********* ***** **************** Beiträge zur Volks- und Völkerkunde Achter Hand Die Slowinzen und Lebakaschuben Land und Leute, Haus und Hot', Sitten und Gebräuche, Spruche und Litteratur im östlichen Jlmtcrpomineni Mit einer Sprachkarte und 3 Tafeln Abbildungen Von Dr. F. Telzner 1 m Berlin Verlag von Emil Fe Iber L899 Verlas von Emil Fe IIb er in Berlin. Von (Ion Beiträgen zur Volks- und Völkerkunde liegen bisher vor: Band F. Volksglaube u. Volksbrauch der Siebenbürger Sachsen. Von Dr. Heinrich von Wlislocki. 5.- .1 „ II. Die Entwickelung der Ehe. Von Ib. A che Iis. 2.60 „ III. Lieder und Geschichten der Suaheli. Uebersetzt und eingeleitet von C. (J. Büttner. 4.— „ l\r. Geschichten und Lieder aus den neu-aramäischen Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Von M ark Li dz b a rsk i. 6. „ V. Grundriss einer Entstehungsgeschichte des Geldes. Von II. Schurtz. „ VI, Die Weltanschauung der Naturvölker. Von L. Frobenius. 9. VII. Anthologie aus der asiatischen Volks» litteratur. Von A. Seidel. <;. „ VIII Die Slowinzcn und Lebakaschuben. Von F. Tetzner. Die Slowinzen und Lebakaschubeii Von Dr. F. Tetzner Beiträge zur Volks- und Völkerkunde A c h t e r B a n «1 Die Slowinzen und Lebakaschubeii Von Dr. F. Tetzner Berlin Verlag von Emil Fe Iber 1899 Die Slowtai und Letakaschutai Land und Leute, Haus und Hof, Sitten und Gebräuche, Sprache und Litteratur im östlichen Hinterpommern Mit einer Sprachkarte und drei Tafeln Abbildungen Von Hr. F. Tetzner Berlin Verlag von Emil Felber 189,9 Alle Rechte vorbehalten. Dr. Riehard Andree zu Braunschweig' in Verehrung. I ii ha 11. I. J) i o Kusch n Ii ei. S. 1 83. I. Namen. 1. 2. Das (leinet der Slowinzen und Lebakaschuben. 7 3. Bevölkerung. 27. (1. Zahl der westpreus-sischcn und pommerschen Kaschuben. II. Zahl der Slawen in Lauenburg, Bütow, Storp. — III. Zahl der Lebakaschuben (und Slowinzen). IV. Sprachgrenze der Slowinzen und Lebakaschuben nach Kirchspielen. V. Erlöschen der kaschubischen Kirchensprache.) — 1. Reisen und Forschungen. 29. II. Die Bewohner der Caachubei. S. 34— 88. 1. Aussehen und Charakter. 35. — 2. Spruche. 41. — it. Hans. 47. 4. Tracht. 49. - - 5. Hoden, Beschäftigung, Gerät. 63. <;. Nahrung. 67. 7. Gottesäcker und Grabplatten. 69. s. l-'este und Gebräuche. 70. Verlobung und Hochzeit. 70.— Kindtaufe. 82. Begräbnis. 84. Arbeitsfeste. 85. — Sitten und Gebräuche. 86. Hl. Aus der Geschichte und Kulturgeschichte der Käse h ii he i. S. 89 181. 1. Allgemeines. 89. — 2. Der Kreis Bütow. !)(t. 8. Kreis Lauenburg. 95. (Charbrow 95, Osseken 98, Leba 99, Czar-nowske 99.) 4. Kreis Stolp. [00. (Grossgarde 100, Howe IOS, Wobesde los, Zezenow 109, Sehmolsin 127, Stojentin I Iii, Mickrow 146, Gross - Nossin 146, Budow 146, Lupow I Iii, Glo-witz 149, Giesebitz 165, Kluoken 168.) Ein Tag in den Klucken, 17)1. IV. Slowinzisches und lebakaschubisches Schrifttum. S. 182 — 272. A. Litteraturgeschichtliches. 182. B. Simon Krof. 183. -C. Melchior Pontanua. 189. D. A. Hilferding, 197. E. Handschriftliche Litteratur. 205. (I. Schmolsiner Perikopen-buch. 205. — II. Schmolsiner Gebetbuch. 210. — III. Virchen-ziner Eide. 212. — IV. Zieglera Predigten. 228.) F. Lieder ii ml Sprüche. 2H2. — O. Sagen. 236. II. Deutsche Lieder and Sprüche. 242. I. Die slowinzische und lebakaschubische Sprache. 251. K. Litteratur über die Knscliubei, die Kn-schuben und Slowinzen. 268. Karte und Abbildungen. Das slawische Sprachgebiet in II inter|iominern. Zu Seite 1. Vorderseite eines Garder Hauses, Vorderwände von Kluckener und Giesebitzer Häusern. Zu Seite 48. Grundriss eines Kluckener Gehöftes. Zu Seite 49. Rückseite einer Kluckener Etauchkate, Vorderseite eines Czarnowsker Hauses. Lischke, Karine, Hirtenhorn, Kescher, Zese, Iluud-mühle. Zezenower Tracht 1820 (nach Lorek). Ziehbrunnen, Grabschmuck. Schmolsiner und Glewitzer Kirche. Pontanua. Zu Seite 64 ff. Berichtigungen und Ergänzungen, Lies S. s,|„: besonderen; 24,,M: Brenkenhofsthal; 27,i6: Mikkola; 74,,-: schwarze, :u: andern; 7H,M: wird; 80,g: Kupferschilling; 96,l4: Kirchenvisitation; 110,j: im Kruge; L13,2B: ßlenschen-gefälligkeit; 128, i: Garden ; 134,17; ipse; 150m: Glovectz; 157,2: Donalitius; 158,i5: Podewils; 170,24: Verwandt; 171,18 fehlt: sieht man; 180,98: Saite; 205,28: sind; 217,7: dieselbe. Zu S.S.: Um 1221 waren die Wenden (Slowinzen) noch auf litt gen mächtig, Fürst Wiizlaw befürchtet einen Aufstand (Dreger 101), 1247 erhalten sie gleiche Steuergerechtigkeit mit den Deutschen, liilo wird ein Unterschied zwischen kaschubischer und slowin-/.ischer Sprache bemerkt (Micraelius 211), 1748 sprechen die Dauern jenseits der Stolpe noch wendisch, „welche Sprache man irrig die cassubische lieisst," weil das eigentliche Kaschubisehe bei Belgard, Neustettin, Schivelbein etc. gewesen sei (Dreger 376) Zu S. 33: Alexander Treichel-Hochpaleschken hat in den letzten Jahrzehnten wiederholt in sinnen volkskundlichen Veröffentlichungen über Westpreussen Ostpommern berührt. Zu S. 65 ff.: Wegen Schreibung slowinziacher Worte, die nach dem Gehör geschah, bitte ich um Nachsicht. Zu S. 218: Ausser der Titelergänzung des Adam v. Podewils (S. 271) sei auf Hamiltons „Erzählung des rühmlichen Lebens des Caspar Otto von Podewils (Adams Vater), Amtshauptmanna der Aemter Altstadt, Sukow und Sülzhorst, wie auch des Dotncapituls zu Colberg Decanus, Erb-, Burg- und Schlossges. etc., -j- den 5. Nov. 1719" (Stargard, Ernst Wwe. Fol. 16 Bogen) hingewiesen. Zur Karte: Virehenziu ist kein Kirchdorf. 29 I. Die Raschubei. 1. Namen. hu Litauisches giebt es ein Wort. das wird viel verwendet, aber niemand weiss reeht, was es bedeutet, es lieisst kuzabns und wird unter anderen) zur Bezeichnung des Mühlstein-Loches gebraucht, das zum Einschütten des Getreides dient. Aach eine Tüte aus Erlenrinde und das Loch im bohlen Baum, in dem Waldbienen hausen, sowie (•in Korb aus Rinde zum Beersammeln führen diesen Namen. Das kleinrussische kozub bedeutet gleich falls einen Korb, und auch das deutsehe Kötze, Kütze bat man mit dem slawischen Wort in Verbindung gebracht. Die polnischen Worte kazub, kozub, kazubek, kadlubek entsprechen jenem litauischen Worte und bezeichnen ein Rinden- oder Bast-gefass, z. 15. einen Brotkorb für Tauben. In der Putziger Gegend kommt, wie Berkas Wörterbuch berichtet, ein Wort kaszeb in der Bedeutung „Gefäss aus Baumrinde1' vor, und im Kaschubischen lieisst ein Stück Baumstamm, das im Kern ausgefault ist: kuzeb. Mit kozub, kaszeb bezeichnet man ein kegelförmiges Gefäss aus Baumrinde zum Beerensammeln. Ein solches ein Liter haltendes Gefäss heisst Litauisch aukszlis. Alle jene Wörter stehen dem Namen der Kaschuben am nächsten, ohne dass die Bedeutung genau anzugeben wäre. Ist somit auch die alte Ableitung von szuba (Jacke) in Abrede zu stellen, so könnte doch wieder das Lit. Tetzner, Slovinzen. ' /■"^x (Jacke), .dafür sprechen, dass die eigenartigen kaschubischen Kleider den Namen bestimmten. Die Pommern sind dem Namen nach als die „am Meere (po morzö) Wohnenden0 leicht zu erkennen, die Kabatken als die Leute, die statt des gewöhnlichen Kocks den Kabat (Jacke) tragen. Mit diesem Kaitat ist ein anderes vermischt worden: karwatka (langer Kaftan. den früher die Lebakaschuben trugen): davon hiess ein Mann kar-watk und eine Frau karwatka. In dem von mir angegebenen kaschubischen Liedchen bedeutet vielleicht Kuro-patka ursprünglich Karwatka. Im Namen der Slowinzen aber steckt kaum (Miklosich, Et. W. 308) derselbe Stamm wie im Slawennamen, den man als die Berühmten oder die Beredten deutet, Von diesen Namen begegnet uns der des Pommern zuerst, er umfasste die Slowinzen. Kaschuben. Kabatker mit. Der Name der Kabatker ist immer nur und erst seit 100 Jahren eine ungewöhnliche Benennung gewisser pommerscher Slawen um Glowitz gewesen, der der Slowinzen seit Alters für die pommerschen Kaschuben. Das Eigenschaftswort slowinzisch brauchen Krof und Pontanus für sämmtliche pommersehe evangelische Slawen. Pontanus nimmt es in Einsicht auf die Sprache für gleichbedeutend mit wendisch in Pommern, während man gewöhnlich die Wenden als die westliehen, die Kaschuben als die östlichen Slawen Pommerns auffasst. Ich schliesse mich den Anschauungen von Krof und Pontanus an und bezeichne mit Slowinzen die alteingesessenen evangelischen Einwohner slawischer Zunge in Pommern. Diese hiessen früher Kaschuben. Wenn man beutigen Tages einen Schimpfnamen daraus gemacht hat, der etwa „Niedrigstehender1' oder „Deutseli-verderber" besagen soll, so ist dies eine Spracherscheinung, die Öfter auftritt, z. B. auch gegenüber den „Polacken", „Wendischen" und „Stoekböhmen". Die slawische Schreib- weise mit sz in kaszeba, kaszuba hat die deutsche beein-flusst und jenen Laut mit der lateinischen Sehreibart in ss verwandelt, gegen die wirkliche Aussprache. Denn in slawischen, und baltischen Worten entspricht sz unserem sch. Wo nicht gelehrter Einfluss vorliegt, spricht jedermann Kaschuben, nicht Kassuben. Die Kaschuben haben nie ein eigenes politisches Ganzes gebildet, noch hat es ein gesondertes Herzogtum Oassubia gegeben. Der Volksname tritt zuerst häufiger im 13. Jahrhundert auf. In einer Urkunde werden Johannes v. Mecklenburg und Nikolaus Werle 1248 Herren der Kaschubei (Domini Oassubiae) genannt, des Mecklenburger Herzogs Heinrich Tochter Ludgard wird als Kaschubin (Cassuhita) bezeichnet, und die pommersehen Herzöge Barnim 1. und Boguslaw führen 1267 und 1291 den Titel Herzog der Slawen (Wenden) und der Kaschubei (dux Slavorum et Oassubiae). Unter Barnim I. 1222—78 nahm das Deutschtum in Pommern allmählich überhand. Die pommerellisehen Herzöge hingegen blieben länger ihrer Sprache treu und siedelten die vertriebenen Wenden in Stolp, Bütow und Lauenburg an, vor 1181 war Pommern fast rein slawisch. Philipp II. und Franz l. nennen sich 1G19 Herzöge der Pommern, Kaschuben und Wenden. Als Pommerellen an den Orden und Pommern an Brandenburg fiel, behielten die Brandenburger Kurfürsten den Titel Herzog der Wenden und Kaschuben bei, und so ist er auch in den Titel der preussischen Könige aufgenommen worden. Wer sind nun die Kaschuben? Der Kiewer Mönch Nestor teilt in seiner Aufzeichnung der slawischen Völker ums Jahr 1110 das slawische Völkergemisch der Lechen im Weichselgebiet und westlich davon in die Polen, Lutiker, Masovier und Pommern. Die Polen haben im allgemeinen ihren Stammsitz behalten; die Masovier oder Masuren, im Warsehauer Gebiet wohnend, sind in ihnen aufgegangen, während sich der Name bei den evangelischen Slawen des südlichen Ostpreussens erhalten hat, die sich manche Eigenart bewahrt haben; zu den Polen gehören sprachlich die Polaben.') Die Lutiker wohnten auf dem südlichen Ufer der Oder, die Wenden sind ihre Reste, von denen jene anfangs dieses Jahrhunderts ihre Sprache aufgaben, während diese, umwogt von Deutsehen, eine Sprachinsel im nordöstlichen Sachsen und den angrenzenden schlesisch-brandenburgischen Landesteilen bilden. Gewisse Forscher halten an der Einheit sämtlicher leehischer Stämme fest und stellen den Sprachunterschied als so unbedeutend hin, dass sie am liebsten daraus ein politisches Ganzes unter Führung Polens ableiten möchten. Der Hauptstamm, die Pommern, standen allerdings bis ins 12. Jahrhundert in mehr oder weniger politischem Zusammenhange mit Polen und bildeten unter König Boleslaw dem Grossen 992 einen Teil seines Reiches2). Indes hielten sich die Statthalter und Kriegsfürsten in Pommern so unabhängig als möglich, kämpften wiederholt gegen Polen, und im Jahre 1181 belehnte Friedrich Barbarossa Swantibors Söhne, die 1170 den Herzogstitel angenommen hatten, in seinem Hoflager zu Lübeck als Herzöge des Deutsehen Reiches unter Brandenburgs Lehnshoheit. So oft nun auch der Name der Kaschuben in der ältesten Zeit erwähnt wird, so ist doch in keinem Falle zweifelhaft, dass damit an erster Stelle gewisse pommersche und pommerellische Slawenstämme gemeint sind, über deren eigentliche Sitze die Ansichten auseinandergehen, J) A. Hilferding, Die sprachlichen Denkmäler der Drevianer und Glinianer Elbslawen etc. Vergl. auch Schleicher, Laut- und Formenlehre der polabischen Sprache. *) Vergl. Maronski, Die stammverwandtlichen Beziehungen Pommerns zu Polen. zumal man auch dem pommersehen Gebiet in alter Zeit eine Ausdehnung von derPassarge bis zur Eider zuerkennt. Rechnen die oben angeführten Urkunden Mecklenburg zur Kaschubei, so scheint eine Urkunde von 1289 die Belgarder Gegend (in terra nostra Cassubiae Belgarth) zwischen dem Gollenberg und der Persante als die eigentliche Kaschubei (vera terra Cassubiae) zu bezeichnen. Dies Belgard liegt zwischen Leba und Lauenburg. Damit stimmt im 16. Jahrhundert auch Kantzow1) (f 1542) überein, der in seiner Pomerania meint: „Cassuben ist ein teil von Pommern, und seint die Wende gewest, die nicht am Mehr sondern landwertsein gewohnt haben, welche wider gewohnheit der anderen Wende, weite gefaltzete Kleider trugen, denn Cassubitz heisst gefaltzete Kleider, und seint die gewest da itzt das bissthumb zu Cammin, der Heitort in Pommern, und die Newe Marek ist. Ire Sprache aber, die etwas unterscheid mit dem andern wendischen hat, ist nur allein im Heit Orte geblieben. -Das folk (in Pommern) ist itzt gar teutsch und sechssisch, ausgenohmen das in Hinterpommern auf'f dem lande noch etliche Wende und Cassuben wohnen." Pfennig berichtet 100 Jahre später fälschlich von zwei Herzogtümern „Kassuben. wo Neustettin, Regenwalde und Polzin" und „Wenden, wo Rügenwalde Häven und Stolpe", die u. a. nebst den Herrschaften Lauenburg und Bütow zu Hinterpommern gehören; „polnisch spricht man" an einigen Orten in Hinternommern, sonderlich in stolpisehen und in den Herrschaften Lauenburg und Bütow. Die polabisehe Mundart hat sich nur noch allein in den lüneburgischen Ämtern Dannenberg, Lücho und Wustro erhalten." 2) Pfennig macht keinen Unterschied zwischen Hochpolnisch und Polackisch, das damals in Gegenden gesprochen wurde, ') Thomas Kantzow, Pomerania. I, 6, II, 404. *) Pfennig, S. 78. 92. die heute zu Preussen gehören, und dem wendischen und kaschubischen Dialekt in Hinterpommern. Auch das Wendische erhielt sich noch in Pommern und lebte in geringen Resten zuletzt bei Lutjenburg in Schleswig-Holstein und bei Putlus im Lande Oldenburg.1) Diese Reste sind immer kümmerlich, aber zählebig gewesen. Kantzow sagt: Umb diefse Zeit (1404) sol eine alte Fraw im laut zu Rhügen auff Jasmunds, Gulitzin geheissen, gestorben sein, welche sampt jrein Manne die letzten waren, die im lande zu Rhügen wendisch khonten reden."2) Büsching verlegte die eigentliche Kaschubei versehentlich näher der Oder als der Leha, bis Bernoulli3), Wobeser4) und Probst Haken3) im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts die drei Kreise Bütow, Stolp und Lauenburg als die Kaschubei bezeichnen. Diese Auffassung ist die richtige, sie kam damals sofort bei Büsching*), Brüggemann5), Wutstrack li zum Ausdruck, später bei C. L. Haken, Lorek. Hilferding, ferner in Neumanns Ortslexikon und in Knoops „Volkssagen, Erzählungen, Aberglauben, Gebräuche und Märchen ans dem östlichen Hinterpommern. Posen 1885". Demgemäss wird die Zahl der Kaschuben von Neumann auf 300 angegeben. ') Aus allen Weltteilen 1897, 852. 2) I, 436. 3) Bernoulli I, 140. *) Büsching 181-83. 6) Büsching. S. 189—193 und 197 -204. Hakens Bericht ähnlieh auch bei Brüggemann. Vergl. Dähnert, Pommer.-Bibliothek III, 299. 6) Büsching. S. 148, 182, 189, 197. 7) Briiggemann, I, S. 63—65 Bericht über die pommerschen Wenden von Haken, 65—09 von Haken; S. 70—72 von Haken über die Kaschuben. Letzteres stimmt fast wörtl. mit Hakens Bericht in Büflchings Wöch. Nachr. S. 189—193, 197—204. Brüggemann wiederholt III, 902 die Notiz Hakens über die Ausdehnung des kaschubischen Sprachgebiets. 8) Wutstrack, 1793,95. I, 188; 233 und II, 251, 258. Aber mit dem allmählichen Aussterben der pommerschen Kaschuben übertrug man den Namen mit auf die L5000Ö Slawen in Pommerellen, die einst zum Ordenslande und dann zu Polen gekommen waren und durch ihren raumlichen Zusamm nhang immer mehr und mehr polnisch wurden; die eigentlichen Kaschuben am Lebasee betrachtete man dabei nur als Anhängsell) und gab ihnen die Sonderbezeichnung Slowinzen, Kabatker. Diese Namen habe ich nicht unter ihnen gefunden, vielmehr betrachten sich die evangelischen Lebakaschuben als die echten Kaschuben und nennen ihre nächsten katholischen Verwandten in Pommerellen und dem pommerschen Grenzgebiet: Polacken oder Katholische. Diese sind durch einen meilenbreiten Gürtel deutscher Bevölkerung von den Lebakaschuben geschieden. Die letzteren habe ich in meiner Arbeit vor Augen und beantworte die oben aufgeworfene Frage dahin: mit Kaschuben bezeichnet man gegenwärtig meist die altpommersehe slawische und katholische Bevölkerung Pommerellens, die sich allmählich noch eine Meile weit über die pommersche Grenze herüber ausgebreitet hat. Die alteingesessenen pommerschen Kaschuben aber sind die letzten slawischen Reste der Pommern am Lebasee; sie sind evangelisch und von jenen durch eine breite Schicht Deutscher getrennt. Sie heissen auch pommersche oder Lebakaschuben zum Unterschied von den westpreussischen. Am bezeichnendsten ist der Name Slowinzen für die Slawen in den Klueken und westlich davon. 2. Das Gebiet der Slowinzen und Lebakaschuben. Über die Grenzen des kaschubischen Sprachgebiets erhalten wir Ende des vorigen Jahrhunderts von mehreren ■) Z. B. Böekh, S. 75. Bwkupaki, S. 1. Seiten genügende Aufklärung. Zunächst berichtet 1779 Bernoulli über das Kasehubendorf Zipkow und den Hauptort der Kaschuben, Glowitz. Dann beschreibt Wobeser in demselben Jahre das kaschubische Sprachgebiet1): durch Hereinziehung des wendischen Sprachgebiets wird der Berieht etwas verworren, so dass Bernoulli berichtigend eingreift. (Siehe die Bemerkungen beider unter Glowitz und Howe.) Nach Wobeser reicht das, allerdings stark von Deutschen durchsetzte Gebiet, über die drei Kreise Lauenburg, Bütow und Stolp. Der Hauptsitz ist Glowitz. Zezenow und Sto- ') Herr v. Wobeser, erster Direktor der kgl, Kriegs- und Domainenkammer zu G-umbinnen, „ein guter Kenner der Provinz Pommern" berichtet in Büscbings Wöchentlichen Nachrichten (7. Juni 1770) S. 182. 3: „Ks hat in Pommern keine Landschaften unter den Namen Kassuben und Wenden gegeben, aber die Kaszubi kommen im Dlugosch und anderen Schriftstellern als ein slavisches Volk vor. Die verschiedenen slavisehen Völker dieser Gegenden haben nicht so gewöhnet, dass jedes einen hesondecen Strich Landes für sieb besessen oder seine besonderen Grenzen gehabt hätte. Diejenigen, welche die Gegenden an der Ostsee bewohnten, wurden von den weiter in das Land hinein wohnenden Völkern oder von den Polen mit dem allgemeinen Namen der Pommern belegt. Die ältesten Herzöge von Pommern haben sich niemals von den Wenden genannt, wohl aber Duces Cassubiorum. Die Kassuben breiteten sieb bis in die Gegend von Hilgen wähle aus, und wurden durch die Wenden verstärket, welche im 13. Jahrb. aus der von Deutschen besetzten pommerschen Gegend weichen inussten. Die Herzöge von Pommern fingen nun an, sieb Herzoge der Kassuben und Wenden zu nennen, sowohl weil sie in ihrem Gebiet Unterthanen von beiden sluvischen Völkern hatten, als vermuthlieh auch um ihr Recht an die Gegenden, welche ihnen Polen entrissen hatte, im Andenken zu erhalten. Die Unwissenheit verwandelte die Völker in Landschaften, das ist, es kamen Herzogthümer Kassuben und Wenden in die Lehnbriefe, wie schon der von 1388 bezeuget. Wo sind aber die Kassuben und Wenden geblieben? Ks seheinet, dass die Einwohner in dem Theil von West-Preussen, der chedessen Pomereilen niess, welche slavische Namen haben, von den Wenden abstammen." jentin. In Stolp werden ausser diesen dreien noch Garde, Howe, Dämmen, Schurow, Mickrow, Buddow, Nossin genannt, wo in einer Sprache gepredigt wird, die schlecht polnisch ist; kurz zuvor habe man dies noch in Freist, Lupow, Dübsow und im Rummelsburgischen Kreise in Kolziglow und Zetlin gethan. Da aber Bernoulli 1778 in Lupow eine kasehubische Predigt hörte und im Gegensatz zu Wobeser besonders darauf hinweist, so ist wenigstens bei diesem Orte Wobesers Wort nur auf „regelmässigen Gottesdienst" zu deuten. Die Sprachgrenze des Kaschubischen stimmt also 1778 im Süden und Osten mit der politischen überein. im Norden wird sie vom Meer gebildet und im Westen verbindet sie die Westgrenze Lütows mit den Orten Rudow, Dübsow. Lupow, Dämmen, Kreist, Rowe. - Dass früher in westlicheren Kirchspielen auch kaschu-bisch gepredigt wurde, geht aus einer Notiz Wutstracks hervor: „Zu Anfange des 17. Jahrhunderts wollten die Pastores oder ersten Prediger ;in dieser (Altstädtischen Stolpschen) Kirche keinen 2. zulassen; letzterer wurde aber wegen der damals bei dem Gottesdienste noch üblichen kassubischen Sprache für nötig gehalten, und ist auch nach der Abschaffung dieser Sprache beibehalten worden." Der erste dieser (zweiten) Prediger war Paulus Manteius (seil 1623 den 9. Okt.). ihm folgte Michel Pontanus 1044 d. 4. Sept. und 1677 d. 28. Febr. Sebastian Petrus Silvester. Aber dieser Pontanus ist nicht der grosse Schmolsiner (1578—1654).') Der Probst Haken fügt keine weiteren Bestimmungen über die Grenzen bei, teilt aber das Volk in drei Teile und äussert sich (Büsch. Wöch. Nachr. 14. Juni 79 auf S. L89) folgeridermassen: „Man kann unter den pommerschen Kassuben eine dreifache Abteilung machen. Die gegen ') Wutstrack II, 251. Mittag nach Westpreussen zu wohnen, sind an Sitten und Sprache die mildesten, und beinahe naturalisiert. Die am Strande wohnen, sind schon rauher, und haben einen von den ersten sehr weit unterschiedenen Dialekt, sonderlich bedienen sie sich häufig der Partikel istka, daher nennt man sie spottweise die Istker. Die, welche zwischen beiden in der Mitte gegen die Leba, zu wohnen und sieh noch über dieselbe ins Lauenburgsche erstrecken, sind recht der Kern der alten Wenden. Ihre Sprache ist weder polnisch noch deutsch, sondern ein Mischmasch von beiden, und wer sie verstehen will, muss beide Sprachen in seiner Gewalt haben. Diese wollen wir hauptsächlich hier beschreiben. Vieles passet zugleich auf die Kassuben an der Ostsee, aber nur wenig auf diejenigen, welche an Westpreussen grenzen." Brüggemann ist in seinem Werke von seinen beiden Berichterstattern Backe und Probst Haken abhängig und giebt den Umfang des Gebietes 1784 (II, 002) wie Wobeser und Bernoulli wieder, indem er hinzufügt: „Die Prediger in diesen Kirchspielen müssen daher ihre Predigten und übrigen Religionsvorträge sowohl in der deutschen als kassubisehen Sprache halten, sodass wenn der Gottesdienst in der einen Sprache geendigt ist, der in der andern sogleich seinen Anfang nimmt. Da der Unterschied der reinen polnischen und kassubisehen Sprache sich wie die hochdeutsche gegen die plattdeutsche verhält und daher die Kassuben durchgehend^ die polnische Sprache verstehen, ob sie gleich nicht sprechen: so bedient man sich gerne im Volksunterricht der Bibel und Lehrbücher in der polnischen Sprache. Auch Wutst raok bietet nichts Neues. Er wiederholt (I, 188) die Angaben der vorigen drei, fügt, was ganz selbstverständlich scheint, der kaschubischen Kirchspielreihe Dämmen bei, sagt, der kaschubische Dialekt neige sich schon ganz dem Untergange zu (II, 63) und bemerkt bei Budow (II, 258): „Die kassubisehe Sprache nimmt in dieser Gegend so ab, dass nur noch selten, bloss den ältesten Einwohnern zu Gefallen, in dieser Sprache gepredigt, Beichte gehalten und das Abendmahl ausgeteilt wird. Nach dem Tode des jetzigen Predigers Homaun und dieser alten Einwohner wird der Gottesdienst bloss in deutscher Sprache gehalten werden." Des Probstes Haken Sohn J. C. L. Ilaken gab seit 1820 Pommersche Provinzial-Blätter heraus und bemerkt (11. Band 1821. S. 335): Die Kirchspiele Zezenowr und Glowitz, am südlichen Rande des Lebasees, in der Stolpi-schen dritten Synode sind gegenwärtig die einzigen, wo der Gottesdienst noch sonntäglich in polnischer Sprache jedoch neben einer zweiten deutschen Predigt gehalten wird, und die angrenzenden Parochieen Rowe, Garde, Schmolsin und Stojentin diejenigen, wo die Zahl der alten reinen, des Deutschen durchaus unkundigen Kassuben jedes Ortes vielleicht noch 50 100 beträgt." Diese Notiz ist insofern ungenau, als in Schmolsin und Charbrow noch regelmässig, in Leba und Bütow wenigstens noch zeitweilig kaschubischer Gottesdienst stattfand, wie Kirchenbücher und Kirchenchroniken ausweisen. — l. C. E. Haken macht jene Bemerkungen zu Loreks Arbeit: „Zur Charakteristik der Kaschuben am Lebastrom", die dieser nebst einem Trachtenbild in Hakens Zeitschrift veröffentlichte. In llilferdings Arbeit findet sich u.a.: „1. Ethnographischer Bericht: Die Kaschuben und Slowinzen nehmen die nördliche und westliche Hälfte des Regierungsbezirk Danzig ein, welcher einst das polnische Pommern1) bildete, und den östlichen Teil des Regierungsbezirk Cos] in in Pommern. ') „Die Kaschuben nennen Cöslin — Koszaleno, Danzig — Dgunsk oder Udgunsk, Stolpmiinde — Usoe, Rügenwalde — Rawud. Sehlawe — Slawno, Schönwaltie — Szano." Hilfen!ing. Im Regierungsbezirk Danzig bewohnen sie den Neustädter und Garthauser Kreis. Der erstere bildet den nördlichen Teil dieses Regierungsbezirks und grenzt gegen Norden und Westen an das Meer, gegen Osten an Pommern und gegen Süden an den Garthauser Kreis. Hier ist das Hauptcentrum der Kaschuben. Nur der südwestliche Winkel um die Station Katz, etwa zwei Meilen von Danzig ist von den Deutschen besetzt. Der Garthauser Kreis gehört vollständig den Kaschuben an, mit Ausnahme einiger deutscher Kolonien, welche sich in seiner Mitte um Kelpin, und im Westen um Rheinfeld befinden. Einige Ortschaften am Saume des Danziger Kreises sind auch von Kaschuben bewohnt. Südlich vom Karthauser Kreise ist der Kreis Behrendt ebenfalls von Slawen eingenommen, allein hier geht das kaschuhische Idiom mehr und mehr in das grosspolnische über. Die nördliche und westliche Hälfte dieses Kreises gehört mehr dem kaschubischen, die südliche und östliche mehr dem polnischen Dialekt an. In der Stadt Behrendt ist dieser Übergang vorzüglich bemerkbar: sie liegt gewissermassen auf der Grenzscheide beider Mundarten. Der Kreis Stargard ist bereits rein polnisch mit Ausnahme der deutschen Bevölkerung; jedoch im Südwesten im Kreise Könitz, im Regierungsbezirk .Marienwerder, ist ein kaschubischer Strich, der sich bis an die Stadt Könitz selbst hinzieht. Wir haben auf diese Weise die östliche und südliche Grenze der Kaschuben bezeichnet und wollen nun ihre Grenze vom Süden, von Könitz ans. nach dem Norden beschreiben. Die Kaschuben bewohnen die nordwestliche Hälfte des Konitzer und die angrenzenden westlichen Kirchspreugel Kouarzyno und Borzyskowo des Sehlochauer Kreises. Nun treten wir aus Westpreussen nach Bommern über. Hier gehörte den Kaschuben noch vor einiger Zeit der südwestliche Winkel an, nämlich der Kreis Bütow. jedoch jetzt sind nur noch schwache Überbleibsel, wenn auch beinahe in allen Dörfern, daselbst vorhanden. Nördlich von hier, im Kreise Lauenburg, bewohnen die Kaschuben einen schmalen Strich, der sich an West-preussen anlehnt und zwar hauptsächlich die Ortschaften: Rakitt (Rakitka), Gliesnitz (Glesnice), Wutzkow (Wuez-kowo) diese drei Ortschaften gehören zum Kreise Stolpe —, Schimmerwitz (Szemerowice), Bukowina, Lahuhn (Lebunie), Wussow (Wusewo), Poppe (Popowo), Dzincelitz (Dziecelice), Osseck (Wosiek), Lowitz (Lowcz), Jezow (Jezewo), Paraschin (Paraszeno), Bozepol (Bozepole). Von Bozepol reichen die deutschen Ansiedelungen bis zur west-preussischen Grenze und umfassen auch den angrenzenden pommerschen Kirchensprengel Schwesslin (Swisleno). Weiter nördlich linden wir wiederum zwei angrenzende pommersche Dörfer, Bismark und Ribienke (Rabinke), in denen sich noch die kaschuhische Sprache erhalten hat. Die Parochie Gnewin (Gniewin) ist schon ganz verdeutscht, allein im Kirehsprengel Osseken an der Küste des baltischen Meeres existiert noch die kaschubische Mundart, namentlich in den Dörfern Osseken (Osiek), Sterbenin (Starbenino), Schlochau (Sluchowo), Wierzchucino, Wittenberg (Bielogoro) und Piasnicz (Piosnica). Von hier müssen wir uns gegen Westen, wenden und finden die kaschubische Sprache auf dem Küstenstriche, welcher sich westlieh bis zum Gardensee hinzieht: es ist dieses der nördliche, am Meere gelegene Teil des ganzen Lauenburgischen und der östlichen Hälfte des Stolpener Kreises. Die Breite dieses Striches beträgt eine halbe bis zwei und drittehalb Meilen am Meere entlang. Die Ortschaften, wo sich, wenn auch in schwachen Überresten, die slawische Sprache noch erhalten hat, sind, wenn wir von Osten nach Westen gehen, folgende: 1) Zwischen der Grenze von Westpreussen und dem Flusse und dem See Leba: Der Ort Osek mit den bereits oben erwähnten fünf Dörfern: die Dörfer Lüptow (Lebie-towo), Koskireinke (Koscerzenka), Koppalin (Kopalena). Dennewitz Biebrowo Bebbrow Slawüszewo Schlaichow Jackowo .latzkovv ('hcottschencke, Kurowo Kurow (Izekoceno Zakenzin Säseno Sassin Uljanie Übungen Barg^dzeno Bergensin Roszczyce Roschütz Strezezowo Stresow Mäszewo Massow Zdrzewno Zdrewen Kopono Koppenow Scharzsehow Wiek Viezig Wrzesce Freist Chabrowo ('barbrow Südlich von diesen Dörfern kann man noch einige Greise in der Umgegend antreffen, welche kasehubiseh sprechen und verstehen, namentlich in Garzigar (Garczegorz), Jannewitz (Janojce), Rosgars (Rozgorze), Vilkow (Welkowo), Puggerschow (Togorszowo), Commlow (Kabola), Küssow (Kisowo), Bresen (Brzezeuo), Pusitz (Puzyce), Schwichow (Suchowo), Saulin (Söleno), Merzno (Merzeno), Enzin (Hejncowo). Nieznächowo Neznaehow Szczenurzy Schönehr Sorbsk Sarbske Lebinc Labenz Leba Leba (Stadt) Zarnowske Czernowski Babidol Babidol DaMno Dambieu Gaco, Gaca Speck. Dieser Bezirk ist das Centrum der pommerschen Kaschuben. Hierzu muss man das Fischerdorf Giesebitz (lizbice) und die Örtchen Pazatka und Zäpotok beifügen, welche diesseits des Lebailusses bei seiner Mündung in den gleichnamigen See liegen und durch einen grossen, unzugänglichen Morast von der übrigen, auf der Westseite dieses Flusses wohnenden Bevölkerung, geschieden sind. 2) Zwischen dem Leba-Flusse (die Slowinzen sprechen den Namen Leba wie Lijeba, die Kaschuben aber Leba = Weba aus) und den Morästen, welche sich an dein Pustynik-Bache hinziehen, südlich vom Lebasee: Cecenowo Zezeuow Wolen Wollin Pobloee Poblotz Prebedowo Prebentow Dar go lese Dargolese Wekösowo Wixow Duöcbowo Dochow Zaratin Grossdorf So oder Zarentin ward dieses Dorf von den Alten genannt, die Jüngern aber nennen es, indem sie die deutsche Benennung übertragen, jetzt Wielko Wies. Rzuszcze Rusch itz ......... Zemmin .......... Czgorny Glowczyce Glowitz Knecmo Kienzin Wörblino Warbelin Szczypkojce Zipkow Röwno, Römo Skorzyno Siödlina B^dzechowo Zedlin Banskow Rumske Rowen Schorin Die Bewohner dieser Dörfer sind unter den Namen Kabatker bekannt, 3) Westlich von den Morästen, durch welche der Bach Pustynik Iiiesst: a) Die Dörfer oder vielmehr die aus einigen Fischerhütten (meist zwei oder drei) bestehenden, zwischen dem Leba- und Garden-See an der Meeresküste liegenden Dörfchen: Kleki od. Kleczyce K Bicken Brinke uliof Brenkenhofsthal Las Lassen Lokc Lochzen Bolinc Bollenz Dambe Dainbe Rodk Radike Czolpino Scholpin Chusta Chust. b) Die Dörfer zwischen dem morastigen Bache Pustynik, welcher in den südwestlichen Winkel des Leba-Sees fällt und dem Flusse Lupow (Lepawa), welcher von Osten in den Garden-See einmündet: Wierzchücino Virchenzin Zeleze Selesen Smoldzene Schmolsin Secy Zietzen Witkowo Vietkow. c) Die Dörfer in dem Winkel zwischen dem westlichen Ufer des Lupow-Flusses, bei seiner Mündung und dem Garden-See: Wielgo Garno Gross-Garden Kiersk Kerske Blotki Blotke < Izluchowo Sohlochow Stojicino od, Stowcino Stojentin Wesuöko Wittstock Rato od. Kto Hotten. In diesen drei Dorfgruppen nennen sich die slawischen Bewohner Slowinzen (Slowinei). Die Anzahl der Kaschuben kann ich nicht genau angehen. Ich nehme jedoch an, dass es (mit Einschluss der Kabatker und Slowinzen circa 3000 . welche ihre Sprache noch beibehalten haben) gegen 200,000 oder auch noch etwas mehr Kaschuben giebt. [eh erlaube mir hier einiges über den Nationalnamen und über die Beinamen der Kaschuben zu bemerken. Ks kann kein Zweifel obwalten, dass sie sich Anfangs insge-sanimt Slowinen oder Slowinzen nannten; Ins jetzt haben sie diesen Namen nur auf dem westlichen, von den pommerschen Slawen eingenommenen Striche, in den. von den übrigen kaschubischen Ortschaften durch tiefe Moräste geschiedenen Dörfern, bewahrt, so dass man mir, als ich unter den pommerschen Kaschuben trug, wo die Slowinzen wohnen, öfters antwortete: „za blotom" (hinter dem Moraste). Dieser Abgeschiedenheit haben es die Slowinzen (die pommerschen Slowinzen sprechen diesen Namen nicht immer in seiner vollen Form „Slowinei" aus; öfters hört mau „Slownci", Slounci; ihre Sprache nennen sie immer Slowinsko (selten Slowensko) mowa. In Izbice hörte ich auch Slawinsko) wahrscheinlich auch zu verdanken, dass sich bei ihnen ihr alter Name und verschiedene altertümliche Wörter erhielten, die man an anderen Orten nicht mehr hört. Die Benennungen Kabatken und Kaschuben sind augenscheinlich Spitznamen und von der Kleidung Tetzner, Slowinzen. - — IS hergenommen, durch welche sich vor Alters die Bewohner des rechten und linken Ufers des Leha-Klusses von einander unterscheiden mochten. Denn „Kabüt" nennt mau daselbst, einen Rock, (und /war besonders einen solchen, welchen die dasigen Frauenzimmer tragen) und die Benennung „Kaschuben" leiten die Kabatker jetzt noch von dem Worte „Schuba" (szuba) ab und erzählen, dass diese Leute ehedem anstatt des <)bergewandes zwei ganze unnusgearbeitete. Schaffelle mit der Wolle nach aussen getragen hätten, welche sie über den Kopf anzogen, dass sie wie ein Sack an dein Menschen herabhing; ein solches Kostüm nennt man daselbst Schuba und fügt bei. dass unlängst verstorbene Greise sich noch recht gut an solche Schuhen (übrigens nennen die slowinzen ein jedes lauge Obergewand eine Schuba. Schaube) erinnert haben. Ausser den Benennungen Slowinzen. Kabatker (die Bewohner der Dörfer zwischen dein grossen Moraste und der Leba nennen sich ohne Unterschied Kaschuben und Kabatker. aber öfters legen sie sich die ersten- Benennung bei, indem sie die letztere mehr ihren Nachbarn geben: ihre Sprache nennen sie immer die „kaschubische-'; den Ausdruck „kabatkische Sprache" habe ich niemals gehört) und Kaschuben gebraucht man daselbst noch die Benennung „Polski" (polnisch), jedoch nur in Bezug auf die Sprache, nämlich, die Bewohner nennen ihre Sprache insofern eine polnische, als sie gottesdienstliche Bücher in polnischer Sprache haben. Ich habe öfters Ausdrücke folgender Art gehört: „die slowinische oder kaschubische Sprache ist ein und dieselbe, die Bücher sind bei uns polnisch". Allein Polen nennen sich die baltischen Slowinzen und Kaschuben niemals. flieht es einen wesentlichen Unterschied in der Sprache zwischen den Slowinzen und Kaschuben und Kabatker'.' Nein. Der ganze j nein!| Unterschied besteht in der grösseren 8- und minderen Abweichung von der polnischen Spräche, welches wiederum durch die grössere oder geringere Entfernung von den Grenzen der polnischen Nation bedingt wird. So ist die Mundart der Fischer in Giesebitz am Eeba-See, welche sich schroff von den benachbarten Kabatkern und Slowinzen unterscheiden und sich mit dem Namen Kaschuben belegen, durchaus identisch mit der Sprache der Kabatker und Slowinzen und weit von der Mundart der Kaschuben entfernt, welche z. H. im Kreise Behrendt wohnen. Nur |'.'| eine Besonderheit unterscheidet ein ige r-massen die Sprache der Slowinzen von der der Kaschuben und Kabatker, nämlich die Aussprache des harten 1 (1) Die Slowinzen sprechen es nämlich wie ein mittleres 1 und nach Art der Südslawen, die Kabatker und Kaschuben aber wie ein halbtönendes u, ähnlich wie bei den Kleinrussen (zu Ende «1er Sylben und Wörter) und oberlausitzer Sorben; allein das giebt uns kein Hecht, auf die Existenz zweier besonderer Sprachen bei den dortigen Slaven zu schliessen. denn dieselbe Aussprache des 1. welche wir bei den pommerschen Slowinzen linden, zeigt sich auch im Zentrum des eigensten Kaschubien, in Westpreussen, im Dorfe Schwarschau (Sworzewo) und den umliegenden Ortschaften, im Norden von Putzig, weswegen die dasigen Bewohner Bellezer (Belloczi) genannt werden, weil sie bei (*■ e. byl) statt bei d. i. bew sprechen. Die nähere Betrachtung der pommerschen Slowinzen und Kaschuben wird uns in der Folge zeigen, dass sie einen ein/inen Dialekt, eine Reliquie der alten Sprache der baltischen Slawen bildet und zwar eine Reliquie, an der die eigentümliche Physiognomie dieser Sprache zum Theil verwischt ist, weil sie sich nur auf dem Grenzstriche erhalten hat. wo sie mit der polnischen zusammen Iiiesst. Was die Scheidung in Slowinzen, Kabatker und Kaschuben betrifft, so sehe ich darin eine Spur der Scheidung der slawischen Nationen in kleine Stämme, eine Sonderung. die nicht allemal eine Verschiedenheit der Sprache im Gefolge hatte. Im Gebrauche eines ein/igen Wortes jedoch unterscheiden sich die Slowinzen stets von den Kaschuben; die Slowinzen sprechen immer serkew, jida doceerkewje, die Kaschuben hingegen kennen dieses alte Wort nicht, sondern gebrauchen das polnische kosciol. Uebrigens hörte ich auch bei den Kaschuben in Pommern cerkwiszcze statt des polnischen cmelarz und in Westpreussen bedienen sie sich öfters dieses Ausdrucks. — — Die Verschiedenheit in der Lage der slawischen Nationalität in Pommern und Westpreussen: Der Strich, welcher Westpreussen von Pommern scheidet, ist schon längst mit keinen Zollschranken versehen und nur auf der Landkarte sichtbar, aber nichtsdestoweniger ist er bezüglich der slawischen Nationalität sehr wichtig. Bei den Kaschuben auf der rechten (östlichen) Seite dieses Strichs, in Westpreussen, ist die slawische Nationalität noch genügend kräftig und lebendig; auf der linken, westlichen Seite aber, in Pommern, ist sie in einem vollständigen Aussterben begriffen und wird ohne Zweifel in fünfzig Jahren spurlos verschwunden sein. Die Ursachen hierzu sind sowohl politischer als auch religiöser Natur. Westpreussen gehörte bis zum Jahre 1772 zu Polen und obgleich bereits unter der polnischen Regierung das deutsche Element in dem dasigen Mittelpunkte des Handels, in Danzig und in dessen Umgebungen vollständig herrschte, so hatte es doch in die armen Wald- und Sauddörfer der Kaschuben nicht einzudringen vermocht. Und seit den. Zeiten der Vereinigung des Danziger Küstenlandes, Gdauskoje Pomorje (Danziger Küstenland oder königlich Preussen, Prusiy krolewskie, wurde dieses Land unter polnischer Herrschaft genannt: es wurde bekanntlich von Polen durch den Deutschorden im 15. Jahrhundert abgerissen und ihm durch den Vertrag von Thorn (1466) abgetreten) mit Preussen hat sich der Andrang noch nicht vollkommen entwickelt. Kr ist vorläufig mehr gegen das reichere Grossherzogtum Posen gerichtet. Auf diese Weise hat sich die arme, reizlose Kaschubei, obgleich sie schon !