Mtober 1910 I < iivwMiWntiumm der Hähne deA heiligsten Herzens Sefu. = Or§sn de§ Marien-DereknK für Afrika. = Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltäter« den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigfter Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 3 Franken. IReöafttion und Administration: fllMfffonsbaus /DNIand bei JBrben, THrol. ■..........— Inhalt: ......... ...... = Äs ere neue Missionsstation LBatsch 217. — Die Mode in Zentralafrika 221. — Aus dem Missionsleben : Durch Leiden zu Freuden 224. — Im Lande der Denkn 225. — Gedankensplitter 232. — Unterhaltendes : Schwarzes Elfenbein (Fortsetzung) 233. — Verschiedenes: Die Missionsfrage aus dein deutschen Katholikentage zu Augsburg 237. — Ein österreichischer Missionär von einem Tiger zerrissen 239. — Aus-Khartum 239. — Eingemauerte Mönche 240. — Heiteres 240. Abbildungen: Christliche Negermädchen. — Zieraten der Schillnk. — Junger Schilluk. — Gegend am Dschnr-Fluß, Nebenfluß des Bahr-el-Ghazal. — Dorf am Nil. — Katechumenen aus Attigo. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gcbere aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Herr Michael Amort (Gosfensaß) — Frau Barbara waraschitz (Lasse) — Frau Maria Attenberger (Engelberg) — Hochw. Herr Johann Georg Huber (Schwanenstadt). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Gebetserhörungen und -Empfehlungen liefen ein aus: Vornholz — Klaus — Teis — Feistritz — Haag — Oberdrum — Lienz. Dem heiligsten herzen Jesu, der unbefleckten Gottesmutter Maria, dem hl. Josef und dem hl. Antonius wird ewiger Dank gesagt für Erhörung in zwei wichtigen Anliegen. Man bittet ums Gebet: für eine schwerkranke Mutter — für einen auf Abwege Geratenen — in verschiedenen wichtigen Anliegen. Kaberr-Wevzeichnis vom 10. Juli bis 10. September: 1910. -----------In Kronen. ---------- Gpferstock: Brixen A. K. I--; B. E. 2--; A. Sch. 10-30; Elsen I. W. 3-51; Erl N. N. 50—; W. W. 2-34; N. N. 5 -; N. N. 19:-; N. N. 5.-; Gossensaß K. A. 400-—; Gunskirchen M. F. 6'—; Innsbruck von der Jmigfr.-Kongreg. gelegentlich des Kianptfestcs des Maricn-Bereins f. Afrika 30-—; item Kollekte 207—: Lienz A. St. 6--; Mühlbach P. G. 1- —; Mühlbachl A. G. 10--: Natters J. P. V-; Ober-Wölz von mehreren >20-—: Rech Nt. W. 4-60; Salzburg K. K. 450; St. Michele J. H. 18—; St. Radegund L. Sch. 20-—; St. Valentin F. St. 60-—; Schnals N. S. 5-—; Seh öd er von mehreren 180'— : Sexten I. St. 5—,; aus Steiermark 660'— ; Sulzbach M. H. 1-—: Sölden V. R. 5-—; Tänham K. E. 4--; Testes M. G. 1-- ; Wien A. M. 5- — ; Zur Perfolvierung von heiligen Messen sandten ein: Ahrweiler E. F. 9-36; Brixen R. v. L. 50-—; F. K. 234; Dampfach M. F 351; Ebensce F. V. 5- — ; Eberschwang M. F. 10'-; Eggenberg Schulsch. 10—; Gars A. G. 48—; Gföhl A. A. 6'-: Haag Th. R. 30'—; Kirchbichl K. H. 7-20; Kismüriahomas A. G. 5--; Küssen B. S. 12—; Laasberg Pf. 20--; Milland I. K. 11-70; Mittelberg J. E.20—; Mond-fee J. E. 30—; Münstereifel M. 68 74; Niedcr-stotzingen I. Sp. 25-70; Nikolsdorf Th. Sp. 1170; Obertheres I. F. 11'70; Ncifenberg N. It. 80-70; Röthenbach H. B. 7 31; Ruprechtshofen B. F. S. 50—; Saalfelden Ph. Sch. 100—; Salzburg I. Sp. 2- 40; N. 9k 5-—; Schnals N. N. 6—: Schwab- münchen A. Sch. 4-22; Sarnthein M. G. 5—: M. K. 3-—; Sexten I. St. 4'-: Sölden B. R. 8-— ;-Uttendorf M. D. 4- ; Böls M. N. 5-—; Vornholz. B. v. N. 35-25; Witterschlick B. F. 8-78; N. N. 1-17; G. v. T. 117--; Fr. M. 20-—; $ür die Mission: Götzis A. H. 8-—; Ruvrechts-hofen K. F. S. 4(4—. §iir die Schillukmission: Oberrodenbach B. R. 12- — ; St. Ulrich D. H. 10'-. gilt IHfgr. Gei,er: Haus Pf. -E. B. 58-50. $iir die Heidenkinder: Franzensfeste v. d.Kindern 6-90. Sitr die hungernden in Afrika: Saalfclden F. R. 2'—; I, A. it. A. H. in P. 10' - (Antoniusbrot für Afrika). Zur Taufe von heidenkindern: Eberscknuang M. F. 20— (N. 91); Ennsberg M. E. 120— (Josef, Franziskus, Aloisius, Maria, Klara); MondseeI. E. 40■— sJoscf, Aloisius); Reifenberg d. P. ,y. 24 51 (N. 91): Götzis A. H. 20'— (Augustin); Böls M. N. 20-— (Marianne). genier sandten ein: Briefmarken aus: Brixen, Eggenberg, Grieskirchen, Mitterbach, Nauders, Oberdrauburg, Stadl-Panra, Waidbruck, Waid bruck (Kurat) Musikinstrument, AmmergaN ?l. Sp. Harmonika. Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" m deMegw. NthollscheMiKwnsMschnst üerSghne k® heiligsimherrens $m£ (Örgan des Marlen-Vereins für ÄfnkM Dient vornehmlich der Mnterstütznng und Ausbreitung der äbisstonstätigkeit der Söbne des heiligsten Derzens Jesu und sucht Verständnis und werktätige Liebe des rDissionsvverkes in Mort und Schritt zu fördern. Das Hrbettsfelb dieser /UMsffonäre 1st der Sudan (Lentral-Ntrika). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland bei Brixen (Sübtirol) herausgegeben. Nbonnementsprets gansjäbdg mit ipoftversenbung IKr. 2.—, E. 2.—, Zfr. 3.—. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Me Wohltäter werden wöchentlich Zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Leitmerih, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. Ibeft io. Oktober 1910. xm. 3abrg. “Unsere neue filMsstonsstation Omatscb. IReisebericbt des boebw. P. Josef Vasgnal Lrazzolara F. 8. C. Land und Leute. Koba ist der Name eines Regierungspostens des Nil-Distriktes oder der Nil-Provinz im Protektorate vonBritisch-Uganda. Der Hanptort der Provinz ist vorläufig noch Nimnle, welches am Nordende des Albert-Nyanza gelegen ist, 2 bis 3 Stunden vom Viktoria-Nil (Sommerset) nach Norden und eine schwache Stunde südlich vom Ausflüsse des Weißen Nils oder „Bergflusses" (Bahr-el-Gebel) aus genanntem See. In Koba residiert nur ein sogenannter „Collector" (Sammler). Der gegenwärtige ist der Sohn des um das Jahr 1883 in Uganda ermordeten englischen protestantischen Bischofs, des Rev. Hannington. Er ist ein sehr freundlicher, junger Herr, der sich uns sehr zuvorkommend zeigt. Als Sekretär hat er einen katholischen Goauesen, ein anderer Katholik ans Goa ist Postbeamter, der Arzt ist ein Hindu, ein sehr freundlicher Herr, der über sein Vaterland sehr begeistert und interessant zu erzählen weiß. Zählen wir zu diesen noch ein paar indische Kaufleute, so haben wir die Liste der Intelligenz von Koba vollständig aufgezählt. Die übrige Bevölkerung von Koba und Umgebung bildet der Stamm der tonn, worüber das Folgende handeln soll, soweit ein viermonatlicher Aufenthalt unter ihnen Stoff bieten kann. Zunächst wollen wir aber die Lage unserer Station von Koba aus festsetzen. Wir verlassen Koba und wenden uns nach Norden. Am Ufer des Sees, beziehungsweise des Flusses entlang dahinziehend, kommen wir zunächst durch einen kleinen Wald; etwa in einer guten Stunde erreichen wir einen kleinen Hügel, dann führt uns der W»g durch Grassteppen mit spärlichem Baumwuchs. Durch eine schöne, aber etwas eintönige Landschaft dahinziehend, gelangen wir nach einer weiteren Stunde nach Omach *) (sprich Omatsch). Der Name der neuen Missionsstation ist zugleich auch der Name des Häuptlings, hier Ruot genannt. Die Eingeborenen nennen den Ort nicht Omatsch, sondern „Paroketto" **); als solcher ist er auch in dem Namensverzeichnis der Regierung eingetragen. Weil man aber, anstatt sich zwei Namen zu inerten, den des Häuptlings und den des Ortes, sich in der Praxis lieber mit einem begnügte, mit dem des Häuptlings, so kam man schließlich dazu, auch den Ort so zu benennen, und dabei wird es wohl auch Bleiben. In einer Entfernung von einer Stunde gegen Norden beginnen die Gebiete anderer Häuptlinge. Der Stamm, der den etwa eine Stunde Breiten Landstreifen auf dem östlichen Nilufer bewohnt, nennt sich Alurn. In der Länge dehnt sich das Land von Sommerset im Süden bis nach Wadelai im Norden aus. Die Alurn bewohnten nach ihrer eigenen Aussage früher das westliche Nilufer. Dortselbst bewohnt noch heutzutage ein Teil des Stammes einen schönen Landstrich, der sich südlich bis Mahagi am Albert-Nyanza erstreckt und nördlich gleichfalls bis Wadelai gegenüberreicht. Die Grausamkeit der eingeborenen Miliz der Belgier veranlaßte einen Teil des Stammes, sich auf das andere Ufer, ans englisches Gebiet, zurückzuziehen. Die Alurn, sowohl die auf dem östlichen sowie auch jene auf dem westlichen Ufer, bilden nur einen kleinen Teil der sprachverwandten Stämme. Eine Stunde östlich, landeinwärts von Omatsch, erstreckt sich das Land des sprachverwandten Stammes der Atscholi, der trotz der Sprachverwandtschaft den Alurn sehr gefährlich ist. Im März fielen sie bei Wadelai über diese her, erschlugen bei 170 Personen und trieben *) Wir werden in Zukunft immer gleich schreiben, wie der Ort ausgesprochen wird, also Omatsch. **; Paroketto, d. h. Land des Oketto, Name des früheren Häuptlings. alle Weiber und Kinder, deren sie habhaft werden konnten, mit sich fort, allerdings nicht unbestraft von seiten der Regierung. Dieser Stamm drängt den nördlicheren, geringeren Stamm der Madi weiter nach Norden als die Alurn am Nil. Nach Osten zieht er sich, wie es scheint, noch weiter über den Assnaflnß hinaus und stößt im Nordosten auf den Latuka-stamm, einen sehr wilden Volksstamm, der noch ganz unabhängig ist. Die Atscholi ziehen sich dann unter verschiedenen Namen im Halbkreis um die Ugandaprovinz bis nach Kavirondo am Ostende des Viktoria-Sees. Ja Uganda selbst waren früher die Atscholi Herren des Landes und wurden erst durch die von Nordosten heranziehenden Baganda verdrängt. Diese Kriegsereignisse dürften auch die Tatsache erklären, daß man jetzt sprachverwandte Stämme in Bahr-el-Ghazal, die Dschur, und weiter Nil abwärts die Schillnk findet. Diese Sprachen weisen manches Gleiche und viel Ähnliches auf. Was das Landschaftsbild anbelangt, so haben wir im allgemeinen Flachland vor uns. Auf dem westlichen Ufer des Nils ziehen sich die hier so benannten Aluvnberge gegen Süden hin. Es ist ein Gebirgskamm, der anfangs ganz niedrig ist, dann, gegen Süden hin an Höhe zunehmend, eine bedeutende Höhe erreicht. Andere Berge sehen wir von unserem Standpunkte aus nicht. Nördlich von Omatsch, am östlichen Nilufer, erreicht eine unbedeutende Hügelerhebung, die von Südosten her sich erhebt, in Form eines kleinen Bergrückens ihre bedeutendste Höhe und verursacht eine nordwestliche Biegung des Nillaufes. Weiter landeinwärts, einige Tagereisen, finden sich schon bedeutende Berge von 1000 bis 2000 Meter Höhe. Die Bodenbeschaffenheit ist nicht besonders günstig. Der Boden ist durchweg sandig, so daß nach einem Regen das Wasser alsogleich versickert und der Boden schnell austrocknet. Pflanzen, die fettes Erdreich und viel Wasser brauchen, gedeihen nicht, andererseits haben wir von ungesunden Snmpfbildungen und deren Ausdünstungen nichts zu leiden. Soweit sie nicht bebaut wird, ist die ganze Gegend mit Gras bedeckt, welches fast nur in einzelnen Grasbüscheln wächst und nur äußerst selten zusammenhängende Rasenflächen bildet. Nach jedem Regen schießt das Gras rasch in die Höhe. Jetzt z. B., Anfang Juli, sehen wir weit und breit nichts anderes als Gras, aus dem die Gipfel der hie und da stehenden Bäume heransragen; von den Hütten der Eingeborenen ist nichts zu sehen. Das spärliche Holz, welches man findet, ist durchwegs nur als Brennholz zu gebrauchen, als Bauholz läßt es sich nicht verwenden. Ganz am Fluß-ufer findet man auch einzelne kleine Wälder. Die Eingeborenen ziehen hauptsächlich Durra (Negerkorn), etwas Simsim, aus dem Öl gewonnen