«A4*< * »-'"Sé&V jäfe v->: a Ir 5tern c(er7Sle0er |ai/Juiii Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Junge aus der Republik Sudan Gott braucht Menschen Bis zum Jahre 2000 wird die Menschheit, deren weitaus größter Teil ja heidnisch ist, auf sechs Milliarden angewachsen sein. Wenn die Zahl der Missionare im Verhältnis nicht im gleichen Maße ansteigt, wird man die Boten Gottes bald mit der Laterne suchen müssen. Eine Idee ohne Verkünder! Wenn zu den riesigen Beträgen unserer Sammlungen nicht zugleich eine ausreichende missionarische Hilfe kommt, werden unsere farbigen Brüder in den neuerbauten Industriezentren den Sprung vom alten ins neue Heidentum tun, bevor die Frohe Botschaft sie auch nur gestreift hat. Es wird ihnen gut gehen, aber ihr Leben wird ohne Hoffnung sein. Brot ohne Gnade bedeutet Mission auf dem Abstellgleis. Und doch ruft Gott auch heute noch mit unüberhörbarer Stimme — auch zum Missionsberuf. Oft knüpft Gott an lächerliche Kleinigkeiten an. Freude am Beruf, Hingabe an Gott und hinreichendes Wissen bleiben übrig als untrügliche Kennzeichen, daß ein Missionar heranwächst. CR 1961/3 STERN DER NEGER Zweimonatsschrift Jahrgang 54 INHALT Erzb. Bernard Gantin: Gedanken eines afrikanischen Bischofs 49 P. Josef Lang: Erstkommunionfeier in Peru.......... 51 Prälat Anton Kühner: Die ersten Katechisten ............. 55 P. Georg Klose: Los Negritos ....................... 56 P. Pezzei wieder in Pozuzo ......... 59 Sr. M. Goswina : Dunkle Mächte ...................... 60 P. Pius Zeifang: Zurück nach Südafrika (1. Teil) .... 61 Br. August Cagol: Die Petrus-Claver-Sodalität ........ 64 P. Adalbert Mohn: In Saldana geht es voran ........... 65 Hugo Kocher: Die Schwarze Blüte (7. Fortsetzung) .. 68 P. Oskar Hof mann: Benno von Meißen, Apostel der Wenden ............................ 71 Koko und Poko (11) ................. 72 Wir warten auf Dich___3. Umschlagseite TITELBILD Südafrikanischer Minenarbeiter mit seinem Kind. Seine Frage: Wann kommt für uns die Gleichberechtigung? Bestellung Deutschland : Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien : Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.-------S. 15 — Lire 500 Einzahlung Deutschland : Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten^ Herzens Jesu Josef stal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P.-Edmund Schümm, Josefstal Druck : Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Unsere Bilder: ALMASY 1 (Titelbild), Fides 1, G. Klose 2, J. Lang 4, A. Mohn 7, Nigrizia 1, P. Popper 1, A. Starker 3. Gedanken eines afrikanischen Bischofs Der einheimische Erzbischof Bernardin Gantin von Cotonou, Dahomey, Westafrika, veröffentlichte unter obigem Titel in „Le missioni cattoliche", März 1961, eine Studie über die Lage und die Zukunft der Kirche in Afrika, der wir folgende Abschnitte entnehmen. Beginnen wir mit einigen statistischen Angaben. Von 100 Afrikanern sind kaum elf katholisch. Ganz Afrika umfaßt höchstens 3,2 Prozent dei katholischen Erdbevölkerung. Auf je 10 000 Katholiken Afrikas trifft ein einheimischer Priester. Von Äthiopien bis Kapstadt gibt es sicher nicht mehr als 32 Seminare mit nur rund 1500 Seminaristen, und nur zwei katholische Universitäten: Leopoldville, Kongo, und Roma, Basütoland. Diese wenigen Ziffern sind weit entfernt, begeisternd zu wirken. Und doch ist Afrika der vorrückende Flügel der katholischen Kirche. Man kann sagen, daß sich in einigen Teilen dieses Kontinents die Kirche unter un- sern Augen ausbreitet. Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Urundi zählt bei einer Gesamtbevölkerung von 2,2 Millionen Einwohnern bereits 1,4 Millionen Katholiken, also mehr als die Hälfte der Bevölkerung. 1959 haben in diesem Land die 170 Seelsorgspriester 99 000 Taufen gespendet, jeder Priester also im Durchschnitt 570. In Kamerun hat Bischof Vogt 1935 die ersten acht einheimischen Priester dieses Landes geweiht. 20 Jahre später war ihre Zahl schon auf das 20fache angewachsen. Ebenda sind im letzten Jahrzehnt die Schüler der katholischen Missionsschulen von 73 000 auf 164 000 gewachsen — das bedeutet einen jährlichen Zuwachs von rund 9000 Schülern. Dieser Fortschritt ist nicht nur ein zahlenmäßiger; er erstreckt sich ebenso auf die Qualität. Die spezialisierte Katholische Aktion ist in Afrika erst zehn Jahre alt. Aber sie rühmt sich schon großer Scharen von Aktivisten in viel- faltigem Einsatz, ln Dahomey versammelte sie 1959 mehr als 2000 Aktivisten. Die religiösen Orden breiten sich über ganz Afrika aus und rekrutieren einheimische Ordensleute. Der erste afrikanische' Bischof der modernen Zeit wurde erst 1939 konsekriert, und heute zählt Afrika schon einen einheimischen Kardinal, fünf Erzbischöfe und zahlreiche Bischöfe. Doch wir leben in Afrika, wo sich der ständig ' klare Himmel unversehens drohend verdüstern und in heftige Stürme, ausbrechen kann. Gewiß fehlte es auch schon bisher der Missionierung Afrikas nicht an Schwierigkeiten. Aber es waren Schwierigkeiten, Wie sie sich bei jedem Anfang zeigen. Die heutigen Schwierigkeiten • jedoch sind subtiler und viel härter, und sie treffen bereits bei den Christen selbst auf eine mehr oder weniger bewußte Mitverschuldung. Die Stammes-Mentalität, die viele Afrikaner zu Sklaven der ererbten religiösen Ansichten und Bräuchtümer macht, ist ein ernstes Hindernis für das Christentum. So folgen viele Christen einem doppelten Glauben und einer doppelten Moral: der ererbten des Stammes und der vom Christentum gebrach-, ten. Sie glauben an Christus, aber sie versichern sich ebenso des Schutzes der Stammesgottheit. Sie nehmen die christliche Moral in ihren großen Linien an, aber ihre Haltung, gleicht sich wie von selbst der alten Stammesauffassung an, wenn es sich etwa um das Kind oder die Frau handelt. Eine andere Quelle von Schwierigkeiten bildet die augenblickliche politische Entwicklung,, die Afrika gerade durchlebt. Bei vielen Christen genießt die Politik und das ungeordnete Streben nach Wohlstand und persönlichem Vorteil den absoluten Vorrang. Man stellt überall eine Verpoli-tisierung des Gewissens fest. Die Partei tritt wie ein Orakel auf, und jedes Wort ihrer Anordnungen wird befolgt, auch wenn es mit dem christlichen Gewissen im Widerspruch steht. Man muß sich freilich bewußt sein, daß die Christen auf das bürgerliche und politische Leben wenig vorbereitet sind. Die internationale Verflochtenheit im Zusammenhang des Kräftespiels, in dessen Schoß Afrika sein Eigenleben sucht, neigt dazu,; aus dem Kontinent das Schlachtfeld der Weltanschauungen und Einflußkämpfe des Sowjet- und des. Westblocks zu machen. Zwar sind in Afrika die offen und ausgesprochen kommuni st i sc hen Part ei e n wenig zahlreich. Aber viele junge In-, tellektüelle kehren aus Westeuropa und sozialistischen Ländern mit ' einer gefestigten marxistischen Bildung zurück. Jene, die für den wirtschaftlichen Fortschritt der afrikanischen Länder arbeiten, liebäugeln häufig mit der marxistischen Wirtschaftsauffassung. Die Christen sind oftmals in der Soziallehre der: Kirche wenig bewandert und schenken den marxistischen Lehren nicht selten willig Gehör. Die afrikanischen Regie-, rungen neigen im allgemeinen wenig zum Kommunismus und möchten ihn keineswegs begünstigen. Doch angesichts der internationalen Lage und deš Wirtschaftlichen Rückstandes in Afrika kommen sie allzu leicht dazu, eine Politik wohlwollender Neutralität zwischen Ost und West zu machen. Jede neu er-öffnete Botschaft Rußlands bedeutet zugleich auch ein neues marxistisches Propagandanetz, das seine Maschen über den ganzen afrikanischen Kontinent zieht. Was soll man schließlich von der bisher noch friedlichen Begegnung und Frontstellung zwischen dem Islam und dem Christentum in Afrika sagen? Im Sudan, hat die Regierung die. Missionsschulen verstaatlicht und die Lehre des Islams zur Pflicht gemacht. Das geht nicht so sehr auf die Ausbreitungsbestrebung des Islams zurück als vielmehr auf den Willen zur Vorherrschaft der islamischen Nordprovinzen über die heidnischen Provinžeh des Südens. In Afrika südlich der Sahara .ist der Ausdehnungsdrang des Islams, recht lebhaft, aber man stützt sich dabei nicht auf politische Kräfte. Man trifft auch keine systematische Opposition zum Christentum. Es ist ein Wettlauf, in dem sich Islam und Christentum in Afrika befinden. Wer wird siegen? Tatsache ist, daß die islamischen Völker dem Christentum gänzlich unzugänglich sind, nicht weniger zugänglich sind die Christen dem Islam. Der Sieg gehört also dem, der zuerst kommt. Die Séele Afrikas, die von Natur aus zutiefst religiös ist, ist ein von der Vorsehung bereiteter Boden, um den fruchtbaren Samen des wahren Glaubens äuf-zunehmen. Die Begegnung der Seele Afrikas mit dem Christentum ist ein unerhörtes Glück, das ihr angeboten wird. Eine Gruppe Erstkommunikanten. Jeder hat seine Tasse „umgeschnallt“,. weil es nach dem Gottesdienst in der Schule ein Frühstück gibt. Erstkommunion in Peru Von P. Josef Lang Zweimal im' Jahr besuchen wir alle 48 Dörfer, die zur Pfarrei Tarma gehören: in der Fastenzeit zu einer Art Volksmission und im Oktober/Novem-ber für die Schul- und Erstkommunion. Selbstverständlich' betreuen wir auch sonst diese Ortschaften so weit wie möglich und kommen vor allem sofort, wenn wir zu einem Sterbenden gerufen werden;' Im vergangenen Schuljahr brachtè nun ein 33tägiger Lehrerstreik unsere ganze schöne Einteilung vollständig durcheinander, so daß wir zwei Dörfer nicht besuchen konnten. Insgesamt haben wir 60 Schulen mit 7800 Schülern zu versorgen, von denen in diesem Jahr 1038 zur Erstkommunion gingen, dazu 3500 Schulkommunionen. Die Vorbereitung in Tarma — bei 12 Schulen mit insgesamt 4500 Schülern'-.