(Poitnina placana r gotovini.) scheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag früh. SSrittleitura und Verwaltung: Preternova ulica Nr. i. Telepiio» 21. — Antllndigunaen »«den in der Berwaliung gegen Berechnung billigster Gebaren entgegengenommen Bezugspreise: ftflr da» Inland oierteljabtifl Tin 25—, kalbjährig Din 50—, ganzjährig Din 100-—. Für da« Ausland entsprechende Srhdhung. — Sin.elne .'tummern T»n l - Nummer 4 |_ Sonntag, den 13. Jänner 1924 \\ 49. Jahrqang Finanzreform gesetzten Hoffnungen sich nicht erfüllt haben. Vereinfachung de» Steuersystems. Scheidung zwischen Reich«, und LandeSsteuern, Wiederherstellung der Finavzverwaltung der Länder auf de« Gebiele der direklen und indirekte» Steuern und der Zöll? im allen Umfang. Dann wild verlangt, das bayrische Truppen nicht ohne Genehmigung dei Landes außerhalb seiner Grenzen verwendet werden sollen. Schließ-lich wird die Wiedereinführung der Bezeichnung „Bm detstaalen" an Sielle der von der Weimarer Bttsafsuvg geprägten Bezeichnung .Linder" verlangt, da diese eine präzise Anerkennung deS Staat« begriffe« der Gliedstaaten vermieden habe. In Berlitier Regierung«kre>fen weiß man nur zu gut, daß (• fein Zufall ist, daß Bayern gerade jetzt mit dieser Denkschrift hervortritt. Der Wider-stand gegen die unitaristilche Weimarer Verfassung datiert bereit« av« den ersten Zeilen der Republik. Ader erst da» Bamberger Programm der Bayerischen Bolttpailei hat die Angelegenheit in Fluß gebracht. E» find alle Konflikte zwischen Bayern und dem Reich zur Zeit der Regierung Kahr, zur Zeit deS KawpflS um die Republikichutzzefetze und schließlich bei Erlaß deS Ausnahmezustandes im vergangenen Jahre aus den Bestimmungen der Weimarer Bersasfuug entstand««. Noch steht eS nicht fest, wie die ReichSregierung auf diese neue Sampfansage Bayern« an das Reich — denn um eine solche handelt eS sich hier offen-sichtlich — reagieren wird. Gelingt eS der bayerischen Regierung die Forderungen dieser Denkschrift durch-zusetzen, so kann «an keinen Augenblick lang darüber im Zweifel bleiben, daß die Gefahr de« Reichs-zerfall» in unabwendbare Nähe gerückt ist. Politische Rundschau. Inland. Die Konferenz der Kleinen Entente. Alle Vorbereitungen für die Konferenz der Kleinen Entente in Bcograd, inLbesonder« die AuS-arbeilung »er Fragen, welche verhandelt werden sollen, sind beendet. Die Konferenz wird sich unter anderem mit der ungarischen Anleihe, mit der Frage der Stellung Polen« zur kleinen Sotent^, mit der Herstellung »er Brziehitiigen zu Rußland und mit der Lage in Bulgarien und Griechenland befassen. Besonders wird die allgemeine europäische Lage ver-handelt werden, welche starke Verschiebungen ausweist. Der Abschluß deS tschechisch,französischen Bünd-niffeS und de« italienisch, spanischen Abkommens haben die Enlenle cordiale, wie man betont, zer-fallen gemacht und man muß neue europäisch« Gruppierungen voraussetzen. Bon französischer Seit« wir» «er Beitritt Jugoslawiens und RuwänienS zum Ischecho französischen Bündnis gewünscht: Man jagt auch, daß Frankreich auch anderseits bestrebt sei, «ine zweite kleine Enlenle zu schaffen, und zwar sei di « eine Abmachung zwischen Polen und den bali'schen Llaalen. Eine die«bezügliche Konferenz sinvet Ende Januar statt. D«r Zweck dieser Bemühungen ist far: die Einkreisung Deutschlands und Sichtung Frankreichs. Durch diese beiden Verbände will dann Frankreich den Anschluß an Rußland finden, mit ihm zu einem Abkommen ge-langen und ten ftieii schließen. Die Umrisse der neuen Gruppierung laffen auch England, daS in der letzten Zeit die Politik der splendid isolatio», der glänzenden Vereinsamung, eingeschlagen hat, sür seine kontinentale Stellung befürchten. Der schon lange verhüll«« Gegensatz zwischen Frankreich und England wird offenkundig werden und Europa in die Lager englischer und französischer Orientierung teilen. Zur englischen Orientierung werden tx»au«> sichtlich auch Ungarn, Bulgarien und di« Türkei Hin« neue Kampfansage Aayerns an das Weich. Bon schwerwiegendem Einfluß auf Deutschlands Außenpolitik dürft« die auf eine R'vision der Weimarer Verfassung hinauslaufend« bay'rilch- Verfassung«-denkschrift sein, die dem Reichskanzler durch den Berliner Gesandten v. Pieger überreicht worden ist. Die Denkschrift, die in zwei Hauptabfchnitte gegliedert ist, geht von dem Standpunkte au«, daß die Weimarer Berfaffung, die da« unilaristifche Prinzip gebraucht hat, durch da« man die Reich«gewalt so zu stärken erhoffte, daß sie allen au« dem Kriege resultierenden