Freytag, Vm 9. November 1827. Prolog z l> v Feyer des Allerhöchsten Namenöftsteg IHrer Majestät der Kaiserinn, V 0 » , C. Schweb «r. Gesprochen im landstan bischen Theater in kaibach, am 4« November ,827. , 0 n Herrn Lud 0 lph. Zerrinnen sehen wir im Zeitenstrom« Der Tags viel', der MeereZwelle gleich. Die friedlich bald im hellen Sonnenstrahl Vorüberzieht und unbemerkt verschwindet, Valdsiurmbewegt, zu Bergen aufgethürmt, Vernichtung droht und schäumend sich entladet. So auch des Lebens wech-selvolle Tage! Sie gleiten hin, nnd Einzelne nur sind's. Die Lichtgcfun?el in der dunkeln Nacht, Mit holdem Lächeln bald den Erdensoh», Erfreuen auf dem öden Lebenspfade,— Vald aus des ANtaglebcnö träger Ruhe Empor ihn schrecken, und ihn ernstlich mahnen. Nicht blind zu trau'n den falschen Schicksalsgöttern, Wenn aber an dem dunr>ln Horizont Ein glänzend Meteor sich prgngend zeigt, Der Sonne gleich nur Segen rings verbreitend; So jauchzt der arme Sterbliche hinauf, llnd labt sich an der himmlischen Erscheinung, Die ihm der Gottheit gnadenreiches Walten Für seine Wohlfahrt jetzt auf's neu bewährt. Der heut'ge Tatz ist dieses Meteor, Denn Car 0 line ist der hehre Name, Den er uns fröhlich hat heraufgeführt. Und dankend stehen aNe jetzt um Segen Für diese Frau, das Muster aller Frau'n: So glänzt denn in den Reihen aller Tag« Der heut'ge Tag vor allen hoch hervor. Und freudetrunken ruft ein großes Volk: Es leb« Franz! 65 lebe Carolln«! --------->,,,»> Der sanomcus der Kirche St. Romualb in Mecheln *). Von Friedrich R e i l. (Noch einem wahren Ercignissc, das cm Augenzeuge, ein Greis, dm, Verfasser erzählte). Der Canolucus bekam im Jahre 1784 elne», Gast, der mehrere Städte ihrer Merkwürdigkeiten wegen be-riisete, und an ihn empfohlen war. Der Canonicus, ,in so gebildeter als gefälliger Mann, hatte ihm be, *) Aus vcm «Nachtlämpchcn,« Wien, 1828, bey Leopold Grund, dessen Inhalt recht schr dcfned'gen dürfte» Leits die Denlcnähler und Schönheiten der Stadt Me, cheln gezeigt, und kehrte nun mit seinem Gaste zur Kirche St. Romuald, von wo sie ausgegangen waren, wieder zurück. Auf dem Platze vor der Kathedrale blieb der Gast stehen, und betrachtete den gothischen Vau deS DomeS. Stattlich greift mit seinen spitzen Nebenästen der Thurm in die Höhe, und durchsichtig ist er anzuschauen, fast wie der Stephansthurm in Wien. Nachdem der Gast eine Weile das alter, thümliche Bauwerk angesehen, sagte er: „Was ist denn das? Ich betrachte schon eine Zeit lang die Nhr da droben, und bemerke, nebst den gewöhnli» chen zwey Zeigern , auch noch einen dritten, der aber unvercückt immer auf »2 Uhr zeigt. Damit hat es gewiß seine besondere Bewandtniß?" «Und eine sehr merkwürdige," versetzte der Cana« nicuS. „Hören sie mir zu! Sie werden erschrecken, und dann erstaunen!" «Sie sehen doch wohl das Loch, das ungefähr acht Schuh über der Thurmuhr gerade hinauf ist, und wo Dohlen unaufhörlich hinaus und hinein fliegen? Dort bauen sich alljährlich diese Vögel ihr Nest, so wie es fast in jedem hohen Kirchenthurme geschieht. Ba ereignete sich vor zwanzig Jahren ein Fall, der zur Warnung für die unbesonnene Jugend dienen kann. Ich habe ihn zwar schon bekannt gemacht, aber in Ihrem Vaterlande mag er es vielleicht noch nicht seyn; wenn Sie also wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind, so werden Sie, wenn Sie ihn erzählen, gewiß ein« besondere Aufmerksamkeit erwecken," »Einige Studenten beobachteten, fo oft sie aus der Schule kamen, das Aus« und Einfliegen der Doh, len , und merkten bald , daß die Vogel Junge in ihrem Neste dort oben haöen müßten. Nun regte sich bey die» sem jungen Volk«, das so oft Wagestücke zu versuchen psiegt, auch hier die Lust, das Nest aus dem Loche ober der Uhr heraus zu heben. Aber wie ? Das Un« ternehmen schien sehr gefährlich, u»»d >var es auch; doch 5ie Lust war einmahl da, und was sehen junge unver» suchte Leute von Gefahr sin! Also vier von den Stu» denten faßten ein Herz, nahmen sine Stange, di« mit einem Haken versehen war, ui!d gingen den Thurm Hinauf. Oben sahen sie schon mihr die Beschwerlich« keit und Gefahr ein; aber, wie sich baS nu» schon immer unter Entschlossenen und Verbündeten macht, einer spricht dem andern, und dadurch sich selbst Muth zu. Der Beherzteste unter ihnen mußt« bis fast zur Hälfte d«S Körpers durch eine Öffnung beS Thurmes ksiechen, nnb auf diese Art trachten, 5aS Nest zu bekommen, und die drey andern waren bestimmt, ihn innerhalb des Thurmes an den Füßen und an dem Rock« recht fest zu