~,r CK OJE m [UjF * M jE®yC€€€reriCfcC€CC€€Ct Dreschen. — Die hl. 40 Märtyrer. — Mumie Ramses 11. 87 I Pyramiden von Gizeh. irziTi mm mn nmmmomr nrannmon 7 TTTTTTYTTTT YYYYYYYYYYYYYTYTYTYYTTYYYYYYYYY YYTYYTYYTYYYYTYYYYTYYYTVYYTYTYTT' «GGWGGOGGHGHOGGGOGGGGOHGHWGGGGGN Missionshaus Mühkcrnö Bei ^3 rix tut—Hi rost. 1901. Für Ansichtskartensammler! Jeder, wer uns neue sichere Abonnenten zuführt, erhält über Verlangen ebensoviele schöne Ansichtskarten von Aegypten und Sudan, dortselbst aufgegeben und abgestempelt. Missionshaus Wühl and bei Mixen. Aeltere Jahrgänge ^ des ,,]6tern der Neger" sind noch erhältlich und zwar: der erste Jahrgang ä 2 K, der zweite (2. für sich abgeschlossenes Halbjahr) ä 3 K, der dritte ä 2 K. Alle Jahrgänge zusammen bezogen Kosten nur 4 Kronen. Behufs Erleichterung in der Versendung ersuchen wir die verehrlichen Ab-nehmer höstichst, bei allen Anfragen, Geldsendungen u. s. w. stets die gedruckte Schleifnummer mitangeben zu wollen. Konwefporröenz der GXpeöition. Eingegangene Geldsendungen. Dür das Missionshaus: G. Sener, Matrci (darunter für hl. Messen) 20.— K. S. Reininger, Stiff Melk..................... 2.— K. Prälat Dr. H. Zschokke, vom Kindheit Jesu- Verein, Wien........................ 800.— K. Monsignor Tr. Nagl, Rom....................20.— K. Prälat Schneider, Stuttgart................ 2.34 K. Durch Tr. I. Eh. Mitlerrutzner, Neustist . 33.50 K. H. Noggenberger, München................. 2.34 K. Son einer f Jungfrau durch Tr. Mitterrutzner, Neustist.............................160.— S. Durch denselben von Fürstin Waldburg-Wolfegg 117.— K. H. Lüsche, Psarrer, Rieden.................... 23.53 K. Ä. Schubert, Prov., Prisdorf............... 14,— K. Dr. I. Freiseisen, Professor, Brixen . . . 7,— K. I. stritt, Blansko 2,- K. Josefa Gruber, St. Polt ....... 4 — K. S. Klopfer, Augsburg....................... 2.35 K. Josefine Danglmayer, Linz.................. 3.— K. Kath. Zwenke!, Lichtenwald................. 2-— K. A. Stockt, Domvicar, Salzburg.............. 1.— K. Durch G. Baumgartner, Coop., Wels vom kath. Arbeiterverein.......................20.— K. Durch denselben von einer Wohlthäterin . . 2,— St. Aus Düsseldorf................................. 24.67 K. Becker. Staatsprocuratorssrau, Münster i. W. 17.63 St. Haidegger, Tarns........................... 2,— st. Monsignor E. Friedrich, Wien............... 4,— K. A. Kreuzweger, Tiers....................... 1.— K. I. Seidl, Stainz ................................. 1,- St. I. Vogt, Klepsau.......................... 11.75 St. P. Wopfner, Pfarrer, Welschnoven . . . 2,— K. (Vom 24. Januar bis 25. Februar 1901.) Maria Reinke, Münster i. W. (darunter für 16 hl Messen) .............................. 52.87 K. L. Maier, Baden, Schweiz.......................... 2.87 St. Aus Lberösterreich für ein Heidenkind Maria 20 — K. Aus Oberöstcrreich............................66.— ft. Exc. Fra» v. Majlath, Ghulafehervar. . . 1.— K. Maria Waldncr, Lehrerin, Stent .... 2,— St. Durch Anna Mayr in St. Valentin, Nieder- Ocsterrcich, von uichrercu............... 4.— St. Aus Steyr, Lberösterrcich..................... 280.— St. B. Paul. Innsbruck..................................4,— St. cf v. Velics, k. k. Gesandter, Kairo . . . 3 86 St. Th Zdechlik, Rom..................................-.87. St. Aus Dberösterrcich............................ 350.— St. I. Wegmann, Passau ........................... 3 — M. A. Larchcr, Laugesthei ........................ 1.80 St. I. Müller, Brixen................................. 1.-6 K. I. Traxl, Strengen ................................ 9,— St. 3"'fir heilige Mellen: El. Fröhlich, Ahrweiler............................ 4,— St. B. Paul, Innsbruck......................... 7.— St. Schröer, Steele............................... 6 — M. Vollmer, Pfarrer, Bühl........................... 29.36 K. Ans Lberösterreich................................100.— St. Ans Dberösterreich.................................20,— K. Mayr, Stetten.................................... 36.68 St. Baronin Nagel, Vornholz.......................... 47.83 K. P. Mohn, Mehlsack . '..................• . 18.79 St. G. Unkenhuber, Ebensee............................. 1.— St. Hummel, Caplau ....................................38.— St. Aus Äsers .........................................40.— St. Büchersendungen cfengeu ein von: Wcger'sche Vcrlagshandlung, Brixen; Siertha Paul, Innsbruck; Friedrich Wapienik, Graz; Dr. I. Wild, Linza. D.; P. Bruno Wiesingcr, Müllersdorf; Ä7. Eller, geistl. Rath, Brixen; I. Schreyer, Coop., Schwaz. — Diesen und allen übrigen Wohlthätern sagen wir ein herzliches ,,Dcrgell's Golt!" und bitten mit weitere milde Gaben für unser Missionshaus. Nr. 3. März 11)01. IV. Iahrg. Dtulscher GlaubensVole. Afrika's Erlösung. jn§ neunzehnte Jahrhundert zählt Afrika's Entschleierung zu seinen größten Errungenschaften. In dem eben begonnenen' 20. Jahrhundert soll durch die Bekehrung Afrika's demWelterlöscr ein neuer, großer Trinnipf bereitet werden! Ganze Voiksstämme und Völker, die bislang in rohem Naturzustände und heidnischer Wildheit leben, anbetend dem Heiland zuzuführen, ist das nicht ein schöner Triumph für ihn! Die junge Gesellschaft der „Söhne des hlst. Herzens Jesu" will nach Kräften an diesem erhabenen Werke mitarbeiten in dem ihr zugewiesenen Missions-gebiete. Der hl. Vater cr-muthigte dieselben neuerdings in besonderer Weise, indem er in einer Audienz am 14. Febr. dem hochw. Generalobern gegenüber von der Größe unserer fierz 3e$u, ficil Hfrika’s. Mission sprach und betonte, tvie die Söhne des hlst Herzens Jesu mit Standhaftigkeit und Opfergeist ausgerüstet sein müssen und sich nicht von den Schwierigkeiten, denen sie zahlreich in ihrer Mission begegnen werden, übcr-tvinden lassen dürfen. Schließlich segnete der hl. Vater dir ganze Gesellschaft und alle ihre Mitglieder, sowie alle diejenigen, welche ihr in irgend einer Weise Gutes thun. Dieser besondere Segen des hl. Vaters möge für die Söhne des hlst. Herzens Jesu sowie ihre Wohlthäter ein neuer Antrieb und eilte neue Ermuthi-gnng sein! Ja mit frischem Muth wollen wir das schwierige Werk fortsetzen im festen Vertrauen, dass in diesem Jahrhunderte sich die Weissagung erfülle: „Vor Ihm werden die Aethivpier sich niederwerfen!" Cardinal M. präfect 6er in Deccnnium wird Heuer voll, dass Cardinal • M. Lcdöchowski das mühe- und sorgenvolle Amt eines Präfecten der Propaganda bekleidet. — „D, wir haben ja noch unsern ausgezeichneten Cardinal Lcdöchowski, den großen Kenner von Land und Leuten und Missionen!" sagte Leo XIII. nach dem Tode des vorletzten Präfecten der Propaganda, als seine Räthe die Frage erhoben, wer nun zum Nachfolger Simeouis in einem so wichtigen Amte zu bestellen sei. Der hl. Pater bewies auch damals seinen klarsehenden Blick — er kannte seinen Mann. Man kann nur staunen, wie viel im Laufe dieser zehn Jahre auf dem großen Gebiete des Missious-werkcs geschehen ist; dies ist in erster Linie der Klugheit, dem Eifer und der Thatkraft des greisen und doch rüstigen Präfecten der Propaganda zu danken; — ihm gebürt aber noch ein besonderer Dank von Leite der deutschen Missionen, welche nie einen größeren Aufschwung aufzuweisen hatten, als in den zehn Jahren der Regierung des Cardinals Lcdöchowski! * * * Cardinal Miecislaus Lcdöchowski wurde am 29. October 1822 zu Gorki, Diöccse Sandomir in Polen, als das Kind einer altadcligen polnischen Familie geboren. Nach Beendigung seiner ersten Ztudicn zu Warschau begab sich der 18jährige Graf nach Rom, um da im Colleg der Adeligen seine weitere Ausbildung zu erlangen. Er galt hier nach jeder Richtung als das Muster seiner Collcgeu, und als er seine philosophischen und theologischen Studien mit Auszeichnung beendet hatte, erhielt er am 13. Juli 1845 noch unter Papst Gregor XVI. die heilige Priesterweihe. Im folgenden Jahre bestieg Pius IX. den päpstlichen Stuhl; diesem waren die Vorzüge des jungen Priesters bekannt, und er ernannte ihn alsbald zu seinem Hausprälaten. Bald darauf wurde Lcdöchowski für die diplomatische Laufbahn bestimmt und fam als Auditor zu der päpstlichen Nuntiatur nach Lissabon, dann wurde er kurz nacheinander Jnternuntius selbst, Jnternuntius in Santiago in Chile und in Rio de Janeiro. 1856 finden wir den jungen Diplomaten als apostolischen Delegaten in Ncu-Gran ad a und 1861 treffen wir ihn mit der Würde eines Titular-Erzbischofs von Theben ausgezeichnet als Nuntius in Brüssel. 1865 wurde der erz-bischöfliche Stuhl von G nesen -Posen vacant; Ledöchowski, propaganda. lange suchte man für die Verwaltung dieser großen, ob der nationalen Verschiedenheit doppelt beschwerliche» Erzdiöcese den geeigneten Manu. Man wählte den Grafen M. Lcdöchowski — und man täuschte sich nicht. Lcdöchowski nahm die Wahl an und seine Wirksamkeit in Gnesen-Posen gereichte der Diöccse zum größten Segen; ja der ganzen katholischen Kirche in Deutschland leistete der thatkräftige Mann die größten Dienste, besonders in den schweren Zeiten des traurigen Culturkampfcs. Lcdöchowski wich trotz der berüchtigten Maigesetze von 1870 nicht um einen Zoll von den unverbrüchlichen Rechten der Kirche, unbeirrt um die Gesetze, die in sein Amt cingriffen, verwaltete er nach wie vor seine Diöccse. Er wurde infolge dessen in Anklagezustand versetz! und zu einer Geldstrafe von 5500 Thalern verurthcilt. Ledöchowski zahlte, that aber wie zuvor. Wieder und wieder wurde er zu neuen und höheren Geldstrafen verurthcilt, sein Gehalt wurde zur Deckung derselben confisciert, seine Güter und selbst sein bischöflicher Ornat wurden beschlagnahmt. Ledöchowski hatte nichts mehr, aber er — that wie zuvor. Und weil er nichts, mehr i hatte, was man zur Deckung der neuen Strafsummen einziehen hätte können, wurde ihm am 31. Jänner 1874 mitgetheilt, dass er demnächst selbst zur Verbüßung einer zweijährigen Kerkerstrafe eingezogen werde. Lcdöchowski schwieg und — that wie zuvor. Am 3. Februar um halb vier Uhr früh drang die Polizei in den bischöflichen Palast, um sich der Person des Erzbischofs zu bemächtigen. Ohne einen Augenblick die Fassung zu verlieren, tröstete er die bestürzte Dienerschaft und mit den Worten: „Meine Herren! ich stehe zu Ihrer Verfügung!" ließ er sich von den Häschern in einem abgeschlossenen Wagen abführen. In das Staatsgefängnis von O st r o w o verbracht, wurde Lcdöchowski daselbst volle zwei Jahre in strenger Haft gehalten, selbst seine Ernennung zum Cardinal am 15. März 1875 vermochte das über den Glaubens-Helden gefällte Urtheil nicht zu mildern. Im Februar 1876 wurde Ledöchowski über die Grenze gewiesen. Er begab sich nach Krakau, aber auch von da wurde er verbannt. Er begab sich also nach Rom, wo er bis heute verweilt. Bis zum Jahre 1886 blieb Cardinal Lcdöchowski, obwohl in Rom, Erzbischof von Gnesen-Po sen; dann erst erhielt er in der Person des Prälaten Cardinal M. Ledüchvwsti. 67 Dindcr einen Nachfolger. In Rom entfaltete der Cardinal als Mitglied verschiedener Congregationen, besonders als Prüfeet der Congregation der Breven eine rege Thätigkeit, bis er nach dem Tode des Cardinals Simeoni im Jahre 1891 vom hl. Vater Gefangener zu Ostrowo keine anderen Bücher zu lesen als solche über Länder- nnd Völkerkunde; die schienen am wenigsten staatsgesährlich zn sein. Diese nun studierte der Cardinal volle zwei Jahre mit Eifer. So bediente sich die göttliche Vorsehung der aus eigenem Entschlüsse zum Präfeeten der Propaganda ernannt wurde. Leo XIII. hatte nämlich schon als Cardinal Peeei Gelegenheit, die umfassenden Kenntnisse Ledochowski's auf dem Gebiete der Erd-, Nölker-und Misfionskunde kennen und schätzen 31t lernen. Unb wie kam der Cardinal zu diesen Kenntnissen? ^-eit jeher ein Freund solcher Studien, bekam er als Strenge eines, preußischen KerkerpröfoßeU als Mittel, um sich einen tüchtigen Präfeeten der Propaganda heranzubilden. — Möge der Herr den greifen heldenmüthigen Cardinal Ledüchowski segnen und ihn zu seiner Ehre lind zu Nutz lind Frommen beS Missionsiverkes ttnb der ganzen katholischen K irche noch lange Jahre erhalten! eX@«S>ts------ 5* Lebensbilder deutscher Missionare. P. Moriz M^un muss ich über meine Reise nach Astika sprechen. Mit allem versehen, was nothwendig ist, mit Ausnahme einer guten Gesundheit, bestieg ich den 2. Februar 1757 ein Schiff von mittelmäßiger (sküpc und verließ unter günstigem Winde die Insel Goa. Aus demselben' Schiffe war Herr Johann Emmanuel von Mello, der als Statthalter nach Mosambique geschickt wurde, mit seiner ganzen Familie. Nebstdem waren aus dem Schiffe zwei Augustiner, zwei Franciscaner, ein barmherziger Bruder, einige Kaufleute u. s. w. Kaum hatten wir das Land aus dem Gesichte verloren, als mich schon ein viertägiges Fieber befiel. Ich hatte mich von der schweren Krankheit, die ich das erste Jahr nach meiner Ankunft in Indien durchmachte, nie ganz erholt und verlor vollständig meine Kräfte; denn das Fieber wurde von Tag zu Tag heftiger. Der stets günstige Wind führte uns schon zum drittenmal über die Linie, und cs war für mich ein Glück, dass wir bald, nämlich den 8. März, in Mosambique angekommen sind. Bei unserer Ankunst wurden sowohl auf unserem Schiffe, als auch auf der Insel die Kanonen gelöst. Der Gouverneur von Mosambique kam gleich an Bord, um seinen Nachfolger zu begrüßen. Aus besonderer Rücksicht gestatteten mir diese beiden Herren, dass ich zuerst aus dem Schiffe aussteigen und ins Jesuitencollegium gehen konnte: es war eben wieder mein Fiebertag. Ich wurde von meinen Brüdern mit großer Liebe aufgenommen, besuchte zuerst die Kirche und gierig gleich zu Bette. Das Fieber nahm aber so zu, dass ich zu phantasieren anfieng, so dass die Patres des Collegiums in großen Schrecken geriethen. Ein Arzt, der schnell gerufen wurde, ordnete so gute Mittel an, dass mich das Fieber bald ganz verlassen hat. Aber erholen konnte ich mich nur allmählig. Den 5. April wurde ich in aller Frühe ganz unverhofft zum neuen Gouverneur gerufen. Ich gierig gleich und fand in seinem Hause fast alle portugiesischen Herren versammelt. Man führte mich in sein Zimmer, und ich fand den guten Herrn im Bette. Das Bett und der Boden waren mit Blut besprengt. Da ich von allem, was vorgegangen war, nichts wusste, so fragte ich, ob er zur Ader GHoMclN. (Fortsetzung.) gelassen habe. Ach Pater, antwortete der Kranke, haben sie die Güte, meine Beicht zu hören. DaS that ich und ließ ihm alsdann die hl. Eommunion reichen. Der Herr hatte denselben Morgen einen Selbstmordversuch gemacht. Zwischen der Wand und einem Sessel hatte er einen Degen festgemacht und war zweimal mit so großer Gewalt in denselben gerannt/ dass er sich jedesmal den ganzen Leib durch und durch gestoßen hatte. Man sagte, dass llcbcrtretung königlicher Befehle und andere Dinge ihn so verwirrt gemacht hatten, dass er diesen traurigen Entschluss fasste. Er bat mich, ich möchte, so la„gc er noch lebe, bei ihm bleiben. Ich stand ihm auch bei, so gut ich konnte, ließ ihm die hl. Oelung geben, und dieselbe Nacht noch, gegen zwölf Uhr, verschied er. Man kann sich leicht denken, wie sehr seine Frau bestürzt war, dass sie auf so traurige Art ihren theueren Mann verlieren musste. Er war im 38. Jahre seines Lebens und hinterließ drei Kinder: einen Sohn von 14 Jahren, der schon Fähnrich rvar, und 2 Töchter, eine von 11 und die andere von 9 Jahren. Die Frau rvollte vor Betrübnis sich durch Hunger das Leben nehmen. Sie nahm auch in der That : nur in meiner Gegenwart etwas Nahrung, so dass ihr wenigstens das Leben erhalten blieb. Ich sprach ihr zu, soviel ich konnte, aber alles war umsonst; denn sie glaubte, sie habe einige Schuld an betn tragischen Ende ihres Mannes. In der That hätte sic auf ihn mehr achthaben sollen, umsomehr, da sie seine Verwirrung schon wahrgenommen hatte. — Den 24. April begab ich mich wieder zu Schiffe und auf die Reise, um endlich in die mir bestimmte Mission an den Flüssen von Senna.zu kommen. — Die Flüsse ? von Senna umfassen einen ziemlichen Strich Landes, etwa so groß wie die Grafschaft Tirol, am großen Flüsse Zambesi gelegen. Der Kaiser von Monomotapa hat ihn den Portugiesen gegen euren jährlichen Tribut abgetreten. Dieser Tribut besteht in einem rothsammtenen Kissen, einem schönen Sessel und anderen Kleinigkeiten. Nebstdem schicken sie ihm eine Compagnie Soldaten, deren Anzahl aber den Namen Compagnie nicht verdient; denn sic beläuft sich nur ans l 5 bis 20 Mann. Lebensbilder deutscher Missionare. 