— übernahm zum großen Teil P. Pedro T as chler, der als tüchtiger und. beliebter Katechet wöchentlich in 62 Klassen unterrichtet und die Kinder auf Beichte und Kommunion vorbereitet. • In den 48 Schulen unserer Indiödörfer ist es vielfach schwieriger: lange und schlechte Anfahrtswege, unregelmäßiger , Schulbesuch, krasse religiöse Unwissenheit. Die Lehrer müßten eigentlich auch den Religionsunterricht erteilen, verfügen aber oft nur über schwaches, mangelhaftes Wissen. Doch haben sie nach unseren Anweidungen und Lehrbüchern fleißig mitgearbeitet und besonders in den vorangehenden Wochen eigen großen Teil ihrer Unterrichtszeit für Beicht-und Kommuriionvorbereitung geopfert. So konnten wir in den zu uns gehörenden Dörfern bei 1605 Schulkommunionen allein 665 Erstkommunionen spenden. Im folgenden erzähle ich von diesen Schulbesuchen und Kommunionfeiern bei den Indios, indem ich einfach einige ! Dorfschulen vorstelle. Condorcocha In aller Frühe, nach 50 Kilometer Fahrt, treffen wir, P. Lorenz U n f r i e d und ich, beim Dorfkirchlein ein. Die Schule ist noch fest verschlossen; mit einem Schraubenzieher lösen wir das Schloß an der Türe und betreten zu ebener Erde den halbdunklen Raum mit seinem Lehmboden und unansehnlichen Bänken. An der Tafel sind noch die fünf Teile des Bußsakramentes zu lesen und die drei Teile der hl. Kommunion, die ich Tage vorher durch die Lehrerin anschreiben ließ. Als die Kinder eingetroffen sind, halten wir eine kleine Prüfung. Wir können zufrieden sein, alle werden zur Erstkommunion zugelassen. So ziehen wir feierlich zur Kirche, die Kinder schmettern herzhaft das „Salve, Salve". Nach der Beichte erklärt P. Lorenzo an Hand eines argentinischen Farbbildes das Letzte Abendmahl, und diese kleinen Indios, die nun heute die Jünger Jesu sein dürfen, schauen mit ihren schwarzbraunen Augen, die Hände schön gefaltet, voll Andacht zum Heiland im Abendmahlssaal und empfangen mit Andacht die erste heilige Kommunion. Zum festlichen Frühstück versammelt sich dann alles im Schulsaal, wo aus einem großen Kessel bereits die heiße, aus amerikanischem Milchpulver bereitete „Leche" dampft. Jeder Schüler erhält zwei Brötchen, die wir ihm aus Tarma mitgebracht haben, und ein Stück Käse, Geschenk der amerikanischen Caritas. Diesen Käse bezeichnen die Kinder als „Butter", nicht nur wegen der gelben Farbe, sondern auch, weil-ihnen dieser seltene Leckerbissen so vortrefflich schmeckt. Für uns Patres sind zwei Eier gekochtj wir kaufen noch einige dazu und fahren bald weg, da wir noch in zwei anderen Ortschaften, Cari und Limapuquio, am Nachmittag Unterricht und Beichte haben. Unterwegs, auf 4000 Meter Höhe, inmitten der einsamen Prärie, nehmen wir ungestört unser Mittagessen ein: gekochte Eier mit Salz. In dieser Höhe ermüdet man rasch, und bis zum Beginn des Unterrichts haben wir noch ein Stündchen Zeit. So machen wir im VW-Bus, auf dessen grünes Blechdach die Mittagssonne brennt, ein Nickerchen, Jacahuasi Kommunionvorbereitung und Schülerbeichte waren am Vortag. Da dieses Dörfchen nahe bei Tarma liegt, kann es' jeden Samstagnachmittag von zwei Mittelschülerinnen, Mitgliedern der Katholischen Aktion, zu regelmäßigem Religionsunterricht besucht werden. So wissen die Kinder beim Abfragen bedeutend mehr als in den abgelegeneren Dörfern und kennen viele Gebete und Lieder. Die Lehrerin, die immer einsagend an der Seite steht, will mir jetzt beweisen, daß ihre Kinder wirklich alles wissen, und bittet mich nun, selber fragen zu dürfen. „Gut, ich höre." Ja, nun geht alles wie am Schnürchen: Gebete, Aufzählen der Gebote und Sakramente. Bei den fünf Teilen der Beichte, jeweils mit passenden Gesten und flüssig aufgesagt, bekomme ich ein anschauliches Bild von der bewährten Unterrichtsmethode der guten alten Lehrerin, die heute in ihrem violetten Büßerhabit vor mir steht. Nun fragt sie nach dem Nüchternheitsgebot. Alle antworten im Chor: „Von Mittérnacht an!“ Falsch! Aber nun kann ich mit einer Neuerung aufwarten, und die Lehrerin selbst ist froh über diese Erleichterung, von der sie heute zum erstenmal hört. Palcapaccha Ein kleines, zwischen Felsen und Einöde verstecktes Dörfchen am Ende der Welt. Die Lehrerin scheint eine gute Familienmutter zu sein, denn sie hat ihre eigenen Kleinkinder immer um sich im Schulraum. Beim Examen heute sagt sie den Kindern tüchtig ein, wenn es auch nicht immer richtig ist und sie dann schnell die Hand vor den Mund hält. Um dies zu vermeiden, bitte ich sie, einiges an die Tafel zu schreiben, und bin überrascht, daß sie es fehlerlos tut. Den Schlüssel zur Kirche können wir nicht finden, da der Mesner heute Zwiebeln, Gelbe Rüben und Kopfsalat, die Hauptprodukte dieses Gebietes, erntet, um sie mit einem großen Lastwagen nach Lima zu verschicken. So ist die Beichte im Schullokal. Die wartenden Kinder stehen vor der Tür, und ich bitte die Lehrerin, in der Zwischenzeit mit ihnen zu beten. „Si, padre", sagt sie. Doch bald fällt mir auf, daß es draußen verdächtig still ist. Ich schaue- nach und sehe die Schüler in Reih und Glied aufgestellt, während die Lehrerin in der Ecke sitzt und ihr Kind stillt. Nun muß ich wieder heimfahren. Alles drängt zum Bus, um ein Stück mitfahren zu dürfen. Mit Hilfe der Lehrerin habe ich zwölf Buben ausgewählt. Während der Fahrt auf holprigem Weg wiederhole ich ein kurzes Kommuniongebet: „Ö Jesus, komm in mein Herz und gib mir deinen Segen!" Ich spüre, es geht schlecht in diese Indioköpfe hinein. Daheim sprechen sie wohl Ketschua. So wird das Gebet wiederholt, bis es sitzt. Ich gebe ihnen bis morgen auf, es 20- bis 50mal zu beten. Dazwischen singen wir das bekannteste Kommunionlied: „O buen Jesus", das sie auch von ihrer Lehrerin gelernt haben. In Ayabamba, fünf Kilometer entfernt, wo ich-P. Lorenzo abholen will, fahren wir bei der Schule vor, und meine Indiobuben brüllen nun Lied und Gebet in voller Lautstärke, um zu beweisen, daß die Fahrt nicht umsonst war, und um ihre Rückfahrt bis zur Kreuzung zu sichern. Anderntags frage ich als, erstes die Kommunionkinder, wie oft sié clas aufgetragene Gebet verrichtet hätten. „300 mal, Padre!" „Gut, du bekommst eine Medaille, als Anerkennung." |1|| „Und du?" -— „O Padre, ich hab’s ganz .vergessen. * SmUDu erhältst ebenfalls eine Medaille, weil du nicht gelogen hast." Das war sicher die bessere Prämie. 'Huasqui * Um neun Uhr sind wir dort. Viele warten schon seit sieben Uhr. Ein Teil kommt erst jetzt von dem fünf Kilometer entfernten Ort Durasnioc. Die Kommunionmesse ist im Schulzimmer, da die Kapelle zu klein ist. Idi warte nòdi, bis im Saal alles gerichtet und geschmückt ist. Andres, ein kleiner, schwarzer Indio, kommt nun angewackelt, von seiner Mutter an der Hand geführt. Das kleine Brüderchen darf heute auch mit: Die Mutter hat es auf den Rücken gebunden. So kann es alles besser überblicken. Andres muß noch das Waschen nadiholen. Mit beiden Händen greift er herzhaft in eine Pfütze und pustet das Naß so gut es geht, von sich. Er sieht mich nun, reicht- mir seine nasse Hand und grüßt mich freundlich: „Guten Tag, pädresito, wie geht's dir?" ■fé'-.«Gut" sage ich ihm, er ist zufrieden und läßt sich von der Mutter die struppigen, kohlschwarzen Haare zurechtstreichen. Nun hängt er sich eine blecherne Kaffeetasse an den Gürtel, läßt sich eine weiße Schleife mit einer Gladiole an den Arm binden, nimmt seine Kerze und drängt sich nach vorn. Oben lind rechts i Nach der Kommunionmesse erhalten die Erstkommunikanten (hier 200) ein kräftiges Frühstück aus Milch, Brötchen und Käse. P. Lorenz Unfried beaufsichtigt die Verteilung. Wir wollen beginnen. Ein Mädchen wird aufgerufen. Die Lehrerin entschuldigt, es bekomme gerade Schuhe. Und richtig, bald erscheint das Mädchen mit weißen Schuhen, die ihr Vater brachte, nachdem er sie noch eben mit Kalk weiß getüncht hat. Pomachaca Der Direktor der Schule empfängt uns freundlich im großen Schulsaal. überall sind Schulbilder und Landkarten von Peru und Europa aufgehängt. Ein Herz-Jesu-Bild fehlt auch hier nicht. Die ganze vordere Wandfläche füllt eine breite Tafel, die mit Kirchenliedern vollgeschrieben ist. Der Lehrer läßt sie nun absingen, um zu zeigen, daß er in den letzten Tagen tüchtig gearbeitet hat. Wir jedoch möchten gleich anfangen und sind fast nervös, da wir schon den ganzen Tag unterwegs sind. „Was macht die Mutter", so beginnt P. Lorenzo, „wenn der Onkel aus Lima zu Besuch kommt?" „Sie kehrt die Stube aus und putzt die Kochtöpfe." „Gut, die Stube ist jetzt dein Herz und der rauhe Besen die Beichte. So wollen wir heute alles tüchtig ausfegen und reinmachen für den großen Besuch am nächsten Morgen." Am nächsten Morgen sind wir schon früh in Pomachaca. Im Mittelhof der Schule bauen wir den Altar auf und schmücken ihn mit weißen und roten Gladiolen und Nelken, die hier reichlich und das ganze Jahr hindurch blühen. Dann hängen wir unsere lehrreichen farbigen Katechismusbilder auf. Ein holzgeschnitztes Kreuz, von Br. Johann Oberstaller, Milland, aus Gröden besorgt, stellen wir in die Mitte. Es findet die Bewunderung des Schulleiters. Der Meßkoffer, den mir meine Heimatgemeinde Talheim bei Heilbronn gespendet hat, leistet wieder wertvolle Hilfe; er ist fast jeden Tag mit mir unterwegs. Der Lehrer gruppiert nun seine Schüler in militärischer Ordnung. Auf Kommandorufe hin, die ich nicht verstehe, geht's rechtsum und linksum und werden die Arme für den rechten Abstand auf Schulterhöhe ausgestreckt. Angehörige der Schüler und Neugierige umsäumen den Platz. Mädchen tragen weiße Kleider, die wir jedesmal von