Mr. 66. Donnerstag, den 17. Augull 1882. VII. Jahrgang. (fillirr Zeit«« Erscheint jeden Tonnerstag nnd Sonntag Morgen». — PrÄxumcratlonSbtdiigonlien: Äsit Cilli sammt Zustellung inS Haus ganzjährig il. S.—, halb vierteljährig st. 1.50. monatlich 55 kr. Mit Postversendung ganzjährig st. e.40. halbjährig st. 3.20, vierteljährig st. 1.60. — Hitdactio« und flkminifbtttt«: gaffe Nr. v. Sprechstunden des Redacteurs täglich, mit 'Ausnahme der Sonn- und .veieNage, von !>—12 Uhr Lor- und von 3—6 Uhr Nachmittags, werden billigst berechnet. Auswärts nehmen Inserate für die „Giliiev Zeitung" alle bedeutenderen Annoncen Erveditionen an. rrcn-ttitc __Des gestrigen Zfciertages wegen erscheint diese Dummer nnr 4 Seiten stark. Aus verlohnte Zlntertund. Drei Jahre bereits wähn das goldene Zeitalter der Versöhnung. Unser kräftiges, unverwüstliches Vaterland, welches ein mittelalterlicher Dichter „das glückliche Oesterreich" nannte, welches ohne besondere Beschwerden manche bittere Pille verdaute, scheint sich nun an den halbgezeitigten Bersöhnungsfrüchten eine ernst-liche Indigestion zugezogen zu haben. Was eine Reihe von Schicksalsschlägen, von Prüfungen und Heimsuchungen nicht fertig brachte, das erreichten gewiße Sirenenklänge. Wie einem Han-nibal das üppige verführerische Capua zum Caunä wurde, so wurden die süßen Flötenlaute der Versöhnung zur schrillsten Disharmonie. Wenn nun anläßlich des übertauchten Ber-söhnuugstrienniums die ossiciösen Blasengel in die Posaune stoßen nnd einen Panegyricus auf ihren Hern« und Meister loslegen, so erfüllen sie nur ihre Pflicht und Schuldigkeit, sind sie doch dafür bezahlt. Wir brauchen wohl nicht in die Ferne zu schweifen, um zu sehen, daß die Gegensätze der Parteien schier unversöhnlich geworden sind. An Stelle der offenen Fehde ist eine Meuchelbe-kämpfung getreten. Verleumdungen und Denun-tiationen stehen an der Tagesordnung: Privat-, Amts-, ja selbst Familiengeheimnisse werden rücksichtslos in die Oeffentlichkeit gezerrt, um irgend eine niißliebige Persönlichkeit zu schädigen. Keine Art der Verleunidung wurde bis heute in jener Presse, welche unter dem Deckmantel der Regierungsfreundlichkeit mit loyalen Augen-verdrehen Vroscriptionslisten veröffentlicht, un-versucht gelaffen. — Man gewöhnt sich füglich an Alles, nnd so irritiren denn auch die Schimpf- und Schmäh-Übungen, welche das Um uno Auf der nationalen Die gelungene ßur. Skizze aus dem französischen Badeleben. „Also Sie fühlen sich unwohl, liebes Kind ?" „Ach ja, Doctor, sehr unwohl, in der That !* „Hm . . . Der Puls scheint ein wenig fieberisch . . . geröthete Wangen . . . glänz-loses Auge . . . leichter Kopfschmerz, wie ? Ab und zu Herzklopfen, nicht wahr?" „Sehr starkes Herzklopfen, Doctor. Manchesmal pocht mein Herz so stark . . . -so schreck-lich stark . . . daß ich fürchten muß. es werde plötzlich mein Mieder sprengen. Und dann kann ich nicht schlafen . . . habe gar keinen Appetit . . . fühle mich so müde . . . häufig werde ich ohne alle Ursache melat.cholisch, ich, die sonst immer so luftig war . . . gestern erst weinte ich fünf Minuten lang und wußte nicht weß-halb." „Vortrefflich!" „Vortrefflich ? — Wie verstehe ich das?" „Ihr Leide» hat nichts zu bedeuten, uteine Beste. Nervosität. Lediglich Nervenschwäche. Nichts als das. Das Leben, welches Sie den Winter über führen, das aufreibende Theater-leben ist als die Ursache zu bezeichnen. Die Journalistik bilden, die Einwohnerschaft des fteirifchen Unterlandes nur in geringem Maße. Anders