1907 (Hktoöer). V ä t t Q ^ (4. Jahr.) Aokge 46. für den Jfbtcilungsuntcrricbt Monatschrist zur Förderung des österreichischen Eandschulwesens. BczunSacluihr 4 X jährlich. BeraitSHcber: GcschäfliichcS auSschliebiich Einzelnummer 40 h. an die „Verwaltung der Postsparkassenschcik-Konlo >ix (f n„: i,,, Bliltter für den AbtetlungS- iRc. 08.213. tVIlO. t£. flCCrZ IN lUtUUM). unterricht ln SalHadf. Inhalt: 1.) Landschule und Lehrerbildung. — 2.) AuS dem Lehreralbum. — 8.) Die Pflege des ValkSlumS durch die Landschule. — 4.) Aus dem Tagcbuchc eines NbungSschnllehrcrS. — 0.) Die zehn Eicboic des Landlehrers. — 6.) Sprachunrichtlgleiten der Schulsprache. — 7.) Die „ersten Schulwochcn" im Abtcilungsunicrrichic. — 8.) Des Lehrers Takt und Schliss in der Gesellschaft. — 0.) Ratschläge für die Vorbereitung zur Biirgcrschutlchrcrpriisung. — 10.) Die Wcchscircdc. — 11.) Kleine Mitteilungen. — 12.) Briefkasten. — 13.) Von Schule zu Schule. — 14.) Methodische Schriften. Unsere ganze Hoffnung muß auf das Volk gestellt sein, auf das Volk, in dessen Milte Krall, Gesinnung und gesunder Verstand sich immerfort und unerschöpflich erneuern. Varnhagcn v. Eusc. Landschule und Lehrerbildung. Die österreichische Landschule hat dermalen noch keine festgegründete Pädagogik. Sic kann daher das, was das Leben nunmehr selbst vom gewöhnlichen Bauer heischt, nur in den seltensten Fällen erreichen. Wer tiefer blickt und den Bildungsstand des Volkes mit den Forderungen des Zeitgeistes vergleicht, gewahrt ein erschreckendes Mißverhältnis. Das geflügelte Wort „Die alte Schule war bester" hat, absolut genommen, zwar nicht durchwegs Berechtigung, wohl aber relativ auf die Aulturbedürfniste jener Zeit bezogen, in der wir uns die sogenannte „alte Schule" denken. Wo wird an den Satz „Die alte Schule war besser" geglaubt? Draußen auf dem flachen Lande, wo der Fortschritt die Geister mitriß, wo aber die Schule auf ihrem Status quo blieb mit all ihren Mängeln und Hemmnissen. Die Stadtschule trifft der Borwurf weniger. Ihr wurde unter die Arme gegriffen, sie mußte mit, sie konnte auch mit; in ihren Dienst stellten sich die Aasten, die besten Lehrer, weil von ihr die beste Besoldung abfiel; in ihren Dienst stellte sich auch die ganze Pädagogik. Stöbern wir in unserem Fachschrifttume, so finden wir unter hundert Werken kaum zehn, die der Landschule auch nur mit einem Satze gedenken würden. Sie war und ist ein pädagogisches Aschenbrödel. Aein Wunder! Schulmänner, die Bücher schrieben, saßen ans der fetten Stelle, in der Stadt; also gedachten sie nur ihrer Schule. Auch die Verleger wußten, daß bloß mit jener Schulgattung ein Geschäft zu machen ist, die den Lehrer in den Stand setzt, dem Ankauf von Büchern einige Gulden zuzuwenden. So wurde denn nur allgemeine Pädagogik feilgeboten, Pädagogik für normale Verhältnisse, für die Stadtschule. Der draußen im stillen Dörfchen wirkte, sein karges Ginkommen durch Nebenverdienste zu ergänzen suchte, griff nicht zur Feder, er fand nicht Zeit und konnte wohl auch den Schritt in die (Öffentlichkeit nicht wagen, fehlten ihm doch die wissenschaftlichen Nährquellen, der geschliffene Stil und der Anschluß an die Zunft der Schriftsteller und Verleger. So konnte die Pädagogik der Land- ijitt der dortige iitljvcrocrcin schon einen eigenen ßenchter für das Sndheim aufgestellt? schule nicht erstehen und so die Landschule nicht im Zeitmaße des Fortschrittes erhalten werden. Sie gleicht zurzeit dem Kinde, das zag die ersten Schritte wagt. Stellen wir nun das Bedürfnis nach fachlicher Läuterung mit den dermaligen Einrichtungen in die parallele, so wird uns der Abstand begreiflich, der einerseits zwischen Stadt-und Landschule, anderseits zwischen Zeitgeist und Volksbildung besteht. In der Stadtschule hat jedes Schuljahr seine Klasse: Das 6jährige Kind sitzt mit seinen Altersgenossen in der ersten Klasse, im nächsten Jahre wieder nur mit Altersgenossen u. zw. in einem ändern Lehrzimmer, in der zweiten Klasse, usw. Wie anders ist das in der Landschule! Ein und dasselbe Klassenzimmer beherbergt zu derselben Zeit die 6jährigen, die 7jährigen, 8, 9, lO, ja in der ungeteilten einklassigen Volksschule sogar noch die Vs jährigen Schulkinder. Alle sollen und wollen lernen, etwas Neues lernen, alle blicken zum Lehrer empor — und er, er kann doch nur einer der geschaffenen Gruppen jetzt, einer ändern dann sein Wort leihen. Damit ist der erste wichtige Mangel der Landschule aufgcdeckt, der Mangel an Zeit zum direkten Unterrichte. Während der Lehrer der Stadtschule mit seinen Schülern in der ganzen zugemessenen Schulzeit unmittelbar verkehren kann, muß jener in der Schule mit Abteilungen die Zeit halbieren, wenn nicht gar dritteln. — Dieser Vorgang bedeutet indes nicht allein eine quantitative, sondern auch eine qualitative Verkürzung; denn offenbar kann cs auf die Geistesbildung eines Kindes nicht vorteilhaft wirken, wenn durch ungeregeltes Verteilen der Materien die Apperzeptiousmasfen durchquert und vielfach zerrissen werden. Will aber ein Lehrer im Getriebe von Abteilungen und Gruppen dem formalen Bildungsziele nur halbwegs gerecht werden und bei der beschränkten Zeit ein bestimmtes Maß von Unterrichtsergebnissen gewinnen und dauernd sichern, so muß er ein außerordentliches Geschick und eine bisher ziemlich ungekannte Kunst besitzen: Die Pädagogik der Landschule. Wo ist sie? Nirgends, weder in Büchern, Zeitschriften, Konferenzen, noch in den Räumen jener Anstalt, die Lehrer bildet.1 So tastet der junge Genosse denn ein Jahrzehnt im Ungewissen, bis er sich eine Routine zueigen gemacht hat, die ihm über das Gröbste hinweghilft. Unter den fänden des Ungeschulten, Unerfahrenen wird die Landschule ein Versuchsfeld, für den, der blind umhertappt, gar oft ein Martyrium. Davon kommt zum großen Teile nicht nur der Mißerfolg im Unterrichte, sondern auch die Unzufriedenheit der Lehrer auf dem flachen Lande. Gäbe man ihnen ein festes System in die Hand, eine eigene, durch Theorie und Praxis gestützte Landschulpädagogik, so arbeiteten sie sicher und mit Freude. Wie rasch könnte da der Zeitgeist eingeholt werden! Keines der vielen Hemmnisse, wie: Der schlechte Schulbesuch, die Uberfüllung der Klassen, der Mangel an häuslicher Nachhilfe, die unzureichenden Lehr- und Lernmittel, die durchschnittlich schwache Begabung der Schüler werden wir vollauf beheben können, aber eines, den Abteilungsunterricht, dieses eigenartige Verfahren mit mehreren Altersstufen zu derselben Zeit, können wir derart Herabdrücken, daß es als Hemmnis fast aus der Welt geschafft ist, ja in der Hand des Meisters zum Vorteile der Landschule werden kann. Der Meister braucht aber Schulung, er braucht das System, den Blick ins ganze Gefüge. Das alles muß ihm von jenen mit ins Leben gegeben werden, die ihn zum Lehrer bilden. Man wird uns, die wir ungestüm die Förderung jener Schule anbahnen, die den kleinen Mann bildet, vielleicht lästig nennen; man wird die Einklassige, die nun plötzlich von sich reden macht, als anspruchsvoll, als unbescheiden bezeichnen; man wird auf das Klappern mit Abteilungen und Gruppen hämisch herabsehen: — es verschlägt nichts! Wir stehen im Dienste einer hohen Sache, die taufenden von Amtsbrüdern hilft und die für 1 Einige Lehrerbildungsanstalten machen allerdings eine rühmliche Ausnahme; jedoch kann man von einer gegliederten Methodik des Abteilungsunterrichtes immerhin noch nicht sprechen. den Staat von weittragender Bedeutung ist. Zetzl, da das Parlament aus der großen Masse des Volkes gehoben erscheint, da durch das ganze Reich, bis in die kleinste fjüttc hinein der Staatsgedanke leuchten soll, da jeder Untertan zur Urne schreitet, ist cs dringend geboten, die große Masse zur freien Selbstbestimmung zu führen; sonst wird sie, von der man l)eil erwartet, der Spielball verderblicher Demagogie. Der Gedanke zielt auf die formale Schulung, auf die Geistes- und Willensbildung in der Landschule; nun kommt aber das Leben mit seinen praktischen Forderungen, es will gründliche Kenntnisse und Fertigkeiten; nun kommt der Mangel an Arbeitskräften und fällt uns in die Zügel, indem er die Schulpflicht verkürzt, die Schulbefreiungen ausnützt; nun kommen all die genannten Hemmnisse : schlechte IDcgc, der harte IDintcv, Krankheiten, die Folge des Alkoholgenusses, die Überfüllung der Klaffen usw.: Wo soll man da die Rechnung beginnen? Kann ich mehr geben, wenn man mir immer mehr nimmt? — Nur ein Weg führt aus diesem Gewirr, der Weg zur methodischen Kunst, die mit weniger Mitteln mehr schafft, die gründliches Wissen und Können bringt, die aus den Kindern freie Bürger bildet, Bürger mit eigenem Willen, mit wohlbegründeter Überzeugung. Mit einem Schlage muß die Kunst, der geregelte Unterricht mit Abteilungen, in die Anstalt, die Lehrer bildet, und dann in all die taufend und abertausend Landschulen des Reiches, auf daß der .kleine Mann' für die Zeit geschaffen werde, in der er lebt. Drum keine Minute versäumt, das Volk lechzt nach geistiger Zehrung! (Es wird Tag allerorten; da muß es auch Tag werden in dem stillen Winkel draußen! — (Fortsetzung folgt.) Nachbemerkung: Ls heißt, daß dem Reichsratc demnächst ein neuer Entwurf zur Arganisation der Lehrerbildungsanstalten vorgelegt werden soll. Mag das Gerücht auch verfrüht fein, eines ist richtig: Lauge kann cs mit der jetzige» Lehrerbildung nicht mehr halten und ich beeile mich daher, einen meiner Vorträge, der dieses Thema berührt, auszugraben, um, wen» cs noch Zeit ist, auch ein Pfund in die lvagschale zu werfen. Die vorstehenden Zeilen bringen eine allgemeine Betrachtung; die nächsten Folgen werden sich jedoch mit bestimmten Vorschlägen befassen, die einerseits ohne besonderen Kostenaufwand auch unter den bestehenden Verhältnissen sogleich durchgesührt werden könnten, anderseits aber, wenn die Bildungsdauer für Lehrer verlängert werden sollte, sich recht angenehm in den breiteren Rahmen fügen würden. — Bus dem Ecbreralbum. 18. „Fräulein, nehmen Sie an der Lehrerversaminlung nicht teil?" „„Haha! Was glauben Sie denn, Herr Professur?"" „Nun, ich glaubte, Sie hätten an den Standesangelegcnheiten Interesse." „„Was, an diesen faden Standesfragen? Und dann die faden Vorträge, die faden Menschen. . ."" „Wie, Ihre Kollegen nennen Sie fade Menschen?" „„Kollegen! Ha, zu possierlich, das sind mir nette Kollegen, diese plumpen Dorflehrer!"" „Grüß Gott, mein Fräulein!" „„Wohin so rasch, Herr Professor?"" „Zu den plllinpen Dorflehrern, zu meinen Kollegen, meine liebe Dvrfpriiizessin." Die Pflege des Volkstums durch die Landschule. P. Koschier in Völkermarkt. (Schluß.) Die erwähnten Wetterregeln bedeuten durchaus nicht eine Spielerei, sondern erhöhen wesentlich das Interesse für den naturkundlichen Unterricht, den die Kinder so nötig haben. Vom Nußbaum sagt das Volk, daß sein Schatten dein Graswuchs verderblich sei, daß er dem unter ihm Lagernden Kopfweh und Zahnweh bringe. Warum soll man die Kinder nicht beobachten und darüber schreiben oder sprechen lassen! „Nimm vor einem Hollerbusch den Hut ab!“ sagt auch das Volk. Das „Warum“ könnten die Kinder als Hausaufgabe bringen und vielleicht würden bei dieser Arbeit auch die Alten mittun. — Der Bub soll ferner probieren, ob wirklich der Blitz einschlägt, wenn er eine Feuerlilie nach Hause bringt, ob er Augenweh bekommt, wenn er einen Rittersporn ansieht. (Aberglaube in Obersteier.) „Aberglaube“ wird einer sagen. Ein Teil gewiß, alles sicher nicht; die Kinder haben ja sehen gelernt. Warum soll weiter von den Schülern nicht verbucht werden, wann die Bauernregeln gelogen und wann sie die Wahrheit gesagt. Der berühmte Physiker und Mathematiker Newton ist einmal einer solchen Wetterregel aufgesessen und soll ausgerufen haben: „Lohnt es sich wirklich der Mühe, 25 Jahre den Himmel zu studieren, um das wahre Barometer am Kuhschwanz zu finden?