LmbacherIeiwnW ^K 33. Donnerstlbg am I« März. R84ß. Königreich Sardinien- WKeber die Scenen, welche zu Genua bei Vertreibung der Jesuiten am 29. Februar Abends vorfielen, gibt die »Gazzctta di Gcnova" folgenden Bericht: «Das am 29.' Februar Morgens verbreitete Gerücht, daß aus Sar-dinien vntriebene Jesuiten in Genua gelandet seyen, brachte das dortige Volk in solche Aufregung, daß am Abend ein zusammcngerottctcr Haufe wüthend vor das Collegium und Convent dieser Geistlichen zog und unter toberdcm Ge» schrei die Thore dieser Gebäude zu sprengen versuchte. Große Steine wurden in die Fenster geworfen und Alles schrie aus vollem Halse: »Fort mit den Jesuiten!" Die Zusammenrottung wuchs mit jedem Augenblick und der Lärm wurde immer ärger, als einige Dctachemcnts Linientrup-Pen ausrückten, deren Befehlshaber das Volt zu beschwichtigen suchten; aber vergebens, bis endlich Se. Excellenz, unser Gouverneur, aus dem Platze erschien und es ihm durch Zureden und Versprechungen gelang, den Tumult einigermaßen zu stillen; die Truppen blieben die ganze Nacht hindurch unter Waffel,." In Folge dessen haben die Jesuiten, sowohl die Von Genua, als die, welche sich aus Sastari dahin geflüchtet hatten, die Stadt verlassen, was am I. d. M. von dem Gouverneur durch folgende Bekanntmachung an-gezeigt wurde: „Die P. P. Jesuiten haben die Häuser, in denen sie sich in dieser Stadt aufhielten, geräumt. —Die Regierung Sr. Majestät, unseres erlauchten Souvcrains, wird für das Weitere in disinitivcr Weise sorgen. — Genueser! — Ihr steht in dem Nufe, verständig, mäßig, ordnungsliebend, und den Gesetzen gehorsam zu seyn; straft diesen Nuf nicht Lügen! Genua, I. März 1848. Dcr Gouverneur, Marchcse della Planargia." Auch aus Turin hatten sich die Jesuiten in Folge ciner ähnlichen Demonstration, wie zu Genua, am 2. Vlärz entfernen müssen. Preußen. Die »Allgemeine preußische Zeitung« vom 7. März enthält unter dcr Aufschrift: »Ständische Angelegenheiten,« folgende Mittheilung: Nachdem der seit dem 17. Jänner d. I. hi'crselbst ^reinigte ständische Ausschuß die demselben vorgelegten Propositioncn erledigt hatte, war der Schluß seiner Siz» öungen aus den heutigen Vormittag anberaumt. Se. Majestät, dcr König, erschienen gegen l i'/, Uhr, begleitet von Sr. königlichen Hoheit, dem Prinzen von Preußen, von den Mitgliedern des Staatsministeriums, von dem Lebehoch dcr Mitglieder des Ausschusses empfangen, in dem Vcrsammlungssaal und hielten sol' gende Rede: Nachdem Mir angezeigt worden, daß Meine zum ersten vereinigten Ausschuß versammelten getreuen Stände die ihnen aufgetragene wichtige Arbeit vollendet, — und Ich darf zu Meiner wahren Befriedigung hinzufügen — mit großer Ausdauer und beseelt von dem schönsten Geist echter Vaterlandsliebe erledigt haben, bin Ich in Ihrer Mitte erschienen, um Ihnen cin herzliches »Lebewohl" zu-, zurufen! Es ist dieser Augenblick übcrdieß für Mich ein wichtiger und erfreulicher! Durch die Erledigung dcr dem vereinigten ständischen Ausschuß ertheilten Vorlagen und durch d:'e gleichzeitige Einberufung und Einführung dcr ständischen Deputation für das Stnatsschuldcnwcsen ist Meine Gesetzgebung vom 3. Februar v. I. zur vollen Ausführung gebracht und damit derjenige Zeitpunct eingetreten, bis zu welchem Ich nach dcr Botschaft vom 2t. Juni v. I. Meine Entschließungen über die Anträge des ersten vereinigten Landtages auf einige Modifications jener Ge.-setzgcbung vorbehalten hatte. Schon in Meiner Thronrede vom 1l. April v. I. hatte Ich wohlüberlegt ausgesprochen, daß Ich den verei-lugten Landtag gcrn und öfter um Mich versammeln würde, wenn derselbe Mir die Ueberzeugung gewähre, daß Ich es könne, ohne höhere Negcntenpfiichten zu verletzen. — Die Pcriodicität ständischer Ecntralvcrsammlun. gen hatte Ich von Anfang an als nothwendig für Mein ständisches Gebäude anerkannt und sie den vereinigten Ausschüssen gegeben. Nachdem aber beide Curicn des vcr. einigten Landtages die fast einstimmige Bitte an Mich gerichtet hatten, die Pcriodicität auf den vereinigten Landtag selbst zu übertragen, so war es längst Mein Entschluß — Mehrcrc von Ihnen wissen das aus Meinem Munde — diesen Wunsch durch die That zu erfüllen. Gcrn benutze Ich daher diese Veranlassung, Ihnen nun auch zu erklären, daß Ich die in dcr Gesetzgebung vom 3. Februar dem vereinigten Ausschusse ertheilte Pcriodicität auf den vereinigten Landtag übertragen und die Befugnisse des er-stercn in entsprechender Weise beschränken will, wie dieß 218 in einer Botschaft näher ausgeführt ist, welche Ihnen Mein ^.üster des Innern mittheilen wird. Sie aber, Mcine Hcrrcn, mögcn, indcm Sie heim« kehren, diesen Meinen Entschluß, wodurch die von beiden Curien des ersten vereinigten Landtages gestellten Antrage in vollem Umfange gewährt sind, allen denen verkünden, welche sich darnach gesehnt haben, und darunter sind — Ich weiß es — viele Meiner redlichsten und getrcuestcn Unterthanen. Ja, Meine Herren, gehen Sie mit Gott in Ihre Provinzen uno Städte als Boten des Friedens, der Ei. nigkcit und Kraft! Die Vorsehung hat Ereignisse eintrc-ten lassen, welche die gesellschaftliche Ordnung in ihren Grundfesten zu erschüttern drohen. Deutsche Herzen, Musische Manner, Manner der Vaterlandsliebe, der Ehre, wissen, wclchc eigenthümliche, heilige Pflicht solche Zustände bedingen, Kein Volt auf Erden bat unter ähnli-Verhältnissen jemals ein erhebenderes Beispiel zcgebcn, als das Unsiige. Das aber bedingt die Wiederholung der.