den Pfarr-schwestern in Tarma ausleihen. Buben mit Kerzen in der Hand und weißen-Schleifen am Arm stehen vor mir. Heute tragen sie ihr bestes Schuhwerk. Nicht selten sind das die Fußballstiefel, die, einmal billig gekauft, für alle Zwecke dienen. In der Ecke qualmt eine Feuerstelle, auf der bereits das Frühstück bereitet wird. Mein Ministrant steht feierlich neben mir und läutet tüchtig, wenn ich ihm ein Zeichen gebe. Dann zündet er wieder die Kerzen an, die der Wind oftmals ausbläst. Unmittelbar vor der heiligen Kommunion noch ein paar Worte: „Dasselbe, was sich einst im Abendmahlssaal ereignet hat, vollzieht sich jetzt hier in Pomachaca . . ." San Pedro de Cajas Ein Indianerdorf mit 600 Schülern und 15 Lehrern, 65 Kilometer von Tarma entfernt, mit etwa 8000 Seelen. Im vergangenen Jahr haben wir die Gemeinde 40mal besucht und konnten sie so einigermaßen betreuen. Tags zuvor fahren wir zur Kinderbeichte mit drei Patres ins Dorf. Die Kommunionmesse mit 315 Schul- und 146 Erstkommunionen, bei schönem Beten und kräftigem Gesang, wird auch für uns zu einem tiefen Erlebnis, hier in diesem Indianerdorf auf 3800 Meter Höhe. Wir sprechen dem Schuldirektor und seinem Lehrpersonal unsere Anerkennung für die vortreffliche Mitarbeit' aus und versprechen, bald wiederzukommen, um der Schule und dem Dorf als Anerkennung einen Tonfilm zu zeigen. Wochen später wird es Wirklichkeit. Mit dem UNIMOG des Herrn Prälaten Anton Kühner, mit seinem Lichtgenerator und Tonfilmgerät — alles wertvolle Geschenke der Heimat und der deutschen Caritas — reise ich wieder nach Cajas und zeige vormittags für die Schule, abends für die ganze Bevölkerung fünf von der deutschen Botschaft in Lima gratis zur Verfügung gestellte Tonfilme. Mit all diesen technischen Mitteln und der Hilfe der.Heimat können wir Tausende von Indios, Kinder und Erwachsene, erfreuen. Als Anerkennung für das beste Dorf unserer Kommunionaktion sehen nun diese armen Indianerkinder zum erstenmal im Leben „die Welt im Film". So schlagen wir mit unserer Arbeit, religiös wie kulturell, Brücken von Gott zu den Menschen, von Land zu Land, von Herz zu Herz, so daß sie alle spüren durften: Wir alle sind Kinder des einen Vaters, Glieder der einen Kirche, und — eins in Christus durch die heilige Kommunion. Prälat Anton Kühner im Gespräch mit Katechisten, diè soeben ihre Prüfung bestanden haben. Die ersten Katechisten Von Prälat Anton Kühner Um in den Dörfern Leute zu haben, die an den Sonntagen in Kirchen und Kapellen die gemeinsamen Andachten leiten, die dem Priester, wenn er gelegentlich ins Dorf kommt, bei der Messe dienen und als Vorbeter wirken, habe ich in Zusammenarbeit mit P. Tasdiler zwei Ausbildungskurse für Katechisten gehalten. Der erste fand in meinem Hause statt und zählte zehn Burschen und Männer, der zweite im alten Spital mit 33 Teilnehmern. Der Kurstag begann morgens mit betrachtendem Gebet und Gemeinschaftsmesse. An das Frühstück schloß sich der Unterricht, Einüben der Gemeinschaftsmesse und des gemeinschaftlichen Be-tens an. Jeder Tag brachte auch eine oder zwei Katechesen in Anlehnung an die Biblische Geschichte. Weil jeder Indianer ein geborener Redner ist, war es für die meisten gar nicht schwer, am Ende des Kurses eine solche Katechese zu halten. Bei der Abschlußprüfung erhielt jeder, der bestanden hatte, ein Zeugnis, daß er den Katechismus lehren, das Sonntagsgebet der Gemeinde be;m priesterlosen Gottesdienst leiten und die Verteilung der Lebensmittel, die wir durch die internationale Caritas aus den Vereinigten Staaten bekommen, durchführen kann. Unsern Wohltätern in der Heimat und einigen freiwilligen Helfern verdanken wir es, daß wir zum Abschluß der beiden Kurse jedem Teilnehmer eine Biblische Geschichte, einen Katechismus und ein Sonntagsmissale mitgeben und die Leute verpflegen konnten. Nun sollen diese Katechisten jeweils am zweiten Sonntag jeden Monats in Tarma Zusammenkommen, um über ihr Arbeiten Rechenschaft zu geben und sich weiterzubilden. In einigen Dörfern, in denen ich in der Folge seelsorglich zu tun hatte, konnte ich mit Freude feststellen, wie die Katechisten während der heiligen Messe, die Gebete mit den Gläubigen sprachen. Solche Kurse werden wir auch in Zukunft halten, um durch die Katechisten mit den Dörfern bessere Verbindung zu bekommen und dadurch auch dem Einfluß nordamjerikanischer Sekten entgegentreten zu können. Die Negritos von Huanuco in ihrer phantastischen Aufmachung. Los Negritos Historisches Brauchtum in Huänuco (Peru) Von P. Georg Klose Wer in den Tagen um das Fest der Hl. Drei Könige Huänuco besucht, begegnet auf der Straße sicher einmal den in und um Huänuco berühmten „Negritos". Der originelle Volkstanz der Negritos von Huänuco mit seinem tiefen sozialen Gehalt, seinem geschichtlichen Hintergrund und seiner offen-1 sichtlichen Schönheit geht zurück auf die Befreiung der Negersklaven, die in Peru endgültig untér dem etwas diktatorischen Präsidenten Ramon Castilla (Ì855 bis 1862) durchgeführt wurde., 16 junge Männer nehmen an diesem folkloristischen Tanz teil, der sich um zwei Zentralfiguren entfaltet, den Türken (el turco) in der Tracht eines spanischen Toreros und die Dame (la dama), gekleidet nach der spanischen Mode des 18. Jahrhunderts. Der kostbare Schmuck, den beide tragen, deutet ihre privilegierte gesellschaftliche Stellung an. Für den Negersklaven der Kolonialzeit verkörpern diese beiden Personen die gewissenlosen Menschenhändler von damals, die von den Behörden des Vizekönigs noch ermutigt und geschützt wurden. Ihre Rolle während des Tanzes besteht darin .gleichsam als Sühne für die menschenunwürdige Behandlung ihrer Arbeitssklaven — gleichmütig und geduldig die Jubelausbrüche der schwarzen Schar zu ertragen, die mit der Gründung der Republik endgültig dem Sklavenjoch entronnen sind. Ein anderer Tänzer schwenkt eine Fahne, auf der sich als Zeichen der gemeinsamen Befreiungsbewegung die peruanischen und argentinischen Nationalfarben kreuzen. Dieser Fahnenträger (abanderado) umkreist während des Tanzes fahnenschwingend die Gruppe wie ein schützender Wächter. , Von den zwölf Negritos, die an dem ■kettenklirrenden Reigen teilnehmen, sind zwei die Caporales (Anführer, Vortänzer). Wie sie bei der Arbeit mit gutem Beispiel vörangehen, so auch beim Tanz. Sie eröffnen den Tanz, indem sie die ersten Figuren vortänzen, die, dann yon den übrigen getreu wie-! derholt werden. In dieser Weise beginnen sie jeweils die zehn oder mehr Figuren, die den gesamten Tanz ausmachen. Die Caporales tragen Samtkostüme, die eingefaßt sind von kunstvollen Gold- und Silberborten und besetzt mit glitzernden Glasperlen und funkelnden Metallplättchen. Auf der Brust baumeln neckische Zierschnüre und auf den Schultern prangen üppige, goldglänzende Achselstücke. Ihre grauen Samt- oder weißen Wollstoffhosen fallen in eleganten Linien über ihre blitzblanken weißen Halbstiefel. Auf dem Kopf tragen sie breitrandige, steife, mit büntem Federschmuck versehene Hüte. Das Gesicht verbergen sie hinter Ledermasken aus schwarzem Glanzleder, die mit ihren wulstigen Lippen und weißfunkelnden Augäpfeln robuste afrikanische Negertypen darstellen. In den Händen tragen sie halskettenartige, jedoch entsprechend größere, versilberte Perlenschnüre mit je einer hellklingenden Silberglocke an den beiden Enden. Diesé Glocken lassen sie beim Tanz gleichmäßig erklingen. An einein einfachen Band um den Hals entdeckt man einen silbernen, oft Jesus — oder Jesusito, wie ihn seine Mutter zu nennen pflegt, ist unser jüngster Ministrant in Huänuco. Er ist ein kleiner Luftibus und Witzbold. Vor einigen Tagen hatte ich ihn aufgefordert, seine wirre Robinsonmähne schneiden zu lassen. „Warum warst du noch nicht beim Friseur?“ frage ich nach der hl. Messe. „Gestern habe ich kein Geld gehabt“, erwidert er schlagfertig. „Das ist nicht wahr“, schaltet sich entrüstet Bruder Jakob, unser Sa-kristan, ein. „Ich habe dir géstern zwei Soles gegeben, damit du deinen Wusehelkopf in Ordnung bringen läßt.“ qq Br. Jakob versucht eine moralische Kopfwäsche: „Jesusito, wer ist eigentlich dein Santo (Namenspatron)?“ — „Jesucristo!“ — „Der hat aber nicht gelogen, hijo mio (mein Sohn)!“ — „Nein, gelogen hat er nicht, aber er ist seiner Mutter davongelaufen!" ruft Jesusito triumphierend aus. G. K. interessant verzierten Saugheber, den sie zum Trinken benutzen, ohne die Maske abnehmen zu müssen. In den Tanzpausen sorgt nämlich der jeweilige Mayordomo ausgiebig für Getränke, wie z. B. Chicha (sprich Tschitscha), ein typisch peruanisches Getränk, aus Mais hergestellt, ferner Bier, Limonaden, Schnäpse und Liköre. Dieser Saugheber (bombilla) ist zweifellos eine Nachahmung jener Bombillas, welche die unter San Martin nach Peru gekommenen argentinischen;'Soldaten zum Teetrinken verwendeten. Während die Caporales ihre ersten rhythmischen Figuren vollführen — in wippenden, leichten Sprüngen von einem Fuß auf den andern wechselnd, die Arme von Zeit zu Zeit kreuzend und die silbernen Ketten abwechslungsweise über den Köpfen schwingend —, begleiten die andern zehn Negritos die beiden Caporales mit ihrem gleichmäßigen Schellengeläute und geben genau auf deren Bewegungen acht. Haben nun die beiden Caporales ihre jeweilige Lektion beendet, so wiederholen die übrigen fünf Paare getreu die gleichen Figuren. Die Kostüme dieser fünf Paare glänzen in ähnlichem Schmuck, jedoch sind sie nicht ganz so luxuriös ausgestattet. Sicherlich sind diese farbenprächtigen Kostüme der Negritos ein getreues Spiegelbild der Tanzleidenschaft, Eitelkeit und schauspielerischen Vorliebe, die den Menschen dieser Rasse eigen sind. Ebenfalls