scheint indeß die Wirkung solcher Styl-Übungen dort zu fein, wo man in jeder Opposition nur Factiösität und in der plumpsten Schmeichelei die ehrfurchtvollste Anerkennung zu sehen glaubt. Auf solche Umstände mögen denn auch die Denuntiationen basirt sein. Es ist daher in neuester Zeit gar nicht überraschend, wenn in Bezug auf mißliebige k. k. Beamte das Unerhörteste geleistet wird. Wenn zum Beispiel ein Beamter das gräßliche Unglück hat, das alpen-kroatische Slovenisch in der Schrift nicht voll-kommen beherrschen zu können, so heißt eS gleich im „Slovenski Gospodar" „slovenisch kann er aber so viel wie nichts;" irgend eine ander? Zeitung greift die Geschichte weniger hämisch, dafür aber noch deutlicher auf. und bis der betreffende Herr den „Narod" paffirt hat. sind auch nach ihm bereits mehr denn hundert der gif-tigsten Pfeile abgeschossen. Mitunter fügt man sich maßgebenderorts einer solchen Kundgebung des Volksmillens (!) und der betreffende deutsche Beamte wird präterirt. Die Keckheit der natio-nalen Loyalitätsheuchler wächst eben mit den Erfolgen. ES ist »och gar nicht lange her. daß einem beim k. k. Kreisgerichte in Eilli angestellten Beamten, von Privatpersonen ein Po-sten in Aussicht gestellt wurde, wenn er sich verpflichten wollte, slovenisch zu anitiren. So geschehen im Jahre 1882! Doch noch traurigere Anzeichen, daß unsere besten Institutionen vom Versöhnungs-kämpfe benagt sind, finden wir fast jede Woche im „Narod", der „Tribüne", der „Politik" ic. Es find dies die Verletzungen des AmtSge-heimnisfes. Wir sehen, wie slovenische Partei-gänger Angelegenheiten, die das tiefste Amtsge-heimniß bilden müßten, ganz nonchalant in die Oeffentlichkeit bringen. Wohin es mit solcher Wirth-schaft kommen soll, das weiß Gott, und vielleicht auch ein wenig Sr. Excellenz der Minister Prazak. vielen Proben, die Aufregungen der Premieren, der häufige stürmische Sucres und seine Conse-quenzen, all' das macht sich geltend, sobald die Zeit der Ferien naht. Und dann, liebstes Kind, kann ich Sie von dem Vorwurf einer irraiso-nablen Lebensführung nicht freisprechen. Nach den Vorstellungen lieben Sie es, auf Bällen und Soireen zu brilliren. Von da geht'S zu Champagner und Trüffeln, und dann . . . hm . . . nein, nein, Sie sind in der That ein wenig irraisonabel. Nerven von Stahl müßten unter solchen Umständen nachgeben. — Nun, ich rathe Ihnen, vielmehr ich ordutire Ihnen den Eurort 3C. Dort werden Sie 21 Tage lang die vortreffliche X.-Ouelle trinken, Früh und Mittag einen Becher. Sie beziehen eine abseits vom Getriebe der Esplanade gelegene Villa und leben friedlich still für sich, ganz allein für sich, ganz allein für sich. Einfache, gesunde Kost, er-frischende Spaziergänge, hier und da ein Bad und Ruhe, vor Allem Ruhe und immer wieder Ruhe. Ich kann dies Ihnen nicht stark genug betonen „Ich verstehe Sie vollkommen, Doctor." „Also, Sie reisen?" „Sofort, augenblicklich. Das heißt, sobald ich die unausweichlichen kleinen Reisevorbtrei-tungen getroffen haben werde." Wir missen nur. daß dadurch daS Ansehen des Beamtenstandes nicht gefördert wird. Auch von der Post, die sich in Privathänden befindet, könnten wir ein Liedchen über den nationalen Chauvinismus singen; doch davon ei» andermal. Kann es daher Wunder nehme», wenn die deutschen Bewohner des Unterlandes mehr als unzufrieden sind? Kann es befremden, wenn sie ihrer Empörung über solche Vorgänge offenen, kräftigen Ausdruck verleihen? Sie waren es ge-wohnt dem Beamtenstaude und namentlich