Nr. 3. Mr; 1899. II. Jahrgang. Einladung zur Bestellung der illustrierten Zeitschrift für Glaubensverbrettuug in Afrika „Stern öer Weg er" herausgegeben vom Missionshaus der „Zähne öer hl st. Herzens Jesu" in Mühltmü Bet B vixen (Tirol). Mit Januar 1899 begann der „Stern der Neger" den 2. Jahrgang. Die Zeitschrift, welche am Ende jeden Monats erscheint, bringt Aufsätze und Abhandlungen über die Neger, ihre Christlichmachung und Civilisierung, sowie Besprechungen von Ereignissen, welche das ewige und zeitliche Heil, Wohl und Wehe der Neger berühren, ferner Originalbriefe, Mittheilungen und Nachrichten unserer Missionäre in Afrika, endlich die wichtigeren Begebenheiten aus unserer Congregation, sowie aus unserem Missionshause Als Organ der „Söhne des hlst. Herzens Jesu" und ihres Missionshauses, das dem Herzen Jesu geweiht und unter den Schutz unserer Lieben Frau gestellt ist, wird der „Stern der Neger" bei seinem jedesmaligen Erscheinen das hlst. Herz Jesu und die allerseligste Gottesmutter durch irgendeinen Artikel verehren oder auch etwas zu Ehren der hl. Familie bringen, die den Boden Afrikas durch ihre Gegenwart geheiligt hat. Der erste Jahrgang 1898 brachte außer den Originalberichten aus unseren Missionsstationen, über den Gang des englisch-ägyptischen Feldzuges und den endlichen Fall von Omdurman-Chartum auch mehrere Abhandlungen von selbstständigem Werte. Es seien nur erwähnt folgende Aufsätze: Colonialpolitik und Christenthum in Afrika, Der Aberglaube im Nilthale, Die Pyramiden, Über Blutrache im Sudan, Ein orientalisches Fürstenschloss, Die Musik bei den Negern, Der Islam, Erzfeind des Christenthums, Zur Stellung der Frau in Afrika, Erinnerungen aus dem Pharaonenlande, Eine Negerhochzeit u. s. w. Den Text erläutern Abbildungen aus unseren Missionsstationen, Land und Leuten des Missionsgebietes. Die nun erfolgte Erschließung des Sudan öffnet unserer Congregation einen ungeheuren Wirkungskreis: derselbe reicht vom rothen Meere bis nach Adamaua und vom ersten Nilkatarakt bei Assuan bis an den Albert-Nyanza-See: ein Land voll Wunder und Seltenheiten in Natur-, Thier- und Pflanzenwelt, wo 40 Millionen Menschen ihr Heil erwarten. Dieses Gebiet dem liebevollen Herzen Jesu zu gewinnen, ist Aufgabe der Congregation „Söhne des hlst. Herzens". Die erweiterte Missionsarbeit wird uns in Stand setzen, unsern Lesern eine Fülle von Erlebnissen und Erfahrungen zu berichten, die das opferfreudige Wirken der Missionäre umfasst, und dies in einem Gebiete, das unter allen afrikanischen Ländern durch die jetzige Lage der Dinge in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt ist. Möchten sich recht viele Berufene für diese Missionscon-gregation melden! Wer sich berufen fühlt, möge sich behufs Aufnahme vertrauensvoll an den unterzeichneten Obern des Missionshauses des hlst. Herzens Jesu in Mühland bei Briren (Tirol) wenden! Wir bitten aber auch alle, die es vermögen, durch Bestellung des „Stern der Neger" unsere heilige Sache unterstützen zrr wollen. Der jährliche Preis beträgt mit Postversendung 1 fl. 50 kr. Ö. W. (3 Mark). Wir bitten recht herzlich, die Bestellungen bald uns zukommen zu lassen. Um den neuen Abonnenten die Erwerbung des Jahrganges 1898 zu erleichtern, ermäßigen wir den Preis desselben auf fl. I,— (2 Mark). Diese Ermäßigung gilt nur für Besteller des neuen Jahrganges 1899. Bestellungen erbittet und nimmt entgegen in Wühkcrnö Bei (gSrisett (^tvoC). P. S. X. Geyer, F. S. C. Erschein! am Ende jeöen Monats- Ur. 3. März 1899. II. Jahrgang. Inhalt: „Mich dürstet" (Gedicht). — „Das hlst. fterz Jesu am ersten Lharfreitag" (Gedicht). „Lharfreitag" (Gedicht) — Dr. Ioh. Lhrz'sost. Mitterruizner (Schluss). — Die Tiroler Missionäre in Lentral-Afrika (Schluss). — Die Zukunft des Islam. — von Kairo nach Lhartum (Forts.). — Der Ramadan (Schluss).— f Jakob Gstrein F. S. C. — Unsere Bilder. $ „Ui(l| diirjiet! Mich dürstet! rief vom Kreuz herab Der Gottessohn, als er in Schmerzen Gott Vater seinen Geist aufgab; Die Lieb entriss dies Wort deni fterzen. Nach Seelen, ach, mich dürstet sehr; Gab willig hin mein Blut, mein Leben, Um sie zu retten; mehr, noch mehr Für meine Schäflein möcht' ich geben. Für sie die Geißeln, Dornen, Blut — Kein Tropfen blieb in meinem fterzen, Ergab mich ganz der Feinde Wuth, Die sparten weder pent noch Schmerzen. Entkräftet, matt und todesmüd' Würd' ich an jenes ftolz geschlagen; Wohlan, mein Sohn, hör' meine Bitt', vernimnr mein Flehen, meine Klagen. Willst kalt du bleiben bei dem ftohn, Den mir die Kinder Lhatns bereiten, Nicht stürzen stolz des Satans Thron, Nicht wider meine Feinde streiten? (!) eile, eile nach dom Land, Wo Jesus kämpft mit feinen Söhnen, Mit frohen: Muth das Kreuz zur ftand: 3m ksimmel wird er einst dich krönen. (Seorg Maria Cärk, F. 8. C* Ws hlst. Den Sefu ni« ersten Khurfreilstg. Am fjimmcl erlöscht das Tageslicht, Ls berstet die barte Felsenschicht, Ls bebet der riesige Lrdenball Und Schrecken erschüttert die Völker all. Um Golgatha wallt im dichten Gedränge Jerusalems zahllose Volkesmengc, Und lechzet gehetzt von teuflischer Wuth Gar gierig nach des Gerechte!! Blut. — Verlassen hängt das Lamm der Geduld Auf Golgatha sühnend der Menschheit Schuld. Am Kreuz in geheiiuuisooller Stille Vollzieht sich des Barmherzigen Wille. Nun plötzlich: „Mich dürstet!" die Still durchbricht L; laut, doch horch, ob’s weiter noch spricht! Neig leise, leise zum Kreuz das ©hr, Hörst seufzen den lsciland still empor Zum Himmel: „Mich dürstet, Väter, nach Seelen, Zu leiden für sie, sie mir zu vermählen; Ich zahl' für die Seelen der ganzen Welt Dir, Vater, heut' reichliches Lösegeld !" Nun seufzt er laut, in die Zukunft vertieft, Vom Ang' eine 'blnt'ge Thräne trieft. „Ich sehe, schluchzt er, nach tausenden Jahren Am ewigen Schlund noch der Neger Scharen — Ein Tröpflein Blut fließt im lherzen noch mir, Für Afrika, opf're, o Vater, ich's dir: © öffne, Vater, dies Herze mein, Hier kehren dann meine Söhne ein, Hier trinken sie Muth und schöpfen Gnaden Zum Kampf auf Afrikas wilden Gestaden!" Jetzt schweigt der Heiland und neigt das Haupt. Blind rast noch das Volk, nach Rache es schnaubt; Da sprenget heran auf bäumendem Ross Longinus und führt die Lanze zum Stoß, Er schwingt sie, er stoßt, die Seit' ist getroffen: Des Heilandes fjcrj, 0 Heil! es steht offen Uns allen zur Zuflucht geh Feindeswuth, Die Wunde klafft, cs fließet das Blut: Drum mild der Heiland am Kreuze gefleht, Nicht hat es der himinl'sche Vater verschmäht. Das letzte Tröpflein Blut ist vergossen, Ls ist zum lfcile der Neger geflossen. Bernhard Kornett, F. S. C. Uh ar fr e tla g. Dumpfer Lärm dröhnt durch die Straßen, i Zu Mariens Ohr cs dringet, lEublos wächst der Menge Flut. Schon erklingt Tronipetenton: Häuserreihen stehn verlassen; Ihr kein Angstruf sich entringet; Jn dem Volk wogt hölleuglnt. ' Die zwei Schächer nahen schon. »Tod am Kreuze dem Verräther! Ans uns komm' herab sein Blut." Also schrei'n die Missethäter, Und Pilatus weicht der Wuth. i Sehnsuchtsvoll streckt sie die Arme : Nach dem heißgeliebten aus. — j Drohend tobt es da im Schwarnie, 1 Lauter wird des Volks Gebraus. 52 Dr. gos). Chrysost. Mitterrutzner. Angsterfüllt Maria weinet. Ejord)! — da schallt ein dumpfer Ton, Jesus fällt — und keiner reichet Zfilfc ihm, nur Spott und kfohn. Wie er Golgatha ersteiget Mit der schweren Kreuzeslast ; Und ganz demuthsvoll sich neiget, Gottes Sohn das Kreuz umfasst. Ach, die Schergen, wie sie toben! Dämonswnth beherrschet sie. Mit dein Kreuz jetzt aufgehoben Sünder schau! — dein Jesus hie'; Und es fluten sieben Morte Ans deni heil'gen Gottesmund; Sanfte, himmlische Accorde Nie gehört im Erdenrund. Nun die Sonne sich verdunkelt: Jesus neigt sein blutend Haupt, Und der Sperr des Hauptmanns funkelt Tief ins Herz — auch er jetzt glaubt. Seht Propheten Wort erfüllet: Gott bringt sich zum Opfer dar. vor der Welt liegt nun enthüllet Seines Herzens Sühnaltar. Heinrich SenbFev, F. S. C. Dr. Sol). KnMsiillis Nittkkkiihnkr. (Fortsetzung und Schluss.) Nachfolger Kirchners in der Leitung der Mission wurde P. Joh. Dukla Rein thaler, ein Steirer. Er war der erste und letzte Pro-vicar des seraphischen Ordens; er selbst starb nach kurzer Zeit in Berber; mehrere Begleiter folgten ihm im Tode, nicht wenige kehrten nach Europa zurück, so dass in den letzten sechziger Jahren der einzige P. Fabian Pfeifer (ein Tiroler) als Pfarrer in Chartum zurückblieb. Unterdessen hatte in Europa Daniel Comboni unermüdlich und erfolg* reich für die Mission gewirkt. Derselbe war schon im Jahre 1857 in die Mission eingetreten, hatte aber wegen fortwährender Fieberanfälle zurückkehren müssen. Da Mazza, der Gründer des Institutes, lvelchem Comboni angehörte, im Jahre 1865 gestorben war, gründete letzterer eine eigene Anstalt für Missionäre und eine zweite für Klosterfrauen. Im Interesse dieser Gründungen bereiste er Frankreich, England, Deutschland und Österreich und kam auch zweimal nach Br ixen, um seinen Herzensfreund Mitterrutzner zu begrüßen. Da die Anstalten zusehends gediehen, übergab ihnen die Propaganda die centralafrikanische Mission, ernannte ihren Gründer Comboni zum Provicar und schmückte ihn im Jahre 1877 auch mit der bischöflichen Würde. Er entwickelte nun eine fast übermenschliche Thätigkeit; unter anderen gründete er zwei neue Missionsstationen, die eine in El-Öbeid, der Hauptstadt Kordofans, die andere in Delen im Lande der Nubaneger. Mitterrutzner, der „Generalvicar Combonis in Europa", war in der angenehmen Lage, ihn sehr oft zu unterstützen mit Geldern, welche warme Freunde der Mission für diese und nicht selten speciell für Comboni in seine Hände gelegt hatten. Der edle Bischof erlag den Strapazen seiner apostolischen Unternehmungen am 10. October 1881 zu Chartum in seinem 59. Jahre. Mitterrutzners väterliche Liebe für unsere Mission blieb unverändert die alte bis auf heute. Schreiber dieses steht seit 19 Jahren mit ihm in Correspondenz, hat ihn oft besucht und seine selbstlose und opferfreudige Theilnahme und Thätigkeit in dieser Richtung kennen und schützen gelernt. Freud und Leid der Mission waren auch die seinigen. Mit größtem Interesse verfolgte er die Wandlungen dieses Werkes. Alles, was mit dieser Mission in Zusammenhang stand, interessierte ihn und war seiner Theilnahme sicher. Schon unter den Nachfolgern Kn oblech ers machte sich der Mangel an Missionären stark fühlbar. Die Glaubens- Dr. Joh. Chrhsost. Mitterrutzner. S3 Boten, welche sich damals größtentheils