Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag früh. Schristlertu«g und Beiwallung: Pleierncva uliea Nr. S. Telephon SU. — Antündigungen nimmt die Qetnmltunf) gegen Berechnung billigster Gebühren entgegen. Bezugspreis: Vierteljährig K 18.—, halbjährig K 86.—, ganzjährig K 7'2.—. FürS Ausland entsprechende Erhöhung. — Einzeln« Nummern 7o Heller. Nummer 8 Cilli, Sonntag den i. Februar 1920 2. [45.] Jahrqang llrnrflntrn. Zn der lrtztkn Zeit ist da» Stichwort von dcn Renegaten wieder aufgetaucht. Wir möchten zu diesem Thema einmal Stellung nehmen, weil wir glauben, daß dmch eine ernste und ruhige Aussprache ein Schlagwort aus dem öffentlichen Leben eliminieit norden kann, welches nur die Parleileidenichaflen erhitzt und da» notwendige Einvernehme» zwischen den Deutschen und Slowenen in diesem Staat stört. Beginnen wir mit den Mischehen! Es ist unseres Erachten» das ursprünglichste Recht gemischtsprachiger Eltern, die Nationalität ihrer Kinder emvernehmlich zu bestimmen, bezw. du» unverbrüchliche Recht der Abkömmlinge selbst, sich zu entscheiden, sobald sie erwachsen sind. In den slowenischen Sprachgebieten haben seit altersher Mischehen stattgesunden; die gebildeten Berufe der «lowenen haben sich zu gewissen Zeiten ihre Frauen mit Vorliebe au» deutichen Landen ge-holt. Die Nachkommen solcher Ehepaar« sind deut-zutage von den „echten" Deutschen oder Slowenen meist gar nicht zu unterscheiden; nur die Namen lasten, insofern« der Abkömmling zufälliger Weife der Nationalität »es Vaters folgte, zuweilen noch die Mischehen der Eltern ode, Großelter» erraten. Es wird aber keinem Deut'chen einfallen, »inen Slowenen, der einen deutsch, n Namen trägt, als Renegaten z« bezeichnen, fofnne er die slowenische Kultur r»pläsentiert. Denn jeder einer Mischehe entstammende Staatsbürger hat das Recht, sich zu einer bestimmten Nation bezw. Kultur zu bekennen und an diesem Bekenntnis! echt sollte nicht gerüttelt wei den. Das freie Recht auf Selbstbestimmung müßte aber auch j-dem Menschen ohne Rücksicht auf seinen Etamwbaum zneikanm werden. E» entspricht einer durchaus dewokraltschen Forderung, daß man sich unberuien nicht in die privaten «n gelegen heuen des Rebenmenschen, soweit sie nicht gesetzlich strafbar sind, einmengt, mag man dessen Handlungen billig«» oder nicht. In der früheren österreichisch-ungarilchen Mo-narchic waren Assimilierungen nichts Seltene?. Es läßt sich rechnerisch schwer nachweisen, welche Na» tio« am meisten fremde Elemente in sich aufge-nommen ha». Jedenfalls wird nicht geleugnet, daß auch die Deutichen bei diesem friedlichen Prozesse nicht nur verloren, sondern auch gewonnen habe». Die schlechtes:«» Elem.n!« waren es nicht, die sich dem deutschen kulturkreise angeschlossen haben, um teilzuhaben an den Gütern der deutsch»» Kultur. Weder-die Deutschen noch die Slowene» habe» Ursache, sich gegen eine höhere Kultur zu sträuben. Wenn die Träger einer andersnationale» Kultur sich in den Staat eingefügt, wenn sie ihre Arbeit nach der ihnen angelernten und mit ihnen verwachsenen Kultur leisten, so g>bührt ihnen kein Scheltwort. Betrachten wir beispielsweise die allgemeine» Kultur-zustände in den slowenischen und kroatisch,» Sp.ach-gebieten. Der eiste fluch ige Blick enthüllt den voll gültigen Beweis für den Wert dineS Räiiel« Löiung ungewollt et« 04«eaufc in den Jtew, wie eine Melodie »Tochter des Wald», du lilicnverwandte" — Wie verwunderlich, daß es ist ala ob dieie Zeile, die der geliebte Dichter de« südlichen Deutschland auf die geheimnisvolle und dab-i so klare, einfache Schnee» roie g.dicktet, auf das Buch aus dem fern», hoben Norden paßt; so »aßt, daß man an da« Buch nicht mehr anders zu denken vermag als mit dem «ehrreim „Tochter de» Walds, du lilie»v<»wandle'. Da g> ht man wohl her und liest da« ganze Äedicht von Möricke und meint, daß noch so mancher B.r» daran« auf daS seine Buch des Nordländers, vo» d>m die Rede ist,* passe und denkt, daß w hre Dich.erschafl nur ein Vaterland d>>, einen Himmel, wo ne alle wohnen, die wir Genieß-r einmal d»n Dichter dcS Süden» und et» anderrSoral den dcS Nordens nennen, • „©Tjii' lungen" von Han» Aaniud Verlag von Georg Meijeburger 1909. ob nun die ungeheuren B rge unserer Erde zahllos zwischen ihnen stehen, oder die weiten Wogen des MeereS dazwischen gehen. Sie sin» Kinder eines Vater-hauieS, st? alle die mit den Blumengewinden herz durchiönter Worte die Menschen emporzieben üb.r Die eigene Not binauf zur HLhe der Mcnichlxit und zu der d'r Sörrlichkeit, zu allen Himmeln und in jed« HöU«, nur um sie vkrstehen — verstehen zu lehren! DaS wunderbare Berstehen! ®« ist (glück und ist Wonne und Reichium und edler, läuternder Schmerz. Wie Wegweiser, einzeln und deuilich, st^b-n jene Sucher an unserem Lebensweg, die unser Bersteben werte«führten, unser Herz auf risse» für eiwaS Neues. UngekanatS und mit leisem Wirken unter Denken und unser Sein und F iblen wandelten. Es sin» ihrer gar nicht viele, man kam sie zLhl«n. Und »ieUei-rt zählt man auch daS Buch mit SanrudS ,,Erzär>lui?ge»" dazu. Klar und einfach und ebenso seltsam und rein sieben diese E'jähiungen da. wie die Sterne der er»ste» Schrie rosen in dem kühlen Walde stehen. Ganz kurze, knappe Erzählungen sind kS und jede erfülle von einem lebendigen H rzichlag den wir zu fübten glauben; jede so plastisch, daß wir meinen, die Handl»»g auf einer Büdne vor UNS sich adipielen zu sehen Und fast alle humoristisch — von Tat, an die gar niemand denkt, eine national« Er-schütternng nicht zu erwarten. DaS Schlagwort, haß alle, welche deutsche Kullnr iti sich cmsgenommrn haben, wieder in die Arme der Ällmuiter Slavia zurückgebracht werden sollen, sollte im Interesse rer beiden aufeinander angewiesenen Völker au? dem politischen Kampfe ausgeschieden werden. Wir sind überzeugt, daß es auch unter den Slowenen viele einsichitvolle und rnhig denkende Männer gibt, welche dafür eintreten, daß die keltische Kultur als frühere» Beispiel und Borbid hier nicht nur nicht verjigt, sondern im Gegenteil gepflegt nnd gefördert werden soll. Der Weitlauf der Kulturen kann und darf nur «in f.irolichcr sein; Zwangsmaßnahmen ver« bitter» nicht nur die Betroffenen, sondern schädigen auch den Staat silbst. tfm Schoße d r Familie quillt der Born der Einzelkulturen. die in der Ge« famtkuliur de» Staates zu'ammenfiießen. Eingriffe in da« Familienleben aber find geeignet, dem Barer-lande einen lebenSfrischcn Quell von Arbeitskräften zu verschütten. Soll man Leute, die a»S den Lernj^hren her-«"»gekommen und in» werklätige Leben übergetreten sind, neuerdings al» Kinder behindeln und si« in die Schule schicken ? Soll man sie des Familienglücks berauben und durch Buszwingung einer ihnen unge» läufigen Umgangssprache eine Scheidewand zwischen idne» und ihren Kindern ausrichten? Wa» schadet «» dem Sraate, wenn dies« Handvoll .unechter" Deutschen weiter existieren? Sie würden durch Zwang »och auch nicht» lrndereS werden als „unechte" Slo» wenen. E« wäre töricht und widersinnig, in diesem Staate eine deuiichirational« Politik gegen die Ueber, macht zu b«treib«n. Es ist schon nicht verlockend, sich überhaupt mutig «.l» Deutschen zu bekennen und seiner Mullersprache und Kuliur die Treue zu b«-wahren. Interesse oder gar Eigennutz werden nie-manden am Deutschtum festhalten; im Gegenteil, e» würde jedem Deutschen nur Nutzen bringen, wenn