poštnina v ckrLavi 8ti8 pavZslirsna. Nr. 31. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monates. 2. (17.) Iahrg. Bezugspreise: für Jugoslawien: ganzjährig 30 X, halbjährig 16 X. für Österreich: ganzjährig 52 X, halbjährig R X. für Amerika: 2 50 Doll. — Einzelne Nummern 1 X. Die einzige Rettung. Die Menschheit^ inMwerstersNot. Da kann nicht Heilung kommens von Tagesrezepten, die Kleinigkeitskrämer anbieten. Es geht um einen neuen Geist, schreibt Dr. Eberle im „Neuen Reich" (11. Juli 1920), es geht nm eine neue Seele der Menschheit. Es geht ums Kredo und die Moral, um Durchsetzung der Wahrheit hin¬ sichtlich Gott und Mensch, Menschheitsziel und Menschheitsaufgabe. Das Übel der- Welt, alle Not des Gegenwartgeschlechtes, die Krisen auf allen Gebieten kommen zunächst nicht aus der Politik, können daher auch nichNnit bloßer Kritik, mit Parteisiegen und Regierungsverordnungen be¬ seitigt werden. Die Übel der Zeit kommen aus einer falschen Kultur, aus der „Kultur" des In¬ dividualismus, Chauvinismus, Imperialismus, Mainmonismus; sie werden nur beseitigt in dem Grade, als diese Unkultur durch eine Kultur des Glaubens, des Idealismus, des Solidarismus verdrängt wird. Die Unordnungen, die Anar¬ chismen der Zeit kommen weniger aus den Zeitein- richtu n g en, als aus dem allgemeinen Zeit g eist. Es gilt heute, was der spanische Staats¬ mann Douoso Cortes schonwor 70 Jahren voraus¬ ahnend schrieb: „Das Übel hat seinen Sitz nicht in den Regierungen, sondern in den Regierten. Das Übel kommt daher, daß die zu Negie¬ renden unregierbar geworden sind. Der wahre Grund dieses schweren und tiefen Übels liegt darin, daß die Idee von der gött¬ lichen und menschlichen Autorität ver¬ schwunden ist. Das ist das Übel, an dem Europa, die Gesellschaft und die Welt leidet und das ist der Grund, warum die Völker nicht mehr zu regieren sind." Eroberten wir vier Fünftel der Parlamentssitze und gewännen wir drei Viertel des Volkes für unsere Vereine — es wäre ein eitler Erfolg, zu nichts nütze, wenn nicht zuvor oder gleichzeitig Geist und Moral des Volkes im Sinne des Christentums umgcstaltct sind. Die Weltanschauung ist der Hebel der Dinge und selbst einem Lloyd George erscheint heute die Kreuz es- kirche als einzige Retterin und Helferin in der Bölkerwirrnis und Völkernot. „Wie wichtig also wäre es, durch das fortgesetzte Wichtignehmen des Religiösen auch in der öffent¬ lichen Berichterstattung dem Volke für die Religion immer mehr Interesse und Achtung zu erwirken. Wenn heute selbst ein Lloyd George bekennt, es sei die Aufgabe der christlichen Kirche, eine Atmo¬ sphäre zu schaffen, in der Reformen möglich und die Verewigung des Zwistes unmöglich sei. Die Kirche könnte allein die Welt vor Kata- strophen beschützen, die folgen würden, wenn diese Anarchie sich weiter verbreitete. Es tut uns vor allem an großzügigeren Menschen not. Wir brau¬ chen heute, wenn irgendeinmal, Helden, Ritter, Charaktere, Heilige. Wir müssen die Gegner über¬ winden nicht durch die bessere Doktrin, sondern durch das überlegene Leben. In der Zeit der glaubenslosen Skeptiker und willensschwachen Hamlet« kommt darauf eigentlich alles an. Keine Erneuerung der Menschheit ohne das Vorbild von Märtyrern und Heiligen. So war'S in der