Ar Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Ztedigirr von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ 3. Freitag am 8. Mai 184V Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Breis des Blatte« ist in Laibach aanziahria b, ialbindri« » N. Vurch die k. l. Post u»ier <üc>u,ert mit portofreier Zusendun« aanziiibria «, halbinbrig 4 fl. C.M., und »»rd balbjährig voraus« bezahlt. Alle f. t. Postämter nehme» Pränumeration an. I » Laibach pränumerirt man beim Verleger «»> Naan, Nr. >yt>, im ersten Stocke. Zeitlosen. (Fragment aus einem größeren, ll>risch-didactischen Gedichte» Von Eduard Silcsius. lll. H?oß ruhen, was die Hören Einführt mit raschem Lauf: Was du einmal verloren. Weckt seine Sehnsucht auf. Laß deine Gcistesschwingen In's »Land der Zukunft dringen. Dort knospen Lebensblutben, Die gute Engel hüte»! Der Zukunft Wundcrgaben Sind jedes Menschen Ziel. Sie scheucht den losen Knaben Nom muntern Kinderspiel, Und malt ihn, Zold'ne Träume Auf blaue Himmelsräume, Wie sie das arme Leben Dem Menschen nie gegeben. Des Jünglings trunt'nen Blicken Läßt sie ein Eden seh'n, Dem Manne Thoten glücken, Gewaltig, groß, und schön; Des Greises welkem Hoffen Zeigt sie de» Himmel offen, Und frohes Wiedersehen I n gold'nen Himmclshöhen. So reicht die Göttin Allen Aus bunten Schalen — Schaum, Und schmückt des Lebens Hallen Mit manchem bunten Traum. Wen hat sie nicht betrogen? Wer hat ihr Land erssogen? Wer fand nicht, daß sie prahlte. Wenn sie den Himmel malte? So steht auf feinen Höhen Der Iri s Farbenbau, Tritt hin — und Nebel wehen. Dich »n »us Wolkengrau. Und sieh! auf ferner« Hügeln Lockt sie mit bunten Flügeln; Folg' ihr, fern wird sie glänzen. Bis an des Lebens Grenzen. (Fortsetzung und Beschluß folgt in spntcrn Blättern.) Das Pfarrvikariat Primskau und dessen Tabor in Krain. Von Carl Prenncr. (Beschluß.) Der Umstand, daß diese Seelsorgestation auf dem Gipfel eines bedeutenden Berges hoch über allen einge­pfarrten Ortschaften liegt; daß wegen dieser Höhe die Station allen Winden ausgesetzt, in den Wintermonaten bei den häufigen Schneeverwehungen nicht unbedeutenden Strapatzen unterworfen ist, und das Hagelwetter, von den steirischen Alpen über den Savestrom Hergetrieben, sich beinahe jährlich einstellt, und nun schon drei Jahre nach­einander an diesem Gebirgszuge gewüchet hat, macht diese Station nicht zu einer der angenehmsten im Lande, wenn auch die schöne, reihende Aussicht und die reine Gebirgs­lufr für so mannigfaltige Beschwerden entschädiget. Hin­gegen ist der Aufenthalt von einigen Tagen auf diesem Bergkegel zur heitern Sommerszeit für den Stadt- oder Thalbewohner ein wahre? Labsal. Ich hatte das Glück, am 2. August 1838 einen un­vergesilichen Frühmorgen auf diesem Berge zu genießen. Der junge Tag war kaum angebrochen; leichte Nebel la­gen in kleinen Streifen in der Nähe des Pfarrdorfes St . Veit, an dem Weirelburger Bache, in den Umgebun­gen der Poststation BiHendorf, der Ortschaften Klein- und Grosirothenbach, in der Gegend des Ursprunges der Gurk, bei Treffen, an der Temeniz, an der Kreisstadt, und ein langer, niederer Streifen bezeichnete den Zug der Gurk von da gegen Landstraß. Am hohen