er mit der slowenischen Kultur ginge. Die Slowenen jenem Humor, der so ernsthaft ist und so ergreifend. Zum Beispiel die Erzählung von der Gewissensnot d.S Bauern, der am Sonntag gemäht hat. Wir sehen seine einfachen Gedanken und die Versuchung kommen, seben ibn fallen und sehen seine Not und seine Buße. ES liest stch io gemütlich und heiter, daß man lächeln mtlile, aber da >st'S, als ob einem Tränen in die Augen rr.tca wollten; wir haben den Mann so lebendig vor u>>« ges.hen, wie empfanden den stillen dunstigen Sommer Sonntag Nachmittag und sahen „die N gen» nkbtl sich auf das Tal herabwälzen und die einzelnen NedUfetzen die Anhöhen entlang davontanzen"; wir fihen den Mann auf seinem Bette liegen und glaubten sein G>ficht zu kennen, wie daS eine» guten Bekannten. Er tut unS leid und zugleich bestaunen wir ihn Ein d klemme ndes Sefüdl zieht durch unser Herz: wären wir solcher Handlung fähig? Wir alle kennen ja die lei>e, mahnend« Angst des Gewissen»--. Und eine andere der „Erzählungen": Lächelnd ist si« erzählt, fast wie in einem gutmütigem Spott, und ar?e» nördlichen Kultursphäre in rege Verbindung bringen kann. Zur Siuliilisi.ruug drr Prriswirtschaft. Ein Anhänger der Wirtschaftspakt« sendet unS die nachstehenden Ausführungen, die unseres Erach tens eine aufmerksame Beachtung in der breitesten Oeffentlichkeit verdienen. Falls der Aufsatz tarsäch. lich das erwartete Interesse wecken sollte, so mären wir bereit, zu diesem Thema auch selbst weitere Beiträge zu liefern. Wie wir den letzten Nummern des „Oesterreichischen Volkswirt»" entnehmen, si, d die Lohnverhältnisse in Australien bereits auf einer ähnlichen Grundlage geregelt worden und habe» geradezu wunderbare Ergebnisse gezeitigt. Dieser Hinweis dürfte geeignet fein, die praktische Durch-führbarkeit der vom Verfasser gemachten Vorschläge jeglichem Zweifel zu entrücken. + * » Die Preise der Bedarfsartikel sind von vcr-schieden«» Momenten abhängig, die ia früh-re» Zeiten die KalkulatlonSvasiS genannt wurden. Je höherwertig der Artikel wird, umso mehr Einflüssen ist feine Preisbildung unterworfen, weil die Artikel, aus denen er selbst wieder erzeugt wird, schon eine Verarbeitung mitgemacht haben, also schon eine Kalkulation hinter sich haben. Daß Angebot und Nachfrage nicht allein ausfchlaggebcnd si id, sonder n nur zwei allerdings sehr wichtige Komponenten dar -stellen, hat der Krieg und.namentlich die NachkriegS. zeit vielfach bewiesen. ES hängt heute förmlich von Zufälligkeiten ab, von politischen Einflüssen, von Steuer- und Zollmaßnahmen, von Angsterscheinungen, wie ein Preis angesetzt wird. Damit aber sind die Gefahren ins Unermeß-liche gestiegen. Für viele bedeutet die Preisbildung Hunger und Krankheit, für andere Zwang und Korntpliou, fast für alle Unzufriedenheit und für die wenigen, welch« damit zufrieden sind, eine weit-aus größere Gefahr, als sie es sich in ihrem Preis-taumcl selbst zugestehcn oder ausdenken wollen. Für die meisten Menschen sind die heutigen Preise eine Katastrophe, für die anderen können sie jeden Wunsch, „seine Steige richtig zu machen", die, die wir krumm gemacht in einer traurigen oder in einer un bedachten Stunde, und die, die noch ,« tun sind, bevor der große, düstere Freund aller kommt und un» von hinnen führt. Welch ein Glück, unsere Steige noch vorher richtig machen zu dürfen und der aufgehende» Sonne entgegen zu schlummern I Vielleicht, das eS da« höchste Glück ist! Da« höchste Glück de» S'densohnc«. da» un» der Dichter hier in einer so schlichte» Er-zählung zeigt wie eine Roke. Und nicht nur köstlich sind die »Erzählungen" um ihre» Inhalte» willen, der mit leisem, ernsten Lächeln auf die Größe und auf die Schwache de» Menschenherzen» weist, sondern auch um ihre» Stile» und der wunderbaren Schilderung de» Bauernlebe.»» im Nordland und der Naturbilder willen. Feine Be»uten. Die Stimmung, die Beleuchtung, in der die Bauernstube und die Landschaft vor un» hinge,eichnet stnd, sind von einer — ei ist das richtige Wort — ergreifenden Wahrheit. Wir meinen sie zu empsinden, »n sehen! Zum Beispiel den Sonntaznachmittag in d-r ganz menschenleeren - Stube in der Erzählung „Die Sünde, die nicht vergeben wird," oder die Vollmond-helle Winternacht im 3. Kapitel der „Sladtreife" und den Spätherbst tm „Glattei»/ wo Hochmut so hübsch vor dem Fall kommt. Tag in einen furchtbaren Zusammenbruch umschla-gen und persönliche Gefahren heraufbeschwören. Aus einer solch?« Grundlage kann ein Staat, der ja schließlich doch nichts anderes ist als die gemeinsame Wirtschaft einer Vielheit von auf angrenzenden Ge-bieten wohnenden Personen, nicht bestehen, noch weniger einen gedeihlichen Ausschwung nehmen. ES entsteht die Frage, ob die Katastrophen weiter wirken müssen, um schließlich aus einem lang, wicrigen, gewalsamen Gärungsprozesse endlich ein-mal eine fundierte W irtschaft zu schaffen, oder ob der höhere, gebildete Verstand der Menschen im-stände ist, diesen Prozeß zu beeinflussen, nach ihrem Willen zu lenke» und abzukürzen. Dabei ist eine Boraussetzung für die führenden Männer unerläß-lich. daß sie nämlich so selbstlos und unbaimherzig denken können wie es der richtige Arzt tun muß. Denn e« ist ausgeschlossen, eine solche Krankheit deS ganzen StaatSkörper» mit linden Mitteln »u heilen. Wer heute an die Besserung der Verhältnisse gehen will, der muß an die Spitze seiner Arbeit die Ueberzeugung stellen, daß wir trotz Geldfüll?, trotz nationaler Sättigung unendlich v el ärmer gewo rden sind als wir es jemals in den so viel verlästerten FrikdenSzuständen waren. E« wird immer wieder g«>agt, daß mir nnr durch Arbeit und durch Spar-samkeit ?u erträglicheren Berhältuisseu kommen können. Doch mit den Worten allein ist eS nicht getan. Der einzelne könnte zwar darnach leben; aber er tut es nicht, weil der Nachbar rechts und links fast ohne Arbeit leicht dahinlebt. Wer aber die Gesamiheit zu führen hat, der muß in diese Worte einen anderen Inhalt legen; der muß den Mnt haben, alle anderen aus de» jetzigen lraum« hast unwirklichen Verhältnissen herauszureißen und sie vor die nackie Tatsache zu stellen, daß wir eben ärmer geworoen find; der muß sie dazu bringen, daß sie durch diese schreckliche Erkenntnis wirklich zur Mehrarbeit angeleitet werden. Daß diese Er« kenntnis nur durch die Beseitigung deS arbeitslosen Einkommens, zu dem der Ketien- und Schleich-han»el in erster Linie gehört, geschaffen werden kann, ist vor allem zu sagen. Wenn wir zur Naturalwirtschaft zurückkehren könnten, so würde sich diese Erkenntnis soso t einstellen. ES kirne auf daS Gleiche heraus, wie wenn in einer Familie bei gleichbleibenden wirtschaftlichen Verhältnissen daS Einlommen sinkt. Da wird förm> lich jede Brotkrume und jeder Stoffrest sorgfältig angesehen und verwertet und neue Erwerbsquellen werden a»S der No: heraus geschaffen. U>d wenn der Hausvater gehörig strenge un» rechtlich ist, kann daraus eine neue Blüte der Familie hervorkeimen. Soviel verlästert und verworfen die Wirtschaft mit den Ztnir-ilen während des Kriege? war, so Unmöglich aber ist e», wenn man von dem Band .Erzählungen" spricht, wortlos an der einen von ihnen vorüber zu gehen, di« gleichsam der Krondiamant, schwer und g«&, in diesem «ranze ist. 9t ist kein Lä«ln darin, e» Ist ein ernste», dunkle» Drama. Ein p,,r Menschen wurden überwältigt von der Macht, die die höchste auf