Ge¬ schichte. So wird es auch jetzt sein. „Wie müßte es wirken, wenn in Zeiten, wo die internationale Politik nicht von Menschen, sondern von Tigern, Schakalen und Füchsen gemacht zu werden scheint, Gottschee, 1. Dezember 1920. Hierarchen und Prälaten fürs menschliche und göttliche Recht mit der Offenheit und Zudring¬ lichkeit eines St. Paulus, mit der Unbeugsamkeit einet Gregor VII., mit dem Opfermute eines Pius IX. aufträten. Wie müßte es wirken, wenn in einer Zeit der krankhaften Chauvinismen und übertrie¬ benen nationalen Aspirationen der ganze Klerus in Wort und Tat eine überwältigende Illustration wäre für die Worte der Bibel: In Christo ist nicht Heide und Jude, nicht Grieche und Römer, in Christo sind alle Brüder ... I Wie müßte cs wirken, wenn einzelne Adelige in der Zeit der sozialen Not von Millionen aus franziskanischem Enthusiasmus heraus große Teile ihres Vermögens freiwillig wegschenkten zur Linderung der Not und namentlich zum Zwecke jenes Mäzenatentums, ohne das heute die christliche Literatur und Presse in der Existenz bedroht ist! Wie müßte es wirken, wenn in der Zeit der bloßen Diplomatie, des Buhlens nm die Massengnnst, des Sichdrehens nach jeder Mode, d?s leichten Sichabftndens mit jeder neuen Tatsache, eine Reihe von Politikern wahrhafte Ritter und Charaktere sein wollten; Ritter, die sich nicht imponieren lassen von der Straße und ihren Launen, 'von der Presse und ihrem Hohn;„ Charaktere, die ihren Überzeugungen zulieb auch Ächtung, Verbannung und Armut er¬ tragen! — In der Zeit, da es ums Große und Ganze geht, muß auch das Große und Ganze eingesetzt werden. Auf allen Posten, in allen Belangen der Kultur und Zivilisation tut Höchst¬ arbeit not. Nur Helden bringen die verirrte, ver- armte Menschheit aus den Sümpfen; die Normal¬ tugend, das Mittelmaß, die Philister, die Herden¬ menschen, die Hof- und Konsistorialräte, wo zwölf auf ein Dutzend gehen, könne» uns heute keine Rettung bringen." Nur weniges möchten wir obigen Gedanken und Ausführungen Eberles hinzusügen. Soll vielleicht die Rettung der Menschheit, wie so manche glauben, vom Klassenkampfe, vom Marxismus, Kommunismus oder Bolschewismus erwartet werden? Den Baum erkennt man an seinen Früchten. Und wie sehen die Früchte des Kom¬ munismus und Bolschewismus aus? Blicken wir da nur nach Ungarn. Dieses Land stand durch mehrere Monate vollkommen unter kommunistisch¬ bolschewistischer Herrschaft. Hat nun dort der Bolschewismus unter Bela Kun das erträumte irdische Paradies gebracht? Ist dem Lande Segen ersprossen, Glück, Freiheit und Wohlstand erblüht? Das furchtbarste Gegenteil davon! Es war eine Hölle auf Erden, die der Bolschewismus in Ungarn schuf! Eine grauenhafte Banditenherrschaft machte sich breit, Mord, Iiotschlag uno Raub standeu allüberall an der Tagesordnung — es war mehr als Bestialismus< es war der reine Satanismus!, Wahnsinn, Schlechtigkeit und Grausamkeit führten das blutige Szepter. Eine schreckliche Furie war es, die in Budapest ihren blutigen Thron auf¬ schlug und eine „Kultur" des Raubes und Mordes schuf. Nach allem dem, was man in Ungarn erlebt hat, ist es absolut nicht zu verstehen, wie so viele noch immer vom Kommunismus und Bolsche¬ wismus das Heil erwarten können. Nur das volle und ganze Christentum kann der Menschheit Heil und Rettung bringen. „Man hat's versucht ganz ohne Gott, Doch kracht es um und um; Für Fromme gab's da Hohn und Spott, Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt. — Zuschriften werden nicht zprückgestellt. — Berichte sind zu senden an die Schriftleitüng. — Postsp.