I n halt P. Ludwig Engelhardt: Kirchweihe in White Waters .................................... 73 P. Karl Fischer: Kleiner Anfang )—■ großes Vertrauen.............................. 76 Fides: Chinesischer Priester macht 60stündiges Verhör durch ........................ 8Ö Fr. Josef Heer: Bamberg, Bildungsstätte unserer Missionare ....................... 82 Br. August Cagol: Königslianze und Kreuz (Fortsetzung) .. . i..................... . 86 Hugo Kocher: Die Station am Rio Begas (Fortsetzung) ,...d .................. 91 Das vordere Umschlagbild zeichnete Rudolf Wirth, München; die Aufnahme der Dc:n-türme von Bamberg auf der Rückseite stammt von Paul Nagler. Zur gefälligen Beachtung Die Missionszeitschrift „Stern. der Neger" erscheint .alle zwei Monate im Umfang von 24 Seiten. ||| Der jährliche Bezugspreis beträgt in Deutschland DM 2.50; in Österreich 12 Schilling; in Italien 300 Lire. — Allen, die den Bezugspreis für 1954 schon gezahlt haben, sagen wir ein herzliches Vergelts Gott. Bestellungen werden entgegengenommen: In Deutschland vom Missionshaus Josefs-tal, Ellwangen (Jagst), Württemberg; in Österreich vom'Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz; in Italien vom Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen. Einzahlungen sind zu richten: In Deutschland auf das Postscheckkonto Stuttgart 54 066 Missionshaus Josefstal; in Österreich auf das Scheckkonto 86211 „Stern der Neger"; in Italien auf das Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen. Mifftonsgcbctsmeinungen Vom Heiligen Vater gutgeheißen und gesegnet Für Juli: Für die Kirchen in Angola und Mosambik. Für August: Daß der Missions geist unter den Studenten Südamerikas blühe und gedeihe. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu, Josefstal bei Ellwangen (Jagst), Württemberg. Postscheckkonto Stuttgart 54066. — SChriftleitung: P. Stephan Untermann. — Druck: Schwabenverlag AG., Zweigniederlassung Ellwangen (Jagst). Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern. Stern Der Neger Katholifcbe Miffions^Zettfchrift Herauegegeben t»on ber Kongregation Xliffionäre Söhne Des Heiligften Herzeno Jefu 47. Jahrgang Heft 4 Kirchroethe in White Waters „Zur Kirchweihe sind alle herzlich eingeladen", schrieb P. Klemm Anfang März aus White Waters an P. Lechner in Maria Trost,. Wer darf also hingehen? Daß nicht alle gehen konnten', war von vornherein klar. Schließlich einigtè man sich, daß die Brüder bei dieser Gelegenheit ihren -Osteraüsffug machen sollten, und da nicht alle in einem Auto Platz hatten, konnten in einem zweiten Wagen noch P. Kühner und P. Fischer sowie zwei Schwestern mitfahren. Diese Schwestern erwiesen sich dann als äußerst nützlich, denn ohne sie hätten wir kein so gutes Festessen bekommen. Um 7 Uhr fuhren wir von Maria Trost ab. Herrliches Wetter, gute Stimmung. Mir verging die Stimmung aber bald, als wir den Long-Tom-Paß erreichten. Wie gewöhnlich kamen wir in dichte Nebel. Die andern machten sich wenig daraus. Sie sangen ein frohes deutsches Lied nach dem andern (obwohl P. Fischer einen schweren Katarrh hatte). Ich mußte ganz langsam fahren, da ich keine drei Meter weit sehen konnte. Rechts der Straße eine steile Wand, links ein tiefer Abgrund. So ging's einige Kilometer. Nur die weißen Markierungssteine halfen mir, auf dem rechten Weg zu bleiben. Ich war gottfroh, als wir Sabie erreichten und der Nebel aufhörte. Bald fing es an zu nässein. Doch je näher wir der Missionsstation kamen, umso mehr hellte es sich auf. Schließlich lachte die Sonne vom heiteren Himmel. Kurz vor der Einfahrt zur Missionsfarm begegneten wir den Schulkindern einer Außenschule. Alle waren gleich gekleidet, in Weiß-Blau. An der Spitze wehte' ein Fähnlein. Mit lauter Stimme sangen die Kinder ein Zululied. Bekannte Gesichter strahlten. mir entgegen und grüßten mit dem bekannten „Saku-bona, baba!" (Wir sahen dich, Vater!).' Als wir in die eigentliche Station einbogen, sahen wir bald, daß wir nicht die ersten waren. P.Angerer, Br. Häring und Br. Gruber begrüßten uns. Drei Nachbarn der Mission mit ihren Frauen waren auch schon da; zwei dayon sind Deut-, sehe. Die halfen dem „Baba", wie hier jedermann P; Klemm nennt, für das leibliche Wohl der Gäste sorgen. Nach der Begrüßung gingen wir, das neue Kirchlein besichtigen. Es ist etwa 100 Meter entfernt von den Wohngebäuden, dreij ganz einfachen, mit Stroh gedeckten Hütten. Eine dieser Hütten hatte bisher als Kapelle gedient. Man wird unwillkürlich an das Wort Petri auf dem Berg Tabor erinnert. P. Klemm mag wohl ähnlich gesprochen haben: Herr, hier ist gut sein. Laß uns ' drei Hütten bauen,^ Dir eine, mir eine und dem Br. Egger eine. Das neue Kirchlein macht einen imposanten Eindruck. Es liegt etwas auf einer Anhöhe. Im Vordergrund links stehen Bananenstauden, rechts junge Orangenbäume. Der kleine Sakristei-Anbau gibt dem sonst eher einer Halle gleichenden Kirchlein ein mehr kirchliches Aussehen. Unmittelbar vor der Sakristei steht etwas, das alle Zweifel der Neuankömmlinge bezüglich des Zweckes des Gebäudes sofort behebt: ein kleiner Turm mit einem Glöckchen. Wir treten ein durch die Haupttüre mit Stahlrahmen, Der erste Eindruck ist ein guter: es ist ein heller, freundlicher Raum. Fünf große, dreiteilige Fenster lassen genügend Luft und Licht ein. Decke ist keine vorhanden, Dach und Gebälk sind sichtbar. Das läßt den Raum noch größer erscheinen. Der Altar ist ganz einfach, über ihm hängt ein Bild des hl. Joseph, des Patrons der Kirche und der Station. Wir waren überrascht, das Allerheiligste in der noch nicht geweihten Kirche vorzufinden. Doch P. Klemm klärte uns bald über das Warum auf: ner übernahmen den Gesang, ich machte den Zeremoniar. Nach der Segnung überraschte uns P. Klemm mit einer gut ausgearbeiteten, mit Wärme und Lebendigkeit. gehaltenen Zulupredigt. In einfachen und klaren Worten erklärte er den kleinen und großen Krausköpfen den Sinn und die Bedeutung einer Kirche, eines Hauses Gottes. Ich war erstaunt über die Leichtigkeit, mit der er sprach und auch Das neuerbaute Kirchlein ln White Waters, Transvaal (Archiv) Besucher sind gekommen .und so mußte er notgedrungen die bisherige Kapelle ausräumen. Inzwischen War es 9.30 Uhr geworden. P. Zeifang war auch.mit einigen Schwarzen angekommen. -P. Sieberer, der anfangs abgesagt hatte, kam nun doch und traf gerade noch rechtzeitig ein. P. Klemm läutete eigenhändig die Glocke, und schön liefen die Schwarzen, Buben und Mädchen, Männer und Frauen, von allen Seifen zusammen. Ich war ganz erstaunt, wo die alle herkamen, da ich doch im Januar aushilfsweise hier war und beim Gottesdienst am Sonntag kaum ein Dutzend Besucher zählen konnte. Die Segnung des Kirchleins vollzog P. Klemm selbst, wobei wir Patres und Brüder assistierten. P. _ Fischer und P. Küh- schwierige Schriftstellen fehlerfrei zitierte. Bei der anschließenden Singmesse assistierte der Dekan des Lowveldes, P. Pius Zeifang. Die Schwarzen beteten und sangen, daß es eine Freude war für die anwesenden Gäste und vor allem fün den Heiland im Tabernakel. Laut Gott preisend sangen wir am Schluß das Te Deum mit. P. Klemm und Br. Egger haben das Kirchlein allein erstellt. P. Klemm hatte an den Bischof geschrieben, er bräuchte hier eine größere Kirche, mit dem Hintergedanken, der Bischof möchte ihm zum Bauen Geld und einen Bruder schicken.. Der Bischof hatte zurückgeschrieben, : er hätte nichts dagegen, wenn sie eine Kirche bauten, aber er könne ihnen weder Geld noch einen Bruder schicken. So hat-. ten. sich. P. Klemm und Br. Egger mit wenigen Schwarzen ans Werk gemacht. Und nun stand das Kirchlein als feines Denkmal ihres Eifers für die Sache Gottes und ihrer brüderlichen Zusammenarbeit. Da es noch eine Weile dauerte, bis das Festmahlbereitet war, schickten sich die Lehrerinnen der drei Schulen Kipper-sol, Legogot und White Waters an, mit ihren Kindern auf dem Platz vor der Küche einige Darbietungen zu geben. Die erste Aufführung nennen sie „Drill". Man kann dies gut mit den Freiübungen vergleichen, wie sie bei Sportfesten gemacht werden. Jedes Kind nimmt zwei Fähnchen oder 2 selbstgeschnitzte hölzerne Hanteln oder auch abwechslungsweise nichts in seine Hände. Die Lehrerin pfeift mit einer Schiedsrichter-pfeife einen gewissen Takt. Zwei Buben bearbeiten in abwechselndem Rhythmus ihre Trommeln. Während Der erste Gottesdienst in St. Joseph. P. Walter Klemm hält die Kirchweihpredigt. Rechts bei der Sakristei P. Pius Zeifang. Nach der kirchlichen Feier vergnügt sich alt und jung an Tanz und Spiel. „Baba“ Klemm und Br. Egger, die Erbauer des Kirchleins. Im Hintergrund Sakristei und .»Glockenturm“. (3 Aufn. W. Kühner) der Vorführung wurden die Kinder von ihren Müttern und Großmüttern aufgemuntert oder auch getadelt; in langsam tanzendem Schritt, schrille Töne ausstoßend, umkreisten die jungen und alten Damen die Kinder. Die zweite Aufführung war eine Art Reigen — taufen wir ihn mal „Bänderreigen" . Zwei oder drei Kinder hielten eine mit bunten Bändern verzierte Stängel Im Kreis herum standen die anderen Kinder mit je einem Band in der Hand. Unter dem'(Klang der Trommel bewegten sich nun die Buben rechts, die Mädchen links um die Stange, geschickt einander ausweichend und gleichzeitig die Bänder um die Stange flechtend. Auf entgegengesetztem Weg wurde dann das Geflecht wieder aufgelöst. Von den Kindern war dabei volle Aufmerksamkeit erfordert, denn wenn hur eins eine falsche Bewegung machte, kam alles in Verwirrung. Sie machten ihre Sache gut,;,jund alles war Aug und Ohr. Es war wirklich eine Leistung für die Kinder, vor allem, wenn_ man bedenkt, daß sie meist sehr zer- Kletner Anfang - Bei einem Besuch bei meinen Mitbrüdern in Maria Trost, Missionsdiözese Lydenburg, machte ich mit' P. Richard Lechner, dem Pfarrer von Maria Trost, eine Rundreise durch seinen ausgedehnten Sprengel. Für mich ist eine solche Reise nichts Neues, da ich ja in meinem Arbeitsfeld fast täglich solche Wege machen muß, aber es'ist immer etwas Erfreuliches, wenn man sieht, wie die Mühen einer noch jungen Mission reichlich belohnt werden. Um 6 Uhr früh fuhren wir auf einer „Missionsstraße" ' los. Wir Missionare haben unsere eigenen Namen für die Wege. „Missionsstraße" nennen wir den Weg, den wir selber angelegt haben, um in die nächste europäische Siedlung oder auf eine Bezirksstraße zu kommen. Der Missionar kann mit seinem armen Beutel nur einen Weg machen, auf dem ein Ochsenwagen fahren kann, dem streut und an intensives und kodzen-triertes Arbeiten nicht gewöhnt Sind. Zum Schluß traten dann drei verschiedene Chöre auf. Inzwischen nahmen-wir auf der Küchenverända, von wo wir' alles gut sehen konnten, ein schmackhaft zubereitetes Mittagsmahl ein. Man konnte es an den Gesichtern der Gäste ablesen, daß alle zufrieden waren und keiner es bereute, den weiten Weg ‘ nach der St.