Kamstag den 9. Vuni 1832. Ner Kaifischfang. ^s gibt Augenblicke auf einem Schisse, wo der Astronom, so emsig cr auch darüber her ist, die Entfernungen zu me/fen, se/ne Se^f>err Hai a«5spröder Zierbengclei oder?lrgwohn dieses Spiel treibt, ist das ganze Hintertheil des Schiffes so ge-drängt voll von Köpfen, daß man nicht um Geld noch gut< Worte auch nur eine Spanne Raum gewinnen könnte. Das Tauwerk, die Wesanmastspitze und selbst die Spreizstange daran bis zu ihrem äussersten Ende, die Hängmattemietze und alle Fmster und Lücken sind mit athemloscn Zuschauern besetzt, die. leise mit einander 90 flüstern, wenn sie überhaupt zu sprechen wagen, oder Zeit finden, ihr Auge von dem Ungeheuer zu verwenden, das zwar im nächsten Augenblicke noch in die Ab. gründe des Meeres sich begraben kann, bald aber, wie sie hoffen, sich in ihrer Gewalt befinden wird. Oft dauert dieses Schauspiel stundenlang, und der Hai, der eben keine sonderliche Neigung fühlt, die nähere Bekanntschaft des Schiffsvolkes zu machen, geht aufEin« mal auf und davon, und laßt keine Spur von sich zurück, als einen mehrere Faden langen weißen Streif. Der Verlust einer piasterreichen spanischen Gallione, auf die man Jagd machte, kann schwcrlich einen größern Verdruß und lebhaftere Ausorüche des Unwillens und Aergers zur Folge haben, als eine solche hämische Flucht des Haies. Hingegen kann, wie ich glaube, eine feindliche Flagge, die sich zum Kampfe nähert, nicht mit größerer Freude begrüßt werden, als der Augenblick, wo der Hai sich auf die Seite kehrt, um den Köder zu packen. Ein freudiges Geflüster läuft von Mund zu M,und, jedes Auge leuchtet heller auf, und Gesichter, die nicht allzustark durch Wind und Sonne bronzirt sind, sieht man bald bleich bald roth werden und die Farben wechseln, gleich einem verendenden Delphin. Wenn ein Köder vom Hinlerthcile eines Schiffes ausgeworfen wird, das nur einigermaßen in Bewegung ist, so muß er nothwendig auf der Oberfläche des Wassers oder doch nur nahe unter derfelben gehalten werden. Hierdurch wird nun der Hai gezwungen, ihn von unten anzubeißen, und da sein Maul unter seinem Kinne befindlich ist, nicht wie bei einem Menschen oder demselben, so muß er sich fast auf den Rücken legen, um die Lockspeise, in der der Haken verborgen ist, zu fassen. Und auch, wenn er sich nicht ganz herumlegt, muß er sich doch in so weit drehen, daß man einen Theil seines weißen Bauches erblicken kann. In dem Augenblicke, wo man diesen weißen Fleck aus dem dunkeln Wasser aufschimmern sieht, vernimmt man ein dumpfes Gemurmel der befriedigten Erwartung; aljein Niemand wagt noch ein Wort zu sprechen, aus Furcht den Hai scheu zu machen. Manchmal hat kaum noch der Köder das Wasser berührt, so stürzt sich das Raubthier mit einem Heißhunger darauf, daß es wörtlich genommen zur Hälfte über die Weeresstache herausspringt. In solchen Fällen schlingt er den Köder, den Angelhaken und drei bis vier Fuß Kette ohne zu kauen auf einmal hinab, und fährt dann mit seiner Verrätherischen Beute mit so ungeheurer Schnelligkeit und Gewalt dahin, daß das Tau erkracht, wenn die Spindel, auf der es aufgewickelt, ganz abgehaspelt ist. Dieß kommt jedoch nur selten vor. Gewohnlich aber geht er bedachtsamer zu Werke, und scheint an dem Köder mehr zu schnullen, als ihn anzubeißen. Die Hand dessen, der in diesem Augenblicke das Tau hält, r muß viele Gewandtheit haben,- ein Stümper in dieser - Kunst würde sich übereilen und den Haken her.mszie-« hen, bevor er noch in den Rachen des Haifisches hin-e abgelangt ist. Zwar hat die Hyäne des Meeres ge< t wohnlich wenig Lust, was einmal durch die furchtbare e- Batterie ihrer Zähne hindurch gegangen ist, wieder - loszulassen,- allein der Haken könnte sich durch einen . unjeitigen Nuck des Taues an einem Theile des Schlun- - des einklammern, der zu schwach wäre, um in dem . hierauf erfolgenden