Nw. VIU. Uz^ 1804. l/P" Lalbacher ^WH Wochenblatt. ^ Z u m N u t z c n 1< n !^ V e r g n ü g c n. Als Zugabe lur Edel von Klein mayerschenLalbacher Zeitung. Linfübru,ig >» der Ruhpockenimpfung in Krain. >Älle Jahr verlor Krain mehrere hundert Kinder an natürlichen Pocken. Fast kein Jahr vcr-gieng wo nicht in irgend einem Theile des Landes dieselben epidemisch herrschten, und beynahe jedes Kind, welches damit befallen wurde, dahin rafften. Die Einimpfung der natürlichen Pocken war in diesem Lande kaum dem Nahmen nach bekannt. Crst im Jahre 1798 wurde sie von Herrn Doctor und Professor Vinzenz Kern, nach vorausgeschickter zu diesem Behufe verfaßter Volksschrift an ctlich und 6u Kindern mit dem besten Erfolge unte.nommen. So glücklich der Erfolg dieses Unternehmens auch war, so impfte er in den folgenden Jahren nur sehr wenige Kinder. Im Jahre 1799 wurde er durch die in der Salzburger mcdicinisch- chirurgischen Zeitung enthaltenen Nachrichten mit der schützenden Eigenschaft der Kuhpockcn gegen die natürlichen Pocken bekannt, und bekam im Spätjahre bey seinem Aufenthalte in Wien Icnners Werk überseht von Doctor Careno in seine Hand. So wnig er auch von der Möglichkeit der schühen-dcn Eigenschaft der Kuhpockc überzeugt war, so konnte derselbe erst im Jahre 1301 Kuhpocken- stoff erhalten, um Versuche damit anzustelleä. Er erhielt denselben von seinem Jugendfreunde Herrn Medicina und Chirmgiä Doctor Jacob Helm aus Wien, einem der eifrigsten Bcsöröe-rer der Vaccination in Wien. Hcrr Professor Kern bestimmte sein einziges Kind dazu; allein da eben in diesem Jahre eiae sehr heftige Blatternepidemie in Krain herrsche, so wurde dasselbe noch vor der Ankunft oe5 Kuhpockcnstosss von den natürlichen Pocken e,> griffen — und dahin gerissen. Nun fehlte zu dieser neuen Impfung das Individuum. S) häufig auch die Kinder dahin starben, so woll e sich doch ni'emand entschließen, sein Kind zu n Versuche herzugeben. — Alle fremde Beobachtungen galten nichts. Endlich gelang es doH dcm Herrn Professor Kern und Herrn Doctor Ieuniker ein Individuum zu finden. Hr. v. A. Herr und Landmann bestimmte sein Kind hin^u.! Es wurde dasselbe von Hrn. Professor Kern in ' Beyseyn des Hrn. Dr. Ieuniker auf beyden Armen vaccinirt, und zwar auf einem Arm mit einer armirten Lanzette, auf dem zweyten m t Faden; der Versuch gelang, allein die Unruhe des Impflings vereitelte die Fortpflanzung d.'s Stoffes, die Pustel wurde stets abgerissen, und so war es unmöglich neuen Stoff zu erhalten. Da wegen der Heftigkeit der Blatternepidemie keine Zeit zu verlieren war, so entschloß sich Herr Professor Kern mit zwey Impflingen nach Klagcnsurt zu reisen, wo durch das Bemühen des Herm Doctor Vest die Vaccin schon in rollcm Flor war, daselbst die mitgebrachten Individuen zu vacciniren, und so dann die Vaccin frisch nach Kram zu überbringen. Er theilte die« stn seinem Vorsatz dem Herrn k. k. Sanüatsrach «nd Landes Protomedlcus Anton Iellouscheg Herrn Doctor u. Professor Kogel, und Herr Dr. Ieuniker mit, welche ihn so thatig unterstützten, daß durch Verwendung des obberühmten Herrn Sanitätsrach Dr. Iellouschcg, Hr. Siegm. Baron vonZois und durch Zuthun des Hrn. Professor Doctor Kogel, Herr Rudesch Pächter der