KATHOLISCHE MISSIONSZEITSCHKIFT JULIAUCUST'I955-4ö.JAHRGANCHEFT4 Inhalt G. Auenbach: „Darum hast Du auch so wenig Freunde!" ............................. 73 John J. Considine: Keine Rassenschranke in der Todesstunde ...................... 74 P. Wilhelm Kühner: Notizen aus Pretoria (Fortsetzung) ........................... 75 P. Anton Kühner: Grundsteinlegung in Huanuco .................................... 79 P. Karl Fischer: Schlangengeschichten (Schluß) .................................. 82 Br. August Cagol: Königslanze und Kreuz (Fortsetzung) ........................... 87 Hugo Kocher: Der Schatz des Inka (Fortsetzung) .................................. 92 Fr. Oskar Hofmann: ICH brauche Deine Hände ......................... 4. Umschlagseite Das vordere Umschlagbild zeichnete Rudolf Wirth, München Zur gefälligen Beachtung Die Missionszeitschrift „Stern der Neger" erscheint alle zwei Monate im Umfang von 24 Seiten. — Der jährliche Bezugspreis beträgt in Deutschland DM 2.50; in Österreich 12 Schilling; in Italien 300 Lire. — Allen, die den Bezugspreis für 1955 schon gezahlt haben, sagen wir ein herzliches Vergelt’s Gott. Bestellungen werden entgegengenommen: In Deutschland vom Missionshaus Josefstal, Ellwangen (Jagst), Württemberg; in Österreich vom Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz; in Italien vom Herz-Jesu-Missionshaus in Mil'land bei Brixen. Einzahlungen sind zu richten: In Deutschland auf das Postscheckkonto Stuttgart 54 066 Missionshaus Josefstal; in Österreich auf das Schedekonto 86211 „Stern der Neger“; in Italien auf das Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen. Miffionegebetemeinungen Vom Heiligen Vater gutgeheißen und gesegnet Juli: Daß in den Missionsländern die Laien für das Apostolat geschult werden. August: Daß in Asien die christlichen Grundsätze das Ehe- und Familienleben regieren. Herausgeber und Verleger; Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu. Josefstal bei Ellwangen (Jagst), Württemberg. Postscheckkonto Stuttgart 54 066. — Schriftleitung: P. Stephan Untermann. — Druck: Schwabenverlag AG., Zweigniederlassung Ellwangen (Jagst). Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobem. Stern Der Neger Katholifebe Mtffione^Zettfchrift Herauegegebcn oon ber Kongregation Miffionäre Söhne öee Heiligften Herzeno Jetu 48. Jahrgang Heft 4 „Darum haft Du auch fo wenig FreunOe!" Von G. Auenbach In meiner Jugendzeit las ich die Lebensbeschreibung der großen hl. Theresia von Avila in Spanien. Sie ist eine tapfere und humorvolle Frau gewesen. Ihre Heiligkeit war echt, offen, ungeschminkt. Die Biographie, die ich las — drei dicke Bände — war eine ausgezeichnete deutsche Übersetzung eines vorbildlich geschriebenen spanischen Werkes. Eine Episode darin ist mir unvergeßlich geblieben und hat großen Eindruck auf mich gemacht. Auf einer ihrer vielen Reisen, die Theresia wegen der Gründung neuer Klöster der reformierten Karmeliterin-nen machen mußte, kam sie eines Tages nicht weiter, obwohl sie große Eile hatte. Ein Wolkenbruch war in jener Gegend niedergegangen und hatte ein Hochwasser verursacht, so daß sie mit dem Eselskarren, ihrem gewöhnlichen Reisefahrzeug, ein Flußbett nicht überqueren konnte. Und eine Brücke war nicht vorhanden. Da beklagte sie sich bei Jesus: Ich arbeite doch für Dich, warum schickst Du mir trotzdem so viele Hindernisse in den Weg? Der Herr antwortete ihr: „Ja, so behandle ich eben meine Freunde." Darauf die prompte Antwort Theresias: „Darum hast Du auch so wenige!" Diese Worte der Heiligen sind nicht nur voll Wahrheit, sie zeugen auch von ihrer intimen Freundschaft mit Gott und atmen einen feinen Humor. Theresia durfte sich eine solche Antwort schon erlauben, sie, die vertraute und geliebte Braut des Herrn. Warum gibt es so wenige gute Freunde Gottes, warum ist die Zahl der Tatchristen nicht größer? Weil der Herr verlangt, daß wir ihm zulieb manches Schwere auf uns nehmen, weil er das Kreuztragen verlangt. Dazu bringen nur wenige den Mut auf. Thomas von Kempen sagt in seinem unsterblichen Büchlein von der Nachfolge Christi: „Jesus hat jetzt viele Jünger, die im himmlischen Reiche gern mit ihm herrschen möchten, aber wenige, die sein Kreuz auf Erden tragen wollen. — Viele, die gern seine Seligkeit mit ihm teilen möchten, aber wenige, die in der Trübsal mit ihm aus-halten wollen. — Viele, die mit ihm essen und trinken möchten, aber wenige, die mit ihm fasten wollen. — Alle möchten mit ihm Freuden haben, aber wenige wollen für ihn leiden. — Viele folgen Jesus nach bis zum Brotbrechen beim Abendmahl, aber wenige bis zum Trinken aus dem Leidenskelch." Warum gibt es so wenige Missionare? Die Antwort ist die gleiche. Wäre Missionar sein so viel wie Tourist sein, dann gäbe es wohl keinen Mangel. Aber Sprachen lernen, sich mit einem unwissenden, ungebildeten, undankbaren Volk abplagen, ein entsagungsreiches Leben führen: das ist nur für wenige begehrenswert. Dazu braucht es etwas von der Gesinnung der Freunde Gottes, dazu braucht es Liebe. „Die Liebe erträgt alles, duldet ailes ..." Die Liebe kennt keine Mühe, und wo solche da ist, liebt die Liebe die Mühe, sagt St. Augustin in einem schönen Wortspiel. Die kleine hl. Theresia erzählt von einer diesbezüglichen Gesinnungsänderung in ihrem Leben. Früher, so sagt sie, habe sie beim Aufwachen am Morgen daran gedacht, was der Tag wohl Schweres bringen werde, und das habe sie niedergedrückt. Später aber habe diese Gewißheit von kommenden Mühen ihr Freude gemacht, und sie sei schnell aufgestanden, um diese Gelegenheiten, für Christus etwas zu tun Keine Raffenfchranhe Von John J. Ein junger Negerpriester wurde eines Morgens ans Telefon gerufen: „Unfall, schicken Sie einen Priester mit dem hl. öl!" Der junge schwarze Geistliche war allein. Der weiße Pfarrer und die weißen Kapläne waren fort. Ohne Zögern machte er sich mit dem Krankenöl auf den Weg. Bei der angegebenen Straßenkreuzung fand er die Opfer des Unfalls, zwei Weiße, im Sterben. „Kann ich helfen?" fragte der Priester. Ein Weißer, der vorbeigekommen war und den Schwerverletzten beistand, drehte sich um und •— zögerte, als er den Neger mit dem römischen Kollar sah. „Bist Du ein katholischer Priester?" „Ja, Herr." Da gab es kein weiteres Zögern mehr. „Diese Männer liegen im Sterben, Vater", sagte der Mann ruhig und respektvoll. „Sie müssen schnell handeln." Der Neupriester gab dem ersten Opfer, das bewußtlos war, die hl. Ölung. Der zweite Verletzte aber hatte trotz seiner großen Schmerzen noch die Kraft, sich abzuwenden, als der schwarze Mann sich neben ihn kniete. Unwillkürlich reagierte der Negerpriester gemäß seiner bisherigen Erfahrung im Verkehr und ihre Liebe unter Beweis zu stellen, begierig zu ergreifen. Wie sind uns doch die Heiligen an Mut und Tapferkeit überlegen! Ich denke an den hl. Ignatius von Antiochien, der vor seinem Martyrium den römischen Christen schrieb: „Feuer, Kreuz, wilde Tiere, Brechen der Knochen, Zerteilen der Glieder, alle Foltern des Teufels mögen über mich kommen, wenn ich nur Christus gewinne!" Und diesen Worten folgte die Tat, der Tod für Christus. Hätte ich nur etwas von dieser Gesinnung jeden Morgen! in Oer ToOesftunOe Considine mit Weißen: er stand sofort auf und trat einige Schritte zurück. Der weiße Helfer übersah die Lage blitzartig. Er ließ sich neben dem Sterbenden auf die Knie nieder, nahm seinen Arm und rief ihm ins Ohr: „Ein katholischer Priester! Er ist ein katholischer Priester. Er will Ihnen die hl. Ölung geben." Der Sterbende blickte auf den schwarzen Mann, auf das kleine Metallgefäß in dessen Hand, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. „Versuchen Sie es jetzt noch einmal", drängte der weiße Samariter. Diesmal gab es kein Widerstreben. Als der Priester am Ende bedächtig das Kreuzzeichen über das Haupt des Verunglückten machte, ging es wie ein Aufatmen durch die Menge, die sich inzwischen angesammelt hatte. Wie sich der Priester dann erheben wollte, da faßte der Sterbende die schwarze Hand und küßte sie inbrünstig. „In diesem Augenblick", sagte später der junge Priester vom Seminar St. Peter, „erkannte ich wie nie zuvor, daß ich durch meinen Priesterberuf in eine Welt eingetreten war, die über allen Rassen- und Farbenschranken liegt." (Aus “Africa — World of New Meri“, New York 1954) Notizen aus Pretoria Von P. Wilhelm Kühner, Lydenburg (Transvaal) (Fortsetzung) Pretoria, 6. 8. 1953 James, unser schwarzer Koch, meldet mir nach meiner Rückkehr von der Abendandacht, es sei ein telefonischer Anruf wegen eines Kranken gekommen : Vortrekkerweg 921. Du lieber Schreck! Das ist mindestens 8 km weit weg; ich kann es nicht gut mit dem Rad machen, sonst besteht Gefahr, daß ich zu spät komme. So telefoniere ich nach einem Taxi. In dem angegebenen Haus ist kein Kranker! Die Leute sind nicht katholisch. Ich versuche es beim Nachbarn. Diese Familie ist zwar katholisch, weiß aber nichts von einem Kranken in dieser Gegend. Ich versuche es noch auf Nr. 521, weil es möglich wäre, daß der Boy statt five nine gehört hat. Nichts! Ich kann doch nicht die ganze Straße abklopfen. Also zurück! Der Spaß kostet mich 23 Schilling (ca. 12.— DM). Am nächsten Tag stellt sich heraus, daß der Anruf von Paul Krügerstraße 921 kam. Der Kranke war inzwischen gestorben. Ich wäre aber auch zu spät gekommen, wenn der schwarze Koch richtig gehört hätte. 8. 8. 