Gefahren gewachsen sein würde, weder verwaltuligStechnisch noch staatsrechtlich diese« Ziel erreicht hab«. Die Reaktion gegen die Weimarer Berfaffung fei in Bayern deshalb so lebhaft, weil der bayerische PersönlichkeilScharakier, auf den nicht verzichtet werden kann, auch besonder« ausgeprägt ist. Als notwendige Aenderungen der Weimarer Verfassung wird die Erweiterung der Selbständigkeit der Länder und Verstärkung de« dundeSstaatlicheu MitbestimmungSrechtei der Länder im ReichSrat ver-langt. Der ReichSrat soll wieder die Rechte deS früheren Bundesrate«, also da« Berordnuilg«recht, bekommen, und soll auch wieder da« Recht haben, von der Reichregieruvg über die Führung der Reich«, geschäste Auskunft zu verlangen. Die Ausführung der Reich»gefetz« wird grundsätzlich wieder in di« Hand der Länder gelegt. In die Justizhoheit der Länder darf weder durch eine Reich«amneflie noch durch Sondergerichte eingegriffen werden. Die vorschlägt Bayern« aus dem Gebiete de« Finanzwesen« verlangen, da die aus die Erzbergerifche Vetlesklzzt'n. Bon Alm« Di. Karlin. Peking. Dritter Teil d«r Weltumleglung. — Im fernen Osten. XXIII. Durch di« Mandschurei nach China. I. »n Reisfeldern »orbei und an Pappeln, den stillen Wächtern, an großmütigen Koreanern und schwer auf fliegenden Kranichen; an Bergen, die lausend echlelndew Formen haben und immer mehr zurücktreten; an alten Brunnen und übernetzten Dächern niederer armer Hütten bis die Sterne aufflackern. Sobald sie, trüb und ver» schwömmen, im Morgennedel Abschied nehmen, ist die Adll»»t«suchung zu End», Anlunz lange hinter mir und ich In M»kden. Tragt ein Japaner, wohin man will, sagt man nach Holen, ewem Chinesen muß man mit Fengtien antworte» und sich selbst sagt man verärgtrt: „Ich bin nun in Mukden, der Hauhtstadt der Mandschurei ' Dit MandtchuS gehörten ursprünglich dem tungu fischen Zweig der Ural.Altalsifcen Familien an. Sie zogen «der da« asiatische Hochland der Mttle gegen Osten bi« sie endlich da« Meer erreichten und Nuluhachi di« »er. streuten Stämme sammelte, da« Gebiet um 1623 er. vberte und Fenlien zu seiner Hauptstadt erhob. Sein Sohn eroberte Korea und dessen Sohn zerstörte seiner seit« die letzten Spuren der Miog Macht in China »ad machte Peking zu seiner Residenz. Mukden hat europäisch« Häuser und Straßen, aber die Bewohner find Chinesen mit einem «»misch »on Japanern, sibirischen SlammeSnachkömmlingrn. Russen und anderen Europäern. Wohin man gchr, folgen RtkShaminner und bieten lärmend ihre Rittha an; Obsthändler feifchen laut an aZen Ecke»; die Mitte der Straßen ist gepflastert, doch der Fußweg fällt steil ab und ist derart naß und lehmig, daß man dort nicht gehen, sondern wie die .zahllosen Maultier« inmitten der Straßen lausen muß. Der alt« Lamalempcl, ganz ander« al« die Buddha lempel in Japan, steht in einer stillen Außenstraße und weit von Mukden, in öder Umgebung, liegen die derühmien «öni»«grSber, di« von schmutzigen lärmenden geldyuogrigen Priester» umkreist werden. Stetntiere führen darauf zu. Schwerer Nebel rollt darüber hin und alle« ist traurig wie ein Totenfest dei un« im sonnenarmen November. »an halte mich gewarnt, in China nur in der ersten Klasse zu sahren, eigenwillig saß ich nun, den Fahrschein der zweite» in der Hand, strinunglücklich. Drei Koreaner halten mir Platz gemacht und ich saß anseilen der drei Weißgekleidelen. Ringsumher knoblauch riechende Chinesen, di« sich beichricen; nackte Kinder, zopitragende Frauen in loser Jacke und Hosen; Riesen körbe; zwei Arbeiter mit roten Quasten aus dem Slrohhut, ohne Jacke, schleppten Körbe voll Ei« herein; e« schmolz aus dem Boden und bildete kleine übel riecher.de Lachen, in die meine Mitreisenden spuckten. Aus einmal kroch ein Aal (io verdächtig einer Schlange ähnlich!) au« einem Kord und wand sich auf mich zu. Er wurde gefangen und wieder in den Kord aus« Ci« gelegt, aber ich hatte genug; ich entfloh winselnd in die erste Klasse. So empfindsam wird man, sobald man Geld hat. Wie oft m u ß t e ich auf dieser Reise solche Umgebung nichl schon ertragen? Weidenbäume, di« wie müde Pilger den Abhang erklettern, krumm, wtndgebeugt, klein; breite schlammige Flußbetten, die nur hie und da etwa« trä^fließende« Wasser enthielten, in denen sich die Abendsonne spiegelte, einzelne Lehmgehöfte mit steilen Strohdächern, ganz ander« al« in Korea, doch ebenso traurig und noch unwohnlicher, mit einem borstige» Zaun wie au« Riesenbesenkraut rund herum; einige wilde schwarze Köter, schmutzstarrende Kinder, halbnackte Männer, die