-selben Erscheinung in diesem Augeublick um so unerläßlicher; denn wir wollen nicht weniger ausdauernd seyn, als unsere Väter oder wir selbst als Jünglinge es waren! Was jeder klare Verstand begreift, was jedes edle Herz fühlt, das sprechen Sie, meine Herren, in Ihrer Hcimath aus! Rufen Sie einem Jeden die unwidcrsprech-liche Wahrheit zu: Lasset alle Parteien ruhen, sthet nur aus das Eine, was Noth thut, wenn wir mit Ehren' und Segen aus dem Sturm hervortreten wollen, den unsere Ei'nmüthigkeit, unsere Haltung, unser Beispiel unter Gottes gnädigem Beistand allerdings beschwichtigen kann. Schaart Euch, wie eine eherne Mauer, in lebendigem Vertrauen um Euren König, um Euren besten Freund! Fern von dem Gedanken an die Einmischung in die inneren Angelegenheiten srcmder Völker, thue Ich Al.-les, Meine Herren! was an Mir ist, um durch die Eintracht und das mächtige Wort der Großmächte, vor Allem aber durch Krästiguug dcs deutschen Bundes, einen ehrenvollen Frieden zu sichern, der den Völkern Europa's nöthig ist, wenn nicht die Bahn des geistigen uud materiellen Fortschrittes, welche sie so rüstig betreten, unterbrochen, ja vielleicht auf Jahrhunderte zerstört werden soll. Wenn Mein Volk den deutschen Stämmen das Beispiel der Einheit und Kraft gibt, so ist ein großer Schritt zur Erreichung dieses scgcnrcichen Zieles der Erhaltung des Friedens geschehen! Doch sollte es Gottes unerforschlicher Nathschluß anders fügen; sollten die Verträge gebrochen werden, aus denen Europa's politisches Gebäude beruht, sollte ein Feind cs wagen, das eigene Gebiet oder das Meiner deutschen Bundesgenossen anzutasten, dann würde Ich, wie cs Ehre und Pflicht gebieten, selbst die Gefahren des Krieges einem schmählichen Frieden vorziehen. Ich werde dann Mein wehrhaftes Volk zu den Waffen rufen, cs wird sich um Mich schaarcn, wie vor fünfunddrcißig Jahren unter den Fahnen Meines unvergeßlichen — nun'in Gott ruhenden Vaters — der auch der Vater seines Volkes war; dann wird — das ist Meine Zuversicht! — dcr Heldenmuth der Jahre !813, 1814 und 1815 nicht fehlen. — Sobald die Maßregeln, welche ich für Preußens und Deutschlands Sicherheit und Ehre ergreifen muß, den Beistand Meiner getreuen Stände erfordern, spätestens dann, wenn (was Gott gnädiglich verhüten wolle!) dcr allgemeine Ruf zu den Waffen erschallen müßte, werde Ich Sie, Meine Herren, und Ihre Mit^ stände — den ganzen vereinigten Landtag — wieder berufen, um Mir mit Rath und That beizustchcn, wohl wissend, daß das Vertrauen Meines Volkes Meine festeste Stütze ist, und um dcr Welt zu zeigen, daß in Preußen dcr König, das Volk und das Heer dieselben sind von Geschlecht zu Geschlecht! Auch das verkünden Sie den Ihrigen in dcr Hcimath, und noch ein Mal ein herzliches Lebewohl! Nach Beendigung dieser Rede verließen Allerhöchstdie-selben den Saal unter dem erneuerten Lebehoch dcr Versammlung. Königreich Vaiern. München. Eine außerordentliche Beilage zur „Allgemeinen Zeitung" vom 6. März 1848 bringt folgende königl. Proclamation. »Ich habe Mich entschlossen, die Stände Meines Reiches um Mich zu versammeln; dieses ben sind auf den >6. d. M. in die Hauptstadt berufen. Die Wünsche Meines Volkes haben in Meinem Herzen jederzeit vollen« Widerhall gefunden. An die Stände des Reiches werden ungesäumt Gcsctzesvorlagen gelangen, unter andern: über die verfassungsmäßige Verantwortlichkeit dcr Minister; über vollständige Prcßsmheit; über Verbesserung dcr Stände-Wahlordnung: über Einführung der Ocffcntlichkcit und Mündlichkcit in der Rechtspflege mit Schwurgerichten; über die in der 9, Versassungsbcilage angedeutete umfassendere Fürsorge sür die, Staatsdiener und deren Nelitcn; dann deren Ausdehnung auf die übrigen Angestellten des Staates; über Verbesserung dcr Vcr-hältnissc des Staates; über Verbesserung der Verhältnisse dcr Isracliten. — Ferner ordne Ich in diesem Augenblicke die schleunige Abfassung eines Polizcigesetzbuchcs an; cbcn so befehle Ich die unverzügliche Beeidigung Meines Heeres auf die Verfassung, und lasse Ich von hcute an die Censur über äußere, wie innere Angelegenheiten außer Anwendung treten. Baiern erkennt in diesem Entschlüsse die angestammte Gesinnung der Wittelsbacher. Ein großer Augenblick ist in der Entwicklung dcr Staaten eingetreten. Ernst ist die Lage Deutschlands. Wie Ich sür deutsche Sache denke und fühle, davon zeugt Hcin ganzes Leben. Deutschlands Einheit durch wirksame Maßnahmen zu stärken, dem Mittelpuncte des vereinten Vaterlandes neue Kraft und nationale Bedeutsamkeit mit Vertretung der deutschen Nation am Bunde zu sichern, und zu dem Ende die schleunige Revision der Bundc^oerfassung in Gemäß hcit der gerechten Erwartungen Deutschlands herbeizusüh-' rcn, wird Mir ein theurer Gedanke, wird Ziel Mcim'S 219 Strebens bleiben. Vaicrns König ist stolz darauf, cin deutscher Mann zu seyn. Baiern! Euer Vertrauen wird erwiedert, es wird gerechtfertigt werden! SchaarctEuch um den Thron. Mit Eurem Herrscher vereint, vertreten durch Eure verfassungsmäßigen Organe, lasit Uns erwägen, was Uns, was dem gemeinsamen Vatcrlandc noththut. Alles für Mein Volk! Alles stir Deutschland! München, den 6. März !848. Ludwig. Maximilian, Kronprinz. Luitpold, Prinz von Baiern. Adalbert, Prinz von Baiern. Fürst v. Oct. tingcu-Wallerstein, v. Bcislcr, v. Hcrcs, v. der Mark, v. Voltz." S ch u, e i). Das Fü'rstenthum Neuen bürg hat leider dem Stoße nicht widerstehen können, welchen der gewaltsame Umsturz der bestehenden Ordnung der Dinge in Frankreich auf den kleinen Nachbarstaat ausüben mußte. Die bestchcn.