Nummer 3. Laibacli, 1901. IX. Jahrgang. Das Eisen in Krain. Beiträge zur Geschichte der krainischen Eisenindustrie und des krainischen Eisenhandels, Von A. Milliner. Die Eisen- und Stahlwerke im oberen Savethale. Der Hammerbetrieb. Tin Verzeichniss der „Plaöfen und Hämmer in Krain vom Jahre 1581 im Yicedom-Archiv heisst es: 1. „Zu Assling ist ein brescianisclier Plaofen in der Alben genannt, hat an der Sau sechs Hämmer, machen des Jahrs beiläufig Eisen und Stahl 300 Meiler (3000 Ctr.).“ 2. „Am andern Ofen herunter zu Assling, mit zwei Hämmern, machen derzeit der Gewerken Unvermögen halber per Jahr 60 Meiler. 3. „Am Jauernik ein Br e si ano fen mit zwei Hämmern des Jahres gemacht 80 Meiler.“ Aus der Bezeichnung „bresianische“ Oefen dürfen wir schliessen, dass die hier arbeitenden Italiener auch wahrscheinlich aus der Gegend von Brescia hier eingewandert sind, wobei sie zugleich das dort übliche Verfahren mitbrachten. Dieses sogenannte Brescianverfahren konnten sie hier um so leichter prakticiren, da auch die Erze, welche sie hier vorfanden, ja selbst deren Lagerungsverhältnisse mit denen von Brescia übereinstimmten. Die Geologen v. Hauer und Lotterie beschreiben1) die Lager im Bergamasker Gebirge wie folgt: „Die reichsten Eisenerzlagerstätten des Bergamasker Gebirges gehören Gesteinsarten an, welche mau wahrscheinlich der Triasfonnation zuzählen muss. Das untere Glied dieser Formation besteht aus fAthen Sandsteinen, die bald feinkörnig den gewöhnlichen Sandsteinen der Alpen ähnlich, bald grobkörniger conglomerat-artig, mehr den Verrucano analog ei scheinen. Ueber diesen rothen Sandsteinen liegen grünlich gefärbte Thonschiefer. Die rothen Sandsteine, noch mehr aber die'Th on schiefer enthalten gleichförmig eingebettet Lager ’) Geologische Uebersicht der Bergbaue der österreichischen Monarchie. Wien 1855. p. 80. I v o n S p a t h e i s e n s t e i n von einem halben Zoll bis zu zwei Klafter mächtig. Baue bestehen zu M. Vairone, Madonna della Neve, Introbbio, Bajedo, Baita Nuova, Gaggio, Re-dorta, Col die Fies. An vielen einzelnen Punkten in der Umgebung von Oltrepovo, Schilpario, Bisogne am Lago de Iseo. Man kennt hier im Thonschiefer fünf übereinander folgende Lagerstätten, deren Gesammtmächtigkeit bis zu drei Klafter beträgt. Die Erze enthalten sehr viel Mangan etc.“ Gleich daran folgt nun 1. c. Jauerburg in Krain und Sava, so übereinstimmend sind die beiden Vorkommen.1) Begreiflicher Weise brachten die Italiener auch die in der Heimat üblichen Methoden des Bergbaues und des Hammerwesens mit, und dies war eben die Bescianische. Die Oefen, in welchen die Erze damals ausgeschmolzen wurden, als die Italiener hier erwanderten, waren natürlich auch nur Stuck Öfen, wie bei den übrigen Gewerken des Landes, aber die Behandlung des Eisens war eine besondere, unter dem Namen der brescianischen bekannte. Agricola und Biringuccio, welche im XVI. Jahrhundert über Metallurgie schrieben* 2), schildern das damals übliche Verfahren der Stahlbereitung übereinstimmend. Nach Agricola wählte man für die Stahlbereitung „ein leichtflüssiges, hartes und leicht streckbares Eisen. Es ist dies hartes, stahlartiges Stückofen- oder Renneisen. Dieses soll glühend in kleine Stücke zerschlagen, mit zerkleinerten, leichtflüssigen Zuschlägen vermischt, in einem kleinen Herde oder Ti gel aus Lösche von 1'// Weite und 1' Tiefe vor dem Winde niedergeschmolzen werden.