Erden ist, und hingeführt zu un-sühnbarem Tun. Ein« un»ergl,lchliche Schilderung der weißen Winternacht geht vorau», gespenstig fast, daß Furcht und Grauen sich tn im» regen wollen, al» gingen wir selbst im fahlen Mondschein auf den schwarz«» und einiamen Wald zu. Dann die eigentümliche, bange Stille in der Stube. Wir höien die Uhr ticken. Wir fühlen die wachende Angst. Und wir empfinden die Wucht de» Ungeheuren, unter dem dann die drei Menschen zusammenbrechen. Es ist nicht möglich, daß man so eine der Erzählungen je wieder vergißt. Und wohl kaum möglich, daß man überhaupt da» Buch wird« vergäße, da« in seiner Reinheit und Stille und Schönheit un» an die ferne Ehlistrose mahnt und uns an da« G.oicht denken läßt, da» Mölicke auf fle gedichtet. berechtigt war si« dennoch. Denn keiner ber krieg« führenden Staaten ist ohne Zwangswirtschaft auS« g-kommen; das heißt, jener Teil hätt« vor allem der. Krieg verloren, welcher ganz freie Wirtschaft in feinem Bereiche daueritd geduldet hätte. So wird die neue Wirtschaft und da» neue, richtige Wohl, leben nur dann entstehen können, wenn die Völker durch ihre verantwortlichen Führer eine schwere Kinderzeit mitmachen müssen. Das höhere Einkam-men ist heute ein Schein und birgt, wie früher er« wähnt, unermeßliche Gefahren in sich; diese: Schein muß vernichtet werden, soll nicht daS Staatswesen dauernd dahinsiechen. Da& mit Höchstpreisen allein nichts getan ist, braucht nicht immer gesagt zu werden. E» wäre freilich am einfachsten, zu dekretieren, daß von mor-ge» an alle Preise gleich bleiben müsser.. Der Ego« ismus des einzelnen durchbricht aber solch: Verord-nungen. Man muß die ganze Wirtschaft von den Grundelementen her regeln. Und diese Grundelement« sind: Essen und Arbeit. In Friedenszeittn haben die fo^ialdemokrati« fchen Sekretariate dicke Bücher darüber herauSge« geben, welche Verwendung der Lohn deS einzelnen Arbeiters findet. Auf diesem statistischen Material wurden die Lohnforderungen der Arbeiter aufgebaut: für Nahrung, Kleidung, Wohnung 80#, 20# [zur freien Verfügung für Vergnügen, Kult:r oder Er« sparniS; so, beiläufig, haben die Forderungen ge» lautet. In KriegSzeiten haben einige Jndustrieunter« nehmungen vers ucht, dies« theoretischen Forverungca in die Praxis umzusetzen, indem sie Leden»m:tt«l, Wohnung und auch Kleidung zu billigen, aus dem Frievensstanae basierten Preisen cu^die A.beiter ab« gaben, dafür den Lohn nicht erhöhten oder nur mäßig steigerten. Diese Versuche sind von der Ar« beiterfchaft selbst bald abgetan worden, »och sicher nicht aus dem Grunde, weil in diesem Prinzip eine Unvernunft steckt, wie ja aus dem Umstand« hervorgeht, daß eS sich um die Forderungen der Ardeiter in VorfriedenSzeiten handelt, sondern weil benachbarte Unternehmungen dem Beispiele nicht folgten und wohl auch deswegen, weil damit der Sozialdemokratie ein politisches Kampfmittel aus der Hand gewunden wu^de. Nun ist aber wieder der Ruf nach den billigen LebenSmitteln, nach den billigen Bedarfsartikeln an di« Spitze der politischen Agitation gestellt worden und da möge nun einer austreten und sagen, im engeren Berwaltung«gebiet«, z. B. von Slowenien soll die Versorgung der Ar» beiterfchaft mit den notwendigsten Bedarfsartikeln der zu diesem Zwecke gehörig ausgestaltete Kriegs-verbünd der Industriellen übernehmen. Dafür wer« den 70 oder 80% der Lohnsumme v^n dem Unternehmer selbst an den KriegSverband gezahlt und nur der Rest für Vergnügen, Kultur oder Ersparnis dem Arbeiter im baren zugezählt. Damit ist ein Teil dcS Lohnes und zwar >>«r größere stabilisiert. Denn der Kriegs».rband wird im großen einkaufen uud mit einem kleinen Regiebeitrag znfried«n sein; der Unternehmer aber wird, wenn die einmal zu« gründe gelegten Löhne nicht ausreichen, im unmittel-baren Berk'.hr mit dem KriegSverbande rasch und im voraus erfahren, welche Zuschläge er einkalkulieren muß. Zum Beispiel: Ein Arbeiter hat heut« einen Taglohn von 80 Kronen; hierum werden 15 K an den «triegSverband überwiesen, 5 K dem Arbeiter in Geld ausgefolgt. Dafür hat der Krieg«-verband, wie früher erwähnt, Bedarfsartikel beizu-stellen. Am Ende deS Monats "d«r drS Halbjahre« wird dem Unternehmer ein Zuschlag von dem Kriegs-verbände ausgerechnet, wenn di« Bedarfsartikel Uurer geworden sind; später eine Rückzahlung ge« mach«, wenn die Bedarfsartikel im Preis« gedrückt werden konnten. Damit beginnt der Abbau der Preise. Ueber die Höh« deS oem Arbeite zur freien Verfügung überlassenen Lohnteilt« wird «S immer noch Verhandlungen zwischen Unternehmer und Gewerkschaft Nummer 8 Cillier Zeitung Seite S geben; doch werden diese Verhandlungen einfacher sein als bisher, weil die Argumente der Leben?» Haltung in Wegfall kommen. DaS Ganze erfordert natürlich eine riesige Arbeit im KriegSverbande; doch muß eS scheinen, daß zu dieser arbeit viele Kräfte frei werden, welche sich heute vom arbeit»-losen Einkommen ernähren, und daß sich unter dem Zwange der Berhältnifse auch der richtige Stab von ersten Mitarbeitern wird finden lassen. Eine Voraussetzung braucht wohl nicht besonder» betont zu werden, daß nämlich Arbeiter und Unternehmer in diesem KriegSverbande ganz gleichmäßig vertreten sein müssen und ihren wohlangemessenen Verhältnis-mäßigen Einfluß haben. Auf diese Weife wird die Unsicherheit bezüglich der Lohnhöhe der Arbeiter a»S der Kalkulation de» Unternehmers ausgeschaltet. Der Industrielle wird keinen willkürlichen Zuschlag deswegen mehr machen müssen und selbstverständlich auch keinen machen, weil di« Konkurrenz ihm natürlich gleich gestellt ist. Dadurch wird die Stabilität der Preise der Urpro dukte gefördert; wenn nun diese U,Produkte im Preise fest sind oder Halbweg» stabil, so wird die Kalkulation auch bezüglich de» Bedarfes an Fertigprodukten sicherer. Auch diesen Faktor in der Kalkulation kann nun d>r Unternehmer genauer festhalten. Außerdem fällt die große Menge der von dem Krieg»verbände mit Naturalien versehenen Kon-sumenten vom Markte au» und e» wird der Zwischen- und Schleichhandel nicht mehr fo wirtschaften können und wollen wie bisher. Wir b.'gnügen un» mit diesen in groben Um-rissen geg-denen Andeutungen. Hiebet verhehlen wir un» durchaus nicht, daß die Verwirklichung und Ausführung dieser Anregungen auf recht bedeutende Schwierigkeiten and Widerstände stoßen wird; aber ebenso klar ist un» u"d wohl jedermann, daß der gegenwärtige Wirlschaftizustand de« Reiche« unhalt» bar ist. So ist wohl nicht» natürlicher al» daß über diefe Idee oder über ähnliche Vorschläge, du dem gleichen Ziele gelten, ohne Haß und Boreingenom, menheit beraten wird. Doch bei der Beratung darf e» nicht fein Bewenden hoben; au» der grauen Theorie muß schließlich und endlich doch auch die drängende, befreiende Tat geboren werden. Politische Rundschau. Anfand. Die Ablehnung des Ultimatums. Die verbündeten Pachte, welche angeblich für da» SelbstbestimmungSrech: der kleinen Volke- in den Krieg eingetreten sind, haben die heuchlerische MaSke schon längst abgeworfen. Sie beHandel» auch Jugoslawien wie einen besiegten Staat und haben von ihm die Unterwerfung unter ihr Diktat gefordert. Die Regierung hat aber, gestützt auf den Rück halt in der Bevölkerung, da» Ultimatum abgelehnt. Es ist ihr Wille, in der Abriafrage ein Einver-ständnis mit der Entente zu erzielen, aber unmög. llche Opfer könne sie nicht bringen. Sie