>() Jahre Preussen unterworfen ist, der Germanisation weniger unterworfen, als selbst die Wiege Polens, das Land Posen, das doch erst seit 1815 zu Preussen gehört. (Ich spreche hier nicht von der nur zeitweisen ersten Einverleibung Grosspolens an Preussen im Jahre 1793.) Indessen kam das östliche Pommern bereits zur Zeit des westfälischen Friedens an Brandenburg; in diesem Lande herrscht das deutsche Element schon Jahrhunderte lang, und es ist daher nicht zu verwundern, dass sich die slavische Nationalität daselbst in ganz andern Verhältnissen befindet, als in Westpreussen. Zugleich mit dem politischen Einflüsse war auch der religiöse wirksam. Die westpreussischen, unter polnischer Herrschaft stehenden Kaschuben sind beim katholischen Glauben geblieben; die pommerschen, schon längst zu Deutschland gehörigen Kaschuben aber wurden im 17. Jahrhundert grösstenteils zum Protestantismus bekehrt. Trägerin des Protestantismus ist nun in diesem Lande die deutsche Nationalität mit preussisehen Regierungsmaximen und mit der norddeutschen Bildung. Der schwache, vereinzelte slawische Stamm musste sich daher, als er den protestantischen Glauben annahm, auch der Herrschaft deutscher Ideen und deutscher Bildung unterwerfen, und nahm natürlicherweise auch bald die deutsche Sprache an. Hingegen ist der Katholizismus in diesem Teile unzertrennlich von dem polnischen d. h. hier kaschubischen oder überhaupt slawischen Element, und die katholische Geistlichkeit wehrt sich gegen den Andrang der deutschen. Nationalität, um hierbei zugleich ihre Herde vor dem Eiufluss des Protestantismus zu bewahren. Auf diese Weise halten die katholischen Dörfer im Kuschubenlande au ihrer slavischen Nationalität viel fester, als die protestantischen. Ich könnte viel über den Einfluss der Vorzeit auf die Situation der Kaschuben sagen. Ich könnte den grossen Fehler auseinandersetzen, welchen Polen zur Zeit seiner Unabhängigkeit bezüglich dieses unglücklichen Stammes beging, dem seine geographische Lage dem Anscheine nach eine glänzende Zukunft verhiess. Als der slavische Stamm, welcher einst auf der ganzen baltischen Küste bis zu der dänischen Grenze herrschte, im Mittelalter grösstenteils zu Grunde gegangen war. war ein nur kleiner, aber in politischer und merkantiler Hinsicht höchst wichtiger Teil derselben, nämlich das Danziger Küstenland, von Slawen, d. Ii. von den Kaschuben bewohnt geblieben. Polen herrschte über dieses Land, aber was hat es daraus gemacht? Die wichtigste Stadt, den Kauf- und Handelshafen au dm- Mündung der Weichsel, die Festung Danzig, liess es in den Händen deutscher Bürger, und den übrigen Teil dos Küstenlandes, wo die stammverwandten Kaschuben lebten und leben, vernachlässigte es ganz und gar. Die sich entwickelnden Städte Neustadt (Wiejerowo). Putzig (Puck), ('arthaus (Kartucij). Behrend (Koscerzvna). Könitz (Chojnica), erhielten deutsche Einwohner und sind gegen die Nationalität der sie umgebenden Bewohner feindlich gesinnt. In diesen Bewohnern hat Polen nicht einmal vermocht, das Bewusst-sein der Natioualeinheit zu wecken. Obgleich die kaschubische Sprache der polnischen so überaus nahesteht und obgleich sich die Kaschuben nur auf die polnische Nationalität stützen können, so begreifen und erkennen sie dennoch ihren Verband mit der polnischen Nation nicht. Ich spreche nicht von den Kaschuben. welche an der Grenze Grosspolens im Kreise Behrendt und Könitz wohnen und die sieb selber zu den Polen rechnen, obgleich ihre Aussprache den Kaschuben verrät; aber weiter gegen Norden, im Innern der Kaschubei, erkennt das Volk, wie ich wiederholt sage, auch nicht den geringsten innern Verband mit dem Polenlande an, obgleich es mit polnischen Gebet-büchern in die Kirche geht und weiss, dass seine Sprache der polnischen ähnlich ist. Polen, welches so lange Jahrhunderte das kaschubische Küstenland beherrschte, hätte sich dieses Land auf leichte Weise vollständig assimilieren können. Ks hat aber dieses nicht vollbracht infolge seiner Nichtbeachtung des gemeinen Volks. Die Kaschuben sind gewöhnliche Dörfler, Bauern: die kaschubische Sprache ist ein verdorbenes Pöbelidiom: wie wäre es da den grossen Herren möglich, sich mit dem niedrigen gemeinen Volk und seiner groben Sprache zu befassen? So urteilen heutigen Tages die polnischen Gutsbesitzer, welche noch zum Teil Besitzungen im Kaschubenlande haben. In der Unterhaltung mit mir drückten sie wohl auch ihre spöttische > erwunderung darüber aus, dass ich es für wert erachtet hatte, die Kaschuben und ihre Sprache kennen zu lernen. Obgleich sie j|)r ganzes Leben unter den Kaschuben verbrachten, so war es mir doch nicht möglich, von einem einzigen unter ihnen Nachrichten über deren Sitten. Lebensweise, Gewohnheiten oder Sprache zu erlangen. Indessen unterwirft sich der polnische Adel im Kaschubenlande. indem er sich einerseits selbst von jedem innigen Verkehr mit dem Volke ausscliliesst und andrerseits mit dem Grossherzogtum Bosen nicht im Verbände zu sein vermag, immer mehr und mehr dem Einflüsse des Deutschtums. Kr, und besonders die jüngere Generation, spricht leider und lieber deutsch als polnisch; ich habe in dieser Gegend viel junge Edelleute gefunden, welche selten und nur aus Not polnisch sprechen, wenn es ihnen aus irgend einem Grunde darauf ankommt, sieh als Patrioten zu zeigen; in ihrem häuslichen Leben bedienen sie sich aber fortwährend der deutschen Sprache. Ich traf im Kaschubenlande eine ganze Gesellschaft von etwa 20 solcher polnischer Herren, welche wegen der zufälligen Anwesenheit eines deutschen Beamten ihr 'ganzes Gespräch in deutscher Sprache führten. Die katholische Geistlichkeit in dieser Gegend begünstigt nicht, wie ich bereits gesagt habe, die Ausbreitung des deutschen Elements. Allein der grdsste Theil seiner Mitglieder ist leider, ebenso wie der Adel, von dem Geiste der polnischen aristokratischen lieber liebung in Bezug auf die Kaschuben und ihre Sprache durchdrungen. Es giebt jedoch unter der Geistlichkeit auch einige Männer, welche einen besseren Hegriff von ihren Pflichten gegen das Volk haben." Hilferding, der 1856 diese erste wissenschaftliche Forschungsreise durch die Kaschubei unternahm, bot viele neue Bemerkungen über die Ausbreitung der Kaschuben. Sein Bericht ist allerdings in so slawophilem Sinne gehalten, dass er u. a. ganz deutsche Orte, wie Benkenhofsthal unter den kaschubischen aufzählt und alle slawischen Reste durchs Vergrösserungsglas ansieht. Doch erhalten wir immerhin einen Einblick in den Wohnbezirk des Volks. In Bütow leben noch verstreut unbedeutende Beste. Der Süden von Stolp und Lauenburg ist völlig germanisiert, nur an der Grenze ist ein schmaler Strich slawisch. Er ist aber nicht, wie Hilferding anzunehmen scheint, ursässig. Diese Slawen sind vielmehr von Süden zugewanderte katholische Polacken. Im Norden, am Meere hingegen, ist ein schmaler Streifen evangelischer Kaschuben erhalten geblieben, den eine breite Schicht Deutscher von den slawischen Katholiken im Süden trennt; es sind besonders die Kirchspiele Osseken, Sarbske, Leba, in denen allerdings Kaschubisch als Kirchensprache erloschen war, ferner Charbrow und im Stolpischen: Schmolsin, Garde, Glowitz, Zezenow, von denen nur noch die beiden letzten kaschu- 5- bische Predigten genossen. Ililt'enling unterscheidet west-preussische Kaschuben, pommersche Kaschuben. die rechts von der Lelm, besonders in Czarnowske und Giesebitz wohnen, Slowinzen (Klucken, Schmolsin, Garde), Kabatker (Glowitz). Letzteres ist willkürlich, Wie weit die in der Auffassung selbständige Berliner Abhandlung aus dem Jahre 1860 ..Die Kassuben4' von Hilferding in Bezug auf die Sprachgrenzen abhängig ist, dürfte schwer zu sagen sein: sie ist nüchterner gehalten und beschränkt den Bezirk im Allgemeinen auf die vorhin genannten Stolpschen und Lauenburgselien Kirchspiele. Die Zahl der Slawen betrug in Stolp und Lauenburg 1861: 1025, von denen auf Stolp nur 24 kommen. Freilich haben sich da nur die katholischen Polackou zum Slawentum bekannt, die evangelischen Kaschuben bezeichneten sich als deutsch. Dieser Umstand ist auch in Betracht zu ziehen, wenn man die treffliche und genaue Arbeit von A. von Fircks zu Pate zieht. Im ganzen Kösliner Bezirk giebt es nach ihm (S. 255) nur 24 evangelische und 698 wimisch-katholische Kaschuben |'S. 255), im Stolper Kreis werden solche überhaupt (S. 256) nicht namhaft gemacht. lb(i Lebakasehuben haben sich samt und sonders als .Deutsche" zählen lassen. Nach demselben beträgt die Zahl der westpreussischen Kaschuben 53618 neben 439629 Polen und Masuren und rund einer Million Deutscher. Neue Nachrichten über das kaschubische Sprachgebiet gab iss,) Knoop in seinem vorzüglichen Werke: „Volkssagen, Erzählungen, Aberglauben, Gebräuche und Märchen ans dem östlichen Hinterpommern, Posen ISS.V Da lieisst es S. V: Wir in Hinterpommern nennen Kassuben nur die evangelischen Bewohner slawischer Abstammung in den Kreisen Stolp und Lauenburg; die katholischen Slawen im Bi'itower Kreise und in Westpreussen bezeichnen wir als l'olacken. wie sie ja auch in der That das Hecht verloren haben, sich Kaschuben zu nennen. Sie sind im Kaufe der Zeit dennassen polonisiert, dass sie sich von echten Polen kaum unterscheiden. Die Zahl der evangelischen Kaschuben hat seit dem Anfang dieses Jahrhunderts schnell abgenommen. — Daher horte in mehreren Kirchen die kaschuhische Predigt bald ganz auf. so in Stojentin 1S1 (i. Länger wurde sie in Garde und Schmolsin beibehalten, und in beiden Kirchspielen sind noch jetzt einige ältere Leute vorhanden, die kascnubiscb sprechen." Dann erwähnt er Zezenow, wo L876 die Predigt aufhörte und Glowitz, „wo noch jetzt alle 8—10 Wochen knschubischer Gottesdienst abgehalten, und zwar Abendmahlsfeier vor, Predigt nach der deutschen Predigt. Doch sind dazu höchstens einige zwanzig Kassuben versammelt, alte Leute, die. obwohl fast alle des deutschen mächtig, doch an kaschubischer Sprache und kaschubischen Wesen festhalten. Ihr llauptsitz ist Giesebitz. im Süden des Lebasees und gewissermassen auf einer Insel im Lebamoor gelegen." In demselben Jahre erschien in den Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Wien (l S. 537—555) eine Arbeit „Die pommerschen Kaschuben", von Hauptmann (i. v. Wienkowski. Die Arbeit stützt sich auf Pfennig, Brüggemann, Lorek, Hilferding. Kür einen grösseren Leserkreis ist der Abschnitt „Leber die Sitten und Gebräuche sowie den Charakter der Kassuben" berechnet, den 11. v. d. Dollen seinem hübschen Werke einverleibte „Streifzüge durch Pommern, Land 1. 12. Heft: Kassubien, Glowitz, Leba, Lauenburg. - Aiiklani 1885." Der Abschnitt gibt grösstenteils Loreks selten gewordenen Aufsatz wieder. Ein oft erwähntes. 1886 zu Danzig erschienenes Werk von Karl l'ernin, „Wanderungen durch die sogenannte Kassubei etc." behandelt Pommerellen und be- merkt auf S. 68: Dass der Name Kaschuben auf Pommerellen übertragen worden ist, scheint nur sprach-geschiehtlich geschehen zu sein, denn diese Benennung ist weder geschichtlich noch urkundlich begründet, dagegen hat sich der Herzog Barnim I zu Stettin 1220 Herzog der Kassuben und Wenden genannt." lieber die Sprachgrenzen erschien dann nichts mehr, doch berühren dies Gebiet zwei treffliche Arbeiten: „Die Sprache der baltischen Slaven" von Dr. Legowski (Nad-morski) in den Plättern für pommersche Laudeskunde 1896, IV, 6—9 und „Das Dorf Giesebitz" von Boldt (Ebenda IV, 10 u. 11). Indessen hatte ich den Entschluss gefasst, die pommersche Kaschubei ethnographisch und zu sprachlichen Zwecken zu durchwandern und besuchte im März und April 1896 die Hauptorte, insbesondere Glowitz, Giesebitz, Speck, Babidol, Czarnowske, Hebrondamnitz und Im Juli und August desselben Jahres Garde, Schmolsin, die Klacken. Zezenow, Charbrow, dazu den Leba- und Gardesee, um mit eigenen Augen bestätigen zu können, dass gegenwärtig das Kaschubische auf Czarnowske, Giesebitz und die Klucken beschränkt ist, letztere aber noch als slowinzisehes Dorf gelten können. Diesem Werke kommen ferner dank gütiger Mithilfe während des Druckes verschiedene Ergebnisse einer Forschungsreise zugute, die Dr. Lorentz im Sommer L897, besonders zu sprachlichen Zwecken, durch dies ganze Gebiet unternahm. Dieselben Zwecke verfolgte ein Jahr vorher der finnische Gelehrte Dr. Nikkola, i>. Bevölkerung. I. Zahl der westpreussischen und pommerschen K asc Ii üben. 1856: ca. 200000 (Hilferding) 1885: „ Ksoooo (Biskupski) 1843 1849 1858 1861 1869 1856 548 791 4091 2851 •)0/ 237 (0,4%) (n. B.). : Kaschuben rechts 1890: „ 137 000 (Legowski) 1893: „ 170 000 (Ramult) 1896: „ 170000 (Brockhaus' Lexikon). 11. Zahl der Slawen in Lauenburg. Lütow, Stolp. 3000 — 147(5 —- 890 (nach Böckh) 2504 .....- 1834 2013 „ 236 34 „ . 906 (== 2°/o) - 23i;0 (10°/ö) 3000 (Slowinzen und Kabatken von der Leba ( Hilferding) 1890: 5000 (in Bütow und Lauenburg) nach Legowski 1890: 6637 (Polen, Masureu und Kaschuben im Kösliner Kreis) nach A. v. Fiercks S. 255. III. Zahl der Lebakasehuben (und Slowinzen). ca. 18(5(1: 450 ( Berliner Bericht l) ca. 1880: 300 (Xeumnnn) 1896: 200 (eigene Schätzung 189(5). IV. Sprachgrenze der Slowinzen und Leba-k asch u I) e n uac h K i r c h s p i e I o n. 1778: Bowe, Kreist, Dämmen, Lupow, Dübsow, (Zetlin, Colziglow), Budow. Kreise Bütow und Lauenburg ganz (Wobeser). 1821: Bowe, Garde, Schmolsin. Glowitz, Zezenow, Stojentin (J, ('. L. Haken, der Bütow und Leba-(Tiarbrow nicht berücksichtigt). 1) Nach diesem wohnen Kaschuben noch in Giesebitz, Garde, Klucken, Schorin, Rowen, Glowitz, Ruschitz, Rumbske, Zedlin, Klenzin, Grossendorf, Zipkow, Warbelin, Pobiotz, Zezenow, Speck, Babidol, Charbrow, Sarbske, Labenz, Osseken, Wittenberg, Prebendow, Schlaischow, Lüblow, Gnewinke, Bychow, aber nicht in Wierschutzin, wo das Polackische herrscht, (Ins „stark abweicht". 1860: Garde, Schmolsin. Glowitz, Zezenow, Charbrow, Leba, Sarbske, Osseken ( Iii. f. pomm. Volksk. L896, S. 52). 1885: Garde. Schmolsin., Glowitz, Zezenow, Leba. L896: Schmolsin (Schmolsiner und Selesener Klucken), Glowitz (Zemminer Klucken), Leba (Czarnowske), V. Erloschen der kaschubischen Kirchensprache. ca. 1700: Stolp || ca. 1778: Lupow. Kreist, Zetlin, Col-ziglow, Diibsow || 1787: Mickrow |] ca. 1795: Budow, Nossin, Schurow, Dämmen || 1799: Rowe |' 1816: Stojentin |j 1832: Schmolsin |j ca. 1845: Garde || ca. 1850: Leba || ca. 1856: Bütow: II 1865: Osseken || 1871: Charbrow j 1876: Zezenow [| 1886: Glowitz. 4. Reisen und Forschungen, Der erste Gelehrte, der die Gelegenheit wahrnahm, auf seiner Reise den Kaschuben Beachtung zu zollen und seine Betrachtungen zu veröffentlichen, war der Berliner Professor Bernoulli, dessen Bericht ich bei der Beschreibung des Kirchdorfs Glowitz wiedergebe. Kr reiste im Juni und Juli ': I 777 und im Juli 11778 durch die Kaschubei, beschreibt ein kasehubisches Fest am 29. Juni 1777 zu Zipkow und erwähnt, wie er einer kaschubischen Predigt in Lupow beigewohnt hat. Auf Auregnng Büschings schrieben dann der Stolper Probst Haken und der Regierungsrat Wobeser, die beide als Verwaltung*- und Auf Sichtsbeamte wiederholt Land und Leute an Ort und Stelle sahen, ihre Berichte für Büschings Wöchentliche Nachrichten 1779. Der Probst Haken teilt ihn nochmals in Brüggemanns Werk mit, gemeinschaftlich mit Backes Aufzeichnungen über die pommerschen Wenden. Die eigenen Bemerkungen Brüggemauns (1779 und 1784), wie auch die Pfennigs (1769?, 1783), Wutstracks (1793 und 1795), J. C. L. Hakens (1821) sind unbedeutend. Die letzteren leiten die Arbeit des Zezenower Pastors Lorek ein, der ausführlieh schildert, was er namentlich in seinem Kirchspiel gesehen hatte. leb teile alle sachlichen Ausführungen sämtlicher erwähnter Gelehrter in den einzelnen Abschnitten bei Besprechung der Trachten, Feste u. a. mit. Das gleiche gilt auch von der Arbeit des Mannes, der nun mit besonderer Aufmerksamkeit die Kaschubei durchzog: Hilferding. Seine Arbeit ist neben der Koreks das beste und ausführlichste, was über die Kaschuben geschrieben ward. Hilferding hatte ein feines Verständnis und besass die nötige Umsicht, vom Volke zu erfahren, was er wissen wollte. Seine Arbeit wird wie die über die Polaben, als grundlegend unvergessen bleiben, auch wenn beide längst wissenschaftlich überholt sind. Seine deutsche Ausgabe des Reiseberichtes ist so selten, dass sie selbst grosse Bibliotheken nicht, haben. Ich führe gehörigen Ortes alle seine Ausführungen an, über die Reise selbst berichtet er: „Auf der Südküste des baltischen Meeres, gegen Westen von der Mündung der Weichsel hat sich bis jetzt eine slawische Bevölkerung erhalten. Es sind dieses die letzten Überreste eines einst grossen und berühmten Volkes, welches Jahrhunderte lang seine nationale Unabhängigkeit und sein unbeugsames Heidentum gegen die Angriffe des ganzen Deutschen Reichs verteidigte. Jetzt haben sich die Nachkommen dieses kriegerischen Geschlechts in eine sandige und morastige hanöde zurückgezogen, wohin sieh selten ein Reisender verirrt. Von den Polen und Deutschen werden sie Kaschuben genannt; sie selbst nennen sieh „Kaszebi" vom Sing. Kaszeba (in der slavischen Formation ist in diesem Artikel möglichst die polnische Rechtsehreibung angewendet), indem sie e für u sprechen und in einigen der entlegensten Ortschaften hat sich bei ihnen der alte nationale Name „Slowinzen" erhalten. Dieses unbekannte Fragment eines vor alters berühmten slawischen Volkes hatte mein Interesse auf sich gezogen. Ich verwandte einen Teil des Jahres 1.856 dazu, um es kennen zulernen. Zuvor hielt ich es für nötig, den besten oder vielmehr den einzigen Kenner des kaschubischen Volkes und der kaschubischen Sprache, nämlich Herrn Florian Ceynova aufzusuchen, welcher, selbst ein geborner Kaschube, aus dem Dorfe Slavözeno bei Putzig, den slavischen Gelehrten zuerst einige Notizen über das Idiom seiner Heimat mitteilte. Gegenwärtig lebt er leider ausserhalb derselben, jedoch nicht weit von der kaschubischen Gegend, und zwar auf einem Dorfe, ohnweit des Städtchens Terespol an der Eisenbahn zwischen Bromberg und Danzig und beschäftigt sieh daselbst mit der ärztlichen Praxis, loh begab mich lr|it ihm nach Danzig und von da gegen Westen nach Neustadt, kasehubisch: Wejerowo, Lauenburg, k.: Lembork und das Dorf Glowitz, k.: Gloweezyozv, und dann wendeten wir uns gegen Süden nach Bütow, k.: Bytow. Hier musste ich mich von Herrn Ceynova trennen, da er nicht für längere Zeit vom Hause wegbleiben konnte, und ich begann nun die Gegend, welche ich mit ihm im Laufe einiger Tage durchreist war, genauer zu durchforschen. Nachdem ich den Bütowschen Kreis fast in allen Richtungen durchstreift hatte, begab ich mich gegen Osten in das Städtchen Behrendt, k.: Koscerzyna und machte mich mit dem dasigen Dialekt bekannt. Von da ging ich gegen Norden in das Dorf Stendzitz, k.: Stenzyka, und weiter am See von Radun vorüber zum Dorfe Przewoz: dann, über Brodniea, Chmielno Sianowo, Bandargowo, Zomblewo gelangte ich wiederum nach Neustadt. Dort setzte Ich mich auf den Postwagen und fuhr nach Lauenburg, wo ich schon vorher gewesen war. Um den nordwestlich von Lauenburg gelegenen Winkel gründlich kenuen zu lernen, wo sich am Meeres-üfer der Name der Slowinzen noch erhalten hat, begab ich mich zuvörderst in die Stadt Stolpe (Stolp), welche die Polen Slupsk nennen, in der Hoffnung, auch dort irgend ein Überbleibsel der slawischen Nationalität anzutreffen; allein, ausser dein Namen erinnert in dieser Stadt nichts an die Slaven. Ich musste daher von Stolpe uach Glowitz zurückkehren. Hier fand ich viel Interessantes für mich, mir war hierbei die Hülfe und Belehrung des gebildeten und gefälligen Pastors Lohmann, welcher mich mit besonderer Zuvorkommenheit aufnahm, von grossem \ atzen. Nachdem ich mit dem verständigen und aufmerksamen Pastor und mit den Einwohnern von Glowitz, welche die slawische Sprache noch nicht vergessen hatten, alles nötige durchgesprochen halte, begab ich mich nach Schmolsin und Garde, wo ich fast eine Woche blieb. Von Garde wandte ich mich wieder gegen Osten, um parallel mit der Meeresküste in das Putziger Wiek und die Halbinsel Heia, zu gelangen. Auf diesem Wege besuchte ich verschiedene Fischerhütten, welche sich in dem Moraste am Lebasee befinden und Kleki oder Klucken genannt werden, sowie das Dorf Giesebitz, die Küstenstadt Leba. die Dörfer Sarbske, Osseken, Wierschutzin, Zarnowiec (Zaraowitz) Krokow und Sworzewo (Schwarschau). Mit dein Besuche von. Putzig und den Fischerortschaften auf Heia endete meine Reise und ich kehrte wieder nach Danzig zurück. Meine Ausbeute an ethnographischen und linguistischem Material war nicht unbedeutend. Ein grosses Interesse kann sie allerdings nicht in Anspruch nehmen; allein es muss für uns doch jede, die slavische Welt betreffende Notiz interessant und wichtig sein, wenn sie auch aus dem entlegensten und verborgensten Winkel kommen sollte: ausserdem ist die kaschubische Sprache, besonders in Pommern, wo sich ihr Typus reiner erhalten hat und wo sie dem grössten Teil nach ihre eigentumlichen, für den Philologen interessanten Formen und Wörter umfasst, in einem so schnellen Absterben begriffen, dass sie dort in zwanzig oder dreissig Jahren ganz verstummt." Der Bericht der Berliner sozialpolitischen Wochenschrift über die Kaschuben 1860 ist kurz und für ein grösseres Publikum berechnet. II. v. d. Dollens Altschnitt (1885) gieht kurzen Bericht über einen Besuch in Glowitz und macht Loreks Arbeit wieder einem grösseren Leserkreis bekannt, auf die sich auch v. Wienkowski stützt. Neues bot das Werk Knoops, der selbst aus der Stolp er Gegend stammt und dessen Familienname unter den letzten Kaschuben Zezeuows genannt wird. Er besuchte auch Charbrow und andere kaschubische Orte und hat ein reiches Material von Sagen besonders gesammelt, auch die wenigen kaschubischen Volkssagen Temmes (1837 und 1840) mitgeteül und die Völksgeschichte aus den alten Chroniken und Geschichtsbüchern aufgenommen (1885). Knoops Werk wird immer den Grundstock für einen Forscher bilden, der sieb mit hinterpommerscher Volkskunde beschäftigt. Gleiches Ilderesse verdienen die von ihm und Dr. Maas herausgegebenen Blätter für die pommersche Volkskunde. leb Wollte nun das Völkchen in Seinem Leben und [reiben belauschen, seine Sprache kennen lernen und aufzeichnen, aus seinen Kirchen- und Schulohroniken belehrt «ein und auch im Bilde das festhalten, was mir wertvoll schien. Hier veröffentliche ich einiges von dein, was ich a.ut meinen Reisen sammelte. Zu grossem Danke bin ich . Nahrung. Die Nahrung ist jetzt völlig unserer ländlichen Kost entsprechend. Brot, Pellkartoffel, Fische, Cichorienkaffee bilden die Hauptbestandteile, während die Stockkaschuben Grütze und Klösse bevorzugen. Das Brot wird in den Klucken und in Fuchsberg „auf der Kurine gebacken", d. Ii. man kauft es auf dem Marktort oder tauscht es gegen Fische ein. Die Giese-bitzer, Czarnowsker und der Kluckner Lehrer aber backen s dbst. Das gewöhnliche Bauernbrot wird ganz aus Kartoffeln hergestellt oder doch stark mit Kartoffeln vermischt. Statt des zuweilen fehlenden geformten Brotes bäckt man sich schnell eine Kuchenform auf dem Ofen. Kuchen und Gebäck liebt man nicht. Die Fische werden nur gekocht gegessen, selten gebacken. Man kocht Kartoffeln und geräucherte Flundern zusammen, auch Kartoffeln und Aal in Milch, gesalzener Hering ist etwas Feines; der Wirt in Garde verkauft zuweilen 1 2 Tonnen an einem Tage. Kartoffel bildet das Hauptgericht der Kartoffelkaschubei um! wird oft mi Grütze zusammen gekocht. Kaffee wird selten gekauft, man bevorzugt Cichorie und gebranntes Korn der Billigkeit wegen. Zucker geniesst man nicht dazu, er ist mehr ein Heilmittel. Fleisch isst man wenig, ebenso Obst und Klösse, das ist ein Festgericht. Haken erzählt von der Nahrung der Kaschuben: „Die Speisen der Kaschuben sind sehr gering. Grütze, Gartenfrüchte u. s. w. richten sie bloss mit wenig ^alz und vielem Wasser zu. Zum Brot nehmen sie Roggen, 5* Gerste, Buchweizen, Hafer, Erbsen, nicht rein gemacht, .sondern so wie es gedroschen, samt der Spreu. Alles dieses wird grob gemahlen, gesäuert und gebacken. Daraus entsteht eine schwarze Masse, und dieses Brot gebrauchen sie, nicht etwa nur bei Misswachs, sondern wenn sie mich die beste Ernte haben (wie denn Kaschuben die rechte Speisekammer von Hinterpommern ist), so thun sie sich höchstens 4 Wochen mit besserem Brot etwas zugute, kehren aber sogleich wieder zu ihrem gewöhnlichen zurück, damit sie sich nicht verwöhnen mögen. Der gewöhnliche Trank ist Milch und Wasser. Des Sonntags oder in der Stadt trinkt der Kaschube wohl liier und Branntwein, aber ein Weniges kann ihn trunken machen. Wegen der Milch sind die Kaschuben, trotz der übrigen elenden Kost, grosse, starke und gesunde Leute, die ein hohes Alter erreichen, Das grobe Brot macht ihre Zähne so rein und weiss wie Elfenbein." Die Angaben über das Brot stimmen inhaltlich mit denen Loreks überein. — Eine Leidenschaft hat der sonst so treffliche Bewohner neben dem Schnupfen und Prozessieren: den Branntwein-genuss. Viel Fusel! Manu und Weib, Kind und Kegel! Bei uns geht mau abends zum Stammtisch; dort in der Morgenfrühe — und wenn man sonst Lust, Zeit und Geld hat. Wer sein Vjertelehen mit der Flasche getrunken bat. geht an die Arbeit. Abends — nach 10 Uhr — darf niemand im Krug sein, früh aber ist die Menge da. Man hat seit Menschengedenken dagegen gepredigt und Strafverbote erlassen die Kirchenakten sind voll davon —, man trinkt heute noch. Glücklicherweise verdrängt die Germanisierung den Fusel durch Bier. Die kräftige kaschubische Natur hat scheinbar keinen Nachteil vom Schnapagenuss. „Der Schnaps singt, springt, schimpft, schlägt, flucht, wirft auch einen ordentlichen Menschen manchmal hin, aber aufheben thut ei keinen." 7. Gottesäcker und Grabplatten. Ich hatte Gelegenheit, eine Menge alter kaschubischer Särge der vorigen Jahrhunderte geöffnet zu sehen. Selbst das Grab hat nichts Besonderes bewahrt. Die eichene Grabkiste besteht häufig aus einem fünfbrettrigen Kasten, dem ein sechstes Brett aufgenagelt war, zuweilen waren sie nicht einmal angestrichen. Später nähern sich die Formen immer mehr unserer gegenwärtig gebräuchlichen, bei der die Deckel dem Sarg ähneln. Das weisse Grabtuch fehlte nie, die Grabkleidung hatte oft Zier und Flimmer. Münzen habe ich nie gesehen, entgegen der oft aufgeführten alten Sitte, auch nicht Schnapsflaschen und Gesangbücher. Die Gottesäcker haben selten eine Mauer, sind häufig mit Laub- und Nadelbäumen bewachsen, zeichnen sich durch unregelmässige Grabreihen und breite Gräber aus und haben eigentümliche aufrecht stehende Grabplattenformen. Neben den viereckigen gehen runde und ausgebogene her, Kreuze wechseln mit kelchförmigen Grabplatten, alle sind von Holz und etwa l ^2 m hoch. Eine auch in Litauen vorkommende glockenförmige Blechplatte hat einen Vorderbogen und oben eine Sonne; sie ist weiss angestrichen und hat schwarze Buchstaben, während die anderen schwarzen Grabplatten neben den weissen auch schwarze, braune und grüne Farbe aufweisen. Auf der Hinterseite steht ein Spruch, deren ich später eine Anzahl mitteile. Die Vorderseite enthält die Lebensgeschichte des Verblichenen, stets in deutscher, nie in kaschubischer Sprache. Solche Aufschriften lauten beispielsweise: „Ruhestätte des Büdners Johann Klick. Er wurde geboren 1782 •un 10. May und starb 1857 am (5. July im Alter von 75 Jahren, 2 Monaten". „Hier ruhet der Eigentümer Martin Klick, geb. 24. Dez. 1813, gest. 10. März 1884. Karoline Klick, geb. 18. Jan. 1825, gest. 20. März 1817." „Hier ruhet in Gott: Martin Gresens, Bauer aus Glowitz, er starb am 26. Dezember 1850. Alt: (58 Jahr, 3 Monate, 2 Tage und dessen Ehefrau Heda, geb. Karwaick, starb am 11. August 1860. Alt: 69 Jahr, 3 Monat, 22 Tage. Sie lebten in Ehe 33 ^ Jahr und zeugten 1 Sohn und 2 Töchter." Die Rückseite bildet ein Grabspruch, der wie alle, die Erde als Elend und Jammerthal, den Himmel als die höchste Freude ausgiebt. Häufig sind noch kurze Spruche, wie „Jesus meine Zuversicht", „Über ein Kleines, Job. 16, 18", „Wiedersehn ist unsere Hoffnung". Heute bürgern sich neben den alten Holz- und Blechplatten die überall gebräuchlichen eisernen Kreuze und marmornen Grab tafeln ein, aber schon im vorigen Jahrhundert hatten die Vornehmen Grabkapellen oder Familiengrabplätze, deren Gräber grosse steinerne Platten bedeckten. Die Inschrift auf der Grabplatte des grössten Glowitzers, des Pastors Sehimansky. lautet: „Allhier ruhen die Gebeine des vveyl. wohlehrwürdigen Herrn Petrus Sehimansky, treu und fleissig gewesenen Lehrers der Gemeine zu Glowitz. Geb. den 22. Februarii 1701), im Amt gewesen 42 Jahr, im Herrn entsohtafen den 9. Oktober 1775. Sein Andenken bleibet in Segen." S. Feste und Gebräuche. Die Familienfeste, Hochzeit, Kindtaufe, Begräbnis, entbehren heute des eigenen Gepräges, nur in den Klucken hat sich noch manch alter Brauch erhalten. Früher ging es dabei weit lebhafter her, wie uns Loreks Aufzeichnungen bezeugen. Verlobung und Hochzeit. Frühzeitig beginnt ein Mädchen für seine Ausstattung zu sorgen und besonders Leinwand und Handschuh zu Hoehzeitsgeschenken fertig zu machen, die sie dem Pastor und Verwandten geben musste. Auch die Angehörigen sorgen für das Nötige, was zur Hochzeit gegessen und getrunken wird. Verlobungen hält man für überflüssig. Stirbt in den Klucken eine Jungfrau, so stellt die Mutter am Abend vor der Beerdigung im Totenzimmer die Ausstattung des Mädchens aus und brennt Lichter an. Die Einladung zur Hochzeit besorgt, wie in alter Zeit, der Stari oder Ollennann oder Köstenbitter, dessen Hut und Spazierstock mit roten, gelben und grünen Ländern geziert ist. Bei den Kirchfahrten wurde bis vor Kurzem mit Pistolen geschossen und auf dem Rückwege ein Wettfahren veranstaltet, das nicht immer gut ablief. Bei (hm I loehzeitsspeisen fehlen nie Hühnersuppe, Klösse mit Obst, Flundern; Grütze giebt es nicht an diesem Tage, wohl aber Kartoffeln und Aal, in Milch zusammen gekocht. Lange Verlobungen liebt der Kaschube nicht, hingegen hält er auf standesgemüsse Heirat, — die Leute aus einem anderen Dorfe gelten ihm selbstverständlich als viel geringer und auf eine würdige, reichliche Hochzeitsfeierlichkeit. Sit; ist gewöhnlich Dienstags, Freitags oder Sonnabends, selten Donnerstags, weil sonst angeblich Zank in der neuen Flu; herrscht. Sie dauert 3 Tage, der voraufgehende und der nachfolgende Sonntag fassen sie ein. Am ersten Sonntag ladet der Ollermann oder Stari mit einem Spruche ein, meist an einem Freitag im Herbst ist die eigentliche Hochzeit. Am Donnerstag war Polterabend, am Freitag früh stehen die Hochzeitsgeschenke auf dem Tische, meist Nippsachen aus den Bazaren der nahen Städte. Am Kirchgang oder dm- Kirchfahrt beteiligt sich das halbe Dorf. Beim Beginn des Läutens sind die Beteiligten, die indessen im Krug einen Imbiss genommen haben, sofort zur Stelle und werden vom Stari in Ordnung aufgestellt, dann gehts in die Kirche. Früher feierte man gern die Hochzeiten eines Dorfes zusammen an einem Herbsttage des Jahres. Da ging es laut und lärmend zu, Speise und Trank wurden in soleheu Mengen voraus genommen, dass wiederholt falsche Paare zusammengesprochen wurden, ja sogar Prügelei unter den verschiedenen Parteien entstand. — Auf den drei gemeinsamen Hochzeiten des Dorfes R. trank man in den 50er Jahren 1200 Liter Spiritus, wie der Berliner Aufsatz berichtet. Nach dem Segen folgt Tafel im Krug, dann Tanz, Die Heimkehr findet gegen Abend statt; ihr folgt ein neues Gelage im Kasehubenhaus, der folgende Tag wird mit Essen, Trinken, Tanzen und Erzählen ausgefüllt, Am Hochzeitstage bleibt der Kaschube mit seiner Braut bis zum Scbluss im Kreise der Geladenen. Geschieht dies nicht, so muss er eine Flasche Wein zum besten geben. Am Sonntag ist wieder Kirchgang, abends kehren die Gäste nach Hause zurück. So einfach der Kluekner und Czarnowsker, der Fuchsberger und Giesebitzer sonst lebt, an diesem Tagt; lägst er sichs etwas kosten. Das Brot wird zuvor geräuchert, und Huhn und Schwein müssen ihr Leben lassen, um das Lest zu verschönen. Lud es wird derb eingehauen. „Er frisst so gierig, wie ein Ochs die Teufelskirsche" ist ein beliebtes Sprichwort. — So ist es in den Klucken. In Giesebitz wird beim Hochzeitsgang nach Glowitz auf der Feldgrenze die Flasche herumgereicht und dann auf (lein Rad des Brautwagens zerschellt. Vor und nach der Einsegnung tanzt man in einem der Glowitzer Gasthäuser, die gesamte Zeche bezahlt der Bräutigam. Die Nachfeier am folgenden Sonntag, die dein Kirchgang der Jungvermählten folgt, hat der junge Ehemann zu bezahlen. In anderen kaschubischen Dörfern, wie Grossendorf, werden die Gäste an jenem Sonntag nach dem Kirchgang in der Speisekammer vom jungen Manne mit einem Schnaps und von der jungen Frau mit einem Stück feinen Weissbrots beschenkt, dem Jungfraubrot. Am Hochzeitstage steht oft ein Schweinskopf auf der Speisetafel, den Apfel im Maule, grüne. Blätter in Nase und Ohr. Stari und Bräutigam allein sitzen bedeckten Hauptes am Tisch. Welches Unglück beim Schiessen zur Hochzeit entstehen konnten, darüber berichtet die Schmolsiner Chronik, Am 19. November 1889 waren zwei Kluekner Hochzeiten. Die Brautleute gehen zur Kirche, nach altslawischer Weise schiesst man, trotzdem dies längst verboten war, mit Pistolen. Von den zwei Jünglingen Klick und Pollex bittet der erste den zweiten, ihn auch einmal schiessen zu hissen, und will ihm die Pistole nehmen. Sie geht los, und Klick fällt tot zu Boden. Der Pastor weigert sich, die kirchliche Handlung zu vollziehen, des anderen Jünglings Anverwandte legen aber Fürbitte ein, und Edelbüttel fragt: „Wollt ihr Kluckener wieder schiessen?" Alle riefen: „Nein!" Am folgenden Freitag mich der Bluthochzeit fanden 5 neue Trauungen statt, da unterblieb das Schiessen. Die gemeinsamen Hochzeiten erwähnen auch Bernoulli, Unken. Lorek und die Zezenower Chronik. Ilaken berichtet über die kaschubischen Verlobungen und Hochzeiten: „Wie die Kaschuben es mit ihrer Verlobung halten, weiss ich nicht, denn sie sind mit dem, was sie nicht schlechterdings öffentlich thun müssen, äusserst geheim, und wenn man mich ihren Gewohnheiten trägt, so fürchten sie, man wolle sie um dieselben bringen. Ihre eignen Prediger sind nicht im Stande, etwas von ihnen herauszubringen. Denn kein Wild trauet dem Jäger weniger, als ein Kaschube dem Pemmering, wie er ihn nennt. Die Hochzeiten werden alle in der Woche nach Michaelis gehalten, wovon ausser dem höchsten Notfall nicht ab- gegangen wird. Sobald das Aufgebot bestellt ist, kommt die Braut in ihrem Putz nach der Kirche. Sie hat sonst ihren gewöhnlichen Anzug, nur dass sie anstatt des schwarzes, einen blauen Rock von Tuch an hat, um welchen unten eine scharze Tuchstreife, welche man ausgezackt hat. angesetzt ist. Ihre schwarze Köpfbinde ist mit viereckig gravierten messingenen Blechstücken besetzt. Um die Stirn und den Kopf trägt sie den Kranz, welcher von Lipstock, Ligustrum, Haute, Wintergrün, Sellerie, buntem Grase. Goldschaum und Füttern zusammengesetzt ist. Fhedessen trugen die Bräute auch lange schwarze Mäntel, welche, wie die grossen, silbernen Ringe, Familienstücke waren. Da aber die alten verbraucht sind, hat man keine neuen angeschafft. In diesem Kranz muss sie drei Wochen lang, welche von der Zeit, da das Aufgebot bestellt worden, bis zur Trauung dauern, so oft sie sich öffentlich sehen liisst, erscheinen, und während dieser Zeit darf sie auch eine grüne Schürze tragen, da sie sonst weiss sein muss. In der llochzeits-woehe kommen alle Brautleute auf einen Tag bei dem Prediger zusammen, um den Katechismus herzusagen; haben sie denselben nicht im Gedächtnis, so werden sie abgewiesen und wenigstens in Jahr und Tag nicht getrauet, Diejenigen aber, welche bestehen, werden vom Prediger ermahnet, im Christentum zu wachsen, untereinander ehrbar, keusch, züchtig und gottselig zu leben; wofür die Braut dem Pastor ein paar bunt*; kaschubische Handschuhe schenkt. Der Bräutigam braucht zu seinem Putz und zum Unterscheidungszeichen nichts mehr als ein grünes oder blaues Band um den Hut, Am Hochzeitstage gegen Mittag erscheinen Braut und Bräutigam mit Musik in Begleitung aller Dorfsnachbarn in dem Kirchdorfe, wohin sie gehören und warten daselbst bis alle andezn von den umliegenden Dörfern eingeladenen Gäste sich versammelt haben: unterdessen wird einmal herumgetrunken, und die Instrumente müssen sieh hören lassen. Wenn alle Brautitaare mit ihren Gästen beisammen sind, tritt der Prediger vor den Altar, und der Küster muss singen. Unter dem Gesänge erseheint das Paar, welches das erste im Aufgebot gewesen, auch zuerst; die dunggesellen gehen voran, die Mädchen hernach, und sie gehen in sehr langsamer Prozession um den Altar, um ein Opfer an Gelde (welches gemeiniglich ein Pfennig ist) für den Prediger darauf zu legen, worauf sie sich in die Bänke niedersetzen. Auf das erste Paar kommt das zweite u. s. w. Nach richtig eingegangenen Brautitaaren hält der Prediger eine kurze Trauungsrede und verrichtet die Kopulation nach der Agende, wobei er die Brautpaare eines nach dem andern namentlich an den Altar ruft, und wenn ihrer soviel sind, dass sie in inner Reihe nicht Platz haben, müssen wohl zwei bis drei hintereinauderstehen. Nach der Trauung nehmen verheiratete Männer den Bräutigam in ihre Mitte und treten mit ihm zur Seite, verehelichte Frauen aber die Braut und opfern noch einmal mit ihr auf dein Altar, worauf denn alle in voriger Prozession sieh aus der Kirche ins Hoehzeithaüs verfügen. In einigen Kirchen wird sowohl der Bräutigam als die Braut von zwei Weibern zur Trauung geführt, die weisse Laken über dem Kopfe tragen, welche bis auf die Knie herunterhangen. Die Hochzeitsspeisen, zu welchen alle Gäste beitragen müssen, bestehen aus zwei oder drei kaschubischen Gerichten, unter welchen Buchweitzeu, Grütze mit Honig begossen, das vornehmste und notwendigste ist. Nach der Mahlzeit gehts zum Tanz, dem aber der Bau der Stuben Schranken setzt, denn sie sind so niedrig, dass, wenn der Tänzer einen Zoll hoch springt, er sich an den Balken stösst. Gleichwohl tanzt man, bis der Morgen anbricht. Die Frauen nehmen endlich die Braut, streifen ihr die vorbeschriebene Haube über die Binde und führen sie in die Brautkammer. Was sie daselbst noch weiter mit ihr betreiben, lassen sie keinem Deutsehen mit ansehen." Lorek verbreitet sieh etwas weitschweifig über den Gegenstand. Aus seinen Anführungen geht das folgende hervor. Bei Verlobungen sah man auf die üblichen Geschenke, die Braut gab dem Bräutigam bei der Verlobung Haisund Taschentuch, vor der Trauung Hemd, Hose, Strümpfe, Taschentuch, Halstuch, Handschuhe; jedem seiner Verwandten ein Paar Fausthandschuhe, ebenso dem Gutsherrn und seinen Bohnen; seiner Frau und seinen Töchtern ein Paar bunte selbstgewebte Strumpfbänder; des Bräutigams Vater Hemd, Taschentuch, Halstuch und Handschuhe, seiner Mutter vier Ellen schlesische Leinwand als Linhängetuch, den verheirateten Schwestern zwei, den unverheirateten eine Elle, dem Pastor ein Paar Handschuhe; im ganzen etwa SO Paar Handschuhe. Sie erhielt vom (Jutsherrn ein Geldgeschenk, ebenso von des Bräutigams Vater und seinen Söhnen; vom Bräutigam einige Thaler, ein Paar Schuhe und zwei Ellen feine Leinwand. Dem Brautvater schenkte der Bräutigam eine Pudelmütze, dessen Söhnen einen Hut und ihren Schwestern eine Elle schwarzen Kalamants zu einem Leibchen, die Brautmutter erhielt „des Anstand« wegen" nichts. An diesen Geschenken, namentlich an den Handschuhen, arbeitete das Mädchen schon in der Jugend. Anfänglich mussten Braut, und Bräutigam eine Kateehismusprtifung ablegen, die später in Wegfall kam. Seit Einführung der deutschen Sprache in Kirche und Schule, d. h. seitdem alle Kaschuben der deutschen Sprache mächtig sind, ist sie auch nicht mehr so nötig als früher, da der Unterricht kaschubisch war. Denn die Predigten fanden ia nie in rein kaschubischer sondern in schlecht polnischer Sprache statt, die den Kaschuben immerhin schwer verständlich war. und oft waren weder die Lehrer noch die Pastoren des Polnischen ordentlich mächtig. Das reichste und bunteste Fest war die Hochzeit, die in jedem Kirchspiel meist nur an gewissen Tagen im Herbst stattfand, so dass ein ganzes Dorffest begangen ward. In Zezenow war es die Zeit kurz vor Martini (11. Nov.), gewöhnlich am Dienstag nach dem 3. Aufgebot, Bekam auch der Bräutigam nicht viel Heiratsgut, so bat er sich doch eine reichliche Hochzeit aus. die tagelang dauerte und den Ertrag langer Arbeit verschlang. Zwei Hochzeitsbitter leiteten das Ganze, einer ladet zum Bräutigam, der andere zur Braut ein. Im schwarzen Festrock, einer Pudelmütze mit Knistergoldplatte, mit dreifarbiger Bandschleife auf der Brust und einein vergoldeten Strauss von Wintergrün, die neuen Fausthandschuhe baumeln lassend, zogen sie mit grossem, rot angestrichenem Stab von Dorf zu Dorf, um in Versen einzuladen. Überall erhalten sie einen Schnaps, so dass sie zuletzt kaum mehr nüchtern sind. Sind sie nachts zurück, so fahren zwei ähnlich geschmückte Männer mit einem Leiterwagen zur Braut, um die Mitgift zu holen : je geringer sie war, desto grösser der Wagen, desto lustiger die Leute. Nun kommen sie zur Braut, deren Kopfputz mit Goldschaum verziert ist. und die im roten Hock, grünweisser Schürze, mit Schnüren verziertem Leibchen, wie eine Königin einhergeht. „Ks ist 10 Uhr abends. Die Pferde werden in den Stall gezogen, wogegen die Hochzeittrabanten sich hier nicht minder die ganze Nacht gütlich thun. Unter der Zeit schleicht sich loses Volk heran und sucht Rad, Runge. Leiter u. dergl. von dem Wagen zu stehlen. Die beiden immer wackeren Schatzmeister legen ihre Peitschen nicht aus der Hand, stürzen öfters plötzlich zur Thür hinaus, — 7.S — und jeder, den sie hei ihrem Wagen ertappen, wird für seinen Frevel tüchtig durchgebläut. Kommt nun der Morgen, so werden endlich Anstalten zur Ahreise getroffen. Dieser und jener bringt irgend ein von ihm entwandtes Stück des Brautwagens zurück und spricht: „/war habe ich Fitcli das gestohlen, da Ihr aber eine so weite Heise vorhabt, so soll es Euch hiermit zurückerstattet sein!1' Dafür bekommt er einen Schnaps und kaschubische Pfeffernüsse, die jedoch nur aus kleinen hartgebaekenen Würfeln von blossem Roggenmehl bestehen. Nun werden die Pferde eingespannt und die Schwänze, Mähnen und Zäume derselben mit grünen übergoldeten Sträussen herausgeputzt. Der Brautkasten mit seinem armseligen Inhalt, samt den Brautbetten, werden aufgeladen, die beiden Trabanten besteigen wieder in der vorigen Weise ihre Gäule, die Brautfrauen, die den Brautschatz beschützen, setzen sich auf den Wagen und fort geht es. Doch hier werde zuvor bemerkt, dass bei den Kaschuben hier am Lebastrome keine Ehefrau zur Hochzeit eingeladen wird und dahin kommen darf. Nun wählen Braut und Bräutigam jedes zwei Ehrenfrauen, Przedanka (Überliefelinnen, von przedac == verkaufen, herstammend), die sieh auch wirklich durch dies Amt hochgeehrt fühlen und eifrig danach streben. Vor den Hochzeitsmädchen zeichnen sie sich dabin durch das weisse Hängelaken aus. Doch zurück zu unserem Zuge. Dieser geht jetzt in vollem Galopp nach des Bräutigams Wohnung, die gleichwohl nicht so gar schnell erreicht wird, denn unterwegs lauern überall lustige Burschen auf, mit langen Stangen bewaffnet, welche sie hurtig quer über den Weg in einen Strauchzaun stecken, so dass die,Pferde stehen bleiben müssen. Doch schon versehen für diesen Fall, haben die beiden Wagenlenker sich von der Braut die Taschen mit Nüssen und einer Branntweinflasche füllen lassen. Sie