I n halt P. Karl Fischei: Neue Diözese in Nata! mit Negarbischof................................ 97 P. Wilhelm Kühner: Notizen aus Pretoria ................................... 101 P. Anton Kühner: Aus meinem Pfaxrbüro in Huanuco ...................................... 102 Br. Hans Lamprecht: Neue Technik im Hüttenbau,.................................... 105; P. Adalbert Mohn: Die Heiligsprechung Papst Pius X. ................................... 106 Br. August Cagol: Königslanze und Kreuz (Fortsetzung) ................................. 111 Hugo Kocher: Die Station am Rio Begas (Fortsetzung)’r.T','............................. 113 P. Richard Lechher: Neues Kirchlein-in Sabie, 3. Umschlagseite Das vordere Umschjlagbdld zeichnete Rudolf Wirth, München. Zur gefälligen Beachtung Die Missionszeitschrift „Stern der Neger“ erscheint alle zwei Monate im Umfang von 24 Seiten. — Der jährliche Bezugspreis beträgt in Deutschland DM 2.50; in Österreich 12 Schilling; in Italien 300 Lire. — Allen, die den Bezugspreis für 1954 schon gezahlt haben, sagen wir ein herzliches Vergelt's Gott. Bestellungen werden entgegengenommen: In Deutschland vom Missionshaus Josefstal, Ellwangen (Jagst), Württemberg; in Österreich vom Missionshaus Maria Fa'ti m a, Unterpremstätten bei Graz; in Italien vom Herz-Jesu-Missionshaus in Milànd bei Brixen. Einzahlungen sind zu richten: In Deutschland auf das Postscheckkonto Stuttgart 54 066 Missionshaus Josefstal; in Österreich auf das Scheckkonto 86211 „Stern der Neger"; in Italien auf das Herz-Jesu-Missionshaus in Milland' bei Brixen. Miffionegebetemeinungen Vom Heiligen Vater gutgeheißen und gesegnet Für September: Daß die Soziallehre: der Kirche in den Missionsländern immer mehr erkannt und geschätzt werde. Für Oktober: Daß in dien Missionsgebieten der einheimische Klerus an Zahl und Tüchtigkeit zunehme. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu, Josefstal bei Ellwangen (Jagst), Württemberg. Postscheckkonto Stuttgart 54066. g Schriftleitung: P. Stephan Lintermann. — Druck: Schwaberiverlag AG., Zweigniederlassung Ellwangen (Jagst). Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern. Katholifcbe Miffionö-Zettfchrift Hcrauegegeben Don öcr Kongregation Miffionäre Söhne öee Heiligften^Herzens Jefu 47. Jahrgang Hefts -ÌMCTBMII II 11 I IHM I ■ * - ' -------------------------- Neue Dtözefe in Natal mit Negerbifchof Durch e 'n Dekret von Rom wurde von der Diözes. ° Mariannhill wieder, und zwar seit 193^ zum drittenmal, ein Stück losgetrennt und' ,zur Diözese Umzim-k u 1 u erhoben, pügf Bischof des neuen Gebietes wurde d,°r Zulupriester Bonaventura Dlamini ernannt. Er ist; der erste schwarze Bischof in „Natal. Bischof Bonaventura Dianini wurde 1908 in der MissionsStai'ion Mai.iathal geboren und dort erzogenr da seine Eltern bald starben. Er war lange Jahre auch in der Schule in CéntooDW, wo ich tön als sehr stillen und frommen Buben fcen-nen lernte. Als Bischof Fleischer eine Genossenschaft für schwarze Priester uaaü Brüder gründete — die „Franciscan W&f miliars of St. Joseph" (F. F. J-) —- war Dia-mini einer der ersten, die dort eintraten. Er machte dann die Th,eolo>gžestudien und wurde im Jahre 1937, zum Priester geweiht. Als Priester v /ar er r echt eifrig und gegen seine Vorc fesetztan yoll Achtung und Gehorsam. ! Br war fromm und besaß eine tiefe Liebe i zur Mutterg’ottes. Auf seine Sonntagsp iredigtem und die wöchentlichen Katech esen bereitete er sich stets gewissenhaft vor. Ich arbeitete mit ihm vier Jahre in cder Station Lourdes zusammen, die jc itzr.t seine Bischofs-rèsidenz ist. Die Bischofsweihe fand am 26. April in Lourdes statt. K.onsekirator war der Apostolische Delegat von Südafrika, Erzbischof Cölestin Damiano. Als Assistenten fungierten der Bischof v an Marian'n-hill, Msgr. Ambrosius Strait, und der schwarze Bischof von Basutoland, Msgr. Emmanuel Mabathoana. Zwei L’.rzbischöfe und 16 Bischöfe gingen Msgr. IPlamini in der feierlichen Prozession vo.n seiner Kathedrale zum festlich geschmückten Altar vor der Mittelschule voraus. Viele weiße und schwarze Priester der verschiedenen Missionso.rden, die Theologen aus dem Priesterseminar in Pretoria, die schwarzen Theologen aus dem St.-Peter-Seminar in Pevencey, die Theologen der Kongregation von der-Unbefleckten Empfängnis waren erschienen und viele, viele weiße und schwarze Schwestern. Man zählte zehntausend schwarze Christen, die aus allen Teilen Südafrikas zusammengekommen waren. Das war ein Triumph der Mariannhiller Missionare, von denen der neue Bischof seine Ausbildung erhalten, hatte. Erzbischof Hurley von Durban sagte beim Festmahl:“ „Ich heiße Bischof Dlamini in der Kirchenprovinz Durban willkommen, und habe einen besonderen Gruß an die Diözese Mariannhill, deren Ruhm wächst, je mehr sich ihr Gebiet verkleinert." Die neue Diözese Umzimkulu umfaßt den ganzen Distrikt der Provinz Griqua-land-East und Teile des Mount Curie und des Unterberg-Distrikts, in Natal. In diesem Gebiet wohnen ungefähr 30 000 eingeborene Katholiken, die Zulu und Xosa sprechen. Der Bischofssitz ist die Missionsstation Lourdes. Diese Station ist gut ausgebaut. Sie hat eine große Kirche, welche jetzt als Kathedrale dient. Sie weist ein schönes • Kloster der weißen Schwestern vom Kostbaren Blut auf und eine Niederlassung der schwarzen Schwestern „Töchter vom hl. Franziskus", außerdem ein großes Haus für Brüder von Mariannhill und ein anderes für die Mitglieder der eingeborenen Genossenschaft „Familiären des hl. Joseph", der auch der neugeweihte Bischof angehört. Endlich Unmittelbar vor dem Weiheakt wird über den vor dem Altar liegenden Bonaventura Dlamini die Allerheiligenlitanei gebetet. . besitzt Lourdes eine ganze Reihe von Gebäuden für Elementar- und Hochschulen, eine Industrieschule für Mädchen und zwei Hospize, wo die vielen Knaben und Mädchen untergebracht sind. In der Mitte der Station steht ein kleines Postamts im welchem-zwei schwarze Schwestern Diensttun. Ein Krankenhaus sorgt für die Kranken der ganzen Umgebung und eine schöne Halle dient als' Unter-haltungs- und Versammlungsraum. Den Aufgaben der Landwirtschaft stehen zur Verfügung: ein moderner Stall für 200 Kühe, eine hygienisch eingerichtete Molkerei, ein großer Pferdestall mit Heustadel und ein Schweinestall, endlich ein zweistöckiger Schuppen, unten für die Traktoren und Maschinen, oben für die Aufbewahrung des Saatgutes. An, dem kleinen Fluß „Cabane"; der an der Station vorbeifließt, ist ein Staudamm angelegt, von dem aus eine große Turbine eine Mühle, ein Sägewerk, eine Dreschmaschine und einen Dynamo für das elektrische Licht der Station treibt. Lourdes ist für südafrikanische Verhältnisse schon eine Stadt, in der auch ein Kauf- laden nicht fehlt. Im Gebiet der neuen Diözese arbeiteten bis jetzt sieben weiße und fünf; schwarze Priester. Unterrichtet wurde iri 31 Außenschulen, von denen 20 von Lourdes aus versehen wurden. In Anbetracht alles dessen, was in dem Gebiet, das jetzt Diözese Umzimkulu ist, angelegt worden ist, ist diese neue Diözese eine der mit irdischen Gütern am meisten gesegneten in Südafrika. Die Diözese Umzimkulu hat ihren Namen vom gleichnamigen Fluß, dem drittgrößten von Natal, der die Nordostseite begrenzt. Nach P. J. E. Brady O. M. I,, Direktor des Katholischen Geschichtsbüros, . hat der Name: „Umzimkulu" ; eine besondere Bedeutung für die katholische Kirche Südafrikas. Im Jahre 1635 erlitt in der Nähe der Mündung des Umzimkulu in den Indischen Ozean das portugiesische Schiff „Nissa da Belem" Schiffbruch. Besatzung und Passagiere retteten sich und ließen Sich am Umzimkulu nieder,; Sie beschlossen, aus dem Holz, das am Ufer des Umzimkulu wuchs, ein neues Schiff Der neugeweihte Oberhirte auf dem bischöflichen Thron. Rechts der Päpstl. Delegat, Erzbischof Damiano, der die Konsekration vornahm; links- Msgr. Streit, Bischof von Mariannhill, und Msgr. ; Mabathoana, Bischof im Basutoland, die der Weihe assistierten. zu bauen, um damit die Küste entlang zu fahren. Der Kapitän sah voraus, daß ihr Aufenthalt längere Zeit dauern werde. Daher teilte er dem mitreisenden katholischen Priester ein Stück Land zu und stellte ihm die frömmsten Leute' der Schiffsmannschaft für den Bau einer Kirche zur Verfügung. Bevor noch die Kirche fertig war, wurde am Ufer des Umzimkulu ein feierlicher Gottesdienst gehalten und der neuerstellte Kiel des künftigen Schiffes geweiht und „Nossa Senhora da Natividade" getauft. ' Die erste katholische Kirche arri Ufer des 'Umzimkulu wurde noch im Jahre 1635 fertig, und solange die Gestrandeten dort weilten, wurde täglich die hl. Messe gefeiert, es würden die Sakramente gespendet und die Feste der Kirche begangen, darunter auch das Weihnachtsfest des Jahres 1635. Im nächsten Jahr wurde die „Nossa Senhora da Natividade" fertig und brachte die Schiffbrüchigen nach der Delagoabucht. Das erste Kirchlein am Umzimkulu war wieder verlassen und man hörte 200 Jahre nichts mehr davon. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts kamén die Oblaten von der Unbefleckten Empfängnis Mariens mit einem Bischof in Port Natal an. Ihre erste Kirche bauten sie in der europäischen Siedlung Pietermaritzburg. Sie wurde eröffnet an Weihnachten 1852, 355 Jahre nachdem Vasco da Gama das Land entdeckt und Terra Natalis (Weihnachtsland) benannt hatte. 