-Josephs-Mission gemacht zu haben. Die Schwarzen waren auch zufrieden, denn'; sie konnten mal wieder ihren Bauch mit Fleisch und Porridge vollstopfen. Nach einer Tasse guten Kaffees mit. Kuchen verließen auch wir die Mission. Möge der liebe Gott die Herzen vieler. Schwarzen bereiten, damit sie den Samen des Wortes Gottes, den P. Klemm in Predigt und Katechese und bei seinen Besuchen in ihre Herzen streut, gut aufnehmen und fünfzig- und hundertfältige Frucht bringen. Seit ihrer Gründung 1950'fiat sich die Missionsstation verhältnismäßig gut entwickelt. P. Ludwig Eng é, 1 har d t großes Vertrauen Steine, Löcher und' Pfützen nichts ausmachen. Die guten Bezirksstraßen nennen wir „Highways". Wir haben zwar - mit der hohen Welt nichts zu tun, aber was sie Gutes und Nützliches macht, benützen wir: sehr gerne. Für die dritte Art von Straßen haben wir noch keinen,Namen geprägt, sondern gebrauchen die Umschreibung; „Wo die Schwarzen gehen. " Nach ungefähr zwei Meilen kommen wir auf die elegante Bezirksstraße. Sie ist Zwar nicht geteert, aber doch in sehr gutem Zustand, und unser Auto fühlt; Sich auf seinem Element. Es geht durch eine hochromantische Gegend. Die hohen Berge auf beiden Seiten rückeh, immer näher heran, bis sie schließlich die Straße ganz eng einschließen. Sie sind mit afrikanischem Busch und mit krummen Bäumen der verschiedensten Arten bewachsen und schillern in wechselvollem Grün. Mattgrünes Gras, oft sehr hoch, bedeckt den Boden an beiden Seiten der Straße, und rote und gelbe und weiße Blümlein recken verstohlen ihre Blüten hervor und predigen den da vorübergehenden Herren im eleganten Kraftwagen, daß der liebe Gott auch in den kleinsten Geschöpfen seine Allmacht und Güte zeigen kann. Leider konnte ich bei der großen Schnelligkeit die einzelnen Blümlein nicht erkennen. Das ist ein großer Nachteil im Auto. Schon geht es tief hinab ins Tal. Da, welch herrlicher Anblick! Man könnte meinen, man wäre in der schönsten Alpenwelt Tirols. Eine hohe Bergkette steht vor uns,, deren steil abfallende, kahle Felsen unter den Strahlen der Sonne purpurrot erglühen. Nach vielen Windungen sind wir endlich unten im Tal, und schöne gepflegte Felder und Pflanzungen von Orangen, Feigen, Bananen und Erdnüssen zeigen an, daß wir in einer Siedlung weißer Farmer sind. Der Ort heißt „ Watervai" - nach dem Fluß, der die Felder bewässert. Doch nicht lange weilen wir in diesem weltabgeschiedenen Paradies. Es geht wieder ins, trockene, sandige Buschfeld. Auf beiden Seiten Busch und Dornen und Aloestauden, Agaven und Euphorbien. Hin und wieder kommen Ziegenherden aus dem Gebüsch heraus, ; überqueren die Straße und bilden eine Gefahr für unaufmerksame Autofahrer! Wir sind jetzt 56 Meilen weit gefahren, verlassen die schöne Stadt und kommen auf einen Weg, „wo die Schwärzen gehen". Er soll uns an das erste Ziel des heutigen Tages bringen, nach „Onverwacht", einer der zuletzt eröffneten Außenschulen der Pfarrei Maria Trost.. Unser Wagen schien zu streiken. Bald kroch er wie eine Schnecke dahin, bald holperte er wie ein Leiterwagen, schwankte nach links und nach rechts, tauchte nach vorn und senkte sich nach, hinten. Es ging über große Steinklötze und durch tiefe Löcher. Der Name „On-verwacht" sägt schon, wo wir sind: in einer noch unkultivierten Gegend. Doch, gibt es hier viele Seelen, die noch in der Nacht des Unglaubens sitzen. Diese in das Reich des Lichtes zu führen, ist unsere Aufgabe. Jetzt beginnt für P. Lech-ner die Arbeit. Während er in eine vor uns liegende Hütte geht, um dort Religionsunterricht zu halten, sehe ich mir die Schule von außen an. Die Schule von Onverwacht Wenn Du, lieber Leser, auf das, Bild schaust, wirst Du sagen:, „Das ist nicht einmal ein richtiger Stall, so eine schäbige Hütte mit nur einem halben Dach". Da haßt Du ganz recht. Nach unserer Auffassung ist sie kaum mit einem Stall zu vergleichen. Nach der Auffassung der Schwarzen, und wir Missionare sind bereits stark von dieser Auffassung angesteckt, ist diese Hütte doch eine Schule, zum mindesten der Anfang dazu. Wir sind froh, wenn wir nach langen Versuchen endlich wieder einen Platz bekommen, wo wir mit dém Religionsunterricht beginnen können. Mit dem Bau der Schule muß man aber, vor allem wenn der Platz nur geliehen ist, langsam tun. Man muß erst sehen, ob die Schwarzen, für die die Schule da ist, in der Gegend bleiben können, und ob der Be- ine Schulhütte von Onverwacht mit der Lehrerin sitzer nicht über Nacht seine Meinung ändert. Also langsam voran. Bei dem ersten Anfang müssen die Schwarzen unbedingt mithelfen. Sie haben die Schule selber zu bauen, während der Missionar das Material stellt und etwas für die Arbeit bezahlt. Das Ding, das da entsteht, ist nach unseren Begriffen eine elende Baracke, für die Schwarzen aber Die 44 Buben und Mädchen, die ich zählte', saßen auf Bänken und auf dem Boden, hatten die Schiefertafel in den Händen und kratzten die Zeichen nach, die auf der großen Schultafel standen. Das Beste des Schulraumes war das Licht. Es kam direkt vom Himmel herab, weil man nicht genügend Stroh für das Dach geschnitten hatte. Dieses Licht gab mir die Möglichkeit, eine Aufnahme vom Innern der Schule zu machen. Die Außenschule in Penge Blick ins Schullokal von Onverwacht schon eine schöne Schule. Sie sind stolz darauf und schicken ihre Kinder gerne hin, weil es ihr Werk ist. Auch die Kinder fühlen sich: da mehr heimisch, weil es eine Hütte ist wie die daheim. Und P. Lechner, wie auch jeder andere Missionar, setzt sich in dieser Hütte mit--ten unter die kleinen Krausköpfe und erzählt vom lieben Heiland und seiner, Mutter, bringt ihnen bei, wie sie Jesus und Maria lieben sollen, damit sie einmal in den Himmel kommen. An manchen Sonntagen feiert er hier auch das heilige Meßopfer, und Jesus kommt, wie einst in Bethlehem, wieder herab in einen Stall. Der Religionsunterricht ist zu Ende und ich sehe mir jetzt'das Innere der Schule an. Die große Schultafel, ein moderner Tisch, der der Lehrerin als Katheder dient, und ein wackeliger Stuhl nehmen fast ein Viertel des ganzen Raumes ein. P. Lechner . hatte Eile. Noch eine ; ; Aufnahme der Kinder , mit ihrem „Baba" Und der Lehrerin im Freien, und dann ging es wieder zurück auf den Weg, „wo die Schwarzen gehen“, ‘und nach kurzer Fahrt auf der Bezirksstraße bogen wir in einen Seitenweg ein und kamen zur Außenschule Penge, die dem hl. Patrick geweiht ist. P. Lechner hatte wiederum Unterricht in den verschiedenen Klassen zu geben, und ich ging inzwischen in die nahe liegenden Hütten. Tn einer war ein kranker. Bub mit hohem Fieber; in einer anderen waren die Frauen mit dem Putzen der Hirse beschäftigt, die ihr tägliches Brot ist; wieder in einer anderen war eine Frau daran, die Hofmauer auszubessern. Da nirgends ein Mann zuhause war, hielt ich mich nicht länger auf, sondern schaute mich im weiten Tal um. Da gab es viele Agaven, Aloestauden, Euphorbienbäume, den wilden Feigen-, bäum, den Morulabaum und viele andere Arten, deren Namen ich nicht' .herausbringen konnte. Die alten Leute kennen noch die Namen der Kräuter und Pflanzen ihrer Gegend, die jungen leider nicht mehr. Von der Schule aus hat man einen herrlichen Rundblick bis hinüber zu der Bergkette, die am Morgen so purpurn erglüht war, jetzt aber ganz schwarz zu sein schien. Die schon mehrere Jahre bestehende Schule gibt Hoffnung auf eine gute Weiterentwicklung, und fertige Zementziegel in der Nähe zeigen an, daß man ein festes und schönes Schulhaus bauen will. P. Richard Lechner beim Katechumenenunterricht in Burgersfort (3 Aufn. K. Fischer) Die Schule in Burgersfort Wieder hatte P. Lechner große Eile. Er mußte noch in einer dritten Schule Religionsunterricht geben, und so ging es nach Burgersfort, wo wir am Morgen schon vorgespròchen hatten. Hier waren nicht nur die Kinder in der Schule zu unterrichten, sondern auch eine Gruppe Erwachsener. Burgersfort hat schon ein schönes Schulgebäude, eine hübsche Lehrerwohnung, während an einem dritten Bau noch gearbeitet wird, der als Wohnung für einen residierenden Priester bestimmt ist. Diese Außenstation ist ein Geschenk vom lieben Gott. Ein guter, katholischer Farmer versprach dem Missionar 50 Pfund, wenn wir auf seiner Farm in Burgersfort eine Schule bauen, Da die Mission auch den Platz der Schule gesichert haben wollte, schenkte er außerdem noch 40 Acker Land um die Schule herum. So konnte die .Schule gleich richtig gebaut werden. Da sich der Farmer über die bereits gemachten Arbeiten freut, läßt er auch noch einen Brunnen für eine Windradpumpe graben, damit der künftige Priester reines Wasser hat. Das ist gewiß eine besondere Vorsehung Gottes. Es war schon nach 3 Uhr nachmittags, als P. Lechner mit dem Religionsunterricht fertig war und wir uns wieder aufmachten. Ich meinte, wir würden jetzt heimwärts fahren. Ich kannte mich in der Gegend nicht mehr aus, die Straße kam mir ganz fremd vor. Es geht in einer großen Kurve einen steilen Berg hinab. Unten im Tal, auf der anderen