dem Richterstande als Hüter des Gesetzes tiefste Ehr-furcht zu zollen, sie wollen, daß dies nicht anders werde. Die Slooenisirnng der Schulen und Aemter wird, wie jedermann weiß, nicht aus Gründen des Volkswohles, sondern lediglich darum angestrebt, um eine nationale Lehrerschaft und eine gleichartige Beamtenschaft zu haben. Letztere wäre aber der Anfang vom Ende, sie wäre der Ruin der gesetzlichen Ordnung. Die jungen slo-venischen Beamten sind wie die slovenischen Prie-ster nationale Fanatiker und Schwärmer des südslavischen TraumreicheS. Allerdings sieht die Regierung hierin nichts Gefährliches, hörten wir doch eine ihr sehr nahestehende wichtige Per-sönlichkeit betonen, daß die slovenische Sprache für Schule und Amt nicht geeignet sei. daß man daher das kroatische und serbische in den wen-bischen und homerischen Schulen cultivireu müsse. 0, sancta sirnplicitas! Da kann man wohl sagen, wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit. Der denn'che Untersteirer sieht die Gefahr, die dem Staate naht, doch wenn er der Besorgniß Ausdruck verleiht, so wird er unter loyalen Ueber-schwänglichkeiten und Heucheleien vom nationalen Gegner verlacht und verhöhnt. So tobt denn der dreijährige Versöhnungs-Kamps erbitterter denn je; — Gott segne die deutschen Waffen! Die „kleinen" Reiscvorbereimngen von Mademoiselle Zizine nehmen acht Tage in Anspruch. Mein Gott, nur zu begreiflich. ES geht doch nicht an, sich mit den „paar alten Sachen" so weit von Paris wegznwagen. Und wenn man auch fest entschlossen ist. friedlich still für sich, ganz allein für sich zu leben, so muß man doch „Einiges" von Toilette für unvor-hergesehene Fälle in Bereitschaft halten. Made-moiselle Zizine fährt in der Stadt umher, wählt Stoffe, Spitzen, Hüte, Schirme, kurzum all' das aus, was sie unter „Einiges" von Toilette ver-steht. Modistinnen, Schneiderinnen und Lieferanten aller Art werde« in Thätigkeit gefetzt, eine Toilettenprobe jagt die andere, dazu empfängt Mademoiselle den liebenswürdigen Marquis, welcher sein Schloß expreß dazu verlassen hat, die Künstlerin vor ihrer Badereise noch einmal zu sehen — endlich sitzt Mademoiselle Zizine im Eisenbahncoupv, endlich langt sie in £. an. Ihre Gesellschaftsdame und vertraute Kammer-zofe hilft Mademoiselle aus dem Waggon und ihr Kammerlakai, der früher beim Prinzen I. diente und alle Badeorte der Welt kannte, wie die Tasche seines Herrn, belädt sich mit den tausendfältigen Kleinigkeiten, welche Mademoiselle auf Reifen mit sich zu führen pflegt. Lorrespondenzen. Lichttiiwald, 15. August. (Or.-C.) [2? o l f 8« wirthschaftliches.] Hier findet am 13. September d. I. eine von» Vereine zur Hebung der Landespferdezucht in Steiermark veranlaßte Pferdeprämiirung statt, wobei Preise im Betrage von 275 fl. zur Vertheilung gelangen. Hieran wird sich am 14. September die vom t. k. Ackerbau-Ministerium für das steierische Unter-land ebenfalls hier angeordnete Regional-Thier-fchau mit schon dermal in Aussicht stehenden Preisen von 590 fl. anschließen und endlich wird am 15. September die Stier-Licenzirnng nach dem Rindviehzuchtgesetze vom v. Jänner d. I. vorgenommen werden. Es stehen uns demnach drei, der wirthschastlichen Entwicklung geweihte Festtage in Aussicht. Markt Tilsstr, 16. August. (Orig.