1953 Muttersprache, Mutterlaut, klingst so wonnesam, so traut. ..! Es ist doch schön, wenn man einmal wieder unter Landsleuten sein kann. Die Zunge läuft, man braucht nicht mühsam nach dem rechten Ausdruck zu suchen. Die Unterhaltung fließt, Lachen erklingt, wenn Späße im heimatlichen Dialekt zum besten gegeben werden. Vergleiche von afrikanischen und deutschen Verhältnissen geben erregten, nie endenden Gesprächsstoff. Ich besuchte heute abend eine liebe bayerische Familie und nachher einen alten Junggesellen in seiner Backstube, wo er mit einigen Schwarzen das Brot für den nächsten Tag bereitet. Was hat der Mann für einen Bischof Attilio Beltramino von Iringa im Tan-ganyikagebiet (Zentralafrika) spendet zwei jungen Negern die Firmung. Die Diözese Iringa sählt bei einer Gesamtbevölkerung von 400 000 Einwohnern jetzt etwa 40 000 Katholiken. (Fides-Foto) Humor! Bis jetzt sind ihm zwei Autos und vier Fahrräder gestohlen worden. Das ist nichts Besonderes in einem Land, wo der Bahn in einem Jahr Werte in der Höhe von 800 000 Pfund (8 Millionen DM) geklaut werden. Und ‘mir hat der hl. Antonius die Aktentasche aus Höpfingen wieder zurückbesorgt, die ich in den Parks des Union-Building hatte stehen lassen! 16. 8. 1953 Zwei schwarze Buben, die an der Ecke Bosman—Skinnerstraße Zeitungen verkaufen, haben heute ihre Blätter im Vorraum der Kathedrale unter einen Tisch gelegt und die 11-Uhr-Messe als gute Katholiken mitgefeiert, in friedlicher Eintracht mit den Weißen. Wie die beiden aus der Kirche kamen und ihre Bündel hervorholen wollten, waren die Zeitungen verschwunden. Die armen Kerle! Nun müssen sie dem Verlag den Verlust ersetzen. Mein Chef, der Administrator der Kathedrale, gibt ihnen gutherzig das Geld, 11 Schilling und 2 Pence. Soweit war alles im Rahmen des Gewöhnlichen und Alltäglichen. Nun aber kommt das Außergewöhnliche. Wie ich von einer Taufe aus der Kirche ins Pfarrhaus zurückkomme., stehen die beiden wie zwei arme Sünder an der Haustür. In gebrochenem Englisch erzählen sie mir, die Zeitungen seien wieder gefunden worden und sie möchten das Geld zurückbringen. Ich traue meinen Ohren nicht. So viele Weiße kommen zum Pfarrhaus, leihen Geld aus und versprechen hoch und heilig, es wieder zurückzugeben. Diese Angehörigen der „Herrenrasse" machen die schönsten Worte, zeigen eine Unmenge von Dokumenten, Urkunden und Ausweisen und trotzdem war ich — und zu meinem Trost auch mein Chef — meist der Betrogene. Anders die beiden Buben. Sie hätten das Geld behalten können, ohne daß Msgr. Hughes oder ich je von ihrer Unehrlichkeit erfahren hätten. Sie hätten ihr Gewissen beschwichtigen können mit der Begründung: das Geld war uns ja geschenkt worden, wir brauchen es gar nicht zurückbringen. Es hätte das im Grunde der Wahrheit entsprochen. Aber nein, diese ehrlichen Kerle argumentieren nicht lange. Die Zeitungen sind wieder gefunden, sie haben keinen Verlust erlitten, also geben sie das Geld wieder zurück. Ich nahm das Geld an und brachte es Monsignore, der genau so erstaunt war über die den Buben so selbstverständliche Ehrlichkeit wie ich. Im drängenden Gefühl, den beiden Zeitungsjungen eine kleine Anerkennung für ihre stille Heldentat zu geben, suchte ich im Speisezimmer nach etwas Eßbarem und fand für sie einige Birnen und Bananen, die sie mit bescheidenem Dank annahmen. Der Missionsstation Lady Selborne, woher die zwei kamen, alle Hochachtung und Anerkennung für die gute Erziehung, die sie ihren jungen Katholiken mitgibt. Sonntagnachmittags mache ich gewöhnlich mit dem Rad eine kleine Spazierfahrt durch die Stadt. Um aus der Stadt hinauszukommen, müßte ich mehr Zeit haben, da die Entfernungen zu groß sind. (Pretoria hat einen Umfang von 72 Quadratmeilen.) Auf diesen Fahrten besuche ich Kranke und deutschsprechende Katholiken. Heute war ich bei einer Österreicherin, die ich noch nie in der Kirche sah. Sie besitzt ein Restaurant. Ich lud sie ein zum Gottesdienst mit deutscher Predigt und deutschen Kirchenliedern am nächsten Sonntag. Sie versprach zu kommen und auch ihre beiden Söhne mitzubringen. Obwohl es verboten ist, vor 6 Uhr alkoholische Getränke auszuschenken, brachte sie mir ein Märzenbier von Swakop-mund in Deutsch-Südwest. ' Ausgezeichnet! Diese Innsbruckerin ist schon ganz grau und wohl näher den Sechzig als den Fünfzig, trotzdem will sie in zwei Jahren mit ihren Söhnen per Jeep durch Afrika über Gibraltar, Spanien, Frankreich und die Schweiz nach Österreich fahren. Glückliche Reise! 17. 8. 1953 Auf meinen Streifzügen entdecke ich immer mehr deutsche Katholiken, und wie herzerquickend ist es, festzustellen, daß sie ihrem Glauben treu sind. Da fand ich heute zwei Familien aus Augsburg. Frau K. erzählte mir, daß sie zuerst in Natal gewohnt hatte und zwar an einem Ort, wo es keine katholische Kirche und Schule gab. Die Kinder — sie hat deren vier —• wurden unaufhörlich wegen ihres Glaubens belästigt, sie mußten den protestantischen Religionsunterricht besuchen und durften ihren katholischen Katechismus nicht sehen lassen. Schließlich ließ die Mutter die Kinder nicht mehr in die Schule gehen. Hier in Pretoria sind sie jetzt in katholischen Schulen, obwohl es der Familie nicht leicht fällt, das Schulgeld aufzubringen, das die Schulschwestern für sie herabgesetzt haben. Die Kinder können noch zu wenig Englisch, um dem Religionsunterricht folgen zu können. So habe ich mich entschlossen, sie auf Deutsch im Katechismus zu unterrichten und zwei von ihnen auf die erste Beicht und Kommunion vorzubereiten. Das bedeutet zwar vermehrte Arbeit, aber ich tue es gern, da hier ein sehr guter Boden für den Samen des Gotteswortes vorhanden ist. Ein protestantischer Kirchenältester, Nachbar der Frau K., versuchte anfangs, sie zu seiner Kirche herüberzuziehen. „Was", sagte er, „Sie sind katholisch. Katholiken sind Mörder. Sie haben die Hugenotten umgebracht." Als Frau K. erst einmal etwas Afrikaans reden konnte, gab sie ihm echt bayerische, kräftige, überzeugende Antworten. „Na woaßt", erzählte sie mir, „i hob ihm gsogt, mir hobn a Bibel da-hoam ghobt,, laider is sie mit den verdammten Bomben verbrennt, die wor mehr als 300 Johr olt. Sie miassn uns in Augsburg zoign, was katholisch hoaßt, wo mir doch den Glabn mehr als 1000 Johr vor ihrem gehobt ham. Seitdem is er nimma kumma ..." Heute hat sich wieder ein Brautpaar zum Konvertitenunterricht angemeldet. Da Msgr. Hughes schon so viele Unterrichtsstunden für solche, die katholisch werden wollen, zu geben hat, bat er mich, diese beiden Brautleute zum Unterricht zu übernehmen. Morgen wird die erste Stunde sein. All ihr englischen Heiligen und ihr irischen dazu, helft mir, daß eure schwere Sprache meiner Zunge geläufiger werde, um diesen Suchern die Wahrheit würdig zu verkünden! — Mein Freund Freddy, der Kunsttischler, ein eifriger Neugetaufter und täglicher Kommunikant, kommt nun öfters in der Woche am Abend zum Lateinunterricht. Er will Priester werden. Gestern abend saßen wir nach der Abendandacht, die um halb acht beginnt, bis kurz vor 11 Uhr zusammen. Er lernt von mir Latein und ich von ihm Afrikaans, das seine Muttersprache ist. Es ist köstlich, seinen Fleiß und seinen Eifer zu sehen. Er hat einen hellen Kopf und trotz seiner 23 Jahre ein treues Gedächtnis, so daß wir schnell vorwärtskommen. Möge aus ihm ein guter Priester werden, der seinen ehemaligen Religionsgenossen Führer zur Wahrheit wird durch Verkündigung des Gotteswortes in Afrikaans, das noch immer von nur wenigen Priestern gut gesprochen wird! Heute abend war in Pretoria die erste Seminaristen aus dem Regionalseminar Kachebere im Apost. Vikariat Fort Jameson (Nord-Rhodesia) machen an ihrem schulfreien Tag einen Ausflug durch den Busch. (Fides-Foto) Katholikenversammlung. Nach verschiedenen Orgel- und Klavierstücken, Solos und Gesängen der vereinigten Kirchenchöre gab Erzbischof Garner einen guten Überblick' über die religiöse Entwicklung der Erzdiözese Pretoria in den letzten fünf Jahren. Besonders erfreulich war seine Mitteilung, daß in Bälde eine Afrikaans-Schule mit katholischen Schwestern als Lehrkräften eröffnet werden könne, und daß die Sprachklausel des Schulgesetzes, wonach Kinder in der ihnen geläufigsten Sprache unterrichtet werden müssen, für die Privatschulen, also für alle katholischen Schulen, in Wegfall gekommen ist. — Ich war erfreut, wenigstens einige deutsche Katholiken bei der Versammlung begrüßen zu können. Ich konnte sogar drei als Mitglieder für unseren Kirchenchor gewinnen. 19. 8. 1953 Nun wird es großartig! Ein Auto und ein Wagenlenker steht mir zur Verfügung. Da habe ich heute einen deutschsprechenden Katholiken besucht, den ich bisher noch nie gesehen hatte. Er arbeitet in einer großen Garage als assistant-manager. Wohnen tut er 20 Meilen von hier, gegen - Johannesburg zu. Zur Kirche geht er in eine der Vorstädte dort. Das ist für ihn, seine Frau und die fünf Kinder bedeutend näher, nur 13- km statt 32 nach Pretoria. Seine Mutter und seine Geschwister sind alle evangelisch. Ich frage ihn, wie es komme, daß er allein katholisch sei. Da lächelt er und sagt: „Ich habe ein katholisches Mädchen geheiratet." — Was doch katholische Mädchen alles fertig bringen, wenn sie in ihrem Glauben wirklich fest sind. Sie können oft mehr tun als ein Pfarrer. Wenn sie es nur alle einsähen! — Also dieser prächtige Katholik sagte mir: „Herr Pater, Sie tun mir einen Gefallen, wenn sie anläuten, so oft sie ein Auto brauchen. Die Wagen ‘stehen ja doch den ganzen Tag hier herum. Und einer der Schwarzen kann Sie fahren." Na, ich habe ihm sehr, sehr gedankt für sein freundliches Angebot. Wenn ich also nächstens schnell zu einem Kranken muß, brauche ich kein Taxi mehr bestellen — und keine 23 Schilling mehr dafür zahlen. (Fortsetzung folgt) Tt 1— Das Regionalseminar Kachebere ist Ausbildungsstätte für die Priesterkandidaten aus Nyassaland und Nord-Rhodesia. Hier erteilen schwarze Neupriester ihrem Seminarvorstand P. Peltier aus Kanada den Primizsegen. (Fides-Foto) örunöfteinlegung in Huanuco Von P. Anton Kühner, Huanuco (Peru) In