wird, ferner süße Kartoffeln und Maniok, der zur Bereitung von Mehl dient. Die erwähnten kleinen Wälder am Flusse sind wegen der üppig gedeihenden Schlingpflanzen, die fest ineinander geflochten sind, für den Menschen fast undurchdringlich. Sie beherbergen aber dafür um so mehr kleine und große Unholde, die auch in dem hohen Grase willkommene Schlupfwinkel finden. Der schlimmste ist jedenfalls der mit Grund hier sehr gefürchtete Leopard. Seiner Untaten sind viele. In der ersten Woche unseres hiesigen Aufenthaltes, so erzählte ein Europäer und auch andere, hat er in Koba nicht weniger als 14 Eingeborene zerrissen. Er, das heißt das Weibchen, ging in die Falle und war gefangen noch so unbändig grimmig, daß sich kein Eingeborener ihm zu nähern wagte. Das Blei brachte die wohlverdiente Strafe. Doch nach einem Monate begann das Männchen seine Tätigkeit und in kurzer Zeit hatte es in demselben Orte weitere vier Opfer geholt. Erst vor ein Paar Tagen hat er ebenfalls in Koba einen schrecklich zugerichtet, von Arm und Bein ganze Stücke Fleisches abgerissen. Doch entkam der Ärmste infolge rascher Hilfe. Aus unserem Dorfe, 2 Minuten von unserem Hause, trug er eines Abends gegen 8—9 Uhr (hier ist zu jeder Jahreszeit um diese Stunden vollständig finstere Nacht) einen starken Mann aus seiner Hütte fort, ohne daß es bemerkt wurde; erst am nächsten Tage merkte man den Abgang des Mannes. Die Überreste, wenige Knochenteile, fand man in einer Entfernung von einer Stunde am Flusse Tongri. Man brachte sie heim und bestattete sie vor dem Hause, besser vor der Hütte, nach Landessitte. Als man die Überreste wegräumte, gab der Leopard vom nahegelegenen Lager im Gebüsche durch Brummen seinen Unmut zu erkennen über die unbequemen Störenfriede. Früher schon wurde aus demselben Dorfe ein Kind fortgetragen. Ein großer Störer der öffentlichen Nachtruhe ist die Hyäne mit ihrem höchst nn-harmonischenGeheüle, mit dem sie zum mindesten jede zweite Nacht die Gehörnerven der stillen Schläfer aufzuregen für gut befindet. Sie wird von den Eingeborenen auch sehr gefürchtet, ob mit Recht, kann ich nicht sagen. Das Verschwinden vieler Menschen schreiben sie ihr aufs Kerbholz. Ein, wie mir scheint, ziemlich guter Kenner der Verhältnisse sagt aber, daß die Hyäne sich mit Schafen und Ziegen begnüge und der Leopard der alleinige Anhänger des unmodernen Kannibalismus sei. Die Natur der Sache scheint auch dafür zu sprechen. Der Leopard schleicht unbemerkt katzenartig an die Wohnung des Menschen heran und kann den ruhigen Schläfer so leicht überrumpeln. Die Hyäne hingegen, deren Feigheit fast sprichwörtlich ist, kündet dem Bedrohten schon von weiter Ferne durch ihre unregelmäßigen Akkorde ihr Nahen an, so daß man sich allenfalls in Sicherheit bringen kann. Den König der Tiere hören wir nur von Zeit zu Zeit vom anderen Nilufer her brüllen; hier haben wir zum Glücke noch keine Bekanntschaft mit ihm geniacht. Das hohe Gras birgt ferner sehr viele Feinde unserer Haus- tiers. Besonders werden die Hühner des öfteren heimgesucht; vorige Nacht noch wurde unserem Hühnerstall ein Besuch abgestattet und sieben Insassen mit fort genommen. Von den friedliebenden Tieren ist vor allem der Elefant zu erwähnen; aber auch er hat sich bereits weiter ins Innere zurückgezogen; erst einige Tage vom Nil einwärts stoßen wir hierauf ihn. Die tolle Pulververschwendung, die hier herrscht, hat ihn vertrieben. Dort, wo man ihn noch vor ungefähr zehn Jahren scharenweise an den Nil kommen sehen konnte, um seinen Durst zu stillen, da muß man jetzt zwei bis drei Tage landeinwärts gehen, um ihn aufzusuchen. Aber die Schutzgesetze? Nun, das sind vielfach eben nur papierene Gesetze! Afrika ist groß, verläßliche Beamte gibt es wenige, aber um so mehr Elfenbeinsucher. Diese schaffen Unmassen von Elfenbein z. B. vom belgischen Kongo auf englisches Gebiet herüber; hier wird, um ja ganz sicher zu gehen, der übliche Ausfuhrzoll gezahlt und ein schönes Geschäft ist gemacht. Obwohl es strengstens verboten ist, ein Weibchen zu erlegen, so wird doch hauptsächlich auf diese Jagd gemacht. Gazellen und Antilopen trifft man nur vereinzelt und auch diesen wird wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches von den Alurn eifrigst nachgespürt, so daß ihre Zahl eher ab-als zunimmt. Ein überaus sorgenloses Leben führen die sehr zahlreichen Frösche und Kröten sowie auch die weniger zahlreich vertretenen Schlangen. Da die Alurn dieselben für heilig halten, wagen sie es nicht, sich au denselben zu vergreifen. Ich bin leider nicht in der Lage, ihre Ansicht zu teilen. Wenn diese Frösche z. B. sich mit der freien Luft zufrieden geben würden, so hätte ich ja gar nichts gegen sie einzuwenden. Aber daß sie nachts ins Haus oder Zimmer kommen und einem ganz frech und vorlaut ihre harmonischen Töne, die höchst indiskret die eigenen, liebgewonnenen Anschauungen auf diesem Gebiete kritisieren, so frech aufdrängen, sage ich, geht doch über das gewöhnliche Maß der ihnen zukommenden Freiheit hinaus. Deshalb suche ich mich trotz des Entsetzens der Alurn dieser Musikanten zu entledigen und je gründlicher es geschieht, um so besser ist es. Die Alurn denken anders: sie fürchten die Rache der Überlebenden. Dann erst die Schlangen! Die darf der Alurn garnicht anrühren. Ich habe übrigens, nebenbei bemerkt, bis dato ihrer wenige getroffen. Eines Abends, als wir gerade Erholung machten, begannen die Hühner einen schrecklichen Lärm. Wir machten uns sofort auf, um zu sehen, was los sei. Vielleicht die wilde Katze, die uns früher die Hühner gestohlen — diesmal soll sie es bezahlen! Wir treten ein und machen Licht. Aber sofort fahren wir wieder zurück. Wir sehen ein Huhn im Rachen einer ungeheuren Schlange. Eiligst holten wir das Gewehr und machten nunmehr dem Reptil den Garaus. Es maß 2 Meter und hatte 16 Zentimeter im Umfange. Wird der Alurn eines solchen Eindringlings in seinem Hause gewahr, so macht er sich sogleich daran, denselben mit irgend etwas auf die sanfteste Weise hinaus zu befördern. Wehe, wenn er ihm etwas zu leide tut; eine andere Schlange wird sich rächen, wird des Nachts sich an ihn heranschleichen und ihm den todbringenden Saft einimpfen. Trifft der Alurn eine tote Schlange, so nimmt er etwas Gras, spuckt darauf und legt es auf ihr Haupt, indem er spricht: „Du bist mein Freund", damit et die Rache der Schlangenbrut ja nicht auf sich ziehe. Die lästigsten Feinde sind hier wohl die weißen Ameisen, die Termiten, mit denen man einen wahren Existenzkampf zu fechten hat, will man die wenigen Sachen nicht in das Nichts zurücksinken sehen. Sie haben sich die Finsternis erkoren, um unbemerkt alles zu unterwühlen. Um dies leichter tun zu können, bauen sie kleine Gänge aus Lehm und nähern sich so unbemerkt dem Gegenstand, den sie sich aufs Korn genommen haben. Wehe, wenn der Wächter seiner Güter säumig ist nnd ihrem Nagewerke nicht schleunigst ein Ende macht. Und zwar muß man da beständig auf der Hut sein, denn unverdrossen machen sie sich immer wieder von neuem an das Zerstörnngs-werk, bis sie endlich ihr Ziel erreichen. Stellt man z. B. des Abends aus Vergeßlichkeit seine Schuhe auf den bloßen Lehmboden, so kann man sicher sein, am anderen Morgen die Schuhe ohne Sohlen zu finden, wenn nicht noch schlimmer. Eine unangenehme Landplage sind auch die Moskitos, besonders abends und morgens, wo man sich in der frischen Luft ergötzen möchte; diese angenehme Zeit in den Tropen verbittern einem diese lästigen Stecher aufs gründlichste. Der Nil weist natürlich die größte Mannigfaltigkeit an Fischarten auf, besonders zahlreich findet man den elektrischen Fisch. Das Wasser wimmelt auch von verschiedenen anderen Tieren, besonders zahlreich sind die Schildkröten vertreten, die oft so groß sind, daß sie einer allein nicht tragen kann, (sw folgt.) Die Mode in Eines Tages fragte ich den Pater Superior: „Es fehlen einige Knaben in der Schule; sind sie vielleicht zur Jagd aus das Nilpferd oder sonst wohin?" „Ja", antwortete mir der Superior, „zwei sind auf die Jagd; warum die andern aber nicht kommen, weiß ich nicht." Sieh', nach vier Tagen kamen sie, es waren ihrer vier, und hielten die Hand ans den Mund, damit man nicht hineinsehen konnte. „Was ist's, warum seid ihr nicht gekommen?" „Ja sehen Sie, es ist unsere Zeit; wir mußten uns die Zähne herausnehmen lassen, denn es kommt bald die Heiratszeit und da müssen die vier Vorderzähne heraus, sonst bekommen wir keine Frau; so ist es bei uns Sitte." „O ihr Armen, vier gesunde Zähne, welcher Schatz für einen Alten wären diese vier Zähne! Aber wie ist denn das zugegangen: war ein Doktor hier, daß er das vornahm?" „Aija, das machen die Schilluk selbst; sehen Sie, Vater, das geht so: ich strecke mich auf den Boden und der Schilluk kniet ans mich und da hat er einen festen, spitzigen Zentralafnka. Nagel in der Hand und mit dem hebt er sie heraus. Daß viel Blut fließt, ist natürlich, und daß Fleisch auch mitgeht, ist selbstverständlich. Einer der größten von den Knaben konnte es nicht mehr aushalten und stand mit den Worten auf: ,Jch kann nicht mehr! Es genügte aber ein Wort vom Schinder, indem er zum Knaben sagte: ,und du bist nicht ein Manul Sofort legte er sich wieder hin, bis die Schinderei fertig war." Er kam faustdick geschwollen zu uns. Und dann kommt noch der Aberglaube dazu: es darf niemand in den Mund schauen, bis es nach einigen Tagen etwas verheilt ist. Ja, der Mode wegen muß man leiden. Nach all dem, was ich bisher über die Mode, wie sie unter den Schilluk herrscht, geschrieben habe — obschon dies im Verhältnis zur Wirklichkeit nur sehr wenig ist — werden die Leser gewiß erwarten, daß nun wer weiß wie viel Seiten über die Kleidermode folgen werden, über deren Schnitt, Stoff, Farbe usw. Und mit einem gewissen Schein von Berechtigung; denn wenn schon eine derartige Mannigfaltigkeit der Schmuckgegenstände, wie sie an Hals, Ohr, Arm, Bein usw. getragen werden, vorherrscht, wie viel größer wird dann erst die Auswahl sein, welche die Schilluk in ihren Kleidern zur Schau tragen! Doch, wer so dachte, der hat sich gründsich verrechnet. Als wir vor 10 Jahren zum ersten Mal unseren Fuß in dieses Land setzten, bestand die Kleidung der Eingeborenen im alleinigen Adamskostüme: man glaubte nämlich, man sei, beladen mit all dem Zierate von Eisen, Messing, Perlen, Muscheln u. dgl., vom Tragen jeglicher Kleidung dispensiert. Heute liegen die Verhältnisse diesbezüglich zwar um ein Beträchtliches besser, doch ist die Christliche IRegermäöcben. Kleidung immerhin noch mehr als einfach. Sie besteht in einem großen Stück Leinwand, das an zwei Enden über die linke Schulter zusammengebunden wird, so daß, während der rechte Arm frei ist, der übrige Körper verdeckt erscheint. Bei besonderen Anlässen tragen sie um den Leib herum noch einen Gurt; das ist die ganze Männerkleidung. Die Frauen-kleidung setzt sich zusammen aus einem 30 Zentimeter langen Lederschurz, der von den Hüften herabhängt. Dazu kommt noch ein Ziegen- oder Schaffell, welches auf der rechten j Seite zusammengehalten wird und am Körper j herabfällt. Das ist alles, was die Frauen an Kleidung besitzen. Daß ein Hauptteil derselben in einem Tierfell besteht, das kann uns im wilden Afrika nicht Wunder nehmen, um so mehr, da wir ja auch im zivilisierten Europa bereits vielfach die Winterkleidung mit dem mannigfachsten Pelzwerke inwendig belegt finden. Allerdings