-Nr. 10.975. Anzeigen-Aufnahme u. -Berechnung in der Buchdruckerei. Man schalt sie blind und dumm; Doch zeigt sich längst schon Tag für Tag Durch Elend und Bankrott, Daß nicht so dumm mar, der da sprach: ,Es geht nicht ohne Gott!' Und sicher nimmt's kein gutes End', Kehrt man nicht gänzlich um; Wenn man vom Herzen nicht bekennt: ,Mit Gott!' das ist nicht dumm. Durch Gottes Segen nur bleibt stets Des Wohlstands Schisflein flott; Auf keinem andern Wege geht's, ,Es geht nicht ohne Gott." Aus Stadt und Land. Hottschee. (Zur Lage unseres Blattes.) Infolge der fortwährenden exorbitanten Preis¬ steigerungen des Papieres und der Druckkosten ist unser Älatt in eine schwierige Lage versetzt worden. Die während des Jahres notgedrungen vorgenommene Erhöhung des Bezugspreises und auch die später ebenso notgedrungen vollzogene Einschränkung, des Umfanges unseres Blattes konnten eine volle Deckung des Defizits leider nicht bewirken. Dies umso weniger, als die Er¬ höhung des Bezugspreises den Abfall eines Teiles der Abnehmer zur Folge hatte. Hiezu kam dann noch die manchmal unglaubliche Saumseligkeit, mit der die Bezugsgelder eingezahlt wurden. Manche Abnehmer ließen sich zwei- bis dreimal an ihre Zahlungspflicht mahnen und bei einzelnen blieb selbst diese wiederholte Mahnung ohne Er¬ folg. Infolge dieser betrübenden Erfahrungen trugen wir uns bereits mit dem Gedanken, chas Erscheinen unseres Blattes mit Beginn des Jahres 1921 bis auf weiteres, nämlich bis die Preise für Papier und Druck wieder erschwinglicher sein werden, zu sistieren. Jedoch vor allem der Um¬ stand, daß in Amerika wieder neues Interesse für unser Blatt erwacht ist und die Zahl der dortigen Abnehmer sich zu mehren beginnt, hat uns dazu bestimiyt, von unserer Sistierungsab¬ sicht vorderhand Abstand zu nehmen. Es wird auf die Anzahl der Abonnenten und auf die prompte im vorhinein geleistete Ein¬ zahlung der Bezugsgelder im neuen Jahre ankommen, ob wir imstande sein werden, die „Gottscheer Zeitung" im kommenden Jahre dauernd fortbestehen zu lassen. — (Vom Pvstdienste.) Der Postaspirant Herr Josef Eisenzopf aus Altlag ist zum Postoffizianten ernannt und dem Hauptpostamte Laibach 1 zugeteilt worden. — (Vom österr. Postdienste.) Dem Oberpostmeister Herrn Alois Hutter in Wien wurde die Oberpostmeisterstelle beim Postamte 94 Wien, XIII./7. Bezirk, verliehen. — (Wahlergebnis.) In der Stadt Gott¬ schee erhielten bei der Wahl für die Konstituante am 28. November: die Slowenische Volkspartei 41 Stimmen, die selbständige liberale Bauern¬ partei 6, die jugoslaw. demokratische (liberale) Partei, 24, die Sozialdemokraten 31, die Na- tional-Sozialisten 64, die Kommunisten 205. Die Deurschen hatten kein Wahlrecht. Im Bezirke Gottschee kamen auf die Slowenische Volkspartei 2848, auf die selbständige Bauernpartei 985, auf die demokratische (liberale) Partei 577, auf die Sozialdemokraten 346, auf die National- Sozialisten .199, auf die