Jever-März. 170-171. Keft. (Stile 4057 öis 4088.) 1918. Schule und Uaterland Zeitschrift für bodenständige Jugenderziehung und Volksbildung in Österreich. Schriftleiter: Pr. Audolf Weerz. Inhalt: a) Schule und Waterkant». 1. Österreichs Lehrerhelden .... 4057 2. Gefährliche Unterströmungen . . 4058 3. Selbstzucht...................... 4060 4. Berufsvorinundschaft u. Schule 4065 5. Die Generale des Kaisers und Königs Karl........................ 4067 6. Lehrer, gründet Jugendhorte. . 4069 7. Kleine Mitteilungen.............. 4071 53 -b «ff! ^ss ’S d=L 53 >n SC r-» res er» es ■*-» $|. Tg.) jährlich Binzel- an bl« „Betroaltimg bet nimtmeteoh (80 W, 70ct). 71 r K n il (I I f tl » » r 1 Blattet flit ben «Heilung«- Poftspar«. Nr. 58.218. wt. »tu u u 11 f ‘ ‘ 1 >• unterricht In Lnidn«". Handschriften und Blichet an den Schriftleiter: Mies In Böhmen. — Die „Blatter für den Abteilung»»«!«reicht" lönncn gesandert nicht bezogen werden. Anjere Landwirtschaft als Kawpfgenajjin. Meine bereits vor Jahren geäußerte, damals allerdings vielfach bespöttelte Ansicht (vgl. S. 2609 aus dem Jahre 19(31), es werde ein großer Krieg entbrennen, der unser Bestes fordern und höchste Not über das. Land bringen wird, hat sich leider als richtig erwiesen und wir müssen, was ich nachher in Folge (63/(6^ Seite 39^2 darlegte, mit einer „Kriegskonstante" rechnen, d. h. uns darauf einrichten, daß das Ringen fortwütet und sozusagen eine Art Dauerzustand schafft, so als ob wir uns auf alle Zukunft hinaus mit den gegebenen Verhältnissen abzufinderi hätten. Es trifft selbstverständlich als ungemessenes Vacuum des geregelten Lebens nicht zu ; allein klug ist der, der sich auf Schlimmeres einrichtet und dabei das Bessere umso fester und glücklicher in fänden hat. — Zllan erwäge eines: Albion hat noch immer mit der ihm eigenen Zähigkeit den (Erfolg errungen; es manövriert auch diesmal mit dem Mittel — und, sind wir ehrlich, nicht ohne Wirkung. Darüber können uns Phrasen nicht täuschen, daß der junger eine gar schlimme Waffe ist. Wenn wir sie nicht abwehren, so kann es geschehen, daß alles, was blinkendes Erz uns als Sieg brachte, zunichte wird, daß die Darbenden und die Betörten und die Mißmutigen durch die Straßen stürmen und hinter der Front das Reich zermürben. Darauf rechnet England. — Wie kann der plan vereitelt werden? Durch einen weitausgreifenden, gediegenen Anbau. Jetzt, da der Lenz ins Land schreitet, muß jede Scholle gelockert und besät sein I Zurückhaltung bedeutet Verrat. Ich bin ein zu guter Kenner der Bauernseele, um anzunehmen, daß der, der Jahr um Jahr beim ersten Regen der Natur zur f}arfe und zum Spaten griff, daheimbleiben und die Krume unbebaut lassen werde. Das kann der Landmann ganz einfach nicht zuwegebringen sowie ein rechter Lehrer nie so tief in den Groll gehetzt wird, um in der Schulstube „passive Resistenz" zu treiben. — Aber ein Anderes heischt Klärung und Anreiz: Die rationelle Bewirtschaftung mit Bezug auf möglichste Ausbeute jedes Bröckleins Erde und den Anbau solcher Früchte, die der Krieg fordert. Magenfüllstoff — das ist Losung I Kartoffeln, Körner- und Hülsenfrüchte, also kompakte Kost, u. zw. solche, die sich auf Dauer aufbewahren läßt. Wir sind nun einmal in unserer Vaterlandsfeste belagert und müssen damit rechnen, daß Mißwachs die Verhältnisse verschlimmern könnte. Zwar eröffnen sich uns eroberte Gebiete mit großer Fruchtbarkeit; allein die Einfuhr gestaltet sich mit jedem Tage schwieriger, denn die Eisenrosse sind müde, sind krank, die Schienen ausgefahren, die Räder gelockert, die Kohlenförderung ist behindert, kurz: den Bringern des Segens aus fernen 4074 strichen fehlt das flinke Bein und der heiße Atem. Also heißt es trotz aller Hoffnung auf äußere Hilfe daheim fein Bestes daransetzen, um sich in dem Gefühle zu wiegen: „Mag es kommen, wie es wolle, wir bestehen aus eigener (Ernte den Kampf!" — So selbstverständlich nun auch die Schlußfolgerung ist, sie zeigt in der Tat zuweilen ein anderes Gesicht; es gibt Verräter im Vaterlande genug, die böswillig oder aus Schwatzhaftigkeit den schaffenden Arm zu lähmen versuchen; ihnen trete der Lehrer mit aller Schärfe entgegen. — (Eine zweite Sorte ist träge, „passiv resistent", um durch das Hunger-gespenst den Frieden, den faulen, den uns vernichtenden Frieden zu erzwingen. Wie verkehrt ihre Methode ist, wurde oben klargelegt. — Die dritte Spezies rumort, daß „eh alles requiriert wird und dabei zu niedrige Preise angesetzt sind". Denen kann gesagt werden: Ohne Zentralisation keine (Ordnung — und die Preise! Ei, darüber läßt sich noch reden. Man wird nichts Unbilliges verlangen, sondern den Verhältnissen Rechnung tragen. Der echte und rechte Bauer gehört, wie erwähnt, nicht zu diesen Gruppen; allein man muß als Volksaufklärer mit allen Arten rechnen und vorbeugen, auf daß das Gift -er Verräter nicht weiterwuchere.— Ein anderes ist die Arbeitsteilung. Zn der einen Wirtschaft regen sich sechs oder acht rüstige Arme, in der anderen schafft ein schwaches Weib mit unreifen Zungen. Die ersteren sind nach Wochen mit der Arbeit zuende und ruhen sodann, die arme Frau, deren Mann fürs Vaterland fiel, muß weite Strecken brachliegen lassen, weil es an Kräften mangelt. Dieser Zustand ist ökonomisch ungesund. Um ihn zu heilen, hat -er wackere Bezirkshauptmann Dr. Brücker in Zwettl, N.-G., einen scharfen Schnitt gemacht: Er hat die Enthobenen, die nach beendetem Anbau die Zeit im Wirtshause verbrachten, vorgeladen und ihnen klipp und klar erklärt, sofort die Einberufung zu veranlassen, falls sie sich nicht an Höfe, bei denen es an Arbeitern mangelt, zuteilen ließen. Hui, das fuhr den Kumpanen in die Knochen! Ehe sie zur Waffe griffen, erfaßten sie lieber den Pflug — und der Anbau ging allenthalben flott vonstatten. Das Beispiel sollte durch das ganze Reich hindurch wirken! Da braucht es nicht Beratungen und Dekrete, die erst kommen würden, bis die geeignete Zeit vorüber ist, sondern nur ein Stück Logik, u. zw. dies: Der Mann wurde zur Arbeit enthoben; nun ist sie zuende; folglich muß er einrücken. Da aber der Termin abgegrenzt ist, so wird die restliche Zeit mit Arbeit ausgefüllt — ob nun auf der eigenen Scholle oder auf einer anderen, das ist belanglos. Sträubt sich das Zndividuum, so fordert die Logik die Rückkehr zur Truppe. Mit dieser Schlußkette soll jeder ohne viel Getue und Geschreibe die durch die Umstände gebotene Arbeitsteilung durchführen. Zch gebe die Anregung hinaus, um durch die Lehrerschaft auf die maßgebenden Faktoren zu wirken. Ein Letztes ist die Anleitung zu einem rationellen Betriebe. Wir haben Zahre hindurch in der Bildungsanstalt Landwirtschaft „gelernt"; zeigen wir also in schwerer Zeit, daß nicht alles nur Buchwissen, sondern Lebenskönnen ist! Das Exempel voran! Der Schulgarten sei nichts als ein Nutzgarten (Näheres darüber in Folge (60/1(6! S. 3880!), jeder Fleck trage Früchte, jeder Tropfen Zauche netze die Saat, jede Krume fei betreut, jede Furche tief gewühlt! Und der Obstbau! Dörrobst ist treffliche Magenfüllung. Obst schenkt der Fimmel in Säcken, wenn man im ersten Frühlingsregen die bösen Triebe entfernt. Zch kannte einen Schulleiter, der ging mit den größeren Schuljungen von Garten zu Garten, beschnitt und säuberte die Bäume und nahm solcherart den Besitzern die Arbeit ab. Wie praktisch-bildend das für die Schüler war und welch eine Wertschätzung aus solchem Tun für die Schule erwuchs, brauche ich nicht erst anzuführen. — Lehrer draußen in dem stillen Dorf, Du bist ein König, wenn Du ein rechter Lehrer bist; zeige nun in den bitteren Tagen der Not als König, daß Dein Wort und Dein handeln das Vaterland vor der Gefahr befreit! Zieh von Haus zu Haus, belehre, kläre und hilf; zieh von (Drt zu Grt und tritt den Raunzern und den bösen Wühlern entgegen; horch um Dich und banne Zagheit und Furcht! Trägst Du den Aopf hoch, behältst Du ruhig Blut und zeigst Du durch die Tat Dein ehrlich Wollen, dann bist Du der Offizier des Volkes, zu dem die Wannschaft voll vertrauen emporblickt, aus dessen Blick sie Wut trinkt und in dessen Wirken sie sich stählt zum letzten großen Strauß. — ^eerj. Über das Seelenleben der Säuglinge. Von Alba Hintner.i (Fortsetzung.) Sehen wir uns nur einmal die Situation an, wie sie sich bei genauerer Beobachtung der Ereignisse des ersten Tages ergibt I Da steht der glückliche junge Bater und blickt mit einer nichts weniger als entzückten, ja