„Freiheit, Wihlstmd, KIld»»i ftr Alle." «r. S». Sonntag, »t. I«« t8«V. VI. Jahrgang Die.Marburger Seitling" erschein» jede» Sonntag,. Mittwoch »iid Fieilat,. Preise — flir Marburg: ganzjährig <: fl., l,albjährig 3fl.. vierteljährig 1 fl. 50 kr. siir Zustelluilg iu»Hau» monatlich 10 tr. — mit Postversenduttg: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fi.. vierteljälirig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit l0, bei zweimaliger mit 15. bei dreimaliger mi» Lv kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung Zo tr. Jnseraten.Stempelgebi'ihr kommen. Zur ^rschichte des Tages. Das Herrenhaus stimmt in seinem Beschluß über die Ber-autwortlichtei» der Minister nicht vollständig mit dem Abtteordnetenhause ül»ereiu und dieses muß nun über die Aenderunge» vtrhandcln: ivalir' scheinlich wird es deitselben beitreten, da sie jum Glücke nicht iveslntliche Punkte betreffen. Die Geneiftthelt. dem Geseke ein Bein zu stellen, war vielseitig vorhanden ; aber Kardinal Rauscher, Graf Auersperg. vor Allem jedoch Gablenz nal^men sich des Entivurses an. und daß der linterjchied in den Beschlüffeu der beiden Häuser kein gefährlicher geivorden. ist des Letzteren Verdienst. Die Verhandlung des Abtteordnetenhauses über die Einsetzung einer parlamentarischen Reg»erling sür die Erblande war gerade-zu eine Vertrauen»bezeugung sür das Ministerium Neust. gürein preußisch-russisches Schutz, und Trutz-büudniß sind milldestens die wesentlichsten Borbcdingungen vorhanden Die vorübergehende Erkaltung, welche in Folge drr vorjahrigen Eroberungen in den Ltjiehungen zwischen Preußen und Rußland eingetreten, ist lt^ngst durch vertrauliche Sendungen, durch eine preußischerseits belviesene Scho» nung dhuaftischer Interessen und d irch die persönlichen Begegnungen der beide« Herscher ivie ihrer leitenden Minister beseitigt. Und fehlt es auch aicht auf russischer Seite an scheinbaren Rachklängen der vorjährigen Verstimmung, wie dieselben in dem von Rußland hinsichtlich der Luxem« burger Frage beobachteten Verhalten sich vernehmen ließen, so ist es doch «och keineswegs so ausgemacht, ob das Wirklichkeit, oder nicht vielmehr Schein, ob nicht die rusilsche Regierung, indem sie das preußische Besatzungsrecht in Luxemburg sür ein streitiges erklärte, dem Grafen Bismark den Rückzug erleichtern wollte. Irdkufalls läßt Preußens Ber-hültuiß zu Rußland in diesem Augenblicke nichts zu wünschen übrig und bezeichnend dasür ist auch die Erscheinung, daß d e „Rordd. Allg. Ztg." seit Kurzem mit ganz besonderer Borliebe die von Moskau ausgegangenen slavischen Einheilsbestrebungen behandelt; daß sie es als ein Zeicheu hoher Uneigennützigkeit Rußlands und großen Wohlivollens gezien Oesterreich darstellt. ll»enn jenes noch nicht in die türkischen Wirren eingegriffen, rücksichtlich deren die Leibzeitung des Grasen Bismarck sich einer immer feindseligeren Sprache gegen die Pforte befleißigt. Die italienische Kammer hat die allgemeine Berathung über daS Gesetz, betreffend die Einziehung der Kirchengüter geschlossen und ist zur Berttandlung über die einzelnen Bestimmungen übergegangen. Alle bisherigen Reden haben gezeigt, dtiß jetzt, seit Rattazzi sich der Linken genähert und die allezeit Ministeriellen mit detn Minister-Prästdenten sich ebenfalls jener Partei angeschlossen, diese übcr eine stattliche Mehrheit versügt und entschlossen ist. ilir Ucbergewicht in der Kirchengüter-Fragc rückhaltlos im Interesse einer gründlichen Umgestaltung der Organisation der Nationaltirche zur Geltung zu bringen. In Frankreich werden die Rüstungen eifrigst fortgesetzt — Beweis unter Anderem auch die Wiederherstellung