2SZ, Laibacher Beben, V on Albin Belar. ~Q^9 1900 . I m Ve r la ge d e r Erdtoeben w artc Druck von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. !W 5 / / ■' Aus dem Jahresberichte der k. k. Staats-Oberrealscliule in Laibach fiir das Schuljahr 1899/1900. Erweiterung und Ausbau der Warte. Schon bei der Griindung der Erdbeben- warte an der k. k. Staats-Oberrealschule in Laibach (im Jahre 1897), welche durch die Munificenz der Krainiscken Sparcasse ermoglicht und durcli die heimischen Firmen Tonnies und Samassa in der ausgiebigsten Weise untersttitzt wurde, hatte die Leitung derselben auf eine dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechende Erweiterung der Warte Riicksicht genommen und liiefiir eine grofie Riiumlichkeit im Keller und eine eben solche im thurmartigen Aufbaue des Realschulgebaudes von der Direction der Krainiscken Sparcasse angesprochen. Die genannten Raumlich- keiten wurden, da sie unbeniitzt gestanden sind, ohneweiters der Erdbebenwarte ftir weitere Aufstellung von Instrumenten iiberlassen. Desgleichen ftihrte die mekr- jahrige Erfahrung mit den bisherigen Instrumenten zur Erkenntnis, dass die Er- ganzungsanlagen im Kellerraume ein dringendes Bediirfnis sind, da die bisherigen Apparate nicht vollstandig ausreichen, um die verschiedenartigen seismischen Bewegungen, welche ihren Ursprung auf dem Laibacher Felde oder weiter im Umkreise haben, genau aufzunehmen. Die neuen Instrumente, vvelchen ohne Nach- theil, da sie auf festem Grunde fundiert vverden, eine doppelte Vergrofierung \vird gegeben werden konnen, sollen insbesondere die leichten Zitterbewegungen, welche starken ortlichen Erschiitterungen stundenlang vorausgehen, aufschlieflen helfen, um die vorbereitenden Bewegungen eines ortlichen Bebens genau feststellen zu konnen, was bei der jetzigen Anlago nicht leicht moglich ist. Durch die Erganzung des Instrumentals der Erdbebenwarte wird den bisherigen Instrumenten die Aufgabe zufallen, grobere Erschiitterungen in ihrer Ganze wiederzugeben, indes durch die Instrumente im Keller anderseits auch die unbedeutendsten Bodenbewegungen festgehalten rverden sollen, die bisher einer genaueren Beobachtung nahezu ganz entgangen sind. Durch die Neuanlage im Keller sollen weiters auch die Ubelstande behoben werden, die sich bisher einer genauen Bestiminung der Weltrichtung, in welcher seismische Bewegungen erfolgt sind, ergeben haben, da die Instrumente unabhangig von dem Mauerwerke des Gebaudes aufgestellt werden sollen. An einen weiteren Ausbau und an eine Tervollstandigung der Erdbebenwarte konnte jedocli erst gedacht vrerden, nachdem die Arbeiten an der jetzigen Warte voll- endet waren, was erst im Vorjahre geschehen ist. In den Monaten Juni und Juli des Vorjahres wurde bereits die Thatigkeit der Warte in die Kellerraumlichkeiten verlegt. Zuerst wurden zwei grofiere und ein kleineres Steinpostament im Keller¬ raume in den nattirlichen Schottergrund 1 7 a Meter tief auf Beton-Sockel auf- gesetzt; sodann wurde im selben Raume auf einer Hauptmauer des Gebaudes ein «Stofimesser» nach Vicentini, ausgefuhrt von der Firma Samassa und dem Mechaniker Weber, zur Auspriifung aufgestellt. Das Instrument functionierte durch 14 Tage tadellos, nur hatte sich hiebei herausgestellt, dass sich der Kellerraum infolge grofler Feuchtigkeit nicht elier zur dauernden Aufstellung von Instrumenten eignet, bis nicht griindliche Umanderungen behufs Trockenlegung des Rauraes voran- gegangen sind. II Die Kosten fiir die Aufstellung der Steinpostamente, als Trager fiir neue Instrumente, hatte in grofimttthiger Weise die Krainische Sparcasse getragen. Die weiteren baulichen Veranderungen im Kellerraume, die im Laufe der letzten Sommer- ferien hatten zu Ende gefuhrt vverden sollen, mussten jedoch unterbleiben, da der Erdbebenvvarte keine vveiteren Geldmittel zur Verfugung gestanden sind und die Direetion der Krainischen Sparcasse eine weitere materielle Untersttttzung der Warte im Juli 1899 abgelehnt hatte. Im laufenden Jahre stellte die Leitung der Erd- bebenwarte neuerlich cin Ansuchen an die lobliche Sparcasse - Direetion mit dem Himveise, dass die Warte augenblicklich von keiner Seite eine grofiere Geldunter- stiitzung ervvarten darf und kann. Dem Ansuchen wurde eine Denkschrift an- geschlossen, vvorin die Bedeutung der Erdbebenvvarte sovvohl vom vvissenschaftlichen als aueh vom teclmisch-praktischen Standpunkt entsprechend hervorgehoben wurde. Im Monate April 1. J. hatte die Krainische Sparcasse im Sinne des Ansuchens der Leitung der Erdbebenvvarte Folge gegeben, und nun kann an die Vervvirk- lichung der vieljahrigen Plane geschritten vverden, und die dringend nothvvendige Ervveiterung dieses neuartigen wissenschaftlichen Instituts erscheint somit durch einen neuerlichen Gnadenact der Krainischen Sparcasse, hekannt als Griinderin der Warte, gesichert. Gegenvvartig vvird nun an der Herrichtung und Trockenlegung des Keller- raumes gearbeitet, und in kurzer Zeit diirften im Keller zwei grofiere Instrumente aufgestellt werden, welche eine noch grofiere Empfindlichkeit aufvveisen vverden vvie die bisherigen. Zugleich sind die Herstellungsarbeiten im thurmartigen Aufbaue des Realschul- gebaudes in Angriff genommen worden, vvo diejenigen meteorologischen Instrumente und Apparate zur Aufstellung gelangen sollen, die als Hilfs- und Controlapparate die seismischen Beobachtungen erganzen und enveitern sollen. Hiebei kommen in erster Linie bestiindig registrierende Wind- und Luftdruckmesser in Betracht, die im thurmartigen Aufbaue den entsprechendsten Platz finden werden. Die geplanten Ervveiterungsarbeiten an der Warte diirften im Laufe eines Jahres beendet vverden, dann vvird die Erdbebenvvarte dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechend als vollstiindig bezeichnet und an die Seite aller almlichen Institute gestellt vverden konnen. Chronik. Seit 5. April 1. J. besteht an der Erdbebenvvarte in Laibach eine vollstandige Telegraphenstation zum Zvvecke direeter telegraphischer Zeitsignal- gebung von der Triester Sternvvarte aus. Das hohe k. k. Handelsministerium hatte in Ansehung der Wichtigkeit der exacten seismischen Forschung den unentgeltlichen telegraphischen Verkehr mit der Triester Sternvvarte gestattet. Die Krainische Sparcasse bevvilligte grofimtithig die zur Einrichtung der Telegraphenstation notli-' wendigen Geldmittel. Am 25. Mai 1. J. vvurde der Erdbebenvvarte die hohe Auszeichnung zutheil, dass sie neuerlich ein Mitglied des kaiserlichen Hauses, Seme kaiserliche Hoheit Erz- herzog Rainer, Curator der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, in Begleitung Seiner Excellenz des Herrn Landesprasidenten Victor E'reiherr v. Hein besuchte und sich eingehenden Bericlit iiber die vvissenschaftliche Thatigkeit der Warte von ihrern I.citer erstatten liefi. Am 5. Juni 1. J. vvurde die Erdbebenvvarte in das Staats-Telephon-Netz von Laibach