Kommunisten 480 Seile 84. Stimmen. Im ganzen wurden 6435 Stimmen abgegeben. Mithin hat die christlich-soziale Slo- . wenische Volkspartei im Bezirke die absolute Majorität. Hätte man die Deutschen aus den Wählerlisten der Gottscheer Gemeinden nicht herausreklamiert, so wäre die Zahl der sttr die Slowenische Vslkspartei abgegebene Stimmen noch um mehrere Tausend größer. — (Neues Geschäft.) Herr Alois Rom hat im vormals Rauzingerschen Hause auf dein Hauptplatze eine Gemischtwarenhandlung eröffnet. — (Erhöhung des Strom- und Wasser¬ zinses.) Die Trifailer Kohlenwerksgesellschaft, welche bis Ende Mai l. I. an das Wasser- und Elektrizitätswerk in Anbetracht des Humanitären und gemeinnützigen Charakters dieses Werkes Kohle um 110 X pro Tone, also unter dem eigenen Erzeugungspreise geliefert hatte, stieg nunmehr auf den Normalpreis per 523 X pro Tonne, ermäßigte jedoch über Vorstellung der Stadtgemeinde diesen Preis auf 350 X. Es be¬ trägt sonach die tatsächliche letzte Erhöhung des Kohlenpreises 249 K per Tonne. Nachdem über¬ dies auch die übrigen Spesen des Betriebes un¬ seres Wasser- und Elektrizitätswerkes sich enorm gesteigert haben — so ist z. B. Schmieröl von ursprünglich 54 Heller auf 32 Kronen per Kilo¬ gramm gestiegen, ähnlich ist es mit der Schwefel¬ säure usw. — sah sich das Direktorium unseres Werkes bemüssigt, an eine neuerliche Erhöhung des Strom- und Wasserzinses zu schreiten, da sonst das Werk einer finanziellen Katastrophe zutreiben würde. Es wurde demnach der Zins für den Bezug des elektrischen Stromes nach dem Zähler vom 1. Oktober l. I. an von K 2 70 auf X 5'— pro Kilowattstunde erhöht. Der Wasserzins wird vom 1. Oktober an für den bewohnbaren Raum von X 20 — auf X 36'— pro Jahr gesteigert; der Zins für Wasser nach dem Zähler (Jndustriewasser) von X 135 auf X 2'50 pro Kubikmeter. Diese Preissteigerungen bleiben, wie man sieht, trotzdem noch immer zurück hinter den Preiserhöhungen, für die das Wasser- und Elektrizitätswerk dermalen aufzu¬ kommen hat. Die Brennstunde einer 16 kerzigen elektrischen Lampe kommt nach der jetzigen Preis¬ erhöhung auf 15 st zu stehen. — (Grundverkauf.) Der Allg. Ein- und Verkaussverein hat von Frau Anna Faber deren zwischen dem Pfarrhose und der Ringofenziegelei gelegene ausgedehnte Grundstücke käuflich er¬ worben. — (Für den Mi nderheits schütz.) Pa¬ riser Blätter melden: 120 Mitglieder des Völker¬ bundrates werden 41 Staaten vertreten. Die Konferenz wird sich unter anderem auch mit der Frage der Garantieleistungen für den Minderheitsschutz in Jugoslawien und der Tschechoslowakei beschäftigen. — (Gottscheer Kalender.) Der Kalender ist ein Volksbildungsmittel. In manchen ärmere» bäuerlichen Familien ist er nicht selten das ein¬ zige Buch, das im ganzen Jahr fürs Haus an¬ geschafft wird. Es ist deshalb bedauerlich, daß die Mehrzahl der Allerweltskalender mehr der Sensation, Oberflächlichkeit und geschäftlichen Rück¬ sichten dient als dem Bildungsbedürfnisse des Volkes. Das rvaö ja auch neben völkischen Mo¬ tiven der Grund, weshalb schon vor mehreren Jahrzehnten der „Deutsche Kalender für Kram" ins Leben gerufen wurde. Dieser Kalender wußte, zumal in seinen ersteren Jahrgängen, auch uns Gottscheern so manches zu bringen und zu er¬ zählen. Nunmehr ist er ebenfalls ein Opfer des Umsturzes geworden. Umso erfreulicher ist es, daß in so schwerer Zeit sich bei uns Männer der heimischen Intelligenz zusammengetan haben, um die Herausgabe eines neuen heimatlichen Kalen¬ ders in die Hand zu nehmen, damit unsere lieben Landsleute nicht wiederum zur bloßen gemüts¬ losen Fabriksware greifen müssen. Der soeben erschienene „Gottscheer Kalender für das Jahr 1921", herausgegeben vom Allgemeinen Ein- und Verkaufsverein in Gottschee, ist eine in jeder Be¬ ziehung bestgelungene literarische Leistung. Ver¬ gangenheit und Gegenwart kommen zu Worte. Der Aufsatz „Woher stammen die Gottscheer?" klärt uns auf über die Frage der Herkunst der Gottscheer. Auch ein Bild der Stadt Gottschee aus dem Jahre 1850 wird geboten. Die an¬ ziehende Erzählung „Der Ander" zeugt von be¬ sonderer stilistischer Begabung und entrollt uns ein Bild aus der Franzosenzeit unseres Ländchens aus dem denkwürdigen Jahre 1809. Über Ein¬ führung, Blüte und Niedergang der Lodener¬ zeugung im Gottscheerlande enthält der Kalender Gottscheer Zeitung — Nr. 31. ebenfalls einen lesenswerten Aufsatz. Dem im Jahre 1904 verstorbenen Gpmnasialdirektor Be¬ nedikt Knapp, der sich um den Bestand des nun¬ mehr leider schon in den letzten Zügen liegendeu deutschen Gymnasiums in Gottschee so verdient - gemacht, ist ein pietätvolles Gedenkblatt gewidmet. In die Zeit des großen Geschehens im Weltkriege führt uns der Aufsatz „Sibirien" ein, der die Erlebnisse eines Gottscheers in der russischen Kriegsgefangenschaft in wuchtigen Zügen und markiger Sprache erzählt. Dieser Aussatz gehört zu den Perlen des Kalenders. Ntcht nützliche Anregungen bietet „Schule und Haus", ebenso verdient „Bauer, prozessiere nicht I" volle Be¬ herzigung. Die „Winke über Ernährung und Pflege des Säuglings" sollten insbesondere von unsren Müttern aufmerksam gelesen und beob¬ achtet werden. Auch die landschaftlichen Schön¬ heiten unseres Ländchens finden entsprechende Würdigung. „Ein Ausflug in die Gottscheer Schweiz" schildert prächtig die Naturschünheiten der Morobitzer Krempe und des Suchener Land¬ schaftspanoramas. Auch mehrere lustige, schnurrige Stücklein (teilweise in der heimischen Mundart) sind eingestreut, sowie auch Gedichte voll tiefer Empfindung, Merksätze, Sprichwörter, so daß für Abwechslung und Mannigfaltigkeit reichlich gesorgt ist. Die letzten beiden Aufsätze behandeln das Genossenschaftswesen und seinen Aufschwung in Gottschee. Das Genossenschaftswesen werde die Welt erobern und sei dazu berufen, die in vielen Köpfen noch unklar kreisenden Gedanken von allgemeiner Gleichbeit und weltverbessernden sozialen Ideen iin Wege einer friedlichen wirt¬ schaftlichen Revolution der endgültigen Lösung zuzuführen. Auch in Gottschee habe sich das Ge¬ nossenschaftswesen nach mancherlei Kämpfen durch¬ zuringen und durchzusetzen verstanden und er¬ möglicht nunmehr sogar die Industrialisierung unserer Stadt und unseres Gebietes. Die vom früheren Besitzer Muzzolini angekaufte Ringofen¬ ziegelei (Ankaufspreis' 1,500.000 X) kann im Jahre nahezu 500 000 Dachziegel und etwa 2,500.000 Stück Mauerziegel erzeugen. An diese Ziegelfabrik wird eine Dampfsäge und Dampf¬ mühle angegliedert werden. Auch auf die Ver¬ besserung