Kampfe festzuhalten. Der Kunst-f gnff des Fanges besteht darin, daß man das gefräßi-l ge Ungeheuer den großen Fleischklumpen hinabwürgen > läßt, und dann dem Tau einen heftigen Ruck gibt, t wodurch der Widerhaken aus dem Köder hervordringt - und sich in den Schlund oder Magen des Thieres be-t festigt. Da der Hai nicht der Mann darnach ist, so , etwas geduldig hinzunehmen, so möchte es nicht wohl ; Jemand zu rathen seyn, seinen Fuß in Berührung mit ; dem ablaufenden Tau zu bringen, das sich mit der Schnelligkeit der Vootsleine eines Schiffes abspinnt, das zwölf Knoten geht. Aber eben so groß ist die Schnelligkeit, mit welcher der arme Teufel herange-haspelt wiid, wenn das Tau zu Ende gelaufen ist, so daß er oft ganz ober der Wasserfläche zu schweben kommt. Nun aber macht sich die lang unterdrückte Freude des Schiffsvol.ks in allen Tönen des wildesten Siegesjubels Lust. Allein nicht immer geräth es mit dem hastigen Aufziehen des Haies gut; die heftige Gegenwehr des Ungeheuers zerreißt oft das Tau oder sprengt die Kette, und d>er Hai macht sich mit dem Uebrigen, was er verschlungen hat, davon, um es so gut es gehen mag zu verdauen. Man zieht es daher vor, ihn mit dem Kopfe eine Zeit lang über der Was, serfläche zu halten, bis er sich etwas erschöpft hat. Während Dieß vorgeht, sollte man fast glauben, das Thier sei sich des bösen Spiels bewußt, das man mic ihm zu treiben im Begriffe ist,- denn während es um sich schlägt und sich windet und dredt, funkeln seine aufwärts gerichteten Augen von einer Wuth, die das Blut des Schwimmers gerinnen machen muß, wenn er denkt, daß «uch an ihn die Reihe kommen kann, wo er sich zwischen den unbarmherzigen Zähnen seines ge-schwornen Feindes krümmt. Kein Seemann wird übrigens daran denken, einen Haifisch bloß mit dem Angeltau an Bord schleppen zu wollen; denn so unmächtig auch seine Anstrengungen gewöhnlich im Wasser seyn mögen, so sind sie doch selten nicht ohne Gefahr, wenn das wüthende Geschöpf halbwegs heraufgezogen ist. Um zu verhindern, daß das Tau reiße oder der Haken bre-che, oder eine Kinnlade ausfchlitze, wendet man gewöhnlich noch ein zweites Tau mit laufender Schling-an, die man an dem ersten Seile hinabgleiten und über den Kopf des Haifisches wea. bis an d,<- <3?t?l!c üreifcn - 91 läßt, wo Schwanz und Körper an einander stoßen. Ist ^ man auch hiemit zu Stande gekommen, so hält man den ersten Act der Tragödie für vollendet und der besiegte Aindwird über den Hakebvrd herangezogen und auf das Verdeck geschleudert zu unbeschreiblicher Freude aller Hände. Mein obgleich der Hai so ausser seinem Elemente ist, so fehlt es ihm dennoch nicht an Kraft, Noch lüchk'g Unheil anzurichten, und es möchte Niemand zu rathen seyn,, sich in den Bereich seines Schwanzes zu stellen oder seine Zehen dem Nachen des Thieres all' zunähe zu'dringen. Der Schlag mit dem Schwan.-ze von einem nur mittelmäßig großen Haifische reicht hin, einem Menschen ein Vein zu zerbrechen, und ich saheinen ein gut drei Zoll dickes Tau über die Hälfte durchdeißen, nachdem er schon zehn Minuten lang auf dem Verdecke herumgeschleppt worden war, und während dieser Zeit alle seine Feinde in respcctvollcr Entfernung' gehalten hatte. Der verstorbene Doccor Wollasion suchte mit seinem gewöhnlichen Scharfsinne die Kraft des Haifischbisses dadurch genauer zu bestimmen, daß er ihm eine glatte Bleitafel in den Nach«« stecken ließ, an der die Tiefe des Eindruckes den Maßstab für die angewendete Kraft des Fisches geben konnte. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß auf dem Verdecke ein< bedeutende Verwirrung herrscht, so lang der Hai wüthend um sich schlägt, und wenn zuweilen Blut vergossen wirb, was bei allen dergleichen rohen ^Belustigungen gewöhnlich der Fall ist, so hat man wohl eine Woche lang an den Flecken wegzu» scheuern, unter stetem Brummen des Kapitäns. In-deß im Augenblicke selbst werden alle Bedenklichkeicen bieser Art bei Seite gesetzt, zumal wenn der Schiffs-Commandant selbst an der wilden Hetze Theil nimmt, und gewiß, es müßte eine sehr sauertöpsige Schlafmütze seyn, die nicht mitmachte. Gewöhnlich schleppt man den Hai in Eile nach dem Vorderkastells unter den Stößen, Schlägen und Verwünschungen der Sieger, und dort wird seineip elenden Leben bald durch Stiche mit Messern, Entcrspießen, und Tomahakhieben ein Ende gemacht. Das Erste, was hiebei zu thun ist, besteht barin, den besiegten Feind seines gefährlichen Schwan» d^s zu berauben, was gar keine leichte Aufgabe ist, da N-n nicht, gut mit heiler Haut ihm nahe kommen kann; allein irgend eine geübte Faust, die mit dem Handbeile unizugchen weiß, paßt einm Augenblick ab, ^o der.Fisch ruhig licgt, und hackt dann den Schwanz ^U einem Hiebe ab. Ein anderer springt dann auf l" waffenlosen Feind, und schlitzt ihm mit eincm gedickten Schnitte den Leib von dcr Schnauze bis ans 6'nde auf, und somit ist die Tragödie, in so fern sie wenigstens den Hau-pthelden derselben betrifft, zu En-/- Gewöhnlich aber sticht die Matrosen eine unbe-»""gliche Neugier, zu ^ssen, was dn Inhalt des Haisischmagens ist; nichts selten werden sie hierin in ihrer Erwartung getäuscht, da die Eingeweide des Thiers meist leer gefunden werden. Nur einer merkwürdigen Ausnahme weiß ich mich zu erinnern, als am Bord der »Alceste« auf der Nhede von Andschir auf Java (wir waren damals mit der Gesandtschaft unter Lord Amhcrst nach China begriffen) ein ansehnlicher Haifisch' gefangen worden war. Einige Hühner und Enten, die in der Nacht zu Grund gegangen waren, wurden Morgens wie gewöhnlich über Bord ge-» worfen, dergleichen einige alte Körbe und viele andere Kleinigkeiten, wie Bündel Späne, Stücke von Tauen u. s. w., was Alles zusammen im Bauche des heißhungrigen Thieres gefunden wurde. Am meisten aber war man überrascht, als man die Haut eines Büffels vorfand, der am Tage zuvor für die Schiffsgesellschaft geschlachtet worden war. Der alte Matrose, der den Fisch aufgeschlitzt hatte, st.md mit ausgespreizten Beinen in dem Einschnitte, und nahm Stück für Stück die verschlungenen Sachen aus der weiten Höhlung. Als er zuletzt die Vüffelhaut herauszog, hielt er sie wie einen Vorhang vor sich ausgespreitet, indem er ausrief: »Hier, tmine Jungen, seht ihr wohl? Die Bestie! halste den Büffel gefressen und nur die Haut nicht v«dauen können!« Ueber oie D^ollenVmtg Ves Tunnels unter - ver Themse. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, den Tunnel unter der Themse in Bälde vollendet zu sehen. Die Dircction der Compagnie wandte sich an die Regierung um ein Darlehen von 150,000 Pfd. Sterling, um damit den merkwürdigen Bau vollenden zu können; ihr Gesuch wurde aber nach gehöriger Ueberlegung (!) verweigert; man schätzt die Kosten für Vollendung des Tunnels, um ihn für Fußgeher herzurichten, a^if 1^6,000 Pfund Sterling; außerdem sind aber' noch 102,000 Pfd. Sterling erforderlich,' um den Eingang und Ausging an beiden Seiten und den Fahrweg herzustellen. Die bereits auf ihn verwandten Summen betragen 156,680 Pfd. Sterling; der Bau ist bis auf 600 Fuß fortgeführt und es bleiben noch 700 Fuß auszuführen übrig. Die Compagnie hoffc jährlich wenigstens 10,000 Pfd. Sterling bloß durch den'Zoll auf Karren und Wagen einzunehmen, in dcr Voraussetzung, daß von den 52^l zweiraderigen und 887 vier. rädcrigen Wagen, welche täglich die Londoner Brücke passiren, auch nur der victte Theil den Tunnel vorzieht. Könnte die ganze Bewegung über die Londoner .Brücke untcr den Tunnel gebracht werden, so würde 92 die Einnahme der Compagnie bei ihrem gegenwärtigen Abgabenspstem nicht weniger «ls 220,00U Pfd. Sterl. betragen; sie beschränkt aber bescheiden ihre Erwartungen auf eine jährliche Gcsammteinnahme von 22,000 Pfund. Sterling. ^ Meuer