für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. U» 32. »zn8w3 ÄSN I^. Mär«. z 848« Am Sarge eines Dilettanten - Directors. ^lieblich schläft der Muscnpathe, Heiter lächelt er Mit dem Magen, den er hatte Schon als Regisseur. Mit der Miene Zephnr fächelnd, Die er mit sich nahm. Wenn er Ruhm und Hoffnung lächelnd Künstler werben kam. Auf den Lippen manchen süßen. Oft gebrauchten Spruch. Prima Donna zu begrüßen. Tief im Sack das Buch. In den Händen noch die Rollen» Oft zurück gesandt, Nenn gerade heul' nicht wollen Held und Intriguant. Nimmer kann sein Leib zerfallen, D«n sein Magen hält. Unverwüstlich, längst von allen Durch Verdruß gestählt. Nie behagt ihm nun das Schweigen Beim Scenarium, No als glatte Würmer steigen Kritik, Publikum? — Wie enteilet seinen Händen Keck nun der Friseur, Nie entschlüpft den Dilettanten Leise der Souffleur. Musenpathe, ohne Klage Schläft er ungeneckt, Vis ihn einst am jüngsten Tage Eure Eintracht weckt. Marburg. Dr. 3iubolph Puff. G m m a. Novell« nach «iner wahren Begebenheit, von Franz Rosenha in. ^ (Schluß.) ^le Bittstellerin hatte bei Abfassung des vorliegenden Briefes nicht allein die Absicht, ihren Albert von dem erledigten Verwaltersposten zu benachrichtigen, sondern sie HM, eingedenk seiner ihr nicht fremden Unbehilfiichkeit für nöthig, ihn auf die Gefahren, die Einem beim Solicitiren im .Wege stehen, zu erinnern, und glaubte diesen zarten Gegenstand , gegenüber seiner übergroßen Empfindlichkeit, mit mög- lichster Schonung nur dadurch zu berühren, daß sie ihren Geliebten mit dem komischen Vorfalle vertraut machte. » Und diese liebreiche Vorsorge war dießmal in der That auch wirklich ganz am Platze. Es liegt durchaus nicht in unserer Absicht, die verehrten Leser mit der Art und Weise der von Albert bald nach Erhalt des oben erwähnten Schreibens unternommenen Vorstellung bekannt zu machen, sondern es genügt zu wissen, daß Albert sich dabei mit Geschick und Würde benommen, und daß die von der Gräfin über seine Gesichtsbildung zweifelsohne im Geiste der Lavater'schen Physiognomik angestellte Untersuchung sehr günstig ausgefallen seyn mochte, weil der Competent bald darauf über sein Gesuch eine dem Inhalte nach sehr merkwürdige, aber in der Hauptsache die überspanntesten Erwartungen übertreffende Erledigung erhielt. Kaum war die Aufwartung beendet, als die Gräfin ihren Privatsecretär, unsere Emma, in ihr Arbeitszimmer beschied. Dieser Befehl kam übrigens zu einer sehr ungelegenen Zeit, denn Emma hatte nicht einmal Muße genug, um sich von ihrem Albert zu beurlauben. Zudem fiel ihr beim Eintritts in das Schreibzimmer auf, daß die Gräsin daselbst ungewöhnlich tiefsinnig auf und ab schritt, und daß sie auf dem Schreibtische, anstatt des gewöhnlichen Briefpapieres, eine ganz eigenthümliche pauschige Schrift, in der Form eines Gesuches, erblickte. Alle diese Umstände, in Verbindung mit der kurz vorher Statt gefundenen Vorstellung ihres Geliebten, waren allerdings geeignet, die Neugierde des armen Mädchens auf's Höchste zu spannen. Endlich dictirte ihr die Gräfin Nachstehendes in die Feder: »Dem Bittsteller zum Bescheide, daß, nachdem die Gefertigte ihre Verwalters - Bedienstungen aus Grundsätzen stets nur an verehelichte Individuen zu verleihen