Degotardische Laibacher Zeitung, Mittwochs den ii. Sept. 1799. Durchmarsch des Condeischen Korps durch «Prag. Kriegsbegebenheiten in der Kckweitz. «nd in Italien. Diplomatische A1pe?ten. Dle Alliirten in Genua Bonavarte muß Syrien räumen. Dilkusionen m Frankreich. Verhältnus zwischen Spanien undPortugall. Inländische Begebenheiten. Böhmen. Aus Prag wird unter dem zo. Aug. geschrieben: „Seit der Anwesenheit des Prinzen v. Con-be, befinden sich ebenfalls allhier der Herzog von Vroglio, General in Rus-s'sch-Kais. Diensten bei dem Condei-schen Korps, und am 26. ist auch der Herzog von Verry, zweitgebohrner Sohn des Königl.Französis. Prinzen, Grasen d Artois, General bei dem in Rnßisch -Kaiserl. Diensten stehenden Condeischen Korps, allhier eingetroffen. Nachmittags gegrn 2 Uhr desselben Tages, zog das eben zu diesem KorpZ gehörige Ilifanterlk^Regiment ^ Dnrant, in Parade durch diese Stadt. H Der Herr Oderstburggrafgab dem cn i ChefkommandirendenPrinzcnCoude, dem Herzoge v. Verry, der übrigen hohen Generalität, und dcm zahlrci-chenGeneralftabe des gcsammtcnCon-deischcn Korps, einc glänzende Mittagstafel. Am 28. gegen 8 Uhr in der Frühe, marschirtc vom Regiment Durant dic zurückgcdllcdrnezAdthei-lung von hier ab, und hierauf erfolgte gegen 9 Uhr der Durchmarsch des zahlreichen adclichcnInfauterie Regiments , Prinz Conde. Das Regiment wurde von einem Dctaschement K. K. Kuiraßier vor dem Thore einge-hohlt, und durch dic Gassen gcführt. Mit demselben traf der Herzog Eng- j hien, General in Rußisch - Kaiscrl. Diensten, ebenfalls hierein. Mittags war bei dem Herrn Oberstburg" grafcn wieder grosse Taffel, welcher der Prinz Condc, die Herzoge v.Vcr-ry und Enghicn, die beiden Nußisch-Kais. Generale, Fürst Gorczakow u. von Vawr , die übrige Nußisch-Kais. Generalität, der gcsammteCondcische Generalstab, und das zahlreiche Offizierkorps, nebst mehreren Personen des hiesigenAdels, beywohnten. Nach aufgehobener Mittagstafel tratt d.r Prinz Conde die weitere Reise nach seiner Bestimmung an. Gestein gab dagegen der Herzog von Verry, in Vrunners Gasthofe, zum schwarzen Löwen, in der Klcinstite, den obenerwähnten hohen Stand ein Schiff mit Lcbensmitteln erobcrt < hat. T ü r k e y. Die letzten Nachrichten aus Kon- ' stantinopcl, die man von den Schicksalen Vonapartes erhält, reichen bis auf den 2l.Iunius; man weiß nun zuveriäßig, daß er wirklich gegen 2oa mit Beute aus verschiedenen Gegenden Synens beladene Cameele naw S :ez gesHickt, und zu ihrer V.'-dccsung die Generale Lcmonge und Mürhard mit zvoo Arabischen Reitern detaschirt habe; wohin er eben-^ falls seinen Marsch zu richten crklär-! te, sobald er noch vorher die Hafen in Cgypten werde besichtigt, und gegen jeden Anfall der allirten Feinde gesichert haben; sowohl ans diesem Vorwand, als aus einigen andern Disposizionen schloß man, daß er mehr auf eine Flucht nach Frankreich, als einen Zug nach Suez denke. Nach sichern Nachrichten aus Konstantinopel vom 2. Juli schrieb Vonaparte sein Unglück in den beiden bekannten äusserst blutigen Treffen bei Acre dem widrigen ltmstand zu, daß die Drusen der Gebirge Libanons, welche Vouaparte durch Manifest auf seine Seite gebracht hatte, und die den kombinirten Türken und Engländern im Rücken fallen sollten, zu ^ spät gekommen