1906 (Wovemöer). ^ \ (X t t Q ^ für Aotge 35. Jfbteilungsunterricbt Herausgeber: Prof. Rudolf €. Poorz, F. F. Bezirksschulinspektor in Laibach. Die „Blätter für Abteiluiigsuuterricht" erscheinen als Beilage zur „Laibacher Schutzcitung“ monatlich. Bczugsgcbühr 2 K jährlich. (Einzelnummer 30 h. Geschäftliches an die „Verwaltung der Blätter für Abteiluiigsuuterricht in Laibach". Inhalt: 1.) Die Lehrkanzel für Volköwisscn und Volkserziehung. - 2.) Sprachunrichtigkeiten. — 3.) Hausaufgaben in der Landschule oder nicht? — 4.) Aus dem Lehreralbum.— 5.) Des Lehrers Takt und Schliff in der Gesellschaft. — 6.) Die zehn Gebote des Landlehrers. — 7.) Ratschläge für die Vorbereitung zur Bürgerschullehrerprüfung. - 8.) Die Wechselnde. — 9.) Kleine Mitteilungen. — 10.) Briefkasten. — 11.) Von Schule zu Schule. „Zur Aufklärung wird nichts erfordert als Freiheit u. zw. die unschädlichste unter allen, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.“ Kant. Die Lehrkanzel für ^olkswissen und Dolkserziehung. Sie kann über Nacht in tausend Orten errichtet werden ohne Rektor Magnifikus, ohne Dekan und hvchgelahrte Dozenten und wird die größte Zahl von Hörern zahlen, auf- merksame Studiosen, die das Theorem sofort zur Tat werden lassen, wenn ein beredter Mund es bietet: Die Lehrkanzel steht in der Hochschule des Volkes, in seiner Universität, in der Volksschule. Ist das Abe-Kvlleg vorüber oder hat es kaum begonnen oder steckt man mitten drin — immer kann die Vorlesung für den schlichten Mann ans dem Volke einsetzen, das bäuerliche Seminar, die Eltcrnbesprechung. Die neue Schul- und Unterrichtsordnung hat sie festgclegt; an der Lehrerschaft wird es nun liegen, sic in die Tat umznsetzen am Beginne, am Ende des Schuljahres oder auch mitten im emsigen Weben und Streben. Die „Definitive Schul-und Unterrichtsordnung vom 29. September 1905, Z. 13.200," ist auf mancherlei Hemmnisse gestoßen und hat einen kritischen Sturm sondergleichen Überstehen müssen; man hat gehofft, sie umzuwehen. Nun steht sie aber starr da, felsenfest wie zuvor und jeder rnhigdenkcnde Schulmann wird sich mit ihr abfinden müssen, wird ans ihr nehmen, was ihm frommt, und beiseite lassen, das seinen Unwillen erregte. Und etwas von dem Guten, was das „neue Reglement" enthält, liegt im Abschnitte „Elternabend", in der Elternbesprcchnng; es kann in der Hand des klugen Lehrers eine Waffe werden und legt uns doch keinen Zwang auf. Wer wird nicht darnach greifen? — Sonntag-Nachmittag! Der „Segen" ist vorüber und Männlein und Weiblein, alles, was Beine hat, strömt zur Schule! Dort wird der Herr Lehrer heute allerlei schöne Dinge zeigen und wird erzählen, wie cs vor vielen, vielen Jahren in der Welt zugegangen ist. Der Spaß kostet nichts; wer sollte da nicht der Einladung folgen? Sv zieht einer den ändern und alsbald ist das Zimmer, das sonst die Kleinen des Volkes beherbergt, mit den Vätern und Müttern gefüllt. Der Lehrer, der vom Volke „verehrte" Lehrer, betritt die Lehrkanzel und entwickelt sein Pflanzt ein tUeibnacbtsbäumcben für das Eebrerbeim im Süden! „Programm": Grüß Gott und schön Willkommen zuvor, liebe Anwesende! Wir leben in einer Zeit, die ganz anders ist wie jene, in der wir ausgewachsen sind. Jeder, der ein bißchen in die Welt gekommen ist oder Geschäfte treibt, wird mir rechtgeben; er wird aber auch wissen, daß diese neue Zeit von jedem sehr viel fordert. Darum müssen alle, die was werden wollen, lange Jahre studieren und sich plagen. Auch den Landmann packt diese neue Zeit: Wer in seinen Geschäften nicht Schaden leiden will, wer begierig ist, was in der Welt vorgeht und wie alles eingerichtet ist, was uns umgibt, wird froh sein, wenn ihm jemand das erklärt, was er braucht und wissen möchte. Daran hat die hohe Regierung gedacht und uns Lehrern aufgetragen, dem Volke von Zeit zu Zeit über jene Dinge, die ihm und der Jugend nützen könnten, Aufklärungen zu geben. Wir Lehrer bekommen dafür nicht einen Heller; aber wir folgen gerne dem Wunsche unseres Ministeriums, weil wir das Volk lieben und ihm helfen möchten. Wir heißen Bvlksschullehrer und wollen dieses schöne Wort auch verdienen. Was wir von Euch, meine lieben Anwesenden, als Lohn verlangen, ist nichts anderes als Aufmerksamkeit und Eure Unterstützung bei der Erziehung Eurer Kinder. Diesen Lohn könnt Ihr leicht geben. Wieviel werde ich dafür bieten! Ich werde Euch erzählen, wie es vor alten Zeiten in unseren Gegenden zuging, wie das Land, ivo heute schöne Dörfer sind, mit Wäldern bedeckt war, wie fremde Völker kamen und sich hier niederließcn, wie die Türken einbrachen, die Franzosen; ich werde Euch erklären, wie die Sterne auf dem Himmelszelte wandeln, wie unsere Erde im Weltenraume umherreist und wie sic in den verschiedenen Teilen beschaffen ist, wie man dahin und dorthin wandern muß, wie es in Amerika aussieht, in Afrika und auf weltentlegenen Inseln bei den wilden Völkern; ich werde Euch zeigen, wie ein kluger Kaufmann rechnen soll, wie eine Urkunde gemacht werden