“ Nach Vorwärmung des Tigels „wird der Wind angelassen und die Mischung von Eisen und Flussstein *) Bemerkt muss werden, dass die Verfasser die Baue nach den Formationen gruppirten und in gleichen Formationen liegende Baue auch nebeneinander besprochen werden, wenn sie auch wie hier, geographisch weit entfernt sind. 2) Agicola Georg 1556 „De re metallica“ mid V anuc-cio Biringuccio 1540 die „P yr o te chni c a“. Man vergleiche auch darüber die „Geschichte des Eisens“ von Dr. Ludwig Beck. Braunschweig, b. Vieweg 1884—1899. (ferri et lapidis liquescentis mixturam) oben aufgegeben. Hierdurch entsteht ein flüssiges Bad im Schmelzherde. Ist dieses gebildet, so werden vier Eisenluppen von je 15 1cg Gewicht eingesetzt und in dasselbe eingetaucht. Man lässt sie fünf bis sechs Stunden schmelzen, und wird das flüssige Eisen öfter umgerührt, damit die Kerne der Luppe die zartesten Theile aus dem Bad einsaugen. Hierbei erweicht sie sich wie ein Hefenteig. Alsdann zieht sie der Meister heraus, schmiedet sie zu Stäben aus, die er noch heiss ins Wasser wirft und sie so ablöscht.“1) Dieser Process hat sich bis in unsere Zeit unter dem Namen Brescian-Schmiede erhalten. Unser Valvasor ist als Kriegsmann für den Stahl von Sava zwar .sehr begeistert, weiss uns aber über die Methode seiner Herstellung nichts zu sagen. Bemerkenswerth sind folgende Stellen im Buch III, p. 392 ff. „An diesem Ort wohnt ein trefflicher Büchsenmeister, Peter Botti, mit seinem Scherznamen D agel genannt.“ Der wälsche Büchsenmeister soll den besten Meistern in „Italien zu Brescia, als in Frankreich und Niederland“ ebenbürtig gewesen sein. Sein Spitzname war Tagei — Tajol vom Eisenwesen hergeholt. Als Hauptvorzug bezeichnet Valvasor für Sava den Ueberfluss an Erz und die Beständigkeit der Wasserkraft. „Man hat hier ein Eisen- oder Stahlerz gefunden, welches so weiss, wie der weisseste Alabaster und einer Verwunderung werth ist: daraus macht man den allerbesten Stahl.“ Ferner erzählt der Autor, dass man bis 80 Ctr. gewichtige Anker hier geschmiedet, welchen aber die Venetianer die Einfuhr nach Italien verwehrten, um ihre Ankerschmiede nicht zu schädigen. Die erste eingehendere Beschreibung des Verfahrens bei der Stahlbereitung in Sava und Jauer-bürg gibt uns 230 Jahre nach Agricola — Balthasar Haquet in der Oryctographia Carniolica III, p. 35. Damals waren hier schon Hochöfen im Betriebe. Haquet bezeichnet die Schmelzer als sehr unwissend und unbeholfen. Den Hochofen in Sava beschreibt Haquet als etwas über 19' hoch. Sein Durchmesser oben und unten je 2', in der Mitte 5%'. Binnen 24 Stunden wurden mit 464 Metzen Kohlen aus 97 Ctr. Erzen 50 Ctr. Flossen erblasen. Beim Ofen sind fünf Schläge, ausserdem gehören noch drei zu Moistrana hielier, folglich hat das Gewerk acht, auf deren jedem 80 Meiler oder 800 Ctr. Stahl ausgeschlagen wurden. „Die