Illylisch es Blatt zum - . -Nutzen und Vergnügen. Nr«. 16. Freitag den ^6. April 5819. August von Kotzebne. jAub dem ConVcrsations-Lexicon.) '"ugust Friedrich Ferdinand von Kohcbue wurde den 2- May 1761 zu Weimar, wo scin Vater, den er früh. icttiH verlor, herzog!. LcgationZrath war, scine Mut-> tcr aber und sein jüngerer Bruder noch leben, gcbo-<«N. Er selbst rühmt dic Verdienste seiner Mutter um seine Bildung. und sagt, daß sie ihm den Geschmack «m Lesen fast mtt der Muttermilch eingeflößt und ihn fühlen gelehrt habe. Durch Lebhaftigkeit des Geistes "nd Regsamkeit des, Gefühls zeichnete er sich schon in Bungen Jahren aus, und noch nicht sechs Jahre alt, wagte er schon poetische Versuche. „Diejenige Hege-bcnheit meines Lebens (sagt er'selbst), die durch ihre Folgen den größten Einfluß auf meine Bildung gehabt, und'mich von meiner zartesten Kindheit an unwlder-l"fUch zum dramatischen Schriftsteller bc-lUnnnt hat, war folgende. Der Schauspieler Abbt l >" mit einer hc«umzichenden Gesellschaft nach Wei-War. Meme Ncugicr war ohne Gränzen. Mit einem l)c>ligcn Schauer betrat ich das Schauspielhaus. Die v'ckn dichter, die versammelte Menge, dic Schildwa-^n, dle gehconnißvolle Gardine, alles das spannte Weme Erwartung aufä höchste. Man gab den Tod ^>unH ^^,^ Klopftock. Der Vorhang rollte a^f; >ch ^ar ganz Auge, ganz Qyr; nn: e.l:.^,ag tcm xo^rt, keine Bewegung. Ich kam wie betäubt nach Hause, ^an ftagle mich, wie e^ nur gefasl^n? Ach Gotl'. ge^ k"Uen w,.c nicht das rcchce Ä^crt. Ick sollte crzäh' ^n, uao konnte weder Ansang noch Endc landen. Ich wünschte mir auf der Welt mchts mehr, als das Glnck, täglich einem solchen Schauspiele beyzuwohnen. Unbe: grcisiich war es mir, wie die Leute so ruhig davon spre- ^ chen, und il>re Geschäfte nach w^e vor ganz ordentlich betreiben konnten. Unbeschreiblich war meine Freude, als bald nachher die Herzoginn Amalie eine stehende Bühne errichtete, und unstreitig die beste, welche da; mahlö in ganz Deutschland ;n finden war. Die Fa« milicn Seiler, Brandes, Boeck und der unsterbliche Eckhof kamcn nach Weimar. Meine Leidenschaft für dic Aühne wuchs mit jedem Tage, und sicherlich war ich jedesmahl unter den Zuschauein, groß und klein, der aufmerksamste. Ein unglücklicher P,and legte das Wcimarische Schloß, und mit ihm den Schauplatz meiner Freuden in die Asche. Die Gesellschaft wurde verabschiedet und ging nach Gotha. Ich widmete ihrer Abreise manche Thräne. Übrigens verdanke ich jenee Epoche den größten Theil der Bildung mcmes Verstandes und Herzens. Jede edle Empfindung wurde in mir geweckt, und durch Eckhofs göttliches Spiel meine Vernunft und Phantasie mit Ideen und Bildern bereichert, welche mir ohne dieses Vehikel nie so an- ^ schaulich geworden wären." Kotzc'oue dcsuMe u,^,o>lse ' Zcit das Gymnasium, wo Musäus, nachn.ahlsM:i -Oheim, durch Unterricht und Beyspiel uorzügl ^ gange mit solchen Männern seine Tc^enic d.n hö^ft?,» ' G,ad der Aubbljdung erlitten mußten, dc„cn sie^ ! fähig waren. Er wa^, uou, mcyt vou,^ »6 Iahrc aU, ^ 62 als er auf die Universität nach I?na ging, wo seine Licbefür die Schauspielkunst in einem Liebhaberthcatcr neue Nahrung fand. Aus Liebe zu seiner Schwester, die sich nach Duisburg verhcirathctc, ging er eine Zeit lang auf diese Universität, von wo er 1779 nach Jena zurückkehrte, und sich mit ziemlichen Eifer auf die Jurisprudenz legte, ohne darum aufzuhören, mit Herz und Sinn für das Theater zu leben, und mancherley Zu dichten, was sich jedoch nicht eben sonderlich auszeichnete. Ein kleines Lustspiel aber: die Weiber nach der Mode, gelang besser, und hatte einige wirklich komische Züge. Da es