der dreiundzivanzig Batterien, die vor zivei Iahren aufgelöst worden. Reisende, welche auS Algier kommen, erzählen übereinstimmend, daß an den dortigen Küsten furchtbare BertheidigungSanstalten getroffen werden, welche offenbar nicht gegen illnere Feinde gerichtet sein können. Ferner »verde der Pferde-Ankauf von Seite der Regierung fortgesetzt. DaS Journal de Paris glaubt auf eine soeben in Berlin erschienene Schrift über die französische Armee im Jahre 1867. tvelche vom Grafen Bismarck angeregt worden sei und an ^e Ossiziere vertheilt werde, aufmerksam machen zu müssen. Eine ähnliche Schrift gleichen Ursprunges über die österreichische Armee sei vor dem letzten Kriege unter die preußischen Offiziere vertheilt tvorden. Der Aufstand in Spanien scheint immer mehr sich anS-zubreiten. Eine neue Freischaar ist, »vie der Jndependance aus Madrid berichtet wird, zwischen Tortosa und Binaroz aufgetaucht. Graf Pezuela, der neue General-Kapitün von Catalonien. hat den Belagerungszustand über s Mündlichkeit des gerichtlichen Verfahrens mit BolkSgerichten. einfache, leichtfaßliche Gejetze werden in Oesterreich die freie Anwaltschaft so gewiß zu einem Segen für das Volk machen, wie sie S noch überall gethan. Ordnet der Staat einmal seine Rechtspflege nach solchen Grund« saßen, dann werden auch in Oesterreich die Parteien gewöhnlich allein vor Gericht auftreten, oder einen rechtskundigeren, redegewandteren Freund oder Nachbar für sich sprechen lassen — nur in bedeutenden, verwickel-ter,n Fällen werden sie einen rechtsgelehrten Fürsprecher beiziehen. Mag dieser Fürsprecher sich wo immer aus seinen Beruf vorbereitet haben, der Staat ist gar nicht berechtigt, danach zu fragen: Aufgabe der Partei ist's, sich darum zu kümmern, ob ihr Vertreter gknügende Fachkenntniffe besitzt. Wie die Verhaltnisse bis jetzt sich gestaltet, wird Niemand die Anwalt« fchaft als Geschäft betreiben, der sie nicht auf Hochschulen erlernt. Die Zahl der Fürsprecher wird sich allerdings vermehren — aber die freie Wettbelverbunj, liegt im wohlverstandenen Interesse der Parteien. Reich-thümer werden sich diese Fürsprecher zwar nicht sammeln, mindestens nicht so häufit^. nicht so leicht, wie die k. k. Hof« und GerichtSadvokaten — allein Fleiß und Ehllichkeit sichern Jedem ein anständig bürgerliches Ein« kommen und mehr braucht Keiner im Bürgerstaat. der nur dann am Besten gedeiht, wenn seine Genossen von den Gefahren deS Reichthums wie der Armuth gleich weit entfernt, sich eines mittleren, aber durchgän-gigen Wohlstandes erfreuen. Brächte Ritter von Hye einen Entwurf über die Freigebung der Advokatur vor den Reichsrath und würden zehnjährige Praxis und eine Sicherstellung von 10,000 fl. als Bedingungen feftmjetzt, so wäre nur für den Advokatenstand gesorgt, nicht aber für das Volk, nicht für den strebsamsten Theil der jungen, rechtsgelehrten Männer. Das Volk ist aber nicht der Advokatur wegen da. sondern die Advokatur des Volkes wegen und muß nach den Forderungen des Volkes freigegeben werden. Ein Sonderinteresse dem allgemeinen unterzuordnen, ist Pflicht des Rechtsstaates. Vermischte Rachrichteu. (Der Degen deS Eroberes von Mexiko. Ferdinand Kortez). wird nächstens in Paris zur Versteigerung kommmen. Dieser Degen scheint in der That echt; er ist mit emem kunstvoll von Draht' geslecvt gearbeiteten und oben mit einer spanischen Krone versehenen Gefäß gegiert, in dessen Innerem sich Stahlgehänge von feinster und außerordent« lich merkwürdiger Arbeit liefinden. Das Kreuz des Degens ist wie der übrige Theil der Waffe von geschliffenem Stahl und an beiden Enden desselben ist eine Krone angebracht. Unterhalb