--dc Regierung ist von der revolutionären Partei gestürzt und durch ein provisorisches Regiment im Sinne der radi.-c^lcn Zactiiou ersetzt worden. Gleich nach dem Eintreffen der Nachrichten aus Paris, am 26. Februar Abends, brach in La (5haux de Fonds eine revolutionäre Bewegung aus, welcher der dortige militärische Befehlshaber einen energischen Widerstand entgegenzusetzen entweder versäumte, oder nicht im Stande war. Can ton Bern, I. Mä'rz. So eben geht hier durch Gefälligkeit eines in Locle wohnenden Privaten die Nach-richt cin, daß in Ncucnburg die Revolution bereits beendigt ist. Bern, 2. März. Die Negierung von Ncucnburg ist ohne Widerstand abgetreten. Zuzüge von Waadtländcrn, Solothur-ncrn und Verncrn waren in Bereitschaft; namentlich die ^ängcndörsicrgcscllschast. Der Vorort hat beschlossen, zwei Bataillone in den Canton Ncucnburg einrücken zu lassen. Die dasür bezeichneten Truppen bestehen zur Hälstc aus Bernern, zur Hälfte aus Waadrlä'ndern. Neuen bürg, l. März. Heute Morgens hat die Regierung abgedankt, jedoch vorbehaltlich der Genehm i^ gung des Königs von Preußen. Am Abend rückten 1800 Viontagnards in die Stadt cin, besetzten das Schloß und die übrigen öffentlichen Gebäude. Die Sicherhcitsgardc war bereits von der Regierung abgedankt. Heute, den 2ten, erschienen auch die Bewohner des Val Travers! es soll eine Neue provisorische Negierung errichtet werden. Mittwoch den i. März, Abends 7'/2 Uhr, sind dic ^adicalcn aus den Bergen, ungefähr 1200 Mann stark, ^ Ncucnburg eingezogen mit zwei vierpfündigen Kanonen "^ Valengin; der Einzug geschah in größter Ordnung "liter schüttendem Regen. Die Schaar war befehligt von '^'ch Eourvoisier aus La Chaux de Fonds, der schon im ^"l)r 18I1 auf dem Schlöffe gewesen war. Die Truppe ' k^le sich am See.-User auf, und die Führer begaben sich ^"ch dem Schlöffe, wo sie den Staatsrath zur Einstel- '3 seiner Functioncn aufforderten; dieser fügte sich, in- "l er protestirtc. Sofort wurde eine Stasscttc an die "vlsorische Negierung abgeordnet, welche in Wagen hin- tendrein fuhr, und bei deren Eintreffen dic Truppe das Schloß in Besitz nahm. Eine Proclamation derselben verkündete dem Volke das Geschehene. Die durch Strapatzcn und Negcn ganz ermüdeten Leute erhielten nun Quartier-Nilletc. Die provisorische Regierung besteht aus folgenden Männern: Plaget, Advocat von La Ebaur dc Fonds; Dubms, Dr. Med., ebendaher; Montandon aus Travers; Erhard Borcl aus Neri^es; Sandoz - Morthicr von Dom-breffon; H. Grandjean aus Loclc; Branot-Stausser aus La Chaux de Fonds. Die Läden sind geschloffen, aber Alles wartet in Nuhe und Geduld der kommenden Dinge. Fr a n k r e i ch. Der „Oestcrrcichische Beobachter" vom 12. März meldet aus Paris vom 6. März: Der gestrige „Monitcur" enthalt nachstehendes Eircularschrridcn, welches der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hr. Lamartine, am 2. d. M. an die diplomatischen Agenten der französischen Republik crlaffcn hat: »Mein Herr! Sie kennen die in Paris vorgefallenen Ereignisse, den Sieg des Volkes, seinen Heldenmut!), seine Mäßigung, seine Beschwichtigung, die Wiederherstellung der Ordnung durch das Zusammenwirken aller Bür« ger — gleichsam als hätte bei dieser Unterbrechung aller sichtbaren Gewalten die allgemeine Vernunft das Scepter Frankreichs geführt " „So ist die französische Revolution zum Abschlüsse gediehen. Frankreich ist eine Republik: die französische Republik bedarf keiner Anerkennung, um zu bestehen. Sie besteht kraft natürlichen, kraft volksthümlichcn Rechtes. Sie besteht nach dem Willen eines großen Volkes, welches seinen Nechtstitcl nur in sich selbst sucht. Da jedoch die französische Republik in die Familie der bestehenden Regierungen als geordnete Macht und nicht als cin die europäische Ordnung störendes Phänomen eintreten will, so scheint cs angemessen, daß Sie der Negierung, bei welcher Sie beglaubigt sind, in kürzester Frist die Grundsätze und Absichten mittheilen, welche sortan die auswärtige Politik Frankreichs leiten werden." „Die Einsetzung der französischen Republik ist kein Angrisssact gegen irgend eine Ncgicrungssorm. Die Verschiedenheiten der Vcrsassungssormrn sind eben so berechtigt, als jene des Eharakters, der geographischen Lage, der geistigen, sittlichen und materiellen Entwickelung der Völker, Die Völker stehen, gleich den Einzelnen, auf verschiedenen Altersstufen. Die bei ihnen herrschenden Grundsätze haben ihren Entwickelungsgang; die monarchischen, aristokratischen , constituttonnellen und republikanischen Vcrfas-sungen sind der Ausdruck dieser allmäligcn Hcranreifung dcs^ Geistes der Völker. Diese verlangen