fast erschreckten und enttäuschten Miene auf seinen Sprößling und betrachtet ihn mit einem sauer-süßen Gesühl, das einer Mischung von verlegener Freude und banger Sorge entspricht. Im ersten Augenblicke will keine rechte Freude auskoinmen, denn der erschienene Nachwuchs ist doch ein gar zu reizloses und unvollkommenes Geschöpfchen, als daß ein selbstbewußter Mann in ihm seinen Abklatsch, sein Ebenbild, erkennen wollte I Wie manchem verdrießlichen und unzufriedenen Vater mußte in solcher Stunde der Trost ins Ohr geflüstert werden, daß nicht nur sein Kind, sondern alle Kinder so zur Welt kommen und daß aus der kleinen, noch wenig anmutenden Menschenknospe sicherlich ein wunderliebes Kind erblühen werde, wie es in lausend Fällen der Fall war! Ein moderner Naturforscher, Hermann Dekker, hat, scheint mir, für solche unzufriedene Väter das rechte Wort gefunden. Er sagt: „Nicht im Kindlein liegt der Fehler und nicht im Naturschaffen, sondern in dir selbst, du großer, dummer Vater, der du mit kleinlichem Menschenmaßstab missest, statt dich zu bemühen, den großen Gedanken der Natur noch einmal zu denken". Also das neugeborene Menschenkind ist da — vorderhand kein Engel an Schönheit — und mit lauten, gellenden Alarmrufen beherrscht es schon die Kinderstube. Woher dieser sonderbare Gruß an die Welt? fragen sich zartbesaitete Gemüter. Frömmler legen ihn aus als Wehruf über die Welt der Sünde, das Jammertal, in das das Kind nun voll Trauer ein-trete; grämliche Schwarzseher, die in der „schlechtesten aller Welten" leben und nirgends einen Sonnenschein und Sonntag sehen, deuten ihn als trübe Vorahnung der vielen Schmerzen des Lebens; humorvollere Sonnenkinder sagen wieder, der in eine neue Welt geworfene kleine Erdenbürger wolle mit diesem Schrei seinen Ärger und seine Entrüstung ausdrücken über die Veränderung, die sein Leben in dieser Stunde so unfreundlich von Grund aus geändert hat; nach einem witzigen Naturforscher endlich ist er nur ein Ausbruch des Jubels über die endliche Erlösung aus der unwürdigen neunmouatlichen Haft „inter urinam et faeces“. Der unbefangene Naturforscher, der auf geistreiche Stjmbolit nicht viel gibt, erkennt darin nichts anderes als den Ntflv£ der ersten, durch neue Reize heftig und schmerzlich erregten Atmung. Viele neue Tätigkeiten unseres Organismus — denken wir nur an das Zahnen, au die Pubertät usw. — pressen uns ähnliche Schmerzensschreie aus, die gewissermaßen Signale sind, daß ein neues Organ in uns zu funktionieren anfängt. Bis dahin atmete die Mutter für das Kind, in dessen Adern das von der mütterlichen Lunge belebte Blut kreiste. Und jetzt muß es plötzlich selbst atmen; das ist ein Akt, der mehr bedeutet als eine Maturitätsprüfung, fast soviel wie die erste Stunde im Trommelfeuer für einen jungen Krieger. Man denke nur an die Einwirkung der kühleren atmosphärischen Luft auf die Haut des Neugeborenen, der bisher, hermetisch von der Luft abgeschlossen, in einer Flüssigkeit von 28° R. badete, an ihr gewaltsames Eindringen in die Luftwege und die zarten Lungen, an die neuen Ansprüche der Ernährung, die plötzlich von seinem Magen und Darm verlangt, daß sie verdauen und die ungewohnte Nahrung dem Körper ansetzen sollen, an das grelle Licht der Sonne und das künstliche der Kerzen und Lampen, dem das junge Geschöpf jetzt ausgesetzt ist, an die geräuschvolle Hast seines jetzigen Lebens gegenüber der lautlosen Stille und behaglichen Ruhe seines bisherigen Daseins I Mancher und manche von uns atmete schon tiefer und verhaltener, ja schrie auf, wenn nur ein Fuß in ein etwas kühleres Bad zu setzen war. Um wie viel mehr muß dies der 4076 arme, kleine Schiffbrüchige an dem für ihn so ungastlichen Gestade tun 1 Und so beginnt mit dem ersten Atemzuge die unausgesetzte und doch nie ermüdende Arbeit des Atmens, die nächst dem Herzschlag (der bekanntlich schon seit 5 Monaten im Mutterleibe sich bemerkbar machte) schnellste rhythmische Bewegung eines menschlichen Organes. Durch den Einfluß der rauhen Aüßenluft kommt gleichsam ein Weckerrad in der Uhr des kleinen Körpers zur Auslösung; der Eindruck auf die Hautnerven pflanzt sich längs der Nervenbahnen fort auf die hintersten Teile des Gehirns (das sogenannte verlängerte Mark) und diese regen auf eine bis jetzt noch unbegriffene Art die Atmungsmuskel zur Tätigkeit an. Und die kleinen Lungen sangen an zu arbeiten, um nicht früher wieder zu rasten, als bis mit dem letzten Atemzug das Leben erlischt. So ist jener erste Schrei das Symptom der ersten zweckmäßigen, bald auch schon einem erkennbaren Willen gehorchenden Bewegung, die das Kind außerhalb des Mutterleibes vollbringt und durch die es den ernsten Schritt tut, ein selbständiges Wesen zu werden. Übrigens muß ich hier bemerken, daß nicht alle Neugeborenen beim Eintritte in die Welt schreien; manche niesen dafür recht herzhaft, gleichfalls ein Atmungsreflex, der auf eine periphere (äußere) Erregung, vielleicht auf eine plötzliche Abkühlung oder eine Reibung des Rückens zurückgeht. Aber daß das Kind noch ein paar andere Dinge aus dem Mutterschoße in die neue helle und laute Welt mitbringt, in denen sich Vorgänge seelischer Art ausdrücken, wurde schon erwähnt. Der erste Sinn des Neugeborenen, der das Dasein der Außenwelt wahrnimmt, —' unvollkommen, dumpf und unklar genug werden wir uns diese Wahrnehmung freilich vorzustellen haben — ist der Tastsinn, und zwar zunächst jener elementarste von den niederen Sinnen, den man den Hauptsinn nennt und der wiederum die deutlich unterscheidbaren Sinnesfunktionen des Drucksinnes und Wärmesinnes in sich schließt, die von manchen Physiologen (wie Häckel) als eigene Sinnesdepartemcnts angeführt werden. Daß die Hautnerven des Neugeborenen gleich anfangs sehr erregbar sind, haben z. B. die Beobachtungen von Preyer und Kußmaul bewiesen. Diese Gelehrten haben neugeborene Kinder, soweit diese unter natürlichen Verhältnissen nicht hinreichendes Bevbachtungsmaterial lieferten, mit verschiedenartigen Mitteln gereizt und hiedurch reflexartige und mimische Bewegungen erzielt, die auf den Eintritt gewisser Empfindungen schließen ließen. Man hat z. B. den Hautsinn geprüft durch Berührung mit den Fingern, durch Kneipen und Tätscheln, durch mäßige Nadelstiche (ich bitte darob nicht zu erschrecken), durch Kitzeln mit einem Glasstab oder Federbart (Lippen und Zunge unterzieht man ja vielfach einem solchen Reize, um die Saugbewegungen auszulösen), durch Anregung der Nasenschleimhaut mit Dämpfen von Essigsäure oder Ammoniak usw. Die Mitleidigeren unter meinen verehrten Zuhörern werden mit solchen Versuchen und Reizmitteln wohl nicht ganz einverstanden sein; aber ich kann ihnen versichern, daß diese Mittelchen so natürlicher und unschuldiger Art und sicher von keinem nachteiligen Einflüsse sind, daß zu einer Entrüstung gar kein Grund vorliegt. Machen Sie sich also, wenn Sie in einschlägigen Werken von solchen Versuchen lesen, ja keine übertriebenen Vorstellungen und denken Sie daran, was gegen alle diese unschuldigen Reize der fürchterliche natürliche Druck bedeutet, der dem Kinde beim Geborenwerden auferlegt war, und wie dumme und unwissende Mütter Tag für Tag mit neugeborenen Kindern in viel gefährlicherer Weise herumhantieren und experimentieren, als diese ernsten Forscher es in Verfolgung berechtigter wissenschaftlicher Absichten gelegentlich getan haben. Wenn ich in diesem Zusammenhänge von meinen Erfahrungen sprechen darf, so habe ich an meinen Kindern wahrgenommen, daß der Hautsinn in den allerersten Tagen nach der Geburt noch sehr wenig empfindlich war; nur auf starke Berührungen antworteten sie mit der Gebärde des Schmerzes; eines meiner jüngeren Kinder aber reagierte wie der Knabe Preyers schon innerhalb der ersten 24 Stunden auf die unbedeutendste Berührung seines Gesichtes. Sehr empfindlich sind, wie ich mich überzeugt habe, die Augenlider der Neugeborenen, die sich schon bei Berührung eines Wimperhaares sofort schließen. Noch am ersten, gewöhnlich aber am zweiten Lebenstage avanciert der neugeborene Schreihals zum Säugling. Die erste Wahrnehmung der tastenden Lippen des Kindes ist neben der Wärme die Weichheit der Mutterbrust. Aber gleich am ersten Tage seines Lebens — es ist dies bezeichnend für sein Los auf Erden — irrt der Mensch, und zwar infolge einer an sich richtigen, aber mißverstandenen Sinnesempfindung. Berühren wir z. B. die Lippen des Säuglings mit der Hand