geht man bei uns in Europa in der Wahl derartiger Felle etwas heikler zu Werke und gibt dem Balge der Fischotter, des Fuchses, des russischen Bären usw. vor zahlreichen minderwertigen den Vorzug. Die Schilluk sind jedoch diesbezüglich bedeutend weniger anspruchsvoll und oft, um nicht zu sagen gewöhnlich, trifft man die Frauen, namentlich solche, die den ärmeren Klassen angehören, mit einem Kalbfelle bekleidet. Reichere Frauen, sogenannte Quagnaret, tragen mit besonderer Vorliebe die Felle von einer rotbraunen Art von Antilopen. Die weiblichen Mitglieder der königlichen Familie erfreuen sich des alleinigen Privilegiums, als Überwurf das Fell einer ganz bestimmten Antilope, der Coqus Maria, tragen zu dürfen, welches Tier ungemein selten ist und nur in dieser Gegend vorkommt. Weiters haben die königlichen Prinzessinnen, und nur sie, das außerordentliche Vorrecht, ein Leopardenfell als Galakleid gebrauchen zu können, welches Fell bei den Schilluk als ungemein wertvoll betrachtet wird. Aber man glaube ja nicht, daß die Schillnk mit jeglichem Felle sich zufrieden geben; alles andere eher als das: sie schauen auf die Farbe desselben, ob es gesprenkelt ist oder nicht, ans die Länge, überdies auf den Schnitt, ob cs vollständig ist, das heißt ob die Füße des Tieres noch daran sind nnd der Schwanz, den sie herabhängen lassen, da kein einziges Mädchen sich in der Oeffentlichkeit zeigen will mit einem mangelhaften Kleide. Am Saume dieses Überwurfes befestigen sie eine Menge von Blechstückchen und Schellen, um sich recht bemerkbar zu machen. Somit hätten wir nun einigermaßen einen Begriff von der Kleidermode, wie sie im Schilluklande gang und gäbe ist, und wir überlassen es dem werten Leser, sich selbst ein entsprechendes Bild davon zu machen. seine Ungeschicklichkeit: endlich entschloß ich mich, ihm zu helfen. „Zieh', zieh', zieh' fest!" rief ich ihm ermunternd zu und endlich, nachdem ein Hemd vollständig durchgeschwitzt war (das meinige nämlich, denn er hatte gar keines), hatte das Haupt des Schillukstammes zum erstenmale in seinem Leben ein paar Strümpfe glücklich an seine Beine gebracht: es waren scharlachrote. Mit einem Ahh! des Staunens und der Selbstgefälligkeit erhob er sich, steckte an seine Füße auch noch ein Paar Pantoffel, die ich ihm ebenfalls zum Geschenke gemacht hatte, und ging nun mit stolzem Selbstbewußtsein auf und nieder in Zieraten Der Scbittuk. Sind bei den Schilluk auch Schuhe und Strümpfe im Gebrauche? Gewiß, sie tragen Sandalen, die zumeist aus Nilpferdhaut hergestellt werden, jedoch bedient man sich derselben nur bei schönem Wetter. Sobald ein Regen kommt, ziehen sie dieselben aus und nehmen sie unter den Arm, damit sie nicht schmutzig werden, daher man alte Schuhe finden kann, die ihr Lebtag nie eine Schmiere oder eine Wichs zu sehen bekommen haben. Frauen und Kinder gehen fast immer barfuß. Was die Strümpfe angeht, so waren diese ehemals ganz unbekannt und die Eingeborenen wunderten sich sehr, daß wir Missionäre selbst noch unsere Füße einwickeln, und sie meinten einmal gar, die Weißen wüßten nicht, was sie nicht noch alles zudecken sollten. Weil die Eingeborenen ihren König sehr lieb hatten, so wünschten sie, daß ich diesem eine gute Aussteuer von blauen und roten Strümpfen gäbe, möglichst lange und genau von der Art, wie ich sie trug. Es waren zufällig gehäkelte. Ich erfüllte pünktlich den Auftrag und der gute König war ganz entzückt über das schöne Geschenk. — Aber jetzt diese Dinger anziehen, das war eine Kunst! Ich ließ ihn eine Zeit lang in seiner Verlegenheit sitzen und freute mich herzlich über seiner geräumigen Hütte, während er sich höchlichst geschmeichelt fühlte ob des Beifalls der wenigen Minister, die gewürdigt worden waren, diesem seltenen Schauspiele beizuwohnen. Aber es ist an der Zeit, meinen Bericht zu schließen. Wenn ich mit demselben, wegen seiner Länge, irgend jemanden von den werten Lesern sollte gelangweilt haben, so bitte ich ihn um Entschuldigung; es war dies wirklich nicht meine Absicht. Wenn dagegen der eine oder andere der „Stern"-Abonnenten beim Lesen dieser Zeilen und in Anbetracht der grausamen Herrschaft, welche die Mode in allen Teilen der Welt ausübt, den Entschluß gefaßt hätte, sich dem Szepter dieser Tyrannin zu entziehen und wenigstens einen Teil von jenem Gelde, das man sonst für so nichtiges und eitles Zeug hinauswirft, zu guten Werken zu verwenden, so würde es mich freuen, wenigstens zu etwas Gutem den ersten Anstoß gegeben zu haben. Gleichzeitig würde ich mich in diesem Falle dein Wohltätigkeitssinne der betreffenden werten Leser empfehlen, damit wir hier im Innern Afrikas wenigstens so viel hätten, um unsere lieben Schwarzen geziemend bekleiden zu können. P. Josef M. Beduschi F. S. C. —-——=^_- — )\J———— 1 —-o Bus dem Missionsleben. W Durch Leiden zu Freuden. Das letzte Huhn war gestern geschlachtet worden. Noch eine Hand voll Bohnen und ein wenig Durramehl fand der Koch in der Vorratskammer. Gibt es sonst nichts für heute? — Fühlt denn keiner den Mut, sein Glück auf der Jagd zu versuchen? Wenn er auch keine Gazelle erlegt, so findet er vielleicht doch eine Gans, eine Wildente oder ein paar Vögel von minderem Werte. Wenn man Hunger hat, schmeckt ja alles. — Obgleich ich schon seit mehreren Tagen das Fieber in den Knochen spürte und mir vor dem Waten in den Sümpfen und Kanälen graute, so gingen mir obige Fragen doch tief zu Herzen. Ich nehme mein Gewehr und — fort in Gottes Namen! Wohin aber? Zunächst dem Nil zu, der weit und breit alles überschwemmt hatte, vielleicht waren in dem seichten Überschwemmungsgebiete Gänse zu finden. Eine halbe Stunde watete ich bis über die Knie im Wasser, nichts war bet. Nun wandte ich mich gegen Nordosten, einem breiten Kanal zu, einer Abzweigung des Flusses. Er war etwa 150 Meter breit und wie tief? — Das weiß der liebe Gott, ich kann es bis heute noch nicht sagen. Damals war er ganz mit 9 Gras bewachsen, jedoch nicht, als ob dieses aus seinem Boden herausgewachsen wäre. Es waren vielmehr schwimmende Inseln, die sich dicht aneinander und übereinander gereiht hatten. An manchen Stellen war das Gras schon dürr und verbrannt worden. Diese Stellen glichen nun einer öden, trockenen Steppe. Bei diesem Brande mußte manches Insekt, auch Eidechsen und Schlangen, ninge-kommen sein, denn Reiher und verschiedene andere Sumpfvögel, besonders auch Marabuts, die sich hauptsächlich von diesen Tieren nähren, stolzierten umher. — Da wäre ja auch etwas für unsere Küche. Aber wie hinüber kommen? Unter dem Gras oder, besser gesagt, unter den Inseln war Wasser, vielleicht sehr viel Wasser, mehrere Meter tief. Auf jeden Fall waren da unten in der geheimnisvollen Tiefe Krokodile und Schlangen. — Und wenn sich die Decke als zu schwach erweisen sollte? Für gewöhnlich ist sie allerdings so stark und zähe, daß sie mit Dampfesgewält auseinander gerissen werden mich, um den blockierten Schiffen einen Durchgang zu gewähren. Oder wenn die Decke sich als stark genug erwiese, könnte sich nicht ein starker Wind erheben, während ich drüben war, und die Inseln auseinander reißen und flußabwärts treiben, um mir so den Rückweg abzuschneiden? .... Letzteres war zwar nicht sehr wahrscheinlich, mußte jedoch mit in Rechnung gezogen werden. Doch falls ich etwas nach Hause bringen wollte, mußte ich den Übergang wagen. Ich wählte mir also eine Stelle, die mir am sichersten erschien, empfahl mich dem Schutze meiner himmlischen Mutter und begab mich unerschrocken auf das unsicher unter meinem Schneidergewicht schwankende Element. Anfangs ging es ganz gut. Schon hatte ich mich einem besonders fett scheinenden Leckerbissen bis auf Schußweite genähert, ich lege an, mein Knall unterbricht die lautlose Stille, das Opfer legt sich zur Seite, indem es vergebens versucht, sich wieder aufzurichten. Also Mut! Noch 40—50 Schritte vorwärts und wir wären für den folgenden Tag versorgt gewesen. Auf einmal gab der Boden unter meinen Füßen nach, alles schwankte. War ein Nilpferd da unten oder ein Krokodil? Um meine Unterlage zu vergrößern und haltbarer zu machen, ließ ich mich flach nieder in das Gras. Mit der linken Hand hielt ich das Gewehr, während ich mich weiterzuarbeiten suchte. Eine Zeitlang ging es gut; ich näherte mich immer mehr meiner Beute. Da meine Unterlage viel besser standzuhalten schien, fühlte ich mich wieder sicherer und versuchte, mich wieder auf die Füße zu erheben. Das Kriechen war doch etwas zu anstrengend und ich war schon naß wie ein Pudel, nicht so sehr vom Wasser, das hie und da zum Vorschein lain, als von der Mühe und dem Angstschweiß. Aber kaum hatte ich mich aufgerichtet, als ich auch schon bis zum Halse hinuntersank. Ich weiß nur noch, daß ich in dem Momente Maria entries und sie hat mich auch nicht im Stiche gelassen. Was mein Fuß da unten gefunden, habe ich niemals ermitteln können, aber ich kam auf etwas Festes. Mit aller Anstrengung arbeitete ich mich wieder auf die Decke und dachte jetzt nicht mehr daran, mich auf die Füße zu erheben, sondern kroch langsam weiter, so gut es eben ging. Noch einige Schritte weiter und ich war gerettet, da lag auch der Vogel-, er s)atte sich bis auf eine feste Insel gearbeitet. — So, Gott sei Dank, hier konnte ich mich endlich wieder auf die Füße wagen, ohne fürchten zu müssen, ein weiteres kaltes Bad zu nehmen. Auf dem Heimwege ging es besser: ich kam ohne Unfall über die schwimmende Brücke. Aber die himmlische Mutter Maria, deren Schutz ich mich anvertraut hatte, die mich auch int kritischen Augenblicke beschützt, wollte mir an demselben Tage noch eine besondere Freude bereiten. Wie gewöhnlich auf meinen Ausgängen, stichte ich auf dem Heimweg auch diesesmal an einigen Negerhütten vorbeizukommen. Vielleicht konnte ich irgend einem sterbenden Kinde durch die heilige Taufe die Pforten des Himmels öffnen. Wirklich hatte ich den kleinen Umweg nicht umsonst gemacht. In einer Hütte fand ich ein sterbendes Knäblein: es mochte ungefähr zehn Monate alt sein. Da ich sah, daß wohl keine Rettung mehr zu erhoffen war, ternste ich es auf den Namen Josef. Nach 24 Stunden war der kleine Josef bereits ein Engel im Himmel. Sind das nicht himmlische Freuden auch für den Missionär, die einem alle Mühen versüßen! Aber nicht weniger freudenreich sind sie für die edlen Wohltäter, welche den Missionär durch ihr Gebet und auch durch ihre Spenden unterstützen. Mögen sich darum nur recht viele um den Missionär scharen, um tut Geiste Freuden und Leiden mit ihm zu teilen! P. Bernard M. Zorn F. S. C. Um Lande der Denka. Gesnu, den 11. Februar 1910. „Seine Exzellenz der Minister des Äußern hat Vorsorge zu treffen, daß sich die Unordnungen, welche den gestrigen Marsch so sehr verzögerten, nicht mehr ereignen. Jeder fei sodann bei Anbruch des Morgens zur Abreise bereit: jenen, welche den Marsch ve.'zögern sollten, sollen der strengsten Bestrafung gewärtig sein." Dies die Tagesordnung des Unterzeichneten, der sich gerade auf einer Reise durch das Land der Denkastämme befand. Meine Begleitung setzte sich aus fünf Personen zu-sammeu. Ein Kresch, Mbata mit Namen, den ich zum Minister ir3 Äußern ernannt hatte, ein Djur, mit Namen Agot, welcher als Staats- Kayango bei Tagesanbruch; der Minister des Äußern glänzte natürlich durch seine Abwesenheit. Nach vielem Zaudern macht auch er sich auf den Weg gegen Mittag zu. Er erreicht unsere Karawane, als schon niemand