verlangt in der Antwortnote eine genaue Aufklärung über den Jnha't de» Londoner Vertrage», der ihr offiziell noch gar nicht mitgeteilt wurde, und über den Um-fang, in welchem der Pakt durchgeführt werden soll, fall» eS zu keinem Ausgleich kommt. Protestversammlungen gegen den italienischen Imperialismus. In Belgrad, Agraei, Laidach, Marburg, Petlau und in anderen größeren Orten Jugoslawien» haben zahlreich besuchte Versammlungen staNgefun^en. auf welchen gegen die beabsichtigte Lösung der Avra-frage protestiert und die Volksabstimmung für alle von den Italienern besetzten jugoslawischen Gebite begehrt wurde. Volschewikische Umtriebe. Wie SlovenSki Narod meldet, hatte ein boliche-wikischer EiienbahncrauSlchuß auf der Strecke Zajecar —©oearin jeglichen Gütertransport eingestellt und für den Personenverker einen besonderen AuSweiS ,wang eingeführt. Angeblich halten hiebet die Bulgaren ihre Hände im Spiele. Die Regierung Hot durch strenge Maßnahmen die Ord-.ung wieder hergestellt. Eine Verschwörung in Fllnfkirchen. In Fünfkirchen und Umgebung wurde eine weitverzweigte Verschwörung aufgedeckt. Eine Menge Mililärgewehre und Munition wurde beschlagnahmt und eine Anzahl Personen »erhaftet. Jugoslawische Forderung nach Ausliefe rung des bulgarischen Königs. Die jugoslawische Regierung hat vom Obersten Rate die Auslieferung de» bulgarischen König» Fer-dinand gefordert, der sich gegenwärtig in Deutsch' land aufhielt. Ausweisung deutscher Familien aus Marburg. Au# Marburg wurden 420 deutsche Familien, hauvtsächl.ch Esendahner, aber auch Hausbesitzer, ausgewiesen Sie suche» in Graz nnterzukommen. nachdem 14 denischösterreichische Städte ihre Aufnahme abgelehnt hatten. A »stand. Eine Massenkundgebung in Wien für den Anschluß ans Deutsche Reich. Der National demokratische Bolksverein hatte unter der Liiuog »Brot oder Anschluß" eine MasfenverfammKmg in die Volkshalle de» Wiener Rathauses einberufen. Es wurde einstimmig eine Entschließung, die sich an die Westmächte wendet, angenommen, in der e» u. a. heißt: .Laßt unS zu unseren Brüdern, laßt un« zum Deutschen Reich! Treib, eS nicht so weit, daß das vetzwei. feite Volk auch gegen euren Willen die Grenzpsähle niederreißt, die eS vom Matterlande trennen!" gur Auslieferung des Ex Kaisers Wilhelm. Die niederlän»i>che Regierung hat auf die Note der verbündeten Mächte geannvortet, daß sie den Ex Kaiser Wilh.lw nur aus Ve»langen der deutschen Regierung ausliefern könne. Diese Erklä rung ist einer Ablehnung de» Atisuejeru»g»beg:h> ren» gleichzuhalteit. Das Sprachengesetz der tschecho-slowakischen Republik. Die tschechliche Regierung Hai dem Verfassung»-ausschufl der Raiionatoersammlung »cN nachfolgenden Entwurf eine» Lprache»t,es,tzeS vorgelegt: § l. Lie tjchechoilowaktsche Sprache ist die offizielle Sprache der Republik und ihrer Verwaltung. Sie ist ins-desonde»« die HauptamiSspcache aller SiaatSämter, die Hauptsprache der Wehrmacht, die Haup«>prache dir Münzen, Staat«- und Banknoten, Pftichigegen-stand an allen Mittel,chulcn und gleichgestellten Lehranstalten und dt« Sprache, in welcher alle auto> nomen Aemter und alle Körperschaften im Staate verpflichtet sind, mündliche und fchnftliche Eingaben anzunehmen, und die in Versammlungen und Be-,a.'ungen zu benützen möglich ist. 8 2. Die tschechische Erledigung zu slawattschen Eingaben wird al» in da Svrache der Eingabe erfolgte Erledigung an-gesehen! ß 3. Den Angehörigen der übrigen Nationali täten im tschechoslowakischen Staaie wird in Verwal-tungSbezirken, wo nach den Ergebnissen ier amtlichen Volkszählung zwanzig Prozent von Angehörigen dieser Nationalitäten jestoesttUistnö, bei allen für diesen Bezirk einsetzten oder zur Entscheidung berufenen Behörden Die Möglichkeit gewährleistet, in ihrer Sprache Recht zu suche» und zu finde«. Erledigungen zu verlangen und zu erhalten. Diese« Recht steht jedoch nur den SiaaiSangehörigen zu. Unier diesen Voraussetzungen sind die für diese Bezirke »umsetzten oder zur Ent-scheidnnz berusenen Korporation«» verpfl chtei. solche Eingaben anzunehmen und diese Sprache, lvw.,i al» e» möglich ist, in Bersa "mlungen uno Beratungen zu gebrauchen. Der Gebrauch dieser Sprache im privaten Leben, im Handel, ,n religiösen Handlungen und m der kuchuchen Verwaltung überhaupt sowie in öffentlichen Persammlungen unterlieg, keinerlei Beschränkung. Der Unterricht in allen für die An Angehötigen tut nctwnalen Minderheiten errichteten Schulen geschieht in ihrer Sprache, desgleichen werden die für sie errichteten kulturellen Euuichmngen in dieser Sprache verwaltet. Gegen den nationalen Ueberschwang in der Tschechoslowakei. Es gehört heutzutage, ta der Zeit be» nationalen UeberjchwangeS, ein beträchtlicher 'Mut dazu, sich für die wah> haste Gleichderrchiigung der andersnaiionalen Minderheiten im Staate einzusetzen, wenn man elbst der Staatsnation angehört. Die tschechische Zeitung »Tri- bunc' bringt diesen Mut auf, indem sie schreibt: »Wir können und dürfen keine Betfassung ausarbeiten, welche die Deutschen zu einer Nation zweiter Klasse oder gar zu Fremden machen wt'r^e. W»r müssen endlich einmal mit der Fabel vor. Kolonisten aufhören. Auch wir sind eigentlich Kolonisten in diesem Lande, denn wir sind nach den alten Bojern in diese« Land ge» kommen, die Deutschen aber kamen um zwei oi» drei Jahrhunderte später al» wir — und da haben sie gewiß auch schon ein ganz hübsche« Anrecht auf da» HeimatSrecht. Sollen wir den Deutschen immer vorhalten, daß andere Bürger al« die tichechiiche» oder slowakischen die Republik nicht al» ihren ei« genen Staat ansehen dürfen? Der Frte»en»oertrag hätte ja für un» noch besser ausfallen können und l» hälie darin steht« können, daß der Deutsche den Tschechen auf der Straße grügen müsse." Tschechenfeindliche Strömungen in der Slowake». Die slowakischen Führer vworak, Kmosko und Jrbl (!a haben sich name»« ihrer Landsicuie an die Pariser Kriedenskor.ferenz mit einer Kundgebung gewendet, worin sie sich gegen den Anschluß »er Slowakei an die tichechische R-pudlik verwahren und für sämtliche Laiid.Strtle des ehemaligen Un-gärn die Volksabstimmung verlangen. Wahlausgang in Ungarn. Soweit daher bekannt ist, e>hielten bei den Wahlen tn Ungarn die Chrisiltchiozialen 61 Man-date, die Kleinbauern 55, die Soztal«emokraten 4, die Parteilosen 2 un» die christtichioziale Wirtschaft«-Partei 1 Mandat. Ja 26 Fallen kommt e« zu Stichwahlen. Die Deutschenoerfolgung im Elsaß. Einem ausländischen Blatte zufolge sollen au» dem Etsag 3:4.000 Deuische ausgewiesen weroen. Vieher haben 18.0<»0 Deutsche das Land freiwillig verlosten und 46.000 »eutsche EtsenbahnaiigesteUte sind von der französischen Regierung gewalnam abgeschoben wurden. In der Zeitung „Der sranzö-silche Rhein" stößt der ehemalige deutsche Reichstag«-angeordnete Wetterle, der wahrend de» Kriege» als Lanoesveträter viel von sich reden machte, den reuigen Seufzer aus: »Unter der deutschen Herr» )chu)t waren wir viel glücklicher Aus iilitiU uilil jdilO. Wohltätigkeitskonzert. Mittwoch den 21. Jänner ja,.o tm FtUipitisl) Saale zu Ganobitz ein von oer Fürstin Lont zu Wmdtschgtätz veranstaltete» Konzert zugunsten de» dortigen Krankenhause» statt. Der «den» nahm einen uvcr alle» Er-warten glänzenden Verlauf und zeitigte einen Rein-gewinn von Über 5000 K. Die Bor^rag»ordnung des Konzerte» bestand an» Werken von