Mo. IX. D^ 1804. Laibacher ODH Wochenblatt. Zum Nutzen un 0 Vergnügen. Als Zugabe zu< Edel von Kleinmayerschen Laibacher Zeitung. Einführung der Ruhpockenimpfung in Krain. Fortsetzung. -!>on den vom Herrn Professor Kern zuKrain-bnrg gcilnpstcn Kindern, wurde nun der Stoff zu ferneren Impfungen genommen. Obwohlen n an Herrn Prof. Kern nicht gestatten wollte, den Stoffauf andere zu übertragen, so unterrichtete er doch daselbst den Hcrrn Apotheker Ritsch so wohl in der Kenntniß der Kuhpocke, als in der Art zu impfen, und versah denselben mit einem schicklichen Impfinstrumente. Nun kam auch unterdessen der schon in Klagenfurt bestellte Impfling zu Laibach an, welcher drey schöne Pusteln halte, mithin hinreichenden Stoff zu ser-ncren Impfungen gab. Dieser wurde also gleich verwendet, und so wurde die Vaccmation bald allgemein. Fast alle Arzte Krams nahmen Antheil an ;»er neuen Impfung: Der HcrrKrrisphyslklls Doctor Stroy verbreitete die Kuhpockcneinim-pfung in Oberkrain, Herr Doctor Pober in Un-tcrkrain, und Herr Doct» Pousche in Innerkrain. Auch in der Bergst^o: Idria erhielte Herr Dr. Hassner von Doctor Beer aus Wien Kuhpocken-fioff, und der Versuch gelang, und zeither wird sie von den Bergkammeralchirurgus Dr. Melzer emsig unterhalten. So wurde nun diese fürchterliche Pockenepidemie gleichsam wie abgeschnitten, und der außerordentlichen Sterblichkeit Grenzen geseht. Kein einziger übler Zufall fand dabey statt, welcher derVaccinaticn hatte bcygcmesscn wer-! den können. Ein Paal Falle wurden beobachtet, wo Herr Professor Kern die Kuhpockenimpfung vornahm, drn dritten Tag nach geschehener Impfung hingegen ein allgemeiner Ausbruch natürlicher äußerst Olcchter Pockenersolgte, hier war dcmnacl) keineswegs die Impfung Schuld an den tödtllchen Verlauf, sondern das Übermaß, das schon vor der Impfung in dem Körper gebrachten, und daselbst vervielfältigten natürlichen Poc-kenstostee, zerstörte die Organisation, und mach-tc dadurch die Fortdauer des Lebens unmöglich. Vrn hier aus wurde der Stoff nach Trieft, Karlstadt und mehrere andere Ort versendet. Es kommt demnach hier zu berichtigen, daß der nach Triest gekcmmene Kuhpockenstoff nicht wie in der östreichischen Litteratur Nro. 27. der Annalen im Sept. 180Z angezeigt wurde, seinen Ursprung, aus Wien hatte, sondern derselbe von Herrn Professor Kern aus Körnchen hierher überbracht wurde. Im Jahre 1802 wurde von der kraincrischen Landesregierung dem Herrn Professor Kern ausgetragen, einen Volksunterricht zur schnelleren Ver-^ breitung der Kuhvocken zu verfassen, und dieser Unterricht wurde auch wirklich versaßt, aufgelegt, und mit einer nach der Natur gezeichneten Abbildung der Kuhpocke versehen. Indessen nimmt die Vaccination in Krain dennoch so wohl unter dem gebildeteren Theil Mr Einwohner, als auch selbst unter dem Land-Mlke ihren raschen Gang, und die Zahl der Meimpsten belauft sich schon auf mehrere Tauende : wozu die Geistlichkeit auf dem Lande, s«? wie mancher Gutsbesitzer durch ihr viel vermögendes Vorwort wesentlich beytrugen; säst allgemein ist man nun von der Nützlichkeit der neuen Impfung überzeugt. Nur hie und da siößt noch manches alte Mütterchen einen tiefen Seufzer über die Kuhpocke aus; so wie noch hie und da ein übergelehrter Kopf die neue Impfung bekrittelt. Aber Dank sey es der Vorsehung gewiß, und sicher nur aus angstlicher Besorgniß, weil beyde eine Transdruta^rung ihrer Nachkommenschaft durch die Vaccin