mehr an ihn dachte und sein Nachfolger bereits ernannt war. Ein Empfehlungsschreiben des Obern der Mission bringt ihn wieder in unsere Gunst. Ganz ungeschoren sollte er doch nicht davonkommen» so machte ich ihm denn meine Aunger Sdbilluft. (Siehe Text: Mode in Zentralafrika, Seite 221.) sekretar fungierte, ein Golo, Luanda mit Namen, Befehlshaber des Jägerchors, zwei Ndogo, Mustafa als Befehlshaber der Kavallerie, endlich Cordofan, welcher die Magenfrage zu studieren hatte. Dazu zähle man noch den Maulesel der Station und die Karawane ist vollzählig. Die Tagesordnung enthielt einen Tadel für den Minister des Äußern. Wie hatte er sich diesen nun verdient? Zur kurzen Aufklärung das Folgende: Ich verließ die Station Vorstellungen. Er jedoch weiß zu seiner Entschuldigung nichts anderes vorzubringen als die folgende Frage, die er mit der sichersten Zuversicht, sich vollständig gerechtfertigt zu haben, vorbrachte: Mußte ich nicht eine ordentliche Portion Merissa zu mir nehmen, bevor ich es wagen konnte, mich auf eine so lange und so gefährliche Reise zu begeben und das noch unter ein so kriegerisches Volk, wie die Denka es sind? Ob ich auch anderer Ansicht war, Recht mußte er behalten. So schwieg ich denn für den Augenblick und wir setzten unsere Reise fort. Als wir am Abend Halt machten und unser Lager aufschlugen, erließ ich die Tagesordnung für den folgenden Tag, gewürzt mit dem erwähnten Tadel. Meinen Zweck hatte ich damit erreicht; auf der ganzen Tour, die über zwei Wochen währte, hatte ich mich nie mehr über Zeitverlust infolge lässigen Auf-bruches zu beklagen. Auf der Reise lernte ich verschiedene Häuptlinge kennen und bildete mir, wenn auch nur so viel Volk befehle, muß ich vor ihnen in dieser Kleidung erscheinen." Er war ungefähr im Adamskostüm. Über die Zündhölzer äußerten sie die größte. Verwunderung. Als sie dann sahen, wie ich eine Kerze anzündete und dieselbe so lange brannte, als es mir gefiel, kannte ihr Staunen keine Grenzen mehr. Ein Gegenstand großer Verwunderung waren auch meine dunklen Augengläser, die sie jedoch mehr, mit Entsetzen betrachteten, da sie irgendeine Höllenmaschine dahinter vermuteten. Gegend am Dscbur-Muv» IRebenfiuß des löabr-el-Glzazal. im allgemeinen, eine Idee über die von mir berührten Stämme, die sich in der Tat in vielem von jenen unterscheiden, unter denen wir wohnen. Im großen Ganzen haben sie keinen schlechten Eindruck auf mich gemacht, er war besser, als ich nach den landläufigen Schilderungen jener Stämme erwartet hätte. Es herrschen unter ihnen jedoch noch die primitivsten Zustände. „Gebe mir dein Hemd", sagte mir eines Tages ein Häuptling. „Siehe, welch ein mächtiger Mann ich bin und dennoch habe ich nie ein Hemd am Leibe gehabt; obwohl ich über Zn meiner Freude bemerkte ich jedoch einen Drang zum Bessern; das obige Verlangen des Häuptlings nach meinem Hemde, um seine Blöße zu bedecken, ist jedenfalls ein gutes Zeichen. Das Verlangen nach Stoffen fand ich überall. Außerdem verschmähten sie auch das Geld nicht, worüber ich mich sehr verwunderte, wie andere Gegenstände ans der zivilisierten Welt. Die Denka erkennen die englische Regierung einigermaßen an, wenigstens verpflichten sie sich zur Zahlung einer jährlichen Abgabe in Durra und besonders in Ochsen und Schafen. Das ist aber auch alles, in mehr wollen sie nicht belästigt sein. Keinen Militärdienst, keine Träger, solche Sachen halten sie für sich zu erniedrigend. Das in Kürze meine Eindrücke, nun noch einige Reiseerlebnisse. Ohne mein Wissen hatten mich meine Begleiter als Arzt bekannt gemacht, der sich auf einer wissenschaftlichen Reise, befände, und als solcher wurde ich auch auf dem ganzen Ausflug in allen Ortschaften empfangen und es wurde mir mehr als einmal Gelegenheit gegeben, das mir angedichtete Amt auszuüben. Da kommt so ein Klient. Die Nacht ist bereits vorangeschritten und die ganze Karawane besindet sich längst in Morpheus' Armen. Das stört aber den Klienten nicht-, aus Leibeskräften schreit er: „Wo ist der Arzt, ich will den Arzt sprechen." Kaum hatte ihn mein Mbata bemerkt, so erkannte er auch schon, daß er es mit einem Betrunkenen zu tun habe. (Solche Helden findet man eben überall, auch im dunkelsten Afrika.) „Schweige!" sagt ihm der Minister des Äußern in entschiedenem Tone. „Der Arzt schläft, du kannst ja morgen wiederkommen." „Was verstehst du davon: ich muß ihn heute und jetzt gleich sehen, den Arzt: du bist kein Arzt." — Weit entfernt, sich wegzubegeben, bedrohte er alle jene, die sich ihm widersetzen wollten. — Um dem Spiel ein Ende zu machen, erhebe ich mich und begebe mich zu ihm. Als er mich erblickte, erhob er sogleich seine Stimme und begann einen sonderbaren Gesang, den er mit den wunderlichsten Gesten begleitete. Sodann stürzte er sich auf mich, um mich zu umarmen und sogar zu küssen, und erkundigte sich eingehend über meine Familie: zum Schlüsse ist er natürlich begierig, zu erfahren, was für Geschenke ich für ihn mitgebracht hätte. Ich entlasse ihn, indem ich ihn auf den Morgen vertröste, und ziehe mich zurück in der schönen Hoffnung, daß er sich jetzt endlich entfernen werde. So leichten Kaufes sollte ich mir aber doch keine Ruhe verschaffen-, alle sind entrüstet, da seine Wünsche jetzt keine Grenzen mehr kennen. Ich stehe von neuem auf, rufe meinen Oberjäger und sage diesem mit lauter Stimme: „Hörst du, wenn dieser da sich nicht sogleich entfernt, gib ihm einen Stoß mit dem Gewehrkolben." Als der Held aber diese furchtbare Waffe erblickte, fing er an zu zittern, sich zu entschuldigen und zog sich eiligst zurück, ohne daß er sich je wieder gezeigt hätte; er dachte nicht mehr an die Arzneien, sogar der versprochenen Geschenke schien er sich nicht mehr zu erinnern. * * * Eines Tages wurde ich eingeladen, das Töchterchen eines Häuptlings zu besuchen. Die Arme schrie und war fast außer sich vor Schmerzen, die von einem Geschwüre am Beine herrührten. „Es ist notwendig, daß wir eine kleine Operation vornehmen," sagte ich dem Vater, indem ich ihm mein Taschenmesser zeigte; „ein kleiner Schnitt mit diesem und alles ist vorbei." „Niemals werde ich das zugeben; du wirst sie mir umbringen." Das Mädchen hingegen merkte meine Absicht und bat inständig, nur zuzuschneiden. Endlich stimmte auch der Vater zu. Ich mache einen kleinen Einschnitt; aus der Wunde ergoß sich eine Menge Eiter. Nachdem ich die Wunde desinsiziert hatte, erhob sich das Mädchen und konnte nun, ohne die früheren Schmerzen zu verspüren, herumgehen. Aus Dankbarkeit ließ der Häuptling ein Lamm schlachten, welches, wie es war, mit Stumpf und Stiel geröstet wurde. Ich sollte an dem appetitlichen Mahle teilnehmen. Man wird sich leicht einbilden können, wie mir beim Anblicke der leckeren (?) Bissen zumute war. Mit Mühe gelang es mir, der liebevollen Einladung zu entgehen. Wie hätte ich auch den Mut finden können, diese Brühe zu genießen, die auf dem Tische stand, auf dem Tische, sage ich, wenn man den Fußboden so nennen darf! * * * Als ich eines Tages unter einem schattigen Baume mein Brevier betete, näherte sich mir ein etwas sonderbarer Besuch. Eine Denka-frau kommt, tanzend und eine Arie vor sich hinsummend, zu mir. Ungefähr 20 Schritte von mir entfernt, bleibt sie ans einmal stehen und blickt mich lange an. Endlich erhebt sie beide Hände gegen den Himmel, läuft in Eile mehrere Male um meinen Standpunkt, indem sie immer näher an mich heranrückt. Von Zeit zu Zeit bleibt sie von neuem stehen, um mich mit Muße zu betrachten. Endlich wirft sie sich auf den Boden und redet mich an, indem sie mit der Hand gegen den Himmel weist. Mein Staatssekretär, welcher in der Denka-sprache gut bewandert ist, begab sich zu ihr und brachte mir dann folgende Auskünfte über ihre Person. Es ist eine arme Geistesgestörte: sie wollte mich gern sehen und mit mir sprechen. Ich erlaube ihr, näherzutreten, und nachdem ich ihren Gruß erwidert hatte, richtete ich die Fragen an sie: „Warum bist du so erfreut?" „Weil du gekommen bist, weißer Arzt, Sohn des Himmels Schon seit langer Zeit erwarte ich dich. Sieh, mein Haus ist dort oben" und sie zeigte gegen die Sonne. „Dort oben sind mein Vater und meine Mutter, mein Vermögen und viele Personen, die mich lieb haben: alle und alles das befindet sich dort oben: du, der du von dort herkommst, wirst wohl alles gesehen haben. Sag' mir nun, was für Neuigkeiten bringst du mir?" Ich fühlte bei diesen Worten mein Innerstes bewegt. Arme Kranke, ohne es näher zu ahnen, sagst du große Wahrheiten. Ich dachte an das „Vater unser, der du bist in dem Himmel" und an die „Königin des Himmels", an die ewigen Güter des Himmels: während ich kaum Worte der Erwiderung fand, fügte die Frau hinzu: „Wann wirst du, weißer Arzt, zur Sonne zurückkehren?" „Wenn es dem Herrn gefällt; es kann sein, daß es bald der Fall sein wird." „Gut, ich werde dann mit dir gehen; hier ist mir das Leben unerträglich." Sodann erzählte sie mir eingehend und anschaulich von den Trübsalen, die sie zu erdulden, sowie von den Mißhandlungen, denen sie ausgesetzt sei. Ich meinerseits schenkte ihr etwas Zucker und Salz und tröstete sie, so gut es ging. Sie war ungemein zufrieden und indem sie mich wieder wie vorher umkreiste, entfernte sie sich immer mehr und verschwand endlich im Walde. * * * Beim Durchzuge durch ein Denkadorf stellte sich mir ein buckligesKind vor. Es war schmächtig, sah leidend aus mit mattem Blicke. Aufrecht gehalten von der Mutter, blickte es mich zitternd an. Da die Mutter hörte, daß ich ihr Söhnlein nicht heilen könne, entfernte sie sich, indem sie das arme Kind inmitten einer Schar von Kindern zurückließ, die bei meiner Ankunft zusammen gelaufen waren. Niemand kümmerte sich jedoch um den Armen; es schien, daß sie eine Art Abneigung gegen ihn hegten. Ich steige von meinem Maulesel herab und nehme das unglückliche Kind auf meine Arme. Allsogleich habe ich auch seine Anhänglichkeit gewonnen, mehr aber noch, als ich ihm einige Süßigkeiten schenkte. Auf dem Weitermarsche sah ich unter der mir folgenden Kinderschar auch meinen armen Freund, wie er mir wimmernd nachhinkte. Wir grüßten uns noch einmal mit einem Blicke, dann trieb ich mein Reittier an, um mich diesem traurigen Schauspiele zu entziehen. Eine halbe Stunde später hält mich eine andere Mutter an, um mich betreffs der Krankheit ihres Säuglings, der erst ein paar Monate alt ist, zu befragen. „Er ist krank," sagte sie: „ich überlasse ihn dir; du kannst mit ihm tun, was dir beliebt; gib ihm jedoch viel Zucker." „Gut, ich werde dem Kinde viel Zucker-geben und dir ein schönes Geschenk: diesen kleinen Schwarzen aber werde ich meiner Mutter bringen und btt wirst ihn nie mehr zu sehen bekommen." Die Mutter blickte mich wie im Traume an, drückte den Knaben fest an ihre Brust und indem sie sich entfernte, streckte sie mit einem gewissen Mißtrauen die Hand nach dem Zucker ans, den ich ihr für das Kind zuwarf. Die mütterliche Liebe hatte in ihrer ganzen Schönheit geglänzt und ich zog befriedigt weiter. Ans dem Heimwege fand ich eine Fran mit entsetzlich entstelltem Gesichte. Sie sagte nichts, aber der Anblick allein sagte mir, wieviel sie litt. „Die Hyäne", sagten mir die Verwandten, welche mit ihr gekommen waren, „hat sie diese Nacht, als die Fran nnbeschützt schlief, so zu-j gerichtet." Unter so vielen Bedürftigen fehlte es auch nicht an solchen, die sich aus irgend einem anderen Grunde krank zeigten, um ein