rnittettep kathollscheMisswnsMtslW Mis! Herausgegeben von der Kongregation: Ponäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Preis ganzjährlich 2"50 8, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2"50 Pengö, Tschechoslowakei 12 öS, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Franken, übriges Aus-____________________________________land 2 Goldmark,___________________________________ Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Aposto» J ...........-----------------------*■— m-rT------r-r— —---------der hochwürdigste» Oberhirten von Druckerlaubnis des Generalobern. Unser Heiliger Pater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Aboni lischen Gegen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung Brixens Brünn, Graz, Leitmerttz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Lest 3 März 1937 40. Jahrgang Vollendung. Joses Maria Wiget, S.hat ein Buch geschrieben: Jungchristliches Heldentum in China. — Das Leben des Knaben Zyrill Sen unö des Mädchens Maria Theresia Wang zwischen 1911 und 1932. Mit Bewilligung des Verlages Herder & So., Freiburg 'i. Br., entnehmen wir dem überaus empfehlenswerten Buch die Schilderung vom schönen Sterben des Knaben Zyrill Sen. Die Ärzte wußten erst nicht, was sie zu diesem unerwarteten Rückfall sagen sollten. Die Wunde wies kein Anzeichen eines ungesunden Heilungsveclaufes auf; von dieser Seite konnte keine Gefahr drohen. Doch stellten sie einen Lungenschlag fest, vor dem sie machtlos waren. Sie konnten höchstens durch Sauerstoffzufuhr das Leben um einige Stunden verlängern und die Schmerzen etwas lindern. Zyrill blieb ruhig und ergeben, ja er lächelte freudig. Nur eines machte ihm Sorge: er wollte von seinem geistlichen Vater Abschied nehmen, und fürchtete, er möchte zu spät kom-men. Gegen halb 5 Uhr kam der Rektor des Seminars ins Krankenhaus. Wir lassen hier seinen Bericht folgen: „Sobald mich Frater Zyrill sah, lächelte er mir entgegen und sagte: ,Ich gehe in den Himmel und bitte Sie um Verzeihung für alles, womit ich Sie betrübt habe. Bitten Sie auch meine Mitseminaristen für mich um Verzeihung für alle meine Fehler und für all das Gute, das ich unterlassen habe. Ich bin ganz zufrieden; wie der liebe Gott will! Fiat voluntas Dei! Nur eines tut mir leid, ich habe den Heiland nicht genug geliebt; ich war nicht großherzig genug. Ja, sagen Sie meinen Mitbcüdern, sie möchten ihn recht lieben und ihm nichts verweigern. Ich opfere meine Leiden auf und bringe das Opfer meines Lebens für die Seelen und für die Bekehrung Chinas!' ,Im Himmel', sagte ich ihm, .wirst du für deine Mitbrüder vom Seminar und für ihren Rektor beten.' ,Ia', erwiderte er, ,ich werde für alle recht beten.' ,Du mußt uns aber von der Mutter Gottes wenigstens zehn Berufe erflehen, um dich zu ersehen.' Da schaute er auf und lächelte, vielleicht ergötzt über eine solche Zumutung. Dann sagte er ruhig: ,Ia, ich werde von der Gottesmutter Seminaristen erflehen.' Während der Arzt Serumeinspritzungen versuchte, ging ich zur Kapelle und holte das Allerheiligste für die Wegzehrung. Beim Eintritt des göttlichen Heilandes erhob sich der Frater ein wenig und machte das Kreuzzeichen über sich. Dann betete er selbst mit fester Stimme das Confiteor. Während der heiligen Ölung antwortete er auf alle Gebete und bat um den Sterbeablaß." Unter beit Indianern. Der Apostol. Vikar von Uoayali (Peru). Exz. Jrazola, O. 