befürchten. Theater in Laibach. Am 26. Aprill wurde das hiesige landschaftliche Theater, nachdem die italienische Sällger-gescllschast am 22. ihre Vorstellungen beschlossen hatte, durch die deutsche Schauspiclergesell-schaft unter der Direction des Herrn Wilhelm Frasel, und der Frau Iosepha Scholz mit dem Schauspiele von Vogel: Reue undErsa h— wieder eröffnet. Herr Frascl der Jüngere empfahl die Gesellschaft in einem schlichten, und kunstlosen, aber verstandlichen Prologe, worin er nach einigen Willkommsworten sagte.-Ich spreche hier ausPsiicht, nicht aus gewöhnlicher Sitte, Der Rede Zweck ist nur die ehrfurchtsvollste Bitte Geweiht ist unser Glück nun Ihrer cdcln Güte O wenn doch dieses Glück nur mäßig uns er- vlüyte Kein Opfer scheuten wir — geweiht sey Ihnen Theure! Was unsre Kraft umfaßt', doch heißer Dank defcu're Was dann noch immer mehr zu neuer Kraft Benützung Lohnt uns nur Ihre Huld und Ihre Unterstüt- ^.. zung Auch richten Sie gewiß ein Schauspiel nicht zu scharf Das Ihre Nachsicht oft, stets Ihren Schutz bedarf. Wir huld'gen Thalien —' und wenn auf diese r Bühne Manch Mahl Calliope mit ihrer Zauderkunst Der Harmonie, nicht ganz — so liebcnswerth erschienen, Beglücken Sie uns doch mit nachsichtsvoller Gunst. Um des Vergnügens Reitz durch Wechsel zu begründen Wird sich Tervsichore mit Thalien verbinden Wenn diesc durch so manch vortreffliches Gedicht Das deutscher Geist erzeugt, zu deutschen Herzen spricht Wenn sie bald fröhlich scherzt, und bald zu Thränen rührt Bald uns — der Tugend Bild — in bcssre Welccn führt So führt Terpsichore durch gaukelnde Gebilde Die glüh'nde Phantasie in schwarm'rische Gefilde Vczaubert unser Aug durch mahlerische Tänze Streut Blumen nur der Freud' und sticht dem Frohsinn Kränze Doch daß die Kunst nicht nur sich schmücke s)n- dern glänze Setzt ja der Wirkungskreis dem Willen oft die Grenze Und wirken wir dann nun nach Kraft in unsrer Sphäre So schenken Sie uns auch des Beyfalls süße Ehre zc. :c. Bey den unverkennbar eifrigen Bemühungen der Unternehmer, die Wünsche dcs Publikums zu befriedigen, wird gewiß jeder liberaler Freund der Schaubühne auch ihnen wünschen, daß ihr Unternehmen wie sich der Prolog ausdrückt, doch wenigstens mit maßig glücklichem Erfolge belohnt, uns aber ein Vergnügen erhalten werde, das wir nicht zu jeder Jahreszeit so leicht als jetzt entbehren werden. — Das Schauspiel: Reue und Ersatz, welches auf den meisten Bühnen Deutschlands seiner wesentlichen dramaturgischen Fehler ungeachtet eM ungewöhnlich gute Aufnahme fand, wurde in seinen vorzüglichsten Characteren sehr würdig, besonders mit richtiger Auffassung seiner komischen Individualitäten dargestellt. Umständlichere Bemerkungen über Gattung und Gehalt der aufgeführten Stücke, so wie über die damit verbundenen Ballett behalten w«r uns auf künftige Blatter bevor. Beytrag zur Sitten-und Culturgeschichte. Alle Schilderungen, die uns Reisende von dcm heutigen Paris machen, stimmen darin ubercin, daß untcr allen Modethorheiten, die dieieWe>':behcrrscherilm des lmunösen Gesäimac-»cs so fruchtbar erzeugt, gegenwärtig die allgemeinste, und auffallendste kunstgelehrte Sucht des schönen Geschlechtes sey. Die bejahrte Dame, sy wie die heranwachsende Schone von 15 Jahren; alle wollen sie Kunstkcnnerinncn seyn. Gemählde, Scatuen, und Antiken sind nun die geschmackvollsten Modcmeubeln, und der Zeichenmeister das unentbehrlichste Werkzeug der weiblichen Bildung. Was