D Mittheilungen des im Mai 1864. Redigirt von dem Secretär und Geschäftsleiter, k. k. Finanz - Concipisten August Dimitz. Inhalt: Die militärischen Verhältnisse Stain’s zur Römerzeit. Von P. Hitzinger. (Schluß folgt.) — Ein noch nicht besprochener Römerstein. Mitgetheilt von Leopold Martin Krainz in Petrinja. — Verzeichniß der Erwerbungen. D i c Militärischen Verhältniße Krnin's zur Römerzeit. Bon P. Hitzinger. a Kram in alter Zeit keine abgeschlossene Provinz bildete, sondern anfangs unter drei, spater unter zwei größere Provinzen getheilt war, so muß die Geschichte desselben immer mehr oder weniger in Verbindung mit den Nachbarländern, nämlich Pannonien, Noricum und Istrien, theilweise auch Dalmatien durchforscht und behandelt werden. Anderseits muß eben Alles, was von nachbarlicher Seite für die Aufhellung der alten Zeitereignisse und Verhältnisse gewonnen wird, auch auf den Fortschritt der Geschichte Krain's zurück wirken, insofern es dießseits nur gehörig beachtet wird. So haben die Forschungen Dr. Kandler's in Triest, und die Veröffentlichungen Pros. Bianchi’s in Udine und Venedig vielfachen Bezug auf Krain, namentlich in geographischer, politischer und kirchlicher Hinsicht. Anderseits bieten die geschichtlichen Schriften Dr. Muchar's in Graz und v. Aukershofen's in Klagenfurt, ferner die Untersuchungen Prof. Tangel's und Prof. Knabel's in Graz viel Wichtiges für die dießseitige Landesgeschichte sowohl für die Vorzeit als das Mittelalter. Von diesem Allem ist in den Mittheilungen des krainischen historischen Vereins schon Vieles zur Veröffentlichung und zur Benützung gekommen; außerdem ist auch im Lande selbst bereits Vieles selbstständig durchforscht, und auf verschiedenen Wegen auch der Oeffentlichkeit übergeben worden. Und doch wird von anderen Seiten bald in der Heimat selbst, bald in der Fremde die Klage fort und fort erhoben, in Krain sei seit Schönleben, Valvasor und Linhart kein Fortschritt in der Erweiterung und Aufklärung der Landesgeschichte gemacht worden. Um auf die Aufschrift des vorstehenden Aufsatzes zu übergehen, möge die Bemerkung ihre Stelle haben, daß erst neulich über Mangel an Darstellung des Verhältnisses von Krain zur römischen Donaugrenze eben in diesen Mittheilungen Klage erhoben worden. Ob dieß mit vollem Rechte geschehen, mag der Umstand entscheiden, daß außer den bei Linhart und Dr. Richter gegebenen Beschreibungen der römischen Kriegszüge durch Krain *), insbesondere Dr. Mu char in seiner Geschichte des römischen Noricum die Verhältnisse der Donangrenze nicht nur zu Noricum, sondern auch zu Pannonien, und zum Theile zu Istrien, und hiermit auch zu der das heutige Krain bildenden Landschaft sehr ausführlich auseinander gesetzt hat* 2). Nach dieser Vorbemerkung möge der Schritt zur Sache geschehen. 1. Die Älpenpässt, Vor Allem ist hervorzuheben, daß man bei Krain im Alterthume eine doppelte bewaffnete Grenze zu unterscheiden habe, nicht allein den Limes Danubii, die Donaugrenze gegen die Barbarenvölker, sondern auch bie Clau-stra Alpium Juliarum, die Alpenpässe gegen äußere und innere Feinde des römischen Reiches 3). Die Sperre der julischen Alpen hatte zu Zeiten der Römer ihre Wichtigkeit zuerst bei dem Vordringen dieses Volkes bis an die Nordgrenze Jtalien's, später bei den Kämpfen verschiedener Prätendenten auf den römischen Kaiserthron, und zuletzt bei dem Andränge der nord- und osteuropäischen Völker gegen die Grenze von Italien. Zuerst wurde die Alpenlinie durch Anlage fester Plätze auf beiden Seiten ihrer Abdachung in wehrhaften Stand gesetzt. Bereits im I. 180 v. Chr. wurde von den Römern die Colonie Aqnileja am nördlichen Ende des adriatischen Meeres gegründet; dieselbe diente als Vormauer Jtalien's nicht nur in der ersten Zeit gegen die noch nicht unterjochten Alpenvölker, sondern auch in der Folge und bis zum Sturze des weströmischen Reiches gegen die von Norden und Osten einbrechenden germanischen, slavischen und scytischen Völker4). Ausdrücklich ist dieselbe als ein Hauptwaffenplatz unter den Kaisern Augustus, Marcus ') Linhart, Versuch einer Geschichte von Krain, 1. Bd. — Dr. Richter, Geschichte der Stadt Laibach, im Archiv Hormayr's für Geschichte, Staatenkunde u. s. to., oder im Archiv für die Landesgeschichte von Krain. 2) Muchar, Römisches Noricum, 1. Bd. s) Bergt, die Mittheil, des histor. Vereins f. Krain 1854, S. 81. *) Aquilejam colonia deducts est P. Cornclio Lentulo et M. Boebio Pamphilo consulibus. (Livius hist. lib. 40.) — Aquileja a Romanis condita est munitionis loco adversus habitantes supra barbaros. (Strabo 1. VI.) Aurelius und Diocleticmus angeführt, da dieselben an diesem Orte oft längere Zeit verweilten, ersterer, um sich zum Kriege gegen die Völker an der Save und Drave, letztere, um sich gegen jene an der Donaugrenze zu rüsten. Auf der anderen Seite zeigt sich zu des Kaisers Augustus Zeiten die starke Stadt Metullum, im Waldgebirge nächst Laas; ferner die festen Castelle auf den Höhen, von denen erstere den Japoden, letztere den Norikern zur Wehre gegen die Römer dienten 5). Nach Ueberschreitung der julischen Alpen gründeten die Römer neben der alten pannonischen Stadt auch dicß-seits die Colonic Aemona mit ihrem festen Mauerwcrke am Flusse Nauportus, in nicht großer Entfernung vom Saveflusse; ihre Gründung füllt noch in die Zeit des Kaisers Augustus, da sich bicfettc Colonia Julia nannte6). Unter den spätern Kaisern erscheinen kleinere feste Stand-lager beiderseits am Fuße des Gebirges, nämlich Castra, nächst der Station ad Frigiduni bei Heidenschaft, und Mutatio ad Nonum, bei dem Municipium Nauportus nächst Oberlaibach. Selbst auf der Höhe der julischen Alpen, bei