un^tiXj^rgang trt nocd vorrätig und kann nachbestellt werben. ibeit Jj. XL Zadrg Dezember 1908. 00 L K sm> ■P wr> iw ■ wt»ris v.VuTir.v katholische Mtssions-Teitschrift der Söhne deA heiligsten Herzens Jesu. -- - ■ Organ deß aWarieir-VereinS für Afrika. > Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, Den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und hostet jährlich mit ipostjusenöung 2 K=2 dMi.= 3 jfranken. /Difftonsdaus fUMllanb bet Brtxen, EtroL »OS'Z «s. mio« 'urquuq-o 'SuvoutjLH asruso UM Irrhal't: Dem Jubelkaiser auf Habsburg» Thron Franz Josef 1.............................265 Eine Akklimatisationsstation int östlichen Sudan ........... 267 Besuch der Christen zu Kässala (Fortsetzung) .................................271 Die Hauptstadt des Sudan . . . . . 276 Aus dem Missionsleben: Aberglaube in Oberügypten ......... 279 Ein vorzüglicher Koch und eifriger Katechet ................ 283 Marienverein für Afrika ...... 287 Memento ........... 288 Gebetserhörnngen und -Empfehlungen . 288 Abbildungen: Se. Majestät Kaiser Franz Josef L — Wasserbassin in Khartum. — Gruppe von Regcrsoldaten. — Postgcbäude in Khartum. — Statue Ramses' H: Empfehlenswerte SMdbet und Zeitschriften« Verlag von Felizian Rauch in Innsbruck. Beiträge zu gelstlicben Webungen Air lpriesler und IlrlertMr. Bon?. Hugo Hnrter S. J. — Preis broschiert Kr. 1.30. — Vorliegendes Werk bildet das V. Heft der Predigtskizzen des geistvollen Verfassers, und zwar sollen diese 31 Betrachtungen eine Ergänzung bilden zum IV. Heft, welches eine geordnete Reihe von Betrachtungen nach dem Exerzitienbüchlein des hl. Jguatins enthält. Auch diese Entwürfe bergen eine reiche Fülle von Stoff für Exerzitien, sind aber auch außer dieser Zeit sehr verwendbar und darum auch Predigern sehr willkommen. Das große xfeöesmabi heiliger Seelen. 31 Erwägungen und Gebete vor und nach der heiligen Kommunion für Welt- und Ordeuslente. 3. Auflage. Bon P. Lorenz Leitgeb C. S. R. Mit fürstbischöflicher Approbation. VIII und 573 Seiten in 8", mit Mrben-drucktitclbild in Leinwandbaud, Rotschnitt Kr. 3.50. Jan Anschluß an Stellen der Heiligen Schrift findet die Seele im vorliegenden Buche für die kostbare Zeit vor unb nach der heiligen Kommunion vortreffliche Erwägungen, die zn wahrer Hcrzensandacht anregen. Es ist das Herz des Christen, das darin mit dem Herzen Jesu spricht. Für Seelen, die nach dem Wunsche des Heiligen Vaters häufig, ja täglich sich diesem Liebesmahle nahen, wird das Buch ein Mittel zur Bewahrung der Andacht und Sammlung sein und so zur Erlangung der wunderbaren Gnadenwirknugcn dieser Uebung verhelfen. Für Prediger ist cs eine Fundgrube über diesen Gegenstand. * * * Sonntagsstille. Neue Erzählungen für Volk und Jugend von Konrad Kümmel. 12°. Freiburg 1908, Herdersche Berlagshandlnng. — Erstes Bändchen : Christmonat. I. Dritte Auflage. (XII it. 306) M. 1.80 — Kr. 2.16; geb. in Leinwand M. 2.30 = Kr. 2.76..— Zweites Bändchen: Christmonat. II. Dritte Auflage. (VIII u. 314) M. 1.80 = &. 2.16; geb. in Leinwand M. 2.30 — Kr. 2.76. In diesen beiden Bändchen bietet der Wrfa„?r, dessen Ruf als vorzüglicher Volksschriftstcller in immer weitere Kreise dringt, eine Reihe von Erzählungen, die alle zur Advents- oder Weihnachtszeit in Beziehung stehen. Diese Erzählungen sind eine durch und durch gesunde und schmackhaft bereitete geistige Kost für das gläubige Volk. Der Allerseelenmonat von Stephan Dosen buch S. J. Fünfte, neu bearbeitete Auflage von Hermann Jos. Nix S. J. Mit Approbation des hoch-würdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg. Mit einem Titelbild. 32" (VIII u. 310) Freiburg und Wien 1908, Herdersche Verlagshandlung. Geb. M. 1.40 — Kr. 1.68. Das Büchlein enthält für jeden Tag des Monats November eine Betrachtung mit Gebeten und Erzählungen und behandelt die katholische Lehre vom Fegfeuer, die Leiden der armen L-celcn, den Grund, die Größe, die Art und Dauer dieser Leiden, die Pflicht, die Beweggründe und Mittel, den Verstorbenen zu helfen. Ein Gebetsanhang bietet genügend Material zur Betätigung der den armen Seelen schuldigen Nächstenliebe. Der „heilige Brunnen“ von Lhitzen-iltza. Eine Erzählung ans Alt-Dukatan. Von Anton Hu ander i. Mit vier Bildern. (24. Bändchen der Jugendsiiuisfen-Sammlung „Ans fernen Landen".) 12" ; ■ Freiburg und Wien 1908, Herdersche Verlngohanduiug. 80 Pfennig = 96 Heller; ge- bunden in .Hawleinwand M. 1.— = Kr. 1.20. Diese Erzählung für die Jugend spielt in der an Abenteuern und Heldentaten so reichen Zeit der ersten Entdeckungen. Durch seltsame Fügung wird ein junges spanisches Geschwisterpaar nach Chitzen-Jtza, der „Stadt der heiligen Brunnen", verschlagen, deren gut erhaltene Ruinen noch heute das Entzücken aller Forscher ans-macheu. All diese Ruinen leben hier wieder auf. In den schimmernden Götzentempeln rauchen die Altäre, von frischem Meuschcnblut, auf den breiten Terrassen des „Nonnenpalastes" wandeln die Tempeljungfrauen, auf den weiten Plätzen rauscht der Jubel der großen Volksfestspiele. In diese seltsame, abgeschlossene Welt tritt plötzlich der erste Europäer, der spanische Eroberer. Zwei ganz verschiedene Kulturen treten einander gegenüber. Es kommt zum Kampf. Das Zeichen des Erlösers verdrängt das Symbol des alten Regen-gottes und seine blutbespritzten Altäre. Das ist.der Rahmen der Erzählung, der farbenprächtige Hintergrund, auf dem sich die eigenartigen Schicksale der beiden herzigen Kinder, echter Kouquistadorenkinder lebendig abheben. p«r Tollheit f Der nächste Jahrgang bringt mit dem ersten heft, das vor •gfofc-...»1 / Weihnachten noch erscheinen wird, eine höchst interessante Erzählung. Indem wir diesen unterhaltenden Teil beifügen, entsprechen wir einem vielerseits geäußerten Wunsche unserer Leser. Neuheit! Strni beril e^er’ 3Ä; himmm ...alholischcAiissions-Jeitschrist der Söhne d. hlst. Herzens Jesu. Organ des Marien-Vcreins für I Afrika. Der „Stern der Neger" 7SÄ*&Ä /nMfnonstätighdt der „Söbne des betltgflen Derzens Zesu" und sucht Verständnis und werktätige Liebe des /Ibistionswerkes in Uölort und Sdbrfft zu fördern. — Das Arbeitsfeld dieser tilMsstonäre ist der Sudan (Zentralafrifoa), „Wie scbön find Sie jfüße derer, die Sen Frieden, die trobe Botschaft des Theiles verkünden!" (TRöm. 10,15.) Der „Stern der Neger" ÄSÄSlt Kriren (Südtirol) berausgegeben. Abonnement ganzjäbrig mit Vostversendung 2 K = 2 slßk. — 3Fr. Der heilige Vater Papst pins X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Eit Empfehlung der hochrvürdigstcn Gberhirten von Brixen, Brünn. Leitmcritz, Linz, Glmiitz, Earburg, Trient, Triest und Wien. Best 12. Dezember 1908. XI. Zadrg. Dem Jubelkaifer auf Dabs-burgs Zhvon Franz Joses I. d5= =m Wunsch, den vor 10 Jahren der (£%3 „Stern der Neger" zu Habsburgs Thron emporsandte, ist heute in Erfüllung gegangen: So laßt es laut zum goldueu Fest erschallen, Das „Gott erhalte", fromm tote ein Gebet; lind brausend soil's im Reiche widerhallen, Wie Oesterreichs Volk für seinen Kaiser sieht, Daß Gott ihm gnädig lass' beschieden sein Ein Jubelfest dereinst im Demantschein! Zur Tat ist dieser Wunsch geworden und die Tausend und Abertausend seiner Untertanen rufen ihm freudeentzüudeten und jubelent-zückenden Herzens zu: „Heil dir, Demantkaiser, Franz Josef, du edler, treuer Völkervater!" Ganz Oesterreich ist voll stürmischer Be- geisterung und mit flammendem Enthusiasmus begrüßt es den Jubelkaiser. Die Fürsten, die gekrönten Häupter alle von Europa kommen, dem Jubelmonarchen ihre Wünsche darzubringen. Auch wir wollen, ja dürfen nicht zurückstehen, denn uns steht er besonders nahe; er ist aufs innigste -verknüpft mit der Mission von Zentralafrika. Es war im Jahre 1850, als das erstemal der Negerapostel Dr. Ignaz Knvblechuer von Khartum her seine Heimat besuchte und um Hilfe für die armen, verlassenen Neger flehte. Und was der fromme Missionär suchte, hat er in reichlichem Maße gefunden, namentlich in Wien und von dort aus im ganzen Kaiserstaate. Der apostolische Missionär fand in seiner Not Hilfe nnd Schutz bei Seiner Apostolischen Majestät: die Glieder des kaiserlichen Hauses beteiligten sich durch bedeutende Spenden an dem heiligen Zwecke der Mission und Se. Majestät übernahm das hohe Protektorat, über dieselbe. Um ihre Rechte sorgsam zu wahren, wurde in Khartum eigens im Jahre 1851 ein k. k. Konsulat errichtet, das bestehen blieb, bis Khartum am 26. Jänner 1886 in die Hände der Mahdisten fiel und der letzte k. k. Konsul, Herr Hansal aus Wien, sein Leben unter den Streichen der wilden Derwische endete. Oesterreichs Fahne flatterte bis zu jenem verhängnisvollen Tage jeden Sonn- und Feiertag aus dem k. k. Konsulate Khartums zum Zeichen, daß sie die katholische Mission beschütze; diese Fahne war geehrt, denn an ihr klebte kein Sklavenblut wie an manchen andern, freudig wurde sie begrüßt auf allen Gebieten des Nils und wo immer die Mission sie aufhißte. Es würde zu weit führen, wollten wir die Verdienste Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef um die Mission von Zentralafrika aufzählen. Oft ist er rettend beigesprungen, ebenso oft, als die Mission unterzugehen drohte oder aufgehoben werden sollte. Ohne Oesterreich, ohne Hilfe seitens des Kaisers hätte, wie P. Johann Dicht! damals schrieb, die Mission von Zentralafrika schon 1850 aufgehört. Von einem Zeichen besonderer Huld des erhabenen Protektors der Missionen haben wir im Vorjahre berichtet. Ein, eigener Gesandter, der bevollmächtigte Ministern Graf Thaddäus Bolesta Koziebrodzki, überbrachte als ein Zeichen des ganz