äußerst interessant ist die Gestalt des Corrochano inmitten der schwarzen Tänzerschar. Sie stellt einen alten Mann dar mit wirrem Graubart, angeröteten Augen und Nase, die den übermäßigen Alkoholgenuß verraten. Gekleidet ist dieser Mann in einen weiten Frack aus Samtstoff und gestreifte Hosen, buntscheckige Weste und hohen Zylinderhut. Mit seiner Linken rotiert er eine gewaltige, laut knarrende Ratsche und mit der Rechten schwingt er einé Peitsche. Mit diesem Geknatter und Peitschengeknalle bahnt er der Schar den Weg durch die Straßen und hält die allzu Neugierigen von der tanzenden Negergruppe fern. In der Gestalt des Corrochano tritt jener spanische Caballero (Edelmann) aus dem Geschlecht der Garcia Corrochano in unser Blickfeld, der ob seines rauhen und ungehobelten Charakters, seines Machtstrebens und seiner Nervenkrankheit berühmt war. So stellt dieser graubärtige Alte, gefürchtet von den Kindern, verabscheut von den Frauen und verachtet von den Männern, den zornwütigen Caballero der Vergangenheit dar, verewigt — gleichsam als gesetzliche Sühne — in diesem pan-tomimen Corrochano. Er verkörpert nicht nur den launen- und dünkelhaften Aristokraten der Kolonialzeit, sondern auch deren unmenschliches und ausbeuterisches System und ihre Geringschätzung der niederen Volksschichten. Die Musik, die den Tanz begleitet, enthält typisch afrikanische Elemente, in denen starke, periodisch wiederkehrende Paukenschläge an die Urwaldtrommeln Afrikas erinnern. Die Tatsache, daß sich die Mehrzahl dieser huanuquener Tänzerschar als Negritos präsentieren, hat seinen geschichtlichen Grund. Huänuco ist nämlich, geographisch und verkehrsmäßig gesehen, zentral gelegener Übergangspunkt zwischen Sierra (Gebirge) und Montana (Urwald). Außerdem darf nicht vergessen werden, daß in der Zeit des spanischen Vizekönigreiches in Südamerika die erste Zuckerrohrpflanzung auf peruanischem Boden, betrieben mit der Arbeitskraft der von der afrikanischen Goldküste herübergebrachten Negersklaven, hier in dem weiten Tal um Huänuco angelegt wurde. Nur auf diesem historischen Hintergrund sind die Negritos von Huänuco zu verstehen. Wohin ziehen eigentlich die Negritos auf ihrem Marsch durch die Stadt oder woher kommen sie? Sie ziehen entweder zu einer Kirche oder kommen von einer solchen. Der Grund ist folgender: Eine finanziell etwas besser gestellte Familie — in diesem Fall Mayordomo genannt : — läßt zu Ehren ihres Nino-Jesus, das sie in ihrer Hauskrippe verehren, eine feierliche Messe zelebrieren. Dieses Nino wird nun entweder auf einem blumengeschmückten kleinen Bettchen, von einem weißgekleideten Mädchen getragen, oder auf einem bunt und festlich geschmückten Traggestell unter Musik und Böller-geknall von den tanzenden Negritos zur Kirche geleitet. Die Anziehung, die die Negritos auf ihrem Zug durch die Straßen auf alt und jung ausüben, kann man sich vorstellen. Umringt von einer dichten Schar Schaulustiger und Neugieriger, bringen sie oft den gesamten Verkehr zum Erliegen. Aber niemand wird sich darüber aufregen. Man ist viel zu stolz auf seine Negritos. Die Hausfrauen müssen es sogar erleben, daß ihre Hausangestellten einfach von der Arbeit weglaufen, um sich das Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Nach der hl. Messe folgt die feierliche Adoracion (Huldigung). In der schon beschriebenen Weise tanzen die Negritos paarweise und auch als gesamte Gruppe vor dem Nino-Jesus, das für diesen Akt der Verehrung gewöhnlich auf dem Schoß des Paters oder des Mayordomo ruht. Auf diese Weise, vor allem durch Verneigungen und Km'e-beugen, wollen sie dem göttlichen Kind ihre Ehrerbietung erweisen. Der ursprünglich reine Freudentanz, veranlaßt durch die Befreiung aus der Sklaverei, hat also im Lauf der Zeit noch einen neuen, einen religiösen Sinngehalt bekommen. Die Stadt Huänuco (ihr offizieller Ehrentitel lautet: La muy noble y leal ciudad del león de Huänuco de los Caballeros. Die sehr vornehme und gesetzestreue Stadt der Ritteir des Löwen von Huänuco) darf stolz sein auf ihr in der Geschichte wurzelndes Brauchtum. P. Pezzei wieder in Pozuzo Nađi mehrmonatigem Aufenthalt in der Heimat kehrte P. Johann Pezzei wieder in seine Urwaldpfarrei Pozuzo in Peru zurück. Sein großes Anliegen war es, für die seel-sorgerlidien und kulturellen Belange seiner Pfarrei Wohltäter zu gewinnen. So war er zwischen Köln und Wien und seiner Heimat Kämpill in Südtirol fast ununterbrochen unterwegs und sprach bei vielen kirchlichen, staatlichen und privaten Stellen vor — nicht vergebens: reich beschenkt mit Geld und Sachwerten konnte er zu seinen Pfarrkin-dern zurückkehren. Bevölkerung von Pozuzo P. Pezzei führte im Sommer 1958 in seiner Pfarrei eine 'Volkszählung durch, die folgende Zahlen ergab: Am linken und rechten Ufer der Flüsse Huancabamba und Pozuzo leben 1465 Menschen. Davon sind rein deutsdien Blutes 337. (Angefangen hat die Kolonie vor 100 Jahren mit 170 Seelen.) Mischlinge zwischen Deutschen und Peruanern sind es 517, rein-blütige Peruaner 611. Von den Mischlingen müssen aber wegen ihrer Sprache, Sitten und Gebräuche gut 160 zu den Deutschen gerechnet werden. Gerade unter ihnen gibt es viele, die kaum spanisch sprechen können. Damit ergibt sich für die Deutsch-Pozuziner die Zahl 497. Von diesen können noch deutsch lesen 159, einigermaßen deutsch schreiben 55. Unter den Deutsch-Pozuzinern sind es kaum drei Prozent, die ihre Osterpflicht nicht erfüllen. Wilde Ehen sind keine bekannt. Oben: Am 11. November 1960 empfängt P. Pezzei bei seiner Rückkehr von Maria Gstir einen Blumenstrauß als ersten Gruß. — Links: Vom Pfarrhaus in Pozuzo wehen die peruanischen, päpstlichen und deutschen Farben. Unten: Aufs Wiedersehen freuten sich auch der Papagei Loritobua und sein unzertrennlicher Freund Panćho (Franz), die beide zum lebenden Inventar des Pfarrhauses gehören. Sr. M./Goswina aus Dietrichsweiler bei Eilwangen kehrte nach ihrem wohlverdienten Heimaturlaub wieder nach Brasilien zurück, wo sie in Garza. Sao Paulo, ein Altersheim betreut. Dunkle Mächte Von Sr, M. G o s w i n a In Brasilien herrscht nodi viel Aberglaube. Einer der Gründe ist der mangelhafte Unterricht im wahren Glauben. Die Menschen sind wohl getauft, aber in Religion ganz unwissend. Sie wohnen oft viele Meilen abseits von Schule und Kirche und können weder lesen noch schreiben. Vor allem fehlt es an Priestern. So fallen diese Menschen oft genug dem Spiritismus zum Opfer. Wenn eines aus der Familie stirbt, dann gehen die Angehörigen oft zur „Kuradora", um zu erfahren, wo sich die Seele des Verstorbenen befinde; denn sie meinen in ihrer Unwissenheit, die Seele gehe nađi dem Tod in einen andern Menschen über. Auch wenn sie krank sind, gehen viele Menschen zur Kuradora, um sich von ihr heilen zu lassen, In den spiritistischen Versammlungen dient eine Frau als Medium. Sie wird hinter einem Vorhang versteckt. Die Anwesenden befinden sidi in einem verdunkelten Zimmer. Die Kuradora fragt nun, was die einzelnen wissen wollen, und dann gibt das Medium hinter dem Vorhang die Antwort, und diese Antworten glauben die Leute auch. Das greift natürlich auch die Nerven an. Wir haben in Brasilien eine Irrenanstalt mit 5000 Irren. Von ihnen haben zwei Drittel durch den Spiritismus den Verstand verloren, wie statistisch festgestellt wurde. Einmal kam ein junger Mann zu uns ins Krankenhaus. Er hatte auch so eine Versammlung besucht, und' da hat der Teufel von ihm Besitz ergriffen. Wenn er in è'ine Kirche kam, wo katholisch gebetet wurde, plagte ihn der böse Geist so lange, bis das Gebet zu Ende war. Im Krankenhaus nun betete die Schwester im Schlafsaal mit den Kranken das Nachtgebet. Dabei quälte der böse Geist diesen Kranken so sehr, daß sein Bett erschüttert wurde. Das ging so einige Tage. Da sagte mir die Mitschwester: „Ich weiß gar nicht, was der Mann hat." Ich erwiderte ihr: „Da kann kein Arzt helfen. Ich will den Priester rufen, damit er aus diesem Mann den Teufel austreibe." So kam also der Herr Pfarrer. Idi ließ durch einen Angestellten den Kranken in die Kapelle bringen, damit er ihn festhalten könne. Ich selbst blièb im Hintergrund. Als nun der Priester mit den Gebeten begann, wurde der Kranke so geplagt und hin- und hergezerrt, daß die Kirchenbank wackelte. Der Angestellte konnte ihn nicht halten. Das dauerte so einige Zeit, bis der Priester befahl: „Weiche aus diesem Menschen, du böser Geist!" Da war der Mann plötzlich ruhig, und der Teufel verließ ihn. Wir konnten nun mit ihm beten, er war überglücklich und versprach, nie mehr eine spiritistische Versammlung zu besuchen. Zurück nach Südafrika Reisebericht von P. 29. November 1960. Der Abschied ist vorbei. Ein Letzter Blick auf E 11 -wangen und den Schönenberg. Wann werde ich sie Wiedersehen? Der Ipf taucht auf, Nördlingen, Augsburg, München. Hier anderthalb Stunden Aufenthalt. Ich denke an das gewaltige Beten der Millionen, das ich am 7. August beim Eućharistischen Weltkongreß erleben durfte. Aber nun höre ich überlaut: Heiße Würstchen! und nehme mein letztes deutsches Mittagessen ein. Durch Österreich nach B r i X e n in Südtirol, mir so wohl bekannt durch Studium* Priesterweihe und Sendung in die Mission .yf vor 23 Jahren. 