Lmllllcher Zeitung. Nr. «7. Pränumcrationsprei«: Im Comptoir ganzj. st. ll, halbj. fl. 5.H0. ssür die Zustellung in« HanS h.ildj. 5ulr. Mit der Post ganzj. st. 15, haldj. fl. 7.50. Freitag, 23. März Insert» onsgevilyl viS lO Zeilen: imal 60 lr., lm.80tr., 3m. 1 fl.z sonst P».Z«ile Nn. o lr.,2m.«Iv., 2m. l0lr. u. s. w. Insertionsstempel jedeöm. 30l». 1886. Umllicher Theil. «?vc. l. k. Apostolische Majestät haben dem Ober. ucntcnant im Fürst Schwarzcnbcrg 2. Uhlancnrcgimcnte Reinhard Frcihcrrn von Gcmmingen die k. l. Käm-lnerswürdc allcrgnädigst zu verleihen geruht. Se. k. k. Apostolische Majestät haben dem Sicg-sucd Altgrafcn Sal m en datirt ^ ^r Zeit seiner politische» Wkderge- 'lt- Die Bildung wurde zur Grnndlagc deö Staates dci ^' ""b der nordamcrikanischc Freistaat, welcher , " Einzelnen nnd den verbundenen Ländern die größt« Michc Selbständigkeit gewährt, die Schule hält er Nr«"<^'.'" ^"ac. Denn anf ihrem Gebiete darf cS kci-tiaf ^uMud, aber auch keine überstürzende Eigcnmäch-^ "t gcbcn. Frankreich freilich hat in dcr Acanfsich- """g und Zcntralisirung zu viel geleistet. Dort über-"N mcm den Geist, um ihn zu bändigen, drin l Verständniß dcr Bedeutung des Schulwesens d ^ auch in Oesterreich immer tiefer in alle Schichten Bl«,, ^""""' D°ch beschäftigen sich die öffentlichen des s^ "-^ "^ ä" wenig mit dicfcr wichtigsten Seite tlum s ^"' ""b nationalen Lebens, und wenn sie cs Obi^' > ^sch'cht cS selten mit jener Rnhc, Würdc und ^ dii,.s, .^l"t, welche neben dem Wnnsche anch die Be-! tic, , . berücksichtigt. Und gerade d i cs c Berücksich-BVrt?^^'^ ^ Vortrcfslichkeit dcr Schule, und die "Isltrhkcit dcr Schnlc bedingt wieder die Vortrcff« lichkeit des Staates; man erinnert sich jetzt an die richtige Bemerkung Jules Simons, daß der Staat der beste sei, welcher die besten Schnlen auszuweisen hat. Zn dcr erhöhten Theilnahme des Voltes an der Schule haben verschiedene Fachzcitungen, deren Artikel freilich nnr mittelbar ins Publikum dringen, viel beigetragen ; daß aber auch das Ausland, vor allem Deutschland sich übcr unsere diesbezüglichen Einrichtungen ohne Mühe Klarheit verschaffen kann, verdanken wir einem höchst verdienstlichen Elaborate des NegiernngsratheS Dr. Adolf Ficker in Schmids Encyklopädie deö gesummten Erziehung^ und UutcrrichtSwcsens, in welcher das Schulwesen aller Staaten — nach dem Namcn dieser in alphabenschcr Ordnnng — ausführlich besprochen wird. Es sei uns erlaubt, aus den 324 Seiten dieses übcr allcS Lob erhabenen Artikels Einiges hervorzuheben, und wir hoffen, unseren Lesern mit einer gedrängten Uebersicht dcr Geschichte unseres geistigen Entwickelungs' ganges eben so willkommen zn fein, wic andere Ionrnalc dcn ihrigen mit einer Geschichte dcr französischen Moden. Den Anfang unseres V o lkssch n l w csc ns müs« sen wir unter dcr Regierung dcr Kaiserin Maria The< rcsia suchen. Untcr dem Namen „Studienhoslommission" wurde im Jahre 1774 eine Art Unterrichlsministcrinm gegründet nnd in demselben I.ihrc die allgemeine Schnl-, ordnung erlassen. 