Hrušica tin Birnbaumes Walde, stand' eine kleine Veste, Munimeiitum super Alpes, in Alpe Julia, ad Pyrum. Auch die von den Japoden angelegte und vom Kaiser Augustus erhaltene Stadt Terpo bei Laas, schützte mit ihrer Befestigung den Paß nächst dem Schneeberge7). Außer den genannten festen Plätzen wurden aber auch längs des Gebirgszuges, besonders an den zum Ueber* * gange mehr offenen Stellen, mehrere aufeinander folgende Schanzmauern errichtet, und häufig mit Thürmen, hin-undwicdcr auch mit Castellen noch mehr gesichert. Der Bau dieser Bollwerke wurde wohl schon zur Zeit des Julius Cäsar und des Kaisers Augustus begonnen, vom Kaiser Marcus Aurelius vervollständiget, und sie wurden in der letzten Zeit des Kaiserreiches, besonders von den Gegenkaiseru Maximus und Eugenius ungemein verstärkt. In den Kümpfen der Kaiser Constantins und Theodosius gegen Magncntius, Maximus und Eugenius, dann bei dem Andränge der Westgothen unter Alarich, so wie der Hunnen unter Attila, zeigten sich die befestigten Alpenpässe von großer Wichtigkeit; sie werden daselbst auch mit Nachdruck genannt, und in kurzen Zügen beschrieben s). 5) Japodes Metullo, maxima urbe occupato Romanos oppugnantes mul to ties repulerunt. (Appianus de bello illyr.) Norica castella in tumulis. (Virgilii Georg, lib. III.) *) In ea, sc. Pannonia, coloniae Aemona, Siscia. (Plin. Hist. nat. 1. HI. c. 28.) M. Ulpius M. F. Jul. Verus. Emona. (Inscript.) ’) Posteaquarn superatis Alpibus in Castra descenderunt. (Hero-dianus 1. VIII.) — Aquileja XI. Ad undecimum XII. Ad Fornulos Mutatis XII. Castra mutatio. Inde sunt Alpes Juliae IX. Ad Pyrum. Summas Alpes XII. Mansio Longatico VIII. Mutatio ad Nonum XIII. Aemona. (Itinerarium Hierosolymitanum.) Vergl. Mittheil. 1854, S. 83; 1861, @.41, sammt Karte und Plänen. — Hebern cui Terpo nomen, vacuam habitatoribus , Caesar conservandam sibi putavit. (Appian. bell, ill.) *) Acto eomite per fraudem Magnentiacis militibus capto, claustra patefacta sunt Alpium Juliarum. (Amm. Marceli. I. 31. c. 11.) A Stilicone Alaricus immissus, qui ei et Alpium claustra reseravit. (Philostorg. 1. 12. c. 2.) — Attila redintegratis viribus Spuren und Reste von diesen Verschanzungen sind noch gegenwärtig an vielen Stellen sichtbar, und unter dem Namen Ajdovski zid, d. i. Heidcnmauer, auch unter dem Volke bekannt. Die ersten dieser Schanzmauern finden sich von der Ostscite her oberhalb Oberlaibach und Verd, und in ihren Fortsetzungen bis ans Meer, bei Oblak, Presid und Fiume; die zweiten oberhalb Loitsch und bei Laase, zugleich mit Resten von Castellen an der Türkenschanze und am Tabor, die dritten auf der Höhe des Birnbamnerwaldes bei Hrušica und wohl auch oberhalb Planina; endlich die vierten in einzelnen Strecken an den Gebirgsübergängen oberhalb Fcistriz, Wippach, Jdria und Kirchheim. Zwischen diesen letzteren Verschanzungen sind noch Reste von Castellen bei Adclsbcrg, St. Michael, Straine, Nußdors und Schillertabor, dann der Thurm des Kleinhäusel, welche bei dem Volke unter den Namen Grad, Gradišče, Stari grad und Mali grad bekannt sind 8). 2. Die Doimngrenze. Die Alpenlinie war solchermaßen zunächst zum Schutze Jtalien's bestellt, obgleich die Behauptung oder der Verlust derselben mehrmal auch das Schicksal des ganzen römischen Reiches entschied. Dagegen bildete die Donau die große römische Reichsgrenze gegen die germanischen, slavischen und scythischeu Völker; auf ihrer Behauptung beruhete schon nach des Kaisers Augustus Ausspruch das Heil des weltbeherrschenden Staates (Salus reipublicae Danubius). Diese Grenze war längs des Donaustromcs durch eine zusammenhängende Kette von Bollwerken, als: Thürmen, Castellen, Umwallungen, Mauern, Standlagcrn und Städten verwahrt; auch im Innern wurde die Vertheidigung durch ähnliche Anstalten, als: feste Castelle und Städte, feste Püffe und Ucbergänge unterstützt. Solche feste Plätze waren unter Anderen längs der Donau in Noricum und Pannonien : Laureacum an der Mündung der Enns, Vindobona Wien, Carnuntum bei Hainburg, Arrabo Raab, Brege-tiuin nächst Komorn, Aquincum Ofen, Acumincum Peterwardein , Taurunum Semlin. Im Inneren waren feste Plätze und Lager besonders bei Virunum nächst Klagensurt, bei Juvavia Salzburg, Petovio Pettau, Siscia Sissek, Mursa Esscg unb Syrmium bei Mitroviz an der @abe10). An diesen Befestigungen begann schon der Kaiser Augustus zu arbeiten; nach ihm waren die Kaiser Bespasianus, Tra-janus, Marcus Aurelius, Severus, Probus und Diocle-tianus thätig. Ferner unterließen eö die folgenden Kaiser: Italiam ingredi per Pannoniam intcndit, nihil nostro duce Actio prospiciente, ita ut ne clusuris quidem Alpium, quibus hostes prohiberi poterant, uteretur. (Chronicon Prosperi.) — Vergl. über die Befestigung unter Marcus Aurelius bett Jul. Capitolinas in Marco Aur. *) Vergl. dm Bericht Dr. Koudler's in der Zeitschrift L’ Istria 1849; deßgleichen die Mittheil. 1854, S. 81; die „Blätter aus Stain" 1864, S. 7. *°) Vergl. Muchar's Römisches Noricum, 1. Bd. — Itinerarium Antonini. — Ptolemaei Geographia 1. II. c. 14. 15. Constantinus, Julianus, Valentinianus, Gratianus und Theodosius nicht, für die Erhaltung, Verstärkung und Vermehrung dieser Schutzwerkc thätig zn sein"). Alle diese Anstalten wurden jedoch nach dem Tode des Kaisers Theodosius in Folge der massenhaften Ucbergängc barbarischer Völker in den Jahren 400 bis 450 zu nichte. Der König Odoaccr gab die Donaugrenze um's Jahr 488 ganz preis, da er alle gebornen Römer zur Auswanderung nach Italien aufbot12). 