69 Jeder, der dahin geschickt wird, besonders aber der Hauptmann, freut sich, denn sie iverden gut belohnt, vorzugsweise wenn sie seiner schwarzen Majestät einige europäische oder asiatische Kleinigkeiten mitbringen. Diese Soldaten dienen dem Kaiser als Leibivache. — Diese Reise war wegen der vielen umherliegenden unbewohnte» kleinen Insel», Klippen und Sandbänken höchst gefährlich. Dazu kam noch, dass mich das viertägige Fieber wieder befiel, aber nicht mehr so heftig wie das vorigemal. -Wir hatten stets günstigen Wind und brauchten zur ganzen Reise nur zivöli Tage. Auf unser Zeichen mit der Kanone erhielten wir von der Festung Tangelane die gewünschte Antwort. Gewöhnlich ist auf dem Schiffe und dem Landungsplätze eine große Freude, wenn ein Schiff in den Seehafen einläuft. Hier ist aber das Gegentheil der Fall, weil die Einfahrt sehr gefährlich ist, denn der Grund des Meeres ist nicht tief und zwei Sandbänke liegen einander gegenüber, auf die die Schiffe leicht auffahren, sich setzen und alsdann von den beständigen Wellenstößen ganz in Stücke geschlagen werden. Als wir einfuhren, schien das sonst so schöne und helle Meerwasser eine Kothlacke zu sein. Die Menschen, die uns von der Festung ans sahen, begannen schon für uns zu beten. Dennoch liefen wir den 6. Mai 1757 glücklich in den Hafen ein. * * Als der Missionär des nächsten Dorfes Oiiille-mane von meiner Ankunft gehört hatte, kam er sogleich nils das Schiff. Wir freuten uns herzlich beim Wiedersehen. Wir waren schon in Goa gute Freunde und hatten miteinander die Theologie studiert. Er führte mich in seine Residenz und bewies mir alle Freundschaft und Liebe. Ich will aber hier ein für allemal bemerken, dass die Residenz eines Missionärs nicht ein prächtiges Gebäude, sondern ein ganz gewöhnliches, oft sehr schlechtes Haus ist, wo ein oder mehrere Missionäre zusammen wohnen. — Der genannte Missionär war znm Visitator der ganzen Missiün ernannt und musste sich daher nach Senna, der Hanptresidenz dieser Mission begeben. Er ließ mich also in Quillemane als Seelsorger so lange, bis ei» anderer Missionar geschickt würde. Dieses war für mich eine sehr beschwerliche Läge, weil ich der Landessprache noch unkundig war. Das viertägige Fieber hatte mich zwar verlassen; dafür fiel ich aber bald darauf in eine schwere hitzige Krankheit, die mich an allen fünf Sinnen ergriff und meine Kräfte ganz erschöpfte. Ich war an einem Orte, wo weder ein Arzt noch die nöthigen Arzneien zu bekommen waren. Ich unterwarf mich darum einer Cur, die dort wohl gewöhnlich, aber auch sehr barbarisch ist. Ganz entkleidet wurde ich auf einen durchlöcherten Sessels gesetzt, bis über den Kopf mit vielen Tüchern bedeckt. Unter den Sessel stellte man einen großen Topf mit heißem Wasser und Kräutern. Und so musste ich schwitzen und schmachten. Einigemale hielt ich so ans. Als ich aber keine Linderung in der Krankheit verspürte, nahm ich Zuflucht zu Aderlass und Pnrgiermitteln. Dadurch wurde ich wieder einigermaßen hergestellt, sodass ich am Feste des hl. Ignatius, allerdings mit großer Mühe, die hl. .Alesie lesen konnte. Den nämlichen Tag wurde ich von meinem Nachfolger abgelöst und noch sehr schwach, auf einem Schifflein mit zwölf Rudern nach Senna gegen den Strom des Flusses Zambesi geführt, wo ich bei dem Visitator fast ein ganzes Jahr verblieb. Ich war aber meistens krank oder kränklich, sodass ich Gott und alle Heiligen um fünfzehn oder zwanzig Tage Erholung anrief. Dessenungeachtet übte ich meine geistlichen Functionen aus und bestieg oft mit dem Fieber als Fastenprediger die Kanzel. Als alle Mittel, mir meine Gesundheit wieder herzustellen fruchtlos blieben, schickte mich der P. Visitator im Monate Mai 1759 nach Tetta, dem letzten Dorfe, das die Portugiesen in Mönomotapa besitzen, weil dort eine gesunde Luft ist. Ich traf die Residenz der Ortes ganz in Unordnung und Verwüstung an und fand keinen Menschen, der mir auch nur das Brot backen würde. Mein Vorfahrer hatte nämlich durch seine zu große Strenge alle Neger vertrieben. Als sie hörten, dass ich nicht so streng sei, kamen sie wieder zurück und wir lebten miteinander ganz vergnügt. Ich hatte auch meine Gesundheit wiedererlangt, meine Kräfte nahmen zu und ich hatte in meiner Residenz alles in guter Ordnung, als ich sie wieder verlassen und eine halbe Tagreise weiter eine andere, Maranque mit Namen, nebst einem Gehilfen, der ein Genueser war, übernehmen musste. — Auch da fand ich alles in Unordnung. Die Residenz Maranque liegt in einer Einöde, in der man keinen Europäer und nur Kaffer» antrifft. Die Gegend ist voll wilder Thiere. Elephanten waren mir so gewöhnlich, dass ich mich gar nicht bemühte, solche zu sehest. Wir hatten von ihnen auch nichts zu fürchten, weil die Residenz gut gebaut und mit Ring-, mauern umgeben war. Ich lebte hier mit meinem Gehilfen gesund und vergnügt und machte Anstalten, die Neger, die mein Vorfahrer durch seine Strenge verjagt hatte, wieder zu sammeln. Ich nahm die zur Residenz gehörigen Güter in Angenschein und schickte mich an, der mir anvertrauten Gemeinde mit Nutzen vorzustehen. — — 70 Lebensbilder deutscher Missionäre. Am 7. September gieng ich mit meinem Gehilfen nach Tette, wohin wir vom dortigen Missionär eingeladen waren, um das Fest Mariä Geburt feierlich zu begehen. Ich wollte zwar nach vollendeter Feierlichkeit gleich wieder nach Hause. Auf dringendes Anhalten des Missionärs hin verschob ich die Rückreise aus den folgenden Tag. Am 9. September, auf welchen im I. 1759 daS Fest des Namens Mariä fiel, waren wir drei Jesuiten vom Mittagsmahl aufgestanden, als der Commandant des Ortes von einer zahlreichen weißen und schwarzen Mannschaft begleitet in die Residenz kam. Wir empsiengen die Herren, ohne etwas Schlimmes zu ahnen, mit der größten Freundlichkeit und führten sie in einen Saal. Nach einem kurzen Gespräche stand der Commandant mit den übrigen Herren auf und mit Thränen in den Augen — er war uns immer ein guter Freund — kündigte er uns an, dass wir nach einem höchst strengen Befehle des Königs von Portugal alle drei als Staatsgefangene ergriffen und in einen Kerker der hiesigen Festung geworfen werden sollen. So scharf war der Befehl, dass Keiner zuvor aus sein Zimmer gehen und sein Brevier holen durfte. Sogleich wurden wir, wie wir giengen und standen, ohne auch nur das Hemd wechseln zu dürfen, unter bewaffneter Begleitung in die Festung eingeführt, in einen finsteren unreinen Kerker geworfen, der voll Ungeziefer war und worin zuvor einige schwarze Verbrecher gelegen waren. Von weißen und schwarzen Soldaten wurden wir da Tag und Nacht aufs Schärfste bewacht. Wir fragten um das Verbrechen, weswegen wir so schwer bestraft würden und erhielten zur.Antwort, wir seien zwar unschuldig, aber unsere Brüder in Portugal hätten dem Könige nach dem Leben getrachtet und viele andere Missethaten begangen, die wie eine Erbsünde auch uns zur Last sielen. Man kann sich leicht denken, wie diese Nachricht auf uns wirken mochte. Solange wir in Tette waren, war es den schwarzen Häuptlingen erlaubt, uns im Kerker zu besuchen. Sie boten uns ihr Blut und Leben zu unserer Befreiung an. Wir gaben aber immer zur Antwort, dies alles sei unnöthig; wir wären ohnehin in der sichern Hoffnung, dass sich die Sache bald klären, und dass man uns mit allen Ehren an unsere früheren Stellen wieder einsetzen werde. Hätten wir nicht so geredet und gehandelt und uns nicht viele Mühe gegeben, die Neger zu beschwichtigen, so würde es ganz sicher zu blutigen Auftritten gekommen sein, denn meine Kaffern von Maranque waren besonders robuste und tapfere Menschen. — Aber was hätten wir durch die Flucht gewonnen? Nichts anderes, als dass wir hernach wie die Wilden in Wäldern und Einöden elend leben undnmherirren müssten? Nachdem wir acht Tage zu Tette in Gefangenschaft gesessen, wurden wir herausgeholt, ans ein kleines Schiffchen mit 12 Rudern gesetzt und unter Bedeckung eines Offieiers und einiger Mannschaft den Fluss Zambesi hinab nach Senna geführt. Gleich die erste Nacht landeten wir bei meiner Residenz Maranque; es ward uns aber nicht gestattet in derselben zu übernachten. Wir mussten unter einem Zelte am Ufer des Flusses bleiben. Vor der Abreise ward uns doch noch erlaubt, in die Residenz zu gehen, um einige nothwendige Kleidungsstücke zu holen. Wir fanden alles in Unordnung, mussten aber dulden, schweigen und gehen. Nach einer Reise von acht Tagen kamen wir nach Senna, wo der Gouverneur viel strenger mit uns verfuhr. Wir wurden in ein finsteres Gefängnis der Festung gesetzt und kein Mensch durfte uns besuchen. So saßen wir nun an einem Orte gefangen, der ehemals die Hauptresidenz unserer Mission war, und wo wir im höchsten Ansehen standen. Wir wurden hier von einem Fähnrich bewacht, der uns wieder nach einer Woche ans einem kleinen Schiffe weiter führte. .Dieser Mann hielt uns sehr hart; besonders auf mich hatte er ein sehr wachsames Auge. Warum dies? Ich weiß cs nicht. — Dort, wo der Fluss Zambesi in zwei Arme ausläuft, wurden wir einem anderen Officier, einem guten und bescheidenen Manne, übergeben. Dieser Mann lieferte uns nach O.nille-mane. Da die Festung von diesem Orte zwei Stunden entfernt und fast zusammengefallen war, so hatte der Gouverneur von Senna befohlen, dais wir auf ein vor Anker liegendes Schiff gesetzt werden sollten. Der Commandant von Ouillemane war menschlicher und wies uns die hiesige Jesnitenresidenz zur Wohnung an, ließ uns auch zum Scheine bewachen. Wir waren da unser sechs Jesuiten, denn drei waren schon da. Dieses war für uns nach den bisherigen Strapazen keine geringe Erleichternng; denn wir konnten uns doch gegenseitig aufrichten und Hilfe leisten. Der Commandant, ein guter Freund von uns, sagte uns ganz aufrichtig: Wenn Einer oder der Andere von uns fliehe, wozu sich täglich Gelegenheit bot, so hätte er auch kein anderes Mittel um sein Leben zu retten, als die Flucht. Vom Gouverneur zu Senna käm ein Befehl nach dem andern, man solle uns auf ein Schiff setzen. Der Commandant gab aber immer zur Antwort, er hätte nur Befehl, uns sicher nach Mosambique zu liefern. Zudem sei ans dein Schiffe die Unbequemlichkeit für uns, für unsere Wächter und für die Leute, die uns verpflegen müssten, zu groß. — Lebensbilder deutscher Missionäre. 71 Wir waren in Ouillemane vom 3. October bis 1. November. Dieses letztere Datum ist für die Schiffe dieses Hafens gewöhnlich die Zeit der Abfahrt nach Mosambique. Am Feste aller Heiligen durfte einer von uns die hl. Messe lesen imb den llebrigcn die hl. Communion reichen. Es war das erste Mal seit unserer ganzen Gefangenschaft, dass uns dies erlaubt wurde. — Das Herz ist uns sechs Priestern fast gebrochen, wenn wir die Kirche, die nur einen Büchsenschuss iveit entfernt war, vor unseren Augen sahen und keine hl. Messe lesen durften. Dieses Mal aber konnte es uns der Commandant erlauben, weil ein ausdrücklicher Befehl des Königs und des Bischofs sagte, dass wir alle communicieren sollten, ehe wir aus diesem Hafen, in tvelchcm so viele Schisse zugrunde gehen, uns auf die hohe See wagten. — — Ehe ich Afrika ganz verlasse, will ich noch etwas von den Sitten und Eigenschaften der Koffern und ihrem Lande erzählen. Ich versichere aber meine Leser, dass ich nichts sagen iverde, was ich nicht aus eigener Anschauung oder ans sicheren Nachrichten gewiss weiß. — Die Koffern sind von Geburt aus ganz schwarz, gut gebildet, stark und lebendig, träge zur Arbeit, durch Essen und Trinken aber leicht z» befriedigen. Man findet unter ihnen selten Hinkende, Lahme, Höckerige, Schielende und dergleichen! aber viele Blinde, besonders.in de» Gegenden, wo die Strahlen der Sonne glühender sind. ES ist bei ihnen gebräuchlich, dass Hinkende mit Hinkenden n. s. w. sich verheiraten, damit nicht Eines dem Andern sein Gebrechen znm Vorwurf inache. Weiber und Männer gehen immer nackt einher und haben nur die Lenden mit einem Tuche oder einer Thicrhaut bedeckt. Die Kaffcrn sind gewöhnlich rohe und wilde Menschen. Sie stehlen und rauben sehr gern und hierin sind sie klüger als sonst. Alan kann sic auch zu einigen Handwerken abrichten und man macht aus ihnen gern Schneider, Schmiede, Zimmerleute, Goldschmiede ii. s. w. Auch auf europäische Art zu kochen lernen sie ziemlich gut: die Europäer verwenden oft männliche Kaffem als Köche. Den Koffern dient alles zur Nahrung: Hunde, Katzen, Mäuse, Schlangen, Heuschrecken, Elephanten, Flusspferde und andere wilde Thiere und Fische. Wenn dag Fleisch auch schon stinkt, fault und von Würmern wimmelt, essen sie, es doch. Ihre gewöhnliche Nahrung ist Hirse, die dort viel größer wächst als in Europa. Die schwarzen Weiber, die die Mühle noch nicht kennen, zerreiben die Hirse mittels zwei steinerner Platten zu Mehl und kochen daraus ein dickes Mus nach Art der Polenta. Jeder nimmt dann von diesem MM ein tüchtiges Stück und hat er dazu ein Stück halbverfaultes Fleisch oder Fisch, so lebt er herrlich. Im Falle der Noth essen sie auch das rohe Mehl oder die im Wasser eingeweichte Hirse, besonders wenn sie auf Reisen sind und nicht kochen können. Das gewöhnliche Getränk ist Wasser, und der Kaffer macht sich nichts daraus, ob es aus einem Flusse, Brunnen oder einer Pfütze kommt, ob cs klar oder trübe ist, ■— wenn es nur einigermaßen flüssig ist. Sie bereiten auch eine Art Bier, das sie Pombe nennen. Es wird aus halbgebrochcner Hirse gemacht, die man so lange im Wasser gähren lässt, bis das Ganze so dick wird wie Buttermilch. Dann seiht man es durch ein Tuch und bekommt einen Trank, der in Farbe und Geschmack der Buttermilch nicht unähnlich ist, kühlt, nährt und berauscht. Ich selbst trank manchmal nicht ungern davon, um mir den Durst zu löschen. Die Neger bereiten das Getränk gewöhnlich nach der Ernte und unterhalten sich dabei unter dem widerlichen Klange ihrer Musikinstrumente mit Tanzen und Springen. Die musikalischen Instrumente der Koffern bestehen ans sechs oder sieben Trommeln von verschiedener Größe, die weiter nichts sind als Blöcke, die bis in die Mitte ausgehöhlt und mit einer dicken Thierhaut überspannt sind. Letztere ist in der Mitte nach mit Pech bestrichen. Auf diese Trommeln schlagen sie bei ihrer Musik mit einem starken Prügel, wodurch ein Lärm entsteht, der wohl eine halbe Stunde weit vernehmbar ist. Zu einer vollständigen Musik gehören auch große Kuhhörncr, an die sie mit einem Stocke schlagen und ein großer Triangel ans Stahl. Dazu kommt noch ein allgemeines Geschrei und Geheul, das gewöhnlich die Heldenthaten ihres Herrn besingt. Jeder wird sich leicht denken können, dass diese Musik für die Ohren eines Europäers eine wahre Tortur ist. Mau muss ihnen aber noch schön geduldig zuhören, cs für eine Ehre halten und sic beschenken. Ein anderes musikalisches Instrument der Kaffer» ist — besonders bei nächtlicher Stille — nicht unangenehm anzuhören. Auf einem viereckigen Brette sind mehrere stählerne Züngelchen von verschiedener Größe festgemacht. Das Brett wird in einen großen ausgehöhlten Kürbis gesetzt und nun wird auf demselben fast wie auf einem Klavier gespielt. Noch ein anderes Instrument besteht aus größeren und kleinere» Moosröhrcheu. In diese Röhrchen blasen sie hin- und herfahrend, was ebenfalls nicht übel klingt. Das gewöhnlichste musikalische Instrument ist ein halber Bogen,. mit Saiten überspannt, 72 Lebensbilder deutscher Missionäre. in der Mitte ist ein kleiner ausgetzöltcr Kürbis befestigt. Diesen Kürbis setzen sie auf die Brust, mit der linken Hand greifen sie in die Saiten wie bei einer Geige und in der rechten Hand haben sie eine kleine Ruthe, womit sic ans die Saiten schlagen. Zn den Festen, wobei das oben genannte Pombe getrunken wird, laden sich die benachbarten Dörfer gegenseitig ein, tanzen und springen. Wenn bei solchen Gelegenheiten alles aufgezehrt wird, sodass sie nachher in Wäldern ihren Hunger mit wilden Banmfrüchten oder gar mit gewissen Baumrinden stillen müssen, ist ihnen gleichgiltig. Ihre Hütten sind von Moosrohr und von Pfählen, die einzeln in die Erde eingetrieben und gut zusammengesetzt sind. Die Thür ist gewöhnlich sehr niedrig, so dass man beim Ans- und Eingehen sich bücken muss. Tie Hütten sind rund und daS Dach ist einem Regenschirm ähnlich, aber so geflochten, dass kein Regen durchdringt! Tische, Stühle, Bettstellen find ihnen unbekannte Tinge. Alles dieses ersetzt die Erde. Das Bett ist ein aus Binsen geflochtener Sack, der ihnen als Unter- und Oberbett dient. In diesem ans einer Seite offen gelassenen Sacke schlafen sic, und das Tuch, womit sie sich bei Tage bedecken, dient ihnen nachts als Kopspolster. Zum Kochen haben sie einen oder den andern irdenen Topf, zum Trinken einen Waffcrkrng und einige Cocosschalen, bei der Tafel hölzerne Näpfe oder Teller und einige Messer; Löffel und Gabel kennen sie nicht. Ihre Waffen sind Bogen und Pfeile, ein fast zwei Ellen langer eiserner Wurfspeer und ein großes Messer. Sie zielen mit ihren Pfeilen so sicher, dass manche sogar Vögel von den Bäumen schießen. Sie bestreichen manchmal die Pfeile, besonders zur Kricgs-zeit, mit einem sehr scharfen Gifte. Und wer da nur ein wenig verletzt wird, ist sicher ein Kind