1853 bauten die Oblaten eine weitere Kirche in Durban. Unter großen Anstrengungen drangen diese mutigen Missionspioniere bis ins Basutoland vor, wo sie vom Großhäuptling gut aufgenommen wurden. Ihr Wirken dort war von Gott mit großem Erfolg gesegnet, so daß 1953 ein Nachkomme jenes Großhäuptlings zum ersten schwarzen Bischof von Basutoland geweiht werden konnte. Es ist der anfangs erwähnte Bischof Emmanuel Mabathoana. In Natal gründeten die Oblaten 1860 die Missionsstation St. Michael. Eine zweite im folgenden Jahr am Ufer des Umzimkulu, geweiht der schmerzhaften Gottesmutter. Beide mußten bald wieder aufgegeben werden wegen Personal- Exzellenz Dlamini und seine Konsekratoren, umgeben von den Oberhirten der südafrikanischen Kirche und einigen weißen und schwarzen Priestern (3 Aufn. Archiv) mangel und weil keine Aussicht auf baldigen Erfolg bestand. Bischof Jolivet von Natal, Nachfolger des ersten Bischofs Msgr. Allard, rief die Trappisten zu Hilfe. Eine große Zahl von Priestern und Brüdern aus dem Trappistenkloster Maria Stern in Bosnien kam mit dem Abt Franz Pfänner im Jahre 1882 in Natal an und gründete das bekannte Kloster Mariannhill. Unter der Führung dieses strammen und weitschauenden Abtes machte die Bekehrungsarbeit unter den Eingeborenen große und rasche Fortschritte, und ein ganzes Netz bedeutender Missionsstationen wurde in Natal und über seine Grenzen hinaus angelegt. Die von den Oblaten aufgelassene Station St. Michael wurde von den Trappisten wieder besetzt, 1888 die große Station Centocow am Mittellauf des Umzimkulu gegründet, nachdem schon 1886 die Missionsstation Reichenau im Quellgebiet des Umzimkulu eröffnet worden war. In das Jahr 1888 fällt auch die Gründung der Station Lourdes. Von hier aus eröffnete Abt Franz Pfänner die Station Emaus, wo er seine' letzten Lebensjahre in Gebet und Betrachtung zubrachte. Das war 1894. Diè Station Lourdes entwickelte sich großartig. Im vergangenen Jahr betrug die Zahl der Katholiken 13 709. Alte Missionare sagten schon immer, daß dieser Teil des Griqualandes bald ein selbständiger Kirchensprengel werden dürfte. Das ist nun in Erfüllung gegangen. Einer ihrer geistlichen Söhne, der ganz bei ihnen aufwuchs und-von ihnen erzogen und ausgebildet wurde, Bischof Bonaventura Dlamini, ist zum Oberhirten der neuen Diözese Umzimkulu in Natal erhoben worden. Umzimkulu bedeutet Quelle, Ursprung. Exzellenz Dlamini hat in sein bischöfliches Wappen den Spruch gesetzt: „Sub tuum refugium. Umzimkulu." „Sub tuum refugium" bedeutet „Unter Deinen Schutz". So fängt das bekannte Gebet an, das wir am Schluß der Lauretanischen Litanei.an Maria richten. Der neugeweihte Bischof stellte damit seine Diözese unter den Schutz der Gottesmutter, der Quelle aller Gnaden. P. Karl Fischer M.F.S.C. Notizen aue Pretoria P. Wilhelm Kühner, der Verfasser dieser „Notizen“, kam Ende 1952 nach Südafrika. Er arbeitete zunächst ein Jahr lang .als Kaplan an der Kathedrale in Pretoria. Beobachtungen und Erlebnisse aus dieser Zeit stellte er : dem „Stern der Neger“ freundlicherweise zur Verfügung. D. Red. Pretoria, 10. 7. 53. Ich habe ein Lied immèr gern gehört und gern gesungen. Da tut es mir denn stets leid, daß die Leute hier in der Kirche so stumm sind, stumm wie die Fische des Indischen Ozeans. Also, die Katholiken hier wollen einfach den Mund nicht aufmachen. Ihr Ideal ist eine stille hl. Messe. Father Williams hat mir das zu erklären versucht. Das sei irische Sitte, die mit dem Glauben von der „grünen Insel" hierher mitgebrachfr worden sei. Und in Irland habe sich diese Gewohnheit gebildet, weil dort der Glaube durch Jahrhunderte von den Engländern unterdrückt worden war, so daß die Messe immer still und heimlich gefeiert werden mußte. Das mag wohl so sein, aber heute wäre es an der Zeit, diesen alten Zopf abzuschneiden. Es tröstet mich etwas, daß wenigstens sonntags, beim Hauptgottesdienst um 9 Uhr, ein kleiner Chor singt und das nicht schlecht. Einer der Sänger, ein Holländer, hat eine Engelsstimme, und wenn er das „Ave Maria" oder „Ave verum" singt, dann wird es mir jedesmal weich und wohl ums Herz. Aber ich hätte doch gerne auch Volksgesang, wie wir es in Deutschland gewohnt sind in Singmessen, in Betsing-messen-, deutschen Ämtern, bei Prozessionen usw- Bei Andachten werden englische Lieder gesungen, die meistenteils sehr schön sind. Aber der Gesang hat keinen Schwung und keine Kraft, es ist nur ein leises, schüchternes Zirpen und Piepsen. Ich habe dem Stadtpfarrer, meinem Chef, dieses Anliegen mit dem schuldigen Respekt vorgetragen und seine Zustimmung gefunden. Wir hoffen, mit der Zeit die Gemeinde zum Singen zu erziehen. Die Schwarzen sind da ganz anders. Die singen, daß einem das Herz aufgeht. Da geht es dann gleich mehrstimmig; eine Gruppe setzt einige Takte später ein und holt die andere ein. Da ist Klang und Bewegung und Leben, die ganze Seele mit dem Körper zusammen ist im Lied. Auch die Mischlinge sind große Musikfreunde. Ich war heute wieder in ihrer Pfarrei. Der Pfarrer ist selber ein Mischling oder coloured, wie man hier sagt. Er bat mich, bei einer Singstunde mit seinen Kindern das Harmonium zu spielen. Hei, wie das klang! Wie die weißen Zähne lachten, wie die schwarzen Augen leuchteten, vwie die dunkelbraupen oder schwarzen Gesichter strahlten! Nach einigen Choralweisen wie „Salve Regina", „Adoro te devote" und „Parce Domine" kamen englische Lieder an die Reihe. Zum Schlüsse das „Holy God, wè praise thy name" („Großer Gott,., wir loben dich"). Die Kinder hätten gerne noch länger gesungen, und ich gerne noch weiter gespielt, aber es war Zeit zum Mittagessen. Father Petersen sagte mir nachher: „Man spürt, daß die Kinder und Sie Freude am Singen haben." Einen Vorteil haben die englischen Katholiken und die in den Dominien: sie haben ein einheitliches Gesangbuch, das Westminster Hymnal. Wir Deutschen sind diesbezüglich arm daran. Ich habe am Weißen Sonntag einen eigenen Gottesdienst für die deutschsprechenden Katholiken Pretorias gehalten. Der Gesang war schwach. Und warum? Weil die Leute aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands stammen und kaum ein Lied gleich singen. Ich habe den Text 'der Lieder vervielfältigt, so daß jeder den Text in der Hand hatte. Und obwohl die Kirche gesteckt voll war und ich Einheitslieder ausgewählt hatte, war der Gesang flau. Deutsche Einheit! Pretoria, 11.7. 53. Soeben war wieder einer da, ein „hobo", ein „tramp". An manchen Tagen kommt ihrér ein halbes Dutzend an die Pfarrhaustüre. Diese Landstreicher und Tippelbrüder sind meist junge Männer, die arbeiten könnten, aber,nicht wollen. Alle haben sie eine rührende Geschichte auf Lager, mit der sie Geld zu erpressen versuchen, das dann“ vertrunken wird. (Südafrika gibt jährlich 15 Millionen. Pfund für Alkohol aus, also über 150 Millionen DM. Im Kriegsjahr 1942 betrug der Hausverbrauch an Branntwein 11 500 000 Liter. Dabei dürfen nur die Weißen Alkohol genießen; die Nichtweißen kommen dafür ins Kittchen.) Vor einigen Tagen kam einer, der offensichtlich unter dem Einfluß der Schnapsflasche stand. Er wolle nur geistliche Hilfe. Seine Frau und seine Kinder seien durch seine Schuld bei einem Autounglück ums Leben gekommen, ich sagte ihm, er solle ein anderes Leben führen, neu änfangen, arbeiten, zu den Sakramenten gehen. Fast eine Stünde sprach ich auf ihn ein in meinem besten Englisch. Am Schluß kam der Bocksfuß zum Vorschein: er wollte Geld. Ich gab ihm ein ticket, einen Gutschein für die Heilsarmee, die ihm dafür Bett und Abendessen gibt, das wir dann bezahlen. Er war damit nicht zufrieden und erklärte, das würde sein Problem nicht lösen, und er sei kein Landstreicher. Ich nahm den Schein wieder zurück und ging. Später ließ ich den schwarzen Kochboy nach-sehen. Der arme Weiße war noch im Sprechzimmer und nahm nun aus der Hand des Schwarzen das ticket an. Diese Brüder schämen sich nicht einmal, unsere Schwarzen um Geld anzubetteln. Die Regierung gibt sich ehrlich Mühe, diesen Tippelbrüdern Arbeit zu verschaffen. Sie hält z. B. an der Bahn eigens Arbeitsplätze für sie frei, obwohl schwarze Arbeiter auf solchen Posten viel besser und billiger wären. Gestern abend läutete die Hausglocke um 10 Uhr. Wer war es? Ein betrunkener hobo! Monsignore hat ihn kurz und energisch abgefertigt. Vor einigen Tagen kam ein anderer nachts um 11 Uhr. Er war noch nüchtern, scheinbar ein gutes Zeichen. Monsignore gab ihm ein Zimmer zum übernachten. Zum Dank hat er unseren Meßwein aus- getrunken und sich dann morgens an die Milch herangemacht. James, der schwarze Küchenboy, kam ganz aufgeregt gelaufen, um es zu melden. Dann wollte der Mann das Telefon benützen. Es wurde ihm erlaubt. Erst um 1 11 Uhr yormittags gelang es, ihn loszuwerden. Viele kommen' hierher, um Geld zu leihen. Ich habe dabei mein Lehrgeld gezahlt, ebenso mein Chef. Diese Woche kam eine Dame und bat mich um 7 Schilling und einen Sixpence, um ihre Miete zu zahlen. Sie erzählte mir eine lange Geschichte. Dazwischen waren grunzende Laute hörbar. Sie bemerkte, daß ich die Ohren spitzte. Da öffnete sie ihren Mantel und zeigte mir einen jungen Affen, den sie bei sich trug. Ob sie wohl das Geld zurückbringen wird, wie sie versprach? Das Beste für die. vielen Landstreicher unter den Weißen des Landes .wäre Zwangsarbeit in einem Lager. Die Regierung hat diesbezügliche Versuche gemacht, aber nicht energisch genug. Viele dieser Strolche kommen aus :dem nahen Gefängnis, wo sie für frühere Vergehen gesessen sind. Nun soll der katho-lisché Priester ihnen/ mit Geld helfen. Der. ; eine möchte das Fahrgeld für die Bahn, der ändere für den Bps, der dritte möchte Kleider, der nächste Bescheinigungen. Die Vinzenzkonferenz hilft, so gut es geht. Als ich mich kürzlich mit; zwei .solchen Kunden unterhielt, verschwand der eine, um auszutreten, wie er sagte. Kurz darauf kam James gelaufen; und meldete, der Mann habe in der Küche aus der Pfanne einen Fisch gestohlen, Wahrend der Koch im Speisezimmer war. Und wirklich, man sah noch die Fettflecken auf dem Boden, da der; Gauner.;, den Fisch- hatte fallen lassen, weil er sich die Hände verbrannt hatte. Darauf waren wir schnell miteinander fertig. . (Eortsetzung folgt) Am meinem Pfarrbüro in Huanuco , Eine Taufe wird angemeldet „Ja, nur herein, es gibt Platz genug für alle!