4W3 0^cx)i\Qii^ Sonderabdruck aus der Monatsschrift «Die Erdbebenwarte», Jahrg. VII, 1908. Uber die Geschwindigkeit der sogenannten W 2 - und W3-Wellen. Von Otto MeiCner, Potsdam. Man bezeichnet jetzt wohl ziemlich allgemein diejenigen Erdbeben- wellen, die durch den Gegenpunkt des Herdes gegangen sind und somit die seismologische Station nicht auf dem kiirzesten, sondern sozusagen auf dem langsten Wege erreichen, als fF;-Wel]en, wahrend die auf dem kiirzesten Wege zur Station gelangten Wellen, wenn sie nach einer vollen Umkreisung der Erde sich abermals bemerkbar machen, als fE 3 -Wellen bezeichnet werden. In den «Seismometrischen Beobachtungen in Potsdam* vom Jahre 1905 hat Professor Hecker aus 29 grofien Fernbeben, die das Auftreten von H^-Wellen zeigten, als durchschnittliche Geschwindigkeit 3’8 km/Sek. er- halten, wahrend sich fiir die Geschwindigkeit der BV 3 -Wellen im Mittel aus 9 Werten 33 km/Sek. ergab. O mori fand aus 10, bezw. 9 Einzel- werten die sehr naheliegenden Werte 3'7 und 3'4. Hienach besitzen die W / 2 -Wellen im allgemeinen eine gr 66 ere Geschwindigkeit als die fF l -Wellen. Das zeigt sich (mit einer ein- zigen Ausnahme) auch in jedem Einzelfalle, in dem bei demselben Beben gleichzeitig W 2 - und 1E 3 -Wellen registriert wurden. (Vgl. die Tabellen fiir die Potsdamer Fernbeben a. a. O.) Demnach diirfte diese Geschwindigkeits- differenz kaum als zufallig zu betrachten sein. Zwar beginnen W 2 - und fP 3 -Wellen nicht mit scharfen Einsatzen, sondern sind meist nur daran zu erkennen, dafi die Wellen des Nachbebens ein unregelmaBigeres Aussehen erhalten und an Amplitude und Periode zunehmen, aber die Unsicherheit in der Bestimmung ihres ersten Auftretens diirfte selten mehr als einige Minuten erreichen, meist wohl innerhalb 1—1 - 5 Minuten bleiben. Auch unter den im Jahre 1906 registrierten Potsdamer Fernbeben laCt sich viermal das Auftreten von fFjAVellen, drei-mal das von fFj-Wellen nachweisen (vgl. die folgende Tabelle, in der H den Beginn der Haupt- bewegung, z > 2 un d ^3 die Geschwindigkeiten der W 2 - und IPJ-Wellen bedeuten). K** ' , 2 Bei den ftinf unbekannten Herden sind hiebei die Entfernungen nach der Laskaschen Regel geschatzt. Bezeichnet man die Zeiten des Ein- trittes der I., II. Vorphase und der Hauptbewegung mit V 1 , V % und H und driickt die Differenzen in Minuten aus, so ist die Herdentfernung gleich — ! -—- ^ -— X 1000 Kilometer. Die Formel ist, obwohl von empirischer Natur, doch ftir nicht zu kleine und nicht zu groGe Herd- entfernungen recht genau. Auch hier findet sich wieder die Geschwindigkeit der W / 2 -Wellen groGer als die der IE,-Wellen. Berechnet man aus der obigen Tabelle und der Heckerschen (a. a. O.) noch die mittleren Fehler, so erhalt man als definitives Resultat: z> 2 = 3-8 + 0-07 km/Sek. (43 Werte), w 8 = 3-3 + 0"08 km/Sek. (16 Werte). Hienach ist wohl nicht zu bezweifeln, dali tatsachlich die B^-Wellen im allgemeinen langsamer laufen als die B / 3 -Weilen. Dies steht jedenfalls damit in Kausalzusammenhang, daG die 1F S -Wellen rein e Oberflachen- wellen sind, wogegen bei den IF)-Wellen «die Anfangsbedingungen, besonders die Herdtiefe, von erheblichem Einflusse sein konnen». (Hecker a. a. O.) Offenbar sind die U/,-Wellen nur wahrend e in e s Teiles ihres Weges Oberflachenwellen. Sie gelangen (wie iibrigens auch die 77-Wellen) vom Herd aus zunachst durch tiefere Erdschichten, in denen sie relativ grofie Geschwindigkeit haben, infolge der Zunahme der Dichte der Erde und damit auch der Wellengeschwindigkeit wird dann (nach der A. Schmidtschen Theorie) ihre Bahn weit nach aufwarts ge- kriimmt, bis sie die Oberflache erreichen, und nun bleiben sie bis zum Passieren der Station Oberflachenwellen. Hinzufugen will ich noch, daG B^-Wellen, d. h. R^-Wellen, die noch- mals den ganzen Erdumfang zuriickgelegt haben, bisher in Potsdam nicht nachzuweisen gewesen sind. Die Amplitude diirfte zu klein sein und bei ihrer vermutlich wenigstens 25 Sek. betragenden Periode wiirde sie von Pendeln mit zirka 15 Sek. Periode nur schwach vergroGert werden (auf Grund der Wiechertschen Formel), so daG man auf ihre Auffindung kaum wird rechnen konnen, wenn man nicht etwa Pendel von 25 bis 30 Sek. Eigenperiode verwendet. ’ Hucbdruckerei Ig. v. Kleinmayr & Fed. Kamberg, Laibach.