des Todes, wenn er nicht augenblicklich das geeignete Gegengift anwendet. Diese Völker lieben den Krieg sehr; aber viel Blut fließt dabei nicht, sie suchen einander vielmehr durch List zu übervortheilen. Sieht ein Theil, dass er unterliegen muss, so ergreift er eilends die Flucht. Ter Sieger raubt alles, was er in den Wohnungen des Besiegten findet, zündet seine Hütte an und macht die zurückgebliebenen Weiber und Kinder zu Sclaven und bleibt so lange im Besitz von allem, bis er von einem andern Feinde daraus verdrängt wird. Mit der Erziehung ihrer Kinder haben die Kaffer» nicht viel Mühe. Gleich nach der Geburt ivird das Kind ein wenig gewaschen und auf das oben beschriebene Bett oder auf die Erde gelegt. Nach einigen Tagen bindet die Mutter das Kind mit einem Stück Tuch auf den Rücken und geht ihrer Arbeit nach. Wird der Mutter ihre Last zu schwer, so legt sie es auf die Erde und lässt es zappeln und schreien, so lange cs will. Dessenungeachtet werden die Kinder selten krüppelhaft; im Gegentheil, sie erwachsen alle stark und gesund. Gold und Silber schätzen die Koffern nicht, aber Messing, Zinn und Eisen. Ans diesen Metallen machen sie ihre Armbänder und Ringe, von denen die Männer und Weiber einige an Händen und Füßen als Schmuck tragen. Wenn sie wegen des Todes eines nahen Anverwandten in Trauer sind, legen sie diese Ringe ab. — Messing und Zinn müssen sie von Ausländern sich erwerben. Eisen graben sie aus ihren eigenen Minen. Dieses machen sic anfangs zu Kugeln und wenn sie es alsdann brauchen, schmelzen sie cs mit leichter Mühe in einem Ofen von Thonerde, den sic jedesmal gleich ans offenem Platze bauen. Das Feuer blasen sic mit einem Blasbalge, der gewöhnlich ans der Haut eines Hundes gemacht ist. Elephantcnzähne findet man in, ziemlicher Menge. Dieses ist leicht erklärlich, beim die Elephanten streichen oft heerdcnweise in den außerordentlich großen Wäldern und Einöden umher. Die Zähne haben eine solche Größe, dass zwei Männer nothwendig sind, um sie mit Stangen fortzutragen. Viele haben mehr als Manneslänge. Die Kaffern erhalten diese Zähne auf verschiedene Art. Viele finden sie in Wäldern und Einöden, weil die Elephanten sie manchmal im Streite, den sie miteinander haben, oder wegen hohen Alters verlieren. Ferner graben sic tiefe Gruben und bedecken dieselben mit etwas Gesträuch, damit die darübergehenden Elephanten hineinfallen und gefangen werden. (Fortsetzung folgt.) Nus unserer Mission. Aus den Missionsstationen in Aegypten und Sudan. /-it incm Berichte, dd. Dmbe r nt an, 21. Nov. 1900, des Hochwürdigsten Apostol. Vicars entnehmen wir Folgendes: In den vergangenen sechs Monaten, über die ich Ihnen berichte, ist nichts Außerordentliches in unserem Arbeitsfeld von Ccntralafrika vor sich gegangen. Die Stationen von Kairo, Gesira, Heluan, Assuan und Omderman haben trotz der diesjährigen großen Hitze keinen Augenblick von ihrer schweren Arbeit nachgelassen, und ich darf sagen, dass die Patres, Brüder und Schwestern thaten, was menschenmöglich war in den dornigen Verhältnissen, in denen sie sich befinden. Das einzige, ivas eine besondere Erwähnung und Beachtung verdient, ist die Thatsache, dass nunmehr auch für den Unterricht der Mädchen in Omderman vorgesehen werden konnte. Zn diesem Zwecke musste ich ein an unsere Kirche angrenzendes Haus mit großem Hofe ankaufen. Die -Kirche, die etwa fünfzig Personen fasst, beginnt schon die zahlreichen Kirchcn-besuchcr nicht mehr zu fassen. Wir zählen bereits 170 Katholiken in Omderman; es sind Syrier, Griechen, Italiener und Neger. Die zwei Messen, die Sonntags stattfinden, sind ungemein gut besucht; ein guter Theil der Besucher muss sich begnügen, außerhalb der Kirche den Messen anzuwohnen. Besonders treue Schäflein sind unsere Neger und überhaupt alle, die die Schrecken der Mahdistcn-herrschaft gesehen haben. Die Leute suchen nun durch fleißigen Besuch des Katechismus wieder ganz in christliches Fühlen und Handeln sich einzuleben. Die Taufregister meiner Stationen weisen zusammen die schöne Zahl von 222 auf. Ein sprechendes Zeugnis für den Eifer meiner Missionäre und Schwestern. Man muss nur bedenken, dass alle unsere Stationen noch in muselmännischen Landen sich befinden, wo dem Wirken der Missionäre alle nur erdenklichen Hindernisse im Wege stehen, und man wird die Zahl der Taufen doppelt tröstlich finden. Unsere ganze Aufmerksamkeit ist gegenwärtig an Bord des „Rcdemptor", den man eben mit den für die Expedition nöthigen Lebensmitteln und Tausch-artikeln versieht. Am 10. December hoffe ich ganz sicher, die Anker des „Redemptor" lichten zu können. Ich selbst werde die Expedition führen, die zwei Patres, zwei Brüder und das nöthige Schiffspersonal beansprucht. Das erste Iahr im wiedereroberten Sudan. Von P. @Uo Kuller, F. 8. C. ndc März und im April herrscht hier eine große Hitze. Es gehören diese zu den heißesten Monaten des Jahres. Die Zimmer werden alsdann unerträglich. Alle schlafen während der Nacht int Freien. Der Mai und der Juni, in unseren Ländern so schön, sind hier garstig. Der Wind, der bisher von Norden kam, beginnt nun auch von Süden zu wehen. Längere Zeit verursachen die beiden entgegengesetzten Winde Sandmirbel, bis endlich der Nordwidn ganz nachlässt und der Südwind die Herrschaft -behält. Derselbe ist im Gegensatz zum Nordwinde feucht und sehr ungestüm. Während dieser Zeit vergeht keine Woche, ohne dass ein gewaltiger Sturmwind durch die Straßen saust, der Matten, Hölzer und dergleichen Sachen mit sich führt. Bei solcher Gelegenheit können auch erwachsene Leute nur mit Mühe sich auf der Straße aufrecht halten. Dcr Wind, der bisweilen auch tagelang tobt, wirft ihnen (Schluss.) schonungslos den heißen Sand inS Gesicht. Die Atmosphäre ist angefüllt mit grauem Wüstenstaubc, der einer Wolke gleich die Sonnenscheibe verhüllt. Während dieser Zeit haben viele Leute mit Kopfschmerzen zu thun. Mit dem Juni lassen sich auch wirkliche Wolken sehen, die jedoch noch keinen Regen bringen. Es fallen einige Tropfen und die Wolke wird vom Winde vertrieben. Die Nächte werden alsdann peinlich. Die Leute schlafen wegen der großen Hitze im Freien. Da kommt der Wind mit etwas Regen und weckt die Eingeschlafenen auf; nachdem der Wind vorbei ist, überlassen sich die Leute von neuem dem Schlafe. Nach einer Stunde lässt sich ein anderer Windstoß vernehmen, begleitet von Sand und wenigen Tropfen, um die Leute von neuem in ihrer Nachtruhe zu stören, und so geht es weiter die ganze Nacht hindurch. — Bereits ist auch der Regenprophet 74 2(ii5 tlnsercr Mission. erschienen. So nennt man hier einen dein Storche ähnlichen Vogel, der gegen die Regenzeit hier eintrifft, auf den Häusern und Bäumen sein 9ieft baut, und nach der Regenzeit das Land wieder verlässt. Er ist von beit Eingebornen gern gesehen. — Nun wissen die Leute, dass der Charis d. h. die Regenzeit bevorsteht. Das ist die Zeit, in welcher gewaltige Regenschauer Herabkommen. Und die hiesigen mit Strohmatten bedeckten Hütten, wie werden sie den Platzregen aushalten? Die Leute verstehen cS, ihre Hütten mit einem recht einfachen Mittel gegen den Regen zu beschützen, nämlich mit Esel-, mit Kuh- und Pferdemist. Dieser Mist ist im Mai und Juni sehr gesucht; bisweilen kann man ihn auch gegen hohen Preis kaum aufbringen. Hat ein Hausbesitzer einen mäßigen Hansen von solchem Miste beisammen, so lässt er Wasser daraus gießen. Die Hausbewohner beiderlei Geschlechtes machen sich um den Hansen herum und beginnen gleich Mistkäfern mit den eigenen Händen den Schmutz mit dem Wasser zu mischen und zu zerreiben. Man arbeitet mit Eifer und vermischt mit dem -Büste etwas Erde. Die Arbeiter vertiefen darin allmählich den ganzen Vorderarm und die Beine und beschmutzen sich das Gesicht; darum aber kümmern sie sich nicht. Endlich ist die ganze Masse ausgelöst, zerrieben und flüssig wie ein Brei. Hierauf gießt man noch neues Wasser darüber und rings herum und das Tagwerk ist vollbracht. Dieser Brei, djilla genannt, beginnt zu gähren und verbreitet einen abscheulichen Gestank; jedoch um Gestank nur kümmert sich hier Niemand. Die Eingeborenen sind daran gewöhnt und die Fremden — müssen sich daran gewöhnen. Nicht nur in den Haushöfcn, sondern auch in den Straßenecken kann man solche „Cementhaufen" finden. — Nach einiger Zeit wird der Brei nochmals gemischt und nachdem er gut verfault ist, ruft man den Mann, der das Haus zu verputzen hat. Dieser erscheint mit seinen Gehilfen und beginnt sein Werk. Er verputzt und tüncht das Haus nach seiner Weise. Er setzt sich auf den Rand des Daches, einige seiner Leute bringen die djilla in großen Platten, andere langen sie aufs Dach. Er bedeckt dasselbe mit einer dicken Schichte; dazu bedient er sich seiner Hände. Nachdem er mit denselben die djilla ausgebreitet hat, fährt er mit einem Holze darüber, um Unebenheiten auszuglätten, wobei er natürlich nicht zu genau schaut. Ebenfalls gebrauchen auch seine Gehilfen zum Anfüllen ihrer Platten nur die eigenen Hände. Während diese Arbeit vollzogen wird, verbreitet sich in allen Hauseckcn ein Geruch, der weder Rosen- noch Veilchenduft ist. Indessen wird es Mittag. Während die Hausinsassen zum Essen gehen, führt der „Anstreicher" wacker mit seiner Arbeit fort. Er sitzt auf dem Dache mit entblößtem, oft auch geschorenem Haupte, den feurigen Sonnenstrahlen ausgesetzt. Er scheint die Hitze gar nicht zu fühlen: er hat einen harten Schädel. Von Zeit zu Zeit lässt er vom Dache ein Häuflein stinkenden Mistes hinabfallen, womit er den Gästen die Mahlzeit würzt. Wenn ihm alsdann der Einfall kommt, die Arbeit zu unterbrechen, geht er davon und erscheint vielleicht den ganzen Nachmittag nicht wieder. Am andern Tage fährt er in seiner Arbeit fort. -Nach dein Dache tüncht er stimmliche Außenwände. Nach vollbrachter Arbeit sind wohl einige Tage nöthig, bevor der sonderbare Verputz trocknet. Ehe sich aber der Gestank vom Hause verliert, ist schon eine Woche nöthig. Es ereignet sich bisweilen, dass man an verschiedenen Orten zu gleicher Zeit die Häuser verputzt; da verbreitet sich der Gestank beim Wehen des Windes weit und breit. Wenn das Haus gut mit djilla verputzt wird, so ist cs für 2 Jahre gegen den Regen geschützt; wenn aber die Arbeit nachlässig verrichtet ist, so reicht cs nur für ein Jahr hin. — Die Hausdächer wurden indessen in den Stand gesetzt, den Regen zu ertragen. Dieser lässt auch nicht lange auf sich warten; einige Wochen scheint das Wetter zu spielen, bis unerwartet ein gewaltiger Regenguss hcrabkommt und die Regenzeit eröffnet. Dieselbe beginnt gegen Ansang Juli; dieses Jahr jedoch kam der erste starke Regen schon am 13. Juni. Sämmtliche Regen sind hier Gewitterregen. — Die Gewitter sind da in der heißen Zone viel großartiger und schrecklicher als in unseren Ländern. Wenn sic von Osten, von Nordosten oder von Norden herkommen, bringen sic gewöhnlich Regen mit. Ein Gewitter aber, das von Süden oder" Westen kommt, pflegt ohne Niederschlag vorbeizuziehen. Bisweilen kann man um 8 — 9 Uhr abends in großer Ferne wie kleine Flammen wahrnehmen, die beständig am äußersten Rande des Horizontes auftauchen und verschwinden. Das ist das sichere Anzeichen eines Gewitters, das nur nach langen Stunden, vielleicht erst am folgenden Morgen hier anlangt, Die Blitze vergrößern sich allmählig, bis endlich das ganze Firmament von pechschwarzen Wolken bedeckt ist. Das Gewitter steht bevor. Der Himmel scheint ein Feuerherd zu sein. Gewaltige blendende Blitze folgen einander aus verschiedenen Richtungen und zwar so schnell und so hell, dass trotz der Nachtzeit jeder Gegenstand rings herum klar erscheint, so dass man ohne Schwierigkeit lesen könnte. Es ist großartig anzusehen, und wer cs nie gesehen hat, kann sich keine Vorstellung davon machen. Plötzlich fallen gewaltige Aus unserer Mission. 75 Tropfen; hierauf fommt eine ganze Wasserflut herab, begleitet von Blitzen und Donnerschlägen. Nach wenigen Minuten entströmt sämmtlichen Dachrinnen ein gelbess dickes, schmutziges Wasser, das sich gegen die zahlreichen Gräben rechts und links der Straßen Bahn macht. Dort drinnen liegen alte Unreinigkeiten, todte Katzen, Hühner n. s. iu. All dieser Unrath beginnt von neuem Gastank zu verbreiten. Nachdem die Gräben angefüllt sind, überschwemmt das Wasser Wege und Straßen und sogar die geräumigen Plätze, da cS ja keinen natürlichen noch künstlichen 216= stuss findet. Eine Stunde Platzregen reicht hin, die ganze Stadt zu übcr-schwemmen. Und als ob das noch nicht genug wäre, kommt von einer Anhöhe außerhalb Omderman ein Gießbach herab und hilft wacker mit. Am andern Morgen bietet sich dem Auge ein sonderbarer Anblick dar. Die Stadt ist in eine weit ausgedehnte Pfütze verwandelt. Darin hüpft und badet die hoffnungsvolle Jugend von Omderman. Es ist keine Gefahr, dass die Bengel sich Hosen oder Hemd beschmutzen; sie haben deren nicht. Die großen Leute müssen bis zu den Knien im Wasser waten, wenn sie sich von einein Ort zum andern begeben. 2lnf dem Märkte herrscht völlige Unordnung; an solchen Tagen kann man nur mit Schwierigkeit Lebensmittel finden. — Die Frauen können dabei wirklich zufrieden sein. Die Armen müssen im Verlaufe des Jahres mit vieler Mühe das Wasser ans 20 und 25 Meter tiefen Brunnen herausziehen und es nach Hanse schleppen; nun aber finden sie das Wasser vor der Hausthüre bereit. Sic nehmen ihre schnmtzige Wäsche, setzen sich an das Wasser, das der gute Allah ihnen gespendet hat, und beginnen zu waschen. Das Wasser hat einen üblen. Geruch und ist auch etwas schmutzig; das aber macht nichts, hier in Omderman ist man nicht zimpferlich. — Anfangs trocknet das Wasser ziemlich rasch. Alsdann werden die Straßen und die öffentlichen Plätze nach einigen Tagen wieder etwas gangbar; jedoch in den engen Wegen müssen die Leute wohl gute Zeit lang im Wasser waten, wenn irgend ein gutherziger Mann c mit etwas Stein und Erde nicht einen kleinen Damm errichtet, worauf man trockenen Fußes vorbei gehen kann. Je mehr aber die Regenzeit vorwärts schreitet, desto schwieriger trocknet auch das Regenwasser aus. Wochenlang findet man alsdann ans den Straßen und Plätzen ausgedehnte stinkende Pfützen; bei einem neuen Regen vereinigt sich das frische Wasser mit dem alten halb verfaulten. Am Staube dieser Pfützen wächst und gedeiht üppig die Durra, während vor Beginn der Regenzeit dort die Straße war. — In manchen Grüben — einige derselben, die einen sandigen Boden haben, trocknen ziemlich schnell aus, denn die Wasser versickern im Sande — in jenen nämlich, deren Grnndbodcn hart und steinig ist, steht das Wasser lange Zeit, verfault und wird von Kröten und ähnlichen Amphibien belebt. Uns Europäern ver- ein Beduine. 