“ Da tritt er näher, ein Indianer, Mitte 50, seinen alten Filzhut in: den braunen Händen. Sein Haar krönt das Gesicht wie ein schwarzes Strohdach. Nach dem üblichen Gruß winkt er sei- nem Gefolge, einzutreten, und bringt sein Anliegen vor. „Padre, haben Sie Zeit für eine Taufe?" Eigentlich sagt er: „fürs heilige öl", das Kind wird ja während der Taufe zweimal mit heiligem öl gesalbt. „Warum denn nicht? Kommt nur herein!" Er, der Ersteingetretene, wird Padrino, Taufpate sein. Ihm ist schon die Madrina, Taufpatin, gefolgt, nach Männerart den weißen Strohhut mit breitem, schwarzem Band in den Händen, auf dem Rücken das unentbehrliche Tragtuch. In der Ecke postieren sich Vater und Mutter des Täuflings. Das Kleine, wohl ein Jahr alt, lugt schon neugierig aus dem Tragtuch der Mutter über die Schultern. Die Indianer warten gern ein Jahr mit der Taufe, besonders wenn sie von der nächsten- Kirche weit weg wohnen. Genau am Jahrestag der Geburt wird dann das Kind zur Taufe gebracht. Somit haben sie Zeit, einen Taufpaten zu suchen — .eine wichtige Sache, denn der Taufpate. spielt eine große Rolle, und sein Lebtag grüßt der Täufling seinen Paten mit „Padrino". Das Taufbuch wird aufgeschlagen. Nr. 520 zeigt das Register. Und nun müssen festgestellt/werden: Geschlecht, Name, Ort und Zeit der Geburt, Meistens haben sie sich die Antworten schon zurechtgelegt. Aber trotzdem gibt's oft ein ergötzliches. Hin und Her in Ketschua und Spanisch. Für den Namen gibt's eigene Namenskalender, und da sucht man den Namen, der auf den Geburtstag des Kindes fällt. Dadurch fallen Geburtstag und Namenstag zusammen. Manchmal kommen sie auch mit Namen von Männern der Politik wie Stalin, Lincoln, Rommel. Für den Neuling ist es nicht selten schwer, die Zunamen der Eltern richtig zu verstehen. Buchstabieren können sie nicht. Fragst du: „Schreibt màn es so oder so?"; dann sagen sie immer ja, im Glauben, der Herr Doktor — so nennen sie auch oft den Geistlichen -— müsse das ja besser wissen. Schließlich fehlt nur noch der Name des Paten. Er heißt „Encanacion Tara-zona". Und jetzt noch die Quittung mit dem Namen des Täuflings, der Eltern und des Paten, und das große Siegel drauf, denn der Junge braucht ja später einmal ein Taufzeugnis, und dazu sollen sie mit dem Schein kommen, um im Taufbuch das Gewünschte leichter zu finden — wenn sie ihn bis dahin nicht verloren haben; denn zu Hause haben sie ja keinen Bücherschrank öder dergleichen. Der Pate bekommt den Bestätigungsschein, zahlt die Gebühr, und nun Eine Consolataschwester aus dem Vikariat Iringa (Tanganyika) ist mit ihrem Motorrad bei ihren Schützlingen angelangt. (Fides-Foto) in die Kirche. Doch nein, das Kleine ist noch nicht angezogen. In der Schachtel hat die Patin ein Taufkleidchen mitgebracht, soeben in der Stadt eingekauft. Man wickelt den Kleinen aus seinen groben, grauen Windeln und steckt ihn in das neue Kleid. Er zetert natürlich, denn ohne Armverrenkung kommt er nicht in das ungewohnte Prachtgewand. Jetzt noch eine Art von Haube oder ein rundes Hütchen, das blau oder rot sein kann. — und zur Kirche. Beim Hineingehen fällt schon ein Schühlein vom zu kleinen Fuß. Der Pate im Pontscho, im übrigen werktäglich angezogen, den Hut unter den Arm gedrückt, hält den kleinen Prinzen in seinen beiden Armen, die Patin steht mit der Kerze in der Hand daneben. Da es meistens Kinder sind von einem halben bis zu einem Jahr und mehr, kann man die schönsten Kinderstudien machen. Die Kinder sind meistens sehr schön, glänzend und munter schauern ihre schwarzen Augen in die Welt; die Gesichtshaut ist ohne Fleckchen, gesund und frisch. Da die Leute oft sehr abgelegen wohnen, verirrt sich zu ihnen' kein Arzt und so sterben viele Kinder;, nur die ganz gesunden halten durch. Wegen der weiten Entfernung von 'der Kirche und der großen Kindersterblichkeit gibt es in jedem Dorf eine Frau, die die Nottaufe zu spenden weiß. Nach der Taufe übergibt der Pate das Kind feierlich der Mutter, die inzwischen vor der Kirche gewartet hat und ihrem Sprößling nun zur Beruhigung oder aus Freude die Brust reicht. Es ist Brauch, daß ‘ die Mutter bei der Widdergeburt ihrer Kinder in der Taufe nicht zugegen ist. Wenn das eine Mutter nicht wissen sollte, weist sie der Pate energisch hinaus. Weils ein Familienfest und so am einfachsten ist, und weil es allen schmeckt, macht eine Flasche Branntwein die Runde. Dazu braucht man keinen Tisch und keine Stühle; man setzt oder besser hockt sich kurzerhand auf den Boden. Weil der Rückweg weit und beschwerlich ist und die Lasten, die sie mit ihrem Tragtuch mitnehmen, nicht gering sind, ist von dieser Labung in kurzer Zeit wieder alles verflogen. Missa de Maldicion In meinem Pfarrbüro trifft sich Hoch und Niedrig, Indianer und hochmoderne Europäer. Die Tür steht den ganzen Tag sperrangelweit offen als Zeichen, es ist „offen", es kann eintreten, wer immer will. Der Hochlandindianer ist ein Mann von Formalitäten. Kommt er zum Pfarrbüro, so streckt er zuerst den Kopf herein und läßt ihn wieder verschwinden. Dann klopft er an die offene Tür, und auf mein „Herein!" kommt er mit einem „Permis" (Mit Erlaubnis) näher, gibt tiefgebeugt die Hand und grüßt: „Bunenas dias, Taita!", und aus dem Akzent,: den er dem Wort Taita (Herr oder Vater) gibt, kannst du seine Freundschaft oder kindliche Verehrung heraushören. „Como està Vd.?" (Was macht die Gesundheit?) ;üsw. Ich unterbreche seinen Redestrom: „Was wollen Sie denn, mein lieber Freund?" „Ja, hören Sie, Taita, man hat ein paar Stück aus meiner Herde gestohlen." : „Wo?" - „In der Puna." (Das ist die Hochweide in den Anden in 4000 Meter Höhe und mehr.) jJiJPropresito!, (Ärmster!) Wann?" „Eine Woche ist esschon her, ich finde keine Spur." „Und was machen wir nun?" . „Ja, Taita, darum bin ich gekommen, ich möchte eine Messe de maldicion (Fluchmesse) zahlen." Daß also der Herrgott selber sich dem Dieb an die Fersen hefte und ihn züchtige. Und vor der Missa de maldicion haben alle Übeltäter eigen gewaltigen Respekt; : denn der Arm des Herrn ist zwar unsichtbar, aber lang. Ich bringe meinem Freunde schließlich bei: Ich werde eine Messe lesen, daß Gott ihn und seine Familie segne und seine Herde beschütze und der Dieb sich finden lasse. Ich gebe dem Mann die Quittung für seine Messe. Mich noch einmal bittend, die Messe mit bestem Willen zu lesen, verläßt er mich mit gewählter Höflichkeit, mit dem Versprechen, morgen pünktlich zur Stelle zu sein, um der heiligen Messe beizuwohnen. P. Anton Kühner, Huanuco (Peru) Neue Technik beim Hüttenbau Ein gewisser Mister Frank Finnemore aus Vereeniging in Transvaal hat einen Apparat erfunden, den er „Travelling Builder" nennt. Man kann diesen Ausdruck wiedergeben mit „Wanderbauvor-richtung". Dieses Ding macht es möglich, aus Sand und Zement eine Mauer zu errichten, ohne daß man vorher Ziegel oder Zementblöcke macht. Ich habe schon sieben Rundhäuser mit so einem Apparat erstellt. Die Bauarbeit ist sehr einfach. Eine sieben Meter lange Röhre wird am Bauplatz aufgerichtet und nach vier Seiten verankert. Um diese Eisenröhre als Zentrum dreht sich eine Stange von gewünschter Länge, an deren Ende der Bauapparat befestigt wird. Das Fundament wird gelegt wie bei jedem anderen Gebäude. Dann wird eine Mischung von neun Teilen Sand und einem Teil Zement bereitet. Wasser ist nur soviel nötig, daß die Mischung gut feucht wird. Wo Sand schwer zu bekommen ist, wie z. B. hier in Maria Trost, kann man auch eine geeignete Erde nehmen. Der Apparat wird nun mit der Mischung gefüllt und der Baustoff gut gestampft. Durch Drücken auf einen Hebel wird jetzt der Apparat weiter geschoben und zugleich das Mitrutschen des gestampften Baustoffes verhindert. (Die „Vorrichtung wandert" daher der Name.) Der Hebel und das damit verbundene Tür-chen wird nachgezogen. Dann beginnt die Arbeit von neuem: füllen, stampfen, weiterschieben. So „wandert" man im Kreis herum, bis eine Runde auf dem Fundament, das etwas über den Boden herausragt, fertig ist. Nün wird die „Wandervorrichtung“ höher'gestellt für die nächste Lage, die man aber erst nach sechs Stunden beginnen kann. Die erste Runde 'muß j;'a etwas trocknen und fest; werden. Mehr als zwei Lagen darf man also an einem Tag nicht machen. Mit meinen zwei schwarzen Gehilfen brauche ich zwei Stunden zu einer Lage, die 23 cm hoch und 15 cm dick ist; wenn ich das Gebäude innen 5 Meter weit mache. Die Tür wird zuvor eingebaut. Den Raum für die Fenster läßt man frei, bis die entsprechende Höhe erreicht ist, wonach man diese ? einfügt und mit dem Apparat; darüber baut, nachdem man sie eingeschalt hat. Zur Verstärkung der Wand kann, man Draht einlegen, was ich jede zweite Runde getan habe. Kein Röndable habe ich höher als 12 Lagen gebaut, da das spitze Grasdach ohne Innendecke den Raum sowieso hoch genug werden läßt. Die Wände habe ich nicht verputzt, sondern nur mit Kalk getüncht. Den Boden habe ich mit Zement gemacht. In drei Wochen kann man einen solchen, Rundbau leicht errichten. Der Bewohner dieses Palastes hat die Genug- Ein von Br. Lamprecht erbautes „Röndable“ mit seinem Bewohner, unserem schwarzen Priester