pflegt (Emma's rosige Wangen wurden auf einmal todtenbleich, mit zitternder Hand hielt sie noch die Feder fest, während sich die Gräfin den Schein gab, als ob sie diesen Farbenwechsel nicht bemerkt hätte), Competent aber selbst angibt, daß er noch ledig sey (Emma vermochte nicht mehr, an sich zu halten, sie setzte aus und bat die Gräfin unter dem Vorgeben, daß ihr die Feder nicht mehr pariren wolle — um ein wenig Geduld); 86 nachdem weiters der Gefertigten nicht unbekannt ist, daß derselbe ein Liebesverhältnis; (E m m a's blasses Gesicht wurde schar-lachroth) mit meiner Emma unterhalte, — so wird ihm der fragliche Verwaltersposten nur unter der Bedingung verliehen, das; Bittsteller meine Emma eheliche und sich darüber ausweise." „Verwaltungsamt der Herrschaft zu S^^." — Hierauf folgte die eigenhändige Unterschrift der Gräfin, und kaum war solche halbwegs vollzogen, als sich Emma, von höheren Gefühlen überwältigt, der Gräsin zu Füßen warf und laut schluchzend um Verzeihung für das derselben vorenthaltene Geheimnis; bat; doch zene, mit der ertheilten Lection sich zufrieden gebend, machte durch schleuniges Verlassen des Arbeitszimmers diesem schönen Gnadenacte ein Ende. Einen Monat später wurde in der Kirche zu St^^. eine Trauung vollzogen, worüber sechs Menschen, d. i. das Brautpaar und dessen Ascendenten, eine wahrhaft himmlische Freude empfanden, deren Stifterin eine hochherzige Dame war, die nur in der stillen, geräuschlosen Beglückung Anderer die Befriedigung ihres edlen Herzens suchte und fand. Der Kaiser und der Intendant. Die Anecdote, welche wir unsern Lesern in Folgendem mittheilen, verdankt man dem Herrn Herzog von Abrantes, dem sie sein Vater erzählte. Vor der Abreise zu einem der ersten italienischen Feldzüge kaufte Napoleon für den Bedarf seines Heeres 10.000 Ochsen, welche er einem Intendanten anvertraute, mit dem ausdrücklichen Befehle, sie bis zu seiner Rückkehr zu füttern. Napoleon reis'te darauf ab. Als der Intendant vor den 10.000 Ochsen stand, stellte er bei sich folgende Betrachtung an: »Der Teufelskerl will Italien erobern; doch nimmt man Italien nicht, wie man etwa ein Glas Wasser hinunterschluckt, und es wird zur Ausführung eines solchen Planes wenigstens eben so viel Zeit erfordert, als ein Kalb braucht, um ein Ochs zu werden." Das Resultat dieser Betrachtung, welche ganz angemessen gewesen wäre, wenn die italienische Armee einen Menschen, gleich dem Intendanten, zum Anführer gehabt hätte, war, daß der Genannte seine 10.000 Ochsen zum Verkauf auf den Markt schickte und statt ihrer 10.000 Kälber kaufte, die er, man weis; nicht wo, unterbrachte; der Ueberschuß floß in seine Tasche und es beschwichtigte sich der kluge Specu-lant mit den Worten: »Alle Wetter! Italien nimmt man nicht, wie ein Glas Wasser." Doch zeigt sich stets das Sprichwort von der Rechnung ohne Wirth als wahr, und besonders dann, wenn ein Napoleon der Wirth ist. Der Letztere hatte fast in derselben Zeit, als man ein Glas Wasser trinkt, Italien verschluckt. Er kehrte zurück und verlangte seine Ochsen; da half kein Zaudern. Der Intendant, unverschämt, wie alle seine Collegen, produzirt sich mit seinen 10.000 Kälbern vor dem General, sprechend: »Da sind sie!" — »?5rlil6li!" entgegnete Napoleon, »Du bist ein unverschämter Schurke! Ich hörte wohl, daß aus Kälbern Ochsen würden; doch ist es heute das erste Mal, daß ich vernehme, wie aus Ochsen Kälber geworden. Sie verdienen gehängt zu werden, mein Herr Intendant: es soll Ihnen nach Verdienst geschehen!" Der Intendant ließ sich dieß nicht zweimal sagen und setzte sich in den Eilwagen, denn Napoleon verstand keinen Spaß.