ARGO. Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 12. Laibach, im December 1898. II. Jahrgang. Reiseskissen aus Italien. Von A. Miillner. (Fortsetzung.) Wenn wir die in ältester Zeit bekannten Metalle mit Rücksicht auf ihr Vorkommen in der Natur — ob gediegen oder vererzt — betrachten, so ergiebt sich folgende Uebersicht. Es finden sich nämlich : Gediegen : Gold, Silber, Kupfer, Eisen,1) —- als Oxyd: — — Kupfer, Eisen, Zinn, als Sulfid: —- Silber, Kupfer — — Auf die mosaische Reihe bezogen, ergäbe sich folgende Uebersicht. Es kommen vor : Au. Gediegen : -Gold — Als Oxyde: - — Als Sulfide Ag. Silber — Silber Cu. Kupfer Kupfer Kupfer Fe. Eisen — —• Sn. -—• Zinn — Nur gediegen erscheint das älteste der Metalle, das Gold, und nur in einer, der Sauerstoffverbindung, das Schlussmetall der Reihe, das Zinn; zweifach vertreten : als gediegen und vererzt erscheinen S i 1 b e r und Eisen, ersteres als Sulfid (Silberglanz), letzeres als Oxyd (Rothund Brauneisenstein), für den Bergban in nennens-werthen Mengen. Am weitesten verbreitet und allseitig vorkommend ist das Kupfer. Es erscheint gediegen, dann als 0 x y d (Cuprit und Malachit2) und als Sulfid (Bornit und Ohalkopyrit). Obwohl das Eisen viel weiter in der Natur verbreitet ist als das Kupfer, seine Erze auch viel massenhafter an ihren zahlreichen Fundorten auf-treten als die Kupfererze und es keinem Zweifel unterliegt, dass Eisen bereits mindestens so lange ü Bemerkt muss liier werden, dass, wie schon oben erwähnt, Eisen zwar auch sehr häufig als Sulfid (Schwefelkies) sich vorfindet, aber aus diesen Erzen nicht gewonnen werden bann. 2) Hier mit Kohlensäure verbunden. bekannt ist, als das Kupfer, so war doch das letztere leichter zu behandeln als das erstere, und daher der Industrie geläufiger, da abgesehen von Waffen, seine Anwendung eine gar mannigfaltige war. Gelasse, Statuen, Schmuck, Beschläge u. v. a. wurden aus Kupfer gegossen und gehämmert. Wir haben schon oben bei Betrachtung des Gradišče von St. Michael gesehen, wie mühsam die Gewinnung des Eisens, und zwar in jener Form, welche wir Stahl nennen, war; wie so häufig der Gang der kleinen Schmelzöfen unrichtig wurde und statt der schwammigen Rohstahlluppe eine sehr eisenreiche Sau sich bildete, welche weggeworfen werden musste. Dadurch wurde das Product vertheuert und kostbar. Einen ungeheueren Vorzug hatte unless der Stahl vor dem Kupfer : seine Härtbarkeit und die Möglichkeit aus einer Stahlmasse durch Rostenlassen, öfteres Umschmieden und ähnliche Prozesse, ein immer besseres und brauchbareres Product zu erhalten. Natürlich gieng bei diesen Behandlungen viel Zeit und Materiale verloren, lauter Umstände, welche das endlich resultirende Fabrikat ausserordentlich kostbar machten ; dazu kam noch der Umstand, dass Eisen der Atmosphäre schlecht widersteht, Rost zerfrisst es bis auf den letzten Rest. Es kehrt durch Aufnahme von Sauerstoff und Wasser wieder in die Substanz des Brauneisensteines zurück, aus der es meist gewonnen ward. Anders das Kupfer. Einmal dargestellt, ist es unverwüstlich. Im Feuer schmilzt es und lässt sich in Gussmodeln formen, Luft und Wasser vermögen es nur mit einer dünnen Oxydschichte zu überziehen, die, wenn sie noch Kohlensäure aufgenommen hat, das übrige Metall vor weiterem Angriffe schützt. Dazu lässt es sich vortrefflich unter dem Hammer bearbeiten, zu dünnen Blechen ausschlagen, aus diesen selbst erhabene Ornamente, Figuren etc. treiben. Lauter Eigenschaften, welche das rothe Metall dem Menschen werth und handlich machen mussten. Nur ein Uebelstand haftete ihm dem Stahle gegenüber an. Es war im Gusse porös — blasig, und weder hart, noch härtbar wie der Stahl. Wenn auch Kupferschwert oder Kupferdolch, Kupferspeer oder Kupfermesser ebenso tödtliche Wunden schlugen, gegen Stahlwaffen hielten sie den Vergleich nicht aus.1) Es lag daher der Gedanke • gewiss in der frühesten Zeit nahe, ein Verfahren zu finden, um das poröse, weiche Kupfer dicht zu machen und zu härten. Es gelang dies durch Zusatz von etwas Zinn. Zudem wurde dadurch das Aussehen des Kupfers ein vortheilhafteres, es wurde glänzend gelb und reiner. Plutarch (c. 120 n. Ohr.) de def. orae. 41 spricht in diesem Sinne von der Wirkung des Zinnes : MÌ inr/r wg xantri.Tstjog fiavov bvra y.nl noi.vnogov n)v jfü.y.hv h'Tity.slg dfin fih eocpiyigt y.al zarenvxvuHrsv, dun dt hm -ngortoov an tätigt xal xn&agrózsQO v“. „Und wie das Zinn das lockere und porose Kupfer, das mit ihm znsammengeschmolzeri wird, zusammendrückt und verdichtet, auch zugleich es glänzender und reiner macht“. Wann und wo diese Erfindung gemacht wurde, ist nicht bekannt. Die ältesten Nachrichten haben wir aus Mesopotamien. Während in Aegypten und bei den Semiten auch für das mit Zinn legirte Kupfer der Name des Kupfers ägyptisch chomt, semitisch n(e)choschet beibehalten ist, unterscheidet das Sumerisch-akkadische die Legirung vom reinen Metall. ln einem Hymnus an den Feuergott Gib il wird ausdrücklich von der Mischung des Kupfers mit Zinn gesprochen.2) Während nun im Sumerischen däs Kupfer urudu heisst, wird die Zinn-legirung desselben mit dem Worte zabar bezeichnet. Dabei scheint es auch geblieben zu sein, wenn wir davon absehen, dass das Wort ins Assyrische als siparru und ins Arabische als zi fr übergegangen ist. Sonst behielt die Legirung den ursprünglichen Kupfer-Namen, als: chomt, n’choschet, yah/.óg, äyas — aes bei. Das Verhältniss ist ein ganz gleiches wie beim Silber, welches wir, um es härter zu machen, mit Kupfer legiren. In unseren Silbergulden sind auf 100 Theile Silber, 10 Theile Kupfer zugesetzt, ') Es hat Leute gegeben, welche sich darüber den Kopf zerbrachen, mit welchen Materialien die Aegypter und Azteken wohl ihre Granite, Syenite, Basalte und ähnliche Gesteine seulpirten, wobei die wunderlichsten Ideen von jetzt unbekannter Härtung des Kupfers von Meissein aus Silicaten etc. ausgeheekt wurden. All diesem Humbug gegenüber sei ein für allemal erklärt, dass alle diese Werkzeuge einfach aus Stahl waren. 2) Cf. Lenormant: Les noms del’airain et du cuivre. Trans, of Soc. of. Bibi. Archaeol. VI, 346, und Hommel 1. e. p. 277, 409. also fast im gleichen Verhältnisse wie bei der Kupferlegirung, wo in 100 Theilen — 90 Theile Kupfer und 10 Theile Zinn gemischt sind. Der Unterschied ist nur der, dass die tingirende Kraft der beiden Metalle eine sehr verschiedene ist. Während 10%, ja selbst 25% des rothen Kupfers der Farbe und dem Glanze des edlen Silbers keinen Abbruch thun und das Aussehen des Me-talles absolut nicht verändern, genügt dieselbe Menge des fast silberweissen Zinnes, um das rothe Kupfer gelb zu färben und ihm ein derart verändertes Aussehen zu geben, dass man ein anderes Metall vor sich zu haben wähnt. Während es nun wohl Niemanden einfiele, unser Münzsilber anders als Silber zu nennen, erhielt die im ähnlichen Verhältnisse gemischte Kupferzinnlegirung schon von ihren wahrscheinlichen Erfindern, wie wir hörten, einen eigenen Namen. Obgleich derselbe nicht durchgriff und die Hauptculturvölker des Alterthums : Aegypter, Phö-niker, Griechen und Börner am Kupfernamen festhielten, so entstand doch im s. g. Mittelalter für diese Zinnlegirung ein eigener Name. In seiner ältesten mittellateinischen Form heisst er b r o n z i u m (cf. Du Gange Gl. med. et. inf. Lat.). Die Herkunft des Namens ist dunkel.1) Französisch bronze, italienisch und spanisch bronce. Als ältestes Fundstück aus Bronze gilt die bei Bagdad gefundene Statuette des Königs Bim-Aku, welcher um 2000 v. Ohr. gelebt haben soll. Bei den Phönikern war um 1000 v. Ohr. der Bronzeguss bereits in hoher Blüthe und die erste schriftliche Ueberlieferung über denselben ist der Bericht über den Tempelbau Salomos. Bei Homer ist keine Stelle zu finden, welche auf die Herstellung von Bronze bezogen werden könnte. Zu seiner Zeit importirten noch die Asiaten ihre Bronzewaaren nach Griechenland. Mit dem Eintreten der Griechen in den Kreis der vorderasiatischen Kultursphäre und selbständiger Kunstübung, orblühete auch bei ihnen der Erzguss. Welche Massen von Kupfer in Griechenland zu Statuen allein verarbeitet wurden, und an welche Dimensionen man sich heranwagte, beweist der berühmte O o 1 o s s v. B h o d o s, ein Apollobild von 70 Ellen (c. 35 m) Höhe.2) Er wurde von 0 har es, einem Schüler des Lysippus gemacht, kostete 12 *) Nach einigen vom deutschen bruno, das „braune Metall“, nach anderen vom mittellateinisehen o b r y z u m (obrussa die Feuerprobe des Goldes) : das „goldähnliehe.