Seite, wurde eine Straße sichtbar: „Was ist das für eine Straße?" Pater Lechner antwortete: „Da kommen wir hinunter." Mich überkäm ein Gruseln, wenn ich den steilen Abhang hinunterschaute. Da kam ein Zeichen an der Straße: Gefahr! Langsam fahren! Jetzt wurden Arbeiterhütten sichtbar. Wir fuhren an einer schön angelegten Terrasse vorbei und hielten schließlich vor zwei kreisrunden Hütten, die aus Asbestplatten errichtet waren. Da stiegen wir aus, und ein freundlicher Europäer begrüßte uns und führte uns in eine der Hütten. P. Lechner ver-i handelte etwas mit diesem Manne, das ich nicht verstand, weil ich nichts höre. So bin ich ganz sicher, daß ich kein Geheimnis ausplaudere. Vielleicht handelte es sich um einen Platz für eine Kapelle oder Schule. Leute wären genug da und dürften voraussichtlich auch lange dableiben, weil hier eine neue Asbestgrube angelegt wurde. Nach 4 oder 5 Uhr fuhren wir wieder den steilen Berg hinauf, und oben merkte ich bald, daß wir auf dem Heimweg sind. Es ging mit Windeseile. Als wir nach Watervai die Anhöhe erreichten, ließ P. Lechner den Wagen auf der Straße stehen und stieg zu einer nahen Hütte empor, wo er eine Kranke zu besuchen hatte. Die Nachricht hatte er irgendwo vorher erfahren. Als wir weiterfuhren, fing es an zu dunkeln, und um 7 Uhr abends, als die Patres und Brüder zum Abendessen gingen, fuhren wir in Maria Trost ein und schlossen uns ihnen an. Klein fängt man an wie das Saatkorn in der Erde, aber mit der Gnade Gottes hoffen wir zuversichtlich, daß aus diesen armseligen Schulen bald schönere entstehen werden. P. Karl- F i s c h e r Chineüfcher Priefter macht óOftunOigee Verhör Öurch (Shanghai). Zwei Polizisten holen den Pfarrpriester aus seiner Wohnung, führen ihn im Auto an allen Gefängnissen der Stadt vorbei, um ihn schließlich in Zikawei abzusetzen, Wo man die Jesuitenresidenz in ein Gefängnis umgewandelt hat.. Das Verhör beginnt mit Fragen nach der Familie, die bereits ein großes Sündenregister aufweist: der Vater als Kapitalist und Christ im Gefängnis, die Mutter Mitglied der Marienkongregation, die Schwestern alle Ordensfrauen. Das würde allein schon die Gefängnisstrafe rechtfertigen, aber nun kommt die Reihe das Ergebnis dieser Betrachtung zum besten: die Marianische Legion ist nicht reaktionär; auch jetzt weigere ich mich, den Parteimitgliedern, der kommunistischen Jugend und den „roten Tüchern", die Kommunion zu reichen. Der Internuntius Mons. Riberi ist ein Abgesandter des Papstes. Was mein Verhalten angeht, hat allein der Papst darüber zu urteilen. Ich bin bereit, das schriftlich niederzulegen. " Man verhöhnt ihn. Dann: %,Schreiben; Sie ..," „Ich habe kein Papier." Man gibt ihm etwas. „Ich habe keine Feder.. ." schließlich bringt man auch diese. Jetzt beginnt der Priester: „Im An der Hongkongbrücke zeigt eine aus China ausgewiesette Franziskanerin dem englischen Polizisten ihren Paß iFides-Fot.ol an ihn. Die Regierung,: „duldsam" wie immer, gibt ihm Gelegenheit, nachzudenken und zu bereuen. Der Priester erklärt: „Ich habe mein ganzes Leben nachgedacht und gebe euch Namen des Vaters, des Sohnes und des' Heiligen Geistes ... '; Im Besitz meiner Geisteskräfte ..." Man unterbricht .ihn und tut das bis zum Schluß. Er unterzeichnet. Jetzt beginnt ein 20stündiges Verhör, zwanzig Stunden, während deren man ihm bekömmliches Essen bringt, aber der Pater nimmt nur Milch und Brot. Die Richter drehen dem Licht den Rücken zu, während der Angeklagte den ganzen Schein in die Augen bekommt. Tag und Nacht werden durch eine äußerst starke elektrische Lampe ersetzt, die hinter den drei Männern angebracht ist, von denen der erste Fragen stellt, dèr zweite schreibt und der dritte mit der Faust oder einem Stück Holz auf den Tisch schlägt. Nach einigen Stunden werden die Richter durch andere ersetzt. Der Angeklagte aber muß in all den Stunden immer in derselben Haltung verharren: Kopf und Körper aufrecht, ohne Stütze, die Knie im rechten Winkel gebogen und zusämmengebunden, die Arme am Körper 'herabhängend. Die Zeit vergeht... Seit wann ist der Priester da? Er weiß es nicht mehr, er wüßte es nicht, wenn nicht die Richter in ihrem Zorne es ihm zuschreien würden: „Seit fünf Stunden, zehn Stunden sind Sie da, immer noch derselbe!" Die Müdigkeit macht sich fühlbar. Vor seinen Augen zeichnet sich eine Sonne ab, die sich teilt, vervielfacht, die Köpfe der Männer gegenüber kommen näher und kehren wieder auf ihren Platz zurück. Man merkt scheinbar seine Müdigkeit: „Gut, sprechen Sie nicht mehr, schreiben Sie!" Es kommt die zweite Sitzung mit 20 Stunden. Man bringt die Zeitung der katholischen Fortschrittler, „Die Täube". Er soll das Blatt, > absdhreiben, und da kommt der Zweifel: Soll er, kann er das tun? Nun liest er es jeden Tag, schreiben ist aber nicht schlimmer als lesen. Er benutzt das Schreiben, um seinen von der senkrechten Haltung ermüdeten Armen eine kleine Ruhepause zu verschaffen. Unter jede Seite muß er seinen Namen schreiben mit dem Zusatz „Reaktionär". Er hat kaum die erste Seite vollendet, als ihm der Wunsch kommt, sie zu vernichten. Eine der Wachen macht ihn aufmerksam, daß auf dem Tisch eine Zündholzschachtel steht; er braucht nur das. Blatt anzuzünden, und er tut es auch. Nach längerer Zeit bemerkt der Wach- habende: „Passen Sie auf, Sie haben nur noch wenige Zündhölzer. Darum verbrennen Sie lieber vorsichtigerweise immer nur zehn Seiten auf einmal." Die Müdigkeit drückt, die Finger, die Hände schwellen an, die Schrift wird unleserlich. Der Patient kann nicht mehr schreiben, er kann auch nicht mehr zählen: acht, neun, zehn... er zählt und zählt. Es kommt ihm vor, als ob ein Blatt fehlt, er zählt wieder... man muß ihm ein Blatt genommen haben. Richtig, der Polizist schwenkt es vor ihm und sagt: „Wir werden das Ihren Christen zeigen!“ Der Priester erschrickt, faßt sich aber wieder: die Christen wissen wohl um die Umstände, unter denen solche Papiere geschrieben und unterzeichnet werden. Aber er will nicht weiterschreiben. Eine dritte Sitzung von zwanzig Stunden nimmt ihren Anfang. „Wir sehen, daß Sie weder antworten noch schreiben können. Es genügt jetzt, wenn Sie das wiederholen ,was wir vorsagen.'1 AL Sie beginnen :„Ich heiße P. X...." Der Angeklagte wiederholt. — „Ich bin Pfarrer der Kirche von Y.":ff||Er wiederholt. Bei jedem Satz muß der Patient angestrengt überlegen: Kann ich das sagen oder nicht? Sein ermüdeter Geist arbeitet langsam, mühsam... „Ich heiße die Beschlüsse der Regierung gut." Er überlegt und fügt hinzu: „je nachdem". Er spürt die Gefahr. Zweifel, Traurigkeit überfällt ihn:#„Gott hat mich verlassen, warum läßt er mich so ohne Hilfe, ohne Kraft allein mit diesen gemeinen Richtern. Sicherlich beten meine Christen, und Gott verläßt mich." Die Versuchung geht weiter und packt ihn ganz, bis einer der Männer so leut Schreit, daß er aus seinem Alpdrücken erwacht. Die Versuchung ist vorbei, er glaubt. Aber er ist so schwach, daß er kaum mehr sprechen kann. Während des Verhörs konnte er noch ein Ave Maria teilweise beten, aber nach und nach versagt das Gedächtnis: Ave Maria, gratia plena. Dominus tecum... dann: Ave Maria, gratia plena... er kommt nicht weiter, er kann nicht mehr, Man fordert ihn auf, etwas auszuruhen. Er streckt sich auf einer Liegestatt aus. Er verspürt noch die Verpflichtung zu beten: Ave... er kommt nicht weiter, er hat alles vergessen. Er schläft für einige Augenblicke ein, und sein von Alpdrücken unterbrochener Schlaf zeigt ihm eine, ja mehrere Sonnen, Lichter, die kommen und wiederkommen, inmitten von viel Geschrei. Man weckt jetzt den Priester auf, die Richter möchten das Verhör wieder aufnehmen. Man bringt ein Essen. Plötzlich jagt man ihn äus dem Raum. „Gehen Sie fort!" Er begreift noch nicht. „Gehen Sie weiter"! Verwirrt gehorcht er, geht hinaus in den Hof. Es regnet. Im Regen stehen, das muß wohl auch ein Stück des Programmes sein. Aber man jagt ihn weiter fort bis zur Eingangstür. Man läßt ihn in ein bereitstehendes Auto einsteigen. Er versucht, sich etwas izu heben, umsonst. Sachte versucht er seine starren Knie zu strecken. Man ruft ihn zur Ordnung. Mit gesenktem Kopf muß er weiterhin Buße tun. Vom Augenwinkel aus beobachtet er den Weg; von neuem fährt das Auto an den Gefängnissen vorbei, zu seinem großen Erstaunen hält es nicht. Man kommt zu seiner Kirche, das Auto hält an, die Wachen lassen ihn aussteigen und zum ersten Stock seines Hauses hinaufgehen. Er bleibt verwirrt, bewegungslos stehen. Die Wachen sind längst verschwunden, und immer noch steht er da gedankenlos. Die Christen rufen ihn an: „Pater, sie sind fort, was machen Sie, kommen Sie herab." Jetzt geht er auf sie zu und wirft sich ihnen in die Arme. Die Christen weinen > und ér weint mit. Drei Tage ließen ihn die Christen nicht Messe lesen wegen seiner Erschöpfung. Dann opfern sie alle, noch in Tränen, zusammen das heilige Opfer auf, und der Priester findet den geistigen Trost wieder, der ihm abhanden gekommen war. Die Richter hatten gesagt: „Es ist Ihnen verboten, von all dem zu sprechen, was hier vorging." — Der Patèr hatte ihnen erklärt,, er werde allen alles erzählen. Er drängte seine Christen: „Betet, solange ihr es könnt, denn es kommt der Augenblick, da es zu spät ist; man möchte und kann nicht mehr." Einen ganzen Monat, lang: konnten seine geschwächten Augen nur ganz große Buchstaben lesen. (Fides). Bamberg, ßilCmngeftätte unferer Miffionare Die Regnitzstadt Bamberg, der einst der heilige Kaiser Heinrich II. den herrlichen Dom schenkte, nimmt in der mittelalterlichen Missionsgeschichte der Kirche einen hervorragenden Platz ein. Denn von hier aus wurde der christliche Glaube von mutigen Missionaren weit in die slawischen Gebiete hineingetragen. Am bekanntesten ist das Wirken des heiligen Otto bei den Pommern geworden. Hier in dieser Stadt, auf dem Domberg, steht unser Missionshaus St. Heinrich, das als Ausbildungsstätte des