—Im Jahre !8I5 blieb der Kaiser bei einer Heerschau vor einem Menschen in Uniform stehen und sprach: »Alle Wetter! Was thun Sie noch hier? Hab' ich Sie nicht vor zehn Jahren in Italien hängen lassen?" —-»Sire," antwortete der Intendant: »Sie sind hier durchaus im Irrthum und ich bin Ihr ergebenster Diener." — »Und zugleich der Unverschämteste!" sagte der Kaiser, sich zum Nächststehenden wendend. Der Engländer im Gilwagen. Die Anecdoten von reisenden Engländern sind bereits zahllos, aber sie mehren sich noch fortwährend, denn die Insulaner sind in Seltsamkeiten unerschöpflich. Vor einiger Zeit reisete ein noch junger, aber ernster Mann im Eilwagen von Frankfurt nach Stuttgart». Ihm gegenüber saß ein Engländer mit seiner Frau, der, sobald es dunkel wurde, mit der größten Ruhe ein Feuerzeug in die Hand nahm, Feuer anmachte und ein Licht anzündete. »Herr," sagte der deutsche Reisegefährte des Engländers, »Sie werden ein Unglück anrichten, den Wagen in Brand stecken." »Oll no!" antwortete der Engländer, indem er sich in seine Ecke legte, aber das brennende Wachslicht in der Hand behielt. Die Engländerin schlief bereits, oder stellte sich, als schliefe sie; ihr Herr Gemahl schloß ebenfalls bald die Mgen, und an seinem ziemlich lauten Athem war zu erkennen, daß er schlafe. Die brennende Kerze dagegen ließ er nicht los; die Finger hielten dieselbe instinctmäßig, fest. Der Deutsche machte still das Fenster auf, und durch die eindringende Luft erlosch das Licht. Gleich darauf erwachte der Engländer, der nichts Eiligeres zu thun hatte, als sein Feuerzeug zur Hand zu nehmen, Feuer anzumachen, und seine Kerze wieder anzuzünden. »Können Sie nicht ohne Nachtlicht schlafen?" fragte der Deutsche. »Oll no!>' entgegnete der Engländer, der sich wieder in die Wagenecke legte und sehr bald von Neuem eingeschlafen war. Nach wenigen Minuten blies der deutsche Reisende das Licht aus. Der Engländer erwachte von Neuem und griff nach dem Feuerzeuge, zum Glück war man aber eben an einer Station angekommen und der Conducteur erschien am Wagenschlage. Hier entstand eine Discussion über die eigenmächtige Beleuchtung des Postwagens; der Conducteur gab dem Engländer Unrecht und verbot ihm, wieder Licht anzn-zünden. Da erklärte derselbe, er würde lieber den Wagen verlassen, als diesem Verbote gehorchen. Und wirklich, er ließ, sein Gepäck abpacken und nahm den Arm seiner Frau. »Sie werden hier in diesem Städtchen ein schlechtes Nachtquartier finden,", sagte man ihm; »nehmen Sie lieber Ihren"Platz wieder ein und entsagen Sie ihrem Lichte." 