besondern Wohlwollens Sr. Majestät des. Kaisers .für den Zentralsitz in Khartum sein eigenes Bildnis. Bei Ueberreichung des Prachtbildes, das in Lebensgröße, von einem Kunstmaler hergestellt und mit einem kostbaren Rahmen geschmückt ist, wies der hochwst. Bischof Monsignore Geyer auf das ideale Motiv hin, das dem Protektorate des Kaisers eine besondere Weihe verleiht. Ohne irgendwelche materiellen Vorteile, einzig und allein des Glaubens und der Ehre wegen, beschützt der Kaiser die Mission. Dieses Schutzes werden die Missionäre auch stets eingedenk bleiben. Darum jubeln auch sie dein Demantkaiser zu und flehen zum Himmel, Gott der Allmächtige möge den Monarchen noch viele Jahre in voller Gesundheit erhalten und ihm Kraft und Segen verleihen, damit er den Wunsch seines Herzens erfüllt sehe, daß die Völker Oesterreichs zum Wohle der Monarchie einig und treu zusammenstehen. Unser Gebet sei deshalb: Gott erhalte, Gott beschütze Unsern Kaiser, unser Land! Jetzt tut Hilfe von oben noch mehr als je not. Sturmbewegt waren die Zeiten bei seinem Regierungsantritte, nicht minder scheinen jetzt grauenhafte Gewitterwolken über den Horizont der Monarchie heraufzusteigen. Unser Kaiser kann auf ein an schweren inneren und äußeren Kämpfen reiches Leben zurückblicken. Einen Tag tiefer Trauer brachte das Jahr 1853 durch das Attentat auf des Kaisers Leben: doch das Unglück wurde durch Gottes Fügung abgelenkt. Die unheilvollen Kriege in den fünfziger und sechziger Jahren verdüsterten den azurnen Himmel Oesterreichs. 1867 sah der Kaiser seinen geliebten Bruder Maximilian im undankbaren Mexiko verbluten. An einem düstern Wintertage 1889 traf das kaiserliche Vaterherz die Katastrophe vom Tode des Kronprinzen. Auch das goldene Jubeljahr 1898 brachte tiefen Schmerz über ihn, da ruchlose Mörderhand seine geliebte Gemahlin von seiner Seite riß. Und wenn dem. Kaiser auch kein Leid erspart geblieben, so lebt er doch stets ungebeugt seiner hohen Pflicht. Gott stärke unsern Jubelkaiser und verleihe ihm dereinst ein.ewiges Jubelfest im himmlischen Bemantscbein. Bine Bkhlimati fattens station im östlichen Ludan. K erlebt des bocbwft. Ißiscbofs Msgr. Saver ffie^er an unfern bocbwft. P. General. Erkowit, ben 8. Juli 1908. Hochwürdigster P. General! Diesmal kommt mein Bericht von den Bergen. Ich bin hieher gekommen, nicht um Seelen zu suchen, sondern um zu sehen, ob dieser Ort geeignet ist, die Gesundheit der Unsrigen während der heißen Sommerzeit zu kräftigen. Die Existenz eines gesunden und kühlen Postens innerhalb der Grenzen unseres Vikariates ist eine Frage von nicht geringer Wichtigkeit und ich weiß, daß Euer Hochwürden sich sehr dafür interessieren. Im folgenden gebe ich meine Eindrücke und Beobachtungen wieder, die ich von Erkowit gewonnen, das nun zum ersten Mal in der Geschichte von Zeuträlafrika auftritt. Mit dem Schnellzug gelaugt man auf der Strecke Khartum-Port Sudan über Atbara nach ungefähr 20 Stunden zur Station Summit. Wie der Name andeutet (summit = Höhepunkt, Hohe), ist Summit der höchste Punkt der Strecke Atbara-Port Sudan. Bis zu dieser Station steigt man, dann geht's abwärts bis zum Roten Meer. Khartum liegt 1300 FußZ und Summit 3000 Fuß über dem Meeresspiegel. Während mau in Khartum sozusagen im eigenen Schweiße gebadet wird, weht in Summit beständig ein kühler Wind und hält die Haut trocken. Nachdem ich den Zug verlassen, nahm ich Wohnung in einem der Häuser, die die Regierung aus Holz mit Veranda zur Bequemlichkeit der Reisenden hatte erbauen lassen. Da sich aber hier absolut gar nichts vorfindet, so muß man auch Speisen mit sich tragen. Von Summit bis Erkowit geht der Weg nach Osten und beträgt 23 englische Meilen2); 0 Ein englischer Fuß (Schuh) — 30'/., cm. 2) Eine englische Meile — 1 km 600 m. ein Kamel legt denselben im . Trab in fünf Stunden, ein beladenes Tier in sieben Stunden zurück. Am nächsten Morgen reiste ich mit vier Kamelen, welche die Regierung gestellt hatte, ab und machte den Weg in sechs Stunden. Diese Straße ist ausgezeichnet, wurde auch mit vielen Kosten zum Gebrauche von Automobilen hergestellt. Je mehr man voranschreitet, desto mehr schließen sich die Hügel zusammen und nach vierstündigem Ritt sind sie so eingeengt, daß man glauben möchte, es gebe keinen Ansgang mehr. Der Weg führt hierauf an Abgründen und Gießbächen vorbei, bis man von einer Anhöhe ans ganz unerwartet unten in einem Tale die von der Regierung errichtete Akklimatisationsstation Erkowit erblickt. Da bereits vorher in Khartum abgemacht war, wurde ich vom Gouverneur dieses Postens sehr gut empfangen und für die erste Nacht in seinem Hause einquartiert: am folgenden Tage wurde mir das Haus des Sirdar, Geueralgonverneurs des Sudan, zur Verfügung gestellt. -i- * * Der erste Eindruck, den man von diesem Orte gewinnt, ist ein äußerst günstiger, unwillkürlich wird man an Tirol erinnert. Die hohen Berggipfel, die Hügel, an deren Gehänge nette Häuschen zerstreut stehen, die Herden, die in den Tälern weiden, all das läßt eine große Aehnlichkeit mit Tirol herausfinden. Die hügelige Landschaft hat etwas Idyllisches an sich, natürlich in afrikanischem Stil. Die Hügel mit ihren Granitmassen sind mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, unter denen besonders die Euphorbia Candelabrum stark vertreten ist. Dringt man noch weiter gegen Norden und Osten vor, so wird die Vegetation immer üppiger, die übrigens bis an die höchsten Gipfel reicht. Das ganze Panorama, das sonst ein etwas wildes Aussehen hat, wird von ganzen Herden von Kamelen, Ziegen, Schafen und Eseln belebt, die in den Tälern ständig herum und wo der Regen einen Halm sprossen läßt, dort treibt es seine Herden hin. Es ist durchwegs mohammedanisch wie alle Bedja, sonst aber friedfertig, eigentlich furchtsam. Diese Hirten haben nie gewagt, ihre Lanzen und ihre Säbel gegen die Regierung zu und auf den Bergesabhängen weiden. Diese Haustiere scheinen einen Freipaß zu haben, denn sie ziehen überall ganz nach Belieben herum. Ebenso friedfertig sind ihre Herren, die O-Scharab, die Eingeborenen von Er-kowit. Dieser kleine Nomadenstamm bewohnt elende Strohhütten, die in einiger Entfernung von der Straße stehen. Dieses Volk zieht be- richten, außer in dem Falle, daß sie vom aufrührerischen und ehrgeizigen Osman Digna dazu gezwungen wurden. -ft -ft -ft Oben nannte ich Tirol, doch auf dieser Welt ist alles relativ aufzufassen. Man weiß wohl, wir sind ja hier in Zentralafrika. Die größte Aehnlichkeit mit Tirol besteht in der hohen Lage. Von Summit bis hieher steigt man beständig. Erkowit liegt 800 Fuß höher als Summit, nämlich 3800 Fuß über dem Meere. Dieses ist die absolute Höhe der Hochebene von Erkowit. Die einzelnen Hügel, welche es durchziehen und umgeben, sind mehrere Fuß höher. Der Gipfel des Berges Silla, der sich gegen Nord-Ost erhebt, hat eine Höhe von 4200 Fuß und der Berg Erb ab liegt sogar 5000 Fuß über dem Meeresspiegel. Doch das sind öde und unbewohnbare Spitzen, während das Hochland von Erkowit mit seinen zahlreichen Hügeln einen weiten Raum für Wohnungen bietet. 3800 Fuß und, wenn man die Höhe der Hügel noch hinzurechnet, 4000 Fuß über dem Bteere ist schon etwas Besonderes hier in Afrika. Das ist gewiß, daß wir innerhalb des Vikariates andere ähnliche Höhen bisher nicht gefunden haben. Weder die Wasserscheide zwischen Nil und Kongo, noch das Land der Njam-Njam kann damit verglichen werden und ich glaube, dasselbe darf auch von den Nuba-Bergen int Süden vom Kordvfan gesagt werden. Erkowit ist ohne Zweifel der höchste Punkt der Mission und dieser Höhe entspricht auch sein Klima. * * * Aus den Beobachtungen der meteorologischen Station, welche die Regierung hier errichtet hat, erhellt, daß die mittlere Wärme im Sommer 10° weniger beträgt als in Khartum. Im Juni zeigte das Thermometer dahier 37° Celsius als höchste und 16° als niedrigste Temperatur, während in Khartum die höchste 46° und die niedrigste 28° betrug. Im Juli war die höchste 32° und die niedrigste 15° und dies entspricht ungefähr der Temperatur, welche Khartum im März aufzuweisen hat. Die Luft ist rein, trocken und gesund und wird durch den Wind abgekühlt, der fast beständig auch in den heißen Mittagsstunden weht und der bisweilen auch heftig und lästig werden kann. Dieser Wind hat gewöhnlich die Richtung von Süden nach Norden, aber ändert dieselbe oftmals am gleichen Tage. In der Mittagszeit macht sich die Hitze in den der Sonne zugewandten Tälern fühlbar, aber in den Häusern im Schatten verursacht diese Wärme, bevor man sie sehr wahrnimmt, eilten kühlenden Wind. Morgens .und abends ist es eine wahre Wonne, über diese Anhöhen und mitten in diesen anmutigen Gefilden spazieren zu gehen. In der Nacht kann man entweder int geschlossenen Zimmer oder auch bei geöffneten Fenstern schlafen: zieht man es aber vor, auf der Veranda zu schlafen, so kann man leicht auch zwei Decken ertragen. Gerade der kühlen Nächte halber ist es angeraten, warme Decken und Kleider mit sich zu nehmen. * * * Das klare Wasser, das die in den Tälern gegrabenen Brunnen liefern, hat für den an das süße Wasser des Blauen Nils gewöhnten Gaumen einen salzigen Geschmack, doch wurde ich versichert, daß es nach einer Analyse kein Salz, sondern nur eine geringe Menge Eisen enthalte und gesund sei. Das, was es leicht trinken macht, ist dessen Frische, da die Luft und der Wind dasselbe abkühlen, sobald cs in ein poröses.Gefäß gegeben wird. Die Engländer, welche in bezug auf das Wasser heikel sind, trinken es sehr gern. Die Regierung besorgt frische Milch, soviel