Weihnachtsfolge. Dezember. Sechster Jahrgang. 1909. Folge 72. (Seite 1193 bis 1224.) Blätter für den Abteilungsunterricht. ntonatSchrift zur Förderung des österr. Schulwesens. (Herausgeber: Rud. E. Peerz.) o o o o o o Inhalt: Seite 1. Lehrerheim in Lovrana.............................1193 2. Die vollendete Tat................................1194 3. Bauernregeln als Diktatstoffe.....................1195 4. Einiges über Anschauungsunterricht und Heimatkunde ...............................................1196 5. Schulhumor................................... 1198, 1202 6. Lehrstoffverteilung f. d. Unterricht in den Realien 1199 7. Bodenständiger Unterricht.........................1200 8. Für Elternabende..................................1201 9. Sprachunrichtigkeiten der Schulsprache .... 1202 10. Die erste Einführung in das Kartenverständnis . 1203 11. Aus dem Tagebuche eines Übungsschullehrers . 1204 12. Ein seltener Gast................................1205 13. Fragen für die Lehrbefähigungsprüfung.... 1205 14. Etwas über die Kunst des Sehens . . . . . 1206 15. Lebensbilder.....................................1207 16. Zweier Kandidaten erste Weihnachten .... 1208 17. Randbemerkung zur Folge 68, 69 .................. 1209 18. Aus dem Lehreralbum..............................1209 19. Gedenktage.......................................1210 20. Des Lehrers Takt und Schliff irt der Gesellschaft 1210 21. Praktische Rechenaufgaben........................1211 22. Ratschläge für die Vorbereitung zur Bürgerschullehrerprüfung .......................................1211 23. Die Wechselrede..................................1212 24. Der kranke Lehrer und das kranke Kind . . . 1215 25. Mitteilungen über das Lehrerheim im Süden. . 1216 26. Bücher für den Weihnachtstisch des Lehrers . 1217 27. Briefkasten......................................1218 28. An der Reichsgrenze von Schule zu Schule . . 1221 Verlag der Blätter für den Abteilungsunterricht in Laibach. — Druck von J. Pavlicek in Gottschee. Jährlicher Bezugspreis 6 K (5 Mk, 7 Frk.). m * Erstklassige ürgeI-fiafN10MUM * beider Systeme fabriziert und liefert billigst Wudol'f Kajkr & Go., Königgräh Hlr. 89. H'edaltzarmoninms beider Systeme und jeder Größe, mit genauer Orgelmensur für Kirchen, Seminare und als Übuugsorgeln. Lieferung frachtfrei vis letzte Waynftation! Der hochw. Geistlichkeit, den Herren Lehrern und Musik- und Gesangvereinen besondere Vorzüge. — Preisliste gratis und franko. Reform - Scbulkrcide « Konkurrenzlos, allseitig anerkannt und prämiiert. « 100 Stück 9 cm lang, 12/12 mm (netto 1 Kilogramm).2 Kronen Schulleitungen und Ortsschulräte erhalten bei Abnahme von s Kilogramm 10 Prozent Nachlass. Uliederverkäufer entsprechenden Rabatt. « Tranz fiosebkara, tUaidbofcn an der Vbbs. « Die Reformkreide von Franz Hoschkara in Waidhofen a. d. Ybbs steht unter allen bekannten Arten einzig da und jeder, der sie einmal im Gebrauch hatte, gibt sie nicht mehr auf. Sie ist vollkommen frei von Sand und Staub, daher kein Kratzen und Knirschen auf der Tafel, sondern angenehmer, weicher Zug beim Schreiben. Statt der lästigen Papierumhtlllung hat sie einen feinen, unmerklichen chemischen Überzug, der sich mit abschreibt und das Abfärben verhindert. Daher kein Rauhwerden der Finger, kein Beschmutzen der Hände und der Kleider. Die Reformkreide ist so appetitlich und einladend, daß sie von jedermann gerne benützt wird. Da zwischen dem Verbrauch von Kreide und der Leistung einer Schule bekanntlich ein Zusammenhang besteht, bedeutet die Einführung derselben die Lösung einer nicht zu unterschätzenden Schulfrage. Geprüft und empfohlen von der Zentralleitung und den Zweigvereinsobmännern in Niederösterreich. lordan. Wien, am 26. Februar 1909. liHia(ajiHiaiaiiBisi5ii5i@fBJiHisfansiBiaiisiajaiisi@/ansi@J3)tsi@faiIsisiaiiais/BJisisiaJisisiBiiBi@iaii5israiisisial5isiaiisiaiaiisi@iaiil Hoher Extra-Vorzugsrabatt für Lehrer! Pl3HO£ Traut wein, wien, vii. ■ Mariahilferstraße Nr. 58. Pianinos und Klaviere von hervorragender Klangfülle und Tonschönheit, gediegendster kreuzsaitiger Eisenpanzer-Konstruktion mit leichter, elastischer Spielart und verstell- • barer Harfenton-Vorrichtung. 10 jährige, schriftliche, gesetzlich bindende Garantie! — 4 wöchentliche, frachtfreie Probelieferung nach jeder Bahnstation! MT~ Ratenzahlungen ohne Preiserhöhung gestattet! MiJ Jeder Lehrer verlange umgehend kostenlos Zusendung der illustrierten Preisliste nebst Lehrer-Vorzugs-Babatt-Tabelle! Drei starke Hefte mit mehreren tausend Referenzen von Lehrern etc. gratis zur Verfügung. Blatter für den Bbtellungsunterriebt. Laivach, 15. Dezemver 1909. ■ft x ^cn Vnzcigeteil werden nur Ankündigungen ausgenommen, die die Güte der Ware erwiesen haben. Es l“ daher vor der Insertion entweder der Gegenstand selbst einzusenden oder ein vertrauenswürdiges Zeugnis.) Veurteilungsbogen. 164.) Die Kur der Zukunft. Unsere sämtlichen gangbaren Nahrungsmittel, heißen sie, wie sie wollen, sind viel zu arm an den für unser Blut, unsere Säfte, unseren ganzen Organismus unerläßlichen physiologischen Mineralstoffen. Diese und ihre Verbindungen, die physiologischen Salze oder Nährsalze, verleihen dem Körper Halt, Stütze, Widerstandskraft, Seuchenfestigkeit; sie bewirken Gesundheit, Kraft und Langlebigkeit. Aus dem Mangel an Nährsalzen, aus der Nährsalzarmut unserer täglichen Nahrung also, entspringt ein ganzes Heer von Krankheiten, allen voran die zahllosen, verhängnisvollen Stoffwechselkrankheiten. Diesem Mangel an physiologischen Salzen hilft man am einfachsten und sichersten dadurch ab, daß man den Nahrungs- und Genußmitteln sowie den Getränken solche Nährsalze in zweckdienlicher Form und entsprechender Menge zusetzt. Die verläßlichsten heute im Handel erscheinenden physiologischen Salze sind die „Natura-Nährsalze“ der Firma Gebr. Miller, Natura-Werk, Graz. Ihre Wirkung auf die Verdauung, den Stoffwechsel, die Bildung, Reinigung und Remineralisation des gesamten Organismus ist eine zuverlässige. Dies wird am besten durch die bisher unaufgefordert eingelaufenen über 3600 zum Teile geradezu begeisterten Zeugnisse zufriedengestellter Kunden sowie dadurch beglaubigt, daß heute schon mehrere hundert Ärzte diese Salze selbst verwenden und verordnen. Ihre Anwendung ist höchst einfach und bequem, ihr Preis äußerst niedrig; auch sind sie fast unbegrenzt haltbar, können daher ohne jede Gefahr in größeren Mengen bezogen werden, was sie noch mehr verbilligt. Eine genaue Gebrauchsanleitung ist jedem Pakete beigegeben; dieselbe wird übrigens auf ausdrücklichen Wunsch oder im Bedarfsfälle noch ergänzt. Auch werden bereitwilligst einschlägige Ratschläge durch den ärztlichen Mitarbeiter der genannten Firma erteilt. Derselbe ist Fachmann im Gebiete der Ernährungs- sowie ganz besonders der Nährsalzfrage. 165.) „Himmel und Erde.“ Den unserer heutigen Nummer beiliegenden Prospekt der Buchhandlung Schallehn und Wollbrück, Wien, XV/1. Schwendergasse 59, empfehlen wir aufmerksamer Beachtung, da durch ihn unter günstigen Bedingungen das neue, ganz zeitgemäße Werk „Himmel und Erde“ angeboten wird. In unseren Tagen, wo das Erscheinen des berühmten Halleyschen Kometen nahe bevorsteht, wo die Luftschiffahrt immer glänzendere Triumphe feiert, wo Meteorologie und Klimateologie die wichtigsten Hilfsmittel zur Bezwingung des Nordpols bilden und wo schließlich die modernen Verkehrsmittel den Genuß der schönsten und seltensten Gegenden unserer Erde immer weiteren Kreisen zugänglich machen, ist der Besitz eines Handbuches der Astronomie und Geologie mit den ihnen verbundenen Hilfswissenschaften: Meteorologie, Physik, Meeres-, Tier- und Pflanzenkunde für jeden Gebildeten, der den phänomenalen Errungenschaften der Naturwissenschaften Verständnis entgegenbringen will, durchaus wichtig, ja notwendig. 166.) Wohnungskunst. Ein neues von Künstlerhand reich illustriertes Werk auf dem Gebiete gut bürgerlicher Heimkunst ist soeben im Selbstverläge der Firma Teppichhaus-Möbelhaus 8. Schein, k. u. k. Hof- und Kammerlieferant, Wien, I. Bauernmarkt 12, erschienen. Die Firma hat sich bereit erklärt, unseren Lesern bei Berufung auf unsere Zeitschrift die Weihnachtsnummer, praktische Weihnachtsgeschenke enthaltend, gratis und franko züzusenden. Die Fabrikate der Firma S. Schein zeichnen sich nicht bloß durch außerordentliche Billigkeit, sondern in erster Linie durch ihre ganz vorzügliche Qualität aus. Die gediegenen Illustrationen (mehr als 500) erweisen auch als Unterrichtsbehelf bei Besprechung der Weberei etc. große Dienste. Säumen Sie deshalb nicht, um das große Album der Firma zu schreiben. (Adreßangabe auf Korrespondenzkarte genügt.) Es wird Ihnen gratis und franko zugesendet werden. 167.) Für Musik- und Kunstfreunde. Wer wirklich gute und billige Musikinstrumente kaufen will, der wende sich vertrauensvoll an die in Künstler- und Lehrerkreisen rühmlichst bekannte, solide Firma Johann Klier in Steingrub bei Eger, Böhmen. Die Erzeugnisse derselben erfreuen sich seit Jahren eines begründeten Weltrufes. Als besondere Spezialität erzeugt und liefert genannte Firma Konzert-Solo-Violinen (genaue Kopien der bewährten italienischen Altmeister-Modelle Stra-duarius, Puanerius, Amati, Maggine), welche sich durch überraschende, unübertroffene Tonfülle auszeichnen, ferner Violas, Cello, Bässe, reinstimmende Zithern, Guitarren, Mandolinen in mannigfaltigster, verschiedener Ausstattung und Ausführung, weiters vorzügliche, tonreine, leichtansprechende Holz-, Metall-, Blas- und Schlaginstrumente nach allen Systemen. Die Preise sind von staunenswerter Billigkeit, — Die Firma gibt jedes Instrument auf Probe, somit riskiert kein Besteller etwas. Auf Wunsch werden auch bequeme Monatsteilzahlungen vereinbart, so daß jedermann die Anschaffung eines guten Instrumentes ermöglicht ist. Besondere Erwähnung verdienen auch die ändern Erzeugnisse: Musikinstrumente aller Art, Zubehör und Saiten. Reparaturen werden gut und schnellstens erledigt. Es wende sich also jedermann — in seinem eigenen Interesse — bei Bedarf eines Musikinstrumentes — sei es ein Schülerinstrument oder Orchester- bezw. Konzert-Solo-Instru-ment — an obige Firma. Preislisten und Auskünfte prompt und kostenlos. j ^ 168.) Zlaturgefchichle für Bürgerschulen. (Verfasser: Zober auf Grund der Schmeilschen Lehrbücher; Verlag Schimpfs in Triest. Drei Bände. Der erste Band kostet 1 K 80 h, der zweite Band 1 K 80 h, der dritte Band 2 K.) Dieser Folge liegt ein Prospekt „Goldene Leyer", Verlag Vong in Leipzig, liei. Über das Werk „Himmel und Erde" (verlan-buchhan-lung Schallehn und Vollbrück) liegt ein Prospekt bei. Wir habe» es im letzten Jahrzehnt vielfach erfahren, daß moderne Untcrrichtsidcen, die vom Tische des Gelehrten abfielen, so ohneweiters in Gebrauch genommen, falsch interpretiert, also schlecht verwertet wurden. Das Ergebnis war ein nnterrichtliches Fiasko. Die Folge? Die an und für sich gesunde Idee siechte dahin. Man denke an Junge, an Prang, an Ritter, an Hildebrand u.a.! Das war so noch vor zwei bis drei Jahren. Wie ein gutes Kraut nun nicht abstirbt, sondern mit seiner Wurzel neue Kräfte an sich zieht, um zu günstiger Zeit emporzuschießen, so war es auch hier. Junge erstand wieder u. zw. in den Lehrbüchern des bekannten pädagogischen Gelehrten Dr. Schnieil. Er führte den Gedanken weiter, er formte ihn — die Idee wuchs als weithinsichtbarer Baum heran und warf reichlich Früchte ab. Sie nun auch auf unsere Verhältnisse umzupflanzen und in die Gärtlein der österreichischen Bürgerschule zu bringen, war einem ändern Vorbehalten, Herrn Zober. Was der Meister gewollt, hat der Schüler in der Ausführung trefflich betätigt. In dem Büchlein Schmeil-Zoder atmet der Geist der großen Schmeilschen Bücher, ohne mit seinem Wehen über die kleinen Leute der Bürgerschulen hinwegzustreichen. Leichtsaßlich und doch treu dem wissenschaftlichen System: Das ist die Kunst moderner Methodik. Sie kommt in den Bündchen durchwegs zur Geltung. Der Biologe verschafft sich zwar in der Natur unmittelbare Anschauung; allein, da sie verfliegt, da sie nicht immer zur Stelle ist, muß das Bild reproduzierend beleben. Dafür hat die Verlagssirma mit geradezu künstlerischem Geschmacke Sorge getragen. So erscheint das Werk als vollkommenes abgeschlossen, berufen, die Idee des Großen in die Welt der Kleinen und auch ins Volk zu tragen. — Peerz. Mitteilungen der Verwaltung. Einem Teile der Auflage liegt eine Rechnungsübersicht bei; dieselbe bringt alle Posten seit dem Bezüge der „Blätter“. Wir bitten, den vermerkten Rest zu begleichen, damit wir in eine einfachere Buchführung kommen. Da wir mit der zeitraubenden Arbeit nicht zuendekommen konnten, so werden der Jänner-Folge weitere Übersichten beigeschlossen werden. — Obwohl unsere Zeitschrift im Jahre 1910 eine Bereicherung erfahren dürfte, so wird der Jahrespreis dennoch nicht erhöht. Er verbleibt mit 6 K. — Wir haben der diesmaligen Folge auch Einbanddecken, bezw. Mappen beigegeben, da wir annehmen, daß jeder Leser den abgeschlossenen Jahrgang gern als Ganzes vor sich haben möchte. Die Einbanddecken kosten das Stück I K, die Sammelmappen 50 h. Wir stellen die Beträge in die Rechnung pro 1910 ein. Bei Nichtannahme ersuchen wir um Rücksendung in dem blauen Säckchen. Wir bitten, diesfalls den Vermerk „Nicht angenommen“ anbringen zu wollen. — Da wir im Jahre 1910 nicht allein eine Erweiterung der Zeitschrift beabsichtigen, sondern auch mehr Bilder bringen T riest. Verlag F. H. SCHIMPFF. Wien. Von den Kintz’scbtn KdrtttlSKiZZltl der Monarchie in färben“ gelangten zur Ausgabe: a) Handheft für Schüler 1 K, bereits an 2400 Volks-, Bürger- und Mittelschulen eingeführt, b) Wandtafel-Ausgabe 14 K. c) Gesamtkarte der Monarchie 14 K. Die „Laibacher Schulzeitung“ sagt: ...Das Landkartenzeichnen macht den meisten Berufsgenossen die größte Sorge 1 Es raubt viel Zeit und Mühe! Diese Werke wurden vom hohen k. k. Ministerium approbiert, auf der Ausstellung in Reichenberg 1906 mit der goldenen Medaille und auf der Jubiläumsausstellung in Wien 1908 (Lehrerarbeit im Dienste der Erziehung und des Unterrichtes) mit dem Ehrendiplom ausgezeichnet. Alle P. T. Fachlehrer und Fachlehrerinnen, welche die „Kartenskizzen“ noch nicht kennen, seien daher darauf aufmerksam gemacht. Wiederholungsbuch f. Realien Für die Hand der Schüler auf der Oberstufe der Volksschulen zum häuslichen Gebrauche. Herausgeber: Gustav Schöffmann, Oberlehrer. 1. Naturgeschichte. (Tier- und Pflanzenkunde. Der menschliche Körper.) Preis 50 h. 11. Geographie und Geschichte. Preis 40 h. III. Naturlehre. Chemie und Mineralogie. Aus dem Naturleben. Preis 40 h. Porto für 1 Buch 10 h, für 2 bis 3 Bücher 20 h; bei größerer Abnahme Rabatt, bezw. Freiexemplare. Versandstellen: Neunkirchner Lehrerverein (Fachl. R. Zangerl) in Neunkirchen, N.-Ö. und Buchhandlung P. Veidinger daselbst. « Österreich. Lehrer« « und Lehrerinnen * benützen zur Ablegung der Lehr-befähigungsprü- fung die weltbe- kannten Unter-thode Rustin: gungsprüfg. an und Reifeprüfg. Lehrerinnenbil sowie die Lehr-englische und Glänzende Er-Prospekte über Anerkennungsund franko. An- richtsbriefe, Me-Lehrbefähi-Bürgerschulen an Lehrer- und dungsanstalt., befähig, für die franz. Sprache, folge. Besondere jedes Werk und schreiben gratis sichtssendungen bereitwilligst. Schallehn & Wollbrtick Wien XIV/2. Die unter obigem Titel erschienene Arbeit gehört zu dem Besten, was bisher auf diesem Gebiete erschienen ist. wollen, so ersuchen wir um rege Werbearbeit. Fünf Bezirkslehrerkonferenzen haben bereits den Beschluß gefaßt, statt der Bücher für die Bezirkslehrerkonferenz einen Teil der dafür bestimmten Dotation zum Abonnement der „Blätter“ für jede Schule des Bezirkes zu verwenden. Die Entschließung wurde von den betreffenden Landesausschüssen genehmigt. Bis ein Buch hereinkommt, dauert es lange; die Zeitschrift aber bringt allen alles zur selben Zeit. — Im weiteren wird ein energisches Eingreifen in Angelegenheit der Volksschulreform und der damit in Verbindung stehenden Lehrerbildung und Lehrerbesoldungsfrage geplant. Damit nun die „Blätter“ in dieser Hinsicht auch von maßgebenden Persönlichkeiten gelesen werden, so besteht die Absicht, sie an dieselben kostenlos zu versenden. Wir bitten daher einerseits um Anschriften von berufenen Stellen, anderseits um die Zufuhr von neuen Abnehmern, damit wir für die „Ehrenstücke“ eine Deckung finden. Unsere „Blätter“ dienen parteilos dem Interesse der Schule und der Lehrerschaft; sie sollten daher von allen Seiten gefördert werden. — Nach Prags Wir nehmen grundsätzlich keine Ankündigung über Darlehenskassen auf. — Beurteilungsbogen: Diesmal konnten wir nicht viel Raum für Buchrezensionen erübrigen; in nächster Zeit werden wir Sorge tragen, daß die Beurteilungen Platz finden. — „Artur W.“: Sie haben sogar 1910 schon bezahlt. — Weihnachtseinkauf: Da die in unserer Zeitschrift angekündigten Firmen großen Wert darauf legen, das Renommee zu behalten, d. h. nicht gestrichen zu werden, so ersuchen wir, bei Bestellungen sich jedesmal auf uns zu berufen. Fällt die Effektuierung eines Auftrages nicht zur Zufriedenheit aus, so möge sofort die Anzeige erstattet werden. — Insbesondere jetzt, da wir mit der Zusammenstellung eines neuen Inseratensatzes beschäftigt sind, käme uns ein Urteil über die angekündigten Firmen sehr gelegen. — Lehrer P. K. in P.: Vor der Anschaffung umfangreicher Werke auf Ratenzahlung wurde wiederholt gewarnt, insolange man die paar Kronen monatlich schwer entbehrt. Das Werk kann nichts dafür, auch die Firma nicht. Sie sind nicht der erste und nicht der letzte, der mehr nimmt als er vertragen kann. — V. H. in K.: Wir bestätigen den Empfang von 6 K 20 h. — Zum Wiederverkauf liegen bei uns eine große Anzahl Bücher in durchaus tadellosem Zustande auf. Wir können sie dermalen namentlich nicht anführen. Durchschnittlich werden sie, sofern sie ganz neu sind, um zwei Drittel des Preises abgegeben, andernfalls um die Hälfte. Es ist am besten, man sendet einen beliebigen Geldbetrag (nicht unter 5 K) ein und kennzeichnet den Zweck: a) Studium der Bürgerschullehrerprüfung (Fachgruppe), — b) Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen (1. mit Ministerialdispens, 2. ohne dieselbe), — c) neuere pädag. Werke, — d) allgemein Wissenswertes, — e) Unterhaltungslektüre. — Wir stellen nach Bedürfnis die Pakete zusammen und lassen sie umgehend zukommen. Nichtverwendbares nehmen wir bei portofreier Zusendung zurück. 14 Tage zur Probe sende Ich an jeden Herrn Lehrer meine in Ktinstlerkreisen rühmlichst bekannten Spezialitäten: Streichinstrumente, Zithern und Guitarren von unübertroffener Güte und Preis-würdigkeit. Empfehle gute Violinen zu K 5, 6, 8, 10, 12 und höher. Gute Violinen mit starkem Ton, Bogen, gefüttertem Holzetui, Reservesaiten, Stimmpfeife, Dämpfer, Kolophonium und Violinschule franko. K 15 bis 20. Feine Orchester-Violinen samt Zugehör, besser, K 25 bis 30. KCnstlervlo-Unen mit starker, edler Tonfülle, nach alten Modellen, mit feinem Ledertuch-Formetui, feinem Bogen und Zugehör K 40. SOLO-Vlollnen, Violas und Celli K 50 bis 200. Auf Wunsch Auswahlsendung von 2 bis 4 Stück ohne Nachnahme. Guitarren mit Maschinen und Zithern von K 12 an. Auch gegen bequeme Teilzahlungen so daß jeder in der Lage ist, sich ein wirklich gutes Instrument anzuschaffen. Alte Geigen u. Celli tausche ich gegen neue Instrumente ein. Alle anderen Musikinstrumente und Salten unter voller Garantie. Reparatur-Werkstätte. Preislistefrei. JOHANN KLIER, Musikinstrumenten-Erzeugung Steingrub bei Eger (Böhmen). 0000000000000000000000000000000 ^ 1 Liter Tintenextrakt Nr. 2 (4 K) gibt 20 Liter schwarze Schultinte ä 20 h. 1 Liter Eisengallusextrakt Nr. 3 (6 K) gibt 10 Liter echte Anthrazentinte ä 60 h. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Diese Extrakte sind flüssig, vollkommen satzfrei und geben mit kaltem Wasser verdünnt sofort fertige Tinte. ---------- Von vielen Landes- und Bezirkslehrervereinen geprüft und empfohlen. Von 3 Liter an portofrei. Keine Nachnahme. Keine Voreinsendung des Betrages. FRANZ SCHÜLLER in Amstetten, N.