W o ch e n b l a t t zum Nuhen und Vergnügen. Freytag den 25. August. 1315. Beschreibung der Insel St. Helena. 'dieses schöne Eiland, welches seit der Zeit, als das Vorgebirge dcr guten Hoffnung von der holländischen Negierung, eigentlich dsr holiändiA)- ostinvischen Handelsgesellschaft, in Besitz genommen worden war, in der brittifchen Merkantilgeschichte Epoche machte, wird nunmehr, da es, zufolge des von den allurten Mächten gefaßten Beschlusses , der künftige Aufenthalt jenes berüchtigten Mannes werden soll, dessen Eyrgeitz und Hersch-suchr sich mit dem schönsten Reiche Eu-ropens nicht begnügen wollte, noch ungleich mehr Interesse für die ganze gebildete Welt erhalten, und es dürften daher nachstehende historische Notizen, so wie ejne genaue Schilderung hierüber, für unsere Leser nicht unwillkommen seyn. Hur Icit als die Entdeckung des vierten "Weltttzeiles dos Erstaunen und die Bewunderung der ganzen Welt erregte, suchte die portugiesische Regierung, durch Entdeckung eines Wasserweges nach Ostindien , den Kanal von den Venetianern abzuleiten, aus welchem solchen alle die ungeheueren Reichthümer zuflössen, wodurch sich ihre Republick zu elmr so be-demendcn Größe emporgehoben hatte. Das Wagestück (wer'erkannte es damals nicht als solches) gelang; die südlichste Spitze von Afrika wurde im Jahre 1493 entdeckt, und vier Jahre darauf vollendete der unsterbliche portugiesische Admiral Vütco cie 6gma das große Werk. Der Seeweg nach Ostindien war gefunden, und olle Anstrengungen und Aufopferungen, durch welche die Vene-netianer und die mit ihnen verbündeten 8yu6ÄN5 der Mameluken *) den Gang des ostindischcn Handels auf dem rothen Meere und über die Landenge von 3u62 zu erhalten sich bemüheten, konnten den entschiedenen Vortheilen das Gleichgewicht nicht halten, welche die neue bey weitem kürzere Strasse dem portugiesischen Handel gewährte. Aus einer der häusigen Seefahrten, tue seitdem in jenen Gewässern gemacht *) ^obertsons Untersuchungen über den wuschen Handel. wurden, entdeckte man dik Insel St. Helena, und zwar im Jahrs 1502. Der portugiesische Seefahrer, der ihrer am Tage der heiligen Helena ansichtig geworden war, soll ihr aus diesem Grunde den Nahmen , den sie noch heute führt, beygelegt haben. Wegen ihres dürren Ansehens jedoch bekümmerten sich die Portugiesen weiter nicht mehr darum; dahcr wurde sie auch von den Holländern im Jahre 1600 in Besitz genommen, und wegen ihres vorzüglich guten Trinkwassers als Erfrischungs cund Ruheplatz für ihre Ostindienfahrer benützt. Die Kolonie, die sie indessen im Jahre 1652 am Cap errichteten, ließ sie das erwähnte Eiland wieder vernachläßi-gen; dessen sich daher die Engländer im Jahre 1673 bemächtigten, und es, mittels Adaptirung eines Landungsortes, zu einem Stationsplatze für alle handelnden Schiffe ihrer Nation mit so vielem Fortgangs verwendeten, da.ß St. Helena bald die reichste Niederlage aller persischen, ostindischen und sinesischen Waaren "), kurz das allgemeine Oäpüt aller möglichen Artkel des englischen Handels nach und aus jcnen östlichen Regionen wurde. Als aber im Jahre 1305 das Vorgebür-ge der guten Hoffnung durch die britti- > sche Seemacht den Holländern entrissen wurde, hörte auch die Wichtigkeit dieser Insel auf, und wird nun nicht mehr sehr ' häufig besucht. St. Helena liegt ganz isolirt im atlantischen Ozean beynahe in der Mitte zwischen Afrika und Amerika, etwa 300 Meilen von der Westküste von Südafrika, und 450 Meilen von der Ostküste von Sudamerika entfernt. Ihr erstcr Anblick zeigt dem Kenner, daß sie vulkani- ^ schen Ursprungs, folglich vom unterirdischen Feuer vor undenklichen Zeiten ge- W . *) Fabns Erdkunde. waltsam aus der Tiefe des Meeres herausgehoben worden sey. Sie besteht aus einem hoch über den Meeresspiegel erhabenen , zakigen, dem Anscheine nach wilden und kaum zugänglichen Felsen, welcher die Gestalt einer Schildkröte hat, 2 is2 Meilen