desto mehr Freiheit, je mehr ertragen zu können sie sich bewußt sind; sie verlangen desto mehr Gleichheit und Volksherrschast, von je mehr Gerechtigkeitssinn und Liebe zum Volke sie sich beseelt suhlen. Dieß Alles sind Zcitsragcn. Ein Volk richtet sich zu Grunde, wenn cs dieser Reife vorgreift; cs entehrt sich, wenn es sie ungenützt an sich vorübergehen läßt. 23l> Monarchie und Republik sind in den Augen des echten Staatsmannes nicht ausschließliche, sich auf den Tod befehdende Principien; sie sind nur verschiedene Thatsachen, welche ganz gut einander gegenüber bestehen können, wenn sie sich nur verstehen und anerkennen." »Der Grundsatz der französischen Republik lautet demnach keineswegs: Krieg — wie er im Jahre 1792 ihre glorreiche, doch verhängnisvolle Folgerung war. Zwi-schcn 1792 und «8-18 liegt ein halbes Jahrhundert. Nach einem halben Jahrhundert auf die Grundsätze von 1792 oder auf jene des Kaiserreiches zurückkommen, das hieße in der Zeit nicht vorwärts, sondern rückwärts schreiten. Un-sere jüngste Revolution war ein Schritt vorwärts, nicht rückwärts. Wir, wie die ganze Welt, wollen auf die Verbrüderung, auf den Frieden losschreiten.^ »Wenn die Lage der französischen Republik im Jahre 1792 den Krieg begreiflich macht, so erklärt die Ner-schicdenheit zwischen jener und der heutigen Gcschichtspe-node den Frieden. Diese Verschiedenheit selbst zu begreifen und sie Ihrer Umgebung begreiflich zu machen, sey Ihre Aufgabe." »Im Jahre 1792 war die Nation nicht einig. Zwei Völker lebten auf demselben Boden zusammen. Ein schrecklicher Kampf spann sich zwischen den ihrer Privilegien entsetzten Gassen und jenen, welche Freiheit und Gleichheit erobert hatten, hin. Die gestürzten Classen vereinigten sich mit dem Königthum, welches gefangen, und mit dem Auslande, welches begierig war, Frankreich seine Revolution streitig zu machen — ihm die Monarchie, die Aristokratie und Thcokratie zumal durch feindlichen Einbruch aufzudringen. Heut zu Tage gibt es keine abgeschlossenen und ungleichen Classen mehr. Die Freiheit hat Alles besreit; die Gleichheit vor dem Gesetze Alles gleich gemacht. Die Brüderlichkeit, deren Verwirklichung wir aussprcchen, deren Wohlthaten die Nationalversammlung organisircn soll, sie wird Alle einigen. Frankreich zählt nicht einen Bürger, zu welcher Meinung cr sich übrigens bekennen mag, der sich nicht vor Allem an den Grundsatz des Vaterlandes anschlösse und der es nicht durch diese Einstimmigkeit gegen die Versuche und Beunruhigungen eines feindlichen Einbruches unbesiegbar machte." »Im Jahre 1792 war nicht das ganze Volk in den Besitz der Selbstherrschaft getreten; nur die Mittelclasse war es, welche die Ausübung und den Genuß der Freiheit für sich in Anspruch nahm. Dieser Triumph der Mittelclasse war selbstsüchtig, wie der Triumph jeder Minderzahl. Sie wollte die von allen eroberten Rechte für sich allein vorbehalten. Damm mußte sie dem Heranbringen des Volkes eine mächtige Ableitung geben und es auf die Schlachtfelder stürzen, um es zu hindern, daß es nicht in -hren eigenen Bereich herein siuthe. Diese Ableitung war der Krieg. Krieg war der Gedanke der Monarchisten, wie der Girondisten; nicht so der vorgeschritteneren Volksmänner, wcl--che, gleich uns, die wahrhastige, volle und geregelte Herrschaft des Volkes selbst wollen, und in diesem Namen des Volkes alle Classen ohne Ausschließung und Bevorzugung begreifen, aus denen die Nation besteht." »Im Jahre «792 war das Volk nur das Werkzeug der Revolution, nicht der Zweck derselben. Die jetzige Revolution ist durch selbes und für selbes zu Stande gekommen — es ist die Revolution selbst. Indem es in dicsel-be trat, hat es dahin seine neuen Bedürfnisse in Beziehung auf Arbeit, Gewcrbfamkeit, Unterricht, Ackerbau, Handel, Moralität, Wohlstand, Eigenthum, Wohlseil-heit, Schiff-Fahrt, mit einem Worte, in Beziehung auf Civilisation — lauter friedliche Bedürfnisse — mitgebracht. Volk und Friede, das ist ein und derselbe Begriff." »Im Jahre 1792 waren die Ideen in Frankreich und in Europa nicht vorbereitet, den großartigen Einklang der Völker unter sich zum Heile des Menschengeschlechtes zu verstehen und sich anzueignen. Der Gedanke des zu Ende gehenden Jahrhunderts lebte nur erst in den Köpfen weniger Philosophen. Seitdem ist die Philosophie ins ^olk gedrungen. Fünfzig Jahre der Denk-, Sprech- und Schrcib-sreiheit haben ihre Früchte getragen. Bücher- und Zeitschriften sind die Apostel der europäischen Geistesbildung geworden. Die weit hinaus über alle Völkcrgränzm strah-Icnde Vernunft hat unter den Geistern jene große intcllco tuclle Natioualität angebahnt, deren Ergebniß die Voll' endung der französischen Revolution und die Verwirklichung der Verbrüderung aller Völker der Erde seyn wird." »Endlich im Jahre 1792 war die Freiheit etwas Neues, die Gleichheit eiu Scandal, die Republik eine noch nicht gelöste Aufgabe. Die Ansprüche dcs Volkes, durch Fenelon, Montesquieu, Nolisscau kaum aufgedeckt, waren dergestalt vergessen, verhüllt, durch die alten feudalen, dynastischen und priestcrlichen Traditionen dergestalt entstellt, daß die legitimste Betheiligung der Völker bei ihren eigenen Angelegenheiten den Staatsmännern der alten Schule als