30. November. — „Da drüben liegt der hl. Antonius begraben." Der Schaffner im Schnellzug zeigt uns — P. Kirch-ler fuhr von Milland aus mit bis Venedig die Kirche, als wir durch Padua fahren. Ein kurzer Blick nur, dann hat eine Häuserreihe sie verdeckt. Immer weiter. Venedig in Sicht. Nur ein schma- Pius Z e i f a n g ler Damm, gerade breit genug für Straße und Eisenbahn, verbindet die Lagunenstadt mit dem Festland. Wer hat noch nicht von Venedig geträumt? Aber jetzt ist die rauhe Wirklichkeit da: Die Koffer müssen geschleppt werden. Da gibt es keine Autos, keine Taxen. Bis zur nächsten „Straßenbahn", treppauf, treppab, wechseln die Koffer die Hände. Werden verteufelt schwer. Die „Straßenbahn" ist ein großes Motor-böot, das regelmäßig seine Linie fährt. Nach einigen Stationen steigen wir aus. Gehen durch enge Gäßchen, über schmale Brücken zum Quartier „Regina Ange-lorum", von deutschen Schwestern betreut. Außer einem Josefsmissionar, der auf dem gleichen Schiff fährt, sind keine Gäste da. Später erledigen wir noch die meisten unserer Sachen mit dem Lloyd Triestino. Nach dem Abendessen fahren wir noch auf dem Canal Grande bis hinauf zum Lido. 1. Dezember. Von meinem Zimmer aus sehe ich in ein Schulzimmer im gegenüberliegenden Haus. Wir sind nicht durch eine Straße getrennt, sondern durch einen schmalen Kanal, des-sen Wasser einige Stufen hoch ins Haus hereinkommt. Ln der Schule ist es ruhig, und ich entsinne mich, daß ich einige Zeit trippelnde Kinderfüße horte, aber kein Geschrei. Wir machen- einen Spaziergang durch die ' Stadt, Richtung Markusplatz. Man kann sich nicht sattsehen an dem wechselnden Bild der Stadt: die Verbindungs-brückchen zwischen den Häuserreihen, die Kähne, die so geschmeidig durchs Wasser gleiten. Alles wird in diesen Kähnen transportiert: Hier werden Wein und Eßwaren ausgeladen, dort Steine und Sand für einen Hausbau. Und jetzt fährt ein Privatboot vorbei,' herrlich geschmückt. Es würde zu weit führen, vom Dom und seiner strahlenden Pracht zu erzählen. h. P. Pius Zeifang mit seiner hochbetagten Mutter, die nun auf dem Ellwanger Friedhof ruht. Schon ist es Zeit, zum Hafen zu gehen. Wir stehen vor der „Europa" (14 175 Tonnen), meinem Heim für die nächsten 3 Wochen. Beim Betreten des •Schiffes begrüßt mich der Chief Steward. Er spricht einwandfreies Deutsch, kommt aus Triest, war im ersten Weltkrieg in der österreichischen Armee. Ich bekomme meine Kabine zugeteilt und auch den Tisch im Speisesaal. Da sagt der Steward: „Ich bin der Spieß! Sagen Sie den andern (drei Patres) am Tisch: Hier herrscht Ordnung und Disziplin!" Er war sehr fein, und wir hatten viel Spaß mit ihm. Um drei Uhr Abfahrt. Für uns ist der Abschied vorbei, somit gibt's für uns auch kein Winken und kein Weinen. In der Kabine treffe ich die beiden Marianhiller Patres, P. Norbert und P. Franz Xaver. (Ein dritter Pater, ein Holländer, stieg in Brindisi zu.) Jedem ist sein Bett schon auf der Karte zugeteilt. Ich steige hinauf in den „ersten Stock“, von wo ich durchs gegenüberliegende Fenster den Wellengang beobachten kann. Ich blicke mich um nach dem berühmten Spucknäpfchen, das vor 23 Jahren meine Kabinenwand schmückte, sehe aber keines. Man wird wohl nicht mehr seekrank werden. 2. Dezember. — Wir sind 315 Passagiere, meist Italiener, Auswanderer oder Frauen, die zu ihren Männern fahren. Dann Engländer und auch ziemlich viele Deutsche. Die Missionsfront war auch stark vertreten: fünf italienische Schwestern und ebenso viele italienische Priester, dann vier holländische Patres und ein Bruder. Von uns Deutschen: eine Benediktinerin, ein Benediktiner-Bruder, die beiden Marianhiller, der Josefsmissionar und ich selbst. Dazu zwei Missionsärztinnen, drei Laienhelferinnen (eine geht zu den Aussätzigen) und ein Laienhelfer. Um ein Uhr Ankunft in Brindisi. Wir besichtigen die Stadt, zu Fuß, um mehr sehen zu können. Da es Mittag ist, sind die Läden geschlossen. Nach langem Suchen finden wir den Dom. Auch er geschlossen. Wir fragen, ob wir nicht doch hinein können. Antwort: Jetzt ist Siesta (Mittagsruhe), wir sollen um vier Uhr kommen. (Um drei Uhr fährt unser Schiff!), Wir schlendern durch Nebenstraßen und Gassen. Da ändert sich das Bild: Schmutz, Abfaìl auf den Wegen. Die Leute auch nicht ganz sauber. Vor uns putzt eine junge Frau ganz ungeniert ihrem Sprößling die Nase: Hebt einfach dem Kind das Röckchen und läßt es hineinschneuzen — ganz so wie es die Schwarzen auch machen (wenn sie ein Röckchen haben). Will meinen Wecker reparieren lassen, dem der Deckel abgegangen ist. Aber die Geschäfte sind geschlossen. Da finden wir in einer armseligen Bude bei offener Tür einen alten Mann an einer Uhr herumarbeiten. Er repariert meinen Wecker. Sagt, er sei Protestant, und wir finden heraus, daß er Waldenser ist. Von dieser Sekte gibt es noch einige Hundert in der Stadt. Er will nichts nehmen, aber ich bezahle ihn doch. Um drei Uhr Abschied von Brindisi. Hier endet auch die berühmte Via Ap-pia, die Straße der alten Römer, die in Rom ihren Ausgang nimmt. 4. Dezember. — Es ist Sonntag. Seit August fährt auf diesem Schiff ein Schiffsgeistlicher, ein Italiener, mit. Er ist sehr nett, spricht ziemlich gut Englisch. So können wir uns gut mit ihm unterhalten. Da das Schiff keine Kapelle hat, wird der Gottesdienst am Sonntag in einem großen Saal der ersten Klasse gehalten, über den Lautsprecher ertönt es plötzlich in Italienisch und Englisch: „Achtung! Heute ist Sonntag, der 4. Dezember. Um neun Uhr wird im Saal der ersten Klasse heilige Messe gefeiert. Danke schön." Da .wir deutschen Katholiken auf dem Schiff ziemlich zahlreich sind, hatten wir schon um 7,30 Uhr im Bibliothekssaal eine Gemeinschaftsmesse. Fast alle kamen. Wir sangen die ersten Adventslieder, lauschten der Predigt und fühlten uns für kurze Zeit wie zu Hause. Zehn Minuten vor neun Uhr erklingen über den Lautsprecher Kirchenglok-ken, die niemand überhören kann. Aber sie haben auf die meisten Italiener einè eigenartige Wirkung: Die werden auf einmal lebendig, nahmen das falsche „Gebetbuch", ihre Zigarettenschachtel oder Spielkarten, und gehen aufs Deck oder sonstwohin. Das muß für den italienischen Schiffsgeistlichen sehr bedrückend sein. Die Engländer kamen regelmäßig. Um es vorwegzunehmen: Der Schiffsgeistliche sagte uns, daß die kleinen Hostien sonst für die ganze Hin- und Rückreise: Triest—Kapstadt-Triest, reichten. Aber diesmal mußte er schon in Dar-es-Salaam neue Hostien Auf der „Europa“ nach der Übung: „Zu den Rettungsbooten!“ Vorn zwei Patres, stehend von links Missionshelferin, P. Zeifang, Missionshelferin (zu den Aussätzigen), zwei Missionsbrüder, Missionsärztin. holen. Wir Deutschen hatten eben jeden Morgen ziemlich viele Kommunionen. Und weiter geht die Fahrt Richtung Suez-Kanal, nach Port Said. 5. Dezember. — Die Kinder, die vor mir auf dem Boden sitzen, kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Einige Meter vor ihnen sitzt ein Ägypter und zaubert junge Hühnchen aus seinem Rock hervor. Sie quellen aus den Ärmeln heraus, purzeln von seinem Kragen und Hals herab. So schnell er sie in seine Taschen steckt, so schnell krabbeln sie irgendwo wieder hervor. Jetzt nimmt er eines in seine Hand, macht die Geste des Kopfabreißens — und statt eines toten hat er zwei sehr lebendige Küken in der Hand. Und dann holt er einen der Buben herbei und zieht ihm die Hühnchen aus den Ärmeln und Hosen und vom Hals. Der Bub steht da wie gebannt. Man muß es gesehen haben, dieses Größerwerden seiner Augen und dieses langsame Abtasten seines Körpers, wo eben wieder ein Hühnchen hervorgekommen war. Und so sitzen auch wir da und suchen uns die Zeit zu vertreiben, denn schon acht Stunden liegen wir im Suez-Kanal still. Drüben auf dem linken Ufer sehen wir einige Schwarze den Kanal „aus-bessem": Sie werfen Steine ins Wasser, dann Sand, dann wieder Steine. Stunde für Stunde. Eine Maschine hätte das in kürzester Zeit besorgt. Um 7.30 Uhr Abfahrt in Port Said, hinein in den Suez-Kanal, auf den ich mich so gefreut hatte, so daß ich nicht einmal den Abstecher nach Kairo mitmachte. Hätte dort die Museen, Pyramiden, die Sphinx gesehen, auch einen Kamelritt machen können. Nach zwei Stunden Fahrt im Kanal halt das Schiff an. Es muß 16 Schiffe passieren lassen, die vor uns nađi links in einen Seitenkanal einbiegen. Richtung Port Said. So werde ich ihn mdit mehr vergessen, diesen Kanal: 160 Kilometer lang, 70 bis 100 Meter breit und zehn Meter tief. Wie froh bin ich, als ich am Morgen erwache und am Schau- kein des Schiffes merke, daß wir wieder auf offener See sind. 6. Dezember. — Das Rote Meer! Heute schimmert es tiefgrün in der prahlen Sonne. Um 12 Uhr sind wir in dieses Meer eingefahren. Die Augen suchen die Küste, aber nichts ist zu sehen. Irgendwo drüben muß der. Berg Sinai liegen, auf dessen Gipfel einst Gott dem Moses die zehn Gebote gab. Und so wie die Israeliten einst um das goldene Kalb tanzten,' so ist es an diesem Abend auch hier auf dem Schiff. „Fäncy-Dress-BaU" steht auf dem Programm; Man will sich austoben. Wir selbst, das heißt unsere Tafelrunde, sitzen auf Deck und unterhalten uns bei einem Glas Bier. Um 11 Uhr gehen wir zu Bett. 7. Dezember. — Drei Tage auf hoher See bis Aden. Was treibt man denn da die ganze Zeit? Bei uns in der Kabine beginnt der Tag um 5.30 Uhr. Da rasselt der Wecker. „Was ist denn los?" — „Raus, du mußt heute den Altar her-riditen!