oder mit der Wange, so beginnt er sogleich die Saugbewegungen. Er befindet sich also in einem schweren Irrtum, indem er alle warmen und weichen Körper für seine Nahrungsquelle hält. Und nun ein Wort über diese Nahrnngsquelle selbst und die Aufnahme der Nahrung durch den Säugling. Dem menschlichen Säugling wird im Gegensatz zu seinen tierischen Alters-genossen — sagen wir z. B. einem Kälbchen oder eben aus dem Ei geschlüpften Küchlein — die Nahrung entgegengebracht. Die meisten Neugeborenen verschmähen sie am ersten Tage und beginnen ihr Leben mit Fasten ans ähnliche Weise, wie es in unseren schweren Tagen Tausende und Abertausende fristen und wohl gar schließen müssen. Aber die säugende Mutter wird nicht müde, ihr Kleines immer und immer wieder anzulegen und die gewünschte zweckmäßige Sangbewegung durch Berührung seiner Lippen, also durch äußere Reize, auszulösen. Und nun äußert sich im neugeborenen Kinde die Gegenwart eines wunderbaren, geheimnisvollen Wirkens, jenes Genius der höheren Lebewesen, den wir gemeiniglich Naturtrieb oder Instinkt nennen, eines Antriebes, der zweckmäßige Bewegungen ohne Bewußtwerden des Zweckes und der Mittel geschehen macht. (Fortsetzung folgt.) Schule und Alkohol. Der Kampf gegen den Alkohol gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Schule. Und gerade in diesen Tagen ist es notwendig, zur Abstinenz zu mahnen. Die Zeitverhältnisse helfen übrigens mit, denn der Wein ist im Preise derart gestiegen, daß manche abstinent sein müssen, weil sie sich den Wein einfach nicht kaufen können. Aus diesem Grunde bekommen auch die Kinder weniger Alkoholika wie sonst und gewöhnen sich also nicht an den schädlichen Genuß. Wenn nun die Schule gerade jetzt den Kampf gegen den Verderber energisch aufnimmt, ist zu hoffen, daß wenigstens einige von denen, die heute gezwungen sind, abstinent zu sein, es später bleiben. — Dies vorausgeschickt, will ich den Gegenstand als zeitgemäß gegeben zusammenfassend beleuchten. Die häufigste Form, in der die Schule den Kampf gegen den A. aufnimmt, ist die, daß an entsprechende Lesestücke oder an den Naturgeschichtsunterricht anknüpfend, Belehrungen über die Schädlichkeit des Alkohols erfolgen. Die Belehrungen erstrecken sich im allgemeinen darauf, daß auf die schädigende Wirkung dauernden Alkoholgenusses auf das Nervensytem, auf Leber, Milz und Verdauungsorgane hingewiesen und auch erzählt wird, daß viele Menschen im Wahnsinn enden. Nach meinem Dafürhalten führen diese Belehrungen nicht zum Ziel; denn es ist einfach unmöglich, den Kindern einen exakten Beweis für die Richtigkeit der Behauptungen zu geben.1 Es kommt also im wesentlichen darauf an, daß die Kinder die Schädlichkeit des Alkoholes nicht erkennen, sondern glauben, was der Lehrer bietet. — Es darf aber nicht übersehen werden, daß nicht alle Kinder unbedingt den Worten des Lehrers glauben. Gerade in diesem Falle arbeitet das Elternhaus selten mit der Schule und die Kinder werden gegenteilige Behauptungen hören. Auch in der Schule werden Ungläubige aufstehen, die den Gläubigen von Personen erzählen, die viel trinken und doch gesund und stark sind und ein hohes Alter erreicht haben — und werden sie so in ihrem Glauben wankend machen. Um diese Erzählung unwirksam zu machen, müßte der Lehrer selbst den rüstigen alten Trinker erwähnen und eine scheinbare Ausnahmsstellung erklären. Aber wie? Sagt aber der Lehrer nur, daß sich diese Erscheinung daraus erklärt, daß es eben Menschen von so eisenfester Gesundheit gibt, die selbst durch dauerndes Trinken nicht untergraben wird, so rechnet sich sicher jedes Kind, das am Wein Gefallen gefunden hat, zu dieser Menschenart, beruhigt damit sein Gewissen und — trinkt. Selbst wenn es an einer Musterschule einem Musterlehrer gelänge, die Schädlichheit des Trinkens ausreichend zu beweisen, so ist damit ein praktischer Erfolg — und auf den kommt es doch an — noch nicht garantiert, denn wissen und nach dem Wissen handeln sind leider zwei sehr verschiedene Dinge. Ein weiteres Kampfmittel ist die Abschreckung. Dabei werden meist die grausigsten Geschichten von Trinkerelend und Säuferwahnsinn erzählt und abstoßende Abbildungen von Organen gebracht, die durch fortgesetzten Alkoholgenuß deformiert sind. Ganz abgesehen davon, 1 Sehr richtig I Zum ersten fehlt es an Ernst, zum zweiten an schlagenden Beweisen; also ist die Verfasserin auf dem rechten Wege, wenn sie aus der Not eine Tugend und im Verlauf eine Gewohnheit schmiedet. — D. Sch. daß ich ein so brutales Vorgehen, wie es das Abschrecken ist, überhaupt für kein anständiges Kampfmittel halte, glaube ich, daß es eher Schaden als Nutzen stiftet. Ich gehe davon aus, daß fast alle Kinder der Oberklasse — in der dann der Kampf gegen den Alkohol am intensivsten betrieben werden soll — schon irgendwie zu den geistigen Getränken Stellung genommen haben. Nach meiner Beobachtung sind sie meist für und nur selten gegen das Trinken; ' Ich halte es nun für ganz überflüssig, den wenigen Kindern, die nicht Alkoholika zu sich nehmen, mit den obenerwähnten Geschichten und Bildern zu kommen, die doch nicht veredelnd wirken können. — Bei denen aber, die schon trinken, kann ich diesen rücksichtslosen Angriff auf Vorstellungsvermögen und Nerven auch nicht angebracht finden. Ich begründe das mit der Beobachtung, daß Trinker — ob groß oder klein — nie charaktervolle, sondern willensschwache Menschen sind und das umsomehr, je mehr sie dem Laster bereits verfallen. Nun kann man solche Menschen leicht in Gewissensangst hineinreden, ohne ihnen aber dadurch soweit helfen zu können, daß sie das Trinken lassen. Sie werden also nur in den Konflikt gestellt zwischen ihre Erkenntnis und das Bewußtsein, ihr nicht folgen zu können. Diesem Zwiespalt entziehen sie sich sehr häufig durch verstärktes Trinken. Daß die Abschreckung jemanden wirklich geheilt hat, dürfte nur selten vorgekommen sein. Für wichtiger als Belehrung und Abschreckung halte ich das Beispiel des Lehrers. — Es macht auf mich immer einen sehr traurigen Eindruck, wenn die Herren Lehrer und gar die Fräulein Lehrerinnen Abende, ja Nächte im Wirtshaus verbringen. Solche Damen und Herren sollten — nach meinem Empfinden — trotz der Verordnungen der Landesund Bezirksschulräte nicht gegen den Alkohol reden. Die Diskonkordenz zwischen ihrem Reden und dem Handeln ist nur geeignet, die Sache — und die Betreffenden selbst — lächerlich zu machen und damit den ganzen Lehrstand dem Spotte der Kinder und der Erwachsenen preiszugeben. Das Beispiel wirkt nicht so sehr auf den Verstand als auf den Willen der Kinder. Vielleicht wäre es überhaupt das Beste, wenn man die Alkoholfrage auf dem Gebiete des Wollene zu lösen versuchte und nicht auf dem des Erkennens. Natürlich müßte dann die Schule der Willensbildung im allgemeinen mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Wie das zu geschehen hätte, dafür hat schon W. Foerster die Wege gewiesen. Was Foerster in der Jugendlehre, in Schule und Charakter, Lebenskunde und Lebensführung über die Alkoholfrage sagt, halte ich für so gut und praktisch durchführbar, daß ich einfach darauf verweisen möchte, um den Raum dieser Zeitschrift nicht mehr als notwendig in Anspruch zu nehmen. Ich gebe zu, daß das Meiden des Alkohols auf Grund freiwilliger Entsagung ein schwieriges Stück für die ist, die schon Geschmack an ihm gefunden haben, und eine ganz bedeutende Menge von Charakter verlangt, Uber welche die kleinen und großen Trinker nicht verfügen. Aus dieser Erwägung heraus halte ich es für das Wirksamste, den Kampf nicht direkt — durch Belehrung, Abschreckung, Beispiel, und Willensschulung — sondern indirekt aufzunehmen, und zwar dadurch, daß man in den Kindern so starke Interessen weckt, daß das Interesse am Alkohol nicht aufkommt. Ich denke mir das in folgender Weise durchgeführt. Jeder Lehrer ist sich gewiß im Klaren darüber, welcher seiner Schüler Neigung zum Trinken zeigt. Diese sind während des Unterrichtes besonders genau zu beobachten, um herauszufinden, welchen Gegenständen sie ihre Aufmerksamkeit zuwenden. In der Richtung ihres Interesses sind sie dann zu beschäftigen. Nun darf aber diese Beschäftigung nie den Charakter einer überwachten, geforderten Arbeit annehmen, sondern sie soll nur als Liebhaberei gelten. Das Vorbeugemittel, das am öftesten Anwendung finden kann, ist das Lesen. Daran haben die meisten Kinder Freude. Diese Freude müßte zunächst