angestchl« de« Zug« ihre Roidurst verrichteten. Auf allen BahnhSsen laute» Geschrei, eine Anhäufung zu» dringlicher Bettler, dle ihre alten Zinnbüchs«« hoch» hielten und elendiglich miauten. Endlose Felder und immer nur Mai«; die Halme schwanken im Wind und aus viele Stunde» unterbricht höchsten« ein elende« G-hSst, irgend ein schmuckloser Turm oder ein Maultier die Oede dieser Felder. Immer Soldaten; sie stehen mit aufgepflanztem Bajonett und beobachten alle, die stch dem Zuge nähern; die Strecke liegt zwischen zwei feindlichen Heeren und obichon sie bis jetzt noch sicher war, weiß man nie, wie bald auch diese soldaien Banditen fein werden. Um Hankow, an der Südlinie wu den ja selbst Europäer in die Berge geschleppt und 5 Wochen al« Geiseln behalien. Ich zUtere um — — die Schreib» maichioe. Tag und Nacht und immer wogt draußen der Mai«, fliegen niedere Hügelchen vorüber, schreien die Chinesen und dann steigt wieder trüb die Sonne empor und wir sahi en durch Tienifin. Ich habe Lust auSzu» steigen und durch die Stadt zu gehen, aber ich bin zu müde und zu ungewaschen. Tiissi mich der Chinese, den ich zum H>lden de» Roman« gemacht habe und kennt er mein Werk, >o schneidet er mir stcher den Kopf ab. Und ungewaschen soll er nicht auf etner chinesischen Stadtmauer prangen. Ich fahre weiter--— Seite 2 filliec Ze.tuag Nw»«er 4 gehören. Der Kamps geht um fciefe Formierungen unk von jeder Seite sind Strömungen zu bemerken, welche die Stellung beider führenden Mächke Ifestigen wolle. E« ist ein Kampf um die Einflußsphären. In diesem Zusammenhang gewinnt die englische Note wegen ver französischen Rüstvng»anleihe, in »er England Aufklärung wegen Wahrung feiner Forderungen verlangt, besondere Bedeutung und wird al» Ausdruck des Unmutes Englands über die neue Gruppierung aufgefaßt. Auch von I alien iverden PrcisionSve:suche gemacht, die In ker Fiu-maner Frage für unseren Slaat besonder» em-pfindlich sind. Zu allen dielen Fragen der «leinen Entente werken wichtige Beschlüsse gefaßt, weshalb die Konferenz in Bcozrad europäische Bedeutung besitzt. Die Antwortnote unserer Regierung an vulgarten. Die Note, welche unsere Regierung al« Antwort auf die Rede Eankov» ausarbeitete, wurke bereits versenket. In der Note erklärt unsere Regierung, daß sie die Frage der nationalen Minderheiten in Mazedonien nicht anerkenne, da die Bevölkerung von Mazedonien sich nur kem Dialekt nicht aber der Sprache nach von den Serben unterscheide. Die Be> völkcrung von Mazedonien sei gleichberechtigt mit allen unseren anderen Staatsbürgern. Der Versnch, eine Mt»derheit»frage zu schaffen, entbehr« jeder Begründung und wikerfpreche ke« FriedevSvertrage. Die» störe nur die guten Beziehungen. Die Note wurde den Mächten ker großen und «leinen Satente Überreicht. Eröffnung der Nationalversammlung am IS. Jänner. Die nächste Sitzung ke« Parlament» findet am Ib. Jänner statt. Allgemein glaubt man. daß nach Beginn der Sitzungen sich die Tendenzen bei ken Rakitalen herausstellen werden, in deren «lud zwei Fraktionen bestehen. Die eine will direkt die ver-sufiiing durchführen, während die andere noch immer hofft eint Verständigung und Ausgleichung der na-lionalen Gegenfötze zu erreichen. Der Präsi,ent ker Nationalversammlung, Ljaba JovanvviL selbst ist ein Anhänger der Verständigung zwischen Serben aus her einen und der Kroaten und Slowenen auf der anderen Seite. Außer ihm setzen sich dafür auch die Anhänger de» verstorbenen Stojan Protit ein, dessen staatimännifche Größe durch die Ehrung nach dem Tode in den Reihen der Radikalen in immer hellerem Licht erfcheint, fodaß sein «"hang bedeutend zu-genommen hat. Austand. Ein« Kampfansage Alexandrow» an Jugoslawien. Die „Time»" bringt an auffallender Stelle eine Uiterresung ihre» Sonderberichterstatter» mit Theodor Alexandrow, dem Führer de« mazedonischen Komitee». Alexandrow erklärte, sein Programm fei ein autonome« Mazedonien mit Saloniki al» Hauptstadt. Die» ans friedlichem Wege zu erreichen, sei unmöglich, dazu sei ein «amps mit den Waffen notwendig, deren er genügend besitze. Weiter» erklärte er. daß er sofort 150.000 Mann mobilisieren könne, wozu im Falle einer Revolution noch mehrere tausend Mazedonier kämen. Bon der Revolution erwarte er aber gegen-wäriig kein günstige» Ergebn!». Ec hoffe auf den Beistand der Slowenen, Kroaten und Montenegriner. Ein Kompromiß mit den Serben sei unmöglich, denn die Bttgrader Regierung arbeite an der Vernichtung der Mazedonier. Er stehe auch mit Italien in Ber. biudung, da» auch seine Hoffnungen auf ein