John Lephaka (Foto W. Kühner) tuung, für sich allein ein Haus zu besitzen. Da drinnen ist es im Sommer kühl und im Winter warm. Und du brauchst keine Angst zu haben, daß es hereinregnet, denn das Grasdach ist gut und dicht, und kein Šturm wird es über deinem Kopf davontragen. Br. Hansi Lamprecht aus Terenten, Südtirol, seit 1937 in Südafrika Die Heüigfprechung Papft Pius X, Seit der letzten Heiligsprechung im Oktober 1951 waren genau 31 Monate vergangen. Wenn es auch während dieser Zeit nicht an bedeutenden Anlässen fehlte, die zum Besuch der Ewigen Stadt einluden', so hat doch kein Ereignis eine derartige Anziehungskraft auf die Christen der ganzen Welt ausgeübt wie die Heiligsprechung des demütigen und bescheidenen Papstes Pius X.' Er war kein großer Politiker und Diplomat. Man hat ihn den „Pfarrer auf dem Papstthron" genannt. Mit ihm bestieg ein Mann den Heiligen Stuhl, der ganz und gar aus der praktischen Seelsorge kam und dessen größtes Anliegen ebendeshalb das Seelenheil jedes einzelnen seiner anvertrauten Schäflein war. Obwohl die katholische Kirche in den letzten Jahrhunderten mit großen und erhabenen Gestalten auf dem Papstthron wahrlich gesegnet war, haben die einfachen Christen doch gerade diesen Papst, der wie kein anderer sie alle in sein Herz eingeschlossen hatte, als „ihren" Papst empfunden. Und das ist er auch bis zum heutigen Tag geblieben. Und wenn man seine Heiligsprechung in Rom miterlebt hat, dann weiß man, daß dieser Papst die Herzen der Menschen erobert hat bis an die Grenzen der Erde, über 200 000 Ausländer weilten zur Heiligsprechung in Rom, die Hälfte davon kam allein aus Deutschland. Tagelang vorher schon fieberte ganz Rom diesem großen Ereignis entgegen. Täglich kamen Pilgerzüge und Pilgerautobusse an. In ganz Rom war kein Quartier mehr frei. 45 Kardinäle und etwa 500 Bischöfe wohnten den Feierlichkeiten bei. über eine halbe Million Menschen füllten am Abend der Heiligsprechung den Pètersplatz, Millionen Menschen erlebten sie am Radio oder im Fernsehfunk mit. Es gab kaum eine Spra- che der Welt, die man an diesem Tag nicht in Rom hören konnte. Und sie alle, die dort zusammengeströmt waren, beseelte n,ur ein Gedanke, und ein Name kehrte in allen Gesprächen ständig wieder: Pius X. . Am Nachmittag des 29. Mai war in einem weiten Bezirk rings um den Petersplatz jeder Verkehr gesperrt;; Von allen Seiten strömten von der Mittagszeit an in Scharen die Leute zum Petersplatz, um sich für die Heiligsprechung noch einen guten Platz zu erobern. Viele Tausende hielten stundenlang in der un-, erbittlichen Mittagssonne aus:, nur. um bei dem großen Augenblick möglichst nahe dabeizusein. Vier große Zelte des Roten Kreuzes standen für die zur Verfügung, die den Strapazen des Nachmittags nicht gewachsen waren. Je näher der Beginn der Feierlichkeiten heranrückte, um so beängstigender wurde das Gedränge an den Absperrungen, wo die Pilger auf bevorzugte Plätze kamen, die das Glück hatten, eine Eintrittskarte für den abgesperrten Bezirkjzu besitzen/' Pünktlich um 17.30 Uhr setzte sich vom Bronzetor des Vatikans, der feierliche Zug in Bewegung. Zuerst kamen in feierlicher Prozession Vertreter des Weltklerus und der alten Orden. Die Allerheiligenlitanei singend zogen sie die Stufen zu dem Altar hinauf, der vor der gewaltigen Fassade der Peterskirche errichtet war. Mit besonderer Begeisterung begrüßen die Massen ein großes Bild des heiligzusprechenden Papstes, das in der Prozession mitgetragen wird. Dann folgt die unübersehbare Schar der Bischöfe, alle in weißen Chormänteln und mit weißen Mitren. Hinter ihnen kommen die Kardinäle, ebenfalls mit Chormänteln und Mitren bekleidet. Unbeschreiblicher Jubel aber brandet auf, als im Bronzetor der Heilige Vater auf dem Tragthron, Unter den Pilgern, die atis aller Welt nach Rom kamen, befänden sich auch zahlreiche Missionsbischöfe. Unser Bild zeigt einen eingeborenen Bischof aus Indien. der Sedia Gestatoria, erscheint. Mittlerweile ist es fast 18.30 Uhr geworden. Durch die begeisterte. Menschenmenge wird der Papst bis zum Altar, vorgetragen. Nach der Huldigung der Kardinale tritt einer von ihnen vor und trägt in feierlicher Weise die Bitte um Heiligsprechung des seligen Papstes vor. Pius XII. stimmt das „Veni Creator Spiritus" an, um den Heiligen Geist auf den nun kommenden ' Augenblick herabzurufen. Dann spricht er mit klarer und fester Stimme die Worte: „Zu Ehren- der allerheiligsten Dreifaltigkeit, zur Verherrlichung des katholischen Glaubens und zur Vertiefung der christlichen Religion, kraft der Autorität Unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen erklären und definieren wir, daß der selige Josef Sarto, Pius X., ein Heiliger ist und schreiben ihn ein in das Buch der Heiligen." Im gleichen Augenblick fällt der Vorhang vor dem Bild des Heiligen, das an der Loggia über dem Altar aufgehängt ist. Nun ist die Heiligsprechung erfolgt. Wieder brandet ein nichtendenwollender Jubel auf. Dann stimmt der Papst den Ambrosianischen Lobgesang an. Anschließend hält er nodi eine Ansprache über Leben und Wirken des neuen Hei- ligen Und erteilt allen, die auf dem Petersplatz oder am Rundfunk an der Feierlichkeit teilgenommen, in feierlicher Weise den Apostolischen . Segen. Unter der Begeisterung der Hünderttausende wird der Heilige - Vater wieder in den Vatikan zurückgetragen. Noch lange bleiben die Gläubigen auf dem Petersplatz und erwarten die festliche Beleuchtung der Kuppel, der Fassade und der Kolonnaden. Und immer wieder staunen sie hinauf zu dem erleuchteten Fenster des Vatikanpalastes, hinter dem sie den Stellvertreter Christi wissen. Immer wieder fangen sie an zu klatschen und zu rufen, eine Schar Autos beginnt von Zeit zu Zeit ein Hupkonzert, und erst dann gibt man eine zeitlang Ruhe, wenn Pius XII. sich wieder am Fenster seines Arbeitszimmers gezeigt hat. Wir blieben bis etwa 22.30. Uhr auf dem Petersplatz und empfingen noch fünfmal den Segen des Heiligen Vaters. Am Morgen'des 30. Mai machen wir uns auf den. Weg zum Petersdom. Unterwegs fragen uns deutsche Pilger aus Koblenz nach dem Weg. Sie kommen eben erst mit einem Volkswagen in Rom an. Wir können ihnen nicht nur den Weg zum Petersdom zeigen, sondern ihnen so- HEILIGS! Die Vorbereitungen für die Heiligsprechung auf dem Petersplatz sind in vollem Gang. In den Tagen vor der; Heiligsprechung spendete der Hl. Vater täglich zweimal der auf dem Petersplatz harrenden Menge. den Segen. Auf dem Bild im Vordergrund ein Ehepaar aus Indonesien. Umjubelt .von den. Hunderttausenden ^wir d das Bild Piüs X. dem Zug des Papstes vorangetragen. lECHUNG IUS’ X. Die Heiligsprechung ist, soeben erfolgt; über dem mittleren Balkon der Peterskirche das enthüllte Bild des neuen Heiligen. ' An . den beiden Abenden- nach der Heiligsprechung waren Peter skir che und Petersplatz prächtig illuminiert. Der Kristallsarkophag mit dem Leib des Heiligen, wenige Augenblicke nach seiner Aufstellung auf dem Hochaltar der Basilika Santa Maria Maggiore. gar auch nodi Eintrittskarten für die Basilika geben. Pünktlich um 10 Uhr trägt man den Heiligen Vater in die Peterskirche. Die silbernen Fanfaren blasen den Papstmarsch. Die Kardinale tragen diesmal ihre purpurrote Kardinalstracht. Die Peterskirche ist von Tausenden elektrischer Kerzen märchenhaft erleuchtet. Unter dem Hochaltar liegt in erleuchtetem Glassarg der unverweste Leib des heiligen Papstes, über dem Gesicht trägt er- eine silberne Maske. Békleidet ist er mit den päpstlichen Gewändern. Da Pius XII. noch nicht vollständig von seiner Krankheit wiederhergestellt ist, findet nicht das bei Heiligsprediungen übliche feierliche Papsthochamt statt. Kardinal Tisseranf hält statt dessen unter Assistenz des Heiligen Vaters ein Pontifikalamt. Nach dein Amt erteilt der Heilige Vater mit der Tiara auf dem Haupt ,300 000 auf dem Petersplatz versammelten Menschen feierlich den Segen. Am Nachmittage dieses Sonntags ver sammelte sich auf dem Petersplatz eine feierliche Prozession. Etwa um 17 Uhr nimmt sie ihren Anfang. Karabinieri zu Pferde eröffnen den Zug. Dahinter kommen Scharen von Pfadfindern in Lhr-form und Angehörige der katholischen Männerverbände, Vertreter der verschiedenen Orden und der in Rom studierenden Theologen. Endlich kommt dann die prächtige Staatskarosse, die den gläsernen Sarg des Heiligen trägt. Sie wird von sechs i Schimmeln gezogen, die mit Herolden in mittelalterlicher Tracht beritten sind. Etwa eine Million Menschen steht an dem ungefähr fünf Kilometer langen Weg von St. Peter nach Santa Maria Maggiore Spalier. Erst als es schon dunkel ist und die Marienbasilika im Lichte vieler hundert elektrischer Lämpchen erstrahlt, langt der festliche Zug vor ihrem Portal an. Geleitet von Missionsbischöfen und wenigen Auserwählten wird der Sarg in die Basilika getragen und auf dem Hochaltar aufgestellt. Acht Tage lang flutete dann ganz Rom nach Santa Maria Maggiore, um dem neuen Heiligen zu huldigen:. Später soll der Leib des Heiligen audi in Venedig zur Verehrung durch das gläubige Volk ausgesetzt werden. Auf diese Weise wird dann auch das Wort in Erfüllung gehen, das er beim Abschied von Venedig, als er zur Papstwahl nach Rom fuhr, seinen Diözesanen zürief: „Ich komme zurück, tot oder lebendig!" P. Adalbert Mohn, Rom Zwei eingeborene Missionsbischöfe vor dem Sarkophag in S. Maria Maggiore. Der Bischof links ist ein Inder und Mitglied des Jesuitenordens; der Bischof rechts ist von der Insel Madagaskar und gehört dem einheimischèn Weltklerus an (8 Aufn. A. Mohn, Rom) Königelanze unò Kreuz Geschichtliche Erzählung von Br. August