durch ein gutes Lesebuch und durch gute Lesestunden gefördert werden. An schönen Gedichten und Lesestücken, die auf das Gemüt wirken sollen, ist kein Mangel; das Verständnis für das Schöne ist zu fördern und nicht die Grammatik auf sie loszulassen. Dazu sind die realistischen Lesestücke geeignet. Weitere Nahrung müßte die Lesefreude durch die Schülerbibliothek erhalten. Diese sollte auf der Oberstufe nicht nur Märchen und Kindergeschichten, sondern auch Erzählungen, Theaterstücke und Gedichte wirklicher Dichter — auch moderner — ganz oder fragmentarisch aufweisen. Der Lehrer muß die Bücher, die er ausgibt, genau kennen und den Kindern gestatten, die gelesenen Bücher mit ihm zu besprechen, was die Freude an der Lektüre verstärkt. Dabei ist die Geschmacksrichtung der kleinen Trinker gut zu beobachten und zu leiten, aber ja nicht zu stark, daß ihnen dadurch die Lust am Lesen vergeht, sondern in einer Weise, daß diese noch ausgeprägter wird. Hat man ein Kind so weit gebracht, daß die Lesefreude festsitzt, dann ist zu hotten, daß es auch später die Sonntage lieber beim Buch als im Wirtshause verbringt. Sehr zu bedauern ist es freilich, daß auf dem Lande so selten Volksbüchereien zu finden sind. Hie und da eine Südmark-Bücherei, das ist alles und das ist eben zu wenig. Der Bauer würde sich gerne manchmal in ein Buch vertiefen, aber er scheut sich davor, es zu kaufen, und darum geben so viele das Lesen auf, wenn sie die Schule verlassen haben. Sehr häufig zeigen Kinder Freude an der Natur. Bei vielen ist es nur ein allgemeines, etwas verschwommenes Naturgefühl. Dieses würde ich in Gesprächen vor der Schule oder nach ihr zum Interesse an Naturbeobachtung zu steigern suchen und damit den Wunsch wachrufen, die Vorgänge zu verstehen. Anfangs würde ich nur mündliche Belehrungen geben; später durch leicht verständliche Bücher einwirken und in den letzten Monaten vor dem Austritt aus der Schule naturwissenschaftliche Zeitschriften leihen, z. B. „Kosmos“ oder „Natur“ — beide sind sehr billig — mit den Kindern darüber sprechen und sie immer wieder zu neuem Beobachten anleitcn. Des niedrigen Preises der genannten Zeitschriften wegen ist zu hoffen, daß sich doch der eine oder der andere sie hält. Damit wäre Zeit und Geld dem Wirtshaus entzogen. Da die erwähnten Blätter dann und wann Aufsätze über den Alkohol bringen, werden die Abnehmer immer wieder ermahnt, das Trinken sein zu lassen. Leichter ist es bei jenen Kindern, die von vorneherein Neigung für ein bestimmtes Gebiet zeigen, z. B. für Pflanzen, Insekten, Gesteine u. dgl. Auch diesen würde ich zuerst nur mündliche Erklärungen geben, dann ließe ich ein leicht verständliches Lehrbuch folgen und würde ihnen schließlich zeigen, mit einem Bestimmungsbuche umzugehen. Das Bestimmen macht den Kindern sehr große Freude, nimmt viel Zeit in Anspruch und hält sie dann, wie später die Erwachsenen, von dummen Streichen ab. Vor dem Verlassen der Schule würde ich den Kindern auch zeigen, wie man Sammlungen anlegt. Ich weiß wohl, daß Pflanzen- oder gar Käfer- und Schmetterlingssammlungen jetzt verpönt sind. Da ich das aber nur meinen kleinen Alkoholikern zeige, u. zw. in Privatunterredungen, so wird es nicht zum Klassenrummel werden. Und einen jungen Menschen vom Trinken abgehalten zu haben, ist hoffentlich ein paar Käfer wert. Bemerke ich bei dem oder jenem der Kinder Neigung zur Geographie oder Geschichte, so würde ich diese in ähnlicher Weise zu fördern suchen, wie ich es bei Naturgeschichte ausgeführt habe. Meine Anhänger der schönen Literatur und meine Wissenschaftler würde ich auf die Landesbibliothek aufmerksam machen. Diese verleiht zu minimalen Jahresbeiträgen Bücher auch auf das Land hinaus. Da darf aber nicht vergessen werden, den Kindern zu zeigen, wie man eine solche Zuschrift an die Bibliothek macht und wie man mit einem Katalog umgeht. Wie ich die „Wissenschaft“ zum Kampf gegen den Alkohol herangezogen habe, so möchte ich auch versuchen, die „Kunst“ dazu auszunützen. Es liegt mir ferne, dem Dilettantismus Vorschub zu leisten. Ich denke auch gar nicht daran, aus Bauernkindern oder Kindern der unteren Volksschichten Musik- oder Malbeflissene zu machen, sondern ich denke an die in vielen Kindern schlummernde Neigung zur angewandten Kunst, zum „Basteln“. Fast jede Modezeitschrift bringt dann und wann Spiele, die ausgeschnitten und geklebt werden müssen, ehe man mit ihnen spielen kann. Diese würde ich verschenken und zeigen, wie man sie gebrauchsfähig macht. Dann würde ich auf die Modellierbogen verweisen und so die Kinder auf immer schwierigere Aufgaben bringen, bis sie imstande sind, einfache Gebrauchsgegenstände oder einzelne Teile davon in gefälliger Form herzustellen. Auch dem Verzieren dieser Dinge würde ich Aufmerksamkeit schenken, aber dabei nicht verlangen, daß die Kinder selbst Entwürfe machen, sondern sie nur lehren, Muster aus Zeitschriften und Modezeitungen für ihre Zwecke umzuändern. Dabei wäre wieder über das Pausen und Übertragen von Mustern auf Stoff, Holz usw. zu sprechen. Ist nun erst einmal ein Spielzeug oder ein Muster für die Handarbeit der Schwester ordentlich geglückt, dann wird die Freude am Basteln immer größer und hält meist lebenslang an. Und — einen richtigen Bastler findet man nicht im Wirtshause. (Eine trefft liehe Prophylaxe! D. Sch.) Wie schon erwähnt, denke ich mir diese „Rettungsversuche“ nicht während der Unterrichtsstunden, sondern in Gesprächen vor und nach der Schule durchgefUhrt, die aber durchaus den Charakter von Privatunterhaltungen tragen müssen. Das läßt sich bei einigem Takt ganz gut so einrichten, daß sich weder die betreffenden Kinder protegiert, noch die anderen zurückgesetzt fühlen. Das halte ich auch für wichtig, daß bei diesen Gesprächen nur von der Liebhaberei des Kindes, aber nie vom Trinken gesprochen wird; denn wie das Kind merkt, daß die Teilnahme des Lehrers nicht rein persönliche Teilnahme ist, sondern einen Nebenzweck verfolgt, sinkt seine Freude darüber, damit oft auch die Freude am Gegenstände, und damit wäre viel verloren. Von einer Mehrbelastung des Lehrers bei Anwendung dieser Vorschläge wird man kaum sprechen können. Wer der Antialkoholbewegung feindlich gegenübersteht, wird diese Versuche ohnehin nicht machen, und alle, die ihr freundlich gesinnt sind, werden die kleine Besprechung, die doch nicht täglich stattzufinden braucht, gerne auf sich nehmen. Ist aber jemand nur von der Schädlichkeit des Trinkens überzeugt, hat aber nicht genug Liebe zu den Kindern, den bringt vielleicht ein wissenschaftliches Interesse dazu, Versuche zu machen, ob und auf welche Weise eine auf keimende Neigung oder gar schon Leidenschaft für den Alkohol dauernd niedergehalten werden kann. Nun will ich mich noch rechtfertigen, weshalb ich die A b 1 e n k u n g mehr angewendet wissen möchte als die direkten Mittel. Ich leugne nicht, daß ein bewußtes Entsagen des Alkohols auf Grund von Belehrung, Beispiel und Willensdisziplin ethisch weit höher zu bewerten ist als die fast abgelistete Entsagung durch Ablenkung. Nach meiner Meinung kommt es aber weit mehr auf den praktischen Erfolg und nicht auf den theoretisch einwandfreien Weg dazu an. Ein ethischer Minuswert haftet der Ablenkung ohnehin nicht an und so glaube ich, daß man ruhig davon Gebrauch machen kann, umsomehr, als sie an Verstand und vor allem an Charakter weit geringere Anforderungen stellt als die anderen Mittel und darum auf die breiteste Menge angewendet werden kann. Mein Vorschlag: die Neigung zum Trinken durch eine Neigung zu einer Liebhaberei zu bekämpfen, ist nicht wesentlich neu. Er geht auf etwas zurück, das schon Epiktet gelegentlich und Spinoza prinzipiell empfohlen hat und was in der Pädagogik unter dem Schlagwort „Gewöhnung durch den Gegensatz der Leidenschaften“ bekannt ist. Der gleiche Gedanke findet sich auch bei Locke und Rousseau. Die Genannten wollen die Ablenkung zur Heilung aller möglichen moralischen Gebrechen angewendet wissen und ich möchte eben den Versuch machen, sie im Kampfe gegen den Alkohol zu gebrauchen. Daß ich nicht daran denke, eine harmlose Liebhaberei zu einer Leidenschaft zu gestalten, ist selbstverständlich. Wenn auch niemand den Versuch macht, meine Vorschläge auszuprobieren, so bringe ich wenigstens die Antialkoholbewegung in Erinnerung und bitte die Kollegen und die Kolleginnen herzlich um ihre energische Mitwirkung in dieser wichtigen Angelegenheit. Lehrerin P. in G. Nachbemerkung. Im Hinblicke darauf, daß uns bei der Ausfüllung der Lücken, die der Krieg ge-rissen hat, nicht allein um die Quantität, sondern auch die Qualität des Menschenmaterials zu tun sein muß, finde ich die Frage zeitgemäß und im Grundzuge auch glücklich gefaßt. Wie denken andere über die Methode? - P. Lesefrüchte. 