durch eingewebte Stadtanek-'' dötchen Beyfall erhielt, so erzeugte dieß vielleicht in ihm seinen Hang zur Satyrc. Bald hierauf wurde er craminirt und Advocat. Icht genoß er ganz die Freundschaft des redlichen Musäus, kam taglich mit ihm in dessen Garten zusammen, schriftstellcrte mit ihm an einem Tlsche, ans einem Tinteufasse, und «ersuchte nun, was er bereits mit Wieland, Gothe, Herme» «nd Brandes gethan, auch Musäus nachzuahmen, wovon sein Ich, eine Geschichte in Fragmenten, die im Ganymed für die Lesewett erschien, den 'Beweis liefert. Zu Leipzig ließ er ein Vändchen Erzählungen drucken, und ging hierauf im Herbst des Jahres i?8l nach Petersburg, wohin er dürch einen Freund seines Vaters berufen wurde. Er wurde als Secretär bey dem Generalgouvcrneur v. Vawr angestellt, und da dieser die Direction des deutschen Theaters erhielt, so kam Kohebuc zufälliger Weise Mieder in sein Element. Nach zwey Jahren aber starb Bawr. Da er Kotzebue'n dem Schuhe der Kaiserinn empfohlen hatte, so wurde dieser zum Titularrath ernannt, und im Jahre 1785 als Assessor des Oberapellationstri-bunals in Neval angestellt. Im Jahre 1786 wurde er Präsident des Gouvernementsmagistrats der Provinz Esthland, und als solcher in den Adelstand erhoben, einen Stand, den er wahrscheinlich durch fein Werk: Über den Adel, versöh»en wollte, nachdem er ihn a^S Dichter so oft Preis gegeben hatte. Zu Neval war es, woes seinem Talente gelang, eine Reihe vön Werken zu liefern, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn zogen, und ihn gar bald zum Liebling des Publi< cums machten. Seine Leiden der Orden belgischen Familie(1764 fg.) und seine kleinen gesammelten Schriften (1767 fg.) beurkundeten zuerst seine gesällige, glückliche und mannigfaltige Darstcl-lungsgabe auf eine glänzende Wcise; vorzüglich waren es aber doch seine beyden Schauspiele: Menschenhaß undReue und d i e Indianer in Eng« land, welche ihrem Urheber von einem Ende Deutschlands zu dem andern, den hinreißeudsten Beyfall er» warben. Seine erschütterte Gesundheit öthigte ihn im Jahre 1790 .zu einer Reise nach Pyrmsnt, wo et durch scin.'n berüchtigten D 0 ct 0 rBayrd mit der eiserue nS tirn e, den er unbesonnener Weise unter' Knigge's Nahmen erscheinen licsi, einen großen Theil der Gunst und Achtung verscherzte, die das Publicum ihm zugewendet hatte. Nach dem Tode seiner Gattinn ging er nach Paris, aus welchcm die beginnenden Un» ruhen ihn wieder vertrieben, worauf er eine Zeit lang in Maynz zubrachte. Er suchte um seine Entlassung an") und zog sich 1796 auf das Land zuöück, wo er sich 6 Meilen von Narva in Esthland den kleinen Landsitz Fricdenthal erbaute, und bis zum Jahre 1797 sei« ner Familie und den Musen lebte. Die jüngste« Kinder seine rLaunc und etliche ^Schauspiele, welche ciuzcln nahmhaft zu machen unnöthig ist, gehören in diesen Zeitraum. Jetzt erhielt er den A«' trag, als Hoftheaterdichter nach Wien an Alringers Stelle zu kommen. Er nahm sie an, und ein ziemli« cher Theil seiner neuen Schauspie le, die nachher 18 Bande anfüllten, erschien von ihm in jcnce Zeit. Da aber mancherley Unannehmlichkeiten ihn« seine Stelle in Wien verleideten, suchte er nach 2 Jahre« um seine Entlassung an, «nd erhielt dieselbe mit »oo« ^ jährlicher Pension. Nachdem er hierauf kurze Zeit il» Weimar sich aufgehalten, entschloß er sich zur Rückkehr nach Rußland. Das Unglück, was ihn an derGrän» ze traf, arretirt, von seiner Familie abgesondert, und, ohne zu wissen warum, nach Sibirien geschleppt M werden, zog die Aufmerksamscit fast des ganzen cul-tivirten Europa auf sich. Ein günstiger Zufall rettete 65 'hn. ssin junger Russe, Nahmens