76 Aus beut Missionsleben. Ursachen solche Grüben Ekel, nicht aber den Einge-bornen. Ja, wenn die Straßenpfützen aufgetrocknet sind, geht die Jugend dort hinein baden. Wie oft sah ich Knaben und Jünglinge in diesen Gräben herumhüpfen und untertauchen wie die Frösche, während daS Wasser darin schon länger als 2 Wochen gestanden war. Man muss halt annehmen, dass sie den Gestank nicht wahrnehmen, oder dass es ihnen gefällt wie den Kröten. Eines Tages gicng ich an einem Graben vorüber, der von altem stinkenden Wasser angefüllt war. Wohl gegen 10 Bengel ergötzten sich darin und wühlten mit ihrem beständigen Untertauchen den Grund auf. Ant Rande des Grabens saßen Weiber und wuschen. Ich lasse die lieben Leser sich eine Vorstellung machen, welch herrliche weiße Wäsche da herauskam. Der stärkste Regen siel dieses Jahr in der Nacht des 18. Juli. Um 103 4 Uhr abends begann der Regen wie ein Strom herabzufallen, begleitet von schrecklichen Blitzen. Er dauerte ununterbrochen eine ganze Stunde laug. P. Ohrwaldcr stand auf und öffnete die Thüre, um den Diener zu rufen. Da stürzte das Wasser durch die Thüröffnung herein und überschwemmte im Augenblick das Zimmer. Auch ich stand auf, und beide giengen wir auf die Straße, um zu sehen, was vorgefallen wäre. Es war 12 Uhr. Der Regen hatte fast aufgehört. Der Himmel war pechschwarz. Auf der Straße liefen die Wasser gerade wie in einem Bache und stiegen beständig. Von der allgemeinen Straße führt ein besonderer schmaler Weg wenigstens 1 m höher ins Christenviertel. Am erhöhtesten Punkte befindet sich die Pforte. Mit Staunen beobachteten wir, dass das Wasser fast bis zu dieser Thür gestiegen war. Von allen Seiten vernahmen wir das dumpfe Geräusch der einfallcndeu Häuser. Fall folgte auf Fall. Darauf das Rufen und Schreien der armen Leute, die um Mitternacht, vom Regenwasser umgeben, ohne Dach geblieben waren. Wir zogen uns zurück. Der Regen begann von neuem und bis 3 Uhr morgens rann das Wasser von den Dachrinnen herab. Wie viele Ruinen hatte jene Nacht zusammcngehäuft! Am folgenden Morgen vernahmen wir, dass auch unser altes Haus an der Straße eingefallen war. Ein Grieche hatte es in Miete genommen und viele Durra, Petroleum, Küchengeschirr, Seife, Zuckcrsachen u. s. w. darin aufgespeichert. Diese Sachen schwammen in buntem Wirrwarr mitten in dem schmutzigen Wasser. Der arme Mann behauptete, einen Schaden von 50 Ghine d. i. 1250 Fr. erlitten zu haben. Die Familie, welche von ihm als Haushüter angestellt worden war, ergriff beim Schwanken der Wände die Flucht; ein schwarzer Knabe, der schlief, blieb zurück, wurde von einem Stück Mauer verschüttet und erlag nach wenigen Tagen den erlittenen Verletzungen. Die göttliche Vorsehung hatte wirklich über uns gewacht, da sie die Sachen so geordnet hatte, dass wir jenes Haus verließen; wenn wir darin geblieben wären, hätten wir sicherlich schweren Schaden zu beklagen. Sämmtliche Kirchengeräthc nebst vielen anderen Haus-gegenständen würden verdorben sein; zudem wären wir ohne Obdach gewesen. Jede Schickung der göttlichen Vorsehung ist wirklich zum Besten des Menschen, wenn sic es anfangs nicht scheint. — Zwei Tage lang zwang uns daS Hochwasser zu Hause zu bleiben. Endlich gelang cs mir mit vieler Mühe, ein wenig in der Nachbarschaft herumzugehen. Welch trauriger Zustand überall! Zur Rechten und zur Linken sah man eingestürzte Häuser, mit Wasser angefüllte Höfe, große Löcher, welche die Strömung auch in den härtesten Mauern aufgewühlt hatte. Mauern, Balken, Matten, Geräthschaften lagen da beisammen im schmutzigen Wasser. Die Leute saßen mitten darin auf Kisten und betrachteten mit traurigem, missmuthigem Auge die Zerstörung. — Jener Regen des 18. Juni war stark, jedoch nicht einer der stärksten. Die Leute erinnern sich noch ungestümerer Regen. Sie erzählen z. B., dass während des Derwisch - Reiches einst solch ein Regenschauer herabkam, dass das ganze Viertel bis zum Marktplatze auf der Erde lag. — Die eingestürzten Häuser werden auf demselben Platze und mit demselben Leichtsinn und Nachlässigkeit wieder erbaut; nach einigen Jahren fallen sie von neuem. Die Leute sagen, das sei ihre Schuld nicht, Allah hat cs so gewollt, denn er hat den Regen geschickt, sagen sie, und geben sich damit zufrieden. — Der Charis ist bald spärlicher, bald reichlicher; er dauert bis in den September hinein. Dieses Jahr war er reichlich; er dauerte den ganzen September hindurch, und sogar am 3. October kam noch ein ziemlicher Regenguss. Die Bevölkerung empfängt den Charis mit Fest und Freude. Er ist ja der Segen für diese Länder, sozusagen das einzige Mittel ihrer Erhaltung. Bei Beginn desselben verlieren die Städte einen guten Theil ihrer Einwohner, die sich auf dem Lande znm Säen zerstreuen. Je reichlicher der Regen ist, desto größer ist auch der Ucbcrfluss an Getreide, Fleisch, Milch, Butter, Käse u. s. w. und alle Lebensmittel kann man billiger haben. Bei einem guten Cbarif leidet niemand Hunger; auch die Bettler finden überall ein Almosen. — Keiner der Leser möge sich aber einbilden, dass die Leute unter solchen Umständen sich bereichern; sie legen auch nicht einen Heller beiseite. Wenn sie den Bauch voll haben, denken sie an neue Heiraten. Dazu sind buntfarbige Aus unserer Mission. 77 Kleider, Schniucksachcn und Wohlgcrüchc nöthig und so wird all bad liebe Geld verschwendet. Wer hier 10 (.line d. i. 250 Fr. besitzt, hält sich schon für einen ivohlhabeudcn Mann und hat seine 3 oder 4 Weiber. — Ein großer Theil der Dienerschaft verlässt bei einer günstigen Regenzeit ihre alten Herren. „Brot gibt es ja," sagest sie, „warum sollen wir uns mit der Arbeit quälen?" Wenn aber der Regen karg ausfällt, leben die Leute in Noth, bis sie endlich der Hunger zivingt, ihre faulen Schultern unter der verhassten Arbeit zu bücken. Auch die sonst so trockene, von dürren Grasbüschen bedeckte Steppe ändert während der Regenzeit ihr eintöniges Kleid. Vom befruchtenden Regen begossen und in allen Richtungen von Bächen durchzogen, erwacht sic zu einem herrlichen Pflanzenleben. Die Königin der hiesigen Stcppcnpflanzen, die Euphorbia-Staude, hier oschar genannt, prangt da in üppigster Fülle. Die holzartigen Stengel der Pflanze erheben sich bis über 2 Meter, zahlreiche Aestc dehnen sich in allen Richtungen aus, mit dichtem, grün-fahlem Blätterwuchs geschmückt und von gewaltigen Fruchtkapseln behängen. Diese enthalten viele an langen, schneeweißen Fasern hängende Samenkörner" wenn die Fruchtkapseln reif sind, zerspringen sie, die Samenkörner fallen heraus und werden vom Winde weit und breit davongetragen. Daneben prangt ein herrliches mehr als meterhohes Gras, und zum grünenden Rasen gesellen sich allerhand Pflanzen, die der befruchtende Regen ins Dasein rief. Da blüht unter anderem die kostbare gesuchte Salamanka-Pflanze, man gewinnt aus ihr Farbstoff und Arzneien. Von Menschenhand nicht gesäet, gehört sie auch keinem als besonderes Eigenthum an. Es sammelt sie, wer immer sie findet. Eine Lerchenart erheitert mit ihrem Gesang die grünende Steppe. Kamcelc, Kühe, Maul-thiere, Esel, Gazellen, Hasen u. s. w. weiden auf dem herrlichen Rasen. Auch die Insekten, die im Verlaufe des Jahres so selten sind, erscheinen während der Regenzeit in staunlicher Menge und in den mannigfachsten Arten. Einige derselbe erfreuen den Menschen mit ihrer Pracht, andere aber quälen und peinigen ihn mit ihren scharfen Stichen und stellen seine Geduld auf harte Probe. Der Charis ist mit einem Worte die Lebenszeit für Thiere und Pflanzen und gibt auch dem Menschen das Nöthige zu seiner Erhaltung. In Bezug auf Gesundheit können es die Leser wohl begreifen, dass man sich während dieser Zeit nicht zu gut befindet. Aus den zahlreichen Pfützen steigen verderbliche Ausdünstungen empor, die viele Krankheiten, hauptsächlich das Fieber verursachen. Es ist infolgedessen große Aufmerksamkeit und Vor- sicht nöthig. Wer hier einen Regen durchmacht, kann sozusagen sicher sein, dass er es nachher mit dem Fieber zu thun hat. Besonders diejenigen, die frisch hier angekommen sind, fühlen leicht Unwohlsein, müssen es aber gewöhnlich ihrer Unvorsichtigkeit und Unerfahrcnheit zuschreiben. In den Niederungen aber ist das Klima während dieser Jahreszeit geradezu gefährlich. In der Regenperiode steigt auch das Wasser der beiden Flüsse, des weihen und des blauen Nils. In den Quellgegenden dieser Flüsse, am Tsana-Sce und in den Aequatorialländern fällt der Regen schon im April. Dennoch vergehen wegen der großen Entfernung Monate, bevor das Steigen auch hier fühlbar wird. Es ist wirklich überraschend, das Hochwasser der beiden Flüsse zu sehen. Derjenige, der dieselben während des niedrigen Wasserstandes gesehen hat, kann sich durchaus keine Idee von der gewaltigen Wassermengc machen, welche die erwähnten .Flüsse bei der Regetizcit mit sich führen. Das gilt besonders vom blauen Fluss. Dieser ist zur Zeit des niedrigen Wasserstandes sichtbar kleiner als der weiße Nil und fließt in einem tiefen Bette. Dort, wo er sich mit dem weißen Nil vereinigt, hat er zur Rechten die Spitze von Chartum, mogran genannt, und zur Linken Halfaja. Halfaja ist ursprünglich ein Dorf, das sich nördlich auf dem rechten Ufer der vereinigten Flüsse befindet. Heutzutage aber versteht man damit nicht nur das Dorf Halfaja,. sondern auch das ganze rechte Ufer des blauen Flusses, Chartum gegenüber, bis zu dessen Vereinigung mit dem weißen Nil. In der Mitte befindet sich die Insel Tuti. Vor derselben erblickt man im Verlaufe des Jahres eine weit ausgedehnte Sandbank. Der Flussarm zwischen Halfaja liegt beim niedrige» Wasserstand völlig trocken. Wenn aber der Nil zu steigen beginnt, verschwindet die ganze Sandbank unter den Wogen nebst dem größten Theil der hochufrigen Insel Tuti. Der blaue Fluss staut sich alsdann in seinen Ufern und erhebt sich dermaßen, dass seine Wellen den Rand der Stadt berühren. Die Leute erinnern sich solch hoher Wasserstände, dass der blaue Fluss in den ersten Stock einiger Gebäude eindrang. Der weiße Nil aber schwillt infolge seiner niedrigen Ufer noch mehr auf, so dass er eher einem Sec ähnlich ist. Zwischen bem weißen Fluss und Chartum dehnt sich eine Vs Stunde breite Niederung aus. Diese Ebene wird Beim Steigen des Flusses vollständig überschwemmt. Der weiße 9ii[ bespült alsdann mit seinen Wassern die Maliern von Chartum, sodass letztere Stadt bis-ivcileu von zwei Flüssen zugleich bedroht ist. Die Wasser des weißen 9iit bewahren auch dann etwas ihre weißliche Farbe. Die des blauen Nil aber werden 78 Ai,S unserer Mission. ungemein schmutzig und ihre Farbe ist ungefähr den gebrannten Ziegelsteinen ähnlich. Am morgan, wo die zwei Flüsse sich vereinigen, hat man bei solcher Gelegenheit ein interessantes Schauspiel vor de» Augen. Tors begegnen sich und brechen sich gegen seifig die schäumenden Wogen der beiden Flusse mit gewaltigem Rauschen und Toben. Man hat dort wirklich im Kleinen ein Abbild des Meeres. Dennoch wagen sich die verwegenen Fährmänner mit elenden, von Leuten angefüllten Nachen gerade mitten in die wilden Wogen hinein. Jedoch das Wagnis gelingt nicht immer; bisweilen schlagen die zerbrechlichen Fahrzeuge um und alle oder fast alle Insassen ertrinken. „Einmal, während meiner Gefangenschaft," erzählte P. Ohrwalder, „ereignete cS sich, dass ich mich nach Chartum zu begeben hatte. Aus Mangel an anderem musste ich mich dieser gefährlichen Nachen bedienen. Der Fluss war hoch, die Strömung reißend. Dennoch füllten die Schiffsleute ihre kleinen Fahrzeuge buchstäblich mit Personen an. Diese konnten nebenbei keinen Augenblick sich ruhig verhalten. Endlich kippte das Fahrzeug um; ich allein rettete mich durch Schwimmen; alle anderen ertranken. Es waren lauter Baggara und niemand beweinte sie. Rahn fi sehen Allah, d. h. sie sind zum Herrgott gegangen, und alles war beendigt." 3>ic'c Leute trauen sich bei Hochwaffer nicht über den Fluss zu fahren, obwohl bei Windstille und mit guten Ruderern keine besondere Gefahr vorhanden ist. Auch ich musste mich gerade beim hohen Wasserstande nach Chartum begeben. 3)a. ich kein Dampfschiff fand, blieb mir nichts anderes übrig, als mich eines Nachens zu bedienen. Mit 2 tüchtigen Ruderern brauchte ich 28 Minuten, um über den weißen Fluss zu fahren, dessen Wasser die ganze Ebene bis zu den Stadtmauern überschwemmt hatten. Bei meiner Rückkehr blieb ich auf dem Rand der Stadtruinen stehen, das Wasser zu betrachten. Ich versichere die lieben Leser, dass ich vor meinen Augen ein Wasser sah, das eher ein See zu sein schien als ein Fluss; vergeblich suchte ich den Strand zu erspähen. Wenn die Wasser fallen, so verändert sich die Ebene zwischen Chartum und dem weißen Fluss in eine große Wiese, wo es von allerhand lebenden Wesen wimmelt; ans den Inseln erschienen zahlreiche Pelikane und allerhand andere Wasservögel. Die schrecklichen Gewitter, die während der Regenzeit hier zu Cmberman toben, wühlen natürlich auch den breiten und tiefen Fluss auf, der alsdann schrecklich anzusehen ist und gewaltige Wogen führt. Den stärksten Sturm auf dem Fluss hatten wir dieses Jahr am 10. September. Nach Sonnenuntergang häuften sich aus verschiedenen Richtungen Wolken zusammen, in denen sich beständig Blitze kreuzten. „Wir werden diese Nacht einen starken Sturm auszuhalten haben," sagte der rais unseres Dampfers, Nur genannt, zu unseren Laienbrüdern, die ans dem Dampfschiffe arbeiteten. Die Schiffsleute am Ufer thaten indessen alles Mögliche, um ihre Schiffe gegen den Wind zu sichern, und nahmen endlich innerhalb derselben Platz, Da kam plötzlich mit Pfeifen und Sausen der Sturm daher und zerbrach Ketten, Mast-bäume, Planken u. s. in., die auf die Fahrzeuge herabregneten. Als die Schiffsleute diesen sonderbaren Regen wahrnahmen, sprangen sie aus ihren Fahrzeugen heraus; sie hatten keine Lust, sich umsonst die Köpfe zerbrechen zu lassen. Der aufgeregte Fluss tobte fürchterlich, er löcherte, zerbrach und warf auf den Strand sämmtliche Barken. Unser Dampfer hatte eine schreckliche Nacht auszustehen, er wurde ohne Rast mit Gewalt von den Wogen gegen das Ufer gedrängt. Glück für ihn, dass das Ufer sandig war; wenn es steinig gewesen wäre, hätte er unten vielleicht schwere Verletzungen davongetragen. Der Sturm dauerte mehrere Stunden. Am folgenden Morgen saß unser Dampfer auf dem Sande fest. Das lange, ausgedehnte Ufer war von beschädigten Schiffen, von Balken und allerhand Trümmern bedeckt. Den ganzen Tag hindurch vernahm man das Schreien der Schiffsleute, die mit dem Reinigen und Ausbessern ihrer Fahrzeuge beschäftigt waren. Die Monate, welche der Regenperiode sofort nachfolgen, d. h. Ende September und October, bringen von neuem starke Hitze mit sich. Die Zeit ist ungesund infolge der gefährlichen Ausdünstungen der Erde. Endlich gegen Schluss October kommt der Nordwind wieder, fegt die schlechten Gerüche weg und erfreut alle mit seiner frischen Luft. Alsdann beginnt auch die beste Zeit für die Kaufleute; denn die Gingcßorncn haben indessen etwas Geld gemacht, daS sie alles auf dem Marktplatze ausgeben werden. Die Kaufleute machen während der Regenzeit freilich keine guten Geschäfte. Heute kommt der Wind und füllt ihnen den Laden mit dichtem Staube an. Morgen kommt der Regen und besudelt ihre Waren. Die Kunden selbst sind selten geworden, da ein guter Theil der Leute hinaus auf die Felder gezogen ist. Mit trauriger, verdrossener Miene sitzen alsdann die Kaufleute in ihren Läden; sie trösten sich mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Viele derselben sind Katholiken; es sind im allgemeinen gute Leute, sie hören den Priester an und wohnen an Sonn- und Feiertagen eifrig dem Gottesdienste bei. Unser Kirchlein ist sowohl bei der ersten, sowie auch bei der zweiten Messe derart mit Gläubigen angefüllt, dass manche keinen Platz mehr finden 91 nS unserer Mission. 79 und vor der Thüre stehen müssen. Deshalb sind mir gezwungen, cs zn vergrößern. Hier zu Omdcrman ist dos Banen nicht zn kostspielig, da man aus Erde baut. Das andere Jahr aber, wenn wir zn Chartnm bauen, gehen die Sachen wohl anders. Dort können wir neben den stolzen RegiernngSpalästen und den schönen eleganten Privatgebänden sreilich keine Erdhütten errichten: die Regierung würde es auch nicht erlauben. Wir müssen dort, wenn nicht ans kostspielige, dennoch ans anständige Weise bauen: das aber kostet viel Geld, da die Baumaterialien theuer sind. — In Bezug auf unsere schwarzen Christen, die während der Mahdisten-Hcrrschaft hier gewesen waren, können wir uns nicht beklagen, sondern eher zufrieden sein. Sie'kommen an Sonn- und Feiertagen zur heiligen Messe, einige von ihnen, wohnen fast alle Tage dem Gottesdienste bei. Mögen auch die guten Leser für uns beten, damit der Herr über unsere Bemühungen seinen reichlichen Segen ergieße. Auf dem „Redemptor". zd^.n der letzten Nummer berichteten wir unseren Lesern von der Abfahrt des Missionsschiffes von Omdcrman. Heute sind wir in der Lage über den bisherigen Verlauf der Fahrt directe Mittheilungen des Hochwürdigsten Apostolischen Vicars zu bringen. Derselbe schreibt uns am 31. December 1900 von Ta n sikich (90 Kilometer im Süden von Fa-schoda) anS: „Da ich gewiss weiß, dass ich Ew. Hochwürdcn und all den Unsrigen in Mühland eine Freude mache, so übersende ich Ihnen diese paar Zeilen ans der neuen Residenz der Mndiric von Faschoda, wo wir gestern Nachmittags angekommen sind. Somit haben wir bis jetzt von O m d c r m a n her 800 Kilometer zurückgelegt. Uebcrmorgen fahren mir weiter um auf den S o b a t zn kommen, dessen Mündung von hier nur 8 Kilometer entfernt ist. Auf diesem Flusse schiffen wir eine Strecke weiter, um die Gegenden, die Lage und die Völkerschaften besser kennen zu lernen. Dann kehren wir wiederum zurück, und nachdem wir auch eine kleine Strecke des Bachi' el Gazal in Augenschein genommen, steuern wir südwärts auf dem Baclir el Gebal, auf welchem wir dann bis Nadschaf vordringen werden. Die bisher zurückgelegte Strecke war gewiss sehr interessant; aber cs würde zn weit führen, wenn ich auch nur vorübergehend einiges wenige erwähnen wollte: das überlasse ich Ihrem Berichterstatter und cs wird Ihnen seiner Zeit zukommen. In Bezug ans den Zweck unserer Reise gehören die Bekanntschaft, welche wir.mit dem Sultan der Schillnk, El Male Gur, machten, der Besuch, welchen er uns ans unserem Schiffe abstattete und der Gegenbesuch unsererseits in seiner ResidcH zu den wichtigsten Vorfällen. Die Residenz liegt 1 <> Kilometer südlich von Faschoda und 2 Kilometer landeinwärts mit linken Nilufer. Der Häuptling ist ein wirklicher Sultan, welcher wirkliche und volle Rechte über seinen bedeutenden und zahlreichen Stamm besitzt. Die Schillnk waren niemals Anhänger des Mahdi, sind auch keine Mohammedaner, haben die Beschneidnng nicht, sondern man kann beinahe sagen, dass sie gar kein Glaubensbekenntnis haben. Ich glaube, dass unter ihnen eine Mission sehr viel Gutes