-Ö. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 (kvrH m 'ZgaK vum-L) •„ymtp*? aaq rnS n 50. 2. Aussage! Zcichemulterrichts-briefe von A. j,. Nodt. In der gesamten Fachpresse anerkannt als verläßlicher „Wegweiser", als originelles StndienwerK, als beste Zlnterrichtshilfe. >s Briese ä > X; auch gebundene Exemplare werden geliefert; Begleichung auf jeden Fall in 5 bis 8 Raten ermöglicht! Prospekt und Ansichtssendungen kostenlos durch die Buchhandlung W. Menker in Komotau. Jede Schute foftfe Worsch's ges. gesch. Kartenständer einführen. Zahlreiche Anerkennungen, prof. peerz: „(Ein überaus wertvoller Behelf zur Schonung der Karten und Bilder. Hier bestens erprobt." Mit Bezug ans die „Blätter" > K für das „Südheim". Bestellungen, die 14 Tage nach dem Erscheinen des Blattes einlausen, werden zum Preise von 13 K frei nach ^ jeder Station geliefert. Bestellungen an: Karl Worsch Schulleiter in vürschel, vaubn, Böhmen. Die in den Areisen der Lehrer bestbekannte ^irma Wolf Ma Gegründet >878. sslUMMSU 3. d. MdldSU versendet ohne eine Anzahlung gegen zehn Monatsraten nur beste Sorten tiljrcn, Gold-, Silber- u. optische löortn. AusDerlangen lasseich Auswahlsendungen zukommen. Eigene Werkstätte für Reparaturen und Reuarveiteu. Taufende «nerkennungtschr. III. Kataloge gratis u. franko. i909 (Drzemöer). \ätt (G. Jahr.) Aolge 72. für den flbitilimgsuimmcbf Monatschrift zur Förderung des österreichischen Schulwesens. 8nii||6flc6il6t 6 K (5 Mark, 7 Stf.j jührUch. «tnjelnum-mit 60 h. Poftsparkasskn. Iche«-«o»l° 91t. 68.218. Herausgeber: Rudolf L. perrz in Laibach. Geschäftliches ausschließlich an die „Verwaltung der Blätter silr den Abteilungsunterricht in Laibach". Das Gehrerheim in Govrana. - ■ in- Du ruhest unvergänglich schön, Von jungfräulichem Hauch umweht, Am Abhang grünbelaubler fjöh’n ln stiller hehrer Majestät. Und von dir streift der Blick entzückt Hin übers alte heil’ge Meer. — Wen einmal nur dein Reiz beglückt, Wünscht sehnend stets zu dir sich her. 7. fiermelter. Der Mensch hat in seiner Natur einen gewissen Trieb zur Vollendung, vermöge dessen er nichts gern halb läßt. J0h. Jak. Engel 1775. Die vollendete Tat. Vor Jahresfrist etwa — mit Folge 59 — flog die freudige Kunde ins Reich, daß am Strande der Adria für kranke Lehrer und Lehrerinnen ein Haus gekauft und als Ge-nefungsheim eingerichtet wurde. Der Bericht trug die Aufschrift „Die Tat", nachdem Folge 58 ein Aufruf „Vor der Tat" eingeleitet hatte. Heute folgt der dritte Abschnitt: „Die vollendete Tat". In dem Beiworte liegt der Grundgedanke für nachfolgende Erörterungen. — Worin äußert sich die „vollendete" Tat? Es soll das Lehrerheim in Lovrana um vierzehn Zimmer vergrößert werden. Damit erlangt es einen Fassungsraum für 35 Personen. Wenn wir das auf einen Turnus von je einem Monate übertragen, so können demnach jährlich 420 Erholungsbedürftige an der Adria im eigenen Haufe Platz finden. Also erscheint das Bedürfnis gedeckt. Damit ist aber auch denen, die sich der Errichtung des Heimes mit voller Eingabe gewidmet haben, ein Druck von der Seele genommen, denn mit Bangen sahen sie bisnun die Zeit kommen, da Hunderte an die Pforte pochen und nur hundert ausgenommen werden können. Ein halbes Werk, eine Fata morgana. Die Halbheit ist etwas ganz Erbärmliches, etwas, das uns leider überall nachläuft, das uns nie so recht einen vollen Erfolg erleben läßt und uns daher verstimmt. Sollten wir es auch bei dem so schönen Werke der Eintracht auf die Dauer wirken lassen? Dagegen bäumt sich unser Stolz, dagegen spricht das Gefühl für jene Armen, denen ein Hoffnungsstrahl nur deshalb erglänzen sollte, um zu verwunden, dagegen mußte jeder sein, den nur die Vollkommenheit beglückt. Und so wob der Gedanke fort und fort, bis er zur Entscheidung drängte. Sie ist da: Unser Heim in Lovrana bekommt einen zweiten Flügel, es rückt mit einer breiten Veranda gegen das Meer vor, es bedeckt sich mit einem Sonnenbaddache, es bietet einen großen Speisesaal, bietet Balkons und bietet der Fee, die bei den dampfenden Töpfen waltet, einen großen, lichten Raum. So ist es ganz, so ist es das, als was es im Jahre 00^ im Gedanken geboren wurde. Warum ist man nicht allfogleich mit der „vollendeten" Tat gekommen? Das lag im günstigen Kauf. Es war just die Villa Elise zu Laurein am Meere um wenig Geld zu haben; dazu ließ sie Raum zu einem Zubau offen. Also erwarb man das schöne Haus mit dem festen Vorsatze, es demnächst zu ergänzen. Die Ausführung steht nun vor der Tür. Greift die Lehrerschaft noch einmal wacker zusammen, so steht das vielgepriesene Südheim über Jahr und Tag als massige Burg mitten in dem grünen Lorbeerbusch, wo ewiger Lenz den Wanderer aus dem Norden begrüßt. — Es hieß unlängst in den „Blättern", die Sammellisten für das Lehrerheim würden nun aus ihnen schwinden. Der Beschluß ist hinfällig geworden, da es gilt, zum großen Werke den letzten Stein zu fügen. Dürfen die „Blätter" in diesem Zeitpunkte Zurückbleiben? Sie verletzten dadurch eine Ehrenpflicht, die sie bei ihrer Gründung übernommen und hernach Schritt für Schritt erfüllt haben. Schlagen wir bloß den ersten Jahrgang auf! Folge J (Jänner istOH) bringt auf Seite 7 den Vermerk: „Der Krainische Lehrerverein hat über Antrag des Herausgebers der ,Blätter' den Beschluß gefaßt, die Gründung eines Heimes für kranke Lehrer anzuregen." Diese bündige Erklärung fand ihre Gründe in einem Beiblatte, im „ersten Aufrufe" für das Werk. — Folge 2 (Feber brach schon mit einem Lcitberichte „Das Lehrerheim im Süden" ins Land. Aus dem Lhaos der Ideen war also bereits in dieser Zeit das Schlagwort für die Tat herausgewachsen. Am Schluffe des Artikels heißt cs: „Die gute Sache lft des Wettstreits würdig!" (Er lodert denn auch bald als weithin leuchtende Fackel auf. Die Scheclsüchtigen und die Ungläubigen erblinden vor den, Feuerscheine. — Folge für Folge ruft der Gedanke zur „sammelnden" Tat. Im April weisen die „Blätter" -65 K aus, die ersten 265 K für das Sübhcim. Nach drei Jahren sind zu der Zahl zwei Nullen getreten, nach wenig Blonden haben sich die 26 Taufender verdreifacht. Und das Heim steht. — BTit Folge 5 wirbelt ein Flugblatt hinaus. «Es betitelt sich: „(Ein 3ahr, ein Tag im Leben des Kaisers." Also ein Kaiserbüchlein I Lein Reinerträgnis (800 K) ist deni Lehrerheime gewidmet. — Der Jahrgang lstOH schließt mit dem Lcitaufsatze »Eine Weihnachtsgabe für die Ärmsten unseres Standes". Sie ist zur Tat geworden — örei Jahre später. Und nun soll sie ein vollendetes Geschenk sein, das für alle zu jeder -Zeit seinen U?ert behält. (Ein Lichterbaum voll strahlender Hoffnungen flammt empor und cs kann sich jeder aus den Zweigen fein Teilchen holen. — Wenn nun unsere „Blätter" schon im ersten Jahre ihres Bestandes mit ungeschwächtem Nachdruck den von ihnen aufgeworfenen Gedanken vertraten und später immer mehr und Mehr ins Vordertrcffen schoben, — sollten sie jetzt, da die Idee zum Abschlüsse gebracht wird, teilnahmslos vorüberschweben? Nein! BTit verjüngter Kraft werben sie für das edle Werk, mit frischem Saft, mit ihrem Herzblut geschrieben, strömt das begeisternde Wort Ui die Reihen der Leser, auf daß aus all den trauten Stübchen und Stuben, in die das ehemalige Achtseitenblatt seinen (Einzug hält, der helfende Arm zu uns herüberreiche und ein warmes Fühlen seinen Hauch im weiten Umkreis verbreite. Der greise Vater im Amte wird für sich die Heimstätte nicht mehr brauchen; allein er blickt auf die zitternde Kollegin, uns den welken Genoß und tapfer greift er in das Werben; das „Fräulein", das überall gerne gesehene Fräulein Lehrerin bereist allnachmittäglich, wenn um die duftende Kanne ein Kranz abgeblühter Blumen lagert, von einem Saal zum ändern und läßt was Blinkendes in die Südheimbüchse klirren; der junge Freund schwingt den Taktstock für das Lehrerheim, ögs schmucke Kind verschwendet den zärtlichsten Blick selbst an die vertrocknetsten Gesellen öer Runde, da es gilt, dem Südheimfonde einen Geldfuchs zuzutreiben. Und so pflanzt sich der Eifer fort bis hinein in die Anstalten, wo blasse Jünglinge studieren und mit hartem bemühen das lange, lange Stundenbild kopieren. Für sie wird ja dereinst die Tat der Nhnen am meisten zur Geltung kommen; schon heute steht ihnen die Tür des Dauses offen, sofern (Entbehrung und Studium ihren Körper geschwächt haben. — BTit allen Wurzeln schlagen die „Blätter" ein, aus allen Poren saugen sie die Nraft zum Gelingen der „vollendeten" Tat. Wieder soll die Weihe des Festes, da im lustigen Vereine die Herzen höher schlagen, sich über den Gedanken breiten, der in seiner Ausführung den Ärmsten unseres Standes gilt: den kränkelnden Brüdern, den hinsiechen-öen Schwestern im Amte. — Bauernregeln als Diktatstoffe. (Von Matthias Schindler, Lehrer in Moosburg.) Dezember. Fließt jetzt noch der Birkensaft, dann kriegt der Winter keine Kraft. Kalter Dezember, fruchtbares Jahr, sind Genossen immerdar. Wenn es grün ist auf Weihnachten, wir die Ostern weiß betrachten. Grünen am Christtag Feld und Wiesen, wird sie zu Ostern Frost verschließen. Weihnachten im Schnee, Ostern im Klee. Ist es windig an Weihnachtstagen, so sollen die Bäume viel Früchte tragen. Hängt zu Weihnachten Eis an den Weiden, kannst du zu Ostern Palmen schneiden. Ist’s in der Christnacht hell und klar, so folgt ein reich gesegnet Jahr. Einiges über Anschauungsunterricht und Heimatkunde. Von Hans Trunk. Morvemerknng: Hans Trunk schloß ich ins Herz, als sein epochemachendes Buch „Die Anschaulichkeit des geographischen Unterrichtes" erschienen war. Gab es da einen Genuß für den jungen „Streber"! Später kam ein graues Bändchen, bescheiden wie sein Verfasser, „Zur Hebung des deutschen Sprachunterrichtes" und bald hernach „Eine Schulreife und was sie ergeben hat". Als ich mein Wissen und Wollen in den beiden Schriften geläutert und bereichert hatte, machte ich meiner Begeisterung Luft, indem ich die Bücher einem Landesschulinspektor vorlcgte. Er drückte mir bald hernach dankbar die Hand und meinte: „Trunks Schriften gefallen mir außerordentlich; sie sind gründlich und durchaus originell. Grüßen Sie mir den Verfasser!" Grüßen? Ich kannte ja Trunk, den Gefeierten, nicht! Doch die Sehnsucht bricht alle Hemmnisse nieder und der Zufall hilft, wenn Menschen verzagen. — Im Jahre 1907 weilte ich im Lavanttalc. Der schöne Tag hatte mich in eine Zweiklassige geführt. Ich öffne das Tor, ich klopfe an die Tür und werde empfangen — von dem Hüter des Hauses und von — Frau Rat Trunk. Automatisch springt die Frage hervor: „Wo ist der Herr Rat?" „..Er weilt in U., dort hinter den Bergen."" Die Antwort bringt mich allsoglcich aus dem ursprünglich gefaßten Reiscplane und dabei mein Wägelchen ins Rollen. — Am nächsten Tage war ich in U., an der Seite des Meisters, des Neuerers, des Lehrcrfreundcs. Ach, das waren selige Stunden! Nach vielen inhaltsvollen Gesprächen zog das Leben des pädagogischen Pilgers herauf. Der Leser mag einige Daten erfahren: Hans Trunk ist im Jahre 1847 in Glcisdorf (Steiermark) geboren. Zwei Klassen Unterrealschule, zwei Jahre Präparandenkurs in Graz, 1866 Unterlehrer in St. Stephan bei Stainz, 1869 in Scegraben bei Leoben, 1870 Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen, 1871 für Bürgerschulen, 1872 Lehrer in Graz, 1873 bei Dittes in Wien, später Hörer der Universität in Leipzig, 1875 Fachlehrer, 1877 Oberlehrer, 1879 Bürgerschuldirektor, 1881 Stadtschulinspcktor in Graz, 1905 Inspektor für Bürgerschulen, 1906 Kaiser!. Rat, Mitglied des steiermärk. Landesschulrates. Dazwischen laufen noch andere wichtige Daten, Ehrungen, Arbeiten usw. Es fehlt hier an Raum, das Leben des seltenen Schulmannes erschöpfend zu schildern. — Uber die Eigenart Trunks als pädagog. Schriftsteller brauche ich nichts zu sagen; der Leser wird sich sein Urteil selbst bilden können. Des einen bin ich sicher: Wer die nachfolgenden Ausführungen aufmerksam verfolgt, wird den ganzen Trunk kennen wollen und sich daher alles beschaffen, was seinen Namen trägt. Und die Wirkung? Gründliches Quellenstudium, klarer Aufbau, knappe Ausdrucksweise, Natürlichkeit werden dem Leser an die Seite treten. Peerz. Der Anschauungsunterricht hat in neuester Zeit heftige Angriffe erfahren; vielfach wurde behauptet, daß er nicht so sei, wie er sein sollte. Und mit Recht, denn dieser Unterricht ist tatsächlich sehr reformbedürftig; er muß ganz anders erteilt werden, wenn er seiner Aufgabe entsprechen soll. Schon seine Stellung ist dermalen noch eine unrichtige. Obwohl nämlich der Anschauungsunterricht zweifellos zum Sachunterrichte gehört und für diesen die Grundlage bilden muß, wird er häufig noch als Zweig des Sprachunterrichtes betrachtet. Man glaubt vielfach, daß der Anschauungsunterricht nur den Zweck habe, die Kinder zum Sprechen zu bringen; er wird daher manchmal so erteilt, wie man Papageien abrichtet. Was die Kinder dabei sprechen und ob sie das, was sie sagen, auch verstehen, gilt als nebensächlich, weshalb dieser Unterricht eigentlich nichts ist als eine Anleitung zum „Maulbrauchen“- Hans Trunk. Und da es für diesen Zweck gleichgültig ist, welche Gegenstände zur Anknüpfung von Besprechungen gewählt werden, so wird auf die Auswahl des Stoffes wenig Aufmerksamkeit verwendet und in Stadt und Land dasselbe vorgenommen. Meist sind es Bilder, die hiezu benützt werden u. zw. auch dort, wo die Gegenstände selbst zur Verfügung stehen, so daß dieser Unterricht oft in einen wahren.Bilderdienst ausartet. Zu dieser falschen Auffassung trägt wohl auch die Bezeichnung „Anschauungs“- Unterricht bei, die zur irrtümlichen Meinung verleitet, als ob es sich dabei bloß um das „Anschauen“ im engeren Sinne des Wortes handle. Es wäre daher gut, wenn für diesen Unterricht eine Bezeichnung gewählt würde, aus der man die Aufgabe desselben deutlich erkennen könnte — vielleicht „Sinnes- und Sprachübungen“ oder „elementarer Beobachtungsunterricht“ u. dergl. Der Anschauungsunterricht hat die Aufgabe, die Sinne zu üben und zu schärfen, die Schüler zum denkenden Beobachten anzuregen und auf diese Weise die im Kinde vorhandenen Vorstellungen zu klären, zu ergänzen und zu ordnen, somit ihnen zu neuen grundlegenden Vorstellungen und Begriffen zu verhelfen, die für den späteren Sachunterricht von Bedeutung sind; ebenso soll er die Schüler anleiten, sich über das Gesehene, Gehörte und Erfahrene selbständig auszusprechen. Überhaupt sollen durch diesen Unterricht alle Kräfte des Kindes gelöst, gepflegt und entwickelt werden; die Schüler sollen dabei nicht bloß sehen und hören, nicht bloß Fragen beantworten und Gehörtes nachsagen, sondern sie sollen auch tasten, riechen und schmecken und nach Möglichkeit auch miterleben. Es handelt sich also bei diesem Unterrichte in erster Linie um Gewinnung von Vorstellungen und Begriffen, während das Sprechen darüber erst in zweiter Linie in Betracht kommt. Damit der Anschauungsunterricht dieses Ziel erreichen kann, ist zunächst notwendig, daß die dabei zur Behandlung kommenden Gegenstände aus der nächsten Umgebung des Kindes genommen werden; es ist also bei ihrer Auswahl ein Unterschied zu machen zwischen Stadt und Land, ja sie müssen sogar in den einzelnen Orten verschieden sein. Die Beobachtungen sollen ferner nur an wirklichen Gegenständen, Erscheinungen und Ereignissen gemacht werden. Ist dies innerhalb des Schulzimmers nicht möglich, so muß es auf kleinen Spaziergängen im Schulhause oder um dasselbe unter Anleitung des Lehrers geschehen oder es sind die Schüler zu veranlassen, selbständig auf ihren Schul- und Spazierwegen bestimmte Beobachtungen vorzunehmen. Was sich der Anschauung der Kinder selten oder nur unvollständig bietet und nur schwer oder gar nicht zu erreichen ist, muß vorerst vom planmäßigen Unterrichte ausgeschlossen bleiben. Der Anschauungsunterricht soll sich weiters in der Regel — namentlich im ersten Schuljahre — in der Form von freien Besprechungen vollziehen, in denen die Kinder erzählen, was sie gesehen, beobachtet und erfahren haben. Selbstverständlich müssen diese Besprechungen vom Lehrer geleitet werden, der das Ziel niemals aus dem Auge verlieren darf und die Schüler bei Abschwenkungen in die rechte Bahn zu weisen hat. Um die Kinder hiezu zu veranlassen, muß sich der Lehrer für ihre kleinen Erlebnisse interessieren und es auch über sich bringen, sie auf ihre Weise sprechen zu lassen. Mindestens ein Jahr lang muß die kindliche Ausdruckskraft auf allen Gebieten Ruhe gehabt haben, frei zu erstarken, ehe sie es ohne Schaden ertragen kann, von vorsichtiger Hand gebändigt zu werden. Auch durch Fragen dürfen die Mitteilungen der Kinder nicht ohne Not unterbrochen werden. „Wenn man die Kinder fortwährend durch Fragen kneift und immer wieder kneift, ist es selbstverständlich, daß sie allmählich verstimmter werden, sich immer weniger selbst geben und innerlich nur mitarbeiten, wenn sie vom Lehrer durch Fragen dazu genötigt werden. Das ganze Frage- und Antwortspiel macht die Kinder faul und dumm: faul, weil sie gewöhnt werden, immer erst eine Frage zu hören, ehe sie ihr Nachdenken in Bewegung setzen; dumm, weil die Frage stets das Beste vorsagt.“ (Scharrelmann.) Dafür sollen aber die Kinder recht viel fragen und der Lehrer soll antworten. Das entwickelnde Lehrverfahren ist bei diesem Unterrictite auch deshalb nicht zweckmäßig, weil es sich dabei weniger um die Erwerbung von Kenntnissen als vielmehr darum handelt, daß die Kinder ihre Sinne richtig gebrauchen lernen. Es ist daher auch nicht notwendig, einzelne Stoffe einzuprägen, da die Besprechungen nur Mittel zu einem bestimmten Zwecke sind und ihre Aufgabe erfüllt haben, wenn dieser erreicht wurde. Auch Definitionen und dergl. sind dabei zu vermeiden, dafür aber müssen die wesentlichen Begriffsmerkmale deutlich hervorgehoben werden. Ferner hüte sich der Lehrer, bei diesen Besprechungen zu weit zu gehen und schon in die naturgeschichtliche Art der Beschreibung hineinzukommen; nur das, was sich ohne vieles Suchen ergibt, soll besprochen werden. Auch die trockene sachliche Darstellung ist hier nicht am Platze, sondern vielmehr die sinnige, liebevolle, poetische Auffassung, die auch den toten Gegenständen Leben einhaucht. Die Poesie, wie sie der kindlichen Natur entspricht, muß sich durch den ganzen Unterricht hindurchranken; auch das frische Lied darf an passender Stelle nicht fehlen. (Schluß folgt.) Schulhumor. 31. A gonzi Butt’n voll. Der kloani Hansl is no not in d’ Schul’ gonga, hot er si schou recht g’freit auf dö Zeit, bis er a amol mit n’ Tafei, mit n’ Büachal unterm Orm mit sei Schweistal, dö schou in an huib’n Johr gonz frei wird, a in d' Schul gei derf. „Resl! is sehet i da Schual?“ frogt da Hansl sei Schweista. „O Büawei, di wirds g’frei bist drinnat sei wirst.“ „Is da Lehra schlimm? Beitl’t er oan? Kriagt ma Schle'ig a?“ „Geh’, sou sogt ma not, da Lehra, ma sogt da .Herr’ Lehra! Wonn’st brav sei wirst, wird er af di’ a guat sei, bist oba schlimm und fei, donn wird er di strof’n.“ Und d’ Resl, dö a g’scheid’s und a fleißis Dirnei is, dazöhlt ihr'n kloan Brüadal, dos sie recht gern hot, oulerhond Schön’s von da Schul’ und von Herrn Lehra und mocht den kloan Buam gor ka Ongst vor da Schul’ und vor’n Herrn Lehra wia’s monchi Leid gern in dummer Weis’ moch’n. Sou hot s’ Büawei a recht! Freid kriagt af ’s Schualgei. Da Voda und Muata san am Oker gonga, d’ Resl wor in da Schul’ und da Hansl is ba seiner olt’n Nal dahoam blib’n. Dö hot ihr Enkelkind recht gern g’hot und eahm fleißi G’schichtn dazöhlt. Donn hot da Hansl g’frogt, bold um dös, bold um wos onders. Wie eahm schon nix mehr einfollt, frogt er sei Nal af amol: „Nal, wiavi Gout san?“ D’ Nal is von dem ewigen Frog’n schou granti worn und das da Hansl schou amol a Ruah gat, sogt s’ af dö Frog: „A gounzi Butt’n volll“ Da Hansl mirkt si dös. — Endli hoaßt’s i d’ Schul gei. Da Hansl kriagt a rupfani Schultosch’n, a Tafei, a Büachei, an Grifft und a Federschochtl. Hot eahm glei am erst’n Tog recht g’folln und is mit’n Herrn Lehra a glei recht guat gwein und „du“ g’sogt zu eahm. A in Herrn Pfoarra hot er gern g’hot. Der frogt amol: „Wieviel Gott sind?