einbezogen. Die Warte vvird nahezu taglich von einheimischen und ausvvartigen Gasten, darunter aucli Fachgelehrten, besucht; der Leiter der Warte gibt hiebei bereit- vvilligst die nothvvendigon Aufldiirungen. III IVissenschaftliche Thatigkeit. Kurze allgemeine wissenswerte Beobaclitungen iiber Erdbeben wurden wie in den Vorjahren in der Laibacber Zeitung und in der wissenschaftlichen Beilage der Miinchener Allgemeinen Zeitung veriiffentlicht. Seit dem Jahre 1900 werden allmonatliche Berichte tiber die seismischen Beobachtungen von der Warte herausgegeben und an verwandte Institute des In- und Auslandes versendet. Alle seismischen Beobachtungen werden auch im Bolletino der seismologischen Gesellschaft in Rom veroffentlicht. Die seismischen Beobachtungen des Jalires 1899, soweit sie mit den Beben von Dalmatien im Zusammenhange stehen, wurden in den Mittheilungen der Erdbeben-Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vom Leiter der Warte besproclien. Die Leitung der Erdbebenwarte liatte vviederholt iiber Anfragen, in das Gebiet der seismischen Forschung schlagend, Auskunft ertheilt und ausfiihrlichen Bericht liber Errichtung der Warten, Wahl der Instrumente, Organisation des Beobachtungs- dienstes iiber Ansuchen der Erdbeben-Commission der koniglichen ungarischen geologischen Gesellschaft erstattet. Die auf der Erdbebenwarte durch ortliche wie durch die Wirkung auswartiger Erdbeben auf den Erdbebenmessern aufgezeichneten Linienbilder werden nacli wie vor in photographischer Nachbildung auf einer Tafel, die man an einer verkehrs- belebten Stelle der Stadt, Congressplatz, Tonhalle, angebraclit hat, ausgestellt. Beben- und Wetterberichte erhalt die Erdbebenwarte unentgeltlich von der meteorologischen Centrale in Rom sowie vom k. u. k. hydrographischen Amte in Pola; den telegraphischen Wetterbericht der meteorologischen Centrale in Wien spendet der Warte die Section Krain des Deutschen und Osterreichischen Alpen- vereines, wofiir ihr der verbindlichste Dank ausgesprochen sei. In den vergangenen Sommerferien versahen in Abwesenheit des Leiters den Beobaclitungsdienst die Herren: Franz Hurth, Lehrer, und stud. tech. Alois Cacak. Auch im Laufc des Schuljalires wurde der Leiter vielfach von den Herren cand. jur. Ernst Stockl und Hauptmann i. R. v. Schrey unterstiitzt; in der Iierrichtung der Registrierstreifen inachte sich der Schiiler der VI. Classe Lenarčič verdient. Allen sehr geehrten Forderern und Gonnern und insbesondere den obgenannten Herren Mitarbeitern der Laibacher Erdbebemvarte, die in uneigenniitzigster Weise ihre Krafte in den Dienst der Wissenscliaft gestellt, sei an dieser Stelle der gebiirende Dank ausgesprochen. > v Ortliche Erschiitterungen nach Beobachtungen an der Laibacher Erdbebenvvarte. Von Albin Belar. Die exacten Bebenbeobachtungen, die an der Laibacher Erdbebenwarte seit Mitte September 1897 gepflogen werden, haben die nicht uninteressante That- sache zutage gefordert, dass seit der Osterkatastrophe 1895 die Beben- erscheinungen sowohl der Intensitat als auch der Haufigkeit nach im raschen Abnehmen begriffen sind. Um einen niiheren Einblick in die seismische Thatigkeit unseres heimat- lichen Bodens zu gewinnen, wird allerdings eine Beobachtungsreihe von einigen Decennien nothwendig sein, doch schon die bisherigen instrumentellen Beobachtungen, verglichen mit den personlichen Wahrnehmungen der vielen Erdbebenbeobachter 1 bieten eine Reihe wissenswerter Beitrage zur heimischen Bebenkunde. Die Laibacher Erdbebenwarte stellte sich zur Aufgabe, Studien iiber die ortlichen Bebenerscheinungen mit Hilfe der Instrumente zu pflegen, und machte dabei schon in der kurzen Zeit die recht erfreuliche und iiberraschende Wahrnehmung, dass ein ganz kleiner Bruchtheil der seismischen Erscheinungen dem heimatlichen Sphuttergebiete angehort. Um das Verhitltnis in Zahlen auszudrticken, entfallen etwa von 40 bis 50 groBeren seismischen Beobachtungen, die in einem Jahre gemacht wurden, im Maximum sieben auf das heimische Gebiet. An der Laibacher Erdbebenwarte wurden bisher alle stark er en Beben, die sich in letzterer Zeit in den Nachbarlandern ereigneten, von den Instru¬ menten verzeichnet; doch wurden ebenso Beben, die an der Adria, sei es nun in Dalmatien oder Italien, ihren Ursprung hatten, von den Instrumenten ■vviedergegeben. In einigen Fallen sind die Auslaufer solclier fernen Beben auch von den Bewohnern der Stadt Laibach verspiirt worden. Doch die Em- ptindlichkeit unserer Instrumente reichte noch weiter, da jahrlich eine Reihe 1 Die personlichen Wahrnehmungen sind dem allgemeinen Bericht und der Chronik der in Osterreich erfolgten Erdbeben, welcbe von der Erdbebencommission der kaiserlicben Akademie der Wissenschaften fiir die Jahre 1897, 1898 und 1899 veroffentlicht wurde, entnommen worden. Das Gebiet Krain bebandelt Prof. F. Seidl, welcher, wie bekannt, von der Erdbebencommission als Referent fiir Krain und Gorz-Gradišča bestellt ist. 1 2 toii Beben von demselben verzeichnet wurde, die in Griechenland, Kleinasien, ja sogar in Mexico und Japan verheerend aufgetreten sind, so dass man sagen kann, dass kaum irgendvro auf dem Erdenrunde groGere Erdbeben- katastrophen stattfinden, ohne dass dieselben von unseren Instrumenten wieder- gegeben wilrden. Die bisberigen Erfalirungen, welche gelegentlich seismischer Bewegungen gemacbt wurden, sowie vergleichende Studien der Bebenbilder, die von den Instrumenten erhalten worden sind, machen es moglich, auf den ersten Blick die oberflachliche Entfernung des jeweiligen Bebenherdes nach dem Beben- bilde annahernd abzuscbatzen; man ist daher jederzeit in der Lage, bei vor- gefallenen Beben sagen zu konnen, gleichgiltig ob nun die Bodenbewegungen von Menschen hierorts verspiirt worden sind oder nicbt, der Herd sei un- mittelbar unter der Scbolle — in der Nahe — in der Nachbarschaft — oder in weiter Entfernung von uns. Ganz besonders berubigend fiir uns Laibacher muss nun die That- sacbe sein, dass die Erdscbolle, auf welcher die Stadt Laibach selbst steht, fiir den groGten Tbeil der bisber instrumentell auf- genommenen Erschiitterungen, die von uns als ortliche (locale) bezeicbnet wurden, nicht der Ausgangspunkt gewesen ist. Allerdings war der Herd oder, besser gesagt, die starkst erscbiitterte Zone bei den meisten ort- licben Beben, wie ja schon in den kurzen Berichten bingewiesen worden ist, die von der Warte unmittelbar nacli der Erschiitterung in den Tages- blattern veroffentlicht wurden, hoebstens 5 bis 10 km von Laibacb weit ent- fernt. Wir werden daher eine feinere Scbeidung der ortlichen Beben- erscheinungen treffen miissen und ein Beben als «unmittelbar ortlich* bezeiehnen, wenn uns nicht von einem Orte der Umgebung die Nachricht zukommt, dass dort das Beben stiirker verspiirt worden wiire; die Bezeichnung der sogenannten »ortlichen Beben* soli weiterhin beibehalten werden fiir Erschiitterungen, die von unserer Nachbarschaft ausgegangen sind, etwa innerhalb 5 bis 10 km im Umkreise. In vielen Fiillen wird es jedoch schwer fallen, die verschiedenen sub- jectiven menschlichen Wahrnehmungen, die gelegentlich der Beben an mehreren Punkten der Schtitterzone gemacht werden, nach der Stžirke genau zu ordnen; auch spatere nach den Beben gemachte Aufnahmen an Ort und Stelle lassen oft nur schwer eine zuverlassige Classification der Starke zu, in vvelcher das Beben dort aufgetreten ist. Ganz anders verlialt es sich bei instrumentellen Messungen der Bodenbewegungen. Ausgehend von der That- sache, dass jedes Bebenbild von einer leichten kurzen oder langeren Zitter- bewegung, die wir Vorphase 1 (Preliminary tremor) nannten, eingeleitet wird und dass erfahrungsgemaO die Dauer der Vorphase abhiingig ist von der 1 Laibacher Erdbebenstudien, 1899, vom Verfasser. 