kaufen sich los, indem 31 sie für die jubelnden Kinder Nüsse ausstreuen und die Stangenwerfer wiederholt mit der Branntweiuflasche erquicken! Nach vielem Geschäker setzt sieh der Zug aufs neue in Bewegung, bis abermals eine Wegsperre ihm Stillstand gebietet und so fort bis er endlieb das Ziel erreicht. Hier nehmen die Ehrenfrauen aus dem Brautkasten die Bettlaken und Handtücher hervor, um das Brautbett aufzumachen. Dabei hüten sie sich aber wohl, die Betten mit den Händen aufzuklopfen, weil sonst unfehlbar das künftige Ehepaar sieh schlagen würde: vielmehr muss dabei nur alles sanft gestrichen und aufgelockert werden. Sie schljessen den Kasten und die Brautkammer zu, übergeben den Schlüssel von letzterer dem Bräutigam und kehren darauf zu Fuss nach der Wohnung der Braut zurück. Indes versammeln sich auch die Hochzeitsgäste sowohl im Mause des Bräutigams als in der Wohnung der Braut, je nachdem sie von dem einen oder anderen Teile geladen sind, zum Frühstück. Branntwein und Butterbrot werden im Überfiuss genossen. Um die Mitt igszeit übernimmt der Stari das Amt eines Vorsängers und stimmt ein polnisches Reiselied an: In Gottes Namen fahren wir etc." Hier-nächst nimmt der Bräutigam unter vielen herzlichen Umarmungen und heissen Thranen Abschied von den Eltern, und die; Ehrenfrauen teilen Brotschnitte unter die Gäste aus mit der Erinnerung: „Steck1 es zu dir, es geht auf die Heise!1' Ein Gleiches geschieht im Hause der Braut. Dann gehen beide Hochzeitsgesellschaften von hier und dort aus, und so treffen Braut und Bräutigam mit ihrem Gefolge endlich auf dem Kirchhof zusammen. Sobald nun alle diese Paare auf diese Weise vereinigt sind, wird auch der Prediger gerufen. Er tritt vor den Altai1, der Küster stimmt an, und nun führt feierlich der Stari - so mit vor sich emporgehaltenem rotem Stabe den Zug in die Kirche, [hm folgen der Bräutigam, dessen nächste Verwandte und Ehrenfrauen und die übrigen Gäste. In gleicher Ordnung naht auch der Stari der Braut mit ihrer Begleitung und so allmählich alle Brautpaare. Samt und sonders gehen sie alle stattlich mit abgemessenen, aber schwankenden Schritten einzeln zum Altar. Jeder legt dem Prediger einen Kupferschill ig oder auch wohl Rechenpfennig hin. Die Staris stellen sich in der Eigenschaft als Traut"ührer mit den Brautpaaren vor den Prediger, hinter sie die Ehrenfrauen; und so vernehmen sie nach beendigtem Gesänge die Traurede." — Nach der Trauung geht die Braut mit den Jungfrauen um den Altar und kniet nieder, worauf sie der Pfarrer einsegnet. Jede Begleiterin giebt ihm einen Schilling. Von der Kirche geht es ins Gasthaus, nach Lorek in das eines Freundes, der sich dazu bereit erklärt, wo man sich bei Speise und Trank gütlich thut, die Staris fordern dann von jedem Mann einen gleichen Teil zur Bezahlung des Wirtes. Die Braut muss in einer Ecke der Stube sitzen Ideiben, wo die Ehrenfrauen sie nicht mehr aus den Augen lassen, noch von ihrer Seite geben. Wird es Abend, so geht nun die ganze Versammlung nach dem lloehzeithause; findet es aber verschlossen. Auf geschehenes Anklopfen wird inwendig gefragt: Wer da sei? „Gute Freunde" antwortet man. „Mit nichten! Wenn ihr nicht Ausländer (Deutsche) seid: so gebt euch kundig." Das ei'ste beste Blättchen Papier wird mit toter Kohle bekritzelt und, unter oder über der llausthüre, durch eine Spalte eingeschoben. Aber nicht zufrieden mit dieser Beglaubigung fordert und empfängt man mehrere ähnliche Zettel, bis endlich die Pforte sich öffnet, — Alles begiebt Sich hierauf in die Stube; nur die Mädchen nicht, die auf der Hausflur zurückbleiben und sich verstecken. Wenn das «Brautpaar und die angesehensten Gäste sich an den für sie zugerichteten Tisch gesetzt haben, geht der Calfaetor (Hochzeits-Aufwärter, Calfaetor) hinaus, sucht die Mädchen auf und führt jedes einem jungen Menschen zu, indem er zugleich beiden ihre Stelle am Tische anweist. Die vor dein Brautpaar brennenden Lichter dürfen nicht geputzt werden, bis sie von selbst ausgehn, um nicht die Liebes-flamme des jungen Ehepaares wegzuputzen, bevor sie im Tode gleichfalls von selbst verlischt.1' Die Hochzeit richtet das Brautpaar oder die Eltern der Braut auf eigne Kosten aus. Auf dem Gastmahl wird nur Bier getrunken. Die llochzeitsgaste geben Milch, Butter, die Verwandten eine Gans u. dergl. Musik und Tanz fehlt fast immer, aber nie Gesellschaftsspiele. Datin führen die Ehrenfrauen die ziemlich entkleidete Braut und den Bräutigam in die Brautkammer und verschliessen die Thür. Früh morgens kommen sie wieder, helfen der Braut beim Anziehen und bringen die Brautkammer in Ordnung. Die Gäste linden sich wieder ein, die Männer erhalten Butterbrot und Schnaps, die Frauen Nüsse und geben dafür ein Hochzeitsgeschenk in einigen Groschen. Bis zur Nacht dauert das Essen und Trinken, und am dritten Tage ist nochmals für die Verwandten Fest. Dazu ladet der Ehemann nur die Verwandten ein, Frauen und Männer. Die junge Frau darf die Eltern vor ihrem ersten Kirchgange nicht wieder besuchen oder doch ihre Schwelle nicht betreten. Braucht sie etwas von ihnen, so geht sie bis zum Haus und ruft, bis jemand heraus zu ihr kommt und entledigt sich rasch ihres Anliegens. — Die Vermählungen erstreckten sich ehedem tust nur auf Volksgenossen desselben Dorfes, ganz selten auf Glieder fremder Gemeinden oder gar auf Deutsohe. Viel Ähnliches bieten die Berichte Backes und Hakens Tetzner, Slowinzen. « über die Wendischdeutschen in Pommern. Auch die Litauer und Letten haben Verwandtes. K indtauf e. Geburt und Kindtaufe waren mit abergläubischen Gebräuchen gespickt. Neugeborene legte man, damit sie artig wurden, unter die Ofenbank oder auf dieselbe, und darunter eine Bibel. In die Wiege birgt man ein Gesangbuch, dann wird das Kind klug. Tagelöhnerskinder werden unter die Ofenbank gelegt, damit sie später nicht in Hochmut verfallen, „denn dies nützt ihrem Stande später nicht viel." Bei Zwillingen wird das Mädchen zuerst getauft, sonst bekommt es einen Bart, Die Mutter soll nicht durchs Fenster steigen, sonst wird das Kind ein. Dieb. Die Schwangere darf nicht unnütz Wasser kochen, sonst bekommt das Kind „das Alter", d. h. es bleibt blass und kränklich. Nach der Taufe begleiteten ehemals die Frauen und Mädchen in ihren weissen Laken die Wöchnerin. Sie kniete an einer Altarstufe nieder, und der Pfarrer legte die Hände auf Mutter und Kind und segnete beide ein. Als Taufnamen wählte man nur alte gebräuchliche. Starb die Mutter im Kindbett, so wurde sie um die Kirche in feierlichem Aufzuge; herum getragen und dann erst ins Grab gelegt, Hatte das neugeborene Kind ein Häutchen auf dem Kopfe, so wurde letzteres aufgehoben, getrocknet, verbraunt, zu Pulver gerieben und mit der Muttermilch eingegeben; starb das Kind, bevor es das Pulver genossen hatte, so frass es dem Volksglauben nach im Grabe sein Fleisch und sein Hemde, und bald starben alle Verwandten, bis mau der Leiche den Kopf mit einem Kirchen-Totenspaten wegstach. Züge des Vampyrglaubeus trifft man noch jetzt an. Haken berichtet nur weniges über die Taufe: „Bei ihren Taufen und Gevatterschaften ist eben nichts Besonderes zu seilen. Hei dem Kirchgang bringt die Mutter das Kind, wenngleich die strengste Kälte wäre, mit nach der Kirche. Der grösste Staat ist, wenn viele Weiber die Wöchnerin um den Altar begleiten, welches in langsamer Prozession geschieht. Sobald die Wöchnerin um den Altar herum ist, kniet sie an der Seite nieder, und der Prediger segnet sie und ihr Kind nach einem gewissen Formular öffentlich ein." Dagegen weiss Lorek von alten Taufgebräuchen mancherlei zu erzählen: „Eine Stunde zuvor, ehe der Täufling nach der Kirche getragen wurde, schickte man zwei Staris von ganz anderem Schlage. Es wurden nämlich zwei Knaben von 8—9 Jahren ersucht, die ganze Dorfgemeinde zur Taufe einzuladen. Man deutet leicht, dass sie sich hierzu sehr willig finden Hessen; nicht sowohl des Ehrenämtchens wegen, als vielmehr, weil es dabei einigen Schnaps oder sonst dergleichen zu verdienen gab. Diese beiden Hinken Staris nun stürzten plötzlich in das nächste Haus hinein, stiessen schnell die Stubenthür auf und begannen auf der Schwelle jählings und mit einem Geschrei, als ob sie auf einem Speere steckten, ihre Einladungsrede: Harara, hohoho, rarara. zostanicin z Bogiem, niernafs wiele ezasu (lebt wohl, uns fehlt die Zeit). Mancher wurde durch dies unerwartete Geschrei auf den I od erschreckt; er sprang auf, um sein Hausrecht zu üben "ad die ungelegenen Umbitter mit dem Stocke zu bewirten." Die Knaben sprangen so von Haus zu Haus und warfen dabei die llolzschuhe in die Luft, um sie wieder aufzufangen. Manche Leute schlössen die Thören ab, wenn eine Taufe in Sicht war, besonders Deutsche. Dann stimmten die Staris ihr Geschrei vor den Fenstern nur um so lauter an, Deutsche Taufnamen wurden selten gegeben, man blieb bei einigen verbreiteten wie: Kathrina, Stanze, Else, Martin. Michel, Lank - Die Kaschubinnen nahmen während der Schwangerschaft häufig die Samenkörner des Stechapfels. 6* „den schwarzen Pfeffer" und unwissende Hebammen gaben den Sehwangeren, Wöchnerinnen und Säuglingen häufig „Goldtropfen". «letzt ist fast nichts davon mehr zu finden. — Begräbnis. Die Berichte über die Begräbnisfeierlichkeiten sind sämtlich dürftig. Unken schreibt nur: „Bei Beerdigungen machen ein Totenhemd, bei den Männern eine Schlafmütze, bei den Weibern eine Binde, und vier unbehobelte zusammengenagelte Bretter, die Begräbnisanstalten und ein solches weisses Laken, als die Weiber über den Kopf hängen, die ganze Trauer aus. Dieses Laken tragen sie auch gemeiniglich bei Kirchgängen und der Kommunion." Lorek gedenkt auch nur im Vorübergehen der Leichenbegängnisse. Die leidtragenden Frauen trugen ein schwarzes Leibchen aus Wolle und Linnen, einen schwarzen Gürtel auf schwarzem Kock; die Trauer im Totenhause artete nach dem Begräbnis bei Schnaps und Speise nicht selten zum Gelage aus. Nur die Klucken bieten zu besonderer Betrachtung Anlass, weil die Schmolsiner Klucken nicht gestatten, dass die Zemminer und Selesener Klucken die Toten auf deren Kirchhof begraben. Sie müssen stundenweit nach Selesen und nach Glowitz. Der Glowitzer Kirchhof galt ja als besonders heilig, besonders wirkte das Ausgraben eines heidnischen Lrnenfriedhofs mit zum Ruhme des Ortes, der ja am längsten kaschubischen Gottesdienst gewährte. Lud der Kirchberg trägt noch zahllose alt«1, sonderbare Kreuzformen und Grabplatten, die man auf keinem kaschubischen Friedhofe sonst findet. Man mass den Sarg mit einer Rute aus und machte an einem beliebigen Orte des Glowitzer Gottesackers selbst das Grab danach, die Ruthe zerbrach man und warf sie dem Sarge nach. Die Bank, auf der der Sarg stand, warf man um, dass der Geist nicht sitzen bleiben konnte. Ein Dutzend Dörfer waren nach Glowitz eingepfarrt, aber auch Fremde bestimmten ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhofe ihres Volkes. Stirbt ein Kluekner, so hält der Lehrer eine Leichenrede im Trauerhause und begleitet die Leidtragenden bis an die Dorfgrenze. In den Schmolsiner Klucken begräbt er selbst unter Chorgesang und Rede; in den anderen benachrichtigt man die Kantoren der Dörfer, durch deren Gebiet man kommt. Sie begleiten den Sarg mit Chorgesang weiter bis zum (iottesacker. Ein kleines Fest im Krug bei Speise und Trank, ja öfter auch bei Musik, schliesst die Feierlichkeit so wie bei Hochzeiten und Kiud-taufen. Dem Toten gab man früher eine Münze und einen Lieblingsgegenstand, so seine Sehnapsfiasche und Schnupftabaksdose, sein Gesangbuch, ferner Haare von seinen Haustieren, Federn von seinen Hausvögeln mit, damit er im Grabe etwas habe und nichts nachhole. Bienen und Haustiere bekreuzte man, sobald die Leiche das Haus ver-liess, dass sie zurückblieben. Starb eine Frau im Wochenbett, so ward sie um den Altar getragen. Arbeitsfeste. Die übrigen Feste bieten nichts besonderes ausser Schenken und Gasten; so Weihnachten und Geburtstag. Nicht mehr gebräuchlich sind die alten Arbeitsfeste, die sich in alter Kraft noch in Samogitien unter dem Namen Tal kos erhalten haben (vgl, die „Talkos der Litauer" im 73. Bande des Globus LSS)S, wo diese Talkos ausführlich behandelt sind). Lorek sagt, die Ernte habe an gewissen Orten immer zu gewissen Tagen stattgefunden, die herkömmlich waren und Domnik genannt wurden, weil sie die Zeit des 4. und 5. August fielen. Man habe sich nicht um das Wetter gekümmert. In der Nacht ward das Getreide gemäht und sogleich gebunden, so dass oft das Wasser aus den Garben tröpfelte. Auch beim Heuschnitt wählte der Kaschube die Nachtzeit. „Von nah und fern ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen; bewaffnet geben sie mit ihm abends in die Wiesen, das Todesurteil zu vollstrecken, und unter fröhlichem Jubel währt die Arbeit bis an den hellen Morgen. Hinreichender, ja überflüssiger Vorrat an Branntwein und Bier erhält die Kräfte; trotz der Geschäftigkeit der Zuträger werden die Flaschen und Lege! nicht erschöpft. Diese Mähzeit war für den Kaschuben die Zeit des Wohllebens und Genusses. Wenn die Mäher früh nach ihres Genossen Haus kamen, hatte inzwischen die Wirtin eine reichliche Mahlzeit aufgetragen und nicht geknausert mit Würsten, Eiern, Butter, Bier, Branntwein; „damit der Mann und seine Freunde sich für die schwere Arbeit der Nacht erquicken und den ganzen Tag fröhlich mit, ihnen verbringen könne", Durch Hunger-leiderei muss nun aber 14 Tage lang wieder eingebracht werden, was auf einmal verschwendet ward." Ein solches allgemeines Arbeitsfest findet alljährlich nur noch einmal statt, wenn das Winternetz gezogen worden und der Fang ein glücklicher war. S i tte n und (J e b rä u c h e. Einzelnes ist schon bei den Festen hervorgehoben worden. Am Weihnachtsheiligenabend zieht der Schimmelreiter herum. Ein Bursche nimmt einen Besen unter den Arm, bindet vorn einen Stiefelknecht, hinten einen Strohwisch daran und nimmt ein Bettuch um. Jenes sollen Kopf und Schwanz des Pferdes darstellen. Ein anderer Bursche macht den Treiber. Man zieht zu befreundeten Familien und klopft ans Fenster. Ruft der Insasse den Schimmelreiter herein, so werden die Kinder mit Zuckerwerk beschenkt. Am Sylvesierabend streut man Asche an die Obstbäume und bindet Strohseile darum. Um Mitternacht kommen die Geister auf den Kreuzweg zur Offenbarung. Man muss allein und ohne ein Wort zu sagen, zu ihnen reiten, ihre Offenbarung anhören und noch in der Geisterstunde unter Dach und Fach sein. Hat man diese Aufgabe gelöst, so geben sie Geld und Gut, Im anderen Falle brechen sie einem den Hals. An die Haus- und Stallthüren macht man drei grosse schwarze Kreuze, die verweigern den bösen Geistern den Eintritt, Ein Bahnfuss oder Hufeisen sind gleich wirksam. Zu Maria Reinigung unterlässt man nie, Haus und Hof mit brennendem Wachholder zu reinigen und zu räuchern. Osterwasser bleibt das ganze Jahr heilkräftig. Am Johannistage warfen die Mädchen, wie in Litauen, Kränze in die Bäume; bleiben sie bangen, so bekommt das Mädchen noch selbigen Jahres einen Mann. Am Andreasabend giesst man Blei, um die Zukunft zu erforschen. Der Geisterglaube ist noch ziemlich lebhaft und wird von den dort häufig gastenden Zigeunern wach gehalten. Diese handeln mit ,.Zigeunerpilleir', die für alles Mögliche gut sein sollen. In den Klucken verkaufen die Leute ungern die Milch, sie meinen, die Kühe geben dann keine mehr. Die innere 12 Nächte sind, wie in ganz Deutschland, so auch am Lebasee, heilig und geheimnisvoll. Die Träume, meint man, treffen sicher im folgenden Jahre ein. Zu Johanni und an anderen Jagen reitet man um Mitternacht auf einen Kreuzweg und dreimal rundum, da kommt Beelzebub, der sagt, wann man zu Haus sein soll; ist man zur Zeit unter Dach und Fach, wird das Pferd stark und kräftig, sonst bleibt es dürr. Wie man in Sachsen am zweiten Weihnachtsfeiertag „Frische Grüne peitschen" geht, so in Westpreussen am zweiten, bei den Slowinzen am ersten Osterfeiertage. Die Konfirmanden hängen in den Klucken je einen Strohblumenkranz in der Schulstube auf. Beschrieene Schweine lässt man durch vier Reifen springen, dann fressen sie wieder. Die Verwendung des dort überall wachsenden Wach-holders ist eine sehr mannigfaltige, besonders räuchert man Stiille und Stuben damit aus; früher trugen die Bräute Wachholderkränze. Jetzt umkränzt man noch die standesamtlichen Aufgebote mit Wachholderkraut und anderen grünen Blättern. III. Aus der Geschichte und Kulturgeschichte der Kaschubei. 1. Allgemeines. Die kaschubischen Kirchspiele lagen innerhalb der drei Kreise Stolp, Bütow und Lauenburg, deren Gebiet seit der Völkerwanderung in mehr oder weniger losem Zusammenhange mit dem Königreich Polen stand. Seit 1062 herrschte ein eigener polnischer Herzog; durch Erbschaftsteilung zeriiel spater Pommern rechts der (hier in das eigentliche Pommern oder Slawien und in Hinterpommern oder Pommerellen. Die Persante bildete die Scheide. Pommerellen im heutigen Sinne, d. Ii. östlich und südlich der oben erwähnten 3 Kreise, gehörte seit 1290 zu Polen bez. zum Orden und wurde erst 1772 preussiseh. Es hat also eine politisch getrennte Geschichte gegenüber Stolp, Bütow und Lauenburg gehabt; deshalb kann auch der gemeinsame Name der Kaschuben heutigen Tages nur gezwungen auf die Slowinzen, Lebakaschuben und die katholischen Slawen Pommerellens angewendet werden, denn früher galt er nur für die Castellanei Belgard und die nächste Umgegend. — Mit Belgard (deutsch Weissen-burg) ist aber nicht die pommersche Stadt, sondern das Dorf zwischen Leba und Lauenburg gemeint. Die pommerschen Herzöge wurden 1180 vom Kaiser Friedrich Barbarossa als deutsche Fürsten belehnt; ihre Länder hatten ein wechselndes Geschick. Der Kreis Stolp gehörte seit 1257 den pommerellischen Herzögen, 1297 fiel er an Polen, 1308 an Brandenburg, in demselben Jahre kam Pommerellen jenseits der Leba an den Orden. Die Germanisierung ging rasch vorwärts. 1317 erhielt es Wartislaw IV. von Pommern, dessen Söhne es wieder an den Orden verpfändeten. Nach dem Tode des letzten pommerschen Herzogs Bogislaw XIV., oder dem westfälischen Frieden 1648 und dem Ableben des letzten Nebenzweigs der pommerschen Fürsten 1(584 kam Stolp zu Brandenburg und blieb immer mit ihm vereint, Der Ein-Huss Brandenburgs aber hat von 1308 ab nie aufgehört, das Jahr 1520 galt als die Zeit, in der es dauernd an den Ilohenzollernnamen geknüpft war. Bütow und Lauenburg aber, das 1317 der Orden, 1466 Erich 11. von Pommern als polnisches Pfand empfangen hatte, nahm Polen 1637 in seinen Besitz, führte die Gegenreformation ein und wandelte die llauptkirehe in eine katholische um, (sie ist es heute noch trotz der evangelischen Bewohnerschaft). Es musste aber 1657 in den Vertragen zu Wehlau und Bromberg beide Kreise an den grossen Kurfürsten als freie Mannslehen abtreten; seitdem blieb es bei den Hohenzollern. Von diesen 3 Kreisen galt der Stolper immer als Hauptsitz der Kaschuben. Der alte Spruch besteht völlig zu Recht: „Wo kommen die Kaschuben her? Von Stolp. Es sind soviel als Sand am Meer, Karree!" 2. Der Kreis Bütow. Am wenigsten geeignet zur Erhaltung des Kaschubeu-tums, seiner Lage wegen, war der Kreis Bütow. Er war denn auch der erste, der die selbständigen kaschubischen Predigten aufgab. Noch im Anfang des 16. Jahrhunderts wurde zu Bütow ein kaschubisches Gesangbuch gedruckt. und um die Mitte des Jahrhunderts berichtet man, dass noch an allen Orten sehr spärlich Kaschuben anzutreffen seien. Die Nähe Brandenburgs und des germanisierten Pommerns wirkte natürlich bedeutend ein, dagegen konnte der Einfluss Pommerellens deshalb nicht von grosser Tragweite sein, weil jenes katholisch, dieses evangelisch war. Ausserdem griff unter der polnischen Regierung allgemein eine Bevorzugung deutschen Wesens und deutscher Sprache Platz; Danzig, das kaum 100 Jahre in deutschen Händen ist, war längst deutsch. l(> besuchte Hilferding ganz Bütow. Er, der selbst das völlig deutsche Brenkenhofsthal unter den kaschubischen Orten Stolps aufzählt, kommt zu dem Ergebnis: Es giebt hier niemanden mehr zu germanisieren. Er berichtet: „Am allerehesten wird die slawische Nationalität im Kreise Bütow verloschen, welcher den südlichen Winkel des östlichen Endpunktes von Pommern einnimmt. Ich habe bereits gesagt, dass sich dort Überreste der slawischen Nationalität noch fast in allen Dörfern erhalten haben. Aber slawisch spricht nur die ältere Generation, und die slawische Nationalität wird mit ihr zugleich aussterben. Das Volk selbst vermag dieses einzusehen. Obgleich den Greisen das Schwinden der nationalen Sprache traurig anzusehen ist, und obgleich sie wissen und davon sprechen, dass die Regierung bei der Ausrottung der dortigen slawischen Sprache stark beteiligt ist, so hört man doch nirgends dagegen murren. Die Germanisation hat im Bütowschen Kreise schon solche Verhältnisse angenommen, dass sieh ihr das Volk bereits als einem unabweislichen Verhängnisse unterworfen hat. Eigentlich hat sie ihr Werk daselbst schon vollendet; es giebt niemanden mehr zu germanisieren, und man hat etwa nur noch 20 Jahre zu warten, damit die einigen hundert Greise sterben, die noch nicht Deutsche geworden sind. In der Stadt Bütow selbst verstehen die Bürger kein Wort slawisch. Nur einige Greise aus dem Handwerkerstande bedienen sich noch der kaschubischen Sprache. Wenn man daselbst jemanden unter 60 Jahren antrifft, welcher kasehubiseh spricht, so ist es ein Eingewanderter. In Bütow giebt es eine kleine alte, in der Vorstadt gelegene protestantische Kirche, welche die kaschubische heisst. In ihr hält man für die Kaschuben monatlich einmal kaschubischen Gottesdienst. Der polnische Gottesdienst hat schon vor 20 Jahren aufgehört. Ein alter Kaschube, den ich in Bütow sah, sagte mir: Starszy plakali i lamentowali, woni bell jesz Kaszeby, ze dzeci se muszeli po niemecku uszec, all to nie nie pomoglo. Teraz to wszeki muszemy Niemcami bec, to je zly: starszy nie moga uezee dzeci, a to je zly. (Die Alten weinten und lamentierten — sie waren noch Kaschuben —, dass sich die Kinder mussten deutsch unterrichten lassen, allein das hat nichts geholfen. Jetzt müssen wir alle Deutsche sein, das ist übel; die Eltern können ihre Kinder nicht lehren und das ist übel.) Und indem er auf seine 60jährige Frau zeigte, fügte er hinzu: Kej wona mala bela, to wona cheä se po Kaszebska uezee, ale woni nie dozwolili, xandz i szkolni. (Als sie klein war. wollte sie kaschubischen Unterricht haben, aber weder der Pastor noch der Lehrer gestatteten das.) Das bevorstehende Aussterben der slavischen Nationalität im Bütowschen ist mir als ein Faktum erschienen, welches dazu auffordert, sich mit ihr näher bekannt zu machen, und ich habe daher fast alle Dörfer dieses Kreises besucht und mich in jedem erkundigt, ob es da noch Kaschuben gäbe. Ich teile das, was ich erfahren habe, hier mit: In den Dörfern, welche von der Stadt Bütow gegen Nordwest liegen, verstehen noch einige Greise kasehubiseh in Meddersin (Niedarzyn) und Gramenz (Grzmica); desgleichen in Morgenstern (Mosztorn). In dieser Parochie verbietet der Pastor seinen Parochianen kasehubiseh zu sprechen. In Morgenstern sprechen 20 Personen kasehubiseh. Ein Greis in Gramenz sagte zu mir: „Do te sed-melatne wojne tu beta czysta Polska, wszytko belo po Kaszubsku mowa. Krol woddaJ, zebe se po Niemecku uezyli, i wszetki dzeei se uezyli. Me jesz po Kaszubsku w domie wjedno godali, a moje dzeci to jim lecho po Polsku mowa. Po wszetko wyidze, dali to nicht nie badze tu; to nie badze wjedno godone, to se zabadze; to krol nie cheie miec, wszetko po Niemecku ma bec jedno mowa. (Bis zum siebenjährigen Krieg war hier reines Polen, alles war kasehubiseh. Der König befahl, deutseh zu unterrichten, und alle Kinder lernten deutsch. Zu Hause haben wir noch kasehubiseh gesprochen, aber meine Kinder sprechen schlecht polnisch. Das wird alles ein Ende nehmen, und es wird kein Kaschube mehr da sein, man wird nicht mehr kasehubiseh sprechen, man wird es vergessen; das will der König nicht haben, alles soll deutsch sein, eine einzige Sprache.)" Hierauf sagte dieser verständige und gesprächige Alte namens Kowalk noch: „Wsadze w Betows-kem kraju storszy jesz sa kaszubski, ale ci mlodzi se nie nauezyli. Ale ton Biatoch je uezony i zegnoni po Niemecku, ale ta mowa rozumieje. Wdawnych czasaeh w szkolach jedna piesna bela, spiewiona po Polsku, a drugo po Niemecku. Belo zakazone, äe starszy nie mieli do dzeci mowic po Kaszubsku, to je za szesed zesad lat. To krol fcakazal. Teroz tu czysto wezdechne ta mowa. (Überall im Bütowschen Lande sind die Alten noch Kaschuben, aber die .Jungen haben nicht kasehubiseh gelernt. Dieser Biastoch hier ist deutsch unterrichtet und konfirmiert, aber er versteht noch die kaschubische Sprache. Ehedem wurde in den Schulen ein Lied polnisch und das andere deutsch gesungen. Den Eltern war es verboten, mit den Kindern kasehubiseh zu sprechen, das geschah vor sechzig -laliren. .letzt stirbt die Sprache vollständig aus.)- Noch im Jahre 1 1 war immer uoch die grössere Hälfte kasehubiseh. 1803 aber gab es neben 53 deutschen nur I!) kaschubische Konfirmanden. Seit 1814 hielt man noch alle 14 Tage einmal kaschubische Predigt, die 1824 noch von 700 Kaschuben besuch! ward. Au Klagen über Trunksucht der Gemeindemitglieder fehlt es auch* hier nicht. Boryszewski, der anfänglich monatlich noch einmal polnischen Gottesdiensl mit Abendmahl abhielt, predigte auch noch na eh seiner Emeritierung für seinen jetzt wirkenden Schwiegersohn einigemale kasehubiseh. Doch schmolz die Zahl der Kaschuben schnell. 1856 gab es deren noch 200, L867 nahmen an den zwei Abendsmahlst'eiern nur noch 3S Personen teil, von denen kaum die Hälfte Polen waren. Damals zählte das Kirchspiel 4125 Einwohner. 1869 gab es nur uoch 6 -8 alte Kaschuben. Mit dem Tode Boryszewski (1S7I) erlosch das kaschubische Abendmahl. Das eingepfarrte Dorf Speck hatte schon seit 1802 einen deutschen Lehrer, und 1873 starb der letzte Kaschube des Kirchspiels, der Fischer Schwanck in Babidol am Lebasee. Boryszewski hatte hochpolnisch gepredigt, sein Nachfolger kam in eine völlig deutsche Gemeinde. Mit dem Erstarken des Deutschtums ist eine Besserung der inneren und äusseren Verhältnisse schrittweis sichtbar. Diese Notizen entstammen zum Teil der trefflichen handschriftlichen Kirchspiel-Chronik des jetzigen Seelsorgers Bechtold, In Charbrow hatte sich kascliubisehes Wesen am längsten innerhalb des Landes Lauenburg erhalten, in anderen Kirchspielen sind fast keine kaschubischen Erinnerungen geblieben, so in Sarbske. Gnewin. Osseken. Tetzner, Slowinzen. 1 Das von Süden und Osten vordringende Polentum hat aber ziemliche Erfolge gehabt. — Im Lauenburger Kreise nennt mau die pommerellischen Slawen nur Polacken oder Katholiken, die alten pommerschen Slawen aber Kaschuben. In Osseken, das 22 Ortschaften um fast, leben bereits 900 Polacken, deren llauptst.z Wierszuzin ist, Da befinden sich 650 Katholiken neben 150 Lutheranern. Auch in den südlichen Kirchspielen Dzinzelitz. Luckowin, Labuhn dringt der polnische Kotholizismus immer mehr von Süden her weiter und weiter nach Norden. Der letzte evangelische Gottesdienst in polnischer Sprache war in Osseken im Jahre 1865. Hüferding schreibt über Leba, Charbrow und Osseken: „ Weiter gegen Nordosten finden wir Slawen in den drei Parochieen Charbrow, Leba und Ossek. Sie gehören zum Kreise Lauenburg. Auch hier wird von der jungem Generation die slawische Sprache mit der deutschen vertauscht. In dem am Ausflusse des Leba-Sees gelegenen Städtchen Leba verstehen noch viele aus dem gemeinen Volk kasehubiseh, allein sie schämen sich ihrer Sprache und sprechen öffentlich fast nur deutsch. Im Jahre DSM wurde die slawisch*! Sprache im Kreise Lauenburg ..gesetzlich untersagt1', wie der Pastor in Ossek erzählte. Diejenigen, welche dort vor dem genannten Jahre konfirmiert wurden, sind noch reine Kaschuben; die übrigen geben schon der deutschen Sprache den Vorzug, und ihre Kinder verstehen die slawische Sprache nicht mehr. In Ossek wird jährlich nur 2—3 mal slawischer Gottesdienst gehalten. Im Jahre L835 besuchten noch ungefähr 800 Menschen den polnischen Gottesdienst; jetzt giebt es deren nur noch etwa 200, im Kirchspiele Charbrow findet sieh ziemlich dieselbe Anzahl, während ihrer im Jahre 1824 noch 70t) waren. Im Kirchspiele Jannewitz bekennen sich unter 3200 Seelen nur 24 zur kaschubischen Nationalität." W4 Leba liat 2000 Einwohner, hiess früher Lebamünde und erhielt 1357 Lübisches Stadtrecht. Das wendische Lebamünde sank zur Vorstadt herab, Leba aber war eine deutsche Siedelung und erblühte rasch. 1570 zerstörte eine Sturmflut den Ort Lebamünde. nur die hochgelegene Nikolaikirche blieb stehen, ihre Glocken aber sollen in die Tiefe gefallen sein und dem Wanderer aus dem Meere entgegenklingen. I59r0 war das Kirchlein so baufällig, dass die Lebaer davon Baumaterial für eine neue entnahmen. Diese brannte 1682 ab. Von der neuen fiel 1761 der Turm ein, der 1765 wieder aufgebaut wurde. Der Finanzrat von Ibenkenhof erhielt von Friedrieh dem Grossen 1776 den Auftrag, zur liebung Lobas das Moor ZU entwässern. Gentzkow sollte die Anordnungen ausführen und gedachte, den Lebasee zu einem Hafen umzugestalten. "Er grub einen HO m breiten Kanal durch die schmalen Dünen, und schon glaubte Leba, ein goldenes Zeitalter sehen zu können. Da brach eine Sturmflut am 4. März 177!) vom Meer durch den Kanal, verbreiterte ihn um das Doppelte und vernichtete einen Teil der Stadt. Schliesslich war man froh, ihm Kanal wieder zuschütten zu können. In neuester Zeit schwankte man, ob Kiel oder Leba. Kriegshafen werden sollt*1. Kiel erhielt das Vorrecht, und Leba blieb klein, wird aber nach dem Lau der Eisenbahn Lauenburg- - Leba in jeder Weise gewinnen, zumal es seit 50 Jahren als Seebad benutzt wird. Leba war immer ein deutscher Ort, und wenn in den vierziger Jahren noch alljährlich einmal kasehubiseh gepredigt worden ist. SO geschah dies sicherlich nur den ('za r n o w s-kern zu Gefallen. Das kleine merkwürdige Sand- und Stranddorf Czarnowske wird merkwürdigerweise von Brüggemann gar nicht erwähnt, in den Lebaer Kirchenbüchern taucht der Name 1765 auf. Man redet zuweilen von dem „Lebaer Vorbau", das kann nur Czarnowske. die Kolonie 7* von Leba sein. Denn obwohl es eine Meile von der Stadt entfernt liegt, steht es doch unter städtischer Verwaltung. Hier haben sieh bis heute noch kaschubische Hoste erhalten, der Ort liegt eben zu inselartig. Aber mit den letzten kaschubischen Kesten mischen sieh bereits schwache polackische Anfänge. Im Verkehr untereinander sprechen die Czamowsker selten kasehubiseh. Bei der Fischerei aber, im Verkehr mit Giesebitzern, Fuchsbergem, Kluckenern erklingt noch hie und da die alte Muttersprache. — 4. Kreis Stolp. Von Stolp gehören der Sprache nach Garde. Schmolsin und ein Teil des Glowitzer Kirchspiels den Slowinzen. die anderen Kirchspiele den Lebakaschuben. Grossgarde. Das slowinzische Kirchdorf Grossgarde hat seinen Namen zum Unterschied von dem sich im Norden anschliessenden Kleingarde, bedeutet, „Burgstädt" und zählt gegenwärtig 1200 Einwohner. Ks liegt am Südostufer des Sees, dem es den Namen gegeben hat, Es ist ein sehr alter Ort und hesass schon 1282 eine Stanislaus-Kirche, der Mest-win II. in demselben Jahre die von seinem Vater Swentopluk gemachten Schenkungen unter dem Zeugnis des dortigen Leutpricstors Te.ssla.us bestätigt. Das Patronat übertrug der Herzog L284 der Stolpschen Nikolaikirche und dem Kloster Beibuk. 1282 -90 wirkte Tbemo als Pfarrer daselbst, Als ältestes Dokument ist nach Einführung der Reformation der Visitationen lisch icd vom (>. August 1590 erhalten. In diesem wird der Pastor Johannes Blascenius, der seit 1570 wirkte, genannt. Er ist „alt und unvermögend" und hat „dahero sonderlich in der Rest viele Leute versäumet," Seinem Patron L. v. Tessen schenkte er 1584 am 15. Sept. eine polnische Übersetzung der Lutherschen Hauspostille mit einer Inschrift, die bezeichnenderweise folgendern)assen beginnt: Hoc est nescire sine Christo omnia scire. Si Christum discis, satis est. si cetera uescis Si Christum uescis, nihil est. si caetera tliscis etc. Im Abschied wird niedergeschrieben, dass einer allein dem ausgedehnten Kirchspiel nicht vorstehen könne, und ein in beiden Sprachen wohlgeübter Prediger angestellt werden müsse. Auf ihn folgte Paul Staroste, von 1644—69 Christoph Vizichius, L669- -1711 sein Sohn Michael Vizichius welcher als herrischer unliebenswürdiger Mensch geschildert wird, der seinen Leuten die Fische wegnahm, neue Steuern einführte und mit allen iml ufrieileii lebte, besonders auch mit den Stojentins und Bandemers und mit seinem Schwiegersohn M. Henning. Dieser war ihm seit 1707 zur Hilfe beigegeben und verwaltete sein Amt bis zu seinem Tode 171!*. Er lebte mit seiner Frau in ständigem Unfrieden und war dem Trünke ergeben. Aber er verstand vorzüglich, kasehubiseh zu predigen, legte auch 1700 die Kirchenregister an, deren Notizen so recht Hennings Charakter beleuchten. Da lieisst es im Totenregister: 1700 den L7.| Juni ist II. Stoyentin, NB. mit Tumult in der Kirche und ohne Priesterl. Kirchen-Segen und ge-wöhnl. Gesang, „Nun lasst uns den Leib" und über Hals und Kopf weggesteckt und boscharret worden '). - 1710 den 1-1. Febr. sind die beyden Kinder H. Joacb. Heinrich Stoyentins, die Tochter im 28., und der Sohn im 13. Jahr, welche beyde durch Verwahrlosung in Feuers-liauch und Schmauch im Backhause, worin sie allein geschlafen, erbärmlich ersticket und umbgekommen, in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar beygesetzt worden.- Daun wirkten die Pastoren D. Gulich (1720 51) und ') 17ns, den •(-. Januar, II. Paul Joach. Bandemer, welchen die Erd in der Fuchsgrufl leyder beschüttet, dass er darin am 9. Dez, ii. part. hm ersticken müssen. Paul Starckow (175-2 65), nach welchem eine jener kaschubischen Kirchenstreitigkeiten stattfand. Darüber berichtet die Chronik u. A.: Bei der 1765 eingetretenen Vakanz wurde die gemischte Pfarre dem Tychowschen Prediger Dorsch conferiert unter dem 17 Januar 1700. Derselbe hielt auch zu Indien d. 16. März I7li6 die Gastpredigt. Da die Gemeinde aber gegen ihn protestierte, weil sie seine kaschubische Predigt nicht verstanden, auch leise Gerüchte von ihm gehört, dass er z. 15. „die Kinder in der Kirche einsperre, im Examen mit den Köpfen zusammenstosse, den alten Deuten ins Gesicht spucke, wenn sie nich antworten könnten", und an seiner Stelle den Pfarrer Kummer aus Gross-Nossin wünschte, (doch waren 15. von Stojentin, II. v. Janitz und die von Bendemann für Dorsch, welcher eine von Bende-inaun zur Kran hatte) so wurde 17(>(> Kummer, des Glowitzer Pfarrers Schimonski Schwiegersohn, eingeführt. Unter Kummer (1766 -1808) und seinem Sohne A. Theod. Kummer (1808—36) wurde die kaschubische Gemeinde allmählich deutsch. 1772 wurde in der Visitation noch kasehubiseh und dann deutsch katechisiert. am 17. Mai 177* wurden die jungen Leide ermahnt, keinen Widerwillen gegen Erlernung der deutschen Sprache zu bezeugen, indem solche gangbar zu machen, der Kgl. Allergnäd. und wiederholten Verordnung gemäss sei. Am 28. Oktober 1815 aber lieisst es bereits im Visitations-Protokoll: „Die Übungen im Lesen zeigten im Ganzen eine hinlängliche Fertigkeit, und in den Schulen, welche von Kindern deutschen Herkommens besucht werden, meist auch eine deutliche und richtige Betonung an. Von den Kindern kaschubischer Herkunft hingegen liess sich ein Gleiches nicht mit Billigkeit erwarten, und man musste sich an der verlangten mechanischen Fertigkeit begnügen. Diese zeigte sich auch allgemein im Aufschlagen der biblischen Beweisstellen uinl im Hersagen des auswendig gelernten christlichen Lehrbuchs und der darin enthaltenen Sprüche. Dass auch beide nicht ganz verstandlos erlernt worden, ergab sieb aus den katechetischen Wort-Erklärungen, welche verschiedene Lehrer mit mehr oder minder Geschick anzustellen versuchten, wo sich bei manchen Kindern die richtigen Begriffe auf eine erfreuliebe Weise entwickelten. Im Memorieren erbaulicher Lieder war auch einiges geschehen, hast aus den mehresten Schulen mit Ausnahme der acht kaschubischen, fanden sich einige Schreibschüler vor. deren vorgelegte Übungsbücher besonders in Garde und Gambin Lob und Aufmunterung verdienten. Auch in den Anfängen des Rechnens war hie und da ein Anfang gemacht worden. Der Unterricht wird bereits in allen Schulen des Kirchspiels ausschliesslich in der deutschen Sprache erteilt" (1827 hatte der kaschubische Konfirmandenunterricht aufgehört). Das Kirchdörflein selbst hatte 17S4 nur 36 Einwohner, erfreute sich aber zweier Jahrmärkte. In den Berichten jener /aut wird es immer mit unter den wenigen kaschubischen Kirchspielen genannt. Auf die beiden herrnhutisch gesinnten Kummer folgte 1837- 44 der Rationalist Häfner, dessen kaschubische Predigt nicht zu verstehen gewesen sein soll. A. Müller (1845—58) kam bereits in eine deutsche Gemeinde und hielt nur noch einige Male kaschu-bisches Abendmahl. Zu seiner Zeit besuchte Hilferding die Gegend und berichtet darüber: „Im Jahre L827 Hess man im Kirchspiele Garden, zu welchem der grösste Teil der erwähnten Fischerdörfer gehört, den Konfirmandenunterricht vermittelst der polnischen Sprache aufhören und sohloss sie ganz aus der Schule aus. Demzufolge kann man bemerken, dass diejenigen, welche vor dem Jahre L827 confirmirt wurden, noch vollständig slawisch, die später confirmirteu ither mehr oder weniger germanisirt sind. Das Volk sieht auch recht gut den ausserordentlichen Kinlluss des Schulunterrichts auf die Ausrottung seiner Sprache ein. Eine noch ziemlich junge Slowinzin in Garden sagte: „Bei unsern Eltern war der Unterricht durchgängig deutsch, die Unterhaltung aber slowinzisch. Die Eltern sprechen noch slowinzisch, allein die Kinder haben von ihnen nicht slowinzisch gelernt. Ich kann noch slowinzisch sprechen, das Wort Gottes verstehe ich aber nicht slowinzisch, da. ich darin nicht unterrichtet wurde, -letzt ist unser alte slowinzische Glaube (d. i. der Gottesdienst in slo winzischer Sprache) verdrängt, alle Lehrer waren Deutsche, und wir mussten alle Deutsch lernen. Mein Mann versteh! gar nicht slowinzisch. ich spreche aber gern slowinzisch, habe aber niemanden, denn meine Kinder können nicht slowinzisch. (U naszich starich nawuka bela wszitka niemecko, a godka slovinsko. Stare jesz maja. gadka po slowiusku. ale po tich starich oui ni maja po slowinsku wekle. Ja moga toz po slowiusku gada«; ale Boze slowo nie rozumeje po slowensku, nie jem to uczona. Nynia naszo staro slowinsko wiaro zatopili, wszetki nau» cziceli beli niemecke, sme muszeli po niemecku weknae. Moj schlop nie rozumeje nie po slowensku a. ja roda go-daje po slowinsku, a nie mom nikogo: moje dzece nie uuieju nie po slowinsku.) In vielen Häusern der Garden-schen Fischer horte ich ebenfalls das Bedauern darüber aussprechen, dass die Kinder die Sprache ihrer Eltern nicht verstünden, und andrerseits drückte man mir seine Freude darüber ans. wenn slowinzisch gesprochen wurde." „Eine grosse Unannehmlichkeit besteht zwischen mir und meinen Kindern, weil sie nicht verstehen, was ich sage (Wielka skaza mezi innii a dzeemi, ze oui nie rozu-meja CO ja powim)" sprach ein Familienvater. ...Mac po kaszubsku, dzeci po niemecku (die Mutter kasehubiseh, die Kinder deutsch)"; ,.DIo dzeci je za zimko, zebe ine godali po slowinsku, i szolni toho uiechee (Für die Kinder ist es schwierig, wenn wir mit ihnen slowinzisch sprechen, und der Lehrer will es auch nicht)." „Redosc imune, ga chto goda z uami po slowensku, moderne se purozumec (Wir haben Freude darüber, wenn jemand mit uns slowinzisch spricht, wir können uns verständigen I." „Nasze panowie nie ehee gadac z nami po slowinsku. a ja nie moga tak wszetko powiedzec pu niemecku; to jem tak uredona, ga moga po slowinsku gadac (Lnsere Herren wollen nicht mit uns slowinzisch sprechen, und ich kann nicht alles deutsch sagen, ich hin so erfreut, wenn ich slowinzisch sprechen kann)." Diese Ausdrücke habe ich mir aus den Reden der Einwohner von Garden aufgesehrieben. Sie erzählten auch, wie gross die Freude der Rekruten aus ihrem Orte gewesen wäre, als sie im Jahre 1850 in der Niederlausitz die slawische Sprache hörten und sich in der Muttersprache unterhalten konnten. Zum Schluss führe ich noch zwei Aussprüche an, welche einen Begriff von dem Verhältnis der deutschen gebildeten Klasse zu der Nationalität der Gardener Slowinzen geben können. Der dnsige Lastor Müller sagte zu mir: „Ich kam hierher aus Grosstuchen. Ks war mein Schicksal, an zwei Stellen das Polnische zu unterdrücken. Vor mir predigte man alle (> -8 Wochen in Grosstueheu polnisch. Als ich hierher bestimmt war. fragte ich, wie es mit dem Kaschubischen stünde. Da sagte mir der Landespräsident, es soll!