dieses KreuzeS befindet sich eine VorrichtuNt;. wodurch die Klinge, wenn sie in die Wunde dringt, ein anderes Instrument entsendet. DieS Instrument, au» einer Art von Besteck hervorspringend, ist acht Zoll lang und Sffnet sich wie eine Scheere. wobei ein in einer tiefen Furche verborgenes Gift herausdringt. Der Katalog der Versteigerung wird mittheilen, wie diefer Degen auf den gegenwärtigen Besitzer gekommen. (Biloung der K or al le n«R i f f e.) Ueber die Zeitdauer, welche zur Bildung des Korullen RissS von Florida erforderlich gewesen ist. haben vor Kurzem tvissenschaftliche Erörterungen stattgefunden, und kam man nach dem „Globus" zu folgenden Ergebnissen: Wenn man den lebenden Theil deS Riffs betrachtet, d. h. denjenigen, in welchem sämmtliche Polypen noch existiren und die Ausdehnung der Bank ver« größern. so findet man. daß dieser Theit des Riffs gleich ist einem Zwanzigstel seiner Breite, und daß seine Tiefe dreihundert Faden oder Klafter beträgt, sowie daß es etwa um einen halben Zoll jährlich wächst. Hieuach wären 864 000 Jahre zu seiner Bildung erforderlich gewesen. Der Gerichtsschreiber erblaßte. „Der verdammte alte Spitzbube!" rief er. „Was mag der haben?" Der Pfeifenhannes hatte zu dem Baron gesprochen. Die Thür des Zimmers öffnete Ach wieder. Der Baron kehrte zu« rück; ihm solgteu der Pfeifenhannes, der Scharfrichter Graumann und der Kutscher Friedrich. Der GerichtSschreiber wurde kreideweiß, als wenn ihm sein TodeSur« theil verkündet »Verden solle. Der Baron wandte sich an den Jusjizrath ..Vernehmen Sie diese Leute zum Protokoll. Sie sind noch kompetent dlizu; Sie haben die Untersuchung noch nicht abgegeben. Ich werdc zu« gegen bleiben; ich habe als GerichtSherr das Recht dazu." Ter Baron sprach mit seinem besten Aplomb. Man mußte ihm gehorchen. „Pfeifenhannes. willst Du zuerst Deine Aussage machen?" sragte er den alten HanneS. ,.Zu Befehl. Herr Baron." Der Justizratti ließ den Scharfrichter und Kutscher abtreten; dazu war er in seinem Recht. Dann verhörte er den PfeisenhanneS: ..WaS habt Ihr dem Gerichte zu sagen?" Der Pfcifenhannes zog ein altes Buch hervor. „Herr Zustizrath. es ist Ihnen ein Blatt Papier eingeliefert, in dem sich «och Reste von Arseuit befunden haben?" Dem Gerichtsschreiber war die Angst in seine alte Frechheit umgeschlagen. „Ihr habt hier.- «ahm er dem Zustizrath die Antwort vorweg. ..zu antworte« und nicht z« fragen." Der Baron fah ih» «it seinem ganze» Stolze an. „Herr Gerichts-jchreiber. Sie haben hier zn schreibe» und weder zu frage» »och zu antworte«.- Der Gerichtsschreiber biß die Lippe« zusamme«. „Ein solches Blatt ist zu de« Akten gekommen." antwortete der Zustizrath de» Pfeiseuhannes. ^Es ist festgestellt. Herr Jnftizrath." snhr der alte Hannes fort, daß jene Arsenikreste ganz dem Giste gleichen, durch welches die gnädige Frau ermordet ist?" „So ist festgestellt worden." „Wer also im Besitze jenes Blattes Papier war. gegen den muß uothlvendig ein Verdacht in Beziehung auf den Mord entstehen?" „Das hat künftig der erkennende Richter zu beurtheilen," sagte der Zustizrath. „Jawohl. Aber vorläufig hat «an deshalb schon eine» Verdacht auf die Mamsell Schröder geworfen, in deren Besitze das Papier gewesen sein soll. Dieser Verdacht würde also wieder verschwinden müssen, wenn sich fände, daß nicht die Mamsell, sondern ein Anderer sich in dem Besitze des PapiereS befunden Hütte? Darauf dürfen Sie mir wohl eine Antwort geben. Heir Justizrath?" „Die Untersuchung würde eine neue Richtung nehmen müssen," erwiderte dieser. „Wohlan denn. Herr Zustizrath, so haben Sie die Güte. daS Papier nachzusehen und es auch dem Herrn Baron zu