Schmiede- oder kleine Feuerarbeit, durch welche der berühmte Brescianstalil verfertiget wird, ist vortheil-hafter als die Schmelzung eingerichtet. In einem Zerrenn- Feuer werden 3 bis 4 Centner Grodl oder Flossen auf einmal eingeschmolzen, zu welchem eine Zeit von zwei Stunden erfordert wird. Wenn die eingesetzten Flosseu-stücke zu glühen anfangen, so wird ihnen etwas Schweiss oder Kieselsand um die Cota (Teichel: eine wohl unschickliche Benennung für einen Schmelzprocess ; und es scheint, dass die vorigen Besitzer statt deutscher, wälsche Schmelzer gehabt haben) oder Massa zugesetzt. Ehe, als nun ein solcher Teichel aus dem Feuer gehoben wird, werden die Schlacken abgestochen, nach diesem wird er unter einem zwo Centner schweren Hammer in zwo Masseln getheilt, wovon eine einen Centner, auch mehr wiegt. Nun kommen sie wieder ins Feuer, und werden wieder unter dem Hammer in halbe Masseln, Kölbeln oder zween Theile getheilt, aus welchen dann 3 — 4 dicke Stahlstangen oder Tajole geschmiedet werden. Diese werden wieder ausgeglüht, wovon aus einer jeden Tajola 3 bis 5 Repi chi, oder Re pički1) entstehen, aus welchen dann zuletzt die 3 Schuh langen Stalil-stangen und Ruthen gezogen werden, welche dann als Kaufmannsgut in kleine Vorschläge oder mit Leinwand eingepackt, nach Italien geführt werden.“ Zum Schlüsse philosophirt Haquet über die Entstehung des Stahles, wobei er als phlogistischer Chemiker, der doch sonst ungeheuer klug und aufgeklärt tkut, gerade in seinem Fache den blühendsten Unsinn schwätzt. Aus dem guten Stahle, der auf der Bruchfläche eine Rose zeigte, machte man zwei Sorten: eine flache und eine vierkantige von 2—6'" im Quadrat starke. Erstere hiess Azzalon, letztere Br esci an oder Kistenstahl. Der weiche Brescianstalil, der am Bruche keine Rose zeigte, hiess Roman er oder Romanstahl. Die Stahl production in Sava. Wie schon bemerkt, gibt das Plaöfenverzeichniss von 1581 für den Ofen in Assling eine Production von 60 Meiler oder 600 Ctr. per Jahr an. Nun fehlen bis ins XVIII. Jahrhundert Angaben. Für 1718 — 1738 gibt Bartholomäo Garzoni de Hohenberg, als damaliger Gewerke von Sava und Jauerburg, in einem Majestätsgesuche ddo. präs. 16. März für Sava eine Production von circa 3000 Ctr. Stahl an, welcher früher zu 7 1/t—8 fl. verkauft wurde. Zur Zeit der Bittschrift war der Preis auf 6 fl. gesunken. Laut Revier-Bergamts-Acten wurde 1773 in Sava 305 Centner Eisen und 2041 Centner Stahl erzeugt. — 1775 3800 Ctr. Roheisen, und daraus 2800 Ctr. Stahl, wofür 5 60 fl. an Gefällen entrichtetwurden. — 1784 erzeugte Sava 13.704‘3Ctr. Grodl, im Werthe von 60.119 fl. 46 kr. — 1785 *) Karsten nennt sie 1821 in seinen „Metallurgischen Reisen“ p. 251 Rapilli. ') Dr. Beck 1. c. II., p. 247. 12.936 3 Ctr., im Werthe von 61.206 fl. 13 kr. — 1786 wurde erzeugt aus 34.336 Ctr. Erz à 27 kr. mit 76 787 Schirgel Kohl ä 16 kr.: 17.531 Ctr. Roheisen. Davon gingen 5466 Ctr. nach Neumarkt], 200 Ctr. nach Malborgeth und 6758-3 Ctr. Stahl nach Triest; Ruard beziffert die Kosten des Roh-materiales auf 45.766 fl. 20 kr., den Erlös auf 66.569 fl. 48 kr. Der Hochofen war in Sava nach steirischer Art gebaut. Cam.