muß, wie man einen Geschäftsbrief schreibt, und werde endlich alles besprechen, was unserer Jugend nützt und was ihr schadet. Alles, alles tue ich vom Herzen gerne, wenn Ihr jeden ersten Sonntag im Monate herkvmmt und aufmerksam zuhört." Und nun beginnt die erste Vorlesung über die Urzeit der Geschichte des Dorfes, über die Bewegung der Erde um die Sonne, über die Anfertigung einer Rechnung und über sittliche Mängel der Jugend. Die „Stunde" ist vorüber, die Zuhörerschaft gefangen; in der Hand des tüchtigen Lehrers läßt sie sich formen wie Wachs, wird ihm eine dankbare und getreue Truppe — und er, er wird zum Feldherrn, zum Imperator der Gemeinde. Dem Dozenten für die Alma mater sind die Grenzen weit gezogen und volle Freiheit ist ihm innerhalb derselben gewährt. Will die Regierung, daß die Elternbcsprechung die großen Massen bilde und die Jugenderziehung zur gemeinsamen Sache zwischen Schule und Haus gestalte, so muß sie den Lehrer zum „freien" Dozenten machen. Dann wird er mit Freude und mit überzeugungsvvllem Eifer die Gaben zurichtcn und verteilen; dann wird er vom Volke geliebt, geehrt, er wird ihm ein Führer, ein Lehrer, ein Freund. Und ist das eine gefährliche Sache? SpiNKbimricbtlgRcitcii. 10.) chebt's die Kefte heraus! Die zwei kurzen Mitlauter nebeneinander wollen der Schnellrednerin nicht aus dem Schnabel und rasch schiebt sie einen Seufzer dazwischen, damit die Maschine geölt ist. „Gebts" statt „Gebt" wie schön! Zunächst die Häufung und dann den Zischlaut! Pfui, wie kann man die markige deutsche Sprache so ins Windessausen ziehen! Sprich langsam, liebe Kollegin, und du kannst ohne das häßliche „s" zum nächsten Worte klimmen! Das Plaudern mag der Südländer sein Eigen nennen; wir Deutsche sollten logisch reden, wie wir denken, und daher bei jedem neuen Begriff ein wenig haltmachen. „Gebt" ist ein Begriff, „die Hefte" der zweite, „heraus" gehört zu „Gebt": Also zwei Pausen, wovon die erste, die die Hauptbegriffe trennt, die längere sein muß. Die Sache sieht so ans: „Gebt die Hefte — heraus!" Wozu demnach das „s"? Hausaufgaben in der Landschule oder nicht?1 (Vom Schulleiter Ernst Jager in Siebing.) Die Schule, der Ort des Lehrens und Lernens, hat die Aufgabe, der Jugend „die für das Leben notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln“. Da aber diese so umfangreich und vielgestaltig sind, so ist die Zeit, die dem Schulunterrichte zur Verfügung steht, fast nicht ausreichend, den gesamten Stoff auch tüchtig einzuüben, damit er dem Kinde ein unverlierbares Gut werde. Um das zu erreichen, muß der Lehrer auch den häuslichen Fleiß der Schüler in Anspruch nehmen. Dies bewerkstelligt er durch die Hausaufgaben, welche ihm bei gewissenhafter Kontrolle deutlich die Fleiß- und Fähigkeitsgrade seiner Schüler offenbaren können. — Solcher Aufgaben gibt es nun dreierlei: 1.) Aufgaben zum Auswendiglernen, 2.) schriftliche Aufgaben zur Übung des in der Schule Gelernten und 3.) die Beobachtungsaufgaben. Ehe ich zur Beantwortung der obigen Frage übergehe, will ich die drei Arten der Aufgaben einer kurzen Erörterung unterziehen. 1.) Aufgaben zum Auswendiglernen. Diese Art der Hausaufgaben bezweckt vor allem die Übung und Stärkung des Gedächtnisses. Je öfter die Gehirnfunktionen, von welchen das Gedächtnis eine der wichtigsten ist, in ernste Tätigkeit gebracht werden, desto aufnahmsfähiger und leichtfaßlicher wird das Gedächtnis. Diese Eigenschaft aber kommt dem Schüler nicht nur während seiner Schulzeit zustatten, sondern er zieht für sein ganzes Leben einen überaus großen Nutzen daraus. Darum darf der Lehrer es nicht versäumen, jede Gelegenheit zu ergreifen, seinen Schülern derartige Aufgaben zu stellen. — Was soll dafür verwendet werden? Das Gesetz bestimmt: „Memorieren von Stücken in gebundener und ungebundener Rede.“ Demnach hätten wir in gebundener Rede sämtliche Gedichte, von denen wir zur Auswahl genug im Lesebuche vorfinden. Die Teilung der Gedichte in Strophen und die Reime bringen es mit sich, daß Gedichte von den Kindern leicht erlernt werden. Allein sie bieten dem Lernenden viel Anhaltspunkte zum gedankenlosen, mechanischen Herunterplappern. Dies zu verhüten, bedeutet für den Lehrer ein schweres Stück Arbeit. Kann es der Lehrer nicht leisten oder scheut er die Mühe, so sinkt der Wert des Gedichtememorierens auf ein Minimum herab. Anders steht es mit dem Auswendiglernen von Stücken in ungebundener Rede, da diese dem Schüler keine Gelegenheit zum Mechanismus und zur Gedankenlosigkeit bieten. Der Lernende sucht auch nicht nach Ruhepunkten, da die Wortfolge eine natürliche ist, daher ihm auch der Sinn schneller und leichter verständlich wird. Er wird demnach sozusagen vom Stoffe selbst dahin geführt, denkend zu lernen. Und doch wird über das Lernenlassen von solchen Stücken so oft hinweggegangen. Was soll man dafür verwenden? Lesestücke aus dem Leseunterrichte? Durchaus nicht! Schlicht gefaßte herz- und gemüterziehende Lesestücke wirken nach einer er-erklärenden Besprechung vollauf auf das Kind ein und wenn dieses für das Gute empfänglich ist, wird es dies auch behalten. Ich glaube, das Auswendiglernen würde da eher einen Schaden als einen Nutzen bringen, denn durch das viele Nörgeln geht das Gute wieder verloren.2 1 Einleitebericht zur neunten Frage. Die Schrift!. 