3 Entfernung des Erdbebenherdes, konnen wir annehmen, • dass iiber dem Bebenherde selbst die Bebenerscheinung auf dem Instrumente wahrscheinlich unvermittelt auftreten wird mit der Hauptbewegung an erster Stelle, ohne dass eine Zitterbewegung die Bebenzeichnung einleitet. Diese Annahme erscheint um so berechtigter, als in der That nach den bisherigen experimentellen Erfahrungen, die auch gelegentlich ortlicher Erschiitterungen hier gemacht, die Vorphase desto kiirzer ist, je naher die Orte der starksten Erscbutterung an Laibach gelegen, und die Vorphase kaum constatierbar ist bei Beben, wo die Erscbutterung in Laibach selbst und sonst an keinem Nachbarorte wahr- genommen worden ist. Bei den instrumentellen Aufzeichnungen wird daher ein Beben als «unmittelbarortlich» bezeichnet, wenn der Hauptbewegung oder dem Hauptausschlage keine deutliche Zitterbewegung vorausgeht; sobald jedoch dem Hauptausschlag etwa 1 bis 3 Secunden lang andauernde ktirzere Bewegungen vorausgehen, wollen wir die Erscbutterung eine «ortliche» nennen, da immerkin die nachste Nachbarschaft Laibachs der Ausgangspunkt derselben sein muss. Je nach der Tiefe des Herdes und der Natur des Bebens wird der Umltreis auf der Erdoberflache aucli verschieden grofi sein, innerhalb dessen etwa aufgestellte Instrumente eine seismische Bewegung als «u n m i t t e 1 b a r ortliche» wiedergeben wiirden. Von diesen Gesichtspunkten geleitet, lassen wir nun die ortlichen Beben aus dem Schiittergebiete Laibachs und Umgebung folgen. Die einzelnen Bebenaufzeichnungen erscbeinen hier in chronologischer Reihenfolge angefiihrt und bilden eine Vervollstandigung der in den Jahren 1898 und 1899 bereits in der «Laibacher Zeitung* in knapper, allgemein wissenswerter Form von der Warte veroffentlichten wichtigsten Ergebnisse der jeweiligen instrumentellen Aufzeichnungen. Abanderungen und Richtig- stellungen dieser urspriinglichen Berichte wurden nur dort vorgenommen, wo nachtragliehe genaue Messungen der Diagramme mit Hilfe starker Ver- grofierungen solche nothwendig machten. Die Fehlergrenze der Zeitangaben bei dieser Beobachtungsreihe betragt im Maximum +10 Secunden. Beobachtungen im Jahre 1897. 12. November, 19 h 56 m 50 s . Nach den Aufzeichnungen auf dem Kleinwellenmesser ergibt sich die Stofiriclitung von NW.-SO. Der Maximal- ausschlag auf beiden Componenten betragt 4’6 mm. OW.-Componente: Drei kurze Vorschl&ge bilden die Vorphase; Dauer der Bewegung zwei Minuten, darauf folgt eine Periode der starkeren Ausscklfige, etwa 25 Secunden andauernd, bei regelmafiiger Abnahme. Vom Anfange bis zum Ende ist eine leichte drehende Bewegung des Pendels an den regelmafiigen curvenartigen Ablenkungen zu erkennen, woraus geschlossen werden kann, dass die Pendelmasse durch die 1 * 4 Erschiitterung in eine drehende Bewegung versetzt wurde. Ebenso deutlich tritt diese drehende Bewegung an der SN.-Componente auf, doch sind hier keine Vorschlage zu bemerken, sondern es tritt der Hauptausschlag unvermittelt an erster Stelle auf. Nach der Vorphase, die an der OW.-Componente kaum eine Secunde dauert, diirfte der Herd dieser Erschiitterung in NO.-Richtung, etwa 5 km weit von Laibach, zu suchen sein. 1 Die resultierende Bewegung betragt 6 • 6 mm. 20. November, 2 h 35 m 40 s . Stofirichtung nach dem Kleinwellenmesser NO.-SW. An der OW.-Componente: Hauptausschlag von 3 mm an erster Stelle, darauf zwei kurze Zitterbewegungen, dann etwa eine eine halbe Minute dauernde, abnehmende langsame Oscillation. An der SN.-Compo¬ nente zwei, kaum eine Secunde wahrende, sehr kurze Vorschlage, darauf der Hauptausschlag mit 2 mm, an welchem zwei Zitterbewegungen rasch aufeinander folgen. In 20 Secunden erlischt die Bewegung vollstandig. Der Herd desselben dtirfte kaum 5 km vom Punkte der Beobachtung, in der Richtung NO. am Laibacher Felde, zu suchen sein. 2 Die resultierende Be- wegung betragt 3 6 mm. 20. November, 19 h 5™ 55 s . Richtung NO.-SW. Auf beiden Compo- nenten besteht die Zitterbewegung aus vier deutlich voneinander zu unter- scheidenden Bewegungsphasen; OW.-Componente mit einem Hauptausschlage von 2 mm in der zweiten Bewegungsphase, desgleichen SN.- Componente mit einem Hauptausschlage von 2 mm in der dritten Bewegungsphase. Die Bewegung dauert insbesondere an der SN.-Componente iiber eine Minute. Nach den instrumentellen Aufzeichnungen scheint der Ursprungsort bei dieser seismischen Bewegung iiber 5 km von Laibach entfernt zu sein. 3 Die resultierende Bewegung betragt 3'5 mm. 22. November, 23 h 2 m 40 s tritt am Kleinwellenmesser auf beiden Compo- nenten eine kurze Bewegung von irnmittelbar ortlichem Charakter auf; weder an der OW.- noch an der SN.-Componente gehen dem Hauptausschlag irgend welche Bewegungen voraus. OW.-Componente Hauptausschlag 2 mm, 1 Tn der That liegen Berichte in den Mittheilungen der Erdbebencommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien: V. E. v. Mojsisovics, Allgemeiner Bericht und Chronik der im Jahre 1897 innerhalb des Beobachtungsgebietes erfolgten Erdbeben, Seite 160, vor, dass um dieselbe Zeit in St. Veit bei Laibach eine mit wenig Ausnahmen all- gemein empfundene Erschiitterung wahrgenommen wurde. Die Chronik bringt Meldungen, und zwar aus Laibach, St. Veit, Černuče, Ježica und Aich, obwohl es nicht anzunehmen ist, dass in den vielen zwischen Cernuče und Aich liegenden Orten sowie Domžale und Tersein die Erscheinung nicht etwa wahrgenommen worden ware. 2 Die Berichte der Chronik (Seite 161) liber diese Erschiitterung diirften ebenfalls unvollstandig sein; leichte Bewegungen verzeichnen um diese Zeit nur Vižmarje und Tersein. 3 Nach der Chronik (Seite 161) ist dieses Beben in mehreren Orten der nachsten Umgebung von Laibach verspurt worden, der weitentfernteste Ort ist Tersein. 5 SN.-Componente 1 mm, Richtung NW.-SO., Dauer 5 Secunden. Die Be- wegung wurde von einigen wenigen Betvohnern in Laibach 1 verspiirt. Resul- tierende 2’2 mm. 10. December, 18 h 15 m 10 s , erscheint am Kleimvellenmesser eine starke ortliche Erschiitterung, die in Laibach allgemein wahrgenommen wurde. Die Bewegung beginnt an der OW.