Krasnopoliski,-Hat-te Kotzebue'ä kleines Drama: der Leibtutfckcr Peters des Dritten, eine indirecte Lobrede auf Paul I. ins Russische überseht. Diese Übersehung wurde dem KMr Paul in der Handschrift vorgelegt, welchen das Stück dergestalt entzückte, daß er sogleich Befehl ertheilte, 5urückzuhohlen, und dem Zurückgekehrten seine voll-kommene Gnade zuwendete. Unter Andern beschenkte " ihn mit dem schönen Krongut Woroküll in Licfland. übertrug ihm die Direction des- deutschen Theaters, und "theilte ihm den Charakter als Hofrath. Daö mcr k-Würdigste I«a h r meines Lebens, welches Kohe-bue damahls herausgab, und worin er diese seine Schicksale beschrieben hat, überhebt uns der weiteren Ausführung. Nachdem Tode Pauls I. wünschte Kotze-bue in sci^- Vaterland zurückzukehren, bath um Ent-lassnng, und erhielt dieselbe mit dem Titel eines Col< lcgienraths und Bcybchaltung seines Gehaltes. Er wendete sich wiederum nach Weimar, wo er kurze Zeit lebte, dann aber zog er nach Jena, wo er sich eincn Angenehmen Garten anlegte. (Der Beschluß folgt.) Die Pseudo - Prinzessinn in Süd - Carolina. Sara Wilson, eine Kammerfrau der Fräulein bon Vernon, Hoffraulein der erst kurz verstorbenen Königinn von England, fand Mittel in den Zimmern d>eser Fürstinn eincn Schrank aufzubrechen, und meh-^re kostbare Juwelen nebst mehreren andern Gegen-standen von Werth zu entwenden. Der Diebstahl ward bald bemerkt, die Diebinn entdeckt, und nach vorhergegangenem Prozeß zum Tode vernrtheilt. Die gütige Königinn wirkte ihr indessen durch ihre Vorbit' len Gnade aus, unter der Bedingung lebenslanger Verweisung. Dieser gemäß ward sie nach Maryland gebracht, wo Herr Devall von Bush Creek in Fredcrik County sie an sich kaufte. Bald aber nach ihrer Ankunft daselbst fand sie Mittel zu entwischen und kam nach Charles Town in Süd-Carolina; dort nahm sie ^n Namen der Prinzeß Susanne Caroline Mathilde un<-«nd gab sich für eme SHovesttr der regierenden 1 Ko,uginn von England ans. -Dis-Kleider, welche.ßf^ micgc^vacht hatte, begünstigten den BetruZ; außer«' 5e:n hatte sie noch verschiedene der gestohln:« Klcino« dien zu retten gewußt, unter andern ein Miniaturdild der Königinn. Sie gab vor, daß ficjeuseits der M?e--re eine Freistatt gesucht habe, UM sich von einer vcr« haßten Hcirath zu retten, zu der ihre erhabene Vcr; wandten sie haben zwingen wollen. So befremdlich dieses Mährchen war, so glaubten es doch viele ehrenwcrthe Leute. Die Betrügerinn hatte g^nug vom Hofe gesehen, um feine Sittennach' znäffen, es gelang ihr vollkommen, und manche an^ gesehene Familie empfing sie mit vollkommener Ehr^. erbictung. Sie unterstand sich sogar, Leute zum Handkuß zulassen, und Leichtgläubige nut^^erspre'. chungen zu vertrösten. Einige Klügere argwohnten den Betrug und suchten die Andern zu warnen; al-lein es war umsonst. Die Ebenieucrmn fuhr fort> ziemlich ansehnliche Brandschazungen von der Guther: zigtcit der Leichtgläubigen zu beziehen, bis der Rus, der Prinzessinn zu den Oh«n ihres Herrn m Frede; ^ ric County gelangte. Dieser schickte bald Beauftrage te, sie einzuholen und als flüchtige Leibeigne zu dehnn»« deln. So zerplatzte die Seifenblase zur Beschämung ! mancher Personen in Süd - Ca'roUna. I Das Kosakenpferd. ^ W Herr y. Gaal, fürstl. Esterh,zyscher Biblioth^ kar zu Wien, erzählt in seinem Gedicht: >.Die nordi- ^ schen Gäste, oder der 9. Jänner des Jahrs i8»5, « Folgendes: ^n dem Vortressen der öeidziger Schlacht 1615 nahm bei Wachau ein .