“ Da Hansl hebt ’s Handei in d’ Höh’ und schreit: „I woaß’sl“ „A gounzi Butt’n volll“ Dö G’schicht’ is wohr; in a Schul, dö tuif im schön’ Böhmerwuid steht, hot sa si zuatrog’n. Heinrich Kurz, Lehrer in Christianberg, Böhmen. Lehrstoffverteilung für den Unterricht in den Realien. (Schulkategorie: Einklassige Volksschule mit drei Abteilungen.) Wokbemerkung: Die nachstehende Lchrstoffvertedung bedeutet ein Maximum. Sie wird zur Beurteilung hinansgcgehen. Vielleicht zwackt ihr der eine was ab, vielleicht fügt ihr der andere was ein. Jeder kann cs sich an ihr gütlich tun. D. Sch. II. Abteilung. 1.) Erdkunde: Horizont, Hauptweltgegenden, Richtung des Schattens, Sonn- und Schattenseiten, Nebenweltgegenden, Magnetnadel, Kompaß, Übungen im Orientieren, andere Orientierungsmittel 4 Halbstunden. Das Schulzimmer, Plan; das Schulhaus, Plan; der Ort, Plan 4 Hlbst. Die geographischen Grundbegriffe: Ebenes Land, Bergland, fruchtbares Land, fließendes und stehendes Gewässer, Wohnungen, Wohnorte, Verkehrswege und -mittel, Post, Telegraph 10 Hlbst. Vorfuhren der Tabelle „Hauptformen der Erdoberfläche“. (Zur Wiederholung der geographischen Grundbegriffe. Reisen auf der Tabelle) 2 Hlbst. Zeichenerklärung der Karte 2 Hlbst. Die Gemeinde Polaun: Lage, Grenze, Größe, Einwohnerzahl, Bodengestalt, Naturprodukte, Flüsse, Täler, Ortsteile, Bewohner und Erwerb, Schulen, Kirche, Behörden, Ämter, Verwaltung, größere Gebäude 7 Hlbst. Der Bezirk: Lage, Grenze, Größe, Einwohnerzahl, Gebirge, Flüsse, Täler, Klima, Erwerb, Verkehrswege, Verwaltung, Behörden 7 Hlbst. Summe 36 Halbstunden. 2.) Geschichtliches: Gründung Neustücks 2 Halbstunden. Die ältesten Schulverhältnisse in Neustück 2 Hlbst. Gründung Polauns (Gemeinde) 2 Hlbst. Die früheren Schulverhältnisse in Polaun 2 Halbst. Sagen und Sagenhaftes aus Polaun und Umgebung 3 Hlbst. Sage vom Buchberge bei Polaun 2 Hlbst. Erzherzog Stephan I Hlbst. Sagen aus dem Bezirke 2 Hlbst. Geschichtliches aus dem Bezirke 2 Hlbst. Sitten und Gebräuche 1 Hlbst. Zwei Erzählungen von den Babenbergern 2 Hlbst. Zwölf Erzählungen von den Habsburgern (aus „Habsburger Anekdoten“), das zweite Jahr einige andere 12 Hlbst. Summe 33 Halbstunden. II. und III. Abteilung. 3.) Naturgeschichte.1 (1. Turnus.) Säugetiere: Katze, Hund, Wiesel (Dachs) brauner Bär (Fischotter), Maulwurf, Fledermaus, Eichhörnchen, Hase, Rind, Reh, Pferd, Schwein (Elefant), Seehund, Orang Utan, Walfisch, Känguruh (Zahnarme, Schnabeltier) 17 Stunden. — Kriechtiere, Lurche, Fische: Eidechse (Krokodil, Ringelnatter), Kreuzotter, Frosch (Molch), Sumpfschildkröte, Karpfen, Hering, Forellen8Stunden. — Pflanzen: Kartoffel, Roggen, Palmweide, Eiche (Laubbäume), Tanne (Nadelhölzer) und vier Pflanzen 10 Stunden. Summe 35 Stunden. (2. Turnus.) Vögel: Waldkauz, Adler, Specht, drei Singvögel, Taube, Haushuhn, Strauß und Storch, Gans 10 Stunden. — Ausländische oder nicht heimische Pflanzen: Tee, Kaffee, Tabak, Baumwolle, Kakao, Zuckerrohr (Zuckerrübe), Palme, Raps und Kohl, Kastanie, Wein, Lein 9 Stunden. — Insekten, Spinnentiere usw.: Maikäfer, Laufkäfer, Kohlweißling, Seidenspinner, Biene, Ameise, Fliege, Heuschrecke, Kreuzspinne, Flußkrebs, Schnecke, Muschel, Tintenfisch, Regenwurm, Trichine und Finne, 2 Stunden niedere Tiere 17 Stunden. Summe 36 Stunden. (3.Turnus.) Blütenlose Pflanzen: Farn, Schachtelhalm, Moos, Grünalge, Champignon, Bakterien 6 Stunden. — Der Mensch (nach Dr. Seyfert) Knochen- und Muskelsystem, Verdauungssystem, Ernährung, Blutgefäßsystem, Atmungssystem, Haut, Sinnesorgane, Gehirn, erste Hilfeleistung, Entwicklung des Menschen 12 Stunden. — Mineralien: Salz, Quarz, Kalkstein, Braunkohle, Schwefel, Eisen, Gold, Lehm und Ton, Edelsteine 8 Stunden. — Pflanzen: Schneeglöckchen, Buschwindröschen, Dotterblume, Veilchen, Kirschbaum, Löwenzahn, Taubnessel, Knabenkraut, Glockenblume, Brennessel 10 Stunden. Summe 36 Stunden. NB: Ich nehme den Stoff nach „Schmeil-Zoder“ durch u. zw. derart, daß ich mit der zweiten Abteilung das Tier bespreche und dann mit der Oberabteilung Tiere derselben Familie oder Art; z. B. zweite Abteilung: der Maulwurf, dritte Abteilung: Insektenfresser; oder zweite Abteilung: das Eisen, dritte Abteilung: Unedle Metalle. Für eine Lehrstoffverteilung nach Rübens kann ich mich nicht erwärmen. (Die Lehrstoffverteilung für die dritte Abteilung folgt.) 1 Nach „Schmeil-Zoder“. Verlag F. Schimpff in Triest. Bodenständiger Unterricht. 10. Geschichte. Man muß die Methode im Geschichtsunterrichte trotz aller Anläufe zur Verbesserung noch immer als höchst unklar und unpsychologisch bezeichnen. Die einen schreiten progressiv, die ändern regressiv, der will nur Biographien, jener Praginatismns, der eine schleppt ein paar Sagen herbei und glaubt, nun sei der Gegenstand naturgemäß geführt, der andere betreibt nur Kulturgeschichte — kurz: Extreme, unsicheres Tasten, kein System. Wenn der Prüfungskandidat die Richtung des Professors nicht kennt, kann es ihm passieren, daß er trotz aller Kenntnisse Schiffbruch leidet, weil er eine Methode gelobt hat, die dem Examinator nicht zu Gesicht steht. Streifen mir die Angst vor dem Gestrengen ab und besehen wir uns einmal in Ruhe die genannten Lehrverfahren I Es wird niemand bezweifeln, daß die progressive Methode im Geschichtsunterrichte nicht die natürlichste, einzig vernünftige wäre. Allein es fehlt ihr bei dem gegenwärtigen Betriebe eines: Die Grundanschauung. Sonst heißt es immer: Vom Nahen zum Entfernten, vom Konkreten zum Abstrakten. Hier scheint es nicht zu gelten; denn man beginnt mit dem Entfernten und rückt zum Nahen, man führt Ereignisse vor, für die jedwede Anschaulichkeit fehlt, und gerät erst später einmal in die Jetztzeit, für die das Wirkliche vorliegt. Das ist doch sicherlich nicht nach Comenius! Was tun? Versuchen wir es umgekehrt I Wie rasch sich manche Methodiker helfen I Einen Luftsprung von dem einen Ende zum ändern gemacht und man ist aus der Klemme. Statt vorwärtszuschreiten, beginnt man den Krebsgang. Damit hat man allerdings das Prinzip der Anschaulichkeit gewahrt, aber jenes der Natürlichkeit geschändet. Geschichte und Mathematik sind nur im Nacheinander denkbar. — Unschlüssig blickt der Versuchsmethodiker umher. Doch er weiß sich zu helfen: Geht cs von vorne nicht, von rückwärts auch nicht, so greifen wir keck in die Mitte; ein paar Persönlichkeiten werden im Konterfei gezeigt, mit einem Kranz von Anekdötchen umwoben — und das nennt man „Geschichte" I — ,Ge-schichterl' sind cs in der Tat, was man bietet, aber nicht Geschichte. Es wäre fast dasselbe, ob man den Kaiser oder König soundso oder irgend einen Herrn in den Mittelpunkt des Histörchen gestellt hätte; denn die Aufmerksamkeit wird doch ganz und gar von den amüsanten Darbietungen verschlungen und kann sich weder der Person, noch der Zeit zuwenden. — Das rettende Gegenteil ist der Pragmatismus. Es fragt sich nun: Ist die Auffassung der Vvlks-schüler derart, daß man pragmatische Geschichte mit Erfolg betreiben kann? Bis zu einem gewissen Grade ja! Aber wo sind die Methodiker, die in der Beschränkung Meister bleiben? In unserer Zeit gilt nur das Aut-aut, das Entweder-oder, weil wir der Prinzipienmanie verfallen sind. — Weil es nun bei dem extrembetriebenen Pragmatismus am Interesse fehlt, sucht man nach Würze. Die Sagen müssen heran; sie ergötzen. Das ist alles; das eigentlich Bildende sickert ohne Wirkung zu Boden. — Damit es endlich an Gegensätzen nicht fehle, hat man noch die Kriegsgeschichten abgeschafft von oben bis unten, d. H., von der Hochschule an bis zur einklassigcn Volksschule hinunter. Das hat wieder einmal Kathederweisheit gemacht. In unserer Jugend liegt doch der Kampf als Lebenselement. Und den nimmt man ihr. Wie Senatoren sollen die Kleinen in dem Saale sitzen und Stoffe, für die ihnen Interesse und Anschauung mangeln, beurteilen. Die Geschichtsstunde wird zum Martyrium. Ist das natürlich? — Wir befinden uns also in einem Chaos von Methoden und Meinungen. Sollen wir es machen, wie die Lesebuchfabrikantcn, indem wir von jedem der sechs Stücke etwas nehmen und daraus ein siebentes formen, oder sollen wir eine epochemachende methodische Erfindung publizieren und patentieren lassen? _ (Fortsetzung folgt.) Für Elternabende. 3. Hütet die Jugend! „Willst du segnen, lehr’ ein Kind I Aus dein Körnlein werden Ähren; Wie dein Körnlein war gesinnt Wird einst eine Welt sich nähren. Willst du segnen, lehr' ein Kind!“ Klagen über Ausartungen und Ausschreitungen der Jugend sind nicht neu. Schon Walther von der Vogelweide weiß darüber ein böses Lied zu singen. Aber heute ertönen die Klagen häufiger und lauter über die immer größer werdende Verwilderung und Roheit unserer Jugend. Und das gilt nicht bloß von der Jugend der niederen Volksklassen, sondern auch von der Jugend höherer Stände. Mangel an Wahrheitssinn und Wahrheitsliebe, Pietätlosigkeit, Nichtachtung der Autorität sind an der Tagesordnung. So darf es nicht weitergehen; wahret die Jugend, denn auf der Jugend ruht unsere Zukunft 1 Das ist schon zu tausend- und tausendmale gesagt und gerufen worden, aber immer und immer wieder muß es gesagt und gerufen werden: Hütet die Jugend! Dieser Ruf gilt in erster Linie der Familie. Im Elternhause muß das Kind Menschen kennen, lieben und achten lernen. Hier muß die Pietät ihre festen Wurzeln schlagen, hier muß das Kind die hohen Gestalten finden können, an denen es sich aufrichtet. Eine stille, frohe Häuslichkeit, in der die Mutter wie ein guter Engel waltet und schafft und dem Vater die oft schwere Sorge um seine Familie erleichtert, übt unstreitig den wohltuendsten Einfluß auf die Kinder aus. Nun ist es in mancher Familie mit der Häuslichkeit sehr schlecht bestellt. Das Kapitel für die Kindererziehung ist ein trauriges. In den sogenannten höheren Schichten der Gesellschaft wird das Kind gar oft gänzlich der Bonne, später dem Hofmeister überlassen, weil die Eltern „gesellschaftlichen Pflichten“ nachkommen müssen; in den unteren Schichten wird das Kind sich selbst überlassen, weil die Eltern dem täglichen Brote nachgehen müssen. Und doch sagt der Dichter so erschütternd wahr: „Ein Vater soll zu Gott an jedem Tage beten: Herr, lehre mich dein Amt am Kinde recht vertreten!“ (Rückert.) Soll dies der Vater, umsomehr muß es die Mutter tun. Wie schön und hold ist es für jede Mutter, ihren Kleinen die ersten Gebete zu lehren, die volle Hingabe des jungen Geschöpfes zu fühlen, das den Gott, den es noch in keiner Weise versteht, von der Mutter annimmt voll Vertrauen, wie alles, was es von ihr empfängt. Ein betendes kleines Kind kann uns tief bewegen, seine Augen scheinen zu schauen, was unseren eigenen Augen verborgen ist. Ernstfreudig blicken die Kleinen, indem sie ihre Händchen falten. (Amelie Godin, Briefe über Erziehung.) Wird es da nicht wie ein Hauch aus Himmelshöhen über deine Kinder kommen, wenn du sie bei Besprechung des Vaterunsers erinnerst an ihre früheste Jugend, als die fromme, für manches Kind ja leider schon viel zu früh heimgegangene Mutter ihnen zuerst zum Gebete die Händchen faltete, als der Vater beim Untergänge der Sonne ihnen erzählte von der Größe des Schöpfers, des Vaters aller Menschen? Wie schön sagt Pestalozzi: „Ich frage mich, wie komme ich dahin, Menschen zu lieben, Menschen zu trauen, Menschen zu danken, Menschen zu gehorsamen? Wie kommen die Gefühle, auf denen Menschenliebe, Menschendank und Menschenvertrauen wesentlich ruhen, in meine Natur? Und ich finde, daß sie hauptsächlich von dem Verhältnisse ausgehen, das zwischen dem unmündigen Kinde und seiner Mutter statthat.“ In beiden Elternteilen ruht das Schibolet der Erziehung: Strenge und Milde, Autorität und Liebe. „Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen, Aber der Liebe gelingt’s, wenn sie sich selber bezwingt 1“ (Lenau.) Ach, welcher Segen könnte über die Familien kommen und von den Familien ausgehen, wenn dieses Wort zur Richtschnur der Erziehung genommen werden würde 1 Aber die meisten Eltern meinen, die Schule müsse für alles sorgen, was zu Hause unterlassen wird. Die Schule tut gewiß ihre Pflicht. Schule und Haus müssen sich die Hand reichen bei dem großen Werke der Erziehung. Und diese Erziehung soll sein eine Erziehung zu ernster Arbeit, Mäßigkeit, Ordnung, Gesetzlichkeit und Charaktertüchtigkeit, zu ernster Arbeit. Schon Confutius fand die Sitte vor, daß bei der Geburt eines Sohnes Bogen und Pfeile, bei der eines Mädchens Spinde^ und Garn vor der Tür der Eltern unter Klängen der Mahnung und Verheißung niedergelegt wurden. Frühzeitig soll die Jugend zu geordneter und planmäßiger Arbeit angeleitet werden; denn das Leben fordert — soll es ein glückliches sein — Arbeitstüchtigkeit. Die Familie soll die Kinder zunächst zur Arbeitstüchtigkeit erziehen. Dazu gehören Arbeitsfähigkeit und Arbeitsfreudigkeit. Man nennt unsere Erde den „Stern der Arbeit“. Mit Recht, die Erde ist unsere Heimat; aber wir müssen uns dieselbe erst durch Arbeit sichern. Von diesem Bewußtsein muß die Familie getragen werden. Das kleine Kind zeigt es schon, daß seine Hände zur Arbeit geschaffen sind. Sobald es dieselben nur etwas regen kann, will es Beschäftigung haben; es versucht, seine Kraft anzuwenden, allerdings zuerst nur im Sinne der Zerstörung. Mit seinen schwachen Händchen zerreißt es Papier, zerschlägt es verschiedene Geräte usw. Es will beschäftigt sein. Diesen Trieb muß das Elternhaus beachten und das Kind nach und nach anleiten, nicht nur Vorhandenes zu zerstören, sondern Neues zu bilden. Das erste Mittel, zur Arbeit zu erziehen, ist unstreitig das Spiel. Spielend gewöhnt sich das Kind an Beschäftigung. Im Spiele vergeht ihm die Zeit; seine schwachen Glieder werden gestärkt. Man soll dem Kinde solche Spielsachen geben, die es leicht verändern, umformen, aber nicht verderben kann. Ein Sandhaufen, so unpassend er auch erscheint, ist den Kindern ein willkommener Gegenstand. Stundenlang wissen sie sich zu beschäftigen, viele Tage hindurch finden sie dabei ihr Vergnügen. Platon schätzt die Wichtigkeit der Kinderspiele besonders hoch; er befürwortet sie, da sie den Weg zu den zukünftigen Lebensbeschäftigungen anbahnen und in den Kindern eine bestimmte Richtung auf ihren Beruf wecken und erzeugen sollen, ja, er verlangt ausdrücklich eine erzieherische Einwirkung auf den Charakter der Kinder durch das Spiel, indem schon bei dem Spiele Grund zu Ordnung und gewisser Gesetzlichkeit gelegt werden müsse. Etwas behutsamer behandelt Aristoteles diese Frage. Er betont nachdrücklich genug, daß die Kinder nur bis zum 5. Jahre an den Spielen teilnehmen sollen. Wenn er ihre Wichtigkeit keineswegs gering schätzt, so sollen sie doch besonders nur Bewegung schaffen und vor Untätigkeit schützen. Jedoch wünscht er auch, daß man sich durch dieselben mit den bloßen äußeren Lebensformen vertraut mache und daß deshalb von den Spielen alles Gemeine und Unedle ausgeschlossen sei. Sind die Kinder größer geworden, so muß man sie zur leichten Arbeit anhalten. Sie arbeiten auch recht gerne, wenn die Arbeit ihren Kräften angemessen ist. Es macht ihnen Vergnügen, wenn sie durch ihre Arbeit jemandem helfen oder Freude machen können; dadurch gewinnen sie Lust zur Arbeit. Das Elternhaus muß alles aufbieten, um im Kinde Lust zur Arbeit zu fördern. Durch angemessene Beschäftigung gewöhnt sich das Kind an die Arbeit. Die Gewohnheit wird ihm zur zweiten Natur. Ein an Arbeit gewöhnter Mensch kann nicht müßig sein; selbst dann nicht, wenn er der Erholung bedarf. Es gibt ihm keine Ruhe, er muß mit etwas beschäftigt sein. (Sehr wahr! D. Sch.) (Fortsetzung folgt.) SprachutiricbtigHelten der Scbulspracbe. 29. es — „Er gibt's ihm. Da steht's geschrieben. Schlag 's Lcsestück auf 1" — Wie häßlich doch das klingt! — 1. Grundregel: Jede Sprache trachtet die Häufung von tonlosen Lauten (Mitlauten) zu vermeiden. 2. Grundregel: Der Zischlaut stört den Wohlklang; das Zischen bringt immer ein Unbehagen, den Zorn, das Mißfallen zum Ausdruck. Bcrgl. das Zischen im Schauspielhause, das Zischen der Schlange! Und nun soll man die Schulsprache mit dem Zischen erfüllen? — Wie könnten wir es verhindern? Sehr einfach! Überall die vollständige Form gebrauchen! Also: „Er gibt es ihm. Da steht es geschrieben. Schlag das Lesestück auf!" In der Poesie und poetischen Prosa gibt es eine Lizenz, jedoch nicht im gewöhnlichen Verkehre, am tvenigsten in der Schule. Das Häkchen an Stelle des Selbstlautes bessert den Klang nicht; das Häkchen ist kein Ton, es ist nur ein Zeichen. Schulhumor. 32. Nach der Assentierung. Schüler: Ich bitt’ Herr Lehrer, der Oberbauer Michl hat g’sagt „Unsern Herrn Lehrer hab’ns b’halten; da hab’n ma drei Jahre ka’ Schul’.“ Eingesendet von K. Gaßner. Die erste Einführung in das Kartenverständnis — für Daasdorf am Ettersberge. Vom Schulleiter K. Trautermann in Daasdorf bei Weimar. (Fortsetzung.) Herr Traulermann ist 47 Jahre alt. Er besuchte das Lehrerseminar in Weimar, wirkte dann acht Jahre lang an der cinklassigen Volksschule zu Taubach bei Weimar, seit 1891 ist er in Daasdorf a. E., einem Dörfchen mit 150 Einwohner», 5 km un>. von Weimar. Herr Trautermann schreibt: „Meine ganze Zeit und Kraft gehört der Schule, und ich bedaure es nur, wennn ein Lehrer Verpflichtungen übernimmt, die mit seiner Schularbeit nichts zu tun haben, die den Schwerpunkt seines Wirkens nach außer hin verschieben. Innerlich tüchtig sein! Soll ich meiner Arbeit ein Kennwort vorsetzen, so heißt es: Pflege der Anschauung! Als ich die hiesige Schule übernahm, fand ich an Lehrmitteln nur einige ältere Wandkarten und auf einer Wandtafel aufgespießte Reste einer Hummel und einer Horniß vor. Durch unablässiges Sammeln und Schaffen habe ich eine reichhaltige Lehrmittel- sammlung zusammengebracht.1 Pflegt die Anschauung! Dazu suchte ich auch die Lehrerschaft durch Wort und Tat zu ermuntern. Zweimal führte ich in einer Sonderausstellung meine gesamten Lehrmittel vor, viermal die erste Einführung ins Kartenverständnis, dreimal die Lehrmittel für den Anschauungsunterricht. Etwa ein Viertel (160) der weimarischen Schulen versorgte ich 1898 mit einer sogenannten geographischen Sammlung, einer Art Kolonialsammlung 130 Gegenstände umfassend. Mein Leben gehört der Schule.“ — Im Jghre 1901 gab T. Erläuterungen zu seiner Lehrmittelsammlung heraus; das Buch ist leider vergriffen. 1895 erschien eine Schichtenkarte von Weimars Umgegend für die Hand des Schülers, 1905 eine Wandkarte von demselben Gebiete, 1906 „Mein Anschauungsunterricht" (Gotha, Thienemann), 1908 ein Plan der Stadt Weimar im Jahre 1781 (Weimar, Dielsch und Brückner). Wohl zwanzig Jahre beschäftigt T. die Bearbeitung einer Fibel. Ich werde auf das grundlegende Buch „Mein Anschauungsunterricht" und die Fibel in den „Blättern" noch zurückkommen. Vorläufig weiß also der Leser, wer ihm den schönen Aufsatz über die Einführung in das Kartcnverständnis bietet. Schließen wir mit dem geistvollen Verfasser Freundschaft; er lehrt uns den Beruf lieben, die Arbeit in höhere Sphären rücken. Peerz. In der nächsten Stunde betrachten wir den Berg von oben. Wir gehen auf dem Rücken hin; vor uns sehen wir den Sattel. Ein Schüler springt voraus und stellt sich hinein. Vom Rücken aus fällt der Berg erst sanft, dann allmählich steil, das Wasser fällt erst schwach, dann stark. Das von der einen Seite läuft zum Auen-bach, das von der anderen zum Daasdorfer B. Der Rücken ist die Wasserscheide zwischen beiden Bächen. Nahe dem Fuße flacht sich der steile Abhang allmählich ab. Der Abhang nach Weimar hin ist durchwegs sanft, er geht nach zwei Seiten allmählich in die steilen Hänge über. In der Schule betrachten wir nun ein ganz weißes (Gips-) Relief des Scherbel-berges, damit zunächst eine klare Vorstellung vom Scherbelberge als ganzem sich bilde. Die Gestalt des Reliefs wird durch Wiederholung der Beobachtungen am natürlichen Berge eingeprägt; auf daß sie sich recht tief einpräge, bleibt es längere Zeit vor den Augen der Kinder aufgestellt. Nun bilden diese den Berg nach, schütten ihn aus (Porzellan-) Sand unter Wiederholung der gesammelten Beobachtungen auf. Die Wasserläufe, die Vorbilder, Typen der Schraffen werden durch Möhren, Zweig- und Halmstücke nachgeahmt. Kleine Möhren brauchen wir zur Darstellung der Wasserläufe am Rücken und am Fuße. Neben dem Rücken legen wir sie so, daß ihr spitzes Ende ihm zugekehrt ist 1 Ich habe selbst an großen Anstalten nicht eine vielseitigere Lehrmittelsammlung gefunden. In der Schulreife „Durch Sachsen und Thüringen" wird sie im Bilde gezeigt werden. P. K. Trautermann. und daß sie nach dem steilen Abhange hin sich allmählich verstärken. Am Fuße legen wir sie umgekehrt, um zu zeigen, daß der steile Abhang allmählich in sanften übergeht. Dazwischen legen wir, weil hier das Wasser starkes Gefälle hat, mehrere Reihen kurze, starke Zweigstücke. Die Übergänge von dem steilen zum sanften Hange stellen wir dar, indem wir immer dünnere Zweig- und dann Halmstücke legen. Zuvor aber machen wir folgenden Versuch: Wie auf diesem Stück des Hanges das Wasser läuft? Ich ahme mit einem Zeichenbogen den Hang nach (biege ihn zu einem Stück Kegelmantel) und gieße nach seinem oberen Ende Tinte aus: Sie fließt nach allen Seiten. Dementsprechend legen wir nun die Schraffen. „Sie bilden halbe Sonnen.