Geschenk zu erhalten. Es war nicht immer eine leichte Sache, sich ihrer zu entledigen. Eines Tages sind es vier Jünglinge, welche für eine unbekannte, innere Krank-het eine Arznei ver-langen. Ich bereite eine I Flasche mit kohlensäurehaltigem Wasser und ! lasse absichtlich den Stöpsel mit aller Gewalt heraustreiben. Während der Stöpsel einen der Jünglinge gerade auf den Mund traf, bespritzt das Wasser, welches mit Gewalt aus der Flasche strömt, die übrigen. Mehr brauchte es nicht, um sie alle gesund zu machen. In aller Eile er- Gegen Mittag gelange ich in das Dors eines mächtigen Häuptlings der Denka: der Häuptling empfängt mich offiziell. Meinem griffen sie das Hasenpanier und oerschwanden int nahen Walde, indem sie die sonderbarsten Erklärungen dafür suchten, wie das Wasser sie nicht verbrannt habe, obwohl es kochte. zwei Minister waren nämlich schon eine Viertelstunde früher angelangt. Nach der gegenseitigen Vorstellung erklärt der Häuptling, glücklich zu sein, mich bewirken zu können, und zeigt dann meinem Staatssekretär unsere Behausungen. Doch, welch eine Behausung! Eine großmächtige Hütte. Die noch frischen Spuren und der Geruch verrieten mir gleich, daß vor kurzem noch Herden hier geweilt hatten. Nun mußte die Hütte mir und meinen Begleitern als Wohnung, Arbeits- und Speisesaal, ferner als Küche und Empfangszimmer dienen. Zum Überfluß mußten auch noch der Maulesel und ein Paar Hähne, die ich unterwegs gegen ein gutes Gegengeschenk erhalten hatte, in der Hütte ein Plätzchen finden. Als erste entbot mir eine gewaltige Schlange ihren Besuch, bald jedoch war sie der Lanze des Häuptlings unterlegen. Nach vollbrachter Schlacht, noch auf dem blutigen Kampfplatze, wurde mir die Ehrengabe angeboten, d. h. ein Zuckerrohr, das der Häuptling selbst unter meinen Augen mit der Lanze eines meiner Begleiter abgeschnitten hatte; alle diese Umständlichkeiten waren notwendig, um den Verdacht einer Vergiftung abzuwenden. Ich fühlte in mir das Bedürfnis nach etwas Besserem, nachdem ich am Morgen einen tüchtigen Weg zurückgelegt hatte: was aber tun, wenn man nichts Besseres erhält? Ich machte mich also in aller Gemütsruhe an mein Zuckerrohr und ich fand es gut, es stärkte mich mehr, als ich mir erwartet hatte. Während sich unser Gespräch über alles mögliche und unmögliche bewegte, legte mein Minister des Äußern endlich den eigentlichen Grund unseres Kommens auseinander, und zwar wollten wir uns bei den Viehzucht treibenden Denka mit Milch und Mastvieh versehen. Der Häuptling hörte der Auseinandersetzung mit Aufmerksamkeit zu und versprach allsogleich, sich dafür zu interessieren. Am folgenden Morgen kam Mbata ganz freudestrahlend zu mir und sagte: „Ich habe gerade den Kaufvertrag für eine Milchkuh abgeschlossen, indem ich mir vorbehielt, nach einer halben Stunde den letzten Bescheid zu bringen, um zuvor auch deine Meinung zu hören, die, wie ich bereits ahne, gut ausfallen wird." Und nun brach er in Lobsprüchen über das Tier aus und schloß: Kaufe sie, Pater, es ist eine Kuh, die sehr viel Milch gibt, da sie sehr-groß ist, und ihre Hörner sind noch größer. Es schien mir unwahrscheinlich, daß die Denka, die die Milchkühe fast anbeten, mit solcher Bereitwilligkeit eine solche auf den Markt brächten und das noch unter günstigen Bedingungen. Da muß etwas dahinterstecken. Ich trete aus meinem Zimmer heraus, von weitem schon sehe ich, daß mein Minister, gleich den übrigen Ndogo, die sich mit Viehzucht abgeben, in dieser Kunst ein Tölpel war. „Ein Skelett von einer Milchkuh, steinalt und zu nichts mehr wert, möchtest bit also kaufen? Siehst du denn nicht?" Es war wie ein Blitz von heiterem Himmel für den armen Mbata. Er blickte mich wie vernichtet an, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Wieder zu sich gekommen, erkannte er, daß er im Unrecht sei, und gestand auch, daß er für derlei Geschäfte durchaus nicht tauge. (sw folgt.) Gedankensplitter. Den nennt die Weisheit weise, der wenig spricht, viel weih und mehr noch tut. * * * Wer weise ist, gewinnt, lernt überall; des Nachbars Torheit macht ihn klug und fremde Armut reich. (Es ist höchster Unsinn, das Kleine verwerfen, wo man das Große nicht zu erreichen vermag. Den Dogel kennt man am Gesang, Die Glocke am Klang, Den (Esel am Ohr, Am Wort den Tor. * * Die Tugend erschwacht, wenn sie keinen Gegner hat. Die Tugend, da sie leidet, siegt wie ihre eigentlichste Heimat: die katholische Kirche. Heft 10. Stern der Neger. 233 st 1 ^ jj Bnterhaltenbes. [j v Schwatzes "Reifen und Hbenteuer im tfnnern 12. Kapitel. auf der Spur der Sfclavenjäger. Ich machte die nötigen Einkäufe, besah mir das Dorf und erfuhr von den Einwohnern einzelne spezielle Nachrichten über die Grausamkeit und ungezügelte Wollust Cassongos, Nachrichten, die mit Vorsicht, mit abgebrochenen und unsicheren Worten vorgebracht wurden, weil das Volk große Furcht vor dem grausamen König hatte. Allein gerade deshalb besagten sie viel mehr, als sie eigentlich bedeuteten. Ich ging bald zur Ruhe. Nächsten Morgen erhob ich mich zu früher Stunde. Ich hätte sofort abreisen wollen, allein ich mußte noch die Ankunft Cassongos abwarten, der mir einen Besuch versprochen hatte. Lange wartete ich auf ihn und verlor so einige kostbare Stunden, konnte aber dafür ein Beispiel von den grausamen Gebräuchen des Landes sehen. Gegen 7 Uhr morgens ward die Türe des Geheges, das den Palast des Königs umgab, geöffnet. Ich glaubte, es komme die Majestät heraus; anstatt dessen aber wurden Soldaten sichtbar. Jeder von ihnen zog hinter sich eine Frau nach, die an den Händen mit einem Stricke gebunden war. Diese armen Frauen, roh von ^cit Soldaten fortgeschleppt, riefen mit lauter Stimme: Hai m inan ge! (£i mein Herr!) Hai me am a! (0 mein König!) Hai n’yavio! (0 meine Mutter!) Auf dieses Geschrei verließen die Schwarzen ihre Hütten und gar bald war am Fuße des Hügels eine Menge von Negern. „Wer sind jene Frauen?" fragte ich einen alten Wächter des Palastes. „Es sind drei Frauen Cassongos." „Wohin führt man sie?" „Zum Tode." IlBltCttbClIl» (Forgetzung.) Afrikas. — Don Dr. Ibugo füMonf. „Zum Tode? Sie werden also ein Verbrechen begangen haben?" „Sie gefallen dem König nicht mehr. Er wird sich heute mit einigen andern Mädchen vermählen und da er nicht mehr Platz hat in seinem Palast, so läßt er jene Frauen töten, die ihm weniger gefallen." Mit Entsetzen vernahm ich jene Worte und dachte bei mir: „Das ist die Frucht meiner Worte. Da schau', was ich mit meinen Empfehlungen gestern beim Tyrannen erzielte." Die Frauen gingen an uns vorüber. Tränen strömten über ihre Wangen und sie flehten um Barmherzigkeit beim König. Sie hatten wohh Grund zu weinen. Mädchen von kaum 15 Jahren und von seltener Schönheit. Arme Mädchen, dem Tode überliefert zur Zeit, da das Leben am schönsten ist, von der grausamen Eifersucht eines barbarischen Tyrannen, dem sie die Blüte ihrcr-Jugend zum Opfer bringen mußten! O wann wird endlich auch für diese Länder der Tag der Erlösung anbrechen? Wann wird Europa, anstatt das Geld in unnützen Bruderkriegen oder zur Erhaltung des sogenannten bewaffneten Friedens zu verschleudern, einsehen, daß sich die eigentliche zivilisierende Tätigkeit nicht ans die Gebiete des Heimatlandes beschränken darf, sondern auch jenen unglücklichen Völkern die wahre Freiheit durch Unterstützung der katholischen Missionen in Afrika bringen wird? Als die Mädchen an uns vorüber gingen,, bemerkte ich ein Murmeln überaus lebhaften Mitleids unter der Menge. „Die Armen! So jung und so schön!" sagten die Neger, allein sie beschränkten sich ans ein Gefühl wahrhaft platonischen Mitleids; keiner rührte einen Finger, ihnen zu helfen. Ich selbst konnte nichts zu ihrer Befreiung tun; es er«- übrigte mir nichts, als sie zu bemitleiden und für sie zu beten. Kaum war der Zug vorüber, als ein Soldat den Hügel herab und auf mich zu kam. Er rief mich zum König. Ich stieg den Hügel hinan und trat innerhalb die Umfriedung. Cassongo erwartete mich im Hofraum. Er war in der Paradeuniform eines .Königs, d. h. er trug lange Beinkleider und hatte .um den Kopf eines jener Tücher gebunden, die Ich ihm geschenkt hatte. „Ich habe nicht zu dir kommen können, weil ich — ich habe vergessen, es dir zu sagen — Hochzeit feiere. Willst du dich am Feste beteiligen?" redete er mich an, als er mich erblickte. Meine Antwort lautete dahin, ich könne das micht tun, da ich Eile habe abzureisen. Er dankte mir darum neuerdings für die Gefchenke, überreichte mir als Gegengeschenk das Fell eines Serval oder Leoparden, das zu tragen nur Könige oder Abkömmlinge aus königlichem Geblüts das Recht haben. Außerdem ließ er sich von mir das Versprechen geben, mit anderen Geschenken wiederzukommen. Meine Geschenke hatten das Verlangen des Königs befriedigt. „Und jetzt erzähle mir, was dir in Bezug auf die Ministe bekannt ist", sagte ich ihm zum letztenmal. „Sie sind deine Freunde und deshalb spreche ich davon. Vorgestern zog durch unser Land eine Abteilung Sklavenjäger. Sie erzählten mir, daß sie nach Cabambare gingen, wo die weißen Ministe viele Kinder aufzögen, um sie dann zu verspeisen. Sie wollten jene Kinder zu Sklaven machen, ein Los, das doch annehmbarer ist als das, in dem Bauch eines Weißen sein Leben zu enden." Diese Worte trafen mich empfindlich. Die Mission schwebte in großer Gefahr und das Leben des P- Damian war nicht sicher. Wer weiß, ob ich ihn noch lebend antreffen würde? Ich mußte meine Reise sehr beschleunigen, um noch zur rechten Zeit bei ihm einzutreffen. Nachdem ich mit wenigen Worten dem Häuptling die Unrichtigkeit der Verleumdung, die man gegen die Missionäre geschleudert, dargetan und ihm den Grund, weshalb sie schwarze Kinder aufziehen, erklärt hatte, verabschiedete ich mich, ging den Hügel hinab und reiste in der Richtung der Mission ab. Ich setzte die Reise mit der größtmöglichen Schnelligkeit fort. Groß war meine Sorge um das Los meines armen Freundes. Die Sklavenjäger sahen in seiner Mission eine willkommene Beute; sie hofften, aus dem Verkauf der Kinder der Mission großen Nutzen ziehen zu können, da diese noch sehr jung, stark und gut erzogen waren; außerdem wollten sie ihren Zorn und ihre Wut über die verhaßten Christen befriedigen, über jene, die ja gegen die Sklaverei auftraten und, gegen dieselbe ankämpfend, den Gewinn der Sklavenjäger um ein Bedeutendes verminderten. Wir gingen den Lualaba entlang bis zur Stelle, wo der Luama einmündet. Hier folgten wir dem Laufe dieses letzteren; es war der kürzeste Weg zur Mission. Der Marsch war keineswegs leicht zu nennen. Das Terrain war teils sumpfig, teils mit dichten Wäldern bedeckt, in denen wir uns mühsam einen Durchgang bahnen konnten. Diese Wälder waren voll von giftigen Reptilien, von Skorpionen, riesigen Eidechsen und besonders von großen, überaus giftigen Schlangen, die von den Bäumen herabhingen und am Boden herumkrochen. Viele flohen bei unserem Erscheinen, andere richteten sich auf, öffneten den Mund und zischend wollten sie sich auf uns stürzen. Ich tötete einige, indem ich ihnen mit dem Handbeil den Kopf abhieb oder ihnen eine Kugel durch den Kopf jagte. An Lebensmitteln fehlte es uns nicht. Es gelang mir, einige Vögel zu erjagen. Auch erlegte ich einen großen Affen, dessen Fleisch sehr wohlschmeckend war. Gleichwohl kostete es mich nicht geringe Anstrengung, jene Bissen zu verschlucken, die mit dein Menschenfleisch eine fatale