“ Berthelot in Rev. arch. 1888 bezieht es auf das neugriechische ßrmvri\mov, welches einem lateinischen aes Brundisium entspräche, also soviel als Erz von B r u n-dusium bedeuten würde. 2) Die zwanzigfache Höhe eines gewöhnlichen Mannes. .Jahre Arbeit und 300 Talente.1) „Ausserdem gab es in Rhodos noch 100 kleinere Kolosse, von denen aber ein jeder, wo er nur immer stünde, seinen Platz berühmt machen würde,“ sagt Plinius 34, 18. Nicht minder massenhaft wurden in Etrurien Bronzewerke fabriziert. Plinius XXXV, 7, (16), erzählt mit Berufung auf Metrodorus von Scepsis: „dass Volsinii wegen seiner 2000 Statuen erobert worden sei.“ „propter öo oo statnarum Valsinios ex-pu gnat os.“ Eben dort spricht Plinius auch von den über di e L ander z e r s tre ut e n t u s k ani sehen Bildwerken, welche in Etrurien gearbeitet sind. Wie schwunghaft die Industrie in Schmuck-lind Gebrauchsgegenständen von den Etruskern betrieben wurde, beweist der Fund einer grossen 1877 in Bologna ausgegrabenen Thonurne, welche 14841 Stück Bronzen, als Aexte, Sicheln, Schmucksachen etc. enthielt und deren Inhalt auf Tafeln befestigt, den ganzen Saal XI des dortigen Museums ausfüllt. Wie allgemein endlich noch im III. Jhrh. v. Ohr. Bronzewaffen in Italien im Gebrauche waren, beweist die Nachricht des Plinius (XXXIV, 18), laut welcher S p u r i u s O a r v i 1 i u s, der Sieger über die Samniten bei Aquilonia, aus den Brustharnischen, Beinschienen und Helmen der gefallenen Samniten im Jahre 293 v. Ohr. eine Oolossalstatue des Jupiter für das Capitol anfertigen liess. Aus den Abfällen beim O i s e 1 i r e n des Götterbildes, errichtete der Sieger sieh selbst eine Statue, welche zu den Füssen jener des Gottes stand. Die Nachrichten der Alten, zumeist bei Plinius, über Bronzefabrikation sind so unsachlich, so verworren und schwer verständlich, dabei so spärlich, dass aus denselben kein richtiges Bild dieser Industrie entworfen werden kann. Auch die zahlreichen chemischen Analysen antiker Bronzen lassen keine Gesetze erkennen. Die selten fehlenden, wenn auch geringen Beimengungen von Blei, Eisen, Nickel und selbst Kobalt, lassen schliessen, dass das Kupfer, aus seinen Sulfiden, den Kupferkiesen, gewonnen war, welche von Eisen und oft von Bleiglanzen begleitet sind. *) Leider stand der Koloss nur 56 Jahre. Er stürzte durch ein Erdbeben in Trümmer. Nur wenige konnten seinen Daumen umfassen, und die Finger waren grösser als die meisten Statuen. Seine zerbrochenen Glieder bildeten ungeheuere Höhlungen. Cf. Plinius 1. c. und Strabo pag. 652. Die Trümmer lagen 900 Jahre an Ort und Stelle, erst Moawia, ein General des Kalifen Othman, verkaufte das Erz, welches auf 900 Kamelen weggebraeht wurde. Die folgende Zusammenstellung einiger Analysen von Kupfer- und Bronzegegenständen möge das Gesagte illustrimi. A. Gegenstände aus Kupfer: Cu. Sn. Pb. Fe. Ni. Co. As. Au. S.1) Speer aus Cypern 97-22 — 0-O7 1*32 — — 1-34 9'27 — dtto. O 00 — — 0-7 2 Ohr, — — 03 0-3 dtto. 99'„ — — 9 38 0’OB — — — — Kesml aus Mykenä 98 47 0 09 0*16 0’os 9 19 — 0*83 — —. Etruskische Kette 99i2 0 16 — o-,. — — —- — — Rosse von St. Marco 99 3 0, B. Gegenstände aus Kupferlegirung : Cu. Sn. Pb. Fe. Ni. Co. Dolch von Cypern 88 77 85 l-5 0-47 Spr. «a Axt aus Ilium 95'4i — n « 5? 95's 3-84 — — — — 55 55 55 93 a 5-, — — — — 55 55 55 90 G7 8 G4 — — — — Schwert aus Mykenä .... Nagel v. „Schatzhaus d. Atreus“ 86 sc 13'og o» O'i, 0-15 Spr ibid 97-0 So — — — — dtto 880 12 o — — — — Griech. Rüstung 89„ 11-0 — — — — Helm ans Corfu 81-5 18-1 — Spr. Spr. Spr. Axt aus Peschiera Cyste aus Norddeutsehland (Pri- 88'og 11,6 — Spr. Spr. Spr. metdorf) Messer aus Norddeutsehland (Za- SV» 11-33 Spr. Spr. — 9's2 borovo) ^3'g6 6-14 Spr. — — 0-4 Schwert aus Brandenburg . . 89 11 — — — — Nägel aus Brandenburg . . . 97'75 225 — — — — Schwert von Schoonen . . . 84 16 — — — — Schwert von Stralsund . . . 85 15 — — — — Schwert aus Dänemark . . . 88'75 11-48 — — — — Messer aus Dänemark . . . 92-75 7-25 — — — — dtto 97-94 ^ 06 — — — — Ueber die Zusammensetzung der in Krain gefundenen Bronzen wollen wir mit Bezugnahme auf analoge italienischer Provenienz später noch ausführlicher handeln. Auffallend ist der schön goldglänzende Farbenton der antiken Bronze, welcher gegenwärtig ohne Zusatz von Zink nicht zu erreichen ist. Ausser den Bronzegegenständen enthalten die Gräber unserer krainischen Eisenschmiede der Vorzeit auch Bernsteinperlen, und zwar bisweilen von ansehnlicher Grösse und in bedeutender Menge. Wie noch heute, so hatte man schon im Alterthume im Orient eine ausgesprochene Vorliebe für dieses schöne nordische fossile Baumharz. P Es bedeuten: Cu. Kupfer, — Sn. Zinn, — Pb. Blei, — Fe. Eisen, — Ni. Nickel, — Co. Kobalt, — As. Arsen, — Au. Gold, — S. Schwefel. Für uns ist es, abgesehen davon, dass es sich in unseren Gräbern vorfindet, auch darum interessant, weil eben in unseren Gegenden die Endstationen der antiken Bernsteinstrassen zu suchen sind. Die gesammten Nachrichten der Alten, sowie die chemische Beschaffenheit des in den Gräbern gefundenen Bernsteines, sprechen dafür, dass aller im Alterthume in Handel gebrachte Bernstein von den Küsten der N o r d- oder der Ostsee stammt.1) Hier findet er sich einerseits an der Westküste Dänemarks und der Küste von Friesland, hauptsächlich aber an der preussischen Ostseeküste um das frische und k n r i s c h e Haff, der Küste von Kurland und der des Busens von Riga. Die Hauptfundstätten aber sind die um das frische und kurische Haff. Von hier scheinen auf zwei Strassen die Bernsteinlasten zum Mittelmeere gezogen zu sein, die eine führte längs der Weichsel (bei Bromberg fand man griechische Münzen von 460—850 v. Ohr.) über Krakau zur March an die Donau nach Carnuntum ; von hier längs der, später von den Römern zur Reichsstrasse erhobenen Strasse über Pettau nach Oeleia. Von hier dürfte die Waare Sannabwärts in den Savus verführt worden sein. Längs der Save gieng es dann stromaufwärts in den Aquilis (Laibachfluss) und über den Pfahlbausee nach Nauportum (Oberlaibach). Von hier gieng der Transport wieder auf Saumthieren auf den, von den alten Italern2 *) gebahnten Saumpfaden über cTie venetischen Alpen8) (Hrušica) nach Görz und an die Mündungen des Padus, wahrscheinlich zur uralten Stadt Hadria, wo wir schon in ältester Zeit den Stapelplatz des Bernsteines finden. Mit dieser Hauptbernsteinstrasse dürften sich an der Donau zwei Strassen vereiniget haben, welche die weiter westlich gewonnenen Waaren längs der Oder und Elbe durch Schlesien4 * *) und Böhmen zur Donau herab brachten. P Nadi Dr. Landberg (Hamburger Nachrichten ddto. 21. Oktober 1S75) kommt Bernstein in Libanon häufig vor. Bei Dieba 4" von Sidon fand Landberg ganze Stämme mit Bernstein. In Italien findet er sich in den Mioeensckichten um Bologna, und Prof. Capellini glaubt, dass die etruskischen Nekropolen diesen Bernstein enthielten. Doch wiederlegte diese Ansicht Helbig. — Ueber sein Vorkommen in Ligurien weiss Theophrast zu berichten. 