Allen unseren Lesern wünschen wir ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr KONTINENTE Das neue {Missionsmagazin KONTINENTE Das neue {Missionsmagazin KONTINENTE Das neue ({Missionsmagazin Wie in der letzten Nummer des „Stern der Neger" bereits angekündigt, beabsichtigen nun folgende Missionsgesellschaften ab Februar kommenden Jahres das neue gemeinschaftliche Missionsmagazin „Kontinente" herauszugeben: Missionare, Söhne des Hist. Herzens Jesu, Ellwangen/J. Spiritaner, Knechtsteden Maristenpatres, Fürstenzell-Meppen Maristenschulbrüder, Furth-Recklinghausen Missionsbenediktinerinnen, Tutzing Missionsdominikanerinnen, Schlehdorf Heiligenstädter Schulschwestern, Geseke Franziskanerinnen, Reute Kapuziner, Münster Claretiner, Frankfurt Missionsärztliche Schwestern, Essen-Steele-Horst Mill Hill Missionare, Coesfeld Missionarinnen „Königin der Apostel", Hallenberg Die genannten Genossenschaften haben das Anliegen des Konzils, eine gute katholische Pressearbeit zu leisten, aufgegriffen und wollen mit der Herausgabe dieses gemeinsamen Missionsmagazins einen entscheidenden Schritt tun. Liebe Leser! Wenn Sie dann im Februar 1966 erstmals dieses Missionsmagazin aus Ellwangen zugeschickt bekommen, werden Sie überzeugt sein, daß Sie die neue Zeitschrift besonders begeistern wird. Sie werden uns daher auch weiterhin die Treue halten. Ihr P. Udo Baumüfler 5tern c{erTsleger ZEITSCHRIFT DER MISSIONARE SÖHNE DES HLST. HERZENS JESU November/Dezember 1965 Jährlicher Bezugspreis: DM 3.- S. 15 Lire 500 Einzahlung: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Scheckkonto 862 11 Stern der Neger Herz-Jesu-Missionshaus Milland Bressanone/Brixen C. C. P. 14 7392 Trento Bestellung: Missionshaus Josefstal 709 Eliwangen/Jagst Postfach 28 — Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz — Herz-Jesu-Missionshaus Milland Brixen Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Ellwangen/Jagst Josefstal Schriftleitung : P. Udo Baumüller MFSC Missionsseminar St. Josef 709 Ellwangen/Jagst Postfach 28 Druck: Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirćhl. Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Unsere Bilder: Anthony 5; MFSC-Archiv 5; Fides 3; Hunter 1; Baumüller 1; Wellenzohn 1. Die Wiederkehr der Götter La PaX, Stadt in den Anden, Regierungssitz des Staates Bolivien, 3800 Meter hoch. Darüber der „llimani", der „große alte König". An den Rändern der Stadt siedeln die Indios. Sie machen 70 Prozent der Bevölkerung des Landes aus. Seit der Bodenreform sind sie in Scharen in die Stadt gekommen. Sie dek-ken ihre Häuser mit Wellblech, das ist billiger als Stroh. Bevor aber ein solches Haus gebaut wird, graben sie an den vier Ecken etwas ein, ungeborene Lamas, aus den Muttertieren genommen und mumifiziert. Auf dem Zaübermarkt von La Pax verkauft man sie öffentlich. Sie schützen vor Erdbeben und Geistern. Für jeden bösen Bestandteil der Natur gibt es einen, der ihm widerspricht. Gut ist, was schützt. Zauberpakete werden gemischt. Was dem Menschen fehlt sind Wurzeln" und Stacheln, also muß man sie ihm geben; und noch dazu Wolle, Zucker, Früchte und Silber, für Wärme, Nahrung, Kinder und Reichtum. Ein Wattering um das ganze, damit den Amuletten nichts geschieht. Nicht nur die Menschen, selbst die schützenden Elemente sind bedroht. Jeder Indio trägt ein solches Paket. Man legt es den Kindern auf die Haut, kaum daß sie geboren sind. Auch bei der Taufe ist es dabei. Warum lassen sich die Indios taufen, wenn das Licht des Glaubens nichts vermag? Der Priester mahnt! Ist es umsonst? Nein! Sie sind fromm. Sie haben ein tiefes Bedürfnis zu glauben, aber sie glauben mit den Augen. Niemand vermag zu sagen, was in ihren Herzen vorgeht, wenn sie beten. Noch die einfachste Kirche ist ihnen das Haus einer Macht, an die man sich wendet, wenn das Unglück eingetreten ist. Die Kraft aber, es zu verhindern, kommt nicht von oben, sie steigt von der Erde auf, über die sie ihre Dächer spannen. Vielerorts darf man am Dienstag und Mittwoch nicht auf den Boden stampfen, sonst erschrickt man die Erde. Wenn das Meerschweinchen pfeift, wird jemand krank. Wirft es sehr viele Junge, dann verarmt der Patron. Glücklich die Mutter, deren Kind häßlich ist bei der Geburt, wohlgestaltet wäre es ein Kind des Fiimmels und müßte bald sterben. Die Türe des Hauses darf man nachts nicht schließen, sonst sperrt man das Glück aus. Und was ist Glück? Drei Lamas mehr und gute Jahre für die Felder. Die Erde ist dem Indio der Inbegriff des Guten, das einzige Wesen, mit dem er sich selber gleichsetzen kann. Was ist der Mensch? Eine Krume unter dem Pflug. Was ist das Leben? Das Mahlgut der Zeit, überall in diesem Land herrscht Pachamama, die Göttin der Erde, die Mutter der Zeit, der Natur und der Menschen. Alles, was in der Welt etwas nützt, auch Zuneigung und Gefühl, alles kommt aus der Erde, ist ein Teil von Pachamama. Die Lamas mit ihren sprechenden Gesichtern spiegeln Pachamamas Seele. Die Indio-; frau ist zufrieden, sie fühlt sich begehrenswert und hat viele Kinder. Der Indiomann ist stolz, er stammt aus der Ehe der Mutter Erde mit dem Gott der Sonne. Aber auch die Erde braucht Schutz, ihre Wächter sind die Toten. Wer im Leben mächtig waf, den setzte man als Toten an unauffindbarer Stelle über ein Tal. Das Christentum hat das verboten, aber die Indios wissen immer noch, wo die Ahnen wachen. Es ist klar, daß die Toten, zusammen mit Geistern und Dämonen, weiterleben in diesem Land. Die Hochfläche in den Anden ist der Tanzplatz der Indios, ihrer Geister und Heiligen. Sie ist der Treffpunkt der Götter mit Gott. Der Himmel ist unbewegt und kalt, die Erde aber, Pachamama, hat ein Herz, das manchmal bebt. Die Indios sind katholisch, ihre Berge und Täler sind es nicht. Wenn sie einen Heiligen feiern, dann weiß es aber niemand, welchen Gott Der Stamm der Uros wohnt auf den schwimmenden Inseln im Titikakasee. lie in ihm sehen. Die alten Könige schweigen und tanzen. |as Heiligtum von Pocacapana Iz. B. steht auf den Grundfesten eines uralten Tempels derPacha-mama. Ist das wirklich die Madonna Ist nicht einfach die Mutier Erde in das wundertätige Hild geschlüpft? land am Titikakasee. Die Indios Lagen, alle Kreatur sei hier ent- standen, heute noch wandere der Geist des Weltschöpfers über die alten Inkastraßen um die Schönheit seines Werkes zu beschauen. Viracocha, der Macher der Welt, verließ den Titikakasee und kam nach Tiahua-naco. Er hatte Sonne, Mond und Sternen ihren Platz am Himmel gewiesen und nun grub er in große Steine die Gestalt all der vielen Völker ein, die er erschaffen wollte. Die Sage verliert sich in der Vorzeit. Viracocha, der Macher, der plant die Menschen. Er schuf sie aus Ton. Dann hauchte er ihnen Geist ein und sie begannen zu reden: „Wo immer du seist auf Erden, ob in ihren Abgründen, oder an ihren äußersten Grenzen. Wo immer du seist im Himmel, Vira-cocha, wo immer du seist, höchster Herr, höre uns!" Er hört nicht mehr. Er hat seine Kraft verloren. Von Kirchen herab blicken Viracochas Geschöpfe. Die Götter von Tiahua-naco sind hinter spanische Gitter gesperrt. Vor 450 Jahren kamen die Spanier ins Land. Für das Kreuz und dem König von Spanien hatten die Eroberer das Land unterworfen. Von da an erklangen an den heiligen Stätten der Inkahauptstadt Cuzco die Psalmen vom gerechten Gott. Am Sonnentempel der Inkas in Cuzco wurde noch gebaut, als das letzte Inkareich schon an die Spanier verloren war. Er war nicht hoch und nur von einem Strohdach überspannt, aber in seinem Innern waren die Wände mit Goldplatten überzogen. In den Nischen hockten die Mumien vergangener Inkaherrscher, das Antlitz mit goldenen Masken bedeckt. Als die Spanier schon in der Stadt waren, hat man die Mumien noch fortgebracht. Sie sind hie gefunden worden. Heute ist der Tempel eingerüstet. 