M Vereinigte L a i b a ch e r Z e i t u n g. . Nro. 44. V /"^ ^ Freitag d . n. 2. Juni 1620. x Inland. Wien, den 25. Mai. v^/estern halte die vier und dreißigste Sitzung der hin' versammelt gewesenen Bevollmächtigten der deutschen Höfe und Regierungen Statt/ mit welcher die KablNets-Confcrenzen für geschlossen erklärt wurden. Gestern und heute sind die meisten der HH. Bevollmächtigten , die nicht zugleich Gesandtsch^fc-'posten am hiesigen Hofe hetsriden, vyn hier abczerciär. Das Haupt-Nesulcat diese,r, nnter'der Leitung Sr. Durchlaucht des Hrn. Fürsten von Metternicy sechs Monare lcng bestandenen/ durch Eintracht, Gemeinslnn und gleichförmiges Streben nach dem Gesammtlvohl Temschlar.d's fortwährend ausgezeichneten Verhandlungen wird in Kurzem , durch eine in verfassungsmäßiger Form ergehende Mittheilung ai» Bundestags/ znr Kenntniß des PublikumK gelangen. Über den ferneren Aufenthalt Ihrer Majesta» ten zu Prag mew?t die dortige Zeitung Folgendes vom 22. Mai: „In den letzoersiossenen Tagen ftch« ren Se. Majestät fort/ allgemeine und Privatau-dienzen zu ertheilen, und mehrere öffentliche Anilal-ten, M das St. Wenz?l-Strafyaus, das, Spinn-haus, daK Kranlenck,Gebär-und Sie-chenhaus mitd«r größten Aufmerlsamteit z-,l besichtigen/ und über de< «n Beschaffenheit genaue Errui'.diguiMN «in;uzie-hen. Ihre Majestät die Kaiserin besuchten das-Taub« siummeninftttm, und die mit weibüchtn Lehr-und Erziehungsanstalten verbundenen Klöster der en« glischen Fraulein , so wie der Ursu»inerinnen, und machten Sich auch bei diesen Anstalten durch Höchstihre überaus gnädige Herablassung und Theil« nähme auf immer unvergeßlich. Am 18. Abends w.ir Kammcr-Ball bei Hofe, welchem ein großer Thcil des Adels beizuwohnen die Auszeichnung genoß. Am i<). Nachmittags geruhten II. MM. mit den übrigen höchsten^ Herrschaften daZ Jagd, schlosi in Bubentsch und die dabei befindlichen stan-dlschen Gartenanlagen in Augenschein zu nehmen. Am 20. um. die Mittagszeit wurde ,Prag das Glück z>, Theil, Se. k. Hoh. den Erzherzog Kronprinzen in erwünschtem Wohlseyn anlangen zu sehen. Nachmittags begaben sich die höchsten Herrschaften auf den Exercierplatz nächst dem Inoalidenhaufe, wo die Revue i^ines Theils der Pvager Garnison Starc fand. Um 6 Uhr Abends erfreuten Ihre kaiserliche Hchei^ der Erzherzog Rainer die Stadt mit Höchstihrer Ankunft. Äm Psingstsonntage wohnte der allerhöchste Hof dem Gottesdienste m der Metropolitankirche bei. Mittags wär bei Hof große Tafel, Abends Schauspiel zum Besten des Invalidenfondes bei festlicher Beleuchtung des Hauses. Es. wurde auf ausdrückliches Verlangen S. MajeMt ein Lustspiel in böhmischer Sprache, dann der erste Act einer OM' gegeben. Ihre Majestäten beehvttn samiut den übrigen hohen Herrschaften und dem gesammten Hofstaate diese Vorstellungen mit ihrer Anwesenheit, und die hohe Zreude des Publikums hierüber drückt, sich beim »34 Erscheinen und Abgehen Ihrer k. k. Majestäten durch i den^ lautesten wiederholten Jubel aus^" ' (Ostr. Veob.) ' Ausland. Deutschland. Nach Prioatnachnchtei» aus Frankfurt vom 2i. Mai, wurde am 20. früh um 5 Uhr Sand in Mann» heim, in Gefolge des ihm unter dem 17. d. M. «offneren Urcheils, mit dem Schwerte vom Leben zum Tode gerichtet. Seine Hinrichtung ging ohne Störung vor sich, und keine besondere Umstände traten ein. Der Generallieutenant Freiherr v.Neuen-stein war von Carlsruhe zur militärischen Leitung abgeordnet worden, Stadtoirector v. Iagemann besorgte das übrige. Der Leichnam wurde auf dem