Missionsnachwuchses unserer Kongregation die missionarische Tradition dieser Stadt fortführt. Die Anforderungen, die unsere Zeit an den Priester' stellt, sind sehr hoch. Sie erhöhen sich aber noch für den Missionspriester; denn das oft schwer zu ertragende Klima, die Rassengegensätze, die andersgeartete, meist spärliche Kultur bringen neue Schwierigkeiten mit sich. Der zukünftige Missionar bedarf daher einer besonders gründlichen und sorgfältigen Ausbildung. Diese Ausbildung ist dreischichtig: Der Leib soll zu Ausdauer und Widerstandsfähigkeit, der Geist Zu gediegenem Wissen und Schärfe des Denkens, die Seele zu echter Frömmigkeit! und opferbereiter Hingabe. an den Beruf erzögen werden. Körperliche Ausbildung Wér zur Zeit der einstündigen Erholung nach dem Mittagessen in unseren leider etwas sehr kleinen Klosterhof schaute, wäre vielleicht erstaunt, hier einen fröhlichen Spielbetrieb vorzufinden. In der einen Ecke, im Schatten einiger Linden, ist eine Tischtennisplatte aufgebaut. Da werden harte Wettkämpfe ausgetragen, und die langen Talare erhöhen noch die Hitze des ohnehin schon anstrengenden Spiels. Wer es versteht, die Ecken auszunützen, kann seinen lieben Mitbruder ordentlich hin und her jagen. P. Rektor hat auch ein Reck aufstellen lassen. Daran können wir unsere Glieder, die vom langen Sitzen am Studierpult steif geworden sind, wieder gelenkig machen. P. Rektor hat überhaupt Viel Verständnis für unsere sportlichen Bedürfnisse und das drängende Leben seiner Novizen und Scholastiker. Vielleicht erinnert er sich da an die langen Jahre seiner Brixener Zeit, wo er mit Begeisterung auf den Bergen herumkletterte, die gleich hinter unserem dortigen Missionshaus emporsteigen. In der Mitte des Hofes ist auch ein kleines Faustballfeld. Es ist gut, daß die einstigen Erbauer , des Hauses vor den Fenstern kunstvolle Gitter anbringen ließen, sonst müßten wir jgar zu oft den Glasermeister bemühen. Auch für die körperliche Arbeit ist gut gesorgt: Unsere drei großen Obst- und Gemüsegärten beanspruchen sorgfältige Pflege, und P. Rektor läßt es sich nicht nehmen, in seinen kärglich bemessenen freien Stunden , unsere gärtnerischen Künste zu überwachen. Zuletzt sei erwähnt,. daß wir unser Haus, einen älteren Adelssitz, selbst in Ordnung zu halten haben — im Kloster fehlen ja die Putzfrauen; nur zwei Küchenschwestem sind da, die sich ganz vortrefflich um unsere knurrenden Studentenmägen annehmen. — So ist also durch Sport und Arbeit für körperliche Ertüchtigung und Erholung gesorgt. Geistige Ausbildung Bambergs Hochschule hat eine schicksalsreiche Vergangenheit. Im 13. Jahrhundert von den Karmeliten als1 Lateinschule begründet, ging sie später (1610) an die Jesuiten über, die die heutigen Gebäudekomplexe mit dem Anbau einer prächtigen barocken Kirche errichteten. Den Rang einer Universität erhielt die Hochschule um die Mitte des 17. Jahrhunderts, verlor ihn allerdings wieder zur Zeit der Säkularisation, 1803. Seitdem besteht sie als theologisch-philoso- phische Hochschule fort. In neuerer Zeit wurden auch die Naturwissenschaften in den Lehrplan aufgenommen, so daß in gewissem Umfang die Tradition der Universität gewahrt ist. Wir Theologen von St. Heinrich, weithin kenntlich durch den schwarzen Talar, sind durch die große Zahl der Vorlesungen hart beansprucht. Das Hauptfach der ersten zwei Jahre ist die Philosophie und ihre Geschichte. Weitere Fächer sind Apologetik und Kirchengeschichte. Nach diesen ersten beiden Jahren beginnt das eigentliche theologische Studium. Das Hauptgewicht ruht hier auf der Dogmatik, der systematisch aufgebauten Glaubenslehre. Auch die Auslegung der Hl. Schrift, die Moraltheologie, ferner Pastoral, Katechetik und noch einige fremd klingende Wissenschaften müssen bewältigt werden. Dazu kommen für uns spätere Missionare noch Missionswissenschaft und eine Fremdsprache, Englisch oder Spanisch, die Sprachen unserer beiden Missionsgebiete in Südafrika und Peru. Die entscheidende Arbeit beginnt freilich erst zu Hause am Studierpult, wo man sich den Wissensstoff, der einem in den Vorlesungen gleichsam unverbindlich vorgetragen wurde, einzuverleiben hat. Religiöse Ausbildung Das Entscheidende für die Persönlichkeit des Priesters und sein Wirken sind nicht körperliche Tüchtigkeit noch Wissen und Geistesschärfe, sondern gesunde, tiefe Frömmigkeit und willige Dienstbereitschaft in seinem Beruf. Wer nicht berufen ist, oder Wem es mit der Erreichung seines Zieles nicht recht ernst ist, der wird es bei uns nicht lange aus-halten. Die strengen Forderungen, die die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams stellen, würden ihm den Aufenthalt bei uns bald verleiden. Es ist ja mit dem Beruf des Missionars nicht so, daß man sich ihn wie einen Mantel umlegen könnte. Eher könnte man von einer mehrmaligen Häutung sprechen, bis aus dem alten Adam sich ein neuer Mensch entpuppt, dem der Priester-und Missionsberuf Herzens- Bild 1: Missionshaus St. Heinrich in Bamberg (Foto A. Lipfc>) Bild 2: Am Studierpult Bild 3: Novizen an der Grotte im Hausgarten- (Foto A. Lipp) Bild 4: Beim Tischtennis Bild 5: P. Josef Etti, Rektor und Novizenmeister Bild 6: Schw. Fides in der Küche Bild 7: Im Speisesaal Bild 8: Der Tischleser Bild 9: Beim Choralamt in der Hauskapelle Bild 10: Zwei Fratres im Torbogen der Bamberger Hochschule (8 Aufn. Paul Nagler) Sache ist. Diese innere Entwicklung braucht Geduld und Zeit und geht nicht ohne Anstrengung vor sich. Aber, wen der Herr berufen hat, dem gibt er auch seine Gnade. P. Spiritual Hugo Ille geht uns mit seinen Unterweisungen und Aussprachen bei der Selbsterziehung an die Hand. Diesem Zweck dienen auch die alljährlichen achttägigen Exerzitien. Dieser Gestaltwerdung des „zweiten Christus", der der Priester und Missionar sein soll, dient im Grunde unser ganzer Tageslauf. Schon die Worte, mit denen wir frühmorgens geweckt werden: „Deo gratias et Mariae" (Gott sei Dank und Maria), läßt diesen Gedanken anklingen. Das Morgengebet und die Betrachtung von 6 bis 7 Uhr, bei der die Vögel im Gebüsch vor der Kapelle mit ihrem freudigen Singen den letzten Schlaf ags unseren Augen scheuchen, bietet reiche Gelegenheit, in Nachdenken und Beten zu einem persönlichen und innigen Verhältnis zu Gott zu kommen, was ja das Entscheidende im Leben des Priesters ist. Die heilige Messe schließt die religiösen Übungen des Morgens ab. öfters gestalten wir sie in Form eines Choralamtes. Diese einfachen und bei allem Maß doch so ausdrucksstarken Melodien bieten dem, der für die feine Sprache der Musik ein offenes Herz hat, ein tiefes Erleben der Meß texte. Dann beginnt der mehr auf das äußere Tun gerichtete Teil des Tages, vor allem der Besuch der Vorlesungen. Der Dom, an dessen wuchtiger, zeitloser Majestät uns der Weg zur Hochschule vorbeiführt, und auch der Domplatz, auf dem einst die heilige Kunigunde die Feuerprobe auf ihre Keuschheit ablegte und der heilige Bernhard seine zündenden Worte an Fürsten und Volk richtete, sind Mahnmale einer großen, verpflichtenden Vergangenheit. Die theologischen Vorlesungen bieten natürlich eine wundervolle Hilfe für die religiöse Ausbildung. Man kann die Theologie ja nicht so unbeteiligt studieren, wie dies bei Mathematik und Physik der Fall sein mag. Mittags dann, wenn die Vorlesungen zu Ende sind, ist der Gang über den Domplatz etw;as schneller als morgens WS kein Wunder, der Kopf ist voll und der Magen leer, ias gemeinsame Mittagessen, schafft hier Abhilfe. Ein Tischleser sorgt dafür, daß auch der Geist nicht zu kurz kommt, wie unsere Regel vorschreibt: „Während man dem Körper Speise gibt, soll auch 'die Seele ihre Nahrung haben. Deshalb lese man einige Verse der Heiligen Schrift, das Leben eines Heiligen oder eine geistliche Abhandlung." überall wird der eine Grundgedanke sichtbar, den der heilige Paulus in die Worte faßt: „Ob ihr esset oder trinket oder was immer ihr tut, tut alles zur Ehre Gottes." Der Strom des Tageslaufes fließt weiter. Die Erholung, die von Sport und Unterhaltung ausgefüllt ist, der Besuch in der Kapelle um 13.30 Uhr, die geistliche Lesung und das Studium, das mit einer halbstündigen Unterbrechung bis zum Abend dauert, reihen sich aneinander. So ist man um 7 Uhr, wenn die Glocke zum Abendessen ruft, ganz ordentlich müde. Der Rosenkranz, eine kurze Erholung und das Nachtgebet bilden den religiösen und geselligen Ausklang des scheidenden Tages. Unsere Zahl ist groß — und doch nicht groß. Groß im Hinblick auf den Zuwachs, den Gott uns in den letzten Jahren geschenkt hat: wir sind nun 27 junge Kleriker, die sich auf den Missionsberuf vorbereiten; Nicht groß freilich ist unsere Zahl, wenn man das Bedürfnis nach Missionaren in unseren beiden großen Missionsgebieten in Betracht zieht. Daß die Zahl der Arbeiter im Weinberg des Herrn zunehme, daß sie auch wachsen mögen an innerer Kraft, das hängt zu einem guten Teil von unser aller Gebet ab. Fr. Josef Heer Königölanze unö Kreuz Geschichtliche Erzählung von Br. August C a g o 1 (Fortsetzung) die von einigen Knaben, Söhnen von Nach beendigter Mahlzeit sah Njiadok Häuptlingen, besorgt wurde. Außer seine stattliche Viehherde heimkommen, ihnen und Wak hatten keine männlichen Personen Wohnung im königlichen Dorfe. Anderseits sah der König sehr darauf, daß keines seiner Weiber sich ohne seine Erlaubnis aus dem Dorfe entferne. Vorsichtig verschwieg er immer, wo er sich aufhielt oder wo er sich zur Ruhe niederlegte. Er tat das aus Besorgnis für sein Leben. Umgekehrt wurden alle seine Schritte belauert und beobachtet. Als die Nacht völlig hereingebrochen und die Insassen des königlichen Dorfes zur Ruhe gegangen waren, bewaffnete sich der ruhelose Herrscher mit mèhreren Lanzen und einer schweren Keule und begann Seinen gewöhnlichön nächtlichen Rundgang durch und um das Dorf. Wehe, wenn ihm jemand in den Weg gelaufen wäre; er wäre des Todes gewesen. Erst gegen Morgen legte er sich zur Ruhe. Er