man nur will, und gibt den Liter um zwei Piaster (= 22 Heller), auch frisches Gemüse kann man haben. Frisches Fleisch trifft man alle Tage auf dem Markte, ja auch frisches Brot kann man jeden Tag bekommen. Hühner gibt es hier wenig und gerade in diesen Tagtm hatten sie den modernen Gebrauch angenommen, bezüglich des Eierlegens zu streiken: doch ist es von großem Vorteil, jeden Tag Milch, Fleisch, Gemüse und frisches Brot zu haben für einen, der hieher kommt, um sich zu erholen. Den sonstigen Bedarf an Speisen muß Man mitbringen. Auf dem Markte hat auch ein Grieche einen Laden errichtet, in dem er verschiedene Lebensmittel besonders auch in Schachteln feilbietet. Doch ist alles sehr teuer und je weniger einer benötigt, desto besser ist es. Erkowit wurde also von der Regierung oder besser gesagt von den praktischen Engländern zur Sommerfrischstation auserkoren. Vom Mai bis Ende September wird das Hauptquartier von Snakim oder vom Roten Meer hieher verlegt. Der Gouverneur und ein Inspektor, beide Engländer, und eine Anzahl untergeordneter Beamter setzen sich auch hier fest. Ihre Bureaus sind in den netten Häuschen untergebracht: diese sind weiß getüncht und stehen im Tale. Die untersten Angestellten, die Soldaten und Diener wohnen in Zelten. Während obengenannter Monate besteht hier ein Post- und Telegraphenamt. * * -l- Die Engländer wenden alles mögliche auf, um diese Hill-(Hügel-)Station immer mehr zu entwickeln. Alle jene, die im Sommer nicht nach Europa reisen können, werden in Zukunft hier Erholung finden. Der Sirdar, Generalgonverneur, kommt ebenfalls von Zeit zu Zeit, um einige Wochen zuzubringen: er hat sich zu diesem Behufe das Haus gebaut, das ich jetzt bewohne. Das Haus ist aus Holz, einen halben Meter über den Erdboden erhoben und besitzt ringsherum eine schöne Veranda: es hat zwei große Zimmer und einen schönen Salon in der Mitte, außerdem noch vier kleinere Zimmer. Die Küche ist getrennt hinter dem Hause. Alles ist sehr bequem und reinlich. Doch sagt man, daß diese hölzernen Häuser nur drei bis vier Jahre dauern und dann infolge der Regen im Winter unbewohnbar werden: man denkt deshalb daran, dauerhafte Gebäude zu er- richten. Granit gibt es hier in Hülle und Fülle und auch hat man schon begonnen, in Stein zu bauen : sechs Häuser stehen bereits auf den Anhöhen da. Weil es um Villenwohnungen für Engländer sich handelt, deren Liebe zu allem Komfort und deren praktischer Sinn bekannt ist, werden allerhand Bequemlichkeiten eingeführt. Der Herzog von Connaught, der Sirdar und andere Beamte kommen mittels Automobils hieher. Man sieht auch schon mehrere Plätze für die verschiedenen englischen Sports hergerichtet. Ein englischer Ingenieur, der sich hier angesiedelt hat, überwacht die Arbeiter. * * * Ich sagte also, daß es sich um einen gesunden und kühlen Ort für den Sommer handle. Von Suakim, Port Sudan, von Khartum und von andern Zentren kommen hieher die Europäer, besonders die Engländer und Herren, die nicht nach England gehen können. Die Regierung vermietet die zu diesem Zwecke verfügbaren Häuser. Auch wir benötigen einen gesunden Ort zur Erholung für unsere Patres und für die Schwestern. Besonders dieses Jahr haben die Schwestern in der Hitze sehr gelitten.und der Arzt verordnete, daß sich einige nach Aegypten begeben sollten. Zum guten Glück konnte ich vereinbaren, daß uns das von mir bewohnte Haus und noch ein anderes Häuschen zu unserer Verfügung gegen eine bescheidene Vergütung belassen wurden. So werden also sechs Schwestern dieses Haus und ein Pater das auf der entgegengesetzten Seite der Anhöhe gelegene Häuschen bewohnen können. Nach einem Monat kann dann ein anderer Teil heuer sudanische Sommerfrische haben. Die Aerzte behaupten, daß Erkowit im Sommer Aegypten gleichgestellt werden kann. Im Winter ist der Aufenthalt in Erkowit wenig angenehm. Dichte Nebel hüllen die Gipfel der Berge ein und Regengüsse sind häufig. Im Winter aber brauchen wir Er-kowit nicht: der Winter ist in Khartum sogar angenehm. Erkowit ist gut für den Sommer, umsomehr, da sich der Ort innerhalb des Vikariates befindet und man in diesem nichts Besseres finden kann. Heuer machen wir indessen eine Probe, um zu sehen, wie es den Unsrigen anschlägt und ob es sich rentiert, zu seiner Zeit etwas zu unserem Gebrauche zu bauen. Gegenwärtig ist in der Seelsorge hier wenig zu tun. Leider ist auch hier bei den eingeborenen Mohammedanern nichts zu hoffen. Zur Zeit sind einige 'italienische Arbeiter hier, die Sonntags zur heiligen Messe kommen. Später im Sommer, wann mehr Leute herkommen werden, wird der Priester auch sein Amt in der Seelsorge mehr ausüben können. Indem ich mich Ihrem Memento empfehle, zeichne ich mit kindlicher Verehrung E. P. untertänigster Diener f Franz Xaver Geyer, Apost. Vikar. CU Besuch bet Christen zu IRäffala. Jßcricbt des bodnv. P. ©tto tniber F. S. C. (Fortsetzung.) war der 8. März 1898. Morgens gegen 5 Uhr gelangte das englischägyptische Heer zu Mahmuds Lager und bereitete sich gleich zur Beschießung desselben vor. Die Derwisch-Kavallerie stand eben im Begriff auszureiten und war beim Anblick des aufmarschierenden Feindes nicht wenig verblüfft. Anfangs war sie unentschieden, ob sic angreifen sollte oder nicht. Als sie aber die auffahrenden Geschütze erblickte, nahm sie schleunigst Reißaus und verbarg sich in der dichten Uferwaldung südöstlich. Im Lager selbst entwickelte sich eine fieberhafte Bewegung, ein Zeichen, daß man den Feind nicht erwartet hatte, und daß noch die letzten Vorbereitungen zu treffen waren. Jedoch der fürchterliche Feuerregen, der kurz hierauf auf die Lagergegend niederfiel, brachte alles zum Stocken. Rasch waren die Geschütze aufgestellt und nun begann ihr verheerendes Werk. 54 Feuer-schlünde spien Verderben und Tod in Mahmuds Lager hinein zum Morgengruß. Auch Petroleumbomben wurden abgeschossen und infolge davon geriet das Lager in Brand. Selbst an den grünen Bäumen leckten die Flammen. Zahlreiche Opfer erschlug der Kugelregen, doch der Feind verhielt sich vollständig ruhig: kein Schuß fiel, alles suchte Schutz in den Laufgräben. Es blieb nun nichts anderes übrig, als das Lager zu stürmen. Um 6 Uhr wurde das Geschützfcuer eingestellt und der Bajonettangriff befohlen. Daran hatten sich zu beteiligen die englischen und schwarzen Bataillone und ein ägyptisches, nämlich das 8. Bataillon, im ganzen 11.000 Mann Infanterie. Dieser Angriff sollte die Entscheidung bringen und 272 Stern der Neger. Heft 12. TOasl'erbassin in Ikbartum. Mittels artesischer Brunnen wird Wasser in das Bassin geleitet, das auf dem hohen Wasserturm steht, um genügenden Druck zu erzielen und das Wasser in die Stadt leiten zu können. (Siehe Text Seite 277.) die Offiziere ermutigten ihre Mannschaften zum Kampf, Der Sturm begann von allen drei Seiten her, von Norden, von Osten und von Westen, so daß den Derwischen nur der Süden, das heißt der Fluß, zum Fliehen übrig blieb. Ein Stück Weges vorwärts und die Sturm-kolonnen hielten für eine kleine Pause an. Es erscholl Trompetengeschmetter, Trommelwirbel und die Kühnen stürzten sich mit Todesverachtung auf das feindliche Lager, indem sie ihre Waffen abschössen. Die Derwische ihrerseits leisteten den Heranstürmenden verzweifelten Widerstand; sie feuerten auf dieselben mit allen Geschützen und Remington-Gewehren und mancher der tapfern Stürmer sank entseelt zu Boden nieder. Doch nur kurze Zeit war den Derwischen zum Gebrauch ihrer Feuerwaffen gegönnt, denn um 6y2 Uhr standen die Bataillone bereits vor dem Lager, Die Dornenhecken wurden weggezogen, der Graben übersprungen, auch die Palisaden überwunden und der Feind wurde in seinen Schanzen niedergestochen. Die Maximgeschütze mähten buchstäblich alles, was ihnen in den Weg kam, nieder und verursachten mit ihrem sonderbaren Geräusch, das beim Entladen derselben entstand, einen panischen Schrecken unter den Derwischen, Nun begann im Lager eine kopflose Flucht, Alles, was auf den Beinen stehen konnte, stürzte sich in den Fluß, um jenseits desselben sein Heil zu suchen. Viele Verwundete brachen ohnmächtig zusammen im Bett des halbvertrockneten Atbara, dessen Wasser eine Blutlache zu sein schien. Andere gerieten in der Verwirrung in eine tiefe Stelle, wo sie elend ertranken. Diejenigen Glücklichen, welchen es gelang, mit heiler Haut das andere User zu erreichen, liefen in wilder Flucht davon, aus Furcht, daß sie verfolgt werden würden. Die Regierungstruppen drangen nur bis zum Flusse vor, ohne.denselben zu überschreiten, und machten dann kehrt, um auszuruhen. Es war 7 Uhr morgens. Die Schlacht war entschieden. Das feindliche Heer war vernichtet und lag großenteils tot oder verwundet aus dem Schlachtfelde. Der Sieg war glänzend. Was aber war mit der feindlichen Reiterei geschehen? Diese war beim Angriff der Bataillone aus ihrem Versteck hervorgekommen, um den Ausgang der Dinge zu sehen, wurde aber von den Kanonen unter Feuer genommen und stob auseinander. Ein Teil, davon kehrte auf großen Umwegen zu ihren Wohnsitzen im Westen Kordofans zurück, wo die Reiter die Schreckensbotschaft verbreiteten. Wo war nun der Emir Mahmud mit seinem großen Maul? War er etwa unter den Toten? Seine Leibwache wohl lag tot in den Schanzen, auch seine Pferde waren von den zerberstenden Granaten in Stücke gerissen: er selbst aber, der edle Ritter, hatte sich verkrochen in seinem unterirdischen Loch, wo er sich für sicher hielt. Jedoch sein Versteck wurde ganz zufälligerweise entdeckt. Dem 10. sudanesischen Regimente war dieser Fund vorbehalten, — Dem Emir wurde befohlen, aus seinem Versteck herauszukommen. Er erschien am Eingang desselben, in der einen Hand den Wustertrug für die üblichen Abwaschungen, in der andern den muselmännischen Rosenkranz, Rasch wurde er von kräftigen Fäusten gepackt und zum Oberbefehlshaber geschleppt. Dein Ofsizier und den drei Soldaten, welche. den Emir überlieferten, wurden schöne Belohnungen zuteil. Dieser Sieg hatte Opfer verlangt mehr als jede andere Schlacht des Sudankrieges, Wohl 1000 Mann lagen tot oder verwundet auf dem Felde der Ehre, Dieser Verlust ist dennoch gering, wenn man die vorzügliche Stellung der Derwische den Angreifenden gegenüber in Betracht zieht. Die Soldaten Mahmuds aber schossen schlecht und diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß die Ver- lüfte nicht weit erheblicher waren. Schießübungen machte man ja im Kalifenreiche nie oder fast nie, um nicht die Munition zu ver-braucheu, die hierzulande nicht mehr ersetzt werden konnte. Die Toten wurden mit militärischen Ehren beigesetzt, wie es sich für ihre Tapferkeit geziemte. Die englischen Soldaten wurden ans dem Hügel vor dem Lager begraben; unten, hart neben dem Wege, begrub man Major Urgu-hart, Hauptmann Findlay und Unterleutnant P. A. Gore. Nachmittags um 4 Uhr traten die siegreichen Truppen den Rückzug zum Nil au. Die Verwundeten beider Seiten wurden nach Dachela und Dar Mali gebracht. 