2) Herodian Vili, 1, sagt, dass die Wege über die Alpen von den uralten Bewohnern Italiens mit grosser Miihe angelegt wurden. °) Alp. Juliae — quas Venet as appellabat antiquitas. Amm. Marceli. XXX, 16. 4) Dieser Handelsverbindung dürfte die Herkunft des goldenen Fisches und der goldenen Zierrathen in assyrischen) Style zuzuschrei ben sein, welche bei Vettersfeld in der Nieder-Lausitz gefunden wurden . Eine zweite grosse Strasse dürfte vom Busen von Riga längs der Düna zum Dnjeperx) und diesen abwärts an den Pontus gezogen sein, die jedoch für uns kein weiteres Interesse hat. Es drängt sich nun von selbst die Frage auf, ob der Bernstein unserer Gräber gleich hier abgesetzt wurde, oder ob die Bernsteinperlen nicht wieder vom Süden her eingeführt worden sind. Ich glaube das letztere annehmen zu sollen. Nach Süden wanderte sicherlich die Waare im rohen Zustande wohlverpackt und wahrscheinlich durch Spediteure, nicht durch die Eigenthümer selbst befördert. Erst in den italischen, und früher noch in den phönikischen Fabriken, erhielt sie das marktfähige Aussehen und wanderte durch die Händler in alle Welt und kam so auch zu unseren Eisengewerken nach Krain und den Salzgräbern in Noricum. Im Oriente lässt sich die Kenntniss des Bernsteines bis ins II. Jahrtausend zurück verfolgen. Die Aegypter nannten ihn nach Plinius XXXVII, 11, 2, Sacal. In den pelasgischen Gräbern von Mykenae,2) welche in die Mitte des II. Jahrtausendes v. Ohr. fallen, kommen bereits unter den Beigaben Berns tein per len vor. Diese Gräber gehören im Sinne der Schweden der reinsten „Bronzezeit“ an, welche nach den nordischen Gelehrten auf die s. g. Steinzeit gefolgt sein soll. Nun ist aber in Schweden, nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Dr. Sahn in Stockholm, der Bernstein gerade in.der Bronzezeit selten, dafür in der „Stein-“ und „Eisenzeit“ häufig. Er verschwindet in der Bronzezeit, weil er Handels-waare geworden ist. Damit ist aber ein Zusammenhang zwischen der „nordischen Bronzezeit“ und dem Bernsteinhandel zugestanden oder doch angedeutet. Bei Moses, Exod. XXX, 34—36, werden vier Ingredienzen genannt, welche fein gepulvert zum Räucherwerk verwendet werden sollen, nämlich Myrrhen (natäf), Galbanum (helbna), Weihrauch (Ibona) und schochélet (Wrz. schachal, kanaan. sachal). Man hat darunter den B e r n s t ei n vermuthet. Bei seiner Harznatur und Kostbarkeit P Auch an seiner Mündung war ein Entstelmngsort des Bernsteins angenommen. Cf. Dionys, perieg. 315. Er war auch im Mittel-alter Handelsstrasse zwischen Ostsee und Orient. p Die Verbreitung der s. g. mykänisehen Cultur lässt sich nach den bisherigen Funden in Aegypten und Kleinasien, dann über Cypern, Kreta, Kar pathos, Rhodos, Kos, Kalymnos, Syra, Thera, dann weiter auf das Festland von Griechenland nach Lakonien (Vapliio bei Amyklae), Argoi is (Tiryns, Mykenae), Attika (Spata, Menidi), Booti en (Orehomenos, Sitz der Minyer) und das durch seine Zauberkünste verrufene Thessalien (Dimini), verfolgen. würde er sich zu Räucherwerk gut eignen, auch stimmt der Name zum ägypt. sacal, welches im Aegypten so gut Fremdwort ist, wie bei den Semiten. Bei Homer wird in Odyss. XV, 458, ein P h ö n i k e r als Verkäufer eines Bernsteinschmuckes genannt : ’) „Denn ein listiger Mann kam hin zum Pallaste des Vaters, bringend ein Busengeschmeid’ aus Gold und besetzt mit Elektron.“ Odyss. XVIII, 295, nennt Homer abermals Bernsteinschmuck unter den Geschenken der Freier für Penelope: „Für den Eurimachos trug er ein künstliches Busengeschmeide, Golden, besetzt mit Elektron, der strahlenden Sonne vergi ei ch bar.“ Od. IV, 73, wird Elektron als Schmuck der Wohnung des Menelaos genannt in Gemeinschaft mit Gold, Elfenbein und Silber. Ueber die Herkunft des Bernsteines gibt Homer keine Andeutung. Die-späteren griechischen Dichter erzählen die Fabel von den in Pappeln verwandelten Schwestern des vom Blitze erschlagenen Phaeton, aus deren Thränen neben dem Eridanus (Po) der Bernstein entstände. Mit Unwillen wendet sich Plinius XXXVII, 11, 2, gegen Aesehylos, Phi-loxenus (c. 400 v. Ohr.), Nicander, Euripides, Sar tyrus, welche diese Fabel verbreiteten: „Die Unrichtigkeit dieser Angabe ergibt sich aus dem Zeugnisse Italiens selbst“ sagt Plinius 1. c. Herodot III, 115, weiss nichts über den Bernstein, als dass er aus dem hohen Norden stamme : „Ueber das Ende Europas gegen Abend kann ich nichts mit Gewissheit sagen. Denn ich nehme nicht an, dass es da einen Fluss gibt, den die Barbaren Eridanus nennen und der sich ins Meer gegen Mitternacht ergiesst, wo der Bernstein herkommen soll“ „denn erstlich beweist der Name Eridanus schon selbst, dass er hellenisch und nicht barbarisch (?), ist, und irgend ein Dichter hat ihn erdichtet; zum andern habe ich trotz aller Mühe, von keinem Augenzeugen erfahren können, wie das Meer beschaffen ist in jener Gegend von Europa.“ Etwas klarer wird die Kenntniss durch Pi-tlieas von Massilia. Auf ihn beruft sich Plinius XXXVII, 11, 5, wo er sagt: „Pytheas erzählt, die Guttonen, ein germanisches Volk, wohnten an einer Lagune des Oceans, namens Men-tonomon, welche 6000 Stadien* 2) gross ist ; von dieser liege D Cf. „Argo“ Nr. 8, p. 138. 2) Etwa 1200 Tcm oder 150 geo. Ml. Dai? wäre ziemlich genau die Kiistenentwiekelung von Rügen bis Riga,, das ist die Bernsteinküste der Ostsee. eine Schiifstagreise entfernt die Insel Abalus (Basilia IV, 27), wohin der Bernstein, als ein geronnener Abschaum des Meeres, im Frühjahre durch die Fluthen getrieben werde. Die Eingeborenen gebrauchen ihn statt Holz zum brennen und verkaufen ihn an die benachbarten Teutonen.“ Marner kos von Katana1) um 340 v. Ohr. lässt die Schilde seiner Gegner mit Gold, Elfenbein und Elektron verziert sein. Er nennt sie „liamdsi yov'Tth.qm’Tjjlty.Tooi, die goldelefantbernsteinenen Schilde;“ möglicherweise ist aber hier unter Elektron die Goldsilberlegirung2) zu verstehen, von welcher der Bernstein wahrscheinlich seinen griechischen Namen erhalten hat. Diese Legirung war sehr früh bekannt, da das gediegene Gold meist mit Silber leghi in der Natur vorkommt. Pseudaristotoles de. mir. 81, lässt die Bornsteininseln von Eridanus3) angeschwemmt sein und tischt die Fabel von Phaeton und den Bernstein schwitzenden Pappeln wieder auf: „Das Elektron soll eine Art Gummi sein, das fest zu Stein verhärtet, von den Einwohnern gesammelt und nach Griechenland verkauft werde.“ Timaeus aus Tauromeniuni c. 300 v. Ohr. wird von Plinius wiederholt citili. So sagt er XXXVII, 11, 6, dass Timaeus dem Pytheas bei-pflichte, nur nenne er die Insel, welche bei Pytheas Abalus heisst, Basilia. Lib. IV, 27, 3, hingegen spricht Plinius nach T imaeus: „Auf dieser Strecke4) werden mehrere Inseln ohne Namen angeführt. Unter ihnen liegt eine vor Skythien, welche auch Ra un on i a heisst, eine Tagreise von der Küste entfernt, auf welche nach Timaeus Bericht, die Fluthen zur Frühlingszeit Bernstein auswerfen.“ Hier ist wieder die Küste des frischen und kurischen Haffs gemeint. Theophrast c. 283 v. Ohr. behauptet «G h’&w, 16 und 28, dass er in Ligurien (?) nebst Steinkohle gefunden werde, und bemerkt, er werde selten gefunden und zu den kostbaren Steinen gerechnet. Apollonius Rhodius (c. 196 v. Ohr.) in Argonaut, bringt ihn zwar nicht mit den Helios-Töchtern in die Beziehung, sagt aber IV, 611 : *) Tyrann von Katana in Sicilien, er wurde durch Timoleon verjagt. 