zeigen, ob es zu diesem Buche paßt." Er übergab das alte Buch, daS er mitgebracht hatte. Der Justizrath nahm auS einem verschlossenen Aktenschranke das Papier, das ilim von der Kinderfrau übergeben war. Er legte es auseinander und verglich es mit dem Papier deS alten Buchei». „Es gleicht vollkommen dem Papier des Buchks," sagte er dann. „Es hat dieselbe Länge und Breite; eS ist so vergilbt wie dieses; auch der Druck ist der nämliche. Man sollte glaube«. eS sei aus diesem Buche herauSt^erissen." Vir können das feftstrUen. Herr Jnftizrath." «eiute der Pfeifen« Hannes. „Zn dem Buche sehlt das Blatt Seite 183." „Seite 183 führt dieses Papier l" rief der Jnftizrath. „Wolle« Sie nicht auch den Inhalt vergleiche«?" Der Zustizrath veralich: „Und die Kriegsheere der Rö " Damit schloß die Seite 182 des Buches, „mer «nd Gallier stieße« ««nmebro anf einander". — Damit begann die Seite 183 des Papiers. „Za. das Blatt ist ans dem Buche gerissen; es ift tei« Zweifel. Wie kommt Zhr z« de« B«che?" „Es gehört de« Scharfrichter Graumann. Und vo» dem, Herr Justizrath. werden Sie das Weitere erfahren, über d's Buch, über das Gift und noch über Anderes. Und dann wird Ihne« der Kutscher Friedrich »och »ehr sagen könne», was Sie. Herr Jnstizruth. »och »icht Nimmt man aber an. daß diese Bank sich vom Vorgebirge Florida bis an die Torflulasbank erstreckt, so würde man ihr 1.000.W0 Jahre zii' schreiben müssen. Dies qilt aber »ur sür d?» lebcndrn oder aubcrtn Theil der Bant. Es wurde indessrn angenommen, daß sie gegen Alabama hin 250, an der Südseite aber 1800 Fuß dick sei. also eine mitllerc Dicke von 900 Fuß lialie und mithin zu ihrer Bildung wenigstknS eine Zeit von 5.400.000 Jahren erforderlich gewesrn. / (Uebcr BerezowSki), der wegen seineS Mordversuches gegen den russischen Kaiser zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt worden, schrcitit man auS Paris: Der Angeklagte hat seit seiner Verhaftung voll« standig seine Kaltblütigkeit bewahrt,n seinen Verhören trat er fort-wahrend fthr sanst auf Nur wurde er aufgeregt, wenn man ihm vom iLzar sprach oder seine That ein „Verbrechen" nannte. Als ihn der Präsident verhörte und ihm sagte: „Ihr Verbrechen", fuhr er aus: „Ich habe kein Verbrechen begangen ; wenn Sic wollen, daß ich antworte, so bedienen Sie sich dieses Ausdrucke» nicht melir." Der Prasit^ent Vermied nun oder umschrieb l>as Wort „Perlirechen" während des ganzen Verhörs. Als derselbe an de» Angeklagten die Frage stellte, ob er Mitschuldige habe, meinte Letzterer; „Ja, ich habe Mitschuldige ; ich l»abe zu Mitschuldigen die Frauen, welche in Warschau crstzosseu worden, die Greise, welche man nach Elbirien transportirt hat; ich bin nicht der Verbrecher; der Verbrecher ist der Czar. nein, nicht der Czar. sondern der Tatar." BerezowSki hat ein ganz einnehmetideS AeußereS; er ist groß und schlank; er hat braune Haare, eine hohe Stirn, eine braune Gesichtsfarbe, ein volles Gesicht und etwas dicke Lippen; seine braunen Augen haben etwas Sympathisches. In der Unterrichts Anstalt Jeausret zeichnete er sich durch seine ungewöhnliche Sanstmuth auS; wenn man ihm übel mitspielte, so beklagte er sich nie. und man sagte von ihm: „Antoine ist so sanft wie ein junges Mädchen." (Schweiz.) Während des vorigen JahreS sind in der Schweiz 1.0ö2.07k Telegramme befördert worden. (Romanische Sendling?.) An die städtischen und KomitatS« behörden in Siebenbürgen wurde ein Austrag erlassen, ihr Augenmerk auf zwei im Lande befindliche romanische Sendlinge zu richten. Wie eS scheint, sind dieselben Abgesandte deS Bnkarrstcr Romanen-KomiteS, um für die alte beliebte Idee eines „Dac-'-RomnienS" zu