Gelingen der mazedonischen Revolution mit Hilse der Nationa-«täten setze. Weiter» sagte Alexandrow, daß seine Organisation für die Ermordung Stambulij»ki» nicht verantwortlich sei. D>e mazedonische Organisation habe für die Herstellung der Ordnung in Mazedonien sehr wertvolle Arbeit geleistet, denn die Organisation bildet da« Bolk und da» sei die Organisation. Sein Motto sei: Mazedonien den Mazedoniern! Verhandlungen zwischen Giardino und ganella. Nach Meldungen, welche über Snäak au» Fiume eintrafen, ist der italienische Gouverneur General Giardino durch Vermittlung de» Fiumaner Faschisten-führn« Gina Amboni mit kem Präsiventen der Flu-maner Konstituante Richark Zanella in Btihank-hingen getreten. Obwohl Zanella ein Anhänger de» vertrage» von Rapallo ist, befürchtet man doch, kaß diese Bei Handlungen zu einem Einverständnis zwischen Giardino und Zanella führen werden, welche», trotz-dem Zanella von uo» al« Vertreter de» Freistaat«» Fiume betrachtet wird, über die Grenzen de» ver« trage» von Rapallo hinausgehen und für unseren Staai von Nachteil sein könnten. E» ist interessant, kaß diese Tatsache und in den letzten Tage» gegen unseren Staat erfolgte Aktionen, wie di« Vorgänge in Bulgarien, die Erklärungen Alexandrow« und die englische Nore in politischen Kreisen al» Autfluß einer wohlerwogenen Politik aufgefaßt werden, welche darauf ausgeht, auf die Entschließungen Jugoslawien» auf der bevorstehenden Beograder Konferenz der Kleinen Entente einzuwnken. Macdonalds Programm. In einer Versammlung der Arbtitei partei hielt Ramsay Macdonald eine Rede, in der er erklärte, die Arbeiterpartei werde die Regierung übernehmen, um zu handeln, nicht um allgemeine Wahlen vor» zubereiten und zu versuchen, die Schwierigkeiten, die di« ganze Welt beeinflussen, zu lösen. Sie werde alle Männer und Frauen, die guten Sinne» und gute« Willens sind, aufbieten. Der Redner warnte die Liberalen und Konservativen davor, sich gegen die Arbeiterpartei zu verbinden, u» sie on der Durch» führung dieser Aufgabe zu verhindern. Die Arbeiter-Partei weide die Bedingung de» Frieden» herzustellen haben. Sie wolle, daß die Welt nicht mehr ein Herd fei, au» dem ein Brand entstehen könnte, der alle» vernichtet. Redner glaube, daß eine Arbeiterregierung ein Faktor sei, um in allen Teilen Europas die Herrschaft de» Frieden« zu beschleunigen. Die Miß-Verständnisse zwischen F>ankreich und Großbritannien müßten verschwinde». E« wäre, sagte Redner, eine großartige Sache, wenn wir mit Frankreich, Italien, Rußland, Deutschlank und der Tschechoslowakei, Über« Haupt mit allen Völkern eine wahrhafte Entente zwischen allen Männern und Frauen aufrichten könnten, die von den Gefühlen der Menschlichkeit und nicht von der Rivalität der militärischen Macht beseelt sind. Mac'onald bezeichnete die Tatsache, daß man die Sowjetregierung abseits lasse, als eine Torheit unk erklärte, er werke direkt verhandeln. Kr sei enklich der Meinung, daß die Arbeiterregierung allein geeignet sei, die Frage der Arbeitslosigkeit und der Wohnungsnot der Arbeiter zu lösen. Kurze Nachrichten. Die griechische Regierung hat die vermögen», sperre sür die Mitglieder der Dynastie ausgesprochen. — Benizelo» wurke mit 34b zu 40 Summen zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. — In der türkischen parlamentarischen Kommiision wurde ein Gesetzentwurf genehmigt, der die Polygamie ab-schafft. — Im albanischen Parlamente stehen 61 Regierungsparteiler 36 Oppositionelle« gegenüber. — Bei den Wahlen in den französischen Senat wurde Poincar6 mit 794 gegen 16 Stimmen wieder-gewählt. — Der fortgesetzte Sturz de» französischen Franke» wird von einigen Blättern al« Ersolg einer „deutschen Offensive' bezeichnet; andere Blätter behaupten, daß deutsche, neutrale «nd eng-lischt Financier» eine Finanzkrise in Frankreich her-beizuführen trachten. — Eine Anzahl von Zeitungen verlangt den sofortigen Rücktritt de» Finanzminister» de Lasteyrie und ergeht sich in scharfen Angriffe» gegen die Regierung. — Am Pariser Pasteurinstitnt soll Professor Lerovx ein neu» Siphili»heilmittel, .Stovarsol 1S0', entdeckt haben, da» auch prophy taktisch wirken soll. — Der englische PhM-r Fvurnier k' Alb« soll einen krahtlofen Fernfehappa-rat konstruiert haben. — Die Venezianer Lagunen sind zugefroren. — In Senegallia (Provinz An-cona) hat ein Erdbeben zahlreiche Häuser beschädigt; drei Personen wurden verletzt; im ganzen Gebiete von Ancoua hat da» Beben großen Sachschaden an-gerichtet. — Die französische Kriegsschuld an Urne-rika beziffert