2) Doch ist zu bemerken, dass in Hallstatt Bernstein in Elfenbeinsehwertgriffe eingelegt vorkam. 3) Eridanos Mess der imaginäre Strom, welcher die Erdscheibe umfloss, und auch der Po. Da man nun ursprünglich den Bernstein als von den Ufern des ersteren stammend erklärte, verwechselten die Dichter diesen imaginären Fundort mit dem italischen Eridanus, wodurch die Confusion entstand. 4) Im nördlichen Ocean. — — — „auch meldet die keltische Sage, Dass das Elektron entquoll, von Wirbeln getragen, Apollons Thränen, des Letoiden, die einst er zahllos vergossen, Als er zum heiligen Volke der Hyperboreer gelangte.“ *) Der Dichter verlegt also den Schauplatz in den Norden zu den Hyperboreern und nicht an den Po. Etwas ähnliches scheint Nici as bei Plinius XXXVII, 11, 6, allerdings in sein- prosaischer Weise zu sagen. L. c. heisst es: „Nieias nennt ihn einen Saft der Sonnenstrahlen; er meint, dieselben drängen beim Untergange heftiger auf die Erde und hinterliessen in der dortigen Gegend des Oceans einen' fetten Schweiss, der im Sommer an die germanische Küste geworfen werde, in Aegypten soll er auf ähnliche Weise entstehen und dort den Namen Ssical führen, (in Eegypto nasci simili modo ac voćari sacal)“ „in Syrien sollen sich die Weiber Spinnwirtel daraus machen und ihn den Hacken (harpaga) nennen, weil er Blätter, Spreu und Kleiderfasern anzieht.“ Es dürfte wohl schwer zu entscheiden sein, ob ein Dichter oder Physiker zuerst diese geistreiche Entstehungsgeschichte des Bernsteines verbrochen habe. — Immerhin aber beweisen diese Stellen, dass die Heliosfabel ursprünglich am nördlichen Oceane spielte und nur durch ein Miss-verständniss an den Po abgelagert wurde, wie sie uns auch der s. g. Scymnos v. Chios perieg. v. 393 wiedergiebt: „Ueber diesen2) sind die Ismenier und Mentoren und der Eridanus, welcher den schönsten Bernstein liefert.“ 'Hniduvbng y.aD.wzov rjktxzgov qpsoei.“ Würde nicht die Phaetonfabel folgen, so könnte man die Angabe nur auf den Handelsplatz für Bernstein beziehen. Beachtenswert!), ist die Angabe bei Plinius XXXVII, 11, 9, wo er den König von Pontus Mithridates citirt. L. c. heisst es: „Mithridates berichtet, an der germanischen Küste sei eine Insel Namens Ser ita, auf welcher Wälder einer Art Ceder wären, woraus der Bernstein auf Felsen herabfliesse.“ Die Nachricht stammt wahrscheinlich von den Händlern an der Mündung des Borysthenes (Dnjeper) wo, wie schon bemerkt, ebenfalls ein Stappelplatz für den Bernsteinhandel war. Für die Nomenclatur des Bernsteines sind wichtig die Angaben des Plinius im 1. XXXVII, 11, wo ersieh auf Philemon, Demostratus und Xenokrates bezieht : 1) Man vergleiche Philostratus Gemälde I, 11: „Er (der Eridanus) wird ihre (der Sonnentöchter) Thränen versteinern und die abgefailenen auffangen, und die Abfälle der Pappeln durch sein klares Gewässer den Barbaren am Ocean zuführen.“ 2) Den Istrisehen Inseln, welche angeblich Zinn liefern. „Nach Philemon ist er ein Fossil, wird in Sky-thien an zwei Stellen gegraben, heisst, wenn er weiss und wachsfärbig ist, Elektron, wenn er, aber dunkelbraun ist, la,Villo j>yrrich mu." ‘) „Demostratus nennt ihn I^yiiciiviuni 1 2) und lässt ihn aus dem Harne des Luchses3) entstehen. “ Nach Xenocrates soll der Bernstein nicht allein in Italien4) Vorkommen, sondern auch daselbst Thium, bei den Skythen5) aber, wo er ebenfalls vorkomme, Sacrium heissen. D i o d o r v. S i c i 1 i e n (um Ohr. Geb.) spricht V, 23, vom Bernstein: „Gegenüber der sky this eben Küste, welche noch über Gallien hinaus liegt, findet man im Ocean eine Insel, welche Basileia heisst. An diese spült die Fluth das sogenannte Elektron in grosser Menge an, sonst aber findet er sich nirgends auf der Erde“ folgt die Phaeton-Sage, welche als Fabel erklärt wird. „Das Elektron wird an der vorgenannten Insel gesammelt und von den Eingeborenen nachdem gegenüberliegenden Festland gebracht, und man bringt es dann weiter auf dem Landwege bis in unsere Gegenden auf die oben angegebene Weise.“ 6) Diodor scheint hier die Nachrichten des Py-theas und Timaeus benützt zu haben. Ganz auffallend ist das Schweigen des Strabo über die Gewinnung und Herkunft des Bernsteines, umsomehr als er sonst so ausführlich ist und das Zinn, welches mit Bernstein schon von Herodot in Verbindung genannt wird, sogar an mehreren Stellen bespricht. Lib. V, 1, 9, p. 215, spricht er vom Timavus und den Diomedischen Inseln,7) und fährt dann fort : „Die meisten der Fabelsagen und Erdichtungen dagegen muss man übergehen: z. B. die vom Phaeton und den in Pappeln verwandelten Heliaden am Eridanus, der sich nirgends auf der Erde findet, aber in die Nähe des Padus gesetzt wird ; ferner die Bernsteininseln (flley.zgida.g vrjfrovg) vor dem Padus und die Perlhühner auf ihnen; denn auch von diesen Dingen findet sich nichts in jenen Gegenden.“ Das ist alles bei einem Schriftsteller von dem man ausgiebige Nachrichten erwarten sollte. Man scheint sich zu Strabo’s Zeiten um Bernstein wenig 1) Im Text bei Detlefsen Berlin 1866. Die Handschriften haben ausserdem saliternicum (der treffliche eod. Bamberg.) sn-alt ernie um und subalte rnicum. 2) Langurium und lagurium, griechisch ).vyy.nvntop, byyovgiov, Ivyyovgiov oder hyvgiov. 3) Lynx. Läppische Wortspielerei. 4) Um Bologna, cf. oben p. 223, Note 1. 6) Skythien ist alles Land zwischen Pontus und der Ostsee. 6) Wie das Zinn. Cf. „Argo“ Nr. 11. p. 201. 7) „Argo“ Nr. 7, p. 125. gekümmert zu haben, weshalb der Geograph demselben keine Bedeutung beimass und seinen Bericht auf Ablehnung der an den Po sich knüpfenden Fabeln beschränkte. PI ini us behandelt in seiner Naturgeschichte den Bernstein im XXXVII. Buch, wo er von den Edelsteinen handelt, er widmet ihm das 11. und 12. Cap. L. c. Cap. 11, 1, bemerkt er: „Unter den Luxusartikeln muss' ich nun zunächst des Bernsteins gedenken, der jedoch bis jetzt nur bei den Frauen Eingang gefunden hat, übrigens aber dieselbe Beachtung verdient, wie die Edelsteine.“ Gap. 12, 2, sagt Plinius : „Als Luxusartikel steht er in so hohem Werthe, dass ein daraus verfertigtes, noch so kleines menschliches Bildniss den Preis lebender und gesunder Menschen übertrifft.“ *) Gap. 11, 11, spricht er über seine Entstehung und Natur: „Er fliesst aber als ein Mark aus Bäumen von dem Geschleckte der Fichten, gleich wie das Gummi aus den Kirschbäumen und das Harz aus den Fichten.“ „Schon unsere Vorfahren hielten den Bernstein für den Saft eines Baumes und nannten ihn aus diesem Grunde Snc-«innm. Dass aber dieser Baum eine Fichtenart ist, beweist sein Geruch beim Beiben und sein Verhalten beim Brennen.“ Gap. 12, 1, handelt von den Sorten des Bernsteines : Vom Bernstein gibt es mehrere Arten. Am besten riecht der weis se, aber er sowenig, wieder wachsgelbe, steht im besonderen Werthe, viel mehr ist es der dunkelgelbe, der mehr geschätzt wird, und von diesem hat wieder der durchsichtige den Vorzug, doch darf er auch nicht zu feuerig aussehen, denn man liebt an ihm wohl das Feuerähnliche, aber nicht das Feuer selbst. Den ersten Bang behauptet der nach der Farbe des Weines, sogenannte faler ni sehe, welcher vom milden Glanze und durchsichtig ist, doch sind auch Stücke von der Farbe des gekochten Honigs beliebt. Uebrigens bemerke ich, dass man ihn auch beliebig färben kann, mit Bockstalg, der Wurzel der Anchusa, der Purpurschnecke. Beibt man ihn mit den Fingern, so bekommt er durch die aufgenommene Wärme die Eigenschaft, leichte Gegenstände, wie Spreu, trockene Blätter, Bast und wie der Magnetstein, Eisen anzuziehen.