Laibacher W o ch e n b l a t t 3 ll m Nußen und Vergnügen. Frentaa den lc>. November. 1815. Der Französische Minister Richelieu auf Ncisen. ^5» B. Duval erzahlt in seinen Memoi-^ ren einen Zug von diesem allmächtigen Minister Ludwigs desXlll., der ihn völlig , sammt semer Zeit karakterisirr. Es ist wahr, sagt Duval, der Kardwal Richelieu übte seine Macht auf die imposanteste Art; bei mancher Veranlaj-sung glich sie der Allmacht, womit,.die Hecrscher Pcrsiens ehemals sich den Asiaten zeigten. E'nen Beweis hiervon gibt die prunkvolle Reise, welche er, während er krank war, von Taraskon in der Provence bis nach Paris machte Nm. zugleich prachtvoll und bequem zu reisen,l:cß er sich ein Gemach zimmern, welches b?i schönem Wstter statt des Daches ein Pavillon von Damast hatte, und bei RlgenwMer mit Wachstuch gedeckt wurde. In diesem tragbaren Z'mmer befonden sich ein Bett, ans ixn, er bchandi.q lag, ein Tisch und ein Stuhl, auf welchem jemand saß, der ihm vorlesen oder die Zeit mit Gesprächen vertreiben mußte. Achtzehn Mann trugen es aus den Schultern, iL anders folgten ihnen, um sie abzulösen, wenn sie müde waren. Die Leibwachen Sr. Eminenz, obgleich lauter Lcute von vornehmen Stande, stritten um die Ehre, seine Träger zu seyn, und trugen wirklich diese kostbare Last. Zum Beweist, mit wie viel Eifer und Ehrfurcht sie dieses glänzende Geschäft verrichteten, gingen sie die ganze Zeit, bey jeder Witterung mit entblößtem Haupte. ' Das Volk wurde zusammen berufen, und eilte von allen Seiten herbei, um die Wege breiter und ebener zu machen, um Felsen zu spreng::, vor diesem neuen Xe res. Ja was noch unglaublicher ist, ein Haufen Maurer zog voraus, und wenn die Thore der Städte und andrer ummauerter Orts, welche auf dem Wegs lagen, zu engs waren, brach man sie ab, um ihm die Durchreift zu el^ichtcrn. D^ mm-liche acschah an den Gasthöfen und andern Häusern , wo der stolz? Prälat übernachten wollte, so daß senn Leibwache, wenn er angekommen war, ihn in sti. nem Gsmach durch die Bresche bis in das Zimmer tragen konnte, welches ihm bestimmt war. Mit diesem zerstörenden Pompe kam er, nach einer Reise von yichr als 150 Meilen in Paris an. Hätten wohl die Franzosen für den Eingang der Bundeslade mehr thun kön« nsn^ Solche, lange Triumphzüge hat nie einer ihrer glorreichsten Königs, nie ein römischer Kaiser gehalten. Soweit Duval in seiner Erzählung: Sollen wir hierüber einige Bemerkungen ^ mittheilen? — Nein, wir wollen nichts sagen, als daß jene Franzosen, welche sich's zur Ehre rechneten, den Minister Richelieu in seinem Hause voll Unterwürfigkeit 150 Meilen weit zu schleppen, chren König (Ludwig XVl.) auf dem Schaffote gemordet, die Freiheit, die sie nicht kannten, gar.z Europa geprediget, und kurz darauf Leib und Leben hafür hingeopfert haben, um den ganzen kulti-virten Erdkreisen das Joch der schimpflichsten Sklaverei zu zwingen, welche jemals der Menschheit gedroht hatte. Fremde Geburt. tzin wallachischer Maurer, welcher von einem starken Husten seit einigen Wochen sehr geplagt wurde, litt besonders am 25. May sehr stark daran. Nachdem es ihn etlichemale zum Brechen genö-ttziget, und er etwas Schleim von sich gegeben hatte, brach er auch ein beinahe fingerlanges hundartiges Thierchen, mit einem Schweife versehen, aus; dessen Haut glatt und aschengrau, die 4 Füße etwas dunkler und die Augen schwarz waren. Es lebte nur 2 Stunden, und der Fürst der Wallachen ließ es wegnehmen, und m Spiritus aufbewahren. Geschichte bon Elsaß. Elsaß war