-Prot. de 1786 Nr. 70. — 1798 werden 9835 Ctr. erzeugt, wovon per 2122 fl. 54 kr. im Lande, und per 29.161 fl. 58 kr. ins Ausland verkauft wird.— 1800 8787'2 Ctr. im Werthe von 20-569 fl. 52kr. — 1801 9490 6 Ctr. im Werthe von 27.675 fl. 22 kr. -— 1802 8971-8 Ctr. zu 17.901 fl. 23 kr. — 1803 9839-95 Ctr. zu 51.488 fl. 17 kr. — 1805 8137 Ctr. zu 53.599 fl. 42 kr. — 1806 6692 Ctr. zu 77.496 fl. 24 kr. — 1808 8568-1 Ctr. zu 73.033 fl. 47 kr. — 1809 8600 Ctr. Im Jahre 1812 wurde von der Generalintendanz hei Ruard angefragt : ob und zu welchem Preise er sich Kanonenkugeln und Bomben zu liefern getraute und die Werkgaden dazu gestalten könnte? Koller an Zois ddo. 11. Jänner 1812. Zwischen 1809 bis 182 0 schwankte „nach Umständen der Hindernisse durch Krieg, Mangel an Kohl oder Zufuhr anderer Materialien, die jährliche Erzeugung zwischen 3700 bis 8500 Ctr. Stahl“. 1826 war die Production 3038 Ctr. Kistenstahl und 111-7 Ctr. Streckeisen im Werthe von 28.628 fl. 54 kr. 1852 wurden iu Sava 3970 Ctr. Roheisen in Blattein, 26.370 Ctr. in Flossen und 399-8 Ctr. grobe Guss.waaren erzeugt, im Werthe von 99.401 fl. 14 kr. Daraus wurden erzeugt 95 Ctr. Streckeisen, 120 Ctr. Rohstahl, 2790 Ctr. Kistenstahl im Werthe von 23.740 fl., somit in Summa per 129.141 fl. 14 kr. — 1853 wurden 27.464-45 Ctr. Roheisen im Werthe von 90.586 fl. 3 kr. in Sava, und in Mojstrana 630 Ctr. Eisen und 3190 Ctr. Stahl erzeugt. Der Gesammtwerth des Erzeugnisses betrug 127.786 fl. In den Jahren 1854 - 1856 wurden 135.348 Ctr. Roheisen im Werthe von 451.160 fl. producirt. Davon wurden 93.448 Ctr. verkauft und 419.000 Ctr. im eigenen Werke verarbeitet, darunter 18.100 Ctr. Brescianstahl per 200.640 fl. Werth erzeugt Zu dieser Zeit beschäftigte das Werk 120 Bergarbeiter, 108 Hüttenarbeiter und 400 Holz- und Kohlenarbeiter. Es wurde per Jahr an 110.000 Ctr. Erz verschmolzen und 10.000 Kubikklafter Holz vernichtet. 1857—1859 war die Production folgende. Erze: 107.252, 132.996 und 144 576 Ctr. — Roheisen: 49.020, 52.490 und 46.454 Ctr. im Werthe von 185.295, 192.638 und 168.163 fl. — Stahl wurde erzeugt: 9651, 5322 und 857 7 Ctr. im Werthe von 115.605 fl., 71.602 fl. und 111.501 fl. Beschäftiget waren 300 —320 Bergarbeiter, welche 65.000 — 69.000 fl. verdienten. Beim Kohl 330 bis 350 Mann mit 59.000 — 63.000 fl. Verdienst; endlich erforderte die Verfrachtung der Producte 35.200 bis 36 500 fl. jährlich. Dieser Production entsprechend waren auch die Dimensionen des Hochofens. Derselbe hatte eine Höhe von 38 5 Fuss, am Bodensteine 3' 6", im Kohlensack 10' und bei der Gicht 3' im Diameter. Er wurde mit Holzkohlen gespeist, arbeitete mit geschlossener Brust und lieferte per 24 Stunden 200 — 212 Ctr. Roheisen. Da sich die Wälder zu erschöpfen begannen und Kohlenmangel eintrat, wurde der Ofen zwischen 1861 und 1870 nur 304 Wochen in Betrieb gesetzt, so dass auf ein Jahr nur 30% Betriebswochen entfielen. Im Jahre 1869 wurden zwei Gaspuddlings- und ein Gass-Schweissofen nach dem Siemens’schen Gas-feuerungsprincipe gebaut, deren Heizung mit Torf, etwas Flammholz und Reisigbündeln betrieben