“ 2) „Dass der Bernstein ursprünglich flüssig war, beweisen gewisse darin eingeschlossene Gegenstände, wie Ameisen, Mücken, Eidechsen, welche offenbar an dem frischen Safte hängen geblieben und beim Erhärten desselben eingeschlossen sind.3) 1. c. 11, 18. Ueber den Fundort des Bernsteines spricht Plinius an drei Stellen, ') Also ein Bernsteinfigiirclien kostete mehr als ein kräftiger Sklave. a) Plinius identifieirt hier Electrieität und Magnetismus. 3) Man vergleiche die hübschen Epigramme Martials auf die im Bernstein eingesehlossenen Thiere so: „De ape ab electro inelusa“ IV, 32. „De formica electro inclusa“ VI, 15. „De vipera! electro inclusa“ IV, 59. Lib. IV, 27, 7, sagt er: „Dann folgenr) dreiundzwanzig Inseln, welche durch die Waffen der Börner bekannt geworden sind. Unter diesen verdient bemerkt zu werden: Burcanä2) . . .; ferner Glae-saria,3) welchen Namen ihr die Soldaten wegen des Bernsteines gaben; bei den Barbaren heisst sie Austera via,4) auch Actania. “ Lib. IV, 80, spricht Plinius von Britannien und seinen Inseln, zum Schlüsse § 2 heisst es: „Gegenüber nach dem germanischen Meere sind die Glaesischen (Glaesiae) Inseln5 *) zerstreut, welche von den neueren Griechen Elektriden genannt wurden, weil auf ihnen Bernstein Vorkommen soll.“ Lib. XXXVII, 11, 11, sagt endlich Plinius: „Gewiss ist, dass der Bernstein auf den Inseln des nördlichen Oceans vorkommt und von den Germanen CJlae-suiii genannt wird ; als Caesar Germanicus mit seiner Flotte dort war, bezeichnete er eine dieser Inseln, welche bei den Bowohnern Austeravia heisst, mit dem Namen Glaesaria.“ Den Handel mit Bernstein beschreibt Plinius XXXVII, 11, 11—18, wie folgt: „Von Germanien aus gelangt er zunächst naehPan-n o n i e n und hierauf zu den Venetern, welche bei den Griechen Eneter heissen. In Buf brachten ihn die, den Pan-noniern zunächst liegenden und am adriatischen Meere Han del treib end eh Völker, welche ihn von jenen bekamen. Dass aber der Padus mit in das Märchen verflochten ist, hat offenbar keinen andern Grund als, weil noch heute die Bauernweiber jenseits des Padus den Bernstein in Schnüren um den Hals tragen, allerdings zunächst als Schmuck, aber auch als Medikament, denn er soll gegen geschwollene Mandeln etc. gut sein.“ „Die Küste Germaniens, von wo er ausgeführt wird, liegt 600.000 Schritte (120 Ml. oder 400 leni) von Carnuntum in Pannonien entfernt, und ist erst vor einiger Zeit durch einen römischen Bitter bekannt geworden, welchen Julianus, der ein Fechterspiel für Kaiser Nero veranstaltete, zum Einkauf von Bernstein dahin sandte. Dieser bereiste die dortigen Handelsplätze und Küsten und brachte soviel davon mit, dass die. Netze, welche zur Abhaltung der wilden Thiere von der kaiserlichen Tribüne angebracht waren, in jedem Knoten ein Stück Bernstein enthielten, die Waffen aber, die Todtenbahre und der ganze Festapparat eines Tages von Bernstein strotzte. Dass grösste Stück wog 13 Pfund (472 Kilo).“ Dio Ohrisostomus o. 100 n. Ohr. Or. 79, weiss zu erzählen: Dieses letztere z. B. lautet: Flentibus Heliadum ramis dum vipera repit, Fluxit in obstantem sueeina gutta feram ; Quae dum miratur pingui se rore teneri, Concreto riguit vineta repente gelu. Ne tibi regali plaeeas, Cleopatra, sepolcro Vipera si tumulo nobiliore iaeet. *) Westlich von der Cymbrisehen Halbinsel. *) Borkum an der Emsmündung. s) Ameland über Westfriesland. 4) Auch Austrantia geschrieben. 5) Die oben Cap. 27 genannten. „Bei den Kelten soll ein Fluss das Elektron mit sieh führen und dies überall, in Menge an seinen Ufern ausgeworfen, da liegen, wie bei uns die Kiesel; früher spielten die Kinder damit und warfen es umher, jetzt aber sammeln auch sie es und heben es auf, nachdem sie von uns gelernt haben, dass sie reich sind.“ Juvenal (c. 125 n. Ohr.) empfiehlt Sat. IX, dem Clienten: „Ihm (den Patron) gar solltest du wohl noch stattliche Kugeln von Bernstein Senden und seidenen Schirm zum Geburtstag.“ Tacitus (c. 130 n. Ohr.) spricht Germ. c. 45, von den Aestieni am Suevischen Meere: „Sie durchsuchen auch das Meer, und sind die einzigen die den Bernstein (sucinum), welchen sie selbst CSlaesum nennen (quod ipsi glaesum vocant) in Untiefen und am Ufer selbst sammeln. Die Natur und Entstehungsart desselben kennen und erforschen sie, als Barbaren, nicht. Lange lag er unter anderen Auswürfen des Meeres da, bis unsere Prachtliebe ihm einen Namen machte; sie brauchen ihn nicht, er wird roh gelesen, unverarbeitet ausgeführt, und staunend 'empfangen sie den Preis.“ (Fortsetzung folgt.) ---••-cSXSO-«»-— Kleinere littheilungen. Der Rechtslelirer Dr. Franz Xaver Jellenz und dessen Büste in Innsbruck. Mitgetheilt von P. v. B a dies. In Innsbruck befindet sich in der k. k. Universität in einem der Gänge, und zwar im Gange rechts zur Aula die Büste eines unserer Landsleute, des 1805 zu Innsbruck verstorbenen Becktslehrers und Direktors der juristischen Facultät, des Appellationsrathes Franz X. Jellenz. Die Büste, lebensgross in Bleiguss (in Donner’scher Manier) ausgeführt, auf einer kleinen Console, weist (auf darunter befindlicher Tafel) die nachstehende Inschrift: Francis. Xav. Jellenz ICT Francisco II Aug. In Tribunali Appel. A Consiliis Studii Juridici Moderatori Olim In hac Academia Antecessori Vivo De Cassare Patria Latteria Juventute Optima Merito post Obitum Pii ac Moesti Jurium Alumni Cum Lacrimis P. P. MDCCCY. Die lebensvollen und nach allem zu schliessen, getreuen Züge der Büste zeigen in ihrem Ausdrucke den edlen Charakter des Mannes, wie ihn uns die Zeitgenossen in ihren Berichten über ihn gekennzeichnet haben. Welche Bedeutung Jellenz als Bechtslehrer gehabt, geht wohl am Besten daraus hervor, dass er nach Aufhebung der Innsbrucker Universität nach der Universität Freiburg im Breisgau versetzt worden, um sofort bei Beactivirung der Innsbrucker Hochschule wieder an diese berufen zu werden; an beiden Bildungsstätten war er von den Studierenden hochgeliebt. Franz Xaver Jellenz *) wurde am 26. November 1749 zu Češnjica in der Ortsgemeinde Selzaeh in Oberkrain geboren. Sein Vater, ein einfacher Landmann, sorgte für die Erziehung des reichbegabten Knaben, indem er ihn anfänglich in die deutsche Schule nach Villach schickte und die höheren Schulen in Klagenfurt und Laibach besuchen liess, da er ihn aber zum geistlichen Stande bestimmt hatte und der Sohn diesen Willen des Vaters nicht erfüllen wollte, so zog dieser die Hand von ihm ab. Auf gut Glück begab sich der junge Jellenz nun nach Wien (1770), um da die Rechte zu studieren; doch gar bald gab es für ihn Mangel an Subsistenzmitteln, ja sogar bittere, Noth und er gieng schliesslich unter die Soldaten. Aber auch beim Militär blieb er nicht lange, sondern kehrte — da sich inzwischen auch seine materiellen Verhältnisse gebessert hatten -— wieder zu den Wissenschaften, zunächst zum Studium der Jura zurück, las die Classiker der Griechen und Börner und beschäftigte sich mit dem Studium der besten Historiker Englands, Italiens und Deutschlands. Im Jahre 1779 promovirte er zum Doktor der Rechte uncl noch im nämlichen Jahre wurde er von Maria Theresia als Professor des kanonischen Rechtes an der Innsbrucker Universität angestellt. Nach Aufhebung der Innsbrucker Hochschule (1782), wurde er von Kaiser Josef II. an die Universität Freiburg im Breisgau übersetzt, wo er nun das bürgerliche Becht lehrte. Hier bekleidete Jellenz neben seinem Lehramte auch die Stelle eines Appellationsrathes und als solcher kehrte er im Jahre 1795 nach Innsbruck zurück, wo er in dieser Eigenschaft und von 1798 als „Repräsentant“ der juristischen Eacultät P Als Quellen zur vorliegenden Skizze über Jellenz wurden benützt:, Annalen der Litteratur und Kunst in den österreichischen Staaten 1805. Intelligenzblatt von Mai, p. 214 ff. — Erseh