aus dem Weltclerus Österreichs recnitierten und zum großen Theile durch Vermittlung Mitterrutzuers sich der Mission anschlössen, erlagen theils dem mörderischen Klima, theils kehrten sie zurück. So drängte sich im Laufe der Zeit das Bedürfnis einer eigenen Anstalt zur Heranbildung von Missionären immer mehr auf. Mit wahrer Genugthuung begrüßte daher Mitterrutzner die Gründung des afrikanischen Institutes durch Comboni und wandte ihm seine volle Theilnahme zu. Nicht weniger freute er sich über die Umwandlung dieses Institutes in die Congregation der Söhne des hl st. Herzens Jesu, da ja die Congregationsform ein ungleich planmäßigeres, stabileres und gedeihlicheres Wirken in den Missionen ermöglicht. Wer hätte es zu den Zeiten Knoblechers je geahnt, dass das Missionshaus, das so lange ein Bedürfnis war, von der jungen Congregation eben in Brixen eröffnet werden sollte? Dass die „Söhne des hlst. Herzens Jesu" seit September 1895 in Mühland bei Brixen sind, ist nicht in letzter Linie dem Umstande zuzuschreiben, dass Bisthum und Stadt Brixen von jeher in engen Beziehungen zur Mission von Centralafrika standen, und daran hat Mitterrutzner nicht den letzten Antheil. Sein Ruf als Philologe und Schriftsteller, sowie seine langjährige Stellung als Director des k. u. k. Gymnasiums in Brixen machten es ihm möglich, auf verschiedene Weise für die Missionen zu wirken. Die Beziehungen zu hohen und vermögenden Familien und Persönlichkeiten benützte er, um für die Mission und die Neger etwas zu bekommen. Selbst seine serienreifen verwendete der Director und Professor im Interesse seiner Afrikaner. Da die Gesellschaft des frommen und gelehrten Geistesmannes ein vielbegehrter Genuss war, so fand er überall begeisterte, gastfreundliche Aufnahme, aber zugleich auch reichliche Gaben für seine Mission. In einer fürstlichen Familie in Württemberg wurde er jedesmal besonders reichlich beschenkt und ihm für jeden weiteren Tag des Verbleibens eine Gabe von 100 Mark für seine Neger ausgesetzt. Von diesen Ferienreisen brachte der Missionsfreund stets bedeutende Summen mit nach Brixen, von wo er sie dann in die Missionen sandte. Seine Bekannten und Freunde wissen, dass es ihm die größte Herzensfreude ist, eine Gabe für seine Mission zu empfangen, und suchen ihm diese Freude möglichst oft zu bereiten. Als der verehrte Greis im Jahre 1893 sein goldenes Priesterjubiläum feierte, glaubten seine zahlreichen, theilweise in hohen Stellungen befindlichen, einstigen Schüler ihm die angenehmste Festesfreude zu bereiten, indem sie ihm eine schöne Summe für seine lieben Missionen einhändigten. Im Jahre 1893 legte Mitterrutzner die Stelle eines Directors des Gymnasiums nieder und zog sich in den wohlverdienten Ruhestand zurück. Seit jener Zeit lebt er im Stifte Neustift. Sein Herz schlägt aber auch in .der Einsamkeit des Klosters für seine Missionen in fremden Welttheilen. Seine Negerlein bilden noch immer den Gegenstand seiner innigsten und regsamsten Theilnahme. Noch interessiert er sich lebhaft für alles, was „unsere Mission" — so pflegt er die Mission von Centralafrika zu nennen — betrifft, und diese hinwiederum ehrt ihn als den „Vater der Mission." Kein Mitglied der Mission und der Congregation zieht an Brixen vorbei, ohne nach Neustift zu pilgern. Unsere Missionäre in Afrika, von denen einzelne ihn noch nie sahen, kennen und verehren aber den Namen „Mitterrutzner" als den einer wohlbekannten, theueren Persönlichkeit. Dasselbe gilt von den Negern und Negerlein. Mitterrutzuers Herz ist so weit und groß, dass alle die Werke der katholischen Missionen darin Platz finden und dies zeigt so recht von der echten Katholicität seiner Gesinnung. Es wäre interessant, die Summen zusammenzuzählen, die Mitterrutzner allein der Mission von Centralafrika unter 3 Provicaren und 3 apostolischen Vicaren zuwenden konnte! Die Gesammtsumme würde durch ihre Größe alle in Staunen setzen! Zur Vervollständigung müssen wir hier noch der litterarischen Thätig- M Dr. Jo h. Chrysost. Mtterrutzner. feit Dr. Mitterrützners zu Gunsten Afrikas Erwähnung thun. Außer den bereits erwähnten vortrefflichen Grammatiken der Dinka- und Bari-Sprache und der Lebensskizze Dr. Knoblechers erschien von ihm „Ein Blatt der Erinnerung an die Missionäre aus Tirol in Centralafrika. — Brixen, A. Wegers Hofbuchdruckerei 1890." — In Tagesblättern und periodischen Zeitschriften, z. B. im Deutschen Hausschatz, sind gediegene Aufsätze und Abhandlungen Dr. Mitterrützners über die Mission von Centralafrika zerstreut. Auch sonstige litterarische Arbeiten über dieselbe Mission verdanken ihm theils die Initiative theils eine sehr wertvolle Mitwirkung und Unterstützung bei der Ausarbeitung und Veröffentlichung. So besorgte er die Correetur und theil-weise Umarbeitung sowie die Druckverhandlungen der im Jahre 1881 bei Wohlgemuth in Bozen erschienenen Leb en sskizze des Mi'ssionsbischofes D aniel Comboni. Auch das bekannte Werk des tirolischen Missionärs Josef Ohr-walder, „Aufstand und Reich des Mahdi", herausgegeben von der Leo-Gesellschaft und 1892 gedruckt bei Felieian Rauch in Innsbruck, verdankt sein Erscheinen zum großen Theile der Mühewaltung Mitterrützners. Wir müssen es einer anderen Feder überlassen, die litterarische Thätigkeit Mitterrützners auf verschiedenen Gebieten des menschlichen Wissens zu würdigen. Gewiss beneiden wir jene Feder, welche sie auch sein mag, die einen so dankbaren und erhebenden Stoff zu bearbeiten haben wird. Mitterrutzner ist eine Zierde der katholischen Wissenschaft, eine Autorität auf dem Gebiete der Philologie, einer der größten Sprachenkenner der Jetztzeit, ein erfahrener Schulmann, eine Zierde des Ordensstandes, ein begeisterter Förderer des katholischen Missionswesens, ein Menschenfreund von seltener Opferwilligkeit und Selbstlosigkeit, ein wahrer Ruhm für das schöne Tirol. Möge es uns gestattet sein, namens der „Söhne des hlst. Herzens Jesu" hier den Kranz aufrichtiger Verehrung und kindlicher Dankbarkeit vor unserem großen Wohlthäter niederzulegen. Möge es dem edlen Priestergreis gegönnt sein, noch recht lange und glücklich zu leben in seiner stillen Klosterzelle in Neustist als „Opferstock" und als „Cooperator" ■— wie er sich gerne nennt — für die Missionäre. Die Dankbarkeit für Zeit und Ewigkeit aller Missionäre und Neger ist ihm gesichert. Der Lohn im Jenseits wird ihm nicht fehlen. „Der Arme, sagt ein Kirchenlehrer, ist ein unbezahlter Schatz; er ist die äußere Hülle, unter der sich der Herr verdeckt. Die Hand streckt der Arme ans, aber der das Almosen in Empfang nimmt, das ist Gott." Von P. Zoscf Münch, F. S. C., Apostolischer Missionär. (Schluss.) ^uch das Jahr 1856 lockte zwei tüchtige Tirolerpriester nebst mehreren Laien nach dem Mohrenlande. Der erste Missionspriester war der Hochw. Herr Anton Kaufmann, geboren zu Täufers im Pusterthale am 4. Juli 1821. Ein „Student" ist er geworden am 1. October 1834 und war wie Morlang und Wurnitsch Zögling des Cassia neu ms. Die zwei philosophischen Curse studierte er in Trient, die vier theologischen in Brixen. Sein Fortgang in den Studien war jederzeit ein eminenter. Dazu war er ein vorzüglicher Sänger, was ihn später bei den Negern sehr empfahl, denn sie haben Die Tiroler Missionäre in Centrolafrika. 55 in der Regel ein gutes musikalisches Gehör und eine klangvolle Stimme, Herr Kaufmann wurde am 27. Juli 1845 zum Priester geweiht und diente dann in der Seelsorge. Im Jahre 1856 trat er in die Mission, schiffte sich am 27. August mit seinen Genossen in Triest nach Alexandrien ein, wo man am 1. September desselben Jahres landete. Einige Tage früher war Generalvicar Gostner mit acht talentvollen Negerknaben aus der Missionsschule zu Chartum in Alexandrien eingetroffen. Er sollte die neuen Missionäre nach Chartnm führen und die Negerknaben zur weiteren Ansbildnng nach Europa senden. Von den acht Negerlein, welche der Begleiter unserer Missionäre auf ihrer Hinreise, Se. Hochw. Herr Pfgxr- un& Wallfahrtskirche zu Htüsjlanö. (Nach einer Photographie des hochw. F. Joses Münch, F. S. C.) Dr. Chrhsost. Mitterrutzner, dzt. k. k. Stndiendirector und Schulrath, in Empfang nahm, erhielten zwei Aufnahme in die Propaganda in Rom, vier im Institute des N. Mazza in Verona und zwei bei Hochw. Herrn Lucas Jeran, Domherrn in Laibach. Sechs starben innerhalb fünf Jahren, Jussuf Habeschi wurde Priester und Stanislaus Faradjalla war später Oberst in der ägyptischen Armee. Dr. Knoblecher sandte den neuen Ankömmling zuerst nach Gondökoro als Gehilfen Überbachers und Morlangs, anderthalb Jahre später nach Heiligenkreuz, wo er an der Seite des ausgezeichneten Missionärs Lanz nahezu zwei Jahre thätig war. Als der seraphische Orden die Mission übernahm, kehrte Kaufmann wieder in seine Diöcese zurück und diente hier als Dvmbenefiziat und f. b. Ordinariats- 56 $ie Tiroler Missionäre in CentÄasrika. Kanzlist bis zu seinem Tode, am 10. Mai 1882. Kaufmann hat außer der eigentlichen Missionsthätigkeit die Zeit dem Studium der arabischen, barischen und dinkaischen Sprache, und der Erforschung von Land und Leuten fleißig gewidmet. Die Resultate der letzteren erschienen 1861 unter dem Titel „Schilderungen aus Cen t r a l-Afrika oder Land und Leute im oberen Nilgebiete am weißen Flusse." Dieses interessante Buch wurde später, namentlich von dem gelehrten Sprachforscher und Ethnographen Dr. Friedr. Müller in seinem Werke „Allgemeine Ethnographie" vielfach benutzt, aber von diesem auch gewissenhaft citiert. Dasselbe that Dr. Paulitschke. Der zweite Priester dieser Karawane war der Hochw. Herr Josef Lanz, zu W aalen im Pu st er thal am 25. Febr. 1827 geboren. Im October des Jahres 1840 begann er seine Studienlaufbahn am k. k. Gymnasium zu Brixen und war durch alle Curse ein Vorzugsschüler. Die Philosophie studierte er in Innsbruck, die Theologie wiederum zu Brixen. Am 27. Juli 1851 empfieng er die Priesterweihe und diente dann bis zu seinem Eintritt in die Mission (1856) in der Seelsorge, zuletzt in Windischmatrei. Dr. Knoblecher wies ihm die Station „Heiligenkreuz" an, wo er nun durch drei Jahre mit apostolischem Eifer und bestem Erfolge wirkte. Wie Überbacher bei den Bari-Negern, so hatte Lanz in Heiligenkreuz manche schwere Tage, die ihm seine ungestümen Neger bereiteten. Es schien manchmal alles in Frage gestellt und der Glücksstern mit dem Tode Abuna Solimans zu erbleichen. Der brave Missionär aber hielt aus auf seinem Posten. Im Frühjahre 1860 begab er sich nach Chartum, erkrankte