Herrschaft Reifnitz, Herrn Dr. Kern jeder mit 50 st. zur Bereitung seiner Reise unterstützten. In Klagenfurt fand Herr ProfessorKern alle mögliche Unterstützung, die Herren Docto-ren Vest, Gaggel, Pichler und Scheedig be-srcbten sich gemeinschaftlich ihn in volle Kennt-l iß der Vaccination zu setzen. Herr Professor 5ern reiste NAN mit seinen beyden mitgebrachten Impflingen, wovon jedoch jeder nur eine einzige Puste! bekam, nach Krain zurück, bestellte sich aber in Klagcnfurt einen andern Impfling, welchen er sich auch nachher ebenfalls auf eigene Kosten nach Krain kommen ließ. Auf scincr Rückreise impfte er in der Provinzialstadt Krainburg drey Kinder des dortigen Herrn Postmeisters. Die von den mitgebrachten Impflingen nachher m Laibach unternommenen Impfungen gelangen nicht, vermuthlich weil der Stoff schon zu alt geworden. Wir übergehen ßier das mancherley alberne Geschwätz, welches sich damahls gegen die Vaccination erhoben— Vergessenheit decke die entehrenden Beschuldigungen die Herr Professor Hern dieser mißlungenen Versuche wegen dul« den mußte. That und Zeit bestimmen des Mannes Werth, so darf nun Herr Professor Kern zur Beschämung seiner Feinde da stehen, mit 5cm ruhigen Bewußtseyn seines großcn Verdienstes, um die Einführung der Vaccination in Krain, und auf den Dank der Nachkommen Krains sicher rechnen. (Die Fortsetzung folgt.) Historische Notiz. Tie Explosion des Pulverthurms in Laibach *). ^ Im Jahre 1636 am 28. Aprill Nachmittag l 1 mzogen Gewitterwolken trauernd den Horizont, W»^) Nalvastr. Z. Band. n. Buch. «3.729 - 3 Heroisch, tragischer Tod einer Röchinn. Eine sehr geschätzte Zeitschrist liefert unter der Aufschrift: camimw perlic-itin- mumwz (die Welt kömmt immer weiter) folgenden charakce-rischcn Betrag zur Cultur und Sitcengeschlchte unftrer Zeit, der nicht so unbedeutend, ja auch wohl ernsthafter ist, als er scheinen möchte. Ein Schreiben aus Berlin vom 2 März meldet folgende wahre Anekdote: In die niedern Klassen besonders in die Domestiken beydcrleyOcschlechtcs war seit längerer Zcit die Sucht Schauspiele aufzuführen, mit einer besondern Wuth gefahren, und in allen Vorstädten, in den schmutzigsten Winkeln und Nebengassen waren Licbhabcrcheater eingerichtet, wo Köchinnen und Kindermädchen des Sonntags in den erhabensten Rollen, man tann sich denken, wie, auftraten. Eine nahmhafte Her.schaft hatte, ohne es zu tvl;icn, eme solche Künstlerinn im Dienst Biese zelgte emes Sonntags nach dem Essm (Sonntag Nachmittag und Abend gehören hier, zu 5olae alu-n Herkommens, dcn Dienstmädchen zu lbrer Mym Disposition) einc aussäende Eile beym Naschen der Teller und Reinigung dcr Küche ^nc ließ es merken, daß sie heute mit einigen Freundinnen eme Lustparthic verabredet habe und so zcttig als möglich ausgehen wolle. Äian ftorte sie dann auch nickt und ste war bereüs dabey jich anzupuhen, als dle Herrschaft emen unvermutheten Besuch vom Lande bekam, der o,e Anrlchtung eines Ablndeftns schleä'lcrdinqs nothwendig machte. Die Haussrau Eröffnete heraus der Köchinn sthr sanft, sie möchte doch Ycute zu pause bleiben, lieber wolle sie ,hr dafür m der Woche einen Tag frey geden. Die 5och,nn wollte davon nichts hören ^d sagte ^ w.