C a g o 1 (Fortsetzung) Es galt nun, den Platz der künftigen Missionsniederlassung in geeigneten Stand zu setzen und den Boden von wilden Pflanzen zu reinigen, eine anstrengende und zeitraubende Arbeit. Die Missionäre waren dabei ganz auf sich selbst angewiesen, denn von den Schil-luk, die sich tagsüber zu Dutzenden als müßige Zuschauer im Missionslager aufhielten, rührte keiner einen Finger zur Hilfeleistung. Von Weit her kamen Neugierige, die merkwürdigen Bonjos zu sehen. Die Männer waren alle nackt, die Frauen mit Fellen bekleidet. /Die Leute brachten auch Hühner, Eier und Milch zum Tausche gegen Perlen, Messingdraht und Salz; Leinwand zur Bekleidung wurde-verschmäht. Indessen ließ der Provikar den eigentlichen Zweck der Missionsfahrt,, die Versorgung der beiden Stationen am oberen Bergstrom, nicht außer acht. Er schickte zwölf Missionäre auf einer Barke nach Heiligkreuz, wo sie nach einiger Zeit wohlbehalten ankamen. Bol, der Zauberer, besah sich natürlich auch die im Entstehen begriffene Ansiedlung dèr Bonjò. Ihm,; dem Fremdenhasser, wollte die Sache nicht gefallen. Er. machte kein Hehl aus seiner Ansicht, besonders nicht dem; Großhäuptling gegenüber, der nachdenklich gesinnt wurde. In den Ratsversammlungen kam es zu Meinungsverschiedenheiten und .Auseinandersetzungen zwischen Bol und Kalto. „Diese Weißen sind keine Sklavenhändler", behauptete- der Schmied mit Wärme, was ihm viele beistimmende „Hms" eintrug. Bol hingegen vertrat dén entgegengesetzten Standpunkt. .' „Diese Bonjos sind die allerschlimmsten. Sie suchen sich bei Uns einzuschmeicheln, um uns sorglos zu machen, Dann werden sie Unsere Kinder in die Sklaverei schleppen, sie schlachten und aus ihrem Blute tödliches Gift bereiten. Was würde Njikang, unser ruhmeicher Ahne, sagen, wenn seine Schilluk sich weich und nachgiebig gegen die falschen Fremden zeigten? Sein Fluch wird sie treffen!" Seine Worte blieben nicht ohne Wirkung. Der Großhäuptling hüllte sich in nachdenklichen Tabaksqualm, und manches grüblerische „Hm" folgte den Ausführungen Bois, des Wissenden. ;; Inzwischen suchten die Missionäre in die Spräche der Schilluk „.einzudringen. Zu dem Zwecke mußten sie sich Wort für Wort mühsam erwerben. Mabruk, der Dolmetsch, i zeigte' sich lässig und betrachtete sich offenbar nur dem Provikar dienstbar. Er hätte aber auch den Neulingen — und das waren fast alle Missionäre — nicht dienlich sein können, da diese noch nicht arabisch verstanden. j So mußten sie sich von den müßig herumlungernden' Schilluk selbst die Worte herauszufischen suchen. Zur Errichtung dèr Hütten stellte der Großhäuptling eine Anzahl seiner Leute zur Verfügung. Die Schilluk bauen schöne runde Hütten aus Lehm mit hohem, kegelförmigem Strohdach. Diese Hilfe mußte durch Abgabe bedeutender Geschenke belohnt und mehr ais-bezahlt werden. Nachdem sechzehn Hütten fertiggestellt waren, begab sich der Provikar noch einmal Zürn Großhäuptling, um ihm für die Unterstützung beim Bauen zu danken und ihm einige Geschenke zu überbringen. Seine Aufnahme .war merklich kühler als das erste Mal, doch zeigte Atschwat sich nicht ‘ gerade unfreundlich. Es sollte P. Reinthalers letzter Besuch zu Akuruar sein. Auffällig war es, daß der Großhäuptling nie einen Gegenbesuch machte. Die Haltung der ' übrigen Schilluk zeigte mehr und mehr Mißtrauen. 'Es schien nicht1 geraten, den Platz der Ansiedlung zu verlassen, da die unfreundliche Haltung. der Schilluk keine Gewähr bot für persönliche Sicherheit. Der Provikar und seine Mitarbeiter kamen immer mehr zur Überzeugung, daß die Aussichten auf eine erfolgreiche Missionstätigkeit bei den Schilluk äußerst gering seien. Ihre Zeit schien noch nicht gekommen. Ein Zwischenspiel mit traurigem Ende * Der Sklavenhändler El F a k i M o -hammedelCheiredDongolaui in Chartum hat sich von Anfang an in merkwürdiger Weise für die Arbeit der katholischen Missionare im Schillukland interessiert. Als' er nun erfährt, daß sich das Verhältnis zwischen den Glaubens-, boten und den Schilluk verschlechtert hat, ladet er Msgr. Reinthaler ein, bei den Baggara im Norden eine Missionsstation zu eröffnen. Der Provikar geht auf den Vorschlag ein, gibt die Station in Akuruar ganz auf und gründet im. Baggaradorf D j e m e i s a eine neue Niederlassung. Dieses Unternehmen erweist sich als vollkommener Fehlschlag. Als eingefleischte Mohammedaner wollen die Baggara noch weniger vom Christentum wissen als, die heidnischen Schilluk. Zudem erleidet die Mission einen schweren Schlag durch den frühzeitigen Tod von Provikar Reinthaler. Am Fieber erkrankt, will er in Oberägypten Heilung suchen, gelangt aber nur bis Berber, wo er am 30. April 1862 stirbt, erst 38 Jahre alt. Aber auch die in Djemeisa zurückgebliebenen Missionare können sich- dort nicht halten. Ihre Unterkünfte bieten in der einsetzenden Regenzeit nicht genügend • Schutz und es bleibt ihnen schließlich nichts anderes übrig, als nach Chartüm zurückzukehren. * (Auszugsweise wiedergegeben. D. Redaktion) Der Zauberer hat recht Der unerwartete Abzug der weißen Fremden hatte bei den Schilluk keinen guten Eindruck hinterlassen. Es sah aus, als ob die Bonjos die Flucht ergriffen hätten, und-Feiglinge verachtet der Schilluk. Es kam diesen Naturmenschen aber nicht in den Sinn, daß sie ihrerseits nichts getan hatten, um die weißen Männer anzuziehen, sondern sie abgestoßen hatten. Den lieben langen Tag waren sie müßig am Ufer herumgelungert, hatten den Weißen, die alle Hände voll'zu, tun hatten, nicht nur keiné Hilfe geböten, sondern sie im Gegenteil fortwährend gestört durch ihr unaufhörliches Geschwätz und ihr neugieriges Betasten aller Gegenstände, das häufig genug damit endete, daß sie Dinge, diè ihnen gefielen, entwendèten, wenn sie nicht gerade beobachtet waren. Zum Überfluß hatten sie sich nicht geschämt, die „reichen" Fremden um alles und jedes anzubetteln. Ihre Handlungsweise kam. ihnen indes, durchaus nicht ungehörig von Waren sie nicht Otschollo, Leute in ihrem eigenen Lande? Wenn Fremde sich bei ihnen niederließen, so hatten diese entweder böse Absichten, und alsdann mußte' man. ihnen mit Mißtrauen und Kampfbereitschaft gegenübertreten, oder sie kamen aus einem Lande, das viel schlechter als das Schillukland war, und alsdann war verächtliche Behandlung solch armer;. Tröpfe durchaus am Platze. Hatte .nicht;; auch Bol, der wissende Adjwago, erklärt, daß diese Bonjos von der allerschlimiü-sten . Sorte seien? Und hatte nicht die Feuerbarke des Dongo Mohammed die Weißen fortgefühbt, die folglich Gesinnungsgenossen dieses bestgehaßten Menschenjägers wären! Bol, der Zauberer, 'war nun Herr der Lage./Der Großhäuptling getraute sich nicht, ihm zu widersprechen. Selbst Kalto, der biedere Schmied, w^r kleinlaut ge-; worden; der Schein sprach zu sehr gegen die Fremden. Doch hielt er immer noch an der Ehrenhaftigkeit des weißen Häuptlings fest; sehr zum Verdruß Bois, dessen stolzer Sinn es nicht verwinden konnte, daß ein Einzelner es noch Wage, ihm zu widerstehen. Das bisherige Verhalten Kaltos gab dem Medizinmann Willkommene Gelegenheit, ihn als Freund der Fremden und damit als Feind des eigenen Volkes hinzustellen. - Eines Tages tauchte unerwartet Akullo im Großdorf auf. Der beherzte Jüngling war in der Nacht des Flèischfestes, dà. zu Djemeisa alles- in, tiefstem Schlafe lag, entflohen-. Er hatte sich des Steuerruders einer Barke, das zwecks Ausbesserung abgenommen worden war und am Ufer lag, bemächtigt, hatte sich mit einem Baumast, der ihm als Ruder und Keulezugleich dienen Sollte, versehen und war auf diesem armseligen Floß in den nächtlichen Strom hinausgetrieben. Nach mehreren Stunden angestrengten Ruderns hatte er glücklich das erste Schillukdorf erreicht, als es eben tagte. Damit war er in Sicherheit. Er näherte sich dem Ufer und ließ dann sein Floß mit dem Strome treiben, damit es nicht seinen Zufluchtsort verrate. Die Gastfreundschaft seiner Landsleute ließ ihn bald seine Gefangenschaft vergessen. Er erfuhr, von der Sklaverei Adors und Njikaias. sowie, daß erstere zurückgekehrt, 'sei. Nachdem ei sich gestärkt hatte, machte er sich auf dem Landweg nach Akuruar auf. Dort hatte er zu erzählen. Natürlich verhehlte er nicht, daß die weißen Fremden Freunde der Sklavenjäger und Bag-gara von Djemeisa seien, wo sie selbst eine große Zeriba errichtet hätten. Das war Wasser auf die Mühle des Zauberers. Sein Entschluß war gefaßt;® Kalto mußte weichen. | Freud und Leid Zu Akuruar fand ein großer Tanz statt, zu dem der König seine Genehmigung •erteilt hatte. Der Großhäuptling wollte das Volksfest veranstalten, weil er seinen Untergebenen wichtige Mitteilungen zu machen hatte, denn bei den Schilluk ist der Tanz das einzige Mittel, Volksversammlungen einzuberufen. Für Ador hatte der Festtanz eine besondere Bedeutung. Durch ihre Teilnahme daran wurde sie großjährig und heiratsfähig. Sie bedauerte nur, daß ihre: Freundin Njikaia nicht auch teilnehmen konnte. Seif mehreren Tagen war man im Dorfe mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die jungen Männer hatten ihren Tanzschmuck in Ordnung gebracht, ihre Lanzenblätter mit Sand abgerieben, daß sie blitzten, und sich ein wenig im — Liederdichten geübt. Die Frauen und Mädchen hatten vollauf zu tun, reichlich Hirse Zu reiben und Bier zu brauen, um die vielen hungrigen und durstigen Festteilnehmer befriedigen zu können. Wildschön erscheinen die Schillukrie-ger im Tanzschmuck und in Kriegsbemalung. Alles dient ihnen zum Schmucke, Quasten, Knöpfe, Perlen, Ringe, Tierzähne, die sie entweder um den Hals hängen oder am Lendenfell befestigen. In die