Gorianzberge röthete Au­rora bereits den Horizont; während im hohen Nordwest die Gebirgsriesen, die Grenzmarken Krams und Kärntens, noch im Dunkel standen, und man kaum ihre Umrisse wahr­nehmen konnte. Einzelne Vögel zwitscherten schon im nahen Gebüsche und an den mit Epheu umrankten Thürmen ihr Morgenlied der herannahenden Königin des Tages entge­gen. Als die Sonne höher gestiegen war, fing der an den Bächen und Flüssen und in einzelnen, feuchten Thalgrün­den gelegene Nebel an, sich auszudehnen, und in den drei­ K» teren Ebenen zu rasch anwachsende« Seen sich zu gestal­ ten, aus denen hier und dort Anhohen, Kirchtürme, Wald, Partien, einzelne mit Fruchtbäumen umgebene Häuser, wie Inseln emportauchren. Eine gewaltige Nebelmasse rückte in bedächtigem Zuge dem Uskolenberge entgegen, und bedeckte ihn zur Hälfte mit silberfiimmerndem Schleier, und so trieben die einzel­nen Nebelpartien das ergötzlichste, abwechselndste Spiel, während nun auch im Oberlande die zackigen Schneegigan­ten ihre Hüllen bereits, abgeworfen hatten, und ihre küh­nen Formen, ihre Eis- und Schneefclder im rosigen Mor­genlichte schimmerten. Endlich fingen die Nebelseen an, sich auf­zulösen, um in leichte, silberne Wölkchen zertheilt, im blauen Aether bis zu ihrem völligen Verschwinden herumzuflattern. Die Aussicht von diesem Berge, welche nun erst in ihrem ganzen Umfange zu genießen war, ist äußerst man­nigfaltig, und er wird dadurch, daß er das Panorama ge­gen Süden, Südwest, Nordwest und Südost beherrscht, für den Freund der schönen Natur ein sehr reizender Punkt. I m Nordwest' zeigen sich die Alpe bei Katzenstein, der ^tuill'i/,!, bei Gallenfels, die Kankergebirge und die mächtigen Steineralpen. — Südwestlich erblickt man den Krim, den Mokerz, den Achaziberg, den Wallfahrtsort lilirellielc, den Gebirgszug von Obergurk mit dem Berge Kuien, die die Grenze des Herzogtums Gottschee bilden­den Gebirge, und im weitesten Hintergrunde den gezack­ten Nauos bei Prewald, die Pfarrkirche zu Hinach in Dürrenkrain, und die Ruine des Friedrichsteins. Mehr im Vordergrunde zeigen sich Ueberbleibsel der Burg Kes­slet, die Ruine Schonberg mit ihrem Katharinen-Kirchlein, der Lissizberg, die Thürme der Pfarrkirche Seisenberg, der mächtige, mit einer Kirche bekrönte Petersberg, die Letalis Unterhaidoviz, das Gottscheergebirge gegen Rieg und ge­gen Schemitz. Näher zurück steht das herrschaftliche Schloß Treffen, 5er Annaberg, die Schlangenstraße am Schlan­genberge, am Ende derselben der Thurm der Collegiat-Capiteltirche zu Rudolphswerth, das ehemalige Stift Land­straßer Schloß, die Bergvcste Maichau mit der Lokalie­kirche gleiches Namens, die Lokalie Pöllandel, endlich der Gorianz- oder Uskokenberg. Nördlich sieht man den Krain und Steiermark schei­denden Kossiek, die Lokalie «m Helgen Berge, die Filia­len der Pfarre St^ Martin; nordöjrlich den Kumberg, den Markt Waatjch mit seiner Kirche und das Vorgebirge des Morämscherchllles ; rückwärts den langen, Steiermark? und Krains Grenzen bezeichnenden Schwarzenberg (2l,ei->iiu7,) hinter Stein bei dem fürstlichen Oberburg, bis sich end­lich mit den gewaltigen Steineralpen der Gesichtskreis in dieser Richtung schließt. Näher und