stiften könne. Das Schwierige ist aber, einen günstigen Ort zu finden; beinahe überall liegt nämlich der Boden sehr tief und ist daher den Ueberschwemmungen zur Zeit der Regengüsse ausgesetzt, was bekanntlich der Gesundheit wegen sich nicht empfiehlt. Ich eröffnete deshalb dem Sultan unsere Absichten und er zeigte sich geneigt und zufrieden; nach seiner Meinung wäre vielleicht Torna am Bachr el Gazal der günstigste Ort für unseren Zweck; deshalb gab er uns einen Neffen mit, welcher arabisch verstand und uns als Dolmetsch diente, damit er die Befehle des Sultans dem Schcik jenes Dorfes, überbringe. Dieser Jüngling war einige Zeit Sclave in Kairo und erst seit einem Jahre wieder in seine Heimat zurückgekehrt. WaS wir ausgerichtet haben, werden Sie seiner Zeit erfahren. Bei Gelegenheit dieses-Besuches beim Sultan schenkte uns dieser einen schönen Ochsen, ein fettes Kalb und vier Schafböcke. In den Dörfern dann, durch welche wir kamen, ließ uns der Neffe des Sultans in dessen Aufträge wiederholt Schafböcke bringen, so dass wir bis jetzt schon zwölf lebendige ans dem Schiffe haben. Aber auch wir beschenkten ihn reichlich. Er erhielt drei Eisenstücke, um Lanzen daraus zu machen, ein wenig Eisendraht, eine Unterjacke und ein färbigcs Hemd, eine Wolldecke, eine indische Mütze, eine Pfeife nebst Tabak und fünf Zigarren, ein bisschen Salz und Zucker, zwei Pfund Glasperlen und sechs kleine Spiegel. Sc. Majestät zeigte sich überaus zufrieden und gnädig. Wir besuchten ein Dorf oder besser eine Reihe von Dörfern am linken Ufer und von hier ans 30 Kilometer weiter nördlich gelegen, welches Uau heißt. Die Lage ist hinlänglich gut, und wenn wir nichts besseres finden, so werden wir uns ans der Rückkehr 80 Ist der Islam geeignet Naturvölker zu bilden? mit dem Sultan ins Einvernehmen setzen, um hier eine Missionsstation zu eröffnen. Diese Stelle wäre auch deswegen schon geeignet, weil sie der Niederlassung der Regierung ziemlich nahe liegt, ein Umstand, der auch nicht zu unterschätzen ist. In Hinsicht auf das Klima wäre auch Taufikieh ein guter Ort, aber die Berührung der Regierungsleute mit den Eingebogen ist dem Zwecke der Mission gewiss nicht ersprießlich. In Uau verbrachten wir die Nacht; am Abend beim Mondenschein waren wir bei den Spielen jener wilden Jugend anwesend; es waren mehr als sechzig Knaben und Mädchen; das Spiel war wirklich belustigend und interessant, zumal ich keine Gebärde bemerkte, die nicht ehrbar gewesen wäre, obgleich die Knaben ohne Kleidung spielten. Am Morgen beschenkten wir diese jungen Leute mit Glasperlen und Knöpfen, was sie sehr freute; wir waren noch zufriedener in der Hoffnung, dass wir ihnen in nächster Zukunft etwas besseres bieten können. Die Männer tragen gewöhnlich, wenn sie nicht nackt gehen, einen tob, welchen sie auf der linken Schulter zusammenbinden; die Weiber sowie auch die Mädchen bedecken sich die Lenden mit Ziegenfellen; die Knaben aber, auch wenn sie schon bedeutend herangewachsen, tragen gar keine Bekleidung. Ich glaube aber, dass, wenn sie Stoff hätten, sie sich gerne bedecken würden, ganz besonders, da die Morgen ziemlich kalt sind; das Thermometer sinkt da bis auf neun Grad ober Null herab. Gott der Herr gebe es, dass wir wirklich unter jenen armen und unglücklichen Völkern viel Gutes thun können. Deshalb lege ich Ihnen, all den kins-rigen und allen guten Seelen sehr ans Herz, Gott den Herrn flehentlich zu bitten, damit er unsere heißen Wünsche so bald als möglich erhöre. pH-fw*g-- Fst öer Islam geeignet Maturvölker zu bilden? Von P. Untier (verier, F. 8. C. (Schluss.) ya§ speciell die afrikanische Selaverei be-yr VKV trifft, so können wir nicht behaupten, dass der Islam dieselbe dort eingeführt Y habe; vielmehr "bestehen unzweifelhafte Beweise, dass die Selaverei seit den ältesten Zeiten dort bestanden habe.*) Sollte jedoch der Islam von eivilisierendem Einflüsse sein — und um diese Frage handelt es sich hier — so müsste sich nachweisen lassen, dass der Islam gegen die *) Sie alten Aegypter fiengen bei ihren Kriegszügen gegen Kus Leute ein. Eine zu Semneh gefundene Stelle berichtet von einem großen Raubzuge des Königs Taun-dines IV. nach Nubien, wobei 150 Männer, 250 Weiber, 110 Knaben, 55 Richter der Eingebornen, 175 Kinder derselben — zusammen 740 Lebende — gefangen genommen wurden. Viele Abbildungen und Jnschristen ans den altägyptischen Baudenkmalen zeigen das Gleiche Sie Römer, besonders zur Kaiserzeit, verwendeten viele Berber und Nigriten als Sclaven. Bildliche Darstellungen von Nigriten aus der Römerzeit bestätigen die Verwendung Schwarzer zu Rom als Sclaven. Sie Entdecker des 15, 16. und 17. Jahrhunderts fanden in den von ihnen berührten Küstenländern Afrikas überall den Sclavenfang und -Handel und erfuhren, dass diese auch im Inneren bestanden. bestehende Selaverei auftritt oder sie ivenigstens mildert. Leider lässt sich dieses nicht nachweisen, vielmehr lassen sich Beweise für das Gegentheil beibringen. In seinem Dünkel, durch die Religion des Propheten allein Gott angenehm zu sein, betrachtet der Muselmann jeden Andersgläubigen mit Verachtung: besonders verabscheuungswürdig sind ihm die Heiden. Der Muselmann betrachtet den Schwarzen als ein von Gott verstoßenes Geschöpf, als ein Wesen von niedrigerer Gattung, als ein Mittelding zwischen Mensch und Thier, das von Natur aus und durch Gottes Willen dazu bestimmt sei, Selave zu sein. Weder der niedrigste Muselmann, noch^ der gelehrteste Scheck wird sich überzeugen lassen, dass der Schwarze das gleiche Recht auf Freiheit hat, wie der Muselmann. 3(itS den vielen diesbezüglichen Gesprächen mit gelehrten Mohammedanern erwähnen wir nur eines: Christ: „Warum haltet ihr die Selaverei für erlaubt?" Mohammedaner: „Sie war es von jeher; mein Großvater und Vater hatten Selave», Gott hat es so angeordnet." Ist der Islam geeignet Naturvölker zu bilden? 81 „ES ist aber nicht erlaubt, dem Mitmenschen die Freiheit zu rauben." „Der Neger hat keinen Anspruch auf Freiheit, er versteht sie nicht." „Ist der Neger nicht ein Geschöpf wie wir?" „Nein, er ist von uns verschieden, von Natur aus zum Schlechteinigeneigt." „Und doch ist er so gut ein Geschöpf wie Du," „Der Neger entlief Dir, weil Dn ihn vielleicht misshandelt hast?" „Nein, der Verfluchte aß und trank gut, ich that ihm nichts zuleide, doch der schlechte Teufel hat ihn zur Undankbarkeit verführt; sie sind eben alle schlecht — von Natur aus." „Er entlief, weil er die Freiheit suchte, die Du ihm geraubt." Jellah am Dreschen. Der Mohammedaner wendet sich bei diesen Worten mit Entrüstung ab und sagt verbittert: „Er ist schlecht!" Christ: „Wer kannn beweisen, dass er von 9intnr aus schlecht ist?" „Er selbst beweist es. Höre: ich kaufte einen Sclaven; ich sandte ihn auf das Feld zur Arbeit. Doch eines Tages lief er hinter die Berge. Ist es nicht eine schlechte Handlung, mir zu entlaufen, nachdem ich ihn für mein Geld gekauft? Und so sind sie Alle." «Ich habe schon gesagt, er hat keine Freiheit, er ist ein Sclave." „Wenn man Dich zum Sclaven machte, wärest Du zufrieden?" „Wenn Gott mich dazu geschaffen hätte, was könnte ich dagegen thun?" „Aber ist es nicht Sünde, die Neger zu rauben?" „Das geht mich nichts an, das ist Sache derer die es thun, und Gott ist barmherzig." In den letzten Worten glaubt man den Propheten selbst sprechen zu hören, der nuzähligemale 82 Ist der Islam geeignet Naturvölker zu bilden? im Koran Vergehen und Sünden, die sich nicht rechtfertigen lassen, mit der Barmherzigkeit Gottes zudeckt. — Und so denken über die Sclaverei nicht nur. gewisse Muselmänner, sondern alle. Für sie alle ist die Sclaverei ein Stück Religion. Deshalb betrachten die Muselmänner daS Vorgehen der europäischen Mächte gegen die Sclaverei als einen schweren Eingriff in ihre Einrichtungen. Die verschiedenen Empörungen und Revolutionen nm abgelaufenen Jahrhundert bis aus den großen Sudankrieg herab haben ihren Ursprung vorzugsweise in der Unzufriedenheit der Muselmänner wegen der Abschaffung der Sclaverei. Gegenwärtig wird durch die Ueberwachuug seitens der europäischen Mächte an verschiedenen Punkten der islamitischen Gebiete der öffentliche Selaveu-haudel hintangehalten. Auf dem Muselmann aber lastet dieser Zwang wie ein Alp: seine Anschauungen in diesem Punkte sind nicht geändert: würde sich Europa heute zurückziehen und den Muselmännern freies Spiel lassen, so würde der Sclavenhandel ganz wie zuvor betrieben werden. Dies bestätigt der geheime Handel, der trotz aller Verbote und Beaufsichtigung fortbesteht, wie aus den zahlreichen Verurtheilungen des Sclavenhandels in Kairo erhellt, und doch ist anzunehmen, dass weitaus die größte Anzahl der Selavenverkäufer der Gerechtigkeit entwischen. Tie Sclaverei hat den Sclavenhandel zur Folge und dieser den Sclavenraub. Nun fragen wir, wo sind diejenigen, welche die Neger ihrer Heimat und ihrer Familie entreißen? — Neben den Eingebornen selbst, die sich gegenseitig in wilden Kringen befehden und den Nachbarn Weiber und Kinder rauben, um sie zu verkaufen, sind es durchwegs Muselmänner. Die Tanakla, Baggara, Tjellaba, Arab Hornr, Tjaaalin, Kababisch und viele. andere sind sämmtlich Muselmänner, und gerade diese sind die grausamsten Negerräuber, die den Menschenraub als Profession betreiben. Und wer sind die Selavenhändler? neben den Genannten sind es alle islamitischen Völker des Sudan, bald aus Profession, bald gelegentlich: gelegentlich ist's ferner jeder Muselmann im allgemeinen. Für den Muselmann ist der Sclave einerseits ein Mittel zur Befriedigung seiner Wollust, andererseits ein Erwerbsmittel. Der geldgierige Muselmann steht nicht an, seinen Sclaven zu verkaufen oder zu vertauschen, wenn ihm daraus ein Gewinn erwächst. Abgesehen davon, dass viele Muselmänner aus ihren Sclaven Capital schlagen, indem sie dieselben in fremde Dienste schicken, haben seinerzeit im Sudan manche förmliche Selavenzüchtereien in großem Maßstabe angelegt. Der Muselmann schreckt vor keiner Missethat zurück, um den Wert seines Sclaven zu erhöhen. Er ergreift seine» Neger, macht ihn zum Eunuchen, vergräbt daS arme Geschöpf bis an die Schultern im Wüstensande, ■— nach einiger Zeit zieht er ihn wieder heraus, und der Preis der Ware ist mit das Zehnfache gestiegen. Wenn wir das Gesagte über die Sclaverei zusammenfassen, so kommen wir zu dem Schluffe, dass der Islam weit entfernt, die in Afrika bestehenden Verhältnisse zu beseitigen oder zu mildern, denselben einerseits noch die religiöse Sanction ertheilt und damit seinen Fortbestand noch kräftigt, andererseits dieselben sogar unterstützt und in der That noch schrecklicher gestaltet, so dass man mit Recht behaupten kann, dass der Islam überall die Greuel der Sclaverei im Gefolge hat. Die Grausamkeit, die in der Blutrache und dem fanatischen Kriege für den Glauben ihre Befriedigung sucht und findet und dem Charakter des Afrikaners so sehr schmeichelt, wird durch den Islam nur genährt. Der Fatalismus des Islam trägt nur dazu bei, den dem Neger angebornen Hang zur Uuthätig-keit und Trägheit noch zu bestärken und zu erhöhen. Ebenso ist es mit dem wissenschaftlich bildenden Einfluss des Islam nicht weit her. Was den Elementarunterricht angeht, so trägt der Islam allerdings zur Verbreitung der Kunst des Lesens und Schreibens bei.*) Jeder Muselmann hat die Pflicht, eine Anzahl von Koranversen auswendig zu lernen, dazu ist, wenn nicht nothwendig, doch sehr förderlich, arabisch schreiben und lesen zu lernen. Obwohl die meisten islamitischen Neger nicht 'viel mehr als die 1. Sure auswendig kennen, lernen doch andere etwas ntehr in den sogenannten Kotüb. In einer Hütte oder unter einem Baume hocken die Schüler ohne Ordnung um den Lehrer auf dem Boden und unter stetigem Hin- und Herpendeln des Oberkörpers prägen sie sich in singendem Tone, oft unter wildern Geschrei ihre Aufgabe ein. Das Auswendiglernen ist ein absolut mechanisches, in ein sachliches Verständnis des Gelernten werden die Kinder nie eingeführt. Am Ende vermag der Schüler einen bedeutenden Theil des Koran auswendig herzusagen, ohne jedoch im Geringsten über die Bedeutung Rechenschaft geben zu können. Nur der Hass gegen die Ungläu- *) Dos weibliche Geschlecht jedoch ist größtentheils von jeder Bildung ganz ausgeschlossen In neuer Zeit sind tu großen Städten, z. B in Kairo, unter kein Einflüsse der Europäer Mädcheuschnlen gegründet worden. Die Erfolge sind aber noch sehr unsicher, da die Mohammedaner dieser ungewohnten Maßregel theils apathisch, theils sogar feindlich gegenüberstehen. Ist der Aslani geeignet Sjgcit wird mit dieser mechanischen Eintrichterung deS Koranbuchstabens in die Seelen der Kinder eingepflanzt. Ueber spärliches Lesen und Schreiben geht der Islam in den Negerländern nirgends hinaus; ist doch selbst in den Haupteentren islamitischer Gelehrsamreit schon lange eine große Stagnation in den höheren Wissenschaften eingetreten, die zur Genüge beweist, dass der Islam sich überlebt hat und heute kein eivilisierendes Element mehr abgeben kann. Der Islam hat vor Alters eine Zeit regen geistigen Lebens gehabt: Bagdad, Bossora, Kusa, Teheran, Ispahan, Damaskus, Kairo, Stambul, Cordova, Toledo, sind zeitweise die Ausgangs- und EinigungS-pnnkte dieser geistigen Thätigkeit gewesen. Die Haupt-wissenschafk des Islam war an sich die Theologie mit ihren Schwesterwissenschaften: Philosophie, Philologie, Rechtswissenschaft. Seit dem Verfalle der mohammedanischen Herrschaft in Spanien, dem Ende der Kreuzzüge und dem Siege der Seldschukken über das arabische Chalifat datiert sich der Rückgang der islamitischen Wissenschaft. Unter den türkischen Sultanen und den Mamelukken verlor sie ihren Einfluss auf die Andersgläubigen fast vollständig und heute zehrt sie nur mehr von dem Ruhme ihrer Vergangenheit. Was wir von den Wissenschaften behauptet haben, gilt in noch höherem Grade von den bildenden und schönen Künsten, als der Seulptur, Malerei, Architektonik, Musik. Wenn man die Architektonik auS-nimmt, in die der Islam allerdings einen eigenen Stil einführte, so steht er diesen Künsten geradezu feindselig gegenüber?) In ihrer Indolenz stehen die Muselmänner den weltbewegenden Erfindungei: des Abendlandes, der Buchdruckerkunst, der Optik, der Anwendung der Dampfkraft, den Wirkungen der Elektricität und des Magnetismus kalt gegenüber. Ja sie betrachten die eine oder andere Entdeckung mit Misstrauen und leisten daher auch nichts für ihre Verwertung. So sehen wir, dass Einrichtung und Gewinn von Dampfschifflinien, Eisenbahnen, Telegraphen, wie fast alle mit Dampf betriebenen Fabriken von europäischen Unternehmern gegründet und von den in türkischen oder ägyptischen Diensten stehenden Europäern geleitet werden. Der Islam besitzt nicht das erforderliche geistige Leben, um aus seinen Anhängern Männer heranzubilden, die einer angestrengten Geistesthätigkeit fähig wären. *) Einen Grund bieicr Nichte»twickelnng kann man vielleicht darin suchen, dass bei den Künsten die Darstellung der menschlichen Figur durch den Koran untersagt ist, doch wird ausnahmsweise dieses Gebot übertreten. Naturvölker zu bilden? 83 Es bleibt uns noch übrig, die politischen Grundsätze des Islam ins Auge zu fassen. In dieser Hinsicht hat der Islam allerdings Leistungen aufzuweisen, deren Großartigkeit für die Welt- und Völkergeschichte nicht bestritten werden kann. Der Islam ist unter allen auf Erden aufgetretenen Religionen die kampflustigste. Wie der Koran nicht willig angenommen wird, kommt ihm gleich die Schmertschneide zuhilfe. Mohammed hat den Islam als eine Religion hingestellt, die nie andern gleichgestellt werden kann: wo sie einzieht, da streben ihre Bekenner nach Herrschaft: nie und nirgends kann sie Andersgläubige als gleichberechtigt anerkennen, sie duldet dieselben nur und das nur, weil sie muss. Als Theokrat machte Mohammed sein arabisches Vaterland zu einem einheitlichen Reiche, als theatralisches Reich sollte der Islam die weltbeherrschende Religion werden. Zweimal war er daran, dieses Ideal der Weltherrschaft zu verwirklichen: im 8. und im 16. Jahrunderte. Es kostete die äußerste Anstrengung von Helden und Staatsmännern, wie Karl Martell, Karl V., Don Juan von Oesterreich, Johann Sobiesky, um den Islam hinter die Pyrenäen und über die Donau zurückzudrängen. Die theologisch-politschen Prinzipien lassen sich kurz also zusammenfassen: Gott der Eine, Allmächtige hat alle Menschen geschaffen und ist allbarmherzig. Nachdem alle Menschen in Irrthum und Laster verfallen waren, beschloss er die wahre Religion durch Mohammed wieder herzustellen und sie predigen zu lassen über die ganze Welt. Wer sie annimmt, dem vergibt Gott, wer sie verschmäht, der soll von den Gläubigen bekriegt werden, bis er sich unterwirft. Der Fetischdiener muss sterben, wenn er in seinem Götzendienst verharrt. — Der Schriftbesitzer, d. h. der Parse, Jude oder Christ wird nur geduldet und muss für die Duldung Tribut zahlen. Wer diesen verweigert, muss bekämpft, unterjocht und bestraft werden. Die Ungläubigen, die sich nach der Kriegserklärung nicht unterwerfen, haben keinen Anspruch auf Gnade. Die Männer sollen getödtet, die Weiber und Kinder zu Sclaven gemacht werden. ES ist eine Gnade des Chalifen, gefangene Feinde am Leben zu lassen. Das eroberte angebaute Land wird durch den Chalifen als Lehen an MoSlims abgegeben: ein Drittel davon fällt an die Moscheestistung. Das eroberte unbebaute Land wird ausschließliches Eigenthum des Chalifen. Das bewegliche Eigenthum des Besiegten kann sich jeder Moslim aneignen, nur muss er davon den fünften Theil an den Staats-I schätz (beit-el-mal) abgeben. 