2 Oder es erscheint fade wie Luisens Limonade. Die Schrift!. Besser für diesen Zweck sind Lesestücke aus den Realien oder niedergeschriebene Auszüge aus denselben. Besonders gilt dies für den Geschichtsunterricht. Wenn auch nach dem Gesetze für die Realien der häusliche Fleiß nicht in Anspruch genommen werden darf, so ist es anderseits doch vorgeschrieben, den Kindern Memorierstoffe in ungebundener Rede als Aufgabe zu geben. Und hier gibt es wertvollen Stoff genug. Aber nicht nur die geschichtlichen Lesestücke eignen sich dazu, sondern auch die geographischen, naturgeschichtlichen und naturlehrlichen Lesestücke als solche und Bruchteile oder Auszüge derselben könnten wertvollen Stoff liefern. 2.) Schriftliche Aufgaben zur Übung des in der Schule Gelernten. Dazu gehören die Rechen- und Sprachaufgaben. Diese müssen sich selbstredend unmittelbar aus dem in der Schule schon vollständig klargemachten und befestigten Stoffe ergeben, denn sie sollen nur dazu dienen, Geläufigkeit, Sicherheit und selbständiges Arbeiten zu erzielen. Das kann aber der Schüler nur, wenn er solche Aufgaben vor sich hat, die er wirklich ohne jede Mithilfe zu lösen imstande ist. Da es sich also ausnahmslos um die Übung handelt, so leite den Lehrer hiebei der Grundsatz: Lieber zu leichte Aufgaben als zu schwere! — Allerdings wird sich da ein Unterschied zwischen Stadt-und Landschulen bemerkbar machen. Was in jenen oft noch möglich ist, daran darf in diesen bei Stellung von Aufgaben oft gar nicht gedacht werden. Dort sehen die Eltern oft nach und, wenn es not tun sollte, greifen sie helfend ein; hier hat der Schüler keine Stütze, im Gegenteil, der Bauer wird nicht selten ungehalten sein, wenn er vernimmt, daß sein Söhnchen oder sein Töchterlein eine Aufgabe zu schreiben hat. Auch gibt es bekanntermaßen nicht übermäßig viel Kinder, die sich wirklich Mühe nehmen, bei höheren Anforderungen intensiver nachzudenken. Wenn es nicht gleich klappt, wird die Aufgabe einfach von einem anderen abgeschrieben. Wo liegt dann der Wert? Also noch einmal: Lieber zu leicht als zu schwer! (Fortsetzung folgt.) flu$ dem Cebreralbum. 12. Er hat sechs Kinder zu versorgen und »ins; sich mühen und plagen den Tag über bis in die Nacht hinein. „Na, bei dem inag's aussehen in der Klasse! Die Hauptsache ist ja der Nebenverdienst, die Nebensache ist die Schule." „,,'s wird anders wohl auch nicht sein können. Was läßt sich machen, wenn sechs Hälse aus dein Nest sich ihm entgegenstrecken? Oder vielleicht ivird er doch beides verbinden?"" „Unmöglich! Für die Privatstunde braucht er die Kraft, für sie muß er sie sparen; in der Schule wird Rast gehalten." Sv glaubwürdig mir die Schlußfolgerung schien, so wenig paßte sie mir in das Wesen des dritten. Ich ging in die Klasse. Was sah ich? Eine Mnsterklasse! Der Mann war ehrlich; er hatte nicht vergessen, daß er zuerst Volksschnllehrer war und dann erst der Stundengeber. — Des Lehrers LM und Schliff in der Gesellschaft. 2.) Die Worstelluug. Der Postwagen hält; wir fiitb am Ziele, junger Freund. Der Oberlehrer hat uns erwartet. Bedeute, er wird dein Vorgesetzter sein; wenn er dir auch freundlich die Hand geboten hat, sei nicht sogleich der „koordinierte" Kollege, sondern kündige sofort deinen Antrittsbesuch an, nachdem du für den freundlichen Empfang gedankt hast! Im Gastzimmer sitzen die Großen des Ortes allabendlich beisammen; man will dich sofort vor sie schleppen. Folge nicht der Lockung! Durch die Reise hat deine Kleidung gelitten, dein Haar ist in Unordnung gekommen, der Staub liegt auf den Schuhen und auf der Gewandung. Die Halsbinde ist wahrscheinlich aus der zentralen Lage geraten, in den Kragen hat sich die Reise eingeschrieben. Enüchnldige dich daher auf einen Augenblick, sage, du müßtest dich zunächst „restaurieren" und wärest in wenigen Minuten zur Stelle! Und nun flieh in das Absteigezimmer, wechsle alles, was das Auge des Beschauers beleidigen konnte, laß den Spiegel urteilen und dann erst wage den Schritt ins Leben! Niemand wird es dir verargen, wenn du zehn Minuten später vor die Gesellschaft trittst, jeder aber wird an dir nörgeln, wenn du i» nachlässiger Kleidung erscheinst. Der schwarze Rock wäre nicht am Platze; man weiß, du bist soeben angekommen; bleibe daher im Reiseanzuge, aber im gestäubten, zurechtgerichteten Reisekleide I Du hast dich gewaschen, hast das Haar gekämmt, den Flaum nach der Regel geordnet, einen frischen Kragen aus der Reisetasche geholt, die Halsbinde zurechtgerichtet, den Rock geschlossen, damit die Figur wohlgeformt erscheine, hast die Schuhe glänzen lassen: So, nun tritt in das Zimmer, wo die neugierige Schar des „neuen" Lehrers harrt! Sei nicht