und Gruber Bealencyelopadie, II. Section, 15. Theil, S. 190. — Meusel, das gelehrte Deutschland (Band Vili. X, XII). — Oest. Biedermanns-ehronik, 1785, I, 106. seit 1802, nach Aufhebung des Studienconsesses als Director derselben Facultiit, bis zu seinem am 19. April 1805 erfolgten Tode als Rechtslehrer wirkte! Jellenz war verheirathet, seine Frau starb drei Jahre vor ihm, es überlebten ihn fünf Töchter. Bei seinem Tode herrschte in Innsbruck die allgemeinste Trauer, namentlich bei den Studenten, die ihm denn auch das ehrende Denkmal in den Hallen der Universität errichteten ! Eine zeitgenössische Stimme aus Innsbruck liess sich über Jellenz unter dem unmittelbaren Eindrücke seines Hinscheidens also vernehmen :J) „Als Justizrath hatte er sich durch strenge Gerechtigkeitsliebe, rastlose Thätigkeit und un-g esche ute Geradheit den Beifall des Landes, die Liebe seiner Oollegen, die Achtung seiner Chefs erworben ; die Studenten liebten und ehrten ihn als ihren Vater. Mit einem seltenen Schatz von Kenntnissen aus allen Fächern des menschlichen Wissens, mit einem ausgebildeten'Geschmack verband er einen noch immer regen Sinn für alles Gute und Schöne ohne.Rücksicht auf System, Volk oder Gegend, woher es kommen mochte! Jedem reinen Vergnügen, das ihm seine Kinder, seine Freunde, Natur, Wissenschaft oder Kunst darreichten, gab er sich mit einer in seinem Alter seltenen kindlichen Unbefangenheit hin und frohe Laune, die er selbst in den schmerzlosen Augenblicken seiner letzten Lebensstunden äusserte, würzte seinen herzlichen Umgang, der belebend war ohne pedantisch zu sein. Offen, bieder, gutmüthig und höflich gegen Jedermann, aber ohne Rücksicht und unerschrocken, wenn es sich um Verteidigung der Wahrheit und des Rechtes handelte, wahrhaft y.alóc -/.al àya&óq im Socratisehen Sinne, ward er allgemein geliebt und verehrt. Was er als Vater in seiner fünf Töchter Erziehung leistete, (leider! konnte er sie nur an einer vollenden), darüber hat die ungeteilte Stimme des Publikums schon lange entschieden. Er hinterlässt ihnen den Ruf eines ehrlichen Mannes als Erbtheil; bis zum letzten Hauche seines Lebens blieb er besonnen, stark als ein Mann und ruhig wie ein Christ gieng er seiner Auflösung entgegen. Sein Leichenbegängniss war feierlich und rührend; alle kaiserlichen Behörden mit dem Landesgouverneur Grafen Brandis an der Spitze, die Universitätsprofessoren, alle Studenten, der Magistrat und eine grosse Menge guter Menschen aus allen Ständen begleiteten trauernd die Hülle des Edlen zu Grabe. Acht Juristen trugen seinen Leichnam und acht edle Jünglinge, gewählt aus den vier juridischen Cursen, giengen in tiefster Trauer neben der Bahre einher. Am 2. Mai wurden die Exequien in der Universitätskirche gehalten und nach denselben von dem Professor der Religionslehre und Universitätsprediger P. Benizius Mayer, x) Annalen der Litteratur und Kunst in den österreichischen Staaten 1805. Intelligenzblatt von Mai, p. 214 ff. der von den Juristen wiederholt darum ersucht worden war, die Rede gesprochen, in der er durch die Charakterschilderung des uns auf immer Entrissenen allen Anwesenden Thränen in die Augen lockte. Einen Monat trauerten die Studenten um ihn (mit Floren auf den Hüten) und (alsbald nach dem Tode des gefeierten Rechtslehrers) ward unter ihnen eine Subscription zur Errichtung eines Denkmals eingeleitet und in nicht drei Tagen die Summe von mehr als 300 fl. zusammengebracht, eine Summe, die für eine einzelne Facultät immerhin beträchtlich ist. Diese wetteifernde Dankbarkeit der Jünglinge gegen einen Mann, der gegen sie nichts minder als gelinde war und diese Feier seines Andenkens nun, da sie von ihm nichts mehr zu hoffen und nichts mehr zu fürchten haben, ist ein seltenes und erhabenes Schauspiel in unserem egoistischen Zeitalter, das den Menschen-Werth so häufig nur nach dem Gelde und der Macht misst. Es macht ihnen nicht minder Ehre als dem Verstorbenen. Aber auch ausser dem Kreise der Jugend erstreckte sich der Schmerz um ihn und noch nie ward der Verlust eines Mannes so allgemein bedauert. Auch als Gelehrter —■ so schliesst diese zeitgenössische Stimme über Jellenz — hatte er sich einen Namen im katholischen Deutschland erworben. Besonders abgedruckt erschienen von ihm: zwei Reden über die allgemeinen Grundsätze des peinlichen Rechtes und dessen Litteraturgeschichte, Wien 1785 und die zwei Trauerreden auf Maria Theresia 1780 und auf Joseph II. Freiburg 1790. In Schlözer’s Heften kommt seine kanonische Rede vor, die man nachher in Bonn und Köln und ' die Becker in seiner Kirchenzeitung besonders abdruckte. In Posselts wissenschaftlichen Magazin für Aufklärung und im Archiv für neuere und ältere vorzüglich deutsche Geschichte finden sich mehrere Kleinigkeiten von ihm meistens unter seinem Namen. Von 1788 bis zu seinem Scheiden aus Freiburg war er auch Mitarbeiter der allgemeinen Litteraturzeitung von Jena.“ Das fürstbischöfliche Priesterseminar und die theologische Lehranstalt zu Laibach. Von Dr. Johann Kulavic, Domcapitular, apost. Protonotar, Seminardireetor ete. in Laibach. Unter diesem Titel hat der Herr Verfasser in Dr. Zschokke’s „Theologischen Studien“ *) eine interessante Arbeit über die Geschichte des Laibacher Priesterseininares veröffentlicht. Da dieselbe einem Werke einverleibt ist, welches wegen Umfang und Preis stets einem kleinen Leserkreise angehören dürfte, indess sie soviel des für die Culturgesehichte des Landes und der Stadt Laibach Interessanten enthält, so glauben wir unseren Lesern einen x) Wien und Leipzig 1893, — 1235 Seiten, Preis i8 fl. Dienst zu erweisen, wenn wir mit Erlaubniss des Herrn | Ablegaten des Stadtuiagistrates von Laibach. Als Bauplatz Verfassers, über den Bahmen einer Besprechung hinaus- greifend, das Wesentliche des Inhaltes hier wiedergeben. Das Bisthum Laibach wurde mit Stiftbrief Friedrich III. ddto. Graz 6. Dezember 1461 und Bulle Pius II. ddto. Pienza 6. September 1462 gegründet, hatte jedoch einen massigen Umfang, da ein grosser Theil des jetzigen Bisthumes lange zu A quii ei a gehörte. In Oberkrain unterstanden Enclaven den Bischöfen von Freising und Bri-xen, bedeutende Pfarreien versahen die Stifte Sittich und Landstrass, und der Deutsche Bitterorden. Woher sich der Olerus des neugegründeten Bisthumes rekrutirte, ist unbekannt. Mit Stiftbrief vom 1461 wurde die aufgehobene Benediktinerabtei Oberburg dem Fürstbischöfe von Laibach als Mensalgut mit der Verpflichtung zugewiesen, dort 10—12 Ordenspriester, seit 1478 ein Alumnat von Olerikern zu unterhalten. 1605 reformirte Thomas Chrön dieses Alumnat und benannte es „Collegium Marianum“ (die Statuten bei Orožen „Decanat Oberburg,“ Marburg 1877, abgedruckt). 1718 erhielt es ein neues Statut und bestand bis zur Diöcesan-regulirung durch Josef II. Inzwischen schrieb der apostol. Visitator der Diöcese Laibach, Sixtus Carcanus, schon 1621 dem Bischöfe die Errichtung eines förmlichen Seminares im Sinne des Oon-cils von Trient vor, doch kam es lange nicht zur Ausführung, obwohl Berathungen gepflogen wurden, deren schliessliehes Besultat pia desideria waren. Nicht ohne Einfluss für die Verzögerung der That scheint das beim Jesuiten-Gymnasium gegründete „Semi-narium pauperum studiosorum S. J.