'F. M., im Arbeitskostüm unter bett Campas“ - Indianern. Im 18. Jahrhundert hatten die Franziskaner 28 Siedlungen — ..Reduktionen“ — für diese gefürchteten Indianer gegründet. Der Bischof denkt daran, diese zerstörten Siedlungen wiederherzustellen. (Fides-Foto). Sein Vater und feine Mutter waren gegen 5 Uhr gekommen, während feine Schwester, die Postulantin, fchon feit Beginn der Krise an seinem Krankenbett weilte. Zprill tröstete seine Eltern: „Weinet nicht! Ich bin glücklich. Ihr müßt dem lieben Gott danken für alle Gnaden, die er mir gegeben hat. Mut, liebe Mutter! Du mußt dieses Leid dem lieben Gott aufopfern. Er verlangt das Opfer, da muß man folgen." Er dachte an all die Seinen. Noch kurz vor dem Sterben sprach er zu den Angehörigen vom lieben Gott und tröstete feine Mutter, die zitternd und weinend an seinem Bette saß: „Ich gehe jetzt.in den Himmel. Mutter, sei nicht traurig. Es ist wahr“, dabei wandte er sich zärtlich zur Mutter hin, als wolle er ihr etwas anvertrauen, „es ist wahr, je mehr man hienie-den leidet, um so besser ist es.“ Der Postu-lantin empfahl er: „Beobachte gut die Regeln und gehorche immer deinen Obern. Darin liegt alles." Alle Umstehenden, selbst die Arzte waren erbaut und ergriffen von der Ruhe und Geduld des Sterbenden. Die Schwester Oberin sagte mehrmals: „Pater, ich kann das nicht verstehen. Dieser Junge hat sicher nach dem Tode verlangt. Der Eingriff war ungefährlich. Man stirbt doch nicht an einer solchen Krankheit." Nach dem Tode verlangt? Ob Zyrill ihn ausdrücklich gewünscht hat, wissen mir nicht, aber er hatte sein ganzes Leben dem Heiland aufgeopfert und mit freudigem Herzen die Antwort des Heilandes auf seine Hingabe vernommen. Frater Sen dachte ganz sicher in diesen Augenblicken an den 17. Oktober. Jetzt wußte er, daß der Heiland das Opfer angenommen hatte. Aber niemand von den Umstehenden ahnte etwas. Ec selbst schwieg und machte nicht die leiseste Anspielung auf sein Geheimnis. Der einzige, der Kenntnis davon hatte, war sein geistlicher Vater, der die nahe Gefahr nicht kannte. Sobald er Nachricht von dem schlimmen Zustand des Fraters erhielt, kam er ins Krankenhaus. Es war gegen 6 Uhr abends. Zyrill hatte sehr nach ihm verlangt und war voller Freude. Aber merkwürdig, der Pater hatte alles vergessen. Er gestand später, daß weder die plötzliche Erkrankung noch die unerklärlich rasche Todesgefahr ihn an die vergangenen Wochen erinnerte. Er wußte nichts mehr von dem ihin anvertrauten Geheimnis, von der Neuntageandacht, der gegebenen Erlaubnis, der heiligen Messe, die er vor zwei Monaten in besonderer Meinung für den Frater gelesen hatte: all das war wie aus dem Gedächtnis verschwunden. Erst am Begräbnistage, da er in feinem Zimmer betete, kam die Erinnerung daran wie eine Erleuchtung über ihn. Gott hatte es so gefügt. Sen brachte in seinem Schweigen ein letztes Opfer der Losschälung von allem irdischen Troste, selbst dem dieser Aussprache mit seinem Seelenführer, nach der er sich gesehnt hatte. So blieb sein Geheimnis nur ihm und seinem Jesus bekannt. Der Pater betete dem Kranken seine Lieblingsgebete vor. Bei den Anrufungen: „Seele Christi, heilige mich!" wiederholte der Frater zweimal die Bitte: „In deine heiligen Wunden verberge mich!" Die letzten Verse: „Zu dir zu kommen heiße mich!" klangen besonders innig und flehend. Dann schenkte er sich wieder dem Heiland int „SnsHpe ..." — „Nimm hin, o Herr, meine ganze Freiheit..." — und betete das „Salve Regina" zu seiner himmlischen Mutter. Als der geistliche Vater das schöne Gebet vom hl. Franz Xaver begann: „O Jesu, ego amo te ..." — „O Jesus, ich liebe dich..." —, fuhr Zyrill lebhaft weiter: „Quia tu amasti me ..." —- „Weil du mich geliebt hast. . ." Diese selbstlose, uneigennützige Liebe war das Tiefste feiner Seele. Dann stimmte er plötzlich mit kräftiger und