gegen Nordwest er­hebt sich auf einem Berge die Curatkirche und das Dorf Iavorje, weiter rückwärts der Iantschberg mit seiner wech­selreichen Aussicht. Gegen Südwest, Süd und Südost — welche reiche, anmuthige Landschaft! welche mannigfaltige Mischung von Strassen, kleinen und größeren Gebäuden und Dörfern, bald hinter Vaumgruppen an Waldungen grenzend, bald zwischen reichen Feldern und Wiesen stehend. Man er­blickt hier die Schlösser Grundelhof, Selo und Kleinlack, Pfarrhof und Kirche zu St . Lorenz, das Pfarrdorf St . Veit, Rodockendorf, mehrere Kirchihürme — kurz, ein ganzes, reiches Gefilde voll schöner Wald- und Wiesenpar­tieen, kleiner Bäche, bebauter^ und belaubter Hügel, aus^­gedchnter Ackerfelder, Gereute, Ortschaften und Gärten im anmuthigsten, malerischesten Gemenge, den herrlichste« Gegensatz bildend zu den vorhinbezcichneten, großartigen Alpenansichten. Allein! was wirkt, was bietet eine solche Beschreibung, und wäre sie, auch in die glänzendsten Far­ben getaucht! Man komme selbst, sehe und genieße! Freue« würde es mich indessen, wenn es mir gelänge, durch diese Andeutung Naturfreunde für diesen Ausflug anzuwerben; denn, wenn mir selbst der herzerhebende Morgen, den ich auf dieser schönen Höhe zubrachte, wie gesagt, unvergeß­lich bleiben wird, so darf ich hoffen, daß, wer sich durch diese Schilderung zur Nachfolge einladen lassen sollte, mit nicht minderer Befriedigung und Kräftigung an Seele und Leib, als ich, zurückkehren und sich noch lange eines Ge­nußes erinnern wird, wie man seiner nur am Busen der schönen, ländlichen Natur, weit entfernt vom Geräusche der Stadt und ihrem Treiben, sich erfreuen kann. Die Wege der Vorsehung. N,n G. Nchellllnder. (Beschluß^ Antoni e hatte ihr ganzes Herz, alle ihre Liebe ihrem Adolph gewidmet, er machte allein ihre Freude aus, und alle ihre Sorge gehörte nur ihm; vernachläßigt von ihr, .suchte ihr Gatte umsonst die alte Liebe in ihrem Herzen; er war aus demselben verdrängt, durch seinen Sohn ver­drängt; von nun wich das Glück und der Friede aus ih­rer Ehe, der Gatte suchte sich in Gesellschaften zu zer­streuen, und ergab sich der Sünde, und fand bei andern, was er bei seiner Gattin nicht mehr finden konnte, Liebe und Befriedigung. Und wie nun dieser neue Schmerz ihre Seele zerriß, und sie mit stieren Blicken hinüberstarrte auf die heller­leuchreten Fenster, da schwebte es gespensterartig vor ihren Blicken, schaurige Dunkelheit umnachtete ihr Antlitz, und um ihre Seele lag es wie drückende Nebel; horch! da rauschte es wieder wie mit eisigen Fittigen an »ihr vorüber, dumpfe Grabesluft hauchte sie kalt an, ihre Brust umsing unendliches Weh, und eine trübe Ahnung flüsterte ihr zu: Dies sind deines Lebens Tage! und als sie nun wieder aus ihrer dumpfen Betäubung erwachte, da war es ihr, als ob eine lange, kummerschwere Zeit an ihr vorüberge­gangen wäre, die nur in leiser Erinnerung noch in ihrer Seele lebte, und als sich allmählig ihr Blick entwölkte, sah sie ferne von ihr einen Jüngling wandeln, der wei­nend auf die öde Erde blickte und vergebens sein verlo­renes Lebensglück suchte. ^Adolph!" rief Antonie mit aller Sehnsucht eines mütterlichen Herzens, und langsam