Mozart, MeN0ei«|0hn, Grieg, Thopin, Tschatkovskh, Räch-mauinoff und wurde von den Damen Fräulein Serajnik (Klavier), Fräulein Mattf («Violine) und den Herren Jnterberger (Harmonium) und Dr. Zanggrr (Klavier) in künstlerisch vollendetet Weise ausgeführt. Sämtliche Mitwirkenden wurden vom Fürstenpaar Windijchgrätz mit Blumen, Lorbeer-kränzen und wertvollen Geschenken bedacht. — — Nach dem Konzerte entwickelte sich ein slotte» Tänzchen, welches bi» m die Morgenstunden anhielt. Für gar manchen Besucher mag dieser Sbeud ein kleine» Eilebni» gewesen fein. Für den Menichenjretmd war es »ut allem hochersreuiich, daß sich ganz Gonooitz einstellt;, um eine gemeinnützige Anstalt mu vermuten Kiästen zu fördern. Da» vornehmste Verdienst an d esem schönen Er-folge geduyn neben dem edlen Zwecke zweifelsohne der hohen Ptoiektorm der Veranstaltung und ihrer herzgewirnienoen, bezaubernden Art, sie teilten Unterschied kennt zwischen arm und reich, ho a und nieder, so daß schon ihr zuliebe alle« kommt, wenn sie zu Heiken der Nächstenliebe ausruft. Der BewerbebaU in Tüffer am 17. Jänner ist uvr»au» wüc«,g verlaufen. I > den reich. gOchmückt;» und angenehmen Hotellokamälen H.nke hat da« Fest — eine« der gemütlichsten sett vielen Jahren — alt und jung bis^ur frühen Morgenstunde zniammcngehaltcn. Der Besuch war vollzählig. Markt und Umgebung haben sich eng zusammengefügt. Insbesondere war Cilli fchr ehrenhaft oerticteit. Die prächtig zusammengesetzte Eiüi-.r Ltadikapelle war sehr brav und unermüdlich. In der Ruhepause wurde eine Tomdola auSge'p.elt, welche 52 Ambo, 33 Terno, 27 Qiarttetnj 15 Q ilntteino uns 7 Tombola er^ab. Daß der Ba:lau»sch,iß den Besuchern so schöne Beste bieten konnte, ist in erster Linie den großherzigen Gönnern zu danken wie der Ledersirma Laurich in Gonobitz und Jellenz in Silli, den Saufleuten ElSbacher und Dergan in Tüffer und der Stadtmühle in Eilli; die Avawerke in Tüffer und die Hudajama Kohlenwerke haben groß-herzige Kohlengewinfte gewidmet und viele, viele, deren Namen wegen Raummangels ausbleiben muffen, haben gespendet und geholfen, daß der Abend seinen Zweck erreichte. Der unermüdliche Gastgeber Henke hat mit einer reichhaltigen Küche daS Beste gut und billig verabreicht und auch der Bäckermeister Fretze erwarb sich mit seinem Erzeugnissen die allgemeine Aner kennung und Zufriedenheit. Der Reingewinn über steigt 2600 Kronen. Allen Gönnern und Mitarbeitern herzlichsten Dank. Der Gewerbeballausschuß. Todesfall. Hauptmann i. R. Leopold Weber ist am 28. Jänner in Eilli im 91. Lebensjahre gestorben. Tanzabend Cara Negri. Am 4. Febr. findet im großen Saale des HolelS Union um 8 Uhr abends ein Tanzabend deS Fräuleins Cara Negri, Eolotänzerin deS königlichen kroatischen LanbeSthe-ater« in Agram statt. Die mit hohen kölperUchen Reizen ausgestattete Künstlerin ist eine hervorragende Bertteterin der höheren Tanzkunst und hat in den letzten Tagen in Marburg und Pettau mit größtem Ei folge getanzt. DaS Programm der Künstlerin umfaßt jolgende Pieren: Tanz auS der Oper „Kö-nigin von Saba" (Karl Golvmark), Spanischer klassischer Tanz: „Tochter von Andalusien" (G.B.), Ortentalisch-r Tanz an» der Oper „La.me" (Leo DetibeS), rumänischer Eharakterianz (^. JoaneScu), Bohemeranz auS der Oper „Carmen" (G. Bizei), griechisches Drama (G. Goldmark», russischer Volks-tanz (A. S. DargomiSky», Phantasieianz ll. Rhup-sodie (Fr. LiSzt). Lchon dieses P.ogramm eig«, daß Fräulein Regn wirkliche Kunst bittet. DaS Publikum darf deher aus einen künftlerikch höchste d'Ndep, genußreich, n Abend rechnen. Der Karten Vvi verkauf hubst Frau E. De.singer, Gregor-ci£?M ulicc 3 (Karollnengafftj statt. Die neue Verwaltung unserer Spar- Kasse hat die Mieizinse um tue Hälste gesteigert, obwohl nach dem G, fetze nur eine 20%\$t Sieig«rung zulässig ist. Mthiere Hausbesitzer habet, auS diesem Anlasse die gewiß berechtigte Anfrage an unS ge richtet, ob sie sich diesem obrigkeitlichen Beispiele anschließen dlirsen. Es ist schwer, darauf ein« Ant-wort zu erteilen. Eine eindeutige Siellungnahme der Behörde in dieser Angelegenheit könnte am besten jeden Zweifel bannen. DaS läge im allgemeinen Interesse, nicht nur in dem der sicherlich sehr schutzbedürsligen Hausbesitzer. Schlachthaus. Der ernannte Gcmeindebeirat hat vor einiger Zeit eine Sitzung abgehalten, in welcher u. a. auch über den Voranschlag des Schlachthausbetriebe» verhandelt wurde.' Das andere hiesige Blatt schmückt den bezüglichen Bericht mit der Bemerkung, daß die früheren Aussälle, welche die Gemeinde auS diesem Titel verbucht hat, auf die schlechte deutsche Wirtschaft zurückzuführen seien. DaS erheischt eine sachliche Richtigstellung. Schon bet der Beratung deS Projekte? war man sich darüber im klaren, daß daS Schlachthaus eine Last für die Gemeinde sein werde; trotzdem entschloß man sich *um Bau, weil die gesundheiisörderliche Wirkung kaum hoch genug angeschlagen werden kann. Außerdem waren im Fehlbetrag bte Kosten für rin'tt guten Teil der Wasserleitung, für einen oder zwe» Polizei« leute u. bergt. mehr einbegriffen. Abgesehen davon übersiebt das andere hiesige Blatt grundsätzlich, daß der Betrieb in der KriegSzeit noch mehr passiv werden mußic, weil wegen der verminderten Schlachtungen eben weitaus weniger Schlachigebühren entrichtet wurde». Nach dem Umsturz ha', sich, wie unschwer zu begreifen ist, daS Bild sofort geändert, d. h. die Schlachtungen haben sogleich zugenommen. Die Lasten sind aber stets die gleichen geblieben, obwohl die Schlachtungen und svnach auch die Cchlachtgebühren, wir uns berichtet wirb, einen stete» Zuwachs ver-zeichnen. Die ganze Kritik läuft darauf hinaus, den Deutschen die allgemein üblen wirtschaftlichen Ber-Hältnisse auss Kerbholz zu schneiden. Eine Art der Knttk, die sich von selbst richtet. Evangelische Gemeinde. Sonniag, den 1. Februar, findet im Gemeindesaal um 10 Uhr vorm. ein öffentlicher Gottesdienst statt. Herr Senior May Predigt über .Unvergängliche Wahrheit". Um l/il2 Uhr Kindergottesdienst. Ein Exprebzug W'.en—Trieft, der nur erste Klasse führt, wurde am 86. Jänner mit fol-gcnder Fahrordnung in Verkehr gefitzt: Richtung nach Trieft: (jeden Montag und Freitag) Wien SB ab ... . 7 Uhr 20 Min. vm. Grazan......12 . 7 „ nm. Laibach an.....si m 27 » ttm. Trieft an......9 „ 35 . nm. Richtung nach Wien: (jeden Dienstag und SamStag) Trieft ab......6 Uhr 15 Min. vm. Laibach ab.....11 „ 25 „ vm. Graz ab......4 „ 49 .. um. Wien SB an .... 10 „ vm. Diesem Zug wird ein Wagen Wien—Agram —Belgrad im Anschlüsse an den Expreßzug Paris —Belgrad beigegeben. Entlassung des ersten Aufgebotes Der Kriegsminister hat "die militärischen Behör den angewiesen, in kürzester Zeit das erste fiuf gebot zu entlassen. Die Verehelichung von MilitLrper sonen, die zum ersten Aufgebot gehören uad ihre vorgeschriebene Dienstzeit beim «aver ableiste.., ist nicht gestattet; sind sie zeitweilig entlassen, so können sie sich verheiraten, ohne au eine besondere Erlaubnis gebunden zu fein. Rekruten dürfen sich nach Belieben beweiben, längerdienende Unteroffiziere sind zur Ehelosigkeit verpflichtet. Invaliden Fürsorge. Die Regierung hat beschlossen, zur Unterstützung der Invaliden dem Ministerium für soziale Fürsorge allmonatlich den Betrag von 100 Millionen Kronen zu überweisen. Verordnung betreffend das Straf-verfahren gegen Krregswucher und ähnliche strafbare Handlungen. 