klangvoller Stimme, wie als letzte Bitte, das schöne Gebet der Komplet an, das er so oft in der Seminarkapelle gesungen hatte: „In deine Hände, Herr, empfehle ich meinen Geist." Gegen halb 8 Uhr kam sein älterer Bruder, der nicht gerade als Muster christlichen Lebens gelten konnte. Er war nicht schlecht, aber doch recht gleichgültig gegen die Gnade des Glaubens. Ihm gegenüber schlug Zyrill einen ernsten, fast gebietenden Ton an. Eindringlich bat er ihn: „Willst du mir versprechen, alles zu tun, was ich jetzt von dir verlange?" — „Ja", antwortete der Älteste weinend, „alles, was du verlangst." — „Nun gut, lebe als echt katholischer Mann; denke an den lieben Gott. halte seine Gebote und die der Kirche; ehre deine Eltern. Du gehst in Zukunft öfter beichten und kommunizieren . . ., versprichst du mir das? . . . Liebe innig deine Frau. Sorge für deine Kinder. . ., den kleinen Josef. Jetzt habe ich nichts mehr zu sagen. Wenn du sehr beschäftigt bist, kannst du gehen... Ich habe nur noch zu warten, bis der liebe Gott meine Seele zu sich nimmt." Dann bat er von neuem seinen geistlichen Vater um Verzeihung und trug ihm auf, er möchte auch in seinem Namen die Lehrer „für die verspäteten Schulaufgaben" um Verzeihung bitten. Kurz darauf sagte er zu den Umstehenden, wie wenn er sich entschuldigen wollte: „Was mache ich euch doch für Sorgen! Laßt mich nur ohne Bedenken allein. Ich will mich etwas ausruhen." Der Tod kam merklich näher: der Puls schlug kaum mehr und der Atem wurde immer schwächer. Um Viertel nach acht hörte man ihn noch lispeln: „Jesus, Jesus! Heilige Theresia vom Kinde Jesu, bitte für Araukanische Mutter mit ihrem Kind. In Chile leben noch 80.000 reinb tätige Arauta-ner, ein kriegerischer, widerstandsfähiger Indianerstamm. Ungefähr 50.000 gehören zu dem von den bayrischen Kapuzinermissionären geleiteten Apostolischen Vikariat. Unser Bild zeigt eine araukanische Mutter mit ihrem Kind, das in der eigentümlichen Wiege, „kupülhue" genannt, liegt. Mr die Indianer Süd- und Nordamerikas läßt der Hl. Vater im Monat März beten. (Fides-Foto.) mich! Mutter!" Dann kam der stille Todeskampf. Um diese Zeit fangen feine Mit-brüber im Seminar vor dem Allerheiligsten das kirchliche Abendgebet. Zyrill lag mit geschloffenen Augen da. Mari sah, rote die Schmerzen feinen Körper durchzuckten. Es scheint, daß er in den letzten Augenblicken noch viel zu leiden hatte. Beim Anblick dieses letzten Kampfes vergaß fein Vater, ein männlicher Katholik, feinen eigenen Schmerz. Er beugte sich über sein Kind und flüsterte im Stoßgebete zu: „Barmherzige Mutter, stehe mir, Zyrill. dem armen Sünder, bei und nimm mich gnädig auf." Dann ermunterte er ihn wieder: „Zyrill, mein kleiner Zyrill. denk an deine Seele. Bitte deinen Schutzengel, deine heiligen Patrone, daß sie dir mit Maria und Josef vor dem Angesichte Gottes beistehen." — „Jesus, Maria, Joseph, euch schenke ich mein Herz, meine Seele, mein Leben." Die Umstehenden verrichteten die Sterbegebete und empfahlen die scheidende Seele der unendlichen Güte Gottes. Kurz vor neun Uhr ging ein letztes krampfhaftes Zucken durch den Körper. Die Seele hatte sich von der irdischen Hülle gelöst. Jetzt ruht sie für immer „im Frieden des göttlichen Herzens". Alle, die Zyrill gekannt hatten, waren von feinem raschen Tod erschüttert. Sie beweinten und bewunderten ihn. Sein geistlicher Vater sagte: „So ein schönes, friedliches Sterben habe ich noch kaum gesehen." Die Kinder des Pfarrkirchenchores, denen Zyrill Unterricht erteilt hatte, fangen auf eigenem Antrieb bei der Totenmesse und empfingen die heilige Kommunion. Sobald sie von Pater Rektor