sich nach den Mitteilungen de» ameri-klinischen Staatssekretär» vorah aus 2923 Millionen Dollar, samt den rückständigen Zinsen und anderen kleineren Beträgen aber ans 3990 Millionen Dollar, die einen Wert von 80 Milliarden Franken dar-stellen. — Im Zusammenhang mit dem Attentat auf den karjerlichen Palast in Tokio ist ein« Ver» schwörung ausgedeckt worden, die zur Ermordung de» Prinzregenten an seinem Hochzeitstag führen sollte. — Sieben Lonkoner Dock» sind verbrannt; der Schaden wird anf 100 Millionen Pfund ge-schätzt. — Der amerikanische Dampfer „EonejoS" ist im Schwarzen Meer an einen Leuchtturm ange-fahren und versank, 300 Personen ertranken. — Gegen etwa 60 Berliner Bankfirmen wurde wegen zu hoher Zinfenberechimng da» Strafverfahren ein-geleitet. _ Aus Stadt und Land. Die deutsche Linderhilfe tn Slowenien. Bekanntlich hat sich i» Novisad unter dem Protektorate de» Gouverneur» der Nattonalbauk i« Bcozrad Herrn Georg Weisert ein Au»fchuß gebildet, der sich zur Ausgabe gemacht hat, zur Linderung der keutfchen LebenSmittelnot eine Hilfsaktion einzu-leiten. Da» Hilf»we,k hat kie ausdrückliche Zasti«. mung de» Herrn Ministerpräsidenten Nikola Pa«c erhalten, fodaß deren Verwirklichung kein Hindernis mehr im Wege steht. Die Schriftleitung der.Cillier Zeitung- hat nun die Leitung der Zweigstelle für Slowenien de» „deutschen Hi!f«an»fchusfe»" über-nommen und bittet jene Herren, denen in de» nächsten Tagen Sammellisten für Geld» und eventuelle Leben»mittelfp«nden sowie für die Aufnahme von Kintern zur Erholung zugehen werke», einen Ort»-ouischuß zu bilden, dem auch Dame« beizuziehen wären, die geeignet sind, sich in den Dienst der Sache zu stellen. Die Zeichnungen erfolgen in drei Au»-fertigungen, wovon eine dem Ort«hilf«au»schuß ver-bleibt, die zweite de« »Deutschen HilfSauSichuß" in Novisad, ZeljezniUa ulca 98. und die dritte d« Schriftleitung der „Cllier Zeitung" al» Zweigstelle für Slowenien zugeht. Geldbeträge können sofort eingehoben und an die Schriftleitung gesandt werden. WaS die LebenSmittel betrifft, so solle« nur solche gezeichnet werden, die dem Verderben nicht unterliegen (Getreide, Mehl, Fett usw.). Die Leben«-Mittel sind zusammenzuschreiben unk bereit zu halten, b>» der Abtransport durch den Zentralau»fchuß a»-geordnet wird. Die Aufnahme von Kindern ist derart g,plant, daß in katholischen Häusern nur katholische und in protestaniischen Häusern nur protestantische Kinder untergebracht werden sollen. In Frage komme» Knaben unk Mäkchen im Alter von 6 bi» 14 Jahre», und e« werden daher die Pflegeeltern gebeten, in de« Sammelbogen genau anzugeben, welcher Religion sie angehören, ob sie Knaben oder Mädchen wünschen und wie alt die gewünschten Kinder sei» sollen. E» wird daraus gesehen werden, kaß nur sittlich und gesundheitlich einwandsreie Kinder in Pfleg« gegeben werden, damit ken Pflegeeltern keine Schwierigkeiten karau» erwachsen, vei ker Verpflegung muß darauf geachtet werden, kaß die Kinder in den ersten zwei Wochen vorsichtig ernährt werken, namentlich nicht zu viel Fett erhalten, ka e» sich durchweg» um unterernährt« Kinder handelt, die seit Jahr unk Tag kein Fett mehr genossen haben. — Di« Sammlungen können von Hau» zu Hau» erfolgen. Niemand schließe sich von diese« Werke der Barmherzigkeit au» und trage seinen Verhältnissen entsprechenk sein Scherflein bei. Der Geburtstag X M. der Königin Maria wurke >» ganzen Reiche mit Fest^ottt«. kiensten und B.flazgung der Häuser festlich be-gangen. Evangelische Gemeinde. Der Gemeinde, gotteidienst am Sonntag, den 13. Jänner, wird u« 10 Uhr vormittag» im Gemeindesaale abgehalten. (Predigt über »Eltern und Kinder"). Anschließend Jugen»qotte»dienst. — Zugleich sei hingewiesen ans die im Anzeigenteile diese« vlatte» enthaltene verlaut-barung über die Auflassung de» allen evangelische» Friedhose» in der «ske cev, uliea. Eelje — Ausland. Eme hiestge Fir»" erwirkte vor einiger Zeit auf Grund der M'uren-Haufe! „Zahlbar und klagbar in Eelje" eme» in Beograd woh »hasten Schuldner u5 . hiesige» Kreisgerichte«. Da» K^gnichl bewilligte fobin auch die Exekution. da* Durchführung,-dcch vom Stadtgerichte (en können heute zwar hiesige Urteile in T> «n o» gönnen, ka« binnen kurzer Zeit die stattliche Summe von 10 Millionen Dollar ken Notleidenden im Deutschen Reich zuführen soll. In einem Aufruf heißt e«, die« sei nicht« al« ein sichbarer Ausdruck ke« Danke«, den Amerika dem Deutschen Volke für seine geistigen Gaben schulde, vor "llem durch die »uinützung deutscher Erfindungen, Entdeckungen