“ Also, an einem gebogenen Rücken bilden die Schraffen halbe Sonnen, an einem fortlaufenden bilden sie gerade Reihen. Umkehrung. Die Wasserläufe zeichnet der Lehrer mittelst Pinsel und Sepia auf einem zweiten Gipsrelief ab — es ist durch Überstreichen mit Schlemmkreide, die in Milch eingerührt wurde, frisch weiß geworden — entsprechend dem Schraffenlegen, zunächst also auf beiden Seiten des Rückens Keile, die nachgeahmten Möhren, dann gleichmäßig starke Schraffen, die beiden Steilabfälle, dann umgedrehte Keile am Fuße und dann die Übergänge von den steilen Hängen zum sanften Hang nach Weimar hin und das jeweilige Stück desselben. Ein Relief mit einer sauberen Schraffenzeichnung — vom Lehrer allein ausgeführt — wiederholt, läutert und befestigt den Eindruck des ersten Schraffenbildes. Als Anwendung des Gelernten bilden die Schüler den Scherbelberg aus Ton oder (toniger) Gartenerde (auch Glaserkitt wurde schon verwendet) nach und drücken die Schraffen mit dem Modellierholze ein. Diese Arbeit führen die Schüler sehr gern aus. Jetzt gilt es, das Schraffenbild von seinem Träger loszulösen, es in der Ebene darzustellen. Angesichts des Sandberges mit den aufgelegten, körperlichen Schraffen werden sie nach der Angabe der Schüler vom Lehrer auf die wagrecht gelegte Wandtafel gezeichnet. Neben dieses rohe Schraffenbild tritt wiederum ein sauberes, vom Lehrer allein gezeichnetes Bild, wobei er darauf achtete, daß dieses mit dem Reinbilde auf dem Relief möglichst übereinstimmt. Noch zeichne ich den Scherbelberg den Schülern klein vor — ohne einen bestimmten Maßstab — und gebe ihnen auf, den Scherbelberg in Schraffen auf die Schiefertafel zu zeichnen. Wieder kleiner seht ihr den Scherbelberg auf dieser Karte, die ich mit den Kindern früher gezeichnet habe (1 : 25.000), am kleinsten aber auf dieser (1 : 100.000), die ich gezeichnet habe. (Fortsetzung folgt.) Ä.us dem Tagebuche eines Übungsschullehrers. 45.) Der fünfmesterige Vstug. — „Daß Sie immer gleich der Schablone verfallen müssen, wenn man Ihnen etwas Neues vorgeführt hat! Weil das eine Lesestück nach den formalen Stufen behandelt wurde, glauben Sie, das müsse nun immer so sein. Studieren Sie nicht allein die Individualität der Schüler, sondern auch die der Unterrichtslektionen I" 46.) Lästige Gerininologie. — Die armen Kandidaten können nichts dafür, daß ihnen die Multiplikation nicht gelang. In allen methodischen Anleitungen trabt hinter der Erklärung des Vorganges gleich das Heer von Fremdwörtern, als: Multiplikand, Multiplikator, Produkt, Faktoren, Teilprodnkt einher, um die Kleinen zu verwirren. Könnte man den mittelalterlichen Kram nicht verdeutschen ober wenigstens aussparen? Ein seltener Gast. (Eine wahre Geschichte, erzählt vom „Einklaßler“ aus Altenburg, Bezirk Horn.) (Fortsetzung.) Und nun noch der rotbackige Kleine da an der Ecke in der ersten Bank! — Wie er bisher vergeblich sich bemüht hat, Munzerl zu sich zu locken; er hätt’s ja auch so gerne gestreichelt. Er winkt wieder mit dem Finger, doch vergeblich 1 — Nachdem ich ihm nun nahegelegt hatte, daß er zu einem für s’ Munzerl verständlicheren Lockmittel greifen müsse, fährt er eiligst mit beiden Händen in sein Fach und entnimmt demselben ein schönes Stück „Geselchtes“, das ihm von der besorgten Mutter beim Weggehen aus dem Elternhause in den Schulranzen gesteckt worden war; denn der Peperl war ein „Übermittagbleiber“, einer aus dem Nachbardorfe. — Auf dem Wege, den er gehen mußte, hatte heute über Nacht der Wind Berge und Wälle von Schnee aufgebaut, und da der Peperl erst gestern auf dem Heimwege bis zur Brust in den Schnee eingesunken war — er hatte nämlich versucht, ob die Schneedecke überm Straßengraben ihn wohl tragen könnte —, so hatte die Mutter trotz des gestern abends dem kleinen Wagehals abgenommenen Versprechens, nie mehr vom rechten Wege abzugehen, Angst um den Jungen. Nachmittag konnte Peperl in Gesellschaft größerer Kinder den Heimweg antreten. — Jetzt aber schnell zurück zum Peperl in der ersten Bank, der das rauchgeschwärzte Fleisch unserm lieben Gaste hinhält. Heute, da er zum erstenmale freigebig geworden wäre, wird seine köstliche Gabe gar — verschmäht. Ja, Rehe fressen kein Fleisch; ihnen ist Gras, Klee, wenn’s sein kann, Brot lieber. Des Försters Mizzl fügt hinzu: „Unser Munzerl frißt am liebsten — Zuckerl 1“ Ob nicht der eine oder die andere von meinen Kleinsten auch augenblicklich in der Lage gewesen wäre, Munzerl das Liebste bieten zu können, sollte nicht weiter untersucht werden! — Peperl hat s’ Munzerl gestreichelt; daß es vorhin sein „Geselchtes“ verschmäht, scheint er nicht als Beleidigung empfunden zu haben.---------- Eine halbe Stunde wohl war s’Munzerl in der Schule gewesen; so lange hatten wir’s angesehen und immer wieder was Neues an ihm wahrgenommen. Und nun noch einmal gut angeschaut und noch einmal gesagt, was wir vom Munzerl uns merken wollen. — Unser Gast, den wir heute alle so lieb gewonnen, sollte ja nur mehr einige Augenblicke in unserer Mitte weilen. So schwer es uns auch angekommen war, Munzerl mußte aus der Schule fortl Traurige Blicke folgten ihm. Försters Neunjähriger ward damit betraut worden, Munzerl aus der Schulstube zu schaffen. Das hatte aber seine große Mühe! Wiewohl er es am Halsband zerrte, vermochte er es nicht, Munzerl mit „Gewalt“ fortzubringen. Und da die Doktorleni meinte, Emmerls Schwester, die Mizzl gelte mehr beim Munzerl, man möge sie mit der schwierigen Aufgabe betrauen, unterzog sich diese der Mühe. Und sieh! — Ein paar liebreiche Worte und s’ Munzerl ging, ging wie ein Hündchen, das sein guter Herr gerufen. Munzerl folgte, aber ungern schied es doch von uns. Die Förstermizzl begleitete es noch bis zu dem einige Hundert Schritte vom Schulhause entfernt liegenden Wäldchen. Dort hat s’ Munzerl bleiben müssen!.... (Schluß folgt.) Kragen für die Let-röefäyigungsprüfung (Molksfchuken). f) Geographie. 90.) Die erste Stunde im heimatkundlichen Unterrichte. 91.) Lehrplan für den Betrieb der Heimatkunde. 92.) Wie erklären Sic die geographischen Grundbegriffe aus dem Boden der Heimat? 99.) Was läßt sich auf einem geographischen Lernausslugc zeigen? 94.) Die Einführung in das Kartenverständnis. (Vergl. den Aufsatz Trautermanns 1) 95.) Geographische Schulbeispiele im Vaterlande. 96.) Die Verteilung des Lehrstoffes in der Geographie aus die einzelnen Schuljahre. 97.) Mit welchen Mitteln kann der geographische Unterricht belebt werden? 98.) Die Anschaulichkeit in der Erdkunde. 99.) Die Behandlung der einzelnen Kronländer. 100.) WaS muß der austretende Volksschüler aus der Geographie wissen? Etwas von der Kunst des Sehens. Von Schulrat Fr. Polack. (Fortsetzung.) r 1. Was meinst du von deinem Berufe? „Das sind Ansichten!“ sagt dieser und jener mit Achselzucken. Das Achselzucken kann bedeuten: „Was kommt darauf an? Denkt, was ihr wollt!“ Der Menge kann man ein geringschätziges Urteil nicht verbieten, der Erzieher aber muß die rechte Ansicht von seinem Berufe haben, wenn er sich nicht selber aufgeben will. Leider muß sich die Schule bald Unter-, bald Überschätzung gefallen lassen. Bald leistet und bedeutet sie gar nichts, wie sogar ein Treitschke einmal der Welt verkündet hat, bald soll sie allein die Zukunft gestalten. Weder die eine noch die andere Ansicht ist richtig. An dem Gewebe der menschlichen Kultur sind viele Arbeiter tätig. Die Schule ist davon eine, allerdings unentbehrliche Arbeiterin. Nur im verständnisvollen Zusammenwirken mit ändern Kulturfaktoren hat die Schule ihren richtigen, wichtigen Platz, ihre bedeutsame Arbeit und ihre große Wirkung. Allein würde sie meist Wasser im Siebe tragen. Auch bei Heilung der sozialen Schäden, bei Versöhnung der Klassengegensätze kann sie nur Helferdienste tun. Noch nicht einmal den Einzelnen hat sie bei der Erziehung ganz in der Gewalt. Die natürliche Veranlagung und die mancherlei Erziehungseinflüsse bilden „Aufzug“ und „Einschlag“ eines jeden Wesens und spotten nicht selten aller Erziehungskunst. Doch nicht von den Ansichten der Menge über Schule und Lehrer will ich reden, auch nicht Leumundszeugnisse darüber einfordern, wie einst Meyer-Markan in Duisburg. Wer am Wege baut, muß sich meistern lassen; und wer öffentlicher Lehrer ist, muß sich allerlei Urteile und Ansichten gefallen lassen. Nur mittelbar können wir die öffentliche Meinung günstig für Schule und Lehrer stimmen, wenn wir etwas Tüchtiges leisten und uns tadellos halten. Sollen andere die rechte Ansicht von unserer Bedeutung erhalten, dann müssen wir sie selbst von unserem Berufe haben. „Und setzest du nicht das Leben ein, wird nicht das Leben gewonnen sein.* Nur von dem Einsatz unserer Persönlichkeit hängt unsere Wertung in der Öffentlichkeit ab. Diese Persönlichkeit zu veredeln und zur Geltung zu bringen, ist unsere eigenste Angelegenheit. Nur wir selber können uns innerlich bilden und bessern und damit für die Berufserfüllung tüchtigen. Mit der rechten Ansicht über meine innern und äußern Pflichten rückt sich auch das Verhältnis zur öffentlichen Meinung mehr und mehr ins rechte Lot. Bleibt dennoch wie eine düstere Wolke die Verkennung auf Schule und Lehrer liegen, dann muß das wie ein Schicksal mannhaft getragen werden. Nur keine eigene Schuld durch falsche Auffassung des Berufs 1 Ach wie oft kommt sie noch vor! Wer den Lehrerberuf als milchende Kuh ansieht, der setzt ihn herab und wird bald merken, daß die Milch nur tröpfelt, das Ansehen des Melkers aber schwindet. Wer in dem Lehrerberuf ein Faulkissen für seine Bequemlichkeit sucht, den werden bald allerlei Dornen stechen. Nur mit dem Opfer des Gewissens erkauft er sich ein bequemes Leben. Wer den Beruf für eine Rennbahn der Ehren hält, der wird sich bald ungekannt und ungenannt im dunkeln Schmollwinkel finden. Weltehren wachsen nicht im Schulstaube. Wer also ein gutes Brot, ein bequemes Leben und eitle Ehren im Schulamte sucht, der hat eine falsche Ansicht davon und verrechnet sich bei der Berufswahl, denn die Schularbeit lohnt in der Regel mit kargen Bissen und geringen Ehren, aber mit desto mehr Mühe, Verdruß und Entsagung. Welches ist nun die rechte Ansicht vom Lehrerberufe? Was hebt ihn in ein höheres Licht und entschädigt für diesen und jenen Mangel? Er ist ein Erzieherberuf! Erstlich nötigt er den Lehrer zur geistigen Arbeit an sich selber, zum innern Wachstum und zu einem Ausleben seiner tiefsten Seelenbedürfnisse. Wer erziehend sich nicht selbst erzieht, der ist kein rechter Erzieher; dem ist das tiefste Geheimnis dieses Berufs noch nicht aufgegangen. Er hat den Kern und das Glück seines Berufes nicht erkannt, sondern taglöhnert nur als Mietling. Zum ändern arbeitet der Lehrer an der Erziehung und damit Hebung und Beglückung des Menschengeschlechts. Auch ihm gilt das Schillersche Wort: „Der Menschheit Würde ist in eure Hut gegeben, bewahret sie! Sie sinkt mit euch, mit euch wird sic sich heben!“ In der Erziehungsarbeit an uns selbst und an dem aufwachsenden Geschlechte liegt die ideale Bedeutung unseres Berufes. Nur der hat die rechte Ansicht von ihm, der im geistigen und sittlichen Streben seine Erhebung, in der hingebenden Arbeit für andere sein Glück, in seinem Platze als Kulturarbeiter seine Ehre und in der Liebe seiner Zöglinge wie in der Achtung der Eltern seinen schönsten Lohn findet. Wir können nicht groß genug von der Würde und Höhe unseres Berufes und nicht bescheiden genug von unserer Wichtigkeit denken. Keiner schelte seinen Platz als zu gering für seine Kraft, sondern vielmehr beklage er seine unzulängliche Kraft für den Platz. Das wird ihn demütig und dankbar machen. Demut und Dankbarkeit aber sammeln im kleinsten Punkte die größte Kraft, entfalten das gesegnetste Wirken und beglücken zugleich den Arbeiter durch die Arbeit. Das Beste in unserem Berufe läßt sich nicht ans Geld schlagen, nicht messen und nicht zählen, sondern nur empfinden. Wohl dem, der diesen Herzensanteil im Berufe sucht und findet, der hat die rechte Ansicht von ihm. ____________ (Fortsetzung folgt) Lebensbilder. 5. Im Jahre . . . trat ich in die Lehrerbildungsanstalt ein. Ich kam schnurstracks vom Lande und brachte als Vorbildung nichts anderes mit als die Kenntnisse einer guten Volksschule. Es ging, es mußte gehen. Nach vier Jahren legte ich die Reifeprüfung ab. Ha, das war eine ideale Zeit hernach! Doch nur kurz. Hinein ging es ins ernste Leben und — die Ideale? Sie verflogen; an ihre Stelle trat die nackte Wirklichkeit. Es kam mir zum Bewußtsein, daß ich eigentlich nichts Rechtes wußte. Nebenbei hatte ich auch mit den Ortsgewaltigen, die mich als Untertanen betrachteten, manchen Krieg zu führen, so daß ich vom ersten Posten Abschied nahm. Seit . . . wirke ich als definitiver Lehrer in N. Wie oft denke ich da manchmal an die Studienzeit! Schön war sie, aber mehr Praktisches für das spätere Berufsleben hätte sie bieten sollen. Was dort vernachlässigt wurde, das fand ich in den „Blättern“. Wieviele Goldkörnchen ich da geholt habe, ich kann es nicht sagen. Gern ließe ich dafür manch glitzerndes Stücklein in das Südheim wandern, aber, aber —. In Tirol hat der Lehrer nichts zu verschenken. Ein Fluch lastet auf uns, ein Gespenst, Not genannt, verdüstert die Gemüter, bleicht die Wangen und bringt die so notwendige Weiterbildung ins Stocken. Auch ich empfinde das, obwohl ich verhältnismäßig „besser“ stehe. Was mich aber oft, gar oft schwermütig stimmt, ist der Umstand, daß ich an einem Sprachfehler leide, der sich bald stärker, bald schwächer recht unangenehm fühlbar macht. Ich hatte nämlich früher das Stottern. Obwohl es jetzt so ziemlich verschwunden ist — denn sonst könnte ich nicht Lehrer sein —, so sind doch Wahrzeichen zurückgeblieben, die sich weniger in der Schule, wo ich ungeniert bin, als vielmehr in gesellschaftlichem Verkehre bemerkbar machen. Die Furcht vor diesem Fehler macht mich wortkarg und bringt vielleicht manche falsche Beurteilung meiner Persönlichkeit mit sich. Dr. Felix Urbaschek, Mitredakteur der Zeitschrift „Unser Hausarzt“ schreibt auf eine diesbezügliche Anfrage: „In Betreff Ihres Sprachfehlers kann ein Arzt aus der Ferne nicht raten; da müssen Sie sich an die medizinische Fakultät einer Universität um Auskunft wenden, ob daselbst ein Professor oder Dozent ist, der sich mit dem Korrigieren derartiger Sprachfehler, wozu aber mündliche Unterweisung gehört, befaßt. Derartige Sprachfehler sind heilbar, denn nach Ihrem Beruf wissen Sie, daß Demosthenes in seinen jungen Jahren auch an einem solchen Sprachfehler litt und später dennoch ein berühmter Redner wurde.“ — Wenn vielleicht durch die „Blätter“ mir eine nähere Auskunft erteilt werden könnte? Vielleicht gibt es ein Büchlein oder sonst ein Mittel, das zur Beseitigung des Redefehlers beiträgt. Nachwort der Schrtstleitung: Die g. Leser werden eingeladen, dem Herrn Kollegen zu raten. Wir müssen uns in unserer Gemeinde gegenseitig stützen, uns helfen mit Wort und Tat. Zuschriften werden an die Schriftleitung erbeten. Zweier Kandidaten erste Weihnachten. Skizzen von Jos. Rößler, Warnsdorf. 1. Lustig wirbelten die ersten Schneeflocken, freudig ersehnt von jung und alt. Wie jauchzte jedes Herz auf, als sich der Winterzauber endlich — endlich auf die Mutter Erde senkte! Fast zu neckisch war das Treiben der Flocken, als wüßten sie nichts von all der Feierlichkeit, welche die Christenheit an diesem Abende durchglüht. Zu neckisch waren sie auch Wilhelm, dem Lehramtskandidaten, der, nur leicht gekleidet, über den schönen Marktplatz seiner Musenstadt eilte. Plötzlich hörte er eine bekannte Stimme rufen: „Heda, junger Freund! Sie sind doch der Wilhelm?“ Erstaunt gewahrte der Angerufene seinen gestrengen Herrn Klassenvorstand vor sich. „Was wollen Sie denn noch hier? Ich dachte, Sie wären längst über alle Berge?“ — „Herr Professor, ich muß dableiben.“ — „Müssen? Wieso müssen? .Kein Mensch muß müssen'!“ — „Ich — ich — es ist zu weit nach Hause, Herr Professor.“ — „Im Zeitalter der Eisenbahnen gibt es keine Entfernungen mehr!“ entgegnete der weitgereiste Professor, obwohl er über seines Schülers wahren Grund keinen Augenblick im Zweifel war. „Für eine gewisse Sorte von Menschen wird es immer Entfernungen geben,“ seufzte Wilhelm. „Für die Bequemen! Jawohl, da haben Sie recht!“ betonte scharf der Herr Professor. „Bei Gott!“ rief Wilhelm aus, „wer sollte an einem Christabende zuerst an die denken?!“ — „Ich, junger Freund, ich!“ — „Nein, Herr Professor! Verzeihen Sie gütigst, wenn ich behaupte, daß ich weiß, wessen Sie zuerst gedenken!“ — „Ei, seht doch den Schlingel an! Du kennst mich eben noch zu wenig, mein Jünkerling, sonst würdest du wissen, daß ich eine besonders starke Abneigung gegen Behauptungen aus jugendlichem Munde habe. Nun, platze 'mal raus!“ — „Der unverschuldet Armen.“ — „So, so, du Schlaumeier 1 Jetzt fangen schon die Kandidaten an, ihrem Lehrer Schmeicheleien zu sagen! Aber da hast du bei mir kein Glück. Doch du klapperst ja vor Kälte. Da seht mal den Naseweis an! Behaupten kann er, aber sich behaupten, namentlich gegen die Kälte, das ist halt ganz was anderes! Wo geht Er denn hin?“ „Ich will mir eine Briefmarke kaufen, Herr Professor, und meinen lieben Eltern einen Brief schreiben.“ „So? Na, da können Sie mir zehn Trabukko mitbringen. Hier sind 5 fl. Wenn Sie sonst nichts Vorhaben, können Sie heute abends bei mir sein. Auf Wiedersehen!“ Wilhelm hatte erst nach längerem Warten das Gewünschte erhalten, denn in der Trafik war ein Riesenandrang. Welche Auslese von Spezialitäten wurde da gekauft! Und erst die geschmackvollen Körbchen I Für welch’noble Herrschaften, für welche Qualitätenkenner mochten sie bestimmt sein? Wilhelm zählte erst heraußen das wiederbekommene Geld nach. Donnerwetter, er hatte für 10 fl. zurückbekommen. 5 fl. mehr! Das reichte für mehr als die Hin- und Herfahrt. Welche Freude würden die Eltern habenI Du könntest dich im Dorfe zum erstenmal als Student vorstellen! Doch ein Betrüger sein, noch dazu am heiligen Abende?! — Geschwind war er wieder drinnen. Er traute kaum seinen Ohren, als der Besitzer nach kurzer Erkundigung wegen seiner Ehrlichkeit ihm die 5 fl. schenkte. Vielleicht war er auch deswegen ein wenig großmütig, weil mehrere „Rats“-damen Zeugen dieser Episode waren. Hurrah, 5 fl.l Aber, gehörten sie denn ihm? Sie waren ihm ja durch das Geld des Professors zuteil geworden, folglich gehörten sie diesem. So urteilte Wilhelm. Klopfenden Herzens trat er beim Professor ein. Schlicht war sein Bericht, selbstverständlich seine Handlung. Da faßte ihn sein Lehrer am Kinn, hob langsam den schönen Lockenkopf des jungen Burschen und sah ihm in die Augen, so tief, so lang. Dann sprach er fast leise, fast sanft: „Ich werde dich von nun an immer du heißen, du blondgelockter Jünkerling! So, nun hilf einem Junggesellen den Weihnachtsabend verbringen!