erfuhren, daß er von Zyrill zehn neue Seminaristen verlangt habe, riefen sie alle einstimmig: „Pater, da brauchen Sie nicht länger suchen, hier sind die zehn." •töeoelsineinung für den ülonat man: Mt die Mehrung der Winner Amerikas". Allbekannte Helden. Da war der gute Pater De Hover. Malariafiebec verzehrte seinen armen alten Leib. Und die Station war 15 Meilen von der Stabt entfernt. Die Mitbrüder dort wußten nicht, wie schlimm es um ihn stand. Seit drei Nächten hatte er nicht mehr geschlafen und er fühlte das Ende nahe. Sollte er nicht die Mitbrüder in der Stadt benachrichtigen? Die würden ihn holen. Vielleicht wäre noch Hoffnung... Seine Augen schweifen hinaus... Da lagen die Hütten feiner Schwarzen, über 25 Jahre hatte er unter ihnen gearbeitet. Könnte es nicht noch länger fein?... Da draußen stand der Baum, in dem er geschlafen hatte zu einer Zeit, wo feine Hütte noch kleiner war als jetzt (und jetzt hatte eben ein Tisch und Bett Platz). Der Tag verrann, und Pater De Hover wäre auf seiner einsamen Mission gestorben, wenn ihn nicht einer seiner jüngeren Mitbrüder mit frommer List überredet hätte, ins Krankenhaus zu kommen. Dort starb er nach zwei Tagen — ein Held. Sie war eine junge Schwester aus Schwaben. Vor vier Jahren war sie mit uns auf demselben Schiff nach Südafrika gekommen. Nach wenigen Monaten zeigte es sich, daß die Schwester die Schwindsucht hatte. Sie wurde auf eine Eingeborenenstation gebracht und dort von ihren Mit-schwestern gepflegt. Neulich hörte ich, daß sie tot sei — nach langem Krankenlager. Sie konnte nie etwas tun für die Neger. Aber sie hat viel gebetet und schließlich hat sie das Größte getan: ihr Leben aufgeopfert für die Schwarzen — eine Heldin. * . * Und schließlich will ich noch unseren Bruder Andreas erwähnen. Er war in feinen besten Jahren, gebeugt von der Arbeitslast, die er auf sich nahm. Unsere Mission unter den Bapedi ist mit seinem Schweiße getränkt . . . Wir fuhren eben von ©len Cowie zurück, wo der erste Exerzitienkursus stattgefunden hatte. Bruder Andreas war mit uns. Er nahm am zweiten Kursus teil. der in Maria-Trost abgehalten wurde. Es waren dies feine letzten Exerzitien und ich sah ihn damals zum letzten Male. Als ihn der Tod von einem schweren Leiden erlöst hatte, lag er im Eingeborenenkirchlein von Maria-Trost aufgebahrt, wo ihm seine Mitbrüder das Requiem sangen — ein Held der Arbeit, der Regeltreue und der Aufopferung. Südafrikanische Nächte. Sie tragen etwas von der Erhabenheit ungestörter Natur an sich. Kein Lärm stört die Stille, kein Licht das Dunkel. Geschützt von Föhren und Eukalyptusbäumen ruht unser kleines Städtchen in der weiten Transvaaler Hochebene. Das Kreuz des Südens funkelt vom klaren Nachthimmel und segnet das schlafende Land. Wir brauchen Gottes Segen in diesem Land, denn wir haben viele Sorgen und Probleme . . . Das Sektenwesen verwirrt die Köpfe, Sittenlosigkeit schreitet durch die Familien. Kommunismus unterwühlt die Ordnung. Die weißen Katholiken find lau und die Eingeborenen-Mifsion arbeitet unter großen Schwierigkeiten. Priester stehen auf einsamen und armen Posten. Und während der Nachtwind durch die Bäume vor meinem Hause fährt, kniet wohl mancher dieser Priester — sie kommen aus aller Herren Länder — vor dem Tabernakel und betet um Segen und Erfolg und das tägliche Brot und das liebe Geld. P. Karl A u g u ft Steidle, F. 8. C. Der unsichtbare Dritte. Bon Anna K a y s e r. Der Zug zog an. Noch einen letzten Gruß zu St. Meinolph auf dem Berge gegenüber und Georg zog das Abteilfenster zu. Da versank ihm eine ganze Welt. Er lehnte sich in die Ecke und versuchte, nichts