tvirken. Marburger Berichte. / (Auszeichnung.) Den Herren Ferd. und Fried. Staudinger ist vom Preisgerichte der Pariser Ausstellung nicht wie man bisher geglaubt, die Auszeichnung der ehrenvollen Crivähnung (für Leder) zuerkannt worden, sonder« einer neueru brieflichen Nachricht zu Folge die bronzene Denkmünze. (Diebftah l.) Eine Magd der Frau Türk. Gaftwirthin in der Kärntner Borstadt ersuchte vor Kurzem eine Nebenpartci. ihr einen Schlüssel zu leihen, sperrte mit demselben einen Kasten ihrer Dienstgeberin auf und entwendete 10 fl. in StaatSnoten. (Selbstmord.) Am Freitag Nachmittag zwischen 4 rnd ü Uhr wurde in der Holzlege deS Herrn Hölzer in der Grazer Vorstadt ein Zimmergeselle erhängt gefunden: da er seit zwei Tagen nicht mehr zur Arbeit gekommen, so glaubt man. er habe die That am Mittwoch verübt. (In der evangelischen Gemeinde) wird heule Vormittag um 11 Uhr eine Versammlung der stimmberechtigten Mitglieder abge-halten. NM vorerst daS PreSbyterium durch Neuwahl zu ergänzen, welches durch den Austritt deS Herrn K. Reuter und durch die Abtvesenheit deS wissen, was aber der Herr AktuariuS da recht wohl wußte und — verschwieg. Der Eerichtsschreiber wurde doch wieder blaß und die Feder zitterte ihm in der Hand. Sprechen durfte er nicht mehr. Der Pfeifenhannes wurde von dem Justizrath entlassen. Der Scharf« richter Graumann mußte eintreten. Der Baron konnte seine Spannung nicht verbergen. Selbst der phlegmatische Justizrath war neugierig. Cr legte dem Ächarsrichter daS alte Buch vor und fragte ihn. ob er eS kenne. ..Es ist mein Eigenthum. Herr Justizrath." „Besitzen Sie es schon lange?" „Es ist ein Erbstück in der Scharfrichterci." „Es fehlt ein Blatt darin." „Ja. das Blatt, das ich hier sehe; mein irrsinniger Bruder hat es heranSgeriffen, vor Iahren einmal. Er hatte von einem Hausirer ein Stück Arsenik gekauft; daS wickelte er hinein." „Arsenik! Wo blieb das Stück?" „Herr Instizrath —" Der Scharfrichter konnte nicht tveiter sprechen, die Thränen stürzten ihm aus den Augen. .Was ist Ihnen. Granmann?" ^Meine arme Tochter! mein einziges Kind!" „WaS ist eS mit ihr?" fragte voll Theilnahme der Baron. ^Sie ist todt. gnädiger Herr. Ich habe sie heute Nacht begraben." „«a»n starb sie?" der Dienstag-Nacht starb sie an de« Gifte, das in diesem Pa« Pier gelegen hatte." „Mein Gott!" rief der Baron. „Erzählen Sie Alles." ^Ich «utz es, gnädiger Herr. Meine arme Tochter war verführt word^. Sie trng ein Kind nnter ihrem Herze«. Ich hatte keine Ahnung davon gehab». Mei« schVachsi««iger Bruder entdeckte es aber erst vor wenige« Tage«. Sie theilte sich ili« «it. Sie wollte ihre Scho«de nicht überlebe«; sie w«ßte. daß er das Gift hatte «nd bat ihn darum. I« seiner Thorheit, sür die er nicht kann, gai» er es ihr. DaS war am Sonntag. Den Abend hatte sie daS Gift «ehmen wolle«. we«n sie zu Bette gi«g; a« a«der« Morge«. wen« ich aufwachte, sollte AUeS vorbei Herrn R. Bode unbollständig geworden. Ziveiter Gegenstand der Ner-Handlung ist die Baltsrage und wird namentlich über den Platz sür die Kirche und über den Beginn deS Baues entschieden. Die Abstimmung ist geheim, die Slimmzettel lverden persönlich abgegeben. . (Im hiesigen Kad e t t e n st i f t e) »oird am 1. Oktober die X Stelle eines Tanzlehrers besetzt, der zweihundert Zöglinge acht Stunden ivochentlich im Tanze nnterrichten soll. Dieser Tanzlehrer hat zu be« ziehen: einen Gehalt von 400 fl. der sich nach je sechs Jahren um 100 fl. erhöht. 200 fl. für die Wohnung. 