“ Ein Hirt soll ihm bei wolkenfreiem Himmel Regen prophezeit haben. Newton blickt nach dem Himmel, hält den Mann für närrisch und reitet weiter. Nach einer halben Stunde bedeckt sich der Himmel plötzlich und es beginnt furchtbar zu regnen. Newton sucht den Hirten auf und fragt ihn, aus welchen Zeichen er das schlechte Wetter geschlossen hätte. „Ach Herr,“ sagte der Hirte, „das ist gerade nichts Schweres. Immer, wenn gutes Wetter plötzlich in schlechtes Wetter umschlägt, reiben meine Kühe in einemfort ihren Rücken an den Bäumen.“ . . . „Regen am Margaretentag (13. Juli) dauert 14 Tag.“ Diese Bauernregel wird von der Erfahrung bestätigt. Der Durchschnitt der extremen Tagesmittel nach hundertjährigen Beobachtungen (von 1775 bis 1874 nach Hann) zeigt zwischen dem 8. und 18. Juli tatsächlich einen tieferen Stand. Es stimmt mit den meteorologischen Aufzeichnungen überein, daß Wetterveränderungen, die sich um den 13. Juli herum einzustellen pflegen, länger anhaltende atmosphärische Störungen vorangehen. — Das Volk kennt viele Teufels- und Muttergotteskräuter: Teufelskrallen, Teufelskramperl, Teufelsaugen, Höllenrauch, Muttergottesschuh, Haare der lieben Frau, Marientränen, Gottesschäflcin (Enzian) u. a. Da werde ich vielleicht auf einem Ausfluge, weil es sich da besser merkt, erzählen, daß diese Bezeichnungen ein Überbleibsel aus der — Heidenzeit sind, daß das Christentum, welches das alte Heidentum erst allmählich verdrängen konnte, die alten heidnischen Bezeichnungen benützte und sie auf andere Wesen und Personen zu übertragen wußte. So z. B. hieß orchis maculata in grauer Zeit „Friggagras“; heute heißt sie im Volksmund „Marienträne“. — Unsere Jugend spielt nicht mehr. In den Zeiten, als der Großvater die Großmutter nahm, waren sie noch im Schwung — die Spiele und die alten Sprechreime; aber die neue Zeit hat sie belacht und hat so zu ihrem Verschwinden beigetragen. Auch hier gilt: Das Alte treu bewahren, wenn man es noch findet, oder aufs Neue beleben, falls es schon in Vergessenheit geraten! — Der diesbezügliche Paragraph aus der Schul- und Unterrichtsordnung wird ein solches Unternehmen sicherlich fördern. Nur im Singen hat man das Alte noch treu bewahrt; man singt noch immer das Lied, das der Großvater in seliger Zeit sang, als er die Großmutter minnte. An dieser Stelle möchte ich auch die Worte wiederholen, welche Kollege Krobath in seinem beherzigenswerten Artikel „Landschule und Fremdenverkehr“ niedergeschrieben: „Immer und immer soll der Lehrer einprägen, daß wir uns unserer Mundart, unserer Volkstracht, unserer Volkslieder nicht zu schämen brauchen — im Gegenteil, daß unsere Eigenart uns den Fremden liebmachen wird. Die Anregung, auch zum Schulgange, jedenfalls aber an Festtagen sich in schmucke Landestracht zu stecken, dürfte auf fruchtbaren Boden fallen, wenn damit der Hinweis verbunden wird, daß sinn- und geschmacklose Nachäffung der Stadtkleidung auf dem Lande zur Lächerlichkeit führt.“ — Weiters will ich die Erziehung zum Volkstum durch eine gute Schülerbibliothek, die aber zugleich auch Volksbibliothek sein soll, fördern helfen. Wenn mir der Ortsschulrat nur kleine Beträge zu diesem Zwecke zur Verfügung stellt, umso besorgter werde ich bei Anschaffung von wirklich wertvollen Büchern sein. An erster Stelle müßte unser lieber Rosegger hinein in die Schulstube; drei Bande sind es und jeder kostet 70, bezw. 90 Pf.; und habe ich größere Geldmittel zur Verfügung, kaufe ich mir die ändern um 4 oder 6 Mk. dazu. Die Märchen von Grimm und die „Deutschen Sagen“ dürften ebenfalls nicht fehlen. Von den „Tiermärchen“, verlegt von Wunderlich, kaufte ich drei Stück (gbd. 60 Pf.). Die Kinder raufen sich förmlich um das Buch, obwohl es nicht illustriert ist. Hebels „Schatzkästlein“ und den herrlichen „Robinson“ kaufte ich mir auch in je zwei Stücken; der letztere müßte illustriert sein. — Wer daran zweifelt, daß diese Bücher nicht auch von Erwachsenen gelesen werden, kennt das Volk schlecht. Ist einmal die Leselust auch bei den Alten geweckt, so ist es leicht, sie „rumzukriegen“, daß sie einen Obolus für Werke zu einer Volksbibliothek beisteuern. In dieser dürften ebenfalls nur Volksschriftsteller vertreten sein, nicht aber, wie es da und dort gang und gäbe ist, die verschiedenen Heimburgs und Werners. Ich sage es offen: Wenn mir jemand für diese Bibliothek schön geheftete Zeitungsromane schenken wollte, ich sagte ihm ein geheucheltes „Danke“ und brauchte die Romane als — Makulatur. Ich denke, daß wir von der heimischen Kost fetter werden als von der französischen oder englischen und „es tut mir immer in der Seele weh, wenn ich eine Frau oder ein Mägdlein mit Zeitungsromanen seh . . .“ Für ein Biergeld ist es heute schon möglich, den Grundstock zu einer Volksbibliothek zu legen; man denke nur an die Wiesbadener Volksbücher (10 bis 30 Pf. das Stück). Daß bei Neuanschaffungen für die Schülerbibliothek in erster Linie der Lehrerhausverein in Linz zu berücksichtigen ist, finde ich für selbstverständlich. Das wäre so die Pflege des Volkstums in der Schule, wie ich sie mir vorstelle. Nur noch ein paar Worte über den Nutzen, den die Pflege des Volkstums dem Lehrer bietet. Wie erinnerlich, berichteten die „Blätter“ in ihrer Mainummer von einem Landschulmeister, Hans von der Sann, der es durch die Sammlung heimischer Sagen, Gebräuche und Sprüche zur Berühmtheit gebracht hat. Noch ein anderer Landschulmeister wirkt in der grünen Mark, dem diese Arbeit Lorbeeren eintrug und der sogar vom Kaiser durch eine Ehrengabe ausgezeichnet wurde, — Karl Reiterer. In Böhmen ist Kollege Peter in dieser Richtung verdienstvoll tätig und so mag es noch manch anderen Landschulmeister geben, der es zwar nicht zur Berühmtheit bringt, aber doch Bausteine liefert zu dem großen Werke über die Erforschung der Volksseele. Und das ist auch verdienstvoll. Besonders dem Einklaßler wird das Sichversenken in die von ihm gehobenen Schätze aus der Volksseele einen immer sprudelnden Quell der Freude und der Anregung bieten. (Der Kollege in der Stadt sitzt nicht bei so voller Schüssel.) Versteht er es, die gehobenen Schätze im Unterrichte und als Erzieher fruchtbringend anzulegen, dann hat er die Herzen der Jungen sowie die der Alten gewonnen; dann erst wird er zum wahren Volkslehrer, zum Volksmann. Ich schließe mit den Worten Auerbachs, die er dem Lehrer Lautenbacher in den Mund legt: „Wie gar leicht ist es, groß, vornehm zu erscheinen, wenn man sich vom Volke zurückzieht, sich einen besonderen Palast des Wissens und Denkens auferbaut, eine Burg auf hoher Bergesspitze, fern von den Talbewohnern. Steigt man aber herab zu den Menschen in den Niederungen, lebt mit ihnen und für sie, da erfährt man oft, wie man bisweilen die einfachsten Dinge nicht weiß und die besten Gedanken nicht hat.“ Und, ehe wir scheiden, auch das Verslein noch, das Scheffel dem besten Volkskenner, dem alten Job. P. Hebel, ins Grab nachgerufen. Es heißt: S’ isch kein mehr cho, der g’sungc het wie du So frisch vom Herze und so heiniet-treu, Ders g’füehlt het, was im zarte Haberchörnli, In Feld und Wald, in Felsen und in Biiche Für e verborgni Offebarig lebt, Kein, dem wie dir die guete Schwarzwaldgeischter Ihr Sprach zueg’flüstert hen, ihn g’heimi Sache, Der die Böse selber, de Irrgeist und de Puhu So z’bschwöre weiß mit scherzhaft spitzge Wort! Weger, ’s het Grund, ass wemmen uffem Wald Jetzt in e Stube geht, uf’s Brettli wist, Wo’s Husarchiv un d’ Büecherei verwahrt stoht, — Links ob der Tür — und frogt: „was hender do?“ Der Husher seit: „Mi Biblen und mi Hebel.“ Aus dem Tagebuche eines Übungsschullehrers. 7.) Mas ist das? Dabei wurde ein Bild aufgehängt. Antwort: „Das ist ein Pferd." — „„Gut!"" — SchlechlI — Die Antwort sollte richtig lauten: „Das ist ein Bild." Und selbst, wenn man nun auf das abgebildete Pferd zeigt, so ist das noch immer nicht ,das Pferd’, sondern ,das Bild vorn Pferde'. Also Wahrheit, lieber Kandidat, auch in der kleinsten Sache und auch bei den kleinsten Leuten! Das Tier, das gerade vor den Wagen gespannt wird, ist ein ,Pferd'; der hervortretende Teil der Zeichnung ans dein Pappdeckel ist „das Bild vorn Pferde" und das ganze ist ,ein Bild'. — Übrigens besser wäre die Sache so: Sie hängen das Bild vor dem Unterrichte auf und verdecken es mit einer Leinwand oder mit Packpapier. Die kleinen Kobolde kommen und gucken. Was mag dahinter stecken? Die Neugierde beginnt also das Interesse zu nähren. Klapps, fliegt die Hülle herunter wie das Tuch vom Monument. Ah! Aufhebung des Druckes, der die Seele belastete. Nun lassen Sie eine Pause, lassen Sie die Kleinen schlürfen! Nach einer Minute erst beginnen Sie langsam: „Was ist auf diesem Bilde dargestellt?" Schöpfen Sie die Situation ganz aus und fixieren Sie dann erst den wichtigsten Teil — hier ,das Bild vom Pferde'! Was seht ihr in der Mitte abgebildet? Was tut es gerade? usw. 8.) Pie Kharakteristilr. Es sollte ein Lebensbild von Max I. entworfen werden. — Die Erzählungen gingen leidlich, doch die Charakteristik ivar zn schablonenhaft. Max war kühn, tapfer, leutselig, fromm, gerecht, sparsam usw. — usw. Wie war Rudolf von Habsburg? Auch er ivar kühn, tapfer, leutselig, fromm, gerecht, sparsam usw. Und wenn wir zu Leopold ober zu Franz kommen werden, so werden sich dieselben Eigenschaften wiederholen. Also braucht man vor die stereotype Wortreihe lediglich einen ändern Namen zu setzen und die Charakteristik ist fertig. Wo bleibt aber dann die Vertiefung, der Vergleich? Zwar mögen zwei Herrscher ähnliche Tugenden besitzen, aber aufs Haar sind sie sich deswegen doch nicht gleich; zum mindesten wirb die Reihenfolge, nach der Bedeutung geordnet, eine andere sein. Und was soll überdies die gedankenlos hingeworfene Phrase, wenn sie nicht der begründende Satz begleitet? Es wird demnach entweder immer die Tat, aus der sich eine bestimmte Eigenschaft ergibt, vvranszuschicken ober als Beleg nachzubringen sein. Nur so kann man sicher annehmen, daß das Wort beit rechten Inhalt birgt, daß der Schüler sich etwas oorstellt, daß das Lebensbild ihm lebhaft vor der Seele steht. 9.) Hroße 3n{jfen. Kopfrechnen: Wieviel ist 340 + 189? Dreimal muß die Aufgabe wiederholt werden, ehe sie die Schüler fassen. Dreizissrig links, dreiziffrig rechts: das ist ein bißchen viel für das Gedächtnis. Nun geht es ans Ausrechnen. 340 -s- 100 — 440. Was kommt jetzt? Der Schüler hat den zweiten Summanden verloren. Wie haben Sie ihn da an-gesnhrett! War jedoch der Tadel gerecht? Keinesfalls! Hatte der Junge seine ganze Aufmerksamkeit den Zahlen zugewendet, so wäre das Denken gehemmt worden; da er überlegt, zerlegt hat, ist der Schwerpunkt aus dem Gedächtnis gerückt worden! Was ist nun im Rechnen Hauptzweck: Pflege des Verstandes ober Pflege des Gedächtnisses? Also schreiben Sie die großen Zahlen an die Tafel, damit die Schlüsse ohne Hemmung gebildet werden können! — Die )ehn Gebote des Landlehrers. 