84 Ist der Islam geeignet Naturvölker zn bilden? An dem Glaubenskriege (djehad) ist jeder Muselmann theilzunehmen verpflichtet — von den Knabenjahren bis ins Greisenalter. Wer sich weigert, verfällt den ärgsten Strafen im Diesseits nnd Jenseits. Alle Moslims sind verpflichtet, die Lasten der djehad ohne Entgelt und ohne Murren zu tragen. Wer im „hl. Kriege" fällt, geht als Blutzeuge für die Religion ohne weiters in das Paradies ein. Das Nichtglauben an die Lehren des Islam ist nach Ansicht vieler mohammedanischer Exegeten schon hinreichender Grund zur Kriegserklärung, denn der Ungläubige ist ein „Karby" — ein Feind der geoffenbarten Wahrheit, also Feind Gottes und des Propheten. Es kann daher mit Ungläubigen kein dauernder Friede, sondern nur Waffenstillstand geschlossen werden. Moslims können rechtmäßig nur von den Chalisen regiert werden oder deren Stellvertretern (Kedive, Pascha, Bey). Alle Herrscher der Welt bedürfen zu ihrer Herrschaftsausübung nach islamitischen Begriffen der Bestätigung durch den Chalisen. Der Ehalife ist als Stellvertreter Mohammeds der natürliche Inhaber der höchsten Gewalt über alle Menschen, er ist der „Schatten Gottes aus Erden". Sein Gebot ist der Grund aller Strafen und Belohnungen. Jeder Moslim ist verpflichtet, dem Ehalifen unbedingt zu gehorchen, cs sei beim, dass von ihm verlangt würde, unschuldiges muselmännisches Blut zu vergießen: die Steuern jedoch und Abgaben müssen sowie die Miliärpflicht aufs Pünktlichste geleistet werden. — So oft ein islamitischer Herrscher einen großen miltärischen oder politischen Erfolg errungen hat, erhebt er Anspruch ans die ihm vermeintlich gebürcnde Weltherrschaft: dass die christlichen Herrscher nur Vasallen des Chalisen seien, ist Ueberzeugung der muselmännischen Fürsten ebensogut wie des Volkes. Wir haben bisher nur die politischen Principien des Islams dargestellt, betonen jedoch, um nicht als Schwarzseher angesehen zu werden, dass die thatsächliche heutige Sachlage des Islam von den angeführten Principien — glücklicherweise eine verschiedene sei. Durch die „Constitution Ottomane" vom Jahre 1826 wurde der Islam als Staatsreligion aufrechterhalten, aber alle Unterthanen ohne Unterschied des Bekenntnisses als gleichberechtigte Staatsbürger anerkannt, allen Culten wurde freie Rcligionsübung garantiert: — der Friede von Berlin hat das Werk gekrönt.*) Doch diese Erfolge sind dem Geiste des Islam nicht entsprungen: dieser ist der alte geblieben, er thut nur, was er zu thun gezwungen war. Fassen wir das über die politischen Tendenzen des Islam Gesagte zusammen, so ergibt sich als Schluss, dass der Islam, gleichwie er in moralischer Beziehung nur den äußern Menschen in Besitz nimmt, ohne ihn innerlich zn bilden, ebenso politisch nur die äußere Weltherrschaft anstrebt, ohne den Völkern den Segen der Civilisation zu bringen. Die Idee, sich auszubreiten, hat der Islam dem Christcnthumc entlehnt, aber er gebraucht statt der Predigt das Schwert. Der Wildheit und Kriegslust der Afrikaner schmeichelt dieser Grundsatz, und es ist klar, dass sie mit Vergnügen die Gelegenheit ergreifen, um ihren kriegerischen Fehden den Mantel der Gesetzlichkeit und des religiösen Eifers umzuhängen. Wie überall, so ist besonders in Afrika die islamitische Gesellschaft auf dem Raubprincip aufgebaut. Für sie ist der Islam ein Geschäft zum gesetzlichen Betriebe des Raubes und der Plünderung en gros, wo noch nebenbei das Paradies in Aussicht steht. So ist cs der Fall hauptsächlich in Ostafrika, im Sudan und in der Sahara. Dort bilden die armen heidnischen Neger zu dem Raubprincip das Raubobjcct. Während große Staaten ihre Kriege verhältnismäßig schnell führen, dauern die Guerilla- und Raub-Kriege der verschiedenen kleinen islamitischen Staaten in jenen Gebieten gegen die Heiden Jahrzehnte und länger. Mit dem Vordringen des Islam dringen auch diese Kriege immer weiter, verwüsten das Land nnd vernichten das Volk. So macht cs der Islam. Ob er nun geeignet sei, den armen Afrikaner auf eine höhere Stufe der Bildung zu bringen, ob er berufen sei, den gesunden Kern, der im Herzen des Negers verborgen liegt, zum Keimen zu bringen und den Neger zu einem nützlichen Gliede der menschlichen Gesellschaft zu machen, darüber zu urtheilen überlassen wir dem einsichtsvollen Leser selbst. *) In Aegypten herrscht gegenwärtig für die fremden Neligionsculte volle Freiheit; die religiösen Feierlichkeiten werden öffentlich abgehalten ohne das geringste Hindernis. Islamitische Staatsbeamte und Minister wohnen ihnen bei. Ja die auswärtigen Rcligionsgenossenschaftcn lverdcn von der Regierung geschützt und unterstützt. Der jüngste Crötheil Meben dem wahrhaft herrlichen Bild, welches *4^1- australischen Colonien darbieten, gibt eS aber einen schwarzen Punkt, der das Herz des Menschenfreundes mit Schändern erfüllt, nämlich das Schicksal der schwarzen Ureinwohner. Bei der Ankunft der Europäer haben sich mehrere Hunderttausend Neger in den weiten Gebieten Australiens umhergetrieben; jetzt leben kaum mehr 100.000; theils sterben sie ans, theils werden sie planmäßig ausgerottet. Zuerst räumten die von den Europäern unter sie gebrachten Krankheiten, namentlich die Blattern, unter ihnen gewaltig auf; viele wurden durch das Feuerwasser — den Branntwein — einem frühen Siechthum entgegengeführt; dann gibt cs auch noch Ursachen, die ein schwarzes Blatt in der Geschichte der australischen Colonien sind und bleiben. Die weißen Einwanderer breiteten sich ans, besonders die Viehzüchter mit ihren Herden, verdrängten die Schwarzen von ihren Wohnplützen, schossen ihnen die Jagdthiere, von denen sic lebten, ab; ift’§ zu wundern, wenn sich die Wilden dann an den Rindern oder Schafen ihrer Verdränger schadlos halten wollten? — Aber dann rückten die Hirten gemeinsam gegen die Räuber aus, schossen einige nieder und zerstreuten die anderen. Wenn die dadurch gereizten Neger dann gar einmal eine Schäferhütte niederbrannten, die Hirten erschlugen, die Herden zersprengten, dann zogen große Scharen ans gegen die Wilden, jagten sic durch weite Strecken, wie das Wild des Waldes, metzelten nieder, was sie nur erreichen konnten; unmenschlich und kaltblütig nahmen die Viehzüchter die „Vernichtung der Schwarzen" als Losungswort an. Die Grausamkeiten gegen diese armen Geschöpfe, die man nicht zu gewinnen, nicht zu civilisiercn, sondern nur zu reizen und zu erbittern verstand, weil man ihnen nur mit roher Habsucht entgegentrat, sind wahrhaft haarsträubend. Einmal hatten sieben Schäfer nach und nach 27 Schwarze zusammengesungen, dieselben geknebelt, mit Kugeln unter sic geschossen und dann verbrannt; Hunderte von Schwarzen sind dadurch zugrunde gegangen, dass ihnen die Weißen mit Arsenik vergiftetes Brot in den Weg gelegt hatten. Wohl entsetzen sich die Regierungen, wenn solche Unmenschlichkeitcn zu ihnen dringen, und lassen die Schuldigen hängen, aber in den seltensten Fällen werden sie bekannt und bestraft. Doch um der Wahrheit ihr Recht zu lassen, müssen wir bestätigen, dass die Ausrottung seitens der Weißen und seine Bewohner. (Schluss.) nicht die einzige Ursache an der rapiden Abnahme der Australneger sei. Es gibt auch innere Ursachen, die nur durch Einführung der religiösen Sittlichkeit und durch Civilisation sich beheben lassen. — An erster Stelle ist es der Kindesmord, der sehr verbreitet ist und unter dem Nachwuchs stark ausräumt. Merkwürdigerweise mag die eine Familie keine männlichen , die andere keine weiblichen Kinder leiden. Verirrt sich nun solch ein unerwünschter Sprosse in die unrechte Familie, so heißt es alsbald, das Kind sei krank, und man ruft den Medicinmann. Dieser untersucht das arme Würmchen, er sucht die Krankheit, indem er alle Glieder des Opfers drückt und presst, bis die angebliche Krankheit — dem Tode weicht. — Stirbt jemand aus welchem Grunde auch immer, so ist der Tod nach der Meinung der Neger die Folge der Hexerei seitens eines Feindes. Die Angehörigen des Verstorbenen machen sich nun ans die Suche nach einem solchen; wieder wird der unselige Medicinmann zu Rathe gezogen, der befragt wiederum den Teufel-Teufel, die oberste Gottheit der Australneger, und wer als Thäter bezeichnet wird, verfällt unerbittlich dem Tode. So folgt in der Regel auf einen natürlichen Todesfall auch ein Mord. Meint ein Stamm, der Teufel-Teufel sei ihm gram, so wird ein Mann aus der Mitte des Stammes ausgesucht und muss gleich ob gern oder ungern sein Leben dem Teufel-Teufel opfern. — Bedenkt man weiter, wie viele Opfer die häufigen Streitigkeiten sei es unter den Angehörigen eines Stammes oder verschiedener Stämme fordert, wie viele Kinder und Erwachsene mannigfache Krankheiten bei der schlechten Kost und Pflege dahinraffen, so wird man über die Ursache des Äüssterbens der Australneger bald im Klaren. — Die Australncgcr, vorzüglich die von Nordaustralicn, sind eine kräftige Menschenrasse. Man sicht nur selten Personen von kleiner Statur. Gewöhnlich sind sie fünf bis sechs Fuß groß, manche mehr als sechs, von proportioniertem Körperbau, schlank und geschmeidig, dabei stark und kräftig; ihre Haltung ist gerade, ihr Gang ist schnell. Zuweilen sicht man Verstümmelte, z. B. Weiber mit bloß drei oder vier Fingern an der Hand; einer oder zwei wurden nämlich abgehauen zur Erinnerung an gestorbene Kinder. Bei einer auffallend großen Anzahl sind die Augen leidend, manche haben sogar nur ein Auge. Daran 86 Der jüngste Erdtheil und seine Bewohner. scheint der Gebrauch von Schilflanstn schuld zu sein, mit denen Kinder von vier oder fünf Jahren sich Scheingefechte liefern und nicht selten auch Wunden beibringen. Wie alle Neger haben auch die Australneger ihre eigenen Begriffe von Schönheit lind Schönheitsmitteln. Sie tragen verschiedene Narben auf Arm und Brust und alls einer oder beiden Seiten des Rückens. Früher machten sie dieselben mit Feuersteinen oder Muscheln, seit ihrer Bekanntschaft mit den Weißen mit Glas. Sie tragen regelmäßig gearbeitete Halsbänder von Gras und Schnüre von gekauter Rindei sowohl Männer als Weiber tragen dieselben, ivie auch sechs und noch mehr Ringe am Arme oberhalb des Ellenbogens, die sic auch als Taschen für Pfeifen und Tabak gebrauchen. Buben und Mädchen müssen im zarten Alter eine schmerzliche Operation bestehen: ein Loch wird durch das Nasenbein gebrannt, durch welches ein kleines Stück Holz oder Gras gesteckt wird, doch tragen sie dasselbe nicht immer und nie in späteren Jahren. Diese Berschöncrungsmanier macht ihre Nasen etwas breiter, als die Mutter Statur sie erschaffen hat. Die neugeborenen Kinder der Anstralneger sind mehr weiß als schwarz, aber im Laufe der Zeit verschwindet die weiße Farbe. Die Kinder brauchen nicht viel Pflege; vom ersten Tage ihres Lebens an werden sie au Abhärtung gewöhnt. Während der ersten SDlonate ist das Kind unter der besonderen Obhut der Mutter. Zum Schlafen legt man es auf den Boden, denn für die Wiege gibt es in der Sprache der Australneger keinen Ausdruck. Doch bald wird das Kind nach einem andern System erzogen, woran beide Eltern theilnehmen. Das kleine schwarze Kerlchen wird bei dem einen Handgelenk gefasst, sachte in die Höhe gehoben und langsam um den Kopf des Vaters oder der Mutter geschwungen, die beiden Beinchcn kommen auf die Schulter zu sitzen, die Händchen liegen auf dem Kopfe. Was und wann essen die Australneger? Sie essen, was nur halbwegs genießbar ist, und die Grenze des Genießbaren ist bei ihnen überaus weit gezogen, sie reicht bis dahin, wo selbst der abgehärtetste europäische Magen bedingungslos capituliereu müsste. Und sie essen, wann sie was haben. Haben sie auch schon drei Mahlzeiten des Tages gehabt und finden sie ein verendetes Känguruh, das schon nichts weniger als duftet, so wird wieder Mahlzeit gehalten, und für den nächsten Tag bleiben nur die Knochen übrig. Der Australneger isst beinahe alles; es gibt sogar eine Art Lehm, den sie sehr gerne essen, entweder allein oder mit Mehl vermischt. Sie kennen eine Mb» ge von essbaren Wurzeln, welche die Weiber und Kinder im Walde mit Stöcken ausgrasten. Einige davon kochen sie, andere essen sie roh und wieder andere werden ans zwei bis drei Tage zum Einweichen ins Wasser gelegt. Ebenso machen sie es mit den Nüssen der Palmbäume, die in großer Menge vorkommen. Auch die Frucht des einheimischen Wein-stockes wird gegessen; derselbe sprosst empor aus einer Knolle und hat nur einen Stamm mit nur einem Zweig, der jedes Jahr abstirbt. Die Neger lieben auch Muscheln, die sich am Mccresstrandc in großer Menge vorfinden, ebenso essen sie Eidechsen, Opossum, Bandicnt (eine Art großer Statten) und wilde Hunde, nie aber ihre eigenen zahmen Hunde. Auch essen sie Schildkröten und deren Eier, jede Art von Fisch und die Eier der Krokodile und Alligatoren, denn beide kommen hier vor, und die Krokodile selbst. Die Eier haben die Frauen zu suchen, während die Männer das Krokodil erlegen. Es gibt zwei Me-thodcn, dasselbe zu erlegen; entweder greifen sie cS mit Lanzen an, da sie die Stelle genau kennen, wo dieselben durchdringen, und auf diese Weise können zwei Mann mit einem Krokodil fertig werden; oder, wenn mehrere Schwarze beisammen sind, so wenden sie eine mehr aufregende Methode an; Einer schleicht sich hinter dem Thier an und packt cs am Schwanz, während die anderen mit schweren Holzstücke» von ungefähr sechs Fuß Länge auf dasselbe losgehen und cs hinter den Kopf schlagen, bis es todt ist. Die Weiber dürfen von dessen Fleisch nicht essen, man macht sie glauben, sie würden krank davon. Auch Fledermäuse, die hier sehr groß und in großer Anzahl vorkommen, dürfen nur von solchen, die einen Bart tragen, gegessen werden. Auf diese Weise sorgen hier die erwachsenen Männer für sich selbst. Die Knaben dürfen die Fledermäuse mit dem Pfeil schießen und den Erwachsenen bringen; was sie aber thun, wenn sic ungesehen sind, ist eine andere Frage. Die größte Delicatesse aber für die Anstralneger ist eine große, sechs bis acht Fuß lange Schlange. Dieselbe zu fangen ist das Geschäft der Frauen und Kinder. Durch Wasser aus ihrem Schlupfwinkel herausgetrieben, wird die Schlange mit einem Stück Holz betäubt, alsbald fasst sic eine geschickte Hand Beim Genick, führt sie zum Munde und macht ihr durch einen herzhaften Biss den Garaus. Hierauf wird die Schlange um den Arm gewunden und unter Jubel ins Lager gebracht, wo bald ein Feuer auflodert, an dem die kreisförmig zusammengerollte Schlange kunstgerecht gebraten wird. Doch dürfen wir noch eine Fleischart nicht vergessen, die bei den Negern für ein besonderes Leckerbissen gilt; es ist dies Menschenfleisch. Stirbt cin Legende des Morgenlandes, 87 Knabe oder Mädchen infolge eines Unfalls oder von einer giftigen Schlange gebissen, so sind die Gefährten des Todten schnell zur Hand, schneiden von der Leiche mit scharfen Steinen das Fleisch in Stücken herunter und braten es an dem Lagerfeuer, um cs auf der Stelle zu verzehren. Den Kopf des Todten aber lasse» sie unberührt, denn in dein Kopf ist nach ihrer Meinung der Teufel verborgen, weshalb auch der Kopf immer in die Erde verscharrt wird. Einige Stämme ziehen ihre eigenen Kinder einige Fahre hindurch auf und mästen sie förmlich, um sie dann bei einem Festmahle als Borzugsgericht aufzutischen. Aber trotz ihrer großen Vorliebe für Meuschenfleisch verspüren dennoch die Australucgcr nach dem Fleisch der Weißen, weil cs, wie sie sagen, zu salzig ist, wenig Geschmack. Was das eheliche Leben der Australneger betrifft, so herrschen da wiederum einige Eigenthümlichkeiten. Heiraten werden gewöhnlich von den alten Männern vereinbart und das nicht selten zu einer Zeit, wo Braut und Bräutigam von ihren Eltern noch als Säuglinge in einer Rinde oder in einer Art Gras-inattc herumgetragen werden. Wurde für einen Mann eine Lebensgefährtin in dieser Weise nicht vorgesehen, so hat er sich nach alter Sitte ein Weib zu stehlen. Dies ist in der Regel nicht besonders schwer, da die Braut gewöhnlich ebensosehr verlangt gestohlen zu werden, als der Bräutigam zu stehlen. Ist nun Braut und Bräutigam aus demselben Stamme, so hat der glückliche Bräutigam einen mehr oder minder ernst gemeinten Kampf mit den nächsten Ver-wandten der Braut zu bestehen, wobei cs freilich am meisten auf die Geläufigkeit der Sprachwerkzeuge. ankommt. Gehört aber die entführte Braut einein fremden Stamme an, so wird er aufgefordert, innerhalb einer bestimmten Frist sich mit einem oder mehreren Männern dieses Stammes zu messen. Stellt er sich zu diesem Zweikampfe nicht, so hat er sein Leben verwirkt und kann durch jeden Angehörigen des andern Stammes gelobtet werden. — Vielweiberei kommt zwar vor, jedoch selten, weil die Männer, die nur ein Weib haben, höher geachtet sind. — Füllt auf ein Weib der Verdacht der Untreue, so ivird sie lebendig gespießt. Jin übrigen ist der Australneger sehr liebevoll gegen sein Weib; ist es krank, so verpflegt er es und wacht ganze Nächte an seinem Lager und sorgt für dasselbe, so gut er kann. Die katholische Mission hat auch diese arme, verachtete Rasse nicht vergessen, obschon die Evangelisierung ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten bot. An der Westküste nahmen sich ihrer mit großem Erfolge die spanischen Bencdictiner und auch die französischen Trappisten an. Unter den Eingeborenen des zum Staate Queensland gehörigen Nord-Territoriums arbeiten seit 1883 österreichische und zum Theil auch irische Jesuiten. Das Territorium zählt 13 Ortschaften mit einer weißen Bevölkerung von 4898 Köpfen; die Zahl der Eingeborenen wird auf 20 bis 30.000 geschützt. Legende des Morgenlandes. Die Hl'. 