Ähnlichkeit aufwiesen. Auch eine Portion Schlangenfleisch war willkommen und mundete vortrefflich. Jene Speisen, die einen Europäer angeekelt hätten, waren int Gegenteil im weiten Urwald sehr erwünscht. Wer viel zu reisen pflegt, ge-wöhnt sich schließlich an die kuriosesten Speisen und Getränke. In den ersten Stunden des fünften Tages seit unserer Abreise von Cassongo machten wir uns wieder auf den Weg längs des Luama. Binnen kurzem sahen wir in einer gewissen Entfernung eine leichte Rauchwolke aufsteigen. Josef .zeigte darauf hin und fragte, was es wäre. Die Antwort auf diese Frage sollten wir in Bälde erhalten. Kaum hatten wir einige Schritte vorwärts gemacht, als wir die rauchenden Trümmer eines ziemlich großen Dorfes erblickten, das sich am Ufer des Flusses erhob. Nichts war übrig geblieben als wenige, von Ranch geschwärzte Lehmmauern, zwischen denen ich halb verkohlte Leichen erblickte. „Die Sklavenjäger!" rief Josef, zitternd vor Schrecken. Diese Worte nannten mir die Urheber des Brandes. Die Sklavenjäger, denen wir nachsetzten und die gegen die Mission von Cabambare zogen, hatten das Dorf im Sturm genommen und in Brand gesetzt. Die Trümmer rauchten noch, das Feuer war nicht ganz erloschen. Das Verbrechen hatte also während der Nacht stattgefunden und die Schurken waren noch nicht weit weg. Ich ging zwischen den Trümmern umher und fand die verkohlten Leichen, von denen ich oben sprach. Es waren ihrer fünfzehn, fast alle von Erwachsenen. Es waren ohne Zweifel die Greise, die beim Dorfbrand in den Flammen den Tod gefunden hatten. Sie boten einen entsetzlichen Anblick. Als ich auf die entgegengesetzte Seite kam, sah ich außerhalb der Brandstätte ein Dutzend blutiger Leichname von Leuten in der Blüte der Jahre, mit Wunden bedeckt. Dort hatten sich die Neger aus den Flammen gerettet, dort waren sie von den Sklavenjägern ergriffen worden, dort hatte man einen schrecklichen Kampf gekämpft. Zwölf Männer waren gefallen als Opfer der grausen Horde. Von dieser Stelle führte eine breite Spur in den Wald. Ich verfolgte sie einige Schritte, betrat den Wald; plötzlich stieß ich einen Schrei des Entsetzens aus. An den Stamm einer Palme mußte ich mich anlehnen, um nicht in Ohnmacht zu fallen; allzu entsetzlich war das Schauspiel, das sich jetzt meinen Augen darbot. Am Boden lagen dreißig schrecklich verstümmelte Leichen. Da sah ich Säuglinge mit zerschmetterten Köpfen; das Gehirn war aus dem Haupte herausgespritzt und lag am Boden; da sah ich Greise im Silberhaar mit zerschlagener Brust, das Haupt vom Rumpfe getrennt, Kinder, Männer und Frauen, die ein wenig gebrechlich waren, tot und schrecklich verstümmelt; ihr Antlitz >var entsetzlich verzerrt und noch im Tode trugen sie die Spuren jener Leiden, die sie in einer furchtbaren Angst ausgestanden. An jener Stelle hatte die Auswahl der gefangenen Sklaven stattgefunden; die Kinder, Alten und Gebrechlichen waren dem Tode überantwortet worden. Denn nie führt der Sklavenjäger eine Ware mit sich, die bei den öffentlichen Märkten nicht geschätzt wird und die er auf dem Weg ohne Hoffnung auf Gewinn bewachen und ernähren müßte. Sie waren also für den Tod bestimmt worden und die rohen Sklavenjäger hatten ihr Vergnügen daran, sie auf die grausamste Weise zu töten und mit den ausgesuchtesten Quälen zu peinigen, um sich zu freuen an den Leiden dieser Armen, an ihren Schmerzen und ihrer schrecklichen Angst. Jene Sklavenjäger >varen grausamer als die Hyänen des Waldes und die Schakale der Wüste. Die wilden Tiere töten nur, wenn sie Hunger-haben oder zur Verteidigung gezwungen werden, nie aber einzig aus Gier, zu töten. Der Mensch allein ist fähig, ums Leben zu bringen, nur aus Begierde, zu töten, und er ist es, der sich darüber freut. Jenes schreckliche Schauspiel gewährte mir auch einen Einblick in das traurige Los, das die armen Missionäre getroffen hätte, wenn es mir nicht gelungen wäre, den Sklavenjägern zuvorzukommen und die Mission in Verteidigungszustand zu setzen. Dieser Gedanke verlieh meinen Füßen Flügel. Ein letzter Blick auf jene rauchenden Trümmer. Ungefähr sechzig Leichen hatte ich bisher gezählt; sechzig Opfer hatten schon die wenigen Sklaven gekostet, welche die Sklavenhändler dort erbeutet hatten. Wer weiß, wie viele noch unterwegs starben? Die Sklaverei entvölkert Afrika und wird den großen Kontinent zu einer Einöde machen. Geier schwebten über den Trümmern des unglücklichen Dorfes. Sie wurden vom Gerüche der Leichen herbeigelockt. In der Ferne vernahm ich das Heulen der Schakale, die beutegierig und voll Hunger waren. Voll Grausen entfernte ich mich vom Schauplatze des abscheulichsten Hasses, von dem ein Mensch gegen den andern beseelt sein kann. Ich war der festen Überzeugung, daß die Sklavenjäger, die wir suchten und auf die uns Cassongo aufmerksam gemacht hatte, die Urheber dieser Verwüstungen waren. Das sagte mir die von ihnen eingehaltene Marschrichtung. Ihnen wollte ich nun folgen, bis sie die Richtung Cabambare einhielten. Sie konnten wegen der Sklaven, die sie mit sich führten, nicht schnell vorwärts kommen; darum hoffte ich, sie binnen kurzem einzuholen, ihre Stärke auszukundschaften und ihnen zuvorzukommen. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt. 13. Kapitel. Gelangen. Vom Orte jenes letzten Verbrechens entfernte sich eine breite Spur, die gar deutlich auf dem feuchten Boden eingedrückt war. Ich folgte ihr mit Josef und Heinrich. Die zwei Neger folgten mir nicht gerne; sie fürchteten, wieder in die Hände der Sklavenjüger zu fallen, denen sie glücklich entronnen waren. Allein ich schenkte ihren Worten kein Gehör und zwang sie, mit mir jene gefährliche Reise fortzusetzen. Ich untersuchte die Spur. Sie mochte ungefähr fünf Stunden vorhanden sein. Schnell folgte ich ihr. Bis zur Nacht marschierten wir. Beim Scheiden der Sonne befanden wir uns — das sagte mir die Spur — tu einer Entfernung von ungefähr zwei Stunden von den Sklavenjägern. Wir hätten den Marsch fortsetzen können, um sie zu verfolgen, und vielleicht hätten wir sie noch in derselben Nacht eingeholt, aber die Finsternis machte es mir unmöglich, die Spur zu sehen, und ich fürchtete sehr, sie zu verlieren; daher lagerte ich im Wald und erwartete den Anbruch des Tages. Nächsten Morgen erhoben wir uns sehr früh und setzten die Verfolgung fort. Nach ungefähr zwei Stunden kamen wir an die Stelle, wo die Sklavenjäger übernachtet hatten. Es ivar dies wiederum ein Schauplatz unerhörter Grausamkeit. Am Boden lagen zwei Leichen: die eines Kindes, das seinen Tod fand, indem ihm die Rohen den Kopf gegen einen Baumstamm schlugen, und die eines Mädchens, das unter den Geißelhieben sein Leben geendet hatte. Zwei neue Opfer der Horde. Nie in meinem Leben hatte ich eine so traurige Reise gemacht. Der Weg, dem wir folgten, war mit Leichen besät; das Land war nichts anderes als ein großer Begräbnisplatz, voll von Toten. Die Spur führte an das Ufer eines sumpfigen Flusses. Auf der andern Seite erhob sich eine Reihe hoher Berge; hinter ihnen mußte Cabambare liegen. Die Sklavenjäger hatten den Fluß passiert. Die Spur ließ eine Zeit von kaum einer Stunde vermuten. Sie waren also erst vor kurzem an das gegenüberliegende Ufer gekommen und befanden sich entweder in einem Tal oder an der Abdachung des Gebirges, denn sie mußten wieder hinaufsteigen, um in das Tal zu kommen, tu welchem das Dorf lag, das ihr und unser Reiseziel bildete. Eine Zeitlang zögerte ich, den Fluß zu überschreiten, der zwar wenig tief, dafür aber sehr breit ivar. Ich war daselbst den Blicken aller ausgesetzt und wenn sich die Sklavenjäger am Abhang des Hügels befunden hätten, hätten sie mich erblickt, meine Gegenwart entdeckt und mit größter Leichtigkeit mich gefangen genommen. Eine gute Stunde wartete ich und untersuchte während dessen mit dem Fernrohr das gegenüberliegende Flußnfer und den Abhang der Berge; weder eine Karawane von Sklaven noch irgend eine Bewegung im dichten Laub der Bäume vermochte ich zu entdecken. Man hatte die Karawane zweifelsohne in ein Tal zwischen den Hügeln getrieben. Ich hoffte, von den Sklavenjägern nicht beobachtet zu werden, und glaubte, ohne Besorgnis den Fluß passieren zu können. Das tat ich auch. Der Fluß war, wie gesagt, nicht sonderlich tief. Das Wasser ging uns kaum bis an die Schultern, so daß wir gehend übersetzen konnten; nur in der Mitte war das Wasser etwas tiefer und mußten wir schwimmen. Während ich so im Wasser des Flusses dahiu-schritt, stieß ich mit dem Fuß auf einen weichen Gegenstand. Ich bückte mich und sah die Leiche eines Negers, der noch die schwere Holzgabel am Halse trug. Der Unglückliche war gefallen, die Holzgabel hatte ihn gehindert, sich zu erheben, und so war er elend ertrunken. Wieder ein Opfer der rohen Sklavenjäger. Am andern Ufer angekommen, fand ich sofort wieder die Spur der Karawane und folgte ihr. Sie führte eine kurze Strecke durch ebenes, sumpfiges Gebiet zwischen dem Flußufer und dem Hügel, der sich hier erhob, dann ging der Weg aufwärts. Die Sklavenjäger hatten sich also nicht in ein Tal zurückgezogen, sondern waren den Berg hinangestiegen. Und doch hatte ich sie vom andern Flußufer aus nicht gesehen. Das schien mir zum mindesten befrenidend, das ging nicht mit rechten Dingen zu. Mit größter Vorsicht folgte ich der Spur; Schritt für Schritt ging ich langsam vorwärts, indem ich den Boden untersuchte und auf jedes Geräusch achtete. Die Neger folgten mir schweigend. Den Revolver hielt ich in der Hand, bereit, gegen jeden eventuellen Feind Feuer zu geben. Die Gegend, in der ich mich befand, schien mir zum mindesten sehr gefährlich; die Karawane hatte sich vielleicht gelagert oder war ein Araber zurückgeblieben. Wehe mir, wenn ich entdeckt wurde! So ging ich eine gute Stunde und schon begann ich über meine eitlen Befürchtungen zu lachen und wieder Mut zu fassen, als ich den Knall einer Feuerwaffe hörte und in geringer Entfernung von mir eine Kugel sich in einen Baumstamm bohrte, wobei sie dessen Rinde in lauter kleine Stückchen zerfetzte. Was ich befürchtet, war eingetroffen; die Feinde waren unser gewahr geworden; jetzt hieß cs kämpfen. Meine Schwarzen heulten vor Schrecken. Ich feuerte in der Richtung, von wo der Schuß gekommen war, und gab sechsmal hintereinander Feuer. Vom Walde her Geheul, Geschrei, Getöse; Pfeile zischten durch die Luft. Ich hörte den Knall von Feuerwaffen und die Kugeln zischten an meinen Ohren vorüber. Eine streckte meinen Sklaven zu Boden; da griff ich nach meinem Schultergewehr und feuerte es gegen den unsichtbaren Gegner ab. Mit einem Male werden die Feinde sichtbar; einzelne Araber kommen hinter den Bäumen hervor; in der Hand das Gewehr, stürzen sie sich auf mich. Ich will mich umwenden, imt mich in günstige Position zu versetzen und an einen Baum mich anzulehnen, damit ich nicht im Rücken angegriffen werde; aber um die Gegner int Auge zu behalten, gebe ich nicht acht auf das Terrain, mein Fuß verwickelt sich unglücklicherweise in eine Baumwurzel, die aus dem Boden hervorsteht, ich strauchle, ich falle. Ich will mich erheben, aber die Araber werfen sich auf mich; ich bekomme mit dem Flintenkolben einen Schlag auf den Nacken und dann schwinden mir die Sinne. (Fortsetzung folgt.) IDersdbiebenes, Die füMfftonsfraoe auf dem deutschen Katholikentage zu Augsburg. Wie alljährlich, so fand auch dieses Jahr die Missionsfrage eine eifrige Besprechung. Im Jahresberichte