1.) Das Unlerlasstn der Bezeichnung der Preise wird bei allen Geg nstäuden deS dringenden Bedarfes mit Beifall der Ware und Arrest bis zu einem Monate bestraft; im Wiederholungsfälle auch mit der Ent> ziehung der Gewnbeberechligung, bei dessen Ausübung die Uedertreiung begangen wurde. 2) Das Unie»« lassen oder Fäl'chen der Anmeldung über den Bei» kehr mit HSuten, Leder un» Lrdererzeugnissen wird mit Bnchlagnahme der Ware, mit einer Sirase biS zu 20 000 R und m.t Airest bis zu 6 Monaten bestraft, soweit >s sich nicht um daS Delikt des Betrug,» nach dem Strafge»,tzduch handelt. 3.) £ue Url-erschreiten der behördlich festgesetzten Preise bei VolksnahrungSmittelu, einschließlich Fletsch, großen und kleinen Lchlach'.tieren und Fleischerzeugnissen, wird mit Verfall der Ware und mit Arrest bis zu einem Monate bestraft; im Wiederholungsfälle mit der Entziehung der Gewerbeberechtigung, bei dessen Ausübung die Ueberttetung begang n wurde. LaS Ueberschreiten der behördlich festgesetzten Preise bei Rohhäuten, Leber und Ledererzeugntssen wird mit Beschlagnahme der Ware, mit einer Strafe dis zu 20.000 K und mit Arrest bis zu 6 Monaten de-traft. 4.) Die Preistreiberei mit LebenSmiltetn wird mit Beschlagnahme der Ware, mit einer Strafe bis ju 20.000 U und mit Arrest bis zu 6 Monaten bestraft; in gleicher Weise wird die Preistreiberei mit allen übrtg.'n BedatsSartikeln bestraft. 5.) Der Kettenhandel mit Bedarfsartikeln wird mit Beschlag-nähme der Ware, mit einer Strafe bis zu 20.000 K und mit Arrest bis zu b Monaten bestraft. 6.) Das AnHaufen von Waren oder Borräten wird bei Volks-nahrungSmitieln, einschließlich Fleisch, mit Verfall der Ware und Arrest bis zu einem Monat bestraft; im Wiederholungsfälle mit der Entziehung der Ge-Werbeberechtigung, bei dessen Ausübung die Ueber-tretung begangen wurde. Bezüglich aller übrigen Bedarfsartikel wird daS Anhäufen von Waren oder Vorräten mit Beschlagnahme der Ware, mit -in:r Strafe bis zu 20.000 K uno mit Arrest b!S zu 6 Mona'en bes.taft. 7.) Der Mißbrauch von Not-standsaktionen wird mit Beschlagnahme der Ware, mit einer Strafe bis zu 20.000 K und mit Arrest bis zu 6 Monaten bestraft. 8.) Das Schmuggeln über die Staatsgrenze bezw. Demarkationslinie wird immer, soweit eS sich nicht um Uebertretunzcn der GefällSvorschristen handelt, bei allen Bedarfsartikeln, bereit Ausfuhr überhaupt verboten oder nur mit einer besonderen behördlichen Bewilligung zulässig ist, mit Beschlagnahme der Ware, mit einer Strafe bis zu 23.000 A und mit Arrest bis zu 6 Monaten bestraft. Des Schmuggels macht sich auch derjenige schuldig, der unmittelbar oder mittelbar beim Schm uggel mitwirkt, zum Schmuggel verleid oder zuredet oder sich sonst irgendwie mit Schmuggel bereichert. Der Versuch des Schmuggels ist dem vollzogenen Delikt gleichschalten. Wenn die strafbare Handlung zu-gleich eine Uebertretung der GefällSvvrschristen ist, so schließt die Einleitung deS Strafverfahrens durch die Gefällsbehörden ein Verfahren der politischen Polizeibehörden nicht auS. Wirlschajl und llrrkrhr. Die Ausfuhr fremder Valuta. Das Finanzministerium hat eine Verordnung erlassen, mit welcher die Ausfuhr vdn griechischen Drachmen im Betrage von über 700 Stück und italienischer Lire im Betrage von über 1200 Stück verboten wird. Die Reisenden dürfen Beträge des für die Ausfuhr verbotenen Geldes, welche den Wert von 1000 französischen Franken nach dem vom Finanz-Ministerium bestimmten «urse übersteige», nicht bei sich führen. Amerikanische Kapitalien in Deutsch. Österreich. Wie in Wiener finanziellen Kreisen verlautet, soll die Wiener Straßenbahn und daS Elektriziiätswerk an ein amerikanisches Kon sortium verpachtet werden. Die Gntentisterung der Wiener Banken. Die außerordentliche Generaloersamm-lung der VerkehrSbank (Wien) hat neben der be> kannten KapitalSerhöbung noch beschlossen, den Wartlaut der Firmen unter anderem auch in eng-ltscher und französischer Sprache auszunehmen. gur Wirtschaftslage in der Tschecho-slowakei schreibt der Olmützer „Pozor*: .Wie ist eigentlich unsere gegenwärtige Wirt schastslage? Drohend, niederschmetternd. Wir stehen heute wirt. schaftlich im Dienste des fremden Kapital«, daS sich bei un» hartnäckig einnistet und gegen das wir ge-ra^ezu machtlos >.nd. Durch den Rückgang unserer Währung befinden wir unS dort, wo vor kurzem die Deutschösterreicher angelangt sind — auf dem heißen Boden fremder Machtbereiche, die iin* geschickt und rücksichtslos wirtschaftlich verschlingen, die die Möglichkeit haben, um einen Pappenstiel unsere besten Unletnebmuiigen zu kausen, die sich umr.tiel. bar in unserem Herzen so kräftig und danernd fest-fetze», daß wir sie nie mehr hinauSireiben können, uud die einmal da« größte und stärkste Hindernis unterer winschaftlichcn Entwicklung sein werden. Wir find, offen gesagt, wirtschafilich so tief gesunken, daß wir in kurzem - tcht mehr die Herren IM ei-genen Hause sein werden; und wenn wir unS nicht bald besinnen, dann werden die fremsen Kapitalisten dem die letz »u Holen ausziehen, die sich bisher für geldlich und win»chaftl>ch une>schultert gehalten. Insbesondere da« sranzöiische Kapital nistet sich bei uns ein und hat unS ichon die besten und ertragreichsten Unternehmungen entrissen, so zum Beispiel die Skodawerke, Rnston, Fanto, Karpaihia, die Poldihütte uud zahlreiche andere. Die Niederländer kauften einige Spinnereien, die Zngländer verhandeln über Ankäufe und alleS für einen Pappenstiel, weil solch ein Dollar zum allmächtigen Beherrscher der Welt gewordtn ist, seine Kauskrast ständig steigt. Und daS beste an dem alten aber ist, daß unsere leitenden Männer Ziese fremden Erwerbungen bei uns unterstützen und nicht eine einzige Verfügung getroffen haben, damit wir in wirtschaftlicher Beziehung gesichert wären. Wenn daS so weiter xrht, dann werden mir eine >loße Arbeitskolotiie^ die ihre Erträgnisse und ihre Arbeitsleistung anderwättS abliefern wird.' — Genau wie bei uns in Jugoslawien ; daß auch an« dere Staaten von der Entente wirtschaftlich versklavt »erden, ist für uns ein magern Trost. Keine Einfuhrbewilligung nach Un-gärn. Nach einer Meldung cus Budapest werden die Importbewilligungen vorläufig eingestellt we-den. Die llrsach: dieser Maßregel ist unbekannt. Vermischtes. Im Wiener „Morgen' lesen wir nach-stehenden Witz, der ein grelles Streiflicht ans daS dortige Nahrungselend wirft: Tauiche mein neugeboieneS K.nd gegen Lebensmittel. Näheres in der Redaktion dieses Blattes Verändertes Empfinden. „Ich sitze wie aus Kohlen!" — „Sie Glücklicher!' Die österreichische OffizirrSexpe. dition nach Brasilien, für welche die Wiener Regierung 600.000 Kronen zur Verfügung gestellt hatte, wird mit einem FiaSkS endigen. Der Groß-teil der Offiziere ist von den ihnen zugewiesenen Ländereien in der Stadt St. Paulo eingetroffen, um die Rückreise nach Europa anzulreten. Sie haben die Farmarbeit satt und sagen, daß ihnen diese Be-fchüfiigung zu schwer und zu schlecht sei. Das Sterben in Wien. Die Zahl der Lebendgeburten, die im Jahre 1914 not 36.373 betrug, ist bis zum Jahre 1918 auf 19.257 ge. funken, die Gesamisterblichkeit in derselben Zeit von 33.268 auf 51.497 gestiegen. Die Todesfälle an Nummer 8 Cillier Zeitung Seite 5 Tuberkulose erreichten von 0223 im Jahre 1914 in 'äbem Ausstiege im Jahre 1917 die enorme Zahl 11.741, im Jahre 1918 die Ziffer 11.531 Im Jahre 1919 