- mit dem Polnischen in P.....niern ein Ende gemacht werden: Wir wollen es. Infolge dieser höheren Orts gegebenen Anordnung vertrieb der Pastor oacb seiner Ankunft die polnische Sprache sofort aus der Kirche, und giebt sich alle Mühe, das Volk von der ku-schubischen Sprache abzubringen. — ]()<) Noch bemerkenswerter ist der zweite Ausspruch, welchen ich von einen) jungen, in demselben (leiste wirkenden Rittergutsbesitzer vernahm, ich traf ihn im Freien, wro er die Arbeit der .Mäher beaufsichtigte. Die Rede kam hierbei auch auf den Zweck meiner Reise. Ich frug ihn: „Sind ihre Arbeiter Deutsche oder Kaschuben?" Hierauf entgegnete er: „Kaschuben aus den hiesigen Dörfern, allein bei mir sprechen sie deutseh. Als ich auf die Wiesen und in das Feld ging, verbot ich den Leuten, kasehubiseh zu sprechen, ich konnte es nicht leiden: es schien mir ein Schnattern!" Ich bedauere, dass ich mir den Namen dieses Herren nicht aufgeschrieben habe." Zuvor sagt Hilferding: „Die slawische Nationalität schwindet auch in den Köstenorten von Ostpommern, in den Dörfern der Slowinzen, Kabatker und Kaschuben. Sowohl hier wie auch im Kreise Bütow wird seitens der Regierung an ihrer Ausrottung gearbeitet, und sie scheut sich bierluii nicht vor den gewaltthätigsten Massregeln, indem sie solche nicht allein mit den dadurch verlangten politischen Vorteilen rechtfertigt, sondern sogar die Germanisation als ihrem Beruf ausgiebt. Ks versteht sich, dass man an den Centraistellen Berlins jetzt bereits nicht mehr nötig hat, sich mit der Germanisation der schwachen slawischen Überbleibsel am Lebasee zu beschäftigen. Man hat seiner Zeit die Sache eingeleitet und nun geht sie von selbst, Dank dem Eifer der Ortsbeamten, der grösstenteils protestantischen Geistlichkeit und der Lehrer. Wenn die slawische Sprache in den Köstenorten Westpommerns etwas länger existiert als im Kreise Lütow, so ist hieran die Abgeschiedenheit Ursache, in welcher sich hier viele Dörfer befinden, sowie die Abgeschlossenheit des Fischerlebens. Besonders da, wo sich Fischer befinden, und wo die Fischerdörfer mitten in Morästen liegen, hat das slawische Element vielmehr Kraft bewahrt als in den Acker- hau treibenden Ortschaften und in den leichter zugänglichen Städten. Am vollständigsten hat es sieh erhalten in den Fischerdörfern Garden (Garna, ehedem Gardna), Wittstock (Wysoko), Rotten (Rt) am Gardasee, in Klucken (Kleki oder Kleczyce), Giesebitz (Izbice), Speck (Gac) und Babidol am Lebasee, sowie in den kleinen Ansiedelungen in der Nähe dieser Ortschaften. Dort hat die slavische Sprache namentlich viel Altertümliches an sich, dort linden sieh noch viel alte Uberlieferungen, und in Garden, Wittstock und in den übrigen Orten dieses abgeschiedenen Winkels nennen sieh die Einwohner, wie ich bereits bemerkt habe, noch Slowinzen; in Garden hört man sogar den Ausdruck Slowenen im Adjektiv: Slovenski. Ich hörte dort z. B. die Worte: Kaszebi e Slovenci, fco je gadno (Kaschuben und Slowinzen, das ist egal). Unter den dasigen Fischern linden sich viele, nicht gerade alte Leute, welche gar nicht deutsch verstehen. Allein trotzdem ist die slawische Sprache auch hier im schnellen Abnehmen begriffen." — Unter Franz (1858 — 76), der die Chronik seines Kirchspiels schrieb, und Übe (1876—86) lebten die letzten slawisch sprechenden Bewohner in Garde. Unter dem jetzigen Pfarrer Görcke verstehen nur noch einige Greise etwas kasehubiseh. Das kleine Fischerdorf ist rein deutsch. Auf einem alten slawischen Hügel erhebt sieh das Kirchlein, daneben liegt ein alter steinerner, eigenartig geformter Taufstein. Die Einfriedigung bilden grosse, über den Strassen emporragende Feldsteine, und alte Kreuze mit verblichener Schrift ragen hoch hervor. Unten aber am Strande, wo sieh die Wellen brechen, liegen felsengrosse erratische Blöckig deren Kerbe und Risse als Pferde- und Ilahnfusspuren gedeutet werden und den Anlass zu uralten Sagen gegeben haben. -- Jenseit des Sees auf der Nehrung, am Auslluss der Lupow, liegt das Stranddorf Rowe mit 200 Einwohnern; das mit Wobesde einen Pfarrer besitzt. Lowe wird 1282 zuerst erwähnt. Seine neue Kirche wurde vor 50 Jahren erbaut. Nach der allgemeinen Annahme jener Legend ist, es immer oder wenigstens frühzeitig deutsch gewesen, die Kaschuben seien von Garde hier eingewandert. Auch die Sage weist auf die Abhängigkeit Howes von Garde hin. Die Kirche soll von Steinen aus Garde erbaut sein, die der Teufel über den See trug; einen Teil Hess er fallen, der bildete die Steininsel im Garder See. Ein blutender Stein über der Kirchpforte soll noch an den Teufel erinnern. Eine messingene Taufschüssel, die als Mittelbild die Darstellung des SündenfaIles zeigt, stammt aus dem 1 Ii. Jahrhundert, Gustav Adolph soll, der Sage nach, in der Kirche gewesen sein und sich trauen haben lassen. Es hatte 1784 26 Familien. — Wobesde liegt südlich vom See. Die Villa. Obesda wird 1281 vom Herzog Ylestwin dem Kloster Beibuk zum Bau einer Zweiganstalt bei der Stolper Nicolaikirche angewiesen. Der Ort hat keine kaschubischen Erinnerungen. Das bezeugt auch ein Aktenstück des Wobesde-Ro wer Bastors auf eine Anfrage der kgl. Regierung zu Koslin vom 8. November L892 über den Gebrauch der kaschubischen Sprache. Es lautet: 1) In dem Kirchspiel Bowe wird schon seit 1799 gar nicht mehr weder polnisch noch kasehubiseh gepredigt, 2) Es giebt, in diesem Kirchspiel keine Schulgemeinde mehr, in welcher polnisch oder kasehubiseh in den Familien gesprochen wird. Die Kindel' verstehen durchaus nur deutsch. In den beiden Aussendörfern Schönwalde und Wobesde verstellt kein Mensch kasehubiseh oder polnisch, nur in Bowe verstehen Leute über 60 Jahre etwas von dieser Sprache. In den Schulen ist, diese Sprache wenigstens schon seit 60 Jahren ausgestorben. 3) Die sämtlicher! Schullehrer kennen die kaschubische Sprache nicht. 5) Es giebl keine kaschubischen Schüler, bei allen Kindern ist. deutsch die Muttersprache. 7) Die Kaschuben sind meist nur Altsitzer. Die Eltern der Schulkinder können auf die kaschubische Sprache nicht halten, da sie dieselbe selbst nicht verstellen. I*. S. Die kaschubische Sprache ist in dem Kirchspiel Howe so gut wie ausgestorben und würde sich ohne die Berührung mit dem Gardeschen und Schmolsinschen Kirchspiel vielleicht gar nicht linden. 1846 Hess sich der Pastor zur Feldarbeit „Kaschuben aus Garde kommen1'. — Zezenow. Zezenow bat über 500 Einwohner. Das Dort' mit seinem Lachswehr schenkte Herzog Swentopolk (1252—58) von Pommerellen dem Kloster Zuckau, das es 1510 an Ewald von Massow verkaufte. Die Kirche brannte im 30jährigen Kriege, 1735 und L814 ab, die jetzige ist vor einigen Jahren für MOouo Mk. gebaut, nachdem mau sie 1867 abgebrochen hatte. Seit 1795 gehört das Rittergut den Herren von Zitzewitz, die es für 120000 Mk. erwarben. Die älteste Geschichte von Zezenow ist mangels zusammenhängender Nachrichten unbekannt. Leim Kirchenbrand L735 rettete der Pastor Beyer nicht einmal einen Rock. Beyer war wie Schimanski in Glowitz und Kummer in Garde herrnliutiseh gesinnt, Er ganz besonders hat gegen Trunksucht, Unzucht, Unkirchlichkeit geeifert und auf Verinnerlichting des Christentums gedrungen. Aus .jenen Zeiten stammen auch die „Frommen" jener Gegend, wie die Maldininker in Litauen, die sich binde zum Teil von der Landeskirehe trennten. Die Nachfolger Beyers haben es ebensowenig wie dieser an Ermahnungen zu einem nüchternen ernsten Leben fehlen lassen, aber dieselbe Klage dauert bis in dieses Jahrhundert herein: „Als hervorstehendes Laster kann keines namhaft gemacht werden, obgleich früher im Kriege oft Saufereien vorgekommen sind. Besondere Lustbarkeiten mit mancherlei Ausschweifung bilden jährlich zwei Erntefeste (15./8. 1852)." Erst nach der vollständigen Germanisierung des Ortes ist es anders geworden. Am 20. Juli 1747 ermahnt der Präpositus anlässlich einer Kirchenvisitation, „dass die Kaschuben. sonderlich die Kinder, sich nach und nach zur deutschen Sprache gewöhnen". Von Beyers Nachfolgern Schimanke und Krahts ist nicht viel bekannt, dagegen sind wir trefflich übei- die Zeiten Lorek's (1806 -37) unterrichtet. Lorek hat zwar wenig in den dortigen Kirchenbücher aufgezeichnet; schrieb jedoch jene sachverständige Arbeit über die Kaschuben in Hakens Pommerschen Provinzialblättern. Diese Arbeit schildert aus langjähriger eigener Anschauung ausführlich jenes Völkchen, ist gründlicher als die Berichte der fernerstehenden älteren Autoren Wobeser und Ilaken und übertrifft an richtiger Auffassung die Hilferding'sehen Ausführungen. Da lieisst es: „Man kann leicht denken, dass ein uraltes Volk, welches die väterliche Tracht Jahrhunderte hindurch treu und sorgsam bewahrte, auch in seiner Sprache, Gewohnheiten, Bräueben und Gemütsart noch viel Auszeichnendes und Eigentümliches in sich bewahrt haben müsse; und zwar in eben dem Masse, als es in der Kultur hinter den deutschen Pommern weit zurückgeblieben. Dies im einzelnen nachzuweisen, soll nun versucht werden. Die kaschubische Sprache ist ursprünglich die slawischwendische, und in ihrer jetzigen Gestalt eigentlich nur ein besonderer Dialekt der polnischen, von welcher sie sich bloss durch Mundart und Betonung unterscheidet, ohne dass sich gleichwohl, wie man gewöhnlich glaubt, hier ein Verhältnis, wie zwischen der hoch- und plattdeutschen Sprache, annehmen Lesse. Das Volk der Kaschuben, welches als ein besonderer wendischer Stamm seinen Namen von Kaßubitz, Faltenrock, empfangen zu haben scheint, befand sich seit 600 Jahren unter einem äusseren Druck, unter dem es, bei den so sehr mangelhaften Anstalten zu seiner geistigen Ausbildung, bei der grossen Absonderung durch Sprache, Kleidung und Sitten, die zu allen Zeiten zwischen ihm und seinen deutschen Nachbarn stattfand, seiner sonstigen guten Gemütskräfte und mancher körperlichen Vorzüge ohngeaelitet, dennoch roh und ungesittet bleiben musste. In diesem Zustande konnte auch seine Sprache nur ein ähnliches Gepräge annehmen und beibehalten. Wirklich auch umfasste ihr Wörterschatz nur die Gegenstände und Bedürfnisse des gemeinen Lebens. Für alles, was Kunst und Gewerbe, Wissenschaft und Religion betrifft, muss sie ihre Zuflucht zur polnischen oder deutschen l) Sprache nehmen. Dadurch ist die Sprache des Kassuben eine arg verdorbene, verstümmelte und nur ihm allein brauchbare geworden, die auch dem echten Polen oft ganz unverständlich wird2). Am schlimmsten freilich sieht es hiermit in Religionssachen aus. Der Kaschube lernt den in reiner polnischer ') „Den Beweis hierfür liefert auch der bei weitem grössere Teil der oben angeführten, die Kleidung bezeichnenden Wörter, die aus dem Plattdeutschen entlehnt sind.' Sollte man aber nicht auch eben hieraus folgern dürfern, dass auch die Trachten der Kaschuben nicht echt national seien, sondern irgend (.'inst, zugleich mit den Benennungen, von ihren deutschen Landsleuten angenommen worden?" -) „Ref., der doch auch der polnischen Sprache völlig gewachsen zu sein glaubt, kann versichern, dass, als er unter den Kaschuben zuerst auftrat, er schier eine ihm ganz fremde Sprache zu hören glaubte, oft kaum das dritte oder vierte Wort dieser Leute verstund, und viele Aufmerksamkeit und Überlegung anwenden musste, um dem Dialekt und dem Gemisch von deutschen Wörtern, welche kaschubische Endigungen und Formationen erhalten, auf die Spur zu kommen." Sprache äbgefassten dickleibigen und breitschichtigen, rein dogmatischen Katechismus, liest in der polnischen Bibel, singt in der Kirche aus dem echt polnischen Gesangbuche, aber er versteht hier unzählige Wörter und Ausdrucke nicht. Er hört sonntäglich eine polnische Predigt an: aber er kann den Sinn und Zusammenhang derselben schon der Sprache wegen nicht fassen. Ist er ehrlich, so gesteht er (was jedoch aus falscher Scham wohl selten genug geschieht), „dass er" — wie er sich ausdrückt „die Predigt nicht in einen Haufen bringen könne." Hat er das Unglück, einen Prediger zu bekommen, der. um ein solches Amt bekleiden zu können, von der polnischen Sprache nur etwas in der Geschwindigkeit erlernt hat, so wird das Übel ärger und er muss vollends verwildern. Daher ist nun im allgemeinen die Religionserkenntnis des Kaschuben sehr dürftig und er bleibt nur beim Ausseren stehen. In Ansehung der Gottesverehrung ist er überhaupt dein Anschein nach schwärmerisch. Er verrichtet sein Gebet in der Kirche immer knieend; alles geschieht aber mechanisch und ohne innere Herzenserhebung. In den elenden, mit noch elenderen kaschubischen Lehrern besetzten Schulen lernte er bisher nichts mehr, als den angeführten Katechismus und kauderwälsch lesen; und ein grosser Teil seiner Brüder sogar auch dies nicht. Aus vielen zusammentreffenden Ursachen war es bisher unmöglich, ihm die reine polnische Schriftsprache zu lehren: dagegen es nunmehr um vieles leichter werden dürfte, ihm die deutsche Sprache beizubringen, da Deutschredende sich immer häufiger in den kaschubischen Ortschaften finden lassen und bereits alle Kinder diese Sprache durch den Umgang mit deutschen Kindern und Erwachsenen aufgefasst haben. Das Licht, welches endlich (Gott sei Dank) auch über unseren pommerschen und kaschubischen Schulen auf- 0251 gegangen, wird auch das kaschubische Volk erleuchten1), wenn es auch seinen Kindern gern die Augen vor demselben zuschliessen möchte, weil es sein und dieser Kindei-Bestes nicht einzusehen vermag, sondern in diesem allen nur den Untergang seiner Eigentümlichkeit und seiner Sprache (die ihm die beste in der Welt dünkt) erblickt. In der That verachtet der Kaschube alles, was deutsch ist und lieisst. Selten sogar antwortet er einem „Pomere-ning" (wie er den Deutsch-Pommer verächtlich nennt) auf eine an ihn gerichtete Krage, auch wenn er denselben wohl verstanden hat und ihm deutsch antworten könnte 2). Neben dem echt polnischen und plattdeutschen Wörtergemisch, woraus die kaschubische Sprache zusammengesetzt ist. bewahrt sie aber auch noch eine Menge eigentümlicher, uralt-wendischer Wörter im gemeinen Leben, die kein Pole versteht, die sich jedoch bereits immer mehr verlieren. — Die gemeine Volkssprache ist sehr gedehnt: und wenn sie nicht schnell gesprochen wird, klingt sie in ihrer Eintönigkeit widrig singend. Lei Wörtern von drei Silben wird der Ton stets auf die erste gesetzt; wodurch denn die Sprache mehrenteils etwas Hüpfendes erhält, Die Weiber reden nicht, sondern sie schreien und werden dadurch unausstehlich. Man glaubt ein ewiges ereifertes Gezänk zu hören. Die niedrige Stufe der Geistesbildung, auf welcher der Kaschube hier am Leba-Strome und weiter westwärts steht, verrät sich auch dadurch, dass er weder eigentümliche ') „Möchten nur anderweitig Bequemlichkeit, kleinliche Rücksichten, Mensehenget'iillikeit und Mensehonf'urclU die gute Suche nicht zu hinge aufhalten und im allgemeinen hindern!" -) „Reisende, die ihn um den rechten Weg befragen, werden daher auch nur selten von ihm gehörig hesehiedeu. Nur gegen den Heiz einer ihm dargebotenen Prise Schnupftabak weiss er sich schwer zu verhärten und wird dann gewöhnlieh milde und gesprächig." Tetzner, Slowinzen. " Sprichwörter, mich Volkslieder hat. Daher hört man ihn auch nie dergleichen singen. Stumm, freudenleer und gedankenlos bewegt er sich durchs Leiten. Selten sogar fordert ihn, ausserhalb der Kirche, (du inneres religiöses Gefühl /um Gesänge geistlicher Lieder auf: denn auch diese hört man nicht leicht von ihm. Höchstens stimmen die Mägde, wenn sie des Abends vom Heuharken heimkehren, ein solches einförmig tönendes geistliches Lied au, das aber auch mit der Erntezeit flugs wieder verstummt, Die Gemütsart ist. wie sein bisheriger Stand war, sklavisch. Er weiss wenig oder gar nichts von Höflichkeit, Anstand und Schicklichkeit und nennt jeden ohne unterschied Du oder höchstens Er; für unser Sie hat er nicht Wort und Begriff. Dies mochte sein; aber schlimmer ist. dass mau hinzusetzen muss. ihm wohne auch wenig oder gar kein Gefühl der Dankbarkeit, Erkenntlichkeit und Gefälligkeit bei. Bei alledem aber liegt eine unstatthafte Übertreibung in der vulgären Behauptung, dass man ihn nur durch den Knüttel in der Hand oder durch ein Glas Branntwein zu einem verlangten Dienst willig machen könne; wiewohl nicht geleugnet werden kann, dass er nicht leicht aus reinem Wohlwollen, und ohne Belohnung einen Schritt zu thun geneigt sei. Was er zu Leisten und zu entrichten hat, thut er mit Unwillen und sucht es zu verkümmern und so schlecht einzurichten, als es nur immer gehen will. Er ist geldgierig und habsüchtig; darum thut er sich in der Regel nur wenig zugut; den Branntwein ausgenommen, so oft er die Stadt besucht. Selbst sein Brot bereitet er so schlecht, dass nur er allein es hinunterbringen und vertragen kann. Er nimmt dazu den schlechtesten Roggen, mit der grösseren Hälfte Gerste vermischt, oder auch nur diese allein, die er zuvor dörrt und samt allen Hülsen und Stachel-G ra neu vermahlt; worauf SO dann dies Mehl mit rohen, geriebenen Kartoffeln verbacken wird. Dies Brot, einem schwarzen Torfe ähnlich, ist denn nun freilich auch so erbärmlich, dass jedes deutsehe Volk os verschmäht; ihm hingegen verschafft es Zähne gleich einem Elfenbein, über auch häufige Magenkrämpfe und nicht selten tätliche Krankheiten. Viele indessen bleiben dabei gesund und erreichen ein hohes Alter; und über den anscheinenden Vorteil, durch ein solches Ersparnis mehreren Koggen für den Verkauf zu gewinnen, wird gerne jeder anderweitige Nachteil verschmerzt. linreinlichkeit in Schmutz und Wäsche, Kleidung und Wohnung ist lud dem Kaschuben im höchsten Grade zu Hause. List und Hanke. Betrug und Falschheit verschmäht er nicht, wenn er irgend etwas damit gewinnen kann. Der Hang zum Diebstahl erstreckt sich bei ihm zwar mehreiiteils nur auf Feuerholz und Obst (dessen heimliche Bemächtigung, nach einem allgemein bei ihm gültigen Grundsatz, in seinen Augen als kein Unrecht gilt), aber er verschmäht auch andre Dinge nicht, wenn sie ihm in den Wurf kommen. Tücke und Trotz, gemeinschaftlich angezettelte und auch so ausgeführte böse Entwürfe sind ebenfalls keine ungewöhnlichen Erscheinungen; besonders wenn sie anderweitig heimlich angefacht werden. Da Überdom die Weiber durchgehends das Regiment führen, so sind diese gewöhnlich auch die Anführer bei tumultuarischen Widersetzlichkeiten, weil sie. bin erfolgender Bestrafung leichter übersehen zu werden glauben. Bei hungrigem Magen ist der Kaschube kriechend; aber übermütig, wenn er irgendmehr besitzt als er notdürftig gebraucht. Ohne Widerstand ist er ein Löwe: wo aber der rechte Ernst eintritt, zeigt er sich als den ärgsten Feigling: er musste denn vom Branntwein enthusiasmiert sein. Dies Lbermass von schlimmen Eigenschaften ward nun freilich wohl bei diesem Völkchen 8* ebenso sehr durch mangelhafte religiöse und geistige Bildung, als durch die äussere Lage und die ungünstigen Umstände, in welchen es so lange lebte, sowie durch die Art, wie es bisher häufig behandelt worden, herbeigeführt. Oft wohnen hier z. B. in dein Raum einer engen Lauerstube 15 -22 Menschen beisammen. Hier Zucht, Ordnung und Reinlichkeit zu erhalten und das Gegenteil zu verhüten, möchte wohl für jeden anderen, wie viel mehr für den rohen und stumpfsinnigen Kaschuben, eine zu schwere Aufgabe sein. Von .lugend auf an keinen bessern Anblick gewöhnt, fällt ihm Schmutz und Unsauberkeit gar nicht mehr auf und wird ihm auch nicht Lästig. So bleibt denn auch ihr Gefolge — Schmutz in Denk-, Sinnes- und Handlungsweise nicht aus. Wie könnte auch in diesem Men-schengedränge irgend ein ordentliches, nützliches Geschäft vorgenommen werden? Faules Geschwätz, Thorheiten, Unanständigkeiten u. s. w. füllen hier die langen Winterabende ; und treulich arbeitet man gegenseitig seinem moralischen Verderbnis in die Hände. Härte, unwürdige Begegnung, Misshandlungen bringen unausbleiblich Tücke, Trotz und Niederträchtigkeit hervor. Ferne sei es, zu denken, dass die Zahl der harten und wunderlichen Herren, unter welchen die Kassuben gestanden, von jeher die grössere gewesen sei! Zu ihrer Ehre vielmehr darf man eine entschiedene Mehrheit der gütigen und gelinden unter ihnen mit Sicherheit annehmen, Bleibe demnach jene Schattenseite hier unbeachtet, und werde diese Lichtseite um so freudiger wahrgenommen! Wer fühlt sieh nicht erwärmt von Achtung und Wertschätzung gegen einen Mann, der nicht bloss Herr, sondern auch sorgsamer Vater seiner Unterthanen war und es noch gegen seine Dorfeinwohner ist? Aber eine, einst übel gewählte und von Geschlecht zu Geschlecht fortgeführte Sitte konnte wahrlich keinen erwünschten Linlluss auf den Charakter des Volkes äussern. Musste der Mensch nicht, als solcher, seinen Wert und seine Würde verkennen lernen und nach und nach jedes bessere Gefühl und Selbstachtung verlieren, wenn z. B. zur Michaeliszeit, wo der Dienst des Gesindes heim Bauer zu wechseln pflegte, alle Knechte und Mägde eines Dorfes, sowie die erwachsenen Sohne und Töchter der Bauern selbst, auf den llerreuhof befehligt, dii! unwilligen und zögernden aber auch wohl hingetrieben wurden? wenn nun der Gutsherr auf den llof-platz hinaustrat und, nach Willkühr, jeden einzelnen anwies, wo und bei wem er das nächste Jahr dienen solle? Wenn gegen ein solches Machtgebot keine, noch so gegründete, Wiederrede galt? Wenn der Vater Sohn oder Tochter, deren Dienst er selbst bedurfte, einem andern nach seines Gebieters Laune, abtreten musste? Allerdings besass der Herr die Befugniss zu diesem Verfahren: allein welcher stille Beobachter konnte sich erwehren, an den Sklaven-Markt in Amerika zu denken, mit dem das, was hier vorging, manche Ähnlichkeit hatte? Dass der nämliche Zweck auf eine andre, weniger nachteilige Weise hätte erreicht werden können, würde leicht zu zeigen sein. Man beklage dabei- mehr das widerwärtige Schicksal, das solange über den Kassuben waltete, als dass man ein strenges Urteil über sie ausspricht! Wer hingegen wollte hier nicht Heil und Segen erflehen über den Besten der Könige, welcher der Menschheit ihre natürlichen Beeilte wiedergab? Ruhm und Breis dem Menschenfreunde auf dem Königsthrone! Aus lauter bösen Eigenschaften besteht aber der Kaschube gleichwohl nicht. Er ist kein so durchaus verdorbener und moralisch erkrankter Mensch, dass man an seinem Aufkommen verzweifeln müsste. Was in unserm Staate, im Sinne hoher Humanität bereits geschehen ist und noch geschehen wird, das wird auch ihn aus seinem IIS Staube erbeben. Innere Kraft zum Aufstellen besitzt er; nur der Hebel fehlte ihm solange, der ihm jetzt zubereitet wird. Hat seine Hand ihn erst erfasst (denn er ist gewandter Natur), so bedarf es nur einer kurzen Übung; und er wird sieh mit Kraft emporrichten! Das möge nun auch durch Herzählung seiner guten Eigenschaften dar-gethan werden. Das kaschubische Volk ist unter sich friedfertig und verträglich; selten fallen Zwistigkeiten oder heftiger Streit, unter ihnen vor. Mau hört höchstens einmal ein paar Weiber sich öffentlich zanken; das wird aber auch bald vergessen und vergeben. Ehescheidungen sind unter ihnen etwas Unerhörtes; Uneinigkeit in der Ehe kommt nur sparsam vor. Oft wohnen, wie schon gesagt, "20 und mehr Personen, verschiedener Eltern Kinder, beisammen, und alles lebt in friedlicher Ruhe miteinander. Zu den Ihrigen, besonders zu ihren Kindern, haben sie grosse Liebe, In Krankheiten verwenden sie für ihre Angehörigen auch den letzten Heller; —- freilich auch hier, wie gewöhnlich, in der verkehrtesten Weise, an Quacksalber, Doktorweiber und dergl. Sie sind leicht zu lenken, wenn man ihnen nur etwas nachgiebt, ihre Vorurteile schont und sie freundlich behandelt. Sie gewinnen sogar Vertrauen, sobald man ihnen nur anhaltende Geduld schenkt und sich ihnen nicht mit Härte und Ungestüm widersetzt. Mit Unrecht wirft ma.ii ihnen absolute Dummheit vor. Roh und unwissend sind sie zwar, und kindisch, wo es auf Umsicht und Überlegung im Benehmen ankommt: aber Stupidität und Unfähigkeit ist ihnen nicht so allgemein und wesentlich eigen, als man gewöhnlich glaubt. Der Wende besitzt freilich die feineren Sitten, Gewohnheiten und Gebräuche nicht, die wir bei dem gebildeteren Pommer oder bei seinem Gutsherrn linden; und noch weniger ist e.g im Lositz ^995 falscher, studierter Höflichkeitsformeln: allein es fehlt ihm darum nicht an schlichtem und gesunden Menschenverstände, woran er ja zuweilen seinen Prediger und Edelmann übertrifft, Den kraftvollen Korper bewohnt oft eine kräftige Seele. Die Schuljugend ist. nichts weniger als stumpf; sie fasst mit Leichtigkeit, lernt bald ans dem Einen auf das Andere schliessen und es richtig anwenden, wenn sie nur Lehrer hat, die dazu geeignet sind, ihre Seelenkräfte zu wecken, liier am Lebastrome (denn hier hat man vorzüglich den Kaschuben im Auge) ist durch die bessernde Hand, die an das tief im Argen liegende Schulwesen gelegt worden, in kurzer Zeit viel Erfreuliches zum Vorschein gekommen, als man früher sieh kaum zu erwarten getränt hatte1). Auch unter den Erwachsenen giebt es nicht selten geschickte Arbeiter, Uhrmaoher, Drechsler, Schnitzer, Böttcher u.s.w. — wahre Tausendkünstler, die diese llaiuL werke nie gelernt, sie nur den Meistern mit reger Lust abgesehen, oder durch genauere Betrachtung und Zerlegung eines gefertigten Kunstwerks sich zum Versuch der Nachbildung ermutigt haben. Und das verrichten sie mehrenteils mit einem einfachen Messer und den simpelsten. Instrumenten, und oft so geschickt und sinnreich, dass man Mühe hat, es für das Werk des Kaschuben zu *) Dankbare Hochachtung werde hier öffentlich den beiden Gtutsherrschaften des Zezenowschen Kirchspiels gezollt, dass sie, überzeugt, wie notwendig es in unsern Zeitumständen sei, dass auch der Kaschube, der nicht mehr mit Härte, sondern durch Vernunft gelenkt werden soll, dieselbe auch zu gebrauchen gelehrt werden müsse, sich haben bereitwillig linden lassen, ihre Patronat-Schulen zweckmässig und mit beträchtlichem Kostenaufwand einzurichten und zu erweitern und zu Anschaffung des erforderlichen Lehr-Apparats kräftig mit zu wirken. Lorek. halten, den man vor sich sieht. — Wir würden jetzt bei uns auf dem platten Lande nicht so viele geschickte Arbeiter und Handwerker entbehren müssen, wenn es dem kassubisehen ünterthan frei gestanden hätte, ein Handwerk, wozu er vielleicht einen besonderen Trieb in sieb fühlte, zu erlernen. Hierzu aber ward ihm vormals gewöhnlich die Erlaubnis versagt, um nicht an ihm einen Seha.rwerker oin-zubüssen; oder es ward ihm nur gegen ein gezahltes Lösegeld bewilligt, oder ihm die Bedingung auferlegt, für immer und ausschliesslich nur zum Vorteil seines Herrn zu arbeiten. Natürlich musste das jede aufkeimende Lust in ihm ersticken. Was Hesse sich nicht von diesen Menschen erwarten, wenn die Schule, der sie bisher wenig oder gar nichts verdankten, sie Denken, Rechnen, Schreiben und etwas Zeichnen gelehrt haben wird? — wenn ihnen die Fesseln abgenommen sein werden, die bisher den freien Auffing ihrer Thätigkeit hemmten? — wenn sie Herren ihrer Zeit und ihrer Wohnung geworden? Denn wenn ihnen schon jetzt, da sie kaum von der Hoffnung zur Selbständigkeit und unabhängigem Eigentumsbesitz belebt worden, bessere Beispiele, Lust und Mut zur Nachahmung zu machen anfangen, dass sie z. B. regelmässige (Mistgärten anlegen, sieh die Verfahrungsart beim Pfropfen und Kopulieren anzueignen suchen, ihre Wohn- und Wirtschaftsgebäude erweitern und bequemer und gefälliger einrichten: was für ein freundlicheres Ansehen werden nach fünfzig dalireu auch die kaschubischen Dörfer gewinnen, sobald ihre Bewohner in der Überzeugung handeln, dass sie Fleiss, Mühe und Anstrengung zu ihrem eigenen und ihrer Kinder Nutzen verwenden ! Denn thätig, arbeitsam und ausharrend ist der kaschubische Bauer, wo es auf seinen Vorteil ankommt. Dass nicht mehrere Männer anderweitige Erwerbszweige ergreifen, die Weiber und ihre Töchter nicht seihst ihre Leinwand weben und sich diese Fertigkeit erwerben, wodurch viel erspart und auch mancher Groschen gewonnen würde, liegt nicht bloss und allein an der Faulheit und Unfähigkeit zu solcherlei Beschäftigungen, sondern grösstenteils an den beengten Wohnungen, die mit Menschen dergestalt überfüllt sind, dass niemand Raum zu irgend einer Vorteil bringenden häuslichen Verrichtung behält, sowie an den bisherigen Hindernissen des freien Gebrauchs von Zeit und Kräften. Bei dein bisherigen so unsicheren Lositz des Bauernguts entstand Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit, und .— als unausbleibliche Folge derselben — Unordnung in der Feldwirtschaft, die um so weiter um sich griff, je weniger man darauf bedacht war. ihr zu steuern. Wenn z. L. Gräben auf Wiesen und Viehweiden seit 100 Jahren nicht aufgeräumt wurden, niemand auf die Erhaltung und Besserung der Dämme Bedacht nahm, und solchergestalt die Wiesen, zum Verderb von Gras und Heu, durch Uber-schwemmungen litten, die Weiden unzugänglich wurden und versumpften, das Weidevieh täglich darin versank und beim Herausziehen der Misshandlung und Verstümmelung ausgesetzt war u. s. w., so lag das freilich fast immer an dem ermangelnden Gemeinsinn der-Einzelnen, sowie an der mangelnden Aufsicht und Leitung des sorglosen Volks. Ein guter Rat zur rechten Zeit, die Ansetzung eines tüchtigen Dorfschulzen und, wro es Gefahr im Verzuge gab, ein ernster Befehl würde fast immer jenes Zurückkommen im Wohlstände aller, wie des einzelnen abgewehrt oder verhütet haben. Warum ist man doch gegen das Gemeinbeste nur zu oft so gleichgiltig, sobald man selbst keinen Vorteil zu hoffen oder keinen Verlust zu fürchten hat! Es scheint ja nur billig, dass wir für den, der seine Zeit und Kräfte. - oft Gesundheit für uns aufopfern muss. auch unser höheres Mass von Einsichten verwenden, dem Blinden unser Auge leihen, den Unmündigen beraten und ihn nicht dem Zufall oder wohl gar dem voraus zu sehenden Verderben preisgeben." Loreks Nachfolger war E. G. A. Ziegler (1837—84). ein hervorragender Mensch, dessen Thätigkeit und dessen Anregungen das Grab überdauerten. Regelmässige Visitationsprotokolle geben ein Bild seiner Wirksamkeit. Seine vorgesetzte Behörde war nicht immer mit seiner Predigt-weise einverstanden, man warf ihm Sentimentalität und Schöngeisterei vor und verniisste kräftigere, gründlichere, dem evangelischen Grund und Boden ungehörige Behandlung des Textes. Wiederholtes Lob von seinen Vorgesetzten verhinderte neuen Tadel nicht. Um Garten und Feld kümmerte er sieh nur nebensächlich, offen geiselte er die Missstände einzelner Gemeindemitglieder, hatte auch ein offenes Wort gegen die hohen Patrone, war aber trotz alledem sehr beliebt. Die Chronik sagt, Kirche und Schule verdankten ihm viel, er sei ohne Mensehenfurcht und Mensohengetalligke.it gewesen, er habe viele Anfechtungen erfahren müssen und sei daraus doch stets als Sieger hervorgegangen. 21 Jahre alt, trat er sein Amt an und starb inmitten seiner Gemeinde am 29. Dezember 188U, nachdem er zwei Jahre den Ruhestand genossen hatte. Unter ihm wurde die kaschubische Gemeinde zu einer rein deutschen, wie das Kommunikantenverzeichnis ausweist : 1842: 493 Deutsche und 151 Kaschuben 1845: 603 1846: 667 IS47: (UM 1848: 615 1852: 655 ls.")7: 752 174 169 159 101 79 1858: 671 Deutsche und 65 Kaschuben n ->H n 11 n >>j m „ 13 »18 11 ') „ n n 14 ) yi n » w 1842 wurde allsonntäglich deutscher und allvierzehn-tägig kaschubischer Gottesdienst gehalten und bei beiden die neue Agende streng befolgt. Die Deutschen gebrauchen das Porstsche, die Kaschuben das Königsberger polnische Gesangbuch. Die Visitation lobt den Pastor. In Abwesenheitsfällen wird aus Dinter's Predigten für die Landgemeinden vorgelesen. Kirchliche Katechisation fand nur an den Sonntagen mit nur deutschem Gottesdienste statt. 1859 wird nur noch alle 3 Wochen kasehubiseh gepredigt und alle Vierteljahre kasehubiseh kommuniziert; deutseh noch einmal so oft. Besondere Lüge gilt den jährlichen zwei Erntefesten und ihren „besonderen Lustbarkeiten mit mancherlei Ausschweifung". 1855 lässt der Schulbesuch im Sommer immer noch viel zu wünschen übrig. L858 giebt „die grosse Krugswirtschaft am Kirchorte wegen ihres oft genug bösen Beispiels zu Klagen" Anlass. „Der Schaden wird nur dadurch gehoben, dass der Branntwein-schank in ihr abgeschafft wird, wozu sieh die betreffenden Herrschaften um ihrer selbst willen werden entsehliessen müssen." Elf Jahre später ist „das kirchliche Leben rege, das sittliche weniger, die Gemeinde ist wenig folgsam gegen den Geistlichen, und mit der Keuschheit und Sittsamkeit unter dem jungen Volke steht es schlecht. Ende der 40er Jahre wandern viele Einwohner nach Amerika aus: ihr Seel- 1861: 789 1873: 719 1874: 760 1875: 721 1876: 682 1877: 849 ') Jährlich war zweimal kaschubische Kommunion, daran beteiligten sieb die Familien Steßhan. Gtawer, Peth, Pioter, Knoop. sorger in Rochester (und Chicago) unternahm vor einigen Jahren eine besondere Heise ins Kaschubenland, um die Heimat seiner Gemeindemitglieder kennen zu lernen. 1884 hatte der Lehrer Kopelke noch viele Schulkinder, die zu Hause nur kasehubiseh sprachen, 1876 fand der letzte kaschubische Gottesdienst statt, kurz darauf hielt Ziegler in Zezenow mit 50 Kommunikanten nochmals in Glowitz kasehubisehes Abendmahl: die wenigen alten Kasehubinnen sind ausgestorben, und heute können kaum noch ein paar Greisinnen einige kaschubische Worte, wissen aber sehr wohl zu erzählen, wie sie in grossen weissen Laken zum Abendmahl gingen. Seinen Ruhm verdankt Ziegler seiner kaschubischen Predigt. Noch jetzt erzählen die Lebakaschuben, er sei der einzige gewesen, der wirklich verständlich kasehubiseh gepredigt habe, man habt? die Predigten seiner benachbarten Amtsgenossen nicht fassen können. Ziegler musste denn auch seine Predigten seinen Kollegen geben, die sie vorlasen. Ks ist uns ein Teil dieser Predigten erhalten geblieben. 21 Stück befinden sich im Zezenower Pfarrarchiv; in Glowitz ist auch etwas von ihm erhalten. Die Predigten sind kurz und bündig, sind schön geschrieben, haben aber mit der wirklieh gesprochenen Sprache der Lebakaschuben nichts zu thun. Sie sind ziemlich rein polnisch, mit kaschubischen Provinzialismen untermengt. Diese Predigten führe ich bei der Literaturgeschichte an. Auf Ziegler folgte Schulz, unter dem der Ort ein freundliches deutsches Aussehen gewonnen bat. Line Ortschronik verdankt das Dorf, in das Poblotz eingepfarrt ist, dem Lehrer Frank, aus der ich einige Notizen über die letzten'kaschubischen Reste anführe: Die Frauen trugen Mieder zum Schnüren und beim Kirchgänge blütenweisse reine leinene Laken, welche Kopf und Körper umhüllten wie ein Letttuch. Noch heute (in den 70er Jahren) kommen sie so zum Abendmaid. Die Hochzeitsfeier war eigentümlich. Sämtliche Hochzeiten aus Zezenow und Poblotz wurden möglichst auf einen Tag verlegt. Zu jeder Hochzeit war ziemlich das ganze Dorf geladen, und so zog man denn mit allen Gästen lärmend von einem Hochzeitshaus zum andern. .Jedes Paar hatte mehrere Musikanten. Auf dem Platze vor der Kirche versammelten sie sich (Paare und Gäste) und tanzten so lange, bis die Reihe der Trauung an sie kam. Der übermässige Sehnapsgenuss macht die Hauptfeier des Tages aus, so kam es vor der Kirche zu Prügeleien. Winkler erzählt, dass einst, ein Bräutigam kam, dem das Blut vom Kopfe über den Rockkragen lief. Kr macht bekannt, Brautleute nicht zu trauen, die mit Musik vor die Kirche kämen; das geschieht, aber sonst ist die Musik noch vorhanden. Äusserlich ist man kirchlich, innerlich nicht. Aberglaube und Hexerei liegen im Blute. Einzelne Bauernhöfe hatten Namen, diese sind noch jetzt erhalten in Schlippnitz, Tomschütz, Balditz, Schauschitz, Töplitz, Kate uz, Gawreuz. Pasitz, Czeschinitz, Czegorke. Pauline Drusch lieisst im Volke „Schlippnitz Pauline". Gewisse Familiennamen sind sehr häufig: Topel, Kottwitz, Gawer. l{- der Schüler hiessen Topel. Wiesenstücke haben kaschubische Namen. Herrschaftliche Drescher erhalten den 16. Scheffel als Drescherlohn. — Zezenow zählt jetzt über 500 Einwohner, das durch ein Moor getrennte Kirchspiel Jannewitz hatte 1856 unter 3200 Seelen noch 32 Kaschuben, heute ist daselbst keine Erinnerung mehr daran. — Dämmen hat noch 1879 eine neue Kirche erhalten; die dritte alte (ilocke hat die Aufschrift: int iar na der bort ehristi 1546. Auch hier ist das Gedächtnis an Kaschuben „seit Menschengedenken" erloschen.— Für Schurow gilt dasselbe; ebenso für Dübsow und GV3 Freist. Aus den Kirchenbüchern ergiebt sich, dass hier L636 ein Küster angestellt war. der kasehubiseh versteht, damit er dein Priester bei den alten kaschubischen Leuten diene und die kaschubischen Kindel' im deutsehen Katechismus unterrichte, auch in den Kirchen, wie gewöhnlich, kasehubiseh singe und lese." 1721 findet sich in den kirchlichen Nachrichten keine Notiz über die Kaschuben. Pfarrer Riese (1785—L826) hat nicht mehr kasehubiseh gepredigt; die Kirchenakten sind 1835 verbrannt. Der Ort selbst ist sehr alt, Mestwin II. schenkte ihn mit anderen bereits erwähnten 12: Bütow und Lauen-bürg das eigentliche Ländchen der Kaschuben sei, Büsching aber mit Unrecht das Land weiter östlich lege. Büsching bekennt in seinen Wöch. Nachrichten S. 148 und 181, dass er den Landesnamen gleichgültig genommen habe, da er nur Volksname sei und die Grrenzen unbestimmt wären. Kr lässt aber dann die beiden Berichte Hakens und Wobesers folgen, die Bernoulli Recht geben, kaschubische Kirche des Dorfes Glowitz, welche gross und äusserlicb ziemlich schön ist. Den 20. Julius (1778) trat ich in die dortige Kirche (zu Lupow). Es wurde deutsch geprediget, worauf auch eine Predigt in kaschubischer Sprache folgte". Aus dem IS. Jahrhundert ist uns eine Kommunikantenliste erhalten, die mir einer anderen aus dem 19. Jahrhundert das Zurückweichen des Kaschubischen bekundet, Sie folgt. L713 559 deutsche -\- 3152 poln. Kommunikanten. — 70 Begräbnisse, 1714 558 „ „ 3025 „ fl „ 62 1715 510 „ „ 3104 „ „ „ 36 1716 524 „ „ 3022 „ „ „ 59 » 1717 493 „ fl 2487 „ „ n *8 „ 1718 558 „ „ 3022 „ „ n 38 „ J 7 19 609 v „ 3077 „ „ « 43 „ 1720 f>r>3 „ „ 2956 „ „ ii 32 „ 1721 570 „ „ 2977 „ „ „ 40 „ 1722 572 „ „ 3050 „ „ „ ^7 „ 1723 572 „ „ 3004 „ „ v 39 „ 1724 464 „ » 2204 „ „ i) 21 „ 1725 550 „ „ 2321 „ „ „ 51 „ 1726 563 „ „ 2984 „ „ «74 „ 1727 563 „ „ 2916 „ „ „68 „ 1728 592 „ „ 2939 „ „ r, 46 n 1720 648 „ „ 3020 „ „ „ 53 „ 1730 716 „ „ 3037 „ „ * 67 „ 1731 761 „ „ 2824 „ „ «31 „ 1829 1551 „ „ 3284 1830 1851 „ „ 3257 1831 2027 „ . „ 3346 1832 2076 „ „ 2952 1833 2398 „ „ 2893 1834 2702 „ „ 2757 1835 2746 „ v 2680 1 836 3041 „ „ 2591 1837 2974 „ „ 2529 1838 3087 „ „ 2328 1839 2960 „ „ 2405 11 Tetzner, Slowinzen. 