-Corr.) Wie ihr Blatt bereits kurz gemeldet, findet Sonntag, den 20. d. Mts., 6'/, Uhr Abends in der BrauhauSrestauration in Tüffer eine Versammlung des politisch« volkswirtschaftlichen Vereines „Fortschritt" statt, die sehr interessant zu werden verspricht. Außer einer Reihe geschäftlicher Vereinsangelegenheiten wird in Vorträgen die G r ü n d u n g der sogenannten „d e u t-) ch e n V olkspartei", eine intensive Unter-stützung des ,lrup marin mit einem Gilet nobitzer Zweigvereines vom „rothen Kreuz" findet in genanntem Markte am 2V. in der Eis-kellerlocalität ein Concert und eine Kinder-Vor-ftellung statt, wobei das Lustpiel „Gleiches mit Gleichem" zur Aufführung gelangt. [Bezirksgerichts Wechsel.] Wie ver-lautet soll das Bezirksgericht von St. Marein nach Sauerbrunn verlegt werden. [Deutscher Schulverein.[ In Mar-barg findet kommende« Sonntag zum Besten des deutschen Schulvereines ein Concert statt. [Vorkehrungen gegen Feuers-g c s a h r.] Die Vorsichtsmaßregel» gegen eine eventuelle Feuergefahr in der städtischen Volks-schule sowie im Stadttheater wurden consorm den Genieindcrathsdcschlüssen durchgeführt. [Die Auslosung der Geschwore->t e n] für die fünfte diesjährige Schwurgerichts-seffion findet am Freitag, den 18. d. beim Kreisgerichte statt. [Die L a n d t a g S s e ß i o n inKrain] beginnt am 4. September, jene von Jstrien am 20 d. Monats. [Bahnsrevel.] Aus Zwischenwässern schreibt man °. Am 7. d. gegen 8 Uhr hatte ein Bau-rrnknecht kurz vor dein Einfahren des Personen-zugeS von der Böschung der Eisenbabnstrecke ei-nen neueingesetzten Grenzstein herausgerissen und aus den Bahnkörper nächst der UebersührungS-brücke bei Oerseniza gelegt. Glücklicher Weise wurde der Stein von der Locomotive in drei Theile zerbrochen und der Zucf dann zum Stehen gebracht. Der Urheber des Frevels wurde bc-reits verhaftet und dem Gerichte in Laibach ein-geliefert. [Eine entsetzliche That] wird aus Kapseuberg gemeldet: Eine in einem dortigen Bürgerhause bedienstete Magd wurde nach stundenlangem Suchen in einem Schweinestalle aufgesunden. Sie verlangte sodann nach einer Geburtshelferin. Es ergab sich aber, daß die herzlose Mutter die Hilfe mir für sich in An-spruch nahm, denn sie hatte das neugeborene Kind bereits in den nebenan befindlichen Schweine-stall geworfen. Man fand den Leichnam des Kindes unter dem Dünger. Die Schweine hatten bereits dem kleinen Geschöpfe die Hände, Füße und den Kops abgefressen. [Die P e st e r S ch ö n h e i t e n - C o n-c u r r e n z.] Bei den« großen Volksfeste, welches ani 20. d. Mts. in Pest im Stadtwäldchen abgehalten werden wird, soll auch die Zuer- Ihnen vorzustellen und Ihnen meinen innigsten Dank zu sagen, für die liebenswürdige Einla-dnng, die sie mir zu Theil werden ließen und welche ich von ganzem Herzen annehme: Victor de la Haut-Futacc.* „Toto ?" „Toto, mein Fräulein! Er selbst ist'S, der Sie bittet seinen Arm nehmen zu wollen . . Ein prächtiger Mensch, dieser Toto. Lustig, übermüthig, schlagfertig und herzensgut. Wie schade, daß er als der Sohn eines vornehmen Millionärs geboren ist. Welch' vorzüglicher Ko-miker, welche Zugkraft wäre er für's Palais Royal! Zizine findet ihm charmant. Er erzählt auch gar zu reizend, dieser kleine Toto, und moqnirt sich in geradezu unwiderstehlicher Weise über alle Curgäste, von denen er eine Menge amüsanter Dinge zu berichten weiß. UebrigenS werde ja Zizine selbst sehen, selbst beobachten, da sie des Abends Alle ins Theater kommen. „Ins Theater? . . . Anstandshaiber müßte man eigentlich hingehen. Verlohnt es wohl der Mühe?" „Das will ich meinen! Wir besuchen es täglich. Wirklicher Hauptspaß dort, parole d'honneur. Richt, daß die Schauspieler einen Sous werth wären! Im