1950 erschütterte ein großes Erdbeben die Stadt Cuzco. Alles, was die Spanier vor 400 Jahren über diesen Tempel errichtet hatten, stürzte zusammen, nur der Bau der Inkas blieb unversehrt. Darauf hatten die Dominikaner ihr Kloster gesetzt, den Sitz der Inquisition. Seinen Kreuzgang baut man wieder auf. Da es schon zusammenbrach, warum hat man das Kloster nicht ganz entfernt? Weil das Land christlich ist. Auch das heilige Inkawasser kann zum Taufwasser geweiht werden. Katholisches Spanien und Inkawelt leben zusammen. Die Mauern der Häuser sind aus der Inkazeit. Die Höfe spenden den Schatten Kastiliens. Indiogesetze, vor fast 400 Jahren von der spanischen Krone erlassen, sind heute fast vergessen. „Es ist mein Wille, daß die Indios frei seien, keine Sklaven", sagte Philipp II. Frauenarbeit war verboten. Kein Weißer hatte ein Recht, Indianer zu Dienstleistungen zu zwingen. Sobald die Preise steigen, soll auch der Preis der Arbeit der Indios erhöht werden. Also beweglicher Lohn. In Europa dachte kein Mensch daran. Niemand arbeite mehr als acht Stunden täglich, vier vormittags und vier am Nachmittag, mit einer entsprechenden Pause je nach der Stärke der Sonne. Acht-Stunden-Tag, vergessen ist das alles. Zeitlos und fatalistisch, so läuft der Handel zwischen den Indios dahin. Neugier kommt und Mißtrauen geht. Die Gesichter haben keine Sprache, überall im Land sitžen vor den Kirchenfronten die Fiedler mit uralten indianischen Liedern. Das Erbe lebt, wie das Gold, bei der Arbeit auf dem Felde; überall sind Götter da. Die Priester singen vor tauben Ohren. Hört ihr nicht wie er auf dem ölberg betet? Wenn es geschehen kann, dann gehe dieser Kelch an mir vorüber, denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet. Attahualpa, dem letzten Inkaherrscher, der den Sonnenschild trug, hatten die spanischen Sieger das Kreuz gedrückt. Haß war die Antwort. Wie sollte man diesen Haß beseitigen? Attahualpa hatte eine sehr schöne Nichte. Im fernen Rom hegte der heilige Ignatius von Loyola Versöhnungsgedanken. Er hatte einen Neffen, Offizier des Königs, bei der Eroberung Perus hoch verdient, der sollte die letzte Inkaerbin zur Frau nehmen. Damit war der indianische Adel in Spanien hoffähig gemacht. Aus der Verbindung entsprang eine Tochter. Auf diese warf im fernen Indien der heilige Franz Xaver sein väterliches Auge, denn auch er hatte einen Neffen. Wieder wurde geheiratet, diesmal in Madrid. So schlossen sich die Häuser der beiden großen Jesuiten zusammen und von der alten Inkaburg in Cuzco wurde durch die Geisteskraft der Gesellschaft Jesu eine loyale Brücke geschlagen zu der königlichen Residenz von Madrid. Das einzige erhaltene Erbstück aber aus dieser Mühe ist der Stierkampf. Haben die Indios je gewußt, daß der Stier aus Spanien kam? Was suchen die Indios? Nur Tanz und Rausch, nur darin kommen sie zu sich selber. Fatalismus und Gleichgültigkeit fallen ab. Sie werden ein Wesen. Die Täler dröhnen von dem, was die Indios heute sind. Die Berge behüten schweigend, was sie einmal waren. Machu Fichu, letzte Festung der Inkas. Niemand weiß genau, wer diese Stadt gebaut hat. Die Spanier haben sie nie entdeckt. Bis 1911 wucherte aus ihren Steinen der tropische Busch. Ein Paradeplatz, eine Stätte für großes Priesterritual? Der Inka soll hierher gekommen sein, einmal im Jahr, in seiner Prunksänfte, in zehn Tagen, von Cuzco herüber. Machu Pichu bot Raum für 500 Menschen. Man errech-nete es aus der Anbaufläche der Terrassen. Ein Militärstützpunkt Vielleicht. Jedenfalls eine Stadt für wenige harte Herren und viele gehorsame Knechte. Hier steht der Tempel der Sonne, ein Mausoleum, dahinter der Palast der Fürstin, ein Haus für die heiligen Frauen, die schönsten Mädchen des Landes, dem Inka zu Diensten. Keine Nachricht verrät, was auf der Spitze des Sonnentempels geschah. Die Terrassen sind Sinnbild des Staates. Die Hände, die hier bauten, brauchten im Alter nicht zu sorgen, der Staat sah alles vor, Frau, Kinderzahl, Arbeitsart, Ruhe. Dafür verlangte er Blindheit und ewigen Gehorsam. Wurde dort oben gesagt: Bring dich um! Man ging dann mit Freuden, denn wirklich lebte man nur in einem einzigen Wesen, dem Sohn der Sonne, dem Inka. Es gab bedrängte Zeiten, Krankheit des Inka, Einfall fremder Heere, dann legte man auf den Altar des Sonnentempels ein Kind, mit Coca betäubt. Mit einem Messer schnitten die Priester das Herz aus der Brust und hielten es der Sonne entgegen. Wer leben will muß Leben geben. Erst als die Spanier kamen, hörten die Opfer langsam auf. Die Spanier waren gekommen des Goldes wegen und schließlich so lange geblieben, bis das Gold der Inkas sich verwandelt hatte. Die Indios sollten den magischen Glanz des Metalls nicht entbehren, nur sollte das Gold von den Altären leuchten, von den Abbildern des himmlischen Jerusalem. An diesem himmlischen Gold sollten die Indios jetzt teilhaben. Das irdische Gold des Inka hatten sie nur geschürft. Die Indios schwiegen und willigten ein. Erst im vorigen Jahrhundert wurde die spanisch-indianische Lebensgemeinschaft zerrissen. Der es tat, war Simon Bolivar, ein spanisch'blütiger Aristokrat. Ganz Lateinamerika nannte ihn den „Libertador", den Befreier. Zusammen mit dem argentinischen General San Martin nahm er die Spanier in die Zange. In hundert Schlachten schlug er sie. Als er starb, schien Lateinamerika zu sterben. Die Waffengefährten beklagten ihn. Und es klagten die Indianerinnen, die schon vergessen hatten, was Spanien ihnen geschenkt. Das einzige Wort der damaligen Zeit • hieß „Freiheit"! Voll Trauer aber blieb zurück, was Spanier und Indios gemeinsam geschaffen hätten. Das Leben frommen Glanzes war zu Ende. Die erste christliche Glocke der Anden stammt aus dem Jahre 1534. Damals war das ganze Land heidnisch. Und heute, ist es heute christlich? Die Indios bringen den gebührenden Respekt mit vor der Geistlichkeit, sie opfern Wachs, Kerzen, sie alle sollen auf den Altar. Heilkräftig ist Weihwasser. Gut ist die Stola, weil der Priester sie trägt. Sie glauben aus vollem Herzen, aber, was ist ihnen Christus? Ein marterreicher Fetisch? Santiage, den Heiligen der Spanier, sehen sie nur als großen Krieger und manchmal auch als Teufel. In vielen Kirchen gibt es einen Seitenblick auf die alten Inkagötter. Am ehesten beten sie noch zur Madonna. Sie ist wenigstens eine Mutter, versteht alles und leidet mit ihnen. Aber wenn sie wirklich Schutz brauchen, dann gehen sie ganz woanders hin. Sie gehen zum Zauberer, wenn man so sagen soll. Er zelebriert eine „schwarze Messe". Was der Priester vor Beginn der heiligen Messe mit Weihwasser tut, geschieht hier mit Schnaps. Ein Gebet lautet: „An Gott den Vater, an Gott den Sohn, an den Heiligen Geist, dem Tröster. Sie mögen ihre Ohren brüderlich herunterneigen. Von allen Übeln, Flüchen, Nachstellungen des Teufels und seines Anhangs, von den Furien des Neides, von den Pfeilen der bösen Zungen, die in der Hölle gemacht sind aus Gold, aus Silber, Kupfer, Blei, Zinn oder irgend einem andern Metall, seien alle Dinge befreit, abgelöst, getrennt und nichts von diesen Übeln soll erscheinen von jetzt an in alle Zukunft. Verschont bleiben sollen alle Bäume, Pflanzen, auf Gräbern, an Brunnen, Flüssen, Rinnsalen, Seen, oder in Häusern und Hütten, auf Feldern, Hügeln oder Hängen, an Mauern, am Straßenrand, in der Einöde, auf Weiden oder Wiesen. JedeSache, die gemacht ist oder hervorkommt aus den Zweigen der Bäume, alle Früchte, die Kräuter, die zum Essen hinzugegeben werden, oder zum Getränk, alles sei gereinigt und befreit von dem Übel. O äußerst liebenswerte Seeligkeit des Namens Jesu für immer. Amen." Ein Mann im Poncho hat die Funktion des Diakons in der Vormesse. Die Opferung vollzieht der Zelebrierende. Schnaps wird dargebracht. Heiligen - Bilder, Kreuz und Gürteltier ergeben eine Harmonie. Wandlung! Die Geister sind anwesend. Das Opfertier ist ein Meerschweinchen. Wer leben will, muß Leben geben. Werden die Geister der Erde und der Luft das Opfer annehmen? Das Herz wird dem Tier entnommen. Ein klarer Inkakult in christlichen Formen. Zur Kommunion wird Schnaps und Opferblut gereicht. Die Indios sind katholisch. In den Hochebenen der Anden lagern seit 400 Jahren die christlichen Kirchen, demütig, oder stolz. Ungehört verhallt heute ihre Sprache. Die Indios aber, schweigend und glaubenssicher heben ihre Augen auf zu den Bergen. Erwarten sie die Wiederkehr der Götter? 