87 »Oll no!" antwortete der Engländer seinem Reisegefährten, indem er sich von dem Wagen entfernte: »Sie mit meiner Lady nicht im Finstern seyn dürfen." Feuilleton. Gin schöner Zug. — Die »Wiener Musikzeitung» erzählt in einem Necrolog des verstorbenen Compositeurs Ferdinand Fuchs folgenden Zug: »Es wurde eben (im Wiener Hofoperntheater) Probe von Meyerbee r's »Ghibel-linen" abgehalten, als ein Mädchen auf den Brettern erschien, zitternd und zagend, welcher die Parthie des Pagen zugedacht war; umsonst raffte sie alle Kraft zusammen, ihr Versuch mißglückte, die Choristinen an den Coulissen lachten halblaut, die Solosänger wendeten sich kalt ab und unterhielten sich untereinander, und der Capellmeister warf ein Paar 'beißende Phrasen von Untauglichkeit und Unkenntniß vor sich hin; das arme Geschöpf aber stand allein und verlassen von Allen, tief gebeugt von Scham und Angst; da faßt sie plötzlich eine Hand und zieht sie hinter die erste Coulisse. Unbewußt folgt sie. Im Halbdunkel nimmt sie die Umrisse einer männlichen Gestalt wahr; sie weiß sich nicht zu fassen, da spricht eine sanfte Stimme zu ihr: »Ich werde heute zu Ihnen kommen und mit Ihnen den Part einstudieren; verzagen Sie nicht, Alles wird sich noch zum Besten wenden." Kurze Zeit darauf singt das Mädchen die Parthie des Pagen in Meyerbeer's »Ghibellinen" und das Haus dröhnt vom Beifall. Das arme, verspottete Wesen wird in der Folge der Liebling des Wiener Publikums, später aber die Primadonna des königlichen Theaters in Berlin und ist jetzt als -"- Fräulein Tuczek eine der gefeiertsten Sängerinen Deutschlands. Der rettende Genius, ihr Singmeister und Freund aber war— Ferdinand Fuchs." Gin recht grausamer Mord — störte die Schwe-l'iner Carnevalsfreuden. Ein Tabakfabrikant, Schütz, dortselbst, ein Mann, der vielfach in Untersuchung gewesen und dem die Negierung im vorigen Herbste schon einmal 500 Thaler Reisegeld zur Uebei-siedelung nach Amerika geboten, der aber 100N Thaler dafür verlangte, daß Stadt und Land seiner entledigt würden, lebte, wie sich leicht denken laßt, mit seiner Frau, wie mit allen andern Menschen in ewigem Unfrieden, so daß dieselbe wiederholt auf Trennung der Ehe angetragen, welche aber leider noch nicht erfolgt war. Die Frau bezog nun mit ihren sechs Kindern ein eigenes, von dem seinen entferntes Quartier und lebte von der Unterstützung wohlwollender Bekannten. Ihre älteste Tochter war Braut und faß eben, eines Abends acht Uhr, in ihrem Zimmer neben der Mutter. Da tritt der Vater, der einige Male zuvor geschickt hatte: »Die Frau solle sogleich zu ihm kom-Men!" ohne daß diese der Aufforderung genügte, in's Zimmer, zieht eine Pistole aus dem Busen und schießt seiner Frau eine Kugel quer durch Brust und Leib, daß sie auf der Stelle leblos niederfällt, das Blut aber der Braut und den andern Kindern in's Gesicht spritzt. Starr sehen die Unglücklichen auf die gräßliche Scene, ohne ein Wort hervorbringen zu können, da tritt der Vater in großer Ruhe zum Tische, blast das Licht aus und schießt sich im nächsten Augenblicke eine zweite Kugel durch den Kopf. Vade-3loman. — In Baden-Baden passirte vergangenen Sommer folgender Roman: Unter den hübschen tirolischen Blumenverkäuferinen, die am Eingänge des Spielsaales zu stehen pflegen, befand sich auch das schöne, jeglicher Verführung widerstrebende Gretch en, das sich, da glückliche Spieler im ersten Augenblicke sehr generös zu seyn pflegen , nach und nach eine Summe von etwa 6000 Gulden zusammen gespart hatte. Der einzige aller Lions, der ihr Herz rührte, war der schöne