50 Mann Ababdeh-Krieger waren noch einige Tage mit dem Sammeln und Wegführen der Waffen beschäftigt: sie mußten sich aber in eine gewisse Entfernung vom Lager zurückziehen wegen des unerträglichen Leichengeruches.— Die toten Derwische hat niemand gezählt. Sachverständige schätzen sie auf ungefähr zehntausend. Wolken von Aasgeiern bedeckten des Tages über das Schlachtfeld und nachts wollte das Lachen der dort sich einfindenden Hyänen kein Ende mehr nehmen.*) Diese Schlacht war von großer Wichtigkeit und folgenschwer für das Mahdistenreich. Es war und blieb erschüttert in seinen Grundfesten. Verloren gegangen war für die Derwischherrschaft der ganze östliche Sudan, denn die Beduinenstämme zwischen dem Nil, dem Atbara und dem Roten Meer schlossen sich dem Stärkeren, d. h. der Regierung an. Verloren war ein ganzes Heer nebst einer großen Anzahl von Feuerwaffen und an letzteren hatte der Kalif wirklich keinen Ueberfluß. Verloren gegangen war auch einem großen Teile der Derwische der Mut, und *) Die Hyäne gibt nämlich, wenn sie einen Fraß gefunden hat, eine Stimme von sich, welche dem menschlichen Lachen ähnlich ist. (Anmerkung des Verfassers.) zwar wegen der Flüchtlinge. Diese gelangten allmählich hier in Omdnrman an, halb nackt, mit aufgeschwollenen Gesichtern und Füßen. Die hiesigen Leute gingen aus, den Einzug der heimkehrenden Krieger zu sehen. Der Anblick derselben trug keineswegs zur Ermutigung bei. „Brüder," riefen diese ans, „entfliehet, entfliehet alle, um nicht die schrecklichen Dinge zu erleben, die wir mitgemacht haben. Wir waren dort am Atbara in unsern Schanzen. Da kamen die Türken herangerückt und führten Maschinen mit sich, welche heulten wie die Hyänen und Kugeln spien, dicht wie das Regenwetter." Selbst ernste, besonnene Leute beschrieben die Maximgeschütze als eine unheimliche Waffe, die zwar keinen äußeren Anschein hat, wenn sie aber entladen wird, so sinkt in einem Augenblick das Viertel der Mannschaft tot zu Boden nieder, ohne Zeit zu haben, einen Streich zu führen. Die Aussagen dieser glaubwürdigen Leute wirkten niederschmetternd. Gut sah man das in der Schlacht von Omdurman, wo die Derwische bei weitem nicht so tapfer gekämpft haben als am Atbara. Die schweren Folgen dieser Niederlage begriff wohl auch der Kalif. Er verfiel in Schwermut und äußerte sich mitunter bitter über den Emir Mahmud, weil er ungehorsam gewesen sei und seinem eigenen eitlen Wahn ein Heer geopfert habe. Er meinte, der Emir hätte besser getan, sich zurückzuziehen, wie ihm Osman Digna geraten hatte. Erwähnter Emir Mahmud hielt indessen seinen Einzug in Berber, jedoch ein wenig verschieden von dem, wie er es sich eingebildet hatte. Die Regierungssoldaten nahmen Rücksicht wegen seines einstigen Ranges und verschafften ihm einen Esel zum Reiten. Slatin Pascha, der dies erfahren, kam herbeigeeilt, warf ihn mit einer gewaltigen Ohrfeige vom Esel herab, ließ ihm die Hände ans den Rücken fesseln und so nach Berber hineinführen. Hier wurde dem Emir ein großes Blechplakat auf die Brust gebunden, worauf in riesigen Buchstaben folgendes zu lesen war: „Das ist der Emir Mahmud, der damit prahlte, Aegypten erobern zu wollen!" Mit diesem Plakat wurde Mahmud durch die Straßen geführt zum unbeschreiblichen Jubel der Bevölkerung. Um so stärker war nun die Freude über seine Gefangennahme, je größer einst die Furcht vor seinen wilden Horden war. Mahmud hatte die Absicht gehabt, Berber zu plündern, und dessen Einwohner, weil sie dem Djaalin-Stamme angehörten und sich der Regierung angeschlossen hatten, über die Klinge springen zu lassen. Und nun wurde er herumgeführt wie ein Narr, ausgesetzt dem Spott und Hohn des schadenfrohen Pöbels. Nach der Einnahme von Omdurman von seiten der Regierungstruppen dachten die Engländer auch daran, den Gefallenen am Atbara ein Monument zu errichten. Auf dem Grabe der englischen Soldaten erhebt sich ein Obelisk mit folgender Inschrift: „Ihr Andenken wird in Ehren sein!" Dann folgen die Namen der einzelnen Gefallenen. Auch jedem der drei Offiziere wurde ein Grabmal errichtet Ergreifend ist, was aus dem dritten geschrieben steht: „Hier liegt Paul Alexander Gore, Unterleutnant des Seaforth High-landers-Regiment, gefallen am 8. März 1898, 20 Jahre alt, einziger Sohn des Oberst St. G. Gore." Was für ein herber Verlust muß das für den armen Vater gewesen sein! Zehn Jahre sind vergangen seit jener denkwürdigen Schlacht, ohne daß der Zahn der Zeit die Spuren derselben zu verwischen vermochte. Deutlich sieht man heute noch die Laufgräben und Schanzen. Kugeln liegen hier und dort zerstreut: viele menschliche Gebeine, Kamel- und Pferdeknochen, selbst vollständige Gerippe sind noch zu finden, teils vom Sande bedeckt und teils entblößt, stumme Zeugen von dem, was hier geschah. Dem erfinderischen Geist der Beduinen, die von Natur aus geneigt sind, tapfere Taten zu bewundern, bot dieses Ereignis reichlichen Stoff zu Gedichten und Liedern. Sie priesen in ihren Gesängen die Tapferkeit der einen und verspotteten die andern, weil sie die Flucht ergriffen haben. Alle diejenigen, die nach Kässala reisen, haben Gelegenheit, aus dem Munde ihrer Beduinen dergleichen Gesänge zu vernehmen, und wenn ihr Liederschatz aus ist, so kommt zum Schluß die Strophe: „O wie schrecklich anzuhören ist das Geheul der Kriegsmaschine." Wir verließen das Schlachtfeld. Noch lange blieb der Obelisk ans dem Hügel sichtbar. Nach mehrstündigem Ritt gelangten wir zur Landschaft Hilgi. Das Erdreich ist schwarz und höchst fruchtbar; ein deutliches Anzeichen davon ist der üppige Pflanzen-wuchs. Herrliche Grasflächen dehnen sich längs des Weges ans und unsere Tiere rupften mit Vergnügen beim Vorübergehen das saftige Grün. Die zahlreichen, ineinander verschlungenen Bäume und Dornenhecken haben undurchdringliche Dickichte gebildet und sind behängen von Rankenpflanzen mit gelben und weißen Blüten. Manche Bäume sind ans Alter abgestorben und hier und dort über den Weg gefallen. Frohes Vogelgezwitscher erscholl aus den Büschen; aber das Erdreich birgt zahlreiche Schlangen von ansehnlicher Länge, deren Spuren man im Sande sehen konnte. Mein Kameltreiber war nicht freudig gestimmt. „Das Ende der Welt muß nicht mehr weit entfernt sein," meinte er traurig. „Wieso denn?" fragte ich ihn. „Erkennst du das nicht an den vielen dürren Bäumen?" gab er mir zur Antwort. „Nach unserer (islamitischen) Glaubenslehre ist die Welt ihrem Untergang nahe, wenn die Bäume absterben. Außerdem gibt es noch andere Kennzeichen, so z. B. wenn die Sonne im Norden auf und im Süden untergeht; wenn die Freunde sich balgen, die Geschwister sich nicht mehr gut sein wollen, wenn der Vater seine Buben hauen muß, weil sie ungehorsam sind ..." Da plötzlich brach mein Reisebegleiter, der wackere Elias Galinos, in ein Angstgeschrei aus. „O was für eine böse Schlange streckt hier ihren Kopf heraus!" rief er erschrocken. Ich ritt der Stelle zu, schaute aufmerksam und sah — den Kopf einer harmlosen Eidechse, die sich der Morgensonne freute und nach Insekten jagte. Die Nacht verbrachten wir in einer grasigen Ebene, mit reichlichem Gebüsch bedeckt, Gemesa genannt. Wir schliefen gesund. Es war nach Mitternacht, als ich ein Scharren zu vernehmen schien. Ich nmchte die Augen auf und sah in kurzer Entfernung von uns zur Linken eine Hyäne vorüberlaufen. Rasch erwachte auch Elias und geriet vor Schreck fast außer sich; jene Nacht konnte er keine Ruhe mehr finden. Der folgende Tag unserer Reise brachte stete Abwechslung. Steinige Flächen wechselten mit bewaldeten Stellen, ziemlich weit vom Fluß entfernt, bis wir gegen Abend zur Gegend Chor el fil, d. h. Elefantenbach gelangten. Hier ruht in seinem letzten Schlaf ein guter Steppensohn, namens elFakih, der mich vor einigen Jahren von Berber nach Suakim geführt und zurückgebracht hatte. Ich war mit ihm recht zufrieden und auf dem Wege hatte er mich mit seinen Liedern gut unterhalten, deren er viele gewußt hatte. Seine letzte Reise war nach Kasfala. Auf der Rückkehr befiel ihn zu Adürama ein starkes Fieber. Er wollte dennoch den Nil erreichen, in der Hoffnung, daß die Luftveränderung in der Steppe ihm gut tun würde. Hier zu Chor