1 Gepflügt wird wie vor 1000 Jahren. Indios vom Stamm der Salasacas. Der Kommunismus der Inka Peru war schon einmal kommunistisch. Gemeint ist nicht eine etwas kommunistenfreundliche Regierung der letzten Jahrzehnte, sondern regelrechter Kommunismus. Und zwar war das vor etwa 450 Jahren, also lange bevor Marx sein kommunistisches Manifest schrieb. Der Kommunismus als Gesellschaftsund Wirtschaftsform ist keine Erfindung unserer Zeit. Ein Glanzbeispiel aus früherer Zeit ist das Reich der Inka, das sich um die Wende zum 16. Jahrhundert im Westen Südamerikas, vom heutigen Ecuador über ganz Peru bis nach Bolivien und Chile hin erstreckte. Dieses für uns in vielem so geheimnisvolle Inkareich war kommunistisch und sogar noch viel radikaler, äls es Rußland und China heute sind. Das Hauptmerkmal der kommunistischen Gesellschaftsform ist eine möglichst vollkommene Gleichstellung aller Menschen. Das soll erreicht werden durch völlige, oder fast völlige Abschaffung jedes Privateigentums. Nicht nur die Fabriken, sondern auch die Felder, Vieh, landwirt- schaftliche Gebäude usw. werden verstaatlicht. Damit ist auch jeder freie Wettbewerb der Menschen untereinander, der Motor einer freien Wirtschaftsordnung, unmöglich. Statt dessen wird der Mechanismus der Wirtschaft von einer Stelle aus geplant und gelenkt. Jeder Arbeiter oder Bauer ist ein Glied, ein Rädlein in einer riesigen, komplizierten Maschinerie, die von einer oder wenigen Händen gesteuert wird. Genau so war die Gesellschaftsordnung und Wirtschaftsform d,es Inkareiches. Privateigentum gab es für den Indio fast nicht. Alles gehörte dem Staat, näher-hin dem regierenden Inka, der Verkörperung der Gottheit. Jedes Jahr wurdé den einzelnen Dorfgemeinschaften, den sogenannten „Ayllus", je nach der Einwohnerzahl so viel an nutzbarem Boden zugewiesen, wie sie nötig hatten, und von dieser Dorfgemeinde erhielt jeder wieder seinen Teil. So bekam ein Mann, wenn er heiratete, einen »Tupu'. Das war die kleinste Wirtschaftseinheit, gerade so viel kultivierten Boden, wie zur Ernährung eines kinderlosen verheirateten Mannes ausreichte. Für jeden Sohn bekam er ein weiteres „Tupu" zugewiesen und für jedes Mädchen ein halbes. Dieses Land gehörte aber der Indianerfamilie nicht, sie hatte nur das Nutznießungsrecht. Der eigentliche Besitzer war der Inka. Alles Land, das nicht auf diese Weise vergeben war, blieb direkt in Staatsbesitz. Es wurde aber ebenfalls von den Indios einer „Ayllu" bebaut, doch der Ertrag kam in die staatlichen Versorgungslager. Sie dienten der Versorgung der Beamten und Handwerker und waren eine Sicherung gegen Mißernten. Außer der Arbeit auf dem Felde mußte der Mann aus dem Volk auch noch andere Arbeiten verrichten. Er bekam Wolle oder Baumwolle aus den Magazinen und hatte diese zu verarbeiten. Die Endprodukte kamen wieder in die staatlichen Magazine. Entlohnt wurde nichts. Was der einzelne an Kleidung und ähnlichem brauchte, und nicht selbst hersteilen konnte, wurde ihm zugeteilt. So bekam z. B. jeder Indio aus den öffentlichen Magazinen zwei Kleidungsstücke, ein Werktagsgewand und ein Fest- tagsgewapd. Jeder erhielt in Form und Farbe das gleiche. Keiner sollte mehr haben als der andere. Verschieden war die Tracht nur nach Geschlechtern. Voraussetzung für ein solches Staatswesen war, daß die Freiheit des einfachen ManPes aufs schärfste eingeengt wurde. Und hier sind die Inkas bis zum Äußersten gegangen. Die einheitliche Kleidung wurde schon erwähnt. Keiner durfte es wagen, sich eine individuelle Kleidung nach eigenem Geschmack zuzulegen. Aber es blieb nicht nur bei der Kleidung. Genau so war es mit der Wohnung und mit dem Essen. Für die Mahlzeiten waren Zeit und Zusammensetzung von oben her festgelegt. Jeder mußte bei offener Türe essen, damit er jederzeit kontrolliert werden konnte. Völlig - unmöglich war es dem einzélnen, seinen Wohnsitz selber zu wählen. Nicht einmal verlassen durfte er sein Dorf ohne besondere Erlaubnis. Dagegen kam es häufig vor, daß vom Staat aus Wohnsitzänderungen vorgeschrieben wurden. Neu unterworfene Völkerschaften wurden im Innern des Landes angesiedelt. In die neuen Gebiele kamen Stämme, die dem Regime treu ergeben waren. So wurde der einzelne demStOat geopfert. Jeder war nur ein kleines Glied in einem Mechanismus. Jeder hatte genau die ihm von oben zugewiesene Aufgabe zu erfüllen, ohne jede eigene Freiheit. Jede eigene Initiative hätte ja den genau berechneten Plan gestört. Damit ein so ausgeklügelter Mechanismus funktionieren konnte, war ein Beamtenapparat notwendig, mit dem alle Vorgänge im Reich bis ins kleinste kontrolliertwerden konnten. Je zehn Familien wurden von einem Beamten beaufsichtigt. Je fünf solcher Beamter unterstanden einem der nächst höheren Stufe und in dieser Reihenfolge ging das System bis hinauf zu den Vizekönigen, die unmittelbar dem Inka unterstanden. Jeder war seinem nächst höheren Vorgesetzten Rechenschaft schuldig/ Sonderkontrollen sorgten für die notwendige Überwachung. Die geringste Geste des Aufbegehrens wurde auf diese Weise wirksam und unerbittlich unterdrückt. Wenn mehrere Generationen hindurch auf diese Weise jede Freiheit systematisch unterdrückt wurde, konnte das nicht ohne Folgen auf den Volkscharakter bleiben. Die straffe Disziplin des sozialistischen Systems bewirkt ein Erlahmen und Absterben jeder Initiative. Weitsichtiges Planen, Vorsorge für mögliche Unglücksfälle oder Mißernten, oder für das Alter, sind fremd. Um solche Dinge hatte sich der einfache Mann nicht zu kümmern. Es liegt ihm nichts daran, sich wirtschaftlich zu verbessern, er macht sich keine Gedanken, wie er durch zielgerichtete Arbeit zu besseren Verhältnissen oder zu Wohlstand kommen könnte. Fremd ist ihm das Sparen. Hat er einmal eine große Menge Geld, so legt er es nicht vernünftig an, kauft sich nicht etwa einen Pflug oder ein .anderes Gerät, das die Arbeit erleichtern und Gewinn bringen könnte, sondern setzt es in Alkohol um. Er ist nicht etwa faul, aber es fehlt ihm jeder Sinn Eine Indianerin webt oft zwei Jahre und auch noch länger an einem Poncho. ■p *7*5 für zielgerichtetes, wirtschaftliches Denken. Noch in einer anderen Hinsicht haben die 300 Jahre Inkaherrschaft ihre Spuren im Charakter der Indio hinterlassen. Eine solche Entpersönlichung, wie sie der Sozialismus der Inka mit sich brachte, mußte elementare menschliche Fähigkeiten wie Freundschaft, Kinder- und Gattenliebe, Solidarität und Nächstenliebe, verkümmern lassen. Man kann sich fragen, ob diese Charakterzüge eine Voraussetzung oder eine Folge der Inkaherrschaft waren, ob sie schon vorher da waren, oder ob sie das Ergebnis einer langen Unterdrückung sind. Soviel läßt sich jedoch sicher sagen, daß der Kpmmunismus Moskaus oder Pekings unter den Indios denkbar günstige Voraussetzungen und Anknüpfungspunkte finden könnte, wenigstens in bezug auf seine Gesellschaftsform. Noch heute gibt es allein in Bolivien über 6000 sogenannter „Ayllus", also Dorfkommunen, in denen aller Grund und Boden Gemeineigentum ist, ähnlich den kommunistischen Kolchosen. Das alles haben die Propagandisten des Kommunismus unter den Indios der Anden auch längst erkannt. Sie beschwören daher das Ideal des alten Inkareiches herauf. Welches Volk wäre nicht empfänglich für eine solche Verherrlichung früherer glanzvoller Geschichtsepochen? Daß an diesem Glanz, von dem heute noch gewaltige Ruinen und Tempelanlagen zeugen, nur eine ganz geringe Oberschicht Anteil hatte und daß er mit der völligen Unfreiheit des übrigen Volkes erkauft war, wird