“ Also raus, rasiert, gewaschen und hinauf zum Cardroom (Raum zum Kartenspielen). Auf einem der Tische, die alle festgemacht sind, wird der Trag-, altar aufgestellt. Der Blick. geht durchs Fenster auf die offene See. Wie erhebend, Wenn man beim Gloria die Wellen sich vor dem Himel verbeugen sieht. Auf und ab, auf und ab! Zu arg dürfen sie es aber nicht treiben, sonst steht man beim Dominus vobiscum plötzlich auf » der andern Seite des Altars. ,, (Schluß folgt) yy Die Petrus-Claver-Sodalität Von Br. August Ca gol Im Jahre 1889 machte die ideal veranlagte Gräfin Maria Theresia L e doch o w s k a , Hofdame der Großherzogin von Toscana, einen bedeutsamen Besuch bei dem in der Schweiz weilern den Kardinal Lavigerie, dem Vorkämpfer der Antisklaverei-Bewegung. Die Unterredung mit dem eifrigen Kirchenfürsten begeisterte die 26jährige Gräfin in dem Maße, daß sie ihre Stellung als Hofdame aufgab, um -sich ganz dem katholischen Missionswerke widmen zu können. Aller Anfang ist schwer, besonders wenn es sich um ideelle Belange handelt, und die Mitwelt sich verständnislos oder gar ablehnend verhält. Im Jahre 1894 gründete die Gräfin die „Petrus-Claver-Sodalität", eine religiöse Genossenschaft von Mitarbeiterinnen im Missionswerk, die sich ganz in den Dienst der werdenden Kirche in Afrika stellte. Denn mit weiser Beschränkung widmete die Gründerin ihre und der Sodalität Tätigkeit ausschließlich dem afrikanischen Erdteil, immerhin ein ungeheures Arbeitsfeld. Bald wurde auch das „Werk der afrikanischen Presse" ins Leben gerufen, und in einer eigenen Druckerei wurden Propagandaschriften, Zeitschriften, Katechismen, Bibeln, Gesang- und Gebetbücher in verschiedenen afrikanischen Sprachen gedruckt. Die Petrus-Claver-Sodalität ist in den 66 Jahren ihres Bestehens eine wahre Mutter der afrikanischen Glaubensboten geworden. So ermöglichte die Sodalität dem seinerzeitigen Apostolischen Vikar von Zentral-Afrika Bischof Anton Roveggio die so notwendige Anschaffung eines Dampferchens auf dem Weißen Nile, und für die Mission von Lydenburg druckte die Sodalität die Geschichte der Märtyrer von Uganda in der Sepedi-Sprache in großer Auflage. Schreiber dieser Zeilen sah die Stifterin der Petrus-Claver-Sodalität zum ersten Male 1907 in Rom am jetzigen Generalsitze, da er Bischof Geyer auf einer Europareise begleitete. Zum zweiten Male sah er sie 1916 in Graz, wo sie in einem großen Saale einen Missionsvortrag hielt. Sie empfing die Gäste vor dem Vortrag am Eingang des Saales, erkannte mich sogleich wieder und wußte selbst meinen Namen noch. Zum dritten Male sah ich sie 1922 in Salzburg, wenige Monate vor ihrem Hinscheiden. Sie war stark abgemagert, aber immer noch von der alten Tatkraft beseelt. Was ich an der seltenen Frau besonders bewunderte, war die Tatsache, daß sie mit Hoch und Nieder auf gleiche Weise zu verkehren verstand. Durch ihre rastlose, hingebende Tätigkeit zum Wohle der afrikanischen Missionen hat sie sich denn auch den Ehrentitel „Mutter von Afrika" erworben, und gegenwärtig ist der Seligsprechungsprozeß dieser ehrwürdigen Dienerin Gottes in Rom anhängig. Am Eingang des Knabenseminars von Saldana (von rechts) : P.. Deisenbeck, P. Würz, P. Rektor Kieferle, ein Unternehmer, der am Bau des Hauses beteiligt wal\ Instituto Lab oral, an dem unsere Schüler den Unterricht besuchen. In Saldana geht es voran Von P. Adalbert Mohn Bereits im vergangenen Sommer — wir hatten gerade den ersten Spatenstich für das neue Seminar vorgenommen —- meldete sich schon der erste Anwärter für das Noviziat. Er hat hier in Saldana am Instituto Laboral studiert und bereits die Abschlußprüfung, —das Bachillerato Laboral. Das Fest unseres Schutzpatrons, des hl. Petrus ClavéT, feierte er bereits gemeinsam mit uns am 9. September auf der Finca in Palencia. Der Sekretär des Bischofs, ein Domherr, der kurz vorher zusammen mit P. L o h r am Eucharistischen Kongreß in München 'teilnahm und bei dieser Gelegenheit auch einige unserer Häuser in Deutschland kennenlemte, hielt die Festpredigt. Dann kehrte Donaciano!|§r so heißt der Aspirant — wieder auf sein Heimatdorf zurück. Als wir am 25. Oktober mit 85 Buben den Neubau — viereinhalb Monate nach dem ersten Spatenstich •— bezogen, war Donaciano für uns bereits eine starke Hilfe bei der Beaufsichtigung der Buben, da P. Rektor weiterhin fast gänzlich durch die Fertigstellung des Neubaus in Anspruch genommen war und P. Mohn Blick in Hauskapelle, Speisesaal und einen Schlafsaal des Seminars. jeden Tag fünf Stunden Unterricht zu halten hatte. Diese Wochen nach dem Einzug kommen einem heute schon wie ein Märchen vor: Das Treppenhaus hatte noch keine Stufen, im obersten Stockwerk fehlten noch Fenster und Türen, und zu allem Überfluß gab es kurz vor und kurz nach dem Einzug gewaltige Regenfälle und Hochwasser, die das Baugelände, wenn nicht in einen einzigen See, so doch in einen riesigen Morast verwandelten. Inzwischen ist nun der in der Nähe des Seminars vorbeiführende Bach reguliert und tiefer gelegt und ein zwar noch sehr einfacher, aber sauberer Fahrweg von der Hauptstraße zum Seminar angelegt. Wo dieser Zufahrtsweg den Bach kreuzt, mußten wir auch eine neue Brücke bauen; vorher gab es dort nur eine Furt. So ist für die Zukunft die Überschwemmungsgefahr gebannt. Am 3. Dezember,knapp ein halbes Jahr nach dem ersten Spatenstich, konnten wir die Einweihung feiern. Einen Monat später stellte sich uns ein zweiter Spanier vor, der auch hier in Saldana studierte und bereits das Abschlußexamen besitzt. Er heißt Flaviano und ist ein alter Studienfreund von Donaciano. Knapp zwei Monate nach der Einweihung, am Fest Mariä Lichtmeß, erhielten diese beiden ersten Spanier unserer Kongregation feierlich den Habit überreicht. Einige Stunden vorher war P. Deisenbeck aus Bad Mergentheim eingetroffen und konnte so gleich diesem Ereignis beiwohnen. Er erbaute sich an dem Beten und Singen unserer Buben und meinte, in dieser Beziehung hielten sie wohl jeden Vergleich mit deutschen Buben aus. Er wunderte sich, daß nach so wenigen Monaten des Bestehens alles bereits so gut klappt. Für uns war die Ankunft P. Deisenbecks ein willkommener Anlaß, den Buben von dem großartigen Wirken P. Riedls und der großen Opferbereitschaft unserer vielen Wohltäter in Deutschland zu berichten. P. Deisenbeck ist ja derjenige, dem bei der großen Aktion P. Riedls für unsere Gründung in Spanien die ganze technische Arbeit zufällt, — eine Arbeit, die zwar nicht sehr in die Augen springt, deshalb aber nicht minder wichtig ist. Noch am gleichen Abend begannen wir nach dem Rosenkranz mit einer Novene für unsere Wohltäter in Deutschland. Wir sangen feierlich die Lauretanische Litanei auf lateinisch, darauf folgte eine Andacht zum hl. Josef, die mit dem sakramentalen Segen schloß. Da es hier in Spanien üblich ist, daß schon die Buben jeden Morgen eine Betrachtung haben, nämlich,in der Weise, daß einer der Patres ihnen eine Ansprache von 20 bis 30 Minuten hält, lag es nahe, während der Zeit der Novene ihnen ausführlich von der Großmut der deutschen. Helfer zu berichten, deren reichliche Spenden ihnen hier ja erst das Studium ermöglichen. Dann leiteten wir über auf die Tätigkeit unserer Missionare in Afrika und- Amerika. Es ist rührend zu sehen, wie gläubig und aufgeschlossen die Buben die vielen guten Anregungen auf greifen. Tagsüber, während der Erholung, sieht man immer wieder, wie sich einige fortstehlen und dem Heiland in der Kapelle einen kurzen Gruß sagen. Anfang Januar machten sie ihre ersten Exerzitien, die für die Buben mit einem großen Opfer verbunden waren, denn hier ist die Bescherung der Kinder nicht wie in Deutschland am Heiligen Abend, sondern am Fest der Heiligen Drei Könige. Wir waren selber überrascht; mit wie großer Selbstverständlichkeit die Buben — mit strahlenden Gesichtern —aus den Ferien zurück- Donaciano und Flaviano erhalten, spanischer Sitte entsprechend, nach Ab-, Schluß ihrer Gymnasialstudien durch P. Rektor Franz Kieferle das geistliche Kleid. Die beiden Neueingekleideten stellen sich dem Fotografen. Noch walten sie ihres Amtès als Präfekten der jüngeren Mitschüler; bald werden sie in unserem Klerikemoviziat in Mellatz ihren Einzug halten. die eckwavze Blute Erzählung aus der Kongomission Nach einer Aufzeichnung von P. Spiegeleer MSC, gestaltet von Hugo Kodier 7. Fortsetzung Ein Wust von losgerissenen Pflanzen verhängt sich in den Stoßzähnen des Elefanten. Jetzt prallte er mit der Stirn gegen einen Baum, der bis in die äußersten Zweigspitzen erzitterte. Noch ein paar taumelnde Schritte, dann brach er zusammen. Matt schlug der Rüssel. Als Ingongwa vorsichtig heranschlich, war er schon verendet. Stolz schwang sich Ingongwa auf den hochgewölbten Leib des Elefanten. Weit, warf er ein Stück des Rüssels, das er abgehauen hatte, in den Wald, und wie schon so oft, verkündete er den Geistern seinen Sieg. „Ingongwa, der Unüberwindliche, der große Jäger, hat den Herrn und Meister der Wälder getötet!" Dann betastete er die Stoßzähne, die nun sein eigen waren. Er untersuchte den gefällten Recken und nickte befriedigt. Wie er es geahnt hatte, so war es. Der Bulle wies drei schwere Kugelwunden auf. Irgend ein weißer Jäger hatte ihn angeschweißt und die Fährte des Kranken verloren. Der Zufall führte den Elefanten zum Dorf der Aussätzigen. Ein Glücksfall, wie er selten genug vorkam. Fleisch für viele Tage, ein Fest für das ganze Dorf! Ingongwa spürte nichts mehr von der drückenden Hitze. Den Rüssel des Elefanten auf dem schweißglänzenden Rük-ken lief er daliin, um nur ja recht schnell die Kunde seines Sieges zum Dorf zu bringen. Doch der Weg war weit. Spät in der Nacht erreichte er seine Hütte verkündete Marga das Glück. An schnell entfachtem Feuer röstete sie große kehrten, um gerade an ihrem höchsten Familienfest Exerzitien zu halten. Diese Opferbereitschaft Wurde dann aber dadurch belohnt, daß am Abend des 7. Januar, zum Schluß der Exerzitien, die Heiligen Drei Könige (mit Gefolge!, darunter auch zwei kleine Neger, es fehlte nur das Kamel!) persönlich zu uns ins Kolleg kamen und jedem der Buben einen bunten Teller brachten. So war der 2. Februar, die Einkleidung Stücke des Elefantenrüssels. Auch Njoli wurde geweckt. Schmausend und schwatzend saß die kleine Familie beisammen. Aber schon früh am Morgen brach