1776 gab cS im Staate erst zwanzig' Hauptschulcn. Leider ließ man dcn Gedanken, mit der Volksschule die Industrieschule zn verbinden, wieder^ fallen. Untcr Kaifer Josef ll. wnrdc dcr Schulzwaug eingeführt und daS Schnlpatronat gegründet. Instruktionen für Lehrer erfolgten, ncnc Bücher wurden veröffentlicht, die Wicdcrholnngsschulc für Erwachsene be-schlössen und als Unterrichtssprache in dcn Städten und wo immer thnnlich auf dem Lande die deutsche fcstgc-l setzt. Es ist bedauerlich, daß man nach Josef ll. die Krcisschulkommissüre, welche Fachmänner sein mußten und neben den Krciödcchantcn für daS Volksfchnlwcsen zn forgen halten, wieder abschaffte. Denn nntcr den Nachfolgern Josefs wurde daS ganze Stndicnwefcn in ganz andere Bahnen gelenkt. Die Gegner des Bestehenden machten geltend, ciuc nene Einrichtung sei nothwendig. Es trat demnach an die Stelle dcr Slndicnhofkommission eiuc „S t uo i cn e i n-ri cht n n gs ko m m i ssi o n ," welche nicht blos auS Gclchitcu, sondern auch aus Bcamtcn bestand. Nun wnrdc dcn Lehrern verboten, Versammlungen zn halten und Gutachten abzugeben, überhaupt ihre ganze Sclbst-ständig'eit beseitigt. Nicht von dem Standpunkte der Erfahr,ing sollte die Reorganisation vorgenommen werden, sondern man stellte dcn Grnndsatz auf, „auch über die kluge Ausfvcndnng des Geistes müsse die Staatspolizei wachen." Demnach entstand im Jahre 1805 „die politische Verfassung der deutschen Volksschulen," ! deren Grundzüge bis auf dcn heutigen Tag daS Fnnda-! ment unseres VollMnlwesens geblieben sind. DaS Volks-l schnlwcscn ging in die Hände der Geistlichkeit übcr. ! Diese Verfassung der deutschen Volksschulen wird nngc-schcnt als cin Rückschritt bezeichnet, dessen Weite sich noch dadurch vergrößert, daß die wenigen seither crflos-scncn Veroldnnngcn tcinc odcr nnr höchst nntcrgcordnctc Veränderungen herbeiführten. Dcr UuivcrsitätSprofcssor und Direktor deS akademischen Gymnasiums zn Wien, der für dcn Fortschritt dcS österreichischen Schulwesens sehr thätige Hcr-r Dr. Hochcggcr bedancrt in dcr Bc< sprechnng dcS Fickcr'schcu Aufsatzes die Stagnation unserer SclMinrichtungcn umsomchr, als die langen Jahre des Friedens „selbst von Regierungen, die nicht gcraöc freisinnigen Tendenzen huldigten, mit Klugheit und Kon- 454 dem sie eine beengte Zirkulation faltisch erleichtert, beschleunigt und erweitcit hat, ohnc irgendwie dem Werthe dcö ZirlulationömiltelS nahe zu treten. Ill dieser Zeit dcS Uebcrgangcs, wo die Restriktion dcS Bcmluoteu-Umlaufes Verkehrsstockungen und Kapitalsmaugcl crzcu« gen muß und wo neben dem Banknotcnumlaufe noch kein Melallgeldumlauf bcstcht, erschien auch dirsc An< ordnuug des Finauz>uiuisteriums- doppelt anerlennens-und daukeSwerlh, dcuu sie mildert die Nachwchen der Opfer, wclchc die Elation sich behufs der Wiedcrhcrstel-luug der Valuta gcfallcu llisfcu muß. Hat sich einmal das Metallgeld wieder in den Adern unserer Zirknlation eingcfunden, dann wird die Maßregel entbehrlich erschci-ucu können. Oesterreich. Mien, 20. März. Daß General Mauteuffcl scholl Donnerstag in spezieller Mission in Wien ein« lrcsscn uud eiu cigcnhäudigcS Schreiben dcS Königs von Preußen an Sc. Majestät den Kaiser überbringen werde, wird sowohl in Hof« wie in ministeriellen Kreisen vollständig bezweifelt, wcil erst heute Depeschen aus Kiel eingelaufen sind, denen gemäß sich General Mantcuffel ganz ruhig in Schleswig befand. — 21. März. (G.