Nr. 1. 1886. •• Sonntag, den ^3. Jänner Laibacher SCHULZEITDNß. Organ des krainischen Landes - Lehrervereines. Erscheint Vereinsmitgliedei am 10. und 25. jedes Monats. erhalten das Blatt gratis. Pränumerationspreise: Für Laibach: Ganzj. fl. 2-60, halbj. fl. 1-40.— Mit der Post: Ganzj. fl. 280, halbj. fl. 1*50. Expedition: Buchdruckerei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg, Bahnhofgasse Nr. 15. — Inserate werden billigst berechnet. Schriften und Werke zur Hecension werden franco erboten. Pränumerations - Einladung. Die „Laibaeher Scbulzeitung“ tritt mit der lieutigen Nummer in ilireu vierzehnten Jahrgang. Was dieselbe nach steter Vergrösseruug ihres Mitarbeiterkreises und durch uneigennützige, opfervolle Arbeit geworden, das weiss jeder, der unseren Bestrebungen aufmerksam gefolgt und unsere Thätigkeit unparteiisch beurtheilt hat. Alle bisherigen Mitglieder unseres Landes-Lehrerverei nes mögen diesem nicht allein für die Folge treu bleiben, sondern demselben auch recht viele neue Kräfte zuführen. Auch alle die Freunde und Gönner unseres Vereins und Organs, die nicht dem Lehrstande angehören, ersuchen wir höflichst, uns ihre bisherige Anhänglichkeit weiter bewahren zu wollen. Man abonniert in der Expedition des Blattes ('lg. v. Kleininay & Fed. Bamberg in Laibach, Bahnhofgasse Nr. 15) oder beim Vereinscassier, Herrn k. k. Uebungslehrer und Bezirks-Schulinspector Franz Gerkmanu (k. k. Lehrer-Bildungsanstalt), und zwar sind die Pränumerationspreiae: Für Laibach ganzjährig 2 fl. 60 kr., halbjährig I fl. 40 kr.; für die Zustellung ins Haus ganzj. 12 kr. Mit Postversendung: ganzj. 2 fl. 80 kr., halbj. 1 fl. 50 kr. (Alle Lehrer und Lehrerinnen in Kraiu können mit einem Betrage von jährlich 3 fl. dem Vereine als ordentliche Herren und Damen, die nicht dem Lehrstande augehören, mit demselben Betrage als unterstützende Mitglieder beitreten und erhallen als solche das Blatt gratis.) Rückständige Beträge wollen ehestens übermittelt werden, damit in Bezug auf die weitere Zusendung unseres Blattes keine Störung eiutritt, denn dasselbe sollen nur jene erhalten, die es für die F o e auch ausdrücklich bestellen oder aber wirkliche oder unterstützend' Vereinsmitgliedef bleiben, beziehungsweise solche geworden sind. Die Redaction und Vereinsleitung. Unseren Gesinnungsgenossen in ernster Zeit. Mit der heutigen Nummer beginnt, wie schon oben betont wurde, die „Laibacher Schulzeituug“ ihren vierzehnten Jahrgang, der „Krainische Laudes-Lehrervereiu“ sein vierzehntes Vereinsjahr. Wenn wir zurückdenken und uns der Zeit erinnern, welche diese beiden Unternehmungen ins Leben rief, und sie mit der heutigen in Vergleich ziehen, welche Gedanken und Gefühle drängen sich uns da nicht auf! Damals durchströmte ein frischer, lebendiger Geist das gesammte österreichische Volksschulwesen und alle seine begeisterten Jünger. Neue Schulen wurden in grosser Anzahl gegründet, die bereits vorhandenen erweitert, dem Lehrer selbst wurde ein halbwegs menschenwürdiges, seiner Bedeutung im Culturleben entsprechendes Dasein geschaffen, Vereine und pädagogische Zeitschriften entstanden, Versammlungen wurden allerorten abgehalteu: es herrschte allüberall ein so reges Leben auf dem Gebiete des Volksschulwesens, dass jeder Menschenfreund seine Freude daran haben musste. Und in der That haben auch die dankenswerten Bemühungen, das Volksschulwesen zu heben und zu fördern, vielfältige Früchte gezeitiget. Gemeinden und Länder überboten einander in der Opferwilligkeit für ihr Schulwesen, und wohl kein Staat hat in einer so kurzen Spanne Zeit hierin so bedeutende Fortschritte gemacht, als Oesterreich; hat sich doch, um nur Eines zu erwähnen, die Zahl der schul-besuchendeu Kinder verdoppelt! Dass unserem Schulwesen auch noch Mängel anhaften, dass da und dort Verbesserungen wohl am Platze wären, wer wollte das leugnen? — Mit diesen aber das ganze System zu verdammen, ist wohl eitel Uebertreibung. Ein so vernachlässigtes Schulwesen, wie es das österreichische bis zum Jahre 1869 war, konnte wohl nicht mit einem Bucke ins richtige Geleise gebracht werden. Mau lasse der Sache nur Zeit, lasse sie sich entwickeln, lasse die Erfahrungen reifen, und mit Geduld und gutem Willen und friedlichem Entgegenkommen wird sich unser Volksschulwesen allmählich den Umständen und Verhältnissen zweckentsprechendst anpassen. So hofften und wünschten wir, und mit uns alle Freunde des vernünftigen Fortschrittes, dass es kommen werde. Und heute ? — — Heute erheben sich unheilschwangere Wolken über den Horizont, als sollte ein gewaltiger Gewittersturm losbrechen, der mit Einem Schlage die ganze herrliche Saat zu vernichten droht. Eine Gefühl unheimlicher Beklemmung lastet bleischwer auf der Lehrerwelt, und mit banger Sorge gedenken wir alle der gefährdeten Errungenschaften der zwei letzten Decennien. In den Landtagen einiger Provinzen unseres weiten, schönen Vaterlandes kamen in letzterer Zeit gar sonderbare Dinge zutage. Da wünscht man, dass die Entlohnung für den Organistendienst dem ohnehin armseligen Lehrergehalte eingerechnet werde; dort verlangt man sogar, dass der Lehrer auch wieder Messnerdienste verrichte. Ja, man geht so weit in der Fälschung der öffentlichen Meinung, dass man zu behaupten wagt, viele Lehrer selbst wünschten die bekannte „gute alte Zeit“ wieder zurück. Herabsetzung der Schulpflicht, geistliche Schulaufsicht und dergleichen Dinge mehr sind die Consequenzen der jetzigen politischen Strömung. So herrlich weit haben wir es gebracht! — Soll diess alles zur Wahrheit werden? Soll denn wirklich wieder die längst verschollene Spottgestalt des alten Schulmeisters ausgegrabeu und ihr gewaltsam Leben eingeflösst werden ? — Nein! so weit darf und kann es nicht kommen. Jedes Volk, das sich nicht selbst aufgibt und an seiner eigenen Zukunft verzweifelt, muss mit äusserster Zähigkeit an den modernen Schuleinrichtungen festhalten. Ohne gründliche Schulbildung kann weder auf politischem noch auf irgend einem Gebiete bei den grossen Anforderungen, die die heutige Zeit an jedermann, selbst an den letzten Bauern stellt, nichts von Bedeutung erreicht werden. Es ist gewiss eine sonderbare Erscheinung, dass gerade zu einer Zeit, die das Nationalitätenprincip sozusagen als den massgebendsten Factor im politischen Leben hinstellt, die Schule den grössten Gefahren ausgesetzt wird. Wie soll ein Volk, sei es welches immer, gehoben, veredelt und vervollkommnet werden, wenn die Schule gewissermassen nur als ein nothwendiges Uebel angesehen wird? Darum wollen wir auch mit bewährter Kraft und Ausdauer den Kampf um unsere Schule, um unser gutes Becht, wie bisher, so auch weiterhin führen. An alle Lehrer aber, die es mit ihrer eigenen Zukunft gut meinen, ergeht hiemit die Bitte, sich uns anzu-schliessen und an unserer gemeinsamen Arbeit sich zu betheiligen. Die Schule und ihr Schicksal, ihr Wohl nud Wehe ist zunächst auf die Lehrer selbst gestellt. Je Tüchtigeres sie in ihrem Berufe leisten, je kräftiger und einmüthiger sie alle ungerechtfertigten Angriffe auf unsere jetzige Schule und ihre Einrichtungen abwehren, desto besser wird sich die Zukunft derselben gestalten. Wir aber wollen allen in diesem Kampfe, über dessen Bedeutung und Folgen man sich keinen Täuschungen hingebe, stets ein treuer Führer sein. Auch daran stosse man sich nicht, dass unser Organ in deutscher Sprache erscheint; sind wir ja doch auf diese Art das Bindeglied zwischen der krainischen und der gesammten österreichischen Lehrerschaft; heute aber handelt es sich um die Gesammtheit! Wir wollen wie bisher gewissenhaft alle