¬ tilgst. *) Vorgenannter Johann V, mir dem Beynamen von Prag, den das Konzilium zu Kostniz zum Bischof von Oilmüz bestimmte, und der auch nach erfolgter Besitznehmung dessen sein voriges Bißlhum,' in so lang es bauerte, beybehielt, war also der letzte Bi» lchos von Leuroniischl. in Lliron, 8c>bem.s6 »rin. 142-,. nrnc cle re^n, Lobom. T, d t-ih. V. cap. Z, L, Nebst rZ2 Geschichte der großen allgemeinen Nebst vorgemerkter Anordnung des Konziliums, kraft welcher dem Bischoste von Wollte jemand nach der Ursache fragen, warusl die Hußiten so sehr wider das Bißthum von Leutomischl aufgebracht gewesen sepen, daß ste nicht ehe ruheten, bis es vollende! erloschen war' deine würde ich zur Antwort geben: daß bn . Ursache solcher Rachgier ursprünglich von de»' Bifchoffe selbste herzulelten wäre. — Johaa" war nicht nur ein Ankläger des-Huff, dern auch einer aus den eifrigsten Befv^ rern vou seinem Tode — er eiferte sogar der die Anhänger desselben—*) Lc jv3 M3>i vrigo. Dieses Bißthum welches kaum durch 80 9^ Jahre dauerte, ward unter Rael IV, bis' für die Zierde und Aufnahme seines so sehr besorgten Kaiser, weil er das thum Prag zu einer Metropolitankirche ben wissen wollte, errichtet. Der erste von Leutomischl, und Suffragan des neue» bischofs von Prag war Johannes, vornia , PrämonstratcnserAbtzuKloster PrugS'"^, ren, den Rlemens Vl. jum Bischof tomischl, und Suffragan von der Metropo kirche zu Prag bestätigte **) Was die Erk'»^ des Bißchums berrift, kam sie schon *) S. il. Th. dieser Gcsch. §. z. Le 7- §- **) S. llndurlinim l?.ilbinnm in kgstr. rer. lib. IH,t>ser Kirche zu einem bischöflichen Sitze crbo- „ben werden; gleichwie wir amstit in Gnaden „geruhen anzuordncn: daß für diese Katbed- „ralkirche, als für ein neues, abgesondertes, „Bißthum aus den zwecn Kirchenspreugeln „von Prag und Ollmü; in den anliegenden „Gegenden eigne Gtänzen ausgemeff.n-, und „beyde Bstchöffe, sowohl jener von Ollmnz, „als auch dieser von Leutomischl für Suffra« „gane der Metropolitankirche zu Prag auf „immer gehaltm werd-» solle».,, *) Wenn allbier von dem Rechte, neue Bißthümer zu errichten, und Dörfer mit den Freiheiten der *) G. llull-mi Olemcnkis VIP. gp.6olc>astum. loo. cit. in äupplem. dil.go.pgA.28O. 28l« I z4 Geschichte der grossen allgemeinen Mayland annoch zwey Dekrete des Gy* nvdes ab. Vermög dem erster» wurden zur dcr Städte zu belchnen, die Rede wäre -- müsse ich obiges Dekret Papsts Klemens Vl nothwcndizer weise in eine genauere Unter¬ suchung nehmen — ? allein da ich nur von Tbatsachen rede, so würde auch hierorts eine förmliche, über den Punkt anzustellciide Kri, tik unschicklich scyn. — Nur muß ich an-- ivecken: daß, so wenig als man aus den« Unternehmen vorgenannten Papsts , über die Benennung der Stabt Leutomischl, daspäpst, liehe Recht, Dörfer zu Städte rc. zu erhebend¬ em Recht, welches nur gekrönten Landes«! fürsten zusteht, hcrle.ten darf — eben so w«, uig kann auch aus dem angeführten Dekrete des Papsts Klemens VI erwiesen werden: daß das Mcht Bißthümer zu errichten dem Pap, ste ausschlicssungsweise zukomme. — In dec christlichen Kirchengeschichte vom 4, sten und annoch 6ten Jahrhunderte finden wir wohl über hundert Beyspiele, die offenbar zeigen, daß das Recht neue Bißrdümcr zu errichten nur den Metropoliten (jedoch immer mit vorausgesetzter Einwilligung der Landesfüc- sten —) zuqestanden habe. — Das einzige Benspiel des heil. AugaMnns, der in seinc'kt Kirchensprcngel von yippon ein neues Biß, thum in esstello l?uil»lenst auch ohne allem Dor, wissen des damaligen Papsts Bonifaz durch Aurelius den Erzbischof von Karthago und Pri¬ maten Kirchenvers zu Kostmz. IV. Thl. i z 5 zur Kommission, die in der Streitsache des . Bischofs von Trient mit dem Herzoge von Oesterreich aufgestellt war, auch aus der spanischen Nation zween Rathe beygezo- gen — *) und das zweyte war die Bestck- tigung einiger Vertrage, die das Konzi¬ lium mit den Bürgern zu Kostniz im Be¬ ttes *) T. lb-chh. I.e.p, ;rz. Maten von Afrika errichten ließ*), mag uns hierüber zur überzeugenden Probe die, neu. — Was ich hieraus folgere, ist: daß das Recht, neue Bißehümer zu errichten, zu ver¬ ändern rc. keineswegs unter die wesentlichen— fondcrn nur unter die neuerworbenen Msälli- Aen Rechte des päpstlichen Stuhls gehöre — und daß diese Rechte weiters, wen» es das Wohl der Kirche und des Staates fordert, ganz wohl, ohnbeschadet des päpstlichen Pri¬ mats aufgehoben werden können. — Ich »dächte: baß diese Schlüffe unumstößlich wä¬ ren ? Freilich rekurrirt man annoch in unser» Tagen bey Errichtung neuer Btßthnmer an den päpstlichen Stuhl —l allein es börste doch kein römischer' Rabulist so dreust seyn, daß er dasjenige für ein unverletzliches Recht des Papsts angebcn wollte, was die hohen Re¬ genten willkührlich, und nach ihren weisen, uns Medern sehr oft verborgenen Absichten an, noch zulasten. — Vielleicht aber ändert sich in Kürze auch diese Szene. S- /tnAuliini kpist, rd!. i Z6 Geschichte der grossen allgemeinen tref der Esswaaren, und Hauszinsen ge- schlossen har *) — Man war gleich zu An¬ fänge des Synodes auf die Bequemlich¬ keit dec Ankömmlinge bedacht! dahero wurden auch, um die Fremden durch eine d'^A-'ar-' übertriebeneTheurung von dem Besuche des ricr?'dcrtt Synodes nicht abzuschrecken, mit der Bür- Brnnic- gerfthaft zu Kostniz die besten Maaßregeln n-ungm re gctcoffen. Im Aprilmonathe 141k wur¬ den sie von dem Kuhrfürsten und Pfalz¬ grafen am Rhein als ordentlichen Schir¬ mer des Konziliums von einer — und von der andern Seite von den Bürgermeistern zu Kostniz erneuert. Allein — da der Ei- nennutz und die Haabsucht nur gar zu ost in dre besten Verträge gewaltige Ritze z" machen pflegt, welches auch über obigch Fall zu Kostniz geschah — , so wurden die über den Preist der Eßwaaren und Haus' zinsungen bereits eingegangenen Artikel bei) der 25 allgemeinen Gestion auf ein neues bestätiget. Ich will kerne Aste von den diesfälligen Punkten hiehersetzen. Man findet sie in den Akten. **) Nur sollte, um meine Leser zu überzeugen, daß damals in Kostniz eine wohlgeordnete Polizei), de» gleichen wir auch jeho in wenigen Städ¬ ten antreffen, gewesen seye, angemerkt ha¬ ben: daß es keinem Hausherrn freyg» stanoen für die Vermischung eines *) l.. c ,) 514. l.sbl>. I. c. p. glZ. icqu. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 137 mers, Stalls rc nach seinem Belieben von dem Gaste Gelb zu erpressen. Alles — Zimmer, Keller, Saal, Wäsche, Bettrc. ward durch die beydersms abgeordnetm Kommrsianen tapirt. Und daß alle nur möglichen Veranstaltungen zur Bequem¬ lichkeit der Fremden getroffen worden seyen, mag man aus diesem emzigen entnehmen: daß ohngeachtet der häufigen Menge Men¬ schen , die zur Zeit des Konziliums nach Kostniz kamen, für ein ordentlich zuberei- tttes, mrt Pölstern, Kopfküssen, Leintü¬ chern, von denen dazu annoch alle 14 ^age frischgewaschene gegeben werden soll- und für zwo Personen aufgerichtttes monathlich nur ein Gulden,Rheinisch, .zahlen gewesen seye. — Man muß Nch m der That wundern, wenn man alle Kleinigkeiten liest, die Vertragsmäßig un- rergezeichnet worden waren. Freylich über¬ stehe eine gute Polizey kein einziges Pünkt- chen —; allein wie rar und selten ist nicht auch jene—? 28. Obige Veranstaltungen muffen allen Ankunft vergnüglich fallen, die in Geschäftssachen zu dem Konzilium nach Kostniz kamen. — vcma n»d° Unter diese, derer Ankunft nach vorerklär- ihre Bere,, ter Seßion erfolgte, werden die Gefand- mir len aus dem Königreiche Navarra ge- zahlet. Es warm ihrer Viere, zween Bi- r z8 Geschichte der grossen allgemeinen " Der, Bischöffe und zrveen Doktorn. Sie ka¬ men den l6 Dezember zu Kostniz an, wie es in den Akrey angedeutet wird, allwo auch ihre Namen ausgezeichnet stehen. Sie heissen Wilhelm Bischof von Bajonne — Niklas Bischof von Acqs — von Aymar Doktor der Theologie, und Erzpriester von Pampelona — und Johann von Lo¬ chen ein Rechtsgelehrter. *) Nu — um dieser navarrischen Gesandten willen, und um ihrer Vereinigung mit dem heil. Kon¬ zilium mehr Pracht und Feyerlichkeit zu geben ward auf den 24 Dezember eine all¬ gemeine Sitzung anbestimmet. Sie war der Ordnung nach die sechs und zwau- zigste. Man kam gewöhnlicher massen um 8 Uhr früh in der Kathedralkirche zusam- men. Nebst Ludwigen dem Pfalzgra- am Rhein, als angeordneten Statt- °' Halter des Kaisers, und Johann Kardi¬ nal von Visiers, ordentlichen Präsiden¬ ten der geistlichen Versammlung waren die meisten aus den Kardinälen, Bischöffen, und auch weltlichen Fürsten und Edelleuten zu¬ gegen. ^*) Das erste, was bey dieser Zu¬ sammenkunft vorkam, war eine Verord¬ nung des Synodes, kraft welcher weder Sitz, l *) v. d. Hardt 1°. IV. pa?. 1026. . T. 2Äa apuä I.Lt>beum I. c,p. 520. V. d-Ha' ren. Jene waren so wie des Königs s^ ne vom i r September datirt; und wurd^ von Pelegrin Lupi von Lussareta, eincw Geistlichen aus dem Kirchensprengel Pampelona, und beeidigten Notarius nU' terschrieben. Von den übrigen will > sowohl des Königs vvn Navarra, a!s a»cS des gesummten Klerus, und aller übrigen "iachlsfchlisten sind in den Men zu finde» E Hb. I c, gr2 5,6 Z40. 2p. p. d- , rv. p. I0Z4 bis 1078. Kirchenvers. zu Kosimz. IV. Thl. 141 die Namen der Aufschriften hiehersetzen. Am ersten wird das Prokurationsschrei- den angeführt, welches der Dechant von der KoÜegialkrrche zu Mana Schutz indem Kirchensprengel von Tarragona am i r Ok¬ tober ausgestellt hatte — ; nach diesem fol¬ gen, des Abts von Oliva Cisterzienseror- dens in dem Bißthume Pampelona — ei« nes andern Abts von Iranzion des näm¬ lichen Ordens — des BenediktinerMs von Aregny, welches am 14 Oktober da- tirt ist — item einer andern Kollegialkir¬ che in dem Kirchensprengel Tarragona — des Priors, und des Convents derregu- Ürten Chorherren von Roncevaup — des Provisors, und des ganzen Kapitels der Kathedralkirche zu Pampelona —des Prä- nionstratmserabts von Urgel in dem Kirchensprengel Bajonne —item eines an¬ dern Abts von öem zu Gt. Salvator ge¬ nannten, und ohnweit Pampelona gelege¬ nen Stifte. — Alle diese Schriften, welche die Ge- sandten aus Navarra um ihre Vollmacht zu erweisen dem Synode Übergaben, wur- den bey vorgemeldter allgemeinen Geßion nach dem ganzen weitschweiftigen Inhalte öffentlich abgelesen. Man kann hieraus leicht schliessen: daß mit der blossen Able¬ sung angeregter Urkunden viele Stunden abgelaufen seyen — und daß die kostnizi- schen Väter keine Zeit, bey vorgemeldter sechs - 42 Geschichte der grosse!! allgemeinen sechs und zwanzigsten Seßion etwas an¬ ders zu unternehmen, gehabt haben. — Folgende allgemeine Sitzung ward auf zwey Monathe verschoben. Inzwischen harre sich doch der Synodus in Privatver¬ sammlungen m't andern Gegenständen von einer nicht mindern Wichtigkeit fleißig ab¬ gegeben. Das erste Geschäft, so nach an¬ geführter Seßion vorkam, war ein Brief, den das Konzilium an den Kaiser Sigis¬ mund schrieb. — Er ward in Angele¬ genheit der Böhmen, und vorzüglich der¬ jenigen , die man Hussiten nannte, geschrie¬ ben. — Der Punkt, welcher mir darin¬ nen am meisten auffiel, betrift den König Wenzel. Ich dächte dahero einen schick¬ lichen Ort gefunden zu Haven, wo ich vom genannten, in der Geschichte so berüchtig¬ ten König etwas mehrers — doch nur mei¬ stens dasjenige, so auf Hussenssache ei¬ nen Bezug hat, anführen konnte. — Vom Wenzel dem König in Böhmen. §. 2(). Vrief der Um nicht aus dem Gleisse zu tretten Konziliums will ich zuerst obangemerkten Brief des nnuiöen'' Konziliums an Sigismunden berühren. Mir wissen: daß der Kaiser der Friedens- Unterhandlungen wegen vonNarbonne nach Frank? *) G. II!. Th. §.5?. **> Der Briefstchtdey v.d. Hardt Tom.iV.pr>Z. 107». A f«^u. Im Anfänge des Briefs berichtet vas Konzilium an den Kaiser die Klagen, welche über die in Böheim entstandenen MißheUigkeiten, z.B. über die Oberhand der Ketzer, und Verfolgung der Katholi¬ schen rc. seit seiner Abwesenheit fast täg-W.-°mm Uch zu Kostniz eingelaufen waren. — Der Ausdruck, mit welchem das Konzilium cipvinvic.' Huf- ^f, jyk. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 143 Frankreich, und von dannen nach Eng. land gereiset seye. Zn seiner Abwesen¬ heit erhielt der Synodus immer verdrüß- che ')!achrichten aus Böheim. — Die Lehre des 6uß, den der eifrige Sigismund zu Kostniz verbrennen ließ, breitete sich in vorgemerktem Königreiche von Tag zu Tage mehr aus — Die Hußiten machten bereits eine starke und mächtige Parthey — Und da der König wcnzelselbste dieser an- zuhangen schien (wenigstens war diese die Muthmassung des Synodes) so nahm die Kirch nversammlungzuKostnizihreZufluchL dem Kaiser Sigismund, und bat ihn l/we Macht auszubieten, damit die so ge- jährliche und der Kirche so schädliche Ketze- M in Balde unterdrückt würde. — Sie » Wie — jch aus dem Schrei- ^1 selbste einen kurzen Auszug hieher i44 Geschichte her grossen allgemeinen »uk k ^lljseno Jünger, die sich verehligten, für Belials Anhänger erklärte, scheint mir l-npi^r-, übertrieben, wo nicht ganz ungereimt z'' t'ür6ciig seyn. — Das Konzilium beklagte sich ulqu ->ä vaß dje Böhmen nach der über den H"ß und Hieronymus vollzogenen Todesstrafe p.oceäer° in eine anuoch heftigere Wttth gerathe" non veren- wären — und daß sie sogar beyde vorge, üno^ nannten Erzketzer für Heilige anqäben, und Märtyrer verchttm. - Di-vor» pro ke-ns lichen Anklagspunkte aber, welche der SD" Uepinzunr, nodus den Böhmen anwarf, und die er in seinem Schreiben an den Kaiser eiube^ ,5---ur pro richtete, waren, „erstens: daß viele mast m-n-rvri- „nur aus den Layen, sondern auch ku-e-nunr. „dem Priesterstande Wicklifs und Hustet' ' „Jrrthümer, die doch dieses heil. K>E „lmm ohnlängst verdammt hatte, im „gemeinen vertheidigten — daß sie über „diese Jrrthümer annoch , und zwar „der den ausdrücklichen Verbot dieser hcst „Kirchenversammlung lehreten: daß „Volk unter bevderley Gestalt das heE „Abendmahl geniesten konnte, und sollte „daß die Edlen und Mächtigen aus ilE „die Kirchengüter mit Gewalt an sich, „sen, und die Geistlichkeit ihrer EinkM"/ „te vollends beraubten. — In den nre' „sten Kirchen müste der Gottesdienst ltem«cci--„gen dem Interdikt unterbleiben -- lM "^uch in der Metropolitanklrche zu P'I 'n.!> „konnten schon seit einem Jahre keine ' «no -.ono „tesdienstlichen Verrichtungen abgeha'c ttsc iuvK. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Theil. 145 „werden; denn die Kirchengüter, aus wel- ci»r« prop. „chen jährlich Zoo Geistliche unter Hal- h,oii- „ten wurden, waren meistens geplün, „dert. — Das Konzilium beklagte sich noru.n, in „ferner: daß häufige und höchstanstößige qu-mum , „Schriften wider die Dekrete desselben in „Böheim aüsgestreuet worden wären — „und daß man sichsonderheitliche Mühe gä a-cun^um „be katholische Seelensorger zu vertreiben, 8-^-» „und in ihre Stelle wicklifittsche und hust «sitische Priester emzufetzen. — Schließli- „chen bedauret der Synodus in seinem 6ium kr»- „Briefe den Verfall der Plager Wochen- ^"5«, ..schule, die, ob sie schon die blühendste -'Universität im Teutschlande gewesen, je- «rum Z-r. ->tzv dennoch von den Hussiten völlig zu-nanicsen-,- »'Zrunde gerichtet würde. —„ "E m»- ' immeriro . Nachdem der Synodus obrge Klagen iu seinem Briefe vorausgeschickt hatte, pitone kam er an die Bitte, die er an den Kai-'"'^^" ser ausstellte. Sie lautete: „das ganze° „heil. Konzilium zu Kostniz, d.i. alle Kar- „dinäle, Bischöffe, Kirchenprälaten, Dok- „torn rc. der Z Nationen sollten in Rück- „sicht dessen, daß die heilige Mutter die „Kirche, um ihre Schlüsse geltend zu ma- „chen, der königlichen Stütze bedurfte, den „Kaiser um seinen mächtigen Beystand an- er <,»--> vt- „gefleht haben. — Er wäre vermög sei- 6cH >eNri „nes kaiserlichen Amts Schutzherr der Kir-^- „che und somit auch verbunden die Kirche s". „und ihre Rechtgläubigen zu verthetdigen, K js 146 Geschichte der grossen allgemeinen cieü!e,per.„so wie im Gegentheileden Unglauben aus- rcme7c!es- "^u^kttn, und alle diejenigen, welche von truere öic.„dem Wege der Wahrheit abweichen, auf „das empfindlichste zu verfolgen. — In „Rücksicht dessen wäre sodann des Konzi¬ liums Bitte: daß Sigismund alle seine „Kräfte aufböte um Hussens Anhänger „aus dem Königreiche Böheim zu vertrei¬ ben — die Katholiken in ihre Pfründen „wiederum einzusetzen — den Gottesdienst „herzustellen — und so weiter.,. Die Ur¬ sache aber, warum'die kostnizischen Väter in vorgemerkter Sache so sehr in den Kai¬ ser Sigismund drangen, war: daß Wen¬ zel der König in Böheim sich, nach vor¬ gefaßter Meinung des Gynodes, gegen die Hußiten ganz fahrläßig bezeigt wo <, "icht gar ihre Lehre unterstützt haben soll' m- le» — AUHier sind der Väter eigne Wer- ccns cei-ni- le, die sie an Sigismunden schrieben. ns, Neu „Euer Majestät sehen es sechste, wie hin- prokaoi»r„läßig in der hußitischcn Sache sich Euer ^fr-' "Bruder bezeige. — Er läßt den Neue- ni8rui,c;ui„rern ihren freyen und ungehinderten in«. „Lauf — sieht zu allen ihren häufigen rum -xc-6 , Hessen durch dre Finger — und beträgt eum"n spcc -'llch beynahe so, als wenn es ihme gak isrer ince- „Nicht zustünde das in seinem Lande ge- remlio, „waltig hervorstechende Unkraut aus;«- „järtcn. — Alle obangemerkten Irrthi ' 'ire' »mer und Uibel, denen er sich doch nul' üiisc->gkn;„thrg und bis aufs Blutvergiessen hatte lEur, K „entgegen stellen sollen, duldet er mit er- ..neM 1 Kirchenvers. zu Koftniz. IV. Thl. 147 „nem Leichtsinne in dem Innersten seines univ-.s» „Reichs! Nicht genug, daß er bas Unheil „dulde—! was annoch betrübter, und^^' »beweinenswürdiger ist, so scheint er es r- H^e- ->auch zu begünstigen, und sogar mit sei- --"ulqusä '.nem Ansehen zu unterstützen.,, in visceri- §, ZE. du? re^ni rolerar, rel Wenn das Konzilium den König ^.cnzet nur einer Fahrlaßrgkeit im Be- tu., i!i, ! °' der hußitischen Ketzerey beschuldiget consoverür ^tte, st> würde man die Aussage fürlutten---r. Mscheinlkch halten, besonders, weil sieD„nderVe- Zeugnissen der meisten Geschicht- schuwiquns fü>' welche Wenzels wollüstige Ruhe rinka'm-^ Dauptkarakter angeben, über- '^ßi- allein da es geradehin sagtnismus. ris« Wenzel ein Vertheidiger des 6nßi- l/„ "b gewesen — scheint mir ohne hm- K^Itchem Grunde angeführt za seyn. Ich merke von Seite des, dennoch im heil, feiste versammelten, Konziliums sogar Men Widerspruch! In dem 66. 26 Iu- 'b lq.lZ an die Böhmen geschriebenen Brie- Nannte es ihn nicht nur den frömmsten, Md christlichsten König ckritiiamllimum 8c sMllmum i-sALm — sondern gab auch 'Mer Urbietigkeit, die er über die Aus- . ttung der hußitischen Irrthümer bezeig; ' bie herrlichstmLobsprüche — Und K 2 in 1. XVI. p. 28»' " D. Ul. Th L. l°- r§8 Geschichte der grossen allgemeinen in dem Schreiben an den Kaiser solle Wem zel nicht nur der Hinläßigkeit im Bezug aufdie Unrerdrückmtg derLelMdes Huß-^ sondern auch desHußitrsmus selbste schul' diq seyn —? Sind diese nicht sich widerspre¬ chende Sätze — ? Ich lese zwar, in des Kaisers Gigis mundö Briefe, den dieser von Kostniz mu an den Bischof von Coloc'za 6ä. z Gep' tember 14.7 geschrieben hat, H daß dA iu Kostni, annoch immer A cxciksmm König )^)enzel, als ob dieser zu r a-crevcr->c Nachsicht für die Hußiten bezeigte, A, Verdacht gehabt habe — l Allein aus A noa' blossen Nachgiebigkeit, mit welcher von!, ruin.veimi nannterKönig die Hußiten geduldet HA , niisimu!-cs Uv verweisen, ^kydr diese französischen Könige wurden Mgeachtet ihrer häufigen Liebeshändel von den Geschichtschreibern so sehr ange- w rejen, daß man weder jetzo einen Ans stand mmmt ihnen den Namen grosser Könige beyzulegen. *) Was aber jenes, d. i. die Schwelgerey und Trunkenheit Wenzels betrift, so will ich sie nicht in Abrede stellen, noch weniger gedachten Kais hiewegen vollends entschuldigen! nur glaubte: daß man hinlängliche Ursache hat. te ) t-ülioire clu ttenr^ le ^rsne 1', ll. 24, 2Z. r6. Wenn ich die dem König Wenzel gemuthtte Grausamkeit in genauere tersuchung bringen wollte, so würde es sich offenbar zeigen: daß mit diesem vee^ haßten Namen manchmal nur sein gerew' ter Eifer gegen die Rebellen belegt worden seye- *) Viclc etism koliurlsum Nalbinum Lpirom kotiem, 1.ib. I V. !^or. in c»p. 4. 4^0- k 52 Geschichte der großen allgemeinen re vorgemerkten Hang glimpflicher zu be¬ nehmen , wenn man überdenkt: daß Wen¬ zel allererst nach beygebrachtem Gifte, wovon, ob er schon durch schleunige Hül§ fe der Leibärzte geheilt worden war, ihme dennoch ein unauslöschlicher Durst zurück blieb, sich dem Trank ergeben habe, »»ne es M. Emrrnd ein Regelpriester, und sandter des Herzogs von Lothringen >" 6bronico öel^ico Lc gp. äuni in 8nnslibu8 llsron I". XVII g6 gnnuM 1400 lud k>lro. 14. bezeuget. *) Dicflt nämliche Augenzeuge, der seiner Geschnl" Le wegen mit dem König öfter» Umgang pflegen muste, giebt auch Wenzeln das unverwerfliche Zeugniß über seine Leutl^ tzu-nciog)- zjgkejj, Klugheit/Bescheidenheit, ^ittt" fuir 0>'i'ratur, Sprachenkenntniß rc. Es könnt!' m-rconvei-also jene später» Geschichtschreiber, wel^ 5«rioni5, den König Wenzel für einen Mensche^ feind, Trunkenbold, Ianoranten rc. a"' -r-./eri!m ^ben, unmöglich die Wahrheit geredtk l-ikrerrruz, habkN. con»rue lo^ucnz Izrine. Kirchmvers. zu Kostniz. IV. Thl. 15 ; ftye. War es wohl Grausamkeit, da Wenzel sich an seinen Feinden zu rächen bestieß? Er ward von den Böhmen theils aus vorgefaßtem Hasse, den er sich dadurch zuzsg, daß er den Stadrrath von Prag meistens mit Teutschen, die er zu den Ge¬ schälten tauglicher fand, besetzt hat — theils aber auch aufAnstisten seines herrsch, süchtigen Bruders, Sigismunds damali¬ gen K. von Hungarn zu wiederholten ma¬ len in Verhaft genommen, und in die schlimmsten Gefängnisse geworfen. *) Nu — daß er seine Rache, nachdem er aus die¬ sen wiederum los kam, seine Feinde em¬ pfindlich fühlen — und unter diesen auch Einige ferner Hofleute, die ihn verriethen, ün Jahre izc-7 in dem Schlosse zu Karl- stnn und vorhero im Jahre 1594 auf dem Schlosse Wischehrad einige Rathsherren von Prag habe ermorden lassen **) wird man doch nicht grausam oder tyrannisch nennen — ? Ich lasse es zu: daß Wenzel auch bey Bestrafung der Schuldigen, und vorzüglich der Geistlichen, unter denen uns ein gewisser Iohanko namentlich bekannt ist, zu sehr ausgeartet habe — und daß zwischen dem Verbrechen, und der Züch- tigung Osters kein Verhältniß gewesen fty *) G. -Hagek» von Motschan böhmische Kronick sä ^NIIUIN »Z96. **) S. Baldins Lp'lt. kili. rsr. Lok. läk, 4. p. Z9g. Hagels Chromck sä -mn. IZ94., i54 Geschichte der grossen allgemeinen ftye —! allem es wäre doch auch eine of¬ fenbare Sünde wider die historische Wahr¬ heit, wenn man behaupten wollte: daß je¬ ne allezeit unschuldig gestraft worden wa¬ ren. — Vorgenannter Johanko, der Ge¬ neralvikar des Erzbischofs von Prag, Johannes von (Neustem, oder wie die Neuern sagen, Genzenstem gewesen seyn solle, investiere wider den ausdrücklichen Verbot des Königs den neugewahlten Abt zu Kladrau; und von darümen weil er den königlichen Befehl muthwillig über¬ trat, ließ ihn Wenzel im Jahre izy; in dem Moldauflusse ersaufen. *) ?) Daß er *) S. Nsulnm 2istekium in ö-s. 8- gN regem 6e- orgium , Ilsgecium I. c. Hr erigm L.ildinum Lpilom. ree. Loli. lib. 4. p. Z97. auch 8e,ier Ie18. ^Lbsrum dlslirudienlium sagtt Ol> hujus Alberti cünstrm-nionem lobsnne!, den lo- Lsne'ie 8nKrggsneu; kraZenst; jullu' Legii in ^lolstsvsm Nejccmr Le lubmertur 5uir. x) Ob dieser Johanko, Isbaneck, von dem IN unsrer römischen Kirche berühmten Schutzhelm lige» Johann von pomuk, oder, wie ec allgemein heißt,(i^epomnchNepomucxky) un¬ terschieden seye — ist eine, wenigstens, zwei- fclhape Sache. Ich iassc mich hicwegen in keine wcit-äuftige Umeimchung ein! Die Sache gehört nicht zu meinem gegenwärtigen Do haben; es mögen sie diesenigen, die »ich mit der böhmischen Geschichte sonderheitlich ab- ' ' / Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 155 . s er die Güter der Domherren zu Bres¬ lau den Bürgern Prciß gegeben, war auch mcht ohne Ursache geschehen. Sw Hat¬ abgeben, auseinandersetzen. Mir ist es genug anzumerken: d.aß, obschon -Hagek in seiner böh¬ misch Chronik sä Sli. I Z SZ und 1Z9Z. Dub§ rgvius hist. 8ob. lib. rz Balbinus l. c. lib. 4. csp, i. und nach ihnen viele andre böh¬ mischen Geschichtschreiber aus dem Iohanko, und aus dem Johann von Pomuk zween ver¬ schiedene Manner, von denen dieser im Jahre i;8Z,jencr aberi z9? ersauft worden seyn sollte, gefiieffentlich gemacht haben —, so behaupten dennoch die nenern,und unter diesen sogar dec Piarisl 8. Lei-lws vobner: *) daß laut Zeit¬ rechnung und andrer erheblichen Umstande darunter nur ein einziger verstanden werden könne. — Freylich läßt sich in Voraussetzung dessen Nepo¬ muks Martyrthum von der Gebeinihaltung der (vhrenbclcht um etwas schwerer erweisen! Es hat zwar jungst diese Arbeit vorgenannter ?. VelLliur in vorangezeigter z Bögen starken Abhandlung über sich genommen- Ich lobe seine diesfällige fromme Bemühung; nur bat" te ich gewunschen: daß er in der Sache sich mehr historischer Gründe, als willkürlicher Mutmassungen bedienet hätte. Der gute Mann *) T- Vinäiciss 8iAi!Io Lonkeklwnir vivi laznnir diepom. »ilertss lub not. tf, *) S. öliecliov. !. IV. IM Polon, cap. Z s- ?6- Mann wei» doch — meiiiosteos solile er als Historiker wissen: daß LbatsaLen kei"^ wegS auf blossen Muthmassungen beruhe''" sondern daß sse sich auf positive Zeugnisse gu"'' öen müssen. — r 56 Geschichte der grossen allgemeinen hatten die Bürgerschaft ohne allem Grun¬ de mit dem Interdikte belegt, und daste es bey der Ankunft des Königs nach Bres¬ lau, welche Stadt samt dem übrigen an¬ stossenden Theile von Schlesien damals an- noch zur Krone Böheim gehörte, nicht aufheben wollten, ob sie schon Wenzel hier¬ über höflich ersuchen ließ, *) glaubte er berechtigt gewesen zuseyn, dieselben kraft seiner oberherrlichen Gewalt züchtigen zu können. — Wenn es dem Miechovius zu glauben ist, so solle der König Wenzel auch alle teutschen RreutztitterimZah- re »Maus Böheimgejagt, undihreGü- ter seiner königlichen Kammer einverleibt haben. Wo minder aber diese Handlung Wenzels für strafbar und unbillig ange- geben werden könne, dächte: daß gegen¬ wärtige Unternehmungen, nach denen leph der erste Fürst Europens, und nach seinem vortrefiichen Beyspiek mehrere and' re Regenten die allzuzahlreichen Ordens Gemeinden aufheben, und ihre Güter der Hofkammer zuschreiben lassen, hinlänglich bewiesen. — Die Ursache, warum Wen¬ zel den teutschen Ritterorden aus semeni Kirchenvers. zu Kostmz IV. Thl. i57 Königreiche vertrieb, war so witzig als gründlich. Er sagte *) „vorgedachter Or¬ oden wäre von barnmen eingesetzt wor¬ ben , damit die Mitglieder desselben wi¬ eder die Türken, Sarazenen, und andre „Feinde des christlichen Namens streiten „sollten. — Nun aber! da in Böheim „keine ungläubigen Barbaren vorfindig »waren, so dächte er auch, daß sie darin- „nen nicht verbleiben dürften, wenn sie an- „derst institutmaßig leben wollten. —„Ich glaube: daß, wenn die Monarchen in un¬ fern Tagen nach dem Beyfpiele Wenzels handeln, und die religiösen Familien zu dem wesentlichen Zweck ihrer Errichtung zurück sichren wollten, auch die wenigsten, oder gar keine bestehen würden. Freylich würde man wider derley Vorkehrungen gewaltig lärmen —; man würde solche Re¬ genten , ob sie schon nach den Grundre¬ geln der Gtaatsklugheit handelten, alS Verächter der Geistlichkeit, als Feinde der Relrqwn ausschreien, wie sich schon wirk¬ lich manche Kaputze unterstand in Gesell¬ schaft einiger Exnönnchen, und andrer an¬ dächtigen Mütterchen wider unfern besten Reifer Joseph aus obangeführter Ursache mit den abscheulichsten Verleumdungen los« zuziehen. — Ich bin fast überzeugt: daß die Hauptursache, warum Wenzel mit so verhaßten Farben uns abgeschildert wor¬ den *),S. KUecliov, I. c. r 58 Geschichte der grossen allgemeinen den war, diese gewesen seye: daß er sich nicht habe überwinden wollen durchaus und in allem der herrschenden Parthey der Geistlichen zu gefallen zu leben. Ein Punkt, der genauer untersucht zu werden verdient. §. Z2. x-nz°l Ich lasse es zu: daß Wenzel kein der G-istli- besonderer Verehrer und Anbeter der Geist« cheil gc«e lichen gewesen seye! diese ist eine bekannte «"rwu Sache. Allein — ob vorgenannter Kü¬ sten behänd nig auch nicht gründliche Ursachen gehabt delrwordcn habe auf die Klerrsey mißtrauisch, und manchmal wohl auch unhold zu seyn — ist eine andre Frage, die der gehörigen Auflösung bedarf. Wenn der Abt Trithemius die Wahrheit redet, so solle der König Wen¬ zel sich durchaus folgenden Spruchs be- d-enet haben, daß die Lleristy aus al¬ len verschiedenen Gattungen der Ro- medianten die gefährlichste wäre. *) Ich will dafür eben kein Bürge seyn! Doch so viel ist richtig: daß Wenzel schon siit längerer Zeit hinlängliche Ursache gehabt habe mit der Geistlichkeit unzufrieden zu seyn. Dre Päpste waren seine ärgsten Feinde! wie konnte er sich sodann von der un- *) T-'! Ittlicmium Oiron, tiirirujz. 1. II. p, zzZ. Kirchenverfl zu Kostmz. IV. Thl. 159 untern Geistlichkeit, die den römischen Bi¬ schöffen mit einem blinden Eifer aichieng, eine Treue und Ergebenheit versprechen ? — Daß aber jenes eine unwiderstrettliche histo¬ rische Wahrheit seye, beweiset folgende Thatsache. Wenzel gab sich als dama¬ liger Kaiser und Schutzherr der römischen Kirche alle Mühe die grosse abendländische Spaltung zu heben, wie es seine diesfäl- ligen, rühmlich gepflogenen Unternehmung gen, welche sowohl Raynald, als auch an¬ dre Historiker anführen *), deutlich dar- thun. Er versuchte ernstlich die getrenn¬ ten Kirchen unter einem Oberhaupte zu d' reinigen. Aufdem Reichstage zu Frank- turt, den er im Jahre ,397 halten ließ, wurde beschlossen: daß man sich Mühe ge- deu sollte von beyden damaligen Päpsten Benedikt dem Xlll und Bonifaz dem IX ^ne freywillige Niederlegung zu erlangen. <>er Kaiser Wenzel besuchte hiewegen im folgenden Jahre den K- Karl von Frank¬ reich selbste zu Rheims, allwo von beyden Partheyen em Zusammentritt geschah um angeregten Punkt von der freywilligenAb- trettung zu betreiben. Allein da keiner von beyden Päpste,: nachqeben wollte, so kündigten zu erst der König von Frank¬ reich und die übrigen Anhänger des P. Benedikts ihmeden Gehorsam auf. Auch Wen- *) S. ^nn»N LccI T.^VH. sü »nn. iz-z. , Li lequ. i6o Geschichte der grossen allgemeinen Wenzel hatte sich hernach mit verschiede¬ nen Reichsständen entschlossen gegen den P. Bonifazius ein gleiches zu thun. — So gottesfürchtig aber dieser Entschluß, und so fromm und Lobenswürdig dieses Vorhaben des Kaisers war, so geschwind beförderte es fernen Sturz. Papst Boni- fazius IX, welcher sich fürchtete, daß er seine Würde nicderzulegen gezwungen wer¬ den mögte, wenn Wenzel mit seinem Ent¬ würfe zu Stande käme, ergrif das Mitt tel, dessen sich seine Vorfahren schon manch' mal bedienet hatten, d. i. er wiegelte die Kuhrfürsten gegen den Kaiser auf, wie sich Raynald sechstemit ähnlichen Sor¬ ten ausdrückt — Vier Kuhrfürsten, die drey geistlichen, und der Pfalzgraf am Rhein, die sich vom päpstlichen Stnhltt deme alleinig nach Meinung Raynalds^) das Recht einen -Kaiser abzusehen ZU- stehen solle, aufgehetzt schon vorläufig A Frankfurt versammelt hatten, setzten auw wirklich zu Oberlahnstein am Rhein i-n Jahre 1400 vorgedachten Kaiser förmlich ab. — Der Kuhrfürst und Erzbischof von Mannz, ein gebohrner Graf vonNw- sau verkündigte durch einen förmlich^ Sentenz die Absetzung des Kaisers. So urtt-echtmasirg auch dieses D"'- fahren war, von welchem p. Bonifaz dw Haupt' In grma!. !, s. ad ann-1400 1u1> k0r. i». lZ -*) I^oo. cir. tu!) l^r«. I 4. circa 6nein, Kirchenvers. zuKostmz. 1^. Thl. 161 Haupttriebfeder gewesen, so sehr ward es dennoch von dessen Nachfolger p. Gre- gor XU. gucgehesssen. q) Corraro unter- L stütz- g) Ich nannte die Absetzung des Kaisers um* ro6)tmässig—; und ich thac es gefliessent, lich! Venn, obschon Ravnalo am a. O. und mit ihme die meisten römischgestnnrcn Schrift, steiler die Rechtmäßigkeit angeführten', Ver-' fahrens ohne allem Gewissensftrupel vorge¬ geben hatten/ so findet man dennoch überaus wichtige Gründe, mit denen die Billigkeit vbangeregter Absetzung angcstritten werben kann. Meine Absicht ist nicht den König Nwnrel in allein zu entschuldigen l Ich ge- traucte mir dieses nicht zu thun, weil ich die Wahrheit zu sehr liebe. Doch wird man mir auf der andern Seite eingestehen müssen: daß in Verunglimpfung dieses Herrn die Harthey- lichkeit der Schriftsteller zu weit gegangen seyc.*) Dessen ich aber vollkommen berech¬ tigt zu scyn mich erachte, ist : daß ich die Fra. ge, ob Wenzel mit Rechte abgefctzt worben seyc, mit Nein beantworte. — Um in der Sache ordnungsmäßig zu verfahren muß ich rnerst die Ursachen, auf die sich die Kuhrfürsten in dem Falle der Absetzung stütz¬ ten, anführen — ; und hernach soll in Kürze Unter- *) S- Christian Thoniasins, der in einer eig¬ nen Abhandlung den K. Wenzel verkheidiget hat —des Herrn Schmink vist. ä-'tVencss- l«a, rezs llommroram lVIrrhurZi »718. 162 Geschichte der grossen allgemeinen stühte die Parthey K. Ruprechts; und hieraus läßt sich leicht schliesse»: daß K. weu- untersucht werden, ob solche Ursachen das Probefeueraushalten — ? Der wesentliche Inhalt des Ausspruchs; den Johann Erz¬ bischof von Mayuz am ro August chat, und der alle Ursachen, von denen allhier die Fra¬ ge scyn solle, enthält, lautet also: *) „Dst „Fürsten und andern Stande des H. R. Reichs „hätten an den König wenxel schon öfters we« „gen der Unordnungen die durch seine schiech-- „te Aufführung im Schwange gehen, Er¬ innerung gethan — allein solche wäre alle¬ zeit fruchtlos gewesen. — Ec hätte das Reich „nachlaßig regiert — und die heilige Rircste .„die sich von ihme als ihcciu Schutzherrn alle „Hülfe hätte versprechen sollen, wäre von ih- „me vielmehr xcrrisfenund verringert war- „den. — Wenzel hatte einige Länder des R. „Reichs, als Mayland, und die Lombar-- „dcp, welche dem Reiche groffc Einkünfte „brachten, davon abgerissen; und er hätte „für baares Geld denjenigen zum Herzog von „Maistand, und Grafen von Pavia gemacht, „der nur als ein Beamter des Reichs 8erv»- „Le Satrapa allda gewesen — so iste er au- „noch *) Der ganze lange Sentenz von der Absetzung Wenzels steht bei) Rapnald in ann-I. Lest- "b. XVII. ast snnuin I4L0 iub, k^lum. IZ- tg' UNd 15. ^'chenverf. zuKostniz. IV. Thl. i6z ^nzel um so geneigter sich zur Parthey kardinale von beyden Obedienzen, die Lr ZU i »"och mehrere Städte «nd Lander im Tcutsch, »lande und Italien veräuffert haben sollte. — »Weilers hatte er an seine Lieblinge eine Men, »8e unbeschriebener, aber dennoch besiegelter »Pergamente verkauft- — Er hatte sich nie- "'"als um die Fehden und Unruhen im Rei- »chc bekümmert. — Und endlich, was ganz ""schrecklich und unmenschlich zu hören wä- »", so hätte er Rirchenprälaren, Priester, »""d andre angesehene Personen lödtcn und zuweilen hätte er sie auch mit selbste ermordet. Einige da- ersäuft, andre aber verbrannt '^'deu. -- Nu! weil er alle ihre Ermah- »so"'^ ''^or diese Punkre nichts geachtet, ' wollken sie ihn, nachdem die Sache bereits ?"beil. Stuhle ecosnet worden, und sieihn "llisich vorgcladen hatten, als einen un- '"tzen, nachlaßigen, verschwenderischen und "würdigen Herrn von dem R. Reiche, und '^cn ftchem verknüpften Würden abge, haben,,. Dieser war der Spruch von Absetzung, welchen der Erzbischofzu Mayn; ' ""digte, und jene die Ursachen, auf wel, Kuhrsürsteu vorgcdachte Absetzung grün« "kg, däxs.. hql,^" "'cht vieler Schlußreden nothig zu ' ""t die Unrechtmäßigkeit von der Ab, setzung r64 Geschichte der großen allgemein zu prsir zusammen kamen, um beyd^Ä ste abzusetzen, geschlagen habe. — setz ung Wenzels zu erweisen! D^b der Absetzung viele Unrichtigkeiten v len, will ich gar nicht berühren ich ebenfalls die Rechtsfrage, surften die Gewalt haben einen recht" wählten und allgemein ancrka»""'^ abzvsetzen, den Rechtsgelehrte» düng nbcllasse. — Wenn meine Meinung zu wissen vcrl«"^' ,, , ich ganz offenherzig: daß ick . die Kuhrfürston w geradehin , sF, 1 antworte. — Mir wäre es , schwere Sache den Satz mit ha"°' , den darzukhunallein da hier v mir von Tbatsachen ist, so liegt "'s sß anders ob, als zu erweisen, d ung Wenzeln unrechtmäßig , dl Probe leite ich aus folgende» K, fkens waren die von den führten Urjachen nicht alle richt'^ wie sollte wohl Wenzel Vie de und verringert kiaben —,^ß- K die Päpste, welche die Kirchs K ten. ^weyrcns waren obige weder gar nicht erheblich, sv gleichen Beschuldigung War es denn ein so grobes Der *) Wenzel sich seiner kaiserliche" f iii^rchenvers. zu Koftmz. IV. Thl. 165 ^sandte wurden wirklich von qe- Kirchenversirmmlung / von weicher ' Rup- brauchte, und dem Galeazlus Vlscontt den Titel eines Herzog erthcilt, so wie er ihme auch Herzogthum Mayland, wovon Dis- wiiki ohnehin schon alle Macht hatte, gegen ? »5°ooo Dukaten erblich überlassen haben soll- te-^?., hatten sich ja scho» ehe die putsche» Kaiser der nchmiichen Rechte bedient. Ludwig aus Bayern letzte r; 27 zu Mqyiand den Gr. Wilhelm von Montfort °'» - und nach Men Jahren machte er ohne ", geringste Widerrede den berühmten Feld- Lasirucci zum ersten Herzog von Luc- Oder, um auf die obigen Ursachen ^^tcrs zu kommen, fo waren sie Dritten» dvn einer solchen Beschaffenheit: daß sie von bcn Kuhrfürsten nicht habe» entschieden wer» i den können. Z. B. Wenzel ward beschuldigt, daß er Gcisrliche, Priester, nnd andre ehe r . bare Männer ermordet hätte —! Doch ? diese waren nur lauter Bobinen; und was Wenzel als König in Böhciui that, war er , doch hoffentlich nicht verbunden den teurschen Kuhrfürsicn hierüber Rechenschaft zu geben. — Endlich Hahn, auch alle obangcregteu Ursa, chm zum wenigsten bey andern Kaisern eben wohl, als bey Wenzeln statt gehabt —; und lrerimoressp.Uü^nrläum »ä annum l Z45 dl. 12 i 66 Geschichte der grossen allgemein Ruprechts Gesandtschaft unverrichtet"^ che hat abzrehen müssen, arrgenomnr"^ und dennoch weiß maneS, daß .ebnen von darumen abgesetzt Was ich hieraus folgern , und zu Anin, hichersetzen wiö, ist: daß « Erempcl keineswegs als ein hinre-cht» weis von der Wacht der KuhrfürM Kaiser seiner Würde zu entsetzen, werden könne. Hatte Wenzel Mutb st habt (vielleicht gelüstete es ibn auch" sehr nach der kaiserlichen Würde) mit gewaffneter Hand zu vertheidia"'' re er so glücklich gewesen seinen M>tw" K. Ruprecht von der Pfalz zuüber^" ich wette: daß kaum einer aus den 0^ schrei'oern seine Absetzung für reclM'''^,^ gegeben haben würde. Unter mehre'" lichen Schriftstellern, die obige Abbß^ unrechtmässig erwiesen haben, unva»^ ') einzig und allein den Melchior und den vortreflichen Geschichlkuub'^" Walch ") nennen will, scheint a^.'Pi¬ rach Michael Ignatz Schmivr, liche Mepiiung angenommen zu *) S- Lonstic. Iins>erial. lom. I-ünno Z79- **) S- deutsche Reichshistorie lX. T- '**) S. Geschichte ter Deutschen IV- Z7- ZS, Kirchenvers.zuKostniz.lv. Thl. 167 und was man als eine unwiderstreitliche Wahrheit angeben mag, ist : daß Papst Alexander V. in vielen Briefen die er an Wenzel, den König in Böhmen, schrieb, ihn stets auch römischen König so, als wenn er nicht abgesetzt worden wäre, genannt habe. — *) Sein Nachfolger Papst Jo¬ hann XXIII. hegetezwar keine so friedlichen Gesinnungen. Er war mit Ladislawen dem König von Neapel, der den P. Gre¬ gor in seinen Schutz nahm, in Krieg ver¬ wickelt. Er blitzte wider beyde häufige Bannstrahlen; allein da er sah: daß sie nichts verfangen wollten, ließ er aller Or- wn wider Ladislawen das Kreuz predigen, und versprach aus Kraft seiner vollständig 8kn Gewalt einem jeweden, der ihme wider König Hilf leisten würde, Ablaß und Nachlassung der Sünden — >") Bey sol¬ cher Gelegenheit kam auch eine derley päpst¬ liche Bulle nach Böheim, allwo sie aber die gewünschte Wirkung nicht erhielt, weil sich mehrere erleuchteteMänner,die nicht nur selbsten Vie Wahrheit einsahen, sondern sie auch offenherzig vortrugen, dawider gesetzt haben. Der sich aber bey der Sache am mei¬ sten hervorthat, war M. Johann Hust, von deme Hagek anmerkt, daß er wider den vom Papste Johann anbefohlenen Kreuz¬ zug, und wider den in der Bulle verheisse- nen Ablaß sowohl in öffentlichen Predig¬ ten *) E. Illeoä. äs Iäl>. III. lcditin. c. **) S.j Nsviialäum »ä suuum 1411. z, 168 Geschichte der grossen allgemeinen ten gelehret — als auch in dem Karolin auf dem qrossen Saale disputirt baden sol¬ le. *) Bey Verkündigung der Bulle ent¬ stund zu Prag ein heftiger Lärm und ein blutiger Auflauf, bey welchem jene drey Männer, von denen ich schon im n. und Hl. Theile geredet habe, ums Leben kamen, K. Wenzel, ob er schon die päpstli¬ che Bulle, die für den Ablaß baares Geld forderte, dem Volke verkündigen ließ (viels leicht that er es darum weil er ein Bluts¬ verwandter Ludwigs ll. von Anjou, zu dem sich schon ehe P. Johann rz schlug, gewesen war, und dahero seine Parthel) in Sizilien wider den Ladislaw empor zu brin¬ gen suchte — >") Vielleicht aber bat man ihn hierüber gar nicht befragt — l dann in hg< *) S. Hageks Chronik-mno 1412 aliwo anch die Ankündigung, die Huß überall anschlagen ließ- ftebet. Sie lautet: l^krum lecuncium leK-nr selil Lliriili licec Lc expeäic pro Iionore ldel Lr lälurs populi ebi ilii-uii, 6c pro eommog" reAiii bul!»r ?spL cie ere6ioue crucis conw» l-räislaum re^em t>le->poi. Lc liio; oomplie-^ sciorobsre« S. ^kln. 8)Iv. dilt. Nah. c- ;g- Oocbl. biN- liuliir. r.. I Lcirflrnt irrt dahero,wem, er sagi ' bili, clu Oonc. cis Lonli. I.iv. 4. 1°. l. P. 4?^' daß K. Wenzel der Parkhey Ladislaws wider den Ludwig von Anjou zugethan gewesen h'i-e' Kirchenvcrs. ZuKostmzIV. Thl.r6y damaligen Zeiten liessen die Herren Bi¬ schöfe durchaus die päpstlichen Bullen ohne vorläufigen, obschon erforderlichen kwcito rs^io kund machen.Deme seye wie jhme wol¬ le! Wenzel schien ohngeachttt derVerkün- digung des Ablaßbriefs die Lehre des ^uß und seines merklichen Anhangs zu begün¬ stigen. Man weiß es: daß sie vorzüglich wider die usmpirte Gewalt des römischen Stuhls, wider den Stolz der Kirchmprä- laten, und wider den schändlichen Lebens¬ wandel der Geistlichen losgezogen haben -—! Aus deine läßt sich zugleich entnehmen: daß Wenzel hinlängliche Ursache gehabt habe Mer dießfälligenMeinung beyzutreten,denn ward von dem Papste, und andern Kir- Mttvorstehern auf das empfindlichste beler- dtgt, wie es auS obigen zur Gnüge erhel- A. Es ist ohnzweiselhgft: daß jene Ge- Mchtschreiber, die den K. Wenzel des Hus- sitismus schuldig wissen wollten, sich auf diesen Umstand gegründet haben. Wenn die hussitische Lehre in deme alleinig bestün¬ de: daß gekrönteMonarchen auf die mäch¬ tigen Bischöfe, und meistens römischen Papste mistrauisch leyn mußten,und daß sie den Reichthum der Geistlichkeit nicht zu sehr anwachsen lassen sollten — so würde ich selbste keinen Anstand nehmen, den L. Menzel unter die Hussiten zu zahlen —. Allein da zu jener mehrere Punkte'gehören: m wüßte nicht: mit was Grunde die Kir- chenversammlung zu Kvstniz in ihrem an Len -70 Geschichte der grossen allgemeinen den K. Sigismund abgeschickten Schrei¬ ben habe sagen können: daß Wenzel den Hussitismus in seinem Reiche nicht nur ge¬ duldet, welches ihme auch niemand verar¬ gen konnte, weil er aus Staatsabsichten handelte, — sondern daß er sogar das aus selbem entsprungene Unheil gebilligt habe» sollte. *) Es wäre-doch von dieser Sache war schon oben zo das nöthige angemerkt worden; und da ich mich ohn^ hin schon ziemlich lang bey dem K. Wen¬ zel verweilet hatte, ist es Zeit mich wiederum zu dem Konzilium zu Kostniz zu wenden — und das weitere, so dastlbst vorgefallen war, zu erzählen. §- rr* Ich habe schon §. 29 angezeiget: daß der Brief,welchen dasKonzilium in der S^ und Gast, che der Böhmen, und ihres Königs Wen- mahle, zel an R. Sigismunden schrieb, nach der 26 allgemeinen Sesson und gegen das En- de des Christmonats 1416 abgefaßt wor^ den seye. Was sich annoch zum Schluß vorgemerkten Jahres zu Kostniz ereignet^ wüßte nichts anders, so unserer AufnieM samkeit würdig wäre, anzuführen, als die Feste und Gastmahle der Engländer. Die ganze englandische Nation be¬ zeigte schon seit dem zwölften Jahrhundert elm *) S. oben §. 2z. gegen das Ende- Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Lhl. 171 eine besondere Andacht und Ehrerbietigkeit zu dem Angedenken ihres Erzbischofs, des Thomas von Lamerbury, den P. Ale- -?De, xander m. im Jahre 117z kanonisirte, und rember. sein Fest ave Jahre am Tage seines To¬ des, d. i. am 29 De^mber zu feyern be^ fahl. *) r) Die Engländer feyerten auch in *) E- .^lexsnär. cpist. 9» Lr yz. I.id. V. r) Es gäbe von diesem Thomas von Ranter-- bury, oder wie er ansonsten hieß, Thomas Beguer, der anfänglich Erzdiakon zu Kanter, bury, hernach Kanzler des Königreichs, und letztens im Jahre i,6r aus Gnade seine« Königs Heinrich H. Erzbischof bey dem ersten Stuhle in England, zu Kanterbury, ward, sehr vieles zu erzählen —. Allein ich will mich ganz kurz fassen, und das fenige alleinig be- rühren, so die Ursachen der zwischen ihme und dem König entstandenen Feindschaft — seines hierauf erfolgten Todes — und der vom päpst¬ liche» Stuhle beschlossenen Kanonisation er- klären mag. Znsolang Th»mas Beguer Kanzler des König« war, herrschte auch zwischen beyden ein voll¬ kommenes Einvcrständniß; -Heinrich schenkte ihme sogar sein Zutrauen. Allein nach kurzer Zeit, als Thomas auf den Stuhl zu Kanter- bury erhoben wurde, geschah die Cntzwehung, und die Liebe des Königs gegen den Erzbischof verwandelte sich in einen unversöhnlichen Hast. Au« 172 Geschichte der grosse« allgemeinen m diesem Jahre ,4 6zu Kostniz das Fest des hei!. Thomas mit altem nur ersinnli- chen Aus mehrer» Veranlassungen, welche zur Cnt- zweyunabeygetragen hatten*), war die Haupt« Ursache ihrer Uneinigkeit gewiß der Streit we¬ gen der geistlichen Gerichtsbarkeit —. Dec Erzbischof glaubte, daß keine weltliche Macht ein Recht habe sich in eine krimiaalgcistliche Sache zu mischen — weil solches nach seiner Meinung den Kanonen, und dec Kirchensccy- heit zuwider wäre — Der König hingegen sor« bertk: daß die des Raubes, Todtschlaqs, oder anderer Verbrechen beschuldigten Geistlichen vor den weltlichen Gerichten belangt, und, wenn sie überführt würden, abgesetzt, und den Hän¬ den der weltlichen Obrigkeit überliefert wer¬ den konnten —. Da weder der, König von feiner billigen Forderung avstchen — noch der Erzbischof aus Scheingrnndcn,' hintergan¬ gen dem königlichen Ansuchen beystimme» wollte, so hielt dec König von England im Jahre 1164 zu Rlarcndon eine Versamm¬ lung seines ganzen Königreichs, um die Ge¬ wohnheiten, die ihme von!der Klerisep streitig gemacht wordeu waren, als Reichsgesetze aner, kennen zu lassen. Ich *) T. Hiüvriam gu-icleipgerügm 8. Hwm» Lant. welche Christ. Lnpl im Jahre 1682 inzween Banden herausgegeben hat. b^rslem /.lexsn- eleuiii 1^. L. 8ec. l r. OiR X. srr. l. allwV er vier Ursachen anführt. Kirchenvers. ZuKostmZIV.THl. 17Z chm Prachte. Die Fcyerlichkert ward schon am Vorabende durch den TrvmpeLenfchaU an- Ich habe meine Ursache solche Gewohnheiten, die von der Versammlung auch die klarendoni- scken Ronstirutronen genannt werden, und aus r6. Artikeln bestehen, hicher zn setzen. Ihr summarischer Inhalt ist folgender: *) i) Wenn über das Patronatsrecht entwe¬ der zwischen den kapen, oder zwischen den Geistlichen und Layen ein Streit entstehet, so soll die Klage darüber vor dem k. Hofqcricht (LinK's Hirt) geführet, und die Sache da¬ selbst auch entschieden werden. 2) Die Kron- lehnkirchen sollen ohne Genehmigung des Kö¬ nigs aus immer nicht veräußert werden kön, neu. z) Die eines Verbrechens angeklagtcn Geistlichen sollen auf Erfordern des k- Rich¬ ters, vor den Hofgerichken erscheinen, und Re¬ de und Antwort geben; nud wenn "der Geist¬ liche überführet worden, so solle er von dec Kirche nicht weiter geschützet werden. 4) Keilt Erzbischof, Bischof, oder Pfarrer soll sich un, ter- *) Der Lange nach findet man sie in cir. Hill, qu-xlrig. gnll vitsin 8. Nhomce. Man kann sie auch bei) Hrn Archibald Maklainc Anmer¬ kungen zur Ma-cheimisihm Kirchenqeschichte des i2ten Jahrhunderts Anm. Zy lesen. Im Auszuge liefert sie Natalio Alexand. i. oir. srr. z. Hr. Rlaudiun Flcurv Klrchenge- schichte des N- T, X. Theis 280. i74 Geschichte der großen allgemeinen angekündigt; und an dem Tage sechste ward der Gottesdienst in der. Kathedrale kir- tcrstehen, ohne Erlaubnis des Hoss aus dem Reiche zu verreisen, z) Die Exkommunijir- len sollen sich bloß dahin verbindlich machen, sich jederzeit aus Verlangen vor den geistlichen Gerichten zu stellen. 6) Wenn irgend ein Laye vor dem Bischof belanget wird, so soll dieses durch gesetzmässige Ankläger geschehen, weil man nicht will; daß der Archibiakon an seinen Gerechtsamen gekrankrt werde. 7) Es soll kein königlicher Bedienter epkommunizirt, noch besten Güter mit dem Interdikte beleget werden, be. vor nicht der König sechste, oder in dessen Ab¬ wesenheit der k. Richter die nöthige Untersu¬ chung dessentwegen anqestellct hat. 8) Die Appellationen in geistlichen Prozessen sollen ord¬ nungsmässig vor sich geben; und wenn auch die höchste Instanz des Erzbischofs nicht Gerech¬ tigkeit wiedersahrcn laßt, so soll man sich wei¬ ter an den König wenden dürfen. 9) Wenn zwischen einem Geistlichen und einem Layen wegen eines liegenden Grundstücks eine Strei¬ tigkeit entstehet, wobey der eine behauptet, daß es ein sreyes geistliches Lehngut — der andere aber, daß es ein weltliches Lehn jene; so soll die Sache von dem ersten k. Richter unter¬ sucht, und nachgevflogener Erörterung an das betreffende Gericht verwiesen werden. ic>) Im Falle,daß jemand aus einer dem.li önig zugehöri¬ gen Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 175 kirche unter herrlicher Beleuchtung, und ei¬ ner wohlklingenden stark besetzten Musik ab- gen Stadt rc. vor das geistliche Gericht eines Verbrechens wegen vorgesordert würde, er aber keine Folge leistete; so könnte er zwar wohl mit dem Interdikte, nicht aber mit- dem Kir¬ chenbann beleget werden, außer wenn er in sei¬ nem Ungehorsame beständig sortführe, und wi, dcrspänstig beharretc. n) Alle Erzbischöfe, Bischöfe und Geistliche, die des Königs tlehns- träger sind, sollen vor den Gerichten erschei¬ nen, denselben beywohnen, und alle königlichen Gewohnheiten und Rechte befolgen. 12) Alle Einkünfte eines erledigten Crjbisihums, Bis- chumS, einer Abtey oder Priocey sollen der k- Schatzkammer zufallen. Die Wahl solle in des Königs Kapelle, mit seiner Einwilligung, ycschchen. Dec Erwählte soll noch vor seiner Einweihung dem König den Lehnseid ablegen, und die Treue huldigen, iz) Wenn einer von den weltlichen Baronen oder vornehmsten des Reichs über die Eingriffe einem Bischof rc. Gerechtigkeit wicderfahrcn zu lassen sich wei¬ gert, so soll es der König sechste thun, gleich- wie aber auch die Bischöffe rc. alle witerrechr, liehen Besitznehmer der Krongüter mittelst der geistlichen Ccnsuren zur Rechenschaft anhalten sollen. 14) Die Kirche ist nicht berechtiget die Gerätschaften derer an sich zu behalten, die sich des Hochvcrrarhs schuldig gemacht, und das W 176 Geschichte der grossen allgem.inen abgehaltm, wie Dächer solche Feyerlich- kelt pünktlich beschreibet. Dieser Au¬ gen- /^p. v. d. Hardt (Eil. Lonst. 7. IV. ^8- ros». Stumpfens Bcschr. des grossen geni. Konzil. zu Kostnij Fol- 140. das Laster der beleidigten Majestät begangt«' baden. Solche Güter stud ein Eigenlhum ve- Königs; sie mögen hernach in einer Kn'^ oder Kirchhofe zu finden seyn. 15) Schuloklagcn sollen sämtlich vor den könü!^ chen Gerichten gcführer werden. r6) Söhne der Bauern, Lehnsträger, sotten od»t Genehmigung ihrer Grundherrschaft zu Gc^ lichen nicht ordiniret werden. Diese sind die sämtlichen Artikel der klarens" schcn Konstitukivucn. Ich habe sic geflielb'^ lich, und zwar darumen angeführt r daß nc Leser sechste bcurkheilen können: ob mas von Ranrerburp löblich gehandelt be, daß er sich seinem König Heinrich U- auf die eidmäffige Befolgung solcher Geirob'' Heiken drang, widersetzte — und ob auch ' Alexander III. zu loben scye, der gegen größten Thcil derselben öffentlich protestier Es laßt sich von sechste schliessen: ob dec Ä" druck, daß solche Zveichsgescye dem Ani>-' und d^uyen der Rieche widrig wären, den man in dem römischen BrlviarN'^ Kirchenvers. zu Kostniz.IV. Theil. 177 genzeuge merkt annoch folgenden Umstand an, daß alle Kardinäle, und Bischöfe, die M dem liest *) richtig ftye? Ich dächte- daß auch die Wort» - Thomas hatte sich mit männlicher Standhaftigkeit den Gesetzen des boshafte¬ sten Königs widersetzt, und die am a> O. b-Lk. 6 stehen, nicht nur nichr aufcrbaulich, sondern für gekrönte Monarchen höchst beleidigend wa, ren —! Mich wundert es: daß man in un¬ fern auszeklartenZeiten, und bey der imSchwan- ge gehenden Reformation auf die Verbesserung oder gänzliche Umschmelzung des Breviariums annoch nicht verfallen seye —! Wenn Geist« liche, die unter der von der Kirche aufgelegte^ Gewisscnsverbindlichkeit das Brevier täg¬ lich beten müssen, nebst vielen Fabeln annoch deri«) anstössige und Aufruhr zu erwecken ver, mögende Sätze i'm vorgedachten von drrröm. Kirche selbst« gebilligten Buche finden, was müssen sie hieraus schliessen —'s WaS eigent¬ lich zu schliessen ftye, wüßte ich gar wohl an, zumerke». Ich überlasse cs aber meinen Le¬ sern; und äussere nur meine Befremdung über das Martyrthum des Thomas Beker oder vow Kanrerbnry, der im Jahre H7Z nach annoch nicht ganz verflossenen drcycn Jahren seit seiner Ermordung, an welcher König Hein¬ rich *) G. beLk. gcam II. I^ofturm in kssto 8. llcho. mre flis 29 vecembr. 178 Geschichte der grossen allgemeinen dem Gottesdienste beywohnten, und mit ih- remPontifikalschmucke angethan dasFest zu verherrlichen suchten; auch zu dem Gast- mahle, welches die Engländer gaben, gela¬ den worden seyen —. In damaligen Zei¬ ten bestand die Feyer der Festtäge meistens in kostbaren, mit niedlichen Speisen, und schmackhaften Getränken beladenen Tafeln. Es rich il keinen Ancheil hatte *) von P. Ale¬ xander in. kanonisirt, und in die Zahl dec Märtyrer gesetzt worden war—. Er starb ge- wiß nicht vor den Glauben! es heißt zwar: **) daß Thomas, von verruchten Bösewichtern uw- gebracht, sein Leben für die Kirche Gottes ge¬ geben habe. Allein ob solcher Ausspruch auch wirklich Stich halte, ist wiederum eine andere Frage, die einjedwedcr nach seinem Gutdün¬ ken beantworten mag. So viel cs mir scheint' so hat Hr. Jakob Lenfanr in der Sache sn witzig als gründlich angemerkt :***) daß er sehr zweifelte, ob Thomas von der Kirchcnver- sammlung zu Kostniz, wenn man bcy selber um seine Heiligsprechung angesuchk hätte, ka¬ nonisirt worden wäre. Man erinnere sich des¬ sen, was ich von der Kanonisationssache sch^" im HI. Theilc §. i r angeführt habe, *) G- -^rn. INaklaine ioe. lup. cir. AnM. 6a distalem -Vlexgncll um >oc. cir, arr, 9. **) In orsrionc 8. Hromr in dl itlali Le Lreviaria- **-) Hittoirs äu Lonc, äeLontt. Inv. lV. p Kirchmverst zu Kostniz IV. Thl. 179 Es gab aber zu Kostniz um damalige -4 Mm Zeit mehrere derlei) kostbareTafein! Die sich in diesem Stücke besonders auözeicknettn,. waren die Engländer. Nach dem Berich¬ te vorgenannten Dachcrs *) ward am 24 Jäner 1417 abermals von den enaländi- schen Bischöffen, und zwar namentlich vom Robert von Salisbury und von dem Bi¬ schof von Londen em prächtiges Gaftmahl gehalten. Hrezu luden sie den ganzen Stadtrath von Kostniz ein. Dieser ward uicht nur auf das prächtigste bewirthtt, son- ^ern, was hicbey ausserordentliches vorsiel, s^ spielte man ihme zu Ehren wahrend der Achhizeit eine geistliche Komödie in vreyen ^U'zügen.-Erstens ward vorge- stelit die Geburt des Herrn — hernach du Anbetung der Weisen aus dem Mor¬ genlande — und drittens wie Herodes der König die unschuldigen Kinder tödlen ließ. Em derley Spektakel war in damaligen Zetten für Deutschland nicht nur eine sel¬ tene, sondern auch vollends neue, und an« noch nie gesehene Sache. Man darf sich dahero nicht wundern : daß Dacker sowohl das Gastmahl, als auch das Zwischenspiel Pünktlich ausgezeichnet habe. Aus nämli« Hern Grunde will ich sechste vorgemerkten theatralischen Austritt mit Dachers eige« üen Worten beschreiben: **) '24 '1x2 M 2 ?- ) S. Ordk. Dcschr. der grossen Pracht des Kost- nhischen KonzUii v. d. Hardt i. !V. p. 1089. i8v Geschichte der grossen allgemeinen des Monats äsnusrii, das -^ar auk limotlieur 1a§, cjs luden die llisclrÖks sur LnZeland rille liät!) ri» Loilni2,»nd svnü viel elubare 8ur- §er dgselbli, in Iliireliart ^Valter« Hau«, das msn vor Lcicen nennc ru dem önr^tlror, irrt 2u dem Zulden Lelrxvert, allernLeirli 8t. vaurenr. vnd ^ab ilmen sali ein löÜliclr malil, je Z Oerielit naclr einander, jedes Lsrielrt beloncler mit 8 ^ilen: die tr»A man all^vcK einsmal dar, deren aiWe/^ xviuen 4 verZuldt oder verljlbert. In dem lvlald, 2^isc!rci> deM Lilen, Io macliken 6e lolcli Ilild und Ockers als unser 1'13» ilirXind unscru Herrn undauclr 6olt ^ebglir, mit lall iMllliclicn ssücliern »uä 6e^»nd. Und ^oiepli Heiken ils rn ürr. die Iieili^en Z XöniZe, gl^ die »nier liane» di^ Opier brscliten, und Iiatcen Zemaclit einen l3>^ teren Znldnen 8tern, der ZinZ vor ilmen, einem leleinen eisern vrat. Und mackte" XoniZ Heroden vc ie er den z Koničen srindt, und >»i6 er die Xindlein ertodiet. macliten iie alles mit lroliliel>en Oexvand, »uä mit grollen Zuldcnen und iilbernen 6urtel>^ nud maeliten da; mit Zroiler Oe^icrd, n»d xroiler vemulit. . . . Diese Nachricht, ob sie schon in fern Tagen, wo Deutschlands SchaubülM in ihrem vollen Schimmer sich zeigt kalM eine Erzählung wäre, auf die eine Sarm amme horchte, verdiente dennoch als cm für damalige Zeilen merkwürdige Begel'^ Helt angesühret zu werden. Wir lern l Kirchenvers zu Kostniz. IV. Thl. 18 r aus selber: daß das erste Spektakel, wel¬ ches auf Deutschlands Erdboden gespielt worden war, obgedachte heilige Komödie gewesen seye, die man auf Veranstaltung der Engländer zu Kostniz aufführte. All¬ gemein schreibt man zwar die Erfindung der Komedien im Teutschlande dem be- rühmten Johann Reuchlin zu, der im Jahre 1497 zu Heidelberg in dem Palla- ste des Bischofs von Worms eine laterni- fide Komedie aufführen ließ l die Sage ist allerdings nicht unrichtig, und der dies ällige "Ruhm gebührt vorgenanntem Reuchlin insoweit, als er der erste nach dem Muster der altern Römer in gebun¬ dener Rede die Komedie verfaßte — Was aber die Aufführung selbfte von Theatralstücken berrift, so wissen wir aus voranqemerkten: daß schon lange vorhero bey der Kirchenversammlung zu Kostniz ein derley Schauspiel gehalten worden seye. Die nämliche heilige Komedie, die uns Dä¬ cher oben in Kürze beschrieb, ward am gr Inner 1417 wiederholet, an welchem Ta¬ ge die Bischöffe aus England abermals ein prächtiges Gastmahl, und zwar zu Ehren des Kaisers Sigismund gaben. **) Die- scr kam am 27 Jäner von seiner langen Reise nach Kostniz zurück! Was er unter¬ wegs Merkwürdiges unternommen habe, und T- v. d. Hardt 14 iv. p. o!-» S. Hardt Icc. cü. x. 1091. 182 Geschichte der grossen allgemeinen und wie herrlich er von der Versammlung empfangen worben seye, will rch in nach* folgenden Paragraphen erzählen. Bon K. Sigismunds Rückkehr nach Kostniz. §. 34. Wir haben im iri. Theile *) gelesen: Sig-s- daß Sigismund der Kirchenvereinigung wegen am 2 Iulil 1415 (vermuthlich ist ffrentt ich es ein Drnckfehler in desLenfant Uilkoire und Eig. 6u Oonc. 6s Oontt. s>iv. V. Z wo der '-aud. 20 Iunii als der Tag von des Kaisers Ab- reise angegeben wird) von Kostniz nach Arragonien abgererset scye —. Er gierig nach Narbonne, und von dort aus nach Perpignan! von welchem letzter» Orte er sich aber bald nach Narbonne zurückzog, und alloa das Friedensgeschäft mit einem glücklichen Erfolge betrieb. Ich erzählctt eben alldort: **) daß der Kaiser nach der zu Stande gebrachten Kapitulation von Nar* könne -eine Reise nach Frankreich angctret- ten habe! Im gegenwärtigen muß ich nur folgenden/ nicht ganz unbedeutenden Um, stand bemerken: daß Sigismund au seiner Reise nach Paris Savoyen zu einem Herzogthmne erhoben habe. Der damali¬ ge *) 9 S. 28 rc. S m. Th. Z. Zz. T. 2?i. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 18Z ge.Graf von Savoyen, den Sigismund zum Herzog erklärte, war Amadeus vm. der nachmals von dem Konzilium zu Basel zum Papste gewählt, und FelrrV. genannt wor- den war — Die savoyischen Diplomen fin¬ det man in Leibnrzens Ooä. jur. §ent. ä'plom. tom. I. p.ZVI. ZI2. und derart/ allwo die feyerlicheHandluug vor sich gieng, war Chambery die Hauptstadt des Lan¬ des, wohin sich der Kaiser von Lion aus nm vorgedachten Akteswegen begab, weil die Bürger der letztem Stadt es nicht zu- lassen wollten, daß der Kaiser in ihren Ring- wauern seine Gerichtsbarkeit ausübte. *) Es ist allhier nicht um die Beweise zu Lhun, das Sigismund aus der ihme zustehenden Gewalt den Grafen von Savoyen zum Herzog erkläret habe —! denn das Recht, daß der Kaiser Standeserhöhungen vor¬ nehmen könne, ward damals schon allge- wem anerkannt; und Sigismund sagt es selbste rn eurer Urkunde, daß er als ein rö¬ mischer Lunig ein Ursprung alles Adels seyc **) Nur muß ich rn Kürze den Kontrast, der sich über die Handlung von nämlicher Gattung äußerte, berühren. K. Wenzel ward von dämmen, weil er den Viffonti, der ohnehin schon alle Gewalt hatte, zum Herzogen von Mayland mach¬ te, *) S. Oonc. sp. V.d. Hardt l'. IV. p. 1090. ' H.P. Lenkender^ lelcÄ, ^ur. Li UiU, 1:1. p» 266. 184 Geschichte der großen allgemeinen te, von den Kuhrfürsten vor das Gericht geladen, und abgesetzt — und es war doch Niemand, der es dem K. Sigismund übel ausgenommen hätte, daß dieser den Gra¬ fen von Savoyen aus seiner Reise zum Herzog erklärte-! Was Sigismunds Geschäfte in Eng" land brtrift, so wissen wir, daß er von Pa" riS dahin abgereiset seye, in der Absicht, um alldort den Frieden zwischen beyden Kronen zu erwirken. Allein ohngeachttt seiner langwierigen Unterhandlungen konn¬ te er weder einen Waffenstillstand zuwegen bringen. Die meisten Geschichtschreiber werfen, und vielleicht nicht ohne Grunde, die Schuld des mislungenen Versuchs der Flüchtigkeit des französischen Ministeri¬ ums zü! *) Doch dächte ich: daß die ei¬ gentliche Ursache von den zwoen mächtige" Partheyen der Burgundr'er und der Ar¬ magnacs, die Frankreich wechselsweise utt" ter der unglücklichen Regierung des sim" losen Königs Karls vi. mehr verwüsteten, als dre fremden Kriegsheere des Königs i" England Heinrichs v. herzuleiten wäre» Soviel ist sicher: daß K. Sigismund,^ sich doch alle Mühe gab, von Frankreich das *) !?. VVincleirium in Hilt. vikL 8igilmunai 42. öi leyu. ^e»n guvenal. clss cis Lkarls VI. 424. LnAuersng äe üroler Lliron, 1. I. psz. 251. Kk'chenvers. Zu Kostniz IV.THl. -85 das drohende Unglück abzmvenden,hinläng- liche Ursache gehabt ^abe mit Karin und sei- uen Ministern sehr unzufrieden zu seyn. Denn er kam bey den Engländern nicht nur in den Verdacht einer heimlichen Kol¬ lusion mit Frankreich — sondern seine Freyheit sechste, und fein Leben lief hie- wegen Gefahr. *) Es darf dahero Nie- wanden befremden, daß Sigismund, um sich aus der gefährlichenSchlmge zu winden, und nut guter Manier zu Hause zu kommen, wie England eine Allianz gegen Frank¬ reich eingegangen habe, wie es die dieß- falls am 22 August 14 »6 ausgefertigte Urkunde sechste beweiset. **) Nach geschlossener Allianz blieb Si¬ gismund , deme der prächtige, an der Them^ se gelegene, k. Pallaft zu seiner Wohnung m Landen eingeraumet ward, und den die Nation wetteifernd mit Kurzweilen zu un- ter- *) T. ^inäckium i. x. cax>, 6o. Sc "rkeoöori- cum t7rie, der in 5us biü. concilii Lonll. gp v. d. Hardt 1. I. p. 190. also schreibt: tzui- gsm nsmque I-remsr iarsr ts rumin»m, ip, lum Si^iilnunäum eüe crpkum, nequs über- rsii rcöäenöuin. ^Iü mormum kerunr. Oe- reri inaximis lubjeetum perieulis dlvtjuuntur. **) Diese Allianzakte findet man vollständig in dtz 6svkj;ii ^nnal. rc^iü k. II, 20Z bis 2Ü7. 186 Geschichte der grossen allgemeinen terhalten suchte, annoch bis zu Anfang des Jahrs 1417 in England. Bey seinem Ab¬ züge ward er von dem König Heinrich selb- sie bis zur Flotte begleitet, mit der er nach Niederlanden absegelte. Mdort stieg er ans Land, und beschleunigte seine weitere Reise. Zu Aachen hielt er sich ein paar Tage auf um die zwischen dem Erzbischof von Kölln, und zwischen dem Herzog von Bergen obgewaltete Streitigkeit, von wel¬ cher oben §. 24 die Rede war, auszuglM chen. Von dort aus gieng er am Rhe^ aufwärts gerades Weges nach Kostmz, all- wo er am 27 Inner 1417 ankam, und, nachdem er durch anderthalb Jahre abwe- send war, mit grössesten Freuden bewil^ kommt, und mit ausnehmender Pracht elM pfangcn ward. §> Z5- Ich bin nicht gesinnt mich in eine wei^ Sigis la'ufige Beschreibung der Pracht, mit we^ uni"t Md' Her K. Sigismund bey seiner Rückkehr Einiilg zu nach Kostniz von der KirchenversammlrM Kostmz. ausgenommen ward, einzulasien. Was red hievon in Kürze anführen werde, geschieht um zu zeigen: daß Sigismund sich bcy dern Konzilium das grösseste Ansehen erworben habe. Was ihme aber Vie so verdiente, als ausnehmende Hochachtung verschaffte/ war nicht so sehr seine erhabene Katserwur- de, als der unermüdete Fleiß, wit welchem Kirchenvers. zu Kostmz. IV. Thl. 187 er für das Wohl der Kirche unausgesetzt arbeitete. Vermög jener konnte er nur auf die schuldige Ehrerbietung Anspruch ma¬ chen —; dieser aber zog ihme die Liebe der ganzen Versammlung zu —. diu von der Aufnahme und Bewillkommung selbste. Kaum als zu Kostniz die freudige Nachricht am -7 Inner früh Morgens er- 'choll, daß Sigismund der Stadt sich wirklich schon näherte; als auch alles so- gleich unter den Großen und Kleinen in Bewegung gerreth. Die ganze Geistlich- d. i. die Kardinale, Patriarchen, Erz- Schöffe, Bischöffe rc versammelte sich in der Kathedralkirche,allwo sich die Kirchen- platen mit ihren Inseln und nbrigemPon- ^Malschmucke zierten, um den grossen Rei¬ senden mit vieler Pracht zu empfangen.*) ^cachdcm die Messe abgesungen ward, hielt «abarelli der Kardinal von Florenz eine kurze und bündige Rede, in der er alle An- wesende zum frohen Empfange des Kai¬ sers, und zur schuldigen Danksagung Got¬ tes aufmunterte. Inzwischen ritten Lud¬ wig aus Bayern und Pfalzgraf am Rhein, Friedrich Burggraf von Nürnberg, und die meisten Fürsten und Edlen dem Kaiser ^uf eine lange Strecke Wegs entgegen; Nr übrige Troß aber vom Volke lief freu- dig zu Fusse. Die wenigen, welche in der ^tadt blieben, warteten mit unaussprech- li- ) S /VLta sp. v. d. Hardt 1°. IV. p, 109a. Ajs Sigismund siu i88 Geschichte der grossen allgemeinen licher Sehnsucht auf den Augenblick, wo sie des Kaisers ansichtig werden, und ihme ihre freudige Zufriedenheit überfeine gluctt liche Rückkehr laut zuruffen konnten. Um die Mittagsstunde ward durch Lösung der Kanonen und Lautung der G>^ cken das Signal von seiner Ankunft cE ben. Alles lief zusammen, und eilte dem Erwarteten entgegen. Die gesammte risey empfieng ihn in ihrem Kirchenorna-e zu Petershausen, wohin sie sich schon ftU' he unter Vortragung der Kreuze verfuge/ und allda an beyden Seiten, mozwischcn der Kaiser ritt, lange, bundschcckigte liere machte —. Ajs Sigismund sin Brücke kam, so stieg er vom Pferde -7^" unter den kostbam, mit Golde gestückte Traghimmel, den vier Rathsherren tr» gen — und gieng unter Begleitung Patriarchen von Antiochien, des nalbischofs von Ostia, und der zween genannten Fürsten, des Pfalzgrafen- u Burggrafen, welche viere ihme die nähe!' an der Seite waren — so wie auch un lautem Zujauchzen eines unzähligen I hinzudrängenden Volkes, bis zur KM dralkirche zu Fusse. Alsogleich bcym tritte in drc Kirche, und annoch unter/'. Thürschwelle fiel K. Sigismund auf >e' Knre —und betete ein zwar kurzes, aM brünstiges Danksagungsgebet zu Sodann gieng man zur vordem Hau^.^, Kirchenvers. zu Kostmz. IV. Thl. 169 Tempels, allwo Robert der Bischof von Salisbury Sigismunden mit einer paffen¬ den Rede empfimg. Sie ward über den Text: Er wird groß vor Gott seyn, ad- gefaßt — und ihr wesentlicher Inhalt be¬ stund in deme: daß der englandrsche Bi¬ schof zum Theile dem Kaiser, als dem bis dahin um die Kirche verdientesten Monar¬ chen vor seine bereits unternommenen Ar¬ beiten verbrndlichst gcdanket — zum Theile ihn aber auch mittelst der gewöhnlichen red- nerischen Kunstgriffe angreifert habe, das nämliche Wohl der Kirche führohin durch seinen ununterbrochenen Fleiß zu befördern. ) Und daß Sigismund wirklich am vor- 9^ dachten heiligen Zwecke nichts habe er¬ mangeln lassen, wird unten sich deutlicher Zeigen, allwo von der Absetzung Bene- ^kts, und von dem Versuche der Lckr- chenreformarion, welche der gute Kaiser vorzüglich betrieb, gehandelt werden solle. jetzo muß ich erzählen: daß der Erzbischof von Gnesen, welcher den Kaiser auf der Reise durchaus begleitete, das be- rüchtigte Buch des Johann von Falken¬ berg, in welchem nach dem Zeugnisse Ger¬ sons eingerathen wurde, alle Polen ohne Niücksicht der Person, des Standes, Alters ' oder Geschlechts, auch unverhört und un¬ vorgeladen zu ermorden, mit sich nach Kost¬ mz *) S. sx. v. d. Hardt!. c. Pütz, rosl Gersonr nachdrück¬ liche Vor¬ stellungen in PckltS Sache. i 90 Geschichte der grossen allgemeinen mz gebracht habe. *) Er nahm sich dec Sache eifrig an, und bewirkte: daß nicht nur Falkenberg, der Verfasser solcher Schandschrift zur wohl verdienten Zücl^ tigung in Verhaft genommen, sondern daß auch sein Buch von dem Kardinalkollegi- um, und von den insbesondere versammel¬ ten Nationen verdammt worden seye. Doch konnte er es nicht dahin bringen: daß vor- gemeldte, Ladislawen den König selbst?/ als auch seine ganze polnische Nation höchst beleidigende Schrift, die ohne Zweifel durch Anstiftung der teutschen Kreuzritter, und a conto ihrer reichlich auszutheilenden Ge¬ schenke ausgeheckt ward, bey einer allge¬ meinen Session verurtheilt worden wäre, wie es sichs dennoch geziemet hätte —. §. ;6. Der nämliche Fall ereignete sich best dem Konzilium auch in der Streitigkeit über die Lehrsätze des Johann pakvu So verrucht und abscheulich vorgcmerkter, von Falkenbergen niedergeschriebener, Am schlag war, eben so sehr verdiente auch tirs verdammliche Lehre, von der zulajm gen Ermordung der Tyrannen, in den neun besondern Sätzen gebrandmarkt zu wer^ den — **). Allein so wenig Falles *) v. d. Haröt l. c. 1091. ") S. Ul. LH. 4r Lc l-q. Kirchenvers zu KostmzIV.THl. 19? bcrgs Schrift von dem allgemeinen- Konzilium selbste verdammt ward, wie sich die Polen auch hiewegen gegen P. Martin V. wortdeutlrch beklagt hat¬ ten — eben so wenig konnten auch die französischen Gesandten, aus denen sich Gerftm am meisten der Sache annahm, die namentliche Verdammung des Parvi Md seiner Schmähschrift erwirken. Ich dächte: daß das erstere auf Ansuchen des mächtigen Ritterordens, der sich durch rei¬ che Gescheute immer bey dem Konzilium Freunde zu machen im Stande war, unter geblieben ftye —; gleichwie man weiß: daß das zwente die Gesandten des Herzogs von Burgund durch die nämlichen Mittel verhindert haben. Inzwischen hatte sich Gerson, der im¬ mer auf deme bestund, daß Petits neun Lehrsätze sonderheitlich verdammt werden W^en, um diese Zeit mehr als jemals be¬ stiessen, seinen Zweck zu erreichen. Er drang auf solche Verdammung mit einem sostarkern Nachdrucke, als mehrer aus den Beystand seines Königs Aarls VI. und Sigismunds des Kaisers selbste, der gleich¬ falls angeführte Streitsache geendigt zu se- hen wünschte, Rechnung machen ^konnte. Än ferner Rede, die er über obigen Gegen- stund am 17 Ianer hielt, nahm er die kostnizischen Vcker ziemlich zu Leibe. *) Er sag- v. d. Hardi 1'. IV. p. 1087« 17 , Febr. 192 Geschichte der großen allgemeiner: sagte ganz freymüthig: daß ihre diesfälli- ge, bisher» geäußerte Nachsicht entweder aus emer dummdreisten Unwissenheit/ oder aus der sträflichsten Bosheit herrührte Mir gefällt besonders die Stelle,, worinneri Gerson zu Ende seiner Rede, oder Abhang lung das schlüssige Endurtheil von den kostnizischenVätern abfordert *)Gerson von seiner guten Sache vollkommen überzeugt sagte: daß bey des Konziliums fernerer Nachsicht im obangeregten Stücke der Kai¬ ser und der König von Frankreich hinläng¬ liche Ursache sich wider die Kirchenverlannn- lung zu beschweren erhielten Sie konn¬ ten mit Grunde sagen: daß das KonM um zu Kostniz des Arst, und des Hiero¬ nymus von Prag irrigen Sätze nur von barumen verdammt hätte, weil sie, dein Interesse und dem Eigennutze der Geists chen entgegen gewesen wären —! Null schien es : daß das Konzilium die greniš chen Jrrthümer des Johann parvi aus keiner andern Ursache schonen wollte, aw weil sie nur die Majestät und die Gciv^ der Landesfürsten angriffen- dächte: daß in der Sache nichts gründ!