zage wie ein Flehender, sei aber auch nicht barsch wie der Renommist! Du bist einige Schritte vorgetreten, bleibst stehen, verbeugst dich leicht und sagst mit vernehmlicher Stimme: „Guten Abend, meine Herren!" Daun fassest du den Oberlehrer ins Auge und bittest ihn, er möge dich der Gesellschaft „vor-stellen". Er erhebt sich und beginnt also: „Meine Herren, gestatten Sie, daß ich Ihnen unfern neuen Herrn Lehrer, den Kollegen N. N. vorstelle." Aller Augen sind ans dich gerichtet. Steh fest, sei kein Knabe, bewahre kaltes Blut! Zunächst verbeuge dich leicht, dann beginne die Reihe bei dem dir Zunächstsitzenden I Wäre es nur einer, dem du dich präsentieren solltest, so müßtest du das geflügelte Wort: „Erlauben Sie, daß ich mich vorstelle: Lehrer N.l" vollständig bringen; so aber hat dich der Oberlehrer der Verpflichtung entbunden und cs gestattet die Menge der Fälle nicht die Vollständigkeit der Phrase. Sie genügt in der gekürzten Form: „Lehrer N." Weiter kürze jedoch nicht; es ist erbärmlich und nichtswürdig, wenn jemand sich des Titels „Lehrer" schämt und bloß den Namen nennt. Wer nichts ist, muß sich zum Satze „Erlauben Sie, mein Name ist N." flüchten; wir aber, die wir ein ehrenvolles Amt verwalten, sollen stolz bekenne», was wir sind. Lässest du den Titel weg, so werden ihn auch die ändern übergehen und du bist und bleibst in der Gesellschaft bloß der N. wie der Nichtstuer soundso oder der Schreiber M. — Du meinst, es sei die Einzelvorstellung nicht nötig, nachdem dich ja der Oberlehrer allgemein bekannt gemacht hat. Weit gefehlt! Man wird es dir nicht verargen, wenn du gleich Platz nimmst; aber man wird wohlgefällig schmunzeln, wenn du die Reihe abgehst. Reicht man dir die Hand, ergreif sie leicht; hält man mit ihr zurück, fasse sie nicht! Es werden oft die die besten Freunde, die zuwarteu und sich kühl anlasfeu! (Fortsetzung folgt.) Die ;ehtt Gebote des Landlehrers. 1.) Du sollst an den Erfolg glauben! Der vernünftige Arzt ivird einem Schiverkranken einerseits ans Rücksicht, anderseits mit Berechnung nicht die allfällige Unmöglichkeit einer Heilung in Aussicht stellen, sondern er wird den Geängstigten mit Hoffnung wappnen, denn nur so kann ein Erfolg zu erwarten sein. — Der Arbeiter, der in dem Bewußtsein ans Werk geht, es werde ihm bei allem Fleiße nicht gelingen, regt gar langsam die Hände und wirft bald die Schaufel unwillig zur Seite. — Ein Lehrer, der an der Erreichung des gesteckten Zieles im voraus verzweifelt, wird es natürlich niemals erreichen und die Schule wird ihm zur Qual. Wer jedoch an den Erfolg glaubt trotz Abteilungen und trotz der verschiedensten Hemnmisse, wird Wunder tun und sich gewiß des Gelingens freuen können. „Wenn andere das und jenes vollbringen konnten, warum soll ich es nicht bewältigen?!" Diese Frage sollte sich jeder stellen und alles Zagen und Verzweifeln hätte ein Ende. Die Landschule fordert einen ganzen Mann, Geschick und Fleiß, aber sie fordert nicht gerade überirdische Begabung und den Meister aus dem siebenten Himmel. Wir Menschenkinder können ihrer Herr werden, wenn wir den Erfolg ernstlich anstreben, wenn wir an ihn unerschütterlich glauben. — Ratschläge für die Vorbereitung M Vjirgerschnttehrerprilfung. (Fortsetzung.) Was die Lehrerbildungsanstalt in der Psychologie zu bieten vermag, ist so wenig, daß wir damit gar nicht rechnen können; es ist ja die geistige Schulung des Zöglings noch nicht soweit vorgeschritten, daß er einem höheren Fluge folgen könnte. Also bleibt es bei der Systematik einiger hingeworfener Brocke», wie etwa bei der strengen Scheidung der Reprodnktions-gesetze, den angedeuteten Äußerungsformen des Seelenlebens und schließlich bei der laienhaften Erörterung der Erziehungsgrundsätze. Was die Bildungsanstalt zu simpel bietet, rückt die Hochschule in unendliche Fernen, wo jeder feste Kern entschivindet. Der Hochschullehrer ist Kritiker, Selbstschaffer, er jagt mit seinen Svnderideen hinauf über die Höhen und nur im Taumel folgen ihm die Hörer. So ist es also am besten, man nimmt den Kopf zwischen beide Hände und verbohrt sich in ein Buch, flicht seine eigene Erfahrung dazwischen und sucht sie zu begründen. Die Psychologie ist nicht an die Sterne geheftet, sie liegt aber auch nicht so offen da, daß man ihrer ohneweiters habhaft werden könnte. Bor allem eines, lieber Freund: Selbständiges Erfassen! Einlernen hilft hier wenig. — Wir stehen im Zeichen der physiologischen Psychologie. Da wird es zunächst nötig sein, ein gutes Buch der Somatvlogie gründlich dnrchzngehen und besonders das Kapitel „Sinnesorgane" und „Nervensystem" scharf ins Auge zu fassen. Ist das vorüber, dann muß die Physik an die Seite u. zw. eine größere Physik, etwa die von Piskv (Verlag: Winiker in Brünn, 3 K), wo das Kapitel „Wellenthevrie" leichtfaßlich erklärt ist. Ohne die Kenntnis der Wellentheorie und die praktische Übertragung derselben ist ein tiefgehendes Verständnis der „Reize" nicht leicht möglich. Man hat sich bisher mit Bezug auf