und splendide junge Graf von Kronburg, welcher ihr jedes Bouquet mit einem Louisd'or bezahlte, da es ihm, wie er ihr sagte, jedes Mal Glück beim Spiele brachte. Seit einigen Tagen war er iedoch nicht erschienen, und ihr Herz wurde schwer; da hörte sie folgendes Gespräch zweier vorübergehenden Herren: »Der arme Nudolph ist verloren," sagte der Eine. »Das Schlimmste ist," sagte der Andere, »daß er in Frankfurt 6000 Gulden aufgenommen hat, die er am Zahlungstermine nicht zurückgeben konnte; daS ist wahrscheinlich der Grund, weßhalb er sich verbirgt." — In diesem Augenblicke verließ Gretchen die Saalthüre, und am folgenden Morgen erschien der Graf daselbst wieder und sagte zu ihr, die gleichfalls wieder an ihrem Platze stand: »Das einzige Mal, das; ich ohne ein Bouquet von Dir an die Bank gegangen, bin ich unglücklich gewesen und habe mein ganzes Vermögen verloren, es fehlte mir ja der Talisman meines Schutzengels." Gretchen schwieg crröthend. Der Graf trat ein und gewann alles Verlorene wieder; Tags vorher hatte er nämlich ein Bankbillet von 6000 Gulden auf mysteriöse Weise mit den beiden einzigen Worten: »Für Dich" erhalten. Ahnung sagte ihm, das müsse von einem Weibe kommen, aber an Gretchen dachteer nicht. Da sieht er einige Tage später zufällig ein Paar Zeilen von ihr und erkennt die Hand, die jenes: »Für Dich" geschrieben und ihm die 6000 Gulden geschickt hatte. Sie gesteht, von seinen Bitten besiegt, und er, bei dem Liebe und Dankbarkeit das Standesvorurtheil überwältigen, verheirathet sich mit ihr. Später zeigt es sich denn noch, daß Gretchen eine Tochter aus guter Familie ist, die, von Unglück bedrängt, gezwungen war, sie sich selbst zu überlassen und sie nun im Augenblicke ihrer Verheirathung wieder anerkennt. ZVölfe. — Wie wir in der »Bohemia" lesen, machten sich in Croatien diesen Winter die Wölfe etwas überlästig. In der Gegend von Nedcica bei Carlstadt z. B. hat ein Bauer im wüthenden Kampfe mit einem derlei Unge-tyüme eine Hand eingebüßt, und in einem andern Bezirke hat man die zerfleischten Ueberreste eines Leichnams gefunden, der, nach der Kleidung zu schließen, einem krainischen Hausirer angehörte und in dessen Tasche noch eine Barschaft von beiläufig 100 fi. C. M. befindlich gewesen seyn soll.— Sogar ganz in der Nähe von Carlstadt wurde ein-Schweinstatt durch drei hungrige Wolfe attaquirt, die erst, nachdem eine nicht fern davon aufgestellte Schildwache Feuer gegeben und die Einwohner aus den nächsten Häusern Lärm erhoben, zur Flucht bewogen wurden. Gidechsen in Anstralien. — Das ganze Land wimmelt von Eidechsen, deren manche in den nördlichen Gegenden eine Länge von fünf Fuß erreichen; am gemeinsten ist jedoch die Iguana oder Guana, ein zehn bis zwölf Zoll langes Geschöpf mit flachem Kopf, sehr weitem Maul und nur mit dem Stumpf eines Schwanzes versehen. Sie sind völlig unschädlich und leben von Fröschen und Insecten. Eine Gattung derselben findet man in einem Rosenbüschel verborgen , wo sie weiter nichts hervorstrecken, als die Zunge, welche einem rothen Blumenblatte täuschend ähnlich sieht. Fliegen scheinen diese trügerische Blume gern zum Ruheplatz zu wählen, welche mit einer klebrigen Substanz bedeckt ist und die Gäste daher gefangen nimmt. — Seltener Fall. — Dieser