7.) Alle Dankbarkeit macht fromm und selig. 8.) Der ärmste Mensch, der ganz versenkt ist in ehrliche Arbeit und hilfreiches Tun, der leuchtet weiter und heller als alle offenen und heimlichen Prahler. 9.) Der auf Äußerlichkeiten Gewicht legt, der verkündet damit den anderen nur, daß er ungebildet ist, denn Bildung heißt: Das Hauptsächliche vom Nebensächlichen unterscheiden zu können. 10.) Eigensinn ist gar kein Zeichen von Selbständigkeit, sondern ein Zeichen der Schwäche; man kann sich nicht aufraffen, seine eigenen Wünsche zu unterdrücken und das ist der Anfang aller Unbeständigkeit. 11.) Das Verhältnis zu den Eltern ist die große Prüfung, in welcher ein Mensch das Zeugnis der Reife oder Unreife für Leben und Schicksal erwirbt. 4081 Schulhistorisches. (Ein Beitrag zur Belebung des Geschichtsunterrichtes.) Von S. Thomanitsch in Gnas, Steiermark. (Schluß.) Und nun eine Lesestückprobe: Der nachläßige und boshafte Schulknabe. Es war einmahl ein Knabe mit Nahmen Peter, der wollte nichts lernen, weil er auf nichts Achtung gab. Er wollte nicht eimnahl gern in die Schule gehen. Die Altern mußten ihn immer vor sich her in die Schule treiben, wie man ein Tier vor sich her treibt. Da seufzten die Altern oft über Petern, und sagten: „Du böses Kind! aus dir wird nichts Gutes.“ — In der Schule hatte der Schullehrer seine Notli mit dem Knaben. Entweder er saß nicht still, und hinderte die ändern Kinder; oder er gab nicht Achtung, und war nicht aufmerksam auf das, was der Schullehrer lehrte. Erst ermahnte ihn der Schuhllehrer in aller Güte; als aber das nichts half, so strafte er ihn hart mit allerley Strafen, die weh thaten. Er blieb aber, wie er war. Da rief denn der Schullehrer oft im Unwillen über seine bösen Streiche: „Peter, dir wird es dein Lebtage nicht wohl gehen 1“ Was geschah? Als der Knabe älter und stärker ward, da wollte er niemanden gehorchen, und sich keiner Ordnung unterwerfen. Er diente bey vielen Herren; aber keiner konnte mit ihm fertig werden. Endlich bestahl er seinen Herrn, und da ihn dieser dabey ertappte, so wehrte er sich, und schlug seinen Herrn so arg, daß er daran sterben mußte. Er wollte davon laufen; aber er ward ergriffen, und gefangen gesetzt. Die Obrigkeit ließ ihm, ändern bösen Buben zum Schrecken, alle Glieder bey lebendigem Leibe zerschlagen, und ihn tödten, seinen Körper auf das Rad legen, wo ihn die Raben fraßen. Hätte dieser Mensch nicht in der Jugend seinen Altern und Lehrern so viel Verdruß gemacht, so hätten sie nicht Uber ihn geseufzet, und ihn verwünschet. Es traf bey ihm ein, was Altern und Lehrer vorher sagten. Denn es ward nichts Gutes aus ihm; es ging ihm sein Lebtage nicht wohl, und er nahm ein schlechtes Ende. Das gute Schulkind. In eben diesem Dorfe war ein anderes Schulkind von armen Altern, Nahmens Carl. Er ging gern zur Schule; wenn er in der Schule war, hörte er recht aufmerksam zu, und außer der Schule dachte Carl wieder an das Gute, was er in der Schule verstehen gelernt hatte. Carl ließ sich auch zu allem Guten willig lenken, und bezeigte sich nicht schläfrig, trotzig oder unwillig, wenn ihm eine Lehre gesaget, oder wenn er eines kindischen Fehlers getadelt, oder zurecht gewiesen ward. Je mehr nun Carl an Alter zunahm, desto mehr nahm er auch zu an dem, was gefällig, nützlich und gut ist. Ein jeder, und vornehmlich seine Altern und Lehrer freuten sich darüber, und die Altern konnten Carln im lOten Jahre schon in ihrer Haushaltung gebrauchen, auch ihm manches anvertrauen. Als Carl nun groß und stark genug geworden war, um bey ändern Leuten zu dienen, da war sein Abschied von seinen Altern und Lehrern recht rührend. Er dankte ihnen für die Sorgfalt und Treue mit Thränen, und rühmte das Gute, was er von ihnen hatte. Sie aber rühmten seinen Fleiß und Gehorsam, segneten und küßten ihn. Sein Lehrer sprach zuletzt noch manches mit ihm, und schrieb ihm diese Worte zum Andenken auf. Bleib fromm, und thue recht; denn solchen wird es zuletzt wohl gehen. Dieses versprach Carl zu thun, und er hielt es auch. Denn Carl blieb als ein völlig erwachsener Mensch stets treu, suchte stets den wahren Nutzen seiner Herrschaft zu befördern, und ward immer geschickter und verständiger. Und nun ging es ihm auch wohl. Denn er hatte bald die besten Herrschaften, welche, sobald sie von ihm hörten, ihn in ihren Dienst haben wollten ; weil sie auch immer gern die besten Dienstbothen zu haben wünschten. Er war also auch gut belohnet worden, und da er seinen Lohn durch Sparsamkeit zusammen hielt, so kam er bald in den Stand, sein eigenes Brot zu essen. Denn als er lange genug gedienet hatte, kaufte er sich ein kleines Gut, und lebete vergnügt. Und auf diese Art war der Segen seiner Altern und Lehrer an ihm sichtbar erfüllet: und wer ein glückliches Leben beschreiben wollte, der erzählte von diesem guten Carl. Das aufrichtige Kind. Clara war aufrichtig und offenherzig gesinnt. Wenn sie etwas nicht wußte, weil sie nicht recht Acht gegeben hatte; so gestand sie es dem Lehrer gleich, und sprach: „Ich habe nicht recht Acht gegeben, aber ich will mich bessern. Ich bitte, sagen Sie mir es noch Ein Mahl. Wenn sie sonst wo gefehlet hatte, und es ihr von ihren Altern verwiesen ward; so begehrte sie nicht, sich zu entschuldigen, oder ihren Fehler zu verkleinern, sondern sie sprach: „Ich habe Unrecht, und verdiene Strafe, will sie auch leiden, aber werdet mir nur nachher wieder gut, liebe Altern! denn das betrübet mich am meisten, daß ich eure Liebe entbehren soll.“ Mit solchen Gesinnungen gefällt man Gott und den Menschen wohl. Das arme Kindermädchen. Ein armes Mädchen, daß bey fremden Leuten die Kinder warten mußte, saß und weinte. Da fragte die Frau im Hause: „Warum weinest du? Fehlet dir etwas? Ach! sagte das Mädchen, wenn ich daran gedenke, was aus mir werden wird, dann muß ich wohl weinen! Die ändern Kinder gehen in die Schule, und lernen viel Gutes, und ich wachse auf wie ein Unkraut. Ich selbst habe nichts, um das Schulgeld zu bezahlen; denn ich muß um das Brot dienen, und bleibe also ungeschickt. Wer wird mich in Dienst nehmen wollen, wenn er geschicktere Leute bekommen kann? Ich wollte gern die Nacht arbeiten, wenn ich nur in die Schule gehen, und etwas lernen dürfte!“ Da ward die Frau gerührt, und dachte: Ich will, mich dieses armen Mädchens arbarmen, Gott will, daß wir Mitleiden mit den Armen haben sollen; und jemanden was Gutes lernen lassen, ist die größte Wohltat, die man ihm erzeigen kann. Sie schickte von der Zeit an das Kind alle Wochen etliche Stunden in die Schule; und je mehr Gutes das Mädchen lernte, desto treuer und fleißiger arbeitete es. Paul und Franz. Paul war leichtsinnig und unachtsam; Franz aber dachte nach, und gab auf alles Acht. Einst ging Paul aus der Stadt nach Hause, und eine Weile darauf kam Franz denselben Weg. Da fand Franz einen schönen Ring. Vor dem Dorfe lag Paul unter einem Baume, und schlief. Franz weckte ihn auf, und erzählte ihm sein Glück. Da rieb sich Paul die Augen, gähnte, und sprach: „Den hätte ich auch finden können; denn gewiß hat ihn der Herr verloren, der mir vor der Stadt begegnete.“ Warum hast du ihn denn nicht gefunden?“ antwortete Franz. „0, sagte Paul, wer kann auf alles Acht geben?“ Franz machte darauf bekannt, daß er den Ring gefunden habe, und erhielt von demjenigen, welchem er zugehörte, zehn Gulden zum Geschenke. Die Achtsamkeit verwahrt vor vielem Kummer, Und mancher fand durch sie sein Glück. Der Träge träumt, und übersieht im Schlummer So manchen günst’gen Augenblick. Die ungleichen Brüder. Carl ehrte seine Altern; denn er gehorchte ihnen, und hüthete sich sorgfältig, ihnen Verdruß zu machen. Anton aber that, was ihm gut dünkte, schlug alle guteu Lehren seiner Altern und Lehrer in den Wind, und machte, weil er unverständig handelte, seinen Altern manches Herzeleid. Als sie beyde groß wurden, bekam Carl bald einen guten Herrn, bey dem er Brot hatte. Anton aber blieb grob, dumm und faul. Er bekam aber immer den schlechtesten Herrn; denn kein guter Herr konnte ihn leiden, oder mochte ihn behalten. — Als er alt wurde, bettelte er vor Carls Thür. Ehre Vater und Mutter, und gehorche deinem Lehrer, auf daß es dir wohl gehe. Wer etwas kann, den hält man werth; Den Ungeschickten niemand begehrt. Das Bild oder der Schein trügt. Wilhelm sah in einem Teiche bey stillem Wetter das leuchtende Bild der Sonne. „Vater,“ sprach er, „kommt eilig in den Garten, es ist ein großes Feuer in dem Teiche.