1840: 3411 deutsche + 2150 1841 : 3150 „ 2010 1842 : 3340 ij » 1980 1843: 3310 n » 1980 1844: 3500 ii 1700 1845: 3893 ii 1719 1846: 3792 ii „ 1500 1847: 3666 „ „ 1752 1848: 3828 yi n 1449 1849: 3590 „ n 1349 1850: 3752 n D 1370 1851 : 3838 ii B 11 78 1X54: 4029 ii „ 87K 1855 : 4546 V „ 99li 1881 : 5335 ii 11 105 1882: 5005 V 96 1883: P „ „ 71 1 884: 4886 „ 71 1885 : ? ii 58 1886: V 18 1887 : 54(i7 n „ 0 1888: 5037 ii H 0 Hilferding schreibt über seinen Aufenthalt in Glowitz folgendes: „Ich muss jetzt einige Worte über den Glowitzer Herrn Pastor Lohmann sagen, welchem ich für den erwähnten Nachweis dankbarlichst verbunden bin. Inmitten einer protestantischen Geistlichkeit Ostpommerns, welche nicht nur grösstenteils die slawische Nationalität verachtet und vernachlässigt, sondern sogar feindselig gegen sie auftritt und ihren Einfluss bei den Parochianen zu ihrer Ausrottung benutzt, macht Herr Lohmann eine bemerkenswerte Ausnahme. Gebürtig aus der preussischen Rheinprovinz, erhielt er nach absolvierten theologischen Studien die Glowitzer Pfarrstelle in der wilden „Kaschubei" und verschritt sofort zur Erlernung der polnischen Sprache, welche ei* sich auch in kurzer Zeit so aneignete, dass er darin predigen konnte. Ich habe bereits bemerkt, dass die gottesdienstliehe Sprache bei den Kaschuben die polnische ist. Sie verstehen selbige ganz gut. Die protestantischen Kaschuben und Slowinzen gebrauchen solche Gebet- und Religionsbücher, welche für die polnischen Protestanten im ld. und 17. Jahrhundert mit deutscher Schrift gedruckt wurden. Ihre Sprache ist daher, wenn sie über religiöse Gegenstände sprechen, mit Archaismen aus diesen Büchern durchflochten. In Garde sah ich lud einer alten Frau ein Gebetbuch, auf dessen Umschlage mit der Feder die Worte „Slowinskie Modlitwy" (Slowinzische Gebete) geschrieben waren; allein das Buch war ein polnisches. Neuere, mit lateinischen Buchstaben gedruckt*! Gebetbücher sind den Kaschuben durchaus fremd. Sowohl Slawen wie Deutsche sind seiner geistlichen Pflege anvertraut und die Parochie Glowitz ist die einzige in ganz Pommern, wo die Slawen nicht gezwungen sind, in der Kirche Deutsche zu sein. Die Schule in Glowitz ist, (hink dem Einflüsse des erleuchteten Pastors, gleicherweise die einzige in Pommern, aus der nicht nur nicht die slawische Sprache mit Prügeln herausgetrieben wird, sondern wo man die slawischen Kinder polnisch lesen, schreiben und Inden lehrt. Als Lehrer lud dieser Schule fungierte im Jahre 1856 der greise Gor; er war damals SI Jahre alt und sprach slowinzisch und polnisch gleich gut. Er ist unter Friedrich dem Grossen geboren und erinnerte sich dessen, wie dieser Koni» befohlen hatte, die kaschubischen Kinder deutsch zu unterrichten. Trotzdem waren vor ungefähr 60 Jahren in der Glowitzer Schule 54 Schüler, welche nicht ein Wort Deutsch verstanden und nur 1 1. welche die deutsche Sprache einigermaesen verstanden. Jetzt verstehen dort alle Kinder Deutsch. Man kann aber auch sehen, wie das Volk seinen Pastor dafür liebt und ehrt! Die Macht des deutschen Elements ist dessen ungeachtet so gross in diesem Lande. Ii* tlass das slawische mit jedem Jahre mehr von demselben schwindet, leb war zufällig an einem Sonntage in der Kirche zu Glowitz. Zuvorderst las der Geistliche die Liturgie und hielt eine polnische Predigt. Ks waren ziemlich viel Kirchgänger versammelt, jedoch meistens ältere Personen; sie waren grösstenteils von den entferntem Fischerdörfern gekommen. Kinder und junge Leute sali ich fast gar nicht. Diese trieben sieh im Sonntagsstaat vor der Kirche umher und warteten auf die Beendigung des „wendischen" Gottesdienstes. Wenn irgend eine alte Frau in kaschubischer Nationaltracht vorüber schritt, so blickten sie mit spottender Neugier auf dieselbe. Bei dein letzten Liede des slawischen Gottesdienstes drängte sieh die geputzte Menge junger Frauenzimmer, Mädchen und Burschen in die Kirche zum Beginn des deutschen Gottesdienstes und beeilte sich die Bänke zu besetzen, welche von den Kaschuben, den Leberbleibseln eines ablebenden Geschlechts, langsam verlassen wurden. An der Glowitzer Kirche wird vom .fahre 1829 ein Verzeichnis darüber geführt, wie viel Comuuicanten sich an dem slawischen und wieviel an dem deutschen Gottesdienste beteiligt haben. Diese Zahlen bedürfen keiner weitern Erklärung, Wir sehen, .dass noch im Jahre 1829 unter den Glowitzer Parochianen über zwei Dritteile an dem slawischen Gottesdienste Teil nahmen, in den Jahren 1834 und 1835 bildeten sie etwa noch die Hälfte, im Jahre 1855 betete aber nur noch weniger als ein Vierteil in slawischer Sprache zu dem Höchsten. In eben derselben Proportion und fast noch mehr hat das slawische Element im Kirchspiel Zezenow abgenommen.'" Wie ganz anders ist es seitdem geworden! Die alte Kaschubenkirche ist nach dem Erlöschen dieser Sprache (1886) 20. Okt. 1889 weggebrannt. Ein stattliches neues Gotteshaus erhebt sich. Die Kaschubenhütten haben schönen Steinhäusern Platz gemacht, und der Wohlstand mehrt sich zusehends. Immer aber gilt der Ort noch als der Treffpunkt sämtlicher Kaschuben. Giesebitz, nach Glowitz eingepfarrt, ist eine alte kaschubische Ansiedelung am Kojskiiluss und Lebasee; es hatte anfangs nur wenige Fischerhutten, besass aber im Anfang dieses Jahrhunderts zeitweise über 1000 Einwohner. Infolge der Wanderlust nach Amerika sank die Zahl etwas, lad ragt aber immer noch 900. Ks hatte im vorigen Jahrhundert bereits eine Schule, die in einer Käthe der Gutsherrschaft abgehalten wurde; Sehimansky sorgte mit Eifer für ihre Erhaltung und Besserung, der interimistische Schulmeister Simon Jahneck erlangte 1738 seine Ständigkeit. IS 13 brannte die Schule ab. In der neuen war der Schneider llaaek der erste Lehrer. Er erhielt 22 Silbergroschen 50 Pfennige jährliches Gehalt und ausserdem 6 Scheffel Gerste und % Scheffel Koggen für seine sonntäglichen Betstunden in den Wintermonaten. Wegen „nicht lobenswerten Lebenswandels" musste er L834 sein Amt niederlegen. Er trank nämlich stark. Er unterrichtete, wie sein Nachfolger, in kaschubischer Sprache. Dieser hiess Echt, wirkte 1S34 bis 1864, bezog 16S Thaler 27 Groschen Einkommen und musste sich verpflichten einen Gehilfen zu halten. Um jene Zeit besuchte Hilferding Giesebitz und berichtet: „In Giesebitz blicken die Fischer auch nicht ohne Murren auf die Vertilgung der slawischen Nationalität, und die Eltern beschweren sich darüber, dass ihnen die Kinder, wenn sie kasehubiseh zu ihnen sprechen, zum grössten Teil deutsch antworten. Ein Lischer sagte unter anderm zu mir: „In den Schulen lehrt man die Kinder alles deutsch, von den Kitern lernen sie nur wenig polnisch (w szkoiaeh ueza dzeci wszetko po niemecku, ot starszich drobka sa_ naucza po polsku)." Auch erzählte man mir dort, dass in der dasigen Sehlde die Kinder für jedes Wort geprügelt werden, welches sie zu einander slawisch sprächen. Dasselbe gilt von der Schule in Klucken, wde ich es von den Schülern derselben selbst gehört habe. Ob auch in andern Schulen aus diesem («runde geprügelt wird, ist mir nicht bekannt." 1871—1890 wirkte der Lehrer Nimz, er bezog um 1875: 750 Mk., sein zweiter Lehrer 680. Von ihm erzählt die Sage der Umgegend noch jetzt, er habe das zweite Gesicht gehabt, und ihm seien manche sagenhafte Geschichten passiert. Nimz hat für Knoops Werk Berichte über seine Heimat geschrieben, desgleichen die Giesebitzer Chronik angefangen. Die Zahl der Schulkinder, die 1844 nur 79, 1850 schon 140 betrug, erreichte unter ihm die Höhe von 200 und steht jetzt auf 180. Kr berichtet: „Die Gemeinde lebt — auch nach dem grossen Brande — zum Teil in guten Verhältnissen (Fischerei und Ackerbau). Bei vielen Gemeindegliedern wird aber der Wohlstand durch den Genuss des Branntweins, welchem in übermässiger Weise zugesprochen wird, untergraben. Ks gehen noch Fuhren von Korn und Kartoffeln nach Stolp und Lauen-burg, und die Torfstiche liefern reichlich Brennmaterial." Jetzt wirken drei Lehrer in Giesebitz. Die alten Gehöftnamen haben sich erhalten. Nimz macht 1885 folgende Flurnamen namhaft: Bijelawa, Bilowa, Birk-Lessagurka, Buttaw, Czefka, Dobrowka, Goulätsch, Kamstätsch, Klina, Kwistrow, Misk, Pajanke, Saborra, Samuczefka, Sekampja, Woiistrow, Wolitsch. Bohlt nennt 1896: Poagekraug oder Froschkrug, Jerusalem, Oberstrasse, Parambow, Budda, Wolitz, Nord, Bierk, Pajnik (Parzonka, Paris), Quisdofka, Lobann, Muisk, Zoll, wovon die ersteren: Plätze, die von Bierk an: Ausbauten oder Buskowen bezeichnen. In seiner Arbeit über das Dorf Giesebitz giebt Boldt auch manche bemerkenswerten Einzelheiten über die wirtschaftlichen Verhältnisse. Die meisten der folgenden Notizen rühren von ihm her. Die Häuser liegen deshalb so eng aneinander zu beiden Seiten der Strasse, weil die Bauplätze so knapp bemessen sind. Um 1870 brannte ein Teil des Dorfes ab, die Geschädigten konnten aber keine Bauerlaubnis bekommen, weil der gesetzliche Zwischenraum nicht vorhanden war. Da bauten acht Eigentümer eine einzige grosse Scheune; sonst befinden sich die kleinen Scheunen immer vor dem Wohidiaus an der Strasse. Zwischen dem Dorf und dem See liegt die 100 m breite Eobawiese, mit Brunnen, Kartoffelmieten und Gurteilen an der Dorfseite versehen. Das Hohr am Seerande wird zu Schindeln benutzt, der Rittergutsbesitzer soll daraus jährlich etwa 2000 Mk. lösen. Die meisten Eigentümer haben nur wenige Morgen Land, fast keine Wiese, aber etwas mehr Moorboden. Die Pacht ist teuer, man zahlt dem Rittergutsbesitzer 15—25 Mk. für den Morgen Land oder Wiese, der Kaufpreis ist 600 bis looo Mk. Dies kalkhaltige Land wird zweimal jährlich gedüngt, so dass der Morgen oft 15 Scheffel Roggen und im Herbst reichliche Stoppelrübenernte bringt. Neben Roggen und Rüben pflanzt man besonders Kartoffeln, diese, wie auch der Hafer, aber in Moorland. Man arbeitet dasselbe spatentief ein, düngt es im Herbst und gräbt es im Frühling nochmals um, dann macht man Lurchen und reinigt sie im April. Im Mai pflanzt man die Kartoffel, im Juli hackt man sie zweimal. Die reiche Ernte birgt man gleich in grossen Haufen oder Mieten im Moor, wo man sie nach Bedarf entnimmt. Im Frühjahr entkeimt man wiederholt durch Hin- und Herschieben auf der Tenne mit den Händen die Kartoffeln und hebt sie in der Scheune auf. Man füttert damit Kinder und Schweine fett. 50 Stück Mastvieh soll Giesebitz wiederholt auf einmal verkauft haben. Im grossen und ganzen ist jetzt in Giesebitz der Landbau, im dazu gehörigen Anbau Fuchsberg die Fischerei heimisch. Das Dorf Klucken („Hütten") besitzt vierzig Häuschen, die in geringeren und grösseren Entfernungen bis zu 1 km von einander entfernt liegen und 550 Einwohner beherbergen. Die Schmolsiner Klucken sind schon ziemlich deutsch, sie besitzen den Weg mich Schmolsin. die Schule, den Gottesacker, den Krug mit der Postniederlage, Die Häuschen bergen gewöhnlich vier und noch mehr Familien. Sie werden nur durch Fusspfade mit einander verbunden und stehen mitten im Lebaer Moor, etwa 2 km weit von der Südwestküste des Lebasees, kaum x\<> in über dem Wasserspiegel, südwestlich von den Lebawiesen, während im Süden und Osten Wälder von Fichten, Kiefern, Lirken, Luchen und Eichen grünen. Nach Westen erblickt man den heiligen Kasehubenberg Revekol, an dessen Fuss das Kirchdorf Schmolsin liegt, im Nordwesten den Leuchtturm, im Süden einen waldigen Bergrücken; die Getreidefelder sind spärlich, die Kartoffeln gedeihen gut, Die drei geschiedenen Teile, die Seiesoner (20 Familien mit 150 Seelen), /emminer (IM Familien mit 150 Seelen) und Schmolsiner Klucken (60 Familien mit 250 Seelen) bilden einen Schulverband. Die alten Namen der einzelnen Besitzteile in den Schmolsiner Klucken heissen Gorni, GrzendöWi (Schangdowi), Novidomski, Piaskowi, dach, Lugowi, Zickor, Dambowi, Pawelki. Alte Leute wissen noch von den neun Familien, heute sind die 9 Stück in 50 Teile geteilt, jeder will Besitzer sein, auch wenn jedes Stück nur eine Hand gross ist, Piaskowi hat z. B. 5 Besitzer. 1738 wirkte in der genieinsamen Schule der Lehrer Pollex, 1743 Heick. Aber bis zum Jahre 1863 gab es kein Schul haus, und ein Handwerker hielt die Stunden in einer Stube, die eine Witwe lud Gorni, das lieisst auf dem Berge, geschenkt hatte, 1761 im Frühjahr hausten die Russen hier. Einer der ersten Lehrer liiess Kluck, war früher Seefahrer und wurde Schulhalter, weil er einen lahmen Fuss erhalten hatte. Die Kinder brachten ihn selbst in die Schule und nach Hause. Er bezog 12 Thaler Gehalt und machte während des Unterrichts hölzerne Löffel und Holzpantoffeln. Dann versorgte Gabbey 23 Jahre das Söhulamt; die Kinderzahl schwankte zwischen 90 und 50, von denen er je 221/2 Groschen Schulgeld empfing, daneben schneiderte er und bebaute sein Lüdnergrundstück. Dann folgte der seminaristisch gebildete Lehrer Frühling; seit 1880 wirkt. Stodtmeister, der die öden Wüsten in der Näht! der Schule durch ausdauernden Fleiss in ein Paradies verwandelt hat. Obst, Leeren, Blumen und Gemüse gedeihen, Getreide wird seitdem gebaut, und die Kluckener sind zum Teil seinem Beispiele gefolgt, Aber welche Arbeit steckt auch in dem Schulgarten und Schulfeld. Auf dem alten Stück Unland gruben früher die Bewohner Saud. Fachmänner urteilten: „Hier wächst weder Baum noch Strauch." Da grub Stodtmeister ^ Morgen Sandland aus, fuhr Gräbenauswurf hin, erhöhte ihn durch mehr Moorland und pflanzte Hopfen und Cichorien und später das lohnendere Korn. Die Regierung unterstützte diese Kulturarbeit durch Geld und der Pfarrer durch Pflanzen, Bäume und Sträucher. Der Kaiser selbst belohnte die Arbeit, indem er die Mittel zu Baulichkeiten spendete. - Die Fischerei geschieht gemeinschaftlich. Am merkwürdigsten war die jetzt für den Lebasee verbotene Zesenfischerei. Zwei Segelboote mit je vier Mann Besatzung nehmen eine Zese und fahren in gleichlaufender Richtung auf die See. Die Fische verfangen sich dann in dem sackartigen Hinterteil des Netzes, die Mäternitz genannt. Die Leute wird am Strande geteilt. — Kaschubische Worte gebraucht man gern für Staar, Bachstelze, Hund, Brot, Korb, Kuh, Pferd, Krug, guten Tag, guten Abend, guten Morgen und Gott bezahls. — Zugezogenen räumt man in Gemeindeangelegenheiten nur halbes Recht ein, deshalb ist fremder Zuzug selten und unerwünscht. Das jüngste oder älteste Kind erbte früher des Vaters Besitztum, und das ganze Dorf ist verwandt. Die wohlhabendsten Einwohner, die ein Haus allein haben, heissen Büdner. Die Eigentümer haben nur einen Hausanteil, aber ebenso Anteil am Fischfang und an der Gemeinweide. Ausser diesen beiden Titeln führen neben dem Lehrer und dem Wirt je einer den Namen Tischler, Schneider, Decker, Tagelöhner. Dieser hat kein Haus. Zu den 550 Bewohnern gehört eine, meist abwesende, Zigeunerfamilie, die deutsche Familie des Lehrers und Gastwirts und sonst nur Kaschuben, ferner die kaschubi-sierten nun wieder deutsch werdenden Reimanns und lauter echte Kaschuben. Die Zahl der Namen ist eine geringe, weil meist Verwaudschaftsheiraten geschlossen werden und man Fremde sehr schwer ins Dorf lässt, Die Schmolsiner Klucken haben 29 Familien Klück, 10 Pollex, 8 Reimann, die Selesener und Zernminer fast nur Luch, Czirr und Kirck. Die anderen, mehr als einmal vorkommenden Namen sind Proy, Gabbey, Schimanke, Gromoll, Wogatzki, Krietzsch, Eick, Kaitzschick, Damaschke, Barnow. So kam es, dass die Sehlde 1857 unter 57 Schülern 18 Klück, 13 Kirck, 10 Ruch, 4 Pollex, 3 Reimann und 2 Czirr zählte; 1886: 36 Klück, 13 Kirck, 10 Ruch, 7 Pollex, 4 Reimann, 3 Czirr; die Zahl der Knaben überwiegt immer die der Mädchen. 1865: 26 Knaben, 20 Mädchen; 1880: 50 K. und 32 M.; 1883: 50 K. und 48 M. Der Lehrer hilft sich beim Namenaufrufen, indem er des Vaters Vornamen oder den alten Gehöftnamen vorsetzt. Die Verbindungen sind meist recht schlecht, von Schmolsin aus hat man ziemlich 3 Stunden, und der Sandweg ist nicht der beste; die Zernminer Klucken sind durch die hölzerne Pustinkebrücke verbunden, die von Glowitz, dem Begräbnisort, 15 km entfernt liegen, auch die Selesener Klucken müssen ihre 'roten. 10 km weit nach Selesen. schaffen, von den Schmolsiner nach den Zernminer Klucken ist es 2 km. Die Dorfstrasse der Schmolsiner Klucken ist ein Sandmeer, im Winter ein gefrorener See. Die Düne geht mitten durchs Dorf ostwestlich, hinter der Schule erreicht sie ihre höchste Höhe, von der man meilenweit sehen kann. Im Süden liegt das Moor mit den Selesener und Zernminer Klucken, weiterhin die Pustinkeberge, besonders den Kor-schowoberg, und den Glowitzer Turm. Im Norden liegt der blaue See und die Nehrung mit dem Leuchtturm von Scholpin und den Dörfern Dambe und Rumske; im Osten sieht man das Giesebitzer Moor und die Dörfer Giesebitz mit Fuchsberg, Speck, Labidol, Czarnowske und das Städtchen Leba, Im Westen verhüllt der Wald den Weitblick, der südwestlich durch den Turm des Revekol abgeschlossen wird. An den Häusern aber, denen meist die Schornsteine fehlen, ragen am Lude der Feuerleitern oder Stangen künstlich gearbeitete Wetterfahnen in Form eines Fisches oder Schiffes empor. So sauber man im Innern das Gerät, das des Hauses wie das der Fischerei hält, so armselig ist die ganze Ausstattung, das ganze äussere Gepräge der Häuser, die durch zahllose Anbauten von Ställen und Wohnungen verunschönt werden. In der ehemaligen Sandebene, wo nur Kartoffeln und höchstens noch Rüben, Zwiebeln und Hafer gedieh, hat man jetzt schon vier Obstgärten und blühende Felder und baut Korn, Kohl, Obst (der Lehrer hat 100 Bäume),Hirn-, Stachel-, Johannisbeeren, Wallnüsse, Wein, Lohneu. Salat, Gurken, Kürbise, Sellerie, Petersilie, Rosen, Nelken, Georginen, Päonien, Buchsbaum, Cichorie; die paar Küchengemüse zog man früher auf dem Felde, jetzt säen manche 4—5 Scheffel aus. Das Dorf besitzt 140 Kühe und 8 Pferde, der Lehrer allein 3 Kühe, einige Schweine und Ziegen, 9 Bienenstöcke. Er verkaufte LS95 2Va Ztr. Honig, für 10 Mk. Hopfen, für 13 Mk. Eierpflaumen, für viele Mark Obst und Obstwein. — Lei festlichen Gelegenheiten spannt man die Pferde zusammen und fährt zweispännig. Hilferding sagt über die Klucken: „Ich fand in Klucken einen 80jährigen Greis, den letzten, welcher von denen lobte, die behufs der Konfirmation in der Parochie Schmolsin noch vermittelst der polnischen Sprache unterrichtet worden waren. Es war jedoch nicht an ihm die Unterwürfigkeit des Geistes vor dem Ausrottungssystem zu bemerken, welchen ich an dorn grössten Teile des slawischen Volkes in Ostpommern bezüglich der Verdrängung der Stammsprache wahrgenommen hatte. Im Gegenteil, dieser Greis hatte sich in der dasigen Umgegend als ein hartnäckiger Widersacher der Germanisation gewissermassen berühmt gemacht. Fr sieht wohl ein, dass er mit ihr nicht in Kampf treten könne; aber er unterwirft sich ihr nicht so ruhig wie die andern. Er glaubt, dass der Untergang der slawischen Nationalität in seiner Heimat ein Werk des Antichrist sei und ein Zeichen der Nahe des Endes der Welt," Früher wurde bei Hochzeiten tun eigentümlicher Tanz, der Schäfertanz, aufgeführt. Ihr strenges Fernhalten am Alten hat den Klucknerii mancherlei Schaden gebracht. Da man sie vernachlässigte und ihnen keinen Weg baute, vermeinten sie, auch kein Chausseegeld zahlen zu müssen. Da /watig und Exekution nichts half, trieben Stolper Soldaten 1849 das Vieh nach Schmolsin, um ans dem Erlös die Kosten zu decken. Nun erst zahlten die Bauern und trieben teils lachend, teils ärgerlich ihr Vieh zurück. — Damals hatten die Schmolsiner Klucken 153 Einwohner (1850), Einst wurden ihnen die Lebawiesen angeboten, die sie aber ausschlugen, weil sie (Irundsteuern darauf abgeben sollten, und meinten: „Dat möt wat sin." Mit Freuden nahmen darauf die umliegenden Dörfer die Wiesen in Beschlag, die viel besseres Heu luden als die spärlichen Kluckenwiesen, und nun späht man jede Gelegenheit aus, einzelne Stücke zu erwerben. Der Hang am Alten aber äussert sich auch am Festhalten der strengen Sitte. Das gesagte Wort gilt, und wenn man einmal das Gute einer Neuerung eingesehen hat, legt mau alle Vorurteile ab. Ein Tag in den Klucken. Früh Schlag 3 Uhr rüsten sich Burschen und Männer. Cichorientrank und festes Brot, oder Kartoffelgebäck bilden den Morgenimbiss. Dann nehmen sie die Lischke, einen Holzspankasten, legen ihr Frühstück und die Schnapsflasche hinein und gehen mit ihren Netzen und mit oder ohne Sturmhaube nach den Booten, die in Czarnowske und Giesebitz am See, in den Klucken am Pustinkestrom liegen. Immer in Gemeinschaft, fahren sie nun Iderauf auf die Höhe. Früher fischten sie mit der Zese, einem richtigen Mausefallennetz. Diese ist jetzt untersagt zu gmisten von Prozeschke und Wjidnik. Diese beiden letzteren Netze haben keine Kehle. Die Kaschuben, die in ihrer Armut alles Fischereigerät, selbst die Boote und Netze gemeinschaftlich haben, sind sehr empört, dass man ihnen das Fischen mit der Zese verboten hat, während es ihren Ge- nossen auf dem Frischen und Kurischen Matt' gestattet ist. Sie meinen, man wolle sie verderben. Die Behörde aber will nur der Raubfischerei steuern. Der Fischreichtum nimmt ab, und der See wächst von allen Seiten zu. „Ach was", sagen sie, „die Wjidnik ist der Fischräuber, jedermann sieht, dass die /est! nur grosse Fische fangen kann, und gerade der kleinen werden immer weniger. Aber man will uns völlig verhungern lassen, der Ackerbau ist zu gering. Seine Majestät wird unsern Bitten nicht taub sein." Inzwischen hat der Morgen getagt, und die Mädchen und Frauen warten schon auf ihre Beute. Auch im Dorf ist nun das Leben erwacht, Um 4 Lhr ertönt (es ist Hochsommer) ein lang anhaltender dumpfer Ton. Kr entstammt einer ellenlangen, unten l1/?. dm. breiten Blechdute. Der Hirt ists, der diesen Ton vor jedem Gehöft erschallen lässt. Alsbald kommen von allen Seiten Kühe, Ziegen und Schafe und ziehen mit dem Schäfer auf die Gemeindeweide. Die Weidegerechtigkeit bezieht sich stets auf eine gewisse Stückzahl Vieh, wer mehr Rinder schickt, muss dafür bezahlen. Oft thut man die überzähligen nach Dambo. das kostet, 15—20 Mk. — Fs vergeht nicht lange Zeit, so kommen auch schon die- ersten Schnapskäufer in den Krug; Männer, die erst am Nachmittag auf die See fahren, Frauen, die sieh zu Hause auch eine Güte thun wollen, und gern frische Eier heimlich gegen den geliebten Trank eintauschen. Indessen gehen die Kinder stumm und ohne den Klang der sonst in Deutschland verbreiteten Beerlieder in die Heidelbeeren. Die Frauen aber machen behaglich, was etwa in Haus und Feld notwendig gemacht werden muss. Unterdessen ist das Boot reich mit Fischen beladen an die Brücke des Pustinkebachs zurückgekommen. Der Fang wird nach der Zahl der Fischer dem Augenmass nach geteilt. Einer dreht dem Boot den Rücken und beantwortet kasehubiseh die Frage des erwählten Führers: „Wem soll dieser Anteil sein?" Der Gefragte nennt einen Namen und schon häufen Frauen und Mädchen des Betreffenden die Fische in die Karine, einen kleinen Bügeltragkorb. Alsbald wandern die Frauen in die nächsten Dörfer, besonders auch nach Schmolsin und Glowitz, und verkaufen die Fische. Teilweise tauschen sie auch gleich Brot dafür ein. denn der Kluckener hat das Brotbacken allmählich verlernt, „das auf der Karine gebackene", d. Ii. das eingetauschte, ist ihm lieber. Der Mann ist inzwischen in seinen geliebten Krug geeilt und geniesst des köstlichen Fusels, dabei immer aus dem Deckelloch der Schnupftabaksdose den pfefferartigen Staub auf den Handrücken schüttend und mit Wonne in die Nase ziehend. Da, der Kaschube sehr unter dem Pantoffel steht, hat er nie viel Schnapsgeld und lässt deshalb oft auf das erste Winternetz anschreiben. Die Geldbörse aber lässt sich eine richtige Kaschubenfrau nicht nehmen. Lud wenn der Mann in der Stadt einkaufen war und zurückkommt, ist seine erste Thätigkeit die Rückgabe des Portemonaies. — Mittags 12 Uhr kommen die Kühe, die gewohnten Ställe füllend. Es wird gemolken und die Milch im Haushalt verwandt, denn die Kaschubin verkauft die Milch ungern, es wirkt der alte Aberglaube nach, die Kuh gebe dann keine Milch mehr. Um dieselde Zeit, findet auch die Fütterung der Schweine statt, denen man mit Vorliebe Fischtrunk giebt, zubereitet aus den kleinen, sonst unbrauchbaren Fischen. Man rühmt diesem Futter grosse Nährkraft nach. Die Schweine aber zieht, der Fuchsberger selten für sich auf, meist verkauft, er sie an die Händler aus den Städten und Kirchdörfern. Nachmittags 3 Uhr holt der Hirt aufs neue sein Weidevieh. Die Fischer aber liegen draussen am Pustinkestrom. Sie sind heute derb beschäftigt und müssen ihre neu ausgebesserten Boote teeren. Den Anfang der Arbeit macht ein Bundtrank. Und nachdem alles herbeigetragen ist, nimmt jeder der Beteiligten das ihm zugeteilte Stück in Angriff, nicht ohne zuvor und dazwischen wiederholt ein Gläschen zu leeren. Man hat gleich einen ausgewählt, der mit der Flasche die Runde macht und jedem sein Glas vollschenkt. So oft man erst ansetzte, die Arbeit zu beginnen, sicher setzt man sich jetzt auf den Käsen, sobald man fertig ist; und wenn der Nachbar erst die Hälfte fertig hätte, man hilft ihm nicht, sondern sieht ihm, im Grase liegend, ruhig zu. Jeder aber macht das ihm zugeteilte Stück wirklich sauber und schön, der Kaschube hält überhaupt, auf reinliches, zierliches, feines Handwerkszeug. Den Schluss bildet eine lange Siesta neben dem geteerten Boot, haue junge Frau aber kommt, und stört die gemütlieh von ihrem Soldaten- und Matrosenleben und von Gespenstergeschichten plaudernden, den Ehegemahl nachhause zur Arbeit zu rufen. Ein angebotenes Glas Schnaps wird nach Befinden verweigert oder angenommen; vielleicht trinkt sie auch zwei. Der Mann hat im Krug wiederholt die Probe gemacht und sein längeres Verweilen dadurch durchgesetzt, dass er der holden Gemahlin den nur für Kasohubennasen duftenden Labetrunk zwei-, drei-, viermal gereicht. Schliesslich dringt aber doch die Frau auf das Nachhausegeheii. Daheim wird nun das und jenes gemacht, immer hübsch langsam; der Krug ist auch nicht weit, und der Kaschube muss öfter einmal da nachfragen, was Neues in Fuchsberg und in den Klucken oder gar in Giesebitz und noch entfernteren Dörfern die Welt in Aufregung versetzt, Im Winter ist insofern das Leben ein interessanteres, als der Verkehr mit der Aussenwelt noch mehr beschränkt ist, die Winterfischerei aber die aufregendsten Neuigkeiten bietet und Fuchsberg und die Klucken wie eine einzige Familie in Atem hält. Bei der Zesenfischerei fahren zwei Boote mit je zwei Mann Besatzung parallel neben einander her und ziehen gemeinsam das 3 m breite Netz. Bei der Winterfischerei ist das halbe Dorf beteiligt. Eine Anzahl Fischer, denen Böte und Netze als Teilhabern, Prawies, gehören, wählen einen Kapitän und einen Schenk. Der Kapitän ist unumschränkter Herr. -Jeder Teilhaber nimmt sich noch Mantelix (Gehilfen), mit Vorliebe melden sich junge Mädchen dazu. „Sie wollen lieber Kälte und Anstrengung ertragen und mit den Burschen schäkern, als einen sichern Dienst in einem Hause annehmen", meinte der Schullehrer des Ortes. Die Mantelix müssen die Hauptarbeit machen und die Befehle der Teilhaber ausführen. Zunächst wird ein grosses Loch in die lasdecke gehackt und in dasselbe ein an zwei Stangen befindliches, doppelflügliches, 2 X 150 m breites Netz gesenkt. In weiter Entfernung wird ein ebenso grosses Loch eingehackt, ans diesem soll das Netz in it den Fischen wieder herausgezogen werden. In der Entfernung der Stangen hackt man nun auf einem eiförmigen Plan eine Anzahl Löcher rechts und links. Nach diesen Löchern schiebt man die Netzstangen; man richtet und lenkt sie gleichzeitig auf beiden Seiten von Loch zu Loch, bis das Netz am letzten grossen Loch ankommt, wo der Kapitän des Herausziehens harrt. An dieser Stelle haben sich inzwischen auch alle übrigen Dorfbewohner und fremde Händler eingefunden. Ein eifriges Hin- und Herjagen und Erzählen; die Nichtbeteiligten kommen auch mit Karinen und Lischken; vielleicht fällt auch für sie etwas ab. Endlich ist das Netz herausgezogen. Das Ergebnis ist das Hauptereignis des Jahres; es bringt die einzige grosse Einnahme; von ihm •längt Glück und Wohlbefinden voller zwölf Monate ab. Tetzner, Slowinzen. 12 Zunächst sondert man die grossen von den kleinen Fischen, Jene gehören den Mantelix, diese den Prawies. Kein Prawie zuckt mit der Wimper, wenn überhaupt kein grosser Fisch im Netz war — oder auch kein kleiner. Und im letzteren Falle nehmen die Mantelix ihr Los ohne Murren hin, auch wenn sie tagelang gearbeitet haben, — sie haben indess lange 'raschen in den kurzen. Hosen! - - Nun beginnt die Verteilung der Bleie. Barsche, Plötze, Hechte oder der Verkauf des ganzen Fangs an die herbeigeeilten Fischhändler. Die Fischhändler lassen sichs etwas kosten, sie geben Zigarren und Schnaps in Massen, uro einen günstigen Kauf zu machen. Und so sehr der Kaschube seinen Vorteil zu wahren weiss, so stimmt doch Freigebigkeit des Händlers das Naturkind weicher. 1891 hatten die Fuohsberger auf einen Zug für 2400 Mk. Bleie gefangen, d. Ii. die Händler hatten den Preis bezahlt, obwohl die Menge das Doppelte wert war. Im Krug wird ein wirkliches Fest gefeiert, Der sonst so karg lebende Kaschube gönnt sich — Schnaps und Zigarren selbstverständlich vorausgesetzt — ein reichliches Mahl, dessen Hauptbestandteile Brot und Hering sind. Bei solchen Gelegenheiten ist der Kaschube, dem es auch sonst nicht an Gesprächigkeit und Lebhaftigkeit fehlt, besonders aufgelegt. Die Zigarren gehen nicht aus. Der Kaschube fährt selten auf der Leba ins Meer hinaus, er bleibt auf dem See. Kommt es nun vor, dass er durch widrige Winde bei schlechtem Wetter drüben auf der Nehrung festgehalten wird, so liegt er tagelang in jenen Fischerhutten bei Gespräch und Kartenspiel, Nahrung holt man aus dem mehrere Stunden entfernten Dünendorf Rumke. So lebhaft es in den dürftigen Katen zugeht, Schlägerei bricht nie aus. Zuhause erzählt er dann von den Abenteuern, die er drüben erlebt, wie die Mahr, halb wie ein Iltis, halb wie ein Zwerglein, auf einem Strohhalm übers Meer geritten kam und nachts mit feurigen Augen auf seiner Brust sass; wie die Schlange riesengross aus dem Meere stieg und Feuer spie, dass der Strand verbrannte; wie im Gebüsch Geld lutterte und ein feuriges Kalb wachend davor lag; wie ein weisses Mädchen aus dem Wasser aufstieg und auf den Anruf verschwand; wie Lebamündes versunkene Kirchenglocken läuteten und der wilde Jäger hoch in den Lüften über das Meer brauste. — Gegen Abend treibt der Hirt sein Vieh ein. Um 10 Uhr ertönen zehn schrille Pfeifentone, Der Wirt schliesst den Krug, vereinzelt bleiben die Gäste vor der Thür sitzen, ein elfmaliger scharfer Pfiff- Alles ruhig. Der Leuchtturm bei Dambee strahlt über See und Sand. Ist der Kluckener und Fuchsberger an erster Stelle Fischer, so ist der Giesebitzer mehr Landwirt, baut Kartoffeln, Kuben und Hafer und züchtet Schweine und Rinder. Das Leben ist von dem Bauernleben Alldeutschlands nur durch die eifrige Moorkultur unterschieden. Man entwässert das Moor durch Abzugsgräben, schaufelt es um, so tief der Spaten geht, lässt die darauf wachsenden und mit Dünger beschütteten Gräser nochmals umwenden und pflanzt Kartoffeln. Diese werden bei der Ernte gleich auf dem Felde in Feimen oder Mieten geborgen. Keller baut man kegelförmig zu ebener Erde auf Ziegelunterlage, in dem Moorboden sind unterirdische Keller unmöglich. Ausser Kartoffeln giebt man den Schweinen Fischtrank. Die kleinsten Fische, die zu nichts brauchbar sind, werden dazu verwendet. — Sämtliches Vieh wird verkauft, wenig wird für den eigenen Bedarf geschlachtet, dazu ist der Kluckener viel zu genügsam. Das sonntägliche Leben bringt insofern Abwechselung, als dann der Kaschube statt aufs Feld oder den See in 12* die entfernte Kirche nach Schmolsin, Glowitz. Charbrow, Leba, Zezenow geht. Der Kaschube ist sehr religiös. Mag hin und wieder etwas Oberflächlichkeit und Angelerntheit im Spiele sein, fleissigere und andächtigere Kirchgänger giebt es kaum. Auch die zuhause bleibenden Krauken oder Greise lesen in ihrem in Danzig oder Königsberg gedruckten Gesangs- und Predigtbuch. Doch ist beides schon sehr selten geworden, seit der kaschubische Gottesdienst aufhörte. Man gab den Alten die kaschubischen Lücher mit ins Grab, die Jugend aber lernt nur deutsch. Nachmittags aber hocken die Frauen und Mädchen im weissen Kleid vor irgend einer Kate und erzählen sich; Burschen und Männer sind dabei, lagern vor dem Krug oder machen eine Spazierfahrt nach dem See. Vielleicht ist Besuch da, ein Soldat hat eine Trompete mitgebracht, das giebt neues Leben. Und von der Soldatenzeit giebts zu erzählen! Besonders wenn der Kluckener Seesoldat war und als Schiffer Länder und Meere gesehen hat. da, so mancher hat 66 und 70 mitgemacht und gesehen, wie schön die Welt ist, und hat wohl auch einen Augenblick mit Verachtung an seine kleine, ärmliche Kaschubei mit ihren Mooröden, Sandwegen, Schilfhütten und kärglichen Feldern gedacht. Lud er hat, gejubelt in den lachenden Dörfern und Städten, wo Obst und Wein wächst, Glanz in den Räumen und Herrlichkeit auf den Höhen strahlt. Aber er ist zurückgekehrt auf seine armseligen PustinkeschiIfwiesen, in seine enge Lehmkate, zu seinem einsamen, wimpelarmen Lebasee. Was könnte ihm die Welt Köstlicheres geben, als des Vaters schmuckloses Haus, jenes Kleinod, auf das niemand in der Welt, ausser ihm, Anspruch erheben darf; den kargen Garten, das reizlose Stückchen Erde, auf dem die Seinen geweint und gelacht? Rührt einer aber die Seite au, die 1866 oder 1870 erklang, da tönt d as ganze Herz, da, 1866 waren wir Feinde, das musste sein und ist vorbei, aber 1870 waren wir zusammen, und da hatten wir einen Feind. Und gern singt er dann die Lieder, die zu jener grossen Zeit erklangen: „Bei Sedan auf den Höhen, da stand nach billiger Seh lacht" u. s. w. IY. Slowinzisches und lebakaschubisches Schrifttum. A. Litteraturgeschichtliches. Einleitungsweise sei auf die kaschubische Litteratur hingewiesen, die sich der Hauptsache nach auf die Sprache der pommerellischen Slawen stützt und die der pommerschen nur nebenbei in ihren Kreis zieht, — Der Danziger Pastor Chr. Mrongowius gab L835/37 ein polnisch-deutsches und deutsch-polnisches Wörterbuch heraus, in dem viele kaschubische Wörter stehen; kaschubische Wörterbücher veröffentlichten ferner Cenowa 1861, G. v. Poblocki 1887, Dr. Biskupski unter dem Pseudonym K. Berka 1891, St. Hainult 1893, letzterer mit angehängten Prosastücken. Sammlungen von Liedern, Sagen und Sprichwörtern rühren her von Cenowa, 1866 bis 1868 und 1878, und Nadmorski (Legowski) 1892. Ethnologische und sprachliche Arbeiten, die des öfteren auch Proben bieten, veröffentlichten über die Kaschuben Hilferding 1862, A. A. Krynski 1870 ff., Nadmorski (Legowski) 1889 ff., Stremler 1874, Jan Hanusz 1880 IL, Biskupski 1883 ff., Mikkola 1896, Lronisoh 1896 ff., Lomitz 1897 ff. u. A. Laue Grammatik schuf 1879 Cenowa. Belletristische Werke aber rühren nur von Cenowa und Der-dowski her. Fl. Cenowa stammt aus Slawoschin im Putziger Kreise, er studierte Medizin und veröffentlichte seit 1850 eine Beile1 Wanke, in denen er eine kaschubische Mundart des Neustadter Kreises zur Schriftsprache zu entfalten suchte. Seltsam in der Orthographie und in der Bildung neuer Wörter suchte er eine gemeinlechische Sprache zu schaffen, die vom Baltischen Meere bis in die Marken der Tschechen verständlich sein sollte, er Hess seine Heftchen in Massen verteilen, um für eine allgemein kaschubische Sprache zu wirken; heute findet man sie sehr selten. Der Humorist Derdowski aus Wielle im Konitzer Kreise behandelt in seinem Werk 0 pauu Czorlinscim 1880 das Leben und Treiben der heimischen Bevölkerung in Jan Steensoher Weise. Das Volk aber nahm die gutgemeinten Werke nicht so auf, wie erwartet wurde. Der Kaschube strebt nach erhebender, verbessernder und ihn andächtig stimmender Litteratur. Die Derbheiten, die schon so wie so erzählt werden, nimmt er nicht für voll auf. Deutsche Uebersetzungen der Werke Cenowas, Der-dowskis, Legowskis giebt es nicht. Die slowinzische und lebakaschu bische Litteratur ist unbedeutend. Nur zwei gedruckte Werke sind bis jetzt bekannt, die von ihren Verfassern slowinzisch genannt werden, obwohl feststeht, dass sie auch von den Lebakaschuben und Pommerellen benutzt wurden. Die slowinzische Schriftsprache bietet nur geringfügige Unterschiede gegenüber der polnischen und weicht bedeutend von der gesprochenen Sprache a.b. Edel hätte 1 redet ja auch nur von Unterschieden in der Aussprache (S. 144). Jene beiden Bücher rühren von Krof und von Pontanus her. B. Simon Krof. Simon Krof war Pfarrer in Bütow, veröffentlichte sein Luch 1586 und widmete es „am Concordientage, an dem Luther vor 40 Jahren aus der Welt schied", seinem Fürsten und Herrn, dessen lebhaftes Interesse für derartige Veröffentlichungen er voraussetzte. Die pommerschen Fürsten, die damals regierten, waren Frust Ludwig (f 1590), der seit 1569 in Wolgast, und Johann Friedrich (j 1600), der seit L569 in Stettin residierte. Bütow und das Slowinzenland gelörte letzterem. Bütow selbst hatte Barnim XII. (t 1603) zur Apanage erhalten. Der Antrieb zu jener litterarischen Thätigkeit ging * höchst wahrscheinlich von Johann Friedrich aus, jenem gelehrten, prachtliebenden und thatkrüftigen Fürsleu, der 1575 bis 1577 das Stettiner Schloss bauen liess, einen Feldzug gegen die Türken mitmachte, nach der Einführung der Reformation auf Hebung von Kirche und Schule bedacht war und als Schwiegersohn des Brandenburger Kurfürsten Johann Georg (f 1598) Pommerns Geschicke fester an die Brandenburgs band. Seine Gemahlin Erdmute (f 1628) lebte später zu Stolp. Diese, wie ihre Tochter Anna, standen mit Pontanus in Verbindung. Es ist kaum zufällig, dass die Tochter den Bestrebungen Interesse entgegenbrachte, für die wohl schon der Vater ein warmes Herz zeigte: den Slawen in seinem Lande Erbauungsbücher in ihrer Sprache zu gelten. Dass der Druck in Danzig stattfand, ist bei der Entfernung von Stettin und dem slawischen Charakter jener Stadt leicht erklärlich. Wie rege unter Johann Friedrieh die Bestrebungen in Pommern waren, dem Volke Erbauungsbücher in die Hand zu geben, ist auch daraus ersichtlich, dass zwei Jahre später die Bibel und einige Schriften Luthers in plattdeutscher Sprache erschienen. Das Interesse an slowinzischen Erbauungsbüchern fand unter Johann Friedrichs Tochter Anna nochmals Ausdruck in der Wirksamkeit des grossen Schmol-siuers. Nach dem Aussterben des pommerschen Herrschergeschlechts war die Blüte vorüber. Die polnische Herrschaft verdrängte die slowinzische Eigenart zu gunsten der polnischen, unter brandenburgischer und preussischer Regierung waren polnische Bücher in der immer kleiner werdenden Sprachinsel in Gebrauch, der Katechismus des Pontanus wurde noch zweimal herausgegeben. 0495 Das Krofsche Buch ist bis jetzt nur in dem einen Exemplar bekannt, das das Schmolsiner Pfarrarchiv aufbewahrt. Pontanus besass wahrscheinlich dies Gesangbuch und nahm zwei Lieder daraus in seinen Katechismus auf. Die ersten Notizen über das wieder aufgefundene Buch finden sich in der 135. Beilage der Münchner Allgemeinen Zeitung. Aeusserlich bietet sich uns das Werk als ein Schweinslederband in der Grösse (8,5 x 13.5 cm) eines Reclam-Bändchens. Es umfasst Logen A bis 0, deren erste Blätter am unteren Lande gezählt sind. Es ist mit gotischen, teilweise recht undeutlichen Lettern gedruckt. Die Seiten, die ungefähr 24 Zeilen enthalten, sind ohne Zahlzeichen. Nach dem Titelblatt fehlen einige Blätter, das letzte Stück der Vorrede steht auf B 4. Vor dorn Titelblatt sind zwei Blätter mit dem Lied Allein Gott in der Höh sei Ehr (Bogu bads csesc) und einem Kirchengebet beschrieben. (Modlitwa Gierkiewna.) Ein handschriftlicher Anhäng von Liedern ist dem Buch beigebunden. Der Titel lautet (aber in gotischen Lettern): Duchowne piesnie D. Marcina Lu-thera y ynszich naboznich mezow. Zniemieckiego w Slawiesky iezik wilozone Przes Szymana Krofea singe slowa Rozego W Bytowie Drukowano w Gdainsku przes Jacuba Rhode. Roku Panskiego 1586. (Geistliche Lieder Doktor Martin Luthers und anderer frommer Männer; aus dem Deutsehen in die slowinzische Sprache übersetzt von Symon Krol', Diener des Wortes Gottes in Butow. Gedruckt in Danzig von Jakob Rhode im Jahre des Herrn 1586.) Auf der Rückseite des Titels stehen zehn geschriebene Zeilen geistlichen Inhalts. Krof hat gemischte Gemeinden vor Augen, in denen die Deutschen das deutsche, die Kaschuben das slowinzische Lied zu gleicher Zeit singen, viele Gesänge haben nur die deutsche Uebersehrift, aber sonst kaschubischen Text. In der Inhaltsangabe folgen erst die deutschen, dann die slowinzischen Anfänge alphabetisch, kein einziges deutsches Stück Steht aber im ganzen Buche. Pontanus hingegen hat seine Seiten ineist gespalten, links steht der deutsche, rechts der slowinzische Text. Meist hat er lateinische Ueberschriften, vereinzelt sogar gelehrte Anmerkungen. Derlei mangelt dem Krofschen Buch gänzlich. - Das erhaltene Bruchstück der Krofschen Vorrede lautet: — sobie wiekuia Cierkiew zbiera / Od ktore chce tuta Cielesnie y ondzie nawieky| poz nan / czestowan y chwalon byc Y tesz aby W. K. M. iako uawyszie Panstwo przes to pobudzonn. y uawiedzona mogla byc / Cierkwie te istne potim iako y pier zwo do opatrzenia y la , kawie do zrzedze uia aby potim wiecfe potr zebnich Ksie gow wte mowie wylozono y wiednoscy kazania slowa Bozego y piesien Synu Bozemu da — wiekuia Cierkiew y pospolstwo westrzod tich Ludzy zbierano byc moglo. Naostatku aby iem tesz wdzienosc y - kore procimu W. K. M. pod ktorich las- - obronie y strozie iem sie porodziel/ 081/ y wszytkie dobroty vziel / stim obia-wi y pokornie da Vzuania dal. Yem to dobre nadzeie / yz W. K. M. te mala praca y slusbe badze sobie zaleeone — miely y to ponyzne przypysanie Laskawie przyimie a moimy laskawimi Ksia zety y Pany badze y zawszdy zwostanie. To zaste /? procimn \Y. K. M. wszytkim y osobliwie kazdemu zmoia na bozna prosba y poddani- my poslugamy do odsluzienia zaszdy iem po- winnien y powolni. Dan w Bytowie na dzien Concordiae, na ktorim I). Marcin Luther za 40 Lath pozboznie ztego swiata skonal Roku Panskiego 1586. W. K. M. Poddany y powole ny sluzebnik Syman Kroefy sluga slowa Bozego w. Bytowia. L eb erse tz u n g. (— für sich die ewige Kirche versammelt, von welcher er hier fleischlich und dort ewiglich will erkannt, verehrt und angebetet werden. Und auch dass Koro K. Hoheit wie die höchste Herrschaft hierdurch erbaut und heimgesucht werden könne, die Kirche nachher wie auch früher zu pflegen und gnädig zu verwalten, damit später weitere notwendige Bücher in dieser Sprache übersetzt und in der Einheit der Predigt des Wortes flottes und geistlicher Lieder dem Sohne Gottes weiter die ewige Kirche und Gemeinde unter diesem Volke gesammelt werden könne. Schliesslich damit ich auch die Dankbarkeit schätze gegen E. K. IL, unter deren gnädigstem Schutz und Huld ich geboren und aufgewachsen bin und von der ich alle Wohlthat empfangen habe, hiermit offenbare und demütig anzuerkennen gebe. Ich bin der guten Hoffnung, dass E. K. II. die kleine Arbeit und Dienstbezeugung als ein Ehrengeschenk ansehen und die beifolgende Schrift gnädig annehmen wird und mein gnädiger Fürst und Herr ist und immer bleiben wird, feb aber bin gegen E. K. H. allen und sonderlieh jedem mit meiner frommen Fürbitte und unterthänigen Diensten zu dienen immer verpflichtet und bereit, Gegeben in Bütow am Concordientage, an dem Dr. M. Luther vor 10 Jahren aus dieser Welt ging im Jahre des Herrn 1586. Euer K. 1). untertänigster Simon Krof, Diener des göttlichen Wortes zu Bütow.) Auf der 1. Seite B. 5 folgt: I. Der Hymnus. Veni Re-demptor gentium. Nu kom der Heiden Heylandt / D. Marth. Luth. Przyc odkupicielu pogansky / Od Panny porodzony / Wszytek swiat narodzeniu / Dziwuie sie takiemu. Angehängt ist wieder: Modlitwa: Gotuiee drogy Panu Naprawiayce stegni Bögu W Szechmogecy mily Panie Boze u. s. w. Dann sind 2 handschriftliche Lieder auf 4 Seiten eingeheftet, und nun folgen ununterbrochen bis 85: Lieder, denen zuweilen Gebete angehäugt sind, von Luther, Ii ans Sachs, PatilEber, Erasmus Alber, P. Speratus, L. Spengler, Justus Jonas, J. Weis, E. Hegenwald. Neben der Uebersetzung stehen oft deutsche Worte handschriftlich. 