erhob der greise Jüng­ling sein kummerschweres Haupt, ein matter Strahl von Rt Hoffnung leuchtete aus seinen thrä'nenfeuchten Augen, und sehnend streckte er seine Arme aus nach seiner Mutter, schaute dann voll Schmerz zum Himmel, und bedeckte ver­zweifelnd sein weinendes Antlitz mit beiden Händen. All' ihren Gram vergessend, wollte sie hineilen zu ih­rem Geliebten und ihn in ihre Mutterarme schließen, seine Thränen von ben Wangen küssen, mit aller Glut der Mutterliebe Hoffnung in seine Seele hauchen und sein er­starrendes Herz zu neuem Leben erwärmen; aber eine un­geheuere Kluft öffnete sich vor ihr, und vergebens streckte sie ihre Arme aus nach dem Geliebten; erneuerte Qual durchbohrte ihre Brust; denn ihr theurer Sohn, das Kind ihrer einzigen Liebe, litt, litt den heißesten aller Schmer­zen, den Schmerz, verkannt zu sein! Mi t banger Sehn­sucht schaute sie hinüber, da sank es auf Adolph wie dunkle Nebel nieder, und wie eine Wolke umnachtete stil­ler Wahnsinn seinen Geist, dessen lichte Augenblicke wie leuchtende Blitze den Schmerz seines Lebens von Neuem entzündeten, und dem Unglücklichen alle Qualen seines Unglücks vor die erwachte Seele brachten. »Mir, mir alle Leiden des Lebens, in meine Brust alle Dolche des Schmerzes, aber Friede meinem Adolph, Ruhe seinem Herzen!" so seufzte Antonie in tiefem Weh und streckte ihre Hände zum Himmel, als wollte sie alle Qualen, die je ein menschliches Herz bedrückten, her­abbeschworen auf ihr Haupt und in ihre Brust verschlie­ßen, um ihren Adolph von seinen Leiden zu befreien; kraftlos sank sie auf ihre Knie, und wollte beten, und schaute mit dem schrecklichen Blicke der Verzweiflung empor zum umnachteten, sternenlosen Himmel; aber beten konnte sie nicht! Da ward es allmählig still und immer stiller, und wie zarte Frühlingshauche umwehete es ihre Brust und thaute den eisigen Schmerz in ihrer Seele auf, und Thränen traten wieder in ihre Augen und linderten ihr endloses Weh, in ihrem Busen aber erwachte eine leise, leise Ahnung von einstigem, baldigen Frieden, und erfüllte sie mit tiefer, unendlicher Sehnsucht, mit einem nie gefühl­ten, schmerzlichen Entzücken; ihr war es, als müsse sie mit einem einzigen Zuge alle bisher entbehrte Ruhe in ihre Seele schlürfen, als müsse sie mit ihren Augen den Him­mel durchdringen, den noch düstere Nacht mit undurch­dringlichen Nebeln umlagerte; daumwehten sie angenehme, süße Düfte, und wie sie ihre thränenschweren Augen erhob, blühten rings um sie die lieblichsten Blumen und streuten ihre Wohlgerüche in die weiche Frühlingsluft, und unter den Blumen erhoben sich freundliche Hügel mit dem Grün der Hoffnung bedeckt, als wollten sie auf eine schönere Zu­kunft deuten, wo aus der Hoffnung die heiligen Blüten der Liebe und des ewigen Friedens sprossen; an den Hü­geln aber standen schwarze und weiße Kreuze, und um die Kreuze hingen Kränze von Rosmarin und Immortel­len, und schienen dem Sterblichen mit ernstem Mahnen zu­zurufen: daß Schmerz und Leiden, mit festem, nie ersterben­den Glauben ertragen, allein in das himmlische Eden führt, wo die Liebe, rein und himmlisch, zum endlosen Entzücken, die Hoffnung zum seligsten Genuße, und der Glaube zum