ein deutsches Land. Auch darauf richteten die Könige von Frankreich schon lange ihre gierigen Augen. Im westphälischen Frieden (,648) wurden die von ihnen besetzten Besitzungen des Hauses Oesterreich an Frankreich abgetreten. In Ansehung der übrigen Besitzer mehrerer Antheile an Elsaß wurde in jenem Frieden festgesetzt, daß sie immediat (von Frankreich unabhängig) bleiben sollten, ^ber bald (662) pratendirte der französische König von den deutschen Reichsstädte« im Elsaß förmlich die Unterthans - Huldigung. Das deutsche Reich verfiel deßhalb (1673) in einen Krieg. Kaum war aber der Friede geschlossen, so zog der König von Frankreich ganz Elsaß ein; sogar Mömpet-gard, die Grasschaft Spontzeim,die badischen Oerter Beinheim und Grafenstein, die pfälzischen Orte Germersheim und Falkenberg , und die Rappolsteinischen Lchen. Das Ionrnal deParis 13 »4 sagt; „Hundert Jahre, waren erforderlich um das Elsaß französisch zu machen." Die Elsasser, einst Deutsche, waren 1814 und 1L15 sehr feindselig gegen die Alliirten gesinnt, welche den Unterdrücker Deutschlands lc. zu unterdrücken gekommen waren. — Der Kaiser Maximilian I. nannte die feste, ehemals deutsche Reichsstadt Gtraßburg eins starke Vormauer gegen Frankreich Der König von Frankreich machte sich 168t Meister von dieser großen, schönen und wohlbefestigten, aber von aller Besatzung entblösten Stadt mitten im Frieden auf die Völkerrecht widrigste Art und ohne Verlust eines Maunes oder ohne Schwertfä lag, indem er sie durch den General Montelas (durch schändlichen Verrath) wegnahm ! ! ! Und dieser imposante Platz wurde im Ryßwicker Frieden dem Könige von Frankreich gelassen ! l Scherzhaste Lizitations - Ankündigung. Wegen schneller Abreise einer gewissen Person werden verschiedene Effecten zum Verkaufe angebothen. Nebst qndern sehr seltenen Sachen werden nachstehende gegen baare Bezahlung dem Meistbietenden hindann gegeben: 1. Ein in mehrere Stucke zerbrochener eiserner Zepter. 2. E'ne schlecht ausgebesserte Krone, welche siH nicht mehr anf dem Haupte halten will. 3. Eine Hand der Gerechtigkeit, so gut wie neu, da sie noch niemahls gebraucht worden ist. 4. Ein schönes Paar Pistolen, mit welchen es unmöglich ist, sich zu todten 5. Einige von wunnstichigem Tannenholze gemachte Stufen, und ein großer mit Flkgen gestickter sammetner Teppich. Endlich 6. eine Abhandlung über den Vortheil der Postwagen für militänsche Netraiten. Fehlgeschlagene Hoffnung. Zwey Douaniers begegneten am 7. Sept. einen ganz verschlossenen Wagen, auf der Landstrasse zwischen London und Grenwich. Sie wollten sehen, was darin sey, aber der Fuhrer wollte ihn nicht öffnen. Darauf schlugen sie das Hintertheil des Wagens ein , und sogleich kam aus demsts-ben ein großer Bar, der sie gleich mit seinen Tatzen umarmte, und so stark drückte, daß sie erstickt wären, wenn der Füh.er nicht zu Hülfe gekommen wäre. Dieses Schauspiel hatte die herbeygeströmte Menge sehr belustigt; sie bildete einen Kreis, vamit wis sie sagte, die beyden Thiere ihren Streit ausmachen könnten. Die Seekrabben auf St. Domingo. Auf dieser Insel giebt es eins große Menge Krabben, welche sich am Tage in die Erde verscharren und in der Nacht in Schaaren hervorkommen. Als einst die Englander in der Nacht ein schlecht bewachtes spanisches Lager überfallen wollten , und bereits des Gelingens ihrer Uns ternehmung gewiß war en , hörten sieim Anmarschs ein großes Getöse gleich dem von herbeyeilenden Pferden Ueberzeugt, daß diefe spanische, mit Lanzen bewaffnete Reiter wären, deren Tapferkeit sie am vergangenen Tage erprobt hatten, und da ihre Gefährten noch nicht herbey gekommen waren, schifften sie sich eiligst wieder ein und verzichteten auf ihre Unternehmung. Man erfuhr in der Folge, daß dieses Getöse von diesen Landkrabben herrührte, die bey Annäherung der Engländer in ihre Höhlen durch dürres Laub fiüchteten. Zum Gedächtniß dieses wunderbaren Ereignisses feierten die Spanier den Jahrestag ihres Sieges durch das (la t'k-8tii 0t7 !