« chers, und zugleich nichts passenders har¬ te gesagt werden können. Am 2 Febr. 1417 redete Gcrftu wiederum von der obersten Gewalt der Landesfürsten, die er unangetastet "N von darinnen die Lehre des pecirs, well *) T. Oprr. 6srlon 1°, U. p. r^o. Kirchenvers. zu Kostni;. I V. Thl. 19z sich an dieses Heiligthum wagte, verdammt wissen wollte. Ler einsichtige Kanzler er- kannte es ganz wohl, so wie er es auch mit einem nachdrücklichen Tone vortrug - daß, msolange man mit Petits verderblicher und für die Thronen höchst gefährlicher Lehre Nachsicht nehmen — oder dieselbe wohl gar mit verschiedenen willkührlichen Wendung gen zu bemänteln suchen würde, die gehei- ligte Majestät der Landesfürsten niemals vor den rasenden Anfällen des unzufriede¬ nen Pöbels sicher seyn dürfte —. Ein Meineidiger konnte sich mittelst der Pro- babilitatslehre leicht einige Scheingründe schmieden, dre ihme die sich schon eingebil¬ dete Grausamkeit oder Tyrannei) seines Landesfürsten vor Augen stellten — ! Und üu — sässe wohl im Falle, wenn ein Aus¬ würfling berechtiget wäre fernen Landes¬ fürsten unter dem Vorwande einer Ty¬ rannei) zu ermorden, auch irgendwo ein Monarch sicher auf seinem Throne — — ? Gersons Enirathen bestund dahero in de- me: daß alle neun Sätze des Parvi als so viele abscheuliche Jrrthümer insbesondere verdammt werden sollten. Allein — so herlig auch Gersons VießfälligeWünsche und so gründlich auch seine Vorschläge waren, so wenig wurden sie dennoch erfüllt. Ich habe es schon im Hl. Therle*) erzählt: daß Detits Sache von den Kardinälen geflies- stntlich auf den künftigen Papst Zur Ent- N - schei« S. §. 44 S, 204 roz- »94 Geschichte der grossen allgemeinen scheidung übertragen worden ftye — und daß P. Martin den Handel nicht einmal berübret habe. Gerson konnte dahero in vorgemerktem Stücke von den Lehrsätzen des Johann parvi weder mit fernen münd¬ lichen Vorträgen, noch schriftlichen Aufsä' tzen etwas erwirken. 5« 37. Gersonr Die Schrift, mit welcher es ihme bes- Schuft von ser gelung, war seine Abhandlung von der derKirchen» (Acwslt der Barche, ecclüllgüiLL 90" testgts. Der Endzweck dieser gersoniani- schcn Abhandlung scheint der nämliche ge- wesen zu sevn, als jener war, den sich Pe¬ ter von Ailly in seinem oben §. 18 ange¬ führten Traktate ausgcsteckt hatte —. Und da der Kanzler von der Sorbonne seinen Gegenstand von der Birchengewalt, wo nicht mit eben denselben, doch ganz ähnli^ chen Argumenten behandelte, als ihn dec Kardinal aus einander zu setzen sich bemn- hete, so dürfte es vermuthlich meinen Le¬ sern eckelhaft werden, wenn ich ihnen von nämlichen Speisen wiederum auftisthen wollte, s) Doch würbe es sträfliche Dec- we¬ lk) Wer Gersons Abhandlung cl- potestar- sisaic'n, oder wie sie gleichfalls betitelt wird, «Ze jure couLilii ür ccclclia', selbste dlirchs»^^ sen verlangt, findet sie «n der so vortreflicb^' Kirchenvers. zu Kostrnz IV. Thl. 195 weqenheit ftyn, und man verriethe die Schwache seiner Einsicht, wenn man es N 2 dem als fleissige" Sammlung des Hrn. von der Hardt. *) Die Schrift ist neben dem Ein¬ gänge und der Schlußrede in iz Kapitel oder Betrachtungen cvnliclcrarione! abgekheilt. In der ersten gicbt Gerson eine achte Erklärung von der Kirchcngewalt. — In der zmoten, nachdem er die berüchtigte, allgemein ange¬ nommene Abtheilung von der Kirchengrwalt in die Gewalt des Ordens, uräinft, und dec Gerichtsbarkeit, jurircliüiunft u. s w. vor¬ lausig angcmerkt hatte, erklärt er das Recht der Priester oder Aeltrstcn, so sic über die Ein¬ segnung des heil. Abendmahls und die Aus- spendung der übrigen heiligen Sakramente ha¬ ben — von welchem letzter« Rechte die dritte Betrachtung die Aufschrift führet —. I» der vierten und in den nachfolgenden Betrachtun¬ gen redet Gerson von der zwoten Gattung der Kirchcngewalt, d. i. von der Gewalt der Serichtsdarkcit. Cr beweiset z. B- in dem 4ten Kapitel, daß die Kirche auch eine ZwangS- gcwalt habe, die in dein Rechte semandcn mit Kirchenstrascn als Exkommunikation re. zu be¬ legen, besteht —. Dem ohngeachtet bebaup, tet er in dem tten Kapitel: daß das Wesent¬ liche von der Kirchengrwalt nicht imAensscr- lichen, l'cnn. VI. rerum ma°m Lemcil« Lonflsnr. ?- UI. psA. -77 bis i;7, i§6 Geschichte der grossen allgemeinen dem Gerson, weil er den nämlichen Ge¬ genstand, als Peter von Ailly, bearbeitet hatte, verargen wollte —. Denn, nebst deme, daß sich der Kanzler von Paris hie- wegen mit dem Spruche jenes Komedien- schreibers: eli äi-Lum, guocl nonäi- Sum üt prius, gründlich entschuldigte, so verschaffte seine Schrift in der Sache auch merklichen Nutzen. Man weiß es doch: daß Leute, die in tiefem Schlummer vergraben liegen, nur durch den lauten und öft *) 6el-5onis re-iLlar. äs pokest. eccl. in prooem. sP« V. d. Hardt 1- VI. p. go. lichen, oder welches einerlei) ist, im Zwangt bestünde — sondern daß sich die Gerichtsbace keit der Kirche hauptsächlich über die inner¬ liche Leitung der Gewissen erstreckte —. Ocr* soil untersucht sodann die Frage: westen die oberste Kirchengewalt wäre — ? und nachdem er die Hache aus dem Grunde erhoben, macht er das aus seinen Vordersätzen nothwendig fü¬ gende Resultat: daß die oberste Gewalt nickst dem Papste, sondern der gesummten Kirche oder einem allgemeinen Konzilium zusieht- *) Was er anbei) zugleich Loniiä. X. und beweiset, ist: daß die gesummte Kirche oder eine allgemeine Versammlung ihre Gericht barkeit auch über einen jeweiligen Papst au^ üben konnte. Lauter Schlüffe, die aus den voce hergchenden pothwendig gefolgert werden — ' *) Viel. Constäerar,. VII. XI. Kirchenvers. zu Kostmz. IV. Thl. 197 öfters wiederholten Ruf der Nachtwäch¬ ter, ihr Herren laßt euch sagen, aufge¬ weckt werden können —. Gerson erreichte nach der Zeit wirk, lieh ftme Absicht, weil das Konzilium so- wohl seinem, als auch der übrigen getreuen Mitwächter lauten Zuruffen Gehör geben mußte. Er hatte das Vergnügen zu se. hm: daß die Kirchenversammlung zu Kost¬ ni; seine m vorgemerkter Schrift ausge- wlesmeu Maaßregeln ergriffen babe, Da es P. Benedikt XI ll. förmlich absetzte — zur neuen Papstwahl schritt, und die Haltung der allgemeinen Konzilien, um ihre oberste Gewalt wider die jeweiligen Eingriffe der Päpste aufrecht zu erhalten, für nvthwen- big anerkannte —. Von diesen weiter un¬ ten —! für jetzo habe nur zu bemerken: daß obige Schrift, die Gerson schon vor ernem Monathe vollendet und herausgege. den hatte, am 6 Februar '417 in der St. Paulskrrche zu Kostniz öffentlich abgelesen worden feye. *) Vermuthlich geschah die- ses darumen, damit dem Werke mehr Anse¬ hen zuwüchse, und daß es bekannter gemacht würde Vielleicht lag unter der Decke auch folgende Ursache versteckt, damit K. Sigismund selbste, von deme Gerson ganz wohl wußte, daß er sich mit allen kirchlft Am Angelegenheiten, und den dazu ein- 'Plagenden Schriften gern abgab, gereizet wür- - v. d. Hard iv, p. ioH2. -92 Geschichte der grossen allgemeinen würde, seine Abhandlung zu lesen —. Von dem unermüdeten Erfer des Kaisers zeiget auch folgende Streitsache, die nach der Zu¬ rückkunft desselben ernstlich betrieben ward. §. 18- Sieben Wir wissen: daß wider Friedrichen und den Herzog von Oesterreich ein förmli- zwan- Her Prozeß bey dem Konzilium anhand zigste gig gemacht worden seye. Georg der Ei- Gess,on Gos von Trient war Klager, und seine -o Sachwalters brachten es bey dem Syno- de schon wirklich dahin: daß der Herzog Mr Fno^affung des Bischofs als Oesterreich auch Zuruckstellung der Güter verurtheilt wird Mgk- worden seye, wie es das von dem Konzilu Mgt. um an vorgenannten Herzog ausgestellte, und in der re allgemeinen Session publiM Ermahnungsschreiben ausweiset. * **) ) Frie^ drich, um sich von der Verbindlichkeit die¬ ses Urtheils, welches er für allzu streng/ und für unbillig hielt, loszuwinden, ent¬ wich heimlich von Kostniz, wie ich es sth.^ anderswo erzählte, und zugleich die UrA chen seiner heimlichen Abreise anführte. * Inzwischen wartete das Konzilij zu Kostniz auf die Zurückkunft des Ka^ fers, durch dessen mächtigen Beystand un' *) S. m. Theil §. zz. **) K. tu. 6, s. 290 öi teq. Kirchenvers.zuKostnizIV.THl. 199 terstützt es hoffte den ungehorsamen und wi- derspänftigen Herzog (also nannte es ihn) um so leichter zu paaren treiben zu können. In dieser Absicht ward auf den ra Tag Hornungs -417 die sieben und zwanzig-- sie allgemeine Session angesagt, und ab¬ gehalten. *) Nachdem man die gewöhn¬ lichen Kirchenzerimonien auch bey dieser Gihung entrichtet hatte, ward Frie¬ drich von Oesterreich mit seinem ganzen Anhänge des Ungehorsams wegen, den er gegen das Monitorium des Synodes be¬ zeigt haben sollte, angeklagt. Martinus der Bischof von Teramo im neapolitani- schen Reiche, einer aus den in Friedrichs Sache abgevrdneten Kommissarien, führte b°y der Anklage das Wort. Aus dem Berichte,- den er im Name aller seiner Kol¬ legen an das Konzilium machte, und öf¬ fentlich ablas, war folgender der Haupt¬ inhalt : daß das schon ehe in der 20 Ses¬ sion wider den Herzog erlaßene Monitori¬ um nach ausgewiesener Vorschrift anmeh- reren Orten ordentlich angeschlagen, und gehörig kund gemacht worden wäre — und daß dem ohngeachtet das ganze Ermah¬ nungsschreiben nichts gefruchtet hätte, weil nicht daS mindste aus allem, so das Kon¬ zilium anbefahl, von Friedrichen befolgt worden wäre. Er, und die übrigen Kom¬ missarien begehrten dahero und zwar be- son- *) G. Ooncil. XVI. 540. v. d. Hardt 1' lV. p. 109z Lr lccj.z Loo Geschichte der großen allgemeinen sonders, weil der 'ausgeschriebene Termin schon langst verflossen, ihre weitern Ver- Haltungsbefehle von dem Konzilium. Die¬ ses aber erachtete für schicklicher, die Sache jetzo unberührt zu lassen, und die Entscheid düng derselben bis auf die nckchstkünftige allgemeine Sitzung zu verschieben. Was bey vorgemeldter allgemeinen Session annoch vorkam, war die Beyle^ gung des zwischen den bayerischen Eisters ensermönchen von Kaisersheim, und Lud¬ wigen dem damaligen Herzog von In¬ golstadt vor kurzer Zeit entstandenen Strerthandels. *) Der Abt des vorge- merkten, in dem Kirchensprengel von Augs¬ burg gelegenen Stifts beschwerte sich über den alsogleich genannten Herzog, der Schwager des Königs von Frankreich war, wegen mehrer» an ihme und seinen Geist¬ lichen verübten Gewaltthätigkeiten, als Ver¬ äusserung der Stistgüter, Beschlagnem mung der Zehnten u. d gl Er ließ durw Petern von Lamberg die Klage ordent iw bey dem Konzilium vorbringen, und ge¬ richtsmassig emschalten — und das Kon' zilium ernannte, um den Weg der Gerichts¬ ordnung einzuschlagen, eigne Kommissars en, die die anberührte Streitsache gehörig untersuchen, und bey selber vorschristmam *) S. ^6- ->p. I. c. l>. 544» ». d- Hardt lor:. cir. p. noo. Kirchenvers. zu Kostmz. IV.THl. 201 sig verfahren sollten. Die von dem Sy¬ node angcordnetenKommissaricn waren der Patriarch von Antiochien, der Bischof von Lübeck im Hollsteinischen, und drey andre Doktorn—; und vorgenannter Peter von Lamberg las das dießfällige von dem Konzilium ausgestellte, Kommissronsschrei- ben öffentlich ab. Uibrrgens ward bey der 27 Sitzung nichts weiter unternommen. Was sich kurz darauf, und zwar nach dreyen Tagen, zu Kostniz merkwürdiges fürsten von zutrug, war die feyemche Belehnung des Maynz. Kuhrsürsten und Erzbischofs zu Maynz Dieser, der nämliche Johann von Nassau,Febr. mit dessen Name das Absetzungsurtherl des K. Wenzels ansgefertiget wurde *), kam zwar schon im Jahre 1595 zu dem Besitz des Erzbisthums Maynz. Er er¬ wirkte es bey dem P. Bonifazius, daß dieser ihn, obschon wider die kanonische Wahl eines andern, mit gemeldtem Erz- brsthume versah. Einige sagen: daß er dafür an die päpstliche Kammer 70200 Fl. bezahlet habe. Deme seye, wie ihme wolle! Johann war seit vorgemerktem Jahre Erzbischof von Maynz; allein da er als Kuhrfürst brs hieher die Belehnung an- noch mcht erhielt, so ward er am^Febr. zu Ko- *) S. oben §. zr. S. Slaudius Fleury Kirchengcsch. des N. T. X(7IX Buch Z. 22l. Lor Geschichte der großen allgemeinen Kostni; vom K. Sigismund mit der Kuhr- würde ftyerlichst investirt. t) Ich will von *) Ap. v. d. Hardt loc. cir. p. nor. r) Das kaiserliche Recht, die Kuhrfürsten, sic mö¬ gen bernach weltliche oder geistliche seyn, z» belehnen gründet sich nicht nnr ans eine will- kübrlich ringcsöhrte Gewohnheit, sonder» es gehört unter diejenigen politischen Majcstäts- rcchte, die dem R. K- ausfchlieffungsweise kommen *) Auch K. Rar! lV. bestätigte dieses Recht in seiner goldenen Bulle, allw» es Tik. g das Recht der Lahncnlebnen ge» nannt, und dem R. K alleinig zugetheilt wird. Was mir hievon in der goldenen Bulle annoch sonderbares auffiel, war: daß nach Vorschuß derselben im 29 Hauptstücke die Kuhrfürste» nicht verpflichtet seyn sollten dem Kaiser si^ die Belehnvngsakte etwas ju bezahlen —. E" ne Verordnung, die ganz offenbar von der Un¬ eigennützigkeit der teutscheuKaiser zeuget!^ hatte gcwunschcnr daß auch die römische" Päpste bey der nsurpirtcir Krönung von Kai¬ sern sich dieselbe zum Augenmerk genom»"" halten —. Zn dem Falle aber würden sie g^ wch nicht so sehr auf die Krönung gedrungen und diese bloß zufällige Zerimonie für ein we¬ sentliches Glück des römischtcutsche» Kaistl- thums *) G- Mn'!. VlkriarH' ^ri Institut. Iuris pub>- itom. Aerm, läb. III, lit, L dl- 60. Kirchmvers zu Kostniz. IV. Thl. 20z von diesem ganzen Zerimoniele nichts an¬ ders anführen, als daß der Erzbischof von Maynz nicht am öffentlichen Ringe, wie die weltlichen Fürsten, sondern abgesondert in der Augustinerkirche belehnt worden seye— und daß er eben darinnen, weil er ein Geistlicher war, die Regalien nicht auf den Knien, sondern nur mit einem Bückling, und mit einer ehrerbietigen Verbeugung des Körpers aus den Händen des Kaisers empfangen habe —. Bey der feyerlichen Handlung waren Ludwig der Pfalzgraf Und Kuhrfürst am Rhein, Rudolph der Kuhrfürst aus Sachsen, und Friedrich der Burg- chums anzugeben, und zu verfechten sich bestre, der haben — Jetzo sind schon beyde Feyer- lichkeitcn in Abschlag gekommen. Wir haben seit Karin V. schon viele, und zwar alle recht¬ mässige, Kaiser gezählt —; und dennoch weiß man auch: daß keiner aus ihnen sich je vom R. P. habe krönen gelassen —. Auch die Be¬ lehnung der Kuhrsücsten,die dennoch vormals besonders unter den luxenburgischen Kaisern und später, sehr gebräuchlich war, ist schon seit längerer Feit ganz aus der Mode gekommen. Bey den weltlichen Knhrfürsten ist die Würde erblich; und die Geistlichen erhalten dieselbe durch eine rechtmässige, vom römischen K. zu bestätigende Wähl. Mithin wo wesentliche Stücke vorhanden sind, mögen Nebendinge ganz sicher aussen bleiben, 204 Geschichte det grossen allgemeinen Burggraf von Nürnberg gegenwärtig- Diesen letzter« werden wrr m Bälde unten §. ;8 auch mit der Kuhrwürde bekleidet se¬ hen. Da ich bey solcher Gelegenheit die Pracht des Belehnungszerimoniels um et¬ was ausführlicher zu beschreiben gesinnt bin, so würde es überflüssig seyn hier Orts etwas mehrers davon anzumerken. Nach der kronologischen Ordnung muß ich Ms das hauptsächliche von der Reform der Benediktinermonche, so wie sie in dem Provinzialkapitel zu Petershausen ungeord¬ net worden seyn solle, erzählen. §* 39- Es würde überflüssig seyn den Ve^ UttlÄ fall der klösterlichen Zucht, der auch bey den Benedikti- Benediktinern, diesem so alten, als be- mrmönche. rühmten gottesdienstlichen Orden in da¬ maligen Zeiten eingeriffen hatte, allhier neu- ,r §«br. erdmgs M berühren. Ich habe davon das nöthige zum Theile schon im vorher¬ gehenden angemerkt — ") zum Theile kann man aber auch aus deme,daß die Kirchen¬ versammlung zu Kostniz eine Reform des Ordens anbefahl, leicht schliessen: daß es mit den Benediktinern nicht so, wie es den¬ noch ihr Institut forderte, gestanden habe- Eine Disziplin, wenn sie gut regulirt, uno heilig beobachtet wird, bedarf doch keiner Reform —! Bey Verbesserungen von m- *) S. m. Thcil L- so. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 205 ierley Gattung pflegt man nur Mißbrau¬ che auszumerzen. Nun da man die Bene- diktinermönche aus Veranstaltung des Sy- nodes resormiren mußte, folgt es von selb¬ st«: daß bey ihnen viele Mißbräuche obge¬ waltet haben — und daß in ihrer klöster¬ lichen Lebensart häßliche Mackeln bemerkt worden seyen. Meine Absicht ist nicht alle Flechen des beschmutzten Kleids anzudeuten! Man würde mit einem solchen Detail vielleicht ^icht zufrieden seyn. Ich will mich dahe- ro bloß mrt der allgemeinen Bemerkung begnügen, und sagen: daß der damalige V-önchsstand fast durchaus in eine Ver¬ achtung verfallen, Oid in ein unglaubliches Abnehmen heruntergesunken ftye. Ich dach¬ te auch nicht unrecht daran zu seyn: wenn lch die Ursachen solcher Metamorphose von den unordentlichen Sitten, und von der Unwissenheit der damaligen Mönche her- iettete Wenigstens waren diese ange¬ zeigten Mängel allezeit die zwo Hauptqnel- len, aus denen der Verfall aller Gemein- den, von welcher Gattung sie auch immer waren, entsprung. Nu — um die in dem Benedikti- nerorden eingerissenen Mißbrauche abzu- lchaffcn, und die verfallene Disziplin wrede- Um herznstellen ward das Kapitel zu peF Ershausen gehalten. Es war keine Ge¬ ne- *) S. v. d. Hnrdt "r. iv. p. no;, äp. v. d. Hardt l'. I. x. 1092. 206 Geschichte der grossen allgemeinen neralversammlung des ganzen Ordens, sow dern nur ein Provinzialkapitel der so ge^ nannten schwarzen Mönche, oder viel¬ mehr ihrer Aebte aus dem Erzbisthume Maynz, und aus dem unabhängigen chensprengel von Bamberg, wie es aus dem von Konzilium selbste am 18 Februge 14 rS hiewegen erlassenen Dekrete sich get. Am 28 Febr. ward mit selbes der Anfang gemacht. O Eine feyerlW Prozessron, bey welcher sie von Petersha^ sen, dem über den Rhein gelegenen ster in die Stadt Kostniz zu den Augusts nern zogen, eröffnete die Versammlung Ordens — und mit nämlichem Bittgang den sie wiederum den i8 März hielten, E wobey Dächer z § Aebte, -r Pröbste (vre'' lercht verstund er dadurch die Priores) E 873 andre Benediktinermönche — zähas die alle in ihren schwarzen Kutten pa^ weis giengen, ward das Kapitel au^l geendigt —. Das erste, was die diktiner bey der Sache vornahmen, war Wahl der Präsidenten, oder Vorstes Das Konzilium zu Kostniz machte an > schon im Jahre 1416 in einem eignens, 18 Febr. ausgestellten Dekrete den Vnp fälligen Auftrag; und endlich nach lauf eines vollen Jahres kam diese M v tige Wahl zu Stande. Die Präsides, Kirchenvers. zu Koslniz.IV. THI. 207 waren Ludwig Abt von Tournous aus dem Kirchensprenqcl von Chalons, Thomas Abt von York in England, Seyfried Abt von Ellwangen in dem Kirchensprengel von Augsburg, und Johann Abt von St. Georg einem in dem kostnizer Bisthume gelegenen Stifte *> Was die von dem Kapitel angeord- neten Vorschriften betrift, so würde es in der That ganz unnütz seyn dieselben hie- yerzusetzen, gleichwie es einem jedweden ab- geschmückt fallen muß sie alle durchzulesen. Es erhellt aus dem ganzen Inhalt der De¬ krete, welche das Provinzialkapitel zu Pe¬ tershausen abgeschlossen hat, daß es den Be- uediktinerabten nicht so sehr an der Wie¬ derherstellung der wesentlichen Klosterzucht, As an der Einförmigkeit der Rasur und Kaputzen daran gelegen gewesen seye —. Sie drangen mit keinem einzigen Punkte Mf die Verbesserung der Sitten, auf die Bildung des Verstandes, oder auf die An¬ wendbarkeit jener Mittel, wodurch sie so¬ wohl dem Staate, als auch der Kirche hatten Nutzen schaffen können. Ihr gan- zes Rcformationsgeschäft bezog sich bloß auf ein unbedeutendes Aussenwerk, oder, um mich gehörig auszudrücken, auf klöster¬ liche Tandeleyen —. Oder ist es nicht zu lachen, wenn man liest: daß die Herren Aebte sich so ernstliche Miene gaben um eine ) v. d. Hardt 1. c. x>' royx. 20 8 Geschichte der grossen allgemeinen eine Puppe allerliebst aufzuputzen — ? Kem Mathematiker konnte es so genau auszir- keln, als sie die Länge, Breite, Liefe ih¬ rer Oberröcke, Gkapuliere, Flocken, Ka- putzen, Schuhe rc. vorgcschriebm hatten. Es heißt unter andern z. V. von ihren weiten Aermeln, daß sie weder über die ausgestreckke Hand hinauslaufen,noch him ter das Armbein sich zurückziehen sollten. Sie konnten im Winter sich auch mrlZie¬ gen- oder Lammsfellen gefütterter Kiewer bedienen; nur müßten sie sich sehr in Acht nehmen: daß etwa kein HaarstammE vom Pelzwerke weder am Kragen noch aber an einem andern Rande des Kleids hervorstäche—. Bonden Flocken,Hals' kappen, ward die Breite und Länge genau bestimmt, so wie auch pünktlich ausgezeiciü net, von welchem Schnitte die Kaputzcss^ mußte, und daß sie bis auf die K'rwchä herabhangen sollte — Auch über die sur ward ordentlich ausgemessen, wie viele Finger breit die Blasse seyn müßte . und da ich einmal bey der Ausmessung bin, so muß ich die weise Verordnung, das Benediktinerkapitel über die Sächl)^ Socken rc. machte,auch hieher setzen. TM!'/ beißt es. sollen nicht über vier Finger hvA seyn — und ihre Riemen mußten ml treu eines Röhrbeinchens fest gemacht werde/ — Das Almutium, Mutzet, so sie wie m Gtola tragen, solle- wird die Zeit "mit Erzählung so läppüw^ Kirchenvers. zu Koftniz. IV. Thl. 209 Dinge versplittern wollen? Mir ist es genug angeführte Punkte bemerkt zu haben, u) O Mer- u) Um meine Leser zu überzeugen, baß ich zu dem ganzen von dem Kapitel zu Petershausen aus- gestoppelten Rcformationcpopanze nicht einen Fetzen a s meinem Kleiderschranke geliehen ha¬ be, will ich die Dekrete, insoweit sie sich auf angemerkte Punkte beziehen, und so wie sie die hccherleuchtcle Versammlung abgefaßt hatte, in tome hiehersctzen. Es heißt. *) kluiverlis praelentes iireras inlpecluri;— d^os autoritär« 8. Loncilü eleKi krselistentes (lspiknli nißio- ruin monacborum orciinis, in nionssterio Pe¬ rri Domus celebraki, ->c incb.osri stis ulr. belir. cum conrinuskis stiebus legucnribus an. 1417 ldlorum kaeimus, lkatuimu'r 6r oräinamus, guas leguuntur. — — (duoci stecenkcr le Iiabcanc in vellibus. blc porrenc runicss Ze vcstes ni- k' >, vcl bruni coloris, rorungas Lr kslsreü, norl blbis /ar^ar ---aar'car liabentes ulc>ue sg pugnuin i>rotcnl» vs cudiri, La/-» ultrs jirotenclarur — lon- !>iru *) V. d. Hardt rer. Lonail.Eonü 1?,I. ?«r. 26 ogv 2io Geschichte der grossen allgemeinen Meine Leser werden aus selben hinreichend von der guten Veranstaltung, mittelst wel¬ cher äo slinmcuki'mmcumclimiäio Non cxceäst--- In (weich' ein herrliches La¬ tein—!) pro (oäerstnra vet minurs vsris rel nreliolr non porrenr, ieä ksnkum sAnicuioruNi tcu sAneiioruin peilikiu? pro ciiAin (ociersturis, snk isitem slii; psnnis non prerioi>5 u^nrur- I^ec focierskurae luprs coNum,.ve) in liinbr"^ veliium tcu msnicsrum sppsrssnt slično cio-conrcini — cuM iplos sci monsNerium conrin^el prolicilr'» //occ-rram c7/>^>/r pvrlenl, A lur csppsm, ii sani purraverink, cuculluw Icspuisre. — kl primo incipienles r> r/o ^7occr oräinsmns, c>uoc> ipiius Islikuclo arcinFak os cukiri ^r^ililuöins cluorum korum krünrverlsliuln. I>lec vslest len ira brere, c^uin utczus sä meciimn cul»l^ rollikuäinein cü^irorum rrsnrvcrlsiinm non cxceäsk- Ii/?»raüor Icu /-sc,ir ve!^öc///^rrr ror, ils cznoä slriruclo Cpsnum Ailoruin eompreiienclar, cis likis 5upsr Isin porrcnr — ulrrs ip^ . S>-' oä cir-u'u- äuolU"' Kirchenvers. zu Kostmz. IV. Thl. 211 chrr das Provinzialkapitel zu Petershausen auf die wahre Reform der klösterlichen Zuchr drang, überzeugt seyn. O 2 Ich Ich müßte cine ganz neue Technologie studircn, wenn ich alle einzelne Glücke von angeführter klösterlichen Garde-rvbhc nach ihrer innerlichen Bedeutung verstehen wollte. Man kann sich hievon aus der vcm Herrn Hofrach von Born mit so vielem Safte geschriebenen Monachologie *) einige Begriffe jamm¬ ten —. Nur muß ich anncch die schä sste Ahn, diwg, unrer welcher das Provinz>ack.pitcl zu Petershausen alle teutfchen Dencüikiiner zur genauesten Befolgung airgcregter Dekrete ver, pflicvler wrffen .rollte, hieher setzen, Cs heißt: **) ()uoä st in sliczuo prsecligorum fuerinr . ne^st^eines, len inkrs rras menH, poüguam scl suum monsstcrium veneiinr, non pvrrsve- rinr, ur prsowriurt ulcra poenss » jure intli- tlnr, per eorum 8uperivrer in rcligione, vcl st Luperiorem ejuririocst non lrsstcsnk, per vi- stksrore; prsstiro; volumu«, ljuoci cererls cellar in cxcmplurn. Konnte wohl eine strengere Züchtigung angcdroht wer¬ den — ? UNd Über was? — ristim kencsn! srnici —. Rur Schade: daß man in unfern so Rcfocmationssüchiigen Zeilen den Mönchen annoch erlaubt ihre Prvvin>ialkapittl,und zwar, wel- *) Specimen lelnnscstvIogiL msrlwcl. I.inn. **) ?ep. V. d. Hardl t- c. p. I lc-7. 2i2 Geschichte der grossen allgemeinen Ich möchte nur wißen: was ein wei¬ ser Monarch, z. B. Joseph II. Friedrich II. in dem Falle thäte, wo er an seinen Hofkriegsrath ernstlichen Befehl gäbe, die bey dem Militair in Abschlag gekommene Mannszucht wiederum empor zu bringen, und die verfallene Krregsbisziplm förmlich zu reguliren,—und nachgeendigtemKonsesse indem Operationsplane nichts anders aus¬ gezeichnet fände, als daß die Soldaten ih¬ re Locken zurückkämmen—halbe Ellen lan¬ ge Zöpfe tragen — mit gewichsten Stie¬ feln Parade machen — ihre Schnurbärte sich abfcheeren sollten u. s w- Was, dächten wohl meme Leser, daß ein weiser Monarch in vorausgesetztem Falle zu einem solchen Firlefanz von Verordnun¬ gen sagen würde — ? Ich bitte sie: ziehen sie eine Parallele zu den so weisen Maaß- reqeln, welche das Benediktiner Provinzt¬ alkapitel zu Petershausen um die verfalle¬ ne klösterliche Zucht auszurichten, ergriffen hat welches nokhwendig zu erwähnen ist, mit vie¬ len Unkosten zu halten, bey denen doch gewiß keine wichtigem Dinge abgcthan werden, als ftne Alfanzereyen waren, die in der Reforma- tionssache bey dec Benediktinerversammirmst zu Pceershanseu niedergeschrieben wurden Aber auch diesem U,bei Kat unser bester Re¬ formator K Äostph H. mittelst eines höch-^ sten Hoskanzlcydckrets db. zv Nov. 1784 fest abgrhoisen. Kirchenvers. zu 'Kostniz. IV. Thl. 21z har _ und was für eine Donnsrsprachr stel¬ len sie wohl sich vor,mrt welcher das Konzili. um zu Kostniz obangesührresEzkrement von einer Verbesserung bewillkommt hat — ? Ich muß eö ihnen nur frischweg sagen: daß nicht nur die Kirchenversammlung zu Kost¬ niz dieDekrete desBenediktinerkapitels gut- geheissen, sondern daß auch K. Sigismund selbste dre Handhabung derselben unter sei¬ ne hohe Protektion genommen habe —. Aan kann das kaiserliche Diplom sechste, in welchem Sigismund so sehr auf die ge¬ naueste Befolgung obiger Dekrete dringt, als gutwillig er den Visitatorn, welche Herumreisen, und nachsehen sollten, ob die Verordnungen alle befolgt, würden, das frey sichere Geleit im ganzen R. Reiche giebt, nachschlagen. Es ist bey v. den 'mrdt (üoncil. Oonllgntien. lom. I. zu Ende 26 und zwar PUZ-. uri und ni2 zu finden, w) In unsern Lagen wür-- v) Ich will aus selbem nur folgende Stelle an« führen, und zwar in den nämlichen Ausdrü¬ cken, mit welchen ich sie indem kaiserlichen Di- Plome ausgezeichnet lese. „Und wiewohl in „derselben Sammlunge fworunter das Kapitel „in Petershausen verstanden wird) mit Rath „vud Willen des heiligen Konzil «m zu Kostniz „etliche Ordnungen und Gesetze erneuert sind' „Nämlich: wie die vorgenannten Aebte, Ach, -Minnen, Munche, nnd Nonnen fürbaß Lm- „teer 214 Geschichte der grossen allgemeinen würde man sich von Seite der weltlichen Obrigkeit mit solchen klösterlichen Kicinfü- grgketten gewiß nicht befriedigen lassen« Man dringt auf die wesentliche Verbeiß rung der innerlichen ?ucht, und — weil diese von Seite der Mönche immer die grö߬ ten Schwierigkeiten und Anstände fand, wie es die Erfahrung so vieler mit Prw vatorden unternommenen Reformen bestä¬ tiget, ist es am ersprießlichsten die Stifter und Klöster vollends aufzuheben. D>e Reform, von was immer für einer Gat^ tung sie auch war, fand aller Orten Mw zu all.n Zetten unübersteigliche Hinder¬ nisse —. Man sträubt sich sogar in "w fern (aufgeklärten) Zeiten dawider! ches aber einen unwiderlegbaren Bewrw giebt: daß wir (man wird es doch begrei¬ fen, daß ich darunter nur uns Ratholik^ verstehe! denn was die Herren Protests ten, unsre Gegner, oder, um mich Sprache meines Herzens zu gebrauche"/ urrfre Brüder betrifft, so war unter ifstm „rcn tragen,und als'Aebte, AebtifsinneN/^" , „che und Nonnen,darum sie alle ihreWnebig „Ehre und Nahrung haben, görrlicb, eev „und nach AuSivc'ffunge ihrer Regul, „derer Päbstltchec Gesetze leben sollen. „ se einzige Passage mag uns einen hi" che« Ausweis van den Gesinnungen ee. maligen Zeitalters in Rkfermationsf",e ben Krrchenvers zu Kostniz IV. Tbl. 215 zur Zeit, da unfern Horizont annoch mit¬ ternächtige Finsternisse umgaben, schon Hel¬ ler Morgen-— — von uns kann ich sa¬ gen : daß wir dem Brennpunkte der Be- leuchtung annoch nicht so nahe seyen, wie man allgemein ausposaunt. Inzwischen ist es dennoch gewiß, und dieses ist zu mei¬ nem Vorhaben hinreichend: baß es jetzo viel Heller seye, als es zu den Zeiten der Kir- chenvers. zu Kostniz ausgesehen haben mag. Nu — in Rücksicht dessen darf es uns allo nicht befremden: daß nicht nur die Re¬ formation des Bencdikrinerordens ins¬ besondere, sondern auch die Verbesserung der Barche am Haupte und Gliedern überhaupt genommen, bey dem Konzilium zu Kostniz nicht nach dem Wunsche gutden¬ kender Manner ausgefallen seye. Uiber den ersten Punkt habe ich das nöthige bereits angezeigt; von dem zweyten aber etwas mehrers zu reden wird sich weiter unten die fügliche Gelegenheit äußern —. Ger genwartig muß ich erzählen, was für Ge- gmstande m der Lgsten allgemeinen Si¬ tzung behandelt worden seyen. §. 40. Diese, der Ordnung nach acht und Acht«, zwanzigste allg. Session, ward am z zwan- März 1417 gewöhnlichermassen m dcrDom- zigste kirche zu Kostniz gehalten. Nebst vielen Scßion Kardinälcn, Bischöffen rc. war auch K. dm Mir; 2 r 6 Geschichte der grossen allgemeinen Sigismund mit seinem adelichen Geftllge persönlich zugegen. Ein Umstand, den ich darumen bemerke, weil er aufdieReichs- achterkiärung, und auf die versuchte voll¬ ständige Entwürdigung des Herzogs von Oesterreich einen nicht geringen Bezug hat —. H. Fne- ÄH habe schon oben §. g8- anermnert: drich von daß mit dem Endurtheile, welches in der Oesterreich Streitsache zwischen Friedrichen H. v. Oe- dcm BEl-stkrreich, und Georgen Bischof von Tri- fluche be, ent gesprochen werben sollte, der Antrag lesr. auf gegenwärtige Session gemacht worben seye. Und was der Synodus in vorher¬ gehender Session anordnete, ward bey der 28sten auch wirklich in Erfüllung gebracht. Denn, nachdem man den ganzen Prozeß- Handel nach feiner Länge und Breite, vom Ursprünge an bis auf jenen Zeitpunkt re¬ kapitulier — und das wider den Herzog in der 2o Session ausgestellte, weitschwei¬ fige, Monitorium vollständig abgelesen hatte, ward Friedrich durch einen förm¬ lichen Sentenz des Konziliums für einen Lirchenrauber, Meineidigen, und Auf¬ rührer ausgescholten — und als ein sol¬ cher nicht nur mit dem Bannstuche belegt, sondern auch kraft der karolinischen Bulle aller seiner Güter, Ehrenstellm und Wür¬ den *) S. l.ghhcum Lonci!, 1. XVI. 845- v. d. Hardt V. IV. j>. H04. Kirchenversi zu Kostniz IV. Thl. 217 den verlustig erklärt. Es wird meinen §e» fern hoffentlich nicht mißliebig seyn, wenn ich den dießfälligen Sentenz des Konzili¬ ums, zwar nur im Auszuge hie her setze. Niklas der Bischof von Merseburg las ihn öffentlich ab, und der wesentliche Inhalt lautet also: *) „Es geziemet sich: daß tue ,/heilige Mutter, die Kirche, diejenigen, wel- "che ihre heilsamen Ermahnungen muth- »-willig verachten, nicht ungestraft lasse —! »Nun da H. Friedrich von Oesterreich ->den Bischof von Trient aller seiner Gü- »/ter gewaltthätig beraubt rc und ob er --schon vor längerer Zeit sowohl zur Frey- "lassung des Bischofs, als auch Zurück» "stellnng seiner Güter von dem heil. Sy- "Node nachdrücklichst ermahnt worden wä» "le, so hätte er dennoch als ein ungehorsam ->mcr Sohn, der die Stimme seiner Mut- "ter nicht hören wich beydes vernachläs¬ sigt . Er wäre anbey von Kostniz „ohne Erlaubniß des Gynodechund wider „den Befehl des Kaisers heimlich entwi¬ schen — gleichwie er auch in deme meinen--, „dig geworden wäre, daß er die an K. Si¬ gismunden gethanen und mit seinem Eide --bestätigten Versprechungen unerfüllt ge¬ lassen hätte —. Nun sollte das heilige --Konzilium solchen notorischen Ungehvr- --sam, damit nicht etwa andre sich -an Vie- »stm, als an einem auffallenden Beyspiele "stossen mögten, schärfest geahndet und ge» - ..M» T. »j/. I.abdcum A V. d. Htirö! /, o. 2 r 8 Geschichte der grossen allgemeinen haben ! Gleichwie es auch an- 6uü pro. "^rt vorgenannten Friedrich von nuncj,r, „Oesterreich als einen Zürchenrauber ^eccrnir, „und Meineydigen mit dem Bannflu" rsr.cjVum''^ belegt—und annochdazu verort ^ritisri- »kiet: daß er nach dem Inhalt der ka- cum ciu- „rolinischcn Bulle feiner Guter ent-- cem fetzt, und zu allen würden unfähig ör täcrils- xü vjncu. „Der heilige Syuodus befiehlt dahel'd n« im,»- „auch allen Kirchenprälaten, Priestern rc» xc^u'sü- "Unter fchärscster Ahndung, und zwar un^ <1U- re- ,-tcr der Strafe der Exkommunikation, da- scum, nec„von das Urtheil schon in voraus qsspss' prjv2^^''^.bU würde tüb P(LNS excommunicstio^ n>5,duß, sobald als sie Iisb'iirr- „genwärtigks Synodaldekret erbrochen kiomi, in „den werden, sie auch vorgemeldten V' »«- L »Kwdnch und sc,nc Anhänger uug^ i-oima ,'saumt lN ihren Lathedral- und psask conceucss. „kirchen unter Lautung der Glockew „— mit angezündeten nachmals aus- yuarcnu; „gelöschten, zu Boden geworfelten, Müssen getrcttcnen Rerzen in de ciiUmn „Dann thun — und als einen verbau^ kriäcn- »ten der verßrmmelten Volksmenge al' cum -n»- „zeigen sollten, mit hinzugefugter »urahnlkng: daß alle Christglaubigede' 8Ü vmLu-"^"'^ang mit vorgenanntem U5iimoäz-„und feinen Anhängern zu vermeld rum, r-«/. „lM Gewissen verbunden wären, x) Aus angcsührttn Umstäüdcu, unter bcnnl Kirchenverf. zu KostniZ. IV. Thl. 219 Der weitere wider denH. Friedrich von/«"- vor¬ dem Konzilium gesprochene Sentenz lautet allo Tannfluch wider den -H. Friedrich v. Oe- stcrreich gesprochen werden sollte, ersieht man rs--r ganz deutlich, daß die Exkommunikation, mit^ro/vü^ welcher genannter Fürst von dem Konzilium pubst^Zo- zu Kostniz belegt ward, von jener Gattung ge- '^"^vi'cne wesen scye, die man den förmlichen grossen..Aevnsri Bannfluch, das Anathema nennt. Ich habe->> omni- von dem wesentlichen Verstände der Erkonr munikation, und den nachmals eingeschlicchc« tari- uen fürchterlichen Wirkungen derselben dasgm.Lr^er- Nöthige schon imUl.TH. dieser Ges. angeführt,"""^' *) Für jetzo will ich nur so vieles anmerken r daß es in unserer christlichen Kirche drey Arte» von Exkommunikation gegeben habe- Wahr- scheinlicher Weise cutlehnte man auch diese Abcheiluug von dem jüdischen Banne. Fol¬ gendes ist gewiß: daß das römische Poiuifikal die klrine Exkommunikation —den grossen Rirchenbann, und das Anathema erwähne. Die erstere Art von Exkommunikation bestund darinnen: daß ein Tünder wegen Geringoch« tung rc. von der Kirche auf eine gewisse Zeit abgesondert ward! und diese zielcre einzig auf die Qmones pconnenriales, wie es der gelehr¬ te Morin gar recht bemerkt. Die )wore, oder ) S. §. Z2 AliM. 00 S 244 öt sieg. und §.67 Aum. bbb) Viäe dtorinum äe Lrcrsm. keeinren. I.Ü). VI. psilim. Geschichte der grossen allgemeinen allo: „Und weil H. Friedrich, nach dem „Beyspiele des verhärteten Pharao, sich „er- oder der grössere" Kirchenbann war eine gänz¬ liche Absonderung des Erkommunizirten voni Leibe der Kirche! und in diese Are vom Bana¬ ne verfielen dieienigen, welche irrige Lehren ver¬ trugen, gegen die Kirche, und den päpstliche Stuhl sich ungehorsam bezeigten re. Ma" schloß sie als faule Glieder vollends von dec kirchlichen Gesellschaft aus — übergab sie de» Teufeln re. Die leyrers Art hingegen des rö¬ mischen Bannes, oder das Anathema, weicht nach meiner Meinung wie der Juden Gcka"" marha übercinkömmt, ist der eigentliche Bann¬ spruch des Papsts, oder der Kirche über ketze¬ rische, meineydige, ungehorsame Fürsten und Länder. Andere wollen nur zwo Gattungen der Exkommu¬ nikation wissen. Sie nennen die kleinere, und die grössere; mit welcher letztem sie das Anathema vermengen. Ich will mich hierüber in keinen Streit einlassen; denn, um aufrich¬ tig zu reden, so bin ich kein Freund voin un»n- tzen Schulgeftchte. Wer von dem Kirchs banne, desselben Abteilungen, Wirkungen re. etwas mehcers, und zugleich gründliches zu wis¬ sen verlangt, mag des gelehrten Van-Espen dikßfallige Abhandlung durchleftn. *) miH *) S. 2eZeri Lern, Van ^llzien traÄaMM Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 221 »erfrechete gegen alle, obschon heilsamsten, --Ermahnungen des Synodes seine Ohren, „gleich mag ich diese Anmerkung nicht schliessen, ohne zugleich über die Key der Exkommunikation üblichen Gebräuche meinen gerechten Unwil¬ len zu erkennen zu geben —. Es scheint sich die menschliche Natur sechste zu entsetzen, wenn mau alle die schrecklichen Verwünschungen liest, die dem Bannflüche von den exkommuni« ztrenden Bischöffen oder Priestern beygesügt wurden. Nach dem Anathema der vierten, sechsten, und sechzehnten Kirchenversammlung zu Toieds im VII. Jahrhunderte *) wurden diejenigen, welche ihren Verordnungen nicht gehorchen würden, mir dem Teufel, und seinen Engeln ;ur künftigen Pein ver¬ dammt; und die verbannten sollten mit dem VerrätherIuda in den Flammen der ewigen Feuerq.brennen. Wir haben im'll. Thcile dieser Geschichte gelesen,: **) daß sich das Konzilium zu Kostniz bey der Verfluchung deS -Huß fast der nämlichen, nicht zu sehr auf- erbaulichen, AuSdrueke bedienet habe — Doch-bey diesen Flüchen blieb eS nicht; man erstreckte die Verwünschungen auch über die rico-csnonicurn äs cenluris «celes. ssunz eccl. unjverf?gr. Vl. ) S. lk-näuini Mricst, 1f. III, p. * p- 874. ^2 Geschichte der grossen allgemeinen gleich den Schlangen, zu verstopfen, und .den Machtspruch des Kaisers selbste m „Wind die zeitliche Wohlfahrt der Cxkommunizirte"- Ihre Söhne, heißt es in einem solchen fluche, müssen Waisen, und ihre Weib^' Wittwcn werden —; Fremde müssen "Vermögen verzehren, und ihre Rinder scn berreln —. Zn einer andern hieß^' Verflucht scheuste in der Scadt;verflnä^ auf dem Lande; verflucht ihre SäM^"' verflucht ihr UibriZcs; verflucht die F^ ihres Leibs, und die Frucht ihres des.-Rein Christ soll sic grü^".' kein Priester ihnen das Abendmahl chen. Sre sollen wie Esel begraben, wie ein Misthaufen auf Erden werden. Und wie diese Lichter, vie aus unsrer-Hand werfen, heute ausge^' werden, so werde ihr Licht in allel^^ ilcit verlöscht. — Sie sollen u-s- Sind dicß nicht recht auferbauliche wünsche, und tönen sie nicht recht evan^ in dem Munde der jenizen, die Friedens'^ midkebrerdeö Gnadengesctzes seyn Diese Flüche, welche die Geistlichen des " Bundes meistens aus dem Gesetze rNe>>^ lehnten, uud wobcy sie sich besonders te oder nach dem hebräischen Texte de M n verneinte das lllarwuin — und der wackere Hr* Landratd befindet sich ohiiqcachtet derzu RoM publizirten Bannflüche ganz wohl! Ich dächte, daß-übcr das dießfallige weise Betragen des Kaisers ein jedweder rechtschaffener ösicrreich^ scher Bürger sich freuen, und dem für dieAus^ klarung seines Volks so besorgten Monarchist unaufhörlich Sanken sollte —. Kirchenverß Zu Ksstmz. IV. Theil. 225 „thätigkeiten zu schützen, daß er wi6cr vor- „genannten Herzog fernen mächtigen Arm „ausstrecken, und ihn, zur Befolgung der „Dekrete dieser heil. Kirchenversammlung, „mittelst seines Schwerbts, und der Kriegs' „Waffen zwingen sollte. .. . Also lautete der Sentenz, welchen das Konzilium zu Kostniz wider den Herzog Friedrich von Oesterreich sprach. Und was der Synodus dem Kaiser, zur Aus¬ führung anfrrug, mußte zum Thrile auch wirklich erfüllt worden seyn ; denn ich lese: *) daß H. Errrst, des vorgenannten Bru¬ der /-wegen des Krregs, mrt welchem Frie« - - drich überzogen ward, und wobey die dem ' * . Hause Oesterreich gehörigen, und in dec Schweiz gelegenen Oerter, als Feldkirchen^ rc. derer sich die vom K. Sigismund auf. gewiegelten Zürcher bemächtigten, auf em neues verloren giengen, sich laut beschwe¬ ret habe ---< Der Krieg dauerte einige - Zett; doch wurde H. F-iedrich Nach einem ^Iahre mrt dem Kaiser wiederum ausge- söhnet, wre es unten gelegenheitlich erzählt werden solle. §- 4^ Bn'cf mir Jetzo muß ich die Nachricht hiebcr B . s. ,MP. Bc- nedlktS Tc^ che< ) S- Ttumpftns Bcschr. des Koiizii. ru Kosinh lo!, vcrto LXUl 226 Geschichte der grojstn allgemeinen setzen, welche die Gesandten des Konziliums, über das ihnen anvertrante Geschäft aus Arragonien nach Kostmz zurück qeschrieben haben. Nachdem dte Kirchenversammlung in der 24 Session beschlossen den Peter von Lima, oder Benedikt Xlll. förmlich und nach Vorschrift der Rechten zu citi- ren, *) ward die Ausübung des Geschäfts zween Benediktinermönchen, und zwar na¬ mentlich dem Lamprecht v. Stoch 6s 5ti- x>ite, einem Leutschen, und dem Bernhard von Planche, cle klgncba, der zwar in dem Briefe sechste für einen Engländer an¬ gegeben wird, dessen Name aber vielmehr verräth, daß er ein Franzos gewesen sty" möge, gleichwie es auch in der Antwort Benedikts heißt, daß er von Bourdeau.r gewesen seye, anfgetragen. Sie gierigen ch Ende des Wintermonaths 1416 von Kow niz ab — kamen am 21 Inner 1417 naw Tortoja — nahmen von dortaus einen eigenen Notarius des Königs von Arra^ gonien mit sich — und als sic des folge^ den Tags nach Pauiskola kamen, lasen w in Gegenwart des Peters von Luna vre wider ihn von dem Konzilium ausgesteM Citationsschrift wortdeutlich ab. Wir l)^ ben hievon die schriftliche Versicherung r dem Briefe des Lampreekt von Gt^ den dieser annoch am nämlichen Tage, ' i. den 22 Inner, wo die Cttatwn MN dikts für sich gieng, von Lortosa aiK S- ob--!? 2z. Kirchenvers zu Kostrriz. IV. Thl. 227 schrieben hatte und der zu Kostniz am 7- Mär;. Marz öffentlich abgelcsen ward. Der Zn- halt desselben ist folgender: *) Gleich zu Anfänge entschuldigt sich der Abgeordnete, warum er nicht an K. Sigismunden schriebe, und feinen Bericht abstattete (der Brief war an den Kordi» nalbifchof vvn Ostia als ordentlichen Vor¬ steher der geistlichen Versammlung gerich¬ tet) und die Ursache, die er dabey anführ- te, bestund in deme: daß er über des Mo¬ narchen Zurückkunst annoch keine verlä߬ liche Nachricht erhalten hatte. Er be¬ schreibt sodann seine, seines Kollegen, und der übrigen Notarien Aufnahme, und sagt: daß sie am 22 Inner bey dem P. Bene¬ dikt, den drey Kardinüle, mehrere Bischöf¬ fe, und ein Lerele von Zoo Personen um¬ gaben, ihre Audienz gehabt haben —. Es ist ein so genanntes Kon mos welches man bey dieser Gelegenheit dem P. Benedikt, und den zween Venediktinermönchen in den Mund legt. Luna solle zur Zeit, als die zween schwarzen Mönche ins Audienzzim¬ mer tratten, zu den Umstehenden gespro¬ chen haben.- Lasset die Gynodaleabcn zu uns kommen, und sie anhören. So lu- siig dieser Einfall Benedikts klingt, so beiss Mm«,, send war die Antwort, welche die zween P 2 Mön- Dieser Brief ist itt den Akten 'zu finden bey v- der Hardt 1, lV. x. H24. 228 Geschichte der grossen allgemeinen Mönche gegeben haben sollen. Sie sag¬ ten zu Benedikt: IhreAnkunst dürfte ihn Aimimc um ft> weniger befremden, als bekamst mirum vi. ter es chme dennoch seyn müßte: daß Raben sich immer bey einem rodten VI «ä aü-Körper einfanden. Diese Scherzreden jeÄum ca. stunden zwar Nicht in dem Briefe; doch .i-ver sc- erzählten sie die beyden Mönche nach ihrer ceciuE. Z^^WEunft am 9 März mehreren mündlich. *) Das weitere des fortgesetzten Briefs bestand in deme: daß Benedikt während der abgeiesenen Cltationsurkunde,und zwar besonders bey den Worten, wo er Schis¬ matiker und Reger genannt ward, ganz aus der Fassung gekommen seyn sollte« — Nach abgelesener Citationsurkunde machte Benedikt auf der Stelle für sich eine Schutzrede, die sich hauptsächlich aufzween Punkte bezog. In dem ersten bestritt cr die Rechtmässigkeit des Konziliums zu Kost- niz; und in dem zweyten sprach er sehr vie¬ les von seiner Rechtfertigung, und gab D Mühe darzuthun: daß er weder em Schis¬ matiker, noch Ketzer wäre—. Folgende Stelle, die ich hieher setzen will, zeiget: daß Luna in einen überaus grossen Eifer gera- then seye. Er schlug, sind die Worte des Lamprecht von Stock in seinem Briefe, mit stincr Faust aus das Pult, und sE tc in voller -Atze: dieRirche wäre nichk zu Rostniz, sondern zu Paniskola st? Die Versammlung zu Lostniz wirst nur *) v. d. Hardt l^m. IV. j?. 1146- Kirchenvers. zu Kostniz. 1V.THcil. 229 'Nir zwar die Spaltung zur Last, und beschuldigt mich der Letzerey, aus Ur¬ sache, weil ich die Vereinigung hin¬ derte, und die Lirche nicht in ihre Han¬ de spielen wollte —. Allein sie sollen wissen: daß ich dieses letztere niemals chnn werde! Es ist gewiß: daß ich ver¬ sprochen habe die Lirchenvereinigung Zu befördern; allein diese wäre auch schon wirklich, wenn nicht die Leute Zu Lostniz Hindernisse machten, zu Grande gekommen —. Vsun da sie, die Evstnizischen Väter, das Vereinigungsge- schafr hinderten, so solgte von selbste: vielmehr sie Schismatiker und^e- her genannt werden müßten» *) So vieles hatte Benedikt zu den Abr geordneten des Konziliums, die gekommen 'varen um ihn vorzufordern, mündlich ge- Antwortet. Seine schriftliche Aeusserung ^er schickte er ihnen, weil sie zu Panisko- nicht verweilen wollten, durch den No- larius des Königs von Arragonien nach; Ke sich Lamprecht von Stock in seinem Griefe deutlich ausdrückt. Benedikts ^rßfMge Schrift ward in der zo Sessi- 2 abgelesen! ich finde es aber eben nicht ?thig sie hieher zu setzen, weil ihr Inhalt, .Mgstens in der Hauptsache, ohnehin mit '2er mündlichen Antwort übereinkömmr. ' ». d. Hardt 1. c. x, 1127. In der neun und zwanzigsten E, r,ird Sitzung, die am 8 März 1417 -n- und mrt gewöhnlichen Zerimonien / ward, erstatteten die in der Sache »Scuion "edikts angestellten Prokurators ihren ^2; richt. Ardezin der Konsistorialadk" § las nicht nur die vom Konzilium an Bcncdikt November 1416 ausgestellte E'2. 2Z0 Geschichte der grossen allgemeinen 1 ") Was die Kirchenversammlung sowohl aus dem weitschweistigen Aufsatze des na, als auch aus dem Schreiben des ors von Klugny, der in seinem, alleE Iptc vers von Avignon aus nach Kostni; abgeschw^ ni->.ch -a ten Briefe den Luna halsstarriger, als Osmani, ^als, angicbt, deutlich entnehmen kow^ L d»ß- "«> S-mdikt wkd«r zur ftL wlllrgen Zession zu bewegen wäre -- sich persönlich vor Gericht stellen wo! ss' sie, ohngehindert dessen, mit ihme, ""d nem Prozesse nach Rcchtensform vem?, ren müßte —. Es wurden auch wfH' in folgenden Sessionen die in der nvthigcn Vorkehrungen getroffen. Kirchmvers. zu Koftnrz. IV, Thl. 2Zi richtig an die Stephanskirchthüre zu Kost« niz angeschlagen, und P. Benedikt mit al¬ len gebräuchlichen Rechtsformalitäten vor- gefordert worden wäre. *) Nun aber — da der ansgeschriebeneLermin von hundert Ta¬ gen bereits verstrichen, ohne daß sich Lu¬ na, oder in fernem Name ein Gewaltö- träger vor Gericht gestellt hätte —, als wäre ihr, der Prokurator», bittliches An¬ suchen, daß die heilige Kirchenveriamm- lang vorgenannten Luna für einen Unge¬ horsamen, und Halsstarrigen mittelst eines feyerlrchen Spruchs erklären mögte. Ehe aber dreser erfolgte, mußten, um auch nicht die mindste Kleinigkeit der Prozeßordnung zu überspringen, zween Kardinäle, so viele Bischöffe, Notarien, Proro-Notarien, und Schreibers mit einem Kursor der römischen Hofkanzley vor die grosse Kirchthüre ge¬ hen, und genannten P. Benedikt nochmals citiren. Da dieses durch breymaliges Aus¬ ruffen des Kursors, der einen Herolden machte, auch wirklich, und auf eben die Art, wie bey P. Johann -z **) geschah, und da Niemand sich zeigte, der beordert wäre die Sache des Luna zu vertrctten, ward über vorläufigen, durch den Kardinal von Flo¬ renz ohngesäumt erstatteten, Einbmcht Stt- *) T. «s>. dsbb. I. c, p, 56z. V. d. Hardt i. c. p. H40 Lr teq. S. I. Thal dies. Ges. 8. 5Z. 282 Geschichte der grossen allgemeinen Stephan der Bischof zu Dol von dem Kon- zäium befehligt dle weitere, über den hals¬ starrigen Peter von Luna getroffenen Ver¬ fügungen öffentlich abzulcsen. Der Sy- nodus erklärte hierinnen sowohl die ge¬ pflogene Cttation, als auch die unterblie¬ bene Erscheinung als Dinge, die Rechts¬ gültig wären, und von darumen auch in die Akten eingetragen, und hierüber die er¬ forderlichen Urkunden ausgefertigt werden sollten. Anbey ward auch an die be¬ orderten Herren Advokaten, und Kommissa- rien der Auftrag gemacht, in dem wider Benedikte» bereits angefanqenen Prozesse weiters nach Vorschrstt der Gerichtsord¬ nung vorzugehen. §- 43- Drei- Zufolge dieses Dekrets, vermög wel¬ ligste chem alle Dinge, die in vorgemeldten Pro- Seßion zeß des Luna einschlugen, gerichtlich be- arr- handelt werden mußten, wurden auch die zween Abgeordneten des Konziliums, dre aus Arragonien am 9 März 1417 nach Kostniz zurückkamen, bey der am folgere den Tag abgehaltenen dreißigsten allge¬ meinen Geßion öffentlich angehört. Was für Geschäfte die ihrigen gewesen seyen /7" und auf welche Art sie dieselbigen verrtch- tet haben, ist oben §. 41 gemeldet wor^' *) T- sp. p. ^6r. v. d. Hardt l« P-L« "44. G Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 23z Gegenwärtig wüßte ich in der Sache nichts anders hieher zu fetzen, als: daß Bernhard von Planche, einer aus den zween abgeord. neten BenedikttncrmSnchen oey der Sitzung das Wort geführet habe Nachdem er über den Text: Lasset euch unterweisen ihr Könige, und ihr Richter auf Erden einen kurzen Vortrag gemacht, erzählte er alles weitläufig, was zwischen ihnen und dem Peter von Luna, den sie nach Anord- nung Les Synodes citirten, zu Paniskola vorgegangen war- ") Er bemerkte nicht nur jenes, so Benedikt über ihre Vorfor¬ derung mündlich geantwortet hatte, son¬ dern las auch die ganze weitschweifige Ant- wort des Luna samt dessen Vorschlägen, die dieser um die Kirchenspaltung zu hem- Men machte, öffentlich ab. Ich habe da¬ von schon oben §. 4- das Nöthiqe ange¬ zeigt ; und es lohnete sich in der That nicht der Mühe solch weit, und breites Geplau¬ der auch nur in einen Auszug zu bringen. „ üus peri Unternehmungen der Zvsten Session in Erwägung genommen zu werden verdient, und welches zugleich aus den Akten erhellet, **) ist erstens: daß die Kirchenversammlung zu Kostniz das Edikt *) d»i»b. l. c. p. 566, v. d. Hardt I. c. p. 1146. ^p. l..g>l). I. c. p. 566. v. d, Hardt l. c, p. H90. 2Z4 Geschichte der großen allgemeinen Edikt, kraft dessen Ferdinand, höchst seli¬ gen Angedenkens, König von Arragonicir sich dem Gehorsame P. Benedikts i; ent' zog, und welches hernach sein Thronfolger K. Alphons bestätigte — und von deine schon im Ul. Theile F. §o die Anzeige g^ schah, auch mit ihrem Ansehen gebilligt, gurgeheissen — und zugleich feyerlich e^ kläret habe: daß selbes auch in Zukunst von allen Gläubigen unter Gewissensvc^ Kindlichkeit beobachtet werden solle Peter von Lamberg las die dießfällr^ Verordnung des Synodes ab. Durch sogleich genannten Doktor der Rechten das Konzilium zweytens kund maE- daß es die vormals vom Benedikt im Jahre 1428 zu Marseille hcrausg^ bene Bulle, *) worinnen dieser Usurpnt^ des Papstrhums wider alle Monarchs Könige und Fürsten, die seiner Obed^K entweder schon entsagt hätten, oder in kunft zu entsagen etwa Willens wären, seinen vatikanischen Bannflüchen donnst te, anmit feyerlrch wiederrufen, annullu und für ungültig erklärt haben wolle Die Ursache, warum der Synodus am Kassirung der Afterbulle verfallen, sa)^' folgende gewesen zu seyn: Ferdinand K- v Arragonien war zur Zeit, da letzteres stltutwn kund gemacht wurde, annoch Eic fängt an: la äieiuin tucccNu mrüli» Lic. und ist in den Akten bl!) PSZ. 6rc> ür 5eg-. ju finden. Kirchenvers Zu Kostniz. IV. Thl. 2Z5 der Obedienz Benedikts —! Nun — da dieser alle Fürsten, die sich seinem Gehor¬ same entziehen würden, mir drm Banne belegte, als forderte es die Vorsicht, solche Bulle durch den Machtspruch des Konzi¬ liums zu vernichten damit Niemand ei¬ nen Vorwand nehmen konnte, weder Fer¬ dinanden, noch seinen Sohn, und jetzigen Koma Alphonsen, weil sie sich von dem Gehorsame Benedikts loögesagt, für Ex- kommunizwtt, und Verbannte anzugeben. Nachdem öende obigen Synodalver¬ ordnungen abgelesen, und auf Anverlan¬ gen in die Akren eingetragen worden wa¬ ren, endigte sich die dreyffigste allgemeine Sitzung. Ich habe auch von dieser nichts mehr zu erwähnen, als: daß hiebey der ein¬ zige Kardinal von Visiers, und Bi'chof von Ostia, als Vizekanzler, und ordentli¬ cher Vorsteher des Synodes das förmli- che?Igcet angestammt habe, ohne daß auch die Deputirtcn der 5 Nationen, wie es den¬ noch ansonsten gewöhnlich war, ihren Kon¬ sens erthestet hätten —: Man dürfte viel¬ leicht nach der Ursache fragen? ich will sie auch meinen Lesern nicht verheelen, und sa¬ ge: daß sie von der Zwistigkeit der Fran- zosen und Engländer, die aufein neues rege ward, herzuleiten seye. Es wird auch hof¬ fentlich eine kurze Nachricht von dem Streit- handel, und ein gedrängter Auszug von den rz6 Geschichte der grossen allgemeinen den beyderseits hierüber gewechselten Schrif¬ ten allhier nicht am unrechten Orte stehen. Von der Streitigkeit der Fran¬ zosen mit den Engländern. §» 4-1. Ich habe schon oben §§. rr und 23 er- Pr-z-Z M. zählet. daß zwischen dcnEngländern — und En"lätt°" Arragoniern und Franzosen ein gewaltiger Lern und Streit zu Kostniz entstanden seye. Der Frattivscn. Gegenstand, über den man sich zankte, war das Vorrecht und die Stimme einer eig¬ nen abgesonderten Nation. Die erster» suchten sie für sich mit allem mögliche» Fleisse zu behaupten; da hingegen die letz¬ ter» viele Zweifel aufwarfen, um sie strei¬ tig zu machen —. Aus den Franzosen hat sich anfänglich fast der einzige Kardi¬ nal Ailly wider die Engländer erklärt; denn die meisten mißbilligten die Schrift, m welcher Ailly die Rechte der Englän¬ der, um eine eigne Nation formiren zu kön¬ nen, bezweifelte. *) Nach der Zeit aber mußten sich mehrere zu ihme geschlagen ha¬ ben ; und es scheint: daß die Franzosen sich es zur gemeinschaftlichen Sache ge¬ macht haben, die Engländer aus dem Pot- sesse ihrer Rechte zu verdrängen. So vrel ist gewiß: daß im Name aller zu Kostniz *) S- oben §. 2z. Kirchenver s. zu Kostniz. IV. Thl. 237 anwesenden Gesandten Frankreichs am z Marz an das Konzilium eine Schrift über- Leben worden seye, worinnen die ganze französischeNation wider das sich angemaß- te Recht der Engländer, die Stimme einer eignen Nation bey dem Synode zu haben, feyerlich protestirte. Hingegen muß ich anmerken: daß auch die Engländer über alle Einwürfe der Franzosen geantwortet, und zu chrer Rechtfertigung ein gründlich ^gefaßtes Schreiben am ;r März 14,7 dem Konzilium emgehändiget haben. Beyde Schriften, welche obberührteu Strcithandel beschreiben, gab zuerst Ro¬ bert wyngfteld ein Adelicher aus Eng¬ land, der bey dem K. Maximilian I. Bot¬ schafter war, zu Löwen im Jahre r 517 her¬ aus. *) Allein solche Auflage, so wie auch die zwote vom Jahre 1690 zu Louden, war nach dem Zeugnisse des v. d. Hardt sehr Mangelhaft. Die beste, und unfthlerhafte ist, welche vorgenannter Hr. Doktor aus einer malten, zu Leipzig aufbewahrten Handschrift m seiner vortreflichen Samm¬ lung der Akten des Konziliums zu Kostniz 1'om. V. p. tz7 Lc teq. ans Taglicht gege¬ ben hat. **) Allhier ist ein kürzer Aus¬ zug, *) S. D. v. d. Hardt I. Tone. Lonli. ik krsef. ksr. 2; p. 1075. Man findet sie auch bey Labbe Lons. XVl. und 5ys le^ Was das erstere Schreiben betritt, so lies- es niemals angestrrtten hatten, wo minder Ihre dreßfMgen ZwcifesFe¬ ten Cheil der gestimmten Christenheit aus¬ machen — und folglich eine förmliche, ab¬ gesonderte Nation,dre mit der italienisches gleicher Rechte genösse, bey dem Konzilium vorsteUen konnten — l' Sie bewiesen ihr"! Satz mit folgenden Gründen. Erstens berieien sie sich auf eine Konstitution PaE Benedikt Xll. worinnen dieser im Iah^ iZZ6 die ganze Christenheit, insoweit l^ dem römischen Stuhle gehorchte, in 4 bemeldte Nationen abthcilte; rind bey cher Abtheilnng England unter die teM" Geschichte der grossen allgtlu nnen viiput-Mo rüg, und wesentlicher Inhalt von b'yden. vntlornm sen es die Franzosen zwar zu, so wie sie es niemals angestntten hatten, wo minder die Engländer für sich eine eigne Nation wären. — Ihre dreßfMgen Zweifel zic¬ kten nur dahrn: wominder sie den fünf¬ ten Cher! der gestimmten Christenheit aus¬ machen — und folglich eine förmliche, ab¬ gesonderte Nation,dre mit der italienischen, französischen, spanischen, oder teutschc" gleicher Rechte genösse, bey dem Konzilium vyrstellen konnten — l' Sie bewiesen ihrul Satz mit folgenden Gründen. Erstens beriefen sie sich auf eine Konstitution Papste Benedikt XU. worinnen dieser im JE izZ6 die ganze Christenheit, insoweit dem römischen Stuhle gehorchte, in 4 bemeldte Nationen abthcilte; und bey cher Abtheilnng England unter die teM" sehe Natron gerechnet ward. *) Zweitens da zwischen England z. B. Frankreich sowohl in der weltlrm Monarchie, als Ländergrösse, Volksm^ ge, Zahl der Universitäten rc. als aulPF der kirch rchen Rangordnung, als der Bisthümer, Kirchenspiele ein soarm^ Abstand sich änsserte, daß jenes kaum vierten Theil von diesem — und von^, *) Die pZ.psUcbe ^enstitnrinn stellet i» gami, »Ich l'ä-izt an mit den WottM' i clcÄionis. I Kirchenvers. zuKsstniz.IV.THl. 2Z9 ganzen Christenheit etwa den dreyssigsten Lheil ausmachte, als würde es höchst un. billig seyn, wenn die Engländer der näm- llchen Rechte, als die ihnen so sehr überle¬ genen Franzosen, Italiener rc. geniessen — und eine eigne abgesonderte Nation bey dem Konzilium Vorsteven sollten —. Sie, die Franzosen, läugneten es zwar nicht: daß die Engländer seit Anfang dieses Kon, ziltums der Vorrechte der vierten Nation immer genossen hatten! nur behaupteten sie: daß solches ihnen nicht nach dem Wege der Rechten zugestanden hätte — sondern daß es ihnen vielmehr durch Nachgiebigkeit, oder besser, provisorisch cingeräumt worden wäre. Das Konzilium zu Koftniz, weil es die allgemeine Kirche vorstellte, mußte nach Anordnung der päpstlichen Rechte, und sonderheitlrch Papfts Benedikt er in vier Nationen eingerherlt werden. Die spani¬ sche Nation war lange von dem Konzili¬ um abwesend; cs konnten dahero die Eng- länder ihre Stelle vertretten ! Jetzo aber — da Spanien sich bereits mit dem Konzili¬ um vereinigt hat, und die vierte Nation wirklich formiret,als würde es sowohl wi¬ der die ordentliche Eintheilnng der gelamm¬ ten Christenheit laufen, wenn die Englän. der eine eigne abgesonderte, und zwar die fünfte Nation vorstellen wollten —; gleich, wie es auch der Billigkeit gerade entgegen wäre, wenn man den Engländern, dieser im Verhältnisse so kleinen Portton der Chri¬ sten- L40 Geschichte der grossen allgemeinen stenheit, dm Genuß der nämlichen Vor¬ rechte zulassen wollte, derer sich die Fran¬ zosen, Italiener, Leutschen, und Spanier rühmen mögen. Diese waren die Hauptgründe, mit de¬ nen die Franzosen 'ihre Protestation unterstützen suchten. Ich will sie nicht l>^ kritisirenl ob sie Stich halten, werden tvu' ans der Gegenantwort der Engländer er- sehen —. Gegenwärtig muß ich die dtty Punkte berühren, auf derer Entscheidung die Franzosen zu Ende ihrer StMtschcP drangen. Sie schlossen: daß die Englän¬ der entweder auf alle Ansprüche einer av' gesonderten Nation bey dem Konzilium Verzicht machen sollten —; oder daß nn Weigerungsfälle die drey übrigen allg^ meinen Nationen wiederum in besondcl Nationen, wovon eine jedwede mit den E'^ ländern im gleichen Verhältnisse stA' unterabgetheilt werden konnten wenn keines aus beyden dem Konzilru» gefällig seyn wollte, so würde man bei)de Konzilium in Zukunft nicht mchr nach befinden der Nationen dte Streitigken^ entscheiden, und Dekrete abfassen dürfen sondern man würde bemüffiget sey" Stimmen von einzelnen Richtern, den schössen, wie es von jeher gebräuchlich , zu sammeln. 7) Was die Franzosen^ x) Dieser letztere Vorschlag kam sicher Kirchenverf. zu Kostm'z. IV.THl. 241 noch ihrer Schrift cmfügten, lief dahinaus: daß in dem Falle, wo vhngeachtet ihrer Q Pro¬ italienischen Quelle! Man weiß es, daß die Römer jederzeit durch dieses Mittel,», i.durch die Mehrheit der Stimmen, die man mir al¬ leinig den Bischoffen und Aebten erlaubte, die Oberhand erhalten haben — Wäre da- Konzilium zu Trient ebenfalls, wir dieses zu Lostniy, und das nachlolgende zu Basel, in die Nationen förmlich abgetheilt gewesen — und häkle man dabcy die Dekrete nach dem Gewichte der Nationen, unv nicht nach der Anzahl der votirenden Bischöffe abgesaßt --; v — ich wette: baß die Sache des päpstlichen Primats, der bischöflichen Gerichts¬ barkeit, und so manche andre heilsamen Dinge von Reformation nicht unentschieden g>ebiieben wären —. Vielleicht würde man auch mit der unbedingten Bestimmung aster Glaubens¬ sätze nicht so eilfertig vorgcgangcn seyn; und meinen Kopf —das theuerste, was ich besitze, wollte ich verwettet haben, daß im vorausge¬ setzten Falle bcy dem Konzilium zu Trient ge¬ wiß nicht so viele Hunderte der Anarhcmen wider unsre evangelischen Brüder losgedvnnert worden wären. Was der Schalle den Uiber- schlag gab, war die Zahl von 187 italieni¬ schen Kirchcnprälaten gegen 26 aus Frank¬ reich, und 2 aus ganzem keutschlande. *) T. klsmma Lr numsrum krrlsroruiw, gui sä D- «umrnicsm Triä. L^nväum convcriers. 24r Geschichte der grossen allgemeinen Protestation die Engländer dennoch key dem Konzilium zu Kostniz die Stimme der Ms- Auch bey dem Konzilium zu Rostnl; war der grös- feste Tbeil der Bischöffc aus Italien! von da- rumen sträubte sich P. Johannes XXIII. gc' waltig wider die von den Teutschen vorge¬ schlagene Eintheilunq des Konziliums in die vier Nationen. *) Er wollte durchaus: daß die Stimmen von einzelnen Personen, d t- von den Bischöffen und Aebten gesammelt wüt' den! und er drang hierauf nicht so sehr, weil «6 ein alter, von jeher eingeführter Gebraus war,, als vielmehr, weil er sich sichere Rech' «ung machen konnte, alles durch die üb"^ wägende Zahl seiner ibme ergebenen italie' Nischen Bischöffe durchzusetzen. Allein flir dießmal wollte es der päpstlichen Politik gelingen. Das Konzilium sah eö kirn daß solche Manipulation übel gedeihen möchte, man mit Grunde befürchten müßte: daß n'^ Sache nichts entschieden würde, als was Papste gefällig wäre —! denn die Dischs aus Italien, von denen man wußte: daß arme Schluckers waren, und meistens aus des' Gnadengebalte der päpstlichen Kammer lcb würden bey ihren Schlüffen bloß auf das päp^ licke Interesse gezielt haben. Und dieser 2^ dacht ward um so stärker, als mehr Bede» lichkeit der Gynodus hierüber fassen *) v. d. Hardt "r.i. x. g. 56». Kirchenvers. zu Kostnrz. IV. Thl. 243 fünften, abgesonderten Nation behaupten würden, ihnen dadurch kein Recht, auch Q 2 bey da P. Johannes vor kurjem fünfzig seiner Lieb, ImgezurämischenPralaten und Kämmerlingen, die gleichfalls Sitz und Stimme haben sollten, erhob! Nun — da man weder von diesen, noch von den andern italienischen Kirchenprä- laten,von denen sich der Papst viele thcils durch Geschenke erkauft, theils aber durch Eide verbindlich gemacht hatte, sich eine Unparthey» lichkeit versprechen konnte, *) als ward das Konzilium, meistens aus das mächtige Znthuu 2;. Sigismunds, und vhngeachtet sich P. Jo¬ hannes, und sein italienischer Anhang dawider stemmte, in die 4 Nationen, welche bey Ab- schlieffung der Dekrete ihre Stimmen geben sollten, eingerheilt. Mit diesen da sich nach der *) S. -p. I.»bb. Ooncil. 1-, XV!. p-iz. 4z allwo es heißt: !n b-equLliione penclenrein- dl6ic guLtlio, quomoclo clceiclersntur s^encla in eoncilio, ureum per nsciones in Yeners — vel per espira stnxuls. Lr licer Lee. quis er» MSN plures tunr ?rLlsri ItLli?e, psuperes, quam siere äe omnibus ns^ionibus. ?rgeteres Oo- minu» noller sieeic krLlaws zo eubieulsrivs Oicitur prserers», quoä multos vvluik stbi ob- UZ-ire jursmenro Le inuneribus, Lc iks scruksn- äo per capira niiiil fieret, nist quoä veiler si>o- minus notier. 244 Geschichte der grossen allgemeinen bey andern Kirchenversammlungen sich ei¬ nes solchen Vorrangs anheischig zu ma¬ chen der Zeit die spanische vereinigte — und da die Franjosen wider die Engländer über vorge¬ merkten Fall einer eignen abgesonderten Na¬ tion protestirten —, glaubten die listigen Ita¬ liener die schicklichste Gelegenheit gefunden zu haben, wo sie die Streitsache aus ein neues rügen, und einen für sich vortheilhaften Aus¬ schlag gewärtigen konnten —. Ich weiß zwar: daß der Punkt, die Stimmen nach den Kopsen, und nicht nach den Nationen, Z" zählen, von den Franzose» in Vorschlag ge¬ bracht worden scye, wie es aus ihrer angeführ¬ ten Streitschrift erhellet! Allein warum ich nicht glauben: daß es zwar Franzosen ge¬ wesen seyen, die das Projekt danieder geschrie¬ ben haben — aber daß es von den Italiener" ausgcheckt worden jene — ? Denn einmal ich habe zuviel Zutrauen aus die Einsicht Eigenliebe der französischen Nation, als daß ich glauben sollte: sie hätte im Ernste, ""d aus Uiberzeugung aus obangeregtcn drilN'" Punkt eingerathen! In Voraussetzung des o gen Falls aber würde sie sicher eben so vir als die Engländer, wider derer Dorrcchtsß sich beschwerete, verloren haben; denn di" liener würden nicht nur die Engländer, auch sie sechste, die Franzosen, und daM . noch die Teutschen und Spanier übcrstu Kirchenvers.zuKostniz IV.THl. 245 chm, zufliessen durfte —. Die Franzosen beharreten auf dieser Anfoderunq um so standhafter, als nachdrücklicher sie zu ver- stehen gaben: daß sie im widrigen Falle an ein anders allgemeines Konzilium, und an den künftigen Papst anmit appellirt haben wollten —. Diese Appellation der Franzosen an den künftigen Papst dorfte man- haben. Cs mußte dahrro eine Uiberlistung von Seiten der Italiener untergclauscn sei)» — oder cs müßte die Bestechung, welches ich denn'ch nicht glauben mag, an der Sache ei. nen A ttheil gehabt haben. Denn unmöglich kann ich es mir beyfalleu lassen, daß die Fran- zoscn zu ihrem eigne» Schaden eingerathen ha. den sollten —? Hingegen begreife ich cs ganz leicht, warum sie wider die Engländer aufge- bracht worden seyen, und warum jene so sehr wünschten diese ihrer Vorrechte entsetzt zu wis¬ sen Es ist eine allgemeine bewußte Sache: daß zwischen Krieg führenden Nationen im¬ mer, und fast in allen Dingen ein Mißverständ¬ nis obwalte. Nu — stelle man sich vor: daß die Kriegsflamme, welche schon in beydcn Rei¬ chen wnthete, und die nur durch einige Zeit unterdrückt ward, im Frühjahre 1417 wiede¬ rum losgebrochcn, und das Kriegsherr Hein¬ richs des Königs in England ins französische Gebiet eingefallen seye —; lind man wird leicht fassen - warum die Franzosen so heftig bcy dem Konzilium zu Kostniz wider di« Eng¬ länder geeifert haben —. 246 Geschichte der grossen allgemeinen manchem, und zwar um so mehr paradox vorkommen, als verläßlicher man weiß: daß es meistens Gelehrte aus der franzö¬ sischen Kirche gewesen seyen, die sich vor¬ zügliche Mühe gaben die oberste Gewalt der Konzilien, und folglich auch der Kir- chenversammlungzü Kostniz festzustellen—. Ich sechste würde mich hierüber befremden, wenn ich nicht schon gelernt hatte die Men¬ schen nach ihren verschiedenenLagen undUm- ständen, in denen sie sich in verschiedenen Zetten befinden, zu beurtheilen. Will man diese, zu achter Prüfung unentbehrliche Regel auch im angeführten speziellen Falle anwendbar machen, so wird das Ungereim¬ te von dem Appellationszuge der Franzo¬ sen an den künftigen Papst alsogleich ver¬ schwinden. Ich dächte das Räthsiihaste dadurch aufgelöst zu haben, wenn ich sag¬ te : daß die Franzosen zur Zeit, wo sie die oberste Gewalt der Konzilien bestimmten, mit wohl beachtlicher Uiberlegung gehan¬ delt Haven —! da sie hingegen in dem wi¬ der die Engländer geführten Streite von dem Strome der Leidenschaften dahin ge¬ rissen, leicht einen unrichtigen Satz, als je¬ ner von dem Appellationszuge war, in ih¬ rer vollenHttze daniederschreiben konnten— Ich will aber diese meine Muthnml- sung eben Niemanden aufdringen. Met^ netwegen mag ein andrer hierüber glost^ ren, was, und wie er will. Ich habe m Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Lhl. 247 diesem Stücke so, wie in allen übrigen nach den Pflichten eines redlichen Mannes, der also schreibt, wie er denkt, zu handeln mich bemühet; gleichwie ich auch von der an¬ dern Seite die Schuldigkeit eines Histori- kers erfüllt zu haben mir schmeichle, da ich die Einwendungen der Franzosen, mit denen diese die Engländer von dem Posseste ihrer Vorrechte herabzustürzen suchten, angeführt hatte. §. 45. Nun aber fordert die nämliche Pflicht, die rch mir als Geschichtschreiber auflegte, ' auch die Rechtfertigung der Engländer, mit der sie die Einstreuungen ihrerGegner abzu¬ lehnen, und die Vorrechte einereignen abge¬ sonderten Nation zu behaupten bestiessen waren, im Auszuge hieher zu setzen. Was die Engländer gleich zu Anfänge ihrer Schrift, die sie am letzten März dem Synode übergaben, anführten, zielete da- 6sNo,. hin: daß ihre Absicht niemals gewesen wä¬ re durch ein mulhw'.lliges Gezanke, oderMärr. auf was immer für eine Weise den Frie¬ den der Kirche zu stören —. Sie hätten sich jederzeit friedlich betragen, und sogar öu offenbaren Beleidigungen, mit denen Are ganze Nation angetastet ward; ftillge- ichwiegen, weil nach dem Ausspruche des Propheten*) nur Stille der Nutzen der Ge. Iesaia xxxii. i?) 248 Geschichte der grossen allgemeinen i Gerechtigkeit wäre. Nun aber konnten, noch dörften sie länger schweigen, aus Ur¬ sache : weil ein Irrthum, wenn man chme nicht Widerpart hält, begnehmiget zu wer¬ den scheint, und in dem Falle, wo man die Wahrheit nicht vertheidigt, sie unterdrückt zu werden m offener Gefahr steht —. Die Engländer beantworteten dahero alle Ar¬ gumente der Franzosen insbesondere, und, nachdem sie ihre sammtlichen Zweifel hoben, drangen sie auf die Bestätigung ih" rer Vorrechte. Uiber das erste, d. i. über die Konstitution Papsts Benedikt XU. aut" werteten sie: daß vorgenannten Papsts Absicht niemals gewesen wäre eine genaue Abrheilung der Christenheit in 4 Nat>^ nen zu machen, noch weniger aber den tionen ihre Rechte zu bestimmen, Se>u ganzer Endzweck lief dahin aus, damit den Benediktineräbten zu ihren vörzukehckU den Visitationen, und abzuhaltenden K«' piteln eine ordentliche Marschroute dur^ alle christlichen Provinzen ausgenE würde, wie es in des nämlichen Pap^ Bulle ln extrgvgAgnti, 8tatuimus Ac. bloß für Vie schwarzen Mönche geschrled^ ward, wortdeutlich ausgedrückt stüudk Was das zweyre beträfe, sagten die länder, so müßten die Franzosen bey Al § Messung ihres sowohl zeitlichen Reichs, auch geistlichen Regiments den verloren haben —! denn sie behaupt"^ „ daßEngland in keinem einzigen Dinge,w man auch auf die Grösse-Würde — A" Kirchenv^rs. zuKostnizIV. Thl.r49 Ansehen—'Reichthüme— Volksmen.e-rc. Rücksicht nähme, Frankreich weichen bSste. Wenn ihre Kalkulation richtig war,sololl. Lnt.n,,'. te Großbrittannien in der Lange von 2or. -> p-rt° 6,. den bis Süden über 82s-Meilen, eine Ztre, cke von 40 Tagereisen enthalten haben—. Diese Berechnung wird Niemarden mcnäia. übertrieben scheinen, der in Erwagmg nimmt, daß die Engländer ihre Nawn nicht allein innerhalb der Gränzen ihres E «ä »LUn- nigreichs eingeschränkt haben wollten 8-".