zu denken. Er war müde vom schweren Erleben der letzten Zeit und vom innern und äußern Umbruch. Das war nun vorüber. Nun ging es heim. Heim!? Er las den letzten Brief des Vaters noch einmal, den fünften in dem halben Jahre, seit er zum Begräbnis seines Bruders zu Haufe gewesen war. Die andern hatten Verwandte und Befreundete seiner Sippe geschrieben. Sie hatten ihn wohl aufgestört, aber nicht bezwungen. Dieser war nun vom Vater selber: Mein Sohn! Bist Du das wirklich noch? Und kannst Deinen alten Vater weiter mit Last und Jammer allein lassen? Du schreibst so schön von den unbegreiflichen Schickungen Gottes. War es Gottes Schickung — oder Zulassung —, daß der Tod binnen vier Wochen Deine Mutter — und Bernhard. die Hoffnung unseres Geschlechtes, wegraffte? Nun, so wird es auch sein Ratschluß sein, daß Du an seine Stelle rückst. Die Scholle, die Dich geboren hat, ruft Dich. Du bist ihr verpflichtet, wie ich es einmal war. als mein ältester Bruder auf dem Schlachtfelde blieb. Ich war mit Herz und Seele Lehrer und habe doch keine Stunde gezögert, zu meinen beraubten Eltern zurückzukehren. Auch der Soldat springt in die Bresche, wenn der Vordermann niedergestreckt wird. Du sagst: „Fch diene einem andern König, und der verlangt das Ganze!" Wir alle dienen diesem König, der eine mit Kreuz und Kelch, der andere mit Pflug und Sichel. Fühlst Du nicht das Blut der Strit-hofen in Dir aufrauschen, wenn Du an die verlassene Väterstatt denkst, auf der der Schnitter Tod so grause Ernte gehalten hat? Bernhard würde aus seinem frühen Grabe aufstehen, wüßte er, daß Du sie so verleugnest. Und — mir dreht sich noch allemal das Herz im Leibe um, wenn ich Else sehe, wie ihr die Braut-myrte zum Totenkranz geworden ist. Georg, mehr als fünfhundert Jahre leben die Strithofens auf diesem Grund. Einer unserer Ahnen hat ihn mit seinem Blute gegen fremdes Raubvolk verteidigt. Der „Geharnischte Ritter" an den Föhrensteinen ist das ewige Ehrenmal seiner Tat. Und Du — ich vermag's nicht ZU glauben — willst lieber in einem fremden, wilden Lande aus Dorn und Steine säen als auf die Scholle Deiner Väter, ftft sie nicht auch heiliges Land? Du hast mir als Knabe oft leid getan, daß Du der Zweitgeborene warst, wenn Du stundenlang neben mir am Pfluge gingst, wenn Du schon als Knirps Dein „Saatfeld" in der Sandhöhle hattest. Nun hat Bernhard Dir den Platz frei gemacht, und Du verschmähst ihn. Was wird es dem Herrgott verschlagen, wenn Gebete für ben „Großen weißen Vater". Aus Anlaß der Erkrankung bes Heiligen Vaters liefen von ollen Teilen der Welt rührende Zeichen der Anteilnahme und des Gebetverspre-chens ein. Auch unser kleiner Eskimo aus einer Missionsschule der Hndson-Bay gehört zu den Tausenden von Kindern, die in katholischen Missionen in ihren Gebeten des Heiligen Vaters gedenken. Die Barmherzigen Schwestern von Ni-colet und die Grauen Schwestern von Nicolet sind dort tätig. (Fides-iFoto.) er eine Kraft weniger in seiner Truppe hat? Zn ihr bist Du nur einer von vielen. Hier aber ist ein ganzes Geschlecht auf Dich gestellt. Georg, die Vorigen und die Kommenden warten auf Dich. Und Dein alter Vater. Georg steckte den Brief ein. Ein Zug herber Entschlossenheit kam in fein markantes Gesicht. Das Strithofsche Bauernblut rauschte machtvoll auf in seinen Adern. Hatten sie nicht doch recht, der Vater, der Pfarrer daheim und zu guter Letzt auch sein alter Lehrer in St. Meinolph, daß er den Willen Gottes in den Verhältnissen erkennen müsse? Wer hatte seinen Sinn erkannt oder wer war sein Ratgeber gewesen, als er solche Schicksalsschläge zuließ? „Langenbrink!" Die Heimat. Es war hoher