waren; umsonst (heißt ! es in diesen Nachrichten) fand der O-! berste Lazeroul mit der Fahne in der z Hand,an dcrSpiye zweier Bata llons z den Tod; umsonst versuchte Vona-^ parte, an der Spitz? seiner Infan-^ tcric, seine Armee im Stande zu hal-; t?n ; er wurde selbst verwundet, und ! ohne Zweifel würde alles zu Grunde ! gegangen seyn, hätte nicht General ^ Gross!er mit einem groffen Haufe« Ncittrei ein künstliches Manöver gemacht , indem er den Türken in den Rücken fiel. Zu gleicher Zeit aber, während das Vonaparte die Infanterie von neuem in Ordnung brachte, rückte der Chef deS Genie - Korps , General Mürhard, mit der Artillerie vor, und richtete mit zo Kanonen ein entsetzliches Blutbad unter den Türken an. Dadurch bekam Vonaparte Zeit, sich w möglichster Eile zu retirircn. Die zu spat cingetroffenen Drusen zo-g?>! wicdcr in dicGcbirge zurük,u.Vo-napa»,-te war genöthigt,Syrien zu räumen / und statt aller Eroberungen auf seine Flucht und Sicherheit zu denken, da er sich auf die Araber nicht mehr verlassen konnte, und von seiner Armee, die bei dem Einfall in Syrien zo,ooo Mann stark war, kaum ZQc>a streitbare Franken gerettet hatte. Frankreich. Die häufigen Bemühungen (sagt eineS der Pariser Journale vom 9. Aug.) den grossen Haufen des Volks in Belegung zu setzen, ist gänzlich ohne Erfolg. 6s klagt zwar fortdauernd, sucht aber das Heilmittel gegen dic Uebel, von dem es sich bcdrükt suhlt, in der Arbeitsamkeit, ohne irgend an politischen Untersuchungen Tlxil zu nehmen. So oft durch tauschende Versprechungen betrogen, ist jc<5t Mistrauen die allgemein her-schendeEmpsindung.Ucbrigens ist sein einziger Wunsch, unter dem Schulze dcrGesetze ruhig zu bleiben: auch würde vielleicht kein Land jetzt leichter zu beherrschen sein, als Frankreich, wenn man nicht wider Menschen die Laufbahn eröffnet hätte, welche Direktoren und Generale, und alle, die ihnen nicht sclavisch ergeben sind, denunciren, und durch daS Schrecken , das sie ein-stöfsen, anderen Feinden, deren größte Stärke in dem Mißvergnügen besteht, Waffen und Hülfsmittel in die Hände geben. SicyeZ hatte in seiner Rede, wovon schon einige Erwähnung letzthin geschah , der ssrttlizösis. Nation eincn sthr ernsten Wmk gegeben, woraufdie Arbeiten und Absichten desIakobinrr-Klubs abzielcn: merkwürdig ist in ,e-dem.Vctracht die hieraufsich beziehende Stelle, in welcher er das Volk vor allen denen warnet, die in dem Sturze des Thrones nicht das Mittel finde«, eine neue von der Nazion gewünschre Regierung zu gründen, sondern alles umstürzen, was ihrem individuellen Ehrgeize entgegen steht; die selbst die Negierung, die sie errichtet haben möchten, wieder stürzen würden, wenn sie nicht imStande sein würden, alle Projekte, ihrer Raubsucht und ihrer Wuth auszuführen; — die sich nicht entschliessen können, den ältesten u. unbestechlichsten Freunden der Republik zu verzeihen, und sie immer gerade in demVerhältnisse zu dem Zutrauen, womit die Nazionen sie beehrte, höhnen; und die ihnen royalistische Projekte Schuld gcben, wie man dieß immer gegen Männer versuchte, dic man stürzen wollte; — die bei aller ihrer dcmagogischenSprache ihre roy-alistische Denkungsart dadurch bewiesen, daß sie alle Augenbicke sagen, daß sie, da man einen König angegriffen habe, weit eher noch