dabei meist übersehen bzw. von den kommunistischen Agenten stillschwei. gend übergangen. R_ Baumann Eine Strategie der Ätherwellen Weltanschauliche Auseinandersetzung mit der Waffe der Ätherwellen. Sie sind nicht mehr allein von der Propaganda der Kommunisten ausgefüllt, auch die Kirche spricht überden Rundfunk zu den Völkern der Welt. Ein Wald von Sendetürmen steht in Kolumbien, in der Nähe der kleinen Gemeinde Sutatenza und die Männer, die sie benutzen, predigen den sozialen Fortschritt, denn je länger eine gesellschaftliche Neuordnung in den Ländern Lateinamerikas auf sich warten läßt, desto näher rückt der Tag, an dem die Saat von Moskau, Peking und Havanna völlig aufgehen könnte. Die Stimme von Radio Sutatenza, die in Tausenden von Bauernhütten überall in Kolumbien gehört wird, drängt auf eine unblutige Revolution, auf eine Änderung der Verhältnisse ohne Umsturz und Anarchie. Diese Stimme ist sehr links, doch macht sie bei aller sozialen und revolutionären Ungeduld nicht das geringste Zugeständnis an die Kommunisten, es ist die Stimme von Männern der Kirche. Radio Sutatenza begann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg damit, daß der Ortsgeistliche von Sutatenza Msgr. Salcedo, einen Amateursender aufstellte und Radioapparate verteilte, um seinen Bauern drahtlos Lesen und Schreiben beizubringen. Dieser Unterricht spielt auch heute noch eine große Rolle im Programm und Sutatenza schickt Kursleiter aus, die dem Radio dabei behilflich sind, dem ABC Eingang in die harten Köpfe der Bauern zu verschaffen. Inzwischen stehen freilich auch landwirtschaftliche, politische und soziale Kurse im Programm. Mit Spenden aus Kolumbien und Deutschland, dem Vatikan und den Vereinten Nationen, ist Radio Sutatenza zu einem Millionenunternehmen geworden mit neun starken Sendern und 20 000 Sendestunden jährlich. Fast ebensoviel, wie eine deutsche Rundfunkanstalt ausstrahlt. Obwohl die Programme sie lehren, Ansprüche an das Leben zu stellen, setzen die Bauern, die meist nicht mehr als einen Hektar Land besitzen, ihre Hoffnung nach wie vor lieber auf die Kirche, als auf Marx. Durch Radio Sutatenza werden sie zu antikommunistischen Fortschrittlern erzogen. Heute werden die Apparate nicht mehr verschenkt, sondern verkauft. Sie sind nur auf die Wellenlänge yon Sutatenza eingestellt. Jede andere Station bleibt stumm. Daß 100 000 Bauern dennoch 80 DM zahlen, und das ist etwa ein Zehntel ihres Jahreseinkommens, verdeutlicht die Macht, zu der sich die Radioschule entwickelt hat. Für diese Leistung ernannte der Vatikan den ehemaligen Ortsgeistlichen zum Monsignore. Der Monsignore und seine Bauern sind tatsächlich eine Macht geworden mit der man in Kolumbien rechnen muß. In den Büros bearbeiten Patres Tausende von Zuschriften, in denen oft mit ungelenker Hand die Sendungen und ihre Themen diskutiert oder auch persönliche Sorgen und Fragen vorgetragen werden. Die kleine Gemeinde von Sutatenza aber erlebt zweimal im Jahr den Einzug von jungen Leuten aus ganz Kolumbien, die hier zu Kursleitern und Gemeindehelfern ausgebildet werden. Dank der Radioschule können sie lesen und schreiben, aber sonst sind sie genauso arm und unwissend, so unterprivilegiert, wie alle Bergbauern des Landes. Es ist ein Seminar besonderer Art, in das sie geführt werden. Auf geistliche Übungen legt man hier keinen allzu großen Wert. Wichtiger erscheint es den Priestern, die jungen Leute mit Kenntnissen auszurüsten, die ihnen unter den Bauern eine Position sichern. Sie sollen über Saatenwahl, Düngemittel und die Vermeidung von Errosion kundigen Rat geben können, damit sie auch dann Gehör finden, wenn sie über politische und soziale Fragen sprechen, mit denen sie das Seminar bekannt macht. In der Sprachweise der Kommunisten würde man sagen, hier werden junge Agitatoren ausgebildet. Der Fortschritt beginnt mit Lesen und Schreiben, und mit einem richtigen Bett. Die Neugierde, mit der die jungen Leute die Sprungfedermatratze und die Leintücher untersuchen, ist frei von der Befürchtung, daß der Nebenmann spötteln könnte, denn noch keiner hat je solch ein Bett gesehen. In den Bergdörfern der Anden ist dieser Komfort unbekannt. Nicht anders ist es im Speisesaal, wo die jungen Leute zum ersten Male Löffel, Gabel und Messer neben ihrem Teller finden. Die Geistlichen müssen bei der Ausbildung ganz von vorne anfangen. Sie tun es mit großer Geduld. Msgr. Salcedo hatte das große Glück, daß er nicht nur die Unterstützung seines Bischofs fand, sondern auch die Hilfe zahlreicher junger Priester, die wie er der Meinung sind, daß die Oberschicht ihre soziale Gleichgültigkeit aufgeben muß, und daß die Kirche berufen ist, den Kampf .um eine gerechte Zukunft der Armen voranzutreiben. Freilich, Radio Sutatenza besteht schon seit 16 Jahren und bis heute hat sich grundsätzlich noch nichts an den sozialen Verhältnissen geändert. Noch setzèn die Bauern ihre Hoffnung in die Kirche, nicht auf Moskau oder Havanna, aber der Kampf ist langwierig und schwer, in Kolumbien wie an den anderen Brennpunkten, an denen die Botschaft des Christentums auf die Lehre fremder Propheten stößt. Die meisten Indios Kolumbiens leben sehr primitiv und sind Analphabeten. links: Die Erstellung der Ökonomie und der Werkstätten im Mutterhaus Josefstal konnten in diesem Jahr einen guten Fortgang verzeichnen. rechts: Das wichtigste Ereignis des vergangenen Jahres in unserer Prälatur Tarma war die große Volksmission. In Nina-caca begleiten zwei spanische Volksmissionare Bischof Kühner zur Kirche. Wichtige Ereignisse des vergangenen [Jahres im Bild Am 26. Juni fand in der Missionskirche St. John’s (Barberton) die feierliche Priesterweihe Patrick Mkhatshwas statt. Zahlreiche Eingeborene und viele Missionare nahmen an der Feier teil. rechts: Bei der Weihehandlung, die Bischof A. Reiterer vornahm. P. Pius Zeifang, Pfarrer von Barberton, assistierte ihm. Weiße Katholiken Es ist Sonntagmorgen, sieben Uhr. Ich warte in der Kathedrale auf die ersten Beichtleute. Ein älterer Herr mit leicht angegrautem Haar ist schon in der Kirche und betet. Aber er wird nicht zur Beichte kommen, das weiß ich schon. Nicht weil er nicht wollte, sondern weil er ein erst kürzlich eingewanderter Portugiese ist und kaum ein Wort Englisch oder Afrikaans spricht. Da kommt von der Seitentüreeine Dame mit zwei halbwüchsigen Mädchen herein, macht eine schöne Kniebeugung zum Hochaltar und kommt auf mich zu. Ich stehe bei den Beicht- stühlen an der Rückwand der Kathedrale. Ich kenne die Frau nicht. Wann hier Gottesdienst sei, lautete ihre Frage. Auf meine Auskunft, daß hier um 8 Uhr Pfarr-gottesdienst sei, will sie wissen, ob noch zu anderer Zeit oder an einem anderen Ort Gelegenheit bestünde, das heilige Opfer mitzufeiern. Ich antwortete, es sei nur noch eine Abendmesse hier in der Kathedrale, aber auf der Missionsstation sei Gottesdienst für die Schwarzen um 9.30 Uhr, und in der nächsten Stadt Middelburg, 35 km entfernt, sei auch Gottesdienst um 8 Uhr. Da sie auf dem Weg nach Ost-tränsvaal ist, kommt ihr Middelburg gelegen. „Das ist nicht weit", sagte sie, „ich werde dorthin fahren und bis 8 Uhr leicht dort sein". Dann geht sie mit ihren beiden Mädchen, die mir freundlich zugenickt hatten, dem Hochaltar zu, kniet sich auf den Steinboden der Kirche und verharrt tiefgebeugt in Anbetung, einige Minuten lang. Die Töchter knieten in den Bänken und schauten sich die Kirche etwas an. Dann verließen die drei die Kirche. Es gibt hier in Südafrika Gott sei Dank einen respektablen Durchschnitt sehr guter Katholiken. Die werden nicht so leicht eine Sonntagsmesse auslassen, auch wenn sie auf Reisen sind. Sie scheuen auch lange Umwege nicht, um ihre Sonntagspflicht zu erfüllen. Ich erinnere mich an eine Familie, die von Johannesburg kam und gerade noch den Schluß des Gottesdienstes in der Stadt er- Der Missionar, — und besonders der Bischof einer Diözese, — in Südafrika, muß