^ mn- sie rechneten zu selber auch Schottland, lr- land, die orkadischen Inseln rc. und zckle- ten nebst vielen Herzogthümern,Varonm, comincnr, Z2 grosse Komitate; wo es dennoch in -xr«n- Frmckreich, nach der Aussage der Franor ftn selbste, nur viere gäbe —. In Vr- aussetzung dessen hatten die Engländer ,e- wiß nicht Unrecht, wenn sie sagten: daßh- re Nation, wofern sie auch die französiche im Betref der ausgebreiteten politiscien Herrschaft nicht überträfe, mit selber dn- noch ganz gewiß im Gleichgewicht stünde-. Dieses nämliche Gleichgewicht, wo nicht mr ein offenbarer Überschlag, äusserte sich arch in Verkirchlichen Regierung! denn, wo ran i„ „ im Frankreich nur 6000 Pfarrkirchen H. lete, so gäbe es in England nebst den )ie- p^rer c». len Kathedral- Kollegial- Hospitalkiiyen, ^-cir-ies Probsieyen,Prioreyen rc. annoch bey §,000 und zwar wohl fundirte Pfarreyer—; wel^ iiono- *) S. -p. Labb. I. e. p. 597. v. d. )ardt mulmm "r. v. p. 89. LZS Geschichte der grossen allgemeinen »Er«, welhes man aus deine entnehmen konnte, werk aus selben, zum wenigsten tausend int^mrer. neu, Blsthümer, von denen ein jedwedes veqmku, mitsv reichen Einkünften versehen s'eyn «ci minus müsse, als es die französischen immer wä- ^oMns" ren,errichtet werden konnten—. aclev ML- Zni, ser». Die Engländer, nicht zufrieden mit de- les K ko- me daß sie die ausgebrettete Herrschaft chkr Nation sowohl in polirischer, als auch runr.qugm kichlicher Verfassung bewiesen, glaubte» re§no jhrm Reiche auch einen neuen Glanz z» . veschaffen, wenn sie das Alterthum ihrer rer creLii Kiche in Vorschlag brächten —. Glk sonc. saten dahero, daß England viel eher, ab Frankreich den christlichen Glauben an- geommcn hätte, weil Joseph von An" »Nlthra, ein ehrbarer Rathsherr, nobilis vLUl-io, der den-Leichnam Christi in ein lei- neies Tuch gewickelt, und in ein neues Grab ge.'gt hatte, **) kurz nach dem Leiden des Eiösers nach England gekommen wäre, allvo er das brittische Volk zum chrrst^ chs Glauben bekehret, und seinen bischm/ lickn Sitz zu Bathe errichtet haben so«' te—. r) An- *, ^p. I-rbd. I. c. p. 597. v. d. Hardt l. c. Yl. XV. 4z k r) 5s war von jeher ein eitler Ehrgeiz fssi christlichen Kirchen, daß eine jedwede den" pkk» Kirchenvers. zuKostniz. IV. Thl. 251 Anbey vergassen die Engländer auch nicht sich auf andre Vorzüge, derer sich ih¬ re ben sich aus das Alterthum berief, und ihren Ursprung in dem apostolischen Zeitalter auf» suchte. Man nahm btebey öfters, weil ächte Urkunden nicht hinreichen wollten, zu unterge¬ schobenen Schriften seine Zuflucht — und es wurden Key mancher Gelegenheit, um das Al- terthum einer Kirche auszuzieren, Mahrchen miluntergemischt. Man that es um seiner Kir- che die eingebildete Grosse zu zuziehcn. Ich wüßte hierüber mehrere Bepspiele auch aus den ältern Zeiten anzuführen — ! Doch eS maz uns hievon das einzige Beyspiel der Engländer hinlänglich überzeugen. Durch die Begierde nach dem Altcrthume gereizt gftngen die Eng, lander mit der Errichtung ihrer Kirche bis ins zweyle Jahrhundert, oder wohl gar bis in die apostolischen Zeiten zurück. Allein ich muß, zwar nur kurz, «»merken: baß es ihnen in die¬ ser Sache nicht nur mißlungen habe, sonder» baß es ihnen auch niemals gelingen könne! Denn was den Joseph von Arunathia be¬ tritt, der nach der Angabe der Engländer in ihr Königreich mit annvch ir andern Gesellen gekommen, und die christliche Kirche in Eng- land gepflanzt haben sollte — so scheint diese Erzählung von dem nämlichen Gelichter zu seyn, von welchem bas Histörchen der Fran- tosen von dem Apostelamte bet Dionysius Ares- 52 Geschichte der grossen allgemeinen : Nation rühmen konnte, zu beruffen, als V. auf die Mehrheit der Sprachen u- d- Areapagicen kn Gallien Ist. Beyde H'ß^ rken haben offenbare Merkmaale einer lp^ tern Erfindung! denn was jene bctrift (b't Falschheit der zwotend. i. daß Dionysius""" Areopago, ob er schon als Schutzheiliger """ Frankreich verehret wird, dennoch niemals hin gekommen seyc, noch viel weniger die sie christliche Kirche daselbst angelegt babe- ba der gelehrte Launoi mit überzeugende»^''^" dargelhan) so hinkt die Glaubwürdigkeit Geschichte schon in Rücksicht dessen, daß nur keine gleichzeitigen Zeugnisse, die e'V liche Quellen abgeben konnten, sondern , einmal Zeugnisse von dritten, vierten, und'"' «ern Jahrhunderten angeführt werden tt»oS Ich will keine Zweifel, welche über Erzählung aufgeworfen werden können, ren, ob ich schon derer mehrere zu rügen lv te, als z. B. über den Kircheichrengel Bach, dessen Einkünfte der damalige von England dem Joseph von Aru"" zu einem Tafclgelde angewiesen habe» ss' Denn ich könnte doch fragen, wüßte, daß Bath, eine in der Grafich^ werfet gelegene engländische Stadt, sch"'^z, Aposielzeiren ein bischöflicher Sitz fee¬ re-? Allein alles dieses unberührt gei^ will ich nur anmerken r daß Bed.r,vcr t -Kirchenvers. Zu KostnjZ. IV. Thl. 25 z 8l. Aus welchen allen sie folgerten: daß, weil die englandische Nation in keinem ein¬ zigen sich ave Mühe gab daj Merthum seiner eng» ländischen Kirche ausfindig zu mache«, von ri¬ nem durch genannt«? Jünger Jesu in Eng» land gepflanzten christlichen Kirchengrmemd« unö keine Sylbe hinterlassen habe. Beda setzt de« Ursprung des christlichen Glaubens auf die Zeiten Mark Anvcls des K. und des Papsts Eleutherius. „Dieser, schreibt Bt» „da, *) empfieng im Anfänge feines bischöfii» „chen Amts (er folgte dem nach der gemeinen Meinung im lösten Jahre der kirchliche» „Zeitrechnung verstorbenen Toter) einen Brief „von einem Könige Luzius, der damals irr „Britannien regierte, und worinnen er ihn er» „suchte, daß er ihme zu Hülse kommen mögt?, „damit er ein Christ werden konnte. Dec „Bischof Eleutherius gewähret« ihme auch sck „ne Bitte, und die Britten blieben im stille» „Genüsse der christliche» Religion bis zu den „Zeiten des Diokletians. „ Ev vieles Ler da. Allein — wie gutwillig immer dieses vorgenannter Münch geglaubt haben möge, so wenig kann man dennoch sagen: daß das jeni» ge, was er vom briktischen Könige Luzius er¬ zählte, auf sichern Füssen stehe —. Denn wie verdächtig das Zeugnis? eines Maniws, der nicht nur etliche hundert Jahre nach dieser Te» *) Lrclsst Instar. Zsntis ^NKlorum Lib.b «sp.4», 254 Geschichte der grossen allgemeinen ziqen Stücke unter der französischen wäre, sondern in einigen dieselbe wohl gar übe» träfe, sie auch ihrer Vorrechte, die sie als eine abgesonderte Nation bey dem Konzil lium zu Kostniz bis hieher genossen HM auch in Zukunft nicht beraubt werden dörs te. Sie widerlegten das Einrathen btt Franzosen von allen dremn Punkten, und machten den endlichen Schluß, daß, wenn doch die ganze Christenheit in 4 Nationen tingetheilt werden müßte, welches sie aber eben nicht für eine nothwendige Sache nw geben wollten, die Eintheilung um viel nutz' Ig-o äni- kicher nach den vier Weltgegenden vor§e' 6» 6" nommen werden konnte, und zwar also- luro-' daß eine Kirche von Osten — die zwote von PL. Westen—die dritte von Norden — und die vierte von Süden wäre: zur erster« gehos reten Hungarn,Böheim,Polen undTeUts^ land; zur zwoten Frankreich, und Spanien, so wie die üördliche die Königreiche Eng¬ land, Schottland, Irland mit den angraw zendcn Inseln, Dänemark, Norwegen, u"s Schweden ausmachten; und zu der mittags gen müßte man ganz Italien und jene stln von Griechenland, welche den Ptnn^ Begebenheit gelebt bat Weda schrieb i» sang des vm. Iahrbanderts) und der in d Sache fich auf kein alters Denkmabl bb sondern der auch anuoch dazu in andern gen vieler Leichtgläubigkeit beschuldigt wir- sey» müsse — mögen auch Anfänger in Geschichtskunde wissen. Kirchenvers zu Koftniz. IV. Thl. 255 des R. P. anerkannten, als z. B. Kan» dien, Cyprrn rc. zählen. Also lautete die von den Engländern wider die Protestation der Franzosen ab¬ gefaßte Rcchtfertigungsschrift Ich will allhier die beiderseits angeführten Gründe in keine kritische Untersuchung zie¬ hen. Von welcher Seite die Wagschale das Uibekgewicht habe, mögen meine Le¬ ser von selbste schliessen. Nur so vieles wag ich versichern: daß das Konzilium zu Kostniz die Rechtfertigung der Engländer für gültig und standhaft habe befinden müs¬ sen, weil es ihre Ansprüche auf eine eigne abgesonderte Nation begnehmigte. §* 46. Die Sache ward bey der ein und Ein drcyßigsten allg. Sitzung am ;r März und *417 in Vorschlag gebracht. Thomas drey- Polton, einer aus den Abgesandten desßjgfte brittischen Hofs, und der in vorangezeig- Session ter Streitsache das Amt eines Sachwal¬ ters vertralt, übergab bey der so zahtrei.;lMärz. chen Versammlung von Kirchenpräläten, Und weltlichen Fürsten obangeregte Streit- Die e»?. schrift, bat das Konzilium um die so gnä- Ad'sthc dige als billige Entscheidung — protcstir-Mdaurit te förmlich, und im Name aller seiner Kob fünfte Na- legen, der engländischen Botschafters wi-^''^ her die Einwürfe der Franzosen, und be- umn s>estä' Varrete auf seinem Anfordern, mit deme ngr, er 256 Geschichte der grossen allgemeinen er auf die Bestätigung der Vorrechte sei¬ ner Nation drang, standhaft. *) Es wird in den Akten zwar angemerkt:baß das von den Engländern überreichte Pro-Memoria nicht öffentlich abgelesen worden seye l al¬ lein solches geschah aus keiner andern Ur¬ sache, als weil man die Zeit, die schon zur Ausgleichung andrer Zwistigkeiten bestim¬ met war, mit dem so langen ynd weit¬ schweifigen Schreiben nicht verlieren woll¬ te. Lahero unterblieb die Ablesung so¬ wohl der einen, als auch der andern Streit¬ schrift. Man liest zwar auch nirgends ili den Akten: daß die Kirchenversammlung zu Kostniz über angeführten Gtreithanvel der Franzosen mit den Engländern einen förmlichen Ausspruch habe kund mache" lassen —! Inzwischen kann man dennoch so vieles schliessen, daß das Konzilium M zu Gunsten der Engländer erkläret haA weil diese auch nachmals in dem PojM ihrer Vorrechte blieben —, und näck A Vereinigung der Spanier die fünfte Nation bis zu Ende des Synodes ver¬ stellten. D-sKoii;i. Nachdem über vorgedachte englanA K-M>i» der °rdnungsm op. I-sKb. 1. c. p, Z88. 0' 1°. ^V. x. H96. Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 257 zwischen Philippen Grafen von Verue, und Albrechren Bischof von Asti entstan¬ denen Strerthandel vor, und bat das Herl. Konzilium, ein ernstliches Ermahnungs¬ schreiben wider den erster« verabfolgen zu lassen. Dieses geschah auch nach Anver- langen, und der nämliche Bischof von Kon¬ kordia erhielt dre Ordre das Monitorium wider vorgemeldten Grafen bey der giften Sitzung zu publizircn. Doch —- ehe ich von diesem rede, muß ich den Hergang der Sache erzählen. Albrecht ward bey seiner Rückreise von Kostniz, die er mrt Erlaubmß des Synodes unternahm, in der Lombardey auf Befehl des Grafen in Verhaft genommen, und auf einem alten, in seinem eignen Kirchensprengel gelegenen Schlosse ins Gesängniß geworfen. Die Ursache dieses gewaltsamen Unternehmens soll nach der Aussage Georgs, des Bi¬ schofs leiblichen Bruders *) keine andre gewesen seyn, als weil er sich geweigert hat- ke nach dem Anverlangen des Grafen 2000 Dukaten zu bezahlen, zwey Schlösser an wn zu übergeben, und etwelche adeliche Männer aus seinem Gefolge abzudankerr. sobald als die Gefangennehmungdes Bi¬ schofs von Asti zu Ohren des Konziliums kam, erhielt auch der Erzbischof von May- mnd, dessen Suffragan Mer war, den Anf- krag die Sache kommissonsmeWg zu un- ^suchen. Das dicßfallige Geschäft ward R den V. h. Hardt 1°, IV. x»x. r»97, 2;8 Geschichte der grossen allgemeinen den zween Bischöffen von Pavia und von Novara anvertraut; allem sie konnten rn der Sache mcht Vorgehen, well genannter Graf unübersteigliche Hindernisse machte, und den Bischof auf keine Weise freylassen wollte. Das Konzilium zu Kostniz glaub' Le dahero sich, wo nicht bemüssigt, dennoch berechtigt zu sehen, nach ge-stlichen Zwangs Mitteln zu greifen; gleichwie es auch wirk¬ lich bey der allg. Sesson ein Monitorium kund machen ließ, worinnen dem Grafen von Verue unter der Strafe des Bannes aufgetragen ward den gefangenen BiM nach i2 Lagen von dem erhaltenen fehle in Freyheit zu setzen. *) Was mir in dem Monitorium gleich bey dem ersten Anblicke auffiel, war der Beweggrund, den das Konzilium vorsüMs te um wider vorgenannten Grafen den Weg der kanonischen Rechte einzuschrelt^ Es heißt: das Konzilium hatte sich z» den wider den Grafen bestimmten Verfügu" ' gen entschliessen müssen, und zwar vorM Wüj» lich aus folgender Rücksicht - weil die«^ corum kiLlacor, Lr Usici in Lleri- cori._. Irin kr- bvLnr ju- »ircULUo- nem Lc po. tcrchanen keine Gewalt in ihre chenpralaten hatten; so wenig sich ^^nemet Gerichtsbarkeit gegeir d- nui- Gctsilkchen anmasscn börsten. Dik! von dem Synodus unbedingt darniedeea, schelt *) DaS Monitorium findet man in den Akten I-sbbs !. c. p. 58;. v. d. Hardt l- iroo ör Kirchenverst Zu Kostmz. IV. Thl. 2 59 schriebene Satz fallt auch zu sehr in die Aü? gen, als daß man ihn gerades Wegs vor¬ bei) passiren lassen sollte —. Ich dachte: daß er auf gleiche Art, mit welcher schon andre derley Synodaldekrete von mir in Untersuchung gezogen worden waren, *) einer Revue nöthig hatte. Ich will, aber Nur im Vorübergehen anmerken: daß Bel- larmin, dieser eben so starke römische Theo- log, als Kardinal, bey Gelegenheit, da er von der geistlichen Immunität redet, au- angeführten Worten sehr viel Wesens ma¬ che. Er dünkt sich recht groß darauf, und glaubt: daß sein Satz, die Geistlichen wä¬ ren in keinem Stücke der bürgerlichen Ge¬ richtsbarkeit unterworfen, **) dadurch bis zur Evidenz erwiesen würde —. Bellas min schloß: bas Konzilium zu Kostniz hat ausdrücklich verordnet: daß die Unter- thanen rc. mithin wäre es auch eine rich¬ tige Sache, daß die Layen mit den Geist¬ lichen nichts zu befehlen hätten, und die^e von jener ihrer Gerichtsbarkeit vollends exemt wären —4 Der Kardinal muß überaus scharfsüchtiqe Augen gehabt haben, um eiNzusehen: wie auf was Weise der R L Hin? *) K. UI. Th. dieser Gcsch. §. 6 Anm. a. NeÜLl-miiNim c. oäv. Nr.rclajum, allwv der Kardinal wortdrutlich sag!: Nibcliros nul- liübere poreltsrem eriam psÜcicsiN itr krs- 6cuc n«s in Lle-rico», itt xsüoreM. 26O Geschichte der grossen allgemeinen Hintersatz in dem Vordersätze enthalten ober gegründet würde —. Ich wäre nicht so glücklich eine so verborgene Entdeckung zu machen! denn in dem erstcrn Satze ist die Rede von einer Lhatsache — und in dem zweyten schließt Bellarmin auf das Recht der Immunität. Der gute Mann hätte es doch wissen sollen, und er Härte es aus Er¬ fahrung wissen können: daß Tharsachm nicht rmmer mit den Rechtssachen verbrü¬ dert wären —. Frcyltch gründete Bcl- larmin, und mit ihme die ganze römische Hockanzley den Schluß von der geistlich.ir Immunität auf den Ausspruch des Sy- nobes, wer! er sich auf die angegebene Un- trüglrchkert der Konzilien stützte. Allein wußte denn der so weise Theolog nicht: das; der jenige, der sechste zu dem Menschen aus dem Volke sagte: daß er nicht zmn Richter oder Erbtheiler gesetzt wäre, *) sei- ner Kirche unmöglich ein Recht in weltli¬ chen Dingen habe zutheilen wollen. Geist¬ liche, und sollen sie auch gefürstete Bischöf¬ fe, und Eminenzen heissen, sind als Bür¬ ger des Staats, aus derer Sphäre sie nie¬ mals heraustretten, in bürgerlichen Din¬ gen der bürgerlichen Obrigkeit unterwor¬ fen. Mithin mußte der unbedingte Aus¬ spruch des Synodes zu Kostniz, daß die Unterthanen rc. unrichtig seyn; und folg¬ lich mag er auch zur Probe dienen: daß die allgemeinen Konzilien in allen ihren *) I.uc, XU. 14. Kü-chenvers. zu Kostniz IV. Thl. 261 Schlüssen nickt untrüglich seyen. Man konnte zwar das Konzilium zu Kostmz mit deme entschuldigen: daß cs obigen anstös¬ sigen Satz durch kein eignes, gestiesscntlich ahgefaßtes Dekret festgestellt — sondern nur im Vorübergehen darauf als auf ei¬ ne allgemein angenommene Meinung sich be- rufen habe. Edmund Richer ein so mutbi- ger als gründlicher Gottesgelebrter ans der französischen Kirche, giebt diete Antwort zur Rechtfertigung des Synodes bey Ge¬ legenheit, wo er vorgedachten kahlen Satz des Bellarmin widerlegt; *) wohin ich auch den wißbegierigen Leser verwebe. rr war es genug, das angeführte nur berührt zu habenbesonders, weil es der Stoff ei. nes. historischen Werks schlechterdings nicht zulaßt Rechtsfragen mit allen dahin ein» schlagenden Einwürfen aufzulösen. Nur sollte annoch hinzuqefügt haben, daß es die Granzen eines Geschichtschreibers nicht überschritte, bey Erzählung der Thalsachen zugleich seine Meinung zu aussern. Mit dieser Anekdote schliesse ich meine Erzäh¬ lung über das Monitorium, welches in der Sache des Bischofs von Asti von dem Kon¬ zilium zu Kostniz wider vorgenannten Gra¬ sen von Verüe abgefaßt ward. Nun komme ich zu den weitern Ver- vrdnungen des Synodes, welche bey derred-r'V ast. Sitzung. G- ttiNor. OrieN. Zcnersl. t-ik. H. c»z>, z »4 !»> »78. §62 Geschichte der grossen allgemeinen allgemeinen zisten Session abgeschlossen wurden, und welche ein Doktor aus Polen öffentlich ablas. Ich will sie ganz kurz fassen, und ihr Inhalt ist folgender: ") Das erst? Dekret verbot unter schärftster Ahndung alle Pasquille; und zu einem Merkzeichen, daß derley Schmähschriften vollends verworfen werden sollten, zerriß der Doktor auf der Stelle eine derley Eh¬ renschänderische Skarteke —. In dem zweyten ward Wilhelm Bischof von Ba- yeux, dcme Benedikt i z das Bisthum ver¬ lieh, in dem Possesse seines Kirchensprengels um so mehr, als sein Mitwerber, den Jo¬ hann 2Z ernannte, bereits mit Tode ab- gegangen war, von dem Konzilium bestä¬ tigt —. Drittens ertheilte das Konzilium dem Bischof von Gnescn Erlaubrnß, ob¬ schon ein Sachwalter des preußischen Rst^ Mordens dawider prorestirte, den Bries des Königs von svolen, und seines BrA ders des Großherzogs von Lithauen os- fentlich abzulesen. Der König berichtet darinnen, wie man es aus der polnische" Geschichte weisst) daß nach dem Auftra¬ ge des Synodes, und vorzüglich des Kai¬ sers im verflossenen Jahre wirklich von ter ner und des Ritterordens Seite ein Kon> greß abgehalten worden seye, um die S. SP. r. c. p. 5SY. 590. »- Hardt I. c. p. r lyS Sc 5c<, **) T. OtnsoNum koton, Xl. 3/ Sc ie^, Kirchenvers zu Kostnkz. IV. THI. 26z densverträge zu schliesse. Allein die Un- terhandlung hätte nicht zu Stande kom- m-n können, weil von dem Großmerster des krregerischen Ordens solche Bedingnisse vor- geichlagen worden wären, die er, ohne dem grössesten Nachtheile seines Reichs, niemals ringehen konnte. Was den Großmeister damals so stolz und nru^'.jg machte, war die neue Allianz, welch" er mtt dem Tar- tarcham schloß —. Das v-eree Dekret der zrften Srtzuna enthielt eine Verord¬ nung kraft welcher allen Unterchanem der Mark Anrona ernstlich aufgetragen ward dem Angelus Lorraro, vorher Gregor 12, als ihrem rechtmässigen Legaten allfäl¬ ligen Gehorsam zu leisten —. Und in dem fünften wurden im Betrefder böhmischen ReligionsstreLtigkerten, neue Kommissa- rien ernannt. Aus den vorherigen ")wa- ren einige, als z. B. der Bischof von Ales- fandria im Mayländischen gestorben; an¬ dre hatten ihr Kommissronsamt danieder- gelegt. Mithin wollte das Konzilium die Stellen, welche bey der in Religionssa¬ chen der Böhmen ungeordneten Kommis¬ sion in Erledigung kamen, durch neue Sub- jekte ergänzen —. Da eben von den Böhmen, und der wider sie angeordneten Synodalkommissi. vn die Rede war, dächte ich eine schickliche Gelegenheit gefunden zu haben, wo wir uns *) S. eben §. Z S- 14. s64 Geschichte der grossen allgemeinen uns von Kostniz nach vorgedachtem Kö¬ nigreich Böhmen wenden — und uns umsehen konnten, wie es darinnen mit den Religionsstreitigkeiten stünde. Hievon solle auch in folgenden Paragraphen eine interessante Erzählung folgen. Von den Unternehmungen der Böhmen in Religionssachen. §. 47* Seit demeIohannAlssundAersny- rionc/in MW von Prag zu Kostniz verbrannt wor- Böhmciü den waren, hatte sich der Geist der Zwie¬ tracht und Empörung in Böheim ihrem Vaterlande immer mehr ausgebreitet. Äw habe es schon im III. Theile 8* i6 erzäh¬ let, wie heftig die Edlen aus Böhmen über den Tod des Huß entrüstet worden seyen! nun kann man sich leicht vorstellen, wie schmerzlich ihnen die Nachricht von des Hieronymus nämlichen Schicksale, woduH ihre erstere, bluttriefende und annoch nicht zusamm-ngeheilre, Wunde auf ein neues aufgeritzt ward, habe fallen müssen Die Funke, welche durch beynahe zwey Jahre beständig unter der Asche glimmtr, brach um diese Zeit, d. i. gegen das Früh' jahr 1417 in Helle Flammen aus. Die ganze böhmische Nation ward in zwo Faktionen getheilt. Die eine, wovon Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 265 ! die größte Anzahl die Geistlichkeit aus- Machte, hielt es mit der Kirchcnvcrsamm- lang zu Kostniz; die andre hingegen, zu ' welcher ein beträchtlicher Theil des Adels, und eine ungeheure Menge des Volks sich schlug, schimpfte wider selbe, als erne bvs- hafte Rotte von Barbarn —. Jenen gab Man den Namen der Römischen; und dre¬ se wurden Hussiten genannt! beyoe eifer¬ ten wider einander mit wechselseitigerWuth; und beyde verheerten rhr Vaterland ge¬ meinschaftlich. Die Hussiten zeichneten sich in der Wildheit vorzüglich aus; sie zündeten Klöster an — plünderten Kir¬ chen und Gotteshäuser — und tödttten sehr viele Priester, die in ihre Hände sie- len. Das Feldgeschrey dieser grausamen Horde war: Es lebe wikliff und Huß. Go sehr die Huffiten immer die Granzen der Menschheit überschritten, so wenig muß- ten sich auch die Römischen, derer Loswort j messe: Es lebe der Hapft, *) binnen de» ! Schranken der Mässigkeit, und der christ¬ lichen Liebe zu halten. Auch diese haue- Em alles in die Pfanne, so ihnen von der ^egenparthey aufstieß. Doch ist es sicher: daß jene, und besonders die Taboriten diese an der Unmenschlichkeit weit über¬ gossen haben. Die Grausamkeit der Ta« .vritkn war so groß, daß Böhmen kein ?Mliches Beyspiel jemals gesehen oder ge- )drt haben sollte, wenn Bohuslaw Bal¬ din ) S. Hagels böhmische Chremik sä sr>. 1417. s66 Geschichte der grossen allgemeinen hin die Wahrheit sagt. *) Sie verheerten zuerst unter Anführung des Niklas Herrn und Inhabers der Herrschaft ^vssinMz nachmals aber unter ihrem berüchtigten Feldherr« Kischka, der sich in Kürze durch seine Grausamkeiten und das Glück seiner Waffen den Ruf eines neuen Sertorirrs erwarb, **) die drey Pilsner, Pracht"^ und Bechiner Kreise, ur derer letztem am Anordnung des ßischka Tabor angelegt ward, Von diesem Orte aus zogen dre Hussiten nach Prag, allwo von beydcn Partheyen Meutereyen angezettelt, und um glaubliche Grausamkeiten ausgeübt wur¬ den. Meine Absicht ist nicht eine GesiM' te-vom Hussitenkriege zu schreiben,wie ich schon zu Ende des dritten Theils §. 87^, merkte. Wer sich hievon eine vollständig Nachricht zu verschaffen Belieben trägt, ass die rm a»O,§. rk S,?i genannten Schru^ steiler —. Was ich hier Orts nicht u" berührt lassen darf, weil es ansonsten Diese Lnlschlos stnheit liessen sie auch nach der Zett nicht fahren; sondern ihr Muth nahm von Tag zu Tage immer mehr zu. Sie hielten im Anfänge des März 1417 abermals einen Landtag zu Prag. **) Die Ursache ihres Zusammentritts war, die über die Hinrich¬ tung des Huß und Hieronymus von Prag in Böheim entstandenen Unruhen zu stillen — und wider die verketzernden De¬ krete des Konziliums zu Kostniz abhelfk- che Maaßregeln zu treffen. Aus den Punkten, welche dabey abgethan wurden, stnde ich folgenden, weil er in Religionssa- chen einschlagt, meiner Aufmerksamkeit wur- big. ES ward bcy dem Landtage die Fra- Ke aufgeworfen: ob man dem Konzilium W Kostniz, welches den Genuß des heil. Abendmahls unter beyderley Gestalt ver- Lvt, und die Uibertretter mit den schärft, sten sowohl geistlich- als weltlichen Stra¬ fen *) G. III. Th. §. »7. »8- **) «. Hagrks Chronik l- «. d 268 Geschichte der grossen allgemeinen fen gezüchtigt wissen wollte, *) gehorchen müßte — ? Was zu solcher aufgewors^ nen Frage die näheste Veranlassung have geben mögen, ist so schwer nicht zu erra- then. Nachdem Jakob von Mieß, gN' sonst Iakobevuö genannt, von deme das mehrere im Hl. Theile Anm. meldet, Sigismund Rzepansky und Pe^ ter von Dresden zu Prag — Aoranv zu Pilsen — Ian Bissupecz zu RnE mau — und andre in andern Orten Nothwendigkeit der Kommunion «ntt beyden Gestalten nrcht nur gepredigt, dem das Abendmahl auch wirklich aus che Art dem Volke ausgespendet hatten^ und da von der andern Seite viele, beion ders die von der Geistlichkeit waren, nn die den Dekreten des kostnizischen Kon?' liums fest anhiengen, sich mit Unqestünnn dawidersetzten,und auf jene als Ketzer Dw ten — so mußten nothwendiger M ' durch das ganze Königreich gewaltige ruhen entstehen. Nu —.' um diesen avZ Helsen, und sich sechste aus der Verwirru^ loszuwinden, Übergaben die böhnnsty Lanvstände die Beantwortung obiger rv " ge an die Prager Hoche Schule —' Weil die Frage, ob man das Aben^ mahl unter beyden Gestalten denLayen^ *) S. is. Tbetl F. 42 allwo daS Dekret der Session stehet. i Kirchmversi zu Kostniz. IV. Thl. 269 chen dürfte, oder ob man vielmehr das Ver¬ bot des Konziliums zu Kostniz beobachten wüßte, in dicRelrgionssache einschlug,woll- ,o Er ten die Edlen um keine Machtsprüche über "neu ihnen nicht bewußten, und äusser ih¬ rem Gerichtskreise stehenden Gegenstand zu machen, hierüber nichts entscheiden : som bern sie begehrten von der Universität, und vorzüglich Von den Professor» der theolo- Zsschen Fakultät, daß diese sich über die Kommunion schriftlich erklären sollten. Die Mosrstorn hielten auch nach erhaltenem Auftrage ihre ordentlichen Sessionen, um die »rage gehörig zu untersuchen; und nach¬ dem man alle Gründe genau abgewogen, Und sich gemeinschaftlich berathschlagt hat- te, ward von der Prager Universität erne Resolution über die Kommunion unter bey- Gestalten am 10 Marz 14:7 abge- Mosten, und kund gemacht. *) Die Aus¬ tritt solcher Resolution lautet: Dcrpra- ässen-« Höchen Schule Bestätigung von c°mmuni- « Lommums" nnecr bcydcn Äcstol' In dem Eingänge erklärt sich «m lpcci-o,»- l.,wie und auf Befehl der ganzen hocher- Uchteten Versammlung Johann Lardi- ^--»^116^. l ein Magister, oder welches eben soviel l ssM Doktor der freyen Künste, der Phi- - ^"-phie, und Bakalaureus der kanonischen Mte. Da dieser seinen Namen der Uni- ai^ätsschrift voraussetzt, läßt sich zu- ? wuthmassen: daß er zur Zeit Rektor i, oastger Höchen Schule gewesen seye. p T. Dalbinum I. e- noch eine Neucru-^ 270 Geschichte der grossen allgemeinen Was die Schrift stlbste betrift- so will ich davon nur den Hauptinhalt anführen» *) Gleich zu Anfänge erklärt sich die Unr- versirät feyerlichdaß sie in der Sache gar nicht freventlich vorgehen — weder etw^ wider, die katholische, apostolische, rönrW Kirche abschliessen — noch eine Neuers einführen wollte. Ihre Absicht wäre, l.o wie es auch ihre Magisterialwürde erh^ schte die Gläubigen über den Gegenst^ vom heil. Abendmahle, von welchem so^ Zweifel aufgeworfen wurden, zu beleb ren — und durch eine ordnungsnraM ! Erörterung jenen, die in der Sache 00-' der Kommunion wankten, alle Furcht Aengstigkeit zu benehmen. Nachdem/ Universität diese Protestatio» voralE, schickt hat, erklärt sie sich in folgenden " dre Kommunion unter beyden Gesten Was der dießfälligen Abschlleffnng Professor« «nen merklichen Vorschub g", war-daß nach dem Eingeständnisse Konzrltums selbste Christus dieses kE Abendmahl unter beyderley Gestalt^ gesetzt habe — und daß dieses heilige krament sowohl unter dem Sinnbnde Brods, als auch des Weins durch Reibe von vielen Jahrhunderten al-ss > Layen genossen worden ftye —- auf diese Tradition, und Vorzugs *) Sie steht in dem grossen Folioöand 6r ttieron. l'rax, Niss, A monuM- / Z64. / Kirchenvers, Zu Kostniz. IV. Thl. 271 das heiligste Beyspiel des göttlichen Er¬ lösers, der am besten wußte, wie Vie haki¬ ge Handlung vorzunehmm wäre, sollten sie sich gegründet, und zugleich alle Gläu¬ bigen ermahnet haben, daß sie dieses wun¬ derbare göttliche Manna unter beyden Ge¬ stalten (obschon man dafür halt- daß der ganze Christus auch unter einer Gestalt gegenwärtig seye) geniessen sollten —. Und dieses wäre um so genauer zu befolgen als „n-s c-mk nachdrücklicher das Beyspiel des göttlichen L Erlösers, der cs nicht nur seinen Jüngern - unter beyden Sinnbildern reichte, sondern ihnen auch es auf obbesagte Art an die übri- „ein, gen auszutheilen anbefahl, seyn müßte— und jemehr Verdienste sich zugleich der je- nige sammelte, der es unter der Gestalt des "°. Brods und des Weins empfange, as) Im pE Be- vrui. ss) Die Universität ja Prag scheint Mn Satz der Schullehrer behauptet zu haben, daß der Genuß des heil. Abendmahls unter beyden Gestalten Mehr Gnade und Geistesstärke ver, schaffte, weil nach ihrem Ansprüche dadurch das Verdienst des Konimimikantett aitwuchse—. Es ist auch diese Meimmg nicht so irrig, als sic manche dafür halten mögen. Sie hat währenddes Konziliums zu/Lrienr selbst«sehr Viele Dertheidigcc unter den slldvrr anwesen« den Theologen gesunden; und dieser ihre Grün« de scheinen auch Vie Veranlassung gegeben zu Häven, daß die teimtische Kirchenvrrstmnnlung de« 272 Geschichte der grossen allgemeinen Bezug auf angebrachte Grunde schloß die Prager Hoche Schule ihre Erklärung, und be¬ de« Punkt von brr Gnadenmitthcilung im hril. Abrndmahle nur mit einem, so zu sage»/ schüchternen Fusse berühret Hube. Aus brr Geschichte vorgenannten Konziliums weiß man: *) daß, als einige Theologen aus dem abzufassenden Dekrete: Christus würde, «uck nur unter der Gestalt des Brods gan? em¬ pfangen, den Schluß machten, daß alle -eu, und so viele, als in der Kommunion un¬ ter bevden Gestalten mitgetheilt würden, s'6 alsogleich beynahe dec meiste Theis von G" lehrten entgegen gesetzt habe. Ich finde >b^ Argumente von schwerem Gewichte. Sie be¬ wiesen unter andern ihre Lehre mit Gleich"^ sen, und sagten: obschon man durch den Taus den Herrn Christus ganz anzöge, folgte cs den¬ noch nicht, daß man im heiligen Abendmablt keine neuen Gnaden empfienge — mithin dürs¬ te man auch nicht schliessen: daß, obschon dec ganze Christus unter der Gestalt des Brod§ empfangen würde, man bey dem Genüsse des Kelchs keiner brsondern Gnaden theilhast'S wer- *) S. Des berühmten Paulus Sarpi vortressc^ Geschichte des Konziliums zu Trient, unter der Aufschrift: blistoris clel Lomil. I'eiä. in, I« esmmmijone stel crlicc. Kirchenvers zu Kostniz. IV.THeil. 27Z be;eiqte mit unerscbütttrtem Gemüthe,daß sie niemals von der so deutlichen Vor- S schrift werden konnte —! Sie pussirlk» ihr dießfäl- ligcs Argument mit einem andern Gleichnisse, welches sie von dem Meßopfer hcrlciteten. Cs bestund in deine: man müßte es für eine Un¬ gereimtheit angeben, wenn man behaupten wollte, daß der Priester, ob er schon bey dem Genüsse des Brods de« ganzen Leib Christi empfienqe, nicht auch, wenn er von dem Kel¬ che rrinkt, svnderheitliche Gnaden erhielte — ! Nun — die Konsequenz — kau« sich ei» jed¬ weder Leser von selbst« denken. Was ich von dieser Materie annoch ansühren will, ist : daß die zu Trient versammelten Theologen auch aus folgende Schlußrede ihr vorzügliches Au¬ genmerk gerichtet haben. Sie sagten: es wä¬ re eine in den Schulen allgemein gewordene Lehre, daß durch eine jedwede sakramentalische Handlung, auch aus Kraft des Werks sclbste, d. i. cx opere opersco, wie es ihnen zu sagen gefallt, eine besondre Gnade verliehen wür¬ de —! Nun da man nicht läugnen konnte, daß das Blut Christi trinken eine sakramen« talischc Handlung wäre —; so folgte es auch von selbst?: daß man dem Genüsse des Kelchs die Miltheilung einer sonderheitlichen Gnade nicht abstreiten dürfte —. Freylich erklärte das Konzilium zu Trient i« einem feyer- 274 Geschichte der grossen allgemeinen schrift ihres Lehrmeisters und Stifters die¬ ses wunderbar» Gnadenmahlö abweichen würde — so wie sie schon in voraus alle menschlichen Satzungen, die vorgedachte heilige Handlung verböten, und folglich der evangelischen Wahrheit widrig waren/ verworfen wissen wollte —. Die Schrift ward am io Marz 1417 bey allgemeiner Versammlung der Doktorn an der Prager Höchen Schule unter dem gewöhnliche» Siegel ausgefertigt. .§- 49' feyerlichen Dekrete: *) daß unter einer zedive- den Gestalt der ganze Christus und das wahre Sakrament empfangen würde — und daß bet fenige, der auch nur unter einer Gestalt k^ inunizirte, keiner, so viel es den Nutzen langte, zur Seligkeit nothwendigen Gnade be¬ raubt würde —. Allein ans diesem Dekret läßt sich nicht schliessen: daß derjenige, der von dem Kelche trinkt, nicht zugleich einer, schon zur Seligkeit nicht nothwendigen, dennoch kräftigem Gnade theilhaftig werden- Hierüber hat das Konzilium zu Trienr nick-s entschieden l folglich laßt es sich annoch in"»"' ssraqen r ob die Kirche den Gläubigen die heit der göttlichen Gnaden mit Rechte entt^ hen könne — oder ob sie im Gegentpeile, vielmehr verbunden seye, jene Han>4u»aew ^ , denen mehrere und reichlichere Guaven v vorquillen, zu zulassen-? *) G. Ooncil. IHä. ress. XXI, äs c-)MMUN, nkr»gus cap. z Lc Lsn. ; Kirchenversi zu Kostmz. IV. Thl. 275 §. 40. Was die Universität in vorgcdachter Schrift über die Kommunion unter bey- Die be¬ den Gestalten beschloß, warb sowohl von rü;m,rm 4 dem Stadtrath, als auch von der Geistlich. A" keit,unbvon der ganzenGemeinbe zu Prag in Kürze bewilligt. Es kam eine schriftliche Er¬ kürung zum Lorschern, worinnen vorzüglich vier Religionspunkte, die Johann Huß auf die Bahn brachte, und welche das kost- nizer Konzilium verwarf, bestätiget wur¬ den. Die Punkte sind unter dem Name der vier prager Artikel bekannt; und sie lauten im Auszuge also: i) Das heilige Abendmahl soll allen Ohristglaubigen frey unter beydcn Gestalten gereichet werden. 2) Die Geistlichkeit solle nicht mit einem Fusse auf der Ranzel, nut dem andern aber auf dem Rathhause stehen, d. i. sie solle zum Nachrheile ih¬ res geistlichen Amts keine zeitlichen Güter besitzen. Die weltliche Herr- 'chaft wäre ihr ganz zu benehmen, und ne solle zu einem der Nachfolger der Apostel würdigen Leben und Wandel Zurück gebracht werden. Z) Das Wort Gortes solle nicht an gewisse Oerter Lebnnden, sondern überall frey und oh- "r Hindernisse von den Priestern ge- Prediger werden. 4) Bollen alle .schwe- ren Vergehungen, Todtsünden, in An- Aung eines jedweden Stands durch Regenten auf eine rechtmassige Art S r ver- Endzweck dieser Schrift, 276 Geschichte der grossen allgemeinen verboten, und mit gehörigen Strafen belegt werden. Da diese vier Prager Artikel damals m so grossem Ansehen stmp den, daß sie unter den Böhmen beynahe eine Art von Glaubensbekenntnisse aus' machten, wird es vermutlich meinen L?' fern nicht unlieb seyn, wenn ich ihnen eine vollständige Abschrift von der Erklärung die über vorgemerkte vier Religionspunkte im Name des Stadtraths, der Geists keit, und der ganzen Gemeinde zu publizirt wurde, m teutscher UibersetzE liefere. *) Der Bürgermeister, die Rathshertt^ Geschwornen, und die ganze meinde zu Prag, nebst der G-A lichkeit, wünscht allen Chrrstglaui" gen, was immer für eines Stanov Orts, Ansehens, Würde sie scyn^, gen,allenSegen,und die ewige ftligkeit in voraus Mir haben bey Ausstellung diese? künde keine andre Absicht, als daß davm - die Lauterkeit unscrs Glaubens, die - ligkeit der Sache, unsre Unschuld Rechtschaffenheit vor der ganzen West?» § gemacht werde. Diese wurden bw'-^ , durch den Betrug, den Gottes und . ,,1 s!'b' *) Die lateinisch abgefaßte Urkunde steht Sc kckonum.^k. ttu5«ür ttisron. t- ' verto Lc teg. Kirchenvers. zu Kostniz IV. THV 277 Feinde zu spielen wußten, gleich einer fin¬ stern Wolke ganz überzogen, und was sie am meisten verdunkelte, war die Aralist der stolzen Klerisey — Wir hoffen da- hero mittelst dieses Umlaufschreibcns zu er¬ wirken, daß alle, von mißgünstigen Leuten anaesponnene, Feindseligkeit aus den Her? zen der Gläubigen vollends und sammt der Wurzel herausgerissen, der Zunder des Aergernisses vertilgt, die Materiedes Zanks aus dem Wege geräumt, und folglich auch das grosse Uibc! der Kriege, die ganze Na¬ tionen und Königreiche verwüsten, um so leichter abgeschsfft werde—. Um alles die¬ ses Unheil abzuletten, und im Geq-eulheile den Glauben blühend zu macken, dem Frre- de Wachsthum zu verschaffen, und die Früchte der brüderlichen Eintracht zu sam- mein, geben wir anmit allen und jeden, in derer Hände gegenwärtige Schrift fallen wird, von der lautern Wahrheit unsers Glaubens Rechenschaft, und einen kurzen Bericht. Wir glauben, und zwar mit stand- d-aftem Herzen alles und jedes, so immer rechtgläubige Christen glauben sollen, und wnderheitlich, was in dem apsftolischcn, ^hünasiscben und mzanischen Glaubens¬ bekenntnisse enthalten, und ausgedrückt ist. °b) Anbey glauben wir auch an die sie¬ ben l'l>) Gl aubtnsbekenniniß nannte man in vorigen Zei« re» 278 Geschichte der grossen allgemeinen ben Sakramente der Kirche, welche zum Schuh und zum Heil der Gläubigen ein¬ gesetzt ten auf griechisch Symbolmn, welches eben ss viel bedeutet als eine Losung, ein Unterscheid dungszeichen, an welchem man die rechtgläu¬ bigen Christen erkannte. Was das erstere ans angemerkten betrist, so ward es nur voll darumcn das apostolische genannt, weil ma»l mit Recht geglaubt hatte, cs wäre in demst^ ben der Glaube uud die Lehre der Apost^ enthalten —? Die Meinung, daß es von des Aposteln selbste zu Jerusalem, kur; vor ihrer Zerstreuung in die Welt, verfertigt worden sty" sollte, wird in unserm Zeitalter mit so vstl^ Kreymüthigkeit als Gründlichkeit, und nicht nur von Protestanten, sondern auch vo" gelehrten Katholiken vor unrichtig erklärt. Annoch allgemeiner wird das achanastst^ Spmbolum, welches anfängt: ^uicnngus vulc kslvuz esse Sw, unter die unächten Kchrifrr" verworfen. Aus dem ganzen Inhalte defst^ ben erhellet, daß es eigentlich nur wider v>r eutychianische Sekte, welche lange Zett i dem *) S. Dü Pin uibliorb, clez ^utsur! eccsts. I. p. 9 des Hrn. Fleury astgem. leutsch, Ausgabe I. LH. §. 196. ^us Protestanten aber hat nebst vielen a" Schroeck christl. Kirchengesch. ll. S. i2z. u. folg, in der Sache so kur; § bündig geschrieben. Kirchenvers zu Koftniz.IV. Theil. 279 gesetzt wurden —; so wie wir auch mit Wahrheit anerkennen: daß es für die abr gestor¬ ben» Tode des Athanasius entstand, abqesaßt worden seye —. Ein offenbares Merkzeichen der Unterschobenheit! und man hat vielen Grund zu muthmaffen, daß es Vigilius von Lapsus ein Bischof, der qegen das End des V. Jahrhunderts schrieb, unter dem Namen des Athanasius habe ausgehen lassen. *) Uibrigens obschon beyde diese Glaubensbekenntnisse unter die unächten Schriften gehören, so ent¬ halten sie dennoch gleich dem Symbolnm, wel¬ ches zuerst Key der Kirchenversammlung zu aufgesetzt, hernach aber bei) der fol¬ genden zu Aonsiftirtinopel vermehret ward, die reinsten Wahrheiten, und Glaubenssätze der christtatholischen Kirche. Und — all«die¬ se in vorgcdachtcn Glaubensbekenntnissen auS- gedrückten Sätze glaubt und bekennt der Pra¬ ger Magistrat, die Geistlichkeit, und die Ge¬ meinde! Nicht genug! Sie haben auch alle übrigen, in damaliger Zeit herrschenden, Glau¬ benslehren, ob sie schon st» vorgedachten Sym- boln nicht standen, als j. B. von den sieben Sakramenten, von dem Fegfcueric. anerkannt. Diese Dogmen der römischkatholischen Kirche, so wie das jcnigc, von der Ohrenbeichr zahle ich unter die Glaubenssätze vom zwcy- ten *) Vjste l^sksli, ^.lexLiistri Hist. Tool. stc. lV. <ÜÄg. VI. ^rr. F. ) ll. Th. Anm. 2ZO Geschichte der grossen allgemeinen gestorbenen Seelen drey Behältnisse gebe, als da sind Himmel, Hölle, und Feg; feuer —. Mit Voraussetzung dessen ver¬ abscheuen wir einen jeden, der sich diesem katholischen Glauben in was immer für ei¬ nem Punkte hartnäckig widersetzt, als ei¬ nen Ketzer und Irrgläubigen. Nebst allen obigen aber wollen wir auch folgende un" ten ausgezeichnete, vier Artikel, mit schul' digster Gottesfurcht angenommen haben. Wir glauben an diese unwiderlegbaren Wahrheiten aus dem heiligsten Beweg¬ gründe, nämlich : weil sie von Christus Je¬ sus unserm göttlichen Lehrmeister selbste nicht nur mündlich gelehrt, sondern auch thätige Erfüllung gebracht — nach der Zeit von fernen Jüngern, und von der ganzen christlichen Kirche der erstem Jahrhunderte, von der man nicht zweifeln darf, daß allen Gläubigen folgender Zeiten zum Mu¬ ster ten Range; so wie die senlgen, derer in vor- gedachte» Glaubensbekenntnissen Meldung schicht, zur ersten Rlasse gehöre» —- M"" wird mir diese Abthcilung doch nicht übel deu¬ ten ; denn sie ist ganz natürlich. Und da mal» in der Sittenlebre auch sogar jcne Pflichten, die uns von dem Rechte der Natur auftcleg werden, nach Übereinstimmung aller listen in die primsri-, und tecunllsris vllicia abtheilt, so wüßte ich in der That uicht, wäre um man eine derley Abthcilung in dec marik nicht sollte gelten lassen —? Kirchenvers. zu Kostniz. i V. Thl. 2 81 ster und zur Richtschnur dienen müsse, aus- geübt worden waren —. Diese Gründe berechtigen uns, solche Wahrheiten nicht nur selbste mit Freuden zu bekennen, son¬ dern auch mit allen unfern Kräften zu hand¬ haben, und mittelst des Beystandes der göttlichen Gnade wider alle Widersacher lebenslänglich zu vertheidigen. §- 5O. Nu — die erste aus den vier Wahr¬ heiten ist: daß, gleichwie Christus unser Ge- Erster Ar- st'tzgeber und oberster Lehrer selbste bey Mm- dem letzten Abendmahls nach dem Zeug- mmüon nrsse der Evangelisten *) seinen Leib und mmr Key» sein Blut, becde unter den Gestalten des Brods und des Weins wunderli¬ cher Weise verhüllt, seinen Jüngern, die damals die ganze christliche Kirche vor- stellten, zum Esten und zum Trinken dar¬ gereicht hat — solches auch an alle Gläu¬ bigen unter der nämlichen Formel von den Kirchendienern ausgespendet werden soll- te! und dieses zwar nach dem ausdrückli¬ chen Befehle des Erlösers, der wortdeut¬ lich sagte: thuet es zu meinem Gedächt¬ nisse. Und wiederum: wahrlich — lch läge euch, wenn ihr nicht das Fleisch de« bNenschensdhns essen, und sein Blut Zinken werdet rc. -"*) Das nämliche be- *) ki-rrk. XXVI. 26. 27. Narc. XIV. 2Z. 24. i-uc. XXII. 19. 2v. **) l.ue. loc. eit. ***) VI, gz, 54. 56' 28 r Geschichte der grossen allgemeinen bestätigt auch der Apostel Paulus, da ec sagt : Was ich von dem Herrn empfan¬ gen, dieses habe ich euch mitgetheilt; er nahm das Brod, segnete es — gabs seinen Jüngern, und sprach, esset — und ehuet es zu meinem Gedächtnisse. Des¬ gleichen nahm er den Leich — ihn — und sagte, thuet solches, so ost ihr trinket, zu meinem Gedächtnisse rc» *) Und wiederum andcrswo: **) Berre- theilet selbste, was ich euch sage : dec gesegnete Lelch — ist der nicht die (At¬ meinschaft des Bluts Christi^ rc. Um sich zu überzeugen, daß ungefähr te Stellen richt bloß auf die Kommunion in dem Glauben, und in dem Geiste, cow' rnunionsm spiritualem, wie einige daflw halten — sondern auch wirklich auf Kommunion im Sakramente, Lcrsment^ lem, sich beziehen, darf man nur lesen was der Apostel Paulus vorgemerkten Woru" alsoglcich anfügt. Er sagt: Dtc Mensch prüfe sich selbste ehe, und dann esse er von diesem Brode, "N trinke von diesem Leiche! denn rvc unwürdig isst rc. cc) Es ist doch *) I. Oor. XI. rz Lr 5scz. **) In -j,. cik. c.ip. X. r;. i6. *") I. Onr. XI. r8 'Sc l-q. Diese Steile des Apostels scheint mir aus Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 28Z der mindste Anstand, wo minder man die- se Worte von der sakramentalischen Kom- munion auslegen solle, well es doch Nie¬ manden beyfallen darf, zu behaupten: daß jener, der den Leib oder das Blut des Herrn im Geiste isst, oder trinkt, dasselbe unwürdig esse oder unwürdig trinke —. Hieher paßt die Erklärung, weiche der heil. Augustinus über die Worte Christi Ioh. Vl. macht. Und—daß obangezogene Wor¬ te len Argumenten, die man aus göttlichen Quel¬ len herleitet, und mit denen man nicht nur die Zulässigkeit, sondern auch die Nothwendigkeit der Kommunion unter beyden Gestalten zu beweisen sucht, das stärkste zu seyn —. Ali- hier mag jene in den Schulen so oft gepre- digte Ausflucht, mit welcher man die Cinse- tzungsworte Christi bloß auf die Priester hin¬ leitet, unmöglich angewandt werden. Denn Paulus schrieb seine Epistel nicht nur allein an die Priester, sondern auch an die ganze Ge¬ meinde zu Korinth, an alle Gläubigen, die den Namen unscrs Herrn Jesu Christi anruffenI *) Und diese Gläubigen, aus denen die mei¬ sten nothwendiger Weise Lagen waren, ermahn¬ te der Apostel so treuherzig, daß sie sich eher prüfen — und sodann von dem Brode essen, und von dem Kelche trinken sollten —. Ich dächte , daß in der Sache nichts deutlicher^ hätte gejagt werden können — ? *) l. Cor. !. r. L 84 Geschichte der grossen allgemeinen te des Erlösers sowohl, als auch des Apo¬ stels, nur von der sakramentalilchen Korn- nrumon verstanden werden sollen, bestä¬ tigt mit seinem Ansehen der heil, Ehry- so/tomus, dessen Worte wrr abschrerben wollen Er sagt: man kann es für nichts anders, als eure Raserey angeben, wenn man das >enrge Gehermniß verachtet, oh> ne weichem uns weder Heil, Segen, noch die versprochenen Güter zustiessen können. Gleichwie aber Niemand in das Reich Gortes eingehen kann, der nicht aus venr Wasser und Geiste wiedergeboren ist, also wird auch Niemand, der nicht des Herrn Fleisch isst, und sein Blut trinkt, und rvel' ches durch keines andern, als frommen Priesters Hände gesegnet werden kann,dao ewige Leben haben —. Mau kann zwar einwerfen, daß unter der einzigen Gestalt des Brods sowohl der Leib,als auch das Blut desHerrn wahrha" enthalten werde— unddaß anmit auch »edweder Gläubiger mit der Kommunion unter einer Gestalt sich begnügen konnte, weil er doch immer den ganzen Christus empfienge — ? Hierauf lassen wir den Papst Lec>l. antwortender in seinem BU" che öe 8^Lrüinenti8 also schreibt: „Ob man „schon unter der Gestalt des Brods aua) „das Blut sammt dem Leibe empfang „und obschon unter der Gestalt des Wemo „der Leib mit dem Blute genossen wird Kirchenvers zu KostniZ. IV. Th!. 285 »so wird dennoch weder das Blut unter »der Gestalt des Brods gegessen , noch der „Leib unter der Gestalt des Weins getrun¬ ken —; weil es doch Niemanden bey- „kömmt zu sagen, daß man das Blut „se, und den Leib trinke. Man läßt es „zwar zu: daß bey dem Trinken der Leiv »und durch das Essen das Blut genossen „werde — allein es wird doch keines aus ,,beyden weder unter derGestalt des Brods „getrunken, noch unter der Gestalt des „Weins gegessen — ? Es ist dahero der „Leib und das Blut des Herrn auf sol- „ehe Art und Weise zu nehmen, daß jener „gegessen, und dieses getrunken werde „ Diese Art zu kommuniziren, d. i. das heil. Abendmahl unter beyden Gestalten zu neh. men, ward in Der christlichen Kirche durch viele Jahrhunderte genaueff, und zwar nut so vieler Verbindlichkeit beobachtet, daß je. ner, der es nur unter der Gestalt des Brods genoß, den Kelch zu trinken aber sich wei¬ gerte, sogar für einen Ketzer und Mani¬ chäer gehalten, und darumen von der Ge¬ meinschaft der Kirche ausgeschlossen wor¬ den war, wie es vorgemeldter P. Leo be- Zeuget. *) Er redet allda von den Ma¬ nichäern, und sagt: Sie nähmen, wenn sie das Abendmahl mit den Gläubigen empsten- 6en, nur den Leib des Herrn an — hin¬ gegen von dem Kelche zu trinken weigerten ste sich auf eine gottesräuberische Art. Gei- *) Sermone lus giebt seinem Timotheus folgende ernst¬ hafte Ermahnung: **) wir haben nichts in die Welt gebracht; es ist dahero außer Zweifel, daß wir daraus auch nichts mitnehmen werden, wenn wir Nahrung und Meldung haben, so lastet uns begnügen rc. Nebst der Schrift beweiset obige Wahrheit auch die Tradition, oder Lehre der Kirchenväter. Unter andern schreibt Grigenes Uomil. I<1 in Oeneüm: Duvet' langst zu wissen, was für ein UntersE zwischen den Priestern Gottes, und des Pharao obwalte? nun so höre —: Ph^ rao giebt seinen Priestern Güter — lE Lcknderbesi'tzungen; der Herr aber will/ tE ferne Priester durchaus keinen Antheil A. zeitlichen Herrschaften haben sollen l sagt ausdrücklich zu ihnen: ich bin em Antheil —. Nun so merket es aste Priester, die ihr dieses leset, und gebet am änqezeigten Unterschied Acht. Hütet e»m irrdische Güter zu besitzen, oder euchtnwe^ liche Handel zu mischen in dein wo ihr nach zeitlichen Gütern geiztet, mm- te man euch vielmehr für Priester Pharao, als für Jünger Christi ansth Denn nur jener will: daß seine *) r. deri-. V. r. , I. lim. VI. 7. 8. . 4. DritterAr- likel von der freyen Werkündi» Zung des göttlichen Worts. 2t-O Geschichte der grossen allgemeinen §. 52. Was von uns drittens anerkannt wird, ist, daß das Wort Gottes an keine Per¬ sonen finden, denen sie die Waffen änderten »en, keinen aber ausfindig machen, dem fie die Be¬ sorgung ihrer Güter überlassen konnten. So vieles Bernhardich aber setze hinzu! Es ist zu bedauren, da man sehen muff, daß Papste- und Bischöffe, die doch vom Christus den §e- meffensten Befehl erhielten ihre Schafe ftlbste zu weiden, die Pflichten ihres Hirtenamts burch- aus an die untergebenen Geistlichen hlnübec- walzen —; wo man dennoch weiß: daß sechste die Verwaltung ihrer Güter und Herr¬ schaften emsiglich besorge». Tic finden h'"- längliche Zeit, ihre zeitlichen Einkünfte auf sorgfältigste zu bestreiten —! Allein das Gottes von der heiligen Statte ihrer Gewe>^ de zu verkündigen, den Kindern und senden die Geheimnisse auszulegen, die Sakra¬ mente ihren Gläubigen auszuspenden -c findet sich bey manchem, auch durch mehrere Jahre, auch nicht einmal eiue schickliche Stan¬ de — und es auffern sich jederzeit tausend H^ derm'ffe. Ich kann es nicht begreifen, wie un¬ sre Herren Bischöffe, die doch für das hea des Konziliums zu Trient so sehr eiß^u- daß sie alle Streitfragen mit desselben i)ea- kelsprüchen entscheiden wollen, das Dekret, woc- innen vorgedachte Kirchenversammlung Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 29 r Personen, oder Oerter gebunden, sondern von allen Priestern und tauglich befunden T r neu das Evangelium durch sich selbsieju predigen wondeuklich anbefiehlt, ganz äusser Acht lassen können —? Wenn man ihr Verhalten etwas genauer durchforschen wollte, so müßte man beynahe in den Argwohn gcrathen, daß es ihnen nicht so viel an dem Seelenheile — als an der Wolle ihrer Schafe gelegen wa- re-. Frcylich raubt ihnen die meiste Zeit die so emsige Besorgung ihrer zeitlichen Angelegenheiten und Güter. Allein — diese sind doch kein wesentliches Stück ihres Hir- kenamts — 's Wenn uns zeitliche Geschäfte von Verwaltung der die ewige Seligkeit be¬ fördernden Dinge zurückhalten, so sind wir ja im Gewissen verbunden fene fahren zu lassen. Christus sagt fa selbste: **) wenn frmandeN seine Hand ärgert, der soll sie abhauen und von sich werfen re. Es wäre also zu wünschen, daß die Landesfürsten der Geistlichkeit alle ihre Herrschaften und Güter, welche dem Predigt¬ amte so gewaltige Hindernisse in den Weg le¬ sen, S. Ooncil. Inch sess. Vl. Vecret. äs r-torm. cap. 2 allwo cs heißt: si-uuic Lc äecievit 8» H^noäus, omncz Lpilcopor, Xrcliiepilcopnr He. terier» r'/>/or aä prscäisanäum liin« Lkrilli cv»n§slium. '*) ^skch. XVlll. 8. 2»)2 Geschichte der grossen allgemeinen yen Kirchendienern frey und offen gepre> digr werden solle —. Wiederum eine Wahr' geu, abnähmen —. Dieses verlangte Jobana 'Hust schon zu Anfang des fünfzehnten Jade- Hunderts, wie man es aus seiner über vorqe' meldten Gegenstand gestiesscntlich abgefaßi?" Abhandlung *) mit mehrer» entnehmen Dahin zielete der zweyre aus den vier rühmten Prager Artikeln — und dbrser ist gleich der heisseste Wunsch aller rechtschaffen' Männer unsers jetzigen Zeitalters. Ich es leicht einsehen : daß derlei) Wünsche aus dem Priesterstande, und vielleicht meist?" denjenigen, die Priester von erster Klaff? nennen, lehr unwillkommen seycn. ES ist "s. ! zu zweifeln: daß sie auch in unse'rnTaS?" der eine solche Abnahme der Güter , ! Lärmen blasen würden, gleichwie sie vor nahe vier hundert Jahren wider den j der die nämlichen Vorschläge machte, «"t ' ren bissigen Zahnen geknirscht hatten lein ich frage, sollte man sich dcßwegc» « , dem so billig anerkannten Vorsatze abM^ lassen — ? Ich dächre um so weniger, " gründlicher es sich anhoffe» läßt, daß Zettergefchrey in Kürze »ufhvren würde; zwar aus folgender Ursache-- weil es *) ve »blskione bonorum temgoralium « c-i. S. Opor» Nulll k«r. l, st»I. ^7 j 5sg. Kirchenvers. Zu Kostniz. IV.THl. 29z Wahrheit, welche Christus seibste bestaüg- te, da er zu lewen Imkern sprachGe¬ hre hin in alle wett, und prcd.get o«s Evangelium aller Lrearur ^src. XX U und bry Mathäus csp. »le. v. ,9 Ge¬ hre hin, und lehret alle Völker rc. -sU- folge dieses göttlichen Auftrags ermannte auch Petrus seine Mttpriester, d§H sie dw ihnen ««vertraute Heerde rvilliglicl), und um keines schändlichen Gewinns wegen, sondern vom Herzensgründe Weiden sollten. I. ?etr. V. i. 2. DayiN fielet auch, was Paulus au den Bischof Timotheus geschrieben hat l. Ix. r6. Dluthmaßltch aus dieser nämlichen Urfa¬ che liest man auch in dem Dekrete Grati- c>ns 6ili. j 8, daß die Unwissenheit eine Mut¬ ier aller Irrthümer seye — und das folg» hch die Priester sich vor jener am meisten Men sollen! denn ihnen ist das Lehramt UN- wenige wackere Seelen sorger, und manche recht evangelischen Bischöffe giebt, die leidste vo» der drückenden Bürde ihrer zeitlichen Güter entledigt zu werden wünschen — Dreie nur- den sich recht gern mit einem angemessenen u»d sichern Gehalte begnügen, weil sie vban- gezogcue Stelle dcS Apostels U l im, X l. 7. 8. zu beherzigen keinen Anstand nehmen. Und dir übrigen-wenn sie dawider zu schrei¬ en sich erfrechten, tonnte man wyhl Witt«! ! ausfindig machen, sie zum StWchnMgri' zu bringe — 294 Geschichte der grossen allgemeinen unter dem Volke anvertraut. Es ist da- hero aller Priester vorzügliche Pflicht, die heilige Schritt zu studrren, wie es Paulus mit seiner an den Timotheus gegebenen Ermahnung loc. cit. v. rz bezeuget. Die Priester müssen hauptsächlich bedacht styn sich das Kenntlich der göttlichen Schelt und der kirchlichen Satzungen, die nran canones nennt, beyzubrlngen —, darf es nicht unbewußt seyn: daß dn Haftpflicht ihres Amts das Predig^ und das Lehren (es stehet dabey kerne Sylbe vomMcßlesen) seye — und daß ss sowohl mit einer gründlichen Wissens^ das Volk beleuchten, als auch mit ilM züchtigen Lebenswandel jedermann arE bauen sollen —. Es verdienen auch Worte des heil. Gregors in AnbeE genommen zu werden. Er sagt üb» ' ein jedweder, der Priester wird, nim« gleich das Amr eines Herolden an/ 'U und seine Pflicht ist vor der Ankunft o ,, göttlichen Richters, die schröcklich sey» vou te, mit lauter Stimme zu ruffen. Nun folgt d« victtc Artlk-l: d» d--r Nel«, alle Todsünden, besonders aber össent sungo-fent. Verbrechen durch die Machbarkeit der lizeyrichter, und der übrigen, welche y'^ ' in der Gemeinde aufgestellt sind, Wege geräumt werden sollen —- befiehlt abermals der Erlöser, da er werrn dich dein rechtes Auge ars Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 295 so reisse es aus re. *) und daß auf solche Art die Laster abgeschafft werden sollten, hat Christus mit seinem eignen Beyspiele erwiesen; denn er machte eine peitsche, und trieb alle Rauferund Verkäufer zu Jerusalem aus dem Tempel hinaus. Dahcro ermahnte auch der Apostel Pau¬ lus seine Korinthier: ***) Feget den al¬ ten Sauerteig aus rc. Ich hab euch geschrieben, daß ihr mit den Durern nichts sollet zu schaffen haben — ist ei¬ ner ein Zurer, Geiziger, Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselbigen sol¬ let ihr auch nicht essen. Und wiederum: chuet von euch selbste hinaus, wer da böse ich Weiters — schreibt vorgenann¬ ter Apostel an die Römer: Die Gewal¬ tigen oder Fürsten sind nicht den guten IVerkcn, sondern den bösen zu fürch¬ ten — thust du böses, so fürchte dich vor der Obrigkeit; denn sie trägt das Schwerdt nicht umsonst. Sie ist Got- tesdicncrinn, eine Rächerin« zur Stra¬ fe über den, der Böses thur. ****) Dahero wird auch in dem Dekrete hey Gratian 2Z HUTÜ. z IlLtecLNÜLe Sc 4F üiü. 8eä illust heilsamst ungeordnet: daß ein räudiges Schaf alsogleich aus dem Stalle fortgeschafft werden sollte, damit nicht *) ktsNi. V. 29. zv. **) I0I1. II. 14.15. ls. ***) I. Lor. V. 7. 9, l». H. I). ****) XIN. z. 4. 296 Geschichte der grossen allgemeinen nicht die ganze Heerde angesteckt würde--. Und der heil, ithrysoftomus erklärt den Spruch Christi b y Math. V.wenn dein Auge rc. folgendermassen: Christus will. Laß wir nicht nur allein unsre eignen Sün¬ den, sondern auch die fremden zu verhüten uns besteissrgen sollen —. Z. B. wenn du siehst: daß einer deiner Freunde und Angehörigen, der dir so nahe geht als dein Auge, ober der deine Sachen so gut ver¬ waltet, als deine eigne Hand, etwas un- ehrbares, und unanständiges unternehmen wolle —0 —schaffe ihn ab, reiß ihn aus; denn er ärgert dich. Du mußt doch wis¬ sen: daß wir nicht nur allein für unsre eig¬ nen, sondern auch für unsrer Nächsten Sünden, und zwar für die jenigen, die wir hätten vermeiden können, werden Rechen¬ schaft legen müssen. Wir wüßten zu den bereits angeführt ten Argumenten wodurch obangeregte vier Wahrheiten deutlich erwiesen werden, att- noch mehrere sowohl aus göttlicher Schrift, als auch aus der Erbiehre, oder Tradition hmzuzufügen. Allein — da die angezeigte" hinreichend seyn mögen, und damit rrne mit Aufhäufung der Beweise die Geduld , unsrer Leser nicht mißbrauchen, sollen und wollen wir uns mit den angezogenen be¬ gnügen. Was wir zu Ende an schliessen, ist nichts anders, als eine treuherzige Er¬ mahnung und freundjchaftliche Bitte, dw Kirchenvers.zuKostniz.lv. Thl. 297 wir an euch alle und jedwede, in derer Han¬ de gegenwärtige Schrift fallen dürfte, aus- stellen, und die hierinnen bestehl: daß ihr unser oben angeführtes Glaubensbe- kenntniß, und sonderheirltch die vier Am¬ te! mit genauer Erwägung untersuchen — die hierüber ans göttlicher Schuft beyge- brachten Gründe prüfen — und, wenn ihr diese ächt befunden, mit uns auch jene ern- bekennen sollet —. Lieben Brüder — euer stlbsteignrs Seelenheil erfordert es die Wahrheit zu suchen; und wenn ihr sie ge¬ funden und anerkannt habt, so ist es ja euere Pflicht, dieselbe nicht nur selbste frey zu bekennen, sondern auch nach dem Ver¬ hältnisse euerer Macht unter andre auszur breiten — ? Lasset euch nicht, wir bitten darum, durch das Gemurmel mißgünsti¬ ger Menschen von dein freymüthigen Be¬ kenntnisse abwendig machen — und hor¬ chet nicht aufdas boßhaste Geschwatze ver¬ derbter Geistlichen! denn dieser ihre Spra- che ist übel gestimmt Sie haben ihre Stan- despstjchtkn vergessen, und statt dcme, daß ne ihre Augen nach himmlischen Dingen Theben sollten, so haben sie selbige dicht an Hix Erde geheftet. Die Geistlichen, ^'«l sie gefliessentlich in den Finstermsien 'NdrsLex Güter wandeln, wissen nicht mehr rrn Weg des Lichts und der Tugend —! gleichen blinden Führern der Schafe, . e lammt ihrer nachfolgenden Heerde in 'r Grube stürzen. Man geht jetzo nicht mehr WideMjf eines Pro¬ fessors zu Prag. L98 Geschichte der grossen allgemeinen mehr den Weg, den einzutrettm doch Ehri- stus seinen Jüngern befahl. Es fordert dahero euere sclbsteigne Bescheidenheit, daß ihr euch durch das Zurufen solcher ver¬ führerischen Lehrer von der Nachforschung der Wahrheit mcht abwendig machen lasset. Ihr möget über aügeführteArtike! euereMP nung ohne Anstande äußern; ihr dürfet uns nichts verheclen; nur gebet Acht: daß euere abzuschickendcn Briefe wohl sigilürr einlauffen. . . . §. Dieses so wichtige Umlaufsschrei^ des Prager Gtadtraths und der Gemens de, is wie auch obige Erklärung der howA Schule trug vermuthlrch zur Aufnahme^ Hussiten, denn also nannte man schon A ' weiche die Kommunion unter beyden stalten forderten, nicht weniges bey -- viel ist sicher: daß ihre Anzahl vom zu Tage immer mehr angcwachsen "7' Sie erhielten vom K. Wenzel sogar etW Kirchen zu Prag, worinnen sie ihren a gesonderten Gottesdienst hielten, und vt Abendmahl unter beydm Gestalten gen ' ftn. Sv verdächtig und zweifelhaft n> chem die Lehre von der Kommunion m beyden Gestalten im Anfänge vorr , um so begieriger ward sie nach K^n chung obiger Schriften von vielen ergA Aus diesen will ich nur allein den von Vmcyow allhier nennen, Sv e Kirchenvers. zu Kostniz IV.THl. 299 ehe dieser Dominikanermönch ee) vorge¬ dachte Lehre bestritt, und so sehr er zuvor auf Hussen schimpfte, mit so vieler Über¬ zeugung vmheidigte er jetzo den Genuß des Abendmahls unter beyden Gestalten, und billigte die Lehre des Huß. Er mach¬ te bey einer vollzähligen Versammlung dec Universität, des Raths, und der Gemeind¬ ältesten der Stadt Prag in dem grossen ka- rolmischen Saale am Sonnabende vor dem dritten Sonntage in der Fasten einen fey- erlichen Widerruf aller seiner vorigen Leh¬ ren und Predigten, mit denen er theils ob¬ angeregte Lehre von der Kommunion an¬ stritt, zum Theile aber auch wider den Huß gewaltig loszog —. Er bat in Gegen¬ wart der ganzen hocherleuchteten Versamm¬ lung zuförderst Gott, und seinen K. Wen¬ zel, ee) Er war Doktor und Professor der Gottesge¬ lehrtheit a» der Prager Hoche» Schule, und zugleich Pfarrherr an der Kirche zu St. Rie¬ mens in der k. Altstadt. Diese Kirche, di« damals unter der Obsorge der Dominikaner stand, und die sie nachher» den mächtiger» Jes fairen abtretten mußte», ist jetzo seit einiger Zeit schon wiederum jur Abhaltung des pfarr- lichen Gottesdiensts gewidmet. Es ist doch wunderlich zu sehen, wie manche Dinge sich iq unserer lieben, will eben nicht sagen, besten Weit insoiang hcrumdrehen, bis sie nach vie¬ len Revolutionen wiederum zu ihrer Bestim¬ mung gelangen. Lobrede m pelle Beth' stuch bäe Rede, die weiß nicht um welche lehem zu Ehren des Huß. Zoo Geschichte der grossen allgemeinen. zel, den er auch römischen Kaiser zu nennen kein Bedenken tragt, uni Vergebung, daß er aufdcn so unschuldigen,als rechtgläubigen Johann 6uß so heftig geschrmpfet hät¬ te — Er bat inständigst: daß man die¬ ses seiner Unbesonnenheit zuschreiben mög- Le l Und was er jetzo mit voller Überzeu¬ gung, und ohne allem Zwange einbekenncn wollte, wäre: daß er liebst allen vorge-- dachten, nud von der Prager Gemeinde ausgestellten Artikeln auch auf die Noch- Wendigkeit der Kommunion unter beyden Gestalten ohngeachttt des kostnizischen Ver¬ bots glaubte —. Dieser «st der wesentli¬ che Inhalt des Widerrufs und des Be¬ kenntnisses, welches vorgenannter Peter von Vmeyow zu Prag um vorgemeldte Zert machte. Die ganze vollständige Ab¬ schrift findet man in dein oft erwähntest grossen Foliobande. *) §- 54* Im aksogleich gedachten Werke steht Zeit von einem Ungenannten zu Prag in der Kapelle Bethlehem zu Ehren des Hann Akss und des ^reronyrmrs von Prag, dieser zwecn, wie sie der Prediger nennr, neuen Märtyrer abgehalten ward. Der Text, über welchen der hussitische Prre- ster seine Rede abfaßte, ist aus der Berg¬ predigt Christr genommen, allwo es heißt' Se- *) Ivri!., Nnl» r»r. II» toh KirchenVers. zu Kostmz t V. TU. Zvr Selig sind/ die da um der Gerechrig-* Feit willen Verfolgung leiden *); und die Predigt besteht aus dreyen Lherlen. In dem ersten wird von dem innerlichen Martyrthume, d. i. von geduldiger Uibrr- tragung der Widerwärtigkeiten, und der Verfolgungen, die um der Gerechtigkeit willen einer frommen Seele aufstossen, ge¬ handelt —. In dem zweyten Theilewird das äusserliche, oder daS eigentliche Mar- tyrthum angepriesen, und der Prediger nennt alle, die um des Evangeliums und der Gerechtigkeit willen die Verfolgungen auch im Tode auöstehen, überaus selig. Er legt dem Martyrthume ungemein viele Lobsprüche zu —, und wie sehr sich der fromme Priester gesehnet habe selbst sein eignes Blut für das Evangelium zu ver¬ giessen, kann man aus folgender Stelle, die ich hieher sehen will, entnehmen: wenn mir, sind des Predigers Worte, der all- gütige Gott die Gnade verliehe, dass ich für seinen heiligen Pkamen mein Blut vergiessen — und bey Vergiessung desselben im Tode den zweyten Tauf empfangen könnte, o-mit wie vie¬ ler Freude würde ich von dieser Welt abscheiden ich würde den innerlichen Trost fühlen, dass der Fürst dieser Welt, wenn er sich an meine gbscheidende Seele wagen wollte, ganz unverrich¬ teter Dingen abziehen müsste! denn, weil sie V. l». zor Geschichte der grossen allgemeinen / sie durch das für die Gerechtigkeit ver¬ gossene Blut ganz abgewascheu und gc- reiniget wäre, so fände der feindliche Midiamt keine einzige Gessnung, wo er einen neuen Einfall versuchen konn¬ te. würde meine Seele in dem zwei¬ ten Taufe gewaschen — gewiß; kein Feind würde ihr nacheilen können —! sie würde sich hoch über die Erde schwingen — und dort am Altäre des göttlichen Lamms würde sie ruhen, weil es doch geschrieben ist: daß die Seelen der Märtyrer sich allda auf- hielten. *) So sehr dieft Worte von dem from¬ men Vorhaben des Predigers in der Ka¬ pelle Bethlehem zeugen, eben so deutlich geben auch mehrere in dem dritten Lheile angebrachten Stellen zu verstehen, wie sehr der Mann für das Martyrthum des und des Aeronynms von Prag, von wel¬ chen beyden er sagte, daß sie um der Ge¬ rechtigkeit willen häufige Verfolgungen so¬ wohl im Leben, als auch im Tove ausge¬ standen hatten, geeifert habe —. Von dem chrß, über dessen unsträfliches Leben, und seine vertrefliche Lehre sich der Predi¬ ger auf das Zeugnjß aller seiner Zuhörer berief, sagte er mit folgenden Worten: der Herr hat seine Junge gekettet, und ionm konnte er leicht wissen, wie — und was er reden *) S, Offenbahinng Johannis 0«?- VI. v. 9- Kirchenvers zu KoftmZ. IV.THeil. zoz reden sollte — Er war liebreich, und .s^nnes barmherzig z doch eiferte er auch wre^'^^« ein zweyrer Elias, und bestrafte die übermässige Bosheit des Antichrists, uns die unter dem Klerus herrschende Bimonie —. Seine Beschäftigungen waren keine andern, als den Mühseligen und Elenden Trost einzusprechen, Beicht zu hören, und vorzüglich die Sünder zu bekehre«, bald zu predigen, bald zu schrcft ben —. Er war keusch, züchtig, in allen massig, und es fand sich an ihme nicht der Schatten eines Stolzes, — kein Gerz, kein Nerd, keine Heucheley —. Der Ruf von seiner Frömmigkeit und vortref- lichen Lehre breitete sich nicht nur durch Böhmen und Mahren aus, sondern er¬ scholl auch in der ganzen christlichen Kirche. Huß war eine Helle Posaune, ein Herold des Evangeliums, ein Prediger der Wahr- heit —. Und nun — ist diese unsre Freu¬ de hinweg. Sein Tod trift aber nur uns Hinterlassene, die wir unzähligem Elende ausgesetzt sind —. Er empfieng schon die -Krone, die er verdient hatte; und er ver- diente sie durch sein vieles und starkes Lei- den, so er im Leben und im Tode auöste- hen mußte —. Von den vielen Gefahren, und Verfolgungen, die er in Böheim um der Gerechtigkeit willen ausgestanden hat¬ te, will ich nichts sagen; es würde zu vie- Zeit erfordert sie zu berühren. Was tch nicht vorüber lassen mag, ist: daß er zu Z04 Geschichte der grossen allgemeinen zu Kostniz in einem elenden Gefängnisse über zv Wochen habe schmachten müssen, allwo er vom Hunger, Durste, und andern von seinen Feinden ersonnenen, Mühselig¬ keiten auf eine unaussprechliche Art ge¬ plagt worden war —. Von seinen, ob¬ schon beschwerlichen Leibsschwachheiten und Krankheiten, als z.B. Stein- Zähn-Kops' schmerzen, Erbrechen und Blutspeyen, Fie¬ berhitze rc. will ich keine Sylbe berühren, weil er alle diese obschon marternden Zu¬ fälle nur für so viele Besuche Gottes und Liebszeichen ansah —. So vieles auch sein Körper leiden mußte, um so mehr nM'd dennoch sein Geist gequält! man warf il)' me die Jrrthümcr fälschlich an, und um» verstümmelte seine Lehrsätze. Dem armen Manne, als er sich verantworten wollte, ward mit nichts andern, als mit Lästerns gen, und Scheltivorttn begegnet —. Man verdammte ihn, ehe man ihn verhörte, und der Schimpf und Spott, der ihme von der ehrwürdigen Versammlung angethan wgru, ist kaum zu glauben. Man entwürdige ihn des Priesterthums mit den beleidigens sten Morten, übergab ihn der weltliche Obrigkeit, und von dieser ward er zur richtsstätte geführt —. Er gab in MU der Flammen seinen Geist auf, den er m ganz leicht verständlichen Worten M Hände seines Erlösers empfahl bat annock ehe für seine Feinde; und er mit so offenbaren Merkzeichen der 6^ Kirchenvers Zu Kostniz. IV. Thl. 305 nrigkeit im Herrn entschlafen war, können wir auch mit Grunde anhoffen, daß sein q>r- Geist eben so, wie des Propheten Elms ! «er, im Feuer den Himmeln zugeflogen, und von den Engeln in Gesellschaft aufge- pis creäl. nvmmen worden scye —. "nä.r^ Nach diesem kömmt der Prediger auf^"'"" den Hieronymus von Prag zu reden, von deme er aber sein Leiden indem unaussteh¬ lichen Gefängnisse, und seine Marter in dem heldenmüthigen Tode nur ganz kurz berührt. Der nämlichen Kürze gebrauchte er sich auch, da er von annoch fünf andern Männern, von denen dreye zu Prag ent¬ hauptet, zween aber zu Ollmütz verbrannt worden waren, Anerinnerung machte —. Er stellte sie ebenfalls als Männer, die um der Gerechtigkeit willen gelitten hatten, d. r. als Märtyrer vor. Doch, obschon der Prediger festiglich glaubte, daß alle vor¬ gedachten Manner durch den zeitlichen Tod M das ewige Leben übersetzt worden wä¬ ren, wollte. er dennoch seine Zuhörer nach¬ drücklich ermahnet haben, daß sie sich ja flicht um dieser Heiligen willen auf eine eitle Art rühmen mögten. Ihre Pflicht wäre vielmehr, allen Lüsten der Welt zu Entsagen, nüchtern, gottesfürchtig, und ge¬ recht zu leben — den alten Menschen aus- M Christum anzuziehen — und dadurch ^yrfte es geschehen daß sie nach Auflösung ^esrr sterblichen Hülle sich mit Christus U in zo6 Geschichte der grossen allgemeinen in Gemeinschaft der Heiligen, sowohl sorge- dachter.als auch aller übrrgenMartyrer ewig erfreuen würden —. So bescheiden dme Ausdrücke des Predigers waren, daß er sich hütete die Männer, derer Lobrcdner er war, geradehin für Heilige anzugeben -77; er sagte nur, daß sie ihre Seligkeit auhoß en konnten! mit so vieler Klugheit vermied er auch alle übertriebenen Deklamationen« Er suchte keineswegs die Gemächer sein^ Zuhörer zu einer enthusiastischen Vereh' rung des Huß und der übrigen anzuciferm Man kann aus angemerktcr Rede vent^ ltch entnehmen: daß Hustens einsichtig Freunde keine abergläubischen Verehrer sg rer Heiligen gewesen seyen —. Sie hg teten sich durchaus mit übertriebenen 2n' dachtsformeln zu ihnen zu beten, oder ! wohl gar anzuruffen. Zu dem sie in len ihren Verrichtungen die Zustucht men, und den sie in ihren Angelegenheit" um Beystand an flehten, war der einM Christus, von deme auch vorgedachter 'M diger bey dem Schluffe seiner Rede g merkte: daß er der Weg, die Wahrheit un das Leben wäre —. Go vieles von v. Rede, die zu Prag in der Kapelle Ber^ lehem gehalten ward. Nun — da wir mrs schon ziemlich lang in Böhcim aufgehalten, und da der Böhmen ihre Unternehmungen rn^s. ligionssachen durch mehrere Kirchenvers.zuKostniz. IV. Thl. 307 Phen angeführt habe, so ist es Zeit wiede¬ rum nach Kostni; zurückzukehren, und ich muß erzählen, was bey dortiger Kirchen- verjammlung inzwischen vorgckommen war. 8- S5* Man hat allda schon durch längere Ankunft Zeit auf die vom König in Kastilien ver- " sprvchene Gesandtschaft *) sehnlich gewar- Lastiiien, ter —! Endlich ward der Wunsch der kost-und u>re nizischen Väter erfüllet, und die kaftilia- Aufnahme Nischen Gesandten kamen am 29 März^ l4l? M Kostni; an —. Ihre Anzahl be. lief sich auf achte, worunter zween Bischof- fe, mit Namen Didakus von Cuenza in Neukastilien/ Johann von Palenzia im Königreiche Leon — zween Edelleute, und vier Doktorn der geistlichen Rechte und der Gottesgelehrtheit waren —. So Mächtig sie die Kirchenversammlung zu Kvstniz aufnahm (Dächer erzählet, daß ihnen fast alle Kirchenprälaten entgegcn geritten wären, und daß sie ihren Einzug in die Stadt unter dem Geläute der Glo- cken gehalten hätten **) eben so vhngesäumt errheilte das Konzilium ihnen auch die ge- ' bübrende Audienz bey einer am z April abgehaltenen Generalversammlung. So vieles ich von diesem Konsesse in U 2 den *) S. oben Z. 8S. ^p. v. d. Hardt 'r, i v. p. »19 z. zo8 Geschichte der große« allgemeinen den Akten ausgezeichnetes finde, *) besteht in deme: daß der Bischof von Cucnza, nachdem der Abgesandten ihre Kredcnziab schreiben abgelesen worden waren, eine Re¬ de an das Konzilium gehalten habe, wor- innen er nicht nur allein demselben über den um die Klrchenveremrgung geäussertm Eb fer viele Lobsprüche beylegte — sondern auch die Neigtheit seines durchlauchtigsten Königs, und die Wünsche des gelammten Königreichs Kastilien, den Kirchen frieden wiederum hergestellt zu sehen, mittelst eiM- ger rednerischen Figuren sonderheitlich erheben sich bestieß. Was mir in dem Vortrage des kastilianischen Bischofs be¬ fremdendes aufstieß, war folgendes: versprach seine und seiner Kollegen Ver hM' tungöbefehle allererst sodann aufzuweistld wenn es die Zeit geben würde sich mit dem Synode zu vereinigen —. So zurückhal¬ tend diese Ausdrücke sind, so leicht kmn* man aus selben schliessen, daß es den K«' stilianern aufgetragen worden seye, sich nul unter gewissen Bedingmssen, die sie ehe 'N Erfüllung gebracht wissen wollten, mit der Kirchenversammlung zu Kostniz zu ver" nigen: Man findet zwar in den allgeme' uen Aktensammlungen des Labbe, dum rc. keine Spur von den Punkten, we ' che die kastilianischen Botschafters gef^ dert haben sollten —; doch versiche^^un^ *) <8. -l. p. 609. v. d. Hardt l. c- p. irr/. Kirchenvers. zu Ksstniz. IV. Thl. 309 Schelstrat aus einigen Handschriften, daß der Hauptpunkt, auf dessen Ausglei- chung vorgedachte Botschafters drangen, und den sie vor ihrer Vereinigung entschie¬ den haben wollten, dre Bestimmung, wre auf was Weise der künftige Papst erwählt werden sollte, gewesen wäre —. *) In den nämlichen Urkunden wird aber auch gemeldet, daß der K. Sigismund, und mit lhme zwo Nationen, die teutsche und die engländische standhaft darauf beharret ha¬ ben, kerne Unterhandlung über die Wahl d s künftigen Papsts vornehmen zu lassen, bis nrcht Hctcr von Luna förmlich ab¬ gesetzt — und das so nöthige Reforrnan- onsgcschäft zu Standen gebracht worden wäre —. Wenn man diese Umstände er¬ wägt, so ist auch leicht die Ursache zu erra- then, warum die Vereinigung der Kastili- ancr in so lang verschoben worden seye. Das feyerliche Zerimoniel solcher Verei¬ digung gieng allererst bey der fünf und Akyssgsten allgemeinen Sitzung am i8 ^unli vor sich! Von diesem Geschäfte un- §. 