Haare stecken sie Straußenfedern, oft in solcher Zahl, daß sie den Kopf fächerförmig umrahmen. Die Haare sind häufig mit gebranntem Ocker rotbraun gefärbt. Die Gesichter bemalen die Jünglinge mit weißen und roten Streifen und Ringen. Ihre Körper glänzen von Tett. Die mit erhobenen Lanzen wild 'umherspringenden Krieger gleichen Teufeln Hind können wirklich Schrecken einjagen. Die Mädchen, hatten sich zur Feier des Tages den Kopf glatt geschabt. An den Vorderarmen trugen sie Schnüre kleiner, grüner Perlen, am Halse weiße Perlen. Sie waren in weich gegerbte Antilopenfelle gehüllt^ die vom Halse bis zu den Knien reichten und von Eisenringen beschwert waren. Wer nicht tanzte, ergötzte sich am Zuschauen. Die Alten saßen im Schatten, rauchten-, trankèn und gaben unverfrorene Urteile ab. Es war der Zeitpunkt gekommen, da die Mädchen teilnahmen am Tanze. Die Burschen legten ihre Lanzen ab und tanzten einstweilen allein weiter. Die Mädchen näherten sich ihnen- Sie wählten: sich jede einen Tänzer aus, indem sie den Gewünschten leicht am Arme berührten. Die Paare berühren sich während des’ Tanzes nicht. Der Tänzer hält die Arme vor der Brust, die Tänzerin läßt, die ihrigen lose an den Seiten hinunterhängen. Der TänZer hat seinem Gegenüber selbstersonnene Lieder vor-züsrngen; -er preist seine Taten, seine Ahnen, seinen Wohlstand. (Schluß folgt) Die Station am Rio ßegae Eine Erzählung aus Perus wildesten Tagen. Von Hugo K oche r- (Foxtsetzung) Don Leonardo gibt Isidro und einem anderen Burschen einen Wink. „Wir müssen Jokar in Eisen legen. Er ist der Gefährlichste", flüstert er. Da gellt ein Schrei! Der Kazikensohn durchbricht die. Postenkette. Noch ehe der erste Hund gelöst ist, verschwindet er in einem Schlupfloch' unter den Dornen. Don Leonardos Stimme dröhnt. Er hält die Män- Vikariat Iringa (Tanganyika) Eine Schwarze Schwester gibt in Tosamàganga ihren kleinen Landsleuten Unterricht. (Fides-Foto) ner zurück, diè den Flüchtigen verfolgen wollen. „Halt, hier geblieben, sonst bricht die ganze Horde aus, und wir haben tagelang zu tun, sie wieder zusammenzubringen. Isidro,-Pedro, ihr beide verfolgt ihn, nehmt ein halbes Dutzend unserer Indios mit und die besten Hunde. Jokar muß unter allen Umständen gefangen werden. Los, treibt die andern in'die Hütten und schießt jeden nieder, 'der heute noch ein Stück seines roten Felles außerhalb.der Hütten zeigt." Es würde totenstill im Mayanadorf. Da und dort äugten schreckgeweitete Augen durch die Ritzen der Hüttenwände. Gespannt lauschten die Männer auf die Rufe der Verfolger, auf das sich entfernende Gebell der Hunde, Jeden Augenblick konnte Jokar gestellt und von Ž den wütenden Hunden zerrissen werden. Was dann, wenn er, der Führer, fiel, wenn er, der Zum letztenmal mit dem alten Kaziken gesprochen hatte, nicht wiederkehrte? HoffnungslosigkèiLTrauef senkte sich über das Dorf. Die Mayanas würden ein Volk von Sklaven bleiben, sie würden wegsterben, wehrlos, hilflos, wie zu den Zeiten, da die Waldgeister Krankheit und Seuche sandten. Irgendwo in den Wäldern lief Jokar atemlos, schweißglänzend dahin. Er hatte einen knorrigen Ast auf gerafft, um nicht ganz wehrlos zu sein. Abei; was sollte er unternehmen? Die Hunde kamen mit jedem Augenblick näher. Schon hörte er ihr gierigès Hecheln und Winseln. ErjS?' stieg èr einen Baum, so verrieten sie ihn den nachfolgenden Männern. Aber da war der Fluß. Ohne sich zu besinnen, warf er sich hinein. Vielleicht gelang es. ihm,das jenseitige Ufer zu erreichen, ehe ihn die Palometas anfielen. Ein quer in der Strömung liegender Baum kam ihm zu Hilfe. Er konnte sich daran emporziehen und schnell in den Büschen untertauchen. Drüben heulten bereits die Hunde. Aber, schnell sank die Dämmerung herab. Fackeln; .flammten auf. Bei ihrem Licht suchten die Verfolger das Ufer ab. Und nun dröhnte, die Trommel , im Dorf. Mit ihrem Ruf gaben die Kautschuksammler ihren Freunden, am jenseitigen Ufer Bescheid, daß ein Flüchtling bei ihnen Zuflucht suchte. .Früh am Morgen würden auch im Tetetedorf die Hunde auf die Fährte gehetzt werdèn. Was sollte Jokar nur machen? Mitten in der Nacht überquerte er zum zweitenmal den Fluß. Diesmal wurde er von den Raubfischen angefallen. Mit knapper Not erreichte er das Ufer. Er verband seine Wunden notdürftig und hastete weiter. Stundenlang arbeitete er sich durch sumpfige Senken. Nur so konnte es ihm gelingen, die Hunde von seiner Fährte abzubringen. Aber als der Morgen dämmerte, war fder zähe, sehnige Jokar am Ende-seiner Kraft. Es gelang ihm noch,- sich in einen hohlen Baumstamm hineinzuarbeiten, dann packten ihn Fieber und Erschöpfung. Schon im ersten Morgendämmern sind die Hunde los. Auf beiden Seiten des Rio Begas suchen die Männer nach der Fährte Jokars. So wie er ist noch kein entflohener Indio gejagt worden. Für Leonardo und seinen Trupp hängt alles davon ab, ihn wieder zu fangen. Liegt Jokar in Eisen, dann wird er seinem Stamm die Befehle geben, die den Kautschuksammlern genehm sind. Bleibt er auf freiem Fuß, so sind sie nie vor einer Erhebung sicher. Für den Augenblick haben sie zugeschlagen. Mehr als ein Dutzend Männer liegen wimmernd in den Hütten. Die Peitschen haben sie zum Verrat der Waffenlager gezwungen. Aber Leonardo hat keine Ruhe, ehe er nicht den jungen Kazikeii wieder in Gewahrsam hat. Teufel auch! Das hat er nun davon, daß er diesem Miguel den; gefährlichen Burschen überließ. Ein anderer hätte dem Kazikensöhn genauer auf die Finger geschaut. Die ganze Arbeit ruht. Nur zwei Mann sind zur Bewachung des Dorfes zurückgeblieben, alle ^andern streifen in den Wäldern umher. Zweimal haben, die Hunde Jokars Fährte gefunden, zweimal haben sie sie wieder in Schlamm und Sumpf verloren. Rings um die Missionsstation sucht Don Leonardo mit seinen scharfsichtigsten Indios den Boden Zoll um Zoll. ab. Dann erst gibt er sich zufrieden. Der Kazike ist nicht hierher ge-üflüchtet, wie er heimlich argwöhnte. Am nächsten Tag geht die Nachforschung . flußaufwärts. Bis zu den Gebieten der Nachbarstämme treibt Leonardo die Suche. Aber Jokar bleibt verschwunden. Don Leonardo rast. Die Männer gehen ihm aus dem Wege und die Hunde ziehen die Schwänze ein, wenn er anfängt zu wetternJIm Zorn hat er schon einen der besten Spürer erschossen und einige Indios zu Boden geschlagen.- Jokar muß gefunden worden! - : Er ist bereits gefunden. Juanita war es, die ihn entdeckte. Sie war aüf Wald-hühnerjagd gegangen und dabei stieß sie auf einen hohlen Baum, aus dem seltsame Laufe drangen. „He, Francisco, was ist denn das: Ein Geisterbaum?" Der Indio bekreuzte sich und. griff mit beiden Händen nach der Marienmünze, die er um den Hals trug. Er wäre am liebsten davongelaufen, aber Juanita winkte ihm und schlug sich mit der Machete Bahn. „Das ist doch ein Mensch, ein Indio, hör nur, Francisco!" Der Missionsindio trat näher. Ja; nun war auch er seiner Sache sicher. „Chu-chu, Fieber!" schmunzelte er. „Mat sich verkrochen, liegt krank in der'Höhlung." „Wir holen ihn heraus und bringen ihn in die Station." .Francisco zögerte. „Vielleicht ist es der Jokar, den diè Kautschuksammler suchen", flüsterte er. „Dann nicht gut, wenn wir ihn verbergen." „Es wäre mir eine ganz besondere Freude, diesem schiefäugigen Burschen, diesem Leonardo einen Streich damit zu spielen. Los, beeile „dich. oder soll ich in das Loch kriechen?" Francisco gehorchte. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er wieder herauskam. Behutsam zog er Jokar hinter sich her. Jetzt lag der junge Indio vor Juanita. In barmherzigem Schreck beugte sich das Mädchen über ihn. Sie reinigte d,ie-; vereiterten Wunden an den Beinen, reichte dem Fiebernden Wasser und dann drängte sie auf sofortigen Aufbruch. Francisco meinte zwar: „Besser wenn uns. niemand Sieht. Wir tragen Jokar in der Nacht zur Station." Juanita überlegte. Aber ein Blick in das abgezehrte Gesicht des Kranken, ein Griff nach seinem fliegenden Puls enb schied die Frage. „Es ist keine Zeit zu verlieren. Nur. Padre Andreu kann ihn retten; je eher er ihn behandelt, umso besser." Francisco' trug den ..Kranken. Juanitä schlug den Pfad frei und übernahm es, die Umgebung zu erkunden. Ungesehen erreichten sie die kleine Siedlung, wie sie glaubte. Daß seit dem Tage der Flucht Jokars ein heimlicher Späher in einem Baumwipfel-unweit der Mission auf der Lauer saß, konnte sie nicht ahnen. Wie ein dunkler Schatten glitt der Rote am Stamm herab. Er grinste, während er in atèmlosem Lauf flußauf trabte. Eine große Belohnung war ihm sicher. Der Rote kam gerade recht, Erschöpft und arg mitgenommen trafen die Suchtrupps nacheinander bei den Ranchos ein. Don Leonardo hörte ihre Berichte an. Er kaute an seinem Bart, schlug sich immer wieder mit der Lederpeitsche klatschend gegen die Stiefelschäfte, um die in ihm tobende Erregung niederzuhalten. Zwei, drei seiner Männer hatten Fieber. Da stand auch dieser verdammte Deutsche herum, der seiner Unzuverlässigkeit halber im Dorf die Wache .hafte. Don Leonardo war gerade dabei, in seiner Wut mit ihm anzubinden, als der heimliche Späher angetrabt kam. „Hallo Kuoka, was ist los?" Mit zwei Schritten stand Don Leonardo vor dem Roten. Er lachte grimmig. „Ruhe!" herrschte er die Männer an, „jetzt werden wir gleich zu hören bekommen, wo das Vögelchen steckt. " „Das Mädchen und der christliche Indio haben eben Jokar in ihre Hütte getragen", sprudelte Kuoka hervor. „Wir holen ihn! Alle Mann an Bord!" kreischte der dunkelhäutige Isidro.