Lenz. Die goldenen Ginster an den Hängen und die blähenden Wiesen sonnten sich in seiner letzten Liebe. Der Himmel war leuchtend blau, die Luft trunken von Sonne, Lerchen fangen sich ins Licht, vom Walde herab lachte der Grünspecht. Mit weiten Armen grüßte die Heimat. Am „Geharnischten Ritter" inmitten einer wildumwucherten Zeispartie rastete Georg erst ein Weilchen, ehe er zu Tale stieg. Hier hatten sie als Knaben unbeschwert ihre Kampfspiele gespielt. Und manche Stunde hatten er und Bernhard in den Jahren des Zugendringens einsam hier gesessen. Aber von einer andern Scholle hatte er geträumt, wild und urhaft, durch die wollte er des Herrgotts Pflugschar furchen, Brücken wollte er bauen zwischen diesseitigem und jenseitigem Land, Ströme aus Felsen schlagen für Dürstende in Wüsten. Und nun heischte ihn die verlassene Scholle der Heimat zurück: „Von mir bist du! — Ich verlasse mich auf dich!" Und eine andere Stimme ging dagegen wie das Rauschen weltferner Ernten: „Uns gehörst du. Du bist Seele von unserer Seele . . ." Georg preßte im Aufwallen des letzten Kampfes die Zähne zusammen und schritt rasch die Trift zwischen blühenden Hecken hinab zum Hof unter alten Buchen. Bruder Michael im Garten der MWonsfarm Maria-Trost an der Arbeit. Koto: P. Zorn.) Ein allmächtiges Heimatgefühl strömte in ihm auf. Sein Land, sein Hof, das alte heimelige Haus, die sprossenden Marken, die reifen Wiesen. Die Füllen im Kamp kamen wiehernd zur Pforte galoppiert, die grasenden Kühe äugten wohlig auf. In den Buchen schmetterte das Finkenvolk. Schwalben strichen aus dem offenen Haustor. Und daneben brannte ihm drinnen wieder Heimweh auf. Um diese Zeit gingen in der andern Heimat auf dem hohen Berge die Brüder zur Komplet. Ein Platz in der zweiten Bank würde leer sein . . . Im Garten des Rungenhofes nebenan war ein junges Mädchen am Jäten, groß und blond, mit einem Trauerband am blauen Leinenkleid. Er winkte ihr mit dem Hute: „Grüß Gott, Elsa!" Sie winkte schweigsam zurück. Der Vater kam mit geschulterter Sense den Feldpfad herunter. Georg war betroffen, wie gebeugt der sonst noch so aufrechte Mann in dem halben Jahr geworden war. Er hatte sich nicht angekündigt. Um so größer war des Vaters Freude. Er brüdvte ihm die Hand so fest, daß es fast schmerzte. „Soll man's wirklich glauben?" „Ja, Vater, da bin ich endlich!" Er wollte ihm die Sense abnehmen, aber er ließ sie ihm nicht. „Die war's nicht, die mich drückte. Du mußt auch erst wieder Schwielen kriegen." Sie gingen ins Haus. Es war totenstill drinnen. Erinnerungen raunten in allen Winkeln. Es war, als hinge der letzte Atem der Weggegangenen noch in der Luft,' so dämpfte es Georg im Halse. Früher war ihm die Mutter immer schon aus der Tennenschwelle entgegengekommen, glücklich, daß sie ihren Jüngsten mal wieder für ein paar Wochen daheim hatte. Und Bernhard, der blonde, bärenstarke Recke, hatte ihm einmal schon die Pflugleine entgegengeworfen: „Ferien? Lachhaft für 'n Bauernjungen, Ferien!!" Wie mußte der Vater einsam gewesen sein ohne die beiden! über dem alten Sofa hing das Bild des jungen toten Hoferben Bernhard, in der schmucken Weidmannstracht, in der ec sich in eisigkalten Nächten auf dem Anstand' den Todeskeim geholt hatte. Die Muhme Lisbeth kam unter Lachen und Weinen herein. „O du. wärest du aber auch nicht gekommen! Ich hätte es dem Herrgott zu Lasten gelegt." „Ich habe ihm für Besseres nicht getaugt, Muhme Lis", scherzte er ernst. Er lief aus der Stube, hinaus nach der alten Iungenkammer. Das Bett an der rechten Seite war zugedeckt. „Tod, was hast du getan! Schlissigen Weizen mäht kein Schnitter! Stand genug