3. Feste Plätze in Grain. Die Gegenden des heutigen Krain's hatten ihre festen Plätze, wie es schon oben angeführt worden, zunächst im Verhältnisse zur Alpenlinie; sie standen aber auch in einer gewissen, wenn gleich entfernteren Beziehung zur Donau-grenze, und besassen daher außer den vorgenannten, auch noch andere befestigte Orte. Für die aus Italien über Aquileja nach den Donauländern ziehende Strasse bildete eben Aemona den Knotenpunkt; daselbst theilte sich nämlich diese Strasse nach zwei Richtungen, von denen die eine über Celeja und Petovio nach Noricum und Oberpanno-nicn an die obere Donaulinic ging, die andere über Siscia nach Niedcrpannonicn und Mösicn und an die untere Donaugrenzc gerichtet war. Eben so kamen wieder anderseits alle Hccresmassen und Völkerzüge von der obern und untern Donau auf diesem Punkte zusammen, um über die julischen Alpen nach Italien zu gelangen. Die römische Colonie Aemona konnte darum nichts anders als eine starke Veste bilden, wie es auch die noch vorhandenen Mauerrcstc andeuten 13). Es ist wohl nicht nothwendig anzunehmen, daß das feste viereckige Mauerwerk, welches am Westcnde der Stadt Laibach noch in bedeutenden Resten kennbar ist, nur ein Standlager der römischen Legionen gebildet habe, und man die eigentliche Colonie Aemona anderwärts, nämlich in der Gegend von Jgg suchen müsse. Es konnten die römischen Hceresabtheilungen eben so gut in der Umgebung von Laibach, abwärts bei Kaltenbrunn, oder aufwärts bei Jgg, oder auch in weiterer Entfernung gelagert sein, wie dieß auch bei Aquileja oder bei Petovio der Fall war, ohne daß es nothwendig wäre, diesen Städten darum einen anderen Standort anzuweisen H). Und so geht es ganz gut zusammen, wenn es auch wirklich heißt, daß die drei pannonischcn Legionen im Todesjahre des Kaisers Augustus am Flusse Nauportus (ad Nauportum) ihre Sommer-zelte aufgeschlagen hatten; gleichwie in einer früheren Zeit ") Herodianus 1. II. III. — Dio Cassius lib. 69, 71. —- Aurelius Victor tic caes. — Zosimus 1. II. IV. — Aram. Marcellinus I. 28. 1J) Eugippus in vita s. Severini c. 39. 1S) Hemona XXV. Adrante XXIV. Celeja XVIII. Ragandone XVIII. Patavione civitas. — Aemona XXXIV. Praetorium Latobicorum XVI. Noviodunum XXVII. Quadrata XXVIII. Siscia. (Itin. Antonini.) **) Legiones tres, quae circum Aquilejam hiemabant, Caesar ex hibernis educit. (Caesar de bello gall. 1. I.) — Legiones XIII. et VII. Galbiana Petovionem in hiberna decimae tertiae conve-nerant. (Tacitus Ann. I. IV.) die bei Aquileja aufgestellten römischen Legionen am Timavus in ihrem Lager zusammengezogen toarai15). In Aemona selbst mochte immerhin eine Truppenabtheilung als Besatzung zum Schutze der Stadt gestanden sein; die Gegend von Jgg konnte, wie cs die daselbst ausgcfnndcnen Inschriften auch andeuten, angemessenen Raum namentlich für ein Sommerlager der römischen Legionen bieten. Der römische Name dieser Gegend ist wohl vergessen; .er konnte aber doch bei allem dem eine gewisse Beziehung zur Benennung Viens gehabt haben, da dieses Wort in dem slavischen Jgg wieder zu klingen scheint. Außerhalb Aemona war im oberen Theile Krain's, auf der Straße gegen Celeja und Petovio, die Station Adrans, Mansio Hadrante oder Statio Adrantina, bei Trojana an der Grenze von Steiermark, ein militärisch wichtiger Punkt, besonders nachdem die einstige Grenze Italiens bishin ausgedehnt worden war; von der Befestigung dieses Grenzpasses zeugen noch gegenwärtig vorhandene Mauerreste10). Anderseits mag das befestigte Eisenwerk bei Bitno am Eingänge der Wochcin, welches mit dem bei dem Geographen Ptolemaeus angeführten Iduiium Eines und das Nämliche sein dürste, zugleich eine Wnffcn-sabrik und ein Schntzwcrk für den durch die Wochein nach dem alten Earnien führenden Saumpfad gebildet haben"). Die Lage des alten Santicum oder Krainburg am hohen Saveufer und am Fuße des Gebirgspasses gegen Virunum in Noricum, läßt den genannten Ort auch als einstige starke Veste vermuthen, und in der grauen Stadtmauer mögen noch alterthümliche Reste erhalten sein. Im unteren Theile Krains, an der gegen Siscia führenden Heerstrasse, war Praetorium Latobicorum, der Hauptort der panno-nischen Völkerschaft der Latobiker, in der Thalstäche von Treffen, ein nicht unwichtiger Platz. Acltere krainische Geschichtsforscher suchten diesen Ort bei Ratschach an der Save, allein, die in den alten Jtincrarien angedeutete Strasscnrichtung, die Vergleichung der daselbst angegebenen Entfernungen, die noch kennbaren alten Strassenreste, dann die vielen eben bei Treffen aufgefundenen Jnschriftsteine, Gräber, Münzen und andere Gegenstände der Römcrzcit lassen die genannte Station nirgends anders als hierorts annehmen 18). Dr. Kandier ist der Ansicht, daß man bei Treffen das eigentliche Standlagcr der römischen Legionsabtheilungen für die Gegenden Krain's suchen müsse; seine Ansicht wird durch die Inschriften unterstützt, auf denen 1S) Profectus ab Aquileja consul castra ad lacum Timavi posuit. (Liv. 1. 41. c. 1.) — Castris aestivis (ad Nauportum?) tres simul legiones habebantur. (Hist. Aug. I. I.) ie) Mansio Hadrante, fines Italian et Norici. (Itinerarium Hieros.) Magnentius- ad eas fauces, quae Adranis adjacent, praesidio collocate ad Constant!! duces nuntium misit. (Zosimus I. 11.) ”) Siche den Aussatz von A. v. Morlot in den Jahrbüchern der geologischen Reichsanstalt 1850, S. 199. 18) Bcrgl. Schoenleben Appar., p. 92. Valvasor Buch V., S. 240. — Dagegen den Aufsatz „Die Römerstraßen in Kram" in den Mittheil. 