kannte seine Schilluk; in der Morgenkühle kriechen sie nicht vorzeitig aus der warmen Asche. Gottes Boten auf apostolischer Fahrt Vor etwa 300 Jahren war der heidnische Stamm der Otschollo oder Schilluk von Süden her vorgedrungen und hatte sich neue Wohnsitze am linken Ufer des mittleren Weißen Nil ausgesucht. Fünfzehn Jahre vor der Zeit der hier geschilderten Ereignisse hatte Christi Stellvertreter auf Erden, Papst Gregor XVI., das Apostolische Vikariat von Zentralafrika errichtet, das die abgelegene Welt des Schillukvolks einschloß, und seit 13 Jahren hatten die ersten Boten des wahren Glaubens in dem ungeheuren Gebiet, dem größten Missionssprengel der Welt, gewirkt. In diesem Zeitraum waren 33 Missionspriester voll jugendlicher Begeisterung in den dornigen Weinberg des Herrn gekommen, und 23 von ihnen waren eines vorzeitigen Todes gestorben. Der vor kurzem ernannte Apošt. Provikar Johannes Reinthaler war der fünfte Vorstand der Mission von Zentralafrika seit ihrem Bestehen. Er war am 14. Januar 1862 mit einem Personal von fünfzig Köpfen in der Hauptstadt Chartum angekommen und bereitete eine Missionsfahrt in das Innere des Sudan vor. Am Freitagmorgen der ersten Woche begab sich der Provikar auf den Sklaven- markt, der unweit der Moschee abgehalten wurde. Da stand die menschliche Ware, der Freiheit beraubt, feilgeboten wie das liebe Vieh. Der Provikar, dem es um die Wiederbelebung der verwaist gewordenen Missionsstation in Chartum zu tun war, erstand 16 Dinkaknaben und ein Dinkamädchen. In deren Gesellschaft befand' sich ein eben erwachsenes Mädchen, eine Schilluk, wie der nubische Verkäufer erklärte. Des Missionsleiters Auge ruhte sinnend auf der Gestalt der jungen Sklavin. In seinem Geist erstand das flache, dichtbevölkerte Land der Schilluk. Er gedachte aber auch des schlimmen Rufes, den sich die Schilluk-krieger erworben, der es den Missionaren bisher verleidet hatte, sich bei ihnen niederzulassen. Wie, wenn die Vorsehung dieses Mädchen als Hilfe bei der Missionierung dieses Volkes bestimmt hätte? Der jungen Sklavin Blicke hingen indessen unverwandt an der milden Priestergestalt, die so ganz anders war als die übrigen Männer, mit denen sie bisher in> Berührung gekommen. Wenn er sie kaufte und aus der Gewalt ihres verhaßten Gebieters befreite! Der Missionsvorstand kaufte auch die Schil-luksklavin A d o r und zählte ohne langes Feilschen dem hocherfreuten Ghali die verlangten 60 Maria-Theresien-Taler hin. Am 29. Januar waren die Vorbereitungen für die Missionsfahrt beendet. Zur Mittagszeit vereinigte ein fröhliches Mahl nodi einmal alle Mitglieder des Missionshauses. Man wünschte sich gegenseitig Glück und dem Missionswerk, das bisher mit so großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, segensreichen Fortgang. Am Nachmittag begaben sich die Abreisenden an Bord der fünf Nilbarken, die sie ins Innere bringen sollten. Zuletzt erschien der Apost. Provikar in Begleitung des kleinen beweglichen P. Theresius, der bestimmt war, mit fünf Brüdern und Handwerkern als einziger Priester in Chartum zurückzubleiben. Nach letztem herzlichem Abschied wurden die Segel entfaltet, die Anker gehoben, die Seile gelöst, die Gangbretter eingeholt, und fort ging es, den Blauen Nil abwärts zum nahen Mogren el Bo- hur, dem Zusammenfluß der beiden Ströme. Dort bogen die Barken in den Weißen Fluß ein und glitten unter starkem Nordwind mit guter Geschwindigkeit über die seeartig sich ausdehnende Wasserfläche dahin, während zur Linken die von der untergehenden Sonne beleuchteten Palmen Chartums ihren letzten Scheidegruß herüberwinkten. An Bord der „Stella matutina", einer eisernen Dahabije mit drei Kabinen, befand sich auch A d o r. Mit wie ganz anderen Gefühlen hatte sie doch dieses Schiff bestiegen, das sie zurückbringen sollte in ihre Schillukheimat, zurück zu Mutter und Vater! Nach den Erlebnissen der letzten Wochen empfand sie eine tiefe Ruhe. Der Aufenthalt im Hause der weißen Männer hatte ihrem beobachtenden Sinne reiche Nahrung geboten. Sie verstand zwar nicht deren Absichten, doch fühlte sie heraus, daß es gute Menschen seien. Wie schnell auch hatten diè Dinkaknirpse sich in ihre neue Lage gefunden! Ein großer Raum mit durchsichtigen Fenstern und hoher Decke, die nicht herabfiel, obwohl sie nicht durch Pfähle gestützt war, war ihnen als Schlafhütte angewiesen worden. Dort konnten sie auf Matten und weichen Deeken nebeneinander auf dem Boden liegen. Morgens wurden sie in einen besonderen Raum geführt, die „Hütte der Stille", wo einer der, bärtigen Männer, in schöne, bunte „Laue" gekleidet, auf erhöhtem Platze allerlei Bewegungen machte und seltsame, unverständliche Worte sprach. Später wurden die hungrigen Burschen durch das Zeichen einer Glocke in einen anderen Raum gerufen, wo ihrer dampfende Schüsseln mit gutem, reichlichem Essen warteten. Dann hatten sie einige leichte Arbeiten zu verrichten, die „Hütten" auszukehren und den Staub fortzuschlagen. Hierauf ging es in einen anderen Raum, wo' auf ein großes schwarzes Holz mit einem weichen, weißen Steine merkwürdige Zeichen aufgemalt wurden, die sie lernen und immer wieder hersagen mußten. Dann -durften sie eine zeitlang im Höfe spielen, und dann gab es wieder gutes Essen. So verging ihnen der Tag abwechslungsreich und angenehm, und alle Knaben waren, sehr zufrieden mit diesem neuen Leben, das zwar nicht so schön war wie das in ihrer Heimat, aber doch weit, weit besser, wie das bei den Nubiern. Àdor hatte sich auf dem Schiffe ein stilles Plätzchen ausgesucht, von wo aus sie freie Ausschau halten konnte. Es gab zunächst wohl wenig zu sehen. Die niedrigen Sandufer mit gelegentlichem Dorngestrüpp waren eintönig genug. Nach drei Tagen war dgr Doppelberg Djebe-leen erreicht. Der Fluß besäumte sich mit breiten Schilfgürteln, in denen dichte Scharen von Sumpfvögeln ihr Wesen trieben. Die Missionsflotte befand sich bald in der Nähe der am Ostufer sich hinziehenden Wohnsitze der Dinka. Es war an einem Spätnachmittag, als die Missionare in einiger Entfernung mehrere Barken an diesem Ufer stilliegen sahen. Dann wurden Gewehrschüsse vernehmbar. Beim Näherkommen böt sich den weißen ' Männern ein betrübendes Schauspiel dar. Eine Bande von Sklavenjägern hatte ein Dinkadorf umzingelt. Widerstand von Seiten der Schwarzen war von vornherein ausgeschlossen, da die Nubier zahlreich und stark bewaffnet Waren. Die Räuber hatten die Zeit gut gewählt. Eben war das Vieh eingetrieben worden, das ihnen mit den Hirten zur Beute fiel. Der Provikar und seine Leute setzten schmerzerfüllt ihre Fahrt fort; Widern, spruch gegen das Treiben der Unmenschen zu erheben, wäre zwecklos gewesen. Adors Herz jubelte, als sie die ersten Schilluksied 1 ung en, Dörfer ihrer , Heimatprovinz Moam, erblickte. Ihr scharfes Auge erspähte vom Schiffe aus ihre Landsleute in ihrer täglichen Beschäftigung. I Frauen und Mädchen mit großen Tongefäßen auf den Köpfen zogen im Gänsemarsch auf gewundenem Fußpfad zum Flusse, um Wasser zu schöpfen. .Jünglinge und Knaben hüteten das Vieh und vertrieben sich die Zeit mit allerlei Kurzweil. Männer waren damit beschäftigt, das dürre Steppengras in Brand zu stecken als Vorbereitung des Bodens zur Bestellung in der kommenden Regenzeit. Dann wurde Hellet Kaka, die arabische Zwingburg, erreicht.'Die Schiffe glitten vorüber, ohne zu halten. Dann kam der Ort, wo früher das Dörfchen Abur gestanden. Und da war auch schon Aku-ruar, ihr Heimatdorf sichtbar. Gewiß klopfte ihr guter Vater an einer Lanze herum, ohne zu ahnen, daß seine Ador ihm so nahe sei. Provikar Reinthaler hatte von Char-tum einen Dolmetsch mitgenommen, einen Dinka, der auch schilluk und arabisch sprach. Er war als Knabe Sklave geworden, hatte Soldat machen müssen, war verwundet worden und hatte endlich die Freiheit wiedererlangt. Vom Vorderteil der Barke, wo er sich mit dem Dolmetsch befand, winkte der Provikar dem Schillukmädchen, um sich von ihm bestätigen zu lassen, daß das in Sicht kommende große Dorf Akuruar sei. Reinthaler gab sodann dem Steuermann den Befehl, darauf zuzuhalteri, und bald ankerte die kleine Flotte am Schilfufer. Nach kurzer Beratung schickte der Provikar den Dolmetsch zum Dorfe ab, um den Schilluk den Zweck seines Besuches kundzutun. Nach Verlauf von nahezu drei Stunden kehrte der Dolmetsch mit etwa dreißig SchillukmännenT zurück. Alle waren hohe, kräftige Gestalten, vollständig nackt, aber wohl bewaffngt mit Lanzen und Keulen. Während sie am Ufer verblieben, kam Mabruk, der Dolmetsch, an Bord, um. dem Provikar über seinen Empfang beim Häuptling zu berichten. Dieser, wie die übrigen Dorfleute, war erstaunt und überrascht gewesen, zu vernehmen, daß weiße Männer gekommen seien, um ihnen ein geraubtes Mädchen zurückzugeben. Inzwischen hatte Ador die Entwicklung der Dinge mit großer Teilnahme verfolgt. Als die Schilluk am Ufer erschienen, alles ihr bekannte Männer, hatte sie vergeblich nach ihrem Vater ausgeschaut. Auch Ador war von j ihren Landsdeuten bemerkt worden, die grüßend die rechte Hand erhoben hatten. Mabruk teilte dem Provikar noch mit, daß der Häuptling seinen Besuch im Dorfe für den nächsten Tag erwarte. Alsdann begab sich der Missionsvorstand in Begleitung von zwei Missionären, , dem: Dolmetsch und. dem Mädchen, zu den am Ufer wartenden Schil- luk. Da standen die trutzigen Kriegergestalten im Halbkreis um ihn herum, alle sechs'Fuß hoch und darüber, bartlosen Gesichts, die durchdringenden Augen mißtrauisch auf den weißen Fremden gerichtet. Mit Hilfe Mabruks besprach P. Reinthaler sich längere Zeit mit ihnen, übergab ihnen das Mädchen und ließ Kleidungsstücke unter sie austeilen, die sie mit sichtlicher Befremdung entgegennahmen; sie erschienen ihnen offenbar als etwas durchaus überflüssiges. Dann kehrten sie in Begleitung Adors in ihr Dorf zurück. Noch am selben Abend wurde von Akuruar ein Ochse als Geschenk geschickt. Die Niederlassung Im Dorfe Akuruar war große Aufregung entstanden, als der Dinka Dolmetsch die nie zuvor gehörte Mitteilung machte, es seien Weiße am Flußufer, die eine nicht von ihnen geraubte, rechtmäßig 'erworbene 10$, auch nach Schillukbegriffen rechtmäßig erworbene — Sklavin freiwillig und ohne Entschädigung zurückzugeben gekommen seien/ Keinem Schilluk wäre so etwas eingefallen. Kalto, der Schmied, der Vater Adors, den die Sache am meisten anging, übte seine Kunst zufällig in einem anderen Orte aus. Selbstverständlich sandte der Großhäuptling sogleich einen langbeinigen Burschen aus, den Vater Adors zu benachrichtigen und zu holen. Indessen stärkte Mabruk sich in aller Gemütsruhe an dem ihm Vorgesetzten Hirsebier. Der Großhäuptling Atschwat beriet sich mit den Dorfalten. Er bedauerte, daß auch B ö 1, der Kundige, abwesend sei. Immerhin, man stimmte darin überein, daß es das ratsamste sei, sich an das Flußufer zu verfügen und selbst zu sehen, was Wahres an der Behauptung Mabruks sei. Als dann spater der Zug mit Ador ins Dorf zurückkehrte, näherte sich von der Landseite her Kalto. Sein verloren geglaubtes Kind in seine Vaterarme Schließen zu dürfen, war für den biederen Schmied eine unerwartete, riesengroße Freude. Immer und immer wieder, rief er aus: „I nut; i kal Djuok!