dort und erlag am 30. April dem tückischen Fieber. Was Überbacher in Bezug auf die Bari-Sprache geleistet, das leistete Lauz in erhöhtem Maße in Rücksicht auf die Sprache der Dinka; beim er war hierin Meister und unterrichtete andere Missionäre: Kaufmann, Comboni und Beltrame mündlich, oder theilte ihnen seine schriftlichen Sprachschätze mit, z. B. Hochw. Herrn Kirchner, Knoblechers Nachfolger. Die zwei Tiroler Missionspriester begleiteten noch als Laien Josef Zizek aus Bozen, Joh. Koch von Elbigenalp und Frz. Metz, Kleidermacher aus Brixen; sie starben mit Ausnahme des I. Koch zu Chartum in der Mission. Im folgenden Jahre 1857 schifften sich wiederum zwei Missionslaien nach dem Sudan ein, nämlich Josef Span ring von Kitzbühel und Dominicus Piva aus Easing ne. Nach dem Tode des Dr. Knoblecher kehrten sie wieder nach Europa zurück, wobei Spanring sammt dem Dampfer „Kars" zugrunde gieng. Eben zur Zeit, als die Mission von Central-Afrika ihre mächtigste Stütze in der Person des Provicars Dr. Knoblecher verlor (1858), eilte der zu Virgl, Pfarre Bozen, am 21. Nov. 1831 geborne und am 17. Dec. 1854 zum Priester geweihte Hochw. Hr. Alois Viehweider an die Seite der Heroen im heißen Sudan. Gondokoro sollte sein Wirkungskreis sein, er starb aber schon daselbst im folgenden Jahre 1859 ant 3. August. Vom gleichen Opfergeiste war der Hochw. Herr Jakob Koster, geboren zu Ratz bei Brixen am 15. April 1833 beseelt. Er war ein Vetter Überbachers, studierte das Gymnasium und die Theologie zu Brixen, die Philosophie in Innsbruck. Am 26. Juli 1857 empfieng er die Priesterweihe und wurde Cooperator in Psunders. Als solcher trat er int Jahre 1860 in die Mission, welcher damals am meisten Missionäre mangelten. Sein Bestimmungsort war Heiligenkreuz, er starb aber wenige Tage nach seiner Ankunft, am 7. Jänner 1861. Dr. Ignaz Knoblecher hatte wohl die Fundamente zu einer vielversprechenden und auch idealen Mission gelegt, hatte aber nicht mehr Zeit gehabt, ihren Fortbestand durch Gründung eines Seminars u. dgl. für künftige Zeiten zu sichern. Dieser Übelstand lastete in der Folge so schwer auf seinem Nachfolger, Die Tiroler Missionäre in Centralafrika. 57 derzeit Monsignor Matthäus Kirchner, und machte sich so geltend nach dem Tode der erst vor kurzem neu eingetroffenen Missionäre und dem Abzüge jener aus dem Institute Mazza, dass Hochw. Herr Kirchner sich gezwungen sah, besonders in Hinsicht auf das Seelenheil so vieler armer Neger, die Mission dem Seraphischen Orden zu übergeben. Dieser sollte nämlich, kraft seiner Ausbreitung, imstande sein, die allenfalstgen Lücken im Missionspersonal rasch und gut wieder auszufüllen. Und wiederum schickte auch damals das glaubensstarke Tirol einige seiner Söhne unter dem Habit des „Armen von Assisi" den Nil hinauf den Kannten zu Hilfe. Der Erste aus dem Seraphischen Orden war der Hochw. P. Fabian Pfeifer, geboren zu Eggenthal im Jahre 1823. Er trat in die Mission ein im Jahre 1861 und arbeitete in Chartum als Oberer der dortigen Missionsschule, Pfarrer und Superior, auch längere Zeit allein mit nur 2 Laien bis zum Jahre 1870. In diesem Jahre folgte ihm in der Leitung der Schule und Pfarrei zu Chartum sein Landsmann, Hochw. P. Dismas Stad elmayr, geboren zu Innsbruck am 7. Nov. 1840, welcher nebst seinem Mitbruder P. Hilarius Schlatter aus Stanz und dem Laienbruder, nachherigen P. Gerard Keller aus Reutte, nach Europa wieder zurückkehrte, als die Mission dem Combonia-nischen Seminar zu Verona übertragen wurde. Die noch lebenden christlichen Neger von damals haben den PP. Fabian und Dismas ein gutes Andenken bewahrt, wie ich selbst mich zu überzeugen Gelegenheit hatte. In das schon erwähnte afrikanische Institut in Verona traten gleich anfangs seines Entstehens mehrere Tiroler; der erste war Hochw. Herr Po ly carp Genoud aus Bozen, der dann am 1. Febr. 1877 nach Afrika abreiste, aber schon im folgenden Jahre am 21. Juni zu Chartum starb. Im Jahre 1879 gelangte nach Afrika der Hochw. Herr Sebastian Rechen mach er aus Latsch in Vintschgau, vollendete aber bald seine irdische Laufbahn in El-Oboid am 11. October 1880. Der noch jetzt lebende Hochw. Missionär Herr Josef Ohrwald er war der dritte und überhaupt der letzte Tiroler unter Bischof Cvmboni. Er wurde zu Lana am 6. März 1856 geboren. Von seinem Bischof Comboni wurde er am 8. December 1880 in Kairo zum Priester geweiht; von dort reiste er nach Delen, wo er bei den Nuba wirkte, bis er im Jahre 1882 mit den andern Missionären und Klosterfrauen in die Hände des Mahdi fiel. Er schmachtete in der Gefangenschaft bis zu seiner glücklichen Flucht im Herbste 1891. Achtzehn tirolische Priester und ebensoviele Laien haben also in Central-Afrika gewirkt. Die große Sterblichkeit unter den damaligen Missionären darf aber keineswegs abschrecken, da sie ja nicht allein auf das Klima zurückzuführen ist, sondern auch großentheils auf die Unerfahrenheit der ersten Missionäre und auf den Mangel einer Acclimatisntionsstation außerhalb der trockenen Zone. P. Ohrwalder hat zehn Jahre als Gefangener des Mahdi im Sudan ausgehalten — und ist jetzt noch rüstig und gesund; er hat sich aber der ganzen sudanesischen Lebensweise anbequemen müssen, und das war seine Rettung. Anmerkung. Bei diesem Aufsätze wurden benützt: „Dicht!, der Sudan" und ganz besonders die Broschüre: „Ein Blatt der Erinnerung an die Missionäre ans Tirol in Central-Afrika von Dr. Joh. Chrys. Mitterrutzner, k. k. Schnlrath re." Das »reinige ist also nur Spreu unter vielem Weizen. M. Von Dr. J. 'JZ i e n ha us. Assuan, den 13. März 1899. ÄÄSWi^!L5nlässlich der letztjährigen Palästinareise des deutschen Kaisers sprechen protestantische Blätter die Hoffnung aus, dass den evangelischen Missionen SLUMS' im Orient es gelingen werde, durch Bethätigung des „praktischen" Christenthums, namentlich in der Ausübung der uneigennützigen Nächstenliebe, auch zahlreiche Mohammedaner für das Christenthum und seine Cultur zu gewinnen. Die katholischen Blätter begleiteten diese Hoffnung zwar mrt ihren besten Wünschen, drückten aber zugleich die Befürchtung aus, dass es der protestantischen Missiousthätigkeit wohl ebensowenig wie bisher der katholischen gelingen werde, namhafte Erfolge unter den Bekennern des Islam zu erzielen. Als Gründe dieser Befürchtung wurden unter anderem aufgeführt der Fremdenhass, die Culturfeindlichkeit, der Fanatismus der Muselmanneu. Es ist wahr, dass diese Eigenschaften allen Mohammedanern der verschiedenen Welttheile und Himmelsstriche innewohnen und sie für die Einwirkung des Christenthums unempfänglich machen; aber diese und andere Eigenschaften sind eben Wirkungen des Islam, und deshalb drängt sich die weitere Frage auf, nach der Ursache dieser Wirkungen, und diese liegt im Wesen des Islam selbst. Die mohammedanische Religion ist der durch die Erbsünde verderbten menschlichen Natur gleichsam auf den Leib zugeschnitten. Diese menschliche Natur ist ein Gemisch von Gutem und Bösem, so dass nach dem heiligen Augustinus kein Mensch so gut sich finde, in dem nicht etwas Böses wäre, und kein Mensch so schlecht, dass in ihm kein Schimmer des Guten mehr vorhanden wäre. Darum sagt im allgemeinen dem Menschen weder das rein Gute, noch auch das rein Böse zu, sondern in dem Gemisch von beiden findet er sein Element. Die christliche Religion, die lauter Wahrheit und Heiligkeit ist, erscheint unserer sündhaften Natur fast zu hoch, und daher findet sich unter ihren Bekennern neben einer kleinen Zahl eifriger Christen eine Menge bloßer Namenschristen, und eben deshalb finden die christlichen Missionäre soviele taube Ohren, wenn sie den Irrgläubigen oder Ungläubigen das Evangelium des Reiches Gottes verkünden, besonders, wenn sie „über die Gerechtigkeit, die Keuschheit, und das zukünftige Gericht sprechen"; eine Erfahrung, die schon der Apostel Paulus mit dem römischen Landpfleger machte (Apostelg. 24, 25). Umgekehrt ist das rohe Heidenthum mit seiner Vielgötterei und seinen abscheulichen Lastern dem menschlichen Denken und Empfinden so zuwider, dass es dem Lichte des Christenthums auf die Dauer nicht Stand halten konnte, sondern unter seinen Strahlen wie Schnee vor der Sonne verschwand. Da führte dann der Teufel, unser Widersacher von Anbeginn, zu Anfang des 7. Jahrhunderts den unglückseligen Mohammed auf den Plan, um durch ihn als sein Werkzeug eine neue Religion zu gründen, die vom Christenthum und seinem Vorläufer, dem Judenthnm, so viel an sich haben sollte, dass sie den Völkern mundgerecht werden und vom Heidenthnm, zumal seiner Moral, soviel, dass er selbst dabei seine Rechnung finde. Dieser Streich ist dem Teufel leider nur zu gut gelungen. Aus der übernatürlichen Offenbarung ist in den Islam herübergenommen der Glaube an den einen Gott, den Schöpfer und Regierer des Weltalls; aber das unergründliche Geheimnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit, vor dem sich die menschliche Vernunft gefangen geben muss, verwirft der Islam. Er lehrt die einstige Vergeltung, jedoch die ewigen Höllenstrafen sind nur den „Ungläubigen" vorbehalten, die gläubigen Schüler des „Propheten" haben selbst für die größten Sünden nur eine Zeit lang diese Strafen zu erdulden, schließlich wandern sie alle Die Zukunft des Islam. 