eine Monstruosität erschien. Die Demokratie machte zugleich die Throne und die Grundlagen der Gc< sellschast erzittern. Heutzutage haben sich die Throne und ' die Völker gewöhnt an das Wort, an die Formen, an die regelmäßigen Aeußerungen des Frcihcitsgebrauchcs, der in verschiedenem Umfange in beinahe allen, selbst monarchischen Staaten, geübt wird. Sie werden sich auch i an dieRepublik gewöhnen, welche bei den gcreiftestcn Nationen ihre vollendetste Form ist. Sie werden erkennen, daß e5 cine conservative Freiheit gibt; sie werden einsehen, daß in der Republik nicht nur eine bessere Ordnung herrsche" kann, sondern daß in dieser Regierung Aller für Alle mehr wahre Ordnung liegen kann, als in der Herrschaft Eini-ger für Einige." »Aber abgesehen von diesen uneigennützigen Nctrach-tungen würde allein schon das Interesse der Befestigung und Fortdauer der Republik den Staatsmännern Frankreichs Friedcnsgedankcn einflößen. Nichl das Vaterland läuft die größte Gefahr bei einem Kriege, sondern die Freiheit; der Krieg bringt beinahe immer eine Dictator her- 221 hervor. Der Soldat vergißt die Einrichtungen über die Menschen. Der Thron verlockt dcn Ehrgeizigen. Dcr Ruhm blendet den Patriotismus; der Glanz eines siegreichen Na-Mens verhüllt den Angriff auf die Unabhängigkeit des Volkes. Die Republik will den Ruhm, ohne Zweifel; aber sie will ihn stir sich, und nicht sü'r einen Cäsar oder Napoleon." «Täuschen Sie sich aber nicht hierbei. Diese Ideen, Welche die provisorische Negierung Sie bittet, den Mächten als ein Pfand sü'r die Ruhe Europa's darzulegen, haben nicht zum Zwecke, dcr Republik Verzeihung zu erringen für die Kühnheit, die sie hatte, sich zu constittürcn; noch viel weniger sollen sie demüthig um eine Stelle im Rechts-zustande und unter den großen Nationen Europa's bitten; nein! sie haben einen edleren Zweck; sie sollen bewirken, daß die Fürsten und Völker zu ernstlichen Nachdenken gelangen; das; sie sich nicht unwillkürlich über den Charakter unserer Revolution täuschen; sie sollen aus dieses Er.-eigniß das wahre Licht wcrsen, es in seiner wahren Gestalt darstellen; sie sollen endlich der Humanität eher noch, als unfern Rechten und unserer Ehre, wenn diese auch verkannt und bedroht wären, als Unterpfand dienen« „Die französische Republik wird demnach gegen Nic-'Uc>nd den Krieg beginnen. Sie braucht aber wohl nicht zu versichern, daß sie ihn annehmen wird, wenn man dem französischen Volke Bcdingnisse stcllen würde, wel-chc den Krieg erheischen. Der leitende Gedanke dcr Männer, die Frankreich in diesem Augenblicke regieren, ist fol. gender: Glücklich Frankreich, wenn man ihm den Krieg crklärt, und es auf diese Weisc nöthigt, ungeachtet seiner MäßiaMg, an Krast und Ruhm zuzunehmen. Eine furch. lcrliche Verantwortlichkeit würde dagegen auf Frankreich lasten, wcnn die Republik selbst den Krieg erklären würde, ohne dazu herausgefordert zu seyn! Im ersten Falle würde sein kriegerischer Geist, sein Thatendrang, seine während so vielen Friedensjahrcn aufgehäufte Krast es im Innern unüberwindlich, vielleicht auch jenseits der Gränzn furchtbar machen. Im zweiten Falle würde es das Andenken an seine Eroberungen, welche ihm die Natio-l>M entfremden, gegen sich wachrufen, und seine besten "nd umfassendsten Verbündeten bloß stellen, den Geist dcr Völker und den Genius der Civilisation.« „Nach diesen Grundsätzen, mein Herr, welche die Grundsätze des ganzen kaltblütigen Frankreichs sind, Grund-^tze, die es ohne Furcht und Scheu seinen Freunden und ^ndcn darlegen kann, mögen Sie nachstehende Erklä-^Ngen beherzigen." „Die Verträge des Jahres I8I5 bestehen nicht mehr b"N Rechtswegen vor den Augen dcr französischen Repu- ^k, dessenungeachtet sind die Gebietsbcstimmungen dieser "träge eine Thatsache, welche sie als Grundlage und ^gangspunct flir ihre Beziehungen zu fremden Natio- ^ annimmt." „Wcnn aber die Verträge des Jahres I8I5 nur mehr als Thatsachen bestehen, welche duvch gemeinschaftliches Ucbercinkommen modisicirt werden können, und wcnn die Ncpublik laut erklärt: daß sie das Recht und die Aufgabe hat, auf regelmäßigem und friedlichen Wege zu diesen Modifikationen zu gelangen, so eristircn doch, nach dem gesunden Sinne: die Mäßigung, das Gewissen, die Klugheit dcr Republik, und bieten Europa eine bessere und ehrenvollere Gewähr, als dcr Buchstabe jener Verträge, der so oft schon verletzt und modisicirt worden ist.« «Trachten Sie, mein Herr, zu bewerkstelligen, daß diese Lossagung dcr Republik von den Vertragen des Jahres 18! 