großes Verständnis haben für seine farbigen,... wischte. Was tut nun der Mann mit seiner Frau und ' den fünf Kindern? Er folgt mir mit seinem Wagen zur Missionsstation bei der Negersiedlung und mini-[striert mir mit einem seiner Buben beim heiligen Opfer. Sehr aufmerksam lauschen sie der Predigt in Zulu, obwohl sie nichts davon verstehen. Nachher sagte mir der Mann, er fühle sich beschämt,, daß er als Südafrikaner nicht eine einzige Sprache der Eingeborenen beherrsche. Er werde sich in Zukunft auf das Studium des Zulu verlegen. — Dann setzten sie ihre Sonntagsreise fort, alle in heiterer, froher Ferienstimmung. Auch hier in Witbank haben wir viele gute katholische Familien, besonders unter den jungen Leuten. Es ist erstaunlich, wie viele jeden Sonntag zum Tisch des Herrn gehen, zusammen mit ihren Kindern. In diesen Familien fühlt sich der Priester zu Hause und ist auch jederzeit willkommen. Die Trennungsschranke der Nationalität ist, man kann sagen, einfach nicht da, Wir als Deutsche sind bei den Iren genau so willkommen wie bei dpn Engländern, bei den katholischen Afrikanern genau so wie bei den Libanesen oder Polen, den Portugiesen oder Italienern. Die Katholiken hierzulande sorgen für den Lebensunterhalt des Priesters mit großer Freigebigkeit. Die Geistlichen bekommen hier vom Staat keinen Gehalt, es ist ja vollständige Trennung von Kirche und Staat. So müssen die Gläubigen selbst ihre Priester mit einem standesgemäßen Auskommen versorgen. Kirchen- steuer gibt es keine. Die Beiträge werden auf den sonntäglichen Opferteller gelegt oder monatlich an die aufgestellten Sammler gegeben. Hier in Witbank, das eine Katholikenzahl von ungefähr 500 Weißen hat, kann der Priester von den Gaben der Gläubigen gut leben, er braucht keine Unterstützung vom Bischof. Im Gegenteil, er kann von seinem Überfluß noch abgeben an den Bischof und an die Mission, die sich natürlich nicht selber erhalten kann, da die Schwarzen zu arm sind. Eine Art Kirchenstiftungsrat verwaltet die Gelder der Pfarrei zur Instandhaltung der Kirche, des Pfarrhauses und anderer nicht-privater pfarrlicher Einrichtungen. P. Dr. W. Kühner ...wie auch für seine weißen Gläubigen. Angesichts des gespannten Verhältnisses zwischen Weiß und Schwarz ist das nicht leicht. Barberton P. Pius Zeifang im Gespräch mit Bischof A. Reiferer Auf der Ostseite des de Kaap-Tales gelegen schmiegt sich die freundliche Stadt Barberton auf ziemlich ausgedehntem Gelände an die Hügel und Berge des Swazilandes hin. Sie war vormals das Wunderkind der ersten Tage des Goldfiebers in Transvaal, bis es vom goldreicheren Witwatersrand in den Schatten gestellt wurde. Gold wurde zuerst 1882 zu Dui-wels Kantoor bei Kaapsche Hoop gefunden und dann in größeren Mengen 1884 zu Moodies. Das Gerücht von diesen Funden verbreitete sich wie Wildfeuer und brachte Glücksucher in das Tal ohne Weg und Steg, eine Gegend von schwüler Hitze und brütendem Sumpffieber, aller Bequemlichkeiten der Zivilisation entblößt. Schwere Regen und erschreckende Gewitterstürme vermehrten die Unbequemlichkeiten. Es gab keine Vergnügungen, den Sinn der Goldgräber aufzuheitern, und die meisten von ihnen huldigten daher dem Trunke in der Form von Schnäpsen, die über Lou-renco Marques hereinkamen und meist höllischer Fusel waren. Mord und Malaria brachten so manchen Goldsucher in ein frühes Grab. 1885 ernannte Präsident Paul Krüger einen Bergwerks - Kommissar in der Person des Mr. D. W. Wilson. Dieser schrieb u. a.: „Keine Beschreibung könnte eine richtige Idee von den Schwierigkeiten der, Reise geben. Der Wagen mußte durch Stricke gegen das seitliche Abrutschen gesichert werden. Gesetzliche Vorschriften gab es nicht. Mordtaten sind häufige Vorkommnisse. Viele Verbrechen bleiben unbekannt und un-gesühnt. Alle Untaten aber sind herausgefordert von der Lust nach Gold. General Joubert hatte herauszukommen und zwei Kanonen aufzufahren, zwecks Beilegung eines Streites zwischen zwei feindlichen Lagern. Die Entdeckung von „Barbers Riff" gab dem Fortschritt und der Entwicklung des Tales ungewohnten Aufschwung. Im Aufträge der Regierung brach ich in Ermangelung von Champagner eine Flasche Wachholderschnaps und nannte damit die künftige Stadtanlage „Barberton". Derselbe Bergwerks-Kommissar Mr. Wilson schrieb an Bischof Jolivet, der im fernen Pietermaritzburg in Natal seinen Sitz hatte, folgenden Brief: Hochwürdiger Herr, Ich möchte Ihnen mitteilen, daß auf diesen Goldfeldern etwa 500 Katholiken sind, und daß die Anwesenheit eines Priesters verlangt wäre. Der Platz ist nicht arm, so daß nicht zu befürchten wäre, daß der Priester nicht sein Auskommen fände. Ich gehöre nicht zu Ihrer Kirche, weiß aber aus Erfahrung (von der Kapko-lonie her), daß die Gegenwart eines Priesters das Mittel wäre, bedeutend beizutragen in der Niederhaltung von Trunkenheit' und wohl auch von Verbrechen, die hier Vorkommen. Wenn Ew. Gnaden der Ernennung eines Priesters für hier günstig geneigt wären, würde ich helfen, so weit es in meiner Macht liegt, daß ihm ein geeignetes Grundstück und Baustoffe zur Verfügung gestellt werden. Wo diese Minenlager sind, ist nicht viel Gefahr von Krankheit, jedoch so an einigen tief liegenden Plätzen, die' wahrscheinlich manchmal besucht werden müssen. Entschuldigen Sie, wenn ich beifüge, daß nur ein Mann von kräftigem Körperbau der geeignete wäre, da einige der Plätze nur Zu Fuß erreicht werden können, da die Wege sehr schlecht sind. In der Hoffnung, daß Ew. Gnaden dies als gut gemeint annehmen, bin ich mit großer Hochachtung Ihr gehorsamer Diener D. W. Wilson, Minen-Kommissar." Und so setzte Bischof Charles Jolivet, damals ein Mann von 60 Jahren, auf dem die Bürde eines ungeheuren Sprengels lastete und dem nur wenige Priester zur Verfügung standen, aus zur Reise nach dem goldhaltigen Transvaal. Folgende Eintragungen in sein Tagebuch: 6.11.85. „Schlimme Gerüchte bezüglich des ungesunden Zustandes von Barberton — Es ist kein Priester dort. P. Monginou, der (neue Apostol. Präfekt von Trans-jvaal, ist nach Europa abgereist; Ich habe keinen Priester übrig. Weine einzige Möglichkeit, daß ich selbst gehe, denn ich glaube nicht alles, was gesagt wird, und meitfe Anwesenheit wird die Befürchtungen in Natal zerstreuen. Ì14.11. Nach einer harten und schwierigen Reise angekommen in Barberton. An Sonntagen haben wir 40 bis 60 Personen bei der Messe." jDer eifrige Bischof ordnete an, daß P. Edward Kelly von Pietermaritzburg so bald als möglich jnach Barberton gehe. P. Kelly war ein Ire von Liverpool, von jldeiner Gestalt, aber von Tatkraft für ein Bataillon von Sol-jdaten beseelt, der nie ausruhte von seinen Arbeiten in jenen hektischen Tagen des Fiebers. Wenn immer er von der Erkrankung eines Mannes im Di- strikte hörte, machte er sich auf und fand den Mann, unbedacht auf Entfernung, Wetter und des Glaubensbekenntnisses. Er sorgte dafür, daß der Kranke ins Spital nach Barberton kam. Er pflegte zu sagen: „Wenn ein Mann krank ist, bekümmert mich seine Religion nicht, bis ich ihn nicht sicher im Spital und unter der Sorge des Arztes weiß. Nachher, wenn man mich will, bin ich immer zu finden." P. Kelly blieb nicht immer in Barberton; nach ihm kamen andere Oblaten-Mitbrüder und übernahmen die Seelsorge. Im Taufregister von Barberton kommen folgende Namen vor: P. Peter Chamard, P. S. Hammer, P. van Wiberghe, P. Henry Parnauer, P. Charles Vigneron, Mons. Schoch (Ap. Prüf.), P. Laurent, P. Vernhet, P. Trabaud, P. Marchal, P. Vaughan, P. Kempf, P. C. Mc Carthy, P. van Hecke. In den ersten Jahren wurden jährlich 13 bis 15 Taufen gespendet; später ließ die Zahl bedeutend nach, denn als 1886 reichere Goldlager am Witwa-tersrand (jetzt Johannesburg) entdeckt wurden, zogen viele Goldgräber von Barberton nach dorthin fort. Der Bau der Kirche zum hl. Antonius von Padua in Barberton war Folge einer freiwilligen, ungezwungenen Bewegung. Sie begann, als P. Kelly an einem Morgen