Mo. XXIX. Laibacher Zeitung. E5 ^ den 2°ten Juli X ^ Tvien den 12. Juli. "Äm 1 ten dieses aelang es der Polizei in Wien, sich auch desjenigen zu bemächtigen/ der das Papier zu der bekannten Verfälschung der Banko-Zettel geliefert, oocr vielmehr selbst verfertiget hatte. Der Unbesonnene spazierte ganz ohne Sorgen auf dem Michaelerplatze herum / und als man ihn ergriff/ wollte er sich in die Kirche fiüch-ten, aus der ihn jedoch das eben häufig herauswirbelnde Volk zuruk drängte. Er wurde hierauf in das Amthaus in Verwahrung gebracht, wo er nun seine wohlverdiente Strafe erwartet.. Die in Tyrol, und in der Ge, Zend bei Salzburg häufig erfolgten Regengüsse, und das dadurch ver-l ursachte Schmelzen des Schnees auf den dortigen hohen Gebürgen, haben den Inn-und Salzafiuß / uno mittels deren auch die Donau so hoch angeschwellt, daß selbige den 29. Juni in der Nacht aus ih-ren Ufern trat/ und die Leopoldstadt, Rossau, und andere Vorstädte Wiens ganz unter Waffer sezte. Zu Linz wurde die erst vor 3 Jahren mit vielen Kosten ganz neu erbaute, und aus 19 Jochen bestehende Brüke hinweggerissen, und an aufgci'Hlichteten Holz wurden sowohl bei den an der Donau bin und wieder befindlichen Rechen, ^als auf der Holzstätte nächst Wien, viele tausend Klafter durch die Ge-iwalt der Fluth fort geschwemmt. Man hat aber zu Wien die Anstalt getroffen, und an die über die den Wienerkanal gehende Brüke verschiedene Schiffe angehängt mit--tels oeren von dem aufgestellten Militärkommando sehr vieles Holz auf-^ gefangen wurde. Der Schade,k den diese Uiderschmeminung verur-Z sachte, ist sehr beträchtlich. l Der Herr Kardinal Erzbifthofl hat eine Konsistorialverordnung an> allen Kirchenthüren anschlagen las-^ sen, worin es heißt: er sei von^ mehreren auch sogar weltlichen Personen über den zunehmenden Luxus und Putz der Weltgeistlichen angegangen wordei, und er sehe mit! viel Wehleid, wie die Geistlichen immer mehr die Kleidungen und Moden der Weltleute nachahmen, und zugleich derselben Laster anziehen u. -s. w. Diesem nach schrieb er vor / daß die Priester nur schwarze Kleider , höchstens einen Aür.ee, und sNur auf dem Lande emen Uiberrok 9von bescheidener Farbe tragen, nn-^«ner mit Tonsur und unfrisirten Köpfen, einem stehenden Kragen, ohne seidener Strümpfe, einher gehen sollen. Die Sache des unverwesen gefundenen Leichnams der gewesenen Nonne in dem aufgehobenen Iako-! berkloster zu Wien, Freyin von Watterskirchen, hat sich nun hinlänglich aufgekläret. Zufolge der von dem berühmten Anotomiker Hrn. Professor Varth, in Gegen» wart verschiedener Heil-und Wundärzten vorgenommene Zergliederung :fand sich alles Fleifth verzehrt / und tzbloß die Haut, gleich einem zähen Leoer, als eine Folge des noknen! Orts, wo er gelegen hatte, über dtt Gebeine gespannt. Das ganze.gllch so ziemlich einer egyptischen Mu^ mie: Der Körper ward nachher auf allerhöchsten Befehl auf dem ^allgemeinen Kirchhof begraben, unv !auf die Art ist alle Hofnung zu e" ^ner künftigen Heiligen vereitelt. 5 Die lezte Messe zu Wien hat 'sich durch zwei Stüke untcrfthle/ lden, wovon man fast keine Bespiele hat. Denn erstlich wurden keine Dicostahle begangen , un0 zweitens erfolgten keine Bankerotte. Den ersten Punkt hat man der VMamkcit der Polizei zu danken. Die Ursache des zweiten w, )aß weil unsere Kausseute, welche Detail, verkaufen, nicht leicht un? nie unter hinlänglicher Sicherhell bei unsern Fabrikanten Kredit D> oen , den Fremden Meßkausseuten, Ungarn, Pohlen, Türken, ebcn^ falls keinen Kredit geben, so d^ die ganze Handlung mit baarem Gelde getrieben wird. Dies m eine Folge des Verbots fremder Kaufmannswaaren. Von der Bukowina kommt die traurige Nachricht, daß durch 0^ daselbst herrschende Hungersnot!) aller dagegen von dem Gouverne ment vorgekehrten Mitteln ungeaA tet, mehr als 4222 Menschen M Leben eingebüßt haben. Frankreich. In Frankreich wird das GeA de von oer Halsbangeschlchte val" verstummen, wenn es wahr lst,l was ein Mrsailler-Schreiben sagt,« daß verschiedene Personen, die aufz eine ungeziemende Art von der An-j Zelegenheit des Hrn. Kardinals spra-l chen, und schrieben, gefangen ge-sezt worden scien. Und zum Glur giebt nun den Parisern ein junger Physiker einen andern Stoff zur Unterhaltung, der das Gespräch von der Halsbandgcschichte ablenken kann.