Ingongwa wieder auf. Er lud die Männer zum Einholen der Beute. Spät am Abend kehrten die Jäger schwer beladen zurück. Sie hatten die Beute zerwirkt, gewaltige Mengen Fleisch an Ort und Stelle verzehrt. Es war ja immer noch übergenug für-Frauen, die Kinder und die Kranken übrig. - Trotz der Lasten, die die Männer trugen, sangen, lachten und schwatzten sie. Allen voran schritt Ingongwa, der Elefantentöter. In ihrer Freude achteten die Booli nicht auf die Munji, die immer weiter zurckblieben. Gewiß, auch sie hatten schwer zu tragen, aber da sie zu spät zum Zerlegen der Beute gekommen waren, hätten sich die Booli die besten Stücke gesichert. Sie mußten sich mit dem begnügen, was übrig war. Neid und Mißgunst stand auf ihren finsteren Gesichtern. Schon mehr als einmal war es zwischen den Angehörigen verschiedener Stämme zu Zwistigkeiten gekommen. Akandi, ein alter Aussätziger, der von der Mission als Häuptling über die Leprastation gesetzt worden war, hatte oft alle Mühe, den Frieden wiederherzustellen. Während des Rückmarsches schwoll das Murren in den Reihen der. Munji immer lauter an. Sie kamen sich bestohlen und benachteiligt vor. An allem war Ingongwa schuld, dieser Booli-Jäger, der ihnen vom Fafa immer wieder als unserer beiden Großen, vor allem ein Fest für die -Buben. Nun sehen sie mit eigenen Augen, wohin sie ihr Weg hier im Seminar führt. Donaciano und Flaviano aber studieren eifrig Deutsch und Latein. Im kommenden Sommer wollen sie ja schon nach Deutschland reisen, um in Mellatz ihr Noviziat zu beginnen. Da müssen sie schon gut deutsch können, damit der Novizenmeister ihretwegen nicht erst noch spanisch lernen muß. Beispiel vorgesetzt wurde. Hö, sie waren dođi keine Blinden. Sie hatten die Kugeln gesehen, die von den Männern aus den Bruststücken der Beute ausge-sdinitten worden waren. Ingongwa hatte den Speer dem verendeten Elefanten in den Hals getrieben. So und nicht anders war es gewesen. Dann lief er zum Dorf, um siđi als Elefantentöter zu brüsten. Absidit war es, daß er erst zum Dorf kam, als sie sdion zum Fisch-fang aufgebrodien waren, Absiđit, daß er ihnen den lahmen Konga nađisandte. Als die Männer im Dorf eingezogen, bradi der Aufruhr los. Sdion standen siđi zwei feindlidie Horden gegenüber. Unbeachtet lagen die Traglasten auf dem Boden. Geschrei und Lärm füllte den Dorfplatz, vergeblich versuchte der alte Akandi die Streithähne zu trennen. Sein mit Binden umwickelter Kopf verschwand im Getümmel der Aufgeregten. Wüste Beschimpfungen flogen hin und zurück. Schon bückten sich einzelne nach Steinen. Zwei, drei der Wütenden liefen nach den Waffen. Ein Pfeil zischte. Ingongwa stieß einen Schrei aus und taumelte. Aus seiner linken Schulter ragte der gefiederte Schaft. Kraftvoll warf er einen Holzknüttel auf die heran-drangenden Munji. Nioli, die mit der Mutter den einziehenden Jägern entgegengelaufen war und jetzt bei der Fleischlast kauerte, stieß einen Schrei aus und floh zurück zu der heimatlichen Hütte, um sich unter den Matten zu verkriechen. Sie glaubte nichts anderes, als daß die zornigen Munji-Männer ihren Vater erschlagen hätten. Eben als der Kampf begann, ernsthaft zu werden, erreichte Pater Willibrord den Dorfplatz. Er hatte kaum gesehen, was hier vorging, da sprang er auch schon aus dem Sattel und lief mit erhobenen Händen mitten hinein in den dichtesten Knäuel. So hatten die Männer des Lepradorfes ihren Fafa, dessen Wesen die liebevolle Geduld und tröstende Güte war, noch nie gesehen. Seine blauen Augen blitzten, seine Stimme grollte wie der Donner eines Tropengewitters. Die erhobenen Speere senkten sich, Steine und Prügel fielen zu. Boden. Ein paar der lautesten Schreier, die auch jetzt noch aufeinander eindrangen, taumelten und krümmten sich unter den eisenharten Griffen des Paters. Es wurde still auf dem Dorfplatz, und mit gesenkten Köpfen hörten sich die Männer dié Strafpredigt des Fafa an, die mit Blitz und Donner auf sie nièder-ging. Dann machte sich der Missionar daran, die Verletzten zu pflegen. Außer Ingongwas Pfeilwunde galt es, noch ein paar Speerstiche zu verbinden, von Steinwürfen wundgeschlagene Köpfe zu flicken. Der alte Akandi aber humpelte durch das Dorf, um die Alten zum Gericht zusammenzurufen. Der Streitfall mußte genau untersucht und die Schuldigen streng bestraft werden. So forderte ès der Fafa und das war auch Akandis eigene Meinung. Freilich, so einfach ging das nicht. Um die Hintergründe der ganzen Angelegenheit aufzuhellen, muJßte das Eingeborenengericht viele Zeugen verhören. Immer wieder steckten die Alten die wolligen Köpfe, zur Beratung zusammen. Aber endlich wurde der Spruch gefällt. Die Munji hatten Verleumdungen und Lügen ausgestreut, sie begannen auch mit Steinen zu werfen, zu schießen und Speere zu schleudern. Die Hauptschuldigen wurden, soweit sie nicht krank waren, aus dem Lepradorf ausgewiesen. Alle andern mußten Buße zahlen, eine Strafe, die fast noch schwerer wog, angesichts der Armut, die in den meisten Hütten herrschte. Äußerlich war der Friede wiederhergestellt, aber unter der Asche schwelte der Brand weiter. Unter den Gebüßten waren .auch einige Katechumenen und Getaufte. Sie empfanden es als besondere Schmach, daß ein Heide, dieser Ingongwa, mehr Recht und Ansehen im Dorfe genoß als sie, die Auserwählten. < Njoli kehrt heim Vielleicht hätte der Fafä' noch manche Schwierigkeiten mit seiner Lepragemeinde bekommen, wäre nicht eben in dieser Zeit Njolis Mutter als geheilt entlassen worden. Der verhängnisvolle Fleck, das äußere Zeichen ihrer Erkrankung, war mit jeder neuen Spritze kleiner geworden und zuletzt ganz verschwunden. Eine letzte, gründliche Untersuchung bestätigte' die völlige Genesung. Ingongwa lud sich die Tragstange mit den Habseligkeiten seiner Familie auf die kaum verheilte Schulter, Marga belud sich mit zwei gewichtigen Körbchen. Noch ein Blick auf die Hütte, die ihnen so lange Heim und Schutz gewesen war, und leichten Herzens schieden sie yèn der Leprasiedlung. Das freie Leben im Urwald lockte, das Wiedersehen mit Freunden und Nachbarn, mit den Verwandten stand bevor. Hurtig trippelte Njoli hinter den Ziegen her, die sie mit einem langen Zweig antrieb, Doronga, dem heidnischen Urwalddorf entgegen. Das Boolidorf Ddronga stand nicht mehr auf der alten Lichtung, äuf der Njoli geboren worden war.. Die gerodete Pflanzung hatte immer weniger Ertrag gebracht, der Boden -war ausgesogen. Der Blitzschlag eines Gewitters verursachte einen Brand, dem die Hälfte der Hütten zum Opfer fiel. Der Stamm gab das Dorf auf; üm sich irgendwo, tiefer in den Wäldern, eine neue Wohnstätte zu suchen. Kamba hatte eine lange Beratung mit Onga, dem Dorfzauberer. Dieser mußte aus Zeichen und aus den Eingeweiden von Opfertieren die richtige Stelle für das neue Dorf bestimmen. Ein Fest zu Ehren der Geister, die Doronga so lange bewahrt hatten, mußte gefeiert, werden. Ostwärts sollte der Geist in Gestalt einer Schlange in den Wald kriechen. Onga lächelte insgeheim, auch sein junger »Gehilfe, dèn er Schritt um Schritt in die Geheimnisse eines Medizinmannes einweihte, schmunzelte. Hatte er doch selbst die gelbrote Schlange gefangen und mit Hilfe von Ziegenmilch, die er ihr in Schalen in den Wald stellte, an die gewünschte Richtung gewöhnt. Alles war güt gegangen und jetzt stand Doronga auf einem Hügel oberhalb eines kleinen Flusses. Die Lage war viel schöner als die'des alten Dorfes.. Der Fluß' böt viele Fische, die Jagd war gut und der Boden fruchtbar. Onga bannte die Dämonen, bestreute die, Plätze, die der Häuptling den einzelnen Familien zum Hütenbau anwies, mit Zauberasche, murmelte seine Beschwörungen - und sammelte sehr zufrieden die Opfergaben ein. Endlich flössen sie wieder einmal reichlicher. Die Zeiten waren für einen Booli-Zauberer schwer geworden, denn trotz all seiner-Bannflüche und Drohungen wuchs die kleine Christengemeinde. Bald würde ein Drittel des Dorfes der neuen Lehre anhängen. Schon jetzt .bauten die Christen unter Führung Makang-wes, des Schmiedes, wieder eine Kirche, größer als die letzte, fast so geräumig wie die Rasthütte des Stammes, und stellten daneben ein hohes Kreuz auf. Ein Anblick, der Onga schmerzlich in die Seele schnitt. Zähneknirschend mußte er die Überlegenheit der weißen Männer anerkennen. Sie hatten in Bokela Schulen für Knaben und Mädchen eingerichtet. Nach einigen Regenzeiten kehr-'; ten sie zurück, aber das waren nicht mehr die einfältigen, in allerlei aber-gläübischen Vorstellungen befangenen Jungburschen und Mädchen. Viele von-ihnen bekannten sich zum Christentum und lächelten mitleidig über ihre im Geisterglauben verharrenden Stammesgenossen. Und auch die- andern, die heidnisch geblieben waren, beugten sich nicht mehr so ohne weiteres dem Macht-spruph Ongas. Manche seiner Kniffe und Zauberkünste durchschauten sie und machten sich heimlich über den alten Ziegenbart lustig. Er hatte seine liebe Not mit ihnen und erst nach .und nach gelang es ihm, den und jenen wieder in seine magische Vörstellungsweit .zurückzuziehen. Doch es. blieb halbe Arbeit, denn die Burschen und Mädchen,, die rechnen, lesen und schreiben gelernt hätten, dünkten sich den unwissenden Alten, zu denen auch Onga trotz seiner Geisterweisheit gehörte, weit überlegen. Der Geist einer neuen Zeit hielt mit der Mission Einzug in den Urwald am Lomelafluß. Es begann-in den Stämmen zu gären und zu kochen. Eine neue Negerseele war im Werden. Noch war sie ungereift und es würden noch viele Regenzeiten, vielleicht sogar Generationen vergehen, ehe sie wie ein Schmetterling aus der Puppe kroch. In dieses Doronga kehrte Ingongwa mit Marga und der nun schon fast