über den Marktplatz ging, auf der Rückkehr von einem Krankenbesuch im Lomati-tale. Der arme Priester war in einem schrecklichen Zustande. Seine Kleider waren zu Fetzen zerrissen und mit Schmutz bedeckt, denn es hatte lange geregnet, und der Platz, wo er Die Pfarrkirche St. Anthony in Barberton Das Pfarrhaus in Barberton. Heute ist Barberton eine schöne Stadt, die wegen ihrer herrlichen Höhenlage gern aufgesucht wird. gewesen, war ein wahrer Wald von Dornbüschen, den zu durchqueren fast unmöglich war; aber P. Kelly war fast nichts unmöglich. Als einer der umherstehenden Goldgräber, ein gewisser Stafford Parker, der einen großen Hut trug, den P. Kelly über den Platz gehen sah, machte er die Umstehenden auf ihn aufmerksam und sagte: „Seht da einen Heimatlosen!" Sogleich ging der Ruf aus: „Warum nicht ein Haus für ihn bauen?" Der Ruf wurde von anderen aufgenommen: „Ja,bauen wir ein Haus für ihn und eine Kirche dazu!" Da zog der wak-kere Stafford Parker seinen großen Hut vom Kopfe und ging damit herum, um an Ort und Stelle abzusammeln. Das war zu einer Zeit, da das einzige Geld im Umlauf in Banknoten von einem zu fünf Pfund Sterling bestand, denn es gab weder Gold-noch Silbermünzen. Der Irisch-Amerikaner Reynold gab dem Sammler als erster eine Fünf-Pfund-Note, und die andern folgten seinem großmütigen Beispiele. Innerhalb von 48 Stunden wurden die Fundamente der Kirche in Angriff genommen und der Bau in kurzer Zeit vollendet. In den Hotels, Ausschankstätten und Läden wurde die Sammlung fortgesetzt, bis 1700 Pfd. Sterling beisammen waren. Mons. Schoch, der zweite Ap. Präfekt von Transvaal, führte 1895 Ursulinen-Schwestern in Ba-berton ein. Sie kamen von Holland in Lourenco Marques an, fanden aber nichts und niemand, der sie empfing oder auch nur erwartete, obwohl man bei der Ankunft telegraphiert hatte. So blieben denn die Schwestern in Lourenco Marques über Nacht und fuhren am folgenden Morgen mit der Bahn nach Avoca, der nächsten Station von Barberton. Dort fanden sie, daß der Ochsenwagen, der die letzte Strecke nach Barberton versah, besetzt war. So sahen sich die Schwestern gezwungen, einen Wagen zu mieten, der von fünf Maultierpaaren gezogen war. Am Neujahrstage 1896 spät abends erreichten sie Barberton. Der Eingeborene, der den Wagen lenkte, wußte nicht, wer der katholische Priester sei', noch wo er wohne. Zwei jüdische Damen boten den Schwestern freund-lichst Unterkunft für die Nacht und benachrichtigten den Priester, P. Chamard, OMI, dem das Telegramm der Schwestern nicht zugestellt worden war. Der Priester führte sie nun in seine eigene Wohnung, während er Unterkunft bei einem freundlichen Bekannten fand. Die Schwestern begannen alsbald eine Schule, die guten Anklang bei der Bevölkerung fand. Da die Schule sich so gut entwickelte, dachte man an die Errichtung eines eigenen Schulgebäudes, anstelle der Stallräume, die bisher gedient hatten. Da brach die gefürchtete Rinderpest aus. Familien kamen an den Bettelstab, und es gab weder Fleisch, noch Milch; die Zahl der Schulkinder nahm ab; ■- Sill 138 Schwarzer Islam Krankheit brach auch unter den Menschen aus, und viele starben. Die Schule mußte geschlossen werden, und die Schwestern verlegten ihre Tätigkeit nach Johannesburg. Als der Burenkrieg zu Ende des IJahrhunderts begann, waren Iwenige Katholiken in Barberton, und da auch Priester knapp waren, konnte Barberton nur mehr Anspruch auf die Betreuung durch den Wanderseelsorger von Lydenburg her haben. Während dieser Zeit bewohnte Miss Tindall, eine katholische Lehrerin, das Häuschen des Priesters und diente ihm bei seinen Besuchen. j1923 wurde die neue Apost. Präfektur Lydenburg aus Gebietsteilen des Apost. Vikariats Transvaal errichtet, und im Februar [1924 kam der erste Missionar jFSC P. Stephan Berger, begleitet !von Br. Josef Huber, nach Bar-jberton. Ihm folgten nach und inach andere Mitbrüder, nämlich: P. Alois Ipfelkofer, P. Josef Mu-jsar, P. Josef Weiller, P. Bernhard Zorn, P. Anton Bieg, P. Richard iLechner, P. Karl August Steidle, P. Pius Segeritz und P. Pius Zei-fang. 1935 feierte P. Bieg das 50jäh-!rige Bestehen der Kirche von Barberton und lud zur Feier den Apost. Delegaten Erzbischof Gylswyk ein, der auch kam. Leiter unterlief dem P. Bieg der kleine Fehler, daß es sich nicht um 50, sondern nur um 49 Jahre handelte. 1944 baute P. Steidle die neue Kirche zum hl. Antonius, da die alte zu klein und baufällig wurde. 1959 kam dann das neue Pfarrhaus hinzu. Von den genannten Seelsorgern MFSC ruhen bereits in Gott die PP. Ipfelkofer, Weiller, Zorn und 'Steidle. (P. Zeifang) Ein Bild wie aus tausend und einer Nacht. Ein Bild das an Arabien und die Geheimnisse des Orients erinnert, an Derwische und Gaukler am Hofe eines Kalifen. Hörner erschallen, wenn der Herrscher am Morgen sein weißes Pferd besteigt um zum Platz des Gerichtes zu reiten. Aber die Gesichter sind schwarze. Dies ist Afrika südlich der Sahara. Der Emir der Stadt Kano in Nordnigeria ist es, der mit orientalischem Gepränge aus seinem Palast zum Gericht geleitet wird. Der 34. Emir von Kano ist ein noch junger Mann. Er hat in Amerika studiert, spricht fließend englisch und äußert sich sachverständig über Kameras und Lichtempfindlichkeit. Wenn er aber vor seinen Untertanen erscheint, beugt er sich der Jahrhunderte alten Tradition, die ihm Pracht und Prunk vorschreibt. Die Untertanen beugen ihren Nacken vor ihm, dem Herrscher, und werfen sich vor seinem Angesicht in den Staub. Wie seine Vorfahren sitzt der Emir unter einem Baum vor dem Tor des Palastes zu Gericht. Mit einem Sultan Arabiens hat er nicht nur den Pomp, den Stil seiner Hofhaltung gemeinsam, sondern auch die Religion. Es ist die Lehre des Propheten Mohammed, die ihn und seine Untertanen geprägt hat. Schon lange bevor an der Küste die ersten christlichen Seefahrer landeten, war der Islam tief im Inland auf den Karawanenstraßen durch die Sahara nach Süden vorgedrungen und hatte den Orient ins Herz des schwarzen Afrika getragen. Seit sechs Jahrhunderten wenden sich die Menschen beim Gebet nach Mekka. Seit ebenso langer Zeit sammeln sich die jungen Leute von Kanp zu Füßen der Lehrer, die ihnen die Suren des Koran deuten. Der Islam ist in diesem Landstrich schon so lange heimisch, daß er viel von seiner arabischen Strenge verloren hat. Zwar müssen die rituellen Waschungen und der Fastenmonat Ramadan eingehalten werden, andererseits wird man auf dem Markt der alten Handelsstadt vergeblich nach verschleierten Frauen suchen. Es ist ein milderer, ein afrikanischer Islam, der bei dem Volk der Hausas in Nordnigeria zu Hause ist. Längst werden in Kano, dem Schnittpunkt der Handelswege zwischen Sahara und Küste auch Waren aus dem Westen feilgeboten. Anderen westlichen Einflüssen aber blieb der Zutritt verwehrt und daran änderte auch die Kolonialzeit nichts. Als Lord Lugard das Land kurz nach 1900 dem britischen Empire einverleibte, schloß er mit den Hausas Verträge ab, die ihre Fürsten weiterhin an der Spitze der Macht ließen und die angestammte Religion schützten. Die mohammedanischen Feudalherrscher, wie der Emir von Kano, hatten damit das Recht, jedem christlichen Missionar die Einreise zu verweigern. Unter der Moschee in Mopti. (Nigerbogen) Ein Zeichen der Macht des Islam in jener Gegend. Oberhoheit der britischen Krone blieb Kano auf diese Weise seit Jahrhunderten was es immer gewesen war, eine Hochburg des Islam in Afrika, in der die Menschen jeden Freitag zu der großen Moschee strömen, um sich in Demut vor Allah auf den Boden zu werfen. Dennoch, es gibt auch Christen in Kano, doch wohnen sie nicht in der alten Mohammedanerstadt, sondern in einem turbulenten Vorort, in Sabongai, der Fremdenstadt, in der sie am Sonntag nach dem Kirchgang fröhlich zu den Liedern ihrer Heimat tanzen. Es sind Johubas und Ohibos aus dem Süden, der Küstengegend von Nigeria, in der die Mission nicht aus Gründen der Politik behindert