9.) Du sollst nicht öegehren deines Nächsten Erfolge! Dein Nachbarkvllege ist ein tüchtiger Lehrer. Der Inspektor hat ihn belobt, die Bevölkerung würdigt seine Verdienste, die eigenen Amtsbrüder schätze» ihn als Pädagogen hoch. Du willst es ihm gleicht»«, suchst ihn heim, guckst ihm dies und jenes ab, liesest Bücher, Zeitschriften mehr als er, bringst für jeden Tag eine gründliche Vorbereitung zur Stelle, du redest, du schreibst, du besserst und lästerst: Es will der Erfolg nicht kommen, der dich drüben berückt hat. Verzweifelt schleuderst du das Tagebuch hinter deinen Thron, entmutigt lassest du die Dinge gehen, wie sie gehen, du wirst der Stnndenhalter, der Handwerksmann. Wer ist an allem schuld ? Deine eigene Einsicht. Bedenk: Nicht aus jedem Holze läßt sich ein Merkur schnitzen, nicht überall liegen die Umstände günstig, nicht immer ist das das Beste, was die Menschen als solches bezeichnen, nicht immer zeigt sich der Erfolg in derselben Form, nicht immer hat man für das eigene Wirken den rechten Maßstab. Wenn du das, was an Talent dir abgeht, durch Fleiß ersetzest u. zw. soweit es in deinen Kräften steht: — sei mit dir zufrieden! Wenn du vergleichst, daß in deiner Schule auf den Unterricht mehr Hemmnisse einwirken als drüben: gräm dich nicht ob des geringeren Erfolges! Wenn der Nachbar es versteht, sein Licht auf den Scheffel zu stellen und von sich reden zu machen: — gönn ihm das kurze Glück! Wenn die Schüler im Dorfe K. was wissen, so sei froh, daß die deinigen was können! Wenn Freund N. sich überschätzt und der Mitwelt das Urteil über sich aufdrängt: — warte, über kurz ober lang ist der Schimmer dahin und dein redlicher Eifer dringt hervor! — Und wenn alles sehlschlüge, wenn der Nächste tatsächlich ein unübertrefflicher Meister wäre: Soll man sich darob verzehren? Ist nicht der Erfolg der beste, den wir uns mit heißem Bemühen erworben haben, sei er nun groß ober nicht? Das Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt zu haben, „ist Lohn, der reichlich lohnet". SpracbunrlcbtidReiten der Scbulspracbe. 17.) 29o gehst btt hin? Eine alltägliche und allemal schlechte Fragestellung! „Wohin" ist ein Wort und bleibt als solches ungetrennt. Das hat mich einen praktischen Grund: Beginnt der Satz mit „Wohin", so weiß ich sogleich, daß es sich tun die Richtung handelt und meine ganze Aufmerksamkeit ist auf das Folgende gelenkt; beginnt er jedoch mit „Wo", so vermeine ich zunächst, es handle sich um den festen Standpunkt. Wenn dann das „hin" ans die Bewegung weist, muß ich zurückkehren und ans dem Fragesatze die näheren Umstände heransklaitben. Das bedeutet eine Gedankenarbeit. Nicht immer gelingt sie und die Antwort bleibt dann ans. Man nehme als Beispiel einen längeren Satz mit cittgeschobeneti Nebensätzen! — Und drittens die Analogie! Trennt man „wodurch" ober „womit"? Also lassen wir auch „Wohin", wie es ist, als ganzes Fragewort! — Demnach: Wohin gehst du? Woher kommst du? Womit schreibst du? usw. Die „ersten Schulwochen“ im Abteilungsunterrichte. Vom Schulleiter Karl Graf in Muthmannsdorf, Niederösterreich. Morvemerkung: „Da steh' ich nun, ich armer Tor! Und bin sa £(ng als wie zuvor." Ähnlich denkt mancher junge Amtsbruder, da ihn das Geschick in eine Einklassige gebracht hat, ihn, den Anfänger zu den Anfängern. All die methodische Kenntnis scheint mit einemmale vergessen, alle Lehren sind dahin, so eS heißt mit den drei Völkern den Pakt zu schließen tmb sie alle sogleich zufriedenzustellen. Wohl mag bei den Große» und Mittleren der Faden allmählich gefunden werden; doch schlecht steht cs mit den Kleinen. Sie sperren die Schnäbel auf und kreischen, und er, der arme Pädagog, hat nichts zu bieten. Wenn da doch jemand hülfe! Kaum gesprochen, ist schon der Wunsch erfüllt: Ein gewiegter Alter, der mehr denn zwei Jahrzehnte die gefährliche Brücke passiert hat, steht da und reicht dir, lieber junger Freund, den Arm zum ersten Gange in das Berufsleben. Fasse Mut, dein Mentor wird dich ans sicherer Fährte geleiten! D. Schrift!. 1. Woche. 1. Schultag. Freundlicher Empfang der Kinder. Der Lehrer sei voll Liebe und Geduld, damit sich sozusagen von selbst der Spruch: „In der Schule ist es schön, gern will ich zur Schule geh’n“ auf die Lippen der Kleinen presse! Anweisen der Sitzplätze (für alle drei Abteilungen). Nach der Größe und Körperbeschaffenheit (Kurzsichtigkeit, Schwerhörigkeit usw.) hat der Lehrer seine „Soldaten“ zu ordnen; er läßt sie recht scheu und unbeholfen das erstemal die harte Schulbank verkosten. Nach dieser Arbeit wollen die Kinder auch einmal lachen. Daher wird ein kleiner Scherz nicht schaden. Setze dich, Elementarlehrer, z. B. selbst recht ungeschickt in die enge Schulbank und du wirst gewiß allerseits helles Lachen erregen und die Zutraulichkeit der Kleinen erwecken I Kurze, leicht verständliche Besprechung der Schulordnung (alle drei Abteilungen zusammen!), namentlich davon: Reinlichkeit des Körpers (nachsehen, lobenI), der Kleider und Schulsachen, Aufzeigen, Aufstehen, Grüßen in und außer der Schule, Ruhe und Anstand überall. Zweite und dritte Abteilung Liedchen singen, Sprüchlein aufsagen, damit die Kleinen die natürliche Ängstlichkeit abstreifen.1 Ruhiger Ein- und Austritt, Belehrung über das Hinausgehen und Hereinkommen (wird von der zweiten und dritten Abteilung vorgezeigt!). Das Schulgebet, Aufstehen und Niedersetzen nach Kommando (zweite Abteilung mithelfend — dritte Abteilung stille Beschäftigung). — Wenn der Schulort eine geschlossene Ortschaft ist, so lasse der Lehrer die Anfänger die letzte halbe Stunde nach Hause gehen; wenn nicht, dann schließe er für heute überhaupt den Unterricht der Untergruppe. 2. Tag. Aufstehen und Niedersetzen nach Kommando. Namen der Kleinen. Hiezu ist ordnungsmäßiges Aufstehen einzuüben. Die Antwort auf die Frage nach dem Namen erfolge in 'einem ganzen Satze, z.B.: „Ich heiße Josef Burger.“ Jeden Schüler fragen, was er ist, weil er in die Schule geht ? (Ich bin ein Schüler, eine Schülerin.) Einübung der Griffelhaltung. Ziehen von senkrechten Strichen über die ganze Tafel (Vorzeigen, Körperhaltung!). Stillbeschäftigung: Senkrechte Striche über die ganze Schiefertafel (bloß auf der Seite ohne Linien), auslöschen und wieder machen. 3. Tag. Wiederholendes kurzes Abfragen der Namen. Erste Erzählung. Welche am passendsten ist, hängt vom Schulorte und Schülermateriale ab. In den Fibeln und Anleitungen hiezu sind eine Anzahl zur Auswahl enthalten, z. B. der Spatzenmichel. Die Erzähl weise sei kurz, schlicht und allgemein verständlich. Abfragen der wichtigsten Sätze. Moral dieser Erzählung: „Artig, flink und rein müssen alle Kinder sein.“ Dieses Sprüchlein wird nun memoriert. Stillbeschäftigung: Senkrechte, dann Schiefe über die ganze Schiefertafel (Vorzeigen!). 4. Tag. Wiederholung. — Rechte und linke Hand. [Strecken der Arme; hebt die rechte, die linke Hand, beide usw.] Wiederholende Einübung der Griffelhaltung. (Nehmt den Griffel in die rechte Hand — hochI — in die linke Hand — hochI) Stillbeschäftigung: Zuerst eine halbe Stunde Senkrechte und Schiefe, dann eine halbe Stunde Kreuzchen allein und zwischen Senkrechte + | + | + | . 5. Tag. Übersichtliche Wiederholung. 1 Hier und im weiteren Verlaufe zeigen sich wesentliche Vorteile der Schulen mit Abteilungen, in denen eben das Beispiel der Größeren rasch bewirkt, was sonst der Lehrer mit schwerer Mühe erobern muß. D. Schriftl. 2. Woche. /. Tag. Wiederholung der Schülernamen. Anschauungs- und Sprechübung über die mitgebrachten Schulsachen als: Tafel und Griffel (Schwamm). Die Besprechung erfolgt nur kurz mit Angabe des Namens, der Teile des Dinges, der Farbe, des Stoffes und des Gebrauches. Die Schüler antworten kurz in ganzen Sätzen. Antworten die Kinder in der Mundart, so verbessere der Lehrer, tadle aber nicht! Zeichnen der Tafel mit Schwamm. Erklärung derselben. Stillbeschäftigung: Nachzeichnen dieser Tafel. Dann zweite Halbstunde Striche und +. 2. Tag. Das memorierte Sprüchlein (Artig, flink und rein müssen Kinder sein)1 wiederholen. Frage: „Wo bist du jetzt?“ Antwort: „Ich bin in der Schule.“ Frage: „Was bist du deswegen?“ „Ich bin ein Schüler, eine Schülerin.“ (Ganz kurz!) Benennen der wichtigsten und bekannten im Lehr-zimmer vorhandenen Gegenstände. Fragestellung nach der Anzahl der vorhandenen Gegenstände (Vorübung für das Rechnen), z. B. wieviel Tische, Sessel, Tafeln usw. sind da? „Da ist „1“ Tisch, da ist „1“ Sessel usf. Vorzeichnen einer Bank, eines Sessels. (Einige Minuten Einübung mit den Kindern.) Stillbeschäftigung: Eine halbe Stunde Sessel und Bank, eine halbe Stunde die Bank mit zwei Sesseln zeichnen. m rr 3. Tag. Orientierung im Schulzimmer als: rechts, links, oben, unten, vorne, hinten. Übertragung dieser Begriffe auf die Wand- und Schiefertafel. Das „Oben“ und „Unten“ auf der wagrecht liegenden Schiefertafel gut einüben! Zeigen der bezüglichen Stellen vonseite der Kinder mit dem Finger oder Griffel (auf der Schultafel mit dem Zeigestock) und dabei sprechen: „Da ist links, da ist rechts usw“. Stillbeschäftigung: Zeichnen einer Tafel, einer Bank, eines Sessels oder Ziehen von Senkrechten und Schiefen. 4. Tag. Kurze Wiederholung der Schülernamen, des memorierten Sprüchleins (einigemale dasselbe singen, nämlich f, g, a, b, c, — c, b, a, g, a, f). Fortsetzung vom Orientieren als: rechts und links oben, rechts und links unten, Mitte (Mitte oben und unten), sowohl im Schulzimmer als auch auf der Tafel. Die Orientierungspunkte auf der Schiefertafel werden heute mit Ringelchen bezeichnet. Stillbeschäftigung. Große und kleine Ringe machen. — Zeichnen von Bänken und Sesseln. 5. Tag. Wiederholung. — Anschauungs- und Sprechübungen von der Schultasche; die Federbüchse. Zeichnen dieser zwei Dinge. /\________________ Stillbeschäftigung: Nachzeichnen dieser Dinge. Dann Zeichnen einer Schultafel mit Schwamm. (Fortsetzung folgt.) Des Lehrers Takt und Schliff in der Gesellschaft. (». Der Mrief. (Fortsetzung.) Vorerst die Wiederholung der Grundregel: Spare nicht mit dem Gelbe, nicht mit dem Raume, nicht mit der Zeit! Der Empfänger soll aus dem Briefe erkennen, datz du Geld für ein gutes Papier geopfert, daß du mit dem Raume nicht gegeizt, daß du dem Briefe Zeit gewidmet hast. Merkt er in einem der Teile Knickerei, so nützt die schmeichelhafteste Wendung nichts: Der Erfolg ist im voraus dahin, du hast dich schlecht vorgestellt. Wie anders erscheinst du jedoch, wenn du mit Großguart von feiner Sorte kommst, wenn du oben und unten den 1 Das Sprüchlein einigemal von der zweiten und dritten Abteilung singen lassen! (Die Kleinen singen leise mit.) Rand frei lassest, vhne eine gähnende Leere zu schaffen, rotfmt die Tinte nicht durch das Löschpapier aufgesogen wurde und in nichts ein Hasten bemerkbar ist! Beachtest du all das nicht, so machst du gleichsam im Straßenanzuge, verstaubt, schweißtriefend den Besuch; bist du jedoch der Mahnung eingedenk, so stehst du da als Mann von guter Sitte, mit Klak (Claqne) und Frack. An einigen Hellern und wenigen Minuten hängt demnach zuweilen die Wirkung eines Briefes. Und nun zum Inhalte desselben! „Was soll ich dem hohen Herrn schreiben?" Sammle dich und verzeichne deine Gedanken, ehe sie dir entfliehen! Hast du dich erschöpft, dann ordne den Stoff, so daß er logisch zusammmhängt! Kann man nun sogleich mit der „Sache" kommen, wenn es einen .Höflich- keitsbriest gilt? Das wäre schon eine Art Sparsamkeit. Also gliedert sich der Brief in eine Einleitung, in eine Ausführung des Grundgedankens und in einen Schluß. Einen Briefsteller zu bieten, kann nicht Zweck dieses Abschnittes in den „Blättern" sein; daher will ich nicht alle möglichen Einleiteformcln angeben. Man merkt es ihnen übrigens sogleich an, wenn sie abgeschrieben sind, und der gute Eindruck leidet. Läppisch sind z.B. die Anfänge: „Indem ich zur Feder greife, wünsche ich, daß Sie mein Schreiben in bester Gesundheit antreffe." Oder: „Gestatten Sie gnädigst, daß ich mir die Freiheit zu nehmen erlaube, Sie mit einigen Zeilen zu belästigen." Mit „Ich" darf ein Höflichkeitsbrief niemals beginnen, weil man doch seine eigene Person zurückstellen, nicht aber sogleich an die Spitze setzen soll. Nicht mit Ünrecht sagt man: „Wer mit .Ich' anfängt, schickt den Esel voraus." Die Einleitung soll so sein, daß sie nur für den gerade vorliegenden Fall paßt, also sofort zeigt, daß sich ver Schreiber Mühe gegeben hat. Einige Beispiele: „Ihr freundliches Entgegenkommen gelegentlich der letzten Inspektion gibt mir Mut, Sie, hochgeehrter Herr Landcsschnlinspektvr, mit einer Anfrage zu behelligen." Oder: „Ein Werk der Menschenliebe führt mich zu Ihnen, hochgeehrter Herr N. N. Gestatten Sie, daß ich sofort beginne!" Oder: „Schon wochenlang liegt es wie Alpdruck mir auf der Seele und ich muß, um Klarheit und dadurch Ruhe zu finden, Sie, hochgeehrter Herr Direktor, mit einer Anfrage belästigen." — So, und nun vhne viel Umschweife zur Sache! Hohe Herren haben nicht Zeit, sich durch ein Gewirr von Phrasen zu winden. Die Darstellung sei also schlicht, aber durchwegs logisch gegliedert; sie sei eine Kette, in der kein Glied fehlt! Am besten bewährt sich, wenn cs möglich ist, die chronologische Darstellung. — Über Schluß und Anschrift nächstens! Ratschläge für die Vorbereitung ütr tiiirgerschullel)rciPriifumj. 