dabey die wahre moralische Erziehung die Ausbildung des Verstandes und Herzens gewinne, beantwortet sich von ^lbst. Folgende charactcristische Züge, die man w einem Journale liest, verdienen hier ausgehoben zu werden: Ein jungcr Mensch kam aus der Provinz nach Paris seine Braut zu besuchen, er fand sie allein mit einem jungen Mann, vor ,hr cineZcadeu'.ie (Gypsstatue), sie nahm, oes Zeichnens halber Unterricht in der Anato-nne. „Wir waren eben," sagte der Meister, ,,vey den Muskeln der Lenden, jetzt wollen wir zum Abdomen übergehen," und so springt des Madchens Einbildungskraft von Muskel zu Muskel. — Der Bräutigam fragte nach der Mutter. „Meine Mutter ?" antwortete die Braut, „das ist eine kleine Liberline, sie hat in voriger "acht zu viel gewalzt." Um diese Antwort zu verstehen, muß man wissen, daß die Mutter so imig als dic Tochter scheinen will. Mutter und ^ochcer sind j.tzt ganz gleich gekleidet, dutzen Nch, nnd wenn sie disputiren, giebt keine nach. ^epde tanzen di< Gavotte, fingen, spielen Karlen, fahren einzeln nach Haus, begehen Thor-ymcn, bekennen sie einander, schmollen mit einander, beyde befehlen im Hause; dasZ einzige wodurch sie sich unterscheiden, ist: die Mutter "agt Diamanten im Haar und die Tochter "lumen. Nun fuhrt sie den erstaunten Vräuligam in vle Gemahlocgallcrie. Mit forschendem Blicke 'teyt sie vor Davids Gemählde, und betrachtet "n Sabmet, der in dem Kleid der Natur, auf-'«erksam durch ihre Lorgnette, sie spricht von dieser Muskel, die gut prononcirt, von jener, die es leicht sey; sie spricht von derTibia, dcm Abdomen, und Gott weiß wovon sonst noch. — Da man die artige Ziererey, dcn Fächer vor die Augen zu halten, nicht ganz hat wollen abkommen lassen, und sie dennoch beschwerlich gefunden hat, so hat man den Ausweg ergrissen, die Lorgnette in den Fächersiäben anzubringen, wodurch allem abgeholfen ist. Jetzt ersucht sie den Bräutigam sie auf die Reitbahn zu begleiten. Dort schwingt sie sich auf den raschen Gaul und stiegt dahin im sausenden Gallop. Das gute Männchen aus der Provinz gafft ihr mit offnem Munde nach. Von der Reitbahn geht es in die Schwimm-schulc (ecole äe natanan) hier begicbt sich die holde Braut in ein Cabinet, und erscheint bald darauf in einem weiten Vadehemd; aber auch dieß läßt sie fallen, und steht da in Weste und Pantalon von Nankin, die sich fein glatt an den Leib schmiegen, und so springt sie beherzt ins Wasser. — Der Brautigem, der alle diese Reitze nicht eher als am Hochzeitstag zu seyen hoffte, läßt sie schwimmen, eilt nach Hause, hilft selbst anspannen, und kehrt über Hals und Kopf ohne Abschied in seine Provinz zurück. M o d e b e r i ch t. Unter den englischen Moden, die zwar nicht immer goustens, aber doch oft, gleich jeder Erfindung dieser Nation, das Nützliche, Lang-dauernde mit dem schönen Äußeren verbindet^ heben sich vorzüglich aus eine Sorte Strickbeutel, deren Stoff das Durchstechen der Nadeln hindert; sie sind nähmlich von Sammet mit erhabenen Desseins. Schwarz mit Nacquarat-Verzierung, und Nacquarat mit Schwarz, tragen die eleganten Londoner Damen am meisten. Man sieht diese nützlichen Beutel auch schon in Berlin, wo sie wahrscheinlich von Engländerin-' nen eingeführt wurden. Die neueste Pariser Mode für Damen auf der Promenade ist: ein schwarzer oder grauer Filzhut, mit einer Schleift von Goldschnur, eine lange Douilctte von braun seidenem Zeuge, ein Tuch-Shawl, runde Schuhe ^ Npnjßenie. Zum