Nl0. 24. 1787. Laib ach er Zeitung, Donnerstag den 14. Iuny wicn 'V^Has hat den Kaiser bewogen nach Cherson zu gehen ? Diese Frage beschäftiget mehr als jemals das Publikum, und niemand ist im Stande zu entscheiden ob wohl die von dieser Reise zu erwar» tenden Vortheile, die Gefahren aufwiegen , deren der Monarch sich blos stellet? -»Das Gerücht von einer vorhabenden muen Theilung Pohlens, ist nun nach authentischen Nachrichten ungegründet. An neue Eroberungen in der Türkei ist auch nicht zudenken, weil dieses leicht, lu weitläufigen Kriegen Anlaß geben) konnte, hingegen die meisten europ.u-schen Mächte und Finanzursachen gcuö-thiaet sind, den Frieden bcizubchalten.— Handelskontrakten zwischen Oesterreich und Rußland sind lange geschlossen, und machen folglich keine persönliche Zusam» menkuüst bcider Souvraiue nöthig.— Die Vereinigung der griechischen mit der lateinischen Kirche, die von cimgen Politikern zum Gegenstand der Unterhandlungen gemacht werden will, kaun um deswillen nicht der Zw>.'ck dieser Reise seyn, theils weil sich Io^ph II. damit nicht abgicbt, in die Fußstapfeu ei- nes Masius einzustehen, theils weil fi'ch die griechische Kirche weigert, dem römischen Bischof zu gehorchen/ dcm gegenwärtig alle aufgeklarte Fürsten seine gar übertriebene Anfoderungen in ihren Staaten versagen, folglich am allerwenigsten darauf bedacht ftyn werden , sein Ansehen anderwärts wieder zu erweitern.— Gegen das System eines allge? meinen Friedens, und bev Verwinde rnng der stehenden Heere in Europa läßt sich zur Zeit noch so vieles mit guten Gründen einwenden , daß die Ausfüh, rung dieses menschlichen Plan ^ dermalen noch unter die Zahl dev frommen Wünsche gehört. - ^ Vey einem Besuche der jüdischen Mormalschule und veranlaßter Prüfung der Lehrlinge in Lemberg, bemerkte der Kaiser einen Knabcn v)n 7 Jahren, der sich auf eine ausnel mende Art iu jeden Fache der Lehre hervorthat. Der gütigste Monarch beschenkte denselben mit 8 Dukaten und fragte ihn ; was er wohl noch weiter lernen mochte. „Viel,viel, sagte- der Knabe, möchte ich lernen, mein Hcrr: aber m^in Vater, der ist arm, hat lein Geld; besonders wünsche ich das zu lernen, wodurch man'die Kranken gcsnnd machen kann. " Gut sagte der huldreichste Landesfärst, das sollst du wcrden ; lerne fteißig , und kom ^ nach Wien. ' Wirklich empfahl der Monarch den Lehrern eine besondere Anf-mcrksamkeit für den Knaben, mit dcm Befehle, ihn nach einiger Zeit nach Wien zu schicken. Von einem Fürsten , den man von Seiten seiner Liebesabcntheuern kennt, erzahlt man folgende Anekdote. Er schickte seiner Schoßfreundin (Maitresse ) an ihrem Namenstage einen Banko, , zttttl von tausend Gulden. Sie zerriß ihn, well ihr dieö Geschenk zu gering , war, und schickte die Stücke zurück. Der Kaiser erfuhr diese seine Geschichte . noch am nähmlichen Vormittag, und da ' er vermuthete, der gcdemüthigte Lkbha-bcr werde den Bankozettcl nun ohne an- ' ders auf dcm Bankoamt auswechseln-lassen, wo man auch zerstückle Vanko/ zettel noch annimt, so ließ er Ordre dahin gelangen, daß wenn man von dem, betreffenden Kavalier ein solchen Zettel einsangen würde, man ihn nicht auswechseln sollte. Dieß war für Se» fia-siliche Gnaden eine neue Dcmüch't-Ü'mg. Er beschwerte sich in Person bei dun Monarchen, über den Unfug dcr Vankobeamten. Der Kaiser gab ihm Kcmz troken zur Antwort, schicken Sie diesen zcrstücktcn Bankozettel nur der de P^ * diese wird ihn wohl annehmen. Und nun gicngen dem freygebigen Lieb-h ber auf cininal die Augen auf, und Beschämung war die Folge seiner Schwachheit. Niederlande. Die brabantischen Stände haben ben Gouverneur der Niederlande ein Mcnioire überreicht, worin sie die Rechte dieser Provinz zu behaupten suchen und welchem sie ein Gutachten beilegte^ wie alles vermittelt und dem Funda. wentalgcsez von Vrabant gemäß refor-">rt werden könnte. Sie erhielten auch von den Gcneralgouverneuren die beruhi-S'"de Antwort, haß die Sachen auf den von ihneu angezeigten Fuß behandelt "erden sollten. Man sagt auch, daß bas Generalgouvernement der Niederen won dem Fürsten von Kaum.; dle provisorische Erlaubniß erhalten ha, b"', die Stände von Brabant zu versi> chevn , baß sie zu hoffen Ursache hatten,' Se. Majest. der Kaiser werde ihren Freiheiten und ihrer Konstitution, nicht zlt nahe Netten, sondern nur den Mißbranchen der Administration zu steureit suchen. Man will sogar wissen, daß der Kaiser nach seiner Zurückkunft von Cherson eine Reise nach den Niederlande« machen werde, um die Gränzlinie zwi« schen seiner Souveränität und den Nech, ten dcr Stände zu ziehen. — Was die Angelegenheiten mit der Pforte betrist , fahrt dieß Schreiben fort, so wirb wohl der Friede mit derselben nicht gebrochen werden. Die drei Kaiserhöfe scheinen die so lang gewünschte und nunmehr augenscheinliche Vcrbrei« tung des Komerzes ihrer Unterthanen dem ungewissen Ausschlag eines Krieges vorzuziehen, weswegen noch am 2ite«l in Wien bekannt gemacht wurde, daß ^ die Handelsleute Fcstctits undCom agnie zu Bukarest eine Spedizionhandlung unter der Firma Hohnev und (lo