11. Vorbemerkung. Die Anmeldungen für ausgearbeitete Prüfungsthemen mehren sich zwar, aber noch immer nicht in dem Maße, daß an die Durchführung des Planes gedacht werden könnte. Übrigens hat es noch Zeit. Wir könnten es vielleicht so machen, daß ab 1. Jänner 1!)08 jeden zweiten Monat eine dies bezügliche Beilage erschiene und zwar mit Ausnahme der Mathematik die verschiedenen Fächer betreffend; jedesmal würde ein typisches Thema aus einem ändern Gegenstände in der Form eines ausgcführlen Auf satzes gezeigt werden. Die Kosten zu bestimmen, füllt schwer. Soviel sagt die Kalkulation: Der Sonder bezug für die sechs Einlagen würde den Bezugspreis verdoppeln. Ich sehe weiteren Anmeldungen entgegen. — Und nun wieder zum Bücherhauf zurück! a) Pädagogik: Ein „Philosophisch-pädagogisches Lesebuch" liegt vor mir. Der Ausdruck dürfte vielen neu sein. Wie gelegen kommt uns indes die prächtige Gabe der Dürr'schen Buchhandlung in Leipzig! (Preis 3 K 40 h.) Als Verfasser sind Dr. K. Wacker und I. Nießen genannt. Die beiden Herren haben über die Hauptkapitel der Psychologie, Logik und Ethik aus den Werken neuerer und daher dem Lehrer nicht leicht zugänglicher Pädagogen abgerundete Aufsätze gesammelt und uns so zur Wiederholung des bisher durchgenvminenen Stoffes geleitet. Aber das wäre nicht alles. Der Leser gewinnt vielmehr durch die Abhandlungen auch einen Einblick in verschiedene philosophische Systeme, lernt ein und dieselbe Sache von mehreren Seiten betrachten, macht sich vom Buchstaben los und gleitet so allmählich zur selbständigen Beurteilung und Erkenntnis hinüber. Wären wir früher ans den Baugrund anderer Männer geraten, wir hätten den sicheren Schritt verloren, denn noch waren wir nicht sicher auf dem einen Plane. Jetzt jedoch, da wir vor uns ein festes Gebäude errichtet haben, dürfen wir auch andere Bauten bewundern. Lieber Herr Studiosus! Lies so: Schlag in dem neuen Buche •ein Kapitel auf, denk nach, was du darüber weißt; kontrolliere dich, indem du in dem empfohlenen Sehrbuche schnell den Abschnitt durchstiegst; geh dann zum neuen Freunde und laß dir von ihm dasselbe Thema bieten! Was anders ist, streich an; was du sorglich verwahren willst, streich doppelt an! — Zwei weitere Priifnngsfragen: 19.) Wie können die verschiedensten Gedächtnishilfen im Unterrichte verwertet werden? 20.) Wie kommt das Handeln zustande; inwieserne können wir es lenken? — b) Deutsche Sprache: Es hieße hasten und oberflächlich werden, wollte ich hier etwas Neues hinzufügen. Wohl aber sollen ein paar Fragen in dem bisher dnrchgearbeiteten Stoffe wühlen: 1.) Wie äußern sich Brechung und Umlaut im heutigen Schriftdeutsch, wie.in der Mundart? 2.) Inwieserne treten die Gral- und die Artussage in einzelnen Werken der mittelhochdeutschen Epiker hervor? — c) Geschichte: Kriege, nichts als Kriege! Wir müssen ihrer leider gedenken, denn wir studieren nicht zum Vergnügen, sondern für eine Prüfung. Also widmen wir uns dem blutrünstigen Kapitel, da die Wälder vor uns bluten, als wären sie die Heere in den ,Perserkriegen' I Ein echtes Priisungskapitel! — Die Sache macht man so: Einen Bogen Papier ans den Tisch, die alte Welt in groben Umrissen hingezeichnet und nun führt der rote Stift die Heere der Perser ans dem roten Morgenlande, der Blaustift die Heere der Griechen an den Gestaden des blauen Meeres. Die Zusammenstöße kennzeichnet ein schiefes Kreuz; daneben sind die Namen» der Anführer und die wichtigsten Jahreszahlen. Hast du, lieber Freund, alles richtig eingetragen und ein paarmal ans dem Gedächtnisse ans die Schultafel gezeichnet, dann ist das Kapitel dein eigen und wir schreiten nächstens weiter. — Fragen: 1.) Welche natürlichen und zeitlichen Bedingungen haben dem Perserreiche zur Machtentsaitung verhelfen? 2.) Inwieserne können die Verfassungen in Athen und Sparta bodenständig genannt werden? — ä) Geographie: Bei dem Abschnitte „Das Land" stoßen wir auf die Geologie. Hiefiir bringt unser Lehrbuch zn wenig; wir müssen daher nach einer Svnderschrift Umschau halten. Für unfern Zweck genügt die „Mincralienknnde und Erdgeschichte" von A. W. Lay. (Preis l K 20 Ir.) — Fragen: 1.) Wie werden aus dem Beobachtungsleben des Schülers heraus die verschiedensten Vorgänge am Himmelsgewölbe erklärt? 2.) Inwieserne wirken die Strömungen des Meeres ans die Kultnrentwicklung mancher Länder? — e) Naturgeschichte: Es beginnt das systematische Studium. Womit fangen wir au? Mit dem, was uns zunächst liegt, mit uns selbst! Das Objekt „Mensch" haben wir immer zur Hand. Dazu ist es das ausgebildetste, vollkommenste Objekt, so daß wir an ihm alles in natura beobachten können, was uns später zum großen Teil nur im Bilde vor die Angen treten wird; denn draußen in dem einsamen Dörflern ist kein Naturalien-kabinett, kein Museum. Da muß die Phantasie verkörpern und beleben, was uns das Bildchen zeigt. Wie willkommen ist uns hiebei das Vergleichnugsobjekt „Mensch" mit all den betrachteten Teilen und den biologischen Momenten! Zar Bereicherung der Stndienbehelfe: Lehrbuch der Körper- und Gesnndheitölehre für Lehrer- und Lehrerinnenbildnngsanstalten von Dr. Theodor Altschul. (Verlag Tempsky in Wien; Preis 3 K.) Für die Biologie: Dr.Schmeils „Der Mensch",. (Nägele in Stuttgart; Preis 96 h.) — Themen: 1.) Entstehen, Leben und Vergehen des Baumes. 2.) Die Fortpflanzung bei den Kryptogamen. — f) Mathematik: Die Lektion von Folge 45 reicht in den November Hinein. Wer Geld hat, schaffe sich Ludwigs „Unterrichtsbriefe" an; wir werdeü sie bald brauchen. — g) Naturlehre: Nur weiter, immer weiter! Nächstens wird mit ein paar Fragen ans den Zahn gefühlt werden. — h) Zeichnen: All die bunten Blätter des Herbstes auflesen und in Farben flott ans die Papierfläche werfen! Naß in Naß — ohne Pedanterie und Zagen! — Die Wechselnde. Zur Krage. (Welche Stoffmassen [Kapitel] sollen aus dem jetzt bestehenden Lehrpläne ansgeschieden oder in demselben zugeschnitten werden?) 28. Urteil. Lehrer A. Lothaller in Prani, O.-Ö. (Fortsetzung.) Lesefrüchte: Einige Geschichtsbilder aus Ad. Schroeder preisgekröntem Lehrplan für den Geschichtsunterricht: Das deutsche Land und Volk in der Gegenwart. Das deutsche Land und Volk zur Zeit Christi. Die Römer als Verkünder des Christentums unter den Germanen. Karl der Große, der erste Erzieher unseres Volkes aus germanischem Blute. Bildung der Stände im deutschen Volke (Königtum, Adel, Bauer). Der Bürgerstand: Aufkommen von Handel und Handwerk, Enstehung der Städte. Was tut der Staat für seine Bürger und welche Pflichten haben diese gegen den Staat? u. a. Lehrplanskizze von W. Probet — V. Schuljahr: I. Der Wald. Der Nadelwald im Frühlinge. Die Kiefer. Nadelhölzer. Nestzerstörer: Eichelhäher, Elster, Eichhörnchen, Marder. Das Laubdach im Laubwalde. Licht im Walde. Der Waldboden. Lehmboden, Sandboden. Humus. usw. Harz. Durchscheinende und undurchsichtige Körper. Zerstreutes Licht. Porosität. Austrocknen. Der Lehrplan im Lichte der Konzentration von der Chemnitzer Lehrplankommission — V. Schuljahr: Geschichte. 1. Die alten Deutschen. Land, Lebensweise, Beschäftigung, Erziehung, Stände, Religion (Sagen und Redensarten aus dieser Zeit). 2. Siegfried (Gudrun). 3. Cimbern und Teutonen. Römer in Deutschland usw. Erdkunde. Sachsen i. d. Karte v. Deutschland. Größe Deutschlands im Verhältnis zu Sachsen (verjüngter Maßstab). Bodengestalt und Bewässerung von Deutschland im allgemeinen. Rheingebiet. Deutsche Alpen. Lehrplan von H. Wigge, Rektor: IV. Schuljahr. Naturkunde. A. Auf der Wiese. Scharbockskraut. Himmelschlüsselchen. Klee. — Hummel .... B. Auf der Sandbank. C. Am Gewässer. Schul- Heimatkundlicher Sachunterricht Deutsch Schreiben Gesang Zeichnen Sachgebiete für das Rechnen woche Geographie Geschichte Naturkunde 5. Tageslauf der erwachsenen Familienglieder. Womit sich die alten Deutschen beschäftigten. Beobachten, wie die Vögel Nester bauen. Der Winterabend. Holtmann v. F. Das Schwalbennest. Grül-lich. arbeiten, verdienen, a, v. Abend wird es wieder. Kaffee- mühle. Arbeit und Lohn. V. Schuljahr. Schul- woche Naturkunde Geographie Geschichte Deutsch Schreiben Gesang Zeichnen Sachgebiete für das Rechnen 4. Sachgebiet: Garten, Haus und Hof. Wie die Erbse keimt. Warum manche Erbsenbeete noch einmal bestellt werden müssen. Sachgebiet: Weitere Heimat. Welche Bedeutung der SUdharz für Ellrich hat. Sachgebiet: Weitere Heimat. Was uns Römerstein und Sachsenstein bei Sachsa erzählen. Wie die Quelle entsteht. Wagner. Die Zorge entspringt im Harz. Der Frühling hat sich eingestellt. Kastanien- blätter. Garten- bestellung. Konzentration des Unterrichts auf realistischer Grundlage von Rektor O. Schmidt. VIII. Schuljahr. I. Kulturstätten der Heimat. (Erste realistische Wurzel.) a) Kommunales Gesellschaftsleben, aa) Hausbau. 1. Welche Instrumente benutzt der Maurer beim Bau des Hauses zur Bestimmung der wagrechten und lotrechten Richtung? (Lot, Wasserwage. — Schwerkraft.) 2. Warum muß der Maurer die Wände lotrecht errichten und den Fußboden wagrecht legen? 3. Wie befestigt der Maurer seinen Hammer am Stiel? (Beharrungsvermögen) usw. Versorgung der Stadt mit Trinkwasser. Entwässerung der Stadt, Kanalisation. Beleuchtung der Stadt. Löschgeräte bei Feuersgefahr. — b) Industrieorte. Die Mühle. Papiermühle. Maschinenfabrik. Drahtweberei. Töpferei. Ton. Ziegelei. — c) Verkehrsmittel. Eisenbahn. Telegraph. Telephon. Mikrophon. Elektrische Bahn. II. Außereuropäische Länder. (Zweite realistische Wurzel.) a) Amerika, b) Afrika, Asien, Australien. Reichlichen Stoff zur Ausarbeitung meiner Lesefrüchte bot sich mir nebst den bereits angeführten Werken in den „Pädagogischen Bausteinen“ (Verlag: Gerdes und Hödel, Berlin W. 57). Zum Studium der Frage 6 seien außer den bereits erwähnten Schriften empfohlen: „Ausgeführte Lehrgänge für den Realienunterricht in der Volksschule von Konrad Eidam und Joh. Lipp“ und „Schlauer und Leichner Stoff- und Lehrpläne für den Realienunterricht in der Volksschule“. (Fortsetzung folgt.) Zur 7. Krage. Inwieweit kann das Helferwesen im Abteilungsunterrichte Geltung haben? 27. Urteil. Schulleiter Franz Schischlik in Pöbring, Niederösterreich. Den großen Nutzen des Helferwesens kann ich nicht einsehen und erkennen. Werden die Anfänger direkt beschäftigt, so kann der Lehrer das Echo des Helfers absolut nicht brauchen; wird die Obergruppe direkt unterrichtet, so wird ein Umtun des Helfers in den vorderen Bänken den Lehrer geradeso stören. Ich verwende das Hclferwescn nicht während, sondern nach der Unterrichtszeit. So gehen die grösseren Schüler mit den Anfängern zum Brunnen u. zw. gewöhnlich die älteren Geschwister. Zum Nachhelfen im Leseunterrichte benütze ich wieder die älteren Geschwister. „Lies daheim mit deinem Brüderchen I“ „Hat dein Bruder mit dir daheim nicht lesen wollen, gut, so werdet ihr nach dem Unterrichte in der Schule miteinander lesen!