ewigen, freudigen Anschauen wird. — Die weite Kluft, die Antonien von Adolph getrennt hatte, war verschwun­den, und vor ihr lag ein offenes Grab. Mi t wehmuth­voller Sehnsucht blickte sie in den stillen Hafen des Frie­dens, in welchem sie allein die verlorene Ruhe ihrer Seele zu finden hoffte; da klangen in ernster, schwermuthvoller Melodie düstere Todtenklänge an ihr Ohr, und aus der nahen Kirche wallte ein feierlicher Zug langsam und trau­ernd, und durch die Lüfte hallte der wehmüthige Grabge­sang der Priester. — Und wie nun die Träger schweigend am offenen Grabe standen, und die Bahre niederstellten, da schaute Antonie in den offenen Sarg, und d'rin lag erstarrt der blaße Leichnahm ihres Gatten! I n stillem Weh drückte sie die gefalteten Hände an ihre Brust, die ein ungeheurer Schmerz wie mit glühenden Dolchen durch­bohrte. Da lag er, den sie einst so heiß, so unendlich ge­liebt, an dessen Brust sie so selig, so beglückt gewesen. Welk waren die Lippen, von denen sie den Schwur der heiligsten Liebe gesogen, und das Herz, das so feurig für sie geschlagen, nun hat es ausgeschlagen und ist gebrochen im Uebermafie des Grames! Si e hatte ihn geopfert, den Gatten für das Kind, und doppeltes, endloses Weh erwu­chert. Dröhnend sank der Sarg in das Grab, und die kalten Erdschollen fielen schwer darauf und kühlten für im­mer den heißen Schmerz dessen, der nun glücklicher, als alle, die um ihn weinten, den stillen Hafen des Friedens gefunden, den sie noch irrend suchten. Graue Nebel zogen nun schwül über Antonien s Haupt dahin, und hüllten sie in ohnmächtige Besinnung­losigkeit, und als sie aus der todesähnlichen Betäubung zum neuen Leben und ach! zu neuer Qual erwachte, war es um sie stille geworden, und schweigend hatte sich die Nacht mit kaltem Dunkel herniedergesenkt, und ihr Weh und das Weh so vieler Unglücklichen in undurchdringlichen Schleier gehüllt; noch umgab sie der Friedhof, der Port der Ruhe, der aber noch keinen Frieden hatte für ihr Herz, noch kniete sie an dem frischen Grabe ihres Gatten und wollte mit der heißen Sehnsucht eines gramerfüllten, ruhelosen Herzens den stillen Hügel umfassen, und ihre glühenden Schmerzen an der kalten Erde kühlen, die sich nicht öffnen wollte, um ihr leidendes Herz in ewigen Schlum­mer zu begraben. Da bemerkte sie vor ihr eine gespensti­sche Gestalt in eifriger Geschäftigkeit mit den dürren, blu­tenden Händen des Grabes frische Erde aufwühlend; die stieren Augen blickten glanzlos vor sich hin, und die langen Haare flatterten wirr und ordnunglos im Zuge des Win» des; mit der kalten, schrecklichen Ruhe des Wahnsinns grub er fort, aber nun hielt er plötzlich inne und sprach mit lei­ser, dumpfer Stimme in die gähnende Oeffnung: »Ich habe dich gemordet und dir endlich Ruhe verschafft in deiner kühlen Behausung, öffne nun, Vater, deine stille Kammer und laß' auch mich darin ruhen." — »»Adolph! " seufzte, ihn erkennend, in schrecklicher Pein, Antonie. Adolph aber hörte ihren Seufzer nicht, und legte lauschend fein Ohr an die gemachte Oeffnung, als wollte er die Antwort des Vaters hören, der im Grabe den eisernen Schlaf des A3 Todes schlief. — »Kein Raum für mich,'Undankbarer! für mich grüne des Friedens Palme Noch nicht?