86 enthält die Litanei, 87 das Lied der Maria (Luk. 1), 88 den Lobgesang des Zacharias, 89 den Simeons, 90—96 Gesänge mit Noten. Auf der 1. Seite 0 4 beginnt das „Register nach dem Alphabeth Deudsch". (41,2 S.) Dem folgt 5 Seiten, wovon zwei schriftlich ersetzt sind, das Register „wedluk Alphabetu Slowiosky". Der folgende handschriftliche Teil umfasst auf 158 Seiten Uebersetzungen deutscher Kirchenlieder ins Polnisch-Ka-schubische und 4 Seiten Register. Das 1. Lied beginnt: Boze oycze niebiesky. ja jem czlowiek grzeszny, tobie ja swe grzeehy wyznawäm, znich sie Winnien dawam. Auf S. 103 findet sich die Uebersetzung eines Liedes von.). M. S. (Sporgius) „Dich Herr mein Gott ich loben werd", zehn Strophen. Auf S. 131 ist das deutsehe 9strophige Lied: Gottes Sohn ist kommen uns allen zu frommen hier auff dieser Erden, in armen Geberden, dass er uns von Sünden freie und entbinde. Auf der 78. Seite steht, wohl von Sporgius gesehrieben: Pies nia. na ade womit 1709. Dann folgt das Lied: Tak pjin Bog teil swiat invIowa!, ze syna swego nairi posszal, Posszalgo naiti z wysokoscy, bez naszich zaszdich zmi loscy. C. Melchior Pontanus, (Vgl. S. 129 ff.) Pontanus veröffentlichte seinen Katechismus 1643. So viel ich weiss, kennt man von der ersten Auflage nur das Schmolsiner Exemplar des Pfarrarchivs. Es ist ein Pappband in der Grösse 15x17 ein. (Vgl. Aus allen Weltteilen 1897,383.) Pontanus ist von Krof abhängig, wenn auch seine Orthographie etwas abweicht. Sein Kinflusswar ein bedeutender. Wutstrack sagt (II, 63) wörtlich: „In dem kaschubischen Dialekt, der sich schon ganz zum Untergange neigt und sich in den polnischen zu verwandeln scheint, sind nur noch drei gedruckte Bücher vorhanden (vgl. S. 132), welche Michael Pontanus, Prediger zu Schmolsin, übersetzt hat." Höchstwahrscheinlich meint er die einzelnen Teile des vorliegenden Katechismus oder verwechselt das „Kroway" mit dem Krofschen Gesangbuch; möglich wäre ja, immerhin auch eine Neubearbeitung Krofs durch Pontanus. Das Zeugnis derChronik (S.133)will allerdings nicht viel besagen, es kann von Wutstrack abhängig sein. Unser Exemplar hat wie das Krofsche Buch einen h and sch riftl i chen A n h ang. Die sprachlichen handschriftlichen Bemerkungen sind unbedeutend. So steht auf S. 138 über ihn = go: ich, 1(.M> aec. Diener Sluzebnikem: emy, acc. diesen tego: tych, gen. sein jego jich, instr. in ihm wnim: nieh, ihm, um: ima, er on: ona (femin), selbst sam: samä, willstu chces: ta, getauft sein ehrzczon: a. dieli eebi: wa j u. dir toba: woma. Der Titel des Katechismus lautet: In nomine JESU. / PARVÜS CATE-('II ISMUS 1). MAUT IM LVTHERJ Germanica1) — Vandalicus. Der kleine Catechiszmus D. Martini Lutheri Deutseh vnnd Wendisch gegen einander gesetzt / Mit anhange der Sieben Buszpsalmen König DAVIDS. Maly Catechism D Marcinä Lutherä Niemiecko Wändalski abo Slowieski / to jestä z Niemieckiego jezyka w Slowieski wystäwion y nä jawuosc wydan / Z Przydatkiem Sied in Psälmow Pokutnych kro-lä DAWIDA, y inszyeh Potrzebnych rzeczi: osobliwie Ilistoriy Passiy näszego Pänä JESVSA wedlug Ewängelistä MATTHEUszä / y niektorych Piesu duchownych. t Drukowäny w Gdainsku przes Jerzego Rhetä / Roku Pänskiego / 1643. ') ti" Fehlerverzeiohnis ist. Germanica in Germanico verbessert Auf dem Deckel sieht innen: „Dieses Buch ist mir von dem Seel. 1 Ferren Johannes Surtorius Anno IG75 Gesehenket worden. Solches bezeuge ,loh. Urotolornäus Raddeus,Küster in Grossen l)üpsau.u Hieraus ist ersichtlich, ilnss man damals mit dem Begriff slowinzisch nicht bloss die Sprache der Slawen westlich vom Kluckenbacb meinte, Sondern zum mindesten auch die lebakasehubischo und kaschubische überhuupt, wie wäre sonst auch Mrongowius zu einer JSeuausgabe veranlasst worden! f Luthers Bild in <00 — ksodz rzek: „te möz bec ksandza, A ten wotrok rzek tako: nie, ni buda ksandza, jo 'ea jesz v sviece wöbez drzec, jäko v sviece jidze. Nynia wöstanice z Bega, a ja püda, svo droga," U e b er setz ung. Es war ein Vater, der hatte mit seiner Frau sieben Kinder, und als das achte auf die Welt kommen sollte, als es sollte geboren werden, da. kam der böse Geist, und der Vater wollte einen Paten haben, aber es wollte niemand lud ihm stehn, weil er krank war. Da. ging er in den Wald. Hier begegnet ihm der böse Geist und fragt ihn, wohin er gebe. Er sagt, dass er einen Paten suchen wolle, zwei habe er schon, den dritten könne er aber nicht finden. Und der Böse sagte „Ich werde auch stehn", und der böse Geist sagte, dass er es. wenn das geboren würde, nehmen würde. So wurde ein Knabe geboren. Und er sagte, er würde ihn, wenn er 3 Jahre alt sein würde, nehmen. Und der Vater ging weinend umher, aber der Böse sagte: „Ei weine nicht, er gehört mir." Und als der Knabe 3 Jahre alt war, hätte er sogleich predigen können, der Herr hatte es ihm gegeben, dass es war wie ein Geistlicher, und er sagte zum Vater: „Weinet nicht, er wird mich nicht bekommen." So kam der hose Geist, und der Knabe nahm die Bibel und ging zum Geistlichen und sprach zum Geistlichen: „So und so, mein Vater hat mich den bösen Geistern verkauft." Da, ging der Geistliche mit ihm in die Kirche und konfirmierte ihn. Als er ihn konfirmiert hatte, ging er aus der Kirche heraus, der böse Geist war aber hier neben ihm. Hier war (du grosser Stein: so setzte er sich auf den Stein und begann zu predigen, und so musste der Böse von ihm weg. Und er wuchs so, dass er dünn war wie eine Kerze. Er wollte sich auf die Wanderschaft begeben, aber der Vater weinte sehr. So Hess er es, aber als er auf die Wanderschaft ging, kam er in einen grossen Wald und traf dort einen Mörder: dieser kniete, und es war ein Apfelbaum, einer ein süsser, der andre ein saurer, und die Aepfel waren Engel, die Seelen derer, welche er erschlagen hatte, der Mörder. So fragte der Mörder, wohin er fahre (denn er hatte einen Wagen gemietet). Und er sagte, dass er in die Hölle fahre, weil er seine Versehreibung wiederhaben wolle. Da sagte der Mörder: „Frage, wohin ich zu liegen kommen werde." Und er sagte, dass er dies für ihn thun wolle. Und als er zur Hölle kam, so klopfte er an und trug. Sie öffneten ihm und frugen, was er wolle. Und er sagte, dass er seine Verschreibung haben wolle. Der Böse war aber nicht da, und sie mussten nach ihm trompeten, und als er kam, so kam er so geschwächt, dass er ihm die Schrift geben musste, So fragte nun der Knabe, wohin der Mörder werde zu liegen kommen, und sie sagten ihm: auf das Bett des Remiasch. Dort waren Messer gelegt, auf welchen er zu liegen hatte. So sagte er, er werde ihm dieses sagen; und er war ein ganzes Jähr weg. und als er wiederum zu dein Mörder kam, so kniete der Mörder und war ganz überwachsen. Als er zu ihm hinkam, sagte er ihm, so und so. Und als er ihn bekreuzt hatte, so fiel er zusammen, wie Staub, und alle Aepfel verschwanden. Als er iaach Hause kam, konnte ihn sein Vater nicht sogleich erkennen, und frug nachher: „Bist du es, Ernst Friedrich?" Er sprach: „Ja, lieber Vater, ich bin es." Da fiel der Vater auf die Knie und weinte, aber er sagte: „Vater, weinet nicht, ich bin in guten Umständen, ich habe (Jehl und habe alles genug." So ging er zu dem Herrn Geistlichen, aber der Geistliche erkannte ihn nicht und frug ihn, wer er sei. Er sagte: „ich bin derjenige, den Sie konfirmierten." Da sagte der Geistliche, er solle zu ihm kommen, aber er sagte: „nein, ich kann nicht," So sagte der Geistliche: „Du kannst ein Geistlicher werden/1 Aber der Knabe sprach: „Nein, ich werde kein Geistlicher ich will mich noch in der Welt umsehen, wie es in der Welt zugeht. Nun bleiben Sie mit Gott, und ich werde meines Weges gehen." Nun folgt eine ähnliehe Geschichte „Eips Tulians Bette" in Oberlausitzer wendischem Dialekt mit Uebersetzung und desgleichen eine polnische „Das Bett des Madaj". Dann folgt die Parabel vom Sämann aus dem Munde eines slo-winzischen Fischers; Ga viele ludu przi grepie beli a z miastew do niego biegali, raovi won przez podobienstvo. Viszed, rösevca (sevorz) vysievac semia (nasienie), a gdy won sol, lipadle niechtore nä droga, a bilo rodeptdne, a ftächi niebieske pözarli je. A niechtore spadlö na cviardo zemia, a gdy veszlo, uschlö, przetoz iz miazge nie mialo. A niechtore padlo meze drzdn, a drzone zäduszeli je. A niechtore üpadlo na dobro rolö, a one veszlo a przenioslo sto krotne ovec. Gdy on to movil, wolal: Chto ma usze do sluehanja, ten sluchaj. Pitali go uczniovie jego, co to be mialo. On ödpoviedzal: Vom je done viedzec tajemnictvo Boäe; tim dregim v podobienstvoch, zebe-oni nie vidzeli, choc oni vidzo, a nie rözümieli, choC önc czujo. To jest do podobienstvo. Semia jest slovo Boze; ti podla drog so ti chtorzi je czujo, potim prpindze d Jabel i veznie je öt ich serea, zebe oni nie vierzeli a nie zbavioni beli. Ti chtorzi na kamien spadli, so ti, gdy öni to czujo veznio öni tö slovo z radosco, a nie mnjo korzenia, v jeden czas vierzo v nie, a czasu napadu ödpadno. Ti medze drzoni pndle so ti chtorzi je slüchajo a jido pod klöpata, bogactve a v radösce svdjego zeca, a zäduszo sa, a nie przinieso zodui övec. To chtore na dobro rolo, so ti co to slovo otrzimajo v svojim dobrim sercu i przinieso övec v cerplevosce. II e her se tz un g. Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen und indem er säete, fiel etliches an den Weg und ward ver- treten, und die Vögel unter dem Himmel frassen es auf. Und etliches fiel auf das Feld; und da es aufging, verdorrte es, darum dass es nicht Saft hatte. Und etliches fiel mitten unter die Dornen: und die Dornen gingen mit auf, und erstickten es. Und etliches fiel auf ein gutes Land; und es ging auf, und trug hundertfaltige Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Es fragten ihn aber seine Jünger, und sprachen, was dieses Gleichnis wäre? Er aber sprach: Euch ist es gegeben, zu wissen das Geheimnis des Reiches Gottes; den andern aber in Gleichnissen, dass sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören. Das ist aber das Gleichnis: Der Samen ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege sind, das sind, die es hören. Darnach kommt der Teufel, und nimmt das Wort von ihren Herzen, auf dass sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels, sind die, wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an; und die haben nicht Wurzel, eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab, das aber unter die Dornen fiel, sind die, so es hören, und gehen hin unter den Sorgen, Reichtum und Wollust dieses Lebens, und ersticken, und bringen keine Frucht. Das aber auf dem guten Lande, sind die das Wort hören und behalten in einem feinen guten Herzen und bringen Frucht in Geduld. b) Der Dialekt der pommerschen Kaschuben am Lebasee, Möj wojc zämiar jak ön bei ösm a osemdzesat lat story ön pöviadel, v jednej vsi bei jeden chlop z bialko. Tu bialka miä' ukrädly plutuo a ga ji chlop zämiar, da' 'nä jemu öd towo kradlo' ptotna muca uszic. Lötemu jak ön bei zachovony, przeszed ten zamiarly zä trze dni v' neu jistny dum zos, a vszed na käzdy roz dö szpinje. Jewo bialka üzasla sa bardzo a nie viedzä' co to belo. On przeszed roz, (Iva e trze. Tak öna nie viedzä' eo'nä miä* czinie. Onä Sil vza/ a szla do pano xadza, poviadäla jemu ta novina, Pon xodz przeszed dregewo dnia v obtoku xadzevskim a pital to' umiarlo1 co won zado. On likazel na svu glova i rzek: „Tak barzo mie pehä jak ga be cziste jegle v mi glovie taczaly. Potem zginusl umiarly a xodz pital bialka. öd czu' ta muca na. jewo glovie Inda; a öna murzekla, ez jeden roz miä' kosk plutna svemu sösiade ukrädle, a öd to' plutna tez ta, muca chtorq ten umiarly v gröl) vzol bela. Xodz rzek, öna miä' od jino' plutna muca uszec, a ga. ten umiarly be zos przeszed, jewo muca z glove muscela bec rervöno, a ta jino vsadzönö. A tak uczinila. Jak umiarly przeszed, servali jemu vidtami jewo muca a. visadzeli nova. a on rzek. umiarly: «Tak, tak, to belo moje zodonie", i ot to' czasu nie przeszed viel. Uebersetzung. Mein Vater starb, als er 88 Jahre alt war. Er erzählte, es sei in einem Dorf ein Mann mit einer Frau gewesen. Die Frau habe Leinwand gestohlen, und als ihr der Mann gestorben, habe sie ihm von der gestohlenen Leinwand eine Mütze nähen lassen. Als er nun begraben war, kam der Tote nach 'A Tagen in dasselbe Haus wieder und ging jedes Mal in den Kleiderschrank. Seine Frau erschrak sehr und wusste nicht, was das sein sollte. Er kam tun, zwei, drei Mal. So wusste sie nicht, was sie tliun sollte. Sie machte sich auf und ging zum Herrn Geistlichen und erzählte ihm die Neuigkeit. Der Herr Geistliche ging des andern Tages im Priestergewände hin und frug den Verstorbenen, was er verlange. Dieser zeigte auf seinen Kopf und sprach: „Es sticht mich so, als wenn mir wirkliche Nadeln im Kopfe steckten." Hierauf verschwand der Tote, und der Geistliche frug die Frau, woraus die Mütze auf seinem Kopfe sei; und sie sagte ihm, sie halte einmal ein. Stückchen Leinwand ihrem Nachbar gestohlen, und aus dieser Leinwand sei die Mütze, welche der Verstorbene in das Grab mitgenommen habe. Der Geistliche sagte, sie solle von andrer Leinwand eine Mütze nahen, und wenn der Tote wiederkäme, so musste ihm seine Mütze vom Kopf genommen und die andere aufgesetzt werden. Und sie machte es so. Als der Tote kam, rissen sie ihm mit einer Gabel die Mütze ab und setzten ihm eine neue auf, und es sprach der Tote: „So, so, das war mein Verlangen," und von der Zeit an kam er nicht mehr. c) Der Dialekt der Kaschuben in Westpreussen. Lezü jeden muz ze svoja bialka v luzku. Tak ön ödeck; movil do svojej bialki: „Ve-le moje bialko. tu som krus-niata" etc. Es lag ein Mann mit seiner Frau im Lette. Da wachte er auf und sagte zu seiner Frau: „Sieh meine Frau, hier sind Zwerge" u. s. w. — Weihnachten lieisst lud den Kaschuben gode (niederlaus, gody, oberlaus, hody), Ostern aber jästre (niederlaus, jatry, oberlaus, jutry), F. Handschriftliche Litteratur. I. Schmolsiner Perikopenbuch. Dies Buch wird im Schmolsiner Pfarrarchiv aufbewahrt und ist (du Schweinslederband von 20 cm Länge, 10 cm Breite und 6 cm Stärke. Es trägt keinen Titel, die Seiten sind nicht numeriert, zu Anfang und am Schlnss sind viele leere Blätter, auch im Text ist hie und da l/a —16 Stuten leer gelassen. Doch steht fest, dass die bauträge ins fertige Lindl geschahen. Die Schrift ist schön und gross. Auf der Seite stehen 12—17 Zeilen. Man kann deutlich mehrere Hände unterscheiden. Das Schlussblatt scheint später beschrieben zu sein. Der Inhalt zerfällt in zwei Teile. Der erste Teil enthält für alle Sonn- und Feiertage eines Kirchenjahres der Reihe nach die Epistel und das Evangelium in polnischer und in deutscher Sprache SO, dass der polnische Text dem deutschen vorangeht. Die drei Hauptfeste sind dreitägig. Nach den vier Adventssonntagen folgen drei Weihnachtsfeiertage, der letzte mit zwei Evangelien. Ausser den sämtlichen Sonntagen eines Kirchenjahres, darunter sechs Epiphanias- und 27 Trinitatissonutagen, linden sich noch Epistel und Evangelium für Neujahr. Dreikönigsfest, Mariae Verkündigung (vor Laetare), Gründonnerstag, Karfreitag (diese beiden nur mit einem Epistel-, bez. Evangelientext), Himmelfahrt, Johannisfest (zwistdien dem 1. und 2. Trinitatissonntag), Mariae Heimsuchung (zwistdien dem 3. und 1. Trinitatissonntag), Michaelis (zwistdien dem 15. und 16. Trinitatissonntag). Die polnischen Worte sind nicht selten ausgestrichen und slowinzische dafür darüber geschrieben. Die Höchstzahl der Epiphanias- und Trinitatissonntage weist darauf hin, dass diese Texte nicht einem Jahre angehören, sondern für das Kirchenjahr überhaupt gebraucht wurden. Die Texte sind natürlich Abschriften und die Abschreiber sind wenigstens teilweise unter den Pastoren und Präcen-toren Schmolsins zu suchen. An die unprthographische Schrift darf nicht der Massstab des 19. Jahrhunderts angelegt werden. Ausser den Biowinzischen Glossen, deren einige Dutzend neben oder über dem polnischen stehen, sind zwei Stücke reich an kaschubischen Worten. Epistel und Evangelium des 6. Epiphaniassonntags. Gerade dieses Stück ist von einer fremden Hand geschrieben. Die Epistel (2. Petri 1, 16—24) beginnt: Wir haben nicht den klugen Fabeln gefolget, da wir euch kund ge-than haben die Kraft und Zukunft unseres Herrn Jesu Christi, sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen u. s. w.; das Evangelium (Matth. 17, 1—9) fängt an: Und nach sechs Tagen nam Jesus zu sich Petrura und Jacobum und Johannem seinen Bruder und führet sie bey-seits auf einen hohen Berg — — ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist. 2. Petri 1, 16. Me madrym powiescom niefolgowale, kedesme warn znaioma uczynile moc e przyscie naszego Pana Jesusa Clirestusa. Ale my z oczyma naszymy widzele chwala e poczesznosc jego. Matth. 17, 1. A po szec dniach wziaj Jesus Piotra y Jakuba y Jona brata jego, a wprowadzel je osobie na gore wesok^,. A bei przemieniony przed njmy. — Schluss: A onj podniozsze ocze swoje, nikogo nie widzele, telko Jesusa samego. A key zas zeszle zgore przekazal jn Jesus, mowiac: Nikomu niepowiadayce to widzenie, az Syn cztowieczy z martwyoh wstanie. Ereilich von der gesprochenen Sprache der Slowinzen und Lebakaschuben weicht auch diese Probe bedeutend ab. Der zweite Teil des Buches enthält in deutscher Sprache 1. Gebet nach der Predigt, 2. ein allgemeines Kirchengebet, 3. eine Vermahnung au die Kommunikanten, 4. das Vaterunser mit Noten, 5. den Abendmahlstext, 6. das Gebet nach der Predigt, 7. den Segen und 8. eine Kollekte bei Begräbnissen. Dann folgen polnisch das 3.—8. Gebet. Da äusserlich kein Anhalt geboten ist, wann das Buch geschrieben ist, muss nach inneren Anhaltspunkten für die Abfassungszeit gesucht werden. Solche linden sich im 2. Gebet, die darauf hinweisen, dass die Niederschrift in kurbranden-burgischer Zeit vor Annahme der Königswürde und zur Zeit der Markgrafen von Schwedt (1692—1771) stattfand. Das wäre also nach des grossen Kurfürsten Zeit und zwar von 1688 bis 1701. Der Kurfürst ist Friedrich III., der nachmalige König, seine /weite Gemahlin ward 1684 Sophie Charlotte, die Tochter des hannoverschen Kurfürsten Ernst August; sie starb 1705. Der Sohn und Kurprinz war Friedrich Wilhelm L, der Vater Friedrichs II., der 1708 seine Cousine Sophie heiratete. Die Prinzessin und Tochter war Luise; sie stammte ans Friedrichs III. erster Ehe und starb 1705 als Gemahlin Friedrichs von Hessen-Kassel. Der erste Markgraf von Schwedt war ein Stiefbruder Friedrichs III., hiess Philipp Wilhelm und heiratete 15./25. Januar L699 Johanne Charlotte von Anhalt. Der Ehe entspross als Kind II. Februar 1700: Friederik*; Dorothee, f 7. Februar 1701. Die Zahl der kurfürstlichen Verwandten war ziemlich gross. Dieses Kirchengebet ist also wahrscheinlich, da jenes Kind nicht darin erwähnt ist, zwischen dem 15. Januar L699 und 14. Februar 17i)0 geschrieben, als Sporgius Pfarrer war. Da das Kirchengebet nicht abgeändert ist. scheint es zu diesem Zwecke nach IM. Januar 1701 nicht mehr benutzt worden zu sein, hau 6. Epiphaniassonntag isl am 12. Februar L696 nach dem neuen Kalender gewesen. Da, aber dieser erst am I. März 1700 eingeführt ward, wäre vielleicht an L698 zu denken. Sechste Triiiitatissoiintago gab es dann 1707, 1734, 1753, 1704. Dr. Lorentz giebt 1734 den Vorzug. Das Gebet lautet; Lasset uns hierauf? dem lieben Gott die Noth der ganzen ( hristenheit vortragen und mit einander hertzlich alsoseuftzen: Wir bitten dich Herr Gotl himmlischer Vater, du wollest durch deine milde Güte und Barmhertzigkeit die bände unserer Sünden auiflösen, und alle wollverdiente Straffen gnädiglich wegnehmen, auch unter uns das Reich deines lieben Sohnes dein Wort und die hochwürdigen Sacramente lauter und rein erhalten. Du wollest unsere Versammlung und die gantze christliche Gemeine in aller Seidigkeit und unsträlT liohkeit bewahren. Reinige alle Christen von ihren Lastern, vermehre in ihnen das gute. gib uns deinen Frieden und alles Heyl. Mache zu schänden alle Feinde, sonderlich den Erbfeind christlichen nahmens, den Türcken, wie auch alle andere Feinde samt ihrem feind-seeligen Anhang, so wieder uns und deine christliche Gemeine aus des Teuifels eingeben falsche List fürnehmen. Gib der Römischen Kayserlichen Majestät und allen Christlichen Königen, Churfürsten, fürsten und Herren fried und Eintracht, die Erkäntniss der seeligmachenden Evangelischen warheit und ein gerechtes geseegnetes Regiment. Insonderheit halte deine Gnaden-Augen offen über Seine Churfürst-liche Durchlauchtigkeit zu Brandenburg, unsern gnädigsten Churfürsten und Landesherrn1) und dessen hoehgeliebteste Gemahlin2), wie auch Ihro Durchlauchtigkeit den Herrn Ghurprintzen3), die Churfürstliche Prinzessin und Tochter*), ingleichen Ihro Durchlauchtigkeit den Herrn Marggrafenr>) samt dessen geliebten Gemahlin, wie auch alle übrige Chur-fürstliche Herren Brüder und Geschwister6) und das gantze Hochlöbliche Churhauss Brandenburg, sambt allen desselben Königlichen, Chur- und fürstlichen hohen Anverwandten. Gesegne Sie allerseits an Leib und seele, und behüte ihren Auss- und Eingang für allem Uebel. Verleyhe seiner Chur-fürstliehen Durchlauchtigkeit glückliche Regirung, langes Leben und alles Heyl, so ein frommer Fürst wünschen und erlangen kau. Lege auff dieselbe Lob und Schmuck, und ') Kurfürst Friedrich III. 1688—1701, am 18. Januar 1701 König. 2) 1684—1705 Sophie Charlotte. 3) Friedrich Wilhelm [., König von 1714—40, geb. 2. Aug. 1688, 1708 verheiratet. *) Luise, Gemahlin Friedrichs von Hessen-Kassel, f 1705, Tochter aus erster Ehe des Kurfürsten, von Elisabeth Henriette, Tochter Wilhelms VI. von Hessen-Kassel, seit 1679 verheiratet, + 1683. r') Philipp Wilhelm, Markgrat' zu Schwedt, 1692 1711, Stiefbruder des Kurfürsten. fi) Zwei andere Stiefbrüder Albert Friedrich, f 1781, und Karl Philipp, f 1695, führten den Titel: Heermeister zu Sonnenburg. Tetzner, Slowinzen. " setze Sie zum Seegen ewiglich. Nimb auch, o Gott, in (hauen gnädigen Schutz den hochverordneten Churfürst-liehen Herrn Statthalter, den Herrn Cantzler, und andere Herren Regierungs-Käthe, wie auch die Churfürstliche Hoff-, Camurmer-, Consistoriäl- und Land-Rähte, ingleichen den Herrn Hauptmann hiesigen orths, wie auch die Herrn Be-ampten hieseihst, nebst den lieben ihrigen, und unsere christliche, gottseolige Gemeine. Gib ihnen allerseits den Geist der weissheit, des Verstandes, der Gerechtigkeit und Eintracht, dass allenthalben im Lande, und sonderlich in dieser Gemeine deine Ehre wohne, Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Geseegne gleichfalls reichlich den Eh- und Haussstand, dass sonderlich Kinder und Gesinde in deiner Furcht woll erzogen werden. Verleyhe uns gutt Wetter, Früchte der Erden, Gesundheit des Leibes. Gesegne alle christliche Nahrung und Hanthierung, geseegne den Fischfang an unsern und andern Orthen, ungleichen die Mast und Höltzung, und alles, davon wir und das Vieh unsere Nahrung haben sollen. Stärke die Kranken, tröste die betrübten, geleite die Reisenden, hilft" den nothleidenden, bekehre die verführten und gottlosen, stehe bey den sterbenden: Behüte uns für Krieg, für Pestilentz, für theurer Zeit, für Feuersbrunst bevorab vor einen bösen, schnellen und verdammliehen Todt. Gib uns auch und allen unsern Feinden deine göttliche Liebe und Eintracht, umb Jesu C. unsers Herrn und Heilands willen, Amen. — Die Kaschubismen in diesem und den beiden folgenden Büchern fand Dr. Lorentz. Ii. Schmolsiner Gebetbuch. Ein Pappband, im Format 17 cm lang, 7 cm breit, 3 cm stark, ohne Titel und Seitenzahlen, mit vielem leeren Papier, enthält 1. Lentulii des Römischen Landpflegers in Juden Sendschreiben an den Kaiser Tiberium von des Herrn Christi leiblicher Gestalt, Sitten und Geberden. 2. Eine erbärmliche Klage unseres Herrn Jesu Christi über der Mensehen Unglauben und Undankbarkeit aus dem 15. Kapitel Matthei (Gott unser Jesus so zu uns spricht: Ich bin ewig, ihr sucht mich nicht, ich. bin allmachtig, ihr fürchtet mich nicht, ich bin barmhertzig, ihr trauet mich nicht u. s. w. — Werdet ihr verdampf, ey so beschuldiget mich nicht.) 3. Luthers Freude über die;: Bibel. 4. Liebe gegen Feinde (3. 4. je 1 Seite) 5. Seite mit Kritzeleien. Diese 5 Stücke sind von ungeübter Hand geschrieben, 0. Ein andächtiges Gebet!» umb das lebendige und seelige Erkäntnis Gottes vor dem Catechismus-Examen alle Sontage zu gebrauchen." 7. I. N J. Allerhand schöne! Versehe vor Joachim C. v. Bandemer, (1. Ach möcht ich doch an deiner Brust Mein liebster Jesu liegen Und durch dein Blut den Sündenwust In meiner Brust besiegen. So: wirstu wohl der J. mein und ich dein liebster Jünger sein. 2. Der Pracht und Ubermuth reisst grosse Häuser nieder. Aus Gnaden bauet Gott der niedern Hütten wieder. Drum wollt ihr Kinder dass bestehn soll euer Hauss, So furcht in Demuth Gott und treibt die Sünden aus. 3. Mein Kind betrachte stets des reinen Gottes rechte Und denke immerdar an sein hochtheures Wort, Will Satan und die Wrelt sambt ihrem Mordtgeschlechte darob verfolgen dich, so fahre du nur fort. Gott wird, dass glaube mir, dein Hertz vollkommen machen und geben viel Weissheit wie du von Ihm begehrt. Doch musstu beten stets dabey auch ileissig wachen, Sonst wird gewissl. dir die Bitte nioli gewehrt.) 8. Morgensegen. 9. Beichte. 10. Persönliches Gebet. 11. Kirchengebet (dies weicht von dem oben aufgeführten besonders in der Fürbitte für die Fürsten ab: „Gib der römischen Kaiserlichen Mayestät und allen Christlichen Königen, Churfürsten und Herren Fried und Eintracht"). 12. Polnisch-kaschubische Gebete mit kaschubischen Glossen (stimmen zum Teil wörtlich mit den im vorigen Buche an- 14* geführten Gebeten Überein). 13. Bey Begräbnissen. Texte aus Job. 5, «Job. 11, Rom. 14, 1. Thess. 4; Collecte mit Segen (wie im vorigen Buch), Predigt biblischen Inhalts. „Wenn mein Stündlein vorhanden" und „Nun lasst uns den Leib begraben" in polnisch-kaschubischer Sprache. 14. Polnisch-kaschubische Predigt mit Segen. 15. Dieselbe deutsch, lückenhaft. IG. Abendlied (Dieser Tag ist nun verzehret, so folgt eine Zeit der andern, Stunden, Wochen, Jahre wandern, keine ist, die wiederkehret u. s. w.). Vgl. S. 195. III. Virchenziner Lide. Im Besitz des Rittergutsbesitzers Gustke auf Virchenzin, zwischen Schmolsin und Glowitz, befindet sich ein interessantes Denkmal, enthaltend eine Reihe von Eiden, wie sie um 1720 der Gutsherrschaft geleistet wurden. Einige sind sehr reich an Kaschubismen. Das Buch ist ein mit Sohliesssohnur Verdiener Pappband mit Lederrücken und -ecken, im Format 16 cm lang, 10 cm breit, 2 cm stark und stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es besteht aus 10 Teilen, die später numeriert worden sind, nämlich 8 vorgelegten, zum Teil älteren Blättern, einem Oktavheft und dem eigentlichen Buche. Viele beschriebene Blätter sind herausgeschnitten, so dass beispielsweise die Notiz nach den Eiden, in der „D. V. // N. G. P. et in Dicos. Pommr. immatriculatus" die vorstehenden Kopien bescheinigt, gegenstandslos geworden ist. Auf dem inneren Vorderdeckel steht „Christian Peter (?Vater?) vom Rove ein See fahrender Mann", darunter verkehrt „Baron de N(ardefeldt)". Auf dem inneren Hinterdecke! linden sich: „Vieh in die Wey de zu nehmen, 15 II ausser. - Mellen. — im 5. Buch Mosis am 2. Capitel liss wegen ungehohrsahmen Kindern." Anscheinend von derselben Hand sind auf den vorigen Blättern Notizen verzeichnet, so ein Hinweis nach Stargardt „wegen des lnventarii unndt aesti-mation" zu schreiben, „das über Bütow die Reiter wegen der Execution gesandt", ferner vom Herrn Regimentsquartiermeister Erasmi Francisci brennende Lampe der Klugen abzufordern sei. Von anderer Hand ist ein Sollwechsel über 200 Rthlr. an Frau Catharina Köchin (oder Kochin), die am 11. Mai 1714 Andreas v. Put Kammer empfangen hat und in 6 Wochen zurückzahlen will. Die 10 einzelnen Teile des Buches sind die folgenden: 1. „Eines Vorstehers E y d t." Ein halber Kanzleibogen in Quart gebrochen enthält das gen. Schriftstück in deutscher Sprache. Dieselbe Hand schrieb 3, 4, 9,i-3; eine andre 10,i-n; eine dritte 10,(;-H u. 9,4. Höchstwahrscheinlich gilt er ausser der Herrschaft dem Glowitzer Pastor Hering (S. 151 f.). Eines Vorstehers Eydt. Weil ich von der Herrschaft und von dem Herrn Pastori an dieser Heiligen Stelle zum Kirchenvorsteher erwehlet und angenehmen bin worden; So Schwere ich N. N, zu Gott dem Allmächtigen und seinem Heiligen Evangelio einen Cörperlichen Eydt, dass ich mit dem Kirchen Gelde, Kirchen Sachen treu und ehrlich umbgehen will, und jeder Zeit der Kirchen Nutzen suchen, wen ich mit dem Klingbeutel samle und wenn mir was anvertrauet wirdt, oder wen eine Collecte bey der Kirchentühren gehalten wirdt, auf die Kirche, Kirchen Sachen, und Widdern wil ich lleissige Acht geben, was Schadhaft wirdt, bey Zeiten Kundt (tuhn) machen, dem Herrn Pastori bey seynem Ambte ge-horsahmlieh zur ILimit gehen, und mich über all alss einem treuen, ehrlichen, aufrichtigen und christlichen Manne gebühret und geziehmet auf führen, So wahr mir Gott helfen soll, Durch Jesum Christum. Amen, 2. „ Entert a h n e n E y d t." Ein halber Kanzleibogen, der Länge nach gebrochen, bietet links den deutschen, rechts polnischen Text. Ge- schworen dem Herrn Decano von Podewils, dessen Inspektor und den seinigen. Auf der Rückseite steht: „Jakub Grosck meyneidig", darunter noch „John Lemk,. Griegr Pasc". Vgl. 10,8, Untertahnen Eydt. Ich N. N. Schwere zu Gott dein Allmächtigen und auf seyn Heyl- Evangelium einen Wahren Cörperlichen Eydt, dass ich meiner Herrschaft, dem Herrn Decano v. Podewils dessen Inspector und den seinigen in allen Dingen gehor-sahm seyn will, alles wass Sie mit befehlen mit Treu und FleiSs verrichten, will auch nicht weglaufen und ohne Vorwissen Meiner Herrschaft, mich in keine andre Güther und frembde örther begeben, undt wann Sie mich verlangen, alle mahl mich gesteilen; will auch, so lang ich lohe. Ihr stets getreu verbleihen. Dieses alles will ich leisten und halten. So wahr mir Gott helfen soll durch ■seinen Sohn Jesum Christum. Amen. So ich aber dawieder handeln solte, so gebe Gott, dass ich möge Blindt, Lahm. Taub. Stumm, und stets krank seyn. dass ich kein gedeyen noch Glück in allem Meinen Thun und Vornehmen haben neige. Verllucht sey Meine Nahrung, Vieh und alles wass ich habe, dass gebe Gott durch seinen Sohn Jesum. Amen. 3. Reinigungseid und Zeugeneid. Im Bruch beschädigtes Quartblatt, die 1. Seite 6-, die 2. I3zeilig. Der nur kaschubische Text Lorentz 571, Der erste Schwörende bezeugt seine Unschuld am heimlich abgezapften Bier, der 2. nicht aus Liebe oder Furcht zu seinem Herrn, nicht aus Zorn oder Hass gegen die Zipkewitzer auszusagen. 4. Dreschereid. Format wie 3. Nur ka.se.hubisch. Die Rückseite ist bekritzelt. Text Lorentz S. 571. Der Schwörende verspricht, in der herrschaftlichen Scheune gut zu dreschen und nichts zu stehlen oder stehlen zu lassen. 5. Bürgschaft. Halber Kanzleibogen. Nur deutseh. Der Glowitzer Pastor Gottlieb Hering und der Hauptmann Franz Georg von Galbrecht auf Viatrow als Mitbürge bürgen daselbst für den ehemaligen Inspektor der Rumsker Güter, Johann Josna ßchwartz. Fr bleibt seinem Herrn Adam von Podewils nach abgelegter Rechnung noch 200 Thaler schuldig. Die Bürgen verpflichten sieb am 0. Okt. 1722 „bey namhafter Verpfändung unserer Haab und güther, Liegendt und fahrendt Lehn und ErbeM, dass das Kapital mit Zinsen übers Jahr gezahlt werde und verzichten ausführlich auf alle Ausflüchte. Viatrow, ein ehemaliges Stojentinsches Lehn, brachte Barbara Maria v. Stojentin ihrem Gemahl, Dekan Kaspar Otto v. Podewils, der es 1690 an Ewald v. Putkammer verkaufte. Aus dessen Besitz kam es in die Hände der Galbrechts. Ii. Q u i 11 u n g. Oktavblatt, „12 Tbl. (Fl.?). Von 11. Stojentin auf die roplic des H. General von Wobeser geb. (?) Miehel Ruballe (?) Schneider (?) in Lojow (?). — Christian Put Kammer. L. L. Putkamer pro signo liquidätionis ob C. P. in gr. B. (?) 7. „Avisatio per juris oder Warnung des Meyn-Eides, und erklährung des Eydes, auch das aufheben der Finger." Kanzleibogen, 3 Seiten. Vgl. 10^. Vor dem IS. Mai 1718, also zu Zeiten Adams v. Podewils geschrieben. — Auf der 4. Seite steht eine Quittung über 10 Thaler abgetragene jährliche am 7. April 1710 fällige Zinsen von 20(1 Thalern, die Frau Isabella Constantia, des Herrn Amtsrats N. N. zu Reiussfeldt Ehelichste entrichtet hat, zu Steinberg d, 18. Mai 17ls. — Ob «lies Steinberg das Ackerwerk lud Pottock, 41;2 Meile südlich von Stolp war, das Putkammer besass, oder ein anderes ausserpommersches, ist unbekannt. Namensunterschrift fehlt. Darunter steht noch ein Dolmetschereid, der aus dem Jahre 1731 zu stammen scheint. Er lieisst: Ich N. N. schwere zu Gott dem Allmächtigen einen leibl. Eyd, dass, nachdem ich in Sachen derWittwe v. Zitzewitz (wieder) und Seel. Decani v. Podewils Erben zum Dollmetscher bestellet worden, ich solches getreulich u. ehrlich verrichten, u. denen Zeugen die Articul u. Fragestücke worüber sie vernommen werden sollen imgleichen die Verwarnung des Moin-Eydes u. den Zeugen-Eyd deutlich u. verständl. erklähren, u. ihre Aussage denen Herren Commissariis, so wie jeder der Zeugen es eigentl. auss-sagen wird, anzeigen, auch überall wie einem getreuen Dollmetscher eignet und gebühret, hierin aufführen wolle. S. Abschrift der ersten Seite der Avisatio. Vgl. 7. 9. Oktavheft von 32 Seiten. Beschrieben sind die Seiten 2—17 und 19—20. Inhalt: Unterthaneneid und Holzwärtereide von Zipkow, Rumske (abgedr. Lorentz 569), Lojow. Die ersten drei Eide wurden dem Dekan von Podewils, Adam oder seinem Vater, geschworen. Sie sind deutsch und kasehubiseh. Der letzte hingegen (auf das „anvertraute Holz und Buschwerk bey Lojow") entstammt späterer Hand, ist nur deutsch und ward vielleicht schon dem Christian Gustke geleistet; er ist kurz und allgemein gehalten. Zipkow, wie Rumske und Lojow ein altes Stojentinscb.es Lehn, kam wie jene Ende des 17. Jahrhunderts an die Podewils. Kaspar Otto v. Podewils vererbte es an Adam. 1731 erhielt es für 8000 Thaler sein Sohn Graf Heinrich. Dessen Sohn gewährte Bernoulli Gastfreundschaft, der uns über das Leben und Treiben der Kaschuben daselbst lebensvoll berichtet (S. L58). Damals besass es ausser einem Vorwerk 10 Bauern, (5 Kossätlien, 1 Sehmiede, 1 Schule, 1 Schäferei, 29 Feuerstätten. Der Forst wies beträchtlichen Eichen-und Buchenbestand auf. Holzdiebstahl wurde von den Kaschuben nicht für Diebstahl gehalten, wohl aber von ihren Herren. Deshalb die peinlichen Eide. Rumske hatte gleichfalls einen schönen Eichen- und Buchenwald und besass um dieselbe Zeit ausser dem Vorwerk 8 Bauern, 2 Kossätlien, 1 Krug, 1 Schmiede, 16 Feuerstellen. Nach Adams Tode erhielt es 1731 seine Tochter und deren Gemahl, Hauptmann Ludwig Friedrich Marschall von Bieberstein. Der Inspektor unter Adam war der unter 5 erwähnte Schwarz, sein direkter oder späterer Nachfolger war Christian Gustke. Lojow ging aus den Händen der Stojentins und C. 0. v. Podewils in die Hände Ewalds v. Putkammer über, dessen Witwe sieh mit Peter Friedrich v. Zitzewitz verheiratete. Der gab dies Gut am 14. Januar 1723 für 10000 Thaler seiner Tochter erster Ehe, der späteren Gemahlin George Gneomars v. Zitzewitz. Zwischen einer Witwe von Zitzewitz und den A. v. Podewilsschen Erben kam es dann zu Meinungsverschiedenheiten. Aus jener Zeit stammt der obige Dolmetschereid. Die Erbin Lojows verheiratete sich mit dem Hauptmann v. Schliefen, der 1750 Lojow an Gustke verpfändete. Aus äusseren Umständen ist zu schliessen, dass dieser Gustke als Inspektor der Rumsker Güter das Eidbuch besass, vielleicht beim Uebergaug Rumskes und Zedlins au den Biebersteiner die Eide selbst aufschrieb, den Dol-metsehereid und bei eignem Ervverb Lojows den Lojower Holzwärtereid, ja wohl auch die offenbare Kopie des kaschubischen Schulzeneides 10,7. So hat jeuer Gutske wohl das im Besitze der Podewilsschen Familie befindliche Eidbuch als Inspektor in die Hände bekommen, das vielleicht ein Vorgänger an- gelegt hat. Den Zettel Nr. 6 hat er als Pfandbesitzer Lojows erhalten. Da die Eide dem Herrn und seinem Inspektor geschworen wurden, hatte letzterer gewiss ein reges Interesse daran, dass die rechte Form erhalten blieb. Und so hat Gustke das Erbstück weiter vererbt, bis es an den jetzigen Besitzer in dem benachbarten Virchen-zin kam. Die Familie, der Gustke anfangs als Inspektor beistand, die Podewils, kam Ende des 17. Jahrhunderts durch Heirat und Kauf in den Besitz alter Stojentinscher Lehen im Glowitzer Kirchspiel, die diese Familie schon im 1.5. Jahrhundert besass: Zipkow (Zipkewitz), Warbelin, Rumbske, Rowen, Dochow, Zarrentin (deutsch: Grossendorf). Von Kaspar Otto v. Podewils erhielt sie anscheinend Adam v. Podewils. Als er starb, hinterliess er, wie aus Kneschkes Adelslexikon und aus Brüggemann hervorgeht,, eine Tochter und drei Sohne. Diese wurden am 15. November 1741 in den Grafenstand erhoben, der Generalmajor Adam Joachim, der Kriegsminister Otto Christoph und der Kriegsund Kabinettsminister Heinrich. Im Teilungsvertrag am 22. September 1731 erhielt Otto Christoph Zipkow, Dochow, Grossendorf, Warbelin. Seine Schwester brachte ihren Anteil Rumske, Rowen, Zedlin als Brautschatz ihrem Gemahl, dem Hauptmann Ludwig. Friedrich Marschall von Bieberstein. So kam unser Buch auch in die Hände Biebersteins und dessen Rumsker Inspektors. Rowen hatte Ende des Jahrhunderts 5 Bauern, 4 Halbbauern, 2 Kossätlien, 23 Feuerstellen,. Zedlin 11 Bauern, 2 Kossätlien, 1(5 Feuerstellen. Die Art und Weise der Fide befremdet heute einiger-massen. Die Selbstverfluchung im Zusammenklang mit den darunter geschriebenen Meineidigen weist darauf hin. dass solch«; Eide ein Frevel waren. Die ersten drei Eide sind gedruckt Lorentz 565—572. — Es folgen der erste und zweite Eid deutsch und kasehubiseh, der dritte deutsch. Przisziga Podanego. Ja N. N. prziszigan Bog« wszechmogacemu y swoye swiete Evangely Celesna przisigan, Jsz Ja swoye wierznosci, N. N. y swoyim poszlusnim bitz elian, y wiszstcko co mir roskazon, wiernie y pilnie ucziniecz chan; (Moy uawiod w dobittku w Roli y w statckach dobrze w opatrzici, moy Dom y drugi Budancki nie popustoschitz, ale wiele wiecie. tack wiele przes moje Rockau stacz mosze polepszicz, moje Panstwo y nikomu ynszemu nicz wzaez, ale jich posziteck, we wisztkich wrzeczacb schuokacz, jich skoden tack wiele mosznie odwrocicz Pomagacz, albo tan wszäszu objawicz, Cobi on od wiersznosci moga bicz odwroconi;) Nie chan fcescb neieekatz, y besz wiadomstwo mojieb Panstwo win-schich Dobra y wczidzich krajacb sie ndacz, alle tack dlugo ja zijen, kaszdego czässu wiernie wostacz elian. To wszistko ja chan ezynicz y trzymaoz. tack wiernie mie Bog pomocz ma, przes swiego syna Jesu Christa. y jeszely ja przycincku temu czinicz mialem, tedi day Panie Bpsze Cobi ja sie stalem szlepi, chromi, Gluchi, niemi. y wszitko Chori byllem, y zadne sczesci mialem wszitkicb w mojich nszinckach y wmislach, ale przeclenty niecb (beiidze maja wsziwnosc (chowa) Dobitt y wszistko co ja nnim Amen) one benda Amen. Eines untertahnen Eydt. Irh N. N. schwere zu Gott dem Allmächtigen undt seinem Heiligen Kvangelio einen Cörperlichen Eydt, dass Ich meiner Herrschaft N. N. und denen Seinigen gebobr-sahm seyn will, alles was sie mir befehlen, mit Trew und Hoiss verrichten; (Meine Hofwehr an Vieh, Acker und gerähte, weil in acht nehmen, meine Wohnung und andere Zimmer nicht verderben, sondern viel mehr, so viel durch meine Handt geschehen kau bessern. Meiner Herrschaft noch jemanden anders nichts entwenden, sondern Ihren Nutzen in allen Dingen suchen, und Ihren Schaden so viel möglich abwenden helfen, oder diesen bey Zeiten, damit er von der Herrschaft kan abgewand werden, anzeigen) will auch nicht weglaufen, und ohne vorwissen meiner Herrschaft, nicht in andere Gühter und frembde Ohrter begeben, sondern mich wenn sie mich verlangen allemahl gestellen, so lange Ich lebe, stehts treu verbleiben. Dieses alles will ich leisten und halten, so wahr mir Gott helfen soll durch seinen Sohn Jesum Christum. So Ich aber dawieder handeln solte, so gebe Gott, das Ich möge ßlinnd, lahm, taub, Stumm, und stets kranck seyn, dass ich kein gedeyen in allem meinem tuhn, und vornehmen haben möge, verflucht sey meine Nahrung, Vieh und alles was ich habe. Amen. Eines Holtzwahrters Eydt. Ich N. N. schwere zu Gott dem allmächtigen einen körperlichen Eydt, dass nachdehm Ich von dem Herren Decano von Podewils zu einem Holtzwahrter in Zipkewitz über das Jenige holtz so der 11. Inspector mir anweisen wirdt bestellet, und angenohmmen worden. Ich dasselbe mit allem Fleiss, und treue, bey tag und Nacht wahrten, undt acht haben will, dass so wenig von eigenen alss Frembden darin schaden geschehen möge, und da ich Jemandt betreffen solte, wil ich selbige pfänden, und dass Pfandt dem II, Inspectori zustellen, undt ohn dessen anweisuugs Zettel, keinem, er sey auch wer er wil, ein Stück Holtz abfolgen lassen will, so wahr mich Gott helfen soll. Durch Jesum Christum. Amen. Leszakowa Przisziga. Ja N. N. Prziszigan Bogü wszechmogacemu Celesnan Prziszigan, ysz poki Ja od Pana Decanüssa od Podewilssa, do jednego leszaka wszipkoycach, na, ten läsz, ktori Pan Pyessars mie ukaszacz bedze ustawioni, y przyjeti jem; Ja to yszni ze wsziszka Pilnoscti y wiernosea, (Pilnie y wiernie) we dniu y wnoci doszeracz, y Baoznos'cz niieez chan, ysz tack lieho od wlasznich, jack od ezidzioh wtini skoda stacz ma, ä Cobi ja kogo potrafiez mialem, chan ja isznego szajao albo pfandowoez. y ten pfandt Panu Pies-sarzowi od dacz, y besz tego liscich y Polecienie, nieomu, on bedze tesch kto won cbie, jedna stuckan drzewa pnszcicz chan, tack wiernie mie Bog pomocz ma, przes Jesu Christa. Amen. Eines Holtzwahrters Eydt. Demnach leb N. N. von meiner Herrschaft zum Holz-wahrter und Schützen der Rambscker Güther bestellet, und angenohmmen; Alss schwere leb zu Gott dem Allmächtigen einen wahren Cörperlichen Eydt, dass ich allemahl, wen ich sonsten nicht zu andern Verrichtungen gebrauchet werde, die gesambte llöltzung frühe und spät bereiten oder begehen und gute acht und aufsieht haben will, damit sowohl von fremden alss eigen darin nicht gehauen oder sonsten Schaden zugefüget werden möge, Ungleichen auch, dass die Heyde im Frühe Jahr nicht angezündet (an-gebrandt), und im herbst nicht von frembden leuhten ge-mehet, die Wiesen zu rechter Zeit geheget selbige nicht aussgehütet, die Streuung und Palten (Rasenstücke) nicht zum Verderben der Weide an Schädlichen ehrten gehacket, der Saat von Köhra Kein Schaden geschehen; die Mäste, wen selbige vorhanden, von Keinen andern Schweinen alss die dazu gehören auff gesüttet oder auifgelosen werden mögen. Gestalt ich den alle und jede Verbrecher die Ich im Holtze, Wiesen, Weyde und Mast auf Schaden betreffen werde, auspfänden und dem H. [nspectori anzeigen, auch hierunter Keinen, er sey auch, wer er wolle verschonen, oder aus liebe, gunst, geschencke und gaben übersehen, euch Jemanden Bau- oder brennholtz ohne frey Zettel anweisen, noch abfolgen lassen, sondern mich in allem der gostalt verhalten und bezeigen will, alss einem aufrichtigen, ehrlichen holtzwahrter eugnet und gebühret. So wahr mich . Welcher Mensch nun also verwegen ist unndt fälschlicher Weyse einen unwahrhaften Fydt schwöret, derschweret allermaassen allsso, alls ob er spreche. 