64. Jetzo muß ich erzählen, was bey der zwey und drcyssigstcn Session vorgekommen war. §- 86. Man hat oben §.42 gelesen- Daß P. Awey Benedikt XUl. schon bey der 29 allgemein u.drey- ^En Session nach Ausweis der Rechtsfor- ßigfte ma- Session v. d. Hardt l. c. p, 1220. r April. ZIO Geschichte der grossen allgemeinen malitäten vorgeladen worden seye —. Zn^ zwischen, weil die von dem Synodus aus¬ gestellte Citation dem Luna allererst am 2i Inner zu Paniskola durch die zween abgeordneten Benediktinermönche ange^ deutet worden war, *) mußte das Konzt' lium, um in der Sache gerichtsmässlg vor¬ schreiten zu kömren, den ausgeschriebenen Termin von 70 Tagen abwarten. Dieser war am iften des Aprilmonaths verstrt* chen! Nun wollte auch das Konzilium Z" Kostniz bey der am alsogleich bemerkten Tage abgehaltenen 32 allgemeinen Seff sion, um rn der Legalität kein Pünktchen zu übersehen, vorgenannten Luna nochnE vorgeladen haben. **) Es wurden anV zu diesem Endzwecke alsogleich zween Käs' dmäle, und zwar namentlich Otto vonC-v lonna und Luzius von Conti, die Bischöffe von Feltri und Merseburg einigen Notarien, Schreibern und sorn von dem Synode abqeordnet,die aM ohngesäumt zufolge ihres Auftrags vor grossen Kirchthüre den Peter von oder wenn jemand andrer in seinem gegenwärtig wäre, einberiefen, Und a auch für dießmal sich Niemand mrlo" ward die Sache von den AbgeordMl dem Synode einberichtet, und der liche Fürgang nach Anverlangen der zwc Prokuratorn in das Protokoll eingetrm^ oben §. 41. **) «. x. 6vz. v. d. Hardt!. e. x. iroS ! Kirchenversi Zu Kostniz. IV. Lhl. z i r Nach diesem mußten die zween Be- nediktinermönche, die das Konzilium zu dem Peter von Luna nach Paniskola abgeschickt hatte, über die Vollziehung ihrer Aufträ¬ ge nochmaligen Bericht erstatten! und als auch der Konsistorialadvokat Ardezin wi¬ der P. Benedikt iz seine gerichtliche An¬ klage in PUNÄO cnntumacise wiederholte, hat der Synodus einstimmig beschlossen, vorgenannten Peter von Luna für einen Ungehorsamen und halsstarrigen öffent¬ lich zu erklären. Dieses geschah auch un- verweilt mittelst eines gefliessentlich abge¬ fahren Dekrets, welches der Bischof von Dol ablas, und worinnen der heilige Sy¬ nodus 17 Kommissarien, worunter zween Kardinäle, ein Titularpatriarch und drey Bischöffe waren, ernannte. *) Der an sie gemacht» Auttrag, und die ihnen zugleich ertheUtc Vollmacht war, alle wider den Benedikt vorgebrachten gerichtlichen An- klagm aufzmrehmen, die Punkte ordnüngs- wässlg aufzuzeichnen, die Zeugen zu ver¬ hören, von ihnen, wenn es nöthig, den Eid abzufordern — und kurz, alles, was in dem Prozesse Benedikts nach der Gerichts¬ ordnung vorzunehmen ist, bis aufdas End^ Unheil zu schlichten —. Vcrmuthlich wer¬ den sich die Kommissarien Mühe gegeben haben in der Sache so schleunig' als mög- uch vorzugehen —. Wenigstens wird m den *) S. be» Labbe p. 624. v. d. Hardt p. 7214. z 12 Geschichte der grossen allgemeinen den Akten *) angezeigt: daß ein öffentli¬ ches Diplom, kraft dessen nicht nur Be- nedikt als ein Ungehorsamer, Halsstarri¬ ger und Verbannter angegeben — sondern rvorinnen auch allen, die ihme fuhrohm an¬ hangen würden, die nämliche Strafe des Bannfluchs angedroht wird, am 4 April an die Kirchthüren zu Kostniz angeschlagen worden seye —, §. 57- Am vorgemerkten Tage ward auch B-rfchitde- ein kaiserliches Edikt wider den H. Frie- . drich von Oesterreich an zwo Kirchthüren r-nzuKost- ZU Kostniz angeschlagen. Sigismund erklK' m;. te in selbem vorgenannten Herzog in dn 4 mril. Reichsacht, und gab alle seine Güter als so viele der rönnschkaiserlichen Reichskaw' mer heimgefallene Lehen an **) Der ser bemerkt m seinem Edikte auch die fachen, die er von dem Ungehorsame Fr>^ drichs gegen den Svnodus, nnd von ftin^ Verachtung gegen die Bannflüche her 7^ tet! schließlichen bestehlt Sigismund allen Vasallen des Herzogs,daß sie ihme und de< römischen Reiche huldigen, und binnen ans' geschriebener Zeit die Lehen um so richtig, aus seinen Händen empfangen sollten/ aw zuversichtlicher sie sechste im Weigerung^ falle derselben verlustig erklärt werden ww' den —. Abgleich angezogenes Edikt war in Abwesenheit des Kaisers publizirt' *) G. -p. v. d. Hardt loc. cit. x->S' I-oc. Lr cik. Kirchenvers. zu Koftniz IV. Thl. Ziz Sigismund reifete am z April von Kostniz nach RadolfszeU ab, theils um sich von den Geschäften in etwas zu erholen, theils aber auch der Geistlichkeit Gelegenheit ru verschaffen, wodurch sie um so freyer den herannahenden Osterfeyerlichkeiten ab¬ warten konnte. Es wurden von dieser auch allein dec heiligen Woche, als am Palmsonntage, den 4 April, am Gründonnerstage, am Char- freytage, und am Ostertage selbste gewöhn¬ lichen Feyerlichkeiten, als Prozesstonen, Einweihungen, Füßwaschen, Pfalmen¬ gesänge , und was es für derley Kirchen- zerimonien mehr giebt,abgehalten—. Was hiebey nicht unberührt gelassen werden darf, ist: daß zu den Kirchenfestivttäten des Jahrs 1417 eine so grosse Menge Volks nach Kostniz zusammengelaufen seye, daß, sich sogar die Nationen um dem Gottes- dienste ungestört beywohnen zu können, in verschiedene Kirchen haben abtheilen müs¬ sen. *) Die Italiener und Spanier hielten chre gottesdienstlichen Verrichtungen in der Kathedralkirche — die Franzosen bey den Dominikanern — und die Teutschen endlich und Engländer in der Kirche zum heiligen Stephan. Ohngeachtet dessen aber daß eine so häufigeVolksmenqe um Ostern nach Kost- wz gekommen war, so wurde dennoch durch die weisen Veranstaltungen der Polizey die Vor- *) S. v. d. Hardt 1. c. p, 12 !y. 1220. Z i4 Geschichte der grossen allgemeinen Vorsorge getroffen, daß kerne Teuerung einriß —. Man hat vielmehr Ursache zu muthmassrn, daß die Eßwaaren in ernem sehr geringen Preise gewesen seyen, weil v «M. man nach dem Zeugnisse Dachers i.; He¬ ringe umeinenBlaphart d. r. um ern Drey- kreuzerstück, oder für einen Kaisergroschen,anr Osterabende zu Kostmz verkaufte. ") Kaum als die österlichen Feyerli^ keiteu zu Ende giengen, war K. Gisrs' mund schon wiederum zurückgekommen- An dem Lage der Zurückkunft des Kast sers von Ravolfszell, d. i. am rz Apr" hielten auch die drey bayerischen Herzoge Wilhelm, Ernst, und Heinrich, ihren Einzug zu Kostmz. Dächer sagt zwar, daß sie herrlich empfangen worden waren, doch zeigte sich eine unendlich grössere Pracht bey der Aufnahme Friedrichs, regierenden «pril. Markgrafen von Meissen, der am iZ Aprn zu Kostniz einritt —. Der Kaiser Sigm mund, die zween Kuhrfürsten, von Sach' sen, und von der Pfalz, Friedrich Bur grafen mit letztem zu belehnen, wollte er auch *) v. d, Hardt I. c. p, irri. Belehnung Friedrichs des Burg¬ grafen von Nürnberg niit'dem Kuhrfür- stenthnme Branden- bmg. z l6 Geschichte der grossen allgemeinen auch über das erstere keine Investitur an- nehmen. Nach dem Berichte der Geschichte schreibet solle vorgenannter Markgraf von Meissen, und Landgraf von Thüringen mit Aeujserung seiner grössesten Unzufriedenheit, und mit ausgestossenen Drohworten, daß der jenige, der ihme das Lehen in der Stadt Konstanz verweigert hatte, sL- ...... ches auf dem Schlachcselde erchcilen würde —, am ir May 1417 von Kost> dennoch zu keinem Bruche gekommen! Frie^ drlch leistete vielmehr dem K. Glgismunv treuen, und mächtigen Dienste, ^und wa^ dafür zur Belohnung von diesem nach dem Tode des letztem Kuyrfürsten von Sachsen aus dem askanischen Stanu me Albrechts Hl. im Jahre 1423 mit vor- gedachtem Kuhr>- und Erzamte, obsthA mehrere darauf ihre, viellercht eben nicht ungegründeten, Ansprüche machten, be¬ lehnt <)ul 6on- üanriL in- veltire 5E c^o urz avgereiset seyn —. Inzwischen war es xn iuve. dennoch zu keinem Bruche gekommen! Ftlk' Uiec lu- drlch leistete vielmehr dem K. Glgismunv v^d Harvt dem gefährlichen Husstmkricge seine ge^- I. c. si. ?Z09- §. 53. Sigismund, der sich so sehr weiger- te vorgenanntem Markgrafen die Investt- tur über seine in Böheim eroberten Güter zu geben, war um so geneigter den Burg¬ grafen von Nürnberg, Friedriche dieses Namens VI. mit der Kuhr Brandenburg zu belehnen-! Ehe *) E. Menkcns 6ilt. äs eleLiorsm 8vxon, Verico beliic. jure merico coNsto. Kirchmvers. zu Kostnrz. IV. TW. z 17 Ehe ich die feyerliche Handlung be¬ schreibe, muß ich anerinnern, daß Sigift mund, nachdem er als erblicher Kuhrfürst von Brandenburg nach dem Tode Jodoks vvnMahren alöPfandinnhabcrs vonBran- denburg im Jahre 1411 in den wirklichen Besitz der Mark gekommen war, dieselbe auch alsogleich an vorgenannten Burggra¬ fen verpfändet habe —. Dieser erhielt im alsogleich angemerkten Jahre von Gigis, munden wegen der vielen ihme geleisteten Dienste nicht nur die Statthalterschaft in Brandenburg, sondern es ward ihme auch, meistens wegen vorgeschossenen Geldes, die Mark sammt allen ihren Herrschaften, Lan¬ dern und Leuten eingeraumt. Friedrich der Burggrafward also zum Verweser von Brandenburg bestellt, und erhielt die Nutz. Messung von der Mark, bis ihme und sei¬ nen Erben von Sigismunden ioo,^eo hun- Aarischer Dukaten würden bezahlt seyn. Das einzige, was sich Sigismund hiebey vorbehielt, war die Kuhrstimme —! Al¬ lein auch diese ward in Balde vergeben. Der Burggraf hatte eine neue Verschrei¬ bung auf noch andre dem Sigismund ge¬ sehene Dukaten erhalten —; und v« er Sigismunden, der immer am Gel- ^ Mangel hatte, zur Bestreitung der Rei- 'eköften nach Spanien annoch aZo.OOv Dur kuren vorschoß, so verkaufte nunSigismund, ^eil er nichts mehr zu verpfänden hatte, un vorgenannten Burggrafen für das gan- re z 18 Geschichte der großen allgemeinen ze Kapital der 400,wo Dukaten die Mark Brandenburg mit der dazu gehörigen Kuhrwürde, und dem Erzkämmereramte,wie auch nut allen davon abhangenden Lan¬ dern, Leuten, Rechten, Ansprüchen, Hohe'- ten rc. Die Bedingnisse, die dem Kaust und Verkaufschlusse beygesetzt wurden, wa¬ ren keine andern, als b^ß erstens, wenn Friedrichs männlicher Stamm auöstürbe, die Mark wiederum an Sigismund, oder seinen Bruder Wenzel fallen sollte — oder daß zweytenssiglsmunden,wenn er männ¬ liche Erben bekommen würde, sodann fr")* stehen sollte die Mark Brandenburg für 0^ angemerkte Summe wiederum einzulösi^ *) Allein — da sich keiner aus beyd/" Fällen ereignete, so blieb das Kuhrst^ stcnthum Brandenburg immer bey hohenzollerischcn Hause. 5k) *) S- Lebens« und Reg. Gesch. der BrM'denb- Kubrfürsten aus dem hohenzoll- Hause Friedrich I. bis auf Friedrich Wilhelm M Ich muß gelegenheitlich bemerken: daß eine so mäßige oder verhälknißmassig auch g^ ringe Summe von 400,000 Dukaten der Gr»" zu einer in der Folge so hoch gestiegenen als die gegenwärtige von Brandenburg gelegt worden seye. Eine thätige, kluge, mit der Ttaatswirtschast verbundene Regs^ rung der Kuhrfürsten aus dem hohenz»^^ KirchenvLrs. zu Kostniz. IV. Thl. z 19 Das feierliche Aerimoniel der Beleh¬ nung greng am i8 April, als am ersten Sonn- schen Hause brachte es nach und nach so weit, daß der jetzige Kuhrsürft von Brandenburg Friedrich der grosse, einer der mächtigste» Potentaten Europens geworden seye —. Es dürfte meinen Lesern vielleicht nicht unlieb scyn, wenn ich ihnen einen genealogischen Ab» riß der brandenburgischen Kuhrfärstrn aus vor» gedachtem Hause, mit kurzen Schilderungen ihrer Karakters, hiehersetzte —. Nu ! Frie» vrich I. regierte, nachdem er sich im Zahrik. 1416 ordentlich huldigen ließ, als Knhrfürst von Brandenburg durch 24 Jahre, da er in einem Alter von 6« Jahren anno 1440 starb. Er war ein kluger, tapferer, und friedlieben¬ der Herr gewesen —. Dieser, Ruhe und de» Frieden liebende, Karakter mag vcrmuthlich auch Ursache gewesen scyn, daß der Knhrfürst von Brandenburg die ihme nachdem Tode Al¬ brechts II. angetragene Kaiserwürde, mit wel¬ cher fast immer unausweichliche Zwistigkeiten vereinigt waren, großmüthig ausgeschlagen ha¬ be —. Auf seine triftigen Vorstellungen ward H. Friedrich von Oesterreich, der unter dem Name Friedrichs M. am bekanntesten ist, im Jahre i4Zy zum römischen Kaiser grwählet« *) In dem Kuhrfürstenlhume Brandenbnrß aber folgte vorgenanntem Friedrich l. fein jün¬ gerer *) S. Müllers Reichötagstheater I. Th. Kap. r. Z2o Geschichte der großen allgemeinen Sonntage nach Ostern für sich. Da die¬ ser Akt einer der prächtigsten ist, die zu Kost- gerer Sohn Friedrich H. wegen seiner Ta¬ pferkeit und Ernsthaftigkeit der eiserne ge¬ nannt —. Er regierte bis ins Jahr 1470, wo er mit Tode abgieng. Die RegierungS- jahre seines Sohns Albrechts dauerten zwar nicht so lauge, denn erstarb anno 1486;doch hat er sich während seiner sechzehnjährigen Verwaltung dcö Knhrfürstentbums so vielen Ruhm erworben, daß er wegen seiner beson¬ der» Kriegserfahrenbeit, Stärke rc. der reut» sche Achilles — wegen seiner grossen Bered¬ samkeit aber der reursche Ulysses genannt wor¬ den war. Dessen Sohn Johann l. welcher nach dem Tode seines Vaters zu Berlin als Kuhrfürst die Huldigung aunahm, ward eben¬ falls von seiner angenehme» Beredsamkeit der reursche LHero genannt —. Er starb int Jahre 1499 und hinterließ zum Nachfolger seinen Sohn Joachim I, Dieser erhielt den Beynamcn des zweyren Nestors l aber nicht etwa, wie einige glauben mögten, wegen seines hohen Alters, denn er starb, nachdem er nur 51 Jahre gelebt hat—, sondern man nannte ihn also, weil er wegen seiner Beredsamkeit und vorzüglich wegen seinem Kenntnisse aus¬ ländischer Sprache», die er alle fertig reden konnte, von jedermann bewundert worden war —. Seinem im Jahre 5 verstorbe¬ nen Kirchenvers. zuKostnizl^. Thl.Z2i ^ostnrz während der Kirchenversammlung Ziehen wurden, so ist es Pfiicht ihn etwas X ge- nen Baker succedirte Joachim II. mit dem Zunamen Hektor. Dieser Kuhrfürst war dc- redk, freygebig, gerecht, und ein Vermehrer sei¬ ner Länder. Was ich von ihme hier Orts anmcrken will, ist: daß aus seine Veranstal¬ tung die evangelische Religion, weil er sie zur Verbesserung seiner Staaten für dienli¬ cher erachtete, auch in die brandenburgischen Länder eingesührt werben seye. Anfangs, im Jahre igzy trakt der Kuhrsürst zwar nur wc- gen der Kommunion unier bci)d«n Gestalten den Protestanten bey —; die übrigen Punkte ließ er unberührt, um sich die Feindschaft des Kaisers, und der übrigen katholisch.» Fürsten nicht zu zuziehen —! allein in nachfolgenden Jahren belRnnte er sich durchaus zur evange¬ lisch-lutherischen Religion, und ward so ein star¬ ker Verehrer von D. Lurhern, daß er von diesem folgendes Unheil gekältet hat: Wer diesen Mann nicht ebrer und liebt, der scheint mir kein Christ xn seyn. Ekoachim dem zweisten, dess n Tod in das Jahr 1571 fiel, folgte sowohl in der Regierung, als auch in der Religion sein ältester Sohn Jo¬ hann Georg der wirtschaftlich, «conomu; genannt. Ich zweifle nicht, wcminder ihme die- *) S. obangezeigtrl Lebens- und Reg. Geschichte unter dem Artikel Joachim U, ttestor. Z2r Geschichte der grossen allgemeinen genauer zu detailliren —! Man erwarte aber von mir hierüber keine ausführliche Be- dieser Beyname von darumen zugetheilt wr- den war, weil er ein Feind der Kleidrrpracht, und neuen Moden gewesen, und alle zu glos' sen Geidausgaben verhütet hat. Rach dessen zeitlichem Hintrittc im Jahre 1698 regierte sein ältester Sobn Joachim Friedrich durch i» Jahre. Ob er gleich in der Geschichte kei¬ nen Beynamen erhalten, wie die vorhergchen- den Kuhrfürsten, so ist er dennoch, wie es unver¬ werfliche Urkunden beweisen, für seine Unter- thanen rin gewünschter Fürst gewesen Sein Sohn Johann Sigismund, der «"»u 1608 zur Regierung kam, änderte die Reli¬ gion seiner gefürsteten Vorfahren, da ec sich im Jahre 1614 zur reformireen Religio» öffentlich bekannte. Seit dieser Zeit ist auch öle reformirte Religion immer die Religio der regierenden Kuhrfürsten in Brandenburg gewesen, ob sich schon viele ihrer Unterrhane» beständig zur protestantischen bekannten; gleichwie auch die Lacholiken seit längerer Zeit in den brandenburgischen Staaten st^ Religionsübung haben —, Johann KiM mund vergrößerte seine Monarchie durch da§ Herzogthum Preussen, welches er »ach deut Tode H. Albrecht Friedrichs, seines Schluß gervaters, erhielt —. Nach einer eilfjährigr" Regierung hinterließ er zum Nachfolger sei'"" Sob" Eirchenvers zu Kostmz. IV. Thl. 52z ^kschreibun^ — ; diese wckre wider mej. Plan. Ich will nur das Wesentliche, X 2 und Sohn Georg Wilhelm. Was diesem zum un- verwelklichen Ruhme gereichet, ist: daff er sich während des dreyssigjähriqen Kriegs, der Teutschland verwüstete, und fast meistens in seinen brandenburgischen Staaten zwischen den streitenden Partbeyen geführet ward, wcht so sehr durch Gewalt, als durch seine Klugheit gcschützet habe —: Ihme folgte snno sein Kohn Friedrich Wilhelm der G osse genannt: Von diesemKuhrsürstcn wird jeder¬ mann, der seine Thatcn in Erwägung nimmr, gestehen müssen, daß ihm« der Name des Gros¬ sen mit Rechte zukomme Er war ein Freund der Wissenschaften, selbst« gelehrt und von ei¬ nem durchdringenden Verstände — gottesfürch¬ tig, leutselig, groffmnthig, tapfer, a«sr chtig — Schrecke» seiner Feinde, und ein Vcrmeh, ter feiner ränder gewesen. Er beförderte zu einem uugemcin grossen Vortheil seiner Un- wrchanen die Handlung und Schiffahrt, da er Wit unzähligen Kosten durch einen Kanal die Oder, Spree, Havel und Elbe mit einander vereinigte —. Er brachte seinem Hause die Souveränität über Preussen zuwege» — be- festigte den Besitz der klevischen Lauder, wer- wnen er zugleich die Universität Duvsburg stif, teke — Er verschönerte Berlin durch die neuan^ belegte Lorstheenstadt, und-doch wer wird von Z24 Geschichte der grossen allgemeinen und das Besondere aus dem Dächer, der als Augenzeuge auch Kleinigkeiten ausge¬ zeichnet hat, anführen. *) *) ä?. v. d. Hardt 1. V. k.r, 7 p. '8Z l-g- wird alle seine rühmlichen Handlungen le» ? *) Mir ist cs genug anjusühren-daß di' fem grossen Kuhrfürsten zu Ehren eine vor." lichc metallene Säule zu Berlin auf dec gen Brücke gesetzt worden seye — Wilhelm starb im Jahre i6r8, und folgte sein Sohn Friedrich Hl. mit den« namen der weift. Ec ist als Friedricb erste Röntg in prensten bekannt. erliche Krönung gieng in, Jahre 170' U' nigsberg vor sich; und Friedrich ward r ganzem Europa, obschon der Papst st^ sien ließ die Sache himerstellig zu mache«'^ König anerkannt —. Was feinen Ka" betrist, so können wir selben schon ihme zugetheilken Bcynamen des weii^ kennen. Er war anbey ein gottesfürrbi ' gerechter, gütiger, und mildthatiger sen. Don seiner Mlldrhätigkeit und Näcv ^^ liebe können jene mehrere taufende der El len, oder aus Frankreich und aus der vertriebenen Reformirtcn zeugen, welche , , ,s, pes *) Wer etwas mehrers zu wissen verlangt, »i ^ gelehrten Hrn. pustendorf, der vorgc» re» Kuhrkürstens merkwülbiges Leden stündlich beschrieben haft -Kirchenvers zu Koffniz. 1^. Thl. Z25 Früh beym Sonnenaufgange ward" Solemnität durch den Trompttenschall an^ in seinen Ländern Schutz und Hilfe fanden—. Wie sehr er die Wissenschaften geliebt und befördert habe, beweiset die Universitär xa -Halle, und die k- Akademie der Wissenschaf¬ ten Berlin, welche beyde Friedrich stifte- te Uiberbaupt vok dec Sache zu reden, so war Friedrich ein wahrer Landesvatec sei¬ ner Unterthanen —. Ihme folgte im Jahre !7r; sein Sohn Friedrich Wilhelm König in Preussen, und Kubrfürst zu Brandenburg. Seine edlen, und in der That königlichen Ge' möthtsgaben sind bei) unsrer heutigen Welt, und vorzüglich bev den Brandenburgern in frischem Gedächtnisse! fle bedürfen daher» kei, "er Lobeserhebungen. Was ich aus den be- svndern Vorzügen dieses Königs anführen will, 'st sein unaussprechliches Besorgniß für die Miliz —. Dieser scheint mir der karakteri- st'sche Zug vom Friedrich Wilhelm gewesen z» styn. Obschon aber dieser König seine Miliz zu Ostler bewunderungswürdige» Vollkommenheit brachte, so kann man dennoch nicht sagen, daß damit den höchsten Grad erreichet habe —. Dieses war seinem Sohne, dem jetzigen, seit ' glorreich regierenden König Friedrich Vorbehalten. Es wäre überflüssig alle vor- treflichen Eigenschaften dieses grossen Königs auch nur zu berühren! Sejne Kriegserfahren¬ heit, Z L6 Geschichte der grossen allgemeinen angekündigt. Alle Trompeters, so viele derer zu Kostniz waren, ritten durch v» verschiedenen Gästen der Stadt, und v> sen gewaltig. Um die bestimmte Jett, ' um die neunte Stunde teutschea Schlag versammelten sich alle Fürsten, Grafen "N Edlen in des Burggrafen Behaujung' Sie ritten nut ihme durch die vrem Strassen unter dem Zulaufe einer unM» licken Menge des sich hinzudrangenv Volks! von welchem Gedränge Daa¬ als etwas besonders anmerkt, daß mand beschädigt worden seye. Als dn> herrliche Ritterzug auf dem obern M« te, oder grössern Ringe ankam, maM-. Halt. Es war all da ein hohes und Helt, Heldenmuts — seine geheime Wissenschaft, und politische standhafte rungsform - seine geprüfte Gelehrtheit»» dringender Geist, und was man sich a"" „ vor andre Gaben »orstellen kann, ssrid weltbekannte Dinge —; und cs ist diest^ meiner Meinung das gröffeste Lob Ü's Brandenburger, daß ihn annoch i" l Lebei» ganz Europa den grossen nennt —. So vieles von den gischen Kuhrfürsten aus dem hohen;ollen^ Hause, derer ich bcp Gelegenheit Lriev^ I., den der Kaiser Sigismund wäbe^ Kirchenversammlung ;u Kostni; mit , tcm Kuhrfürstenrhume. belehnte, ^.erwa wollte. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. z 27 tiges Gerüst aufgerichtetl K. Sigismund erschien zuerst auf selbem; er hatte eine gvldne Kron auf seinem Haupte, und sei¬ ne damalige Kleidung war ein Oberrock nach dem Schnitte einer Dalmatik, die bas eigentliche Krrchenkleid eines Diakons ist. --7 *) Der Kaiser sehte sich auf seinem Wit einem goldnen Küssen unterlegten Ses¬ sel, und winkte den zween Kardinalen, und dreyen Bischöffrn, von denen Dächer an- Mcrkt, daß sie Sigismunden nicht um eines, bey der Belehnung ihnen zustehenden Ge¬ schäfts wegen, sondern um das Zerimoniel bequem mit ansehen zu können, begleitet habedas nämliche zu thun —. Hinter dem Kaiser standen die zween Kuhrfürsten, Ludwig Pfalzgraf am Rhein, und H. Ru¬ dolph von Sachsen! beyde hielten nach ih. kern verhältmßmäßigen Amte die Reichs- wsignien in ihren Händen; jener trug als damaliger Erztruchfts den Reichsapfel und Apter, dieser aber als Erzmarschall das ^chwerdt —. Nachdem alles in seiner gehörigen Ordnung war, stieg auch Frie- brich der Burggraf von Nürnberg über bas jhme gegebene Zeichen auf das Thca- tz-. Er fiel sammt seinen zween adelichen Begleitern, welche die mit dem Wappen Hause Brandenburg und Nürnberg bezeichneten Fahne trugen, nach drcymali- ger ) t7nulclens Lrons. tlnä ^vsr snZeieAt als ein LvÄNgelier, 6er Lvaugeijum ün^en vili. Z28 Geschichte der grossen allgemeinen ger Verbeugung vor dem kaiserlichen Thro¬ ne aus seine Knie. Der Kanzler des Kai¬ sers, Graf von Schlick, las chme die Pa¬ tente vor welche die brandenburgische Kuhrwüroe, und Las mit dieser verbun¬ dene Erzamt betrafen — der Kaistr frag¬ te ihn, ob er die abgelesenen Patente be¬ schwören wollte; und Friedrich legte ohn- gesa'umt den so feyerilchen als gewöhnli¬ chen Eidschwur ab. Sigismund gab dem neuen Barhrfürsten sowohl die zween Fah- ne, als auch den Reichsapfel in die Han¬ de — und der Kuhrfürst von Sachsen umgürtete ihn mit dem Achwcrdte Kaum als diese, kurz beschriebene Investi¬ tur sich endigte, ertönte zugleich von meh- rern Chören der Schall der Trompeten, unter derer unausgesetztem Jubeltone die fürstliche Versammlung aus einander gieng- Der neue Kuhrfürst H. Friedrich I. von Brandenburg gab hierüber ein kostbares Gaümahl, wozu der römische Kaiser Si¬ gismund die Kuhrfürsten, Herzoge, Gra¬ fen, Bischöffe in grosser Anzahl geladen wurden —; und also endigte sich die dieß- fällige Feyerlichkert der kuhrfürstlrchen Be¬ lehnung. Es war aber diese Investitur nicht die einzige, welche Sigismund zu KostMZ verlieh. Nebst dem Burggrafen von Nürnberg, von welchem in diesem Para- graphe die Rede war, und nebst dem Erz- Kirchenvers. zu Kostniz.! V. Thl. Z29 bischofe von Maynz, von deme ich oben §. Z8 das Nöthige anmerkte, waren aus dem kuhrfürftlichen Kollegium auch Ludwig Pfalzgraf am Rhein, und Rudolph Her- zog von Sachsen, die aus den Händen des Kaisers, und zwar jener am uten, dieser aber am -6ten May 1417 ihr Reichslehen empfiengen — *) Nicht nur Kuhrfürsten, auch andre mächtige Herren wurden von Sigismunden zu Kostmz belehnt. So er. hielt z. B. wasla der Herzog von Pom. mern, und der Bischof von Camin, 6»- min^nüs, am »6 May die Investitur — am uten schwur Eberhard Graf v.N>l-- leuburg, uyd erhielt die Regalien — eS wurden auch dre drey Herzoge aus Bay¬ ern, welche am iz April (S. §. s?) lh. ren Einzug hielten, kurz darauf förmlich investirt — annoch ehe am 28 April hat¬ te der Kaiser Adolphen Grafen von Eleve zum Herzog gemacht — u. s. w. Bey allen diesen häufigen Feyetlichkeiten, ob sie schon nicht durchaus gleich prächtig Waren, konnte Sigismund dennoch seine Majestätsgrösse in vollem Glanze zeigen — und man kann in der ganzen Geschichte kein Beyspiel anfwcisen, daß je ein Kaiser w viele Reichslehen an gefürstete Herren Mheilet hätte, als Sigismund, sie zu Kost, urz verlieh Von diesen feyerlichen Handlungen des Kaisers wollen wir uns nun zu den Unternehmungen des Konzili- ums wenden. §. Zy. *) y. d. Hardt 7". IV. p. rzoz. izrr. Z zo Geschichte der grossen allgemeinen Wir haben oben §. §6 gelesen, daß rn Verhör der der StreitsacheBenedlkes von dem Synode Zeugen wi, eigne Kommissarienangeordnet worden sey- !ikten. Diese liessen sich auch das ihnen an¬ vertraute Geschäft sehr angelegen seyn- »5 April, Sie versammelten sich öfters — cisirten den Luna — faßten wider ihn Anklagsar- tikel ab — verhörten die Zeugen, u. s. w. Es werden in den Akten,*) zwo abernia« lige Cttationsurkunden/ eine unter dem 22, die andre aber unter dem 26 April aufbe- wahrt- Man findet eben allda auch die Anklagsartikcl, welche wider den Luna in dem wider ihn geführten Prozesse in Vor¬ schlag kamen. Es sind ihrer sehr viele, an der Zahl 8-; doch mögen sie ganz leicht zu- sammengezogen werden, und im Auszuge sind sie dre nämlichen, die ich schon oben ri S. 109 u. folg, angeführt habe Was ich ietzo anmerken will, ist: daß sie auch alle bey einer Versammlung der Konr- missaricn am 26 April von einer Menge der Zeugen förmlich beschworen worden seyen. Unter diesen werden sieben Kardi¬ nale, zween Patriarchen, so viele Erzbi- schösse, sechs Bischöffe, und annoch meh¬ rere Doktorn gezählet. Der Kaiser selbst^ beschwor vorgedachte Artikel, da er in die Hände des Bischofs von Salisbury, eines aus den wider den Benedrkt angestellten Kommissarrcn, den dießfälligenEiv ablegte. Ubeum 1. XVI. p. 6ir ley. v. d. Hardt r. iv. p. 12:5 bis rzog. Kirchenvers. Zu Kostniz. IV. Thl. ZZr Was die Kommissaren über angereg-Drey rr. te Punkte in ihren Privatversammlungen dreys- »nternahmen, mußte dem heil. Synode sigste bey allgemeiner Sitzung einberichtet wer-SesH'on den. Zu diesem Endzwecke ward auch am ir May die drey und dreyssigste SessionMay. gehalten. K. Sigismund erschien setbste in seinem vollen königlichen Prachte bey selber! an seiner Seite standen, nebst den zwecn Kardinalbrschöffen von Palestrina, und Albano, die Kuhrfürsten von Pfalz¬ bayern, Sachsen, und Brandenburg, wel¬ che alle dreye die kaiserlichen Insignien, und zwar der Pfalzgraf am Rhein den Reichsapfel, der Herzog von Sachsen das Schwerdt, und der Markgraf von Bran- denburg den Zepter trugen —. *) Alle waren mit ihren fürstlichen Kleidern ange. Lhan, und verschafften der Majestät des Kaisers durch ihre hohen Bedienstungen die tiefeste Ehrfurcht. Nach verrichteten gewöhnlichen Zerimonien erstattete Wil- Helm der Kardinal vomTit des heil. Mar- tus an das Konzilium einen vollständigen Bericht über den Fürgang der wider den Luna niedergesetzten Kommission. Er sag- te: daß sie, die Kommissarien den Gerichts- Handel wider den Peter von Luna, oder Benedikt rz gehörig und nach Vorschrift des Synodes betrieben hätten —. Sie hätten ihn öfters, aber allezeit fruchtlos vor- *) S. äLta bey Labbe j. e. x. 6ZZ. v. d. Hardt r. c. x. z z 2 Geschichte der grossen allgemeinen vorgrladen — die Anklagsgrtikel waren genau untersucht — so wieauch die Zeugen darüber gerichtlich verhört worden —- und z8 derselben hätten die Wahrheit der An« klagspunkte mit abgelegtem Eide bestätigt: Uiber alle diese vorgekchrten Maaßregeln, und eingeschlagenen Rechtswege hätten sie gerichtliche Protokolle geführt, welche sie anmit auch an das heil. Konzilium über¬ geben wollten. Also lautete der Rapport, welchen vorgenannter Kardinal un Name seiner Konkommiffarien machte. Nachde- me dieser geendiget war, verlangten die zween Sachwalter des Konziliums, daß Luna nochmals vor der grossen Kirchthü- re citirt -- und sodann, wenn an seiner Stelle Niemand sich meldete, für einen Halsstarrigen öffentlich erklärt werden soll¬ te. Jenes wurde unverweilt durch die abgeordneten Kardinale, Btschöffe, Dok-> torn, und Notarien entrichtet — und alS diese die fruchtlos abgelaufene Citation dem Synode wiederum meldeten, las der Bischof von Dol ein Synodaloekret öffent¬ lich ab, in welchem Luna erstens für hals¬ starrig erklärt, zweytens der wider ihn an¬ gefangene Rechtshandel sammt allen dazu gehörigen Akten für gültig anerkannt und rechtshältig befunden — und wo ihme dec i; Tag des Maymonaths zu seiner Ver- theidigung, Einrede, Proteste rc. als letzter Termin angewiesen ward» Am . KLrchettverszuKoftmz.iV.THl. ZZZ Am vorgemerkten Tage, den i§May, als die förmliche Crration abermals gepflo¬ gen ward, und da Luna weder persönlich, noch durch einen bevollmächtigten vor das Gericht der Kommissarien sich stellte, ha¬ ben diese einstimmig beschlossen, ihme keinen Aufschub mehr zu gestatten. Allein, da vcrmuthlich einige w-der die Kürze des ausgeschriebenen Termins gemurret haben mögen) so haben die Kommissarien bey ei¬ ner am ri May gehaltenen Versammlung beschlossen dem Benedikt annoch einen Ter¬ min auszustellen. *) Dieser letzte Termin ward auf den 2Z May ausgeschrieben; und die Ursache dessen, wie sich die Kommissa¬ rien sechste erklärten, war keine andre, als um allen Klagen vorzubeugen -- die nur möglichen Einwürfe in voraus zu heben — und, wenn ich mich so erklären darf, den so sehr gewöhnlichen Seitensprüngen der Rechtsfreunde auszuweichen — Der aus¬ geschriebene Tag rückte an — die Kommis¬ sarien versammelten sich — das Zerimoniel mit dem Vorfordern ward nochmals wie- verholt — und da auch diese letzte Citar tion fruchtlos ablief, ward der heil. Sy- nodus gezwungen wider den Benedikt weiters nach dem Rechtswege vorzuschrei¬ ten. Solches geschah auch in folgenden Sessionen, und zwar zu erst in der vier und dreyssigsten. Von dieser, und den in sel¬ ber *) S. Lp. I. c, p, 659, V. h, H-Wt p. IZ22. zz4 Geschichte der grossen allgemeinen ber gepflogenen Unterhandlungen wird un- ten §. 62 Das Nöthige angemerkt werden. Jetzo muß ich zwo Begebenheiten erzählen, dre sich zu Koftniz vor angemerkter itzung zutrugen —! die eine bezieht sich auf die Reform, dre andre aber auf die künftige Papstwahl. §. 6°, Man hat im vorhergehendenTheilemeh- R Kirchcnvers. zu Kostniz. IV. Thl. ZZ5 fetzo rc. ssoan. XVI. 12. iz. Seme Re¬ de enthält drey Theile, dre alle auf die Nothwmbigkeit der Reformation unter den Geistlichen zielen—. Er berührt die mei¬ sten Gebrechen der Klerisey, und bestraft sie nicht minder mit einer unerwarteten Freymüthigkeit. Das Laster aber, wider welches der Prediger vorzüglich eiferte, war die Simonie, die er zugleich als die Quel¬ le der.Kirchenspaltung, und alles übrigen emgerissenen Unheils angab —. Nachdem er diese vielköpftgte Hydra in ihrer ganzen scheußlichen Gestalt gezeiget hatte, machte er den ernstlichen Schluß, und sagte: daß alle Gimoniaker ermahnt werden sollten ihre Pfründen freywillig zu verlassen — und wenn sie dieses nicht thäten, mit Gc^' walt ihrer Benefizien entsetzt, und mit Kir¬ chenstrafen belegt werden sollten. Die Ur¬ sache, warum nach seinem Gutdünken sich vorzüglich das Konzilium zu Kostniz be¬ streben sollte die Simonie abzuschaffen, wa¬ te : damit hiedurch der fast allgemein an¬ genommene Wahn entkräftet würde, als ob Johann Arff nur darumen, weil er wider diese bey der Geistlichkeit herrschende Un¬ ordnung geprediget hätte, von der Kirchen¬ versammlung zum Tobe verurtheilt wo» den wäre —. In dem dritten Theile, wo Moriz von der priesterlichen Würde redet, kom- Hkn mehrere gründliche Stellen vor, wel¬ che ZZ6 Geschichte der grossen allgemeinen iZrisri ar. che beweisen baß ein Unwissender undUn- Frommi!- gelehrter niemals zum Priesteramre erho. ne eccic- ben werden sollte —. Unter andern Ar- Ü-Nic-. gumenten, aus die sich der Prediger seines Satzes wegen berief, ist der Text des Pro¬ pheten Maleachi Osp. II. v. 7 nicht un¬ schicklich angebracht. Er heißt: des Prie¬ sters Lippen sollen die Lehre und die Wissenschaft bewahren — und aus sei¬ nem Munde muß man das Aenntniß des Gesetzes erlernen; denn er ist ein .Engel des Arrn Zebaoth. Es ist auch der Schluß, daß die Priester und Kir- chenvorftehers, im Gleichnisse, Bücher dec Layen ftyn sollten, nicht unrichtig! der Pre¬ diger folgerte ihn aus des Erlösers Wor¬ ten, die dieser zu seinen Jüngern sprach: Ihr scyd das Licht der Welt, lasset da¬ her» euer Licht leuchten vor den Leu¬ ten, damit stc euere gute Werke sehen rc. lVlrnh. V. ^4. 16. So vieles von dec Predigt genannten Doktors —! *) §. 61. . Man darf aber nicht etwa glauben, dn!äk Be« ob nur alleinig Privatdoktorn für d:e sorgnlsse Lckrchenvcrbesserung geeifert hätten -7' über di- Es nahmen sich der dießfälligen S^che gekrönte Fürsten, und ganze Nationen ' ernstlich an. Die ganze Kirchenverßnmn- lung zu Kostniz war von der Nothwen- dig- *) Wer sie ganz durchlesen will, findet sie ben r>. d. HqrSt "t. I. Loueil. Lonll. s, «6s Kirchcnvers. zuKostmz. IV, Thl. z zy digkeit einer Kirchenreform überzeugt; nur ward sie über die Art und Zeit feibe vor« junehmen, in zwo Partheyen getheilt. K. Sigismund, und mit ihme die teutsche und knglandlsche Nation waren der Meinung, daß die Reformation vor der Papstwahl unternommen werden müßte —! Sie hat¬ ten auch die triftigsten Gründe. Was ste hiezu meistens antrieb, war das im fri¬ schen Angedenken stehende Beyspicl des Konziliums von Pisa, welches deßwegerr ohne Frucht gewesen, weil man zu einer ueuen Papstwahl geschritten, ohne zuvor an die Verbesserung der Kirche gedacht zu haben —. Hingegen behaupteten die Lar» biuale, welche von der Gegenparthcy wa¬ ren — und von den übrigen Nationen un¬ terstützt wurden, daß für die Kirche nichts Nvthwendigers wäre, als ein sicheres, un- 8kzweifeltes Oberhaupt zu haben. Menn dieses einmal vorhanden, so könnte man tuglicher mit dessen Mitwirkung das Re- lormationögeschaft betreiben Die Kardinale waren dahero, weildie -Z Mav Absetzung Benedikts herannahete, vorzüa- ^ch bedacht die Art, Weise, und Formel künftigen Papstwahl zu bestimmen, gaben diese Bestimmung um so noch- wendiger an, als weniger die Kastil aner 'n ch mit dem Konzilium vereinigen wollten, nicht voraedachter Gegenstand der ^^pstwahl vollends ausgeglichen wäre 2) Es ZZ8 Geschichte der grossen allgemeinen Es ward in Absicht dessen am 29 May, als am Sonnabende vor dem Pfingstfeste eine besondere Versammlung gehalten, bey welcher die Kardinale dem anwesenden Kaiser die bereits abgefaßte Wahlformel übergaben. *) Peter von Ailly hat sie entworfen, und ihr Hauptinhalt besteht hiennnen: „das gestimmte Kardinalkolle- „gium, deine das Recht einen Papst ZU „wählen ausschliessungsweise zukäme, wol^ ,,te im gegenwärtigen Falle (aber dennoch „ohne Schlußfolgen auf künftige Zeiten M „machen) eingewilliget haben, daß von der „Kirchenversammlung zu Kostniz einig^ „Deputieren von jedweder Nation, doch „unter dem Bedingnisse, daß sie die An¬ zahl der Kardinale nicht überstiegen, er¬ nannt würden, die sodann bey der nächst" „künftigen Papstwahl gleichfalls ihreStiui' „men geben konntenMassie, die Kak' „dinäle, anbey vorerinnert haben sollten, „wäre: daß alle im Bezug auf die Papst* „wähl getroffenen Konstitutionen, als Z.2> „daß nur der jenige für einen rechtmässig „Papst anerkannt werden konnte, der zwesi „Drittbeste der Stimmen hätte — daß al" „le Wähler schwören sollten m dem Wahl' „geschäfte ohne Vorurtheilen, Leidenichas" „ten, Anhänglichkeit zu verfahren, und das „Beste der Kirche alleinig vor Augen ^u *) v. d. Hardt w. IV. p. iz;o die Formel ftehr aber w. II. ^80 üem l^»dl>. I- in 'pcnöice p. 1140. Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 539 „haben rc. auch im gegenwärtigen Falle »heilig beobachtet werden müßten rc. „ Also lautete die Formel der Papst- Wahl, welche die Kardinale bey der Ver- sammlung am 29 May dem Kaiser über- ;o M«y. gaben. Am folgenden Tage, als am Pfingstfeste hatte sie auch Peter vonAil- Ip rn seiner abgehaltenen Rede sehr ange- rühmt! worüber man sich aber um so we¬ niger wundern muß, als bekannter es ist, daß ein jedweder Krämer seine Waare zu loben pflege. Inzwischen hatte dicker Vor¬ schlag ohngeachtet der häufigen Lobchrü- che, die vorgenannter Kardinal demselben zutheilte, bey dem Konzilium keinen allge¬ meinen Beyfall gefunden. Es wurden viele Anstände, und zwar besonders von dem Kaiser und von den Teutschen , die ganz wohl einsahen, daß die bey der Papst¬ wahl zu sehr ausgedehnte Gewalt der Kar- dinäle meistens die näheste Veranlassung zu den traurigen Kirchenspaltungen gege¬ ben habe, dawider gemacht — und nur al¬ lererst nach mehrer» heftigen Debaten, wel¬ che durch einige Monathe dauerten, konnte es den Kardinälen gelingen mit ihrem ob- gedachten Projekte von der Pavstwahl durchzudringen. Von den dießfälligen Streitigkeiten wird unten §,. 5g das Nö- thige gelegenheitlich erzählet werden. Je- Hs muß ich nach der historischen Ordnung ehe anführen, was die Kirchenversammlung Y 2 ' zu Z4o Geschichte der grossen allgemeinen zu Kostniz über das Absißungsgeschäft Benedikts weiters unternommen habe—. §. 6r.' Vier u. kZn der vier und dreyssigsten Gr- 'tzung am 5 Iunii 14»?/ welche mit ge- «igite wöhnlrchen Kirchenzerimonien angefangen Geffion — und wobey das Evangelium von dem 5 n.l grosicn Zlbendmahle V abgelesen ward, 1417. hatte wiederum der Kardinal Wilhelm vom Tit. St. Markus über den Fürgang des 5n der Sn- lvidex den Peter von Luna geführten Pro- b!ns. zesses so, wie in der vorhergehenden Session, S. oben § 59 geredet —. Seine Rede war über den Text: Die Zeit ist hier, daß das Gericht am Hause Gottes anfange, abgefaßt — und der Kardinal hatte auf eine ganz bündige Art alle Vorkehr rungen, die von ihme und seinen MitkoM^ nuffarim in dem wider Benedikt geführ- ten Rechtshandel getroffen worden, erzäh¬ let. Der Bischof von Dol las hierüber Die wider dm Luna niedergeschriebenen An- klagspunkte, die zwar schon in der Zzsten Seffron dem Synode übergeben, aber nicht abgelesen wurden, öffentlich ab — und der Bischof von Lichfield fügte einem jedweden Artikel die Beweise und Zeugnisse bey* Nachdem diese Vorträge geendiget waren, hatte das Konzilium durch den Bischof von Konkordia kund machen lassen, daß es sich über den in der Sache Benedikts ab- *) l.uc. XIV. **) I, IXtlv IV. »7. Kirchmverfl Zu Kostniz IV.LHl. 341 ^"fassenden Sentenz, und das Endurthei! gehörig berathschlagen wollte. Dieses ist was in der Zy sten Session abgeschlos¬ sen ward. Frohiilcich/ . Fünf Tage darauf, als am Frohn- »Espro, ^rchnamsfestc, ward zu Kostmz abermals E "e feyerliche Prozession nach der einge- nlhrren Gewohnheit gehalten **) Da- ^>er hat das ganze hiebey obgewaltete Krr- chengepränge ausführlich beschrieben. Was 'ch aus selbem anführen will, ist dieses ein¬ ige: daß bey dem Bittgänge 124 Ber- i ttimönche, die in ordentlichen Reihen paar- Kis giengen, gezählt worden seyen —. Aach der Berechnung alsogleich genann- Augenzeugenö waren auch 530 Lok- ?rn, denen in der Ordnung des Kreuz- sgngs die Klerisey der Stadt Kostniz in Kirchenornate folgte. Nach dieser ,Auen 52 Aebte — und die Anzahl der und Bischöffe, derer Zug, weil sie al- ve-Ü. ih"n Pontifikalkleidern erschienen, in die Augen fiel, wird auf 83 ^gegeben—. Weiters sah man die Kar- an Zahl 22, die mit ihren ro- ab? Hüten, und Purpurmäntcln aller Au« blendeten —. Nach dieser geistlichen D.Agordnung kam SiMmmd R K. sein . one Mnzte auk seinem Haupte, und urajestarischeS Ansehen flößte allen Zu- schau- I. c. p. 66^. ?V. d. Hardt I>- lzz2. *') S. obril §.6Anmrek. ci) Streitig kriten den Nationen über die Reform und Pnpst- wahl. Z42 Geschichte der großen allgemeinen schauern Ehrfurcht ein —. Dem Kaiser, welchen zween Kardinale an Heyden Seiten beqlerttten, folgte Friedrich der Markgras und Kuhrkürst von Brandenburg, HE rick Herzog von Bayern, und Ludwig H- von Brieg. Nach diesem fürstlichen Vo^ tritte erblickte man den goldenen Traghuw mel, unter welchem das Sakrament von dem Pontifikanten getragen ward—> Nun folgte der Adel, der Stadtrath, dre Bürgerschaft, und der übrige Troß vorn Volke. Was Dächer annoch von dieses Kreuzgange anmerkt, ist, daß er bey rvoo brennender grossen Wachslichter dabey zählt haben solle —. Ein Umstand, d>r nichts anders zu erkennen giebt, als dab man in damaligen Zeiten bey derley kir«^ lichen Feyerlichkeiten die Kösten qar nian gesparrt habe. Ich will diesen Aufwand w keine kameral- ökonomische Untersuch"'^ ziehen. Was mich zur weitern Fortsetzung dieser Geschichte abruft, sind die bedenk'^ chen Streitigkeiten, welche über das formationsgeschaft, und über die kunsl ge Papstwahl zwischen den Kardrnan und den Nationen zu Kostniz geführet wu den. §- 6,. Ich lese in den Akten: daß über am gemerkte zween Gegenstände oftmalige M' rathschlagungen durch das Brachmonattz gehalten worden seyen. Man hat in den Mchenvcrst zu Kostniz IThl. 84Z Versammlungen darüber hitzig disputirt;^ und in črnem Zusammentritte der Elationen " am Iuniikam es zwischen beyden Par- theyen, von denen ich oben zu Anfang des bi geredet, zu einer so starken Entzwey- ung, daß von den versammelten Vätern eurer nach dem andern, alle aber in vollem Ergüsse der Galle davon gelaufen seyen. Ihre wechselseitige Erbitterung war heftig; und der aus selber entstandene Lärm so ge- wattig, daß er so gar die Aufhebung des Konziliums anzudrohen schien, wie sich Dä¬ cher ausdrückt. *) Was die Flamme für diesmal am meisten anfachte, war der ka« stilianischen Gesandten heimliche Ergeben¬ heit für Petern von Luna. Diese Bot¬ schafters, weil sie sich mit dem Konzilium nicht ehe vereinigen wollten, als die Air und Weise der künftigen Papstwahl be¬ stimmt würde, hatten den Kardinalen, und den mit ihnen verbundenen Nationen die gewünschte Gelegenheit verschalt, ihre Mei¬ nung, daß die Hapstwahl der Reforma¬ tion vorgehen sollte, durchzusetzen. Hin¬ gegen hatte K. Sigismund, der schon zu¬ vor den Nationen angebeutet hatte, daß es «M nützlichsten wäre zuerst den Benedikt abzusetzen, hernach die Kirche an ihrem Haupte und Gliedern zu verbessern, und sodann drittens einen neuen Papst zu wäh¬ len, diese seine Wrllensmeimmg bey einer abermaligen Versammlung am 17 Iunii erneuert. Schel« *> v.d. Hardt 1. IV. p. r;zg. Z44 Geschichte der grossen allgemeinen Gchelstrat behauptet aus einer al- ten Handschrtit, daß der Kaiser bey allo- gleich angemerkter Versammlung so sehr auf die EmMung obiger Punkte gedrun¬ gen haben solle, daß die französische Na¬ tion sich genöthigtt sah eine Protestatio» einzureichen, in der sie sich über Verletzung der Freyheit, die Sigismund dennoch f")- mich verheissen hätte, beklagte —. Der Mir scheint es, daß die dießfallige Klage der Franzosen ganz ungegründct gewesen seye — l Sie schrien über Gewaltlhätigkeit, aus Ursa- che, weil der Kaiser, und mit ihme die teut- sche Nation verlangte, daß die LirchenvecF bessexung vor derpapikw levere- i Kirchenvers.zuKostniz.lv. Thl. 547 Sorgfalt Sigismunds gehoben worden seyen. Cs ward dahero beschlossen das Geschäft ohne weitern Verschöbe vorzu- nehmcn; und was man in so lange sehn¬ lich wünschte, geschah am i8 Junii, da sich die Kastilianer bey der fünf und drcys- a. slgsten allgemeinen Sitzung mit dem V Konzilium verewiget hatten. Ehe ich den Vorgang dieser Sitzung erzähle, muß ich anerinnern: daß kaum ei¬ ne aus allen obschon zahlreichen Sessionen des Konziliums zu Kostniz mit so vieler Feyerlichkeit und beygesellter Freude ab-> gehalten worden seye, als gegenwärtige! der Kaiser Sigismund zeigte sich persön- lich in seinem Prachte und königlichen Schmucke; er ward von emer Menge der Fürsten und Edlen begleitet, wie es in.den Akten zu lesen ist. *) Allwo zugleich an« gemerkt wird, daß auch die Kardinäle, Pa¬ triarchen, Erzbisst .. ' ", ' ?e, und übri- gen Kirchenprälaten bey dieser Session mit ihren Pontifikalkleidern erschienen seyen. Diese, und vaezüglich die kostbaren Inseln, welche auf den Köpfen der geistlichen Vor- sicher glänzten, mußten nothwendiger Wei¬ se zur Pracht nicht weniges beytragen. Was aber die Freude betrifft, so zeuget Dächer, daß vor und nach der Sitzung alle Glocken geläutet worden seyen. Dieses geschah um die Freude anzuzeigen, die man bey *) I.sbb. I. c. p. 665. v. l>. Hardt p. IZZ6. 348 Geschichte der grossen allgemeinen Key der Vereinigung der Kastilianer mit dem Konzilium empfand. Das feyerliche Geschäft gieng auf folgende Art für sich- Es hatten die Gesandten des Königs von Lastilien und Leon, nachdem ihr Beglaubigungsschreiben, welches am 24 Oktober 14» 5 zu Valladolit dattrt war, abgelesrn worden, gleich anfangs erklärt - daß sie aus dreyen Beweggründen nach kostni; zur Kirchenvcrsammlung gekom¬ men wären! und zwar erstens: um das Konzilium zu Kostniz feyerllch zusammen zu beruffen — zweyrens: um sich mit sel¬ bem zu vereinigen — und dann drittens: die Kapitulation von Narbonne und die zufolge dieser bereits gepflogene Loszäh- lung von derObedicnz Benedikts bey vol¬ ler Versammlung förmlich zu bestätigen— Kaum als diese von Seite der kastrliani- schen Botschafters gemachte Erklärung von dem Konzilium begnehmiget ward, hat¬ te auch ohngesäumt Ludwig von Valla¬ dolit im Name seiner Kollegen, und nach Vorschrift der Kapitulation von Nar¬ bonne das Konzilium zusammenberufen. Nach abgelesener Zusammenbcrufungsfor- mel, die in den Akten locis ciwtis stehet, und nach der von Seite des Konziliums durch den Erzbischof von Mayland kundge¬ machten Bestätigung folgte die feyerliche Vereinigung der Kastilianer mit dem Sy¬ node, und zwar aufdie Art,wie sie in dem drrt- Kirchenvers. zu Kostniz.I V.THeil. 549 dritten Artikel der Kapitulation von Nar- bonne ausgedrückt, und schon ehe von dm Gesandten aus Arragonien, Navarra rc. vollzogen ward —. Mit nämlichen For¬ malitäten gieng auch die Vereinigung Hein- richs, Jnfantens von Kastilien, und Ge- neralgroßmeisters des ritterlichen St. Ia- kobsordens, mit dem Konzilium für sich. Nach gepflogenem Vereinigungszerimoniel- !e ward das fröhliche ambrosianische Labgesang angestimmt, mit welchem man Gott dem Geber alles Guten dafür ver- bindtichst danken wollte! Nun —! da be¬ reits die zween erstem, von den Kastilia- uern vorgeschlagenen Punkte erfüllet wor¬ den, kam eS der Ordnung nach zum drit¬ ten, d. i. zur Bestätigung der narbonni- schen Artikel. Diese wurden auch alsogleich, nach Ausweise der Akten, von dem Kaiser und übrigen versammelten Fürsten, und Kirchenprälaten feyerlich beschworen. M- ver diese beyderseitige Bestätigung ward nun auch von beyden, schon wirklich verei¬ nigten, Partheyen abgeschlossen: daß alle von den Kgstilianern gemachten Eidschwü- mit denen sie sich jemals dem Gehorsa¬ me Benedikts unterzohen, null und nich- "A siyn sollten —. Das Konzilium hob nue dießfälligen Verbindlichkeiten auf, da durch dcn Erzbischof von Mayland ein - Nr Sache gefliessentlich abaefaßtes De- et ablesen ließ — und Ludwig von Val- dvlrt bekräftigte im Name seiner durchs lauch- Rede eines Doktors Von Prag Geschichte der grossen allgemeinen lauchtigsten Prinzipalen, Johannes des Könrgs, und seiner Mutter, Regentin von Kastilien und Leon die Entsagungöformel, vermög welcher schon ehehin Ferdinand der König von Arragonien und Regent von Kastilien dem P. Benedikt zu Perpignan den Gehorsam aufgekündiget hatte —- Vorgenannter Botschafter hielt hierüber ei¬ ne zweckmässige d.i. auf obangeregte Punk' te zielende Rede; nach dero Endigung, und verrichteten übrigen Zerimonien die > Ver¬ sammlung aus einander gicng. §- 65. Gleichwie aber vorgedachten Valla- dolits Rebe auf die in der ZZsten SetM übcr die abgehandelten Gegenstände paßte, eben '0 Reform^ zweckmässig war auch der Stoff, den M rion., Stephan von Prag ein dasiger Gottes -7 Junii. gelehrter zu seiner am 27 Junii zu Kost' niz abgehaltenen Rede wählte —. dH) Ich hh) Man konnte allhier fragen, wer dieser phan von Prag gewesen seye — ? Lenket loo. 5upr» cir. §. 4l und mit ihme einige äs' - dre geben den Stephanus p^ley, von dew schon anderswo Meldung geschah, *) Verfasser der am dritten Sonntage ritt- zu Kostni; abaedaltenen Rede an' meines Orts, bin nicht dieser Meinung- Pa *) S. dies. Gesch. 1. Th. §. 7- U- Th.§- 24^ merk. zp S- 164- Kirchenvers. zu KostniZ. IV.Thl.351 Ich habe es schon oben §. 6i und 6z üNZedeutet, daß K. Sigismund auf die vor oder pülatsck, war, wie wir wissen, -Hussens unversöhnlicher Feind, Er klagte diesen, weil «r die Gebrechen der Geistlichkeit aufdeckte, und mit Freymüthigkcit bestrafte, als «inen Ketzer bey dec Kirchenversammlung an! Wie konnte ich dahero glauben, daß dieser nämli¬ che Palctz nach der Zeit für den Gegenstand, den er ehe im Johann vonHuffincz verdamm¬ te, so hitzig geeifert haben iollte —. Was mich in dieser meiner Meinung stärkt, ist: daß es zu Kostniz mehrere Theologen gegeben habe, die den Namen Stephanus führten. Dachev nennt in seinem Verzeichnisse dreyc. *) Nrm wenn ich aus diesen dem Stephanus Aschpl« obanbcrührte Rede zutheile, wird mir hoffent¬ lich Niemand übel deuten können; und dieses um so weniger, als Aschpla sechste rin Pra¬ ger Theolog gewesen ist —. **) Ich will aber eben diese meine Muthmassung Niemanden aufdringen! es ist in der Sache nichts gewiff scs; so wie es auch ganz gleichgültig zu ftyn scheust, ob dieser oder jener Stephan die Rede gehalten habe- Das Sichere, so man aus die¬ ser *) rXp. v. d. Hardt Nom. V. Par, kl. kunter dec Rubrik voüores, IVIaZistri, kaccalaurei in gu». liber kaculrare. *') S. Stumpfens Beschr. des Konz, zu Kost- Wz S> iü4- Z52 Geschichte der grossen allgemeinen vor der Papstwahl zutreffende Rirchen- verbesserung gedrungen habe! Und da dieser frommen Absicht des Kaisers die zwo Nationen der Teutschen und Engländer bestimmten, so ist es sich nicht zu wun¬ dern, daß jene öfters über den Gegenstand von der Beschleunigung der Lürchenre- form in ihren Reden sich hören Neffen. Es ward von mir schon im obigen 6s K. eme deri- y Rede angeführt; nun folgt, um Pa¬ rallele zu machen, die zwote, welche eben¬ falls ern Prager Theolog abhielt. *) Der Redner wählte sich zu seinem Vorspruch aus der sonntäglichen Epistel den Text- Euer widerstand seye standhaft inr Glauben, l. kstr. V. 9. Die Feinde, ve^ nen sich alle Gläubigen, und unter diestst vorzüglich die Kirchenprälaten mit Gtvrt> muth widersetzen sollten, wären das Fletsche die Welt, und der Teufel. Jenes ladett zur Wollust ein — so wie die Welt zur Eitelkeit und zum Ehrgeiz anlockte — und der Teufel zu Betrügeresten anführte —' Des Predigers Ermahnung war also, daß die Geistlichen die Lüsternheit des Flei¬ sches im Zaume halten, die Eitelkeit, veu Hoch" *) Die ganze Rede ist zu finden bey ?abbc Lon- cil. 1. XVI. m sjipendice p, r;;y v. d. Hardt I. I'ar. i6 p. 82Z Lr leg. ser entnehmen kann, ist: daß der Verfasser enr wackerer, für das Wohl der Kirche besorgter, and herzhafter Mann gewesen seye. Kirchenverf. zuKostmz. IV.Thl. Hochmuth und Ehrgeiz verabscheue, und in Demuth, Eingezogenheit, und Armuth Uach ewigen Reichthümern mittelst eines festen Vertrauens auf Christus sich bestre» ben sollten —. Die Stelle, welche der Prediger aus des Apostels Sendschreiben sä kpllss. Vl» i6 anbrachte, paßte recht wohl zur Sache! so wie auch seine dreyfa- che Abtheilung- mit derer die Feinde der Kirche bezeichnete, nicht unschicklich gewah- let wurde» Er sagte: die Kirche, und mit dieser der Glauben würde erstens durch die Retzerey- zweytens durch die Spaltung/ und drittens nebst andern Lastern durch die Simonie untergraben. Uiber den Punkt von der Leyeeey, die das Band der christlichen Gemeinde entzweyet, be¬ schuldigt der Doktor von Prag die Kirr chenversamrnlung zu Kostniz einer sträfli¬ chen Saumseligkeit. Man kann es bey erster Durchlesung seiner Worte erratben» daß er auf die verderbliche Lehre des Io-? Hann p)arvi, dessen Sähe aus bewußten Ursachen von dem Konzilium nicht ver¬ dammt wurden, gezielet habe . Stephan lobte zwar den Eifer des Synodes, den dieser bezeigte um die Spaltung zu hem- wen; allein er behauptete zugleich mit ei- der Freymüthigkelt/ die keine bedenkliche Zurückhaltung kannte, daß daS Konzilium ordnungsmässig, und somit auch nützlicher handeln würde, wenn es ehe dem christlichen Glauben durchAusrottung derKktzereym zn 554 Geschichte der grossen allgemeinen Hülfe käme, und sodann erst die getrenn¬ ten Kirchen durch ein sichtbares Ober¬ haupt vereinigte —. Die nämliche Ord¬ nung wollte der Prediger auch in dem Fa¬ che der Reformation befolgt wissn! Er sagte: daß man sein Augenmerk vor allen auf die Verbesserung richten müßte. Durch die Simonie, welche nach Aussage des Dok¬ tors die ganze Geistlichkeit besteckte, waren unzahlbare Mißbrauche, und unter diesen vorzüglich der Schleichhandel mit den Be- nefizien, in die Kirche eingeschlichen. Man tnrnos p'r-r-sähc: daß nur meistensDummköpfe die erha- eNe, Lr t's-bensten Stellen in der geistlichen Rangord- 5^"^ _ nung erhielten, wo im Gegenthcile klug?/ gelehrte, und einsichtige Männer durchaus unterdrückt würden —. Junge Milchbär- c-nes sä- würden zu Pfarreyen angestellt, und Manner von Verdiensten, die schon, ihr äu, -ns-u-graues Haar ehrwürdig machte, müßten ih- iere,5cien.nen Dieners abgeben —! Offenbar bekantt- r-5 te Ignoranten entschieden mit ihren Macht- re-^un.svrüchen die verwickeltstenStreitigkeiLen,und rum famu.lösten Fragen auf, die sie nicht einmal ver- u» ,'u p>o-stünden; und Männer von geprüfter Eltt- murwm- sicht und Gelehrsamkeit dürften nicht eitt- mal ihren Mund öffnen —. Stallknechte äi»a. Reformatwnssache vor der Papstwahr zu behandeln. §. 66. Cs ist nicht zu zweifeln, daß obange? rogene Rede nach dem Wunsche des Kar- »or Z A sers, bnÄtzftrm. 356 Geschichte der grossen allgemeinen fers/ und der mit ihme übereinstimmenden zwoen Nationen ausgefallen seye! Hinge¬ gen wurden die Kardinale, und die übri¬ gen Nationen, welche das Reformations- geschalt bis nach der Papstwahl aufgejcho- ben wissen wollten, dadurch äusserst aufge¬ bracht. Auf ihrAndringeu ward am fol¬ genden Tage, den 28 Junii, eine Versamm- 28 Juni«, jurig der Nationen gehalten. Das gesammte Kardinalkolleginm, und mit diesem die italienische, französische/ und spanische Nation übergaben bey selber dem Kaiser eine Bittschrift, in der sie den Monarchen ersuchten, daß auf seine VM Mittelung von dem Konzilium das Dekret, welches die Art der künftigen Papstwahl bestimmte, ausgefertigt werden mögte Wir haben oben §. 6» gelesen, daß über angemerkten Gegenstand bereits schon eine Wahlformel von den Kardinalen abgefaßt worden seye. Nun aber — da diese sahen, daß sie vom Kaiser keinen Beyfall erhielte, sondern daß er vielmehr auf seinem Vor^ haben, die Papstwahl zu verschieben, und ehe die Kirchenverbesserung zu betreiben, standhaft beharrete, haben sie für nörhig er¬ achtet ihr Ansuchen zu wiederholen, und durch wiederholtes ungestümmes AnsuctM ihren Anschlag durchzusetzen —. Was mir in der Bittschrift der Kardinale, die sie bey vorangezejgter Versammlung «rn *) S. ap. v. d. Hardt 1°. IV. k». IZS4. Kirchenvers. zuKossniz IV. Thl. 357 28 Iunir dem Kaiser Übergaben, auffallen mußte, war - daß sie sich erdreusteten zu sagen : der Kaiser hatte kein Recht sich in kirchlicheAngelegenheiten zu mengen, noch viel weniger in diesen etwas vor¬ zuschreiben. Ein Satz, der nicht nur in sich sechste falsch ist; sondern der annoch dazu von Seite der Kardinale eine Unge¬ reimtheit vermth —. Die Falschheit des¬ selben beweisen die Kanonisten mit den ein¬ leuchtendsten Gründen, n) Was ich hier Orts n) Ich will mich über diesen Gegenstand, ob ich schon die stärksten Waffen zu ergrciffen wüßte, in keinen förmlichen Rechtsstreit einlassen! Ei¬ ne solche Fehde wäre äusser den Granzen ei¬ nes Historikers —; und ich will die Gränz- linien nicht überschreiten. Was mir hierorts anznmerken erlaubt werden muß, ist, aus der ältesten Geschichte einige Bcyspiele zu liefern, die deutlich beweisen sollen, daß die christlichen Kaiser von jeher der kirchlichen Angelegenhei¬ ten, und zwar derjenigen, die zur äusserlichen DMpliu gehörten, und wohin z. B. die Ab¬ schaffung dec Mißbräuche, die Verbesserung der Sitten, die Reinigkeit und Stmplicitat gottesdienstlicher Verrichtungen, die Anstellung und Wahl geschickter Ktrchenvorstchers u s. w. einschlugen, sich mit allem Rechte angenom¬ men haben —. llm auf den ersten christlichen' Kaiser Lonssamin 558 Geschichte der grossen allgemeinen Orts berühren will, ist der ungereimte Wi- deripruch/ dessen sich die Kardinche, und die von zurückzugchen, Will ich von ihme nur anmer¬ ken, daß Lusebirrs Bischof von Cäsarea kei¬ nen Anstand genommen habe vorgenannten Kaiser für den gemeinschaftlichen von Gott eingesetzten Bischof der Christen anzuge- bcn (äo vira Lonlst st. I. c. 44) stnd es hatte in damaliger Zeit Niemand dem K. Konstant rin übel gedeutet, da er festste sich einen Bi¬ schof in den äußerlichen Airchengeschäften rirrö^) nannte. stustb. I. c. st. 4.0. 24 Sokraren, der Geschichtschreiber des ^ren Jahrhunderts bemerkt sogar, daß alle Kirchen- fachen, welche die Regierung derselben betra¬ fen, von ihme Konstantin, und seinen christli¬ chen Nachfolgern abgchangcn haben. bst st. st- V. grooein. Um alle Weitlauftigkcitcn zu ver¬ melden, will ich meine Anmerkung bloß ans obberübrten Umstand von der PapstwM ein- schränken —; und frage nur, ob angeführter Satz der Kardinale, daß K. Sigistmrnd kein Recht hatte sich in die kirchlichenAngelcgcuheikcn von der Papstwahl rc. zu mengen, wahr oder falsch fege — ? Die ganze altere Geschuht überführt ihn der Falschheit. Ich wüßte meh¬ rere daun hundert Beispiele anzusühren, die deutlich beweisen, daß sowohl die griechische als auch spater die teutschen römischen Kaiser bey jeweiliger Papstwahl ihre Rechte und zwar nier- . Kirchmvers zuKostmZ. iV. Thl. 859 von ihnen gewonnenen Nationen schuldig Machten, da sie behaupten wollten, daß K. Si- meistens ohne Widerrede ansgeübt haben. Es wird genug styn deren einige zu berühren. K. Justinian gebrauchte sich, nachdem er durch Vertilgung des ostgvlhischen Reichs Italien wiederum erobert hatte, bey den römischen Bischofswahlen dieser seiner Gewalt öfters. Er machte den pelagius !. zum Papst; und obgleich die Römer sich anfangs dagegen fetz« reu, wüßte dec Kaiser dennoch durch seinen Feldherr» Narsis die Sache bald dahin zu dringen, daß sie ihn für ihren Bischof erkann¬ te«. Nach des Pelagius I. Tode wurde zwar Johann Hl von den Römern gewählt; allein man darste ihn nicht ehe zu seinem Anne ein-- weihen;!'is nicht der K. Justinian durch sei, ncn Exarchen die Wahl bestätiget hatte. Die nämliche kaiserliche Bestätigung mußte auch nach der Wahl des pelagius II. gesucht wer- den —. Die Wahl Gregors I. ward eben- falls an den K Mauritius einberichiet, der sie mit Freude bcgnehmigte, weil er die sehn« sich gewünschte Gelegenheit sand, dem Diako- nus Gregorius die päpstliche Würde zu ver« schaffen. Also feste sich der K. Moritz in scsi nem Rückschreiben, worinnen er Befehl gab vorgenannten Papst einzm.cihen, ausgcdrückt haben —. *) Und P. Gregor sechste sagt es in ) T. ffoannix Oi-woisi Llrron. l.. i c. zy. Z6cr Geschichte der grossen allgemeinen Sigismund kein Recht hätte sich in die kirchlichen Angelegenheiten, und unter die¬ sen in seinem an Theoktisten, des Kaisers Schwe¬ ster, geschriebenen Briefe r daß der Kaiser ih- me den so erhabenen und wichtigen Dienst E vertrauet halte. Gleichwie aber aus angeführten Beyspiclcn erheb let, daß die griechischen Kaiser bey der Papste wabl ihre Rechte ausgcübt haben, eben so Hb storisch gewiß ist cs, daß nachher» zur jeweili¬ gen Ordination des Papsts auch die Einwisti- gung der teukschei: Kaiser erfordert worden seye. Es ist eine in der Geschichte bekannte Sache: daß K. Mrco i. mit dem BeynanstN der grssse den Papst Iohaim XII., weil ec dec schändlichsten Verbrechen nicht nur beschä¬ digt, sondern auch überwiesen ward, in einer zu Rom im Jahre 96; gehaltenen Kirchen«"- sammlung von etwelchen 4s Bischoffen aM- setzt habe. An des abgesetzten Johannes Atel- le ward P. Leo Vlll. gewählet. *) Seine bewahrten Verdienste waren Ursache, daß hie Wahl auf ihn fiel, und daß der Kaiser dn^ seine Einwilligung gab. Die dießfalligen kai¬ serlichen WajestätSlcchte wurden unter vorge¬ nanntem Papste auf ein neues bestätigt. hiezu die Veranlassung gab, war die Eiddrn- chigkcit der Römer. Diese Hutten, ob ste stH schon gerader Weise aufs feyerlichste verbind¬ lich *) S, (Ivliekt. Ooncil Aener.il. I'. VIII. 1^' Kirchenvers. zu Kostniz. IV^. Thl. z6i sen in das Geschäft der Papstwahl zu mi¬ schen —. Wie aber — ? wenn sie dieses glaub¬ lich gemacht ohne seiner Einwilligung keinen Papst zu wählen, und was insonderheit den Leo Vlll. betrift, keinen andern als ihn, so lange er lebte, anzucrkcnncn, sich dennoch er¬ kühnet nach des Johannes Tode den Leo zu- rüchufttzeu, und den Lwncdikr V- zu wählen. Sie vergassen also die Eide, die sie dem Kai¬ ser, und dem Papste geschworen hatten. Al¬ lein K Otto fand Mittel sie zu züchtigen. Benedikt ward vom Kaiser nach Hamburg ins Exil verwiesen; und die Römer mußten noch¬ mals schwören, daß sie ohne kaiserlicher Ein¬ willigung niemal einen Papst wählen würden. Die seperliche Handlung geschah in einem zu Rom mmo 964 gehaltenen Konzilium. Man findet von diesem Konzilium ein Dekret, .in welchem der Papst Leo mit der ganzen Kle- risey und dem römischen Volke dem K- Mrro und seinen Nachfolgern unter eidlicher Verbin¬ dung die Gewalt einräumct und bestätiget, den Papst einzusetzen, die Blschöffe zu investiren u. s. w. *) Dieses Recht, einen Papst zu be, statigen, hatten auch die teutschen Kaiser, ob- schon die Römer es zu untergraben manch¬ mal versuchten, bis ans die Zeiten Gregors Vll. so mukhig als gründlich behauptet. -Hil- Hebranden gelang es endlich sein neues Kir¬ ch en- G. 6ralianurn clist, 6 z c. LZ. r IM. 862 Geschichte der grossen allgemeinen glaubten, warum hatten sie sich an'Si¬ gismunden verwendet, um von ihme das dießfällige Dekret zu erhalten ? Ich dach" te: daß, sobald man jemanden um etwas ersuchet, man zugleich ihme die Gewalt über das Gebettcne einzuräumen scheine. Der Kaiser, deme die teutsche und engländrsche Nation beystimmte, hielt dafür, baß es viel besser wäre die Reformation vor dec Papstwahl zu unternehmen —. Er drang bahero mit allem Nachdrucke auf das Ge¬ schäft der Kirchenverbesserung. Oder hat¬ te er hiezu nicht etwa hinlängliche Ursa¬ chen — ? oder maßte er sich hiebey frem¬ der Rechte an—? Die Gründlichkeit siiner Ursachen werden wir weiter unten erse¬ hen; und von der Billigkeit seiner hievey gebrauchten Gewalt aber sind wir zuM Thcile schon in obiger Anmerkung überzeugt worden, zum Thsile aber haben sie die Kar¬ dinale sechste, ob sie schon mit angeführtem Satze dawider zuprotejkiren schienen, durch ihr gemachtes Ansuchen dennoch offenbar anerkannt. Dieses nämliche Majestätsrecht, deme auch chensystem, nach welchem der Papst ein allge¬ meiner Monarch seyn sollte, einzusühren; und dcy Einführung dessen ist unter andern auch obangedeutetes Recht erstorben —. Vielleicht macht es ein jeweiliger teutscher Kaiser wieder - rum aufieberr-. Kirchenversi zu Kostniz IV. Thl.Z6z auch die kirchlichen Angelegenheiten in Dis. ziplinarsachm unterworfen sind, haben dre Kardinale kurz darauf bey vorerwähnter Gelegenheit wiederum deutlich zu erkennen gegeben. Sie ersuchten am 2 Iulii den Kaiser, daß dieser einen öffentlichen Veth- kag, um von Gott eine der Kirche ersprie߬ liche Papstwahl zu erflehen, anordnm mög- te« So gewiß es ist, daß die Gewalt, öffentliche Andachtsübungen auszuschrei- ben, dem Landeöfürsten zustehe, gleichwie kö die zu Kostniz anwesenden Kardinale sechste durch ihre alsogleich angezeigtc Bitt¬ schrift bewiesen — eben so unwiderlegbar ist es auch, daß Sigismund keinen Erngrif in fremde Rechte gemacht habe, da er dem Magistrat zu Kostniz befahl, am künftigen Sonntage, d. i. den 4 des Heumonaths das angesuchte, und auf vorgemerkten Ge- genstcmd abzweckende Gebest) abhaltcn zu lasse» —. Er that solches aus seiner, ih- die als Landesfmstkn gebührenden Voll¬ macht! nur glaubte ich: daß seine dieß- fällige Verordnung in etwas zu voreilig gewesen wäre. Der Kaiser drang'so eifrig als billig auf das Reformationsgeschäft; dach diesem Plane hätten dahero auch ehe die Kirchenverbesserung, als für die -öapstwahl öffentliche Gebethe angestellt Werden sollen —. Wollte man Gott um ^nen Beystand vorläufig anflehen, ehe ^an zur Wahl eines Papsts schritte, so . hätte S. dey v. L- H«rdt 1- IV.1Z55. 364 Geschichte der grossen allgemeinen hätte es, nebst der Ordnung des Planes, auch die Wichtigkeit des Gegenstands er¬ fordert, daß zuvor über das vorzunehmende Geschäft der Kirchenverbesserung Gott bey öffentlichen Zusammenkünften angeruftn worden wäre —. Die Kardinäle gewan¬ nen durch die kaiserliche Zusage obange- regten Bethtags nicht weniges! da M künftigen Papstwahl die Vorbereitung^ als Gebete u. d. gl. bereits unternommen wurden, so erhielten die Kardinäle auch stärker» Grund ihre Meinung, daß dre Papstwahl der Reform vorgehen sollt^ durchzusehen. Es ist doch natürlich, dB Geschäfte, zu denen man schon wirklich Vorkehrungen trift, ehe in Vorschlag B nehmen sryen, als Dinge, wozu man annoch kerne öffentlichen Veranstaltungen bestraf met hatte. Mir scheint, baß K. GrS^ mund auf diese Folgerungen, die man lB lig machen kann, und welche die Kardinale zu ihrem Vortheile machten, nicht Acht U geben habe. Odervielleicht sah er sie E ein, und dachte nur: daß er schon Zeit E Gelegenheit finden würde, solchen Schluß reden ihre Force zu benehmen. Doch hm" innen, wenn er wirklich also dachte, ha" fich der gutherzige Kaiser geirret. Kardinäle haben durch ihre listigen ke die weisen Anschläge des mächtigen Ka^ fers zu Hintertreiben gewußt; und durch w re Kunstgriffe geschah es, daß zuerst A Papst erwählet, und hernach durch dm Kirchenvers Zu Kostniz. IV.THl. 365 das Reformationsgeschäft ganz vereitelt ward. Von diesem weiter unren! Jetzo Müssen wir uns nach jenem umsehen, was bey der Kirchenversammiung gegen die Mit¬ te des Heumonaths vorgieng. 5 67. Um diese Zeit mußte bey dem Konzi- lmm zu Kostniz etwas von der Sekte der Flagellanten, oder Geißler vorgekommen dieM- Wyn. Ich finde zwar keinen förmlichen gella-m». Schluß, der von dem Synode in vorgedach¬ ter Sache der Geisselbrüder abgefaßt wor- s Iuw- den wäre. Das Ganze, was ich aus der Aktensammlung des von der Hardt *) er¬ fahre, ist: daß Gerson der Kanzler von Paris einen am p Iulii i^datirten Brief an den bekannten Vinzentius Ferrerius geschrieben habe,worinnen er diesen berühm¬ ten Prediger, und starken Patron der Fla¬ gellanten von seiner Anhänglichkeit zur ge- weldten schwärmerischen Sekte abzuleiten ach bestieß. Gerson bediente sich hiebey keiner nachdrücklichen Gründe, wodurch er dem Fanatismus zu Leibe käme; er schwer. Welte vielmehr dem spanischen Prediger- Mönch, und suchte ihn dahin zu bereden, daß er nach Kostniz zu dem Konzilium kommen, und allda, um die ausgestreuten Übeln Gerüchte von sich abzulehyen, mit des Konziliums gemeinschaftlicher Uibereinstim- wung die Irrthümer vorgelochter Sekte verwerfen mögte —. Vin- *) S. iV. x. r z,5» z66 Geschichte der grossen allgemeinen Vmzenzkam zwar nicht nach Kostniz, ob er schon von Gerson, und von dem Karr: dinal AlUy dahm eingelaben ward; gleiche wie auch das Konzilium in der Sache nichts entschied. Inzwischen hatte doch Gerson in einem schriftlichen Aufsätze ") dem Synode seinen Rath ertbeilet, wodurch anqemerkte Sekte der Flagellanten unter¬ drückt werden konnte —. Kii) Was er in der *) -Vp, v. d. Hardt 1*. III. rerum 6onc. OonN. k. VI!. esp. r p. 98. item O,)p. 6er5 H. p. 660 Lr ap. I-sbk. I. e. p. n6o- LK) Ich habe von dieser wahnsinnigen Sekte Dell im Hl. Th. dieser Gesch. Aum cc) Meldung gemacht. Ich berührte allda ihren Ursprung dec insgemein in das Jahr 126» geftgt wird, und wovon man den Reiner, einen Einsiedl von Perugia in Italien, für de» Urheber giebt. *) Am a. O. bemerkte ich auch i^e starke Ausbreitung im Teutschlande, und D"' daß diese Schwärmer sich durch längere erhalten hatten, ob man schon wider sa ""t Feuer und Schwcrdte loszog —. Gobeb'» persona ein gleichzeitiger Schriftsteller bericht tet uns in seinem cosmoärom. Llgris 6 cs?' 9Z, daß der Oberketzcrrichter im Teuksch^"^ Hci^ *) G- Lüesslins unpartheyische Kirchen, nnd tzerbistorie U. Th- erstes Kapitel -S. 2; allwo Geschichte vorgedachter fanatischen r)eoltc kE und bündig beschrieben wird. Kirchenverj.zuKosimZ. IV.THril. 367 der Sache anrieth, waren die glimpflichsten Juki. Mittel, mit denen man sie zur schuldigen Un- Heinrich Gchonevclt ein Dominikanermönch bey hundert solcher Geisselbrüder im Jahre 1414 allein zu Gangershausen einer Stadt m Thüringen, ohne die übrigen Oerter auzusüh- ren, wo man sic haufenwcis tödtete, habe vcr« brennen lassen. Dieses geschah auf sAnfor- dem des Markgrafen von Meissen, wie ich es schon ebenfalls am a- O. anzeigte. Gegenwär* tig habe nichts anders nachzutragen, als die Jrrthümer, derer sie beschuldiget wurden. Dietrich Urte, abermals ein Zeuge von uumit* telbarer Glaubwürdigkeit, sagt in seiner blilkor. Loncil. Oonll. Dill. 8 *) daß die Geiffelbrü- der, für deren Anführer ein gewisser Rsnrad Schmid angegeben wird, und der sich rühmte den Geist des Elias, Henochs, und der übri¬ gen Propheten erhalten zu haben, alle Kirchen- sakramente verworfen, und an ihre Stelle das Sakrament der Geisselung, wie sie es nann- teu, gesetzt hatten —. Urie führt I. c. bey v.d. Hardt ?. i r? 6r 5eg. fünfzig Artikel an, welche vvrgedachte Flagellanten behauptet ha¬ ben solleti. Ick) will davon nur einige, und zwar die wesentlichen berühren. Erstens schrieben sic die Lossprechung von.ihren Sün¬ den bloß der Geisselung zu, die sie für die wahre Busse hielten, und an die Stelle der Was- > v. d. Hardt l- x. 8S. S7- ^Itsrst 8a- cismen- tuni est nisi ku- 1^ul< stcer- «iornm. Z68 Geschichte der grossen allgemeinen Unterwürfigkeit, und zur Gemeinschaft der römischen Kirche zurückführen sollte. Er sag- Wassertaufe setzten. Das zweytc, was Ich i>r ihrer Lehre Anstössiges fand, ist, daß sie unter einander, wenn sie gleich Layen waren, gereich* tet, und sich wechselseitig die Absolution c» theilt — und geglaubt haben, daß ihre Busse de» Todken und selbst denen nützlich und hei^ sank wäre, die sich in der Hölle oder im Para'' diese befanden. Drittens verwarfen sie alle Sakramente durchaus. Und was sie viertens von dem Altarssakramente, welches sie spö^ tisch den Gnguck der Priester nannte», *)i"' sonverheit lehretcu, war: daß in dem Abend< mahle Christus nicht wesentlich gegenwärtig wäre—. Fünftens verwarfen sie die Indule grasten, Gebethe, Messen re. für die Abgeste^ bcnen, und dieses aus Ursache, weil sie kein Fegfeuer zuliesscn. Man kann es leicht sebe"' daß diese Lehrpunkte von den Waldensern en^ lehnet worden sepen, mit denen sie annocb folgenden übereinkamcn, daß sie sechstens auM den Bilder- und Reliquiciidicnst — alle pr>e* sterlichenScgnungen — die Verehrung vcc lige»' Dieses Ausdrucks gebrauchten sich die Flages lauten vermutblich darumen, weil die Priest^ das Aitarssakrament den Gläubigen wiesi^ nach welchem diese, wie die Geißler cs vorg" den, als wie die Kinder nach der Puppe S" ren. Kirchmvers Zu Kostniz. IV. Thl. 569 sagte: daß, weil das Uibel sich schon zu sehr ausgebmtet, und tiefe Wurzeln ge- A a faßt ligen, das Fasten «. s. w. als eitle und aber¬ gläubische Zcrimonien verworfen haben. Wenn ich diese Artikel der Flagellanten, als so viele der römischkatholischcn Kirche stracks ent¬ gegengesetzte Lehrpunkte überdenke, muß ich mich in der That wundern, daß die Kirchen- vcrfammlung zu Kostni; nicht nur diese wirk¬ lichen Ketzer nicht verdammt — sondern auch weder ihre verderblichen Lehrsätze, derglei¬ chen gewiß die zween erster« waren, gebrand. markt habe —. Diese Befremdung wächst um so mehr, wen» ich mich des so heftigen Eifers erinnere, mit welchem die kosinitzischen Baker sowohl aus die Verdammung der hus¬ sitischen Artikel, die doch im ächtkatholischen Verstände, wenigsten-, ausgelegk werden kön¬ nen, wie ich es im II. Tb- dieser Gcsch. be¬ wies, gedrungen-als auch den Verfasser der¬ selben, ob er schon ein so frommer und geltes, fürchtiger Mann war, als immer einer aus der Flagellanten Gekre seyn konnte, zum To¬ de verurtheilt batten — ? Eine so verschiedene Benehmung muß auch iu der That zu verschie¬ denen Muthmaffungen Anlaß geben. Ich, meines OrtS, dachte das Konzilium hiedurch zu entschuldige», wenn ich sagte : daß es vor» gemeldte Zrrthümer der Flagellanten von da- rumen unberührt gelassen hätte, weil Niemand war- Z7o Geschichte der großen allgemeinen faßt hatte, man dabey nur langsam und mir Gelindigkeit zu Werke gehen müßte. Wollte man es mit Gewalt ausrotten, so wäre zu befürchten, daß mit dem Unkraute nicht zugleich der gute Wachen ausgeraüft würde. Die Mittel, welche Gerson vor¬ schlug, bestanden in freundscha-tlichen Er¬ mahnungen, dre ihre Unterwürfigkeit gegen das Konzilium zum Endzweck hätten -—in Vorstellung nachahmungswürdiger Bey- spiele von gelehrten und heiligen Männern, die ebenfalls widerrufen hätten — in sanft* müthiger Belehrung,daß manche Andachts- Übung ausarten könnte, und daß die Ge¬ duld in Übertragung so vieler Mühselig¬ keiten, welche uns von Gott zugeschickt wür¬ den, eine viel nützlichere Busse wäre, als wenn man sich auch hundert Geisselstreiche gäbe, und seinen Rücken durchaus ze^ fieischte —. So sehr ich diese, in der That evangelischen Vorschläge des Gerson, die er im Bezug auf die Flagellanten, und ih¬ re Belehrung machte, billigen muß — eben so sehr hätte ich gewunschen, daß von die¬ sem war, der ihre Verdammung betrieb. Den" wo kein Klager, da ist auch kein Richter Gerson bestritt zwar die Sekte in seiner kur' zen, anl iz Julii 14,7 zu Kostni; herausgc- gebenen Abhandlung; allein ebendiese Gch^i zeuget auch, daß es der Kanzler mit vorbe¬ dachten Fanatikern nicht so sehr ausgenommen habe —, Kirchenvers. zu Koftniz. IV. THI. 371 sem Kanzler die nämlichen Belehrungs- Mittel auch in der Affaire des ^uß und fernes Freundes des Hieronymus von Prag dem Synode eingerathen worden waren —. Mein bey diesen ward statt Gelindigkeit Schärfe gewählet, und anstatt sie zu belehren, wollte man sie verbrennen. Woher die Ursache dieser so widersinnigen Vorschläge herzuleiten seye, habe ich schon anderswo angezeigt. *) Was die Fla¬ gellanten betrift, so zeigte sich Gerson in Rücksicht ihrer in der Lhat einen dulden¬ den Theologen —! Nicht genug; daß ec zu ihrer Bekehrung obgedachte glimpflichen Maaßregeln vorschrieb, so hat er annoch dazu, um sie desto leichter zu gewinnen, ih¬ re bluttriefende Bußart, ob sie schon we¬ der in der Schrift, noch in der ersten Erb- lehre gegründet war, nur für ungewiß und zweifelhaft angegeben. Er sagte: daß die Kirchenversammlung über ihre Lehre zwar nichts entschieden hätte; doch wären sie verbunden, weil man m zweifelhaften Din^ gen den sichern Weg ein schlagen müßte, sich von ihrer Geisselung zu enthalten -- und dieses hauptsächlich ans folgender Ur¬ sache, wert vielen ihre dießfällige Bußart anstössig wäre. Der Text, welchen Gerson hierüber anführte, ward reckt schicklich ge¬ wählet. Er ist aus des Apostels Send¬ schreiben I. Oor. IX. lZ genommen, avws ks heißt: wenn ich wüßte, daß die Spei- A a r se S. II. LH. dirs. Gesch. §. 