el fil verlor er das Bewußtsein und gewann es nicht mehr. Seine Kameraden begruben ihn hier. Mich dauerte lebhaft der gute Nomade, dahingerafft in den besten Jahren. Ziemlich spät hielten wir an. Wir waren bei der Landschaft Keraidiläb, nur eine Stunde von Ad urama entfernt. (Fortsetzung folgt.) Die Ibauptftabt des Sudan. ohl hat die finanzielle Krise, die in rcD letzter Vergangenheit besonders auch Aegypten hart getroffen hat, auf die Entwicklung des aufblühenden Khartum einen hemmenden Einfluß ausgeübt. Doch war dies nur eine vorübergehende Erscheinung. Dank der tatkräftigen Arbeit der englischen Regierung schreitet die Entwicklung der neuen Hauptstadt des Sudan rasch voran. An den breiten und sehr regelmäßig angelegten Straßen erheben sich im Schatten hoher Akazien (Acacia labacus und Ficus lasticus) prächtige Paläste und reizende Villen, die, reichlich mit allem Komfort aller europäischen Großstädte ausgestattet, ihren Bewohnern das Leben in dieser Wüstengcgend gar sehr erleichtern, ja sie gleichsam über das Fernsein von Europa hinwegtäuschen. Von einem großen Elektrizitätswerke aus, das der Regierung gehört, bringt ein ganzes Netz von Drähten Licht und Kraft in die verschiedenen Stadtteile. Nicht nur die Straßen, auch die Privatwohnungen und Geschäfte erstrahlen größtenteils in elektrischem Licht. Durch Elektrizität getrieben, erfrischen angenehme Ventilatoren die Bureaus der Beamten und die Säle größerer Paläste. Für Trinkwasser ist reichlich gesorgt. Das gereinigte Nilwasser ist leicht und gut. Ueber-dies wurde auf einem eigenen Turme ein großes Wasserbassin angelegt (Siehe Bild S. 272), welches, durch artesische Brunnen gefüllt, die ganze Stadt bequem mit Wasser versieht. Unter diesen Umständen ist es nicht zu verwundern, daß die Bevölkerung in stetem Wachsen begriffen ist. Gegenwärtig zählt die innere Stadt zirka 14.000 Einwohner, in den Vorstadtteilen wohnen gegen 17.000 und in H alfah a oder Nord-Khartum ungefähr 4000. Wie alle tropischen Gegenden, ist auch Khar-tum den Niederschlägen der jährlichen Regen-periode ausgesetzt. Diese Regenzeit dauert dort regelmäßig von Mitte Juli bis Mitte September, während welcher Zeit jedoch die einzelnen Regengüsse sehr unregelmäßig kommen: in einem Jahre eher häufig, kommen sie in einem andern sogar empfindlich selten. Diese Regenfälle bringen wenigstens etwas Abkühlung in die sonst so drückende Sommerhitze; aus demselben Grunde sind auch die Habub, Staubwinde ans der Wüste, gewöhnlich nicht unerwünscht. Doch auch diese treffen eher unregelmäßig ein. In diesem Jahre kam ein solcher am 13. Juni abends zum erstenmale. Sein Eintreffen bot wie immer ein außerordentlich interessantes Schauspiel. Es schien, als ergieße sich der ganze Ozean mit seinen unermeßlichen dunklen Wogen über die Stadt. Es war nichts als Staub, aber dieser war so dicht, daß man die Finsternis in der Tat beinahe hätte greifen können. Einen halben Meter vor sich konnte man die Gegenstände nicht mehr unterscheiden und man war einfach gezwungen, ans der Stelle stehen zu bleiben, wo man gerade überrascht wurde. Dieser erste Andrang der heftigsten Staubwolken dauert bei allen Habub höchstens zehn Minuten, während weniger dichter, aber immerhin noch recht unangenehmer Staub noch mehrere Stunden lang die Luft erfüllt. Die Hitze Khartums hat ihre Zeiten, wo sie geradezu erstickend wird; an den Tagen, wo das Thermometer auf 47 Grad Celsius hinaufkommt, ist die Hitze wirklich in jedem Sinne des Wortes brennend. Zum Glücke verspürt man auch an diesen Tagen einen leichten Luftzug vom Flusse herauf, der die Hitze weniger drückend macht und das notwendige Atmen ermöglicht. — Am tiefsten sinkt die Temperatur an den Jännermorgen auf zirka 10 Grad Wärme; untertags wird es wieder angenehm warm. Gegenwärtig steht man in Khartum am Baue einer großen Brücke über den Blauen Nil. Diese verbindet dann Khartum mit Hal-faha und ermöglicht die Fortsetzung der Eisenbahn von Halfaya aus durch ganz Senaar (d. i. die große Landzunge südlich von Khartum, von beiden Nilarmen eingeschlossen) bis hinein zu den großen Tropenseen, wo sie sich mit der entgegengesetzten Linie, die vom Südkap nach Norden zieht, treffen soll. Drei mächtige Pfeiler von der genannten Brücke stehen bereits und nachdem in der trockenen Jahreszeit die Arbeit etwas nachgelassen hatte, hat man sie jetzt wieder mit umso größerem Eifer aufgenommen, der nahezu an das Fieberhafte grenzt. Die Regierung wünscht dringend, daß die Brücke noch vor Ende dieses Jahres soweit hergerichtet werde, daß wenigstens die Lastenzüge mit dem notwendigen Material für die Senaarbahn passieren können. Die anglo-amerikanische Gesellschaft,,Cleveland Bridge Company“, die den Bau übernommen hat, setzt denn auch wirklich alles daran, um das Werk baldigst seiner Voll- endung zuzuführen und wieder ein Ehrenkränzchen nach Hause zu tragen. — — Doch der Mensch denkt und Gott lenkt. * * * Wir lassen nun die Erzählung der Katastrophe folgen, die uns der hochw. p. Crazzolara bezüglich obenerwähnten Brückenbaues mitteilt: „Das Tagesgespräch bildet hier gegenwärtig der Blaue Nil, der Heuer früh schon zu einer Höhe heranwuchs, wie man fich's nur erinnert von der Zeit Gordons. Mitte August kam von Roseres an der abesfinischen Grenze die telegraphische Nachricht nach Khartum, daß dort der 9iis (Bahr el Asrak) zwanzig Fuß gewachsen sei: in zehn Tagen würde jenes Wasser also in Khartum sein. Alsbald erschienen neue Beamte, die den Auftrag hatten, das allenfalsige Eindringen des Blauen Nils zu verhindern. Ueberall wurden dann Dämme aufgeführt, indem man Sandsäcke aufeinanderlegte und noch tüchtig Erde darauf und dahinter warf. Indes trug die mächtige Strömung ein Stück der provisorischen Brücke weg, die Halfaya mit Khartum verbinden sollte, zum allgemeinen Ergötzen sowohl der Italiener, die schon früher prophezeit haben wollen, daß man es bereuen werde, nicht sie angestellt zu haben, als auch der unzufriedenen Griechen, welche in schlecht angebrachter Pietät nun darin die Hand der göttlichen Vorsehung sehen, welche die englische Brücken-Gescllschaft strafe wegen ungerechter, knauseriger Behandlung ihrer Landsleute: so hörte ich in jenen Tagen einen großauftragenden Griechen sprechen. Den ganzen Schaden muß die Gesellschaft tragen sowie auch manches reparieren, was das mächtige Balkengewirr auf seiner eigenmächtigen Fahrt zerstörte. Unter anderem verwickelten sich einige Balken, an denen die Schienen befestigt waren, mit den zwei Säulen, welche die sogenannte „Madia"*) ans ihrer Hin- und Herfahrt geleiten, und machten deren Gebrauch unmöglich. Da aber bei der gegenwärtig sehr starken Strömung des Nils niemand zwanzig Meter tief unter Wasser arbeiten will und kann, so muß ein anderes Schiff auf Kosten der Gesellschaft die Dienste der Madia leisten. Die Brücke sodann wird infolge dieses Zwischenfalles erst nach einem Jahre höchstens ihre Dienste leisten können. Providentiell war jedenfalls, daß die Brücke nachts und zum Teile in der Frühe zusammenstürzte (ich selbst war Augenzeuge), und zwar einen Tag bevor die Probe am fertiggestellten Teil der Brücke mit einer Lokomotive und dann mit ein paar Waggons stattfinden sollte: es wurde so größeres Unglück durch Gottes Hand verhütet. Der Nil hatte einfach die im Sande des Flußbettes hineingetriebenen Balken durch Fortschwemmen des Sandes bloßgelegt, so daß sie in die Höhe gehoben wurden. Am Tage vordem Unglück gewahrte man ein unheimliches Wackeln und Geräusch der Balken der Brücke und die Arbeiter weigerten sich, an die Arbeit zu gehen. Nachts gegen 1 Uhr und um 1/29 Uhr des folgenden Tages brachen dann die mächtigen Balken unter dumpfemGetösc und Krachen, welches noch eine gute Zeitlang fortdauerte, zusammen, während das Balkengewirr, flußabwärts getrieben, in immer kleineren Haufen sich auslöste. Es wurden dann zwei Schiffe bestellt, welche die Balken auffangest sollten, um so zu retten, was gerettet werden konnte, doch war das nicht viel. Der Schaden dürfte zusammen 20.000 Pfund Sterling übersteigen. Unterdessen erwartete man mit Spannung die angekündigte rasche Steigung des Nils ab. Es vergingen zehn, vierzehn Tage itnb der Nil wuchs nur wie gewöhnlich schön langsam fort, bis er jetzt, zu einer jedenfalls sehr *) Madia, Schiff, das den regelmäßigen Verkehr zwischen Khartum-North (Halfaya) und Khartum vermittelt. bedeutenden Höhe angelangt, haltgemacht hat und sich begnügt, bald zu steigen, bald zn fallen. Wäre jenes Wasser, das man vermutete und erwartete, wirklich angekommen, so hätten wir, da der Garteneingang des Missionshauses höher liegt als die Zimmertür, eine nicht gar so gewünschte Badegelegenheit bekommen. Indes begnügte sich der Nil damit, die Straße am Nilkai immer enger zn machen, und die Journalisten usw. zerbrachen sich den Kopf, wo denn jenes Wasser nur hingeschwunden sein könnte. — Die Gelegenheit, einen Teil von Khartum unter Wasser zu sehen, ist aber trotzdem gegeben. Gegen Westen ist der Weiße Nil weit hereingetreten und manche Häuser, Hütten und selbst die dort gelegenen großen Gartenanlagen, denen der Nil einen Besuch auf ein paar Monate abgestattet hat, dürften an Wasserüberfluß leiden. Hoffentlich bleibt weiteres Unglück von der schwergeprüften Mission fern. ( s —3s] —(7t -—-—T==—ov \ II Aus dem flßifftoneleben. II Aberglaube Ln Gberägvpten. Seitdem die Welt besteht, war es stets ein dem Menschen angeborenes Bestreben, den Schleier, den die Zukunft geheimnisvoll in Dunkel hüllte, gelichtet zu sehen, die Bedeutung gewisser auffälliger