und Arbeitsmethoden sei da« a«erckanische Volk reich geworden. BewundernKwert ist besonder« die Opfer» Willigkeit und ker Wohltätigke«t«sinn der Quäker, welche schon während ke« ganzen Krieg»« und in der Nachkriegszeit ihre pazifistische Gesinnung ka-busch zu« Ausdruck brachten, daß sie den Krieg«» unk NachkriegSnölen nach K-ästen steuerten. Diese kleine protestantische Sonderkirche, die in A«erika kaum 120.000 Seelen zählt, sorgt während kiese« Winter« für kie völlige Speisung von 2 Millionen deutscher Sinker. Da« Amtsblatt hat seinen Namen »it dl« neuen Jahre in „Amtsblatt ke« Ljubljanaer und Manborrr Kreise«" geändert, nachdem e« sich bil dahin .Amtsblatt der Geb.etSkirwaltunz für Slowenien" genannt hatte. GeschSftseröffnung. Herr Fr. Bidevi-k. gew. Direktor der TrgovSka Zadruga „Sloga", hat in Eeje in der Razlagova ulica im Gebäuke de« Hotel Union ein neue« Landet produktengeschast »it ein,« Lager von erstklassigen Banater Mehlsorten in unvertauschten Origioalmarken eröffnet. Slowenische Vergarbettrr aus Deutsch-land Kommen nach Bosnien. 40.000 slo» wenifche Bergarbeiter, kie bi«her in ken deutschen Bergwerken in Esten und Gelsenkirchen beschäftigt waren, werken im Frühjahr in die Hei«al zurück-kehren, und zwar sollen sie in ken bo«nischeu Berg-werken beschäftigt werden. Da« Ministeriu» hat be-reit« einen Kredit von über 200.000 Dinar für die ersten UeberfiedlungSiosten vorgesehen und wird alle «eiteren nötigen Borkehrungen treffen. Malchinschretb- und Stenographie-Kurse Am 3. Februar 1924 beginnen an ker staoilich konzessionierten Privat Lehranstalt Legat in Maribor wieder neue Kurse sür Maschinenschreiben, 5lv«enische Stenographie und deutsche Stenographie, txra« vier Monate. Einichiridungen und Au«künste i» Bpezialzeichäsie für Schreibmaschinen Legat, Maribor. SlovenSka ulica 6 oder in ker Schul» Kanzlei. Vrazova ulica 4. Wo» Sie brauchen, da« ist Slsastuid l Diesel wahre Hau«mittel, welche« Ihre Sch«erzen vertreibt! Probesendung 27 Dinar. Apo-.Heler «ug. v. Feller, Stnbica Donja, «lfaplatz Rr. 335. Kroatien. Aus aller Welt. Ein» selten« Ohrenoperation Nach eiuer Newys,ker Mitteilung wurke dort »ine« jungen Mädchen na«en» Helene Jean-Turner «in «einzenkorn an« de« Ohr entfernt. Da« Weizen-körn hatte ,m Ohr gekeimt unk die Wurzel« waren in den inneren Gehörgang und in'ken Knochen ein» gedrungen, weshalb ein Teil de« Knochen« operativ entfernt werken mußte. Da« Mädchen bifiidet sich bereit« auf dem Wege der Besserung. Nur noch «tn« Frau für jeden Türken. Die Herrlichkeit ker tibkischen Harem«, kie bereit« durch die Not der Zeit arg zusammengeschmolzen waren, sink nun dem Ende nahe. Wie au« Angora berichtet wird, hit da« türkische Parlament bei der Beratung ke« neuen Familienrechl« beschlossen, daß die Vielweiberei vollständig verboten werden soll. Bisher war den Türken immer noch gestatiet, di« zu 4 Frauen zur Ehe zu nehmen. Jetzt soll sich jeder «it einer einzigen Frau begnügen. Rar soll demjenigen, der „die kringend« Notwendigkeit" nach-weisen kann, noch in AuSnahmesällen erlaubt werden, eine zweite Frau zu heiraten. Wenn die« ker Fall ist, hat aber dann di« erste Frau ka« Recht, sich von ihre« Mann sch-iken zu lassen. Man wollt« Exkaiser Karl in Ungarn ermorden. Der Sekretir der Bereinigung ker .Erwachenden Magyaren" Josef Mai ffy. der wegen der verschiedenen Bombenanschläge verhastet wurke, hat bei seinem letzten verhör «ingestanken, er habe an einem versuche zur Ermordung ke« Exkaiser« Karl teilgenommen. Al« Exkaiser Karl bei seiner letzten Rückkehr nach Ungar» im Schloss« zu Totis weilte, drangen dreißig jnnge Leute, darunter auch Marffy. b!« in da« Schlafzimmer Karl« vor, um ihn zu töten. Dem Schioßkommandavten war e« i« letzten Moment« gelungen, durch «ine zweite Türe mit bewaffneten Männern in da« Zimmer Karl« zu dringen und sich den Möckern entgegen» zuwerfen. Ueber kiese Episode Hai man bisher au« Ungarn nicht« erfahre,'. Die Mitteilungen Marffy! erregen da« größte Aufsehen. Rothäuter beim Völkerbund I» Pa-riser Noidbahnhof tras kieser Tage eine Aborknung von Roihäuiern ein, kie begreiflicherweise lebhaste« Interesse erregten. ES handelt sich um eine au« fünf Männern, vier Frauen un» sieben Kindern de-stehend« Truppe von Angehörigen dei Indianer-stamme« der Arasoi, deren Siedlungen in N ah ge-legen sind. Die Männer waren in vollem Krieg«-schmück und trugen den traditionellen buntfarbigen Fekerhelm, währenk die Frauen die Kinder im Rucksack auf kem Rücken herumschleppten. Mit un« erschüiterlicher Ruhe bestiegen kie Jnkianer den Autoomnibu«, ker sie nach eine« der größten Gast-Höfe der Chawp« Elise« brachte, wo sie Quartier bezogen; denn kie Nachkommen der wilden Skalp-jäger haden längst d.