Ereignisse auf dem pädagogischen Gebiete in unserm Organe verzeichnen und erörtern; ganz besonders behalten wir aber die localen Ereignisse im Auge. Wir bringen aber auch Abhandlungen wissenschaftlichen Inhaltes, Zuschriften aus allen Theilen des Landes und den benachbarten Provinzen und glauben so unser Organ zu einer für jeden Lehrer und jede Lehrerin anregende Lectüre zu machen. Jedes Mitglied des Lehrpersouales, das von seiner Aufgabe einen richtigen Begriff hat, muss doch von allen Ereignissen auf dem Gebiete der Schule fortlaufend unterrichtet sein, wenn es nicht in dem einsamen Dorfe, abgeschnitteu von allem geistigen Verkehr, elend verkommen soll. Wir wenden uns aber auch an alle Freunde des Fortschrittes, deren Vertrauen wir uns durch unsere nun dreizehnjährige selbstlose und opfervolle Thätigkeit erworben haben , uns auch fernerhin wie bisher mit ihrer Unterstützung ebenso zu ehren wie anzuspornen Die Yereinsleituug;. Laibach, am 10. Jänner 1886. Die Unterrichtsgruppe der Budapester Landesausstellung im Jahre 1885. Die Ungarn wollten in ihrer vor eiu paar Monaten geschlossenen Ansstellung auch den Aufschwung ihres Erziehungs- und Unterrichtswesens zeigen. Nachdem es die geehrten Leser unseres Organs sicherlich interessieren dürfte, darüber Näheres zu erfahren, habe ich mich entschlossen, die Wahrnehmungen, die ich diesbezüglich beim Besuche der Ausstellung gemacht niederzuschreiben. Bevor ich jedoch zur Sache übergehe, darf ich nicht unerwähnt lassen, dass das Studium dieser Lehrmittelausstellung für einen Nichtmagyareu ein ziemlich schwieriges war, da mau es vorsichtig vermied, den Aufschriften irgend ein deutsches Wörtchen beizusetzen. Auch der Specialkatalog war nur in magyarischer Sprache abgefasst. Der Unterrichtsgruppe wurde ein eigener Pavillon gewidmet; aber auch im Pavillon der Stadt Budapest sowie in der Turnhalle fand man auf das Unterrichtswesen bezughabende Objecte. Gleich beim Eintritte in den Unterrichtspavillon konnte bemerkt werden, dass hier die Mittel-, Gewerbe- und Volksschule vertreten war. Ueber die zwei ersteren Anstalten, die überhaupt weit besser vertreten waren als die Volksschule, kann ich als Laie nur wenig sagen. Was mir von der Mittelschule am besten gefiel, waren die naturkundlichen Lehrmittel, die Gewerbeschule aber glänzte durch ihre Holzarbeiten. Wenden wir uns vorerst den schriftlichen Arbeiten der Volksschule, von denen eine bedeutende Anzahl vorhanden war. Nebst Latein- und Current- sah ich auch Rond- und Fracturschriften, welch letztere ich jedoch als minder gefällig ausgeführt bezeichnen muss. Die Correctur scheinen einige unserer magyarischen Collegen nicht sehr zu lieben, da ich mehrere deutsche Aufgaben fand, in denen grobe Fehler vorkamen, die nicht als solche bezeichnet waren Andere Lehrer thun wieder des Guten zu viel: sie corrigieren nämlich so, dass sie den Fehler streichen und das Kichlige hinzuschreiben. (Wozu wieder andere bei der Correctnr die Amtssiegel benützen, konnte ich nicht enträthseln.) Nur eine Schule wies die rationelle Correctnr auf, die darin besteht, dass die Fehler nur markiert und die Schüler sodann verhalten werden, das Gefehlte auszubessern. Zeichnungen, die Unter- und Mittelstufe betreffend, waren wenig zu sehen, dagegen war es mit solchen von der Oberstufe besser bestellt. Die hübschen Landschaftsbilder, Köpfe, Landkarten zeigten, dass diesem Zweige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Insbesondere muss ich hier die kath. Mädchenbürgerschule zu Kalocai lohend erwähnen, denn die Zeichnungen derselben waren wirkliche Prachtstücke. Die Schreib- und Zeichenhefte, als Ware betrachtet, könnten besser sein. Dass mau heute punktierte Zeichenhefte gebraucht, die nicht dem Metersysteme entsprechen, ist sehr gefehlt. Die von der Firma Possner Karoly exponierten Hefte ähneln den Musil’schen, nur tragen sie auf der Umschlagseite das Bildnis irgend eines berühmten Ungars. Die magyar. Fibeln, Lese-, Sprach- und Bechenbücher gleichen ganz den österr. Schulbüchern, wie sie vor 20 Jahren waren. Zwischen einer alten und der magyar. Fibel ist, abgesehen von der Sprache, kein Unterschied. Die realistischen Lehrbücher, unter denen man auch deutsche fand, sind besser. Die Atlanten sind nett ausgestattet. Die Reihenfolge der Karten ist folgende: Situatiousplan der Hauptstadt Budapest, das Königreich Ungarn, die Österreich.-ungar. Monarchie u. s. w. Weit besser als die magyarischen gefielen mir die slovakischen Lehrbücher, die den Anforderungen der modernen Didaktik vollkommen entsprechen. Ein slovakisch - lutheranischer Katechismus fiel mir des deutschen Druckes wegen auf. Die weibl. Handarbeiten waren zahlreich vertreten; sie werden wohl den Lehrerinnen manches Interessante geboten haben. ln Bezug auf Schulbänke fand ich neue Systeme. Man sah Bänke, bei welchen, falls sie unbesetzt sind, das Sitzbrett mit der Lehne einen Winkel von circa 45° bildet. Infolge dieser Einrichtung ist ein commodes Stehen ermöglicht. Beim Niedersetzen bringt man den Sitz ohne Anwendung der Hand in die horizontale Lage. Die Differenz ist gleich Null Dieses System erscheint im ersten Augenblicke praktisch, doch bei näherer Betrachtung findet man, dass es nicht so ist. Die öftere Berührung der zwar abgerundeten Kante des Sitzes mit dem Gesässe dürfte den Schülern, zumal den kleineren, unangenehm werden Eine solche Bank kommt auf 12 fl. zu stehen. — Interessant waren die aus Eisen con-struierten Bänke. Man beobachtete darunter zwei Systeme. Die Lickroth’sche Bank (eine deutsche Erfindung) hat nur das Schreibbrett, den Sitz und die Lehne hölzern, alles Uebrige ist eisern. Lehne und Sitz bestehen aus Latten. Sie besitzt eine Minusdistanz von 5cm. Beim Aufstehen wird der Sitz zurückgeschoben, wodurch eine Plusdistanz von 20cm entsteht. Das Schreibbrett kann gehoben und so gelegt werden, dass es die Lehne der Vorderbank verdeckt, welche Einrichtung sich beim Reinigen des Bodens vortheilhaft erweist. Ein Tintenfass ist nicht vorhanden. Die Gönzy’sche Bank unterscheidet sich von der vorerwähnten dadurch, dass nur ein Theil des Schreibbrettes gehoben wird. Der Sitz kann nicht nur horizontal, sondern auch der Grösse des Schülers entsprechend vertical verstellt werden. Ferner hat diese Bank ein hebbares Lattenpodium, ein praktisches Tintenfass, wenn sie in höheren Classen verwendet wird, auch eine versperrbare Lade; für Mädchen ist überdies noch ein Nähkisseu vorhanden. Die Bänke zeigen meist Einzelsitze und werden 2- bis 4sitzig fabriciert. Es werden aber auch Doppelsitze construiert, was nicht besonders praktisch ist, da in einer solchen Bank beide Schüler gezwungen sind, zugleich aufzustehen, oder aber es muss der Aufstehende zuvor das Schreibbrett verstellen. Der Preis variiert zwischen 14 bis 26 fl. Eine eingehende Erklärung dieser Systeme findet der geehrte Leser im illustrierten Preiscourante des Ausstellers Feiwel Lipot (Budapest, Giselaplatz), welcher auf Verlangen unentgeltlich zugeschickt wird. — Neben diesen Systemen waren auch Olmützer Schulbänke, weiter solche mit festem Schreibbrett, eben solchem Sitz (mit oder ohne Distanz) zu seheu. Die Seminare stellten Lehrmittel, Obstbaumveredlungsmodelle, Lehrpläne, Kiudergarten-und Handfertigkeitsarbeiten aus. Eineu Glanzpunkt der Unterrichtsgruppe bildete die Exposition der fünf Kindergärten und der Präparaudie des Fröbel-Frauenvereins. Die zwar nicht sehr zahlreichen, aber schönen Arbeiten ergötzten das Auge. Von der Firma Magyar in Budapest wurde nebst Schreib- und Zeicbenrequisiten ein Bruchapparat ausgestellt Dieser