69 iris Paradies. Während der christliche Himmel der Ort ist, wo wir Gott schauen werden von Angesicht zu Angesicht und ein den Engeln ähnliches. Leben führen werden, ist das mohammedanische Paradies das üppigste Product einer orientalischen Phantasie, welches den „Gläubigen" alle jene sinnlichen Genüsse in überschwänglichem Maße bieten wird, die schon auf Erden das höchste Glück des Muselmann ausmachen. Wie das Christenthum, so hat auch der Islam das Gebot der Gottesverehrung, ja eigentlich ist dies sein einziges Gebot, denn alle im Koran vorgeschriebenen Werke gelten als ebensoviele Acte der Gottesverehrung; aber während die christliche Gottesverehrung sich im Geiste und in der Wahrheit vollziehen soll, .genügt der Mohammedaner dieser Pflicht durch das mechanische Absagen bestimmter Gebetsformcln, durch Verbeugungen, Niederwerfungen und andere Werke, denen öfter abergläubische Wirksamkeit zugeschrieben wird. Wie das Christenthum, so hat auch der Islam die Werke der Abtödtung, aber auch hier herrscht nur der todte Buchstabe, nicht der belebende Geist der christlichen Bußwerke. Der Genuss des Weines ist dem Muselmann untersagt, aber die weit stärkeren gebrannten geistigen Getränke gelten als erlaubt; wird während des Ramadan hei Tag gefastet, so wird in der Nacht geschwelgt. Auch das Almosen ist im Koran vorgeschrieben, aber während dieses Gebot im Christenthum ein Ausfluss der Nächstenliebe ist und erst auf die strenge Erfüllung der Gerechtigkeit im Verkehr mit dem Nächsten folgt, reicht der Muselmann gleichsam mit der einen Hand ein beliebiges Almosen und verübt mit der andern eine Gaunerei. Lüge, Betrug und Diebstahl find in den mohammedanischen Ländern so an der Tagesordnung, dass selbst Kinder darin schon Meisterstücke leisten, und während , diese Dinge bei christlichen Völkern als entehrend gelten, schaden sie dem guten Ruf eines Muslim nicht; er muss sich nur selbst inacht nehmen, nicht umgangen zu werden. Die christliche Barmherzigkeit, das thätige Mitleid mit dem Unglück des Nebenmenschen, ist im Islam durchwegs unbekannt; plötzlich eintretende Unfälle, welche die christliche Nächstenliebe so erstnderisch im Helfen machen, lassen den Mohammedaner meistens kalt und gefühllos und entlocken ihm höchstens das vielgebrauchte und bezeichnende Wort «Malesch» „macht nichts". Auf der Haltestelle „Altkairo" sah ich einmal, wie beim Abladen von Eisenbahnschienen einem Arbeiter ein Finger der linken Hand grässlich zerquetscht wurde. In dumpfen Schmerz versunken, gieng der Unglückliche von dannen, mit der rechten Hand den zerquetschten Finger haltend, von bem das Blut strömend herabfloss, ohne dass sich auch nur einer seiner Mitarbeiter um ihn kümmerte, oder die zahlreichen vor dem Stationsgebäude stehenden Glaubensgenossen, deren Reihen er durchschritt, den Armen eines mitleidigen Blickes würdigten. Ist sonach der Islam in dem, was er Gutes zu haben scheint, nur ein Zerrbild des Christenthums, so nährt er geradezu zwei Triebe, die im verderbten Meuschenherzen schlummern, und deren energische Bekämpfung ein Grundgebot des Christenthums ist. Der eine auf dem Selbsterhaltungstriebe berufend, drängt dazu, im Nebenmenschen, sofern er den eigenen selbstsüchtigen Bestrebungen als Hindernis erscheint, einen natürlichen Feind zu erblicken und ihn zu beseitigen. ^ Der Koran erklärt alle Nichmuselmanen für Feinde, ihre Ausrottung durch den „heiligen Krieg" als eins der gottgefälligsten Werke. Nachdem einst Mohammed den ihm besonders feindlichen Stamm der Koreischiten in seine Gewalt bekommen hatte, fragte er einen seiner Günstlinge: „Was sollen wir mit unseren Feinden machen?" Jener erwiderte: „Die Frauen und Kinder vertheilen wir unter uns, die Männer tobten toir". „Das hat Dir Gott eingegeben", sagte Mohammed, ließ einen Graben auswerfen, die Unglücklichen an den Rand desselben führen und allen der Reihe nach das Haupt abschlagen. Der nunmehr abgethane Chalifa ließ noch kurze Zeit vor seinem Sturze in Omdurman die Djalin, denen er nicht recht traute, antreten 60 Die Zukunft des Islam. und ihnen abwechselnd den Kopf, eine Hand oder einen Fuß abschlagen. Die unter dem Namen der armenischen Greuel sattsam bekannten Grausamkeiten der letzten Jahre, die von den Mohammedanern an Christen verübt wurden, entspringen jenem von Islam gepflegten Ausrottungstrieb; desgleichen die selbst von Frauen gekannte und geübte Giftmischerei, die nicht so selten zwischen Eltern und Kindern stattfindet. Der andere, noch ungestümere Trieb des Meuschenherzens, der zu jenen Dingen lockt, die unter Christen nicht einmal genannt werden sollen, wird vom Islam ebenfalls geradezu gepflegt; seine fast schrankenlose Befriedigung gilt als frommes Werk und als höchstes Glück hienieden. Mohammed mit seinen elf Frauen geht in diesem Stück mit gutem Beispiele voran. Eine solche Religion, die so wenig verlangt, dafür gleißende Belohnungen in ganz sichere Aussicht stellt, den stärksten Leidenschaften freie Bahn lässt: eine solche Religion muss auf das sündhafte Menschenherz einen bestechenden Zauber ausüben, und in diesem Zauber liegt der tiefste Grund, dass die Bekenner des Islam für die Einflüsse des Christenthums so unempfänglich sind. Ja, um das nebenbei zu bemerken, dieser Zauber war es auch, der dem Islam eine so schnelle und unaufhaltsame Ausbreitung verschafft hat. Schriftsteller, die dem Christenthum abhold sind, stellen ihm zwar die rasche Verbreitung des Islam und die große Zahl seiner Anhänger entgegen. Allein dem gegenüber ist es geschichtlich erwiesen, und wird auch von derartigen Schriftstellen zugegeben, dass Ägypten durch Verrath des kaiserlichen Statthalters den Sendlingen Mohammeds überliefert wurde, desgleichen eine Anzahl befestigter Plätze in Palästina und Syrien. In jenen Ländern, wo seit mehreren Jahrhunderten Irrlehre und Spaltung am Mark des Christenthums genagt hatten, gab es eine Anzahl Christen, deren Lebensweise einen schreienden Gegensatz bildete zu den Lehren der christlichen Religion, aber mit den Grundsätzen des Islam im vollsten Einklang stand. Deshalb giengen diese abgestorbenen Christen mit fliegenden Fahnen zu den Abgesandten des „Propheten" über. Selbst die Russen, die mit der Knute und dem Rubel missionieren und mit letzterem in Syrien und Palästina so unheimliche Erfolge erzielen, machen unter den Mohammedanern keine Fortschritte. In richtiger Erwägung dieser seit Jahrhunderten feststehenden Thatsache beabsichtigt auch die centralafrikanische Mission, in Chartum zwar eine Station zu errichten für die Seelsorge der dorthin aus allen Weltgegenden zusammenströmenden Christen, aber ihr eigentliches Missionsfeld so weit nach Süden zu verlegen, bis wo sich Stämme flnden, die vom Pesthauche des Islam noch unberührt geblieben sind. Aber ist denn der Islam ganz unangreifbar und hat er gar keine schwache Seite? Gewiss, eine sehr schwache, die uns Mohammed und seine ersten Nachfolger deutlich verrathen haben. Es ist jedem Muselmann strengstens verboten, mit einem „Ungläubigen" über die SMigicn. zu streiten, desgleichen irgend ein anderes Buch als den Koran über die Religion zu lesen. Der gelehrteste Scheich, der seinen Koran vielleicht auswendig weiß, ist über die wahre Entstehung des Islam, das Wesen und die Geschichte des Christenthums ganz im Dunkel. Während es für die christliche Religion keine bessere Vertheidigung gibt, als die wahrheitsgetreue Schilderung ihrer wunderbaren Entstehung und Erhaltung und ihres erhabenen Wesens, so würde die wahre Geschichte der Entstehung und Ausbreitung des Islam, sowie eine Vergleichung seiner Lehren und Gebote mit den Forderungen der bloßen Vernunft für ihn den Todesstoß bedeuten- Würden z. B. die europäischen Mächte die verschiedenen mohammedanischen Länder unter sich vertheilen, wie es mit dem chinesischem Reiche zu geschehen scheint, so hätte für den Islam die letzte Stunde geschlagen. Schon das Eintreten europäischer Civilisation beseitigt zwei wesentliche Einrichtungen und Hauptstützen des Islam: die Sclaverei und die Vielweiberei, Von Kairo nach Chartmn. 61 wie man gegenwärtig in Ägypten beobachten kann. Die erstere ist gesetzlich aufgehoben und stirbt auch thatsächlich langsam aus; die letztere wird unmöglich, denn im Wettbewerb mit den Europäern ist es selbst dem reichsten Muselmann auf die Dauer nicht möglich, ein Haus mit mehreren Frauen, die nichts thun, aber viel verzehren, nebst einer Schar von Eunuchen und Dienern zu unterhalten. Im letzten Sommer standen drei Bey meiner Nachbarschaft vor dem Bankrott und sahen sich genöthigt, ihre Häuser zu verkaufen; den Bey werden bald die Pascha folgen. Schließlich würden die europäischen Schulen das erwünschte Licht verbreiten über die Geschichte und das Wesen des Islam, infolge dessen ein Theil und vielleicht der größere dem Unglauben und der Freimaurerei anheimfallen würde, wie schon gegenwärtig in Ägypten; der andere Theil aber würde sich empfänglich für das Christenthum zeigen und unschwer zu bekehren sein. Bis dieser in den unerforschlichen Rathschlüssen Gottes verborgene Zeitpunkt gekommen ist, muss sich der Missionär in den mohammedanischen Ländern damit begnügen, die Christen, die ein widriges Geschick dorthin verschlagen hat, nach Kräften vor den Gefahren des Islam zu schützen und den einen oder andern seiner Bekenner, dem eine ganz außerordentliche Gnade Gottes beschieden, in den Schoß der katholischen Kirche zuzuführen. l»n Kairo nach Chartm. Weiseskizzen aus Ägypten unö Suöan. Von P. F. 3Enb. Geyer, F. S. C. (Fortsetzung.) ■q ewiss ist, dass der Karawanenverkehr zwischen Suakin und dem Sudan '<• in jenen Jahren eine große Ausdehnung erlangt hatte. Der Hauptans- fuhrartikel ans dem Sudan ist Gummi; Elfenbein, Baumwolle, Henna, Senna, Straußfedern, Thieihäute sind ebenfalls bedeutend, während Salz, Honig, Wachs, Butter kaum über Suakin hinausgelangen. Die Importgüter waren Getreide (Mehl aus Triest), Reis, Käse, Spirituosen, Öl, Seife, Petroleum, Metallwaren, Waffen, Thongefäße (aus Ägypten), Papier, Glasperlen, Schuhwerk, Seide, Tuch; die nach England exportierte Baumwolle kehrt meistens als Gewebe wieder zurück. Aus Indien kommen indische Teppiche und Luxusartikel nach dem Sudan. Suakins Wichtigkeit als Handelshafen würde erhöht, wenn die für den Sudan projectierte Eisenbahn diesen Hafen als Ausgangspunkt genommen hätte. Für die Sudan-Bahn existierten damals drei Projecte, die in Kairo von eigens für diese Angelegenheit constituierten Bureaux geprüft wurden: die Linie Suakin-Berber; die Linie von Aklk (oder einem anderen Hafen des rothen Meeres) nach Kassala-Chartum; die Verlängerung der Nil-Bahn bis Chartum. In der Nähe von Wadi-Halfa (zweiter Katarakt) war massenhaft Material aufgehäuft für den Weiterbau der Bahn nach Süden. Gewiss ist. dass eine Eisenbahn für die Civilisation des Sudan ein weit wichtigeres Moment ist, als sümmliche Garnisonen, und wenn Ägypten damals eine Eisenbahn nach Chartum besessen hätte, so würde es sich nicht dem verzweifelten Entschluss in die Arme geworfen haben, den ganzen Sudan einfach aufzugeben. Eine der wichtigsten Karawanenstraßen des Sudan ist die von Suakin nach Berber. Diese Strecke von circa 400 km Länge legt man mit gewöhnlichem Kameelmarsch in etwa 100 Stunden zurück. Die Wüste zwischen Suakin und Berber heißt von ihren Bewohnern Wüste der „Bischarin", obwohl die Gegend 62 Von Kairo nach Chartnin. den Namen Wüste im eigentlichen Sinne nicht verdient. Es sind hier nicht, wie in der nubischen und arabischen Wüste und besonders in der Wüste von Koroško, sortgesetzte Sandflächen, sondern es ist eine bergige, steinreiche, großentheils öde Strecke, nur die Gegend drei Tagreisen von Berber (b. h. von O-Bak) an, trägt