halten. Di« Ehre, der, Held dieser gewagten Lage und deS Dohlenfangs HU seyn, wurde dem alte. sten der vier Studenten, einem Bürschchen von drey, zehn Jahren, zugeloset; denn er wäre, hieß es, glo, ßer, und könnte daher eher, als ein kleinerer, dai Nest Mit der Stange erreichen." „Das Bürschchen schickte sich also dazu an, und rutschte auf dem Bauche zur Öffnung des Thurmes hinaus, und die andern hielten ihn, so stark sie tonn« ten, fest. In dieser unbequemen Lage bemühte er sich lange hin und her; aber das Nest !ag ihm doch ein wenig zu tief. Auf ein Mahl gab er sich einen Ruck und schob sich so noch etwal weiter zum Thulme her. auS. Nun gelang eS ihm endlich > das Nest sammt den jungen Dohlen heraus zu heben. Dann hob er die Hand mit dem Neste rückwärts hinauf, um es einem seiner Cammeraden zu überreichen. Dieser, beschäf, tigt, daS Nest auf die Seite zu legen, hielt den Wa. geHals in dieser freylich nur kurzen Zwischenzeit ober nun doch nicht fest. Im Augenblicke ließ der Leib beS Liegendennach; in die beyden andern war schon bie Furcht gekommen; durch ihredaraus einstanden? Cchwa« che bekam der Liegende noch mehr das Übergewicht zum Thurme hinaus. Der dritte, der indeß das Nest auf die Seite gelegt hatte , sing auch wieder an zu helfen, olle drey nahmen sich zusammen, und sparten ihr« Kräfte nicht z allein sie hielten nur, und zogen „icht. Durch daS lange Halten verlor sich ihre Kraft, der Leib desSilikenden waro immer schwerer, der ältliche Nock des Unglücklichen sing auch schon an zu rei« ßen, die Angst durchschauerte sie immer mehr, alle drey schrien in den jämmerlichsten Tönen, die Gegenwart des Geistes war,w.eg«'sie liMn los — und ihrSpiel^ genösse siel." „Dieser, da er auf dem Bäuche den Thurm her. ausgekrochen war, hatte ganz natürlich so auch das ! Gesicht gegen den Thurm govendet. Im Fallen stieß 1 sein Kopf an eine Verzierung des ThurmeS; dadurch , bekam sein Leib einen Umschwung, so daß er nm, mit dem Rückengegen den Thurm gewendet war, undwie ! «lach dem Umschwünge her Fall, der Natur nach, wei. Nr fortgesetzt werben sollte; streifte er mit dem rech. ten Schenkel an den Uhrzeiger, der eben auf 12 stand, und eine Fingerbreite tief in den Schenkel ritzt«, und dann so sich durchspießte, baß das Hosenbanb außer ihm war, und so den ganzen Leib am Hosenbande aufhielt, so gewaltsam auch der plötzliche Anhalt war." „Ach Goti l" sagte der Gast, tief Athem hohlend, „dle Geschichte 5st erschrecklich. Mir ist so bange bey Ihrer Erzählung geworden, daß ich schon selbst am Zeiger in hoher Luft zu hangen glaubte." „Hören Sie weiter!" fuhr der Canon!cuS fort. „Hier unten auf dem Platze gingenviele Menschen vor» über, die zum Mittagsessen eilten; sie hörten daS Ge. >chr«y der drey Studenten vom Thurme herab, sahen den Einen am Uhrzeiger hängen, und eilten nun im «i^eli Schrecken , der nicht gleich zum wählen Nettungs« mitttl die Besinnung gibt, augben benachbarten Häu« sern Betten herbey zu hohlen, um, wo möglich, den Fall des Unglücklichen unschädlicher und sanfter zu ma. chen. In wenigen Augenblicken waren einige hundert Stück Betten zusammen getragen, ausgebreitet und aufgeschichtet. Während der Arbeit kam unter den Zuschauern einem Bürger die Einsicht, daß der arme Knabe auch durch Aufschichtung der Betten nicht geret. tet werden könnte; denn, sagte er sehr vernünftig, der Thurm, unten breit, geht in hervorragenden Ab. theilungen gespitzt hinauf; auch stehen rund um bis hin. auf Verzierungen hervor. Der Fall des Menschen kann unmöglich senkrecht geschehen, sondern absatzweise, so, das, er schon ganz zerschmettert seyn muß , bevor «r auf das Bettzeug kommt.— Rasch both dieser Menschen, fteund Demjenigen fünf hundert Thaler an, der es wa. gen wollte, den Knaben noch von obenher zuretten, und im Augenblicke both ein Maurergesell sich dazu an. In oller Eile nahm er aus dem nächsten Hause ein Blec und «inen Strick, und lies damit/ nebst noch vier andern Freywilllgen, ben Thurm hinauf. Obe«, ?and er sich den Strick dergestalt um den Leib, baß die vier Männer ihn von innen halten konnten, und das ündere Ende behielt er in der Hand. Das Bret schob er unter der Uhr zum Thurme herauS, kroch auf demsel-ben hervor, band den Gespießten zu aller Sicherheit mit do stürzte mit demselben deu großen Fall des Stromes hinunter, in welchem esin tausend Trum« m n'N verschwand. , „.^„^ ,—. ^^„^ ., _-----------^-----___,_^^.------^»^------^—^__^__^ - yttdactsur: Fr. Xav. H e l n r i ch. Gedruckt bey I g „ az Al 1 yH Vdlc,, 'pon Klein m a y r.