der Bischofsstadt Huanuco, Peru, erwarb unsere Kongregation vor drei Jahren ein Grundstück mit dem Auftrag des Bischofs, hier eine neue Kirche zu bauen. Zugleich sollte auf diesem Grund ein Konvent, ein Kloster, erstehen als Stützpunkt für unsere in der Diözese arbeitenden Patres und Brüder. Ein Teil dieses Konvents ist schon unter Dach und konnte im September des Vorjahres bezogen werden. Die Leute sagen respektvoll, dieses Kloster sei das schönste Haus in Huanuco, weil eben die anderen Häuser nur elende, verwahrloste, meist einstöckige Hütten sind. Das Werk lobt seinen Meister P. Anton Schöpf, der die Pläne entworfen und den Bau geleitet hat. Und nun konnte am 13. Februar dieses Jahres auch der Grundstein zur neuen Kirche St. Peter gelegt werden. Um 11 Uhr des genannten Tages zelebrierte P. Superior Andres Riedl auf dem Baugrund der neuen Kirche eine Feldmesse. Daran anschließend nahm der Generalvikar der Diözese in Vertretung des Bischofs die Segnung des Grundsteines vor. Am Mikrophon rief er die Anwesenden zur Mitarbeit an diesem großen Werke auf. P. Andres Riedl dankte in unser aller Namen allen Mitarbeitern und lud dann zur „Kermesse ein. Um nämlich für den Anfang das nötige Kleingeld zu bekommen und die Leute für den Bau zu interessieren, setzten wir eine sogenannte Kermesse an. Das ist eine hier zu Land übliche Wohltätigkeitsveranstaltung. Um etwas dabei zu verdienen, müssen möglichst viele Leute teilnehmen. Das erfordert zahlreiche Einladungen und viel Propaganda. Den Mittelpunkt bildet gewöhnlich ein Mittagessen mit drei oder vier Gängen. Für jeden Gang hat eine Gruppe Frauen zu sorgen. Diese Frauen muß man vorher suchen. Um möglichst wenig Auslagen zu haben, sammeln diese Frauen die nötigen Unterlagen gratis bei Freunden und Nachbarn. Bis alles funktioniert, braucht man für eine Kermesse großen Stils einen Stab von so 100 Personen. Das Echo auf unsere Einladungen war groß, ganz Huanuco nahm regen- Anteil. Um 7 Uhr abends war die Sache abgeschlossen, und der Erlös war über Erwarten gut: 4000 DM Reingewinn. Das Patronat über den Bau der neuen Kirche hat Bürgermeister Dr. Lucio Fernandez Rubin mit Gattin übernommen. Die Zeitung „La Defensa", Huanuco, schrieb aus Anlaß der Grundsteinlegung: „Wir sprechen diesen Missionaren unsere herzlichsten Glückwünsche aus zu den Sorgen und Mühen, die sie übernommen haben, und wünschen sehr, daß die Kirche so schnell wie möglich ersteht. Wir benützen die Gelegenheit, um diesen Missionaren in ganz besonderer Weise für ihren apostolischen Arbeitseifer und ihre Selbstverleugnung sowie für ihre karitative Tätigkeit zu danken, die sie vor allem durch Übernahme und Verwaltung der Kirche St. Peter, der Christ-Königs-Pfarrei und der Kirche St. Anna im Krankenhaus Fausto Figueroa geleistet haben. Gleichzeitig gilt unser Dank auch dem Hochw. H. P. Superior Andres Riedl, der mit einem wirklich apostolischen Eifer und glühender Liebe zusammen mit den Brüdern des Vinzenzvereins jeden Sonntag in der Kapelle des Gefängnisses eine hl. Messe gehalten hat." Unser neues Kloster ist nicht der einzige Konvent in Huanuco. Noch in den ersten Jahrzehnten nach Gründung der Stadt erstanden vier Konvente. Der erste Konvent war „San Francisco1', noch 1542 begonnen. Die Söhne des hl. Franziskus, die man auch heute noch einfach „Misioneros" nennt, zogen dort ein. Imposant ist der barocke Hochaltar der Kirche. Er ist ganz vergoldet; man warf den Goldstaub auf den feuchten Verputz. Durch die Ungunst der Zeit, durch Erdbeben und die Nationale Revolution von 1826, die allem, was spanisch war, feindlich gesinnt war, somit auch den spanischen Franziskanern, wurde der schöne Bau zur Ruine. Erst in den letzten Jahren haben die Franziskanerpatres die Kirche wieder restauriert. Der zweite Konvent, „Santo Domingo", ebenfalls sehr bald nach der Gründung der Stadt erbaut, erlebte das gleiche Schicksal. Dominikaner waren seine ersten Insassen. Patron der großen, dreischiffigen Kirche war der hl. Thomas von Aquin. Karl V. schenkte der Kirche eine Statue der hl. Jungfrau vom Rosenkranz und eine Statue des hl. Josef. Doch aller Glanz schwand dahin. Ruinen waren lange Zeit die stummen Zeugen einstiger Größe. Erst in unserem Jahrhundert hat man das Mittel- und das Querschiff restauriert. Die Kirche nennt sich heute „Christo Rey", ist Pfarrkirche und liegt im Zentrum Huanucos. 1596 erstand als dritter Konvent „San Agustino". Die Kirche ist im sog. Kolonialstil erbaut, ist dreischiffig und war einst ein gewaltiger und schöner Bau. In den letzten 25 Jahren zerfiel die Kirche und ist heute eine Ruine. Ein vierter Konvent nennt sich „De nuestra Senora de las Mercedes" (Unsere Liebe Frau vom Loskauf der Gefangenen). Dieses Kloster der Merzederier entstand nach dem Jahre 1610, der Orden gleichen Namens wurde bekanntlich schon im 13. Jahrhundert gegründet und sah seine Hauptaufgabe in der Befreiung christlicher Sklaven aus der Gewalt der Ungläubigen. Seit Entdeckung der Neuen Welt leistete er eine ausgedehnte Missionsarbeit in Mittel- und Südamerika. Die Von den Merzederiern in Huanuco errichtete Kirche ist einschiffig und dient heute noch als Pfarrkirche. Neben den vier Klosterkirchen baute man in den ersten Jahren nach der Gründung der Stadt die „Iglesia mayor", heute Domkirche des Bischofs. Der Tabernakel soll aus purem Silber gefertigt sein. Patronin der Kirche ist Unsere Liebe Frau von der Himmelfahrt. Der Zustand dieses Gotteshauses ist heute derart, daß man mit einer völligen Restauration nicht mehr länger warten dürfte. P. Superior Andres Riedl zelebriert auf dem Baugrund der neuen Kirche eine Feldmesse. Der Generalvikar der Diözese Huanuco unterzeichnet die für den Grundstein bestimmte Urkunde, die ihm von P. Anton Schöpf hingehalten wird. Der Grundstein wird in die Erde gesenkt. P. A. Riedl am Mikrophon. Vor ihm Bürgermeister Dr. Rubin mit Gattin. (4 Aufn. Archiv) Schlangengefchichten Von P. Karl Fischer, Reichenau Mission (Natal) (Schluß) Nun muß ich noch von einer Schlange erzählen, auch einer Cobra-Art, die gar keinen Spaß versteht. Sie wird bis neun Fuß lang und ist damit eine der größten Schlangen, ist blitzschnell in ihren Bewegungen und die gefährlichste von allen. Es ist die Mamba (Den-draspis angusticeps). Es gibt zwei Arten von ihr: die schwarze und die grüne Mamba. Beide sind gleich gefährlich, aber die schwarze Mamba ist mehr gefürchtet. Da die Lieblingsnahrung beider Arten Vögel sind, halten sie sich meistens in buschreichen Gegenden auf. Beide sind gute Kletterer. Die schwarze Mamba ist auch am Boden sehr schnell. Wenn man sie über dem hohen Gras dahinschlängeln sieht, meint man, sie fliege in der Luft. Wird man von ihr verfolgt, muß man ein guter Läufer sein. Haust sie in der Nähe von Wohnungen, so kommt sie bis aufs Dach, man kann sie auch auf der Veranda antreffen, und durch die offenen Fenster findet sie auch einen Weg ins Innere des Hauses. Zum ersten Mal begegnete ich einer Mamba in Maria Trost, in der Nähe des Meeres. (Nicht zu verwechseln mit der Missionsstation gleichen Namens in der Diözese Lydenburg, die rund 300 km von der Küste entfernt ist.) Hinter dem Priesterhaus hatte ich mir eine Dunkelkammer eingerichtet. Zum Wasser mußte ich ins Badezimmer gehen, in dessen Nähe eine Berberitzenhecke war. Nun ging ich einmal mit der Wasserschüssel in beiden Händen vom Badezimmer zur Dunkelkammer. Da bemerkte ich zufällig den schlängelnden Schwanz einer Schlange. Die Schlange selbst sah ich nicht, schaute auch nicht weiter nach, da ich die Arbeit in der Dunkelkammer hatte. Am nächsten Tag passierte dasselbe. Diesmal ließ ich alles liegen und stehen, rief zwei Arbeiter vom Kirchenbau her und sagte ihnen, sie möchten einmal in der Hecke nachschauen, was das für eine Schlange sei. Die sagten ohne weiteres: „Das wird eine Mamba sein, die hinter dem Bad nach den vielen Fröschen jagt." Sie nahmen gleich Stöcke mit und sagten, ich sollte auch das Gewehr vom Schaffner holen. Gesagt, getan. Die beiden Arbeiter hatten die Schlange schnell ausfindig gemacht; sie war noch dort, wohin ich sie verschwinden sah. Ich aber konnte in den Zweigen lange nichts sehen, bis auf einmal der Kopf der Mamba über der Hecke sichtbar wurde. Jetzt zielte ich und schoß. Ich traf, es war mein erster Erfolg im Schießen. Das erste Mal hatte ich ein Gewehr abgedrückt in Lui, im Sudan. Ich zielte auf ein paar Tauben vor einem Busch und traf ein Schaf, das hinter der Staude vorbeiging. Diesmal traf ich gut, aber wie das Vieh ausschaute, sah ich nicht; der ganze Leib war zerrissen und man konnte auch nicht mehr alle Teile aus der Hecke ziehen. Ein anderes Mal begegnete ich einer Mamba im Garten des Dominikanerinnenklosters. Ich war dort Hausgeistlicher und mußte öfters im Tag von meiner Wohnung durch den Garten ins Kloster gehen. Der Garten war schön gepflegt und es gab da viele subtropische Sträucher und Bäume. So kehrte ich einmal an einem schwülen Nachmittag vom Kloster in meine Wohnung zurück. Da auf einmal, wie hergezaubert, stand zwei Schritte vor mir eine mittelgroße Mamba, den Vorderleib etwa eine Handspanne hoch aufgerichtet, sie bewegte den Kopf hin und her und ließ die rote Zunge spielen. Ich war sehr erschrocken und wußte im Augenblick nicht, was ich tun sollte. Ich hatte nichts in der Hand. Ich blieb ruhig stehen und schaute fest auf die Schlange. Das soll ja so eine Jägerregel sein: Ruhig bleiben und den Löwen fest anschauen! Mir hat es geholfen. Langsam bewegte ich mich rückwärts, immer die Mamba im Auge. Auf einmal schoß sie blitzschnell in den Busch neben dem Weg und richtete ihren Kopf, etwas über die Zweige erhoben, auf mich. Ich machte mich schnell davon. Das Bild dieser Begegnung