mehr den Charakter einer Wüste an sich. Die Bewohner der Gebirgsschluchten sind die Bischarin. Die Vorfahren des neueren Volkes, die Bedscha, wohnten im niederen Lande; in der ganzen Gegend von Ägypten bis Abessinien zogen sie unstät umher, bewaffnet mit sieben Ellenbogen langen Lanzen, oft raubend und plündernd. Allein das Bedürfnis nach Lebensmitteln machte ihre Verbindung mit den nahen Ländern nöthig und eben dieser Verkehr mäßigte den wilden Charakter des Volkes. Dazu kam, dass, wie jetzt durch die Wüste der Bischarin, so einst durch die der Bedscha, die Handelsstraße von Berber nach der Insel Suakiu lief, von wo Sandel-und Aloeholz mit anderen indischen Waren nach Inner-Afrika eindrangen. Die alten arabischen Geographen, als Jdrisi (etwa 1135 n. Chr.), Ebn Haukal und Medusi (beide im 10. Jahrhundert) hinterließ n uns phantastische Beschreibungen jener Völker und Handelsbewegungen. Mit der Ausdehnung der Schiffahrt im rothen Meer wuchs auch der Verkehr auf der Karawanenstraße. Cailliand («Voyage ä Meroö», II, S. 177 ff.) schreibt: „Barbar (Berber) ist immer von Karawanen besucht.. . . Hier gehen die Wege nach Ägypten und nach Snakin ab, wohin die Mekka-Karawanen aus dem Sudan den nördlichen von den Bischarin bewohnten Theil der Wüste durchziehen." Ein natürliches Ergebnis der steten Verbindung der Bischarin und ihrer Vorfahren mit den Mekka-Karawanen, den arabischen Kaufleuten it. s. to. war, dass sie theilweise den Islam annahmen. Jedoch ist der Islam mit ihrem alten Aberglauben vermischt und wegen des Mangels an religiöser Ausbildung werden sie von den unterrichteten Arabern verachtet, wie ich dies an unserem Führer (Araber aus Suakin) und den Kämeel-treibern (Bischarin) auf der Reise wiederholt beobachten konnte. Die Sprache der Bischarin ist kein eigener Dialect des Arabischen, wie ich aus der sehr geringen Anzahl der ähnlichen Wortlaute und Sprachwurzeln schließe, die dem Arabischen und Bischarinischen gemeinsam sind; sie ist eine Sprache für sich, ebenso, wie die Sprache der Barabra von Assuan bis Dongola. Zudem ist der arabischen Sprache nicht eigen, immer neue Jdome zu bilden, wie unsere europäischen Sprachen. Die' Abneigung des Orients gegen Transformationen und Änderungen zeigt sich selbst in der Sprache. Im allgemeinen bin ich kein Freund von Beschreibungen der körperlichen Beschaffenheit eines Stammes; denn unter fünfzig solcher Schilderungen von Körpergestalten, die ich gelesen, konnte ich mir bei vierzig derselben kein Bild von der Wirklichkeit machen. Allein die Erscheinuug des Bischarin verdient eine kurze allgemeine Beschreibung. Dieser Wüstensohn ist von hoher, aufrechter Statur, schönen Körperformen, proportionierten Gliedmassen, deren Fleischlosigkeit jedoch vielfach die Harmlosigkeit der Gesammtconstitution stört; die Hautfarbe variiert zwischen den Abstufungen des Braun; aus den edlen Gesichtszügen, die kaum ein Merkmal der Nigritier-Rasse an sich tragen und fast kaukasisch zu nennen sind, spricht Intelligenz, vereint mit natürlicher Gutmüthigkeit. Die Haarfrisur zeichnet den Bischarin vor anderen Stämmen aus: die Haare auf der Höhe des Scheitels richten sich senkrecht zu einem struppigen Büschel empor, während diejenigen rückwärts und zu beiden Seiten auf die Schultern fallen in kleinen Zöpfen; um den Haaren ihre natürliche Feinheit zu bewahren, werden sie stark mit widrigriechendem Fett gesalbt. Die Kleidung des Bischarin ist einfach: ein weißes, lumpiges Tuch (Futa) bedeckt die Lenden und reicht höchstens bis auf die Knie; dieses Kleidungsstück ist bei allen Stämmen des Sudan im Gebrauch, die nicht völlig nackt gehen. Die Kameeltreiber tragen statt der Futa auch ein Thierfell um die Lenden. Eine Von Kairo nach Chartnm. 63 Art weißes Leintuch (schemma genannt) werfen sie sich mit einer gewissen Eleganz über die Schultern, während die wallenden Falten bis auf den Fuß niedersinken und Arm und Flanken bloß lassen. In diesem Anzuge präsentiert die Gestalt des Bischarin den Anblick einer stolzen römischen Statue in Toga. Das Haupt tragen sie unbedeckt. Am rechten Oberarm sind lederne Amulette befestigt mit einem Talisman (hedschäb), d. h. einem Zettel mit einem Zauberspruche des Fakir oder Mufti; der Talisman gilt ihnen als übernatürliches Kraftmittel, das sie gegen Krankheit und Unglücksfälle schützt. Besonders die Kameeltreiber sind mit Talismanen am Arm und Halse schwer beladen. Am linken Oberarm ist eine Ledcrscheide mit stilettartigem Messer befestigt, mehrere tragen ein Schwert in Mschari (iDfffu&an). lederner Scheide oder eine Lanze von verschiedener Länge. Auf der Reise tragen sie Sandalen aus Leder. Die Bischarin bewohnen die verborgenen, schwer zugänglichen Thalschluchten der Wüste; nie siedeln sie sich an der Straße der Karawanen an. Nur ihre Herden suchen in der Nähe der Brunnen ihr Futter, und ihre Todten ruhen an der Handelsstraße. Es kommt kein Handeltreibender in ihre Dörfer; sie selbst gehen nach Suakin oder Berber, um sich mit Durah und Erbsen zu versehen. Der Haupterwerb dieses Volkes ist Viehzucht und die Vermittlung des Transportes zwischen Suakin und Berber. Zwei Scheichs vertheilen die Transportwaren an die Kameeltreiber; beide wohnen in der Nähe von Ariüb, dem Hochbrunnen der Wüste und Weghälfte zwischen Suakin und Berber. Die Bischarin allein kennen genau die Gegend und die Lage der Brunnen und, solange Ägypten keine Eisenbahn 64 Von Kairo nach Chartum. besitzt, hängt der Transport nach und aus dem Sudan vom guten Willen der Bischarin aß. Über die Wüste der Bischarin existieren einige Specialkarten. Die beste ist die des Dr. G. Schweinfurth, der die Wüste viermal durchreiste, und zwar auf verschiedenen Wegen (in den Jahren 1864, 1866, 1867, 1868). Im letzen Jahre erschien seine Karte mit den verschiedenen Routen der früheren Jahre (S. „Petermanns Mittheilungen", 1869, III). Die von uns eingeschlagene Route weicht von Suakin bis O-Bak an verschiedenen Stellen von den Routen der Karte Dr. Schweinfurths- ab und fällt nur von O-Bak bis Berber genau mit ihr zusammen. Th. Heuglin hatte schon 1864 eine Karte obiger Strecke entworfen; er war von Suakin direct nach West gezogen, bis W. Harettereb, wo er die gewöhnliche Route der Karawanen einschlug. Als Maßstab nahm Th. Heuglin 1: 700,000. Die Karte, welche H. G. Prout-Bey int Maßstab 1 : 800,000 im Jahre 1875 für den Generalstab entwarf, ist kaum brauchbar. II. von Suakin nach Berber. Wenige Tage nach Abreise des General Hicks und der Soldaten konnten wir Suakin verlassen, am 17. Februar. Es war 7 Uhr morgens, als unsere Gesellschaft auf 17 Kameelen aus der Stadt auszog. Trübe Nebel lagerten über der Wüste. Das Thermometer zeigte 23° C. In frischem Schritt giengen die Kameele eines an den Schweif des andern gebunden, vorwärts. Die Umgebung Suakin's ist reich an verschiedenen Drachenblutbüumen, Balsambäumen, Euphorbien rc. Die Küstenfläche, die wir in nordwestlicher Richtung durchreiten, ist mit zahlreichen wilden Akazien (in der Höhe von 2, 3, 4 m) und Gesträuch dicht besetzt. Au dem Gebüsch richten sich schwarz und braun gefleckte Ziegen empor und zupfen ihr Futter ab; hier und dort ragt der Kopf eines Kameels oder Esels über das kurze Buschwerk und streckt sich neugierig der kommenden Karawane entgegen; Vögel (Finken, Sperlinge, Turteltauben) zwitschern, die scheuen Gazellen fliehen vor uns, große Raben umschweben die Aase, mit denen der Karawanenweg bestreut ist. Nach vierstündigem Marsch auf der Küstenebene langten wir bei den Vorhügeln der ersten Gebirgskette an, die sich parallel mit dem Meere hinzieht. Obwohl die Küstenfläche eine gleichmäßige Ebene ist, erscheint sie doch, hier am Fuße der Hügelzüge gegen das Meer hin betrachtet, stark abfallend gegen die in ziemlicher Tiefe liegende Stadt und die Meeresküste. Nach einer Stunde erreichten wir die Brunnen von Handub. Nach Nord, rechts vom Wege, befinden sich drei Gruben am Fuße eines langgestreckten Granithügels; das Wasser ist klar und enthält Metallstoffe. Die schwärzlich-grünen Ketten der pyramidenförmigen Hügel bergen nebst verschiedenen Metall-Arten besonders Eisenoxyd. Nach drei Stunden Ruhe in der Nähe der Brunnen nahmen wir den Marsch wieder auf.1) Die Wegrichtung ist nordwestlich. Zunächst passierten wir eine langgestreckte, von schwarzen Granitfelsen eingeschlossene Thalsohle, aus der ein kurzer Höhenrücken in ein zweites Wady führt. Unter mehreren riesigen Felsblöcken fiel besonders ein isolierter, thurmhoher Granitfels rechts vom Wege auf. Der Führer erwiderte auf unsere Frage, wie dieser Thurm sich gebildet, mit den einfachen Worten: «Rabbena ämal keda» „Gott hat ihn so gemacht". Um 6 Uhr 20 Min. sank die Sonne.2) Ruhig schlichen die Kameele in dem Rinnsaal eines Gießbaches dahin, nur das Zirpen der Grillen störte die Ruhe des Dunkels. Der Mond trat langsam am Himmelszelt hervor und beleuchtete melancholisch unsern Pfad und die uns umgebenden Berge. Unser Weg nimmt i) Thermometer 2 h pm. 30° C. z) Thermometer 6 h pm. 21° C. Bon Kairo nach Chartum. 