150 fl. sür die Bestreitung der Tanz« musik. Ein Ruhegehalt oder sonstiger Ansjiruch auf Versorgung ist mit dieser Stelle nicht verbunden. Letzte Post. Die „France" behauptet die Echtheit der Oesterreich feind, lichen Note, welche der preußische Gesandte in Wien bei Gelegenheit der ungarischen Krönung a» Bismare? geschrieben. Prinz Napoleon ist mit einer Sendung nach Kopenl^agen betraut worden. Spanien hat die Zahl der kirchlichen Feiertage auf dreizehu beschrSukt. Briefkasten. Herrn Maz. Freiherr» von Rast in Marburg. Ihren zweiten Brief und meine Antwort darauf kann ich deS beschränkten Raumes wegen leider erst im nächsten Blatte bringen. Die Red. An die löbliche Redaktion der Marburger Zeitung. X Nachdem nun die Korrespondenz mit Herrn Freiherrn von Rast eingeleitet ist. belieben diesen zu verständigen, daß eS wohl wenigen Marburgern eingefallen, ihn einer ..aristokratischen Schrulle" fähig zu halten, tveil eS zu bekannt ist, daß er u. A. mit einem ledernen Schurz von seiner Wohnung bis zur Mehlgrube gegangen — und auch schon auf einem leeren Fuhrtvagen in die innere Stadt gefahren ist. Mehrere Marburger. Gt«gesai»dt. In Bezug auf den Artikel „Körperliche Zilchtigung" in der vorletzten Nummer der „Marburger Ztg." möge dem Publikum zur geneigten Wifsenschast dienen, daß ich nicht der fragliche ttnterlehrer von St. Mag-dalena bin. da ich schon im November 1866 den Lehrerdienst in der Grazer-Borstadt angetreten. Ferner erlaube ich mir zugleich, sür den betreffenden Herrn Lehrer Partei zu ergreifen in der Weise, daß ich die Umstände hervorhebe, unter welchen die Züchtigung erfoljite. Am 13. Juli erkrankte der Herr Oberlehrer von St. Magdalena und der Unterlehrer mußte in Folge dessen in beiden Klassen Unterricht ertheilen. Selbstverständlich kann jedoch ein Lehrer nicht zugleich in zivei Klassen anwesend sein, und so geschah eS, daß während seiner Abwesenheit in der ersten Klasse einige Kinder sehr unruhig wurden, an deren Spitze sich der fragliche Knabe befand. Da sich dies einige Male tviederholte. ergriff der Lehrer daS änßerste Mittel; seine Absicht war eS jedoch nicht, zarte Theile des Kindes zu sein; sie hatte nur an mich gedacht. Am Abend aber, au dem Sonntag Abend, kam der Mensch zu ihr. der ihr Verführer war. Er sprach lange mit ihr. Sie war am Sonntag und Dienstag ruhig. Am Dienstag Abend hatte sie doch das Gift genommen, nur die Hälfte; in der Nacht starb sie. Die andere Hälfte hatte der Verführer in dem Papiere mitgenommen. Sie selbst erzählte es meinem Bruder. Er hatte mit ihr lheilen wollen; sie habe eS nicht verhindern können. Gott weiß, loas er dem armen Kinde vorgeredet hat." „Und iver lvar der Verführer ihreS KindeS?" fragte der Baron. „Gnädiger Herr. eS ist Ihr Vetter, der Baron Wilibald." Der Baron bedeckte sein Gesicht. „Fragen Sie iveiter!" sagte er zu dem Äustizrath. „Sind Sie sicher, daß der Baron Wilibald am Sonntag Abend in der Scharsrichterei t»ei Ihrer Tochter war?" „Ich habe selbst gehört, wie er mit ihr sprach. Eine Frau, die den Abeiid sür ihr krankeS Kind zu mir kam. hat sein Pserd im Walde angebunden gesehen." Der Kutscher Friedrich war noch zu vernehmen. „WaS habt Ihr zu sagen?" fragte ihn der Justizrath. Und der Kutscher erzählte ausführlich, aber einfach. «vaS er schon seinem künftigen Schivager, dem Schäfer Stoffel mitgetheilt. und waS dieser dem Baron Burkhard anvertraut. »vaS der Baron Burkhard dann seinem gnädigen Better Rudolph hatte entdecken ivollen. aber zuletzt zu entdecken nicht den Muth gehabt hatte. Der ehrliche Kutscher erklarte stch bereit, jedes Wort, daS er gesagt habe, zu beschwören. Er wurde entlassen. Der Baron, nachdem er selbst den Kutscher gehört, nachdem er alles das Andere vernommen, sprach nicht mehr von frechen Berleumdungen einer geheimca Rache, wie er auf