^vsak einen französischen. Schützen gefangen und führte ihn in's russische Lager.' Der Kosak war zu Pferde, der Franzose wandelte, mißmutbig über sein Schicksal, zu Fuße nebenher;-mühselig ging's mit dem Schreiten , immer und immer wurde er müder. Das erbarmte den Kosaken; er stieg vom Pferde, ließ den Gefangenen aufsitzen und war nun selbst der Fußganger. Bald gewahrte. 64 man das russische 3ager; «b?r ein Bach durchschnitt den Wcg dahin. Der Vach war ziemlich tief und l.^lammig und nirgends war ein Steg darüber zu sehcn. Wie nun den Gefangenen hinüber bringen? Dcch der Kosak wußte Rath. Er bedeutete den Ge-f^rtcn, abzusteigen und zn verweilen, schwang sich nun in den S^tel, sprengte durch daZ Wasser, stieg jenseits ad, und jagte mit Worten und Hieben den Gaul wieder zurück, um dem Gefangenen einen glei; chen Dienst zu erweisen. Nicht zweimal ließ sich der Franzose zum Aufsitzen winken, nachdem er sich klug' lich vom nahen Strauch eine tüchtige Gert« gebrochen; «der anstatt durch den Vach zu setzen, tummelte er das Kosakenpferd arglistig zurück, woher er gckomme,i, nnd hic^ivacker darauf los, um schleimig das Weite zu gewinnen. Lächelnd sah der Kosak eine Zeitlang dem enteilenden Flüchtung nach, dann aber stieß er ein Paar wcitschallende Pfiffe in die Luft, und wie vom Kantfchuh getroffen, erkannte der Gaul den Nuf seines Herrn; blitzschnell riß er mit j>cm Reiter herum, jagte zum Vach zurück, setzte darüber weg, und lie-. scrte dem Koftcken seinen treulosen Gefangenen wic-. -der aus. D S p r a ch b e m e r t i: n g. Die Geschöpfe, die ihren Werth, weil sie sonst leinen haben, in ihren Anzug setzen (zu deutsch S t u-her genannt), ehrt der Franzos mit dem V^uimcn ^Ic^.n«, (Kenner des Schönen); der Engländer nennt sie — Böcke (»"«5.«). Wie charakteristisch sä» die Begriffe der beiden Kationen vom Werthe des ^Mannes l » Folgender sonderbare VorM ereignete sich vor einigcll Tagen zu London, Ein Hr. I. v. Pe»? tonoille ging zu cinem Butterhändler und kaufte zu seinem Gcd-rauche em Fäßchen Butter. Das Ha^li. wuroc Hrn. I. nach Hause gesendet, und bei Herausnahme d?r Butter f uid er d^rin zu seinem großen Erstaunen mehrere Souveraind'or, decen er nach und nach 220 heraus zog. Erst zweifelte er an ihrer Ächtheit, als er sie aber zu einem Goldschmiede trug, both ihm derselbe 227 Pfund Sterling dafür an. Ein gewisser * *, vor mehreren Jahren Amtmann im Herzogthumc Vraunschwcig, war Virtuose in der Kunst des Bparens. Er vervollkommnete diesc 5.unst immer mehr, und fiel endlich auch auf den Geda^cn, seine Hunde abzuschaffm und deren Geschäft selbst zu übernehmen. Er übte sich im Betten, erlangte lnerin bald die Meisterschaft, und bellte von j leidet wurde. Zu Bordeaux starb neulich der protestantische Kaufmann Gradis. Auf seinem Sterbebette theil' te er sein Vermögen unter seine Kinder, und ließ sich zuletzt ein Kästchen mit'papieren herbeibringen. Die-se Papiere waren Schuldscheine, die cr sämmtlich ver-brannte, damit die armen Schuldleute, dic er oci sei' nem Ledcn uie gedrückt hat, nstch demselben nicht bc> trübt werden sollten. „Eme gute That euceö Vaters, sagte cr zu seinen Kindern, ist auch eine gute Orb-schift, und ich wünsche, daß ihr es einstauch so machen möchtet." Ein Herr fuhr mit seiner Gattin und Tocktcr anf emem Banernwagen von einem Laudhause wi,cder nach der Stadt zurück. Scme Frau hatte ein Paar Gänse getauft, die auch auf dem Wagen lagen. A-l» !^ an die Stadt kamen, ttat der Thorschreibcr, den dcr Herr gut kannte, an den Wagen und fragte: >»-P^' ben Sie etwas Acciüba^s'bei, sla)?^ — »Wie ^' s^ hen^ antworle!,^ dc« Herr, ein Paar V^usc." Der Thorschreiber sah die wirtlichen Gänse auf dem Bod^ r des Wagens nlcht, und sagte lächelnd: fahren Sie in Gottes Namen; solche Gänse werden nicht ver-m.iuthct."