wurde. Kopfschüttelnd betrachteten die alten Schmelzer und Frischer die Neuerung, die ihnen bedenklich schien, ja sie prophezeiten daraus das baldige Ende des Werkes. Torf und Reisigbündel im Stahlwerchgaden ! — das ging ihnen nicht in den Kopf, das fasste nicht ihr Verstand. Erzeugt wurden noch im Jahre 1870 in Sava 36.789 Ctr. Roheisen, ferner in Sava 3305 Ctr. Brescianstahl, 856 Ctr. Azzalon-stahl, 27 Ctr. Gerbstahl und 570 Ctr. Refudi, in Mojstana aber 1520 Ctr. Wallascheisen, 625 Ctr. Grob- und 450 Ctr. Feinstreckéisen. Die Geldwerthe, welche in dieser Periode ins Land kamen, waren nicht unbedeutend. Der Brescianstahl ging über Triest nach Italien, Frankreich und Spanien, der Azzalon über Sissek nach der Türkei. Von 1861—1870 betrug die Einnahme 1,713.311 fl., somit per Jahr durchschnittlich 171.331 fl *) Mit dem Uebergange der Werke in den Besitz der Krainischen Industriegesellschaft (1868) begann für dieselben eine neue Epoche, mit welcher wir uns jedoch nicht mehr zu beschäftigen haben. ’) Cf. die Berichte der Laibocker Handelskammer von 1852 bis 1870. ;---- 3 kr, Deutscher Währung, entsprach somit der lira piccola von Venedig, welche sich mit ll‘/,i kr. Landeswährung I berechnet. 4. Auf den vier k. k. Cameralschiffen per „Sam“ Fracht nach Oberlaibach 3 Soldi, das Ausladen der Waaren in Oberlaibach gebührte den SchiffleutenA) Sobald einer zur Bruderschaft angenommen war, war er militärfrei, und die Grundobrigkeit hatte „k e i n jus der Erbholdschaft“ an ihm. Mit dem Erstarken der Centralgewalt seit Mitte des XVIII. Jahrhunderts wurde diesen Privilegien immer geringere Beachtung zu Theil. Es hatte sich eine mächtige Bureaukratie entwickelt, welche für diese alten Pergamente kein Verständniss besass. Schon unterm 27. März 1736 wird vom Hofe ein Gutachten der Stände über das Privilegium der Sc hi ff leute abgefordert. Der Ausschuss gab dasselbe in dem Sinne ab, dass die Zünfte bleiben sollten, und dies verinög § 1 des Privilegs, demgemäss sie befugt sind, das sogenannte „Cammergut“ capi di mercanta, welches beim kais. Oberamt verzollt werden muss, zu verfrachten, wie den eben auch das Oberamt Instanz über die Schiffleute und ihre Zunft in Schiffsachen sei. Den armen Unter-thanen aber sei zu gestatten zum Verschleiss ihrer „Pfannwerthe“ sich ein Schiff bauen zu dürfen, um ihre Producte nach Laibach zu Markte zu bringen. Dabei sei aber strenge darauf zu sehen, dass die Unterthanen auch nur ihre und ihrer Nachbarn Felderzeugnisse, nie aber Kammergüter und Handelswaare verführen. Conflicte, welche sich nach der Regulirung der Save und Laibach hinsichtlich der Schifffahrt ergeben sollten, werde der Landesfürst kraft allerhöchster Gewalt zu ordnen haben. Landtags-Prot. XXXXIX, Fol. 292. Nun blieb der Status noch durch 50 Jahre aufrecht, erst unter Kaiser Josef II. wurden unterm 24. Jänner 1787 die Privilegien der Zunft annullirt und die Zunft aufgehoben, welche indess im Geheimen bei ihren Statuten blieb. Fahren konnte indess von nun ab Jedermann frei. Die Schiffer sanken zu Packkoechlen und Auf ladern herab. Nach Josef’s II. Tode wuide die Zunft zwar wieder activirt, doch waren ihr auch die damaligen Machthaber nicht gewogen. 