“ — Auch die „Dableiber“ werden zum Nachhelfen verwendet. Während des Unterrichtes benütze ich das Helferwesen sehr selten. Zu einem schwachen Schüler setze ich gewöhnlich einen gleichalten, talentierten, der ihm dann hie und da ohne Anschaffen hilft. Die schriftlichen Aufgaben bessere ich selbst aus; nur wenn ein Schüler sehr liederlich ist, wird sein Heft während des Unterrichtes einem anderen Schüler zum Ausbessern übergeben. Dies ist dann eine Maßregel, die nur als ausnahmsweise Strafe oder als Ansporn zu gelten hat. Soll der Helfer etwas nützen, so muß er sich körperlich bewegen und muß auch sprechen. Da aber nur einer in der Klasse zu reden hat, so ist das Helferwesen während der Lehrer spricht, also während der Unterrichtszeit einfach undenkbar. Zur 8. Krage. (Soll die Einklasfige eine Achtklassige im kleinen sein oder eine Schnlgattnng besonderer Art?) 17. Urteil. Oberlehrer Joh. Micko in Haselberg (Böhmen). „Die einklassige Volksschule ist hinsichtlich des Unterrichtsstoffes eine achtklassige im kleinen, hinsichtlich der Unterrichtsmethode eine Schulgattung ganz besonderer Art.“ 1.) Welche Gegenstände wären auszuscheiden: Erdkunde? Niemand wird sich vermessen, den Kindern die Kenntnis der Heimat, des Vaterlandes, fremder Staaten und Völker, einen Blick ins Weltall vorzuenthalten. Geschichte, diese große Lehrmeisterin der Menschheit, ist unentbehrlich; die Gegenwart kann nur im Bilde der Vergangenheit erkannt werden. Die Naturgeschichte erzählt uns in dem wundervollen Bau und Leben aller Geschöpfe von der Allmacht und Weisheit Gottes. Die Naturlehre zeigt uns die geheimnisvollen Kräfte der Körper, deren Anwendung der gegenwärtigen Kultur den Stempel aufdrückt. Es ist ein Verbrechen, die Realien an der Landschule verdrängen zu wollen. Der Gesang erfreut des Menschen Herz. Das vielgeschmähte Turnen sollte noch mehr gepflegt werden, auch von den Mädchen; es ist auf dem Lande unentbehrlich zur Gewöhnung an Ordnung und Gehorsam. Dem Zeichnen wird erst die Verbesserung der Methode zur verdienten Anerkennung verhelfen. — Einen zweckdienliche Auswahl aus dem riesigen Stoffe ist selbstverständlich; aber es darf aus mehrfachen Gründen darin keinen wesentlichen Unterschied zwischen Stadt- und Landschule geben. — 2.) Bezüglich der Methode aber ist die einklassige Volksschule eine Welt für sich, die mit ihren acht Schuljahren in drei Abteilungen eine eigene Lehrkunst erfordert, von der man in der Bildungsanstalt kaum einen Schein erhält, die sich nur nach mehrjähriger Erfahrung unter Zuhilfenahme einschlägiger Werke, jetzt in erster Linie der „Blätter für den Abteilungsunterricht“, erlernen läßt. Es ist daher ein großer pädagogischer Fehler, Anfänger im Lehramte in einklassige Volksschulen zu stellen. Zur !». Krage. (Hausaufgaben in der Landschule oder nicht?) 15. Urteil. Lehrer J. Simhandl in Königstetten (Niederösterreich). Die Meinungen über den Wert der Hausaufgaben sind sehr geteilt. Daß die Zahl jener, welche den Hausaufgaben jeden Wert und alle Berechtigung absprechen, größer ist, als die Zahl derer, welche den Hausaufgaben einen Nutzen beimessen, geht daraus hervor, daß bisher in den „Blättern“ nur Gegner der Haus- aufgaben ihr Urteil abgegeben haben.1 Ich muß jedoch trotz dieses Umstandes gestehen, unter gewissen Voraussetzungen ein Verfechter der Hausaufgaben zu sein. Abgesehen davon, daß durch die Hausaufgaben das Pflichtgefühl, der Ordnungs- und Reinlichkeitssinn geübt und gefördert werden, erschließen sie dem Lehrer auch noch mancherlei, was für den Unterrichtsbetrieb von Belang sein kann. Außerdem stellen die Hausaufgaben ein wertvolles Bindeglied zwischen Elternhaus und Schule her und lassen den Eltern einen Einblick in die Arbeit der Schule, die Mühen des Lehrers und das Fort schreiten des Unterrichtes und der Kinder gewinnen. Endlich wirken die Hausaufgaben auf das Elternhaus selbst erzieherisch, u. zw. dadurch, daß man zu einer reinlichen Aufgabe einen reinlichen Tisch, einen reinlichen Schreiber zu besorgen hat. — Allerdings müssen die Hausaufgaben so beschaffen sein, daß sie von allen Schülern selbsttätig und ohne jedwede Beihilfe in einer halben Stunde angefertigt werden können, also nicht zu schwer, nicht zu lang und entsprechend vorbereitet. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, so bilden die Aufgaben wohl kaum eine Überbürdung der Jugend, insbesondere dann nicht, wenn wöchentlich nur eine Aufgabe im Umfange von etwa einer halben Seite über den Wochenferialtag gegeben wird. Fällt auf denselben ein Feiertag, so hat die Aufgabe entschieden auszufallen, ebenso wie über den Sonntag oder längere Ferien (Weihnachten, Ostern, Pfingsten) jede Pflichtarbeit zu vermeiden ist. Noch ein wichtiger Faktor ist in Betracht zu ziehen, nämlich der, daß nicht gleich in der ersten Schulwoche mit dem Aufgeben von Hausarbeiten begonnen wird. Vorzüglich die Schüler der unteren Schulklassen müssen sich erst wieder an die Lernarbeit und das Hantieren mit Tinte und Feder gewöhnen. Werden jedoch im Übereifer gleich von der ersten Schulwoche an Aufgaben gegeben, so sehen diese oft schrecklich aus und weisen Kleckse, Schmutz, zahllose Fehler, ausgelassene Seiten, verkehrte Schrift und ähnliche Dinge auf. — Das Korrigieren ist auch mir ein Greuel; doch ohne dasselbe ist ein Bessermachen nicht möglich. Wenn ich für die Beibehaltung der Hausaufgaben eine Lanze eingelegt habe, so geschah dies in dem Glauben, daß man auf die gänzliche Beseitigung nicht eingehen, Erleichterungen jedoch zugänglich sein wird. Ich möchte deshalb den Satz aufstellen: Man lasse dem Lehrer mehr FreiheitI Er beginne mit dem Aufgeben der Arbeiten dann, wenn er auf reinliche und verhältnismäßig richtige Aufgaben Hoffnung hegen kann! Diese Freiheit erstrecke sich auf die Zahl der Aufgaben, den Beginn des Schuljahres und die Unterrichtsstufe I 16. Urteil. Schulleiter Anton Sehnen, Baierdorf, Steiermark. Diese Frage beantworte ich mit einem starren Nein. Warum? Man beachte: 1.) Die häuslichen Verhältnisse! 2.) Die Aufgaben müssen in der Schule gehörig vorbereitet sein, damit eine Lösung von Seite der Kinder möglich ist. Zu solchen Übungen hat die Landschule während des Unterrichtes genügend Zeit. 3.) Die Aufgaben sind für das Kind ein Zwang; dementsprechend ist auch das Ergebnis. 4.) Die Kinder sollen den Sonntag — die übrigen Tage hat ohnehin der Bauer beschlagnahmt — für sich haben. Erziehen wir die Kinder zur Schaffensfreude, dann regnet es freiwillige Arbeiten in Hülle und Fülle. Eine freiwillige Arbeit schätze ich höher ein als hundert erzwungene. 17. Urteil. Oberlehrer Rudolf Dengg, Lenzing bei Saalfelden (Salzburg). Gerade gegenwärtig hat sich in unsere Schulmethodik ein arger Feind eingeschlichen: Die Übertreibung. Haarsträubende Reformideen werden in Wort und Schrift hinausgeschleudert. Der Sattelfeste schreitet mit gesundem Urteile darüber hinweg, der Leichtgläubige stolpert, will mit dem Kopf durch die Mauer und die Schule kömmt zu Schaden. Extreme berühren sich. Der Voreilige behauptet: Hausaufgaben — ein Unding! Der Übereifrige hingegen erzwingt sich von den Schülern zwei- oder gar dreimal in der Woche eine Hausaufgabe. Ich bleibe stets auf dem goldenen Mittelwege und bin mit den Hausaufgaben immer recht gut gefahren. Über den ersten und dritten Monatsonntag erhalten meine Schüler eine insbesondere fürs Haus geeignete Beschäftigung. Stoff genug! Hier nur einige zusammengewürfelte Muster: Anschließend an den behandelten Lehrstoff „Berechnet die Bodenfläche euerer Wohnstube, des Hausgartens, den Körperinhalt des Getreidekastens, der Kalkgrube; nehmet eueren Zeichenblock und die Liniale mit nach Hause und entwerft das Netz eines Würfels, Kantenlänge — 4 cm, ausschneiden! usw. Miß und berechne diese Holzmenge oder die drei Holzstämme auf diesem Platze!“ — Richtige und gefällige Ausfüllung einer Postanweisung, Postbegleitadresse, eines Frachtbriefes usw. (Bitte deinen Vater um die Angabe einer passenden AdresseI) Gebräuchliche Mitteilung auf einer Korrespondenzkarte (nach lokalen Lebensverhältnissen), Postdrucksorten für den Schulgebrauch im Verlag Pichler, Wien. — Memorieren eines passenden Freischreibstoffes: Der Wolf und der Schäfer, — Meine Gedanken oder: Was ich mir jetzt denke usw. — Zu Hause, in der Schule, auf dem Wege; bei der Arbeit ist euch gewiß schon etwas begegnet, worüber ihr Auskunft, Aufschluß haben wollt. (Jeder Schüler erhält ein loses Blatt.) „Auf diesen Zettel schreibt bei Gelegenheit drei oder mehr 1 Trifft dermalen nicht mehr zu. D. Schrift!. solche Fragen; auch ein einzelnes Wort, worüber ihr Aufklärung wollt, genügt: Schutzmarke, Publikum, Inserat, Prozeß, Koks, Staniol, Isolatoren, Siphon, Herzschlag, Wurmfinger usw. usw!“ Zu solchen Aufgaben haben die Schüler eine Woche oder auch zwei Wochen Zeit; die Zettel werden eingesammelt, die Fragen in sachliche Gruppen geordnet und gelegentlich beim Unterrichte nach guter Vorbereitung kurz besprochen. Den großen Nutzen dieser Anregung — Fragen nach freier Wahl der Schiller — noch des Weiteren zu erklären, erachte ich als überflüssig. Die Bedeutung der Hausaufgaben überhaupt und zwar in richtigen Zeitpunkten und in geeigneter Auswahl ist im 6. Urteil (sieh AprilnummerI) klar genug begründet worden. Zur 1t». Zivaflc. (Schulbeginn im Herbst oder im Frühlinge?) 5. Urteil. Schulleiter Hans Malloth in Goggau, Kärnten. Der Zeitpunkt des Schulbe-ginnes ist schon seit Jahren eine vielumstrittene Streitfrage. Würde noch so lange gewartet werden, bis die Anhänger des Herbst- oder Frühjahrsbeginnes einander von den größeren Vorteilen überzeugt hätten, so verginge noch eine gute Zeit, denn jede der Jahreszeiten bietet für den Schulbeginn ihre besonderen Vor- und Nachteile. Die Lösung dieser Frage wird meines Erachtens nicht bedingt durch den Zeitpunkt, sondern hauptsächlich durch die örtlichen Faktoren, die entweder die Vorteile des Herbst- oder des Friihjahrsbeginnes gewichtiger in die Unterrichtswagschale fallen lassen. Für die nicht zu stark bevölkerte Schule auf dem Lande, wo Weg- und Witterungsverhältnisse nicht so sehr hemmend den geregelten Schulbesuch selbst bei den Kleinen beeinflussen, sprechen schwerwiegende didaktische Gründe für den Herbstbeginn. Für die Gebirgsschule, wo starke Schneefälle, vereiste, lebensgefährliche Pfade, häufige Schneeverwehungen den geordneten Schulbesuch selbst bei den Größeren unterbinden, ist wohl nur der Frühjahrsbeginn am Platze. Dort aber, wo eine Überfüllung der Klasse die Tätigkeit des Lehrers hemmt, sei es Ebene oder Gebirge, sprechen unwiderlegbare Gründe dem Frühjahrsbeginn von selbst das Wort, da nach Ostern durch die Sommerbefreiten und vorzeitig Entlassenen sich die Klasse lichtet und der Lehrer in die Lage versetzt wird, den Anfängern, die ja im ersten Vierteljahre seine Haupttätigkeit in Anspruch nehmen, sich ganz widmen zu können. Hier wird eben die Not zum Gebot. 6. Urteil, Rosa Finger, Lehrerin in Einöde bei Treffen (Kärnten). Bei uns beginnt das Schuljahr nach den Osterfeiertagen; die Ferien dauern vom 1. September bis Allerheiligen. Als Lehrerin der Kleinen halte ich es für gut, daß das Schuljahr im Frühlinge beginnt und nicht im Herbste, etwa im November. Die meisten Anfänger sind noch nicht oft vom Elternhause weggekommen; sie sind also nicht gewohnt, weit zu gehen. Im Sommer gewöhnen sie sich daran und sind dann im Winter widerstandsfähiger gegen die Anstrengung des Weges und die Unbilden der Witterung als jene, welche im Spätherbste mit dem Schulbesuche beginnen. Wenn auch im Winter mehrere Schüler genötigt sind, oft tagelang zu Hause zu bleiben, so ist das Versäumte nicht schwer nachzuholen, während bei Anfängern diese Schulversäumnisse einen großen Schaden bedeuten. Im Sommer gibt es gewiß auch Schulversäumnisse; aber da kommen die Kinder oft eine halbe Stunde vor dem Unterrichte oder noch früher zur Schule und man kann in dieser Zeit die Zurückgebliebenen ein wenig allein vornehmen. Die Anfänger werden überhaupt im Frühjahre leichter über den Schulanfang hinwegkommen. Der Weg ist meist angenehm, das Schulzimmer sieht hell und freundlich aus, der erste Schreib- und Leseunterricht wird nicht durch mangelhafte Beleuchtung erschwert, in den Pausen spielen die Kleinen mit den Größeren im Freien und werden so schnell bekannt mit den Mitschülern; endlich können die in der Nähe wohnenden Kinder in dieser Jahreszeit noch nach Hause essen gehen. So brauchen sie im Anfänge, wo das Lernen sic etwas mehr anstrengt, das gewohnte Mittagessen nicht zu entbehren und überwinden auch leichter die Trennung vom Elternhause. Kleine Mitteilungen. 