“ — Und Wilhelm, dem so vor dem Christfeste gebangt hatte, das er zum erstenmal in der Fremde verlebte, war glücklich, unbeschreiblich glücklich. Die heilige Scheu vor dem polternden Ordinarius war gewichen. Wilhelm plauderte bald ungefragt von Heimat, Eltern, Vergangenheit und von dem, was so eine feurige Jugendbrust beseelt und beseligt. Der gestrenge Herr Professor hörte allem, oft mit in die Ferne gerichteten Augen zu, als suchten sie ein verlorenes Jugendland.----------- Als Wilhelm endlich auf brechen mußte, wurde er noch gefragt: „Was gedenkst du mit dem Vermögen anzufangen, du Krösus?“ „O, das werde ich riesig praktisch verwenden!“ „Na ja, weiß ja, du schickst es heim. Da vergiß nicht, diesen Botenlohn mitzunehmen!“ „Botenlohn, Herr Professor?“ „Vorwärts, keine Zierereil Hier liegt noch der Rest vom Zigarrenkauf, den schickst du mit!“ „Aber, Herr Professor, ich sende das Geld ja gar nicht heim!“ „Was, du ?l“ „Mein Vater müßte es ja nur wieder herschicken. Ich gebe es gleich der Kostfrau und Väterchen sendet den Betrag weniger.“ „Gut so! Aber ein Schlaumeier bist du doch!“ (Oie zweite Skizze folgt.) Randbemerkung zur Folge 68, 69. Warum, wie und was sollen wir lesen? (Eine persönliche Meinung über das gleichnamige Thema von Hildegard Rieger in den „Blättern“.) Bücher sind treue Freunde. An die sollen wir uns halten. Sie verlassen uns nicht, verlassen wir sie nicht. Sie begleiten uns in die Einsamkeit und wachen mit uns die langen Winternächte durch, bis das lustige Herdfeuer müde verglimmt. Ob sie auch wackere, ehrliche Freunde sind? Ist jeder unserer Freunde wahr und ehrlich? Welcher Mensch wäre so ungeschickt und vertraute sich einem Niegekannten an? Baut Freundschaft sich nicht auf gegenseitiges Vertrauen, auf Achtung? Wie sorglich prüfen wir, ehe wir unsere Brusttiefen dem Nächsten erschließen. In leidenschaftlicher Erregung veräußern wir restlos unser persönliches Denken. Bücher sind Geschenke von Leidenschaftsmenschen. Menschen, die sich von ihren Erlebnissen befreien, verschenken sich zu Nutz und Frommen in Stunden holden Wahnes an die Menschheit. Sie schreiben Bücher. Was sie erschauen, kann häßlich sein, doch wahr, und es kann wunderschön sein, aber erlogen. Der Dichter um Erwerb lügt immer. Der Wert der Bücher liegt in ihrem Gehalt: wahr oder nicht, möglich oder nicht. Der Leser muß prüfen, erwägen und richten. Bloße Phantasieduselei erregt Brechreize. Von Büchern, die mir Freunde sein sollen, verlange ich Gedanken, die wert zum Weiterdenken sind. Die Gedanken guter Bücher sind aus ihrer Zeit, ihrer Zeit vor uns, sind für alle Zeit. Und da sich der denkende Mensch, besonders der Lehrer, nicht vor seiner Zeit leben lassen soll, sondern über seiner Zeit zu leben hat, soll er auch nicht „Stup“ zur geistigen Ernährung wählen. Besser weniger lesen, aber Lebenstüchtiges. Wir lesen eben zu viel. Lehrer, lest wenig 1 Wir kommen über unsere Vielleserei nicht mehr zum selbständigen Denken. Wenig vom Besten, dies aber oft lesen 1 — rate ich, sofern ich raten darf. Wilhelm Schwaner, der Lehrerfreund und Volkserzieher in Schlachtensee bei Berlin, schenkte uns Deutschen den deutschen Geist in seiner sonnigen Schönheit und erhabenen Wahrheit gebadeten „Germanenbibel“. Leset daran Jahre, deutsche Lehrer, bedenket jeden Satz und achtet liebend jedes Wortes I Schließt euere Lesestunden mit einem Gedankenpräludium! Solchen Lesens Früchte sind herrlicher als die Kenntnis der ganzen Tagesschundromanerscheinungen. Wollen wir Lehrer wenigstens diese kranke Literatur Backfischen und Pensionatstöchtern überlassen 1 Was ist uns Ernst Georgy, Eduard Pötzl, Maria Ebner von Eschenbach, Berta Baronin Suttner (trotz des Nobelpreises sind ihre Ideen Utopien), Franz Rosen, Ludwig Ganghofer, Chiavacci u. dergl.? Doch nur Eintagsliteraten, die kaum das Jahrhundert überleben. Sie schreiben für die Zeit und sterben mit der Zeit. Sie sind sterblich, gleichviel sie jetzt die Gelesensten sind, aber deshalb nicht die Bedeutendsten. Wir Lehrer sollen für die Zukunft schaffen. Dem Kinde gehört das Kommende. Wie können wir den Werdenden zeitreif bilden, wenn wir knechtisch uns an das Einst und unseren momentanen Zeitimpuls binden? Warum greifen wir Lehrer nicht nach Ibsen, Gerh. Hauptmann, Zola, Gottfried Keller, Tolstoi u. a. m. Das sind Männer, denen das kommende Jahrhundert erst Namen und Bedeutung verleihen wird? Sagt nicht, sie seien zu schwer verständlich! Man muß sie nur verstehen wollen. Worte dieser Männer sind Religion. Was sind Sudermann oder E. Handel Manzetti gegen die Genannten? Sie statt dieser lesen, heißt Zeit töten. Wir Österreicher aber haben noch besondere Pflichten: wir haben zu sorgen, daß unsere Dichter uns nicht Fremde bleiben und daß Grillparzer, Hamerling, Anzengruber usw. auch außerhalb der Reichsgrenzen mehr als bloß dem Namen nach bekannt werden. Fr. Buckbauer. Bus dem Eehreralbum. 35. „Was ist beim eigentlich Herr R. seines Zeichens? Die Namenskarle enthält keinen Vermerk, bei der Vorstellung hat er nur ein unverständliches Wart gemurmelt, niemand nennt seinen Stand? Wovon lebt der Arme?" „„Er ist Lehrer — und schämt sich, es einzugestehen."" „Also wie Herr S., der Schreiberl" 1.Jänner 1776: 3. „ 1849: 4. 1849: 5. 1858: 8. „ 1642: II. n 1158: 12. 1519: 15. 1790: 16. 1756: 19. „ 1576: 21. „ 1872: 22. „ 1522: 26. „ 1699: 28. 814: 30. 1889: 31. „ 1796: Gedenktage. Maria Theresia schafft die Folter ab. Eröffnung des Reichsrates in Kremsier. Gabelsberger f. Radetzky f. Galilei f. Böhmen wird Königreich. Kaiser Max I. f. Grillparzer geb. Beginn des Siebenjährigen Krieges. Hans Sachs f. Grillparzer f. Vermählung Ludwig II. mit Maria, der Enkelin des Kaisers Max. Friede zu Karlowitz. Karl der Große f. Kronprinz Rudolf f. Franz Schubert f. Des Lehrers Takt und Schliff in der Gesellschaft. 12.) Im Eisenbahnabteil. Diesmal spreche ich zu den jungen Herren, die, zur Zeit noch Kandidaten, mit Ungeduld der Weihnachtsferien harren und daher alltäglich vor dem Fahrplan stehen, um sich ihre „große" Reise zusammenzustellen. Könnte ich das Gefühl der Sehnsucht, der freudigen Erwartung mit ihnen teilen! Da es jedoch in seiner Ursprünglichkeit niemals iwederkehrt, so muß ich mich mit der blassen Reproduktion begnügen, um ans ihrem Grunde den Abschnitt „Der Lehramtszögling im Eisenbahnabteil" zu entwickeln. — Der Herr Direktor hatte auch ein wenig Weihnachtsstimmnng reproduziert, da er verkündete, morgen entfalle der nachmittägige Unterricht, damit die Heimreisenden noch am Tage im Elternhause ankommen können. Ein guter Direktor! Die gestrichenen zwei Stunden wird der Eifer zehnfach wettmachen. So strömt denn die frohe Schar znni Mittagszuge. Würde man es nicht wissen, daß es Kandidaten sind, man müßte nur daran denken, daß sonst wohl niemand mit solchem Vergnügen an der Zigarrette saugt als der in Freiheit gesetzte Päda-gogiker. Die Vorschrift ist streng, der Beutel schmal: also gibt cs selten Rauchwölkchen vor der Nase. Und gelt, wie das männlich macht? Nichts als Dünkel, nichts als leerer Wahn! Ich möchte meine jungen Freunde bitten, sich von ihm loszumachen. Es sieht gar so schülerhaft aus, wenn die Freiheit kein anderes Merkmal aufznbringen vermag als das, sich hurtig „eine ins Gesicht zu stecken". Unsere zukünftigen Kollegen sollten sich von den Frequentanten der Mittelschule unterscheiden. Besteht nun einmal das Rauchverbot, so hält man es; das heimliche Übertreten zeigt von wenig Männlichkeit. Und diese wollen wir doch der neuen Generation in erster Linie anerziehen. — Wir sind in der Bahnhofhalle. Da gibt es ein Schieben und Quetschen! Nur nicht ängstlich sein wie das Bäuerlein dort am Schalter! Es kommen alle dran. Das Fahrgeld soll man genau abgezählt bereit halten. In jeder Bahnhofstelle kann man die Preise ablesen. Vor dem Schalter die geflügelten Worte: „Stndentenkarte nach...!" Achtung, daß sie im Trubel nicht verloren geht! Am besten ist es, man bestimmt für sie ein-fürallemal eine bestimmte Tasche. Der Eisenbahn-Zerberus hat uns „gezwickt" und hernach durch das Pfvrtchen gelassen. Wir sind im Warteraume. Muß hier gejohlt, gedampft und randaliert werden? Das ist wieder schülerhaft. Ich bin ein Feind der Duckmäuser und schleichenden Streber; aber auch das Hyperbncschikose gefällt mir nicht. Es gehört in die Zeit des Landsknechtstums. Der Zug braust heran. Unser Bäuerlein würde sich am liebsten sogleich auf ihn stürzen, um ja einen Platz zu erobern. Wie einfältig! Mit Ruhe erreicht man mehr. Der Schaffner wird sein Volk schon passend verteilen. Man läßt ihn herankommen und spricht gelassen: „Herr Schaffner, könnten wir nicht in einem Abteil geschlossen Unterkommen?" Der Mann sieht es der Gruppe an, sie will singen, sie will fröhlich sein. Er fühlt ein menschlich Rühren und öffnet alle Türen. — Ist schon jemand in dem Abteil für „bessere Leute", sv grüßt man und fragt zunächst, ob die Platze frei sind. Aber weiter nichts, mein Lieberl Das Anbandeln eines Gespräches bedeutet Zudringlichkeit. Als ich noch voll Hoffnungen heimwärts wallte, glaubte ich, mich an einen Herrn, der mir gegenübersaß, heranrücken zu müssen, indem ich die plumpe Frage stellte: „Wohin fährt der Herr?" Er gab mir die passende Antwort: „Das geht Sie nichts an!" Dem Grünen war recht geschehen. — Wird man gefragt, dann freilich steht die Sache anders. Doch Vorsicht, lieber Freund, Vorsicht I Ich fuhr einst, in meinen Havelok geknurrt, in der dritten Klasse des Pvstznges, im Abteil für „bessere Leute". Da schwebten zwei Dämchen herein. Ihr Gespräch verriet sie als Lehramtskandidatinncn. Das hatte auch das ältliche Fräulein in der Ecke bald erraten. Das Fräulein war Lehrerin und war dereinst an derselben Anstalt, in die die Ankömmlinge nach der glücklichen Ferienzeit neuerdings einrückten. Daß drei weibliche Wesen bald einen Gesprächstoff finden, daß dieser so sie unserem Fache angehören, sich der Schule zuwendet und zunächst die Herren Professoren betrifft, ist klar. So war es auch hier. Einer nach dem ändern kam heran, wurde beguckt und glossiert. „Ach Gott," meinte die eine der Studienbeflissenen, „wenn man sich "dem Kinderwagen des Prof. W. nähert und halblaut sagt: ,Jst das ein herziges Kindl' sv gibt es am nächsten Tage lauter „vorzüglich". „Ja, eitel sind sie alle," warf die Gestrenge dazwischen, „so war cs auch zu meiner Zeit." Besonders der S. weiß auch nicht, wie er sein Bärtlein zwirbeln soll!" — Und so ging es fort, bis alle Herren, die am nächsten Tage meine Kollegen werden sollten, vor die Rampe gestellt wurden. — Als ich tagsdarauf zum Direktor ging, huschten zwei Mädchen aus der Kanzlei. Die zwei jungen Reisegefährtinnen waren es. Ein Schrei, ein fieberndes Beben: sie hatten mich erkannt. — „Fürchten (sie nichts; ich werde sie nicht anklagenl" Damit war der Fall erledigt. Ob er immer sv glücklich abläuft, sofern man sich über den eigenen Lehrer im Eisenbahnabteil ergießt, bezweifle ich. Darum Achtung, Herr Stnd. paed. I Die Wände haben Ohren, insbesondere die Wände des dampfenden Gefährtes. — Praktische Rechenaufgaben. 42. Für unsere Schule wurde ein Harmonium bestellt, das nach dem Preisbuche 380 K kostet. Beim Ankauf für Schulzwecke gewährt die Fabrik einen Nachlaß von 15°/o. Wie hoch kommt das Instrument, wenn die Fracht vom Lieferanten gezahlt wird? 43. Für vier Lehrzimmer unserer Schule wären neue Schulbänke erforderlich, u. zw. für die III Klasse 10 Viersitzer, für die IV. Klasse a 12 Viersitzer, für die IV. Klasse b 12 Viersitzer und für die V. Klasse 15 Viersitzer. Außerdem wären auch 6 Reservebänke zu bestellen. Eine Bank wird von der Fabrik mit 30 K berechnet, a) Um wieviel Prozent müßte die Gemeinde-Umlage erhöht werden, wenn der geleistete Steuerbetrag vom k. k. Steueramte mit 20.625 K angegeben wird; b) um wieviel müßte der Groß-Winkler mehr Umlage zahlen, der bei einer 12%igen Schulumlage bis jetzt 2480 K an die Gemeindekasse entrichtet? 44. Der Frohnberger hat eine Maschine um 183 K gekauft. Der Agent hat dabei 5% Provision; wie viel verdient er an dem Handel? Bei Ankauf auf Raten verteuert sich die Maschine um 25%>. Wie hoch ist eine der bewilligten 15 Raten; wie wird dieser Betrag ausbezahlt, damit weder Käufer noch Verkäufer einen Schaden erleiden ? A. Buxbaum. Ratschläge für die Vorbereitlmg zur Lürgerschutlehrerprüfimg. 30. In zahlreichen Zuschriften wurde gemeldet, daß im Nvvembertermine die erste Truppe derjenigen, die nach den „Ratschlägen" in den „Blättern" studiert haben, glücklich durch die Prüfungspfvrte geschlüpft ist. Hiemit hat der Abschnitt seine Aufgabe eigentlich erfüllt. Trotzdem soll er im Jahre 1910 fortgeführt werden; denn einerseits heißt es, den Eifer wachzuerhalten, anderseits muß noch so manches ergänzend hinzntreten. Wenn wir einmal den Stoff voll und ganz abgeschlossen haben, wollen wir vornehm durch die Massen schreiten und uns Themen konstruieren, vor denen selbst die Mandarinen erbleichen. Das höhere Niveau verleiht uns höheres Ansehen. Wer zurückgeblieben ist, humple hurtig nach I Mit dem neuen Jahre kommen wir in ein neues Schrittmaß. — Die ttlecbselrede. Zur 12. Krage. (Notensingen in der Landschule oder nicht?) 14. Urteil. Lehrer 8. Maringer in Groß-Gerungs, Niederösterreich. Es ist Gesang-stundc. Wie immer freut sich auch heute der größte Teil der Schüler auf dieselbe. Wird doch wahrscheinlich heute das vor einigen Tagen gelernte muntere Marschlied gesungen weiden. Aber — o weh! Die Freude ist zu Wasser geworden. — Der Herr Lehrer hat statt der Geige mehrere Tafeln mit vielen geheimnisvollen Zeichen mitgebracht. Aus seinem Munde erfahren die Neugierigen, daß sie heute „die Noten“ kennen lernen sollen. Anfangs zeigt sich einiges Interesse. Doch wie schnell verschwindet es. Ja, an seine Stelle tritt Furcht, Furcht vor der einst so lieben Gesangstunde. „Wenn nur ich nicht nach Noten singen müßteI“ seufzt so mancher, sonst beherzte Junge. Wie langsam schreitet der Uhrzeiger vorwärts, wie entsetzlich lange dauerte diese sonst so kurze Gesangstunde! Endlich! Ein Seufzer der Erleichterung entringt sich mancher Schülerbrust. Köstlich sind die Bemerkungen, die die Schüler nach der Stunde zu den übrigen machen: „Wenn der Herr Lehrer in der nächsten Stunde nur diese dummen Notenlafeln nicht mitnehmen würde I“ — „Du, ich fürchte mich auf die nächste Gesangstunde schon heute.“ Schweren Herzens erwarten sie dieselbe. O Schrecken 1 Die gefürchteten Tafeln sind schon wieder da. Die zuletzt gelernten Vorübungen werden wiederholt. Ein Schüler wird gerufen, um Treff Übungen zu singen. Angst prägt sich in seinem Gesichte aus. Selbstverständlich ist ein gänzliches Versagen die Folge. Dem nächsten Schüler ergeht es ebenso. — Zum Schlüsse wird noch ein lustiges, nach dem Gehöre eingelerntes Lied gesungen. Ha, da gibt es ein Leuchten der Augen! Das Lied quillt den Kindern aus dem Herzen. Hell klingen die vielen Stimmen. Freude ist wieder eingezogen. Dies eine kleine Erinnerung aus meiner eigenen Schulzeit. Sie zeigt, daß an unseren Landschulen das Singen nach dem Gehöre einzig und allein am Platze ist. Geben wir den Kindern einen gediegenen Schatz von Volksliedern ins Leben mit! Die Weisen ertönen gewiß auch später häufig, während die Kenntnis der Noten meist in kurzer Zeit dahin ist. Zur 13. Krage. (Soll den Eltern der Zutritt zum Unterrichte zeitweise gestattet werden oder nicht?) „Wer Verstand hat und wer keinen, will verstehn das Schulgeschäfte; Aber wir, wir müssen schweigend opfern alle unsere Kräfte." Sadrach. 24. Urteil. Oberlehrer R. Winkelmann in Unterhütte bei Hostau (Böhmen). Ist es nicht genug an dem? Merkwürdig, daß nur wir Lehrer, entgegen der Gepflogenheit aller anderen Stände, unsere Werkstätte dem Laientume öffnen wollen! Hier ein Zeitungsausschnitt: „Es gibt keinen Stand, der so wenig bietet und dabei der Kritik aller anderen so ausgesetzt ist wie der Lehrerstand.“ So das Urteil des Publikums. Wenn ferner unsere Arbeit eine Kunst ist, so kann logischerweise auch von einem diesbezüglichen Kunstverständnisse gesprochen werden. Besitzen es heute die verschiedenen Laienrichter der Schule? Wie erst dannl Wie erginge es aber den Modernsten: Haufe, Gurlitt! Solcher Unterricht würde doch sicher nur als Spiel bewertet werden. Wäre die Perspektive gar so verlockend, wenn der Lehrer und seine Arbeit mit dem Scheine einer gewissen Berechtigung zum Gesprächsmittelpunkte seiner Widersacher in der Dorfspelunke würde? Die jetzt bestehende Gepflogenheit soll das Ansehen der Schule und des Lehrers schädigen? O heilige Einfalt! Ein Holzhauer meines Ortes hat unseren doppelten Tageslohn. Das Volk urteilt ganz logisch: Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert. Ebenso traurig steht es um die Autorität der Schule. Diese Umstände sind es, die das Ansehen des Tüchtigsten einfach vollständig aufheben, die uns alle zu Boden drücken, die am Marke des Lehrers und der Schule fressen. Darum nein, lieber nicht! Bei mir bleibt das Täfelchen an der Tür: „Der Eintritt in das Schulzimmer während des Unterrichtes ist nur schul-behördlichen Personen gestattet.“ 25. Urteil. Lehrer Wenzel Prosch in K. Schmelztal. Ohne auf die verschiedenen Hindernisse einzugehen, die sich dem Zutritt der Eltern zum Unterrichte entgegenstellen, antworte ich auf die Frage: „Soll den Eltern der Zutritt zum Unterrichte zeitweise gestattet werden oder nicht?“ entschieden mit „ja“. Hiebei gehe ich von der Voraussetzung aus, daß für die Öffentlichkeit die möglichste Beschränkung eintreten und der Besuch seitens der Eltern genau geregelt werden müßte. Dadurch würden die Schattenseiten, die der Bejahung obiger Frage anhaften, bedeutend abgeschwächt werden, während die Vorteile zur Geltung kämen. Nicht nur der Unterricht könnte durch die Neuerung gewinnen, sondern auch die Eltern heimsten was ein, die Lehrer und im weiteren Sinne auch unser Standesansehen. In meinem früheren Dienstorte, wo der Ortsschulinspektor sowie der Bürgermeister allmonatlich ein- oder mehrmals in meiner Klasse erschienen, zeigte sich während der Anwesenheit der Genannten für den Unterricht keine Benachteiligung. Im Gegenteil: Die Aufmerksamkeit steigerte sich, der Eifer wurde angespornt, die Teilnahme ward eine rege. Konnten doch die Kleinen ihre „Kunst“ zur Abwechslung einem Nichtlehrer vorführen; sie suchten nach jeder gelungenen Antwort strahlenden Auges dessen Freude darüber an seinem Gesichtsausdrucke abzulesen. Über mangelhafte Disziplin hatte ich nicht zu klagen. Vergaß sich einmal ein Schüler, so empfand er in diesem Falle einen strafenden Blick tiefer als sonst die Ermahnung. Den Eltern bietet der Zutritt zum Unterrichte Gelegenheit, sich über das Verhalten ihrer Kinder gründlich zu orientieren; sie erhalten eine genauere Kenntnis von den Erziehungsmitteln und deren richtiger Anwendung und werden mit den Bedürfnissen der Schule besser vertraut. Der Jammer der Eltern über die Anschaffung der Lernmittel würde der Einsicht der Notwendigkeit Platz machen. Das Angeführte kommt mittelbar auch dem Lehrer zugute; doch auch unmittelbaren Nutzen bringt ihm das Gespräch, das er vor und nach der Stunde mit den Eltern führt. Er erfährt Näheres über die Eigenart oder etwaige Gebrechen seiner Schüler und ist im Stande zu individualisieren. Die Wirkung von Anordnungen und Belehrungen wird größer sein, wenn Vater und Mutter über die Bestrebungen der Schule unterrichtet sind. Es wäre ein ungezwungenes, gedeihliches Zusammenwirken von Schule und Elternhaus das Ergebnis aus dem Zutritt der Eltern zum Unterrichte. — Wie verhält es sich nun mit dieser Neuerung in Hinsicht auf unseren Stand? Sollte es nicht für unser Standesansehen von Vorteil sein, wenn den Dorfbewohnern, die sonst nur geringschätzig unsere Arbeit betrachten, der Zutritt zu unserer Arbeitsstätte gewährt werden würde? Nicht mehr könnten sich diese vorstellen, der Lehrer habe eben nichts zu tun als täglich fünf Stunden am Katheder zu sitzen und dabei mit den Kindern ein wenig zu lesen, zu schreiben und zu rechnen und davon nur, was der Augenblick ihm gerade eingibt. Nicht mehr könnte sich die Ansicht halten, des Lehrers größte Leistung bestehe in der Überwindung von — ein bißchen Ärger, worunter man Aufregung zu verstehen hat. Die gewöhnt sind, abfällig über unsere Arbeit zu sprechen, würden vielleicht schon nach der ersten näheren Betrachtung des Unterrichtsbetriebes verstummen, was den Wendepunkt ihres Urteiles bezeichnet^ Nach und nach müßten sie zur Überzeugung kommen, dem Lehrer obliegt eine gar schwierige Aufgabe, um die zu lösen, er nicht nur immer mit den Schülern, sondern auch ohne diese arbeiten muß. Das wäre zugleich die Antwort auf die Frage: „Wohin mit der freien Zeit?