haben «ich. soweit da« bisher verar-bettele statistische Material ein Urteil zuläßt, die Verhältnisse womöglich noch verschlimmert. Die Zahl der Todesfälle an Tuberkulose, welche von Jänner bi« einschließlich September 1919 bereits 9019 be« trug, dürste für das ganze Jahr berechnet, die Ziffer 12.000 überschreiten. Tolstoj zur Gegenwart. (8n die Regierenden). Man kann ohne Liebe Holz spalten, Ziegel formen, Eisen schmieden, aber mit Menschen darf man nicht ohne Liebe umgehen. Zwar kann man sich nicht zur Liede zwingen, wie man sich zur Arbeit zwingen kann, aber daraus folgt nicht, daß man mit den Menschen ohne Lie'e umgehen darf. Wenn du keine Liebe zu den Menschen emp-findest, so halte dich fern. Beschäftige dich mit dir selbst oder mit irgendwelchen Sachen, aber nicht mit Menschen. Unglückliche Liebe. „Nein, zwischen un« steht eine unüberbrückbare Kluft. Denken Sie nur: Sie sind Beamter zur Verfolgung des Wucher«, mein Vater — Selcher." Neue amerikanische Tänze. Jede« Jahr ersinnt man in Amerika einen neuen Tanz und in diesem Jahre sind e« gleich zwei. Der erste ist der „dh'Mttfh»!«", zu deutsch etwa das Körperschütteln. ES ist eine musikalische Komplikation au« Tango, Foxtrott und Jazz. Eiwa« ..Originelle«* hat er aber doch. Urplötzlich schnappt nämlich mitten in dieser komplizierten Rhythmik die Musik über; dann stehen die Paare still und wackeln nur noch mit dem Ooerköiper, dabei irgendein LieblinzSlied singend. Jede Melodie paßt ja zu dem allgemeinen Körper-tackeln! Aber das Herrlichste dabei ist, dajj nicht nur die Tanzenden stehenden F»ßeü wackeln, nein, auch der ganze Saal beteiligt sich daran, die sekt-schlü. senden Kavaliere, die Praline?« knabbernden Gardedamen, ja selbst die „Mauerblümchen''. Noch amerikanischer Ist die zweite Novität, lanciert von der New-Aorker Tänzerin NUß Hevelyn Hiibbi», betitelt „Knock out glide". Glide ist Gleichschritt und Knock out wird der letzte Hieb genannt, den der 4) (Nachdruck verbotcn.) Wer war es? Originalroman von Erich Lbenstein. „Man muß die Anzeige macheu," stammelte er. „Ich lause gleich selber zum Vorstand . . Er wollte davon, aber die andern beiden hielten ihn aufgeregt zurück. „Anzeige? Ja, wieso denn? Glaubst du etwa . . . Herrgott, so rede doch, Köppel k Weißt du was, oder wie kommst du sonst auf die Idee?" „Nichi« weiß ich! Nicht mehr al« ibr! Aber schon danial« vor vier Tagen hatte ich'« so im Gefühl, daß da nicht alle« richtig zugehe. Wohin ist denn der Herr auf einmal gekommen? Und warum meldete er sich seither nicht? Nun kommt nych der Lcichengeruch dazu, vou dem du, Spacek, behauptest, er komme aus dem Koffer." „Leichen . . . geruch? Jesu«, Maria!" Alle drei standen plötzlich, ohn« recht zu wissen wie, draußen am Bahnsteig und der Türwart Spacek verschloß hastig mit zitternden Fingern die Türe des Kleiderraums. „Du hast recht, Köppel. Da muß freilich gleich Anzeige gemacht werden. Komm, wir wollen beide dem Herrn Porstand Meldung erstatten." Der Borstand war ein junger Herr und lächelte erst etwa« spöttisch über die „Räubergeschichte." ,^!eiche«geruch! Unsinn! Al« er aber dann selbst den Kopf in den von Spacek wieder geöffnete« Gepäckspeicher steckte, fuhr er sehr rasch zurück und hatte plötzlich ein ernste« Gesicht. Köppel mußte den Sicherbeitsinspektor verständigen, der heute Bahn« hossdienst hotte, und eine Viertelstunde später wurde der Rvhrplattenkvffer in Gegenwart einer Polizei-komisiion geöffnet. Er enthielt den zwischen Holz-wolle verpackten Leichnahm einer eleganten, auffallend schönen jungen Dame, der bereits starke Spuren von Verwesung aufwie«. Nich am selben Vormittag erhielt der Ober-geridjtSrat von Troll eine vertrauliche Mitteilung von dem ihm befreundeten Polizeipräsidenten: Lieber Freund! Eben wird mir die Meldung erstattet, daß am siegende Boxer s-inem lieben Kollegen versetzt. Schon dem Namen nach ein sehr zärtlicher Tanz, empseh-lenSwert für Ehepaare, mehr Kampf al« Tanz, mehr Boxerei al« rhythmische Zärtlichkeit. Der Tanz be-ginnt sehr zart, im Gleichschritt, in schwebender ylsenhaftigkeit liebevoller Hingebung. Ein wahrer Märchentraum, der dann aber plötzlich in Boxerei ausartet. Da« heißt: geboxt wird nicht, darauf hat Miß Hubbin verzichtet; c« gibt nur einen kleinen Krach. Die Paare schmeißen stch plötzlich mit aller Wucht zu Boden — die Dame so elegant, daß -sie ihre Rückseite nach oben kehrt und der verehrende Kavalier wirft sich dann mit vollendeter Rücksicht auf diese Rückseite. Da» ist d?r richtige Knock-out. Der Sieger triumphiert. Die fünf Mahlzeiten. Al!« Wien wird unZ geschrieben: Füns Mahlzeiten l« Tage I Gibt e« das wirklich in dieser Stadt oder tollt dergleichen nur durch Träume eine« geistigen Arbeiter«! Fünf Mahlzeiten im Tage! Einnehmen kmn man sie schon, allein man muß sie auch bezahlen kö ineu. Und wer kann da« ? Drinnen in den großen Hotel» der Stadt, in den Karawansereien internationalen Schicbertum« trifft man solche Leute, allein >ie sind nicht die einzigen, die c« „können'. Als meme Krau kürzlich den Versuch machte, eine Bedienerin zu ge« winnen, stellte die würdige Matrone außer anderen Bedingungen die, daß nicht aus der Gemeinschaft»-küche gegessen werde, denn da« habe sie noch nie getan und sei e« nicht «ewohnt! Ob sie an fünf Mahlzeiten im Tage gewöhnt ist, weiß ich nicht, da sich dir Verhandlungen zerschlugen, au« d,n sozial-demokratischen nnd kommnuisiischen Blättern aber erfährt man. daß fünf Mahlzeiten auch außerhalb der Schiederwelt keineswegs periodische Ex^efs» sind. In dem einen oder dem anderen Blatte war kürzlich die bescheidene Bemerkung zu lesen, daß 70 Kronen Tageslohn für einen Kanalräumer in einem gewissen Mißverhältnisse zu der Entlohnung oller geistigen Arbeiter stehen. Natürlich ist da« e>ni durchaus real-tioiiäre Ansicht, wie die sozialdemokraii'che und kommunistische Piesse sofort haarschars bewies, denn da der Kanalräumer ungleich dem geistigen Ardeüer „fünf Mahlzeiten täglich zu stch nehmen muß', sei seine Entlohnung mit 70 Kronen recht bescheiden. Nordbahnhos in einem Sonntag Abend« dort depo-liierten Koffer die Leiche einer jungen, augenscheinlich den besseren Kreisen angehörenden Dame aufgefunden wurde. Ich eile, Ihnen die« mitzuteilen, da Sie mich ersuchten, Si« van allen ähnlichen Unglücksfällen bezw. Verbrechen sofort in Kenntnis zn setzen. D>e Identität konnte natürlich noch nicht vö ljg sicher gestellt werden, doch vermutet man laut rorliegeudem Bericht die an hiesiger Bühne angestellte Opernsä,« gerin Helene Wildeuroth in der Toten. Ein mit diesem Namen ersehener Briefumschlag fand sich nämlich in dem Handtäschchen der Ermordeten vor. Auch ist die Wäsche mit W. gezeichnet. Der Tod erfolgte durch einen Schuß in die Schläfe. In »er Hoffnung, daß es sich dabei nicht um d-e von Ihnen gesuchte Persönlichkeit handelt, grüßt Sie besten« Ihr v. Dehleii." Troll blickie minutenlang stumm vor sich hin. Also hatte die Ahnung der Mutter doch recht be« halten! Arme Frau! Er beschloß, sich sofort selbst zu ihr zu begebe», um ihr die traurige Nachricht mitzuteilen, ehe sie dieselbe von Amtewegen erfuhr. Inzwischen arbeitete die Behörde bereit« fieber-haft mit der Aufklärung de« Bcrbrech ns. Inspektor Rotleitner hatte den Fall übertragen bekommen. Er war einer der sähigstm Beamien, ehrgeizig und von unermüdlichem Eifer, besonders in Fällen wie dieser, wo