Volksobrigkeiten angreissm könne; — die nur immer dasMißvcrgnügen gegen die bestehen-deNegierung nähren, da sie sonst jeden des Todes schuldig fanden, der es wagte , mißvergnügt zu sein; für dic dcr Friede ein Unglück seyn würde, die drn Sieg fürchten, und aufunserUnglück zur Vermehrung ihrerMacht rechnen; die ihre Hoffnung auf innere Unruhen setzen, nur durch Haß und Rachsucht glücklich sind; die durck ihr Wuthgc-schrey den friedlichen Bürger erschrecken, die Quelle des öffentlichenNeich-thums vertrocknen, den Kredit und denHandel vernichten, alle Arbeitsamkeit lahmen :c.!c. — die, welche durch Klagen über verzögerte Justiz zu täuschen, durch Denunciationen die Denunciation ihrer selbst zu verhindern, suchen :e. —,,Aber was zaudere ich — heißt es endlich — es zu sagen: ihr ^ Zweck ist Nckier nicht dieGercchtigkeit; ihcWunsch ist,dasPnblikum mitMiß-lramn zu erfüllen, Verwirrung und Muthlosigkeit zn verbreiten, dieFran-zosen zur Verzweiflung zu bringen; in dr Unordnung alles zu beherrschen, kurz zu regieren, um welchen Preis es auch se.n möge. Wie sie regieren wißt ihr Franzosen!" Diese Rede lrug auch im Grund al-lts bly, daß di.'SMeff ng d s Jakobiner-Klubs lo rasch durchgesetzt wurde; dcnn sie g'.schah , wie alle Pariser Mlittcr ci^stimm^g behaupten, tn>V5>nA-'csenbucf> alsdie ^a^obiner vM drn D.kli'naziouen zu denHand-linzen übergeben wollten; die Iako-bincr s-limcichtltcn sich zwar, das; ih-»a^erlaübt;verde, ein anderes Loca-Httz'i bezichtn ; bis auf dcn l<>. v.M. war ab ruvch ni'^§ ersosq^; vielmehr sind ei5iye-,. In dcr VotMnft, in.welcher das Direktorium dir,SGli^ssi,ugdcM/ubs Mkündigte,' erklärt es Hwar!»,DHßies zugleich den festen Wissen habe, re-^ gelmäßige Volksgesellschaften zu beschützen, und drang, wie einige behaupten , zwar nur dem Schein nach, auforganische Gesetze, indem Sieyes ein Feind aller Klubs ist, die er als denGrund zu allen Verwirrungen ansieht; besonders da sowohl gegen seine Person, als gegen seine dermahligen College« im Direktorium noch immer konspirirt wird. Das Journal der freyen Menschen giebt den 16. Aug. von den Gesinnungen der Jakobiner gegen das dcrmah-lige Direktorium in folgendem Artikel einen neuen Beweis; „der zo. Prair. (heißt es) hat uns von hinterlistigen , Verrätherischen uud boshaften Regierern befreit; er hat uns aber auch boshafte, hinterlistige, Verrätherische Negiercr g lassen. lIi^ypK und Var-ras haben stets gegen ihr Vaterland fonspirltt, und S:>ycs und Barras kiaa/n die Freunde der R.pllblik als Verschworne an! Welches wird das Ende dt^sts Kampfs d.r 3yr>im,.iy gegen We Freyheit seyn; muß ma» noch fragen? :c. :c." Dieser Artikel wurdi. den »4. Aug. in de:n Rathe der Alten denuncirt, und aufGarats Antrag beschlossen, deßhalb cine Voth-fchaft an das Direktorium zu erlasft«5 u Aug. konnte man im Rathe der 5O0 über die Zähluna) dtr Stnnmen rücksichtlich d'.'r Ezdi-rektoxcn noch nicht einwo-sie wr zwey und eine halbe Millard verschwendet habt, um sie an den Abgrund des Verderbens zu stellen? So richtig und ernsthaft dieser Blick ist, so macht sich ein anderes Tagblatt über die Arretirungen lustig. Vormahls , heißt es, kerkerte man die Leute ein, weil sie die Schulden nicht zahlen konnten; und jeyt, weil sie nichts herleiben wollen. In einem ganz neuen Pamphlet laßt man den Genius des Volks /ragen: welches der beiden Uibeln , das Darlehen oder die Konscnption ist Vermahl das ärgste? Delion antwortet: wie cs mir scheint, geht es auf eins hinaus; die sich nicht zum Darlehen verstehen, und die nicht der Konscripzion Folge leisten, werden in Fesseln geworfen; aber was wollt ihr (fährt Delion fort) dieß sind ja die Wttk'wgcn der Freiheit und Gleichheit, Unsere Nevow-zionsstifter undRepublzkanisirer hn!