-Componente mit einem kurzen Vorschlage, darauf folgt unmittelbar der Hauptausschlag mit 23-2 mm, die Špur des Hauptausschlages ist wiederholt unterbrochen, wie dies bei ortlichen Erschiitte- rungen infolge der riittelnden Bewegung der Schreibunterlage stets der Fali ist. Darauf tritt das Pendel in Scbwingungen, welchen in der Dauer von 30 Secunden fortwahrende Zitterbewegungen iibergeordnet sind. Nach dieser Zeit setzt eine neue Bewegung ein, welche nach 20 Secunden vollends erlischt. An der SN.-Componente beginnt die Bewegung gleichzeitig mit zwei kurzen Vorschlagen, worauf unmittelbar der Hauptausschlag mit 22 mm erfolgt; auch auf der SN.-Componente tritt eine Eigenbewegung auf, die liber eine Minute lang verfolgt werden kann. Richtung NW.-SO. Resultierende Be- wegung als Maximalausschlag 32‘5 mm. 2 Vom 22. December 1897 bis 16. Jžtnner 1898 war der Kleinwellenmesser infolge Adaptierungsarbeiten im Instrumentenzimmer auCer Dienst gestellt. Ein provisorisch aufgestelltes Instrument gab am 23. December gegen 18 h 18 m eine deutliche seismische Storung von ortlichem Charakter, die infolge der Unvollstandigkeit der Zeichnung nicht nžiher bestimmt werden konnte. Beobachtungen im Jahre 1898. 6. Februar. An der OW.-Componente beginnen die Bewegungen um 14 h 51 m 30 s ; starke Ausschlage ilber die ganze Bandbreite (81 mm). Nach 30 s gerath das Pendel in Eigenschwingungen, welche bis zur 53. Min. 35. Sec.' andauern. Durch die starke Bewegung- wird nun die Pendelmasse in Dreh- bewegung gesetzt, die anfangs eine deutliche Sinuslinie zur Folge hat, welche iiber eine Stunde lang zu verfolgen ist. Die ersten Ausschlage wahrend der starken Bodenbewegungen erscheinen als unterbrochene Linie, bald als Punkt, bald als kurze Linien. Die nun folgenden Bewegungen bilden einen regel- miiCigen Kegel, die Linien werden fortdauernd, sie zeichnen nun die Eigen- schwingungen des Pendels auf, in welche derselbe durch die Erdbewegung versetzt wurde. Diesen ersten Aufzeichnungen geht eine fortdauernde Unruhe in der Dauer von mehreren Stunden voraus, von welchen ein groCer Theil 1 Nach Berichten der Chronik (Seite 162 und 163) wurde die Erschiitterung' auCer in Laibach auch in St. Veit ob Laibachjbeobachtet. 2 Dieses Beben ist in Woditz am starksten, und zwar als S to 13 wahrgenommen worden. (Sielie Chronik, Seite 165.) 6 wesentlich verschieden ist von den localen kiinstlichen Storungen. Desgleichen kann auf der fiir Oscillationen weniger geeigneten SN.- Componente eine deutliche Sinuslinie stundenlang vor dem Eintreffen der Hauptbewegung verfolgt werden. Nach diesen einleitenden mikroseismischen Bewegungen tritt auch hier an erster Stelle der Hauptausschlag nach links 48'6 mm, nach rechts tiber die Papierbandbreite nicht messbar binaus. Diese Hauptausschlage sind an der SN.-Componente unterbrocben, und konnen an der linken Seite liber zwanzig solcher Unterbrechungen gezahlt werden. Die Zeit fiir die kalbe Schwingungsdauer diirfte weniger als eine balbe Secunde betragen. Die Unterbrechungen zeigen deutlich, dass innerhalb dieses Brucbtbeiles der Secunde die Schreibunterlage unter den Nadeln rasch kintereinander auf und ab bewegt wurde. Nur dadurcb konnten solche unterbrochene Linien hervor- gerufen sein. Nach der 17. Secunde boren auf der SN.-Componente die Zitter- bewegungen auf, wieder kommt die Eigenschwingung des Pendels zum Aus- druck in einer regelmafiigen Bewegung bis zur 54. Min. 30. Sec. Die drehende Bewegung lasst sicb auch an dieser Componente wie an der OW.- Componente deutlich verfolgen. Der Wellenzeichner, mit einer Vergrofierung von 1 : 10, also fiir starke ortlicke Bewegungen besser geeignet, zeigt viel deutlicher das Bild des Verlaufes der Erschiitterung. Die Bewegung tritt im selben Momente auf, wie am Kleinwellenzeicbner. Die OW.-Componente weist einen Ausscblag von o' 4 mm auf. Der Ausscblag nach rechts ist nahezu um die Halfte langer als der nach links. Nach acht bis neun Secunden erscheint die Bewegung beendet. Eine zweite Phasenbewegung schliefit sich an diese gleich an, regel- mafiig zunehmend und abnehmend, mit dem Hauptausschlage von 1'6 mm. Die Gesammtbevvegung dauert (wirkliche Bodenbewegung) an der OW.-Compo¬ nente bis zur 27. Secunde, worauf eine Ablenkung der Schreibnadel in Curven nach rechts stattfindet und eine sehr schwache Eigenbevregung, im Anfange mit 0 • 5 mm beginnend, langsam erloschend, sich noch weiter durch mehrere Minuten verfolgen lasst. Die einzelnen Hin- und Iiergange der Nadel auf der Schreibflache iiberdecken sich anfiinglich infolge der Raschheit der aufeinander folgenden Bewegungen. Auf der SN.-Componente der Hauptausschlag 8'1 mm. Der rechtsseitige Ausschlag betrligt 6-2 mm und der linksseitige Ausschlag 1-9 mm. Im ganzen sind vier Hin- und Hergiinge in der Dauer von circa zehn Secunden zu verfolgen. Der erste Ausschlag ist insbesondere nach rechts mehreremale unterbrochen. Eine Pause von drei Secunden trennt die zweite Bewegungsphase von der ersten, deren Hauptausschlag wieder an erster Stelle mit .3'8 mm nach sechs Secunden erlischt. Das Pendel nimmt nach einer Ablenkung, die durch acht Secunden andauert, eine Eigenbewegung an, mit dem Ausschlage von 19 mm, die dann regelmaCig abnimmt. Allerdings sind in der Zeichnung der Eigenbewegung des Pendels einige schvvaehe Bewegungen bemerkbar, die wahrscheinlich einer zugleich drehenden 7 Bewegung der Pendelmasse zuzuschreiben sind. Construiert man die Resul- tierende, die sich aus den beiden Componenten ergibt, so erscbeint die Bewegungsrichtung senkrecht auf die Streichungslinie des Dinarischen G-e- birgssystemes gerichtet, und zwar von NO. nach SW., etwa in Aich den Ausgangspunkt nelimend, wo bezeicbnenderweise am selben Tage bereits ein Vorbeben beobachtet wurde. Von den auswartigen Warten notierte nur Padua am 5. Februar 1898 um 14 h 54 m leichte Aussehlage am Kleinwellenzeichner. Dieselben sind jedoch nicht messbar, da den ganzen Tag liber infolge starken Windganges diese Storungsbilder jene der seismischen Bewegungen iiberdecken. Hier moge ausdriicklich bemerkt werden, dass auch bei diesem Beben- bilde kurze Vorschlage in der Dauer von 1 bis 2 Secunden sowohl auf der OW.- als auch auf der SN.-Componente bemerkbar sind. Resultierende Be- wegung nach der instrumentellen Aufzeichnung angenahert 100 mm. 1 20. Februar, 8 h 45 m 14 s , schwache ortliche Bewegung am Kleinwellen- messer mit einer kurzen Vorphase an der OW.-Componente . 2 Am 24. Marž um 15 h 18 m und 20 h 13 m schwache Erschiitterung von unmittelbar ortliche m Charakter am Kleinwellenmesser. Die letztere Bewegung wurde nach Mittheilungen an die Warte auch von einigen wenigen Bewohnern der Stadt verspiirt. 3 Am 15. und 16. April sind der Erdbebenwarte eine Reihe von leichten ortlichen Erschiitterungen gemeldet worden • an den Instrumenten konnten um die angegebene Zeit keinerlei seismische Bewegungen entdeckt werden. 