9 Amn. n) und q) z?2 Geschichte der grossen allgemeinen se meinen Bruder ärgerte, so wollte ich nimmermehr Fleisch essen. Was mir in vorangezeigter Schrift des Kanzlers von der Sorbonne annoch gefiel, war sein Ausdruck, mit deme er die vorgegebenen Wundergaben, derer sich viele Flagellant ten in damaliger Zeit rühmten, bestritt; Seine Worte sind : „Weil die Welt verr „mög ihrem Alter sich dem Ende schon nä- „herte (dieses sagte Gerson in Vorausse- „ßung der Lehre der Geisselbrüder, welche „aus der regellosen Lebensart der Geists „chen die Ankunft des Antichrists schlossen) „so müßte man auch annehmen, daß fie ,die eingebildeten Wunderwerke sich eben '„so häufig vorstellte, als oft ein Greis „vermög Schlappigkeit seiner Glieder „träumte. Es wäre dahero unumgänglich „nothwendig, daß man die dermaligen „Wunderwerke (chermuthlich zielte Gerson „mit diesem Ausdrucke auf die Mirakel, „welche dem Vinzenz Ferrerius häufig „zugeschrieben wurden) nicht eher anerkann- „te, als bis sie nach sorgsam gepflogener „kritischen Prüfung als wirkliche Wun¬ derwerke befunden worden wären. „ Anr Ende seiner Abhandlung setzte Gerson an¬ noch hinzu: daß es vor allem nothwendig wäre, die Geisselbrüder zur Arbeit anzu¬ halten ; und dieses, so viel mir scheint, da¬ rinnen ; weil es sicher wäre, daß nur mei¬ stens bey den Müssiggängern die Phanta¬ sie erhitzt würde Kirchenvers zu Kostniz IV. Thl. 57z Insoweit Gerson von den Flagellan¬ ten ! von derenSache die Kirchenversamlung Zu Kostniz dennoch nichts, wie ich es schon oben bemerkte, entschieden hatte. Vielleicht Mangelte es dem Konzilium, um die vor- krwähnten Ursachen nicht zu wiederholen, m> der Zeit, die Irrthümer solcher fanati¬ schen Sekte in genauere Untersuchung zu bringen. Meine Absicht ist nicht, hierorts Zu kritisiren: ob der heil« Synodus nicht verpflichtet gewesen wäre so viele Zeit aus« findig zu Machen, in der die Sache der Fla. gellanten gehörig geprüft, und ihre Lehre Nach Ausweis der Irrthümer hätte ver¬ dammt werden können —. So vieles ich aus den Akten des Konziliums historisch anzeigen muß, ist: daß die Kirchenvcrsamm- lung zu Kostniz um vorgemeldte Zeit, d.i. gegen das Ende des Heumonaths sich Haupt achlich mit der Absetzung Benedikts, vder Peters von Luna, abgegeben habe. Bon der Absetzung Benedikts XIII. §. ss. „ Nachdem das Konzilium zu Kostniz ^e Rechtöformalrtatem die in einer Streit- mche immer ausgekünstelt werden können, um sein dem wider Bencdiktcn abgeführten Endu« ?rozeste pünktlich, und sogar bis zum Ui-" ^rflusse, beobachtet hatte, als übrigte nichts Fuders, als den förmlichen Sentenz, und "us Endurtheil wider den hartnäckigen Lu¬ na 374 Geschichte der grossen allgemeinen na zu sprechen. Doch — ehe das Konzi¬ lium auch dieses unternahm, wollte es den Benedikt noch emmal vorfordern, und zwar aus Ursache, damit er selbste die Kundin«^ chung seines Urtheils anhören mögte. Das dleßfällige Dekret ward in der sechs und dreyffigsten allgemeinen Session am 22 7^. Iultt abgefaßt; *) Benedikt IZ, oder Pe' Ao von Luna darinnen auf den 26 stE / des Heumonaths citirt; und der Auftrag, solche Cltationsschrift öffentlich ablesen zu lassen, ergieng an fünf Bischöffe, als dre ordentlichen in Benedikts Sache angestell- ten Kommtssarien, aus denen auch ohng^ säumt die zween Bischöffe von Dol, und Felm mit annoch mehrern beeidigten M-' tärien, um in der Sache vorschriftmäW vorzugehen, obangeregre Citationsschk"^ an dreyen Kirchthüren öffentlich ansch^ gen liessen. Und damit Niemand diese" «° elttum Mißlichen Fürgang unter dem Vorwam doäiei- de, weil er an einem Festtage, nämlich ar" num.vicie- Feste der heil. Magdalena vorgenommen worden wäre, bezweifeln mögte, hat der Eä Bischof von Konkordia auf Befehl des ta,ne„ Synodes zuerst erkläret, daß vorgemeldtts corpore Fest nicht zu den jenigen Festtägen gehöre juris MI- an denen die Gerichte feyern müßtem "'E ^7 und die in dem Gefetzbuche ausgedruckt Nqm ö'u- stünden —. Was der Bischof ZwepteM Lir-ir-ur, anzeigte, war, daß, wenn auch wirkM' prrlcurem MUr»^ rüa's,n^. *) S. äK-, »p. n->db. 'N.XVI. p. 674. v- d. Hardt re , ru»c . 1-, iv. p. Li 5- Sieben Kaum als der zu dieser Session be- u.drev-stimmte Tag,d. i. der 26 des Heumonaths ßiaste angebrochen war, so hat auch K. Sigiss Session "^und befohlen, durch seine in der Sravt »s Julü. Kostniz herumrcitenden Herolden alle In- Benedict lvvhner zum Gebete ermahnen zu lassen- BaBthüms Endzweck solcher Vorkehrung war nach entsetzt, dem Zeugnisse DacherS, weil das Geschäft, so in der sieben und dreyssigsten Session abgethan werden sollte, von grössestcr Wich" tigkert war. Mau weiß es, daß in selber dre Absetzung Benedikts XIll.kundgemacht worden seye —und da diese meistens ein Werk des unermüdeten Eifers und der rast" losen Arbeit Sigismunds war, so wollte er auch in der Session, in welcher Luna s"" nes Papstthums entsetzt ward, persönlich gegenwärtig seyn. Er erschien in seinem kö" niglichen Anzuge;die Krone glänzte aufs"" nem Haupte, und die Reichskleinodien trugen die ihme zur Seite stehenden Für¬ sten m ihren Händen. ") Nach geendig" ten-^ewöhnlichen Zerimonien, als Mess', Lt" taneyen rc. und nach vollendeter kurzen Re" de, die der Titularpatriarch von Konstan¬ tinopel an die versammelten Väter abhielt, «nd wozu der Text, richtet nach der Ge¬ recht *) S. ^3- ,p. L,bk,. k. e. p. 679. ». -. Hardt I. c. p. IZ70. Kirchenvers. zu Kostniz I V. Thl. Z77 rcchtjgkeit ffoan. VH. 24 gewählt ward, verengte HemrichPiro, ordentlicher Sach- Walter des Synodes, daß Luna, weil er sich nicht vor Gericht gestellt hatte, ob er lchon zu Wiederholtenmalen ordnungsmäff sig vorgefordert worden wäre, nochmals für ungehorsam und hartnäckig erklärt werden sollte —. Was der Prokurator aabegehrte, ward auch von dem Synode bewilligt; nur mußten annoch ehe, als hier¬ über die öffentliche Kundmachung geschah, auf erfolgte Ordre deS Synodes zween Kardinäle nebst einigen andern beeidigten Notarien zu den Kirchthüren gehen, und vorgenannten Luna zum letztenmale münd¬ lich citiren. Sie befolgten ihren Auftrag, und nachdem sie den Rapport, daß auch für dießmal weder Luna, noch jemand an¬ drer an seiner Stelle sich gemeldet hätte, vorschriftmässlg an den Synodus erstattet batten, ward zuerst das Dekret, in welchem Benedikt für einen Ungehorsamen und Hartnäckigen anerkannt wurde, durch den Bischof von Dol abgelesen. Hernach stieg Wilhelm philastri Kardinalpriester vom 5. X. 7. XXXIIl. ,6. ,7. Da' hero sagt der Psalmist weiters: des jem- gen Gedächtnis, der keine Barmherzig¬ keit hatte, sondern den Armen und E- lenden verfolgte, solle auf Erde ganZ ausgeroctet werden. OVIll. 15. „Nu — da der Psalmist des jeniqen, der „auch nur einen einzigen Elenden verfolg^ „te, Gedächtnis ausgerottet wissen will^-' „um wie viel mehr solle das Angedenken „Peters von Luna, oder Benedikts XlU> „der so viele tausend Menschen und die all- „gememe Krrche sechste verfolgt und geat- *) XV!. r. äpoc. XXl. 5. XIX. i Z. XIX. ;6. dem Kardinal von Vivkers zuschtieb. äu Lons, äs OnN. l.iv. V. §. 51. Kirchenverf. zu Koftniz. IV. Thl. Z7§ »gert hatte, von der Erde vertilgt wer- „den —? Er nährete die Spaltung; und, --ob er schon von Königen, Fürsten, und --Kirchenprälaten mir Liebe und Freund- "schäft ermahnt worden war, der Kirche »-den Frieden zu verschaffen, und ihre zer- --trennten Glieder durch eine freywillrge »Cession zu vereinigen, so hat er dennoch „alte diese lrebvollen Ermahnungen in Wind --geschlagen, und ist hartnäckig auf seiner --eingebildeten Würde bestanden —. In --Rücksicht dieses so eigensinnig, als mei? »neydigen Widerstands hat man, um ihn „zu gewinnen, zuerst Zeugen einberufen, „und da er drese nicht anhören wollte, ward „die Sache der Gemeinde, d. j. der Kir. „che zur Beurtherlung übergeben —. Be¬ nedikt hörte auch diese Kirche nicht; und -.eben darinnen, weil er sich ihrem Gerich- ->te nicht unterziehen wollte, must er, nach --Vorschrift des göttlichen Lehrmeisters »sechste, für einen Heiden und publikan --gehalten werden. *) Das heilige Kon- »zilium zu Kostniz, welches die allgemeine »Kirche vorstellt, solle dahero zufolge obi- --gen evangelischen Ausspruchs, und zwar «besonders, weil es in der Streitsache Be. »uedikts durchaus nach dem Rechtswege »vorgeschritten ist, anmit wohlbcdächtlich, '-nach reifer Uiberlegung, und mit Kraft '.ernes EndurtheilS abgeschlossen, festge- »steliet, und erkläret haben: daß vorgenann¬ ter *) S. klack. XVNI, ix, i6, 17. Z8o Geschichte der grojstn allgemeinen „ter Peter von Luna, oder Benedikt „Xlll. ein Meineydiger, der so sehr die Kir- „che Gottes ärgerte — ein Gönner der ,,Spaltung — ein Störer des Kirchenfrie- „dens,und der christlichen Eintracht — mit „einem Worte em Schismatiker und ein „Leger, der den Glaubenssatz von der „Einigkeit der heiligen katholischen „Lirche anstritte, gewesen seye, und an- „noch wirklich seye —. Das Konzilium „erklärt weiters: daß vorgedachter Luna „wegen angezeigten notorischen Lastern sich „aller kirchlichen Ehrenstellen; und beson¬ ders der päpstlichen Würde unwürdig „gemacht hätte; so wie er auch schon voM „Gott sechste seines Amts entsetzt, und von „der Gemeinschaft der katholischen Kirche, „als ein verdorrtes Glied abgeschnitten „worden wäre —. Ohngeachtet dieses vor¬ läufigen Urtheils solle der heil. SynoduS „dennoch, zu allfälliger Sicherheit, vorgs" „nannten Luna nicht nur von seinemPaP!^ „thume förmlich abgesetzt, sondern ihme „auch alle übrigen Ehrenstellen und Kir- „chenwürdcn, derer er sich bis nun zu an^ »maßte, kraft gegenwärtigen Rechtsspruchs „abgenommen haben; gleichwie es ihme „auch ernstlich verbietet, sich den Titel eines „Papsts, oder römischen Bischofs führohM „zu zueignen . Anbey spricht auch das „Konzilium alle Christglaubigen, die eye „von dem Gehorsame Benedikts waren, „von aller Verbindlichkeit, und sogar von „dem KLrchenvcrs. Zu Kostmz.IV. Thl. M »dem Eide der Treue los —; gleichwie es »auch allen insgesammt und einem jedweden »insonderheit, und zwar unter der Strafe »des Bannes, und bey Verlust aller nlcht »nur kirchlichen, sondern auch weltlichen »Güter verbietet vorgedachtem Luna als »Papste in Zukunft anzuhangen, oder ihn »auf was immer für eine Art zu unterste »tzen —. Dieser Verbot, oder der ver» ..haltnißmässlge Befehl solle ßch auf alle »Gläubigen ohne Unterscheide, sie mögen »hernach Bischöfe, Patriarchen, Lardi-- »näle, Landcsfürstcn, Könige, Kaiser »seyn, erstrecket haben —; und ein jedwe- „der aus ihnen, geist- oder weltlichen „Standes, der sich erkühnen dürfte wider „vorgemeldten ausdrücklichen Verbot des „Synodes dem Luna anzuhangen,solle kraft „gegenwärtigen Semenzes alsofort, ipio d. i. ohne einen weitern richterlichen „Ausspruch zu erwarten, mit dem Bann« „fluche belegt, und aller seiner Güter und »Achrenstellen beraubt seyn, „ ll) Nach- U) Wie dieses Synodaldekret, kraft dessen alle Ui« bcrtretter, sie mögen hernach nicht nur geist¬ liche Rirchcnvorstehers, sondern auch west¬ liche Fürsten, als Raiter, Rchrige rc. seyn, aller ihrer Würden, Ehrcnstelles, kirchlich- un¬ weltlichen Güter beraubt, und entsetzt werden, aufzunehmcn seye, habe ich schon anderswo berührt. Ich verweise daher» meine Leser, um ihre Z8r Geschichte der grossen allgemeinen Nachdem das Absitzungsurtheil wi¬ der den Luna gesprochen, und der Sentenz nach obanqeführtem Inhalte bey der ;7 Session öffentlich abgejesen worden war, hat Johannes der Kardinalbischof von Ostia als ordentlicher Vorsteher der geiss liehen Versammlung sowohl im Nome der Kardinale, als auch der Deputirten von den Nationen, weil diese wegen obwalten¬ der Rangsstreitigkeit es selbfte nicht thun wollten, das feyerliche klscet ertheilet. Hierauf ward ohngesäumt von dem Sän^ gerchore das ambrosianisshe Danklied angestimmt — und unter dem Trompete»' schalle, so wie auch unter dem Geläute der Glocken ward die Freude, welche das Kow zilium über die Absetzung Benedikts fühl¬ te, angekündigt. K. Sigismund ließ sog-^ durch alle Strassen der Stadt Kost»'! Trompeters Herumreiten, die mit ihren »e." wattigen Stössen das Volk zur dießfalli- gen Freude aufmuntern sollten. ^n* Verlangen war, es der ganzen umliegend den Gegend ohne Verweile kündbar Z» machen, daß Benedikt »z von seines Papstthume förmlich abgesetzt worden -7 und daß diese Absetzung über sein, Kaisers, mächtiges Zuthun in der sieb^ und dreyssigsten Gestwn geschehen wäre- §-70' ikre Geduld mit Wiederkolunq der Sache nicht zu mißbrauchen, auf den M- dieser Gesch Anmerkung ») Kircheuvers. zu Kostniz. IV. Thl. Z8Z §. 70. Was die Handlungen der acht und örepssigsscn Sitzung, die nach zweenTa-Acht u. gen, am 28 Julu mtt gewöhnlichen Zeri- dreys- monien abgehalten ward, betrift, so wur-sigste den zuerst alle Kirchenstrafen, als z. B. Session Exkommunikation, Interdikt, Suspension, 2-un. rc. mit denen Benedikt alle Kirchenprä- . katen, Botschafters, Allircen der spanischen 2«! Könige belegt wissen wollte, aufgehoben, werden kast Vorgenannter Luna hatte seit dem isten i'"- April 1416 mehrere Strafbullen sowohl wider den König von Kastilien, als auch wider den Jnfanten, der zugleich Großmei- ster des ritterlichen St. Iakobsordens war, und wider ihre Bundsverwandren ergehen lassen —! Nu diese wurden kraft eines publizirten Dekrets bey gegenwärti¬ ger Men Sitzung für null und nichtig er. klärt. *) Nach diesem wurde die zwischen den Arragoniern und Kastilianern obgewalte. ke Streitsache abgethan. Wir wissen es aus vorhergehendem §. 19, daß die Arra- gonier, weil sie die ersten aus den Spa¬ wern nach Kostniz kamen, und sich mit uem Konzilium vereinigten, das Recht und die Wahlstimme einer besonder» Nation ^halten haben! Da aber nach der Zeit §uch aus andern spanischen Reichen, als aus Na- *) S. Ä?. l.sdd. I. c. p. 687. v. d. Hardt ß c. p. IZ80. Z84 Geschichte der grossen allgemeinen Navarra, Kastilren rc. Gesandte und Kir¬ chenprälaten ankamen, forderten diese bcy den Wahlstimmen die nämlichen Vorrech¬ te, deren sich die Arragonier ausschlles- sungsweise anmaßten. Das Konzilium entschied in der Sache nach Billigkeit, d. u es ward abgeschlossen: daß nicht dre arra- gonischcn Gesandten alleinig die Prälaten aus der spanischen Nation, welche laut der Kapitulation von Narbonne zu dem Kon¬ zilium einberufcn worden, vorstellten sondern daß alle Botschafters der Könige aus Kastilien, Arragonien, Portugalk, und Navarra zusammen die spanische Natlou formieren — und eben darinnen der Vor¬ rechte sich gemeinschaftlich gebrauchen soll¬ ten. Das Dekret ward vom Peter von Lamberg abgelesen; und die anbefohlem Eintracht gieng zwischen den Spaniern M» so gewünschter für sich, als weniger stßv ein Afterhaupt die Vereinigung der Glie¬ der hindern konnte. Benedikt Xlll. rvK abgesetzt; und somit hatte auch die Gpm* tirng ein Ende. Aus den Geschäften, lvei- che das Konzilium annoch zu bearbeite» hatte, übrigte kein anders, als das schäft der Reform, und der PapstwaM' Allein die Frage, welches aus beyden dem andern vorzuziehen wäre, gab um dieses den Zankapfel ab, über den bey dem Sy node heftig gestritten ward. Lori Kirchmverß zu Kostniz. IV. TW. E Von den Streitigkeiten über die Reformation, und über die Papstwah!» _ 7-- _ Der Kaiser, und mit ihme die Zwo D" Kaiser vben§. 6i vorgemerkten Nationen beharre d" Reform, tm standhaft auf ihrem gründlich gefaßten wider wel- Schlüsse, daß die Reform der Kirche, cl>- sicd dir und zwar besonders am Haupte vor der 5^? Papstwahl unternommen werden sollte. Sigrsmund sah nicht nur allein die Nvth- Wendigkeit solcher Verbesserung ein —: er wollte sie auch in Erfüllung gebracht wis- stn. Sein Eifer, die Reformativnssache durchzufetzen, war so löblich, als heftig im¬ mer jener gewesen ist, mit deme er sich be¬ stieß die Spaltung zn hemmen —. Kaum als Benedikt, der am längsten die Spal¬ tung nährte, abgesetzt war, wurden auf - Ausust. Veranstaltung des Kaisers aus allen Na¬ tionen Deputirte gewählet, welche das Ver¬ besserungsgeschäft im geistlichen Stande sich vorzüglich angelegen ftyn lassen sollten. Man weiß zwar, daß schon ehe, und Aar im Jahre 1415, ein LsUrgmm der Aktormatomr nieder-gesetzt worden seye. -öhre Pflicht war alles, so einer Verbesse¬ rung bedarfte, nicht nur aufzusuchen, son- B b dem G. vodelinum Ncrlnng einen qlciclneitigen Schriftsteller aus Westphalen in tlolmogro- mio ^.rr. 6 cap, 96. Z 86 Geschichte der großen allgemeinen dem auch die verhältnißmässrgen Mittel vorzuschlagen — und der Ork, den man il> nen zu ihren Berathschlagungen einräumre, war das Kloster der mindern Brüder, allwo sie ihre Zusammentritte hätten hal¬ ten sollen. *) Vermuthlich wird dieses colle^iuin lielormLtorum ihr Geschäft in Abwesenheit des Kaisers nur lau und oben¬ hin behandelt haben —; und da nach sei¬ ner Zurückkuust die Absetzung Benedikts der Hauptgcgenstanb war, den man bey dem Konzilium betrieb, so konnte der Kai¬ ser auch nicht so sehr auf die Reformation, und bas hierüber ungeordnete Kollegium dringen —. Jetzo aber — da durch die Vereinigung der spanischen Nation der Kirchenfrreden vollkommen hergestellt, und durch die förmliche Absetzung Benedikts die Spaltung gänzlich gehoben worden, war die Reform der Lirche der Haupt* gegenstand, auf den Sigismund sein 2iu* genmerk richtete, und den er vor der Papst* wähl aus einander gesetzt wißen wollte- Hingegen drang-m von der andern 4 August. Seite die Kardinale, zu denen sich auä) d>e Italiener, Franzosen und Spanier geM' ten, auf die unzuverschiebende Papftwaht- Sie sagten: daß für die Kirche nichts noty- wendiger wäre, als ein sichers Oberhaupt zu haben, ohne dessen Mitwirkung k"ne Verbesserung derselben statt haben kenn* *) zVl>, v. d Hardt 1. IV. p. IZ95' Kirchenvers. zu KostniZ IV. Thl, Z87 le —. Dahero als sie erfuhren, daß der Kaiser mit den zwoen Nationen"unabander^ sich auf seinem oben angezeigten Vorhaben bestünde, und um selbes durchzusetzen, auch schon wirklichem neues Kollegium der Re- sorrnatvrn angcordnet hätte, wurden von ihnen alle Triebwerke in Bewegung ger bracht, wodurch sie bas Gebäude des Kai¬ sers umstürzen mögtcn. Die Kardinale Protestnoten sogar wioer das in der i4tcn Sitzung (S. chb LH. §. go S. 24?)ab- llefaßte Dekret, daß ohne ausdrücklicher Einwilligung des Konziliums die Papst- Wahl nicht vorgenommen werden dürfte, Aie es Schelstcat aus den Akten bezeu¬ gt. *) Man liest in den Akten bey von der Hardt am O. daß durch das garw ze Augustmonath und annoch länger über vorgemerkten Gegenstand gestritten wor- bcn seye. Die Reformatorn verzögerten ihnen anvertraute Geschäft; wovon ^e Ursache eben nicht schwer zu errathen 'l. Die Italiener, Franzosen und Spa- !"er waren mit den Kardinälen über ihre Innung einstimmig. Da ich aber also- > ^Eich angemerkte Nationen die Parthey Kardinale ergriffen zu haben angebe, man nicht glauben, daß alle aus sel- zu Kostniz anwesenden Glieder sich zur «aktion des römischm Genars geschlagen, ^'b mit selbem die Papstwahl rmgestümm '"gefordert hätten — Es waren mehre- B b 2 / re leiiw A ÄuUc»-. Oeeier, ttone Oonlt. p. Lr. 288 Geschichte der grossen allgenreinen re sowohl aus der französischen, als auch italienischen Nation recht wackere Manner, dre, wer! sie ganz wohl emsahcn, Daß, wenn der Papst einmal gewählt wäre, Vie formatron entweder ganz ins Stecken gern- then, oder, doch wenigstens, die größte" Hindernisse leiden würde, des Kaisers Ge¬ sinnungen beyfielen. Einige haben sog^ m öffentlichen Schriften für die Reform gk" eitert, und dem Kaiser Muth eingefioßt/ das Werk der B.irchenverbefferung tu ordentlichen Gang zu bringen. §. 7-. Eittiqr Re. Unter diese gehört pileus der Erzö^ den über schof von Genua. Seine Rede,Vie eram Sigismunden richtete, zeuget offenbar DcsCr';bi>das Reformationsgeschäft diesem schoss von Kirchenpralaten recht sehr am Herzen s legen gewesen seye. *) Er muntert ' Kaiser zu dem, obschon beschwerlichem^ äusserst nothwendigen 2veformationss^ schäft auf! Die Argumente, deren er ' hiezu bedienet sind meistens aus eineri rallelen Vergleichung, 'die er zwischen gismunden,und dem arossen Kaiser stantin anstellet, hergcleitet. Er will: das Konzilium zu Lonstanz Sigismu" seinen Konstantin nennen solle, andern figürlichen Anspielungen, die m " Menge über das dem Konstantin erM^n *) Vici- kilei psrTnes. ocl ox. v-d.H I'. l. 0-r. XV- i>. Ll- Kk'chenvers. Zu Kostniz IV. Th!. Z8y seyn sollende Siegeszeichen des Kreuzes Wit der bekannten Umschrift: 6-edurc!) überwinde, vorkommen, ist auch folgende:m Koc o- daß Sigismund in dem Reformationsge- p-re aig- schafte welches der Erzbischof für das wür-'üA^"- digste, nützlichste und gewünschteste, und^ -war mir dem größten Grunde der Wahr- rarilMno Herr angiebt, alle Feinde, und Schwierig- ktiten, wovon er sich in die Abteilungen und Unterabtheilungen einläßt, überwin- üe«, vincs den würde—. Für die gefährlichsten aWcuir»- Fcinde, die Sigismund im angeführten f"-. Streite zu besiegen hätte; hält er die je-^^. ' uigen, die ihn durch kriechende Schmerche- keyen, blendende Scheingründe, und durch häufige Versprechungen von seinem heili¬ gen Vorhaben abzuhalten suchen würden. Der bischöfliche Redner sagt am En- de : baß aus allen noch so erhabenen und ruhmwürbigen Unternehmungen Sigis- wunos die Reformation dennoch das wich. Ugste Geschäft wäre, durch welches, wenn es zu Stande brächte, er sich auch gewiß dey der Nachwelt einen weit gröffern Ruhm derdrmen würde, als ihn seine Vorfahren, dw Kaiser, aus denen der Erzbischof die Mffcsten namentlich anführet, erworben Mtten —. >j . Wie aufrichtig aber vorgenannter ita- Eines B»- husche Kirchenprälat den Kaiser aufmun- ""Umm- //te um das Geschäft der Rirchcure-^ ^ ""'km Lurchzusctzen, so hitzig eiferte auch em -- August sran- Z90 Geschichte dec großen allgemeinen sranzssticher Benediktiner Abt ans Gas- kogne, Bernhard Baptisti/ wider das all¬ gemeine Verberbniß des Klerus, und drang aufdesstlben Verbesserung. Seine Straf- rede, die er am Xl. Sonntag nach Trinit. über das Evangelium vom Pharisäer und Zöllner Luc. i8 hielt; ist beynahe nichts anders, als eine Sammlung aller Laster und Verbrechen, in deren Schlam¬ me die Geistlichkeit damaliger Zeiten sich wälzte, und dre der Prediger im bittersten Tone derselben vorwarf. "H Er vergleicht die zu Kostni; anwesenden Kirchenprälaten mir dem Pharisäer, welcher in dem Tem¬ pel zu Jerusalem betete, und bestraft m des Unglaubens, der Irreligiosität —- 0,^1 Vie Ku-chenprälaten, die zu Kost'»; /il- anwesenden Pharisäer, gäben sich nur mn Haltung prächtiger Prozessonen, mit Aist -m-., m qvi. erütlst itm ver Messen rc, ab —. Dielt ^bcr hätten vor Gott, wo nicht gar keinem doch einen sehr geringen Werth. D" n-u„> Ausspruch des Redners mag insoweit ricm mociici -mr ttg seyn, als greulich und schandvoll die nun.u8 waren, deren sich die zu Kostmz o^ sammelten Kirchenpräiaten, wenn es vo^ genanntem Herrn Abt zu glauben iss fth" drg gemacht haben sollten. Nach stmss Auslage wäre bey der Geistlichkeit nichts anders, als Falschheit, Haabsucht, Eigc'M nutz, Bosheit, Lüsternheit, Stolz, Unwu senhcit, und was dergleichen hübsche gen- v. d. Hardt 1°. i. p. S79 L- Mq- Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. z 91 genschaften mehr sind, anzutreffen —. Er sagt: „die jenigen, welche gute, sorgfältige „Hirten ihrer Schaft seyn sollten, waren „zu raubsüchtigen, gefrässigen Wölfen um- „gestaltet worden —. Das größte Ver- „derbniß aber hätte bey dem kölnischen „'äofe erngerissen. Allda wäre kein Schatt „tcn von einer Tugend und Heiligkeit zu „finden — Zänkereyen, Partheygeist, Fak- „tionen,Kavallen hätten bey selbem ihror- „deutliches Lager aufgeschlagen — Betrug, „Simonie, Tyrannei), Haabsucht beherr- „scheten alle Kurialisten, und es wäre schon „sogar zu einem Sprichworte geworden: Ouris Uo. „daß der römische ^of nicht so viel die „Schafe, als ihre wolle snchete. „ laus. Vorgenannter Abt, kcrnbLrcluskap- tilätus, stach die eiternden Geschwäre der Geistlichkeit mit seiner angezeigten Straft r de auf—; und nach g Tagen behaupt lete Theobald ein Doktor der Gottes Ge- Theobald; lehrthett, Laß über solche geschwarigenWun- ^»2- den unoerzögerlich, wenn man anderst sie ' zu heilen gedächte, die erforderlichen Kata- Plasmen umgeschlagen werden sollten. Der Doktor will, baß man die Reform, wel¬ che das Konzilium schon ohnehin zu lang aufgeschoben hätte, wie cs die Aufschrift gelbste seiner Klagrede anzeigt, unverweilt ' vor sich nehmen sollte. *) Theobald wirft . dre *) Auch diese Rede steht bey V. d. Hardt 1', l. ?. 8Sli Le seq. . Uiber die Art der Verbesserung 392 Geschichte der grossen allgemeinen die Schuld solcher Verzögerung auf die Kirchenprälaten, die, weil sie sich selbste nicht bessern wollten, auch unmöglich an¬ derweitig eine Reform auswirken konn¬ ten —. Die Schilderung, welche er von der Aufführung des damaligen Klerus macht, gereicht der geistlichen Versamm¬ lung gewiß zu keinem Lobe. Die Laster, welche er vorzüglich bestraft, sind Simo¬ nie, Pracht, Eitelkeit, Wollust, Hochmuth, rc. und daß die Reform hauptsächlich auf Vieser Schandtharen Ausrottung abzieleu sollte, war gleichfalls des Redners Ermah¬ nung —. Uiber die Art der Verbesserung erklärt sich der Doktor folgendermassen, und sagt: daß man mit selber bey den Ki» chenvorstehern bey den Bischoffen und Prälaten den Anfang machen sollte! Es gezre-nete sich doch, daß das Uibel, weil es von den Obern ausgegangen wäre, auch bey ihnen zuerst ausgerottet würde. hätten mit ihren Aergernissen vrele aus den Niedern an der Seele getödtet —; mithm wäre es auch nöthig, daß sie diesen durch ihre Besserung das Lehen verschafften- Der gründliche Lheolog dringt ferners aus die Reformarorn, daß sie ihr Geschäft msi unermüdetem Eifer betreiben — und daß sie sich durch keine Hindernisse von ihrem heiligen Vorhaben abschrecken lassen s0"^ Leu. WaS er ihnen vorzüglich anempfahs, war: daß sie hey dem Reformationsge¬ schäfte auf die Abschaffung der größten-a- sser. ÄLrchenverfi zuKostniz. IV. Thl. 59z ster, als da sind Simonie, Geiz, Lüstern¬ heit u. d. gl. ihr Hauptaugenmerk richten sollten! denn es wäre doch eine ganz wi- derordcnttlche Sache, wenn sie sich mit Klernfügigkeiten abgäben — und Dinge von Wichtigkeit unberührt ließen. Sie würden sich dadurch jenen Fluch zuziehen, den der Erlöser verlangst zu den Phari- säern sprach t wehe euch, ihr Blinden, die ihr Mücken seiger, und L^ameele ver¬ schlucket. Ustli, XXlll» 24. §. 7Z' Man hat aus angeführten Stellen smy «der ganz deutlich entnehmen können, daß viele zu Kostnrz anwesende Geistliche für das der Reformationsgcschäft löblich, und zwar Papstwahr. auch in ihren öffentlichen Reden geeifert, und mit dem K. Sigismund auf die Be¬ folgung desselben vor der Papstwahl ge- drungen haben —. Hingegen gab es von der andern Seite auch einige, die mit den Kardinalen für die Wahl eines Hapsts so mut als hitzig fochten, und drese jenem vor- gesetzt wissen wollten. Ailly mag unS zur überzeugenden Probe dienen. Ich finde ln der vortrefiichen Sammlung des von der Hardt *) etwelche Bruchstücke von der Rede, die vorgenannter Kardinal, und Erz¬ bischof von Kambray am des August. August. Draths, als am Feste des heil. Ludwigs abhielr. Der Hauptstoss solcher Rebe war die *) 1. IV. p. rzsy. Z94 Geschichte der grossen allgemeinen die unverzögerliche Beschleunigung der Papstwahl! Ailly bekennt zwar offenher¬ zig, und mit ganz pathetischen Ausdru¬ cken, baß die Reformation der Geistlich- keit höchst nothwendig wäre, wie es unter andern folgende Worte, die ich hieher st- . tzenwill, deutlich beweisen. Ersagt:„Dre Inm 5u» „Kirchenprälaten jetziger Zeiten befolgten »^-rrunr, „nicht das Beyspiel des heil. Ludwigs/ teä rspi- „der Bischof von Toulouse war, weil sie ""ur ihren Eigennutz zu befriedigen such' cer ci- 5-). „ten, und das Wohl der Religion gaM N!? ecci-5. „äusser Acht liessen —. Nicht genug/bah sie, auch in nnsern Zeiten, so wenig befo 4 wird. Ich meines Orks getrauete mir nichts" ne Benefiziaten, sie mögen hernach Priest^' von erster, oder- zwoter Klasse seyn, von schaff Kirchenvers. zu Kostmz IV. Thl. 395 Was 2l:lly in folqenden anmerkt, giebt das Verderbmß der Geistlichkeit annoch deut- rer Sünde freyzusprechen, die durch einen eit¬ len Aufwand, prächtige Gastmähle, überfiüs, sige Anzahl unnützer Bedienten, Pferde, u> d- gl, ihre Einkünfte verzehren, oder wohl auch damit ihre Familien zu bereichern suchen —. Denn sie sind nicht Eigcnkhümer der Kirchen- guter, mit denen sie nach ihrem Belieben schal¬ ten konnten — ? Die heiligen Vater, aus de¬ nen ich unzählige, hieher passende Sentenzen anzufnhren wüßre, nennen sie nur Verwalters, ^äminiibl-rorcs, derselben— gleichwie sie auch wortdeutlich sagen, daß die Kirchengüker ein Erbtheil der Armen, Patrimonium pgupe- rum, wären, *) Nun wenn sie diese fremden Euter verschlemmcn, so sind sie ja Diebe, und Räuber. Freylich börste manchem solche Moral allzustreng scheinen l allein — sie ist doch die Sittenlehrc der Väter: Aus vielen wird es genug seyn den heil. Bernhard zu hören. Er sagt üil k°ul- conem Lpist. , „Es ist billig, daß der jciuge, „der dem Altäre dient, auch vom Altäre le¬ be! *) S- Zmßust. ltp. 5s aä lZonilae. Iststorum k>elu- stor. Itp. r i l.ik. 5. ^ullAo.'pomcr, l.ib- 2 6e vira concempl. csp. y unöe ä-irur inrelliZi, ni- hil sliucl esse res eeolesrv, nist vow stcleüum, preria peccalorum, öt psrrimonia pauperum. 6rs^. I,ib. 5 Lpiti, gz Lr alios. §96 Geschichte der großen allgemeinen Deutlicher zu verstehen. Es ist beynahe kern einziges Laster, welches er ihr nicht an- „be! In Rücksicht dessen möget ihr wohl, wenn „ihr anderst euer Amt gehörig verwaltet, aus „den bischöflichen Gütern cuern Unterhalt sie" „Herr — aber daß ihr mit selben ein üppiges „Leben führen - nichts dann Pracht in Kleb „dern und Equipagen suchen — vergoldeie Zäm „me für euere Pferde, und silberne Sporns „auf euere Füsse-kostbare Meublcn i" 9wilguiä „euern Zimmern, und brillantene Ringe an em „em Fingern euch ankaufen könntet — o — rium vi. „i" diesen Ausgaben sind die Opfer der Ass Kum sc „tare nicht bestimmt! Alles, was euch über em limpiicLin „ere nothwendige Kleidung und mässige Tafel „übrig bleibt, ist nicht euer — es gehört de» rctinez.ru- „Arme« ; und wenn ihr es vcrsplittert, so scyd um nun „ihr ein Dieb, ein Rirchenrärrber Und -tt einem andern Orte *) ermahnt er den Nr" leZiuml'ischofzu Sens, sein Amt nicht durch die Pracht «ss, „der Kleider und Pferde, noch durch kostbare „Gebäude — sondern durch Tugenden und g»" „te Werke zu ehren-Wenn Paulus „den christlichen Weibern köstliche Kleidung „verbietet, wie vielmehr den Prälaten — „den nicht die Armen Ursache, sich zu bekla- „gen, wenn ihr das jenige auf überflüssige Mi" „der, In 'IrsZsru äs mnribuz Lr olflc. epilcopornin sä »enricum 8-nvn. srcbie^r5c. ex bernrrä» Lj»iss, 42. Kirchenvers.Zu Kostniz. IV.THeil. Z97 angeworfen hätte! Er sagt: „Trunkenheit, „Schwelgerey, Uippigkeit, Wollust, Pracht, „und Eitelkeit, Stolz, Hochmuth, Geiz rc. „wären die schönen Tugenden, die man „zum allgemeinen Aergernisse tagtäglich an „den Geistlichen damaliger Zeiten erblr? „ckcn mußte „ Ls stel bey dreser Ge^ legcnherr nicht schwer, auf die Nolhwen- digkcrt einer Verbesserung zu verfallen! Ailly bewies sie sechste; nur behauptete er zugleich, daß ehe die Hapstwahl unter¬ nommen werden sollte. Nach seiner Mei¬ nung konnte die Reform an dem Haupte der „der, auf vergoldte Zaume für euere Pferde, „und auf kostbare Geschirre für euere Maule¬ sel verwendet, was doch zu ihrer Bekleidung „und Nahrung hinreichen würde - - ? Wenn unsre Kircheupralaten vorqemerkte Sitten- lehre beherzigen wollten, was für einen häu- stgcn Zuwachs erhielte nicht das in den öster¬ reichischen Staaten bereits an mehrer« Orten eingeführte löbliche ArnicnrnstLtur — — ? Wogten doch diese Herren über anaezeigten Gegenstand des gelehrten van Espen ^urisee- ci. univers. ?ar. II. Wr. Z2 lle peculio Lieei- eorum cgp, z. 5>um mit Aufmerksamkeit öfters durchlcsen l Vielleicht — nein ich versi¬ chere vielmehr, daß in Voraussetzung dessen, wenn sie anderst ein fühlbares Menschenherz haben, die Sache der Armen sehr vieles ge« winnen würde —. 898 Geschichte der grossen allgemeinen der Kirche nicht statt finden, insolang kein Oberhaupt wirklich vorhanden wäre —; und er glaubte, daß die Wahl eines Papsts der erste Artikel aus den jenigen wäre, die zur Kivchenreform gehörten. Der Grund, welcher ihn dieses zu sagen antrieb, war: daß die Kirche ebne Oberhaupte ein Un¬ geheuer wäre, welches die häßlichste Gestalt Härte —. Allhier sind des Ailly eignen Worte: „Man schreit über die Reform des „Haupts — und die Glieder bleiben in¬ zwischen in ihrer greulichsten Ungestalt! „Sie, die Glieder, wollen ihre eignen La- „ster nicht sehen, wo sie doch von fremden „den Vorhang gewaltig aufreissen. Sie „wollen andrer Wunden heilen, und ver¬ nachlässigen ihre selbsteigne Gesundheit— „Ast diese nicht eine widersinnige und un¬ regelmässige Verbesserung ? Man läßt die „Kirche ohne ihrem Haupte — und man „will dennoch an selbem die Reform an- „fangen! W es nicht vor allem ncthwen- „dig ein Oberhaupt zu haben, um durch „Mitwirkung desselben den ganzen Körper „zu reformiren —? Gewiß ! ein Körper „ohne Kopfe ist eine wilde Mißgeburt — „und für die Kirche ist diese die gefährlich- „ste Lage, und zugleich abscheulichste Un¬ restalt, wenn sie ohne Haupte bleibt—" un) Ailly bestieß sich daher» weiters auch nn) So gründlich einigen diese Argumente des Ailly -Kirchenvers. zu Kostniz. iV. Thl. 399 auch dre jcnigeki/ die mit ihme über obigen Gegenstand nicht übereiukamen, auf ferne, und Aüly vorkommen mögen, so seicht scheinen sie in meinen Augen zu ftyn —. Er will er nicht vertragen, daß man zur Feit, wo alle Glieder der Kirche krank danieder lagen, die Heilung oder Reform am Haupte ansangen sollte? ES scheint, daß der Kardinal keinen achten Begrif von einer wahren Heilungsmc- thvde gehabt habe. Man weiß es doch, baß in dem Falle, wo der Kopf die heftigsten Schmerzen litte, ein Arznei-verständiger den verkehrten Weg cinschlagen würde, wenn er z. B. das Hüftweh heilen wollte Man muß in allen Fallen der Gesundmachung auf die Haupktheile sein erstes Augenmerk richten. Freyüch gab es damals kein Oberhaupt, es war kemPapst —; allein zur Abschaffung der bcy der römischen Kanzcley eiugcschlicchenen Mißbräu, che, zur Verbesserung des päpstlichen Hofs war es eben nicht nölhig gewesen, einen Papst zu wählen, von derne man vvrsehcn konnte, daß er sich wider solche Reform mit allen seinen Kräfte» stemmen würde. Will man in einer Gemeinde von Gläubigen Verbesserungen vor» kehren, so ist cs am besten solche bey erledig« kein Stuhle, lcäs v-esme, emzuführen — Allein eben dieses, den päpstliche« Sruhl inso- lang erledigt zu lassen, findet der Kardinal höchst gefährlich — z er will die Kirche, aus Ursa« 4oo Geschichte der grossen allgemeinen und der übrigen Kardinale Seite zu lo¬ cken. Er sagte: daß bey einer annoch län- Ursache, weil sie keinen Papst bfitte, sogar mit einen, unköpfiqcn, geglichen Abentheuer ver¬ gleichen— ! Wie widrig man dennoch schließt- wenn man sich von dem Strome der Leidem schäften dahin reissen laßt —! Die Kirche bat¬ te seit der Absetzung Papsts Johann 2z, wel¬ che am 29 des Maymi, naths 1415 geschah schon wirklich über zwey Jahre kein rechtmäl" figes Oberhaupt — und dennoch war es durch die ganze Zeit dem Hrn. Kardinal niemal bcy- gefallen das Konzilium zu Kostniz, wclcb^ doch die allgemeine Kirche vorstellte, für Ung.heuer, für eine unköpftge Mißgeburt cm- zugeben — ? Und fetzs, am 25 Augustmonaths 14'7 findet er sie, die Kirche, auf einmal st ungestaltet—! Freylich ist ein menschlich Körper ohne Kopse eine Mißgeburt! aber die Kirche hatte auch ja damals ihr Ober¬ haupt —! Christus, welcher bas wesentliche Haupt der Kirche, und der Felsen, auf dcur sie gebauct ward, ist, *) hakte sie ja auch mals vermög seiner Verheissung, daß er ht ihr bis ans Ende der Welk seyn wurde krlscb- ulr. ro regieret-! Ich zweifle nicht, wo minder Aili)- selbste se Wahrbeiten eingesehen hat! nur ich glauben, daß, weil ec sich einmal zur die, muß Ge¬ gen- ") S. U. Th. 16 Anmerk, cc) Kirchenvers zu Kostniz. IV. Thl. 401 ger fortdaurenden Entzweyung eine weit gefährlichere Spaltung der Kirche zu be¬ fürchten wäre — und dieses aus Ursache, weil ein Reich, welches mit sich sechste un¬ einig würde, nicht lang bestehen konnte —. klstn. XU. 25. Zum Schlüsse seiner Re¬ de ermahnet Ailly die anwesenden Väter nochmals, vor allem und zuerst das Ge¬ schäft der papjtwahl zu ergreiffen ! wo so¬ dann die Verbesserung der Kirche, wenn sie einmal ein Oberhaupt hätte, füglicher unternommen werden konnte. §. 74. Vielleicht hatte diese Rede des Ailly Die Kardi» die übrigen Kardinäle beherzter gemacht—! So viel ist gewiß: daß um diese Zeit von de» Kaiser ihnen, und ihren Anhängern einige ver- und d-e leumderischen Schriften zu Kostniz ausge- ^'2? streuet worden seyen. Es ward darinnen nsmüs. K. Sigismund, und mit ihme die Teut- lchen und Engländer, weil sie auf das Re- ? Serrem. formationsgeschäft unaufhörlich drangen, Und selbes vor der Papstwahl betrieben Wissen wollten, der Ketzerey, und der Be- günstigung von der Lehre des Huß offen¬ bar angeschuldigt. O Unter solche Schmäh. C c schrif- *) v. d. Hardt iv. p. 1414. genparthey des Kaisers, der zuerst die Liv- ckcnverbesserung forderte, geschlagen, er auch manches gefiieffentlich iibertrieden habe, um das Geschäft der Papstwahl durchzusctzen. 402 Geschichte ber großen allgemeinen schriften gekört folgende Schkarttke:l)ll?u- kLtio LonitänNse in conciüo ellitL contra illos, t „dem Kardinalkollegium und mit dem ro- „mischen Hofe geendiget wäre, ohne Obe^ „Haupte bleiben könnte— ob die*e Meinung „nicht dem göttlichen Rechte und der Erm „setzung Christi widrig — ob sie nicht of¬ fenbar ketzerisch — oder wenigstens eine „wlche Meinung wäre, welche die Lehre ocs ,-b'uss der ebenfalls dafür gehalten, das „die Klrchenvers. ZuKostniz.IV. Thl. „die Kirche ohne Papste besser regiert wer. »den konnte, als durch denselben, begün¬ stigte — ? dlum. 8. Lc 5>no Ob die Ver¬ anstaltung zur Papstwahl nicht der erste, „und aus allen nothwendigste Reformati- „onspunkt ftye — ? und ob die jenigen, „welche diejes läugnen, nicht eben so greu- „lzch irren, als weit sich von der reinen Leh- -,re die jenigen entfernen, welche behaupten, „daß es nicht so ungereimt seye,die Kirche «ohne Haupte zu lassen, als keine Reform „des Haupts zu unternehmen — ? iblro io „n und rr Ob es nicht wider die Kir- ,,chengesetze seye, Geistliche vor dem „weltlichen Gerichte zu belangen, und „ob die jenrgen nicht gewaltig irren, wel- „che dem römischen Laiscr eine Ge¬ richtsbarkeit Über die Geistlichen zutheilen „wollen —. Und endlich ob es nicht heist- „ie d e hussitische Reyerey erneuern, wenn „man lehret, daß weder die römische, noch „allgemeine Kirche schicklich und vollkom- „men verbessert werden konnte, ohne daß „man ihr die zeitlichen Güter, welche sie »aus der Frchgiebigkeit der Lmrdesfürstm »empfangen, abnahme — ? Diese Fragen wurden in voraemeldter Schrift alle bejahet, und man machte drey Schlüsse, die auf eine unverschiebliche Papst- Wahl zielten. Die Gründe, deren sich die Kardinale und ihre Anhänger in der Sa¬ che bedienten, waren erstens, daß dasKom C c 2 M. 404 Geschichte der grossen allgemeinen zilium schon ohnehin fi> lange dauerte, und Daß man hiewegen durchaus vcrdrüßlich wäre: zweytens daß man zü Kostniz nach Aussage der Sternkundigen und Leibärzte in Kürze eine Seuche zu befürchten hat- te —: daß die entstandenen Zwistigkeiten eine nahe Aufhebung des Konziliums an- droheten — u. s. w. oo) Der- oo) Man bedarf eben keiner Lurenaugen, um die Schalkheit der Kardinale, und ihre strafbare Vermessenheit, welche bcyde aus den in ange- zsgcner Schrift aufgeworfenen und bejahrten Fragen hervorleuchten, einzusehen —. Ibre Derschmitzheit, mit welcher sie auf die nachll zu unternehmende Papstmahl st) hitzig dran- gen, erhellet aus deme, weil sie sicher anhofftn konnten, daß die ihnen so mißliebige Reform durch das Ansehen eines »eweüiqen Papsts am leichtesten vereitelt werden dürfte —. D't Fortsetzung dieser Geschichte wird cS auch ze" gen, daß sie mit ihrer dicßfalligen Arglist d"' ausgestellten Endzweck wirklich erreicht haben. Was aber ibre Vermessenheit, oder will m«" sie Bosheit nennen, wird ebenfalls nicht geftb* let scyn, anlangt — so steckt sie bierinnen, daß sie den Kaiser, und mit ihme die zwo Nat^ neu des -Husiirisinuo angeschuldiget haben, da sie doch wußien: daß sowohl der Monarch, als auch die deutschen und Engländer auf die Ve^ dammung des -Hust, und sein Todesurtheil mit einem Kirchenvers zu Kostniz IV. Thl. 405 Derley so bösartige als lügenhafte Vorwürfe, dre sogar vurch öffentliche Schrif- «incm vielleicht zu scbr übertriebenen Eifer ge¬ drungen haben —! Oder — wenn sie cs wirk¬ lich argwöhnten, daß Sigismund, und mit ih- me die Tcutschen über den Gegenstand von dem Papste, und von der römischen Kirche mW -Hussen der nämlichen Gesinnung waren, hät¬ ten sic dadurch nicht zugleich Anlaß gegeben das Konzilium z» Kostniz der grvfsesten Unge¬ rechtigkeit zu beschuldigen, weil es denjenigen auf eine so grausame Art hingcrichtet hätte, dessen Lehrsätze doch jetzo, nach ihrem Ange, bcn, von einem so beträchtlichen Thcile des Sy- nodes begünstiget würden-? Sie (diese römisthen Zweifler) mögen sich aus die eine oder die andre Seite wenden, fallen immer in die Pfütze, und machen sich entweder der dümm¬ sten Unwissenheit, oder der sträflichsten Bos¬ heit schuldig. Ich meines OrtS will vielmehr glauben, daß sie mit der gefliessentlich ausge- sonncnen Bosheit zu Werke gegangen sryen. Ich dächte, daß diese ihre Bosheit auch durch fol¬ genden Umstand, den ich gleichfalls in ebbe- rührtcr Schmähschrift *) ausgezeichnet finde, einleuchtend erwiesen würde. Sie hatten nebst dem Vorwurfe von der Begünstigung der Lehre des -Huß auch sich erfrecht zu sagen : Sigismund hielte nur deswegen die Papstwahl so *) v. d. Hardt i'. r. p. yr?. 406 Geschichte der grossen allgemeinen Schriften ausgestreut wurden, mußten den Kaiser, und die mit ihme gutdenkende teut- sche Nation auf das empfindlichste krän¬ ken ! Allein nicht genug —! die beydersci« tige Gtandhaitigkeit und Geduld ward annoch durch andre Chrkanen geprüft. Die Lardmäle, weil sie sichen, daß der Kai¬ ser, und mit ihme die zwo Nationen auf ihrem Schlüsse, das Reformarionsgeschäft vor der Papstwahl zu unternehmen, stand- haft beharreten, suchten durch förmliche Proteftationen dieselben von ihrem Vor¬ haben abwendig zu machen, §. 75- so lange aus, damit er die anwesenden Kirchem -räiatea überdrüssig mache», und zur Hcimrei' > se gleichsam nörhige» mögtc —. Bey wel¬ chem Vorfälle alsdann es ihme ganz leichtste" würde einen Papst wählen zu lassen, der durch¬ aus nach seiner Willkühr leben müßte Sind diese nicht boshafte, verdammliche gen —und i>t es nicht der sträflichste Undank, da man den um das Wohl der Kirche so M besorgten Kaiser um sein Ansehen zu bringen sucht? Die Kardmäle wußten es, daß obis^ Dorsteilungen bey den meisten Nationen, und besonders dey de» Italienern, welche die Wie¬ derherstellung der kaiserlichen Hocheit in Ita¬ lien mehr als eine Kirchenspaltung scheuten, die widrigsten Eindrücke machen müßten und eben darumen hatte ihre bosbafre Stele derlcy dem Ansehen des Kaisers höchst ""tö- lheilige.i Gerüchte autgestxeut. Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 407 §- 75- Eine derlei), in schärfsten Ausdrü- Der Kar- cken abgefaßte protcstation war, die sie rcstatisÜ^ am 9 September bey erner öffentlichen Ses- wider die fron, wo Sigismund, und alle Nationen Arfh-nre- zugegen waren, einlcgtcn. Schclstrat ^Septem, sagt: daß sie von dem Kardinal zu Prsa abgelegen, und im Name des gejammten Kardümlkollegiums, so wie auch der mit selbem übereinstimmenden drcy Nationen abgefaßt worden seye. Die Schrift ist folgenden Inhalts. *) „Höret alle Völker, und vernehmet es „ihr Erdebewebner — die ganze Kirche, .„welche schon über 40 Jahre lang in der „Wüste der Trennung ohne einem sickern „und gewissen Oberhaupte herum geirrct „hat, merke auf — ' Sie, diese Kirche, hat „zwar geglaubt, daß sie durch dieses heil. „Konzilium iu das Land der Verheissung „eingeführt — durch die Versammlung ih. „rer Glieder unter einem Haupte wiede- „rum ;u einem Körper gemacht — und in „Bälde als Braut in die Ruhestätte des „Friedens und der Emiakeit ringehen wür. »de —. Allein nun müßte sie, zu ihreyr »größten Betrübnisse, sehen, daß alles die. „fts *) 8cbeWrstcnum in ligAgw Ne ieniu Lr aE. Decrcr. Lonci! . Long p. , ^7 äc v d. Hardl 0 u p. 1^t>denm '?nnLi!. '1'. XVj. ?. 6§l. 4o8 Geschichte der grossen allgemeinen „seS verschoben, und daß neue Trennungen „erregt werden sollten —. AlleKardinäle,die „italienische,französische und spanische Naci- „onchte den zahlreichem und bessernTheü des „Konziliums ausmachten, suchten zwar ihr „Verlangen zu erfüllen; die reutsche hin¬ gegen stünde ihr in dem Wege! Außer „diesen Nationen hiengeu noch nicht alle „dem Konzilium fest an; sondern sie war* „teten nur darauf, ob eine kanonische PapI „wähl zu Stande kommen würde —- „nige, die sich auch wirklich für das Kon* „zillum erkläret hatten, wankten schon we- „gen der Zwistigkeiten und Gewalttßa- „tigkeiten, die sich auf demselben änjstk' „Len —. In Italien glaubten sogar vre* „le: daß die Römer sich inzwischen aus „Verdrösse wegen der Verzögerung einen „Papst wählen dürften, deine hernach gg"' „Italien gehorche» würde —. Der Kw- „chenstaat wäre ohnehin seit der Absetzung „Papsts Johannes 2Z von Tyrannen a' „lenthakben angefallen, und zerrissen w^ „den — und wenn das Konzilium ausew' „ander-gehen sollte, ohne die Papst'^o „zu Stande gebracht zu haben, so würde c „alsdann nicht einmal mehr möglich senu, „nen Papst zn wählen, und die Krrw „müßte annoch durch eine, Gott weiss w „lange Zeit ohne Oberhaupte bleiben- ' „die Kardinäle, und mit ihnen dre d „Nationen, waren keineswegs wider „Kirchenvervesserung; nur protestiram > ! Kirchmvers. zu Kostmz. IV. Thl. 409 »feyeriich wider die Unternehmung dersel¬ ben vor der Papstwahl. Bey einer ;ed- »weden Reform müßte doch das jenige »Vorgehen, so am ungestaltesten ist; nun »aber könnte man sich nichts abentheuer- »lichers denken, als einen Körper ohne »Haupte — l Laherowäre man berechtigt »die jcnigen, die nicht also dächten, derBe- »günstigung des Schisma verdächtig zu »halten — Es hälfe auch nichts cinzu- »wenden, daß Sigismund mit seinem An- »lehen die Meinung der teutschen Nanon „unterstützte, weil es doch allen bewußt „wäre, baß der Laiser nicht das mindste „Recht hätte sich in Kirchenangelegenhei- „tm zu mengen. „ § 7^'. Es ist leicht zu^ begreiffen, daß diese UnE beleidigenden Ausdrucke dem Kaiser aus- üb« ftE strst mißfallen mußten. Er gab auch sei- unwilleiv nen gerechtesten Unwillen dadurch deutlich zu verstehen, daß er, ohne die Proteste,«- vn ganz anzuhören, aus der Versammlung sieng —. Ich muß hrebey annoch folgen¬ den Umstand berühren, daß, als Sigis¬ mund, und mit ihme der Patriarch von An- tiochien, und annoch einige andere Kirchen- Prälaten sich von der Session hinwegbega¬ ben, man laut ausqernfen habe: es wäre billig, daß die Bwtzer abträten —. *) ' Der *) LeNelNrot. !. c. 266 v. d.Hardt 1. IV. ^>. 141z. -2 4lo Geschichte der grossen allgemeinen Der Kaiser hätte in der ThaL ohne Galle seyn müssen, wenn ihn derley vermessene Be¬ leidigungen nicht zum Zorn gererzt haben würden —. Ein Frevel, wie dieser war, hatte die schärfste Züchtigung verdienet,- Allein der gute Sigismund ließ es bloß - bey diesem bewenden, daß er am folgenden Tage, den iD «sept, den Kardinalen einen schriftlichen Befehl zuschickte, kraft d-ssen ih¬ nen verboten ward fernerö abgesonderte Zu¬ sammenkünfte zu halten, und sich über d>e Angelegenheiten des Konziliums zu berE schlagen. So löblich diese Verordnung des Kai¬ sers war, durch die er einer zu befürchten" den Spaltung vorzubeugen suchte, so w er ward sie von den Kardinalen aufgenow" men. Sie schr-en über Verletzung der Kss- chenfreyheit , und sagten, daß der Kai¬ ser gewaltthä ige Eingriffe machte. waren sogar entschlossen von Kostmz zuziehen; und vielleicht harten sie es wm- iich versucht eine heimliche Flucht zu unter¬ nehmen, wenn sie nicht durch den KuhrsU^ sten von Brandenburg eines bessern belem worden waren —. Und wenn sie auch dergleichen vernicht hätten, so würden u) dießfalligen Wagstücke durch die weisen Ver¬ anstaltungen des Kaisers eben so.hiuu^ trieben worden seyn, als geschwind o stüchtige Abzug der Gesandten aus *) S. »p. v. d. Hardt U ?. 14^6. Kirchenvers. zu Kostmz. IV. Thl. 4n Lilien und vtavarra vereitelt worden war, Diese, von dem Schrecken, als ob sie Si- Aiiund gefänglich anhalten, und seinen ^sichten beyMrtten z'vingen wollte, vol¬ les betäubt, und durch ei e neue wurden ^N'agonlern vorgehadte RangLstreitigkeit aufgebracht, reiferen nebst mehrern D ck- körn «m H September von Kostni; h m- !ich ab — : Allein sie wurden nach einigen Rentgen znrückge.eglen Merlen angehalterr; ^nn Bigrftnund hatte nach ferner polrti- Men Klugy-ck die Wege verlegt, um die Drennung des KvnzllmmS zu verhüten, ^ie verweilten durch drey Tage zu Steck- bgrn, einem am Bydensee gelegenen Städt¬ chen, und am r 2 September kehreten sie ^ach Kostmz mit einer nicht geringen Be- lchämu-ng zurück, rvie sich Dächer der An- ^nzeuge cmsdrückt. Da die Kardinäle sahen, daß ihnen von dieser Seite der Ausweg gesperrt war, ?Men sie sich von verändern mit Gewalt chk Bahne brechen. Die Standhaftigkeit chö Kaisers, mit welcher dieser aus Herl- pursten Absichten auf die Ktrchenverbefse- drang, machte, daß sie annoch hart- 'uckigrr wurden, und unbeugsam auf der ^.Mal vorgefaßten Papstwahl bestunden. - chte versammelten sich mit den ihnen er- ^enen Nationen am n September auf „ Se»r neues, und erwirkten, daß obige pro- 'Marion, die bey dem letzten Zusammen- trit« lyoen . Man schrre au ; und einige wollen " 412 Geschichte der grossen allgemeinen tritte durch die unerwartete Entfernung des Kaisers unterbrochen ward, bey ge^ wärtiger Verßrmmlung vollständig abge sen worden seye. Wenn man bey vorye gehenden Konsessen sich zankte, so sie. bey gegenwärtigem einander in die -PAl re — Es ward von beyden Seiten w vielem Eifer gestritten. Man schrie au vollem Halse—; und einige wollen " haupten, daß dieser Wortstreit dem § dinal Aabarellr, weil er sich hiebey erhitzte, das Leben gekostet haben sow-. So viel ist sicher: daß er annoch am n". lichen Tage bettlägerig geworden, und»« iZ Tagen gestorben seye. Es ist eben m nöthig vieles von seinem Tode, von u prächtigen Leichenbegängnisse, welches i7 September abgehalten ward, und bey poggius von Florenz, der herum' Redner eine Trauerrede hielt, anzusuM^ Die Rede kann man bey v. d. Hardt ' I. tol. 5Z7 L- seg. finden. Ich muß vh genwärtig erzählen: daß K. Grgrsiw'^x über solche unbeugsame Hartnackigkeu Kardinale sich heftrg entrüstet habe. sirar berichtet uns aus einer roMU^ Handschrift: **) daß der Kaiser schlossen haben solle alle Kardinale lN.^, haft zu nehmen ; welchen Entschluß"''-^ Mals dennoch auf sechse eingeschränkt *) S. v. d. Hnrdr N'. k. p. -rr- Viä- 8cli>.llirrcen^m i, c. p. 267- U. 0. IV. j> . 1417. Kirchcnvers. zu KostniZ. IV.THl.^^Z te Es wird aber eben n cht gemeldet, vb dieser Entschluß von dem Monarchen auch wirklich auögeführt worden seye. So Zieles man in der Sache muthmassen kann, daß Sigismund den Kardinalen, um ihre Widersetzlichkeit zu bändigen, die Ge- sangennehmung nur angedroht hatze. Inzwischen so ernstlich der Kaiser sei- ne Anschläge, die Reform vor der Papst¬ wahl durchzusetzen, betrieb; so wenig ließen sich die Kardinäle von ihrem Vorhaben, die Papstwahl am ersten zu unternehmen, ab. lerten. Sie waren auf ihrer vorgefaßten Meinung so sehr versessen, daß sie sich un¬ terstünden dem Kaiser zu trotzen — oder war es nicht freventlicher Trotz, da sie am September in ihren rochen Hüten, die sie gar selten aufsetztm, sich sehen liessen —! geschah, wie Gchelstrat in trsät. äs S6ii8 p. berichtet, um zu zeigen, daß sie mr die Kirche Gottes auch ihr Blut, wel¬ ches durch die rothe Farbe ihrer Hüte hät¬ te angedeutet werden sollen, zu vergiessen freitet wären —. Ich mag es nicht glau¬ ben, daß sie es mit dem Martyrthume so Estrich gemeiner haben —! Ihr Anschlag War nur, mit einem solchen vorgespiegelten Religionseifer Proselyten zu machen. Auf was sie Jagd machten, fiel auch wirklich in chren Garn. Annoch am nämlichen Ta- 8e, d. j. den i2 September verliessen eini- i- Scpr, französischen und italienischen Kirchen- prä- 4 l4 Geschichte der großen üllgcnreincn Prälaten die Parthey des Kaisers, schlugen sich zur gegenseitigen Friktion tlt Kardinäle. Sie waren der Patriarch Antiochien, der Erzbischof von Maylan^ der Bischof von Atri, und die zween Kas brnäle von Srena und Bologna, die di- hreher mit dem Kaiser und mit der tenu schen Nation immer dafür hielten, daß ss' Reform der Papstwahl vorausgeDs werden sollte. Allein auf einmal sattelten sie um, und wurden die hitzigsten Partb^ ganger der Kardinale, wie es Gchelst^ am a. O. aus einer römischen Handjchch bezeugt. Schütz- Bey so häufigen Ausreissungei ' nucscheu" Desertionen, aus denen dre beträchtl^ Nation tür der Engländer ihre war, mußte die dicReform. des Kaisers geschwächt werten- de t4 Scpt. einzigen, die es annoch aufrichtig mit w hielten, und dieKtrchenverbesserung im^,^ sie wünschten, waren bicTemschech hat es oben 74 gelesen, daß sis zeigten Punkts wegen von den Kardm^ durch ansqestreute Schritten der und insbesondere des Hussitismus stduldigr worden seyen. dtun sie am !4 Sevtcmber an die Kardmm^x Pro-Memoria, wormnen sie sich übe- d- 'a! schen Anwürfe 'voracr^n^ Ketzer« - chtferrigten,sondern auch, der Hauptstoss ihrer Schrift war, Kirchcnvers. zu KostniZ. I V. Thl. 415 lich bewiesen, daß vor allem dre Resoru, am nvthwendigsten -- nmhm auch der Er- fer,nrit dcme die Kardinale auf die Papste voahl drangen, zu unzmig wäre. Der Hauptinhalt solcher Schutzschrist, oder viel- wehr Vercheidigungsrede ist folgender: *) Die reutsche Nation/ die doch nicht nur allein wegen ihrem Oberhaupte, da an ihrer Spitze kein König, sondern ein Kaiser stünde— sondern auch wegen der überwär genden Macht, weil zu selber acht König¬ reiche, ohne die mächtigen Hcrzogthüme, Markgrasschasten, und die zahlreichen Für« stenthümer, gehörten, vor allen übrigen den Vorzug mit Rechte fordern konnte/— diese Nation hatte die wider sie ausgestreu¬ ten Übeln Gerüchte, als ob sie dre Kirchen« Vereinigung hinderte, und den Hussitismus begünstigte, mißliebig vernommen; doch Ware sie, besonders, weil sie sich zu allen gelten andächtig, friedsam, geduldig, ver- o-votg.n, täglich und demüthig bezeugt hätte, auch rw gegenwärtigen Falle bereitwilliger ge- Wesen solche Unbilden zu ertragen, als sichncm . bes Vergeltungsrechts, zum Nachtheile des Kirchenfriedens zu gebrauchen —. Nur Wüßte sie anzeigen, daß die Hastigkeit der Kar- *) In den Akten wird ge betitelt; protelbario na- tionl5 x;2rm?itiicT in LoncÜio Long con- trs electionem NspL, rcformarioni eccleliL mi¬ nime sn-Lmirrengsm. L»bl>. I. c p, 6y§, V. d. Hardt I. c. p. 1419 Le l«4. 4t6 Geschichte der grossen allgemeinen Kardinale, mit der sie auf die Papstwahl drangen, der Kirche viel schädlicher werden dörfte, als es der moderate Verschub, de" die teutsche Nation im Angeregten Falle anriethe, niemal seyn konnte. Man schrre zwar jetzo laut über die Gefahr, welche der Kirche dadurch, wenn der päpstliche Stust annoch länger erledigt bliebe, zuwachsen lom te — und man sah dennoch über zwey I""' re, seit denen die Kirche ohne Papste wA dieselbe nicht ein — ! Konnte die Kirche durch so lange Zeit, und in mißlicher» Ur"' ständen, wo die christlichen Provinzen »»- noch getrennt waren, ohne einem Oberha»' pre bestehen; warum sollte man bist" Wahl, ohne Gefahr, auch jetzo auf e»' kurze Zeit nicht verschieben mögen —?-^7, Verschub wäre um so nützlicher, als now wendiger zuerst die Reform für sich.^ie müßte. Das Argument, dessen sich teutsche Nation in der Sache bediene,' einleuchtend! Es besteht hierinnen: wüßte es, daß alle vorhergegangenen chenspaltungen aus keiner andern als aus demverderbtenZustande des pap> lichen Hofs geflossen wären —; nun derte es alü> die unausläßliche, PstliHk/ einem Reformationsplane zu aeve» der, um weitern Trennungen Einhalt » machen, bey künftiger Papstwahl » Grundlage bienen sollte. Die Natwn^ wies ihren Ausspruch weiters mrt " Beyspiele des Erlösers, der, wie es Kirchenverst zu Kostniz IV. Thl. 417 evangelische Geschichte erzählet, die Verwal¬ tung ferner Kirche dem Petrus nicht ehe, als nach gepflogener Reformation, d i. bis dieser sich bekehrte, seine Sünde beweinte, und die Brüder im Glauben stärkte, an- vertrant hatte —. Die Kirche, heißt cs in der wettern Forts tzung ange-nhrter Schutz¬ schrift, wäre auch von den Nachfolgern des Petrus, die keine Sammler rrrdrscher 5>n". Schätze, sondern nach dem Auftrage des nKnwu Sc göttlichen Lehrmeisters Geelenfischer a-vmim- waren, ftue V ro. und die sich nicht nach zeitlichen, sondern nach himmlischen Gü- cnmarum^ kern sehnten, durch beynahe 1200 Jahre leä »nim». aufd s heiligste verwaltet werden. *) In 6« damaligen Zeiten hätten sich die Päpste nur nach der Lugend bestrebt, und sie in den christlichen Kirchm allgemein zu ma¬ chen bestiessen —. Sie, die Päpste wä¬ ren innerhalb der Gränzen ihrer Gerichts¬ barkeit geblieben , und sie hätten, nicht gierig nachfremdenRechten, sowohl die Frey- Heiken der Krrche, als auch die Gerechtsa¬ men der Landesfürsten unangetastet gelas¬ sen —. Allein seit 150 Jahren wäre die Kirche von ihnen durch ihren Hochmuth, Geiz, wollüstiges Leben sehr verunstaltet D d und *) Wer in der chrisil. Rcligionsgeschichte kein Fremdling ist, und sich nur der Zeiten -Hil¬ debrands erinnern will, wird leicht begreifen, daß angeführte Summe fast um rcu Jahre zu hoch angesetzt seye. 4i8 Geschichte der grossen allgemeinen und mißhandelt worden. Sie hätten, um ihre Leidenschaften zu befriedigen, und den eiteln Aufwand bestreiten zu können, nichl- mehr die Seelen — sondern der Menschen ihre Güter zu fischen sich bestiessen. Hk unersättlicher Geldgeiz, Wucher, Haav* sucht hatte sie zu offenbaren Gewalttha" tigkeiten uud Unbilligkeiten verleitet. Hier¬ aus wären die Reservationen, und verrechtlichen Verleihungen der Benefize en, die Anwartschaften, wodurch sie dre Gerechtsamen der Bischöffe vollends zu un¬ tergraben suchten,die Annaten, oder Iahr^ einkünfte, mittelst deren sie unaussprcckM che Geldsummen erpreßten, und mehrere derley Spotten entsprungen —. Sie, s>te Päpste, hätten sich aller Gerichtsbarken nicht nur in geistlichen, sondern auch weltlichen Dingen angemaßt; sie hätten aM Prozeßhändel, obschon mit Verletzung bischöflichen Gerichte, nach Rom gezo^M und solche wären allda, zum gröffn^ Schaden der streitenden Partheyen, allezeit nach löblicher Gewohnheit auf die lange Bank verschoben worden —. Was a>> noch abscheulichek als obgesagtes ist,. was man in der That verfluchenswurv'l nennen muß, so hätten sie alle Laster gl^ den Krämerwaaren taxirt, und sie verkauf ten mit den Indulgenzien zugleich , Vlaohlaß der Sünden an alle, die n klingender Münze bezahlten —. *) *) Wiederum eine Probe der römischen Mchenvers. zuKostniz. IV. Thl. 419 der Zeit, wo die geistlichen Pfründen durch den Geldgerz der Papste käuflich gemacht, und sogar dre heiligen Weihen um baares Geld gegeben worden wären, so hätte auch alle Lust und Neigung zur Tugend und Wissenschaft unter den Geistlichen erlöschen Müssen. Aus den Kathevralkirchen, Stif¬ tern und Klöstern wären die Studien vol¬ lends verbannt worden, und die ganze Kle- nsey, sowohl die weltliche, als auch regulä-,^> re, wäre vermög Unwissenheit, und ärger- lichcm Lebenswandel bey den Gläubigen in ur«u>- cc- eine solche Verachtung herabgesunken, daß sie vielmehr für eine Klerisey des Anti'^'" chrifts, als für ein Erbtheil Christi angese hen würde. -m»m, k>ULin eliri- Was die teutsche Nation aus ange- führten Bemerkungen, zu denen sie annochEM«, rine kurze Reflexion über die bey dem Kon¬ silium zu Pisa vernachlässtgre Kirchenver^ Besserung hinzufügte, und wovon sie die Schuld der voreiligen Papstwahl zuschrieb, folgerte, bestund in deme: daß die Lir-- chcnreform zuerst, und annoch vor der Papstwahl vorgenommen werden sollte. Denn (also pussrten die Tcutschcn ihren Satz) es geziemte sich doch,daß dieKirche ehe von chrcn Unsauberkeiten gereinigt würde, als es sich anhoffen liesse, daß ein reiner D d 2 Papst und des damals übllchen Ablaßhandels. Da¬ von siehe üt. Th. Anm. LLL) 420 Geschichte der grosse» allgemeinen Papst von reinen Kirchenprälaten gewählt werden mögte —. Sie sagten : der rö¬ mische Stuhl müßte nothwendiger Weise ehe gesäubert werden, als man auf selber! einen Papst setzen wollte. Denn — dieser, wenn er auch noch so rein und heilig wä¬ re, müßte sich hey dem so häufigen Unfia- the beschmutzen. Wer Pech angreift, be¬ sudelt sich gewiß-. Zum Schluß bat die deutsche Nation die Herren Kar- dinäle inständigst, auf die angeführten Gründe, welche die Nothwendigkeit der Re¬ form vor der Papstwahl beweisen,eine Rück- sicht zu nehmen, sich mit selber zu vereint' gen, und mit vereinigten Kräften das R?- formationsgeschäft zu betreiben. Dieses wünschten, und um dieses baten die Deut' scheu, die aber zugleich anfügten: daß, wenn die Kardinale ihre so heiligen als gründli¬ chen Vorschläge verwerfen sollten, sie auw schon in voraus ihre Unschuld bezeugten, und sich das Recht vorbehielten, die ab¬ schlägige Antwort der Kardinäle an aue Fürsten, Könige, Prälaten rc. einzubench- ten, und sie um ihren Benstand zu ersuchen, mittelst dessen dem greulichen Uibel dura) eme wohlgeordnete Reform abgeholftn wer¬ den konnte. §. 78. D'r Cnq,- So billig aber dieses Ansuchen d^ «andcr Ui- teutscken Ration war, und so gründUw d-u^ar" chre Argumente, mir denen sie im angchchr- Kirchenvers. zu Kostniz I V. Thl.42i tcn Pro-Memoria auf die Kirchenverbes- dinälcn, iei'uug drang, einem jedweden ungebiendeten, ?cb- Und wahrheitliebenden Manne scheinen der Tem- Mußten, so wenig konnten sie bey den Kar. «chen von, dinä en etwas verfangen. Sle waren zu ^er. sehr auf ihre Meinung verpicht, als daß sie auf die gegenseitigen, obschon einleuch¬ tenden, Gründe ihre Augen hätten öffnen sollen —. Was ihnen vorzüglich am Her¬ zen lag, war, ihre Parthey gegen den Kai- ser, und die Leutschen zu verstärken. Sie machten auch um diese Zeit wirklich eine star- keAkguisition,da die ganze engländische Na- tion von dem Kaiser abfiel, und sich zu ih¬ nen schlug. Ich mag zwar die Kunstgrif¬ fe nicht bestimmen, mittelst welcher die Eng« länder zu diesem Abfälle verleitet worden seyen; so vieles aber für eine sichere Wahr- heit angegeben werden kann, ist: daß sol¬ cher Abfall nicht ehe, als nach dem Tode des Bischofs von Salisbury in England bewirkt worden seye. Dieser vortrefliche Kirchenprälat Ro¬ bert Halam, der schon bey dem Konzili¬ um zu Pisa seinen heiligen Eifer für die Kirchenverbesserung bezeigt hatte, wie es Unter andern das auf sein Gutheissen, und Unter seinem Schutze herausgegebene Werk des Richard Ullerston, eines geschickten Professors der Theologie zu Oxford, beti- test: ?etitione8 guoacl rslormationem ec- cstüL milimntis, zur Gnüge beweiset, *) *) Ullerstons Schrift findet man bey v. d. Hardt v ,6 Gepl. 422 Geschichte der grossen allgemeinen drang auch bey der Kirchenversammlung zu Kostuiz auf das mwer'Äicbliche Unter¬ nehmen der so nöthiaen Reform. Herr Doktor v. d. Hardt jagt: *) daß K. b- glsnumd in seinem Reformationsgefchav te keinen getreuem Gehülfen als vorgc^ nannten Bischof gehabt habe. Zalam war in der Resormationsfache, um mich ns«) teutscher Redensart auszudrücken, des Kai¬ sers rechte Hand —. Insolang dieser Ich' te, gierigen die Geschäfte nach Wunsche fm sich. Die englandische Nation unterM te die Forderungen des Kaisers immer nm ihrem Ansehen, und man hatte HofnE mit dem Reformationsplane durchzuMw Allein nach seinem Tode — Zalam siw? am 4 September zu Gottleben, von wm chem Orte fern Leichnam am folgenden ge nach Konstanz geführt, und in die Mw te der Kathedralkirche eingesenkt wur^' Am i z, oder nach einer andern HKA schrift am 9 September hielt man für w' die in der Kirche gewöhnlichen Ettgun mit vielem Pompe. **) Nu -- ! dem Tode dieses, für das Wohl der K che so besorgten, Bischofs ward der Reso mationsplan des Kaisers nach und na untergraben. Die englandrschc ?"laA' verließ den Kaiser, und schlug sich zur^> genparthey der Kardinale. Schein führt zwar eine Handschrift an, in 'N. I. N-n-. ul-ima. 'N. kV. ?- ^'4- v. d. Hardt k. c, p. i-rrL. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 42z gesagt wird, daß die Engländer von ihrem Könige Befehle erhalten hatten, zu den Kardinalen überzutretten. Allein da nichts gesagt wird, durch was für Wege solche königl. Befehle erwirkt worden seyen.laßt es sich auch, und zwar mitGrunbe,muthmas. sen, daß an solchem Veränderungsfalle die Kardinale den größten Antheil gehabt ha¬ ben- Diese meine Muthmassung wird um so wahrscheinlicher, als richtiger cs ist, daß auch die tentsche Nation, durch die Kunst- griffe der Kardinale verleitet, die Parthey des Kaisers verlaßen, und ihrem ungestüm- men Anfordern Gehör gegeben habe —. Die Mittel, derer sie sich bedienten, um die Deutschen in ihre Netze zu locken, waren folgende. Es war den Kardinälen wohl bewußt,.» Se?c. daß aus den Deutschen wallenrod derErz- bffchof von Riga, und Abondi Bischof zu Chur imGraubünderlandedie stärksten und Muthigsten Verfechter der Reform gewesen seyen — und daß sie zugleich mit ihrem Vielvermögen den K. Sigismund, in des- sen vorzüglicher Gnade sie standen, um so mehr angeeifert haben, das Geschäft der Kirchenverbesserung zu betreiben. Ihre Politik erheischte es also, diese zween mäch¬ tigen Gegner zuerst zu gewinnen—; und sie fanden auch die gewünschte Gelegenheit, wo sie auf die zween genannten Kirchen¬ prälaten Jagd machen konnten. Der er¬ stere 424 Geschichte der grossen allgemeinen stere hatte mit den teutschen Kreuzrittern, in deren Gewalt beynahe ganz Liefland war, heftige Streitigkeiten, und diese sch!-' kanirten ihn seit der Zeit, da er das Or- denszeichen, d. i. den weissen Mantel nut dem schwarzen Kreuze ablegte, von allen Seiten. Wallenrod hatte also Ursache zn befürchten, daß, wenn er wiederum nach Riga zurückkehren würde, die Verfolgun¬ gen annoch höher anschwellen würden Diese Lage war den Kardinalen bekannt ; und sie benutzten die Umstande, da sie sogleich genanntem Prälaten unter dem Bc- bingnisse, wenn er zu ihrer Parthey rmer^ tretten, und der unzuverschiebenden PaPN' wähl beystimmen wollte, versprachen, dem ruhigen Besitze des Bistums eich, einer überaus fetten Pfründe, vrr hllfiich zu seyn, —. Auf die nämliche Ar schmeichelten sie auch dem Bischof Abonm mit der Zusage, daß er für seinen Uibe^ tritt statt dem unbedeutenden BistlE Chur das Erzbisthum Riga erhalten mU' te —. Wer die Leidenschaften der Men scheu, und unter diesen insbesondere vr Eigennutz, von welchem sich wo niast o ganze Welt, doch gewiß der meiste -N dieser Erdebewohner regieren läßt, nur . bissgen überdenkt, mag leicht cinfthen, s die dießMigen Breschen von den Kar nälen nicht umsonst aufgeworfen won-r seyen. Sie thaten die erwartete kung. Bcyde Kirchenprälaten bcgneym Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 425 len auf Anfordern der Kardinäle LiePapst¬ wahl Und — da einmal die Hauptan- lührer der Tcutschen zur Geqcnparthey rberliesen/ mußte sich auch die übrrge gam ze Nation lügen, und ihr Gewehr stre- ck.° - ?-» Aus Was ich von dieser Thatsache angeführt habe, jsl aus einer uralten Geschichte, die die Begeben¬ heiten des Konziliums zu Kostniz enthält, und die im Jahre »44° ru Mayn; herausgrgcben ward, genommen. Herr Doktor v. d Hardt beruft sich ^orn. kV p. 1427 daraufz und die Worte, die in selber vorkommen, sind folgen¬ de: Di« Lnglilcks Nation liess 6er Lar6inäle Uezchren -u, als ihr bischoff 8arisburicntl8 getkorhen war. — — Os 6er kitchvks von Lngelan6 8arisburienlis gelkorben war, 6s i,. gen 6ie LaräinLls an Lischoff von Riza, 6s; er leinen Willen 6ar.u mochte geben, 6as man einen kaplk Kore. kr tollte kür 6ss Lisrhum 2o kiga haben, wenn ein kapti gekoren wur- 6e, 6as kisrkum Düek. Desgleichen Litehotk' Johannes D»bun6i, 6er ein hlein ltisrbuin harre, tolle 6akür ein Dr2bi- tchotk «u Uiga wer6en. Dn6 6ic Lar6mäls tolren lieh 6srn verbin6en, 6as 6er Papst, to erkoren xvür6e, solle 2g Lostnir bleiben mir 6ew Lonrilio, bis 6as 6!e heiliZs Kirche ^e. veebtserciAer wür6e Diele 2>vene ob^enann- re Uisehore, alst) gebrochen unä überwunäen mir Versprechungen, macbren, 6»s 6ie Deutsch Xaiio 6er Larstinäle Legehrung 2ulieü. 