schwebt meiner Phantasie noch heute lebendig vor. Ich wäre bereit gewesen, den tödlichen Biß zu empfangen. Ich hatte einen Akt der Reue gemacht und mich dem hl. Schutzengel anempfohlen. Er hat geholfen. Es gibt aber auch Fälle, wo Menschen mit der Mamba richtig gekämpft haben, und es wird manche Leser vielleicht interessieren, davon zu hören. Der Arbeiter Fred Momple kehrte eines Morgens von der Nachtschicht in Fred Momple aus Durban mit der nach heißem Kampf überwältigten Mamba. der Fabrik in einem Vorort Durbans in seine Wohnung zurück. Während er sich im Zimmer auf das Frühstück herrichtete, hörte er im Hof Angstschreie von Frauen. Er eilte schnell hinaus und sah noch den Schwanz einer Schlange, die sich unter das Haus flüchtete. Das Barackenhäuschen stand nämlich auf Pfeilern. Der Mann griff sich schnell ein altes Eisenstück, schlug damit auf den Schwanz der Schlange und rannte dann hinter das Haus. Hier kam die Schlange wieder zum Vorschein und erhob sich gegen ihn, eine acht Fuß lange Mamba. Er traf sie wieder und sie suchte Schutz in einer Staude. Obwohl sich der Mann fürchtete, war er fest entschlossen, sie zu töten. So schlug er mit dem Eisen in die Staude und die Schlange kam wieder heraus. In diesem Augenblick kam auch sein Hund herbei und stürzte auf sie. Die Mamba umschlang ihn, ließ ihn aber gleich wieder los, ohne gebissen zu haben, und stellte sich aufs neue gegen den Mann. Wieder traf er sie mit dem Eisen. Die Mamba zog sich zurück und entwischte in den Nachbargarten. Da war gerade ein Schwarzer bei der Arbeit. Der sah die Mamba und erschlug sie mit dem Spaten. Herr Momple sagte nachher: „Es muß eine halbe Stunde gedauert haben, bis wir die Mamba überwältigt hatten. Ich war ganz ermattet." In dem Kurort Park Rynie am Meer ging David, ein junger Zulubursche, hinter dem Haus seines Arbeitgebers auf einem schmalen Weg dahin. Plötzlich richtete sich vor ihm eine Mamba zum Angriff auf. Mit einem Stein zielte er auf die aufgerichtete Schlange, traf sie gut am Kopf und tötete sie dann. Sie war acht Fuß und zehn Zoll lang. In Kelso Junction spielte ein zweieinhalbjähriges Kind des Rudolf van der Berg vor dem elterlichen Haus. Da kroch eine Mamba heran, das Kind fing an zu schreien und wollte in das Haus flüchten. Auf das Schreien des Kindes kamen die drei Haushunde herbeigesprungen und stürzten sich auf die Schlange. Als der Vater aus dem Haus eilte, lagen die drei Hunde tot am (Fortsetzung auf Seite 86) i P'M- kr fl * Xf ßilOerie öer inòifdieVUffton Die Kleinen Schwestern Jesu, die das geistige Erbe des modernen „Wüstenheiligen“ Charles de Foucauld pflegen, haben in Ranchi eine Niederlassung eröffnet. Wir sehen die Gründerin Schwester Madeleine im Gespräch mit einer einheimischen Postulantin. Die Schwestern tragen ! als Ordensgewand den , landesüblichen „Sari“ mit einem Kreuz auf der Brust. Der Rektor der High School in Anand, Diözese Ahmedabad, P. Zubeldia aus dem Jesuitenorden, im Gespräch mit einem Schüler, der der Brah-manenklasse angehört. Der junge Hindu heißt Peter und kennt die christliche Religion ganz genau. Ahmedabad, im Norden von Bombay. Auf der Straße vor seiner Wohnung hat ein Weber seinen Webstuhl auf gestellt. Auch hier bringt die Konkurrenz der Fabrikerzeugnisse die handgewebten Stoffe langsam zum Verschwinden. Im Aussätzigenheim von Ahmedabad werden die Kranken jedes Jahr am Ostersonntag von den Katholiken der Stadt bewirtet. Die Organisation liegt in den Händen des Bischofs und des Kol-i legs. Wir sehen den I Kaplan der Aussätzigen, P. Bastons, mit Mr. Telli, einem bekannten Industriellen der Stadt, im Garten des Heims. Bei den Eingeborenen der Mission von Ranchi. Aus Anlaß des Besuches des Apost. Internuntius führten die Schülerinnen der Ursulinen den Tanz der Lotosblume auf. Etwa zwanzig junge Mädchen, bekleidet mit ihren hübschen Saris, führen einen Reigen um eine Tänzerin auf, die sich in der Mitte des Kreises bewegt und mit ihren Gefährtinnen durch Stoffstreifen verbunden ist, die die Form der Lotosblätter nachbilden. In den Gärten des Birla-Tempels in Neu-Delhi. Hier wurde Mahatma Gandhi ermordet. (Alle Aufn. Fides-Foto) : Boden, während die Schlange noch halb lebte. Er konnte sie totschlagen. Das Kind war mit dem Schrecken davongekommen. In Umzinto hatte ein Mann in seinem Garten eine acht Fuß lange Mamba erschossen. Eine zweite entschlüpfte in ein Erdloch. Ein bei ihm beschäftigter Arbeiter, Mpahla Kumalo, grub nach der Schlange und zog sie am Schwanz heraus. Er packte sie am Genick, lief mit ihr in die nächste Kanzlei und bat um eine Schere. Dann setzte er sich gemütlich unter die Veranda, schnitt der Mamba die Giftzähne heraus und begann mit ihr zu spielen, zur Belustigung der weißen Herren und der schwarzen Diener. Anläßlich des Todes eines zweijährigen Kindes durch den Biß einer Mamba veröffentlichte der Leiter des Schlangenparkes in Durban, Mr. D. C. Fitzsimons, in der Zeitung eine Warnung, alle Bewohner der Vororte von Durban sollten während der heißen Jahreszeit, wo die Schlangen sehr rege seien und auf Ratten und Frösche Jagd machten, ihre Kinder nicht dort spielen und allein lassen, wo Ratten und Frösche häufiger vorkämen. Das oben erwähnte Kind wurde beim Spiel an einem solchen Ort von einer acht Fuß langen Mamba am Kopf gebissen und erhielt zehnmal mehr Gift, als notwendig gewesen wäre, um ein Kind augenblicklich zu töten. Ihm konnte mit dem besten Serum nicht mehr geholfen werden. Im Indierviertel Durbans stürzten drei Familien mit einigen Besuchern voll Schrecken aus ihren Baracken auf die Straße und erhoben ein lautes Geschrei. Der Besitzer der Baracken war in seinem Zimmer gesessen und hatte gelesen. Da hörte er, wie sich über der Decke des Zimmers etwas bewegte. Durch ein Loch im Dach schaute er nach und erblickte im Gebälk der Baracke eine große Mamba. Er warnte seine Leute und eilte mit ihnen schnell ins Freie. Da keine geeignete Waffe zur Hand war, rief man die Polizei an. Der Kommandant kam, näherte sich der Mamba bis auf eine Entfernung von 25 Fuß und erschoß sie mit seinem Revolver. Sie war zehn Fuß lang. Ein Landwirt in Umhlali öffnete die Lade seines Schreibpultes und sah darin etwas, das er für den alten, zusammengedrückten Filzhut seiner Frau hielt. Er wunderte sich, den Hut ausgerechnet an dieser Stelle vorzufinden, schaute genauer hin und sah zu seinem nicht geringen Schrecken, wie sich der „Hut" bewegte. In abergläubischer Furcht schloß er schnell die Lade wieder zu und rief einige Arbeiter herbei. Mit äußerster Vorsicht praktizierten diese den „Hut" heraus. Es war eine sieben Diese unerschrockenen Schuljungen schlugen mit ihren Leibriemen so lange auf die Mamba ein, bis sie ihr den Garaus gemacht hatten. Die Zwei Hunde fielen der Schlange zum Opfer. (Die Wiedergabe der zwei Schlangenbilder erfolgt mit Genehmigung des „Natal Mercury'1, Durban.) Fuß und sechs Zoll lange Mamba, welche sofort getötet wurde. Wie das Reptil in das Schreibpult kam, blieb dem Landwirt ein Geheimnis. Es war ihm nur einige Tage vorher ein sehr unangenehmer Geruch in dem Zimmer aufgefallen. Zwei weiße Schulbuben fanden im Garten einen ihrer Lieblingshunde verendend am Boden, während der zweite Hund wütend mit einer acht Fuß langen Mamba kämpfte. -Da sie in der Eile nichts anderes zur Hand hatten, nahmen sie ihre Gürtel ab und schlugen damit auf die Schlange ein. Der zweite Hund streckte sich nach kurzer Zeit unter Köntgslanze Geschichtliche Erzählung von Br. Als der Kranke mit dem Postdampfer nach Chartum abgereist war, zeigte sich so recht die eingefleischte Einstellung der Alten und Zauberer. Sie behaupteten, die Fremden hätten ihn in die Sklaverei geschickt. Man werde ihn umbringen und aus seinen Eingeweiden Arzneien hersteilen, um damit die Schilluk zu verhexen. Es ist begreiflich, daß die Missionare um Heilung und Rückkehr ihres ersten Christen eifrig beteten. Sie wurden erhört. Die Operation gelang, und eines schönen Tages verließ Wilhelm Njakwei den Postdampf.er vor Lull und war wieder in seiner Schilluk-heimat. Nun allerdings schwiegen die Lästermäuler. Staunen erregten die Erzählungen des Weitgereisten über Char-tums Paläste, die Straßenbahn, das elektrische Licht usw. Wilhelm Njakwei, der erste Schilluk-christ, war merkwürdigerweise ein Enkel Adors, jenes Schillukmädchens, das seinerzeit der Provikar Reinthaler ins Land zurückgebracht hatte, in der Hoffnung, dadurch Eingang bei dem Volke der Schilluk zu finden. So hatte sein Wunsch nun die erste Erfüllung gefunden. Das Jahr 1905 zeitigte eine Mißernte Krämpfen auch auf dem Boden aus. Die Mamba aber kämpfte mit den Buben weiter. Erst nach einer Stunde heißen Kampfes erlag die Schlange. Der eine der Buben hatte schon im Alter von sieben Jahren eine Mamba erlegt, und seine Mutter ist wegen seiner Schlangenkämpfe in ständiger Sorge um ihn. Das sind einige Geschichten aus dem Leben. Sie zeigen die Gefährlichkeit der Giftschlangen, vor allem die Angriffslust der schwarzen Mamba. Von einem Fall mit schlimmem Ausgang bei uns Missionaren habe ich noch nie etwas gehört. Wir stehen in der besonderen Hut unseres Schutzengels, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. unò Kreuz August C a g o 1 (Fortsetzung) im Schillukland. P. Banholzer ließ Durragetreide aus dem nördlichen Sudan kommen und verteilte es unter die Dürftigsten. Die Leute begeisterten sich für ihn und nannten ihn fortan „Abun-dit" (Vater des Landes). Außer Njakwei hielten sich noch zwei Jünglinge auf der Luller Mission auf. Der jüngste und begabteste hieß Adjak und war königlicher Abstammung. Er war der Mission sehr zugetan und berechtigte zu den schönsten Hoffnungen. Allein sein Vater, aufgehetzt durch Mißgünstige, wollte nicht dulden, daß sein Sohn die Mission besuche oder gar dort wohne. Doch Adjak ließ sich nicht abhalten, sondern setzte den Verfolgungen Starkmut und auch List entgegen. Endlich gab der Vater nach, sodaß Adjak ungehindert auf der Mission arbeiten durfte und Schreiben und Lesen lernen konnte. Zeitweilig hielt er sich wieder im heimatlichen Kral auf, wo ihn seine Verwandten und Dorfgenossen allerdings als .