war. Die christlichen Südländer sind in den mohammedanischen Norde,n gekommen, weil man sie hier braucht, denn die Missionsschulen haben ihnen eine bessere und modernere Ausbildung vermittelt, als die Hausas sie in ihren Koranschulen erhalten. Auf den Johubas und Ohibos ruht darum auch im Norden der Aufbau des jungen Staatswesens. Es liegt nahe, daß man sie hier zum rechten Glauben zu bekehren sucht. Daß umgekehrt das gleiche der Fall sein dürfte, ist undenkbar. Dennoch lernen auch Moslems das Evangelium kennen. Das ist in der berühmten Augenklinik von Kano der Fall, in der englische und amerikanische Missionsärzte arbeiten. Augenkrankheiten sind am Rande der Sahara häufig. Die Klinik ist eine christliche Einrichtung. Was innerhalb ihrer Mauern geschieht wird vom Emir stillschweigend geduldet, denn die Klinik ist für sein Volk unentbehrlich. Die islamischen Fürsten nehmen das in Kauf, daß die Mediziner die Bibel im Gewände tragen und daß sie ihre Patienten nicht nur heilen, sondern auch bekehren wollen. Außerhalb ist ihnen jede Missionstätigkeit untersagt, doch strömen die Moslems in hellen Scharen in ihre Praxis. Unermüdlich aber dringt der Islam immer weiter nach Süden vor. Mit jedem Lastwagen, der aus dem Stadttor von Kano rollt, mit jedem muselmanischen Händler, der durch die Dörfer zieht, und auch mit den Fulanihirten, die den Süden mit Vieh versorgen. Ungezählte Moslems wirken als Laienmissionare. Und dem Islam kommt dabei zu Gute, daß er sich der afrikanischen^ Tradition leichter anpaßt als das Christentum. Er verlangt keinen Bruch mit der Vielweiberei und keine völlige Abkehr vom Fetischglauben und Ahnenkult. Er spricht nicht von einem abstrakten Seelenheil, sondern verheißt ein sehr anschauliches Paradies. Der Islam ist einfacher zu begreifen und einfacher zu befolgen, als das Christentum. Und vor allem, seine Glaubenssätze werden gelebt, tagtäglich, auf offener Straße, und nicht nur gepredigt, wie es so oft unter den Christen ist. über die Begegnung der beiden Religionen in Westafrika sagt der Ordinarius für Religionswissenschaft in der Universität von Ghana, Professor Christian Gaieta: „In den letzten Jahren hat der Islam, hauptsächlich von Nordnigeria kommend, in vielen Ländern Westafrikas ständig mehr Boden gewonnen. Er stieß dabei unweigerlich auf die Missionstätigkeit der christlichen Kirchen. Auf der anderen Seite ist auch der Islam, wie das Christentum, eine von außen her eingedrungene Religion. Er hat mit der Urreligion Kompromisse eingehen müssen und ist so zu einer Sonderart des Islam geworden. Die Entscheidung darüber, welcher von den beiden Religionen in Westafrika auf die Dauer der größere Einfluß be-schieden sein wird, muß hauptsächlich von den geistigen und sozialen Entwicklungen der afrikanischen Gesellschaft abhän-gen. Es ist daher auch heute noch unmöglich zu prophezeien, welche von den beiden die Hauptreligion dieser Völker werden wird." Wo die Schwindsucht Stammgast ist Krankenhäuser sind zum Heilen da. Und zum Sterben. Das wird so bleiben. Trotzdem wäre es grausam, über das Portal eine große Holztafel zu montieren: „Für Sterbende!" So etwas gibt es aber. In Kalkutta. Gleich neben dem Tempel der Göttin Kali. Das einfache Volk von Bengalen verehrt sie besonders. Drohend, mit einem pechschwarzen nackten Leib und einem roten Gesicht mit heraushängender Zunge, sitzt sie im dunklen Tempelraum und verkörpert das Böse. Wir haben den düsteren Schauplatz der schwarzen Göttin verlassen und gehen auf ein dunkles Ziegelgebäude zu. Wie eine Markthalle sieht es aus. Auf der Tafel am Eingang lese ich: „Heim für verlassene Sterbende". In Englisch und Sanskrit ist es hingemalt. Verlassene sind es, die niemand mehr haben, der sich um sie kümmert. Mit Angst geht man in so ein Sterbehaus hinein. Aberglaube? Furcht vor Anstek-kung? Die Armen da drinnen hat man von der Straße als Todeskandidaten aufgelesen. Krankenwagen sorgen ständig für Nachschub, überall an den Ecken und den Plätzen liegen Menschen herum. Viele, die zu schwach sind, um aufstehen zu können, aber doch zu kräftig, um mit erstarrten Augen für immer liegen zu bleiben ... Diese kommen in dieses Heim für Sterbende, denn für Spitäler sind sie hoffnungslose Fälle. Da liegen sie nun. Ein Skelett neben dem andern. Lebendig auf Totenbahren, zum endgültigen „Hinaustragen" startbereit. Männer und Frauen unterscheidet man kaum. Viele sind kahlgeschoren. Aus praktischen und hygienischen Gründen. Nur an ihren ausgetrockneten Brüsten erkennt man die Frauen. In der Hitze liegen sie alle kaum bekleidet da. über den Buben an der Türe stolpern wir fast. — Gläserne Augen hat er. Malaria? Typhus? Ich weiß es nicht. Ich bin kein Arzt. Der kommt ohnedies kaum hier herein. Wozu auch? Die Schwindsucht ist hier Stammgast. Das Spucken hört nicht auf. Auch nicht das Stöhnen. Das übliche Gemurmel in den Krankensälen gibt es auch nicht. Hier sind sie zum Murmeln zu schwach. Nur von der Straße dringt der Lärm durch die offenen Fenster herein. Samt den Fliegen, die aber durch Desinfektionsmittel immer wieder verscheucht werden. Der Alte in der Ecke ist blind. Er will mit dem Pater, der uns hierher getunrt hat, reden. Er ist der einzige Christ im Raum. Nun sitzt er aufrecht auf seinem Lager. Um den Hals hat er einen Rosenkranz. Die Schwester hat ihn ihm gegeben. Es ist, als wollte er sich am Rosenkranz festhalten. Nicht einmal mehr Muskeln sieht man an ihm, nurmehr Knochen. Sein Kopf baumelt auf einem Hals, eine papierene Haut hält Wirbel und Luftröhre zusammen. Uns ist mehr zum Heulen zumute als zum Zuschauen. Menschen krepieren hier — weil man ihnen nicht mehr helfen kann. Weil ihnen früher niemand geholfen hat. Und doch löschen sie anders aus als Tausende andere, die unter dem „romantischen" indischen Sternenhimmel verhungern oder der Sonnenglut und ihrer eigenen Schwäche erliegen. Vielleicht erleben gerade diese Ärmsten in diesem Haus, das „Heim für verlassene Sterbende" heißt, zum erstenmal, daß sie nicht verlassen sind. Ich ziehe eine breite Sackleinwand zur Seite. Und erschrecke. Warum eigentlich? Steht nicht draußen: „Für Sterbende?" Hier ist die Totenkammer. Darin „der Tote an der Reihe". Die Kammer ist belegt. Der Tod macht laufend Visite. Die Kranken erschrecken vor den Toten nicht. Sie sind daran gewöhnt oder zu stumpf. Länger als zwei Stunden kann der Tote in der Hitze ohnedies nicht liegen, dann wird er von den Hindus verbrannt. Die Alte auf der zweiten Pritsche ist sicher eine der nächsten. Der Tod arbeitet hier am Fließband. Aber was bedeutet das schon bei fast 400 Millionen Indern? Ablösung folgt. — Die Schwangeren sor- gen für das Fließband des Lebens. Die kahlgeschorene Frau will, daß ich sie segne. Wie alt sie sein mag? Genau so gut 30 wié 60. Indisches Schicksal: Sie war zu schwach für dieses Fieber. Andere hat die Spritze für einen Dollar gefeit. Und der ganz hinten hätte nur Diät gebraucht. Aber Diät gibt es hier nicht. Nur Reis. — In einem ehemaligen Waschkessel mitten im Saal wird er gekocht. Das ist die Spitalküche. Aber sie alle hätten Liebe gebraucht. Die ist noch seltener als Streptomyzin. Bei uns wird jeder Hund gestreichelt. Den Kleinen mit den fiebrigen Augen — gleich beim Eingang — hat niemand gestreichelt. Keine Mutter ist bei seinem Sterben. Aber der Tod macht nicht allein Visite. Drei Mädchen sind noch da. Eine glückliche Begegnung mit Europa. Aus Madrid, aus Paris und aus Düsseldorf kommen sie. Sie wissen auch, was gepflegte Innenarchitektur ist. Aber das war ihnen zu wenig. Eine große Lohntüte und europäischer Komfort geben noch keinen Lebensinhalt. Darum haben sie sich für einige Jahre hierher gemeldet. Man nennt sie Schwestern. Ihre Arbeit ist hart. Aber sie sind glücklich dabei, denn sie wissen, daß jemand sie braucht. Hier im Seuchenhaus bekommen sie die schützende Binde nicht vom Mund weg. Der Kleine erlebt jetzt wenigstens einmal eine Mutter. Der