Naturereignisse, die man sich nicht auf natürliche Weise erklären konnte, zu erfahren. Und tatsächlich sehen wir schon im grauen Altertum, wie die geheimen Künste in Blüte waren und wie man mittelst derselben die Unwissenheit und den guten Glauben des Volkes für den eigenen Vorteil auszubeuten suchte. Bekannt sind ja die Auguren, die mannigfachen Totenbeschwörungen, die Wahrsager, die Orakel von Delphi, Dodona usw. Personen aller Stände, ja selbst Könige und Kaiser betrachten es als ihre Pflicht, denselben Geschenke darzubringen vor jeder größeren Unternehmung. Aehnliches finden wir noch heutzutage im sogenannten Spiritismus, der ja auch mit Hilfe des Mediums (Mittels) Unbekanntes zu ergründen sucht. Doch begnügt sich das gewöhnliche Volk meistenteils mit dein Befragen eines Traumbuches oder irgend einer zahnlosen Alten, die da mehr oder weniger glückliche Antworten gibt, von deren Zutreffen dann ihr Ansehen abhängt. Und hier in unsern afrikanischen Ländern? O glaubet nur nicht, liebe Leser, daß sich dieses Handwerk hier großer Fortschritte habe zu erfreuen gehabt, im Gegenteil, wir sind, wenn ich mich eines modernen Ausdruckes bedienen will, sozusagen erst im ersten Stadium der Entwicklung; dafür aber ist dasselbeinfolge der Umgebung, welche ganz dazu angetan zu sein scheint, es in jeder Weise zu fördern, sehr im Schwünge. Wir sind hier so recht eigentlich im Lande des Aberglaubens. Man fühlt wirklich Mitleid mit diesem armen Volke, wenn man sieht, wie dasselbe weite Reisen unternimmt und tausend Mühen sich unterzieht, um zu einem Alten zu gelangen, den der Fanatismus mit einem Scheine von Heiligkeit ausgestattet hat. Diese sogenannten Heiligen sind häufig Personen, welche schon einmal die Reise Nach Mekka mitgemacht haben, oder überspannte Köpfe, welche sich in gehorsamer Unterwürfigkeit unter Mohammed in gräßlicher Weise verstümmelt haben, ein Auge ausgestochen haben, oder cs sind Menschenfeinde, welche in einer verlassenen Höhle ein Einsiedlerleben führen und auf Leute warten, die kommen, um sich bei ihnen Rat zu holen. Außer diesen gibt es noch eine andere Klasse derartiger Individuen, die durch die Straßen ziehen, gekleidet nach Art der Derwische, d. h. eine große Armut zur Schau tragend und ganz zerlumpt alles mögliche verkaufen, was nur immer den Fanatismus eines äußerst unwissenden Volkes fördern kann. Eines Tages begegnete ich in einem Dorf einem solchen Krämer, der an einer Stange eine ganze Sammlung derartiger Albernheiten herumtrug. Füße von Ziegen und Schafen, Felle von schwarzen Katzen und anderer Tiere, Schwefelstückchen, Holzspäne, die er in der Umgebung Mekkas aufgeklaubt hatte, Amulette, d. h. kleine Lederbeutelchen, in die einige Streifen Papier, mit Koransprüchen beschrieben, eingenäht waren, Wunderschlangen und dergleichen inehr. Ich näherte mich ehrfurchtsvoll dem Krämer in der Hoffnung, für würdig befunden zu werden, auch einen so wunderbaren Talisman zu besitzen, und fragte ihn um den Preis. Dieser aber wollte, da er mich als Europäer und auch als einen Christen erkannte, auf keinen Fall einen davon verkaufen, da er es für eine Sünde hielt, wenn er solch heilige Sachen einem „Hunde" gäbe. Wenn man so einen Spaziergang durch die belebtesten Gassen macht, stößt man beinahe bei jedem Schritt auf alte Bischarinen, die unter den Angen Aller Wnndersäckchen verfertigen, die gegen jegliches Uebel■ Schutz gewähren. In ihrer Nähe erblickt man andere Alte, nach Araberart mit gekreuzten Beinen, dasitzen, ein Häufchen Papier auf der einen Seite und einen alten, ganz abgenützten, nur lose zusammenhängenden Koran auf der andern Seite, vor sich ein Tintenfaß, eine Feder und ein ausgebreitetes Taschentuch, darauf eine Schicht roten Wüstensandes, und so ausgerüstet erwarten sie ihre Kunden. Eines Tages stellte ich mich zu einem solchen Schwarzkünstler, einem gemütlichen Alten von schwarzer Farbe und mit schönem grauen Barte, mit einem weißenTurban auf dem Kopfe, als er gerade ziemlich lebhaft mit einer der vielen Frauen disputierte, die im Kreise um ihn herum saßen: da näherte sich mir ein bekannter Araber und hielt mich an, um mir etwas zu sagen. Ich benützte die Gelegenheit, um mich dem Alten zu nähern und zu erfahren, was denn eigentlich verhandelt wurde. Ich hörte, wie die Frau ihr eigenes Schicksal erzählte und ihn um Aufschluß betreffs der Zukunft bat. Der Alte horchte mit großer Aufmerksamkeit ans ihre Auseinandersetzungen, öffnete sodann den Koran und las darin einige Verse; hierauf machte er in den Sand einige geheimnisvolle Zeichen, wandte sich schließlich an die Frau und ganz entsprechend dem großen Vertrauen, das sie ihm entgegengebracht, sagte er ihr, sie möge sich nicht mehr beunruhigen um ihren ersten Gemahl, sondern nur ihrem zweiten anhangen, mit dem sie ein glückliches Leben führen würde; sie würde Mutter eines Sohnes werden, den ihr aber bald wieder der Tod entreißen würde; später nochmals Mutter geworden, würde das geborene Kind den Trost und die Freude ihres Lebens bilden. Ganz befriedigt ob einer solchen Anwort, ließ die Frau einige Piaster in die Hand des Lehrers gleiten und entfernte sich. Es kam nun die Reihe an eine zweite, dann an eine dritte und so weiter, bis aller Anliegen erledigt waren und er so binnen kurzem ein kleines Sümmchen beisammen hatte. „Na, warte," dachte ich nun bei mir selber, „ich will doch mal sehen, mein lieber Alter, wie weit es mit dir her ist." Ich hatte bei mir zwei von unsern Buben, die bereits ziemlich herangewachsen waren. „Höret," sagte ich ihnen, „ich möchte mal, jenen Alten um Rat fragen: bleibet immer an meiner Seite." Meine Absicht war es, ihn angesichts der beiden „Sprich nur," entgegnete der Alte. „Aber ist es. denn wirklich wahr, daß du im Namen Gottes antwortest und er dir die Worte eingibt, so daß du die Zukunft vorhersagen kannst?" , , „Gewiß," antwortete er mir mit aller Statue IRainses’ II. Welcher Ort hat heutzutage einen berühmten Mann beherbergt, ohne daß ihm dort ein Denkmal gesetzt wurde? Von den Herrschern unserer Zeit beinahe jedem. Vor 3000 Jahren ist die Herrscherstadt Memphis in dieser Litte der Jetztzeit nicht nachgestanden. Gegenüber der heutigen Totenstadt ist der moderne Vadekurort Heluan. Hat man bei Heluan den Nil überschritten, so findet sich unter Palmen noch ein Koloß alter Lteinmetzkunst. Ueber der Erde erhoben, liegt wagrecht eine Statue Ramses' II. Ihre proportionierte Gleichheit weist unter anderem eine Länge von acht Metern auf. Bei den jetzigen Witterungsverhältnissen Aegyptens wird sie nach 1000 Zähren kaum mehr so gut erhalten sein. zu blamieren, damit sie daraus ersehen könnten, wie weit es mit der Weisheit dieser Leute her sei und sich nicht mehr täuschen ließen. Ich näherte mich also dem Alten und sprach zu ihm: „Ich habe einen Wunsch auf dem Herzen und wenn du mir diesen erfüllen könntest, ich würde dir's sicher gut lohnen." Dreistigkeit: „in meinem Koran finde ich alles niedergeschrieben und Mohammed, der Prophet Gottes, steht nicht an, mir zu helfe:!." „Also gut, höre mal. Ich habe heute aus Europa einen Brief bekommen, in dem man mir anzeigt, daß binnen kurzem einige meiner Mitbrüder hieher kommen würden: aber inan schrieb mir nicht, wieviele und welche. Nun aber möchte ich dies gerne wissen und ich bitte dich, es mir zu sagen." Der Alte sah mich etwas verlegen an und rief dann aus: „Aber wie kann denn ich das wissen? Hast du nicht den Brief?" „Ich habe ihn nicht bei mir: aber wenn ich ihn auch da hätte, könntest ihn doch nicht lesen, weil er in einer europäischen Sprache abgefaßt ist, die du nicht kennst, und ich versichere dich auch, daß darin wirklich nichts von dem enthalten ist, um dessentwillen ich dich srage, sonst wäre ich nicht gekommen, um dich zu stören." „Aber was willst du denn dann von mir wissen?" „Wie, du weißt es nicht?" entgegnete ich ifint: „du hast doch soeben gesagt, daß du mit Gott in Beziehung stehst und er dir alles offenbart und daß der Prophet dir zur Seite ist, damit du dich nicht täuschest. Befrage ihn also, befrage deinen Koran!" „Gut. Ich werde also den Koran befragen," antwortete der Alte. „Du aber mache vorerst mit dem Finger einen Stern in den Sand, so . . ." und er zeigte mir, wie ich es zu machen hätte. Ich schickte mich dazu an, nahm jedoch als Ausgangspunkt einen andern, als den er mir angegeben hatte. „Nicht so," schrie er mich an: „du mußt es machen, wie ich es mache." „Ja," erwiderte ich ihm, „rechts oder links angefangen, kommt es denn nicht aufs gleiche heraus?" Der Alte stand einen Augenblick nachdenklich da, dann begann er einige Verse des Koran herunterzuleiern, aber alles umsonst: die Offenbarung erfolgte nicht. Sicherlich warder Schwindler in seinen Gedanken damit beschäftigt, sich durch irgend welche Ausrede aus der Verlegenheit zu ziehen: aber zu seinem Mißgeschicke fiel ihm auch nicht eine ein. Der Moment war feierlich: angesichts des rätselhaften Stotterns des Alten und seiner deutlich zu erkennenden Verwirrung begannen die beiden Buben zu lachen. Ich selbst jedoch stand ernst da voll heiliger Begier nach der erwünschten Antwort. Endlich, da ich mich nicht mehr länger halten konnte, brach ich das Schweigen. „Man sieht," sprach ich, „daß dich entweder der Prophet diesmal nicht unterstützt oder daß du dein Geschäft nicht recht verstehst." Der Alte zitterte vor Wut und Schande; ein Kranz von Leuten hatte sich um uns gebildet, alle, begierig zu sehen, wie der Wahrsager sich heraushelfen würde, und allmählich lachten auch sie ob seiner Verlegenheit. Alles war