Tage starb in Prag eine Jungfrau, sagt die »Bohcmia" welche seit dem Jahre l?99, also volle 49 Jahre, in einem und demselben Handlungshause in Diensten gestanden war, und sich jederzeit durch Treue und Eifer in der Pfiick)terfüllung die Zufriedenheit ihrer Dienstherren erworben hat. Gewiß ein äußerst seltener Fall. 88 Papierkorb des Amüsanten. In der „Morgenröthe" raisonm'rt ein Ungar über die Manie der Böhmen, fremde Notabilitäten für sich zu vin-diciren, folgendermaßen: »Habe ich's nicht gesagt: Nehmt Euch in Acht; ehe wir daran denken, ist unser große König Mathias ein Böhme. Und siehe da, die Zeitschrift: »O st und West" hat richtig schon wieder einen Ausländer, dießmal einen Deutschen, beim Kragen, den sie dem Powidlthum liebäugelnd in die Arme wirft. Ale bitt ich Ihne, Satrazene, war sie öessing Böhm; war sie ganz gewiß Slawe, a potom und wenn sie a nit war, hätt' sie seyn sollen, Satrazene! Nur noch eine Besseda netzt und Benj. Franklin ist ein Böhme, wie man es nur seyn kann! Wenigstens gibt diese freigebige Ausdehnung des Heimachrechts Gelegenheit, auch wahrhaft große Männer in der czechischen Walhalla aufzustellen, nicht bloß die Libus sa (ale potom, waß ich nit ganz gewiß, ob wahr is), O-Connel, Nelson, Humboldt, Thiers und Napoleon sind bereits zur Böhmakisirung vorgemerkt." Bei der letzten Vorstellung (3l. October 1847) im Sommertheater zu Hietzing warf ein Spaßvogel von der letzten Gallerie dem Director des aus drei Mann bestehenden Orchesters einen Kreuzer herab. Dieser siel zufällig auf die Bühne neben den Souffleurkasten. Der Souffleur griff darnach, steckte den Kopf aus dem Kasten und sagte zum Publikum :»Im Namen des Kreuzervereines meinen Dank!"— Ein vierjähriger Landjunker bekam bleierne Husaren. Sein sehnlichster Wunsch war, lebende zu sehen. Einst ritt ein Husarenoffizier zum Hofe ein und der Kleine, gerade am Fenster, erhob das Freudengeschrei: »Ein Husar! ein großer Husar!" Kaum hatte sich jener aus dem Sattel geschwungen, als der Knabe bitterlich weinte und klagte: »Der Husar ist entzwei!" Gine Zlennion im Eolisenm. Dcr für das öffentliche Vergnügen Laibach's noch immer unablässig besorgte Coliseums-Inhaber, Herr Benedict Withalm. wußte die Capelle des am verflossenen Sonntage hierorts bequartlrt gewesenen durchmarschirenden Infanterie - Regiments Freiherr von Fürsten war« ther zu einer musitalischen Nachmittags ° Unterhaltung für seine neu «öffneten Kaffchhauslocalitälen im Eoliseum zu gewinnen, und siehe da, ohne vorhergegangene Ankündigung und trotz des ungünstigen Regenwet-ters hatte sich nach und nach, als die heitern Weisen des reichen Orche» sters von 35 Mann in der Runde erklangen. eine Anzahl von beiläufig 250 Personen aus dem gewählteren Publikum der Hauptstadt tingefunden, so daß die 5 Abtheilungen der Kaffehhauslocalitäten, die eigentlich aus 9 auf einander folgenden Zimmern bestehen, so wie der große, glasgeschützt« Corridor. wo die Musikkapelle sich producirte, von Gästen wimmelten. Die Productiou dauerte von tz Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends, und wahrlich, wäre es Zeit gewesen, die Rcunion durch Annoncen bekannt zu geben — kein Wetter hätte die vielen Liebhaber einer vollen militärischen Musik, die wir jetzt