Grnnd der Mittheilungen sei«es Oheims Paul kaum-ein paar Stunden vorher noch zu dem Vetter Burkhard sich geäußert hatte. Er ivandte sich an den Jiquirenten: „Herr Instizrath. Sie kennen die ganze Sache, alle Einzelnheiten der Untersuchung. Sie sind ein rechtlicher gewiss,«haster Mann. Theile« Sie mir auf Ihr Gewissen Ihre Ansicht mit: Wen halten Sie für den Schul-dige«? Sprechen Sie ganz offen; lassen Sie keine einzige Rnckitcht auf Sie einwirken." (Schl«ß folgt.) verletzen; dieS geschah «ur durch da< Sträuben und Wenden desselbcn wahrend der Abftrafung. Der Bater deS betreffenden Kindts wolle beherzigen, daß tine man-Aklhalte häusliche Erziehung dem Leljrer die Aufstabe sehr erschwert; »r möfle ihn nnmentlich nicht in Gegen'.vart seiner Lieblinge beschimpfen und dadurch um daS erforderliche iilnsehcn bei den Kindern bringen. Gute Fortschritte in der Erziehung und Bildung können nur dort ge« macht werden, wo Haus und Schule im Einverständnisse an Beiden arbeiten. Peter Irgolitsch. Lehrer an der Schule in der Grazer-Borstadt. Telegraphischer Wiener CourS voi» 20. Juli. ü'/, Metalliqueß . » ü-/. Skational Anlehen . iSvver Staat» Anlehen Banfattien . . . . üe.so 6S.S0 8S.80 709.— Knditattie»........18S.— London.........127.so Silber.........iss.so K. K. Münz-Dutaten .... 6.11 Geschäftsberichte. Marburg. 20. Zuli. (»ochenmarktsb«richt.) veizen si. 5.4S. Sorn fl. 4.10. »erste si. 0.-, Hafer ft 1.S0. «uturutz fl. S.ö0. Heiden fl. 0.—. Hirsebrei« si. ü.vo. SrdSpfel si. I.so pr. Mej»en. «indsieisch 22 tr., »albsieisch 24 kr., Schwein-fleisch luna 24 tr. pr. Vfund. Holz, hart 80- fi. 8.-. 18" fl. 416. detto weich S0" fl. 18" si. 8.— pr. Klafter. Holzkohle» baet si. 0.40, weich si. 0.20 pr. vtetzen. Heu fl. o.-. Stroh, Lager« fl. 0.—. Streu- fl. 0.—, Kutter- si. 0.— pr. Sentner. Angekommene i» Marburg. Vom 18. bis 20. Juli. „Crzherz. Iohann." Die Hemn: Sisenhut. Fabrikant, Wien. Gutmann, Seschäftßreis.. vien. — Krau Dunge», veamtensgattin. Murek. ,.Traube." Die Herreu: Krenn, tk. Hofrath, Wien. Roller, ak. Maler und Photograph. Villach. Präditar. Hofmeister, mit Zögling Sabin. Vildon. Vamprecht»-samer. Fleischer. Mürzzuschlag. «ebharbt, «dminist. de» Stifte» Vorau. ,.Stadt Meran." Die Herren: Prefaut, weihdischof. vlmiitz. Vato, Privat, Teme»war. Keist, «»pferschmied, «loaau. Panitz, Dr. der Medizin. Innsbruck. — Die ^auen: Kremm. Privat, Graz. Landest, Privat. Klagenfurt. „Fischer» Gasthof." Die Herren: «uer, Goldarbeiter, mit Frau. Karlstadt. Semlitsch, Äudierender, Graz. Lederer, Gutsbesitzer, Stockerau. — Frau Hartmann, Institut»vorst., vien. S»««tag a« »». Z«Ii vera«ftalttt der «»arbUrger auf seiaem Sommcr Tumpl^e (Ha»»»trsche Meiem) ein um S Uhr Rachmiitag« btgi»a»»d»« Sch««t«r«e«. welchem »IM V Ilhr Abend? in Herrn Kartint Gaslhans L«talität<» »in Ua>»z» KrSnzche« folg». Sin löbl. k> k. sswie die Hrrre« ve»«te» aller d>er ftationirten vt»tl' »»» MItttr Veh»»»»». der «tsentnh» «. werdm hiemit liöslichft einladen, den Nerein hiebei mit ihrem Besuche zn beehre». Sntrse zum Schauturnin frei, zum TamkSnzchen für Herren, welche nicht Bereintmitglieder find, » ö0 tr. — Damen frei. --- Lei ungünstigem Wetter finde« nnr da» Taiz-Krinjchen statt. Z74) v»» r!«»>«le^. I« der Filiale »er kliotozrspl»« I'arisi««»« von 8. Vollimaiin in NtarSurg (Slichfs Zarten-Saton) finden die «nfnahme» jeden (474 vo» » bt« » Uh» und »»« » bt« I» Nhr bei jeder »itternag stal». Seifenfieder-Lotalitäten find zu vermiethen. mit oder ohne Berkzeug. Anzufragen in portofteien Briefen oder persönlich. ^zsv Marburg. 