reifer für deine Sichel . . ." Georg verbiß den aufsteigenden Jammer und fuhr hastig in Bernhards Loden, wie früher in den Ferien. Die Braunen hatten ihn schon gewittert, er wollte sie zur Tränke bringen. Als er zurückkam, war's, als wäre der Lenz noch spät im alten Hause eingekehrt. Die beiden Knechte ließen ihren jungen Bauer mit „Hurra" hochleben, die jungen Mägde juchzten ihm vom Melken aus der Weide zu, die Muhme werkte so flink und helläugig in der Küche, als hätten ihr die Schwalben einen Zweiten Frühling gesungen. Und der Vater meldete es gerade den Bienenvölkern, daß der Hof wieder einen Erben habe. Um das Haus herum wisperte und pu-spelte es. Eine nachbarliche Heimkehrseier? Georg erbat sich den ersten Abend daheim für sich. Er stand auf ernster Schwelle. Die Muhme war betroffen, daß zum ersten Male seit Bernhards Tode Elsa nicht herüberkam. Sie hatte es ihr am Begrüb-nistage gelobt, sie nicht im Stiche zu lassen. Und nun ließ sie sie gerade heute mit aller Sorge und Freud' allein. Das Lichtchen von ihrer Mädchenkammer schien noch spät durch die Buchen. Ob sie Georg scheute? Sie war doch von Kindesbeinen an so gut Freund mit ihm gewesen, viel mehr als mit dem ein wenig herrischen Bernhard. Georg staunte über sich selbst, daß er sich so rasch wieder ins heimatliche Baueru-leben einfügte. Wohl war er in den ersten Wochen noch zu jeder Zeit mit den Gedanken in St. Meinolph. Mitten in der Kornmahd unter den lustig scherzenden Hausleuten konnte ihn eine ferne Glocke, ein hoher Lerchenstieg aus aller Wirklichkeit reißen. Und wenn er in sonntäglicher Frühe zur Kirche, weit auf der „Herrenhöhe", wanderte, war ihm wohl mal, als kehre er nun heim zu seinem heiligen Berge und nie mehr zurück ins Tal seiner Väter. Dann spürte ec immer noch den geheimnisvollen Zweiten neben sich, über sich, in sich, der ihn damals als Sechzehnjährigen von den Feldern des Strithofes auf seinen Acker gerufen hatte. Fm Banne dieser seltsamen Macht hatte er die Hand an seinen Pflug gelegt und nicht zurückgeschaut. So tat er in strenger Selbstzucht auch jeßt. Wie er damals unter seinen Mitbrü-decn, ob beim Sport oder Psalmengesang, der fröhlichste gewesen war, so war er es auch jeßt daheim. Er sang mit den ersten Lerchen in die weißen Morgennebel, er jagte die immer wieder aufsteigende Schwermut des Vaters um den Tod seines Ältesten und manchen Zwist unter den Haushelfern mit einem ausgleichenden Wort oder lustigen Schwank in alle Winde. Auch in der Dorfgemeinschaft war er überall froh mit dabei. Er und der junge Rungenbauer begannen gesellige Dorfabende mit Kurzweil und Aussprachen. Aber sobald die Lustigkeit auszuschweifen begann, konnte Georg losfahren wie ein Ungewitter, oder er ging schweigend ab und kam lange nicht wieder. Dann zog er sich wieder in sich zurück, wanderte stundenlang einsam durch den Wald, belauschte die scheuen Rehe oder er saß mit der Geige am Bergsee und verströmte seine Seele in seltsamen Weisen übers verträumte Ried des Waldsees. Wenn er von solchen Gängen heimkam, merkte ec allemal eine merkwürdige Unruhe bei seinem Vater. Und die Muhme Nach der Schalle sägen die Buben Holz oder helfen auf der Farm sonst* wo. (Foto: P. Zorn.) Die nette Franziskuskirche in Tripolis. Am 24. Oktober 1936 weihte Exz. Facchinetti, der Apostolische Vikar von Tripolis, dortselbst die neue Kirche zn Ehren des hl. Franz von Assisi. Die Kirche mit einer Länge von 34 und einer Breite von 20 Meter zeigt den einfachen nüchternen Stil, wie ihn der Franziskanerorden bevorzugt. Auf dem höchsten Punkt der Stadt gelegen, schaut die Kirche aufs Meer und beherrscht das Stadtbild.