Gegentheil, elende Schmiereu-Comödianten, aber eben dies macht — 3 — kennung eines hohen Preises an die schönste an dem Feste theilnehmende Frau erfolgen. Die Veranstaltung dieser Concurrenj macht aber, wie ein Pester Blatt mittheilt, dem Tausender-Ausschuß, der sich mit den Vorbereitungen für das Fest befaßt, große Sorge. Die ausgesetzten Preise stehen bereits zur Verfügung — hat doch die Börse 800 Gulden zu diesem Zwecke sub-scribirt! — aber die Art, wie gerade diese Concnrrenz durchzuführen sei, stößt aus Be-denken. Die übrigen Concurrenzen bei dem Feste werden derart arrangirt, daß bei jeder derselben die Concurrente» aus einer abgesonderten Tri-büne Platz nehmen. Es geht aber schwer an, auch die Damen hierzu zu bewegen. Baron Bela Aczel denkt diesem llebel dadurch abzuhelfen, daß die Concnrrenz eigentlich den ganzen Tag hindurch stattfinde. Die Jury wird auf der Pa-latinal-Jnsel residiren und die dort hinkommenden Schönheiten in Augenschein nehmen. Es con-cnrrirt somit jede Dame unbewußt um den SchönheitöpreiS. Der erste Preis dieser Con-currenz wird aus einem Armband im Werthe von 500 Gulden bestehen ; außerdem will Baron Aczel Sorge tragen, daß daS Portrait der Sie-gerin als jenes der schönsten ungarischen Dame in sämmtlichen illustrirten Zeitungen Europas erscheine. Es werden außerdem noch dreißig werthvolle Preise — Schmuckgegenstände — bei dieser Concnrrenz vertheilt. [lieber die Wirkungen der Ein-Bildung] erzählt ein Arzt: In der ersten Zeit meiner Praxis wurde ich einst in die be-uachbarte Stadt zu einem Patienten gerufen. Da es gerade um die Mittagszeit war, lud mich der Herr des Hauses, ein Mann in vorge-rückten Jahren, zn Tische. Während des Essens sagte er: „Ich weiß nicht ob Ihnen das Essen schmeckt." — „Gewiß," erwiederte ich, „es ist sehr gut, ich finde es vorzüglich." — „Ich merke," versetzte er hierauf, „Sie wissen nicht was Sie essen." — „Freilich, weiß ich eS," erwiederte ich, „es ist frischgesalzenes Ochjenfleisch" — „Bah," sagte der alte Herr, „eS ist Pferdefleisch." Ich drückte ihm meinen Zweifel aus. „Es ist so," fuhr er fort, „es ist Fleisch von meiner alten Mähre." Ich kannte damals Pferdefleisch noch nicht und glaubte, er wolle sich einen Scherz mit mir machen. Ich hatte gerade ein frisches Stück auf meinen Teller genommen nnd noch einen Bissen von dem vorigen im Munde; freilich war es Pferdefleisch, ich schmeckte es nun so deutlich, als meine Geruchsnerven nun auch plötzlich die Witterung eines alten Pferdes be-kamen. Je mehr ich kaute, desto unangenehmer schmeckte es. Ich versuchte eS mit ein wenig Sauce hinunterzuschlingen, aber eS wollte nicht gehen. Endlich würgte ich eS hinunter, wie man ein? unangenehme Arznei nimmt. Ich hütete mich wohl, noch etwas von dem Fleische zu nehmen und war froh, als das Essen vorüber die Sache so amüsant. Und dabei das Publicum. Die guten Provinzler wissen oft nicht, wie sie sich zu verhalten haben, ob lobend oder ta-delnd ... Oh! wir unterhalten uns immer ganz königlich!" Natürlich besuchte Zizine nach einem exquisiten Diner en petite Comite das Theater. Die „paar Sachen", die Mademoiselle aus Paris mitgebracht hatte, waren selbstverständlich noch lange nicht erschöpft. Ihre Theater-Toilette war daher zwar einfach, aber wie immer chic. Ein weißes Spitzenkleid, über nnd über mit heliotrop-farbenen Sammtschleifen bedeckt. Zizine lachte, scherzte, tollte, applaudirte, soupirte und kehrte nach Mitternacht in ihre Villa zurück, mit dem festen Entschlüsse, sich von morgen