-E.) Die heutige „Presse" erklärt sich durch unser gestern gebrachtes DcSaveu der in einer ararischcn Druckerei angeblich stattfindenden gc-lieimnißvollen Aibcit nicht vollkommen beruhigt. >— Ob< wohl wir die Elllärung ganz allgemein hielten uud uicht — wie die „Presse" meiut — auf den Druck politi« scher Aktenstücke bsschräuktcn, so nehmen wir doch leinen Ausland, unsere gestern abgegebene Erklärung hiemit auch auf den von der „Presse" heule berührten angeblichen Druck von Geldzeichen oder anderen staatlichen W crl hpap iercn auszudehnen. Pest, 20. März. „Hirnöl" bringt über die zweite Adresse einen längeren Artikel, welcher u. A. auch auf das eigenthümliche Zusammcutrcffcu hinweist, daß die Dcpulirtcutafcl fast an demselbcu Tage, an welchem sie im Namen der Rcchtskouliuuität die Ernennung des Ministeriums nrgirt, sich bereit zeigt, daß auf Kroatien bezügliche 1848er Gesetz vor der Vollziehung zu revi-dircu. Die Schonung, welche hicmit für Kroatien an den Tag gelegt wild, werden wohl auch die Krone und alle übrigen Völker der Monarchie ucldicucn. — „Naplo" sagt: Die Basis der gemeinsamen Angelegenheiten ist in der pragmatischen Sanktion gegeben; es ist nicht unsere Aufgabe, über die pragmatische Sanktion hinaus' zngehcn, sondern ihren Inhalt zu entwickeln und zu ciucm offcncu Ausdruck zu briugcu. Im Nebligen gibt der Arlilcl mehreren Bedenken Ausdruck, welche das Rcflript erregt hat. ^»ermannstadt, 20. März. Die heutige „Hcrm. Ztg." theilt eine Rcpläfcutalion der sächsischen NatiouS-umvcrsilät mit. Das Aktenstück schließt sich an die Repräsentation vom 6. November 1865, an die Son« dcrmeinung der sächsischen LauotagSoeputirteu, daß der Artikel in Betreff der Union SiebeubürgcuS kciu rcchts-verbiudliches Gesetz sei, uud au die Rcchtsverwahrnngen der sächsischen Kreise anläßlich der Bcrujuug der siebcn-bürgischen Vertreter zum Pester Landtage an. Sieben« bürgen habe ein grundgcsetzlichcs und vertragsmäßiges Recht, ein selbständiges, zur ungarischcu Krone gehöriges Land des Ncichcö zu sein. Eine endgiltigc Lösung der Unionöfrage vor der Revision der 1848er Gesetze und Regelung der staatsrechtlichen Fragen gegenüber dem Reiche sei unmöglich. Die NationS'Uuiocrsität erwarte, daß der Pester Landtag eiufcilia. iu eine auch Siebenbürgen bindende Verhandlung und Schlnßfasfung über die Union nicht werde eingehen wollen, sonst müßte die Nations-Universität Verwahrung einlegen; dieselbe bittet, Sc. Majestät geruhe, dcu gesetzlichen Eiufluß Sieben» bürgcus auf die verfassungsmäßige Rcchtsgcstaltuug deS Reiches ungeschmälert zu wahren nnd die über die Union obschwcbeudcn Fragen der verfassungsmäßigen, abgesonderten Vcrathuug uud Schlußfassuug des sicbeuuürgischcn Landtages nach dessen gesetzlicher Kompetenz vorzube« halten. Ausland. Einem Schreiben aus London vmn 18. Mälz entnimmt dic „Debatte" Folgendes: „Das Bekannt» werden der preußischen Verordnung vom 11. d. hat die Eutrüstuug noch gesteigert, wclchc sich unserer Hofkreisc seit der bekannten Wagcudurchsllchuug bei dem Begräbnisse des Prinzen Nocr'Augustcuburg bcmeistcrt hat. Man ist nämlich in diesen Kreisen geradezu au g u st c »-bnrgisch gcsiuut, und zwar nicht erst seitdem die Königin dem Bruder des Erbprinzen die Hand ihrer Tochter gcgcbeu; die Königin ist seit dem Auftauchen der Sulzcssiouöfrage günstig für den Herzog von Augusten-bürg gestimmt. In dicscm Sinn hat auch ihre Tochter, die Gemalin des preußischen Kronprinzen, in Berlin zu wirken versucht. Jedoch vergebens! Dieser Slimmuug, die in Buckingham Palace herrscht, hat man sich auch in Downing Street nicht entziehen können, nud ich glaube zu wisse», daß die letzte nach Berlin abgegangene