hat die Form einer russischen Rechenmaschine. Der erste Stab (1 Meter) versinnlicht das Ganze, der zweite die Hälften u. s. w. An allen Stäben ist das Metermass verzeichnet. Ueberdies besitzt dieses Lehrmittel ein Papierblatt, auf welchem sich ein Quadratmeter mit Bruchtheilen gezeichnet findet. Etwas Besonderes meinte der Aussteller mit einem Halbliter in Form eines Cylinders, eines drei- und dann eines vierseitigen Prismas zu zeigen. Dem Unterrichte dürfte mit dieser Erfindung wohl nicht viel geholfen worden sein. Der Kurz’sche Bruchapparat ist dem vorerwähnten ähnlich, nur hat er mit zwei Farben angestrichene Stäbe, und zwar ist einer derselben weiss, der zweite schwarz. — Dem Kohlbauer’scheu Bruchapparate fehlt die Bezeichnung des Meter-masses. Dessen Stäbe sind nicht, wie bei den obgenannten, vierkantig, sondern bilden Cyliuder. Die Bruehtheile sind verschiedenfarbig. In Bezug auf die Bruchlehre fand sich manche andere Vorrichtung ausgestellt. Zwei Tafeln , eine davon in Farben ausgeführt, zeigten die Bruehtheile der Kreisfläche. Eine zerlegbare Kugel, im grossen Masstabe ausgeführt, dürfte, wie die eben genannten, gute Dienste leisten; sie sind überdies billig, da sie der Lehrer selbst anfertigen kann. — Lehrer Gross erfand eine Tabelle, anwendbar bei Ueberschreitung des Zehners. Der Fürth’sche Recheuapparat hat die Form eines Daches. Auf der einen Seite befindet sich die russische Rechenmaschine, auf der andern können mittelst Kugeln Zahlenbilder von 1 bis 10 zusammengestellt werden. — Lehrer Jeses verfertigte eine Rechenmaschine, die aus einem stehenden weissen Brette, auf welchem verschiedenfarbige Kugeln angebracht sind, besteht. Dagegen besitzt Abrai’s Rechenmaschine ein schwarzes Brett und statt Kugeln weisse Knöpfe. Toth’s Lesekasten ist aus Blech gemacht, grau gefärbt, die Buchstaben sind theils roth (Selbstlaute1, theils schwarz (Mitlaute). — Lehrer Kund stellte zwei Wandfibeln aus. Die eine ist mit farbigen Bildern versehen, besitzt jedoch nur Buchstaben, keine Worte, die zweite zeigt keine Abbildungen, dagegen Wortbilder. Schriftbuchstabeu hat keine der beiden. Die Schreibschule des Lehrers Marori zeigte, dass ihr Hersteller ein Freund des Tactscbreibens ist. Die Szegediner Schulen stellten schöne Schriften, ein Herbarium und den Plan einer Tanya-Schule aus. Eine nette Spielerei ist der Magvassy’sche Unterrichtsapparat. Es ist ein drehbarer Kasten. Auf der ersten Seite desselben sieht man ein Lesepult, eine Rechenmaschine und eine Schreibtafel, auf der zweiten eine Mineralien-, auf der dritten eine Cerealiensammlung; die vierte Seite hat mehrere Schubfächer, in denen Schwamm, Kreide, Bücher u. dgl. Platz finden. Die bereits bei den Schulbänken erwähnte Firma Feiwel stellte auch eine um eine Achse drehbare Schultafel aus — eine sehr empfehlenswerte Construction, falls sie nicht zu viel Platz beanspruchte, ferner einen Landkartenstäuder, den ich jedoch als ganz unpraktisch bezeichne. Wolkenberg’s weisse, blaulinierte und schwarz eingerahmte Schultafel kann einer guten schwarzen Tafel nicht vorgezogen werden. Meiner Meinung nach dürfte letztere billiger und für die Augen der Schüler besser sein. Man könnte mir hier entgegnen, dass gegenwärtig sehr für die Einführung weisser Schultäfelchen gesprochen wird. Ganz richtig doch diese Neuerung hat sich nicht des Auges, sondern der Hand wegen vollzogen. Beim Gebrauche dieser Tafeln könnte der harte Griffel durch den weichen Bleistift ersetzt werden. Weinberger’s Zeichenschule ist ein leidliches Lehrmittel. Sie umfasst 10 Hefte und kostet 2 fl. Auch einzelne Hefte werden zum Preise von 20 kr abgegeben. Putsch stellte ein Glaskästchen aus, in welchem sich die verschiedenen Zellen eines Bienenstockes befanden. Das Laudes-Blinden - sowie das Idioten-Institut, ferner die Strafhausschulen waren auch in der Ausstellung vertreten. Lehrmittel und verschiedene Industrie-Artikel waren ihre Ausstellungsgegenstände. Noch manches Beobachtungswerte hat die Unterrichtsabtheilung geboten, doch hierüber wird in nächster Zeit von anderer Seite berichtet werden. Wie schon anfangs, erwähneich auch jetzt, dass die Volksschule, dieses für die Cultur eines jeden Staates so wichtige Institut, durch die Ausstellung viel zu wenig gewürdigt wurde. Ist es nicht unverzeihlich, wenn man in einer Unterrichtsausstellung keine Jugendschriften sieht? Als ich diesbezüglich einem befreundeten Herrn meine Verwunderung aussprach, entgegnete mir derselbe, die Magyaren hätten genug solcher Schriften; er zeigte mir auch eine Zeitschrift, deren Aeusseres den bekannten „Kleinen Leuten“ gleicht und von einem Nichtschulmanne geleitet wird. Wenn auf Grund der Ausstellung ein Urtheil über die Volksschule Ungarns gefällt werden sollte, kann es gewiss nicht anders lauten, als: dass sie der österreichischen um manches zurücksteht. Die Magyaren hätten demnach hier noch ein breites Feld offen. Hoffentlich vrerden sie es emsig bebauen, und wir Oesterreicher wünschen ihnen aus vollem Herzen viel Glück dazu. Theodor Josin. Ueber das Kindergartenwesen. Vortrag, gehalten im krainischen Landes-Lehrerverein von Frl. Eug. Singer. Wenn ich mir erlaubt habe, in Ihrer sehr geehrten Versammlung einen Vortrag über das Wesen des Kindergartens anzumelden, so geschah dies hauptsächlich aus dem Grunde, weil nicht nur ich, sondern gewiss auch viele von Ihnen schon oftmal die Erfahrung gemacht haben, dass die Ansichten und Anschauungen über diese jüngste unserer Erziehungsanstalten noch vielfach irrig und unrichtig sind; ja selbst in pädagogischen Kreisen hat man oft Gelegenheit, abfällige Urtheile über den Kindergarten hören zu müssen — Meine Aufgabe nun wird es sein, Ihnen die Ansichten und Urtheile unserer ausgezeichnetsten Pädagogen über den Kindergarten vorzuführen und darzulegen, womit ich den Beweis der hohen Bedeutung des Kindergartens in unserem Erziehungssysteme zu geben bestrebt sein werde. — Da ich aber zum erstenmale Gelegenheit habe, vor einer grösseren Versammlung einen Vortrag zu halten, möchte ich im vorhinein um freundliche Nachsicht ersuchen. — Bevor ich jedoch zur eigentlichen Lösung meiner Aufgabe schreite, will ich Ihnen noch eine kleine geschichtliche Skizze über die Entwicklung des Kindergartens geben. Der Kindergarten ist eine Schöpfung der Neuzeit. Der erste, der die Idee des Kindergartens aussprach, war der Grossmeister der deutschen Pädagogen, der edle Pestalozzi (geb. 12. Jänner 1746, gest. 17 Februar 1827). In seinem berühmten Volksbuche „Lienhard und Gertrud“ betont er, es müssten „Noth- und Hilfs-Kinderschuleu“ für die Kinder solcher Eltern errichtet werden, die fern vom Hause ihrem Gewerbe nachgehen uud daher tagsüber ihre Wohnstuben verschliessen müssen. Diesen von Pestalozzi ausgesprochenen Gedanken führte zuerst, noch vor 1780, der durch seine grossartige Wirksamkeit berühmte Pfarrer Oberlin im Steinthale im Eisass (eine der wildesten Vogesengegenden) aus. Er liess auf seine Kosten geräumige Zimmer mieten und einrichten, in denen Kinder, deren Eltern mit ihrem Gewerbe oder ihrem Ackerbaue beschäftigt waren, unter freundlicher mütterlicher Leitung von Aufseherinnen, die er selbst mit Hilfe seiner Gattin heraubildete, den Tag nützlich und angenehm zubrachten. Pfarrer Oberlin (geb. 31. August 1740, gest. 1. Juni 1826) muss also als Gründer der Kinder-ßewahraustalten angesehen werden. Eine seiner Aufseherinnen, Luise Schlepper, geb. 4. November 1763 als Tochter einer Bauernfamilie des Dorfes Bellefosse, bildete das segensreiche Beginnen ihres Lehrerpaares weiter aus und leitete 58 Jahre lang mit