65 langsam eine westliche Richtung. Gegen 7 Uhr machten wir Halt bei den Brunnen non O-Tan. Während die Kameele auf die Weide giengen, suchten wir Holz und machten Feuer; eine Tasse Kaffee war unser Abendmahl; ermüdet warfen wir uns auf die Matratzen, denn mehrere von uns hatten zum erstenmal das Kameel bestiegen und waren müde. Am 18. Februars erwachten wir um 41/2 Uhr morgens; am Firmament schimmerten die Sterne; am Feuer saß ein alter Bischarin, der unaufhörlich seine Glaubensformel: «La Illah illa Allah ua mohammed rasül Allah» brummte. Da die Kameele in der Nacht sich weit entfernt hatten, wurden wir erst um 5 Uhr 50 Min. marschfertig. Es war ein herrlicher Morgen. Die Brunnen von O-Tan liegen wie die von Handnb am Fuße eines Felsenhügels und enthalten reines Wasser. Nach einstündigem Ritt verengt sich das Thal und man kann ans der Ferne keinen Ansgang erkennen. Ein kleiner Engpass vermittelt uns den Übertritt in das nach Südwest langgestreckte Wady-Ossöt mit tonig-sandiger Sohle. Dieses ausgedehnte Thalsystem ist von mehreren temporären Wasserzügen durchfurcht und besitzt eine reiche Vegetation: Die Akazien, darunter besonders Selem-Akazien, bilden kleine Bnschwälder, unter denen einige Flechten sich auszeichneten; an einer Stelle bemerkte ich eine kleine Dnrrahenltnr. Das Wady ist Weideplatz für die zahlreichen Herden der hinter den Bergen wohnenden Bischarin. Wenn die Regenzeit schlecht ausfällt, kann leicht große Noth im ganzen Wady die Folge sein. Im Thal begegneten uns drei Bischarin mit Lanzen und hölzerner Leier: wir ließen sie für Backschisch ein wenig spielen und ihr Spiel klang keineswegs unharmonisch. Um 10 Uhr 35 Min. führte uns ein Höhenrücken in ein weiteres Langthal, an dessen Eingang drei Torba (Grabstätte) lagen. Solcher Torba finden sich viele am Wege, da es Sitte der Bischarin ist, ihre Todten ferne zu beerdigen; man kann daher aus dem Vorhandensein eines Torba kaum ans Richtung und Entfernung der Ortschaften schließen. Ans dem Grabe eines Scheich oder eines im Leben als heilig verehrten Alten weht an einem Stab ein weißer oder rother Lumpen oder mehrere, die ihm von seinen Verehrern gewidmet wurden. Das eben betretene Thal ist schwarzgebrannter steiniger Boden mit Geröllflüchen abwechselnd; vollständig vegetationslos wie die umliegenden Hügelzüge. Eine uns begegnende Gummi-Karawane berichtete, am vorigen Tage die Engländer angetroffen zu haben. Um 12 Uhr machten wir Halt in einen; breiten Wady von nicht unbedeutender Vegetation. Zahlreiche Mimosen-Bänme und Asklepiaden (darunter die Aselepias gigantea) bedeckten den theilweise geröllreichen und mit Schieferrücken bedeckten Boden. An einigen Suntbaumen rankten sich Schlinggewächse und Flechten ephenartig empor und bildeten eine erfreuliche Abwechslung. Ein Gesträuch aus der Gattung der Akazien mit olivenartigen Blättern, von den Eingeborenen Schaschorbes genannt, ist zahlreich vertreten. Um 2 Uhr 12 Min. setzten wir die Route fort. Unsere Wegrichtnng ist nun fortwährend im allgemeinen südwestlich. Steinreiche, kurze Wadys, umschlossen von schwarzgebrannten Granit- und Sandsteinfelsen, sind die immer wiederkehrenden Erscheinungen. Um 7 Uhr 28 Min. betraten wir das breite Sandbett eines Chor und hielten nach einem kurzen Marsche in demselben bei dem Brunnen Dissibil. Der Brunnen enthält Regenwasser, das sich hier am Fuße eines ausgedehnten Felshügels ansammelt und im Laufe der Jahreszeit immer tiefer in den Sand versiegt. Die Wasser sämmtlicher Chors wälzen sich im Charis (Regenzeit) mit Wucht nach der Küste des rothen Meeres, wie aus deren Laufrichtung zn schließen ist. Die zwischen den Bergspalten ablaufenden Wasser führen eonglomerations-fähige, mineralogische Substanzen mit, die sich im Lauf theils lösen, theils an die !) Thermometer 6 h am. 12° C. 8 h am, 18° C, 10 h am. 22° C. 2 h pm. 28° C. (in der Sonne 42° C.) 6 h pm. 20° C. 66 Von Kairo nach Cyartum. Sandkörner ansetzen, die sie auf dem Wege antreffen. Der Ansatz der Substanzen mehrt sich so lange, bis der neue Körper, der im Laufe der fortwährenden Wälzungen eine sphäroidale Form annimmt, zu schwer wird, um weiter bewegt werden zu können und zu Boden sinkt. Viele dieser kleinen sphäroidalen und unregelmäßigen Agglomerationen finden sich in den Bergengen und au den Vereinigungs-stellen zweier Chors. Der Geologe und Mineraloge findet polyedrische Formen von Agglutination sowohl homogener als heterogener Materien. In der Nähe Suakins und im Hafen der Stadt fand ich auch Agglomerationen organischer mit unorganischen Substanzen, sowie herrliche Beispiele von Petrificationen. Am 19. Februars setzten wir uns um 6 Uhr früh in Marsch. Der Weg führte im Chor zwischen Granitmassen nach Südwest. Einige von uns versuchten sich an der Jagd der Rebhühner, Turteltauben, Hasen, Gazellen. Das breite Rinnsal von Dissibil ist reich an Vegetation: ich fand die ersten Machareb-Weiden (die botanischen Gymnanthelia), die sich wie große, grüne Bouquets aus dem Sand-bett erheben, während an den Ufern die cactusartige Asklepiadee Bucerosia die Succulenten-Gewächse repräsentiert. Gegen 10 Uhr langten wir auf der Geröllfläche, genannt Mohall-el-Sibil, an. Merkwürdig ist eine riesige Felsenfignr rechts am Wege. Der Felsblock ist 5 m hoch und 6 m lang; er hat, nach Nord gerichtet, die Form einer Sphinx, deren Leib einem großen Elefanten gleicht, während der ovale Kopf an die Katze erinnert. In der Wüste sieht man wiederholt diese kuriosen Erscheinungen. Vielleicht haben diese Natnrproducte den alten Ägyptern die Idee zur Bildung jener Figuren gegeben, die wir noch heute im Nilthale von Kairo bis Soba bewundern. Gewiss ist, dass diese Natnrproducte von jeher die Aufmerksamkeit der Eingeborenen ans sich zogen. Wir bemerkten, dass unsere Kameel-treiber die Karawane verließen und an einem Grabe (am Fuße der Sphinx) gewisse Ceremonien verrichteten; sie neigten sich über das Grab, murmelten Worte, legten Steinchen vom Grabe in den Mund und spieen sie wieder auf das Grab. Auf dem Grabhügel waren einige weiße Fähnchen aufgesteckt. Die Bischarin behaupten, hier sei das Grab eines heiligen Greises, Abu Taher, der auf einer Mekkareise hier gestorben und begraben sei. Die Führer pflegen sich am Grabe eine Gnade zu erbitten. Unser Führer bat um die Gnade, mit der Karawane glücklich in Berber anzulangen, in welchem Falle er eine Fahne zu widmen versprach. Wer im betrunkenen Zustande sich dein Grabe nähere, bekomme Unterleibschmerzen und werde auf der Reise von Leiden gequält sein. Während wir noch über die dunkle Religion der Bischarin mit unserm Habir (Führer) redeten, hatte sich unser felsiger Pfad in das Rinnsal eines Chor verwandelt. Zn beiden Seiten erheben sich hohe, sonnverbrannte Sandstein- und Granitfelsen. Das Rinnsal ist ein vegetationsreicher Garten der verschiedensten Schlinggewächse und Sträucher; es ist die grünste Strecke, die ich zwischen Suakin und Berber gesehen habe. Das Rinnsal ist stark ansteigend, das Erdreich mit fruchtbaren Metallstoffen gemischt. Sowohl jetzt als bei der Rückkehr im Juni fand ich den Boden stellenweise mit grünem Graswuchs, Kriech- und Schlingpflanzen bedeckt. Wilde Akazien, besonders Tekker-und Selem-Akazien, wechseln mit mannigfaltigen succulenten Gewächsen : Aloen, Stapelien. Die Asklepiadee Bucerosia ist zahlreich vertreten. Die Euphorbie, die bei uns zu den Kräutern zählt, ist hier int tropischen Klima baumgroß; die Blüte ist ein- und zweihäusig, von der Form der Ähre mit einfachem und Doppelkelch. Der Saft der Blätter und Stengel ist weiß wie Milch (seltener gelb), jedoch dichter als Milch, hat einen beißenden Geschmack und widrigen Geruch. Die Eingeborenen gebrauchen den giftigen Saft der Oschra zur Vergiftung der Lanzen und Pfeile. Eine baumartige Euphorbie, der italienische posso, eine immergrüne Pflanze, ist auch in italienische Gärten verpflanzt; ihr hartes Holz wird zur Construction von ’) Thermometer 6 h am. 13° C. 2 h pm. 27° C. (der Sand 53° C.) 6 h pm. 21° C. Von Kairo nach Chartum. 67 Blasinstrumenten und in der Xylographie verwendet. Etwa eine Stunde dauerte dieser Garten. Alsdann verschwand das Grün allmahlig; der Boden wurde steinig; rechts und links erhoben sich kolossale Granitfelsen; hier bemerkte ich auch eine schwarzgraue Doritmasse mit verwitterten Spalten; der Granit ist an der Oberfläche geschwärzt von der Sonnenhitze, während er innen seine natürliche Farbe bewahrt. Melancholisch und düster liegen die Riesenleiber der Klötze neben- und übereinander, dazwischen sind verwitterte Stücke Haufen- und bündelweise aufgeschichtet. Um 11 Uhr waren wir auf der Höhe angelangt. Vor uns öffnete sich Wady O-Druß, eines der ausgedehntesten Wady der Strecke Suakin-Berber. In südwestlicher Richtung ziehen sich die Gebirge Druß hin, mit dem DschU Amit als Assuan (iDBoriinijpten). nordöstlichstem Einzelkegel. Nach Nordost grenzen niedrige, ferugelegene Hügelzüge das Wady ab. Das Wady ist flach, der Boden mit Mimosen und gelbem Wüstengras bedeckt, das aber fast bis zur Hälfte vom jagenden Wüstensande begraben ist. Streckenweise bemerkt man Granitgeschiebe und Sandsteinadern über die Bodenfläche emporragen. Da das Wady verhältnismäßig eine der höchsten Lagen der Wüste einnimmt. (E. Marno-Bey berechnete die Meereshöhe des Wady auf 920 m), weht hier stets frischer Wind und als. wir passierten, jagten düstere Sandsäulen durch die Lust. Man bemerkte auch einige Durrah-Anlagen, die nur nach der Regenzeit bebaut werden können. Hütte dieses Wady hinreichend Wasser, so könnte es ein ansehnliches Stück Fruchtland bilden. Um 12 Uhr 30 Min. machten wir inmitte des Wady Halt unter der Schirmkrone einer Selem-Akazie, deren mehrere y Dsch. ---= Dschebel (Berg). 68 Bon Kairo nach ChartiW mit anderen Mimosen abwechseln. Um 3 Uhr wurde der Marsch im Wady wieder aufgenommen. Kurz nach dem Ausbruche begegneten wir einer Gummi-Karawane von 130 Kameelen. Da wir bereits wussten, dass die Kameeltreiber in der Zeitrechnung nicht sehr bewandert sind, fragten wir mehrere Bischarin der Karawane scherzend, wie viele Tage sie von Berber auf dem Marsche seien. Die Antworten waren die verschiedensten: acht, zehn, neun, zwölf, vierzehn Tage, Es sei hier bemerkt, dass die Eingeborenen geringe Begriffe von der Zeiteintheilung besitzen, Ihre Anhaltspunkte hiebei sind die Sonne, der Schatten für Bestimmung der Tageszeit, irgend ein wichtiges Ereignis für Bestimmung der größeren Zeitabschnitte. Um 5 Uhr 15 Min, verließen wir Wady O-Druß, In der Richtung West-Süd-West führte der Weg über ansteigendes, steiniges Terrain, welches mit einem sahen Abstieg endete. Es war bereis Nacht, als wir unter großer Mühe und fortwährend von den niederhängenden Dornüsten der Akaziengestrüuche belästigt, einen jähen felsigen Hohlweg hinabstiegen, der in das Wady Harettereb führt. Um 7 Uhr 28 Min, machte man Halt bei dem ersten Brunnen des Wady, Hier befindet sich noch eine jener Hütten für die Karawanen, deren Gordon Pascha als General-Gouverneur des ägyptischen Sudan mehrere errichtet hatte. Die arge Kälte und Feuchtigkeit bereitete uns ein unruhige Nacht, Um 11 Uhr nachts erwachte ich durch das Geheul mehrerer Schakale und Wölfe, die im Thale herumjagten. Um 6 Uhr früh zeigte das Thermometer 5° C., die niedrigste Temperatur der ganzen Reise. Gebüsch und Pflanzen trofen von Thau, Der bei der Hütte befindliche Brunnen, S1/^ Fuß im Quadrat, enthält reines Süßwasser, das um 6 Uhr morgens die Wärme von 24° C. hatte, verursacht durch die Erdwärme. Der Reichthum an Wasser (das Wady besitzt mehrere Brunnen) bewirkte eine nicht unbedeutende Flora. Häufig findet sich eine Euphorbien-Art, bei den Eingeborenen sin genannt; cactusartig, zwei bis drei Fuß hoch, gleicht sie einem Kronleuchter, Der weiße Stengel bildet vier dornige Kanten, aus denen je sechs Zweige hervorsprossen, die ähnlich dem Gewächse selbst gebildet sind; die Blüte ist gelb, ihr Saft gleichfalls gelb, während