des Zentralkomitees konnte Graf Droste-Vischering die Mitteilung machen, daß int Anschluß an die Breslauer Rede des Fürsten Löwenstein über die Missionen eine Einrichtung geschaffen worden ist, die den Zweck hat, int Einvernehmen mit den hochwürdigsten Herren Bischöfen der Hebung und Förderung der Missionssache zu dienen: es ist das der im Zentralkomitee gebildete „Missionsausschuß", der sich auch durch Kooptation von Vertretern der großen Missionsvereine und von anderen Freunden der Heidenmission erweitert hat. Der Missionsausschuß hat int Laufe des Winters und Frühjahrs in engster Verbindung mit den Oberen der einzelnen Missionsgenossenschaften und Orden wichtige Beratungen über das Werk der Missionen abgehalten, um Mittel und Wege zu finden, auf dem Boden der bestehenden, kirchlich approbierten Vereine die Opferwilligkeit der Katholiken für die Missionen zu steigern. Auf Anregung des Missiousausschusses wurde bei der stattgehabten Generalversammlung ein ganzer Abend den katholischen Missionen gewidmet. Seit kurzem ver- sendet der Ausschuß eilte Missionskorrespondenz an die katholische Presse, um auf diesem Wege das Missionsinteresse in die breitesten Schichten der Bevölkerung zu tragen. An dem erwähnten Abend hielt der Abt und Generalsuperior von St. Ottilien einen Vortrag, der mit Begeisterung aufgenommen wurde. Der Redner besprach zuerst das Missionswesen in einem derzeit interessantesten Gebiete des Erdballes, in Ostasien, und führte ans: Vom Osten nähern sich viele Millionen dein kulturstolzen Europa, um sich bei ihm die modernen Errungenschaften zu holen. In dieser Situation muß die Weltkirche, die katholische Kirche, auf dem Platze sein. Die Lage ist günstig, aber sie drängt. Japan sperrt sich, nachdem es sich europäische Kultur geholt, national wieder ab und wird nicht China seinem Beispiele folgen? Jetzt legt es selbst noch Breschen in seine morschen Mauern, um die europäische Kultur einzulassen, daher muß jetzt auch das Christentum mit einziehen. Aber was bedeuten die 2000 Missionäre in einem Volke von 400 Millionen? Den Tropfen im Meer. Und Korea! Ein herrlicher Boden, der von frischem Märtyrerblut noch gerötet ist, wird durch Japan uns bald verschlossen sein. Das Aufleuchten am östlichen Himmel muß das Abendland mit flammender Begeisterung für das Missionswesen erfüllen. In ganz Afrika wirken 1800 Missionäre, viel zu wenig, um dem Bedürfnisse gerecht zu werden! Nach einer ergreifenden Schilderung der Leiden der opfermntigen Missionäre schöpfte dann der Redner aus seiner eigenen Erfahrung: Vor fünf Jahren fand ich auf einer Visitationsreise um Kingoneera 100 Schulkinder und heute sind es bereits 2000. In Kwiro ist schon das dritte Tausend voll und in Uganda haben wir eine Blüte der Mission, die fast einzig dasteht. In Indien ist wohl die Hälfte der 2'l; Millionen Katholiken auf Rechnung der Missionsarbeit in den letzten Dezennien zu setzen. Mit einfachen Linien habe ich Ihnen eine flüchtige Skizze hingeworfen: ernste Schatten, freudige Lichter. Wollen wir unser Missionswesen heben, so müssen wir für Missionshäuser und Missionsseminarien, für die Missionsorden im Heimatlande sorgen. Ohne die großen Missionsseminarien hätte Frankreich niemals jene Streitscharen für das Christentuni ins Feld führen können, die ihm bislang den Ruhm gesichert haben, am meisten in den Missionen geleistet zu haben. Nunmehr soll Deutschland mit in die Lücken einspringen, welche der christusfeindliche Zeitgeist in Frankreichs Missionsarmee gerissen. Überall, wohin die Missionäre, Deutschlands Söhne und Töchter, das Kreuz getragen, haben sie den deutschen Namen groß gemacht. Das schlichte Grab des Bischofs Anzer auf dem Gampo santo der Deutschen in Rom ist ebenso ein Denkstein deutscher Geschichte wie das Grab des wackeren Gravenreuth unter den Palmen Afrikas. Wir ehren die Treue deutscher Frauen, welche die Liebe zur deutschen Heimat opfern, um ihren Gatten zu folgen. Wir bewundern den Opfersinn der Jungfrauen, welche das Kreuz der Mission und ihre Opfer auf sich nehmen. Deutschlands Frauen und Jungfrauen haben mit hingebender Liebe der Not ihrer kämpfenden Söhne und Brüder im heißen Wüstensand des Südens gedacht. Wir danken es ihnen. Wir wollen aber auch mit Dankesworten der Liebestaten gedenken, mit denen deutsche Frauen und Jungfrauen den Streitern in Christo in der Mission Hilfe spenden. Katholische Eltern! Wollt ihr euren Sohn, eure Tochter zurückhalten, wenn sie ihr Leben als Preis unsterblicher Seelen einsetzen? Zu einer Zeit, wo deutsche Ingenieure die Bagdadbahn gebaut, wo die Gelehrsamkeit deutscher Jesuiten auf den Universitäten Indiens glänzt, wo deutsche Händler, deutsche Kolonisten sich nicht abschrecken lassen vom gelben Fieber Brasiliens. Vor allem kommt es darauf an, daß auch die Katholiken Deutschlands, jeder an seinem Platz, jeder nach seiner Kraft, katholisch denke und fühle und katholisch handle für die Missionen unserer heiligen katholischen Kirche. Gottes Liebe treibt uns, Brüder draußen zu suchen, die uns und Gott, den Vater, nicht kennen. Millionen üeutscher Katholiken schauen heute nach Augsburg und ich möchte diese Blicke lenken auf die Heidenwelt. Die ganze Welt hat ein Recht, an ein katholisches Herzzu appellieren. Wir wollen unser Herz dem Appell der Heidenwelt öffnen. Welche Ehre und Freude, Licht in die tiefen Schatten der Heidenwelt zu bringen. Die viele zur Gerechtigkeit erziehen, werden leuchten wie die Sterne durch alle Ewigkeit. Was der hochw. Redner hier mit begeisterten Worten von Deutschland sagt, können wir auch von Österreich behaupten. Auch Österreichs Katholiken sind bisher im Missionswesen nicht zurückgeblieben und werden es auch fernerhin nicht bleiben, to erat nur die berufenen Lenker dieser Pflicht nicht vergessen. Tragen Ivir nur die Idee der Missionen hinaus unter das katholische Bolk und wir werden sehen, mit welcher Begeisterung das Volk sie aufnehmen wird! Fürchten wir uns ja nicht, daß wir dadurch unsere eigene Sache schädigen, seien wir nicht kleinherzig in diesen Fragen; jeder Gewinn, den wir dem Missionswesen zuführen, ist auch ein Gewinn für unsere Sache, für unser katholisches Land. Lin österreichischer flOissionär von einem Tiger zerrissen. Im Norden Indiens wurde ein europäischer Missionär, der Kapuzinerpater Kosmas Glader aus Österreich, von einem Tiger zerrissen. Dieses furchtbare Schicksal wird von Frater David Leutner, gleichfalls einem österreichischenMissionär, in einem Briefe aus Bettiah folgendermaßen geschildert: „Unsere Mission hat einen großen Verlust durch den Tod des 39jährigen Paters Kosmas erlitten, der bereits seit 10 Jahren hier tätig war. Der Pater hatte sich nach dem acht Stunden entfernten Grenzgebiete Nepal begeben, um die auf dem Gebirge für uns zur Notwendigkeit gewordene Sommerfrischhütte einzurichten. Gegen Mittag erreichte Pater Kosmas den Aufstieg. Seine ihn begleitenden Packträger ließ er öfters rasten; schließlich sagte er, er wolle ihnen vorauseilen und von oben Hilfe senden. Mit geladenem Gewehr stieg er durch die Schluchten und über schmäle Pfade die Höhe hinan, bis er zu einer mit hohem Gras und Gestrüpp bedeckten Stelle kam. Da stürzte aus seinem Versteck ein Tiger heraus, auf den armen Pater los, schlug ihm die Zähne in den Hals und riß ihn nieder. Der Priester hatte nicht mehr die Kraft, das Gewehr loszudrücken, da sogleich auch die Jungen des Tigers an ihm hingen. Nach einigen Stunden kainen die Begleiter zur Stelle und staunten, als sie des Paters Hut fanden. Sie sahen dann einen Schuh, etwas weiter das Gewehr, Blut und Kleiderfetzen, aber keinen Körper. Sie ahnten gleich das Schreckliche, das geschehen. Atemlos eilten sie zu der kaum eine halbe Stunde entfernten Hütte und erzählten dem Pater Jeremias, was sie gesehen. Mau ging mit Waffen, Trommeln usw. auf die Suche aus. Es war 6 Uhr abends, als man zur Unglücksstelle kam. Man fand des Missionärs Tasche, das Brevier, seine Uhr voll Blut; sie stand auf halb 3 Uhr. Den Pater aber fand man nicht, trotzdem man peinlichst bis 10 Uhr nachts suchte. Mit allem Eifer-würde bei Tagesanbruch wieder den Spuren gefolgt, bis man endlich nach langem Suchen den Körper fand, fast ganz aufgefressen bis auf die Hände, die unversehrt waren, und den Kopf, der voll Beulen, aber doch erkennbar war. Pater-Jeremias wickelte die Überreste in Leinwand und trug sie den Berg hinan, von wo er sofort mittels Ochsenwagens nach dem 18 Stunden entfernten Bettiah fuhr, um die Schreckenskunde zu berichten. Eine ungeheuere Menschenmenge sammelte sich au, um die Überreste des Missionärs zu sehen. Nach der gerichtlichen Inspektion wurde die Leiche in der Kirche unter einem Blumenhain aufgebahrt. Die Tiger, die den Pater- Kosmas und früher schon acht Menschen getötet hatten, wurden bald darauf von englischen Soldaten erschossen." Bus Ikbartum. Ein seltenes Fest, wenigstens für Afrika, wurde am 7. August in unserer Kapelle in Khartum gefeiert. Der hochw. Pater Franz Brandlmeier, gebürtig aus Oberösterreich, erhielt die Priesterweihe. Die Kapelle, welche ungefähr 150 Personen faßt, war ganz voll von Andächtigen, was sonst selten der Fall ist. Sonntags darauf hielt Pater Brandlmeier seine erste feierliche Messe. Die gutgeschulte Musikkapelle erfreute die Andächtigen durch ihre gut vorgetragenen Weisen. Beim Festessen, bei dem auch der hochwst. apostolische Bikar Bischof Frz. Xav. Geyer zugegen war, führte die Kapelle gleichfalls einige ausgesuchte Stücke auf. Die beiden Tage werden noch lange in aller Erinnerung bleiben. Wir bringen an dieser Stelle dem hochw. Primizianten nachträglich unsere innigsten Glückwünsche dar! Wie ganz Österreich am letzten 18. August seinem geliebten Jubelkaiser zujubelte, so wollten auch wir nicht zurückbleiben. Haben wir doch Grund genug, uns unserm hohen Protektor gegenüber erkenntlich zu zeigen wegen der vielen Gunstbeweise, die er unserer Mission zuteil werden ließ. Der Jnbelschall, welcher sich unter Österreichs Völkern erhob, fand Widerhall im Herzen Afrikas, in der sonnverbrannten Wüste. Unsere Kapelle war für diesen Tag so schön ausgeschmückt, wie kaum bei irgend einer anderen Gelegenheit. Vom hohen Dache verkündete die österreichisch-ungarische Fahne inmitten der englischen und ägyptischen den Bewohnern der Stadt, wem die Festlichkeit galt. Seine Exzellenz Bischof Geher hielt ein feierliches Pontifikalamt, an dem die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden teilnahmen. Während des Amtes hielt er in deutscher und englischer Sprache eine Ansprache an die Anwesenden, in welcher er ans die Bedeutung des heutigen Tages hinwies und kurz zeigte, warum gerade unsere Mission dem erhabenen Herrschergreise auf Habsburgs Thron zu besonderem Danke verpflichtet sei. Ad multos annos ! Eingemauerte flDöncbe. Auf der Reise durch Tibet besuchte Sven Hedin eine zu dem Kloster Sande-puk gehörige Einsiedelei, in welcher ein buddhistischer Mönch eingemauert lebte. Die Einsiedelei bestand aus einem niedrigen Steinbau mit einem kleinen fensterlosen Zimmer, dessen Türe vermauert war und in dessen Mitte eine Quelle aufsprudelte. Durch eine kleine Maueröffnung wurden dem Eremiten jeden Tag etwas geröstetes Mehl, etwas Holz und Öl und jeden Tag noch eine gewisse Menge Tee und Butter zugeschoben. Nach Mitteilungen der Mönche war der jetzige Eremit vor drei Jahren nach dem Freiwerden der Einsiedelei