65.) Lrl)rt>esät)igungsprüsung. Nun kommt sie wieder, die grausame Zeit. — A.: „Keinen Gegenstand fürchte ich sosehr wie die Pädagogik. Man weiß nicht recht, wo man anpacken, was man lernen soll." — B.: „„Lerne alles, lieber Freund, nur nicht die Grundgesetze über den Abteilungsunterricht, denn darüber wirst du nicht befragt."" — Ich möchte dem widersprechen, denn mit eigenen Ohren habe ich es gehört, daß ein Prüfungs-kommissär fragte: „Worin bestehen die Vorteile der einklassigen Volksschule?" — Würde man doch allerorts unter den hundert Fragen wenigstens zehn aus der tatsächlichen Praxis dem Kandidaten vorlegen! 66.) Knternatiönake pädagogische Zcntrakstelke. Die Anschrift ist keineswegs „international". Das tat nichts. Die Angelegenheit steht so: Kurnig in Heilbronn wollte einen Sammelpunkt für die Pädagogen aller Völker gründen, ein Unternehmen, das ans schriftstellerischem Gebiete bereits Chr. Ufer angebahnt hat. Die Zeit ist indes für solch weitausgreifende Pläne noch nicht reis und Herr'Kurnig ließ die Sache stehen. Wir in Österreich wären froh, hätten wir einmal eine pädagogische Zentralstelle für unser Vaterland. 67.) Lehrer und Beamter. Nun hat endlich einmal ein Nichtlehrer den Vergleich in der Arbeitsleistung durchgeführt, nämlich ein Seminararzt in Hessen, und ist dabei zu folgenden Schlüssen gekommen: „1.) Der Lehrberuf ist eher mehr als weniger mit Arbeit belastet als seinem Stande ähnliche Berufe. — 2.) Eine weitere Mehrbelastung kan» nur ans Kosten der Gesundheit fleißiger Lehrer geschehen." 68.) Stadtl'elsrer — Landlehrer. Über die Lebensverhältnisse beider brachte die „Österr. Schulzeitung" letzthin einen trefflichen Aufsatz. Wir drängen ihn in folgende Parallele zusammen: a) In der Stadt Mastochsenfleisch — auf dein Lande das zähe anrüchige Stück aus dem Pfarrdorfe: Wofür zahlt man mehr? (Beachte: der Botenlohn!) — b) In der Stadt der Arzt zur Hand — ans dem Lande drei und mehr Stunden entfernt: Wo kostet er mehr? — c) In der Stadt die Mittelschule vor der Nase — auf dem Lande Kostgeld zahlen, die Kinder bei fremden Leuten unterbringe», in steter Sorge sein: Was wählst du? — d) In der Stadt die ungeteilte Klasse — auf dem Lande zwei oder drei Schülergruppen in der Klasse. — Und so kommt noch vieles an die Reihe, was wir schon oft gehört, vieles, was wir so drollig nicht dargestellt gesehen, und vieles, was' noch nicht beleuchtet würbe. — Die Schriftleitung läßt den Kollegen schelten und sagt dann gelassen: „Wenn die unerträglichen Studiensorgen nicht wären, würde mancher Stadtlehrer mit einem Landlehrer tauschen." — Zweck des Vergleiches: Stadtlehrer und Landlehrer sollten gleich besoldet sein; wenn dem crsteren schon ein Plus zugesprochen wird, so kann es lediglich in der Form einer Quartierzulage sein. 69.) „glicht angenommen!" Im Laufe des Jahres kommt eine erkleckliche Anzahl von Zeitschriften angeflogen, die man nicht bestellt hat, die man auch gar nicht zu bestellen gedenkt. Man läßt sie liege» und denkt nicht mehr daran. Der zweiten, der dritten Nummer wird dasselbe Schicksal zuteil. Jetzt kommt die Rechnung. „Oho, wieso? Ich Hab' ja die Zeitung gar nicht bestellt!" Aber behalten, lieber Freund! Also zahle», zahlen! So hat vor kurzem der Verwaltungsgerichtshof entschieden. — Darum, das Probeblatt durchsehen imti prüfen! Paßt es nicht, das „Nicht angenommen!" auf die alte Schleife und der Post übergeben! 70.) Iem Kitten ins Stammbuch: Wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt, So ist es schon ein böses Zeichen; Doch wenn sie gar des Narren Lob erhält, So ist eS Zeit, sie auszustreichen. Gellert. Briefkasten. Keine (jVfalir! Unter dieser Merke mußte ich letzthin den Leitartikel von Nr. 19 der „Deutschösterr. Lehrerzeitung", der meine Ausführungen in einer Versammlung des Oberlavanttaler Lehrervereines, betreffend die Organisation unserer „Landschnlgemeinde", so deutete, als wollte ich Hiemil eine» neuen Verein oder Bund schassen und den Deutschösterreichischen Lehrerbund gefährden, dahin richtigstellen, daß unser Zusammenschluß ein durchaus zwangloser ist und weiter nichts bezweckt, als das gemeinsame Vorgehen in gemeinsamen Belangen. Da die meisten Leser der „Blätter" zugleich Leser der erwähnten Zeitung sind und der „Zweite Brief an die Landschulgemeinde" die Sachlage auch teilweise klärt, so kann ich es an dieser Stelle mit de» wenige» Zeilen beivenden lassen. — SdilTt. K. ti. in M. (Niederösterreich): Die Sache war jo gemeint: Die Arbeit erscheint in der vorliegenden Gestalt eigentlich nur angedeutet und dies hauptsächlich mit Bezug auf den theoretischen Teil. Ich bin ein Feind von pädagogischen Rezepten ohne die klärende Beigabe. Der Lehrer sott nicht nur nachahmen, sondern das Muster erkennen und, aus seine Sonderver-hültnisse angepaßt, aus sich herausarbeiten. Wenn nun auch für die zweite und dritte Abteilung der Stofs nicht allerorts derselbe ist, so soll er doch so, wie er sich in Ihrem Tagebuche vorfindet, miteinbezogen werden. Das Ganze muß sich ans einem Stundenpläne heransentwickeln und in die Vorbereitungsskizzen für die einzelnen Unterrichtstage eingekleidet werden. Übrigens, ich komme ja bald wieder in die Reichshanptstadt; da will ich dann in der Station der „Brennheißen" absteigen und die Sache mündlich erörtern. — Lehrer 5ti. gt. in gs. (Sdit'esten): Ihnen, wie allen ändern Kollegen, die nur gerade einen milden Winter brauchen, empfehle ich das verhältnismäßig billige Görz; Schwerkranke müssen jedoch nach Suffirt piccolo oder nach Scfitt«. Für weitere Auskünfte bin ich immer zu Diensten. — chfif. R. in "31. (Kärnten): Sie haben recht: „Eine Anerkennung, die jeder erhält, dem Gott ein langes Leben schenkt, bedeutet für einen halbwegs tüchtigen Kerl eher eine Demütigung als einen Lohn." Ich denke, jede Auszeichnung in der Brust ist besser als die auf der Brust. — Lehrer Z. in ch. (Küstenland): Die kleine Gefälligkeit war mir ein Vergnügen. Gelt, dafür darf aber ich Ihnen die kranken Amtsbrüder, die vor dem Frost des Nordens fliehen, empfehlen? — „(Mb aus den Zillertaler Uergen" r Ein prächtiges Bild! Die frischen, kernhasten Tirolerbuben würden es sicherlich so machen wie der junge Speckbacher vor hundert Jahren. — Lehrer K>. in K. (Steiermark); Ihr Zuruf von der Hohe des Semmering sagte mir aufs neu, daß wir uns verstanden haben. Wohl herrlich ist das Stück Erde zwischen dem Steirerland und dem Qualm der Metropole, aber nicht minder schön sind unsere Gelände im Gold des Herbstes, betaut von den Grüßen der Adria. Wenn ich auf meinem Stahlroß durch die heimischen Täler fliege, so geht das Herz mir auf ivie dort, wo ich zu Füßen die Majestäten der Alpen liegen sah. Drum ist das Echo nicht minder überquellend, das aus dem Kraincrland zu ihren Bergen dringt. — Lehrerin N. in Sp. (Dalmatien): Ihre Ansichtskarte hat folgende Betrachtung ergeben: Dort, wo die Natur in bunten Farben erscheint, hat auch der Mensch ein bunt Gewand angelegt. So ist also alles an den Boden gefesselt und doch achtet die Pädagogik des noch immer zu wenig. — Lehrer M. K. in M. (Mähren): Die Antwort ist noch nicht ein gelaufen; ich kann daher erst nächstens dienen. — Lehrer-Maturanten in K.: Das war ein erfreuender Gruß! Die Juugmauuschaft, ja die Jungmannschaft, wollen wir rüsten, damit das neue Geschlecht eine neue Zeit bringe! — 3$. Sch. Insp. Sch. in (£. (Tirol): Das weltentrückte Hochplateau, das zu jung Waller herabsah, erschien mir immer als Paradies und es nimmt mich daher nicht wunder, daß es Dich nach dem Zanberlande Laurins zog. — Mci der Nezirkslehrerkonserenz in Wirkscld (Steiermark) wurde folgende Entschließung angenommen: „Der k. k. Bezirksschulrat ist zu ersuchen, an sämtliche Ortsschulrätc die Weisung ergehen zu lassen, die „Blätter für den Abteilungsunterricht" anznkaufcn." — Rcichsralsavgeordnetcr M.: Daß Sic der Landschule Ihr Augenmerk zuwendcn, ist höchst erfreulich. Doch Sic kennen wohl meinen Standpunkt: 1.) Vom Lehrstoffe wird zwar bms genommen werden müssen, was nicht mehr zeitgemäß ist; dafür tritt jedoch manch Neues ein. — 2.) Der ungeteilte Vormittagsunterricht bedeutet ein Zugeständnis an den Bauer, aber nicht eines an den Rückschritt. — 3.) Von den acht Jahren der Schulpflicht wird nichts genommen, im Gegenteile: Es soll der Schwerpunkt in die letzten Schuljahre verlegt und die Leere zwischen 14 und 20 ausgefüllt werden. — Lehrer Scan Mierre M. in Lnremburg: Österreichisches Fabrikat wird in der pädagogischen Welt des Auslandes zumeist mit Geringschätzung gemustert, weil wir zu zaghaft sind, weil unsere Verleger nichts dranwagen, weil wir uns immer zuviel haben gängeln lassen. Daß Sie trotzdem au unseren Bestrebungen Gefallen finden, freut mich daher doppelt. — Lehrerverein in K. (3$nlioroinn): Ihre Anregung ist gut, ich will sie durchführen: Die ersten drei Jahrgänge binden lassen, damit sie als Ganzes dem zugeschoben werden können, der in die ganze Arbeit Einblick gewinnen will. Alles kostet dann 7 K. — Lehrer S. N. in ch. (Nähmen): So ist cS recht: Entweder der Lehrkörper, der Ortsschulrat oder die Bczirkslchrcrbüchcrci muß Abnehmer werden! Warum soll immer der einzelne in die Tasche greifen für die Kost, die der Schule zugute kommt! — (W. K. W. in K>. (<>. (Kärnten): Wer 22 Jahre in der Einklassigcn wirkte, verdient wohl sicher den „Ober-". „Ob er" aber glücklicher ivird, wer weiß cs? — Lehrer K. "3*. in D. (Steiermark): Ihre Mitteilung ist bezeichnend: „Mein Sohn mußte französisch plappern lernen und darüber seine Muttersprache vergessen." — chbl. A. I. in L. (Salzburg): Sic nennen die Ansichtskarte, die mir Ihr Schulhaus zeigt, „Deine Visitkartc". Sind Sic mit der schmucken „Villa" so innig verwachsen? Sic, Glücklicher! Du, glückliche Gemeinde! — Schönen Dank für die neue Frage. Die wird die Geister wieder rütteln! Sic kann jedoch erst kommen, bis die 7. Frage erschöpft ist. Ihr .Urteil' ist soeben hcrvorgckrochen. Schießen Sic nur fleißig in die Wcchselrcde! — SrfilT. M. Kch. in R. (Kärnten): Sie schreibe»: „Herzlichen Dank für die Artikel über Takt und Schliss. Leider Gottes, kommt's für unser-einen zu spät; denn alte Bären lernen nimmer tanzen. Obwohl indes das Lernen für einen alten Kopf eine zuwidere Sache ist, so leuchtet doch manches ein. Freilich bekommt man dann einen kräftigen Puff mit der Faust und ist insofern gar nicht zu beneide», wohl aber die Jungmannschaft in unseren Reihen, in den Reihen der Landschulgcmcindc." — Schlkt. A. Sch. in 3*. (Riederösterreich): Aha, Hab' ich wieder einen Zaghaften aus seinem Schlupfwinkel gelockt! Jetzt schleichen Sic aber nicht mehr in Ihr Mauseloch zurück! — chük. A. K. in A. (Kärnten): Sic teilen mit, die „Blätter" ,oft mit lachendem, oft mit tränendem Auge' gelesen zu haben. Also geben Sie auch einmal etwas zum Lachen; fürs Weinen sind wir versorgt! — Lehrer S. 3t. in M. (Nähmen) und Schilt. N. St. in 28. (Kärnten): Die Zcichenartikel kommen nach Neujahr. Die Bildchen erfordern eben Zeit und Geld. — Mach allen Seilen: Meine Schrift „das Zeichnen »ach der Natur in der Landschule" ist ausvcrkanft. Wenn sich 100 Abnehmer melden, veranstalte ich eine zweite Auflage. — Mach Salzburg: Kam am 11. d. M. eine Postkarte daher zwar mit übervoller Anschrift, aber mit keinem Wortlaut. Von wem stammt sie, was will der Schreiber? — Spenden für das Lehrer- heim im Süden haben geschickt: a) Oberlehrer Josef Holzknecht in Murau (Steiermark) ,als Pönitenz für ungerechte Anrempelung des Schriftleiters' 4 K, b) Oberlehrer Joses Vodoschek in Unterpulsgau (Steiermark) 2 K. Endsumme der Sammlung in den „Blättern" 2289 K 10 h. ämit und quer von Schule tu Schule. (skine Schukreilc durch die öllcrrcichischen Dlpcnköndcr und die angrenzenden Dörfer.) 