-.Sklaven der Fremden" verspotteten. Sie erklärten sich seine Anhänglichkeit an die Missionare mit der Annahme, diese hätten ihn verhext. Deshalb beauftragten sie einen Zauberer, ein Opfer darzubringen, um den Bann der Weißen zu brechen. Da das Opfer des Zauberers keinen Erfolg hatte, beruhigten sich die Leute doch allmählich. Adjak war inzwischen etwa 14 Jahre alt geworden und dachte an seinen ersten Tanz. Nun interessierten ihn Tänze, Bierschalen und leichtsinnige Kameraden mehr, als es gut für ihn war. Er wünschte frei zu sein und die Freiheit nach Herzenslust zu genießen. So verging ein Jahr, als ein Ereignis eintrat, das ihn zur Einsicht brachte. Im April 1907 brachten die Schilluk wie alljährlich ihr Vieh auf die Inseln im Flusse, wo noch reichlichere Weide vorhanden war. Zum übersetzen standen zahlreiche Korkholzboote zur Verfügung. Diese sind leichter zu handhaben als die schwerfälligeren Kähne aus Baumstämmen, sind aber, weil sie ganz flach und kaum aus dem Wasser hervorragen, schutzlos, wenn sie von Krokodilen oder Nilpferden angegriffen werden. Auch Adjak begab sich auf die Insel zum Viehhüten. Sorglos lebte er in den Tag hinein. Der Tanz hatte in den Dörfern begonnen, und, weil es Vollmond war, wurde in einem der Dörfer ein Nachttanz abgehalten. Nach der Abendmahlzeit verließen die meisten Jünglinge die Inseln, um sich am Tanze zu beteiligen. Unter ihnen befand sich Adjak mit zwei Freunden. Nach Mitternacht gingen die Tanzlustigen auseinander. Adjak und seine beiden Freunde verspäteten sich ein wenig. Als sie ans Nilufer kamen, fanden sie, daß alle übrigen Jünglinge bereits übergesetzt hatten. Es wäre angezeigt gewesen, in ihre Heimstätten zurückzukehren und die Überfahrt zur Insel auf den folgenden Morgen zu verschieben. Doch die Schillukjugend ist oft waghalsig, und die drei Burschen traten ihre Flußfahrt an. Zu ihrem Schrecken gewahrten sie bald, daß ein großes Krokodil auf sie zugeschwommen kam. Rasch wollten sie ihr kleines Floß wenden, um zum Ufer zurückzukehren, doch es war schon zu spät, denn das Krokodil warf sich auf das Fahrzeug. Adjaks Gefährten sprangen ins Wasser, um das Ufer schwimmend zu erreichen. Er selbst, der in der Mitte des Bootes saß, konnte ihrem Beispiel nicht schnell genug folgen und fühlte sich von dem Untier schon am Schenkel gepackt. Den Tod vor Augen machte er in seiner Herzensangst das heilige Kreuzzeichen. Er erzählte später den Missionaren, er habe sich auf ganz unerklärliche Weise vom Krokodil losmachen können, sei ins Wasser gesprungen und habe das Ufer glücklich erreicht. Er war der festen Überzeugung, er habe seine wunderbare Rettung einzig und allein seinem hl. Schutzengel zu verdanken, der ihm in seiner Not den Gedanken eingegeben, das heilige Kreuzzeichen zu machen. Am Ufer angelangt, war Adjak zusammengebrochen. Die herbeigeeilten Freunde gewahrten zu ihrem großen Schrecken die drei tiefen Wunden, die das Krokodil dem Genossen beigebracht hatte. Eiligst benachrichtigten sie die Bewohner des nächsten Dorfes und machten von Korkholz eine Art Bahre, auf die der bewußtlose Adjak gelegt wurde. Sechs kräftige Jünglinge trugen den Verwundeten abwechselnd zu dessen Heim im Dorfe A g o d o. Auf dem Wege begegneten sie Adjaks Vater und dessen drei älteren Söhnen sowie anderen männlichen Verwandten. Als der alte Mann seinen Sohn bewußtlos auf der Bahre liegen sah, drohte er zusammenzubrechen, da er glaubte, dieser sei schon tot. Als man ins Dorf kam, war bereits alles auf den Beinen. Feuer wurden angezündet, um die Nacht zu erhellen, und jung und alt drängte sich heran, um zu sehen, ob der Verunglückte noch am Leben war. Einige übereifrige Weiber stimmten bereits die Totenklage an, doch wurden sie schleunigst in ihre Hütten gejagt. Adjaks Mutter war ganz außer sich vor Kummer; zwei Frauen mußten für den Rest der Nacht bei ihr wachen, da sie untröstlich schien. Während die nächsten Verwandten sich um den bewußtlosen Verwundeten bemühten, berieten die älteren Männer unter eifrigem Rauchen am Dorffeuer, was zu tun sei, um Adjak vom Tode zu retten und den beleidigten Halbgott Njikang zu besänftigen. Denn es war klar, daß Adjak ihn schwer beleidigt habe, da er mit den weißen Männern befreundet sei, die Landesreligion nicht beachte und ihre Diener, die Zauberer, verachte und sich über sie lustig mache. Njikang habe sich endlich gerächt und ihm das Krokodil auf den Hals geschickt. Um den beleidigten Njikang zu besänftigen und Adjak vor dem sicheren Tode zu retten, müsse man so bald als möglich einen Zauberer rufen, damit er ein Schaf opfere. Sogleich wurde ein Jüngling beauftragt, einen Zauberer zu benachrichtigen. Beim Morgengrauen fand der bestellte Zauberer sich pflichtschuldig ein und begann die Vorbereitungen zu dem beabsichtigten Opfer. Adjak war inzwischen zu vollem Bewußtsein gekommen und litt innerlich an heftigen Gewissensbissen. ,Wo wäre jetzt meine unsterbliche Seele', sagte er sich, .wenn ich nicht auf so wunderbare Weise wäre gerettet worden?' Er erkannte die Güte und Erbarmung Gottes, die ihn vor einem jähen Tode bewahrt hatte. Seine heilsamen Erwägungen wurden unterbrochen, da sein Vater in Begleitung des Zauberers die Hütte betrat und ihm eröffnete, daß ein Schaf geopfert werden soll und er die damit verbundenen Gebräuche über sich ergehen lassen müsse. Doch der Sohn teilte dem verblüfften Vater kurz und bündig mit, daß er sich von keinem Zauberer mehr bearbeiten lasse und in die Darbringung des Opfers nicht einstimme. Gott habe ihn am Leben erhalten und sichtbarlich aus dem Rachen des Krokodils errettet. Njikang sei ein Mensch gewesen wie jeder andere Mensch, und seine Zauberer seien nichts als Lügner und Betrüger. Alles Zureden und Bitten nützte nichts; Adjak blieb standhaft, und der aufs äußerste erzürnte Zauberer mußte unverrichteter Sache heimkehren. Ehe er aber fortging, verwünschte er Ad-jaks Starrsinn und sagte seinen baldigen Tod voraus. Das machte großen Eindruck auf die Dorfleute, besonders auf die Frauen und älteren Männer. Sie waren überzeugt, Adjaks letztes Stünd- lein werde bald schlagen, und Njikangs Rache werde auch über ihr Dorf hereinbrechen. Sie bestürmten deshalb Adjak aufs neue, er möge doch in das Opfer einwilligen und sich so vor sicherem Tode bewahren; doch der Jüngling blieb fest. Seinerseits hatte der Verwundete in aller Frühe einen Freund auf die Mission geschickt und dringend gebeten, man möge ihn so bald wie möglich besuchen und seine Wunden verbinden, welchem Wunsche von den Missionaren sogleich entsprochen wurde. Nach einigen Tagen dann wurde Adjak auf eigenes Verlangen auf die Mission verbracht, wo ihn die Schwestern in Pflege nahmen. Inzwischen lebten die Verwandten Adjaks in der größten Sorge. Sie konnten sich der Überzeugung nicht erwehren, daß er nur als Toter in sein heimatliches Dorf zurückkehren werde, denn die Verwünschungen des Zauberers würden sicher in Erfüllung gehen. Adjak jedoch fühlte sich ganz wohl, und sein Zustand besserte sich von Tag zu Tag. Der Zauberer ließ sich nicht mehr blicken in Agodo, und Besucher der Missionsstation brachten immer zuversichtlichere Nachrichten mit. Da verschwand bei Adjaks Altersgenossen fast alle Furcht, und manche nannten den Zauberer offen einen Lügner und Halsabschneider. Nach einem Monat kehrte Adjak völlig geheilt in sein Dorf zurück. Von dieser Zeit ab fand er sich fast an jedem Sonntag zum Gottesdienst auf der Mission ein. Leider waren seine Kameraden noch zu sehr von Menschenfurcht erfüllt, als daß sie es gewagt hätten, ihn zu begleiten, obwohl sie Vertrauen zu den Missionaren fühlten, sie sonst besuchten und bei ihnen arbeiteten. Nur ein Jüngling, A k w o k mit Namen, schloß sich Adjak rückhaltlos an. Die katholischen Glaubenswahrheiten überzeugten ihn bald so sehr, daß alle Bemühungen seiner Verwandten, ihn abwendig zu machen, fehlschlugen. Beide Taufbewerber wurden am Osterfest 1910 getauft. Am Karfreitag hatte Adjak noch ein großes Leid erfahren, da sein Vater zu Grabe getragen wurde. Bald starben auch eine Schwester von ihm und dann seine Mutter. Seine junge Frau erkrankte und siechte mehrere Jahre dahin. Alle diese Prüfungen ertrug der junge Christ mit heldenhafter Geduld. Er suchte und fand Trost in seinem heiligen Glauben und im Gebet. Seit 1906 befand sich der Neupriester P. Isidor Stang in der Mission Lull. Er trug bei den Schilluk den Namen Abun Tong (die Schilluk hatten in ihrer Sprache keine S - Laute. Tang wurde Tong, das in der Schilluksprache „Lanze" bedeutet und auf den damals noch schlanken, hochgewachsenen Pater nicht übel paßte). Er war ein Freund der Jugend, und die Jugend war ihm zugetan, denn er verstand es, ihr Vertrauen zu gewinnen. Seinem Einfluß war es großenteils zuzuschreiben, daß Adjak und Akwok Erstlingsfrüchte der jungen Missionskirche wurden. P. Banholzers mehr ernstes, doch taktvolles Benehmen zog die erwachsenen Männer im Schillukvolk an, soweit sie sich vom anmaßenden Einfluß der Zauberer freizumachen wußten. Um wenigstens einen kleinen Teil der umwohnenden Bevölkerung der unheilvollen Beeinflussung der Medizinmänner zu entziehen, dachte P. Banholzer an die Gründung eines Missionsdorfes. Anfangs 1908 begann er mit der Ausführung dieses Planes, indem er zunächst sechs Familien auf