Vierjährigen Njoli zurück -und wurde mit großer Herzlichkeit willkommen geheißen. Da stand auch schön wieder Onga der Zauberer. Auch er war voller Freundlichkeit, entdeckte er doch weder auf Ingongwas noch auf Margas oder Njolis Brust das verhaßte Medaillon, das die Christen trugen. Ingongwa würde sicherlich bald bei den Getreuen stehen, die Makangwes Umtriebe heimlich und offen bekämpften. Onga saß manche Stünde bei1 ihm am Feuef, um ihn auszuhorchen. Er konnte zufrieden sein. Ingongwa der Jäger hatte wohl manches von fremder Sitte und fremdem Glauben erlauscht und erspäht, aber er hatte in der Leprasiedlung ja nicht nur für sich, sondern auch für die andern sorgen müssen. Jagd und Fang waren Benno von Meißen, Apostel der Wenden Benno entstammt dem alten sächsischen Adelsgeschlecht von Woidenberg. Er wurde schon in früher Jugend der' Domschule von Hildesheim zur Erziehung übergeben, wo ein Verwandter, der heilige Berhward, Bischof war und sich; um ihn sehr annahm. Die benedik-tinische Lebensweise, nach der die Domschule ihre Zöglinge erzog, gefiel dem jungen Benno so gut, daß er um das Kleid des hl. Benedikt bat. . Nachdem er mit 30 Jahren zum Priester geweiht worden war, wurde er als Kanonikus nach Goslar berufen und dort mit der Leitung der Stiftsschule betraut. Im Jahre 1066 wurde er zum Bischon von Meißen erwählt. Er stand bereits in vorgemcktém Alter, als er die Leitung des Bistums übernahm. Mit Umsicht Und Eifer widmete er sich seinem hohen Amt. Er baute sein Bistum nicht nur zu einem Bollwerk gegen die heidnischen slawischen Wenden aus,- sondern ging selbst zu ihnen, um ihnen die Frohbotschaft vom Reiche Göttes zu verkünden und sein Reich auf Erden seine ständige Beschäftigung, die ihm keine Zeit dazu ließen, zu Füßen des' Fafa zu sitzen und auf seine Worte zu lauschen. Ingongwä war und blieb ein Heide, der zuweilen zum Grabe seines Vaters, das am Fuße einer riesigen Königäpalme, lag, hinauswanderté, um mit den Geistern der Abgeschiedenen zu sprechen. Dort und an Ongas Xager-feuern, nicht bei dem von Zeit zu Zeit ankehrenden . Fafa, holte er sich Trost und Rät, Für Njoli wàr eine ganz neue Zeit •angebrochen. Die von der furchtbaren Krankheit zerfressenen Gesichter, die .verstümmelten Leiber der Leprosen vergaß sie schnell. Liefen ihre Gedanken zum Dorf der Kranken zurück, so .erinnerte sie sich nur an Marnai, das Böck-chen, und an sein schreckliches Ende im Krokodilsrachen. Die bösen Erlebnisse, die damit zusammenhingen, sorgten dafür, daß sie nicht mehr gar zu übermütig und trotzig wurde. Mehr und mehr gelang es Margä, ihr' aus übergroßer Mutterliebe verzogenes Kind zu lenken. Bald sollte Njoli aüch ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommen. Es war auszubauen. Viele ließen sich taufen und würden gute Christen. Bischof? Benno fühlte sich, in erster Linie als Seelsorger und Hirte, seiner Herde, nicht als Reichsfürst. So zog er sich den Unwillen und Haß Kaiser Heinrichs IV. zü, als er seinem Aufruf zum Sachsenkrieg keine Heeresfolge leistete. Heinrich ließ ihn kurzerhand gefangensetzen. Es nimmt uns daher auch nicht wunder, daß sich Benno im Jahre 1077 an der Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig beteiligte. Heinrich nahm diese Handlung seinerseits zum Anlaß, Benno abzusetzen und an seiner Stelle einen Gegenbischof einzusetzen. Um den Frieden zu finden, ging Benno nach Rom. Erst spät söhnte sich Kaiser Heinrich mit Benno aus und setzte ihn wiedér in sein Bistum ein. In die Heimat zurückgekehrt, ging Benno ;mit neuer Kraft an die seelsorglicjie Arbeit. Er konnte noch viele Jahre wirken, bis ihn der Herr am 16. Juni 1106 zu sich rief. Oskar Hofmann MFSC höchste Zeit,, daß die Kleine aüfhörte, der Mittelpunkt der kleinen Familie' zu sein, daß sie lernte; sich zu bescheiden. Während der Abwesenheit der Mutter, die wieder in die verbotene Hütte zog, nahm sich Badoli, ilire Tante, um sie an. Mit ihrer Jüngsten, der fast gleichaltrigen Umbeti, spielte Njoli in Hütte und Busch. Gemeinsam gingen die beiden Mädchen zum Fischen an den Fluß. Sie lernten Schwimmen in einer, mit dickem Bambuszaun gegen die Krokodile gesicherten Badestelle. Zuweilen rauften sie sich mit den Buben, kletterten mit ihnen in die Baumkronen hinauf. Aber es war nicht so leicht, Badoli zu entschlüpfen. Die immer Fleißige. hielt auch ihre Kinder stets zur Arbeit an. Ständig gab es étwas zu tun für die beiden Mädchen. Sie mußten Wasser holen, Holz sammeln, auf den Jüngsten, ein kaum einjähriges Bübchen, aufpassen. Aber über äll diesen kleinen Sorgen vergaßen sie Scherz und Spiel nicht. Stundenlang konnten sie vor der Hütte sitzen und mit Palmfruchtkernen spielen. - ' (Fortsetzung folgt) IfC^oko, Poko, die zwei „Knaben, die das Boot gestohlen haben, sind sdion lange auf der Reise und auf ganz bequeme Weise. Langsam wird der Fluß nun breiter, doch sie rudern fröhlich weiter, als von weitem sie da sehn, Häuser an dem Ufer stehn. O, das ist ein großer Ort! Viele Schiffe liegen dort, viel viel größer als ihr Boot, gelb und grün und weiß und rot. Und dahinter — weit und breit — eine Wassereinsamkeit. Koko flüstert: „Sieh mal her! Du, ich glaub, das ist das Meer!" Deshalb gehen sie an Land. Alles ist hier unbekannt, und sie staunen alles an, was man da so sehen kann. Doch am meisten interessant ist ein Dampfer linker Hand. Eine Leiter führt hinauf aber niemand steht darauf. Beide Buben schaun sich an, , dann besteigen wie ein Mann Schritt für Schritt, mit festem Griff, alle beide jenes Schiff. Wieviel Dinge sehn sie hier! öffnen gleich die erste Tür, sehen einen langen Gang, ‘ diesen gehen .sie entlang. Mehrfach geht’s treppab, treppauf; sie geraten fast in Lauf: wenn man jetzt doch nur noch wüßt, wo des Schiffes Ausgang ist! Plötzlich hör’n sie Schritte kommen, sie erschrecken angstbeklommen: Schnell, schnell, schnell in jenen Raum, denn dort findet man sie kaum. Stunden warten sie dort schon, da, — welch fürchterlicher Ton! Tuüt und tuut und nochmals tuuuut, — wartet nur!, das geht nicht gut . . . Und der Dampfer stampft und dröhnt, während die Sirene tönt. Koko aber fragt entsetzt: „Poko, wohin fahrn wir jetzt?“ ADAM Des Rätsels Lösung Der Detektiv Argus hat den Hoteldieb daran erkannt, daß er angeklopft hat. Man klopft doch nicht am eigenen Zimmer an. Der Schornstein ist zu hoch Der Kapitän eines kleinen Flußdampfers hatte die Ladung an Bord gebracht, fuhr nun wieder zurück und schmauchte sein Pfeifchen. „Halt!", rief da einer seiner Matrosen, „wir kommen ja nicht unter der Brücke durch!“ Wirklich, der Schornstein war um fünf Zenti- meter zu hoch. Auf der Brücke sammelten sich rasch viéle Zuschauer an, denn eben war die Schule aus. Einer rief hinunter „Absägen!", und alle lachten. Der Kapitän bekam einen roten Kopf. Niemand wußte Rati Da kam dem Uwe eine Erleuchtung. Er rief hinab: „Herr Kapitän, das ist doch ganz einfach. Sie müssen nur..." Der Kapitän befolgte den Rat, und in wenigen Minuten war das Boot unter der Brücke durchgefahren. Was mußte der Kapitän nur tun? Wir warten auf Dich ! Mir fällt das gar nicht so schwer, schon zehn Minuten vor sechs Uhr aus den warmen Federn zu kriechen. Und Dir? Morgenstund’ hat Gold im Mund! Wir dagegen die Zahnbürste. Das frische Wasser vertreibt den letzten Rest von Schlaftrunkenheit, und frisch und munter beginnen wir den neuen Tag. Zehn Minuten nach sechs Uhr knien wir in der Hauskapelle zu Morgengebet und heiliger Messe. Dann: „Lindes, ]a der schmeckt!“, oder auch nicht. Auf alle Fälle beginnen wir, gestärkt an Leib und Seele, um halb acht Uhr den Unterricht am Gymnasium — die Erstkläßler mit salto, saltas, saltat, ich springe, du springst, er springt, die Neunt-kläßler mit Kurvenberechnungen. Ob wohl der Erstkläßler in der neunten Klasse auch noch so munter springen wird? Wahrscheinlich wird er dann froh sein, die letzte „Kurve“ seiner nicht leichten Schulzeit am Gymnasium auch noch zu erwischen. Ja, es wird heute am Gymnasium schon einiges verlangt. Aber: Frisch gewagt ist halb gewonnen! Wie müde Krieger kommen wir um zwölf Uhr nach Hause, um uns am Mittagstisch wieder zu stärken. Aber dann: Auf zum Fußballspiel oder ins Bad! Wir müssen )a auch gut erholt sein, um beim Studium am Nachmittag tüchtig arbeiten zu können. Vor 19 Uhr beten wir gemeinsam den Rosenkranz oder halten eine kurze Andacht, und dann geht’s zum Abendessen. Anschließend sitzen wir am Brunnen unseres Gartens in froher Runde beisammen oder verpulvern durch ein flottes Handballmatch auf dem Hof die letzte Kraftreserve. Nach kurzem Nachtgebet sinken wir dann müde in die Kissen. Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein! Zeitweise finden auch Theater-, Quiz-und bunte Abende statt. Wir, sind frohe und gute Kameraden, und wir wollen einmal tüchtige Missionare werden. Wenn wir dann eines Abends nach dem mündlichen Abitur am Tisch unserer Vorgesetzten und Erzieher Platz nehmen und sagen können: „Wir haben’s geschafft!“, dann ist unsere Schulzeit am Gymnasium zu Ende, das Noviziat nimmt uns für ein Jahr auf, das Theologiestudium beginnt. Komm auch Du zu uns, wir warten auf Dich! Bilder aus dem Ellwanger Missionsseminar: Blick in einen Studiersaal Sg p. Präfekt Udo Baumüller hängt den siegreichen Sportlern die Gold- und Silbermedaillen (aus Pappe) umlp Auf der Bühne tagt der SEMI(NAR)KONGRESS. 1 “ Dein Hans Afrika ist anders Als eine afrikanische Ordensschwester nach zwanzigjährigem Bemühen endlich die Bekehrung eines Verwandten erreicht hatte, ging sie nicht zu stillem Gebet in die Kirche, sondern sie begann voll Dankbarkeit vor einem Madonnenbild einen ihrer heimatlichen Tänze aufzuführen.