1854, S. 7; 1856, S. 19. römische Legionäre vielfältig genannt sind, und deren eine auch auf das Wohl des Kaisers Alexander Severus lautet. Ein den Namen dieser Station bestätigendes Denkmal ist wohl hierorts nicht vorhanden; allein ein aus das Muni-cipium Latobicorum hindeutender Stein ist bei Malence unterhalb Gurkfcld gefunden worden 19). Die in der Ebene von Gurkfeld bei der Ortschaft h Dernovo noch kennbaren Reste des alten Noviodunum und dessen Mauern deuten an, daß auch dieses Municipium in den Kriegszügen der römischen Heerführer und Welt-herrscher seine Bedeutung hatte; dieß bestätigen auch die daselbst aufgefundenen, auf die Kaiser Trajanus, Hadria-nus, Marcus Aurelius und Severus lautenden Inschriften2"). Unter den geringeren Wehrplätzen ist die Station Acervo bei Sittich zu nennen, auf welche die Peutingersche Tafel und eine gegen vier Joch an Flüchenraum umfassende, sonst ganz zerfallene Schanzmauer hinweist. Die Stadt Magniana, welche Schönleben und Valvasor bei Weichsel- f bürg finden wollten, stand jedoch nicht im Bereiche des heutigen Kram, sondern in Niederungarn: nur das Ueber-sehen der bei dem Geographen Ptolemaeus angegebenen Lage konnte dieselbe zu Kram zählen tasten21). Nachdem im Vorstehenden die zwei wichtigen Ver-thcidigungslinien, zu welchen die Gegenden Krain's in der Römerzeit in Beziehung standen, und sodann die in militärischer Hinsicht bedeutenden Plätze dieses Landes auseinander gesetzt worden, kommt cs darauf an, die Stellungen und Bewegungen der römischen Kriegsvölker in Krain nach beiden Seiten gegen die Alpen- und die Donaulinie zu erörtern. Vieles ist darüber bereits von Dr. Muchar und Prof. Knabl an's Licht gebracht worden22). 4. Die römischen Legionen in Krain. Die Zahl der römischen Legionen, welche mit der Vergrößerung des Reiches bis auf Julius Cäsar fortwährend gewachsen, und zuletzt auf 43 gestiegen war, wurde unter Kaiser Augustus auf 28, und dann auf 25 vermindert. In der Folge wurde die Zahl der Legionen, so wie die der Reiterschaarcn wieder nach und nach vermehrt; auch die Provinzen Pannonien und Noricum mußten eigene Legionen stellen, und dazu noch Mannschaften zu den Reitcrtrnppen zur kaiserlichen Leibwache, und zu den auf dem adriatischen Meere, auf der Donau, Save und Drave verkehrenden Kriegsstottillen hergeben. Die Legionen wurden nach der Ordnung ihrer Errichtung gezählt: Legio prima, secunda, tertia, (I. II. III.) u. s. w. Dazu erhielten sie verschiedene Beinamen; und zwar theils von den Provinzen, in denen sie standen, oder aus welchen sie ihre ,9) Vergl. die Mittheil. 1851, S. 1 und 74; Musealbericht 1862, S. 242. 20) Siehe Schoenleben Appar., p. 232; Valvasor Buch Y., S. 259. Die Mitthcil. 1851, S. 2 und 26; 1856, S. 19; 1860, S. 26. -') Siehe Mittheil. 1854, S. 7; 1856, S. 18. ”) Muchar's Römisches Noricum, 1. Bd. — Knabel's Aufsatz in den Mittheil, des histor. Vereins f. Krain 1851, S. 74. Mannschaften zogen, als italica, celtica, hispanica, germanica; theils von den Kaisern, welche sie errichteten oder besonders auszeichneten, als Julia, Augusta, Claudia, Trajana; theils von besonderen Umständen, nach denen man sie unterscheiden wollte, als veterana, adjutrix, ge-mina, felix, victrix, fulminatrix; einzelne auch von Gott-eiten, denen man sic widmete, als Jo via, Apollinaris, Minervina, Herculea. Auch die Lcgionsabtheilungen oder Sol)orten wurden nach Zahlen und Beinamen unterschieden, als; Cohors I. praetoriana, coliors II. Noricorum, cohors III. Breucorum, cohors IV. Aquilejensis. Deßgleichen geschah mit den Reiterschaaren oder Alae, als: Ala I. Ulpia Contariorum, ala II. equitmn Pannoniorum, ala Auriana; so auch mit den Flottcnabtheilungen, als: Classis praetoriana Eavennatensis, classis germanica et pannonica. Diese Bemerkungen mochten hier vorausgeschickt werden, weil sie zum Verständnisse des Folgenden, und allenfalls zur leichteren Entzifferung von Inschriften dienen können. Als mehr oder weniger bekannt mag vorausgesetzt werden, daß die Befehlshaber der Legionen Legati oder Praefecti Praetorio (abgekürzt PB. PB.), die Obersten der Cohorten Tribuni oder Praefecti, und die Führer der Centurien Centuriones (abgekürzt 7, q oder » genannt wurden. Wohl ist es wahr, was neulich von gewisser Seite in diesen Mittheilungen bemerkt wurde, daß die früheren Forscher der krainischen Geschichte bis auf Linhart einschließlich — man muß selbst Vodnik beisetzen —• manche Zeichen auf Römersteinen, namentlich jenes für Centuria oder Centurio nicht erkannten oder unterschieden, doch geschieht Aehnliches auch den neuesten Forschern, daß sic Manches nicht recht enträthseln, was ihre Vorgänger besser getroffen haben, obgleich sie über dieselben scharf abzuurtheilen pflegen. Uebrigcns hat schon Dr. Richter den vielbesprochenen Römerstein mit dem Decurio Aemonae richtig erklärt, und das Zeichen > mit Hauptmann übersetzt, wenn er auch ein Paar Puncte noch übersehen hat22). Das Land Krain wurde seit dem Beginne der Rö-merhcrrschaft in diesen Gegenden bis zu ihrem Verfalle von verschiedenen römischen Legionen, und oft in wenig unterbrochener Folge durchzogen, indem diese theils zu neueren Kriegsunternehmungen, theils im Verfolge von Aufständen, theils zur Vertheidigung der Rcichsgrenze vorbeieiltcn. Daneben gab cs in den drei Provinzen, welche in das heutige Krain hineinreichten, nämlich in Istrien, Pannonien und Noricum, auch stehende Heercsabtheilungen, theils um sowohl die weitere Reichsgrcnze, als auch die nähere Grenze Italien's gegen feindliche Einfälle zu schützen, theils um die innere Ordnung und Ruhe der Provinzen zu erhalten. Die Legionen, welche diese stehende Besatzung 23) Dr. Richter, Geschichte der Stadt Laibach, im Archiv für Geschichte, Staatcnkundc it. s. w. Jcchrg. 