umsonst; die Szene ward immer komischer-. „Höre," sagte ich dann zum Alten, „ich will dir als Entgelt für die Verlegenheit, in die ich dich gebracht habe, einen guten Rat geben. Anstatt hier den ganzen Tag bei müßigem Nichtstun zuzubringen und mit deinen Schwindeleien das arme Volk zu betrügen und ihm sein Geld zu entlocken, würdest du viel gescheiter handeln, wenn du dich irgendwo zur Arbeit verdingen würdest und dir dein Brot auf eine ehrenhaftere Weise verdientest." Auf diese Worte hin erhob sich der Alte ganz wütend. Was es abgegeben hätte, wenn wir allein gewesen wären, weiß ich nicht. Aber in Gegenwart einer so zahlreichen Zuschauermenge, die mir allgemein Beifall schenkte und Zeuge seiner Verlegenheit war, wußte er nichts Besseres zu tun, als daß er einige Verwünschungen ausstieß, sein Taschentuch, das er vor sich ausgebreitet liegen hatte, zusammenpackte und mit seinem Koran und mit seinen Papieren in einem Augenblicke verschwand. Ich glaube, daß diese Lektion auch meinen Buben von großem Nutzen war und vielleicht auch für den einen oder den andern aus der Reihe der Zuschauer. Mit einem Worte, man muß jede Gelegenheit benützen. * * * Der Klasse vvn Wahrsagern muß man auch die der Hexen beizählen. Diese besitzen die Fertigkeit, von sehr vielen Krankheiten zn heilen, oft sogar von allen Krankheiten. Eines Tages machte ich mit zwei meiner neu angekommenen Mitbrüder einen Spaziergang in ein Dorf, als an unser Öhr der Schall einer Trommel schlug. „Kommt," sagte ich zu den beiden Brüdern, „da könnt ihr einmal was Neues sehen." Wir langten nach wenigen Augenblicken an dem Orte an, von dem aus der Schall an unser Ohr gedrungen war: eine ziemliche Menschenmenge stand da, voller Aufmerksamkeit ans das, lvas sich vor ihren Augen zutrug. Soeben trat eine Negerin aus einer Hütte heraus, einen Kranz von Perlen um ihren Hals und ebensolche Schnüre an den Hand- und Fußgelenken. Sie näherte sich den Anwesenden unter geheimnisvollen Geberden, wobei sie mit ihren Armen in der Luft herumfuhr und ihren Körper nach allen Seiten bewegte. Nach wenigen Augenblicken trat ein Mann aus der Menge heraus und erklärte, daß er krank wäre: er bat sodann die Hexe, die Krankheit zu bannen. Diese nahm ihn auf das hin bei der Hand, hieß ihn auf-die Erde setzen, zog ihn hierauf heftig bald am rechten, bald mit linken Fuß und betrachtete dann nach dieser Gelenksübung den unglücklichen Patienten, nachdem sie sich neben ihn mit verschränkten Armen auf den Boden niedergekauert hatte. Ob bei diesem, eine Zeitlang währenden starren Anschauen irgend ein magnetischer Einfluß von dem Auge des Weibes aus hätte auf den Kranken einwirken sollen, das weiß ich nicht. Nach einiger Zeit erhob sich die Hexe, faßte von neuem das arme Opfer beim Kopf und schüttelte denselben heftig nach rechts und links: hierauf setzte sie ihm ein Knie auf den Rücken, nahm den Kranken bei den Schultern und bog ihn derart nach hinten, daß ich schon das Brechen des Rückgrates zu vernehmen glaubte. Nachdem sie mit ihrem Bearbeiten des Armen fertig war, begann sie von neuem herumzuspringen, warf ihre Arme nach allen Windrichtungen hin und ließ ihre Pantoffel in den Lüften fliegen. Sodann wendet sie sich an ihn, stellt ihn mit außergewöhnlicher Kraft aufrecht und trägt ihm auf, nach ihrer Methode auch seine Pantoffel in die Lüfte zn werfen. Nach dieser letzten Zeremonie gibt sie ihm einen Stoß und erklärt ihn für geheilt: der Geist der Krankheit ist ausgefahren und sicherlich wird er nicht mehr znrückkehreül Auf die Worte der Alten hin macht der arme Kranke, der doch von den Strapazen der Heilungsmethode ganz erschöpft war, einen Freudensprung und nachdem er die Beglückwünschungen der Anwesenden in Empfang genommen hatte, entfernt er sich ganz glücklich und fest überzeugt, nun völlig geheilt zu sein. Solche Vorfälle ereignen sich nicht selten und nicht nur Hunderte, sondern Tausende finden auf diese Weise ihren Lebensunterhalt, indem sie die Einfalt der Leute auf diese Weise ausbeuten. Hier blüht noch das Reich Satans mit allen seinen Greueln, jenes Reich, das zu zerstören wir hieher gekommen sind, um auf dessen Trünimern das Reich der Wahrheit, das Reich Christi, aufzubauen. Möge uns Gott der Herr bei diesem großen und beschwerlichen Unternehmen beistehen und unsere lieben Freunde uns mit ihrem Gebete unterstützen! ★ Lin vorzüglicher Ikocd und eitriger IRatecbet. Thomas, geboren im Jahre 1879 zu Iungcme, 6 Kilometer von Serabon (Sierra-Levne), ist der Sohn eines mendischen Unterhäuptlings. Auf die Kunde hin, daß weiße „Männer Gottes" in Serabon ansässig ge- worden, um das Reich Gottes zu verbreiten, begab sich Thomas zur Mission und bot den Glaubensboten seine Dienste an, indem er das Zeugnis eines „vorzüglichen Koches" vorlegte. „Ich bin Koch", sagte er, „aber auch in sonstigen Arbeiten nicht unbewandert und werde gern Hand anlegen überall, herzustellen. Somit mußten wir, obgleich schweren Herzens, unsern Thomas entlassen, mit der Versicherung jedoch, ihn mit offenen Armen zu empfangen, sobald es unsere Mittel erlaubten. * Im Februar 1901 versuchte der Küchenchef aufs neue sein Glück und diesmal war es ihm o o o In Khartum sind auf vier große Kasernbauten drei ägyptische Bataillone und ein solches von Negersoldaten verteilt. Unser Bild zeigt uns einige davon. Die Tapferkeitsmedaille haben sie sich größtenteils in den Kämpfen gegen die Mahdisten erworben, besonders am Atbara (s. Text S. 273) und bei Omdurman. O O O wo es etwas zu tun gibt. Nehmet mich nur an." Wenn kaum die notdürftigsten Mittel zur Verfügung stehen, dann vergeht schon die Lust, einen „vorzüglichen Koch" oder sonst einen Diener zu dingen. Wo nichts ist, da hat der Kaiser sein Recht verloren: selbst der hervorragendste Koch vermag tiicht aus gewöhnlichen Wurzeln einen saftigen Braten hold. Er wurde gedungen unter der Bedingung, daß seine Herrschaft sich nur so nebenbei auf die Küche erstrecken sollte. Wir hatten wirklich einen kostbaren Schatz entdeckt: denn unser Tommy kann alles und arbeitet von morgens 5 Uhr bis abends 9 bis 10 Uhr und, falls es nottut, auch noch die ganze Nacht hindurch. Mit seinem Verstand ist es allerdings nicht sehr weit her und sein Gedächtnis läßt ihn auch bisweilen im Stich, aber an Willenskraft und Ausdauer steht er auch dem Besten nicht nach. Sein guter Wille offenbart sich durch einen blinden Gehorsam den geringsten Wünschen der .Patres gegenüber, durch ein musterhaftes Interesse an allem, was die Mission betrifft, besonders aber, und apostolischen Reisen beginnt, ist Tommy zur Stelle als dessen treuer Begleiter über Berg und Tal. Bei der Ankunft in einem Dorfe tritt der apostolische Eifer des jungen Mannes erst recht in Tätigkeit. Er besucht jede Hütte und ladet deren Bewohner zum Katechismus-unterricht ein. Seine mächtige Stimme ertönt Am Nilkai bes Blauen Flusses liegen die öffentlichen Gebäude, darunter das Post- und Telegraphenamt. Hier ist die Landungsstelle der Postschiffe, welche den Verkehr auf beiden Nilen bis an die Grenzen des Suban besorgen. Hier ist auch die neue Brücke über den Blauen Nil geplant. (Siehe Text Seite 277.) Voltgebäude in IRbartum. das ist seine Haupteigenschaft, durch seinen unermüdlichen Eifer im Unterrichten der Kranken und Sterbenden. Bor seiner Taufe schon besaß Tommy diese Eigenschaften in einem hohen Grade; seitdem er dieses heilige Sakrament empfangen, zeigt er sich noch besser, bereitwilliger und eifriger. Sehet und höret vielmehr. In aller Frühe, wenn P. Kuntzmann seine so lange im Dorfe, bis alle Bewohner, die guten Willens sind, am herkömmlichen Versammlungsort, nämlich unter einem großen Schuppen, sich eingefunden haben. Jetzt amtiert Tommy als Dolmetscher und mit feurigem Eifer waltet er seines Amtes. Je nachdem er den Gegenstand beherrscht, kürzt oder verlängert er die Erläuterungen des Paters; rechts und' links fragt er nach, bis er auf den Gesichtern ablesen sann, daß seine Erklärungen alle befriedigt haben. Unserem Katecheten, als reinrassigem Mende, sind alle Einwände der Stammesgenossen gegen die Religion der Weißen bekannt. Bevor nur jemand Zeit hat, den üöhmi) zu offnen, um> einige derselben vorzubringen, ist er schon mit der Widerlegung bereit und er erteilt ihnen eine genügende, wenn auch nicht immer logische Antwort. Der Haupteinwand ist folgender: die Taufe ist eine Arznei, ein Gift. Empfange ich dieselbe, so muß ich daran sterben. Diese Furcht entspringt dem zum Aberglauben geneigten Charakter der Eingeborenen. Sprechen Sie zu denselben von Gott, von Himmel und Hölle, so werden sie Ihnen aufmerksam zulauschen und sogar Glauben schenken. Saget aber dem Mende, daß er, um zu diesem Gott zu gelangen, die ewige Seligkeit und das Paradies zu finden, sich Wasser auf das Haupt gießen lassen soll, so wird er Ihnen eiligst weglaufen. Es ist noch nicht lange her, da hatte ich einem Sterbenden die notwendigen Wahrheiten beigebracht zum Empfang der heiligen Taufe. Er hatte, sich sogar zum Empfang des heiligen Sakramentes bereit erklärt. Im Augenblick jedoch, wo ich mich anschickte, mein Wasserfläschchen zu ergreifen, hielt er krampfhaft meinen Arm zurück und erklärt zitternd: „Weg mit. dem Wasser! Niemals darfst du mir von diesem Wasser aufs Haupt gießen, sonst muß ich sterben..." Hundertmal, tausendmal schon hat Tommy diesen Einwand widerlegen müssen. „Angst habt ihr, meine Freunde," ruft er ihnen zu, „Angst habt ihr, daß dieses Wasser ein tödliches Gift sei! Nun, um euch vom Gegenteil zu überzeugen, so will ich selbst davon trinken..." Allgemeines