1. Zum ersten so wahr ich heute an diesem Tage falsch schwere, so bitte ich Gott den Vater, Gott den Sohn Jesum Christum unndt Gott den wehrten Heiligen Geist, die (—) heilige hochgelobte Dreyfaltigkeit dass ich aussgeschlossen und aussgesetzet werde auss der Gemeinschafft Gottes unndt seiner Heiligen, dass Ich sei ein Fluch meines Leibes, Lebens unndt meiner Seele, 2. Zum andern, wenn ich an diesem Tage falsch schwere, so soll Gott der Vater, Gott der Sohn Jesus Christus und Gott der wehrte heilige Geist die grundlose Barmhertzigkeit unseres lieben Herrn unndt Seeligmachers Jesu Christi mir nimmermehr zu Trost unndt zu Ilüllfe kommen an meinem letzten Ende unndt in meiner Todes Stunde, wann mein Leib unndt Seell sich von einander scheiden soll unndt muss. 3. Zum dritten, wo ich heute an diessem Tage falsch und unrecht schwere, so soll Gott der Vater, Gott der Sohn Jesuss Christus, unndt Gott der wehrte heilige Geist, so woll auch der Fronleichnam!) unsers Herrn Jesu Christi seine unerschöpfliche Gnade, sein Rosinfarbes Blut, sein bitteres Leyden und Sterben, seine unschuldige Marter und Pein an mir nichts giltig seyn. 4. Zum vierdten, wo ich falsch schwere, so soll meine Seele, die da bezeichnet ist durch den Vierdten Finger, unndt mein Leib, den da bedeutet der fünffte Finger, mit einander am jüngsten Tage verlob reu werden, da ich meineydiger Elender Mensch für dem gerechten Richter Stuell Christi Jesu stehen soll und muss. Ich will auch beraubet seyn, von aller Gemeinschafft Gottes, seiness heylsahmen Wortes unndt allen ausserwehlten, ja ich will auch beraubet seyn alles begierlichen Anschauens des angesichtes Gottes und unsers Lieben Herren Jesu Christi, und Ewig Verdammet unnd verlohren werden. Weil nun diesess erschröeklich ist, wie ihr gehöret habet, so müsset ihr Euch, wo ihr ein frommer Christ seyd, unndt in den Himmel kommen wollet, woll bedenken, was ihr schwöret, (unndt nichts mehr, alss die rechte reine Wahrheit ausssagen.) Ich vor meine Person warne Euch treulich vor einem falschen unndt unwahrhafften Eyde damit ihr nicht dem Sathan zu theil werden müget, alss welchem ihr Euch, durch einen falschen Eydt muhtwilliger Weise ergebet. Gott euren Schöpffer aber unndt eurem Seeligmactier Christo Jesu eure Kostbahre Seele, die er so theuer mit seinem Heil. Blute erkauffet unndt erlöset, entziehet, und in die Ewige Verdamnüss, wor auss keine Erlösung zu hoffen, stürtzet. Dafür unss Gott der Allmächtige in allen Gnaden bewahren wolle, durch Jesum Christum Amen. Neben der Auslegung steht nach der Einleitung auch der polnische Text rechts. Der deutsche Text stimmt ziemlich wörtlich mit der erwähnten Avisatio (7, 8) überein, nur hat diese noch einen 5. Teil, so dass der Schluss (nach „Jesu Christi") lautet: „Wo ich falsch Schwehr so will ich dass mich der gerechte Gott, an meiner Zeitlichen Nahrung und allen meinen Güthern straffe, meiner Aussaat undt Hanthierung allen Seegen entziehe, mein Vieh nicht fruchtbahr sei, sondern von den reissendenThieren und Wölfen zerrissen, an dem Tage dahin falle undt sterbe; Ich auch wie ein Sprook (dürrer Ast) am Zaun verdorre, und an meinen Händen und Füssen verlahme, auch auf meinem Todt-Bette nicht eher aufgelöset werden möge, biss ich vor Gott und aller Welt erkandt, dass ich ietzo auf den abgestatteten Eydt ein falsch Ge-zeuchniss abgegeben, undt unrecht geschwohren habe. Hiemit soll ein jeder frommer Ohrist für falschen tinwar h äfften Fyden verwarnet seyn, da mit er nicht zu Letzt dem Teufel und seiner Gesellschafft zu theil werde; dehme Fr sich muthwillig ergiebet, und Gott seinem einigen Schöpfer, Erlöser und Seehligmacber die Köstliche Seele entziehet: dafür unss alle Gott der Allmächtige Gnädiglich behüten wolle, durch Jesum Christum Amen." 10,2. ,,'l uramentu m." lO.t umfasste 26 Seiten, dieser Zeugeneid zwei, die linke bietet deutschen, die rechte polnischen Text. Der Schwörende versichert, die reine Wahrheit „um Gunst oder Ungunst, Mass, Ueberredung, Liebe u. dergl." nicht zu verletzen. 10,;t. „Polnischer Zeugen Eydt." Zwei Seiten. Desselben Inhalts. 10,4. „Eines Unterthanen Co ri sch er Eydt." 6 Seiten deutsch und polnisch. Das Wort curisch ist wohl hier von curia Hof abzuleiten. Vgl. auch Globus 75, 93. Er stimmt fast wörtlich mit den anderen Untertlianeii-Eideu überein und enthält keine Namen. t 1K 1 etzner, Slowinzen. 10.5, Interrogatoria generälia. (Tit 55, § 30 [spater geschrieben.]) 10 Seiten. Links deutsch und rechts polnisch. 1. Wie heysset ihr und wie alt seyd ihr'.' 2. Womit ernehret ihr Euch, was ist eure Iland-thierung? 3. Lebet ihr auch alss ein Christ, haltet ihr Euch auch lleissig zur Kirch und gebrauchet Euch des hoch-würdigen Abendmahls öfters? 4. Wie kompt ihr zu diesem Bezeugnüs? 5. Habet ihr Euch auch mit dem Zeugenführer oder mit dem, welchem ihr Zeugen sollet, oder auch mit eurem mit Zeugen besprochen, was ihr Zeugen wollet unndt sollet? 0. Habet ihr auch einen oder dem andern Theil Habt unndt anschlag gegeben, wie er seine Sache führen soll? 7. Seyd ihr auch einem oder dem andern Theil mit Bluttfreundschafft. mit Schwäger schafft oder sonsten verwand? 8. Habet ihr auch gegen das eine oder andere theil Feind sch äfft? 9. Wem gönnet ihr denn den Sieg der Sachen, oder wem gönnet ihr woll, dass er gewinnen möchte? 10. Habet ihr auch Nutzen oder Schaden auss der Sachen zu hoffen? 11. Wisset ihr auch woll. was Zeugen sey unnd worzu Euch der abgestahte Eydt verbinde? 12. Wollet ihr dann demselben treulich nachkommen unnd die Wahrheit, so viel! Euch von der Sachen bewust ist ausssagen ? 10.6. „Schnitzen Eyd." 3 Seiten deutsch. Geschworen vom Zedliner Schulzen dem Marschall v. Bieberstein. Vgl. Nr. 9. Abgedr. Lorentz 567. Schnitzen Eyd. Demnach ich N. N. von meiner angebohrnen Herrschaft, dein Herrn Hauptmann Marschall von Bieberstein, bin zum Schnitzen in Zeddelin gesetzt und aussersehen worden, so schwere ich hiemit zu Gott dem allmächtigen einen waren Leihlichen Eyd, das ich des Dorfes X. N. Bestes nach aussersten kräften suchen und befodern will, auch dahin sehen, das die Dorffsordnung und Gerechtigkeit, soviel möglich, beobachtet werde. Auf Gränz und mahle will ich lleissig acht halien, auch die Zeuiie und Triften in gehöriger Ordnung zu unterhalten mich befleissen, imgleichen ilarauf Achtung geben, dass Wiesen und Aker zu rechter Zeit geheget und bearbeitet wird. Auf der Bauern ihre Wirthschaft will ich möglichster müssen und nach aussersten Kräften sehen, und vor allen Dingen nicht zugeben, dass jemand auf eines Bauern Aker Korn zur hälfte säe. und .sollte dieses dennoch geschehen seyn. oder ich bemerken, dass ein Baur seinen Aker nicht gut bestellet, oder seine Zimmer und Hofwehr verwüstet und verwarloset so will ich solches sogleich meiner gnädigen Herrschaft oder deren Inspeotori anzeigen, und überhaupt allen Schaden und Nachtheil in meinem untergebenen Dorfe nach aussersten kräften verhüten. Alles wass mir von meiner Herrschaft oder dessen Inspectori und Bedienten anbefohlen wird treulich und fleissig verrichten, auch das mir Anvertraute mit aller Sorgfalt verschweigen, in allen stücken aber treu, gehorsam und willig seyn, so wahr mir Gott zur ewigen seelig-keit helfen soll durch seinen Sohn Jesum Christum. Amen. 10,7. Szautowskä Przysigä. 3 Seiten kasehubiseh. Geschworen (nach d. 5. Nov. 171!), dem Tode Kaspar Otto v. Podewils) dem Dekan ivegierungs-rat Adam v. Podewils (-\- H. April 1731 zu Oelberg). Lorentz 505. Stimmt ziemlich genau mit 10,6 überein. Anfang: 15* S z a u 11) \v s k ä Prz y s i g ä. Gdy ja od mojewä Pänstwä przyrodzonewä Pänä Dicä-nusä Regirungs Ratlia Jädärrj od podewelsow wysoko Rod-zony Pän Bade vvtey wsie N. teras zä, jednewa szautyszä wybrany y wstäwiony, tey ja przysagam do Boga wszech-mogacego, jednä u. s. w. 10,8. Przys^ga Podanego (Unterthanen Eydt). 2 Seiten kasehubiseh und 2 Seiten deutsch. Vgl. 2, 10,4, 9,i- Text fast gleich Nr. 2, nur M. v. Bieberstein geschworen und Gregor statt Griegr in der Unterschrift. Abgedr. Lorentz 567. Lorentz hat folgende 7 Lide als kaschubische herausgegeben: 4 (zwei), 3; 9,i-:,; 10,-. — Auch sie sind nicht in der wirklichen Sprache der Lebakaschuben geschrieben. Wir besitzen drei Zeugeneide: einen kaschubischen aus Zipkewitz (3), einen deutschpolnischen (10,2) und polnischen (10,3); einen Kirehenvorstehereid (1), vier Unterthaneneide: den kaschubischen (10,7) und deutsch-polnischen (2) für Herrn v. Podewils, den deutsch polnischen für Herrn v. Bieberstein (10,s) und den deutschpolnischen 'unschön" Lid (10.4); drei Holzwärtereide: den deutschen Lojower (9,+) und die deutschkaschubischen Zipkower und Rumsker Eide für A. v. Podewils; je einen deutsehen Dolmetscher- (7c) und Kirehenvorstehereid (1), endlich je einen kaschubischen Drescher- (4) und Reinigungseid (3). Die Uebereinstimmung der einzelneu gleichartigen Eide ist leicht erklärlich. Erben ja gerade in derartigen Schriftstücken, wie auch in Anstellungslirkunden, festgeprägte Sätze jahrhundertelang fort. IV. Zieglers Predigten. Zieglers (vgl. S. 122f.) Predigten dienten seinen benachbarten Amtsgenossen zum Muster und wurden wiederholt geborgt und den Gemeinden vorgelesen. Die erste Predigt stammt aus der Zeit vor der Berufung nach Zezenow. 1. L8./6. 36. Ew. na dzien. uarodzcnia Pauskiego. Luk. 2, 1—20; praedwane w Sorg. (?) Panie Boze, ktörego milosie az do niehios siega. kitörego lasko az pod oblocki, jak mozerny lobie dostatecznic dzie-kowac za dobrodzieystwa, ktöras" nam przez syna swego, Pana naszego dezusa Chr. darowal. Bösmy odstapili byli od ciebie i grzeohani naszymi swiete imie tworio spluznili az syna swego nam dates, aby nun etc. Das heisst: Evangelium am Tage der Geburt des Herrn gepredigt in Sorg. Herr Gott, dessen Liebe bis zum Himmel reicht, dessen Güte bis zu den Wolken! Wie können wir dir genug danken für die Wohltbaten, welche du uns durch deinen Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, geschenkt hast. Denn wir waren abtrünnig geworden von dir und haben mit unseren Sünden deinen heiligen Namen beschimpft, bis du deinen Sohn gegeben hast, damit er u. s. w. Diese Probe genügt, um darzuthun, dass der gerühmte kaschubische Prediger, dem schon im 27. Jahre seine kaschubische Predigt nachgerühmt wird, nie daran dachte, das Kaschubische für wesentlich verschieden vom Polnischen zu halten, Das anlautende lebakaschubische wuo giebt er immer durch das polnische o wieder. Man verstand (dien unter der kaschubischen Sprache nur eine veränderte Aussprache des Polnischen. Das gebt auch aus der Antrittsgeschichte des Schmolsiner Pfarrers Edelbüttel hervor. Die an Schreibfehlern reichen Hefte sind wahrscheinlich Abschriften, die älteren stammen aus seiner Königsberger Studentenzeit. 2. 10./10. 36. Luk. 2, 41— 52 w Kröleweu (Königsberg). 3. 18./11. 36. Jan. 10,11 —16 „ „ Miser. Dom. 4. 3./3. 38. „ Zezenowie, Oculi 5. 13./1.3S. „ Krölach. 6. 27.1. 38. Quinquag, 7. 1 4.2. 35. Albo Estomihi. 8. 12./2. 38. Sexages. !). J7./3. 38. Palmarum (Hebr, 4, 9—11). 10—15 sind datiert zu Zezenow am 22. 1. 40, 18.11. 40, 27,/2. 41, 2./4. 41, 22,12. 41, 29.12. 41. 10—21 der 21 Oktavhefte tragen kein Datum, scheinen aber älterer Zeit zu entstammen. Von sonstigen Pfarrbüchern aus Zieglers Wirksamkeit enthält das Archiv noch eine polnische Bibel, das Königsberger Preusssche polnische Gesangbuch, die Evangelia und Episteln, deutsch und polnisch, Danzig 1721, darin sich anhangsweise auch ein Gesangbuch und Einmaleins befindet, Kaschubisches aber nicht. F. Lieder und Sprüche. Die wenigen Lieder, die der Kaschube singt, stehen im Gesangbuch. Dies Gesangbuch ist, wie auch Bibel und Postille, seit über 10(1 Jahren polnisch. Von diesem polnischen Gesangbuch giebt es handschriftliche kaschubische Auszüge und Abschriften, so fand Dr. Lorentz eine solche mit Kaschubismen zu Zietzen, vielleicht gehört hierher auch das von Hilferding auf Seite 1(13 erwähnte. In manch anderem polnischen Buch sah ich handschriftliche Bemerkungen. — Dm- Kaschube liest und singt mit grossem Geschick den Text gleich kasehubiseh, er verändert die Endungen und oft den Vokal, so dass der Eeruer-stehende glaubt, er übersetze aus dem Stegreif in eine ganz andere Sprache. Der Gesang ertönt mit grosser Inbrunst, Der alte 90jährige Bogadtke sang, nachdem er ein Stück aus Dombrowskis Lostille gelesen hatte, das Lied: „Jesus meine Zuversicht, ich mag länger nicht mehr leben.u „Ja, wenn ich noch 30 Jahre jünger wäre, Hesse ich dii1 Bücher noch einmal einbinden," äusserte er in Hinsicht auf seine zerlesenen und sehr beschädigten kaschubischen Bücher; „aber für wen sollte ichs thun, es ist ja nun all alles deutsch." Andere Lieder, die gern gesungen werden, sind: „Ach bleib mit Deiner Gnade." „Ein Wetter steigt herauf." Ein Kluckener Kätner wurde im Glowitzer Krug aufgefordert, etwas Kaschubisch.es zu singen. „Wenn's nicht verspottet wird, gern," war seine Antwort, und nun sang er den neugierigen Zuhörern mehrere Lieder vor und betete auch einige Gebete mit solcher Andacht, als ob er für sich oder in der Kirche wäre. Aber andere Lieder nicht geistlichen Inhalts oder zum wenigsten nicht im Gesangbuch stehend, konnte er nicht. Und genau so verhielt es sich bei den meisten jungen und alten Leuten. Selbst bei Tanz und Spiel. Hochzeit und Kindtaufe wäre nichts gesungen worden als: „Immerrund-iim. und nun rechts rum, immer links rum." Schelmen-Stücke hätte mau nur erzählt. Es gelang mir aber doch, (dinge kleine Liedchen aus ihnen herauszulocken. Manches sangen sie wohl der Anstössigkeit des Inhalts wegen nicht. Aber nach einer Musterung hörte ich sogar im Giesebitzer Krug gemeinsam kasehubiseh singen. Von den aufgezeichneten Liedern ist das erste das vor breite-tste, Ks kam, wie das 3. und (>.. aus Wresehen. Als die Slowinzen in den 60er Jahren zur Unterdrückung des polnischen Aufstandes mit eingezogen wurden, brachten sie einige polnische Lieder mit und sangen sie öfter im Krug, besonders soll ein Klick sie gern gesungen haben. 2 und 4 entstammen Frauenmund und stehen vielleicht in einem polnischen Gebetbuch, 5 hörte ich von einem eingewanderten Czarnowsker; die letzten 7 Sprüche und das 8,—10. Lied verdanke ich Herrn Dr. Lorentz. Die Darstellung der Laute mittels der gebräuchlichen Lettern stösst auf Schwierigkeiten, um so mehr, als einerseits der Unterschied vom Polnischen gekenn- zeichnet, andererseits die etymologische Verwandtschaft nicht verwischt werden darf. Zudem ist der Dialekt nicht rein, sondern mit reinpolnischen Wörtern gemischt. Die Leute aber singen selbst die wenigen Strophen immer wieder anders und verstehen die meisten Worte selbst nicht, so dass nur mit Zuhilfenahme Vieler ein Sinn herauszubekommen ist. Das Rebhuhn im 3. Lied erinnert an ein lettisches, die Bione im 5. au viele litauische Lieder. I. WreHclioner Lied (Klucken) (Fczero wjeczor), 1. Gestern abend sind die Stiere herumgcsprungeii, Den Morgens waren sie im Hilter. Mir wäre nicht se um die Stiere, Als um die kleinen Oehslein. Hei, hohito, dahalo. 2. Hei, dort auf der grünen Wiese, Da liegen zwei graue Bocke. Geh ich von dir weg, liebe Mutter, Wird, ohne mich, dir das Her/, zerspringen. Huru, halu, turu, rukalu. Wrescbner Lied (Fczero wjeczor.) iqzzifXzTz: Nächtens biesteu Hei bi tei - o fort vom Stall die Auf dein grü - neu Stie - re, Ra- sen S'ist mir ja nicht Sah ich heut ein um die jungen graues Böcklein ~«—i-----^ Tie - re, gra - sen. ^--#---*—j|- j---1--!--— # Hai) heut früh im Ila-fcr Lie ■ be Mutter, wenn iclt sie von dir sehn, gel), Ists nun um die jungen nicht geschchn j q Bricht dein Herz eut-zwei vor Gram und Weh. ' tu - ru - ru - ka II. Sprue Ii (Glowitz) (Mjile dzejca). Liebes Kind, denk an Gott, Gott weiss, sieht, hört alles. Amen. III. Mutter und Vater (Giesebitz, Glowitz) (Nasza matkfl kuropatka). (Nasza mäma, duobrä miima.) Unsere Mutter, das Robhühnehen, schlägt die Kinder, Unser Vater, der gute Vater, trinkt Schnaps. (Unsre Mutter, gute Mutter, Früh aufstehend giebt sie gütig Uns ein Ei zum Frühstück, Mittags bat sie sich gebessert, Zweien hat sie eins zerschnitten; Hai versteckt sich abends. Frau Savallisch- Rotten.) IV. Gebet (Klucken) (Nasz serca do buoga). Unsre Herzen zu Gott, Wir fallen zu seinen Füssen. V. Im Garten (Czarnowske) (W ngrudeczku c riwa). Im Garten hab ich gepflückt, Drei Bionen hab ich gepflückt. Nun pflück ich nimmermehr, Denn die Sommerblüte ist vorbei. VI. Unser Polen (Janek in Giesebitz) (Nasza Polsku). Unser Polen ist nicht verloren, Solang ein Huhn im Topf ist, Und wenn das Huhn gekocht ist, Eissen wirs Stück für Stück. — Geliebtes Vaterland —! VII. Sprichwörter, S] 1. Czlowiek miisli, Bog zudzi. 2. Tak jak f las wuelo, tak twe- tojate tradji. 3. Japke panje nie da Ii k wod jahlone. 4. Zdechli pjies nje niou/.e kasec. 5. Znaje toftöoha na fcech piorach, G. Zödni roze bez beko. 7. K noc so kazdi kotji s/.are. 8. Wiele glowa, wiele surnienje. 9. Tak jak mi BÖg pomöze. 10. To je ten könc. 11. Ta, jes glupi ak ciela. 12. Wuüii gräze jak wol kräsene. 13. Jina wjies, Jini pjies. 14. Wöstrziesa rouzga, mjilsi dzejca. 15. Möi, krüöwum dodajöü, pjeck za palöü. 1 (1. .Ja jem inali Me serce je eiste A nicht iiiinä ta mjieszkac Ako Ponn Krestus same. 17. Ten bei na pno slowinstjim rostouni. r ü c h e, Ii ä t s e 1 r e i m e. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Wie man in den Wald ruft, so schallt es zurück. Der Apfel fallt nicht weit vom Stamm. Hin toter Hund kann nicht beissen. Man kennt den Vogel an den Federn. Keine Rose ohne Dornen. In derNacht sind alle Katzen grau. Viele Köpfe, viele Sinne. So wähl1 mir ( lott helle. Das ist das Kode. Du bist dumm wie ein Kalb Kr frisstwie ein Ochse die Krümel. (1 )ieSI. übersetzen :Teut'elskirsclie.) Kin ander Dort, ein anderer Hund. Je schärfer die Rute, je lieber das Kind. Mai, gieb den Kühen noch etwas zu, heize den Ot'eu. Ich bin klein. Mein Herz ist rein, Soll niemand drin wohnen, Als der Herr Christus allein. Der ist noch bis zur slowinzischen (Predigt) geblieben. (Ist betrunken.) 18. Bog je nanii. 19. Nalaus jem ftauszka vüesä. Zelüöne jöjka niesä (Ruch, Z. Klucken.) 20 l). Baba baba ma pjienjadzä Yzelünini liesä. Bji baba, bjl baba. Nöü je doüdum niesä. Nje bjizä, nje bjizä Ta vübüogou bäpka. Na je niesä, na je niesä. Vzelünim czapcä (Priehn-Garde.) VIII1). A n der Seite des Mee Na ti striinjä müörza Pasla. dzefka tküörza. Na ti striinjä jiezöra Pasla dzefka gousöra. Grott mit uns. leb fand einen Vogel im Wald. Grüne Eier trägt er. Die Frau, die Frau bat Geld Im grünen Wald. Schlag die Frau, schlag die Frau. Lass nach Haus sie scharten. Schlag nicht, schlag nicht Das arme Frauchen, Sie trägts, sie trägts In der grünen Mütze. res. (Frau Savalliseh-Rotten.) An der Seite des Meeres Hütete eine Magd einen Iltis. An der Seite des Sees 11 Ütete eine Maffd einen Gänserich. IX. Das Pferde Künjarztji pak Pölüözäli sä znak, Pöt kräszkou varzili, Pjöträskou bünili. irte n- P a c k. (Frau Savallisch-Rotten.) Das Pferdehirten-Pack Legte sich rücklings bin, Kochten unter dem Birnbaum, Bereiteten es mit Petersilie. X. Stromerlieder (Buttke-Garde), a) Ja nie püda düo dum Küöc mie völajou Le ]>üda f karczma Ta ni mie väharbargajou. b) Nie chca na mie chlieba dac Küöc ta stärä rziekla Müszel ja ja przoud v . . Cö znie wüoda ciokla. c) Küöjic Pawel sieka löka, Irina varza möka. _Nie chcol Pavid möka jiesc Kc ehcol lik na Trina liose. Ich gehe nicht nach Hause, Wenn sie mich auch rufen. Sondern ich gehe in die Schenke, Da beherbergen sie mich. Sie wollte mir kein Brot geben, Wenn es auch die Alte sagte (auch: Das sie gestern buk), Ich musste sie lieben u. s. w. Kojic Paul mäht die Wiese, Trina kocht Mehlgrütze. Paul wollte keine Mehlgrütze, Sondern nur zu Trina. ') Vgl. Cenowa, Sbjor p. sw. III, Seite 84. 89. 91. G. Sagen. So arm die Kaschubei an Liedern ist, so reich ist sie an Sagen und Marcben. Ich habe aus dein Munde einzelner Kaschuben in ununterbrochener Reihenfolge mehr als zwanzig Sagen und Geschichten aus Hinterpommern erfahren, und in geselliger Runde erst kann man stundenlang immer nein; und neue Stoffe hören, die an vorhandene Orte, an Bräuche oder Persönlichkeiten anknüpfen. In den Märchen und Geschichten spielt der „dumme Hans" die erste Rolle, jene Gestalt, die ebenso anekdotenreich in germanischen, slawischen und litauischen Gedichten auftritt. Der dumme Hans ist anscheinend bldd, taugt zu Hause nichts, wird vom Vater und den Geschwistern verachtet und rennt dumm und unerfahren in die Welt wie Simplicissimus und Parzival. Im Weltgetriebe aber läuft er bald seinen Brüdern den Rank ab, vollbringt Thaten, die niemand leistet, und kehrt reich und angesehen in die Heimat zurück. Line andere wichtige Gestalt ist der „betrogene Teufel". Seelengierig zieht Beelzebub aus uud schliesst Bündnisse mit den Menschenkindern, die nach landläufigen Begriffen zum Unheil der Menschen geraten müssen. Aber die derbe bäuerische List und Schlauheit der Kaschuben findet immer den wunden Punkt im Pakt, lässt den Teufel die aufgebürdete Arbeit thun und weiss, ihn geschickt um den Lohn zu bringen. Neben dem dummen Hans tritt der „Mann mit dem zweiten Gesicht" als Hauptperson kaschubischer Sagen und Geschichten auf. Er besitzt meist rote Augen, sieht mit ihnen die Geister und die Verstorbenen, sein Blick durchdringt Lrde wie Wände und bringt oft den Beschauten Krankheit, zuweilen kann er auch die Menschen beschreien. Der Mann mit dem zweiten Gesicht sieht öfter als andere Geld „luttern" (aufflammen), ist aber ebenso sehr wie andere Menschenkinder den Geisterregeln unterwerfen, wenn er es in Besitz bekommen will. d. h. er darf dabei nicht reden, s'udi nicht umsehen, ist an gewisse Zeiten gebunden und MUSS die Arbeit ganz allein ausführen. Vielfach findet man ähnlich der weissen Frau den „tollen Gutsherrn". Erlebt inSaus und Braus, nimmt beim Abendmahl die Oblate aus dem Mund, nagelt sie an einen Baum und durchschiesst sie. dann treffen alle Kugeln, er sehiesst aus dem Schornstein und ruft: „Hier liegt der Bock1', und dann ist wirklich ein Stück Wild geschossen worden. Nach seinem Tode geht er im Hause um und erschreckt die Leute. Eine andere Gestalt ist der „Freischütz", der selbst kugelfest ist, und dessen Kugeln unfehlbar sind. Auch der Mensch in Wolfsgestalt, der „Werwolf", wird getroffen. Neben dem „Teufel" treten in den Sagen uoch Wesen auf, die ebensogut den deutschen Märchen eigentümlich sind. Der Kaschube belebt seine breiten moorigen Einöden, seine sumpfigen Wiesen, seine Wälder mit allerhand gespenstischen Wesen. Jeder Kaschube hat den ..wilden Jäger" gesehen. Es ist ganz still, da erhebt sich vor dem einsamen Wanderei' hoch in den Lüften ein Sausen und Brausen, und auf einmal zieht er droben hin mit llussaruf und Hundegebell und verschwindet im nahen Walde. Ein andermal zeigt er sich als „Nachtjäger", meist kopflos, oft ist auch das Pferd ohne Kopf, hau Gespenst ist auch der „Alp", auch bloss „Geist", zuweilen Wahrt (vgl. Mörtride, Mahrtreiten, Alpdrücken) genannt. Er haust in der Heide, legt sich ungesehen ipier über den Weg, und die Pferde scheuen, man weiss nicht, warum. Sie gehen keinen Schritt weiter, und man muss mit ihnen umkehren. Des Nachts kommt er durchs Schlüsselloch und legi sieh auf die Brust der Schlafenden, Und die Hexen im allgemeinen beleben Wald und Feld, bald Böses, bald als „weisse Mädchen" Gutes bringend. Will man sieh vor ihnen hüten, macht mau Kreuze an die Thür oder hoffet ein [»aar gekreuzte Besen über die Schwelle. 1 „Unterirdischen", ähnlich den litauischen Laumen und Barsduken, die „kleinen" oder „weissen Leutchen", wie in Masuren, gleichen den Heinzelmännchen und vogt-ländischen „Graumänneln". - - Einige Sagenstoffe knüpfen sich an Berge, Hügel und Felsen. Warum steht die Glowitzer Kirche nicht auf dem höheren, seit alters als heilig geltenden Fichtberge? Kreilich sollte die angeblich 1000 Jahre alte Glowitzer Kirche dahin gebaut werden, der Platz war abgesteckt, die Steine sollten hinaufgefahren werden. Aber die wendischen Götter sperrten den Weg zu ihrem Heiligtum, die Pferde blieben stehen, niemand konnte sie zum Ziehen bewegen, und so begnügte man sich endlich mit dem zweithöchsten Berge als Kirch platz. Dass auf dem Fichtberg, der ein reiner Sandhügel ist und allerdings ein kaschubischer Opferplatz in der lleidenzeit war, kein fester Grund zu einem Gebäude zu graben ist. vergisst die Volksphantasie. An verschiedenen Orten (Silkow, Osseken, Gross-Boschpol, Garde) befinden sich grosse erratische Blöcke oder Felsen. Wie kamen die dahin? Es sind verwünschte Heuhaufen, Säcke oder dergleichen, die der Fuhrmann nicht fortbringen konnte. „Ich wollte, du würdest zum Stein", rief der Ungeduldige, und hilfreiche Götter erfüllten den Wunsch; so stehen noch jetzt die steinernen Säcke da. Andere dieser Steine sind verzauberte Menschen, ungehorsame Kinder, sich zankende Eheleute, faule Mägde, die zu Steinen verwünscht wurden. Die Schlossberge zu Lauenburg, Belgard, Zezenow u. s. w., die teilweise Ruinen bewahren, sind noch jetzt der Aufenthalt von alten Besitzern. Wie Kaiser Barbarossa sitzt der Kascbubenkönig in einem Berge bei Lauen-burg und ist Kindern erschienen, die Befehle ausrichten sollten. In einzelne Berge sind Kranen verbannt, die erlöst werden können, wenn sie der Begegnende dreimal um den Berg trägt. Das dritte Mal aber versagt ihm gewöhnlich die Kraft, oder er wird von unsichtbaren Mächten gestört. — Auch Schätze sollen dort vergraben sein, die zur Mitternacht zu gewissen Zeiten gehoben werden können, wenn der Schatzgräber nicht spricht und sich nicht umkehrt. Im Lebamoor war ein Berg, der lange Berg, der jetzt verschwunden ist. Der Sage nach ist er auf das (lebet der Unterthanen eines dortigen Edelmannes verschwunden, der an seine Untergebenen das Ansinnen stellte, den Berg zu versetzen. Ausser den Bergsagen erzählt der Kaschube mit Vorliebe See sagen. Im schwarzen Moor bei Rettkewitz (Lebamoor) befindet sich der grundlose schwarze See, der deshalb grundlos ist, weil das Lebamoor früher Meer gewesen sein soll. Man sagt, das ganze Moor ruhe auf der See, zu dieser Ansicht mag leicht die Thatsache beigetragen haben, dass man in den Klucken selbst im Sommer nasse Kniee bekommt, wenn man auf dem ungedienten Stubengrund der Hütten kniet. - Verbreitet ist die Sage über die Insel im Garder See. wird aber überall anders erzählt und gilt bei jedem Erzähler als halb verschollen. Linst sollte der Gardesche Prediger in Rowe Gottesdienst halten; das will er thuu, wenn ein Damm durch den See ginge. Da erbietet sich der Teufel, wenn ihm jener seine Seele verschreibe, bis zum llahnenkrähen den Damm fertig zu machen. Der Pastor ist einverstanden und sofort schwirren die Teufel durch die Luft, Steine herbeizuholen. Schon ist ein fester Punkt im See geschaffen, die heutige Steininsel, und immer eifriger schaffen die Geister Steine herzu. Da wird es dem Pastor angst um seine Seele, er erzählt alles seiner Kran, die aber geht in den Hühnerstall und klatscht, sodass der Hahn kräht. Voll Schrecken bissen die 'reufei die Steine fallen und entweichen. Am Ufer liegen sie noch und haben Zeichen, die wie Pferde- und Hahnenfüsse aussehen, der Damm aber ist nicht fertig. Nach einer andern Fassung versprach einer dem Teufel seine Seele, wenn dieser mitten im Garder See eine Kirche baue, bevor der Hahn krähe. Als die Kirche bis auf die Thür fertig war. kräht (haschlaue Schäfer, um seinen geängsteten Herrn zu retten. Der Teufel aber zertrümmert sofort den Bau und wirft die Steine ans Ufer. Die Ivo wer nahmen jene Steine zum Bau ihrer Kirche, deshalb blutet immer ein Stein über der Kirchthür. Den Seebär hört man noch heute heulen, und die Seeschlange haben viele gesehn, auf 200 Schritt Entfernung zieht sie die Menschen an sich oder spritzt Gift nach ihnen, so dass Wiese und Wald, Mensch und Tier verbrennen. Es giebt aber Leute, denen kann sie nicht schaden, das sind Zauberer, Viehzauberer. Sie haben Bücher und können bewirken, dass das Vieh krank wird oder keine Milch giebt. Entsprechend dem Volksliede, „das Wasser war viel zu tief", erzählen auch die Kaschuben von einem Jüngling auf der Westseite des Sees und seiner Geliebten auf der Ostseite. Er wandert abends stets zu ihr, und sie stellt als Ziel und Weiser ein Licht am Fenster auf. Lud als einst die Lampe ungesehen erlosch, findet der Jüngling seinen Tod in den Fluten. Aus den Fluten des Lebasees tönen oft die Glocken des durch eine Sturmflut zerstörten Lebamünde. Sonntagskinder können sie hören. In anderen kaschubischen Seen sehen solche ein untergegangenes Dorf. Im Ruschitzer Wald ist ein Teich, darin hat sieh eine alle Frau ertränkt. Der verstorbene Giesebitzer Lehrer Nimz fuhr einst abends in den Wald. Die Pferde hielten aber und waren nicht fortzubringen, er musste wieder umkehren. So sollen die Pferde auch nicht fortzubewegen gewesen sein beim Begräbnis eines Giesebitzer Schlossers und eines Herrn l>. Vor der Reformation wurde ein Abt aus Italien nach dem Kloster Kolbatz versetzt. Kolbatz liegt in derMadüje zwischen Pyritz und Altdamm, einem ehemaligen sumpfigen Seegebiet, das Herr von Brenkenhof entwässerte und kultivierte. Der Klosterteich bot dem Leckermunde des Abts keine Maränen, die er in Italien so gern ass. Aergerlich über das unwirtliche Land und die ungewohnte Nahrung verschreibt der Abt dem Teufel seine Seide unter der Bedingung, dass dieser ihm aus seinem trüberen Marüuenteichc in Italien bis zum ersten Hahnschrei eine Ladung Maränen besorgt. Der Teufel holt sie auch, als er aber in die Nähe des Klosters kommt, lässt der Klosterschäfer auf Anordnung des Abtes täuschend sein Kikeriki ertönen. Der Teufel glaubt, die Geisterstunde sei vorüber, und die Seide sei ihm verloren gegangen, und lässt vor Schrecken die Maränen in das Wasser fallen, die seit jener Zeit einzig in jenem Teiche vorkommen sollen. Die Maräne ist aber auch anderwärts in Pommern zu linden, „nur nicht in gleicher Güte-, sagt Bernoulli. Im Schlawer Kreise und an anderen Orten gehen sogenannte Teufelsdämme an der See hin. Von allen erzählt man ähnliche Sagen. Die Gemeinden hätten gern ihr Land vor dem Meer geschützt, hesassen aber kein Geld zum Bau eines Dammes. Der Gemeindevorsteher schloss mit dem Teubd einen Bund, ihm seine Seele zu geben, falls der Böse vor Tagesanbruch die Mauer fertig baue. So eifrig Tetzner, Slowinzen. auch der Teufel arbeitete, so bat doch ein schlauer Hirt oder der Gemeindevorsteher vor Schluss der Arbeit und der Geisterstunde einen Hahnsehrei ertönen und der Teufel aus Schreck die Steine fallen lassen. In verschiedenen moorigen Gegenden kann man Geld luttern sehen, dahin muss man stumm nächtens allein gehen, ein Heil oder Stahlmesser, das mit Kreuzen gezeichnet ist, unter Anrufung der Geister nach dem Feuer wenden, ohne sieh umzudrehen, und schnell wieder mich Hause eilen, hau weisses Mädchen erscheint dabei. Erreicht man das Dach vor Ablauf der Geisterstunde, so findet man anderen Tages genug Geld zu Hause, droht man sich aber um, so verliert man den Kopf, oder der Böse wirft das Beil tödlich nach dem Schatzsucher, oder ein schwarzes Kalb bricht, einem das Genick. II. Deutsche Lieder und Sprüche. In unserem Sprachgebiet dringt, natürlich mit dem deutschen Wesen das deutsche Lied vor. Kirche und Schule, Soldatenleben und Wanderung führten deutsches Gut ein. Freilich meint man, diese deutschen Lieder hätte es im Kaschubischen früher auch gegeben. Das 1'feilsche „Still ruht der See" und die andern namhaft gemachten wurden mit Gründen von den Kaschuben in Anspruch genommen, die nur deshalb von der Hand zu weisen sind, weil sie auch auf andere Gegenden passen. Ich hörte „Bei Sedan auf den Höhen", „Es murmeln die Wellen", „Steh ich in finstrer Mitternacht", besonders aber „Ein armer Fischer bin ich zwar", das indess auch in Hannover und, wie ich kürzlich singen hören konnte, auch in Leipzig heimisch ist. Hier sangen es ein paar Fleischerburschen, dort die Fischer. Ein armer Fischer bin ich zwar. --i---1---x- r-- •p— m r > . Ein ar - raer Fi-scher bin ich zwar, verdien' mein p i> is Geld stets in Ge-fahr, doch wenn Fei Bs - lieb - eben am 00 *=e= -f 'S ✓ ✓ U - fer ruht, dann geht das Fisch'n noch mal so gut. 2. Sie hat ein1 rosenroten Mund, Die Brüste, die sind kugelrund, Die IIiinde sind so zart und fein Und ihre Zähne wie Elfenbein. Ii. Und fahren wir zur See hinaus Und werfen unsre Netze aus, Daun kommen Fischlein, gross und klein, Ein jedes will gefangen sein. 4. Und kehren wir vom Fischfang heim Und ziehen unsre Netze ein, Dann geht Feinsliebchen ins Kämmerlein, Feinsliebchen will jetzt schlafen ein. 5. Des andern Tags in aller Früh, l>a klopft es leise au die Thür, „Steh auf, mein Eiseher, so jung und schön, Du sollst heut wieder fischen gehn." Ii. lud ist der Monat Mai vorbei, Vorbei ist's mit der Fischerei: Dann geht Peinsliebchen zum Traualtar, Es lebe hoch das Fischerpaar.u I Aber nicht nur auf dem See erklingt das Lied. Im Krug singens die Mädchen ludin Kartoffelschälen, und die Bursche trällerns an schönen Sommerabenden. Ein anderes Lied, welches ich vereinzelt und mit grosser Rührung zur Ziehharmonika hörte, lautet: „Aeli könnt1 ich doch in meinem ganzen Leben Noch einmal meine Eltern wiedersehn! Was wollte ich nicht; alles dafür geben, Ach könnte dieses einmal nur gescliehn! Hie sorgten sich für mich und meine Brüder und zogen uns zu braven Menschen auf. Ich sehe sie nun nie und nimmer wieder, Der liebe Gott nahm sie in'u Himmel auf, Die liebe Mutter, die mit tausend Schmerzen Mich unter ihrem treuen Herzen barg, Ich kann an meine Brust sie nicht mehr pressen, Sie ruht nun längst im stillen Sarg. Der liebe Vater ruht im Grabe drinnen, Der unter Sorgen nur gewollt mein Wohl. — Drum liebet eure Eltern, folget ihnen! Nur dann ergeht es euch auf Erden wohl," Die kaschubischen alten Fischer, die meist ein reich bewegtes Leben hinter sich haben und die Meere alle durchfuhren, singen noch ein Lied in Mischmasch-Mundart, das etwa so zu verdeutschen ist: Der deutsche Schiffer fährt übers Meer, Durch Yokohama hallt sein Tritt, Er sucht sich eine kleine Braut Und bringt ihr Gold und Silber mit. Und wenn an ihrer Brust er ruht, Ist sie ihm gut und er ihr gut. Mehr verraten die Grabschriften die Gedanken, insbesondere die religiösen Anschauungen der Kaschuben, obgleich auch sie nur in deutscher Sprache abgefasst sind. Ks ist fraglich, ob überhaupt je eine Grabschrift in ihrer Sprache aufgeschrieben ward: das Kaschubische war immer aufs Gesangbuch, die Bibel, den Katechismus und die Predigt beschränkt. Sagt doch auch Dohling (1834): „An Denk- und Grabmälern aus damaliger Zeit (Christianisierung) linden sich keine Schriftzeichen, auch an den Steinen in den Steinbrinken, auf deren Grunde durch Menschenhände besondere Steine geordnet und zusammengelegt sind, findet sich keine Spur des Meiseis; die Urnen darin sind von schlechter Masse und auch nicht gross, etwa von der Grösse einer Kegelkugel, von Lehm, sehlecht gebrannt: meist sind sie schon zusammengefallen, wenn sie aufgedeckt werden: sie stehen in viereckigen, oft auch dreieckigen Höhlen, und von Metall ist nichts darin zu finden." Bediente man sieh schon ehemals des Kaschubischen als Denkmalsprache nicht, so noch viel weniger später, als das Deutsche siegreich vordrang1). — Grabsprü che: 1. Dem Vater und der Mutter mein War ich ein Liebes Töohterlein, (iott aber, dem ich lieber war, Nahm mich in seine Engelschar. Noch netzet ihr die Wangen, Ihr Eltern über mir. Euch hat das Leid umfangen, Das Herze bricht (Hieb schier. Des Vaters treue Liebe Sieht sehnlich hier ins Grab, Die Mutter stehet trübe Und weiul die A.Ug6H ab. 8. Nun gehet weg von meinem Grabe, Geht heim nach euren Häusern zu, ') Cenowa (Gramm. S. 7) bringt keine Belege für sein vermutetes Runenalphabet. Logt nun die Trauer wieder abe Lud gönnt mir meine Ruin .Mein Lette ist mir recht gemacht, Drum liebste Freunde, gute Nacht. 4. Wenn ihr euch könnt bedenken, Wenn ihr mich lieben wollt, So dürft ihr euch nicht kränken Ob dieses Todes Sold. In diesem Weltgebäude Hab ich euch ja geliebt, Drum gönnt mir doch die Freude, Die mir mein Heiland giebt. 5. Geseg'n euch Gott, ihr Meinen, ihr Liebsten allzumal, Um mich sollt ihr nicht weinen, [oh weiss von keiner Qual, Den rechten Port noch heute Nehmt lleissig ja in acht, In Gottes Fried und Freude Fahrt mir bald alle nach. (j. Wie manche Widerwärtigkeit Hütt1 ich in meiner Lebenszeit. Nun aber ist mir nichts bewusst, Denn ewigliche Freud und Lust. 7. Es ist vollbracht. Ich will mich legen Zur Ruh auf Christi Grabesstein, Die Engel sind allhier zugegen, Ich schluinmre sanft mit Jakob ein. Dir' 11immelspfort ist aufgemacht, O Lebenswort, es ist vollbracht. 8, Auf diese Weise will ich sterben, Die Gotteslieb, das Jesusblut Machts schon mit meinem Ende gut. 9, So ruhet denn, Teure, in Frieden In einer gemeinsamen Gruft, Bis einst aus dem Staube hienieden Her himmlische Vater euch ruft. Ich hab mich Gott ergeben, Dem liebsten Vater mein, Hier ist ein Jammerleben, Es muss geschieden sein. Der Tod kann mir nicht schaden, Er ist mir mein Gewinn, In Gottes Fried und Gnaden Fahr ich mit Freud dahin. 11. Beweint mich nicht, ihr Lieben, Ich sterbe Gott, nicht euch, Was wollt ihr euch betrüben, Ich bin in Gottes Reich. 