10. Juli 1867. I. Bindlech«Or, Grazervorstadt. Nr. 23. Beklluiltllllichvllg. Da» Hinscheiden meiner Schwiegermutter veranlaßt «ich. meinen Eigenbau-Weinschank am Montag den 22. Juli für eiaige Zeit zu schließen, wobei ich nicht umhin kann, meinen verbindlichsten Dank den P. T. Bewohnern Marburgs für den zahlreichen Besuch hiemit auszudrücken. S66) WolfzettOl. S. 7366. Edikt. (S69 Vom k. f. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt aemacht: Es fei die Veräußerung der zur Heinrich Koß scheu Kontursmaffe gehörige» Spe-zerei und anderen Baaren. dann Sewölbseinrichtung im Schützvetthe pr. 133 fl. ü4 tr. ö. W. mit Beschluß des t. k. Kreisgerichtes Cilli vom 2. Juli l. 3. Z. 2009 bewilliget worden und wird zur Boruahme der« selben eine einzige Feilbietungstagsatzung auf den MM. J«lt 1867 Bl»rmittags von 9 —- 12 Uhr und Nachmittags von 3 — 6 Uhr im Gewölbslokale des Kridatars Nr. 21 in der Magd-Borstadt»«Marburg mit dem Beisatze angeordnet, daß hiebei die feilzubletendeu Vegenftünde anch unter dem Schätzungswerthe hintangegeben werden. Marburg. 12. Juli 1867. Früh-Erdipfel der Metzen zu 1 fl. 50 tr. find bei Spallet zu vertauseu. (376 2 Schimmel, 6 und s Jahre alt. fehltrftei. find «»gen Abreise i» »ertanfen. Zn er-fragen KlludmchWg. Bom Stadtamte Marburg »vird hiemit betannt gegeben, dt'ß die Stelle des Thurmwüchters mit l. August d. I. zu besetzen kommt, mit welcher ein Jahresgehalt von 100 fl. ö. W. sammt unentgeltlicher Woh-nung verbunden ist. Bewerber um diesen Dienstcsposteu haben ihre mit der Nachwcisnng über ihre bisherige Beschäftiguug uud Moralität versehenen Gesuche bis 28. d. M. Hieramts zu überreichen. Marburg am 18. Juli 1867. __(»70 Vnlliis «I Eiiril>i>«ki«». Aus freier Hand find 7S V, Startiu Eigenbauweine, nämlich 70 Star-tin aus dem vorzügliche» Wiener« und Rotbachergebirg von den Jahre« 1864.186Ü «»d 1866, da«» Startiu Luttenberger 1862er zur glafche»-fülluug geeiguet, zu billige« Preife« zu verta«fe» «nd ist das Nähere aus Gefälligteit bei Herr« Notar Ritter Bitter! v. Teffenberg in Marburg zu erfahre». (^Ü2 N«»oU«l»«'Ull (200 U»ter^eich»eter besitzt ei» vortreffliches Mittel gege» »ächtliches Bett»ätze», »o»ie gegeu Schwächez»ftü»d« der Har»blase u»d Geschlechts' orga»e. Auch fi»de» diese Kra»keu A»f»ah«e i« des U«terzeich«ete» Heila»ftalt. Spezialarzt IV». i> Kapiel bei Et. G«Ul«» (Gch»eiz). z. 1834. (SSS LizitMoll des landtiiflichen Gute« Samoscheg sanunt Mauth, Fischerei «nd Fahrnissen. Vom t. t. Bezilksamte als Gericht Frieda« wird bekaaat gemacht: Es sei über Ansuche« des Herru Josef Pulpach uud der Srbeu uach der grau A»«a Maria Pulpach mit Bewilligung des löblichen t. t. Kreis-geeichtes Cilli die freiwillige öffentliche Berfteiger«ug des landtäflichen Gutes Samoscheg sammt Bruckenmauth und Fischereirecht, dann der dabei sindlichen todten und lebenden gahrniffe bewilliget worden. Das Out liegt im Marburger Kreise nebst der Eisenbahuftatiou Moschganztn uuter Pettau, an der von Pettau nach Ungarn uud Kroatien führenden Kommerzialstraße am Peßnitzbache, ist volltommen arroudirt und besteht! ») aus dem Schloßgebäude, welches gemauert, mit Siegeln eiu« gedeckt, ebenerdig das Kauzlei Zimmer, das Vefiude Zimmer, Küche, Speise, Waschküche und einen aewölbten Keller und im Stockwerte eiuen geräu» migen Vorsaal mit S schönen Zimmer« enthält; b) aus den neben dem Schloßgebäude befindlichen, theils gemauerte«, theils gezimmerten Wirthschastsgebäude»; e) dem neben dem Schloßgebäude befindlichen gemauerten Glashause; ä) dem an der Pettauer Kommerzialstraße stehenden, theils gemauerten, theils gezimmerten Wohngebäude. unterirdist»ortlicher Nedatteur: Fraaz kieDth«l«r. S. ». Gt G. Druck »»d Verlag v»« Ed»«rd I«» schiß ii» Marb»rß.