2) Die Leute verdienten anständig und lebten gut. Selbst wo sie robotpflichtig waren, gebührte ihnen eine reichliche Verpflegung. So hatte das deutsche Haus in Laibach am Flusse eine Wiese, von deren Ertrag an Heu die Schiffleute eine Ladung gratis heimzuführen schuldig waren. Es wurden zu einer Fuhr Heu auf zwei zusammengebundenen Schiffen vier Mann beigestellt; diese erhielten am Abend, wenn sie um die „grosse Laad“ Heu fuhren, ein Nachtmahl von drei Speisen sammt einer halben Wein, am andern Tag zum Auf laden jeder ein Viertel Wein, vier weisse und vier schwarze „Trenten“ Brod und zusammen einen Käse. Die Speisen zum Kochen werden ihnen mitgegeben. Wenn sie mit der Ladung anltommen, erhalten sie zum Frühstück einen Käs, Suppe und Brein nebst je eine Halbe Wein; zu Mittag wieder drei Speisen, als Fleisch, Kraut und Gerste. Für die übrigen Ladungen erhielten sie in Geld je 1 fl. 4 kr. Lohn. So heisst es im „Quartalbericht“ ddo. 31. Juli 1803 über die dem v. Busettischen Bureau zugetheilten Referate sub Tit. Commerciale: „Da die Schifferzunft auf dem Laibachfluss sich eines Ausschliessungsrechtes in Verschiffung der Commercialgüter' anmasst, und die Einstellung der eigenen Schiffhaltung einiger Individuen des hiesigen Handelsstandes ansprach, so hat man nach Einvernehmung aller Behörden mit Bericht vom 9. Juli, Z. 5077, auf die Hebung dieser, dem gegenwärtigen Stande der Sache nicht mehr anpasseuden Schifferzunft mit Freigebung der Commercialwaaren-Verschiffung angetragen.“ Mus.-Arch. Auf dem Laibachflusse fuhren folgende Fahrzeuge: 1. Čoln, ein Boot von 18—20 m Länge, 2'5«i Breite und 0'9—Im Tiefe. Die Enden breit und flach. Zur Expedition grosser Frachten wurden zwei solcher „Colna“ zusammengekoppelt. Dies Fahrzeug hiess „Ladja“. 2. Brodnik oder Strehar, 6—7 m lang; er diente zur Ueberführung von Personen, und wurde daher auch mit einem Dache versehen (daher „Strehar“ = das gedeckte Sahiff). 3. P e s k a r, das Sandschiff ; etwas grösser als das vorige, dient zu Sandfuhren. 4. Škatla, die Schachtel, 4—5 rn lange Kähne für den Fischfang. Eine Umwälzung der Schifffahrt beabsichtigten im Jahre 1839 David Moline und Ignaz Sk aria, er-sterer Gründer und Gesellschafter der Baumwollspinnerei in Laibach, letzterer Inhaber von Lichtenegg bei- Mo-räutsch. Diese beiden bitten unterm 10. Mai 1839 beim Illyrischen Gubernium um Verleihung eines 15jährigen Privilegiums zum Transporte von Waaren und sonstigen Gegenständen auf dem Laibachflusse zwischen Laibach und Oberlaibach mittelst einer „Locomotivmaschine“. Unterm 22. Juni berichtet das Gubernium unter Vorlage des Gesuches an die Hofkammer. Laut § 2 der Vorschrift vom 11. November 1817 hätten die Privilegiumswerber entweder ein Modell oder Zeichnung mit Beschreibung vorlegen sollen. Da sie dies nicht thaten, so sollen sie das Gesuch in diesem Sinne vervollständigen. Nun sei Moline ein geborner Engländer, war bei der Zuckerraffinerie betheiligt und gründete vor zwei Jahren (1837) die Spinnfabrik, welche auch mit Dampf betrieben werde. Er wie Sharia besässen