“ (Du bist gekommen; der große Geist hat dich geführt!) Dann geleitete er Ador in den eigenen Kal, in die Arme ihrer Mutter. Dort mußte die Verlorene und Wiedergefundene erzählen vom Überfall auf Abur, von der Fahrt nach Hellet Kaka, vom Sklavenmarkt in der Zeriba, von der Fahrt nach Chartum, von ihrem Ankauf durch den weißen Häuptling, von ihrem Aufenthalt in der „Kanisa“ (Kirche), von der Güte der Kanisa-Leute und endlich von ihrer Rückfahrt in das Land der Otschollo. Da erinnerte sich Kalto seiner Pflicht der Dankbarkeit. Eben wurde das Vieh eingetrieben. Er stand auf und wählte einen schönen Stier aus, obwohl sein Herz an seinem Vieh und an jedem Stück davon hing, und ersuchte einige junge Burschen, das Tier den weißen Bonjos am Flusse zu bringen, was diese nur zu gern täten, froh, einen Grund zu haben, in die Nähe der merkwürdigen Fremden zu kommen. Am folgenden Morgen ereignete sich zu Akuruär das Unerhörte: der weiße Häuptling erschien im Dorfe ohne jède Waffe, nur begleitet von Mabruk, dem Wortkundigen, der einige verhüllte Gegenstände trug. Der Großhäuptling empfing den „djal duong" (großen Mann) mit Freundlichkeit auf dem Dorfplatz, der sidi bald mit Männern füllte, während neugierige Jugend aus sicherer Entfernung die Hälse reckte. Die Krieger hatten zur Feier des seltenen Ereignisses „Besuchsanzug11 angelegt. Die einen hatten ihren Körper mit Butter eingefettet, andere hätten sich gar mit „Hofsalbe" eingerieben, einer Mischung von Kuhdungasche und vergorener Jauche. Alle waren bewaffnet, wie wenn es zum Kampfe auf Leben und Tod ginge, was seltsam abstach vom harmlosen Äußeren der beiden Besucher. Auch Kalto und Bol, der Zauberer, waren anwesend; letzterer hatte sich eilig eingefuriden. Er hielt sich immer in der Nähe des Großhäuptlings, scharfen Auges den weißen Fremden beobachtend. Atschwat ließ sich mit Hilfe des Übersetzers in ein längeres Gespräch mit dem Provikar ein. Vorsichtig fragte er nach dessen Verhältnissen, ob er in Kaltum (Chartum) wohne, wieviele Frauen er habe. Letztere Frage war sehr wichtig, um nach Schillukbegriffen die; gesellschaftliche Bedeutung des Besuchers festzustellen. Als P. Reinthaler erklärte, er besitze auch nicht eine Frau, sank er in der Schätzung der schwarzen Zuhörerschaft abgrundtief. Spöttische Heiterkeit erfaßte die Männerrunde, die nun auch in der äußeren Erscheinung des Weißen des Lächerlichen genug fand. „Hat er nicht Haare im Gesicht; wie ein Affe?" fragten sie sich gegenseitig. Die Schilluk dulden bei sich keine Bärte, sondern zupfen jedes Haar sorgfältig aus. Im Verlauf des Gesprächs erklärte der Provikar, er sei auf dem Wege nach dem oberen Flusse. Er habe aber auch die Schilluk besuchen wollen, habe ihnen ihr Kind zurückgebracht und wünsche, auch bei ihnen Wohnung zu nehmen, um die Schillukkinder allerlei Nützliches zu lehren, den Kranken gute Arznei zu geben und allen Schilluk den Weg zu Gott zu zeigen. Bol, der Medizinmann, hörte mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zu ' und verlor kein Wort von dem, was in langsam gesprochenen Sätzen von des weißen Mannes Lippen kam und aus des Übertragers Munde in der Sprache der Otschollo verständlich widertönte. Kalto, der Wackere, der gleichfalls in der Nähe des Großhäuptlings saß, folgte den Verhandlungen mit sichtlichem Wohlwollen, Er konnte es . dem weißen Fremden nicht vergessen, daß er ihm seine Ador, seinen Stolz und seine Freude, heil und gesund wiedergebracht. Außerdem hatte sein Kind von diesem Manne und seinen Gefährten nur Gutes zu berichten gewußt. Der Großhäuptling selbst anerkannte die edle Tat seines Besuchers; das angestammte Mißtrauen aber machte ihn vorsichtig und zurückhaltend. Doch sah er keinen Grund, die Bitte Reinthalers, sich am Ankerplatz der Schiffe niederlassen zu dürfen, abzuschlagen. Als die Verhandlungen zu diesem befriedigenden Ergebnis gekommen waren, überreichte der Provikar dem Großhäuptling einige Geschenke: Glasperlen, Messingdraht und ein größeres Stück Leinwand. Dann schieden die beiden Männer in bestem Einvernehmen. Als P. Reinthaler zum Flusse zurückkehren wollte, trat einer der Schilluk auf ihn zu, ergriff seine Rechte und grüßte ihn. Dann faßte er mit beiden Händen den Kopf des Provikars und spuckte ihm sachte auf den Scheitel, die vertraulichste Gruß- und Segensformel der Schilluk. Es war Kalto, der ihn einlud, seinen Kal zu besuchen, wozu P. Reinthaler nach erhaltener Aufklärung durch Mabruk gern bereit war. Im Kal fand er Ador, die kniend den Boden vor seinen Füßen reinwischte, ein Zeichen großer Ergebenheit. Man sah es ihr an, daß sie glücklich sei, wieder in der Heimat und unter ihren Lieben zu sein. Auch Abuol, die Mutter, suchte es der Tochter gleichzutun in Ergebenheitsbezeugungen. Dann aber mußte die Frau auf des Mannes Geheiß Bier und Milch zur Bewirtung des Gastes bringen. Mabruk hatte vollauf zu tun, alle Fragen des biederen und geweckten Mannes zu übersetzen, und auch der Provikar erfuhr dabei manches über die Verhältnisse im Dorfe. Höchst befriedigt von seinem Besuch kehrte er zu seinen wartenden Mitbrüdern am Flußufer zurück, die voller Teilnahme seinem Bericht lauschten und seine guten Eindrücke teilten. (Fortsetzung folgt) Die Station am Rio Begas Eine Erzählung aus Perus wildesten Tagen. Von Hugo Kocher {Fortsetzung) „Mit Gewalt ist natürlich nichts zu machen", versetzt der Padre, „aber wir werden doch erst einmal versuchen müssen, unsern Gegner zu erkunden". „Die Stelle, an der wir gestern lagerten, scheint mir für eine Ansiedlung recht geeignet", gibt Juanita zu bedenken und Francisco unterstützt sie. „Schweinefährten wohin man blickt, fette- Affen, Tapire ..." „Auch Ozelots, Jaguare und Pumas" nickt Padre Andreu. „Du denkst nur an die Jagd und an den Fischfang, dazu mag die Gegend recht gut gewählt sein." „Sie ist auch sonst nicht übel", schmunzelt Bartolo. „Liegt hoch genug, um bei Hochwasser nicht gefährdet zu werden, flußab mit dem Kanoa erreicht man in zehn bis vierzehn Tagen die erste Siedlung Aranas. Man ist also nicht ganz hilflos ... wenn es zum Äußersten kommt." „An mich denke ich nicht bei der zu treffenden Entscheidung." Des Padres Augen überfliegen seine kleine Schar und bleiben zuletzt besorgt an Juanita hängen. „Es ist ein großes Wagnis, in der Nähe einer solchen Bande eine Station zu gründen. Sicherlich sind die Indios schon verhetzt, sehen in jedem Weißen 'einen Feind. Und Juanita ..." Das Mädchen lacht und reckt die Arme. „Denken Sie nicht an mich, Padre, ich bin schon wochenlang allein in der Wildnis fertig geworden, damals nach Mutters Tod und später. Ich weiß mich meiner Haut zu wehren, nehme es mit einem Kerl wie diesem Leonardo noch allemal auf." Sie zieht den Revolver aus der Gürteltasche. „iSoll ich Ihnen wieder einmal zeigen, wie ich schieße?" „Nicht nötig", wehrt Padre Andreu lächelnd ab. „Aber ich glaube, wir können und müssen es wagen. Wir dürfen die Mayanas in dieser ihrer größten Not nicht verlassen. Sie wurden mir anvertraut, damals als der Padre Provincial mir den Rio Begas als Ort meiner Aussendung bezeichnete. Wir bleiben. Schließlich stehen wir und unser Werk in Gottes besonderem Schutz. Das erfuhren wir mehr als einmal auf der abenteuerlichen Fahrt durch die Wälder." Francisco erhebt sich ohne ein weiteres Wort. Er gibt den Trägern ein Zeichen, die Lasten aufzunehmen. Bald hallen laute Axtschläge durch die Wildnis. Auf der höchsten Stelle eines kleinen, zum Fluß steil abfallenden Hügels steht, noch ehe der Abend sinkt, das roh aus Baumstämmen gefügte Kreuz der Mission. In seinem Schutz ducken sich ein paar schnell erbaute Zelte und Laubhütten. Schon ist der Platz für das Haus und die kleine Kirche abgesteckt. Die nächsten Tage bekümmert sich der Padre um nichts anderes als um seine kleine Station. Es gilt eine Pflanzung anzulegen, die Häuser zu bauen, dann erst will er die nähere Umgebung erkunden und mit den Mayanas Verbindung aufnehmen. Pumas und Jaguare umschleichen die neu entstandene Lichtung. Neugierige Kapuzineräffchen äugen da > und dort aus den Wipfeln, und allmorgendlich begrüßen die Brüllaffen den Padre und seine Leute mit ihrem Gegröhle. Juanita wirft ihnen kaum einen Blick zu. Sie ist' ja mit all den tausend Stimmen der Wildnis längst vertraut. Sie kümmert sich auch nicht um die Kaimane, die sie immer erst von ihrem Lagerplatz vertreiben muß, wenn sie an den Rio herabkommt, um Wäsche zu waschen. Bis auf einige Meter wagen sich die Echsen heran und starren sie mit ihren grünen Augen unentwegt an. Juanita weiß, daß die Kaimane nur dann zu fürchten sind, wenn man ihrem Nest zu nahe kommt. Jetzt f sind sie so