12. So gings den lieben Alten, An deren Fuss und Pfad Wir uns noch täglich halten, Wenns fehlt an gutem Hat. Wie musste sich doch schmiegen Der Vater Abraham, Eh als ihm sein Vergnügen Lud rechte Wohnung kam. Unter den Pröpel- und Besprechformeln, den Kinderversen und Abzählreimen habe ich viele gefunden, die fast wörtlich auch in anderen Gegenden vorkommen. Es giebt von letzteren genug gedruckte Sammlungen, die die Lehrer ganz Deutsehlands kennen, und beim Spielen der Kinder in den Zwischenpausen einüben. Im nördlichen Vogtland habe ich oft das nur halb verständliche Ringelreihenlied vernommen: Ringel, ringe] Rosenkranz, wir treten auf die Kette, Dass die Kette klingen soll llar und klar wie ein Schar, hat gesponnen sieben Jahr. Sieben Jahr sind um und um Dreht sieh Jungfer Bertha um. Bertha hat sich unigekehrt, ihr Sediat/, hat ihr ein' Kranz beschert, Von veilchenblauer Seide, ihr Schatz ist nicht gescheide. oder auch: Der Zaun, der wird geflochten, Mein allerliebstes Berthiehen Willst Du mir helfen Hechten, So komm und Hiebt mit mir. Klar, klar wie ein Haar, Hat gesponnen Bieben Jahr u. s. w. In Giesebitz hörte ich: Wir treten auf die Kette, dass die Keile klingt, Wir haben einen Vogel, der so schöne singt. Kr singt so klar, wie ein Star, Hat gesungen sieben Jahr, Sieben Jahr sind um und um, Fräulein Hertha dreht sich um, Fräulein Bertha hat sich umgekehrt, Ihr Schatz hat ihr einen Kranz beschert, Kinen schönen grünen Jungfernkranz. Ein anderes Ringelreihenlied lautete: Wir fahren nach Jerusalem, Wer fährt mit? Nun du, mein liebes Schätzelein, Du fährst mit. Sprichwörter: Wo man sein Geld verzehrt, da darf man in die Stühe spucken. Hesser besoffen, als ersoffen. Man muss mit den Flöhen springen. Für Geld kann man den Teufel tanzen sehen. Mols der Teufel, Gott giebt's wieder. Sprichwörter und Ausdrücke der Wendisch-Deutsphen zwischen Divenow und Lupow, die Ilaken von der „echt wendischen Nachkommenschaft" zwischen Lupow und Leba unterscheidet, führt Haken (Brüggemann I, 64/65) an. Sie bieten ein Gemisch von kaschubischen und plattdeutschen Ausdrücken. Schiert en bätken int Döritz un labt us en Muhlken vull kulzen. (Geht ein wenig in die Stube und lasst, uns etwas reden.) Ku düglich Belg (ein artig Kind): en lutk Lüt (ein kleines Kind); davalszk (thöricht); Hon (Ecke (»der Winkel), laicht (Luft), behäuwen (gebrauchen; vgl. Behuf), Nadup (eine Art Alkoven), Ath (Vater). Syy jy nach gaut weelig? (Befindet ihr euch noch wohl?) Wedder den Baekafen pusten (ohnmächtig sich aufbäumen.) Köp dy n'en Buek, sodoerst nich melken. (Wer faul ist, hat keinen Lohn.) AVenn die Kinner klen sind, wyst mau sei af mit'm Appel un Lappen, wenn sei grot waren, mut't ganz anners klappen. (Kleine Kinder kosten etwas, aber wenn sie gross werden, kosten sie viel mehr.) Sei süht uth, ass wenn sei uth den Arften iagt ist. (Sie sieht verwildert aus.) Gif em wat unnern Bart, so wardt wohl krygen gaude Art, ((Jieb dem Vieh nur zu fressen, so wird sichs wohl bessern.) Im Winter iss baven an, wo man de Bratäppel langen kann. (Im Winter ist beim Ofen die beste Stelle.) Sei süht uth ass Melk un Blaut, mau kann sei immer ut Sult un Water geneiten (ein Prachtmädel). Die Braut mut spinnen. (Die Hochzeit ist aus.) Wat schallt Honng in der Teerbütt. (Was ist ihm Hekuba, oder: Was nützt der Kuh Muskate!) Neeken, dat (buht hei nich, in den hülternen Büchsen (Kanzel) steint hei nich. (Das thut er nicht, er hats ja nicht von der Kanzel gesprochen.) Dem iss dei Seil in den Fullen verbistert. (Die Seele hat sich in die Falten verirrt = er kann nicht sterben.) AVer myn Mauder (Mutter) neck ne Zeg (Ziege), un ick 11e< 1 < 1 man gauden Dog (Gedeihen), Dei der voer der Hüll sitt, mutt den Düvel tau Vaddern bidden. (Wer einem schaden kann, dem muss nein Freundlichkeit erweisen.) Fruwens Rath un Bauckweitsat raden sillen, averst wenn sie raden. so raden sei oock recht tau doegen. (Frauenrat und Buchweizensaat geraten selten, dann aber gut.) He lieft morgen nen fetten Dumen. (Er bat morgen Schmauss.) Kunst oock all Eier kaken? (Willst du schon Frau spielen ?) Wer na Noten fidelt, den dort dei Precepter nich Up dei Finger slan. (Wer nach der Vorschrift handelt, darf nicht dafür verantwortlich gemacht werden.) Fischt lud nich wat, so schüft hei wat, (Fischt er nichts, so schiesst er was.) Hei iss so (link ass en ult Büssenschlott. (Fr will gern (link sein, aber er ist zu alt dazu.) Hei kann mit'm Ellbagen nich in dei Fobke (Tasche) kamen. (Fr ist geizig.) Fn Düvel hiitt den annern Glupogg (Sackträger). Wenni den Düvel zehn Jahr Huback (huckeback) dregt un setten enmahl unsacht nedder, helpt alles nisst, (Bei Undankbaren ist jede Gutthat vergeblich.) Wen'm mit dem Knaken (Knochen) na m lluiin smitt, so kachinkt (schreit) hei nich. (Bestechung.) Man mutt vaken (oft: Mitteid. fartn = forthin) nen swarten Hund Schwan heiten. (Man muss oft anders reden oder handeln, als man denkt,) Hei geiht ass der Hund na der Köst. (Er geht nicht den geraden Weg.) Dat Beir folgt dem Tappen, steck tau, so dörft nich jappen. (Trink massig, so hast du immer was und darfst zuletzt nicht schmachten.) Wenn dei Kark oock noch so grot iss. dei Preister predigt doch man so vel ass hei will. (Dies Sprichwort gebraucht man. wenn jemand ein grosses (iefäss darbeut, in der Meinung, man soll ihm viel darein geben.) Wenn't taum Klappen kiiint, isst' Grootmauders Slaapmütz. (Am Ende ist es nichts.) Sei hebben eren eignen Kopp, ass dei Kügianschen Gänse. (Sie bleiben bei ihrer einmal gefassten Meinung.) T7 sitt em nich in den Kledern, 't sitt em im Lyv. (Das ist bey ihm keim' Gewohnheit, die er wieder ablegen kann, es ist seine angebohrene Gemütsart.) Hei wett das Wysken (Weise) wol, man nich dat Wörtken. (Er weiss die Melodie wohl, aber nicht das Wort = er weiss wohl, wie ein Ding sein soll, alter nicht, wie er es machen soll.) En unslagen Wyf iss ass en unsolten Kohl. Prediger Backe-Fritzlar führt dies Sprichwort an, schildert die Tracht der Wendisch-Deutschen, übereinstimmend mit der kaschubischen in der Farbe, alter in der Ausführung anders. Die Frau hat einen Papplatz, Beim Hoehzeitstanz führt der Hochzeitsdiener jedem Burschen ein Mädchen zu mit den Worten: „Ich habe deiner gedacht und dir ein schmuck jung Mädchen gebracht, verschmähtest du meine Hand, so wirst du ihrer nicht verschmähn," 1. Die slowinzische und die lebakasehubische Sprache. Lautlich unterscheiden sich die pommerischen slawischen Dialekte unter sich wie vom Polnischen. Schon Brüggemanns Gewährsmänner machen darauf aufmerksam, desgleichen der Gross-Jannewitzer Superintendent Döhling. der um 1834 die Abweichung der Vokale und den Vorsatz des w besonders hervorhebt. Hilferding stellt mehrere Unterschiede des Slowinzischen von den anderen Mundarten fest. Das Lebakasehubische. rechts vom Kluckenbach, das gegenüber dem Slowinzischen das 1 besitzt, ist nahe mit dem Kaschubischen, dessen Grammatik wiederholt behandelt worden ist, das Slowinzische mehr mit dem Polabischen verwandt. hanige ausser]iche Unterschiede des Slowinzischen vom Polnischen sind die folgenden: Langes a wird meist wie im Posener Dialekt diphthongisiert, ebenso o; stary (alt) begegnet als stauri; broda (Bart) als bruoda, brüda; sowa (Eule) als suowa, jede (Feld) puole, noc (Nacht) nuoc. Im Anlaut treten u. o als wu, wo, wuo auf, so ocet (Essig) als wuoct, ogrod (Garten) wuogrod, ucho (Ohr) als wuchö, osika (Espe) als wuoska. Das unbetonte o ist zu kurzem ö geworden oder ausgefallen, vgl. pioro (Feder): piorö, mieso (Fleisch): miasö, jezioro (See): jiezörö, koniec (Ende): köne. Der Vorschlag des j vor i ist gewöhnlich, so izba (Stube): jizba. Polnisch u als ä in suchy (dürr) säclioj: y als ä in my (wir): mä. ryba (Fisch): räba, ptynac (fliessen); plänac (ich hörte auch planne); ra als rej in rak (Krebs) i'ejk. radosc: rejdosc, rana: rejnä; i bald als ä, bald Schwankung als a in zimny (kalt) zämno, zämno, glina (Bohne): gläna. Die Schwankung der Vokale, die gewiss auch Gesetzen unterworfen ist, halte ich oft beobachtet und bei denselben Leuten Vertausch ung gefunden. Sr als str in srebro (Silber): strebro, sroda (Mittwoch); strado, stroda, struodä. GL dj in ogien (Feuer): wödjen, wuodjen, ultogi (arm): wubodji. Twj: czw in twardy (fest): czwardi. W: f vor stimmlosen Konsonanten, wtorek (Dienstag): ftork, |t: f, ptak (Vogel): ftöch; k vor zu eh. kto: chtuo. Die Diminiutivbildung ist noch häufiger als im Polnischen, piec (Ofen): pieck, gora (Berg): gorka, topar (Beil): topork. Metathese in brona (Egge) Dorna. Bedeutungswandel: wapno (Kalk): Kreide, drzewo (Baum): Holz, noga ( Bein, altbulg. Fuss) = nuoga (Fuss), obrzad (Zeremonie): Beichte (wuobrod). Das Schriftpolnische kennt viele Worte und Formen nicht, die das Slowinzische hat. Wie der Masure nennt er die Frau bialka, ein altes Haus kalusza. In der Flexion lebt noch der Dual und die Unterscheidung der drei Geschlechter im Verb, die gelegentliche Verwendung des Nominativ für den Akkusativ und die Vermischung mit dem Dativ beruht vielleicht auf plattdeutschem Finlluss. Im Personalpronomen lautet ich (P. ja): jo. dich (ciebie): cä, ta. Die Grundzahlen 12, 20, d*1. 100 werden meist durch die Substantive dac (Dutzend), stäga, (Stiege), kuope (Schoek), st.im (Hundert) wiedergegeben und dementsprechend für 30 = halb Schock, für 40 zwei Stiegen (städji), für 50 halbhundert, für 70 3J/2 Stadien oder Stiegen gesagt. 1000 und Million werden deutsch benannt. 21, 22 werden in deutscher Art gebildet: jedena dwa dziesee. 1*. dwa dziescie dwa. Die Konjugation weicht von der polnischen ab. So heissen die Formen von Slowinzisch bec sein (P. byc) im Präsens: jo jiem (P. jestem), ta Jos (jest.es), won je. wuoiui je. wuono = to je (jest), ma jiesmü (jestesmy) wa jescä (jesteseie), ni so (sa). Dual: jesma. jesta. - Im Präteritum: Sing, bei, bälä. bald; IMur. bäli. bälä. bälä: Dual: büla, bälä. Imp.: badz. bndzäeo (Dual: badzäta), Futur, jo Imda. Perfektpartizip.: bäti. Von haben (miec) lieisst das Präsens jau niouni. ta mosz. wuon mo. na ino. tuo uiö; ma inoiimä, wa möcä, ni mäjo (Dual: moiima. inota). Das Imperfektum: ja mjöl; Flur: ma mjali. wa. ni mjalä. Der Imperativ: iniej. mieee. Vuii schreiben lieisst das Präsens jo pjisza, ta pjiszesz (auch: ta pjisziszt, wahrscheinlich in Anlehnung an das Deutsche), wen (wuona, wuono tuo) pjisze; ma pjiszeme, wa pjiszece, ni pjiszo. Das Präteritum: jo pjisul, das Futurum: jo luuia pji-sul, der Imperativ pjisze. Leber die slowinzische Sprache äusserte sich seiner Zeit Hilferding: „Die besonderen Eigentümlichkeiten der slowinzischen und kaschubischen Sprache. Der Dialekt, welchen die letzten Ueberreste der baltischen Slawen (die Slowinzen und Kaschuben) sprechen, hat mit der polnischen Sprache die meiste Aehnlichkeit. Wir linden ausserdem in verschiedenen schriftlichen Denkmalen innige Bruchstücke des Dialekts der slawischen Bevölkerung, welche ehedem an der Elbe und im westlichen Teile der baltischen Küste existiert»;. Diese Bruchstücke bezeugen, dass die Sprache der ehemaligen Bewohner von Mecklenburg, Brandenburg und des Lüneburger Wendlandes dem Typus der polnischen Sprache nahe stand, jedoch auch ihre charakteristischen Eigentümlichkeiten halle. Dieses durch verschiedene historische Fakta bestätigte Zeugnis besonderer linguistischer "Merkmale führt zu der Annahme, dass die polnische Sprache und die Sprache der baltischen Slawen einen gemeinsamen Zweig der slawischen Sprache bildeten, einen Zweig, welchen man den lechischen nennen könnte, und dass dieser Zweig in zwei Dialekte zerfiel, nämlich in den polnischen und baltischen, gerade in der Weise, wie sich der russische Zwang in den grossrussischen und in den kleinrussischen geteilt hat. Die Sprache der Kaschuben und pommerschen Slowinzen ist das letzte Leberbleibsel des baltischen Dialekts, dessen Umfang im Mittelalter wenigstens dem Umfange des polnischen Dialekts gleichkam, den aber anglückliche Umstände nach und nach schwinden machten und noch weiter von der Erde schwinden lassen. Demnach ist die unter den Gebildeten des Inlandes herrschende Meinung, der kaschubische Dialekt sei weiter nichts als eine verdorbene polnische Sprache, eine durchaus falsche Ansieht: ebenso falsch, als wenn jemand versichern wollte, die Kleinrussen sprächen eine verdorbene grossrussische Sprache. Diese Meinung konnte jedoch leicht entstehen und ist sehr zu entschuldigen. Die Sache ist nämlich (liest1, dass der baltische Dialekt in den Gegenden erloschen ist, wo er die ganze Vollständigkeit seines selbständigen Typus besass. d. i. an den Ufern dei- Elbe und im westlichen Teile der baltischen Küste; wir kennen ihn nur an solchen Oertlich-keiten, wo er mit der reinen polinscheu Sprache angrenzt und wo, natürlicher Weise, in der Aussprache des Volkes der Uebergaug zu dieser zu hören ist. Man stelle sich einmal die kleinrussische Sprache überall als ausgestorben vor. ausgenommen da, wo sie mit dem grossrussischen Stamme angrenzt, z. B. am Rande der Gouvernements Kursk und Cernigov: in diesem Kalle würde es schwer halten, sich den eigentümlichen Typus dieser Sprache vorzustellen und sich von der Meinung loszumachen, die dasige Sprache sei nur (du verdorbenes örtliches Idiom. Die fortschreitende Annäherung zur polnischen Sprache hört man sozusagen Inn jedem Schritte im Kaschubenlande mudi Massgabe dessen, wie man sich vom Westen nach Osten und vom Norden nach Süden bewegt. Demnach ist es nicht möglich, den normalen Typus des kaschubischen Dialekts zu bestimmen, oder es kann dieses nur bedingungsweise geschehen, indem man das Idiom irgend einer Oertlich-keit als Norm annimmt, wie dieses Herr Cejnowa in den von ihm herausgegebenen Büchern gethan hat. Er hat die Sprache zur Norm angenommen. Welche in seiner Heimat, im nördlichen Kaschubenstrich des Kreises von Neustadt in Westpreussen herrscht: allein diese Norm ist der pol- nischen Spruche viel näher als der Dialekt der Kaschuben und namentlich der Slowinzen in Pommern, und viel entfernter von ihr als der Dialekt der Kaschuben im südlichen Teile des Kreises Neustadt und in den Kreisen ('arthaus und Behrendt. Die Redeweise der armen Fischer und Kolonisten, weicht; am Garden- und Lebasee in Pommern wohnen und Slowinzen und Kabatker genannt worden, war mir Vorzüge lieh dadurch interessant, weil in ihr dieser Dialekt in seinen eigentümlichsten Zügen auftritt. Wenn es möglich wäre, einen bestimmten Typus in den erlöschenden Ueberbleibseln des Dialekts der baltischen Slawen anzunehmen, so müsste man ihn hauptsächlich in den Dörfern der pommerschen Slowinzen und Kabatken aufstellen. Demgemäss erlaube ich mir auf die wichtigsten Kennzeichen der dasigen Redeweise aufmerksam zu machen. 1. Der Vokal a geht in 0 über und zwar gemeiniglich, wenn er den Accent hat, allemal aber, wenn er lang ist. Der Kinfluss der Länge ist besonders in den grammatischen Formen bemerklich, z. B. duobro zona,, vielgo reba; jo oder ja; znaja, te znosz, won zno. (In den Formen duobro, vielgo, znosz, zno liegt das lange a; — im Böhmischen wird das lange a — ä durch einen Strich bezeichnet. — denn es verwandelte sich infolge der Kontraktion. Red.) Auch geht a, beständig in o über in den Ludungen des Adjektivs auf any, z. B. poddoni, wotesloni. und es wird in diesem Falle allemal gedehnt ausgesprochen. Allerdings hört man beim Sprechen ein fortwährendes Schwanken zwischen a und o, besonders wenn die betreffende Silin; den Ton hat; ein und derselbe Mensch spricht bald ja bald jo, jetzt gadac, dann godoc oder godac, denn es herrseht hier eigentlich ein Mittellaut zwischen beiden Vokalen, der sich bald auf dies*;, bald auf jene Seite neigt und sich durch die Schrift nicht ausdrücken lässt. 2. Nach dem Konsonanten r zu Anfang des Wertes geht a in e über, z. B. redosc, remja; allein man kann auch radosc, rad u. s. w. hören. Ein Uebergehen des a in e findet man auch in andern Fällen; ich hörte es öfters bei den pommerschen Kaschuben. wenn a den Ton nicht hatte, z. B. on gade (er spricht), on gadel, oni gedali u. dgl. mehr. 3. Der Vokal o zerfällt, wenn der Accent darauf ruht (öfters jedoch auch im Falle der Accentlosigkeit) in einen dem o e oder u e ähnlichen Doppellaut, worin sich der Laut hauptsächlich auf e stützt. Diesen Doppellaut habe ich durch ö bezeichnet. (Herr Ceynowa schreibt jedoch 6). Im nördlichen Teile Westpreussens (in dem Dialekte, in welchem Herr Ceynowa schreibt) ist dieser Uebergang vorzüglich im Schwange und hat seine Stelle stets nach den Lippen- (b, p, v, w, m) und Kehlkonsonanten (g, k, ch). Auch nimmt o zu Anfang des Wortes öfters diesen Laut an, es ist jedoch dann an diesem Doppellaut eine kräftigere Aussprache zu bemerken, oder es verbindet sich damit der Anlaut w, welchen die Kaschuben, ähnlich vielen andern Slawen, dem Vokale voranzusetzen pflegen, mit welchem ein Wort anfängt. Lebrigens herrscht auch hier die grösste Willkür, besonders bei den Slowinzen und pommerscheu Kaschuben: man hört bald chodzic (mit reinem o), bald chödzic, bald won (st. on) oder wön, bisweilen sogar wiiii und schliesslich auch noch das reine on, und das alles in der Hede eines und desselben Menschen. (Ich bemerke hier ausdrücklich, dass w ein solches w bezeichnen soll, welches sich zum Halbvokal nähert, gerade wie das w, welches im klein russischen Dialekt l vertritt, oder wie das englische w. Das reine slawische w wird durch v ausgedrückt. Bisweilen geht o in ein langes u über, z. II. wön püdze, er wird gehen; bisweilen aber in uo. z. B. Buog, duobri. Tetzner, Slowinzen. 17 4. Die Vokale y. u und i (der erstere fast überall, der zweite aber nicht selten im Falle der Accentuierung und nicht zu Anfang des Wortes) geben in das kurze iiu-jotierte e über, z. B. bei — byf, reba = ryba, paleea . palyca, desza — dusa. In einigen Wörtern wird y auch wie i ausgesprochen, z. B. pitac; übrigens sagen die eigentlichen Kaschuben: petac, aber in dem von den Slowinzen und Kabatkern gebrauchten Worte nynia (jetzt) wird der y-Laut klar genug gehört. In der Endung, wenn sie den Ton nicht hat, schwankt y zwischen e und i und nähert sich dem ersteren in den Formen der weiblichen Deklination, (z. B. rebe — ryby, bele = byly), zum andern aber in der Endung der Adjektiva auf y (z. B. duobri, doni — dany), wenn diese Endung jedoch den Ton erhält, so wird dieses i stets rein und lang gesprochen (z. B. zli, chori u. s. w.). An einigen Orten, z. B. in Svorzevo und um Putzig, desgleichen in Chmielno (im Karthauser Kreise) erhält der Vokal u in der Mitte des Wortes öfters den Laut des französischen u oder deutschen ü (z, B. drügi. glüpi). 5. Die Nasallaute werden von den Slowinzen und Kaschuben stets deutlieh ausgesprochen und erleiden bei ihnen eine sehr verschiedene Nüancierung, so dass das polnische a und e bald als a, bald als c, bald als o. bald aber als u lautet. In Chmielno und den Nachbardörfern wird a zu Ende des Wortes öfters wie um gesprochen (z. B. sobum). Obgleich der Nasallaut öfters so entschieden ausgesprochen ward, dass er sich dem Konsonanten n nähert, so verbirgt er sich eben so oft und gebt in a, e und o und schliesslich auch in u und ou über. Auf diese Weise findet mau bei den pommerschen Slowinzen und Kaschuben alle die Abänderungen, welchen die Nasallaute sonst bei allen slawischen Stämmen zusammen unterworfen werden, und dieses an einer und derselben Oertlich-keit und in ein und denselben Wörtern. So sagt der Slo- winze bald: ja bada, wöni budu, bald: ja bada. bald: ja boda, bald: ja budu, wöni budu. wöni bodo; man hört: zamb, zumb, zob, zub; stampic, stopic, stupic. stoupic; sa. se, sa, se (== sie) und dergl. Die von mir aufgeschriebenen Wörter habe ich stets ganz genau nach der Nuance des Nasallautes aufzuzeichnen gesucht und deswegen, ausser dem polnischen a. (welches in kaschubischen Wörtern jedesmal als ang zu sprechen ist) und e, auch noch die Bezeichnungen o und u (welche nasales 0 und u bedeuten sollen) angenommen, (i. Die slawischen Laute, welche sich in russischen Wörtern in das flüssige o und e, in polnischen in e und ie verwandeln, werden von den Kaschuben (wie bei den lausitzischen Serben) ganz woggelassen, z. IL dobetk (Vieh), ptaszk (poln. ptaszek, der Vogel), junc (junger Bulle), viechc (poln. wiechec, Strohwisch) u. s. w. 7. In Wurzeln, wo auf den Konsonant r, wenn er nach einem andern Konsonant steht, a folgt, und wo im Russischen die Kombination in oro übergeht (z. B. vraua = vorona), setzen die Slowinzen gewöhnlich den Vokal a (oder o) voran, z. B. parch (st. prach - proch), pnrsa. (— prosie, poln.), porg {■ - poln. prog), in der Mehrheit pargi, ferner varna (— wrona), skovornk (die Lerche), sarka (die Elster), ehorna oder charna (die Nahrung, serbisch chrana), borna (die Egge), povor-z (poln. powröz), parparc (das Karren kraut). pöstornk (der Strang), wögard (poln. ogröd, der Garten), zogarda (russ. zagorodka, ein Verschlag in der Waren-Niederlage) u. s. w. Allein diese alte Eigentümlichkeit der baltischen Slawen wird nicht in allen Wörtern beobachtet (z. B. sagt man broda, der Hart) und schwindet im Verhältnis der Annäherung zur Grenze der polnischen Sprache. 8. Die Erweichung der Konsonanten d, t, r in dz, c, rz erfolgt gewöhnlich wie im Polnischen; allein eine it* charakteristische Eigentümlichkeit der Aussprache der Kaschuben und Slowinzen besteht darin, dass dz, z, c und s keinen erweichten Vokal nach sich leiden; sie sagen z. B. dzen. zoruo, eebie, sano (siauo) u. s. w. 9. G erweicht sich in z und uicht in dz wie im Polnischen, z. I). drezi (drudzi, andere), noze (dual, von uoga, der Fuss) u. s. w. K erweicht sich bisweilen in tj im Nominativ pluralis der Adjektiva auf ski, z. B. Kaszebstji, Slovinstji ledze (ludzie); allein man hört auch Kaszebski, Slovinski ledze. 10. Das harte 1 wird von den Slowinzen wie das mittlere 1 (ähnlich dem französischen, deutschen, tschechischen oder serbischen 1), von den Kahatkern und Kaschuben aber wie w oder halbvokales u gesprochen, ähnlich dem oberlausitzischen I und kleinrussischen w, wenn es statt des harten I zu Ende der Wörter etc. steht. 11. Die Accentuation in der Sprache der Slowinzen und Kaschuben unterscheidet sich gänzlich von derjenigen der Polen und steht in ihrer Verschiedenartigkeit der russischen nicht nach. Sie ist scharf und gedehnt. Vor allem liebt man, wie es scheint, den Accent auf die dritte Silbe vor der Endung zu legen, er findet sich jedoch auch auf der vierten, ebenso auf der vorletzten, ja sogar auf der letzten. (In Chmielno und den angrenzenden Dörfern findet sich der Accent stets auf der ersten Silbe des Wortes, wde bei den Oberlausitzern und Tschechen.) Eine Regel dafür anzugeben, ist um so weniger möglich, weil ein und dasselbe Wort nicht selten einen verschiedenen Accent annimmt, z. I). WÖna und ona. wöni. oni (ona, oni, sie i. tregi und trgi (zurück, serb. natrag). körzenie und korzenie (das Gewürz) u. s. w. Bei der Verbindung eines einsilbigen Wortes (einer Präposition oder eines Pronomens) mit einem zweisilbigen geht der Accent fast immer auf das erste über, z. B. jo buda (ja budu). na dumie (na domie) und dergleichen. Den Accent auf der letzten Silbe haben besonders die zweisilbigen Adjektiva, z. B. eezi, cezö, ceze (fremd), chori (chory. krank), zolti (zolty, gelb), gorzki (bitter), cvardi (twardy, hart), prosti dlegi (hing), dzevi (wild) u. s. w. In der Deklination und Konjugation wechselt der Accent öfters und diese Umstellung dient zur Unterscheidung der Formationen, z. B. jago das Ei, jajö des Kies, v jaju im Ei, jäja die Eier, jöj der Eier, na jajich auf den Eiern; dorn, duöm, dorn, dönm. v domü, na duinie, dümy (domy), s dumo (z domow), ve dumäch; raka (die Hand); raka oder rako (Acc) raka, i'ako, raku (mii der Hand); zolti kviati (die gelben Blumen), stemi zolti kviati (mit diesen gelben Blumen); ledzi oder ledze (die Leute), ledzi der Leute; dzeci die Kinder, dzeci der Kinder; vielgi czloviek ein grosser Mensch, vielgi ledze die grossen Leute; bierze er nimmt, bierzece ihr nehmet, bierze nimm, bierzece nehmet, przindzece ihr kommt, przindzece kommet u. s. w. 12. Bei der Konjugation der Hauptwörter findet sieh die charakteristische Form auf <», welche als Endung des Genitivs Singularis maskulini und neutrius generis auftritt, z. B. czlovieka, Loga, slova. Ohne der vielen altertümlichen Formen zu gedenken (z. B. der Gen. pluralis auf y und der Lokalpluralis eoh), bemerke ich noch, dass der Dualis streng von dem Pluralis unterschieden wird im Nominativ und Akkusativ der Feminin und Neutra, z. B. dvie corce (zwei Töchter), trze eorki (drei Töchter); dvie njäsce (zwei Frauen), njästa = niewiesta); dvie szteze, trze sztegi (sztega = eine Anzahl von zwanzig): dvie köpie, trze kope (zwei Schock, drei Schock); dvie lece, trze lata (zwei Jahre, drei Jahre) u. s. w. 13. In der Deklination der Adjektiva ist der Genitiv auf ewo statt des polnischen ego bemerkenswert, z. B. duöbrewo, vielgewo, sviatewo u. s. w.; dasselbe sehen wir am Pronomen, z. B. jewo. tewo oder öfters towo, vszewo und dergleichen. Nicht selten wird diese Endung verkürzt und klingt dann duobre'o oder kurzweg duobro, je'o, to'o oder tö. Die Endung ewo hört man nur bei den Slowinzen und Kabatkern, sowie bei den ihnen nahe wohnenden Kaschuben in Pommern; weiter gegen Osten sagt man eho (vielgeho, jeho) und an der Grenze des polnischen Stammes ego. 14. Bezüglich der Pronomina erlaube ich mir hier die Aufmerksamkeit auf deren sehr gewöhnliche Verkürzungen zu leiten, indem mau statt onen, ona. öno, oni gern 'nen, iiä, im, "ni sagt. 15. Die Konjugation unterscheidet sieh von der polnischen hauptsächlich durch die volle Endung aje statt am in der ersten Person praesentis der Verba auf ac; durch die vollständige Entwickelung des Numerus dualis; durch die unverkürzte Endung des Imperativs und durch verschiedene altertümliche Formen. Ich lasse hier einige Konjugationen, wie sie bei den Slowinzen im Gebrauch sind, folgen: badzi u. badze(sei), badzece(seid), ja bada. te badzesz, on badze, ma ba-dzema. va badzeta, ona badzeta, me badzeme, ve badzece, pni badu; badfic; bevsze, bivoni; bec (sein). Jo jem (ieh bin) te jes on je (emphatisch: on jesta) ma jesma va jesta ona jesta me jesme ve jesce oni sii. emph. Jesu da jem (ich esse), jes, je, jema, jeta, jeine, jece, jedza jes (iss); jad, jadla; jedzöni. jesc. Viem (ich weiss) vies. vie, viema, vieta, vieme (selten visme. viece, viödza; viedzec. 34 Jida (ich gehe), jidzesz, jidze. jidzema, jidzeta, jidzeme, jidzeee, jidu; jidze (geht), jidzece: szed, szla; jidue oder jidüe, jidzoni; jie. Jada (ich fahre, reite), jedzesz, jedze, jedzema, jedzeta, jedzeme, jedzece, jadu; ob jol. joni; jachac. Ca (ich will), eesz, ce, cema, eeta, ceme, eeee, co (sie wollen) eel, cöni; cec. Znäje (ich weiss, kenne), znajesz (auch znasz. znosz), znäje; znäjema, zun jeta, znäjeme, znäjece, znaju; zno], znol; zdiu)i; znajuc; znoc. Gadaje (selten gada, spreche) gädasz = gädosz, gada, gädo, gädoma, gädota, gädome, gädoce, gädoja (selten gada); gädoj; gädol; gaddni: gädac. Ozinia (icli thu) czinisz, czini, czinima, czinita, czinime, czinice, cziniu; czini. czinice; czinil; cziniiic; czinioni; czinic. Cigna (ich gehe), cigniesz, cignie, cigeniema, cignieta, cignieme, cigniece, cignu; cegni, cegnece; cignul; cignioni, cignuc. Eine Eigentümlichkeit der Konjugation bei den Slowinzen bilden die abgekürzten Formen. In einem Worte linden wir eine Analogie hierzu in dem slowenischen Dialekt, in Kram; nämlich die Slowinzen Pommerns pflegen genau 80 wie ihre Namensvettern in den nordischen Alpen öfters das Verbum budu zu verkürzen und sprechen: ja bom (ich werde), te bosz, on bo, ma. boina, va Inda,, ona bota, me bome, ve boce. (In der dritten Person pluralis kommt die verkürzte Form nicht vor.) Ausserdem sagen die pommerschen Slowinzen: on mö' statt nioze. pömü statt ponioze, mo'ce statt mozeee; on pü' statt püdze (er wird gehn); on prizi statt przidze (er wird kommen) u. s. w. Das von den Deutschen entliehene Zeitwort kregac (kriegen, bekommen) kommt gewöhnlich nur in der verkürzten Form vor, z. I). knie, ja kra. te krosz oder kräsz, on krä oder krö u. s. w. Endlich wird auch noch die Form des Adjektivuni perfecti im Dual und beim Femininum Singularis verkürzt, z. B. ona miä statt miala (sie hatte), ona przegnä statt przegnala, ona znä statt znala u. s. w. (Alles dieses ist nämlich gleich beim Femininum Singularis und beim Dualis Maseulini.) Als letzte Eigentümlichkeit führe ich die Bildung dos Perfecti und Plusquamperfecti mit Hilfe des Participiums passivi, jedoch mit der Bedeutung des Aktivums an. Es ist. dieses ein reiner Germanismus, welcher wie viele andere Konstruktionen die slawische Sprache im Munde der pommerschen und westspreussischen Slowinzen und Kaschuben verunstaltet hat. So sagen die Slowinzen : jo jem bivoni - ich bin gewesen, ja mom zabeto = ich habt; vergessen, on mo ueziniöne = er hat gethan, on mial zapisöne — er hat aufgeschrieben." Leber die sprachgeschichtliche Stellung und die Dialekte des Slowinzischen äussert sich Herr Dr. Fr. Lorentz, der (du slowinzisches Wörterbuch mit Grammatik vorbereitet; „Ich will im folgenden kurz zusammenstellen, was mir im Lauft! meiner slowinzischen Studien über die sprachgeschichtliche Stellung des Slowinzischen und die dialektische Einteilung desselben bekannt geworden ist. Das Slowinzische ist nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, ein blosser Dialekt des Kaschubischen (wenn mau unter diesem Namen die Sprache versteht, deren Haupt-vertreter in den nordwestlichen Kreisen Westpreussens wohnen), sondern es entstammt mit demselben einer gemeinsamen Mutter. Dies wird dadurch bewiesen, dass die beiden Lautgesetze, die als Hauptcharakteristikum des Kaschubischen aufzustellen sind, der üebergang des labiodentalen Spiranten v vor o- und u-Lauten in den bilabialen Halbvokal w und die Diphtongierung des o nach Labialen und Gutturalen, dem Slowinzischen fehlen. So lieisst es z. B. slowinz. l)yüörzel „Adler-1, vüt „Schenkel", küöpätö „Huf", güötla „Weihnachten", chüöszcz „Schachtelhalm", püögoun „Heide", büölec „schmerzen", vüölä „Ochsen", kasch. (im kabatkischen oder Lebakaschubischen Dialekt) aber: wierzew, wut, kuiepätö, guiedä, chuieszcz, puiegoun, buielec, wiewä. Die übrigen Verschiedenheiten (auch der Uebergang des im Kaschubischen durch w vertretenen 1 in slovinz. 1) sind nicht so gross, dass sie eine prinzipielle Trennung des Slowinzischen und Kaschubischen verlangten. Das slowinzische Sprachgebiet umfasst heute noch die Dörfer Schmolsiner und Selesener Klucken, Holzkathen, Scholpin, Virohenzin. Zietzen, Stohentin, Gross- und Kleie-Garde, Wittstock, Rotten mit dem Abbau Blotken und Wittbeck. Der letzte Vertreter des Vietkower Dialekts ist um Ostern v. ,1. gestorben. Nach meiner im Juni 1898 unternommenen Zählung betrug die Zahl derer, denen die slowinzische Sprache noch bekannt war, gegen 200. Die dialektische Einteilung des Slowinzischen. I. Die östlichen Dialekte: Klucken. Holzkathen, Scholpin, Virchenzin, Zietzen,Stohentin. Kennzeichen: a. Urslav. u, y. i sind in betonter Silbe durch a vertreten: lddzä „Leute", ursl. ljudije, rdba „Fisch", ursl. ryba, gl«na. „Lehm", ursl. glina. l) Betreffs meiner Schreibung des Slowinz. and Kabatk. bemerke ich folgendes: ii ist ein sehr offenes e, a = in engl, man, »"> = in schön, ii ist mehr nach u geneigt als das d. ii, ou — o im d. rot, e = in See, fi — Bohwed. ädra. Diphthonge und Triphthonge tragen ä—69. Siehe Brüggemann. Berka. (Dr. L. Biskupski.) Slownik kaszubski porownawc/.y napsia] Alexander Berka. Warszawa, J. Jezynskiego 1891. (Vergleichendes kaschubisches Wörterbuch.) Bernoulli. Johann Bernoullis Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preussen, Curland, Russland and Polen in den Jahren 1777 and 177s. Leipzig, C. Fritsch. 1779. 2 Bände. [, 136 144 über Zipkow und die Kaschuben. II, 3 und Vorbericht 10: Ergänzungen. Biskupski. Leon Biskupski, Beiträge zur slavischen Dialektologie. I. Die Sprache der Brodnitzer Kaschuben im Kreise Karthaus. I. Heft. Die Lautlehre. Breslauer Dissert. L883. Vgl. auch Berka. Böckh, R. Böckh, Der Deutschen Volkszah] und Sprachgebiet. Berlin 1869. Boldt. Das Dorf Giesebitz. Blätter für pommersche Volkskunde, hg»-. vonO. Knoop und l>r. A. Haas. .Jahrg. 1890, S. 165 — 168 und 179—181. Böttcher. Ludwig Böttcher, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin. Stettin, Leon Saunier. lieft I: Kreis Stolp. Bronisch. Kaschubische Dialektstudien. I. Leipzig 1896. II. 1898. (Abriss der Grammatik und Texte besonders aus der Sprache der Bylaken). Brüggemann. Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustande« des KÖnigl. Preussischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern u. s. w. Hgg. von L. W. Brüggemann. Stettin, Kll'cn-bart. 1:1779,11: 1784, III (Beitr. 1800). Darin die Berichte Backes (I, 65 bis 69) Prohst IIa kons 03— Ii.") über die poinin. Wenden; 1, 70—72 (über die Kaschuben); Brüggemanns II, 902- 903. Büsching, Wöchentliche Nachrichten. 7. Jahrgang 177!) (Berlin 1780). Bemerkungen über die Kaschuben von Büsching selbst: S. 148, 182, 189, 197. Wobesers Bericht: S. 181 — 183, dazu Bernouillis Bemerkung II. 10. Probst Hakens Bericht 189 bis 193 und 197 204. Cenova. 1. Dr. Florjan Cenöva, Skörb kaszebsko-slovjnskje- movö. 13 Stücke in .'! Teilen, hieb.wetz, 1800 68, (Westpreussisch-kaschubische Märchen, Rätsel, Sprichwörter u. dgl.) 2. Sbjör piesnj sv"jaiovih ktore lud slovanjskj vkrölestvje pruskjna spjevaej lubj. 3. Teil. Schweiz 1878. 96 Seiten (126 westpreuss.-kasch. Volkslieder, Sprüche u. s. w). 3. Zares do grammatikj kasebsko-slo-vinskje möve. Entwurf zur (iraininatik der kassubisch -slovini-schcii Sprache. (Iii S. Posen 1879. 4. Kilo slov wo kaszebach e jich zcini, tudz; rzecza 0 jezyku kaszubskim. Krakau 18,r)0. Charbrower Kirchen ehr onik. Verfasst vom Pfarrer A. Bech-bold. handschriftlich, Derdowski. () panu Czorlinscim. Thorn 1880. Dublin»-. Bericht des Superintendenten Döhling zu Gross-Jannewitz. Blätter f. pomm. Volkskunde 1898; 153 155, 165—108. v. d. Dollen. Streifzüge durch Pommern von II. v. d. Dollen. Band IV: Hinterpommern. 12. lieft. Anklani 1885. Dreger. Friedr. v. Dreger, Codex Diplomaticus, Stettin 1748. v. Fircks. Die preussische Bevölkerung nach ihrer Muttersprache und Abstammung. Auf Grund des Ergebnisses der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 und anderer statistischer Aufnahmen dargestellt von A. Freiherr v. Fircks. Zeitschrift des kön. preuss. stntist. Bureaus, hgg. von E. Blenok 1893, S. 189—296. Garbe. Die letzten Vertreter der slav. Sprache in dem Kirchspiel Schmolsin u. Gr. Garde. Pommersche Blätter; Stettin, 9. 4. 98. Gardesche Kirchenchronik. Vom Gardeschen Pfarrer Franz angelegt. Handschriftlich in Garde. Giesebitzer Schulehronik. Vom Lehrer Nimz angelegt. Handschriftlich in Giesebitz. Glowitzer Kirchenchronik. Von den Pastoren seit Hering geschrieben, besonders von Lohmann. Handschriftlich in Glowitz. J. C. L. Haken. Bemerkungen zu Loreks Arbeit in den „Pommerschen Provinzialblättern für Stadt und Land". Hgg'. von J. C. L. Haken. 2. Band. Treptow a. d. Rega 1821. S. 334 — 338. 349. Probst Haken. Bericht über die pommerschen Wenden hei Brügge.-mann 1,63—65. Bericht über die pommerschen Kaschuben bei Brüggemaun i, 70—72; derselbe Bericht mit unbedeutenden stiiist. Abweichungen bei Büsching 163—193, 197 — 204. Anderer Bericht in den Blättern f. pomm. Volkskunde 1898, S. 153 ff. Hanasch. Ueber die polnischen Nasalvokale dei' Pommerschen Slovinzen, Kabatken und Kaschuben. Krakau 1880 (polu.j. Hilferding. Die Ueberreste der Slaven auf der Südküste des baltischen Meeres. Von A. Hilferding. (Zeitschrift für slavische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Verantw. Redakteur: J. E. Schmaler. Bautzen, J. E. Schmaler, von dem wohl auch die Uebersetzung aus dem Russischen stammt.) 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Przes Szymana Krofea sluge slowa Bozego w Bytowie. Drukowano w Gdainsku przes Jacuba Rhode. Roku Panskiego 1586. (Geistliche Lieder Dr. M. Luthers und anderer frommer Männer, aus dem Deutschen in die Slowinzische Sprache übersetzt von Synion Krof, Diener des Wortes Gottes zu Bütow. Gedruckt in Danzig von Jakob Rhode. Im .Jahre des Herrn 1580.) Th. II. Lange. Die pomm. Kaschuben. Leipz. Tgbl. v. 27. Jan. 1898. Legowski. Die Sprache der baltischen Slawen von Dr. Legowski (Nadmorski). Blätter für Pommersche Volkskunde 1896. S. 81 bis 89, 97—101, 113—115, 129—132. Die neuesten Arbeiten über die Kaschuben. Ebenda 1898, 93- 95. Ueber Parezewski, Tetzner, Mikkola, Bronisch. — Karte in „Ladnosc. Polska", Warschau 1889. Lorek. Zur Charakterisierung der Kaschuben am Leba-Strome. Von Herrn Prediger Lorek zu Zezenow. Mit einer Abbildung kaschubischer Volkstrachten. In J. ('. L. Ilakens Pommerschen Provinzialblättern 1821. II, 33S 363 und 455—477. Lorentz. Zur älteren kaschubischen Litteratur. 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Angelegt von den Schmolsiner Pastoren Edelbüttel, Wahlstab, .Neumeister. Handschriftlich in Schmolsin, ebenso Schmolsiner Perikopenbuch und Gebetbuch. v. Sommerfeld. Geschichte der Germanisierung des Herzogtums Pommern oder Slawien bis zum Ablauf des 13. Jahrhunderts von \V. v. Sommerfeld. Leipzig 1896. Stremler. Fonetika kaszebskago jazyka. Woroneä 1874. Tetzner. Die Kaschuben am Lebasee. Mit 1 Karte, 8 Bildern und 1 Melodie. Sonderabdruck aus dem Globus, hgg. von Dr. Andrer. 70. Bd. 15.—18. Heft. 1896. Vgl. Bericht: Wissenseh. Beil. der Leipz. Ztg. 1897, 240 (Dr. Eckert); u. Saalezeitung 189«. 10. Dez. In der Kaschubei. Leipzig 1897. Heft 10 und 11 der Zeitschrift Aus allen Weltteilen. Herausgeber: H. Pitzner, Verleger: II. Paetel, Berlin. Davon ging ein Stück über in III, 2. Ferdinand Edelbüttel (Schmolsiner Pastor) über die Leipziger Schlacht und die damalige Zeit. Leipz. X. Nachr. 18. Okt. 1896. Ein wiedergefundenes slowinzischea Buch. Münchner A 'gemeine Zeitung, Beilage 1897, 135. Das kaschubische Sprachgebiet. Ebenda 1896, 220. Daiuos, litauische Volksgesänge mit Einleitung, Abbildungen und Melodieen, hgg. von F. und. IL Tetzner. Leipzig 1897, Reclam. Darin über Kaschubisches auf S. 55 und S. 101. Die Klucken. Beilage der Münchn. Allg. Ztg. 189«, Nr. 188—190. Die letzte Slaweninsel in Pommern. Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung 1897, 127. Treichel. Die Schwedenschanzen bei Zedlin. Nachr. üb. deutsche Alt. 1894, 5. Circular d. (Irsch. Fisch.-Vereins. Berlin 1879, 57 f. - Collektenbeckeu u. Lhl v. Charbrow V.d. Berk anthr.Ges. 21.7. 94. Virchenziner Eide. Handschriftl. bei Herrn Gustke-Virohenzin. Wienkowski. Die pommerschen Kaschuben von (i. von Wien- kowski. Mitteilungen der geogr. Ges. in Wien 1885. S. 537—555. W ii l s t ra c k. Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung usw. von Pommern. Stettin 179Ü und 1795. 2 Bände. Zezenower Schulchronik. Handschriftlich in Zezenow. Ziegler. 21 Predigten des Pastors Ziegler in Zezenow. Handschriftlich da>ell.st in 21 Oktavheften. Das slawische Sprachgebiet in Hinterpommern. Ifluckener ^aucf^ate (Rückseite) Czarnatfskerjfaus (Vorderseite) a ü " u ^ II L_ 11— k-n- n m Grundriss eines Kluckener Gehöftes. n Wohnhaus, Links Wohnstube mit Arbeitsraum, rechts Altsitzer-stube mit Kammer, in der Mitte (oft in der Richtung III geteilte) Hausflur und Küche, nach a zu häufig Backofen; b Stall, mach in zu Düngergrube, nach c Kartoffelmiete; c Schuppen; d Obst- und Gemüsegärtchen; e schmaler Weg nach der Landstrasse; f Eingang zum Gehöft; sr Entenstall; Ii Keller; i Ziehbrunnen; k Fenster; 1 Thür; in Bank; n Tisch; 0 Stuhl; p Ot'eu und Herd; <| Schrank; V Bett; s Treppe, daneben Handmühle; u Holz und Torf; v Kartoffelbeete. b d ~ 0 d 6 □ Vorderseite eines Garder Hauses. b b b b a b u d b b a d b b Vorderwände von Kluckener und Giesebitzer Häusern. Verlag von Emil Fellber in Berlin. Socialgeschichtliche Forschungen. Herausgegeben von L. M. Hartmann und Stephan Bauer. Heft l; Konrad Häbler, Die Geschichte der Fugger'schen Handlung in Spanien. 5, M. „ "2: Gustav Schonfeldt, Beitrage zur Geschichte «los Pauperismus und der Prostitution in Hamburg. 5.- M. „ 3: Ivo l*faff, Ueber den rechtlichen Schutz des wirtschaftlich Schwächeren in der römischen Kaisergesetzgebung. 2.— M. „ 4: W. Ciaassen, Schweizer Bauernpolitik im Zeit-alter Ulrich Zwingiis. 5. M. „ 5/6: M. Tugan-Baranowsky, Geschichte der russischen Fabrik Im 19, Jahrhundert. Autorisierte Uebersetzung uns dem Russischen von H. Mi uz es. Engen Fridricliowicz, Die Getreidehandelspolitik des Aue.ien regime, 6.—- M. Thomas H. lluxley, Sociale Essays. Berechtigte deutsche Ausgabe mit einer Einleitung von Alexander Tille. T>. M.. vornehm geb. ti. ML hi Ii all: Hie natürliche Ungleichheit der Menschen. Natürliche und politische Rechte. Kapital, die Mutter der Arbeit. Anarchie oder Bevormundung? Staatsuihilisinus. Her Daseinskampf in do- menschlichen Gesellschaft, Ethik und Entwicklung. - - Thomas II. lluxley von A. Tille. Max Müller, Die. Getreidepolitik, der Getreideverkehr und die Getreidepreise in Schlesien während des IS. Jahrhunderts. 5.— M. .lohn Ra<% Der Achtstunden-Arbeitstag. Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von Julian Borchard. 5.— M., geb. in Leinw. 6.— M. Verlag von Emil Felber in Herlin. C. Brockelmunn, Geschichte Vor arabischen Litteratur. I. Bd. 20.— M. Forschungen zur neueren Literaturgeschichte. Festgabe für Eichard Heinzel. 14.— M. Inhalt: .J. .J. David, An Bichard Heinzel. — R. M. Werner, Die Gruppen im Draniu. — E. Schmidt, Edward. — A. Brandl, Zur Kritik der englischen Volksballaden. — A. Hauffcn. Zur Kunde vom Wassermann. — A. Petak, Zum Volkslied von den drei Winterrosen. — .J. E. Wackerncll, Ein Tiroler Passionsspiel in Steiermark. — F. Spengler, Kilian Reuther von Meirichstadt. K. Liiick, Zur Geschichte des englischen .Dramas im XVI. Jahrhundert. — J. Wahle, Bürger und Sprickmann. — II. Linenig, Glaube und Genie in Goethes Jugend. — K. Castle, Die drei Paria, — J. Zeidler, Eine Wiener Wortherparodie. F. A. Mayer, Goethe auf dem Puppentheater, — E. Horner, Anton von Klein in Wien. — 0. F. Wal/el, Krau von Staels Buch „De l'Allemagne" und W. Sehlegel, A. Sauer, Neue Beiträge zum Verständnis und zur Würdigung einiger Gedichte (Irillpar/.ers. .1. Minor, Die Ahnfrau und die Schicksalstragödie. — A. v. Weilen. Friedrich Hebbels historische Schritten, Ii. F. Arnold, Holtet und der deutsche Polenkultus, - M. Murko, Miklosichs .lugend- und Lehrjahre. Koinhold Köhler, Kleinere Schriften. 1. Band. Kleinere Schrillen zur Märchenforschung, hersggb. von Johannes Bolte. II. M. Percy's Reliques of ancient english poetry. Nach der ersten Ausgabe von 17<>.r) mit den Varianten der späteren Original-Ausgaben herausgegeben und mit Einleitung verseilen von M. M. Arnold Sehr«er. 2 Bde. 15.— IC., geb. 17. M. Hermann Schräder, Der Bilderschmuck der deutschen Sprache in Tausenden volkstümlicher Redensarten, •>■, verbesserte Auflage. Geheftet 8. Si, fein gebunden 7.— M. Hermann Sehrader, Aus dem Wundergarten der deutschen Sprache, Geheftet 8.50 M., fein gebunden 4.50 M. Hermann Schräder, Scherz und Ernst in der Sprache. Geheftet 8. M., fein gebunden iL— M. Zeitschrift für Kulturgeschichte. Herausgegeben von Dr. (leoig Stet u hausen. Jährlich ein Bund von G Heften zum Preise von 10 IC. Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte. Herausgegeben von Professor Dr. Max Koch. Jährlich ein Band von i; Helten zum Preise von 14 M. Alexander Tille, Die Fuustsplltter in der Litteratur des Iß. bis 18. Jahrhunderte. Nach den ältesten Quellen herausgegeben. 1. Abteilung. 5.— IC. Druck von Emü Felber, Zossen.