Depesche unter dem numiitclbarcn Einflüsse dieser Stimmung unserer höchste» Kreise abgefaßt worden ist. DaS, Vcrwaudtschaflsuerhälluiß, in welchem der Hof zu der königlich preußischen Familie steht, vermag die Mißstimmung, die iu diesen Kreisen gegen Preußen herrscht, nicht zu mildern." Kopenhagen, 20, März. Im Lands thing des ReichSralhs protcslm Kjacr dagegen, daß. das Stillschweigen dcs Rcichörathes betreffs der Her-' zoglhümcrfragc hier oocr südlich der KöuigSau nicht als Gleichgültigkeit der Repräsentation dcs Reiches aufge-faßt werde. Der Konscilpräsidcnt Frijs cntgcgnct dem-, selben, die Regierung betrachte die Enthaltsamkeit und ^ das Schwcigcu dcs Rcichsralhcs unter den jetzigen Verhältnissen als Zeichen wahrer politischer Reife. Belgrad, 15. März. Die hiesige offizielle Zeitung „Scrbskc Novinc" dcmcutirt die vom „Ncucu Fremden-blatt" gebrachte Nachricht von außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, wclchc die serbische Regierung iu Belgrad, Schabatz und Scmcudria zur Verhütung möglicher Uuruhcn getroffen haben soll, als eine vollkommen un« begründete, indem weder besondere Maßregeln ergriffen noch hiezu ein Anlaß vorhanden war. Nustschuk, 6. März. Die Ereignisse in den Do-naufürstcnlhllmcrn habcu den leicht erklärlichen Entschluß der Pforte hcrbcigcfühlt, ein ObscrualionSlorps in Bulgarien längst der Donau aufzustellen. Ich kann nun berichten, daß die Truppenbewegungen in dieser Gegend. bereits begonnen haben. Die Znzügc erfolgen sowohl, von Schumla als von Konstautinopcl aus, und zwischen ^ hier, Widoin nnd Tultscha finden verschiedene Disloka« ^ tionen statt. Die Pivots der Aufstellung sollen Rustschuk, und Silistria werden und die Stärke dcs aufzustellen-! den ObscruatiouskorftS wird auf 12—15.000 Man" augeschlagcu. Iu Nuslschul sind jedoch bisher erst 500 Mann Kavallerie mit einer Aatlcric eiugclroffcn. 5000 Mann Infanterie solleu in den nächsten Tagen an-kommen. Hagesnemgkeitm. Se. l. l. Apostolische Majestät haben mit allerhöchster Entschlichiulg vom 1^. März d. I. dem Thomas Kittel von Moro in Auerlennung seines vicljährigen gemein« nützigen Wirkens als Direktor der kärntnerischen Laudwirthschaftsgesellschaft das Ritterkreuz des Franz-Iosef-Ordens allcrgnädigst zu verleihen geruht. — Der Sproß eme2 der cchnenrcichstcn österreichischen Fürstengcschlechter wird als Verlobter der Berliner Tänzerin Fräulein Marie Taglioni genannt, und man fügt hinzu, derselbe wcrde bci der Vermalung den fürstlichen Namen ablegen und einen anderen annehmen, wozu bereits um die a. h. Genehmigung nachgesucht worden sein soll. — In Wien soll zur Unter stü l)un g entlas« sen er gebesserter Sträflinge auf Anregung dcs Herrn Staatsanwaltes Lienbacher ein Verein ge« grilndct werden. Vorige Woche versammelte sich zu diesem Ende eine Anzahl hervorragender Iustizbeamten, um den bezüglichen Entwurf zu berathen. — Der verflossene Monat Februar stcht einzig in der Weltgeschichte, er hatte nämlich keinen Vollmond, indem dieser einige Stunden vor dem Anfang und einige Stunden uach dem Schlüsse dieses Monats eingetreten ist. Seitdem die Welt, nach unserer gewöhnlichen Zeitrechnung, besteht, ist der Februar dieses Jahres der erste Monat ohne Vollmond. Nach der Berechnung der Astronomen wird der gleiche Fall erst in dritthalb Millionen Jahren wieder sich ereignen. — Trieft darf nicht hinter Nien