“ Mit der Wertschätzung unserer Arbeit wächst die unseres Standes. Naturgemäß bringt der Zutritt der Eltern zum Unterrichte auch manchen schädlichen Einfluß mit sich, der sich je nach den örtlichen Verhältnissen mehr oder weniger geltend macht. Angesichts der erwähnten Vorteile bin ich jedoch der Meinung, daß gerade für die Landschule die Nachteile, wie: Unterrichtsstörung, Ablenkung der Aufmerksamkeit, was übrigens nur anfangs beobachtet wird, Spionage, Meinung der Eltern, den Lehrer überwachen zu können, u. a. nur unmerklich hervortreten und von den Vorteilen überholt werden würden, insbesondere dann, wenn man in der Einführung der Neuerung dem Lehrkörper freie Hand ließe; denn: „Eines schickt sich nicht für alle.“ Zur 15. Krage. (Was ist an der bestehenden Lehrerbildung zu ändern?) 12. Urteil. F. Moll, Lehrerin in Dornbirn, Vorarlberg. Ob an der gegenwärtigen Lehrerinnenbildung etwas zu ändern, zu verbessern wäre? — Ich meine schon. Für die Jugend ist das Beste gut genug. Dieser Satz komme hauptsächlich bei der Aufnahme der Zöglinge für das Lehrfach zur Geltung. Nicht bloß Alter, gute Sitten, Kenntnisse seien hiefür maßgebend, man forsche auch ein bißchen nach den Motiven, die die Mädchen zur Wahl dieses Berufes drängen. Wer schon von vornherein nur mit dem einen Gedanken erfüllt ist, „zu gefallen“ und recht bald „zu erobern“, taugt nicht zu einer Lehrerin. Wir haben ja Bürgerschulen, Lyzeen, Koch- und Haushaltungsschulen, die solche Mädchen besuchen können. Wer es mit dem Berufe nicht ernst nimmt, werde ausgeschieden aus der auserlesenen Schar, wenn nicht am Tage der Aufnahme, so doch zum Schlüsse des ersten Jahres. Die Zöglinge sollen in der Anstalt mit den Leiden und Freuden des Lehrberufes bekannt gemacht werden. Dies bewahrt vor Enttäuschung! Man gebe den jungen Leuten Winke, Weisungen, Ratschläge mit auf den Berufsweg, die sie vor mancherlei Irrungen und Unannehmlichkeiten bewahren werden. Die Erfahrungen und Erlebnisse einer Lehrerin sind in gewissen Dingen von denen eines Lehrers grundverschieden. Wer kann also die Lehramtskandidatin für das Leben besser vorbereiten als eine Lehrerin, die selbst Stadt und Land kennen gelernt hat? — Die Heranbildung der Lehrerinnen sei deshalb nicht allein in den Händen der Professoren, man lasse auch berufstüchtige Lehrerinnen mitwirken, weil die Erfahrung bestätigt, daß nur die erfahrene Frau den rechten erziehlichen Einfluß auf die Mädchen ausübt. Man öffne den Blick der angehenden Lehrerinnen für soziale Not und wecke die Teilnahme an der sozialen Arbeit. Wir sehen Lehrerinnen als Armen- und Waisenpflegerinnen, als Gründerinnen und Leiterinnen von weiblichen Fortbildungsschulen und ändern wohltätigen Anstalten, als Vorsteherinnen der verschiedensten Jugendvereinigungen. Die Zukunft verheißt in unserem Vaterlande der Mitarbeit der Frau im öffentlichen Leben und sozialen Wirken eine weite Bahn, auf der der Lehrerinnenstand nicht Zurückbleiben wird. Nun herein, liebe Kolleginnen, mit Ansichten über diesen Punkt! Es fördert die gute Sache. (Ergebnis: Spezifische Lchreriimcnbildung. Eignung zum Berufe.) Zur 16. Krage. (Schnlsparkassen oder nicht?) 1. Urteil. Heinrich Kurz, Lehrer in Christianberg, Böhmen. Die Klagen über Not, über soziales Elend in unserer Zeit bekommt man überall zu hören. Betrachtet man aber die Menschen, ihre Sucht nach Vergnügungen und Zerstreuungen aller Art, so scheinen diese menschlichen oder gesellschaftlichen Zustände, die wirtschaftliche Notlage zum Teile ihre Ursachen in der Verschwendung der Leute zu haben. Dieses leichte Leben ergreift auch unsere Jugend, die ja schon größtenteils zum Leichtsinne erzogen wird. Es ist an der Zeit, dem immer mehr um sich greifenden geldverschwendenden Tun und Treiben der Menschen einen Damm entgegenzustellen, damit dieses Übel nicht noch weiter vordringe, indem man die Jugend zur Sparsamkeit erzieht. Die Erziehung der Kinder zur Sparsamkeit scheint mir wichtiger als z. B. die Frage über die Kunsterziehung. In der heutigen leichtlebigen Zeit ist die Erziehung zur Sparsamkeit schwierig geworden. Durch Reden und Predigen über Sparsamkeit, durch Lesen und Besprechen von Lesestücken, in denen die Sparsamkeit, ihr Wert und ihre Bedeutung, der Wert des Geldes dem Kinde vor Augen geführt wird, kann nur dann etwas erreicht werden, wenn das Kind an sich selbst den Wert des Geldes kennen lernt, wenn es selber das Wachsen des unscheinbaren Hellers sieht, wenn es den Wert aller Dinge einschätzt. Dieses Ziel der Erziehung wird aber nur erreicht, wenn das Kind zum Sparen dadurch angeleitet wird, die geschenkten, besser noch, die durch irgend welche Leistung verdienten Heller in eine Sparkasse zu geben. Wo findet sich geschwind eine Sparkasse, die ganz kleine Beträge von wenig Hellern annimmt? Selbst die Postsparkasse nimmt erst den bestimmten Betrag von 1 K an, unter den sie nicht herabgeht. Sie erleichtert wohl das Sparen dadurch, indem sie die Verwendung der 10-Hellermarken eingeführt hat. Das Kind muß aber die Heller zu Hause zusammensparen, bis wieder 10 h beisammen sind. Die Versuchung, von den ersparten Hellern wegzunehmen, tritt oft an das Kind heran, und manchmal oder gar oft wird es der Lockung nicht standhalten können. Das Postamt ist weit vom Schulorte, vom Wohnorte entfernt, ln manchen Familien kommt es nicht selten vor, daß der Vater oder die Mutter dem Kinde das Geld nicht aufbewahren wollen oder die Heller, die sich ihre Kinder verdient haben, von ihnen abverlangen. Die Schulsparkasse ist daher wohl die beste Sparkasse für das Kind u. zw. schon dadurch, daß es unseren lieben Kleinen möglich gemacht wird, die kleinsten Beträge zusammenzulegen. So eifert sie die Kinder an, ihre verdienten und geschenkten Heller fleißig zu sparen. Das Kind sieht und weiß, daß es sich nicht wegen eines Hellers zu schämen braucht, im Gegenteil, daß es seinem Lehrer schon durch diese kleine Münze eine große Freude macht. Das Kind sieht aber auch, daß aus den Hellern Kronen geworden sind, vielleicht Fünf-, Zehn- oder Zwanzigkronenstücke. Indem nun der kleine Sparer das allmähliche Wachsen und Größerwerden seines Geldes sieht, lernt er den Wert des Geldes begreifen. Es entgeht ihm nicht, daß man aber auch lange braucht, bevor aus dem Heller eine Krone wird. Spricht nun ein Vater am Beginne des Schuljahres zu seinem Kinde, wenn er ihm die notwendigen Hefte und Bücher gibt: „Bub, gib acht darauf, denn sie kosten teures Geld!“ so wird der Kleine die Sachen sicherlich schonen, denn er weiß es nun, wie lange man braucht, ehe man sich diesen großen Betrag erspart hat. Das Kind wird aber seinen Eltern für alle, auch für geringe Gaben auf solche Weise dankbar sein. Es wird zur Dankbarkeit erzogen. Dadurch aber, daß dem Kinde gezeigt werden kann, soviel hast du dir schon erspart, wird es immer mehr Freude am Sparen empfinden; diese gewiß edle Freude wird im Kinde Kraft über das Verlangen nach manchem Vergnügen gewinnen; es wird die Wonne, die es im Herzen empfindet, wenn es sieht, daß es durch seine eigene Kraft etwas leistet, höher schätzen, als die Freude über manchen Genuß, der nur eine kurze Weile dauert. Das Kind wird entsagen lernen, sein Wille wird sich kräftigen. Und ich denke, unsere Zeit braucht willensstarke Menschen. Vor manchem Übel wird der Mensch bewahrt bleiben, wenn er den Wert der Dinge kennt. Man wettert gegen das Rauchen und Trinken. Hat man als Kind gesehen, wie lange man sparen muß, bevor die Kronen und Heller beisammen sind, so wird man wohl eher die Summe begreifen können, die man während eines Jahres in die Luft bläst und dabei Schaden an seinem Körper erleidet. Tritt der Schüler aus der Schule aus, so wird er sich freuen an dem, was er sich erspart hat; er wird weiter sparen, denn er hat das Sparen erlernt. Auch für die Schule sind Vorteile zu erwarten. Das Vertrauen des Volkes zur Schule, zu den Lehrern wird sich steigern; das Volk sieht, daß wir Anteil nehmen an seinen Sorgen, es unterstützen und seinen Wohlstand heben wollen. Ist der Wohlstand unseres Volkes ein hoher, dann wird es trachten, für seine Schule in hohem Maße zu sorgen, und die Lehrer haben sich in den Herzen ihrer Schüler ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Es werden wohl viele daran nergeln, daß man die Kinder nicht mehr mit toten Wortleibern, sondern mit dem lebendigen Geiste des Beispieles zur Sparsamkeit erziehen will. Ich muß mich für die Einführung der Schulsparkassen unumwunden aussprechen, denn die Vorteile, die wir erreichen, sind zu groß, gegenüber einigen Nachteilen, die verschwinden, wenn man es versteht, sie aus dem Wege zu räumen. Der kranke Lehrer und das kranke Kind. 13. Über Begabung. Vom emerit. Universitätsassistenten Dr. med. Leo Wolfer, In Folge 71 dieser „Blätter“ hat die 14. Frage — Förderklassen in Stadtschulen oder nicht? — durch Zitierung der „Freien Schulzeitung“ eine Beurteilung erfahren, die durch die Erwähnung des Mannheimer Schulsystems eine Sonderung der Schulkinder in begabte, wenig begabte und gar nicht begabte zur Voraussetzung hat. Ich habe mich in diesen „Blättern“ bereits über die erkrankte Psyche und über den Einfluß des Alkohols auf den menschlichen und speziell den kindlichen Organismus verbreitet und muß auf das an den betreffenden Stellen Gesagte verweisen, wenn wir nach dem Ursprung des Schwachsinns suchen, bei dessen Entstehung nicht immer ein einzelner Faktor in Betracht kommt, sondern sehr oft Alkoholismus seitens der Eltern, Phthise und nemopathische Belastung den Weg für etwa einwirkende Schädlichkeiten vorbereiten und so zur Mitursache des geistigen Defektes werden. Der die Entwicklung der Keimzelle hemmende Einfluß des Alkoholmißbrauches durch die Mutter tritt an der Frucht in Gestalt körperlicher und geistiger Abnormitäten schrecklich zu tage. Die Lebensenergie des kindlichen Organismus’ wird herabgesetzt, sein nervöses Gleichgewicht gestört. Daß diese verhängnisvollen Folgen mit umso größerer Sicherheit und vielfach gesteigerter Intensität eintreten, wenn der Alkoholismus der Mutter auf erblicher Belastung durch vorausgegangene, ebenfalls dem Trunke ergebene Generationen beruht, bedarf kaum einer Erklärung. — Die psychische Degeneration potenziert sich von Generation zu Generation. — Nach übereinstimmenden Beobachtungen mehrerer Autoren scheint dagegen der Alkoholismus des Vaters weniger schädigend auf dessen Nachkommenschaft einzuwirken, wenn nicht gerade weitere ungünstige Momente mit im Spiele sind, die schon an und für sich geistig minderwertigeren Nachwuchs zur Folge haben. Von welch großer Bedeutung der Alkohol als aetiologisches Moment für den Schwachsinn ist, erhellt mit überraschender Deutlichkeit aus einer Newyorker Schul-statistik, welche bei Schulkindern, deren Eltern keine Trinker waren, 94% begabte und 4% unbegabte ergab, während etwa 18% an einer Nerven- oder einer organischen Erkrankung litten. Unter Belasteten dagegen fanden sich nur 23% Begabte, 77% Unbegabte und 70% solcher, die mit einem nervösen oder organischen Leiden behaftet waren. — Die Beurteilung des Intelligenzgrades eines Kindes wird dem Laien als ein Leichtes erscheinen und doch setzt sie beim Lehrer große pädagogische Erfahrung, beim Arzt ein sorgfältiges Abwägen und Verwerten somatischer und geistiger Symptome bei genauester Kenntnis der kindlichen Seele und unter steter Berücksichtigung der Umstände, unter welchen die Untersuchung des Kindes stattfindet, voraus. Während hochgradige Intelligenzschwäche schon im frühen Kindesalter erkannt wird, tritt ein geringer Grad derselben in den ersten Schuljahren nur selten deutlich zutage, ja er kann überhaupt Entdeckt bleiben. Meist äußert er sich erst bei erhöhten Anforderungen, also in höheren Klassen, so daß er den Eindruck wachrufen kann, als sei er durch Überanstrengung veranlaßt worden. Wir werden also ein Kind, welches die Aufgaben der untersten Klasse nicht zu bewältigen vermag, aus diesem Grunde allein noch nicht für schwachsinnig erklären dürfen. Vor allem wird der Lehrer in die Lage kommen, durch Vergleich mit begabten Kindern das schwachsinnige zu erkennen, indem er auf Grund seiner Erfahrungen eine bestimmte Mindestleistung als Intelligenzmesser anlegt. Er wird auch anstandslos ein Kind bestimmt nicht als schwachsinnig bezeichnen, das über den Durchschnitt Hinausragendes leistet. Damit aber hat er nur die Extreme herausgegriffen, zwischen denen zahlreiche Abtönungen und eine Menge recht zweifelhafter Fälle liegen, die man trotz der immer wieder aufs neue vorgeschlagenen Methoden der Intelligenzprüfung durchaus nicht in sicher begrenzte Gruppen einzuteilen vermag. Sehr beachtenswert ist in dieser Hinsicht die von Soltmann in Vorschlag gebrachte Methode, die auf der von ihm so benannten „Farbenblödigkeit“ der Schwachsinnigen beruht; schwachsinnige Kinder sollen nicht imstande sein, die Bezeichnung der Farben auseinanderzuhalten, bezw. Nuancierungen derselben richtig anzugeben. Diese Methode, die sehr für sich zu sprechen scheint, ist aber aus dem einfachen Grunde nicht durchführbar, weil ohne Zweifel Mädchen infolge der Art ihrer Beschäftigung bessere Farbenkenntnisse besitzen werden als Knaben. Andere Methoden fußen auf der Prüfung des Gedächtnisses, der Begriffsbildung und der Urteilsfähigkeit. Wie immer das Prinzip dieser Methoden geartet sein mag, allen haftet derselbe Fehler an, ein Fehler, der niemals ein einwandfreies Resultat ergeben wird. Die Vernachlässigung der vielfachen Nebenumstände, die den Einblick in die Seele des Kindes trüben und zu Trugschlüssen führen müssen. Es ist selbstverständlich, daß z. B. ein Kind mit zahlreichen, durch körperliche Krankheiten verursachten Schulversäumnissen hinter den gleichaltrigen Mitschülern an Leistungsfähigkeit zurückbleibt, ein zweites, dessen Eltern zu einem häufigen Wechsel des Wohnortes gezwungen sind, den unregelmäßigen Schulbesuch mit geringen Kenntnissen büßt, und ein drittes, das vielleicht den Lebensunterhalt der Familie miterstreiten muß, schlechte Schulerfolge aufweist. Wird endlich ein Kind daheim vernachlässigt oder nicht zum Lernen angehalten, dann kann es Vorkommen, daß sein Wissen in der Schule nicht einmal an die Mindestleistung heranreicht. Kurz, wir müssen bei der Beurteilung der Begabung eines Schulkindes alle Verhältnisse berücksichtigen, unter denen es lebt, um nicht Kenntnislücken als Schwachsinnsymptome zu deuten, und dürfen auch nicht die Tatsache außeracht lassen, daß sogar hervorragend Begabte für bestimmte Unterrichtszweige mitunter nicht die geringste Begabung besitzen, eine Tatsache, die besonders für die Mathematik in Betracht kommt. Nach Löwenfeld erreicht etwa ein Sechstel der Schüler nur mit Mühe und unter gelegentlichem Sitzenbleiben das Schulziel, während ein geringerer Prozentsatz als direkt schwachsinnig ganz zurückbleibt. Wir werden auch nicht Anstand nehmen, ein Kind, welches nach zweijährigem Besuch der untersten nicht in die nächsthöhere Klasse aufsteigen kann, für so schwachsinnig zu erklären, daß ein Weiterkommen auch fürderhin ausgeschlossen ist. Unter dem von Löwenfeld angegebenen einen Sechstel finden sich aber gewiß viele, die infolge ungünstiger somatischer oder familiärer Verhältnisse mit den anderen Schulgenossen nicht gleichen Schritt halten konnten. Ein zielbewußtes, sich ergänzendes Zusammenarbeiten von Schule, Haus und Arzt wird aber Fehler in der Beurteilung der Intelligenz eines Kindes vermeiden lassen. Bei anormalem psychischen Verhalten ist stets ein Arzt beizuziehen, der eine gewissenhafte körperliche Untersuchung vorzunehmen, körperliche Mängel aufzudecken und geeigneter Behandlung zuzuführen und dabei sein Augenmerk auf die häuslichen Verhältnisse, die erbliche Belastung, etwaige Entartungszeichen und pathologische Veränderungen des Nervensystems und der Sinnesorgane zu richten hat. Mitteilungen üöer das Lehrerlieim im Süden. 90.) Kin H'rofpclit über das Leyrerhcim ist erschienen. Das Büchlein bringt alles, dessen der Besucher bedarf, a) Inhalt: 1.) Südheimgrnß znvor! (Geleitwort.) — 2.) Aus der Geschichte des Lehrerheimes. — 3.) Warum wurde Lovrana gewählt? — 4.) Für welche Leiden eignet sich Lovrana? — 5.) Lage des Lehrerheimcs. — 6.) Das Innere des LchrerheimeS. — 7.) Preise im Lehrerheim. — 8.) Wie erlangt man eine Aufnahmskarte? — 9.) Die Reise nach Lovrana. — 10.) Die Hausordnung. — 11.) Das Leben im Lehrerheim. — 12.) Kostenüberschlag für einen vierwöchigen Aufenthalt. — 13.) Statistik. — 14.) Ans dem Gedenkbnche des Lchrcrheimes. — 15.) Bitte. — IG.) Die Organisation des Südheim-Ausschusses. — b) Bilder: 1.) Das Lehrerheim (Vorderansicht). — 2.) Reiseskizze. — 3.) Situationsplan. — 4.) Der Besitz. — 5.) Die Ankunft im Lehrerheim. — 6.) „Der Briefträger ist dal" — 7.) Beim Mittagessen. — 8.) Eine Schachpartie im untern Balkon. — 9.) Die Nachmittagsjause. — 10.) Der Abschied. — 11.) Das Lehrerheim (Seitenansicht). — Verfasser des Büchleins: Rud. E. Pccrz. — Bezug von Frl. Jakobinc Naglas, Lehrerin in Laibach. Preis 1 K; Porto 10 h. — Nur gegen Voreinsendung des Betrages erhältlich. — Prächtige Ausstattung, ein vornehmes Weihnachtsgeschenk! 