5 richtig verstanden und aufgefaßt werde, und weisen Sie nach, daß dieser Freimuth mit dcr Ruhe Europa's nicht unvereinbar ist." »Wir sagen es daher offen, wenn wir glauben sollten, daß die Stunde dcr Wiederherstellung einiger unterdrückter Nationalitäten in- oder außerhalb Europa nach dem Rathschlufsc dcr Vorsehung geschlagen habe, wtim die Schweiz, unser getreuer Bundesgenosse seit Franz !., gchmdctt oder bedroht würde in dem Gange ihrer Entwickelung . den sie eingeschlagen hat, um dein Bunde der denwcratischcn Regierungen neue Krast zu verleihen; wcnn ein gewaltsamer Einsall in die unabhängigen Staaten Italiens Statt sindcn sollte; wcnn man ihrer inneren Umgestaltung Hindernisse in den Wcg legen wollte; wcnn man ihnen mit bewaffneter Hand das Recht bestrcitcn würde, sich unter sich zu vereinigen, um ein italienisches Vaterland zu befestigen; dann würde die französische Republik sich für berechtiget halten, die Waffen zu ergreifen, um jenen gesetzlichen Schritt des Wachsthums und dcr Nationalität der Völker zu beschützen « „Die Republik hat, wie Sie sehen, die Periode dcr Proscriptions und Dictaturen mit einem Malc überschritten. Sie ist sest entschlossen, niemals über die Freiheit im Innern einen Schleier zu werfen; sie ist eben so scsi entschlossen , ihr democratischcs Princip gegen Außen niemals zu verhüllen. Sie wird es niemals dulden, daß irgend Jemand die Hand ausstrecke zwischen dem friedlichen Glänze ihrer Freiheit und den Blicken dcr Völker. Sie crilärt sich als durch Geist und Herz verbündet mit allen Rechten, allen Fortschritten, allen gesetzlichen Entwickelungen dcr Institutionen jener Völker, welche nach demselben Princip !cbcn wollen, wie sie. Sie wird aber weder geheime, noch offene Propaganda bei ihren Nachbarn machen." „Sie w.'iß, daß es keine dauerhaften Freiheiten gibt, als welche von selbst, auf eigenem Boden entsprießen. Aber sie wird durch den Glanz ihrer Ideen, durch das Schauspiel dcr Ordnung und des Friedens, welches sie dcr Welt zu bieten hofft, den einzigen ehrenvollen Pro-selyti^mus üben, den ProselytisiMs dcr Achtung und dcr Sympathie. Das ist nicht dcr Kricg, das ist der natürli- (3- Lmb. Zeic. Nr. I5 o. ,6. März ,tt56.) 222 che Lauf der Dinge, das ist nicht eine Aufregung Europa's, das ist das Leben: das heißt nicht die Welt in Flammen setzen, das heißt an seiner Stelle am Horizonte der Völker glänzen, um ihnen vorauszuleuchtcn und sie zu führen.« „Wir wünschen im Interesse der Menschlichkeit, daß der Frieden aufrecht erhallen werde, wir hoffen es auch. Eine einzige Krirgsfrage wurde vor cincm Jahre zwi.-schcn Frankreich und England erhoben. Es war nicht das republikanische Frankreich, sondern die Dynastie, welche diese Kricgssrage erhob. Die Dynastie nimmt diese Kriegs-gcfahr, die sie für Europa aus ganz persönlichem Ehrgeiz wegen ihrer Verbindungen mit der Familie in Spanien erregt hatte, mit sich. Diese Familicnpoliti'k der gefallenen Dynastie, die seit achtzehn Jahren auf unserer National-würde lastete, lastete zugleich auch, durch die Ansprüche auf noch eine Krone in Madrid, auf unseren liberalen Allianzen und auf dem Frieden. Die Republik besitzt keinen Ehrgeiz; dic Republik hat keinen Nepotismus; sie ist keine Erbin der Familicnansprüchc. Möge Spanien sich selbst regieren; möac Spanien frei und unabhängig seyn. Frankreich rechnet für die Solidität dieser natürlichen Allianz mehr auf die Uebereinstimmung der Grundsätze, als auf die Thronfolge des Hauses der Bourdons." »Dieses, mein Herr, ist die Gesinnung der Räthe der Republik. Dieses wird immerdar der starke und gemäßigte Charakter der französischen Politik seyn, die Sic zu vertreten haben werden." „Die Republik hat bei ihrer Entstehung und inmit. ten der Hitze eines nicht vom Volke hervorgerufenen Kampfes, drei Worte ausgesprochen, die ihre Gesinnung offenbarten, und welche die Segnungen Gottes und der Men fchen auf ihre Wiege herabrufen werden: »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit," Sie hat am folgenden Tage, durch die Abschaffung der Todesstrafe bei politischen Vcrgehun-gen, für das Innere den wahren Eommentar zu diesen drei Worten gegeben: geben Sie demselben auch ihre wahre Bedeutung dem Auslande gegenüber. Dcr Sinn dieser drei Worte, in ihrer Anwendung auf unsere auswärtigen Verhältnisse, ist dieser: Befreiung Frankreichs von den Hemmnissen, die auf seinen Grundsätzen, aus seiner Würde lasteten; Wiedereinsetzung in den Rang, den es unter den europäischen Großmächten einnehmen muß; endlich, Erklärung der Verbrüderung und Freundschaft mit allen Völkern. Wenn Frankreich das Bewußtseyn seines An. theils an dcr liberalen und civilisircnden Mission des Jahrhunderts hcn, ft hat keines jener Worte die Bedeutung: Krieg. Wenn Europa verständig und gerecht ist, so ist nicht eines icncr Worte, dasnicht Frieden bedeutete." »Empfangen Sie, mein Herr, die Versicherungen meiner ausgezeichneten Hochachtung." (Untcrz.) „Lamartine, Mitglied dcr provisorischen Negierung dcr Republik und Mil.istcr dcr auswärtigen Angelegenheiten." In der „Allg. Ztg.« v. a. März lesen wir folgenden Eorrespondenzartikel aus Paris vom l. März: Gc-stern habe ich das Innere der Tuillcricn besucht; das ist ein sonderbarer Anblick nach dem Tage des 24. Februar. In den Gemächern der Königin, des Königs, die alle noch nicht geräumt sind, hausen einige dcr ersten Stürmer, Nachzügler der Ordnung, die sich allenthalben entfaltet, und die nicht recht begreifen wollen, warum sie wieder her ausgehen sollten, nachdem sie in das königliche Schloß gedrungen sind; doch bieten sie keinen ernsten Widerstand, es gefällt ihnen nur so gut da! Gestern waren sie mit der verschiedenst!,'!! Handticrung beschäftigt: die Einen kochten ihr Fleisch in einem Schlafzimmer der Königin, die Andern putzten Salat, noch Andere zc.btcn und rauchten, alle sangen und jauchzten in «!>i!