zurückbleiben und hat bereits seinen Marll in der Persou des 22jHhrigen Demetrius Olorn gefunden, welcher wegen Veruntreuung von 20.000 ft. zu sechs Jahren Kerker verurlhcilt wurde. Es wurde das Faltum lonstatirt, daß Okorn auch an einem Tage 1000 fl. in der Lotterie fetzte. Dem Vcrurtheilten wurde noch die Veruntreuung anderweitiger 6000 si. zur Last gelegt, sowie ein Drohbrief, mittelst dessen er von,den« Lcmdtagsabgcordneteu H. eine bedeutende Summe erpressen wollte i dieser letzte Umstand führte zu seiner Verhaftung. Olorn war Komnns bei einem Bankier. fokales. Heute liegt der Zeitung eine Substnvtionseinladung der Illustrirten Monatsschrift „Zu Hause" bei: das Heft lostet 18 kr. und ist in der Buchhandlung von Ignnz voil i Kleinmayr und Fedor Aamberg zu haben. I — Herr L. Hübscher, Kalligraph, der sckon in ! mehreren Städten der Monarchie, zuletzt in Marburg Kurse in der Schönschrift unter starker Betheiligung gegeben und dessen Methode und Erfolge allerorts in den öffentlichen Blättern die vortheilhastestc Besprechung gefunden haben, ist gestern bier eingetroffen. Herr Hübscher gcdenlt sich hier . durch längere Zeit zum Behufe der Ertheilung des Unter» richtcs, welcher für jeden sich Meldenden in einem Zillus vou acht Stunden abgeschlossen wird, aufzuhalten. Die An« Meldungen nimmt derselbe ill seiner Wohnung am Nann Nr. 189, 1. Stock, täglich von 6 Uhr Früh bis 1 Uhl i Mittag entgegen. fcqucuz bcuutzt wurden, um in materieller und geistiger Hinsicht die Entwicklung zu fiirderu uud zu heben." (Gyu,n..Ztg., 1. H. 180«, V. 53.) Ein halbes Jahr PräparaudenkurS sollte hinreichen, einen Lehrer auszubilden; die Lehrbücher blieben durch Dezeunicn unverändert, ein träges Sichgchcnlasscn trat bci Lehrern uud Behörden eil« und bewirkte auch die fast bis auf den heutigen Tag foltdaucrudc Gleichgil< tigkcit des PolkcS. Und fclbst die Zahl der Schulen, welche biö 1828 im Steigen begriffen war, blieb durch die folgenden 20 Jahre fast unverändert stehen. Nach den Erschüttcruugcn dcs Jahres 1848 haben die Gemeinden Wesentliches zur Vermehrung der Schulen beigetragen, auch die Regierung hat heilsame Reformen eingeführt. Doch ist der Aufschwung nur ein cmauli. tatiucr, die Aenderung der iuucrcu Einrichtung der Volksschule ist das Ministerium Thun, daS in anderen Zweigen so gründlich uud erfolgreich orgauisilte, der Zeit schuldig geblieben. Als nothwendige Erfordernisse bezeichnet man: gründlichere Bildung der Lehrer, bcsfcrc Doliruug dcrsclbcu, Vcrmiuderuug der Schülerzahl in den einzelnen Klassen, also Vcrmchrnng der Schulen, Veränderung deS Lchrplancs, besonders durch Aufnahme praktischer Doktrinen, Strenge und Sorgfalt in der Beaufsichtigung. Dcu Einfluß dcs Klerus auf die Volksschulen wird lein Vernünftiger beseitigen wollen, doch ist man eben so einig über die Nothwendigkeit, daß auch von weltlicher Seite eine wirkungsvolle Inspektion hinzutreten muß. Die Oberaufsicht bleibe dem Staate. Dem Lehrer muh die Bahn eröffnet werden, seine Erfahrungen den organisirenden Fallorcn mitzutheilen. Wir wollen uns der freudigen Wahruchmung nicht verschließen, daß iu den annedcutctcll Richtungen schon bcachtenswerthe Anläufe gemacht worden, und stimmen Fickcr bci, eine KrifiS in den, sich nun uollzicheudcu Prozesse der Fortentwicklung uuscrcS Vollsschulwcseus sei nahe bevorstehend. Möge Gott sie zum Wohlc Oesterreichs