13. Diesseits und jenseits der roten Ci ie. b) Sokrates in der Sommerfrische. Unser Gaul war ein kluges Tier; er wußte, daß er den Berg hinan nun traben und spät abends wieder heimkehrcn müsse. Drnm wollte er trotz Schelten und Peitschenhieb nicht eiligen Schrittes über die ,rote Linie'. Der Kutscher fluchte, daß sich die Hölle mit allen Bösen oor uns auftat; cs half nichts. Er schwang die beißende Schnur; vergeblich, der Bukephalos antwortete nur mit einem Sprung nach rückwärts, daß wir entsetzt in die Höhe fuhren. Da war Vorsicht geboten. Mein „länglicher" Begleiter, der in dein engen Wägelchen die Knie weit nach vorne schob, war in Gefahr, des Pferdes Huf als Abdruck mitzunehmen. — Der Kutscher hatte sich vorsichtig zur Seite gesetzt; als wieder ein derber Hufschlag ihm zur Antwort ward, sprang er ab und versuchte in Güte, den Ganl über die Grenze zu bringen. Es gelang. Wir waren auf der Höhe des Passes. Brrr, flog da ein scharfer Gruß aus dein neuen Kronlande herüber! Für diesen Hauch waren wir nicht vorgesehen und wir begannen zu klappern, indes unser Rößlern lustig trabte, denn, so meldete sein Herr und Gebieter, es rieche den Hafer des nahen Gnsthofs. Auch für uns ein Trostwort! — Vom Himmel sah der Mond hernieder und malte uns allerlei Schattenbilder auf die fahle Landstraße. Links hinauf zog sich ein stämmiger Föhrenwald, ernst, düster; rechts rauschte das Bächlein, das wir als Fluß gesehen, als Flüßchen und als stürmischen Bach. Wie zutraulich es jetzt plaudern konnte, während es vor einer Stunde noch grollend durch die Felseuritzen schoß! — Der Gasthof ivar erreicht. Wir nahmen Abschied vom Kutscher und vom Gaul: „Ade, du treue Seele, du apfelgraues Rvß; wie dich, so auch uns alle die ,Linie' verdroß!"------- Zwei neue Ankömmlinge! Für einen einsamen Ort in den Bergen ein gewaltiges Ereignis. Die Gesellen wurden denn auch tüchtig gemustert wie Schmuggler auf dem Grenzposten. Wir sahen indes unschuldig drein, schmuggelten wir doch nichts ins Lmid hinein, sondern kamen ivir vielmehr, Höhenpädagvgik zu exportieren. — Es gab ein gewöhnliches Gastzimmer für gewöhnliche Leute und ein .Extrazimmer' für die Nobelwelt. Uns schien cs im elfteren gemütlicher und billig; wir rückten daher zu den Heimischen am breiten Tisch. Das war gut gewählt; denn drinnen gab es gar bald ein Zetern und Schreien und kreuzverrückte Hauspädagvgik. Er: Fritz, geh zu Bett! Sie: Was fällt dir ein, er hat ja erst soupiert! Er: Da hättest du ihm früher die Nahrungsstoffe zuführen sollen. Sie: Wozu? Das arme Kind soll ja auch was vom Abend haben! Er: Hier ist die Luft mit giftigen Gasen geschwängert, das Bilderschanen wühlt seine Phantasie auf und.... Sie: Red doch nit so g'scheit, Fritz bleibt da und damit basta!!!-------------------- Und es ward stille; nur Fritzens Umblättern des Neuigkeits-Weltblattes konnte man nvch hören. „Der oarme Herr!" brummten die Bauern aus dem Qualm der Pfeife. „Das ist ein Ritter von der Pantoffel!" grinste ein junger Gelehrter im Winkel. „O arme Pädagogik!" entrang es sich uns, die wir kaum Platz genommen hatten. — Ich bog mich neugierig zur Tür hinüber und sah den Staat der Amazone. SommerfrischlerI „Er" vergrämt, mit blassen Wangen, aus denen das dicke Glas der Brille glänzte; Haar und Bart verworren, der Körper gedrungen, der Kopf in die Achseln gesenkt. Ganz anders war „sie": Zwar hatte die nahende Vierzig sich tief in die Wangen gelegt und der Winter die ersten Flocken ihr anfs Haupt geworfen, aber das Auge war frisch, die Stirne hoch, gebieterisch, der Körper wie ein breiter Sockel hingesetzt. Und Fritz, das Streitobjekt? Der sah spitzbübisch hinter seinem Haarschvpf hervor, war ein echter Junge — ein Junge zum Malen. „Sehen Sie, drei prächtige Beispiele dafür, daß sich die Gefühls- und Gedankenwelt äußerlich kundgibt! „Er", der Seelisch-Gedrückte, — körperlich zusammengeknurrt, „sie", die Herrschende, — äußerlich erhaben, und der dazwischen pendelnde Junge — diplomatisch verbogen, aus dem Hintergrund lauernd. Was sich hier einzeln zeigt, sieht man bei großen Gesellschaften, sicht man bei Berufen, ja bei ganzen Völkern. Vergleichen Sie den besitzenden Protzen und den darbenden Tuglöhner, den Günstling auf der hohen Sprosse der Leiter und die schreibende Hilfskraft am untersten Ende der Staffel, den Kriegsmann und den Beamten, den Lehrer: Wie verschieden ist ihr Gang, wie verschieden die Haltung, wie verschieden ihr Gehaben, wie verschieden der Ausdruck des Gesichts! Das liegt so im Handwerk, im täglichen Tun und Treiben und nicht leicht wird man sich des entwinden können. Fast könnte man mich hier an Vererbung glauben. Wie mancher junge Genosse des Lehrberufes tritt selbstbewußt und frei ins Leben hinaus, trägt hoch den Kopf und offen die Stirn! Da kommt er in den Kreis der älteren Brüder des Amtes, sieht schleichende Gestalten, demütiges Sichbücken und bescheidenes Drücken, den Blick des Sklaven, die verdämmerte Stirne, den süßlichen Mund, die schlotternden Beine — und es flieht der Stolz allmählich ihm vom Haupt, die Muskeln werden schwächer, der Schritt wird sanft, das Auge sucht unstet nach Seitentürchen: Der mannhafte Jüngling wird ein bedächtiger »junger Mann', mit Bescheidenheit geimpft, zu jedermanns Laune und Diensten geschaffen. — Wenn man das offen sagt, so heißt es, man verführe die Jugend, predige eiteln Stolz und Überhebung. Wie falsch! Sind nicht die, die man vordem als Knechte haben wollte und noch mancherorts so haben will, dazu berufen, Männer zu bilden, ein freies Volk mit klarem Blick und ungehemmter Selbstbestimmung? Kann aus der Hand des Sklaven der Freie kommen, kann der civig Schleichende eine ernste Gesinnung in die junge Seele pflanzen, einen festen Charakter schaffen? Ein Volk, das seine Lehrer zu Knechten macht, muß ein Volk von Knechten werden und mag der Trotz eines siegreichen Jahrtausends auf seiner Stirne glänzen." „„Der allzuunterwürfige Zug war in der Tat die Signatur des »Schulmeisters' und ist es vielfach noch die des »Lehrers' geblieben. Doch, was sollte man dagegen tun?"" „Zunächst müßte man in den Lehrerbildungsanstalten den kindischen Zwang, der selbst in der Mittelschule nicht mehr besteht, fallen lassen. Die Lehrerbildner sollten durchwegs gereifte Männer sein, leuchtende Vorbilder von Männlichkeit, von geklärtem Wesen und sollten, wie sie es bei dem Kapitel Jon Locke in der Geschichte der Pädagogik predigen, den Zögling allmählich zum »Manne' bilden. Tritt dann der junge Lehrer, der freies Tun und eigene Führung gewöhnt ist, ins Leben hinaus, so gibt er sich nicht mehr als Zögling, nicht als den ängstlichen Scholaren, sondern als Berufsmann, als würdigen Vertreter eines würdigen Standes. Wie ist es jetzt? Innerlich noch ganz und gar nicht gefestigt, äußerlich nicht geputzt und nicht geglättet, tritt der »provisorische Lehrer' oder der »Unterlehrer' in den „Saal voll Pracht und Herrlichkeit", ist unsicher, ist linkisch — und schon fühlt er den Druck und senkt das Haupt und knickt ein und schleicht und weicht und bleibt der Ewig-Kriechende. 250 Jahre sind verflossen, seit der Brite Locke den Weg zur Männlichkeit in der Erziehung gezeigt hat, und noch immer wird die Fährte nur besehen, aber nicht begangen, selbst dort nicht, wohin die Natur sie gelegt hat." „„Na, wenn die Herren Kollegen an der Bildnngsanstalt das hörten, die würden wettern!" " „Wieso? Es geht doch nicht sic an! Personen können da nicht immer entscheidend wirken. Daran ist der Widerspruch schuld, in dem unser Erziehungswesen zu der Zeit steht. Ein neuer Geist ist zwar cingezogeii, aber er ist noch nicht kräftig genug, die alten Fesseln zu brechen. Sv winden wir uns denn in den ehernen Spangen ober wir ertragen stumm den Zwang. — Lüste man ihn doch allmählich ausl Was tritt sonst ein? Die übersprudelude Freiheit waltet, wie wir sie dermalen mancherorts leider bemerken, wo junge Kollegen sie mißbrauchen, wo plötzlich losgelassene Pferdchen über die Stränge springen und das, was wir sorglich aneinanderfügen, zerreißen. Solches Überschäumen ist die natürliche Folge der allzugrvßcn Aszesc; es ist ein Seitenstück zur Revolution, da ein geknechtet Volk mit einemmale keine Schrankeil kennt. Sosehr ich die Leisetreter hasse, sosehr muß ich jene verdammen, die ungezügelt die Freiheit genießen und ihre Forderungen in unfeiner Art zum Ausdrucke bringen. Stolz lieb ich den Kollegen, aber nicht geckenhaft; ernst seh' ich den Redner gern, doch nicht polternd, nicht roh. Es liegt zwischen dem, was manche der älteren Generation dem.Schulmeister' abgeguckt haben, und dem, was das junge Geschlecht einer Partei nachahmt, die auf scharfen Klippen schreitet, etwas, was man vornehmes Wollen und vornehmes Handeln nennt. Würde unsere Lehrerbildung diesem Ziele mit wohlgeordnetem Plane zustreben, cs gäbe nicht Kriechernaturen, Lehrer von unausgesprochenem Wesen, Lehrer mit wechselnder Gesinnung und es gäbe nicht Vertreter, die zum rohen Kampfe rufen. — Ein Seufzen geht durchs Reich: „Wo ist noch Autorität?!" Fürwahr! Der Gegensatz in der Erziehung der Lehrerschaft hat den Gegensatz im Berufsleben geschaffen: Die einen sammeln scheu die Brosamen vom Tische, die ändern greifen keck in die große Schüssel hinein." „„Glauben Sie, daß daran nur die Lehrerbildung schuld sei?"" „Allerdings wirken auch andere Umstände mit, so z. B. die unzureichende Besoldung. Der Familienvater ist ans den Nebenverdienst angewiesen; er darf cs sich mit niemandem verderben, sonst versiegt eine der ergiebigen Quellen. Also läßt er alles über sich ergehen; er wird zum Typus des geduldigen Mannes. — Der junge Genoß biegt sich entweder nach dem Meister ober er schnellt ins Gegenteil hinüber und ruft: „Jeder andere Stand findet ohne Nebenverdienst sein Auskommen; nur wir müssen nach des Tages Arbeit uns anderen Geschäften widmen, jedermanns Diener sein." Da erwacht der bittere Groll, der keine Grenze achtet, und der Polterer ist fertig. Man belächelt den einen wie den ändern. Aus der Hand des Alten geht ein Geschlecht von undeutlichem Schnitt, aus der Hand des Jungen eines mit tiefen Furchen im Antlitz hervor. Keines gefällt uns. Wir mochten den festen, aber edeln Ausdruck in den Zügen, — weder den gedrückten Sommergast da drinnen, noch seine Gebieterin, — weder Sokrates, noch seine Frau Xantippc." Mctl-odische Schriften von Mud. (S. H'eerz: 1.) 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Mittel- und Oberstufe (zwei Turnusse). 3.) Schülermerkstosfe. 4.) Tagesdispositionen für die ersten Wochen der Elementarklasse. 6.) Lektionsplan (Wochenbuch für alle Facher). Anhang: Schulordnung, Repertorium der jährlichen Schulamtseingaben. — Prof. R. E. Peerz: „Welche Fülle wertvoller Beiträge für den Äbteilungsunter-licht ist da ausgestapcll! Schon die Anlage allein muß auf den Leser vorteilhaft wirken; um so mehr der Inhalt als solcher. Wer dieses Buch auf deu Tisch legt, kann sich täglich eine halbe Stunde ersparen." — Prof. E. Burger: „Das Buch hat mich vom Anfang bis zum Ende entzückt." — Schulleiter A. Blümel: „Vorzüglich und preiswürdig." Wichtig für Lehrer! ttrnr (ßrlcljc und tlrrordiiungen. 