91.) Hine ZSeihnachlsreise nach Lovrana. Wer gesund ist oder bestimmt weiß, daß er kein ansteckendes Leiden hat, soll sie unternehmen. Findet er im Lehrerheime nicht Aufnahme, so wird ihm eine gute und billige Unterkunft auswärts verschafft. Für die Verwaltung genügt die Adresse: Lehrerheim in Lovrana. Mit 100 K läßt sich von Wien aus, die Verköstigung inbegriffen, alles machen. Aufenthalt fünf Tage. 92.) Hlene Sammkungen. Mit Folge 73 eröffnen wir wieder die Liste der Spenden. Durch die „Blätter" wurden für den Ankauf rund 10.000 K gesammelt, das Kaiscrbüchlcin, das aus ihnen hcrvor-gegangen, hat 50.000 K getragen. Sollten wir zum Zubau nicht auch mindestens eine 2000 — Kronenspende ansbringen? — 93.) Lehramtszögkingc beiderlei Geschlechtes können im Lehrerheime zu Lovrana Aufnahme finden. Kost täglich 4 K; Wohnung frei. — Bücher für den Weihnachtstisch des Lehrers. Von Anton Herget in Leitmeritz. Die eigentliche Universität unserer Tage ist eine Biichcrsammlung. Thomas Carlyle, Über Helden u. Heldenverehrung. Dem Wunsche des Herausgebers, dem ich als „Bücherwurm“ bekannt bin, nachkommend, will ich im folgenden eine Reihe von neueren und neuesten Erscheinungen des Büchermarktes anführen, die sich als Weihnachtsgeschenke für den Lehrer eignen.1 Wenn ich auch nur solche meiner speziellen Arbeitsgebiete aufzähle, so dürfte doch jeder der geschätzten Leser etwas ihm Zusagendes finden. Kann es überhaupt ein sinnigeres Weihnachtsgeschenk für einen Lehrer geben als ein gutes Buch? Gewiß nicht! Ich erinnere mich da an meine ersten Dienstjahre. Es hat mir zwar zum Feste des Schenkens niemand etwas beschert, aber ich habe mich immer selbst reichlich mit Büchern beschenkt — trotz der 30 fl. Monatsgehalt und trotzdem ich dann oft ein Jahr lang jedes bescheidene Vergnügen entbehren und gelegentlich bitter darben mußte. Und als dann der Gehalt größer wurde, da wurde auch das Verlangen nach Büchern größer und immer anspruchsvoller und so ist das oben berührte Verhältnis fast noch so bis auf den heutigen Tag geblieben. Ich kenne aber auch keinen höheren Genuß als in Tagen, wenn die Schularbeit ruht, in Büchern Erholung zu suchen. Und gar in den Weihnachtsferien, wenn draußen der Wind um die Häuser heult, die Schneeflocken wirbeln, wenn man denken kann, durch zehn Tage ohne Unterbrechung bei einer geistigen Arbeit bleiben zu können — o, das ist ein wonniges Gefühl beim Buche in der warmen Stube! Da findet der Lehrer gewiß auch Zeit, ein größeres pädagogisches Werk zu lesen. Hört man doch manchmal die Klage, daß gerade pädagogische Schriften von vielen Lehrern nicht gelesen würden. Ich will deshalb mit solchen beginnen. Ein treffliches Nachschlagebuch für alle pädagogischen Fragen ist das „Handbuch der Erziehungskunde“ von Loos (Wien, Pichler, 2 Bde. zu 20 K). Welche Fülle von Beiträgen 1 Die folgenden Namen bieten wohl hinlängliche Gewähr für die Güte des Gebotenen: Martinak, Sallwürk, Natorp, Jäger, Lehmann, Rusch, Kraus, Rothe u. a. Weit ausführlicher sind alle Gebiete der Erziehungswissenschaft in dem „Enzyklopädischen Handbuch der Pädagogik“ von Rein behandelt (Verlag H. Beyer u. Söhne in Langensalza), das in 2. Auflage erscheint und auf 10 Bde. (A 18 M) berechnet ist. Dieses Werk steht einzig da in der ganzen Weltliteratur, ein Zeugnis echt deutschen Fleißes. Die enorme Arbeitskraft des Verfassers, der für jeden Beitrag den geeigneten Bearbeiter zu finden wußte, muß man bewundern. Alle Größen der pädagogischen Wissenschaft finden wir da vertreten, so Rein selbst, Ziegler, Paulsen, Münch, Sallwürk, Natorp, Vogt, Martinak usw., für alle 1 Leider fehlt es an Raum, den ganzen gehaltvollen Aufsatz schon diesmal zu bringen. Indes, das verschlügt nichts. Der Winter ist lang, man wird auch nach dem Weihnachtsfcste noch Lust zum Bücherkauf und Büchcrlesen finden. Den Spender beengt keine Fessel. D. Sch. die Einzelgebiete sind die führenden Geister gewonnen, so Th. Ziehen, Burgerstein, S. Günther, Trüper, Wolgast, Tews, Lay, Konrad Lange, R. Lehmann, E. Linde, Lr. Lietz, Hel. Lange usw. Aus den angeführten Nanien ist zu ersehen, daß auch die namhaftesten österr. Pädagogen vertreten sind. Nun weiß ich recht wohl, daß sich nur wenig Lehrer das Reinsche Werk anschaffen können, ich habe es auch aus einem anderen Grunde angeführt, aus dem nämlich, daß jeder trachte, die Enzyklopädie in alle Bezirkslehrerbüchereien zu bringen, was gewiß möglich ist. Wenn man bedenkt, was da oft angeschafft wird! — Diejenigen Kollegen, die sich für eine Prüfung vorbereiten, finden ein treffliches Hilfsbuch in Dr. Volkmers „Grundriß der Volksschul-Pädagogik“ in übersichtlicher Darstellung. (Habelschwcrdt, Wolf.) Der erste Band (1903/9 verb. Auflage. X und 399 Seiten. 3 M 50 Pf.) behandelt die Elemente der Psychologie, Logik und Pädagogik, der zweite Band (11. Aufl.) die Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes. Zum Studium ist das Buch deswegen vorzüglich geeignet, weil es den Stoff übersichtlich zusammenstellt, so eben, wie man es bei Prüfungen gewöhnlich verlangt. Zur Bürgerschulprüfung könnten einzelne Kapitel noch ergänzt werden. — Ein Buch, das dem Unterrichte in vieler Hinsicht neue Bahnen weist, ist die „Unterrichtslehre“ von H. Itschner, das Werk, in dem der Unterricht als „Entbindung an gestaltender Kraft“ gefaßt wird, ist auf drei Bände berechnet, deren erster, allgemeiner Teil vorhegt. (Leipzig, Quelle und Meyer, 1908. 332 Seiten, 5 M.) Es würde im Rahmen dieses Artikels zu weit führen, wenn ich auf das Buch näher eingehen wollte. Ich hatte Gelegenheit zu sehen, wie Itschner nach demselben im Seminare zu Weimar die Unterrichtslehre betreibt. Ja, da ist neues Leben, da sind endlich viele ausgetretene Pfade, die ins Leere führen, verlassen und neue gezeigt, sagte ich mir. So wird es jedem gehen, der zu dem Werke greift, das ihm reiche Anregungen bietet. Wenn die weiteren Bände vorliegen, werde ich auf dasselbe zurückkommen. — Immer mehr Anhänger gewinnt die experimentelle Didaktik. Wer sich über die wichtigsten Fragen dieser in Kürze unterrichten will, der greife zu Lays „Experimenteller Didaktik“, die in der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“ erschienen ist. (Leipzig, Teubner. 1 M 25 Pf.) Das Fachblatt, in dem die Anhänger der genannten Wissenschaft zu Worte kommen, ist die von Meumann herausgegebene Zeitschrift für experimentelle Pädagogik. (Leipzig, Nemnich. Im Abonnement per Band 5 M.) Ein anderer Zweig der Pädagogik, der jetzt eifrig studiert wird, ist die Kinderpsychologie. Zur Einführung sei hiefür das prächtige Büchlein über diesen Wissenszweig von Gaupp empfohlen, das die schon genannte Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“ bringt. (Leipzig, Teubner.) Und wer die „Pädagogischen Brosamen“ von Polack noch nicht in seiner Büchersammlung haben sollte, der lege sie sich auf den Weihnachtstisch. Sie werden ihm bald der beste Freund in Leid und Freud des Lehrerlebens sein. Und nun wollen wir von der Pädagogik zur Kunst übergehen. „Kunsterziehung“ ist ja eines der modernen Schlagwörter. Treffliche Gedanken in begeisternder Weise sagt darüber L. Gurlitt, dessen Erziehungsanstalt in Aussee in Kürze eröffnet werden wird, in seiner Schrift „Schule und Gegenwartskunst“. (Berlin-Schöneberg, Hilfe-Verlag, I M 50 Pf.) Er hebt besonders hervor, daß zur Einführung in die moderne Kunst gar nichts geschehe. Da wird es nur besser werden, wenn die Lehrerbildungsanstalt ihre Zöglinge in das Kunstverständnis einführt und in ihnen Freude an der Kunst erweckt. Und das ist gar nicht so schwer, als es aussieht. Wenn es die Leser interessiert, so berichte ich in diesem Blatte einmal darüber, wie ich das an der Anstalt pflege. Wer aber schon im Amte steht und keine Einführung erhalten hat, der suche sich selbst einzuarbeiten. Seit wir die Zeitschrift „Kunstwart“ (München, Jahrgang 16 M) haben und die prächtigen „Meisterbilder“ (ä 25 Pf), die der Kunstwart herausgibt, ist das leicht möglich. Treffliche Dienste leistet hiebei auch Naumanns herrliches Buch „Form und Farbe“ (Berlin-Schöneberg, Hilfe-Verlag, 1909, 3 M), eine Reihe von Aufsätzen enthaltend, die meist in der „Hilfe“ erschienen sind. Was weiß doch Naumann alles aus einem Gemälde herauszulesen, wie weiß er uns in die verschiedenen Strömungen einzuführen I Da muß jeder Freude an der Kunst und Verständnis für ihre Bestrebungen bekommen. (Fortsetzung folgt.) Briefkasten. Mit Folge 72 schließen wir ein Jahr erfolgreichen Schaffens ab. Der Umfang der „Blatter“ — sie sind ja ein fortlaufendes Buch — hat um 384 Textseiten zugenommen; dermalen stehen mir bei pag. 1224. Eine erkleckliche Arbeit für die Entwicklung der österreichischen Volksschule, insbesondere der Landschule! Es ist unbegreiflich, wie ein gewisser E. Kl. in Nummer 10 der „Fr. Schnlzeitung" ansrnfen kann: „Warum kümmert sich aber niemand um die Eint lässige?" Ich denke, wir haben »ns ihrer in jeder Hinsicht angenommen. Insbesondere Jahrgang 19U9 griff diesbezüglich richtunggebend ein. Nicht die methodische Rüstung allein mar unser Zweck/auch organisatorisch wurde gewirkt. Eines ist freilich richtig: Maßgebende Kreise erkennen noch nicht so recht die Bedeutung der Einklassigen, weil sie ihnen als etwas Unbekanntes erscheint. Die großen Herren sind entweder nicht in der Einklassigen gesessen oder sie haben die Zeit des Schnlegehens nicht mehr in Erinnerung. Indes, es soll anders werden. Mit 1910 werden die „Bl." die Frage einer grundlegenden Reform des Volksschulwesens mit Ernst aufgreifen und den führenden Männern naherücken. Nachdem wir unserseits ein gutes Stück Vorarbeit geleistet haben und der Herausgeber in seiner Eigenschaft als Obmann des Reichsbnndes der österreichischen Bezirksschulinspektoren mit verschiedenen Faktoren, die ausschlaggebend wirken, in Beziehung getreten ist, läßt sich ein positives Programm ausstellen und was Rechtes aus den Veratungstisch legen. — Wenn wir in den zwölf Heften zurückblältern, so muß uns Genugtuung erfüllen. Eine ergiebige Ernte! Vornehme Pädagogen treten in unsere Gemeinde ein: Friedrich Polack, Hans Trunk, Franz Zdarsky, K. Trantermann, Ullmann, A. Krämer u. a., aus allen Teilen strömt der Segen; es ist herzerfrischend, in den trefflichen Gebauten zu schwelgen, die vom Norden herniederrauschen. Und wie herrlich alles gedeiht! Unser Lebenswerk „Das Lehrerheim" wird erweitert, pädagogische Tagesfragen finden in trefflichen Aussätzen und in der Wechselrede ihre Lösung, die Arbeit des Lehrers außer der Schule leiten ständige Artikel, über das Wohl und Wehe für Kind und Lehrer wacht ein einer. Universitätsassistent, die Bürgerschulkandidaten wallen zum grünen Tische und bringen freudige Kunde, unsere „Ratschläge" haben sich bewährt, ein Umlanfheft sorgt für geistigen Vorrat, praktische Rechenaufgaben werden anfgestapelt, zum Ergötzen träufelt Schulhumor herein, auch Lehrerpoesie beginnt zu blühen, Geschichten aus dem Schulleben bringen angenehme Abwechslung, ein neues Wort „Wirlschaslspädagogik" wird geschaffen, das Stundenbild erfährt eine vernünftige Fassung, neue Sprachuurichtigkeiten grämen so manchen, der ihnen verfiel, für Elternabende öffnet sich ein Speicher, Konferenzthenie», Prüfungsfragen drängen sich heran, Randbemerkungen rufen zum Zweikampf, hin und her wogt die Meinung, bis das Jahr zuende geht und alles versöhnlich beschließt. Als festgeschlvssene Gemeinde sehen wir 1909 mit dem Bewußtsein scheiden, unser Bestes für die vaterländische Schule eingesetzt zu haben. Keine Kategorie war Aschenbrödel; von der Einklassigen bis zur letzten Klasse der Bürgerschule hinauf und in die Lehrerbildungsanstalt hinein wächst die Saat. Dank den wacker» Mitarbeitern, Dank aber auch den Lesern! Hätten sie nicht warmes Interesse bekundet, es wäre die Lust zum Schaffen bald verglommen. So aber glüht, von ihnen angefacht, in allen, die sich aus dem stillen Winkel wagen, das Feuer werktätiger Gemeinschaft, der Gedanke, für etwas Großes das zu bieten, was man zu bieten vermag. Die Geister zu rufen, das war das Grundmotiv unserer Zeitschrift. Sie sind zu Hunderten gekommen, möge 1910 sie zu Tausenden bringen! — Lehrer H. St. in St. A.: Sie schreiben: „Mit Entzücken las ich heute in der D. ö. L. den Bericht über den beschlossenen Zubau zum Südhcim. Nun heißt es .Zubausteinchen' sammeln. Ich, der ich schon dreimal im Südheim mar (Herr St. ist gesund! D. Sch.), bin und war stets ein begeisterter Verehrer dieser Schöpfung und so sende ich als Nikologeschenk 10 K." — Bis (lat, qui cito dat! Herr St. sollte zahlreiche Nachahmer finden! Kommt auch nicht die Nikolospende, so kann doch die Wcihnachtsgabe die Zustimmung vermerken. Jnsonders die Jnng-mannschaft in und außer der Anstalt schreite voran! Die Alten haben das Werk geschaffen, die Jungen sollen es vollenden. — Lehrer K. K. in L.: Wer gut beschlagen ist, kann überall als Prüfling auf treten. Ich habe es förmlich als Sport betrieben, fast jede meiner acht Prüfungen anderwärts abzulegen. Man lernt Land und Leute kennen und mich sich. — Sie sechste Krage (Lehrpläne) wird in ihrer übersichtlichen Darstellung demnächst erscheine». Herr Oberlehrer Schuen in Hrastnigg hat sich der überaus anstrengenden Arbeit unterzogen, aus den verschiedenen Urteilen für jeden Gegenstand Pro und Contra herausznklauben. — Hvl. A. ZS. in K.: Milten im Schuljahre jemanden unterznbringen, ist schwer. Freuen wir uns, daß es bei ihrem Töchtcrlcin glückte! — Lehrer?. S. in It.: Wer Rosetten aus der Achsel trägt, ist nicht immer auf Rosen gebettet. Die Herren an den Staatsvolksschulen arbeiten zumeist unter schwierigen Verhältnissen. — Lehrer K. W. in $r. (<>.: Haben Sie eine schöne Handschrist! Ich beneide Sie darum. Ein schön'Gesicht, eine schöne Schrift, ein schön' Benehmen Helsen oft mehr als zehn vorzüglich erledigte Themen. — Ila« Ktenr: Sie haben recht: Auf Seite 1170 ist im Beispiele b) eine Null zuviel. Die erste Stelle sind hnnderttel. Sie halten den Vorgang nicht für praktisch. Ich muß indes sagen, daß ich ihn immer mit Erfolg verwendet habe. — Art. K. M. ln Kt. K.: Ich wünsche, daß sich die Vorbedingung Ihres Gelübdes „Wenn ich die Bürgerschullehrerprüfung bestehe, mache ich dem Südheim ei» Geschenk" — erfülle. Wegen Barbara Dario und Ferio brauchen Sie sich nicht zu ängstigen. Die Prüflingskommissäre, die derartiges Formelwerk abfragten, deckt schon lange der Rasen. — chOr. A. Uch. in It.: Ihr Beitrag „Steine des Anstoßes ans dem Berufswege" muß warten; das Bleististmannskript liest sich schwer. — Arf. Itofa Ainger in Itcnn-(tetn lifi Villach teilt der Kollegin, die nach einer Anleitung zur Illustrierung von Lesestücken fragte, mit, daß ein solches Werk unter dem Titel „Illustrationen zu Lesestücken" vom Lehrer I. Billcter in Basel hcraus-gegeben wurde. — Arf. ». K. in W.: Machen Sie es so, wie ich cs vor einigen Jahren versuchte und erprobte: Ich sammelte bei meinen Bekannten und durch Vermittlung bei ändern Leuten abgetragene Kleider, Spielsachen und Bücher. Nicht weniger als sieben Kisten voll von Geschenken brachte ich zusammen. Das Christkindlein verteilte sie in meinem Jnspektionsgebiete. — Lehramtszögling A. Sch. in S.: Der zuletzt gesandte Beitrag für den Abschnitt „Schulhumor" ist zu bekannt. Verschließen Sie aber deswegen Ihre Sammelbüchse nicht! — Schulleiter I». Z. i» W.: Wenn Sie am Neujahrstage einem .guten Bekannten' begegnen, so rufen Sie ihm das „Prosit Neujahr!" zu. Vorgesetzten schicken Sie entweder eine geschlossene Karte mit dem Vermerke „N. N. entbietet herzliche Glückwünsche zur.Jahreswende" oder Sie lassen die Sache gehen. Man kommt langsam von dem Gratulieren en gros ab. Uber Besuch und Einladung waren in den „Blättern" bereits Anleitungen enthalten. — Schulleiter A. Sch. in I*.: Ihr Büchlein über die Rosenzucht will ich gerne fördern. Ob Sie einen Verleger finden werden, ist fraglich. Wenn Sie mir zur gegebenen Zeit jeden Monat einen einschlägigen Aussatz liefern, so eröffne ich den neuen Abschnitt. — Schulleiter A. A. in K.: Das Weib ist im Unglücke zu bedauern; doch für den Mann ist der harte Stoß eine Prüfung für die Kraft, für energisches Ringen. Darum keine Tränen, sondern die Zähne zusammengebissen und durch! — Schulleiter II. L. in St. I.: Nachgeahmte Tausendkronennoten sind als Reklam- jettet im Umlauf. Allein, ich habe sie nie gerne angesehen; es überkam mich immer ein wehmütiges Gefühl, weil sie nicht echt waren. Den Kindern und noch mehr Ihnen wird es ähnlich ergehen. Im übrigen glaube ich, sollten Sie nach großen Noten nicht fahnden. Unsere kleinen Leute haben ja nur mit kleinem Gelbe zu tun. Werden Sie einmal groß, so werden sie sich die Note schon gehörig begucken. Wer weiß schließlich, wie sie damals anssehen wird! — Lehrer Z. K. in Sb.: Ihr .namenloses Kind' wird in den Abschnitt „Lose Gedanken" eingereiht werden, sobald der Lenz seine ersten Boten aussendet. — Schilt. A. M. in A.: Die Anhänglichkeit ist rührend. Sie schreiben: „Für mich, armen Einklassigen, sind die .Blätter' ein Quell der Freude; jeden Monat warte ich sehnsüchtig auf den grünen Liebling. Wieviel ich ihm verdanke, ich kann es Ihnen nicht sagen." — Ihr warmes Empfinden möge die Mitarbeiter für die Mühen entschädigen! — Der Verfasser des Aufsatzes im Jahrgange 1907 „Der Unterricht in der Natur als Mittel zur grundlegenden Anschauung" heißt Richard Stiften- Er ist Schulleiter in Watschig, Kärnten. — Das gelieferte Urteil kommt in Folge 73 oder 74. — Uros. K. in L.: Schönen Dank für den Beitrag! Sie sind ein fleißiger Mann, der manchem jungen Genossen zum Vorbild dienen sollte. Das Arbeiten bis in die Morgenstunden hinein habe ich lange Zeit Tag für Tag betrieben; allein jetzt geht es nicht mehr: Augen und Nerven haben den Streik angekündigt. — Lehrer W. K. in F.: Ihr, ans ement Schüleraussatze entnommener Satz „Im Herbste werden die Kühe ans die Felder getrieben und dort ausgeweidet" bietet willkommenen Anlaß zur Gegenüberstellung der beiden Formen von „weiden". Solche Beispiele muß man beim Schopfe packen, wenn sie kommen, weil sie im Augenblicke wirken. —- Schilt. A. Sch. in M.: Verzeihen Sie, wenn die Antwort so spät erfolgt! 1.) Sobald der Gegenstand ein anderes Prinzip aufweift, kann er patentiert werden. „Kleine" Verbesserungen rechtfertigen es noch nicht. 2.) Eine Schieseriafelsabrik ist mit nicht bekannt. Ich bitte die Leser um Auskunft. 3.) Bezüglich der Zeichentafel könnten Sie sich an den Verlag Müller-Fröbelhaus in Wien tuenden. - Ihrem Sohne werden die „Blätter" kostenlos in die Lehrerbildungsanstalt geschickt. Die zugemittelten Antwortmarken wanderten in die Südheimbüchse. — Das Fräulein möge nicht böse sein, wenn vom gelieferten Schulhumor nichts verwendet wird! — Lehrer K. It. in S.: Mir aus der Seele genommen. In der „Rechensprache" steckt viel Unsinn. Ihr Aussatz wird ihn säubern helfen. Doch diesmal geht es nicht. — Höl. A. L. in K. vei $.: Vortrefflich! Der Beitrag ist berufen, eine neue Frage in unserer Wechselrede einzuleitett. Zuvor müssen jedoch die alten Debatten abgeschlossen werden. — Schilt. A. S. in Kl. A.: In der Sache, die Herr Buxbanm leicht betastet hat, liegen mehrere Zuschriften bereit. Darum die Verzögerung. — Schilt. K. 8. in M.: Die Pädagogik ist eine Wissenschaft und als solche schreitet sie mit Lächeln über das politische Gezänke hinweg. Es freut mich immer, wenn sich ein Anderssprachiger von dem nationalen Demagogentume losringt und mit uns wirkt. Lehrer, die es nicht über sich bringen, das Gute, woher es auch kommen mag, anzuerkennen, weil es nicht in ihrer Muttersprache erscheint, sind Sklaven und reihen als solche sich bei der großen Masse ein, die mit Gröhlen durch die Straßen zieht. — Ihren Brief werde ich demnächst ausführlich beantworten. — Lehrer I>. 11. in Zt.: Sie haben mein Bild neben das Ihrer Braut gestellt. Dia, wie wird sich die vertrocknete Pflanze neben dem iölümlein ausnehmen? Gar so starke Kontraste sollten Sie nicht schaffen! — Frl. K. hat den Blättermann auf das Katheder gestellt. Wahrscheinlich als Wauwau! Diese Funktion übernehme ich in Goitesnamen. — Lehrer an der Kabettenfchufc in K. (Kroatien): Wenden Sie sich unter Berufung auf mich an den Kaiser!. Rat Hans Trunk in Graz! — Sri. A. K. in K.: Mein Name ist allerdings für Reimerei sehr dankbar: aber der Gleichklang mit „aufwärts" und „hört's" ist doch nicht ganz rein. Darum lassen wir das Dichten sein. —- Umfrage: Wer kann einer Kindergärtnerin (Lehrerstochter) zu einer Anstellung verhelfen? — Lehrer It. It. in K.: Ihr Vorgang sollte allgemein nachgeahmt werden. Sie legen dem Lehrkörper die „Blätter" vor und lassen Aussatz um Aufsatz durchbesprechen. Daraus ergeben sich Randbemerkungen und Urteile für die Wechselrede. Der zugemittelte Beitrag wird selbstverständlich Platz finden. In den Papierkorb wandert gar nichts. Entspricht es nicht als Ganzes, so klaube ich einen guten Gedanken heraus und forme ihn. Daher sollte niemand zagen, jeder die Mitarbeit wagen! — Lehrer K. S. in A.: Das gesandte Bild zeigt mir den Mann, die Erinnerung malt den Zögling daneben. In der Begeisterung sind sich beide gleich. Und so ist es recht! — Sihuldirciiior 3. It. in It.: Das schöne Gedicht über das Lehrerheim hat im Prospekte ein Ehrenplätzchen erhalten. — Sri. K. K. in II.: In zwanzig Jahren werden wir variieren: „Eine Lehrerin, die nicht stenographieren kann, schaue ich nicht an." — Lehrer Sch. in S.: Sie hätten nicht die Flucht ergreifen sollen. Siegen oder fallen! Das soll auch bei der Prüfung gelten. — Lehrer A. H. in H.: „Hochwohlgeboren, wohlgeboren" u. dergl. sind abgeschmackte Wörter ohne Sinn, denn niemand ist „wohl" oder „wohler" oder „Hochwohl" geboren. — Sirelitor S. St. in A.: Unsere Reform der Lehrerbildung wird auch die Personen treffen. Die Lehrerbildungsanstalt darf nicht ein Durchlaufsposten und auch nicht eine Zufluchtsstätte sei». An ihr müssen berufene Meister wirken. — Lehrer A. L. in M. tlel £8.: Ich werde trachten, durch die „Osterr. Schulaufsicht" Sie in eine Stellung zu bringen. — Urogramm für 1910: Es wurde mit Bezug aus die Neuerungen bereits in Folge 70 und 71 besprochen. Die 30 Abschnitte kehren mindestens viermal im Jahre wieder. Es kommt demnach jeder zum Worte, wenn er sich mit einem Beitrage einstellt. — KrnsMrien: 1.) „Eine eifrige Leserin der .Blätter' teilt mit, daß sie die Bürgerschul-lehrerprüsung glücklich bestanden und in den .Ratschlägen' manches wertvolle Körnlein gefunden hat." — 2.) Aus Aspang. („Jnbiläums-Bsirgerschule.") — 3.) Aus dem Lehrerheim. (Zehn neue Gäste.) — 4.) Völkermarkt. (Heimfahrt.) — 5.) Salzburg. (Aus dem Augustiner Bräustübl.) — 6.) Von der Adria. („Zwei Glückliche.") — 7.) Rotenschachen. (Lehrerrunde.) — 8.) St. Peter ob I. (Antwort: Das .Trostbüchlein' wird Labe bringen.) — 9.) Lovtana. (Festabend für Dr. H. L. Rosegger im Lehrerheim.) — 10.) Weißenbach a. d. Th. (Vom glücklichen .Definitiven'.) — 11.) Prag. („Nach der bestandenen Bürgerschullehrerprüfung.") — 12.) Haid. (Lehrerversammlung.) — 13.) Trauten au. („Die gefährliche Brücke — dritte Fachgruppe — passiert.") — 14.) Tuschkau. (Einladung zur Festversammlung.) — 15) Wien. (Von Th. Koschat und seinen Freunden.) — Trauliche I8eihnacht und Hiäckauf für 1910! rufe ich allen Getreuen z» mit dem innigen Wunsche, daß wir nach 365 Tagen uns wie jetzt in dem Gefühl erfolgreicher Arbeit die Hände reichen. — Än -er Neichsgren^e von Schule )U Schule. (Kine Schulreife durch Kärnten, Hirol, Morarlverg, die Schweiz, Maden, Würtiemverg, die Koheuzollcrn- lande und Magern.) 