durch den Tod des bisherigen Bewohners in die Klause eingezogen, nachdem er feierlich gelobt hatte, bis zu seinem Tode darin zu verbleiben und nie mehr mit einem Menschen zu sprechen oder schriftlich zu verkehren. Auch den Mönchen war jeder Verkehr mit dem Eremiten streng untersagt. Sein Name war unbekannt und seinem Aussehen nach zu schließen, zählte er ungefähr 40 Jahre. Wird die Schale mit den Lebensmitteln während sechs Tagen nicht berührt, so wird der Tod des Einsiedlers angenommen und die Klause geöffnet. Der letzte Einsiedler war zwölf Jahre eingemauert gewesen. Ergriffen verließ Sven Hedin den traurigen Ort. Als diese Nachricht durch die Presse ging, glaubte man, eine bisher unbekannte Sitte aufgedeckt zu haben. Herr Dompropst Dr. Berlage bemerkt jedoch mit Recht in einer Zuschrift an die „Kölnische Volkszeitung" über die Eingeschlossenen in Tibet, welche man nicht mit der christlichen Bezeichnung Mönche auszeichnen sollte, daß schon die Jesuitenmissionäre tut 17. Jahrhundert über diese Art von Abschließungen berichtet hätten. (Bis hinein in das 16. Jahrhundert hat es ebenfalls in Europa eine große Anzahl Jnklusi oder Reklusi gegeben.) Ebenso enthalten die „Jahrbücher der Missionen" Mitteilungen über die besondere Lebensweise der Lamas in dem genannten Lande. Wollte man die Missionsgeschichte Asiens sowie der übrigen Länder und die Aufzeichnungen in den Missions-Jahrbüchern überhaupt vergleichen mit den aufsehenerregenden Angaben neuerer Weltreisenden und Entdecker, so würde man finden, daß vieles schon weit früher entdeckt und festgelegt ist, was jetzt als neue Entdeckung gilt. Die „Jahrbücher der katholischen Missionen" und nicht weniger die verschiedenen Missionszeitschriften sind eine große Fundgrube für die Kenntnis fremder Länder. Es wäre wohl angebracht, daß katholische Gelehrte dieselben einmal gründlich durchforschen und darauf hinweisen, was die christlichen Missionäre für die Geographie, Naturkunde und Völkerkunde geleistet haben. Ibettetm Einträgliches Instrument. 21.: „Bringt dir eigentlich das Bombardonblasen etwas ein?" 23.: „Und ob! In diesem Monat hatte ich bereits vier Wohnungen und überall habe ich noch Kr. 20 bekommen, damit ich wieder ausgezogen bin." Schnell gefaßt. Wegelagerer (auf einen Passanten eindringend): „Geldoder - !" - Passant (einen Revolver vorstreckend): „Oder — ?" — Wegelagerer (demütig): „Oder vielleicht ein paar alte, abgetragene Hosen!" BtrantwoUlid)« Scßriftldt« i Hektar P. EU. tfiafftincr F, S. C. — Hudjbrucherd Usvolia Stilen» Lüdttrol. Abonnements-Grtneuertungen. Vom 10. Juli bis 10. September 1910 haben folgende Nnmmern ihr Abonnement erneuert: 94 271 347 361 403 469 788 807 927 928 933 1057 1188 1195 1300 1410 1451 1899 2114 2235 2408 3000 3091 3224 3448 3571 3690 5001 5054 5193 5361 5466 6194 6592 6636 6742 7055. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Als einer der ersten Kalender stellt sich seit sechs Jahren regelmäßig der vom Gcistt. Rate Direktor Friedrich P e s e n d o r f e r redigierte „Ave Maria-Kalenber" ein. Soeben ist der 6. Jahrgang für das Jahr 1911 im Verlage des Kath. Preßvereines Linz erschienen. Das Titelblatt ist eine im Vierfarbendruck reproduzierte,Kopie nach Ittenbach, die heilige Familie. Die vollendete Wiedergabe macht der technischen Leistungsfähigkeit der Katholischen Preßvereinsdruckerei Linz alle Ehre. Das Kunstblatt bildet gerahmt eine Zierde für jedes Zimmer. IWßerdem enthält der Kalender eine große Anzahl Illustrationen in Tondruck. Aus dem reichhaltigen Texte sei angeführt: Die Kapelle „Königin der Märtyrer" imneuenDöme zuLinz von B. S ch ent bl, linsete Liebe Frau in der Legende von Prof. Holly, Peter Pani Rubens als religiöser Maler von Doktor A. G. Weber, Napoleon Bonnparte (mit mehreren Bildern), die Erzählung „Batavia 510", Enchari-stische Heilungen in Lourdes im Jahre 1H09 von Pfarrer A. Hoppe u. v. a. Der reiche Bilder-schmnck illustriert teils die einzelnen Beiträge, teils stellt er die wichtigsten Ereignisse des abgelaufenen Jahres im Bilde dar, so den Jerusalem-Pilgerzng, den eucharistischeu Kongreß in Pencrbach, den Tod Luegers n. v. a. Der Kalender ist gewiß einer der schönsten auf dem ganzen großen Kalendermarkte, fein Wunder, daß er bereits in einer Auflage von 20.00tI Exemplaren ericheint und jedesmal rasch ausverkauft ist. Der Preis beträgt 60 Heller, bei Postznsendung 70 Heller. Sittliche Tugenden. Geistliche Erwägungen von Martin Hagen 8. J. Mit Approbation des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg. (As-zetische Bibliothek.) 12». (X u. 228.) Freibnrg und Wien 1910, Herdersche Verlagshandlung. Mk. 1 60 (Kr. 1 92); geb. in Kunstleder Mk. 2'2Ö (Kr. 2 64). Diese geistlichen Erwägungen über ausgewählte sittliche Tugenden bilden das ergänzende Seitenstück zu den vor Jahresfrist in der Aszetischen Bibliothek veröffentlichten Erwägungen über die göttlichen Tugenden. Den vier sittlichen Grundtügenden oder Kardinaltugenden entsprechend, gliedert sich der wohl durchdachte und klar dargestellte Erwägungsstoff in vier Abschnitte. Von den 16 gehaltvollen Erwägungen entfallen zwei auf die Klugheit, vier ans den Starkmut, sechs auf die Mäßigkeit, vier auf die Gerechtigkeit. Auf deut festen Grunde der dogmatischen Theologie ruhend, vermitteln sic in gefälliger Form aszetische Belehrung und Anregung. Die inustergültige Tugendlehre des hl. Thomas von Slqniit ist ausgiebig verwertet worden. Ebenso sind bei den Belegstellen ans der patristischen Literatur solche Werke bevorzugt, die auf dem Gebiete der betreffenden Tilgend mit Recht als klassisch gelten, z. B. die Ausführungen des hl. Cyprian über den Nutzen der Geduld, des heiligen Ambrosius über die christliche Bescheidenheit. Bei den Schriftworten tritt sowohl in der Auswahl als in der Anwendung eine dem praktischen Zweck des Buches sehr förderliche Umsicht zu Tage. Alle Gebildeten, die sich über die vier Kardinaltugenden und die wichtigeren der ihnen zugeordneten Tugenden zu unterrichten wünschen, namentlich aber Priester und Ordensleute, werden in dem schlichten Buch willkommenen Anf- schluß, Belehrung und Anregung finden. * * -k- Die hl. Johanna Franziska von Cbantal und der Ursprung des Ordens von der Heimsuchung. Von Emil B o u g a n d, weil. Bischof von Laval. Deutsch bearbeitet. Zweite, durchgesehene Auflage. Mit dem Bildnis der Heiligen. Zwei Bände. 8». (LXIV u. 1024.) Freibnrg und Wien 1910, Herdersche Verlagshandlnng. Mk. 7-— (Kr. 8 40); geb. in Leinwand Mk. 9-— (Kr. 1080). Der große Bischof von Orleans, Dnpanlonp, schrieb an den Verfasser dieser Lebensbeschreibung, diese habe, ivas man sonst selten finde, alle Eigenschaften eines guten Heiligenlebens. Als solche gelten ihm: Liebe zu dem Heiligen, dessen Leben man beschreiben will; tiefes Studium seiner Seele und seines Lebens aus den Quellen und gleichzeitigen Urkunden; eine aus vollem Verständnis schöpfende Schilderung dieser Seele und ihrer Kämpfe, dessen, was in ihr von Natur war und was die Gnade in ihr wirkte; und dies alles wiedergegeben mit Einfachheit, Wahrheit, Hoheit, Scharfsinn und lebendigen, weise verteilten Einzelheiten. — Nicht minder als die Darstellung verdient auch der Gegenstand dieser Heiligenbeschreibung besonderes Interesse. Es ist das Leben einer Frau, die in den verschiedensten Lebensstellungen, als Tochter, als Gattiil, Mutter, Gebieterin des Hauses, als Weltdame, als Witwe, Klosterfrau nnb Ordensstifterin, hervorragte durch eine wunderbare Willenskraft, gepaart mit rührendster Zärtlichkeit und kluger Besonnenheit. „Ihre große Seele hungerte förmlich nach Opfern und sie brachte so staunenswerte, daß die Welt dieselben nie verstanden und ihr noch nie verziehen hat." — „Jedes Opfer, das sie brachte, zerriß ihr Herz; jeder Akt der Stärke erpreßte ihr einen Schrei des Schmerzes. Dies macht ihren Heldenmut so schön und so ergreifend." — „Sie vollbringt ihre heldenmütigsten Opfer mit einer so vollkommenen Mischung von Mäßigung und stärke, von Energie und Klugheit, daß die Guten darin viel zu bewundern, die Bösen nichts mit Grund zu tadeln finden." Einer Zeit, in der so viel über Willensschwäche und Herzlosigkeit geklagt wird, dürfte dieses lichtvolle Vorbild der Kraft und Liebe gute Dienste leisten! * * Die katholischen Missionen. Illustrierte Monatsschrift. 38. Jahrgang. (Oktober 1909. bis September 1910.) 12 Nummern. 4°. Mk. 5'—. Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagshandlung. Durch die Post und den Buchhandel zu. beziehen. Inhalt von Nr. 12: Aufsätze: Ein Jubiläum der katholischen Kirche Dänctnarks. — Die im Jahre 1909 verstorbenen Missionsbischöfc. (Schluß 1 — Nachrichten aus den Missionen: Orient. — Korea. — Vorderindien. — Unter-Sambesi. — Bclgisch-Kongo. — Apost. Vikariat Ober-Kongo. — West-Sudan. — ■ Antillen. — Kleine Missionschronik und Statistisches. — Buntes Allerlei aus Missions- und Völkerleben. — Bücherbcsprechungen. — Für Missionszwecke. — Danksagung und Bitte. — U Abbildungen und Titelbild. * * * Die Frage der TüMssionsalmofen. Immer wieder wird darauf hingewiesen, daß von den Protestanten j für Missionszwecke weit mehr gespendet werde, als von Katholiken. Bald sollen die Protestanten fünf-, bald fünfzehn-, bald sogar zwanzigmal soviel leisten. Diese stark abweichenden Angaben geben zu denken. Darum hat P. Anton H u o n de r S. J. die Frage untersucht und kommt dabei zu folgendem Ergebnis : [ Es ist, auch nach protestantischem sachverständigen Zeugnis, nicht erwiesen, daß die Gesamtsumme der protestantischen Missionsgelder die der katholischen übertrifft. Von den protestantischen werden große Bruchteile Zwecken zugeführt, die mit der Verkündigung des Evangeliums in Heidenländern nichts zu tun haben Die katholischen Missionsgelder reichen trotz ihrer Höhe und trotz zweckmäßiger Verwendung für die Bedürfnisse der großen Weltmission nicht hin und bedürfen dringend einer Vermehrung. Eingehende Beweisführung bietet er in einem längeren Artikel der „Katholischen Missionen" (Herder/Freiburg und Wien, jährlich lüHefte. Mk. 5- -, Kr.6'—), der auch als besondere Broschüre (Katholische und protestantischeMissionsalmosenßMk.— 50 (Kr —'60), erschienen ist. Huonder stützt sich auf reiches Zahlenmaterial und bietet viele fesselnde Einzelheiten. — KßrijMcher Kinderfreund - Kalender für Preis 30 Heller (30 Pfg.), Jugend-Kalender für M. Innsbruck, Tnnrain fir. 27. x CLL.-.-' 1 MrAmben, welche Ordens- uitfr Utiffionspnefter werden wollen. In unserem werden brave und talentierte Knaben aufgenommen und zu Missionspriestern herangebildet. ===== Bedingungen der Ausnahme sind: === 1. Selbständige Neigung und sonstige Zeichen des Berufes zum Ordensund Missionspriesterstand. 2. Gelehriger, lebhafter, offener Charakter, energischer, standhafter, opferfreudiger Wille: sittliche Unverdorbenheit. 3. Gesundes Urteil und gutes Talent, das befähigt, leicht und ohne Anstand die ganzen Gymnasialstudien durchzumachen. 4. Gute Gesundheit und kräftiger Bau, frei von körperlichen Fehlern. 5. Alter von ungefähr zwölf Jahren. Für die erste Klasse wird ein Alter nicht unter zehn und nicht über zwölf Jahre erfordert. 6. Pensionsbeitrag nach Uebereinkominen mit den Eltern oder bereit Stellvertretern. Weitere Ausschlüsse werden bereitwilligst vom Obern des Missions- h aus es erteilt. Man wende sich vertrauensvoll an die Adresse: P. Gbere des Missionshauses in Milland bei Vrixen, Tirol.