40 ^Tartnrer. (10. März.) m römischen Heere gab cs eine Legion (Rc-gimcnt), welche den |ßmtcn „die Blitze-spenden»" trug. Diesen Ehrentitel erhielt sic auf folgende Weise. Es war im Kriege gegen die Markomannen; das römische Heer stand in einer wasserlosen Gegend, von oben durch die Glut der Sonnenstrahlen gequält und vor Durst fast verschmachtend, vor und um sich den Feind, dessen Angriff cs von Stunde zu Stunde erwartete. In dieser großen Noth fielen die Soldaten der zwölften Legion, die fast aus lauter Christen bestand, auf die Knie nieder und flehten zu Gott um Erbarmen und Rettung. Unerklärlich schnell überzog sich der bisher völlig heitere Himmel mit einer dunklen Wolke und kurz hernach ergoss sich in Strömen ein erquickender Regen über die Römer hernieder. Die von Durst gequälten Soldaten fiengen das Wasser mit ihren Helmen und Schilden auf, um ihre Wunden zu waschen und sich sowie ihre Pferde zu tränken. Diesen Augenblick der Unordnung benützte der Feind und wollte über die Römer herfallen; aber 'gewaltige Schloffen fielen ihnen ins Gesicht, zuckende Blitze blendeten sie, sodass sie vor Angst und Schrecken anseinandcrstobcn. 88 Legende des Morgenlandes. Zum Andenken an dieses Ereignis erhielt die zwölfte Legion den Beinamen „Blitzespenderin". Um das Jahr 320 unter der Regierung des Kaisers Licinius war sic in Armenien, zu Sebaste und dessen Umgebung, stationiert. Der Kaiser erließ gegen die Christen besonders strenge Verhaltungsmaßregeln und beschloss, auch seine Heere von denselben zu säubern. Ein eigenes Fest wurde für die Truppen angeordnet und an diesem sollten alle Soldaten theil-nehmen, alle sollten den Götzen Opfer darbringen. Als diese heidnische Feierlichkeit beginnen sollte, traten aus den Reihen der zwölften Legion vierzig Mann, zumeist Osficiere. hervor und erklärten unerschrocken ihrem Commandanten: „Wir sind Soldaten des Kaisers und haben ihm bis jetzt mit Herz und Hand treu gedient: wir sind aber auch Diener Jesu Christi und wollen diesem Herrn treu bleiben bis in den Tod — keine Macht der Erde wird unsere Treue erschüttern!" — Der Commandant versuchte es mit Tchmeichelworten, er rühmte ihre Tapferkeit, er versprach ihnen kaiserliche Gunst und Belohnung; er drohte auch mit — dem Tode, wenn sie in ihrem Widerstände beharren würden. Alles um- gje ^ 40 sonst! «Deine Versprechungen", gaben die vierzig Soldaten zur Antwort, „können unsern Entschluss ebensowenig zum Wanken bringen wie deine Drohungen; du versprichst uns Belohnung, kannst uns aber unmöglich soviel geben, als du uns nehmen willst; du rühmst unsere Tapferkeit im Kampfe für den sterblichen Kaiser und muthest uns im nämlichen Augenblicke die Feigheit im Kampfe für unsern unsterblichen König zu; du versprichst uns Ehren und Auszeichnungen, aber was liegt uns an deinen vergänglichen Ehren, wir erwarten eine Ehre, die ewig blüht, eine Auszeichnung, die jede irdische Herrlichkeit übertrifft; du drohest uns mit dem Tode, aber diesen fürchten wir nicht, — wie oft schauten wir ihm schon im Felde ins Auge, wir fürchteten ihn nicht; der Tod, den wir fürchten, ist der Tod der unsterblichen Seele, ist die Hölle!" Der Commandant ließ nun die Soldaten mit Geißeln zerfleischen, daraus in Ketten schlagen und ins Gefängnis werfen; er dachte, die Schmerzen und die Entbehrungen des Kerkers würden sie schon kirre machen. Er täuschte sich. Die Soldaten beteten, sangen Psalmen, munterten einander auf, thaten überhaupt alles, um sich gut auf einen guten Martyrertod vorzubereiten. Endlich ward der Commandant des Wartens müde. Er ließ die Soldaten aus dem Kerker vor sich bringen, versuchte es noch einmal, sie umzustimmen; als dies nicht gelang, befahl er, sie zu entkleiden, nochmals zu geißeln und dann gefesselt in einen Teich zu stellen, so dass sie halb im Wasser standen, mit dem Oberleib aber dem tödtlichen Hauche des eisigen Nordwindes ausgesetzt waren. In dieser ittartyrer. Stellung sollten sie ver- bleiben, bis sie dem Tode des Erfrierens erlägen. Um ihren Todeskampf noch schmerzlicher zu gestalten, ließ der Commandant warme Bäder bereit halten für jeden Verurtheilten, der sich zum Opfern entschließen würde. Entblößt und aus zahllosen Geißelstreichen blutend duldeten die Bekenner mit freudigem Heldenmuthe die Marter der Kälte und priesen die Güte Gottes. Die Wächter unterließen es nicht, die Frierenden immer wieder freundlich einzuladen, ins warme Bad zu kommen und ihres Lebens zu schonen. Diese Altngyptischcr Tödteucult. 89 über flehten zu Gott: „Vierzig haben mir den Kampfplatz betreten; lass, o Herr, »ns vierzig auch gekrönt werden, denn diese Zahl ist heilig durch dein Fasten und daS Fasten des Moses und Elias." Ihr Gebet fand Erhörung, aber auf eine eigene, durch die Gnade Gottes herbeigeführte Weise. Der Frost nahm von Stunde zu Stunde zu und machte die Glieder der dein Tode Geweihten erstarren; ans dem Badehause rauschten die Töne der Freude und Lust herüber — die Mitternacht nahte. Da gewahrte ein Wächter, der schweigend dastand, eine seltsame Erscheinung: eine ungewöhnliche Helle beleuchtete den Platz, lichtvolle Gestalten schwebten vom Himmel herab und hielten strahlende Kronen über den Häuptern der Märtyrer. Staunend sprach er zu sich: „Was soll das bedeuten; i)‘t’s mir Blendwerk oder ist cs das Walten höherer Mächte — sind es die Kronen, welche der Christengott seinen Bekenner» sendet?" — In diesen Gedanken störte ihn ein Geräusch; einer der Vierzig konnte der Versuchung nicht widerstehen, schlich zum Badhause heran, neigte sein Haupt vor den Götzen und bat um Aufnahme in das erwärmende Wasser. Der Unglückliche! Der zu rasche Wechsel von der Kälte in die Wärme tödtete ihn und er verlor mit dem ewigen Leben auch noch das Zeitliche! Der Wächter ward durch diese Ereignisse derart erschüttert, dass er seine Kleider von sich warf und mit dem Ausrufe: „Auch ich will ein Christ sein!" sich zu den neununddreißig in die eisigen Fluten stürzte, um von Jesus die vierzigste Krone zu erhalten. Am Morgen waren alle erstarrt; die Körper wurden auf Karren geladen, mit ins Feuer geworfen zu werden; nur der Jüngste, Melithon, zeigte noch Spuren des Lebens und sollte zurückgelassen werden. Allein seine alte Mutter eilte hinzu, küsste den geliebten Sohn, hob ihn mit einer Kraft, wie sie nur die höchste Begeisterung des Glaubens zu geben vermag, vom Eise auf, schleppte ihn ans den Karren und flehte: „O mein Kind, vollende mir mit deinen Kameraden deinen Siegeslauf und bleibe doch nicht zurück!" Mit vor Angst pochendem Herzen, ihr Sohn möchte sich etwa zu schwach erweisen, begleitete sie den Zug zum Feuer. Die Leichen wurden verbrannt, und ihre Asche mit den noch übrigen Gebeinen in den Fluss Iris geworfen; doch konnte man cs nicht verhindern, dass ein großer Theil davon heimlich von den Christen gerettet wurde. Die vierzig Märtyrer, in Deutschland meist die vierzig Ritter genannt, werden in den Homilien mehrerer Väter gefeiert. Die älteste derselben ist vom hl. Basilius, der sie kaum ein Menschenalter nach dem Martyrium schrieb. Die Feier der vierzig Märtyrer verbreitete sich rasch über das ganze Morgen-land, wo das Fest mit 9. März gefeiert wird. Als dann der hl. Gaudentius Reliquien dieser Märtyrer nach Brescia brachte und über ihnen eine Kirche erbaute, wurde das Andenken der Heiligen auch im Abendlande allgemein und auf den 10. März verlegt. --------< ’ s’' > % (sä g i) ptisch er To ölen cult. alten Aegyptern viel Kopfzerbrechen. Und so meinten manche, dass der Geist der Todten nur des Nachts in seine Gebeine zurückkehre, um zu ruhen, bei Tage nehme er die Gestalt verschiedener Thiere an, heute des Reihers, morgen des Hirschkäfers und übermorgen der Lotosblume, die sich da badet in den reinen Wasserwogen. Je böser ein Mensch gewesen, desto ärgere Unholde aus dem Thicrreiche waren cs, deren Gestalten der Geist deS Todten durchwanderte; Schildkröte, Krokodil, die Schlange Apep waren darunter noch nicht die ärgsten. — War aber der Todte ein braver Mann gewesen, nun dann schickten ihn seine Hinterbliebenen in das Gefilde ’Earu, wo - M alten Aegypter glaubten an die Un-sterblichkcit der Seele, daS steht fest. Ijp Indessen waren sie sich über das Wie? und Wo? die Seele nach dem Tode fortexistiert, nicht klar. Die einen suchten die Seele des Verstorbenen am Himmel unter den Sternen, andere vermeinten ihre Stimme unter den singenden und zwitschernden Vöglcin aus den Baumkronen oder dein Gebüsch zu vernehmen, und wieder andere philosophierten, der Todte müsse doch unter den Todten sein, die Seele müsse wenigstens zeitweilig in den Leib wieder zurückkehren. Wo sich die Seele aber in der übrigen Zeit aufhalte, diese Frage kostete den 90 Altägyptischer SEobtmcMt. bic Gerste und der Spelt sieben Ellen hoch wird; do durfte er ackern und säen und ernten und wenn er abends müde roar, da durfte er sich unter die Sykomore setzen und mit seinen Genossen nicht Tarok sondern im Brette*) spielen. Doch konnte das Schicksal des Todten, Kelches auch immer gewesen sein, mochte der Geist alle Thiere des Landes, der Luft und der See durchwandern, er musste doch wieder und wären darüber 3- und 4000 Jahre vergangen, in den Menschcnlcib zurückkehren. — Damit nun der Geist deS Todten im Jenseits Riche finde, verwendeten die alten Acgyp-ter alle mögliche Sorgfalt ans die Erhaltung der Leichen und ihre Sicherung in den Gräbern. Deshalb gaben sie ihm auch seinen liebsten Hausrath mit, damit er auch im Grabe so leben könne, wie er cs auf Erden gethan; darum sorgte man auch für die Ernährung des Abgeschiedenen durch Speise und Getränk, die man auf die Opfertafel des Grabes stellte, denn geschah dies nicht, so quälte den Todten Hunger und Durst. Solche Anschauungen hatten auf das ganze Leben der Aegypter einen großen Einfluss, sie lehrten die Aegypter die Leichen Mumien zu machen und diese in unverwüstliche Gräber zu bergen; sie lehrten sie den Todten Denkmäler zu erbauen, die sich bis heute erhalten haben und 'durch ihre Bilder und Inschriften uns die Kunde von dem längst entschwundenen Volke übermitteln. Wie bei uns geht auch in Aegypten seit jeher die Sonne in Osten ans und im Westen nieder. Das sahen auch die alten Aegypter, aber sie sahen noch mehr, sie sahen nämlich im Westen auch — den Eingang ins Todtenreich. Daher hat man auch, wenn es nur irgendwie möglich war, die Gräber auf den westlichen Wüstenrand gelegt, und da man damit kaum weit in die Wüste hineingegangen sein wird, dürften auf dem 100 Meilen langen Wüstensaume längs des Fruchtlandes von der Epoche deS alten Reiches bis ans Ende der heidnischen Zeit 150 bis 200 Millionen Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Nun darf man aber ja nicht glauben, dass es dort ebensovicle Gräber gab als Todte, denn wirkliche Gräber besaßen, besonders in älterer Zeit, nur die höheren Stünde, das niedere Volk wurde einfach im Wüstensande verscharrt. So fand man in den Gräberfeldern von Memphis auch Begrabnisplätze der Aermcren; die Leichen lagen einen Meter tief unter der Oberfläche, ohne Sarg und ohne Binden, *) Das „Brettspiel" war das Lieblingsspiel der alten Aegypter, und dürste mit unserem „Damenzichen" die meiste Aehnlichkeit gehabt haben. höchstens war eine Scheidewand aus Ziegeln aufgeführt worden, um einen anspruchsvolleren Todten von seinen Nachbarn zu trennen. Aber auch ihnen hatte man zu essen und zu trinken mitgegeben, ivie die kleinen Becher aus Alabaster und Thierknochen beweisen, die man bei ihnen fand. Die Anlage eigentlicher Grabstätten ist anfänglich augenscheinlich nur das Vorrecht der höchsten Stände gewesen, dafür wurde aber diesen vielmehr Sorgfalt zugewendet als dem Bau der Häuser — denn die Wohnungen der Lebenden waren ihnen „Herbergen", die Gräber aber ewige „Häuser". So baute man nun den Abgeschiedenen aus den Reihen der „oberen Zehntausend" als ewiges Haus die M a st aba, welche der Grund-anlage nach nichts anderes ist als eine architektonische Ausgestaltung eines Grabhügels; sie hatte in ihrem starken, massiven Mauerwcrk in tiefer Gruft den Sarkophag aufzunehmen und gegen Wasser und Thiere, gegen Räuber und Feinde zu beschützen. Die Größe dieser gemauerten Grabhügel ist verschieden, sie schwankt zwischen 26 und 53 Meter Länge, 5 bis 8 Meter Breite und 4 bis 9 Meter Höhe. Das Bauwerk besteht aus soliden Quader- und Zicgclmaucrn, welche aber nicht Massiv durch die ganze Tiefe und Breite geführt sind, vielmehr nur Mäntel bilden, zwischen welche Sand, Schutt und Schotter gefüllt ist. Den Sarg aufzunehmen war natürlich die erste Bestimmung des Grabmals. Dieser aber wurde nicht ebenerdig im Innern verbracht, sondern auf die Plattform geschafft; von der Plattform führte ein senkrechter Schacht in die Tiefe, 12 bis 25 Meter tief durch das ganze Mauerwcrk hindurch bis in den Fclfeugruud; unten mündete ein kurzer Quergang in die Grabkammer. An Seilen wurde der riesige Steinsarkophag in den Schacht hinabgelassen und in die Kammer geschafft. Alsdann wurde der Eingang zu der Kammer fest vermauert, der ganze Schacht zugeworfen und oben so verschlossen, dass kein Unbetheiligtcr wissen konnte, wo dessen obere Ausmündung war. So war für die ungestörte Grabesruhe der Mumie gesorgt. Aber wie? fragt sich doch noch das ängstliche Herz, rote, wenn die Mumie nun trotz aller Gegenmittel einschrumpft und die theuren Gesichtszüge verliert? Wenn die zerstörenden Kräfte der Natur der Mumie ihre Schönheit rauben, wenn sie durch boshafte Menschenhand geschändet würde? Könnte da noch der Geist des Todten zurückkehren, könnte er noch eine Ruhe haben? Einem solcheit Unglück musste vorgebeugt werden. Man ließ aus dauerhaftem Material, gewöhnlich aus Steinen, eine Statue des Verstorbenen anfertigen, die dessen Ebenbild möglichst getreu wiedergab. Nun konnte der Geist des Todten AltägyptischÄ Todteueult. 