^^^'?" Sonntag gehöre ihr und sie nmsle und werde ausgehen. Das Gesuch ward bald hestlg die Verlegenheit dcrHaus.rau nahm zu, als vollends schleunig Kaffee gekocht wer-dm lollte uud dle Köchinn, statt Hand anzulc-er^^ H" ^"'^' ^"fuhr. Sie Gemüther N 7k ^ "/'? " bl.ed zulcyt kein anderer und n« ?' " k- "'"'" Polizeycomn.issar kohlcn nöti.'. n '^ ^' Halsstarrige zu ihrer Pflicht noth gen zu lassen. Der erschien, der^ann wur-oe .mmcr lauter und der Abend vegann herein «brechen. Bald kirschbraun im Gesichte, bald ln Thränen zerfließend, betheuerte die Köchinn, ue mui?c ao,olut ausgehen, sie müsse die — ^/'l"^luart heute spielen, man warte F->7rrs^^ ?""" kehrte sich nun weder die Herrsch^ noch der Polizeycommissär, der eben S,^"^ war, aus der Drohung mit der ^.dtrogtep Ernst zu machen, als ptt-tzlich der l'^/n V/' ^' lei"c zögernde Mana ab-Mlen wollte, vorgesahrcn kam. Dieser war ein -T i ,,"V" ^^".' langen Mantel, welcher das ! ^h a elkc^lne bedeckte. Er erschien ziemlich i ^.g „der Küche, mengte sich in die Dcval- i daß ^ "!- ^"bl'ck hatte die traurige Folge, < w K än^ ^ !,"'^' ^'^ Wutb g?rieth, ! tüw . ?.^ ^ ^ld nachher vom Schlage gc- , u^'l wazd und - in der Nacht starb. Cin so z hohcr Grad von Empfindlichkeit erklärt es hl«-. langlick», daß sie ganz vorzügliche Anlagen zum tragischen Spiel besessen haben muß, unc> solg^ lich nicht in ihrer Sphäre war. In ihrem Ka-sten fand man den Er a s m u s S ch lei ch er, die Indianer in England. :c. lc. Die lebendige GemähldeZallerie. In emem neuen englischen Werke, (Paris wie es war, und wie es ist,) erzählt der 35er--sasser folgendes Beyspiel von dem Raffinement des Lebensgenusses, mit welchcm scine Landsleute im Jahr i8ui zu Paris lebten. Ein Herr B., dcr daselbst ein kleines, aber prachtig ge-baulcs und dekorirtes Haus besaß, lud eine» andern Englander zn einem kleinen Abendschmause ein. Er führte ihn in einen glanzenden Saal, in welchem er sechs junge Mädchen von blendender Schönheit, aber alle in sehr sonderbaren Kleidungen fand. Der Fremde betracht tete sie mit Erstaunen; bald dünkte es ihn, er habe sie alle schon irgendwo gesehen, und er theilte dem Wirth seine Bemerkung mit. „Sie haben nur halb Recht, antwortete er. Diese Mädchen sahen sie gewiß nie, aber wohl die Gemählde, von denen ich mir in ihnen lebendige Copicn verschasst habe. Die blühendste, lieblichste Schönheit hat für mich keinen Reiß, wenn sie nicht meine Phantasie durch die vollkommenste Ähnlichkeit, mit irgend einer berühmten Schönen der Vorzeit entflammt, und ich scheue weder Kosten noch Mühe einr solche lebendige Gal-lerie historischer Porträte zusammen zu bringen. Der Inspector derselben reist daher mit den möglichst ähnlichen Porträts in allen Theilen Europens herum, und so bald er ein Mädchen gesunden, das einem derselben gleicht, sucht er es auf alle mögliche Weise zu erstehen. Sie t'ölmm denken, daß diese historische Collcktion N'^t vielen Schwierigkeiten verbunden sey, in-dcnl vielleicht aus zehn Exemplaren, die einem nnincr Porträte ähnlich sind, nur eines käuflich ist. Daß mir indessen meine Bemühungen geglückt sind, beweißt Ihr Versehen selbst: Sie erkannten die Portrats. Damit die Tauschung lioch vollkommner werde, muß jedes Madchen I>ie Kleidung tragen, in