„Hiergeblieben! "herrschte ihn Don Leonardo an. „Der Kerl läuft uns nicht mehr davon, Isidro, Pedro holt die andern, die noch im Wald sind, zurück. Morgen in der Frühe brechen wir auf, und dann will ich mit diesem Padre ein Wort sprechen, an das er denken wird, das heißt, wenn er es überlebt." Auf des Messers Schneide ■ Es war Schon manchesmal;'toll zugegangen in den Ranchos am Rio Begas, aber was heute geschah, das übertraf alles. Don Leonardo hätte ein paar Dut-zehd Flaschen mit Zuckerrohrschnaps herausgegeben. Die Würfel rollten, Karten ■ wurden auf den Tisch geklatscht. In drei, vier Sprachen wurden Lieder gegröhlt. Die Kautschuksammler : über-boten sich in tollen Witzen, deren Ziel die kleine Missionsstation am Rio Begas bildete. Es gab ja so allerlei teuflische Streiche, die man einem Feind im Urwald spielen konnte. Man brauchte einen Mann nur nackt an einen Baum zu binden, dann besorgten die Ameisen den Rest, Diese und ähnliche Vorschläge wurden laut. - Angewidert versuchte Miguel immer wieder, sich dem lärmenden Treiben zü entziehen, aber Don Leonardo schien eine besondere Vorliebe- -für ihn gefaßt zu haben. Er zog ihn an seine Seite und zwang ihn das Schnapsglas zu leeren. „Auf fröhliche Jagd, auf guten Fang!" lächelte Leonardo höhnisch, während er mit ihm änstieß. Und schließlich, als das Toben der Trunkenen den Höhepunkt erreichte, als sich diè Burschen in tollen Wetten überboten, spielte Leonardo seinen Trumpf aus. Jetzt galt es, seine Rechnung auch mit diesem grünen Bürscfcehen ins Reine zu bringen, und er wußte, wie' er ihn zum Losbrechen reizen konnte. „Hört einmal her, Caballeros, ich schlage euch ein feines Spiel vor, tfinen Einsatz, um den es sich lohnt. Her n?lt den Würfeln. Wer den höchsten Wurf tut, dem gehört morgen Juanita!" Einen Augenblick war alles still, dann aber brach der Jubel los. Ein halbes Dutzend Hände streckten sich nach dem Würfelbecher. Aber Leonardo hielt ihn hoch über dem Kopf und ließ die Würfel tig, den Becher über den Tisch h'inab. „Der Teufel mag mit euch würfeln", rief er, „ich nicht!" Mit einem Ruck spramg er auf. „Halt, hiergeblieben, festhaltc'n,, sag« ich, der Bursche will uns verraten! " schrie Don Leonardo. Zwei der zunächst: Sitzenden warfen sich Miguel entgegen, Aber gewandt stieß er die Hände der Trunkenen beiseite. Ein Sprung und er erreichte die Türe. Da schleuderte ihm Leonardo einen Stuhl zwischen die Beine. Schwer stürzte Miguel vornüber. Eben als er wieder auf die; Beine kam, packte ihn Dort Leonardo mit der Linken ahoi Nacken, während er mit der Rechtem die Pistole zog. „Steh, oder ich drücke ab!" fauchte er. Einen Augenblick schien alles verloren. Miguel starrte in den auf seine' Stirn gerichteten Pistolenlauf,; Hinter Don Leonardo drängten sich die klappern. „Den ersten Wurf hat unser Don Miguel; laßt sehen, ob er sich auf das Geschäft versteht. Hier, Miguel, wirf, es geht um Juanita!" Mit einem Faustschlag stieß der junge Deutsche, seiner selbst nicht mehr mäch- Trunkenen heran. Ein Stoß traf den Anführer, sein Arm schwankte. Mit einem Ruck machte sieh Miguel frei, duckte sich. Der Schuß krachte. Ein Faustschlag traf Leonardos Kinn. Zwei, drei taumelnde Schritte, dann stürzte der Betäubte schwer gegen das Geländer der Veranda. Es knackte und in schwerem Fall schlug Leonardo unten auf. Mit weitem Sprung war ihm Miguel gefolgt. Schon barg ihn das nächtliche Dunkel. Isidro hetzte die Hunde. Aber diese liefen nur spielend hinter dem Flüchtigen her, hingen sie doch mit besonderer Vorliebe an dem jungen Deutschen, der sie nie roh behandelt hatte. Mit gebrochenem linkem Bein trugen die Männer Don Leonardo in den Rancho zurück. Der Anführer klagte über innere Schmerzen. Im Sturz waren ihm einige Holzsplitter in die Seite gedrungen, die sich nur mühsam wieder entfernen ließen. Die trunkenen Freunde waren keine besonders geschickten Helfer. Am Morgen lag Don Leonardo im Fieber.Wütend über sich selbst und seine Schwäche wälzte er sich auf dem Lager. Er biß die Zähne zusammen, daß sie knirschten, während ihm einer der Burschen das gebrochene Bein fest einschiente. Dann trank er ein großes Glas Schnaps aus und richtete sich mit gewaltsamer' Anstrengung auf. „Die Arbeitstrupps hinaus in den Wald. Schont die Peitschen nicht. Die Indios sind durch die Ruhe übermütig geworden. Du, Isidro, nimmst zwei von unsern Indios und gehst zu der Mission. Verlange die augenblickliche Herausgabe des geflüchteten Jokar. Spare nicht mit Drohungen, treibe die Geschichte aufs Äußerste. Wir wollen doch sehen, was der Padre für eine Haltung einnimmt. In drei Tagen, sobald ich kräftig genug bin, um einen Ritt auszuhalten, werden wir abrechnen. Versuche auch zu erfahren, ob Miguel bei ihnen steckt. Zwei oder noch besser vier Indios müssen Tag und Nacht die Station bewachen." Er sank stöhnend zurück. Widerwillig machten sich die Männer daran, seine Befehle zu vollziehen. — Mitten in der Nacht hatte Miguel- die kleine Siedlung erreicht. Ein Hund schlug an, gleich darauf erhellte der Lichtschein mehrerer Fackeln den Raum vor dem Verhau. „Don Miguel!" rief Francisco in höchstem Erstaunen. „Was führt Euch hierher?“ „Laßt mich ein, es eilt, vielleicht sind in einer Stunde die Kautschuksanimier hier. " Eine ! Viertelstunde später säßen die Männer beisammen in der kleinen Notkirche. In fliegenden Worten erzählte. Miguel von den Vorkommnissen der letzten Stunden. Schließlich stockte er, gab sich aber dann einen Ruck. „Es geht um Juanita, Padre Andreu. Was uns Männern droht, das ist nicht mehr und nicht weniger als ein schneller Tod, aber Juänita, — Don Leonardo wollte sie als Einsatz für seine Bande geben, er wollte, daß wir um sie.würfelten." Padre Andreu erbleichte. Bartolo wollte aufspringen. In diesem Augenblick betrat Juanita den Raum. Sie bekreuzte sich, ehe sie sich bei den Männern nieder ließ. „Was ist los, warum schweigt ihr?" „Es geht um alles, Juanita." Der Padre erhob sich. „Die Kaütschuksucher, die Goméros, wissen, daß Jokar bei uns ist, Sie wollen ihn mit Gewalt holen, wenn wir ihn nicht heraüsgeben. Was sagst du dazu?" Juanitas Augen blitzten. „Wir schützen den Kazikensohn, wenn es sein muß mit unserem Blut." Der Missionar lächelte trotz dem Ernst der Stunde. „Ich weiß Juanita, du bist ein mutiges Mädchen. Aber du weißt so gut wie ich, daß wireinem Sturm auf unsere Station nicht widerstehen können. Vier Gewehre, drei Revolver, das ist alles, was wir an Waffen haben." „Wir brechen auf, noch heute in der Nacht. Eine Stunde Vorsprung auf dem Fluß genügt uns zur Flucht", warf. Bartolo ein; Der -Padre schüttelte den Kopf. „Jokar schwebt zwischen Tod und Leben. Er ist sicher verloren, wenn wir versuchen, ihn mitzunehmen. Nein,, ich muß bleiben." „Dann bleiben wir auch! Ich bin schon mit anderen Burschen fertig geworden als mit dieser zusammengelaufenen Bande", versetzte Bartolo fest. „Bartolo, Juanita, Miguel, ihr verlaßt noch in dieser Stunde die Mission. Wir haben nur ein .einziges Kanda, das drei, höchstens vier Personen trägt. Macht euch fertig." „Das kann Ihr Ernst nicht sein, Padre!1': Miguel war heben ihn getreten. „Ich will hierbleiben und mit Ihnen kämpfen .. . und wenn es sein muß,' auch sterben. Damit kann ich etwas von dem Unrecht wieder gutmachen, daš ich an den Roten verübte." „Nein, nein und abermals nein." Der - Missionar trat einen Schritt zurück. „ Jua-; hita muß fort,- sie ist von uns allen am' meisten in Gefahr. UndiBartolo als -ihr Vater. Der alte Siedlen/trat vor. „Was soll das lange Hin und Her, Padre? Ich bin hin alter Mann. Was liegt an mir. Don Miguel und Juanita sind beide jung, laßt Sie den Schritt ins Leben gemeinsam wagen. Traut sie, gebt sie zusammen noch in dieser Stunde. Dann mag Don Miguel für sein junges. Weib sorgen. Er muß mit ihr flußab flüchten. In seinem Schutz ist mir um mein Kind nicht bang." „Vater!" Juanita hing schluchzend an seinein Hals. Der alte Bartolo machte sich lächelnd frei. „Hab ich nicht gut für" dich gewählt,-.Juanita?" Er führte sein Kind dem jürigen Deutschen zu. „Nimm -sie, Miguel, und rette sie vor den Schuften. Eilt euch, es ist keine Zeit zu.: verlieren. So lange ich mit Franzisco das Kanoa flott mache und, mit allem Nötigen versehe, gibt euch der Padre zusammen." Auf dem Altar brannten mit zuckendem Schein die Kerzen. Aus rohgeschnitztem Rahmen blickte die Muttergottes auf das junge Paar herab, das ihr zu Füßen kniete. Laut und männlich hallte das Ja Miguels in dem kleinen Raum, unter Tränen flüsterte Juanita das ihre. Der Padre- beeilte sich. Noch ein letzter Segen, dann fein ^hastiger Abschied. Die Büchse am Arm geleitete Miguel seine junge Frau hinab zu der Ländestelle. Von schnellen Ruderschlägen getrieben schoß das leichte Kanoa flußab. In der Station , erlosch der Fackelschein, Im Dunkel hielt Bartolo die Wacht am" Dornhag. Ab und zu suchte seih Blick den sternübersäten Himmel. „Gott schütze mein Kind", flüsterte er. Kamen die Verfolger v schon? Er lauschte. Nur das Jammern eines Nachtaffen ließ sich vernehmen und drunten am Fluß der klatschende Schwanzschlag eines Jacaré, eines Kaimans. In der Kammer Padre Andreus brannte eine Kerze. Dort .saß der Missionar und lauschte auf die Atemzüge des Kranken. Die Perlen des Rosenkranzes glitten durch seine Finger. Ab. uhd zu wischte er Jokar behutsam den Schweiß von der Stirn und reichte ihm einen kühlen Trunk. ■; Früh am Morgen stand Isidro mit einigem Indios vor dem Dornhag. Gebieterisch forderte er Einlaß. Ruhig und selbstsicher trat’;'ihm der Padre entgegen. „Was wünschen Sie, Don Isidro? Tre-' ten Sie näher, ihre Indios mögen sich vor der.Umzäunung in den Schätteh,setzen." „Wo haben Sie Jokar versteckt? Wir wissen, daß er bei Ihnen Zuflucht