17. April, 4 23 h 49 m 31 s , sehr starke ortliche Erschiitterung. Der Kleinwellenzeichner gab infolge der starken VergroOerung kein vollstandigos Bild; ebenso wie am 5. Februar war auch diesmal die Schreibflache am Papiere zu klein fiir die starken Aussehlage der Nadel. Ein vollkommenes Bild ergab der Wellenzeiehner, ein Apparat, welcher von der heimischen 1 Das Ileben vom 5. Februar wurde am starksten neuerlieh in Woditz verspiirt. 2 Die Chronik bringt keine Meldung einer seismischen Bewegung um diese Stunde, weder von Laibach selbst, noch von der Umgebung. 3 Chronik wie vorher, dariiber ohne Berieht. 4 Der Vollstandigkeit halber geben wir nachfolgende Erdbebenprophezeiung aus der englischen Zeitung «The Hewcastle Daily Ciironiele* wieder, die wahrscheinlich in England um dieselbe Zeit unter der Presse war, als in Laibach das Naturereignis eingetreten ist. Der Erdbebenprophet ist ein bekannter englischer Astronom. «Mr. Hugh Clements schrieb am Samstag (16. April 1898) und prophezeite Erdbeben fiir gestern. Er sagte: Am Morgen des 17. wird wahrscheinlich ein Erdbeben sein, welches in Persien, Kleinasien, Griechenland, Norditalien oder Krain bei Laibach stat.tfindet, auch in England konnen Zitterbevvegungen empfunden werden. Vor 3 Uhr 20 Minuten des Morgens wird es nicht stattfinden, auch nicht spater als 6 Uhr 48 Minuten, wenn es in England fiihlbar wird, wenn aber in Laibach, dann eine Stunde friiher. Die Stellung des Mondes und der Sonne ist derartig, dass wahrend drei Stunden am Morgen des Sonntags, den 17., die Erdkruste einem ungeheuren Drucke in der obenvalmten Flache ausgesetzt sein wird.» 8 Firma Tonnies mit der Bestimmung fiir starke ortliche Erdbewegungen gebaut worden ist. Die NS.-Componente bei diesem letzteren Instrumente verzeichnete den starksten Ausschlag, und zwar mit 14'2 mm. Nach diesem Hauptausschlage, dessen Špur auf dem Papierbande durch Bewegung der Unterlage dreimal unterbrochen erscheint, folgt eine Bewegungsphase mit 6 • 5 mm in der Dauer yon sechs Secunden. Gleich darauf schlieflen die Eigenbewegungen des Pendels an, welcbe regelmaOig abnehmen und nach drei Minuten erloschen. Die OW.-Componente gibt den Hauptausscblag ebenfalls an erster Stelle mit 8 - 3 mm, welcher innerhalb der ersten fiinf Secunden rasch abnimmt, um gleich darauf zu deutlichen Bewegungen von 2 • 5 mm anzuwachsen. Nach Unterbrechung von fiinf Secunden tritt ebenfalls eine rasche Zitterbewegung in der Dauer von drei Secunden ein. Die Bewegung wachst rasch an und nimmt rasch ab. Das Maximum dieser drei Bewegungsphasen betragt eine Minute. Die Bewegungsrichtung des ersten Impulses erscheint in der gleichen Weltrichtung NO.-SW., wie am 5. Fe¬ bruar 1898, und weicht nur um einige Grade gegen O. ab. Construiert man die Resultierende aus den beiden Theilbewegungen 0.-W. und S.-N., so fiillt gegen SW. ihre Richtung mit dem Verlaufe der Eisenbahnstrecke am Moorgrund zusammen, gegen NO. trifft die Resultierende zwischen die Orte Jauchen und Brdo. Damit ware nun die Bewegungs- ricbtung gekennzeichnet, in welcher die Hauptmauer des Realschulgebaudes durch die Bebenwellen versetzt worden war. Der Ursprungsort fiir dieses Beben scheint aber nordlicher zu liegen, als der des Bebens vom 5. Februar. Resultierende Maximalbewegung nach dem Wellenzeichner angenahert 160 mm. Was die auswartigen Warten anbetrifft, so liegt ein Bericht von der Centrale in Rom vor, welchem entnommen wird, dass am 17. April auCer Padua und Livorno keine der italienischen Erdbebenwarten irgend welche seismische Aufzeichnungen bekanntgegeben haben. In Livorno war der elektrische Proto-Seismograph von de Rossi gegen 23 h 55(P3) m von einer Bewegung, die von N. zu kommen schien, in der Dauer von drei Minuten ausgelost worden. Wie die meteorologische Centrale bemerkt, sind diese Beobachtungen nicht vollkommen verlasslich, da der betreffende Bericht- erstatter aus Livorno selbst hinzufiigt, dass in derselben Nacht mehrere Wiederholungen von Storungen am Instrumente aufgetreten sind, die durch den starken Seegang verursacht sein konnten, umsomehr, als der Centrale von den Stationen, die Krain viel naher liegen, wie Spinea, Mestre, Ferrara etc., negative Nachrichten eingelaufen sind. Padua sendet uns eine getreue photo- graphische Nachbildung der Erdbebenaufzeichnung, welche jedoch sehr schwach und klein ist. Eine deutliche Bevvegung beginnt in Padua an der OW.-Com- ponente gegen 49 Min. 40 Sec. mit einem Hauptausschlage von 4 mm. Gegen die 50. Minute erloscht die Bewegung vollkommen. Eine zweite Bewegungs- 9 periode tritt auf um 50 Min. 53 Sec., die gegen die 52. Minute vollkommen verschvvindet. Der Hauptausschlag der zweiten Bewegungsphase betragt 4' 1 mm. Die SN.-Componente wird durch eine leichte Zitterbewegung, Vorphase, in der Dauer von einer Minute eingeleitet, worauf ein deutlicher Hauptausschlag von 1’4 mm folgt. Auch hier lassen sich tiber die 52. Minute hinaus eine Reihe weiterer Bewegungen verfolgen. Vom 30. August bis zum 4. September war der Kleinwellenzeichner infolge Aufstellung neuer Instrumente aufier Dienst gestellt. 7. September, 1 h 45 m 40 3 ,schwache Erschiitterung, die von einigen Personen gespiirt wurde. Das der Erschiitterung vorausgehende starke unter- irdische Getose weckte den Verfasser aus dem Schlafe, worauf sofort bei den ' Instrumenten nachgesehen wurde. Der Kleinwellenmesser hat den Haupt¬ ausschlag an erster Stelle gezeichnet, und zwar OW.-Componente 3'4 mm, SN.-Componente 4 mm. Die Gesammtbewegung dauerte bei 30 Secunden. Leichtere Ablenkungen lassen sich noch durch weitere 30 Secunden verfolgen. Resultierende angenfthert 5 mm. Richtung des ersten Impulses von NW.-SO. Der StoGmesser (Apparat zur Messung der verticalen Componente), der an diesem Tage das erstemal in Thatigkeit gesetzt wurde, gab eine sehr deutliche Aufzeichnung dieser seismischen Bewegung. Den Hauptausschlag mit 4 mm leiteten vier kurze Ausschlage von D/a mm ein. Etwa 20 Secunden hin- durch waren die Ausschlage nahezu gleich stark, durch weitere 40 Secunden nahm die Bevregung nahezu regelmaBig ab. 1 Am 13. October um l h 9 m verzeichnete der Kleinwellenmesser ein schwaches Beben. Der Hauptausschlag von 1 • 5 mm folgt auf der OW.- Componente nach einer 7 bis 8 Secunden dauernden Vorphase. Kurze Zitter- bewegungen, langsam ab- und zunehmend, sind durch weitere 27 Secunden zu verfolgen, woran sich eine Minute lang andauernde langsame Bewegungen anschlieBen Ein ahnliches Bild mit einem Hauptausschlage von 1 1 5 mm zeigt auch die SN.-Componente. An der verticalen Componente gelit dem Hauptausschlage von 1 • 3 mm eine Ablenkung der Schreibnadel in der Dauer von 5 Secunden voraus. Nach weiteren 12 Secunden tritt eine schwachere zu- und abnehmende Bewegungsphase auf, die nach 18 Secunden vollkommen erlischt. Resultierende Bewegung 3 • 5 mm. Richtung des ersten Impulses NO.