Missionsgrund ansiedelte. In dem gesetzten Mann N j i k ä r von Fabur fand er die geeignete Person, der Siedlung als Häuptling vorzustehen. Er war früher Häuptling von Fabur gewesen, war aber beim König in Ungnade gefallen und in Armut geraten, wohl ein Grund, warum er sich der Mission anschloß. Das Missionsdorf entwickelte sich gut und zählte bald dreizehn Familien. Die Kinder besuchten die Missionsschule und den Religionsunterricht. Regelmäßiger Schulbesuch ist dem Schilluk eigentlich ein Greuel. Wenn der König nicht lesen und schreiben kann und ohne diese Wissenschaft prächtig fertig wird, warum sollen dann seine Untertanen sich dieser unnötigen Plage unterziehen? Manche glaubten sogar, diese „Erfindung der Fremden" werde ihrem Volke Schaden bringen. Die Jugend allerdings, die mehr auf der Mission verkehrte und weniger Vorurteile mitbrachte, sah bald ein, daß es bei der Erlernung von Lesen und Schreiben durchaus mit rechten Dingen zuging und daß sogar ein Nutzen damit verbunden sei. Aber eine so schwierige Sache kann man nicht in zwei oder drei Tagen meistern, und länger auf den Schulbänken herumzurutschen war für diese freiheitsgewohnten Naturkinder ein riesengroßes Opfer. Bei solcher Einstellung der Schülerschaft brauchte natürlich der Lehrer eine riesengroße Geduld. Auf der Mission befand sich ein Lautschreiber (Phonograph). Wenn dieser Lieder oder Märsche von sich gab, schenkten die Schilluk der Sache wenig Bedeutung. „Wieder so eine wunderliche Erfindung der Weißen!" sagten sie geringschätzig. Als es aber P. Banholzer gelungen war, Schilluklieder phonogra-phisch aufzunehmen und das sonderbare Ding anfing, sie mit der größten Genauigkeit wiederzugeben, da horchten sie auf, anfänglich ein wenig erschreckt, dann aber voll ungeheuchelter Bewunderung. Um diese Zeit kam ein junger Bursche namens Akwotsch als Viehhüter auf die Mission. Er stammte aus dem Dorfe Q u o m und war der Sohn eines — Zauberers. Er hatte einen sonnigen Charakter und lebte sich bald in seine neue Umgebung ein. Er schloß sich besonders an P. Stang an, der ihm Unterricht in den Glaubenswahrheiten erteilte. Nachdem er „getanzt" hatte, wurde er unter die Taufbewerber eingereiht, mit ihm zwei andere Knaben. Alle drei empfingen am 24. Juli 1911 aus der Hand Bischof Geyers die heilige Taufe und mit den drei ersten Christen die heilige Firmung. Nach einiger Zeit kehrte Akwotsch in sein Heimatdorf zurück, bestellte sein eigenes Feld und betreute seine kleine Herde. Er führte sich so gut auf, daß seine Landsleute sich erstaunt äußerten: „Diese weißen Männer in Lull sind sicherlich Gesandte Gottes, denn sie haben die Herzen der Leute in der Hand, und wer bei ihnen erzogen ist, hat einen festen Charakter, arbeitet und geht nicht die Wege des Lasters und des Leichtsinns, sondern hat Gott vor Augen." Akwotschens Bruder Ketsche sollte als ältester Sohn dem Vater Djo-along, der ein Medizinmann war, später in dessen Amte' folgen. Der Vater hatte ihn bereits in seine Amtsgeheimnisse eingeweiht, als der Jüngling erkrankte und man sein Leiden natürlich einem bösen Geiste zuschrieb. Sein christlicher Bruder brachte ihm eine Arznei von der Mission, die ihn in kurzer Zeit wiederherstellte. Das machte ihn nachdenklich, weshalb er seinen Vater um die Erlaubnis bat, zu den Missionaren übersiedeln zu dürfen, um vor ferneren bösen Einflüssen verschont zu bleiben. Der Vater willigte ein, umso mehr, als seine beiden Stiefbrüder D e n g und K w a 1 o n g bereits auf der Mission arbeiteten. Die drei Jünglinge erhielten gemeinsamen Religionsunterricht, bei dem der eifrige Akwotsch dann dem Katecheten P. Stang wirksam half. Nach entsprechender Vorbereitung konnten alle drei getauft werden. Da erkrankte auch der Vater von Ketsche und Akwotsch, der Zauberer Djoalong, und auch er verlangte nach Pflege auf der Missionsstation. Dort brachten sein Sohn Akwotsch und sein Stiefbruder Deng ihm die notwendigsten Glaubenswahrheiten bei, und er selbst verlangte bald nach der Taufe. Da er zwei Frauen hatte, machte Akwotsch ihm den heldenhaften Vorschlag, die jüngere als rechtmäßige Gattin zu behalten und sich von der älteren — Akwotschens eigener Mutter — zu trennen. Doch sein Vater sagte gerührt: „Akwotsch, deine Mutter ist und bleibt meine rechtmäßige Frau; ich trenne mich von Nawelo." Alsdann empfing der Sterbende die heilige Taufe und ging nach wenigen Tagen in ein besseres Jenseits ein, der erste christliche Zauberer! Kurze Zeit vor seinem Tode hatte er zu P. Stang gesagt: „Die Zeit, da man euch gehaßt hat, ist vorüber. Bald wer- den euch alle Leute nachlaufen und bei euch Hilfe suchen." Wie es in Tunga weiterging Die Bretterbude, die man in aller Eile auf dem neuen Missionsposten errichtet hatte, konnte keinen Schutz bieten gegen die Wolkenbrüche der Regenzeit, die im Mai ihren Anfang nimmt. Deshalb waren die Missionare von allem Anfang darauf bedacht, eine festere und sicherere Wohnstätte zu errichten. Zum Bauen einer solchen bedarf es der Steine und anderer Stoffe. Will man im Schillukland Steine haben, so hat man sie im Schweiße des Angesichts selbst zu machen. Zum Ziegelschlagen braucht man tonige Erde, Sand und Wasser. Tonige Erde ist wohl vorhanden im Schillukland, im Übermaß sogar; sie ist aber auch so tonig, daß sie ohne Sandzugabe fast ungeeignet ist zum Ziegelmachen, denn die fertigen Steine wollen nicht Zusammenhalten, sondern springen und zerbrechen. Sand aber findet sich nicht in diesem Sumpfland. Wasser ist genug vorhanden im breiten Strome, aber auf 600 Meter Entfernung, keine Kleinigkeit bei großem Wasserbedarf. Unter diesen erschwerenden Umständen brachten die Missionare es auf 50 000 Ziegelsteine. Alle zwei bis drei Tage hatten sie mit neuen Schillukarbei-tern zu rechnen, die, wenn sie sich ein Stück Leinwand verdient hatten, die ungewohnte Tätigkeit aufgaben und sich in den Ruhestand zurückzogen. Immer wieder mußten Neulinge angelernt werden, so daß die Missionare sozusagen immer am Anfang der lästigen Arbeit waren. So verging die Zeit schneller als man gerechnet hatte, und eines Tages stiegen schwarze Wolken am Gesichtskreis auf. Bald setzte ein furchtbarer Wind ein, und dann strömte ein gewaltiger Regen hernieder. Die Zelte der Missionare rissen sich los von den Pflocktauen und brachen zusammen. Mehrere Bretter flogen vom Dache der Bude herab, so daß die Wohnung überschwemmt wurde. (Fortsetzung folgt) „Irgend ein Verräter muß es Don Carlos Orgaz hinterbracht haben, daß mir mein Vater das Geheimnis zugeflüstert hatte, als ihn die Fremdlinge ergriffen. Er ließ mich und einige andere meines Stammes fesseln und wollte unter allen Qualen, die nur ein Weißer zu ersinnen vermag, das Geständnis erpressen. Die andern starben, nur ich lebte noch. Aber ich schwieg, obgleich mein Blut aus tausend Wunden strömte und meine Glieder unter glühendem Eisen zuckten. Du hast mich aus den Händen der Henker gerettet und dir gebe ich jetzt das Geheimnis des Schatzes." Urupo erhob sich und abermals legte er Don Fernaos Hand auf seinen Scheitel. „Dir gehört mein Leben, dir gehört auch mein Geheimnis. Ich weiß, wieviel Macht Gold und Silber unter euch Fremdlingen bedeutet. Wenn es dich einmal danach verlangt, so frage mich, mein Mund wird nicht geschlossen bleiben." 5. Die Encomenderos Ein Bote, der auf abgetriebenem Pferd aus Cuzco geritten kam, brachte die Kunde. Don Franzisco de Carvajal hatte bei Anaquito die Truppen des Vizekönigs vernichtend geschlagen. Einige Tage später wurde Nunez Vela in seinem Palast in Quito ermordet. Gonzalez Pizarro war der Herr Perus. Ihm jubelten die Encomenderos, die alten Waffengefährten, zu. Zum zweitenmal hatte er für sie das Sonnenreich erobert, und diesmal wollten sie es sich nicht mehr entreißen lassen. Die neuen Gesetze waren außer Kraft. Alle vom Vizekönig eingesetzten Beamten leisteten Pizarro den Treueid. Er war der ungekrönte König Perus. So lautete die Botschaft. Mit finsterer Miene vernahm sie Don Fernao. Düster und trostlos lag die Zukunft vor ihm. Sollte auch er den Aufrührern die Treue schwören? Hauptmann Miguel Stechlin lachte dröhnend, als er ihn um Rat fragte. „Wir sitzen hier wie die Maus in der Falle. Ringsum liegen die Besitztümer der Encomenderos. Jetzt gegen sie vom Leder zu ziehen, das wäre eine Narrheit. Es gibt nur zwei Wege, leistet Pizarro den Treueid ... oder sattelt noch heute Euer Roß und schlagt Euch nach Norden, nach Neuspanien, durch. Ich glaube kaum, daß Ihr allein reiten müßt, wenn Euch der alte Miguel als Gefährte behagt." „Du bist mein Freund." Mit festem Griff drückte Don Fernao dem Deutschen die Hand. „Der Weg ist weit und gefährlich und führt mitten durch die Scharen siegreicher Feinde. An einem guten Führer über die Berge wird es uns nicht fehlen. Urupo, der Indianer, wird uns geleiten. Was aber erwartet uns in Neuspanien?" Miguel kraute sich den Bart. „Wer so viele Händel mitgemacht hat wie ich, der weiß ungefähr, was kommen wird. Den kaiserlichen Räten wird in Spanien ein böser Schreck in die Glieder fahren. Peru, das Gold- und Silberland, des Kaisers unerschöpfliche Schatztruhe in Gefahr! Das erste Schiff, das nach dieser Schreckensbotschaft auslaufen wird, trägt einen Befehl an den Vizekönig von Neuspanien oder noch wahrscheinlicher den Nachfolger Nunez Velas an Bord. Wer weiß, vielleicht rüstet Antonio de Mendoza schon die Truppen aus, die gegen Pizarro zu Felde ziehen werden. Bruder Antonio, um Rat befragt, wiegte den runden Kopf. „Davonreiten, das käme den Kreaturen hier gerade recht. Schielen sie nicht alle längst nach Eurem Sessel, Don Fernao? Pedro, der kriecherische Schreiber, als Amtmann, Bernardo als Vogt. Nein, Ihr müßt bleiben und Pizarro den Treueid leisten. Gerade