« Luxu« und dem Komfort Geschmack abgewonnen. Sie kamen von London, w 0 sie mit eine« Fllmunterneh«er einen vertrag ab-geschlossen haben. Sie wollen ihre Anwesenheit in Pari«, wo gegenwärtig der Rat ke« Völker» Kunde« versammelt ist, benützen, um im Austrage ihre« Häuptling« diesen für ihre Angelegenheiten zu interessieren. Die Abordnung der Rothäuten wünscht, daß sich der Völkerbund bei der amerikanischen Re-gierung dahin verwendet, kaß die noch übriggebliebenen Indianer menschlich behandelt werken un» nicht schlechter gestellt seien all kie amerikanischen Bürger, mit denen sie gleichberechtigt behandelt werken wollen. Inzwischen begaben sich kie Rothäuter zum Grabe ke« unbekannten Soldaten, um dort die Friekenl-pseise zu rauchen. _ Wirtschaft und Verkehr. Landesproduktenmarkt. Nach ken Weih. nachtSseiertagen hat sich ker Handel »it Getreike gelegt, kie Au«fuhr hat fast gauz aufgehört, nur Mai« wurde in geringen Mengen in« Autlank »er-kauft. Wegen geringen Anbote« waren die Getreide-preise sest. Auf ««-»'indischen Plätzen, besonker« in Wien und in Prag, kommt ka« jugoslawische Getreide wegen «agyarifcher, rumänischer unk bulgarischer Konkurrenz nicht «ehr In Betracht. Für diese Plätze ist der sehr günstige Verkehrsweg — die Donau — zugefroren, per Eisenbahn aber ist die Ueberfuhr au« de« Banat zu teuer. Die Preise waren solgende: Nullermehl und andere Mehlsorten wurden di«her in größer» Mengen angeboten. Der Ph, Taglöhner au« ans, 64 I.; Agne« Kajba, Besitzerin aul Zibika, 32 I.; Franz Trbovs k, AibeiterSsohn aul Leluß, 2 I.; Peter Smolar, Jrvalid aul E.lje, 36 I.; Theresi« «ötos, Bettlerin ohne ständigen Wohnsitz, 71 I.; Franz Jefenko, Bettler aul Hnarje, 75 I.; Franz ^kost-k, Gemeindearmer ohne festen Wohnsitz, 67 I.; Georg Osek, Taglöhner au« U»g. Slatina, 65 I.; Juliane La«precht, Berufslose aul Rebca, 18 I.; Amonia ?ode!«:k, Berufslose au« So. Jur ob Taboiu, 18 I.; Ankica Gjuriö, OekonomSlochter au« Ujice (Serbien), 14 I.; Franz Kauf- manu und Realititenbesitzer aul Mozirje, 61 A Im Jnvalidenhan«: Franz Rajuij, Jnva» lide, 29 I.; Im M il i t är spital: Nekju Ko-vacevit, Soldat d«l 39. I -R, 21 I. •ritt 4 CUltet Geltung Nummer 4 38) (Nachdruck verboten.) Das Geheimnis des Schränkchens. Roman von Burton E. Stevenson. „Du warst'S!" kreischte sie und drohte ihm mit geballer Faust. „Du hast «ich verraten. Du Feigling I Du Feiglina!- Aber Godfrry legte «it sehr ernster Miene seine Hand schwer auf ihren Arm. „Sticn Sie still I" rief er au«. „Er hat unS nicbtS verraten. Er hat sogar »ersucht, Sie zu schützen — obwohl ich nicht etnsche, warum er eS getan hat.. RogerS unterbrach ihn mit einem dumpfen, grüßlicdin Lachen. „DaS ist sehr natürlich, Herr Lester/ rief er heiser auS. .Sie ist meine Frau!" Sechzehnte? Kapitel. Es war keine erfreuliche Geschichte, die uni Nozer« jetzt erzählte, und da ste diese Erzählung nur oberflächlich berührt, will ich nur die notwendige» Hauptzüge daraus anführen. Bor acht oder zehn Jahren war die schöne Julie — wenigstens war sie damals noch schöner gewesen, al» sie e» sitzt war! — nach New 3)arl gekommen, um eine Stelle in einer Familie anzutreten, die di« Anschauung hegt«, daS Lebeu sei ohne französisch« Bonn« nicht mehr auszuhalten. Roger« war ihr be« gegnet, war durch ihr fchwar^S Haar und ihre roten Lipp« der Mann einer Sirene, ein ereignisvolle« Leben geführt. Al« er dann eine« Morgen« erwachte, «ntdeckie er, daß ste ver« fchwunden war. Er halte natürlich feine Edpwmfc ihr anvertraut — da» war ein« ihrer HenaiSbedingungen gewesen! — und die Ersparnisse wäre» ebenfalls verschwunden. Julie hatte augenscheinlich Heimwlh nach dem Pariser Pflaster bekommen; zweifellos war ste des Mangels an romantischer Abwechslung in der Ehe mit RogerS überdrüssig geworden, und so war sie wieder nach Frankr-ich geflohen. RogerS hatte daran gedacht, ihr zu Folgen, aber er ver kannte die Schwierigkeit nicht, sie in Paris zu entdecken, und er wußte »ich», wa« er tun sollte, wenn er sie dort wirklich finden würd«. Daher hatte er eS schließlich aufgegeben und sich schwermütig damit abgefunden, von der Erinnerung zu leben. Eine Art von Zu-neigung war doch in feinem Herzen verblieben, und als cr die HauSiüre bei Vantine öffnete und ste vor sich stehen sah, war er wieder wie Wachs in ihren Fingern. Julie hatte seinem ganzen Bericht« zugehört, als