wenden. Eiue Befürchtung muß ich jedoch aussprcchcn, die mir durch die Crfahruug beigebracht wurde, die Be-fülchtuug, daß durch eine Vermehrung der Unterrichts» gcgcnständc, wenn uicht auch die Schuljahre vcrmchr! locrdcu, gerade die Erleruung dcS Wichtigsten uur oberflächlich bewerkstelliget werden wird. Für die Hebung des ungarischen VollsschnlwcscnS hat daS Ministerinn! Thun wahrhaft Bedeutendes, fast Großes geleistet. Nachdem die Ungarn die wohllhäti-gen Einrichtungen Josefs II. abgeschafft, das Schulgeld und der Schulzwang als gcwohuhcitöwidrig aufgehoben uud die l-lllki <'»Ill(^!Ü<»!>i!j 1806 crlasscu war, genoß das herrliche Land dic alte Freiheit dcS Stillstandes, aus welchem cs durch das 1847 eingeführte 6^l>m!, ^lmlcli'um <>Il'!n<>!!lln'ium nicht gerissen wurde. Der Schulmeister nähte für die Bauern Stiefeln, während er in lateinischer Sprache die Kinder uutcrrichtctc, die Schulmeister,'» buck Brod uud Semmeln, wobei ihr die Mädchen, statt zu lernen, fleißig beistandcn. Von je 100 schulpflichtigen Kindern besuchten bci den Juden 75, bci den Griechisch-katholischen nur 8 die Schule, während die Gricchisch'oricnlalischcn durch 56 vertreten wurden. Nach der Bccndiguug der Wirren begann das Ministerium Thun im Jahre 1850 jenseits der Lcitha eine Thätigkeit, die, wcun sie durch zwei Mcnschenaltcr ton-scqucut fortgesetzt worden wäre, uicht nur für das Schulwesen in Ungarn, sondcru für die Entwicklung dcS politischen Staatölebcns uuscrcs Reiches eine ucuc Zukunft dauernd bcgrüudct hätte. Tanya- und Pußta« schulen, Gcmcindcschnlcu wurden unter Mitwirkung der hohen Kircheufürstcn und dcs Adels, der Gemeinden und Körperschaften gegründet nnd Lehrer angestellt, welche, um dcu Unterricht zu ertheilen, die zerstreuten Gelegen« hcitcn begehen mußten. Dic Schulräthc saheu auf Vermehrung und Bildung der Lehrer, Erbauung der nöthigen Gebäude, und ein reges frisches Leben begann. Aus den deutsch-slavischen Provinzen wurden Lehrkräfte bei-gezogen, die nach dem Jahre 1860 als „Fremde" von der damals krcirlen ungarischen Hofkanzlci in unüberlegter Eile zum Nachtheil des Landes entfernt wurden. Dcu weuigcu Lehrern, welche man damals in Ungarn auch feruer im Dicuste behalten wollte, leuchtete es ein, daß sich von nun au keine Resultate mehr erzielen ließen, und sie rcsignirtcu. Schon sehen die Magyaren ihrcn Fehler ein und wünschen, nicht nur dic Thun'schcn Gesetze, sondern auch viele der Thun'schcn Lehrer behalten zn haben. Dcnn seit 1860 ist für die Hcbuug der Schn-lcn iu Ungarn nichts geschehen uud die Nation ist mit der Politik jetzt viel zu viel beschäftigt, als daß sie den Forderungen der Bilduug gerecht werden könnte. So begeistert man die Thuu'schcn Einrichtungen forderte, so begeistert setzte man sie — obgleich die Gesetze behalten wurden — außer Wirksamkeit; viele Gcmciudcu ließe» ihre Schulen eingehen. Wann werden sie wicdcr errichtet werden? Zu bemerken ist, daß die Juden cs waren, welche mit richtigem Verständniß der Anforderungen nnscrer Zeit und ihrer eigenen Bedürfnisse den Inten-tioncn der Regierung fördernd entgegenkamen und fur dic Ausbreitung der deutschen Vildnng iu Ungarn Bedeutung crhicltcu. Doch verstanden sic vor 6 Jahren dic ncuc Richtung dcr Zeit uud wurden die ersten P"^ tcigäugcr dcS Manyarismus, obgleich sie noch immer das Deutsche als dcu Mittelpunkt ihres SchulweseuS ausehcn.