Mili« tar»Ktrchhofe in der Stille beerdigt. Das Hamburger Haus Behrens soll anfderletz, ten Leipziger Messe für 600,000 Thlr. englische Waa« reu verkauft haben. (Ostr. Beob) Soest, (Grafschaft Mark), vom 2. Mai. Der Urheber der vielen seit Kurzem in Soest ausgebrochenen Brände ist nun entdeckt. Er ist erst i5 Jahre alt> Sohn eines Maurermeisters, und bloß aus Liebhaberei Mordbrenner geworden. Als einzigen Grund der von ihm verübten Brandstiftungen hat der moderne Herostrat angegeben, der Feuevlarm mache ihm großes Vergnügen;.da5 Stürmen mit den Glo« cken, die allgemeine Unruhe, das Herzueilen mit Feuergeräthschaften, und der Anblick des Feuers selbst, sei ihm ein so mteressant«s Schauspiel, daß er sich das Vergnügen nicht versagen könne, eine ganze ' Stadt der Gefahr, in Feuer aufzugehen, auszusetzen. (S. Z.) Preußen Planen an der Havel bei Alt »Brandenburg, vom 9. Mai. Auch hier hat sich in dieser verbrechenreichen Zeit eine empörende Gränelrhat ereignet, wel, che die ganze Umgegend mit Abscheu erfüllt. Es war gerade am 4> d. M. hier der jährliche Krammarlt, als ein hierals Knecht dienender jui^er Mensch,Na- mens Volat, 17 Jahr alt, ans dem benachbarten Dorfe Woltersdorf gebürtig, auf den bllttigen Vor« satz verfiel, anf Raubmord auszugehen, um die vom Markte zurückkehrenden Käufer zu beraubem In die, ser Absicht ging er mit einem Beile auf Woltersdorf-schen Grund und Boden, wo er sich zum Auflauern in einen Chausseegraben versteckte. Eine arme Wilwe Namens Tiele aus Woltersdorf, war mik ihren zwei Kindern, einem Kn«bcn von »1 und einem Mädchen von 8 Jahren hier ge-vesen, hatte sich von Ersparnissen ihrer Dürftigkeit einige Ellen rothen Frieß zu einem Rocke gekauft, und war eben im Begriff jetzt — Abends um 5 Uhr — nach Woltersdorf zurückzukehren. Da sie aber noch Etwüs hier zu besorgen vergessen hatte, so gab sie ihrem Eohne den Fvieß mit, unter dem Versprechen, bald nachzukommen. Als die Kinder an die Zce.le klnea, iv) der Noigt ver. borgen lag, stürzt dieser auf den Knaben loß, nimmt ihm den Frieß und schlagt ihn mit dem Beile dergestalt ins Genick und in die Schultern, daß er sogleich todt liegen blieb. Seine Schwester sucht in der Angst zu entlaufen, allein der Voigk. holt sie unfern dej Dorfes ein, haut ihr die Nase ab, versetzt ihr noch einige schwere'Wunden, laßt sie in der Meinung, sie sei ebenfalls todt, in ihrem Blute lieg?n, und geht zurück. Kurz darauf begegnet der Bosewicht der unglücklichen Mutter, vor der er das Beil zu verbergen sucht; ein Umstand den sie bemerkt, und über dessen Veranlassung im Süllen Betrachtungen an« stellr. Nun läuft der Voigr querfeld ein , biz nach dem zum hiesigen Gure gehörigen Vorwerk Charlot» ten'hof, wo er unter allerley Vorwand den Frieß an die dasige Wirthschaften« für i Thlv. 12 Gr. verc kauft, und darauf hieherauf den Markt guter Dinge zurückgeht, und sich für das Blutgeld eine Mütze und andere Kleinigkeiten eingekauft. In dieser Zeit ge-langt die arme Mutter zu ihren erschlagenen Kindern, wovon dieTochternoch lebte, und wahrschein--lich als elender Krüppel ein trauriges Leben noch fort leben wird. Sie ahndet gleich m dem Voigt den^Tha-ter und da sich noch inehr Menschen einsinden, s" wird ihm eiligst Hieher nachgeschickt, wo er auf de" ,85 Märkte ergriffen und anfdrm herrschaftlichen Hofe znm v^ Verhafc^bvachr w vd. Da sich gerade unter mehreren g Fremde« aus Brandenburg auch der Hr. Hofgcrichtse r räch Giesecce hier befand, so vernahm e? sogleich auf n Ersuchen der