426 Geschichte der grossen allgemeinen -8 Sext. Auf solche Art wurden alle fünf Na¬ tionen mit den Kardinalen über den Ge¬ genstand von der Papstwahl insoweit, daß dreie zuerst, und vor der Reform vorge¬ nommen werden sollte, einstimmig -- Auch K. Sigismund, weil er sich von al¬ len verlaßen sah, konnte sich nicht langer halten! Er mußte nachgeben. Sigismund wrlligte, L bon Arö, 3 mgl x>re> in die Papstwahl. Inzwischen ob er^schon vor« gemerkten Punkt begnehmiget hatte, for¬ derte er dennoch von dem Synode eine schriftliche Sicherstellung, daß nach gesthr- hener Wahl die Reformation alsogleich vor sich gehen sollte, und zwar annoch ehe, als der Papst gekrönt würde, und ehe man ihme zuliesse, irgend einen Theil feines Amts zu verwalten —. *) Diese nämliche cherstellung begehrte auch schon zuvor dre teutsche Nation; und die Kardinale hatten sie auch dem Erzbischof von Riga, und dem Bischof von Chur, zwar nur ingeheim ru- gesagt Allein jetzo, da man eine förm- liche, von dem Synode schriftlich auszu¬ stellende Urkunde verlangte, wollten st" ihr gegebenes Wort nicht halten. Die Cent- Den drangen mit dem Kaisen auf die Er¬ füllung der Zusage — und die Kardinale vmvriqerttn sie, in Holnunq, daß jene,da sie einmal über den ersten Punkt von der Reformauon iich nachgicoig bezeigt hatten, auch von dem zweyten abstehen würNn--- *) gx. v. d. Hgrdt 1°. IV. l>- Kirchenvers. zu Kostniz. IV.THl. 427 §-79- Wahrend dieser beydersetts obgewal-rTleun teren heftigen Debaten war man dennoch in u.drev- soweit übereingekommen daß einige Refor- ßigste mationsartrkeh und zwar besonders solche, Gcffon die bas Wohl der allgemeinen Kirche an-am Er. giengen, annoch vor der Papstwahl abge- schlosftn werden sollten. Dieses geschah auch wirklich in der neun und dreyffigstcn allg. Sitzung/ welche am 9 Oktober in der Domkirche zu Kostniz abgehalten ward. Die Punkte/ welche über vorläufige Ein¬ stimmung der Nationen abgrfaßt wurden, betrafen erstens die künftige Abhaltung der allgemeinen Konzilien — zweyrenö die Maaßregeln wider die sich allfällig äußernden Lirchenspaltungcn — drit¬ tens die Ablegung desGlaubensbekenntr nisses und der Eidesformel eines jewei¬ ligen Papsis — viertens die Versetzun¬ gen der Bischöffe von einem Lirchcn- fprengel zum andern — und fünftens die Gelderpreffungen unter dem Titel der so genannten bischöflichen Spott¬ en rc. Die Dekrete wurden von dem Erz. bischof von Mayland abgelesen, und ihr Hauptinhalt ist folgender. In der ersten Verordnung, die mit Dekm über den Worten rrec>uen8 generglium conei- Uvrum celsbratio Lce. anfangt, Ward durch ki- Konzilij. *) G. ap. l.abb. Loncil. 1-. XVI. p, 700 v. d. Harkt r. ^V- p. i4zz. 428 Geschichte der grossen allgemeinen einen allgemeinen Schluß festgestellt: daß, weil die Konzilien der Kirche ungemein vielen Nutzen verschafftem massen durch sel¬ be die Kctzereyen, Jrrthümcr,und Spal¬ tungen am süßlichsten ausgerottet würden, in Zukunft mehrere allgemeine Ronzilicn und zwar das erste nach diesem gegenwär¬ tigen unmittelbar nach fünf Jahren -- das zweyte nach sieben — und als¬ dann von zehn zu zehn Jahren allemal eines — abgehalten werden sollten. Die Gewalt, solche Konzilien auszuschreiben, summ», würde zwar dem jeweiligen Papste einge- kourif-x räumt, doch wäre auch genau zu beobach- -pi>rot>-n. ten, .daß solche Ankündigung nicht ohne Lnri-nr-"' vorläufige Begnehmigung des Konziliums concilio- geschähe — gleichwie auch anmit angeord- vei in ejus net würde, daß in dem Falle, wo kein recht- 6-f-Äu ip- Papst wäre, oder wo dieser sich ciiillm °"' weigerte eine allgemeine KirchenversaMM/ lung vorschriftmässig zusammen za beruft sen, es das Konzilium selbste thun könn¬ te —. Die dießfällige päpstliche Gewalt ward auch durch folgende Klausel einge¬ schränkt, daß ein Papst weder den für das künftige Konzilium ausgeschriebenen Ter¬ min abkürzen oder verlängern, noch den bestimmten Ort, ohne erheblichen Ursachen, dergleichen z. B. entstandene Kriege, Be¬ lagerungen, ansteckende Seuchen rc. avgeben mögten, und auch dieses nur mit vorlauft- ger Einstimmung der Kardinäle, verändern konnte —. ^cz) qq) Uiber dieses Dekret, insoweit es dm Päpste Kirchenvers. zu Kostniz. IV.Thl.429 Das zweyte Dekret bestimmte dieU>bcr dir Maaßregeln, welche ergrifen werden muß-^'künsi ten, um entweder künftigen Spaltungen rig» Spai- vvrzubeugen, oder selbe, wenn jie schon wirk- die Art und Weise binführo die allgemeinen Konzilien zusammen zu beruffen, solche abzu, halten rc. vorschreibt, macht Ednmnd Richer folgende wichtige Anmerkung, da er sagt: daß aus selbem die oberste Gewalt der Konzilien, der auch ble Papste gehorchen müßten, auf die einleuchtendste Art erwiesen, und daß die As» lerineinung der zeitigen römischen Hvfschmeich- ter, welche die Dekrete der 4' und gtcn Si¬ tzung nur auf die Zeit der Spaltung einschrän- ken wollten, mit einem Streiche zu Boden ge- schlagen würde —. *) Was der französi, sche Gottesgelehrte weiters hieraus folgerte, bestand in deine, daß die Regierungssorm der Klrche aristokratisch wäre. Der Grund, des¬ sen sich Richer bediente, um diesen seinen Satz zu beweisen, war: weil die Kirche nicht durch die uneingeschränkte Gewalt des Papsts re¬ giert würde — sondern weil sie, in einem all¬ gemeinen Konzilium versammelt, ihre Gewalt über alle, auch Päpste auszuüben berechtigt wäre —. Unbefangene Leser mögen leicht «tu¬ schen, daß sowoh: Richers Schlüffe richtig, als auch seine Gründe probhältig seyen. **) *) kkillor. Lonci!. Zencrsl. l-ib. II. csp. z. re pgA. 182. **) S. I. Th. dies. Ecsch. 22 Anm. rr) 4Zo Geschr chte der grossen allgemeinen wirklich entstanden, zu hemmen. Unter andern ward abgeschlossen, daß in dem Falle, wo zween oder mehrere der Irchen Würde sich anmaßtcn, ohngesärrnrr ein Konzilium zusammen berufen werden sollte. Auf diesem wäre mit Zuziehung weltlicher Fürsten und Könige, die gegen¬ wärtige heil. Versamutlung um ihren mach' Ligen Beystand in voraus ansichte, , die Sache beyder, oder auch mehrerer, R>^ len auszugleichen. Sobald als ein solch^ Konzilium fernen Anfang nähme, müßten dre Werber um die päpstliche Hocheit von allen ihren Amtsverrichtungen suchendrrr werden. Niemand dürfte ihnen, und Mai- unter der Strafe des Bannes gehorcht Dre Kirche müßte insolang für erledigt an¬ gesehen werden, bis das Konzrlium entw^ der einen aus den bereits Gewählten stätigen, oder nach beyder Absetzung einen neuen wählen würde Die Papsttum müßte allezeit frey, und ungezwungen siv" — wer immer, und sollte er auch die hoch sten Würden im geist- als weltlichen ^an de beklerden, sich unterstünde solche Feem Herr zu stören, und den Wählern ^ewa anzuthun, würde sich alle, in der KvM tution Papsts Bonifaz VIII. enthalte^' Strafen zuziehen. *) Gleichwie aberv ley Uibertretter dep kirchlichen Satzung *) Die Bulle, auf die" das Konzilium gegenwärtig zielte, fangt an: pelieir, und sieht 8<-xc. tsl. I.il>. V. I'ir. 9. Kirchenvers zu Kostniz iV. Tbl. 4zi sich der Straft des Bannes schuldig mach¬ ten, so müßten auch die Städte und Oer¬ ter, m denen solche Gewaltthatigkciten aus- geübt würden, mit dem Interdikte belegt werben- Das dritte enthielt das Glaubens- Glaubens» vekenntniß, welches em neucrwählter Papst bekennn.jß annoch eh-, als man seine Wahl bemVol-und Eid-Ä ke ankündigte, ablegen mußte. Die Ei- deöformel ist ziemlich kurz; dahero magren ich sie auch hieher setzen: „Im Name der Papsts. "heiligen und unMheilten Drcyfaltigkeit -ac. Im Jahre — Monate — Tage — ! »schwöre und verheisse ich N. N. erwähl¬ ter Papst dem allmächtigen Gott, dessen ! „Kirche ich mit seinem Beystandc regieren „solle, und dem Apoftelsürsten Petrus — „so wie ich zugleich mit Mund und Her- ,-zen bekenne, daß ich durch die ganze Zeit „meines Lebens den chriftkatholischen Glau- »ben unverbrüchlich beybehalten, und alles »glauben wolle, was in der apostolischen »Erblehre enthalten, und mit den Aussprü- „chen der allgemeinen Konzilien, und unter «diesen insbesondere der Vlll. Morgenlan- »dlschen, d. i des ersten zu Nazaa, des zwey- «ten zu Konstantinopel, des dritten zu "Ephesus, des vierten zu Ehalzedon, deS '-fünften und sechsten zu Konstantinopel, -.des siebenten zu Nizaa, des achten aber« "Mal zu Konstantinopel— und nebst die- "len auch der allgemeinen Kirchenversamm« „lun- 4Z2 Geschichte der grossen allgemeinen „lunqen im Lateran, zu Lion, und Vren- „nc in Frankreich bekräftiget würde rr) rr) Ich will M)ier, aber nur ganz kurz, anzetgc», daß das erste allgemeine Konzilium zu in Angelegenheit der arianischen Steettigkcie ten im Jahre za; — das zweyte, oder nannte I zu Ronsiantinopel im Jabre M wider die Mgxedonianec — das drille j" Ephesus wider den Nestorius -mno 4?^ das vierte wider den Lunches im Jahre 45 Lhalzcdon — das fünfte, oder II. zu Ronsi""' tinop. wider die berüchtigten drcy Rapllci im Jahre 55z — das sechste oder M siantinop. -INNO 68-r wider die Monochell, rcn — das siebente, oder II. zu Nllzäa wi^e die Bilderstürmer im Jahre 787 achte, d. k I V. zu Konstantinopel nach'-still nung der Lateiner anno s6y, oder wen" Griechen recht haben, das andr/ im 3"^ 879 in der Bache des phottus abaeb^" worden seye-So vieles von dentis gcnländischcn. Was die Abendländiscken befrist; so m"ß aiierinnern, daß es derer r>ier lateranensis»' gegeben habe. Alle viere, und zwar das Jahre i.rz, das II. nzy, das M- und das IV. i2 iz wurden zu Rom "M ' anstaltung der Papste abgebalten. kob Lenfant irrt sich dabero, wenn er drey allgemeine larcranensische Kirchenvers.zu Kostnrz.lv. Thl. 43z „Ich gelobe auch, daß ich solchen Glauben »lcherwlängltch bekennen, und bis auf den E e „letz. giebt! *) Denn das vierte vom Jahre 1215, welches genannter französischer Geschichtschrei¬ ber ausläßt, wirb nicht nur yon allen katholi¬ schen Historikern, sondern auch von den Pro¬ testanten seibste für allgemein angegeben. Aus mehrer», auf die ich mich zu bcruffen wüßte, wird es genug seyn den einzigen von Nssos- hcim zu nennen. **) Das Ansehen dieses klassischen Geschichtschreibers ist übcrwa» gcnd —. Nebst vvrgcmerktenlateranensischcn werden indem Glaubensbekenntnisse auch die Konzilien zu L^-- on und Vienne angeführt. Zu Lyon wurden zwey allgemeine Konzilien, und zwar das erste 1245, bas zweyte aber 1274 abgchalten. In Leyden, so wie in den vorhergehenden latcranen- sischen, hatte der Papst Mittel gefunden, seine angemaßte Gewalt theils zu bestätigen, theils aber annoch weiter auozudehnen- In dem letz, len aber zu Vienne im Delphinate snno , z11 abgehaltencn ward auf Anverlangen Philipps des Schönen Königs in Frankreich, und unter dem Vorsitze Papsts Riemens V. der ganze Orden der Tempelherren ausgerottet Um meinen Lesern die ganze, richtige, Anzahl der allgemeinen Kirchcnversammlungen anzuzcigcn, muß *) bkist. clu Tone. sts Tonst, l.iv. 5 p. E- Institut, «ist. L«cl L-c. XIII. c«p. z.§. x. 4Z4 Geschichte der grossen allgemeinen ^letzten Blutstropfen vertheidigen wolle— »,so wie ich zugleich die Gebräuche. Jeri- ,,monien, und insbesondere die Sakramen« >,te auf die nämliche Art, wie sie in der „christkatholischen Kirche beobachtet werden, „auch führohin unabänderlich zu beobach¬ ten verheisse. Und diese meine Verheis¬ sung, so wie Vas ganze Glaubensbekennt- „niß übergebe ich rc,„ Dieses war das Glaubensbekenntnisi, wel- muß ich anmerken, daß zu den bereits ange¬ führten vierzehn Konzilien annoch sechst, die nach der Zeit abgehalten wurde«, hinzu zu zah¬ len seyen. Aus diesen find das Konzilium zu Pisa im Jahre 1429 — das gegenwärtige za R»st»ix — die nachfolgende Kirchenverfimmi-- lung zu Bafel, welche im Jahre 1451 ihre" ' Anfang nahm; und allererst 144; vollendsge^ endiget ward — und endlich, nach dem Ver¬ geben der meisten Katholiken, das Konzilium zu Florenz äe anno 14^3 — Ulld das letzte zu Leient, weiches im Jahre 1545 angefa»- gen, 154? zerschlagen, an»o i;;r durch P' Julius lll. erneuert — wiederum ver¬ schoben, und unter P. Pins IV. 156» und 156z beschlossen ward —. Don dieser letzten Kirchenversammlung zu Trient käme eint pragmatische Geschichte eben so gewünscht- als sehnlich sie ünverlanqtwird- Vielleicht-"' allein zu was ist es nöthig Ankündigungen zn machen — ? ^irchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 455 Elches der Synodus zu Kostniz in der Session dem neug^wählten Papst abzu- Mr vorschrieb. Mich wundert es, daß 'e Kjrchenversammlung nicht das jenige ihrem Ansehen bestätiget habe, welches 5'Bonifaz VUl. im Jahre 1294 abge^ hatte, und welches auch das Aolle- ^n, der Reformatorn zu Kostniz in §s- krotocollo cap. r ausstellte. *) Es ,^och von einem weitern Umfange, rich- Mer Bestimmung — und wenn die zwe- , Punkte, welche das Reformationskolle. hinzuzufügm anrieth, auch wirklich geschaltet worden wären, hätte man es Mdjngs vorziehen müssen. Wenigstens M dadurch die päpstliche Macht gehörig geschränkt worden. Die zween im vor- iMeigten krotocollo cap. Z vorkommen- g Punkte sind, erstens: daß ein Papst 2 ^che von Wichtigkeit, als z. B. gUbenssätze, Heiligsprechung, Ankündi- oder Verringerung der Jubeljahre g» gl. eigenmächtig entscheiden konnte, b" daß er solches nur allererst nach ^ustger, mit dem Kardinalkollegium TZenen, Berathfchlagung zu thun be. wäre —; gleichwie er auch zwey- h ^)ne Konsense und Einwilligung eir «r Konziliums, oder doch wenigstens "Men Kardinale und Kirchenpräla. E e 2 ten " I. c. in -ppenö. Lone. k>ror«csUi liefnrmsr. csp. z.;,. 1046 '^^7 v. d. Hardt 1, l. p. 587 Lr leg. Uiber die Versetzung der Bi- schoffe re. 4- Geschichte der großen allgemeinen ten weder ^i veräußern Kirchengntern l>e, gen, und Erettttw ,^ beernträchtr- Sim errheilenj)^ Prrviie- te Me^E^-^f^lormatorn vorgemerk- len dem Papste'erachteten, von der Synodn/^^ren werden, hatste Glaubensbekenntnis!!^ obangefni-rtem gegen kam dasvüE elnver/erbd abgetesene, und die der 39 S'tznn ^e i schössk-und K ^- ?rr etz„„b dce Bl- kret mit renkm^ berrfffendeVe- ^.ig ches dre in Ar ^^n»ren überein, we' V stei/ren Konkmi^^^'^'^ationssache ange-- N)INIL ecL? ,, harten IN rlecret. 6s es^l" hatten. ^-Ell6iitione Lg^> abgeMi-'^ lkh chensaßunaen die altestenK^ ---s auch Le «Ä L BsschK » Bischofs ». 'che Nation nur unter dem Bedingn'm- Winchester, daß von dem Synode ein Dekret ausge- fertigt würde, welches den neugewaMN Papst verbände, die Reform ationssa^ ohngesaumt, und annoch vor seiner nung zu unternehmen, in die PapstnE Oktvb. eingewiviget haben —. Man drang M bey verschiedenen Versammlungen der Df' putrrten von allen fünf Nationen auf Ausfertigung obangeregten Dekrets um m mehr, als weniger die Kardinale die strmmung desselben anhoffen liessen. An¬ fangs machten sie nur wider die versty'^ denen Formeln, welche um vorgedE Dekret abzufassen in Vorschlag kamen, w Einwendungen! Allein da auch diefe E Ausflüchte gehoben wurden, widersetzten ' sich offenbar dem Anverlangen der ^e schm, und behaupteten mit einer ganz m erwarteten Dreistigkeit, daß solches Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 439 von dem Synode nicht abgeschlossen wer¬ den dörfte, aus Ursache, weil ein gcwähl- i-snö-m ter Papss nicht könnte gebunden wer- kuic ch'c- den. ss) Uibrigens —so war es nichts ku8 > S. Lebelstrsteirum ex Ie18 L. Nom. loco 5u- ^ors- pr» cir. p. 269. rar. Ach wüßte über diesen, von de» Kardinalen vor- getragenen, so die asten als ungegründeten Satz, czuoä ?gps ei-Llus ligrri non possit, viele, UNd zwar wichtige Glossen zu machen. Allein — um mich in keine Weltläufigkeit einzulassen, wird es genug scyn, anzumerkcn: daß aus sel¬ bem zum Theile die Plumpheit der Ausflucht, mit der die Kardinale dem billigen Ansordem der Tcutfchen auSzuweichen suchten, zum Theile aber auch ihre boshafte Absicht ganz deutlich entnommen werden könne. Einmal! wenn ich auch zugebe, daß ein gewählter Papst nachdem neuen kanonischen Rechte, d. i. nach jenem, wel¬ ches sich in den erdichteten Dckretalbriefen gründet, nicht könne gebunden werden, so mu߬ ten ja die Kardinale dieses, in der isidoria- niscken Aftersammlung gegründete, Vorrecht des Papsts gewust haben — ! Wußten sie es aber — ;wie konnten sie ehe die Ausfertigung des Dekrets, kraft dessen der neugewahlte Papst verbunden würde das Resvrmati'cnSgcschäft vor allen übrigen Amtsverrichmngcn vorzunch- men, dem Kaiser, und der teutschcn Nation zusagen —? Zu deine hatten die Kardinäle wohl die bey der zgsten Sitzung publizirten De» 440 Geschichte der grossen allgemeinen genug, daß sich die Kardinäle dem vorge- merkten Anbegehrn des Kaisers und der Teurschen widersetzt hatten! Es konnten auch die Nationen sechste über die Bestim¬ mung der Reformationsartikel, welche nach getrogener Papstwahl abgeschlossen werden sollten, nicht einig werden. Was die eine anrieth, verwarf die andre — und es börs¬ te gewis nicht unschicklich ausgedrücktseyn, wenn ich die unter den kostnizischen Va¬ tern über die Kirchenreform obgewaltttea Streitigkeiten einer Ebbe und F.'uth ver¬ gliche —. In solcher verworrenen Lage, die ei¬ nen unglücklichen Ausgang androhte, wa¬ ren die Sachen, als die Nachricht nach Kostniz kam, daß der Bischof von Win- chcstcr, Vintomcnlis, der Onkl, und nicht Bruder wie Hr. Michael Schmidt Gel¬ der Leutschen lV. Th. S. i?7 geschrieben hat, des Königs von England war, zu Ulm sich Dekrete, wodurch die Gewalt des künftigen Papils über die Zusammenbcrufung der Kon¬ zilien, Versetzung der Bischöffe, Vorbehaltung der Spolicn, Prokurationsgelder, Veräusserung der Kirchcngütcr, u. d. gl. gewis eingeschränkt wurde, und wodurch ihme die Hände, uni mich ihres Ausdrucks zu beviencu, gebunden worden waren, so geschwind vergessen können — ' Gewis — ihre Ausflucht mit dem Vorgeben, ein gcwäk>lrer Papst nicht könne ge- bnnden werden, war so plump, als boshaft Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Theil. ^41 sich befände, wodurch er passnte um seine Wallfarth nach Jerusalem zu verrichten. Die Engländer glaubten hiebey die ge¬ wünschte Gelegenheit gefunden zu haben, wodurch die angemerkten Streitsachen ab- gtthan werden könnten. Sie machten sich die grösseste Anhofung, daß durch die Ver¬ mittelung vorgedachten Bischofs von Win¬ chester, als eines Mannes, der nicht nur wegen seiner hschen Geburt, und vieler Er¬ fahrenheit alle Achtung verdiente, sondern deme man auch wegen seiner Heiligkeit (denn in damaligen Zeiten war eine Pil- gerfahrth fast ein untrügliches Zeichen der Heiligkeit) das. volle Zutrauen schenken Mußte, gewis ein Vergleich zu Standen gebracht werden würde. Sie machten da- hero alsogleich an dre Kardinale, und an den Kaiser selbste den Vorschlag, daß man ihn ersuchen mögte nach Kostniz zu kom- men —. Der Kaiser schrieb selbste, und der Bischof von Lichfield ward abgeordner,um die Einladungsbriefe an vorgedachten Kir- chenprälaten nach Ulm zu überbringen. Der Bischof von Winchester willigte in das Ansuchen; er kam nach einigen Tagen nach Kostniz, allwo er auch schon von da- Unnen, weil seine Pilgrimskleidung Aufse¬ hen machte, mit vieler Freude empfangen 'vard. Man tratt von Seite der Kardr- ^äle und der Deputaten von den Nativ¬ en zusammen ; und es ward auch wirklich wenigen Tagen durch Vermittlung des 442 Geschichte der grossen allgemeinen des engländischen Bischofs ein Vergleich getroffen. Er bestand in deme: „daß die ' „Papstwahl zwar vor der Kirchenverbes- „serung vorgenommen — doch aber ein „Dekret von dem Synode ausgefertigtwer- ,,den sollte, welches den künftigen Papst „verbände, mit diestm Konzilium, oder mit „dessen Deputirten aus allen Nationen die „Kirche an dem Haupte, und an dem römi¬ schen Hofe zu reformiren. Das Dekret „sollte zugleich die Reformationsartikel be- „stimmen, welche von dem Papste, und von „den Deputirten des Konziliums, und zwar „annoch vor Endigung desselben, nach Bil- „ligkeit der Sache abzuschliessen wären.,»*) Nachdem man insoweit übereingekoM' men war, versammelten sich die ÄLationen -6 Oktob. am 26 Oktober, um die Reformations¬ artikel niederzuschreiben. Die Punkte aber, welche von den Reformator» arM , stimmt wurden, sollen im folgenden Para" graphe angezeigt werden. Für jetzo habe nur anzumcrken: daß die teutsche Nation hauptsächlich auf die Einschaltung des Ar- tikels, aus was Ursachen, und wie ein Papst korrigirr und abgestyr werden könne, gedrungen habe —. Es geschah auch, was hierinnfalls die Deutschen ver¬ langten. Und da auch der Kaiser, den vor¬ gemerkter, durch die Vermittlung desB^ *) T. 8ckeMratenum gp. v. d. Hardt 1°. 1447. Kirchenverj. ZuKostmz. 1V.THeil. 443 schoss v n Winchester getroffener, Vergleich beynahe vollständig befriediget hatte, ei^ mge Deputirten ernannte, welche die Art und Weise der künftigen Papstwahl be¬ stimmen sollten, ward das Wahlgeschäft mit gehörigem Eifer betrieben. Nach meh. rern Beratschlagungen hatten die Natio¬ nen, denen auch die Kardinale beystimmten, am 28 Oktober gemeinschaftlich abgeschlos¬ sen, daß zur nächstkünftigen Papstwahl auch sechs Deputirte von jedweder Nation bey- gezogen werden sollten. Was die Natio¬ nen sowohl über die Art und Weise der Papstwahl — als auch über die Rcfor- mationsartikcl in ihren Privatversamm¬ lungen angeordnet hatten, ward auch in folgender 4osten allgemeinen Sitzung am Zo Oktober von dem Konzilium sechste be- statigt. 87 Vier- Kaste Nach abgehaltenen so feyerlichen als Session gewöhnlichen Kirchenzerimonten hatte Wil- «m zs.Okr. Helm derKardinal vomLit.St. Markus über vorläufigen, vom Synode verabgefolgten, Befehl zwey Dekrete abgelesen. Das erste betras die Reform,und lautete also: das heil, allgemeine Konzilium zu L^ostniz Rcfönna? verordnet anmit,dass der nächst zu wäh- tion^rti- lende Papst unvcrzögerlich, und an-kcl. noch ehe, als dieses Konzilium aus ein¬ ander *) S. np Lndbeum I. c. p. 706. V. d. Hardt 1. !V. p. 1449 Lr tscz. 444 Geschichte der grossen allgemeinen ander gehen mögtc, mit den ihme zu- zutheilenden Deputirten die Bäuche re- formircn sollte —. Die Reform, gleich¬ wie sie nach Billigkeit der Sache und einem guten Regiment der Airche ge¬ mäß vorgenommen werden muß, solle am Haupte, d. i. bcp deni römischen Stuhle angefangcn werden — und die Punkte, welche das Kollegium der Re¬ formator» schon ehern Vorschlag ge¬ bracht harte, und die das heil. B>onzi- lium zu reformiren auch mit gegen¬ wärtigem Dekret befähle, wären folgen¬ de achtzehn Artikel: i) wegen der Zahl, Eigenschaft, und wegen dem Vaterland der Kardinale; 2) wegen der päpstlichen Re¬ servationen; z) wegen der Annaten, und andern Taxen am römischen Hofe, die man lervitia communis minuta hieß; 4) wegen Verleihung der Benefizien und Anwart¬ schaften darauf; 5) wegen der jenigen Pro- zeßsachen, die am römischen Hofe abgehan¬ delt werden sollen, oder nicht; 6) wegen der Appellationen an den päpstlichen Stuhl; 7) von den Aemtern der päpstlichen Kanz- Uy, und Pönitenziarie; 8) von den Ex¬ emtionen, und Inkorporationen (Einver¬ leibungen) welche zur Zett der Spaltung verliehen worden waren; 9) von den Com- wenden, d. i. nach der Sprache der Kanoni¬ sten, von den Verwaltungen der Einkünf¬ te eines erledigten Benefiziums; io) von Bestätigung der Wahlen; n) von denr Kirchenverf. zu KostniZ IV.Lhl.445 Ertrag der ledig stehenden Bmcfizien; 12) wider dre Veräusserlichkeit der Güter so¬ wohl von der römischen, als auch übrigen Kirchen; 13) aus was Ursachen, und wie ein Papst könne gestraft und übgesetzt wer¬ den; »4) von der Ausrottung der Simo¬ nie und des geistlichen Wuchers; 15) von den Dispensationen; 16) über die Unter- Haltung des Papsts und der Kardinale; 17) von den Ablässen; - 8) von den Zehn- ten; So vieles von der Reformationssa- che — —! Was den zweyten Gegenstand, die Papftwahl, betrist; so hat das Konzili¬ um erstens beschlossen, daß man vhugeach- tet der Abwesenheit der Kardinale des ab- gesetzten Papsts Benedikt, weil man sie nach Vorschrift der Kapitulation von Narbon- ne gehörig eingeladen — und auch jetzo nach der Absetzung des Luna über drey Monathe auf sie gewartet hätte, zur Papst- wähl schreiten sollte —. Dürften sie in¬ zwischen, und annoch ehe, als das Wahl¬ geschäft vollendet wäre, ankommen, würde das Konzilium keinen Anstand nehmen, sie zur Wahl zu zulassen. Uiber die Art und Weise der künftigen Papstwahl sechste aber hat das Konzilium eine lange, weitschwei¬ fige Formel ablesen lassen. Sie fängt an mit den Worten : ^6 lsuäem, Alori'3m,öL honorem omnig>otentis Del Lce, *) und thr we- *) ^i>. !. c. p. 707. v. d. Hardt I- e. x. 14;2. 446 Geschichte der grossen allgemeinen wesentlicher Inhalt besteht hierinnen: daß erstens bey der nächstkünftigen Papstwahl, um die Einigkeit der Kirche glücklich zu vollenden, den Kardinälen für dreßmal auch aus jedweder Nation sechs Kirchenpräla- ten, oder auch andre kluge und bescheidene Männer aus dem Priesterstande zugetheilt werden sollten, die innerhalb ro Tagen von ihren betreffenden Nationen zu ernennen wären, sweyrens beschlösse der heil. Sy- nodus, daß nur der jenrge für einen recht¬ mässig erwählten Papst anerkannt werden sollte, der zwey Drittheile der Wahlstim¬ men sowohl aus den Kardinälen, als auch aus den Deputieren der fünf Nationen haben würde —. Alle übrigen Wahlen sollen in voraus für ungültig erklärt seyn. Drittens sollen die Wähler verbun¬ den seyn, alle Kirchensatzungen und päpst¬ lichen Konstitutionen, die bis hieher über die Papstwahl angeordnet worden waren, auch bey der nächst künftigen Unterneh¬ mung genau zu beobachten, und unter An¬ drohung der im Kirchenrechte enthaltenen Strafen zu erfüllen — gleichwie sie auch viertens schwören sollen, in dem so wichti¬ gen Geschäfte der Papstwah! ohne Par- theylichkeir, Eigennütze, und andern Ne- ben- 1- Was die Kirchcnvers. zu Kostm'z über die zwey Drittheile der Stimmen anordncte, ward zuerst den dem dritten lateranensiscken Konzilium unter dem Papste Alexander Ul. im Jahre 1179 abgeschlossen. Kircheuvers zu Kostniz. IV". Thl. 447 benabsichten vorzugehen, und keinen andern Gegenstand, als das Wohl der Krrche sich zum Ziele auszusteckcn- Was der Syno- dus ihnen annoch fünftens aufiegte, war, daß sie alle nach Verlauf von zehn Tagen in das Konklave eintretten und das Wahl- Rfchaft anfangen sollten —. Nach abge- lefenen beyderfeitigen Dekreten, von denen ich das Wesentliche angezeigt habe, sprach der Kardinalbischof von Ostia als ordent« sicher Vorsteher des Synodes im Name des gejammten Kardinalkollegiums und der Deputaten von allen fünf Nationen: es gefallt uns: und die Versammlung gieng aus einander —. So vieles von den Dekreten der 40 allgemeinen Sitzung; nun folgt die Erzählung. Von dcmGeschaftederPapstwahl. §* 8r. Man hatte schon zu Anfang des Au- Wmonaths über vorläufigen Konsens des rmiz des Lasters das öffentliche Kauf- oder Bewerb- Konklave, Haus zu Kostniz von Seite des Konziliums äum Ronklave bestimmt. Dieser Name !?ird dem Pallaste, Hause, oder Orte,in den sich die römischen Kardinale gemeinschaftlich ^schliessen, um einen Papst zu wählen, ge. »wen —; und er kömmt zuerst in der päpst- chen Konstitution vor, die Gregor X. we- «kn dxx Pgpstwahl entworfen, und in dem Kon- *) v- d, Hordt 1°. IV. x. 1462, 448 Geschichte der grossen allgemeinen . Konzilium zu Lion im Jahre 1274 den Kardinalen mltgerheilt hatte. Vorgedach¬ tes. Kaufhaus zu Kostniz war zu einem solchen Gebäude, wormnen so viele abge¬ sonderte Zellen, als man Wähler zählte, angebracht werden mußten, wegen seiner Geräumigkeit schicklich. Es ward auch an der ordentlichen Zubereitung des Konr klave weder Zelt, noch Mühe gesparrt. AM 2 Novem. 2 November war das Gebäude nach dem Zeugnisse Dachers *) in seinem vollkonim- nen Grande. Man zählte 5) abgetheilte Zellen; und dieses im Verhältnisse' auf die Anzahl der Wähler, aus denen 23 Kardi¬ nale, und go Deputirte der Nationen wa¬ ren —. Die Zellen wurden durch das Loos ausgetheikt, und eine jedwede mußte m>t dem Namen und mit dem Wappen ihres Besitzers bezeichnet werden. Was die M' gen bey einem Konklave zu beobachtenden Punkte betrift, werden wir sie aus der Li¬ ste der jenigen Artikel, welche sowohl von den Wählern, als auch von den Wächtern des Konklave beschworen wurden, und die im folgenden Paragraphe angezeigt wer¬ den sollen, entnehmen. - novem . . Zetzo muß ich das Dekret des Kaisers berühren, welches dieser im BetrefdesÄ^r- klave zu Kostniz unter dem Schalle Trompeten kund machen ließ. Laut dreie kaiserlichen Mandats ward allen und , Kirchenvers. zu Kosiniz IV. Th!. 449 Weden verboten, sich dem Konklave weiter als bis auf dre ausgestellte Distanz zu nä¬ hern, oder neben demselben auf was immer für eine Art ein Geschrey zu erregen. Der Verbot, den Sigismund ebenfalls publizi- ren ließ, war: daß ja niemand sich unter- stünde das Haus des neugewähltenPapsts, obschon diese die löbliche Gewohnheit der Römer wäre, auszurauben —. Den Ui- bertrettern wurden die schärfesten Strafen angedroht; und damit Niemand mit der Unwissenheit solcher Gesetze sich entschuldi¬ gen dörfte; mußten vier Herolden, vor de¬ nen der Graf von Pappenheim, des heil. R. R. Erbmarschall, und der Bürgermei¬ ster von Kostniz Heinrich von Ulm durch alle Strassen der Stadt ritten, die die߬ fälligen kaiserlichen Befehle in viercrley Sprachen ablesen, und dem Volke zu seiner Verständigung kund machen. Die Publi« kazion geschah am 7 November. §. 83- Am folgenden Tage, d. i. am 8 des Wintermonaths ward in der Domkirche Em u. zu Kostniz abermals eine allgemeine Ges- ru'er- fron abgchalten. Sie ist der Ordnung Assis Nach die ein und vierzigste — und ihre Sesiion Verordnungen zieleten einzig und allein""'^», auf die Papstwahl. *) .. Des Risch. von Lsdi Man kann den dießfälligen Endzweck wve über 8 l schon *) S- ->p. "r. XVI. p> 709. 450 Geschichte der grossen allgemeinen schon aus der Rede entnehmen, die gleich zu Anfänge der Session Jakob der Bi- schof von Lodi über die Worte: wählet den würdigern, *) an die Versammlung abhielt. Die ganze vortrefliche Rede findet man bey den Aktensammlern. **) Ich will hieraus nur ein und andre Bruchstücke lie¬ fern—. Der gute Bischof ermahnt gleich zu Anfänge seiner Rebe die Wähler, um ihnen den Begrif von einem würdigern fa߬ lich zu machen, daß sie auf den jenigen ihr Augenmerk richten mögten, dessen (tha- raktcre den Ausartungen der vorher¬ gehenden Päpste, die schon bcynaht durch 4« I'ahre die GchafheerdeChti^ sti nicht geweidet, sondern ihr nur die wolle abgeschorcn hatten, stracks ent¬ gegen gesetzt wären —. Es war auch bas Einrathen des Bischofs nicht übel an- gebracht; denn man zeichnet gemeiniglich das Licht nach dem Schatten — und nur jener mag von der Reinigkeit einer Sache ein ächtes Urtheil fällen, der in der Gegen¬ seite zugleich die Mackeln bemerkt. Der Bischof machte sodann eine genaue Be¬ schreibung von allen Geistesgaben, und Ge- müthseigenschaften, mit denen ein würdi¬ ger Papst ausgeschmückt seyn solle! Sre lausten alle auf brey Hauptkaraktere hm* aus; nämlich auf die Reinigkeit der Sit* ten — auf eine solide Gelehrsamkeit *) I4K. I V. lieg. X. **) I- c- ?' IZ8Z' v. d. Hardl 1°. I» p. 9Z« Lc a-q. Kirchenvers zu Kostniz. IV.THl. 45 r "ud auf die Rlugheit und Erfahrenheit, uns der man vorzüglich die Kunst zu re¬ geren erlernt. Uiber den erstem Punkt drückt er sich so gründlich als witzig aus, da sagt: es wäre doch ein auffallender Mißbrauch, wenn man den jenigen hej. ?orea„- "Oer Vater nennen sollte, von deme^^^ ^an wüßte, daß er ein schandvolles, ar- ^usm ' derliches Leden führte —. Die Noth- quog da- Wendigkeit der Wissenschaft und einer bün- urgen Gelehrsamkeit beweiset er unter an- vern aus deine: daß des Papsts, dieses scsi-Nuns Gersten Priesters, Lippen die Lehre i»e-mcium bewahren sollten, und daß man aus sei- Uem Munde die Erklärung des Gesetzes Unverlangte, weil er ein Engel des„^»ri. verrn Zebaoth wäre. lVlg!3cb, ll.^. Und wdljch, wie nothwendig ein kluger und er- M-rner Papst wäre, konnte man nach der Meinung des Bischofs von Lodi hieraus schliessen, weil mail doch zur Zeit eines gewaltigen Sturms einen geschickten Steuermann, und in dem traurigen salle einer allgemeinen Seuche einen erfahrnen Leibarzt höchst nöthig hät¬ te — Die Abbildung, welche der bischöf¬ liche Redner zuletzt von einem würdigen Qberhaupte machte, ist wunderschön aus¬ gezeichnet: Die karaktcristischen Züge et- ?es Papsts sind vollends ausgedrückt —. Das Gemahlde ist prächtig; nur Schade, es auch ein blosses Gemahlde, ein Ideal, ^blieben seye. Wenigstens finde ich an F f 2 dem 452 Geschichte der grossen allgemeinen dem zu Kostniz neugewählten Papste nicht alle jene Zeichnungen, die der Bischof von Lodi von ihme forderte, und auf die eine Rücksicht zu nehmen er die bey der Sessi¬ on anwesenden Wähler eifrig ermahnte. Zehn Arti' Nach geendigter Rede wurden die kel im Be, Artikel, welche die Wähler des Papsts, und die Wächter des Konklave beschwö- ren sollten, durch den Erzbischof von Mayland abgelesen. Sie sind folgenden Inhalts: *)'i) daß alle Wähler, Kar- dinäle und Deputiere, annoch heute, wen der von dem Konzilium am zo Oktober an- bestimmte Termin von zehn Tagen aus« lief; (S. oben§. 8i G. 447) vor Sonnen« Niedergange in das Konklave emtretten wo!« len; 2) daß keiner aus ihnen mehrere, dann zween Bediente (sie mögen hernach ster oder Layen seyn) mit sich zu nehw^ verspreche; rr) z) daß sie alle mit ihren Se- l S- I-ghh. I. c ^1, 7H- v- d» 'N. iV. 1466 Li li.-q. ") Gregor X. hat zwar in seiner obangeMrte" Konstitution ausdrücklich beföhle», baß ei" KcM dinal, insolang er in dem Konklave bliebe, D mit einem einzigen, gcist- oder weltlichen, dienten behelfen sollte —. Nun — daß aber die Kirchcnveriämmlung zu KostniZ vciet zween mit sich zu nehmen erlaubte, geschah die dießfallige vom Papste Rlemenr» Vl. >>>> Jahre rz 51 zu Avignon ausgefcrtigtc - Kirchenvers zu Kostmz. IV. Thl. 45z Bedienten in den gemeinschaftlichen Zim¬ mern sich aufhalten, und weder durch eine Mauer, noch Vorhang (äusser zur Nachts- öe>t, und wenn sie schlaffen) von einander ^trennt seyn wollen; 4) baß sie sich in dem Konklave also wollen verschliessen lassen, M Niemand weder hineinkommm, noch "erausgehen könne —und daß sie mit Nie¬ manden insgeheim reden wollen, es wäre Ann, daß solches mit Genehmigung aller Anwesenden, und um des Geschäfts willen geschähe; der Zte Artikel betraf die Wäch- i? oder Hüter des Konklave, und es ward Unen dadurch verboten, Briefe, die an die Wähler address-rt wären, einzuhändigen; solle das Konklave nach dem Eintritte Wähler zugemauert werden, und es ?"e nichts denn ein Fenster offen bleiben, Urch welches man ihnen den nöthigen Un- ^chalt reichen konnte; 7) daß sie sich mit Mr Schüssel wohl zuberciteter Speisen vom Klemens hatte hierinnen den Kardinalen, über ihr vorläufiges Ansuchen, nicht nur jween Be¬ diente gestattet, sondern er hatte auch die Spei, sen (Greger schränkte sic aufeine einzige Schüs¬ sel, und nach süns Tagen sogar auf Brod, Wein, und Wasser ein) ein bissgen weiter aus¬ gedehnt Die Bulle Papsts Riemens VI. sieht in den Akten bep Labbe am a. O. S. ?lv. v. d.-Hardt 1- IV. p. 1464, und sie ward bcy der 41 Session ebenfalls, und annvch ^r den Artikeln, die ich anführe, abgrlesen. 454 Geschichte der grossen allgemeinen e vom Fleische, Fischen, oder Eyern begnü¬ gen wollen; was man ihnen 8) z» beschwo' ren vortrug, war, daß keiner aus allen nur Gewalt genöthiget würde in das Konkl^ ve zu tretten; und y) wenn einer verlang re herauszugehen, solle er nicht wiederum hmemgelasten werden — äusser wenn der Austritt wegen unverstellter Krankheit au begehrt würde; in welchem Falle ein cher nach seiner Wiedergenesung, so wie auw io) wenn einige Abwesende annoch ehe,aw die Wahl für sich gienge, ankamen, aufA»^ verlangen eingelassen werden börsten. Diese Artikel wurden zuerst von Edlen, denen die Mache über das Ko klave anvertraut ward, und die Peter v Samberg zur Ablegung des Eides lianm lich herbeyrief, beschworen. K. SM, mund wird zwar nicht in der Liste der ter des Konklave angesetzt; doch lest den Akten, daß er der erste die Beov"^ tung obiger Artikel beschworen habe. > Nach ihme schwuren die übrigen Edlen der Zahl fünfzehn, aus denen ich aber die drey erstem, und zwar Fndrichen . Kuhrfürsten von Brandenburg, Mtw men den Grafen zu Henneberg, und libcrten den Großmeister des Rhodlst^ , terordens allhier nennen will. Die mei, der übrigen findet man in den Labb. I. c. r>. 7l2. v. d. Hardt l. c. r i47>. Kirche nvers. zu Kostniz I V. Thl. 455 locis citatis. Allwo auch die Namen der jenigen Prälaten ausgezeichnet stehen, die von dem (Synode angeordnet wurden, alle für das Konklave bestimmten Speisen, Ge¬ tränke, und die Geschirre derselben genau zu untersuchen, uu) §. 84- uu) Vorgenannte jween Papste Gregor X. und Llcmciis VI. haben sich zwar alle Mühe ge¬ geben , durch ihre Konstitutionen, kraft derer bey einem jedwede» Konklave auch einige Prä¬ laten angestellt werden müßten, um die für die eingeschloffcneii Kardinäle bestimmten Lebens- mittel zu untersuchen, den bey der Papstwahl vorkommenden Faktionen vorzubcugen, und zu verhindern, womindcr Briefe von den Mini¬ stern auswärtiger Prinzen, die einen Vortheil bey der Wahl dieses oder jenes Subjekts Ha¬ den konnten, in das Konklave hincingebracht würden —. Allein obngeschtet aller der Dor, sicht sanden die Kardinale dennoch manchmal Mittel Staatsstreiche zu spielen, und das je- m'ge, so draussen vorgieng, pünktlich zu erfah¬ ren. Man weiß es, daß durch gewisse Zusam- mensetzungen verschiedene z. B- auf der Haut eines Vogels geschriebene Linien also verbor¬ gen worden scycn, daß der senige, so die Spei¬ sen untersuchte, nicht das mindste davon ha¬ be entdecken können —. Cs waren sehr ost alle Eßwaaren, die auf die Tafeln derEminenxten (ein Titel, der den Kardinalen seitUrbans vill. Zn, 456 Geschichte der grossen allgemeinen Namen d^r' Kaum als obangeregte feyerlrche mo Handlung durch die abgelegten Eide voll- Devurir. zogen ward, hatte der Erzbischof von May- teil, die in land auf abermaligen Befehl des Syno- des nicht nur die Kardinale, sondern auch Kostng die Deputirten der Nationen, die jenen für ziengen. dießmal, um den Papst zu Wahlen, bey- gesellt wurden, zur gkichfälligen Beschwö¬ rung vorgemerkter Artikel ermahnet. Ich finde es nicht nöthig die Formalitäten, mit denen sie ihre Eidschwüre ablegten, zu be¬ schreiben —! Doch dürfte die Benennung der Wähler, die in das Konklave zu Kost- niz tratten, meinen Lesern nicht mißliebig seyn. Allhier folgt die beyderseitige Liste—. Die Kardina'le waren Johann von Brogni, ein Franzose, Kardinalbischof von Ostia und Veltri, der zugleich Dechant des Kardinalkollegiums und Vizekanzler der römischen Kirche war. 2) Angelns von Lodi in Italien genannt, Kardinal¬ bischof von palastrina. Z) Peter Ferdi¬ nand Urias, ein Spanier, Kardinalbischof von Zeiten, und zwar seit r 6 ;o gegeben wird) ge¬ tragen wurden, zu lauter Denkzeichen und Hie¬ roglyphen bestimmt —. Eine pragmatische Geschichte des Lonklave, die alle geheimen Ranke und Kaballcn enthielte, welche die Kar¬ dinale zur Zeit des Konklave spielten, wurde eine so interessante, als amüsirende Histons seyn —. Kirchenvers zu Kostniz. Thl. IV. 457 von Sabina. 4) Jordan von Orsini, ein Römer, Kardmalbischof von Albano, und Großpönitenziar. Z) Anron Lor- raro, ein Venezianer, Kardmalbischof von Porro. —. 6) Franzisius Lando, ein Ve¬ nezianer,Kardinalpriester vom Tit. des heil. Kreuzes. 7) Johann Dominik, ein Florentiner aus dem Predigerorden, Bi¬ schof von Ragusa.und Kardinalpriester vom Tie. St. Sixtus. 8) Anron panzermr, aus Frioul einer italienischen Landschaft, Patriarch von Aguileja, und Kardinale Priester vom Tit. der heil. Susanna. y) Alamann Ztdimar, ein Florentiner, Bi- Mof zu Pisa, und Kardinalpriester vom vw) Zch weiß zwar, daß vo" einl^ nv) Man hat gesehen, daß es drey Gattung" der Kardinäle gegeben habe; und in so v'"* Klassen werden sie annoch jetzo cingelh^' Es sind Lardinalbischöffe, Lardinalplieire^ und Rardinalviakonen. Die Anzahl rck Rardinalbistköffe war allezeit einerlei) S^ve sen; und die also genannt zu werden pflegten » waren die Bischöffe des römischen Mediels, ode die Suffraganen deS römischen Dischv!^ lcopi ssiburl-icgrü. Papst V7lkslaus N- " riiften Jahrhunderte, der am ersten das Rech Kirchenverst zu Kostniz. IV. Thl. 459 einigen Historikern annoch mehrere Kardi- r.äte^ die in das Konklave zu Kostniz eili¬ ge- «inen Papst zu wählen an die Kardinalbischös- fe, und Kardinalpriester Überkrug, und welches hernach such an die Kardinaldiakonen ausge¬ dehnt wurde, und unter P Alexander NI. sei¬ ne Festigkeit erhielt, nennt sie auch Lompro- vrnxialbistbäffe. *) Anfangs waren ihrer sieben; allein da nach der Zeit das Bisthmn Veltri, in L-nnpagna cli Iloma mit jenem zu Ostia vereiniget ward, so hat man nach der Zeit nur sechs Kardinalbischöffe gezählt Sie sind die Biftboffe von Ostia — Port» — Sabina — Palästrina — Fraskati — und Albano. Bey dem Konzilium zu Kostniz waren nur fünf ge- gemvärlig, wie cs aus der angeführten Liste erhellet. Was aber die andern zwo Gattun¬ gen, von Kardinolpriestern, und Kardinaldia- koncn betrift, so weist man, baß ihre Anzahl uiemal bestimmt gewesen seye. Das Konzili¬ um zu Kostniz hat die ganze Zahl der Kardi- uäle auf 24 hcrunkcrgesetztl Doch von dieser Sache weiter unten. **) *) S. die Konstitution^des Papsts in Baluxcns IchlcslI P. lV. **) Von den Rardinälen, ihren Namen, Ursprung und Rechten haben sehr viele geschrieben. Un- ter ander», die gelesen zu werden verdienen, nenne ich den Ludwig Thomasin vilcipl. ecclcs ver. ar nc>v> 1. l. I-, ll. Hs. 116. Lud- 46o Geschichte der grossen allgemeinen getretten seynsollen, angegeben werden—.' Johann von Trittenheim, von seinem Geburtsorte genannt, der zuerst Benedik- tmerabt zu Spanheim war, und hernach als Abt zu Würzburg 1518 starb, will derer Z2 gezählet haben. *) Vermuthlich aber mag in angeführter Chronik ein Druckfeh¬ ler, so baß die Ziffern versetzt wurden, un¬ tergelaufen seyn. So vieles man aus den Akten des Konziliums zu Kostniz erheben mag, so waren nur 23 aus den Kardi- nälen, die in das Konklave tratten, und de¬ rer Namen ich bereits angezeigt hatte. Von den Deputirten der 8 Nationen aber werden ;O gezählt. Ich will ihre Na¬ men zwar nicht nach der Ordnung der EH/ renstellen, auf welche die Aktensammler ge^ sehen haben mögen, ***) sondern nach Ab¬ teilung der Nationen, weil solche Klastr- fikation dem Konzilium selbste, welches in fünf Nationen abgetheilt ward, angemessen ner ist, hieher setzen —. Aus der teut- schcnNation warenIohann vonwallen- rod, *) T. Llironicnn blirlauAienlo T. II. **) v. d. Hardt I. c. p. l479< l,sbb. i. c. x>. 71z. v. d. Hardt p. 147;. -Ludwig 2lnton Muratori Oilj,. cle oriZin- Larcijnslakur in ^ncicz. Ital. sevi t- V. Joh. Alb. Labri;rus LiblioZrapb. ^nriq. p> 4556c leq. VairLspen^ur. ecel. Var. l. Dl. rr t.?ap. i, Tb. Brouglhons Ast. TA unter dcm Art. Kardinal. Kirchenvers zu Kostniz IV. Thl. 461 rod, Erzbischof von Riga in Liefiand, Ni¬ klas Erzbischof von Gnesen in Polen, Si¬ mon, Bischof von Traw in Dalmazien, D. Lamprecht vor» Stock, der Prior zu Bertrey im Bisthume Lüttich, aus dem Orden von Klugny, und nicht wie oben G. 2Zo steht, Prior von Klugny war, D. Nrklas von Dünkelspühel, ein Deputir- ter der Höchen Schule zu Wien, D. Kon¬ rad von Gusato, Professor von Heidel¬ berg — Aus der französischen werden genannt Johann Titularpatriarch von Konstantinopel, Wilhelm, Erzbischofvon Bourges, Jakob, Erzbischof von Tours, Johann Bischof von Genf, Robert Abt von Klugny, und Gualter Grassi, Prior des Rhodiserritterordens- — Die eng- landische Nation hatte aus ihrem Mittel gewahlet Richarden den Bischof von Lou¬ den, den Bischof von Bath, von Lichfield, von Norwich, den Abten von U. L. F. zu Bork, und den D. Thomas Polton De¬ chanten alsogleich genannter erzbischöflichen Kirche Bork —. Aus der italienischen waren der Erzbischof von Mayland, die Bischöffe von Felm, von la Penna im Kö¬ nigreiche Neapolis, von Melphi in Apu¬ lien, Leonhard Ordensgeneral der Domi¬ nikanermönche, und Pandolph von Ma- latcsta Erzpriester zu Bologna —. Aus der spanischen endlich waren die drei) Bi¬ schöffe In den Akten bcn v. d. Hcudtl.s. lese ich ?no- rsm äsLerrrs/s; bey Labbe aber äs 8ercksn)'o, 46r Geschichte der grossen allgemeinen schösse von Cuenza, Badajoz, und Acgs ei¬ ner Stadt am pyrenaischen Gebirge, der Erzpriester, und Oberpönitenziar von Bar- zellona, Gondisalv Garst und Peter Ba¬ lasti zween Doktorn. §- Verschiß Nu! diese vorgenannten Wähler, zum StwmM» Theile Kardinale, zum Theile aber auch renden in Brjchösse, und Doktorn grenzen annoch am dem Kon. nämlichen Tage, an welchem die 4 k Seßiott gehalten wurde, d. i, am 8 November nach¬ mittags gegen vier Uhren in das Konklave. Bey dem Eintritte empfieng sie Sigis¬ mund an der innern Pforte. Er führte einenjedweden insbesondere bey der Hand in das Wahlhaus, und um was er sie al¬ le zusammen inständig bat, war, in der Wahlsache nach aller Treue, ohne Vor- urtheile und Leidenschaften zu verfahren, dasBeste derKirche vor Augen zu haben,und in Rücksicht dessen ein würdiges Oberhaupt zu wählen. Mit dieser so gründlichen als treuherzigen Ermahnung, welche zu erfüllen alle Wähler eidlich versprachen, verließ sie der Kaiser am Abende; und bey seinem Austritte ward daS Konklave verschlos¬ sen. Die Schlüssel wurden dem Großmei¬ ster des Rhodiserritterordens, und einem ' andern Fürsten zur Verwahrung überge¬ ben. An der Treppenthüre war ein Wach- , chor von sechs geharnischten Soldaten, und rund um das Konklave wurden gleichfalls Kirchenvers. ZuKostniz. IV. Th!. 46z Wachen ausgestellt, welche den Auftrag hatten, alles Geschrey, und etwaigen Auf¬ lauf zu verhindern, und den ein geschlossenen Wählern Ruhe und Sicherheit zu ver¬ schaffen. So sehr man sich aber von aussen Mühe gab, nicht nur allen Beunruhigun¬ gen vorzudeugen, sondern auch durch öffent¬ liche Gebethe, als Messen, Prozessionen rc. den zu einer rechtmässigen Wahle unent¬ behrlichen Beystand des göttlichen Geistes ju erflehen — so wenig konnten die Wäh¬ ler am y und ,O November einstimmig werden. Bey den an vorgemeldten Tagen ^gestellten Skrutinien waren die Wahl« lummen also getheilt, daß auf keinen zwey Drittheile kamen. Derer Namen aber aus den Zetteln gehoben wurden, waren nach dem Zeugnisse des Bzovius *) der Kar- mnalbischof von Ostia, der Kardinaldia- svn Otto von Colonna, Amadeus von Sa- mzzo, der Bischof von Genf (Geneve) und ver Bischof von Chichester. Ein andrer PolnischerGeschichtschreiber (denn auchBzo« Aus, der in 8 Bänden die baronianischen Jahrbücher fortgesetzt hatte, war ein polniš Dominikanermönch) erzählt: daß auch Mlas der Erzbischof von Gnesen beyna- hr den größten Thei! der Wahlstimmen don den Kardinalen erhalten haben solle, die Hp. v. d. H.irdt l. c. p. 148Z. Iiili, Nnivn. n, IX, p, . io Nov. 464 Geschichte der grossen allgemeinen die er aber verbat,und an den jenigen zu über¬ tragen wünschte, deme die übrige Parthey der Wähler zufallen würde, xx) Dieser näm- xx) Wenn es richtig ist, was IN angezeigterThal- sache die zwcen polnischen Geschichtschreiber er- tählen, so ist es auch gewis, daß man in da¬ maligen Zeiten cs für kein wesentliches Stück gehalten habe, nur einen Karöinal zum Papst« zu wählen —. Weder die zween Bischöffe von Genf (Geneve) und Chichester waren Kardi- näle, und dem ohngcachtel waren sehr viel« Wähler mit ihren Stimmen auf selbe verfal¬ len. Man darf auch nicht einwendcu, als ob ein derley Versuch in dem Konklave zu Kost- niz widerrechtlich geschehen wäre — ? läugne es nicht, und es ist aus der Geschickt« der Päpste bekannt, daß seit längerer Zeit nur srne auf den päpstlichen Stuhl erhoben worden scyen, die ehe dem Kardinalkoll.gium einver- lcibt waren—. Allein ich behaupte zugleich, d"ß diese Gewohnheit keine allgemeine, und allfäl¬ lige Verbindlichkeit aufgelegt habe. Riemen» V. dient uns hierüber zur Probe! Dies««' Bcrtoand von Gorh genannt, ob er sch«" kein Kardinal, sondern nur Erzbischofvon Bour- dcaup in Guyennc war, wurde dennoch nach deut Tode Benedikts XI. von den in dem Konklave Zv Perugia eingeschloffencn Kardiirälen, nach Der- laufe von beynahe 1 z Monathen im Dbr« i;c>5 zum Papste gewählt,wie es unverwer^ Kirchenvers. zu Kostriiz. IV. Lhl. 465 nämliche ErzbiA)of,und mit ihme Johann von Wallenrod beredeten ihre übrigen Kol¬ agen , die Teurschen, daß sie ihrem vorger faßten Entschlüsse, einen Papst aus ihrer Natron zu wählen, den auch die andern Deputaten sich zur Richtschnur der Wahle nuögesteckt harren, aus Ltede zum Kirchen- G g frre- liche Zeugen bestätigen. *) Nun — da die zu Perm,» im Konklave versammelten Kar» dinäle eS wagten, einen Auswärtige» zvm Pap¬ ste zu wählen, ohne daß ihnen hiewegc» von jemanden ein Vorwurf gemacht worden wä¬ re — so wüßte nicht, warum auch die zu Kost¬ ni; ciiigelchlossenen Wähler ihre Stimmen ei¬ nem Nichtkardinalen hätten geben können—? Hatte aber solches in vorigen Zeiten, obnbe- schade, der kirchlichen Satzungen, geschehen kön¬ nen —; so wüßte ich wiederum nicht, warum eine derlei) Wahl auch m unser» Tagen nicht für gültig passiven sollte — sUnd weiter — bat es die Kirchelwcrsammlung zu Kostniz für nütz¬ lich befunden, das Wahlrecht auch andern, Nichlkardinalen, zu geben — wer würde es wohl, frag ich, in unfern Tagen den christlichen Prinzen verdenken, wenn diese es der Kirche und dem Staate vorkheihast fänden, auch an¬ dre gelehrte Manner,wenn sic auch keine Purpur- mäntel trügen, in das Konklave zu schicke» — ? *) S. Job. Villam einen Hisiorikcr aus dem r-z Jahrhunderte bist. biorem. lih. Vlil, c Ho. Den Rain.ild in ^"U»l. aä SN i zo; n. 0. 466 Geschichte der grossen allgemeinen frieden entsagen mögten Der dießfasi lige Vorschlag ward von den Deutschen ge^ billigt, und die am ersten in der Nachgie- bigkett diesen beytratten, waren die Eng¬ länder. Nur dre Spanier, und Franzose" streubren sich anfangs heftig dawider!"^ lein als sie sahen, daß aus keine andre Art die Papstwahl nach kanonischer Vorschrift zu Stande gebracht werden könnte, gäbe" sic auch nach, und willigten in den schlag der Deutschen, kraft dessen ein It^ liener zum Papste gewählt werben sollte-^' §. 86- NM Als auf obangezeigte Art die StittN"' >Ärc/und führenden durch Vermittelung der Teut' Intbronisi- schm übtreinkamen, versammelten sie " November auf ein neues in dcr K^ ' pelle, allwo von allen xz Wählern ein- stimmig gegen r i Uhren, als um die Stv^ de, zu welcher man eben von aussen den^ dentlichen Bittgang anstellte, Oers ttolouna zum Papst gewählt ward -7* Er nahm, weil seine Wahl auf den Fest tag des heil. Martin einfiel, auch besten i - Novem. Namen an. Er ist unter den Päpsten ber Ordnung nach Martin der V. *) Gewohnheit, nach der die Päpste anE jetzo ihre Namen zu verändern pflegen, '' uralt; ihr Ursprung gehört in das zebn Jahrhundert, in welchem P-Johanns S. »p. I. c. p. 715« 0- 0- -0^^ t. c. p, 1482, Kirchenvers zu Kostniz. IV. Thl. 467 ^ncn vorigen Namen, Gkravianus, in «men verwechselt haben wollte. *) .. Man konnte allhicr nach den Ver¬ isten fragen, die vorgenannten Kardinal gonila auf die höchste Ehrenstuffe der ^pstlrchen Würde erhoben haben mög- ? Ich mag nicht zweifeln, wominder ? Wöhler zu Kostniz auf Pie Verdienste 1,5 Augenmerk gerichtet haben; ob ich schon vi daß in Wahlgeschä-ten nur gar zu / auf nichts wemgcr, als auf Verdienste j/hm wird — ; dem ohngeachtct, will ^glauben, daß Colonna wegen seinen ! iU'igen zum Papste gewühlt worden seye! ss nruß ich anmerken, daß seine Verdien- iür nicht so einleuchtend scheinen, als i'^eicht den Wählern zu Kostniz ha- r ss Vorkommen mögen. Ich lasse es zwar daß er viele gute Eigenschaften, ich^Utstligkelt, Liebe zur Billigkeit, einen ^Meir Menschenverstand, und besonders '^?vektwendiges Kenntniß in den kanoni- Rechten, lauter Tugenden, die an ih- der Geschichtschreiber platina in viris llontik. bemerkt und anrühmt, gehabt nur kann ich nicht sagen, dass solche Abgaben sich an dem Colonna ehe in vollen Schimmer gezejget hätten. ^Astens spielte er während des Kvnzi- W Kostniz eine ganz unbedeutende ' ' Wir haben von ihme in dieser gan- G g 2 zcn Hr. Llcurp M. Kirchenges. dV. Buch 50, vi 468 Geschichte der großen allgemeinen Zen Geschichte nichts gelesen, und dieses aus Ursache, weil er sich jn keinem Geschah ausgezeichnet hatteAllein — vielleicht - gab eben diese Unthätigkeit ihme einen schub zur päpstlichen Würde. So vieles ist aus dem Zeugnisse des Leonhard blorent. eines zuverlässig Gelchrchtschreibers gewiß, daß man die Scharchnnigkeit, deu'Muth, die Arglist/^ dkeLerschmitztheitnuran demPapsteLNgf ' trn V. bemerkt hätte, wo der Kardig / Otto von Colonna nichts dann SauL muth^und Leutseligkeit hatte blicken lass ' So wenig aber durch vorgemerkte schrerbung des LLretin, der die KaraktZ oer Kardinale gewiß kennen müsse, er von verschiedenen Päpsten im E' , gebraucht worden war, dem Papss -m °m L°b zufließk, um s° ger annoch muß dessen Charakter ssw ftyn, wenn die Abbildung richtig ist,die chme windck, der Hofrath des Kass, Srgrsmnnd, macht Dieser saat 8'linunäi c. 77 Otto von ColottN-g-t re der ärmste und einfältigste gewesen — als Martin V. aber n er der reicheste und kargeste worden. Seine italienischen KuM'g Mittelst deren er die päpstliche Hoheit die oberste Gewalt des kostnizMn , Ziliums selblle zu retten und zu d^ha suchte, werden wir unten deutlich F X)) Vielleicht war auch seine adclichc C'cki" Kirchenvers.zuKoftmz. IV.THeil. 469 Kaum als die Wahl in dem Konkla- ve geschah, ward auch ohngesäumt durch einen die römische Familie von Colonna war eine aus den erstcrn in ganz Italien) ein/ Triebfe¬ der, die ihn an die höchste Stufe der geistli, chen Rangordnung Hinaufschwung. Wir haben oben aus den Alken ersehen, daß den dem so ruhigen Ausgange der Papstwahl die Tcutschen den grössesten Anthal gehabt haben. Und was solle mich bindern zu glauben, daß die Teut- sehen darumcn auf den Kardinal Dtto von Colonna verfallen ftyen, weil er aus jenem Hause war, welches bey den langwierigen und blutigen Streitigkeiten, welche die römischen Papste im 12-und Igten Jahrhunderte mit den teutschcn Kaisern, unter dem betrügerischen Vor¬ wande dieKirchensreyhcitzu verthcidigen, führ¬ ten, immer mit der Parkhey der Gibellmcn hielt, d. i. die Familie Colonna war durchaus den Kaisern ergeben, und stritt für die Gerecht¬ samen derselben wider die gewaltigen Eingrif¬ fe der Papste. Ein Umstand, den zu erwägen die Teukschen mit Grunde berechtigt waren. Freylich hatten sie sich mit ihrer dießsalligen Hofnung geirrt. P. LNavtfn V. vergaß in diesem Punkte, daß er aus der Familie Colon¬ na entsprossen war. Er eiferte' gewaltig, und mit vieler Hitze für die päpstliche Hochcit, der er auch Kronen und Zepters zu unterwerfen suchte —. Doch — welcher aus den Päpsten «hat j!.1Ui'iokm- klaoe r-->»roi- - nu!iu iis- I>irc> äiZN! karir ture ^iierimins — 2nrc koncih- cem pio- 6>^ru5, pe- kie? LjNS otcuUrcnr eti. 470 Geschichte der grossen allgemeinen , einen Offizianten, der die zugemauerte Tbm re durchbrach die freudige Nachricht dem Volke von aussen angekündigt. Er schrie: wir haben einen Papst; dieser ist Otto von (tolonua. *) Gewöhnlichermassen pflegt solche Worte der erste Kardinali kon auszuruffen. Nachdem durch solche" Ausrm die Wahl in der Stabt kündbar gemacht ward, versammelte sich bey dem Konklave eine unglaubliche Menge derM"' scheu. Alles lief herzu,um den neugewahl'' len Papst zu sehen. Dächer will bey die' sem Zusammenflüsse der Menschen bey 8 ovo Personen beyderley Geschlechts be¬ rechnet haben —; und platina sagt, Freude wäre so groß gewesen, daß Heftigkeit derselben, und überspann^ Empfindung die Leute kaum hatten re den können. Der K. Sigismund ko""^ te sich nach dem Berichte des Rcichentd" des plarina, Gauklers und andrer vm Freude kaum fassen. In dem vollen gusse seiner Entzückung Uef er in dasAM' ' qewählLen Pa pste danieder . dresem die Füsse —. ^iglpnu,," " hicbey (wie es die alsogleich genanutelr^ sionkcr gar wohl anmerken) seine *) Also Dachte bey V. d. Hardt 1. c.p- >4^4« that dieß nicht, wenn er hiezu, auch feen, eine Gelegenheit fand. Papst /' ' folgte getreu den Maximen des röm I- Stuhls. Freude kaum fassen. In dem vollen — fiel auf seine Knie vor dem m jeder — und kW Sigismund vttaß Kirchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 471 siätswürde vollends —. Diese hätte er¬ lischt, die getrofene Wahl Martins nach seinem Gutbefinden zu bestätigen; und Si¬ gismund hätte gewiß die schicklichste Gele¬ genheit gesunden, die seit einiger Zeit un¬ terdrückten Majestätsrechte, kraft deren ein Papst vom R. Kaiser bestätigt werden soll- te, auf ein neues gänge zu machen —. Allein statt deme, daß er sich von dem neu- tn Papste huldigen, und den Eid der Treue Oblegen lassm hätte sollen, unterwarf er sich selbste durch al sogleich angezeigte, und 'Ur einen Kaiser zu sehr erniedrigende Handlung. Man kann sie aber Sigismum lrr zu guten halten, aus Ursache: weil er ln Kirchenfrieden, für den er rastlos ar¬ beitete, nun durch den neugewählten Papst vollends hergestellt zu sehen sich freuete. , Dieser ward Nachmittags gegen A- And unter dem Zulaufe eines unzähligen ^olks, und unter ordentlichem Vortritte ves gestammten Klerus, des Stadtraths, Adels, und unter Begleitung aller Bi- Höffe, Kardinäle, und Fürsten (K. Si- gstmund selbste gieng neben dem Papste, der M einem mit Scharlach behangenen Schimmel daherritt, zu Fusse) aus dem Enklave in die Domkirche geführt. All- setzte man ihn auf das Altar — die ^dimile machten ihre Verbeugungen, (ssks, um mich nach dem römischen Style ^LUdrücken, der Papst empfimg die Ado. rati- 472 Geschichte der grossen allgemeinen ration — und mit dieser gierig die so ge¬ nannte Iuthrouisirung PapstsMartin für sich . Nach geendigtem dießsälligen rö¬ mischen Hotetikette, und nach abgesimge- nem ambrosianischen Lobliede machte man «n nämlicher Ordnung den Rückzug, und bewertete den Papst Martin bis zu dem Pal/aste des Bischofs von Kostmz, alsivo " , auch abstieg, und seine ordentliche Ah¬ nung aufschlug, -r) Ich muß allhicr anmerken, daß der Bsschck^ Hof zu Ävstniz, der dem Papste Martin Wohnung angewiesen ward, und de» ebenste P Johann rz zu Anfang deSSynodes vormals Pfalz genannt worden seye, u»d^ solches Gebäude, welches aber schon wN'Mf von allen Ecken den Einsturz drobet (dr»n T'ichoffe von Kostni, haben lbre Resident seit längerer Zeiten Mörsburg, einemamkol ' nizer See gelegenen Städtchen, antgtsilch'^^, «»noch setzo mit dem Raine pfalx anch'^ werde Ein Umstand, der mir wegen A""' gcl der Lokalkenntniß ehe unbewußt war," den mir allererst vor kurjem cin würdiger ster ans dem Kirchsprengel vonKostnijl» er , ren beliebte. Ich danke diesem wackernS-m^ - ser u, Zss den ich aus seinem an mich " . Schreiben für e,mm helldenftnden kenne, ui d bieweoen auch schuldigst i anmit öffentlich sür seine fecmidfchaiMch^ Kirchenvers. zuKostniz. IV. Thl. 47-z §- 87. In den nachfolgenden Tagen empfieng Dessen P. Marrin die heiligen Weihen. Ich ha- Krvnim-, be von diesem in der römuch-katholischen Kirche üblichen Gebrauche nichts anders anzumerkcn, als daß der ncugewählte Papst am l2 zum Diakon, am zum Priester, und am 14 zum Bischof geweiht worden seye. Die dießfällige feyerlrche Handlung unternahm der.Kardinalöischof von Ostia, wie es die bey dem römischen Stuhle seit langer Zeit eingeführte Gewohnheit er- heischte, und wie es Dächer, und eine an¬ dre uralte Handschrift bezeugen. O Aus diesen Zeugnissen aber erhellet, daß Otto von Colonna, ob er schon Kardinaldiakon gewesen, dennoch die so genannte Drakons- weihe nicht gehabt habe. Alsogleich ge^ nann- *) -Vp. v. d. Hardt I. c. p. 1486- 1487- klanmq —. Freylich wird durch vorgemerkten Umstand mein.wider drn Reickenthal ange- waudt^s Argument von einer Seite cnkkras. tct — r doch behalt cö von der andern Has volle Gewicht. *) Und wenn cs auch seine Starke von beyden Seiten verlöre — so er¬ achtete ich es dennoch für dienlicher, den Irr¬ wahn, bes ndcrs da er keine Boßheit voraus- sctzt, ciiijugestehen, als mit unhaltbaren Grün¬ den zu streiten —. Die Aufrichtigkeit ist im, wer eine Tugend — und ich hatte mich ohne, hin niemal für untrüglich gehalten —. *) S. UI. Th. tz. 25 Anm. c) SI Nos. 474 Geschichte der grossen allgemeinen nannrer Dächer erzählt auch, daß P. Mar- tin am i4 November, wo er zum Bischof konsekrirt ward, die erste Messe gelesen ha¬ be, von welcher, wenn es um eine ausführ¬ liche Liste aller geringem Umstande zu thun wäre, ich auch anmaken könnte, das bey selber i4oinfulirteKlrchenprälatm gegen¬ wärtig gewesen wären —. Was ich hier Orrs nicht unbemerkt lassen darf, ist die feyerliche Arönrmg Papsts Marrin V. Nachdem Martin früh am 2 l Nov. in der Kathedralkirche zu Kostniz mit ge- wöhnlichen Zerimonien gesalbt, und konse¬ krirt ward, versammelte sich der ganze Chor der hohen Klcrisey m dem Bischoföhofe zn Kostniz, allwo das Quartier des neuge" wählten Papsts war. Man sah allda nach dem Berichte des Dächer *) ein ho¬ hes Gerüst, welches über hundert Men¬ schen faßte, aufgeführt. Nach acht Uhren teutschen Schlags gieng der feyerliche Akt -er Krönung für sich. P. Martin stieg zuerst auf das prächtig ausgezierte Am¬ phitheater; ihme folgten die Kardinale, und mit dem Kaiser die Fürsten vom erster» Range. Der Papst setzte sich auf seine» mit Goldtressen behangenen Thron; und nachdem sich auch die übrigen sowohl aus dem geist. als weltlichen Gefolge zum The> e auf die ihnen durch den päpstlichen Zer'/ monienmeister angewiesenen niedrigen *) äp. v. d. Hardt l. L. p. 1489« » Kirchenvers. ZuKostniz IV. Thl. 475 he gelagert, zum Tßeile aber auch stehend ihre Platze besetzt hatten; wahrend welcher Rangrrung immer die prächtigste Musik er¬ tönte — sodann ward dem Papste seine Mutze abgenommen. Drey Kardinale, de¬ nen das Geschäft der Krönung für dießmal oblag, und deren Namen in den Akten an- gezeigt werden (sie waren Pankrazzi, von Conti, und Flischko) warfen sich vor sei¬ nem Throne zu Füssen. Nach einer kur¬ zen Pame stand einer von diesen auf—- zündete den an eurem langen Stäbgen ge- bundmen Flachswerrig an — näherte sich dem Papste, und sprach: heiligster Va- ter; also vergeht die Herrlichkeit der cr--nln Welt. Eine in der That lehrreiche Ermah- nung — ; nur Schade, daß sie von den Päpsten so selten in Acht genommen wor- den seye —. Es ist zwar kein Papst, der nach eingeführter Gewohnheit dem dieß- fälligen Zurufe nicht dankte; allein die Ge¬ schichte zeigt uns auch wenige, die auf sol¬ che w chtme Warnung, von der Zugänglich- keit allerEhre hiemeden,nicht alsofort verges, sen hätten—. P.Martin thatdas nämliche. Nach vollzogener diesseitigen Zerium, nie nahmen vorgedachte drey Kardinale, und mit ihnen der Großmeister des Rho- Liserritterordens die päpstliche Krone — sitz, ten sie nach vorläufig gemachter Verben gung dem Papste auf den Kopf — und so. mir 476 Geschichte der großen allgemeinen mit ward Martin V. gekrönt —. 2^) Hierauf ertönte von allen Seiten der Schall s-ia) Uiber den Ursprung der päpstlichen Krönung stimmen die Geschichtschreiber nicht überein. Einige behaupten, daß dieses Zcrimoniel aller- erst im r; Jahrhunderte ausgekommen seye. Doch sagen die meisten, daß schon im Jah¬ re z; 8 und zwar am rq. April Nikolaus k. zu Rom unter lautem Frcudengcschreye gekrönt worden seye. Was von diesem Nikolaus die ( Geschichtschreiber annoch merkwürdiges anzei¬ gen, ist: daß K Ludwig II. als der Papst ihn nach zween Tagen seiner Krönung besuchte, dessen Pferd einen Bogenschuß weit, d. 1. durch roso Schritte am Zügel geführt haben sol¬ le —. *) **) Allhier fände man also einen sehr merkwürdigen Zeitpunkt. Nikolaus l- er¬ scheint als der erste Papst, dec gekrönt worden war — und Ludwig ll. als der erste Kaiser, der sich so sehr berabwürdigte, daß er das Pferd des Papsts am Zügel geführet hak —. Frey» lich that Ludwig es nur aus einer freywillige" Demuth, wenn doch eine niedertcächrige Hand¬ lung mit dem Deckmantel der Demuth belegt werden darf! Allein Papst Nikolaus nahm daran Gelegenheit zu glauben, daß der Kaiser sein *) E. Konsuln klstoi're ksewlli'gue äer Küpe;. **) E- dtsrslem ^lexsnärum kl. k. lhc. I. -er. y. Hr. Fleury Kircheugesch. VU> ris. Krrchenver5 zu Kostniz. I V. Lhl. 477 Schall der Trompeten — Von dem Mu- sikchore ward das feyerltche Loblied -Zerr Gorr sein Vasall wäre — und Ludwigs Nachfolger, die römischen Kaiser aus dem n- 12- und i zten Jahrhundert mußten der Papste hcrrsch- süchtigen Ansprüche, die sie in Rücksicht obi¬ ger unterwürfigen Handlung ans das römisch- teutsche Kaiserihum «nachten, bis zur äusser¬ ste» Unanständigkeit fühlen —- Mich wun¬ dert es recht sehr, daß K. Sigismund, den doch die BeMele seiner Vorgänger halten abschrecken sollen, sich entschlossen habe, durch das Pferdführen, eine die Majestät des Kai¬ sers zu sehr erniedrigende Handlung, die Hg» cheit Papsts Mariin V. bei) seiner Krönung zu verherrlichen. Es ist hier Orts die Gelegenheit, und vielleicht kömmt es auch für die Wißbegierde mancher Leser gewünscht, einen kurzen Abriß von der päpstlichen Krone einzuschalten ? Die päpstli¬ che Tiara (ein Name, der vormals der Decke des Haupts, welcher sich die Könige in Per¬ sien bedienten, gegeben ward. Sie gieng fast in der Gestalt eines Kegels gerad in die Höhe, und es Varste sie Niemand tragen, als der Kö¬ nig, und wem es dieser aus sonderbarer Gna¬ de erlaubte *) auch-die päpstliche Tiara ist ein kegelförmiger Hut, welcher mit dreyen über einander stehenden Kränzen gezieret, und mit Ju- *) S- LrMnium ste reünokeeläium b,. i p. 47 8 Geschichte der großen allgemeinen Gott dich loben wir angestimmt — und nach Vollendung desselben ward nach eili¬ ge- Juwelen besetzt ist. Man sagt: daß die Kro¬ ne, mit welcher Nikolaus I. und leine Nach/ folger gekrönt worden waren, nur einfach ge¬ wesen seye — und daß allererst am Ende des dreyzehnten Jahrhunderts Bonisirx VIll. den zweylcn — im vierzehnten Jahrhunderte aber Urban V. den dritten Kranz binzugctban ha¬ be. So vieles ist gewiß: daß die dreifache Krone nur eine Erfindung herrschfüchtiqer Pap¬ ste, die ihrer Gewalt alle Kronen der Weir un¬ terwerfen wollten, seye — gleichwie ich auch fene Erklärungen, die einige römischen Ki-no- uisten über die päpstlicheTiara mit vielemWort- spiele machen, ganz lappisch finde. Es wäre Mw eine leichte Sache, solche Grillensäng^reyen za widerlegen! Allein wer wird sich in aufgeklärte» Feiten mit Widerlegung offenbarer HirngesMm- sie, und Schwarmereyen abgeben? Statt aller Gegengründe will Ich nur das fettige einrü- eken, was der ist llonannj llicrarcb Lcclesi. über die Kostbarkeit der päpstlichen Krone (er erzählt unter andern, daß die Juwelen an dec Krone Papsts Riemens Vlll, auf 5^0,000 Goldstücke geschätzt worben senen, und daß 0>e Perlen, womit die Krone Papsts Martin V be¬ setzt war, fünf uns ein haib Pfund gewogen Haden sollen) anmcrkl: Ls sinder sicb lsie^ innen, d. 1. in den kostbaren Edclgestei au oer papst- Kircherivers. Zu Kostrriz. IV. Thl. 479 geführter Site eine grosse Ravalkqde ge- halten. Ich bin nicht gesinnt diesen prssch. Ligen Zug ausführlich zu beschreiben. Die niedrige Klerisey machte die Avantgarde zu Fusse; nach diesem Vortrappe kam das Ritterkorps von insulirten Aebten, Bi- schössen,Erzbischöffen,und von den Kardina- len, die alle mit ihren verhaltnißmässigeu Insignien bekleidet auf schönen, gleich aus¬ geschmückten, Pferden fassen, und von de¬ nen, nach dem Berichte Lachers, 245 ge- zahlet wurdenWas ich von diesem Rrtterzuge anführen will, ist: daß Papst Martin in seiner vollen päpstlichen Klei- düng (darunter verstehe ich, nebst der Tia¬ ra und seiner gewöhnlichen Hauptdecke, ei¬ ner rothen athlassenen Mütze, den weissen sei¬ denen Cassok, den rothen Sammet- oder Scharlachmantel, mit dem Rochete,mit dec weissen leinenen Alba, und mit der mit Per¬ len besetzten Stola — und endlich seine Pantoffeln oder Schuhe, worauf ein gol- denes päpstlichen Krone, nichts unbilliges, weil Doch der Papst das Ränigreich Christi, als sein Virekönig regieret. Dieses Reich ist unendlich über alle Reiche der ganxen Welt erhoben — der Papst bilder des Wclthei-- lands Majestät ab; und diese wird durch nichts bester, als durch einen kostbarn Schmuck ausgedrückt. Welch gründstche Kommcmarien über das spirituelle Reich Chri¬ sti - ? 48O Geschichte der grossen allgemeinen denes Kreuz gestickt ist) zu Pferde gesessen seye — und baß dessen Pferd K. Sigis¬ mund an der rechten, der Knhrfürst von Brandenburg aber an der linken Seite durch die ganze lange Strecke des Wegs am Zügel geführt habe —. Der Zug gleng aus dem BischofShofe nach der Augusts nerk-rche. und von dannen wiederum durch andre Strassen nach dem Pallaste zurück, wo bey dem Absteigen Martin V. dem sammtlichen bevnahe unzähligen Volke zum Geschenke seinen päpstlichen Segen mittheil- te—. Mit diesem Segen erhielt das Volk, nach seiner Meinung, einen übergrossen See- lenrrost, obschon viele einsichtigere muth- maßten, daß der Segen des Papsts von keiner grössern Wirkung wäre, als jener, den ein q meiner Priester gäbe —. DemohU- geachtet war der Jubel zu Kostniz fast allge¬ mein. Der gemeine Haufen, der immer die prächtigen und seltnen Austritte au- staunt, schätzte sich über den Besitz des neu¬ en Papsts glücklich — und auch die ehr¬ würdige Kirchenversammlung sechste glaub¬ te, durch die Wahl Papsts Martin V- Hauptendzweck ihres Zusammentritts er¬ reicht zu haben. Alles war freudig. §. 88' Non de» Inzwischen hatte sich doch diestören- Kanzleyrc. de bey klugen Männern von d-r Verlam Är!m v.° lung kurz nach der Papstwahl umemmett liches verringert, da P- Martin ' Äanzleyregcln herausgab, Kirchenvers zu Kostniz IV. Thl. 48 t Der Ursprung der römischen Ranz- leyregeln gehört in das vierzehnte Jahr« hundert, und sie haben ihre Geburt ohne Zweifel dem so verschmitzten, als kühnen Papste Johann XXII. zu verdanken. Freylich waren sie damals annoch nicht in jener Form entworfen, in der wir sie jetzo haben. Dieß war ein Geschäft, woran die meisten Päpste nach der Zeit arbeiteten, bis sie es zur Vollkommenheit brachten; wenn man anders das jenige Vollkommenheit nennen darf, was wider alle kanonischen Verordnungen, und sogar wider die na¬ türliche Billigkeit ist. Oder ist es nicht Unbilligkeit, wenn man sich das jenige zu- eignet, was unlängbar andern zusteht — ? Ich will mich mit Widerlegung der von den Päpsten usurpirten, und rn den römi¬ schen Kanzleyregeln enthaltenen Rechte nicht abgeben. Es ist eine offene Wahr¬ heit, dasi durch selbe die Gerechtsamen der Landeefürsten, die Gewalt der Blschöffe, und aller gläubigen Christen auf die un¬ billigste Art beeinträchtigt worden scyen—. Man ist nicht übel daran, wenn man sol¬ che Kanzleyregeln für die Quelle der Si¬ monie, der Unwissenheit, Ausgelassenheit unter den Geistlichen, und mit einem Woi> te des Verfalls der Kirchenzucht angiebt. Sie bestätigten die päpstlichen Reserva¬ tionen, Anwartschaften, Verleihungen der Bisthümer, Lonfrrmationcn der Ge¬ wählten, Dispensen, Exekutionen, Lom- H h rnen- 48L Geschichte der grossen allgemeinen menden, Annaten, Zehnten, ^ndulgcn-- zren, und mehrere derley Mißbrauche, vie von verschiedenen Päpsten, und zwar jeder¬ zeit zum grössesten Nachtheile des Staats und der Kirche, durch die Kanzleyregeln eingeführt worden waren. Den Schaden, den sie dem Staate verursachten, kann man hieraus entnehmen, daß durch obangemerk^ te päpstlichen Vorrechte unzählige Geld¬ summen aus allen christlichen Provinzen nach Rom zugeflossen seyen — und die Wunde, die sie der Kirche schlugen, haben sowohl die Brschöffe, als auch ihre Kirchen empfunden; jener ihre Gewalt ward vol¬ lends unterdrückt, und diese wurden mit unwissenden und lasterhaften Vorstehern besetzt, die unter mancherlei) Vorwande ih¬ re gläubige Heerde schoren, weil ihnen selb- ste das Blut von den römischen Blutigeln abgezapft ward —. Die Simonie war in Rom so herrschend, daß der größte Lheu der Hofleute im Ernste behauptete, sie wä¬ re erlaubt, und der Papst sündigte dadurch nicht, dbb) Wer seit den Zeiten Johann rr Kl)d) Allhier fallt Mir das senige bc», was ich ku derTache der Snnsnie bey Johann Villanr hillar. Ink, 9 vom P Johann XXII. gelesen habe. Dieser hinterließ eine unaeheure Kum¬ me von 25 Millionen Goldgnlden, die er alle bis ins Jahr Ijig aus den Reservatione" gesammelt hatte — und die Ursache, warum Kirchenvers zu Koftniz IV. Lhl. 48 z ^r Benefizien haben wollte, mußte viele Gummen Geldes nach dem päpstlichen,Ho- se schleppen; und doch gab man oft sein Geld vergeblich aus. P. Bonifaz lX. ver¬ kaufte öfters das nämliche Benefizmm an Mehrere unter dem nämlichen Datum. Das Verderbniß in dem Kirchenregimente war allgemein; alle, denen das Wohl der Kir- Ae am Herzen lag, waren auf Hilfe be¬ dacht, wodurch der Wust der emgenssrnm Mißbräuche gehoben, und dre Kirche refor- Hirt werden konnte. H h 2 Selb¬ er sich die Verleihung aller Kollcgialbencfizien durch die ganze Chusienheir Vorbehalten, wird eben allda angegeben. P. Johann that es zur Verhütung der Simonie, wie es aus seiner eignen Urkunde, die Villani ansührt, deutlich erhellet —. Es war in der That ein schönes und rühmliches Opfer zum Besten der gesamm- len Christenheit, da der R. P. so unzählbare Simonien, die zuvor in der ganzen Christen¬ heit begangen wurden, auf sich alleinig nahm! — Mußte man im vorausgesetzten Falle nicht von ihrue sagen: Loco »ANUS Ooj Leo. Wer von dem Ursprünge, und von der weitern Aus¬ breitung der römischen Ranzlepregeln, und der sich in diesen gründenden päpstlichen Re¬ servationen etwas bündiges im Auszug« zu lesen verlangt, diesem empfehle ich Johann Friedrichs le Brek Magazin ll-und ill. Theil unter der Rubrik geistliches Scaalsreckc. 