welcher das Oriainal - abgebildet ist. So genieße ich der vergangenen Jahrhunderte und des gegenwärtigen zugleich." Wan trug das Abendessen auf. H?rr B. setzte sich zwischen Anna von Boleyn und Maria Stuart; der Gast saß ihm gcgcnüber zwischen Ninon d l'Enclos und Gabriele d'Estrees:, die schöne Rosamunda und Eleonora G:vynn nahmen zwcy andere Platze ein, aber ein neunter Lehnstuhl blieb leer: der Wirth erwartete stündlich die Nachricht, daß die Königinn Cleopatra, die er sich aus Ägypten bestellt hatte, angekommen sey. Anekdote. Im Jahre 1697 wurde die Stadt Barcellona von den Franzosen zu Wasser und zulande belagert. In Rom interessine man sich sch>- für den Ausgang der Sache, und da stch die Belagerung in' die Länge zog, so gieng man hohe Wetten ein, ob diese oder jme Parthey siegen wurde. Eine dieser Wetten velicf sich ans 4000 Scudi, welche Summe man bey oemCaffctie:, in dessen Hause die Wette grschab, bis n^ch Ausgang der Sache nicdcrlrgte; dieser ader machte sich heimlich damit aus dem klaube, und tröstete seine Gaste in folgenden hinterlassenen Zeilen: l Den «roßen Streit ;u schlichten, will ich gehn ! Und Barcelona selbst erobern sehn. Notizen. ^ Zu Amiens hat man im Souterrain einer ab-' gebrochenen Klosterkirche, einen Leichnam mit ab-s»ndertem Kopfe gefunden. Man glaubte einen fremden Kaufmann in ihm zu entdecken, der vor einigen Monathen in einem verdächtigen Wirthshause verschwunden war, und nahm die Eigcn-'lhümer jenes Hauses in Verhaft. Bey genauerer Untersuchung zeigte es sich, daß die Leiche ein angesehener Mann gewesen, den man 1648 zu Amie^.s enthauptet und dann einbülsamirt halte. Entweder verstand man im 17. IMHun-' dert zu Aniiens das Einbalsamiren besser pls die alten Ägyptier, oder die dortigen Arzte oer-Sehen sich schlecht aus Leichen. Der verstorbene General Meusnier hat ein wichtiges, aber leider unvollendetes Memoire über die Luftschiff-Fahrt nachgelassen. Ein merkwürdiges, und wenig bekanntes Faktum ist es, >atz es General Roreau war^ der in der Schlaft bey Fleurus mit dem Luflbal! aufstieg, und d n General Iourdan durch seine Nachrichten die Schlacht gewinnen machte. — Neu in Musik gefegte Gesänge. Einladung zur Liebe, > Liebt, wcil der Lenz der Liebe Noch süß entzückend lacht Schnell wird der Himmel trübe Und auf den Tag folgt Nacht. » Laßt Rosen nicht verblühen Die die Natur euch gab Wo junge Rosen glühen Da brecht sie fröhlich ab. Nennt alle Erdenfreuden Der Liebe weichen sie Den Werth der Zärtlichkeiten Erreichen sie doch nie. Lebt weil ihr lebt zu lieben Und findet hoch beglück.t In süßen Liebcstriebcn Was Weise selbst entzückt. (Die sehr lieklichliche Composttion ist von Herr» v. Call. Preis 36 kr.) Des Geistes Gesang. Von Schakespeare. Horch was dein Treuer spricht Am Grabe traure nicht Mein Geist umschwebt die Flur Und harrt auf deinen nur. Du sitzest stumm allein Das Aug in feuchter Glut Dein Haupt lehnt auf dem Stei» Wo meine Asche ruht Ich sehe jeden Fleck Und jeder Thräne Lauf Bevor die Luft ihn nimmt Fang ich den Seufzer auf.-^-(Die vo treffliche höchst'cbaraeteristlsche/Comvosi-tion von Haydn ist mit deuts l'em und englischem Terte in der Edel von Kleinmayerschen Buch' und Musikalienhandlung fu< 2« t«. zu haben.)