diesen Abschnitt zumeist mit der Nomenklatur und mit Definitionen zufrieden gegeben. Heute gehört die Lehre vom „Reiz" und von der „Empfindung" zu den Hanptpfvsten der Psychologie. — Nach der Somatolvgie empfehle ich die ersten vier bis fünf „Vorlesungen von Ziehen" (Verlag: Fischer in Jena, 6 K) — wir werden auf das Buch noch öfter zurückkommen —; sie schlagen Brücken zur eigentlichen Psychologie und kennzeichnen den neuen Kurs. DieLektüre ist etwas anstrengend, aber überaus interessant. Hat man die zwei Vorposten bezwungen, dann hinein ins Lehrbuch! Es wird das Erworbene zusammenfassen und uns alles als selbstverständlich erscheinen lassen. — Also erste Lektion: Somatvlogie (Zeichne, was du gelernt hast, aus dem Gedächtnisse!), einige „Vorlesungen von Ziehen" über physiologische Psychologie. (Schreibe die Beispiele heraus und stelle sie in der Zeichnung dar!), Lindner-Lukas bis zur „Wahrnehmung"! Die iOccbsclrcde. Zur G. Ilragc. (Welche Stoffmassen (Kapitels sollen aus dem jetzt bestehenden Lehrpläne ausgeschieden oder in demselben zugeschnitten werden?) 21. Urteil. Oberlehrer Job. Micko in Hasel berg (B.). Sprachlehre. Arten des einfachen und zusammengesetzten Satzes, des Hauptwortes, der Biegung des Hauptwortes und Eigenschaftswortes, Endungen der Mehrzahl des Hauptwortes, Einteilung der persönlichen Fürwörter, durch welche Wortarten die Beifügung ausgedrückt werden kann, Gattungs-, Wiederholungs- und Vervielfältigungszahlwörter, Aufzählung der Vorwörter, Unterschied in den Bestimmungen des Zeitwortes, die Sprachsilben. — Rechnen. Erste Abteilung das Messen und Teilen. Zweite Einschränkung des Bruchrechnens und des Enthaltenseins. Dritte möglichste Einschränkung des Teilens durch Dezimalzahlen, des Rechnens mit mehrnamigen Zahlen mit Ausnahme der Zeitrechnungen, des Rechnens mit größeren gemeinen Brüchen, Vermeidung komplizierter gewerblicher und kaufmännischer Rechnungen. — Formenlehre. Kreisausschnitt, Ellipse, Faß. — Naturgeschichte. Möglichste Einschränkung der zu behandelnden Arten im Interesse einer eingehenden Durcharbeitung. — Naturlehre. Alles, was nicht auf Anschauung beruht. — Geographie. Zweite Abteilung Verwaltung des Bezirkes. Dritte alle Details von Flüssen, Bergen, Städten etc. in entfernten Ländern der Monarchie, die Erdteile und Meere nur übersichtlich. — Turnen. Möglichste Einschränkung der Ordnungsübungen. 22. Urteil. Oberlehrer Rudolf Köhler in Schönwald bei Teilnitz (Böhmen). Zumeist trägt wohl die zu eingehende Detaillierung der Normallehrpläne die Schuld an den Übelständen. Es wird zu viel aufgenommen. Die Normallehrpläne verlangen eigentlich nicht zu viel. Sie fordern das Wichtigste, Notwendigste, Faßlichste und Wissenswerteste, verlangen anderes nur übersichtlich, gestatten Auswahl. Die Detaillehrpläne unseres Bezirkes wurden mit dem k. k. Bezirksschulinspektor von Vertretern der einzelnen Schulgattungen beraten und fertiggestellt, dem k. k. Bezirksschulräte vorgelegt und von diesem genehmigt. Sie sind also den Wünschen der Lehrerschaft entsprechend ausgefallen. Im allgemeinen wäre, wo es noch vorkommt, auszuscheiden: 1.) Inder Sprachlehre und im Rechtschreiben: Alles Regelwerk, so z. B. lange Definitionen, Einteilung der Wortarten in die Unterabteilungen, die fremden Ausdrücke und vor allem die schriftliche Analyse. Dafür soll gepflegt werden: Die Einübung des Erlernten an Lesestücken, Rechtschreibübungen, Diktaten, Übung im Briefschreiben und in der Anfertigung von Geschäftsaufsätzen. 2.) Im Rechnen: Im ersten Schuljahre das Messen und Teilen mit solchen Zahlen, die einen Rest ergeben. Dann die zeitraubenden und ganz nutzlosen Bruchrechnungen mit mehrstelligem Zähler und Nenner (z. B. 371/805), das Dezimalrechnen mit mehr als drei Dezimalstellen, das Rechnen mit solchen mehrnamigen Zahlen, die mehr als zwei Benennungen haben. (Jahre, Monate, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden.) 3.) In der Geographie: Das Merken von Ländergrößen in Zahlen, Aufzählen der Einwohnerzahl von Städten und Ländern, Angabe der Berghöhen. Dafür: Vergleichendes Bestimmen der Ländergrößen, Landschaftsund Kulturbilder, fleißiges Kartenlesen behufs Zurechtfindung. 4.) In der Geschichte: Die vielen Kriegsgeschichten und die ältere Geschichte. Dafür: Mehr Kulturgeschichte und Geschichte der neueren Zeit. 5.) In der Naturgeschichte und Naturlehre: Fernliegendes und Fremdes soll wegfallen. Dafür: Mehr auf die Umgebung, auf die örtlichen Verhältnisse, die Jahreszeiten usw. Rücksicht nehmen. Der Vorgang in Naturgeschichte sei biologisch oder nach Lebensgemeinschaften und die Auswahl der zu behandelnden Individuen den örtlichen Verhältnissen gemäß dem Lehrer gestattet. 6.) Gesang: Singen nach Noten kann entfallen. Dafür: Einübung von schönen Volksliedern, hie und da auch zweistimmig. 7.) Zeichnen nach Stigmen soll vom zweiten bezw. dritten Schuljahre an entfallen und auch in den genannten Schuljahren soll nur mit vier Zentimetern Punktweite gezeichnet werden. Dafür: Zeichnen nach der Natur. Dies in Kürze meine Ansicht. Zur 7. Krage. (Inwieweit kann das Helferwesen im Abteilungsunterrichte Geltung haben?) 