-ti.n ja ihr Wort vonrefiich: sie versicherten uns, daß wir als freye Republikaner nach Abschaffung des Königthums kclN3nHofm.hr zu unterhalten habe, — und die jcyigeu Regenten, bei denen es nicht einmahl wie in einem ordentlichen Tollhaus zugeht, fordern nur Hunderte von Millionen, wo ehmahls 5 erklecklich wareu — ihr werdet (hieß es) frei von Steuern, Zehenden und Vlbgaben sein, denn die Regierung kann sich aus dem Kapital von denNazional-Domainen erhalten — jetzt sind die Nationalgü-tcr verschleudert; es lst wahr, man bestürmt uns nicht, aber man wirft uns in das Gefängniß, wenn wir nicht alles hergeben, was wir haben; man bcgnügt sich nicht mit den 9 Thei» lcn , sondern raubt uns auch den ze-henten. — Ihr werdet, versicherte man uns , in vollem Genusse der Ruhe von tmsserlichen Feinden leb^n. — Wir wissen, daß Frankreich, so lang es Monarchie war 7 niemahl von alley Seiten so viele Gefakrcn als dermal hatte, da wir uns in der Hauptstadt und in den Departements durch Fak-zionen selbst die Hälse brechen. — Blos der Nahme Republikaner (sagte der Wohlfahrtausschuß kurz vor der Robespicrrischcn Tnrannieeyochb) wird schon jl.den Königsknecht zu Boden werfen, und ihr brdörst keiner Garden, keiner Armeen, keiner Land -und Seemacht mehr! ihr seid alle Republikaner! Mmänner des Schreckens ! — und jetzt bedürfen nür zur Bewachung unserer 5Königs und 8oo Volksrcgenten mehr Garden, als alle Könige von Europa nicht habe« — da unsere Regierung allen Mächten der Welt, za «ns Franzosen selbst verhaßt ist. Wie vicle Armeen ha- , bcn wir jetzt nicht nothwendig, um ! unsere vielenFeinde zu bekämpfen? — Die Seemacht ist uns freilich überftä-f,ig, da unsere Häfen von fremden Flotten genugsam bewacht sind. — c^hr könnt euch als Republikaner (heißt es am Schlüsse) dir Wonne des Vergnügens ganz überlassen: euch beschwert nichts — der Neligionsfa-«atismus ist verschwunden; die Tyrannen vertilgt; und ein jeder aus euch hat einen Hauptheil in dem grossen und schönen Schauspiel, welches ihr als Retter der Freiheit der jetzigen und der künftigen Welt aufführt. — Nur Schade, daß euer verdorbener Geschmack noch die Guillotine auf Has Theater bringt! — doch das sind Kleinigkeiten, Franwsen! ihr habt in eurem grossen Tollhause zwar alle Spiegel zerschlagen — ihr braucht ,ah?r auch keinen mehr — betrachtet -nug brkommen konnten; erst aufeincn neuerlichen, und ausdrücklichcnVefthl des Hofs von Madrid, hat der Spanische Admiral dem Französischen das Oberkommando eingeräumt. Wir sind alsFreunde der Franzosen (sagen selbst die MadriderNachrichten vom i O. Juli) in Ansehung der benb-thigtenGeldmitteln in einer weit grös-scrn Verlegenheit, als jeder andere Stant, der sich wirklich mit Frankreich im Kriege befindet: die längst erwartete Verordnung, dieKönigl.Vankzcttel betreffend, ist endlich erschienen.