1829, baun im Archiv für Landesgeschichte Krain's, 3. Heft, S. 141. — Die Erklärung des Zeichens 7 für Centuria ober Centurio findet sich übrigens schon bei Mura-tori im Thesaurus inscriptionum. Mediolani 1740, tom. I. p. 41. bildeten, wurden meistens nur in längeren Zeiträumen gewechselt, und außerdem nur auf die Frist eines auswärtigen Krieges aus dem Lande gezogen. Diese Truppen hatten tut Frieden ihre bestimmten Standquartiere theils an der Grenze, theils int Innern der Provinzen, welche Quartiere meistens auch die Winterlager bildeten; in der wärmeren Jahreszeit bezogen sie Sommerlager nach verschiedenen Richtungen. Die Stellungen und Bewegungen der einzelnen Legionen lassen sich theils aus den alten Geographen und Historikern, theils aus den römischen Denksteinen entnehmen. 5. Ate Legio XX. Victrix, VIII. Augusta, IX. Hispalensis und XV . Apollinaris. Die ersten römischen Legionen, welche die Grenze des heutigen Krain überschritten, mochten jene gewesen fein, mit denen der Consul C. Sempronius Tuditanus im 1.129 v. Chr. einen Theil der Japodcn an der Westseite der julischen Alpen besiegte; ihre Namen werden nicht genannt, sie bestanden jedoch jedenfalls aus italienischen Mannschaften 24). Unter Julius Cäsar arbeiteten römische Kriegssöldner in den Jahren 60 bis 44 v. Chr. an den Strassen durch die jnlischen Alpen; unter Octavianus Augustus drangen im I. 35 römische Kricgsvölker von Aquileja aus durch die Pässe gegen die noch freien Japo-den an der Ostscite des Gebirges, und gegen die Panno-nier am Saveflnsse vorwärts; und um das Jahr 16 vor Chr. nahm Tiberius, welcher den Oberbefehl gegen die aufständischen illyrischen Völker führte, auch die Noriker unter die römische Botmäßigkeit auf. Hiermit war das ganze heutige Krain unter die Herrschaft der weltgebieten-den Römer gekommen 2S). Von bett in diesen Kriegszügen thätigen Legionen sind einige sofort als Besatzung in den unterworfenen Provinzen geblieben; ihre Namen lassen sich aus den obgcnanntcn Quellen erschließen. Namentlich wird unter den illyrischen Legionen vom Geschichtsschreiber Floras zunächst die Legio XX. Victrix angeführt; diese zeichnete sich im Jahre 7 n. Chr. unter dem Befehlshaber Messaliuus im Kampfe gegen den Aufstand aus. Dieselbe kommt auch auf Denksteinen zu Salona in Dalmatien, zu Triest und in Cilli vor; die Inschrift von Salona enthält den Namen T. Fuficius C. F. Pol., d. i. von Pola abstammend. Daraus ist es ersichtlich, daß diese Legion in erster Zeit in Dalmatien und Istrien aufgestellt ivar, und allenfalls auch Bezug auf Krain hatte, wenn gleich in diesem Lande kein Andenken von ihr vorkommt. In der Folge, zur Zeit des Kaisers Marcus Aurelius, stand sie nach der Angabe des Geographen Pto- 21) C. Sempronius Tuclitanus de Japudibus Cal. Oet. triumphavit. (Fasti triumph.) 3S) Sub Julio et Octaviano Caesaribus per Alpes Julias iter factum est. (S. Rufus in Brev. c. 7.) — Appianus de bello illyr. — Dio Cassius 1. 54. lemaeus int nördlichen Theile Brittanien's bei Uriconium oder Shrewsbury 26). In Pannonien und Noricum standen nach dem Berichte des Geschichtsschreibers Tacitus im I. 14 drei Legionen, nämlich die Legio VIII. Augusta, Legio IX. Hispalensis und Legio XV. Apollinaris, unter dem Oberbefehle des Junius Blaesus. Dieselben erhoben bei der Nachricht vom Tode des Kaisers Augustus im nämlichen Jahre einen Aufruhr in ihrem Sommerlager bei Aemona, oder nach anderer Erklärung bei Petovio; der neue Kaiser Tiberius war genöthiget, seinen Sohn Drusus in's Lager abzusenden, um die Meuterer zur Ruhe zu bringen 27). Die Legio VIII. Augusta war ursprünglich eine italische Legion; auf Denksteinen findet sic sich zu Laibach mit dem Namen des Veterans Cälventius,, dann zu Aquileja und zu Ajello int Küstenlande, endlich in Cilli, woselbst die Inschrift ans einen von Verona stammenden Veteran Braetius Publius lautet. Später, gegen das Ende des Kaisers Nero, wurde sic nach Mosten versetzt; von dort brach sie mit anderen Legionen im I. 69 nach Italien auf, um für Vespasianus gegen Vitellins um den Kaiserthron zu kämpfen. Zur Zeit des Kaisers Marcus Aurelius stand sie nach dem Berichte des Ptolemaeus in Gallien bei Argentoratum oder Straßburg; im I. 193 findet sie sich zu Carnuntum unter den auf den Aufruf des Befehlshabers und nachmaligen Kaisers Severus versammelten illyrischen Legionen2S). Die Legio IX. Hispalensis war, wie cs schon der Name andeutet, früher zur Zeit des Julius Cäsar in Spanien gestanden; nach Pannonien kam sie unter Octa-vianus Augustus. Hier verblieb sie nur bis zum I. 22 n. Chr., worauf sie mit dem nach Afrika als Proconsul berufenen Befehlshaber Junius Blaesus dahin zur Besatzung abging. Ein Andenken an dieselbe hat sich in einer Jn-'chrift zu Aquileja erhalten, worauf Fabius Publilius, ein von Verona stammender Veteran, genannt ist. Bei einem in Laibach vorfindlichcn Grabstein des Veterans Vetennius ist man auch versucht, die wenig kennbaren Buchstaben eher für Legio IX. Hispalensis, als für Legio I. zu lesen28). Die Legio XV. Apollinaris augusta mochte einstens in Gallien ihren Standort gehabt haben, da eine zu Laibach vorfindliche Inschrift den Veteran Varius von Narbo oder Narbonnc abstammen läßt. Von dieser Legion sind Flori Epitome 1. II. c. 112. — Muratorii Thesaurus inseript. — Ptolemaei Geogr. 1. II. c. 3. =’) Tacitus Anna], 1. I. Daselbst ist der Ort des Sommerlagers nicht genannt, daher wird auf denselben verschieden vermuthet. Vcrgl. Linhart, Geschichte von Krain, 1. Bd.; Muchar's Röm. Noricum, 1. Bd ; v. Ankershofcn, Geschichte von Kärnten, 1. Bd. ■«) Muratorii Thesaurus inscr. — Archiv für die Landcsgeschichte von Krain, 3. Heft, S. 146. — Tacitus Anna! 1. 16. — Suetonius 1. 8. c. 6. — Ptolemaei Geogr. 1. 2. c. 9. ls) Tacitus Annal. 1. 