“ Der Vater lachte und ging mit ihm hin. „Seht ihr nicht, Vater, wie es da brennt?“ rief Wilhelm. „Ich sehe es wohl mein Sohn,“ sprach der Vater, „aber es ist das Bild der über 4083 uns stehenden Sonne, welche sich im Wasser spiegelt. Doch ich will dich überzeugen, daß es kein Feuer ist.“ Darauf nahm er eine lange Stange, und hielt sie eine Weile in den Widerschein der Sonne; und als er sie heraus zog, da mußte Wilhelm sie anfasssen, und fand sie naß und kalt. Als sie zurück kehrten, da wunderte sich Wilhelm, wie es so feurig hätte aussehen können, da es doch kein Feuer wäre, „Mein Sohn,“ sprach der Vater: „das Bild der Sonne ist nicht die Sonne selbst; dein Bild im Spiegel bist du nicht selbst; denn zwischen dem Bilde und dem Abgebildeten ist ein großer Unterschied. Das Bild ist nicht die Sache selbst, der es ähnlich sieht. Der Schein betriegt oft; und darum brauchst du den Unterricht erfahrner Leute, damit du lernest, nicht gleich einem jeden Anscheine zu trauen, sondern durch den Verstand die Dinge zu prüfen.“ Die gute Magd. Christine diente bey einer schlimmen Herrschaft, die ihren Leuten wenig zu essen, und beständig Scheltworte gab. Christine war arm, aber fromm. Sie bethete oft zu Gott' und sprach: „Ach, ach, lieber Gott, lenke doch, wenn es dein guter Wille ist, das Herz meiner Brotherrschaft zu mir, daß sie mir nicht so hart und lieblos begegne! Aber vielleicht ist mir diese Trübsal nützlich! Wer weiß, wie ich die guten Tage vertragen würde! vielleicht würde ich frech und liederlich, wenn es mir zu wohl ginge. Du weist es am besten, Herr, mein Gott! Schenke mir Geduld, und hilf mir, daß ich treu und fleißig sey, wenn es mir gleich schlecht vergolten wird. Du, Herr! wirst alles wohl machen, und zu seiner Zeit mir Freude schenken.“ Eine wohlhabende Witwe bemerkte Christinens gute Aufführung, nahm sie zu sich, und versetzte sie in gute Umstände. Gott kennt der Freude rechte Stunde; Er weiß, wann sie uns nützlich ist! Der gute Knecht. Martin ward krank, und mußte seinem Knechte die Arbeit anvertrauen. Anstatt, daß ein böser Knecht ohne Aufsicht nachlässig und trag gewesen wäre: so war dieser gute Knecht doppelt fleißig, und wendete alle mögliche Sorgfalt an, alles recht gut zu machen. „Ey,“ sagte er, „wie wird sich mein Brotherr freuen, wenn er meine Treue sehen wird! Er soll sich von seiner Krankheit noch ein Mahl sobald erhöhten, wenn er alles gut finden wird, und sich nicht ärgern darf.“ Martin wurde wirklich besser, und gab diesem guten Knechte seine Tochter; und da er keinen Sohn hatte, so bekam der Knecht nach Martins Tode das Bauerngut. Das wohlthätige Kind. Ein Bettler sagte zu dem Kinde eines Tagelöhners, welches in jeder Hand ein Stück Brot hatte: „Ach, mich hungert gar sehr, liebes Kind! gib mir doch nur die Hälfte von dem kleinsten Stücke Brots, das du trägst 1“ — und das Kind gab ihm das größte Stück ganz, und freute sich, wie der arme Bettler das Brot aufspeisete. Da sagte der Bettler : „Nun hast du mich armen hungerigen Mann gesättiget. Gott segne dich dafür, du gutes Kind! Und als das Kind groß wurde, ging es ihm wohl. Denn Gott belohnet durch weise Fügungen oft schon auf Erden Wohlthätigkeit und Menschenliebe. Der dankbare Sohn. Carl legte sich mit solchem anhaltenden Fleille auf die Landwirtschaft, daß er sich bald die Liebe seines Herrn erwarb. Und bald darauf ward er von der Herrschaft, bey der er diente, seiner Geschicklichkeit wegen als Verwalter angenommen. Wie er nun bey diesem Dienste feinen guten Lohn bekam, von Jugend auf aber sparsam zu leben sich angewöhnet hatte: so brauchte er auch nicht alles von seinem Lohne zu seinen Bedürfnissen, sondern erübrigte alle Jahre etwas davon. Da dachte er an seine armen alten Altern, und schickte ihnen monathlich ein Gewisses am Gelde, davon sie sich dienstfrey kaufen konnten. „Das ist die größte Freude für mich,“ sprach er oft, „wenn ich daran gedenke, daß meine Altern durch mich ein ruhiges und frohes Alter erleben, und daß ich es ihnen doch einiger Maßen vergelten kann, was sie mir Gutes getan haben.“ 4084 Eine Schulnacliricht aus 1826 hat folgenden Wortlaut: „Zeugniß“ „Karl Hermann, Schiller der zweiten Classe in der Trivialschule zu Anger, hat die Schule fleißig besucht, in seinen Sitten sich sehr gut verhalten, und die vorgeschriebenen Gegenstände folgender Maßen erlernt: Die Religion .... gut Das Lesen (deutsch, latein, geschrieben) .... sehr gut Das Schönschreiben (current, kanzelley) .... gut Das Rechnen .... gut Das Rechtsprechen .... gut v Das Recht- und Dictando-Schreiben .... gut Die Anleitung zu den schriftlichen Aufsätzen .... ziemlich gut. Er verdient daher in die erste Classe gesetzt zu werden. Pfarrschule Anger am ... . N. N., Schullehrer. Ich glaube, nun gezeigt zu haben, daß man auch im kleinsten und bescheidensten Erdenwinkel ohne Auslagen eine kleine Altertümer-Sammlung anlegen und dieselbe zum Nutzen der Schule verwerten kann. Darum allen Kollegen die sich auch auf diesem Gebiete betätigen wollen, ein kräftig’ „Glück auf“ ! LeMtze aus der Hebe „Die gegenwärtigen foMlpolit. Aufgaben der Lehrerschaft". (Verf.: Dr. Rudolf Peerz.)' 13.) Unsere oberste sozialpolitische Aufgabe besteht im allgemeinen darin, den jeweiligen Stand der Dinge im Staatsleben zu studieren und sodann den geeigneten Augenblick zu ersehen, um im Interesse der Volksbildung und des Berufes entsprechend Stellung zu nehmen, beziehungsweise den richtigen Weg und die wirksamen Mittel zur Erreichung mit Bedacht gesteckter Ziele zu wählen. 14.) Wie günstig müßten sich unsere Belange gestalten, wenn wir der natürlichen Entwicklung mit einer geschlossenen kraftvollen Organisation nachhälfen I 15.) „Einfluß, Einfluß I" das ist die Losung für die kommende Zeit. 16.) Ja, die Lehrerosfiziere, das waren die Führer des Bolksheeres — und die in Reih' und Glied stehenden Lehrersoldaten die Sturmeswelle, die alles mit sich fortriß. 17.) „Das Vorgehen der Lehrer ist hinsichtlich Pflichterfüllung und Tapferkeit beispiel- gebend." 18.) Wenn die Schüler sehen, was die Lehrer vollbrachten, werden sie gleicherweise das Leben für Kaiser und Reich opfern. 19.) Es erwächst uns die hehre Aufgabe, unser Standesheldentum in dem großen Kriege aufzuzeigen und als köstliches Kleinod zu verwahren. 20.) Die Zukunft unseres Vaterlandes braucht ein diszipliniertes, pflichtbewußtes Geschlecht. 21.) Der Kriegsberichterstatter, der Aufklärer, der Werber um alles, was der Krieg braucht, der Prediger für die ausziehenden Streiter, der Verherrlichet: von Männertugend, der Vater der Waisen, der Beschützer der Witwen, der Berater in Nechtsangelegenheiten, der Bildner des zukünftigen Soldatengeschlechtes, kurz: der Hort der Gemeinde, des Vaterlandes kräftigste Stütze in schwerer Zeit — das soll der Volksschullehrer sein. 22.) Wir verwahren das als bleibendes Verdienst für uns, dem Vaterlande nicht allein unser Herzblut geweiht, die Begeisterung geliehen und die Hilfe für die Verlassenen geboten, sondern auch ein Heer bereit gehalten zu haben, das in schwerster Zeit nachgerückt wäre. 23.) Es werden die Großen im Rate der Krone aufhorchen und erkennen, welch ein bedeutsamer Faktor die Lehrerschaft ist und wieviel Staatskraft in ihren Händen liegt. . 