484 Geschichte der grossen allgemeinen Selbste das Konzilium zu Kostni; versammelte sich in dieftr Absicht. Die Deputieren alter fünf Nationen/ an derer Spitze K. «Sigismund war, drangen auf die Abschaffung der Gewohnheiten des ronw schen Stuhls, durch welche die Gerecht^ men der Gläubigen äusserst gekränkt wu' den, und die sich in keinem andern Doku' mente, als in den römischen Kanzleyrege'" gründeten. Man hat aus den schriftlich"' Abhandlungen eines Gerson, Petero vo Aillp, des Kardinals ZabarelLi, undv>^ ler andrer Doktorn gesehen, wie schädn^ solche, von dem eigennützigen römischen Dch se ausgeheckten, Kanzleyregeln der gesan^ ten Kirche waren — und das Konzil"" , sechste hat in der 40 Session iLRckorNs tronsartikel. aus denen der zweytt die schaffung der Reservationen betraf, dergeschrieben, und den Schluß äbgessb' daß der neue Papst sie auszuführen pfirchtet seyn sollte. S. obenZ'.gi- VM' da alles auf die Erfüllung der anbefKE, Reform wartete; wie hatte es rechtsch"^ nen Männern zu Muthe seyn müssen, eu- Martin V.Kanzleyregeln zum Vorschein men. Ich werde aus selben keinen Aus» machen, und ihn hicher setzen. *) Es ist nug, anzumerken: daß alle von den hergehenden Päpsten, und zwar bewn^^ vom Benedikt 12 in seiner Dekretaic^.^ *) Man findet sie in der vollständigen SauinstuliS des v. d. Hardt r. ksr. 21. Kirchenvers. zu Kostmz. lV. Thl. 485 r LA im en eingeführten Reservationen, oder - Nvrbehaltungen der Benefizien und geist- lichen Ehrenstellen, so wie cruch alle übri¬ gen obangeregten, von den Päpsten nach und nach mstrrpirten, Vorrechte in den Kanzleyregeln Papsts Martin nicht nur be- kräftigt, sondern annoch weiter ausgedehnt worden seyen. Er drohte sogar den Uibertret- tern solcher Kanzleyregeln die Strafe der Exkommunikation an, gleichwie er sie auch aller Benefizien unfähig erklärte, und ih¬ nen annoch dazu ein Gefängniß von sechs Monathen anwies — und dieses alles, wie es jhme sechste am Ende der Regeln zu sa- j gen beliebte, darumen, weil es sein Vor- theil forderte, solche Leute, die die Eh¬ re des römischen Hofs zu verdunkeln, nndUnkraut umher zu sren suchten, wider zu klagen (Niklas «tlemangis sagte von ihnen: sie wären Fallstricke und der Stoff zu unendlichen Prozessen gewesen — und die römischen Kurialisten, durch solche Kanzleyregeln erweckt, hätten jederzeit die Sache also zu verwickeln gewußt, daß kaum einer ohne Prozesse ein Benefizium hätte antretten können) *) so kann man es auch leicht OinnunF. äs rums LSP. ri- SP. v. d. 486 Geschichte der großen allgemeinen ie'cht bcqreiffen, daß die zu Kostni; versam¬ melten Nationen zu den Bmuzleyregelu Papsts Martin V. die, ob sie schon aller¬ erst am 26 Hornung 1418 publizirt wM- den/dermochschonam i2 Novemb. 1417^' gefaßt worden waren, unmöglich gleichgül¬ tig seyu konnten — ? lseu Sie machten gemeinschaftliche Sacke, auf d:<> und entschlossen sich den Papst hiervon ernstUch anzugehen. Ihr Vorschlag kam r- Nov. am 2 Nov. in Erfüllung, da sie durchs re A baeordneten den Papst Martin an s"" Ver-prechen, das Reformationsgeschästal- sogleich nach der Wahl zu unternehm.^ erinnern liessen. Die Nationen lehnten sta) gegen obige, abschlüjftge, Erklärung am, und schrien ziemlich laut nach der schon lo lang gewünschten, und von dem Papste selb' sie verheissenen Reformation —. Martin V. als er sich solcher Gestalt in die Enge getrieben sah, versprach auch den Abgeor^ neten, die Wünsche der Nationen ohnge- siinmt zu erfüllen. Er ernannte sechs Kar¬ dinale, die mit den Kommissarien der Na¬ tionen Unterhandlungen pflegen, sich ihnen beratschlagen, und gemeinschaftn^ den Reformationsplan entwerfen sollten- Allein eben dadurch hinderte er den Fort¬ gang der Reformationssache! Die Kar' nalc konnten mit den Nationen nicht uv' - Hacdt IV I. kar. z 14. Kirchenvers zu Koftniz. Thl. IV. 487 Einkommen; und da diese das Geschäft mit Eifer betrieben, suchten jene nach römischer Maxime nur Aufschub zu gewinnen. *) Da man aus angezeiqter Ursache bey dem neuen Kollegium der Reformator« in keinem einzigen Stücke einig werden konn. te, übergaben die Teutscheu einen Punkt, dessen rechtliche Entscheidung sie in einem ganz pathetischen Tone anverlangtem Der Punkt betraf die päpstlichen Reservatio¬ nen, und der Schluß, den sie anfügtm be. stand in deme- daß der Papst in Zukunft sich blos mit jenen Reservationen, die in dem kanonischen Rechte, d. i. in dem De¬ krete Gratians, und in den fünf Dekrttal- büchern Gregors ausdrücklich angemerkt wurden, clnuÜ8 in corpore )Utt8, begnügen sollte —. ccc) Was die übrigen, durch die *) v. d. Hardt 1. iv. p. »492. i4yz. ccc) Man darf nicht zweifeln, daß unter den Re¬ servationen, die nach dec Sprache der Ka, NSnisten keiervskisnes in corpore jurir cwuL heissen, damals keine andern verstanden worden seyen,als die Vorbehaltungen jener Bcnefizien, die unmittelbar zur römischen Kirche gehör¬ ten, und derer Verleidung dem römischen Bi¬ schof Vorbehalten ward —. Frevlich waren zur Zeit der Kirchenv. zu Kostniz auch die so genannten Extravaganten dem päpstlich, kg, nonischeu Rechte schon einverleibt; allem cs bc< 488 Geschichte der grossen allgemeinen die ganze Christenheit in verschiedenen Kir- chen ausgetheilten, Bencfizien beträfe, mu߬ ten die Metropolien, und andre Bischöffe, die Domkapitel sowohl, als auch alle übri¬ gen Patrone, denen das Wahl - Vorschlag gungs, Ernennungs- Konfirmationsrecht entweder durch die Fundation der Benefiz. zien, oder durch andre Rechtswege zukame, beweis! auch der gelehrte van Espen, daß dw zwo Dekretale Lxecrubüi';, und ^il reZilnc"- von denen die erstere den Papst Johann 22, die zwote aber den Benedikt 12 zum Verfas¬ ser hakte, und in derer Heyden das päpst!'^ Reservationsrecht auch aus auswärtige Pst"'" den, die nicht unter der unniittelbarn Gericht barkeit des römischen Hofs standen, ausge¬ dehnt ward, annoch nicht für kanonische tzungen angcnomnren worden seyen. Espen sagt: iislei-vstiones bas, in exrrsv. rra enrpus juri; esse, communis ess op""", boäie recepta. Solche Reservationen tv»r- den nach und nach durch die römischen Kani- leyregcln eingesührt; und diese hatten alleren in der Mitte des sünszehnten IahrlM^'^ unter P. Nikolaus V. und spater annock ter Innorenx Vlil, ihre rechrsbaltige Gn'k g- keit bekommen. Man lese hierüber rere bep vorgenanntem grundgelehrten K« nisten ^uris cccless univ. l'ar. II. manäatis Lr rekervacionibus aposs'"' »Nd 4» Kirchenvers. zu Kosiniz. IV.THl. 489 bey ihren bisherigen Rechten unangefoch. ten beygelassen werden —. Die Deutschen begehrten annoch ausdrücklich, daß alle je. ne Reservationen, die in den Extravagan¬ ten angemerkt würden, und die durch meh¬ rere römischen Kanzleyregeln erngeführt worden wären, abgeschafft/ undfürnull und nichtig erklärt werden sollten. Wie nachdrücklich aber immer die Sprache der Teurschen war, mit der sie den Papst angiengen, und wie ei rig sichti^Be-" auch die übrigen Nationen der Kirchenver- sMftigui!- besserung annahmem so wenige Neigung«"', zur Kirchenverbesserung bezeigte H. Lttar- rin der V. Seine Hauptbeschäftigungen waren, seine Wahl den christlichen Prinzen durch ausgefertigte Bullen kund zu ma- ; Dczcmb. chen, und ihre gegenseitigen Glückwünsche anzunehmen. Im Betret des erstem ward Bernhard der Erzbischof von Vourdeaux nach Spanien abgeschickt,und aufdie nämli¬ che Art mögen auch ohne Zweifel einige Le¬ gaten nach Frankreich, England, und nach andern christlichen Reichen abgeschickt wor¬ den seyn. Was aber das zweyte anlanqt, so kamen entweder gegen das Ende des No- vembers, oder im Anfänge des Chriftmo- naths zween Gesandte nach Kostniz die Jo¬ hanna die Königinn von Neapel dahin ge- fiiessentlich abgeschickt hatte um den neu- gewählten Papst bckompiimentiren ;u las¬ sen. G, Np. v. d. Hardt l, c. p. l-t94. 49o Geschichte der grossen allgemeinen sen. Ein derley Komplimentsschreiben fer' tigte auch Ludwig der Kuhrfürst und Pfalzgraf am Rhein unter dem »7 De^ zcmber an den Papst Martin ab, und das nämliche that um eben dieselbe Zeit der Herzog von Jülich und Geldern. nald der Fortsetzer der baronianisaM Jahrbücher führt das dießfällige beyderftt' tige Schreiben an. *) Wenn ich alle übrigen Handlung Papsts Martin, die er nach feiner Kro^ nung im Monathe okovember und DeM" brr vornahm, allhier einschalten wollte, so müßte ich erzählen: daß er annochnn dem Tage sechste, wo man ihn zu KostW krönte, allen nicht infulirten Aebten da» Privilegium ertheilt habe, am 21 DeM der mit solchem Hauptschmucke sich Men zu dürfen —. Cine glückliche Erfindung' denn durch sie hatte P. Martin seinen men gewiß verewigt. Was von ilM den Akten bey v. der Hardt am a. O we^ ters angemerkt wird, ist: daß er fur^. jüngst verstorbenen Expapst Gregor ' (Angelus Korraro starb am iZOkt. ln nem Alter von 92 Jahren zu Rekanau ner kleinen in der ankonitanischen gelegenen Stadt, allwo man ihme ue fernen freywilligen Abtritt vorn thume anrühmende Grabschrift macht^^ *' ^nnal. XVUl. sä -nnum 14'7^ Kum. 4, Erchenvers. zu Kostniz IV. Thl. 491 vorgenannter Hr. Doktor ll'. IV. p. 1444 ansührt) am 26 November die in der Kir¬ che gewöhnlichen Exequien zu Kostniz mit vielem Prachte abgehalten habe — daß er am !7 Dezember dem häufig versammelten Volke, welches über das vorläufige, durch den Trompeten sch all angekündigte, Merk¬ zeichen in einer fast unzahlbaren Men¬ ge herbey gelockt ward, aus seinem Pal- laste den päpstlichen Gegen erthei- let —am 18 in einem Privatkonsistorium das Glaubensbekenntnis Papsts Bonifaz VIII. von welchem oben §. 7^. die gehöri¬ ge Anzeige geschah, mit einem Eide beschwo¬ ren — am 25 als an dem Festtage der Geburt Christi die drey Messen in der Ka- thedralkirche gelesen, und-doch es ist nicht nöthig alle derley kleinfügigen Bege¬ benheiten zu berühren. Was ich hier Orts gelegenheitlich erzählen will, ist die Befrey- ung des bis hieher auf Veranstaltung des Kaisers im Verhaft bewahrten EzpapstS Johann 2Z. §. YO. SolcheAuslieferung ward in der zwey Zwey' und vierzigsten allgemeinen Sitzung an-- u. vier- geordnet. Papst Martin V. führte hiebey zigste das Präsidium; und so vieles man aus eini- Gestion gen Handschriften, die in der Aktenstrmm- lung vorkommen, weiß, so war auch K. Gi- -8Dcrem. Sismund mit vielen andernFürsten bey selber gegenwärtig. Der Bischof von Konkordia kng die Messe; und nachdem diese stimmt den 492 Geschichte der großen allgemeinen E7-?"^den übrigen Zerimonien vollendet war, las Kardinalpriester vomTtt. des heilrgen '"Markus die päpstliche Bulle ab, wormnen Marrin V. mit Genehmhaltung des hei¬ ligen Konziliums tacro sciprobrrntL con- cllio sowohl den Kaiser, als auch den Pfalz¬ grafen am Rhein, derer beyden die Ver¬ wahrung des Balthasar (tofla, vorhin Papsts Johann 2z von dem Synode selb- ste anvertraut warb, von der weitern Auf¬ sicht, weil sie ftlbste von dieser aufhaben¬ den Last entledigt zu werden wünschten, los¬ sagte. Der Papst erklärte in der Bulle- daß (tossa, der bereits durch dritthalb Jahre zu Heidelberg, und zu MautM gefangen saß, ihme zur Verwahrung über¬ antwortet werden sollte — und was aus ^selber annoch angemerkt zu werden verdient, ist: daß nach den Ausdrücken Papsts Mar- tin selbste die Absetzung Johann des -Z rechtmäßig gewesen, und daß die Auslie¬ ferung des Balthasar mit Vorwissen, und mit Bestätigung des Konziliums zu Kost- nrz angeordnet worden wäre — Umstand de, dis ich darumen anführte, weil sie deut¬ lich bewerfen, daß die oberste Gewalt d^ Konzilien sogar vom Papste Martin - anerkannt worden seye. Uibrigens — *) Lie sicht in den Akten bey Labbe I. c- v d. Hardt I. c. p. und ihre lsi: tsrvur tervorum D ' ciiLi-illimo in Lliriiio silio re» Nomanorum iNuliri. Kirchenvers. Zu Kostniz. IV. Thl. 49z den Balthasar Cossa betrift, so erfolgte seine Auslieferung nicht so geschwind, als sie der Papst und das Konzilium anbefahl. Ludwig der Pfalzgraf am Rhein, in des¬ sen Staaten der Expapst bewachet ward, wollte ihn nicht ehe sreylassen, als bis man ihme die gemachten Kösten ersetzte. P. Martin that es allererst im Jahre 141g, wo er kraft einer dd. iz Hornung gemach, ten Anschaffung Zoooo Dukaten an vor¬ genannten Kuhrfürsten auszahlen ließ. 666) Nach empfangener Summe übergab auch der Kuhrfürst seinen Staats- und Kirchengefangenen ohngesaumt an den Bi- schof von Lübeck, der vom Papste den Auf¬ trag erhielt den Balthasar Cossa nach Fer¬ rara zu überbringen. Dieser aber fand Gelegenheit, auf der Reise zu entwischen; doch ää-Z) Es ist leicht zu bcgreiffen, daß der karge P. Marlin einen erbeblichenBeweggrund gehabt Ha¬ den möge, der ihn antrieb, eine so beträchtliche Summe für die Freylassung des Balthasar Cossa zu bezahlen. Leonhard Aretin ein gleichzeiti¬ ger Historiker gicbt uns die Ursache dessen deut- lich zu verstehen, da er sagt in bitt. rer. iraiic. daß Martin aus Furcht, damit nicht etwa die Teutschcn sich dieses Idols (also nannte er den Cossa) gelegenheitlich bedienten, um etwas wi¬ der ihn zu unternehmen, obige Summe bezahlt, und den Balthasar aus Tcutschland uachJta? iicn zu überbringen besohlen habe. Dcr Bi» schof von Winchester wird zum Kardinal ernannt. 494 Geschichte der grossen allgemeinen doch kam er in Kürze nach Florenz, und un¬ terwarf sich dem Papste Martin V. Cos- sa ward durch Vorbitte des Magistrats und der Stadt Florenz vom Martin gütig ausgenommen, und dieser hatte ihn auch als Dechanten des Kardinalkollegiums er¬ nannt. Allein Balthasar genoß diese Würde nicht lang, weil er annoch im vor- gemerkten Jahre 1419, und zwar am " Dezember mit Lode abgieng. ") Am vorgemeldten -g Dezember aber, als an dem Tage, wo die 4-te allg. Si¬ tzung zu Kostniz abgchalten ward, erklärte der neue Papst Marrin den Bischof von Winchester zum Kardinal . Ich mag nicht zweifeln, wominder Heinrich von Beaufort (dieser war der Name des Bi¬ schofs) durch seine oben 8o angemerkte Verwendung, wodurch die Papstwahl be¬ fördert ward, sich bey Martin V. ausneh¬ mend empfohlen habe — ;doch läßt es sich auch muthmassen: daß seine Hoche Geburt (er war ein Sohn des Johann Herzogs von Lankaster, und Bruder des im Jahre i4iZ verstorbenen Königs Heinrichs des IV.) zu solcher Promotion etwas beygetra- gen haben möge. Inzwischen, obschon Mar¬ tin vorgenannten Bischof zu seinen Kardr- nallegaten durch England mittelst einer förmlich ausgefertigten Bulle kreirt hat G. ^.nnsl. Tcclelz loc. lupr» cir- «nnuin 1419 tub num. 5- Kirchenvers. zu Koftniz. iV. THI. 495 barste dieser dennoch, insolang Heinrich V. lebte, von seinem Kardinalate keinen Ge- brauch machen. Der König verbot, wie es du englandrscheGeschichte lscra auS- brücklich bezeuget, seinem Onkl, solche Kar^ dinalwürde als eine nicht nur die Vorrech¬ te des erzbischöflichen Stuhls zu Kanter« bury beemträchtigende, sondern dem könig¬ lichen Ansehen selbste nachtheilige Charge anzunehmen: eee) Eine *) v. d. Hardt IV. p. iZ«2. «ee) Vermuthlich wird Heinrich V- die Kardinal, würde von darumen für eine, seinen königlichen Rechten nachtheilige, Charge angesehen haben, weil ein jedweder gepurpurker Herr durch einen bcsondern Cid sich dem Papste verbindlich ma¬ chen muß; welche Verbindlichkeit aber eben dm Rechtsamen der Monarchen zu nahe tritt, und den ihnen aus dem Naturrechte schuldigen Ge¬ horsam auftuheben scheint. Der Kardinal muß „unter andern schwören: „daß er die päpstliche „Gewalt nebst den Rechtsamen des heiligen Pe¬ trus mit allen Kräften,und zwar, wie cs aus¬ drücklich heißt, gegen alle und jede „Menschen (mithin auch gegen seinen Mo¬ narchen selbste)vertheidigen-des Papsts'lin- „schn verbreiten, seine vorzüglichen Mrcyheitea „vermehren — so wie auch von der andern „Seite alle, die sich bcykommen liessen, etwas „wider die päpstlichen Verfassungen zu untcr- „neh. 496 Geschichte der großen allgemeinen Eine weit andre Aussicht hatte es mit der kaiserlichen Kanzlerstelle, die durch den TodfaÜ Caspars Grafen von Schli«, der am zo Dezember zu Kostniz starben „nehmen, nach Möglichkeit daran hindl^ „wolle. „ *) Ich will allhicr keine Reflexionen über die polll^ scheu Folgen eines solchen Eides, den amM" vor wenigen Jahren auch die Bsschöffe ablt^ ten, machen. Wie schädlich er scye, kann fedweder von sechste einsehen; nur muß ich genwättig aneriniiern: daß Heinrich V. in England aus erheblichen Gründen deM^' schof von Winchester verboten habe, die dinalwurde anzunchmen. Vielleicht 'ss Beyspiel im Stande (denn Beyspiele ' exempls ti-shuin) die Monarchen unsrer zu einem nämlichen Verbote zu verleite« -k wenigstens, dächte: daß die Kardinälc . dem Staate, noch der Kirche einen Dortig verschafften -; und da die Monarchen « die Handhabung ihrer Rechtsanien seyn müssen; so wäre cs auch nach meiner, grciflichen, Meinung nothwendig> daß a^ destormeln, mit denen sich annvch schösse, zur auffallenden Verletzung der la" fürstlichen Rechte, dem römischen Stuh e pflichtet machen, abgcboken würden lich sind diese nur blosse Wünsche! Wünsche werden doch auch manchmal " S. k'oiuiiicsls tiomsnuflr p»L> nübi Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 497 Erledigung gebracht wurde. K. Sigis¬ mund besetzte sie alsogleich in der Per on Georgs Bischofs von Passau aus dem da¬ mals annoch gräflichen Hause von Hohen¬ lohe. Dieser ward am Neujahrstage 1418, an welchem ohnehin Promotionen zu geschehen pflegen, vom Kaiser zum Kauz- ler ernannt. Am nämlichen Tage gieng auch die Promotion Heinrichs von Ulm, Bürgermeisters zu Kostniz für sich. Er¬ warb vom Kaiser in Gegenwart desPapsts, der Kardinale und vieler vom Adel, nach eingeführtem Zerimoniclle zum Ritter ge¬ schlagen. §. yi: Die ganze Zeit des Jahrs 1418, in- solang als die Kirchenv. zu Kostniz fort- Des Pnxstt dauerte, war an feyerlichen Begebenheiten A^nze- reichhältig. Man hat gesehen, daß in vor- "nmomcn hergegangenen Jahren Geschäfte von aus- 2«hre serster Wichtigkeit behandelt worden sey- en. Also ward z. B- im Jahre 1415 P. Johann 2Z in der zwölften Session ab¬ gesetzt; in der vierzehnten entsagte seinem Papsttbume Gregor 12 freywillrg; und in der fünfzehnten batte man den guten Jo¬ hann Huß zum Scheiterhaufen verdammt. — JmJahre 141b kam durch die unermüde- te Sorgfalt des Kaisers die berüchtiqteLa- pitulation vonNarbonne zuStande; und im nämlichen Jahre ward auch bey der ein und zwanzigsten Session Hieronymus I i von , 2«>M. 498 Geschichte der grossen allgemeinen von Prag als ein Ketzer verurtheilt, und am jo May zu Aschen verbrannt—. IM Jahre 1417 geschah die vollständige Ver¬ einigung der spanischen Natron mit dem Konzilium; bey der sieben und drevssig- sien Session ward Benedikt i z abgesetzt; und am n November erwählte man Papst Martin den V. Es ward imgleichen das Rcformationsgeschäft mit dem löblichsten Eifer betrieben— Lauter Begebenheiten, die sowohl die Wichtigkeit der Geschäfte beweisen, als auch die ununterbrochene Tha- Ligkeit des Konziliums deutlich darthun-— Allein in dem Jahre 1418 zeigte sichrer heil. Synodus in Bearbeitung der rück- ständigen Reformatiönsgeschäfte ziemlich saumselig. Man ist nicht unrecht daran, wenn man die Ursache dessen vom Papste Martin V. herleitet. Dieser gab sich mei- stenö nur mit kirchlichen Geprängen, feyer- lichen, und in die Augen fallenden Auftrit¬ ten ab. Ich will davon einige ganz in der Kürze anführen. Am 1 Inner, als am Nemahrstage sang der Papst in der Kathedralki'rche die Messe — wobey er zugleich zu grosser Zu¬ friedenheit des Volks seinen Segen er- theilte—. Die nämliche Feyerlichkeit ward auch am 6 Jäner, als an dem Feste d^' Erscheinung Christi begangen, wobey stm annoch eine viel grössere Menge des Pö¬ bels versammelte, der meistens durch Kirchenvcrs. zu Kostniz. i V. Th!. 499 und prächtige Gepränaeherbeygelockt wird, wE es unttr andern das frische Beyspiel PapstsHms Vl. der am Ostertage 178» zu Wien in seiner päpstlichen Kleidung pon- rifizrrte, beweiset —. Das Volk zu Kost- niz fühlte am 2 des Hornungs eine umvie- les grössere Freude, als sorgfältiger es die vom Papste Martin am vorgemerkten Lichtmeßfeste geweihten Lichter und Wachs¬ kerzen, von denen über 1500 nach dem Zeug¬ nisse Lachers von einer Höchen Bühne un¬ ter das Volk herabgeworfen wurden, gleich den kostbarsten Reliquien aufbewahrt hat- te —. Erne viel schätzbarere Kostbarkeit war die goldene Rose, welche P. Martin am vierten Fastensonntage öffentlich und unter dem Zusammenlaufe von beynahe hundert tausend Menschen weihte, und dem Kaiser als ein Zeichen seiner besondern Zu¬ neigung verehrte, der sie auch als ein un¬ schätzbares Kleinod mit tieftster Ehrfurcht annahm. *) fff) So sehr man aber da- I i L malS *) v. d. Hardt 1°. IV. iizr. M) Wiederum eine Gewohnheit, mit der die Päp¬ ste sich Prinzen und Könige verbindlich zuma- chen suchten. Ihr Ursprung- ist allerdings nicht gewiß! Einige wollen schon im fünften Jahr¬ hundert« davon einige Spuren gefunden haben; doch was die positiven Zeugnisse anlangt, so hat ma« die ersten Urkunden aus dem zwölften Jahr- 50O Geschichte der grossen allgemeinen mals die goldene Rose schätzte, s> tief ist nach der Zeit ihre Achtung herab gesun¬ ken. Jahrhunderte. *) Pc Alexander M- machte im Jahre 1177 mit seiner goldenen Rost dem Doge von Venedig ein Geschenk. Es ge¬ schah vcrmukhlich darumen, weil auf Vermit¬ telung der Republik die Aussöhnung des Km- scrS Friedrich I. mit genanntem Papste zu Stande kam. In dem Leben dieses Papsi^ welches der Kardinal von Arragonien ausdeM 14 Jahrhunderte beschrieb, wird dabei) aE'- merkt: daß Papst Alexander lll. die gost^ Rose nach eingcfnhrter Gewohnheit gewerkt und selbe nach vollendetem Gottesdienste Doge von Venedig verehrt habe — Uonrist^ ncl eccleltsm u. ^larci solemnia leiillaruM oe lsbrsturu; -n-cettic. Incluti, sacriz vr-lkibus, 6c cnnsustuclineanreain Z-seren; rosam — 6c co»'' pleti; blisssrum osticii; rosam, gnam cl«rule>^' «luci Venetico in iiAnnm Arati.? leä» aposta- lic« conrulik. **) P. Urban V. der im Iahte iz68 mit seiner goldnen Rose dec König""' Johanna von Neapolis, die, um ihn zu bet"' chcn, nach Rom kam, rin Geschenk machte, ver¬ ordnete, daß seine Nachfolger jährlich, und zwar am Sonntage ibrtars, eine weihen sollten- Ursache, warum man die Weihung auf vor- gemeldten vierten Fastenfonnlag best'"'^^ *) S- LponZgni Urinal. Kerl. ?sr. alt. p. 44!^ **) Vici, dluratorii rerum iralie. seriptor. p. 470. Kirchenverf.zuKostniz. IV.THeil. 501 ken. Vielleicht ist dieser Verfall von der Hochachtung auch Ursache, daß man von der Wei- wird folgende angegeben: die Rose sollte als ein Sinnbild der Freude die durch die tranri« ge Fastenzeit niedergeschlagenen Gemütderdcr Gläubigen ausrichten. — *) Ich weiß eben nicht, ob der Erfolg von der versprochenen Wir¬ kung richtig seye! Wenigstens laßt cs sich mit Grunde zweifeln, ob ein ausgcuiergelter Kör¬ per dadurch, daß der Papst zu Rom eine gold- ne Rose weiht, Linderung fühle —. Es ist auch die Erklärung ihrer Eigenschaften, d. i. der Farbe, des Geruchs, und des Geschmacks, die alle drcyc auf die Gläubigen der Kirche gedeutet werden feilen, sehr gedrängt — so wie es auch msebr mystisch klingt, wenn man sagt, daß dieRose seloste.und der Bwsam und Balsam, wo¬ mit sie bcräuchert wird, lauter Sinnbilder der göttlichen und menschlichen Natur Christi wä¬ ren —. Inzwischen wußten die Papste durch derley dunkle Erklärungen, und mittelst der blendenden Zerinionien, die sie am Tage der Weihung, bey welcher das ganze Kacdinalkol- legium in Caffocks erscheinen mußte, bcobach, teten, ihrer goldncn Rose einen ungemein grossen Werth zu verschaffen. SolcheRoscn wur¬ den nach der Zeit meistens nur an Prinzessinnen, und Königinnen überschickt,weil die Monarchen sie nicht mehr annehmen wollten, aus Ursache: baß *) S. Duraircli stariomrl. ärr. OKic, l,. VI. loi. irr 502 Geschichte der grossen allgemeinen Weihung derselben in unfern Tagen so we- mges zu sprechen hat. Hingegen sieht man, daß in den christlichen Kirchen durchaus die Segnung der Palm- oder Glrvcn- zweige annoch jetzo rm Schwange seye. Man findet dort und da manche Pfarr- mengen, die den geweihten Palmenzwcigen eine wunderthätige Kraft zuschreiben. Man kann es rn vielen Kwchspielen sehen, wie die Bauern solche Zweige auf die Felder mit¬ ten in ihr Getreide stecken, und sich festig* tich einbilden, daß ihre Felder dadurch ge¬ gen den Mehlthau und alle übrigen schav- lichen Wirkungen der Luft beschützt wer¬ den —. Ich dachte, daß die Pfarrherren und Seelsorgers doch verbunden waren, ihren Pfarrkindern solche, und derley irri¬ gen Begriffe, die sie sich aus den Segnun¬ gen des Priesters machen, zu benehmen- Zu Kostniz weidete P. Martin sechste arn Palmsonntage die Zweige,welche um so häu¬ figer herbeygeschleppt wurden, als zuver^ sichtlicher sich das Volk einbildete, daß ves Papsts Segen kräftiger wäre —. V. Martin Uibrigens so sehr sich P. Martin mit dr!, D Si- Kirchenzerimonien, von denen ich einige be¬ si, mund in rührte, zu Kostniz abgab, so eifrig betrteo seiner Kö» er auch alle die jeniqen Gepränge, wodurcy nlgswurde.hem päpstlichen Stuhle ein Zuwachs au zett' daß die Päpste mit ihrer Uibcrgabe fich Gerichtsbarkeit anmaßten. S D»e/,e/«e t>> i!er Nsper '1°. U. p. 146z, Kirchenvers zu Kostniz. IV. Thl. §oz zeitlicher Hocheit und Macht verschafft wer.' den konnte —. Dahin gehört die Bestä¬ tigung des Kaisers, den P. Martin bey ei¬ ner am 24 Jäner abgehaltenen zahlreichen -i J«mp. Versammlung der Kardinale, Bischöffe, Kirchenprälattn, und auch weltlicher Für. sten für einen rechtmässgen römischen Kö¬ nig anerkannte. Das feyerliche Aerimo- niel greng folgender Art für sich. K. Gr- giftnund fiel vor dem Papste auf seine Knie nieder, und schwur dem päpstlichen Stuhle die Treue — und P. Martin bestätigte seine Königswahl mit angeführter Erklä¬ rung, daß er alle bey der Wahl vorgefal¬ lenen Rechtsmängel kraft seiner apostoli¬ schen Gewalt ersetzt haben wollte. Go übertrieben aber diese päpstliche Erklärung lautete—(eö ist doch immer eine übertrie- bene Sache, wenn man sich fremder Rechte anmaßt) — um so auffallender kömmt mir dennoch die zu tiefe Erniedrigung des Kai¬ sers vor. Sigismund ward nach Jodoks Tode im Jahre 1411 von den Kuhrfür- sten zu Frankfurt rechtmässig gewählt; er bedarfte also keiner Bestätigung von Sei¬ te des Papstö — und da er sich schon im Jahre 1414 zu Aachen krönen ließ, fo war seine zu Kostniz gepflogene Krönung gewiß überflüssig. Man hatte bey vorgedachter Versammlung am 24 Jäner den dießfälli¬ gen Akt wiederholt, da ihme von den zwecn Kardinalen, von Viviers und von Orsini, ewe goldne Krone, vre P. Martin überreich- 5O4 Geschichte der grossen allgemeinen Le, aufgesetzt ward. *) K. GiArsmund muß an den Krönungsfeyerlichketten ein ausserordentliches Vergnügen gefunden ha¬ ben, weil er sich nach der Zeit wiederum, und zwar zu Rom sechste vom P. Euge- mus im Jahre 14 zz (vermuthlich ist eS b y Hrn. Lensirnt kiiK. 6u concile 6s Oorut» l-iv Vl.§. ein Druckfehler, wo die dich- fällige Krönung auf das Jahr 1438, m welchem Sigismund nicht mehr lebte, an¬ gegeben wird)krönen ließ —. **) 8§s)^acy *) äp v. d. Hardt I. c. p, 1506. kl-ltin-» in virs Lngenii. , LA°) Es ist allhier der Ort nicht, so wie nu'c e» am Raume mangelt, um die von den Päpste" usurpirken Krönnngsrechte der römische» ser zu widerlegen. Daß solche Krönung wesentliches Stück der Kaiscrwürde seye, "" raß sie nur eine zufällige Zerimonie gewest^ kann man aus deme entnehmen, daß wir stl Rar! dem V. schon so viele, und zwar lnrst"' rechtmässige Kaiser gezählt haben, von denen dennoch keiner vom Papste zu Rom gekrnN ward. Vormals und in den Zeiten, wo d»r das Rauchfaß manche Empörungen unter de Volke angezündet wurden, mußten sich este tt" schen Kaiser, um ihre Thronen nicht erschwer zu lassen, diesem Zerimonielle unterziehen- ' leicht that es auch K. Sigismund aus vämlichei, Beweggründe. So vieles ist daß nian in dem fünfzehnten IahrlM die gehcimnißvolle Erklärung der Päplle Kirchenvers. zu Kostmz. IV. Thei!. 505 solcher römischen Krönung fieng K. Gr'gist- mund zuerst an, in fernem kaiserlichen Reichswappm einen zweyköpfigen Adler zu den Dreien Rronen des Kaisers annoch im- mec beybehalten habe —. Der dießfallige my« stjsche Sinn erhellet aus der Bulle, die P. In¬ nozenz VI. bey Gelegenheit der Krönung des Kaisers L.arl IV. im Jahre i; 55 herausgab, und ivorinnen der Papst die Ursachen der dreh¬ en Kronen des Kaisers folgendermassen erklärt. Er sagt: *) die silberne Krone, mit welcher der Kaiser zu Aachen gekrönt würde, bedeutete die Beredsamkeit und Weisheit, wodurch er die Ketzer unterdrücken und widerlegen sollte —die eiserne aber, die er zu Monza oder zu Ma»), land erhielt, bezeichnete seine Starke, um die Rebellen und Feinde der Kirche zu zerschnitt- tern — und die goldene endlich, die ihme zu Rom aufgesetzt würde, bedeutete seine Macht, mit der er die Freybeit der Kirche zu handha¬ ben nicht nur berechtigt, sondern auch verbun¬ den wäre. Meine Absicht ist nicht, die Falsch¬ heit dieser widersinnigen Erklärung anfzude- ckcn! Wie ungereimt diese allegorische Anspie¬ lung scye, hat vorläugft Aencas Sylvins, uachmaliger Papst piu» ih deutlich bewiesen. Um sich hievon zu überzeugen, darf man nur dessen historism rermn kricierici III, I-, Le sieg, nachschlagen. *) S- kasmalä, eVmust, «eoles. aä «nimm num, 9. 506 Geschichte der grossen allgemeinen zu führen. *) Eine Gewohnheit, die nach der Zeit durch ihre ununterbrochene Fortt dauer den römischen Kaisern ein Ausschlnt' suugsrecht zuwegen brachte —. Inzwischen hatte K. Sigismund dem Papste, da er sich von ihme zu Kostniz krö¬ nen ließ, die gewünschte Gelegenheit darge- boten, seine Gewalt weiter ausbreiten zu können —. P. Martin V. gab sich meistens mit blendenden Zerimonien ab» und er war äusserst befliejstn, wie wir es aus obigen deutlich entnommen haben, att les das jeniqe in Gang zu bringen, so^ römischen Stuhle ein Ansehen verschE" konnte. Er wollte den päpstlichen Dess^ tismus, deme die Kirchenversammlung Kostniz theils durch die Absetzung derPE ste, thciks aber auch durch die vorgesih^ bene Reformation den Umsturz drov^ von dem Schiffbruche retten —. Ek sich alle Mühe, die Leute glauben zu ma chen, daß dem römischen Papste eine unem- geschränkte, göttliche, Macht über alle ge zukäme —! Und diese war die eigens lrche Ursache, daß er das Reformatio"^ geschält am päpstlichen Hofe zu hlntertr ben suchte — So wenig aber P . tin zur Unternehmung der Reform gem zu seyn schien, so sehr drangen von der ans Seite die Nationen auf die Erfüllung^ *) S. Gottk. Ll-errers ge vcrs o"L>ns kjcijiiti;. Kirchenvers.zu Kostniz.IV. Thl. 5^7 selben. Es äussert sich allhier dw fügliche Gelegenheit von dem zu Kostni; entworfenen Reformationsplane das Nöthige in dün- diger Kürze vorzutragen. Von dem Reformationsgeschafte. 5>r. Wir haben schon oben §§. 61.6z. 66. 7'. gelesen, daß aus allen Nationen die non Refor. ^ursche am meisten sich das- Reformen- mativusar- vnsgeschafthabe angelegen seyn lassen. Siegel- batte in die Papstwahl nur unter dem Be- drngnlsse gewilligt, daß die Kirchenverbes. mung alfogleich nach der Wahl vorgenom- Ulen, und die bey der 4osten Sitzung aus¬ geschriebenen Reformationspunkte mit des¬ sen Mitwirkung aus einander gesetzt wer¬ den sollten —. *) Nun aber — da seit der Papstwahl schon beynahe drey Mona- che verstossen waren, ohne daß man in der Reformationssache avanzirt hatte — und da p. Martin nur in jenen Gegenständen, die seine Hocheit interessrrten, sich geschäf¬ tig bezeigte, den so nothwendigen Punkt von der Reform aber immer zu verschieben luchte — wurden die TeutscHen über sol- He Verschöbe, weil sie selbe der Kirche aus. 'drst nachtheilig fanden, ungeduldig ge¬ macht Sie übergaben dahero, von dem Reformationseifer beseelt, an den Papst ei- *) S. ober» §.78. D. 42S. Iäntr, 508 Geschichte der grossen allgemeinen einen Aufsatz unter dem Titel: Kermsui- LL NLtionis LrtiLuIi 6e Mr in LonlksrNieiNi con- cilio in principio anni 14 s 8 Martino V. ?L^X exNibiti. Man kann es schon aus der Aufschrift ersehen, daß die teutsche Na^ tton mit diesem ihren Pro-Memoria vor¬ züglich auf die Reform des päpstlichen Hofs gedrungen habe und dieses, so viel nm scheint, und wie ich es schon in Vorher^' hendcn anmerkte, nach allem Grunde; denn dey dem Heilungsgeschäfte muß doch oc Kopf am ersten gesund gemacht werden^' Die ganze Schrift, welche die teussA Nation gegen das Ende des Iäners u^ gab, bezog sich auf die jenigen Punkts vermög des vor der Papstwahl cingE, genen Vergleichs zur Reformation auSö setzt worden waren, und von denen oben S.444 Meldung geschah! Nu — !über v' selben Artikel äußerte die teutscheNatio" A re Gedanken folgendermaassen; l) derLardinale hielte sie es für rathsan^M derer nur 18 waren, wie es das Kolleg der Reformatorn beschlossen; **) jedoch *) v. d. Hardt 1.l.k-r.,r ?. be aber «st d«^ Aufschrift AermsnicL ruper -rcieulis ätc, 1. '"l. ;; c«?' T. ^rilämsnk» Nckormstarum Lvu»» V, dci- eabbr l, c. p. 105«. Kirchenvers. Zu Kostniz IV. Thl. 509 de sie sich auch, wenn es die andern Na¬ tionen für nöthig erachteten, deren 24 gefal¬ len lassen. Nur wäre bey ihrer Auswahl auf die Qualitäten, und unter diesen auf die Wissenschatten zu sehen; sie müßten entweder der Theologie oder der Rechte Doktorn seyn — und sie sollten aus allen Nationen, und zwar nach einer solchen Ein¬ teilung genommen werden, daß so viel möglich eine Gleichheit gehalten würde—. Uiber den 2. 4. und Zten Artikel, über die sie sich schon ehevor weitläufiger erklärt hatte (s. oben §. 8c> S.487) verlangte die Nation, daß alle Reservationen, äusser denen, die in dem corpore juris enthalten wären, ab- gethan seyn sollten —; doch wollte sie zu¬ gleich dem Papste die Vollmacht einge- räumt haben, jeden geistlichen Patron, der über fünf Benefizien zu vergeben hätte, mit zwo Anwartschaften zu beschweren —. Was Z) die Annaten, und andre Taxen unter dem Titel tervitis communis beträ¬ fe, und aus denen laut 16 der Papst und die Kardinäle ihren Unterhalt zögen, soll¬ ten sie nur von jenen Domkirchen find Ab- teyen, die dem päpstlichen Stuhle unmit¬ telbar unterworfen waren, und wenn sie innerhalb fünf Jahren einmal lebig wür¬ den — so wie auch nur insolang, bis die Papste zum vollständigen Besitze der Gü¬ ter der römischen Kirche gelangten, an den römischen Hof bezahlt werden —. Wenn rine Kirche wegen Der Annaten zu hoch ta- 5 IO Geschichte der grossen allgemeinen kamt wäre, sollte der Tax gemässigt wer¬ den, und die Zahlung unter einer redlichen und erträglichen Bürgschaft geschehen Mr kkk) Go gemässigt der Vorschlag derTeukschc""" Betrcs der Annaren, von deren Ursprungs ich im I. Tb. Anm. o) geredet hatte, war; »m s' heftiger drang die französische Nation aus die vollständige Abschaffung derselben. Sic auch hiezu die triftigsten Gründe. Unter an¬ dern soliden Argumenten, von denen sie i" ner wahrend des Konziliums zu Kostnst li"" ausgegebenen Schrift unter dem Titel: nis AsllicL in cancüio Lonlinnrienti ^eclaratio 6e gmiaris non solrencli» *) 24" Tapet brachte, will ich nur das senige der» ren, so sie aus dem ungeheuren Sch"^"' aus der Bezahlung der Annaren dem Ko" reiche jugefügt ward, herleiketeD>cl^ zöstsche Nation sagte - daß laut Derceb""'^ der römischen Hoskanimer sechste aus de" ' Frankreich blos tarnen Kathedralkirchc"^ " Abteyen durch alle 6 Jahre eine Summo" 0-7- Diese gelehrte Schrift liefert O- v. d. tn seiner vollständigen Sammlung XIII. p. 761 6e sog. so wie sie auch sch""^ der französische Gottesgelehrte Ldmu»^ «her in seiner Kist, ooncil z;-nersl h'd- 197 unter der Aufschrift: Apostol' lio stsri per venersl).k>«ki«nern eingeschaltet hat- Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 511 Uiber den 6- und 7ten Artikel erklär, te sich die teutsche Nation: daß Llagsa- chcn 697,750 Fl. nach Rom bezahlt würde, ohne di« Einkünfte in Anschlag zu bringen, die aus den m'chttaxirten und mindern Benefizien da« hin flössen, und dir eben dieselbige Summe ausmachten —. Wenn diese Kalkulation der Franzosen roa i,zyg, 500 Fl. richtig war, woran es sich auch nicht zweifeln läßt, weil sie «s sogar aus den Grundbüchern zu erweisen sich anheischig machten; so sieht auch ei» An« langer der Arithmetik leicht ein, daß, wenn der römische Hof von einer sedwedcn der fünf Na¬ tionen vbangrrcgte Summe durch die Anna¬ len zog, nach Verlaufe von sechs Jahren 6,y77,5oo Fl- dahin geschleppt worden seyrn—. Welch eine reiche Goldquellc für Rem waren also nicht die Annaten —? Sie mußten aber auch das Mark der christlichen Staaten vol¬ lends auSzehren? Und aus dieser Ursache, weil sie die Monarchen durch die Ausfahrt »er Gel¬ der an ihren Hauptnerven entkräftete!,, haben auch die Teutschen auf eine gemaffigte Ein¬ schränkung, die Franzose» aber auf dle vollstän¬ dige Abschaffung derselben ringerachen. Allein ohngeachtet dieser so gründlichen Vorstellungen hat das Konzilium zu Kosini; den so schädli¬ chen Mißbrauch dennoch nicht abschaffe» kön« ne». Oie Annaren wurden allererst in sol« «endein Konjilium vo» Basel abgeboten — rm- 512 Geschichte der grossen allgemeinen chcn über weltliche Dinge, und Mischen weltlichen Personen, auch nicht einmal un¬ ter dem Vorwande, dass einer das Aren) angenommen, an den römischen Hof ge-' bracht werden sollten —. Eben so wenig waren auch Geldsachen, ob sie schon M' den geistlichen Richter gehörten, wenn !>e nicht Zoo Goldgülden ausmachten — oder Venefiziensachen, welche die Summe von 15 Mark Silbers nicht betragen mögten — oder Ehesachen, ausgenommen, wenn sie vornehme und mächtige Personen giengen, und in dem Falle, wo der ter einer Untreue, Saumseligkeit, oder wot) gar Unbilligkeit überwiesen würde, in vc ersten Instanz nach Rom zu übertragen^' Und in eben diesen Fällen, die nicht >n v ersten Instanz nach Rom gebracht wer^, dürfen, solle auch die Appellation " A statt haben! Man solle dahin auch "sA appelliren därftn mit Vorbeygehung Zwischenrichters, omlllo meäio, oder so Beschwerden, die das Endurtheil mastu sich bringen —. Der g) betrafdieAc^ ter der päpstlichen Ranzley; und M ber verlangte die Nation, daß die PrvM besonders rn Venefiziensachen, abgekurz Vie zum Richtcramt gehörigen Peri und jetzo sind auch die Monarchen zu als daß sie die übertriebenen Tare» reseinkünfte von crlediqtenPfrnndeli,»» ihrer Staaten, nach Rom schleppe» " len — Kirchenvers zu Kostniz IV. Thl. 513 auf eine gewiße Zahl und auf bestimmte Galarien gesetzt — und daß die Aemter unter den Nationen nach Maaßgab der Billigkeit vertheilt werden sollten-. Uiber den 9) Artikel hielt es die Nation für rathsam, daß alle Exemtionen, die zur Zeit des Schisma ertheilt worden waren, widerrufen, und hinsühro keine mehr er¬ theilt werden sollten, äusser wenn eine ge« rechte, wahre, und gründlich untersuchte Ursache vorhanden wäre—. Eben so soll- le es auch mit den Inkorporationen an die Klöster und andre Kirchen gehalten werden. Der Hauptgrund, warum dleA"^-- Nation auf das Unterbleiben solcher In^„ korporationen einrietsswarzweit dadurch 6c daß die Ordensgeisttichen in derglei- chen einverleibten Kirchen äusser ihren Klöstern sich aufhielten, ihre Andacht erkaltete — die Haltung der Regeln r»nri»m, verabsäumt — und die Zahl der Mön- >?^ru>,, che verringert, so wie auch der Gor- "ü?' resdienst sclbfte nicht instirutmaffig be- obachtet würde —. Was den 10) an- oNkiv-m- langt, soll keine Kirche, sie möge hernach "-> relax». Kathedral- Kollegial- Konventual-Hospi- »me¬ tal- oder Pfarrkirche heissen, ohne offenbar re und gegründete, auch untersuchte, und rum«l>»n- ausdrücklich angezeigte Ursache als Eom- mende vergeben werden können — und ^'^"7 wenn dieses auch unter vorgemcrkten Be. dingnissen durch die Vollmacht des Papsts ->c cuim'« Zuweilen geschähe, so dörfte es nur auf eine K k kur- 514 Geschichte der grossen allgemeinen kurze Zeit, und mit hinlänglicher Verficht rung, daß weder die Seclensorge, noch die Armen darunter litten, statt haben —- Ui- der den n) Artikel lautete der Rathschlag der teutschen Nation, daß der Ertrag -er erledigten Beneftzien den Kirchen, und künftigen Vorstehern verbleiben soll- te —. M) uiber den ir) war das Ein- ra¬ ni) So billig immer das Anverlangen der teilt, schen Nation war, daß dem Papste kein Recht zustünde sich den Ertrag der lebigstehenden De, nrsizien, feuälus meäii rcmporis, zu zueiggell» UM so zweckmässiger ist die Verwendung solch"' Interkalareinkünftc in unftrn Tagen. Rach den kanonischen Rechten müssen die truS»«'"' rerealsre,, oder mcäii r-mporis zum Beste» der Kirchen und der Armen verwendet werde», nun «der scheint mir, daß sie jetzo in den östc^ reichlichen Staaten besser verwendet werde», als wenn sie nach dem Linrachen der Teut-' schen zu Krstnlz den Nachfolgern zufiele" ' Ein Benefissat bekommt aus dietruälu» bo>>e 6cü doch nicht ehe ein R.cht,als bis ec itt da^ damit verbundene OKcium nach kanonisches Ordnung insiituirt ist —. Man must die 2>- vrdnung db.2s Oktober 1781, krast welcher d>e kruLius inrercslaree vonden Probenden füe Gchnlanstalren zu verwenden sind,in der T » billigen. IbreBestimmung ist die Crzl'chu»^ Unterricht, und die Bildung der Jugend-""" ka»» Kirchenvers. zu Kostmz. i V. Th!. 5 i 5 rathen der Nation, daß ein jedweder Papst schwören sollte, die Güter der römischen Rirche nicht zu veräußern —. Hiezu wurden die Teutschen vermuthlich däm¬ men verleitet, weil-die römischen Kuriali- sten auf die Beschwerden der Nation al¬ lemal die Antwort gaben, daß der Papst und die Kardinale standeömässtg leben mü߬ ten. Nun aber sagten die Teutschen: daß zu solchem standesmässigen Unterhalte es eben nicht nöthig wäre, dre Reservationen, Annaten,und andre derley widerrechtlich ein¬ geführten Mißbräuche beyzubehalten Der Papst hätte seine Güter —; nur wäre er zu verbinden, daß er auch für deren Erhal- tung sorgen sollte. Der i Z Artikel betraf die Frage, wie, und aus was Ursachen ein Papst korrigire und abgesetzt werden könnte — ? Die Nati- on entschied die Frage folgendermassen: daß der Papst nicht allein wegen der Ketzerey — sondern auch wegen offenbarer Simo¬ nie sowohl in Ansehung der Sakramente als der Benefizien — so wie auch wegen eines jedweden andern offenkündigen La¬ sters, wodurch er die ganze Kirche ärger- te — und in dem Falle, wo er sich nach K k 2 . v0kr kann wohl in der Sache ein nützlicherer Ge¬ genstand gewählt werden? Die Nachkommen¬ schaft wird davon die reichesten Früchten sam¬ meln, und dafür ihrem weisen Later Joseph mit dem wärmsten Gefühle danken -. zi6 Geschichte der grossen allgemeinen vorhergehender Warnung nicht besserte, durch rin allgemeines Konzilium gestraft, und auch seines Papstthums entsetzt werden könnte. 14) Die Simonie wäre für die Zukunft auf das schärfeste zu verbieten; doch könnte man mit den Simoniakern von vorigen Zähren, weil sie fast allge¬ mein wären, eine Nachsicht haben—. Was die Nation über den iZten Artikel unver¬ langte, war - daß die Difpcnsirtionen so* wohl in Benefizien, als auch in Ehesachen nur aus einer augenscheinlichen, offenkundi¬ gen, vernünftigen, und ausdrücklich an¬ gezeigten Ursache ertheilt werden sollten -- Go wie auch 17) die Ablässe, die wahrend des Schisma von den verschiedenen Pap* sten im Uiberflusse ertheilt worden waren, und die eine Nachlaß aller Sünden ver¬ sprachen, durchaus widerrufen werden soll¬ ten ; und daß hinführo solche Jndulgenzi* en nur aus der wichtigsten Ursache aus;»- spenden wären —. Uiber den r 8 Artikel endlich forderte die teutsche Nation: daß die Zehnten nur mit Einwilligung eines allgemeinen Konziliums, und ebenfalls nur aus den wichtigsten Gründen der Geistliche keit aufgelegt werden dürften — Diese waren die Punkte, deren stätigunq die Teutschen in ihrem Aussatz^ den im Name der ganzen Nation pert Schmidt unterschrieb, vom P^ar- tin V. anverlangten. Man kann hierauf Kirchenvers. zu Kostniz. Thl. IV. 517 den Geist der Nation in Absicht ans die Reformation deutlich entnehmen. §- 93- Es waren aber die Teutschen nicht Die Reser- alleinig, die auf die Kirchenverbesserung ''«rion drangen! Auch die Franzosen wurden des 2 »°»' päpstlichen Verschubs in Reformationssa. dm Bran¬ chen überdrüssig. Sie sahen ihren Fehler -°'c" un» ganz wohl ein, den sie begiengen, da sie sich zur Gegenparthey des Kaisers geschlagen, und die Papstwahl vor der Reform mit Ungestümme angefordert hatten. S. oben 8.6^ S Z44 Jetzo, da sie alleHofnung, die Kirchenreform durch den Papst unter¬ nommen und vollendet zu wissen, aufgaben, wandten sie sich an den K. Sigismund, und baten ihn, daß er sich der Sache mit Ernst annehmen mögte. Allein der Kaiser verwies sie, und gab ihnen folgende Ant¬ wort : „Da wir Deutsche die Reformation „vor der Papstwahl verlangten, wäret ifw „Franzosen damit nicht zufrieden, sondern „wolltet zuvor emen Papst haben —! „Nun habt ihr einen, wie wir; gehet so- „dann zu ihme, und verlangt euere Refm- „mation! Denn unser Amt ist nicht mehr „so, wie es bey erledigtem römischen Stuh- „le war. „ *) Ich will über diese Antwort des Kaisers keine kritischen Glossen ma¬ chen! Was ich historisch anführen muß, ist: daß nebst den Franzosen auch die Spa¬ nier *) T. Oobclmum verlor» in OolmoZrom. c. uir. 5 1 8 Geschichte der grossen allgemeinen nier jetzo in Betreibung des Reformatio onsgefchäfts sich eifrig bezeigt haben. Sie nahmen es ganz übel, daß P» Marrin das Reformationsgeschäft, ob er sich schon verbindlich gemacht halte daran ohngesäumt Hand anzulegen, immer ver¬ schob —. Sie beschlossen dahero gleichfalls denselben an seine feyerlichen Verheissungen zu erinnern, und ihn zur Erfüllung seiner Zusage anzutreiben. Die Argumente aber, derer sie sich hiebey gebrauchten, waren von der Deutschen und Franzosen ihren ganö unterschieden. Diese forderten die Reforn» mit einem ernsthaften Tone; da hingegen die Spanier den P. Martin mit stachlig ten Schriften und beissenden Satyren HA wegen angiengen. Ihre dießfällige Schrift, betitelt: die Messe wider die SimsnA verräth nicht nur Witz, mit dem sie die Simonie, und übrigen bey dem römisE Hofe herrschenden Mißbräuche durchiA sen sondern sie zeugt auch von dem MU' the, mit dem die Spanier unter Androhung eines Abfalls vom P° Martin die AbsthiA fung der Mißbräuche, und die Kirchens form vorzüglich am römischen Hofe an^ verlangten. Die Schrift findet man u der vollständigen Sammlung des v. 6ardt l'. IV. p. 1ZO4. läck) Ich will aus selber nur einige Passagen zwar in kome hiehersctzen! Meine Leser KirchMvers. zu Kostniz IV. Thl. 519 Uiber solche von den Nationen ge¬ machten Vorschläge hatte auch P. Martin, weil den hieraus ganz leicht entnehmen, ob die auf den römischen Hof anspiclende Satyre der Spa¬ nier gegründet gewesen seye, oder nicht? Die Rollekre orsrio, welche der Priester nach dem 6ioris betet, ward folgendermassen abgefaßt r Deus, gui proper pcccsts populi, Le proprer ' verirstem sglste exsmingrioni; bonorum Le malo- rum,^mo?ritrm in t-mrum exslrari pcrmiststi, uk, ,r e/se ac^>er, >,/a^or /imenra ; r^uoä ekism ecelestse tsxsrenlur, bene stcis rcserrsrcntur, eleäionek c»stsrenrur,/a- era»re«ra : (^uresu- mur — ecc/e/t«^ 6anr Ararjzm converrongi , gui st restpis- ci noluerinr, eoäsm inalestiAionis Fliciio 5s- rianrur, guo N. ?etru8 Xls^um Lc LIiteus Lebest, rancrrum Ararisrum emtores ör venclstores percutisrnnr. ker Dominum nostrum Lrc. Die Epistel ward aus der Of¬ fenbarung ^v-mnis x vn. und das Evangeli¬ um aus dem X. Kapitel dt-rb. genommen; a!!wo mit den Worten Christi umsonst habe ihr es empfangen; umsonst gebt cs auch andern, v. 8 auf die Simonie des römischen Hots gefliessentliche Anspielung geschieht. Das übrige kann ein jedweder sclbste in angczeig- tcn Orten nachschlagen. Bey dec Opferung ofterr. hieß es' Omnes an« ü» sum gur° r»nr. 520 Geschichte der grossen allgemeinen weil er sich aus dem Gedränge nicht schleck' terdings losmachen konnte, einen Refor- wationsplan abgefaßt, den er den Nation nen zur Einsicht übergeben ließ. Die dich- fälligen Reformationserklärungen werden unten §. lOi. vorkommen; jetzo muß ich et- luge andern Begebenheiten erzählen. Des Basils 94» Gesandt- Ich hatte es schon oben §. 89 489 schäft nach angcmcrkt: daß P. Martin alsoqleich nach seiner Wahl ernige Gesandten nach Arra- gonien abgeschickt habe, um allda den Ul' berrest von der Spaltung aufzuheben, und auf seine Seite zu ziehen. Die dießM' ge Gesandtschaft war auch nicht ganz ftE los! denn obschon Luna das Anrathen el< Niger BischiZffe, und dreyer Kardinale von seinem Anhänge, sich dem zu Kostniz n^U' gewählten Papst Martin zu unterwerfen, runt, non qu« 1-5u Ckristi, und be» "" Äommunion: 6 mei ncpore! non fuerink minari in beneflcijr eccletisliicir inclebire I'-' i>iri», tunc immacularur ero Lr emunösbar - «ielicio msximo /r>?ro»,-e. So vieles von der Messe wider die Simon'e - Cs ist nicht zu zweifeln, daß die Spa"«" stlber keine andre Absicht gehabt haben, dem P. Martin damit beiß zu mache", b" dieser um ss geschwinder zur Abschaffung Simonie, und zur Vollstreckung der Kirche reform sich fügte —. Kirchmverst zuKostmz. IV. Thl. 521 mit Unwillen verwarf, und hartnäckig be¬ hauptete, daß die ganze allgcmeme Kirche mit chme zu Paniskola eingeschlossen wä¬ re, *) so hatten doch über solche Nachricht zween Kardinäle sich dem Gehorsame Be¬ nedikts entzogen, und dem neuen P. Mar- tin unterworfen. Sie schickten ihre De. putirten nach Kvstniz; und diese wurden auch bey einer öffentlichen Versammlung am z i Ianer, nachdem sie im Name ihrer Prinzipalen den Eid der Treue und Unter- würfigkeit gegen den Papst Martin abge- legt hatten, von dem Synode mit vieler Freude ausgenommen- Nach wenigen Ta- gen Tagen darauf ward Alamann Adi- mar, Kardinalpriester und Bischos von Pi- sa, als bevollmächtigter Legat nach Arra- gonien abgeschickt. Sun Auftrag war, den hartnäckigen Luna entweder mit Ver¬ sprechungen zu bereden, daß er auf alle fer- nern Ansprüche des Papstthums Verzicht machte — oder, wenn diese nichts fruchten sollten, ihn mit Kirchenstrafen zur Unter¬ würfigkeit gegen den neuen P. Martin zu nöthigen. Allein der Kardinallegat er¬ reichte in diesem Falle mit dem Lunasowe. nig feinen Endzweck, als mehr sich nach der Zeit Alphons der K. in Arragonien weigerte dem P. Martin Gehorsam zu lei¬ sten —. Die Ursache, warum jener sich mit diesem zerschlug, war nebst der bereits ' im *) G. snnst. eccl. 1. XVIII, sn, 1417 >!um. 5. Ankunft der grie¬ chischen Gesandten ju Kostni;. 522 Geschichte der grossen allgemeinen im III. Th. Anm. ess) angeführten auch folgende: Alphons verlangte vom Papste das Recht, kraft dessen er die in Sizilien und Sardinien gelegenen Benefizien aus seiner landesfürstltchen Vollmacht, ohne hierüber die seit einiger Zelt eingeführten Zinse an den römischen Stuhl bezahlen ;u darfen, verleihen konnte— und weiters be¬ gehrte er auch, baß ihme, um sich über die im Vetref der Spaltung gemachten Aus¬ gaben schadlos zu machen, die Aushebung der Zehnten von Krrchenqütern bewilliget würde —. Allein da beydes P. Martin V. vermuthlich aus Eigennutze (denn bloß aus den Zinsen in Sizilien und Sardinien zog der römische Hof ,8,000 Fl. jährlicher Einkünfte) *) verweigerte, ward auch der Saame zur beyderseitigen Feindschaft aus- gestreut. Sie endigte sich allererst nach Verlaufe von 6 Jahren. So fruchtlos aber vorgenannte Kar- dinalslegation in Arragonien war, eben so wenigen Nutzen schöpften auch die Grie¬ chen aus ihrer Gesandtschaft zu KostnA Ich weiß nicht, ob sie von dem Konzilium eingeladen worden, oder ob sie aus fr^ willigem Antriebe dahin gekommen ftyen^' So vieles ist aber gewiß: daß der End¬ zweck solcher Gesandtschaft die Vereinigung der getrennten Kirchen gewesen seye- hatte schon zu Anfang des fünfzeM^ *) S. L20VMM sä snnum 1417 »um. Kirchenvers. zu Kost, niz IV. Thl. 52z Jahrhunderts der Kaiser Manuel palec-- logus an der Vereinigung der Griechen mit den Lateinern gearbeitet. Ich mag nicht zweifeln, wominder ihme solchen Rath« schlag die SLaatsklugheit und die Noch gegeben habe. Manuel lief Gefahr, des wenigen, so ihme annoch von dem griechi¬ schen Kaiscrthume übrig blieb, von den Türken, derer Macht sich rmmer weiter aus¬ dehnte, beraubt zu werden —. Er nahm daher» seine ganze Zuflucht gegen den Ok- zident; und die Hülfe, die er von daher zu erhalten anhofte, war auch das einzige Mittel, welches seinen Untergang verhin¬ dern, oder aufschieben konnte. Um von den okzidentalischcn Prinzen den gebetenen Bey« stand wider die Türken zu erhalten, brach¬ te er das Vereinigungsgeschäft der getrenn¬ ten Kirchen wiederum aufs Tapet. Der staatskluge Kaiser sah wohl ein, daß er nichts erhalten konnte, wofern der Papst nicht an seinen Angelegenheiten Theil näh¬ me — und daß das römische Haupt sich auch für ihn niemal bemühen würde, inso« lang als die Trennung bestünde —. In dieser Absicht schlug er die Vereinigung vor! Er kam selbste persönlich nach den Okzi¬ dent ; er erschien bittend fast an allen Hö¬ fen Europens; man that ihme auch die herrlichsten Verheissungen. Allein da kein Prinz sein Versprechen erfüllen wollte, glaubte Manuel paleologus von dem Konzilium zu Kostniz, bey welchem die mach- IS Mr. 524 Geschichte der grossen allgemeinen mächtigsten Fürsten versammelt waren, die gewünschte Hülfe zu erhalten. Er schickte dahero einigeGesandtcn dahin,mit dem Auft trage, das Vereinigungsgeschäft in Vo» schlag zu bringen. Die griechischen Gesandten kamen zu Kostni; am r<) Hornung an, und wurden mit aller Pracht und Feyerlichkeit empfau^ gen. An ihrer Spitze stand Georg dec Erzbischof von Lüow in Kleinreussen- DU begleiteten, nach dem Zeugnisse Daches *) mehrere Fürsten aus der Tartarey, u^ europäischen Türkey, so wie auch 19 schösse, die alle der griechischen RriE zugethan waren. M) Sie hielten auch Kost' *) ^p. v. d. Hardt 1*. iv. p. r;rr Ul) Die griechische Kirche unterscheidet sich der lateinischen hauptsächlich über den LthrM vom Ausgange des heil. Geistes. Die chen behaupten, daß der heil. Geist, ob er mit dem Dater und Sohne einerlei) Den hat, dennoch nicht vom Dater und Sohn" gleich, sondern allein vom Vater ausgche, w es )oan. XV. r6 ausdrücklich heißt Geist der Wahrheit, der vom Vater au^ gehet rc. Wir Lateiner hingegen lehren- ^ der heil Geist, weiter in der Gottheit nung nach die dritte Person ist, eben »om Sohne als »our Dater ausgehen n" Kirchenvers zuKostniz.I^.THl. 525 Kostni; ihren Gottesdienst öffentlich, und lasen nach dem Gebrauche der griechischen Kir- Es giebt nebst diesem wesentlichen Hauptsiücke annoch viele andre Nebendinge, in denen die Griechen mit den Lateinern nicht Übereinkom¬ men. Dahin gehört j. B. der Primat des römischen Papsts, den jene nicht anerkennen- die Ehe der Geistlichen, die sie nicht gänzlich wie die Lateiner verbieten; sondern aus eine gewisse Art einschränken — das gesäuerte Brod, dessen sie sich im heil. Abendmahle bedienen, — die Kommunion unter beyden Gestalien S. ll. Th. Anm. bbi>) S. 2oi — und sehr viele andre Zerimonien, mit denen die griechi¬ sche Kirche annoch mehr überhäuft ist, als die lateinische. Auch in der Messe haben die Griechen beynahe mehrere Zcrimonien als wie die Lateiner. Jh, re Stellungen dabei) sind mannigfaltig, die Räucherungen häufig, und einige Eebchrden ganz wunderlich! Was mir bey der Messe der Griechen am meisten auffiel, war, daß das Brod und der Wein, beydech wenn es annoch ungesegnet ist, von dem Priester in der Pro¬ zession herumgrtragcn wird, wo alle Anwesen¬ de auf ihre Knie ntederfallen müssen —. Wie diese Verbeugung, die doch eine Art der Ado- ratisn ist, und wobcy man, wenigstens dem Anscheine nach, das blosse Gewächs des Ackers und des Weinstocks anbetct, von der Abgöt¬ terei» 526 Geschichte der großen allgemeinen Kirche die Messe. Ulrich Rcichenchal hat in seiner Beschreibung des Konziliums zu Koftniz S- 46 alle hiebey gewöhnlichen Zerimonien, als so viele Seltenheittn aus-' gezeichnet. Ich habe hiezu weder Raum, noch finde ich es auch nöthig, solche brauche, die man ohnehin in misirn TaM bey mancher Gelegenheit mit Augen sehen mag, ausführlich zu beschreiben. Wasim von der Griechen Gesandtschaft zu Kostm» annoch anzufügen habe, ist dieses einzige- daß dieselbe fruchtlos abgelaufen seye. D>e Ursache, warum über die Vereinigung nichts unternommen worden, war der Mw gel an der Reform —. Dächer bestätig diese Aussage mit seinem Ansehen, dass von den zu Kostniz befindlichen GrieE und ihrer Vereinigung also schreibt: meinte rnsn, wäre clie keformstion lieb AgNAen, üe laätten un6 5acbL funüen, (las lie aucb völli^Iicli Lbrin^ vorüen >v8ren. Freylich gab den chischen Gesandten, da sie von Kostniz^ zogen, p. Marrin V. ein Schreiben nu^ wormnen er den Söhnen des Kaisers vo Konstantinopel erlaubt, sich Weiber § ' der lateinischen Kirche unter dem Bedn,^ -^p. v. d. Hardt I. c. p. 1512. terey entschuldtqt werden könne, bade noch keine hinlänglichen Gründe gesunde'" ne dicßfalliqen Zweifel zu heben findet sich jemand, der mich hierüber zu ren urbietig ist. Kirchenvers.zuKostnizlV^THl. 527 Nisse, daß diese ihrer Kirche zugethan blie- ben, zu nehmen —. Raynald liefert bas Schreiben des Papsts! * **) ) Allein die Ver- eimaung der getrennten Kirchen kam nicht ehe zu Stande, als in der Kirchenversamm¬ lung zu Florenz. Vey dem Konzilium zu Kostniz ließ sich P. Martin die Unterdrückung der siten in Böheim um vieles angelegener seyn, als das Vercinigungsgeschäft der Griechen. Von diesem Gegenstände in fol- genden Paragraphen —. Von den Verfügungen des Papsts Wider die Huffiten. §- Y5- Auf die Veranstaltung des Papsts wurden von den kostnizischen Vatern 24 Artikel abgefaßt, die zur Rcchtweisung der Böhmen, und zur Ausrottung der Hujsi- «usMciir tischen Lehre dienen sollten. Ihr summa, rijcher Inhalt lauft da hinaus: daß der König in Böhmen schwören sollte, die Rechte der römischen Kirche zu handhaben, und Acht zu geben, damit die Katholiken auf *) ^nnsl. ecclss. 1. XVIll. sä LNNUlir 1418. num. 17. **) /»p. bsdbeum I. c. x- 742. V. d. Hmdt I.s. k>. 1514 Lr 528 Geschichte der grossen allgemeinen auf keine Weise von den Hussiten beun¬ ruhiget würden — daß ein jedweder, er wo¬ ge Priester oder Lay seyn, die irrigen Lehr> sähe des Johann wiklif, und des Jo¬ hann 6»ß, so wie sie von dem Konzilium verdammt worden waren, verdammen, und wenn er sie ehe vertheidigt hatte, abschrvo- ren sollte — und wer solches zu leisten M . weigern würde, wäre hiezu sowohl mitKw' chenstrafen, als auch mit Zuziehung des weltlichen Arms zu nöthigen —. Die ka¬ tholischen Priester wären in ihre Pfründen einzuseßen, so wie auch alle geraubten Kn> chengüter, Schatze. Reliquien:c. zurückM stellen —. Die Präger Hoche Gchuw müßte reformirt, d. i. von dem Wikliff'A mus gereiniget werden — und alle Hau-"' ainührer dieser Sekte sollen sich vor dao päpstliche Hofgericht stellen. Es werde' Derer neune namentlich angeführt! sind Johann von Jessenitz, Jakob As Miess, Simon von Rokiczan, mmm) d'- inon mmm) Johann von Rokicxan einer im P'ss"^ Kreise gelegenen Stadt, dessen Name in Geschichte der Hussiten nach der Zeit so beruv^ geworden war, mag damals annoch nicl) kannt gewesen seyn! Um das Jabr «4^7 schiebt in der böhmischen Chronik die erste düng von ihme. Nach dem Zeugnisse . xeks von Libotschan, war er im voraeme Jahre Prediger an der Prager Psarrk'r^^ Kircherivers. zu Kosim'z IV.THl. 529 MSN von Tisorva, Christian von Hra^ chaticz, Johann Lardinal, von deme oben 8. 48, S. 269 Meldung gescheh, Czendo von Loben, der Probst bey der Kollegial- kirche und k, Landkapelle bey aller Heiligen L l ob Thein. *) Johann von Rokitzan muß gewiß viele Geistesfähigkeiten besessen haben, weil er »nnv in einem zu Prag gehaltenen all¬ gemeinen Landtage zum Prager Erzbischof ge¬ wählt worden war. Seine Wahl geschah nicht alleinig von der Parthcy der Lalixti- ner. K. Slgisinund selbste hatte sie kraft aufgehabtcr landesfürstlichcn Gewalt bestätiget, wie es sein zu Jglau in Mähren am Apvlli- naristage, d. i. am rz Hennwnaths t4z6 un¬ terzeichnetes Schreiben ausweiset. Dir Schrift findet man bey -Hagel: l. c.G- 741, der auch die übrigen wichtigen Begebenheiten vorgenann¬ ten Erzbischofs, Johann von Rokitzan, anführt. Roklyan war Geschäftsträger der Böhmen bey dem Konzilium zu Basel. Seine Ließ* fälligen Unternehmungen werden bey Lochlä-- us, Theobald, diesen zwcen ältern Geschicht¬ schreibern der Hussitenkriege, und unter den neuern bey Jak. Lenfant I^istoire äe larzuer- re äez Hullnes Lr Wlkl.f^ "n neues die Lehee vonÄ^?^ und des Hieror-E stuä/—^ verdammt, ""7^5 3 ae ül ck,-» ? "kett gar sehr n>M ° keh^ S!^und weltlichen Obern, aus v ^ß sie solche verdammte iv^ st cktbÄ? Anfangs in ihrer Gcbll t y ^^"ten: Er macht zwischen ich < , ^U'UUlen Hunden, die nicht bellen ", iyj^ S km ganz wrllkührliches GkcichE va> bittet-» Abstand, über den er «nsr Klaglieder ausbrach, wal s,f,^ A^eachtet der mit dem Huß u"?nrn" o"vmus von Prag zu Kostniz vhti ^planschen Strafe dennoch viele w A Helm, Mahren, und andern benachb"^ *) ^p. I.sk)b. I. 0, p. 751. tz. Hardtl.e- ?' Kircherwers. zu Kostniz. 1V.THl. 55z Agenden vorfindig wären, welche die Bü- ,yvorgenannter Erzketzer durchläsen, und M'e verdammte Lehre weiters auszubrei- Ecn mit unverzeihlicher Vermessenheit sich /o- ^lrechten —. P- Martin befiehlt dahero 'V Name der Herl. Kirchenversammlung al- -L' Kjrchenvorstehern, Jnquisitorn rc. daß die der hussitischen Ketzerey verdächti- ?ieausfindig machen, solche den wettli- ^n Gerichten ausliefern — und diese, um desto geschwinder aus dem Wege zu rdkZürnen, unter Androhung der Bannflü- «bkzur Vollstreckung seiner Befehle anhal. 7N sollten —. Und damit sich Niemand !?öer die Unwissenheit vorgedachker kekepi« Mn Lehre entschuldigen könnte, fügte Mar. M seiner Bulle auch alle bereits ver- yrs ^Mmten Lehrsätze wikliss, und des Io- nuil von Arssinecz an. Von den 48 vct" l>ie >>Nd folg, wettläufig angeführt hatte." Es Mre dahero eine überflüssige Sache, diese!- M wiederum allhier einzurücken. Was Nl, sind die Fragstücke, welche die Beicht- Artikeln wiklifs ist im I. Th. dieser Ges. pje^ Zi Meldung geschehen; so wie ich die "hrsätze des ^uß in dem II. Th. §. rz Fe I"? fvlg- wettläufig angeführt hatte. Es Mre dahero eine überflüssige Sache, diesel- ^n wiederum allhier einzurücken. Was H aus der päpstlichen Bulle hieher setzen >dill, sind die Fragstücke, welche die Beicht- pje dciter in den Beichstühlen — und auch paß ^sonsten die Ketzerrichter allen, die Der Huf- "tischen Lehre angeklagt würden, zur Be>- ^twortung nach dem Auftrag-' des Papsts Kll- liegen sotten. Sie sind folgende: M ' Er- 534 Geschichte der grossen allgemeinen Erstens sollte man einen "jedweden fragen: ob.er oen^pirüs, «up/ ronymus von Prag persönlich geta ob er mit ihnen, nachdem sie auch exrv munizirt worden waren, GemeirstaM pflogen, ob er für sic nach ihrem Coden zu Gott gebetet, und etwa wohl gew Seligkeit angehofr hatte — ob er g'ch M, daß ein jedwedes allgemeines Konz>"^ und insbesondere das gegenwärtige zu niz, die gesammte allgemeine Kirche te — und ob er alle Verordnungen o n ben sowohl überhaupt, als auch insv n dere gut hiesse, z. B. ob er glaubte, Johann wlkLif, Johann 6'.rß, und a ronymus von Prag von dem Konz' zu Kostniz billig verdammt worden^» und ob er auch sechste ihre Lehr'E dämmte — ? Diese Fragstücke der . Wiklifs und Hussens Lehre überhaut" was die vom Papste ausqewiesenen tlküllerfragen anlangt,bestanden sachlich hierinnen: ob er glaubte, daß u , Altarssakramente nach der priest^'^jir Einsegnung kein materielles Mov, wirklicher Wein, sondern nur nru^ Gestalten des Brods und des b^Mlss wahre Christus, der an dem Kr/uzeo^h für uns gelitten, gegenwärtig ware,u dreser Christus mit Fleisch und "ssl unter eurer Gestalt ganz genossen wu ob er die Gewohnheit, das Abendwa unter der Gestalt des Brods den Fragen bey Elucuv svurc urro» LL' f'ag-n: °b.°r °°n "»»A Glaubens, bekennt-- , n'ffc. , Kirchenvers. zu Kostm'z. iV. THU 535 reichen, billigte, und ob er die dießfällige Verordnung des kostmzischen Konziliums beobachten/ und alle, die sich dawider strau¬ ben würden, nach dem Ausspruche des Sy- nodes für Ketzer halten wollte—? Wei¬ ters sollte man aus einem jedweden for¬ schen, ob er die Gebräuche, Zerimonien,Sa¬ kramente, und unter diesen insbesondere die Firmelung, dre letzte Oelung, und die Ehe annähme — ob er glaubte, daß zur Busse die Zerknirschung des Herzens, und wahre Rene über dre Sünden hinlänglich — oder ob esimGegenthcile nicht vielmehr auch vöthlg wäre, seine Sünden dem Priester ins Ohr zu beichten — ? und ob durch die Ab¬ solution des Priesters bey der Ohrenbeicht die Sünden auch wirklich nachgelassen wür¬ den — ? Man müßte auch einen jedweden fragen, ob er glaubte, daß der heil. PetruS ordentlicher Statthalter Christi gewesen— daß ein jeweiliger, rechtmässig gewählter Papst Peters Nachfolger wäre —und daß er ein souveraine Gewalt in der Kirche GoK tes hätte—? Ltem — ob er glaubte, daß des Papsts, Erzbischofs,und Bischofs Gewalt, die im Binden und Lösen besteht, grösser wäre, als eines Priesters von zwoter Klas¬ se, obschon dieser auch seinen eignen Kirch¬ spiel hätte — ? Ob er glaubte, daß der Papst in der ganzen Kirche, ein Bischof aber in seinem Kirchensprengel Ablaß er- theilen konnte — ob er den Bilder- und Rellqmendienst für heilig und erlaubt hiel- 536 Geschichte det grossen allgemeinen Le — und ob er glaubte, daß die vonfrom- men Männern gestifteten und von dem apo¬ stolischen Stuhle bestätigten Mönchsorden zu einem vernünftigen Endzwecke und aus nützlichen Absichten eingeführt worden wa¬ ren — ? Ob er die Kirchengewalt der Ex¬ kommunikation, des Interdikts, und an¬ drer Strafen zulieffe — ob er den Besitz zeitlicher Güter von Seite der Geistlichen für erlaubt hielte, und ob die Layen, weft che den Geistlichen ihre Güter mit Gewalt abnähmen, sich nicht des Kirchenraubs schuldig machten — ob er glaubte, daß al* le Priester ohne Unterscheide überall, und wenn es ihnen beliebte, das Wort Gottes frey und offen verkündigen börsten, und ob Die öffentlichen Sünden von der politisch^ Macht zu bestrafen wären —? Es bedarf keiner Anerinnerung/ daß dre letztem Fragstücke auf die berühniteu Prager Artikel, von denen ich oben §§ S"' Ll. 52. das Nöthige anführte, abgezielel haben. Man weiß es zwar, daß nicht aue angeregten Meinungen, über die ein jed¬ weder nach Ausweisung der päpstlich^ Bulle befragt werden solle, von den ftten gelehrt worden seyen! Inzwischen war doch die Hauptabsicht des Papsts Martrw dre Böhmen, Hüffens Anhänger, mtttt obiger Fragstücke auszuforschen, und soda wenn sie vorgedachter Ketzerey wegen länglich bekannt wären, mit Zuziehung weltlichen Arms auszurotten. Kirchenvers. zu Kostniz. IV. Thl. 5 z 7 §- 97' Papst Mar» P. Martin eiferte wider die Zussi- nnschreibc, ten nicht alleinig mit angeführten Stra- dm .8^ fcn; er wandt auch geiindere Mittel an, um sie zu gewinnen, und sich unterwürfig Dominik zu machen. Von dreser Gattung war der Hussit Brief, de r er an die Grossen des König, «ach Bö», reichs schrieb. Cochläus, und nach ihme Raynald liefern das päpstliche Schreiben, - 5 Märr. welches am rZ März 1418 zu Kostniz da- tirt ward. ") „Der Papst deutet zuerst „den Edlen sein innigstes Herzenleid an, „welches er hierüber empfunden haben soll, „te, daß in Böhcim die bereits verdamm- „Len Lehrsätze Wikliss, und seines Nach¬ folgers des Arß fast allgemein verthei- „digt — so w-e im Gegentheile die Glan- „benslehren der katholischen Kirche unter- „drückt würden. Heine Jeremiaden, die er „über die Hussiten, und ihre Gewaltthä- „tigkeiten anbringt, sind: daß man allda „mit den Bildern Christi, jeiner Mutter „der heiligen Jungfrau, und der übrigen „Heiligen ganz unehrerbietig umgienge,sei¬ fe sogar zerbräche und verbrannte. Man „verachtete die Kirchengebräuche und Ze- „rimonien — man entheiligte die Kirchen, „und raubte ihre Güter — und zur Zeit, „da man die Exkommunizieren zum Nach, „theile der Schlüsselgewalt duldete, mü߬ ten die Rechtgläubigen, die es mit der „römi« *) LoelN. lüg. t^ulNr. I.ik. IV. annal. «celrs. 1. XVUI, »ä »nnum num. H. 538 Geschichte der grossen allgemeinen „römischen Kirche hielten, die schrecklichsten „Verfolgungen leiden —, Man stellete die imaxE „Bilder des Johann Huß, und des Ke- „ronymus von Prag, die doch von dem »i-rciv- „Konzilium zu Kostniz als Ketzer verdammt „worden wären, zur öffentlichen Bereh- cm-um „rung aus —. Man reichere das Abend« conci-m- , n^hl den Layen unter beyden Gestalten, Lc^"ee.->und dieses zwar wider die ausdrückliche Zebrincur „Verordnung des heiligen Konziliums —. „Man unterdrückte bre Rechtgläubigen ; lind — mit einem Worte: die „Verfolgung der katholischen Kirche in Bö» „heim wäre so groß, daß auch die grausam- „sten Martern, dre sie zu den Zeiten der Pha« „raone und Nerone ausgestanden hatte, , „mit gegenwärtigen in keinen Vergleich kä« „men— Es ist leicht zu begreiffen, daß diese Ausdrücke des Papstö übertrieben lauten! Er hatte bey solchem Gemählde sich gewiß aus keiner andern Ursache so gräslicher Farben gebraucht, als um die Grossen des Königreichs von der Unterstützung des Hussitismus abzuschrecken, und sie in den Schoost der römischen Kirche zurückzufüh¬ ren. Inzwischen so heiß die dießfälligen Wünsche Papsts Martin waren, so wenig konnten sie von Seite der Böhmen etwas verfangen! Ihre Gemüther waren zu sehr aufgebracht, und die Parthey von Hussens¬ anhängern hatte zu sehr überhand genom¬ men Kirchenvcrf. zu Kostmz I V.THl» 559 men, als daß sie durch blosse Ermahnun¬ gen halte zerstreut werden können —. P. Martin grif daher» nach einem andern Mrrtel. Er war für die Ausbreitung und Aufnahme des päpstlichen Ansehens zu sehr interessrt, als daß er den Abfall des gan- zen Königreichs Böheim hätte gleichgültig nehmen sollen. Er schickte dahero im fol- gmden Hcumonathe den Johann Domi¬ nik Kardinalpriester als fernen Legaten da¬ hin ! Sein dießsälliger Au!trag,w'.e es aus der päpstlichen Buße erhellet, *) war: daß er nach seinem Gutbefinden ausreuten, ver¬ heeren, aufvauen und Niederreissen, pflan¬ zen und jätten, reformiren und straffen sollte —. Allein so stark immer die Hof- nung des Papsts mag gewesen seyn, den Hussitismus aus Böheim und Hungarn, allwo die Lehre des Huß ebenfalls nicht wenige Vertherdiger fand, durch seinen Le- gaten zu verdrängen —; und so viele Mü- he sich auch dieser gab die Gewalt des Papsts, dessen Joch die Böhmen abschüt¬ teln wollten, fest zu stellen—; so wenig wollte es beyden nach ihrem Wunsche ge¬ lingen. Johann Dominik verschlimmerte vielmehr die Sache! Er gebrauchte sich bey seinem Legationsgeschäfte um so weniger der evangelischen Bekehrungsart, als gie¬ riger er nach gewaltthätigen Mitteln seine nicht so viel nach der Bekehrung, als nach dem Blute der Ketzer dürstende Hand aus- streck- *) I, c. iwm. 9. 54o Geschichte der grossen allgemeinen streckte. Um seinen dießfälligen Karakter zu schildern, wird es genug seyn, wenn ich sage: daß er aus dem Orden der Prediger- mönche gewesen seye. Was Hr. Hofrats) von Born in seiner Monachologie von dem Dominikaner unter andern anmerkt, vinuin Sc bserelun a lon^inczuo oäorst, ist nicht nur allein ein sogenanntes bon mot, sondern auch ein karakteristischer Zug, den die Geschichte mit unzählbaren Beyspielen bestätigt. Zch habe es schon im H. Th. Anmerk. KKK) anerinnert: daß das fürcht terliche Inquisitionsgericht vorzüglich dem Predtgerorden von jeher anvertraut wor¬ den seye . Johann Dominik handelte gewiß nach den Grundsätzen des Ketzerge¬ richts ! Ich mag diesen Ausspruch mit fol¬ gender Thatsache bewähren. Der Kardi^ naUegat ließ am rLJuniii4iyzuGchlan, urbi nomsn inlle, 6icore8, O emen Priester und einen Laycn, weil sie sich ihme widersetzten, als er die Kommunion unter einer Gestalt austheilte, und ihre Kelche zerbrach, ohne alle Gnade verbrennen, wie es Theobald in seiner Ge¬ schichte der Hussitenkriege erzählet. ") Es ist leicht zu begreifen, daß die Hussiten über solche Bekehrungsart annoch verbitterter — und ihr Haß wider den Papst, der sei¬ ne Apostel mit Feuer und Gchwerdte be- wafnece, unversöhnlicher gemacht worden seyen IM. l'CA. Lok. n. l. 12 ». k.r. i. 2,. Kttchcnvers.zu Kostmz.lv. Th!. 541 seyen —. So vieles man aus der Geschick, te der Hussitenkriege weiß, so haben die traurigen und blutigen Auftritte in Bö- Heim um jene Zeit angefangen. Man Irrst von nichts andern, als von Todtschlagen, Raubereyen, Massakren, Mordbrennereyen, mit Venen die Katholiken, und die Hussi¬ ten, und zwar beyde unter dem Vvrwan. de der Religion sich aufzureiben suchten —. ^fsmgue tsces Lc tsxs volsnt, furor srina minittrat. y8- Es hak vorgenannter Kardinallegat,— . als er unverrichteter Dingen aus Böhmen abziehen mußte, auch den K. Sigismund SchrUi--!, angceifert, wider die Hussiten seine Gewalt""^. 'V''- zu gebrauchen, und sie mit dem Degen in der Faust zu vertilgen —. Er schrieb an denselben: daß es nicht mehr Zeit wäre, wider die chtfsiten mit der Feder zu mir->m- streiten —; sondern daß man sie mits"'"s^ Feuer und Schrverdte zur römischen Lirche zurückfuhren müßte—. *) Al- lein der! friedfertige Sigismund ließ sich »puress«. annoch nicht durch solche Aufhetzungen zum Blutgefechte verleiten. Er glaubte dre in Vöheim entstandenen Unruhen durch ge- lindere Mittel stillen zu können! Er schrieb auch hiewegen einen Brief an die Böhmen, der in sanftem Tone abgefaßt ward. Ich *) S. Nunski. I. c. num. 10. ksldwi Lpirom, kiiN. rer. Lvli. Uib. IV. g P. 4Z2. 