11. Urteil. Schulleiter A. Eiselt in Waldecke. Meine Erfahrungen sagen mir: Ganz ohne Helferwesen wird cs in den minderklassigen Schulen nicht abgehen, doch werden sich diese Hilfeleistungen meist auf rein mechanische Arbeiten beziehen und sie müssen in den Augen der Kinder als Belohnung derjenigen erscheinen, die damit betraut werden. Die besten Schreiber z. B. werden damit betraut, minder begabten und jüngeren Schülern die Namen auf die Hefte zu schreiben; die sittsamsten Schüler werden vor dem Unterrichte insofern Klassenhelfer, als sie die anderen überwachen, damit nicht vor dem Erscheinen des Lehrers das Oberste im Lehrzimmer zum Untersten gekehrt wird. Der fleißigste Schüler iiberhört bei Gedächtnisaufgaben die Bankcrstcn, diese üben dasselbe Verfahren in ihren Bänken. Auf diese Art kann das Helferwesen dem Lehrer eine kleine Zeitersparnis gewähren, während ich jedem anderen Helferwesen mißtrauisch gegenüberstehe. — Doch eines schickt sich nicht für alle! Zur 8. Krage. (Soll die Einklassige eine Achtklassige im kleinen sein ober eine Schulgattung besonderer Art?) 7. Urteil. Oberlehrer E. Horejschi in Doglasgriin bei Chodau (B.). Amtsbruder J. Schmid in St. Daniel geht der Frage etwas drastisch an den Leib; er schneidet mit scharfem Messer den Stecken auf einmal durch. Wenn die Einklassige den Schülern nur Religion, Sprache, Rechnen und noch etwas Erdkunde vermitteln soll, dann geht sie den Krebsgang. Sie braucht nur Religion, Sprache und das Bröcklein Erdkunde an den Katechismus und die biblische Geschichte anzukntipfen und — die alte Schule ist wieder auferstanden. Soll unser Landmann nicht wissen, daß es eine Kaiserin Maria Theresia, einen Kaiser Josef gegeben hat, wie unser Vaterland zur Großmacht geworden ist, was die Maschine treibt, was ein Telegraph ist, warum das Eis die Felsen sprengt, warum das und jenes Tier so und so ausgestattet ist usw. usw., dann bleibt er ewig der „dumme Bauer“, der der Welt zum Gespülte dient. Bei uns sind die Leute froh, daß die Kinder in der Schule mehr erwerben und u. a. auch zeichnen lernen. Das Zeichnen ist eine Kunst und wer von einer Kunst nur etwas versteht, der hat in der Brust ein stolzes Gefühl, das ihn emporhebt, beglückt und beseligt, während jeder andere sich als Stümper und Untauglicher niedrig fühlt und schämt. Wir müssen der Menschheit auch Bröcklein davon geben, was sie innerlich, seelisch glücklich und zufrieden macht, nicht nur daran denken, was das äußere harte Leben zu fristen hilft. Wer studiert, lernt viel, sehr viel solches, was er im Leben nie wird brauchen können; sage aber niemand, daß es ein ganz unnützer Ballast wäre; es stärkt und kräftigt den Verstand und schärft das Urteilsvermögen und das ist oft mehr wert als positives Wissen. Die kleinste Schule muß die Geistesgaben der ihr anvertrauten Kleinen vielseitig entwickeln, schärfen und die Schuljugend zu begriffsreichen Menschen bilden, die Urteile selber fällen, Schlüsse selber formen können, ohne Sklaven anderer Meinungen sein zu müssen. Wir wollen nicht Lebensmaschinen, sondern gefühlsreiche, körperlich und geistig mitarbeitende Glieder der menschlichen Gesellschaft erziehen, die nicht nur am Brotverdienste, sondern auch an den edeln Werken der Kunst und Wissenschaft ihre Freude haben. Darum sei die „Einklassige“ eine Acht-klassigc im kleinen! Sic wird es ja nie ganz so sein, weil sich durch das Abteilungswesen die einzelnen Schuljahre nicht abgrenzen lassen, sondern zwei, ja auch drei ineinander verschmelzen. Kleine Mitteilungen. 18.) Mittel ober Litek! Notwendig ist für die Lehrerschaft beides: Der „alte Lehrer" an der Mehr-flüssigen ist „Lehrer", der „neue Lehrer", dem kaum der Bart sproßt, ist auch „Lehrer". Das tut nicht gut. Dem jungen Kollegen wollen wir nichts nehmen, doch dem älteren soll man den „Oberlehrer" geben, ob er nun regiert oder nicht. Das Volk klebt an Titeln und wir dürfen dessen nicht vergessen, wenn auch zunächst die klingende Münze mehr gilt. 19.) An die Rumpelkammer will man nun die Rechtschreibung verbannen, sie soll nicht mehr der Wertmesser für eine Schule sein »sw. Etwas Richtiges steckt in dem Gedanken. Manchem gehen schier die Haare vor Entsetzen aus, wenn er in den Heften der Landkinder einen „orthographischen Fehler" sieht, als ob das die Hauptsache wäre. Der Dämpfer wird gut wirken. 20.) Aerienordnung. Die neue Schul- und Unterrichtsordnung läßt diesbezüglich offenen Spielraum und die zwei Wochen Zugabe könnten leicht verbittert werden. Da kommen in einem Bezirke die Erdäpfel-, im anderen Heuferien u. dgl. vor und der Lehrer hat seine Rechnung falsch gemacht. Also die Leutchen nicht erst ans die Handhabe aufmerksam machen oder, wenn ein „Kluger" sie hetzt, rechtzeitig energisch dagegen Stellung nehmen! Eine gründliche Erholung — das ist's, was Kind und Lehrer brauchen. 