gesucht hat," „Jokar, der Kazikensohn, ist bei unsV versetzte der Missionar. ';, Er liegt krank ihttmeiner Hütte und wird dort bleiben bis er genesen ist." „Geben Sie ihn augenblicklich heraus, oder wir holen ihn mit Gewalt", brauste Isidro auf,,' Der Padre lächelte. „Mäßigen Sie ihren Eifer, Senhor. Jokar ist schwer krank, die Palometas haben ihm arg zügesetzt, Aber-, ich hoffe, daß ich ihn wieder gesund pflegen kann. Dann reden wir weiter,":,:1 „Hören Sie, Padre, es ist mein letztes Wort. Wenn Sie Jokar nicht gutwillig und augenblicklich herausgeben, so wird ihre Station in Flammen aufgehen und keiner der Ihren wird es überleben, wenn wir Ernst machen. " ■ „Unser aller Leben steht in Gottes Hand. Er hat mir die Sorge um den leidenden Jokar anvertraut und nur ihm allein stehe ich Rede und Antwort. Ob Heide oder Christ, Jokar ist mein kranker Brüder, seine Pflege ist Dienst im Aufträge Christi. Mit Drohung können Sie' bei mir nichts ausrichten. Sagen Sie das ihrem Don Leonardo." Isidros Gesicht wurde dunkel vor Wut. Er sah sich um. Am liebsten hätte er diesen Padre niedergeschlagen, aber er sah nicht aus, als' ob er sich das ohne weiteres gefallen ließe. Und dann stand da dieser Bartolo und hinter ihm Francisco. Auch die andern Indios, die als Träger mit in den Urwald gekommen waren, hörten gespannt zu. Sie hatten ja längst begriffen, in welcher Gefahr sich die Station befand. Bisher war alles gut gegangen, das hatte ihr Vertrauen zum Zauber des weißen Mannes gestärkt. Jetzt aber wurden sie doch bedenklich. Isidro drohte mitö{Gewalt. 'Die Indios kannten die brutalen Kautschuksammler aus langer, bitterer Erfahrung. Das Gottvertrauen, das den Padre stärkte, das Bartolo und selbst Francisco Mut und Zuversicht gab, fehlte ihnen. 1 Nachdem Isidro abgezogen war, hockten sie da und dort in flüsternden Gruppen beisammen. Bartolo trieb sie auseinander. Er ließ die Wälle erhöhen, neue Dornsträucher auf die Umwallung werfen und ineinander verschnüren. Er gab Francisco einen Wink, die störrisch und .widerwillig gehorchenden Indios nicht aus den Augen zu lassen. Bis zum Abend gelang es ihm die Roten zu überwachen. Padre Andreu, der sich tagsüber der Pflege Jokars gewidmet hatte, war auf dem Weg zu seiner kleinen Kirche. Er wollte die Abendandacht halten. „Was ist denn los, Bartolo?" fragte er, als er bemerkte, wie der alte Siedler mit Francisco zusammen noch einmal die Befestigung des Hügels prüfte, da und dort Holzstöße aufschichten ließ, mit denen er die Umgebung der Siedlung zu erhellen (gedachte. „Möglich, daß sie heute in der Nacht schon kommen ..." meinte der Alte ausweichend. Der Missionar sah ihm in die Augen.. .„Dm traust unsern eigenen Indios nicht?" Bartolo nickte. „Sie fangen an aufsässig zu werden, fürchten sich vor den Go-méros." „Kein Wunder, Bartolo. Sie sind mir in gutem Vertrauen hierher gefolgt,-sol-! len sie ihre treue Dienstleistung mit dem Leben bezahlen? Das will ich nicht. Rufe : sie zusammen, ich werde ihnen freistel-len, Ob sie bleiben oder gehen wollen." Bartolo sah seinen Padre zweifelnd an. „Das1 gilt auch für dich, Bartolo, und .für Francisco. Rettet euch, du weißt so gut als ich, daß 'wir keinen ernsthaften Widerstand leisten können. Jokat ist zg schwach zur FlucM,. auch kämen wir mit dem Kranken viel zu langsam voran." ; „Wir könnten ein,Floß bauen,"'. Der Padre lächelte. „Mit. den Kanoas fangen uns die Goméros ab, noch ehe wir ein paar Meilen weit gekommen sind. Zudem weißt du, daß uns ihre Späher ringsum belauern. Sie warten nicht ab, bis wir fluchtbereit sind." „Wir brauchen aber die Indios. Sie verstehen mit Pfeil und Bogen gut umzugehen und hinter unseren festen Wällen werden sie schon kämpfen, wenn sie erst sehen, daß wir unverzagt aushalten." ,/Rufe sie", Versetzte der Padre, „ich will sie nicht opfern, ich will sie nicht; den teuflischen Martern aussetzen, die. unsere Feinde ersinnen, wenn wir sie erst durch hartnäckigen Widerstand gereizt haben," Bartolo gehorchte kopfschüttelnd. Er war von Jugend auf an Abenteuer und tolle Wagnisse gewöhnt, aber niemals;; hatte er sich dabei selbst auch nur des geringsten Vorteiles begeben. Und jetzt wollte der Missionar seine Station selbst aufgeben, sich ausliefern. Das konnte ein anderer begreifen, er nicht. Bartolo war nahe daran an Flucht zu denken. In der Naidit war es sicher möglich, den Spähern zu entkommen. Aber dann stieg ihm das Blut his unter die Haarwurzeln. .Bartolo war ein armer Bursche, der nicht viel .mehr sein eigen nannte als das, was er auf dem Leibe trug, aber er war sein Leben lang ehrlich und redlich gewesen, hatte nie sein Wort gebrochen. Und hier ging es um mehr als sein gegebenes Versprechen, um das Bekenntnis zu seinem Herrgott. | Da standen die Indios mit niedergeschlagenen Blicken und hörten des Padres kurze Rede an. Er dankte ihnen für ihre Dienste und er bot ihnen freien Abzug an. Sie alle sollten reichen Lohn erhalten. Verlegen traten sie von einem Fuß auf den andern. Schließlich aber ermahnte sich ihr Anführer, „Es ist gut,. Padre, wir werden gehen. Dein Zauber wird dich beschützen, besser als dies unsere Waffen vermögen." (Schluß folgt) Neues Kirchlein in Sabie Sabie, das Städtchen der Waldungen und Wasserfälle, ist 34 Meilen (= 54 km) von Lydenburg entfernt und liegt auf einer Terrasse der Drakensberge. Das früher so gefürchtete Bilharzia und Malaria ist von dieser Gegend so ziemlich verschwunden. Sabie ist ein idealer Platz, um in den nahegelegenen (72 km) wèlt-berühmten Krüger-National-Park zu gelangen, wo Elefanten, Löwen, Giraffen, Hyänen, Krokodile, Flußpferde, Nashörner, Zebras, Gazellen, Kudus, Impalas usw. in freier Wildbahn leben und geschont werden. Innerhalb eines Umkreises von 16 km von Sabie gibt es ein Dutzend herrlicher Wasserfälle. Sabie ist das Verwaltungszentrum für die Regierung, für Gold- und Asbestbergwerke und für die Forstwirtschaft der Umgebung. Es wohnen in der Gegend 1200 Weiße und über 2000 Schwarze. Durch die Eisenbahn ist Sabie mit Nelspruit verbunden, von wo aus man direkt östlich nach Lorenzo Marques oder westlich nach Johannesburg-Pretoria kommen kann. Lydenburg ist mit Sabie durch eine neue, herrliche Bergstraße verbunden, die erst 1953 eröffnet wurde. Sie ist wohl einer der schönsten Höhenwege Südafrikas. Sie führt am Mauchberg, dem höchsten Berg Transvaals, vorbei (2900 m). Man sagt, daß man bei gutem Wetter von dort den Indischen Ozean sehen kann. Die Anzahl der weißen Katholiken in Sabie ist bis heute noch sehr gering. Bisher hatten sie monatlich einmal Gottesdienst, der im Hotel abgehalten wurde. Nach vielen Jahren fruchtlosen Bemühens gelang es endlich durch den Einfluß eines hochstehenden Katholiken (Konvertit), dessen Vater anglikanischer Geistlicher ist und dessen Bruder Jesuit wurde, einen Platz für ein Kirchlein für die steigende Zahl der schwarzen Katholiken in der Location zu bekommen. Br. Lamprecht (aus Tirol) machte die für den Bau nötigen Zementblöcke anfangs 1953. Bruder Hirschlein (vom Kreis Künzelsau) begann mit dem eigentlichen Bau im Juni 1953. Gegen Ende des Jahres 1953 kam Br. Vogel (von Hüttlingen, Krs. Aalen) und leistete die nötige Zimmermannsarbeit. Am 24. Januar 1954 wurde das Kirchlein vom Hochwürdigsten Bischof Johannes Riegler eingesegnet und dem hl. Lukas geweiht. Das Kirchlein bietet Raum für 120 Sitzplätze. Auch eine Empore wurde eingebaut, die zur Zeit von den europäischen Katholiken benützt wird, die am Gottesdienst für die Schwarzen teilnehmen. So ist es notwendig geworden, sowohl in Englisch, als auch in Zulu zu predigen. Die Inneneinrichtung des Kirchleins ist noch sehr ärmlich. P. Richard Lechner. Das St.-Lukas-Kirchlein in Sabie. Eingeweiht am 24. Januar 1954, erbaut von den Brüdern Vogel, Hirschlein und Lamprecht. Eine der vielen Außenstationen von Maria Trost. (Archiv). Im Waisenhaus von Sapporo (Japan) haben die Franziskanerinnen Mariens zahlreiche Kinder zu betreuen, die einen amerikanischen Vater und eine japanische Mutter haben (Fides-Foto) ---------------------------------------------------------------------^ fflióéionéécfaweéierm sind in einem Missionsgebiete unentbehrlich. Sicher lesen'Viele Jungmädchen diese Zeilen. Sind sie nicht ein Gnadenruf von oben auch an Dich, liebe Leserin? Höre und bete und folge dem Gnadenrufe! Komm und geh und hilf auch Du mit an der Ausbreitung des Reiches Gottes im Heidenlande! Melde Dich unter Bezugnahme auf den „Stern der Neger" oder auf das „Werk des Erlösers" im Mutterhaus der Franziskanerinnen (13 b) Dillingen/Donau, Klosterstraße 6 oder auch vorerst in einem unserer Missionshäuser. In Dillingen werden auf Grund einer Vereinbarung zwischen unserer Kongregation und jener der Dillinger Exanziskanerinnen für unsere Missionen in Transvaal (Südafrika) und Perù (Südamerika) Schwestern ausgebildet. ■—• Je nach Neigung und Begabung kannst Du ausgebildet und verwendet werden in Schule, Krankenpflege, Handarbeit, Haushalt und vielen anderen Zweigen. Du gehörst als Mitglied der Kongregation der Dillinger Franziskanerinnen an und ziehst als Schwester hinaus in unsere Missionen. Im Alter von 12 bis 30 Jahren kann Aufnahme erfolgen. Höre, was eine Missionsschwester aus Südafrika schreibt: „Ich glaube, nirgendwo und nirgendwie kann sich ein Mädchen, eine Frau, in allen ihren Fähigkeiten, und zumal in ihren speziell fraulichen Anlagen, in ihrem liebenden Dienen, in ihrem mütterlichen Umsorgen und Wohlwollen und in ihrem Tiefsten, dem Wegbereiten zu Christus, mehr auswirken als im Berufe einer Missionsschwester." Höre und bete und folge dem Gnadenruf!