jener von Stengel und Zweigen weiß ist. Wüstengras, sowie eine reiche Vegetation grüner Gräser und die Blätter der Akazien bilden die Weide für die Herden der in den Bergschluchten wohnenden Bischarin, Schaf-, Ziegen- und Eselherden erfüllen das Thal, Da unsere Kameeltreiber sich nachts in ihre umliegenden Dörfer zerstreut hatten, konnten wir uns erst gegen 9 Uhr (20. Februar) r) in Marsch setzen. Das Thal setzt sich nach Südwesten fort. Noch mehrere Brunnen liegen an der Straße, die jedoch im Sommer vertrocknen, so dass wir bei der Rückreise im Juni im ganzen Thal Harettereb nur einen Brunnen mit Wasser antrafen. Auf den schwarzen Felsen, die das Thal einschließen, sind mehrere Steinhütten errichtet, von denen aus die im Thale weidenden Herden überwacht werden. Nach drei Stunden wendet sich der Weg aus Wady Harettereb direct nach Süden; wir reiten über drei wellenförmige, steinige Höhen und betreten den Wady Arüb, in dessen Hintergrund sich mäßig hohe Berggipfel erheben. Von 12 Uhr bis 4 Uhr 15 Min, lagerte man unter einigen Akazien und setzte dann die Reise fort. Das Terrain des Wady Arüb, von mehreren temporären Rinnsalen durchzogen, gleicht in seiner Vegetation dem von Wady O-Druß, nur ist ersteres steiniger. Aus Wady Arüb führte uns der Weg auf ein freies, mit Mimosen und Binsen besetztes Plateau. Es wurde Nacht, Die Mondscheibe wurde bei ihrem Erscheinen von einem deutlichen Dunstkreis umgeben, der etwa vier Stunden lang sichtbar blieb. Niemals früher hatte ich dieses Phänomen so klar beobachtet als hier in Afrika. Die helle^Nacht verlockte uns, einige Zeit zu Fuß hinter den Kameeleu zu gehen; nachdem wir jedoch eine Schlange über den Weg schleichen sahen, bestiegen wir >) Nachts Thau, Thermometer 2 h pm. 30° C. (Wüstensand 55° C.) Sonne 35° C. 6 h pm. 22°. Von Kairo nach Khartum. 69 eilig unsere Kameele wieder. Um 10 Uhr abends wurde Halt gemacht auf dem Plateau Dorüf, das dem Wady Arab gefolgt war. Während die Kameeltreiber noch lange am Feuer saßen und Koranverse hermurmelten, suchten wir den Schlaf. Die Nacht über wehte rauher Nordost. Am folgenden Morgen (21. Februar) Z erscholl der Weckruf um 4 Uhr. Während man die Kameele belud, bestieg ich einen nahen Fels, von wo aus sich eine herrliche Rundschau auf die amphitheatralischen Vorberge von Badab und die Gebirgsketten von Kokreb bot. Um 7 Uhr setzte sich die Karawane in Bewegung. Auffallend ist in Arab und Dorüf die Masse von wilden Kürbissen von der Größe eines Apfels, die gleich den italienischen am Boden kriechen. Obwohl ihr Geschmack sehr bitter ist, werden sie doch von Eingeborenen, mit Fleisch gekocht, gegessen. Die Gara (so nennen sie die Araber) wird auch getrocknet und als Brennmaterial benutzt. Eine kleine Erhöhung führt uns aus Dorüf in die Ebene Oklei-Dada, eine schauerliche, sonnverbrannte Gegend mit düsteren, schwarzen Steinmassen, die wirr durcheinander sich endlos auszudehnen scheinen. Die melancholischen Steingefilde von Oklei-Dada erinnerten mich an Dante's Beschreibung der Hölle und gewiss hätten diese öden Massen mehr die Phantasie des großen Dichters befriedigt, als die Steinmassen von S. Marcus bei Rovereto in Südtirol. Um 10 Uhr 48 Min. stiegen wir durch enge Schluchten in das Thal Haiaba hinab. Unsere Wegrichtung ist stets eine südwestliche. HaiLba ist ein enger Thalkessel, umschlossen von hohen Granitfelsen. An der Stelle, wo der Kessel sich erweitert, befindet sich rechts am Fuße schroffer Felswände ein Brunnen, Bir Salalaat. Das Wasser-stand im Februar fast in der Höhe der Bodenoberfläche, während es im Juni 1 m tief in den Sand gesunken war. Auf den Felsen flogen große, braune und weiße Adler (bei den Eingeborenen Abu Tok), Aasgeier und Falken von verschiedenen Größen und Farben umher, am Wasser wanderten Wildenten mit langgestrecktem Halse und von der Größe eines kleinen Huhns; Bachstelzen, Sperlinge, Turteltauben belebten die Gegend. In der Nähe des Bir befand sich in Zelthütten eine aus zwei Soldaten (Baschi-Bozuk) bestehende Wache der Regierung, sowohl zur Aufrechthaltung der Ordnung unter den Eingeborenen, als zum Schutze der Karawanen, die hier wiederholt angegriffen worden. Diese Stellvertreter der Regierung sind ein Dorn in den Augen der Bevölkerung; stolz und hochmüthig spazierten die beiden Wachen mit Revolver und Säbel bewaffnet zwischen den gedemüthigten Eingeborenen herum. (Fortsetzung folgt.) Dkl llniiiiibiiii. (Schluss.) (j? s ist nicht denkbar, dass die Gesetze, die er gegeben, auf die Zerstörung dessen absehen, was er aufgebaut, noch dass die Propheten die er gesandt, zu etwas anderem gekommen sind, als zur Förderung und Veredlung der Menschheit. Er würde ja sonst mit der einen Hand vernichten, was er mit der andern geschaffen hat. Im Gegentheil bezeugen Schöpfung und Erlösung seine Liebe und Fürsorge für den Menschen, den er um allen Preis in dieser und in der andern Welt glücklich machen möchte. „Die Gebote, die er gegeben sind nicht schwer; sein Joch ist mild und seine Bürde leicht." ‘) Nachts frischer Wind. Thermometer 6 h am. 9° C. 2 h pm. 29° C. (Souuc 36° C. Sand 53° C. 7 h pm. 18° C. 70 Der Ramadan. Trügt diese Merkmale das mohammedanische Fastengebot an sich? Wer bei Gott zu Ehren kommen will, soll mit schwindelndem Kopfe, hungrigem Magen, trockener Kehle sehen, wie er zum Abend kommt; ob Pflicht und Arbeit darauf geht, ist einerlei. Ist es nicht unerhört, einem ruhebedürftigen, ermatteten Körper seine Ruhe zu rauben durch die Verlegung von Morgen-, Mittag- und Abendessen in die Nacht sowie durch eine für den folgenden Tag nöthige Überfüllung des Magens? — Bei allem guten Willen kann man keine Eigenschaft Gottes in der ganzen Fasterei abgespiegelt finden. Wie alles Harte und Erzwungene nur von kurzer Dauer ist, so wird auch der Ramadan in aller nur erdenkbaren Weise umgangen und übertreten — aber immer im Geheimen; immerhin jedoch so, dass man es beweisen kann. Ich führe nur ein Beispiel an. Einer unserer Patres beobachtete längere Zeit einen im Ruf der Heiligkeit stehenden Mann. Der Pharisäer hatte in seinem Zimmer eine während des Ramadan ganz verdächtige Gulla (Wasserflasche aus Lehm) an einer Schnur von der Decke herunterhängen. Durch die Spalten der Fensterläden sah man diese Gulla verschiedenemale ihr frisches Nass in den Mund des Heiligen ergießen. Wer weiß, durch welches Wunder! Vielleicht auch auf die Eingebung des Propheten hin. Darauf füllte sich die Gulla wieder und unser Heiliger schleppte sich in gesammelter Haltung unter seine Verehrer in der Moschee; die mohammedanischen Heiligen werden nämlich schon bei Lebzeiten verehrt. Dem Pater gegenüber versicherte er, eben nach einem verbotenen Schluck, dass er sehr-leide und fast vor Durst verschmachte. — Wenn man nur schließlich nach Außen seiner Pflicht nachgekommen ist, die innere Stimmung bei den guten Werken wird vom Koran nicht verlangt. Im Heucheln und äußerlichen Heiligthun besieht die ganze Moral der Mohammedaner. Man sehe einmal die Vernünftigkeit der christlichen Fasten an, und aus der Milde dieses wird noch abstoßender die Härte des mohammedanischen hervortreten. Die Mutter Kirche empfiehlt mit warmen Worten und mit dem Beispiel Jesu Christi eine fortwährende Abtödtung und Enthaltung. Zur Pflicht macht sie dieselbe ihren Kindern nur einen guten Monat — und noch an ein paar anderen Tagen des Jahres. Zu gleicher Zeit will sie, dass niemand unter der Haltung ihres Gebotes beträchtlichen Schaden zu leiden habe; sie macht Ausnahmen für die Kranken, Alten, Kinder, Schwerarbeitende u. s. w. Arbeit und Pflicht sollen unter ihrem Gesetze nicht zu leiden haben, sondern gefördert und gehoben werden. Als ganz unhaltbar inuss vollends das mohammedanische Fastengesetz erscheinen, wenn es als vernunftwidrig bewiesen werden kann. — Nach dem Sündenfall änderte Gott seinen ursprünglichen Plan mit dem Menschen und schickte ihn hinaus, damit er von nun an im Schweiße seines Angesichtes das tägliche Brot verdiene. Dazu hat ihm Gott, im allgemeinen genommen, die Mittel freigestellt. Jedenfalls hat er ihm durch kein Gesetz für die Erfüllung dieses Berufes Hindernisse in den Weg gelegt. Der Koran weiß nichts von einer Sündhaftigkeit der menschlichen Natur. Dass der größte Theil der Menschen im Schweiße um das tägliche Brot arbeitet, glaubt er, kommt davon her, weil Gott die einen zur Arbeit, die andern zur Muße und zum Genuss verurtheile. Dem durch die Vorherbestimmung zur Arbeit verurtheilten, steht es nicht frei, einem besseren Schicksal entgegen zu arbeiten. Er soll arbeiten, wenn Gott und wie er es will. Wenn daher die Arbeit der Erfüllung eines höhern Gesetzes Gottes hinderlich ist, mag sie sich bethätigen, soweit es das höhere Gesetz Gottes erlaubt. Das Fasten steht demgemäß höher als Leben, Gesundheit, häusliche und gesellschaftliche Pflichten. Anstatt diese Güter und Pflichten zu erhalten und mit dem Willen Gottes zu begründen, wirkt es zerstörend und schwächend. Durch eine Dcr Ramadan. 