der Vieh- und Schweinerasscn im Ländchen wird die Genossenschaft ihr Augenmerk richten. - Den Schluß des Kalenders bilden ein Verzeichnis der Märkte in Kram, die Posttarife und der Stempeltarif. Der Kalender hat allge¬ meinen Beifall gesunden. Er ist zu beziehen beim Allg. Ein- und Verkaufsverein in Gottschee, bei Herrn Kaufmann Matthias Rom und bei der Buchdruckerei Pavlicek. — (Spende.) Frau Anna Faber hat für die hiesige Stadipfarrkirche und für die Stadt¬ armen je 50 X gespendet. Besten Dank. — (Ein Serumlaboratorium.) Wie der Genossenschafter mitteilt, ist beabsichtigt, an die Hausapotheke des hiesigen Genossenschäfts¬ tierarztes ein Jmpfstvffdepot anzugliedern. Es sollen alle bewährten ausländischen Beterinärimpf- fftoffe hier zur Abgabe gelangen, und zwar nicht nur für den heimischen Bedarf, sondern für alle südslawischen Tierärzte. — (Herr Dr. Hans Ganslmayer,) Direktor des Grazer Jmpstoffwerkes, hält sich gegenwärtig in Gottschee auf, um gemeinsam mit dem' Genossenschäftstierarzte Herrn Franz Arko das beabsichtigte Serumlaboratorium einzmichteu. Der Genossenschafter schreibt, wir könnten in Gottschee schon lange ein eigenes Jmpfstoffwerk haben, das für ganz Jugoslawien Impfstoff abgeben könnte, wenn die Landesregierung seinerzeit dem Anträge des Herrn Dr. Ganslmayer auf Errichtung eines solchen Werkes Folge gegeben hätte. Das Jmpfstoffwerk in Graz hat binnen zwei Jahren bereits einen großen Aufschwung genommen. — (Der Heimat treu bleiben!) In neuester Zeit wird der Drang, von Gottschee fort- zuwanderu, im allgemeinen immer stärker. Das liegt in dem schweren nationalen und wirtschaft¬ lichen Drucke, unter dem wir alle leiden. Nicht nur die Auswanderung nach Amerika nimmt auf dem flachen Lande immer mehr zu, sondern auch in der Stadt zeigen sich bereits Anzeichen der Landflucht. Unsere heimische deutsche Beamten¬ intelligenz hat man uns genommen, sogar die ganz kleinen Reste derselben, soweit sie noch in Gottschee vorhanden sind, sind dem nationalen Chauvinismus, wie es scheint, im Wege. Bei der Wegwanderung unserer deutschen Beamten mußten wir uns unter bittersten Gefühlen der Gewalt fügen. Aber verhindert sollte doch werden, ! daß die Landflucht nun auch auf die bürgerlichen Jahrgang II. Kreise hinübergreife. Unsere Bürger und Bauern haben die Würde im Unglück gewahrt. Sie sollen aber auch der Heimat die Treue wahren. Es ist deutsche Art, sich aus tiefster Not kraft- voll emporzuarbeiten. Unsere Vorfahren haben das äuch getan, als ihr Hab und Gut in den Türkenkriegen mehr als einmal verwüstet worden war. Es werden sicherlich auch für Gottschee endlich wieder bessere Tage kommen. Daher soll unsere Parole nicht sein: Fort von Gottschee! sondern: Treu ausharren in der Heimat! Nicht den Mut verlieren, was auch kommen mag! Aushalten und an eine bessere Zukunft glauben! Gedenken wir des alten Wahrwortes: Gewalt schlägt den eigenen Herrn. Harren wir aus mit männlichem Mute und im festen Glauben an die göttliche Gerechtigkeit, so werden wir den Tag erleben, wo das erwachte europäische Gewissen alle Gewalipolitiker von der Bildfläche verjagen wird. Kmterberg. (Todesfall — Überhand-, nehmen der Wölfe.) Am 15. September ist hier Frau Margareta Wittreich, H. Nr. 19, im 77. Lebensjahre