« rief er nun mit schrecklicher Stimme und sprang wüthend auf— „ha, noch raucht von deinem Blute der Stahl , der auch mir den Frieden geben soll!" — »»Adolph!"« rief wieder mit banger, unendlicher Angst die Mutter und faßte seine blutenden Hände, und wollte ihn herabziehen an ihr zer­r,ßenes Herz, aber er stieß sie mit kalter Wuth zurück und rief mit drohender Stimme: »Wer du auch seist, störe mei­nen letzten Gang nicht!" — »»Weh mir, er kennt seine Mutter nicht!"" seufzte Antonie mit bangem Schmerz.— »Mutter!" wiederholte Adolph, »ach es war einstens eine schone Zeit" klagte er mit tiefer Wehmuth, und helle Thrä­nen traten in seine glanzlosen, stieren Augen — »es war eine schone Zeit, wie ein lieblicher Traum steht sie noch vor meiner Seele! ich hatte einen Vater und eine. Mut­ter; aber nun ist der Vater hinabgestiegen in den. stillen Port des Friedens und stößt mich lieblos zurück von sei­nem Herzen, und meine Mutter — ha!« — rief er mit wil­der Stimme— »weh dir, wenn du meine Mutter bist, und mich zwei Ma l im sturmbewegten Meere des Lebens an des Schmerzens wüster Insel aussetztest, weh dir, daß du durch deine Thränen und deine Liebe mich gemartert bis zum Wahnsinn !" — »»Gott!"« seufzte Antonie , »»ich habe ge­gen deine Weisheit gesündiget, nimm ihn hin, laß ihn—" " »Sterben!« schrie Adolph mit gesteigertem Wahnsinn, »»sterben! ja sterben will ich, aber Fluch dir!«« donnerte er in schrecklicher Wuth, und faßte mit Riesenkraft einen Ungeheuern Grabstein, und erhob ihn mit fürchterlichem Grimme gegen seine Mutter. — Da durchzuckte wieder ein glühender Schmerz ihre Seele, ein gellender Schrei entfuhr ihren Lippen, und—vor ihren Augen ward es hell. III, Ein tiefer Seufzer drang aus ihrer beängstigten Brust, und ungewiß und zweifelnd schaute sie empor; aber dalag ja ihr geliebtes Kind, ihr theurer Adolph, noch unter Blumen und Kränzen; mild und lächelnd lag er da wie ein schlummernder Engel. Der helle Strahl der Maien­sonne, der freundlich durch die Fenster drang, küßte leise das blasie, liebliche Antlitz und hüllte es in himmlische Ver­klärung. Liebend und besorgt hatte sie ihr Gatte um­schlungen und an sein warmes Herz gedrückt. »Geträumt!" lispelte Antonie mit wehmüthiger Freude, und neigte sich über ihren verklärten Engel, und küßte seine blaßen Lippen, und sank dann hin auf ihre Knie, um in stiller Anbetung die ewige Weisheit zu feiern, und mit frommer Ergebung zu preisen den heiligen Wil­len Dessen, der mit seiner unendlichen Güte die Millionen Geschöpfe liebend umfaßt. Und nun klangen wieder süße Töne an ihr Ohr, und der liebliche Gesang hauchte mit sanfter Melodie Trost in ihre Seele, und stoß wie linder Balsam in die offnen Wunden ihres Herzens, die durch den schmerzlichen Traum wie mit Essig gerelniget wurden. Die Mädchen und Jung­frauen des, freundlichen Thales hatten sich versammelt, und sangen im nahen Gemach im lieblichen Einklang: Weint nicht ohne Troll und Frieden, Tief ist wohl das Weh hienieden» Doch die ew'ge Weisheit wacht Auch in kalter Lcidensnocht. Schwer wohl ist es, so zu scheiden^ Doch umschwebt ja ohne leiden. Und vom Schmerz des Lebens frei. Dich dein