3. -- Muratorii Th es. inseript. in Laibach noch drei andere Denksteine vorhanden, darunter daß Abtheilungen beider Legionen nicht nur in Dalmatien, einer von einem zweiten Veteran Oclatius aus Tarquinii sondern auch in Istrien aufgestellt waren 32). in Etrurien, ein anderer von Vibius, Proviantmeister (frumentarius) derselben; dieß gibt den Beweis, daß diese Legion bei Aemona ein bedeutenderes Standquartier hatte. Auch in Triest, Görz und Pola, dann bei Leibniz in Steiermark, an der Stätte von Flavia Solva, befinden sich Denkmäler derselben; die zu Görz gefundene Inschrift nennt den Egnatius Veitor, einen aus Noricum abstammenden Tribun dieser Legion. Aus allem Dem läßt cs sich schließen, daß Abtheilungen der genannten Legion nicht nur in Pannonien und Noricum, sondern auch in Istrien gestanden seien. Als im I. 65 der Feldherr Cortmlo in's Morgenland gegen die Parther geschickt wurde, folgte ihm die Legio XV. unter Anführung des Marius Celsus nach Armenien 30). Nach dem Abgänge des Junius Blaesus befehligte Attilius Sister zur Zeit des Kaisers Claudius die römischen Truppen in Pannonien; es waren, nachdem die neunte Legion abgezogen war, nur noch zwei Legionen daselbst geblieben. Zur Unterstützung dieser Kriegsmacht wurden Hilfsmannschaftcn aus den Provinzbcwohnern aus-gehoben; daher entstand die Cohors I. Noricorum et Pan-noniorum, dann die Cohors II. Noricorum und Cohors 111. Pannoniorum; dazu kamen noch die Reiterschaarcn, Alares Pannoniorum, auch standen bereits viele Mannschaften aus Istrien, Pannonien und Noricum in der kaiserlichen Leibwache, Gehörtes praetorianae 3I). 6. Die legio VII. Claudia, XI. Claudia und XIII. Gemina, Während der Geschichtsschreiber Tacitus die Legionen zählt, welche die Donangrcnze in Pannonien und Mösien besetzt hielten, nennt er auch zwei Legionen, die in Dalmatien in der Reserve standen; es waren die Legio VII. Felix und die Legio XL Felix, unter dem Befehle des Cornelius Dolabella. Beide Legionen arbeiteten vereint an der Herstellung von Hcerstrassen in Dalmatien, wie es eine zu Ehren des Kaisers Tiberius lautende Inschrift ungefähr aus dem Jahre 20 n. Chr. zu Salona darthut. Vom Kaiser Claudius erhielten beide Legionen den Beinamen Claudia Pia; dieß mochte daher gekommen fein, daß sie in dem vom Heerführer Camillus Scribonius versuchten Aufstande ihre Treue und Ergebung gegen den Kaiser bewahrt hatten. Mit der Bezeichnung Claudia pia felix kommt die Legio VII. auf Denksteinen zu Salona und zu Triest, die Legio XL zu Knin in Dalmatien, und in drei Inschriften zu Aqnileja vor; das Triester Denkmal nennt den Popellius Clodius, einen Tribun dieser Legion. Diese letzteren Inschriften zeugen auch dafür, 30) Mittheil, des histor. Vereins f. Krain 1856, S. 4; 1863, S. 74. — Muratorii Thes. inscr. — Mitthcil. des histor. Vereins f. Steiermark 1848, S. 52. — Tacitus Annal. 1. 15. sl) Tacitus Annal. 1. 12 et 15. — Muratorii Thes. inscr. Gegen das Ende des Kaisers Nero geschah nach dem Berichte des Tacitus, wie schon oben angedeutet worden, eine große Versetzung unter den illyrischen Legionen; zugleich wurden dieselben durch Zuzüge aus Asien, Afrika und Gallien ergänzt, nachdem die alten und gebrechlichen Mannschaften ausgeschieden worden. In Pannonien kamen an die Stelle der achten und fünfzehnten Legion die Legio VII. Claudia und bie Legio XIII. Gemina; in Dalmatien verblieb noch die Legio XL Claudia, und an die Stelle der siebenten Legion trat die Legio XIV. Gemina. Ueber diese Legionen führte Titus Flavianus in Pannonien, und Poppaeus Silvanus in Dalmatien den Oberbefehl. Die illyrischen Legionen nahmen an den Kämpfen um den Kaiscrthron, welche in den Jahren 68 und 69 zwischen Galba, Otho, Vitellins und Vcspasianus Statt hatten, sehr wirksamen Antheil; mit ihnen zugleich griffen die Cohortcn der Prätorianer ein, welche bedeutenden Theils aus illyrischen Mannschaften bestanden, und in Rom ihre Standquartiere hatten. Sie erklärten sich zuerst für Galba, dann für Otho und gegen Vitellins, und zuletzt für Vespasianus als Kaiser, und ihr Auftreten führte die endliche Entscheidung herbei33). Die Legio VS. Claudia war, wie bereits oben gesagt worden, früher lange Zeit in Dalmatien gestanden; nachdem sie unter dem Kaiser Galba durch frische Zuzüge neu ergänzt worden, führte sic nach der Angabe des Tacitus den Beinamen Galbiana. Auch findet sie sich zur Zeit ihres Aufenthaltes in Pannonien mit dem Namen Gemina bezeichnet, wegen der zweifachen Zusammensetzung ihrer Ergänzungsmannschaften. Unter diesem Namen ist sie auf einer zu Aquileja vorhandenen, dann noch auf einer anderen zu Parenzv befindlichen Inschrift angeführt, welche zugleich auf die Colonie Aemona Bezug hat; es ist daselbst C. Praecellius Augurinus als Tribunus Legionis VII. geminae und als Patronus Coloniae Aquilejensium et Parentinorum et Opiterginormn et Hemonensium gerühmt. Unter eben diesem Namen ist der Aufenthalt dieser Legion in Pannonien und Noricum durch einen zu Ehren des Kaisers Trajan in Cilli aufgestellten Denkstein bestätiget; daselbst wird Grupius Moderatus, ein Prüftet der Cohors Bhaetorum, zugleich ein Kriegsmann der Legio VII. gemina Mix genannt. Die Legio VII. gemina wurde nach dem Berichte des Dio Cassius in der Folge unter dem Kaiser Trajanus nach Dacien versetzt; zur Zeit des Kaisers Marcus Aurelius hatte sie dagegen unter dem Namen Legio VII. Germanica, nach der Angabe des Geographen Ptolemaeus ihr Standlager in Spanien bei Asturica Augusta oder Astorga. Eine in Rom vorfind-liche Inschrift aus der Zeit des Kaisers Hadrianus deutet sl) Tacitus Annal. 1. IV. — Marmora Salonit. Bet Farlatti Illyr. sacr. tom. II. — Muratorii thes. inscr. ’3) Tacitus Annal. 1. 