Eifer uud Geschicklichkeit die auf ihre Anregung im Jahre 1779 im Steinthale ins Leben gerufene Kleiukinder-Bewahranstalt, der sie auch ihr kleines Vermögen opferte. Im Jahre 1829 wurde der Edlen über Antrag des Naturforschers Cuvier der Monthyou’sche Tugendpreis zuerkauut, und sie überwies den vollen Betrag von 5000 Francs der von Oberlin in seinem Pfarrbezirke im Laufe der Zeit gegründeten Kleinkiuder-schule. Am 25. Juli 1837 beschloss der Tod das segensreiche Wirken dieses anspruchslosen Musters echt weiblicher Tugend. In Deutschland traten schon zu Anfang dieses Jahrhundertes Menschenfreunde und Pädagogen mit Begeisterung für die Idee der Kleinkinder-Bewahranstalten ein und befürworteten die Errichtung derselben. Graf Spaner empfiehlt in einer im Jahre 1802 erschienenen Schrift: „lieber die Pflicht des Staates, die Arbeitsamkeit zu befördern, die Betteleien einzustelleu und die Armen zu versorgen. Salzburg 1802,“ gewisse, von der Staatsgewalt in allen Gemeinden eingeführte, unterstützte uud aufrecht erhaltene Anstalten, in denen jedes Kind vom dritten zum 12. Jahre nützliche Beschäftigung fände, alle Arbeiten seines künftigen wahrscheinlichen Berufes erlernte, sich selbst etwas damit verdienen könnte, und in denen vorzüglich solche Arbeiten gelehrt würden, welche das Kind von seinen Eltern zu Hause nicht erlernen könnte. ln England hatte ebenfalls im Jahre 1800 der Schotte Robert Owen in seiner Fabrik zu New-Lemark eine Pflege-Anstalt für die Kinder der daselbst beschäftigten Arbeiter gegründet Lord Brougham rief 1819 eine Kleinkinderschule ins Leben und suchte die Reichsvertretung für diese Institution zu gewinnen, und es gelang ihm, 1824 eine Gesellschaft edler Männer und Frauen: „Infant school society“ um sich zu vereinigen, welche viele derartige Anstalten errichteten, in denen die Kinder beaufsichtigt, verpflegt und beschäftigt wurden. Im Jahre 1827 war die Anzahl derlei Kleinkinderschulen schon auf ungefähr 300 gestiegen. Unser Vaterland Oesterreich-Ungarn verdankt die gemeinnützigen Institute dem edlen Wirken des Josef Ritter von Wertheimer, geboren in Wien am 15. März 1800 — das Kind einer angesehenen Familie. Obgleich Kaufmann von Beruf, beschäftigte er sich viel mit dem Studium pädagogischer Schriften, bereiste in den Jahren 1824, 1826 und 1828 Deutschland, Italien, Frankreich uud England, übersetzte nach seiner Rückkehr Samuel Wilder-spin’s Werk : „Ueber die frühzeitige Erziehung der Kinder und die englische Kleinkinder-schulen“ (1826 bei Carl Gerold erschienen) und widmete den ganzen Ertrag des auf eigene Kosten herausgegebenen Werkes der ersten in Wien zu errichtenden Kleiukinder-Bewahranstalt. Welcher Wert Wertheimer’s Schrift beigemessen wurde, geht daraus hervor, dass die preussische Regierung die Anschaffung desselben auf öffentliche Kosten anordnete. — Die im Wertheimer’s Buche entwickelten Ideen hatten inzwischen eine für das Wohl ihrer Mitmenschen erglühte ungarische Frau, Gräfin Therese Brunswick-Korompa, zur Ausführung begeistert. Am 27. Juli 1775 zu Pressburg geboren (gest. Oktober 1861), genoss das mit seltenen Geistesanlagen begabte Kind eine ausgezeichnete Erziehung. Bestimmend für ihr ferneres Wirken war eine späterhin unternommene Reise in die Schweiz, wo sie den grossen Apostel der Menschenerziehung, Pestalozzi, persönlich kennen lernte, dessen Begeisterung die heilige Glut ihres Herzens für Menscheuwohl zur hell auflodernden Flamme anfachte. Sie fasste den Entschluss, Erzieherin zu werden, und sammelte im Hause ihrer Mutter zu Ofen eine Kinderschar um sich, die sie unterrichtete und deren Wesen sie studierte. Späterhin reiste sie nach England und besuchte das von Wilderspin geleitete Institut. Nach ihrer Rückkehr trat sie mit Wertheimer in brieflichen und persönlichen Verkehr, dessen Resultat die Gründung der ersten Kiuder-Bewahranstalt in Oesterreich-Ungarn war], die am 1. Juni 1828 im eigenen Hause der Gräfin feierlich eröffnet wurde. Zum Vorsteher und Leiter derselben gewann sie Matthäus Kern, geboren 1798 zu Hornstein in Baiern, einen Schüler des berühmten Pädagogen Sailer, der sich einer segensreichen Thätigkeit zuerst in Ofen-Pest, später in Wien hingab, wo ihn der Tod am 12ten Dezember 1863 seiner aufopferungsvollen Arbeit entriss. — Die in Ofen und Pest erzielten günstigen Erfolge der Kinder - Bewahranstalten wirkten auch auf Wien zurück. Pfarrer Johann Lindner am Rennwege in Wien, ein wahrer Priester und Menschenfreund, eröffnete die erste Kiuder-Bewahranstalt in Wien am 4. Mai 1830 unter der Leitung des früher erwähnten Matthäus Kern; andere Bezirke folgten bald nach. Das Aufblühen dieser Anstalten veranlasste die Gründung des „Centralvereins für Kinder-Bewahranstalten“ in Wien, an dessen Spitze die Kaiserin Carolina Augusta als Protectorin trat und welcher seit seinem Bestehen eine grosse Anzahl derartiger Anstalten ins Leben rief. (Fortsetzung folgt) Streifzüge in und um Ala. (Reiseerinnerungen aus der Ferienzeit.) Seit einer Reihe von Jahren lockte mich jeder Sommer ins Etschland. Die bewaldeten Gehänge mit den grünen Alpentriften darüber machen das Herz gewiss weit, mehr noch aber fesselt die grossartige Dolomitenwelt mit den vielen phantastischen Zacken und Zinnen, die ihre Schatten über lachende Rebengründe werfen. Darum eilte ich auch vor wenigen Monden nach längeren Wanderungen im Gebiete der Rauhen Alb, des Sagenreichen Schwarzwaldes und der Vogesen über das schwäbische Meer und den Arlberg wieder zurück ins Land Tirol und auf dem Schienenwege der Südbahn, der durch die herrlichsten Thäler läuft, hinab zum Monte Baldo und seinen blauen Wassern. Bevor ich noch die Gefilde Italiens grüsste, verbrachte ich einen Tag in Ala, dem österreichischen Grenzstädtchen au der Mündung des wilden Ronchithales ins Val Lagarina (Lagerthal, unteres Etschthal). Die Gegend sah ich öfter schon, doch im Vorüberfahren malt sich die Landschaft zu dürftig, und darum beschloss ich, mich einmal da, wo der Tourist noch viel zu selten Halt macht, etwas genauer umzusehen. Vor Ala, gleich nach Verlassen der Gardasee-Station Mori, erinnern Unmassen von wild durcheinander gewürfelten Felsstücken, herrührend von einem Bergstürze, an Partien des Karstes. Das Dörfchen S. Marco, das sich au dieses theilweise von der Bahn durchschnittene Trümmerfeld lehnt, erscheint uns gleichsam als bescheidener Nachfolger jener Stadt, die hier vor einem Jahrtausend verschüttet worden sein soll. Darnach verengt sich das Thal zur Klause, und ober Seravalle, der nächsten Stations-Ortschaft, deren Häuserreihe eine kurze Strecke Strasse und Bahn begleitet, liebäugelt eine Ruine mit einer grösseren zweiten ober einer Dorfschaft des rechten Etschufers — jedenfalls Ueberbleibsel der einstigen Klauseufeste. Neuentstandene Etschdämme halten den trüben, uugeberdigen Fluss im Zaume, von dem der Reisende übers rechte Ufer in ein weit in den Rumpf des Monte Baldo sich eingrabendes Thal hiuaufblickt und Wände in der Höhe bewundert, welche als mächtige, vielgestaltige Rippen vom Altissimo zum Bette der Sorue niedersteigeu, einem Bache, der sich im Sommer im Gerolle verliert, bevor er noch die Etsch erreicht. Von der Ortschaft Chizzolla schlängelt sich ein einladender Weg in dieses Seitenthal hinauf, dessen Bewohner schon öfter durch das Grollen aus dem Innern des Baldo erschreckt wurden. An wechselvollen Bildern mangelt es also nicht, und knapp längs der trüben Etsch und zwischen Felswänden auf Ala lossteuernd, ergötzt noch so manches das Auge. Einige Häuser hoch oben am linken Gehänge gefallen ebenso, wie ein von Föhren