angefangen Ruhe und nichts als das zu gönnen. Von morgen angefangen! DaS sagte sich Zizine nun schon seit 20 Tagen vor. Sie machte aber die Rechnung ohne die täglichen Promena-den, die DinerS, welche sie nothwendigerweise geben mutzte. Die Soupers, welche man ihr gab; ohne die Wohlthätigkeitssoiree, bei welcher sie mitwirken mußte: ohne den Wohlthätigkeits-bazar, in welchem sie als Blumenverkäuferin zu funktioniren hatte: ohne die Landpartien zu Pferde und Wagen nnd vor Allem ohne Toto, ohne diesen abscheulichen, verrückten, lieben, klei- war. Da daS Wetter sich unfreundlich gestaltet hatte, blieben wir Rauchend und plaudernd noch eine Weile beisammen. Endlich sagte der alte Herr:„Jch möchte Sie doch in Betreff Ihrer Mahlzeit nicht im Dunkeln lassen. Ich sagte Ihnen, daß das Fleisch von meiner alten Mäh« herrühre und so ist eS auch, denn ich vertauschte sie gegen einen Stier und von diesem war daS Fleisch. . ." ES hat mich immer gefreut, daß sich der alte Herr diesen Scherz mit mir erlaubt hat, denn ich hätte sonst nie erfahren, wie weit die Einbildung führen könne. [Hungersnoth auf Island.] Nach-richten aus Kopenhagen zufolge herrscht auf IS-land eine Hungersnoth, welche zahlreiche Menschen-leben bedroht, wenn nicht rasche Hülfe kommt, und aller Wahrscheinlichkeiten nach werden im Laufe des Sommers noch ausgedehnte Strecken in Mitleideuschast gezogen werden. Der Kaim des Unglücks ist in dem kalten Winter von 1880/81 zu suchen, dem ein kalter Sommer mit entsprechender dürstiger Heuernte sollte. Ein großer Theil des Viehbestandes mußte geschlach-tet werden, und in den harten Winter von 1881 ans 1882 fielen Schafe und Pferde in großer Menge. Seit dem April liegt das Meer-ei» in größerer Menge als sonst an der Küste, und erst gegen Ende Juni begannen die Wai-den grün zu werden. Besonders im südlichen und westlichen Theile des Landes ist die Haupt-uahrung des Volkes, Schaf- und Lammfleisch, in so geringer Menge vorhanden, daß die Gesahr drohend geworden ist. Dazu kommen noch andere Unglücksfälle: ein Sandorkan und eine Masern-epidemie, welche in Revkjavik die Hälfte der Einwohnerschaft ergriffen hat. Die isländischen Beamten haben das dringende Ersuchen an die Regierung gerichtet, dem Lande zu Hülfe zu kommen: in Folge dessen ist die Angelegenheit in einem in Amalienborg gehaltene» Staatsrathe bereits zur Sprache gekommen. Auch die Privat-wohlthätigkeit ist schon in Anspruch genommen worden. [Möbel auS Krystall.] Ein Englän-der hat den Einfall gehabt, sich von Glaskünst-lern ein ganzes Ameublemcnt aus Krystall an-fertigen zu lassen. In Zukunft wird er auf Krystall schlafen und von Krystall umgeben sein. Das Bett seines Schlafzimmers ist bis ans die Füße, Einlagen und Pfosten aus dem reinsten, mit verschiedenen Mustern geschmückten Krystall verfertigt. Kasten, Sopha, FauteuillS, Stühle, Tische, Etageren, Schreibtisch und andere Möbel sind aus demselben transparenten und künstlerisch geschlissenen Materials hergestellt. [Syno >ty m.] Rev. E. B. Simmons, Pfarrer in Greenbnsh, wurde von dem geist-lichen Gerichtshöfe zu Troy. N. D. für schuldig befunden, einem Mädchen aus seiner Gemeinde „Liebesbriefe nnd Lügen" geschrieben zu haben. Der „Harristown Herald", dem diese Notiz nen Toto — allen Ernstes, ein wirklich char-manter Junge, und wie vorzüglich imitirt er Berthelier; man mag sagen, was man will, aber er ist in der That ganz unwiderstehlich, Toto nämlich. — Und weshalb sollte Zizine ihm nicht gut sein, einem Menschen von