lang und 1 is4 Meilen breit ist. Ihr Umfang beträgt etwa 6 Meilen. Das Klima ist zwar hier vermöge ihrer Lage und der Beschaffenheit des Bodens sehr warm; doch wird die Hitzs auf derselben, sowohl wegen ihrer Höhe, als der immer wehenden kühlen Seewinde , nie unerträglich. Die Luft ist rein, troksn und allen lebenden und vegetiren-den Wesen äußerst heilsam; daher ist diese Insel ein wahres Paradies für die Hieher kommenden Kranken. Gewitter sind hier äußerst selten. Ueberhaupt genommen macht diese Insel nur einen einzigen Felsenberg aus, der jedoch so sehr ausgezakt, ausgehöhlt nnd zerrissen ist, daß der Rücken oder die Oberfiächs derselben größere oder kleinere Thäler, mit Bergen oder vielmehr Felsenhägeln eingefaßt, darstellet. Im Innern der Insel findet man überhaupt ungemein schöne nnd malerische Prospekts , und manche Gegend stellt ein kleines irdisches Paradies dar. Jedes Thal oder Thälchen wird von einem frischen Bergbachs durchrieselt, der es tränkt, befruchtet und verschönert. Nichts desto weniger ist diese Bewäßerung für die Fruchtbarkeit der Insel, da es hier im Allgemeinen nur selten regnet, nicht immer hinreichend. Diese Trokenheit ist daher auch eine Hauptplage des sonst so entzü-kend schönen und fruchtbaren Landes. Es fehlt derselben nicht an Produkten von mancherley Art. Die Mineralien sind zwar noch nicht hinreichend untersucht, desto reicher aber sind die Produk, te an allerhand Pfianzengattungsn: Walt sindet verschiedene europäische und indische Obstbäume; dann edle Südfrüchte :c. Zum Getraidebau ist der Boden nicht durchaus tauglich, hauptsächlich darum, weil die fruchtbare Erde nicht tief genug zum Beakern ist, und die gewöhnliche Dürre, die auf dieser Insel herrscht, das Gedeihen des Getreides hindert. Ueber-dieß ist hier die Zahl der Ratten, die ohne Zweifel durch die europäischen Schiffe Hieher gebracht worden waren,so groß,daß sie den größten Theil der Saat aufzehren, und also das Gedeihen dieser Körnergattungen außerordentlich zurücksetzen. Die Insulaner beziehen daher ihren meic sien Getraidebedarfvon außen her; dagegen haben sie dafür Yamswurzeln, Pataten, Pisangfrüchte. In den schönen wohlangelegten Garten gibt es eine Menge nutzbarer, wohlriechender Pfianzenarten aus allen Erdttzeilen. Man findet Weinbau , ungemein schöne Blumen, vielerley Zugemüse, Küchenkräuter lc. der Wieswachs ist sehr gut. Die Viehzucht wird zwar ziemlich, doch auch nicht ganz so, wie sie sollte, betrieben. Es gibt Pferde Rindvieh, Schaft, Ziegen, Schweine, Federviehs, das wilde Gestühl ist sehr häufig. An Fischen ist kein Mangel. Schade nur, daß die schönen Anlagen dieser Insel nicht gehörig benützt, verbessert und znm Vortheile der Einwohner angewendet werden. Diese Einwohner sind theils Abkömmlinge von Engländern, oder auch französischen Religionsftüchtigen, theils schwarze Sklaven, welche alle Haus- und Felddienste versehen, dabey aber meist gur behandelt werden. Die ganze Bevölkerung wird auf 2000 bis 2400 Seelen geschätzt, worunter eine Besatzung von 500 Mann, und über 500 Negersclaven, die indessen jetzt alle freygelassen seyn sollen. Charakter «nd Sitten der weißen Bewohner dieser Insel sind englisch, das heißt, im Allgemeinen zwar gutartig und sanft, jedoch von ihren Vaterlande sehr eingenommen, daher stolz. An ihrem Eigennutze ist zum Theile die Armuth schuld. Da sie den größten Theil ihres Lebens einsam und getrennt von der ganzen übrigen Welt zubringen müssen, so kann es nicht befremden, wenn man hier nicht die gehörige Bildung und Artigkeit im Umgänge, so wie ein linkisches, seltsames , kleinstädtisches Betragen antrift. Anstatt der Einigkeit, Friedfertigkeit und wohlwollenden Herzlichkeit, die man an einem so abgeschnittenen Orte, als dem Aufenthalte der Einfalt und Unschuld, erwarten sollte, herrscht unter diesen Insulanern ein abscheulicher Neid z und ein niedrige Zwietracht, von der Familien-Eifersucht erzeugt, und der Klatsch - und Tadelsucht genährt. (Beschluß folgt.) Ein Pudel rettet zu Wien 2 Menschen das Leben. > ».