ob e« sie nichts anginge, ja mit verächtlich,! Miene, ohne etwa« zu leugnen oder den Versuch einer Recht-sertigung zu machen. Vielleicht ka« ihr der Gedanke gar nicht, »aß sie sich zu enischuldigen brauch«. Und al« RogerS seinen Bericht geschlossen halte, hatte sie ihre ganz« Srlbstbehcrrschuog wieder erlangt. Sie schien sogar ein wenig stolz daraus zu sei«, al« Sirene mitten auf der Bühne eine Rolle zu spielen. E« erschien ihr wie «ine Verjüngung. und sie warf einen Blick zu Rogeri hinüber, der nicht frei von Dank-darkeit war. „Ist daS alle« wahr, wie ich annehme?" fragte die verschleierte Dame. „Alle« völlig wahr, gnädig« Frau." antwoitete Julie und zuckte die Achseln. „Ich war damal« noch jünger, und »er Hang zu bewegtem Leben war zu sta. * für mich. I tzt bin ich älter und hab« mehr Ber,t^>n», außerdem bin ich nicht «ehr fo begehrt, wie ich (6 früher war." „Und nun," fagle die Dame ironisch, „sind Sie zweifellos geneigt, zu Ihrem Galten zurückzukehren?" »Ich habe mir das überlegt, gnädig« Frau," sagte Julie mit erstaunlicher Naivetät, „seitdem ich ihm vorgestern h'er begegnete und erfuhr, »aß er mich noch gein hat. Man muß für sei e allen Tage einen Hasen haben." Ich blickte zu RogerS hinüber und sah zu meinem Erstaunen, daß er da« W-ib mit liri»,voller Bewunderung brtrachlete. Offenbar harrte der Hafen, wenn Julie sich zum Einlaufen enlschciien wollte. „Ich habe eine Weile gezög-rt," sügte sie hinzu, „aber nur wegen der gnädigen Frau. Wo würde ste ein« zweit« Zofe finden, wie ich ein« bin? Ich allrin kann ihr Haar ordnen — ich adeln kann ihr da« Bad herrichten .. „Wir wollen darüber reden, wenn wir unter unS si»v.' fiel Me verschleierte Dame ein. „Und nun werden Sie vielleicht so jteunklich fein und un« Ihren srühren Bemch in dieie« Haufe erzählen." „Gewiß, gnädige Frau," antwortete Julie und nahm eine brquemere Stellung «in. „AIS ich «ine« Tage« au Bord zu den Passagieren der dritten «lasse hinunterblickte, sah ich George« — Herrn Drouet — herumschlendern. Ich war paff. Er sah herauf, be-merkte «ich «brnfallS, kam in meine Nähe uns befahl mir, ihn am Abend zu treffen. Da erfuhr ich seinen Plan. Er wollte sich die Brief« an«ign«u und darüber verfügen.* »Wer sollt« sie erhalten?" fragt« Goifreh. »Derjenige, der den größten Prei« dafür be-zahlt» würde, natürlich," antwortet« Julie, erstaun», daß «in« solche Frage nötig sei. „Zuerst sollten ste der gnädigen Frau sür zehntausend Franc» pro Glück angeboten werden. Sollte sie sich weigern, da« zu bezahlen, so sollten sie dem Herrn Herzog angeboten werden — der würde sie sicherlich zu besitzen wünschen 1* Die verschleierte Dame bebte ein wenig, und ihre Hand sucht« instinkio nach ihre» Busen, al« wollte sie sich versichern, daß da« wertvolle Päckchen in Sicherheit sei. »In jener Nacht," fuhr Julie fort, „überlegte ich in meiner Sabine hin und her, um einen Weg zu finden, die» zu verhindern; denn ich halte schon seit lange« entdeckt, daß Herr Drouet «ich nicht mehr liebte — ich wußte genau, daß er da» Geld mit Irgend eine« anderen Weibe verjubeln «ollte. Ich beschloß, im ersten Äuzenblick zu diesem Hause zu eilen. Zch wollte Herrn Banline die Sache vor« tragen, ich wollte ihn überreten, «ir die Briefe zu überlassen, mit denen ich zu der gnädigen Frau zurückeilen wollte. Ich wußte auch, daß ich mich auf Ihre Dankbarkeit verlassen konnte," fügte sie hinzu. »Schließlich muß man doch auch für sich selbst sorgen." Sie schwieg und sah sich im Zimmer um, über daS Interesse, da» sie aus unseren Gesichtern la«, offensichtlich erfreut. »Sie haben wenigsten« eine Tugend," bemerkte die verschleierte Dj«e, „Sie find offenherzig. Fahren Sie fort!" .Erst abends fand ich eine Gelegenheit, die gnädige Frau zu vcilussm," sagte Julie. „Ich eilte hierher, ich läutete, aber ich gestehe, daß eS mrr mißlungen würe, daß ich keinen Einlaß gesunden haben würve, wertn e« Nicht gerade «ein Mann gewesen wäre, der mir die Türe aufmachte. Sogar als ich schon im Haufe war, wollte et mir verbleien, seinen Herrn zu »prechen. Ader als wir urß deshalb firmen, kam Herr Öantine selbst aus die Diele, und ich eilte auf ihn zu und bat ihn, mich anzuhören. Dann lud er mich ei», in dl« Z mmer zu tommei'.' (Fortsetzung folgt.) LEHRJUNGE «it guter Schulbildung, au« besserem Flause, kräftig, der slowenischen und deutschen Sprache in Wort und Schrift mächtig, wird sofort aufgenommen bei M. Puniengruber, Gemischtwarenhandlung in C'raa, Meiiska dolina. Versierter Buchsachmann empfiehlt sich des Herren Industriellen u