umgebenes Kirchlein auf der Felswand einer malerischen Schlucht im Vordergründe und die Ortschaft darunter am wasserlosen Wildbachbette, über das wir nun in Eile dem Bahnhofe von Ala zufahren. Dieser selbst ist die Stätte des regsten Lebens in der Gegend — allerdings zumeist nur dann, wenn Züge kommen und gehen. Deutsche Laute vermengen sich mit italienischen, und italienische Finanzwachorgane und Schaffner verkehren mit österreichischen und folgen manchem mit misstrauischen Blicken, der im Begriffe steht, die Reichsgrenze zu übersetzen, oder der durch die malerische Berner Klause aus dem Königreiche der Lateiner ins Alpengebiet unserer Monarchie heraufgeeilt kam. Ala ist nämlich österreichisch-italienische Zollstation, und im Bahnhofgebäude findet sieb ober den Thüren ausser dem österreichischen auch das italienische Reichswappen, letzteres allerdings schon sehr einer Auffrischung durch Farbe und Pinsel bedürftig. — Im Gepäckssaale öffnen Damen und Herren, die aus Italien kommen oder dorthin wollen, ohne Unterschied des Alters, Glaubens und der Nationalität gelassen ihre Koffer, Bündel und Schachteln, damit die Finanzwachleute einen Einblick thun in das Sammelsurium von Luxusstücken, Schminktiegelchen, Riech-und anderen Fläschchen und dergleichen Dingen mehr, welche die treue Reisebegleitung so mancher fahrenden Schönen und so manchen Ritters der Mode bilden. Ein hartes Schicksal jedoch trifft alle frischen Blumen. Italien fürchtet nämlich, es könnte durch solche eine Rebenkrankheit oder ein ähnlicher Plagegeist für die Nutzflora des geeinigten Königreiches eingeschleppt werden, und darum ist die Mitnahme von Blumen auf Italia’s sonnigen Boden strenge untersagt. So mancher Alpenbummler sah hier thräuenfeuchten Blicks seine Kohlröschen mit dem Rhododendronstrausse in den Orcus der Vorschriften wandern, und so manche Braut musste sich unter Wehklagen und Anfällen von Ohnmächten von Rosen, Herzblumen und Vergissmeinnicht trennen. Vor ein paar Jahren wurden in dieser Gegend auch der Kronprinzessin des deutschen Reiches auf ihrer Reise nach Italien die duftenden Pracht-sträusse abgenommen. Ein Jahr zuvor wurden im Saale, in welchem die Finanzwachorgane die Gepäcksuntersuchung vornehmen, die nach dem Süden Reisenden „ausgeräuchert“, nach Ueber-fahrung der Grenze aber in einem thurmartigen Gebäude bei Peri sogar durch fünf Tage hindurch zu „Gefangenen“ gemacht. Es geschah dies zum Zwecke der Verhinderung der Cholera-Einschleppung ins Königreich. In Pontebba und Cormons dagegen dachte man nicht an derlei Massregeln, und so mancher, der den unfreiwilligen Aufenthalt in Peri fürchtete, eilte auf dem Umwege über Kärnten ins Land der Citronen. Ich dagegen machte damals Kehrt und wanderte — schon mit der „Ausräucherung“ in Ala zufrieden und nach den fünftägigen Cholerabetrachtungen jenseits der Grenzpfähle mich nicht im mindesten sehnend — nordwärts zum Rhein und den Almen der Schweiz. Diesmal aber herrschte „reine Luft“ um Ala, und Contumaz-Austalten blieben ausser Sicht. Hinter dem Bahnhofe grünt der Tabak, unter den Planzungen aber rauscht die Etsch. Vom rechten Flussufer blickt die Ortschaft Pilcante zu den steilen Gehängen des Monte Viguola empor, einem Sprossen des Raldo. Flussabwärts zeigen sich die Windungen und Einbuchtungen des sich verengenden Thaies und die letzten österreichischen Dörfer. Um vom Bahnhofe hinweg nicht über die Schienen gehen zu müssen, ist ein gewölbter Ausgang unter dem Bahnkörper hergestellt worden. (Solche unterirdische Gänge, die Unglücksfälle auf den Bahnhöfen verhüten sollen, finden sich im deutschen Reiche häufiger; ich sah sie in Rosenheim, Strassburg etc.) Aus demselben herausgekommen, sieht man sich vor den bescheidenen, doch einigen Schatten spendenden Parkanlagen der Bahnhof-Gastwirtschaft. Von da geht es zwischen mannshohen Garten- und Feldmauern sanft hinauf zur Stadt, die man nach einem Viertelstündchen auch schon erreicht hat. Sie besitzt, wie überhaupt alle Orte südlich von Trient, vollkommen italienischen Charakter. An manchen Gebäuden macht sich noch der Barokstil geltend, und die eine oder andere Hauswand zeigt wohl auch ein mehr oder weniger geschwärztes'Gemälde. Die meist krummen Gassen und Strassen sind alle wohlgepflastert, doch fast keine läuft eben, und viele steigen sogar ziemlich steil auf. Ala schmiegt sich nämlich an die Kerbungen des Busses eines grünen Berges, der dem Monte Castelberto zugehört. Die Stadt ist weit ansehnlicher, als man im Vorüberfahren anzunehmen pflegt oder aus den geographischen Lehrbüchern schliesseu möchte, welche die Einwohnerzahl von Ala kaum auf 4000 steigen lassen. — Die Sammterzeuguug, die vor Jahren in dieser Grenzstadt in Blüte stand und dieselbe in vortheilhafteu Ruf brachte, hat da vollständig aufgehört und kaum noch Spuren ihres einstigen Pulsierens hinterlassen. Leben merkt man in den Gassen wenig; auf den mit Bäumen besetzten, völlig abseits gelegenen Platze aber herrschte geradezu Grabesstille. Das Gras, das auf demselben wuchert, spricht eine deutliche Sprache Trotzdem gibt es in Alu, in unmittelbarer Nähe der Brücke, sogar ein Wirtshäuschen „Zum guten Humor“, und auch die Bürger, die auf rohen, auf die Gasse gestellten Strohsesseln ihr Schälchen Schwarzen schlürften, zeigten Lebensfreude. — Auf manchem Schilde trifft man noch deutsche Namen (Wagmeister, Zeiger etc.), erinnernd an die Zeiten, da hier das Italienische noch nicht so festsass als heutzutage, wo es beinahe schon Bozen erreicht. Nach Besichtigung der Stadt steigt man wohl auch zur Pfarrkirche empor. Dieselbe hat auf einer Staffel des Gehänges, das darüber hinauf kernige Maulbeerbäume schmücken, ihren Posten gefunden. An die Kirchplatzmauer gelehnt, unter welcher süsse Trauben reiften und herrliche Pflaumen die Zweige belasteten, schaute ich lange thalauf und thalab, bald dem Laufe der Etsch folgend, bald wieder die Thalwände und die Wohnstätten der Menschen betrachtend Mitten zwischen Rebeugeländeu, Cypressen und anderen Bäumen liegend, kann Ala erst von diesem Punkte aus gut ins Auge gefasst werden. Recht seltsam aber zeigt sich, vom Bahnhöfe aus und selbst in den Gassen Ala’s nicht sichtbar, von dem gegenüber sich aufthürmenden Monte Vignola eine grottenartige hohe Felsspalte mit dem Walde darüber. Die bedeutendsten Höhen des Baldo überragen diese Felsmauern, dahinter aber blaut zu den Hügeln Italiens hinab der einzig schöne Gardasee. Bei Ala knapp vorüber dehnt sich zur Etsch hinab die Geröllhalde eines aus dem Ronchithale kommenden Wildbaches. Auf der hübschen Brucke darüber sucht zur Sommerszeit das Auge oft vergeblich nach Wasser im wildzerrissenen Bette. Eine kurze Pla-tanen-Allee führt zu einer Seidenfabrik jenseits des Baches, aus welcher sich heitere italienische Weisen hören Hessen; von dort weiter aber geht es auf holperigem Wege ins romantische Ronchithal hinein, auf dessen südländische Thalsohle eine majestätische Hoch-gebirgswelt niederblickt. Darüherhin gelangt der kundige Wanderer auf gefährlichen Pfaden nach Vicenza. Der Touristenstrom muss sich eudlich auch dieses Theiles der Alpen bemächtigen, und in Ala müssen sich einladende Speisewirtschaften aufthun. Diesmal ist es nach dieser Richtung hin noch nicht am besten bestellt Als ich einen Herrn um Bezeichnung eines guten Gasthofes ersuchte, bedauerte derselbe aufrichtig, „dass ich mich in einem Orte befände, in welchem der Fremde seinen Verdauungsapparat auf die Probe stelle.