17. Bei einem mcister im Sclwabenlande. „Herkules, iwch einmal! Sie hätten gestern noch bleiben sollen; die Dvrfvbrigkeit zeigte sich besonders gnädig und erzählte wieder einmal von 70/711" „„Und mir erzählte der Blick über die Hügel, der Mond, der ans der Wvlkenhülle kroch und auf Marbach herniederglänzte, göttliche Mär; meine Seele war voll, sie war trunken vor Entzücken."" „Sehen Sie, so waren wir beide gleich. Sie schwärmen wohl sehr für unfern Schiller? Nn ja, er war ja ein ganz guter Dichter!" „„Wie, Sie sprechen von dem Gewaltigen, den Sie den Ihrigen, den Schwaben nennen dürfen, so gleichgültig? Ja, so ist es eben: Die Heimat kann ihr Gut nicht schätzen. Ent-wedcr wird der Knirps zum Riesen gemacht oder der Riese zum Knirps. Der Prophet im Baterlande! Muß denn der Seufzer des Römers auch nach fast zweitausend Jahren noch immer gelten? Die Welt ändert sich in allem, nur in ihren Schwächen bleibt sie dieselbe."" Damit reichte ich dem „Herkules, noch einmal" die Hand und kollerte über den Hang, wieder plan- und ziellos ins Land hinein. Ein roter Turm mit allerhand Verzierungen stach gar zu malerisch aus dem Busch, in den sich ein schmuckes Dörfchen hüllte; ich konnte nicht vvrübergehcn. Leute, die sich eine so gewaltige Spitze schaffen können, werden wohl auch eine Schule erbaut haben. Der Schluß brauchte nicht lange fortzuspinncn, denn weilhinschallendes Rufen einer Kinderschar kündete den nahen Mnsentempel. Ich eilte rasch näher, eilte hinein in die Schar der spielenden Knaben, der schäkernden Mädchen und fragte nach dem ,Herrn Lehrer'. „Er ist drüben im Hänsle!" Das ,Hänsle' war seine Behausung. Dort verbrachte er die .Zwischenstunde', d. h. das Bicrtelstündchen, in dem sich eine neue Abteilung sammelte. Von 8—10 Uhr genossen nämlich die Großen den Unterricht allein; von V« 10 —12 Uhr wurden die Kleinen dazugeschlagen.— Der Präzeptor kam. Ein gedrungenes Männlein „mit gespreizten Beinen". Unwillkürlich stieg das bekannte Studentenlied in der Seele empor, als ich des .grätschenden' Kollegen ansichtig wurde. Ein Leiden hatte ihm die Steife gebracht. . Über dem gleichschenkligen Dreieck saß ein Trapez und darüber ohne merkli che Verbindung eine Kreisfläche, aus der zwei Punkte blitzten und in der ein struppiger Schatten, halb schwarz, halb weiß, lag. Die geometrische Kombination kam näher — kühl wie der gestrige Abend. „Sie wünsche'?" „„Ich bin vom österreichischen Unterrichtsministerium ins Ausland geschickt worden, um Landschulen zu besuchen und dann was Wertvolles heimznbringen. Mein Name ist. . ."" „Habe' Sie Papiere?" Darum hatte seit der Zeit, da mich die Fee tief drinnen im Alpland zitierte, niemand gefragt. Mein Gegenüber mußte mich für einen pädagogischen Hochstapler halten. So unangenehm mir einerseits das Kramen in meinem Ränzel war, so mußte ich doch anderseits dem Kollegen rechtgeben, daß er das Dokument verlangte. In die Schule drängen sich viele, die in diesen Räumen nichts zu suchen haben. Darum sollte jeder Lehrer die „Papiere" fordern. — Die meinigen waren zur Stelle. Sie schienen dem Manne mit den .gespreizten Beenen' nicht sonderlich imponiert zu haben; denn kühl, wie er gekommen war, kehrte er mir den Rücken, indem er in den .struppigen Schatten' brummte: „Nu, so gehe' Sie halt zum Herrn Pfarrer; wenn er's erloobt, ich Hab' nichts bagege’." Ich wäre am liebsten statt zum Herrn Pfarrer eiligst davon, iveit über die Berge gegangen. Und doch ließ es mir keine Ruhe. Ich wollte den Sonderling in seiner Werkstatt schaffen sehen. Also überwand ich die Flut ausströmender Gefühle und schritt dem Pfarrhofe zu. — Der Empfang war hier nicht besser, ja womöglich noch um einige Grade kühler, weit, weit unter Null. Auch da mußten die .Papiere' heraus. — „Na, Sie sind ja noch ein junger Mann und sollten schon über die Arbeit anderer urteile' könne'!" „„Das sieht sich nur fo an, Herr Pfarrer. Die Jahre schämen sich, ihre Zahl zu verraten." " „Bei mir habe' sie sich die Scham abgeivöhnt." In der Tat. Den Mann im Talare deckte schneeweißes Haar. Es lag wie frischgefallener Schnee ans der breiten Kuppe des Kvpfes. Ein .Pfarrer-Kneipp-Gcsicht'I „Und glvobe' Sie, daß Sie bei unserem Lehrer was profitiere’ werde' ? Wissen Sie, mir will seine Lehrart nit gefalle'; er verdrexelt die Geschichte zuviel, er meint immer, das wäre eene fo große Swift, mit den verschiedenen Schülergruppen — und das muss' um’ verstehe', das muss' um’ überlege'." „„Sv, so, das reizt mich ganz besonders. Da muß ich eilends hinüber, wenn es erlaubt ist."" „Gehe' Sie nur und komme' Sie dann und erzähle' Sie mir alles!" Sicher ist sicher, dacht' ich und erbat mir einen Erlaubnisschein. Der Pfarrer war nämlich Ortsschulinspektor und nahm, wie es schien, sein Amt sehr genau. Der Lehrer hatte auf mich gewartet und daher noch nicht mit dem Unterrichte begonnen. Er erwies mir alle Ehren, die inan einein Ausländer erweist; aber er war kalt über seine Stelzen hinauf bis an das Herz. Umso wärmer zeigte er sich zu den Schülern. In Behandlung stand das Gedicht „Eine Frage". Wie er die Schüler aus dem Gewirr der Vorstellungen, die das Spielchen auf dem Platze vor der Schule erzeugt hatte, herauslockte, wie er die Stimmung komponierte, wie er immer höher und höher stieg, immer hastiger und hastiger kletterte, bis er den Gipfel erklomm, von dem aus er das Poem herabstreute: das war meisterhaft. Und als nun das Metall in alle Herzen floß und in blinkenden Stücken vor den Augen der Kinder lag, da wurde jedes Teilchen mit dem Kennerblick besehen. Das war nicht eine alltägliche Wort- und Sacherklärung; es erschien Hildebrands Geist im Konkretum. Das .Firmament' war zuerst die Decke des Zimmers, dann das Dach des Zeltes, zum Schlüsse das große, große Himmelszelt. Der .Blitz' fuhr als Zickzacklinie über die Tafelfläche, der .Strom' nahm seinen Ausgang vom Bächlein im Dorfe. So trat überall die unmittelbare Anschauung heran, das Längstbekannte, um dem Neuen Hilfen zu leihen. Dabei gab es keine Zerstückelung, keine Isolierung von Begriffen; alles klebte immer am Ganzen, alles wurde nur, förmlich an einer elastischen Schnur hängend, hervorgezogen, um als geklärtes Stück wiever auf seinen Platz zurückgesetzt zu werden. Durch die elastische Schnur lief der rote Faden, der den gesamten Inhalt durchzog. Und am Ende desselben hing als glänzende Perle die .Vertiefung', der Grundgedanke. Sobald ihn der Meister gezeigt und in das Herz seiner Zuhörer versenkt sah, klappte er das Buch zu; die beabsichtigte Wirkung war da. Mehr wollte er nicht; jedes weitere Zerfasern des schönen Gedichtes wäre Versündigung gewesen. — Mir war es zumute, als wäre gerade eine Szene aus Tell an meinem Auge vorübergezogen. Wenn es alle verstünden, aus den Meisterwerken unserer Dichter das herauszuschälen, was das kleine Volk fassen kann, und wenn alte bann den Genuß nicht erst analysierten, nicht an der holden Blüte mit der Pinzette rührten : welch reicher 53oru edler Gefühle stürzte aus den Herzen der Kinder, welch ein erfrischender Quell befruchtete die ansgestreuten Körnlein! — In der zweiten Stunde setzte das Rechnen ein. Dem Zvpfpädagogen wäre bei solcher Verkehrtheit ein Gruseln über den Rücken gekrabbelt. Mir ward es indes nicht bange; ich war schon längst der Meinung, daß das Rechnen nicht immer im Vordergründe stehen müsse. Als ich später den Amtsbrnder fragte, ob er den Gegenstand mit Bedacht zurückgestellt habe, erwiderte er kurz: „Sicherlich! Wie könnt ich auch ein Gedicht, das Frische des Geistes und des Gemütes braucht, einem trockenen Stoffe angliedern und in Müdigkeit tauchen!" Der Mann hatte recht. Diejenigen, die Rechnen als Denken erklären und es darum immer als ersten Unterrichtsgegcnstand in den Stundenplan setzen, wissen nicht, daß das Rechnen der Volksschule vielfach auf Übung beruht und daher nur zum Teile die Verstnndeskräfte beschäftigt. Weil wir es ihnen ganz und gar zugeschobcn haben, sind wir nun so schlecht daran, daß selbst erwachsene Jungen das 1 X i nicht beherrschen, die gröbsten Fehler im Summieren machen, über wenig Technik verfügen und darum nicht vom Flecke kommen, weil das niet- und nagelfeste Elementarwissen fehlt. Unsere Patentpädagvgen, denen es überlassen wurde, der Volksschule das Rüstzeug zu geben, dachten nur immer an jene Zeit, die ihnen zunächstlag, an ihr Mittel« schulstudiuin, und präparierten darnach den Lehrstoff. — Unsere Volksschulmethvdik ist eben zu akademisch, weil sie von Akademikern gemacht wurde. Hätte man sie tüchtigen Vvlksschullehrcrn, erprobten Übungsschullehrern und Hauptlehrcrn zugeschoben, sie würde nicht in den trockenen Boden scholastischer Weisheit gepflanzt worden sein. Allein, in der Zeit, da nur eine bestimmte Zunft Pädagogik schrieb, gab es keinen praktischen Einschlag; so leiden wir noch immer an dem Übel der Borzeit und können uns von ihm nur schwer losringen, weil es uns in den Knochen steckt. — Dem Meister zu Z. war zwar ein Übel in die Beine gefahren, aber dieses nicht. Er hatte sich durch die pädagogische Schlacke hindurch; gegessen und stand nun da als selbstdenkender, sclbstschaffender Schulmann. Der Distrikts- schulinspektor mochte zu ihm Vertrauen haben, denn er hatte ihm den Stundenplan nicht vor- geschriebe». Es war ihm ganz und gar überlassen, die Gegenstände jeden Tag nach Bedürfnis zu verteilen. Sv war also heute Rechnen in der letzten Stunde, weil das Gedicht den fruchtbaren Ackergrund brauchte. — Das Rechnen galt der obersten Abteilung (6. + 7. Schuljahr). Das 4. -f- 5. Schuljahr wurde mit einer Stillbeschäftignng versehen. Sie schlug in die Sprachlehre ein. Mehrere Hauptwörter waren in die vier Fälle zu setzen. Dabei mußte immer zuerst das Fragewort angeschrieben werden u.zw. so: 1.) Wer? (Der Vogel.) — 2.) Wessen? (Des Vogels.) — 3.) Wem? (Dem Vogel.) — 4.) Wen? (Den Vogel.) — Bevor die Arbeit nicht in Fluß ivar, gab es keinen direkten Unterricht. Erst als alle schrieben und es so still wurde, daß man das Mäusle hätte laufen hören, griff das Rechnen ein. Anfänglich schien eS, als sollte Waren-und Wirtschaftsknnde an die Reihe kommen; denn, ohne irgend eine Zahl zu nennen, begann der Lehrer von der Akzise (Verzehrungssteuer) zu sprechen, verwies auf die Notwendigkeit der Steuern, die den Staatshaushalt decken, begründete die wohltätige Einrichtung des Staatswesens, lenkte auf das Schuldorf zurück, wie sic sich in demselben äußere, kam rücklaufend wieder auf die Akzise u. zw. nunmehr ans die des Ortes, um aus ihr ein bodenständiges Nechcnbeispiel zu nehmen. — Ein zweiter Rechenfnll beschäftigte sich mit der Pensionskasse. Auch hier sprach wieder das örtliche Bedürfnis mit. Es hieß, vor kurzem sei ein Gemeinde-beamter angestellt worden. Gleich nach seiner Ankunft habe er ihn (den Schulleiter) gefragt, wieviel er etwa in die Peusivnskasse zu zahlen hätte. Antwort: „Das werde ich mit meinen -Schülern berechnen und ihnen dann sagen lassen." Man kann es sich denke», mit welchem Eifer sich die jungen Mathematiker ans das Beispiel stürzten; es läßt sich aber auch voraussehen, wie sehr ein solcher Fall die Bewohner des Dorfes von dem Fortschritt in der Schule überzeugte. — Nach einer halben Stunde lenkte der direkte Unterricht zur ersten Abteilung hinüber. In der zweiten Abteilung wurden die beiden Rcchenbeispielc mit .ändern Zahlen' neuerdings u. zw. als Stillarbeit ausgeführt. Ehe die erste Abteilung das Wort bekam, mußte sie zeigen, was sie vordem zustandegebracht. Abwechselnd las ein Schüler die vier Fälle vor, die ander» verbesserten ihre Elaborate. Der Lehrer ging von Bank zu Bank und lobte und tadelte und zeigte und mahnte. Ich sah mir die Schriften an. Alle berückten mein Auge. Einen so guten Durchschnittserfolg habe ich noch nirgends wahrgenommen. Und doch wurde bis zum vierten Schuljahre auf der übelbcleumnndeten Tafel geschrieben. Man sieht, es rührt das Zetern gegen das altehrwürdige Instrument hauptsächlich davon her, daß der mangelhafte Erfolg im Schreiben dem Lernmittel und nicht dem Lehrenden und den Lernenden zugeschvbcn wird. — Nach der gründlich besorgten Durchsicht der Aufgaben wurden die deklinierten Hauptwörter in Sätze gekleidet. Dabei konnte ich wahrnehmen, wie sehr der Lehrer auf die Aussprache achtete, wie er alles hereinzog, was nützlich war, was sich natürlich ergab. Rechtschreiben, Grammatik, Sntzinhalt, Satzform, Stil: alles fand Beachtung. Der fast zweistündige Unterricht ergab für die „Großen" (diese wollte ich hören) nachstehende Skizze: Abteilung O T II — IIV2 Uhr lH/2-12 Uhr II. (4.+ 5. Schuljahr) Das Gedicht Ale Krage. a) Einführung. b) Vorlesen. c) Abfragen. d) Lesen. e) Erklärungen. f) Vertiefung. Stillbeschäftigung (Sprachlehre) Verwendung der Kauptwörtcr in Sätzen. III. (6. — 7. Schuljahr) Rechnen. Zwei Beispiele. Rechnen. Schriftliche Ausführung der zwei Beispiele. Die Stoffgliederung zeigt, daß eines sich aus dem ändern ergab, eines das andere bedingte und stützte. Das Gedicht warf der Stillbeschäftigung Hauptwörter zu; diese präparierte sie zur späteren Sotzbildung. — Das Gedicht pries die Einrichtungen in der Natur; nun da aus war es nicht schwer, den Faden zu den Einrichtungen der Menschen, zum Staatswesen, zu finden. Und ist nicht die Pensivnsversicherung wieder etwas, was zu den schönsten Schöpfungen moderner Staaten gehört? — In der Ausführung des Unterrichtsplanes folgte ein methodischer Kunstgriff dem ändern. Das Ausnützen der Stimmung nach einem frohen Spiele in der blankgeputzten Natur, nachdem es doch den Tag zuvor geregnet hatte, die packende Behandlung des Gedichtes vor „verbundenen" Abteilungen, das rechtzeitige Trennen der Schülergruppcn, das naturgemäße Fortleiten des Stoffes, das sorgfältige Vorbereiten der Still-beschästigung, die Vorsorge bezüglich einer „Erweiterung" derselben, das zwanglose Entwickeln des Rechenfalles, seine Lösung zunächst mündlich, dann als Stillbeschäftigung mit ändern Zahlen schriftlich, die genaue Durchsicht der Aufgaben: das alles zeigte der Meister, den denkenden, begeisterten Schulmann. — Als die Schüler dahin waren, trat ich an ihn heran und bat ihn, mir über einige Vermerke einen Aufschluß zu geben. Er zögerte. Da ich jedoch drängte, meinte er: „Je ml, was wird der Professor von der Praxis der Einklassigen verstehe'! 's ist schade, wenn ich Ihnen die ganze Geschichte erkläre." „„Könnten Sie mir dann wenigstens ein Buch empfehlen, aus dem Sie das Originelle in Ihrem Unterrichte entnommen haben?"" „Ne, ne, das steht in keenem Buche «ich; das muß man sich erwerbe'? Nu, sagen Sie mal, was ist Ihne' denn besonders aufgefnlle'? „„Zunächst einmal das zeitgcrcchte Verbinden der Abteilungen, dann das sorgsame Vorbereiten der Stillarbeit, hernach das Verteilen heterogener Sloffnmsseu auf die getrennten Abteilungen, endlich das Überleiten der Stillbeschäftigung aus dem direkten Unterrichte und umgekehrt. Das alles mit Bezug auf die Technik des Äbteilnngsnnterrichtes."" Die geometrische Proportion wuchs bei jedem Punkte um ein Stück und stand schließlich als gespreizter Zylinder vor mir. „Was, Sie könne' das hcrauöfinde' und sind — ein Professor?" Ein Händedruck und ich hatte Herz und Geist des Meisters. Gern hätte ich mich im plötzlich geschlossenen Freund-jchaftsbunde gewärmt, aber es war nicht Zeit. Sv mußte ich denn aus dem Geiste schöpfen. Im Verlaufe ward es mir auch klar, weshalb die Ortsschnlinspcktivn mit dem Einklassigen nicht zufrieden war. Dieses Verbinden der Abteilungen, dieses Trennen mit grundverschiedenen Gegenständen und noch manch anderes, das ist doch .endlos verrücktes Zeug'. Warum? Weil es nicht in die Schablone paßt. Und diese ist ja für manche Menschen so bequem! Hätte einer jener Schulaussichtsbeamten, die uns in das Prokrustesbett ihrer Bestimmungen klemmten, die Sache nur ein Viertelstündchen überlegt, er müßte darauf gekommen sein, daß das zeitweilige Verknüpfen Ökonomie bedeutet, daß hier Rechnen und dort Sprache der Zersplitterung des Denkens vvrbeugt, daß die Stillbeschäftigung eine notwendige Aufgabe sein soll und daher der gründlichen Vorarbeit und Durchsicht bedarf. Aber so trottete einer in den Fnßstapfen des ändern und die einmal akademisch aufgestellte Regel „Eine halbe Stunde hier, eine halbe dort, in allen Abteilungen dasselbe Fach!" wurde ein drakonisches Gesetz. Wehe, wenn es jemand übertrat I ■— Der Einklassige im Schwabenlande und ich, wir haben es gewagt; darum wurden wir, so fremd wir zu Beginn einander gegenüberstandcn, hernach die besten Freunde. Und der dritte im Bunde, der Ortsschulinspektor? Er blieb bei dem Gesetz und den, den ich als Meister erkannt, hat er als Stümper bezeichnet. — Hlachvemcrllung: Mit dem vorstehenden Abschnitte muß ich meine Deutschlandsreise vom Jahre 1004 abschließen; es drängt jene, die ich als Pilgerfahrt zum Vater Polack unternahm. Sie birgt soviel moderne Ideen, soviel wertvolle Erfahrungen, soviel Schatze, daß ich sie nicht länger in der Lade verwahren darf, will ich mich nicht des Vorwurfes schuldig mache», sie erst in einer Zeit ans Tageslicht gezogen zu haben, da sie nicht mehr wirkte, weil ihr der Geist der Zeit fehlte. Also breche ich die Wanderung „An der Reichsgrenze von Schule zu Schule" ab. Folge 73 bringt schon den ersten Abschnitt der neuen Reise: „Durch Sachsen und Thüringen von Schule zu Schule." — Es wird nicht lange währen und der Jahrgang 1909 wird in zweiter Auflage erscheinen. Bei dieser Gelegenheit fasse ich die Wanderfahrt vom Jahre 1904 in ein Bündchen und ergänze sie mit den Abschnitten „Im Schweizerlande" „Jenseits des Hohentwiel", „Im Gebiet der Hohenzollcrn" und „Bei dem Rechenmeister Knilling". — 1910 jedoch führt uns zum Hobelspanmeistcr, zum Denker in Dippoldiswalde, zum witzige» Schulrat in der Elbcstadt, zum Reformer in Gotha, zum cwigjuugcn, zu unserem lieben Polack. Wer mitrcisen will, schnüre sein Ränzel und lasse als Zehrung sich die „Brosamen" auf den Weihnachtstisch legen! — P- Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Äudolf S. Peerz. ~ Druck von Joses Paviicek ln Gottschee \C'J] Kreunden der Bienen- und Geflügelzucht wird das (Erste österr.-schlesische Etablissement der Firma Frnly Sinlmich, Jauernig Hsterr.-Schlesien zum Bezüge aller in diese zwei Fächer einschlagenden Gebrauchsgegenständcn bestens empfohlen. Lehrreiche illustrierte Preislisten mit HTonats-anweisunge» für Bienenzüchter nebst Notizblatt umsonst und frei. Vielfach höchst prämiiert! ZSediemmg strciD reell. * ss ^ In vielen tausend Schulen bestens ein- ^ ^ geführte 1t * schwarze « iSchul-Tinte aus Tintenteig. Ist gänzlich satzlos, Schimmel- und giftfrei. Das lästige Verkrusten der Gläser u. Federn ausgeschlossen. Durch Auflösen im kalten Wasser sofort hergestellt. Versand in Paketen für5 Liter zu K 1-20, portofrei von 2 Paketen aufwärts. 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