es sich um eine in der Oeffentlichkeit bekannte Persönlichkeit handelte, nno das Publikum sofort leidenschaftlich P'ttei ergriff. Helene Wildenroth war ja rasch ein Liebling des Publikums geworden, nnd der Mann, der ihren Mörder dingfest machte, konnte sicher auf allgemeine Anerkennung rechnen. Inspektor Rotleitner begann feine Nachforschun« gen zuerst bei dem Träger Stummer 7 Joirf Köppel. Der mußte den Herrn doch beschreiben können, der ihm den Koffer übergeben hatte! ?b-r Köpp'l kratzte sich etwa« hinier den Ohren und schüttelte den Kopf. „Nichts kann ich beschreiben, Herr Inspektor. Ich sah den Herrn ja eigentlich nicht. Als ich den Koffer auslud, saß er noch im Wagen uns beugte sich eben nur ein wenig heraus, um mir zuzurufen, ich möge vorausgehen, er wolle nur erst den Kut scher ablohnen. Sein Gesicht war durch einen wei-chen, breitkrämpigen Hut, der tief in der Stirne ja sie sei e.gentlich unzulänglich, wenn man bedenkt, daß seine Arbeit eine ebenso ekelerregende wie uner» läßlich notwendige sei. — Oder stimmt das etwa nicht? Sind nicht alle Menschen gleich? Nur eiu erzreakl'vnäre» Hirn vermag nicht zu begreisen, daß der Kanalräumer sich gleich dem Universilälsproseffor lieber in da« Studium der Wissenschaften vertiefen würde, al« Kanäle zu reinigen und daß er gerne a f die fünf täglichen Mahlzeiten verzichten würde, wenn m,n ihm gestatte.« 'vüede, sich in d e Becfe Rainer Miria Ritter« zu versenken und leinen Sitz in der Lorstadt'pelu'ike mit einem Stehvlatz im Burg-»heater zu vertausch?». Allein der wackere Krnal« lälimer kennt feine Pslich cn gegenüber der Gesell« schas», er verzichtet blutenden Herzen« aus alle gei« stig'ti Genüise. so sehe ihn auch darnach verlangt, un» säubert die Kanäle. Fünf Mahlzeiten täglich! Er verzehrt sie im I »leresfe de« geme nen W»hle«; sind wir also froh, daß es »och Leute gidt, die sich dazu verstehen, täglich fünf Mahlzeiten zu sich zu n'hme», und damit ein erhadene« B-ispiel unsere« Pflichtgefühles geben. Tee oder K a s s e e. Ein gefangener Franzose, der gelegentlich gesragt wurde, ob er lieber Tee oder Kaffee haben wole, ioll geantwortet haben: ,Lib«r4:* (L'eber Tee). Noch geistvoller erscheint sol« gende« Wortspel, welche« einem katholischen Geist-l'ch u zugeschrieben wird. Ein junges, hüdlche« Mächen r ch eie in einer Gesellschast an ihn die Feage: »Wmschea Sie Tee oder Kaffee?" Seine Antwort lautete: „T* vellera, s««i quia pastor sara — <'.ave!" (Dich würde ich wollen, aber da ich Pastor bin, gilt e« sich Z» hüten.) 'Ä -^MATTONI^ .GIESSHÖBLER \ä£JN natürlicher alkalische«. saß, beschattet. Zudem dämmerte es bereits stark, denn der Himmel war »oll dunkler Wolken. Da« einzige, wa« ich ganz deutlich sah, war seine weiße kräftige Hand, die auf dem Rahmen des herabge« lassen«» Fensters lag. Sie fiel mir aus, weil sich ein Ring mit einem großen Diamant am kleinen Finger befand." „Aber ob der Mann einen Bart trug oder glatt rasiert war, müssen Sie doch gesehen haben?" ..Dazu könnte ich höchsten« sagen: einen Voll« baft trug er keinesfalls. Ob er aber einen Schnurr« vart ober kleinen Backenbart hatte, kann ich nicht deich v^ren/ „Wie sprach er? Dialel-. oder reines Deutsch?" „Dialekt nicht. Er redete ganz nach der Schrift, wu e? die Geb ldeieu tun. Es kam mir fast ein bißchen komisch vor." „Wieso?' „Na, da« kann ich nicht so sagen. Es klang eben geziert. So, al« wollte er recht schön sprechen." „Wenig, sehr wenig, wa« Sie da beobachtet haben, mein Lieber! De Nummer der Droschke haben Sie sich natürlich auch nicht angesehen?" „Doch, die weiß ich, weil ich den Kutscher kenne vom Bahnhofsdienst aus. Es ist Nummer 84, und der Kutscher heißt Leopold Matzner." Rotleitner atmete auf. Gottlov, doch el.oa« — ein Faden, an dem man weiter forschen konnte! Er machte sih sofort daran, den Kutscher auf« zusuchen. Aber Leopold Matzner war über Land oesahren, und wurde erst am Abend de« folgenden Tages zurückerwartet. A ich gut. dachte der Inspektor. Der Mann ist wir sicher. Inzwischen werde ich mich bei der Mutter eiu wenig nach iqrer Tochter erkundigen. Indessen verlies auch diese Unterredung nicht so befriedigend, wie er gehofft Halle. Erstens legte ihm der tie'e Sinnet) dieser gram gebeugten Mutter deren stummer I immer selbst dem Polizeiinspektor au« Herz griff, unwillkürlich Zurückhaltung auf. Dann aber hatte auch er. wie früher Herr von Troll, das G fühl, Frau Wtldenroth wolle nicht alles sagen, was ihr durch den Kopf ging. Gewisse Fragen setzten sie sichtlich in Verwirrung, und sie hals sich mit Phrasen über die Antwort hinweg. Andere wieder schienen sie geradezu zu quälen. (Fortsetzung folgt.) Seile 6 Cillier Nummer 8 Lehrerin sucht Stellung als Erzieherin; außer deutsch, französisch und italienisch. Zuschriften unter .Erzieherin* an die Verwaltung des Blattes. 25576 Büros räulein mit mehrjähriger Piaxis, flott« Ma-schinschreiberiD und Slenogsaj hin, der slowenischen und der deutseben Sprache in Wort und Schritt trächtig, zum sofortigen Eintiitt gesucht. Offerte mit Angabe der Gebalts-ansprQche,' zweisprachig, slowenisch und deutsch, sind zu liebten an die Ava-Werke, Lasko. Tüchtiger Maschinist (Marinem) sucht Stelle. Gefl. Antrage an die Verw. d. Bl. 25583 Mädchen für Alles welches slowenisch und deutsch spricht, wird sofort aufgenommen. Lohn nach Uebereinkommen. Forstverwaltung TrakoScan z. p. Bednja, Kroatien. Tüchtige Granitschleifer werden sofort aufgenommen und ganzjährig beschäftigt. Offert« mit Angabe der LohnansprQche sind an die Verwaltung der Cillier Zeitung unter »Nr. 25587* zu adressieren. Erste südslaviscbe uSlriees-IMi vorm. S.mon Hinter Sohn ----------- in Ptuj ------------- ist im vollen Betriebe und offeriert nur an Wiederverkäufer in Mengen von 30 Liter aufwärts: Sliwowitz Rum Kognak sämtliche Likörsorten Vanillepunschessenz Villa oder Haus bestehend aus mindest 4 Wohnzimmer und grösserem Gemilse^aiten an der Peripherie der S;adt oder Umgehung zu kaufen oder mieten gesucht. Gefl. Anträge an Julius von Jovänovice, A> talfalva, Banst,ei bet n. Kinderwagen zu kaufen gesucht. AnwAge an di-Verwaltung de» Blatte«. A. Zentralverein dor Verpflegs-arbeiter in Cilli. Einladung zu dem am Samstag den 31. Jänner um 7 Uhr abends im Ganthause „zum Hirschen' stattfindenden Unterhai tungs-Abeiul verbunden mit Lizitierung reichhaltiger Gegenstände, Jmpost und Tanz. Die Musik besorgt die beliebte TüstVrer Streichkapelle. - Eintritt 3 Kronen. Um zahlreiche» Besuch bittet das Komitee. Guterhaltener Salonrock wird zu kaufen gesucht. Anträge an den Friseur in Gaberje Nr. 4. Ein Polizeihund und ein Wachthund zu kauten gesucht. Anträge unter .Polizeihund 25594" an die Verwaltung des Blattes erbeten. Grosse Vollgatter im besten Zustand sofort zu kaufen gesucht Adresse in dei Verwaltung des Bialles. 25577 Kleiner Weingartenbesitz in der grossen Koschnitz zu verkaufen. Anfragen bei Riegersperger, Fieigaose (Zag.ita). Muff, Kragen Kappe aus echt Sealskin und Hermelin, neu-s Kostüm, Theatermantel und Verschiedenes zu verkaufen. Ringstrasae Nr. 7, II. Stock. iSctiö'tes Herrschaftspferd (Schimmel) ist we^eu Futtermangels sofoit zu verkaufen. Anzutragen bei Fleischhauermeiiter Fianz Pauhnc, Laib>ichers,ras>e Nr. 2. Einladung zu dem am Sumsta«; den 31. Jänner in den GHSibauslokalitäArmtfua{Huanfi „terifta- in liilli. — CnainnmiitK «ti« : nit»a 6»sibl#.J