alte Blinde bekam einen Rosenkranz. Und die junge Frau mit der Schwindsucht wird nicht wie ein räudiger Hund sterben. Einer wird ihre Hände vor dem Tode streicheln. Und wieder hält der Tod Visite. Dort hinten an der Wand. Die Schwester drückt dem Bündel Mensch die Augen zu. Christus aber hält auch Visite. In den drei Schwestern ist Christus den Hindus begegnet. Sie wurden nicht bekehrt. Und doch wird ihnen Gott im Himmel entgegengehen, dem blinden Alten und dem Kleinen mit den gläsernen Augen, der Schwindsüchti- gen. Und Gott will ihnen in der Ewigkeit gut sein, weil ihnen auf Erden niemand gut war... Aus dem empfehlenswerten Buch von P. Leppich: Gott zwischen Götzen und Genossen, Bastion-Verlag. Glücklich der Inder, der bei seinem Sterben den Trost der Kirche erfahren kann. . i : . -, ' WWm. Der Riese, der den Kaiser zertrat Onam ist das Nationalfest von Kerala, der Provinz an der Süd-! westspitze Indiens. Da die Einwohner zum größten Teil Hindu sind, ist es nur natürlich, daß der Ursprung des Onamfestes in der Hindu-Mythologie 'zu suchen ist. Doch seit undenklicher Zeit ist es Brauch, daß Nicht-Hindu-Bewohner dieses Fest mitfeiern. Die Legende erzählt: Vor vielen Jahrtausenden, während der Regierung des Kaisers Mahabali, erfreute sich die Welt niegesehenen Friedens. Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit herrschte überall. Da wurden die Götter neidisch. Gott Vishnu nahm die Gestalt eines Dieners an und erschien vor dem Kaiser. Er bat ihn um drei Fußbreit Land, das ihm bereitwilligst zugesagt wurde. Nun nahm aber der „Diener" eine riesenhafte Größe an. Mit einem Fuß bedeckte er die ganze Erde, mit dem anderen den Himmel: „Und wo ist der dritte Fußbreit Land für mich?" fragte er. Der Kaiser beugte demütig sein Haupt. Der Riese zertrat ihn und verbannte ihn in die Unterwelt. Doch bevor der Kaiser verschwand, bat er um die Gunst, wenigstens einmal im Jahr seine Untertanen besuchen zu dürfen. Diese Bitte wurde ihm gewährt. Dec. Tag, an dem er diesen Besuch ausführt, ist der Onam-Tag. Der Festtag fällt zusammen mit dem Ende der Regenzeit, wenn nach niederdrückenden Schauern und Überschwemmungen die Sonne wieder scheint. Obst und Gemüse gibt es dann reichlich. Reiche und Arme spendieren, jeder auf Seine Art. Seit einigen Jahren zeigt auch die Provinzialregierung Interesse an der Feier des Festes. Da es nur in Kerala gefeiert wird, hilft sie durch großartige Beleuchtungen der Städte und durch Feuerwerke die Touristen anzuziehen. Der orthodoxe Hindu beginnt den Onam-Tag mit einem rituellen Bad im Tempeltank, dem ein Opfer im Tempel folgt. Mit neuen, sauberen Kleidern geht er dann aus, um sich an den verschiedenen nationalen Sportarten zu beteiligen. Ein aus- giebiges Mittagsmahl mit Reis und stark gewürzten Gemüsen folgt. Fisch, Fleisch und Eier gelten als unrein und werden deshalb nicht verwendet. Mit Singen und Tanzen wird der Nachmittag ausgefüllt. In dem Dorf Vandanam, in der Diözese Alleppy, das in einem unfruchtbaren Streifen Land in der Nähe des Meeres liegt, steht das Missions- und Waisenhaus. Eine kleine katholische Gemeinde, meistens die Ärmsten, leben mit Nichtchristen zusammen. Auch sie feiern mit den Kindern des Waisenhauses Onam. Kurze, dramatische Aufführungen, oft aus dem Stegreif, wechseln mit Rasenspielen und Ringkämpfen. Doch auch für sie wartet ein Festmahl von Reis und Curry, wenn auf der Station die Glocke ruft. Seit kürzlich die Station gegründet wurde, gibt es für die verstreuten Christen Gottesdienste, zumal das Waisenhaus für die armen Kinder und für ihre Kranken sorgt. KONTINENTE Liebe Bezieher, Freunde und Leser des „Stern der Neger"! Lassen Sie sich also nicht verwirren, wenn Sie zu Beginn des nächsten Jahres statt des ’„Stern der Neger" ein größeres, mehrfarbiges und besseres Missionsmagazin zugeschickt bekommen. Daß sich durch die einschneidende Verbesserung der Zeitschrift der Bezugspreis etwas erhöhen wird, werden Sie bei Ihrer Liebe und Ihrem Verständnis für die ideale Sache der Weltmission gerne in Kauf nehmen. Was erwarten Sie sich ? Das ist ja prima, daß mehrere Missionsorden eine gemeinsamn Missionszeitschrift herausgeben. Da muß doch' etwas Rechtes dabei herauskommen! Also, ich lese am liebsten die Berichte, die das Leben, die Arbeit und Sorgen unserer Missionare schildern, wie sie tatsächlich sind. Das wäre auch weiterhin mein Wunsch für die neue Missionszeitschrift. Ich freue mich immer, wenn ich einen mir bekannten Missionar oder Schwester abgebildet sehe. Mich interessiert besonders, wie es unseren Söhnen und Töchtern draußen in der Mission geht. Ich bin weltaufgeischlossen. Und wenn Sie schon Ihre Zeitschrift „Kontinente" nennen, dann hoffe ich, daß Sie auch über die ganze Welt berichten. Ich möchte auch viel mehr erfahren über die anderen Weltreligionen und wie sich unsere Kirche dazu stellt. Im Konzil wird da doch jetzt viel davon gesprochen. Darf man auch einmal seine Meinung äußern? Keineswegs bin ich abgeneigt von einer guten Unterhaltungsseite. Werden da auch die Abenteuer der Missionare geschildert? Es muß alles sehr spannend sein! Löwen und Schlangen müssen auch darin Vorkommen! Ich schau am liebsten die Bilder an! Die Missionsorden haben ihre Leute in allen Teilen der Welt sitzen. Es müßte Ihnen doch möglich sein, die Hintergründe der Geschehnisse in der Welt zu beleuchten und aufzudecken. Ich erwarte von der neuen Missionszeitschrift Berichte, Reportagen und Interviews aus erster Hand. Sie sollten keinen Abklatsch bieten! Die Zeitschrift sollte so geschrieben sein, daß man mit Spannung auf die nächste Nummer wartet. S< /^me vr Durch die Negerbrille Keiner nur Schablone Da kam neulich der Junge eines Fotohändlers auf mich zu, musterte mich vom Kopf bis zur Sohle und meinte dann rasch davonspringend: „Mutti, guck mal, da läuft ein Negativmensch!" Gewiß, des Jungen Reaktion war kindlich und urwüchsig, drollig und unschuldig. Und doch gab es mir zu denken. Kein Mensch ist ein Negativ, keiner nur Schablone. Wir alle sind Originale aus der Meisterhand des Schöpfers. Das ist etwas sehr Positives. Hier veragt das Sprachgenie Leichtes Kreuzwort-Rätsel (ch = ein Buchstabe) Waagerecht: 1. Tischlerhandwerkszeug, 5. Laubbaum, 6. Gewebe, 7. Fruchtlese, 9. Zahl, 10. Körperteil, 12. Herbstblume. Senkrecht: 1. Herberge, 2. Druckerzeugnis, 3. Wertbegriff, 4. schöner Zeitvertreib, 5. Gewand der Araber, 8. Vogelunterkunft, 11. persönliches Fürwort. Wußten Sie schon ... .. .daß man das Altwerden der Pflanzen leicht hinausschieben kann? Bei der Entwicklung der Blüten bilden sich Hemmstoffe, die das Altern fördern. Wenn man die Blütenknospen regelmäßig abschneidet, wird die Pflanze älter, als wenn man sie blühen läßt. Wo kommt der Ausdruck her? Der Lückenbüßer Das Wort „büßen" bedeutete im Mittelhochdeutschen nichts Ehrenrühriges, sondern einfach: ausbessern, einsetzen, flicken. Das Handwerk des „Lückenbüßers" war also das eines Ausbesserers überall dort, wo es Löcher zu stopfen und Lücken zu schließen galt. Ein ehrsamer, wenn auch bescheiden-einfacher Beruf. Heute verwendet man den Ausdruck nur noch in übertragener Bedeutung für jemanden, der plötzlich aus einer Verlegenheit heraus für einen fehlenden Mann einspringen muß. Es haftet dieser Art von Verwendetwerden etwas Herabsetzendes an, niemand gibt sich gerne als „Notnagel" her, niemand ist gerne dem Zufall ausgeliefert, niemand spielt heute gerne den „Lückenbüßer". Auflösung „Leichtes Kreuzwört-Rätsel" Waagerecht: 1. Hobel, 5. Buche, 6. Tuch, 7. Ernte, 9. neun, 10. Fuss, 12. Aster. Senkrecht: 1. Hotel, 2. Buch, 3. echt, 4. lesen. 5. Burnus, 8. Nest, 11. er. Der Jugend Afrikas gehört die Zukunft. Wird sie hineinwachsen in die Fragen, Probleme und Schwierigkeiten, die durch Fortschritt und Zivilisation auf sie eindrängen? Wird Afrika sich selbst bewältigen? Man möchte es bejahen, wenn man den Reichtum seiner ursprünglichen Kraft bedenkt.