<->.j«I,i!o'. Alle nicht, nein, denn einige waren gravitätisch aus den Prunkbettcn ausgestreckt und schnarchten. Im Thronsaal trafen wir fünf lustige Nüder auf fünf verschiedenen Bänken, dic al!c sünf ein Glas und eine Flasche in der Hand haltend, in einem sogenannten Chor auf die einträchtigste Weise zusammen sangen! Ich kann Ihnen diesen Anblick nicht beschreiben; und welcher Contrast! —ihre schlechte, mchr und mehr verwahrloste Kleidung, verglichen mit dem Glänze der Gemälde, Bildsäulen, Vergoldungen und Zierrathcn aller Art, die sie umstrahlten! Von diesen Kunstgcgcnständcn sind vcrhältnißmäßig wenige beschädigt, nur die Reiter-büste von Bngraud ist durch drei, vier Schüsse zu Schaden und Fctzcn gebracht worden; dcr Marschall Transno-nain ist fast so übel zugerichtet, als es die Bewohner von Nr. 12 in dcr Ruc Transnonain im Jahr 1834 waren, mit dem Unterschiede, daß die lctztcrn nicht von Gyps bestanden. In den Gemächern der Herzogin von Orleans, neben einem Bettchcn, das dem Herzog von Chartrcö an-gchörte und noch ganz warm und in Unordnung war, als das Volk hineindrang, neben diesem Bette stand ein runder Tisch vor dem Kamin, mit Gegenständen jeder Art des häuslichen Lebens und des Luxus bedeckt. Darunter ein rcich gebundener, mit Gold an allen Endcn versehener Band, offenbar eines jmer Geschenke, die man den Großen bietet, um Capital und Zinsen reichlich zurück zu erhalten, das einzige Buch übrigens, und wahrscheinlich das letzte, in welchem die Bewohnerin dieses Theiles des Schlosses gelesen. Und welches war dicscs Buch? >>!>«; la volution«." Ich blätterte darin, und sah bald, daß der In^ halt über den Sinn der Aufschrift keinen Zweiscl läßl-„Ewigkeit der Regierung" heißt es über einem Capitel.--Vlmila», v:milnl»m vmlil»»! Paris, 2. März. Das »Siöcle" erzählt ciiicn furchtbaren Fall von dem Brand in Neuilly. Nachdem dic Banditen die Thore erbrochen, drangen die Einen lN die Gemächer, die Andern in die Keller. Diese lchtcrn, hundert bis hundertzwanzig Leute, fanden hicr Weine al' lcr Art und ein Faß Rhum, an dem sie mit Beilen ciitt Daube einschlugen. Einige Augenblicke nachher waren sic 223 alle betrunken und gcricthen l'n Handel; sie warfen sich bie Flaschen an den Kopf; zuletzt verwundet und ganz-lich berauscht, schliefen sie ein. Mittlerweile hatten die andern die Zimmer ausgeplündert und verwüstet, und zogen ab, indem sie das Schlosi in Brand steckten. Bald ge-wann das Feuer eine solche Gewalt, daß es nicht mehr zu bewältigen war. Die Flamme verzehrte die Gebäude Und die Unglücklichen in den Kellern kamen alle um, verbrannt oder erstickt. Als man den Schutt wegräumte, zog Man ,00 oder l20 Leichen hervor, von denen mehrere Noch die Spuren zerschlagener Flaschen am Gesicht trugen. Diesen unsimngcn Ausschweifungen, wo sich die Anarchie Wirklich als der Moloch zeigt, der seine eigenen Kinder frißt, ist jetzt gesteuert. Dagegen scheinen sich Böswillige ein Geschäft daraus zu machen, beunruhigende Lärmgerüchte, falsche Regicrungsdecretc ?c. zu verbreiten. Dieser Unfug hat zu dem strengen Verbot der Schriften ohne Bezeichnung des Druckers Anlaß gcgcben. Paris, 2. März. Briefe aus Lyon sprechen von den schrecklichen Verhcerungssccncn, die in jener Stadt Und den Umgebungen auf die Nachricht von der in Paris ausgcbrochcncn Revolution vorgefallen waren. Der Sturm hat zunächst den Klöstern und geistlichen Korporationen äegolten, aber auch anderes Eigenthum wurde theils geplündert, theils zerstört. - Briefe aus Havre spreche» kbcnfalls von viclc-n Zügcllosigkeiten, die längs der Eisen-bahnroute von Paris nach Havre zum Ausbruch kamen. Mehrere Brücken, Bahnhöfe, Warcntransportc lc. gingen 'n Flammen auf, — In Rouen besonders war der Ruf der Masse: „Tod den Engländern!" Es befinden sich be-lanntlich in diesem Theile der Normandie viele englische Arbeiter. — Auch an vielen Orten des oberrheinischen Departements wurden Plünderungen und Excesse aller Art verübt, Häuser in Brand gesteckt ?c. Die Militärbehörde Mußte nach verschiedenen Richtungen Truppen senden, um dem herumziehenden Gcsindel das Handwerk zu legen. Großbritannien und Irland. Die „Wiener Zeitung" vom ,2. März meldet aus London vom 4. März: Die Blätter theilen nunmehr bie Einzelheiten der Flucht und der glücklichen Landung des französischen Königspaars in England ausführlich mit. Ludwig Philipp und die Königin Maria Amalic waren bei lhrcr hastigen Abreise von den Tuillerien von den Generalen ^llinas und Rumigny begleitet; außerdem war Niemand ^ ihnen, als ein Kammerdiener und eine deutsche Kam-^lfrau der Königin. Sie fuhren zunächst nach Versailles, " sie einen gewöhnlichen Wagen mietheten, der sie nach ^reur brachte. Hier übernachteten sie bei einem treuen ^ndinanne, der ihnen alles verschaffte, was zu einer voll-^lldi.qm Verkleidung nothwendig war. Der König schnitt Nnei, Backenbart ab, lcgte seine Perrücke ab, setzte eine ^^ützc auf und nahm einen unscheinbaren Mantel um. Seine Reisegefährten verkleideten sich eben so vollständig. Schon lange vor Tagesanbruch waren sie wieder auf der Reise. Sie schlugen die Strasie nachAvrcur ein, l2 bis l5 Stunden von Honsicur, begleitet von dem treuen Landmannc, der sie sicher zur Küste zu geleiten schwor. Sie nisten meistens bei Nacht und