21.) Schulgärten. Die „Schweizer Blätter für Schulgesnndheitspflege" enthalten über die Arbeiten im Schulgarten u. a. folgende Stelle: „Erst wenn der Lehrer jahrelang erfahren durfte, welch spannendes Interesse die Mehrzahl der Banernbnben dem Okulieren, Pinzieren, dem Trocken und Grünschnitt, dem rationellen Pflanzen usw. entgegenbringen, wird er einsehen, welch ungeahnt reichhaltiges Feld ein gut bedienter Schulgarten für Inanspruchnahme der Denkkrast, Übung des Schlußvermögens und der Abstraktion bietet." Briefkasten. Den Nerschteißern: Es hat Zeit mit dem Verkauf; nach der Weihnacht machen wir Bilanz. — Schltt. G. A. in S.: 1.) Ich habe keinen Papierkorb; folglich ist Ihr Aufsatz nicht in denselben gewandert. Nach meiner Ansicht soll alles ans Licht, was für die Landschule einfliegt; taugt es nicht sogleich, so wird es gesonnt. Wenn einmal die „Blätter" sich weiten, dann, dann wird alles sich geben. — 2.) Für die mitgeteilte Sprachunrichtigkeit Dank! Ich werde sie bald glossieren. — 3.) Der Einklaßler soll Krankheits- Versäumnisse einbringen! Wer verlangt das? Wenn Sie mir den Tyrannen nennen, verbrenne ich ihn vor aller Welt auf einem großen Scheiterhaufen. — Per Kall: Aus Komotau kommt nachstehender Rüffel in Reimen: „Dieser Setzer scheint ein Ketzer oder sonst ein arger Hetzer! Während Sie im Blatte wettern wegen „Blätter" oder „Blättern, setzt er, ehe man's bedacht sich, ans der Seite 87'dritte Zeile in der Mitte ganz was ähnliches, ich bitte. Und ich las mit großen Schmerzen, was man nehmen will dem Herzen! Lehrer, seid ans eurer Hut, übt den 3. Falls recht gut! Gebet auch zu jeder Frist dem Kaiser, was des Kaisers ist; doch was dem 3. Fall gehört, sei ihm auch voll und ganz gewährt!" — Nageln Sie, mein Lieber, nicht den Setzer ans Kreuz, er ist unschuldig! Diesmal war es die poetische Lizenz des Knüttelverses; der muß auch das Herz sich fügen. — Schllt. St. in VH.: die kostenlose Zusendung bleibt auch beim Vierkronen-Preise aufrecht. — Lchrerllcllen: Wir brauchen an zwei Privatvolksschulcn im Süden tüchtige Lehrer, gegebenenfalls auch solche, die bereits im Ruhestande „schwelgen" und sich noch einen Zchrpfcnnig für den Rest der Tage beiscitelcgen wollen. 1G00 K, freie Wohnung, 40 Schüler in der Klasse, Öffent-lichkeitsrccht: Es dürfte auch ein Junger anbeißen. Bewährt er sich, so wird ihm die Zukunft geebnet werden. Zuschriften ehestens unmittelbar an mich! — ch. in A. und vielen ändern: Die WcihnachtSfolge soll den Krämerladen öffnen; da werde ich dann auch den „Brief" besprechen. Bücher liegen in Massen vor; es können indes nur die besten dran: Folglich heißt es prüfen und erwägen. — Schllt. W. in £.: Vergaloppicrt ist vergaloppiert: Ich empfehle Ihne», wenn mich Sie unter dem Mißerfolge zu leiden hatten, zu dem Erfolge zurückzukehren, jedoch mit dem Blick auf die Natur, d. H., wühlen Sie zur Zierzeichnung das Motiv aus der Umgebung oder helfen Sie dem Handwerker mit dem gewerblichen Zeichnen! — Mach Lepl'itz-Schönau: Herzlichen Gegengruß aus „nebeligem" Süden! — S. in M.: Eine Stimme zu den vielen, daß die Vergrößerung platzgrcifen soll. Bitte aber, den breiten Raum auch auszunützen! — Schllt. K. in $.: Unter den tausend Briefen, die mir der Bote in diesem Jahre brachte, ist mir der Ihrige am liebsten. Was ich mit den „Blättern" erreichen wollte, hat er nun gezeigt: Die Einklaßler sollen stolz sein auf ihr Amt und cs hoch cinschätzen lernen. Wenn Sie schreiben: „Dieser Stempel (ein Kronen-Stcmpcl) war bestimmt für ein Gesuch, um von der Einklassigen fortzukoinmen, .Talaufwärts' hat mich bekehrt. ..", so haben Sie mir den Wunsch aus dem Herzen genommen. Mögen doch alle desselben Sinnes sein! — Kreuz mit) quer von Schule }\i Schule. 7. Die zweisprachige Zweiklasslge in der Lehne des Berges. Ein trübseliger Genoß, der Gedanke an die kranke Kandidatin fürs Lehramt I „Warum so niedergeschlagen, Herr Professor'?" .... der Bater des Mädchens! „„Wollen Sie mich heiterer stimmen?"" „Wie gerne!" „„Lassen Sie Ihr Töchterlein in der frischen Luft des Alptales; vielleicht dankt Ihnen einmal ein Glücklicher, der das Blümchen in seinen Garten pflanzt!"" Die Hand des Alten ist in die meine geglitten. — Ob goldiger Lenz wieder die bleichen Wangen bemalt hat?