Gutsherrschüft den Voigt zu Protokoll, b Der Morder gestand sein Verbrechen, so wie ich'sr Wiinhandler, in dessen Hause die versteckten Pul« vcrschwarmer gefunden worden^ besindcr sich daran« ter. Die Zahl der vorgeladenen Zeugen ist schon seh^ groß. — Die Renommee behauptet^ Gravier sei kein Franzose, sondnn von Anrwerpen gebürtig. (S. Z.) Der Herzog ^on Angouleme wavd zu Lyon vom Pferde geworfen / das bei dem Tromme'lschlHg der zur Musterung ziehenden Truppen m die Höh« stieg, Glücklicher Weise wurde er jedoch nicht beschädigt, sondern setzte auf cnem andern Pferde die Mustt» rung fort. — Am »2. Mai wird der Herzog zu Straßburg erwarm, wo er bis zürn 2g, verweilen will. Der Herzog D«azss soll gefährlich krank sein° Der DlH^eau Klanc behauptcl.-, ftit einigen 3agen waren neue Maaßregeln fik' die Sich?rh?i5 von Paris getroffen wov^er.,, Dl'c Dienst bei Nacht sei den Är«nadier?n zu Pferd vo^ d?'. königlichen Garde, die in der Avt ?Mar»a-Kas^ne lägen^ nnd die besondere Bewachung d«'. Quay^ :,nd dss Greveplatzetz der Gensdarmerie anvc-'ttüul. Die Kammer der Pairs wac fm d'n i5, Ma^ zusammenberufen, wo Lolwsls Prozefi snf^r.gen soN. Der Generalprocurator wird die Anklagsütt« nebst ihren Belegen ablesen. Die Kammer wird dann den Tag bestimmen, wo sie über die Frage non der Versetzung Louoels in Anklagestand entscheiden wird, und erst nach dieser Sitzung wird man s'ch über den Tag vereinigen^ an welchem die öffentl'lchkn Debatten He« gmnei, werden. — Der N.,me Löuve; scheint in Fr«nk-reich sehr verbreitet. P.-iiiahe taglich nennt der Mo» niteur Personen, die dicscn ^.amen führen 5 und bei dem Justizministerium die Erlaubnis;, andere Namen anzunehmen, nachg sucht ha'en. (Ostr. Beob.) Großbritannien. Unter den Glückwünschmlgs-Adressen , die der König zu seiner Thronbesteigung erhielt, befand sich ailch eine von den Quackern. Sie wurde ihm von «iner Deputation von l2 Mitgliedern der Gemeinde übergeben; unter diesen bcmerkcc man Thomas Howard, der im Jahre 1760 dem Könige Georg lll. eine ähnliche Abesse überre'lchr hatte. Die Deputation «schien? w!e gewöhnlich mit bedecktem Haupte im Vorzimmer. Die Frage war, soll sie nicht das Haupt vor Sr. Majestät entblößen"? Uni ^ kann sie dazu gezwungen werden?. Der Thürstehsl . besann sich auf einen Ausweg, der ihm gelang. El . zog einem der vornehmsten Quacker mit dessen ei, > genen Händen den Hut ab, und da dieser es ge , schehen ließ, machte er es mit den übrigen eben so 5 Nun erschienen alle vor dem Konige mir dem Hu , in der Hand. (W. Z.) In Renfrewshire ist e'me lange Reihe ländliche« Gebäude und alles Vieh des Baronet Sir Wm. Mi « liken Napler in Flammen aufgegangen, wie mai 5 glaubt durch Mordbrand; auch sind wie in Irlan > zu geschehen pfiegt. Hauser überfallen, Patrouille! ,. gemißhandelt worden u. s. w. Eine Gla?gower Ze, tung sagt: Die von den Radicalen gcstreuete Saa ^, fange an, aufzugehen. In der Zeitung von Ereter zeigt ein Mann del ' Publicum an^ daft man seiner Frau nichts creditire / möge, da sie ihn zum neunzehnten Male ve» ,^ lassen habe. (Ostr. Beob.) ^ Spanien. r° M^ glaubte bisher, der Oberst Herrera Di >d vila sei be«uf:ragt, den Prozes, gegen den Mhebi H des Blutbades in Cüdix- einzuletten; nun zeigt si i86 «ber, daß die Sendung dieses Offiziers sich daraus beschrankte, den Generalen Freyre, Campana lind Valdes das Commando abzunehmen, und an die Generäle O'Donoju,Va!des und Iauregui zu über. tragen; ferner Erkundigungen über alles in Cadi^ Vorgefallene einzuziehen