1 Verlag der Blätter für den Abteilungsunterricht in Laibach, Preis 40 h. Briefkasten. Nun bin ich auch einmal mit unseren roadern U-Boot-Leuten zum Meeresgründe hinabgesunken, habe in grausiger Tiefe die Wunder unter dem Wasser gesehen und bin dann mit Piloten hinauf in die Lüfte, um aus eisiger Höhe herab Land und See zu überschauen. Es liegt was Großes in Beidem. Wer tauchte und flog, kann ermessen, welch ein Heldentum mit dem U-Boot und dem Zweidecker verknüpft ist. Der den Wellenspiegcl verläßt nach unten oder nach oben, muß es sich jedesmal vorsagen: „Mach deine Rechnung mit dem Himmel!" •- Vom Meeresstrande weg rollte ich nach dem lieben Görz hinüber. Alles, was mir vormals so teuer war, da ich neun Jahre an der Stätte wirkte, lag in Trümmern vor mir. Zerbrochenes Glück! Doch Görz wird neuerstehen, muß neuerstehen! Ich will durch Deutschland reisen und es bauen helfen. Zwischen Görz und dem Meere liegt in Totenstille der bleiche Boden, aus dem elf große Schlachten getobt; ich schritt über das Gestein, das in der Zeit der wilden Kämpfe das Blut der Gefallenen genetzt hatte. Welch grausige Bilder zogen da vor der Seele auf! — Von Görz ging es an die Piavesront. Der Weg verriet eine Flucht, wie sie die Weltgeschichte wohl kaum zu vermerken haben wird. — Nun bin ich wieder daheim. Könnte ich doch endlich einmal sagen: „Als noch Krieg war, da ...!" — Lehrer-Höerkeninani I. K., Kekdpolk 291: Am besten ist es, Sie nehmen sich einige Tage Urlaub, fahren zum nächstbesten Gymnasium und holen sich Rat. Ich habe in Triest maturiert und in Wien promoviert. Stellen Sie sich die Sache nicht zu leicht vor; man erschwert uns den Ausstieg auf jede erdenkliche Art und bietet uns sodann nichts, rein gar nichts. Wohl überlegen, ehe Sie die Jugendkraft an etwas verschwenden, was in Österreich nur ideell gelohnt wird! — Lehrer It. K. in W.: Ihre Eingabe habe ich der Standes. Organisation zur Behandlung abgetreten; ich werde dahinter sein und die Sache fördern. — Schlki. I. I. in (Kärnten): Die ziemlich gepfefferte Kritik ist dem durch sie Betroffenen zur Gegenrede übermittelt worden. Es soll der Verwetterte nicht förmlich am Pranger stehen, sondern sogleich Gelegenheit haben, sich zu wehren. Auch dem Leser ist es lieber, unter einem Für und Wider zu hören. — Art. S. It. in W.: Ja, der Krieg hat die Menschen gewandelt — äußerlich und im Innern! Ob mir nach all den Schrecken und nach der Stumpfheit so vieler, die daheim eine neue Zukunft vorbereiten sollten, der Frohsinn des Friedens noch eigen sein wirb, ich bezweifle es. — Der Kövess-ZZand ist mit Rücksicht auf den Papier-Mangel nur in beschränkter Ausgabe erschienen. Da ich annehme, daß jeder Leser von „Schule und Vaterland" ein Buch, in das ich meine ganze Seele gelegt habe, weil ich den General über alles hochschätze, für sich oder die Schule beschaffen wird, denn die Schrift ist sozusagen eine Sammlung der uns verbindenden hohen Ideen, so muß ich mahnen, sich mit der Bestellung zu sputen. Ein Zweitdruck wird eben vorläufig nicht möglich werden. (Verlag der „Blätter für den Abteilungsunterricht in Laibach". — Preis der Ausgabe aus Kunstdruckpapier 7 Kronen, aus Glanzpapier 5 Kronen.) — Kauptmann S., Ilekdpost 29:1: Ihre braven Leute hörte ich sagen: „Der kann nicht verlieren!" — Wenn der Soldat so von seinem Kommandanten spricht, dann gibt es freilich nur Sieg auf Sieg. — Hverkentnani A. W in A. A. (Währen): Alles geordnet. Die unregelmäßige Ausgabe der Zeitschrift ist durch den mangelhaften Postverkehr bedingt. Die Verwaltung bleibt wie vordem in Laibach; bloß der Vertrieb des Köoess-Buches erfolgt z. T. von Wien aus. — Krl. K.K. in Sch. (Stetermark): Bringen Sie d?n Feldmarschall ins Volk; es gibt keine so goldene Persönlichkeit weit und breit, die nach allen Seiten hin Wesensstärke auszuströmen vermöchte. — Hvungsschnssehrer It. I5. in L.: Unsere arme päd. Literatur! Jetzt, da ein Liter des fragwürdigen Saftes, den man „Wein" nennt, den Jahres-Bezugspreis einer Fachzeitung ausmacht, gibt es noch viele, die den flüssigen Geist dem in der Schrift niedergelegten »erziehen. Und da sollen wir mit unserem Programm weiterkommen! — Lehrer L. K. in L. (Il.-H.): Bedenken hin, Bedenken her, es wird nicht lange gefackelt, sondern alles, was faul ist, unbarmherzig entfernt! — Lehrer W. It. in W.; Ich habe mich in militärischen Kreisen wohl für die Lehrerschaft im allgemeinen eingesetzt, kann aber für Einzelne nichts unternehmen, weil ich Drückebergerei so Haffe, daß ich nicht einmal den Schein ihrer Förderung auf mich laden will. — Werk. K. H. in K.: Die schreiben: „Der Weltkrieg hob das Ansehen des Lehrstandes ganz gewaltig. Daß aber dieses Ansehen nach Beendigung des Krieges nicht wieder schwinde, sondern für immer erhalten bleibe, ja noch mehr gehoben werde, ist Pflicht des Lehrstandes. Wie könnte dies nun geschehen? „Geld regiert die Welt." Man bewahre die jungen Lehrer davor, gedankenlos und ohne Überlegung in den Stand der Ehe zu treten. Sowie der Offiziersstand, dem der Volksschullehrer jetzt angehört, von seinen Mitgliedern eine Kaution verlangt, wenn sie sich verheiraten wollen, ebenso könnte man den Lehrer dazu verhallen, daß er bei seiner Verheiratung den Besitz einer bestimmten Summe Geldes Nachweise. Ein gut fundierter Ehestand würde sein Ansehen in der Gemeinde bedeutend heben und der Lehrer würde nicht wie bisher als ein armer Schlucker betrachtet und über die Achsel angesehen werden." — Was ich dazu sage? Grundsätzlich einverstanden; nur wird es schwersallen, eine Norm aufzustellen, und gar bei der Heiratswut der Lehrer. Hören Sie nur, wie manches Muttersöhnchen wimmert, wenn es nicht täglich seine warme Suppe und das Bröcklein Fleisch im Topfe hat! „Da muß man ja heiraten!" Mit dieser armseligen Devise stürzen sich die meisten kopfüber in die Ehe. — Nun, der Krieg wird manchen gehärtet haben, so daß er auch ohne sie wird leben können. Zeit lassen, bis man was ist; Umschau halten, bis man was Standesgemäßes gefunden hat; Geld zum ändern nehmen, so viel nur zu nehmen ist! Das gebe ich dem jungen Genossen ins Leben mit. — Ich habe mich bei Nr. 1 zu lange verweilt, bin daher „sitzen geblieben"; also sind 2 und 3 bloß Theorie, doch vielleicht eine gute. — Zum kehten Streich rüstet sich die Welt. Nun wird es in der Tat das letztem«! sein! Also gilt mehr denn je das Wort vom Durchhalten! Richtet die Zagen auf, seid selbst aufrecht und beißt die Not hinunter! Wenn die Führer wanken, versinkt der Trupp. P. Kleine Mitteilungen. 681.) Zum Direktor der k. k. Staatsvokks- und Bürgerschule in priest wurde der k. k. Fachlehrer Franz Wotzel ernannt. Diese als erstes Exempel für die von uns angestrebte Staalsvolksschule errichtete Anstalt, deren Leitung zuvor in den Händen des Direktors Karl Stolz lag, wird nicht allein von deutschen Kindern Triests, sondern wegen ihrer günstigen Lernerfolge auch von Italienern besucht, heischt also im einzelnen wie im ganzen außerordentliches Geschick und volle Hingabe an die Kulturarbeit. Direktor Wotzel, der auch als Führer der Standesorganisation im Süden bekannt ist, wird es verstehen, den Ruf der Schule zu wahren und dies nach dem Beispiele seines Vorgängers ohne pädagogische Charlatanerie und Gauklerkünste. — 682.) Im Zentrakiustitut für Hrziehung und Unterricht, Berlin W. 25., Potsdamerstraße 120, sprach Mittwoch, den 23. Jänner, Geheimrat Prof. Dr. Fabricius aus Freiburg i./B. über „Der bildende Wert der Geschichte des Altertums". Der Vorzug deutschen Wesens besteht in der Verbindung praktischer Fähigkeiten mit idealem Empfinden. Nach keiner dieser beiden Seiten darf das deutsche Volk Zurückbleiben. Auch die technischen Leistungen werden durch ideales Streben erhöht. Hiernach richten sich die allgemeinen Aufgaben und Ziele deutscher Erziehung. Die Frage, wieweit die alte Geschichte nach ihrem bildenden Wert zur Lösung dieser Aufgaben notwendig ist, findet zunächst rein äußerlich eine Beantwortung darin, daß zum Verständnis der politischen und kulturellen Lage Europas in der Gegenwart und für die Stellung Deutschlands die Kenntnis des Altertums unentbehrlich ist; denn die moderne Bildung ruht auf antiker Grundlage. Seit an die Stelle einseitiger Idealisierung des Griechen- und Römertums durch die Humanisten von Niebuhr an die kritische Betrachtung der alten Geschichte getreten ist, hat die wissenschaftliche Behandlung und Problemstellung immer neue, im Altertum schlummernde Kräfte entdeckt. Weiter beruht der Bildungswert der alten Geschichte darauf, daß besonders dem jugendlichen Verständnis die Erscheinungen und Quellen angepaßt sind, und daß die Vorgänge und Verhältnisse des Altertums für uns alle einfach und übersichtlich erscheinen, erstens, weil die Entwicklung völlig abgeschlossen hinter uns liegt und weil zweitens die Begebenheiten sich auf engstem Raume und in übersichtbarer Zeit vollziehen. Dabei bietet sich ein großer Reichtum staatlicher Einzelerscheinungen dar, die das politische Denken bis in die Gegenwart beherrschen, und sie sind von philosophisch und staatsmännisch gebildeten Autoren ersten Ranges dargestellt. Etwa die Blüte Griechenlands im Perikleischen Zeitalter, die nur aus ihren geschichtlichen Voraussetzungen heraus zu verstehen und für die Gegenwart nutzbar zu machen ist, zeigt besonders deutlich den Zusammenhang der Kultur mit dem politischen Leben. Vorgänge wie das Vertagen der athenischen Demokratie bei äußerem Mißgeschick oder die Rettung des römischen Volkes durch die Festigkeit seiner staatlichen Ordnung nach Cannae sind bei richtiger Betrachtung für die Gegenwart von untrügbarem Werte. Wenn die altgeschichtlichen Studien ausschließlich auf die Wahrheit gerichtet bleiben, verbürgen sie eine echt nationale Erziehung. 