diesem Talente, von dieser Abkunft? . . . Zizine legte sich diese Frage vor, nnd fand 20 Tage lang keine Antwort darauf. Da nun Zizine in Gesell-schast Toto's häufige Ausflüge unternahm, so versäumt« sie eS, di: berühmte X. Ouclle am Morgen zu trinken. Aber der Kammerlakai des Fürsten I., der alle Badeorte der Weilt so genau kannte, wie die Tasche seines Herrn, meinte, daß dies Bersäumniß durchaus keine üblen Folgen haben werde; im Gegentheil. "" „Na, Sie sehen aber wirklich brillant aus, liebes Kind. Besser, frischer als jemals „Ja, Doctorchen." „Sehen Sie? Der Appetit hat sich wieder eingestellt, mit ihm der Schlaf. Kein Fieber mehr und kein Herzklovfen." „Nichts mehr, Doctor. Ich befinde mich vortrefflich." „Ja, die berühmte A'.-Quelle und die Ruhe. Die Ruhe! Nichts geht über die Ruhe! —" enthält, macht dazu folgende treffende Bemerkung : „Es war kaum nothwendig, im Verbiet die Worte: „und Lügen" hinzuzufügen, denn „Liebesbriefe schreiben" und „Lügen" sind doch synonyme Begriffe, und wenn die ehrenwerthen Mitglieder des Gerichtshofes jemals in ihrem Leben Liebesbriefe geschrieben haben, so mußten sie das wissen." sS a u e r b r u n n.] Mit I. Oktober soll die Stelle des Direktors der Curairstalt Sauer-brnnn neu besetzt werden. Der Jahresgehalt beläuft sich auf 3000 fl. und sind dem Tireetor ein Antheil am Gewinn des Unternehmens, freie Wohnung sammt Garten und vierzig Kubikmeter Holz zugesichert. ^Russisch- Begeisterung.] >sko-belew ist todt, aber an seinem Namen hängt noch Zündkraft genng, um auch nach seinem Tode chauvinistische Köpfe in Unruhe zu brin-gen. Folgende Notiz der „Russischen Zeitung" läßt errathen, ohne eS bestimmt auszusprechen, daß ein am 5. August in P'tersburg ftattge-habtcr Scandal auf eine Ausbeutung des Namens „Skobelew" gegen deutsche Bewohner der Stadt zurückzufahren ist. „Das Publikum verlangte, heißt es da, bei einem Eoneert im Sommer-garten am 24. Juli (5. Augnst), daß de^ „Sko-belew-Marsch" gespielt werde. Die Musikanten zögerten aus irgend einem Grunde (?) dieser Forderung nachzukommen. Darauf drohte die Menge, die ganze Estrade zu zertrümmern. Es wurde ein Gendarmenoberst herzugerufen, da die Polizei nichts ausrichten konnte und er nahm ein Protokoll auf. Hunderte von Personen unter-zeichneten dasselbe freiwillig. Die Menschen-menge schrie: „Hinaus mit den Deutschen!" Gleich daraus traf die Polizei die Anordnung, daß die elektrischen Lampen gelöscht wurden, in Folge dessen entwickelte sich eine Schlägerei." — Den directen Nachrichten aus Petersburg ist noch Folgendes über den Vorfall zu entnehmen. Die betreffende Eapelle wurde von einem deut-schen Musikmeister geleitet, der allabendlich dem Verlangen des Pnblikums nach mehrfacher Wiederholung des Skobelew-Marsches nachgegeben hatte, endlich aber deS Zwanges müde wurde und sich der Wiederholung weigerte. Darauf hatten die Chauvinisten gerechnet und der Scan-dal begann. Die Polizei nahm viele Verhaf-tungen vor, aber die wohlbekannten Rädelsführer ließ sie unbehelligt. Die Deutschen sind durch die Energielosigkeit der Deutschen verstimmt und fürchten Gewaltthätigkeiten seitens des zügellosen Publikums. Eorresponden; der Wedaction. An Ihn. Wegen Raummangel in der nächsten Nummer. A. K. i n P r a ß b c r g. Wird nächstens gebracht. Ein S o m m e r f r i s ch l e r. Gleichfalls. W. B. in Cilli. Wir nehmen keine Po-lemik gegen genanntes Blatt auf, stehen doch sämmtliche Auslassungen unter jeder Kritik. WolKswirthschafttiches. sE r n t e b e r i ch