“ leb begab mich trotzdem guten Muthes in den in der Hauptgasse als den in Ala einzig besuchbar bezeichneteu Gasthof, um dort dem Körper neue Stärkung zuzuführen. Ich nahm im Haushofe unter überhängendem Dache bei einem morschen Tische Platz. Hoch über dem Haupte spielte ein leises Lüftchen mit allerlei zur Trocknung gebrachten Kinderwäschestücken. Unter diesen Flaggen hielt ich Mittagmahl und trank mitten im Rebenlande einen Roth-wein, der im Vereine mit dem aus der Küche Gebrachten ein Gewitter im Magen heraufzubeschwören drohte. Ich enteilte dem Gasthause und suchte durch ein Schälchen Mokka und weitere Streifzüge in der Umgebung die gereizten Magenwände zu besänftigen. Nachdem dies gelungen war, nahm ich von Ala munter Abschied, die Lage der Stadt preisend, dagegen ihre Küchen und Keller in herzerweichende Jamben kleidend. Die so entstandenen „warmempfundenen“ Verse aber vertraue ich dem Papiere nicht an! _a. Erlass des Ministers für Cultns und Unterricht vom 7. Dezember 1885, 2.19173, an alle Landesschulbehörden, inbetreff der Zulässigkeitserklärung der Lehrbücher für Volksschulen. Es wurde zur hierortigen Kenntnis gebracht, dass neue, aber veränderte Auflagen approbierter Lehrbücher für Volksschulen knapp vor Beginn des Schuljahres in Verschleiss gebracht worden sind, ohne dass die vorschriftsmässige besondere hieramtliche Zulässigkeitserklärung solcher Neuauflagen ausgesprochen war. Um den hieraus entstehenden Uebelständen wirksam zu begegnen, wird eröffnet, dass fortan vom 15. Juni bis 1. November jeden Jahres überhaupt keine Zulässigkeitserklärung von Büchern zum Lehrgebrauche in Volksschulen ertheilt werden wird. Es dürfen demnach bei Beginn jedes Schuljahres nur solche Bücher, beziehuugsweise Auflagen derselben, in Gebrauch genommen werden, welche in dem im hieramtlichen Verordnungsblatte am 1. oder 15. Juni des betreffenden Jahres kundgemachten Verzeichnisse der zum Lehrgebrauche in den allgemeinen Volksschulen und in den Bürgerschulen zugelassenen Lehrbücher genannt sind, und neue Auflagen nur indem Falle, wenn die Texte unveränder sind und die Bücher als unveränderte Auflagen eines als zulässig erklärten Lehrbuches auf den Titelblättern mit Angabe des Datums und der Zahl des betreffenden Ministerialerlasses bezeichnet sind. Wenn somit einerseits den Lehrerconferenzen und Schulbehörden zur Wahl der Lehrbücher eine feste Grundlage gegeben ist, so wird andererseits den Verlagshaudlungen ausreichende Zeit geboten, um durch Nachdruck bereits als zulässig erklärter Lehrbücher oder durch Veranstaltung neuer unveränderter Auflagen solcher Bücher für den Bedarf vor Beginn jeden Schuljahres rechtzeitig zu sorgen. Bei diesem Anlasse bemerke ich, dass Aenderungen in den Texten der als zulässig erklärten Volksschulbücher thuulichst hiutanzubalten sind uud nur über hieramtliche Aufforderung oder aus gewichtigen sachlichen Gründen, welche bei Vorlage der veränderten Auflage vom Verfasser und Verleger eingehend darzulegen sein werden, vorzunehmen sind. Auch wird es mit Hiublick auf § 8 des Reichsgesetzes vom 2. Mai 1853, R. G. Bl. Nr. 53, Aufgabe der Landesschulbehörde sein, jede sachlich nicht gerechtfertigte Verschiedenheit der Lehrbücher in den Schulen eines und desselben Schulbezirkes allmählich zu beseitigen. Erlass des k. k. Landesschulrathes von Krain vom 23. Dezember 1885, S. 2458, inbetreff der Revision der Schülerbibliotheken. Es sind wiederholt Fälle vorgekommen, dass in Schülerbibliotheken an Volks- und Mittelschulen Bücher angetroffen wurden, welche wegen ihres Inhaltes dem Zwecke der Jugeudhildung und Erziehung nicht nur nicht entsprechen, sondern geradezu als schädlich bezeichnet werden mussten. Um derartigen bedauerlichen Erscheinungen ein Ziel zu setzen, wird infolge Erlasses Sr. Excelleuz des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht vom 16. Dezember 1885, Z. 23 324, die Schulleitung (Direction) verpflichtet, beziehungsweise berechtigt, sämmtliche Bücher, welche der Schülerbibliothek an der ihrer Leitung anvertrauten Schule einverleibt sind, insoferne dies nicht bereits geschehen ist, sowie auch die dieser Bibliothek künftig zuzuweisenden Druckschriften (und Bilderwerke) einer eingehenden Revision zu unterziehen und dafür zu sorgen, dass alle Bücher, die ihrem Inhalte nach in patriotischer, religiöser oder sittlicher Richtung irgendwie Bedenken erregen sollten, sofort ausgeschieden, beziehungsweise ferngehalten werden. Die Direction (Schulleitung . . .) ist berechtigt, die ihr unterstehenden Lehrpersonen bei dieser Revision in Anspruch zu nehmen. Jeder Lehrer hat hinsichtlich eines jeden von ihm geprüften Buches durch seine Namensunterschrift in dem Bibliothekskataloge unter Beisetzung des Datums der vollzogenen Prüfung dafür zu haften, dass der Inhalt des Buches gegen keinen der eben bezeichneten Punkte verstosse. Zu dieser Revision, für deren gewissenhafte Vornahme der Herr Director hiemit persönlich verantwortlich gemacht wird, wird die Frist längstens bis 1. Mai 1886 eingeräumt, nach deren Ablauf die Direction über den Vollzug und die hiebei gemachten Erfahrungen längstens bis Ende Mai 1886 anher Bericht zu erstatten hat. s clb-a/CL- Steiermark. (Beaufsichtigung der Schüler.) Eine Bezirksschulbehörde fragte beim k. k. Landesschulrathe an, wie der im § 24 der Schul- und Unterrichtsordnung vor-kommende Ausdruck „entsprechende Aufsicht“ aufzufassen sei. Die Landesschulbehörde gab darauf bekannt, dass die Ueberwachung der in der Classe strafweise zurückbehaltenen Schüler durch die Lehrpersonen selbst zu geschehen habe. Diese Auslegung der berührten Stelle war wohl vorauszusehen. Böhmen. (Verlegung der Sommer- und Hauptferien.) Ueber die Anfrage des Unterrichtsministeriums wegen Verlegung der Sommerferien hat der Landesschulrath von Böhmen sein Gutachten dahin abgegeben , die Sommerferien seien für den Zeitraum vom 1. Juli bis 31. August festzusetzen. Eine Minorität des Landesschulrathes sprach sich für den bisherigen Modus aus. Deutsches Reich. (Klagen über das In spectio nswesen.) Das preussische Inspectionswesen gibt einzelnen Blättern Anlass zu Klagen. Es wird lebhaft gewünscht, dass gegenüber der Ernennung von Philologen u a. zu Kreisschulinspectoren die Anstellung von Seminarlehrern gefordert werde, wenn man hiebei schou durchaus nicht an bewährte Volksschullehrer denken will. Frankreich. (Unterstützungs vereine.) In Frankreich bestanden vor etlicher Zeit in 81 Departements bereits 87 Lehrer-Unterstützungsvereine, die ein Vermögen von 3 805 116 Frcs. aufwiesen. Mitglieder zählten die Vereine 36650. Xj o c a, 1 e s_ Veränderungen im Lehrstande. Von den absolvierten Lehramtszöglingen wurde Herr Karl Simon als Lehrer in Laserbach angestellt. An die neu errichtete Mädchenschule in Oberlaibach kamen Prl. Anna Po u r, bisher prov. Lehrerin in Moräutsch, und Frl. Johanna Viditz, Lehrerin in Möttling. Definitiv angestellt wurden Herr Mich. Kalan als Oberlehrer in St. Peter in lunerkrain und Herr Franz Gale als Lehrer auf seinem bisherigen Dienstposten in St. Jakob a. d. Save. Aus der Sitzung des k. k. Landesschulrathes vom 17. v. M. — Betreffend die Schule in Schischka, wurde die Erweiterung derselben mit Beginn des Schuljahres 1886/87 zur dreiclassigeu, mit Bestimmung des Gehaltes der dritten Classe für die weitere Lehrstelle, beschlossen. — Die Errichtung einer Exeurrendo-Statiou in Tomišelj wurde in der Voraussetzung genehmigt, dass gegen die Benützung des hiezu in Aussicht genommenen Hauses kein Anstand obwaltet. — Bei Erfolglosigkeit der Verhandlung hinsichtlich Einbeziehung der steiermärkischen Ortschaft Obermöttnig zu der in Möttnig in Kraiu zu errichtenden Schule werden wegen Bildung des bezüglichen Schulspreugels durch Zuweisung anderer Ortschaften die uöthigen Weisungen erlassen. — In Bezug auf die Unterbringung der Volksschule in Homec wird das diesfalls Erforderliche verfügt. — Anlässlich des Recurses eines Oberlehrers gegen die bezügliche Disciplinar- Verfügung, sowie über die Disciplinar - Untersuchung wider einen anderen Oberlehrer wurden Beschlüsse gefasst. — Die Einführung des Halbtags-Unterrichtes an der Schule in Slavina wurde bewilligt — Die Oberlebrerstelle in St. Peter bei Adelsberg, die Lehrerstelle in St. Jakob an der Save, die erste und zweite Lebrstelle an der neuerrichteten Mädchenschule in Oberlaibach werden definitiv besetzt; von der definitiven Besetzung der Oberlehrerstelle in Slavina wird abgesehen und die provisorische Besetzung dem Bezirkssehulrathe überlassen. — Zwei Schulgeld-Befreiungsgesuche, drei Strafnachsichtsgesuche und mehrere Remunerationsgesuche werden erledigt. Hausordnung für die k. k. Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen. Für die genannten Anstalten wurde durch Herrn Prof. Linhart eine Hausordnung verfasst, welche der gesammte Lehrkörper in einer eigens zum Zwecke der Berathung dieser Angelegenheit einberufenen Conferenz einhellig annahm. Diese Hausordnung betrifft das Verbalten der Zöglinge und Schüler im Schulgebäude und in den Lehrzimmern. Von den neu eingetretenen Lehramtszögiingen. Bekanntlich steht es dem Lehrkörper der Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen zu, die Entfernung jener neu eingetretenen Zöglinge, die nach Verlauf der ersten drei Monate nicht entsprachen und deren Leistungen auch für die Folge keine guten Hoffnungen aufkommen lassen, zu beschliessen. Von den zu Beginn des laufenden Schuljahres aufgenommenen Lehramtszögiingen wurde diesmal keiner zurückgewiesen. Sterbefall. Unser Vereinsorgan hat wieder einen seiner eifrigen Leser verloren. Vor kurzem starb nämlich Herr Johann Hočevar, prov. Lehrer in St. Lamprecht bei Sagor im Schulbezirke Littai, im Alter von 25 Jahren. Der so früh Verblichene stand erst das zweite Jahr im Schuldienste. Derselbe begab sich zu Beginn der Weihnachtsferieu nach seinem Heimatsorte Weixelburg, um dort die Feiertage zuzubringen. Dabei zog er sich eine schlimme Entzündung der Luftwege zu, welche ihn nach kurzen Leiden dem Leben entrückte. Möge der Verstorbene in Frieden ruhen ! Aus unserem Vereine. Wie wir schon letzthin gemeldet, wird unsere nächste Vereinsversammlung am Mittwoch den 13. d. M. im Clubzimmer des Hotels „Stadt Wien“ statt- finden. (Beginn 8 Uhr abends). In derselben wird iiurr Lehrer Uh 1 über den „K echenka s te n von Tillich und seine Verwertung beim Elementarunterrichte“ und Herr k. k. Turnlehrer J. Schmidt über „Pestbräuche“ sprechen. Die verehrten Vereinsmitglieder' werden hiemit zu einem recht zahlreichen Erscheinen eiugeladen. (Gäste willkommen.) Orlg'Ina-l-Oorrespond.en.z. VVien, 2. Jänner 1886. Collegen! Grosses kann nur durch Einigkeit geschaffen werden. Das Wiener Lehrerhaus soll ein Denkmal unseres Strebens, unseres Staudesbewusstseins, unserer Begeisterung für die gemeinsame Sache der Bildung und Erziehung sein-Eine Armee von dreissigtausend deutschen Lehrern ist eine Macht, wenn jeder einzelne seine Pflicht thut. Wenn jeder nur ein Geringes leistet, wird das Werk in Kürze vollendet sein. „Schule und Haus“ ist hiefür unsere nächste und ergiebigste Quelle. Die Zeitschrift begann ihren III. Jahrgang. Wir erwarten und hoffen, es werde jeder Lehrer mindestens einen Abonnenten gewinnen. Versäumt nichts, rafft Euch zur That auf: es ist im Interesse des Volkes, dem Ihr dient, und in Eurem Interesse! Wir haben im Verlaufe des Dezember sämmtiiche Lehrkörper Deutsch-Oesterreichs mittelst Correspondenz-Karte aufgefordert, den günstigen Augenblick der Jahreswende für das Unternehmen auszunützen, und bringen die Angelegenheit auf diesem Wege nochmals in Erinnerung mit dem Bemerken, dass der gegenwärtige Zeitpunkt die Entscheidung bringen wird, ob das Werk gedeihen soll oder nicht. Als selbstverständlich setzen wir voraus, dass zunächst jede Schule das Blatt abonniert, da doch — abgesehen von allem andern — die Lehrkräfte über den Inhalt desselben vollkommen orientiert sein müssen und da dasselbe auch als Organ zur Verlautbarung der Fortschritte des gemeinsamen Unternehmens dienen wird. Bestellungen auf die Zeitschrift „ Schule und Haus “ sind zu richten au die Administration von „ Schule und Haus“, III., Beatrixgasse 28 in Wien. (Der ganzjährige Pränumerationspreis beträgt sammt Postzusendung nur 2 fl.) Rundschreiben, aus denen alles Nähere über das geplante ehrerhaus zu ersehen List, sowie Prospecte und Probenummeru von „Schule und Haus“ werden auf Verlangen in beliebiger Anzahl unentgeltlich zugesendet. Das Wiener Lehrer-haus-Comitö, L, Hegelgasse 12: K. Huber, Obmann; A. Miku sch und M. Zens, Schriftführer. Ivüa.xh.nlg'fa-ltig'es. Der neueste Erlass des Herrn Unter riehtsininisters über den Unterrichtsbeginn und die Prüfungen an Mittelschulen. Unterm 2. d. M. hat der Herr Uuterrichts-minister angeordnet, dass: 1.) Nach Einvernahme mit dem niederösterreichischen Landesschulrathe an den Wiener Mittelschulen, an welchen in der ersten Classe die Gesammtzahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden obligater Gegenstände die Zahl 24 nicht übersteigt, zunächst in dieser Classe der Beginn des täglichen Unterrichtes vom 15. Oktober bis 31. März von 8 auf 9 Uhr morgens zu verlegen und der Unterricht in vier, resp. in drei aufeinanderfolgenden Stunden zu ertheilen ist; diese Anordnung tritt sofort in Wirksamkeit. 2.) Für A u fnahmspr ü fungen zum Eintritte in die erste Classe werden zwei Termine von je drei Tagen zu Anfang und Ende eines jeden Schuljahres bestimmt. 3.i Prüfungen zur Aufnahme der Schüler für höhere Classen finden vom 16 bis 18. September statt. Das Heil. Geist-Amt wird am 17., eventuell 18. September abgehalten. Der regelmässige Unterricht beginnt am 19 September. 4.) Die mündlichen Maturitätsprüfungen sind innerhalb der letzten acht Tage des Schuljahres abzuhalten; bei deren Beginn wird der Unterricht in der betreffenden Anstalt abgeschlossen, und sind die Semestral-zeugnisse zu vertheilen. 5.) Die Maturitätsprüfungen werden gruppenweise zu je vier Stunden vor- und nachmittags abgehalten, und hat die Bekanntgabe des Resultates sofort mittags oder abends zu erfolgen. — Gleichzeitig wurde diese Anordnung allen übrigen Landesschul-räthen zur Durchführung unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse der einzelnen Mittelschulen in den verschiedenen Ländern zugemittelt. Verbot der Hefte mit schrägen Kichtungsiinien. Das vom Anfänge des nächsten Schuljahres an alle quadrierten Hefte aus den Volks- nnd Mitteilschulen verschwinden müssen, ist bekannt. Nun gesellen sich zu selben auf Grund eines Verbotes des Herrn Unterrichtsministers auch alle linierten Schreibtheken und Schreibtafeln mit schrägen Richtungslinien, und zwar, wie sich der oberste Sanitätsrath ausprach, „wegen Bedenklichkeit solcher Schreibmaterialien für das Sehvermögen“. Das pädagogische Zeitungswesen betreffend. In Kärnten ist das Organ des Landes-Lehrervereines („Pädagogische Stimmen“), nachdem dasselbe im Herbste, wie wir meldeten. nach langer Pause wieder zu erscheinen begann, abermals oingegangen. Tnsolange nun die Lehrerschaft zu keinem eigenen Fachblatte gelangt, wird Herr Hugo Moro, Lehrer in St. Lorenzen bei Hermagor, für die Herausgabe einer Beilage zur „Kärntner allgemeinen Zoitung'“ sorgen, welche den Titel „Pädagogische Mitthoilungen“ tragen wird. Wir wünschen dem Unternehmen