542 Geschichte der großen allgemeinen Ich will zwar nicht in Abrede seyn, wominder Sigismund an die Böhmen, weil sie sich an die Verordnungen des Kon¬ ziliums zu Kostniz über die Kommunion unter einer Gestalt nicht halten, und die alldortige Verdammung des Huß nicht bil¬ ligen wollten, Anfangs einige in scharfe-- sten Ausdrücken abgefaßten Briefe geschrie¬ ben habe —mm) Allein nach der Zeit, als nnn) Bohmfilas Balbi» erzählt: *) daß er brey vomK. Sigismund geschricbene Briefe in Han¬ de» gehabt hätte, die, weil sie in einem schwül¬ stigen, brüsken und trotzigen Tone abgefaßt ge¬ wesen waren, die Gemükher der Böhmen äus¬ serst aufgebracht haben sollten —. Einer war an die Grossen des Königreichs Böheim, der zwehke an die Edlen in Mähren, und der drit¬ te an den Bürgermeister und an die Magi¬ strate der Prager Städte addressirt; alle dreye sollen von Paris aus geschrieben, und unter dem zo März 1415 darirt worden seyn—. Ich will die üießfälligc Aussage Balbins nicht be¬ zweifeln; nur muß ich anmerken, daß ich den geschriebenen Kodex der Prager Domkirche, auf den sich vorgenannter Geschichtschreiber beruft, und in welchem vorgedachte dre» Briese Si¬ gismunds steben sollen, nicht gefunden habe --- vhngeachtet daß ich mir Mühe gab, die mei¬ sten und eben nicht wenigen uralten Manu¬ skript *) Lxirom« liillar. rer. Loliein- 424. Kirchmverf. zu Kostniz. IV. Thl. 545 als er sah, daß man mit der Schärfe nichts ausrichten konnte, umstnnmte er auch, und be- ffripte, die in der Bibliothek des hiesigen Dom- kapitels aufbewahrt werden, und von denen ich wünschte, daß sie gemeinnütziger gemacht würden, durchzugehen —. Solcher Kodex mag nach der Zeit verloren gegangen seyn; welches mir auch um so wahrscheinlicher vor¬ kömmt, als zuversichtlicher ich weiß, daß ein derley Manuskript, welches nicht mehr vorsm- dig ist, dennoch in dem Kataloge angemerkt wird. In einer andern Handschrift fand ich einen Bries, den K. Sigisinund im Jahre 1427 an den Kardinal und Bischof von Win¬ chester, -Heinrich von Beaufort, der sich da¬ mals annoch zu Nürnberg aufhiclt, geschrieben batte. Der Stoff dieses kaiserlichen Briefs ist zwar die Affaire der -Hussiten, die er un, terdrückt zu wissen wünscht; doch hatte ich auch in selbem keine blttern, auf die Böhmen sich beziehendea Ausdrücke gefunden. tlibrigens mag Balbin recht haben, da er sagt: daß obangemerkte drey Briefe in einer trotzi¬ gen Schreibart abgefaßk gewesen scyeu —! Nur dachte ich: daß solche Schreibart keinen hinlänglichen Grund gäbe auf die Ilnterscho« benheit derselben zu" schliessen; denn man weiß doch; daß Niemand alle Zeit von gleicher Lau¬ ne seyn könne Eine erheblichere Einwen¬ dung wider die Aechkheit solcher Briefe konnte aus 544 Geschichte der grossen allgemeinen bediente sich eines gelindem Tones. Man kann sich davon aus zween seiner Briefe, die klgmim IN' clmnirum öc conrn- maceni II olcengsre reiin, mnl- cenclum s»>lsm eß ie, ür Iiu- irisiiL m»- nus leni aus der Feitordnuug bergeholt werden. Man weiß es: daß K. Sigismund allererst MN 2l Julii 1415 von Kostnij nach Narbonnc, und im Anfänge der IahrS 1416 von dort aus nach Paris abgereist se»e *) Allein auch die¬ ser kronologische Widerspruch fällt dadurch ganz weg, wenn ich sage: daß der Priester, mit des¬ sen Handschrift die Briefe Sigismunds in vor- gedachten Koder eingetragen worden ftpn soll¬ ten, sich dey Ansetzung der Iahrzahl gcirree, und statt 1416 das Jahr 1415 niedergeschrie¬ ben hätte —. Solcher Verstoß konnte auch ganz leicht geschehen. Hingegen laßt sich das mißgünstige Urtheil, wel¬ ches vorgenannter böhmischer Geschichtschreiber Balbin bei) Gelegenheit angezeigter Briefe über Len K. Sigismund, und über den Karakter der Böhmen, seiner Landsleute, fallt, nicht so leicht entschuldigen. Baldins Worte I. c. p. 425 sind : Sigismund Härte bedenken sollen, daß er annoch nicht die Rrone von Böh¬ men auf seinem Haupte gehabt, und daß er vielmehr, um scne xu erlangen, bev da¬ maligen Umstanden sich um die Gunst der Grossen hatte bestreben sollen —. wenn man ein wildes Pferd bereiten will, muß man cs, ehe man auf selbes steigt, strei¬ cheln *) S. HI. Th. 8§. 9. ;z. Kirchenvers. Zu Kostniz. IV. Lhl. 545 die ich berühren will, überzeugen. Der er¬ ste ist an die Bürger von Laun, einer im Saazer Kreise nahe an dem Flusse Eger gelegenen Stadt, addrestrrt —. Die Ur¬ jache, warum K. Sigismund eben an die Inwohner alsogleich genannter Stadt ge¬ schrieben, laßt sich aus einem Briefe des Hüß, worinnen dieser den Bürgern von Laun über das Anerkenntniß der reinen Lehre Glück wünscht, und sie zur unerschro? ckenen Vertheidigung der Wahrheit anei- fett, ganz leicht abnehmen. *) Nu —weil M m diese *) S. Le monmn. kkuist 6p. XIV. f. iso^ cheln —. Sodann, wenn man auf dem Sattel einmal fest fint, kann man es spor- pl-mlu de¬ nen —. Sigismund hatte feine Scharfe die Böhmen zu früh fühlen lassen; und daher ka>n es, daß er von ihnen durch so inne feäs- viele Jahre nach dem Tode feines Bru- rü, mm Le . <. virinu» üc ders für kernen Ronrg anerkannt rvard. Er würde auch niemal seinen Endzweck licsr«. erreicht haben, wenn er nicht erlernt hat¬ te, die Böhmen, die er mit aller angewand¬ ten Gewalt und mit einer Armee von hun¬ dert taufend Soldaten nicht bezwingen konnte, mit Liebe und Sanfrmuth zu ge¬ winnen —. So richtig dieser letztere Aus¬ spruch des Bobuslas Baibin ist, so unrühm¬ lich scheint mir seine Vergleichung ju scyn, die er zwischen einem wilden Pferde, und den Boh« men anstellt-. 546 Geschichte der großen allgemeinen riese die eifrigsten Verfechter des Hujsi- tismus waren, wollte der Kaiser an sie ei¬ nen Brief ablassen, in sicherer Anhofung, daß er mit selbem sie von der vermeinten Ketzerey abführen würde. Der Inhalt Des kaiserlichen Schreibens lauft dahinaus: daß Sigismund sich vorzügliche Mühe gab, die Herren und Bürger von Laun dahin zu bereden, daß sie von der fcrnern Un¬ terdrückung des Klerus, von der Entheili¬ gung derKircheinund der zu demGottesdienst gewiedmeten Dinge abstehen —der Schlüs¬ selgewalt der römischen Kirche sich unter¬ werfen, und mit den Exkommunizieren kei¬ ne Gemeinschaft pflegen — sondern v-el- mehr ihre Irrthümer abschwören, die De¬ krete des Konziliums zu Kostniz durchaus annehmen, und unter diesen hauptsächlich dre Verordnung von der Kommunion un¬ ter einer Gestalt in Erfüllung zu brinaen sich befleijsigen mögten —. K. Sigis¬ mund führte auch die Beweggründe seiner dießfälligen Ermahnung und seines bishe¬ rigen friedfertigen Betragens an, da er sagt: daß er sich der Religionsangelegen- herten in Böheim aus keiner andern Ursa« che angenommen hätte, als bloß aus Liebe zu seinem Bruder dem König, und zu sei¬ nem Reiche, welches er als sein Vaterland und sein Erbtheil ansähc —; aus diesem Zärtlichen Triebe hätte er sich immer Mü¬ he gegeben, das Konzilium, welches schon wirklich Willens war, wider die Böhmen und Kirchenvers ZuKostmz. 1^. Lhl. 547 und ihren König sich der schärfsten sowohl geistlich- als weltlichen Mittel zu gebrau¬ chen zurückzuhalten. Sigismunds schlüß- liche Ermahnung war, daß die Böhmen, um angezetgten unangenehmen Folgen aus- zuweichen, des Hussitismus sich ja entschla¬ fen mögten. Diesen nämlichen Endzweck Hatte auch der zweyte Brief, den Sigismund im vorgedachten Jahre an die Edlen in Böh- men und Mahren, und zwar namentlich au den Zdenko von warrenberg obersten Burggrafen zu Prag, an den Laczks von Lrawarz Landeshauptmann der Mark¬ grafschaft Mähren, und an den Boczkö von Bnrhnfkadt oder von Podiebrad schrieb. *) Das erste, was aus diesem Briefe angemerkt zu werden verdient, ist, daß Sigismund sich über die Verdammung und über das Todesurtheil des 6uß ge¬ gen die vorgenannten Edlen entschuldigt. Ich habe in dem III. LH, dieser Gesch. 17 den Brief angeführt, den die Edlen aus Böhmen und Mähren in Hussens Sache an das Konzilium geschrieben, und worin- MM 2 nm *) Les Bries ist bey v. d- Hardt 1°. lv. I4«8 und ist am z Sept, 1417 datirt. **) Ott ganze lateinische Kopie dieses Btiess fin^ det man bey Hrn. Lcnfgnr Kilt, öu Lonc. cle Lsust. am Ende des iweyken Bands S, 772. 548 Geschichte der grossen allgemeinen Interes uen sie dasselbe der grössten Ungerechtig- in p->5cibn; keit angeschuldigt hatten —Nu — in Nkeni exi- Rücksicht dessen schrieb K. Sigismund, daß ü-nritiuz xx an der Verdammung des Huß keinen An- .^Lon.^ theil hätte. Seine eignen Worte sind: ü-mlinm, Huß wäre in feiner Abwesenheit zu Si ibi fuir Volkstanz in Verhaft genommen wor- 2rr-n->ru5 — zwenn er ehe zu ihme nach Aa¬ l' pnu" ' chen, und sodann in seiner Begleitung kü. Lrve- nach Rostniz gekommen wäre, so wür- US novir, de desselben Sache gewiß einen andern liuoli ksn- Zlusschlag gewonnen haben —. Er ^uimus?r- (der Laiscr) hatte über Hussens trauri- tritt prop- gen Vorfall einen unaussprechlichen ter csünn Schmerzen empfunden, und er hatte no^r'-u^ sich seiner Befreyung ernstlich ange- 5oiiiciru6i- nomnien. Er Ware, um seinen Unwil- nem pro len zu bezeigen, öfters aus den Ver- iplo iorer- sammlungen getretten — und, weil potuimus, das Konzilium auf der einmal vorge-- ri^ surore faßten Verdammung des Huß fest be- permori harrete, hatte er sich gcnöthigt gcfe-' 6<- conci- hen in dieselbe um so eher einzuwilli- „7us— — Zen, als gewisser in» widrigen Falle cri- das Konzilium aus einander gegangen um licuit Ware —. ^odis ul- Im^n^o- Zweytens nimmt es der Kaiser sehr rio iv-jui, übel, daß die Edlen wider den Willen ib- quis exin- res Königs, vor dessen Gerichte dennoch um wÄf wichtigem Geschäfte abgethan werden ter fuiüec sollten, unter einander, und zwar mit Ge« ckssoiu. walt, Verbindunger» machten —, Er laßt Kirchenverst zu Kostniz. IV. Thl. 549 es zu, daß die Geistlichen, wider deren Aus¬ schweifungen die Hussiten meistens loszo-- gen, einer Verbesserung höchst nöthig hat¬ ten; nur dachte er, daß solche Reform den Kirchenvorstehern, und nicht ihnen, den Layen, zustünde-gleichwie auch nur jene, d. i. die Geistlichen, die göttliche Schi ,fe auslegen dürften —. 000) Schlüßlichen ermah- 000) K. Sigismund mag in bevden angeführten Glücken nicht unrecht gehabt haben! Allein da keine Regel ohne Ausnahme ist; so konn« ten auch über die bcyderscitige Ermahnung des Kaisers die Böhmen ihre Gegengründe leicht einstreuen. Ich läagne es nicht, wominder den Bischoffen, als obersten Hirten der Kirche das Recht zukomme, die niedrigcrn Geistli, chen, wen» sie ausschweifen, zn straffen, und Mittel, wodurch der ehrwürdige Stand ver¬ bessert werden könnte, ausfindig zu machen! Allein — in dem Kalle, wo auch ,ene,d. i. die Priester von dem ersten Range, ausarten, und zugleich nicht die mindeste Neigtheit zu einer Reform bezeigen — in solchem Falle dachte ich wohl, dag das Reformationsrecht auch Layen, und zwar hauptsächlich den Landesfürsten zu» stünde—'? Man kann die nämliche Anwen¬ dung auch auf den zweyten Gegenstand, und zwar um so füglicher machen, als mehrere Lay¬ en es giebt, die in der göttlichen Schrift und Gottesgelkhrtheit eine tiefere Einsicht, und ein , , weit 5 5v Geschichte der grossen allgemeinen ermahnet Sigismund die Böhmen freund¬ schaftlich, daß sie, um fernem Uibeln vor¬ zubeugen, und den Kreuzzügen, welche wi- der sie gepredigt werden dürften, auszuwei. chen, jetzo, da es noch Zeit wäre, von allen Zusammenrottirungen abstehen, ihre Mei¬ nung im Betref der hussitischen Lehre ver¬ ändern, der römischen Kirche sich unterzie¬ hen, und auf solche Art nach seinem, des Kaisers, Wunsche die Ruhe und den Frie¬ den in Böhmen und Mähren wiederum Herstellen mögten. Inzwischen so friedfertig die Gesin¬ nungen des Kaisers gegen die Hustiten während des Konziliums zu Kostniz wa¬ ren, um so heftiger verfolgte er sie nach dem Tode seines Bruders, des Königs Wenzel im Jahre 1419» Er versammelte eine Armee von beynahe hundert tausend Soldaten, zu denen sich nach der Zeit auch mehrere zahlreichen Kreuzheere schlugen, " in weit ausgebreiteters Kenntmß, als manche Prie¬ ster und Bischöffe haben-. Man wird mir hoffentlich doch nicht einwecfen, daß P. Riemens Xl. in seiner berüchtigten Bulle, in welcher Änc,nells Lehrsätze als ketzerisch, ir¬ rig und anstössig verdammt wurden, den?ay- «» verboten habe die Bibel zu lesen, wie cs aus dem 8? Satze vorgedachrcr Bulle erhellet. Ein derley Einwurf würde in unfern Tagen als sin läppisches Ding ausgepfiffcn werden —. Kirchenversi zu Kostniz IV. Lhl. 55 r in der Absicht, die Hussiten, derer Mißtrau¬ en er sich zugezogen hatte, zu bändigen —. Allein alle seine Feldzüge liefen unglücklich ab; und er konnte allererst nach einem sechs- zehnjährigen Kriege, nachdem die Hussiten selbste unter einander getrennt sich aufge¬ rieben hatten (wobey Sigismund ganz gründlich anmerkte, daß die Böhmen nur durch die'Böhmen überwunden wer¬ den konnten) und nachdem er anno 1436 zu Iglau mit den böhmischen Laudessiän- den gewisse Kompaktaten eingegangen, Herr von seinem Königreiche werden. * *) Wer eine ausführlichere Beschreibung solcher blutigen Austritte zu lesen verlangt, mag die anderswo gmanmen Schriftsteller, welr- che von der Geschichte der Hussitenkriege gefliessntlich handeln, nachschlagm -V Mrr liegt es ob, dierernern, merkwürdigen, Begebenheiten, die sich annoch bei) der Kir- chenvers. zu Kostiuz zugetragen hatten, m möglicher Kürze nachzuholen. Von einigen Verordnungen in der Reformationsfache. §. 99. Das Konzilium nahete sich schon all- PE-m gemach seinem Ende; und man hatte den- °-, cimgcr noch weder gelesen, daß das so noch wen- *) S- -H-rgcks o->n Liborscl)«,!! böhmische Chro¬ nik »g -n. 14)6, Aus 552 Geschichte der grossen allgemeinen dige Refdrmationsgcschafc zu Standen gekracht worden wäre. Ich habe oben §. y2.S.5o7u.s.f.den Aufsatz,den die teut- jche Natron über die Refvrmationsartrkel für sich übergab, angesührt; und §. 93» S- 517 merkte ich auch an, daß die Fran¬ zosen und Spanier aus die K-rrchenverbes- serung mit dem löblichsten Elfer gedrun¬ gen haben. Alle 'Nationen wünschten die Reform; allein P. Martin V. vereitelte durch ferne Staatskunst die heilsamsten Wünsche —. Er erregte unter den Na¬ tionen Zwistigkeiten — suchte die Verbin¬ dung der Bi schösse, die er zu fürchten hat¬ te, zu trennen — besänftigte einige Souve« rarne durch Partikülierkonkordate, in denen er etwas weniges nachgab, um nicht in die Nothwendigkeir zu kommen, alles fahren zu lassen — machte mit den Teutfchen, Engländern und Franzosen einige Privat¬ verträge — und endlich, damit es nicht schiene, als ob er alle Hofnung, die man von ihme wegen Herstellung der Kirchen¬ zucht und der Sitten gefaßt hatte, zerstör¬ te, lreß er einige Reformationsartikel, die aber auf wenige, ganz unbedeutende Din- In der ge hinausliefen, publizrren. Die Publika- drey u, zion geschah bey der drey und vierzig- vier- sten allgemeinen Sitzung. Sie ward Zlgjten am März gehalten, und P. Martin hat- «m-iAUr»' Kirchenvers. zu Kostmz. Thl. IV. 553 Aus den Reformationspunkten, die bey alsogleich gedachter Session kund ge¬ macht wurden, und dre der Kardmalprie» ster vom Tit. St Markus abias, weroen folgende acht papstl. Konstitutionen ange- geben. ") Die erste handelt von den Ex¬ emtionen, wovon P. Martin die wenigen verwirft, widerruft, und aufhebt, welche nach dem Tode P. Greaors XI. d. i. seit dem Anfänge der grossen abendländischen Kirchenspaltung entweder den Kathedrale krrchen, oder Stiftern, Abteyen, Klöstern rc. verliehen worden waren —. In der zwotcn sagt Martin, daß er über die, zur Zett des Schisma gepflogenen Einverlei¬ bungen, Inkorporationen der Benestzien eine neue Untersuchung anordnen wolle—. Was die dritte von dem Ertrage der ledig stehenden Kirchen, anlangt, so ent« schlagt sich P. Martin solcher Einkünfte, und will sie dem j nigen zugetheilt wissen, deme sie entweder nach dem kanonischen Rechte, oder aus Gewohnheit, und ertheil- ten Privilegien zukamen —. In der vier¬ ten, welche die Aufschrift von der Simo¬ nie führt, verordnet der Papst mit Be¬ willigung des Konziliums, daß alle, die durch Simonie zu geistlichen Aemtern und Benestzien gelangt waren threPsründen nie- derzulegen verbunden seyn sollten, aus Ur¬ sache, weil eine solche Anstellung nach den Rech. *) S. ->p. v. d. Hardt 1. IV. p. i;z6.»p. Lonci!. 1. XVI. x. /»K Lrleg, 554 Geschichte der grossen allgemeinen Rechten ungültig wäre. Und in Zukunft sollen alle Simöniaker alsofort, ipln 5a- <2o, d. i ohne den geistlichen Sentenz al¬ lererst abzuwarken, exkommunizirt seyn —. Eine ziemlich scharfe Verordnung! Man sollte glauben, daß durch selbe die Simo¬ nie auf einmal aus dem ganzen, lieben, Got¬ tes Erdboden verjagt worden wäre — ? Allein, sie herrscht annoch jetzo in den christ¬ lichen Kirchen, und der Ort, wo sie ihre Residenz aufgeschlagen hat, ist der nämli¬ che Hof, der wider sie mit Bannflüchen loszsg —. ppp) Was P. Martin über den ppp) Die fenigen Klagen, welche über die Simo¬ nie des römischen Hofs während der Kirchens, zu Kostniz der Bencdiktinerabt Baptisti, nebst mehrern andern Doktor«, geführt hatte (S. oben S. zgi) wnrden nach der Zeit öfters, und zwar niemal ohne Grunde, erneuert- Ss paßt hieher, was ich irgendwo gelesen zu ha¬ ben mich erinnere Der poetische Ausdruck ist mit folgenden, oder ganz ähnlichen Worten «ögesaßt d-Ium kerru; komrr strsrik, lud juäice lis elt! ib> fuiste, nnllus äudilsk. Eben fallt mir auch bei), was Job. Napr- -Nantuauus, Karmelitermönch, und ein für seine Zeiten witziger Dichter über die Sims- nie und den Pfründenwucher dec Römer ge¬ schrieben hat. *) Seine dicßfalligcn Worte, sie k«storu,n I.ib. illk. Kirchenverst zu Kostniz. IV. Thl. 555 den fünften Artikel von den Dispensatio¬ nen anordnste, bestand in deme: daß im Bezug auf jene Pfründen, mit denen dis Seelsorge verknüpft wäre, und Zu denen das Pnesterthum unumgänglich erfordert würde, keine, auch päpstliche Dispensation Statt haben dürfte —. Uiber den sech¬ sten Artikel von den Zehnten sagte Mar- tin: daß weder vom Papste allgemeine Zehnten auf die Geistlichkeit zu legen wä¬ ren, äusser in dem Falle, wo solches der Nutzen der gestimmten Kirche erheischte und auch allda dürfte es nur mit Rath, Einstimmung,und mit Unterschrift der Kar- dinäle und Bischösse, deren Gutachten man ohne grosse Mühe einholen konnte, gesche¬ hen. Auch bey besondern Zehnten, die der Geistlichkeit eines Königreichs, oder einer Provinz aufzukegen wären, müßten die Prälaten des Reichs zu Rath gezogen wer- den —. Der siebente Artikel betraf das Leben, den Wandel, und die Ehrbar- vk» Se keit der Geistlichen. Wenn man nach o"°ico°° der vielversprechenden Aufschrift urtheilen rum. wollte, so müßte man schliessen, daß P. Martin und mit ihme das Konzilium zu Kost- die mit der in die bittere Galle getauchten Ke¬ der damedcrgeschriebcn wurden, und in denen er die römischen Päpste redend anföhrt, lau¬ ten also - !^ol>ir venalis jurs, lemxlg, iäc-räotcr, «celum eü veiurle, vcusgnc. 556 Geschichte der grossen allgemeinen Kostniz bey der 43 Sitzung unter vorge¬ merktem Punkte alle Mangel und Gebre¬ chen des geistlichen Standes verbessert hat' te. Allein — statt der so urchigen als wichtigen Sittenverbesserung kam in dem publizirten Dekrete nichts anders vor, als cine geringfügige Verordnung rm Betref der Kleidertracht der Geistlichen — ! P- Marrin erneuerte die dießfa'lligen, in das kanonische Recht bereits eingetragenen Sa¬ tzungen, in denen die Farbe, Lange, und Form der priesterlichen Kleidung, so wie auch der dem geistlichen Orden angemessen styn sollende Haarkranz pünktlich ausge¬ zeichnet wird. Ich, meines Orts, würde den P. Mar¬ tin nnd das Konzilium zu Kostniz um viel mehr anrühmen, wenn es denPriestern statt der langen schwarzen Röcke Tugend,Fröm¬ migkeit Gottesfurcht, Nächstenliebe, Wis¬ senschaft, Rechtschaffenheit, und mehrere derley moralischen Karaktere anempfohlen und vorgeschrieben hätte — ? Im voran- gemerkten Dekrete von der Ehrbarkeit der Geistlichen, verbietet der Papst al¬ len Priestern, und zwar unter angedroh¬ tem Verluste ihrer Einkünfte, sich in welt¬ lichen Kleidern Mal zu zeigen, und um so weniger bey Kirchenverrichtungen zu er- scheinen —. Allein ich dächte, daß die Leh¬ re des Apostels, die er über die» Ehrbar¬ keit allen Gläubigen, und um so mehr den Gnst- Kirchenvcrs.zuKostmz. IV.Theil. 557 Geistlichen gab, von einem viel höhern Ge¬ wichte wäre ? Sein dießfalliger Unterricht lautete: Brüder — lasser uns ehrbar, wie am Tage, wandeln; nicht im Fress scn und Saufen — weder in flüstern Kammern, und in der Unzucht, noch im Zanke, Hader und Neide—; sondern ziehet an den Herrn Jesus Thristus,und pfleget des Leibes, doch also, daß ihr dieGeilhcit des Fleisches vermeidet —/) Ich dachte auch wirklich, daß nicht dielan- gen schwarzen Röcke rc. sondern die Tu¬ gend, und übrigen vortrefiichen Gemüths- und Geistesgaben die eigentlichen Unter¬ scheidungszeichen der Geistlichen seyn soll- tcn —. P. Martin hat also mit seiner angezeigten Kleiderreform über den Gegen¬ stand der Verbesserung im geistlichen Stan¬ de die Zielscheibe ganz verfehlt—, ggg) lOO. *) äst Nom. XIII- 14, 4gg) Ss oft ich mich der Kirchcngesttzc, die über die Kieidertracht der Priester von mchrern Konzilien des Mittlern Zeitalters, und unter diesen vorzüglich von dem Konzilium zu Vi¬ enne, oder richtiger vom P. Riemens V. an- geordnet wurden, und auf welche Verordnung sich auch das kostnizischc Kollegium der Resor- matorn berief, *) erinnere, fällt mir des mei¬ sterhaften Satirikers Rabener so witzige alö lehrreiche Satire ein: Rlcider machen Leu¬ te. *) stalnic, st- veliitnw Llerieorum gp. bnl-h. l, c. P.1S75- Refvrmoti- vnSaiwrd- nuiiq über die Kleri¬ sei) und über das Mönchs,' thuni. 558 Geschichte der großen allgcnreinen lOV. Das Kollegium der Reformator» zu Kostniz hat in der Rcformationösac^ der te. *) Es herrscht auch zu unfern Zeiten in manchen Kirchsprengeln, und Erzdiözesen der Mißbrauch, wo man nicht so sehr auf die Kon-- duite, als auf die Kleidung der Geistlichkeit Acht qiebt. Wer hievon spezielle Thatsachen zu wissen verlangt, schlage das tenige nach, was in derLhronik der BieVermännerDesier- reichs unicr demArtikel Nosti; angemerkt wird. Die Sache verhält sich annoch jedoch manch¬ mal nicht anderst, als ob in dem langen schwar¬ zen Rocke die Bildung und Vollkommenheit des Priesters eingewebt wäre. Der Schur¬ ke — und wenn er auch einen noch so langen schwarzen Rock trägt, bleibt dennoch immer ein Schurke —. Ich will den kurzweiligen Einfalt Papsts Julius des III. hiehersetzen, den er bey einem Gespräche, so er mit zwcen Kardinalen über Vie Kleider gelegenheillich führte, gehabt hatte;P. Julius sagte: „Grü¬ nder — wie vieles haben wir nicht unfern Klei- „decn zu verdanken — ? diesen sind wir es schul¬ dig, daß man uns nicht für Troßbuben hält. „ **) Die Anwendung läßt sich von sechste machen. *) G. Gottl Wilh. Rabeners Satiren IV. Th- Karlsruher Ausgabe 178 l S. 44 u. s.f- **) kullirixer in virs X18. ssulii III. beym Heidegger klili, 2Z5. . Kirchenvcrs Zu Kostniz. kV. Lheil. 559 Geistlichkeit einige viel nützlichem Verord¬ nungen abgefaßt. Man findet sie in den Akten weitläufig, *) ich will sie nur ganz kurz berühren. Uiber die Sitten, Auffüh¬ rung, und Ehrbarkeit der Llerisey, äe vi¬ ra Lc lionellste LIericorum Uid. Itt. lir. i. wird den Geistlichen zwar auch verbo¬ ten, gestreifte oder Myfärbige Kleider, ro- the und grüne Beinkleider rc. zu tragen; Allein solches geschah nur aus Ursache, weil sich das Volk an solchen buntscheckigien Farben stoßte —. Aus eben dreser Ab¬ sicht ward ihnen auch verboten, sich je ei¬ nes zu ihrem Stande sich nicht schickenden Gewerbes anzumassen, Waffen bey sich zu führen, Schauspiele, Maskenballe zu besu¬ chen, Jagden, die mit Geräusche gehalten werden, beyzuwohnen, u. d. gl. Auf des¬ sen Abschaffung aber das Kollegium der Reformatoren zuKostniz am hitzigsten drang, war der bey der weltlichen Klerisey fast durchaus im Schwange geweste Konkubi¬ nat —. Um ihn auszurotten ward un¬ geordnet: daß alle Geistliche, sie mögen hernach Bischöffe, Priester, oder Mönche seyn, wenn sie innerhalb eines Monaths ih¬ re Beyschläferinnen nicht von sich lassen würden, von ihren Benefizien abgeseßt, und wenn sie deren keine hätten, wenigstens als unfähig zu solchen jemal zu gelangen, er¬ klärt ') S. lieform-irorU in conc. LoE-mc. Oecrrrs- 1er cis redorm. cccl. üsruz «p. V. d. Hardt t. ksr, Xll. «p, I-sbb. 1. «. Li fst>. I. e. p. to/4« v. d. Hardt It. I. p. 6z 6. k*) Igk>. !. lir, 5 ge kliis preskok. Lrc, p. I«86. Kirchenversi zu Kostniz IV. Th!. 561 nal Zabaretti geäussert. *) rrr) Das Kollegium der Resormatorn hat im Berref N n der *) S. k°csnc. cle lLsksi eliis cgpir» sgenstor. 6e Ke form. eccl. csp. 12. «x. V. d. Hardt 1°. I. p. 524. rrr) Derley Wünsche, Wit sie Aabarelli bey dem Konzilium zu Kostniz ausserte, waren auch für jene Feiten um so weniger auffallend, als ge« wisser es aus historischen Urkunden ist, daß der ehelcsse Stand der Priester, auch bey der la¬ teinischen Kirche, vordem Konzilium zu Trient nicht durchaus beobachtet worden sipe —. Ich weiß es ganz wohl, wie hitzig sich der Sache des Celibat« P Gregor vu, angenommen habe. Ec verordnete nicht nur allein, daß di« Priester in Zukunft keine Frauen nehmen dörf- ten, sondern er befahl auch, daß die fenigen, die schon wirklich einige hatten, entweder diese!« den, oder ihre geistlichen Lemtcr fahren lassen sollten Gregor drohte sogar, um seine Be, fehle geltend zu machen, mit dem Banne! Mit diesem nicht zufrieden wollte er auch, daß die Körper der Widerspenstigen, deren Seelen oh, nebin dem Satan übergeben waren, an die weltlichen Richter überliefert werden sollten, um sie zum Richtplatze zu führen —. *) Auch das *) S> Hnldericks Mutius Historie von Teukfch» land l.ib. XV. pag. t;r und sechste dcngleich» jeitigcn Lamprecht vonAschaffendurgt>'Iiron« bist, »ä snnam 1074 p. 200 Lr leg. 562 Geschichte der grossen allgemeinen der sowohl obern als untern Kleriley an- noch einige andern Verordnungen, als z. B. baß das zweyte laeeranische Konzilium vom Jahre n;y erneuerte das Verbot von Seite der Geistlichen, Frauen ober Konkubinen zu haben. Die Ursache, welch« P. Innozenz angab, um den Celibat nachdrücklich anzuempschlen, ist al¬ lerliebst —! Ec sagt On. L ,,Dic Priester, „und übrigen Kirchendiener müßte» in der Ent- „haltsamkeit leben, weil sie zu Tempeln Got- „tes, zu Geschirren des Herrn, und zu Heilig- „thumshausern des göttlichen Geistes bestimmt „waren.,. Wie — konnte ich fragen, waren denn die in der ersten Kirche verehelichten Bi« schösse und Priester Gefässe des Zorns, und Wohnungsörtec dec Teufeln — ? Es wurden aber nicht nur allein diese albrrnenTrüade von der Klerisei- damaliger Zeiten verworfen; selbste das Gesetz von dem ehelosen Stande dec Priester legte annoch in dem mittler» Zeit¬ alter keine allgemeine Verbindlichkeit aus. Um die Zeloten, welche so sehr für das Alterthum des Lelrbats eifern, ihrer falschen Meinung ' deutlich zu überführen, und ihre Unwiff nhcit in der historischen Geschichtskunde auszudeckcn, will ich mich blos aus das allgemeine Konst« Uum zu Vienne in Frankrejch, welches im vier¬ zehnten Jahrhunderte abgebalten ward, beru¬ fe» haben. Unter den Konstitutionen, welche daselbst über die Sitten und Aufführung der Kle- Klrchmvers.Zu Kostniz. l v. Thl. 56z daß die Pfarrherren bey ihren Kirchspielen residiren, die Bischöffe ihre Heerde öfters besuchen sollten, u. s w. abgefaßt.' Marr "kann sie nach ihrer ordentlichen Abtheilung in den Akten locis cir. finden. Jetzo will ich einige Verordnungen, welche das Mönchswestn oder die regu¬ läre Geistlichkeit betreffen, anführen. Es ist eine bis zur Evidenz erwiesene historische Wahrheit, baß die Klosterzucht seit Meh¬ rern Jahrhunderten durchaus verfallen seye. *) Nu — um die dießfällige Diszi- plm wiederum herzustellen, verordnete das kostnizische Kollegium der Reformatorn: **) N n 2 baß *) A. Allies vopm Kibi. äcs such- ecclef, liecl« 6. 7. 8- 9- l«. H. l2. iz, 14. **) T. bil). Ikl. X. Amkel heißt es-„dem Papste und den P^varv^ „Kardmälm scheint es, daß wegen ihres „Unterhalts nach der dermaligeu. Lage der n-^ „römischen Krrche auf keine andre Art, als „wie es bis daher geschehen, nämlich durch „Benefizien, und dergleichen Taxen, als du „so genannten cymmum's ssrvüia sind, „Vorsehung gemacht werden könne. „ Zujolge dessen erklärt der Papst, daß zween Tnciic aller Benestzim in seiner Gewalt— so wie auch die Annalen in voriger Lage bl iben sollen tit. äs snnstis. Doch laßt er nach dem Inhalte des n Artikels dm Ertrag der ledig stehenden Kirchen frey—» Auf den lzten Artikel heißt es in einem Wiener Manuskripte: nikil responclit; m dem gothaischen hingegen, dessen sichv.d. Hardt gebrauchte: „Esfchelnr nicht, so wie „es auch mehrern Nationen nicht geschienen „hasdaß imBetrefdreserSache etwas neues „festgesetzt werden solle. Vermuthiich woll¬ te P. Martin damit andeuten, daß man sich mit den Dekreten der 4 und Zten Ses¬ sion beruhigen konnte. Uiber den i7tm Artikel, von den Ablassen, verspricht der Papst, daß er sie nicht zu sehr vervielfälti¬ gen wolle, aus Ursache, damit sie nicht zu verächtlich würden. **) Was für eine Er. klarung P. Martin über den 8 Artikel vou den Exemtionen, über den 14 von der Si¬ mo- *) Dir. de prciviiioiis Lr O->räin-Iiuin. **) Do« den AdlWn s. Ul, Th. Anm. ßFA) 568 Geschichte der grossen allgemeinen monie, über den 15 von den Dispensen, und über den 18 von den Zehnten von sich ge¬ geben habe, ward schon oben §. ange- merkt —. Uiber den 6 Artikel aber, von den Appellationen, erklärte sich der Papst folgendermassen: „Zn den jenigen Klagsa- „chcn die von Rechts- oder Gewohnheits* „wegen nicht für den geistlichen Richter ge. „hören, sollen zu Rom keine Appellationen „angenommen werden, äusser, wenn solches „beyde im Prozesse verflochtenen Partheycn „ausdrücklich begehrten. „ Also lautete die Erklärung Papsts Martin über die vvrgemerkten Reformati- onsartikel! Nun aber — da an solcher die Nationen verschiedenes auszusehen fanden, wurden mit einer jedwedenUnterhandlungen gepflogen, woraus auch die besondern Kon¬ kordaten entsprungen waren. Die Akten¬ sammler liefern uns die dießfälligen Verträ¬ ge welcheP Martin mit denTcutschen, mit DenEnglandern,und auch mit den Franzo¬ sen, um sie in etwas zu besänftigen, einge¬ gangen hatte —. *) In der Hauptsache finde ich einen geringen Unterscheid zwi¬ schen der allererst angeführten Erklärung, und zwischen den einzelnen Konkordaten. Ich will aus diesen nur die jenigen anfüh- ren, weiche mit der teutsthcn Nation ab¬ geschlossen wurden. Die merkwürdigsten Punk- *) Hl>. !. c. p. 71z Li ieq. v- d. Hardt I. ?ar. 14. >5. Li 1. IV. p. 1568 Lite,. Kirchenvers.zuKostniz.lv. Thl. 569 Punkte, die der R- P. der teutschen Na¬ tion insbesondere zusagte, waren folgende: „Erstens — sollte die Zahl der Kardinale „so mässig siyn, damit sie niemal der Kir- „che zur Last fallen mögte —. Sie dörf- „ten, nach Anverlangen der Nation, die „Zahl von 24 nicht übersteigen, gleichwie „auch aus allen Therlen der Christenheit er- „welche gewählt werden sollten. „ Ohngeach« ttt dieser Zusage war dennoch ein teutscher Kardinal im fünfzehnten Jahrhunderte ei¬ nes der seltensten Dinge—! Und auch in unfern Tagen wird das ketto eines rraUe- nischen Papsts für teutsche Biedermänner niemal eröfnet. Zweyrens läßt der Papst die Bischosswahlen zwar frey, und behält sich nur die Bestätigung der Gewählten vor.' Allein seine angelugte Klausel, daß er aus einer gegründeten Ursache mit Rath der Kardinale das Bisthum einem Würdi¬ ger» geben konnte, läßt für die teutscke Na- tion nichts vorcheilhaftes schliessen —; gleichwie auch die andre Ausnahme, womit er sich im Betref der übrigen Benefizien statt der geforderten zween Drittheile die Hälfte ausbedungen hatte, den Nechtfamen der Patrone undKollatorn nachtheilig ist — Was der Papst weiters mit Einwilligung der teutschen Nation festsetzte, war: daß in den Metropolitan- bischöflichen und andern Kollegialkirchen der sechste Theil der Kano- nikate und Präbenden, so wie auch alle grösseren Pfarreyen nur Doktorn oder we¬ nig- 57o Geschichte der grossen allgemeinen mgstens Lizentiaten der Th slogie, oder der Rechte ertheiit MroessMM—. Ei» ne Verordnung, die in mrstm Tagen schon Vollends in Abschlag gekommen ist-—. Was drittens P- Markin wegen der An¬ nalen ab schloß, war: daß sie nach den Ta, M, so wie sie in den Büchern der päpst¬ lichen Kammer angesitzt wären, bleiben soll¬ ten; nur erlaubte er, daß, Mnn eme Kir¬ che zu hoch Laxrrt wäre, der Lar gemindert werben börste —. Die Iahrsemkunfte von den erledigten Pfründen sollten auf zweymalige Fristen an die päpstliche Kam¬ mer bezahlet werden; nur würden die je- rügen Benefizicn, die den Werth von -4 Gulden nach dem Werth der Kammer nicht überstiegen, von den Ztnnaten freygespro- chcn —. Was für ein Nutzen konnte wohl hieraus der gelammten Nation Zuwäch¬ sen --? Viertens über den Punkt von den Appellazionen blieb es bey der schon gtthanen päpstlichen Erklärung! Was ich hiebey anzumerken habe, ist: daß das leni- ge, was die Nation vorzüglich unverlang¬ te, nämlich: daß bey Geldsachen eine ge¬ wisse Summe, und bey Benefiziensachen ein gewisser Ertrag festgesetzt — bey Ehe¬ sachen aber eine Ausnahme in Ansehung der Personen gemacht werden sollte, ganz weggefallen seye —. In dem Artikel von der Provision des Papsts re. wird die je- mge Erklärung, die ich zu Anfang dieses Paragraphs anführte, wiederholt — Und we- KirclMvers. Zn Ksstniz IV.THl. 571 wegen der Indulgenzen, Dispensen, Zehn¬ ten erklärte sich der Papst gegen die tem« sche Nation auf die nämliche Art, wie oben. Inzwischen, so unbedeutend auch die¬ se Verträge waren, und wobey das jenige sicher cingttrofen, was K. Sigismund, und mit ihme die reutfche Nation vorsagte, nämlich: daß, wenn ein Papst vor der ab- zuschliessenden Kirchenverbesserung gewählt werden sollte, die ganze Reformationssa¬ che ins Stecken gerathen würde—sowe¬ nig hatte man auch von Seite des römi¬ schen Hofs das jenige gehalten, was in vorqemeldten einzelnen Konkordaten bewil¬ ligt worden war. Die Wahrheit dieser Aussage bestätigt die Geschichte nächstfok- gender Zeiten! Ich muß gegenwärtig, ehe ich meine Historie der Äirchenv. zu Kost» niz vollends schliesse, annoch einige Bege« benheiten, die sich bey selber zutrugen, er§ zählen —. §. 102. Zu den Begebenheiten, die einer merkung würdig sind, und die zu Kostniz vor Bannflüche der 44 allg. Sitzung sich ereigneten, zähle «m Grün- ich die feyerkichen Kirchenzerimonien, wel- ^"Estase che durch den Pracht und Pomp des Papsts annoch mehr verherrlicht wurden. »ien. Am 372 Geschichte der grossen allgemeinen «4 März. Am Gründonnerstage publiziere P. Marrin in Gegenwart des Kaisers und der Kardinäle die Exkommunikaziony- bulie, in der er alle Heiden, Lctzer, und Schismatiker, die Griechen und Irrden — insbesondere den Peter von Luna, und im allgemeinen die jenigen, welche sich der römischen Botmässigkeit ent¬ ziehen, so wie auch die falschen Münzer und Verfälscher der päpstlichen Bullen verfluchte —. Um die publiziere Epkom- munikation anzuzeigen warf der Papst mit eigner Hand ein brennend s Wachslicht hinab unter das Volk; desgleichen thatcn auch die Kardinale. *) sss) Bey dieser pcipst- *) G. XKs sp. v. d. Hardt 1°. IV. p. 154». ' rir) Man bemerkt an derLxkommumka^ionsbulie, die P. Martin zu Kostni; publizirte, ganz den», liche Spuren von iener nach der Zeit so berüch¬ tigten, jetzo aber schon ganz in Abschlag gr. kommeuenNachtmak-lsbulle. Ihr Ursprung gehört in die Zeiten Gregors Vll. und ist in seinem Dikmre zu suchen. Seit diesem Pap¬ ste hatte der römische Hof im Gebrauche, alle Ketzer und alle die semgen, welche die Maxi» men und Vorrechte der römischen Kirche be¬ stritten, viermal des Jahrs, und zwar Vorzug« lich am Gründonnerstage zu verfluchen, und zu exkommunizier». Von diesem Tage in c«- n» Domini ward sie auch die ptachrmahls- builr Kirchenvers zu Kostnrz. IV. Thl. 57z päpstlichen Exkommunikation, die vormals die Kavonisten beym Guarez 6e cenluriL Dilp. VIII. teil. Zn. 5 für die fürchterlich, ste Lanze, welche der päpstliche Arm schwin¬ gen konnte, angaben, finde ich etwas wi¬ dersinniges — I Am Gründonnerstage ver¬ flucht der Papst in der so genannten Nacht- mahlsbulle alle Heiden, Ketzer rc. und am Char- bulle genannt. In unsrer heutigen Nacht» mahlsbulle, die P. Urban Vlll. zur Vollstän¬ digkeit brachte,und wovon die ganze löbliche For¬ mel in seiner dd i April »627 herauSgegebenen Konstitution k-lloralir llomsni pomillci; vi- tzilznri- Le tolliciruäo, zu finden ist, werden zwanzig Exkommuuikazionen festgesetzt. Man trist darinnen den ganzen Plunder der päpst¬ lichen Exkommunikationen beysammcn an; und wenn diese jemal von Wirkung gewesen wären, so würden nach dein verfeinerten Systeme von Europa alle Menschen in der ganze» Christen¬ heit exkommunizire worden seyn —. In un¬ fern Tagen, und in unser» Gcaatrn ist vvrge- dachte Bulle, die P. Marrin nach römischer Gitte auch zu Kostniz genau beobachtete, durch¬ aus abgedoten. Wer von ihrem Ursprünge, Wachsrhumc rc. etwas mehrer- zu wissen ver¬ langt, lese des Hrn. le Brer pragmatische Ge¬ schichte der Nachtmahlsbullc — und über die Unbilligkeit derselben verdienen eines Thcati. ners küstcillvni lope» I, Lull« in ni nachgeschlagen zu werden. 574 Geschichte der grossen allgemeinen Charfreytage wird bey öffentlichem Got- lesdicnste für ihre Bekehrung in der ge- sanmiten Krrche gebettet—? Was die übri¬ gen am vorgcdachten heiligen Donnerstage gepflogenen Zerimonien, als die Waschung ker Füsse rc. anlangt, so sind sie ohnehin allgemein bekannte Dinge. Aus dem nämlichen Grunde würde es auch überflüs¬ sig seyn, die jenigen gottesdienstlichen Ver¬ richtungen, die in den zrveen nachfolgenden, und in den Ostertägen abgehalten wurden, zu berühren. 2 Sprit. Nur kann ich die Feyerlichkeit nicht Übergehen, mit der P. Martin am Sam¬ stage nach Ostern die so genannten Agnus Del in der Kathedralkirche zu Kostniz ge¬ segnet hatte —. Es sind aber diese Agnus Der kleine wächserne, einer Medaille ähn¬ liche und länglichtrunde, Stückchen, auf denen ein Lamm mit einem Kreuze ausge- drückt ist. Der Papst weiht sie in dem Jahre seiner Erhöhung! Ihr Ursprung ge¬ hört in die zwote Epoche der christl. Kir- chengeschichte; und wenn man die Wesen; heit dieser Zerimonie untersucht, so scheint sie von den heidnischen Römern erborgt zu seyn -- Diese hatten ihren Kindern Amu¬ lete, oder die so genannten Bullen augehan- tzen, aus Ursache: weil sie ihnen eine son¬ derbare Kraft wider die Aaubereym und andre widrigen Begebenheiten zuschrieben. Auch die Römischkatholischen hatten vor¬ mals Kü'chcnvers. Zu Kostniz. IV. Thl. 575 mals die Kraft der Agnus Dei sehr hoch angerühmt; allein jetzo, da es hell zu wer¬ den anfangt, ist ihre Wunderkraft auf ein¬ mal erloschen —. Bey dem Konzilium zu Kostniz hatten sich annoch häufige Ehrt« sten in die Kathedralkirche gedrängt, um solcher Heiligthümer, welche alldorr vom Papste gesegnet und unter das Volk aus- getheilt wurden, haabhaft zu werden. Wenn es um die Erzählung aller Vorfälle zu thun wäre, so müßte ich ge- genwartig die Abfahrt der Kardinale, die nach Frankreich und England abgeschickk wurden, um den Frieden zwischen beydm kriegführenden Mächten zu bewirken- aner¬ innern. *) Ihr Abzug von Kostniz ge¬ schah am 2 April. Am folgenden Tage Widerrief Marhaus Grabon ein Domini¬ kanermönch seine Lehrsätze, die von dem Kardinal Ailly und von dem Kanzler Ger. son verworfen wurden. Seine Hauptlch- re, die er in einer dem Papst überreichten Schrift äs ttstu mongcbgli behauptete, lief dahinaus: daß alle Gemeinden, die dem Eigenthume der Güter entsagten, oh¬ ne die drey klösterlichen Gelübde abzule- gen, unrechtmässige und Äbschafungs wer- the Gememdm wären — ; gleichwie auch in den Klöstern keine andern Regeln, als jene des *) »ä »nnuin ltzlsj n«m- 576 Geschichte der grossen allgemeinen des heil. Basilius, Benedikt, und Augusti¬ nus beobachtet werden döriten. Man fin¬ det sowohl die Schrift des Grabon, dieses enthusiastischen Eiferers für den Mönchs- stand, als auch die gründlichen Widerleg gungen vorgenannter zween französischen Gottesgelehrren in dett Akten: *) Aus den letztem sagte Gerson: daß die Lehre yor- gedachten PredigekMöüchs nicht nur aus¬ schweifend, sondern auch ketzerisch und dec Einfalt der christlichen Religion stracks entgegen gefitzt wäre —. Sein Emm¬ chen zielete sogar dahin, daß man den Gra- bon, wofern er sich nicht entschliessen wür¬ de, auf ferne Lehrpunkte Verzicht zu thun, einsperren sollte. Allein für diesmal war es solcher gewaltthätigen Mittel nicht nö- thig; denn Grabon wählte das Sicherer re — er widerrief! Ich finde in den Ak¬ ten bey v. d. Hardt 'L. IV. p. 1545 daß um die nämliche Zeit, den iz April, auch zween gelehrte Männer, die des Hussitismus beschuldiget wurden, und von denen Domi¬ nikus von Lodi in Italien namentlich angeführt wird, ihre Jrrthümer wiverru- fen haben sollen —. Uibrigens passrte bey der Kirchenv. zu Kostniz nichts wichti¬ ges bis zur 44sten allgemeinen Sitzung. Vier n. 8. 104. vierzig. Auch diese Sksson, welche am ly allgem. April unter dem Vorsitze des Papsts. und Session m Gegenwart des Kaisers in der Kathe- ,9 April. -7 dral- *4 h>. v. d. Hardt i'. ui. ?,r.VM. p. ws kleq. Kirchcnverst zu Kostniz. rV. Th!» 577 dralkirche abgehaltm ward, ist an wichti: Beßim- gen Begebenheiten gar nicht reichhaltig l Was ich von selber in dm Akten aufge- das nächst» zeichnetes lese, ist die Verordnung, welche künftige den Ort der künftigen Kirchcnversamm- lung bestimmte. Man weiß es aus dem Schluffe der 39 Sitzung, baß die Gewalt- allgemeine Konzilien auszuschreiben, und dw Oerter, in denen sie gehalten werden sollten, zu bestimmen, dem jeweiligen Papste , unter gehörigen Einschränkungen einge- räumt worden seye. S. oben§» 7c- S. 4r8« Nu — zufolge dieses, von dem Synode bestätigten, Rechts schrieb P. Martin die nächstkünftige Kirchenvers. nach pavm aus — ! Freylich war dieser Ort der fran¬ zösischen Nation nicht anständig ; und von darumen erschienen auch ihre Deputieren bey gegenwärtiger Session nicht- Inzwi» schm ward doch, weil die übrigen vier Na» tionen einstimmten, das päpstliche Dekret- in welchem die Stadt Pavra für den Sam¬ melplatz des künftigen Synodes, und zwar- wie es ausdrücklich heißt, mir Begneh- migung des kostnlzischcn Ronzilürms selbste, bestimmt wird, durch den Kardi¬ nal von Challant abgelesen. O Johann der Kardinalbischof von Ostia gab hierauf im Name des Konziliums sein feyerliches klscet über solche Verordnung, die auch K» Sigismund, und P. Martin durch ih- O 0 rö »-) d-ikl>, l. c. 7^2. v. p. Hardt "d, lV x. D46» 57EeschiHtc der grossen allgemeinen re beorderten Prokurator» insbesondere be¬ stätigen liessen. Kurz darauf ließ P.Martin ein Dekret D-sPapsts ausfertigen, worinnen er dem Bischof von Dispensen. Lüttich Erlaubnis sich zu verehelichen, er- Lheilte. Dieser, Johann von Bayern, re. signirte sein Bisrhum, mir welchem nach, mals P. Martin den vormaligen Erzbi¬ schof von Riga nach der ihme von den Kardinalen gemachten Zusage (s. oben §. 78. S. 424) investirt hatte, und heurathe- te die Herzogin von Lurenburg, die eine Nieze des Kaisers Sigismund war. Bey solcher Hemath bedurfte vorgenannter Bi- schof einer doppelten Dispense! Einmal, weil er Unterdiakon, und folglich mit dem Gesetze des Celibars verstrickt war —; her- nach; well er Tauspache von einer Toch¬ ter vorgedachterHcrzogm gewesen; wodurch zwischen ihme uno seiner Braut das Ehe- hinoermß von einer geistlichen Verwandt« schäft nach eingeführter Gewohnheit der rö- mischen Kirche entsprang *) Ich will die Rechtmässigkeit dieser Dispensen gar nicht bezweifeln! Nur mag ich nicht begreiffen, mit welchem Rechte der Papst zur nämli¬ chen Zeit der Iakobma, Prinzessln von Hennegau und Holland, die sich mit ihrem Vetter dem Herzoge von Brabant vereh- lichen wollte, die angesuchte Dispensation ver- *) Windet in viks 8itz>sm,L, !4. Bzovius 1418 num. z. Kirchenvers. zu KostniZLhl. 579 verweigert hat? Was mich in meinem Wahne, daß P. Martin nicht allezeit nach den simplen Regeln der Billigkeit, sondern manchmal wohl auch aus 'eigennützigen Absichten gehandelt habe, bestärkt, ist: daß er annoch im vorqedachten Jahre 1418 dem Gtafen von Foix die Erlaubniß ge¬ geben habe- die Blanka, eine leiblich? Schwester seiner verstorbenen GeMahlin Johanna, und Tochter des Königs von Navarra zu ehelichen —Das dießfalli^ - ge päpstliche Diplom ward am iz Zunii zu Genf ausgefertigt, und man kann es bky Raynald snnsl. ecci. l. e. sä snnNM 14! 8 num. lesen. Hätte man, fra¬ ge ich, bey solchen widrigen Verfügungen der Päpste (wir finden derley Auftritt? auch in der Geschichte folgender Zeiten) nicht einen gegründeten Wahn zu muth- massen, daß es den römischen Bischöffeft nicht so sehr daran gelegen gewesen seye, sich der gesetzgebenden Macht rechtlich zä gebrauchen, als vielmehr mit selber zu spie> len — — ? §. IO4. Nun komme ich nach kronoloaischer - Ordnung zur fünf mrd vierzigsten und letzten Gestion der KircheNv. zu Kostniz! Sie ward am 22 Avril, und zwar, wie ae, wöhnlich. in der Domkirche gehalten. K. . Sigismund war biebey zugegen, und P. 0 s Mar- 58o Geschichte der grossen allgemeinen Martin hakte den Vorsitz. *) Ans dessen Befehl rief nach abgesungener Messe und nach vollendeten übrigen Krrchenzertmo- mcn Rainald, und nicht Umbald, wie man bey Labbe liest, Kardinaldiakon vom Tit. St. Veit mit Heller Stimme: ihr Herren, gehet hin im Frieden — und die Ver¬ sammlung antwortete Amen, d. i. also ge¬ schehe es. Ehe aber solches geschah, baten die Die Polen Gesandten Ladislavs des Königs in Po» iE Sa» len und seines Bruders Alexanders Große ehe Falken. Herzogs von Lithauen, daß die Schrift des berqs vom Johann FalLenberg, **) welche die ab- La^nacM scheulichsten Jrrthümer enthielte, und die künftiqc schon ohnehin sowohl von den in Glaubens- Kvn;ilium. sicher, anqeordneteu Kommissarien, als auch von den Deputirten der Nationen und von dem KardrnalkoUegium ftlbste für ketzerisch anerkannt und wirklich verdammt worden war, auch bey öffentlich allgemeiner Ses¬ sion von dem Konzilium, ehe es aus ein¬ ander gienge, verdammt werden mögte—. Sie fügten, um ihrer Bitte einen starkem Vorschub zu geben, hinzu: daß, wenn nach ihrem billlgen Anverlangen Falkenbergs Lehre nicht öffentlich verdammt würde, sie anmit im Name ihrer durchlauchtigsten Prinzipalen vom Papste zur nachstkünfti- gen *> H Ll» ap. I.sdb. i. c. p.745 V. d.Harbt'P-lV. k>. 1550. **) S. oben 8. z? iS» K'irchenvers. zu Kostni; 1^. Thl. 581 §en Kirchenvers. appellirten —. P. Mar¬ rin ließ hierauf durch einen Konsistorias. advokaten folgenden Schluß kund machen : -aß er alle Dekrete, die in Glaubcnsfa- chen von dem Konzilium zu Lostniz gemeinschaftlich, d. i. bey allgenrcincn Sessionen abgefaßt worden waren, un¬ verbrüchlich beobachten, und selben niemal zuwider handeln wollte — gleichwie er auch alle dcrl«ry Synodal-- dekrete anmit selbste bestätigt haben wollte, ttt) Diese Worte waren zu rwey-- deutiq, als daß sich die Polen dadurch hat¬ ten befriedigen lassen sollen. Paul Vla¬ dimir, einer aus den Gesandten, appellme, ohngeachtet daß ihme unter angedrohter Strafe des Bannes verboten ward etwas wei« ttk) Man kann es aus angeführten Worten ganz deurlich entnehmen, daß sogar P. Marrin die Dekrete der und ;ten Sitzung von der ober¬ sten Gewalt der Konjillen, weil sie doch auch bey allgemeinen Sessionen publizire worden waren, mit seinem Ansehen bestätiget habe —. Was über diesen Schluß, der aus ungezogenem päpstlichen Ausspruche nothwcndig gefolgert wird, Bellarmin I.ii>. r iis conril. suÄor. eep. »9 u >dmit ihmeannoch mehrere römische« Hofschmeichler eimvenden, hat der gelehrte Lv- mund Richer jchon vvrlangst aufgelöst, mid gründlich aus einander gesetzt. Man lese desselben kistor. concii, tzenerst. I.jh. ll. 22. 582 Geschichte der grossen allgemeinen weiters vvrzutragen, von dem Papste an das nächstkünftige, nach fünf Jahren zu haltende, allg. Konzilium, und verlangte, daß seine, und seiner Kollegen dießsallige Appellationsschrift in die Akten eingetra¬ gen werden sollte. S: loc. cir, Man muß sich über dre dießsallige Herzhaftigkeit der Polen in der That wundern! denn P» Martin beklarirte kurz vorher in einer Konsi- storialbulle, daß in Glaubenssachen keine Appellation vom Papste an ein Konzilium statt hätte. Drese Bulle ward zwar nicht publizrrt; doch sagt Gerson in seinemapo- togetlichen Gespräche:" ) daß nach dem Be¬ richte der jemgm, dre sie gesehen, dadurch alles, was dre Krrchenversammlungen zu Pisa und Kostniz zurecht gemacht hätten, über den Haufen geworfen worden wäre. Gerson schrieb annoch vor Beendigung des Konziliums seinen berühmten Traktat: Untersuchung der Frage, ob es erlaubt sey vom Urcher'le des Papsts zu appcl- Liren, und aus was für Beweggrün¬ den dieses geschehen müsse» Er wi¬ derlegte in selbem des Papsts Martin Aus¬ spruch, den die Polen schon ehe rhätig ver¬ warfen, als sie bey der 45 Session dem Papst ms Gesicht für die nächst zu halr tenve Kirchenversammlung appellirtrn —. Was öey der letzten allgemeinen Ses¬ sion annoch vorkam, war die Beurlaubung des *) Oexton'Opsr. L, il. p, zgo. k»Z0Z, Krrchenvers. zu Kostniz. Thl. LV. 58Z des Konziliums. Zohann Bischof von Ka¬ tina in Sizilien, aus dem Predigerorden, hielt über den Text: ihr habe jeyo Trau¬ rigkeit ; aber ich will euch wiederum sehen, und euer Herz soll sich freuen, „sosn. XVl. 22 eine auf den Gegenstand passende Rede. Nach geendigter Rede, m welcher der Bischof sich vorzügliche Mühe gab die Anhänger des Papsts um seines Abschieds wegen zu trösten, ward von dem Kardinal Lhallant eine Bulle abgelefen, m der P. Martin das Konzilium aufhebt, und jedermann zu Hause zu gehen erlaubt. Was der Papst in vorgeoachter Bulle zum Abschiedskomplimeme anfügte, war die^oeigm' vollkommene Nachlassung aller Sün- He¬ den, dre er im Name Gottes, und durch ku-w. die Macht der zween Apostelfürsten, und "°' kraft semer aufhabendm Gewalt allen "«Nmuz' Mitgliedern dieses Konziliums, und zwar vnmNm, auf zweymal, im Leben, und im Tode, erthctlte. Nachbenr solche pa'bstl. Bulle ' abgelefen — *) und alles nach Anverlan- pi-„on-7n gen dec Prokurator» in die Akten einge- LMNIUM tragen worden war—und nachdem sich auch r^ro. K. Sigismund durch seinen Sachwalter, der in Kürze die unermüdete, für den Krr- chenfrieden gepflogen? Sorgfalt feines un- überwindlichsten Prinzipalen anrühmte, bey ""/is. dem Konzilrum beurlaubt hatte, greng die 45 und letzte allg, Versammlung aus ein. ander. Sie stcht in de» Akte« ap. r.-idr,. i. c, p. ^4^.. 584 Geschichte der grossen allgemeinen §. los. Aussth. Inzwischen ob man schon mit den all' gemeinen Sessonen das End gemacht har- dnchs vsi, te, wurden dennoch die Geschäfte des Gy Desterreich nodes nicht vollends geendigt. Sowohl Kchrr K. Sigismund, als auch P. Martin ver¬ weilten annoch zu Kostniz durch einige Ta¬ ge. Ich muß das jenkge, was von beyden merkwürdiges unternommen worden war, in Kürze nachtrag-n. Das Hauptgeschäft des erstem war die Aussöhnung mit dem H. Friedrich von Oesterreich! Die dießfällige Unter¬ handlung ward am l2 April zu Mörsburg, allwo beyde Höchen Verträgmacher zusam- menkamen, angefangen. Nachdem man von beyden Seiten sowohl im vorgenann¬ ten Städtchen, als auch zu Mnnsterlingen, einem ohnweit Kostniz gelegenen Stifte durch einige Tage negozirt harre, ward nach dem Zeugnisse Oachers, und windeko der Vertrag am 25 April unter folgenden Be- dingnissen abgeschlossen: H. Friedrich sollte erstens denBischofvonTrient loslassen,und ihme allem BeschlaggenommenenGütcr zu¬ rückstellen--zweytens sollte er 70,00« Fl., von denen ihme doch Sigismund alsofort 20, Goo nachliess an die kaiserl. Kammer als eine Geldstrafe bezahlen -- und drittens dem Kaiser seyerlich huldigen Im Geaentheile räumte Sigismund dem H. Friedrich das Einlösungsrecht ein aller im Kriege eroberten Städte, Flecken, Dörfer :c. die Kirchenvers. zuKostmz L V.Thl. 585 jener für grosse Summen Geldes an die Schweizer verpfändet hatte. Nur mußte H. F. auf jene Städte, welche die Schwer¬ zer eroberten, und die vom K. S. zu fremn Re chsstadten, als z. B. Sckafhausen, Rheinfeld rc erhoben wurden, auf immer Verzicht machen —. ") So nachtheilig und schimpflich auch diese Bedingnisse für Den H. von Oesterreich waren, so nothge- drungen sah er sich dennoch, dieselben einzu« gehen. Zn dieser Absicht kam er am 28 April nach Kostniz. Am 7 May ward er durch den Kuhrfürsten von Brandenburg Dem Kaiser vorqeführt, wo er auch den Huldigungseid abkegth. Folgenden Tags -r May. ließ ihn P. Martin von dem Banne, den er sich durch die Gefangennehmung des Bi. schoss von Trient zugezogen haben sollte ts oben F. 40 G. 216) durch ftinenKardingl. legattn loösvrechen — und gegen die Mit¬ tagsstunde ward H. F. vom K. S. der sich in seinem königlichen Prachte zeigte, mit ge- wöhnlicherFeyerlichkeit belehnt. DieReichs- jnsignien trugen der Kuhrsürst von Bran¬ denburg, und die zween Herzoge von Am¬ berg und Brieg, die der zween abwesenden Kuhrfürsten, als des Pfalzgrafen am Rhein und des Herzogs von Sachsen, Stellen vertraten. Die feyerliche Investitur gieng in Gegenwart vielex Fürsten, und unter dem *) Der ,'n der Sache vomK.attSgcfertiqteFried- brief steht bey Stumpfen Beschreib, des Kon¬ zil. zu Kc stütz fol. 157. 586 Geschichte der grossen allgemeinen dem Zusammenlaufe einer fast unzählbaren Menge der Menschen für sich. *) Dieser ftyerliche Akt war auch der letzte aus allen prächtigen Handlungen, die K.S. zu Kost- nrz unternahm —. Icho muß ich erzähl len, was von des Papsts Geschäften an- noch übrigt. Wir haben es oben §. 99- S. 352 plesen, daß P Martin, um sich aus dem d--n K. die Gedränge loözumachen, in welches ihn die Aushebung Nationen mit Anforderung der Reform versetzten, mit diesen einige Partikülierkon- re:i dmch kordate abgeschlossen habe. Mit diesen Ver- L. uM. tragen, welche am iZ April auf päpstlichen l«»d. Befehl in die Bücher der römischen Kanz¬ ler) eingetragen, und worinnen einige weni¬ gen Reformationspunkte eingewMget wur¬ den, suchte P. Martin die Nationen, und aus diesen vorzüglich die Deutschen und Franzosen zu besänftigen. Mit was er aber den K. Sigismund, der vornehmlich auf der Reformation bestand, besänftigt ha¬ ben solle, sagen die meisten Geschichtschrei¬ ber, daß es die Bewilligung der geistlichen Zehnten durch Deutschland gewesen seye-—. Ich will die vorgegebene Ursache dahin gestellt seyn lassen! So viel ist gewiß: daß P. Marrin schon zu Anfänge des ZahrS 1418 dem Kaiser bewilligt habe, die Zehn¬ ten ans all'n Kirchengmern der teutschen Nation, und auch der Diözesen Lricr,Ba- . sth äx. v, tz. Hardt IV. p. »M- Kirchmvcrs.zuKostniz. IV.THeil. Z87 sel, und Lüttich durch ein Jahr einzuziehen ; und dieses zwar unter dem Titel: sich für die wegen dem Konzilium gemachten Ko¬ sten zu entschädigen. Die päpstliche BuUe ward am 26 Inner ausgefertigr Man findet sie bey Hrn. D. v. d. Hardt 11. ksr. 2 l p. Z^o; attwo auch das Breve steht, worinnen P. Martin den Johann v. wallenrod Erzbischof von Riga, den Ge¬ org von Hohenlohe Bischof von Passau, und den Johann von Waldow Bischof von Brandenburg zu Koinmissarien er¬ nennt, und ihnen den Auftrag, solche Zehn, tenausiage von der teutschen Klerisey aus- zuheben, ertheilt. Dir drey Kommissaren, aus denen aber nicht mehr von Wallen¬ rod, sondern Abundi als Erzbischof von Riga genannt wird, liessen am 2 May die dießsälftgen Patente kund machen. Gle waren aber zu streng; denn den Uibertret- tern der päpstlichen Befehle ward nicht nur allein die Exkommunikazion, sondern auch die militärische Exekution, und die Gefan¬ genschaft angedroht. Die teutsthe Klerr- sey stemmte sich dahero wider die Zahlung solcher Zehnten, und im Name derselben verfaßte Dominik Geminiani ein Rechts» gelehrter von Florenz eine Schrift, worin, nen das päpstliche Diplom, kraft dessen P. Martin den zehnten Theil von allen Kir¬ chengütern an delr Kaiser zu bezahlen be¬ fahl, angestrittcn und widerlegt wird — Diese Schrift steht ebenfalls in vorbedacht ter z88 Geschichte der grossen allgemeinen ter vortresiichenSammlungdes v. d. Hardt I. c. p. 6og. Aus allen Gründen, mit de. neu die teutsche Nation vorgedachre päpsi» iiche Zehendoulle bestritt, scheint mir diese die einleuchtendste zu seyn, baß P. Mar¬ tin, solche Zehnten der teutschen Geistlich¬ keit aufzulegen, nicht berechtigt wäre, weil er doch sechste bey der .43 allg. Sesson sich erklärt hätte, weder besondere Zehnten auf- zuleaen, ohne baß vorhero die Prälaten des Königreichs ober der Provinz zu Rath gezogen würden —. So gründlich aber immer diese Remonstration war, so sicher ist es dennoch daß die vom Papste bewillig¬ ten Zehnten eingezogen worden seyen . uua) P.Martin kehrte sich auf die,obschon ge- uuu) Die Wahrheit dessen, so wie auch die Rich¬ tigkeit angezeigtcr päpstliche» Verfügungen in Zchendsachen, läßt sich auch aus einem uralten Manuskripte der Chronik von Magdeburg entnehmen. Solche Handschrift wird nach dem Zeugnisse des Hrn v. d. Hardt, der stein Hän¬ den gehabt haben solle, in der vorkrcflichen berliner Bibliothek aufbewahtt. Die darin¬ nen vsrkoinmenden, nach dem altteutschcn Dia¬ lekte geschriebenen Worte sind: lm ivi. LO(IL. XVIII. iere gast' blsrrinuü äem liö- milchen Ivüni^s ^izisinunsio ene 6nscie, v»» -ve^en silier froren Ignsiost ende 1'eringe, cis he i>n tüoncisio ro dostsnir boren Z I»r gs- strs^en lissiäe, srer äs kapstsst im Dürstben I.an Kirchenvcrs zuKoftniz. IV.THI. 589 gegründeten, Einwendungen der Deutschen gar nicht! Er war einmal gewohnt sich allezeit, wenn es seine eigennützigcnAbsichten erheisch. ten,zu widersprechen. Wir haben an ihme einen derley Widerspruch schon obenbey Ge¬ legenheit der Reformationssache bemerkt. P. Martin versprach ftyerlich, die Kirche am Haupte und Gliedern, und zwar ehe annoch, als das Konzilium aus einander gimae, zu reformiren — und jetzo wollte er, unverrichteter Dingen, von Kostniz ab- ziehen. Er ließ seinen Abzug auch wirklich am 4 May kund machen. Freylich gab sich K. Sr'siftnund sehr Pap^ viele Mühe den P Marrin dahin zu be- Mamnkkb. reden, daß er nicht so eilfertig von Koftniz^a vr.r abziehen -- sondern msolang allda verwei ' '' len mögte, bis einige Reformationsartrkel ausgeglichen worden wären. Er bat ihn sogar, seine Residenz im Teutschlande auf- zu- t-gncien, A sile öL- rer Lclisn. OeÜ'er 6nscZ: VöriZersr avsr-Zen xelerc tterr lolinnn, LrrLjlcLnp te Ni^c, uncle 6«orkiu» Nilcönp rr> cis cis; LoniAz Lsnrler v->5, uüäe tterr Inlign v»» VValcluv, Liiciiop ro Lrangeudnrx, ä- -Zar Sclrvarlilren -Ze papcn ümmc Zsn reinäcn Pennin!; descks- reöeo, vnäe Stirer eiliice nur -Zem Laune kL Leven ä'runAen. 59v Gesch'chtt der grossen allgemeinen zuschlagen; aus welcher Ursache er ihme auch Basel, Straßburg, Maynz, oder eine andre Stadt nach Belieben sich auszuwäh- len vorschlug. Allein P. Martin, der sich nach den Beyspielen seiner Vorgänger vor dem teutschen Himmelsstriche fürchtete, brachte allerhand Entschuldigungen vor, durch die er dem zudringenden Änfordern des Kaisers ausweichen konnte —. Unter andern sagte er: *) daß, weil er doch von allen Nationen einstimmig für den recht- massigen Papst anerkannt würde,-es sich auch geziemete, daß er unverweilt den Stuhl des heil.Petrus bestiege—-Rom wäre die Murrer aller Lurchen; mit-, hin wäre cs auch nothwendig, daß er als Chef der christlichen Lurchen allda seinen Wohnsitz aufichlüge, und dieser zwar aus Ursache, weil cs die Ord¬ nung erheischte, daß ein Steuermann nicht an dem Vsrdertheile des Schiffs, sondern in dem Antertheile fasse —. Od drese Rasomnents, die P Martin führ¬ te, halrbar ftyen, will ich meinen Lesern zue Beurtheilung überlassen haben. Das ein¬ zige, waS ich anmerke, ist: daß man von den römischen Päpsten, die im 14 Jahr¬ hunderte ihren Sitz nach Avignon verleg¬ ten, und allda sich bey 70 Jahren aüfhiel- ten, solche Reflexionen nicht gehört habe —. P. Martin wollte mit Gewalt aus Teutfth- *) ZVinäek »s,. v. d. Hardt 1°. IV. p. lAsto- Kirchermrs. Zu KostniZ. i V. Lhl^ 59 r Teutschlar.de sich entfernen ; dahero ließ er auch am 4 May an die Kirchthüren zu Kost, niz öffentliche Aufschriften anschlagen, mit der Anzeige: daß er binnen 14 Tagen ab¬ reisen würde. Die Zwischenzeit brachte er mit Haltung gottesdienstlicher Zerimonien, wobey er sich allezeit im vollen Prachte zeigte, und mit Austheilung der Ablasse zu, mit denen er gar nicht sparsam war, ob er es schon verheissen hatte mit selben nicht verschwenderisch umzugehen. Am io und wiederum am 15 May als andern Pfingst- feste gab er den Inwohnern von Kostniz unter dem Geläute der Glocken und unter ausgefertigtcn Bullen recht grosse Ablässe. Am nämlichen Tage segnete er auch das häufig versammelte Volk, und am 16 May rs Mas. gierig sein Abzug von Kostniz für sich. Es ist nicht nöthig, die schimmernde Pracht des päpstlichen Abzugs ausführlich zu beschrei¬ ben. Was ich hievon anerrnnern will, ist: daß der gute K. Sigismund, ohngeachttt er die gegründetste Ursache hatte, dem Pap¬ ste wegen vernachlässigter Kirchenreform gram zu seyn, dennoch desselben Pracht mit seiner selbst eignen Erniedrigung verherr¬ lichen gewollt habe —. *) Bey dem Ab¬ züge, der früh zwischen sieben und acht Uh¬ ren geschah, ritte P. Martin m einem gol¬ denen Meßgewands, mit weisser kosibam 2n- *) Eine genaue Beschreibung des ganzen hiebey obgewalteken Prach's giebt Xymdck und Rcir chenthtü bey v. d. Hardt 1. e. p. 1582. 59? Geschichte der grossen allgemeiner! Insel auf dem Haupte, auf einem weissen, mit Scharlach bedeckten, Pferde, unter ei¬ nem prächtigen Himmel, der von vier Gra¬ fen getragen wurde, zur Stadt hinaus. K. Gigisimmd gieng neben dem Papst zu Fusse, und führte sein Pferd beym Jaume» Desgleichen gieng an der rechten Seite der neue Kuhrfürst Friedrich von Branden¬ burg, zur Lmken der Herzog Ludwig aus Bayern, nach dem Pferde aöer der von dem Konzilium so mißgehandelte H. Friedrich von Oesterreich. Diese drey Fürsten tru¬ gen des Pferds Decke empor, und hatten viele andre Fürsten, Bischöffe, Grafen und Herren zu Nachfolgern. Die Anzahl des prächtigen Gefolgs, welches den abreisen¬ den Papst begleitete, muß ganz gewiß sehr groß gewesen scyn, weil dabey nach der Aus¬ lage vorgenannter zween Augenzeugen 4OO00 Reiter gezählt worden seyn sollen» — Die prächtige Kavalkade zog vor das , Stadtthor hinaus! Alldortnahm man d m Papste seine Insel und sein Meßgewand ab; man legte ihme dafür einen rothen Mantel an, und setzte einen rochen Hut auf seinen Kopf —. Sodann gab P. Markin annoch einmal seinen Segen dem Volke, welches sich deswegen dreymal glücklich schätzte, und ritte, vom K. Sigismund eben¬ falls zu Pferde begleitet, bis nach Gott¬ leben. Allda schifte er sich ein, und fuhr bis nach Schafhauscn. Von dannen mach' te er semen Marsch weiter durch die Schweiz. Zu Kirchmvers Zu Kostniz. Th!. 59 z Zu Genf- allwo man ihn auf das prächs tigste empfieng, hielt er sich beynahe durch drey Monathe auf; und am z September trätt er von Genf aus seine Reift nach Italien an. Wir wollen ihn nach seiner Bequemlichkeit reisen lassen, und uns nach Kostniz zurückwenden. §- io?« Allda, so sehr es ehe während des Konziliums von Höchen Gästen wimmelte, munds,und so geschwind nahm ihre Anzahl nach Endi- s'mc Bcr« gung desselben ab. Die Bischöffe, die vH- nehm über die wehr als dreijährige Ab* Wesenheit von ihren Residenzstädten schott ungeduldig waren, reiseten nach der Abfahrt des Papsts eilfertig ab. Die am mißver¬ gnügtesten von Kostniz abzogen, waren die polnischen Gesandten- Ich habe die Ur¬ sache ihrer Unzufriedenheit schon oben §. , ic>4 S. r8v angeführt. Aus dem näm¬ lichen Grunde konnte auch Gerson, der auf die Verdammung des Petitsbuchs so hitzlg drang, mit dem Konzilium unmöglich zu? frieden ftyn. Sein Abzug von Kostniz war UM so mißvergnügter, als weniger er es für rathsam hielt, wegen derUibermacht des Herzogs von Burgund nach Paris zurück¬ zukehren, wie ich es schon anderswo be¬ merkte. Am kg Mag reifete auch §rie- -nch Kuhrfürst von Brandenburg, der sich wahrend des Konziliums mit seinett klugen P p An- '9 T. II» Th. Anm. nnn) 594 Geschichte der grossen allgemeinen Anschlägen, die er dem Kaiser mittheilte, ausnehmend ausgezeichnet hatte, von Kost- mz ab. Und da die meisten sowohl aus dm Ktrchenprälaten, als auch weltlichen Für¬ sten sich von Kostniz entfernt hatten, fand es K. G-glstmrnd sechste nicht uöthig, län¬ ger allda zu verbleiben. Gleichwie er an der Zusammenberu- " v fung des kostnizischen Gynodes sehr eifrig arbeitete, so unausgesetzt blieb sein Eifer bis an das Ende desselben. Man kann seine unermüdete Sorgfalt schon aus deme ent¬ nehmen, daß er fast der letzte Kostniz ver¬ ließ. Sein Abzug geschah am re May- Er fuhr den Rhein hinab nach Straßburg/ Schlettstadt im Eisasse; und er solle, wie uns windek berichtet, zu Mümpelgard mit dem Herzog von Burgund im Bestes der fran¬ zösischen Troublen eins Unterredung gepflo¬ gen haben. Doch kam er in Kürze nach Schwaben zurück; passtte Ulm, Oettin- gen, Regensburg, Passau, und gieng weiters nach seinen hungarsschen Staaten. Uns liegt es nicht soviel daxän, .die Marschroute des Kaisers zu wissen; ich will vielmehr sei- ne Verdienste, die er sich während des Kon¬ ziliums zu Kostniz gesammelt hatte, reka- pituliren. Meine Absicht ist gar nicht, hier Orts eine Gchutzschrttt für den Kaiser zu verfer¬ tigen ! Seine edlen Tharen, die er für das ÄLohk Kirchenvers. zu Koftniz. IV. Lhl. 595 Wohl der Kirche im manigfaltigen Grade unternahm, sind zu erhaben, als daß sic mci- nes geringen Lobs bedarften. Rühmliche Handlungen empfehlen sich von selbsie —. Was ich von Sigismunds verdienstvollen Unternehmungen m Kürze wiederhole, ge¬ schieht aus keinem andern Beweggründe, als um jene Geschichtschreiber zu widerlegen, die von dem Kaiser, und seinen während des Konziliums behandelten Geschäften ern mißgünstigesUrtherl hinterlassen haben. Ich läugne es zwar nicht: wominder durch die hellleuchtenden Tugenden Sigismunds dort und da einige Flecken hervorgestochen ha¬ ben sollten, und von denen ich sechste in die« ser Gesch. einige angemerkt hatte—; nur dächte, daß solche vielmehr den Umständen des damaligen Zeitalters, als seiner Ge- mnthsart zu zuschreiben wären. Gerne cd- le Seele hatte an den widrigen Schicksa¬ len, die sich zn Kostniz ereigneten, gewiß kei¬ nen Antherl. Man hat es gelesen: daß mei¬ stens auf seine Veranstaltung das allge¬ meine Konzilium im Teutschlande, allwo man von den römischen Intriguen nicht so vieles zu befürchten hatte, zusammenberu¬ fen worden feye —. Seiner unermüdeten Sorgfalt hat man es zu verdanken, daß die langwierige Kirchenspaltung aufgehört habe; denn nur er brachte es dahin, daß der flüchtige P- Johann 2z angehalten, und von dem Synode abgesetzt worden war —. Durch seine unerschütterte Standhaftigkeit P p 2 bewog 5y6 Geschichte der grossen allgemeinen bewog er den P. Gregor »2, seinem Ponti- sikate freywilligzu entsagen — und, wenn Sigismund die so beschwerliche Reise nach Arragonien mcht unternommen hätte, viel¬ leicht würde die spanische Nation niemal mit dem Synode vereinigt, und P. Bene¬ dikt l; fikmlich abgesetzt worden seyn —. Man darf versichert seyn, daß kaum jemals ein Kaiser so vieles für den Kirchenfrieden unternommen habe, als Sigismund that—. Wir find auch von seinem heiligen Eifer, mit deme er auf die Verbesserung derRir-- ehe am Haupte, und Gliedert! drang, in diesem Theile klardeutlich verständigt wor- den — und es läßt sich nicht zweifeln, wo- minder K. Sigismund das Reformations- geschäft nach Wunsche durchgetrieben hät¬ te wenn seine frommen Absichten durch die Maximen des römischen Hofs nicht verei¬ telt worden wären — Ww wissen es ohnehin wem die Schuld der hintertriebe¬ nen Kirchenverbesserung, die mit dem K. Sigismund alle Redlichgesinnten wünsch¬ ten, zu zuschreiben seye. Die Reform ward auf das nächst zu haltende Konzilium ver¬ schoben — und a so endigte sich unverrich¬ teter Sichen, die das Wesentliche der Re- format'on berramr, die Ktrchenversamm- lung zu Kostliiz—. Mit Endigung derselben endige ich auch meine Geschichte. »»«k io8- Geschichte Ach babe keiucr neuen Anermnerung -es Kvllii, nöthig, UM bky dem Schlüsse dieftr Ge- Krrchenvers. zu Kostniz. IV. Lheii. 597 schichte die Wichtigkeit, den Nutzen, und den lmms z» Vorrhcil derselben darzuthun —Meine Le- ser wiss n cs ohnehin, aus wie vielen Ger sichtSpunkren sich das Konzilium zu Kost¬ niz merkwürdig gemacht habe, und aus wel, chen Beweggründen es unsre Aufmerksam. keit verdiene Nu wv) Vielleicht wird ts meinen Lesern nicht UN» lieb ftyn, wenn ich die Lobschrist, welche D. v. y. -Hardr über das Konzilium zu Kostniz Mührt.hicher setze. *) Sie enthält Leynahe de» ganzen Inhalt dieser Geschichte, und ist mit folgenden sinnreichen Worten abgefnßlr Vi6en sr^e, urAuteezue leKor nismorsdilis aLis Li 6s- crers pnbNcs czus6risniilo5ere con- rinustr. tzus nasiil un^usin »n clirisiiano or- bs rnsjor, nulls tbi^näiäiar, nullscontzsntior, nulls >'0lenrior, nulla viÄoriosior —. Lorsiu inrueii» <7»»^c^arro»^ usrro?,««, Asrmsnicst, xsl Hose, snglicsc, icslicL, Lc Inigsnicse; xukli- cs», privsks», csmenss, millenss, in nullo sie- perioei concilio vi'ü», nunc primuni Lielsri» sri'irrio säoenses». LväUemplsri» venerslrilsr (7«,co?j/»/rLr/sllc/, prvpris», He nsrin- nslihus junLiar; ezuin siu^er suz-usiillims» to- riu5 clrrMsni srbi» 4< Llirsbe. ri; in'tölubilez nöäor OonstanttL ioluior, 6c r-oE«/> /s'er^sc^r/7, coruiuezue juribu;, s»Ai,, siSklL. z>) lom. IV. reruin neseni Love, Lonü. x. 598 Geschichte -er grossen allgemeinen Nu — von diesem großen Konzilium zu Kostniz, dessen Unternehmungen auch auf unsre Zeiten passen mögen, habe ich es ver- kscirqne, rrikur prirlerrim sccleüsm onersnri- dur, ^oksnns, 6rezsrio, Lr LensNiäo. 6e r-Ii^uo^ue univerlo ecclelisNico Usru isnKs formsnäo sc rite rekormsnNo, vi- ts Er rezimine. kn communis teculi üliur vor» 6e univerk karopEo ckriliisni orkis cor¬ pore uni knno psüori, reliZiolo cspici reäu- nienrio —. kn ßrsver, Isnßuine plens», pu- KIjc»5 Nitpursriones Ne lscris äoArinr ckri- üisnL qu-eNionikus, kncex roko orbe perlscis, ex ^NAiis, Faro/a»-5 Er Fir/^ctt^er- ^ra»r/ ex 6,Nis, Zrr^rrrr'cr'r ex 8uscis A Os- nis, Ferrerra»» ör F7s^eLarr» ex Kli5p»ni«, <7r«cr^err»re ex koloni» Er korulKs, Fs«^rrc/r 2r ^rcojeL/cr/ex Lokami», I,'m-rKr/e exe«/i/rMr, Lein els- üo kaps k/r « Oinnis inkrs imprrü kner, 5uk ccclo ^-rrn*nl- . c«, Kikchenmrf zu Kostntz IV. Thl. 599 versucht, eine pragmatischcGeschichte ab- zufassen! Die Arbeit ist vollendet—; ob sie aber auch glücklich gerathen seye —- wer¬ den vernünftige und unbefangene Leser, auf deren Urtheil ich mich berufe, zu entschei¬ den wissen. Dessen ich die ganze Welt ver¬ sichern mag, ist: daß ich mir der jenigen Wahrheitsliebe, mit der ich diese Geschich¬ te zu schreiben anfieng, auch bey Endigung derselben vollkommen bewußt seye —. Ach habe durchaus dir Wahrheit mir zur Ziel- scheibe auSgkstcckt! Ob ich sie aber nicht et¬ wa dort und da verfehlet habe — will eben mit einer stolzen Dreustigkeit nicht behaup¬ ten. Was Thatsachen bekrift, habe ich sie also, wie sie im Grunde waren, ans Licht gestellt. Es ward von mir gewiß (mit Vorsatze) nichts falsches gesagt; gleich¬ wie ich auch nichts wahres, ob es etwa schon dem heiligen Synode zu keiner Ehre gereichte, verschweigen wollte. BeydeS that ich nach den zwoen Grundregeln der Geschichte. *) Was aber die kritischen Beurtheilungen, Raisonments, Reflexionen u. d. gl. anlangt, mit denen ich manche Fakta zu erörtern mich bestieß, und, um sie an-. *) Hu» nelcir plimsin esse IiiUoriL ls§em Lce.' Ocers I-lb. N. cis Orsk. csp. 15. co, in imperiali quon-lscn, nunc suUriscs ur» l>e, nokili . Omni» pr.?ienkk» inUruenre, sc Aukernsm» .^uZuliillimo impe- rsrore, 6-e/are ccrlsii« scivacsco—. 6ov Geschichte der großen allgemeLnen anwendbar zu machen, auch aus einander fitzen mußte, will ich sie eben Niemanden aufgedrungen haben. Man prüfe sie, aber Mit Vernunft, und mit kaltem Blute —! Ich meines Orts habe gewiß das jenige, so in dieser Geschichte kritisch vorkömmr- ohne alle Leidenschaft nicdeegeschriebenDie Sprache der Leidenschaft verräth allezeit nie¬ derträchtige Seelen —; ein Mann-den das Interesse der Wahrheit beseelt, redet einzig die Sprache der Vernunft. Ich habe wi- der die jenigen, die von der herrschenden Meinung der Kirche in Rcligionssachen ab- giengen, in dieser Geschichte niemals geei¬ fert und weder jetzo überfällt Mich ein Eifer gegen die jenigen- die anderst als ich zu sehen glauben. In ReligronSsachen darf sich die Liebe zum Frieden von der Lie¬ be zur Wahrheit niema! trennen. Bey- de müssen nach dem Aussprüche des Pro¬ pheten") in unfern Herzen vereinbart seytt; denn in beyden gründet sich der Geist des Christenthums —. *) Verirstsm Lr pacem. Vlil» I-. Ende des IV. und letzten Theils.