t.s Dem Berichte des Ackerbauministeriums über den Stand der Ernte zu Ende Juli enrnehmen wir Folgendes: In der nördlichen Zone ist in Folge des anhaltenden — 4 — Regenwetters der Roggen und die Gerste, in Galizien der Frühhafer, in der mittleren Zone hauptsächlich der Weizen in Mandeln, Hafer auch ungebunden auf dem Felde den Unbilden der Witterung ausgesetzt geblieben. Das betrof-fene Getreide ist zu einem Theile ausgewachsen und hat zu keimen angefangen. Gerste hat die schöne Farbe größtentheils verloren. Viel Ge-treibe war schon überreif und konnte trotzdem nicht geschnitten werden; das aus der Wurzel stehende Getreide ist größtentheils gelagert. Was die Ernteergebnisse selbst betrifft, so sind, abge-sehen von den schon erwähnten Schaden durch das Auswachsen, welcher sich erst nach dem Aufhören des Regens wird abschätzen lassen, bei Weizen. Gerste nnd Hafer im Allgemeinen recht günstige, beziehungsweise fast nur gut mittlere und gute Ernten zu verzeichnen. Die Schüttung befriedigt lueistentheils besser als die Ernte im Geströh. Die Hülsenfrüchte behaupten in Böhmen und Schlesien einen guten, in der Bukowina einen vorzüglichen Stand. Die Kar-tosseln stehen häufig vortrefflich, jedoch zeigt sich die Fäule (Peronospora infestans) bereits in vielen Kronländern, namentlich in Böhmen und Galizien. Die guten Aussichten bezüglich der Weinernte wurden durch den anhaltenden Regen noch nicht beeinträchtigt, im Gegentheile war die Feuchtigkeit für viele Weingärten erwünscht. Bezüglich des Obstes lauten die neueren Nach-richten auch aus Oberösterreich und Statuten nicht mehr günstig, nur iu Untersteiermark, in der Bozener Gegend und in einigen Gegenden Niederösterreichs fällt die Obsternte ziemlich gut aus. Eourlc der Wiener Htörle vom 16. August 1882. Goldrente..........95.35 Einheitliche Staatsschuld in Noten . 77.— „ „ in Silber . 77.65 1860er Staats-Anlehenslose . . . 130.% Bankaktien .......... 825.— Creditactien.....- . . . . 317.50 London ...........119.50 Napoleond'or.......... 9.51 k. f. Müuzducaten........ 5.65 100 Reichsmark.........58.40 Eine Singern'ähmasehine thut ii«*it; eine Badewanne und ein Luftpolster sind zu verkaufen. Anfragen an die Expedition <1. Bl. 420—3 Danksagung; Fstr die vielen herzlichen Beileidsbeweise nach dem Hinscheiden unsere« geliebten Kindes VICTOR, sowie für die liebreichen Kranzspenden, sagen wir Allen unseren tiefgefühltesten Dank. CILLI, 15. August 1882. 445—1 Familie Rüpschl. Ein Lchrjungc mit guten Zeugnissen versehen, findet sofort Aufnahme bei V. Alnio»lerhM«»r, Juwelen-. Gold-, Silber-& Uhrenlager in C'llll- 44«!—-! Heumahd. In nächster Nähe der Stadt ist die zweite Heumahd zu verkaufen. Anzuf. in der Exp. d. Bl. 4 <3— Ein solider Knabe, aus besserem Hause, mit guten Schulzeugn issen. der beidenj>ande»sprachen mächtig, wird sogleich aufgenommen bei 414—1 Josef (jspult) in Pettau Gold- und Silberarbeiter. Mortadella, Veroneser, Mailänder und iiiijst* Salami. 437-4 garantirt echter Oberkrainer sucli.li.©ld-er hei IValland A Pelle. M>W>WW»WW»WWMW>»WW>WW»WWW»WWW Das Haus Nr. 14, eine Viertelstunde ausser Cilli. an der Grazer Reiehs-Strasse gelegen, ixt mit Wirthschaftsgebäuden mit oder ohne Grundstücke vom 1. November d. J. zu vermietben oder eventuell zu verkaufen. Die Wohnung lässt sich theilen. — Ebendaselbst ist auch ein leichter Fuhnragen und ein McM4t!en zu verkaufen. 433—3 Krascp Kraenchen I Eger-Fr&nzb. Frsnzensbrunn dto. dto. 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