harmlos, daß man zwischen ihnen baden könnte, gäbe es im Rio nicht auch die bösartigen Palo-metas, die Raubfische mit dem messerscharfen dreieckigen Gebiß. Nicht umsonst hat Juanita zwei häßliche Narben an ihrem linken Bein. Damals wäre sie sicher verloren gewesen, wenn sie nicht der Vater hoch im letzten Augenblick aus dem Fluß gezogen hätte. Auf dem Rückweg- von ihrem Wäscheplatz bleibt Juanita an einer hochgelegenen Stelle erschreckt stehen. Da sieht sie die tief eingetretenen Stapfèn eines Männerschuhes und sie : ist fähr-tenkundig genug, um sogleich zu erkennen, daß es weder des Paters, noch des Vaters Tritte sind. Sonst trägt niemand im Lager so festes Schuhwerk. Juanita sucht im Kreis umher. Sie findet einige weitere Fußabdrücke und ein Schäuer läuft ihr über den Rücken. Ganz sicher hat sie der heimliche Lauscher am Fluß unten erspäht. Trotz der Mahnungen ihres Vaters trägt sie keine Waffe bei sich. Juanita sagt nichts über ihre Beobachtung, sie schweigt, um dem Padre nicht noch mehr Sorgen zu machen. Sie weiß, er hat deren schon übergenug. Aber von Stund an trägt sie auf Schrift und Trift Gewehr und Revolver mit sich herum. Bartolo schmunzelt. „Du hast wohl auch die zweibeinigen Tigres entdeckt, die um unsern Hügel schleichen." Er dämpft die Stimme. „Heute früh stieß ich auf diesen Don Leonardo. Er stand so, daß ich ihm eine Kugel hätte aüfbrennen können. Es zuckte mir in der Hand, aber nicht Umsonst habe ich unserem Padre versprochen, nur in der Notwehr auf einen Menschen zu schießen. Dieses Gelichter ist zwar kaum unter die Menschen zu rechnen und schon gar nicht unter die Christenmenschen, aber..." Er zuckt die Schultern. Dann wird er ernst. „Wenn dich einer von den Burschen bedroht, dann zögere nicht. Denen ist alles zuzutrauen. Sie haben monatelang kein weißes Mädchen mehr gesehen... ich denke, du verstehst mich." Juanita legt ihrem Vater die Hand um den Hals. „Sei nur unbesorgt", lächelt sie. „Das fehlte noch, daß auch du ein Sorgengesicht aufsetztest. Bist doch sonst nicht so." Es fällt- kein Wort mehr über di% heimlichen Beobachtungen Juanitas und Bartolos. Wozu auch? Sie alle, die sich Zusammengefunden haben, um die kleine Station aufzubauen, wissen, in welcher Gefahr - sie sich befinden. Wozu also immerfort darüber reden? Hier im Urwald, fern von jeder Hilfe und Unterstützung, entschieden nur die Taten. Freilich war die Lage des mutigen Missionars weit bedenklicher, als ,er selbst es ahnte. Er stand nicht nur einer Bande von gewinnsüchtigen Abenteurern gegenüber, sondern einer fest organisierten Gesellschaft, die sich über jedes Recht und Gesetz? hinweggesetzt hatte. Schon sein erster Vorstoß über den Rio zeigte ihm, daß er nicht nur die Indios und die ungebrochene Natur, sondern vor allem ringsum die Abenteurer, die Kautschuksücher, gegen sich hatte. Die Helfer Don Guillermos, die das jenseitige Ufer beherrschten, waren noch ein gut Teil kaltschnäuziger als Don Leonardo. Sie drohten dem Padre unverblümt mit dem Tod, falls er sich noch einmal in ihrem Gebiet sehen ließe. Der Missionar wußte, daß er, ganz auf sich allein gestellt, zunächst nichts gegen solche Gewalttätigkeiten unternehmen konnte. Es galt erst einmal festen Fuß zu fassen. Nachdem seine kleine Station mit Wall und Dornhag umgeben wie ein kleines Fort mitten im Urwald aufgebaut war, machte er mit Francisco und Bartolo Streifzüge in der Umgebung. Es galt, für diè Station Frischfleisch zu beschaffen, und dabei gab es sich von selbst, daß die Jäger da und dort mit den kautschuksammelnden Indios zusammenstießen. Padre Andreu konnte sich in einem ihm geläufigen Indiodialekt mit ihnen verständigen, und wo es nicht mehr weiter ging, da half Francisco aus. Auf diese Weise erfuhr der-Missionar einiges über das V orgehen der Abenteurer. Es war freilich wenig genug. Eine nüchterne und im Urwald recht alltägliche Geschichte. Die Truppe. Don Jósés hatte das Mayanadorf einfach überfallen, den Kaziken gefangen genommen und herrschte nun mit Schnaps und Peitsche über den Stamm. Seit Jahren ging es im ganzen Amazonasgebiet so und nicht anders zu.: überall richteten die Kautschuksammler, die Gomé-ros, ihre Gewaltherrschaft' auf. Das Leben in den unendlichen Urwäldern, die nach der jährlichen Überschwemmung wie ein überheizter Kessel dampften, war für die Gringos beinahe unerträglich. Alle litten sie an Fieber und vielen ekelhaften Krankheiten. Die eigentliche Arbeit mußten die Indios tun, nur sie hielten dabei aus.. Der Weiße machte den Antreiber, den Ausbeuter. Das sollte und mußte anders werden. Die Mission tat, was in ihren Kräften stand, um anständige und verläßliche Männer ins Land zu rufen. Aber einstweilen ließ'sich auf . diese Art nur wenig gegen das Gesindel aüsrichten, das aus aller. Herren Länder zusammenlief, um das schwarze Gold zu gewinnen. Eines Tages erlebten Padre Andreu und Bartolo eine große Überraschung. Sie stießen mitten im Urwald aüf einen alten Indio, der am Fuße eines Kautschukbaumes zusammengebrochen war. Eben als sie sich um den Alten bemühten, Trat der Aufseher aus den Büschen. Aber-er griff nicht, wie es der Padre befürchtete, nach der Peitsche. War das nicht Mitleid, was in diesem offenen, jugendlichen Gesicht stand? Nach einem flüchtigen Gruß half der Antreiber dem Padre dabei, den alten Indio in das Gras zu betten und reichte ihm die eigene Flasche zur Erfrischung. Jetzt erst kam der Missionar dazu, den seltsamen Kautschuksammler zu mustern. Wie kam dieser junge, blonde Deutsche in diese zweifelhafte Gesellschaft? Das war kein Abenteurer, soviel sah der Padre auf den ersten Blick. „Freue mich, Sie endlich kennen zu lernen, habe von Ihnen gehört", fing der Blonde an zu sprechen und reichte deni Padre und Bartolo die Hand. Eine Sekunde zögerte der Missionar. War diese Rechte nicht rot von Indioblut? Der Fremde schien seine Gedanken zu erraten: Er sah sich scheu uni und sagte dann mit gedämpfter Stimme:. „Sie hai-, ten mich wohl für einen dieser gewissenlosen Ausbeuter, weil ich in Diensten Don Leonardos stehe? Nun, ich will ganz ehrlich sein, mich lockte der hohe Verdienst. Als ich erst sah, wie der Hase lief, war es zu spät, ich konnte nicht mehr zurück. Ich bin ebenso ein Gefangener wie die Indios. Wäre ich nicht der Einzige der ganzen Horde, der rechnen und schreiben kann, ich glaube sicher, sie hätten mich einmal irgendwo verunglücken lassen. Meine Art, mit den Indios umzugehen, paßt ihnen nicht. Ein paarmal hatte ich auch Streit mit den rohesten unter den Burschen, trat für die Indios ein, verhinderte Mißhandlungen. Es ist nicht viel, was ich tun konnte, aber die Roten haben ein gutes Gefühl dafür. Sie vertrauen mir, sehen in mir nicht den Sklaventreiber, den Bedrük-ker." „Von allem, was ich hier, erwartete,, ist das das Ungewöhnlichste", versetzte der Padre. „Es freut mich, es freut mich von Herzen, einen ehrlichen, wackeren Mann zu finden, keinen der gewöhnlichen Abenteurer." Er reichte Michel Kraus beide Hände und dieser griff freudig bewegt zu. „Ich glaube, wir sollten Zusammenhalten, Padre. Mein Name ist Miguel, Michel Kraus. Wenn ich Ihnen bei Ihrem schweren Werk helfen kann, so will ich es gern tun. Freilich, ich stehe unter ständiger Beobachtung. Don Leonardo hat meinem Trupp zwei seiner Indios beigegeben, die ihm alles hinterbringen, was ich tue. Jeder Schritt wird belauert. Da —! sagte ich es nicht? Hinter dem Timbo kriecht schon wieder eine der Kreaturen Leonardos herum. Es wird am besten sein, wenn ich einmal in unbewachtem Augenblick zu Ihrer Station komme." Padre Andreu nickte. „Sie sind mir immer willkommen, Don Miguel. Vielleicht gelingt es mir, Sie aus dem unwürdigen Verhältnis zu lösen." Der junge Deutsche machte eine hoffnungslose Gebärde. „Das werde ich schon selber besorgen müssen. Ist wohl auch gut so. Ein rechter Kerl muß die Suppe auch allein ausessen, die er sich einbrockt. Aber wie gesagt, wenn ich etwas für Sie und mehr noch für die Indios tun kann, dann soll es geschehen." Schon drei Tage später suchte Michel Kraus die Missionsstation Padre An-dreus auf. Der Missionar war mit Bartolo auf einem Jagdzug. An dem Dornverhau stand ein Indio und brachte eine alte Flinte in Anschlag. Miguel fragte nach dem Padre. Der Rote rief durch die gehöhlten Hände: „Senhorita Juanita!" Der junge Deutsche schmunzelte. Vielleicht gelang Jj es ihm, das Mädchen kennen zu lernen, von dem die Kautschuksammler Tag und Nacht redeten. Ein verteufelt hübsches Mädel, behauptete Don Leonardo, und Isidro bekam jedesmal Wolfsaugen, so oft der Name Juanita fiel. Da stand sie auch schon hinter dem Dornhag. Wirklich eine kleine Urwaldschönheit, eine Peruanerin, die einem schon gefallen konnte. Mißtrauisch musterte sie den Kautschuksammler. Eine scharfe Falte stand zwischen ihren Augenbrauen. „Sie wollten Padre Andreu besuchen?" fragte sie zögernd. Miguel nickte. „Wir lernten uns im Wald kennen und ich versprach zu kommen." Juanitas Gesicht heiterte sich auf. „Ah, Sie sind der Deutsche? Kopé, öffne den Verhau, laß den Senhor ein-treten." Und jetzt saß Don Miguel im Schatten eines breitästigen Baumes der Senhorita gegenüber, die trotz ihrer Reithosen und Lederstiefel so echt weiblich wirkte. Miguel musterte sie neugierig. Sie hielt sich besser, als er dies unter den Siedlerfrauen gewöhnt war. Juanita errötete unter seinen Blicken. „Warum starren Sie mich so an, Senhor Miguel, ist denn so etwas Besonderes an mir?" „Verzeihen Sie, Senhorita, aber wenn man -so lange im Urwald lebt, tut es wohl, wieder einmal in ein Mädchengesicht zu sehen." „Sie sind wohl nicht hierhergekommen, um mir das zu sagen", wehrte Juanita ab. „Im übrigen bin ich so gut wie Padre Andreu oder mein Vater Bartolo. Ich weiß, um was es geht." Don Miguel nickte-, „Es ist mir lieb, wenn ich nicht unverrichteter Dinge ab-ziehen muß. Es war gar nicht so einfach, mich fortzustehlen, und auch jetzt bin idi nicht sicher, ob sie nicht hinter mir her sind. Also, um es kurz zu machen. Ein paar Indios, Burschen vom Putumayo unten, bewachen ständig Ihre Station flußabwärts. Sie können keinerlei Verbindung mehr mit den Siedlungen Aranas aufnehmen. Der Kazike der Mayanas ist vor einigen Tagen gestorben. Wir scharrten ihn in der Nacht ein. Die Indios wissen nichts von seinem Tod. Nach wie vor erhalten sie Befehle von ihrem Häuptling durch Don Leonardo. Aber ich habe das Gefühl, daß die Roten aufsässig werden. Schon zweimal überraschte ich die Männer meines Trupps dabei, wie sie heimlich Waffen machten, Blasrohre, Pfeile, Speere. Es wird über kurz oder lang zum Kampf kommen." „Was dann?" fragte Juanita gespannt. „Die Röten haben keinerlei Aussicht", versetzte Don Miguel, dessen Augen immer noch ah Juanitas hübschem Gesicht hingen. „Es wird ein blutiges Strafgericht geben. Don Leonardo ist nicht blind. Er ahnt, daß sich etwas vorbereitet und er wartet nur darauf, die Indios vollends zu knechten. Was liegt ihm an einem Menschenleben." „Und was meinen Sie, was wir, was Padre Andreu dabei tun kann?" „Das ist es ja gerade, was mich bedrückt. Er kann ebensowenig tun wie ich. Ja, noch mehr, .wenn der Sturm losbricht, werden die Roten vielleicht auch versuchen, die Missionsstation niederzubrennen.