Staunen, daß der Verwegene nicht tot zusammensinkt — er muß wohl verhext sein. Allein da der ungläubige Zug der Zweifels sich immer noch ans den Gesichtern abspiegelt, fährt er weiter. „Getrunken habe ich vom Wasser und lebe noch. Wie viele sind schon seit Jahren getauft und blieben kerngesund!" Und er zählt die zahlreichen Personen auf, welche diesem „tödlichen Gift" widerstanden haben. Allein so lange er sich nicht selbst unter die- Zahl der die Taufe Ueberlebenden zählen konnte, schien ihm die Beweisführung doch zu schwach. Hundertmal größer wäre die Wirkung dieses Argumentes, wenn er die gefürchtete Taufe empfangen, er, ein echter Mende von altem Schrot und Korn, und dieselbe überlebt hätte. Diese Erwägung war für ihn ein neuer Grund, um inständig seine Aufnahme in die Kirche zu verlangen. Wie jeder es wohl erraten kann, ließ es Tommy nicht an Eifer in der Vorbereitung mangeln und bald konnte er zu seiner großen Freude seine Beweisführung ergänzen von der Unschädlichkeit des Tauswassers für das körperliche Wohlbefinden. Oben erwähnte ich auch den Besuch der Hütten als Lieblingsbeschäftigung unseres Katecheten. Bei den Mende ist dieser Besuch von größter Wichtigkeit. Ein sterbender Mende hat nämlich keinen sehnlicheren Wunsch, als unbemerkt und ungesehen aus diesem Tränentale zu scheiden aus Furcht vor dem bösen Geist und dem bösen Blick seiner Mitmenschen. Um denselben zu entgehen, läßt sich der Kranke von einem Dorf ins andere tragen, bis er die nötige Sicherheit gefunden zu haben glaubt. Niemals wird Ihnen ein Heide melden, daß sich irgendwo ein Kranker befindet; niemals wird man Ihnen das Versteck verraten, wo er sich verborgen hält. Durch diesen eigentümlichen Brauch wird natürlich die Lage des Missionärs ganz außerordentlich erschwert: deshalb hat es sich Tommy zur Aufgabe gemacht, uns hierin behilflich zu sein. Im Auffinden der Kranken leistet er die besten Dienste, denn er hat sich zu einem geübten Seelenjüger herangebildet. In jeder Ansiedlung besteht seine erste Aufgabe darin, jede Hütte einer gründlichen Untersuchung zu unterwerfen, ob sich nicht etwa Kranke darin verbergen. Wie manchen Kranken hat auf diese Weise der seeleneifrige Tommy entdeckt! Indem er ihnen gegenüber die Rolle des Schutzengels übernahm, hat er denselben zu einem besseren Jenseits, zum Himmel verholfen. Als typisches Beispiel seines erfinderischen Seeleneifers sei folgende Begebenheit erwähnt. Er hatte gerade eine Hütte gründlich durchsucht, als er, schon an der Türschwelle angelangt, einen schwachen Seufzer vernahm, der aus einem Winkel herzurühren schien, wo er bis jetzt nichts entdeckt hatte. Aufs neue beginnt er seine Nachforschungen... Nichts zu finden. Sonderbar! — Er ruft. — Kein Laut ist hörbar, — Da, ein leuchtender Gedanke. Er zündet ein Streichholz an. Und siehe, in einem elenden Verschlag kauert ein noch elenderes Kind. Das arme Geschöpf erhielt die heilige Taufe und nach einigen Stunden ging es in den Himmel, die Zahl der Engelchen zu vermehren _____ Ist das Leben eines Katecheten, wie es unser Tommy führt, nicht ein aufreibendes, selbst für ihn, den abgehärteten Eingeborenen? Oft zieht er in aller Frühe aus und kehrt erst spät abends zurück nach einer Fußtour von 50 bis 60 Kilometern. Während der Regenperiode vermehren sich noch die Mühen und Strapazen dieser apostolischen Reisen, denn die Wege liegen streckenweise vollständig unter Wasser. Und da die Regentage zahlreich find, so ist es leicht begreiflich, daß bisweilen unser treuer Tom des Abends müde und vom Fieberfrost geschüttelt sich nach Hause schleppt. Aber am folgenden Morgen ist er wieder auf den Beinen, bereit, von neuem sich wieder in den Dienst Gottes und der Seelen zu stellen. Würden doch alle Christen, sobald es sich um das Heil ihrer eigenen Seele handelt, nur die Hälfte des Eifers an den Tag legen, welchen Tommy zeigt dem Heile der Seele seiner Mitmenschen gegenüber. Wie herrlich würde sich dann das Erdenleben gestalten! Für seine Mühen und seine Aufopferung im Dienste des Nächsten wird allerdings unser Katechet erst dort oben den verdienten Lohn empfangen. Für seine treuen Dienste konnten wir ihm nämlich nicht viel bieten. Trotz unserer Armut haben wir ihn dennoch nicht völlig auf den Himmel vertröstet. Bei seiner Verehelichung überließen wir ihm hinter der Mission eine fruchtbare Pflanzung als Mitgift für seine Braut, welche vor der Brautmesse die heilige Taufe empfing. Am letzten Neujahrstage sandte Gott seinem und unserem lieben Thomas als Neujahrsgeschenk ein Töchterlein. Die kleine Theresia wurde feierlich in der Kirche getauft noch am Tage ihrer Geburt und die frohe Mutter wohnte persönlich der Zeremonie bei. Dies ist das kurze Lebensbild eines jungen Schwarzen, eines eifrigen Katecheten. Hoffentlich finden sich noch manche unter den von der Mission erzogenen Kindern, welche den Fnßstapfen unseres Thomas getreu nachfolgen. flDanenverem für Afrika. Die Pfarrgruppe St. Rochus in Wien, III. Bezirk, hielt am 28. Oktober im großen Gemeindehaussaale eine außerordentlich gut besuchte Versammlung ab. Der hochw. Konsulent Herr Nitschmann eröffnete dieselbe, indem er alle Anwesenden auf's herzlichste begrüßte, besonders die hochw. Herren: Domkapitular Schöpfleuthner, geistlicher Rat Pfarrer Gold und den hochw. Herrn Kooperator Sir vom X. Bezirk. Der hochw. Herr Konsulent wies vor allem darauf hin, daß seit der letzten Versammlung der hochw. Herr Kanonikus mit der großen Salvatormedaille ausgezeichnet wurde und 40 Jahre seit seiner Priesterweihe verflossen seien, und brachte im Namen des Marienvereins, für welchen der hochw. Herr Kanonikus schon so vieles getan und gearbeitet hatte, auch die ehrfurchtsvollsten Glückwünsche dar, vereint mit dem Wunsche, daß Gott demselben noch lange Zeit die Gesundheit^ und Kräfte verleihen möge, um für den Marien-verein sowie für alle anderen katholischen Vereine auch noch ferner tätig sein zu können?) Der hochw. Herr Kanonikus dankte für die guten Wünsche und erklärte abermals in kurzen, aber zu Herzen gehenden Worten den Zweck des Marienvereins. Für die große Gnade, im katholischen Glauben geboren und erzogen worden zu sein, sollen wir uns dadurch dankbar erweisen, daß wir für die mehr als 800 Millionen Heiden Gebete zum Himmel schicken und durch materielle Opfer beitragen, daß auch ihnen das Licht des wahren Glaubens zuteil werde. Da Beispiele immer zur Nachahmung hinreißen, wurde auf das glaubensstarke Hirtenmädchen von Lourdes hingewiesen sowie auf das so außerordentlich eifrige Mitglied, die verstorbene FranBaronin Pillerstorf, welche viel von ihrer Zeitu. ihren Krästenden armen Negern widmete durch Arbeiten, Veranstaltungen von Lotterien usw. zum Besten der armen Neger, ohne daß aber die Baronin die uns nahestehenden Armen außeracht ließ: besonders bei den Kinderpatronagen und bei dem kleinen Bücherapostolat beteiligte sie sich mit allem Eifer. Ein inzwischen von St. Gabriel gekommener Missionär hatte die Güte, noch eine Ansprache ß Diesem Wunsche schließen auch wir uns an und rufen ihm freudig zu : Ad multos annos! (Die Redaktion.) zu halten, in welcher er in sehr anschaulicher und besonders für die Jugend sehr interessanter Weise von den Leiden und Freuden der kleinen Schwarzen erzählte. Er beschrieb ihre Spiele und Gebräuche und auch die großen Gefahren, deneü sie an Leib und Seele ausgesetzt sind. Hochwürdiger Redner besprach aber auch, welch große Opfer die Missionäre bringen müssen, in welchem erkrankten und geschwächten Zustande dieselben schon nach kurzer Zeit aus den tropischen Ländern zurückkehren, und bat die Anwesenden, nicht nachzulassen in ihrer Begeisterung und durch Gebet und freiwillige Gaben und Opfer den Marienverein zu unterstützen. In den Zwischenpausen hatten sich die Töchter des Apostolates von der Landstraße sehr verdient gemacht durch die Aufführung des Schauspieles: „Das Hirtenmädchen von Lourdes". Alle dabei Mitwirkenden füllten ihre Rollen so gut aus, daß die Anwesenden aufs höchste gerührt und erbaut waren. Der hochw. Herr Nitschmann dankte auch in herzlichster Weise den Fräuleins und ihrer Vorsteherin für die große Mühe, die sie sich um der guten Sache willen gegeben hatten, und überreichte am Schlüsse dem hochwürdigen Diözesandirektor Schöpslenthner Kr. 134, die durch die Mitglieder in letzter Zeit eingegangen waren. $ ent Memento der hochw. Missionäre und dem Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Hochwst. Herr Domdechant Prälat Dr. Anton Horny (Wien); Hochw. Herr Kurat Josef Egger (Lengstein). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Gcbctscrhörnngcn und -Empfehlungen liefen ein ans: Epp an — Fulnek — Pichl — Sicgburg — Bolders — Weilheim — Wien. Dem heiligste« Herzen Jesu, der schmerzhaften Mutter Maria, dem heiligen Joses, dem heiligen Ant»ni»s, de« heiligen Bartholomäus und dem heiligen Erzengel Michael (am 28. September wurde ich ganz plötzlich, nachdem ich schon völlig mutlos war, erhört) sei ciuigcr Dank gesagt: für Erhörung in einem speziell schweren Anliegen — für Heilung einer gefährlichen Stichwunde — für wunderbare Hilfe in einem großen Anliegen. Alan bittet umS Gebet: in zwei schweren Anliegen — in besonderen Anliegen — um Genesung von einer schweren Nervenkrankheit zu erlangen — in einer traurigen Familienangelegenheit — in vielen Anliegen — in zwei Anliegen. — Im Falle der Erhörung haben mehrere Veröffentlichung versprochen. WcrantwovtlidbeE Sdbdftldtev: IficMor k>. Dr. fiD. tftatfelnev F. S. C. — xrevveretNL-LutLdruÄcrei 36rtxen, Tüdtirol.