-SW. 2 ‘ Nach personlichen Wahrnehmungen der Erdbebenbeobachter wurde dieses Beben (Chronik, Seite 105 ff.) in Woditz, Aich und Egg sehr stark verspurt. 2 Von allen ortlichen Erscliiitterungen sclieint in diesem Falle der Bebenherd am weitesten von Laibach entfernt gewesen zu sein, was aus der verhaltnismiiGig lang andauernden Vorphase gesehlossen werden kann. Nach personlichen Wahrnehmungen der Beobachter nach der Chronik entnimmt man, dass die Ortschaften Tersein, Jauchen und Aich das Beben all- gemein wahrg-enommen haben; doch auch noch in Stein wurde es schwach verspurt, in Laibach dagegen von Personen gar nicht, woraus hervorgeht, dass der Bebenherd naher an Stein als in 10 Am 2. December wurde ein schwaches Beben im Hiigellande ostlich vom Laibacher Becken wahrgenommen (nach der Chronik). An den Instru¬ menten wurden diese Erschiitterungen nacb genauer Priifung der Diagramme nicht bemerkt. Am 3. December 13 h 38 m traten schwache Zitterbewegungen auf, die nicht aufhorten und auf eine bestandige Unruhe des Bodens hindeuteten. Gegen 17 h 35 m wurde von allen Instrumenten eine ortliche Bodenbewegung verzeichnet. Die Richtung war vorherrschend NNO. nach SSW. Die stiirkeren Ausschlage sind auf der NS.-Componente aufgetreten, mit 5 mm als Maximum, Dauer 2 Secunden. Gleich darauf tritt eine Bewegung von 20 Secunden Dauer auf, mit 2 • 5 mm Ausschlagweite, und nach einer Pause von 7 Secunden eine dritte von 1 mm Weite und in der Dauer von 8 Secunden. OW.-Componente zeigt sechs deutlich unterscheidbare Gruppen von Ausschlagen, welche langsam und regelmaBig ab- und zunehmen, in Intervallen von 3 bis 4 Secunden; Maximalausschlag 2 • 7 mm, Dauer der ganzen Bevvegung 1 Minute 20 Secunden; verticale Componente 2 • 3 mm, Dauer 8 Secunden. Diese Erschiitterung wurde von vielen Personen in Laibach vermerkt, nicht so sehr wegen ihrer Starke als wegen des starken Rollens, welches dieselbe begleitete. Resultierende Be- wegung 9 mm. Kurze Vorphasen sind an allen Componenten bemerkbar. * 1 Beobachtungen im Jahre 1899. Am 18. Janner zeigten gegen 21 h 48 m abends alle Instrumente der Erd- bebenwarte eine ziemlich starke ortliche Bodenerschiitterung an. Der Haupt- ausschlag an der SN.-Componente 29‘8 mm, an der OW.-22'5 und Vertical- Componente 22 mm. Resultierende Bewegung angenahert 40 mm; eine ziemlich Laibach liegen muss. Von den Beobachtern gibt die zutreffendste personliche Wahrnehmung Oberlehrer Janežič in Aieh, welcher nacli einem Seitenruck eine dreimalige Hin- und Her- bewegung verspiirt hat. Ganz entsprechend dieser menschlichen Beobachtung ist die instrumentelle in Laibach, da auch das Bebenbild deutlich drei verschiedene Bevvegungsphasen aufweist. 1 In dem kurzen Berichte, der seinerzeit liber dieses Beben an die Tagesblatter heraus- gegeben wurde, ist ausdriicklich bemerkt worden, dass diese Erdbewegung einen sehr nahen Erdbebenherd haben muss. Die Erdbebenbeobachter melden (Chronik, Seite 116 bis 117) aus Salloch einen starken Stol3, Rudnik, St. Veit, Černuče, Egg eine allgemein wahrgenommene Erschiitterung, vorherrschend Getose. In Woditz wurde das Getose vou den meisten, — in Laibach und in Aich von vielen Personen verspiirt. Bezeichnend ist die Meldung aus Morautsch, wo eine sehr leichte Erschiitterung, aber ein um so starkeres Getose wahrgenommen wurde. Beacht,enswert ist, dass sich diese Bodenbewegung dem Menscben mehr als Getose denn als Erschiitterung bemerkbar machte. Nach den instrumentellen Aufzeichnungen dauerte die wirkliche Bodenbewegung liber eine Minute, wobei sechs deutlich voneinander unterscheidbare, immer schwacher werdende Gruppen von Bewegunge-n aufgetreten sind. Es scheint somit, dass davon nur die erste, mit dem starksten Ausschlage, fiir den Menschen als Erschiitterung fuhlbar war, alle anderen nachfolgenden schwacheren Zitterbevvegungen nur noch als Getose dem Menschen wahrnehmbar gewesen sind. 11 starke Vorphase in der Dauer von 4 bis 5 Secunden ist an allen Diagrammen deutlich unterscbeidbar. Dauer der Gresammtbewegung nach instrumentellen Messungen 25 Secunden. Richtung von NW.-S0. 1 Ani 16. Februar, 3 h 27 m , zeigten alle Instrumente eine Erderschiltterung an. OW.-Componente 21'8mm, SN.-Componente34mm. Resultierende derHaupt- ausschlage 39 mm, Verticalcomponente 9 mm. Vorphase mit ziemlich starkem Ausschlage tritt in der Dauer von 2 bis 3 Secunden an allen Componenten auf. Dauer der Bewegung 48 Secunden, wobei auf die Hauptbewegung 7 Secunden entfallen; in kurzen Intervallen wiederholen sich darauf drei etwa um die Halfte schwachere kurze Bewegungen und nach einem Intervali von 13 Secunden tritt neuerdings eine ebenso starke kurze Bewegung wie die vorhergehende auf. Als bemerkensvvert bei der letzten Erschiitterung ist die drekende Bewegung hervorzuheben, welche sich am Bebenbilde deutlich zu erkennen gibt in lang gezogenen Schlangenlinien, und die erst nach der achten Minute langsam erlischt. Durch die drehende Bewegung wurden insbesondere die schweren Gewichte der Verticalpendel in eine Bewegung um ihre eigene Achse gebracht, die infolge der Tnigheit der Pendelmasse solange angedauert liat. Richtung des Hauptimpulses von NW.-S0. 2 Am 15. April um 16 h 25 m ll s verzeichnete der Kleinwellenmesser eine leichte unmittelbar ortliche Erschiitterung, welche mit einer kurzen Vorphase beginnt, die in Form leichter Zitterbewegungen auftritt. Dauer der Bewegung an den Instrumenten 50 Secunden. Die OW.-Componente zeigt einen Aus- schlag von 2'5mm, die SN.-Componente von 1‘5 mm. Die Verticalcomponente zeigt nur eine einzige schwache Ablenkung. Die resultierende Bewegung 1 In dem seinerzeit von der Warte veroffentlichten Zeitungsberichte wurde bereits hervor- gelioben, dass der Herd dieses Bebens nicht immittelbar unter der Stadt Laibach zu suchen ist, sondern dass die instrumentellen Beobachtungen auf einen 5 bis 10 km von Laibach ent- fernten Ursprungsort hinweisen. In der That ist dieses Beben nach den Mittheilungen der Chronik in den Orten Woditz, Preska etc. stki'ker wie in Laibach und stofiartig empfunden worden. Ein Beobacliter in Laibach bat die einleitende leichte Bewegung (Vorphase) gespiirt, worauf ein krkftiger Seitenruck (Hauptaussehlag) folgte. 2 Dieses Beben war nach der Chronik am st&rksten in Woditz, wo deutlich zwei starke StoBe verspiirt wurden. Die Beobachtungen des dortigen Pfarrers S. Žužek sind insofern bemerkensvvert, als derselbe den groBten Theil der seismischen Erscheinung, wie sie in Laibach von den Instrumenten wiedergegeben wurde, ganz zutreffend empfunden und analysiert liat. Es wird selten jemals vorkommen, dass bei persBnlichen Beobachtungen die Dauer der einzelnen Erschiitterungen und die Zwischenpausen mit so langer Zeitdauer veranscblagt wird, wie sie in der That den instrumentellen Beobachtungen angenfthert entspricht. Des Vergleiches halber mit unseren Beobachtungen lassen wir diesen Theil der inter- essanten VVahrnehmungen des Beobachters Pfarrer Žužek liier vvortlich nach der Chronik folgen: tSchon vorher wach, unterschied ich deutlich zwei StoBe in einem iibrigens nicht ganz ruhigen Intervali von etwa 5 3 . Doch war der zweite StoB, wie die Bewegung, die er verursachte, starker. Er kam nicht, wie meistens, von unten, sondern von der Seite, anscheinend in der Richtung N.