^ Dieser hat nämlich be-H kannt gemacht, daß er im Quar-H tier Luxenbourg in einem Ballons aufsteigen wolle, den er seit 6M0-Z naten allen Veränderungen der Witterungen ausgesezt hatte, ohne daß er etwas von semer Festigkeit vcrlohr. Er soll von einer solchen Festigkeit und Dauer sem, daß der kühne Luftschiffer darm 60 bw 8^ Tage in der Luft herumfahren will, ohne ihn auf die Erde niederzulassen. Daher wird er auch den auf so viel Tage nöthigen Unterhalt mit sich nel>men> nebst einer kleinen Blblwtek und Instrument, um sich m den htm-listhen Regionen m,t der ^ektur die Zeit zu verkürzen, und allerhand Odstrvationen anzustellen. Alsmat^ ihm sagte, daß ihn, wenn ihn der Schlaf übermannte, der Wind m den Ozean hintreiben konnte, erwiederte er ganz gleichgültig: es gehe, wie' s dem Fimmel gefallt! Indessen glauben doch vlcle , daß er ein bischen marktschreierisch jem Vorhaben ausposaune, um die Neugierde des Publikums mehr anzureizen , und seinen Beutel zu füllen. Dei Himmel verHute nur/ daß er nicht das Schlksal des Ab« be Miolan habe, und idm niche >aus den nähmlichen Handen Steife zuftügen, die seinen Beutel mit lder Freude einer grossen Erwartung füllten. Pavis vom 23. Im«. Man hatte Himmel und Evde bewegt, die Gräfin de la Motte zu retten; noch am 2osten Abends sagte man vor gewiß, ihr Advokat Hr. Doillot, hätte Pardon für sie ausgewirket, und den Gnadenbrief vom Großsiegelbewahrer in der Tasche; Wirklich war es, jwie man versichert, die Meinung des Hofs, sie der Schmach zu überheben; aber die Politik gab der Stimme des Volks nach, welche die zum Opfer verurtheilte gerichtlich haben wollte. Den 2isten 1/4 nach 6 Uhr zu früh kam ein Knecht des Kerkermeisters auf die Stube der Gräfin , die noch im Bette lag; Stehen Sie auf, Madame, Hr. Hubert (der Kerkermeister) will Sie — ; eine Ordre des Königs erwartet Sie. Dieß lezte wurde geruffen, weil sie nicht gehorcheu wollte; sie zog einen Unterrok an; am Gitter fand sie zwei Kammerdiener, die sie ergriffen, sie stieß sie mit Gewalt zurük; sie banden ihr aber die Hände, umarmten sie mit ihren robusten und unüberwindlichen Armen und schleppten sie in die Kanzleistube. Als sie vor dem Greffier angekommen war, hörte sie ihr Urtheil vorlesen, sie stieß unerhörte Flüche und Lästerungen ge- gen den Hof, das Parlament und den Kardinal aus. Schröcken und Entstzen überfiel sie aber in dem ^lugenblik, als sie fühlte, daß der Henker ihr den Strik um den Hals that. Man mußte viele Gewalt anwenden, sie aus dem Gefängniß bis nach dem Parlamentshof zu bringen. Als sie hier die Werkzeuge ihrer Strafe sah, wehrte sie sich gewaltig, stieß neue Flüche aus, und that einen immer heftigern Schrei dcs Schmerzens und der Verzweiflung. Man hatte Mühe ihr das glühende Eisen aufzudrü-ken, wcil sie sich auf der Erd? wälzte. Nach geschehener Erecuti-on kleidete man sie geschwind wieder an, warf sie in einen Fiacre, und führte sie, unter dem Geleite zweier Parlamentsdiener und eines Aobe - Courte - Offiziers nach dem Spital Salpetriere. ^?an hatte sogar du Harte/ ihr den Strik um den Hals zu lassen. Als sie in den Loch ankam worinnen sie ihr Leden endigen muß, fiel sie ohn-mächtlig auf den Boden; man hatte ihr zweimal an Händen und Füßen zur Ader lassen müffcn; als sie wieder zu sich kam, zeigte sie sich geduldig; litt, daß man ihr ihre Kleider abnahm und ihr die gewöhnliche Zuchthaußkleidung anzog ; darauf wurden ihr die Haare abgeschnitten/ und sie ertrug al- les ruhig. Ihr Mann ward auf dem Greve - Platze von i bis 2 Uhr des Nachmittags in Effigie erecutirt. Nach der Exccutirung des Grafen wurde Rhezaur de M-lete hinausgestossen. Sein Bruder ,. Präsident des Gerichts zu Barsur - Aube, nahm ihn unter der Thüre des Gefängnisses auf/ und führte ihti/ man weiß nicht, wohin. — Totdenverzeichniß Den i^en dem Kasper Gotschier ein Schiffman sein Tochter alt 2 5 Jahr in Diernau Nro. 66. Den izten der Michael Waraga ein Taglöhner alt 8c> Jahr in Gradische Nro. 76. Den 14 dem Georg Chriwer ein Zimmermann sein Sohn alt 4 Jahr in der Kröngassen Nro. 3^ Den i5ten die Margaretha Wa-schitschin geweste Dienst-Magd alt 56 I. auf dem Rain N. 325» Wird alle Donnerstag in der Herrngasse N. 350. im Baron Joseph von Zoisischen Hause im 2ten Stok ausgetheilet.