das beste Gedeihen — Der bisherige Schriftleiter des Organs „Die Bürgerschule“, Herr Rothaug, hat die Schriftleitung, die er seit der Gründung des Blattes mit Unverdrossenheit und Hingebung in Händen gehabt, aus Gesundheitsrücksichten niedorgelegt. Dieselbe übernahm Herr Bürgerschullehrer Sedlak in Wien — Das „Mährische Schulblatt“ hat zu erscheinen aufgehört. Zur Gesundheitspflege in der Schule. Der Wiener Magistrat empfahl dem Ge-meinderathe, darauf zu sehen, dass beim Baue neuer Schulhäuser nur Fussböden aus hartem Holze gelegt und in den bestehenden Schulen die weichen Zimmerböden behufs Verminderung der Staubentwicklung mit heissem Leinöl getränkt werden. Ueber die Wiener Schuljugend berichten die Mittheilungen des statistischen Bureaus der Stadt Wien, dass im laufenden Schuljahre die Volksschulen von 32 619 Knaben und von 31 807 Mädchen besucht werden Die Bürgerschulen weiden augenblicklich vou 6147 Knaben und 8515 Mädchen bosucht. Die Gesammtzabl der Schüler beläuft sich somit in den Volksschulen auf 64 426 und in den Bürgerschulen auf 14 662 Im ganzen genommen ist die Zahl der Schüler seit dem vergangenen Jahre von 76 844 auf 79 088 gestiegen. Confessiotielles. Die evangelischen Lehrer von Böhmen und Mähren beschlossen in einer vor kurzem abgehaltenen Versammlung die Gründung eines evangelischen Landes-Lehrervereines git einer deutschen und tschechischen Gruppe. Kann die Lehrerschaft Oesterreichs durchaus nicht memeinsam und geeint marschieren ? Gehaltsstocklingen. Schon einmal geschah es, dass viele Lehrer Böhmens am Zahlungstage nicht zu ihren Gehalten kamen. Eine gleiche Hiobspost brachte der letzte Monat in Umlauf. Wie geht man doch da oben gegen die Lehrerschaft vor? ZB-Ciclxer- ijLrxd. Zelt-u.n.g'ssclj.a-a.. Vertheilung des Lehrstoffes der Elementarclasse auf Wochen und Halbstunden. Zusammengestellt von Job. List und Hans Mühlfeith, Lehrer in Graz. Wien 1885 Verlag von A. Pichler’s Witwe & Sohn. Preis 80 kr. — Die Vertheilung des Lehrstoffes lässt hie und da noch viel zu wünschen übrig. Der eine Lehrer hat denselben gleichsam im Fluge aufgearbeitet, während ein zweiter nicht recht vom Flecke kommt. Vorliegende Arbeit ist aus der Praxis hervorgegangen und zeigt vom Anfänge bis zum Ende jene Planmässigkeit, die das Schriftchen namentlich für junge Elementarlehrer und solche, die obige Fehler an sich wahrnehmen, recht empfehlenswert macht. Sie wird jedem sowohl die Vorbereitung auf den Unterricht als auch das methodische Lehrverfahren erleichtern Zum Schlüsse enthält das Werkchen noch einige sinnige Kinderliedchen und einige Nachbildungen einfacher Gegenstände. _ a. Im gleichen Verlage (A. Pichler’s Witwe & Sohn) ist noch erschienen: Liederreigen für das Schulturnen. Bearbeitet und herausgegeben von Wilh. Buley, k. k. Turnlehrer in Linz. Mit 236 Figuren. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Preis 1 fl. 50 kr. — Dies Werkchen ist unseren Lesern bereits von früher her bekannt. Der Umstand, dass es in Lehrerkreisen eine beifällige Aufnahme gefunden , veranlasste den Verfasser, dasselbe m zweiter Auflage herauszugeben. Der Lehrer findet in der Schrift nicht allein reichlichen Stoff, sondern vielfach auch recht anregende methodische Winke. __a. Illustrierte Welt. Deutsches Familienbuch. 34. Jahrgang. Stuttgart, Deutsche Verlags-anstalt. Preis des Heftes 30 Pf. — Vom laufenden Jahrgange ist bereits das 9. Heft eilige trofien. Wie die früheren ist auch dieses reich an Erzählungen und Abbildungen. Wir finden: Das Haus mit den zwei Eingängen (Roman). — Das Wetter in der Weltgeschichte. — Ein Markt bei Murcia (mit Abbildung). — Schwabenstreiche (Kulturbild aus Ungarn). — König Alfons XII. (mit Abbildung). — Aussicht vom Parlamentsplatz in Ottawa (mit Abbildung). — Nachmittag auf Deck (Vollbild). Schönheiten-Gallerie chilenischer Damen (ein prächtiges Blatt). — Serbische Spione (Abbildung). — Wo Barthel den Most holt etc. etc. Dieses reichhaltige Familienblatt empfiehlt sich wohl selbst! Erled.ig'te Hielirstellen.. ICraAn. (Sieh die amtlichen Ausschreibungen in der heutigen Nummer.) IECä,rn.ten.. (Vorläufig keine Stolle ausgeschrieben.) Steiermarlc- Im Schulbezirke Tüffer: Vierclassige Schule zu Hrastnigg, Unterlehrerstelle, Gehalt S60 fl., Wohnung; Lehrerstelle an der oinclassigen Schule zu St. Nicolai, Gehalt 600 fl., beide bei den betreffenden Ortsschulräthen bis 15. Jänner. — Im Schulbezirke Oberwölz: Einclassige Schule zu Petersdorf, Lehrerstelle, Gehalt 600 fl., Wohnung; Ortschulrath daselbst bis 20 Jänner. — Im Schulbezirke St. Leonhard: Vierclassige Schule zu St. Leonhard in W. B., Unterlehrerstelle, 3. Gehaltsclasse ; Ortsschulrath dortselbst bis 15. Jänner. — Im Bezirke Marburg: Einclassige Schule zu Witschein, Lehrerstelle, Gehalt 550 fl.. Wohnung; Ortsschulrath dortselbst bis 15. Jänner. IQrleflseistein... Besten Dank für die freundlichen Wünsche zum Jahreswechsel! — Nach Iserthai in Böhmen: Nächstens an leitender Stelle Herzliche Grüsse! — Nach Triest: Frühere Nummern - auch ganze Jahrgänge der ,.Laib Schulztg.“ — sind noch zu haben. — M. M.; Das findet sich alles im Vogelschutzgesetze. Für das Mitgetheilte unsern Dank Wir werden nicht ermangeln, derlei Uebergriffen zu begegnen. Km i <1 hui <*lin Der gewesene Professor und Weltpriestor Franz Metelko hat in seinem Testamente vom 1. Mai 1858 für sechs Landschullehrer in Krain, welche sich nach Ausspruch ihrer Vorgesetzten Behörde durch Sittlichkeit, Berufseifer, sorgfältige Pflege der slovemschen Sprache in den Volksschulen und durch Veredlung der Obstbäume vortheilhaft auszeichnen, Geldprämien im derzeitigen einkommensteuerfreien Betrage von je zwei und vierzig (42) Gulden ö. W. gestiftet. Zur Verleihung dieser sechs Stiftungsplätze pro 1885 wird hiemit der Concurs bis Ende Jänner 188 6 mit dom Beifügen ausgeschrieben, dass diejenigen hmrländigen Landschullehrer, welche darauf Anspruch haben und sich darum bewerben wollen, ihre diosfälligen, gehörig belegten Gesuche innerhalb der obbezeichneten Bewerbungsfrist im Wege der Vorgesetzten ßezirksschulbehördo hieramts zu überreichen haben. K. k. Landesschulrath für Krain. Laibach am 22. Dezember 1885. Coneurs-Ausschreibungen. An der zweiclassigen Volksschule in Moriiutscli wird die zweite Lehrstelle mit dem, Gehalto jährlicher 400 fl. zur definitiven oder provisorischen Besetzung hiemit ausgeschrieben. (Diese Stelle wird vor allem an eine weibliche Lehrkraft verliehen.) Die Gesuche sind bis 15. Jänner 1886 hieramts zn überreichen. K. k. Bezirksschulrat)! Stein, am 28. Dezember 1885. An der vierclassigen Volksschule in Möttling kommt die dritte Lehrstelle, mit welcher ein Jahresgehalt von 450 fl. verbunden ist, zur deflnitiren , eventuell provisorischen Besetzung. Die gehörig instruierten Gesuche für diese Lehrstelle, um welche sich auch Lehrerinnen bewerben können, sind im vorgeschriebenen Wege bis Ende Jänner 18 86 beim k. k. Bezirksschulrathe in Tschernembl zu überreichen. K. k. Bezirksschulrath Tschernembl, am 29. Dezember 1885. An der einclassigen Volksschule zu St. Lamprecht im Gerichtsbezirke Littai kommt die Lehrstelle, mit welcher der Jahresgehalt mit 400 fl. und die Naturalwohnu ng verbunden sind, definitiv, eventuell provisorisch zu besetzen. Bewerber um diese Stelle wollen ihre instruierten Gesuche im vorgeschriebonen Wege hie 15 Jänner 1886 hieramts einbringen. K. k. Bezirksschulrat!) Littai, am 1. Jänner 1886. Für die Schriftleitung verantwortlich: Job. Sima, Bahnhofgasse Nr. 31. Verlegt und heransgegeben vom „Krain. Landes-Lehrerverein“ — Druck von Kleinmayr & Bamberg, Laibach.