jetzt kommt es auf jeden einzelnen an. Wehe den Indianern, wehe allen Guten, wenn diese Burschen das Heft in die Hand bekommen. Ein Mann wie Ihr, Don Fernao, kann den Übergriffen der übermütigen steuern. Ihr vermögt etwas über Dona Lucia, vielleicht gelingt es zarten Frauenhänden, das wilde Treiben zu bändigen. Jetzt Santiago verlassen, das hieße fahnenflüchtig werden, dreimal untreu dem Eid, den Ihr dem König und damit der kaiserlichen Majestät geschworen habt. Trotz aller zur Schau getragenen Überheblichkeit achten die Encomenderos in Euch den angeborenen Adel Altspaniens. Bleibt und rettet für die Krone Kastiliens, was zu retten ist, haltet aus. Wer weiß, wie schnell sich das Blatt wendet. Kriegsglück ist wechselhaft." Bleiben, ausharren. Wie gerne ließ sich Fernao überreden. Da hielt auch schon der Bote im Hof, der ihn zu der Zwingburg Don Carlos hinausrief. Die siegreichen Encomenderos waren heimgekehrt. Was erwartete ihn? Fernao bangte vor der ersten Begegnung mit dem jetzt so übermächtigen Vater Lucias. Er saß bereits trotz der frühen Stunde wieder beim Wein. Mit lautem Hallo begrüßte er den eintretenden Hidalgo, übervoll schenkte er den goldenen, mit Edelsteinen besetzten Becher, daß der Wein über den Rand sprudelte und die kostbare Seidendecke netzte. „Tut mir Bescheid, Don Fernao, stoßt mit mir an auf Pizarro, den ungekrönten König von Peru! Vergessen sei aller Zwist, mit dem heutigen Tag tretet Ihr in unsern Dienst. Ich biete Euch Handschlag und Bestallung." Unwillkürlich zuckte der junge Spanier zurück, aber ein Blick auf die am Fenster sitzende Lucia ließ ihn alles Hemmende beiseiteschieben. Er griff nach dem Becher und reichte nach kräftigem Trunk dem Encomendero die Hand. „Ihr habt die Schlacht um Peru gewonnen", sagte er fest. „Aber kein Staatswesen kann auf die Dauer ohne Ordnung bestehen. Dafür zu sorgen, das ist die Aufgabe der Beamten. Ich will tun, was in meinen Kräften steht, dem jungen Staat zu helfen. Vielleicht wird Gonzalez Pizarro zum Vizekönig von Peru ernannt..." Dröhnend lachte der Alte auf. Dann zog er den jungen Edelmann an seine Seite und legte ihm vertraulich die Hand um den Hals. „Ihr seid und bleibt ein Grünfink. Glaubt Ihr, daß wir jetzt auf halbem Wege stehen bleiben? Vizekönig von Karls V. Gnaden? Unser Blick geht weiter, unser Ehrgeiz greift höher. Gonzalez der König von Peru, des ersten unabhängigen, selbständigen Staates der neuen Welt! Was sagt Ihr dazu, he?" „König von Peru? Peru losgelöst vom Mutterland Spanien? Mir schwindelt." Der Alte griff wieder nach dem Becher. „Laßt uns anstoßen auf unser Peru. In Zukunft werden sie umsonst auf schwerbeladene Silberschiffe warten, deren Lasten wie Wasser in der Wüste im alten Land versickern. Der Rat im Feldlager hat seine Beschlüsse gefaßt. Zur Festigung des werdenden freien Staates bedarf es einer Verschmelzung mit den Inkas. Gonzalez wird sich mit der Prinzessin Iray, die Atahuallpas Geschlecht entsprossen ist, vermählen. Und an dem Tag, an dem dies geschieht, will ich Euch die Hand meiner Tochter Lucia Zusagen. Was ich als Spiel ersann, um Euch zu binden, das ist Ernst geworden. Sei es drum, meine Tochter bringt Euch Schätze in die Ehe, wie sie Eure Ahnen nimmermehr besessen haben." „Lucia!" Mit einem Jubelruf war Don Fernao aufgesprungen. Errötend stand die Tochter des Encomendero vor ihm. Laut lachte der Alte. „Hahaha, habt wohl geglaubt, ich sei blind? Wohl verstehe ich mich besser auf den Wein und auf die Waffen, als auf die Liebe, aber soviel sehe ich doch, daß Euch nur ein väterliches Machtwort zu trennen vermöchte. Wozu sollte ich zwischen Euch treten? Was nützt mir alles Gold und Silber, das ich zusammenraffte, wenn ich damit meiner einzigen Tochter nicht den Mann erwerben könnte, den sie sich wünscht." Fernao schoß das Blut in die Wangen. Aber Lucia zog ihn rasch neben sich auf das Ruhebett nieder. „Still, Liebster, still um meinetwillen", flüsterte sie. Behaglich, halb im Gespräch mit sich selbst, fuhr Don Carlos fort, seine Pläne weiterzuspinnen. Viel, nein alles galt sein Wort im Rat, den Gonzalez eingesetzt hatte. Es war ihm ein Leichtes, seinen Schwiegersohn zu den höchsten Ehrenstellen zu bringen. Das neue Peru brauchte Minister. Nein, Don Fernao hatte es nicht nötig, mit seiner jungen Frau in Santiago, in diesem Bergwinkel, zu sitzen. Ein Palast in Lima stand für das junge Paar bereit. Lucia de Lara würde die Schönste unter den Schönen sein, wenn rauschende Feste das neugegründete Reich feierten. Auf dem späten Heimritt summte Don Fernao d?r Kopf. Peru ein selbständiger Staat, er selbst in höchster Ehrenstelle, Lucia seine Frau! Er hätte kein junger Mann sein müssen, wenn ihm diese Aussichten nicht den Kopf warm gemacht hätten. Und wieder hörte er Bruder Antonios Stimme: „Gerade jetzt kommt es auf jeden einzelnen an." Es gilt, das wilde Treiben der neuen Herren in geordnete Bahnen zu lenken, Übergriffe zu verhindern, neue, strenge Gesetze zu erlassen. Vielleicht, ja sicher brachte die Verschmelzung der Eroberer mit den Indianern, zu der sie sich offen bekannten, eine Erleichterung des Loses der jetzt so Bedrückten. Wieviel konnte der rechte Mann am rechten Platz für diese Ärmsten tun! Freilich standen hinter all diesen Erwägungen zwei große dunkle Augen und ein lockender, roter Mund. Don Fernao schloß die Augen und ließ seinem Braunen die Zügel lässig über den Hals hängen. Welch ein unzerreißbares Netz hatten die Kolibris unter dem Blütenbaum um ihn und Lucia geschlungen! Er versuchte, sich wieder in die Erinnerung an jene selige Stunde zu versenken; es wollte ihm nicht gelingen. Hatte er mit dem Handschlag, der ihn den Eroberern verpflichtete, nicht sich selbst verraten? Er war damit zum Genossen der Unterdrücker, der Ausbeuter geworden. Stand er nicht Seite an Seite mit Männern, denen ein heimtückischer Meuchelmord so gut wie jede andere Waffe im Kampf um die Macht war? Noch waren seine Hände rein, aber würden sie es auch bleiben? Er wollte das Gute, Gott war sein Zeuge, er wollte es für dieses Land, das seine neue Heimat werden sollte, und für die einstigen Herren, die Indianer, ja für sie am allermeisten. Es galt, sie zu befreien aus schmachvollem Joch. Mit ihnen zusammen mußte der neue Staat gebildet werden, sonst blieb er ein ewig in sich selbst zerrissenes Gebilde mit einer weißen Herrenschicht und einer großen Masse von Unterdrückten. Er seufzte. Wie viel war noch zu tun! Ja, er war sich darüber klar, daß ein Menschenleben nicht dazu ausreichte, das Ziel zu erreichen. Es wurde wohl erst besser, wenn die alten Zwingherren, die Encomenderos, mit all ihren Vorrechten verschwunden waren. Das hieß auf ihren Tod warten. Und bis dahin kämpfen, arbeiten, wenn auch Habgier und Kurzsichtigkeit das Geschaffene zehnmal wieder niederrissen. Wieder schüttelte der einsame Reiter den Kopf. Nein, die Ehrenstellen, die ihm Don Carlos verschaffen wollte, lockten ihn nicht. Was waren sie mehr als eine gute Gelegenheit, mit den Ausbeutern und Plünderern gemeinsame Sache zu machen. Wie hatte er sich nur von diesem trügerischen Glanz blenden lassen können. Er trieb sein Pferd zum Galopp an. Bruder Antonio, ja er würde Rat wissen, den rechten Weg weisen. 6. Die Stunde der Bewährung Don Franzisco de Carvajal, der Sieger von Anaquito, war nach Santiago zurückgekehrt, um sich wieder um seine Besitzungen zu bekümmern. In seiner Begleitung befand sich Gonzalez Pizarro, der Herr Perus. Er hatte beschlossen, den Sitz seiner künftigen Regierung in Cuzco einzurichten. Don Fernao de Lara lernte den Machthaber in der Zwingburg Don Carlos' kennen. Ein hochgewachsener Mann mit gewöhnlichen Zügen. Ein draufgängerischer Anführer bei einem Abenteuerzug in unerforschte Gebiete, aber ein kleiner Mann bei dem großen Spiel um die Krone. Habgier und schrankenloser Machthunger waren seine Triebkräfte. Roh seine Sprache und sein Lachen, einfältig und leicht durchschaubar sein Planen. Lind ein solcher Mann sollte ein Reich regieren? Don Fernao bereute es in dieser Stunde, nicht mit Miguel nach Norden aufgebrochen zu sein. Der Preis, den er für Lucia und seine Liebe bezahlte, war nicht mehr und nicht weniger als die Aufgabe seiner selbst. Vergebens wartete und hoffte er auf große Entscheidungen. Nichts geschah. Gonzalez war damit beschäftigt, sich einen Palast in Cuzco einzurichten, der alles an Pracht und Glanz übertreffen sollte, was Peru bislang gesehen hatte. Nicht einmal seine geplante Verehelichung mit der Inkaprinzessin wurde vollzogen. Die Ordnung im Staat? Darum bekümmerte sich weder Pizarro noch seine Freunde. Das war Sache der Beamten, die schlecht und recht ihre Pflicht taten und die eigenen Taschen füllten. An nichts anderes als den eigenen Vorteil dachten sie alle, die Enco-menderos. Sie hatten aufs neue Blut und Leben für Peru eingesetzt, war es nicht ihr gutes Recht, daß sie jetzt nebst dem Ruhm auch das Gold einsäckelten? Jeder raffte zusammen, was er erreichen konnte. Die Bedrückungen und Ausbeutungen wurden schlimmer als je zuvor. Ein Wettstreit der Eroberer hatte begonnen. Jeder wollte den andern an Besitz und Einfluß übertreffen. Grimmig nickte Don Fernao, als er eines Tages die Kunde empfing, daß mit einem aus Spanien abgesegelten Schiff Pedro de la Gasca, päpstlicher Lizentiat, gelandet war. Er erinnerte sich an den mittelgroßen, feurigen Prediger, den Mann mit der Denkerstirn, wie ihn seine Freunde nannten. Ein als Geistlicher und Verwaltungsbeamter gleichermaßen bewährter Abgesandter Karls V. hatte die neue Welt betreten. Auf ihn war die Wahl der kaiserlichen Räte gefallen. Er sollte das schon fast verlorene Silberreich zurückgewinnen. Während seine Boten nach Neuspanien (das heutige