___—»» Am iy.Iuly Nachmittags wusch in der Gegend der Kaffehäuser am Eingänge der Iagerzeile, ein Mann eben seinen Pudel, als plötzlich ein großes, dickes Weib aus einem Waschschiffe in die Donau stürzte. Da kein Schissahrtskundi-ger in der Nähe war, so sprang dieser m jener Kunst ganz unerfahrne Mann, sammt seinem Pudel in einen kleinen Nachen und erreichte das Weib glücklich, welches sich auch kräftig an ihn anklammerte. Bald aber bemerkte er, daß das Weib zu schwer sey und ihn aus dem Gleichgewichte bringen würde. Er ließ deßhalb dieselbe aus, und war nun, da er durch diese Anstrengung das Uebergewicht bekam, selbst in Gefahr, in die Donau zu stürzen. Da fühlte er sich von rückwärts mit Riesenkraft gchalten; (das sind ftine eigenen Wo.te) wobey der Rock? schoß seines tüchcnen Fraks zerrissen wurde, ab?r dos starken Futters wegen noch haltbar war. Durch diese Hilfe wieder zur Besinnung gebracht, faßte er das Weib neuerdings und rettete es glücklich. Wels Gäste in den Kaffehäusern waren Augenzeugen dieses schönen Beyspiels von Hundestreue. Nun eilten mehrere zu dem Nachen, worin sich das Weib bereits befand , und brachten beyde ans Ufer, während der Pudel munter hinter dem Schisschen seines geretteten Herrn nachschwamm Möchte diese kleine Geschichte doch dazu beytragen, manche Muthwillige von zweckloser Mißhandlung der Thiere abzuhalten. Vereitelter Raubversuch. Die Gegend von Koinskie, im Her-zogthum Warschau, war seit einiger Zeit durch Räuberbanden beunruhiget. Kürzlich kam einer dieser Elenden, als Kapuziner vermummt, in ein Dorf, und bat den Edelmann, welchem es gehörte, um ein Nachtquartier. Der Edelmann wies ihm ein Zimmer an , welches er gemeinschaftlich mit einem Offizier, der ebenfalls als Gast Hieher gekommen war, bewohnen sollte. Als man sich zum Schlafengehen bereitete, setzte sich der vermeinte Kapuziner zum Kaminfeuer ^ nahm ein Gebetbuch zur Hand, und sagte dem Offizier, er wäcde sobald nicht schlafen gehen, weil er noch viel zu beten habe. Nach einer Weile, als der Offizier sich ebenfalls zum Kaminfeuer stellte, bemerkte er» daß sein Schlafgefährte das Buch verkehrt vor sich liegen habe, und immer betend die BUtter umwende. Dieß siel ihm auf; er ging zum Edelmann, und theilte ihm seinen Verdacht über dm Fremden mit. Der Edelmann befahl, eint Lampe in das Gastzimmer zu stellen, und bewnssuets den Offizier mit ein Paar geladenen Pistolen. Als u^u dieser rmt verborgenen Waffen im Bette lag, bemerkte er, wie scin Kompagnon mit Sorgfalt sein Einschlafen beobachtete, später unter semer Kutte ein langes Messer hervorzog , und mit leisen Tritten sich näherte. Als nun der Offizier seine Pistole ergriff, und Stich und Schuß zugleich erfolgte, wurde der Osszisr am Arm verwunder, sein Gegner aber todt geschossen. Nach ersvlgter Untersuchung fand man bn) ihm nichts, als m der Tasche ein seltsames Pfeifchen, und die Gewißheit, daß der, welcher es truy, ein verkleideter Jude sey. Bey diesen Umständen vnmuthote man einstimmig, das; sich in einem, dcm Dorfe nahe gelegenen Wäldchen noch mehrere Spitzbuben Gesinden mühten. Dieser wollte man bey dieser guten Gelegenheit zugleich habhaft, werden, und man beschloß, alle Bauern zusammen zu rufen, und dann von dem Pfeifchen Gebrauch zu machen. Nachdem alles zur Gegenwehr veranstaltet war, pfiff man eimge Mahle, worauf wirklich eine Räuberbande ankam, von welcher Einige gerade auf das Haus los giengen. <^etzt sprangen die verborgenen Bauern mit ihren Kuitteln hervor, und da die Rauber muthig genug waren, so entstand ein H^d^menge, worin 3 Räuber er^ schlagen, 10 gefangen, und die übrigen verjagt wurden. Abbr auch g Bauern verloren in diesem Gefechte das Leben. Die Gefangenen wurden nach Warschau abgeführt, und erwarten dort den strengen richterlichen Spruch.