so lange entbehren müssen, abgehalten, bei dieser Nachmittags-Unterhaltung sich wenigstens noch ein Mal so zahlreich einzufindenl als es der Fall war. Die schön, ja elegant eingerichteten Kaffehhauslocalitäten. die ge« räumigsten in Laibach (gegenwärtig mit 3 Villarblischen), verdienen das unbedingte Lob eines jeden Besuchers, deren Zahl sich feit der Eröffnung auch täglich mehrt. Leopold Hordesch. Theater in Laibach. Donnerstag am 9. Mär»: ..Carl XII. auf der Heimkehr", militä« rischcs Lustspiel in 4 Auszügen von Dr. 3 5 p fe r. — Herr Engelbrecht ist uns mit seiner originellen gelungenen Auffassung des heldenmüthigen Schwedentönigs schon seit frühern Jahren bekannt. Wenn ihm auch dieß« »ual jener rauschende Beifall, dessen er sich im Jahre 18'45 in dieser Rolle zu erfreuen hatt?, nicht zu Theil wurde, so muß ihm doch jeder Unbefangene nachsagen, daß seine jetzige Darstellung des ritterlichen Carl seiner frühern in nichts nachstand. Herr Schwarzbach (Amtmann Muckebold) und Herr Schnitzer (lldam Wählig) spielten dießmal, wenn auch nicht ausgezeichnet, doch gut und auch alle Uebrigen gaben sich Mühe. das Stück, welches nicht recht ansprechen wollte, aufrecht zu erhalten. — Samstag zum Vortheile der Schauspielerin Dlle. Teichmann zum ersten Male: ,.Der sechszigste Geburlstag, oder die zwei Waisen." Schauspiel in 5 Acten aus dem literarischen Nachlasse der Frau Johanna Fra-n u l von Weißenthurn. Dieses wirklich gelungene, so recht aus dem Le» ben gegriffene Familiengemälde nimmt die Neihe jener Stücke ein, die in der diesjährigen Saison am besten ansprachen. Es ist zwar nicht zu laug« nen, daß es einige Längen habe und daß besonders der erste Act zu gedehnt, zu monoton sey, aber gleich der zweite Act gewinnt an Frische, Färbung und spannendem Interesse, und so folgt durch alle folgenden Acte der Zuhörer von Scene zu Scene der Handlung mit reger Theilnahme- Die rühmlich bekannte Verfasserin verstand ihre dramatischen Charaktere richtig und mit festem Griffel zu zeichnen und mit seltener Consequenz durchzuführen. Am gelungensten erscheinen hier dcr Udvocat Grill und seine Frau Crescentia, rantipischen Angedenkens. Aber auch die zwei Waisen. Therese und Marie, sind gelungene Bilder kindlicher Pietät, edler Einfalt und Unschuld. Was die dramatischen Arbeiten dieser Frau auszeichnet, ist die tiefe, reine Moral, die sie alle, gleich einem rothen Faden, durchzieht. Schwung und Kühnheit des Gedankens wird in den Weißenthur n'schen Stücken durch Gefühlswärme und eine ergreifende Innigkeit ersetzt, die nirgends zu verkennen. Die Hauptparthien waren ticß« mal bestens vertheilt. Die Beneficiantin, als die keifende, lieblose Crescentia , verdient durch die treffliche Auffassung dieser Parthie alles Lob. ebenso Herr K ö pp l (Advocat Grill). Beide stellten das alte Ehepaar so dar, daß sie in diesen Rollen überall einer lauten Anerkennung gewiss seyn dürfen. Herr Schnitzer hat mich durch sein durch unv durch trcff« liches Spiel schon lange nicht so innig erfreut, als durch die meisterhafte Vorführung des wackern alten Obersten von Warbeck. Herr Engel» brecht (Varon Hellwjnger) ist im Salon immer zu Hause. Bewegung, Mimik, Anstand, Aussehen. Alles kam ihm trefflich zu Statten. Die zwei Waisen fanden