kamen am Sonnabend 5 Uhr Morgens in Honsieur an, wo sie für einige Augenblicke im Haust eines ihnen bekannten Hcrrn abstiegen. Dann fuhren sie nach dem Küstcnplatzc Tourvillc, um sich einzuschiffen: aber das stürmische Wetter nöthigte sie, nach Honflcur zurückzukehren; die See blieb so ungestüm, dasi Ludwig Philipp nicht wagte, mit der sehr erschöpften Königin an Bord zu gehen. Inzwischen ließ man das Dampfschiff »Expreß" von Southampton nach Havre kommen, um eine französische Gesellschaft überzusetzen. Die Flüchtlinge gingen aus einem Fischerboote von Honsieur nach Havre: der König mußte zur Sicherheit für einen Engländer gelten, und es ward ein Mann angenommen, der als Dolmetsch auftrat. Am Donnerstage !) Uhr Abends ging der „Expreß" mit der königl. Gesellschaft in See. Am 3 März, 7 Uhr Morgens, kam der „Expreß" von Newhavcn in Sussex an, aber das schlimme Wetter hinderte das vertriebene Kö-nigopaar, den Fuß vor Mittag an die gastliche Küste zu setzen. General Dumas und General Rumigny waren vorher in Böten gelandet, Dnmas nach London geeilt und Mumigny, der vertraute Freund des Königs, bereitete die Aufnahme der Gesellschaft in dem besten Gasthofc des Drtts vor Als Ludwig Philipp gegen l2 Uhr am Quai ans Land stieg, rief er aus: »Gott Lob, ich stehe auf brittischcm Boden!" Auf seinem Wege zum „Bridge Inn« begrüßten ihn mehrere Einwohner, und er schüttelte ihnen die Hand. Llidwig Philipp sah bekümmert und vernachlässigt" aus, srinBart war mehrere Tage nicht abgenommen. Ein Eng-lander, Hr. Eatt, der dem Könige in den Tuillerien vorgestellt war, bot ihm sein Haus an. Ludwig Philipp lehnte es ab und fragte nach Hern Packham, der lange Zeit gewerbliche Unternehmungen des Königs, nicht weit vom Schlosse Eu, geleitet hat und ihn erst eine Stunde vor Ausbruch der Revolution verließ. Er war in Brighton und eilte sogleich zu seinem königlichen Gönner. Er bot ihm gleich sein Haus an ; aber der König sagte: »Mr. Packham, ich bin Ihnen sehr verbunden, aber die guten Leute hier habcn mich so freundlich ^handelt, und ich fühle mich etwas angegriffen, so daß ich Ihr freundliches Anerbieten ablehnen muß. Ich will hier bleiben, bis ich Antwort von London bekomme." Der König gab ihm all sein Geld mit der Bitte, ihm dasür englisches Gcld und Kleidungsstücke zu verschaffen. Der Berichterstatter des »Ehro-nclc« ließ sich bei ihm cinsühren. Die Königin schrieb Briefe und schien die Anwesenden gar nicht zu bemerken. Der König hat sogleich ein Schreiben an die Königin Victoria gesandt. Die Engländer habcn dem flüchtigen Königspaare alle mögliche Aufmerksamkeit bewiesen. Graf Iarnac, der französische Gesandte in London, eilte sogleich nach Newhavcn (einem Städtchen von 2000 Einwohnern.) Herr Guizot ist über Ostendc nach Dover entkommen. Er hatte nichts bei sich, als ein Portefeuille, das er in seiner Hand trug. Verleger: Iguaz Alois (5dler v. K l e i n m a y r. Ankann zur ImImHevAeitunH. eour» vom l l. Mirj »8^8 etaa,«lchuldvers«reib. ,u ^ pC«. On CM.) 6^2^ detto delto .. 2 ,j2 » , ^ ä» Dc>7l. mis V,rl. v, I. »85^ filr 25a ss. . < l^.^'ijH w:,i,cr Stadi .Ba,,cc> < Obl'a. n< ' i't^^ . 5^ 1^2 ,l> 5oc> N. n per ostcrr. D^'»a» - I>a!,lpsschiss fahrt zu 5aa ft. C. M.....5>o fi. ,,i ö.M. Irtzt camplct! Bci Istnaz Alois Odl v. Kli'illmayr in Laibach ist vorläthig: SIIAKSPEARE-GALLE ME. Illustrationen S'hnkspcarc's dramatischen Werken- Nach Zeichnungen enolLselier und französischer Künstler i n ausgeführt vou C. Piil in der Graphischen Anstalt von G. 11. Friedlein in Leipzig. Vierzig Chcmitypien nebst einem vou G. Schlick in Leipziger Metall uusgeiülirten Porträt und Facsimile Styakfytiuc's. Mit einem begleitenden Texte, enthaltend: e'nfi *ll\''"J Analyse sännntliclicr Stinke, tlie zu tlen oarßc- slelltcnSi-ene,, »"ehörontlen Stellen in en^lisi-hcr und deutscher ajiigeho , und eine Biugrnnliie Shakspeare's. Lexicon -Octav. -3» .«t)ii JCicferuiiiKU. ä 5o kr. C.M. Vollständig 5 fl. 3- 422 (l) 95 c i KiNlZ ALOIS EDL V. KLEINMAYR in Lclib^ch ist zu haben: Aal r nder Zcil und Ewigkeit. Sechster Jahrgang. 18-l8. Mit Beiträgen von I V v Hirschcr, 2lbbau, Stolz u. A. Albert Werfer. Freiburg im Bseisgau lv^ft. H) c > d e r'jchc Veilcigs-dl!<^l)ar.dlU!ia- Leipzig, ,. März 18 l^. Vielseitig an uns eilasscnc ?lt'.sragcli wcgcn Adlasslmg vollständiger Exemplare, wie auch cin-zr!nn' Bande dcr Illustrirtrn Zeitung zu crmäsiiqtcn Pvciftn, veranlassen uns. Band I — !» dieftr Zeitschrift, sowohl in complete« Exemplaren, wie auck in Serien und einzelnen Bänden, von heute ad, zu nachstehenden Preisen abblassen; in Laibach übernimmt Bestellungen I.A. <3'dl. V. Kleinmayr's Buchhandlung: 1. Serie: 1.-3. Band, früher si. 15. 30 kr, jetzt fl 8. 3<» kr. 2. Serie: 4—6. Band, frühcr fl. l«, jetzt st. 8. 45 kr. 3. Serie: 7.-9. Band, früher fl. 18, jetzt fl. N. 45 kr. (Tie folgendcn Bände werden im Prels^ nicht clinäsiigt ) Scrie I — 3: H —!). Band zusammengenommen fl.22, 30 kr. Einzelne Bande der «, u. 2, Serie fl. 3. 24 kr. (Der 3, Vanb ist einzeln nickt m.br zu h>>!?cn.) Einzelne Bände der 3. Scrie fl. 3. ^5 kr. Mll^^' Vorstehende Preisermäßigung behalten wir uns vor, jeder Zeit wieder außcr Kraft treten zu lassen. Erpeditwn der Illussr. Heilung.