Engel mild und treu. Und wenn ein^l an schöner»! Tage Schweigt die bange Erdenklage, Dann wird Friede dich umweh'»« Dann ist cw'gcs Wiedersehn. Mannigfaltiges. Der berühmte Arzt Dumouli n war bei seinem Tode von mehreren Aerzten umgeben, die seinen Verlust bedau­erten. »Meine Herren", sagte er, »ich lasse drei große Aerzte zurück." Nachdem man ihm allgemein die Bitte stellte, diese Aerzte zu nennen, und jeder der Umstehenden glaubte, Einer von den Dreien zu sein, sprach Dumou­lin: Diese Aerzte sind: »Wasser, Bewegung und Diät." — Der in Ofen befindliche Verein von Freunden der slavi? schen Sprache und Literatur hat so eben den 4. Jahrgang des Almanachs: »55«,-»" herausgegeben. Besonders erwäh­nenswerth erscheint, daß dieser Jahrgang von Johann Holl i 42 Oden enthält, die alle lyrischen Versmaße Horazens erschöpfen, und außerdem 6 eigene Formen darbieten. Der Preis des Almanachs (XVüi. und 295 Seiten stark) ist auf einfachem Velinpapier 2 fl., auf Doppel-Velin 3 fi. Conv. Münze. — Mne nmsikalisch-deelamatorische Akademie, welche am 2. l. M. Abends wl hiesigen ständischen Tchauspielhause die Herren E. Gehrig , Schauspieler von, ständischen Theater in Grätz, hie r vom vorletzten Thcoterturse her als gewandter Mime in freundlicher Lrin-> nerung, und C. Hanne , Sänger, frühei Mitglied der tönigl. preußischen Hofkapelle in Berlin, gaben, führte uns in angenehmer Abwechselung fol­gende Musik» und Deklamation-Stücke vor: Ouvertüre aus »Nelisario«; »des Sängers Abschied von» Liebchen«, Lied von Hackel, gesungen von C. Hanne ; «der rechte Ouell", Gedicht von I. G. Seidl, vorgetragen von E. Gehrig; »der Jüngling am Vo« che", Lied von Proch, vorgetragen uon I. N. Mayr, Sänger vom hie­sigen stand. Theater; Variationen für die Violine, vorgetragen von dem Orchesterdirector S . Saphir ; Ouvertüre aus der Oper: «Elisa und Clau­dio«; »die zwei Träume«, Duett von Proch , gesungen von Hann e und I. N. Mayr; »der Frauen-Advokat« Gedicht von Herzens krön, vor­getragen von E. Gehrig; schlüßlich Variationen für die Flöte von Hey­nemeyer, vorgetragen von C. Haue. Das Auditorium ergoß sich nach jeder Nummer in lebhaften, wohl­verdienten Applaus, und so sind durch diese Äbendunterhaltung zwei Zwecke erreicht worden: die Zuhörer wurden vollkommen befriediget, die Künstler aber ernteten, was die Hauptsache ist, gebührenden Beifall; ja sie hatten, als Nebensache, noch obendrein Geldgewinn mache» können, wenn die Ver­sammlung zahlreicher gewesen wäre. Allein, da der Abend sehr schön war, so kam der Sinn für Kunst mit dem Sinne für Natur in Colliston, und da auch eben kein Südwind blies, somit ein Gang ins Freie, nicht theuei bezahlt werden mußte, so trug der Letztere den Sieg davon. Berichtigung. Der sinnentstellende Druckfehler in Nr. 2 dieses Blat­tes und Jahrganges, in dem Artikel: »Heilanstalt zlr Mühlnu«, B>'ile 24, muß dahin berichtiget werde», daß nach »Vehandlunaart" ein Strichpunkt und eine Pause hinzu-, dieselben Zeichen nach »wollen« aber hinwegzudenkcn sind. MH ' Der heutigen Caruiolia liegt ein literarischer, Kunst- und .Musikalien-Anzeiger des Leopold Pa­ternolli in Laibach bei. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.