Morgenanzug: ein Hut von schwarzem oder hellgelben Sammet mit einer Roiengmr« ^ lande, ein tüchcner, kurzer und die Taille bezeichnender Rcdingot von Haselnußfarbe, Fleischoder Milchfarbene Stlümpfe. — Die neueste Art sich zum großen Putz zu koessn ru, besteht in ^incm goldenen Netz. Die Roben sind von brodirtcm Musselin. Eine Dame ist nicht vollständig geputzt, ohne einen großen Strauß an der Seite stecken zu haben; sonst hat der Blumenstrauß gewöhnlich eine noch beneidcnswer-there Stelle. — Die neuesten Haark^mme haben oberwärts einen doppelten Bogen. Der Pariser Elegant tragt nur auf Ballen und in Cercles Schnallenschuhe und den dreyeckigen Hut, bcym Ausgehen nicht; zum Ne-gligee emen fleischfarbigen Redingote mit netten, doppelt scheinenden Westen und sehr feine Wäsche. Energie eines liebenden Mädchen. Vor kurzem entfloh zu Brest ein i/jähriges Madchen ihren Ältern und begab sich unbemerkt auf das, gerade segclsertige Schiff eines jungen Sceofficiers, den sie lange, gegen den Willen der Ihrigen liebte. Dcr Vater erhielt von dem Praftcten der Marine, an welchen er sich wandte, Wache, um seine Tochter aufzusuchen. Das Mädchen erblickt die Suchenden, und— springt ins Meer. Ein Matrose rettet sie. Der Vater kerkert sie ein; sie entwischt ihm und stürzt sich noch Mahls in die Wellen. Auch dieß Mahl wird sie gerettet.— Jetzt ist sie in engern Ver-wahrsalrl gebracht, und ihr Geliebter (wie wohlthatig muß ihm die Überzeugung seyn, so geliebt zu werden!) — ist dcgradirt worden. Gedanken. Wer jeden Berg zum Altar Gottes macht, l»nd die Jahreszeiten zu seinen ewigen Priestern; wer in den Staubfäden der Blume schon die 'Kraft ahnet, die das Wellall trägt und hebt; und unendliches Leben durch alle Naturen gießt; wer bethend an diesen Altaren dcr Liede nieder kniet, und Tkrat'.en des Danks nüt dem Staube mischt, dcr zu dm Füßen des Ewigen liegt — hat der nicht Religion? Willst Du D?ine"Feinde nöthigen, Dich zu loben? Gestatte Deinen Freunden Dich zu tadeln. Das weibliche Geschlecht fühlt mehr den Gedanken, das männliche denkt mehr das Gefühl. Wer beydes in einem hohen Grade in sich vereinigt, und die Neigungen seines Gemüths zu fassen, und auszudrücken weiß, ist ein Denker — wer sie musikalisch ausdrüat — cin Dichter. Der Kampf. Gedicht von Schiller. In Musik gefegt von Fr. X. Kleinhainz. Nein langer werd' ich diesen Kampf nicht kämpfen Den Riesenkampf dcr Pflicht Kannst du des Herzcnsflammentrieb nicht dämpfen So fordre Tugend dieses Opfer nicht. Geschworen hab' ichs, ja ich hab's geschworen Mich selbst zu bandigen Hier ist dein Kranz — er sey auf ewig mir verloren Nimm ihn zurück, und laß mich sündigen! Zerrissen sey was wir bedungen haben Sie liebt mich! deine Krone fty verscherzt Glückselig wer in Wonuclrnnkenheit begraben So leicht den tiefen Fall verschmerzt. Sie sieht dcn Wurm an meiner Iugendblumc nagen Und meinen Lenz rntfiohn Bewundert still mein heldenmüthiges Entsagen Und großmuthsooll beschließt sie meinen Lohn. Mißtraue schöne *Sccle dieser Engelgüte Dein Mitkid wassnct zum Verbrechen mich Gicbts in des lcbensunermcßlichcn Gebiethe Giebts einen andern schönen Lohn als dich? Als das Verbrechen das ich ewig fliehen wollte Tyrannisches Geschick! Der einz'ge Lohn der meine Tugend krönen .. sollte Ist meiner Tugend letzter Augenblick. (Die musikalische Composition bestochen ifi in der Edel von Kleinmayerschen Buch. und Husikalien? Handlung für 48 kr. »u haben >