91 wenigstens an der Statue seine ehemalige Schönheit betrachten und bewundern; er hatte einen Trost. — Solche Statuen hatten denn nun auch in der Mastaba ihr eigenes Plätzchen, einen kleinen Raum, Scrdab genannt, ohne Zugang und ohne Licht. An den Scrdab mit der Statue stieß ein größerer capcllcnartigcr Raum, die Cultuskammcr, welche durch eine Thür von der Ostseite zugänglich war. Hier war meist in Form einer Blendthür die Gedächtnis-platte — Gedenktafel eingelassen, die oft mit Bild und Schrift versehen war; unter der Gedenktafel stand ein oder auch mehrere Credenztifchchen. Die Wände waren zumeist mit Reliefschmuck bekleidet. Dieser Raum bildete das Empfangs- und zugleich Speisezimmer des Todten. Hier fanden' sich die Hinterbliebenen des Todten ein, um den Verstorbenen zu ehren, zu nähren und für ihn zu beten; hier wurden die Speiseopfer dargebracht, die Todtenmahlzeiten aufgestellt, Weihrauch angezündet. Und damit der Geist des Verstorbenen, der nebenan im Serdab die Statue beseelte, den Lebenden näher kommen und der Opfer sich leichter theilhaftig machen konnte, waren zwischen Cultuskammcr und Serdab Spalten durchgemeiselt, welche zwischen beiden Räume» die Verbindung herstellten. So vernahm der Geist die Stimmen seiner Lieben, er zog den Duft der Opfer und des Weihrauches ein und labte sich an Trank und Speise. Durchschauert vom Gefühle der Geisternähe vollzogen indes außen die Aistglieder der Familie ihren Todtendienst. Fassen wir nun den Leichnam selbst näher ins Auge. Siebzig Tage oder doch einige Wochen dauerte der Process, in welchem der Leichnam für das Leben im Grabe vorbereitet wurde, nicht bloß bei Vornehmen, sondern auch bei Armen. Eine eigene Zunft, die unter der Aufsicht der Priester arbeitete, befasste sich mit diesem schwierigen Geschäfte. Bei den Armen gab es freilich weniger Umstände; der Leichnam wurde ausgeweidet, in Natron gelegt, hierauf mit wohlfeilen Specereien ausgefüllt, mit Binden umwickelt und in ein Massengrab oder in de» weichen Schoß des Wüstensandes gebettet. Anders war es bei Reichen; das Herz wird da aus dem Körper genommen und, weil es durch sein Gewicht bei dem Todtengericht vor dem Osiris über die Schuld des Todten zu entscheiden hat, durch einen steinernen Sknrnbüus ersetzt. Der sogenannte Skarabäüs, der große Mistkäfer der südlichen Länder, gilt nämlich als ein besonders geheimnisvolles und heiliges Thier, dessen Bild fast ebenso charakteristisch war für die Anhänger der ägyptischen Religion, wie der Halbmond für die MoSlims. Wenn man daher das sündige Herz durch dieses heilige Zeichen ersetzt und es dazu in einer Aufschrift bittet, „nicht als Zeuge aufzustehen" gegen seinen Herrn, so muss das von wesentlichem Nutzen für den Todten sein. Die alte Sorge aber, dass der Todte Hunger und Durst leiden könnte, führte dann weiter dazu, dass man für jene Organe des Körpers, denen Mumie Ramses TT. man diese unangenehmen Empfindungen zuschreibt, besondere Vorsichtsmaßregeln ergriff. Man nahm sie aus dem Leichnam heraus und setzte sie in vier Krügen, „Kanopen", bei, deren jeder unter den Schutz eines besonderen Dämons gestellt wird; daher stellen auch die Deckel der Krüge die Köpfe der Dä- 92 Altägyptischer Todtencult. mourn bar (eines Affen, Sperbers, Schakals und Menschen). Aber selbst wenn die Dämonen den Todten im Stiche ließen, und wenn die Todtenopfer nicht im Stande wären, die vielgefürchtete Hungersgcfahr von dein Todten abzuwenden, selbst dann meinte man Vorsorgen zn müssen. Man gab nämlich dein Todten auch noch Nahrungsmittel in unvergänglichen Nachbildungen bei; Gänsebraten ans Alabaster und Weinkrüge ans Holz sollen durch die ihnen innewohnenden magischen Kräfte ihm Speise und Trank bieten. Ebenso sollen die kleinen hölzernen Modelle von Küchen, in denen das Gesinde Stierjchenkel bratet und andere Speisen bereitet, aus die gleiche mystische Weise für ihii kochen, während Statuetten von Dienerinnen, die Koni mahlen oder Teig kneten, für den Brotbedarf des Todten sorgen sollen. Auf der gleichen Anschauung von der magischen Kraft hölzerner Figuren beruht es dann auch, wenn man neben dem Sarg ein Schifflcin mit Ruderern setzt; es soll dem Verstorbenen die Möglichkeit zum Reisen gewähren. Auch Sclaven wurden betn Todten in der Form von grün und blau lasierten Terracotta-Figuren beigegeben. Es sind dies die „Ufchcbte", d. h. Antworter — ein wunderlicher Name, der sich indes einfach genug erklären lässt. - Wie schon oben bemerkt, dachte sich das ägyptische Volk sein Gefilde der Seligen als einen Acker von besonderer Fruchtbarkeit; es galt dort zu ackern und zu ernten, ganz wie aus den irdischen Aeckern. Da der Acker sehr einträglich war, so hatte der Gedanke- ihn einmal bestellen zu müssen, für die ägyptischen Bauern, also für die Hauptmasse des Volkes, nur etwas Verlockendes. Aber mit den großen Herren stand es mrders. Sie wareir aus Erden nie hinter dem Pfluge gegangen und hatteii nie die Sichel geführt, es war daher keineswegs eine erfreuliche Aussicht für sie, dass Osiris, der Herr des Todtcnrciches, einst auch sie aufrufen werde, um die Feldarbeiten für ihn zu verrichten. Und um diesem zu entgehen, ließen sich nun die höheren Stände ganze Kasten jener kleinen Figuren, der 3(rrtroorter, mitgeben, damit diese Püpp-chcn, wann immer der Name des betrcffeiiden Todten zur Arbeit ausgerufen würde, anstatt seiner antworten und ihm die Arbeit abnehmen sollten. Dieses ganze Arsenal wurde vorbereitet, während der Leichnam im Natron lag. Nach 30 bis 70 Tagen wurde er herausgenommen, mit Palmenwein sorgfältig ausgewaschen, hierauf die Höhlung mit kostbaren Specereien gefüllt und der Leichnam in feinste gummierte Leinwand eingebunden, zunächst Glied für Glied, dann der ganze Körper. Darauf erfolgte die Einsargung. Die Mumie, die vier Kanopen, das ganze Arsenal von den verschiedenen Sachen und Sächelchen wurden in einen großen Sarkophag aus Stein gelegt. Dass der Sarkophag groß sein musste, ist ja bei dem Inhalte, den er aufnehmen musste, klar. Er war aber auch verziert, innen und außen mit Malereien und Inschriften bis aufs letzte Plätzchen beschrieben. In diesem mosiumentale» Hause trat der Todte seine letzte Reise an. Dass ein Volk, daS soviel Wert auf ein würdiges Grab legte, anch den Tag, wo der Todte in dasselbe einzog, mit besonderem Pompe begieug, ist natürlich. Au dem Tage, wo endlich die Mumie ihre ewige Ruhe antreten soll, sammeln sich die Verwandten und Freunde, um ihr das letzte Geleite zu geben. Einen Leicheuzug können sie freilich nicht bilden, denn die Leiche muss zuerst noch über den "Nil geschafft werden. Es ist ein reichgcschmücktcs Schiss, auf dem von Blumen umgeben der Sarg in einem großen bemalten Kasten steht. Neben ihm hocken jammernd die Frauen des Verstorbenen, der Todteu-priester räuchert und opfert vor der Mumie. "Auch das Boot vor dem Todteuschiffe trägt Frauen, die auf dem Kajütendach sitzend hinüber zti der Leiche klagen. Ein drittes Boot führt die anderen männlichen Verwandten, ein viertes aber die Freunde des Todten die in voller Wichs gekommen sind, um dem Todten, die letzte Ehre zu erweisen und ihm die Geschenke ins Grab zu legen, die ihre Diener vor ihnen halten. Sind daun diese Schiffe und Schifsleiu, in denen die Dienerschaft allerlei Blumensträuße und Opfer-speisen überführt, am Wcstufer angekommen, so beginnt der eigentliche Leichenzug. Der Nachen mit dem Sarge wird auf eine Schleife gesetzt und von Ochsen gezogen; vor ihm gehen die Frauen, vor diesen die Männer — so geht es in derselben Ordnung, wie auch die Ueberfahrt stattgefunden hätte, den weiten Weg hin bis zum Grabe. Dass da vor der Mumie alle möglichen Ceremonien vorgenommen wurden, dass die Gattin ihrer Trostlosigkeit Luft machte, dass das Traucrgefolge nicht schwieg, wo alles weinte, ist klar und liegt schon in der Natur des Orientalen. Doch gar nichts dauert ewig und so anch nicht die Trauer — selbst nicht bei den alten Aegyptern. Die neuen Generationen verdrängten die Erinnerung an die alten, und war das Gedächtnis an den Todten einmal verblasst, hatte der Todtencultus bei einem Grabe aufgehört, so schloss man es zu und überließ es seinem Schicksal, und dass dieses Schicksal die Räuber und Einbrecher waren, dafür sorgte die den alten Aegyptern innewohnende Habsucht. Wohl that der Staat, was in seinen Kräften stand, um die Altagyptischcr Todtencult. 93 Gräber zu schützen, Ker diese kleinen Gebäude ohne Bewohner, die ivcit ab von der Stadt in regellosem Gedränge nebeneinander lagen, ließen sich nun einmal nicht bewachen, trotz aller Mauern, die sie umgaben, und trotzdem ihre Verwaltung der Polizei selbst anvertraut war. Und selbst, wenn cs gelang, die äußeren Räuber abzuwehren, so Lieben die inneren, die noch viel gefährlicher waren. Dieselben Arbeiter, welche die neuen Gräber bauten, plünderten auch die älteren ; sie betrieben ihr Handwerk so gründlich, errichteten über ihre» Särgen gewaltige Pyramiden, bei denen massive Wände von ungeheurer Stärke jedes gewaltsame Durchbrechen der Mauern unmöglich machten, während der schmale 'Gang, durch den der Sarg in das Innere gebracht worden war, in der raffiniertesten Weise mit Granitblöcken verstopft ward. So entstanden jene Riesen der ägyptischen Baukunst, ivic mir sie besonders an den drei Pyramiden in Gizeh bewundern, die ebenso wie wir, auch der alte Herodot schon bewundert hatte. Er erzählt, Pyramiden von ßizeb. dass es in Theben sowohl a(S 'tit Memphis zu den größten Seltenheiten gehört, ein unberührtes Grab zn finden; sie sind alle schon im Alterthum ausgeraubt worden. Eine Sorte von Gräbern war natürlich am meisten gefährdet, die der Könige. Hatte man bei Privatleuten nur einzelne Schmucksachen zu erwarten, so musste die Leiche des Königs eine wahre Goldgrube sein. Daher wurden denn auch bei der Anlage der meisten Känigsgräber ganz besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen, die Herrscher des alten und mittleren Reiches dass 2000 Menschen drei Jahre lang damit beschäftigt gewesen seien, einen einzigen Riescnblock von Elephantine nach Sais zu wälzen. An einer von diesen drei königlichen Grabstätten, der Cheopspyramide, welche 2,521.000 Kubikmeter Stcingehalt besitzt, sollen 100.000 Arbeiter 20 Jahre lang beschäftigt gewesen sei», die je nach drei Monaten durch andere 100.000 abgelöst wurden. Plinius berechnet die Er-bannngszeit der drei großen Pyramiden, welche unser Bild darstellt, auf 78l/3 Jahre. — Die alten Aegypter hatten ihre Todten lieb, lieber 94 Rundschau in den Missionen. als so manche Culturvölker. Dieser Gedanke drängt sich einem in den Sinn, wenn man den altägyptischen Todtencult betrachtet; die Aeghpter ahnten ein Leben nach dem Tode, sie fühlten ein Jenseits, sic fürchteten sich vor dem furchtbaren und gerechten Richter desselben — lind darin waren sie dir, mein stolzer Europäer, der du über diese Furcht lächelst und doch der ewigen Gerechtigkeit in die Strum läufst, iveit überlegen. Kunöschau in Europa. Die Gesellschaft vom göttlichen Worte wurde kurz, nachdem sie daS 25jährige Jubiläum ihres Bestandes gefeiert, vom päpstlichen Stuhle förmlich als Ordcnsgenossenschaft anerkannt. Die aus dem deutschen Boden hervorgewachsene Gesellschaft entwickelte sich in den 25 Jahren ihres Bestandes prächtig; sic besitzt in Europa 4 Missionshäuser: in Steyl, Mödling, Steifte und St. Wendel; ihre Mitglieder, der iveitaus größeren Zahl nach Deutsche, sind bereits in allen Welttheilcu thätig. Im Laufe des Jahres 1900 wurden 51 Personen in die Missionen entsendet: 23 Brüder, 21 Laienbrüder und 27 Schwestern. Asien. Edina. Immer neue Stachrichten ergänzen das traurige Bild der Zerstörung in der vielversprechenden Mission. Nach neueren Nachrichten hat die Scheut-vclder Congregation nebst den bereits gemeldeten drei weitere Leben zu beklagen; ein Pater nämlich ivurdc durch die Boxer todtgeschossen, zwei andere, einer davon aus der Mongolei gebürtig, wurden in der Kirche von Heu-pa getödtet und verbrannt. Der Verlust an einheimischen chinesischen Priestern und Schwestern, sowie Seminaristen und Katechisten soll ein bedeutender sein. — Neueren Zeitungsberichten zufolge wurden 19 Scheutvelder Missionäre mit mehreren tausend Christen von den Russen entsetzt und gerettet. — Von besonderer Bedeutung für das ostasiatische Missionswerk ist die Stachricht, dass die transsibirische Eisenbahn ihrer Vollendung entgegen gehe. Die Schnelligkeit der Personenzüge soll alsdann auf 37 Kilometer per Stunde gesteigert werden, so dass man von Wien nach Peking in etwa 12 bis 13 Tagen wird gelangen können, während die Reise auf dem Seewege bisher 5 bis 6 Wochen in Anspruch nahm. Afrika. Westafrika. In der apostolischen Präfectur des Unteren Congo arbeiten mit Erfolg in 8 Haupt- 5nt Missionen. stationen die Väter vom hl. Geiste. Nebst dem apost Prüfecten wirken daselbst 22 Patres und 18 Laienbrüder, außerdem 8 Religiösen einer einheimischen Sodalität vom hl. Petrus Claver, deren Organisation der hochw. P. Garnier zu Majumba mit Geduld und Ausdauer sich gewidmet hat. 17 einheimische Katechisten sind an der Küste und im Innern thätigj 16 Schwestern des hl. Josef von Clugny unterstützen ebenfalls die Patres in ihrer Seelsorgsarbeit, die sich über 8530 Katholiken, 12 Kirchen und Kapellen, 6 Knaben- und 3 Mädchenschulen erstreckt. In der apostolischen Präfcctnr Süd-Obcr-Congo wurde eine neue Station mit Stamen Lunda gegründet; die Missionäre wurden von der Bevölkerung freundlich aufgenommen. Auch von der Missionsstation St. Paul, die wegen des niedern Wasserstandes von der Außenwelt abgeschlossen war, kamen günstige Stachrichten. Aus der apost. Präfectur Cimbcbasien, wo gleichfalls Väter vom hl. Geiste thätig sind, laufen gute Stachrichten ein. In den 6 Missionsstationen sind 3 — 4000 Personen bereits bekehrt oder der Bekehrung nahe. Ueber 600 junge Leute genießen regelmäßigen Unterricht. Im Süden Kameruns wurde von den Pallo-tiner-Missionären zu Großbatanga eine neue Station gegründet und im nächsten Frühjahr soll bei den Iaunde im Hinderlande von Kribi mit der Gründung einer neuen Station begonnen werden, von der man große Stücke erhofft. Die ^cumbc sollen nämlich nicht so kriegerischer Statur sein rote ihre Stammgenossen und sollen einen Drang fühlen nach Civilisation und Religion. Seit drei Jahren senden sic schon ihre Kinder zu der kathol. Mission. Ihren flehentlichen Bitten um eine eigene Station soll nun willfahrt werden und vier Patres und ein Laienbruder aus Limburg mit zwei Schwestern sind bereits unterwegs. Gstafklka. In Tabora, der Hauptstadt von Central-Deutsch-Ostafrika, wurde eine neue Mission Vermischte Nachrichten. 95 gegründet. Schon bevor die Deutschen ins Land kamen, gab es da eine Station, sonne in dem drei Stunden südlich gelegenen Kipalapala, aber die damals allmächtigen arabischen Sclavenhändlcr zwangen die Missionäre zur Flucht. Dieselben zogen sich unter Führung des sel. P. Schynsc nach Buknmbi im Süden des BictoriasecS zurück. Von den beiden Missionen blieben nur Trümmer zurück und die sieben Gräber der dort verstorbenen Missionäre. Nunmehr schenkte der deutsche Forschungsreisende Dr. Kandt den Weißen Vätern in Tabora ein ziemlich ausgedehntes Grundstück mit einer Tembe (Einge-borencnhans aus Erde) und knüpfte daran die Bedingung, ans diesem Grundstück eine deutsche Schule und ein von deutschen Schwestern bedientes Hospital zu erbauen. — Drei Patres befinden sich bereits in Tabora und haben sich auch schon, von den Officiercn und Beamten der Stadt kräftig unterstützt, an ihr Missionswerk gemacht. Die Mission der Trappisten in Neuköln hat eine Wendung zum Bessern erfahren. An den Sonntagen treffen durchschnittlich 100 bis 140 Erwachsene zum Unterrichte ein. Die Tagesschule besuchen im Durchschnitt 50 bis 70 Kinder. Anderthalb Stunden östlich von Neuköln wurde eine Schule für die Katechese mit etwa 50 Kindern eröffnet. — Die Station St. Peter-Tulii, etwa drei Stunden von Neuköln entfernt, mit einem Pater und einem Laienbruder weist einen guten Anfang auf. Tägliche Schülerzahl vierzig. ------------------- Vermischte Nachrichten. Eine chinesische Speisekarte. Ein Kaufmann ans Bremen beschreibt das Festessen, zu dem er einmal von einem vornehmen Chinesen geladen war. Die Tafel war mit 22 Pnntse (Schüsseln) beladen, durch 10"große Laternen mit bunten Farben und durch Guirlanden von geschliffenem Glase und seidenen Quasten geziert. Den Inhalt der einzelnen Schüsseln entnehmen wir der folgenden Speisekarte: 1. Schüssel: Tauben mit Champignons und zerschnittenen BambuSsprossen gekocht — deliciös. 2. Schüssel: Schweinefett in einem Mehltcigc gerollt und dann nach Art der Pfannkuchen gebacken — ausgezeichnet. 3. Schüssel: Taubencier in Fleischbrühe, wobei das Weiße der Eier fest aber durchsichtig war — sehr gut. 4. Schüssel: Chinesische Schwalbennester mit Schinkenscheibcn und BambuSsprossen (einer schlcimi-gcn Substanz) — vorzüglich. 5. Schüssel: Verschiedenes Geflügel mit Champignons und Bambusschciben gekocht — sehr wohlschmeckend. 6. Schüssel: Ente mit Bambus und Kennphar-früchten; diese Früchte gleichen in Geschmack und Anblick einer Eichel ohne Kapsel — ziemlich gut. 7. Schüssel: Schweinsleber in Ricinusöl gebraten — schlecht. 8. Schüssel: Ein japanisches Gericht: Muscheln mit stinkendem Stockfisch und Speckschwarten — abscheulich. 9. Schüssel: Scekrabbenschwänzc mit Bambus- schnitten und Schinken, in Ricinusöl zubereitet — schrecklich. 10. Schüssel: Ein bunter Stern von Geflügel-stücken, Schinken und Taube, mit durchsichtigem geronnenen Eiweiß übergössen — sehr saftig. 11. Schüssel: Stücke von Seefischen und Haifischflossen mit Bambus und Champignons — eher schlecht als gut. 12. Schüssel: Eingeweide von Geflügel mit Morcheln ■ die Morcheln ließen das Eingeweide mit verschlucken. 13. Schüssel: Schinken mit Kohlripp, n — nicht besonders. 14. Schüssel: Schinken von Spanferkeln, im eigenen Safte gekocht — sehr dclicat. 15. Schüssel: Landschildkröte mit ihren Eiern in Ricinusöl — schmeckt schauerlich. 16. Schüssel: Schinkenspitze — gut. 17. Schüssel: Brustfleisch von Geflügel mit sauerm Kohl — nichts Delicates. 18. Schüssel: Faulige Eier.