“ gewesen zu sein, welches durch Erwerbung eines Hauses und Beisteuer von Priestern und Laien 1617 ins Leben trat. Ueber dieses Seminar geben die Aufzeichnungen,1) welche von 1600—1739 reichen, Nachrichten. Obwohl hier so mancher Jüngling für den später zu ergreifenden Priesterstand vorgebildet wurde, so zeigten sich doch die bestehenden Einrichtungen für die Ergänzung des Diöce-sanclerus unzureichend, insbesondere als Thomas Chrön bei der Wiederherstellung der kath. Kirche in Kraiu die klaffende Wunde des Landes aufzeigte und darthat, dass nur ein nach den Vorschriften der Kirche erzogener Clerus die wiederhergestellte Glaubenseinheit erhalten könne. Auf der Synode zu Laibach von 1706 wurden die Quoten bestimmt, welche Bischof und Clerus für das Seminarium episcopale beizutragen hätten. Zur Ausführung des Synodalbeschlusses setzte Fürstbischof Graf Ferdinand Kühnburg ein Baucomite ein, bestehend aus dem Domdechant Joh. Aut. Thalnitscher v. Thalberg als Präses und den Mitgliedern: Leopold Graf Kobenzl, Domprobst, Jakob Schell v. Schellenburg und Peter Codelli v. Fahnenfeld, Privatiers, nebst zwei J) Mse. in der Laibacher Studienbibliothek. wurde die Stelle, wo es heute steht, nordwärts des Domes, nächst der damals noch bestandenen Stadtmauer bestimmt. Auf dem Platze standen damals drei dem Domca-pitel gehörige Häuschen für Domvicare und zwei Wohnungsobjecte für den Messner und den Schulmeister, welche dem Magistrate gehörten. Mit beiden Eigenthümern schloss' der Fürstbischof, und zwar mit dem Magistrate sub 23., April und mit dem Oapitel sub 26. April 1708 besondere Verträge ab. Diesen zufolge erwuchs dem Seminar die Verpflichtung für drei Vicare und zwei Leviten in seinem Bäumen Wohnungen zu gewähren, für Messner und Schulmeister (Organisten) aber solche in der Nähe des Domes zu besorgen, dem Magistrate aber noch überdies das Benützungsrecht des westseitigen Erdgeschosses zur Depo-nirung von Bau- und Brückenholz zu gestatten!1) Der Bau des Neugebäudes begann nach dem Plane Martinuzzis am 5. Mai 1708. Trotz mancher Hindernisse schritt der Bau rüstig vorwärts. Mitten unter den Arbeiten starb Thalnitscher am 19. April 1714 im 58. Lebensjahre. Sein Nachfolger war der Generalvicar Gladioli. Wann der Bau zu Ende geführt wurde, lässt sich aus den Urkunden nicht genau bestimmen, doch wurde noch 1729 vom Fürstbischöfe Felix Grafen v. Schrat-tenbach das bürgerliche Zeughaus um 2400 fl. behufs Einbeziehung in die Area des Seminarbaues angekauft. Das neue Seminar erhielt den Namen „Collegium Carolinum.“ In einem Manuscripte von 1713 beschreibt Thalnitscher den Bau als dreistöckig mit drei Eingängen von der Südseite her. Der mittlere, die porta regia, wurde mit zwei vom Steinmetz Misle gemeisselten Giganten flankirt und mit der Ueberschrift „Virtuti et Musis“ versehen, der linke Eingang führte zur öffentlichen Bibliothek, welche schon 1701 durch freiwillige Vereinigung der Büchersammlungen des Fürstbischofes Christof Grafen Herberstein, Domprobstes Johann Preschern und Domdechantes Thalnitscher gebildet, und in einem eigens hergestellten Saale aufgestellt wurde. Ueber die Bestimmung des Hauses sagt ein Manuscript, wahrscheinlich auch von Thalnitscher vom Jahre 1713, betitelt: „Instructio eorum, qui adolescentes Collegio Carolino Nobilium Labacensi pietate et litteris instituendos eommittere voluerint, sub protectore Principis et Eppi. Labacensis, cura et disciplina inclyti Oapituli La-bacensis“ unter Anderem: „Hoc Collegium, quod anno 1708 coeptum, in duas dividitur classes: Alterum est Nobilium Convictorum, alterum Alumnorum, qui ab universo Clero Lab. dioeceseos aud fundatorum liberali aere gratis aluntur.“ Im Weiteren heisst es, dass den Zahlzöglingen Gelegenheit geboten wurde, sich sowohl in philosophischen Disciplinen, selbst im Jus und Medicin sich auszubilden, ’) An dieses Recht erinnert noch heute der Schlusstein mit dem Laibaeher Stadtwappen im Thorbogen des Geschosses. aber auch im Fechten, Reiten, Dramatik, Gesang und Musik sich zu üben. Von den Alumnen heisst es dann, dass sie die Schule der Jesuiten für Theologie besuchen, an Sonn-und Festtagen im Dome assistiren und darum die Tonsur ■empfangen werden. Die Bestimmung, auch Priester auszubilden, geht aus verschiedenen Stiftungen hervor. So von Stiftungen Thal-nitscher’s und Preschern’s, deren Fortbezug nur für die Theologie zu belassen sei; oder Schiffer v. Schiffer-•stein’s ddto. 12. März 1756 Anerbieten im „bischöflichen Seminar“ einige Alumnenplätze Zu stiften, damit das „auf seine Befreundte beim Domeapitel zu Laibach gestellte Cano-nicat“ und die von ihm erworbene Pfarre Mannsburg „jederzeit mit einem tauglichen Individuo versehen werden könne.“ Im Jahre 1774 zählte das Collegium 20 Alumnen, acht Schellenburg’sche, vier Schiffersteiu’sche, fünf Tlial-nitscher’sche und drei Preschern’sche, welche schliesslich alle freie Standeswahl hatten. Als wirklich klerikales Seminar bestand es also nicht; die Surrogate für ein solches hatten ihre Sonderbestimmungen und erlagen schliesslich den Massregeln Joseph II. in publico-ecclesiasticis. Am 21. Juni 1773 wurden mit Aufhebung des Jesuitenordens in Laibach den Candidateli der Theologie die Lehrer entzogen,, einige setzten ihre Docentur noch bis 1784 fort. Ebenso wurden das Collegium in Oberburg und unterm 10. Dezember 1784 das Collegium Carolinum in Laibach aufgehoben. Durch die Grenzregulirung zwischen den Diöcesen Laibach, Lavant, Gurk, Triest und Görz im Jahre 1782 und die Erhebung von Laibach zum Erzbisthume 1788, wurde das Bedürfniss nach einem Seminare fühlbar. Bischof Herberstein motivirte in einer Eingabe an die Regierung dessen Errichtung, und machte den Vorschlag, dasselbe im leer gewordenen Jesuitencollégio und dem anstossenden Seminario pauperum unterzubringen. Als Fond zur Bestreitung der Kosten bezeichnete er das Vermögen der zu Laibach und Graz aufgehobenen Jesui-tencollegien. Inzwischen erfloss 1783 die Allerhöchste Entschlies-sung, betreffend die Errichtung von Generalseminarien. Für Krain wurde Graz bestimmt, wohin im ersten Jahre 15 Zöglinge abgingen. Die Stiftungen des Collegium Carolinum nebst dem Vermögen der aufgehobenen priesterlichen Philipp-Neri-Bruderschaft, letzteres im Betrage von 14.503 fl. wurden an das Generalseminar übertragen. Nach Aufhebung der Generalseminarien reclamirte Eiirsterzbischof Michael Freiherr v. Brigido die übertragenen Stiftungen unterm 12. November 1790 und begann nach Rückstellung derselben die Adaptirung des Collegium Carolinum für 30 Alumnen. Mit Allerhöchster Entschliessung ddto. 10. Juni 1791 wurde die theologische Diöcesanlehranstalt in Laibach be- willigt, und für den 27. Juli 1791 der Concurs für sieben Lehrkanzeln ausgeschrieben. Es wurden am 1. November 1791 ernannt: 1. Franz Pogatschnik, Weltpriester, für Kirchengeschichte, 2. Martin Koben, für orientalische Sprachen und hebräische Alterthümer, 3. Johann Treter, Exaugustiner, für Dogmatik, 4. Josef Hännle, Weltpriester, für Moraltheologie, 5. Cajetan Graf, Weltpriester, für Pa-storaltheologie, 6. Peter Terier, Weltpriester, für Hermeneutik und Neuen Bund, 7. Georg Grossauer, Laie, für Kirchenrecht. Die Vorlesungen wurden im für Schulen hergerichteten Franciskanerkloster, welches durch Uebersiedlung des Conventes in das Augustinerkloster im Jahre 1785 frei wurde, und mit Kaufvertrag ddto. 17. Oktober 1787 „behufs Herstellung eines Lyceums“ vom Religionsfonde in das Eigenthum der krainischen Landesstände überging gehalten. Als Gehalt bezogen die Professoren 500 fl. C. M., Grossauer 800 fl. Die französische Studienordnung erhob die Theologie zur ersten Facultät der „Central-Hochschule“ für die illyrischen Provinzen, welche aus vier Facultäten : der theologischen, juridischen, philosophischen und medicinischen bestand. Seit 1811 hiess diese Centralschule Akademie. Nach Abzug der Franzosen wurde die Stadtmauer hinter dem Seminare abgetragen und die Allee angelegt; die hier eröffnete Promenade veranlasste den Stadtmagistrat, sein Recht auf