-S., beurtheilt nach dem Schvvingen der Hangelampe im ebenerdigen Zimmer. Der erste StoB dauerte etwa 7 s , der zweite sicherlich 15 s . Vor dem Beben ein ungew8hnlich starkes DrBhnen, vvahrend desselben abnehmend, horte es friiher auf als das Beben. Gesammtdauer 27 s .» In Bischoflack wurde ein verticaler StoB und in Elodnig zwei SeitenstoBe beobachtet. 12 3 mm, Richtutig NW.-SO. Das starke Getose, welches die Erderschiitterung begleitete, wurde von einzelnen Personen vernommen, insbesondere im Gebaude der krainischen Sparcasse . 1 Am 26. Juni um 5 h 40 m 20 s verzeichneten nur die empfindlicheren Instrumente eine schwache ortliehe Erschiitterung. Ricktung NW.-SO. OW.- Componente Hauptausscblag 2 • 5 mm mit 2 bis 3 Secunden lang andauernden kurzen Vorschlagen. Die SN.-Componente verzeichnete den Hauptausscblag an erster Stelle mit 2 mm; die resultierende Bewegung 4■ 1 mm; Vertical- componente 3 mm. Dauer der Bewegung 30 Secunden. Diese Erdbewegung ist nicht unvermittelt gekommen, da kurze Zitterbewegungen am Kleinwellen- messer von dem vorkergehenden Abend bis gegen den Morgen zu, obne eine andere aufiere Ursache, fortvvahrend aufgetreten sind. Erdbebenherd in der nachsten Niihe der Stadt Laibach; das Beben wurde von mebreren Personen verspiirt, welcbe angaben, ein eigentbiimliches Sausen vernommen zu haben. 2 Am 18. September um 6 h 16 m 23 s verzeichneten alle Instrumente ein starkes ortliches Beben: Vorphase 1 bis 2 Secunden. OW.-Componente 100 mm, SN.-Componente fast ebensoviel; Resultierende angen&hert 141 mm, Vertical- componente 24 mm. Das Bebenbild am Kleinwellenmesser ist unvollstandig, da die Schreibflache nicbt ausreiehte, um die starken Ausschlžige in ilirer Ganze tviederzugeben. Am Wellenmesser (nur zehnfache VergriiBerung) ver- zeicbnete die SN.-Componente einen Ausscblag von 9 mm, die OW.-Compo- nente 10'3 mm. An der SN.-Componente treten zwei deutliche Bewegungs- pbasen (StoBe) auf, wovon die erstere, die starkere, langsam abnehmend 10 Secunden, die zvrnite, etwas scbwacbere, 11 Secunden andauert; auf der dritten treten drei Bewegungsphasen auf: die erste 4 Secunden, die zweite 12 Secunden deutlich ab- und zunehmend, die dritte 9 Secunden. Die wirk- licbe Bodenbewegung lasst sicli durch 30 Secunden hindurch verfolgen, nach dieser Zeit treten die Eigenschwingungen der Pendel auf. Bemerkenswert ist die Unruhe, welche am Kleinwellenmesser etwa 30 Minuten vor dem erfolgten ErdstoB aufgetreten ist. Diese Unruhe liisst auf ein fortwahrendes leichtes Zittern des Bodens scklieBen, da nach der Art der Aufzeichnungen andere kunstliche Storungen der Bodenruhe um diese Zeit ausgeschlossen waren. AuBerdem traten in Zvvischenraumen von etwa 20 Secunden starke Aus- schlage auf, wie solohe durcli Kanonenschilsse hervorgerufen werden. Rich- tung der Bewegung auf allen Instrumenten vorherrschend von NW. gegen 1 An diesem Tage sind bereits um 14 h leichte Zitterbeweg-ungen am Kleinwellenmesser aufgetreten. In der Chronik berichtet liber dieses Beben ein einziger Beobachter aus Laibach. 2 Da diesem Beben schon tagsvorher eigenthumliclie Zitterbewegungen mit kurzen Unterbrechungen vorangegangen sind, so wurde in das Tagebuch der Warte noch vor dem Eintreffen dieses Bebens folgende Notiz eingetragen: < Am Kleinwellenmesser dauern kurze Aussctilage an, aiinlieb den Vorboten localer Storungen.* Nach der Chronik diirfte diese Er- scliiitterung noch am st&rksten in Woditz verspiirt vvorden sein. Der Beobachter classificiert sie als mittelstarken 8toI3. 13 SO. Dieses ortliche Beben, welchem eine deutliche Vorphase vorausgcht, hat in allen seinen Erscheinungen viel Ahnlichkeit mit dem Beben vom 17ten April 1898; auch der Starke nach sind die beiden verglichenen Beben wenig verscbieden; wahrend am 17. April 1898 der Hauptausscblag starker war als beim letzteren, erscheinen demgegen liber die nachfolgenden Bewegungen beim Bilde vom 10. September starker und langer andauernd. Eine balbe Stunde vor dem Beben beginnt eine merkliche Luftdruckzunahme. 1 Am 30. September um 19 h 3 m verzeichnete der Kleinwellenmesser sowie der StoBmesser eine sckwache ortliche Erschiitterung, die nur von sebr wenigen Personen in Laibach verspiirt wurde. OW.-Componente eingeleitet durch eine 3 Seeunden lang andauernde Vorpbase, Hauptausschlag auf der OW.-Componente 3 mm, SN.-Componente ebenfalls 3 mm. Resultierende an- genahert 4• 3 mm, Verticalcomponente 3 mm. An der OW.-Componente, an welcher die Bewegung nahezu eine Minute dauerte, treten nach der Haupt- bewegung noch drei langsam abnebmende Zitterbewegungen auf. Ricbtung NO.-SW. 2 Bemerkungen zn Tafel I . 3 Von allen bisber an der Erdbebenwarte in Laibaeb aufgezeichneten ortlichen Erscbiitterungen in den Jahren 1897, 1898 und 1899, welche oben angefiihrt erscheinen, konnen ltaum vier derselben als unmittelbar ortlich bezeichnet vrerden. Es sind dies die Erscbiitterungen am 22. November 1897, 24. Marž 1898, 3. December 1898 und am 15. April 1899. Es darf jedoch nicht unerwahnt bleiben, dass aucb beim letzten, oben angeftibrten Beben an der verticalen Componente eine kurze Ablenkung vor dem Hauptausscblage ganz deutlich zu entnehmen ist. Ausgenommen die vier eben angefiihrten »unmittelbar ortlichen« Beben waren alle iibrigen als »ortlich« zu bezeicbnen, da bei ibnen eine kiirzere 1 Nach den Clironikberichten erscheint von diesem Erdbeben Woditz, Preska, Zeyer am starksten erschiittert worden zu sein. In Woditz machte sich das Beben als ein starker Stofi von unten bemerkbar, begleitet von ungewohnlich heftigen Bewegungen mit zwei kurzen Unter- breclrangen. Gesammtdauer mit dieser einschliefilich 10 bis 15 Seeunden. Zwei StolBe wurden auch in Bischoflack, St. Martin, Trata und Flodnig wahrgenommen. Drei wellenfbrmige Sehwin- gungen verzeiehnet Mannsburg, Commenda vier einander folgende welIenformige Schwankungen. Zwei Stofie wurden auch von Menschen in Laibach verspiirt. 2 In dem seinerzeit von der Warte herausgegebenen Zeitungsberichte wurde mit Buck- sicht auf die Vorpbase die Vermuthung ausgesproehen, dass letztere Bodenbewegung an einigen Punkten in der nalien Umgebung von Laibach deutlicher verspiirt worden sein durfte. Nach den Berichten der Chronik ist in der That in Jauchen, Kudnik, Veliki Ločnik das Beben allgemein deutlich wahrgenommen worden. 3 Die Tafeln wurden vom Herrn cand. jur. Ernst S točki ausgefiihrt, so wie auch mit seiner Beihilfe die zeitraubende Naclipriifung der Registrierbander aus friiheren Jahren unternommen wurde. Fiir die freundliche Mitwirkung sei an dieser Stelle Herrn Stiickl der beste Dank ausgesproehen. 