<>< cancrewc), an dem sie in Processon sine Krabbe von gediegenem Golde, von der Größe einer Tvom- mcl, trugen. Dieses merkwürdige St'lck, das vorzüglich den sreywilligen Beyträgen der Frommen seinen Ursprung dankt', und lange Züt einen ausgezeichneten Platz in der Kathedrale der Stadt einnahm, ward von den Franzosen nach ihrer Ankunft auf eine andere Art verehrt, indem sie es dem Schmelztiegel überlieferten. AerMche Anzeigs zur Abhaltung der häutigen Braune. Bei dcm häufigen Erscheinen der gefährlichsten Kinderkrankheit, nämlich der häutigen Bräune (.m^nns menchran^c-c?), die so »st so selten im Jahrs beobachtet wurde, und die dem thätigsten Arzte bei der sorgfältigsten P siege sowenig Beruhigung gewährt, findet sich der unterzeichnete Arzt bemüßigt und rechtlich verpflichtet, seine Mitbürger auf die schädliche Gewohnheit aufmerksam zu machen, die die gegenwärtige leichte Kleidung der Kinder M't entblößten Hälsen und bewahs ganzer Brustg?gend zur vorzüglichen Begünstigung dkser schreckbaren Krankheit «nsireitlg beitragen muß. Dieser s' ädüche G b;a"ch, der auf die zmtcn ^alsorgane, die ihre genügen? de Ausbildung nocb mcht erhalten haben, den nachtheiligsten Einfluß begründen muß, ist leider em?"der vorzüglichsten Ursachen dieser gefah vollen K^ankhit, ind 'M durch diese iibolberechncte Abhärtungsvorlicbe bei noch zarten Kindern die häufige Trans-spirations - Absonderung duvch den grellen Wechsel der Atmosphäre zu schnell unterdrückt wird. Es ist auffallend, daß Ander, deren schwächliche Körpcr.ch?n lür alle nachthciN-g:n Eiv.siüsfe so schr ewpfänZUch sind, in der zarten Blüthe ihres gebrechlichen L?bsns, ;vo ihre O.gane noch unausgs- bildet sind, sic^M^MN^^r Tem-peratur ungestmnm aussetzen sollen, während erwachsene Menschen ihre Körper in erwärmende Kleidungen verhallen, und die fühlbaren Schädlichkeiten der wechselnden Iahrcspsriodcn durch mehrere Erwärmung ihres Körpers und bei vermehrter Schweißabsonderung durch sorgfältige Abhaltung jeder kühlen Lnftzuströmung abzuhalten'eifrigst bemüht sind. Die nachtheiligen Folgen dieser übel-berechneten Abhärtung äußern sich leider unn in cinem Gemenge von Krankheiten, die für die Population sehr verheerend sind, und wobei die hau ige Bräune eine der gefährlichsten Krankheiten ist. Dazu kommt noch, daß diese Krankheit, wenn sie einmal ein Kind in einer Familie befallen hat, sich gewöhnlich ungTmün schnell auf die übrigen Kinder fottsttzt. Hlerm möchte alfo wohl der geeignete .Grund dieser nun häusig bcobachte-teten Kinder-Krankheit unh ihre schnells Verbreitung begründet liegen. Ich wünsche zum gemeinnützigen Woh-lc, daß dcsss gedrängte Anzeige- von den redlichen Familienvätern vorzüglich zur Abhaltung dieser fürchterlichen Krankheit durch eine mehr sorgfältige warme Kleidung ibrer lieben Kinder gewürdiget werden möchte. München den zo. Sevt igis. v. Lsuthner. k. baier. Hof-und Stabsarzt, des k. Pagen - Hauses ^iLcücus, und praktischer Stadtarzr. Auflösung des in Nco. 44. enthaltenen Räthsels: Das Echo.