16. Histor. I. I. et II. — Suetonius I. 8. c. 6. daraus hin, daß diese Legion schon damals in Spanien ihren Standort hatte; daselbst ist sie wieder mit dem älteren Namen Legio VII. Claudia pia felix angeführt. Später kam sie wieder an die untere Donau, und erschien im I.193 unter dem letzteren Namen auf den Aufruf des Heerführes Severus unter den illyrischcn Legionen bei Carnuntum34). Die Legio XIII. G-emina zählte schon unter den ersten Kaisern zu den illyrischen Legionen; ein zu Jgg bei Laibach gefundener Altarstein, worauf der Veteran Aurelius Jovinus mit dein Beisatze e Mesis sup. angeführt ist, deutet daraus hin, daß dieselbe früher in Obermösien gestanden sei. Im Kriege zwischen Otho und Vitellins stand sie zugleich mit der siebenten Legion im I. 69 im Kampfe am Po in Oberitalien; sodann war sie wieder in Oberpannonien, und hatte bei Petovio ihr Winterlager, als Vcspasianuö zum Kaiser ausgerufen wurde. Für ihre weitere Anwesenheit in Oberpannonien zeugen die vorgenannte Inschrift bei Jgg, dann eine andere in Cilli vom Centurio Dindius Bespectus, und eine dritte in Leibniz an der Stätte des alten Solva. Aber auch in Istrien standen Abtheilungen dieser Legion, wie es Denkmäler von einem Centurio Arnius Bassus in Triest, von einem Centurio Lavelenus Modestus und noch von einem anderen Kricgsmann in Aquilcja bestätigen. Unter dem Kaiser Trajanus wurde die Legio XIII. Gemina nach dem Berichte des Dio Cassius zugleich mit der siebenten Legion nach Dacicn abgeführt, welches Land von den Römern im 1.106 erobert, und bis zum 1.270 behauptet wurde33). 7. Die Hllfslcgionen aus den Provinzen. Weil die Donangrenze wegen der immer häufiger wiederholten Einfälle barbarischer Völker eine immer stärkere Bewachung erforderte, so wurden seit dem I. 70 nach dem Zeugnisse des Dio Cassius in den Provinzen mehrere einheimische neue Legionen errichtet. Der Kaiser Galba hob in Pannonien die Legio I. Adjutrix, der Kaiser Vespa-stanus die Legio II. Adjutrix aus; in Noricum stellte derselbe die Legio I. Alpina s. Noricorum, und der Kaiser Marcus Aurelius die Legio II. Noricorum aus. Auf gleiche Weise gab auch Italien seine Hilfslcgioncn zur Donau-grenze, die Legio I. italica, und die Legio II. und III. Italien s. Italorum; in einer von diesen Legionen war auch Istrien, als zu Italien gehörig, mit einbezogen. Die einzelnen Cohorten dieser Legionen führten nun ihre Beinamen häufig von den Städten und Volksstümmcn, von denen sic ihre Ergänzungen erhielten; so findet sich auf S1) Tacitus histor. 1. II. — Dr. Kandier Indicazioni per le cose stör, di Friuli, p. 255. — Muratorü Thes. inscr. p. 270. — Ptolemaei Geogr. 1. 2. c. 6. — Muratorii Thes. inscr. p. 695. ■— Spartianus in Severo. a5) Tacitus hist. I. 1. et 2. (Petovionem in castra tertiae decimae convenevant legiones.) — Suetonius 1. 8. c. 6. — Mittheil. bcS histor. Vereins f. Kram 1856, S. 4. — Muratorii Thes. inscr. — Grutcri inscript, — Dio Cassius 1. 15. Denkmälern eine Collars Vindobonensis, Celejensis Viru-nensis und Aquilejensis, deßglcichcn eine Collars Tauris-corum, Collars I., II. et III. Breucoruni. Es wurden, wie aus Dio Cassius und aus Inschriften zu ersehen, auch neue Reitcrflügel in Pannonien und Noricum wie auch in Dalmatien errichtet. Vom Kaiser Trajan schreiben sich her die Ala I. Ulpia und die Ala II. Ulpia Pannoniorum; desgleichen gab es eine Collars equitum Tauriscorum, und eine Collars equitum Dalmatarum 3S). In Pannonien und Noricum hatte seit dem Abzüge bcr siebenten und dreizehnten Legion , welcher unter dem Kaiser Trajan nm's I. 106 stattgefunden, wegen der vielen Kriegszüge keine der älteren römischen Legionen ihr bleibendes Standlager; nur die einheimischen Hilfslegionen, die Legio I. et II. Adjutrix, die Legio I. et II. Xoricomm hatten mehr beständige Quartiere daselbst. In Dalmatien und Istrien hielt die Legio XI. Claudia, welche schon früher daselbst gestanden, noch etwa bis ans die Zeit des Kaisers Trajanus an; in der Folge kam sie nach Afrika in die mauritanische Provinz, wie es ein zu Aquileja befindlicher Denkstein andeutet. Dagegen muß die Legio XIV. Gemina, welche zur Zeit des Kaisers Vespasianus in Dalmatien verweilte, bald weiter an die untere Donau gerückt sein, da kein Denkmal ihren längeren Aufenthalt im istrianischen und dalmatinischen Küstenlande bestätiget37). (Schluß folgt.) Ein noch nicht besprochener Römerltein. Mitgetheilt vom Vcremsmitgliede Lcop. Martin Krainz in Petrinja. In den Vereins-Mittheilungen pro 1859 ist von mir jener schöne Sarkophag erwähnt, der am Platze der Pfarrkirche zu Civil-Sissek steht. Bei der Aufbauung des dortigen Bahnhofes wurde wieder ein solcher aufgefunden, welcher jetzt am Bahnhofgarten zn Sissek recht gewählt ausgestellt ist und eine Inschrift hat. In Petrinja, Stadt und Stabsort des 2. Banal-Grenz-Jnft.-Rcgimentes, habe ich im Hause des Bürgers Preč, in der Schnlgasse, zufällig auch einen Sarkophag aus Sandstein entdeckt, welcher jetzt zum Brnnnentroge verwendet wird; darneben liegt ein steinernes ganz kleines viereckiges Behältniß, welches im Sarge mnthmaßlich war, und worin gewisse Sachen aufbewahrt worden sein mußten. Mit dem Sarge war auch der Grabstein entdeckt, der säulenartig gemeißelt, jedenfalls einstens einen Aufsatz haben mußte, wie man dieses ans der Meißclung leicht entnehmen kann. Ans dieser Säule, welche neben dem Brunnen ganz verwahrlost steht und sichtlich dem Untergange entgegen sicht, liest man folgende Inschrift: I. 0. M. M. LICIiNV CAST VS B COS V. 8. Dieses ganze Grabdenkmal soll vor vielen Jahren aus Sissek nach dem eine Stunde von dort entfernten Petrinja gebracht worden sein, davon wurde nirgends noch eine Erwähnung gemacht. Es wäre wünschenswcrth, den Sisseker Alterthümern mehr Aufmerksamkeit zu schenken. 