“ „Wir sind nicht wehrlos", versetzte das Mädchen zögernd, „aber natürlich wäre es das Ende. Werden wir angegriffen und schlagen wir zurück, so ist die Feindschaft besiegelt. Padre Andreu will ja Liebe säen, nicht den Haß". Sie hob entschlossen den Kopf, daß ihre dunklen Locken flogen. „Hören Sie, Don Miguel, Sie müssen den Aufstand verhindern. Soviel ich weiß, sind Sie der Einzige, den die Mayanas nicht hassen. Helfen Sie uns, Sie müssen uns helfen." „Das sagt sich so einfach. Ich soll dieser Bande von Abenteurern trotzen und gleichzeitig die Roten für mich gewinnen. Gewiß, der alte Brujo, der Zauberer, vertraut mir, Jokar, der Kaziken- sohn, ebenso, aber zwischen uns steht die trennende Hautfarbe, meine Zugehörigkeit zu den Bedrückern." Juanita wurde immer beredter. Und was hätte Miguel nicht alles versprochen für einen Blick dieser großen, dunklen Augen. „Wahrhaftig, mir scheint, ich bin verliebt, sonst hätte ich nicht eine solch unsinnige Zusage gemacht", murmelte er vor sich hin, während er den Rückweg antrat. „Miguel, nimm dich in acht, du bist im Begriff, ein ganz gefährliches Spiel zu wagen." Der Sturm bricht los Ein paar Wochen sind vergangen. Vergebens lauert Don Leonardo mit seinen Helfershelfern auf Widerspenstigkeiten der Indios. Sie sind fügsamer als je zuvor. Und doch ahnen die Abenteurer, daß sie auf einem Vulkan stehen. An alledem ist der Padre schuldig. Immer wieder kommt es zwischen ihm und den Kautschuksammlern zu Zusammenstößen. Wo er einen kranken Indio findet, da greift er ein. Er läßt sich nicht einschüchtern, trotz allen Drohungen. Isidro hat er sogar einmal die Peitsche aus der Hand geschlagen, als er eben einen Indio züchtigte. Selbst Don Leonardo trotzte er, schützte einen Indianer unter Einsatz des eigenen Lebens. Ob er will oder nicht, der Abenteurer muß den Missionar als -mutigen Mann achten; Aber zugleich weiß er auch, daß es zwischen ihm und dem Padre früher oder später zum offenen Kampfe kommen muß. Da ist auch noch dieser Miguel, der allmählich mit den Roten gemeinsame Sache macht. Ein Verräter an der eigenen Rasse, an dem beschworenen Vertrag. Nun, mit ihm gedenkt Don Leonardo in Bälde abzurechnen. Er braucht den jungen Deutschen noch, denn er weiß, daß ihn Don José bei der Ablieferung des gesammelten Gutes schmählich übers Ohr hauen wird, wenn nicht alles schwarz auf weiß bestätigt ist. Er wird Augen machen, der Don José, wenn ihm Leonardo seine Buchführung vorlegt. Damit hat er nicht gerechnet. Ein paarmal hat sich Miguel mit dem Padre, mit Bartolo und nicht zuletzt mit Juanita getroffen. Ist es nur Zufall oder Absicht, daß die Senhörita immer unten am Fluß zu tun hat, wenn Don Miguel kommt oder geht? Der Händedruck, mit dem sie sich allemal von dem jungen Deutschen verabschiedet, ist so vielsagend geworden. Sie errötet auch nicht mehr, wenn er sie gar so lange anschaut, sie wehrt ihm nicht, wenn er es wagt, seinen Arm um ihre Schulter zu legen. Zörzal und Kolibri haben vielleicht sogar noch etwas mehr gesehen. Aber nicht nur sie, nein auch ein anderer weiß um Don Miguels Heimlichkeiten. Es ist Isidro, dem die Leidenschaft keine Ruhe, mehr läßt.' Er Will dieses. Urwald- mädchen besitzen, und wenn er darum mit allen Camarados kämpfen müßte. Und jetzt kommt er dazu, wie Miguel, dieser Leisetreter, dieser Verräter, die Senhörita im Arme hält. Kein Ast knackt unter seinen Sohlen, als er näher schleicht. Er hat die Befehle Don Leonardos,, nicht mit den Missionsleuten zu streiten, vergessen. Haß und Leidenschaft verzerren seine Züge. Die Rechte, die nach dem Messergriff tastet, zittert vor verhaltener Wut. Und nun steht er da, sprungbereit wie ein Jaguar am Wildschweinwechsel. Er duckt sich, schnellt sich vor. Juanita stößt einen Schrei aus. Das Messer funkelt, der Stoß erreicht Miguels Schulter. Die Messerspitze verhängt sich in dem Karabinerhaken des Büchsenriemens. Im nächsten Augenblick trifft ein Faust-schlag Jüanitas das verzerrte Gesicht des Caboclos. Dann steht auch schon Miguel vor ihm, windet ihm mit eisernem Griff das Messer aus der Faust und schleudert ihn mit einem Ruck in die Büsche. Mit querem Blick rafft sich Isidro auf. „Den Schlag bleibe ich-dir nicht schuldig,. dir und der Senhörita", keucht er, dann aber schleicht er sich davon, denn ér sieht nicht gern in einen Büchsenlauf, der auf seine Brust gerichtet ist. Miguel ist auf alles gefaßt, als er den Rancho betritt. Aber Isidro hat es für besser gehalten, über seine Niederlage zu schweigen. Der junge Deutsche- beschließt, ihn nicht mehr aus den Augen zu lassèn. Er weiß,.daß Isidro die Schmach-mit Blut zu sühnen gedenkt. Und wie sehr hat ihn Juanita gebeten, doch ja nicht leichtsinnig zu sèin, auch an sie zu denken. Ja, das braucht er nicht erst zu versprechen. Hat er überhaupt noch einen anderen Gedanken als an Juanita? Wo er geht und steht, sieht- er ihre dunklen, lockenden Augen, hört er ihre warme, liebe Stimme. Er wird trotz der harten Arbeit, den Fieberanfällen und den Mahnungen darüber zum Träumer. Aber eine Entdeckung schreckt ihn auf, mahnt ihn an die Gefahr, in der sie alle schweben. Er findet bei der Verfolgung eines angeschossenen Puma ein'Versteck der Indios. Speere, Blasrohre, Dutzende von vergifteten Pfeilen, Keulen und Messer. - Und am Tag darauf -gelingt es ihm, Jokär im Gespräch mit dem alten Brujo, dem Zauberer, zu belauschen. Soweit ist es also. In der nächsten Neumondnächt soll es geschehen. Die Hunde will der Brujo vergiften, und Jokar soll die Männer zum Kampfe anführen. Miguel überlegt fieberhaft. Was kann er tun? Verrät er die Indios, so wird ein grausames Strafgericht über sie hereinbrechen. Schweigt er, so ist viel- leicht alles verloren, ganz bestimmt aber das Missionswerk Padre Andreus vereitelt. Werden die Indios besiegt, und das glaubt er fast sicher annehmen zu können, dann werden die überlebenden in einen sinnlosen, tierischen Haß hineingetrieben gegen alles Fremde. Noch ringt Miguel mit seinem Entschluß, da bringt der Zufall alles ans Licht. Eine junge Indianerin, die „schwatzhafte Drossel" wird sie von ihren Stammesgenossen genannt, wird zur Verräterin, Längst wohnt sie in den Ranchos bei den Weißen. Verächtlich schaut sie auf ihre Stammesschwestern herab. Sie ist die Freundin der Weißen, sie trägt blinkende ■ Perlenketten und bunte Tücher; was kümmert sie das Elend des Stammes, die verlorene Frei- heit. Noch nie ging es der „geschwätzigen Drossel" so gut als eben jetzt. Am Abend läßt Don Leonardo die Arbeitstrupps auf dem freien Dorfplatz zusammentreiben. Ringsum stehen die Männer, schwerbewaffnet. Jokar und einige der jungen Burschen werfen siđi warnende Blicke zu. Schon bei den ersten Worten des indianischen Dolmetschers weiß der junge Kazikensohn, daß alles verraten ist. Er zögert keinen Augenblick. Es geht um mehr als um sein Leben. Fällt er, so wird keiner der Maya-näs die Führung übernehmen können. Nur die angeborene Häuptlingswürde ist es ja, die alle auf sein Wort hören läßt. Er muß fliehen, einen neuen Plan ersinnen. (Fortsetzung folgt) ----------------------—-------______----------—-------------------S OfliMiónMcf}Weóiem sind in einem Missionsgebiete unentbehrlich. Sicher lesen viele Jungmädchen diese Zeilen. Sind sie nicht ein Gnadenruf von oben auch an Dich, liebe Leserin? Höre und bete und folge dem Gnadenrufe! Komm und geh und hilf auch Du mit an der Ausbreitung des Reiches Gottes im Heidenlande! Melde Dich unter Bezugnahme auf den „Stern der Neger“ oder auf das „Werk des Erlösers" im Mutterhaus der Franziskanerinnen (13 b) Dillingen/Donau, Klosterstraße 6 oder auch vorerst in einem unserer Missionshäuser. In Dillingen werden auf Grund einer Vereinbarung zwischen unserer Kongregation und jener der Dillinger Franziskanerinnen für unsere Missionen in Transvaal (Südafrika) und Perù (Südamerika) Schwestern ausgebildet. — Je nach Neigung und Begabung kannst Du ausgebildet und verwendet werden in Schule, Krankenpflege, Handarbeit, Haushalt und vielen anderen Zweigen. Du gehörst als Mitglied der Kongregation deir Dillinger Franziskanerinnen an und ziehst als Schwester hinaus in unsere Missionen. Im Alter von 12 bis 30 Jahren kann Aufnahme erfolgen. Höre, was eine Missionsschwester aus Südafrika schreibt: „Ich glaube, nirgendwo und nirgendwie kann sich ein Mädchen, eine Frau, in allen ihren Fähigkeiten, und zumal in ihren speziell fraulichen Anlagen, in ihrem liebenden Dienen, in ihrem mütterlichen Umsorgen und Wohlwollen und in ihrem Tiefsten, dem Wegbereiten zu Christus, mehr auswirken als im Berufe einer Missionsschwester," Höre und bete und folge dem Gnadenruf! tsalil JUH