14 oder langere Vorphase auf Erschutterungen in benachbarten Gebieten hin- weist. Thatsachlich liegen auch eine Reihe menschlicher Beobacbtungen aus der Umgebung von Laibach vor, welche obige Annabme bekraftigen. Um ein anschauliches Bild von den bisher an der Warte beobachteten ortlichen Erschutterungen zu geben, wurden in der Tafel I die Maximalausschlage, und zwar nach der resultierenden Hauptbewegung, welche die instrumentelle Auf- zeichnung ergeben bat, in etwas verkleinertem MaCstabe in Form verticaler Linien eingetragen. Uber den resultierenden Hauptbewegungen sind Tag und Stunde der Erschiitterung eingeschrieben. Bemerkungen zu Tafel II. Die Tafel II stellt graphisch zur Vergleichung einander gegeniiber das Ergebnis der instrumentellen und das der menschlichen Beobacbtungen von Erdbeben, die in Laibach wahrgenommen worden sind. Die menschlichen Beobachtungen sind der Chronik der Erdbebencommission in Wien entnommen. Auf der linken Seite der Tafel sind alle ortlichen Erschutterungen, die an der Warte in Laibach seit September 1897 bis Juni 1900 beobachtet wurden, durch senkrechte Linien erkenntlich gemacht. Um dieselben mit den menschlichen Beobachtungen besser vergleichen zu kijnnen, wurden die ein- zelnen Beben nach der Forefschen Intensitatsscala classificiert. Die Intensitats- stufenleiter von 1 bis 10 ist an der Senkrechten und die Zeit des Eintreffens eines Bebens an der Wagrechten abzulesen. Die unten stehenden romischen Ziffern bezeichnen die Monate. Auf der rechten Seite der Tafel sind bei gleicher Anordnung die Er¬ schutterungen, die in Laibach von den Erdbebenbeobachtern in dieser Zeit gemacht wurden, zur Anschauung gebraeht. Die punktierten Linien bezeichnen jedoch jene persOnlichen Bebenbeobachtungen, welche in der Cbronik mit der Bemerkung als unsichere Beobachtung 1 angefiihrt erscheinen. Die Linien, welche einzelne Felder, die sonst leer sind, durchqueren, betreffen Zeitabschnitte, wo auf der einen oder der anderen Seite die einschlagigen Beobachtungen fehlen. Ein Blick auf die Tafel II zeigt, wie leicht die menschlichen Beobachtungen liber Beben, infolge von Selbsttauschungen, Irrthiimern ausgesetzt sind, denen die exacte instrumentelle Beobachtung allein das notliige beruhigende Gegen- gewicht zu halten imstande ist. 1 Bemerkenswert ist, dass in der Chronik die «unsicheren Beobachtungen* erst im Februar 1898 ihren Anfang nelimen; in diesero Monate bat namlich die Laibacher Warte begonnen, auch ortliche Erschutterungen in den Tagesbl&ttern zu veroffentlichen. Der wolil- thuende Einfluss dieser Veroffentlichungen macht sicli von dem Zeitpunkte an insoferne bemerkbar, als viele menschlichen Erdbebenbeobachtungen in Laibach vom Beobachter selbst als unsicher bezeichnet werden. 15 Bemerkungen zu Tafel III . 1 Um eine Ubersicht iiber die Richtung der verschiedenen ortlichen Er- schutterungen zu gewinnen, soweit dieselbe nach den instrumentellen Auf- zeichnungen entzifferbar war, wurde eine graphisehe Darstellung in der Tafel III beigegeben. Die Linien bezeichnen f(ir die jeweiligen Beben die Stofirichtung des ersten Impulses, wie dies im Texte besonders hervorgehoben wurde; wo die Bestimmung des ersten Impulses nicht moglich war, sei es, dass derselbe undeutlich oder, wie bei unmittelbar ortlicben Erschiitterungen, gar nicbt vorhanden war, so wurde die Ricbtung nacb dem Hauptausschlage bestimmt. Zu bemerken ist, dass die Bevregungsrichtung des ersten Impulses baufig verschieden ist von jener der Hauptbewegung. Alle StoClinien mundei\ in L (Laibacb), dem Orte der Beobachtung; auBerdem ist die Starke durcb XXX kenntlieb gemacbt. Die bisherigen instrumentellen Beobaehtungen an der Erdbebenwarte haben gezeigt, dass der Bestimmung der Bewegungsrichtung mancberlei Miingel anhaften, insbesondere bei ortlichen Erschiitterungen. Bei ortlichen Erschiitterungen ist namlich die Periode der Bewegungen eine so rascbe, dass die einzelnen Linien der Diagramme zum grofien Theile iiberdeckt sind. Durcb die enorme Geschwindigkeit der Hin- und Herbewegung der Schreib- nadeln erscbeint innerhalb der wirklichen Bodenbewegung die RuBschichte vollkommen weggefegt, zu dem kommt noch die heftige auf- und abgehende Bewegung der Schreibunterlage, wodurch, wie schon bemerkt wurde, unter- brocbene Linienbilder entsteben. Bei den exacten Bestimmungen der Bewegungsrichtung ist ferner auch der Umstand in Erwagung zu ziehen, dass die Apparate auf einer Haupt- mauer des Gebaudes aufmontiert sind und somit insbesondere die Bevvegungen dieser Hauptmauer getreulicli wiedergeben. Da jedoch die Langsrichtung dieser Hauptmauer von der N-S.-Ricbtung nur um einige Grade abweicht, ist immerhin anzunebmen, dass jene Bodenbevregungen, welche von 0.-W. oder umgekehrt erfolgen, viel besser wiedergegeben werden als jene in der Richtung N,-S., da die Mauer viel leicbter nacb der Breite als nacb der Quere in Sclnvingungen gerath. Wir miissen daher auf die ortlicben Erscbiit- terungen trotz der Zerlegung der StoBrichtung in zwei Tbeilbewegungen immerhin mit einer Verzerrung in der Wiedergabe der Bevregungsimpulse Riicksicht nehmen, ein Ubelstand, der vollends aufgeboben sein wird, wenn eigene Instrumente unabhangig vom Mauerwerke des Gebaudes im Keller- 1 Eichtigatellung: Bei den Datumangaben ist an einer Kichtungslinie auf der N.-W.-Seite statt 10./X. 1897 das Datum 10./XII. 1897 zn lesen. 16 raum in Thatigkeit gesetzt werden, was noch im Laufe dieses Jahres ge- schehen soli. SchlieGlich darf nicht unerwShnt bleiben, dass bei ortlichen Erscliiit- terungen von mehreren Punkten der nachsten Umgebung zugleich Boden- bewegungen eintreffen, in welchen Fiillen die Pendelmassen der Instrumente in langanhaltende drehende Bewegung geratben. Es ware daher ein Febler, den Bebenherd punktformig anzunehmen, was in der Wirkliclikeit auch niemals der Fali sein wird. Schlusswort. Die bisherigen exacten Forschungen uber die Erdbebenerscheinungen auf heimatlichem Boden lassen folgende Thatsachen erkennen: 1. ) Bebenhaufigkeit und Bebenstarlce nehmen an Ort und Stelle rasch ab; 2. ) »unmittelbar ortliche» Erschutterungen geboren zu den Seltenheiten und erfolgen im Jabre hocbstens ein« bis zweimal; 3. ) ortliche Erschutterungen vom Nachbarboden versetzten die Erdscholle von Laibacb kaum zwei- bis dreimal so in Bewegung, dass dieselbe den Menschen starker fuhlbar wird; 4. ) starkere ortliche Erschutterungen stellen sich nicht unvermittelt ein, denn in den meisten Fallen sind stundenlang vorher Zitterbewegungen auf den empfindlicbsten Instrumenten constatierbar; 5. ) haufig werden ortliche Beben durch Erdbebenkatastrophen auf anderen Welttheilen ausgelost, wo nachweislich (laut instrumenteller Aufzeichnung) die Auslaufer derselben unseren Boden durehziehen und unsere Instrumente stundenlang in Bewegung erhalten. s Bi*lar. l.aibacher Beben. Tafe! IJ I mn