------------------- Indes die Nebel den Waldsaum hinanfzogen, trat aus ihnen immer wieder die Gestalt des blassen Mädchens; sie schlich hinter die Fichten und zerrann endlich zwischen den Zweigen. Helios war mit seinem Gefährte vvrgcfahren und lud uns zur lustigen Reise ein. Wie es da flink durch die Felder ging! Links der Morgengesang jätender Mägde, rechts Trillern der Lerche und vor uns die Welt im Morgenglanz, die schone, schöne Welt! Der Steig wand sich über einen vorgeschobenen Bug des anslaufenden Gebirgszuges und sollte dann in den Talgrnnd führen, durch das der Alpfluß braust. Dort lag unser Ziel. Als wir jedoch um die Ecke bogen, schallte vom Hang herunter ein vielstimmiger Mvrgeilgruß: „Der Fisch lebt im Wasser." Wer konnte da widerstehen, es war just Freitag, dem Tone nachzugehen und die Herolde zu besehen! Sv folgten wir denn dem Pfade, der uns bisher durch die betauten Felder geführt, und stiegen zur Burg des Wissens empor, zum „Fisch", der in uns so angenehme Borstellungen ausgelöst hatte. Weniger willkommen kam der Begriff „Wasser"; er lag auf unfern Rappen und drang aus allen Poren, da die Sonne hinterrücks ihre Pfeile ans uns schoß. Endlich hatten wir die Burg erklommen. Noch immer lebte der „Fisch im Wasser", uns wäre er tot .in der Pfanne lieber gewesen . . . Der Oberlehrer — ein kranker Mann I Sein Erscheinen schnitt mir tief in die Seele. Unwillkürlich flog der Sinn nach dein Süden, wo er schon lange das „Lehrerheim" im Geiste geschaffen hatte. Daß es noch nicht stehtI Wo wird der Kollege vor dem Frost des Winters Schutz finden? Kann er, der Leiter einer Zweiklassigcn, vom kärglichen Solde soviel erübrigen, um über die Berge hinweg in ein Land zu fliehen, wo der milde Hauch durch seine Lungen streicht und die giftigen Keime erstickt? Sv froh die Wanderung im Mvrgenglanz der Sonne uns gestimmt hatte, sv trüb war nun der Ausblick, da wir in die Klasse des kranken Amts« bruders traten. Drinnen in der Werkstatt war es uns auch erklärlich, wo sich der Arme sein Leiden geholt hatte: Im Berufe. Die überfüllte Klasse mit Abteilungen, mit Kindern zweier Völker! Drei Hemmnisse, jedes für sich dazu angetan, einen emsigen Lehrer aufzureiben. Wohl zog durch die zahlreichen Fenster frisches Waldeswchcn von der Höhe; allein die Decke des Zimmers senkte sich erdrückend herab und preßte den Atemzug rasch hinaus. Wohl hielt die Abteilungen eine strenge Regel zusammen und ein festgelegter Plan gab dem Unterrichte die bestimmte Richtung; aber da griff der Störenfried, die zweite Landessprache, hinein und zerriß das wohlgeordnete Gewebe. Es gleicht das Fortschreiten in zweisprachigen Schicken jenem, da inan Schritt für Schritt Stufen in die Felsen Hanen muß, um einen festen Halt zu gewinnen. Das mühseligste Amt, das uns treffen kann, eine geteilte Schülerschar mit zweifachem Idiom vorwärtszubringenI Wie die eiserne Haue langsam und mit weithindröhnendem Schall in den harten Felsen dringt, dein Klimmenden zum neuen Schritte Raum zu schaffen, sv gellten auch die Merksätze durch das Geäst dahin, und einer von ihnen: „Der Fisch lebt im Wasser." Das ist der direkte Sprachunterricht nach dem Muster der preußischen Methode in Posen. Etwa die Hälfte aller Schüler kam in diese Stube ohne Kenntnis der deutschen Sprache, saß einige Zeit ohne Verständnis dessen, was der Unterricht bot, stumpfsinnig in der Bank, verband dann mit bekannten Gegenstandsvvrstellungen die Wvrtvvrstellnng, wie sie die neue Sprache bot, zog allmählich hinüber zu den Begriffen, nietete sie zu Urteilen zusammen und stapelte so einen Schatz von Wvrtfvrmen und Sätzchen ans, um sie später als Elemente in der Rede zu verwenden. Gewiß, das Prinzip ist schön, ist richtig und gesund, aber seine Umsetzung in die Tat ist eine schwere, überaus schwierige Sache, die einen geduldigen, starken Mann verlangt. Dieses artikulierte Vvrsprechen, dieses ewige Feilen und Bessern, dieses Gröhlen und Rasseln zehrt an der Lunge und rüttelt am Nervenstrang; die preußische Methode fordert de» preußischen Korporal. — An der Tafel hing das Bild vom Fisch, genau das darstellend, was der Satz enthielt. Das ist nicht überall sv: Gar oft wird der lackierte, sogenannte „wirkliche" Fisch auf dem Gestelle, wie er aus dem Lehrmittclkasten geholt wurde, in den Satz gekleidet „Der Fisch schwimmt im Wasser", ohne daß er sich regte, ohne daß er von seinem Brettchen lvskäme. Was tut dieser Fisch aus der Leichensammlnng? Er ruht, er ist aufgespießt, verstaubt, vergilbt. Und da will man dem Kinde weismachen, er schwimme im Wasser. Ist ein solcher Unterricht „wahr"? Für den freilich, der die Sachverhältnisse bereits kennt, der Vorstellungskraft genug besitzt, sich das Fehlende hinzudenkeu, mag die peinliche Anpassung an die Rebe pedant erscheinen; überaus wichtig ist sie jedoch für die kleinen Leute, die an der Wirklichkeit hängen und mit ihrem Geiste noch nicht das Fehlende hinzufügen können. Und nun gar die Schüler des fremden Idioms! Sie nehmen alles als bare Münze und assoziieren, was man ihnen unter einem bietet — den Satz mit der Situation, die durch ihn gekennzeichnet werden soll. Dein wurde der Oberlehrer der Zuteiklassigeu in der Lehne des Berges gerecht: er zeigte das Bild des schwimmenden Fisches zum schwimmenden Satze. Hätte er die Sache noch tiefer genommen, sv wäre er den Tag zuvor hinab in den Talgrund gestiegen und würde ein vvrübcrziehendes Fischlein abgefangen haben, um es den Kindern als schwimmendes Fischlein im Glase vorzuführen. Das würde Freude gebracht haben und die rechte, kräftige Anschauung für den kräftigen Satz. (Fortsetznim folnt.) Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Rudolf E. Pccrz. — Druck von Jojes Pavliiei i» Gottschee.