86) Dio Cassius 1. 15. — Notitia imperii occid. et orient. — Muratorii et Gruteri inscript. — Muchar's Römisches Noricum, 1. Bd. 3’) Mittheil, des histor. Vereins f. Kraiii 1851, S. 74. — Muratorii Thes. inscr. Verzeichniß bcr Erwerbungen im Jahre 1864. (Fortsetzung.) XXI. Von der juristischen Gesellschaft in Laibach: 36. Essais historiques sur Paris, de Monsieur de Saint-foix. A Paris 1766. Tom. I. 8"; 37. Storia universale sacra, e profana composta d’ordine delle reali principesse di Francia dal sig. Giacomo Hardion. Venezia 1804. 8°,; Tom. XXVI. 38. Encyclopedie comique ou recueil Anglois. A Paris. 8°; Ein Band. 39. Etrennes d’ eupheme nourrice de muses. Annee 1789. A Paris. 8°;, Ein Band. XXII. Vom Herrn Georg Schweiger, k. k. Polizci-Commissär in Pola: 40. Eine kupferne herzförmige Medaille: Sigilum absen-sis comitis (14. Jahrh.), bei Erdausgrabungen in Pola gefunden. 41. Ein bleiernes Siegel von einem Diplome (1275) Jacobus Contarinus D. g. Venetiaram, Dalmatie atque Chr. Dux (1275). Darstellung: Hl. Marens, wie er dem vor ihm stehenden Dogen die Fahne überreicht. 42. Ein Hamburger Schilling. 43. Eine Kupfermünze. Johann Cornaro I. 1625—1629. XXIII. Vom histor. Verein für Steiermark: 44. Mittheilungen. Graz 1863. 8°c, 12. Heft. XXIV. Vom Verein für Geschichte und Alterthnmskunde zu Frankfurt a. M.: 45. Aerzte, Heilanstalten, Geisteskranke im mittelalterlichen Frankfurt a. M. Von Dr. Georg Ludwig Kricgk. Frankfurt a. M. 1863. 4. 46. Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M. von Johann Georg Battonn. Frankfurt a. M. 1863. 2. Heft. 8. 47. Mittheilungen. Frankfurt a. M. 1863. 2.33b. Nr. 3. XXV. Vom Verein für Rheinische Geschichte und Alterthümer in Mainz: 48. Führer in dem Museum des Vereins. Mainz 1863. 8. Ein Heft. XXVI. Vom Herrn Michael Am drosch, Bürgermeister, Landes-Ausschuß in Laibach: 49. Franz Mctclko'sche Waiscnstiftung. Beschrieben von Michael Ambrosch. ■— Franc Metelko -tova siroška ustanova v Ljubljani. Popisal M. Ambrosch. Laibach 1864. 8. XXVII. Vom Verein für deutsche Culturgeschichte in Weimar: 50. Die Mutter der Ernestiner. Von Dr. Gottfried Theodor Stichling. Weimar 1860. 8. Ein Band. 51. Sitten und Gebräuche bei Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen in Thüringen. Von Franz Schmidt. Weimar 1863. 8. Ein Band. 52. Das Finanzwesen des Ernestinischen Hauses Sachsen im 16. Jahrh. Von Dr. Otto Kins. Weimar 1863. 8. Ein Band. XXVIII. Vom Herrn Baron Dctraux in Laibach: 53. Ein römischer Denar. Familien - Münze. XXIX. Von der Lesehalle deutscher Studenten in Prag: 54. Jahresbericht. 1. Juli 1862 bis Ende December 1863. . Prag 1864. 8. XXX. Von einem Ungenannten: 55. Ein Siegel mit dem krain. Adler und der Umschrift: Sigil der löblichen Landschaft im Herzogthum Krain. XXXI. Vom Herrn Professor Dr. Franz Tav. K rones in Graz, dessen 56. Zur ältesten Geschichte der oberungar. Frcistadt Kaschau. Wien 1864. 8. Ein Heft. XXXII. Von der statistischen Central-Commission in Wien: 57. Mittheilungen. 10. Jahrg. 3. 4. Heft. Wien 1864. 8. XXXIII. Von der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale in Wien: 58. Mittheilungen. Wien 1864. 4. 9. Jahrg. März-April. XXXIV. Vom historischen Vereine für das Großherzogthum Hessen in Darmstadt: 59. Archiv. Darmstadt 1864/ 8. X. 3. 60. Hessische Urkunden. Darmstadt 1863. 8. III. XXXV. Vom Herrn Director Dr. Heinrich C o st a: 61. Patent des Landeshauptmanns in Krain, Anton Jos. Grafen v. Auersperg, ddo. Laibach den 12. November 1745, womit das Maß der Netze bestimmt wird, welche auf dem Savestrome und auf den Flüssen Laibach und Jgg gebraucht werden dürfen. 62. A. h. Rescript, ddo. Neustadt den 28. December 1540, mit der eigenhändigen Unterschrift König Ferdinand's an den Landeshauptmann von Krain, Niclas Freiherrn v. Juritschitz, an den Landcsverwcscr und Verwalter des Vitzthombamtcs, Andre Lamberg, und an den Hauptmann von Adelsberg, Pernhartin Monesis, wegen Beilegung eines Streites zwischen der Stadt und Bürgerschaft zu St. Veit am Pflaum und dem Hauptmann zu Zcngg, Hans Lcnkovitsch. 63. A. h. Rescript König Ferdinand's, ddo. Wien 12. Mai 1545, an Wilhelm Praunsperger, Rath und Vitzdomb in Krain, in Streitsachen. 64. Kaufrechtsbrief des geh. Dcutschordcns-Rath, Deutsch-ordcns-Rittcr rc. Heinrich Theowaldt Grafen Doltstein-Dock, ddo. Wien 4. März 1512, für „Herrn Johann Stephan Floriantschitsch, J. U. D. Einer löbl. Landschaft in Crain geschwornen Schrannen - Advocaten, Undt ober Landt Secretary Adjuncten, auch der Zeit der löbl. teutschen Ordens-Häuser in Crain bestellten Advocaten." 65. Namens-Vcrzeichniß der Bischöfe der ersten Confcrenz in Wien 1849. 66. Status Personalis et Salariorum der Landcs-Haupt-mannischen Buchhalterej im Hcrzogthum Crain, in Folge k. k. Hofdecret ddo. Wien 18. Jänner 1765. 67. Eine Beschwerdeschrift der „gcsambt in Lnstaller Supp (sic) bei St. Helena wohnendte vund der löbl. Commenda Lahbach angehörige Vundtcrthanen," an den „Durch-leichtigsten Fürsten und Herrn Leopoldt Wilhelmben von Gottes Gnaden Erzherzogen zu Oesterreich, Administratoren des Hochmeisters-Thumbs in Preußen, Maister Teutschen Ordens in Teutsch - und Wälsch-Landen, Bischoucn zu Straßburg, Halberstatt, Possav vnnd Ulnüz, Administratoren der Fürst!. StüffterHcrsch-feldt, Murbach vund Läders, Grauen zu Tyrol vund Görz rc.," wider „Georg Andrer von Staudach, T. O. Ritter vund gewesten Commendator der Commenda Laybach," wegen Bedrückung bei „der Robaith, ein« Messung des Zinß - Gethraidts vund Abfordernng der Khlainrechte." (Fortsetzung folgt.) Verlag des histor. Vereins für Krain. — Druck von Jgn. v. Kleinmayr S» F. Bamberg in Laibach.