die im westlichen Erdgeschosse befindlichen Gewölbe dahin auszunützen, dass er in denselben ein Kaffeehaus errichtete. Doch verfügte die Landesregierung nach wenig Monaten die Abstellung dieses Geschäftes mit Verordnung ddto. 25. Mai 1816. Nach dem Kaffeesieder etablirte sich jedoch ein nicht minder unangenehmer Pächter, welcher eine Knochen- und Leimsiederei etabliren wollte. Es gelang zwar diesen Unfug abzuschaffen, aber erst dem Fürstbischöfe Anton Alois Wolf gelang es 1853 das seit 23. April 1708 zu Gunsten des Magistrates auf dem Gebäude lastende Servitut gegen die Summe von 2000 fl. mittelst Vertrages ddto. 20. Jänner 1853 abzulösen. Gegenwärtig ist die Frequenz auf durchschnittlich 100 Zöglinge gestiegen und beläuft sich die Verpflegs-quote auf nur 220 fl. pr. Kopf. Durch diesen erhöheten Stand und den Umstand, dass auch die Lehrsäle jetzt im Gebäude selbst sich befinden, da dass alte Franziskanerkloster den Anforderungen der Gymnasien ja nicht mehr entspricht, wurde drückender Raummangel fühlbar, so dass das ehemals so comfortable Collegium Carolinum, von dem der Beschreiber 1713 sagt, dass man in Laibach kaum eine gesündere, angenehmere und bequemere Ubication fände, nach und nach innerlich nach allen Seiten eingeengt und für die Hygiene unvor-theilhaft umgestaltet wurde. Durch die unterm 14. August 1892 genehmigte Reorganisation der Sch'ffersteinVchen Alumnalsstiftung wurde es ermöglicht, einigen Uebelständen abzuhelfen, namentlich dem Wunsche nach geeigneter Erweiterung des Seminargebäudes gerecht zu werden. Litteratur. Styriaca, Gedrucktes und Ungedrucktes, zur steierm. Geschichte und Culturgeschichte. Vom Landes-Arehiv-Direetor Joseph von Zahn. Graz, Ulrich Moser’s Bachhandlang (J. Meyerhoff) 1894. Mit sechs Abbildangen (8°, 277 S.). In dem vorliegenden Buche des als Diplomatiker nicht allein der Steiermark, in der sein berufliches Wirken fusst, sondern auch Oesterreichs im Allgemeinen und besonders auch unserer Heimath Kfain, für die Bitter von Zahn schon hochwichtige urkundliche Arbeiten publicirt hat, vollanerkannten autoritativen Verfassers, ist der Versuch gemacht, „eine Vermittlung zwischen einem reinen Gfeschichts- und einem rechten Volksbuche“ und durch die Ausfüllung von in „dickbändigen und bändereichen Landesgeschichten“ bestehenden Lücken über Persönlichkeiten und Einzelereignisse der heimatlichen Geschichte im grossen Publicum tiefem Antheil am Leben und Wirken unserer Vorfahren, an dem Wie, unter welchen Umständen, Hindernissen oder Begünstigungen das kleine Staatswesen Steiermark von heute geworden,“ zu wecken. Dieser Versuch, er ist, dass wir es gleich vorneherein sagen, in glücklichster Form gelungen. Die zehn Abtheilungen dieses von der ersten bis zur letzten Seite gleich anregenden, wie fesselnden Werkes, sie behandeln gleich interessante Einzelnheiten zur Geschichte der Steiermark, aber nicht dieses Landes allein, sie greifen zumeist auch in die Geschichte der Nachbarländer Kärnten und Krain herüber. So z. B. die Aufsätze über „Kreidfeuer,“ die Telegraphenstationen in den Türkenkriegen, über Ständereihen, in welchen auch die Adelsfamilien Krains vielfache Erwähnung finden, über „wälsehe Gäste,“ wo wir das Herübergreifen des italienischen Einflusses in Handel und Wandel, im socialen und Kunstleben genau kennen lernen, über Wolf Andreas von Steinachs Familienchronik, wo auch eine Stelle einen ausführlichen Bericht über die Schlacht von Sissek enthält u. s. w. u. s. w. ; aber auch die ganz speziell steiermärkisches Interesse bietenden Abtheilungen: „Wann Steiermark entstanden,“ „Vom angeblichen Turnier Herzog Leopold II.,“ „steierm. Taufnamen“ u. s. w. u. s. w., enthalten Details, die durch die Art der Forschung sowie auch durch ihren Inhalt ausser den Marken des Landes, das sie zunächst berühren, Anregung und Vorbild zu bieten geeignet erscheinen. Es wäre überflüssig, eingehend darzuthun, wie streng die Sonde, welche die gelehrten Arbeiten des Herrn von Zahn auszeichnet, auch in Betreff der Untersuchungen gewaltet, aus denen diese Arbeiten als schöne, reife und gewiss allgemein köstlich mundende Früchte hervorgegangen. Es ist nur zu wünschen, dass diesem ersten Buche Styriaca, eine Beihe weiterer folgen möchte als ebenso glücklich gelungene Vermittelungen zwischen der wissenschaftlichen Forschung und ihrem Hauptzwecke, in den weitesten Kreisen gekannt zu werden und zu wirken. Die Ausstattung des Büches Seitens der Verlagshandlung ist eine vorzügliche und eignet sich dasselbe auch ganz besonders zu Geschenken. P v. Radies. Armées francaises jugées par les habitants de l’Autriche 1797—1800—1808 d’ après des raports de l’époque par Raoul Ohélard. — Paris Librairie Plon 1893 (8°, 297 S.) Diese. Schrift des französischen Publicisten, Hrn. Baoul Ohélard, der sich auch in unseren hiesigen Archiven und Bibliotheken das Materiale dazu geholt, ist demnach ganz vorzüglich darnach angethan, unser fachmännisches Interesse zu erregen. Sie behandelt die Anwesenheit der französichen Truppen in Krain im Jahre 1797 und dann von 1809 bis 1813. Herr Ohélard hat wie in der ganzen Arbeit, so auch selbstverständlich, seinem Plane getreu, in diesen Parthien des Buches, die sich mit unserer Heimath im Verhältnisse zu den französischen Kriegern Jener Zeit befassen, das Hauptgewicht seiner Forschung und Darstellung auf die Urtheile der hiesigen Zeitgenossen jener Geschichtsepoche gelegt. Er hat die Docilmente, die ihm in unseren Sammlungen diesbezüglich Vorlagen, getreulich copirt und in streng wissenschaftlicher Weise verwerthet, er lässt dieselben, wo er es für noth -wendig hält, vollinhaltlich zu uns sprechen und wo er seine Schlüsse aus den Besultaten seiner Forschung zieht, geschieht ' es in entsprechend objektiver Art. Gestützt auf das Ergebniss dieser seiner Forschung ist er denn auch im Stande gewesen, ein über das eigentliche Ziel seines Buches ■— die Beurthei-theilung der französischen Armeen durch die Bewohner der von ihnen berührten österreichischen Provinzen -— hinausreichendes umfassenderes Bild der Zustände und Verhältnisse dieser Länder unter dem Einflüsse des französischen Begimes zu liefern. Besonders lebendig gestaltet sich die betreffende Darstellung in dem von Seite 219 bis 293 reichenden Capitei: „Die illyrischen Provinzen von 1809—1913 nach den in den Archiven von Laibach befindlichen Urkunden,“ und da sind es wieder einzelne Unterabtheilungen, wie z. B. „das was Marmont in seinen Memoiren sagt und das, was die Papiere (Urkunden) von Laibach sprechen,“ „das Urtheil eines Historikers in Laibach über Marmont,“ die Feste in Laibach zur Franzosenzeit, die Verdienste Frankreichs um das Strassen-wesen, der französische Journalismus, Charles Nodier, der Journalist und Bibliothekar, u. s. w. u. s. w., was unser vorzügliches Interesse zu erregen geeignet erscheint. Wenn wir noch hinzufügen, dass das Buch des Hrn. Ohélard in jenem gefälligen Styl geschrieben, der die französischen Werke gelehrter Publicisten auszeichnet, so haben wir wol so ziemlich alles hervorgehoben, was diese auch die Geschichte unserer Heimat!) betreffende Schrift auszuzeichnen vermag. p. v. Radies. Mittlieihmgen ans dem Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1893. IL A nkäufe : Eine Eisenlampe (von der Form der röm. Thonlampen) wie sie noch vor Kurzem in den krain. Bauernhäusern im Gebrauche waren. Ein Zinn topf mit Henkel und Deckel. Ein geschmiedeter Eisenleuchter, XVII. Jhrh. Das Blatt erscheint monatlich 1—11/2 Bogen stark mit Beilagen anzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verlbger : Alfons Müllner, Druck von Klein & Kovač in Laibach.