gestorben. Sie ruhe in Frieden. — Die Wölfe nehmen immer mehr über¬ hand. Am 19. Oktober sind Holzarbeiter einem großen Wolf begegnet. Am 23. Oktober hörte man in der Frühe drei Wölfe heulen. Die Wölfe räumen mit dem Rehstande gehörig auf. Im Winter wird's auch für die Menschen, insbesondere für die Schulkinder, etwas ungemütlich werden. Mosel. (Alt bürg er meister Matthias Jonke gestorben.) Nach der Auswanderung des Bürgermeisters Hans Jonke am 25. Juni 1913 kam das Gemeindeamt vorübergehend nach Neintal und dann nach Oberpockstcin. Am 28. September 1913 ist Matthias Jonke aus Ober- pockstein zum Bürgermeister gewählt worden und hat dieses Amt bekleidet bis Mai 1919, als die Gerentschaft eingesetzt wurde. Begabt mit gutem Verstände und im Aufsatze bewandert, konnte er allein, ohne . Gemeindcsekretär allen Anforderungen des Gemeindeamtes entsprechen. Zugleich war er gastfreundlich und bekam fast jeder, der im Gemeindeamte etwas zu tun hatte, bei ihm einen Krug. Obstmost gratis, so daß er auf diese Weise mehrere Hektoliter ausschenkte. Als guter Landwirt pflegte er besonders eifrig seinen Obstgarten, welcher alljährlich eine reichliche Ernte ergab. Urwüchsig und treffend war er in den Verlautbarungen. In der gottscheeischen Mund¬ art und mit ein paar kurzen Sätzen machte er die langatmigen und schwer verständlichen Erlässe der Behörden kund. Durch den Sitz des Ge¬ meindeamtes erhielt das weltentlegcne Dörflein Oberpockstcin, besonders in' der Kriegszeit, einige Berühmtheit, indem selbst Behörden und Militär den Bürgermeister in ihren Angelegenheiten auf¬ suchen mußten. Nach der Einsetzung der Gereut, schäft lebte er nur mehr seiner Familie und Landwirtschaft. Als am 5. November seine fast neunzigjährige Mutter begraben wurde, hatte er- obwohl gesund und kräftig, bereits eine Ahnung - seines baldigen TodeA, indem er sprach, daß er seiner Mutter nun nachfolgen werde. Einige Tage darauf erkrankte er, bekam Lungenentzündung und starb am 15. November und wurde unter zahlreicher Beteiligung und dem Ehrengeleite der Verdrenger Feuerwehr zu Grabe getragen und neben seiner Mutter beerdigt. — Am 21. November starb Maria Sterbenz in Obermösel, die Mutter des im Kriege gefallenen Oberleutnants Alois Sterbenz und des früheren Steuerreferenten Dr. Hans Sterbenz und des Bankbeamten Leo Ster¬ benz, welche in Amstetten (Niederösterreich) ange¬ stellt sind. Nun kommt das elterliche Häuslein durch Verkauf in fremde Hände. — (W a s s e r m a n g e I.) Die heurige Trocken- heil ist ein großes Übel für unsere Gegend. Dis Brunnen und Quellen sind wasserarm und müssen sich schon lange unsere Weiber mit ihren Schaffen bei der Wasserleitung anstellen wie die Leute in den Städten bei den Approvisivnierungsstellen während der Kriegszeit. Die Wässerschafft werden schon mehrere Stunden vor Öffnung des Aus¬ laufsbrunnes aufgestellt. Wer früher beim Brunnen ist, bekommt früher Wasser. Verantwortlicher Schriftleiter C. Erker. — Herausgeber und Verleger Josef Eouich Buchdruckerei Jose? Pavlicek in Kottschee. —_——— Au verkaufen eine Ottomane, ein Waschkasten mit Marmorplatte (weiß), ein schöner Schubladkasten, zwei Roßhaarmatratzen und ein photographischer Apparat samt Zubehör. Anfragen in der Bpchdruckerei.