683.) Österreichische Schukgcographie für Bürgerschulen. Dr. R. Hödl, Amon. Tempsky. 3 50 K, einteil. Ausgabe. Ein vortreffliches Lehrbuch, das dem Schüler und dem Lehrer Vergnügen und Aneiferung bringt. Landschaft, Wirtschaft, politische Gliederung, Kultur, das ist die Stufenleiter, in das Verständnis der Karte einzugehen. Wissenschaft und Wirklichkeilsleben durchdringen einander. Scharfe Bilder, oft in Buntdruck, erhöhen den Eindruck und Wert des Buches. M. 684.) Das Nichtigste aus der geometrischen Isormenkehre von W. Schächer bei R. Hitschfeld, Sternberg in M. Preis 1‘40 K. Für Bürgerschulen berechnet, kann dieses kleine Werk auch in Mittelschulen gut verwendet werden. Klarheit, Übersicht und Kürze sind seine Vorzüge. Der Schüler wird für feste Einprägung gelernten Stoffes einen guten Führer finden. M. 685.) Aiusteruiste. Dr. A. Krause. Deutsche Naturwissenschaft!. Gesellschaft. Eine ausklärende Einführung in Art, Entstehung, Zeitsolge der Sonnen- und Mondesfinsternisse sowie der Finsternisse im Weltall. Die Darstellung ist abgeklärt, faßlich und dabei äußerst fesselnd. Wer Belehrung wünscht, findet hier einen leichten und doch sichern Weg. Durch den Russensturm. 3.) In der Aeste F*rzemysl. Damals, als ich den Krieg noch im Hinterland miterlebte und Abend um Abend des Drahtberichtes harrte, trat einmal mein Bote, einer der Lehramtszöglinge — heute deckt ihn der blühende Rasen —-, in die Stube, bleich und zag und stammelte die Worte: „przmiysl ist gefallen." — Mir fuhr es durch den Sinn, als hätte das Geschick ein Glied aus der Familie gerissen, przetnysl, unser Stolz und unser Wall, er war erlegen. Was nun? —; — Mit Bangen verfolgten wir in den kommenden Tagen das große Geschehen. Schon dröhnte der Tritt der Russenheere vor Arakau und ein ängstliches Zucken ging durchs Reich. Da, mit einem» male flammte es auf wie glutendes Morgenrot: In Gorlice zerbrach die gewaltige Front und bald darauf meldete der Bote: „Prze-mysl ift wieder unser I" — Und nun sollte ich diese von Heldentum umwobene Feste vor mir sehen I Immer wieder lugte ich aus, wenn unser Transportzug, über die Stätten der gigantischen Kämpfe rollend, in eine größere Station entfuhr, ob sich schon was zeige, was an die Tage der Entscheidung erinnerte. Nichts war indes als Spur zurückgeblieben; über die Gräber der Gefallenen hinweg wellte das goldene Korn. So können also noch die Mitsahren aus der Blutsaat trinken! — Wir näherten uns den Wällen des äußeren Gürtels von P. — Wer vermeint, eine Feste unserer Zeit präsentiere sich als ein Stück untgürtetes Land, irrt; man merkt wenig von dem, was den Begriff erfüllt. Gin Hügelland, auf weiten Plan gelegt, ein Fluß, über den sich eiserne Brücken schwingen, die eine hängt ins Wasser hinein — und dann eine eng zusammengekauerte Stadt, in der sich das Leben abwickelt wie überall anderwärts. Erst die nähere Nachschau unter kundiger Leitung enthüllt die Merkmale der Trutzburg. — Ein junger Hauptmann ist wein Führer. Wir rattern mit einem Karren aus den Straßen über eine blendende Straße hinaus zu den Festungswerken. Nach einer Stunde sind wir bei Drahtverhauen und Gräben angelangt — beim Verteidigungs-raum innerhalb der Wälle. Dann geht es zu den Trümmern des Gürtels. Die Kasematten, in die Erde gelegten Verließen mit Zyklopenmauern gleichend, liegen in Scherben gebrochen vor uns. Ein wirres Thaos von Zementstücken, Felsstücken und Eisengerümpel. Aber dem Ganzen liegt eine Stahlkuppel wie ein zersprengter Riesenteller. Sie war der Schutzdeckel für das auf- und niedertan-chende Geschütz. Eine schwere Granate hatte sie getroffen — getroffen wohl auch das Rohr darunter und so manchen, der es betreute und lenkte. . . Wie wir so sinnend auf den Trümmern stehen und das Werk der Vernichtung betrachten, wendet sich mein Begleiter herüber und sagt: „Sehen Sie, diese Mauern hatte vor Jahren mein Vater auszuführen, da ihm eilt Stück des Festungsbaues übertragen worden war, und ich, der Sohn, mußte sie zermürben, um den Feind vom heimatlichen Boden zu vertreiben. Sonderbare Fügung der Zeit!" — Und mit dem Finger nach einem erbrochenen unterirdischen Wehrgange weisend, fuhr der Hauptmann fort: „Dort lagen die Russen und bestrichen aus dem Verstecke hinaus das Land weithin mit ihrem Feuerregen. Da setzten die Deutschen mit schweren Mörsern ein und brachten die Schar zum Schweigen; der Raum war eingeebnet, es konnte also der Angriff erfolgen. Doch, welch eine Enttäuschung! Als tapfere Ha-noveraner stürmten, erschloß sich der Schlund von neuem und ein Bach voll Glut schoß aus dem Gemäuer. Die Helden wurden von ihm ergriffen und vernichtet. Nun brüllten die Mörser aufs neue. Und wieder trat Stille ein in der Feste. Ein zweiter Angriff erfolgte. Bayern mit den blinkenden Messern in der Faust erklommen die verhaue und 4088 drangen in die Katakomben ein. Doch auch ihnen ward ein Feuergruß, denn aus den letzten Schlupfwinkeln heraus knatterten die Maschinengewehre und Stutze« und so mancher der Kühnen sank hin. Doch das Stück ward genommen, die Bresche erbrochen und abends schon wehten die Mahnen der Unser« auf dem Tatarenhügel..." Stumm und starr lagen die Stätten vor uns, über die der wilde Kampf getobt; ich sandte denen, die hier gestritten und ihr Leben für eine große Sache ausgehaucht haben, einen innigen Gruß im Namen aller, die daheim erleichtert aufatmen konnten, da die Kunde kam: „przemysl ist wieder unser!" Der Herr Hauptmann legte eine Karte auf und erklärte den Festungsbereich. Welch weitgespannter Bogen um die Stadl, die dem Kriegsbilde den Namen gibt! Das Auge kann der Linie kaum folgen. Wie undeutlich doch die Vorstellung ist, die man sich aus Bildern holt! Da man in den Schaufenstern das grimme Toben in Darstellungen sah, meinte man, das sei ähnlich zugegangen wie vor der Feste Ilion. Nichts von dem! Die Forts sind hügelkuppen und zwischendrin laufen unscheinbare Verteidigungsanlagen; man sieht ein Waldland vor sich, in dessen innerste Mulde sich eine Gluckhenne, die Stadt, gesetzt hat. Auch Täler furchen den plan. — „Und trotz allem," meinte mein geistvoller Erklärer," kann die Abwehr in kommenden Tagen nicht ausreichen. Eine Festung bindet wohl eine Armee und ist für das vorrückende Gros eine Gefahr im Rücken; allein bei dem Massenaufgebote von Menschen und der Furchtbarkeit der Waffen kann sie nicht mehr als eine lästige Behelligung sein; sie wiegt also mit dem Effekt die Kosten nicht auf. Man wird darum die zerschellten werke wohl kaum mehr instandsetzen, sondern der lückenlosen Grenzverteidigung das Augenmerk zuwenden müssen." — Auf der Rückfahrt passierten wir Soldatenfriedhöfe — traurige Zeichen des Kampfes. Doch sie waren nur kleine Zeichen; unendlich tief und unendlich groß war jedoch das, das sich auf dem Hügel, um den sich die Häuser der Stadt lagern, dem Blick enthüllte: Soweit das Auge sieht, nichts als Kreuzlein und bekränzte Hügel. Freund und Feind, (Österreicher, Deutsche, Türken, Russen, — sie schlummern hier in gemeinsamer Ruh'. Ja, auf diesem Erdenstück hat der Tod reiche Ernte gehalten und es wird einmal die Jugend des Vaterlands hieher wallen wie zu einer heiligen Stätte, vor der sich jeder in Dankbarkeit und Demut beugt. — przemysl, du stolze Feste, in Trümmern liegst du zwar vor uns; aber dein Name glänzt in die Jahrhunderte hinaus und kündet von großer, von eherner Zeit. — P. (wird fortgesetzt.) polack-Ecke. 21.1 Die Liebe kennt keine Fernen; sie hat ein Stücktein der göttlichen Allgegenwart! 19. Dezember 1913. 1 Aus einem Briefe an den Kaiser!. Rat A. Hofer in Wien. (Bisher noch nicht veröffentlicht.) 6«teu*e«ln und verantwortlicher «christletter: Hubolf Peer«. — Scu* »»„ go|e| Sanllc«! ln »ouiche«. '{nJfeßiZ/in rt'{fir&(n'rt'tn Aß'jf/J ^M^iOy^LxO Dm rXlin^O) r&tn r&M h2m 'Kßl/xS'l/iZ Nsa&mmim SÖSH M M m 1 N II i G ’S bß C0 tu *o Ui