Mutjcn ver Mäßigkeit. ^ Unsere Leser haben öfters von den Mäßigkeitsge- scllschaften in den Vereinigten Staaten von Nordamerika gehört, deren Mitglieder sich verbindlich machen, dem Gebrauche geistiger Getränke zu entsagen. Sie haben bereits unberechenbaren Nutzen gestiftet; neuerlich hat sich aber ein ganz neuer Vortheil gezeigt. Der ^Vlbanl ^,r^u5 erzählt, daß die „Marlha«, Capicän Joung, auf den Wallsischfang fuhr, Lebenswittel für achtzehn Monate, aber nur eine kleine Quantitätgei^ stiger Getränke einnahm, die, wenn es nöthig werden ^ sollte, nur als Arzneimittel gebraucht werden sollten. Sonst nimmt ein solches Schiff gewöhnlich 15 bis 20 ) Tonnen gebrannter Wasser mit. Die Versicherungs- Gesellschaften zu New-Nork und Albany haben die - Versicherungsprämie für dieses Schiff auf 5 Proz. i herabgesetzt, weil es den Gefahren nicht ausgesetzt seyn ' kann, welche die Betrunkenheit der Mannschaft öfters veranlaßt. Welche Vortheile, außer der Geldcrspar-^ niß, wird dicse Verbesserung auf die Moralität der ^ Matrosen hüben? kolossale Denksäule. Dcr Kaiser Nicolaus läßt seinem Bruder Alexan- : der eine Denksäule in Petersburg setzen, welche 8'^Fuß hoch ist, 12 F. im Durchmesser hat, und aus einem Felsensiücke zu Peterlax in Finnland gehauen ist. Es ^ haben zwei Jahre lang 600 Arbeiter daran gearbeitet. ! Am 16. September wurde diese colossale Säule, wel- - che über 9 Millionen Pfund schwer seyn mag, bis an den Ort der Einschiffung gebracht. Um sie nach Pe- ' tersburg zu bringen, hat man ein eigenes Schiff ge- baut, das noch von einigen Dampfschiffen in das , Schlepptau genommen werden soll. Vaumk 0 I 0 ß. ., Der Baobab oder Affenbrod'oaum / auch Kala^ ^ dasstn» und Kürbisbaum genannt, gehört unter die ungeheuersten Producle des Pflanzenreiche«, und nimmt^ hier den nämlichen Rang ein, den der Elephant unter den vierfüssigcn Thieren, und dcr Walisisch unter dcn Bewohnern des Meeres behauptet. Er kann vier bis sechs Jahrtausende fortleben; die heiße Zone, besonders West-Afrika, ist sein Vaterland. Das schöne und ehrwürdige Haupt dieses Patriarchen des Pflanzenreiches bildet einen großen Dom von einem sehr schönen und reichen Grün. Die Vlume oder Blüthe ist eine dcr schönsten, die man kennt, sie hat das Merkwürdige, daß sie sich bei Sonnenuntergang ganz schließt, bei Aufgang aber wieder öffnet. Das Mark macht einen großen Theil des Innern dieses Baumkolosses aus, woraus dann Höhlen entstehen, welche gewöhnlich zu Kirchhöfen dcr Neger verwendet werden. Ein Baobab im Thale dcr Gagmaiks in Mcst -Afrika, hat 17 5lafter im Umfange sein Durchmesser beträgt 3^ Fuß, oder beinahe 6 Klafter. Er hat 27 Hauptäste, die strahlenförmig und regelmäßig bis 8 Klaftern weit horizontal auslaufen, und deren Zweige und blätterreiche Enden sich dann zur Erde senken, s», daß das Ganze eine natürliche Laube ohne Gleichen bildet. In dem Baume sclbst ist eine natürliche Höhle, 20 Fuß hoch und 20 Fuß im Durchmesser haltend, in welche ein Eingang führt. Es fehlt dieser Grotte bloß ein Altar, um sie in einen Tempel zu verwandeln, zudem sie einst gcdient batte,- jetzt ist sie der Sammelplatz und Gcsclischaftssaal der Neger dcs Thales. Sein Alter muß ungeheuer seyn. Nach Adansons Bemerkung muß ein Baobab, der 25 Fuß i>wDurchmesser hat, schon 2750 Jahre gestanden haben. Dieser Baum leb-te also wahrscheinlich schon in dcn Tagen unserer biblischen Fluchen. ^ h a r a v c. (Viersylbig.) Gehest Du beim Sonnenschein,' Oder auch l'cim Mondcsgl.niz, Eichst die erste» Zwei nicht Min, Doch wohl voll, li»d oft auch ganz. Gehest Dil an wciner Hand. Zur Linken oder Ncchten, Sind die Letzten so genannt, Vei Guten wie bei Schlechten. Will sich etwas Dir verklären, ^ Das/nicht in den» Glänze sioht, Wird das Ganze Dich wohl lehren, Wie das Licht auch untergeht. Nevacteur: Lr. rav. Deinrich. Verleger: Ignaj M- Gvler ii. Ule^ilmaur.