die Eignung zu diesem Unternehmen. Das Dampfboot sollte circa 70' lang und 14' breit werden und durch eine aus England zu beziehende Niederdruckmaschine von 20 Pferdekräften betrieben werden. Es soll 1200 Ctr. stromaufwärts schleppen. Der Kaiser ertheilte mit a. h. Entschliessung ddo. 16. September 1839 das angesuchte Privilegium mit dem Aufträge, binnen Jahresfrist das Schiff fertigzustellen. Der Act wurde ihnen am 28. October 1839 zugestellt. Am 8. October 1840 suchen Moline und Scaria um technische Untersuchung der Dampfmaschine auf dem neuerbauten Schiffe an. Am 10. October erfolgte der Stapellauf des Dampfers, er war 80' lang und 13' breit, hiess „Erzherzog Johann“ und führte dessen Büste am Kiele. Die erste Fahrt wurde laut Berichtes der k. k. Polizeidirection am 26. October 1840 bei sehr hohem Wasserstande durchgeführt. Das Schiff schleppte zwei andere Schiffe, welche mit 306 Ctr. belastet waren. Die Dampfmaschine leitet, so lange kein Maschinenmeister angestellt wird, Moline selbst bei jeder Fahrt, der Engländer Thomas Pritchard, der das Schiff erbaute, ist aber als Schiffsführer angestellt. Die Privilegiumsdauer begann Somit mit 26. October 1840. Nun gab es aber ein nisi, die Vorschrift erforderte eine dreifache Belastung bei der Probe des Dampfkessels. Die Maschine war aber nur auf den zweifachen Druck eingerichtet, wie er für Locomotiven gestattet war. Unterm 20. November 1840 wird aber vou Wien dem Gubernium aufgetragen, sich streng an die Vorschrift zu halten. Den Winter hindurch lag das Schiff unthätig da, wie der Magistrat unterm 12. Jänner 1841 berichtet, indem die k. k. Cameralbezirksverwaltung und das k. k. HaüptzOllamt die Thätigkeit dadurch lähmen, indem erstere Behörde das Ansuchen um Erweiterung des Amtsplatzes zutuckgewiesen, letztere aber die Brüderschaft der Packknechte. so in Schutz genommen hat, dass den Schiffleuten der Unternehmer das Ein- und Ausladen der Waaren hier und in Oberlaibach verweigert wird. „Ob diesfalls über die Recurse der Schiffseigentliümer eine Abhilfe geschieht, steht zu erwarten, zweifelhaft aber bleibt es immerhin, dass diese Unternehmung dem allgemeinen Wunsche entsprechen wird, weil die Unternehmer, ohngeachtet dass das Schiff den Namen des durchlauchtigsten Beförderers der Industrie, Seiner k. k. Hoheit des Erzherzogs Johann zu führen ermächtiget wurde, doch der Gewalt der hierortigen Cameralbehörden und dem festen Verharren der Faccini auf ihrem altherkömmlichen Rechte weichen muss.“ Hradezky. Trotz dieser schlechten Prognose wurde beschlossen, weiter zu arbeiten und am 20. Jänner 1841 die Kesselprobe mit dreifacher Belastung vorgenommen, welche die Maschine auch bestand. Unterm 21. Juni 1841 meldet die Polizeidirection dem Gubernio, dass der Maschinführer Carl Prichard und sein Bruder Thomas als Steuermann entlassen sind, und jetzt Vincenz S o u k u p als Maschinenmeister, als Steuermann aber der Schiffervorsteher Georg Laurin aufgenommen worden seien. Sou-kup erhielt ein Befäliigungszeugniss für den Dienst vom Prof. Johann Kersnik. Wann sich Moline zurückzog, ist Das Blatt erscheint in ungezwungener Folge 12mal im Jahre, 1 nicht ersichtlich, am 22. April 1842 aber zeigt Ignaz S cari a an, dass er sein eigen tliümli ches Dampfschiff an Johann Adamitsch1) abgetreten habe. Damit schliessen die Acten der Landes-Regierungs-Registratur, Convolüt 637. Ueber die ferneren Schicksale des Schiffes konnte von Zeitgenossen eruirt werden, dass Mangel an Fracht seine Fahrten zum Einstellen brachte. 