Mexiko) ritten, zog er Erkundigungen über den Stand der Dinge ein. Bislang hatten ihn ja nur sich überstürzende Gerüchte erreicht. Peru in der Hand der Empörer, die ihren Sieg in zügellosen Gelagen feierten, anstatt ihn durch straffe Manneszucht zu festigen. Die Stimmung im Land zwiespältig. Viele der im Grunde königstreu gebliebenen Beamten hofften auf den Sturz Pizarros. Der Handel lag darnieder. Ständig wurden die Kaufleute und Faktoren der großen Handelshäuser der Fugger und Welser mit neuen Steuern und Abgaben belegt. Wenige Tage nach der Landung erhielt Pedro de la Gasca bereits Hilferufe aus diesen Kreisen. Bald erreichten ihn Boten aus allen größeren Städten. Besonders Lima, wo die größten Handelsniederlassungen lagen, bat um rasches Vorgehen. Unter Führung von Franzisco de Mendoza, dem Sohn des Vizekönigs von Neuspanien, brach eine Hilfstruppe von 600 Mann auf. Der kaiserliche Statthalter erwartete sie in Panama. Er benützte die Verwirrung, die seine schnelle Ankunft ausgelöst hatte, und rückte unverzüglich in Peru ein. Bis in das abgelegene Bergtal von Santiago brandeten die Fluten des Sturmes, der sich erhob. Eines frühen Morgens ritt Don Carlos in Santiago ein. Mit einem wüsten Fluch warf er dem herbeispringenden Indianer die Zügel seines Pferdes zu. „Wo ist Don Fernao? Zum Teufel, habt ihr keine Ohren?" Schon klirrten seine Tritte im Flur. Ungestüm riß er die Türe zum Amtszimmer Don Fernaos auf. „Wo steckst du, hast du Blei in den Ohren?" fauchte er und warf die gepanzerten Handschuhe auf den Tisch. „Was soll das Lärmen?" Unangenehm berührt über das rohe Gebaren trat ihm der Hidalgo entgegen. „Du sollst satteln und mit mir nach Cuzco reiten. Die Hälfte deiner Knechte muß mit. Das Heer wird bei Cuzco zusammengezogen. Gasca, den der Leibhaftige holen möge, ist im Anmarsch auf Lima. Wo er durchzieht, fallen die Beamten von Pizarro ab." Er warf Fernao einen queren Blick zu und kaute an seinem grauen Bart. „Ich hätte nicht erwartet, daß de Gasca so rasch handeln würde", sagte der junge Spanier. Er war verwirrt und suchte sich zu sammeln. „Was soll ich in Cuzco, mein Platz ist in Santiago." „Weiß nicht", knurrte Don Carlos, „Befehl von Franzisco de Carvajal, der dabei ist, das Heer aufzustellen. Du kommst mit und zwar auf der Stelle." Don Fernao wollte sich gegen dies herrische Benehmen zur Wehr setzen, aber der eben eingetretene Bruder Antonio warf ihm einen warnenden Blick zu. Es war wohl besser, sich der Gewalt zu fügen. So gab er den Befehl zum Satteln und ließ durch seinen Hauptmann die Hälfte der Knechte auswählen. „Suche die schlechtesten aus", flüsterte er, „halte die verläßlichen zurück und sei wachsam." Mit klirrenden Sporen schritt Don Carlos inzwischen ungeduldig im Hofe hin und her. Das Feuer brannte ihm auf den Nägeln. Er hatte noch andere, weit schlimmere Nachricht erhalten. Die im nördlichen Peru ansässigen Encomen-deros hatten sich offen von Pizarro losgesagt und waren zu dem kaiserlichen Statthalter übergegangen. Dieser versprach zunächst, alle die zur Befreiung der Indianer erlassenen Gesetze aufzuheben, forderte aber dafür sofortige Unterwerfung aller Empörer, denen er Straffreiheit zusagte. Das wirkte. Noch mehr schadete den Aufrührern die unentschlossene Haltung Gonzalez Pizarros. Der billige Sieg über Nunez Vela würde sich so leicht nicht wiederholen. Viele zogen sich in ihre Bergtäler zurück und beschlossen, abzuwarten, wem der Sieg zufiel. Don Carlos knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. „Feige Lotterbuben", brummte er. „Erst haben sie unter Pizarro geraubt und geplündert, jetzt wollen sie die Beute sichern, indem sie dem neuen Herrn zulaufen. Aber sie haben nicht mit uns gerechnet. De Carvajal ist ein Feldherr, und wir holen den letzten Mann aus den Rattenlöchern. Die Indianer müssen mit und für uns kämpfen." Er fuhr herum, wie von einer Schlange gebissen. „Was stehst du da und starrst mich an, verfluchter Kerl?" Er hob die schwere Reitpeitsche und trat einen Schritt auf Urupo zu, der eben den freien Platz überschritt und dessen Augen beim Anblick des Weißen vor Haß funkelten. Ruhig war der Angerufene stehen geblieben. Seine Haltung war so fest und drohend, daß Don Carlos unwillkürlich, die erhobene Peitsche sinken ließ. „Mit dir rechne ich ein andermal ab", brummte er in seinen Bart. „Warte nur, Söhnchen, ob ich dich nicht doch noch zum Sprechen bringe. Aber da kommt Don Fernao, die Knechte stehen bereit. In den Sattel!" rief er laut. Im nächsten Augenblick trabten die Pferde an, die Soldknechte setzten sich in Marsch. Was kümmerte sie der Streit der Großen. Das Beute-recht nach jeder gewonnenen Schlacht stand ihnen zu, kein Wunder, daß sie lachten und fröhliche Lieder anstimmten. Jetzt kam ihre gute Zeit. Wer dachte daran, daß manch einer bald bleich und blutig im Gras liegen würde? Schon tauchte das Dach der Zwingburg aus den Büschen. Don Fernao wollte zur Seite lenken. Aber mit einem Schimpfwort griff ihm Don Carlos in die Zügel. „Jetzt ist keine Zeit, an das Frauenzimmer zu denken", herrschte er grimmig. „Männerarbeit steht bevor, und du sollst weisen, ob du unser Mann bist. Ich habe mein Auge auf dir gehabt in diesen Wochen, Fernao; lässig genug hast du gewirtschaftet, und es ist mir bekannt, daß du nur die Hälfte der eingetriebenen Steuern nach Cuzco geliefert hast." „Das hat dir wohl Pedro, der Schreiber, ins Ohr geblasen. Es wäre an der Zeit, dem heimlichen Schleicher auch noch die Zunge abzuschneiden", versetzte Don Fernao zornig. Don Carlos lachte. „Mach dir keine Sorgen, wie ich es erfuhr. Laß es dir genug sein, daß ich all deine Schritte bewache." Mit hartem Griff riß Don Fernao sein Pferd zurück. „Was soll das, du mißtraust mir? Dann laß mich zurückreiten." „Du bleibst", sagte Don Carlos fest. „Es wird dir nicht gelingen, aus der Schlinge zu schlüpfen, die wir dir übergeworfen haben." Don Fernao wollte aufbrausen. Wer konnte ihn mit Gewalt zurückhalten? Aber da sah er, daß Don Carlos seine Maßnahmen klug getroffen hatte. Zwischen den Voranreitenden und dem langsam nachkommenden Fußtrupp hatten sich Joao und Felipe eingeschoben. Beide auf guten Pferden und mit Arkebusen bewaffnet. Und jetzt schloß sich ein großer Trupp von Soldknechten Don Carlos an. Knirschend fügte er sich. . Cuzco hatte sich in ein Heerlager verwandelt. Mehr als tausend Mann lagerten in Hallen und Höfen. Flinke Indianerinnen liefen mit den Krügen. Rauhe Kriegerkehlen brüllten nach Wein und stimmten Lieder in allen Sprachen an. Aus aller Herren Länder waren sie zusammengelaufen und nach der neuen Welt gesegelt. Was lag ihnen an Peru, was an Gonzalez’ ehrgeizigen Plänen. Gold wollten sie haben, und Gold versprachen ihnen die Encomenderos, Gold, Wein, fruchtbares Ackerland, Herrenrechte. Nur galt es, zuerst Pedro de Gasca aus dem Land zu jagen, Peru zu befreien. Hinter Don Carlos und Fernao verstummte der Kriegslärm. Sie schritten durch die noch kahlen Hallen des kaum zur Hälfte eingerichteten Palastes. In einer von zwei Hellebardieren bewachten Stube erwartete sie Don Franzisco de Carvajal, der Heerführer Pizarros. „Endlich seid ihr da", begrüßte er sie ungeduldig. „Wir haben die Pferde nicht geschont“, knurrte Don Carlos. Er griff nach dem Krug und klapperte, als er ihn leer fand, mit dem Deckel. „Die Kehle ist mir brandig geworden. Ich kann nicht mehr sprechen, ehe ich nicht einen Trunk erhalte.“ Don Franzisco lud sie zum Sitzen ein. Er war voller Freundlichkeit, aber in seinen Augenwinkeln saß ein heimliches Lauern, das Fernao nicht gefiel. (Fortsetzung folgt) Zum Bild auf der nächsten Seite: Auf der Missionsstation Yambo in der Apost. Präfektur Mopoi (Sudan). — Eine Schwester von den Veroneser Auswärtigen Missionen müht sich in einem armseligen Schuiraum um ihre schwarzen Schützlinge. (Fides-Foto) ICH brauche Deine Hände ... Liebe Gisela! Vor kurzem las ich in einer ausländischen Zeitung folgende Notiz: „Als eine Gruppe Soldaten eine von Bomben zerstörte Christusstatue wieder zusammensetzten und dabei die Hände nicht mehr finden konnten, stellten sie neben die Statue eine Tafel mit folgender Inschrift: Ich habe keine Hände, außer den Deinen." Liebe Gisela, diese Worte wollen Dir etwas sagen. Die Ernte auf den Missionsfeldern ist groß und sie ist reif. Aber es fehlen die Arbeiter, es fehlen die Hände. Vielleicht auch Deine Hände — Deine fraulichen und mütterlichen Händel Vielleicht will Gott, daß sich Dein Mutterberuf nicht auf wenige Menschen beschränke, sondern alle Gotteskinder, vorab die ungetauften Heidenkinder, umfasse. Möchtest Du also nicht Missionsschwester werden? überlege, was Dir die große heilige Theresia von Avila sagt: „Jetzt ist die Zeit, das anzunehmen, was dieser erbarmungsreiche Herr, unser Gott, uns anbietet. Er will Freundschaft mit uns schließen. Wer will sich sträuben dem gegenüber, der sich nicht geweigert hat, für uns sein Blut zu vergießen und sein Leben hinzugeben? Seht doch, wie er nichts anderes von uns verlangt, als das zu tun, was zu unserem eigenen Nutzen ist!" Liebe Gisela, prüfe Dich nun, ob Dich Christus nicht zu seiner Mitarbeit berufen hat. Willst Du ihm nicht Deine Hände und Dein Herz anbieten? Und wenn Dir der Beruf der Ordens- und Missionsschwester schwer erscheinen möchte, bedenke das Wort von Bischof Freundorfer, Augsburg: „Die Gnade Gottes ist stärker als unser Vermögen." Glaubst Du, den Ruf Jesu in Dir zu vernehmen, und möchtest Du einmal in einem Missionsgebiet unserer Kongregation als Schwester wirken, dann schreibe an das Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen (Donau) und bitte mit Berufung auf diese Zeilen im „Stern der Neger" um Aufnahme. Es grüßt Dich Oskar Hofmann M.F.S.C.