und die Regierung davon zu benachrichtigen. Die eigentliche Instruccio» des Prozesses ist dem Obersten D. Gaspar Harmosa anvertraut. General Campcma wurdeaini^. April HU San Lucar verhaftet/ seine Papiere weggenom-nien und er selbst nach dem Fort Santi Petri ab-Heführt; die Verhaftung des Generals ValdeZ erfolgte am 16.; er wurde in das Schloß v«n Tria-na eingesperrt. Die Obersten der Bataillons Guias «nd Lea'.tad, die HH. Capacete und Gabarri, sollten gleichfalls an obigem Tage verhaftet und nach Heu vier Thürmen der Cavacca gebracht werden. Man glaubt, daß noch mehrere andere V^hafluu-Hen folgen werden. Die Instruction des Prozesses Heht rasa) vorwärts und wird bald beendiget sey». Wohl unterrichtete Personen sind über den Ausgang Kieses Prozesses gn nicht zweifelhaft. 'Briefe aus Barcelona vom 20. April sprechen ?von bedeutenden Unruhen, welche in dieser Stadt >«u1gebroch?n waren, wobei von dem Pöbel eine beträchtliche Quantität fremder, vorzüglich englischer, Waaren, deren erlaubte Einfuhr in Latalonnn gro-He Gahrung verursacht, zerstört worden ist. Mina und dle patriotische Gesellschaft von Pam--plona, die seinen eigenmächtigen und gewaltthatigen Maaßregeln widerstrebt, sind in offene? Fehde; dieser Befehlshaber begab sich jüngsthm, begleitet von mehreren Offizieren, welche mit' drohender Gebärde d''e Hand an ihre Sabelgrisse legten, in obgeda-chte Gesellschaft; ais aber die Mitglieder dieses Clubbs geladene Pistolen aus den Taschen zogen, sank dem »Hersührer der Muth, und er entfernte sich mit seinen Anbangern unrerrichteter Dinge. So erzählt das Journal des Debats in einem Schreiben aus Madrid vom 4, Mai. Ail mehreren Orten, z. P. in Caceres, Or-1»una it. smd Geästliche verhaftet worden, welche ge- gen die neue Ordnung der Dinge predigten. Der (zu Mahrid erscheinende) Consticutional ist damic nicht zufrieden/ sondern begehrt, daß auch die Ov-dens-Obern dieser P/iester verHaftel und zur Rechenschaft gezogen werden sollen. Unweit Caparoso (in Nauarra) kam es am 2. d. M. zu einem blutigen Gefechte zwischen einigen Contrebandiers von Ceroera, die französische Waaren aus Vayonue einschwärzen wollten , und deil berittenen Dou^.iiers, die vou einigen Husaren aus Pamplona un^rsiützt wurden. Der Chef der Doua-niers wurde getödtet und mehrere seiner Untergebe» nen verwundet. Vi>n den Schleichhändlern blieb gleichfalls einer todt auf dem P.latze, sechs wurden verwundet, und zwölf, gefangen; die übrigen ergriffen die Flucht, und ließen ihre mit der Contrcbande bepackten 29 Maulthiere im Suche. ^Ostr. P.) Fl cmoeu - An ;etge. Angekommene und Abgegangene. Den 26. Mai. Herr Joseph Buschek, Handelsmann, von Trieft, eingek. Kap. Vorstadt Nro. ,s>. — Frau Issepha Poll, k. k. Oberbau^ Direkzions-Adjunkrens- Witwe, von Gratz , und Herr Ioh. Karl n. Löwe ngreif. Privater, von Wien, beide eingek. Kap. Vor. Nr., ». Den 3o. Herr Michael Schusterschih, Hand-lungs-'V>uchhalter, von Triest, emgek. Ka,p. Vorstadt Nr. 62. — Herr Johann Iagodich, Handelsmann, von Costaüntz«, Wohnung unbekannt. Den 5i. Herr Jakob Radelli, Handelsmann, von Triest, eingek. Gradischa Vorstadt Nl< 24'. — Hr. Valentin Tschutschegg, Dr. der Rechten, von Marburg, und Herr Johann Fortunat Molinari, Großhändler, von Klagenfurr, beide eingek. Kapuz. Vorstadt Nr. io. Abgereiset. Den 5i. Hr. Wolfgong Günzler, t. k. Lotto- _______ W e chseI - Cur 5 i n W i'e n " vom 2,7. Mai. 1620. ConveMions-Münze von Hundert 25o st. Ignaz AlvHS Hdier von ^leinmnyv, HeNeger uno ^eoa l»l<