1843 kaufte das Schiff der Zimmermann Paik, welcher es erst zu einer Schwimm- und Badeanstalt einrichtete, und als sich dieses Unternehmen auch nicht rentirte, das Wrack zerschlug. Die Figur des Erzherzogs Johann wurde am Hausbrunnen postiti, die ovalen Cajütenfenster aber unter dem Dache seines Hauses in der heutigen Reitschulgasse Nr. 1 der Tirnau verwendet; die Dampfmaschine aber wanderte auf den Wörthersee. - ------4------- - - Die Kaiserkrone auf den neuen österreichischen „Kronen“. Anlässlich des grossen Unterschiedes in der Darstellung der Krone auf den alten Silbergulden und den neuen „Kronen“ wendeten wir uns an die lobi. Direction des k. k. Haupt-Münzamtes in Wien um Aufklärung. Herr Director J. Müller hatte die Freundlichkeit,uns nachfolgende interessante Mittheilung zukommen zu lassen. Die Krone auf den neuen Münzen ist das genaue Abbild der Kaiserkrone, welche Kaiser Rudolf II. im Jahre 1602 anfertigen lies.s, und nicht mehr die frühere ideale Darstellung der Krone. Herr Director Müller theilt aus einer Beschreibung des ehemaligen Schatzmeisters Quirin Leitner mit, dass diese Krone an der Innenseite des Bügels die Inschrift: „Rud. Rom. Imp. Hung, et Boh. Rex. construxit MDCII.“ trägt, Dieser Krone bedienten sich die zu römischen Kaisern gewählten Regenten Oesterreichs uud trugen sie heim Einzuge in Frankfurt zur darauffolgenden Krönung. Bei der Proclamirung des österreichischen Erbkaiserthums wurde diese höchste Insignie zur Krone des Kaiserreiches bestimmt. Sie ist aus feinem Golde, mit Dick- und Tafelsteinen, Perlen und Rubinen reich ornamentirt. Der Kronrcifen besteht aus einem mit grossen Tafelsteinen und mit in Cartouclien gefassten Perlen besetzten Goldbande, welches am oberen und unteren Rande durch eine Reihe haibeingesenkter Perlen bekränzt wird. Auf dem obern Rande des Kronreifens sitzen vier grössere und vier kleinere lilienförmige Ornamente, welche mit grossen Rubinen, Dicksteinen und Perlen geschmückt sind, das Gerippe der Kronkappe bilden breite Emailstreifen, die zu beiden Seiten der.Kronbügels von einer Reihe Perlen begleitet, werden. Der Bügel theilt die Kronhappe in zwei Theile, deren jeder zus zwei dreieckigen Schildern aus Goldblech besteht, auf welchen die Hauptmomente der erb ländische nKrönun-geu in getriebener Basreliefarheit dargcstellt sind. Der Kronbügel, welcher gleich dem Kronreifen ornamentirt ist, trägt an der Spitze ein klein es Kreuz u nd über demselben einengem u gelten, in der Farbe unii bertreffliehen Saph ir. Milliner. <) Cassier des Unternehmens. — 11/2 Bogen stark und kostet ganzjährig 8 K = 8 Mark, halbjährig 4 K — 4 Mark. Redacteur, Herausgeber und Verleger: Alfons Müllner, Musealcustos in Laibach. — Druck von „Leykam“ in Graz.