1.) Lcvrcr-Hehaftsgefcli (19- Sept. 1,899) 10 h. 2.) Suvstilutionsnarmake (27. Nov. <902) 10 Ii. 3.) Lehrer-Piszipkinargefeh (26. Aug. 1904) 10 h. 4.) Venssousgefeh für Handarbeitslehrerinnen (25. Juli zgos) 10 hi Achriftkii )»m modernen Zeichenunterricht. 5.) Lehrgang für das moderne Zeichnen an HolKs-unb Äurgerlchnlen. Mit tunlichster Berücksichtigung der bestehenden Dorschrifien. Dorgelegt in der VII. steierm. Landeslehrerkonferenz von Ad. v. Califto. 10 h. fi.) Pas Zeichnen nach Kkachmodelken in der Molllsschuke. Mit acht Tafeln ans Kunstdruck-papier. Don Prof. Anton Desely. 60 h. „Die in dem Dortrage gegebenen methodischen IDinfc sind erprobt gute. Die Beispiele, die besprochen werden, sind: (yuadratischcs pakek, Palette, Blatt der Haselwurz; Schilde, Axt, Blattformen (Klee, Erdbeere), Eichenzweig. Letztere sind als ilebungsformen für „freies Pinzelzeichnen" gewählt. Der Dortrag ist lesenswert." $r. IDünschc, in der „freien Schulleitung". Bei der Derwaltung der „pädag. Zeitschrift", Graz, Morellenfeldgaffe 10, auch gegen Einsendung des Betrages in Briefmarke», tiir ein Stück 3 h Postgebühr beilegen! Mehrere Stücke werden postfrei gesandt. WBT Bestellungen, denen der entfallende Betrag in Briefmarken nicht beiliegt, werden nicht ausgeführt. TW Blätter für den Jlbteilungsunterricbt. Laivach, im WovemVer 1(,)07. (In bcn Anzcigeteil werden nur Ankündigungen aufgenpmmen,_ die die Güte der Ware erwiesen haben. Es ist daher vor der Insertion entweder der Gegenstand selbst einzusenden oder ein vertrauenswürdiges Zeugnis.) Beurteilungen. 42.) (Sine bedeutende Kunstförderung durch die Lehrerschaft. Die „Freie Lchrervereinigung sür Kunstpflege" in Hermsdorf bei Berlin gibt seit einiger Zeit Hefte heraus, die wohlgelungene Wiedergaben von anerkannten, aber vielfach nicht mehr gekannten Gemälden enthalten. Altes und Neues, das Beste, was die deutsche Malerei geschaffen hat, zieht hinaus ins Land, hinein in die Hütten des Landvolkes, in die Landschule. Der Preis gibt dem Werke Flügel. 19 Bilder in wunderbarer Plastik, mit erläuterndem Text, Groß-Ouart um 1 Mark: Das ist das Billigste, was je in dieser Art geboten wurde. Der Geschäftsmann könnte es nimmer leisten; das vermag mir eine große Vereinigung, der es lediglich um die Verbreitung echter Kunst zu tun ist. — An die „Blätter für den Abteilungsunterricht" wurden bisher vier Hefte geschickt: a) Meisterwerke von Hans Thoma. Die Bilder „Religionsunterricht" und „Christus und Nikodemus" zeugen von tiefer Auffassung des Meisters. Ihre Wiedergabe ist trefflich. — b) „Göttliches und Menschliches" von Wilhelm Steinhäuser bringt zunächst ein Bildnis des Künstlers und seiner Frau; naturwahr gibt sich „Des Menschen Sohn", ingleichen „Jesus und die Kinder" und recht stimmungsvoll erscheint „Der Abend". — c) Mit grausigem Titelblatte, „Der musizierende Sensenmann", grüßt uns Alfred Rethel. Man ist versucht, das Heft zur Seite zu legen. Wie schade wäre das! Hinter dem Knochenmanne mit der Geige kommt Han-nibal mit seinen kühnen Scharen — eine prächtige Bilderreihe. Wieviel könnte der Geschichtsunterricht aus dem Hefte gewinnen! — d) „Vom Heiland!" ausgezeichnete Reproduktionen von Thoma, Uhde, Albrecht Dürer, Rubens, Klingcr, Mackensen u. a. Der Christus, der uns in diesen Bildern entgegentritt, ist allerdings nicht jener in den gangbaren Marktbildern, er ist ein Christus, wie ihn die Bibel charakterisiert, der weise Mann, als der er mit seinem Geiste unter uns wandelt. Darum ist seine Umgebung modern gehalten, ein Moment, das auf den ersten Augenblick verblüfft, das aber bei tieferem Erfassen des künstlerischen Gedankens begründet ist. — Die Kunstgaben der „Freien Lehrervereinigung in Hermsdorf" sind im Verlage von Josef Scholz in Mainz erschienen. — 43.) Zwei Büchlein von Kranz Molsaupt. — Soll man den „trefflichen Mohaupt" erst loben, den Hobelspanmeister? Nein, nur aufmerksam machen will ich die Leser, daß zwei von ihm neuerschienene Büchlein, nach denen die Zeit verlangt, weit wertvoller sind als zwanzig andere, die mancherorts um viel Geld beschafft werden, weil Mohaupts Verleger die Werbetrommel nicht gehörig rührt. — Mit dem Singen liegt's im argen. Mohaupt Hilst mit seiner Schrift „Zur Artung des Gesangunterrichtes" aus der Klemme. Man kann es sich wohl denken, daß er die Sache durchaus praktisch anpackt, wie es sonst wohl keiner der Gesangsmetho-dikcr versteht. Das Büchlein kostet 1 K. Wer es beschafft, ist versorgt als Lehrer der Kleinen und als Chormeister im Gesangvereine. — Die zweite Herbstgabe, die mir aus Böhmisch-Leipa zukam, ist Mohaupts „Kleine Anstandslehre" in zweiter Auslage. Ich schicke sie in Schulen meines Jnspektionsgcbietes und lasse die Merksätze oft und oft lesen und sagen. Vielleicht ist manchem der jungen Staatsbürger damit ein größerer Dienst erwiesen, als wenn er Umstandsbestimmung und Ergänzung peinlich unterscheiden lernt oder da und dort einen losen Wissensbrocken, aufschnappt. — Die „Kleine Anstandslehre" kostet 60 h (Schülerausgabe), 1 K 50 h für die Großen, natürlich als größeres Bändchen. Zu beziehen vom Verfasser Bürgerschul-dircktor Franz Mohaupt in Böhmisch-Leipa. — Die methodische Anleitung für den Gesangunterricht verlegt Otto Henckel in Telschen an der Elbe zum Preise von 1 K. — 44.) Kopf-Ztecheitirnfgolien für Schule und Saus. — Wieder einmal etwas Brauchbares! Das Kopfrechnen wird fast allerorten stiefmütterlich behandelt u. zw. nicht zum geringsten deswegen, weil nicht immer passende Beispiele zur Hand sind. Das eingeführte Rechenbüchlcin ist bald erschöpft, in der Umgebung des Schülers liegen die Aufgaben nicht fix und fertig da, man muß sie erst zusammenstellen: also segelt man schnurstracks in das schriftliche Rechnen hinein. So wird das Kopfrechnen auf der Oberstufe eine Seltenheit. Die Folge? Unsere Mittelschüler stolpern an dem gewöhnlichsten Beispiele, unsere ausgeschulten Landbuben sind ungelenk, wenn es einmal eine rasche Lösung gilt. Diesen Mangel hat der alte Praktiker Jordan erkannt und uns im Verlage „Schule und Haus", Wien, VIII. Josefsgasse 12, eine reiche Sammlung von Aufgaben geboten, die einerseits auf der Oberstufe der Volksschule, anderseits bei der Vorbereitung für die Mittelschule überaus gelegen kommen. Preis: 2 K bei postfreier Zusendung. — 45.) Kartingers Wandtafeln für den naturgetäiickllichen Unterricht. Aus den zehn zugesendeten Tafeln ist folgendes zu entnehmen: Jede Tafel stellt ein Unterrichtsganzes dar ». zw. das Einzelobjekt mit allen Details oder die Gruppe zusammengehöriger Individuen in charakteristischer Stellung und mit dem sinngemäßen Situationsbeiwerk. Das Bilv „Eiche" bringt zunächst den ganzen Baum in geradezu künstlerischer Ausführung; Höhe des Bildes 70 cm. (Ein vorzügliches Mittel zuni Zeichnen nach der Natur!) In den Ecken sieht man einen Zweig, die Blütenbestände, die Frucht und den Durchschnitt des Stammes, kurz alles, was man zum Unterrichte braucht. Nun, ich bin allerdings der Ansicht, daß man im vorliegende» Falle nicht erst das Bild benötigt, weil uns die Wirklichkeit nahe ist. Wohl aber sind andere Tafeln, wie etwa die des Wiesels, des Wolfes, des Luchses, des Hamsters, des Bibers, der Gemse — unbedingt notwendig, weil die Objekte wichtig sind, in natura aber nicht beschafft werden können und als Leiche nicht vorgeführt werden sollen. In solchen Fällen kann sich auch die ärmste Landschule der Ausgabe nicht entziehen, gilt es doch, dem Grundsätze der Anschaulichkeit gerecht zu werden und sich ein Lehrmittel zu beschaffen, das eine Fülle von Stoff für die Aufsätze in sich birgt und die kahlen Wände schmückt. — Jede Tafel kostet l K 60 ii und kann einzeln bezogen werden. Der Verlag Karl Gerold's Sohn in Wien I., Barbaragasse 2, versendet Verzeichnisse behufs Auswahl. — 46.) Kunstwerke für die deutsche Literatur. Im Vorjahre sandte die Kunst- und Verlagsanstalt G. Heuer und Kirmsee in Halensee-Berlin drei Bilder ein, die zur Belebung des literaturhistorischen Unterrichtes dienen sollen. Ich war von den Darstellungen entzückt und ließ sie sofort unter Glas und Rahmen bringen. Eines der Bilder, Schiller, wurde in der Schillernummer der „Laibacher Schnlzeituug" gewürdigt; auf die zwei ändern will ich heute aufmerksam machen» auf „Iphigenie" und „Hermann und Dorothea". — Was sonst die Phantasie mit vieler Mühe sich zusammenzustellen bemüht, liegt hier in vollendeter Erscheinung. Dorothea, das tapfere Mädchen, im Vordergründe, im Hintergründe der Wagen mit der Wöchnerin, von der Seite her Hermann mit dem schmachtenden Blicke: Ein reizendes Bild! Mit einem Male erwacht die ganze Poesie, die der Dichter in uns gegossen, und cs ist, wenn man so in stiller Stunde zur Wand hinanblickt und die teuern, längstbekannten Gestalten vor sich sieht, als sprächen sie herab in der hohen Sprache des Meisters. Viellicber Bruder im Amte! Willst du dein traulich Stübchen mit edler Kunst schmücken, zu einem poetischen Heim gestalten, so gönn' dir zur Weihnnchtsgnbe 15 K und laß dir die drei genannten Bilder kommen; kannst du mehr entbehren, so bring mehr von dem Schatze in dein Heim! — 47.) Herders Konverfations-Lerilion. (Verlag: Herder in Freiburg im Breisgau; acht Bände zu je 12 Mark 50 Pfennigen.) So hat man denn endlich einmal das unentbehrlichste Nachschlagewerk in einer Ausgabe vor sich, die weder zu umfangreich, noch zu knapp gehalten ist und die daher auch nicht vom Lehrer gleich ein Kapital fordert. An Gründlichkeit und sachlichem Umfange steht Herders Lexikon den bekannten Ausgaben von Meyer und Brockhaus durchaus nicht nach, ingleichen nicht bezüglich der Ausstattung; in letzterer Beziehung ist sogar ein Fortschritt festzustellen. Wer etwas Handliches wünscht und mit seiner Kasse Haushalten will, wird die Merke beachten. — Eine genauere Besprechung behalte ich mir vor. 48.) Unterlägen für Kartenskizzen. Sie sind schon allenthalben bekannt und wohl auch vielfach in Verwendung. In Folge 39 verwies ich darauf, daß die Zeit, die man aus das Kartenzeichnen verwendet, mit dem unterrichtlichen Erfolge in keinem Verhältnisse steht, weil dieses Zeichnen nur gerade ein Hilfsmittel zum besseren Einprügen von Namen bedeutet. Bietet man sogleich die fertige Faustzeichnung mit all den Strichen und Ringlein, so geht wieder die Hilfe für das Gedächtnis verloren, weil die Muskelvorstellungen ausgeschlossen erscheinen. Demnach kann nur ein Lehrmittel nützen, das zur Hilfe führt, ohne viel Zeit zu beanspruche». Dieses Lehrmittel sind die vom Lehrerhausvereine in Wien VIII., Josefsg. 12, herausgegebenen „Unterlagen für .Kartenskizzen". Wie der Stoff fortschreitet, so bringt die farbige Kreide das ans Tageslicht, was vordem im Dunkel angedeutet war. — In der Sammlung ist jedes Kronland vertreten. Der Lehrer im Abteilnugsunterrichte, der nicht Muße hat, an einem Kartenbilde herumzuschnörkelu, dem nicht Tafeln genug zur Verfügung stehen, damit er das im Entstehen begriffene Kronlandsbild etiva zwei Monate erhalten kann, beschaffe.sich die Unterlage; sie entlastet ihn und hält ihn dabei im modernen Zuge der Methodik! — MST Nm'ntvcljrlich für W ü r g e rsch »l'l't a n d i d a t e u: ”3*1 Ludwigs Mathematische Unterrichtsbriefe, die in den letzten Jahren von mehr als tausend Lehrpersonen zur Vorbereitung für die Lehramtsprüfung an Würgerfchulen benützt wurden, erscheinen bereits in 4. Auflage. Der Stoff ist in äußerst gründlicher weise dargestellt und findet durch etwa 2000 vollständig gelöste Kufgaven die erforderliche Vertiefung. Anmeldungen nimmt der Herausgeber der Briefe, Urof. It. K. Ludwig in Komolau, entgegen.