71 vernünftige Entbindung für Kranke, Kinder, Schwerarbeitende u. s. to., würde das Fasten eine menschenfreundlichere Gestalt annehmen, aber von einer Wiedergeburt des Volks- und Familienlebens wäre auch dann noch keine Rede. Wo ist denn da die in der hl. Schrift sovielgepriesene goldene Zeit zu finden? Wahrend die Sonne am Himmel glänzt, schläft der Reiche; der Arme lebt ein nutzloses Leben dahin. Die Nacht, durch die Natur ihrer Dunkelheit der Schlupfwinkel aller Laster und Verbrechen, der Stillstand des Menschenverkehrs, hat die ihr entgegengesetzte Bestimmung erhalten und ist zum Tage geworden. Ist aber dieses Fasten an und für sich eiwchutes Werk? Wenn es auch alle Merkmale eines guten Werkes an sich hätte, wäre es doch zu verdammen. Von einem guten Werke hat es nur den Namen, den Ursprung und die Äußerlichkeit. Da der Koran keine Sündhaftigkeit der menschlichen Natur annimmt, braucht er an die innere Verbesserung des Menschen nicht zu denken; er will nur äußere Werke und diese flehen so hoch, dass selbst an sich schlechte Thaten, wie Diebstahl, Lüge, Betrug durch sie gesühnt werden können. Es fehlt also gerade die Seele des guten Werkes, die innere Stimmung und Absicht. Freilich kann man nicht annehmen, dass wie das Gebet, so auch das Fasten des Muselmannes, wenigstens des gläubigen, von keiner inneren Stimmung begleitet sei. Dieses Verdienst hat aber nicht der Koran. Es bewährt sich eben hier der fromme, gute Sinn des Volkes, gegen die Forderungen eines kalten gefühllosen, mit der Äußerlichkeit zufriedenen Gesetzes. Man sieht, dass eine totale Unwissenheit und ein angeborener Knechtsinn die Grundlage sind, ans welche Mohammed mit Feuer und Schwert seine Religion aufbaute. Welchen Zweck hat nun eigentlich dieses Fasten? Nimmt man den guten Glauben und die gute Meinung weg, welche das Fasten einigermaßen verdienstlich machen, so bleibt nichts gutes übrig. Das Fasten, wie die andern Werke der Abtödtnug, haben nur insoferne einen Wert und einen Zweck, als man sie als Mittel gebraucht, um die Leidenschaften zu bekämpfen. Was soll man aber sagen, wenn der Moslim seine Enthaltung den Tag hindurch in der folgenden Nacht durch Genüsse aller Art — durch das Loslassen aller Leidenschaften zu entschädigen sucht und den Schein eines guten Werkes dazu benutzt, die Leidenschaft des Ehrgeizes und der Selbstsucht zu befriedigen? Was schließlich ein starker Glaube den Tag hindurch verdient hat — zerstört ein unmäßiges Nachtleben. Unzählige Krankheiten der abscheulichsten Art, die in Europa gar nicht vorkommen, sind im Gefolge dieses unheilvollen Fastens. Brech- und Reizmittel haben nur zu häufige Anwendung in dieser Zeit. Das christliche Fasten hingegen ist nach der Ansicht der Ärzte und der Erfahrung der Kirche gesund für Körper und Geist und gibt zu einem guten Leben Willen und Kraft. Mit dem Verschwinden des Mondes endet der Ramadan. Die Freude über das Aufhören des Fasten findet dann im sogenannten Beiram seinen Ausdruck, einem besonderen Feste, an den ersten 3 Tagen des auf den Ramadan folgenden Monats. Der Mohammedaner ist in diesen Tagen der Freude voll, über alle Maßen gastfreundlich — selbst den Christen gegenüber; — er nimmt die Armen in sein Haus auf — und bewirtet sie reichlich — Almosen fließen nach allen Seiten — die Häuser sind von Besuchern angefüllt — freundliche Worte und Glückwünsche geben sich heute Freund und Feind. Alles glänzt in neuen Kleidern —- kurz es herrscht eine allgemeine Freude, wie sie nur ein aus dem Glaubensleben hervorgehendes Fest geben kann. P. Wilhelm Zzanl-olzer, F. S. C. f JltJöge es erlaubt fein, hier dem frommen Gebete der Leser des „Stern der 5,l> Neger" die Seele des Profess-Scholastikers Jakob Gstrein zu empfehlen, welcher am 28, Februar zu Verona sanft im Herrn entschlafen ist. Jakob Gstrein wurde am 18. Juli 1875 zu Partschins bei Meran geboren und trat am 5. Juli 1895 in unsere Congregation ein. Nach vollendetem Noviziate, legte er die drei hl. Ordensgelübde ab, und lebte stets als ein glänzendes Beispiel treuer Pflichterfüllung und Tugendhaftigkeit. Doch bald nach seiner Gelübdeablegung wurde er von der Schwindsucht ergriffen, der er endlich zum Opfer fallen sollte. Mit bewunderungswürdiger Geduld und Ergebenheit in den Willen Gottes ertrug der gute Bruder sein Übel; fest und ohne Bangen sah er seinem Ende entgegen, ja wünschte vielmehr selbst den Tod. „O Herr, lass mich sterben!" rief er kurz vor seinem Tode, von Schmerzen übermannt, aus. Am Morgen des 28. Februar verschlimmerte sich das Übel und man hielt es für gerathen ihm die hl. Sterbsacramente zu reichen. Endlich nachmittags trat der Todcskampf ein und gegen 6 Ühr Abends hauchte er sanft in den Armen der ihm beistehenden Patres und Brüder, seine schöne Seelen aus. Am 2. März vormittags wurde die irdische Hülle auf dem Stadtfriedhofe zur ewigen Ruhe bestattet. R. I. P. Mnfeve Wrköev. Pfarr- und Wallfahrtskirche in Mühlaud (Seite 55). Die Kirche in Mühlaud wurde im Jahre 1464 von den damals in Mühland ansässigen Adelsfamilien im gothischen Style erbaut. Als Hauptwohlthäter erscheint Simon v. Parmetin zu Villsegg, der nachmalige Stifter des v. Parmetinischen Benesiciums. Leider wurde schon 1766 die Kirche von Innen des gothischen Schmuckes beraubt und verzopft. Das Gnadenbild Maria mit dem Jesukinde am Hochaltar ist sehr-alt, und unter den Namen „Maria vom Sand" allgemein bekannt und verehrt. Früher war die Muttergottes-Kirche in Mühlaud eine viel besuchte Wallfahrtskirche; jedoch im gegenwärtigen Jahrhundert geriet!) die Wallfahrt ziemlich in Verfall, scheint aber in neuerer Zeit wiederum etwas in Aufschwung zu kommen, was mehrere Votivtafeln aus neuester Zeit bekunden. Auf Seite 63 geben wir unseren Lesern das Bild eines Bischari, Ein-gebornen von Ostsudan, wie er bereits in letzter Nummer Seite 30 und 31 beschrieben. ist. Die Bischari bewohnen die Steppen zwischen Suakin und Berber, die unseren Lesern im Aufsätze „Von Kairo nach Chartum" vorgeführt werden. Stadt Assuan in Oberägypten. Auf Seite 67 sehen unsere Leser die Flussansicht von Assuan. Das Bild ist von einer Spitze der Assuan gegenüberliegenden Insel Elephantine aus aufgenommen. sr® Für die Redaction: P. Xaver Geyer, F. 8.6. — Druck von A. We ge r' s s. b. Hobuchdrackerei, Brixen. Korrespondenz 6er Grpeöition. Gaben: M. K-München 4 fl.; I, M.-Neustift bei Brixen 20 ÜDt.; Ungenannt O. 10. fl.; I. P.-St. Jakob im Pusterthale O, 50 fl ; W. K.-Regen 2 M.; K. H. 2 95 fl.; K. M. Edersberg 14 M, I M. Z.-Regen 9 M.; Antoniusbrot von Ünbenannt-Ebersberg 3 M.; I. M.-Neustist 20 Frank; Ungenannt-Wien 10 fl.; Ungenannt-Brixen 3 fl. Messstip.; T. G. Bamberg 60 M. Messstip.; M. K.-Müncheii 1 fl. Messstip.; Ungenannt-Brixen 1 fl ; Ungenannt-Wien 10 fl.; H. N. Bronnen bei Laupheim 31 M. Btessstip.; I P-St Jakob 1 fl. Messstip.; K. H.-Nckarhansen 5 M.; Ungenannt-Gmunden O. 50 fl.; B.-Bühl bei Laupheim 60 M. Messstip.; F. H.-Weinburg-Obergrafendorf 3 fl.; K.-Leitmcritz 100 fl.; E. H.-Seyfrieds-Pfaffenberg 1 fl.; K. M -Ebersberg 5St. Messstip.; F. H.-Strengberg N-Ü. 10 fl.; A. B.-Wien O, 66 fl.; St. R. Nikolsburg (Mähren) 50 fl.; E. I. Sch.-Leitnnritz 10 fl.; B. A - Reichersberg O.-Ö. 5 fl.; I. L-St. Florian 5 fl.; A. H.-Neumarkt 20 fl. Dielen und allen übrigen Wohlthäter» sagen wir ein herzliches „Wergclt's Hott!" «ttb bilten um weitere milde Beiträge zum Alane unseres Missionshauses. Keöete um die Bekehrung der Lhamiten von Lentral-Afrika zu erlangen. Beten wir für die unglücklichen Negervölker Central-Afrikas, damit Gott, der alles vermag, von ihren Herzen einmal den Fluch Cham's hinwegnehme und ihnen jenen Segen verleihe, den man nur im Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Gottes erlangen kann. O Herr Jesus Christus, alleiniger Erlöser des ganzen Menschengeschlechtes, der Du bereits herrschest von einem Meere zum andern und vom Flusse bis zu den Grenzen des Erdkreises, öffne erbarmungsvoll Dein heiligstes Herz auch Den unglücklichsten Seelen von Central-Afrika, welche noch in der Finsternis und im Todesschatten sitzen, auf dass durch die Fürbitte der gütigen Jungfrau Maria, Deiner unbefleckten Mutter, und ihres glorreichen Gemahls, des heiligen Josef, die Negervölker ihre Götzen verlassen, vor Dir sich niederwerfen und Deiner Kirche zugesellt werden. Der Du lebst und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. An öie Abendsonne. Ich staun' vor deiner Herrlichkeit, O goldnc Abendsonne, Und, trunken fast vor Seligkeit, Mein Herz es schwimmt in Wonne! Dein mildes Licht, Wie streut es nlich; Nicht kann ich satt mich sehen! O könnt' ich doch Ein Weilchen noch Hier dich betrachtend stehen! Bezaubernd ist dein Strahlcuglanz; Ich schau' dich voll Entzücken; Wärst du wohl aus dein Sternenkranz, Die Tag und Stacht beglücken Maria rein, Die Mutter mein? O sag' Ihr, dass ich brenne Aus Lieb'' zu Ihr! Ja, glaub, es mir, So oft Jhr'n Nam' ich nenne! Bernhard Zorn, F. 8. C. Ansmhnls-KkdliWMil dir lioiujitgntiim der Söhne des heiligste» Herzens Ics«. Die Congregation besteht aus Ordenspriestern und Ordenslaienbrüdern. Es werden in dieselbe außer Priestern aufgenommen Studenten und Laienbrüder. Hiezu wird von der Regel erfordert: 1. Für Studenten: dass sie wenigstens 16 und nicht über 34 Jahre alt, von guter körperlicher Gesundheit, hinreichenden Fähigkeiten, gediegenem und beständigem Charakter, von habituell guter Aufführung, fmi von Schulden und Familienhindernissen sind; ferner, dass sie nie in Missionen gewesen sind und nie einer anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben, dass sie den aufrichtigen Willen besitzen, Ordensleute zu werden und sich für immer der Mission zu weihen;. dass sie so viele Studien gemacht haben, um regelrecht der Philosophie und Theologie sich widmen zu können, zum mindesten jedoch, dass sie die 5. Gymnasial-classe absolviert haben. 2. Für Laienbrüder: dass sie das 20. Jahr vollendet und das 30. nicht überschritten haben, feste Gesundheit und körperliche Kräftigkeit, offenen Sinn und gesunden Verstand, Kenntnis irgend einer mechanischen Kunst oder eines Handwerkes, genügenden Unterricht und Befähigung, um an Ort und Stelle fremde Sprachen zu erlernen, besitzen; dass sie von bürgerlichen und militärischen Verpflichtungen und von Seite ihrer Familien frei sind, keine Schulden oder sonst Verpflichtungen welcher Art nur immer haben; dass sie noch nicht in Missionen gewesen sind und keiner anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben; vor allem aber, dass ihre sittliche Aufführung derart ist, dass man mit Grund Gutes von ihnen hoffen kann. Alle müssen zwei Jahre Noviziat machen, worauf sie, wenn nach dem Urtheile der Obern kein Hindernis entgegensteht, die heiligen lebenslänglichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Die Studenten setzen dann ihre Studien für das Priesterthum fort. Beim Eintritt in die Congregation muss jeder eine bescheidene Ausstattung an Kleidung und Leibwäsche mit sich -bringen und soviel Geld, als zur Rückkehr in die Heimat erforderlich ist, wenn solche aus einem triftigen Grunde sich als nöthig erweisen sollte. Nach ihrem Eintritte, seien sie Studenten oder Laien, übernimmt das Institut ihre Versorgung in allem Nöthigen, in Gesundheit und Krankheit, wie für seine Söhne. Behufs Aufnahme in die Congregation ist an den?. Rector des Missionshauses der Söhne des 61st. Herzens Jesu in Mühland bei Brixen (Tirol) Folgendes einzusenden: 1. Ein Aufnahmsgesnch mit kurzer Lebensbeschreibung und der Erklärung, Ordensmann und Missionär für die Neger lebenslänglich sein zu wollen; 2. das Zeugnis des Bischofs der eigenen Diöcese; 3. das Tauf- und Firmungszeugnis; 4. ein Sittenzeugnis, ausgestellt vom eigenen Pfarrer; 5. ein ärztliches Gesundheitszeugnis; 6. (bei Minderjährigen) die Zustimmungserklärung des Vaters oder Vormundes; 7. (bei Studenten) die Zeugnisse der absolvierten Gymnasialclasfen, besonders der letzten; 8. (bei Laien) im Gesuche angeben, ob sie ein Handwerk verstehen.